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Ein Duo will abheben
Nach drei NLA-Jahren bei Piranha Chur schnüren Laila Ediz und Marcia Wick ihre Schuhe neu in der Flughafenstadt. Mit den Jets wollen die 20-jährigen Bündnerinnen Titel holen.
TEXT NICOLA CATHOMAS • FOTOS DIETER MEIERHANS, SWISS UNIHOCKEY/CLAUDIO SCHWARZ
Bei Piranha lief Marcia Wick oft an der Seite Corin Rüttimanns auf. Jetzt muss sie sich in einem neuen Umfeld bewähren.
Nach den Abgängen von Leistungsträgerinnen wie Brigitte Mischler, Mirjam Hintermann, Iza Rydfjäll und Philippa Blom bediente sich der Meister im Sommer bei der direkten Konkurrenz, um die Verluste abzufedern. Unter anderem sicherten sich die Jets die Zusagen der Superfinal-Gegnerinnen Marcia Wick und Laila Ediz – die Piranha-Eigengewächse waren schon früh zu wichtigen Teamstützen für die Bündnerinnen geworden.
Nach der ersten Phase der Meisterschaft darf gesagt werden, dass die Jets trotz des zweiten grossen Umbruchs innert zwei Jahren das gejagte Team bleiben. Sechs Siege in Folge bis zur WM-Pause, die Tabellenführung. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisteten Ediz und Wick, die in der teaminternen Skorerliste hinter Nina Metzger auf den Rängen 2 und 3 folgen. Die Bündnerinnen wollen nach ihrem Wechsel «endlich wieder einen Pokal nach Hause nehmen». Einer ist allerdings schon weg. Nach dem völlig überraschenden 2:8 gegen BEO Ende November in der Liga schieden die Jets auch im Cup-Viertelfinal gegen die Berner Oberländerinnen aus.
DIE ANFÄNGE IN DER HEIMAT
Schon als 16-Jährige wurden die Churerinnen zu einem Teil des NLA-Kaders bei Piranha. «Wir hatten fast den gleichen Werdegang», beschreibt Laila Ediz den gemeinsamen Weg. Begonnen haben die Karrieren, wie üblich in Chur, in den gemischten Kleinfeld-Teams von Chur Unihockey, ehe der Wechsel in den Nachwuchs von Piranha erfolgte und die Entwicklung so richtig Fahrt aufnahm. «Nach kurzer Zeit in der U17 wurden wir schon in die U21 befördert», blickt Marcia Wick zurück. Ebenso schnell wurde das Duo Bestandteil des PiranhaFanionteams und etablierte sich in drei Jahren als feste Grösse der «Orange-Schwarzen». Seit diesem Sommer spielen die Churerinnen in Kloten bei der direkten Konkurrenz, ohne vergessen zu haben, woher sie kommen. So meint Ediz: «Die Farben Orange und Schwarz bedeuten mir immer noch sehr viel und ich werde sie nie vergessen.» In ihrer Zeit in der Heimat entwickelten sich viele Freundschaften mit Teamkolleginnen, unter anderem diejenige zwischen Marcia und Laila. «Die Freundschaften waren auch der Grund, weshalb mir der Entscheid zum Wechsel zu den Jets so schwer fiel. Die Zeit in Chur war sehr schön», bestätigt Marcia Wick.
Nach dem Wechsel in die Flughafenstadt trafen die Bündnerinnen im Rahmen des Supercups schon früh ein erstes Mal auf ihre «alte Liebe». «Ich hatte das Gefühl, dass ich das falsche Trikot trage», beschreibt Ediz ihre Emotionen während der Partie. So war es für Wick und Ediz, die natürlich noch mit einigen ehemaligen Teamkolleginnen in Kontakt stehen, ein «sehr spezielles Spiel». Von Erfolg gekrönt war die erste Begegnung gegen das alte Team jedoch nicht. Die Jets mussten eine 3:4-Niederlage im Final hinnehmen.
LANDUNG IN DER FLUGHAFENSTADT
Die Transfer-Offerte der Jets löste einen Prozess an Gesprächen mit Familie, Trainern und Freunden aus. Erstmals überlegten sich die Bündnerinnen, das gewohnte Umfeld ihres Stammklubs zu verlassen. «Mit der Anfrage machte ich mir erste Gedanken,
MARCIA WICK
Geburtsdatum: 6.5.2002 • Position: Center • Ausbildung: Praktikum im sozialen Bereich • Ich in drei Worten: Viel am Lachen • Hobbys: wandern, pilzeln, «bädala», lecker Essen • Lieblingsserie: White Collar • Lieblingsessen: Fischknusperli • Traumblock: Sara Christen, Dina Koch; Marcia Wick, Seraina Fitzi, Linn Larsson
LAILA EDIZ
Geburtsdatum: 24.9.2002 • Position: Center • Ausbildung: Studentin • Ich in drei Worten: tollpatschig, spontan, geduldig • Hobbys: «bädala», Brändi-Dog-Battles, Ping Pong • Lieblingsserie: Prison Break • Lieblingsessen: Capuns • Traumblock: Chiara Gredig, Linn Larsson; Laila Ediz, Oona Kauppi, Wilma Johansson
Der Traum vom Double ist vorbei. Klappt es mit dem Meistertitel?
CHAMPIONS CUP IN FINNLAND
Nachdem im Januar 2020 und 2021 der in Winterthur geplante Champions Cup zweimal wegen Corona abgesagt werden musste, findet das Turnier nun wieder statt. Am 7. und 8. Januar 2023 messen sich die Meister der vier Topnationen in Lempäälä (Finnland). Bei den Frauen treffen die Jets im Halbfinal auf Thorengruppen, den schwedischen Meister mit dem Starensemble um die finnischen Kauppi-Zwillinge, dazu kämpfen TPS Turku (mit Seraina Fitzi) und FBC Ostrava um den Finaleinzug. Bei den Männern bekommt es Schweizer Meister GC mit dem finnischen Ligakrösus Classic zu tun, den anderen Halbfinal bestreiten IBF Falun und Mlada Boleslav. Seit der Einführung des aktuellen Formats 2011 gewannen bei den Frauen ausschliesslich schwedische Teams, darunter dreimal Thorengruppens «Vorgängerverein» IKSU. Bei den Männern vermochten nur SSV Helsinki und Classic zweimal die schwedische Dominanz zu brechen. Gold für die Schweiz gab es schon lange nicht mehr. Bei den Frauen gewannen Dietlikon (2007 und 2008) sowie die Red Ants (2005) die früheren Formate Europacup und Euro Floorball Cup, bei den Männern war einzig Wiler-Ersigen 2005 siegreich.
wie es bei einem anderen Verein aussehen könnte», denkt Ediz an den Moment der Anfrage zurück. Nicht nur der sportliche Aspekt musste geklärt werden, auch die Frage der persönlichen Zukunft stand im Zentrum. «Ich fragte mich, wie ich mein kommendes Jahr gestalten wollte und ob ein Wechsel mit meinem Alltag vereinbar wäre», beschreibt Wick ihre Gedankengänge.
Letztlich war bei beiden der Reiz der neuen Herausforderung in Kloten ausschlaggebend. «Mit dem Wechsel wollten wir raus aus unserer Komfortzone, um uns weiterzuentwickeln und gemeinsam neue Erfahrungen zu machen», sagen sie. Am 20. Februar konnten die Jets die Transfers als fix verkünden. Dass die Wechsel gleichzeitig vollzogen wurden, kam nicht von un-
Marcia Wick
gefähr. Die Freundinnen hatten gemeinsam besprochen, ob sie den nächsten Schritt in ihrer Karriere gehen sollen. «Wir wussten von Anfang an, dass wir den Wechsel zusammen oder gar nicht machen würden», sagt Ediz und Wick fügt an: «Die Jets fragten uns bewusst beide gleichzeitig an, da sie wussten, dass wir nur im Doppelpack kommen würden.»
IN DER NATI ETABLIEREN
An der U19-WM 2021 in Uppsala gehörten die Bündnerinnen zu den Leistungsträgerinnen des Schweizer Teams, nun soll in der Frauen-Nati der nächste Schritt folgen. Beide erlebten im September bei den ersten Testspielen unter Oscar Lundin in St. Gallen ihre Feuertaufe, Ediz war auch im November an der Euro Floorball Tour in Schweden dabei. «Unser Ziel lautet, dass wir uns in der Nati aufdrängen und etablieren können», sagen die ehemaligen Piranhas.
Die beste Basis dafür ist das Schultern
INTERVIEW MIT LAILA EDIZ UND MARCIA WICK
«WIR WOLLEN TITEL GEWINNEN»
Spiele gegen Piranha werden für Ediz noch lange speziell bleiben. Wie habt ihr euch nach dem Umzug in den ersten Monaten im Kanton Zürich eingelebt?
Marcia Wick: Ich fühle mich sehr wohl in Kloten. Wir haben ein tolles Team und es macht Spass, sich im Training mit vielen anderen talentierten Spielerinnen zu messen. Der Konkurrenzkampf führt dazu, dass sich alle stetig steigern müssen, um sich einen Platz unter den besten 15 zu verdienen. Laila Ediz: Wir wohnen zusammen in einer WG mit Céline Stettler, der Finnin Sara Piispa und der Tschechin Veronika Kopecka. Ein bunter Haufen.
Wie läuft es im Team?
Ediz: Die Stimmung ist bestens. Ich freue mich über die neue Herausforderung. Der von Marcia erwähnte Konkurrenzkampf kann in gewissen Fällen ja auch zum Zerfall eines Teams und Problemen führen, aber bisher können wir den Konkurrenzkampf zu unseren Gunsten nutzen. Für mich ist er auch der entscheidende Faktor, warum wir aktuell so erfolgreich sind. Wir pushen uns gegenseitig, was uns als Gruppe zusammenschweisst.
Nehmt ihr andere Rollen in als in Chur?
Ediz: Das ist noch schwierig zu sagen. Bei Piranha lernten wir früh, Verantwortung zu übernehmen und eine Linie zu führen. Dieses Wissen nahmen wir mit. Trotz unseres Alters haben wir bald vier Jahre NLA-Erfahrung, was in einem so jungen Team wie den Jets immer förderlich ist.
Marcia Wick sorgt für Torgefahr.
von Verantwortung im Verein. Unter Druck setzen lassen sich die 20-Jährigen jedoch nicht. «In unserem Alter haben noch genügend Zeit, um uns international durchzusetzen. Aktuell gehören wir immer noch zu den jüngeren Spielerinnen im Kader, die liefern dürfen und noch nicht die volle Verantwortung tragen müssen.»
Bezüglich der weiteren Pläne geben beide nicht viel Preis. «Ich bin ein Mensch, der im Moment lebt und spontane Entscheidungen trifft», beschreibt sich Ediz, während Wick sagt: «Solange mir der Sport zusagt und er mit dem Alltag vereinbar ist, bleibe ich dem Sport treu.» Ein Engagement im Ausland wäre zwar «sehr reizvoll, jedoch müsste sich die richtige Situation ergeben», halten sie sich alle Optionen offen.
Welche Ziele habt ihr euch gesetzt?
Wick: Wir wollen Titel gewinnen. Nach dem Cupsieg mit Piranha Chur gegen die Jets im Frühling 2020 wird es Zeit, wieder mal einen Kübel zu gewinnen..
Ihr habt im Herbst eure Nati-Taufen erlebt, nun steht beim Champions Cup der nächste internationale Auftritt an. Wie wollt ihr euch dort präsentieren?
Ediz: Wegen der Auslosung, bei der uns Thorengruppen IBK zugewiesen wurde, sind wir so realistisch, dass es vielleicht nicht ganz für den Finaleinzug reichen wird. Dennoch erwarten wir von uns selbst, dass wir mutig auftreten und so zeigen, dass die Schweizer Liga attraktiv ist. Am Czech Open bewiesen wir im Sommer gegen Falun, dass wir auch international ein Wörtchen mitreden können. Das wollen wir nun am Champions Cup bestätigen.