WM-Vorschau
Johan Schönbeck im Interview 18
Linn Larsson Im besten Team der Welt angekommen 32
WM-Vorschau
Johan Schönbeck im Interview 18
Linn Larsson Im besten Team der Welt angekommen 32
Eben noch ein Star an der U19-WM, jetzt schon an der A-WM in Malmö. Rookie David Hermle gibt Gas. 10
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Leitung: Diverse NLA-Spieler
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Kosten: Fr. 75.– pro TeilnehmerIn und Tag
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Winterthur Maienfeld
Gümligen
27. Dezember
28. Dezember
29. Dezember
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Anmeldefrist: 31. Mai 2025 (Beschränkte Teilnehmerzahl)
Bitte online anmelden! Wenn das unmöglich ist, Anmeldung an: unihockey.ch
Schauenbergstrasse 1
8400 Winterthur
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EDITORIAL
Da die Unihockeyszene langsam aber stetig wächst, erkläre ich gerne wieder mal, warum Sie gerade diese Zeilen lesen. Entweder gehören Sie zu den Abonnentinnen und Abonnenten von unihockey.ch – wenn das der Fall ist, danke ich Ihnen sehr herzlich. Oder Sie gehören zu den Lizenzierten von swiss unihockey, die wir zweimal pro Jahr mit einer Grossauflage beschenken. Wenn Sie alle Ausgaben des Jahres erhalten möchten, benötigen Sie ein Abo. Wie das geht, erfahren Sie auf Seite 47. Sie können sich damit selber beschenken oder anderen eine Freude machen, wenn Sie sich etwa auf der Suche nach einem Weihnachtspräsent befinden sollten.
Gönnen Sie sich und anderen ein Stück sportliche Kultur. Wenn Sie noch zum lesenden Teil der Gesellschaft gehören und Interesse an Geschichten mit Inhalt, Tiefgang und einer Prise Humor haben, Sind sie bei unihockey.ch richtig. Wer nur Bildchen auf Instagram anschauen will, ist wohl schon 20 Zeilen weiter oben ausgestiegen.
Schenkt uns die Schweizer Nati an der WM in Malmö eine Medaille? Diese Frage dominiert die aktuelle Ausgabe des Magazins. Alle anderen Geschenkfragen werden zwei Wochen später unter dem Baum geklärt.
Bei der hoffentlich spannenden Lektüre dieser Ausgabe wünsche ich Ihnen wie immer viel Vergnügen, dazu frohe Festtage und schon jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Damian Keller Chefredaktor unihockey.ch
06 Kurznews
Schöne Bescherung in Thun, Fusion in Chur, neuer Boden in Winterthur. Dazu wird gut gebrüllt.
10 Die Wucht aus dem Seeland Eben noch ein Star an der U19-WM, jetzt schon an der A-WM in Malmö. Wenn David Hermle seine 92 Kilogramm einsetzt, passiert etwas.
16 Als Underdogs nach Malmö Nach zwei vierten Plätzen und mit zwölf Rookies reist die Nati als Aussenseiter nach Schweden.
18 Johan Schönbeck im Talk Dem Nati-Trainer war klar, dass ein grosser Umbruch ansteht.
20 Schwedische Geschichten
Die bisherigen WM-Turniere in Schweden boten Gesprächsstoff.
22 Pingpong
unihockey.ch nimmt es mit Frida Nordmark (Riders) und Micha Strohl (Tigers) kurz persönlich.
26 Show- statt Heubühne Janine Thomi will mit den Skorps den ersten Titel einfahren.
28 Wechselbad der Gefühle
An der Frauen-EFT im Kurort Karlsbad tauchte die Nati dreimal, die U19 gewann das Turnier.
32 Im besten Team der Welt Linn Larsson ist nach dem Wechsel zu Thorengruppen voll im Element.
34 Titanen und Olympier Zeit für eine Zwischenbilanz in der 1. Liga Kleinfeld der Männer.
36 Armenia Calling Unihockey für Strassenkinder in der ehemaligen Sowjetrepublik.
38 Der Senkrechtstarter
Mit 16 wechselte Tomas Hanak vom Eis- zum Unihockey, zwei Jahre später war er U19-Weltmeister.
42 Hattrick als Ziel Für Schweden zählt nur WM-Gold.
46 Kolumne Viel Respekt vor coolen Socken.
47 Abos und Impressum Schlusspunkt: In den Mund gelegt.
Rookie David Hermle wagte sich vor die Kamera des Foto-Veteranen Fabian Trees.
International: Nach dem deutlichen Sieg im Hinspiel und obwohl das Torverhältnis im Champions Cup nicht relevant ist, reiste Pixbo IBK mit einem reichlich knapp bemessenen Kader ans Rückspiel in Kirchberg. Mit nur einem Torhüter – der nominellen Nummer 2, Gustav Ringhagen – und exakt 15 Feldspielern kamen die Göteborger an. Pixbo führte nach 17 Minuten 4:0, ehe der Schweizer Rekordmeister zur grossen Wende ansetzte und die Partie in der regulären Spielzeit mit 6:4 gewann. In der damit nötigen gewordenen Verlängerung war es wie schon im Viertelfinal gegen die Esport Oilers Gustav Fritzell, der Pixbo eine Runde weiter schoss. Im Final treffen die «Red Foxes» auf Mlada Boleslav, das nach zwei Siegen im Viertelfinal gegen Zug auch den finnischen Cupsieger Nokian KrP zweimal bezwang. Zu diesem Endspiel dürfte Pixbo wieder in Vollbestand und mit Jon Hedlund im Tor antreten.
International: Bereits vor sechs Jahren enthüllte die IFF Pläne, wieder eine Europameisterschaft einzuführen. Nach Verzögerungen sollte es 2026 mit einer EM der Frauen in Göteborg losgehen. Die EM sollte bei den Männern und Frauen jeweils im September im Jahr nach einer WM stattfinden. Geplant wurde mit acht teilnehmenden Nationen: Die besten sieben europäischen Teams der vorherigen A-WM sowie der Gastgeber der EM, zudem müssen diese Teams keine WM-Qualifikation bestreiten. Nun verzögert sich die Einführung erneut, es wird 2026 keine EM geben. Begründet wird dies mit «einer Reihe von Missverständnissen» zwischen der IFF und dem schwedischen Verband.
Meistergoalie Nils Schälin
Aller guten Dinge sind drei
Die EM der Frauen lässt auf sich warten.
GC-Kommentator im Livestream über die vielen Paraden von Zug-Goalie Nils Schälin.
National: Seit August 2018 gilt die AxaArena in Winterthur als beste Sporthalle der Schweiz. Mit dem Boden ist es aber so eine Sache. Der erste Belag wies einen Produktionsfehler auf und wurde im Sommer 2021 ersetzt. Seit Mitte November liegt schon der dritte Boden in der Halle, um den neuen Anforderungen von swiss unihockey gerecht zu werden. Die Kosten dafür im knapp sechsstelligen Bereich trägt der HC Rychenberg, der Hallenbetreiber Win4 kümmert sich um die Pflege. Pflege? Der Belag weist feine Rillen auf, die den Reibungsverlust reduzieren, aber das Entfernen von Harz erschweren, das die Handballer von Pfadi Winterthur verwenden. Es musste daher auch eine neue Reinigungsmaschine angeschafft werden.
Gustav Fritzell, der Mann, der in Verlängerungen gar keine Nerven zeigt.
National: Es ist vollbracht, die Fusion von Piranha Chur und Chur Unihockey ist offiziell. Am 18. November stimmten die Mitglieder beider Vereine dem Zusammenschluss zu Floorball Chur United zu. Der neue Grossverein will die Tradition und Stärken der beiden Vorgängerklubs vereinen und eine neue Ära im Churer Unihockeysport einläuten. Das Logo und der neue Vereinsauftritt (in den Farben Schwarz, Weiss, Petrol und Aqua), wird in den kommenden Monaten ausgearbeitet. Das Präsidium wird interimistisch von Stefan Caprez (Piranha) übernommen. Der Verein befindet sich in Gesprächen mit Kandidatinnen und Kandidaten, um den Vorstand langfristig optimal aufzustellen. Ziel ist es, ein starkes Führungsteam zu etablieren, das die Ziele zusammen mit der neuen Geschäftsführung und Leitung Sport erfolgreich umsetzt. Mehr dazu lesen Sie in der Januar-Ausgabe.
Nicola Bischofberger (HCR) über seine Meniskusverletzung und sein Comeback kurz vor der WM.
Männer NLB: Zum dritten Mal organisiert der UHC Thun unter dem Motto «Christmas Classic» ein Eventspiel kurz vor Weihnachten, zum zweiten Mal in Folge heisst der Gegner Floorball Fribourg. Das Duell der NLB-Spitzenteams hat sich zu einem Klassiker mit gesunder Rivalität entwickelt, der die Zuschauer in Scharen in die Hallen strömen lässt. Mit 637 Fans setzte das vorweihnachtliche Duell vor einem Jahr die Rekordmarke für ein QualiSpiel der NLB-Saison 2023/24. Ziel ist, diesen Wert zu egalisieren und den Fans mit attraktivem Rahmenprogramm erneut ein Highlight zu bieten. Gespielt wird in weihnachtlich designten Shirts. Anpfiff in der Thuner MUR-Halle ist am Freitag, 20. Dezember um 19:45 Uhr.
«Der erste Arzt sagte, ich solle nie mehr Unihockey spielen. Der zweite sagte was anderes. Ich glaubte dem zweiten.»
International: Am 30. Dezember werden die weltbesten Unihockeyspielerinnen und -spieler durch das Fachmagazin «Innebandymagazinet» gekürt. Anfang November wurde eine Vorauswahl kommuniziert. Je 20 Frauen und Männern kommen für die Auszeichnung infrage, darunter je drei Schweizerinnen und drei Schweizer. Bei den Frauen ist es das Pixbo-Trio Lara Heini, Céline Stettler und Isabelle Gerig, das ins Rennen geht, nebst sieben Schwedinnen, vier Finninnen, vier Tschechinnen sowie der Polin Dominika Buczek und der Slowakin Alzbeta Durikova (beide bei Kalmarsund in der SSL). Bei den Männern sind Jan Zaugg, Jan Bürki und Pascal Schmuki nominiert, dazu fünf Tschechen, vier Finnen, sechs Schweden und der Lette Peteris Trekse von Classic Tampere. Anlässlich der 20. Durchführung der Wahl werden zudem zwei neue Kategorien eingeführt. Der «Golden Floorball Youth Award» für den besten Spieler unter 20 Jahren sowie die «András Czitrom Trophy» für die Person, die das Unihockey in Entwicklungsländern am meisten vorangetrieben hat.
International: Nach der Rekordzahl von 141 Länderspielen mit 176 Skorerpunkten, 42 WM-Partien mit 53 Punkten und zwei WM-Bronzemedaillen wurde Eliska Krupnova an der EFT in Karlsbad (mehr dazu ab Seite 28) in den Ruhestand entlassen. Die 31-Jährige stürmte die letzten neun Jahre für Pixbo in der SSL (ein Meistertitel) und wird auch weiterhin in Schweden wohnhaft bleiben. Das Länderspiel zwischen Tschechien und Schweden bot die perfekte Kulisse für einen tränenreichen Abschied der 2020 zur weltbesten Spielerin ausgerufenen Stürmerin – eingespielte Video-Highlights, Erinnerungsfotos mit den tschechischen Nati-Mitstreiterinnen und ehemaligen PixboTeamkolleginnen (darunter auch Lara Heini und Flurina Marti) inklusive. Aktuell bemühen sich Pixbo und der tschechische Verband um Krupnovas künftige Dienste neben dem Feld.
«Es war die schönste Niederlage, die ich je erlebte.»
Appenzell-Trainer Marco Kipfer, stolz auf die Leistung seiner NLB-Frauen, nach der knappen 0:2-Niederlage gegen Skorpion Emmental im Cup-Viertelfinal.
Diese unverschämte Musical-Komödie von den Machern von South Park, Trey Parker und Matt Stone, und Bobby Lopez (Co-Autor unter anderem von Die Eiskönigin) erzählt die Geschichte zweier Mormonen, die in Uganda, weit weg von ihrem Zuhause in Salt Lake City, ihre Mission erfüllen müssen. Mit ausverkauften Vorstellungen über Monate in London, am Broadway, Nordamerika, Melbourne und Syd -
ney wurde der 9-fache Tony-Award-Gewinner The Book of Mormon zu einer weltweiten Sensation. Nun kommt der Broadway-Smash-Hit vom 4. bis 23. Februar 2025 zurück nach Zürich ins Theater 11.
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TEXT : DAMIAN KELLER FOTOS : FABIAN TREES, DIETER MEIERHANS
Eben noch ein Star an der U19-WM, jetzt schon an der A-WM in Malmö. Wenn David Hermle seine 92 Kilogramm in Zweikämpfe und Schüsse wirft, passiert etwas.
Geburtsdatum: 24.1.2004 • Zivilstand: Single • Wohnort: Brügg BE • Beruf: 50-Prozent Job als Einkäufer bei der IMD AG (Maschinenproduzent in Brügg), Unihockeyspieler • Grösse/Gewicht: 189 cm / 92 kg • Position: Verteidiger/Center • Stationen: Youngsharks Port, Biel-Seeland (zwei Saisons), Floorball Köniz Bern (ab U14) • Statistik Nati: 9 Spiele, 1 Tor • Statistik Köniz: 75 Spiele, 16 Tore, 15 Assists • Erfolge: Cupsieger 2023, U19-WM-Silber 2023 Hobbys: Tennis, Zeit mit Kollegen verbringen, Gamen (Sportspiele) • Lieblingsessen: Pizza ist weit oben • Lieblingsgetränk: kaltes Cola, Mate drei Stunden vor jedem Spiel
Wie viele HermleWeitschuss-Tore sehen wir in Malmö?
Alles begann mit einem Zettel im Briefkasten der Familie Hermle in Port. Die frisch lancierten Youngsharks Port suchten Kids, die Interesse an einem Unihockeytraining haben. David Hermle, noch keine fünf Jahre alt, hatte Interesse und ging hin. Er traf dort am 21. Januar 2009, im allerersten Training der Youngsharks, auf den Initianten des Projekts, Robert Martinjas und dessen Sohn Jamie. Die erste Gruppe von sechs Kids wuchs schnell an. Ein Noël Greber stiess dazu, Ella-Fée Greber, Nino Bühler und weitere. Was damals niemand ahnen konnte: Hermle, Greber und Bühler spielen heute gemeinsam für Floorball Köniz Bern, Jamie Martinjas für den SV Wiler-Ersigen, Torhüterin Ella-Fée Greber für die Wizards. Ihre bei den Sharks gefasste Rückennummer 29 trägt sie bis heute. Robert Martinjas kümmert sich weiterhin um die Youngsharks und wirkt auch als Assistenztrainer bei Wiler-Ersigens U18-Junioren.
Was aus David Hermle ohne diesen Zettel im Briefkasten wohl geworden wäre? Trotz Wohnort an der Aare und dem Bielersee sicher kein Schwimmer. «Ich war nie eine Wasserratte», verrät er lachend. Tennis wäre eine Variante gewesen, der Sport seines Vaters. David zeigte sich mit dem Racket sehr talentiert, setzte ab dem zwölften Altersjahr aber ganz aufs Unihockey – und Vater Matthias engagiert sich heute im Vorstand von Floorball Köniz Bern.
Im Keller des Elternhauses in Port nutzte der kleine David den Hobbyraum im Keller für intensive Schussübungen. «Der Goalie an der Zielwand war zwar ein Eishockey-Torhüter, erfüllte aber seinen Zweck», erinnert er sich schmunzelnd. Als die Familie der Aare entlang von Port ins einen Steinwurf entfernte Brügg umzog, fiel der Hobbyraum weg und die Technikeinheiten wurden ins Schlafzimmer verlegt, dafür wurden die Vereinstrainings umfangreicher.
Über die Zwischenstation UHC Biel-Seeland, wo er mit Gian Thöni (Wiler-Ersigen) einen weiteren langjährigen Weggefährten antreffen sollte, folgte er dem Fluss weiter bis in die Hauptstadt. Wie sangen doch Stiller Has? «Gang doch e chli der Aare naa.» Bei Floorball Köniz landete er in der U14 und bald in den von René Berliat geleiteten RLZ-Trainings. Robert Martinjas und Berliat nennt er denn auch als seine grössten Förderer.
HIGHLIGHTS JAGEN SICH
Grossgewachsen und kräftig wurde David Hermle stets in höheren Altersklassen eingesetzt. Mit offensichtlicher Spielintelligenz ausgestattet war er vielseitig
«Beim Debüt in der UPL spielte ich neben Ruh, vorne stürmten Zaugg, Michel und Engel. Ich war im Himmel.»
David Hermle
einsetzbar, meistens lief er als Center auf. In der Könizer Meistersaison 2020/21 trainierte er bereits im Fanionteam mit, in der Saison darauf wurde er ins UPL-Wasser geworfen. Gegen wen er sein Debüt gab, ist ihm heute egal. Was er noch weiss: «Jirky Holopainen war verletzt, ich kam als Verteidiger im ersten Block zum Einsatz – neben Yann Ruh, vorne stürmten Jan Zaugg, Pascal Michel und Manuel Engel. Ich war im Himmel.»
Einmal im Könizer Ensemble angekommen, wollte er nicht mehr weg. Beim Cupsieg gegen GC im Februar 2023 war der zu diesem Zeitpunkt 19-Jährige bereits so etabliert, dass er auf dem Feld blieb, als die Berner mit nur noch zwei Linien agierten. Den Sieg «feierte» Hermle mit einem Einsatz in der Könizer U21 am Folgetag in den Playoffs gegen Alligator Malans.
Zwei Monate später ging der Superfinal gegen WilerErsigen zwar im Penaltyschiessen dramatisch verloren,
David Hermle gilt als ruhiger Typ, der an seinen Aufgaben wächst. Seine physischen Qualitäten kommen international voll zur Geltung.
doch für Hermle sollte schon wenige Tage danach mit der U19-WM in Dänemark wieder ein Highlight folgen. Mit drei Toren im Halbfinal schoss er die Schweiz ins Endspiel, die letztlich gewonnene Silbermedaille machte einer in den letzten Jahren gerupften Unihockey-Nation wieder Hoffnung auf bessere Zeiten.
DIE FEHLENDE KONSTANZ
Aus dem um Titel kämpfenden Spitzenteam Köniz wurde letztes Jahr unerwartet ein Team, das um die Playoff-Qualifikation bangen musste. Dass der umworbene David Hermle mitten in der Krise seinen Vertrag (mit einer Ausstiegsklausel fürs Ausland) um drei Jahre verlängerte, wird ihm hoch angerechnet. Das Tief wirkt weiter nach, auch wenn mit Rasmus Kainulainen und Miska Mäkinen neue Qualität verpflichtet wurde. Dass Uster in dieser Saison weit vorne mitspielt, wusste noch niemand, als Köniz den SeasonOpener zu Hause gegen die Zürcher Oberländer verlor. Aber es folgte ein wilder Ritt mit Kantersigen (GC,
Thurgau), hohen Niederlagen (Tigers) und knappen Erfolgen gegen die designierten Playout-Teams WASA und Basel Regio. Gegen B-Ligist Fribourg mühten sich die Berner in den Cup-Halbfinal, in der Liga ist der Playoff-Strich bei Hälfte der Qualifikation gefährlich nah. Hermle analysiert nüchtern: «Die letzte Saison steckt noch in den Köpfen, Gegentore werfen uns zu schnell aus der Bahn. Wir dürfen nicht zu zögerlich auftreten und müssen uns für jeden Punkt den Hintern aufreissen, es wird uns nichts geschenkt», sagt der 20-Jährige, der aber Optimismus verbreiten will. «Wir sind ein junges Team, verfügen aber über genug Erfahrung und Qualität, um die derzeit fehlende Konstanz noch zu finden.»
ERFÜLLTER KINDHEITSTRAUM
Die Achterbahn mit dem Verein tritt schon bald für eine Weile in den Hintergrund. David Hermle ist einer von zwölf WM-Neulingen, welche die Schweiz im Dezember an der Männer-WM in Malmö vertreten werden.
Bei Köniz wurde früh voll auf den jungen Seeländer gesetzt.
U19-WM-Allstars:
Gemeinsam mit Pascal Schmuki (Uster) schaffte er den direkten Sprung von der U19-Nati zu den «Grossen».
«Johan Schönbeck rief mich bald nach der U19-WM an und sagte, er möchte mich testen. Pascal und ich waren schnell im Kreis der Nati aufgenommen, wir konnten in den Camps unbeschwert aufspielen und uns zeigen», so Hermle. Beide U19-WM-Allstars überzeugten in den Trainings und den Einsätzen im Rahmen der Euro Floorball Tour so sehr, dass sie in Malmö am Start sein werden.
«Ich glaubte es erst, als das Aufgebot definitiv war», gesteht Hermle, der mit viel Vorfreude auf Malmö blickt.
«Die U19-WM in Dänemark war mit der Finalqualifikation natürlich ein absolutes Hightlight. Die Leistung des Teams war sensationell. Die A-WM wird eine Nummer grösser, aber über den Rahmen will ich mir gar keine Gedanken machen. Dabei zu sein ist ein Privileg, damit geht ein Kindheitstraum in Erfüllung – ich werde meine ganze Energie und meinen Willen einbringen.»
Dass er an der WM dabei sein wird, erfuhr David Hermle übrigens nicht per Zettel im Briefkasten, er wurde von Johan Schönbeck angerufen. Der schwedische Nati-Trainer wohnt halt auch nicht 30 Meter entfernt in der gleichen Strasse wie damals Robert Martinjas.
Du trägst eine Schiene an einem Finger – was ist passiert?
David Hermle: An der EFT in Finnland riss gegen Tschechien die Beugesehne am Finger, der nun gestreckt bleiben muss. Gemäss den Ärzten muss die Schiene acht Wochen bleiben – die WM beginnt in Woche 8. Vielleicht habe ich Glück und sie kann rechtzeitig weg, mittlerweile fällt sie mir aber gar nicht mehr gross auf.
Du hattest dieses Jahr bereits etwas Pech.
Kurz vor den Playoffs der letzten Saison erwischte mich das Pfeiffersche Drüsenfieber, das aber zum Glück nach drei Monaten wieder weg war. Das kann ja viel länger dauern. In der Spitzensport-RS im Sommer hatte ich Probleme mit der Patellasehne am Knie. Aber auch das ist vorbei. Ich kann voll trainieren.
Wie sieht dein aktuelles Trainingspensum auf?
Es sind drei bis vier Einheiten mit dem Verein, dazu drei Fitnessund ein Techniktraining pro Woche. Und natürlich die NatiTermine. Ich finde genug Zeit für den Sport, da ich einem 50-Prozent-Job im Büro eines
Industriebetriebs an meinem Wohnort in Brügg nachgehe.
Du läufst in der Nati und im Verein mittlerweile als Verteidiger auf – was ist aus dem Center Hermle geworden?
Den gibt es schon noch, aber derzeit fühle ich mich hinten sehr wohl. Für das internationale Level brauche ich für die Rolle als Center noch etwas mehr Erfahrung, du musst das Spiel sehr schnell lesen können. Als Verteidiger kann ich meine Schuss- und Zweikampfstärke voll einbringen und mit mehr Ballbesitz als Playmaker Einfluss nehmen.
Wie erfährt man eigentlich von der Nomination in ein AllstarTeam wie an der U19-WM?
Ich wusste nichts davon, bis nach dem Final mein Name ausgerufen wurde. Eine Vorinformation gibt es wohl nur für Spieler, die den Final nicht bestreiten.
Wie läuft das in der Nati –kannst du dir für die WM einen Zimmerkollegen wählen oder wird das vorgegeben?
Bisher wurde ich als Neuling durchgereicht – an der EFT in Winterthur war es Nils Schälin, in Finnland gab es ein Dreierzimmer mit Noah Siegenthaler und Mat-
teo Steiner. Wenn in an der WM wählen kann, nehme ich Klubkollege Jan Zaugg oder Pascal Schmuki. Mit ihm verstand ich mich in Dänemark super.
Du wirst als ehrgeizger Typ beschrieben, der aber auch Tritte in den Hintern braucht. Wie passt das zusammen? Ich will nicht ausschliessen, dass ich mal einen Schubs brauche. Krafttraining mache ich lieber mit Teamkollegen, um mich mit ihnen messen zu können. Sobald es um etwas geht, wenn es zählt, macht mir alles mehr Spass. Dann will ich gewinnen und der Beste sein.
David Hermle wuchs an der Aare auf und folgte dem Fluss bis in die Hauptstadt.
zwei
TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS DIETER MEIERHANS, ERWIN KELLER
Vom Schweizer Kader, das vor zwei Jahren an der Heim-WM in Zürich von Gold träumte und leer ausging, sind nur noch acht Spieler übrig geblieben. Auch der Staff ist komplett neu. Vieles hat sich geändert. Es fängt bei der Sprache an. Statt von Superkompetenzen und 360-Grad-Unihockey wird jetzt von «Low-Event»-Spielen gesprochen. Von der Rolle als Underdog.
Nach zweimal «Blech» an den letzten Titelkämpfen tritt die Schweiz an der WM
in Malmö tatsächlich als Aussenseiter an. Letztlich wird es aber wie immer auf die beiden Spiele am Finalwochenende ankommen. Mit diesen hatte die Schweiz zuletzt Mühe. Doch die Siege gegen Tschechien und Finnland an den beiden EFT-Turnieren in diesem Herbst machen Mut.
DIE PAPIERFORM
Gehen wir chronologisch vor. Die Nati trifft in der Gruppenphase zum Auftakt auf Deutschland. Natürlich ein Gegner, der
geschlagen werden muss, auch wenn mit Adam Lundgren (Basel), Michel Wöcke, Niklas Rutz (beide HCR), Tino von Pritzbuer (WASA) und Goalie Jan Lemke (Thurgau) in der Schweiz bestens bekannte Namen dabei sein. Nicht zu vergessen Jakob Heins vom Champions-Cup-Finalisten Pixbo. Weiter geht die Reise gegen Norwegen (mit HCR-Verteidiger Markus Lindgjerdet, ohne den abgetretenen Veteranen Ketil Kronberg). Auch diesen Widersacher gilt es zu bezwingen, ehe es im dritten Spiel innert
Bei der letzten WM in Schweden, 2014 in Göteborg, waren Manuel Maurer (als Rookie) und Patrick Mendelin bereits dabei. Der 37-jährige Mendelin bestritt seine erste WM 2008, fehlte anschliessend zweimal wegen Verletzungen und vertrat die Schweiz ab 2014 immer – er kommt zu seiner siebten A-WM und war zudem zweimal an den World Games dabei. Wenn einer WM-Rookies Tipps geben kann, dann er.
Welche Erinnerungen hast du an deine erste WM 2008 in Tschechien?
Patrick Mendelin: Meine ersten Länderspiele bestritt ich wenige Wochen vor der WM. Ich hatte gar keine Zeit, mir viele Gedanken zu machen und liess mich als völliger Frischling einfach treiben. Ich wusste nicht, was es auf dem Platz braucht – und was ich persönlich brauche.
Welches sind klassische Rookie-Fehler?
Jeder muss für sich herausfinden, wie er nach Spielen herunterfahren und sich erholen kann, um mit voller Energie ins nächste Spiel zu gehen. Das Energiemanagement,
drei Tagen gegen Tschechien (ohne Schweizer Söldner) um den Gruppensieg geht. Spielchen wie «wenn wir die schlagen, haben wir den einfacheren Halbfinal» kann man sich schenken, zumal in der anderen Gruppe Gastgeber Schweden und Finnland erst im Anschluss an diese Partie aufeinandertreffen werden.
Läuft alles nach Papierform, wartet im Viertelfinal die Slowakei oder Lettland auf die Schönbeck-Truppe. Dann folgt die «Crunch-Time» am Finalwochenende, die zwei Chancen auf Edelmetall bietet.
ROOKIES UND ROOKIES
Zwölf WM-Rookies bot Johan Schönbeck auf, wobei es Rookies und Rookies gibt. Hier David Hermle (20, Köniz) und der sich einer bombastischen Form erfreuende Pascal Schmuki (20, Uster), die eben noch mit der U19-Nati im Einsatz standen und in Dänemark Silber holten. Dort sehr erfahrene Cracks wie der 30-jährige Marco Louis, der (endlich) zu seiner ersten WM kommt. Das gilt auch für Claudio Mutter, der für die Schweiz einst zwei U19-WM-Turniere bestritt, an diversen EFT-Events oder WM-Quali-Turnieren dabei war und SSLErfahrung aufweist.
Manchmal braucht es zum sportlichen Glück auch besondere Umstände – an der EFT in Winterthur im September verletzte sich Deny Känzig schwer, der einen Helfereinsatz als Hamburger-Brater verrichtende Mutter wurde aufs Feld befördert und blieb gleich da. Der 28-Jährige vermochte den
das Rauf- und Runterfahren ist entscheidend, denn nur das nächste Spiel zählt. Du musst auch wissen, wie du gut schlafen kannst, was oft nicht einfach ist. An einer WM kannst du in kurzer Zeit viele Fehler begehen.
Was hast du für dich persönlich herausgefunden?
Dass ich die absolvierten Spiele bewusst noch einmal Revue passieren lasse, um sie abzuschliessen. 2014 etwa lag ich viel im Bett, schlief aber schlecht, da ich noch zu viel im Kopf hatte. Es gab wenig Ablenkung, da wir mitten im
Staff offenbar mehr zu überzeugen als etwa Tigers-Skorer Matteo Steiner, der zu Hause bleiben muss.
ALLE AUGEN AUF SCHWEDEN
Anders als in Zürich werden in Malmö alle Augen auf Schweden gerichtet sein. Es wird – auch wenn die Fortschritte Tschechiens zur Kenntnis genommen werden – der übliche Final zwischen Schweden und Finnland erwartet. Und warum auch nicht – wer für Stars wie Emil Kalentun, Alexander Galante Carlström (Schweden) oder Miko Kailiala (Finnland) keinen Platz im Kader findet, muss gut sein.
Die Tschechen verfügen über die spielerischen Mittel, den Final zu erreichen, wenn die Leistungsträger wie Marek Benes fit sind. Die Schweiz kann einen Halbfinal gewinnen, wenn mit einem etwas einfacheren Spiel als zuletzt alles aufgeht. Nichts ist unmöglich. Und Schweizern liegt die Rolle des Underdogs bekanntlich.
8.12.2024, 11:30 Uhr
Deutschland – Schweiz
9.12.2024, 16:00 Uhr Tschechien – Schweiz 10.12.2024 , 16:00 Uhr Schweiz - Norwegen
Patrick Mendelin vor zwölf Jahren in Göteborg.
Wald einquartiert waren. Es gibt Spieler, die gerne ständig mit dem Team unterwegs sind, im Aufenthaltsraum Pingpong spielen oder ähnliches. Ich gehe mittlerweile gerne mal alleine auf einen Spaziergang oder lese ein Buch. Da fällt mir ein: Ich habe ein Buch irrtümlich auf Französisch bestellt, das muss ich vor der Abreise noch umtauschen (lacht).
Nimmt Pascal Schmuki seine Form an die WM mit?
Anderthalb Jahre nach seinem Amtsantritt steht Nationaltrainer Johan Schönbeck (53) vor seiner ersten WM. Wir unterhielten uns mit dem Schweden über die Vorbereitung mit vielen neuen Spielern und die anstehenden Titelkämpfe in seiner Heimat.
TEXT CONSTANTIN STREITER • FOTO SWISS UNIHOCKEY
Wir erreichen Johan Schönbeck an einem frühen Montagmorgen via Teams-Call. Er ist sich die Videotelefonie gewöhnt – da er mit seiner Familie in Växjö wohnt, findet der Kontakt in die Schweiz oft elektronisch statt. Gleich nach unserem Gespräch steht der Austausch mit dem Staff der A-Nati auf dem Programm. «Dieser Termin am Montag ist jede Woche fixiert, oft tauschen wir uns am Donnerstag noch einmal aus», so Schönbeck.
Alle drei Kinder Schönbecks spielen oder spielten Unihockey. Die älteste Tochter ist im Sommer nach der bestandenen Matura in die USA gezogen, die beiden jüngeren (13 und 17) spielen aktiv im Verein. Der vollamtliche Nati-Trainer hat keinen Nebenjob und auch kein zusätzliches Vereinsengagement. «Nur als Papi-Trainer», schmunzelt er. Ansonsten wäre es ihm aber nicht möglich, ein weiteres Amt mit der notwendigen Kontinuität auszuüben. «Pro Monat bin ich etwa acht bis zehn Tage in der Schweiz. Neben den Aktivitäten mit dem Nationalteam bestimmt der Spielplan der Männer UPL die Reisen. Die Spiele, die ich nicht in der Halle sehe, schaue ich im Video-Replay – auch Happee und Thorengruppen mit den Schweizer Nationalspielern.»
Wie beschreibst du dein WM-Kader?
Johan Schönbeck: Für eine WM ist es ein sehr unerfahrenes Kader. Es war von Anfang an klar, dass wir vor einem Umbruch stehen. Sowohl die Debütanten wie auch die WM-erfahrenen bilden keine homogene Gruppe, sondern bringen einen Mix aus Jugend und Erfahrung. Die Rookies kommen nicht alle aus der U19, sondern verfügen teilweise über viel Erfahrung aus wichtigen nationalen und internationalen Spielen. Das Team ist sehr ehrgeizig und motiviert, die notwendige Arbeit zu leisten, um in die Medaillenränge zurückzukehren.
Die Defensive scheint mehr im Fokus zu stehen als unter David Jansson?
Es war wichtig, mit einer sauberen Defensive zu starten. Dieses Thema und danach auch das Umschaltspiel standen während dieser WM-Kampagne im Vordergrund. Es gilt, in beide Richtungen des Spielfelds hart zu arbeiten.
Wie war der Umgang mit Verletzungen, zum Beispiel bei Nicola Bischofberger?
Wir haben viel Kontakt mit allen Spielern, auch mit den Verletzten. Die Jungs sind in den Vereinen gut aufgehoben und arbeiten im Alltag mit den Physios und Ärzten, die sie am besten kennen. Bei «Bischi» gab es fast jede Woche eine Auswertung, wir verfolgten einen Plan und der scheint aufzugehen – er konnte mit Rychenberg gegen GC sein Comeback auf dem Feld geben.
Gab es Entscheide, die besonders schwierig waren?
Yannis Wyss und Dan Hartmann etwa standen bei den EFT noch im Kader.
Das Kader entstand in Etappen. Zuerst mussten wir eine Liste mit 30 Namen einreichen. Es gab viele Einzelgespräche – gegen aussen kommentieren wir aber keine
Spieler, die nicht aufgeboten sind. Am Schluss ging es um Fragen wie: Wer kann welche Rollen einnehmen und mit wem zusammenspielen? Wir hatten viele Informationen. Die letzten Länderspiele, unser Scouting, Statistiken, persönliche Eindrücke. Es gilt auch zu bedenken, dass gute Leistungen in der UPL nicht 1:1 auf die Leistung im Nationalteam schliessen lassen.
«Erst die Defensive und dann auch das Umschaltspiel standen im Fokus der WM-Kampagne.»
Ist Lukas Genhart die Nummer eins?
Es ist ein Duo. Wir reisen mit den beiden Goalies nach Malmö, die während der Kampagne am meisten aufgeboten wurden. Es herrscht ein Konkurrenzkampf, die Tagesform wird wichtig sein.
Was steht unmittelbar vor Beginn der WM auf dem Programm?
Wir sind fünf Tage im WM-Camp im Tessin, in Tenero und Lugano. Es gibt Überlegungen zu den Linien und den verschiedenen Optionen – eine grobe Planung, wie wir aufstellen möchten, hatten wir natürlich schon davor. Die Kommunikation mit den Spielern ist jetzt sehr wichtig, es finden viele Einzelgespräche statt, damit sich jeder gut vorbereiten kann. Es gibt klarere Rollen und solche, die noch genauer festgelegt werden müssen.
Wann fliegt ihr nach Schweden und wo werdet ihr logieren?
Da wir am ersten Turniertag kein Spiel haben, fliegen wir erst am 6. Dezember. Vor Ort haben wir letztes Jahr nach der EFT im Malmö alles angeschaut, unser Hotel ist in Lund. Es sind rund 20 Minuten Fahrt bis zur Halle.
Wie blickst du auf die drei Gruppengegner?
Zuletzt trafen wir fast nur auf die Top-Nationen. Deutschland und Norwegen sind ganz andere Gegner – da müssen wir das Spiel machen und uns anders vorbereiten, da wir schon lange nicht mehr gegen diese Teams gespielt haben. Die möglichen Viertelfinalgegner, Lettland und die Slowakei, stehen während der Vorbereitung noch weniger im Fokus als unsere Gruppengegner. Uns kommt entgegen, dass wir zwischen der Gruppenphase und dem Viertelfinal zwei Tage spielfrei haben.
Gibt es konkrete Ziele für die WM und wenn ja, wer setzt diese – der Verband? Der Staff? Die Spieler? Vom Verband wird uns nichts vorgegeben. Das Resultatziel wird vom Staff gesteuert, die Spieler sind bei den Verhaltenszielen involviert. Fakt ist: Die Schweiz ist zuletzt zweimal Vierter geworden und es gab einen grossen Umbruch. Wir sind realistisch betrachtet die Underdogs unter den Top-4-Nationen, aber das Team ist bereit, alles zu geben, um wieder eine Medaille zu holen.
Zum vierten Mal ist Schweden Gastgeber einer Männer-WM. Die bisherigen Turniere boten viel Gesprächsstoff, Malmö schrieb die erste Geschichte schon vor Turnierbeginn.
TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS ERWIN KELLER, DIETER MEIERHANS
Erwachsene Männer brachen in Tränen aus, als sie bei der allerersten Unihockey-WM 1996 am Finaltag den mit 15 106 Fans gefüllten Stockholmer Globen betraten. Der Sport aus den miefigen Turnhallen und Vorrundenspielen in Skelleftea und Uppsala sonnte sich ein erstes Mal im Glanz der grossen Showbühne. Den Titel holte sich Schweden, das im Final Finnland mit 5:0 bezwang. Aus Schweizer Sicht war es eine WM zum vergessen – der Halbfinal wurde mit einem 4:4 in der Vorrunde gegen Norwegen knapp verpasst, nach einem Sieg über Russland resultierte Rang 5.
FINALTRÄUME UND SANDHAUFEN
An der WM 2006 erkämpfte sich die Schweiz im Gruppenspiel in Malmö gegen Schweden ein 4:4 – bis heute die einzige Nicht-Niederlage gegen den Rekordweltmeister an Titelkämpfen. Zum Gruppensieg reichte das nicht, daher kam es im Globen zum Halbfinal gegen Finnland. Dort war die
Schweiz bis neun Minuten vor Schluss in Schlagdistanz, ehe Mikko Kohonen die Finalträume beendete. Im Bronzespiel schlugen die Schweizer Tschechien deutlich mit 9:4. Adrian Zimmermann beendete das Turnier als Topskorer.
2014 war Göteborg Austragungsort der mittlerweile zehnten Männer-WM. In Erinnerung bleiben die künstlich nach oben frisierten Zuschauerzahlen, um den Tschechen den Besucherrekord von 2008 abzuluchsen und ein missglücktes Finalwochenende der Schweiz. Vor dem Halbfinal gegen Schweden kritzelte Nati-Coach Petteri Nykky auf dem Parkplatz eines Golfplatzes eine neue Taktik in einen Sandhaufen –offenbar war der Finne zum Schluss gekommen, dass sein Team mit einer normalen Spielweise keine Chance hätte.
Nach sechs Minuten führten die Schweden 3:0, nach dem ersten Drittel 6:0, letztlich gewannen sie 10:1. Im Final drehte der Gastgeber gegen Finnland ein 0:2, gewann 3:2 und wurde Weltmeister. Die demorali-
sierten Schweizer zogen im Bronzespiel gegen Tschechien mit 3:4 den Kürzeren und blieben ohne Medaille.
WELTMEISTER MÜSSEN GEHEN
Was bietet Malmö 2024? Eine Geschichte schreibt der Gastgeber schon vor Beginn des Turniers. Der schwedische Verband kündigte an, die Verträge der beiden Nationaltrainer Thomas Brottman und Niklas Nordén – die zweimal WM-Gold holten – nach der WM nicht zu verlängern. Dies mit der diffusen Begründung, auch anderen die Chance zu geben, Teil des Nati-Betriebes zu sein.
Växjö-Verteidiger Niklas Ramirez explodierte förmlich und kündigte seinen Rückritt aus dem Nationalteam an. «Ich betreibe Spitzensport und will gewinnen, nicht in einer Wohltätigkeitsorganisation mitmachen!» In Malmö wird er aber noch spielen und will auch Schwedens vierte Heim-WM vergolden. Garniert mit der Extra-Motivation, der Verbandsspitze zu zeigen, dass der Trainerentscheid ein Fehler war.
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Micha Strohl Tigers Langnau
Geburtsdatum: 5.6.2004
Beruf: Kellnerin
Position: Verteidigerin
Motto: Just do it
Meine letzte Busse: 5 Franken. Ich habe etwas vergessen – weiss aber nicht mehr was. Das koche ich gern: Tacos
Lieblingsbuch: Bridgerton (Romanreihe)
Lieblingsgegenstand: meine Wimpernzange
Lieblingsfilm: alle Disneyfilme
Lieblingslied: Power (Kanye West)
Schönster Ort: unser Sommerhaus in Schweden
Nächstes Reiseziel: Schweden (Weihnachten)
Mein erster Verein: Rönnby Västeras IBK
Vorbild zu Juniorenzeiten: Karolina Widar
Meine Beschäftigung auf Carfahrten:
Schlafen, Musik hören
Im Car sitze ich: in der letzten Reihe
Ins Training fahre ich: mit dem Velo
Meine Sternstunde: beide Comebacks nach Kreuzbandverletzungen
Peinlichster Moment: Als ich das erste Mal mit dem Velo zum Training gefahren bin, stürzte ich vor der Halle.
Bester Spieler: Emil Johansson
Beste Spielerin: Lisa Carlsson
Schönster Spieler: Alexander Galante Carlström
Schönste Spielerin: Alma Karlsson
Lieber mit als gegen: Julija Rozite
Kann ich besser als andere: Powernapping.
Überall und zu jeder Zeit.
Geburtsdatum: 6.1.1996
Beruf: Sportjournalist
Position: wo es mich braucht – aktuell Verteidiger
Motto: Immer weiter
Das habe ich mal geklaut: Kugelschreiber
Meine letzte Busse: 10 Franken – war auf einem Zeitungsfoto erkennbar
Das koche ich gern: Burger
Lieblingsbuch: Die Robert-Langdon-Bücher von Dan Brown, Harry Potter
Lieblingsgegenstand: AirPods
Lieblingsfilm: Inside Man
Heimlicher Schwarm: Jasmin Bieri
Die schönsten Augen hat: Gustav Svensson
Mein nächstes Reiseziel: Mai 2025 Australien
Mein erster Verein: Torpedo Gauchern
Vorbild zu Juniorenzeiten: Simon Stucki
Beste Auswärtshalle: Winterthur
Schlechtester Hallenboden: Wenn man in Biglen trainiert, ist jeder andere schlechter…
Meine Beschäftigung auf Carfahrten: Jassen, Fussball, American Football schauen
Sternstunde: Penaltyschiessen Cupfinal 2019 Peinlichster Moment: mit «Team alt» ein
Fussballspiel gegen «Team jung» verloren
Bester Spieler: Jan Zaugg
Beste Spielerin: Nathalie Spichiger
Schönster Spieler: Lukas Moser
Schönste Spielerin: Sandra Briggen Lieber mit als gegen: Martin Mosimann
Gewählt: Nordmark wählt Adam Lundgren (Basel Regio), Strohl wählt Karin Bieri (BEO)
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Janine Thomi will als Stammspielerin dazu beitragen, dass Skorpion Emmental endlich den ersten Titel einfährt. Die Mobiliar zieht als flexible Arbeitgeberin mit.
TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS DIETER MEIERHANS, ZVG
Sportliche Karrieren verlaufen selten gradlinig. Oft genug gibt es Rückschläge wie Verletzungen oder Misserfolge zu verarbeiten. Im Fall Janine Thomis war es etwa so, dass sie der «Generation 18 Karat Gold» angehörte, einem Pool an Talenten, die im Hinblick auf die U19-Heim-WM 2018 in St. Gallen speziell gefördert wurden – dann aber doch kein WM-Aufgebot erhielt.
Und obwohl Thomi bereits als 16-Jährige zum ersten Mal für Skorpion Emmental in NLA-Matchblätter eingetragen wurde, beschloss sie in der vorletzten Saison, mit dem Wechsel zu Lejon Zäziwil in die NLB neuen Schwung zu holen. Ihr fehlte im qualitativ hochstehend besetzten Kader der Skorps die Spielpraxis, die für junge Spielerinnen wichtig ist. Bei Lejon spielte sie immer, auch in den Special Teams, buchte einen Skorerpunkt pro Partie und kehrte gestärkt zu den Skorps zurück. «Mein Ziel lautet, die beste Version aus mir zu machen», sagt die 24-Jährige langfristig denkend.
ARBEITGEBER MOBILIAR HILFT
Beim Feilen an der besten Version hilft es, wenn das berufliche Umfeld den Leistungssport unterstützt. Das ist bei Janine Thomi der Fall. Seit etwas mehr als einem Jahr arbeitet sie beim Hauptsponsor des Verbandes – bei der Mobiliar, genauer gesagt auf der Generalagentur Emmental mit Büros in Worb und Langnau.
Ihr 90-Prozent-Pensum als Verkaufssupporterin im Innendienst erlaubt ihr den Besuch der Vereinstrainings am Dienstagmorgen sowie einen früheren Feierabend am Mittwochnachmittag, wenn um 16.50 Uhr ein Hallentraining auf dem Programm steht. «Generalagent Christoph Zbinden unterstützt meine Bedürfnisse bezüglich Unihockey und generell sind alle Mitarbeiten-
den sehr sportinteressiert», freut sich Thomi, die sich nach der KV-Lehre und ersten Berufsjahren bei Gemeinde und Kanton im neuen Umfeld sehr wohl fühlt.
Die Skorps stiegen mit einem 12:2-Knaller gegen Vizemeister Zug United in die Saison, tauchten in der zweiten Runde im Derby gegen die Wizards und gewannen anschliessend vier Mal in Folge. Auch gegen die Jets, die den Emmentalerinnen bezüglich Titelgewinn in Meisterschaft und Cup immer im Weg standen. Nach der Nati-Pause setzte es mit dem Punktverlust gegen die Red Ants wieder einen Stolperer ab.
Thomi, der gegen BEO der erste Saisontreffer gelang, zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf der Qualifikation einigermassen zufrieden. «Die Niederlage im Derby gegen die Wizards war sicher ärgerlich, aber kein Drama. In der Quali darf mal etwas in die Hose gehen – jetzt ist der Zeitpunkt, um Dinge auszuprobieren und den Rucksack mit Erfahrungen zu füllen. Ab Februar zählt es dann», so die Stürmerin.
Die Skorps wissen aus der jüngsten Vergangenheit, dass man sich in den Playoffs mit dem Quali-Sieg nichts kaufen kann. Es gilt, in den entscheidenden Partien voll da zu sein. «Eine Hochform auf Knopfdruck lässt sich jedoch nicht planen. Wir müssen schon jetzt mit hoher Intensität und Qualität arbeiten», sagt Thomi.
STARKER KONKURRENZKAMPF
Für eine hohe Intensität sollte das sehr breit besetzte, mit Internationalen gespickte Kader und der daraus folgende Konkurrenzkampf sorgen. Nationalspielerin Marylin Thomi wird mit einer Knieverletzung wohl bis zu den Playoffs ausfallen, die U19-Internationale Corin Haldemann kehrte Mitte November mit einem Kreuzbandriss von der
Janine Thomi mit Partner Roman an der Mobi-Gala.
Kommen Thomi und die Skorps diesmal an den Jets vorbei?
Geburtsdatum: 29.8.2000 • Wohnort: Eggiwil • Job: Verkaufssupporterin bei der Mobiliar • Zivilstand: vergeben an Roman • Stationen: UHT Eggiwil, Lejon Zäziwil, Skorpion Emmental • Position: Center, Flügel • Rückennummer: 11 • Lieblingsessen: Lasagne • Lieblingsgetränk: Rivella • Hobbys: Freunde und Familie
EFT in Tschechien zurück, weitere Spielerinnen hatten mit kleineren Verletzungen zu kämpfen. Dennoch stellen die Emmentalerinnen weiterhin drei starke Formationen. Janine Thomi gehört zu den gut ausgebildeten Eigengewächsen, die sich diesem Kampf um die Rollenverteilung stellen. «Druck gehört zum Leistungssport, ich lasse mich nicht verrückt machen. Ich gebe Gas für einen Stammplatz, jedoch ohne mir zu viele Gedanken zu machen.» Als wichtiger Bestandteil der Vereins-DNA im Kader und mit flotten Sprüchen trägt Thomi zu einem funktionierenden Team bei.
Wie wichtig war es für dich, in der Saison 2022/23 einen «Schritt zurück» zu machen und für Lejon Zäziwil in der NLB zu spielen?
Janine Thomi: Mir fehlte bei den Skorps die Spielpraxis, zu einem anderen UPL-Verein wollte ich nicht, Rücktritt war kein Thema – mit Partnerverein Lejon eine Lösung zu finden, war genial. Obwohl ich im Som -
mer noch verletzt war (Innenbandriss, Meniskusschaden), wurde voll auf mich gesetzt, auch wenn alle mein Ziel – die Rückkehr zu den Skorps – kannten. Dafür bin ich sehr dankbar.
War der Trainingsbetrieb nicht viel weniger intensiv?
Ja, aber neben den beiden Einheiten mit Lejon durfte ich weiterhin zwei- bis
GEMEINSAM ZUM TITEL
Alles fing auf einer Heubühne an. Unter Anleitung ihrer älteren Schwester Marylin, die sie zum Unihockey brachte, bewältigte Janine aus Stroh und Flaschen gebastelte Parcours. «Dieses ‚Bällele’ und der holprige Boden waren bezüglich Ballgefühl Gold wert», blickt sie schmunzelnd zurück. Als 9-Jährige trat sie dem UHT Eggiwil bei.
Dass sie die U19-WM verpasste, während Marylin in Singapur ihre erste A-WM bestritt, löst keinen Neid aus. «Die Familie sass begeistert in Fan-Shirts vor dem TV und fieberte mit», sagt Janine Thomi. «Wir unterstützen uns gegenseitig und diskutieren alles – wenn ich sehe, dass es ihr gut läuft, motiviert mich das sehr.»
Am liebsten würden die beiden im Frühling gemeinsam auf dem Platz stehen, wenn Skorpion Emmental den ersten Titel der Vereinsgeschichte einfährt. Zweimal wurde der Superfinal erreicht, zweimal der Cupfinal – immer fehlte den Skorps noch das gewisse Etwas, um auf der grossen Bühne zu triumphieren. Wenn sie die beste Version von sich zeigen, kann es aber klappen.
dreimal pro Woche bei den Skorps trainieren.
Bist du als Mobi-Angestellte bei den Skorps für das Topscorer-Shirt oder den jeweils Anfang Saison überreichten Scheck zuständig?
Nein, ich arbeite nicht im Marketing (lacht). Ich durfte aber schon 50 Topscorer-Shirts an Juniorinnen liefern oder Mate -
rial wie Bidons verteilen, das hat Spass gemacht.
Also müssen die Teamkolleginnen keine Angst haben, dass du ihnen Versicherungen andrehen willst? Auch nicht. Aber wenn einmal etwas kaputt geht, erlaube ich mir schon die Frage, wie es denn um den Versicherungsschutz steht.
Die U19-Nati holte sich mit Siegen gegen Schweden und Finnland den Turniersieg.
Im tschechischen Kurort Karlsbad erlebten die Nationalteams der Frauen Mitte November an der EFT ein Wechselbald der Gefühle. Die A-Nati tauchte dreimal, die U19 gewann das Turnier. TEXT DAMIAN KELLER
Von der letzten weiblichen Schweizer U19-Auswahl, die Schweden zu bezwingen vermochte, sind heute nur noch Lara Heini, Vera Meer und Nathalie Spichiger aktiv. Die heute 29-jährige Spichiger zählte zu den Torschützinnen, als die Schweiz an der U19-WM 2012 in der Slowakei Schweden im Gruppenspiel schlug, Tschechien im Halbfinal bezwang und erst im Final Finnland knapp unterlag.
Dass die aktuelle U19-Nati zwölf Jahre oder eine ganze Spielerinnengeneration später in Karlsbad (Karlovy Vary) an der Euro Floorball Tour Schweden 7:4 schlug, darf somit als historischen Erfolg gewertet werden. Dieser muss – typisch Schweizerisch – gleich einmal relativiert werden. Die Schweiz trat noch mit einem halben Dutzend Spielerinnen an, die an der WM 2026 nicht mehr spielberechtigt sein werden, während alle andere Nationen den Cut bereits vollzogen haben und nur jüngere Jahrgänge aufboten. So bestritten etwa die Torschützinnen Finja Helbling (traf dreifach), Dana Misteli und Sina Rüdisühli mit Jahrgang 2006 ihre letzten Länderspiele.
Andererseits: Egal. Ein Sieg über schwedische Auswahlen gelingt selten genug und ist wichtig für den Kopf. Und der letzte Ein-
Nach dem Sieg gegen Schweden wurde bei U19-Nati-Goalie Aline Joye (Wizards) eine leichte Hirnerschütterung diagnostiziert. Gegen Finnland hütete somit wie geplant Amadea Notz
Mirjam Wyss mit einem starken Ende der U19-Karriere.
satz der älteren Jahrgänge hatte gerade das Ziel, die Erfahrung und das Level an die nächste Generation weiterzugeben. Mission erfüllt. Ein Ausrufezeichen.
DEN STÄRKEN VERTRAUEN
Nach dem Startsieg gegen Schweden, das letztlich alle drei Partien verlieren sollte, überzeugten die jungen Schweizerinnen auch beim 6:3 gegen Finnland mit Qualitäten, die im modernen Unihockey so wichtig sind. Schnelles und mutiges Umschaltspiel, schnelle und präzise Abschlüsse. Auch der zweite Sieg war verdient.
Erst in der letzten Begegnung gegen Tschechien zog die Schweiz auch mal ein schwaches Drittel ein, kämpfte sich dank
(Laupen) das Tor, aber ohne Ersatz auf der Bank. Verstärkung kam aus der Heimat – die Eltern von Luana Mark (Chur) chauffierten ihre Tochter am Samstag nach Karlsbad, tranken einen
Kaffee und fuhren wieder heim, da sie am Sonntag private Verpflichtungen hatten. Marks Effort wurde mit dem Einsatz gegen Tschechien im dritten Spiel am Sonntag belohnt.
Mirjam Wyss (auch für sie war es das letzte U19-Länderspiel) aber noch in die Verlängerung und gewann das Turnier trotz des verlorenen abschliessenden Penaltyschiessens. «Wenn wir mutig spielen und unseren Stärken vertrauen, können wir viel erreichen», zog die neue Nationaltrainerin Sarah Renggli zufrieden Bilanz. Von den WM-Kandidatinnen überzeugten diesbezüglich offensiv vor allem Norina Reusser (BEO, ein Tor, vier Assists) und Livia Kurz (Zug United, drei Tore).
SCHWEDEN IN EIGENER LIGA
Beim Vergleich der A-Nationalteams muss festgestellt werden: Schweden spielte alle Gegnerinnen in Grund und Boden. Wie
wenn sie gallischen Zaubertrank getrunken hätten, während alle andern nur Karlsbader Mineralwasser bekamen. Die Truppe von Linn Lundström zeigte einen anderen Sport – dabei waren Stars wie Mira Markström (krank) oder Moa Gustafsson (verletzt) nicht einmal dabei. Hat niemand gemerkt.
Zuerst wurden die Schweizerinnen mit 10:1 vom Platz gefegt, dann die Tschechinnen mit 8:0 und letztlich Finnland mit 7:2. Das Goldrennen an der WM 2025 in Tschechien verspricht wenig spannend zu werden.
FRAGEZEICHEN ERHALTEN
Unfassbar lange elf Monate nach der WM in Singapur kam es wieder zu Länderspielen. Im Schweizer Aufgebot standen mit Laura Bertini (Laupen), Naja Ritter (Skorps), Lea Suter (Jets) und Torhüterin Micheline Müller (Zug) vier Neulinge.
Nach der Klatsche gegen Schweden sorgte eine Vielzahl an Eigenfehlern auch gegen Finnland für eine hohe 3:10-Niederlage – ein unschöner Nati-Einstand für Müller zwischen den Pfosten. «Diese Niederlage schmerzte wirklich, wir gaben viel zu viel weg», ärgerte sich Nationaltrainer Oscar Lundin nach dem Turnier.
Erst gegen Tschechien, als das Tempo tiefer war, konnte sich sein Team offensiv etwas besser entfalten. Die beiden Treffer von Nathalie Spichiger und Isabelle Gerig im Mitteldrittel zum zwischenzeitlichen 2:1 reichten aber nicht, um das Momentum zu drehen. Die Tschechinnen zeigten vor Heimpublikum mehr Emotionen und stellten mit der 19-jährigen Anna Bruchackova die beste Spielerin auf dem Platz, die mit dem 4:3 Tschechiens Sieg sicherstellte. «Wir haben viele Fragezeichen auf den Weg bekommen», fasste Lundin den Ausflug in den Osten zusammen. Weiter geht es für die Nati mit den WM-Qualifikationsspielen in Italien im Februar.
Werden wir in ein paar Jahren, etwa an einer A-WM, vom Sieg über Schweden in Karlsbad als Schlüsselmoment sprechen? Als einen Sieg, der etwas ausgelöst hat?
Sarah Renggli: Gut möglich. Jeder Sieg auf diesem Level tut gut und ist Teil der Weiterentwicklung. Ich nehme mit: Wenn wir uns auf uns konzentrieren und unsere Stärken ausspielen, können wir alle schlagen.
Gegen Schweden gelang das sogar perfekt?
Perfekt nicht. Aber wir nutzten unsere Konterstärke gegen ihr hohes Pressing, das wir so erwartet hatten. Hinten «überleben» und dann vorne den Platz nutzen lautete das Motto. Als sie das Pressing reduzierten und letztlich sogar auf Fraudeckung umstellten, gelang es uns, auch darauf zu reagieren.
Was hat dir an diesem Turnier besonders gefallen?
Der gezeigte Mut zum Abschluss, den wir im Vorfeld gefordert und besprochen haben.
Die präzisen Abschlüsse lassen darauf schliessen, dass die «Generation RLZ» angekommen ist.
Diese Techniktrainings helfen bestimmt, auch wenn sie ohne Druck von Länderspielen stattfinden. Wichtig ist die Fähigkeit, die Technik – gekoppelt mit Spielverständnis – auf dem Feld zu zeigen.
Warum hat die Schweiz als einziges Team noch Spielerinnen eingesetzt, die an der WM 2026 nicht mehr spielberechtigt sein werden?
Weil wir einen fliessenden Übergang und die Erfahrung der älteren Generation noch einmal nutzen wollten. Das Endziel lautet aber natürlich WM 2026 in Italien.
Es ist ein weiter Weg von der Turnhalle Elba in Wald bis nach Karlsbad. Hast du damit gerechnet, so schnell den Sprung von der U19-Nati in die A-Auswahl zu schaffen?
Laura Bertini: Er kam unerwartet früh. Ich erhielt in der U19 und U23 positive Feedbacks, ich sei auf gutem Weg. Als ich einige Tage vor Bekanntgabe des Aufgebots informiert wurde, war ich dennoch sehr überrascht.
Vielleicht sagte man sich einfach, ohne Bertini spielt die Nati nicht mehr? Deine ältere Schwester Chiara fehlte diesmal.
Es wäre natürlich sehr cool gewesen, gemeinsam mit ihr aufzulaufen. Aber ich habe meine Chance auch so gerne gepackt.
War es trotz der hohen Niederlagen gegen Schweden und Finnland eine gute Premiere?
Eine coole Erfahrung, ja, ich konnte schon im Training vor dem Turnier profitieren. Natürlich fanden die Partien dann auf einem ganz anderen Niveau statt, gegen die Besten der Welt hast du einfach keine Zeit, alles passiert viel schneller. Da muss ich mich erst einmal zurechtfinden, für mich fängt die Reise erst an.
War dein Aufgebot auch eine Folge von Laupens starkem Saisonstart?
Das mag sein und diesen Start trauten uns wohl nicht viele zu. Die besten Gegnerinnen kommen in der Liga aber erst noch, da müssen wir zeigen, wie gut wir wirklich sind.
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Natürlich führt Thorengruppen nach neun Runden die SSL-Tabelle an. Alle Spiele gewonnen, 83 Tore erzielt, 23 erhalten. Auch der Final des Champions Cup ist wieder erreicht.
Unter den 20 Spielerinnen, die Ende Jahr als beste Akteurin der Welt ausgerufen werden können, stehen vier in Umea unter Vertrag – Veera und Oona Kauppi, Emelie Wibron und Maja Viström. Es könnten auch mehr sein. Das Team ist gespickt mit schwedischen und finnischen Internationalen. Und dazu eine Schweizerin, die im Sommer mit «das ist Linn Larsson, sie spricht kein Schwedisch» vorgestellt wurde. Trotz einer hartnäckigen Verletzung fühlt sich die 21-Jährige im Heimatland ihrer Mutter sportlich und persönlich bereits sehr wohl.
Wie läuft es in Schweden?
Linn Larsson: Ausgezeichnet, bis auf den Teilriss in der Plantalfaszie, unten an der Sohle des Fusses. Das normale Programm kann ich mitmachen, bei erhöhter Belastung wie Doppelrunden oder zusätzlichen Trainings wird es schwierig. Das ist schade, weil ich ja wegen des Unihockeys hier bin und viel Zeit hätte.
Du hast bisher nur die Hälfte der SSLPartien bestreiten können und dabei dein erstes Tor erzielt, auch an der EFT
Linn Larsson qualifizierte sich mit Thorenguppen für den Champions-Cup-Final.
Die Schweizer Nationalspielerin Linn Larsson ist nach dem Wechsel von den Jets zu Thorengruppen in die SSL voll in ihrem Element. Eine Bestandesaufnahme.
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DAMIAN KELLER • FOTOS IFF
in Tschechien konntest du nicht drei Partien durchspielen. Wie lange dauert die Einschränkung noch?
Schwer zu sagen, es kann dauern. Kaputt ist an sich nichts. Ich muss das Schmerzmanagement in den Griff bekommen. Die Physios in der Nati taten mir gut, das gibt es so im Umea nicht.
Wo bist du untergekommen?
In einer kleinen Wohnung – hier sind die Mietpreise zum Glück noch bezahlbar. Ich kann zu Fuss oder per Velo zur Halle. Wobei jetzt dann Schnee und Eis liegen, also eher zu Fuss.
Du bist passionierte Klavierspielerin –ist die Wohnung gross genug dafür? Definitiv nicht (lacht). Aber ich überlege mir, ein kleines Keyboard anzuschaffen.
Was läuft abgesehen vom Sport?
Ich studiere Physik und kann hier an der Uni meinen Abschluss machen.
Auf Schwedisch?
Englisch. Meine Mutter ist Schwedin, hat mit uns Kindern die Sprache aber nie verwendet. Ich belege hier Kurse und bin bereits dabei, meinen Mitspielerinnen zu sagen, dass sie langsam von Englisch auf Schwedisch umstellen können. In der Liga wissen wohl die Wenigsten, dass ich Schweizerin bin – bis sie mich hören.
Wie ist es, im besten Team der Welt zu trainieren und zu spielen?
Es sind Welten im Vergleich zur Schweiz. Die Passqualität ist – auch dank des guten Bodens – unglaublich hoch. In der Schweiz, auch beim Meister Jets, nimmt bei mehr Intensität immer gleich die Qualität ab, der Ball holpert. Hier nicht, alles läuft viel schneller und präziser.
Wie lange hast du vor in Schweden zu bleiben?
Ich unterschrieb einen Vertrag über ein Jahr mit Option – also eigentlich einen Zweijahresvertrag. Auch wenn ich bis jetzt noch nicht viele Spiele bestreiten konnte, fühle ich mich hier voll in meinem Element und kann mir vorstellen, länger zu bleiben.
AUSRÜSTER:
06.–11. Juli 2025
Lenk I (Jahrgänge 2011 bis 2015)
13.–18. Juli 2025
Frutigen I (Jahrgänge 2011 bis 2015)
Widnau (Jahrgänge 2009 bis 2013)
20.–25. Juli 2025
Frutigen II (Jahrgänge 2009 bis 2013)
03.–08. August 2025
Lenk II (Jahrgänge 2011 bis 2015)
Leitung: Erfahrene Trainer, NLA-SpielerInnen und Special Guests sorgen für ein abwechslungsreiches und lehrreiches Camp.
Programm: Tägliches Unihockeytraining, polysportive Aktivitäten und Rahmenprogramm.
Kosten: Fr. 495.–. Darin enthalten sind Kost und Logis sowie alle Trainingsangebote. An- und Abreise sowie Versicherungen erfolgen auf eigene Kosten.
Ausrüstung: Alle Teilnehmer erhalten ein Camp-Shirt.
Mehr: www.unihockey.ch/camps
06.–11. 07. 2025: Lenk I
13.–18. 07. 2025: Frutigen I
13.–18. 07. 2025: Widnau
20.–25. 07. 2025: Frutigen II
03. –08. 08. 2025: Lenk II
Anmeldefrist: 31. Mai 2025 (Beschränkte Teilnehmerzahl)
Bitte online anmelden! Wenn das unmöglich ist, Anmeldung an: unihockey.ch Schauenbergstrasse 1 8400 Winterthur
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Konfektionsgrösse (S, M, L…)
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Unterschrift der Eltern
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ist es Zeit für
der
TEXT TOBIAS KURATLE • FOTOS DAMIAN KELLER, DIETER MEIERHANS
Sowohl die Meisterschafts- als auch die Cuppartien versprechen einmal mehr einen Kampf der Titanen – der alteingesessenen Teams, die seit Gedenken dominieren und die Titel unter sich ausmachen. In der Zwischenbilanz offenbaren sich zwei Tendenzen. Die erste ist, was schon lange die Spannung und den Charme der 1. Liga ausmacht: Jeder kann jeden schlagen. Auch auf einem Abstiegsplatz kann es einem Team gelingen, einen Titanen zu ärgern oder gar zu besiegen.
Es sei hier auch gesagt, dass Niederlagen die Achillesferse dieser Titanen sind. So toll sie zu gewinnen vermögen, so schlechte Verlierer sind einzelne Exponenten in jenen seltenen Momenten.
Die zweite Tendenz scheint der ersten zu widersprechen. Die Titanen scheinen diese Saison mächtiger denn je. Beispiel gefällig? In zehn Spielen hat der UHCevi Gossau – Abbühl steckt jetzt nicht nur drin,
«Jeder kann jeden schlagen. Das macht den Charme der 1. Liga aus und bietet Spannung.»
sondern auch draussen an der Bande – im Schnitt über zehn Tore erzielt (und nur einen Punkt abgegeben, was wieder Tendenz Nummer eins entspricht). Tatsächlich sind die Zürcher Oberländer, nach einer Saison ohne Titel, in der Gruppe 2 Ende November noch ungeschlagen. Auch Titelverteidiger Cazis um seinen Captain Adrian Capatt wurde 11:7 bezwungen. Im Cup war der Kampf der Titanen zu diesem Zeitpunkt bereits vollzogen. Dort behielten die Bündner mit 16:13 die Oberhand und zogen in den Halbfinal ein.
DIE BEINSTELLER
Hinter den beiden Favoriten versuchen sich Elgg, Bäretswil, Lengnau und Mörschwil in der Hoffnung auf einen Playoffplatz gegenseitig ein Bein zu stellen oder einen Titanen zur Weissglut zu treiben. Regensdorf, Hinwil, Aufsteiger Bürglen (nicht Bürgeln wie von Korrespondenten oft geschrieben wird) und Niederwil gelang der Einstieg in die Saison weniger gut, sie liessen in zum Teil sehr knappen Spielen Punkte liegen.
Bürglen und Hinwil hatten zudem das Pech, von einem Spielabbruch betroffen zu sein. In Baden sprudelt scheinbar nicht nur die Römerquelle mit 47 Grad, sondern auch das Wasser der dortigen Sporthalle.
DENKT WILER UM?
Auch in der Gruppe 1 gibt es Titanen, die jedoch diese Saison in der Meisterschaft einen heftigen Kampf auszutragen haben. So musste das zweitplatzierte Köniz gleich zu Beginn eine 1:9-Schlappe gegen Leader Oekingen verarbeiten. Der letztjährige Gruppensieger Nuglar zeigte mit demselben Resultat aber auch Oekingen, wer zu den Titanen gehört. Das einst mächtige Kappelen spielt eine solide Saison, musste sich jedoch Mümliswil, das sich in Lauerstellung gebracht hat, geschlagen geben.
Am unteren Tabellenende liefern sich Sissach, Naters-Brig, Wil-Gansingen und Riviera einen Kampf gegen den Abstieg. Während Riviera und Wil-Gansingen noch ein Scheit nachlegen müssen, um auch nächste Saison wieder von Nektar und Ambrosia träumen zu können, muss besonders Sissach erwähnt werden, das sich seine Punkte mehrheitlich aus Unentschieden gesammelt hat und noch kaum Niederlagen einstecken musste.
Ein Spezialfall bleibt Wiler-Ersigen. Das Team um Marc Dysli, Philipp Fankhauser, Olivier Hirschi und Konsorten konzentriert sich jeweils auf den Ligacup und lässt die Meisterschaft über sich ergehen. Ob sich
Thierry Joye (l.) setzte sich mit Regensdorf im Cup gegen Pascal Thalmann und Elgg knapp durch.
dies nach dem Cup-Aus gegen Oekingen Mitte November ändert? Die Ausgangslage auf Rang 4 wäre gut.
ZÄHLRAHMEN NÖTIG
Der Ligacup ist ein wichtiger Indikator für die Entwicklung im Kleinfeld-Unihockey. Hier schlagen sich nicht nur die Titanen untereinander, sondern auch die Olympier, die Teams aus unteren Ligen oder Tabellenhälften, die Ausrufezeichen setzen. Diese Saison ist Wehntal Regensdorf herauszuheben. In der Meisterschaft liegt das Team am Tabellenende, kämpfte sich im Cup aber mit einem Sieg gegen Elgg in den Halbfinal vor. Zudem bestimmte das Los die Begegnung Langnau vs. Uster (5:0 für die Tigers gewertet, da Usters knappes Kader nach einer Krankheitswelle nicht antreten konnte). Beides sind Teams, die in Zukunft in der obersten Liga mitmischen dürften und die Tradition von Wiler oder Cazis weiterführen – beide sind mit ehemaligen National- bzw. Grossverteilerprimaligaspielern bestückt. Wer über einen robusten Zählrahmen verfügt, soll mal auflisten, wie oft die Namen Berweger und Bolliger beim 36:21Sieg Usters im 1/16-Final auftauchten. Es bleibt offen, inwiefern sich das Kleinfeld zum Olymp für Spieler mit immensem Trainingsvorsprung verwandeln wird oder ob die Wachablösung der Titanen bevorsteht. Ein Tipp für graue Wintertage ist auf jeden Fall, einem attraktiven Kleinfeldspiel beizuwohnen. Da tut sich was.
Das inoffizielle Länderspiel Schweiz gegen Armenien.
Der Verein Unihockey für Strassenkinder mit einem Einsatz in der ehemaligen Sowjetrepublik Armenien. Ein Erlebnisbericht.
Armenien und dessen Hauptstadt Jerevan nehmen uns um 4 Uhr Ortszeit in Empfang. Trotz der 30-minütigen Verspätung haben wir den Anschlussflug in Wien erwischt, unser Gepäck nicht. Mit 3-stündiger Zeitverschiebung fallen wir müde und einige ohne Pyjama in die armenischen Federn. Der Sonntag steht im Zeichen des Ankommens, Akklimatisierens und der Deo-Produktetests. Mit dicken Fresh Air Kaugummis im Mund (da keine Zahnbürsten) gibt es die ersten Stadtbummel und Kaffee-Tastings. Wir besichtigen gemeinsam ein erstes Highlight mit herrlichem Blick über die Stadt und den Berg Ararat. Wir kosten ein authentisches, armenisches Nachtessen und zollen der Reise sowie der Zeitverschiebung Tribut.
TRAINERKURS IN JEREVAN
Es ist Mittwochmorgen, die armenische Hauptstadt erwacht und wir sitzen im Yandex – dem lokalen Uber – und tuckern zur Halle. Unsere Erwartungen bezüglich Infrastruktur sind tief, denn die Erfahrungen mit den Sporthallen dieser Welt sind vielfältig. Doch auf einem Hügel über der Stadt thront
ein sowjetisch anmutendes Gebilde, ein Verschnitt aus dem Opernhaus in Sydney, einem westeuropäischen Kongresshaus und dem Zürcher Hallenstadion. Und tatsächlich tritt unser Fahrer vor den Toren dieses Gebildes in die quietschenden Bremsen seines Range Rovers aus dem vorherigen Jahrtausend. Wir betreten eine pompöse und poröse Mehrzweckhalle und beschreiten ein erstes Mal das gewölbte Parkett. Unser zu Hause und die Trainingsstätte für die nächsten drei Tage.
Wir präparieren und rüsten unsere sieben Taschen voll mit Trikots, Stöcken, Überziehern und Taktiktafeln. Die Anspannung und Vorfreude steigt, unsere ersten Trainingsgäste treffen nicht minder gespannt ein. Erste Hände werden geschüttelt,
«Wir betreten die pompöse und poröse Halle und beschreiten das gewölbte Parkett.»
Namen ausgetauscht und es geht los. Wir beginnen mit einer einfachen Übung zum Führen des Balles und zum Stickhandling. Nicht selten ist das Herausfinden der passenden Stockseite eine Challenge. Doch das Niveau steigt rasch, erste Tore werden geschossen und Schweisstropfen vergossen. Wir Coaches gewöhnen uns an die Atmosphäre, die Leute, den holprigen Boden und die Einheitsstöcke. Auch die gewöhnungsbedürftige Doppelsimultanübersetzung vom Englischen ins Armenische und parallel ins Russische ist bald kein Problem mehr.
09.00 UHR IST EINE EMPFEHLUNG Zeitangaben sind nur Empfehlungen, obwohl die eine oder andere Schweizer Uhr an den Handgelenken hängt. So tingeln unsere Teilnehmenden ab 9 Uhr im Tropfensystem auf unserem Parkett ein. Einige neue Gesichter erkennen wir, einige vermissen wir. Nichts Ungewöhnliches. Wir fahren fort mit einer kurzen Repetition und Festigung des Gelernten vom Vortag und gehen zum Filetstück des Trainings über, den Schussübungen. Wrist Shot, Drag Shot und Slap Shots klatschen auf den Holzboden und die gelochten
Die Trainingsstätte in der armenischen Hauptstadt Jerevan.
Plastikbälle landen in den Maschen und den Händen unserer Goalies. Das abschliessende Trainingsspiel fällt dieses Mal deutlicher aus und erste Talente werden gescoutet. Wir beginnen beim dritten und letzten Trainingstag, der etwas träge in die Gänge kommt. Eine gewisse Müdigkeit ist allen Beteiligten anzusehen. Doch nach dem Warm-Up scheppert und knallt es wieder auf dem Holzboden und dann übernehmen unsere designierten Coaches das Zepter, also die Taktiktafel, Stift und Pfeife. Dies ist ein wesentlicher Teil der Trainerausbildung, die nicht nur das Erlernen von Unihockey an sich beinhaltet, sondern auch das Anwenden des Trainerhandwerks. Alle Teilnehmenden leiten eigens entworfene Warm-Ups und Übungen. Wir Coaches wechseln in die Rolle als Spieler, befolgen brav die Anweisungen unserer Neo-Trainer und beobachten gebannt, welche Anweisungen sie geben.
EMOTIONSGELADENER ABSCHLUSS
Dann ist es plötzlich vorbei. Eben noch drangen die mit Inbrunst gesungenen armenischen, russischen und Schweizer Nationalhymnen vor dem abschliessenden Länder-
spiel durch die Kehlen. Wir Schweizer gewinnen das erste inoffizielle Länderspiel gegen die armenisch-russische Auswahl mit 7:2. Als unsere Schweizer Schiri-Legende und Oberhäuptling Pedro das Spiel abpfeift und wenig später in Hemd und Krawatte über dem Parkett schwebt, wird es emotional. Mit melancholischem Gemüt und feuchten Augen umarmen wir ein letztes Mal unsere Teilnehmenden, die sich nun offiziell zertifizierte Floorball-Coaches bezeichnen dürfen. Voller Stolz werden 17 Diplome überreicht, die mittlerweile die eine oder andere jerevanische Wohnungswand tapezieren dürften. Ein emotionaler Abschied, warme Dankesworte. Armenische Schoggi für die Schweizer Coaches, Schweizer Schoggi für die armenischen Coaches. Nach dem Schoggi-Austausch werden die letzten Social-Media-Kontakte geknüpft und Einladungen in die eigenen vier Wände ausgesprochen. Letzte Umarmungen, «God Bless you» und «See you soon» und dann ist es vorbei. Wir sitzen im Yandex-Taxi und rollen den Hügel hinunter in den stickigen Abendverkehr, das immer kleiner werdende Hallenstadion Jerevans im Rückspiegel.
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Vor der Praxis etwas Theorie.
Erst mit 16 Jahren wechselte Tomas Hanak vom Eis- zum Unihockey, zwei Jahre später war er U19-Weltmeister. Mit Tatran holte er in zwei Saisons vier Goldmedaillen. Eine solche will er auch in Malmö.
TEXT DAMIAN KELLER • FOTOS CESKY FLORBAL, DIETER MEIERHANS
Tschechiens U19-Nationaltrainer Jaroslav Berka runzelt die Stirn, als er im Herbst 2020 viele Nachrichten und Anrufe von Tomas Janecek erhält. Janecek ist Trainer der Black Angels, einem Prager Mittelfeldteam der höchsten Liga. Es geht um Tomas Hanak. «Den musst du unbedingt für die nächste U19-WM aufbieten», lautet die Botschaft, immer wieder.
Das Problem: Die Kampagne für die Heim-WM 2021 läuft längst und Tschechien hat nach dem ersten Junioren-Weltmeistertitel 2019 eine starke Equipe beisammen, die in Brünn den Titel verteidigen will. Und wer ist Tomas Hanak? Erst mit 16 wechselte dieser vom Eishockey zum Unihockey, mit 17 debütierte er im Herbst 2019 in der zweithöchsten Liga bei Budejovice und bestritt per Doppellizenz einige Einsätze für die Black Angels. Dass er in der Saison 2020/21, der ersten kompletten Spielzeit in der Extraliga, in 30 Spielen 50 Punkte abliefern wird, weiss zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Oder nur Janecek.
Als Berka dem Drängen nachgibt und Hanak für ein Camp aufbietet, folgt ein Problem. Wenige Tage vor dem Einrücken liefert ein Corona-Test ein positives Ergebnis. Das Camp fällt für den Stürmer ins Wasser. Wenige Tage später, Symptome zeigt er nie,
ist der Test negativ. Hanak bestreitet statt dem Camp in der Liga eine Doppelrunde mit den Black Angels, was für Aufruhr sorgt.
Erst im Juli 2021, weniger als zwei Monate vor der WM, klappt es. Tomas Hanak kommt gegen die Slowakei und die Schweiz zu zwei Test-Länderspielen, überzeugt und schafft den Cut. Im August feiert er in Brünn den WM-Titel.
GOLDREGEN MIT TATRAN
Es folgte eine zweite Extraliga-Saison mit den Black Angels mit erneut 50 Skorerpunkten. Nebenbei bestritt Hanak auch
«Meine Eltern träumten fast mehr von einer NHLKarriere als ich.»
Tomas Hanak
noch zwölf Partien mit seinen alten Kumpels von Budejovice und kam so auf 44 Meisterschaftspartien.
Die freundschaftlichen Bande waren mit ein Grund gewesen, mit 16 Jahren dem leistungsmässig betriebenen Eishockey auf der höchsten Juniorenstufe den Rücken zu kehren. «Meine Eltern träumten fast mehr von einer NHL-Karriere als ich», sagt Hanak lachend. «Sie sagten immer, ich habe so glücklich ausgesehen, als ich schon als 2-Jähriger auf den Eis war. Als ich von heute auf morgen aufhörte, war es ein Schock für sie.» Aber Hanak fühlte sich im Unihockey wohler und wollte auch der Schule sowie später dem Studium genug Platz geben.
Im Sommer 2022 wechselte er zu Tatran Stresovice. Mit besseren Mitspielern schossen die Skorerpunkte noch weiter in die
Höhe. Deren 67 lieferte er in der ersten Saison in 35 Partien ab (dazu weitere 15 in neun Partien für Budejovice), in der letzten Saison waren es gar 74 in 34 Partien. Darunter der entscheidende Treffer in der Verlängerung des Superfinals gegen Mlada Boleslav. Auch im Final des Champions Cup
Das Bad in der Fanmenge nach den Titeln mit
Titelsammler Tomas Hanak
Bist du im Sport wie Churchill – motivierst du deine Mitstreiter in der Garderobe mit grossen Reden?
gegen Falun leitete er mit seinem Treffer zum 5:2 den Sieg Tatrans ein.
Fünf Jahre nach dem Einstieg ins Unihockeygeschäft kann sich der 22-Jährige damit U19-Weltmeister, zweifacher Landesmeister, Cupsieger und Champions-Cup-Sieger nennen. Eine anständige Bilanz.
Neben dem Platz schreitet Tomas Hanak genauso zielstrebig voran. Er studiert GeoPolitik und kann sich vorstellen, als Politiker Karriere zu machen. Die erste Stunde des Gesprächs dreht sich um Trump, Putin, die 300 000 Ukrainer in Tschechien, den
Tomas Hanak: Bei Tatran sind wir selten in der Lage, dass Aufgeben eine Option ist (lacht). Ich spreche mit den Jungs, muss aber noch mehr in eine Leaderrolle hineinwachsen. Im Nationalteam gehöre ich zu den Jungen, da geben andere den Ton an.
Auf dem Platz gehst du aber mit deinen 90 Kilo, Härte und Emotionen voran – ein Typ der Kategorie «lieber mit als gegen»?
Ich lernte im Eishockey, dass du dir nichts gefallen lassen darfst – und dass du auch stärkere Gegner aus dem Konzept bringen kannst. Ich glaube, dass den Fans Emotionen gefallen. Das Problem sind manchmal die Schiedsrichter, die nach dem Ergebnis entscheiden. Fliegt ein Gegner in einer kleinen Halle über die Bande gegen eine Wand, sprechen sie eine Strafe aus. Hat es genug Sturzraum, pfeifen sie nicht.
Im Champions-Cup-Final gegen Falun hast du eine 10-MinutenStrafe gefasst.
Matej Havlas kassierte einen üblen Cross-Check, ich hielt einfach Rasmus Enström etwas fest. Die Strafe war zu hart. Zum Glück glichen wir aus, als ich draussen war – und als ich wieder mittun konnte, war ich sehr motiviert, uns zum Sieg zu schiessen.
Tatran schlug Falun zuvor schon am gleichen Ort am Czech Open. Sorgte das für das nötige Selbstvertrauen?
Wir schlugen Falun an meinem ersten Czech Open mit Tatran im Final. Das half sicher. Persönlich kann ich sagen: Bis dahin wusste ich wenig von Cracks wie Emil Johansson, so zeigte ich keinen falschen Respekt. Die WM 2018 in Prag ging noch völlig an mir vorbei, damals interessierte mich nur Eishockey. Mittlerweile kenne ich die internationalen Stars natürlich besser. Schlagen will ich sie immer noch.
Nahen Osten, das Thema Energie. Die Schweizer Rütliwiese ist ihm ein Begriff, der weltweit wachsende Populismus besorgt ihn. Hanak, der künftige Aussenminister Tschechiens?
Er ist von Winston Churchill beeindruckt, da dieser im Zweiten Weltkrieg die Engländer motivierte, niemals den Widerstand aufzugeben. Er verschlingt Bücher, die ihm Wissen vermitteln – Romane sind nicht sein Ding. Neben Englisch und Deutsch (versteht er gut) lernt er auch Griechisch. Weil er für sein Studium eine dritte Fremdsprache braucht und er dachte, das andere Alphabet könne ihm nützen.
Seine beruflichen Ambitionen könnten dazu führen, dass er ein Engagement in der SSL oder UPL nicht oder nur kurz infrage kommt. «In Schweden oder der Schweiz kann ich nicht Politiker werden», sagt er.
Mittlerweile ist der zweifache Weltmeistertrainer der tschechischen Junioren zum Headcoach des A-Nationalteams befördert worden. Und natürlich muss Jaroslav Berka nun von niemandem mehr gepusht werden, um Tomas Hanak für eine Weltmeisterschaft aufzubieten, er weiss, was er an seinem Powerflügel hat. Drei EFT-Turniere und die WM-Quali hat der 22-Jährige bestritten, nun folgt an der WM in Malmö die Premiere bei den Besten der Welt.
«Ich will Gold. Das muss unser Ziel sein», antwortet er wie aus der Pistole geschossen auf die Pläne angesprochen. Alles andere würde auch verwundern. Es ist das Selbstverständnis eines jungen Spielers, der sich im Eishockey die nötige Härte geholt und in der noch jungen UnihockeyKarriere bisher fast nur gewonnen hat.
Geburtsdatum: 26.10.2002 • Job: Student • Wohnort: Prag • Grösse/ Gewicht: 190 cm / 90 kg • Position: Flügel • Rückennummer: 77 («die 7 zieht sich durch die Familie und auch ex-NHL-Crack Paul Coffey trug die 7 oder 77») • Stationen: Cesky Krumlov, Ceske Budejovice, Black Angels, Tatran Stresovice • Erfolge: U19Weltmeister 2021, 2 x Meister, 1 x Champions-Cup-Sieger, 1 x Cupsieger mit Tatran Stresovice • Lieblingsessen: Svickova (Rinderbraten), Pizza • Lieblingsgetränk: Bier (Kozel), Cola • Lieblingsfilm: Gladiator • Hobbys: Lesen, Gamen (Counterstrike, Geoguessing)
Hanak lässt sich auch von Rasmus Enström nichts gefallen.
Vor zwei Jahren liessen die schwedischen Nationaltrainer ihre Spieler bezüglich WM-Aufgebot bis zur letzten Sekunde im Ungewissen. Diesmal folterten sie ihre Cracks anders.
TEXT : ANDERS BORGSTRÖM • FOTOS : DIETER MEIERHANS, PER WIKLUND
Zwei Weltmeistertitel in Folge können sich sehen lassen. Das reicht Schwedens Nationaltrainer Thomas Brottman aber nicht, wie er an der WM-Pressekonferenz mit Blick auf die vielen Weltmeister in seinem vorgestellten Kader sagte. «Es ist lange her, seit wir drei WM-Titel in Folge erringen konnten», bemerkte Brottman.
In der Tat wechselten sich seit 2008 Finnland (2008, 2010, 2016, 2018) und Schweden (2012, 2014, 2020, 2022) mit «Doppelsiegen» ab. Dieser Statistik folgend wären an der WM 2024 in Malmö wieder die Finnen dran. Davon wollen die Schweden an ihrem Heim-Event natürlich nichts wissen. «In unserem Kader stehen viele Gewinner. So sehen wir das. Darum haben wir eine sehr gute Chance, mit diesen Spielern Gold zu holen. Gleichzeitig wissen wir, dass dies diesmal so schwierig sein wird wie noch nie», sagte Brottman. Ohne zu erklären, worin die Schwierigkeiten liegen.
ROOKIES UND ROUTINE
Die Hauptprobe, die letzte Euro Floorball Tour in Finnland im Oktober, darf mit drei Siegen (7:3 gegen die Schweiz, 5:4 gegen
In einem routinierten schwedischen Team sorgen
Gabriel Kohonen...
Tschechien und 3:2 gegen Finnland) als gelungen bezeichnet werden. «Leider», beklagte Brottman lachend. «Vor den letzten Weltmeisterschaften hatten wir im Vorfeld jeweils Probleme, daher weiss ich nicht genau, wie ich nun diese Siege werten soll. Aber vermutlich sind sie eine gute Sache.»
Sein Co-Cheftrainer Niklas Nordén sieht die Sache eindeutiger. «Wir treten in Malmö als klarer Favorit an. Nicht aufgrund der Resultate an der EFT, sondern weil wir richtig gut spielen.»
Die beiden Coaches präsentierten ein Kader mit drei WM-Neulingen – den 20-jährigen Storvreta-Youngsters Gabriel Kohonen und Sakarias Ulriksson sowie Oskar Weissbach (24, Pixbo). Am anderen Ende der Altersund Erfahrungsskala stehen die Zuger Tobias Gustafsson, Robin Nilsberth und Albin Sjögren sowie Alligator Rasmus Entström.
400 PUNKTE REICHEN NICHT MEHR
Die beiden erfolgreichsten Skorer des letzten Jahrzehnts sind hingegen nicht mehr dabei. Kim Nilsson (36) und Alexander Galante Carlström (35) buchten gemeinsam über 400 Punkte für ihr Heimatland, schafften den Cut aber nicht mehr.
«Ich wollte aufspringen und ihn anschreien!»
Oskar Weissbach
Galante Carlström, an der WM 2022 in Zürich noch MVP, musste sich auf dem linken Flügel der übermächtigen Konkurrenz beugen. Jesper Sankell, Malte Lundmark und Gabriel Kohonen als Nummern 1, 2 und 5 der letztjährigen Skorerliste erhielten den Vorzug. Nilsson fiel bereits letzte Saison oft verletzt aus und zog seine gesundheitli-
chen Probleme nahtlos in den Herbst weiter. «Wir hätten ihn gerne dabei gehabt, konnten aber nicht länger warten und hoffen, dass er rechtzeitig fit wird. Er nahm unseren Entscheid mit Verständnis auf», sagt Niklas Nordén.
Weniger erbaut zeigte sich Galante Carlström, der grundsätzlich immer mit dem Selbstvertrauen in der Grösse eines Möbelwagens unterwegs ist. Und warum auch nicht, schliesslich ist er der beste Torschütze der Unihockeygeschichte. «Es scheisst mich an», teilte er den Zuschauern des TV-Senders SVT ungefiltert mit, nachdem er vom definitiven Nicht-Aufgebot erfahren hatte.
WEINENDER WEISSBACH
Vor der letzten WM in der Schweiz erfuhren die Spieler ihre Nomination gleichzeitig wie alle anderen – an der Pressekonferenz.
Brottman und Nordén wollten den Konkurrenzkampf bis zur letzten Sekunde aufrecht erhalten und die Nerven kitzeln. Diesmal wählten sie eine andere Strategie.
Eine Woche vor der Bekanntgabe des Aufgebots besuchte das Medienteam des Verbandes Sakarias Ulriksson an seinem Arbeitsort, einer Schule. Er wurde auf einen Parkplatz geführt, wo Niklas Nordén auf ihn wartete, der ihm zum Aufgebot für die Heim-WM gratulierte. «Es war schwierig, diese Information sofort zu verarbeiten. Ich war geschockt und sprachlos, gleichzeitig extrem glücklich und stolz», so Ulriksson.
Mit Oskar Weissbach war Nordén weniger nett. Er bot den Pixbo-Stürmer in ein eine Stunde entferntes Restaurant auf. «Mir gingen auf der Fahrt eine Million Gedanken durch den Kopf. Fahre ich wirklich so weit, um ein Nein zu hören?», wunderte sich Weissbach. Ein Nein gab es nicht, aber er wurde von Nordén auf die Folter gespannt.
Die beiden sprachen über Gott und die Welt, während sie ihre Teller zweimal füllten und assen. Weissbach traute sich nicht zu fragen, ob es gute oder schlechte Nachrichten gäbe. «Ich war neugierig, was er vor
hat. Ehrlich gesagt wollte ich aufspringen und ihn anschreien, schaffte es aber, ruhig zu bleiben», sagt der Pixbo-Captain. Als Nordén die frohe Botschaft endlich verkündete, entschuldigte er sich für die lange Wartezeit – er habe den Spieler nicht bewusst foltern wollen. Zu dem Zeitpunkt war das Oskar Weissbach völlig egal. «Auf der ganzen Rückfahrt nach Göteborg weinte ich», gibt er zu. Er rief von unterwegs die Familie und Freunde an. «Das waren die besten Stunden meines Lebens. So viele Menschen in meinem Umfeld freuten sich für mich, nicht nur ich war überglücklich.» In seinem Auto konnte er auch ungestört schreien.
RENTNER AUF
Mit den Spielern auf der schwedischen Pikett-Liste liesse sich ein ganz anständiges Team bilden. Da sind Namen wie Kim Nilsson (Kalmarsund), Emil Kalentun, Emil Ruud, Linus Holmgren (alle Falun) oder Felix Lanver (Pixbo) zu finden.
Dass Storvreta-Goalie Mans Parsjö hinter Jon Hedlund (Pixbo) und Kalle BendingSörling (Falun) erneut nur die Rolle als Reservist bleibt, war keine grosse Überraschung. Für grosses Erstaunen sorgte hingegen der Name des zweiten Schlussmanns auf der Pikett-Liste, da dieser seine Karriere bereits beendet hat.
Jonathan Edling hexte Schweden an der WM 2021 in Helsinki zum Titel und trat im Frühling 2023 vom Leistungssport zurück. Entsprechend perplex war der 33-Jährige, als er einen Anruf Nordéns erhielt. «Er fragte mich, ob ich verrückt sei. Ich fragte zurück, ob er nicht mehr fit sei. Er sagte, doch, ich bin fit. Also sagte ich okay, trainiere und wir schauen, was passiert», schildert Niklas Nordén den Austausch.
Es müsste aber viel passieren, damit es zum Sensations-Comeback Edlings kommt. Mindestens zwei Torhüter müssten sich bis und mit WM verletzen. Als klare Nummer 1 steigt Jon Hedlund ins Rennen, wie schon zuletzt in Zürich.
Auch bei Finnland fehlen grosse Namen im WM-Kader von Headcoach Esa Jussila. Die fünffachen WMTeilnehmer Lauri Stenfors (34) und der aktuell beste UPL-Torschütze Miko Kailiala (31, Zug) wurden nicht aufgeboten und wollten sich auch nicht auf die Pikett-Liste setzen lassen.
Norwegen muss auf die Dienste des verletzten Ketil Kronbergs verzichten. Der 44-jährige Dalen-Stürmer bleibt damit bei zwölf (!) WM-Teilnahmen mit der Rekordzahl von 64 WMSchlachten stehen. Seit der WM 2000 in Oslo war Kronberg immer am Start gewesen. Das Ende einer Ära.
Selbst die grössten Heldinnen und Helden können es nicht allen recht machen. Aber sie sind trotzdem coole Socken.
Wir sagen Danke.
TEXT SAMUEL WULLSCHLEGER
Im Rahmen dieser Kolumne haben wir schon viele abgefeiert: Unsere Sportministerin, das lustige Maskottchen, den Gute-Laune-Bären, Zorrokünstler, Unihockeyschülerinnen und Unihockeyschüler, Livestream-Kommentatorinnen und -Kommentatoren, sowie Juniorinnen-Trainerinnen, Juniorinnen-Trainer, Junioren-Trainerinnen, Junioren-Trainer.
Das war jetzt gerade ein bisschen viel Aufzählung am Schluss des ersten Abschnitts, aber ich möchte auf keinen Fall, dass sich wegen meiner Kolumne jemand «unwohl» fühlt. Und unter uns: Kinder-Trainierende tönt jetzt nicht gerade lebensnah. Möglicherweise gibt es aber auch eine stattliche Anzahl Leserinnen und Leser, die sich gerade über die vielen Buchstaben und damit den Verbrauch von Druckerschwärze aufregen. In dieser Thematik kann ich es definitiv nicht allen recht machen, auch wenn ich mich redlich darum bemühe. Und schon sind wir mitten im Thema.
Pfeift mal selber
Jede Person, die die Unihockey-Gemeinschaft unterstützt, ist wertvoll. Aber es gibt Menschen, die für mich geradezu Heldenstatus haben. Ihnen wurde bisher in dieser Rubrik noch keine einzige Zeile gewidmet. Das holen wir heute nach. Meine Helden sind eben genau jene, die es nie allen recht machen können. Ich verneige mich und sage vielen herzlichen Dank, liebe Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, dass ihr für faire Spiele sorgt. Ihr macht nicht nur einen guten Job; die meisten von euch sind auch richtig coole Socken.
Unihockeyfans sind grösstenteils zivilisierte und anständige Leute, aber auch in unserem Sport fallen
unnötige Bemerkungen und es wird auch mal ein blöder Spruch in Richtung Spielleiter rausgehauen. Ich jedenfalls habe mich für das Verhalten von Junioren-Trainern schon massiv fremdgeschämt. Dabei ist es für jeden Zuschauer klar, dass die Schiris nicht alles sehen können. Natürlich kommen Fehlpfiffe vor. Aber alle, die aus einer solchen Mücke einen Elefanten machen, sind auch keine perfekten Menschen. Den lautesten Kritikern lege ich ans Herz, selber mal ein Spiel zu pfeifen – und sei es nur ein Freundschaftsmätschli der allerjüngsten Sportler. Das ist wirklich anspruchsvoll. Man braucht Augen überall.
Strafe kassieren – Klappe halten
Es gibt Spieler, die nach jeder zweiten Intervention das Gespräch mit dem Schiedsrichter suchen. Es hat sich offensichtlich noch nicht überall herum gesprochen, dass Schiris ihre Entscheide nicht zurückzunehmen pflegen, selbst dann nicht, wenn der Captain himself sich darüber beklagt.
Die meisten in der Unihockey-Gemeinschaft bringen den Referees ganz viel Respekt, Wertschätzung und Dankbarkeit entgegen. Wer beim Abschied der Spitzenschiedsrichterinnen Corina Wehinger und Sandra Zurbuchen live dabei war, weiss genau, was ich meine. Eine ganze Halle hat getobt und geklatscht für die beiden. Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich heute noch Hühnerhaut.
Und wenn mir nun der Schiri der politischen Korrektheit eine zwei-Minuten-Strafe aufbrummt, weil ich das mit der weiblichen und männlichen Schreibweise nach dem ersten Abschnitt nicht mehr sauber durchgezogen habe, dann setze ich mich jetzt auf die Strafbank und halte die Klappe.
Was
leuchtet da oben - der Weihnachtsstern?
Nein, das ist glaub der Playoff-Strich.
Das aktuelle UPL-Schlusslicht WASA wird Weihnachten auf einem Playout-Platz verbringen.
Die nächste Ausgabe erscheint am 21. Januar 2025. Unter anderem mit folgenden Themen:
Rückblick: Alles zur Männer-WM in Malmö
Flurina Marti im Talk: Wie lässt sich der Frauenanteil im Unihockey auf allen Ebenen steigern?
Tim McKibbin: Ein
Neuseeländer in Obwaldner NLB-Diensten
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