1. Ausgabe 2012

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magazin f체r schule und studium

Phenomden Ph채nomenaler Mundart-Reggae

Stefan Huber Der Pokerspieler hat den coolsten Nebenjob

01.2012

www.tango-online.ch

Damian Isler

Carlo Schmid

Dating-Kandidat in chinesischer TV-Show

vor Rekordflug

Als j체ngster Pilot in 80 Tagen um die Welt

Seite

37


Ich weiss, was ich will!

S I B Y L L E E I C H E N B E R G E R | Spitalsoldat

Frauen in der Armee sind selbstbewusst, engagiert und unabhängig. Interessiert? Bestellen Sie die Dokumentation kostenlos via SMS: «fda d name vorname strasse PLZ ort jahrgang». Senden an die Nummer 723. Mehr Info auf www.fda.ch

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Masterstudium in Luzern Informations-Abend Mittwoch, 28. März 2012

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das f채ngt ja gut an

Unser M체ll in Afrika

4


Umgeben von Relikten des Informationszeitalters steht ein Junge auf der Müllhalde Agbogbloshie in der Nähe der ghanaischen Hauptstadt Accra und wirft das Gerippe eines Monitors auf den Boden. Gleichzeitig wird Feuer gelegt, damit alles ausser den wertvollen Edelmetallen schmilzt. Heisse Dämpfe wabern, hochgiftige Chemikalien werden freigesetzt. Jugendliche, die ihre Gesundheit ruinieren, um ein wenig Geld zu verdienen. Kinder auf der Jagd nach Edelmetallen aus den Resten von Festplatten und Monitoren statt beim Schulunterricht. 6‘500 Tonnen Elektroabfall werden jeden Monat nach Ghana verschifft und landen in der grössten Elektroschrottdeponie der Welt. «Wenn wir alte oder kaputte Elektrogeräte an den Hersteller zurückgeben, haben wir das Gefühl, mit Wertstoffen vernünftig umzugehen. Undurchsichtig sind aber die Wege, die unsere Geräte nehmen», sagt der Fotografie-Student Kai Löffelbein, der sich fragte, was eigentlich mit unseren ausrangierten Hightech-Geräten passiert und bei seinen Recherchen das «UNICEF-Foto des Jahres» schoss.

5


POKERSPIELER

inhalt

Stefan Huber ist einer der besten Pokerspieler der Welt. Im

topstory

Interview spricht er über seinen unkonventionellen Stu-

14 REKORDFLUG

dentenjob.

Rekordflug um die Welt

report 30 VÖLKERMORD Wir haben überlebt

44 DATING-SHOW Brautschau in China

reportage 56 SCHMELZTIEGEL Delhi

gedicht 27 LEBENSKÜNSTLER Anders ist erst interessant

kurzgeschichte

41

29 STIEFMÜTTERCHEN Nummer 14

porträt 22 AUGENKRANKHEIT Es wird dunkler

interview

REKORDFLUG Es ist ein ehrgeiziges Ziel, das sich der 22-Jährige Carlo Schmid aus Kloten gesteckt hat: Im Frühsommer möchte er mit einem Propellerflugzeug allein die Erde in achtzig Tagen

38 PHENOMDEN

umrunden. Damit strebt er einen Eintrag ins

Frisch von der Insel

Buch der Rekorde an. «RTW – Round the World

41 POKERSPIELER Der Pokerspieler

for Children» ist ein Projekt von Fünf Freunden, bei denen der Charity-Gedanke grossgeschrie-

essay

ben wird. Das gesammelte Geld soll vollum-

53 MÄNNERMANGEL

fänglich dem Kinderhilfswerk der Vereinten

Pflegen ist männlich!

14

Nationen, Unicef, zugutekommen.

wettbewerb 36 ACHTERBAHN In der Mittagspause auf die Achterbahn

service 10

Planet tango

beratung 48 tschau.ch

foto 4

DAS FÄNGT JA GUT AN Unser Müll in Afrika

8

Umfrage Nur eine Frage

20 SPORTFOTOGRAFIE Mein Hobby und ich

58 SPIELWIESE Malte

64

DAS HÖRT JA GUT AUF Anders

34 aufruf 50 impressum

6

PHENOMDEN Der Zürcher Reggaesänger Phenomden singt schweizerdeutsche Songs in jamaikanischem Style. Roberta Fischli sprach mit einem besonderen Menschen und begnadeten Musiker.

38


ciao

22

Unglaublich: Seit zehn Jahren gibt es tango! Seit zehn Jahren freuen wir uns über die vielen Schreibtalente, die mit Schwung und unverstelltem Blick Themen ihrer Wahl recherchieren und uns immer wieder neu überraschen. Wir geben keine Themen vor, stehen aber gerne zur Seite, wenn es um die Frage geht, ob ein Vorschlag realistisch ist oder nicht.

AUGENKRANKHEIT Sie liebt das Licht und hat immer weniger davon. Anja Reichenbach ist mit einer Augenkrankheit zur Welt gekommen. Irgendwann wird sie blind sein.

Seit zehn Jahren also schreiben Schülerinnen und Schüler oder Studentinnen und Studenten, worüber sie schreiben möchten, und stecken ihre Nasen in Dinge, die ihnen interessant erscheinen. Das eröffnet grosse Spielräume und heraus kommen ambitionierte Texte und mitunter auch schräge Themen. So wie das Interview mit Rainer Langhans, einer der wichtigsten

Sportfotografie

Symbolfiguren der 68er-Bewegung, der mit seinem missglückten «Pudding-Attentat» auf den amerika-

Felix Reichert hat seine Freunde im Studio fotografiert. Mit Mitteln

nischen Vizepräsidenten für Furore sorge. Oder die

der Lichtmalerei hat er ein zweites Foto geschaffen und anschlie-

Reportage der zwölf jungen Basler, die mit einem

ssend die Bilder am Computer zusammengesetzt. Entstanden sind

selbst gebauten Segelschiff den Atlantik überquerten.

unglaublich ästhetische Bilder voller Energie und Dynamik.

Oder sie nehmen mit Prominenten wie Skirennfahrerin Lara Gut, Star-Rapper Bligg oder Topmodel Julia Saner

20

Kontakt auf. Noch häufiger recherchieren unsere Autorinnen und Autoren ernste Themen; sie besuchen eine Klinik für Essstörungen, machen einen Selbstversuch als Bettler, schleusen sich in die Szene im Hauptbahnhof ein und schauen dort genau hin, wo andere lieber wegsehen: Viele gelungene Reportagen beschäftigen sich mit Aussenseitern der Gesellschaft, mit armen Menschen oder ernsten Krankheiten. Die besten Beiträge wählen wir dann aus und veröffentlichen sie zweimal im Jahr in «tango – magazin für schule und studium» oder schalten sie sogleich im Online-Magazin www.tango-online.ch auf. Seit zehn Jahren freuen wir uns über jeden Beitrag und beantworten jede Zuschrift individuell. Wenn auch du eine Idee hast, dann mache mit bei tango und beachte unseren Aufruf auf Seite 34.

Viel Spass mit tango wünscht Daniel Heeb

30

VÖLKERMORD Was machte der Völkermord in Ruanda mit den Kin-

Seite

37

dern, die überlebten? Matthias Thoelen und Isabell Wüst reisten in das Land und sprachen mit jungen Menschen, die zu verzeihen versuchen.

7


umfrage

Wie findet man bei Frauen die richtigen Worte?

Lena Lüthi, 17: «Tja, das ist leider unmöglich.»

Ursina Plüss, 16: «Vor allem sollten die Herren der Schöpfung zuerst nachdenken, bevor sie den Mund aufmachen.» Valentina Crepulja,16: «Schatz, ich habe dich gern!»

Simon Obrecht, 18: «Beim Kiffen.»

Wobei lässt du dich nicht erwischen? Patrick Scherz, 17: «Bei einem Seitensprung.»

Warum muss man Männern immer alles aus der Nase ziehen?

Patrik Born, 18: «Beim Posieren vor dem Spiegel.»

Florian Stich, 17: «Warum denn weiterreden, wenn das Thema abgeschlossen ist?»

Francisca Rojas Rosales, 17: «Sie sind halt schüchtern!»

8

Rebecca Stich, 17: «Weil sie einfach zu faul sind, Wörter aneinanderzureihen.»


Nur eine Frage! Was würdest du nie wieder tun? Lara Isch, 17: «Mein neues Handy auf den Boden werfen.»

Ayse Celebi, 18: «Meine Haare ganz kurz abschneiden.»

Larissa Schmidt,17: «Mit meinem Ex-Freund zusammenkommen!»

Raphael Zimmerli,18: «Ich würde nie mehr ein Meerschweinchen kaufen.»

Lea Dürig, 17: «Ich habe mal einen Jungen ganz fies abblitzen lassen …»

Tina Pante, 16: «Einen Skiausflug mit einem schwulen Skilehrer unternehmen.»

Diese Umfrage stammt von Nicole Steinmann, 17, aus Rothrist. Sie besucht die Kanti Zofingen und möchte nach der Matura Medienwissenschaften studieren. Sie sagt: «Ich bin kontaktfreudig und für jeden Spass zu haben.»

Hast du Lust, unser nächster Fragesteller sein und deine Freunde zu befragen? Dann melde dich unter redaktion_tango@hotmail.com.

9


service

Muskat, intravenös eingenommen, ist tödlich.

Was hat der Flohmarkt mit Flöhen zu tun? Secondhand-Klamotten gab es im 19. Jahrhundert auf Märkten. Da Flöhe damals sehr verbreitet waren, trug man mit einem gebrauchten Mantel schnell eine ganze Ungeziefer-Population heim. Also tauften die Franzosen ihre Trödelmärkte «marché aux puces». Die Deutschen übersetzten einfach in «Flohmarkt», die Engländer in «flea market».

«Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben.» Sören Kierkegaard

Anzahl der Gehirne einer Seidenspringerraupe.

Möchtest du auf unterhaltsame Art eine Sprache lernen, Menschen aus der ganzen Schweiz kennen lernen, lachen und es krachen lassen? Im Sommer organisiert fRilingue diverse

Sprachcamps in der Westschweiz, in denen die Anwendung der Sprache im Vordergrund steht und du jede Menge Spass und Abenteuer erlebst. Die fRIingue-Lehrer/-innen sind alle jung, zum Teil noch in der Ausbildung oder haben eben erst die Uni abgeschlossen. tango verlost 2 x eine Woche Sprachferien in Fribourg im Wert von 1100 Franken im fRilingue-Sommercamp (Zeitraum 8.7.–20.8.). Sende bis 30. April eine E-Mail an redaktion_tango@hotmail.com, Stichwort «fRilingue» und beantworte folgende Wettbewerbsfrage: Wie viele Camps bietet fRilingue im Sommer 2012? (Tipp: Die Antwort findest du auf www.frilingue.ch.)

10

Delfine schlafen, indem sie abwechselnd eine Gehirnhälfte einschlafen lassen und mit der anderen wach bleiben.


Hast du

Sudoku

M ache mit beim S chweizer J ugendmusical

6

4

9

5 7

immer

schon d einer g avon g rossen eträum Bühne t, auf steht f aufzut reten? ür zwe D i e i Stund Energie pur un en still Welt d gibst , du bis bis zu 8 alles. D t 0 Stars u bist e in in einem S e/r von gendmu chweize sical! – In r Juwww.j f o r m iere idc ugendm h u u n sical.ne ter www.j t ugendm usical.n et

7

5

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2

4

5 3

3 6

8 2

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4 3

4 Ungefähres Maximalalter einer Eintagsfliege in Tagen.

3

1

2

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6 2

1

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4

7

Warum ist Badeschaum immer weiss?

Eigentlich ist jede einzelne Seifenblase farblos. Für das Weiss ist eine optische Täuschung verantwortlich. Die Schaumbläschen im Badewasser liegen ungleichmässig dicht an dicht und sorgen dafür, dass das weisse Licht vielfältig gebrochen wird. Durch die Menge an Reflektionen wird das Licht wieder als Summe seiner Einzelfarben wiedergegeben – und die ist weiss.

go 4 peace Der Pr ojektw ettbew «go4pe ace» ze erb ichnet von Kin Projekt dern u e für und nd Jug welche endlich sich fü e n aus, r ein f Zu

r nleben iedliches

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e.ch

engagie

ren.

Macht Spinat wirklich stark?

Seit Jahrzehnten futtert Comic-Seemann Popeye seinen Spinat und vermöbelt allerlei finstere Gestalten. Dass Spinat keine Superkräfte verleiht, ist klar. Doch die Meinung, viel Eisen im Spinat helfe beim Muskelaufbau oder der Blutbildung, stimmt leider auch nicht.

Das erste Land, in dem Frauen wählen durften, war Neuseeland (1893). 11


planet tango

«Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.» Hermann Hesse

Die schnellste Bewegung im Tierreich ist der Flügelschlag der Mücke. Sie schlägt neunhundertfünfzigmal pro Sekunde mit ihren Flügeln.

Faktor, um den das Opernhaus von Sydney, Australien, teurer wurde als geplant. Geplant waren für den Bau 7 Millionen.

Drei Kleider Frau Blau, Frau Rot und Frau Grün treffen sich. Die eine in einem blauen, die zweite in einem roten, die dritte in einem grünen Kleid. «Sonderbar», meint die Dame im grünen Kleid, «dass keine von uns die Farbe trägt, die ihrem Namen entspricht.» – «Tatsächlich, da haben Sie Recht», antwortet Frau Rot. Wer trägt das grüne Kleid?

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S tor ekunde etze ein im Projekt it be er! S ,5 S 3

hm ung ilm ch: mac an H d n h en F einfa u c s l t s a n i ernd d e e u n M a a m k d S ah ein sen Teiln ndeninem Alltag mst. u Die n die e . k g » e e g g llin 60 S önlich in de r unternim ryte imal x e rs a «Sto m u pe ung ärz 2012. nem h as d t l w in ei , e du .M hlst en Wist der 30 d erzä n e ss geg eldeschlu -hunger.ch anz Anm .alli w ww

Alle

Warum ist man am Montagmorgen so müde? «Ich will glücklich und frei sein.» Amanda Ammann, Miss Schweiz 2007

Rauchfrei dabei.

12

Ausschlafen am Wochenende fühlt sich zuerst prima an, hat aber am Montag Folgen. Durch die fehlende Müdigkeit schläft man am Sonntagabend schlechter ein und wacht nachts öfter auf. Durch den zerhackten Schlaf ist der Erholungsfaktor dann schnell wieder dahin, fanden Forscher heraus.


«Das Freibad ist der Ort, wo man auch im Sommer frische Pilze kriegt.» Harald Schmidt

Das Erbe des Königs Die vier Söhne des Königs erben ein Feld mit vier Bäumen. Es ist im Erbe festgelegt, dass jeder Sohn ein deckungsgleiches Grundstück erhält, auf dem jeweils ein Baum wächst. Wie muss das Grundstück aufgeteilt werden, damit dem Wunsch des Königs entsprochen wird?

dich kuschelt und dir ins Ohr flüs-

Katja Müller Amerika – Land der grossen

tert: «Katy, you’re my very best fri-

Träume und unbegrenzten Möglich-

end and I love you», dann geht dir

keiten. Wer hat nicht schon davon

einfach nur noch das Herz auf. Auch

geträumt, in Christoph Kolumbus’

mit meinen Gasteltern hatte ich eine

Fussstapfen zu treten und die Ver-

wunderbare Beziehung, ich fühlte

einigten Staaten auf eigene Faust zu

mich immer wie ein Familienmit-

erkunden. Ich habe nach meiner Ma-

glied. Es ist schön zu wissen, dass

tura an der Kanti Frauenfeld Freun-

man nach diesem Jahr eine zweite

de und Familie hinter mir gelassen,

Familie in Amerika gewonnen hat.

um für ein Jahr mit einer amerika-

– Neben dem Leben in der Gastfa-

nischen Familie in Massachusetts

milie gibt es aber natürlich auch

zu leben. Das war eine der besten

noch die Freizeit. Ich habe so viele

Entscheidungen

Lebens.

neue Freunde aus aller Welt gewon-

Ich liebte es, mit meinen Kindern

nen und so viel erlebt! Ob man nun

zu spielen, zu tanzen, zu singen, zu

in einer Mall shoppen geht, sich ei-

kochen und zu backen. Jeden Tag

nen gemütlichen Kinoabend macht,

haben wir etwas anderes gemacht

zum Strand fährt oder mal schnell

und die Welt neu erkundet. Es war

den Bus nach New York nimmt, es

lustig und süss, den Kleinen beim

wird einem nie langweilig. Ich habe

Zählen auf Schweizerdeutsch zuzu-

in diesem Jahr auch sehr viel über

hören oder sie nach ihrem ‚Nuggi‘

mich selbst gelernt, bin viel selbst-

rufen zu hören. Es ist einfach ein

ständiger und unabhängiger gewor-

wunderschönes Gefühl, zu sehen,

den und habe einige Dinge getan

wie sie dich immer mehr in ihr Herz

und erlebt, die ich nie für möglich

schliessen und dir ihr Vertrauen

gehalten hätte.

meines

schenken. Und wenn sich dann eine der Kleinen beim Bücher lesen an

Anzahl der Knochen eines Menschen.

Forscher fanden heraus: Die Wahrscheinlichkeit, glücklich zu sein, ist auf einer Insel grösser als auf dem Festland.

V eränderung ist möglich

Vom 3 0

. März in Brig bis 1. die er ste Sc April fi und S hweiz chüler n dung i konferenz zu er Schülerinnen det m 21. m Organ Jahrhu Thema «Bilisiert ndert» wird d Union statt. ie Kon der Sc f erenz hülero von d Anme r g er anisat ldung ionen : www (USO) .konfe . renz.u so.ch

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13


topstory

Rekordflug um die Welt Der Klotener Carlo Schmid will als jüngster Pilot der Geschichte die Erde in einem Motorflugzeug umrunden – allein in 80 Tagen. Mit dem ambitionierten Projekt des 22-Jährigen ist auch eine Spendenaktion zugunsten von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, verbunden.

14


Adrian Schnaubelt

D

ie Zahlen des Unterfangens sind

beitsstelle bei einer Bank kündigte, um sich

eindrücklich: Die Flugstrecke be-

vollumfänglich auf sein Projekt konzentrie-

trägt über 40’000 Kilometer. Dafür

ren zu können. Er und sein Team arbeiten

braucht Carlo Schmid mehr als 100 Flugstun-

mit Hochdruck und Leidenschaft daran und

den. Der 22-Jährige wird bei seiner Erdumrundung mit einem KleinmotorenFlugzeug 24 Länder in Eu-

Mit 15 startet er seine Karriere.

haben verschiedene hochkarätige

Partnerfirmen

wie beispielsweise TCS, Flughafen Zürich oder Pro

ropa, Afrika, Asien und Nordamerika anflie-

Linguis für «RTW 2012 – round the world for

gen. Der Take-off des Weltrekordversuchs soll

children» gewonnen. Ein wichtiger Pfeiler des

am 11. Juli stattfinden.

Projektes ist eine Sammelaktion zugunsten

«Diese Vision umzusetzen, ist ein sehr

von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Verein-

ehrgeiziges, aber dennoch machbares Ziel»,

ten Nationen. Der Reinerlös wird vollumfäng-

erklärt Carlo Schmid, der sogar seine Ar-

lich zugunsten von Bildungsprogrammen in Indien weitergegeben.

Da Carlo Schmid direkt neben dem Flughafen Kloten aufwuchs, war das Flughafenareal seit jeher magischer Anziehungspunkt. Bereits als Kind bewunderte er am Zaun die lauten Linienflieger. Bei stürmischen Wetterbedingungen fuhr er jeweils mit seinem Vater zur Anflugschneise und bewunderte die Piloten, die in einem 30-Grad-Winkel anflogen. Mit dem erforderlichen Mindestalter von 15 Jahren startete er seine eigene Fliegerkarriere. Ein Jahr später erwarb er die Segelfluglizenz und kurz darauf die Lizenz für Passagierrundflüge. Mit siebzehn Jahren wurde er Mitglied der Motorfluggruppe Zürich und lernte schon damals die Abläufe des Flughafens Zürich kennen.

15


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Carlo Schmid Ariella K辰slin

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rekordflug um die welt TANGO-FACTS «Für 100 Stutz um d‘ Welt» Mit 100 Franken hilfst du das Projekt RTW 2012 zu realisieren und damit weltweit möglichst viel Geld für UNICEF Kinder-Hilfsprojekte zu sammeln. Für diesen Betrag wird dein Name auf dem Flugzeug verewigt und wird um die Welt fliegen. Du erhältst eine Einladung und ein Gechenk am Startevent am Flughafen Zürich. Mehr Infos: www.100stutz.ch.

Dass er die Brevets in rekordverdächtiger Zeit erwarb, begründet Carlo Schmid wie folgt: «Ich war zielorientiert und habe dafür gelebt.» Vom Lohn aus der Berufslehre fliess rund 95 Prozent in die Fliegerei. Er habe sich Prioritäten gesetzt, das Geld mit Nebenjobs aufgetrieben, im Ausgang beispielsweise auf einen zusätzlichen Drink verzichtet oder das Mittagessen von Zuhause mitgenommen.

Der Weltrekordflug wird Schmids Mutter, die vor knapp zwei Jahren einem Krebsleiden erlag, gewidmet sein. «Sie motivierte und begeisterte mich mit ihrem Willen und Durchhaltevermögen. Ihr Charakter war einzigartig», begründet Carlo Schmid. Seine Mut-

Für Unicef um die Welt

ter habe beim ersten gemeinsamen Flug zunächst Schwierigkeiten

gehabt,

ihrem Sohn zu vertrauen. «Kaum waren wir jedoch in der Luft, wollte sie nicht mehr herunter», schmunzelt Carlo. Nach dem Tod seiner Mutter nahm sich Schmid ein Time-out und überlegte sich, was er im Leben erreichen wolle. «Da kam mir die Idee mit der Erdumrundung.»

Ebenfalls direkt am Flughafen Zürich wächst Fabian Frauenfelder auf, den Carlo Schmid schon seit der Kindheit kennt. Fabian alias FRAUI arbeitet gerade in den Hangar Recording Studios an seinem Debüt-Album, als ihn Carlo kontaktiert. «Für mich war sofort klar, dass ich einen Song für dieses Projekt schreibe», sagt FRAUI, der mit Co-Produ17


rekordflug um die welt zent Johnny Assenberg die Single «Zäme um

Die Navigation in unbekanntem Gebiet

d‘Wält» produziert. Ein urbaner Mundart-

erfolgte mit einer fünfzigjährigen Flugkarte,

Song mit melodiösem Refrain und einer kla-

die vermutlich noch von den Briten in der

ren Message, die demnächst veröffentlicht

Kolonialzeit erstellt wurde. In Nairobi ging es

wird. Auch FRAUI spendet seinen Reinerlös aus den

Löwen auf der Landebahn

Singleverkäufen

«Zäme um d’Wält» an Unicef Schweiz.

auch darum, mit dem zu

Sprechfunk üben.

Schmid erlebte dabei Abenteuerliches: «Als

Währenddessen trainierte Carlo Schmid

wir einen Transportflug in einer Vollmond-

in Kenia für seine Weltumrundung. Hier

nacht durchführten, staute sich vor uns eine

konnte er auch sogenannte Buschflüge, die

Gewitterzelle auf. Die Kontaktaufnahme mit

wenige Meter über dem Boden oder der Baum-

der Bodenstation funktionierte nicht, weil der

krone bei einer Geschwindigkeit von 130 Kno-

Lotse schlief.»

ten stattfinden, proben. «Das Buschfliegen

Seit 1929 sind 87 Piloten allein um die Welt

beinhaltet faszinierende Momente, denn man

geflogen. Carlo Schmid möchte den Ameri-

fliegt über Zebras, Elefanten oder Flamingos.

kaner Irving Barrington, dem dies 2007 als

Bei der Landung muss jeweils abgeschätzt

23-Jähriger gelang, als jüngster Rekordhalter

werden, ob keine Hindernisse auf der Piste

ablösen. Er verfolgt seinen Lebenstraum mit

vorzufinden sind. Einmal versperrten tat-

unbändigen Willen: «Wenn ich mir etwas in

sächlichen Löwen die Landebahn», berichtet

den Kopf gesetzt habe, ziehe ich es auch durch.

Carlo Schmid.

Meine Devise lautet: Auch wenn ich scheitern sollte, ich werde nie aufgeben.»

Adrian Schnaubelt, 24, aus Bülach, studiert Marketing und möchte sich nach dem nächstjährigen Abschluss selbstständig machen. Hobbys: Snowboarden, Fussball, Musik und Freunde.

18

Carlo


19

Fotos: Adrian Bretscher


foto

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Mein Hobby und ich Fabian und sein Snowboard, Michi und sein Fussball, Julian und seine Spraydose: Felix Reichert hat seine Freunde im Studio fotografiert.

Felix Reichert, 22, aus Erlangen, studiert Design, fotografiert, filmt und betreibt viel Sport. Er bezeichnet sich als «kreativer, offener und umgänglicher Mensch». Zu seiner Fotoserie sagt er: «Sie soll die Energie, die in uns Jugendlichen steckt, zeigen. die Schwerelosigkeit steht für die Aktivität und Unbeschwertheit, über die man in jungen Jahren verfügt. Die Fotos sind im Studio mit sehr kurzen Abbrennzeiten entstanden. Die Lichtbzw. Energiestreifen habe ich mit Hilfe einer Taschenlampe und farbigen Folien bei langer Belichtungszeit aufgenommen. am Computer habe ich die jeweiligen Bilder dann zusammengefügt.»

21


portr채t

Es w i r d d u n k l e r Sie liebt das Licht und hat immer weniger davon. Einmal wird Anja Reichenbach nichts mehr sehen. Die 22-j채hrige Bernerin ist mit einer Augenkrankheit zur Welt gekommen. Irgendwann wird sie blind sein.

22


Elias Rüegsegger Reichenbach.

Ihr

Die Erbkrankheit der 22-Jährigen aus Zollikofen im

Augenlicht

Kanton Bern ist ein Teil von ihr: «Ich war kein Spezial-

jedoch nimmt immer mehr ab,

fall, sondern ein Kind wie jedes andere.» Ihre Fami-

sie sieht immer weniger, da sie mit der Au-

lie und ihr Umfeld legten Wert darauf, dass Anja Rei-

genkrankheit Retinitis pigmentosa zur Welt

chenbach alles gleich machen konnte wie die anderen

kam. Ihr Gesichtsfeld ist auf fünf Prozent

Kinder. Das sei nicht immer leicht gewesen. «Ich hatte

eingeschränkt, und auf dem einen Auge

immer viele Beulen, da ich mir überall meinen Kopf

sieht sie nur zehn Prozent. Damit sie trotz-

anstiess», sagt sie schmunzelnd. Als Kind sah sie noch

dem etwas vom Licht hat, installierte sie bei

besser, mit jedem Tag nimmt ihr Sehvermögen jedoch

sich zu Hause ein helles Beleuchtungssys-

weiter ab und der Tag wird kommen, an dem die junge

tem, das sie einschaltet, wenn sie allein zu

Frau blind ist.

Hause ist, für normale Augen wäre dieses Licht zu grell.

Aber davor habe sie keine Angst, sagt sie, sie bezeichnet es sogar als ihre Lebensaufgabe, damit umgehen zu können. Aber natürlich: «Manchmal frage ich mich schon, warum gerade ich dieses Leben habe.» Anja Reichenbachs treuster Begleiter ist neben ihrem Freund

Foto: Tobias Mittmann, www.jugendfotos.de

«I

ch liebe helles Licht», sagt Anja

Andere Sinne werden wichtiger.

23


es wird dunkler der Blindenhund, der sie seit mehr als fünf Jahren um viele Hindernisse lenkt. «Ich gebe dem Hund Kommandos auf Italienisch, er führt mich dann, wohin ich will.» Neue Wege lernt das Team schnell auswendig «und mit einem guten Wegbeschrieb und der Mithilfe von Passanten finde ich mich auch auf einem unbekannten Weg zurecht», so Reichenbach.

Die Zollikoferin, die auch an der Miss-HandicapWahl teilnahm, fährt in ihrer Freizeit gerne mit dem Tandem − einer Spezialanfertigung − vorne der Pilot, hinten sie. Nicht einfach zu beantworten ist die Frage für Anja, inwiefern sich ihr Alltag von jenem einer sehenden Person unterscheidet, denn für sie ist ihre Behinderung seit jeher normal. Im Gespräch werden dennoch Unterschiede deutlich. «Um eine SMS lesen zu können, muss ich das Handy nahe ans Gesicht halten. Am Computer arbeite ich mit einem Vergrösserungsprogramm, das mir das Geschriebene vorliest, zudem ist mein Mauszeiger riesig und grün.» Parallel zur Erblindung von Anja Reichenbach verläuft der vermehrte Gebrauch der anderen Sinne. Sie verlasse sich etwa mehr auf ihr Gehör.

Den ersten Eindruck einer Person bildet sich Anja Reichenbach nicht aufgrund des Äusseren, sondern eher durch Stimme, Gangart, Geruch, Gefühl und Wirkung der Person. «Einmal spürte ich, dass mit einer Person etwas nicht stimmte», erzählt sie, «mein Umfeld glaubte mir das zuerst nicht,

TANGO-FACTS Retinis pigmentosa Von der verebrbaren Krankheit Retinitis pigmentosa sind weltweit ungefähr drei Millionen Menschen betroffen. Die Erkrankung tritt meist bereits im Jugendalter auf, der Krankheitsverlauf bis zur Erblindung zieht sich über Jahrzehnte hinweg, was für die Betroffenen eine prsychische Herausforderung darstellt. Vererbt wird die Krankheit auf verschiedene Arten. Die Netzhaut oder auch Retina wird zurückgebildet, dies hat Nachtblindheit, eine Störung des Farbund Kontrastsehens und die Einschränkung des Gesichtsfeldes zur Folge. Die Protagonistin im Text sieht nur noch alles, was sich direkt vor ihr befindet, in der Nacht sieht sie gar nichts. Die Krankheit kann mit den heutigen medizinischen Methoden nicht beeinflusst werden. Erforscht wird, ob eine Art Prothese die Funktionen der Netzhaut ersetzen kann.

24


da sie ihre wahre Seite mit dem Äusseren kaschieren

ist es unangenehm, wenn man weiss, dass alle

konnte.» Später zeigte sich, dass Anja Reichenbach tat-

mit dem Finger auf einen zeigen.» Als Seh-

sächlich recht gehabt hatte. Dank ihrem Hund kommt sie

Viele sind verklemmt.

gut mit Unbekannten ins Ge-

behinderte werde sie oft in eine Schublade geschoben. «Wenn sie dann merken, dass

spräch. «Wenn ich neue Leute kennen lerne, sind sie oft

ich nicht herumtappe wie ein Maulwurf und

unsicher im Umgang mit mir, sie wissen nicht, wie man

nicht in ihr Bild passe, glauben sie, ich sei eine

mit einer Sehbehinderten umgeht. Ich versuche ihnen

Simulantin.»

dann die Angst zu nehmen.»

Den Kontakt mit anderen Sehbehinderten

Anja Reichenbach mag die spontanen Gespräche.

bezeichnet Anja Reichenbach als bereichern-

Leider bemerke sie häufig, dass sie im öffentlichen

den Austausch. Ganz zu dieser Blindenwelt

Raum beobachtet und vor allem von Jungen nicht an-

wollte sie aber als Kind nicht gehören. Im

gesprochen wird. «Wenn ich in Bern am Bahnhof stehe,

Gespräch nennt Anja Reichenbach die Gesellschaft der Sehbehinderten einen «Blindenkuchen», der ihr nicht viel sage. «Viele sind verklemmt und auf ihre Rechte fixiert, ich finde es nicht gut, wenn junge Sehbehinderte wie 60-Jährige durch die Welt gehen.» Sie glaubt, dass Sehbehinderte sich aktiv in die Gesellschaft integrieren müssen. «Ich will keine Sonderbehandlung», sagt sie mit Überzeugung.

Nicht alle gehen so locker mit ihrem Leben um, Sehende und Sehbehinderte. Anja Reichenbach lässt sich nicht unterkriegen, sie sagt, was sie denkt. Für viele ist ihr Schicksal dennoch unvorstellbar. Diesen Bericht wird Anja Reichenbach nur mit grosser Anstrengung, einer Lupe und viel Licht lesen können.

Elias Rüegsegger, 20, aus Homberg, besucht das Gymnasium Thun Seefeld. «Ich bin ein kritischer, zweifelnder, realistischer Optimist, der sich gerne weiterführende Gedanken macht. Ich suche Lösungsansätze, damit ich nicht verzweifle, oder flüchte mich in die Ironie.» Das Porträt über Anja Reichenbach ist zuerst auf der Jugendseite des Thuner Tagblatts veröffentlicht worden.

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Die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen! Bachelor of Science an der FHS St.Gallen Betriebsökonomie in General Management, International Management oder Wirtschaftsinformatik Pflege in Management und Public Health oder Clinical Nursing Soziale Arbeit mit Studienrichtung Sozialarbeit oder Sozialpädagogik Weitere Informationen und Informationsanlässe FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Tel. +41 71 274 36 40, bsc@fhsg.ch, www.fhsg.ch/bachelor

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gedicht

Angsthase. Hippie. Leseratte. Morgenmuffel. Computerfreak. Tussi. Nachteule. Alternativer. Schuhfetischist. Goth. Sportskanone. Diva. Loser. Bücherwurm. Klassenclown. Nerd. Schickimicki. Leader. Arschkriecher. Streber. Schlappschwanz. Punk. Zappelphilipp. Macho. Emo. Sonnenschein. Dampfwalze. Frechdachs. Brillenschlange. Hänger. Gigolo. Stinkstiefel. Hobbyloser. Ulknudel. Eigenbrötler. Spagettifresser. Aussenseiter. Shopaholic. Spassbremse. Ausländer. Lebenskünstler. It-Girl. Anders ist erst interessant.

Nicole Metzler, 21, aus Wil, studiert Sozialarbeit an der Fachhochschule St.Gallen. Sie liebt es, «wenn mich ein Buch in den Bann zieht und mir neue Denkanstösse vermittelt».

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Büro für Kommunikationsdesign FHNW

Die Fachhochschule Nordwestschweiz eröffnet Perspektiven.


kurzgeschichte

Nummer 14 Er stellte die StiefmUtterchen direkt unter das Holzkreuz, auf dem mit schwarzen Buchstaben ihr Name stand. Und jene fUrchterlichen Zahlen, die ihren Tod bestAtigten und die das Ganze so verdammt endgUltig machten. Céline Tapis

A

ls der nächste Halt angesagt wur-

Holzkreuz, auf dem mit schwarzen

de, vergewisserte er sich noch

Buchstaben ihr Name stand. Und

einmal, ob er alles bei sich hatte.

die Daten. Jene fürchterlichen Zah-

Er konnte selber nicht verstehen, woher die

len, die ihren Tod bestätigten und

ständige Angst kam, etwas vergessen oder gar

die das Ganze so verdammt endgül-

verloren zu haben. Aber wo immer er auch

tig machten.

einen Ort verliess, verspürte er den Drang,

Die

Strassenlaternen

schie-

seine Manteltaschen abzutasten und mehre-

nen uralt zu sein. Das Glas war so

re Kontrollblicke zurückzuwerfen. Nicht sel-

gelb, dass das Licht trotz moderner

ten suchte er nach seiner Brieftasche, die er

Energiesparlampen

in der Hand hielt, oder nach seinem Mobilte-

licht wirkte. Die Nummer 14 kam,

lefon, das er gerade für ein Telefongespräch

und er ging daran vorbei. Er lief bis

benutzte.

zur Nummer 2 und noch weiter, bis

wie

Kerzen-

Zum vierten Mal richtete er den Kragen

in einer anderen Strasse die Haus-

seines Wintermantels, bevor er durch die

nummern bei 30 begannen. Er zähl-

auseinandergleitende Glastür in die beissen-

te rückwärts, während er die Stra-

de Kälte hinaus trat. Die Haltestelle war leer.

ssen entlang rannte. Immer weiter,

Einzig die Spuren im Schnee verrieten, dass

weit fort von der Nummer 14, dem

vor ihm schon jemand da gewesen war. Er

Haus mit dem grossen Garten, wo

steckte die Hände in die Taschen und warte-

er als Kind stundenlang gespielt hatte.

te darauf, dass die Lichter der Strassenbahn um die nächste Ecke bogen. Erst dann überquerte er die

Nun lag Schnee auf ihrem Grab.

Haus mit dem grossen

Kel-

ler, wo man

Fahrbahn.

Obschon er sich seit Kindertagen in diesem

Weit

fort von dem

wunderbar

Verstecken

spielen

Quartier zurechtfand, zählte er jeweils von

konnte und wo seine Grossmutter in

Hausnummer zu Hausnummer rückwärts.

Marmeladegläsern

Nummer 14. Vierzehn wie das Geburtsdatum

aufbewahrt hatte. Weit fort von dem

Céline Tapis, 20, aus Birsfelden,

seiner Grossmutter. Vierzehn wie die Anzahl

Haus mit den grossen Räumen, wo

macht eine Ausbildung zur Buch-

Tage, die vergangen waren, seit er zum aller-

Grossvaters Bücherregale bis an die

händlerin in Basel. Sie versucht

letzten Mal ihre Hand gehalten und ihr zuge-

Decke reichten. Weit fort von dem

täglich, eine «gute Mischung aus

hört hatte, wie sie abermals das schöne Wetter

Haus, in dem eigentlich alles gross

fröhlicher

erwähnte. Nun lag Schnee auf ihrem Grab.

und wunderbar war und er alles mit

guter Organisation» zu finden.

Köstlichkeiten

Er hatte heute Stiefmütterchen hinge-

der Zeit in Verbindung brachte, als

stellt. Eigentlich hatte er sie eingraben wollen,

er noch nicht wusste, dass Abschied

er hatte allein deswegen eine Schaufel gekauft.

weh tut und endgültiger Abschied

Doch die Erde war gefroren und er nicht in der

einem das Herz zerreisst.

Stimmung, viel Kraft aufzuwenden. Also hat-

Nun lag Schnee auf ihrem Grab.

te er sie einfach hingestellt. Direkt unter das

Unüberlegtheit

und

29


report

«Wir haben überlebt» Was machte der Völkermord in Ruanda mit den Kindern, die überlebten? Matthias Thoelen und Isabell Wüst reisten in das Land und sprachen mit jungen Menschen, die zu verzeihen versuchen.

Isabell Wüst (Text) und Matthias Thoelen (Fotos)

E

s gibt einen Satz, den Emmanuelle nicht vergessen wird: «Der Junge bekommt nichts zu essen, er wird

sowieso bald sterben.» Heute ist Emmanuelle 24 Jahre alt, studiert an einer Finanz- und Bankschule und lebt in Ruandas Hauptstadt Kigali. Er ist nicht besonders gross, trägt Jeans und Hemd. Er läuft zur Seite geneigt und hinkt mit seinem linken Fuss. Bei der Begrüssung bemerkt man seine zwei gelähmten Finger. Es fühlt sich ein wenig seltsam an, seine Hand zu drücken. Emmanuelle weiss das, aber er lächelt dieses Gefühl einfach weg.

Heute ist Emmanuelle wieder im SOSKinderdorf in Kigali, allerdings nur als Besucher. Zehn Jahre hat er hier gelebt, mit acht Jahren wurde er hierhergebracht. Von wem, weiss er nicht. Er setzt sich auf das Sofa und erzählt in gebrochenem Englisch, wie er sich 30


TANGO-FACTS Völkermord in Ruanda Zur unmittelbaren Vorgeschichte der Gräueltaten gehörten die Angriffe der Tutsi-Rebellen aus Uganda. Sie kämpften gegen die Hutu-Regierung und wollten den Anspruch der Tutsi-Minderheit auf Teilhabe an der Politik durchsetzen. Als im Frühling 1994 das Flugzeug des ruandischen Präsidenten abgeschossen wurde, eskalierte der Konflikt. Innert weniger Monate töteten radikale Hutu etwa 800‘000 Tutsi sowie Hutu, die sich nicht an den Gräueltaten beteiligen wollten. Mehr als 250‘000 Frauen wurden vergewaltigt. Die Täter kamen aus den Reihen von Armee und Milizen, aber auch weite Teile der Zivilbevölkerung beteiligten sich an den Ausschreitungen. Das Massaker hielt an, bis es den TutsiRebellen gelang, ganz Ruanda zu erobern. Obwohl die UNO zu dieser Zeit Truppen in Ruanda stationiert hatte und es bereits Anzeichen eines geplanten Völkermordes gegeben hatte, konnten die Vereinten Nationen, die auf das Ausmass der Kämpfe kaum vorbereitet waren, nicht reagieren.

an den Völkermord erinnert, während die Vögel draussen in der Mittagswärme zwitschern.

Damals, vor 17 Jahren, lebte er mit seiner Familie in der Südprovinz von Ruanda. Als die Hutu-Milizen in das Haus seiner Familie eindrangen, töteten sie alle bis auf ihn. Hutu und Tutsi, die zwei grossen Völkergruppen in Ruanda, hassten und töteten sich damals bereits seit einem halben Jahrhundert. Der Frühsommer 1994 war der traurige Höhepunkt des Gemetzels, es starben zwischen 500‘000 und 800‘000 Tutsi – einer der grössten Massenmorde seit dem Zweiten Weltkrieg.

Nachdem sie auch seine Familie getötet hatten, schlugen die Milizen Emmanuelle, damals sieben Jahre alt, mit einem Hammer auf den Kopf und verletzen ihn am Arm und am Bein. Die Täter liessen ihn liegen, vermutlich dachten sie, er sei tot.

Emmanuelle, 24 31


«wir haben überlebt» Ein Mann nahm den verletzten Jungen auf, doch Emmanuelle verliess nachts das Haus, um zum Heimatdorf seiner Mutter zu laufen. Er hoffte, Familienangehörige zu finden. Wegen seiner Verletzungen brauchte er drei Tage. Als er in dem Dorf ankam, war niemand da. Es wirkte wie ausgestorben.

Wieder bot ein alter Mann ihm Obdach. Niemand hatte bis dahin Emmanuelles Verletzungen behandelt. Dann fiel der Satz, an den er sich noch heute erinnert: Er werde sowieso bald sterben, darum kriege er nichts zu essen.

Eine Woche später suchen Helfer nach Überlebenden des Massenmords und bringen Emmanuelle in ein Krankenhaus, später kommt er ins Kinderdorf. Emmanuelle sagt, er versuche, mit der Vergangenheit abzuschliessen. Er habe den Hutu verziehen, obwohl ihn seine Verletzungen immer an den Genozid erinnern werden. «Wenn ich Kopfschmerzen habe, dann kommen auch die Er-

Wie verzeiht man den Mördern seiner Eltern?

innerungen wieder hoch, und ich fühle mich schlecht. Oder wenn ich meine Freunde sehe, die mit ihren Armen und Beinen Sachen machen können, die ich nicht kann, sehne ich mich danach, gesund zu sein.»

Er träumt davon, später eine eigene Firma zu gründen und Kinder zu haben. Er lacht, wenn er davon erzählt, und in seinen Augen

sechs und Claudine noch nicht ganz zwei Jahre alt, sie

sieht man die Vorfreude auf all das, was noch

lebten mit ihren Eltern im Süden Ruandas.

auf ihn zukommt.

Vestine musste mit ansehen, wie ihrer Mutter die

Eine Autostunde von Kigali entfernt gibt

Kehle aufgeschnitten und ihrer kleinen Schwester mit

es seit 1997 das zweite von vier SOS-Kinderdör-

einer Machete das Gesicht in zwei Teile geschnitten

fern in Ruanda. Jedes Haus hier in Byumba

wurde, quer über die Nase. Ihre Stimme ist kaum mehr

hat einen kleinen Garten, in dem die Familien

zu verstehen, sie starrt auf den Betonboden und hat

ihr eigenes Gemüse anbauen, eine Terrasse,

Tränen in den Augen.

eine Küche, einen Wohnraum, ein Badezimmer, zwei Schlafräume und das Schlafzimmer für die Pflegemutter.

In einem von den insgesamt 15 Familienhäusern lebten früher auch Vestine, 23, mit ihrer Schwester Claudine, 18. Claudine hat gerade die Schule beendet, sie will Management studieren, heiraten und Kinder bekommen. Sie will unabhängig sein, das ist ihr wichtig. Vestine hat letztes Jahr ihren Bachelor in Wirtschaft gemacht und ist derzeit auf Jobsuche.

Als Vestine den Wohnraum des kleinen Gästehauses betritt, lächelt sie schüchtern. Ihre Stimme wird ganz leise, als sie erzählt, dass ihre Eltern getötet und ihre Schwester schwer verletzt wurden. Vestine war damals

Vestine, 23 32


Vestines linke Hand wurde mit einer Ma-

Vestine besucht ihre Mutter häufig, die zehn Kin-

chete abgehackt, den Stumpf versteckt sie, so

der, die derzeit bei Providence leben, sind wie Geschwis-

gut es geht, unter ihrer Jacke. Die Narbe im

ter für sie. Alle rennen herbei und begrüssen sie herz-

Gesicht ihrer Schwester ist gut verheilt. Nur

lich, wenn Vestine kommt. Als Vestine im Wohnraum

Vestine hat gesehen, wie ihre Eltern getötet wurden.

ihres alten Zuhauses sitzt, ist ihre Stimme nicht mehr

manchmal, wenn ihre Brille etwas verrutscht,

Ruanda, genau wie Emmanuelle. «Huti und Tutsi leben

sieht man die Narbe noch.

zwar zusammen», sagt Vestine, «aber es ist schwer, mit

Pflegemutter Providence hat die beiden aufgezogen. Über der Tür im Wohnraum

leise. Sie lacht über ihre kleinen Geschwister, sie vergisst sogar, ihren Arm unter der Jeansjacke zu verstecken.

Die beiden Schwestern wünschen sich Frieden für

jemandem zusammen zu leben, der deine Eltern getötet haben könnte.»

hängt eine gerahmte Collage. Sie klettert auf einen Stuhl und zeigt den Bilderrahmen stolz.

Isabell Wüst, 18, schliesst dieses Jahr die Schule ab. Wie es da-

Es ist eine Auszeichnung, eine Urkunde für

nach genau weitergeht, weiss sie noch nicht. Aber die Rich-

Mütter, gebastelt von ihren nun erwachsenen

tung steht fest: Journalismus oder ein anderer Medienberuf.

Kindern. Sechs Einzelfotos von Jugendlichen und ein Foto von Providence in der Mitte, auf Kinyarwanda steht dort: «Danke, dass du so eine tolle Mutter bist.» Sie wischt noch ein-

Matthias Thoelen, 22, möchte Politik studieren und weiter

mal mit der Hand über den etwas verstaubten

fotografieren. Derzeit fotografiert er Sozialwohnungen, zuvor

Rahmen, klettert wieder auf den Stuhl und

arbeitete er in Irland und auf dem Balkan.

hängt die Collage an ihren Platz.

33


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In der Mittagspause auf die Achterbahn

In der Mittagspause eine der vielen Shows geniessen oder doch lieber eine rasante Fahrt wagen? Welcher Praktikant kommt schon in den Genuss, sich solche Fragen zu stellen? Christina Nissen

M

ein halbjähriges Praktikum in der Unternehmenskommunikation des Europa-Park beginnt vor Saisonstart. Der Europa-Park

ist noch geschlossen, es ist ruhig. Beim Spaziergang in der Mittagspause sehe ich nur die Gärtner und Handwerker, die fleissig dabei sind, alle Themenbereiche für die grosse Eröffnung frühlingshaft herzurichten.

Durch die vielfältigen Aufgaben bin ich aktiv am Geschehen beteiligt und kann eigene Ideen und Vorschlä-

Meine erste Aufgabe besteht also darin, die über

ge einbringen, sodass es nie langweilig wird. Zeitungen

hundert Attraktionen und Shows des Europa-Park und

müssen gelesen werden, um die tagesaktuellen Veröf-

das riesige Arbeitsumfeld näher kennenzulernen. Un-

fentlichungen herauszusuchen, allgemeine Anfragen

ternehmenseigene Werkstätten, Hotels, Tagungsräume,

an die Unternehmenskommunikation werden bearbei-

Attraktionen oder eine eigene Kleiderkammer – ich komme aus dem Staunen nicht heraus.

Erster

Saisonhöhepunkt

ist

eine Pressekonferenz, an der über

Hier steht das Rad nie still.

tet oder Gewinnspielkooperationen betreut. Dabei erstelle ich Gewinnspiel-Angebote, führe Layout-Korrekturen durch und koordiniere die Integrationen des Europa-Park in

400 Medienvertreter teilnehmen, um sich über die Neu-

den Medien weitgehend selbständig. Als Teil der Un-

heiten der Saison und Attraktionen in Deutschlands

ternehmenskommunikation gehört es selbstverständ-

grösstem Freizeitpark zu informieren. Als Praktikantin

lich auch dazu, eigene, kreative Beiträge zu verfassen.

der Unternehmenskommunikation werde ich voll mit-

Kleinere Fotoaufträge, das Betreuen besonderer Gäste

eingebunden: Organisation des Events, Presseakkredi-

der Unternehmerfamilie Mack oder anderer berühm-

tierungen und Betreuung der Journalisten – Aufgaben,

ter Persönlichkeiten auf einer Führung durch den Park

die mir grossen Spass bereiten, mir aber auch so einiges

bringen dabei stets genügend Abwechslung in das Prak-

abverlangen. Denn das Rad steht im Europa-Park nie

tikantenleben. So komme ich jeden Morgen gerne zur

still. Mit mehr als 1200 Veranstaltungen pro Jahr gibt

Arbeit. Mein Arbeitstag beginnt um 8 Uhr und endet

es manchen Pressetext zu schreiben. Also muss ich im

gewöhnlich um 17 Uhr. Bei besonderen Veranstaltun-

Vorfeld recherchieren und mich in neue Themenfelder

gen wie dem Miss Germany-Finale oder der Halloween-

einarbeiten.

Party bin ich auch mal abends oder am Wochenende im Einsatz.

TANGO-FACTS

Es ist Ende August, mein Praktikum neigt sich dem Ende zu. Ich habe erstmals einen Einblick in die Arbeits-

Praktikum im Europa-Park

welt bekommen und beende das Praktikum mit der Fest-

Wenn du an diesem attraktiven und vielseitigen Praktikum interes-

stellung, viele Erfahrungen gesammelt und mir wichti-

siert bist, dann sende deine vollständigen Bewerbungsunterlagen

ge Fähigkeiten für die Zukunft angeeignet zu haben.

an: Europa-Park GmbH & Co., Freizeit- und Familienpark Mack KG, Personalabteilung, Frau Birgit Bachimont, Europa-Park-Strasse 2, D-77977 Rust. Oder du schickst deine Bewerbung per E-Mail an: jobs@europapark.com. Für telefonische Rückfragen steht dir die

Christina Nissen, 22, aus Freiburg, mag Sport

Personalreferentin Birgit Bachimont unter der Telefonnummer

und Reisen. «Ich bin eine kontaktfreudige Per-

0049 (0)7822/77-15420 gerne zur Verfügung.

son und brauche Aufgaben, die mich fordern und fördern.»

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Gewinne mit tango einen Eintritt in den Europa-park F端r dich und vier Freunde!

Der Puls rast, das Adrenalin schiesst in die Adern, das Herz pumpt wie verr端ckt: Der 73 Meter hohe Silver Star hat es in sich. Wenn dir das nicht reicht, kannst du auf der Wasserachterbahn Atlantica SuperSplash auf den Spuren portugiesischer Seefahrer wandeln, mit dem Matterhornblitz um die Ecken zischen oder dich mit dem blue fire-Megacoaster powered by Gazprom in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultieren. 2012 lockt die neue 35 Meter hohe Holzachterbahn Wodan-Timburcoaster, die mit zwei weiteren Bahnen des Parks verbunden ist. Gigantisch!

Beantworte unsere Quizfrage und gewinne f端r dich und deine Freunde einen unvergesslichen Tag im Europa-Park, dem beliebtesten Freizeitpark der Schweizer.

Nach welchem germanischen gott ist die neue holzachterbahn benannt? A POSEIDON B APOLLO C WODAN D SHIVA Sende das L旦sungswort an redaktion_tango@hotmail.com. Einsendeschluss ist 30. April 2012. Der Gewinner wird ausgelost und direkt benachrichtigt.

Verdopple deine Gewinnchance und beantworte eine weitere Quizfrage auf www.tango-online.ch 37


interview

Frisch von der Insel

Dennis Furrer alias Phenomden ist der erfolgreichste Schweizer Reggaesänger. Mit tango sprach er über seine fünfzehnmonatige Reise nach Jamaica, die ihn zu seinem neuen Album «Eiland» inspiriert hat. Roberta Fischli Phenomden, wie würdest du «Eiland» beschreiben? Uff, das ist schwierig. Es ist melodiös, weil ich für

te. Als ich dann wieder Wörter wie «please» und «thank

meine Verhältnisse viel singe. Ausserdem ist es unge-

you» benutzte, lachten die Leute über meine Überkor-

schliffener und rauer als die vorhergehenden Alben, ich

rektheit.

habe manchmal einen Song einfach stehen lassen. Ich empfinde es als freier, weniger kopflastig.

Musstest du dich nach deiner Rückkehr wieder an die Schweiz gewöhnen?

Hattest du bei deinem Aufbruch nach Jamaica einen Plan, oder bist du unvorbereitet losgereist?

Zurückzukommen fand ich sehr schön. Mühe hatte ich mit kleineren Dingen. Ich hatte mich an die Musik

Ich wollte Musik machen, lernen und danach ziemlich

gewöhnt, die in Jamaica an jeder Ecke ist. Als Künst-

schnell ins Studio, um meine Songs aufzunehmen. Die-

ler wirst du dadurch ständig angeregt. In den Bars dis-

sen Plan habe ich aber nach einigen Wochen verworfen.

kutiert man über neue Songs, auf dem Weg ins Studio

Ich war noch nicht bereit, ich musste zuerst das Land

schnappst du Dinge auf, machst Witze, nimmst alles mit.

sehen und erleben. Deshalb habe ich auch angefangen, auf Englisch zu singen und zu schreiben. Wenn du auf Schweizerdeutsch singst, finden die lokalen Musiker das zwar cool, aber auf gleicher Ebene zusammenarbeiten kann man nicht.

auf

Foto: One Drop

Auf dem Album singst du aber ausschliesslich

Schweizer-

deutsch. Wie war es, dich nach dieser Erfahrung wieder in deiner Muttersprache auszudrücken? (Lacht) Es war eine Umstellung. Als ich für den Zivildienst in der Velowerkstatt in Zü-

In der Schweiz ist es klinischer. Im Studio musst du dich

rich arbeitete, wurde ich immer wieder von Leuten ge-

zuerst einmal in die richtige Stimmung bringen. An der

fragt: «Phenom, machsch wider mal e CD?» Mir wurde

Schweiz schätze ich dafür anderes. Die Sicherheit, zum

bewusst, dass ich hierhin gehöre und dass ich mein Al-

Beispiel, und das Vertrauen.

bum für die Menschen hier machen wollte. Du gehörst mit deinen kritischen Texten einer MinWie hat Jamaica dein Bild von der Schweiz

derheit an. Viele Musiker scheuen vor gesellschafts-

geprägt?

politischen Themen zurück, weil sie fürchten, Zuhö-

In der Schweiz sind die Menschen sehr höflich. Wir

rer zu vergraulen.

sagen immer «bitte» und «danke», in Jamaica ist das

Es gab schon Konzertveranstalter, die verlangten,

anders. Wenn man in einer Gruppe unterwegs ist und

dass ich gewisse Songs auslasse. Aber darüber ver-

nach Hause gehen möchte, geht man einfach. Auch der

handle ich nicht. Wenn ich «Bis dankbar für jede Tag»

Umgangston hat mich anfangs ziemlich erschreckt, bis

singe, dann singe ich das auch für mich. Damit ich nicht

ich mich dabei ertappte, dass ich mich auch so verhal-

vergesse, was wirklich wichtig ist.

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Roberta Fischli, 21, aus Zürich, studiert Politikwissenschaften und Geschichte an der Universität Zürich und freut sich auf ihr Austauschsemester in Kopenhagen. Roberta liest gerne, zurzeit Rousseaus

Gesellschaftsvertrag.

Und sie singt gerne, nur hat leider noch niemand ihr Talent entdeckt.

Foto: Elia Salomon

Schaue dir das Video «Eiland» auf www.tango-online.ch oder auf www.facebook.com/tango-online an. Oder gewinne eine Gratis-CD von Phenomden und schreibe bis zum 30. April eine E-Mail an redaktion_tango@hotmail.com, Stichwort «Eiland».

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Naturwissenschaften an der Universität Zürich innovativ, interdisziplinär, zukunftsgerichtet Bachelorstudiengänge

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10. März 2012 Informationstag für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrpersonen Universität Zürich, Campus Irchel, Winterthurerstrasse 190, 8057 Zürich Mehr Infos: www.mnf.uzh.ch


interview

Der Pokerspieler Stefan Huber ist einer er besten

Pokerspieler der Welt. Im Interview spricht er über seinen ungewöhnlichen Studentenjob.

Interview: Oscar Tognini Wie bist du zum Pokern gekommen? Ein WG-Kollege hat mich vor einigen Jahren ins Spiel eingeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich nur Five Card Draw, und

es auf der PokerStrategy-Website

dieses Spiel gefiel mir nicht besonders. Erst

ein Quiz, bei dem man sich ein Gut-

als ich dann Hold’em entdeckte, fand ich Ge-

haben erspielen konnte. So begann

fallen daran.

alles.

Viele Online-Spieler kamen durch Videogames zum Pokern. Hast du auch einen

Wie schützt du dich davor, spielsüchtig zu werden?

Natürlich spielte ich auch Videogames,

ma passe ich wohl nicht rein, denn

aber keines davon wirklich regelmässig. Al-

ich habe neben dem Pokern so viel

lerdings haben wir zu Hause oft gejasst oder

anderes zu tun, dass ich mir keine

Gesellschaftsspiele gespielt. Und an der Kanti

Sorgen mache. Ich kann gut einen

habe ich gerne Schach gespielt. Wie hat deine Online-

In ein klassisches Suchtschema passe ich wohl nicht rein.

Karriere begonnen? Ich habe nie Geld bezahlt. Allerdings gab

Monat ohne Poker auskommen, aber freue mich doch immer wieder darauf, weil

ich das Spiel so sehr mag. 41

Foto: Martina Basista

In ein klassisches Suchtsche-

Game-Hintergrund?


der pokerspieler

Am Glück allein kann es nicht liegen. Was macht dich zu einem Weltklassespieler? Entscheidend ist einerseits die nötige Aggressivität, vor allem in den späten Phasen eines Turniers, andererseits verfüge ich über ein gutes Gespür für geeignete Spots. Das können 3-Bet-, 4-Bet- oder gar 5-Bet-Situationen sein, in denen man viele oder sogar alle seine Chips Die meisten Pokerspieler scheinen ziemlich ausgeNa ja, ich finde, es ist wichtig, dass man ein aus-

Der Einstieg in das richtige Live-Poker, bei dem es um sehr hohe Beträge geht, hat schon seine Zeit gedau-

riskieren muss. flippte Typen zu sein …

War der Umstieg zu Live-Poker eine besondere Herausforderung?

ert. Ich habe mit kleineren Turnieren in der Schweiz

Wichtig ist, dass man sich mit dem Spiel auseinandersetzt.

geglichenes Leben führt,

begonnen. Hörst du Musik, während du pokerst?

um Hochs und Tiefs zu verarbeiten. Denn selbst als gu-

Ich höre meistens Indie, Alternative, Pop, Elektro

ter Spieler kann man über mehrere Wochen oder gar

oder Techno. Da ich an einem Live-Turnier bis zu zwölf

Monate verlieren und darf deshalb nicht in Selbstzwei-

Stunden am Tisch sitze, hilft mir Musik, mich besser

fel verfallen. Um längerfristig auf hohem Niveau spie-

konzentrieren zu können. Es gibt natürlich auch Pha-

len zu können, ist es zentral, dass man nicht aus Zwang,

sen, wo man kaum spricht oder schlechte Karten hat –

sondern aus Freude am Spiel pokert.

dann ist Musik ideal gegen die Langeweile.

Kannst du dein Turnierspiel grob umreissen? Ist Aggression der Schlüssel zum Erfolg?

Welches war bisher dein spannendstes Turnier? Eindeutig die World Series of Poker 2011 in Vegas.

Aggression ist einer von vielen Faktoren – jedenfalls

Ich spielte während sieben Tagen jeweils zehn bis zwölf

sollte es sich um gezielte, kontrollierte Aggression han-

Stunden gegen 7000 Mitspieler und war sehr nahe dran

deln. Ich versuche, von den Mitspielern möglichst viele

am totalen Triumph. Die Atmosphäre und die Span-

komplizierte Entscheidungen zu erzwingen, so häufen

nung am letzten Tag waren einmalig!

sich deren Fehler. 42


Du hast einmal einen Überfall im Casino erlebt. Was ging da genau ab? Zunächst hatten wir keine Ahnung, was passierte. War es ein Überfall, war es ein Amoklauf ? Es entstand eine Massenpanik, und jeder schaute nur noch auf sich selbst und stürmte so schnell wie möglich auf die Notausgänge zu. Es war schon ziemlich verrückt ... Hast du einen kleinen Tipp für Leute, die neu ins Pokern einsteigen wollen? Man sollte nicht das schnelle Geld erwarten, denn man muss sehr viel Zeit investieren, um erfolgreich zu sein. Wichtig ist, dass man sich mit dem Spiel auseinandersetzt und es zu lieben beginnt. Was machst du in deiner Freizeit, wenn du einmal nicht pokerst? Ich spiele seit fünfzehn Jahren Badminton, inzwischen in der Nationalliga B. Ausserdem lese ich viel, gehe gerne an Konzerte und reise sehr oft. Zwei daraus resultierende Hobbys sind Tauchen und Fotografieren. Was hat sich in deinem Leben durch die Erfolge im Pokern verändert? Der grösste Vorteil ist, dass ich viel mehr Freiheiten und Möglichkeiten habe. Die häufigen Reisen gehören wohl zu den schönsten Dingen, die ich dadurch erfahren kann. Auch gehe ich häufiger auswärts essen und lade dann auch meine Kollegen ein; ich bin mir ja bewusst, dass meine Uni-Kollegen für 25 Franken pro Stunde arbeiten, während ich am Computer ungleich mehr verdiene und auch noch Spass dabei habe.

TANGO-FACTS Stefan Huber Der Geographie-Student begann 2007, Unter den Nickna-

Eigentlich bist du ja Student …

men «I’am_Sound» und «YrrsiN» Online-Turniere zu spielen.

Wenn alles gut kommt, habe ich nächstes

2009 nahm er an den ersten Live-Turnieren teil und spielte

Semester endlich meinen Bachelor in Geogra-

seither Turniere in Monte Carlo, Berlin, Wien, Barcelona und

phie und Politikwissenschaft in der Tasche.

Las Vegas. Mittlerweile hat er 7000 Online-Spiele und 150 Live-Turniere bestritten und mehrere 100‘000 Franken Preis-

Und dann? Pokerprofi als Lebensziel?

gelder eingestrichen. 2010 sahnte er allein auf den Bahamas

Nein, ganz sicher nicht. Ich möchte wieder

300‘000 US-Dollar ab.

etwas an die Allgemeinheit zurückgeben, Poker ist ja nicht gerade ein soziales Konzept. Mein Wunsch ist es, ca. 70 Prozent an einem Projekt oder als selbständiger Fotograf zu

Oscar Tognini aus Heerbrugg macht gerne mit

arbeiten und nebenbei noch ein wenig zu po-

Freunden ab, spielt leidenschaftlich Faustball

kern, sofern ich immer noch Freude am Spiel

und interessiert sich für Computer, weshalb

habe.

er sich ein Informatikstudium vorstellen kann.

43


report

Brautschau in China Damian Isler nimmt an einer Partnervermittlungs-Show im chinesischen Fernsehen teil. Mit Charme, Schokolade und Holzkühen kämpft er um die Gunst der Kandidatinnen. Wird er die grosse Liebe finden? Ein Erlebnisbericht.

Damian Isler

D

rei Frauen stehen vor mir, Hunderte Augen im Studio auf mich gerichtet, Millionen zu Hause am

Fernseher. In der Mitte meine Herzensdame, Zhao Ruixue, die aber mein Licht ausgelöscht hat. Links davon Zuo Tengai, auf der rechten

ist dann für die Zuschauer, nicht aber für die

Seite Jin Hanna, beide haben grünes Licht

Kandidatinnen sichtbar. Anschliessend kön-

bekundet. Die Werbepause ist fast vorbei,

nen die Frauen mit einem Lichtschalter ihr

die Entscheidung muss in

Gefallen bekun-

wenigen Sekunden fallen.

den. Behält der

Dann kommt die Regisseu-

Kandidat in der

rin auf mich zu.

ersten Runde 22

China ist eine Fern-

oder mehr Lich-

sehkultur. In vielen Fami-

ter und hat er

lien gehört der laufende

am Ende Erfolg

Fernseher zur Kulisse des

bei

häuslichen

Kandidatinnen,

Alltags.

Ob-

wohl die chinesische Be-

einer

der

gewinnen beide

völkerung sehr arm ist, sind 98 Prozent Fern-

sechs Tage Urlaub im Ägäischen Meer, das auf

sehzuschauer, das heisst rund 1,3 Milliarden

Chinesisch «Violinen-Meer der Liebe» heisst.

Menschen. Eine der populärsten Sendungen

Die Erfolgsquote der Männer ist tief. Für

ist eine Dating-Show namens «Fei Cheng Wu

die Frauen ist es keine leichte Entscheidung,

Rao», deren Kandidat ich bin.

sich für einen Kandidaten zu entscheiden und

44

Uns männlichen Kandidaten gegenüber

die Sendung zu verlassen. Denn für viele Kan-

sind 24 Frauen im Halbkreis angeordnet. Der

didatinnen ist die Show eine Plattform. Mit

Ablauf der Show ist immer der gleiche: Der

jeder Sendung und jedem Kommentar kön-

Kandidat kommt in einem Lift herunter und

nen sie sich vor einem Millionenpublikum

stellt sich mit Namen, Alter und Herkunft

profilieren. Zahlreiche Kandidatinnen haben

vor. Danach schaut der Kandidat in die Run-

die Show als Startrampe für eine Karriere als

de und gibt die Nummer seiner Herzensdame

Prominente genutzt und damit erheblich ihre

in einen Computer ein. Die gewählte Nummer

eigenen Interessen gefördert.


Endlich kam der grosse Tag. Zusammen mit Freunden fuhr ich

Es hat eine Weile gedauert und

von Schanghai nach Nanjing, der

komme ich hinunter, gleissendes

viel Ermutigung von Freunden ge-

Hauptstadt der Provinz Jiangsu

Licht, und ich beginne zu sprechen:

braucht, bis ich mich bereit fühlte,

und Sitz der Jiangsu Broadcasting

«Ich heisse ‹Grosser Reis› (mein chi-

mich bei der Show zu bewerben.

Corporation, um 15 Uhr sollten wir

nesischer Name) und komme aus

Die Sendung hat eine Vorliebe für

die Regisseurin Sang treffen. Die Re-

der Schweiz.»

einzigartige Teilnehmer, sei es auf-

gisseurin gab uns fünf Kandidaten

grund ihrer Fähigkeiten (Rezitieren

eine kurze Einführung.

Ich öffne die Büchse und werfe die Schokoladen in die Zuschauer,

von Gedichten aus der Tang-Dynas-

In den Minuten bevor es los-

die begeistert danach grabschen.

tie) und Berufe (chinesischer Bauer)

ging, stand mein Herz still. Ich hörte

Dann die Geschenke für die Mode-

bis zu Herkunft (vor kurzem war der

die

erste Tibeter in der Sendung). Rück-

das Publikum, die

blickend habe ich primär von mei-

Musik. Endlich ka-

ner Nationalität profitiert. Sie war

men die Kandidatinnn. Wir hatten

ratoren. Für die zwei Männer eine

mein Alleinstellungsmerkmal: der

vor der Sendung keine Möglichkeit,

Holzkuh

erste Schweizer in der Sendung.

Ich heisse «Grosser Reis». aus

dem

Heimatwerk.

die Frauen zu sehen. Nun gut, ich

«Kuh» und «cool» sind auf Chine-

Ich begann mich auf die Show

bin so weit gekommen, nun musste

sisch das gleiche Wort, und ich finde

vorzubereiten, indem ich ein Skript

ich es fertigbringen. Dann das Kom-

beide Moderatoren sehr cool, daher

mit Stichpunkten für mögliche Fra-

mando, die steile Leiter zum Lift

die Geschenke. Ein Buch über die

gen entwarf. Beispielsweise die Ein-

hochzusteigen. In der linken Hand

Schweiz für die Moderatorin.

stellung zu Frauen, die bereits Kin-

das Mikrofon, in der rechten Hand

Dann beginnt es richtig – ich

der haben, Fragen zur vergangenen

ein kleines Milchkesselchen voll von

muss die Nummer meiner Traum-

Beziehung und – in meinem Fall be-

Lindt-Schokolädchen, wummernde

frau eingeben (Nr. 13). Die Kandida-

sonders wichtig – Unterschiede zwi-

Musik im Hintergrund (Jean-Rochs

tinnen geben ihren ersten Eindruck

schen der Schweiz und China.

«Can You Feel It») – und langsam

ab – 24 Lichter nach der ersten

45

Foto: Marion Nitsch

Moderatoren,


Gesundheit Infoveranstaltung Bachelorstudiengänge Ergotherapie – Hebamme – Pflege – Physiotherapie Samstag, 31. März 2012 9:30 bis 13:00 Uhr ZHAW, Departement Gesundheit, Technikumstrasse 71, Winterthur Allgemeine Informationen zur ZHAW sowie Infostände, Präsentationen und Lernlabors der einzelnen Studiengänge

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brautschau in china

Runde. Dann beginnt die erste Fra-

Ich muss nun ein Licht aus-

gerunde. Viele Fragen zur Schweiz,

löschen, danach stehen mir

beispielsweise wieso wir trotz dem

die zwei Frauen gegenüber

hohen

nicht

– dazu kommt noch meine

dick seien. Ich kämpfe mit einer

Herzensdame. Es ist ein

sinnvollen Antwort, sage, einerseits

interessantes Bild, ausge-

gehen wir viel in die Berge, ande-

rechnet alle Ausländerin-

rerseits essen wir sonst wenig Fast

nen stehen mir gegenüber

Food.

– eine 33-jährige Japanerin,

Schokoladekonsum

Einfachere Fragen wie die, ob

die in Schanghai mit ihrem

ich Skifahren und die Kandidatin

Kind lebt, eine 22-jährige

darin unterrichten kann, beantwor-

koreanische Studentin aus

te ich schneller. Trotzdem werde ich

Guangzhou und meine Her-

je länger ich im Rampenlicht stehe,

zensdame, eine 25-jährige

desto nervöser. Langsam dämmert

Chinesin aus Shenyang im

es mir, dass ich im chinesischen TV

Nordosten des Landes.

bin und Chinesisch (Mandarin) die

Es ist eine schwierige

einzige Sprache ist, die hier verstan-

Wahl, und die Werbepause

den wird! Auch die Moderatoren

ist nur kurz. Die Regisseu-

Es dämmert mir, dass Chinesisch die einzige Sprache ist, die hier verstanden wird.

rin kommt auf mich zu und fragt mich, ob ich meine Entscheidung gefällt habe. Habe ich. Nun geht es weiter. Der Moderator fragt, ich gehe

Wir erhalten das Geld für den

auf die Koreanerin zu, nehme ihre

Zug oder Flug nach Hause. Die Ko-

Hand, und wir gehen zusammen

reanerin geht zurück ins Studio

stellen Fragen: Was sind Dinge, die

zur Treppe am Ende der Bühne.

zum

für Chinesen normal sind, aber wir

Wir drehen uns um, winken der

nicht viel Zeit, ganz schnell tau-

als Ausländer in China beeindru-

Menge zu.

schen wir unsere Handynummern

Kleiderwechseln.

Es

bleibt

ckend finden? Ich antworte, dass ein

Der Moderator wünscht uns

aus. Plötzlich finde ich mich alleine

Punkt der wahnsinnige Arbeitseifer

viel Glück, und schon sind wir aus

ausserhalb des Fernsehstudios an

der Chinesen ist. Ich springe von

dem Rampenlicht verschwunden.

einem Sonntagabend in Nanjing. Es

Frage zu Frage und hoffe, dass die

Das Team führt uns zu einem Sofa,

ist ein komisches Gefühl, aus dem

Redaktion meine vielen unklaren

nun folgt das Interview danach.

Rampenlicht zurück in der völli-

Satzteile nachher wegschneidet.

Wir wissen beide nicht, wie uns ge-

gen Einsamkeit. Ich versuche die

Es ist nicht einfach, viele Frau-

schieht, aber die Regisseurin gibt

Koreanerin anzurufen, erreiche sie

en sprechen sehr schnell. Obwohl

klare Anweisungen, wir sollen dar-

aber nicht. Ich beschliesse, ins Ho-

alle Mandarin sprechen, gibt es gro-

über sprechen, dass wir zusammen

tel zurückzugehen. Endlich klingelt

sse Unterschiede in der Betonung,

nach Griechenland fliegen werden.

mein Telefon, es ist die Koreanerin.

schliesslich kommen die Kandida-

Ich stammle ein paar Sätze, und

Sie habe erst jetzt ihr Telefon einge-

tinnen aus einem Gebiet, das dop-

schon ist auch dieser Teil wieder

schaltet, ob wir uns um 21 Uhr beim

pelt so gross ist wie Europa. Nach

vorbei. Im Hintergrund beginnt

Studio zum Abendessen treffen wol-

drei Runden kommt die Endphase.

Jean-Roch von neuem zu singen:

len? Abgemacht.

Ich habe nun noch drei Lichter, al-

«Can You Feel It»; der nächste Kan-

lerdings nicht meine Herzensdame.

didat ist an der Reihe.

Damian Isler ist nach Studienabschluss nach China gezogen, ohne Chinesisch sprechen zu können. Er lebt und arbeitet in Schanghai. Dieser (leicht gekürzte) Artikel ist zuerst in der NZZ am Sonntag erschienen.

47


beratung

Das Beratungsteam von «tschau.ch» beantwortet Fragen aus deinem Alltag und hilft weiter, wenn es in der Ausbildung oder mit Familie und Freunden Stress gibt. Ausbildung & Job

Abbrechen oder durchziehen? Ist es sinnvoll, nach meiner Lehre als Kaufmann noch eine andere Lehre zu absolvieren, z. B. als Informatiker? Was soll man tun, wenn man das Gefühl hat, sich für die falsche Berufsrichtung entschieden zu haben? Nach Lehrabschluss noch eine weitere Lehre zu absolvieren, macht beispielsweise dann Sinn, wenn man sich nicht vorstellen kann, in diesem Berufsfeld zu arbeiten. Manche machen aber auch eine weitere Lehre, weil sie zum Beispiel während der KV-Ausbildung bemerken, dass sie mit einem KV- und Informatikabschluss sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Übrigens unterscheidet man zwischen «Zweitlehre» und «Zusatzlehre». Die Zusatzlehre ist verkürzt; entscheidend ist, wie verwandt die beiden Lehren sind. Wenn man das Gefühl hat, dass man sich für die falsche Lehre entschieden hat, so gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man zieht sie trotzdem durch und weiss, dass man nach der Lehre ja nicht

Man unterscheidet zwischen Zweitlehre und Zusatzlehre.

unbedingt in diesem Beruf arbeiten muss und dass einem eine abgeschlossene Lehre Möglichkeiten für andere Weiterbildungen eröffnet. Oder man sucht sich eine andere Lehrstelle und bricht dann die aktuelle Lehre ab. Sollte man bereits im zweiten Lehrjahr sein, macht es mehr Sinn, die Lehre durchzuziehen und nach Lehrabschluss in die Richtung zu gehen, die man sich vorstellt. In deinem Fall solltest du deine aktuelle Situation in Ruhe mit einem Berufsberater besprechen.

48


TANGO-FACTS Auf der Beratungsplattform www.tschau.ch findest du viele Antworten, Informationen und Tipps zu den Themen Ausbildung und Job, Beziehung, Freizeit, Gesundheit, Multimedia usw. Wenn du keine Antwort findest, kannst du auf der Website deine persönliche Frage anonym stellen und erhältst innerhalb von drei Arbeitstagen eine Antwort. Mit deinem Einverständnis werden einzelne Fragen und Antworten auf tschau.ch veröffentlicht und im tango abgedruckt. tschau.ch wird von der Schweizer Kinder- und Jugendförderung Infoklick.ch betreut und finanziell unterstützt von der Gesundheitsförderung Schweiz, dem Bundesamt für Gesundheit sowie mehreren Kantonen.

Beziehung

Wann kann ich einen Schwangerschaftstest durchführen? Ich hatte vor zwei Wochen einen One-Night-Stand mit einem Typen, den ich nicht mal kannte. Zu dieser Zeit hatte ich meine Periode, aber da sie fast zu Ende war, hat es uns beide kaum gestört, zudem hat er ein Kondom benutzt. Dennoch habe ich Bedenken, dass das Kondom abgerutscht sein könnte oder dass er die Spermien irgendwie von Hand übertragen hat. Wann kann ich eigentlich einen Schwangerschaftstest durchführen? Die Schwangerschaftstests, die man im Supermarkt und in Apotheken oder Drogerien kaufen kann, zeigen in der Regel ab dem Tag ein verlässliches Resultat, an dem man eigentlich die Menstruation

Ich kannte den Typen nicht einmal.

bekommen sollte. Doch es ist ganz wichtig, dass man jeweils auch noch die Packungsbeilage liest. Dort steht, wie der Test genau gemacht wird und ab wann der Test ein verlässliches Resultat liefert – denn es gibt auch Tests, die beispielsweise ab dem zehnten Tag ein verlässliches Resultat anzeigen. Übrigens: Das Risiko einer Schwangerschaft ist in deinem Fall sicher klein. Einerseits, weil ihr Kondome benutzt habt und du ein Abrutschen des Kondoms wahrscheinlich bemerkt hättest. Andererseits, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man während der Menstruation schwanger wird, generell eher klein ist.

49


impressum Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 redaktion_tango@hotmail.com MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Roberta Fischli Damian Isler Kai Löffelbein Nicole Metzler Katja Müller Christina Nissen Malte Pietschmann Felix Reichert Elias Rüegsegger Adrian Schnaubelt Nicole Steinmann Céline Tapis Matthias Thoelen Oscar Tognini Adrian Weber Isabell Wüst Laura Zalenga Cornelia Zierhofer

tschau.ch

Rechte und Pflichten

Ausziehen von Zuhause? Ich bin 17 Jahre alt und habe grosse Probleme mit meinen Eltern. Deswegen spiele ich schon länger mit dem Gedanken,

Noch verdiene ich kein Geld.

mein Elternhaus zu verlassen. Da ich zur Schule gehe und kein Geld verdiene, würde mir nur das Kindergeld, das meine Eltern er-

halten, und mein Taschengeld zur Verfügung stehen. Darf ich allenfalls zu einem Verwandten oder einer Freundin ziehen? Rechtlich und finanziell sieht es so aus: Die Eltern sind bis zum Ende der Erstausbildung (aber spätestens bis zu deinem 25. Geburtstag) finanziell für ihre Kinder verantwortlich, das heisst für Unterhalt und Ausbildung. Rechtlich kann man von den Eltern jedoch nur finanzielle Unterstützung für ein externes Zimmer erwarten, wenn das Zuhause als «nicht zumutbar» angesehen wird. Die wahrscheinlich beste Möglichkeit wäre, wenn du deine Eltern davon überzeugen könntest, dass es für alle eine gute Lösung ist, wenn du ausziehst. Entscheidend ist also, dass sie merken, dass du auf der Suche nach Lösungen bist. Du könn-

Korrektorat

Peter Litscher

test zum Beispiel den Vorschlag machen, dass ihr es einfach

Gestaltung

Moni Rimensberger schwarzefeder.ch

einmal ein paar Monate versucht und dass du sie weiterhin

Bild

Titelseite totti, fotolia.com S. 10 nicoolay, istock.com; egal, istock.com; daniel.schoenen, photocase S. 11 urosr, istock.com; rubberball, istock.com; jgroup, istock.com S. 12 haykirdi, istock.com; ostill, istock.com S. 13 tropicalpixsingapore, istock.com S. 27 teresa guerrero, istock.com S. 29 rasendeporterin, photocase.de S. 42 wtamas, shutterstock.com S. 48 alejandrophotography, istock.com S. 50 deanm1974, istock.com S. 51 andystjohn, istock.com

regelmässig besuchst. Vielleicht kannst du auch das Argument anführen, dass sich dadurch das Verhältnis sogar verbessern könnte. Würden deine Eltern eher zustimmen, wenn du den Vorschlag machst, zu einer Freundin zu ziehen oder bei jemandem aus der Verwandtschaft zu wohnen? Falls sich deine Eltern quer stellen, so melde dich bei einer Jugendberatungsstelle.

Druck

AVD Goldach Sulzstrasse 10 9403 Goldach

Auflage

26‘000 Exemplare

Abonnement Einzelausgabe: Fr. 5.– Jahresabonnement: Fr. 10.– Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September) Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August

50


Wohlfühlen und Gesundheit

Ich fühle mich einsam Ich bin eigentlich eine selbstbewusste Frau, gelte als Stimmungskanone, die immer einen Witz auf Lager hat und die ihre Mitmenschen zum Lachen bringt. Nur bin ich selbst manchmal total am Boden zerstört, zeige dies aber niemandem. Ich weiss, dass nur ich etwas verändern kann und über meinen eigenen Schatten springen sollte. Du erkennst durchaus auch das Positive in deinem Leben und konzentrierst dich glücklicherweise nicht nur auf das, was nicht optimal läuft. Du müsstest dir überlegen, ob du gegenüber deinen Kolleginnen offen sein willst und ihnen erklären willst, wie es tatsächlich in dir aussieht. Es ist gut möglich, dass deine Kolleginnen gar nicht ahnen, dass du auch deine nachdenkliche Seite hast, weil sie dich eben ganz anders kennen. Andererseits musst du dir auch bewusst sein, dass Freundschaften ganz unterschiedlich gelebt werden und mache Leute gar nicht diesen tieferen Kontakt suchen, weil es nicht ihrem Bedürfnis entspricht. Suchen

Ich kann nicht über meinen Schatten springen.

möglicherweise auch deine Kolleginnen bloss den etwas oberflächlichen Kontakt? Oder wären sie auch an einer tieferen Freundschaft interessiert? Schliesslich kannst du dir überlegen, ob du versuchen willst, neue Freundschaften aufzubauen. Neue Leute lernt man zum Beispiel in Vereinen kennen.

Multimedia

Habe ich mich richtig verhalten? Neulich war ich in einer Community und habe mich mit jemandem gut unterhalten. Irgendwann hat er nach meinem Namen und meinem Alter gefragt. Ich habe mir nichts dabei gedacht, bis sich herausstellte,

dass

es

sich um einen sehr viel

Irgendwann hat er nach meinem Alter gefragt.

älteren Mann handelt. Ich habe danach sofort die Unterhaltung beendet und mein Konto gelöscht. Habe ich überreagiert? Die von dir gemachte Erfahrung zeigt deutlich die Gefahren im Internet: Man ist sich nie sicher, mit wem man wirklich chattet. Eine der wichtigsten Regeln lautet deshalb: Nie zu persönliche Dinge von sich preisgeben. Also weder Fotos, noch Adresse oder den ganzen Namen. Grundsätzlich kannst du ja für deine Anmeldung auch einen Fantasienamen brauchen, so bist du auf der ganz sicheren Seite. Und wenn dir bei einem Kontakt nicht wohl ist (z. B. weil diese Person seltsame oder intime Fragen stellt), so brichst du den Kontakt einfach ab.

51


Berner Fachhochschule

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Höher hinaus.

Unsere Studienangebote sind vielfältig und praxisorientiert: 28 Bachelor-, 20 Masterstudiengänge und zahlreiche Weiterbildungsangebote bringen Sie beruflich weiter.

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Theorie oder Praxis? Warum oder? Unsere Höheren Fachschulen bereiten Sie optimal auf den beruflichen Alltag vor. Die moderne Lernumgebung in unmittelbarer Nähe von Spitälern und mitten im Hochschulquartier macht unseren Standort äusserst attraktiv. Entdecken Sie das Careum Bildungszentrum als den besten Ort für eine höhere Ausbildung im Gesundheitswesen. Höhere Fachschulen Pflege • biomedizinische Analytik • medizinisch-technische Radiologie • Operationstechnik • Dentalhygiene Machen Sie sich ein Bild vor Ort: www.careum-bildungszentrum.ch Näher an der Praxis.


essay

Pflegen ist männlich! Warnung: Dieser Artikel kann zu unerwarteten Nebenwirkungen führen. Lesen Sie hier weiter oder konsultieren Sie Ihren Pflegefachmann. Adrian Weber

D

as gängige Vorurteil lautet so: Wer pflegt, hat die «Arschkarte» im Le-

Man hat Macht, denn in den Händen

ben gezogen, gibt es doch coolere

des Pflegers liegt der Unterschied

Vorstellungen, als ständig anderen

zwischen Leben und Tod. Man sieht

Menschen den Hintern zu waschen.

der typisch männlichen Fähigkeit

klaffende Verletzungen, von der Ris-

Zudem gibt es noch viel ekligere

des Multitasking! Zudem kämpft

squetschwunde bis zur Amputation,

Dinge, mit denen man es im Spital

Mann mit unzähligen technischen

man versorgt Brandverletzungen

zu tun bekommt, denn der mensch-

Geräten, bei denen die Hersteller

und bereitet Menschen für Operati-

liche Körper verfügt über unzähli-

ihre Kreativität ausleben, indem

onen vor, man überwacht Menschen

ge Ausscheidungsprodukte in allen

sie immer neue Arten von Tasten-

mit schlimmen Krankheiten, man

Farben und ebenso vielen Geruchs-

sperren entwickeln. Besonders be-

richtet Leichen her, man schiesst

variationen. Und leider produziert

rüchtigt sind die ohrenbetäubenden

den Patienten starke Medikamen-

Alarmglocken,

te ins Blut, und manchmal erweckt

die

man – durch Reanimation – sogar

auch die attraktive

Blondine

aus der Unterwäschewerbung, die in Zimmer 416 liegt, Nasenschleim und Ohrenschmalz. Ich muss

Leider produziert auch die attraktive Blondine aus der Unterwäschewerbung Nasenschleim und Ohrenschmalz.

zugeben:

meistens

Tote zum Leben.

gerade

dann

ertönen,

wenn

Also, meine Herren, was soll da-

der Patient ein-

ran nicht männlich sein? Zudem ist

geschlafen

ist.

man dauernd von liebevollen Frau-

erfor-

en umgeben, die nur schon froh

dert aber nicht

sind, dass es überhaupt einen Mann

nur technisches

im Team gibt.

Pflegen

Wer pflegt, darf nicht zimperlich

Verständnis und Geschicklichkeit,

sein. Aber das ist bloss die eine Seite

sondern auch räumliches Vorstel-

der Urinflasche. Wer Pflegen nur als

lungsvermögen. So ist beispielswei-

das sieht, liegt falsch und sollte sich

se das Anstechen einer Vene und das

in ärztliche Behandlung begeben.

Einschieben der Kanüle vergleich-

Doch warum soll nun Pflegen

bar mit dem Seitwärtseinparkieren

männlich sein? Pflegen heisst in

eines Autos. Das Legen einer Infusi-

erster Linie, über Probleme zu spre-

on ist sozusagen die Königsdisziplin

chen, sich in den Patienten einzu-

der Pflege. Ein guter «Stecher» kann

Adrian Weber, 26, aus Bern, studiert Pflege im

fühlen und mit ihm eine (pflegeri-

dabei beweisen, dass es nicht auf die

Fachbereich Gesundheit der Berner Fachhoch-

sche) Beziehung zu führen, – also

Länge der Nadel ankommt.

schule. Seine Freizeit verbringt er am liebsten

alles, was wir Männer seit jeher so

Pflegen ist eigentlich etwas

mit Freunden an der Aare. Seine Hobbys: «Fla-

gut können. Ganz zu schweigen von

Ernstes, denn es geht um Schicksale.

schen entkorken und seitwärts einparkieren.»

53


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01.2010

zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen

fs- und mittelschülerInnen

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55

H

LaBiu

Hausbesuch bei Hausbes


reportage

Delhi

Zwei Wochen. Zwei Wochen voll, voll von allem. Delhi lebt, und wie es lebt!

Cornelia Zierhofer

D

urch Glück komme ich in diese Millionenmetropole,

zusammen

mit sieben Schulkameraden, um

eine Partnerschule zu besuchen. Wir werden

sternförmig gebaute Shoppingmalls auf der

von Gastfamilien aufgenommen und in einem

einen Strassenseite, während auf der anderen

Ausmass verwöhnt, wie wir es uns nicht vor-

zahnlose barfüssige Männer ihre Künste mit

stellen und nur schwer akzeptieren können. Unsere Gastgeber essen erst, wenn wir zu Ende getafelt haben. Es wird uns verboten, unser eigenes Geld

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Wie viele Inder passen in ein Auto? Alle.

Kamm und Schere anbieten. Haarschnitt gefällig?

Esel

und

Rikschas

tummeln sich auf der Autobahn.

Verkehrsregeln

wurden für Anfänger er-

auszugeben. Wir sind nicht König, sondern

funden. Augen zu und HUPEN!, heisst die

Gott. «What would you like to see today? We

Devise. Wozu braucht das Fahrzeug Bremsen,

are here just for you!»

wenn es hupen kann? Wie viele Inder passen

Farbenfroh, laut und fröhlich ist Delhi, ir-

auf ein Motorrad? So viele, wie die Familie

gendwo gibt es immer ein Fest, bei dem man

Mitglieder zählt. – Wie viele Inder passen in

herzlich willkommen ist. Es gibt moderne,

ein Auto? Alle.


Anfangs noch etwas durch un-

uns ihre kleinen Hände entgegenstre-

sere schweizerisch-höfliche Zurück-

cken. «Please», flehen sie. Meine Gast-

haltung gehemmt, stellen wir bald

mutter scheucht sie weg.

Ich gewöhne mich rasch ans scharfe Essen, daran, kein WC-Papier benutzen zu können. Ich gewöhne mich

daran,

nur

kaltes Wasser zum Duschen zu haben, lerne, dass es mir nicht möglich ist, genügend oft «danke» und «es ist so fest, dass es die Inder lieben, foto-

schön, hier zu sein» zu sagen. Ich lerne,

grafiert zu werden. «Wanna picture

nicht hinzusehen, wegzusehen, über-

with us? Please!» Frauen bleiben

haupt nicht zu sehen, sondern einfach

stehen und ziehen ihre Männer grob

zu geniessen, ohne ein schlechtes Ge-

zu sich hin, befehlen ihnen, in unse-

wissen zu haben, denn dies ist hier die

re Linsen zu grinsen, Kinder verfol-

einzige Möglichkeit, Dankbarkeit zu

gen uns hartnäckig.

zeigen.

Überall bittet man uns, etwas

Über Delhi liegt ein süsslich-schwe-

zu kaufen, Preise werden um das

rer Geruch, der einem nicht mehr aus

Zehnfache gesenkt, obwohl wir die

der Nase geht. Er fehlt erst, als wir alle

Verkäufer zu ignorieren versuchen.

wieder im Flugzeug sitzen, vollgestopft

An allen Orten bettelnde Kinder, die

mit Leben, Leben, Leben.

Cornelia Zierhofer, 18, aus Wettingen, mag Bildnerisches Gestalten, Sport und Theater und sagt: «Kreativität, Originalität und Selbstständigkeit sind mir wichtig.»

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foto

Malte Malte Pietschmann ist während einer Reise durch Indien zur Fotografie gekommen, vor drei Jahren hat er dann begonnen, sich intensiver damit auseinanderzusetzen.

Du hast in Holland studiert. Wie kam es dazu?

Holländer unglaublich offen, locker und kontaktfreudig sind. In der Uni werden dem Nach-

Schon seit ich meinen ersten Computer von

wuchs mehr Möglichkeiten gegeben, sich frei

meinen Eltern bekam, habe ich ein grosses In-

zu entfalten. Gerade im starken Praxisbezug

teresse für das Internet und eigentlich alles,

der verschiedenen Studiengänge hier sehe

was mit Medien zu tun hat. Daher machte für

ich einen deutlichen Vorteil gegenüber einem

mich Medienmanagement natürlich am meis-

Studium an anderen Universitäten. Ich finde

ten Sinn. Die Studiengänge sind vergleichs-

es wichtig, das Gelernte anzuwenden und sich

weise klein, das Studium an sich ist sehr pra-

seine eigenen Gedanken (beispielsweise durch

xisnah, die Betreuung ist super und ich wollte

das Entwickeln eigener Konzepte) zu machen.

auf Englisch studieren. Blenden wir nochmals zurück. Bereits Welche Erfahrungen konntest du in Holland sammeln? Das Erste, was mir auffiel, war, dass die 58

nach deR SCHULE bist du für längere Zeit in Südostasien herumgereist. Warum gerade dort?


Nach der Schule wollte ich etwas von der Welt sehen.

Zufall. Nach der Schule wollten meine da-

habe mich einfach unwohl gefühlt, was auch

malige Freundin und ich raus aus der Klein-

daran lag, dass wir ein Tagesbudget von zehn

stadt und etwas von der Welt sehen. Während

Euro hatten. Von westlichen Werten ein wenig

dieser Zeit kam gerade eine Bekannte aus In-

Abstand zu gewinnen und sich komplett auf

dien zurück und hat unglaublich geschwärmt

dieses Land, seine Kultur und seine Menschen

von diesem Land, über das wir eigentlich

einzulassen, hat bei mir etwas gedauert. Aber

kaum etwas wussten. Alles, das irgendwie

es war es wert. Und wie. Die Inder sind sehr

«anders» ist, hat mich schon immer neugierig

gastfreundlich und warmherzig. Die Uhren ti-

gemacht und gereizt.

cken einfach etwas langsamer, die Menschen nehmen sich für alles viel mehr Zeit.

Konntest du dich für die asiatische Kultur begeistern? Ganz ehrlich? In den ersten vier Wochen

War die Kamera in Indien dein treuer Begleiter?

habe ich das Land verflucht. Der Dreck, die

Nein, ganz und gar nicht. Mir war auf den

Hitze, der Gestank auf den Strassen … Ich

endlos langen Zugfahrten durchs Land ein59


malte

Fotografie kann emotional berĂźhren, nĂźchtern dokumentieren oder auch einfach reine Ă„sthetik vermitteln.

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fach langweilig. Also habe ich angefangen,

gar nicht so recht wusste, was man Zuhause

mit der Kamera meiner Freundin herumzu-

überhaupt fotografieren sollte.

spielen. Kein besonders cooler Einstieg in die Fotografie, ich weiss …

Dennoch stellten sich schnell die ersten Erfolge ein?

Die Bilder, die in Indien entstanden sind,

Zumindest hatte ich das Gefühl. Für mich

zeigen Menschen, die auch Leid in ihren Le-

war der Einstieg in die Fotografie eine span-

ben erfahren haben. Welche Gedanken hat-

nende Zeit, weil man durch die recht steile

test du beim Fotografieren?

Lernkurve ständig neue Erfolgserlebnisse

Ich bin prinzipiell sehr an Menschen und

hat. Nach einer Weile wird das jedoch alles

an ihren Geschichten interessiert. Das hat zu-

komplizierter, weil man langsam begreift das

erst einmal gar nichts mit Fotografie zu tun.

gute Fotografie mehr ist als nur nette Bilder

Fotografie schien mir nur ein geeignetes Me-

zu schiessen.

dium, um Dinge sichtbar zu machen und Situationen festzuhalten. Ich habe einfach das festgehalten, was ich gesehen habe und was

Wie lange schraubst du an einem Bild, bis es in deinen Augen perfekt ist?

mich interessiert hat: Spannende Gesichter

Das ist von Genre zu Genre und sogar von

und Momentaufnahmen aus dem indischen

Bild zu Bild ganz unterschiedlich. Wenn bei-

Leben.

spielsweise zuerst eine komplette Beauty-Retusche gemacht werden muss, dann sitzt man

Nach der Reise hast du dir deine erste ei-

natürlich wesentlich länger an einem Bild, als

gene digitale Spiegelreflexkamera gekauft?

wenn es ein Portrait aus Indien ist, das per

Ein Jahr danach, ja. In Indien zu fotogra-

se einfach nicht retuschiert wird. In meinem

fieren, hatte einfach sehr viel Spass gemacht,

Bearbeitungsprozess experimentiere ich nach

weil alles neu und unbekannt war. Meine eige-

wie vor sehr viel. Trial und Error ist einfach

ne Heimat, als Land und Kultur gesehen, fand

wichtig, und ich finde es spannend, meinen ei-

ich direkt danach vergleichsweise … unspan-

genen Weg zu gehen.

nend. Einfach weil ich es schon kannte und 61


malte

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Was macht Fotografie für dich aus?

zehnmonatigem Praktikum im vierten Jahr

Leidenschaft und kreative Spielwiese zu-

besteht, bin ich im nächsten Jahr erst einmal

gleich. Sie entwickelt sich mit mir, begleitet

im Praktikum. Daher dürfte der nächste Trip

mich und ist deshalb eine schöne Konstante in

auch noch ein wenig auf sich warten lassen.

meinem Leben. Wie in der Musik ist auch in

Wenn ich jedoch träumen dürfte, dann würde

der Fotografie nahezu alles möglich. Sie kann

ich gerne China, Myanmar und Pakistan als

emotional berühren, sie kann nüchtern doku-

nächstes bereisen.

mentieren oder auch einfach reine Ästhetik vermitteln. Es gibt eigentlich keine Grenzen. Konntest du schon Erfahrungen hinsichtlich Studio-Fotografie sammeln? Jein. Mit meinem begrenzten Studentenbudget musste natürlich viel improvisiert werden. Daher musste ich anfänglich oft auf das kleine Esszimmer inklusive Raufasertapete meiner alten WG ausweichen. Mittlerweile entstehen meine Arbeiten jedoch in einem

Malte Pietschmann, 25, lebt nun

normalen Studio.

in Berlin und sagt: «Ich liebe Medien. Ich liebe Marketing. Ich

Und jetzt, wie geht es weiter? Was sind deine nächsten Reiseziele?

liebe gute Ideen, aus denen tolle Konzepte entstehen. Und: ich lie-

Da das Studium an niederländischen Fach-

be elektronische Musik. Ich suche

hochschulen aus drei Jahren und einem

die Herausforderung und interessiere mich per se für das, was ich noch nicht kenne.»

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das hรถrt ja gut auf

Anders

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Laura Zalenga, 21, studiert Architektur. Vor vier Jahren begann sie zu fotografieren und was anfänglich nur ein Hobby war, wurde zu einer echten Leidenschaft. «Heute ist Fotografie mein zweites Zuhause und auch meine ganz eigene Welt, in der nur Licht und Farben, Stimmungen und Emotionen, Fantasie und Geschichten zählen. Die unbegrenzten Möglichkeiten der Fotografie faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Alles, was ich mir in meinem Kopf vorstellen kann, kann ich realisieren.»

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