Versöhnt! TRIA 4/15

Page 1

von Mensch zuLeben Mensch Gott zu Mensch | 2015 Magazin für ein voll zu Hoffnung 1/2 2006 ¥ 121.3Jahrgang

heilsarmee.ch

Mal anders 3 Kunst bei der Heilsarmee

Versöhnt – trotz Ecken und Kanten

Mittendrin 7 Zufrieden mit dir und der Welt? „Von Gott bin ich geliebt, weil er mich so erdacht und geschaffen hat.” – Diese Erkenntnis half Anne-Marie, sich mit sich selbst zu versöhnen.

Am Werk 10 Geschütztes Umfeld in der Krise

Bereits als Kind fällt es ihr schwer, sich anzupassen. Sie eckt überall an und fühlt sich als Aussenseiterin nirgends zugehörig; der Rahmen passt nie und sie kämpft gegen sich selbst und den Rest der Welt. Als Teenager will sie sich das Leben nehmen. Doch nicht mal dem Tod scheint sie ins Konzept zu passen. In dieser Lebenskrise begegnet Gott der jungen Frau. Anne-Marie merkt, spürt und begreift, dass sie für Gott keine Aussenseiterin ist: „Von Gott bin ich geliebt, weil er mich so erdacht, geschaffen, gewünscht hat.” Er liebt sie, wie sie ist, und will sie mit all ihren Ecken und Kanten im Dienst für benachteiligte Menschen brauchen. So versöhnt sich Anne-Marie mit Gott und mit sich selbst, was auch

zur Versöhnung mit ihrer Vergangenheit führt. Heute gibt sie als Heilsarmeeoffizierin diese Liebe Gottes durch ihre Arbeit an Obdachlose, Immigranten und ausgegrenzte Menschen weiter. Was für sie Not wendend war, soll es für andere auch werden: Gott bringt Versöhnung. Das erlebt auch Thomas, der sich nach 20 Jahren Zerwürfnis mit seinem Zwillingsbruder versöhnt: Gott, der durch Jesus Christus die Versöhnung zwischen Himmel und Erde möglich gemacht hat, schenkt auch den Willen und die Kraft, dass Menschen sich untereinander versöhnen. Was braucht die Welt heute mehr als Versöhnung? Mehr dazu auf den Seiten „mittendrin”. 

1

4|2006


DIALOG

Hochmut kommt vor dem Fall In der Alltagssprache gibt es Redewendungen, die aus der Bibel stammen. Wir stellen sie Ihnen vor:

Hochmut ist für mich Stolz, Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Der „persönliche Fall” kann heilsam sein, wenn Hochmut zu Demut wird. Auch Gott stellt sich gegen Hochmut, dem Demütigen hingegen schenkt er Gnade (1.  Petr. 5,5). Demut ermöglicht den Zugang zu Mensch und Gott, Hochmut hingegen verhindert ihn. Markus Walzer

Es ist Hochmut, zu denken, dass einem bestimmte Dinge nie passieren oder dass man bestimmte Dinge nie tun würde, weil man Christ ist. Jeder kann fallen! Fallen ist schmerzhaft, aber Jesus vergibt und hilft beim Aufstehen. Und zu erkennen, dass auch mir Fehler passieren dürfen, ist äusserst befreiend. Elisabeth Kramer

Auf der Strasse vergleicht man sich unwillkürlich mit anderen. Man schätzt ab, mit wem man es zu tun hat. In Selbstüberschätzung und Arroganz taxiert der Hochmütige sein Gegenüber meist als minderwertig. Diese Meinung wird er von sich aus kaum revidieren. Doch irgendwann trifft auch er auf den Überlegenen. Daniel Gutbrod

Editorial: Elsbeth Cachelin, Redaktorin

Versöhnen Sie sich! Liebe Leserin, lieber Leser Hadern Sie zurzeit mit sich selbst, Ihrem Schicksal, mit Gott? – Dann richten sich die Seiten „mittendrin” dieses TRIALOGs mit zwei ganz unterschiedlichen Versöhnungsgeschichten genau an Sie: In der einen finden Zwillingsbrüder nach 20 Jahren Streit wieder zueinander, in der andern versöhnt sich eine Aussenseiterin mit Gott und ihrer Wesensart. Oft auch um Versöhnung geht es im Schlössli, dem Wohnheim in Basel. Hier finden junge Frauen in Krisensituationen ein Zuhause; im geschützten Umfeld können sie sich mit ihrem schwierigen Schicksal auseinandersetzen und sich manchmal versöhnen – sei es mit ihrer Geschichte, mit Menschen, mit Gott. „Heilsarmee mal anders”, Seite 3, weist auf eine tatsächlich überraschende Seite unserer Organisation hin: Jacques Tschanz, Heilsarmeeoffizier und Kunstschaffender, erklärt die Bedeutung, die Kunstschaffende und Kunst in der Heilsarmee haben. Ebenfalls überraschend ist die Neuausrichtung, für die sich eine Uni-Dozentin beim Eintritt in den Ruhestand entschliesst: Statt mit Studierenden, beschäftigt sie sich nun einmal pro Woche mit Kindergärtelern (Seite 9). Ich komme zum Anfang zurück: Lassen Sie sich versöhnen! Es wird Sie befreien und macht die Welt besser, weil Gottes Liebe sich dadurch verbreitet. 

3 | 2 01 5

„Hochmut kommt vor dem Fall”, Sprüche 16,18, beschreibt einen Vorgang, den wir leicht nachvollziehen können. Wem beispielsweise sein Erfolg in den Kopf steigt, der überschätzt sich selbst und stolpert leichter. Wir kennen Menschen, deren Arroganz ihnen zum Verhängnis wurde. Aber weshalb steht eine solch menschliche Lebensweisheit in der Bibel? – Weil es dem Menschen in Bezug auf Gott oft gleich geht: Er überschätzt seine Kraft und denkt, er brauche Gott nicht. Schnell droht in einer schwierigen Situation eine Lebenskrise. Da ist es besser, man mache es wie Vers 3 desselben Kapitels rät: „Vertraue Gott deine Pläne an, er wird dir Gelingen schenken.” Daniel Imboden

Impressum Gründer: William Booth General: André Cox Leiter für die Schweiz, Österreich, Ungarn: Kommissär Massimo Paone Leiter Marketing: Philipp Steiner Redaktionsleiter: Jacques Tschanz Heilsarmee Hauptquartier, Postfach 6575, Laupenstrasse 5, 3001 Bern Telefon: 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91, redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch Redaktionsteam TRIALOG: Elsbeth Cachelin, Redaktorin, (elsbeth_cachelin@heilsarmee.ch), Thomas Martin, Daniel Gutbrod (Gast) Layout: Rolf Messerli, HQ, Bern Druck: Ast & Fischer AG, Wabern Auflage: 12'000 Jahresabonnement TRIALOG (erscheint siebenmal jährlich) Preis: Franken 24.– / 44.–* / 49.–** *Ausland / **Luftpost Bildnachweis: S. 1: Andreas Fuhrer, ZVG, Merlijn Hoek, Flickr. com, Tina Steinauer; S. 2, 4, 5, 6: ZVG; S. 3: Priscille Tschanz, London Generativecontent Photographic, Flickr.com; S. 7: S!gma, Flickr.com, ZVG; S. 9: ZVG, woodleywonderworks, Flickr.com; S. 10, 11: Tina Steinauer, ZVG; S. 12: Jorgen Schyberg, Flickr.com Umfrage Seite 2: ���������������� Elsbeth Cachelin


HEILSARMEE MAL ANDERS

Kunst aus der Mitte der Heilsarmee Jacques Tschanz Kunst hat in der Heilsarmee ihren Platz. Als gläubiger Mensch entdeckt Jacques Tschanz in jedem kreativen, von Gott inspirierten Kunstwerk eine universelle Botschaft.

Heilsarmee Hauptsitz in London: Glasbau zeigt Nähe zu den Menschen.

Bildhauerei und Malerei Liegt es womöglich am zweiten Gebot – „du sollst dir kein Bildnis machen” – dass die Skulptur es innerhalb der Heilsarmee eher schwer hat? Zentrale Themen der Heilsarmee wie Heil, Sünde, Liebe oder Gnade finden zwar häufig in Liedern und Musikstücken ihren Ausdruck, viel seltener aber in Bildern oder Skulpturen salutistischer Künstler. Für mich ist Kunst ein Ausdruck dessen, woran man glaubt – seien dies Werte, sei es Gott. Das Kunstschaffen, zum Beispiel das Bearbeiten eines Steines, bedeutet für mich deshalb eine ganz persönliche Zeit in Verbindung mit Gott. Und ich staune und finde es wunderbar, wie ein zunächst egoistisches Werk später dazu dient, die Herzen verschiedenster Menschen zu berühren. Gleichzeitig liegt mir daran, dass jedes von mir geschaffene Werk Gott ehrt.

Neue Formen

Beim Bearbeiten des Steins fühlt sich Jacques Tschanz, Heilsarmeeoffizier, mit Gott verbunden; sein Schaffen soll Gott ehren. Die Kunst – im nobelsten Sinne des Wortes und in allen ihren Anwendungsbereichen – bemüht sich, mithilfe der Sinne eine Botschaft zu übermitteln. Sie will in die Welt des Geistes und in die Welt der Seele eindringen, um mit deren Gott, dem Schöpfer, in Verbindung zu treten. Deshalb bin ich überzeugt, dass jede Kunst ihren Wert und ihre Berechtigung hat.

Architektur

bäude zu errichten, beauftragte sie auch kühne Architekten, die das Erscheinungsbild der Bauwerke dem Selbstverständnis der Organisation anpassten. So baute zum Beispiel der Architekt Le Corbusier in Paris die „Cité de Refuge” (Bild Seite 1), Stätte der Zuflucht – ein damals revolutionäres Bauwerk. Heute ist die Mehrzahl neuer Gebäude der Heilsarmee funktionaler. Doch immer wieder gibt es grosse Würfe – so das Internationale Hauptquartier in London.

Heute erleben wir in der Heilsarmee eine neue Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen. Der Tanz hat Einzug gehalten, die bildende Kunst und das Theater werden in vielen unserer Institutionen als Therapieformen gefördert. Multimedia und Filmkunst finden neue Anhänger, die ihren Glauben auf ungewohnte Weise zum Ausdruck bringen. Zur Erinnerung: Es war die Heilsarmee, die 1898 in Australien die Idee zum ersten Filmdrama hatte. Es ist mein Wunsch, dass immer mehr Kunst aus unserer Mitte hervorgeht. Wir haben die Botschaft der Liebe Gottes zu vermitteln – auf jede Art und Weise. 

Als die Heilsarmee begann, eigene Ge-

3

3|201 5


PEOPLE

Herausgepickt. TRIALOG stellt Ihnen vor: Ich wurde in Luzern als Emigrantenkind geboren. Früh wurde ich deshalb mit sozialen Themen konfrontiert, waren wir doch als Italienerkinder nicht sehr beliebt und mussten uns auf dem Pausenplatz viele Hänseleien gefallen lassen. Früh begeisterte ich mich für Autos und so war es keine Überraschung, dass ich nach der Schule eine Ausbildung zum Automechaniker absolvierte. Mit grosser Leidenschaft übte ich meinen Beruf aus, bis ich mit 29 Jahren meine geliebte Frau verlor. Eine tiefe Lebenskriese war die Folge, die ich nicht mehr alleine bewältigen konnte. Ein Pastor erzählte mir von Jesus und dessen grossen Liebe für uns Menschen. Schritt für Schritt fand ich den Weg zurück ins Leben. Mit 37 Jahren lernte ich meine heutige Ehefrau kennen und lieben. Als grosses Geschenk durften wir zwei wunderbare Jungs aus Bangkok adoptieren.

Bjørn Marti, glaubt und handelt

Mit 39 Jahren begann ich ein Studium zum Sozialpädagogen, das ich erfolgreich abschloss. Seit 15 Jahren arbeite ich mit viel Freude im Schlössli in Basel; das Wohnheim für junge Frauen führe ich nun seit sechs Jahren als Institutionsleiter. Es ist ein Geschenk, die Jugendlichen eine Zeitlang zu begleiten und alles zu tun, damit sie ihren Weg finden und meistern. (Siehe Seite 10) 

Claudia Pleuss freut sich über ihre Arbeit

Für die Schwachen da sein. Die bedingungslose Liebe Gottes weitergeben. Diese Schwerpunkte bekam ich schon als Kind eingeimpft, denn Eltern und Grosseltern waren Heilsarmeeoffiziere. Als Leiter einer Heilsarmeegemeinde sind es auch meine Schwerpunkte geworden. Und ich sehe, wie Gott Menschen aus jeder Generation und jedem sozialen Umfeld berührt und aufbaut. Auch persönlich erlebe ich dies stets neu. Das gibt Kraft und Ausdauer, um trotz Herausforderungen dran zu bleiben. Gott ist erlebbare Realität! 

Daniel Simeone – vom Automechaniker zum Heimleiter

3 | 2 01 5

Ich komme aus Bremen und sehe mich als „Nordlicht” tief im Kleinbasel verwurzelt: Ein multikultureller Stadtteil mit vielen armutsbetroffenen Menschen. Hier steht unser Brockino als Leuchtturm, wo alle im Quartier ein offenes Ohr finden. Daneben geben wir Gebrauchtwaren die Chance auf neuen Einsatz. Freiwillige aus allen Teilen der Gesellschaft –„Schnuppernde” bis zum pensionierten CEO – unterstützen uns dabei. Meine Motivation: Ich komme abends heim und habe etwas Gutes für Mensch und Umwelt getan. 

Susanna Allenbach und ihr Lebenslied Das Lied „Gott ist die Liebe” habe ich sozusagen mit der Muttermilch eingesogen. Und diese Liebe Gottes begleitet mich seit Kindheit und hat mich vor dreissig Jahren motiviert, mein Leben in den vollzeitlichen Dienst für Gott und die Heilsarmee zu stellen. Zusammen mit meinem Mann leite ich die Heilsarmeegemeinde in Biel – eine vielfältige Arbeit, bei der wir „Gott ist die Liebe” weitertönen lassen wollen: Bei Jugendlichen, Senioren und Familien, die wir begleiten, bei Randständigen, die wir unterstützen.  

Alberto Schumaker Ferraz – vertraut mit sozialen Themen Geboren und aufgewachsen in Brasilien und nach Aufenthalten in Kolumbien und der Ukraine freue ich mich, bei der Heilsarmee in Bern Fuss zu fassen. Ich habe ein Masterstudium in Genf absolviert und bin nun Verantwortlicher für die Missions- und Entwicklungsprojekte Amerika und Karibik. Mir ist wichtig, in einer Organisation zu arbeiten, die eine glaubwürdige, renommierte und langjährige Erfahrung in sozialen Themen hat. In meiner Freizeit mache ich gerne Sport, lese Bücher und reise um die Welt. 


MITTENDRIN

„Selbst der Tod wollte mich nicht” Anne-Marie Fuhrer fühlte sich immer „daneben”. Die Liebe Gottes half ihr, sich anzunehmen und mit sich selber zu versöhnen.

Anne-Marie Fuhrer weiss sich samt Ecken und Kanten von Gott geliebt. Diese Liebe gibt sie durch ihre Arbeit an Randständige weiter. „Bereits als Kind begriff ich am Blick der andern, dass ich nicht der Norm entsprach. Ich passte nicht in den Rahmen, der mir vorgegeben und für mich tausendmal zu eng war. In mir begann ein Kampf gegen mich selbst und die andern. Einerseits kämpfte ich hartnäckig dafür, verstanden zu werden. Andererseits verwünschte ich mich, weil es mir nicht gelang, mich meinem Umfeld anzupassen. Dazu kam das kindliche Unvermögen, mich auszudrücken und zu analysieren. Einzig die rohen Emotionen blieben mir, um mich zu wehren.

Todesgedanken In der Adoleszenz wurde dieser Kampf noch ausgeprägter. Ich verlor die Schlacht, als ich kurz vor meinem 20. Geburtstag versuchte, aus dem Leben zu scheiden: In der Stille, ohne es jemandem anzukünden; erschöpft vom Schreien um Verständnis. Doch selbst der Tod wollte mich nicht. Dank der unendlichen Barm-

herzigkeit Gottes passte ich auch dem Tod nicht in den Kram.

Gottesbeziehung Dann lernte ich den Schöpfer und Lenker meines Lebens kennen. Und er, Jesus, gab mir viele Antworten auf bisher unbeantwortete Fragen. Ich begegnete dem Kreuz, an dem Jesus gestorben war. Er schien mir zu sagen: ‚Schau, auch ich passte nicht in den Rahmen; doch für dich und alle andern, denen es ebenso geht, erlitt ich diesen Tod – weil ich dich liebe’. Diese Begegnung hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Liebe – sie war der Ursprung all meines Mangels – hatte ich bisher nicht gekannt. Doch von Jesus war ich geliebt, weil er mich so erdacht, geschaffen, gewünscht hatte – vor der Schöpfung der Welt (Epheser 1, 4).

Uniform tragen Drei Jahre später sagte mir eine Christin beim Beten, dass Gott aus mir eine

Streiterin für das Gute machen würde. Zu dieser Zeit – ich kannte die Heilsarmee noch nicht – hätte ich jedem ins Gesicht gelacht, der mir eine Zukunft bei der Heilsarmee prophezeit hätte: ich mit Freude eine Uniform tragen – niemals! Doch 15 Jahre später hat Gott dieses Gebet erfüllt. Meines Unterbewusstseins bewusst sagte ich mir zunächst: ‚Nie werde ich mit meinem Charakter eine Heilsarmeeuniform tragen können – da passe ich nicht rein.’ Doch nach etlichem Kampf mit schräg sitzender Brosche und verrutschten Schulterpatten wurde mir klar, dass ich Gott nur mit dem dienen konnte, was ich bin, so wie ich bin. Genau das wollte ich! In Gottes Rahmen passe ich – auch wenn ich dem Konzept der Mitmenschen nicht immer entspreche.

Gottes Liebe trägt Mehr und mehr getragen, motiviert und bewegt von der Liebe Gottes, nahm und nehme ich meine Aufgabe als Heilsarmeeoffizierin wahr. Wem immer ich in diesem Dienst begegne, gebe ich die Liebe Gottes weiter: Gott nimmt den Einzelnen an, wie er ist und wo er ist. Ich gebe es zu, es brauchte dazu eine lange Wegstrecke mit dem auferstandenen Christus und mit all jenen, die mir die Hand zur Versöhnung mit mir selbst entgegengestreckt haben. Anne-Marie Fuhrer 

Anne-Marie Fuhrer leitet zusammen mit ihrem Mann die Heilsarmeegemeinde Genf 2: Sie servieren pro Monat über 1200 Mahlzeiten an Arbeits- und Obdachlose, Sans-Papiers, Einsame und Immigranten. Sie hören zu, schenken Zuwendung und stehen mit Rat und Tat zur Seite.

3|201 5


MITTENDRIN

Zwanzig Jahre Zwillingsstreit genügen! Fragen Elsbeth Cachelin Zwischen Thomas und seinem Bruder herrschte über Jahre Funkstille. Doch die innere Seelenverwandtschaft war stärker.

mir immer die Kraft, zuversichtlich zu bleiben.

Wie kam es zur Versöhnung? Nach der Trennung von seiner Frau erlebte mein Bruder, wie sich eine Blockade löste und er sich mir gegenüber wieder öffnen konnte. Gleichzeitig bewirkte die Trennung in ihm tiefe Verzweiflung und Leere. So suchte er Anfang letzten Jahres jemanden, mit dem er über alles reden konnte. Und da die alte, innere Verbundenheit, unsere Seelenverwandtschaft, immer noch da war, rief er mich an. Hat es dich Überwindung gekostet, die Versöhnung anzunehmen? Überhaupt nicht. Es war eine Riesenfreude uns auszusprechen und neu zu starten. Es wurde mir auch bewusst, dass Gott uns die Versöhnung anbietet, damit wir sie weitergeben an unsere Mitmenschen. Gemeinsam der Zukunft entgegen: Thomas (rechts) und sein Zwillingsbruder zogen einen Strich unter die Vergangenheit und haben sich versöhnt.

Thomas, wie kam es zum Zerwürfnis mit deinem Bruder? So unglaublich es tönt, aber es entstand aus einem Missverständnis, als ich meinem Bruder das Auto abkaufte. Die ungeklärte Situation führte zum Auseinanderleben und schliesslich zur totalen Funkstille. Gerade noch am Geburtstag gab es ein SMS zwischen meinem Zwillingsbruder und mir. Wie hast du die Situation erlebt? Vor unserer jeweiligen Heirat waren mein Bruder und ich unzertrennlich! Viele Gemeinsamkeiten schweissten uns zusammen: Wir hatten beide den gleichen Arbeitgeber, die gleichen Hobbys. Wir sahen praktisch gleich aus, hatten und haben ähnliche Stimmen. Nicht erstaunlich also, dass ich sehr unter der Trennung litt.

3 | 2 01 5

Habt ihr nicht versucht, die Sache zu klären? Doch. Ich schlug vor etwa zehn Jahren vor, einfach einen Schlussstrich unter die Sache zu ziehen und neu anzufangen. Denn die Vergangenheit war „betoniert”, unveränderbar; die Zukunft aber konnten wir neu gestalten. Doch mein Bruder und seine damalige Frau wollten die Vergangenheit wieder aufrollen und herausfinden, wie es zu dem Missverständnis gekommen war. Dazu war ich nicht bereit. Welche Rolle spielte dein christlicher Glaube? Der Glaube prägte mich in dem Sinn, dass ich immer offen war für eine Versöhnung und meinen Bruder stets respektierte. Ich liess mich durch die Sache auch nicht verbittern, denn der Glaube an Jesus gab

Welchen Rat gibst du Menschen, die zerstritten sind? Man muss sich Zeit nehmen, die Dinge zu verarbeiten, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Auch braucht es Zeit, Versöhnung zu wollen, Vergebung auszusprechen und sich zu entschuldigen. Weiter denke ich, dass es wichtig ist, bei einer Versöhnung zu fragen, was das Gegenüber von mir erwartet. Was, wenn die neue nicht mehr die alte Beziehung ist? Dann muss man bereit sein, die Beziehung auf eine andere Ebene zu verlegen. Was zählt, ist, dass man sich wieder in die Augen sehen kann und einen Umgang miteinander sucht, bei dem nicht das Schiefgelaufene der Vergangenheit im Zentrum steht. 


MITTENDRIN

Zu-Frieden-heit Stefan inniger* Friede ist nicht einfach die Abwesenheit von Gewalt. Es ist das ungestörte Verhältnis mit andern, mit Gott, mit sich selbst.

Friede heisst auf Hebräisch Schalom und bedeutet Wohlergehen, Glück, Ruhe; Friede ist ein geordneter und heiler Zustand, gelungenes Leben in Harmonie – mit andern und mit sich selbst. Vor allem aber meint Schalom das heile und ungestörte Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. Schalom, das ist die vollste Zu-Frieden-heit des Menschen.

Woher kommt er?

Zufriedenheit als Ausdruck eines Lebens in Harmonie mit der Welt und Gott. Wer heute angesichts der zahlreichen bewaffneten Konflikte in der Welt vom Frieden spricht, versteht darunter meist das Gegenteil von Krieg. Friede ist, wenn die Waffen schweigen. Jener Friede, von dem Jesus Christus in der Bibel, Johannes

14, 27, spricht, ist jedoch weit mehr als die Abwesenheit von Gewalt, Aggression und Zerstörung: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.”

Die Quelle dieses Friedens ist Jesus Christus. Durch sein Leben, seinen Tod und die Auferstehung hat er Himmel und Erde, Gott und Mensch versöhnt und damit auch die Grundlage geschaffen, dass Menschen in Frieden leben können. Wer den Schalom hat, braucht sich nicht zu fürchten – weder vor den Mitmenschen noch vor sich selber noch vor Gott. Und wie erlangt man diesen Frieden, die Zu-Frieden-heit? Den Schalom, von dem Jesus Christus spricht, kann man nicht erzwingen, verordnen oder erarbeiten. Diese Zu-Frieden-heit ist ein Geschenk von Jesus Christus. Lasse auch du dich mit dem göttlichen Schalom beschenken, indem du dein Herz dafür öffnest und ihn im Glauben annimmst. *Stefan Inniger leitet die Heilsarmee Liestal 

Nie ohne Schirm! Franziska Gloor beschreibt den Schutz und die Begleitung Gottes: Geborgenheit bei jedem Lebenswetter.

„Der Ohrwurm von Adonia ‚Unter dem Schirm des Höchsten, da bin ich geborgen, Tag und Nacht’ setzte sich in meiner Kindheit bei mir fest. Damals wunderte ich mich über das Bild, dass ein Regenschirm hoch oben schützen solle – Regentropfen können doch auch schräg (ein-)fallen. Später verstand ich ‚Schirm des Höchsten’ als den Schutz von Gott, sein Beistehen, die Sicherheit durch Gott. Melodie und Text haben mich auf jeden Fall bis heute nie ganz losgelassen. Ein Ohrwurm eben!

Wieder wurmt der Liedinhalt in meinen Kopf und ich lächle: Ja, meine Körpergrösse ist nicht ausschlaggebend für das, was Gott über mich denkt. Und auch die Nasenform stört ihn nicht. Ich bin von ihm geliebt und kann mich deshalb selber ebenso im ‚Gesamtpaket’ annehmen. Und ja, ein Schirm schützt nicht komplett. In meinem Leben habe ich, bildlich gesprochen, ab und zu Regenspritzer abbekommen oder nasse Füsse gekriegt. Dank dem Schirm aber nie die ganze Wasserwucht. Auch kann ich unter

Franziska Gloor arbeitet mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. dem schattenspendenden Schirm in der Tageshitze wandern, Schneeflocken oder Windböen abfangen. Bei Gott bin ich in jeder Lebenslage geborgen.” Franziska Gloor 

3|201 5


FAMILIE • FREIZEIT • SER VICE

BIS ZULETZT SELBSTBESTIMMT ENTSCHEIDEN. Kein Traum, sondern machbar. Mit einem Vorsorgeauftrag und einer Patientenverfügung. Bestellen Sie kostenlos unseren Ratgeber: Stiftung Heilsarmee Schweiz Nathalie Schaufelberger Tel. 031 388 06 18, vorsorge@heilsarmee.ch

„Alles Blech oder was?” Das Heilsarmee Museum & Archiv thematisiert die Musik.

Als die Heilsarmee in ihrer Anfangszeit durch die Gassen zog, gab es Tumult und Lärm. Dem konnten nur Pauken und Trompeten abhelfen. So entstand die Heilsarmeemusik. Mit den Jahren ist einiges geblieben, Neues und auch Unerwartetes ist dazu gekommen. Was die Heilsarmeemusik ausmacht, was sie prägte und was sie heute noch auslöst, wird während eines Jahres in vier Teilausstellungen thematisiert. Vielfalt – Vom Gassenhauer zum Eurovision Song Contest / Klassiker von Weltruhm Zeitraffer – Vom alten Grammophon zu Spotify / Spiegel der Gesellschaft Heilsarmee Museum & Archiv Laupenstrasse 5 (Eingang Hofseite), 3001 Bern, Tel. 031 388 05 79 Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag: 09.00 - 17.00 und nach Vereinbarung

- brocki sucht -

Lust auf Ferien?

Heisse Italiener

Abonnement Wir würden uns freuen, Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von TRIALOG zählen zu dürfen. Sie profitieren von der Lektüre und unterstützen gleichzeitig die Arbeit der Heils­armee!

Das Jahres­abonne­ment mit sieben Nummern kostet Fr. 24.– (Ausland Fr. 44.–)   Ja, ich abonniere TRIALOG

Br Ha ing un ush en S d a al ie nd tsa un er rti s es ke l

Name

brocki.ch

Gebrauchtes wird gebraucht

8

3 | 2 01 5

Die Heilsarmee bietet Ferien für Kinder, Teenager, Frauen und Familien an.

Interessiert? – Dann verlangen Sie einfach die Lager -Agenda 2015 bei der Heilsarmee in Ihrer Nähe oder beim Nationalen Hauptquartier in Bern: Laupenstrasse 5, 3001 Bern Tel. 031 388 05 91, Fax 031 382 05 91 heilsarmee.ch / salvy.ch

Vorname Strasse PLZ/Ort Datum Unterschrift Bitte schicken Sie diesen Talon an: Redaktion der Heilsarmee Postfach 6575, 3001 Bern Tel. 031 388 05 02, Fax 031 382 05 91 redaktion@heilsarmee.ch heilsarmee.ch


GESELLSCHAFT

Von der Uni in den Kindergarten Elsbeth Cachelin Verena Niggli, ehemalige Uni-Dozentin, tauscht im Ruhestand das Vorlesungsskript gegen „Pitschi“ aus.

„Es ist spannend, die verschiedenen Charaktere zu entdecken.” den Kopf. „Es ist spannend, die verschiedenen Charaktere zu entdecken, und es macht Spass, die Kinder zu beobachten und einfach zu sehen, wie und was da läuft.“ Sie wachse so in die Rolle einer Bezugsperson und ihre regelmässige Anwesenheit lasse Vertrauen entstehen.

Gesunder Menschenverstand Nein, sie habe an der Uni nicht die Kreativität vermisst, ihre Arbeit sowohl im Unterricht als auch in der Forschung sei sehr kreativ gewesen: „Da galt es Doktorierende zu coachen, Forschungsprojekte zu entwerfen, dafür Geld zu beschaffen, Manuskripte zu publizieren, die Vorlesungen vorzubereiten und, und und.”

Verena Niggli hat von der Universität an den Kindergarten gewechselt: Neuland im Ruhestand. Sie liest vor, spielt und bastelt mit den Kleinen: Verena Niggli unterstützt in einem Kindergarten einmal pro Woche die Kindergärtnerin. Manchmal gilt es Streithähne zu trennen, Hosen zu wechseln oder Schuhe zu binden. Die 67Jährige bringt sich als Freiwillige beim Dreigenerationenprojekt win3 ein.

der. Dieser Kontakt hat mir bisher weitgehend gefehlt. Und bei der Vorbereitung in den Ruhestand 2013 war es mir wichtig, in einem neuen Tätigkeitsfeld eine verbindliche Beziehung zu Kindern aufzubauen.“

Aber jetzt sei sie glücklich, nicht mehr den finanziellen und wissenschaftlichen Druck der Universität zu haben. „Ich freue mich über eine Aufgabe, bei der ich neben dem gesunden Menschenverstand auch meine emotionalen Seiten einbringen kann. Zudem klopft das Arbeiten mit den Kindern auch meine eigene Jugendlichkeit wieder aus dem Busch.” 

Projekt win3

Hilfe, Trost, Antworten Umsatteln Verena Niggli hat während 30 Jahren Medizinstudenten und -studentinnen unterrichtet. Jetzt im Ruhestand erzählt die Dozentin für Pathologie einer viel jüngeren Zuhörerschaft die Geschichte vom Kätzchen Pitschi. Was bewegte sie dazu, nach ihrer Karriere an der Uni im Kindergarten eine ehrenamtliche Aufgabe anzunehmen? – Verena Niggli überlegt nicht lange: „Ich habe selbst keine Kin-

Das Projekt win3 macht dies möglich. So lehrt Verena Niggli heute nicht mehr, wie sich weisse Blutzellen fortbewegen, sondern wie man Schuhe bindet, das Spielzeug miteinander teilt und die Schere gefahrlos nützt. Sie sieht es als Herausforderung, den verschiedenen Bedürfnissen der Kindergärteler gerecht werden. Denn die einen möchten von ihr Hilfe mit den Lego, die zweiten suchen bei ihr Trost und die dritten fragen ihr Löcher in

Beim Pro Senectute Projekt win3 arbeiten drei Generationen im Klassenzimmer und Kindergarten zusammen: Frauen und Männer im Ruhestand stellen ihre Lebenserfahrung, Geduld und Zeit Kindern in der Schule, dem Hort oder Kindergarten zur Verfügung. Davon profitieren die Lehrpersonen, die Kinder und die Jungsenioren: drei Sieger, drei „Winner“, 3win.

9

3|201 5


AM   WERK

Eine zweite Familie Sara Stöcklin Das Bruderholzquartier ist Basels bevorzugte Wohngegend für Familien. Das mittendrin gelegene „Schlössli“, ein Wohnheim für junge Frauen, steht dennoch nicht quer in der Landschaft.

Schritte zur Selbständigkeit In der Gruppe Saphir geniessen die Jugendlichen grössere Freiheiten. Seit zwei Monaten ist Taylor dabei, die zuvor bei ihrer Grossmutter lebte. „Ich wollte ins Schlössli, weil es nicht wie ein Heim rüberkommt”, erzählt die Siebzehnjährige. Das Schlössli bietet jeder Jugendlichen ein eigenes Zimmer, hat einen Garten und grosszügige Gemeinschaftsräume.

Simeone will die jungen Frauen in die Selbstständigkeit führen. Jennifer Rogg, Sozialpädagogin, weiss um die vielschichtigen Probleme der jungen Frauen, die im Schlössi ein neues Zuhause finden. In der hellen Küche der Wohngruppe Rubin verbreitet sich der Duft von Gnocchi. „Die Jugendlichen können sehr gut kochen”, erzählt Jennifer Rogg, die seit zwei Jahren im Schlössli arbeitet. Julia Coers, ihre Teamkollegin, sammelt in der Zwischenzeit die Handys der Bewohnerinnen ein. Dass diese beim Abendessen tabu sind, sorgt bisweilen für Unmut. Aber auch für eine lebhafte Tischgemeinschaft. Dabei wissen die Sozialpädagoginnen, welche Schicksale sich hinter der vergnügten Tischgemeinschaft verbergen. Die 13- bis 19-jährigen Frauen leben aufgrund von Krisensituationen im Schlössli. Sie wurden meist vom Kinder- und Jugenddienst vermittelt und benötigen neben sozialpädagogischer auch psychologische Betreuung.

10

3 | 2 01 5

„Die Leute können mit mir umgehen” Die fünfzehnjährige Carola musste ihr Zuhause verlassen, weil es mit der Familie „nicht mehr funktioniert hat”. Aufgrund eines körperlichen Handicaps und psychischer Probleme benötigte sie Unterstützung, die ihre Eltern nicht leisten konnten. Carola war erleichtert, als sie vor fünf Monaten einen Platz im Schlössli erhielt. „Ich vermisse meine Familie zwar. Aber hier können die Leute besser mit mir umgehen.” Auch die 18jährige Ayse, die vor drei Jahren alleine aus der Türkei in die Schweiz kam, ist froh, in betreuter Gemeinschaft eine neue Heimat gefunden zu haben.

Nicht einmal die unschöne Begegnung mit einer schlechtgelaunten Bewohnerin konnte Taylor abschrecken. „Als die Sozialpädagogin besagte Person darum bat, 

Leitbild Die Heilsarmee ist eine inter­

nationale Bewegung und Teil der weltweiten christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet auf der Bibel. Ihr Dienst ist motiviert durch die Liebe Gottes. Ihr Auftrag ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.


AM WERK 

Vielschichtige Probleme

mich durchs Haus zu führen, bekam sie ein schroffes ‚Nein’ zur Antwort.”

Die Jugendlichen in die Selbständigkeit zu führen, ist das Ziel und die grosse Herausforderung von Daniel Simeone. Er leitet das Schlössli, in dem er schon zuvor als Mitarbeiter tätig war, seit sechs Jahren. „Es macht mir Freude, mit den Jugendlichen zu arbeiten. Aber die Anforderungen an uns sind stark gestiegen. Wir haben es mit immer vielschichtigeren Problemen zu tun.” Simeone schätzt die gute Zusammenarbeit mit der Psychiatrischen Uni-Klinik, die das Team bei der Betreuung der Jugendlichen unterstützt. Es braucht ein starkes Nervenkostüm, um mit Teenagern zu arbeiten. Nur selten kommt ein „Danke” über ihre Lippen. „Das erwarten wir auch nicht”, sagt Julia Coers. „Unser Lohn ist es, wenn wir die positive Entwicklung der Frauen beobachten können.” 

Die besagte Person heisst Sabrina und ist inzwischen Taylors beste Freundin im Haus. „Wir alle haben mit unseren Familien ähnliche Erfahrungen gemacht”, erklärt Taylor. „Das schweisst uns zusammen.” Sabrina, die schon seit zwei Jahren im Schlössli lebt, bestätigt: „Die Leute hier sind für mich wie eine zweite Familie.”

Wieder nach Hause Sabrina konnte das schwierige Verhältnis mit ihrer Mutter verbessern und will wieder nach Hause ziehen. „Aber ich bin noch nicht so weit”, erklärt sie. „Im Schlössli fühle ich mich sicher und unterstützt. Ich werde hier für das Leben ausgerüstet, habe gelernt, zu kochen, mit Geld umzugehen und Bewerbungen zu schreiben.” Es ist Sabrina gelungen, einen Praktikumsplatz in einer Tierhandlung zu bekommen. Auch Taylor, die die Fachmaturitätsschule besucht, schätzt den geschützten Rahmen im Schlössli. „Hier habe die Chance, mein Leben zu ordnen und selbstbestimmt zu planen.”

Handyabgabe vor dem Abendessen sorgt für lebhafte Tischgemeinschaft.

schloessli-basel.ch Anzahl Plätze: 14 Notfallplatz: 1 Anzahl Mitarbeitende: 19 Auszubildende: 4 Stellenprozente: 1260 Durchschnittlicher Aufenthalt: 8-9 Monate

Würdiges Alter – trotz fehlender Rente Alberto Schumaker Die Arbeit der Heilsarmee in Ecuador will älteren Menschen ein würdiges Leben ermöglichen.

Das mangelhafte Sozialversicherungssystem für ältere Menschen ist ein erhebliches Problem in Ecuador. Trotz den von der Regierung durchgeführten Massnahmen zur Verbesserung bleiben Ausgrenzung, Armut, Gewalt und Stigmatisierung eine traurige Realität für ältere Menschen. Der Zugriff auf die Altersrente ist nur für jene möglich, die mindestens zehn Jahre Sozialbeiträge geleistet haben. In Ecuador gehen jedoch viele Menschen einer nichtregistrierten Arbeit nach. So haben viele kaum Zugriff auf die Altersrente.

In Zusammenarbeit mit der ecuadorianischen Regierung planen die Heilsarmee Zentren in Quito und Cayambe Massnahmen, die einen Beitrag zur Gestaltung eines würdevollen Alters leisten. Ältere Menschen sollen um ihre Rechte wissen und von der Gemeinschaft, in der sie leben, integriert und betreut werden. Die Heilsarmee kümmert sich um mindestens 120 arme und armutsgefährdete ältere Menschen. Sie bezieht ausserdem ihre Familien und die Gemeinden rund um die verschiedenen Zentren ein: Es werden Mahlzeiten aus-

gegeben und Gesundheitsprogramme durchgeführt. Sie sensibilisiert zudem die Bevölkerung für die Probleme von älteren Menschen. Durch ihre Arbeit mit Familien, Unternehmen und Kindern aus den umliegenden Quartieren wird die ältere Generation besser in die Gesellschaft integriert. Damit soll das Programm eine nachhaltige Wirkung erzielen. 

11

3|201 5


AUF WIEDERSEHEN

Rätseln Sie mal …

Sudoku-Spass So gehts: Füllen Sie das Rätselgitter mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Zahl darf in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3x3 Blöcke nur ein Mal vorkommen! Viel Spass!

Lösungen: Sudoku und Rätsel

Wor t auf den Weg „Aber alle, die ihre Hoffnung auf den Herrn setzen, bekommen neue Kraft.” Die Bibel, Jesaja 40, 31

Nest auf dem Kopf Es gibt das Sprichwort „Wir können uns nicht wehren, dass die Vögel über unsern Kopf fliegen, wohl aber, dass sie sich auf unserm Kopfe einnisten”. Im gleichen Sinn möge das Grauen, das zurzeit in der Welt geschieht, sich nicht in unsern Herzen als lähmendes Entsetzen Wir freuen uns auf eine Kontaktnahme. Überreicht wurde Ihnen TRIALOG durch:

12

5 | 2 01 4

oder Resignation einrichten! Vielmehr bewege es uns, an unserem Platz, in unserem Umfeld, das Mögliche zu tun, um für das Gute zu kämpfen: In Familie, Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Freizeit können wir Frieden stiften, trösten, versöhnen, helfen. Jesus hat dies al-

les vorgelebt; er gibt die nötige Kraft, die nötige Liebe dazu. Elsbeth Cachelin

Allgemeines Spendenkonto der Heilsarmee

PC 30-444222-5


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.