powerplay Ausgabe 5 2012/13

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www.swissunihockey.ch Nr. 5 | Mai 2013 | Fr. 6.–

Schweizer Meister 2012/2013 We are the champions!

30 Nachwuchs: Der goldene Mittelweg 36 Projekt: Basel lebt...wieder


erdmannpeisker

Einer der grössten Sportsponsoren der Schweiz. Sportler trinken Rivella. Und Rivella engagiert sich mit Leib und Seele für den Sport – vom regionalen Sporttag bis zum internationalen Topanlass. Unsere Jahrzehnte andauernde Partnerschaft mit den grössten Schweizer Sportverbänden unterstreicht dieses Engagement. rivella.ch/sport


Inhaltsverzeichnis.

Editorial. von Andreas Iseli

Die an Höhepunkten reiche Saison 2012/13 ist Geschichte. Erinnern wir uns an die spektakulären Meisterschaftsauftaktspiele anlässlich der Mobi-Games in der Wankdorfhalle. Oder an die unvergessliche Heim-WM-Woche mit vielen Hühnerhautmomenten, ganz besonders an den ausverkauften Finaltag im Hallenstadion. Und schlussendlich an einen spannenden und ebenfalls ausverkauften Cupfinal-Tag in Bern. Der Unihockeyalltag lässt sich davon leider nicht inspirieren und die oben erwähnten Highlights wirken sich selbst in der finalen Playoff-Phase nicht im gewünschten Mass auf die Zuschauerzahlen aus; ganz im Gegenteil. Wir verzeichnen in den letzten Jahren bei den Damen wie bei den Herren in der SML rückläufige Zuschauerdurchschnitte. Kamen in der Saison 2009/10 durchschnittlich 460 Zuschauer an ein SML-Herrenspiel, waren es in den letzten Saisons konstant cirka 15% weniger. Haben wir bezüglich Zuschauer den Zenit erreicht, oder handelt es sich einfach um ein gesellschaftliches Phänomen? Offenbar funktionieren aber einzelne grosse Events besser und das häufig geforderte Playoff-Einzelfinalspiel scheint – ohne den sportlichen Aspekt zu berücksichtigen – ein erfolgsversprechender Ansatz zu sein. Was in Schweden oder neu auch in Tschechien erfolgreich praktiziert wird, ist für die Schweiz allerdings noch lange kein Erfolgsgarant. In diesen Ländern herrschen bezüglich allgemeiner Sportbegeisterung und Sportinfrastrukturen ganz andere Verhältnisse. Ebenso haben sich in diesen Ländern spezielle Sport-TV Kanäle etabliert und Unihockey kann sich dort regelmässig einem breiten Publikum präsentieren. Eine vom NLK initialisierte Arbeitsgruppe ist derzeit daran, die Rahmenbedingungen für eine allfällige Schweizer Ausgabe eines Einzelfinalspiels abzuklären. Wir werden im Herbst Resultate präsentieren können und daraus mehrheitsfähige und zukunftsgerichtete Schritte ableiten.

4 Meisterschaft

34 Portrait

Das Meister-Puzzle

Nussbaum/Breitenstein: Abschied eines Traum-Duos

9 Radar

36 Projekt

Daniel Kasser: Der unbekannte WM-Held

Basel lebt… wieder

13 Fokus

38 Romandie

Verletzungen: Nur Pech gehabt?

Mot d’ordre: le plaisir dans l’apprentissage

17 Event Nötzli/Kuchen: «Nur zuschauen tut weh»

40 Inside News von swiss unihockey

20 Streifzug

41 U19 WM

Cupfinals der Überraschungen

Interview mit Nils Conrad

24 Poster

42 Hui oder Pfui

Der Tierteich

Was Sie schon immer über Trainer und Spieler wissen wollten

27 Thema Nerven wie Drahtseile

46 Nachgefragt

30 Nachwuchs

bei Margrit Scheidegger, Red Ants

Der goldene Mittelweg

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Titelbild.

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Foto: Fabian Trees

Alligator Malans wird nach einem packenden Final gegen Floorball Köniz zum fünften Mal Schweizermeister Nr. 5 2012 / 2013 powerplay 3


Meisterschaft. Der fünfte Meistertitel wird erst mal in Bern angefeiert

Herren Das Meister-Puzzle Alligator Malans sichert sich den Schweizer Meistertitel mit einem 4:2-Sieg über Floorball Köniz. Die Playoff-Finale dieser Saison waren extrem eng und liessen an Spannung nichts zu wünschen übrig.

Text: Susi Baillods Fotos: Fabian Trees

Der kleine Unterschied Die Herren Playoff-Finalserie wird als eine der engsten in die Schweizer UnihockeyGeschichte eingehen. Bis hin zum schliesslich entscheidenden Spiel sechs, schossen Alligator Malans und Floorball Köniz genau gleich viele Tore und jedes der fünf Spiele hätte genauso gut auf die andere Seite kippen können. Stellt sich die Frage, welches die entscheidende Punkte waren, welche die Bündner schlussendlich den Titel bescherten. Ziele, Training, Erholung, Einsatz und Teamgeist nennt der Malanser Trainer Akseli Ahtiainen als die wichtigsten Puzzle-Teile, die ein Team zu einem erfolgreichen Team machen. Köniz-Headcoach Christian Wahli erklärt SelbstverDas grosse Aufatmen: Meister-Trainer Akseli Ahtiainen ist erleichtert

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trauen, ebenfalls Teamgeist, Disziplin, Leidenschaft und Wille gepaart mit Kampfgeist zu den zentralen Bauteilen. Wo lag der kleine Unterschied, der Alligator Malans am Ende jubeln liess? Die drei Punkte Teamgeist, Kampfgeist und Erholung nehmen wir unter die Lupe. Teamgeist Teamgeist ist eine positive soziale Eigenschaft einer Mannschaft. Das Team steht zusammen, um eine bestimmte Aufgabe erfüllen zu können. Das wir steht dabei im Vordergrund und nicht das ich. Dies ist zu lesen, schlägt man den Begriff im Lexikon nach. Sowohl die Bündner wie auch die Könizer sind eine verschworene Truppe. Dies nicht nur auf, sondern auch neben

dem Spielfeld. Bei den Finalspielen beeindruckte bei beiden Teams, wie die Redensart «Alle für Einen, Einer für Alle» gelebt wurde. Bedingungslos stellte sich jeder Spieler in die Dienste des Teams. Jeder hatte das Ziel ‹Schweizermeister› vor Augen und war sich bewusst, dass der Titel nur mit einer geschlossenen Teamleistung zu erreichen war. Unterschiede, die für das eine oder andere Team sprechen, sind bei diesem Puzzleteil nicht auszumachen. Einsatzwille und Kampfgeist Die Finalserie war bei beiden Mannschaften ein Lehrstück in Sachen Einsatzwille und Kampfgeist. Kein Spiel wurde verloren gegeben, und alle Spieler kämpften bis zum Schlusspfiff mit aller Macht um den Sieg. Vielleicht hat in diesem Punkt Floorball Köniz die Nase etwas vorne. In fünf Spielen gerieten die Berner in Rückstand, teilweise mehrfach in einem Spiel. Dreimal gelang es ihnen, jeweils wieder auszugleichen und im fünften Spiel die Partie gar zu ihren Gunsten zu drehen. Das Finalspiel drei brachte Floor-


Meisterschaft.

ball Köniz ohne Rückstand ins Trockene – obwohl die Abwehrstrategen Daniel Bill und Fredrik Djurling verletzungs- und krankheitsbedingt nicht eingesetzt werden konnten. Dies spricht wiederum für den ausgezeichneten Teamgeist. Deswegen bei den Alligatoren Schwächen in Sachen Einsatzwille und Kampfgeist auszumachen, wäre komplett falsch. Beide Teams kämpften bis zum Ende einer Partie vehement um jeden Ball und um den Sieg.

Da blieben jeweils nur gerade vier Tage bis zum Anpfiff des ersten Halbfinal- und Finalspiels. Die nötige Zeit, sich von den intensiven Partien zu erholen und Blessuren und gesundheitliche Probleme auszukurieren, blieb so weitgehend auf der Strecke. Die Auswirkungen zeigten sich im letzten Finalspiel. Malans war deutlich frischer und spritziger, Köniz wirkte müde und konnte keine zusätzlichen Kräfte mehr freisetzen, um eine Finalissima zu erzwingen.

Erholung Die Playoffs sind für die Teams eine intensive Zeit, die die Spieler im Final an die Belastungsgrenze bringt. Jedes Spiel, das in den Viertel- und Halbfinals nicht gespielt werden muss, ist wertvoll und gibt den Mannschaften Zeit, sich von den strapaziösen Doppelrunden zu erholen. Alligator Malans zog mit lediglich neun Partien in den Beinen in den Final und gewann zwischen den einzelnen Runden wichtige Zeit für die Regeneration. Floorball Köniz hingegen erkämpfte sich die Finalqualifikation erst nach zwölf Spielen.

Weitere Puzzleteile Den deutlichen Sieg von Alligator Malans im sechsten und letzten Spiel und damit den Gewinn des Schweizermeister-Titels alleine auf die mangelnde Erholungszeit von Floorball Köniz zurück zu führen, wäre zu einfach. Da spielten noch einige andere Puzzleteile eine Rolle. «Wir haben das breitere Kader. Wir konnten die letzte Partie mit drei Linien durchspielen lassen, während Köniz gezwungen war, bald auf zwei Linien umzustellen», erklärte der überglückliche Malanser Assistenztrainer Patrick Britt nach

dem Spiel strahlend und mit der Meisterzigarre in der Hand. «Alligator war effizienter. Bei uns sind die Tore nicht gefallen, auch wenn wir Druck machten. Zudem mussten wir früher als geplant gesundheitlich angeschlagene Spieler forcieren», meint der enttäuschte Christian Wahli. Und Köniz-Topskorer Emanuel Antener sieht weitere Punkte für die Niederlage: «Es gibt diverse kleine Details, die nicht gestimmt haben. Den Titelgewinn haben wir sicher in den ersten zwei Matches vergeben. Die hätten wir gewinnen müssen.»

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Alligator Malans ist verdienter Schweizermeister – auch weil die einzelnen Puzzleteile perfekt ineinander passten.

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Meisterschaft.

Piranha-Capitaine Mirca Anderegg in grösstmöglicher Ausgelassenheit

Damen Double-Piranhas

Nach dem Titel im Swiss Mobiliar Cup sichern sich die Piranhas aus Chur auch den Meistertitel. Diesen verdienten sie sich vor allem dadurch, dass sie sich nie aufgegeben hatten. Zwei Mal mussten sie in den Playoffs über fünf Spiele. Die entscheidenden Teile im Meister-Puzzle der Churerinnen war dabei der grosse Kampf-geist und der Biss der beiden ersten Linien. Text: Antti Uimonen Fotos: Claudio Schwarz

Bounce-Back Piranhas Für den Halbfinal hatte Red Ants-Trainerin Kati Eteläpää ihre Hausaufgaben gut gemacht und die Lehren aus der Niederlage im Cupfinal gegen Chur gezogen. Denn den Piranhas stellte sich ein hartnäckigeres Winterthur in den Weg, als den Raubfischen lieb war. Die erste Partie konnten die Bündnerinnen nach Verlängerung noch knapp für sich entscheiden, doch Spiel zwei und drei gingen an die sehr kompakt und effizient auftretenden Red Ants. Mit dem Rücken zur Wand, holte sich Chur das Break zurück und sicherte sich anschliessend zuhause die Finalqualifikation.

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Chur-Trainer Fabian Disch hoffte im Final dann auf ein Dietlikon, welches mehr mitspielen würde, als noch die Red Ants in der Vorrunde. Dieses Dietlikon erhielt er auch. Wiederum ging die erste Partie knapp und nach Verlängerung an Chur. Doch die Spiele zwei und drei gehörten dem UHC Dietlikon. Vor allem im zweiten Spiel mussten die Bündnerinnen ziemlich unten durch. Doch Dietlikon schaffte es nicht, zu Hause den Titel klar zu machen. Chur spielte entschlossener und effizienter und erzwang die Belle. Eine Belle, die für jeden Zuschauer schliesslich wohl noch lange in Erinnerung bleiben


Meisterschaft.

James Bücheler mit 4 Goldmedallien

wird. Eine proppenvolle Gewerbeschule in Chur sah eine Partie mit vielen Wendungen. Die Kommentare nach dem Spiel waren klar, das Spiel hätte keinen Verlierer verdient gehabt. Doch nach einem 4:6-Rückstand wenige Minuten vor Spielschluss, schaffte Chur das scheinbar Undenkbare. Mit dem Mute der Verzweiflung spielten sie völlig entfesselt und drehten die Partie abermals zu einem 8:7 Sieg und der Titelverteidigung. Zugleich auch zum ersten Double-Gewinn der Vereinsgeschichte. Starker Kern Die grosse Stärke Churs ist unbestritten die Offensive. Sobald Chur einmal der erste Treffer gelang, der Knoten mal geplatzt war, folgten meist schnell weitere Goals. So gesehen in Spiel fünf der Halbfinals. So dann auch in Spiel fünf der Finals. Die Bünderinnen setzten sich auf dem Weg zum Meistertitel gegen zwei komplett unterschiedlich aufgestellte Mannschaften durch. Im Vergleich zu den Red Ants spielte Dietlikon stark mit, manchmal sogar zu stark. Dietlikon konnte vor allem auch auf drei Linien zurückgreifen. Doch die Tore erzielte dann trotzdem meist nur eine Formation. Bei Chur

hingegen wurden die Kräfte meist auf zwei Linien konzentriert. Diese zwei Linien produzierten laufend Druck auf das gegnerische Tor und generierten so Torchancen. Lief die Maschinerie der Piranhas, war diese kaum mehr zu stoppen. Das Team spielte sich praktisch in einen Rausch. Das war sicher der beeindruckendste Faktor bei der Meistermannschaft. Das Team dürfte durch die harten Spiele auch immer mehr an Selbstbewusstsein getankt haben. Zuerst gewannen die Churerinnen den Cupfinal, nachdem es lange nach einen Winterthurer Sieg ausgesehen hatte. Im Halbfinal erkämpften sie sich die Finalqualifikation, nachdem es vorerst den Anschein hatte, als würden sie kein Mittel gegen die starke Winterthurer Abwehr finden. Im Final, nach einer klaren Niederlage im Spiel zwei und einer schmerzhaften in Spiel drei, wurden sie wiederum fast abgeschrieben. Doch auch hier kamen sie zurück. Mit dem Treffer in der ersten Minute von Spiel vier wiesen sie sich den Weg. Spiel 5 ist Geschichte. Eine Geschichte, welche sich Spielerinnen und Zuschauerinnen dieses Matches wohl noch lange erzählen werden.

Die Raubfische haben zugebissen: Erstes Double für Piranha

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Das soll im zuerst mal einer nachmachen. Gleich mit vier Goldmedaillen beendete der 30jährige gebürtige Ustemer die Saison. Ein Erfolg, unerreicht in der Schweizer Unihockeyhistorie – und allesamt in den Farben des UHCevi Gossau. Und nur möglich durch ein Doppelmandat als Trainer der 1.Liga-KFDamen und gleichzeitiger Verpflichtung als Spieler der ersten Herrenmannschaft. Was das Doppelmandat auch eine Doppelbelastung? James Bücheler schmunzelt: «Die einzige Reklamation kam von meiner spielenden Freundin, die sich einmal etwas beklagte, dass ich immer nur den anderen Girls Tipps gebe würde». Die ersten doppelten Goldmedaillen bekam Bücheler am 9. März in der Wankdorfhalle umgehängt. Mit seinen Damen schlug er Oekingen, danach schickte man die Canes krachend auf die Bretter: «Da haben wir gemerkt, was möglich ist, wenn alle Vollgas geben.» Dieser Rückenwind verlieh dem ganzen Verein für das Meisterschaftsfinale Flügel. Die Herrenmannschaft gewann in den «Best-of-3»-Serien ab dem Viertelfinale sämtliche Partien. Sowohl Mümliswil, Blumenstein wie auch im Finale Kappelen versuchten dagegen zu halten, es gab auch etliche enge Spiele. Allesamt blieben sie schliesslich aber als Opfer der Gossauer Medaillenjagd auf der Strecke. Und die Damen standen in Nichts nach. Auch hier blieben die Gegnerinnen in der Reihenfolge Richterswil, Oekingen und Tafers-Schmitten in den gesamten Play-Offs ohne einen einzigen Sieg. Unerwartet auch für James Bücheler: «Bei den Damen konnte man uns eher im Final erwarten. Vor der Saison hätte ich die Herren nie in den Final getippt».

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Bild: Florian Büchtig, unihockey-pics.de

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Radar.

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Radar.

Daniel Kasser

Der unbekannte WM-Held Die Herren-Weltmeisterschaften in der Schweiz sind seit einigen Monaten Geschichte. In bester Erinnerung bleiben die grandiose Stimmung im Hallenstadion und andere, auch weniger angestrebte Highlights wie der bereits legendäre Stromausfall. Der Mann, der hinter der WM-Organisation die Fäden zog, der unbekannte Held der Veranstaltung, war Daniel Kasser.

Text: Sophie A. Mock Fotos: zVg

Die Finalspiele im Hallenstadion waren für den Geschäftsführer der WM, Daniel Kasser, nur bedingt Neuland. Der 29jährige Solothurner kannte die Halle aus seiner vorherigen beruflichen Tätigkeit bei der Stiftung Schweizer Sporthilfe bestens. Er organisierte für diese gleichenorts den Super10Kampf. «Ich denke das war auch ein wichtiger Grund, weshalb mich swiss unihockey schliesslich für diesen Job ausgewählt hat», meint Kasser. Zum Unihockey hingegen hatte er keinen grossen Bezug. Allenfalls durch seinen Cousin

Georg Schelling, welcher sich bei Rychenberg und Uster einen relativen Namen machte. Und mit dem es im Hallenstadion an der WM dann ein überraschendes Wiedersehen gab (Kasser: Was machst denn Du hier. Schelling: Ich bin der Teamarzt von Deutschland. Kasser: Aha). Bis es schliesslich zu diesem Treffen an der WM kam, hatte Kasser bereits ein gutes Jahr alle Hände voll zu tun («16-Stunden-Arbeitstage waren keine Seltenheit»). Denn es galt eine Grossveranstaltung mit einem Gesamtbudget von 2,2 Millionen Schweizer

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Radar.

Franken auf die Beine zu stellen. Rückblickend bewertet Daniel Kasser die entscheidenden Fragen: An dieser WM konnte man sich keine Fehler erlauben? Von der finanziellen Seite her waren sicher fast keine Fehler erlaubt. Dieses Budget hat Dimensionen angenommen, dass ein Misserfolg den Verband vor ernste finanzielle Probleme gestellt hätte. Ich habe mir darum von Anfang an ein sorgfältiges Controlling der Finanzausgaben zur Gewohnheit gemacht. Ausserdem habe ich ein Reservoir gebildet mit Geldern, welche ich anzapfen kann, wenn in einem bestimmten Bereich ein Loch entsteht. Ich gebe gerne zu, dass mir die Verantwortung und der Druck zu schaffen gemacht haben. Ich habe manchmal sehr schlecht geschlafen. Natürlich gab es kleine Fehler, aber wir haben immer sofort versucht, daraus zu lernen. Gibt es Sachen die Du anders machen würdest? Ich wusste, dass bei einer solchen Hochrisiko-Veranstaltung maximal 20% der Einnahmen gesichert sind. Das war die Ausgangslage. Den Rest musste ich mir verdienen. Jetzt kenne ich die Dimensionen. Es gibt Punkte, wo ich heute mehr Geld ausgeben würde, bei anderen dafür eher weniger. Die Problematik mit den zwei Städten Bern und Zürich war ein Ressourcenkiller, aber es gab keine realistische Möglichkeit, zwei geeignete Standorte in einer Stadt zu vereinen. Zudem hatten die zwei Standorte auch sehr viele Vorteile. So etwas ist aber immer ein Gefahrenherd für Fehler. Man konnte nicht voraussetzen, wenn es in einer Stadt klappt, dass es auch in der anderen genau so geht. Natürlich ist in der Nachbetrachtung vor allem der Stromausfall in der Wankdorfhalle in Erinnerung geblieben und unterdessen fast zum Kult geworden. Für uns war die Sache damals natürlich brisant.

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Es gab Probleme beim Umstellen von Notauf Normalstrom, und wir mussten warten bis die Spezialisten mit einer Schutzausrüstung in der Halle ankamen. Fünf Minuten vor der Verschiebung des Spiels, hatten wir nach fast zwei Stunden Dunkelheit wieder Licht. Eine solche Schutzausrüstung ist jetzt übrigens in der Halle permanent vorhanden. Es ist also nur ein Gerücht, dass die Nationalspieler von Singapur, welche in den Katakomben der Halle in der Zivilschutzunterkunft übernachteten und sich auf ihren Bunsenbrennern jeweils selber kochten, das Stromnetz überlasteten. Die Begegnungen mit ihnen zählten für mich persönlich ganz im Gegenteil immer wieder zu den schönsten und authentischsten Erlebnissen dieser WM. Die armen Kerle haben sich bei den frostigen Temperaturen fast zu Tode geschlottert. War es eigentlich eine erfolgreiche WM? Das oberste Ziel war ein Unihockeyfest. Bei jedem Match sollte der Zuschauer spüren, ich bin nicht an irgend einem Spiel in irgend einer Halle, sondern ich bin an einer WM. Ich denke, das haben wir selbst bei jedem Vorrundenspiel, sei es in Bern oder in Zürich gewesen, auch erreicht. Und im Hallenstadion wusste ja vorher niemand, wie es aussieht, wenn da 10 000 Rot-Weisse kommen. Aber es hat grossartig funktioniert. Finanziell war die WM auch erfolgreich: das Ziel war eine schwarze Null, unter dem Strich ergab sich ein Gewinn im tiefen sechsstelligen Bereich. Aber das ist natürlich keine Vollkostenrechnung. Die über 5000 Arbeitsstunden der Mitarbeitenden von swiss unihockey auf der Geschäftsstelle sind hier nicht einberechnet. Wenn wir noch etwas in die Details gehen: es gab mehr Ticketeinnahmen als budgetiert (+ 3 – 4%), davon im Wankdorf ein bisschen mehr – dort spielte aber auch die Schweiz ihre Vorrundenspiele – und in der Saalsporthalle etwas weniger. Die Finalspiele haben


Radar.

Daniel Kasser bei der WM-Auslosung beim Schweizer Cupfinal zusammen mit IFF-Präsident Tomas Eriksson. Ein halbes Jahr harte Arbeit stand noch bevor.

uns herausgerissen. Auch bei den Sponsoring-Einnahmen haben wir unser Ziel erreicht. 13% des Budgets von 2,2 Mio. Franken wurden durch Sponsoren abgedeckt. Es gab allerdings auch Punkte, wo wir weniger erfolgreich waren. Die Platzierung in den Medien vor der WM erwies sich als schwierig. Da merkt man einfach, dass man halt doch noch eine Randsportart ist. Die Medienpräsenz während der WM war dann hingegen sehr erfreulich. Da müssen wir den Hebel ansetzen. Wie macht man gute Events? Ich war vom Live-Erlebnis sehr positiv überrascht. Mir fehlte ja hier etwas die eigentli-

che Unihockey-Zuschauer-Erfahrung, ich war an der Damen WM 2011 quasi Erstseher. Es ist spannend zum Zuschauen, aber das Problem – und das hat man trotz der ausgezeichneten TV-Direktübertragungen gemerkt – der Sport ist für das ungeübte Auge fast zu schnell. Es gibt die geilsten Tore, aber man nimmt es erst in der Zeitlupe richtig war – wenn überhaupt. Das Wichtigste für die Zukunft ist und bleibt, den an die eigene Schulzeit erinnernden Turnhallen-Groove rauszubringen. Man darf als Zuschauer nicht denken, ich kann runter aufs Spielfeld und auch mitspielen. Wir brauchen Stars, charismatische Spieler auf dem Feld. Cracks, wegen denen die Leute in die Halle kommen.

Anders als eigentlich geplant, hat sich die Zusammenarbeit von swiss unihockey und Daniel Kasser mit Ende der WM nicht erledigt. Beim Verband war man auf der Suche nach einem neuen Event-Verantwortlichen für die Rivella-Games und die Camp-Organisation. Kasser seinerseits hatte Gefallen am Unihockey gefunden. So war man sich schnell einig und der «Mr. WM» zeichnet seit 1. März für die Geschicke der RivellaGames und der Camps verantwortlich.

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Fokus.

Fachschulung «Sportverletzungen» swiss unihockey, Vifor Pharma, mit ihrer Marke Perskindol, und IVF HARTMANN AG laden ein …

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Damen S

Herren M

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XL

XXL

Schulungsdaten: Bern, Dienstag 21. Mai 2013 Zuchwil, Mittwoch 28. August 2013 Gossau, Montag 2. September 2013


Fokus.

Verletzungen: Nur Pech gehabt? Wenn die böse Verletzungshexe zuschlägt, hat dies allzu oft nichts mit Pech zu tun. Oft hängt dies ganz einfach mit einer ungenügenden Vorbereitung zu tun. Die SUVA hat sich mit ihrem Programm Sport Basics diesem Thema angenommen, speziell auch im Unihockey.

Text: Sophie A. Mock Fotos: Fabian Trees, SUVA

«Sport Basics» ist in erster Linie auf die Ballsportarten ausgerichtet und besteht aus 6 Basisübungen («Basics») und 4 Zusatzübungen («Basics plus»). Die Übungen beugen den häufigsten Verletzungen beim Unihockey vor: Verletzungen der Sprunggelenke und Bänderverletzungen im Knie, gefolgt von Rücken- und Schulterverletzungen. Die Schwachstellen werden mit den sechs Basisübungen speziell trainiert. Der Schwerpunkt wird auf das Kräftigen und Stabilisieren der betroffenen Körperregionen gelegt. Die Uebungen, welche sich vor allem auf die Kräftigung der Rumpfstabilität ausrichten, hat die SUVA mit Unterstützung von Sportmediziniern zusammengestellt. Für Reto Balmer, den Ausbildungsverantwortlichen von swiss unihockey, ist dieses Programm das

geeignete Mittel, um den Breitensport auf dieses Thema zu sensibilisieren. «Wir arbeiten damit auch in den J+S-Kursen, um die angehenden Trainer mit diesem Thema vertraut zu machen und ihnen aufzuzeigen, wie wichtig eine gute Rumpfstabilisation ist». Die Übungen sind auch auf dem youtubeKanal der SUVA zu finden. Doch was nützt das beste Programm, wenn es schliesslich in einem Ordner in einem Büchergestell verstaubt? Dazu hat man sich bei der SUVA Gedanken gemacht und die Übungen in einen praktischen Übungsfächer verpackt, welche sowohl Trainer wie auch Spieler in die Halle mitnehmen können. «Das ist der richtige Weg», ist Reto Balmer überzeugt. Man könne, so der studierte Sportwissenschaftler, diesen Übungsfächer

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Fokus. dann mit der Zeit weiter ausbauen, mit weiteren spielerischen Übungen, welche die Qualität des Aufwärmtrainings verbessern und die Rumpfstabilität weiter erhöhen und Abwechslung ins Programm bringen würden. «So ein Fächer mit schliesslich gut 30 sportartspezifischen Übungen in der Endausführung wäre dann das perfekte Tool», plant Balmer bereits weiter. Seinen Spielern in der U17-Regionalauswahl stünde der aktuelle Übungsfächer zur Verfügung und Übungen für die Rumpfstabilität werden in jedem Training eingebaut. Tatsächlich ist Unihockey eine eher ungefährliche Sportart. Viele der typischen Verletzungen an Gelenken liessen sich mit einer erhöhten Rumpfstabilität verhindern. Dieses Know-How will die SUVA nun auch vermehrt im Basis- und Nachwuchssport vermitteln. Auch die Schutzbrillen-Thematik gehört in die Kategorie «Verletzungsprävention». «Ich befürworte generell den Einsatz von Schutzbrillen. Insbesondere bei unter 16jährigen Kindern». Vor allem bei den kleinsten Unihockeycracks wo es oft hoch ausgeschwungene Stöcke gäbe, sei die Brille unbedingt empfehlenswert. «Eine blutige Nase oder Tränen trocknen wieder. Ein kaputtes Auge dagegen nicht», bringt es Balmer auf den Punkt. Das Thema Verletzungen ist für swiss unihockey ein permanentes Traktandum im Sportbereich. So besteht auch eine Art «Black List» was Hallen angeht. «Dort wo die Sturzräume fehlen und dadurch die Verletzungsgefahr zu gross ist, müssen wir eingreifen. Der Sport wird immer physischer und athletischer und dem müssen wir Rechnung tragen», meint Mathias Güngerich, Leiter Sport von swiss unihockey. Tatsächlich ist dies in vielen Hallen noch ein wunder Punkt. Zwar sind die Tribünengeländer mit Matten abgedeckt. Aber immer wieder steht der eine oder andere Jurytisch sehr nahe am Spielfeld und dass ein Schwedenkasten als Strafbank nicht der Weisheit letzter Schluss

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Fokus.

ist, musste Wilers Philipp Fankhauser in den Play-Offs gegen den HC Rychenberg am eigenen Leib und sehr schmerzhaft erfahren. Das Schweizer Unihockey ist bisher von üblen Verletzungsdramen verschont geblieben. Die schwerwiegendsten Verletzungen sind normalerweise gerissene Kreuzbänder. Und selbst die übelsten bekannten Fouls der Schweizer Unihockey-Geschichte hatten harmlosere Folgen. So das legendäre Foul von Rychenberg-Defender Marcel Taisch (Sprint über das ganze Feld > auf der eigenen Schaufel ausgerutscht > Beine voran in Simon Stucki gerauscht) oder der unschöne Rippenbruch von Adi «der Rächer» Capatt gegen Simon Stucki (immer wieder er, der

dann aber eine Woche darauf trotzdem den Cupfinal gewann). Und dann gab’s da vor vielen Jahren noch diesen schmerzhaften Zwischenfall, als sich ein stürzender Spieler an dem Teil seines Gegners festhielt, wo keiner festgehalten werden möchte. Und der «Haltegriff» wurde dabei so arg lädiert, dass sich die Parteien um die langwierigen Heilungskosten auszudiskutieren, schliesslich vor Gericht trafen. Da hätte vermutlich auch ein gutes Aufwärmen kaum viel genützt.

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Event.

Summer Camps 13 Die Camps kosten je CHF 499.00

Geschwister-Rabatt von CHF 29.00 pro Person.

LeistungsCAMP, ZUCHWIL JAHRGÄNGE 1995–1999

Dauer: 14. bis zum 20. Juli 2013 Teilnehmer: U21, U18, U16 Junioren (nur für Herren) Inbegriffen sind Kost und Logis, alle Trainings- und Freizeitangebote. Die An- und Abreise erfolgt auf eigene Kosten.

GrossfeldCAMP, ZUCHWIL JAHRGÄNGE 1992 – 1996

Dauer: 28. Juli bis zum 3. August 2013 TeilnehmerInnen: Junioren/ Juniorinnen Inbegriffen sind Kost und Logis, alle Trainings- und Freizeitangebote. Die An- und Abreise erfolgt auf eigene Kosten.

PARTNER CAMPS

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Anmeldetalon bitte einsenden an: swiss unihockey, Ostermundigenstrasse 69, 3006 Bern

❏ Leistungscamp Zuchwil ❏ Grossfeldcamp Zuchwil

Geb.-Datum

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❏ XXS ❏ XS

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E-Mail

Unterschrift der Eltern

Nr. 5 2012 / 2013 16 habe Geschwister, die teilnehmen. ❏ Ich powerplay

Geschwister-Rabatt von CHF 29.00 pro Person.

❏S

❏ M ❏ L ❏ XL


Event.

Falun feiert: Triple-Torschütze Alexander Galante Carlström (links) mit Teamkollege Rasmus Enström

Nötzli/K uchen:

«Nur zus chauen tut weh»

Im Rahmen des schwedischen Meisterschaftsfinales in Malmö erzählen Silvana Nötzli (Kais Mora IF) und Florian Kuchen (Pixbo Wallenstam IBK), wie sie die Finalspiele erlebt haben und ziehen Bilanz zu ihrer zweiten Saison in der Superligan. Nötzli sagt zudem warum für sie die Wahl zur besten «Verteidigerin des Jahres» überraschend kam.

Text: Pascal Mülchi Fotos: Pascal Mülchi

Silvana Nötzli und Florian Kuchen, ihr seid beide dieses Jahr im Playoff-Halbfinale ausgeschieden. Heute schaut ihr euch die Finalspiele als Zuschauer an. Du Silvana hast 2012 gar hier in Malmö gespielt (Anm. d. Red.: 1:7-Finalniederlage gegen IKSU). Was für Gedanken gehen euch durch den Kopf? Florian Kuchen (FK): Auf der einen Seite geniesse ich den Event mit all den Unihockey Begeisterten und den tollen Spielen, auf der anderen Seite bin ich ein wenig wehmütig, weil ich gerne hier und heute selber gespielt hätte. Silvana Nötzli (SN): Ich war sehr frustriert als ich mir das Damenfinale angeschaut habe. Ich habe viel daran gedacht, warum ich heute nicht mit meinem Team hier spiele. Und wenn ich meine Familie heute nicht hätte treffen können, wäre ich wohl nicht freiwillig hierhin gekommen. Es tut weh und die Enttäuschung ist gross. Auf der anderen Seite muss ich auch eingestehen, dass es an sich halt schon ein super Event ist. Alles was im Unihockey Rang und Namen hat, ist heute anwesend. Nr. 5 2012 / 2013 powerplay

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Event.

Die Finalspiele werden bereits zum elften Mal, zum dritten Mal in Malmö, als Event mit einem einzigen Finalspiel ausgetragen. Was sind bis jetzt eure Eindrücke vom heutigen Tag? SN: Unihockeytechnisch finde ich es falsch. Ich meine, Rönnby, das die Saison auf dem 5. Rang beendet hat, wird schwedischer Meister. Aus meiner Sicht widerspiegelt ein einziges Finalspiel nicht die Leistung über eine ganze Saison. FK: Andererseits hat sich Rönnby ja genauso in den Viertel- und Halbfinalspielen durchsetzen müssen. Insofern sind sicher keine Teams unverdient im Finale. Aber sicher, im Finale entscheiden auch die Faktoren, wer den besseren Tag erwischt und das Glück. SN: Ja das stimmt! Letzte Saison zum Beispiel haben wir eine super Saison gespielt, sind hierhin gekommen und dann funktionierte einfach nichts. Eine zweite Chance hatten wir aber nicht. Das ist schon frustrierend, vor allem wenn du während einer ganzen Saison oben mit gespielt hast. (FK nickt zustimmend) Bei den Frauen hat Rönnby IBK mit 4:3 gegen IKSU gewonnen, bei den Männern Falun 5:2 gegen Dalen. Aus eurer Sicht verdiente SiegerInnen? SN: Ja, sicher. Doch dies lag auch daran, dass Favorit IKSU nach der 2:0-Führung nach 20 Minuten viel zu überheblich gespielt hat und wohl dachte, sie hätten schon gewonnen. Bei den Männern hat Falun verdient gewonnen. FK: Ich war enttäuscht von IKSU, da sie sich nach dem ersten Drittel nicht mehr steigern konnten. Deshalb hat Rönnby absolut verdient gewonnen. Bei den Männern hat Dalen die Chancen gehabt, dass Spiel zu wenden und zu gewinnen, sie haben diese aber nicht genutzt. Falun ist der absolut verdiente Sieger. Schauen wir auf die Saison zurück. Florian, du hast deine zweite Saison bei Pixbo gespielt, was ziehst du für eine Bilanz? FK: So kurz nach dem Ausscheiden sind wir sicher noch enttäuscht, weil wir seit Beginn der Saison das Ziel hatten, die Meisterschaft zu gewinnen. Mit der Best-of-5-Serie im Halbfinale (Anm. d. Red.: 1:3 gegen Falun) können wir nicht zufrieden sein, weil wir nicht unser ganzes Potential aufs Parkett bringen konnten. Was war dein persönliches Saisonhighlight? FK: Das fünfte entscheidende Viertelfinal-Spiel gegen Warberg mit dem Sieg in der Verlängerung. Das war ein sehr emotionales und spannendes Spiel. Als Erlebnis werd ich das mitnehmen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich mir damit nichts mehr kaufen kann.

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Auch du Silvana hast deine zweite Saison in der schwedischen Superligan gespielt und wurdest in diesem Jahr vom Innebandymagazinet gar zur «Verteidigerin des Jahres» gewählt. An dieser Stelle herzliche Gratulation! Wie war deine Reaktion? SN: Als ich es per Telefonanruf erfahren habe, war ich doch sehr überrascht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Schweden eine Schweizerin wählen würden. Es fühlt sich gut an, diese Ehrung bekommen zu haben. Erstmals wurde einer ausländischen Spielerin diese Ehre zuteil. Kann man diese Ehrung als Meilenstein einerseits für das internationale Unihockey und vor allem für dich bezeichnen? SN: Ja, ich glaube schon. Das Interesse im Damenbereich für Schweizer Spielerinnen nimmt dadurch sicher noch zu. Man kennt mich und andere wie z.B. Tanja Stella (Endre IF) unterdessen sicher schon besser. Persönlich ist es eine schöne Anerkennung für meine Leistung in der abgelaufenen Saison. Heisst das, dass es für eine Schweizer Spielerin nach wie vor sehr schwierig ist, sich in Schweden Akzeptanz zu verschaffen? SN: Das Schlimme ist vor allem, dass du in der Schweiz eine klar definierte Rolle hast, dann hierhin kommst und die meisten hier noch nie deinen Namen gehört haben. Abgesehen vom Trainer, der natürlich weiss, warum er dich geholt hat und einigen Nationalspielerinnen kennt dich niemand. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Spielerinnen hier keine Ahnung haben. Sie fragen sich zum Beispiel: «warum haben wir noch nie Europacup gespielt? Ja, weil man eben erst Meister werden muss…», antworte ich dann. Andererseits muss ich auch erwähnen, dass ich in dieser Saison davon profitieren konnte, dass ich mich als Nicht-Schwedin etwas aus der Verantwortung nehmen und erst dadurch eine so starke Saison spielen konnte. Beide lebt ihr den Traum vieler SpielerInnen, in Schweden Unihockey zu spielen. Florian, du arbeitest nebenbei bei der Unihockeyfirma Renew. Silvana du bist Vollprofi. Wie muss man sich euer Leben hier in Schweden vorstellen? FK: (überlegt kurz) Das Leben ist eigentlich nicht viel anders als in der Schweiz. Tagsüber arbeite ich und sonst bestimmt Unihockey mein Leben. Aber sicher: der Sport ist noch zentraler in meinem Leben als in der Schweiz. Ich trainiere täglich, sei es im Krafttraining oder in der Halle. SN: Ich habe ungefähr den gleichen Alltag wie ein Eishockeyprofi. Aufgaben, welche man in einem Leben mit 100-Prozent-Job neben-


Event.

Florian Kuchen (25)

spielt seit 2011 bei Pixbo Wallenstam IBK. Der Berner wechselte von seinem Stammclub Floorball Köniz zum Traditionsverein in Göteborg. Er gehört zum erweiterten Kader der Schweizer Nationalmannschaft (26 Länderspiele). Kuchen arbeitet bei der Unihockeyfirma Renew.

bei erledigt, wie Waschen und Kochen, was stressig sein kann, sind für mich nunmehr eher kleine, weniger mühsame Aufgaben. Aber wenn ich noch lange hier bleibe, dann möchte ich gerne auch arbeiten, um den Kontakt zu Leuten zu haben, die nicht mit dem Unihockey zu tun haben. Aber um auf den Traum zu sprechen zu kommen: Mora ist sehr klein, unterdessen werde ich viel auf der Strasse angesprochen und das ist schon etwas cooles, das du nur hier erleben kannst. Was braucht es überhaupt, um sich als SpielerIn in Schweden durchzusetzen? FK: Was braucht es? (überlegt lange) Selbstvertrauen ist sicher sehr wichtig! Gerade wenn man als Schweizer nach Schweden kommt,. Denn man ist eben nicht der Schwede der in die Schweiz kommt. SN: Ich denke, es muss alles zusammenpassen. Zum Beispiel ist wichtig, wie du dich als Person im Ausland gibst und zurecht findest. Wenn du dich persönlich nicht wohl fühlst, dann kannst du auch keine Topleistungen abrufen. Das ist extrem wichtig! Es gibt viele gute Spielerinnen, die das Potential haben, sich in Schweden durchzusetzen, doch es ist entscheidend, wie jeder einzelne seine Qualitäten umzusetzen weiss. Wie geht es jetzt konkret für euch weiter: kehrt ihr in die Schweiz zurück? Wo und mit wem werdet ihr das Sommertraining bestreiten? Und überhaupt: hängt ihr noch eine Saison in Schweden an? FK: Ich spiele sicher noch eine Saison bei Pixbo. Danach werde ich wohl in die Schweiz zurück kehren, um mein Studium zu beenden. Während dem Sommer werde ich in der Region Bern trainieren. Viel-

Silvana Nötzli (24)

steht seit 2011 beim nordschwedischen Team Kais Mora IF unter Vertrag. Die Bülacherin spielte zuvor bei den Red Ants Winterthur. Nötzli gehört seit 2008 dem Schweizer Nationalteam an (50 Länderspiele). Nötzli ist in Schweden Vollprofi.

leicht mit meinem künftigen Teamkollegen Kaspar Schmocker, der nächste Saison bei uns in Göteborg spielen wird. Du hast es selber erwähnt: Wiler-Verteidiger Kaspar Schmocker wird nächste Saison auch für Pixbo spielen. FK: Ja, ich finde es super, dass Kaspar zu uns kommt. Einerseits weil er schon seit langem ein sehr guter Kollege von mir ist und andererseits ist es auch für Pixbo ein super Transfer, weil er meiner Meinung nach aktuell einer der besten, wenn gar nicht der beste Schweizer Verteidiger ist. Ich freue mich auf ihn! Silvana, wie geht es für dich weiter? SN: Ich habe mich noch nicht definitiv entschieden, ob ich noch eine Saison bei Kais Mora weitermache. Aber es sieht schon danach aus, dass ich noch ein Jahr weiterspiele. Nach der Euro Floorball Tour in Tschechien werde ich in die Schweiz gehen. Das Sommertraining werde ich entweder alleine oder mit den Red Ants absolvieren.

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Irgendwo habe ich gehört, dass du so lange in Schweden bleibst, bis du den schwedischen Meistertitel geholt hast… SN: Ja, das ist so, das kann ich bestätigen!

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Streifzug.

Cupfinals

der Überraschungen Die Cupfinals 2013 gingen mit einer faustdicken Überraschung, mit langersehnten Siegen, Jubel und Tränen zu Ende. Gossau konnte einen Doppelsieg und Piranha Chur den ersten Sieg feiern. Der SV Wiler Ersigen entschädigte sich für das frühe Ausscheiden in den Playoffs. Interview: Susi Baillods Fotos: Jérémie Luke Dubois, Hans Ulrich Mülchi

Viel wurde vor den Cupfinals darüber spekuliert, wer den heiss begehrten «Kübel» oder neu eben «Bsetzistein» nach Hause bringt. Beim Ligacup der Damen war die Ausgangslage zwischen Oekingen und Cevi Gossau offen, bei den Herren stiegen die Berner Hurricanes als Favorit ins Spiel. Anders sah die Ausgangslage bei den SML-Cupfinals aus. Bei den Damen standen sich die Red Ants und Piranha nicht das erste Mal gegenüber – die Winterthurerinnen konnten ihre Gegnerinnen aus Chur in diesen Begegnungen jeweils schlagen. Die Cupgeschichte von Wiler Ersigen ist hinlänglich bekannt – gegen Grünenmatt standen die Chancen, heuer endlich zu reüssieren, so gut wie noch nie zuvor. Gossau mit Doppelerfolg Die Partie des Ligacups der Damen verlief im ersten Abschnitt ausgeglichen. Dann drehten die Gossauerinnen auf und konnten mit drei Toren davon ziehen. Ein Vorsprung, der für sich für die Gegnerinnen des UHC Oekingen als zu grosse Hypothek herausstellte. Es gelang ihnen zwar noch, auf einen Zweitorerückstand zu verkürzen, das war es dann aber auch. Der UHCevi Gossau liess nichts mehr anbrennen und sicherte sich mit einem 5:3-Sieg den Gewinn des ersten Cup-Bsetzisteins. Die zahlreich angereisten Fans aus Gossau konnten zum ersten Mal so richtig jubeln und feiern. Ganz offenbar hat der Sieg der Ladies die Herren beflügelt. Diskussionslos besiegte Gossau die Lokalmatadoren Berner Hurricanes mit 14:6. Für die Berner eine Niederlage, die nicht auf dem Plan stand – im Gegenteil. Der Cup-Seriensieger wollte auch diesmal als Sieger vom Feld. Die Mannschaft aus ehemaligen NLA-Spielern war sich sicher, mit ihrer Spiel- und Cuperfahrung, das Ding nach Hause zu bringen. Das erste Drittel verlief noch relativ ausgeglichen, Cevi lag mit nur zwei Toren voraus. Was danach geschah, war eine Demonta-

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ge der Berner, die in der Folge regelrecht einbrachen. Die Canes konnten im letzten Drittel zwar noch auf zwei Tore verkürzen, danach musste der Berner Torhüter aber fast im Minutentakt hinter sich greifen. Der UHCevi Gossau und seine Anhänger konnten einen Doppelsieg feiern, was die Damen und Herren auch ausgiebig taten. Piranha mit erstem Sieg Während sich die Red Ants Winterthur in den letzten vier Jahren sich für den Cupfinal in Bern qualifizieren konnten und diesen auch für sich entschieden, gelang dies den Pirahnas aus Chur letztmals 2008 – mit dem kleinen Unterschied, dass sie scheiterten. Mangelnde Motivation war also bei keinem der beiden Teams ein Thema. Die Partie begann für die Gäste aus Chur denkbar unglücklich. Nach 22 Minuten lagen sie bereits mit zwei Toren zurück. Die Piranhas hatten im ersten Drittel zwar mehr Spielanteile, die Red Ants spielten jedoch clever und nutzten jede Chance für

Marcel Kaltenbrunner (hochdekorierter ehemaliger NLA- und Natispieler) blieb der Mund buchstäblich offen stehen, als er die Berner Hurricanes sah, die sich aus vielen ehemaligen NLA und Natispielern zusammensetzen. «Wow, hast Du gesehen, wer da alles dabei ist – das ist ja unglaublich!»


Streifzug.

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Streifzug.

Beim Schweizer Fernsehen sind die UnihockeyCupfinals in der Wankdorfhalle kurzfristig zum Place to be geworden. SFR hat erst am Vorabend entschieden, doch noch selbst die SML-Cupfinals zu übertragen. Geplant war, dass das Team des Livestreams die Bilder liefern sollte. einen Konter konsequent. Bereits nach drei Minuten, nach dem ersten Treffer der Winterthurerinnen, kochten im körperbetonten Spiel die Emotionen hoch. Im zweiten Abschnitt erhöhte Chur den Druck, aber erst in der Schlussminute des Mittelabschnittes gelang der Anschlusstreffer. Dieser schien die Schleusen zu öffnen, im Schlussabschnitt drehten die Piranhas auf und reüssierten auch endlich im Abschluss. 2:6 hiess das Verdikt für die Red Ants, da hatte die ganze Cuperfahrung nichts geholfen. Piranha Chur hatte die Premiere geschafft und erstmals in ihrer Geschichte den Cupfinal für sich entschieden. Entsprechend überschwänglich auch die Freude bei Team, Betreuerstab und den orange gekleideten Fans auf der Tribüne. «Nach einem nervösen Start konnten wir aufdrehen und so das Spiel für uns entscheiden», fasste ein strahlender Fabian Disch, Trainer der Piranhas, das Geschehen zusammen. Lakonisch bringt es Margrit Scheidegger der Red Ants nach dem Schlusspfiff auf den Punkt: «Wir waren zu wenig effizient im Abschluss.» Der Cupsieg der Churerinnen war verdient, dank Geduld und Steigerungslauf – das lange Warten hatte ein Ende! Endlich geschafft! Mit Hochspannung wurde das letzte Duell des Cuptages, die Begegnung zwischen dem SV Wiler Ersigen und dem UHC Grünenmatt, erwartet. Die Ausgangslage: offen. Wiler, dem der viel zitierte Cupfluch wie Honig an den Beinen klebte – was für einen Sieg von Grünenmatt sprach. Hingegen heisst es, wer Meister wird, kann nicht Cupsieger werden und umgekehrt – was für

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Wiler sprach. Denn das Thema Meistertitel war ja bekanntlich bereits vor dem Cupfinal für Wiler Ersigen kein Thema mehr. Dass die Mätteler mit der Qualifikation für den Cupfinal Blut geleckt hatten, das war klar. Entsprechend motiviert und mit viel Herz stieg der Underdog in die Partie. Im Gegensatz zu seinem Gegner, der phasenweise einen müden und phantasielosen Eindruck hinterliess. Daher agierten die beiden Teams auf Augenhöhe und Wiler Ersigen gelang es nicht, Grünenmatt abzuschütteln und einen komfortablen Vorsprung herauszuspielen. Entsprechend eng verlief der Match, Wiler konnte im ersten Drittel zwar vorlegen, Grünenmatt glich anfangs Mitteldrittel jedoch wieder aus. Der Final konnte wieder von vorne beginnen.

Der UHC Grünenmatt war zwar enttäuscht, aber sicher nicht zu Tode betrübt – denn den Einzug in den Cupfinal geschafft zu haben, war für dieses Team bereits ein Sieg. Trotzdem: «Dieses Wiler wäre zu schlagen gewesen», meinte Grünenmatts Co-Trainer Robert Testa etwas frustriert. Geschichte geschrieben Die Cupfinals 2013 sind Vergangenheit und sie haben Geschichte geschrieben. Der Doppelsieg von UHCevi Gossau war erst- und einmalig. Die hohe Niederlage der Berner Hurricanes unerwartet, trotz der vielen Prominenz im Team. Piranha Chur konnte die Red Ants Winterthur besiegen und erstmals in der Vereinsgeschichte den Cup mit nach Hause nehmen. Und nicht zuletzt der Herren Cupfinal, der vom SV Wiler Ersigen endlich gewonnen werden konnte und dem es gelang, den Cupfluch zu besiegen. Dieser Final, der mit dem Verlierer UHC Grünenmatt eigentlich einen zweiten Sieger hatte. Was bleibt, sind viele Bilder von spannenden Spielszenen in den Liga-Cups und den Damen und Herren Finals. Den Zuschauern, die klar Farbe für ihr Team bekannten und ihre Teams unermüdlich anfeuerten. Da waren die Freude, die Enttäuschung, der Jubel, die Frustration, die Emotionen bei Akteuren und Zuschauern und da und dort eine Träne. Cupfinal-Bilder at it’s best eben …

Apropos Livestream: Auf dem Internet flimmerten die Spiele mit einer Verzögerung von etwa zwei Minuten über die Bildschirme. Das blieb in den Reihen der Journalisten nicht unbemerkt. «Cool, da kann man sich die Tore in aller Ruhe nochmals ansehen, wenn man es verpasst hat.» Mit den Cupfinals 2013 ging eine Aera zu Ende. Und Wiler stellte kurz danach den alten AbZum letzten Mal sorgte stand wieder her. Dabei blieb es bis kurz vor Schluss, als Matthias Hofbauer direkt nach «Sundi» für den richtider Rückkehr von der Strafbank Grünengen Sound an einem Unimatts Schlussmann Pascal Haab erwischte hockey-Grossanlass. Die und zum Schlussresultat von 3:1 einschoss. Nach dem Schlusspfiff schien es, dass es beiden «Sundis» wurden die Spieler von Wiler Ersigen erst gar nicht in der ersten Drittelsfassen konnten, es geschafft zu haben pause des Herren-finals und sich endlich als Cupsieger feiern lassen zu können. Eher verhalten schien die gebührend verabschiedet. Freude, als sie die (grauen!) CupsiegerSundi – Merci vielmals shirts überzogen. Es dauerte eine ganze für den jeweils guten Weile, bis aus der verhaltenen eine überund passenden Sound, schäumende Freude wurde. «Es war wichtig für uns, dass wir nach dem Ausscheiden ihr werdet fehlen!

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aus den Playoffs die Saison positiv abschliessen konnten. Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen», erklärte Wiler-Captain Hofbauer nach dem Spiel.


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SM-Finalen.

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SM-Finalen.

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Ruf Lanz

Thema.


Thema.

Nerven wie Drahtseile In den finalen Spielen einer Saison zeigt es sich jeweils wieder, wer sie hat. In diesen umkämpften Spielen um Titel, Auf- oder Abstieg. Die starken Nerven entscheiden oft über den finalen (Miss-) Erfolg. Doch was ist das: Nerven wie Drahtseile? Und wie trainiert man diese? Wir klären auf.

Text: Philippe Soutter Fotos: Sophie A.Mock, Jérémie Luke Dubois

Allzu gerne wird auch im Unihockey ein Mentaltrainer bemüht, wenn es darum geht, das Nervenkostüm der Spieler zu stärken. Ehrfürchtig und mit unverkennbarem, kaum unterdrückten Stolz, teilen dann die Spieler über die unvermeidlichen sozialen Netzwerke ihrer Anhängerschaft mit, dass sie sich heute speziell an der Seele kraulen haben lassen. Dabei wird dann gerne vergessen, dass jeder Trainer, sofern er nicht im Stil eines ungehemmt durch den Urwald streifenden Tapirs mit der psychischen Verfassung seiner Spieler umgeht, eigentlich jedes eigene Training zu einem Mentaltraining ausbauen könnte. So dass es dann eigentlich vielleicht gar keine Mentaltrainings mehr brauchen würde.

In meinen Zeiten als Coach im Emmental hatte ich selbstverständlich mit meinen Spielern regelmässig Einzelgespräche und mein Co-Trainer Marcel Rothmund konnte dann, als er nachher im Training erschien, immer sofort spontan und ungefragt sagen, mit welchem Spieler ich vorher gerade gesprochen hatte. Dieser Austausch tut sowohl Spielern wie auch Coaches ausserordentlich gut. Beide Seiten wissen, wo sie stehen und was der Andere von einem erwartet. Es entsteht ein «Zimmer des Vertrauens», welches es dann schliesslich vor allem dem Trainer aufgrund dieser gemeinsamen Basis ermöglicht, auch das richtige und vor allem noch mehr von seinem Spieler zu verlangen. Und auch mal böse und wütend zu werden, weil ja eben dieses Grundvertrauen da ist und der Spieler weiss, dass auf seinen Trainer menschlich grundsätzlich Verlass ist.

Aber zurück zu den Nerven: Das Lexikon teilt mit, dass der Begriff Nervensystem (lat. Systema nervosum) die Gesamtheit aller Nerven- und Gliazellen in einem Organismus bezeichnet. Es ist ein Organsystem der höheren Tiere (gut so, manchmal muss uns jemand sagen, wer wir sind …) welches die Aufgabe hat, Informationen über die Umwelt und den Organismus aufzunehmen, zu verarbeiten und Reaktionen des Organismus zu veranlassen, um möglichst optimal auf Veränderungen zu reagieren. Soweit, so gut. Einerseits können also Trainer versuchen, die Nerven der Spieler im Zaun zu halten. Andererseits gibt es kulinarische NervenNahrung, welche die Nerven stärken. Es lohnt sich also zu schauen, was auf den Tisch kommt (siehe Info-Box auf Seite 28).

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Thema. Starke Nerven durch Haferflocken Für starke Nerven am besten ist die Vollkornvariante. Haferflocken enthalten komplexe Kohlenhydrate. Sie sorgen im Gegensatz zu einfachen Kohlenhydraten – zum Beispiel aus Zucker oder Weissmehl – für eine dauerhafte Energieversorgung. Davon profitieren vor allem unsere Nerven. Ausserdem: Haferflocken enthalten viel Magnesium, Eisen und verschiedene B-Vitamine, die für eine gute Synapsenanbindung der Nervenenden sorgen. Starke Nerven durch Nüsse Ein hoher Gehalt an Tryptophan sorgt indirekt für gute Stimmung bei Konzentrationsaufgaben und für starke Nerven. Die Aminosäure ist nämlich unverzichtbar beim Aufbau des Botenstoffes Serotonin. Ebenfalls wichtig: B-Vitamine. Günstig, dass beides in Nüssen enthalten ist. Außerdem steckt in Haselnuss, Mandel und Cashews auch viel von dem Anti-Stressmineral Magnesium. Auch wenn Cashews streng genommen keine Nüsse sind, sondern zu den Steinfrüchten gehören. Tipp: Zwischendurch ein idealer Snack ist Studentenfutter – die Kombination von Nüssen mit getrockneten Früchten sorgt für eine schnelle Aufnahme der Inhaltsstoffe. Starke Nerven durch Lachs Zu den gesunden Omega-3-Fettsäuren gehören EPA und DHA. Sie kann unser Körper nicht selber herstellen, sondern muss sie mit der Nahrung aufnehmen. Dabei sind sie wichtig für Herz- und Kreislauf und noch viel mehr für eine ausbalancierte Gehirntätigkeit und starke Nerven. So konnte bei Kindern, die unter ADHS, also dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, litten die Dopaminproduktion im Gehirn reguliert werden, in dem sie besonders viel EPA und DHA zu sich nahmen. Und der positive Effekt hielt besonders lange an. Starke Nerven durch fettarmes Fleisch Das magere Schweinefilet und ein schönes Steak haben etwas gemeinsam – sie liefern uns Zink und Vitamin B12. Und sorgen so für starke Nerven. Das Mineral wird aus tierischen Quellen besser aufgenommen als aus pflanzlichen. Es fördert die Lern- und Konzentrationsfähigkeit. B12 ist direkt an der Bildung von Nervenzellen beteiligt. Starke Nerven durch Eier Das Frühstücksei ist gesund. Lange stand es unter Verdacht, den Cholesterinspiegel zu erhöhen. Inzwischen weiß man: der Körper baut selbst Cholesterin auf und bei einem Zuviel auch wieder ab. Wichtig ist aber ein ganz anderer Inhaltstoff des Eigelbs – das B-Vitamin Cholin. Es wirkt direkt auf den Nervenstoffwechsel, indem es den Neurotransmitter Azetylcholin herstellt. Und sorgt so für starke Nerven. Bei konzentrierter Arbeit brauchen die Milliarden Zellen, die an unserer geistigen Arbeit beteiligt sind, häufig Nachschub. Also, wem die Ideen gerade ausgehen, vielleicht fehlt einfach die richtige Nervennahrung. Alternative: Auch Tofu und Käse enthalten große Mengen Cholin.

Cornelia Oberli: Ganz ruhige Trainerin

Aber versenkt man denn nun den entscheidenden Penalty, nur weil man vorher am Küchentisch das Richtige schnabuliert und dabei sein Nervensystem gestärkt hat? Dazu ist eine Expertenmeinung gefragt. Professor Dr. Oliver Stoll von der Universität Leipzig ist einer von Deutschlands führenden Sportpsychologen – und notabene gleichzeitig Präsident von Floorball Deutschland. «Eine interessante Fragestellung», befindet der und reicht zur Antwort an seinen Mitarbeiter Marc-Oliver Löw weiter, der kombinierter Sportpsychologe und Ernährungsspezialist ist: «Eine ausgewogene Ernährung reicht sicher nicht aus, sondern ist lediglich eine Komponente. Man sollte auch über Mechanismen und Kompetenzen bezüglich des Umgangs mit Stress verfügen, beispielsweise mittels Stressimpfungstraining, oder Entspannungsverfahren kennen – nicht jedes Verfahren funktioniert bei jeder Person – einen ‹geordneten› Terminkalender führen, um unnötige Stresssitustionen vermeiden zu

können und die nötigen Kompetenzen erwerben. Die Psyche spielt neben der Ernährung also eine wichtige Rolle und auch hier kann man durch sport-psychologisches Training Optimierungen erreichen, die die Nerven ‹stärken›». Das Bild der Nerven, die strapazierfähig sind wie Drahtseile, stammt vermutlich aus dem Französischen, wo avoir des nerfs d’acier (wörtlich «Nerven aus Stahl haben») ebenfalls «sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, starke Nerven haben» bedeutet. Und diese kann man also sowohl in Küche wie auch im Kopf bilden. Und bereits früh damit anfangen. Ich erinnere mich gerne an das erste Meisterschaftsspiel meiner 7– 8 jährigen Tessiner in dieser Saison. Die beiden titularen Topskorer meines Teams verprügelten sich auf dem Feld, weil sie sich gegenseitig zu wenig Pässe schoben. Eine nachfolgende Pizza mit dem ganzen Team klärte dann die Angelegenheit, und spätestens seit dem abschliessenden Gelato waren sie dann die besten Freunde. Tessiner halt, und alles Nervensache.

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Sascha Brendler: Lauter Trainer

Christian Wahli: Ruhigerer Trainer geworden

Christian Wahli:

Lieber spielen als trainieren Ich habe bisher mit meinem ehemaligen Spieler und späteren Thun-Trainer Roger Gerber erst einen Trainer getroffen, der die Arbeit in den Trainings den eigentlichen Matches auch vorzieht – sprich, der eigentlich bei den Spielen gar nicht unbedingt an der Bande stehen müsste. Wie verhält sich das bei Dir? Natürlich wird die meiste Arbeit unter der Woche während den Trainings verrichtet und am Spieltag geht es darum, dass die Spieler die Vorgaben auf dem Feld umsetzen. Während den Spielen sind es Details, welche von den Coaches angepasst werden können, die generelle Ausrichtung total zu verändern, ist aber nur selten möglich. Trotzdem gilt für mich: Lieber spielen als trainieren. Würdest Du Dich – auch wenn Du es vielleicht gar nicht zeigst – als emotionalen Trainer bezeichnen und wenn emotional wann dann? Was nervt Dich im speziellen? Ich bin sicher ruhiger geworden, als ich das zu meiner Zeit als Juniorencoach war, doch ohne Emotionen würde der Job nur halb soviel Spass machen. Ich nerve mich am meisten über nicht umgesetzte Inputs und manchmal über die zu lasche Arbeitsauffassung und mangelnde Bereitschaft.

Köniz hatte ja bisher etwas den clichéhaften Ruf in den wirklich entscheidenden Momenten die Nerven zu verlieren. Wirklich? Davon wusste ich gar nichts. Ich finde, es waren andere Gründe als die fehlenden Nerven, die es uns in den letzten Jahren unmöglich gemacht haben, über die Viertelfinals hinaus zu kommen, und deshalb wurde dieses Thema innerhalb des Teams auch nicht explizit aufgegriffen. Wie gehst Du individuell mit Deinen Spielern als Einzelpersonen um? Ich versuche die Spieler und ihre aktuelle Lebenssituation zu verstehen, in angemessenem Mass darauf einzugehen und im Rahmen der Möglichkeiten, welche innerhalb einer Mannschaft vertretbar erscheinen, diesen individuellen Ansprüchen Rechnung zu tragen. Im Zentrum steht dabei aber immer der Erfolg und das Wohl der Mannschaft als ganzes. Ich hatte gelegentlich schon Probleme, sehr leistungsbereiten, kämpferischen und dadurch manchmal hektischen Spielern klar zu machen, dass man Gelassenheit und Kampfgeist auch kombinieren kann – dass Gelassenheit hilft, die Nerven zu behalten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mehr damit beschäftigt bin, das beschriebene Szenario in gegenteiliger Richtung anzugehen, sprich der zu grossen Gelassenheit etwas entgegenzusetzen. Natürlich ist die Kombination von Gelassenheit gepaart mit uneingeschränktem Kampfgeist eine optimale Voraussetzung um in heiklen Momenten seine Bestleistung abzurufen. Wenn ich mich aber zwischen Gelassenheit und Kampfgeist entscheiden müsste, würde ich wohl in den meisten Fällen letzteres bevorzugen.

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Nachwuchs.

Der goldene

Mittelweg

Die kleinsten Junioren-Kategorien bieten Spektakel, Emotionen und Leidenschaft. Ähnliche Gefühlswelten lösten die D-Junioren auch bei swiss unihockey aus. Die vor drei Jahren eingeführte Spielphilosophie war und ist umstritten. Dann kam die Roadshow.

Text: Philippe Soutter Fotos: Sophie A. Mock

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Kolumn

Nachwuchs. Nur 3 Tage nach dem verlorenen PlayOff-Final: SML-Topskorer Emanuel Antener erhält Applaus für seinen Besuch im Training der Tessiner U12-Auswahl. Nachwuchsförderung mit Eund D-Junioren.

Zwerge haben etwas Niedliches. Ich allerdings nenne meine gut 30 Tessiner E- und D-Junioren im kleinen Kreis auch Terroristen – liebevoll natürlich. Keines meiner 12 wöchentlichen Trainings quer durch alle Altersstufen fordert mehr Energie, und nirgendwo sonst merke ich endgültig, dass ich langsam alt werde. Aber nie und nimmer würde ich diese Rasselbande einem anderen Trainer überlassen. Sie machen viel zu viel Spass. Doch der Spass an ihren Kleinsten war einigen Vereinen vergangen, seit der Verband 2010 auch bei den D-Junioren die Spielphilosophie anpasste. Mit dieser Regulation versuchte der Verband überehrgeizige Trainer zu bremsen und die Kategorie als das zu etablieren, was sie ja zweifellos sein sollte. Als Basis-, und Kindersport. Die normalen Tore erhielten schmucke Banderolen, welche die Trefferfläche verkleinerten. Nach 90-Sekunden ertönte automatisch ein Pfiff und die Coaches mussten ihre Blöcke wechseln, Blöcke welche sie vorher in einem Formular niederschreiben mussten. Dies war als Absi-

e.

Aber wenn sie dich dann einmal anlächeln… «Warum tust du dir das an?» sagte ein ehemaliger Mitspieler zu mir, als wir uns einmal auf der Strasse begegneten. Vielleicht habe ich es meiner damaligen noch jugendlichen Naivität zu verdanken, weshalb ich mich so einfach erweichen liess und diesen Trainerjob so leichtsinnig annahm. Mir fehlte wohl auch die Geduld, um noch auf ein besseres Angebot zu warten. Waldkirch, Kloten oder Wiler suchen ja immer wieder einen gutmütigen Übungsleiter. Es kam anders und so landete ich bei einem Juniorenteam abseits der grossen Bühne, irgendwo auf dem Lande. Der damalige Juniorenchef machte es geschickt, als er mir die zwölfköpfige Rumpeltruppe schmackhaft machen wollte. Er lud mich zum letzten Meisterschaftsspiel ein und meinte, ich soll mir doch einfach mal ein Bild von unserer jungen Generation machen. So stand ich wenig später auf der Tribüne und beobachtete die kleinen Unihockeysprosse, wie sie so über das Feld flitzten. Rund herum eine Horde gut gelaunter Mütter und Väter, die mit stolzer Brust ihre Kinder lauthals antrieben. Hörbar waren auch die vielen «jööös» und «sooo härzig» welche die Stars von morgen, gerade beim weiblichen Publikum auslösten. Es könnte also auch durchaus an den äusseren Umständen gelegen haben, weshalb mein noch junges aber zartes Trainerherz schwach wurde und ich diesen Job aus überzeugter Nächstenliebe annahm. Die kleinen Jungs waren aber auch wirklich «herzig» anzusehen mit ihren hochgezogenen Stülpchen, fahnengrossen Matchshirts, die in kurzen Hosen zusammengefasst und hochgebunden wurden und den passenden Schutzbrillen auf jeder Nase. Nun ist eine Saison vergangen und meine Blauäugigkeit über die Tätigkeit eines Juniorentrainers ist inzwischen verflogen. Vielleicht hätte ich doch erst eigene Kinder gross ziehen sollen, bevor ich mir gleich zwölf Rabauken zumutete. Möglicherweise wäre mir dann eher bewusst gewesen, dass neben den Ausdrücken wie «jööö» und «so härzig» auch ganz viele Aussagen wie «losed bitte zue», «höred uf stritte» oder «alli rumed uf» dazu gehören. Auch die Fingerfertigkeit beim Schuhebinden der kleinen Klienten, oder das Verarzten von blutenden Nasen wären mir eher geläufig gewesen. Es gab nicht wenige Momente, wo ich alleine in der Halle mit zwölf verhaltensauffälligen Jungs an meine Grenzen stiess. Gerade in diesen

«einsamen» Augenblicken wünschte ich mir einen Assistenztrainer, einen wie zum Beispiel meine Mutter. Bestimmt hätte sie sich wie damals in meiner Jungend Gehör verschafft und für Zucht und Ordnung gesorgt. Ich war bestimmt öfters mal zu lieb, was es nicht einfacher machte. Es gab neben viel Stress und Hilflosigkeit aber auch viele schöne und bleibende Momente. Situationen wie jene, wo der kleine Junge mit geneigtem Kopf, Pilzfrisur und Zahnlücke hilflos fragte, ob ich ihm nicht beim Schuhe binden helfen könnte, entschädigten für den Aufwand. Und wenn dich die Kleinen mit einem sonnigen Lachen anstrahlen und gemeinsam über ein Tor oder einen Sieg jubeln, gibt es auch kaum eine positivere Genugtuung. In den wöchentlichen anderthalb Stunden als Trainer tauchte man jeweils in die Welt der Kinder ein. Eine Welt voller Freude, Spass, Action und jede Menge Flausen im Kopf. Oft genug entdeckte man dabei das eigene Kind in sich. Nach den ersten Wochen gewöhnte ich mich an die intensiven Trainingseinheiten mit meinem Juniorenteam. Die Namen konnte ich mittlerweile auswendig und auch die Schlitzohren konnte ich von den Grossmäulern und Weicheiern unterscheiden. Nur von der eigentlichen Herausforderung als Juniorentrainer hatte ich bis anhin keine Kenntnis. Bei Beginn der Meisterschaft dann tauchte das Hauptproblem auf – die Eltern. Es gibt so unterschiedliche Eltern wie es auch unterschiedliche Kinder oder verschiedene Trainer gibt. Von den einen hört man nie etwas, auch wenn man zum Beispiel dringend auf eine Fahrgelegeneheit zum nächsten Austragungsort angewiesen wäre. Das andere Extrem sind dann die Art Eltern, von denen man an einem Spiel regelrecht den Atem im Nacken spürt. Mütter und Väter, die am liebsten gleich selber das Steuer in die Hand nehmen würden. Bei der Linienzusammenstellung auf einen Atomblock mit ihrem Sohn als Captain setzen würden und es der pummelige Nachbarsjunge schon gar nicht ins Aufgebot schaffen würde. Bei Extremfällen von Eltern kann das Trainerdasein dann wirklich nicht immer ganz leicht sein. Und der nervige Spross solcher Eltern erscheint einem dann plötzlich in einem anderen Licht und ist sich des Mitgefühls und des Verständnisses seines Trainers sicher. Mario Kradolfer Nr. 5 2012 / 2013 powerplay

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Nachwuchs. cherung gedacht, damit auch wirklich alle Kleinen zum Spielen kommen und nicht schon in allerfrühester Jugend zum Bänkeln gezwungen werden. Doch diese Einschränkungen kamen bei einigen Vereinen nicht gut an. Kritik am Vorgehen des Verbandes wurde laut und schliesslich bildeten sich sogar eigene D-Junioren-Ligen. «Als nationaler Verband sind wir für den Spielbetrieb in der ganzen Schweiz verantwortlich. Wir versuchen immer, eine Lösung zu finden, die allen Regionen bestmöglich gerecht wird.», sagt Mathias Güngerich, Leiter Sport bei swiss unihockey. «Wir haben mit den unzufriedenen Vereinen das Gespräch gesucht und dann festgestellt, dass Diskussionsbedarf besteht. So ist die Roadshow entstanden». Die Exponenten des Verbandes gingen aufs Land zu ihren Vereinen und diskutierten in allen sieben Regionen mit Vertretern des dortigen Kinder-Unihockeys die weitere Zukunft des Sportes. «Die Gespräche und Diskussionen waren für uns hoch interessant», resümiert Güngerich. Die

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Roadshows haben nun bereits für die kommende Saison Konsequenzen auf das Regelwerk der Kleinsten. Im Zentrum der Ausbildungs- und Spielphilosophie bei den D-Junioren steht nach wie vor der Spass jedes Kindes am Unihockey und nicht etwa der Resultateifer ihres Trainers. Kinder sollen hier mit dem «Unihockeyvirus» infiziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wird der Weg dorthin nun aber leicht angepasst. Der 90-Sekunden Wechselrhythmus und die Restriktion bei der Blockzusammenstellung werden aufgehoben. Damit sich Spiel- und Ausbildungsphilosophie von Verband und Trainern wieder annähern, wird ein intensiverer Austausch untereinander angestrebt. swiss unihockey plant neue Kommunikationsmittel einzusetzen und macht sich dafür stark, dass sich die Trainer ihrer Rolle bewusst sind. «Ein ideales Gefäss, um diese Rolle als Kindertrainer zu verstehen, ist ein Trainerkurs», so Mathias Güngerich. «Mit J+S Kursen und unserem Verbandskurs «Kinderunihockey» verfügen wir

hier über sehr gute Möglichkeiten.» Die Botschaft scheint erste Früchte zu tragen. swiss unihockey konnte bereits einen zweiten Verbandskurs «Kinderunihockey» anbieten (am 22./23. Juni in Einsiedeln, Anmeldung via www.swissunihockey.ch). Neben der Trainerausbildung ist es das Ziel von swiss unihockey, den Vereinen das Vertrauen auszusprechen. Es sind die Trainer, die auf dieser sehr wichtigen Ausbildungsstufe die wesentliche Arbeit leisten. swiss unihockey wünscht sich, dass im Kinderunihockey nun Ruhe einkehrt. Keine Spielphilosophie der Welt kann den Wünschen aller Trainer gerecht werden. Die Roadshows haben gezeigt, dass im Schweizer Unihockey zahlreiche verschiedene Ideen und Ansätze gelebt werden. Hier gilt es nun, einen goldenen Mittelweg zu finden, der auch den Ausbildungsgrundsätzen von swiss unihockey entspricht. Und das wichtigste Credo bleibt für alle gleich: «Wir müssen uns bei all unseren Überlegungen bewusst sein, wer hier im Zentrum steht: das Kind», erläutert Mathias Güngerich.

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Nachwuchs.

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Portrait.

Nussbaum/Breitenstein:

Ein Dreamteam tritt ab: Breitenstein/Nussbaum

Abschied eines Traum-Duos Mit dem Rücktritt des U19-Nationalmannafts-Trainerduos Beno Nussbaum und Gabriela Breitenstein verlor das Schweizer Damen-Unihockey zwei Coaches, welches nicht nur überaus erfolgreich war, der Vize-WM-Titel von 2012 lässt grüssen, sondern auch ein verschworenes Gespann. Nussbaum holte darüber hinaus als U19-Headcoach den WM-Titel. Die Fragen beantwortete Beno Nussbaum in Ab- und Rücksprache mit Gaby Breitenstein.

Interview: Philippe Soutter Fotos: zVg

Ihr wart ein äusserst erfolgreiches Trainergespann. Worin liegt Eurer Ansicht nach die Basis oder das Geheimnis Eurer Arbeit? Nach dem Weltmeistertitel 2008 und der Zusammenarbeit mit Laura Tomatis war es mir wichtig, wieder eine Frau an der Seite zu haben. Wir verstanden uns auf Anhieb und hatten in der Tat eine spezielle ‹Beziehung›, die wir auch über unsere gemeinsame Trainerzeit hinaus weiter pflegen wollen. In den Zeiten vor einem Zusammenzug haben wir wohl mehr zusammen gesprochen, als mit unseren Partnern. Die Telefone liefen jeweils heiss. Ich denke, dass wir die Spielerinnen gut verstanden haben und ihnen Freude am Sport und am Unihockey vermitteln konnten und auch aufzeigen konnten, dass Unihockey wichtig ist, aber sich nicht alles darum drehen muss. Wir wissen, dass wir damit nicht bei allen auf Verständnis gestossen sind.

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Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es eher selten ist, dass sich zwei starke Persönlichkeiten als Trainer genau so ergänzen, dass sich beide voll entfalten können. Inwiefern habt ihr Euch ergänzt, dass es bei Euch so gut gepasst hat? Ich hatte sicher den größeren Redeanteil als Gaby, jedoch war ihre Arbeit im Hintergrund umso wichtiger. Wir waren beide auf der gleichen Wellenlänge, konnten gut improvisieren, hatten selten Meinungsverschiedenheiten und konnten uns wirklich gut ergänzen. Ich denke, dass wir beides starke Personen sind, jedoch keine Alphatiere. Wir können beide gut einen Schritt zurück machen, und mal dem Anderen die Bühne überlassen. So sind wir gut gefahren. Nach der Weltmeisterschaft 2010 haben wir offiziell die Rollen von Chef- und Assistenztrainer gewechselt. Dieser Wechsel hatte auf unsere


Portrait.

Arbeit aber fast keine Auswirkungen. Wir trafen die Entscheidungen immer zusammen und hatten nie Streit deswegen. Ist es eigentlich ein Cliché, dass DamentrainerInnen anders arbeiten müssen, als bei den Herren? Ich denke schon, dass es irgendwie anders ist, aber auch nicht komplett anders. Wir konnten hart sein in der Kritik und genauso gut Lob verteilen. Auch Damen wollen wissen, wo sie stehen und können mit Kritik umgehen. Klar fliesst mal die eine oder andere Träne. Das ist überhaupt nicht schlimm. Sicher waren wir gezwungen, etwas mehr Kompromisse einzugehen. Jedoch denken wir, dass eine Balance zwischen Schule, Beruf, Hobby und Familie wichtig ist.

2008 und das letztjährige Team sind mir natürlich sehr ans Herz gewachsen. Wir durften zusammen tolle Zeiten erleben, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Ist Euer Abschied ein Abschied «für immer», oder doch eher eine künstlerische Pause. Und was gebt Ihr Euren Nachfolgern, respektive dem Schweizer Damen-Unihockey mit auf den Weg?

Das würde ich nicht sagen. Wir sind beide sehr mit diesem Sport verbunden und nicht abgeneigt wieder einmal an die Bande zu stehen. Diese Arbeit hat uns sehr viel gegeben und manchmal vermisse ich das Gefühl, wenn du das Team bei einem wichtigen Länderspiel beim Einspielen beobachtest und es dir vor Nervosität so übel ist, dass du am liebsten auf die Toilette gehen würdest.

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Wir wünschen uns, dass alle mit Freude und viel Herz bei der Sache sind und sich so der Erfolg auch weiterhin einstellt.

Von aussen betrachtet, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das Damenunihockey in den letzten 10 Jahren im internationalen Vergleich grössere Fortschritte als die Herren erzielt hat? Die letzten Titelkämpfe haben da ein anderes Bild gezeigt. Während die Herren die Finalteilnahme nur knapp verpassten, waren die Damen doch weiter davon entfernt. Die Damen spielen schon seit einigen Jahren auf Augenhöhe mit den besten Teams, wobei wir im Moment aufpassen müssen, den Anschluss zu halten. Die letzten Titelkämpfe haben das gezeigt. Auf Stufe U19 macht dies vielleicht den Eindruck, jedoch ist dies immer sehr jahrgangsabhängig. Jetzt, nach Eurem Rücktritt, könnt Ihr ja vielleicht auch ein paar Spielerinnen besonders erwähnen, welche in Eurer Arbeit in der U19-Nationalmannschaft besonders herausgestochen sind und Euch besonders Freude bereitet haben. Sei es durch spielerische, wie auch menschliche Qualitäten? Es gibt einige Spielerinnen, mit denen wir heute noch in Kontakt stehen. Einige Spielerinnen waren über drei oder vier Jahre ein Teil der U19. Da lernt man sich schon gut kennen und kann einen grossen Teil der Entwicklung im Unihockey mitprägen und miterleben. Auch menschlich machen die Spielerinnen in dieser Zeit einen enormen Schritt. Die Weltmeistermannschaft von

Silberne Ehrennadel für Nussbaum/Breitenstein, überreicht durch Joe P. Stöckli.

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Projekt.

Basel lebt... wieder

Es gibt Randregionen im Schweizer Unihockey. In der Romandie und im Tessin hat der Sport noch einen deutlich geringeren Stellenwert. Ein anderer weisser Fleck auf der Landkarte schliesst sich wieder. Basel lebt‌ wieder. Text: Philippe Soutter Fotos: zVg

Basel hat eine Vergangenheit. Und es ist nicht die ruhmreichste der Schweizer Unihockey Geschichte. Basel Magic ist eines der schwarzen Schafe der Sporthistorie. Nach exzessivem Ausländerverschleiss, gerichtlichen Auseinandersetzungen und finanziellen Problemen, kollabierte das Basler Vorzeigeprojekt 2008, nach 14 Jahren in der Na-

powerplay

Patrick Mendelin: In Basel eine neue Herausforderung gefunden


Projekt.

U16B: Als Unihockey Leimental aufgestiegen und nächste Saison als Basel Regio in der U16A

tionalliga, förmlich. Zu den «magischen» Ausländern zählte passenderweise damals auch der Traumtänzer Jonas «Silen» Eriksson, der dann später in seinem Heimatland wegen der Planung eines Banküberfalls hinter wirklichen schwedischen Gardinen landete – bevor er 2010 nochmals ein Comeback gab. Im Grossraum Basel war es danach vorerst aus mit Unihockey als Spitzensport. Talentierte Spieler aus der Nordwestschweiz waren zum Auswandern gezwungen. Einer von ihnen war Patrick Mendelin (26). Der ehemalige Junior des TV Oberwil wechselte zwar noch zu Magic, verliess den Verein dann aber nach dem Aderlass bald in Richtung SV Wiler Ersigen und wurde später auch Stammspieler der Schweizer Nationalmannschaft. Letzte Weihnachten kam es dann zum Abgang bei Wiler, zeitgleich und aus ähnlichen Gründen wie bei Mathias «Bult» Larsson. Im Unterschied zur Schweden-Legende verabschiedete sich Mendelin damit – wenigstens temporär – aus der SML. Doch er wusste mit seiner Zeit etwas Gescheites anzufangen. Es zog ihn zurück in die Heimat. Zu Unihockey Leimental, welches auch aufgrund seiner Tore «souverän» dem Abstieg aus der 1. Liga entging Denn in der Basler Wüste waren mittlerweile zarte Pflänzchen gediehen. Unihockey Leimental war ein erster struktureller Schritt, so dass Leistungsunihockey in Basel nicht mehr nur als eine Fata Morgana erschien. Leimental war ein Zusammenschluss aus Mendelins Stammverein und den Squirrels Ettingen.

Daraus ist in diesen Tagen nun Unihockey Basel Regio geworden. Mendelin: «Eigentlich begann die Geschichte dieses Projektes bereits mit einer IG vor etwa drei Jahren. Mit Magnus Kanholt und einigen anderen haben wir diese Vision entwickelt und dann als erstes mit einer regionalen Basler U15Mannschaft im Rahmen der nationalen U15-Trophy begonnen». Mit dieser Strategie gelang es den Initiatoren, tragfähige Kontakte zu den rund 20 Basler Vereinen zu knüpfen, langsam ein Netzwerk aufzubauen und die beteiligten Protagonisten auf eine gemeinsame Strategie einzuschwören. Diese Arbeit erreichte nun im neuen Projekt Unihockey Basel Regio vorerst ein weiteres Etappenziel. Innerhalb des neuen Dachvereins sind neben den bisherigen beiden Stammvereinen zusätzlich Basel United und die Unihockey Griffins Muttenz-Pratteln vereint. Für Patrick Mendelin hat die Basisarbeit bei den Junioren derzeit erste Priorität: «Wir brauchen einen stabilen Unterbau, bevor wir bei den Aktiven die nächsten Schritte machen können. Es ist die anspruchsvolle Aufgabe, den Junioren Bedingungen bieten zu können, dass wir Leistungssport betreiben können. Hier legen wir die Basis». Einen ersten Schritt in diese Richtung machten Mitte April die U16B-Junioren von Unihockey Leimental. Die besten der 59 U16-Junioren der Basler (welche zwei U16C Teams und ein U16B-Team stellten) schafften den Aufstieg in die oberste Spielklasse U16A und begrüssen nächste Saison dann die Klassenbesten wie Wiler, die Tigers oder Köniz in Basel. «Für uns ist dieser Aufstieg

vor allem auch wichtig, weil wir damit nach aussen dokumentieren können, dass sich diese Zusammenarbeit der Vereine auch sportlich rasch auszahlt», sagt Rainer Altermatt (39), welcher mit einem 50%-Pensum die Geschäftsstelle von Basel Regio betreut. Für Altermatt ist auch klar, dass dieser Erfolg auch bei der Akquisition neuer Sponsoren hilft und diesbezüglich grosse Aussenwirkung hat. Von Altermatt wird es entscheidend abhängen, ob der neue Verein die strukturelle (vor allem finanziell) Basis legen kann, um dereinst auch im Spitzensport wieder ganz oben mitzuspielen. Als ehemaliger Präsident der Nationalliga verfügt er zweifellos über das geeignete Netzwerk. «Ich träume schon davon, mit Basel nochmals in der SML zu spielen», meint Patrick Mendelin dazu. Ein Projekt mit Modellcharakter also. Auch für andere darbende Unihockeyregionen, wie das Tessin. Und diese könnten von den Erfahrungen der Basler profitieren. «Beispielsweise war eine unserer Erkenntnisse, dass die Arbeit zwischen Dach- und Basisvereinen nicht funktioniert, solange Funktionäre für beide Vereine gleichzeitig arbeiten. Und ein detaillierter Kooperationsvertrag und die gesamte interne, klare Kommunikation ist überlebenswichtig», erläutert Mendelin, Für Geschäftsführer Rainer Altermatt zählt zusätzlich, «dass die Aufgabenzuweisung zwischen Spitzen- und Breitensport, zwischen Basisvereinen und dem Dachverein glasklar ist. Jeder muss wissen wofür er arbeitet. Nur so entsteht ein funktionierendes Ganzes».

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Romandie.

Mot d’ordre:

le plaisir dans l’apprentissage Avril, vient le temps de gentiment ranger les cannes, également pour les plus jeunes. Mais aussi de jeter un coup d’oeil en arrière et faire un bilan de la saison écoulée. Je vais me concentrer sur les catégories juniors D et E, ainsi que plus largement sur le mouvement junior de «découverte» qui englobe aussi l’école de Unihockey. Texte: Basile Diem Photos: Evgenij Sokolov

L’école de Unihockey est le premier pas dans le monde de la petite balle à trous; elle permet de commencer très tôt ce sport (<6 ans), et c’est la catégorie où le jeune va découvrir le unihockey et se familiariser avec les bases de ce sport. Mais le but principal n’est pas la compétition. D’ailleurs, il n’y a pas de catégorie « école de Unihockey » dans les championnats de swiss unihockey. Tout est fait pour que le jeune trouve du plaisir à pratiquer ce sport, et même plusieurs sports, diversifiant ainsi l’activité qui lui est proposée. Ayant remarqué le succès que rencontre ce sport à l’école, et le potentiel d’une structure réunissant très jeunes des adeptes de la balle à trous, de nombreux clubs en Romandie ont créé des écoles de Unihockey au fil de ces dernières années. Pour beaucoup c’est une catégorie indépendante de leur mouvement junior, pour d’autres elle est affiliée aux juniors E. Les quelques exemples suivants ne sont qu’une partie exhaustive de l’offre proposée dans la région, mais reflètent assez bien les efforts entrepris par l’ensemble des clubs dans leur mouvement junior. A Genève, le pari a été fait par l’ Association Cantonale de promouvoir le Unihockey chez les juniors en: «favorisant l’émergence d’écoles, d’activités promotionnelles et des tournois scolaires Rivella Games» comme nous l’explique Jérome Berthoud, président du Unihockey club Genève.

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Cette structure, qui porte le nom de Mouvement Junior Cantonal Genevois de Unihockey (www.mjcgu.ch), a permis la mise en place d’un plan global au niveau du canton offrant une organisation pour que tous les plus jeunes puissent profiter de ce sport. Elle tord le cou aux problèmes de transports en proposant plusieurs possibilités d’entraînement aux petites têtes blondes genevoises. Parmi ces possibilités, les jeunes ont le choix entre deux structures d’accueil à l’année: l’école de Unihockey (www.ecoledeuniho ckey.com) et l’école de Satigny via Gym Mandement (www.gym-mandement.com) qui leur feront découvrir le Unihockey avec fair-play, et dans la joie et la bonne humeur. Du côté de Neuchâtel, plus précisément à Corcelles-Cormondrèche, l’organisation d’une école de Unihockey ainsi que de juniors D et E fonctionne depuis maintenant 7 saisons, avec une philosophie axée sur les bases de J+S Kids, en variant au maximum les activités. «A cet âge, il s’agit avant tout de faire du sport», nous fait remarquer Grégoire Schneider, entraîneur des M16 du club. Les juniors E, du fait de leur très jeune âge, s’entraînent en commun avec l’école de Unihockey, et l’accent n’est pas mis sur la compétition, mais sur le plaisir du jeu. La possibilité pour ces jeunes joueurs de participer au camp annuel du mouvement junior leur permet de rencontrer leurs prédécesseurs et de s’entraîner «dans un cadre inhabituel».


Romandie. «C’est toujours un moment attendu!» nous dira encore Grégoire. Cette philosophie de l’apprentissage, sans une trop grande pression due à la compétition, permet à Corcelles-Cormondrèche d’avoir par la suite de bons résultats dans les catégories supérieures, et ceci depuis plusieurs années. Cette question de la mise en avant du plaisir au jeu est aussi présente au UHC Avry. Ce club compte 35 juniors entre 6 et 10 ans qui sont répartis en 3 équipes jouant dans la catégorie «Mosquitos» et participant au championnat cantonal organisé par l’Association Fribourgeoise de Unihockey. Malgré la participation au championnat Swissunihockey pour les juniors D, et au championnat «Mosquitos» pour les plus jeunes, la compétition n’est aucunement la base de la formation au UHC Avry. «Plus les jeunes auront du plaisir à jouer, plus facile sera également l'apprentissage de la technique de notre sport» nous explique Michel Muller, Président du UHC Avry. C’est pourquoi les juniors du club participent chaque année à des tournois à l’étranger. De plus, le UHC Avry a organisé le 1er tournoi international juniors sur territoire Suisse en 2011, la «Avry juniors Cup». Autre club à participer au championnat «Mosquitos», Unihockey Fribourg a décidé de répartir la formation de ses juniors en deux lieux différents: Düdingen (Guin) et Villars-sur-Glâne. Ceci lui permet de compter sur 2 équipes petit terrain dans chaque catégorie, Mosquito et junior D. L’école de Unihockey est directement incorporée à la catégorie Mosquito. Le but 1er étant de transmettre aux jeunes non seulement les bases techniques et tactiques de ce sport, mais également des valeurs telles que le fair-play ou le respect d’autrui, que cela soit l’arbitre, l’adversaire ou son coéquipier. En résumé, «le but principal doit être d'améliorer le niveau des joueurs et de permettre à chacun de jouer au niveau qui lui convient le mieux et dans une équipe où il y a du «challenge» pour lui», comme nous dit Constantin Streiter, entraineur M16. Pour ce faire, une gestion des effectifs et un contact entre les entraîneurs sont mis en avant, afin de trouver le cadre adéquat pour que les jeunes joueurs s’améliorent en prenant du plaisir.

Relève assurée à Corcelles-Cormondrèche.

Autres clubs à avoir réuni leurs forces pour offrir le meilleur cadre possible à leur relève, le UHC Belmont et le UHC Epalinges ont commencé une école de Unihockey la saison passée. Sous l’entité de «Mouvement Junior Unihockey Belmont-Epalinges-Savigny», ils ont accueilli 40 jeunes de tout âge lors de cette saison et planifient le futur en ajoutant à leur école de Unihockey des équipes C et B pour la saison prochaine. Le tout sous la direction de deux entraîneurs ayant, il y a peu, obtenu leur J+S.

traîneurs suivent la formation J+S: ce sera un bénéfice autant pour les jeunes joueurs que pour l’entraîneur lui-même. Il faut que chaque année, chaque cours soit rempli!» En juniors E, l’objectif est de «transmettre le virus du Unihockey aux jeunes et donc de ne pas orienter le jeu sur le résultat», explique Reto Balmer.

Ces derniers, comme d’ailleurs une très grande partie des équipes citées ci-dessus, ainsi que plusieurs équipes non-citées, ont eu recours à la formation J+S Unihockey proposée sur sol Romand à Genève, Fribourg et la Chaux de Fonds. La confiance qu’ils accordent à cette formation est compréhensible, tant elle se prête non seulement à faire passer le savoir acquis de la meilleure des manières, mais aussi à prendre conscience de la part de pédagogie que demande l’entraînement de jeunes de cet âge. Un conseil que se partagent Reto Balmer, responsable de la formation auprès de Swissunihockey et expert J+S, et Yvan Cuennet, Expert J+S: «il faut que le plus possible d’en-

Ces catégories d’âge sont l’avenir du Unihockey Romand et le travail effectué, en grande partie par des personnes bénévoles, demande à être plus reconnu et aidé. Je reprendrai donc les mots d’Yvan Cuennet et de Reto Balmer: remplissons les cours J+S proposés pour offrir à ces jeunes des entraînements de qualité. En attendant, félicitons déjà les joueurs pour leur bonne saison et espérons que leur futur sera des plus brillants.

Avec 15 équipes inscrites dans deux des vingt groupes, le Unihockey Romand est bien représenté dans cette catégorie de jeu.

Encore un grand merci à toutes les équipes qui m’ont répondu pour leurs précieuses informations, ainsi qu’à Yvan Cuennet et Reto Balmer pour les compléments d’informations qu’ils m’ont fournis.

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Goodbye Sundis!

Get delighted! – welcher Besucher der Heim-WM erinnert sich nicht an die eingängige Hymne von Sundi soundproduction. Unvergessen auch das Gänsehautfeeling bei Falcos «Out of the dark» verbunden mit einer durch die Halle wogenden Handy-La-Ola-Welle beim grossen Stromausfall. Doch nach 10 Jahren voller Highlights ist damit nun leider Schluss. Denn Philip Sieber und Remo Kundert, dem anfänglichen Studentenleben schon lange entwachsen, wollen künftig mit Auflegen etwas kürzer treten. swiss unihockey bedankt sich ganz herzlich für stets grossartige Musik und wie es anlässlich der Cupfinals Laudator Reto Voneschen schon sagte: «Ausser ABBA hat noch jede Musikcombo ein Comeback gegeben» – wir würden uns freuen!

Labelvereine ausgezeichnet

swiss unihockey zeichnet Vereine mit vorbildlicher Nachwuchsförderung aus. Ebenfalls anlässlich der Cupfinals wurden Floorball Köniz (U18 und U21), GC (U18), Rychenberg Winterthur (U18 und U21), Tigers Langnau (U18) und Wiler Ersigen (U21) mit einem Label von swiss unihockey geehrt.

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Ein Label ermöglicht den Vereinen einerseits ihre vorbildliche Nachwuchsarbeit gegen aussen zu zeigen und andererseits profitieren die Labelvereine von höheren finanziellen Entschädigungen (Sockelbeitrag von swiss unihockey und höhere J+S-Beiträge). Um ein Label von swiss unihockey zu erreichen, müssen Vereine bestimmt Kriterien wie beispielsweise ausgebildete Trainer oder medizinische Betreuung für die Nachwuchsspieler erfüllen. Auf die nächste Saison hin überarbeitet swiss unihockey das Labelkonzept, damit künftig insbesondere auch kleinere Vereine mit vorbildlicher Nachwuchsarbeit von einem Label profitieren können. Weitere Informationen folgen.

Zweiter swiss unihockey Grundkurs

inside teront la partie théorie, puis les mettre en pratique à la prochaine occasion. Les cours de formation en Suisse romande auront lieu le 22 mai 2013 à Yverdon et le 29 octobre 2013 à Neuchâtel. Plus d’informations / inscription sur: http://www.swissuni hockey.ch/news/2013/ 03/13_2/index_fr.html

Ticketvorverkauf Damen WM in Brno / Ostrava

Aufgrund der grossen Nachfrage organisiert swiss unihockey am 22./23. Juni einen zweiten Grundkurs (Kinderunihockey) in Einsiedeln. Der Grundkurs vermittelt die wichtigsten Grundlagen des Unihockeytrainings. Er steht allen interessierten TrainerInnen, Coaches und BetreuerInnen ab 14 Jahren offen. Der Grundkurs wird von J+S nicht anerkannt. Weitere Informationen / Anmeldung auf: http://www.swissuni hockey.ch/verband/aus bildung/grundkurs

Vom 7.–15. Dezember findet in Brno und Ostrava die Damen WM statt. Wer das Damen Nationalteam vor Ort unterstützen möchte, kann ab sofort auf der offiziellen WM-Webseite Tickets online kaufen. Die Preise für einen 4-Tagespass für die Vorrunde in Brno starten bei 250 Kronen (ca. CHF 12.50), den 5-Tagespass für die Finalspiele in Ostrava gibt’s ab 490 Kronen (ca. CHF 24.50). Tageskarten starten bereits bei 100 Kronen (ca. CHF 5.–). Ticketvorverkauf auf: http://wfc2013.cz/en/ 14-predprodej-vstupenek

Formation spécialisée «blessures au sport»

Champions Cup in Tampere

swiss unihockey, Vifor Pharma avec son produit Perskindol et IVF HARTMANN SA reconduisent les cours de formation en rapport avec les «blessures au sport». Le but de cette formation est de montrer entre autres aux participants comment les blessures peuvent être évitées en prenant des mesures préventives, reconnaître les symptômes de malaise et traiter efficacement les blessures au sport. A ces cours de formation, les participants feront des exercices orientés vers la pratique qui complè-

Vom 2. bis 6. Oktober findet in Tampere (FIN) champions cup der Champions Cup statt. Bei den Herren trifft Malans in der Gruppe A auf den finnischen Meister SPV und auf SK Lielvarde, den lettischen Gewinner des letztjährigen EuroFloorball Cups. piranha chur trifft in der Gruppe B ebenfalls auf den finnischen Meister, Classic, sowie den norwegischen EuroFloorball Cup Gewinner Sveiva IB.


U19-WM.

Nils Conrad: Die U19-WM kann kommen! Vom 8.–12. August treffen sich die besten Junioren der Welt in Hamburg zur 7. Unihockey-U19-WM. Die Schweizer Nationalmannschaft unter der Führung von Thomas Berger spielt dabei in der Vorrunde gegen die Slowakei und Norwegen. Und im Startspiel sogleich gegen den amtierenden Vize-Weltmeister Schweden. Nils Conrad, der Captain der U19-Nationalmannschaft ist guter Dinge und schildert kurz vor der Abreise der Schweizer Junioren nach Hamburg den Vorbereitungsstand seiner Mannschaft. Ich nehme an, Du warst auch an der WM der «Grossen», letzten Dezember. Und ich nehme an, das war bereits eine erste Inspiration für die WM der U19 in Hamburg? Ja natürlich. Die Atmosphäre im Hallenstadion war unglaublich, und da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich in wenigen Monaten dasselbe, zwar in etwas kleinerem Rahmen, aber trotzdem nicht weniger emotionale Ereignis erleben werde. Wie würdest Du persönlich die Schweizer U19-Nationalmannschaft charakterisieren? Was zeichnet dieses Team dieses Jahr besonders aus?

Wir haben einen richtig guten Teamspirit und haben uns von Lehrgang zu Lehrgang in kleinen Schritten verbessert. Ich glaube, dass wir mit unserer Stimmung im Team viel bewegen können. Unsere Offensive hat in der Vorbereitung sehr gut funktioniert. Was uns zu grossen Siegen noch fehlt, ist eine gute Verteidigungsarbeit und dass wir unser Spiel über 60 Minuten voll durchziehen. Wir haben am Polish-Cup diesbezüglich Fortschitte gemacht, und ich bin überzeugt, dass dies an der WM gelingen wird. Gewiss werden sich auch einige Schweizer Fans nach Hamburg begeben. Bei welchen Deiner Mitspieler lohnt es sich speziell, ein Auge auf sie zu werfen? Ich denke es gibt sehr, sehr viele talentierte Spieler in unserem Team. Beispielsweise: Joël Rüegger, ein sehr wendiger Stürmer mit gutem Torriecher. Er hat bereits für Furore in der SML gesorgt. Nico Gröbli, ein sehr spielstarker Center mit guter Übersicht, einziger «Routinier» der schon eine WM absolviert hat. Manuel Staub, ein sehr schneller Stürmer mit unglaublichem Torriecher. Oder Nicolas Bischofsberger, ein spielstarker Verteidiger. Er hat die ganze Saison in der SML gespielt. Dann Marco Louis, ein schneller Stürmer mit guter Übersicht und ausgezeichnetem Torriecher.

Ein besonderes Augenmerk sollte man auch unseren «jungen» Spielern mit Jahrgang 1996 schenken. Ich finde, es sind alle drei unglaublich weit entwickelt für ihr Alter. Was hast Du Dir persönlich vorgenommen. Und welche Erwartungen hast Du an diese WM? Mein persönliches Ziel für die WM ist, dass ich die Mannschaft optimal führen kann und in schwierigen Situationen Verantwortung übernehme, sodass sich jeder auf seine eigene bestmögliche Leistung konzentrieren kann. Für die Mannschaft ist mein Ziel klar: Ich will in den Final. Wir nehmen Spiel für Spiel und müssen uns zuerst auf die Halbfinalqualifikation konzentrieren. Ist das geschafft, ist der Finaleinzug mit einem perfekten Spiel im Halbfinale möglich. Und wenn man einmal in einem WM-Final steht, gibt es nur noch ein Ziel.

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powerplay


Hui oder Pfui.

Philippe Soutter

Was Sie schon immer über ...aber sich noch nie zu fragen trauten. Getreu nach Woody Allen enthüllt powerplay hier die brisantesten Gedanken und Thesen, welche in den Köpfen von Trainern und Spielern herumschwirren. Flurin Rageth und Philippe Soutter, zu Rot-Weiss Chur-Zeiten selber leidenschaftlich als Spieler und Trainer miteinander verbunden, machen sich dazu ihre Gedanken.

Was Trainer von Spielern halten Text: Philippe Soutter Foto: Selina Tanner

Ich habe selten einen Spieler getroffen, welcher auch nur annähernd so denkt, wie ein guter Trainer denken sollte. Kaum ein Spieler hat eine Ahnung vom komplizierten Puzzle vom Ineinandergreifen aller Faktoren, welche schliesslich den finalen Erfolg ausmachen können. Der grösste Fehler, den ein Trainer machen kann, ist es, diesbezüglich die Spieler zu überschätzen, ihnen zu viel Verantwortung zum Mitdenken und Nachvollziehen zu geben. Ein Spieler will vor allem instinktiv seinen persönlichen Spieltrieb befriedigen. Das Unihockey-

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powerplay Nr. 5 2012 / 2013

TRAINER

&

feld ist quasi ein grösserer Sandkasten. Den grössten Fehler meiner Trainerkarriere (bisher, es werden vielleicht noch grössere erst kommen) machte ich in der Saison darauf, nachdem ich mit meinen Tigers erst 13 Minuten vor Ende der Finalissima an Wiler gescheitert war.

Ich erklärte meinen Spielern im Sommertraining, dass mich diesmal nun möglichst viele Siege in der Regular Season nicht mehr interessieren würden. Sondern dass wir diese Zeit nützen würden, um möglichst viele Hausaufgaben zu machen, unsere neuen Junioren auf das erforderliche Level zu bringen und dass, wenn wir eben unsere Hausaufgaben richtig machen wollten, dies unter Umständen bedeutet, dass wir auch einmal ein Spiel verlieren würden, weil halt eben diese Junioren auf der Bank die nötigen Fortschritte nicht machen würden. Und dass wir dann dafür in den Play-Offs bereit sein würden. Ich würde das so nie wieder machen. Am Schluss mussten wir um die Play-Off-Qualifikation zittern. Der Substanzverlust in dieser Saison, weil die Spieler nicht mit dieser Aussage und Aufgabe umgehen konnten, war riesig, und wir schieden nach einer aufreibenden und erschöpfenden Saison in den Play-Off-Halbfinals aus. Heute würde ich zwar in der Planung inhaltlich genau gleich verfahren, aber den Spielern kein Wort mehr von meinen Absichten sagen. Sie begreifen es nicht, sie können nicht damit umgehen, dass man als Team und Trainer seine Hausaufgaben machen will und muss. Aber trotzdem dann auch gewinnen will. Hausaufgaben zu machen, bis zum schmalen Grat der Priorität des Gewinnen wollens oder müssens, erachte ich als eine der reizvollsten Trainer-Aufgaben, auch eines SML-Trainers. Immer wieder nett sind auch die Kontakte mit dem familiären Anhang der Spieler – vor allem bei den Junioren. Man bekommt unwei-


Hui oder Pfui.

&

Flurin Rageth

SPIELER

gerlich ein Gespür und ungefragt nachhaltigen Einblick in familiäre Zusammenhänge. Nervt man sich in den ersten Trainings noch über einen neuen, flegelhaften Junior, wandeln sich die Gefühle gegenüber dem Spieler, umgehend nach der ersten Begegnung mit dessen nervtötender Mutter, in fürsorgliches Mitgefühl. Kürzlich habe ich doch tatsächlich eine Mutter aus der Halle geworfen, welche ihren 10jährigen Sprössling (auch hier: Mitleid) in die Tessiner U12-Auswahl «einkaufen» wollte. Ich bezeichnete sie als «strega» (Hexe), und empfahl ihr, sich auf ihren Besen («scopa», ein Wort das mir da leider auf italienisch gerade nicht einfiel) zu schwingen. Ein anderes erheiterndes Kapitel sind die Ersatzspieler, vor allem diejenigen reiferen Alters. Schon mal einen Ersatzspieler angetroffen, welcher nicht das Gefühl hat, dass sein dilettantischer Coach seine eigentlichen Qualitäten skandalös unterschätzt? Oder glaubt, er zähle aus irgendwelchen, möglicherweise sogar homophilen Gründen, einfach nur nicht zu den Lieblingsspielern seines Trainers. Kein Funke eines Gedankens, dass er vielleicht den Ansprüchen wirklich nicht genügt. In solchen Momenten hilft oft nur der für manchen Spieler oft erstaunliche Hinweis, dass auch der Trainer gewinnen will, dass er sogar alles dafür tut, dass das Team erfolgreich ist. Weil es nämlich sonst zuerst ihm an den Kragen geht. Ich habe besonders (Schaden-)Freude, wenn ich meine ehemaligen Spieler sehe, welche unterdessen selber Trainer sind. Erstens bestätigen sie meine These immer, dass sie als Coaches nach Spielen immer nudelfertiger sind als früher als Spieler, und zweitens glaube ich auch ein ganz kleines bisschen, dass ich ihnen habe vermitteln können, dass Trainer sein durchaus auch Spass machen kann. Auch wenn sie dann rasch feststellen, dass sie kaum einen Spieler treffen, welcher auch nur annähernd wie ein Trainer denkt. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel.

wissen wollten... Was Spieler von Trainern halten. Text: Flurin Rageth Foto: Selina Tanner

Torhüter sind anders, sagt man. Ebenso heisst es, dass Trainer und Trainerinnen anders denken als Spieler. Analytischer, vernetzter, immer das grosse Ganze betrachtend, vielschichtiger, stets das diffizile Mannschaftsgefüge beachtend, konzeptioneller und problemorientierter. Zumindest sieht so das Selbstbild vieler Trainer aus. Ob so viel anderem Sein und anderem Denken wirken wir Spieler geradezu blass und banal, erscheinen wir als fade Figuren ohne Facetten. Denken Trainer wirklich anders? Man würde es ihnen gerne glauben wollen. Aber so einfach ist das nicht. Wie auch immer, es gibt viele und ganz unterschiedliche Trainer: vornehme und smarte, selbstgefällige, intelligente und erfolgreiche. Aber auch einsame, grobschlächtige und kommandierende. Und wunderbar eloquente Trainer gibt es auch. So wie naive und uninteressante Trainer und auch solche, die in ihrem autoritären Dünkel sich und ihre Umgebung fast zum Ersticken bringen. Diese willkürlich gewählten Zuschreibungen passen aber ohne weiteres auch zu Spielerinnen und zu Spielern, von denen es noch viel mehr und geradeso verschiedene gibt. Es gibt furchtbar elegante Spieler, clevere, diskussionsfreudige, dominante und schüchterne Spieler. Ideenarme, interessante und schlagfertige Spieler. Und ja, auch Spieler können eloquent sein. Eloquent mit Stock am Ball, oder eloquent in der Analyse des eigenen Spiels. Gibt es denn überhaupt Unterschiede zwischen Trainern und Spielern? Denken tun sie beide, natürlich. Aber da das akzentuierte Denken grundsätzlich eine anstrengende und komplizierte Angelegenheit darstellt, wird es wahrscheinlich weder von den Spielern noch von Nr. 5 2012 / 2013 powerplay

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Hui oder Pfui.

TRAINER

&

den Trainern unbedingt und allzu intensiv betrieben. Auch gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, dass das hartnäckige Nachdenken und das Entwickeln von glänzenden Ideen den Trainern leichter fallen sollte als den Spielern. Kraft ihres Amtes dürfen aber die Trainer innerhalb einer Unihockey Mannschaft von einem privilegierten Ort aus operieren. Trainer haben im Sport die noble Aufgabe, zu leiten, zu lenken und eben auch zu denken. Demgegenüber sollen die Spieler – ganz im Gegensatz zu guten Trainern – nur wenig denken. Wir Spieler hören oder hörten gerade vor entscheidenden und wichtigen Spielen immer wieder, dass wir nichts weiter tun müssten als gut spielen, jedoch auf keinen Fall zu viel nachdenken. Am besten gar nicht und nichts denken. Überhaupt scheint es, als ob Trainer es nicht gerne sehen, wenn Spieler mit-, nach- und sich selbst überdenken. Spieler sollen spielen, alles andere aber dem denkenden Trainer überlassen. Aber kann man den Trainern trauen? Nein, den Trainern ist nicht zu trauen. Und dies nicht nur, weil sie ihre Mannschaften vor denkenden Spielern schützen wollen. Hier ein kleines Repertoire an weiteren möglichen Gründen. Trainer als Gegner der Kunst Kunst lässt sich nicht durch die im Sport so beliebten Kriterien wie Erfolg und Misserfolg beurteilen. Gute Kunst kann auch dramatisch erfolgsarm sein, muss sie aber nicht. Schon gar nicht muss Kunst eine Funktion erfüllen. Kunst kann sich selbst genügen und darf somit brotlos sein. Das versteht kein Trainer. Die von ihm initiierten Massnahmen und das von ihm geplante Unihockeyspiel folgen immer einem Kalkül. Alles muss einem wie auch immer definierten Erfolg oder sonst einem Ziel dienen, wie beispielsweise dem Ausprobieren neuer Spielzüge oder der Förderung von jungen Spielern. Ein schlicht schöner Doppelpass hat für den Trainer keinen Wert, wenn er nicht irgendeinen Zweck erfüllt: Raumgewinn, Angriffsauslösung, Torvorbereitung, Anschauungsbeispiel. Die einfache Brillanz eines Spielzuges ist den Trainern nie genug. Schade eigentlich, denn schon die Römer wussten: Artem non odit, nisi ignarus! Die Kunstverachter sind mit Skepsis zu betrachten. Trainer kann jeder werden Spieler müssen bereits ab dem jungen Juniorenalter zunehmend strenge Selektionshürden überwinden, um zu einem Platz in einem Team zu kommen. Diese Herausforderung kennen die UnihockeyTrainer in der Schweiz kaum. Während nicht jeder Spieler den Sprung in die nächst höhere Leistungsgruppe oder den Wechsel zu einem besseren Team schafft, kann jeder, der will, in der Schweiz

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SPIELER

auch Unihockey-Trainer werden, und das gilt nicht nur für das Trainieren von Juniorenteams irgendwo zwischen Baden, Brugg und Bremgarten. Dass das Spitzenteam von Piranha Chur trotz ausgeschriebener Trainerstelle vor genau einem Jahr keinen Nachfolger für den abtretenden Fabian Disch fand, lag gewiss nicht an dem harten Auswahlverfahren der Verantwortlichen. Jeder, der wollte, hätte wohl vor einem Jahr die NLA-Equipe von Piranha übernehmen können. Es wollte nur niemand. Und so war es Disch, der die Churerinnen nochmals zur Meisterschaft führen musste. Solange jeder Schweizer Verein Mühe bekundet, für alle seine Mannschaften Trainer zu finden, kann auch weiterhin jeder Trainer werden. Das Tragen eines Trainer-Titels ist noch lange kein Qualitätsmerkmal. Trainer wollen Philosophen sein Trainer verwandeln ihre Ideen häufig und hemmungslos in eine Philosophie. Sie sprechen dann mit viel Eifer von der eigenen «Spielphilosophie», von «Trainingsphilosophie», von der «Philosophie der Mannschaftsführung» und so noch von manch anderen philosophischen Dingen. Nur weil sie gerne mit der «Philosophie» liebäugeln, sind sie noch keine Philosophen. Sie werden dadurch auch nicht glaubwürdiger, im Gegenteil. Je inflationärer die Trainer sich der «Philosophie» bedienen, desto mehr müssen sie ihre mittelmässigen Gedanken und das Fehlen kühner Visionen kaschieren. Trainer sind gute Bluffer, wären aber ach so gerne Philosophen. Ihr sorgloser Umgang mit Sprache und Wörtern weist aber darauf hin, dass sie viel eher Barbaren sind, die sich mit fremden Federn schmücken. Geist, Wille und Moral: Denken Trainer überhaupt? Die Trainer verschleudern in ihren Ansprachen Wörter und Begriffe, die sie von den Philosophen übernommen haben, aber selbst nicht verstehen: Neben den laut gebrüllten und leicht verständlichen «C’mons» reden die Trainer viel und häufig auch von Geist, Wille und Moral. Das sind komplizierte Dinge, denkt der Spieler. Doch der Trainer denkt dies anscheinend nicht, denn unaufhörlich appelliert er an die Moral, fordert Siegeswille und spricht vom Kampfgeist. Was denn genau Moral bedeutet, traut der Spieler sich nicht zu fragen, da er dann als denkende «persona non grata» seinen Namen nicht wieder hören würde beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung. Doch ganz still und stumm fragt er sich dann schon, ob die eigenen und die vielen anderen Trainer überhaupt je über den Inhalt solch gutgemeinter aber entsetzlich leerer Worthülsen nachgedacht haben. Haben sie? Und denken die Trainer wirklich anders als die Spieler? Denken sie überhaupt? Sicher kann man sich zumindest als Spieler nicht sein. Aber fragen, ja, das sollte man sie.

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Agenda. Abonnement. Impressum.

Agenda. Impressum. 08. 05. 2013 – 12. 05. 2013 Herren U19-WM in Hamburg 31. 05. 2013 – 02. 06. 2013 Nationale Selektion U17, Willisau 08./09.06.2013 Selektion Damen/Herren U19, Zürich 15./16.06.2013 Rivella Games Finaltage, Aarau 07.07.2013 – 13.07.2013 Summer Camp Fiesch I 14.07.2013 – 20.07.2013 Summer Camp Fiesch II / Summer Camp Zuchwil I 20.07.2013 – 26.07.2013 Summer Camp Frutigen 28.07.2013 – 03.08.2013 Summer Camp Zuchwil II 13.09.2013 – 15.09.2013 Internationales Wochenende 21./22.09.2013 Meisterschaftsstart Saison 2013/14

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Offizielles Magazin von swiss unihockey Erscheint 6× jährlich, Ausgabe Nr. 5 2012/2013 Herausgeber: swiss unihockey, Ostermundigenstr. 69, Postfach 621, 3000 Bern 22, Tel. +41 (0)31 330 24 44, Fax +41 (0)31 330 24 49 www.swissunihockey.ch, info@swissunihockey.ch Verlagsleitung / Anzeigenleitung: printgraphic AG Bern, Zikadenweg 39, 3000 Bern 6, Tel. +41 (0)31 330 20 60, powerplay@printgraphic.ch Layout und Litho: printgraphic AG Bern, Zikadenweg 39, 3000 Bern 6, Tel. +41 (0)31 330 20 60, powerplay@printgraphic.ch Druck: printgraphic AG Bern, Zikadenweg 39, 3000 Bern 6, Tel. +41 (0)31 330 20 60, powerplay@printgraphic.ch Redaktionsleitung: Thomas Baumann, swiss unihockey, baumann@swissunihockey.ch Redaktion: printgraphic AG Bern, redaktion.powerplay@printgraphic.ch Redaktionelle Mitarbeit dieser Ausgabe: Susi Baillods, Basile Diem, Mario Kradolfer, Sophie A. Mock, Pascal Mülchi, Flurin Rageth, Philippe Soutter, Antti Uimonen Bilder in dieser Ausgabe: Jérémie Luke Dubois, Sophie A. Mock, Hans Ulrich Mülchi, Pascal Mülchi, Claudio Schwarz, Evgenij Sokolov, SUVA, Selina Tanner, Fabian Trees, zVg Auflage: 28 670 Ex., WEMF (beglaubigt): 30 538 Ex. Papier: MultiArt Silk weiss halbmatt, 90 gm2, FSC-Mixed credit Abonnemente, Adressänderungen: «powerplay» wird allen lizenzierten Spielern, Schiedsrichtern und Funktionären von swiss unihockey zugestellt. Externe Abonnementsbestellungen (Fr. 30.– jährlich) und Adressänderungen an: swiss unihockey, Postfach 621, 3000 Bern 22, info@swissunihockey.ch Die Redaktion dankt allen Beteiligten für die Mitarbeit. Die Weiterverwendung von Artikeln / Fotos aus dem Magazin ist nur mit Genehmigung der Redaktionsleitung und Fotografen erlaubt.

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Korrigendum In der letzten Ausgabe ist uns bei der Vorschau auf den Liga-Cup der Herren ein bedauerlicher Fehler unterlaufen: Im erwähnten Cupfinal 2005 gewannen natürlich die Bern Capitals nach Verlängerung und nicht wie behauptet UHCevi Gossau. Wir bitten um Entschuldigung. Die Redaktion

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Nachgefragt.

Margrit Scheidegger. Stürmerin bei Red Ants Rychenberg Winterthur

Das sagen meine Mitsp ielerinnen hinter vorgehaltener Hand üb er mich:

Diese Unihockey-Rege l würde ich sofort aufheben oder einführen :

Meine Karriere als Marat honläuferin verläuft durchaus vielversp rechend:

Mein geheimes Erfolgsre zept für Juniorinnen, um eine gute Spielerin zu werden:

Es ist absolut kein Gerüc ht, dass ich ein gutes Glas Wein schätze. Und wenn, dann am liebsten in Gesellschaft von:

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Zu Trash-Talk lasse ich mich allenfalls gegen folgende Spielerin hinreis sen und dann wäre das Thema…:

Am Kochherd stehe ich ausgesprochen ungern, sagt man:

Trotzdem weiss ich genau, wie wir in der kommenden Saison die Piranha s zu bekömmlichen Speisefischen verarbeite n werden:

Signiert:

Einladung fürs «Nachgef

ragt» geht an:


Nachgefragt.

adipower stabil 10.0 Matthias Hofbauer WM-Topscorer 2004 und 2010 4 x WM-Bronze mit dem Schweizer Nationalteam Europacupsieger mit Wiler-Ersigen 2005 adidas.com

Š 2013 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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Nachgefragt.

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