von Mensch zuLeben Mensch Gott zu1/2 Mensch | 2014 Magazin für ein voll zu Hoffnung 2006 ¥ 121.7Jahrgang
heilsarmee.ch S. 3 Spendengelder machen glücklich
Welche Hoffnung brauchen Sie?
S. 4 - 5 Gott verspricht Ihnen, dazusein
Unsere Welt braucht Hoffnung. Nächstenliebe und der Glaube an Jesus Christus machen sie möglich.
S. 7 Glück und Sorgen einer Hebamme
Die Heilsarmee schenkt Hoffnung, indem sie den Menschen praktisch hilft – mit einem Dach über dem Kopf, Essen, Budgetberatung. So verbessert sie Lebensbedingungen und schafft neue Perspektiven für Hilfesuchende. Diese Hoffnung wird auch dank Ihrer Spende möglich. Doch mit praktischer Hilfe ist nicht jeder Art von Hoffnungslosigkeit beizukommen. Wie viele Menschen kämpfen mit Einsamkeit oder leiden an psychischen Nöten. Aber auch sie erhalten bei der Heilsarmee Hoffnung, und zwar durch Zuwendung, Begleitung und Seelsorge. So sagt Tatiana F.: „Ich bin auch immer dankbar für das offene Ohr
und für die Hoffnung, die ich bei der Heilsarmee finde” (siehe Seite 3). Jesus ist gekommen, um der von Kriegen, Krankheit und Katastrophen zerrütteten Welt Hoffnung zu bringen. Wer an Jesus glaubt, findet in ihm Trost, Kraft, Frieden und Licht. Daraus entsteht Hoffnung gerade inmitten von Angst, Leid und innerer Not. Wem es gelingt, an dieser Hoffnung festzuhalten, der ist ein reicher Mensch, ein beschenkter Mensch. Denn er weiss sich in dunklen Stunden und auf schwierigen Wegen seines Lebens nicht allein. Er vertraut auf die Gegenwart Gottes. Das ist Weihnachten und das wünschen wir Ihnen von Herzen! EC
DIALOG
Weihnachten heisst für mich …
In unserer Familie wurde Weihnachten von allen Feiertagen am intensivsten gelebt: Mit einander Zeit verbringen, aufs Jahr zurückschauen und Gott danken für alles, was er uns geschenkt hat. Dies sind für mich wunderbare Erinnerungen. Mit meiner Frau und meinen Kindern will ich diese Tradition weiterführen. Joel Nufer, 29
Trotz der allgegenwärtigen Hektik liegt mir daran, Weihnachten als besinnliche Zeit zu erleben: Mir wird neu bewusst, dass Jesus zu uns Menschen gekommen ist! Gleichzeitig ist es ein Fest der Freude: Wir feiern mit den Eltern und den Familien der Geschwister – ein Treffen, das ich nicht missen möchte. Vivian Wiedemer, 46
Ich freue mich zu „entschleunigen” und das Jahr mit ein paar freien Tagen abzuschliessen. Wichtig ist mir auch, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Zudem will ich mich bewusst darauf besinnen, zu was ich und wir Menschen auf dieser Erde bestimmt sind und wieso Gott seinen Sohn Jesus zu uns sandte. Philipp Stettler, 51
Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin
Die Heilsarmee ist eine internationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.
Die Heilsarmee Schweiz in Zahlen 4068 Mitglieder 1781 Mitarbeitende 56 Korps (Gemeinden) 27 Heime für sozial benachteiligte Menschen jeden Alters 5 Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen 22 Sozialprojekte 9 Durchgangszentren 21 Brockis, zum Teil mit Wieder- eingliederungsprogramm 1 Gefängnisdienst 1 Suchdienst für vermisste Personen Die Heilsarmee wirkt in 126 Ländern und hat rund 1,69 Mio Mitglieder
Im Rennen mit Noah und Mia
Impressum
Liebe Leserinnen und Leser
Gründer: William Booth General: André Cox Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Kommissär Massimo Paone
Auch dieses Jahr veröffentlichte der Bund die Liste mit den beliebtesten Namen. Noah und Mia belegen den Platz eins. Dennoch möchte ich Ihnen einen andern Namen vorstellen, Immanuel, „Gott mit uns”. An Weihnachten feiern wir, dass Gott in der Gestalt Jesu zu den Menschen gekommen ist. Weil er sie liebt, will er ihnen nahe sein: Er gibt Hoffnung und Licht in dunklen Stunden, Mut und Kraft auf schwierigen Wegen. Er bietet Vergebung, Versöhnung und Frieden an. Und er will uns in allen Höhen und Tiefen begleiten. Eben, „Gott mit uns”. Die Seiten „mittendrin” zeigen, wie Menschen dieses „Gott mit uns” ganz praktisch erleben und wie es auch in Institutionen der Heilsarmee Realität ist. Wenn wir diese Gegenwart Gottes zulassen, dann kann Gottes Liebe Kreise ziehen und durch uns andere Leben berühren. Könnte das Gottes Hoffnung für die Welt sein? Lesen Sie dazu auf Seite 5 die Erzählung von Leo Tolstoi! Die Hebamme Katharina Jenzer, Seite 7, erhofft sich, dass „ihre” Kinder in Geborgenheit aufwachsen dürfen, damit ihr Leben gelingen kann. Sehnen Sie sich nach Liebe und Geborgenheit? – Jesus will sie Ihnen schenken. So wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest. Und vergessen Sie den Namen Emmanuel nicht: Gott will Ihnen nahe sein – auch im neuen Jahr!
Leitbild
7|2014
Leiter Marketing: Philipp Steiner Redaktionsleiter: Jacques Tschanz Heilsarmee Hauptquartier, Postfach 6575, Laupenstrasse 5, 3001 Bern Telefon: 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91, redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch Redaktionsteam TRIALOG: Elsbeth Cachelin, Redaktorin, (elsbeth_cachelin@heilsarmee.ch), Martin Gossauer, Thomas Martin Layout: Rolf Messerli, HQ, Bern Druck: Ast & Fischer AG, Wabern Jahresabonnement TRIALOG (erscheint siebenmal jährlich) Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–** *Ausland / **Luftpost Bildnachweis: S. 1: Rolf Messerli/Timothy Valentine, Flickr. com /Avitia, Flickr.com / S. 2: ZVG; S. 3: Heilsarmee Kinshasa, Aurelien Bergot, S. 4: Martin Beek, Flickr.com; S. 5, 7: ZVG; S. 8: Dave Haygarth, Flickr.com Umfrage Seite 2: ���������������� Elsbeth Cachelin
AM WERK
Der Topf, aus dem man Hoffnung schöpft Die Heilsarmee sammelt weltweit in den Strassen. Der Erlös finanziert Weihnachtsfeste und gibt benachteiligen Menschen neue Perspektive.
Für viele die einzige Einladung an Weihnachten: Das Fest bei der Heilsarmee.
Topfkollekte ermöglicht Hilfe – sei’s im warmen Süden von Kinshasa oder im kalten Norden. „Es ist jeweils ein besinnliches Fest: Es gibt ein gutes Essen, eine Weihnachtsaufführung, man kann singen und erhält ein Geschenk. So freue ich mich, mit andern zusammen bei der Heilsarmee Weihnachten zu feiern.” So Tatiana F. Sie ist eine der rund 1500 Personen, die in der Schweiz an einem „Fest für geladene Gäste” teilnehmen und durchs Jahr hindurch von der Heilsarmee unterstützt werden: Manfred Jegerlehner von der Passantenhilfe in Bern begleitet Tatiana F. seit zehn Jahren. Er hilft ihr im Umgang mit Behörden und Sozialversicherungen, erledigt Administratives mit seiner Klientin oder gibt ihr Nahrungsmittel mit. „Ich bin auch immer dankbar für das offene Ohr und für die Hoffnung, die ich bei der Heilsarmee finde”, so Tatiana F.
Feste dank Spenden Solche Weihnachtsfeste für Menschen auf der Schattenseite des Lebens finan-
zieren sich – wie auch verschiedene Zweige der sozialen Heilsarmeearbeit – mit Geldern aus der Topfkollekte: Da ist die Abgabe von Lebensmitteln, ein Schülermittagstisch, ein Ferienlager. Da sind aber auch die Sozialberatungsstellen der Heilsarmee, wo Menschen mit ihren Sorgen und Nöten anklopfen können. Neben praktischer Hilfe finden sie immer auch Ermutigung und Halt.
So entstand Topfkollekte Dezember 1891, San Francisco. Arbeitslosigkeit und Elend machen den Menschen an der kalifornischen Küste das Leben schwer; vor allem die Seeleute sind in Bedrängnis. In dieser Situation beschliesst der Heilsarmeekapitän Joseph McFee etwas für die Notleidenden zu tun. Er will ihnen am Weihnachtstag eine Mahlzeit anbieten. Aber womit soll er bezahlen? Er erinnert sich an seine Zeit als Seemann
im englischen Liverpool: Nicht weit entfernt vom Landesteg stand ein grosser Topf. Passanten füllten ihn mit Gaben für die Armen. – Am nächsten Tag stellt McFee beim Landesteg am Ende der Market Street ein Dreibeingestell auf. Er befestigt einen grossen Suppentopf mit der Aufschrift „Haltet den Topf am Kochen”. Schnell hat er das nötige Geld für das Weihnachtsessen für die Matrosen beisammen! Seither hat sich die Idee der Topfkollekte über die ganze Welt verbreitet. In vielen der 126 Länder, in denen die Heilsarmee an der Arbeit ist, findet diese Weihnachtssammlung statt. In der Schweiz hat die „Topfkollekte” im Jahre 1900 angefangen. Noch heute macht es die Sammlung möglich, Tatiana F. und vielen andern ein Weihnachtsfest und Hilfe durchs Jahr zu finanzieren. Pro Jahr kommen schweizweit mit der Topfkollekte rund 1, 5 Millionen Franken zusammen. Redaktion Ihre Spende hilft Helfen Sie der Heilsarmee zu helfen! Schnell und einfach können Sie auf heilsarmee.ch Ihre Spende online überweisen oder per Einzahlungsschein auf das Postkonto 30-444222-5 einbezahlen. Herzlichen Dank!
7|2014
MITTENDRIN
„Gott mit dir!”
Drei kurze Worte
Gott hat seine Gegenwart im Alltag versprochen. Aus dieser Gegenwart schöpfen die Menschen Kraft, Freude, Trost, Frieden.
Wenn Roger Federer im Tram sässe Aufregung im Tram. Einige Leute tuscheln, tauschen verheissungsvolle Blicke aus und schauen verstohlen nach hinten. Ich strecke den Hals, um zu sehen, was da los ist. Tatsächlich, da sitzt Roger Federer im Tram, mitten unter Leuten auf dem Arbeitsweg. Die anfängliche Aufregung weicht einer gewissen Ehrfurcht: Ein Star ist unter uns! Auch wenn diese Geschichte erfunden ist, Sie spüren sicher, welche Gefühle sie auslöst. So müssen die Menschen vor zweitausend Jahren reagiert haben, als Jesus im Volk auftauchte. Bewundernde Blicke, ehrfürchtiges Staunen. Nun,
wenn jemand diese Achtung verdiente, dann sicher Jesus Christus. An Weihnachten kam Jesus, der Sohn Gottes, zur Erde, um den Menschen nahe zu sein. Deshalb wird er an verschiedenen Stellen der Bibel „Immanuel” genannt, was heisst, „Gott mit uns”. Und das macht Weihnachten so besonders: Dass Gott mitten unter die Menschen kommen wollte; mitten in ihre Not und ihre Freude, in ihre Ängste und Fragen. Er kam und will die Menschen durchs Leben begleiten! Nicht jeder Star will uns persönlich begegnen. Aber Gott will es! Sind Sie bereit dazu? Daniel Imboden
Drei kurze und doch so bedeutungsvolle Worte umfassen Weihnachten: Gott mit uns. Mit seinem Sohn Jesus bekommt diese Aussage Hände und Füsse. Gott wird Mensch unter uns Menschen, er lebt mit uns – Gott ist in Jesus mit uns! Jesus sagt selber: „Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende dieser Welt”. Alle Tage: Ich bin heute mit dir. Ich helfe dir, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich bin mit dir im Wartzimmer des Arztes. Ich gebe dir Frieden, damit dein Herz ruhig wird. Ich bin mit dir und stärke dich in deinen Herausforderungen. Ich bin mit dir am ersten Weihnachtsfest nach dem Verlust eines geliebten Menschen, ich trockne deine Tränen. Ich bin mit dir und freue mich mit, weil dein Kind eine wichtige Prüfung bestanden hat. Gott mit uns – drei kurze Worte und doch so bedeutungsvoll für alle unsere Tage. Immanuel – Gott mit dir; das ist Weihnachten! Vergiss es nicht, es sind ja nur drei kurze Worte. Ursula Dollé
„Er wird Immanuel genannt werden. Das heisst: Gott ist mit uns.” Die Bibel, Matthäus 1, 23
„Immanuel” streckt bereits in der Krippe den Menschen seine rettenden Arme entgegen.
Keine magische Formel Die Gegenwart Jesu, menschgewordener Gott unter den Menschen, ist nicht weihnachtlicher Ausnahmezustand. Nein, das ganze Jahr hindurch – in der Routine, im Frohen wie Schweren des Alltags – ist Gott mit uns.
7|2014
„Gott mit uns” ist die tägliche und fortwährende Einladung, nicht mehr so zu leben, als wäre Gott abwesend, fremd und distanziert. Gott ist da, an unserer Seite, nahe durch Jesus; und er spricht zu unseren Herzen. Er ist da – in den Worten eines einfachen Gebets, in einer
Geste der Solidarität, in der geschenkten Vergebung und dem angebotenen Frieden. Wenn immer ich Freunde oder Menschen in einer schwierigen Situation verabschiede, gebe ich ihnen ein „Gott mit dir” mit. Keine magische Formel, aber die laut ausgesprochene Zusicherung, dass Gott gegenwärtig ist, mit uns geht, uns begleitet. Das Matthäusevangelium beginnt und endet mit der guten Nachricht „Gott mit uns”. Welch wunderbares Geschenk für jeden Tag! Corinne Gossauer-Peroz
MITTENDRIN
Die Liebe Gottes zieht Kreise In den Institutionen der Heilsarmee wird die Liebe Gottes gelebt.
sich um – niemand ist in der Werkstatt. Dann hört er die Stimme wieder: „Martin! Schau morgen hinaus auf die Strasse! Ich will zu dir kommen.” Martin denkt, er habe geträumt. Ist es Jesus, der aus der Stille zu ihm spricht?
Auch im turbulenten Alltag mit Kindern wird die Gegenwart Gottes spürbar; dort nämlich, wo Menschen Nächstenliebe üben.
Geborgen – auch im Trubel
Den Rank finden
„Gott kam in einem Stall und nicht in einem Palast zur Welt. Für mich heisst das auch, dass wir Gott in die Schwierigkeiten und in die ungeordneten Situationen unseres Alltags einladen dürfen. Besonders stark erlebe ich das als Kleinkindererzieherin im Kinderheim Sonnhalde der Heilsarmee. Ich selbst bitte Gott jeweils, mir seine Kraft, Freude und Ruhe zu geben für den Umgang mit den Kindern oder für schwierige Gespräche und Entscheide im Team. Zudem erlebe ich, wie Kinder mich bitten, mit ihnen zu beten: Auch wenn sich die Situation dann nicht sofort ändert, gibt ihnen das Gebet Geborgenheit und die Zusicherung, dass Gott mit ihnen ist. Und das ist ja eigentlich die Weihnachtsbotschaft: Immanuel – Gott ist mit uns.” Anita Baumann
„Im Durchgangsheim Winterthur ist die Gegenwart Gottes bei den Menschen spürbar. Täglich staune ich über die berührenden Begegnungen, die sich ungeachtet der Herkunft, Position oder Befindlichkeit im Durchgangsheim ergeben. Oft finden Menschen den Weg zu uns, weil sie in anderen Institutionen ‚den Rank’ nicht fanden. Das Durchgangsheim wird somit zum Begegnungsort für ohnmächtige oder hoffnungssuchende Erdenbürger, die empfindlich auf die Wahrung ihrer eigenen Grenzen achten, sich jedoch nur schwer an Regeln halten können. Die Leitplanken für alle lebbar zu halten, ist unsere Aufgabe. Möglich ist dies in der schützenden Macht Gottes: Darin schöpfen wir Kraft, um Zuversicht zu spenden.” Marina Brunner
„Wo die Liebe ist, da ist Gott” Nach der Erzählung von Leo Tolstoi
Der arme Schuster Martin wohnt und arbeitet in einem Keller. Durchs Fenster sieht er die Leute, die auf der Strasse vorübergehen. Zwar sieht er nur die Füsse, doch fast alle erkennt er an ihren Schuhen. Von morgens bis abends nagelt er neue Sohlen auf die Schuhe oder näht Fli-
cken auf eine geplatzte Naht. Wenn der Advent kommt, liest er in der Bibel, seinem Lieblingsbuch. Den ganzen Tag freut er sich darauf. Eines Tages hört Martin, wie jemand seinen Namen ruft. „Martin” klingt es plötzlich ganz leise an seinem Ohr. Er blickt
Am nächsten Morgen sieht Martin vor seinem Fenster alte Soldatenstiefel und bald erkennt er auch den alten Stephan, der sie trägt: Er schaufelt Schnee von der Strasse. Immer wieder muss er stehenbleiben, um sich auszuruhen. Martin hat Mitleid und ruft ihn zu sich hinein: „Setz dich zu mir an den Tisch, ich will dir ein Glas Tee einschenken.” Als Stephan gegangen ist, schaut Martin wieder aus dem Fenster. Da sieht er eine junge Frau mit einem kleinen Kind auf den Armen. Die Frau friert im dünnen Kleid und versucht ihr Kind vor dem kalten Wind zu schützen. „Komm herein, Frau”, ruft Martin. Er nimmt die Suppe vom Herd, die er für sich gekocht hat, und gibt sie der hungrigen Frau. Kaum ist die Mutter mit dem Kind gegangen, hört Martin ein Geschrei vor dem Fenster. Eine Marktfrau schlägt auf einen kleinen Jungen ein, der einen Apfel aus ihrem Korb gestohlen hat. „Warte nur, du Dieb! Ich bring dich zur Polizei!” Sofort rennt Martin auf die Strasse. „Lass ihn doch laufen”, sagt er zur Frau. „Er wird es bestimmt nicht wieder tun. Den Apfel will ich dir bezahlen.” Am Abend liest Martin wieder in der Bibel. Da hört er die Stimme an seinem Ohr. „Martin, ich bin bei dir gewesen. Hast du mich erkannt? – „Wann, Wo?” fragt Martin erstaunt. „Schau dich einmal um”, sagt die Stimme. Da sieht Martin plötzlich den alten Stephan, die junge Mutter mit ihrem Kind. Auch den Jungen sieht er und die Marktfrau mit dem Korb. „Erkennst du mich jetzt?” flüstert die Stimme. – Dann sind alle auf einmal verschwunden. – Da freut sich Martin, schlägt seine Bibel auf und liest: „Alles, was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.” (Matthäus 25)
7|2014
Weihnachtslieder O du fröhliche, o du selige
Was isch das für e Nacht!
O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue, freue dich, o Christenheit!
Was isch das für e Nacht! Hät eus de Heiland bracht und us de arme Mänsche riichi gmacht.
O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen! Freue, freue dich, o Christenheit! O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre! Freue, freue dich, o Christenheit!
Händ ihr das au vernoh? Lobed de Herrgott froh! Eusen Erlöser isch uf d Ärde cho. Im Fäld und uf der Au, d Tierli vertwached au, gschpüüred das übergrossi Wunder gnau. Das isch di heilig Nacht. Hät eus de Heiland bracht und us de arme Mänsche riichi gmacht. (Paul Burkhard)
Dona nobis pacem Dona nobis pacem, pacem, dona nobis pacem. Dona nobis pacem, dona nobis pacem. Dona nobis pacem, dona nobis pacem.
Weihnachtsgeschichte der Bibel In der Gegend dort hielten sich Hirten auf. Sie waren in der Nacht auf dem Feld und bewachten ihre Herde. Da kam ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, aber der Engel sagte: „Habt keine Angst! Ich bringe euch eine gute Nachricht, über die sich alles Volk freuen wird. Heute wurde in der Stadt Davids euer Retter geboren – Christus, der Herr! Geht und seht selbst: Er liegt in Windeln gewickelt in einer
Futterkrippe – daran könnt ihr ihn erkennen!” Plötzlich stand neben dem Engel eine grosse Schar anderer Engel, die priesen Gott und riefen: „Alle Ehre gehört Gott im Himmel! Sein Friede kommt auf die Erde zu den Menschen, weil er sie liebt!” Als die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: „Kommt, wir gehen nach Bethlehem und sehen uns an, was da geschehen ist und was Gott uns bekannt gemacht hat!”
(Lukas 2, 8-20)
Sie brachen sofort auf, gingen hin und fanden Maria und Josef und das Kind in der Krippe. Als sie es sahen, berichteten sie, was ihnen der Engel von dem Kind gesagt hatte. Alle, die dabei waren, staunten über das, was ihnen die Hirten erzählten. Maria aber bewahrte all das in ihrem Herzen und dachte immer wieder darüber nach. Die Hirten gingen zu ihren Herden zurück, priesen Gott und dankten ihm für das, was sie gehört und gesehen hatten. Es war alles so gewesen, wie der Engel es ihnen gesagt hatte.
Gesellschaft
Keine Mutter weiss, was aus ihrem Kind wird Fragen Elsbeth Cachelin Katharina Jenzer ist Hebamme: Trotz viel Freude kein Jööö-Beruf. Denn mit Schwangerschaft und Geburt beginnen immer auch die Fragen des Lebens.
Frauen, die sich nicht über das Kind freuen? Das habe ich noch nicht oft erlebt. Es gibt aber Frauen, die die Geburt aus verschiedenen Gründen verdrängen und sich spät darauf vorbereiten. Hier ist mir wichtig, ihnen Zeit zu geben und sie nicht in die Freude hineinzudrängen. Und von der Natur, von Gott her entsteht diese Mutterfreude meist mit der Zeit. Erwartungen der Eltern an die Kinder – wie sehen Sie das? Die Eltern setzen oft überdimensionale Hoffnungen in ihre Kinder. Ich versuche zu vermitteln, dass Kinder einfach geliebt werden und geborgen sein möchten, auch wenn ihr Leben dann nicht optimal verläuft. Denn sich verstanden fühlen und Geborgenheit erfahren sind zentrale Voraussetzungen, damit ein Leben gelingen kann.
Jedem „ihrer” Neugeborenen gibt Katharina Jenzer einen Wunsch ins Leben mit: „Hab es gut, behüt dich Gott.”
Gedanken, die Ihnen beim Anblick eines Neugeborenen durch den Kopf gehen? Katharina Jenzer: Jedes Kind kommt als vollkommenes, unverbrauchtes Wesen zur Welt. Aber niemand, auch keine Mutter weiss, was aus ihrem Kind einmal wird. Jedes Kind ist ein Wunder, gleichzeitig wissen wir, wie gut und spannend, aber auch wie schwierig das Leben sein kann. Daran denke ich oft bei einer Geburt.
rene auf dem Bauch der Mutter liegt, ist der Gebärsaal wie verwandelt: es wird andächtig, die Freude ist spürbar.
Sie müssen auf alles vorbereitet sein – auch auf ein krankes Kind – wie gehen Sie damit um? Heute wird es meist bereits während der Schwangerschaft klar, wenn ein Kind krank zur Welt kommen wird. Das gibt den Eltern und mir Gelegenheit, uns darauf vorzubereiten. Und im Moment der Geburt konzentriert sich dann alles auf das Geburtsgeschehen.
Als was sehen Sie sich bei einer Geburt – Wächterin, technische Assistentin ...? Ich sehe mich als Begleiterin eines Dreierteams, also von Mutter, Vater und Kind. Meine Aufgabe ist, zu ermutigen, zu beobachten und zu merken, wie viel Nähe oder Distanz von mir gebraucht wird.
Ist der Gebärsaal ein Ort des Wunders? Unbedingt! – Die Geburt kann noch so schwierig sein, aber wenn das Neugebo-
Was berührt Sie bei einer Geburt am meisten? Plötzlich sehen die Eltern das Kind, auf das sie so lange gehofft, sich gefreut haben. In diesem Moment ihre Augen zu sehen, ist unbeschreiblich!
Und wie merken Sie das? In den meisten Fällen kenne ich die Mütter und ihre Geschichte von der Schwangerschaft her. So kann ich gut einschätzen, was sie von mir möchten oder brauchen.
Was ist Ihnen wichtig am Beruf? Für Eltern und Kind ist die Geburt ein einzigartiger Moment im Leben. Deshalb möchte ich meine Aufgabe verantwortungsvoll, aufrichtig und mit voller Präsenz ausführen. Und dem Kind möchte ich einen guten Start ins Leben geben. In der biblischen Weihnachtsgeschichte kommt der Sohn Gottes, Jesus, als Kind zur Welt. Was heisst das für Sie? Für mich ist das Bestätigung, dass Gott die Nähe zu uns Menschen sucht: Gott kommt nicht als königlicher Herrscher, sondern als verletzliches Kind. Er stellt sich uns gleich, um uns nahe zu sein.
Katharina Jenzer, 49, Pflegefachfrau, ist seit 2004 auch diplomierte Hebamme und Stillberaterin. Sie arbeitet freiberuflich, bietet aber auch Geburten im Geburtshaus Fribourg und im Spital Thun an. Sie ist glückliche Single-Frau und lebt mit ihrer Katze Kleopatra in der Nähe von Bern. www.geborgen-geboren.ch
7|2014
Auf W iedersehen
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Lösung Rätsel
Das Team der Redaktion wünscht Ihnen eine helle Weihnacht und Gottes Begleitung im neuen Jahr!
Das Jahresabonnement mit sieben Nummern kostet Fr. 24.– (Ausland Fr. 44.–) Ja, ich abonniere TRIALOG Name Vorname Strasse PLZ/Ort Datum Unterschrift Bitte schicken Sie diesen Talon an: Redaktion der Heilsarmee, Postfach 6575, 3001 Bern, Tel. 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91 redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch
Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:
Wo r t auf den Weg „Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und zeige dir sein Erbarmen. Der Herr sei dir nah und gebe dir Frieden!”
Die Bibel 4. Mose 6,24-26