www.swissunihockey.ch Nr. 3 | Dezember 2012 | Fr. 6.–
Herren WM 2012: Schweden-Party
12 Eine Geschichte der Niederlagen 42 Die guten Deutschen
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Inhaltsverzeichnis.
Editorial. von Mark Wolf
Ein ausverkauftes Hallenstadion mit frenetischen Fans und Zuschauern am Finalsonntag, vier live im Schweizer Fernsehen übertragene Partien und eine überzeugende Schweizer Nationalmannschaft – dies meine stärksten Eindrücke der Herren-Heim-WM. Dem grössten Unihockey-Event, der je in der Schweiz stattgefunden hat und der beste Werbung für unseren Sport war. Wenn wir die sportliche Leistung der Schweiz etwas detaillierter betrachten, bleibt natürlich die äusserst knappe Niederlage in der Verlängerung nach einem fantastischen Halbfinalspiel gegen Finnland in Erinnerung. Es hat sehr wenig gefehlt, um den grossen Traum wahr werden zu lassen. Ich glaube aber trotzdem, dass wir sehr stolz auf diese Mannschaft sein dürfen. Von der Spielweise, dem Einsatz und nicht zuletzt dem sehr couragierten Auftritt her, wusste die Schweizer Equipe zu begeistern und auch die breite Öffentlichkeit von der Dynamik unserer Sportart zu überzeugen. Mit dem letzten Schlusspfiff endete auch eine sehr intensive, 2-jährige Kampagne. Eine Zeit, in welcher die Auswahlen von swiss unihockey auf eine grosse Unterstützung der Vereine, Sponsoren und Partner zählen durften. Wir spürten ein bisher einzigartiges Committment für die Schweizer UnihockeyNationalmannschaften. Nach der WM ist ja immer auch wieder vor der WM. Deshalb gilt es nun, diese WM akribisch auszuwerten und möglichst schnell die notwendigen Optimierungen einzuleiten. Ich bin aber vom eingeschlagenen Weg überzeugt und wir wollen diesen im Hinblick auf die WM 2014 in Schweden konsequent weitergehen. Ein erster, wichtiger Schritt hierbei ist sicher die Vertragsverlängerung mit dem Trainerstaff. Doch nun wünsche ich der ganzen Unihockey-Familie erst einmal eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit. Euer Mark Wolf, Chef Auswahlen
4 Herren-WM 2012
27 Herren-WM 2012
Die 10 besten WM-Momente
7 Herren-WM 2012 Zartbittere Pille
12 Herren-WM 2012 Eine Geschichte der Niederlagen
16 Herren-WM 2012 Wenn Unihockey-Spieler Sirtaki tanzen…
19 SRF2 war live dabei «Wir werden dabei bleiben, einigermassen»
22 Herren-WM 2012 Rivella Games-Sieger am WFC Halbfinal
24 Poster Die Schweden-Walze
Von Stromausfall, Gesangstalenten und Tätowierungen
30 Herren-WM 2012 Traumdestination Skandinavia
33 Hui oder Pfui Mark Wolf im Clinch mit Philippe Soutter
38 Romandie Le Unihockey Suisse Romand n’a rien à envier à son prestigieux voisin.
41 Inside Daniel Bollinger: «Ich wäre mit Fankhausers Trikot aufgetaucht»
42 Herren-WM 2012 Die guten Deutschen
46 Nachgefragt Manuela Dominioni
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Titelbild.
Schweden feiert einen dominanten WM-Titel im proppenvollen Hallenstadion Zürich. Foto: Fabian Trees Nr. 3 2012 / 2013 powerplay
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DIE 10 BESTEN
WM-MOMENTE Ich rechne es mir hoch an, dass ich im Bronzespiel der schlechteste Schweizer Spieler auf dem Platz war, kommentierte der WM-Topskorer Emanuel Antener seine Leistung im Bronzespiel gegen Deutschland und wunderte sich, wie rasch seine Teamkollegen im Gegensatz zu ihm ihre masslose Entt채uschung 체ber den verpassten Finaleinzug beiseite schieben konnten.
Ich spiele extrem ungern gegen die kleinen Japaner.
! H S A FL
Sie tun mir leid, meinte Tschechiens Ales Zalesny (links) vor dem Turnier. Das letzte Mal waren sie extrem traurig. Einer hat so geregnet (er meinte: geweint).
SNAP!
Mr. Sunshine was here. Lettlands Headcoach Iiro Parviainen verzichtete auf den Einsatz einer Krawatte. Zu riskant. Auch Sascha Brendler wurde in der Halle gesehen. Unvergessen der hand-feste SchlipsDisput zwischen dem damaligen Wasa- und heutigen Dalen-Coach Parviainen und HCR-Trainer Brendler, wo dessen Krawatte eine entscheidende Rolle spielte.
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DIE 10 BESTEN
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SNAP!
Glaub an Dietz, er ist Jesus. So beruhigte florbal.cz-Redaktor Tomas Rambousek seinen Kollegen Jan Kratochvil (floorballmagazin.de), auf die Stärke des Torhüters Mike Dietz vertrauend. Zusammen mit WaSa-Goalie Janek Kohler hexte der junge Hamburger Deutschland auf WMRang 4.
10 518. Das ist die neue RekordZuschauerzahl für ein Unihockeyspiel in der Schweiz. Im proppenvollen Hallenstadion herrschte in allen vier Partien eine ausgelassene Stimmung. Eventuelle frühe Vorentscheidungen in den Matches spielten da gar keine Rolle. Man feierte sich und seinen Sport
KLICK
und erreichte dabei eine ausgezeichnete Aussenwirkung.
FLASH! Tristesse und Heiterkeit. Niemand wollte ihm mehr zuhören. Der scheidende und gescheitere Nationalcoach Tomas Trnavsky war der traurigste Tscheche der WM. Sein bereits feststehender Nachfolger Radim Cepek verströmte Heiterkeit pur, begrüsste alte Freunde und war an jeder Party mit Sicherheit der letzte Gast – sofern er nicht gleich blieb und auf dem Sofa nächtigte.
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DIE 10 BESTEN
WM-MOMENTE
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Die schwedische Dampfwalze überrollt die Unihockeywelt. Dabei machen die schwedischen Youngster wie Linus Nordgren auch vor den finnischen Legenden um Tero Tiitu nicht halt. Alles wird platt gewalzt!
Slowakische Schweizer-Fans Wenn das Slowakische Team plötzlich die Wankdorfhalle rockt – dann geht es für dieses Team um den Einzug in den Viertelfinal. Im Spiel Schweiz gegen Estlandstanden die Slowakischen Spieler wie ein Mann hinter der Schweizer Nati, und feuerten das Team lautstark an. Verständlich – die Niederlage der
! H S A L F Die Schweiz präsentierte sich nicht nur dank der Scheinwerfer im Hallenstadion im besten Licht Alle Nationen fühlten sich unabhängig vom sportlichen Erfolg wohl und zeigten sich für die erwiesene Gastfreundschaft und für die rührige Organisation vonseiten des Verbandes dankbar.
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Esten bedeutete dieViertelfinal-Qualifikation für die Slowakei.
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SNAP!
Zartbittere Pille Das Schweizer Team ist mit hohen Erwartungen in die Unihockey Weltmeisterschaften im eigenen Land gestiegen. Das Ziel: eine Medaille – mindestens. Gold, den Titel wollte jeder der Spieler und Trainer erringen. Bronze ist es geworden. Die Mannschaft hat sich in bestem Licht präsentiert, es bleibt trotzdem ein Wermutstropfen. Text: Susi Baillods Foto: zVg
Nein, zufrieden ist Petteri Nykky, der Headcoach der Schweizer Unihockey Nationalmannschaft mit der Bronzemedaille nicht. Er hat sich mehr vorgestellt, Gold sollte es werden. Wobei er seine Unzufriedenheit auf sich selbst und seine Arbeit bezieht. «Es ist meine Leistung, mit der ich nicht glücklich bin. Auf die Spieler bin ich stolz, sie haben ihre Sache gut gemacht», so der Finne. Stolz darf die Mannschaft auf ihre Bronzemedaille sein, sie hat sich in einem sehr guten Licht präsentiert, ist so geschlossen und stark wie wohl noch nie an einem solchen Titelkampf aufgetreten. So hatten die Spieler zurecht über die gewonnene Bronzemedaille gestrahlt,
auch wenn das knapp verlorene Halbfinalspiel gegen Finnland insgeheim schon noch wurmte. Bei dieser Niederlage sah man in den Reihen der Spieler gesenkte Häupter, ja, es flossen sogar Tränen. Der Traum von Final, er war so nah an der Verwirklichung gewesen – der Traum zerplatzte wie ein Luftballon. Nervöser Start Die Ziele der Schweizer für die Heimweltmeisterschaften waren hoch gesteckt. Entsprechend akribisch, intensiv und lange hatte sich das Team auf die WM vorbereitet, swiss unihockey hatte mit dem Engagement
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des finnischen Erfolgstrainers Nykky und seinen Assistenztrainern und Landsleuten Juha Jännti und Heiki Lukkonen die Voraussetzungen geschaffen, Grosses zu erreichen. Die ganzen Vorbereitungen waren auf das Ziel Medaille an der Heim-WM ausgerichtet. Mit Spannung wurde denn auch auf den ersten Auftritt der Nati in der Sporthalle Wankdorf in Bern gewartet. Die Halle war bis auf den letzten Platz besetzt und in rotweiss getaucht. Als Gegner wartete das Team aus der Slowakei, die später noch zu den grössten Schweizer Fans werden sollten. Auf einen leichten Aufgalopp konnte das heimische Team nicht hoffen. Etwas nervös fiel der Start auch aus, die Schweiz tat sich zu Beginn schwer mit dem osteuropäischen Gegner und der Sieg (8:4) hätte eigentlich höher ausfallen müssen. Mit dem harzigen Start befand sich das Team jedoch in bester Gesellschaft, tat sich auch der künftige Weltmeister Schweden in seinem ersten WM-
Spiel im ersten Drittel gegen Polen schwer. Der Auftakt war der Schweizer Nati geglückt. Die Maschinerie läuft Was folgte, war die Kür gegen das Team Singapur. Der 35:0-Sieg hoch verdient. Da stellt sich unwillkürlich die Frage nach dem Stellenwert eines Spiel gegen einen so deutlich schwächeren Gegner. Der Teamyoungster Manuel Engel bringt es auf den Punkt: «Ich muss zugeben, dass mir Singapur imponierte, weil sie bis am Schluss, bis zum Umfallen gekämpft haben. Wir dagegen können in solchen Spielen diverse Dinge ausprobieren. Das ist enorm wichtig für uns.» Da wären verschiedene Spielzüge, ausprobieren ob es funktioniert und vor allem war dieses Spiel ein Training in einer Wettkampfsituation. Unbestritten bleibt, die Spieler hatten riesigen Spass bei dieser Partie. Im letzten Gruppenspiel wartete mit Estland ein schwer einzuschätzender Gegner. Konzentriert, entschlossen und geschlossen ging
die Schweizer Nati in dieses Spiel – trotz langer Verzögerung durch den zweistündigen Stromausfall in der Wankdorfhalle, angefeuert von einem gutgelaunten Publikum und beobachtet von Bundesrat Ueli Maurer. Estland, wurde genauso mit einer zweistelligen Niederlage nach Hause geschickt, ganz zur Freude der Slowaken, die sich dadurch für den Viertelfinal qualifizieren konnten, wie auch Norwegen, das in den Viertelfinals auf die Schweiz wartete. Das Schweizer Uhrwerk lief wie geschmiert. Die Tore fielen fast nach Belieben, die Pässe und Spielzüge funktionierten, kleine Zwischentiefs konnten problemlos aufgefangen werden. Die Qualifikation für den Halbfinal vor grosser Kulisse im Hallenstadion schien fast ein Spaziergang zu sein. Harte Landung im Halbfinal Das Ziel eine Medaille zu gewinnen, gar den Final zu erreichen, war nun zum Greifen nah. Erst nach dem Viertelfinalspiel erfuhr Team-Captain Matthias Hofbauer, dass Finnland im Halbfinal auf die Eidgenossen wartete. «Es ist nicht so wichtig, wer unser
Simon Bichsel und Daniel Streit: Anfangs lief alles bestens
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Gegner ist. Wichtig ist, dass wir uns auf unser Spiel konzentrieren und sehr, sehr gut Unihockey spielen», so Hofbauer. Nun galt es ernst, es ging um diesen Moment, auf den sich das Team unter Petteri Nykky und seinem Stab anderthalb Jahre akribisch vorbereitet hatte. Es ging um nicht weniger, als den Einzug in den WM-Final. Dass mit Finnland ein schwerer Brocken auf die Schweizer wartete und nur eine Topleistung Erfolg bringen konnte, war jedem Einzelnen klar. Und die Partie begann gut für die Gastgeber. Nach dem zweiten Drittel lagen sie mit zwei Toren Vorsprung in Front. Was folgte, war ein vergleichsweise schwacher Schlussabschnitt und die Overtime, in der sich Finnland, trotz der überzeugenden Leistung und grossem Druck der Schweizer, ins Glück schoss. Konsternation bei Publikum und Heimteam, überschwänglicher Jubel bei den Finnen. Um einen Wimpernschlag hätte es gereicht, den Final zu erreichen. «Was soll man nach diesem Spiel sagen. Ein Schuss, ein Tor und das Spiel ist vorbei», bemerkte ein sichtlich geknickter Michael Zürcher nach dem Spiel. Betretene Gesichter, leere Blicke, sogar Tränen, bei den Spielern, beim Trainerstab und beim Publikum. Deutschland als Gegner im kleinen Final, das hatte man sich anders vorgestellt. Verhaltene Freude über Bronze Trotz Enttäuschung und Frustration galt es, den Fokus sofort auf das nächste Spiel zu richten. Dem deutschen Team, dem überraschenden Gegner im kleinen Final, eine Niederlage zu verpassen – Ehrensache. Nochmals zu zeigen, dass man eine Medaille verdient hat und das Erreichen des Finals möglich gewesen wäre – eine Selbstverständlichkeit. Mit einer konzentrierten Leistung entschied die Schweizer Nati dieses Spiel für sich und konnte sich am Schluss doch, wenn auch etwas verhalten, über Bronze freuen. Emanuel Antener meinte direkt nach dem Spiel lakonisch: «Klar, wir würden lieber erst jetzt dann (im Final) spielen, doch in anbetracht der Umstände bin ich erleichtert darüber, wie wir die heutige Aufgabe gelöst haben.» Und sein Teamkollege Daniel Bill bemerkte trocken: «Gold hätte sich besser gemacht. Ist aber ok. Es ist wichtig, das letzte
Der finnische Haudegen Juha Kivilehto (rechts) zerstörte die Schweizer Finalträume
Spiel zu gewinnen.» Ob dieses Ziel gegen die überragenden Schweden hätte erreicht werden können, das ist fraglich. Was die Spieler, trotz der zartbitteren Pille, durch das Band genossen hatten an dieser Weltmeisterschaft im eigenen Land, war die grossartige Kulissen in der Wankdorfhalle und in der imposanten Arena im Hallenstadion. Über alles eine positive Bilanz Ganz klar enttäuscht darüber, das Ziel WMGold nicht erreicht zu haben, war Cheftrainer Petteri Nykky. Er musste jedoch anerkennen, dass die beiden richtigen Mannschaften im Final gestanden hatten. Das Fazit seiner Spieler fällt positiver aus. Man konnte die grossen Fortschritte unter Beweis stellen. Die Mannschaft trat als Einheit auf, keine der Linien fiel leistungsmässig ab. Dass Emanuel Antener und Matthias Hofbauer die Topskorerliste am Schluss anführten und auch ins All-Star-Team gewählt wurden, ist ein kleines Trostpflaster. «Ich bin mit der Weltmeisterschaft sehr zufrieden und ich bin stolz. Die Schweizer Mannschaft war noch nie so stark, sie hat bis auf ganz wenige Momente über die ganze WM ihr Potential ausgeschöpft», zieht Wolf Bilanz. Besonders erfreut zeigt er sich über die Leistung der jungen Spieler. «Manuel Engel war plötzlich da und hat eine unglaubliche Vorstellung abgeliefert. Und da ist auch Pascal Meier, der jun-
ge Goalie, der souverän gespielt hat und überzeugen konnte», erklärt er. Das stimme ihn zuversichtlich für die Zukunft. Mark Wolf ist überzeugt, dass in den Schweizer Unihockey-Vereinen noch viele Rohdiamanten zu finden sind, die mit der richtigen Unterstützung den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen und die älteren Spieler ablösen und zu Teamstützen werden können. Dass im Schweizer Team ein Generationswechsel ansteht, ist absehbar. Einige der Spieler werden nach dem erklärten Karriereziel Heim-WM ihren Rücktritt erklären. Junge, talentierte Spieler, werden es Engel und Meier gleichtun und nachrücken. Es bleibt die Frage, wer die Nationalmannschaft an die nächste Weltmeisterschaft führt. Noch ist nicht entschieden, ob es wieder Petteri Nykky sein wird. «Petteri Nykky hat in anderthalb Jahren viel erreicht. Er ist sehr enttäuscht. Seine grösste Motivation war, gegen Finnland zu gewinnen, das hat er verpasst», erklärt Mark Wolf. Das sei für den Finnen hoffentlich Anreiz genug, dem Schweizer Team treu zu bleiben und seinen nach der WM ausgelaufenen Vertrag zu verlängern.
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Eine Geschichte der Niederlagen Text: Flurin Rageth Fotos: zVg
«Viele feiern ihre Niederlage – als Gäste der Sieger.» Stanislaw Jerzy Lec Sport ist nicht Krieg, gewiss. Wörter, Sätze und die Sprache jedenfalls, die von Trainern, Publikum und Sportjournalisten während der Weltmeisterschaft verwendet wurden, um über die Unihockeyspiele zu reden, gemahnten aber mehr an Blutbäder als an ein sportives Fest internationaler Ballartisten. Es war von «Söldnern» und «Legionären» die Rede, die für diese oder jene Nationalmannschaften im Einsatz standen; von «Duellen», bei denen «gekämpft», «angegriffen» nach «vorne gepeitscht» und die «Abwehrreihe» mittels «Konterattacke» durchbrochen wurde. Spieler verpassten einander «Stockschläge» und die «Stürmer», besonders die «Scharfschützen» unter ihnen, gaben «Schüsse» ab, oft aus allen Lagen. Sie wurden kritisiert, wenn ihre «Visiere» schlecht eingestellt waren. Und natürlich wurde «scharf geschossen», und das fast immer. Ebenso häufig wurden Mannschaft während des Turniers nicht nur demontiert und deklassiert, sondern auch «massakriert» und «abgeschlachtet». Als ob Krieg geherrscht hätte in Zürich und Bern. Mutter aller Niederlagen Sport mit kriegerischen Ereignissen zu vergleichen, mag übertrieben erscheinen, doch es lohnt sich, diesen Faden des Vergleichs nicht einfach hängen zu lassen. So führte das hellwache schwedische Nationalteam im Finalspiel gegen Finnland nach gut dreissig Minuten bereits mit neun zu null. Neun Jahre dauerte auch die griechische Belagerung
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der Stadt Troja. Dann wurde sie von den Angreifern erobert, geplündert und zerstört. Der dank trojanischem Pferd und Helden wie Odysseus und Achilles errungene Sieg der Griechen zählt zu den grössten Episoden der abendländischen Mythologie. Troja hat sich aber weniger als Ort der Sieger, sondern vor allem als Mutter aller Niederlagen einen Platz in der Geschichte erobert. Weiterhin berauscht vom furiosen schwedischen Finalauftritt läuft man im Rückblick auf die WM Gefahr, den siebten Weltmeistertitel Schwedens als einzige top story des Turniers zu verklären. Die WM war nicht nur das Turnier der schwedischen Sieger, sondern primär eine von Niederlagen geprägte Angelegenheit. Mit Ausnahme Schwedens haben alle Teilnehmer mindestens einmal verloren. Es gab natürlich ebenso viele Niederlagen wie Siege, wobei aber bis zum Finaltag vielmehr über Niederlagen gesprochen wurde. Das hatte mitunter mit dem Turniermodus und dem breiten Teilnehmerfeld zu tun. Wie schon vor zwei Jahren verzichtete der Internationale Unihockeyverband IFF darauf, die Nationalmannschaften in eine stärkere A- und eine schwächere B-Division einzuteilen. Jeder gegen jeden, sozusagen. Alle 16 Teilnehmer bekamen eine Chance auf den Weltmeistertitel. Umstrittener Spielmodus Diese Turnieridee war ein viel diskutiertes und umstrittenes Thema. Schwedische Fernsehsender traten wiederholt und bereits im Vorfeld der WM als vehemente Kritiker des Spielmodus auf. Auf Grund des international weiterhin riesigen Leistungsgefälles fürchteten sie einseitige und spannungsarme Partien, die wenig anziehend auf Fernsehzuschauer wirken würden. Viele Spiele in der Vorrunde nahmen dann in der Tat abenteuerliche Züge
an. Tschechien – Japan 21:1; Ungarn – Schweden 2:33; Schweiz – Singapur 35:0; Finnland – Kanada 29:3. Viele Tore – allerlei seelenlose Siege – schwere Niederlagen?
«Alles Bedeutende im Strom des Lebens ist durch Sieg und Niederlage entstanden.» Oswald Spengler Apropos Siege: Die Deutsche Sprache unterscheidet nicht umsonst zwischen «siegen» und «gewinnen». Beim «Gewinnen», so könnte eine Erklärung lauten, sind die Sportler nur am puren ökonomischen Wert der Punkte interessiert. Der sportliche Wettkämpfer gleicht somit einem marktorientierten Händler. Von einem Sieg hingegen könnte man dann sprechen, wenn sich zwei Kontrahenten zunächst auf Augenhöhe begegnen und sich um die Antwort streiten, wer nun der bessere, geschicktere und erfolgreichere Spieler ist. Es geht um Lorbeeren und nicht nur um die Bilanz einer kruden Rangliste. Helden werden einzig nach Siegen hervorgebracht; und nicht nach schlicht gewonnenen Partien. An der WM war nun zu beobachten, dass die Gewinner vieler Partien gar nicht zu eigentlichen Siegern werden konnten. Der Ausgang dieser Spiele war vor Spielbeginn längst bekannt. Auch die Verlierer wussten ohne bereits gespielt zu haben, dass ihnen lediglich die Türe zur vernichtenden Niederlage offen stand. Ales Zálesny sieht nach dem 21:1 seiner tschechischen Equipe gegen die Japaner nicht glücklich aus: Zu einfache Tore, lamentiert er nach Spielschluss. Weinende und allzu schwachbrüstige Weltmeisterschaftsteilnehmer passen dem unzimperlichen enfant terrible des tschechischen Unihockeys anscheinend nicht. Auf Bühnen, wo ihre Genialität nicht gebraucht wird und wo kein Ruhm zu verge-
ben ist, fühlen sich die Zálesnys, Vänttinens und Kanebjörks nicht wohl.
«Kein Sieger glaubt an den Zufall.» Friedrich Nietzsche Hat der IFF die Kultur des Sieges entwertet und dafür eine Kultur des Verlierens zelebriert? Raubte der IFF mit diesem WM-Modus vielen Mannschaften auch nur schon das kleinste Glück, weil diese nicht einmal von einer Sensation träumen konnten? Wurden zu viele WMSpiele wegen fehlender Spannung zu einer Farce? Lars-Gunnar Tjärnquist, langjähriger Präsident des schwedischen Unihockeyverbandes und bis zur Weltmeisterschaft Mitglied des IFF-Zentralausschusses, dem wichtigsten Gremium des Verbandes, lässt sich von diesen Fragen nicht provozieren und bleibt gelassen. Tjärnquist spricht von Zielen des Internationalen Unihockeyverbandes: Die Durchfüh-
rung der Weltmeisterschaft mit einem breiten Teilnehmerfeld ist eng geknüpft an die Wachstumsvision, die der IFF auch im Hinblick auf eine Olympiakandidatur verfolgt. Will Unihockey als Sportart auf globaler Ebene wachsen, dürfe eine WM sich nicht auf die Frage reduzieren, ob Schweden oder Finnland den Final gewänne. Die Herren-WM gehört für den IFF nach wie vor zu den wichtigsten Mitteln, den Sport in möglichst vielen Ländern bekannt zu machen und ihn zu fördern. Spannungsarme Vorrundenspiele der Spitzenmannschaften gehören zur Konzession, welche die Funktionärselite des IFF dabei eingeht. Tjärnquist zeigt aber Verständnis für kopfschüttelnde Medienvertreter, die in einseitigen Spielen ein Produkt ohne Vermarktungschancen sehen. So fügt er auch hinzu, dass der IFF die Niveauunterschiede der Nationalmannschaften unterschätzt hätte. Deshalb ist für die nächste WM in Göteborg in zwei Jahren eine Anpassung des Modus geplant. Die Teilnehmer spielen dann wieder in zwei Stärkeklassen, haben aber gleichwohl alle weiter die Möglichkeit, das Endspiel zu erreichen.
«Genau die Kraft, die gefehlt hat, um einen Sieg zu erringen braucht man, um eine Niederlage zu verkraften.» Ernst R. Hauschka
Das Produkt Unihockey zeigt sich als Sportart im ausgedehnten globalen Rahmen noch immer sehr unfertig, das wissen auch die Funktionäre. Der IFF befindet sich weiter auf der Suche nach einem Kompromiss zwischen kurzfristigem Medien- und Zuschauerbedürfnis sowie längerfristigen Fragen der Sportentwicklung. Der unerwartete Sprung Deutschlands in den WM-Halbfinal ist ganz im Sinn von Tjärnquist und seinen Kollegen. Die jungen Deutschen liefern wichtige Argumente für einen Turniermodus, der dynamisierende Ereignisse, wie unwahrscheinlich diese gerade für die erstarrte Konstellation der Weltspitze erscheinen, eher fördert als von vornherein ausschliesst. Obwohl: Die dann folgenden drastischen deutschen Niederlagen gegen Schweden (0:13) und die Schweiz (0:8) haben die krasse Unausgeglichenheit des Sports nochmals ungeschönt demonstriert. Ob es für das Unihockey als mediales Konkurrenzprodukt hilfreich war, die eigene Unfertigkeit im einmaligen medialen Fokus und vor mehreren hunderttausend europäischen Fernsehzuschauern zu zeigen, kann aber doch in Frage gestellt werden. Auf der Suche nach Sprache Was es bringt und wie es ist, sich als David – freilich ohne Steinschleuder – gegen zunehmend durchtrainierte Goliaths zu behaupten, darüber lässt man am Besten die untergegangenen Nationalmannschaften selbst zu Wort kommen. Ein Deutscher Spieler verglich seine
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Einsätze während des Spiels gegen Finnland (1:10) ganz unbescheiden mit Sex. War das nun nun ein Kompliment an seine Partnerin? Oder lobte er damit das Spiel der Finnen? In seiner Euphorie verzichtete er auf weitere Ausführungen.
«Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.» Mahatma Gandhi Andere haben zu Niederlagen ähnlich Gewichtiges zu sagen. Auf den Plätzen 11 bis 16 des WM-Schlussklassements rangieren die Teams aus Polen, USA, Kanada, Ungarn, Japan und Singapur. Mit Ausnahme von Japan vertrauen sie alle auf schwedische und finnische Trainerfiguren. Eine davon ist der Schwede David Jansson. Jansson ist Cheftrainer des schwedischen Traditions- und Spitzenteams Pixbo Wallenstam IBK. Als Trainer war er vor drei Jahren für Floorball Köniz ein Glücksfall, heute ist er es für die kanadische Nationalmannschaft. Der erst 33-jährige mag auch vor einem Spiel gegen Finnland nicht über das Verlieren reden, was seiner Meinung nach sowieso viel zu oft geschehen sei an der WM. Es gehe für seine kanadischen Spieler in solchen Spielen nicht um das Verhindern von Niederlagen, sondern um das Erreichen von positiv formulierten Zielsetzungen, die er mit ihnen gemeinsam definiert hat. Abschlüsse aufs Tor, gelungene Angriffsauslösungen, geblockte finnische Abschlüsse. Jansson zeigt ein wild beschriebenes Blatt. Zu jeder Kategorie steht dort eine Zahl, die es zu egalisieren oder wenn möglich zu übertreffen gilt. Die Frage, ob die kanadischen Spieler wegen der aussichtslosen Lage zum Spiel gegen Finnland gezwungen werden müssten, findet er haltlos. Sie gefällt ihm nicht, da die Kanadier auf dem Unihockeyfeld vor keiner Nation etwas fürchten müssten. Für nordamerikanische Spie-ler gibt es ausserhalb des WM-Turniers nicht viele Gelegenheiten, die weltbesten Spieler zu erleben. Gerade deshalb wollte er möglichst viele Spieler für das Turnier aufbieten, die auch in Kanada wohnen und spielen. Aus finanziellen und oft schulischen Gründen hätten aber mehr als
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40 Spieler sein Angebot abgelehnt. «Wichtig ist», sagt Jansson, «dass die Spieler, die nun hier sind, von ihren Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen mit den besten Spielern der Welt erzählen. Unihockey in Kanada ist noch so unerfahren, dass das WM-Turnier den Spielern in erster Linie dazu dient, eine Sprache für diesen Sport zu entwickeln, die sie dann zu Hause anwenden können.» Die Spieler sehen an einer WM, was die besten Spieler anders machen; wie mit welchem Tempo das Spiel in Schweden, Finnland und der Schweiz funktioniert und was für sprachliche Muster vorhanden sind, anhand derer man den Sport analysieren kann. Ähnliches sagen auch Trainer anderer Nationalteams. Aber keiner sagt es so schön wie Jansson. Es geht um die Sprache, und nicht um das Gewinnen. Oder etwas schulmeisterlich: Es geht um Erfahrungen, und nicht um Siege. Peteri Tuominen, finnischer Trainer der ungarischen Nationalmannschaft, vergleicht die WM für seine Spieler mit der Teilnahme an einem Trainerkurs. Die prekäre ökonomische Lage in Ungarn führe dazu, dass die Sportart im Land der Fussballer, Schwimmer und Handballer ohne Geld auskommen müsse. Es werde auch Aufgaben der Nationalspieler sein, in der Rolle von Ideengebern und Betreuern von Juniorenmannschaften dem Sport mehr Resonanz zu verschaffen.
«Erfolg ist nur halb so schön, wenn es niemanden gibt, der einen beneidet.» Norman Mailer Chancenreich ist der WM-Modus auch für die amerikanischen Spieler, ist zumindest ihr Trainer Stefan Hedlund überzeugt. Möglichkeiten für Länderspiele gibt es sonst für die am Rand der Unihockey-Weltkarte liegende USA kaum. Bei einer WM geht es für die Spieler also um Spielpraxis. Der Umgang seiner Spieler mit Niederlagen beschreibt Hedlund als problemlos und professionell. Ein Problem sieht der Schwede aber darin, dass nur drei Spieler der aktuellen US-Nationalmannschaft auch für einen amerikanischen Club spielen. Der Unihockeysport in der USA wird so kaum vom know how ihrer Nationalspieler profitieren können. Es versickert irgendwo in tieferen europäischen Ligen. Über das Verlieren sprechen die Trainer dieser Teams kaum. Es scheint zweitrangig zu sein. Einzig der schwedische Coach der Polen, Patric Johansson, berichtet von der mentalen Müdigkeit, mit der sein Team nach den Niederlagen gegen Schweden (3:14) und Norwegen (2:16) konfrontiert wurde. Sonst aber wiederholen sich die Geschichten, nur sprechen andere Trainer, Assistenztrainer oder sonstige Teambetreuer. Skandinavier
sind sie fast alle. Man kann sie als Entwicklungshelfer bezeichnen. Die Ländernamen, für die sie arbeiten, sind austauschbar. Polen, Ungarn, USA, Kanada. In keinem Land gibt es mehr als 2000 lizenzierte Spieler. In Schweden dagegen besitzen 120 000 Kinder, Frauen und Männer eine Lizenz, die zur Teilnahme an einer Meisterschaft berechtigt. Das sind beispielsweise 150mal mehr als in den USA. Schweden, Schweiz, Finnland sind für die Spieler dieser Nationalmannschaften keine echten Konkurrenten. Sie sind Vorbilder. So wie neu auch Deutschland, das sich als sportliches Entwicklungsmodell geradezu anbietet. Die Osteuropäer, Asiaten und Nordamerikanern wirken an dieser WM wie Schüler. Teilweise sind sie überfordert, wie das Schüler halt manchmal sind. An Aufmerksamkeit mangelt es ihnen aber nicht, wie ihre geduldigen Trainer versichern. Heimkehren und Erzählen Nachdem der trojanische Krieg endlich vorbei war, machten sich die stolzen und ruhmgeschwängerten Griechen in ihren Schiffen auf den Heimweg. Die Heimreise wurde für viele zum Fiasko: Die griechischen Helden verirrten sich, starben noch auf der Rückreise oder wurden dann zu Hause getötet. Wo-
möglich ist den Siegern ihre eigene Überlegenheit und die aufkommende Arroganz zum Verhängnis geworden. Jedenfalls haben sie den Zorn der Götter auf sich geladen und wurden abgestraft. Dahingegen führten die Götter die wenigen überlebenden Männer und Frauen der Stadt Troja behutsam an neue Orte, wo diese sich dann dem Neuaufbau des Verlorenen und Zerstörten widmen konnten. Weder sind uns Nachrichten davon bekannt, dass die schwedischen Weltmeister auf ihrer Heimreise vom Weg abgekommen sind, noch dürfen die vielen Verlierer beim Aufbau einer nationalen Unihockey-Kultur auf die Gunst wohlwollender Götter hoffen. Götter gibt es heute nämlich keine mehr, zum Glück.
«Schon mancher dumme Verlierer wurde der heimliche Sieger.» Franz Kafka An die Stelle unberechenbarer Gottheiten ist mitunter das Publikum getreten. Über die federweissen Finnen und die goldgelben Schweden konnte es nur staunen. Als Sympathieträger haben die Zuschauer der WM
aber andere Mannschaften ausgewählt. Neben den Schweizer Lokalmatadoren so zum Beispiel auch die vielverlierenden Japaner, die in ihren rosafarbenen Leibchen auf dem türkisblauen Hallenboden aussahen wie über einem See aufgescheuchte Schmetterlinge. Filigrane Schmetterlinge im winterlichen Schneegestöber, das hat dem Publikum trotz unaufregendem Spielverlauf gefallen. Japanische Tore wurden beklatscht wie der schwedische Finaltanz im Goldregen des Hallenstadions. Wie dem auch sei, Erfahrungen haben sie alle gemacht: Die Sieger, die Gewinner, die Verlierer. Und alle werden sie von dieser Weltmeisterschaft Geschichten erzählen. Die Sieger vom Siegen, die Verlierer mitunter von erfahrenen «Massakern». Vielleicht ist gerade die Sprache der Verlierer einstweilen etwas unblutiger, dafür umso facettenreicher geworden. Eine Sprache, die ihnen erlaubt, dem kleinen Sport in ihren meist grossen Ländern ein attraktives und klareres Gesicht zu geben. Mögen die Kanadier, die Polen und die Japaner nach ihrer Heimkehr aufmerksame Zuhörer finden, wenn sie erzählen und singen von der Wucht des schwedischen Spiels und der Vielseitigkeit der finnischen Spieler.
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Wenn Unihockey-Spieler Sirtaki tanzen… Weltweit haben Teams aller Sportarten ihre Rituale und «Mödeli». Es wird fleissig bekreuzigt, Tore kreativ gefeiert oder das Maskottchen geherzt. Dass sich ein klar strukturierter Ablauf vor dem Spiel positiv auf die Konzentration auswirkt, ist ebenfalls nicht erst seit gestern bekannt. Auch an der WFC 2012 wurde von den Teams und den Organisatoren das eine oder andere Ritual zelebriert. Text: Sandro Tomaschett Fotos: Gregor Meier, Fabian Trees
Daniel Streit im leichten Sommertenu (oben) Grosi – Schuss ins Glück (unten)
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Bereits während dem Eröffnungsspiel der Schweiz gegen die Slowakei fiel dem geschulten Auge des Unihockey-Zuschauers ein oranges Baustellenhütchen auf. Das Hütchen war beim Einlauf der Teams dabei, sowie beim Schlachtgebrüll vor dem Spiel und wurde auch nach dem Spiel ausgiebig spazieren geführt. Dekoriert mit weissem Bart und einem aufgemalten Mund mit fehlendem Eckzahn (getreu dem Eishockey-Klischee) war das Maskottchen der slowakischen Delegation bei jedem Spiel dabei. Aus sicherer Quelle erfuhren wir, dass einige Spieler während der langen Anfahrt (sie nutzten den Bus für die Anreise) an einer Tankstelle quasi über das Hütchen stolperten. Wie der Zufall es wollte, wurde daraus das kreativste Maskottchen der Weltmeisterschaft. Die Slowaken machten im Übrigen auch lautstark auf sich aufmerksam als sie das Gruppenspiel der Schweizer gegen Estland verfolgten. Durch den deutlichen Sieg der Schweiz schafften sie den Einzug ins Viertelfinale.
Für David Jansson, 36, ist die Schweiz kein unbekanntes Pflaster. Der Schwede trainierte von 2010 bis 2012 die erste Mannschaft von Floorball Köniz und steht mittlerweile wieder in der Heimat bei Pixbo Wallenstam an der Bande. An der WFC 2012 coacht er den Underdog Kanada. David, du bist in Schweden Headcoach bei einem der erfolgreichsten Vereine der Welt. Weshalb übernimmst du zusätzlich die Leitung des kanadischen Nationalteams?
Auf den Spuren Nurejews: Tanzeinlage der Tschechen
Ich wollte die Welt sehen. Schon zu meiner Zeit als Spieler habe ich jede Gelegenheit genutzt, die mich irgendwie ins Ausland gebracht hat. Die Möglichkeit Kanada, bzw. Amerika, zu sehen und gleichzeitig das Unihockey zu fördern, konnte ich nicht ungenutzt lassen. Als ich die Chance bekommen habe, dachte ich mir also: «Warum ei-
Sirtaki nach tschechischer Art Spätestens seit die tschechische U19 DamenNati im Rahmen der Euro-Floorball Tour in Zürich den Gangnam Style perfekt tanzten, lastete bezüglich Entertainment Druck auf den Tschechen. Sie hielten diesem souverän stand und zeigten nach jedem Vorrundenspiel einen Sirtaki. Im Kreis stehend hatte jeder Spieler ein «Trainings-Hütchen» auf dem Kopf, das im Takt nach links weitergereicht wurde. Die stilistische Ausführung liess zwar zu wünschen übrig, der Unterhaltungswert der Darbietung war dafür umso höher. Den Tschechen verging das Lachen nach dem frühen Aus jedoch relativ schnell. Schade eigentlich, dass dieses Meisterwerk an Koordination nicht im Hallenstadion aufgeführt werden konnte … Schwedisches Ballett Auch die nordländischen Topfavoriten und späteren Weltmeister zeigten vor jedem Spiel ein sich wiederholendes Ritual. Das gemeinsame Warm-Up mit anschliessendem Dehnen wurde von keiner anderen Nation so anmutig vorgetragen. Unter den wachen Augen der Physiotherapeutin Linda Sandersson wurden jeweils in 4 Gruppen, in gemütlichem Tempo und perfekter Synchronität, die verschiedenen Übungen absolviert. Gefolgt von ausgiebigen Dehnübungen, die
konzentriert und möglichst langsam ausgeführt wurden. Dabei erinnerten Kim Nilsson und Co. eher an eine Balletttruppe kurz vor dem grossen Auftritt, als an eine Unihockeymannschaft. Dass dem nicht so ist, wurde natürlich jeweils kurz darauf eindrücklich bewiesen. Dass die Koordinationsübungen wirkten, liess sich unschwer an der filigranen Technik und der Leichtigkeit der Nordländer erkennen.
gentlich nicht … macht sicher Spass!» Wie verlief die Vorbereitung auf die WM? Im Februar war ich in Los Angeles um mit dem Team zu trainieren. Von diesem Team sind heute nur 6 Spieler dabei, da wir etliche Absagen erhielten. Die Schulen und Universitäten lassen nicht zu, dass Leute 2,5 Wochen fehlen. Das war eine schwierige Situation für uns, da wir einander vor der WM quasi nie gesehen haben. Wir haben uns 5 Tage in Kloten vorbereitet, haben eigentlich zu hart trainiert und versuchten uns zu entwickeln.
Schweizer Trendsetter? Nach auffälligen Ritualen im Schweizer Team wurde an der WFC 2012 jedoch vergebens gesucht. Daniel Bill gab zu, dass zwar der Ablauf vor den Spielen immer derselbe sei, besondere Rituale gehörten jedoch nicht dazu. Die Schweizer Spieler überliessen die Entertainer Rolle den Fans und Moderator Grosi. Dafür setzten die Eidgenossen in Sachen Mode neue Trends. So zum Beispiel Daniel Streit, der als einziger Torhüter konsequent mit kurzärmligem Goalie-Shirt spielte. Die langärmlige Goalie-Montur schränke seine Bewegungsfreiheit ein und es sei halt schlicht auch Gewöhnungssache. Auch Topskorer Emanuel Antener zog Blicke auf sich, als er mit langen Trainerhosen das Einschiessen bestritt. Er versicherte uns der Grund dafür sei ziemlich trivial gewesen: Du wirst halt schneller warm. Laut Kaspar Schmocker sind die langen Trai-
Dabei haben wir viel gelernt und Fortschritte gemacht, was schon sehr cool war. Das ist das schönste Gefühl für mich, wenn ich jetzt ein Team mit System sehe, das auch spielt wie ein Unihockey-Team. Ich bin wirklich stolz auf die Jungs. Was ist es für ein Gefühl zurück in der Schweiz zu sein? Es ist ein sehr schönes Gefühl, ich habe die Schweiz vermisst! Das Land ist wunderschön, ich habe viele Freunde hier und es macht halt einfach Spass, hier zu sein. Gut möglich, dass ich nach meinem Vertrag mit Pixbo als Trainer in die Schweiz zurückkehre. Leider kann ich immer noch nicht Ski fahren… (lacht) Was nimmst du von dieser WM mit? Die Stimmung im Team ist super und sie spielten jeweils mit viel Herz. Ich mag das, da ich als Trainer ebenfalls mit viel Emotionen bei der Sache bin und dem Team so zeige, dass ich hinter ihnen stehe. Es ist mir auch mit dem kanadischen Nationalteam nie gleichgültig, ob wir gewinnen oder nicht.
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ningshosen jedoch harmlos im Vergleich zu Anteners Badehose während des Vorbereitungscamps in Dubai. «Wer hat noch kein T-Shirt?» Dieser Satz löste während der WFC 2012 wahre Begeisterungsstürme aus. Auch die Pausenunterhaltung bot natürlich etwas, das es im Schweizer Unihockey so noch nicht gab. Sobald Michael «Grosi» Grossenbacher mit seiner T-Shirt Kanone das Feld betrat, gab es auf den Rängen kein Halten mehr! Während jedem Spiel wurden gefühlte 20 T-Shirts ins Publikum katapultiert. Oft mit Erfolg, manchmal jedoch auch weniger erfolgreich: Die aus Amerika importierte T-Shirt Kanone war wohl empfindlich bezüglich der Einstellung des Drucks mit der die T-Shirts abgeschossen wurden. Entweder flogen die Shirts knapp an den Spielfeldrand oder ganz im Gegenteil direkt ins Gebälke der Berner Wankdorfhalle. Selbst das Ausmass des ausverkauften Hallenstadions beeindruckte die Kanone nicht im Geringsten, ganz zur Freude der anwesenden Fans. Ohne Probleme erhielt auch der hinterste Besucher des Finalwochenendes sein heiss ersehntes Souvenir. Trotz kleineren Zwischenfällen, wie Zuschauer die schlicht danebengriffen und das Geschoss anstatt in den Händen hielten zum Schluss im Gesicht hatten. Dennoch, eine absolut gelungene Idee, welche die Stimmung regelmässig zum Kochen brachte.
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Gut behütet. Das slowakische Maskottchen war heissgeliebt
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SRF2 war live dabei
«Wir werden dabei bleiben, einigermassen» Samstagnachmittag. Ortstermin Hallenstadion. Wie plötzlich konzertiert Unihockey auf der grössten und nobelsten Bühne, die in der Schweiz einer Hallensportart zur Zeit offen steht. Die Figur, die es dabei macht, ist eine gute, was nicht selbstverständlich ist. Und das alles gab es live am Fernsehen zu bestaunen.
Text: Flurin Rageth Fotos: zVg
Normalerweise findet Unihockey in der Schweiz an anderen Orten statt. Es sind Orte bescheidener Unaufgeregtheit: Schulplätze, Turnhallen, irgendwo zwischen Sprossenwand, Holzbank und Schwedenkasten. Daran mögen aber weder die Nationalspieler noch die zu Tausenden die Arena füllenden Zuschauer denken. Im unvorstellbar weiten und perfekt ausgeleuchteten Stadionbauch weidet man sich für zwei Tage an den mit aller Pracht inszenierten Spielen.
Stefan Bürer: Unihockey statt Federer
Die Schweiz will Gold «Wir wollen Geschichte schreiben», lässt sich Mark Wolf, Verantwortlicher sämtlicher Schweizer Unihockey Nationalmannschaften, von den zahlreich an die Weltmeisterschaft angereisten schwedischen Sportjournalisten zitieren. Die Schweizer sind sich sicher: Geschichte wird nur von Siegern geschrieben und nicht von Unterlegenen. Vor allem dann nicht, wenn die Weltmeisterschaft im eigenen Land stattfindet. Dafür wurde im Frühjahr 2011 der finnische Profitrainer Petteri Nykky als Chefcoach des Nationalteams engagiert. Nykky gewann während seiner Amtszeit rasch das Profil eines unNr. 3 2012 / 2013 powerplay
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konventionellen Ideengebers und philosophischen Analytikers. Er ist gewandt im Umgang mit Medien, trainiert eine finnische Spitzengolferin und gewann mit Finnlands Unihockey-Nationalmannschaft nacheinander zwei Weltmeisterschaften. Letzteres ist das Wichtigste: Er kenne die Rezeptur des Goldes, heisst es. Vor einem Jahr erschien in Finnland ein Buch über ihn. Es trägt den Titel Der Alchemist. Damit hat die Schweizer Unihockeywelt ein neues Fremdwort gelernt. Und die Schweiz will Gold, endlich. Die Schweiz braucht Gold Dass Unihockey in der Schweiz von einem Weltmeistertitel der eigenen Nationalmannschaft enorm profitieren könnte, davon ist auch Stefan Bürer überzeugt. Bürer gehört zu den profiliertesten Sportreportern des Landes. Seit den Weltmeisterschaften 2004 kommentiert er für das Schweizer Fernsehen auch Unihockey-Partien. Zwischen dem Massenmedium Fernsehen und Unihockey kommt es aber nur ganz selten zu Begegnungen. Dafür sind die in voller Länge gezeigten Spiele dann meistens wichtig, weil es in ihnen immer direkt um Weltmeisterschaftsmedaillen geht. Bürer spricht vor dem Halbfinalspiel der Schweizer gegen Finnland über die laufende Weltmeisterschaft, über seinen eigenen Bezug zum Unihockey und über Unihockey als Sportart, die sich seit Jahren an peripheren Grenzen der öffentlichen Aufmerksamkeit bewegt. Unihockey als Sport, den man in der Schweiz gerne spielt aber als Zuschauer weniger gerne besucht? Mag sein. Damit gibt sich Unihockey mit seinen knapp 30 000 lizenzierten Spielern und Spielerinnen aber schon lange nicht mehr zufrieden. Die Sportart tut sich schwer mit dieser Rolle und strebt nach grösserer Anerkennung. Lässt sich die Entwicklung von Unihockey mit anderen, älteren und heute in der Schweiz als mediale Aufmerksamkeitsobjekte etablierten
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Sportarten vergleichen? Bürer denkt nach, rührt in seinem Espresso und bezeichnet die Frage als schwierig. Die SRF-Sportredaktion schreibt dem Unihockey auf alle Fälle Attraktivität und im Gerangel um Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung auch Durchsetzungschancen zu. Dennoch bleibt Bürer zurückhaltend: «Es ist heute gerade für Mannschaftssportarten sehr schwierig, sich von der Peripherie aus in den Kreis etablierter Sportarten wie Fussball und Eishockey vorzudrängen.» Es scheint ihm kaum möglich, in der Entwicklung von älteren und mittlerweile medienpräsenten Sportarten Muster und Regelmässigkeiten zu erkennen, die dem Unihockey den Weg in die Zukunft weisen könnten. Sportarten besitzen ihre je eigenen Entwicklungsgeschichten. Handball, in der Schweiz in den 1990er Jahren von Publikum und Medien gleichermassen umgarnt, hat in überregionalen Zeitungen und beim Schweizer Fernsehen enorm an Terrain und
Bedeutung eingebüsst. Der nationalen Meisterschaft wird seit Jahren ebenso wenig Beachtung geschenkt wie auch den internationalen Turnieren. Was sicher damit zu tun hat, dass die Schweiz im Handball zu einem erfolglosen Niemandsland geworden ist. Waffenlauf und Radball, vor zwanzig Jahren ebenfalls häufig Thema in Schweizer Sportsendungen, sind vollends aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden. Unihockey einmal wie Waffenlauf? Kaum vorstellbar. Doch geht es für SF Sport auch beim Unihockey um Ratings und Einschaltquoten. 90 000 Zuschauer haben von Beginn an die Partie gegen Finnland verfolgt. Während der Verlängerung stieg die Zuschauerzahl sogar auf 130 000. Für ein als Randsportart etikettiertes Produkt sind dies beachtliche Marktanteile von 14.4 Prozent: Jeder siebte Fernsehzuschauer in der Schweiz verfolgte die Entscheidung des Spiels. Das Finalspiel Schweden – Finnland erreichte nach dem
Jann Billeter interviewt Tero Tiitu
ersten Drittel einen Marktanteil von gut 10 Prozent, was für ein Spiel ohne Schweizer Beteiligung ebenfalls durchaus positiv erscheint. Im Vergleich zur Einschaltquote des zweiten Laufs des Damen Riesenslaloms in Sankt Moritz (299 000 Zuschauer, 37.8 % Marktanteil) wirken die Zahlen aber bescheiden. Eine Sportart braucht Argumente, weshalb über sie Geschichten erzählt, weshalb sie zum Thema gemacht werden soll. Bürer sagt: «Wir vom Fernsehen können eine Sportart nicht von uns aus vergolden, nur weil wir sie gerne selber ausüben oder weil sie von der Sportredaktion als attraktiv bewertet wird.» Auch der öffentliche Fernsehsender hofiert mit Sendezeit vor allem bereits nachgefragte Produkte. Als forcierende Triebfeder können und dürfen öffentlich-rechtliche Medien nur funktionieren, wenn die Sportart eine Nachfrage aufweist und somit ein öffentliches Ereignis darstellt. Das kann für kleinere Sportarten zum Problem werden, wie auch Bürer betont. Jedes Kind weiss: Ohne mediales Interesse befindet sich eine Sportart gegenüber Geldgebern, Investoren und Sponsoren in einer ungünstigen Verhandlungsposition. Und wie wird eine Sportart zu einem öffentlichen Ereignis? Da der Sport wie kaum ein anderer öffentlicher Gegenstand sich stark an nationale Kategorien hält, braucht es als erfolgreiche Protagonisten möglichst nationale Helden: eben, goldige Figuren. Diese Funktionsmechanismen kann man gut oder auch weniger gut finden; einleuchtend sind sie nach wie vor allemal. Die Schweiz verpasst Gold Kurze Zeit später zieht Bürer davon, um dem Bemühen der Schweizer, sich für eine nationale Erfolgsgeschichte zu empfehlen, seine Stimme zu leihen. Er wird dann später sagen müssen, dass die Schweiz ein gutes
erstes, ein hervorragendes zweites und ein vielleicht etwas zu defensives letztes Drittel gespielt hat. Und dass die Schweiz eine bemerkenswert gute Partie gezeigt, aber gegen die spielstarken Finnen dennoch nach Verlängerung knapp mit 3:4 verloren hat. Bürer wäre eigentlich gewandt im Kommentieren von sportlichen Sternstunden, Schweizer Finaleinzügen und Pokalübergaben. Als langjähriger Kommentator von Roger Federers Auftritten wurde seine Stimme auch zu einer Signatur des Siegers. Bürer muss die unglückliche Schweizer Niederlage aber nicht alleine kommentieren. Er wird begleitet von Peter Düggeli. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer erklärt den Fernsehzuschauern Spielzüge und taktische Konzepte. Düggelis leicht gedämpfter Bündnerdialekt wirkt wie eine Hommage an eine längst vergangene Zeit, als die versiertesten Schweizer Unihockeyaner in Chur und Malans spielten. Vieles hat sich seither verändert. So gibt es auch den Unihockeyverein «Sporting Rapperswil» nicht mehr, für den Bürer vor 30 Jahren noch gespielt hat. Diese Zeit scheint so weit weg zu sein wie Lissabon von Zürich entfernt. Gleichgeblieben sind aber gleichwohl die Schweizer Niederlagen gegen finnische und schwedische Nationalmannschaften. So wartet das Schweizer Unihockey weiter auf seine goldene Generation. Das Warten macht die medialen Höhepunkte aber nicht zahlreicher. Es tönt somit wie ein freundliches Versprechen, wenn Stefan Bürer gleichwohl sagt: «Wir werden dabei bleiben, einigermassen.» Mit «wir» meint er das Schweizer Fernsehen. Immerhin, er hats gesagt. Es tönt wie ein Versprechen. Die Sportart will nicht zurück in ihre Turnhallen, nicht wieder dorthin, wo sie hergekommen ist. Zu grell war das Wochenende im Rampenlicht. Sie könnte sich nämlich an das helle Licht gewöhnen. Wirklich!
Conny Kipfer war unter anderem bei
den Finalspielen Kamerafrau des Schweizer Fernsehens, das insgesamt vier WM-Partien live zeigte. Sonst arbeitet sie auch als Fotografin und Filmemacherin in Zürich. Ist Unihockey eine telegene Sportart? Auf jeden Fall. Die Sportart ist attraktiv und schnell, was ja eine sehr wichtige Voraussetzung auch für die mediale Übermittlung ist. Die hohe Geschwindigkeit stellt die Kameraleute aber vor grosse und spannende Herausforderungen. Man muss schon sehr aufmerksam sein während des Spiels. Die Aufnahmen sind aber bei gut ausgeführtem Kamerahandwerk und professionellem Material sehr sehenswert. Die Weltmeisterschaft hat gezeigt hat, dass Fernsehbilder vom Unihockey von faszinierender Qualität sein können. Weshalb aber ist Unihockey gerade im Medium Fernsehen noch immer eine Randsportart? An den Kameraleuten liegt es sicher nicht, dass nicht mehr Unihockey gezeigt wird. Ich würde es begrüssen, würden mehr Bilder und Filme für das Unihockey produziert. Unihockey wird sich eines Tages sicher als Sportart präsentieren, die auch einen breiteren Platz im Bild- und Filmmedium einnehmen wird. Sympathisiert man als Kamerafrau mit einer Mannschaft oder gilt das Gebot der Unparteilichkeit? Dass die Schweiz im Halbfinal gescheitert ist, hat auch uns Kameraleute enttäuscht. Wir hätten gerne einen Final mit Schweizer Beteiligung gefilmt. Obwohl wir bei unserer Arbeit schon anstreben, neutrale und unparteiische Bilder zu produzieren. Ich hoffe das sieht man auch.
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Rivella Games-Sieger
am WFC Halbfinal Die Siegermannschaften der Rivalla Games hatten die Wahl – entweder durften sie den Cupfinal besuchen oder die Halbfinals der Unihockey Weltmeisterschaften im Hallenstadion Zürich. Für die meisten Teams war klar, dass es das einmalige Erlebnis WM-Halbfinal im Hallenstadion sein sollte.
Text: Susi Baillods Fotos: Team WFC
Bereits zum Spiel um den 5. Und 6. Platz sassen einige der Siegerteams der Rivella Games auf ihren Plätzen – hoch oben auf der Tribüne im Hallenstadion. Eine Klasse aus Appenzell Innerhoden und eine Delegation aus dem Baselbiet. Tief beeindruckt von der imponierenden Unihockey-Arena im Hallenstadion und erwartungsfroh, einige in rot /weiss gekleidet, alle mit Schweizerfahnen und Kartonklatschen für den nötigen Lärm ausgerüstet. Norwegen und Lettland hiess die Partie und wurde fachkundig von den jungen Spielern kommentiert und die Kollegen, die eigentlich nicht Unihockey spielen, wurden mit dem nötigen Wissen versorgt. Jeder Pass, jeder Schuss, jeder Schiedsrichterentscheid wurde kommentiert und durchgesprochen.
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Gespannte Erwartung Die Frage, wie viele Halbzeiten denn ein Spiel dauere, wurde von Nino gnädig geklärt: «Natürlich werden drei Drittel gespielt! Halbzeiten gehört zum Tschutten.» Was sein Kollege, der eben ja eigentlich Fussballer ist, mit einem coolen Nicken zur Kenntnis nahm. Die Frage, ob der laufende Match zwischen Lettland und Norwegen jetzt ein Halbfinalspiel sei oder nicht, die war ebenso rasch geklärt. Das Fachsimpeln ging munter weiter. Jene, die selber Unihockey in einem Verein spielen, gaben ihr Fachwissen an ihre Kollegen weiter. Die Bemerkungen zum Unihockey, zum Spielgeschehen und Witze flogen wie der Ball auf dem Spielfeld hin und her. Allen Kindern und Jugendlichen war die gespannte Erwartung auf den Auftritt ihres Schweizerteams, ihrer Idole, anzusehen. Aufgeregt rutschten sie auf den Sitzen herum, übermütig foppten sie sich gegenseitig.
Die Rivella Games Die Rivella Games sind das grösste Unihockey-Schülerturnier der Schweiz. Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler von der 5. bis 9. Klasse an den kantonalen Schulsporttagen. Das kantonale Unihockey-Turnier ist zugleich das Ausscheidungsturnier für den schweizerischen Finaltag, wo die Sieger in den verschiedenen Alterskategorien erkoren werden.
Zitate
«Immer wenn der Ball rausgeht, ist die Stimmung futsch.» «Der hat vielleicht die Banden hingemacht.» «Was war das denn für ein Looser-Freistoss.» «Das ist sicher ein cooler Job, Maskottchen zu sein, man sieht sicher jedes Spiel und hat Fans.» «Die sollten nicht einhändig einen Pass geben, das lernt man ja schon bei den Junioren!» «Das wäre geil, mal da zu spielen.» «Wie lange dauert eine Halbzeit im Unihockey?»
Unvergessliches Erlebnis Fünf Schüler aus Appenzell Innerrhoden hatten zusammen mit ihrem Betreuer Remo Quarella den Besuch am Halbfinal zu einem Wochenendausflug ausgedehnt. «Wir hatten bereits Tickets für den Finaltag, daher haben wir die Gelegenheit beim Schopf gepackt, uns ein Unihockey-Wochenende zu gönnen», erklärte Quarella. Einen Entscheid, den das Sextett nicht bereute. Sie waren von der Arena im Hallenstadion begeistert – so hatten sie Unihockey noch nie gesehen. Sehr imposant, so ihre Worte unisono. Bereits das Spiel um Platz fünf und sechs, begeisterte sie. Dann war dieses Spiel zu Ende, es ging auf den Höhepunkt für die Rivella-Games-Sieger zu – die Partie zwischen der Schweiz und Finnland. Die Aufregung stieg, die Jugendlichen konnten kaum mehr ruhig sitzen. Die Schweizerfahnen wurden nochmals zurecht
gerückt. Ob es die Schweizer schaffen, die Finnen zu schlagen? «Ja – ganz sicher», erklärte der eine im Brustton der Überzeugung. «Eigentlich glaube ich das ja nicht, aber ich sage trotzdem: die Schweiz gewinnt», so ein anderer vorsichtig. Dann endlich war es soweit, die Mannschaften liefen ein und es gab für die Jungen kein Halten mehr. Es wuirde gerufen, gelitten, gejubelt, Fahnen geschwenkt, geklatscht was das Zeug hielt. Selbstvergessen, völlig auf das Spielgeschehen konzentriert. Und nach dem Schlusspfiff war ihnen allen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Die Wenn und Aber wurden nun nochmals durchgesprochen, was die Spieler anders hätten machen sollen. Trotz dem kleinen Wehmutstropfen, dass die Schweiz den Halbfinal verloren hatte, für die Jugendlichen war der Besuch im Hallenstadion ein unvergessliches Erlebnis!
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Von Str o m ausfall Gesang , s t a lenten und Tät owieru ngen
Die WFC 2012 ist Geschichte. Anlass für einen Rückblick auf das Geschehen neben dem Platz. Dem Besucher wurde auch abseits des Rampenlichts einiges geboten. Hier ein Versuch, die Herren Unihockey Weltmeisterschaft 2012 stilistisch einzuordnen: Der nicht ganz ernst gemeinte Style-Check!
Text: Sandro Tomaschett Fotos: Fabian Trees
Wer das Eröffnungsspiel der WFC 2012 gesehen hat, dürfte neben einem soliden Auftritt der Schweizer Nati wohl auch die folgenden Damen und Herren in Erinnerung behalten. Der persönliche Fan-Club von Simon Bichsel sorgte während der ganzen Woche für gute Stimmung bei Spielen mit Schweizer Beteiligung. Stil hatten: die Bix’schen Fans! Mit Megaphon, Plakaten, Doppelhaltern und Plastik-Glatzen (dem Haarschnitt ihres Idols nachempfunden) bewaffnet, wurde alles daran gesetzt, Bix optimal zu unterstützen. Dabei wurde keine Gelegenheit ausgelassen, in jedem Drittel bei 12:12 Minuten lautstark klar zu machen, weshalb sie an der WFC 2012 überhaupt dabei sind: Bichsel spielt mit der Nummer 12! Ebenso wurde jeder Entscheid Petteri Nykky’s bezüglich Bichsel kommentiert. Auch ohne das Spiel zu schauen, wusste man jederzeit, ob Bichsel auf dem Platz stand oder auf der Ersatzbank Platz nehmen musste.
Konkurrenz hatten sie höchstens durch mehrere Bündner Schulklassen, die ihr Schulreisli nach Bern machten, um Armin Brunner möglichst laut und schrill zu unterstützen. Sobald Brunner einen Fuss auf dem Feld hatte, übertönten sie mit Gekreische in bester TeenieTonlage ohne Probleme die Bix-Fans und auch den Rest der Halle. Ebenfalls kreativ zeigten sich die Fans von Kaspar «Chäschbu» Schmocker. Im Vorfeld fertigten sie Masken mit dem Gesicht ihres Idols an, die bei Schweizer Toren mit Beteiligung von Schmocker aufgesetzt wurden. Zum Wohl aller Zuschauer überliessen sie die akkustische Herrschaft in der Wankdorfhalle jedoch den Bix’ und Brunner’s. Technische Probleme gibt’s in der Regel immer dann, wenn sie am unpassendsten sind. Die WFC 2012 war da definitiv keine Ausnahme … Stil hatten: A cappella-Versionen der Nationalhymnen Das Gruppenspiel Russland – Finnland versprach anständiges Unihockey. Alles war bereit, bis auf die Technik. Die Elektronik in der Saalsporthalle liess nicht zu, dass die beiden Nr. 3 2012 / 2013 powerplay
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Michael «Grosi» Grossenbacher, 38, stand bei der WFC 2012
als Entertainer und Moderator der Spiele auf der ganz grossen Bühne. Seine berufliche Laufbahn begann «Grosi» als Lehrer, fand später den Weg zum Journalismus. Mit der Comedy und A-cappella Formation Bagatello stand er von 1993 – 2009 schweizweit auf diversen Bühnen. Seither ist er als Solo-Künstler erfolgreich. Zudem ist «Grosi» immer wieder am Radio zu hören und als Moderator diverser Events anzutreffen. So auch während des Spiels Schweden – Norwegen als in der Wankdorfhalle gar nichts mehr ging. Was nimmst du von dieser Weltmeisterschaft mit? Ich werde seit Tagen nur noch auf den Blackout in Bern angesprochen. Der Stromausfall ist im Moment immer noch sehr präsent. Auf der an-
deren Seite nehme ich einen extrem friedlichen Event mit. Wir haben im Rahmen dieser Weltmeisterschaft einer Randsportart die Stadien gefüllt. Zu keiner Zeit kam dabei eine aggressive Stimmung auf, im Gegenteil: Ich hatte das Gefühl die Unihockey-Gesellschaft sei eine grosse Familie, die sich hier an der WM trifft. Das ist das wichtigste Gefühl, dass ich mitnehmen werde. Wie muss man sich die Vorbereitung auf so einen
Nationalhymnen abgespielt werden konnten. Da die IFF aber vorsieht, dass Hymnen zum guten Ton eines solchen Anlasses zwingend dazu gehören, bot sich den Teams die Möglichkeit, sich als «Männerchörli» zu präsentieren. Unter Leitung der Solisten Tatu Väänänen und Anatoli Bykov wurden die beiden Hymnen a capella beinahe perfekt vorgetragen. Die spezielle Situation vor dem Spiel konnte die Russen trotzdem nicht beflügeln. Der Favorit Finnland setzte sich klar mit 16:1 durch. Ebenso viel Stil hatte: der 2-stündige Stromausfall in Bern Kaum hatte das Spiel Schweden – Norwegen begonnen, war es auch wieder zu Ende – vorerst zumindest. In der Wankdorfhalle ging nichts mehr! Gar nichts! Weder Licht noch Mikrofon, noch Musik … Allein-Unterhalter Grosi, der bis dahin eine ruhige WM verbrachte, war gefordert. Mit Megaphon und Leuchthelm bewaffnet, betrat er das Feld und sorgte während des gesamten Stromausfalls für Stimmung. Dabei übertraf er sich in Sachen Kreativität selbst und erfand spontan die Handy-Laola-Welle, liess die Fans den Gangnam-Style tanzen und klopfte Sprüche was das Zeug hielt. Für ihn das Highlight der Woche, wie er uns später im Interview versicherte. Das Spiel gewann Schweden schlussendlich deutlich mit 7:1. Es wird als das längste Spiel aller Zeiten in die Geschichte eingehen.
Event vorstellen? Die Vorbereitung beginnt Monate vor dem Event auf YouTube. Ich schaue mir vergangene Welt- und Europameisterschaften an und zwar nicht aus dem spielerischen Aspekt sondern aus dem Aspekt des Entertainments! Danach beginnen bereits die ersten Sitzungen, die Auswahl der Tools muss getroffen und Acts müssen angefragt werden. Wir hatten genügend Vorbereitungszeit um beispielsweise die T-Shirt Kanone
Dank Deutschland, das bis in den Halbfinal einzog, und den Letten, die erst den Viertelfinal verloren, wurde erstmals seit Jahren die Dominanz der «gesetzten Favoriten» (Schweden, Finnland, Tschechien und Schweiz) gebrochen. An der WFC 2012 waren jedoch auch Teams dabei, die als krasse Aussenseiter ins Rennen gingen. Dabei fielen vor allem die beiden Vertreter des asiatischen Kontinents auf.
aus Amerika importieren zu lassen, Acts anzufragen und Möglichkeiten zur Unterhaltung zu erarbeiten. Dadurch kamen wir niemals in eine Stresssituation. Zudem lässt die gute Vorbereitung zu, dass spontane Ideen oft ohne Probleme umsetzbar sind. Wie hältst du deine Stimme bei Laune? Durch viel Training! Ich habe bereits 15 Jahre Gesangsunterricht und insgesamt 8 Jahre Sprachschulung hinter mir. Wobei unerwartete Situationen wie der Blackout in Bern meine Stimme enorm fordern.
Keine Chance, aber umso mehr Stil hatte: das Team Singapur Die Singapurer machten bereits im ersten Gruppenspiel auf sich aufmerksam, als sie nach den beiden Hymnen in bester FussballManier zum Handshake schritten. Die Aussenseiter mauserten sich sofort zu den Publikumslieblingen schlechthin. Sportlich gesehen war die WFC 2012 ein weiteres Mal eine eiskalte Dusche für die Asiaten. Resultate wie das 35:0 gegen die Schweiz oder 13:2 im ers-
ten Gruppenspiel gegen die Esten wirkten sich jedoch überhaupt nicht auf die gute Laune der Singapurer aus. Schlussendlich verloren sie auch das letzte Spiel um Platz 16 gegen Japan mit 3:5. Trotzdem freuten sie sich, überhaupt an der WFC 2012 dabei zu sein. Der Wintereinbruch mit viel Schnee, die Spiele gegen die Schweiz oder gegen den späteren Weltmeister Schweden machten die
WFC 2012 für die Asiaten zu einem unvergesslichen Erlebnis. Während dem Spiel gegen die Schweiz erbarmten sich bei Spielmitte auch die Fans und erste Singapur-Fangesänge aus der Bix’schen Ecke wurden laut. Als kurz vor Schluss ein Singapurer der Schweizer Abwehr entwischte und alleine auf Meier loszog, spürte man deutlich, dass jeder in der Halle den Ball im Netz sehen wollte. Singapur wurde so im Verlauf der Woche zum klassischen Sieger der Herzen. Stil hatte: Japans Delegation Die Japaner befanden sich in einer ähnlichen Situation, wie das Team Singapur. Ohne realistische Chance auf ein Weiterkommen zeigten sie trotzdem ihren Willen zu kämpfen. Gegen Tschechien gelang ihnen prompt in der letzten Sekunde der Ehrentreffer. Die Redewendung «kämpfen bis zum Schluss» wurde also perfekt umgesetzt. Trotz der deutlichen Resultate wurden die Japaner in Zürich gefeiert wie Popstars, gaben Autogramme und wurden von den Volunteers regelrecht durch die Menge zur Kabine gelotst. Mühe hatten auch die Speaker in der Zürcher Saalsporthalle, welche die Namen der
japanischen Spieler derart undeutlich aussprachen, dass die Asiaten keine Ahnung hatten, wer nun gemeint war. Der in Schweden lebende Ichiro Ueda musste seinen Mitspielern bei den Starting Six jeweils per Handzeichen den richtigen Zeitpunkt deuten, um das Feld zu betreten. Stil hatte: die ungarische PowerOma! Nach dem letzten Spiel Ungarns wurde auf der Pressetribüne in Bern erleichtert aufgeatmet. Während jedem Auftritt Ungarns wurde das Team von ihrem Anhang lautstark unterstützt. Besonders beeindruckend war dabei die Ausdauer einer Anhängerin älteren Semesters, die auch beim Spielstand von 30:1 für Schweden keine Gnade zeigte mit den anwesenden Zuschauern und Journalisten. Sie hielt weiter die riesige ungarischen Flagge, die jeweils gehisst wurde, und wiederholte mit grimmigem Blick immer und immer wieder den ungarischen Schlachtruf. Ein richtiger Fan halt … Und zu guter Letzt: Sie gehören zu internationalen Turnieren einfach dazu. Spieler, die auf und neben dem Spielfeld neue Trends
setzen. Auch an der WFC 2012 gab es einiges zu beobachten. Lässt sich darüber streiten, ob stilvoll oder nicht: Tätowierungen, Frisuren, NeonFarben & Armstrümpfe Gesehen hat man ja schon vieles. Aber auch an dieser Weltmeisterschaft zeigte sich deutlich, dass es Trends gibt, die langlebiger sind als andere. Tätowierungen werden immer wieder gerne gezeigt. Ebenso beliebt sind Frisuren, die zur Seite kurz und oben lang sind. Das ganze wird nach hinten gekämmt und schon könnte man im schwedischen Trikot auflaufen ohne dass Verdacht geschöpft wird. Das Schweizer Team stach dafür mit neonfarbenen Stöcken, Pulswärmern und Schuhen heraus. Der Kontrast zu dem türkisblauen Boden war damit definitiv gesetzt. Und nicht zu vergessen, der gute alte Armstrumpf, der wohl auch nie mehr aus der Mode kommen wird.
Sonia Poh Ching Chia Assistenztrainerin Singapur
Sonia, Du bist die einzige weibliche Assistenztrainerin der WM – ist das ein spezielles Gefühl? Ja, sehr speziell. Ich bin geehrt, dass ich das bin und vor allem, dass ich dabei sein darf. Ich bin hier, um zu lernen, da ich sonst an Schulen als Trainerin arbeite. Der Einsatz an der WM bietet mir die Möglichkeit, mich zu entwickeln und als Trainerin Fortschritte zu machen. Und das ist auch mein Ziel. Was nehmen Du und Deine Mannschaft von dieser WM mit nach Hause? Es ist ein sehr junges Team. Es ist so, dass wir die wirklich guten Spieler zuhause lassen mussten, weil sie alle Jobs haben und arbeiten mussten. Für die Jungs, die hier sind, ist es eine sehr gute Erfahrung und es ist vor allem eine Investition in
Die WFC 2012 ist Geschichte. Sportlich setzte Schweden einen neuen Massstab. Guten Style und farbenprächtige Bilder boten jedoch auch andere Nationen.
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die Zukunft des Unihockey-Sports in Singapur. Dann ist da noch der andere Lebensstil. Singapur ist eine Geschäftsmetropole, die Spieler sind Studenten. Hier in Bern ist das ganz anders, auch das europäische Unihockey ist entsprechend anders. Wir nehmen mit, dass wir unseren Stil dem
Verleihung Ehren-Nadeln
europäischen anpassen müssen. Wie beschreibst Du Deinen Stil als Trainerin? Ich gebe zur Hälfte Befehle und zur anderen Hälfte Ratschläge. Je nach dem, was gefragt ist. Für das Team als Ganzes sind es Befehle, spreche ich mit einzelnen Spieler, sind Ratschläge gefragt. Bist Du stolz auf Dein Team? Ich bin vor allem stolz auf die ganz jungen Spieler. Sie sind noch nicht die Besten, aber sie haben nie aufgegeben und haben immer gekämpft, auch bei riesig grossen Rückständen. Ich bin überzeugt, das bringt sie weiter und eines Tages werden sie zu den Besten gehören.
Anlässlich der WM wurde gefeiert und geehrt. swiss unihockey (vertreten durch Zentralpräsident Daniel Bareiss, 2.v.l.) verlieh die prestigeträchtigen Ehren-Nadeln. Goldene an Erwin Wiedmer (ganz links) und Matthias Wild (ganz rechts). Silberne an Fabian Trees (2.v.rechts), Nathalie Stadelmann, Daniel Steiner und Jürg Rauchenstein.
MODULSPORTHALLEN IN SYSTEMBAUWEISE KURZE PLANUNGS- UND BAUZEIT_KOSTENEFFIZIENT_BEDÜRFNISORIENTIERT
W W W. H Ä R I N G . C H / M O D U L S P O R T H A L L E N powerplay
Jaaaa …
Text: Flurin Rageth Foto: zVg
Wie das Rauschen der Bäume und das Glänzen des hellblauen Himmels gehört die skandinavische Unihockeykunst zu einer Ordnung der Dinge, die man auch Natur nennen könnte. Und das bemerkenswerte daran: Diese Kunst ist nicht brotlos, sondern sie scheint immerfort weltmeisterlich. Ach, ihr schwedischen Nilssons, Samuelssons, Larssons, ihr finnischen Kohonens, Kukkolas und Koskis. Euer Spiel, von den Göttern geküsst, von uns und unseren Kindern bewundert. Aus den Kindern Mündern tönt es am schönsten: Die Schweden, die Finnen, sie sind die Besten! So denn verstehen uns auch die Scharen von Schulkindern, die diese WM besucht haben, wenn wir ihnen von früher und von schwedischen Siegen, finnischen Toren und grossen schwedisch-finnischen Finalspielen erzählten. Damals, heute, morgen: Die Dominanz des skandinavischen Unihockeys schafft Orientierung in einer sich atemlos wandelnden und kompliziert gewordenen Welt. Das skandinavische Unihockeyspiel ist für die Schweiz wie das Meer: Beides sind sie zuverlässige Orte der Sehnsucht. In der Schweiz gibt es tiefe Seen und auch gute Unihockeyspieler. Vom Meer wie auch vom Weltmeistertitel kann aber nur gesprochen werden. Immerhin, zu den Weltmeeren kann man jederzeit reisen, wenn es einem zu eng und zu kühl geworden ist im Winterschatten
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Traumdestination
Skand
des Alpenkammes. Und Weltmeisterschaften können sogar ins eigene Land geholt werden, wenn es einem danach ist. Doch ein Titel bleibt für die Nationalmannschaft und für ihr immer fleissiger arbeitendes Umfeld letztlich unerreichbar. Die Damen haben es 2005 einmal vorgemacht, aber das ist lange her und wiederum eine andere Geschichte. Haben dann die schwedischen Weltmeister und ihre finnischen Copains ihre letzten Pässe gespielt, die letzten Pirouetten gedreht und ihre Hotelsuiten geräumt, so beginnt hier zum Glück nicht die grosse Umnachtung, im Gegenteil. Dank den traumwandlerischen Auftritten ihrer Nationalmannschaften erhellen die skandinavischen Unihockeysöldner mit der schimmernden Aura der Auserwählten die Schweizer Meisterschaft und Turnhallen. Der Skeptizismus, der sonst in der Schweiz im Umgang mit dem Fremden tonangebend ist, betrifft sie nicht: Sie gelten nicht als Ausländer, sie sind Bewunderte. Und wenn dann auch noch der in der Schweiz spielende ehemalige schwedische Nationalspieler Alexander Nede jüngst in einem Sportfilmchen in wohlwollendem aber ernstem Ton davon berichtet, dass dem Schweizer Unihockey weiterhin fünf, sechs Jahre fehlten, um den Schweden auf Augenhöhe zu begegnen, dann sind das gute Nachrichten. Die Schweizer Kinder werden weiter träumen dürfen. Unserem Sehnsuchtsort drohen keine Gefahren. Er ist fiebrig glühend. Wie nie zuvor.
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dinavia
Neeeei n
Text: Marco Rusterholz
Es ist falsch, von einer skandinavischen Dominanz im Unihockey zu sprechen. Norwegen ist dem oberen Mittelfeld zuzuordnen. Dänemark hat sich nicht für die Endrunde qualifiziert. In Island wird kein Unihockey gespielt. Und Finnland liegt – wie im Hallenstadion zu sehen war – in Reichweite. Richtig ist, dass Schweden unseren Sport praktisch nach Belieben dominiert und bis auf wenige Ausnahmen alle wichtige Turniere gewonnen hat. Sprechen wir also im Folgenden von einer schwedischen Dominanz, die zwar erschreckend beeindruckend, für die Entwicklung des Unihockeys aber gefährlich ist. Die Schweden fühlen sich als eine Art Sonderfall, welcher vom Rest des europäischen Kontinentes hermetisch abgeriegelt ist. Drinnen im Reduit züchten sie ihre Klone, die hin und wieder die Halbinsel verlassen und das Festland aufsuchen, meistens um sich für die kalten Winterabende mit genügend Alkohol einzudecken und vom mediterranen Klima südlich der Alpen zu profitieren. Ein Sendungsbewusstsein in Sache «Unihockey» lassen sie in jedweder Hinsicht vermissen. Stattdessen überfluten zweitklassige Söldner unsere Unihockeyfelder. Mittlerweile wissen auch die Drittligavereine, dass nicht überall wo Schweden draufsteht auch tatsächlich Unihockey drin ist. Denn die wirklichen Meister des Faches bleiben in Schweden, bleiben in der gelbblauen Festung.
…
Völlig unverständlich, zumal die Schweden ja auch daran interessiert sein müssten, Unihockey endlich olympisch werden zu lassen. Dafür braucht es aber einen Know-how-Transfer und eine breite Streuung des schwedischen Unihockey-Handwerkes. Für die Aufnahme in der olympischen Familie braucht es Unihockey in möglichst vielen Ländern, nicht nur in Schweden. Ein Monopol, das sich im hohen Norden verschanzt und nur von WM-Gold zu WM-Gold denkt, ist diesem olympischen Gedanke hinderlich. Die Geringschätzung und Verachtung gegenüber der ausser-schwedischen Entwicklung im Unihockey spiegelt sich im Moloch namens IFF wider, in welchem auch die Finnen – vermutlich ohne es zu wissen – ordentlich mitmischeln. Die schwedischfinnische Phalanx der Krawattenträger und Cüplitrinker reglementiert – wie könnte es anders sein – weltmeisterlich und schreibt den Teilnehmern vor, wie lang die Schnürsenkel ihrer Turnschuhe sein dürfen. Spielraum gibt es im Paragraphendschungel keinen und jegliche Interpretation derselben wird gebüsst, natürlich in Schweizer Franken, einzuzahlen auf ein Schweizer Nummernkonto. Eine Mission existiert auch hier nicht. Hauptsache Schweden – gelegentlich auch Finnland – wird Weltmeister. Spricht hier ein Neider? Vermutlich! Denn wir Schweizer geben uns immer so verdammt viel Mühe, um endlich an die Schweden heranzukommen. Doch anstatt die schwedische Dominanz zu brechen, wird der Abstand nur noch grösser.
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Mark Wolf im Clinch mit Philippe Soutter Text: Philippe Soutter Fotos: zVg
Ich finde, die Niederlage im Halbfinale gegen die Finnen war alles andere als eine typisch schweizerische, ehrenvolle Niederlage. Das kann ich im Moment noch nicht richtig einschätzen. Ich brauche sicherlich noch einige Tage, bis ich diese Niederlage richtig einordnen kann, im Augenblick ist der Rückblick auf dieses Spiel sehr bitter und ich bin geneigt zu sagen, dass es wie in Prag oder Helsinki war …
Ich glaube, Du hast nach diesem Spiel trotzdem noch keine Sekunde daran gezweifelt, dass die teure Entscheidung pro Petteri Nykki richtig war. Mark Wolf: 101 Länderspiele für die Schweiz
Nein absolut nicht. Der Philosophiewechsel vor 1 ½ Jahren war ein wichtiger und richtiger Entscheid für swiss unihockey. Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, doch das ist ein Teil meines Jobs. Es ist aber grundsätzlich sehr selten, dass ich Entscheide bereue … das heisst nicht, dass ich im Nachhinein nicht oft auch viel lerne und klüger werde. Doch zum Zeitpunkt des Entscheides war es die
beste Lösung und daher stehe ich auch für meine schlechten Entscheidungen immer ein.
Ich vermute, dass diese Nykki-Entscheidung damals eine ziemlich einsame Deinerseits war und Du Dich als Leiter Auswahlen im ZV von swiss unihockey an diesem Samstagabend. im Hallenstadion deshalb ziemlich einsam gefühlt hast. Am Samstag Abend habe ich ziemlich rationell «funktioniert». Nach einem kurzen Moment der Enttäuschung war ich bis spät in den Morgen bei Petteri im Zimmer und wir haben das Spiel gegen Deutschland vorbereitet. Die grosse Leere kam eigentlich erst am Sonntag, nachdem alles vorbei war. Da fühlte ich mich schon ein wenig verloren, bis ich gemerkt habe, wie viel Arbeit in den letzten beiden Wochen liegen geblieben ist …
Ich denke, Du störst dich daran, dass die Verpflichtung von Petteri Nykki öffentlich immer wieder auf die finanziellen Kosten reduziert wurde. Ja, das stört mich sehr. Für mich ist klar, dass Petteri einen gewissen Preis hat, doch Nr. 3 2012 / 2013 powerplay
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Fredrik Larsson ist Journalist und
arbeitet für die grösste schwedische Unihockey Zeitschrift Innebandymagazinet. Was ist Dein Fazit dieser 9. Weltmeisterschaft?
Es war eine sehr gut organisierte Weltmeisterschaft. Gefallen hat mir die Idee, Schulklassen zu dem Turnier einzuladen. Die vielen Kinder haben auch bei weniger wichtigen Partien für eine gute und herzliche Stimmung gesorgt. Gut fand ich auch das Konzept mit den drei verschiedenen Stadien, mit der für die wichtigen Spiele ganz grossen Arena des Hallenstadions.
entscheidend ist, was er uns bieten kann. Er hat zusammen mit seinem Staff eine neue Kultur in den Auswahlbereich gebracht. Dafür hat er ganz klare Vorstellungen, welche Arbeitsbedingungen wir ihm bieten müssen. Doch wir haben beide das gleiche Ziel: wir möchten erfolgreich sein und dafür müssen wir alle noch professioneller arbeiten. Dafür braucht man auch die Mittel dazu.
Ich unterstelle, Dein schönstes Weihnachtsgeschenk wäre eine schnelle Vertragsverlängerung des finnischen Trainer-Staffs.
Welche neuen Erkenntnisse hat Dir diese Weltmeisterschaft gebracht? Als Journalist ist mir aufgefallen, dass die Teams, Spieler und Betreuer sehr offen mit Medienleuten und Interessierten umgegangen sind. Es scheint, dass die Unihockey-Nationalmannschaften zugänglicher und kontaktfreudiger geworden sind. Aus der Sportart wird kein Geheimnis gemacht. Und sportlich? Nun, es hat sich nicht viel verändert seit den letzten Weltmeisterschaften. Das Spiel macht weiter Forschritte. Die Sportart und ihre Spieler sind wiederum schneller, physischer und tech-
Die letzten beiden Weihnachten habe ich vor allem mit Gesprächen mit potentiellen A-Nati-Trainern verbracht. Ich erinnere mich, vor 2 Jahren war ich unzählige Nächte bei Petteri zu Hause und habe bis in die frühen Morgenstunden mit ihm diskutiert. Es wäre für mich wirklich ein tolles Geschenk, wenn wir die Weiterverpflichtung des TrainerStaffs möglichst schnell abschliessen könnten. Dann hätte ich während den Festtagen mehr Zeit für meine Familie …
nisch besser geworden.
Ich hoffe, Du wirst weiterhin alles daran
Gibt es aus Deiner Sicht Kritikpunkte?
setzen, die verkrusteten sportlichen Strukturen in diesem Sport europa- und schweizweit aufzubrechen.
Der Schwedische Nationaltrainer Jan-Erik Vaara hat kürzlich die Mannschaften der schwedischen
Auf internationaler Ebene bin ich froh, dass nun die Sicht der Techniker mehr und mehr einfliesst. So konnten wir letzten Sommer auch direkt auf den Spielplan der zukünftigen WM’s Einfluss nehmen.
Ich bin sicher, dass auch Du etwas erschrocken warst von der Wucht der schwedischen Dampfwalze, welche den Sport in eine neue physische Dimension bewegt hat. Ja und Nein. Ich bin überrascht, dass Schweden nach ihrem eingeleiteten Umbruch schon so gut auf Kurs sind. Vielleicht sind sie sogar etwas zu gut unterwegs, das Timing müsste ja eigentlich auf ihre HeimWM 2014 ausgerichtet sein …
Superliga wegen des oftmals zu defensiven Spielstils kritisiert. Diese Kritik fand ich angebracht, da Unihockey als junge Sportart sich möglichst attraktiv präsentieren muss, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Diesbezüglich ist mein Eindruck, dass die Spiele an der WM offen und offensiv geführt wurden. Defensives und destruktives Unihockey sah man selten. Das Publikum wurde gut unterhalten. Wie beurteilst Du die Leistung der Schweizer Nationalmannschaft? Die Schweiz hat gegen Finnland ein eindrückliches Spiel gemacht. Gegen Finnland den Sieg nur sehr knapp verpasst zu haben, verdient Respekt. Und Emanuel Antener ist ein grosser Spieler. Dennoch, ich hatte das Gefühl, dass die Schweizer Mannschaft nach der 3:1 Führung zu passiv wurde. Zum Finaleinzug wäre wohl mehr offensive Courage nötig gewesen. Hatten sie Angst vor einem grossen Finalspiel gegen Schweden?
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Ich versuche meine Sicht als ehemaliger Spieler aktiv in die Verbandsentscheide einfliessen zu lassen. Ich war aber auch als Spieler oftmals etwas ungeduldig und denke machmal, dass vieles schneller gehen müsste …
Ehre wem Ehre gebürt: Mark Wolf ehrt Michael Zürcher zum 100. Länderspiel
Andererseits bin ich von den Fähigkeiten von Janne Vaara überzeugt und war mir sicher, dass er der richtige Mann für diesen Umbruch ist. Wir teilten uns mal ein Jahr eine WG als ich in Karlstad wohnte, und er war zu dieser Zeit so etwas wie mein grosser Bruder. Vieles was ich übers Unihockey gelernt habe, weiss ich von ihm.
Ich bin davon überzeugt, dass auch für Dich diese WM, mit etwas Distanz betrachtet, klar ein positives Gesamturteil erhalten wird.
erinnern, sollten sie dabei niemals vergessen, dass vor allem Dänu uns mit vielen spektakulären Paraden erst in die Verlängerung gebracht hat. Er ist einer der grössten Torhüter welche die Schweiz je hatte, er wird sehr professionell mit diesem Augenblick umgehen.
Ich unterstelle, dass Dir an diesem letzten WM-Wochenende trotzdem einige Male der Gedanke durch den Kopf geflackert ist, dass Du nach knapp 30 Jahren nun doch langsam genug vom Unihockey hättest.
Vince Faso, 29, amerikanischer Na-
tionalspieler, ist Schauspieler, wohnt in San Francisco und arbeitet dort auf verschiedenen Theaterbühnen. Unihockey spielt er beim San Francisco FC. Lässt sich ein Spiel während der Weltmeister-
schaft mit einem Schauspiel auf einer Theaterbühne vergleichen? Da gibt es durchaus einige Ähnlichkeiten: Sowohl Publikum als auch Spielvorbereitung und Konzentration vor und während des Spiels gehören dazu. Auch ist das Nationalmannschafts-Trikot ja eigentlich nichts anderes als ein Kostüm. Und
Absolut. Das Team hat während einer Woche ein sehr attraktives und erfolgreiches Unihockey gespielt. Wir konnten über weite Strecken unser optimales Potential abrufen. Darauf darf das Team sehr stolz sein. Ich bin überzeugt, dass unser Team sehr viele junge Unihockeyspielerinnen und -spieler inspiriert hat. Für mich war es eine Freude und Ehre, mit diesen Jungs zusammenzuarbeiten. Wichtig ist, dass wir nun nicht nachlassen. Wir waren noch nie so nahe dran, ein solches Turnier zu gewinnen.
Ich bin sicher, dass Du als ehemaliger Nationaltorhüter am Samstag nach Finnlands Siegestreffer viel Mitgefühl mit Goalie Daniel Streit hattest. Ich kenne das Gefühl und als Torhüter lernt man, damit zu leben. Solche Ereignisse begleiten und prägen dich eine ganze Karriere lang. Auch wenn sich die Zuschauer vor allem an den letzten Abschluss von Kivilehto
Es war ein Jugendtraum, dass Unihockey mal im Hallenstadion gespielt wird – für mich ist ein ausverkauftes Hallenstadion ein Ritterschlag für unsere Sportart! Nun gilt es weiter zu träumen: Erster Sieg gegen die schwedische Nationalmannschaft, WM-Titel, Unihockey an Olympia … ich bin überzeugt, dass man den Mut haben muss, auch grosse Träume zu leben. Ob ich dabei eine bestimmte Funktion habe oder «nur» Zuschauer /Fan bin, spielt dabei keine Rolle. Ich habe bei meiner Wahl als Chef Auswahlen ein Committment bis 2014 gegeben. Vielleicht braucht es danach neue Leute mit neuen Ideen. Bis dahin werde ich aber sicherlich jeden Tag Unihockey leben und träumen.
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Unihockey-Spiele können ja auch einem Drama sehr ähnlich sein. Nun, sind Deine Teamkollegen gute Schauspieler? Ich sehe in unserem Team einige schauspielerische Talente, obwohl sie das nicht zugeben würden. Unsere Mannschaft besteht aus guten Komikern. Wir würden als Theater-Ensemble eine gute Figur abgeben. Was hat Unihockey in Kalifornien für eine Bedeutung? Sicher wünschte ich mir, dass Unihockey eine etwas grössere Bedeutung hätte bei uns. Doch sieht man die Sportart langsam aber laufend wachsen: In San Diego, Los Angeles, Fresno und San Francisco gibt es bereits mehrere offizielle Mannschaften. Wie hätte wohl William Shakespeare diese Unihockey Weltmeisterschaft kommentiert? Das grosse Publikum hätte ihm sicher gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er gesagt hätte: «What is this wonderful game – and where can I learn to play it?»
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Romandie.
Barbara Furer,
27, arbeitet bei swiss unihockey. Ihr Aufgabenbereich sind Lizenzen und Transfers, sowie die Administration der Regional- und Nationalligen sowie des Cups. Während der WFC 2012 ist sie für Ticketing und den VIP-Bereich zuständig. Sie war die ganze Woche dabei, ein Spiel in voller Länge hat sie trotzdem nicht gesehen. Barbara, was sind an der WFC 2012 Deine Aufgaben? Ich bin für die Administration des Ticketings zu-
Le Unihockey
Suisse Romand n’a rien à envier à son prestigieux voisin.
ständig. Das bedeutet, ich pendle zwischen dem Büro, der Halle und der Tageskasse. Dabei überprüfe ich das Sales-System des Ticketings, die Nummerierung der Plätze und den Verkauf der Billettes. Zusätzlich habe ich im Verlauf der Woche die Betreuung der VIP-Gäste übernommen. Was nimmst Du mit von dieser Weltmeisterschaft? Es ist unglaublich, dass wir überhaupt die Möglichkeit hatten, Unihockey im Hallenstadion zu geniessen. Das ist definitiv eines meiner persönlichen Highlights. Auch sehr beeindruckend fand ich, dass so viele Menschen, auch freiwillige Helfer, gleichzeitig an einem Projekt arbeiten und dabei immer gute Stimmung herrscht. Wie geht’s nach der WM für Dich weiter?
Quelques clubs ont commencé à écrire le palmarès du unihockey Suisse Romand, tel que le UHC Pully, qui a joué en LNB au tout début de l’histoire du Unihockey en Suisse, l’UHC Morges, qui a réussi quelques belles promotions et à attirer des étrangers, et un grand nombre d’équipes juniors ayant été championnes de leur groupe et donc ambassadrices de notre région auprès des Suisses allemands. Texte : Basile Diem Photo : Michel Ruchat
Als Erstes brauche ich jetzt einige Tage frei, zumindest zwei Tage werde ich mir gönnen. Danach geht’s weiter mit Sitzungen zur Aufarbeitung des Events. Zudem müssen wir erst mal Ordnung schaffen in der Geschäftsstelle. Die Abrechnung des Ticketings wird auch zu diskutieren geben. Interessant wird sicher sein, ob wir unsere Vorgaben bzw. das Budget erreicht oder vielleicht sogar übertroffen haben. Wie viele Matches hast Du bis jetzt gesehen? Keinen einzigen Match in voller Länge und das wird sich wohl auch nicht ändern. Die Schweiz habe ich bisher einmal einlaufen sehen, jedoch nicht in der verdunkelten Halle. Aber das ist immerhin schon ein Anfang! (lacht) Das nervt mich schon ein wenig, dass jedes Mal, sobald die Flame-Jets losgehen, die Arbeit ruft. Trotzdem bin ich ja in erster Linie hier um zu arbeiten und nicht um Unihockey zu schauen. Insofern habe ich kein Problem damit. Sollte ich eine freie Minute finden, um ein Spiel zu schauen, finde ich das cool. Das Geschehen auf dem Feld hat aber trotzdem nicht erste Priorität.
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Quelques chiffres qui jalonnent l’histoire de ce sport de ce côté ci de la Sarine:
1984
Année de fondation du 1er club romand, le UHC Pully, devenu le UHC Belmont depuis. Pour une petite comparaison, le 1er club Suisse allemand fut créé en 1982 …
61
Le nombre de clubs Romands inscrits auprès de swiss unihockey.
2756
Le nombre de joueurs licenciés sévissants sur les terrains de Suisse Romande.
4
Le nombre de joueurs romands ayant joué au plus haut niveau en Suisse jusqu’à ce jour : Grégoire Cantin (Floorball Köniz), Léo
Pittet (Floorball Köniz), Laurent Brechbühl (SV Wiler-Ersigen), Laura Marendaz (Bern Capitals)
3
Le nombre de joueurs Romands ayant joué en équipe nationale : Grégoire Cantin, Laurent Brechbühl, Laura Marendaz
57
Age du plus vieux joueur actif en Suisse Romande : Eric Fischer, joueur du UHC Belmont, Vaud, jouant en 5ème ligue petit terrain, actif sur la scène du Unihockey depuis 1987.
2001
Année du 1er camp de Unihockey petit terrain en Suisse Romande à St-George, Vaud, avec comme entraîneur principal Désiré Pittet. La dernière édition de ce camp a eu lieu en 2008.
Romandie.
Michel Ruchat, infatigable promoteur du Unihockey Suisse Romand : « C’est un grand cadeau pour la ville et le club d’Yverdon d’accueillir ces rencontres internationales au 2./3.février 2013, qui opposeront les équipes féminines et masculines des excellentes sélections Tchèque et Suisse. Ce cadeau est aussi destiné au Unihockey Romand qui, on l’espère, répondra présent pour faire de ce rendez-vous exceptionnel une grande fête du Unihockey en Suisse Romande ... »
2006
Le 1er camp grand terrain en Suisse Romande à Sierre, le camp Passion, qui a depuis déménagé à Belfaux et dont la 8ème édition se tiendra en 2013.
2–3.02.13
Premiers matchs internationaux de l’équipe de Suisse de Unihockey sur sol romand ! Matchs amicaux des équipes masculine A et féminine A au centre des Isles à Yverdon contre les équipes correspondantes de République tchèque. Mais le Unihockey Suisse Romand c’est aussi … Des tournois populaires, humoristiques et des tours de Jeunesse qui marchent du tonnerre, avec un nombre significatif de participants, et qui se déroulent toujours dans la bonne humeur réunissant toutes les générations de la région. Au-delà de tous ces chiffres, le Unihockey Romand se démarque par une créativité certaine dans le jeu, synonyme en général d’une application moins rigoureuse des schémas de jeu, ce qui rend la plupart des matchs plus qu’intéressants, car imprévisibles.
Ce qui explique aussi peut être la focalisation sur le petit terrain, qui permet un jeu plus technique et rapide, plus basé sur l’instinct, avec beaucoup d’équipes Suisses Romandes réparties dans les 5 ligues, et des promotions à tours de bras. Ce manque de rigueur se retrouve dans la préparation physique, de plus en plus prise au sérieux, mais qui est encore très peu présente. Qu’à cela ne tienne, ça n’empêche pas d’avoir des matchs très engagés, toujours remplis d’émotions et cela jusqu’à la dernière minute. Si on devait donner une marque de fabrique au Unihockey Suisse
Français Tir ! Passe ! Prochaine Changement volant petit pont Changez Contre la bande derrière le but Tais-toi Benêt va ! Il est intenable
Romand, cela serait assurément «le spectaculaire». Ce grand coeur, cette envie, cette convivialité, en résumé cette touche latine, fait se démarquer le Unihockey Suisse Romand du reste du pays et doit rester un atout, car c’est sur cette base que son futur pourra être construit dans les meilleures conditions. Et n’oubliez surtout pas la venue des équipes de Suisse masculine et féminine les 2–3 février 2013 au centre sportif des Isles à Yverdon-les -Bains !! Venez nombreux !
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Deutsch Schiess! Pass! Nächste Fliegend wechseln Tunnel Wechsel Bande Hinter da Tor Halt die Schnurre Du Flasche! Er ist wie ein Wirbelwind
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Daniel Bollinger:
«Ich wäre mit Fankhausers Trikot aufgetaucht» Es war dies Ihre erste Heim-WM als Geschäftsführer von swiss unihockey. Waren Sie überrascht von der grossen Resonanz in den Medien und der prächtigen Stimmung – trotz dem verpassten Finale der Schweiz? Die Medienresonanz hat mich primär gefreut – nach der guten Resonanz bereits bei der Damen-WM durften wir mit einer noch grösseren Präsenz bei den Herren rechnen. Die breite TV-Berichterstattung vor und während der WM und die grosse Abdeckung auch in renommierten Schweizer Tageszeitungen haben mich dann schon sehr gefreut. Unsere Spieler haben dann zudem mit erfrischenden und professionellen Interviews sehr viel Goodwill in der gesamten Medienlandschaft gesammelt – da haben sie auch neben dem Spielfeld einen Klassejob gemacht. Und über die Atmosphäre in den Hallen muss nicht viel gesagt werden – die war absolut phänomenal und ich bin froh sind wir das «Risiko» Hallenstadion eingegangen. Gewiss haben Sie in diesen Tagen viele interessante Leute in den Hallen getroffen. Welches waren für Sie menschlich die beeindruckendsten Begegnungen? Da ist es schwierig einzelne Personen rauszupicken – aber ich durfte in der Tat viele interessante Gespräche mit Personen aus und von ausserhalb dem Unihockeyumfeld führen. Ein Highlight war sicherlich der Besuch von Bundesrat Ueli Maurer, der notabene am Tag seines Besuchs zum neuen Bundespräsidenten gewählt wurde, und der sich auch nicht davon abhalten liess die Spiele trotz Blackout in der Wankdorfhalle bis zum Ende mitzuverfolgen. Dass sich auch Sportgrössen wie Mark Streit, Simone Niggli Luder, Stéphane Chapuisat, Henrik Zetterberg oder Kimi Räikkönen in den Hallen zeigten, ist für mich ein Indiz, dass sich unsere Sportart langsam aber sicher auch abseits der Unihockeyfelder einen Namen macht.
Gratulation zur eherenvollen Wahl ins Central Board des IFF. Wenn Sie nun Carte Blanche hätten, welche Massnahmen oder Strategien würden Sie als erstes angehen? In einem ersten Schritt möchte ich mir nun natürlich ein Bild über die bereits definierten Pläne der IFF machen und die Organisation und Strukturen innerhalb des internationalen Verbands besser kennenlernen. Ich glaube wir dürfen mit unserer Sportart getrost nach Höherem streben und dementsprechend die Vision Olympia intensiv verfolgen. In diesem Zusammenhang können wir von Seiten der Schweiz sicherlich mithelfen andere nationale Verbände zu stärken und von unseren Erfahrungen profitieren zu lassen. Da denke ich u. a. auch an Deutschland – meines Erachtens eines der wichtigsten Länder im Hinblick auf eine allfällige Aufnahme ins olympische Programm. Nehmen wir mal an, Sie wären ein «normaler», vielleicht noch jugendlicher Fan: mit dem Trikot welches Spielers – und es muss nicht unbedingt ein Hofbauer, Antener oder Stucki sein – wären Sie im Hallenstadion aufgetaucht? Ich wäre mit dem Trikot von Philipp Fankhauser aufgetaucht: sein unermüdlicher Einsatz, gepaart mit jugendlichem Spielwitz und Freude am Spiel sowie professionellem Auftreten auf und neben dem Platz, verdient für mich höchsten Respekt. Er steht für mich stellvertretend für eine phantastische Teamleistung der ganzen Schweizer Nati während des gesamten Turniers. Die Heim-WM war kein billiges Vergnügen: man munkelt von CHF 400 000.–, welche für die Vorbereitung der Nationalmannschaft zusätzlich geflossen sein
sollen. Trotzdem endete die WM an sich mit einem kleinen Gewinn. Ging für Sie die Rechnung auf? Das werden wir noch sehen, wenn wir die definitiven Abrechnungen vorliegen haben. Dank Mehreinnahmen aus dem Ticketing gegenüber dem Budget in Bern und im Hallenstadion sowie dank erfülltem Soll im Bereich Sponsoringeinnahmen sollte zumindest kein Defizit ausgewiesen werden müssen. Wir sind zuversichtlich mit einem kleinen Gewinn abschliessen zu können. Als Geschäftsführer von swiss unihockey konnten Sie sich auf ein starkes OK verlassen. Eine Arbeit, welche es zweifellos zu würdigen gibt? Was das gesamte OK um Projektleiter Daniel Kasser zusammen mit den gegen 1000 Volunteers im Vorfeld und während der WM abgeliefert haben, verdient das Prädikat Weltklasse! Ich bin unheimlich stolz auf mein Team – ohne eine solch phantastische Truppe wäre die WM nie zu einem derart emotionalen Highlight geworden. Zu guter Letzt: welches war für Sie der emotionalste Moment dieser WM? Im positiven Sinn die tausenden von strahlenden Gesichter im Hallenstadion aber auch die sehr vielen glücklichen und kreativen Kinder an den Nachmittagsspielen in der Vorrunde. Im negativen Sinn das Overtime-Goal der Finnen gegen die Schweiz – das tat mir insbesondere für Daniel Streit – aber auch für das grandiose Publikum – wahnsinnig leid. Da spielst du 63 Minuten auf absolutem Weltklasseniveau und kassierst dann dieses dumme Tor – das ist schon sehr hart, gehört aber halt auch zum Sport.
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Die guten Deutschen
Niemand hätte Deutschland ins Halbfinal getippt. Nicht mal sie selbst. Ich schon gar nicht. Trotzdem war es schliesslich soweit, und unser nördlicher Nachbar spielte zweimal im Hallenstadion. Ob ich nun wollte oder eher nicht. Ich musste. Ich war ja ihr Trainer. Text: Philippe Soutter Photos: zVg
Als ich meiner Mannschaft am letzten Wochenende vor der Weltmeisterschaft im idyllischen Weissenfels (ja, dort wo die Pizza 1.99 Euro im Supermarkt kostet) präsentierte, wie wir das Unternehmen WM angehen würden, erwähnte ich ganz zum Schluss auch noch, dass wir zeigen wollten, dass wir gute, coole Deutsche seien. Das wisse in der Deutsch-Schweiz nämlich lange nicht jeder, dass es auch gute Deutsche gäbe. Ich blickte in circa 20 staunende Augenpaare. So nach dem Motto: aber wir haben den Schweizern doch gar nichts getan.
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Mucha / Mucha (wird von mir ausschliesslich mit schleppendem, katalanischen Akzent ausgesprochen) bestätigten der erstaunten deutschen Jugend dann jedoch unisono – wie denn sonst – dass man als Deutscher in der Schweiz nicht immer wohlgelitten sei. So nahm sich dann meine junge Mannschaft entschlossen vor, nicht nur der Unihockeywelt zu zeigen, dass die Deutschen besser spielen können als viele denken, sondern dass sie auch ganz nette Kerle sind. Bratwurst-Fredy alias Fredrik Holtz
Das erste Team-Maskottchen stirbt Einen ersten Rückschlag auf dem Weg zum guten Deutschen erlitten wir auf dem Weg zum Besuch des Zürcher Zoos. Unser Maskottchen, ein niedlicher Plastikpinguin, hatte gegen die Finnen, oh Wunder, versagt und es bedurfte nun einer rituellen Hinrichtung. Wir erwählten das Zürcher Tram und Pingu wurde sanft auf die Schienen gelegt. Eine Passantin erzürnte diese feierliche Zermonie und sie verwies darauf, dass «eben darum die Deutschen in der Schweiz nicht gemocht würden». Ein zart formulierter Hinweis meinerseits an die dunkelhaarige Schöne mit arabischen Zügen mit der Frage nach ihrer nationalen Fachkompetenz regelte dann die beginnende Eskalation, und Pingu wurde unterflurmässig entsorgt. Ich erinnerte mich mit Schaudern an die damaligen Maskottchen-Aktionen bei den Tigers Langnau, wo Captain Gödä Wyss mit der schweren Axt Plüschhündchen zu massakrieren pflegte. A propos Massaker: das blieb gegen Finnland aus. Mit dem knapp nicht verhinderten Stängeli gewannen wir Selbstvertrauen für uns und den Respekt der anderen.
Flughafen in Deutschland zuerst nach deutschen Wurstwaren Ausschau hält und den umgehenden Verzehr dann fotografisch dokumentiert, nicht widerstehen konnte. Trotz arg lädierter Zehe. Leider hat es unser nicht ganz vorhergesehener Terminplan nicht ganz so gut mit Fredy gemeint, so dass er sich schliesslich mit einer Bratwurst aus dem Hallenstadion zufrieden geben musste. Verdient war sie allemal: denn wenn sich ein arrivierter Crack – immerhin war Fredy schon Topskorer der schwedischen Liga und Meister und Europacup-Sieger mit Storvreta – sich dermassen für die Sache seines Teams zerreisst, daran könnte sich noch mancher vermeintliche Star ein Beispiel nehmen. Zart seine Liasion im Zoo mit der Tigerdame, seinem persönlichem Maskottchen, oder der visuelle Machtkampf mit dem Silberrücken im Gorilla-Käfig. Auch die beherzten Zwischenrufe beim Videostudium, als er Flaggenwart Mucha auf den eigentlichen Einsatzzweck seines Stockes im Powerplay aufmerksam machte. Einen Spieler aus einer derart kompakt und homogen auftretenden Truppe herausgreifen, das macht man eigentlich ungern. Aber Fredrik Holtz hat es verdient.
Bratwurst-Fredy und der Vordere Sternen Wir hatten unseren Sturmtank Fredrik Holtz vor allem mit dem Versprechen nach Zürich gelockt, dass es im Vorderen Sternen am Bellevue die besten Bratwürste der Welt zu schmausen gäbe. Ein Argument, welchem ein Spieler, der nach jeder Landung an jedem
Der Weg in die Halle Nach Siegen gegen Kanada und Russland wartete schliesslich im Viertelfinale Lettland. Eine Nation, welche seit vier Jahren auf den Vorstoss in das Halbfinale wartete und nach ihrem Sieg gegen die starken Tschechen nun dafür parat schien. Entsprechend kam es schon am Vorabend des Matches zu einer
Ichiro Ueda, 27, japanischer Natio-
nalspieler, ist schwedisch-japanischer Doppelbürger. Er arbeitet in der Medizinalforschung in Stockholm und spielt beim IBK Tönjan in einer schwedischen Regionalliga. Ichiro Ueda, der englische Begriff ‹underdog› umschreibt euren Auftritt an der Unihockey Weltmeisterschaft ziemlich treffend. Bietet die japanische Sprache einen ähnlichen passenden Ausdruck? Der Begriff underdog ist passend. Wir benutzen ihn – freilich mit japanischer Betonung – auch in unserer eigenen Sprache. Ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft für das japanische Team eine gute Erfahrung oder ist es frustrierend, die Spiele jeweils sehr deutlich zu verlieren? Nun, es ist sicher beides. Gerade das letzte Gruppenspiel gegen die USA hat Spass gemacht, da wir auch offensiv etwas zeigen konnten und der Gegner nicht übermächtig war. Es ist aber schon schmerzhaft, bei den Spielen in solcher Weise, wie es uns geschehen ist, vorgeführt zu werden. Und dies noch vor einem grossen Publikum. Dennoch, wir versuchen Spass zu haben, auch wenn es uns nicht immer gelingt. Wie geht dein Team mit den Niederlagen um? Gibt es einen spezifisch japanischen Umgang mit dem Verlieren? Wir Spieler sind ob der Niederlagen natürlich sehr enttäuscht. Gleichzeitig gilt Verlieren in der japanischen Kultur auch als etwas Gutes und
Erklärt mir bitte jemand den Weg zur Garderobe
Wertvolles: Je grösser die Leidenszeit, desto besser wirst du dich danach präsentieren. So schafft die japanische Mentalität aus den Niederlagen etwas, aus dem sich dann Neues und vor allem Positiveres entwickeln kann. Ich hoffe dies wird irgendwann auch im Unihockey klappen. In Westeuropa verbindet man die japanische Gesellschaft auch mit starken sozialen Hierarchien. Kannst du uns etwas über hierarchische Ordnungen innerhalb der japanischen Nationalmannschaft verraten? Im Detail kann ich das nicht kommentieren, da dies eine delikate Frage ist. Gewiss, unser Trainer und auch der Captain stützen sich auf ein sehr hierarchisches Rollenverständnis. Sie sind nicht gerade unantastbar, aber zu nahe treten sollte man ihnen wenn möglich nicht.
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Im Kampf gegen Hägars Söhne: Joël Gysin bewahrt Stil und Haltung
Letten-Invasion in unserer Jugendherberge, wo sowohl unser Gegner, wie auch die netten Amerikaner und die schweigsamen Russen untergebracht waren. Die halbe lettische Verwandschaft war zur Unterstützung angereist. Und Letten-Coach Iiro Parviainen und sein tätowierter Blutsbruder an der Bande schauten beim Feierabendbier an der Hotelbar noch grimmiger als sonst zu mir herüber. Für Augenblicke war ich sogar froh, dass ich zu meinem vieldiskutierten Strickpullover keine passende Krawatte gefunden hatte. Meine Mannschaft aber war fit, auch der Verteidiger, welcher nach einem «bakteriellen Infekt» zu nach-mitternächtlicher Stunde einen Notfalleinsatz erforderte, war wieder auf den Beinen, und die Letten konnten kommen. Und dann gleich wieder gehen. Mit dem Sieg im Viertelfinale hatten wir unserem Traum vom Hallenstadion real werden lassen. Und eins war klar: wir waren nudelfertig. Die Batterien waren leer. Eigentlich
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war es nun eine Zumutung, was auf uns wartete: das Hallenstadion. Und mir taten meine Spieler leid. Zur Belohnung für eine gute WM, wo wir unser Potential am Limit abgerufen hatten, wartete nun … Schweden. Es galt nun also die Spieler positiv auf die anstehenden Abenteuer einzustimmen. So gut war Schweden noch nie. Wir auch nicht Ich war vorgewarnt: Mein Vereins-Spieler Ales Zalesny hatte mir auf der gemeinsamen Fahrt nach Zürich exklusiv die tschechische Taktik verraten. Es galt Schweden im Halbfinal zu vermeiden. Die Tschechen würden den lebensgefährlichen Umweg über die Finnen und allenfalls die Schweizer vorziehen. Also die Spieler – der Trainer sei eher dagegen. Nun mussten also wir gegen den Schweden ran. Die Söhne Hägars (des Schrecklichen, wie er historisch korrekt genannt werden müsste), spielten uns trotz
grosser Gegenwehr erwartungsgemäss in Grund und Boden. Angesichts der physischen Wucht der Schweden wagte ich nach dem Match gegenüber meinem Team die Prognose: «Wartet nur auf morgen und schaut den Final gegen die Schweiz. Die werden 9 zu 3 verlieren». Diese einigermassen patriotische Ansage (immerhin sah ich die Schweiz im Finale) verpuffte durch Kivilehtos Holperball, aber vielleicht hat der eine oder andere meiner Spieler beim Zwischenstand von 9:0 im Finale bei Schweden gegen Finnland zum erste Mal bei dieser WM gedacht, dass der Dicke an der Bande doch nicht immer nur Stuss schwafelt, und dass wir uns gestern doch nicht so schlecht gewehrt hätten. So spielten wir dann am Sonntag mit allerletzter Kraft auch noch um die Bronzemedaille gegen die Eidgenossen. Und gaben auch hier unser Letztes und unser Bestes. Und siehe da, nun war es endlich soweit: wir waren endlich gute Deutsche geworden, denn die Schweiz sicherte sich das letzte Edelmetall. Ich hatte im Hallenstadion eigentlich ganz andere Sorgen. Ich habe mich regelmässig verlaufen. In den Katakomben sieht das prächtige Hallenstadion nämlich ganz anders aus. Gleich zweimal habe ich unsere Garderobe nicht mehr gefunden. Das erste Mal sogar unmittelbar vor einem Spiel. Als ich dann endlich meiner Garderobe entgegen humpelte, hatte Rolf Kern verdankenswerterweise die Ansprache schon übernommen und meine Mannschaft kam mir, angeführt vom offensichtlich ortskundigen Teammanager Marco Rusterholz, schon entgegen. Da dachte ich mir dann wiedermal: such dir doch endlich ein anderes Hobby.
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27. 12. 2012 – 31. 12. 2012 Christmas Camps 02. 01. 2013 CONCORDIA League U17, Uster 12. 01. 2013 Swiss Mobiliar Games, Zürich (Hardau) 02. 02. 2013 – 03. 02. 2013 Länderspiele vs. Tschechien in Yverdon, Herren A & Damen A 02. 02. 2013 CONCORDIA League U17 09. 03. 2013 Cupfinals in Bern 24. 04. 2013 – 28. 04. 2013 Euro Floorball Tour in Tampere (FIN), Herren A 24. 04. 2013 – 28. 04. 2013 Euro Floorball Tour in Brno (CZE), Damen A 27. 04. 2013 – 28. 04. 2013 Final CONCORDIA League 07. 05. 2013 – 11. 05. 2013 Herren U19-WM in Hamburg
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Nachgefragt.
Manuela Dominioni. Stürmerin bei Piranha Chur
Das sagen meine Mitsp ieler hinter vorgehaltener Hand über mich:
Diese Unihockey-Regel würde ich sofort aufheben oder einführen:
Wenn meine Gegner mic h auf dem Spielfeld als «Kampfsau» beschi mpfen, haben sie einerseits recht, andererse its aber…:
Mein geheimes Erfolgsre zept für Juniorinnen, um eine gute Spielerin zu werden:
Was (bisher) kaum jemand
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über mich wusste:
Zu Trash-Talk lasse ich mich allenfalls gegen folgende Spielerin hinreis sen und dann wäre das Thema…:
Das Erfolgsrezept von Pir anha ist:
Bei der vergangenen He rren-WM hat mich im Schweizer Kader fol gender Spieler optisch am meisten überzeugt:
Signiert:
Einladung fürs «Nachgef
ragt» geht an:
Nachgefragt.
adipower stabil 10.0 Matthias Hofbauer
WM-Topscorer 2004 und 2010 4 x WM-Bronze mit dem Schweizer Nationalteam Europacupsieger mit Wiler-Ersigen 2005
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Š 2012 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
Nachgefragt.
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