magazin f端r schule und studium
Lucas Wittwer
knackt die Gendoping-Formel
01.2010
www.tango-online.ch
Selina Beghetto
hilft in S端dafrikas Townships
Julia Saner
Marius Arter
baut Skateboards in Nepal
Switzerland's next
Topmodel
Internationale Sprachschulen
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das f채ngt ja gut an
4
Was als anmutiger Tanz erscheint, ist in Wirklichkeit eine Drohgebärde. Wenn die Gottesanbeterin in Gefahr gerät, richtet sie sich auf und präsentiert ihre prächtigen Farben. Mit diesem spektakulären Bild gewann Igor Siwanowicz beim diesjährigen
Fotowettbewerb
«Bilder der Forschung» den Publikumspreis. Er ist in Polen geboren und studierte Biochemie.
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inhalt
topstory
8 SUPERMODEL
«And the winner is …»
report
44 HART Zwischen Schule und Eis 46 RISKANT Gendoping ist möglich
54 INITIATIV Der Unternehmer
SUPERMODEL Julia Saner, 18, gewinnt sensationell den Weltfinal des renommierten Elite
reportage
Model Look-Wettbewerbs. Doch der
14 GLÜCKLICH
neue Schweizer Modelstar lässt sich
So glücklich mit so wenig
vom Glamour nicht blenden. Paris
22 PARADIESISCH
und New York müssen warten, zuerst
Brasiliens Paradies
will sie die Matura machen. Für tango
28 ABENTEUERLICH
schreibt sie, wie sich ihr Leben durch
Flug ins Weltall
den Titel verändert hat.
42 EXTREM Die Eiskletterer 50 KUNSTVOLL Skateboards made in Kathmandu
kurzgeschichte
33 WORTLOS Der Unbekannte
49 PARANOID Fantasie
8 42 EXTREM
57 KAFKAESK Die unendliche Treppe ins Nichts
Eisige Winde sind wochenlang
63 SELTSAM
um die Nagelfluhwände des
Das Piano
Napfs gezogen und haben im
Fontannental mächtige Eis-
foto
säulen bis zu 80 Metern Höhe
60 ZERBRECHLICH
entstehen lassen. Ideale Vor-
Das Ei
aussetzungen für Eiskletterer
essay
wie den 22-jährigen Raphael und seinen Kollegen Fabian.
13 FRAGWÜRDIG Mir reichts
36 AUFMÜPFIG Chillers Räuber 58 PERFEKT Meine Freundin
service
18 planet tango
humor
4 DAS FÄNGT JA GUT AN
64 DAS HÖRT JA GUT AUF one and one
34 aufruf
20 impressum 6
ZERBRECHLICH Zerbrechlich. Schlicht. Pur. Natürlich. Einfach. Vollkommen. Beständig. Robust. Unversehrt. Rein. Fragil. Perfekt. – Die Gymnasiastin Larissa Wild fotografierte für ihre Maturitätsarbeit ein Hühnerei in ungewohnter Umgebung und will damit bewusst unsere Seherwartungen brechen.
ciao AUFMÜPFIG
2010 ist ein aussergewöhnliches Jahr für alle Sport-
In einer ohnehin literaturfaulen Klasse mit Wälzern von Kafka, Kleist und
begeisterten: Ende Februar sind die Olympischen Win-
Schiller zu punkten, ist eine echte Herausforderung für jeden Deutschlehrer.
terspiele zu Ende gegangen, und im Juni schaut die
Allgemein gesprochen: Was haben wir heute noch von der Literatur von ges-
ganze Welt gebannt auf die Fussball-WM in Südafrika.
tern? Schullektüre steht unter Rechtfertigungsdruck, denn sie kämpft gegen
Unser Anspruch ist es, mit anderer – überraschender –
einen Feind an, nämlich den Leser selbst, findet Gregor Kalchthaler, 20, der
Perspektive an diese Themen heranzugehen: Hast du
mit seinen Kollegen die anfänglich als altmodisch und dröge empfundenen
gewusst, dass es auch Olympische Spiele für Hoch-
Klassiker in einer aufwändigen Fotoreihe inszeniert hat.
schulsportler gibt? Die Schweizer Delegation erreichte im Nordosten Chinas mit 14 Medaillen den sensatio-
36
nellen fünften Nationenrang. Die Zürcher Gymnasiastin Susanne Markendorf nahm im Synchronized Skating, einer spektakulären Eissportart, an der Universiade teil und berichtet von ihren Erlebnissen (Seite 44). Eine ganz andere Erfahrung machte die 21-jährige Innerschweizerin Selina Beghetto. Sie lebte mehrere Monate in Südafrika – und zwar in einem Ort, in den sich ganz bestimmt keine Fussballtouristen verirren: in einem Township ausserhalb von Kapstadt. Zur Erinnerung: Townships wurden während der Apartheid von der weissen Minderheit errichtet, um die Schwarzen zu separieren. Auch zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid sind sie immer noch Inbegriff für soziales Elend, Kriminalität und Hoffnungslosigkeit. Selinas eindrückliche Reportage aus einem Township-Kindergarten findest du auf Seite 14. Es sei an dieser Stelle wieder einmal erwähnt: tango wird von Jungen für Junge gemacht. Auch für die nächste Ausgabe hoffen wir deshalb wieder auf spannende Porträts von jungen Menschen, die etwas bewegen. Auf Fotoreportagen und Projekte, die Schlagzeilen machen. Auf gut geschriebene Kurzgeschichten, Essays, Umfragen, aber auch auf Cartoons und Comics. Wenn du also eine Idee hast, dein Nachbar Roger Federer heisst oder aber U17-Weltmeister ist, dann schreibe ein Mail an redaktion_tango@hotmail.com. Wir freuen uns auf jede Zuschrift und über jeden re-
PARADIESISCH
daktionellen Beitrag. Für jeden abgedruckten Beitrag
«Auf dem Rücken meines Pferds erkundschafte ich die 11'000 Hektaren umfas-
gibt es ein faires Honorar, beachte bitte den Aufruf in
sende Fazenda. Die Stille ist atemberaubend, das Gefühl von Freiheit unbe-
der Heftmitte.
schreiblich. Ich bin im Paradies.» – Die 23-jährige Pädagogikstudentin Gabriela
Viel Spass mit tango wünscht
De Tann aus Maloja beschreibt ihre abenteuerlichen Erlebnisse im brasilianischen Pantanal.
22
Alex Helmer
Moni Rimensberger gestaltete tango. Auch wenn sie nichts macht, ist es ihr nie langweilig. Lieblingswörter: «kafkaesk» und «archaisch», zuletzt gesehener Kinofilm: «Fish Tank». Wunschdestination: Azoren. Aktuelle
Buchlektüre:
«Garp». Eben gehörte Musik: «Puscifer».
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topstory
«And the winner is …» Julia Saner, 18, gewinnt sensationell den Weltfinal des renommierten Elite Model Look-Wettbewerbs. Doch der neue Schweizer Modelstar lässt sich vom Glamour nicht blenden. Paris und New York müssen warten, zuerst will sie die Matura machen. Für tango schreibt sie, wie sich ihr Leben durch den Titel verändert hat.
Julia Saner Die zwei Wochen, die ich in China mit 67 anderen Mitstreiterinnen am Elite Model Look World Final verbringe, sind unglaublich aufregend: Jeden Tag lerne ich neue Gesichter kennen und komme mit Südamerikanerinnen, Thailänderinnen, Afrikanerinnen oder Holländerinnen in Kontakt. Verschiedene Kulturen und unterschiedliche Verhaltensweisen prallen aufeinander … Die Veranstalter kümmern sich rührend um uns und organisieren nach anstrengenden Laufstegtrainings und Choreographieproben auch noch Swimmingpool-Partys und Karaoke-Abende. Einmal besuchen wir einen Markt, der von den Behörden nur für uns abgesperrt wird. Wie staunen die eher kleinwüchsigen Einwohner, als 67 grossgewachsene Frauen in gleicher Kleidung aus dem Car steigen ..! Nach zahlreichen Proben ist es endlich so weit: das Weltfinale! Ich werde auf die Bühne gebeten und versuche, die Jury, die aus Modelagenturchefs besteht, mit meinem Auftritt zu überzeugen. Es folgen weitere Einzeldurchgänge, unter anderem im Bikini und im Abendkleid. Insgeheim hoffe ich, unter die fünfzehn Besten vorzustossen – von mehr wage ich nicht zu träumen. Dann ist der grosse Moment endlich da: «And the winner is … Julia Saner from Switzerland!» Ich bin sprachlos, fassungslos. Meine Kollegin aus Russland schubst mich nach vorne, wo ich
den Blumenstrauss und die Gratulation wie benommen entgegennehme. Fotografen stürmen die Bühne, alle Mitstreiterinnen gratulieren mir, und meine Mutter, die auch im Publikum sitzt, versucht, durch das Gedränge zu mir zu gelangen. Alles spielt sich wie im Film ab, ich realisiere eigentlich nicht, was genau passiert. Eben noch die Zahnspange im Mund und mit Modeln nichts am Hut, stehe ich im Mittelpunkt, und alles dreht sich um mich ... Als ich nach zweiwöchigem Aufenthalt ans Gymnasium Kirchenfeld zurückkehre, überrascht mich meine Klasse in der Mensa mit Champagner, Nüsschen und Chips. Schülerinnen und Schüler, die ich nur flüchtig kenne, gratulieren mir, sprechen mich spontan an oder drehen sich im Gang nach mir um und tuscheln. Die neue Situation ist gewöhnungsbedürftig, aber bis jetzt habe ich zum Glück weder Neid noch Eifersucht zu spüren bekommen. Seither hat sich mein Leben schlagartig verändert. Der Ansturm der Print-, Radio- und Fernsehjournalisten ist enorm. Ohne jegliche Erfahrung im Umgang mit den Medien, versuche ich, mich korrekt zu verhalten. Es ist gar nicht so einfach, Informationen preiszugeben, wenn auch immer ein wenig die Angst mitschwingt, dass einem das Wort im Mund verdrehen werden könnte. Obwohl die Berichte mehrheitlich positiv ausfallen, muss ich auch
Eben noch die Zahnspange im Mund, stehe ich unverhofft im Mittelpunkt
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Foto: Elite
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«and the winner is …»
Foto: Manuel Fischer/Freshpixel
Es war für mich nie ein Kindheitstraum, Topmodel zu werden
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lernen, mit negativen Schlagzeilen umzugehen. Erfundene Gerüchte, wie beispielsweise, dass ich magersüchtig sei, enttäuschen und treffen mich. Ich gestehe, dass es für mich nie ein Kindertraum war, Topmodel zu werden. Zwar hatten mich mehrere Bekannte darauf angesprochen, ich solle mit meiner Grösse und Figur doch mit Modeln beginnen, doch bis anhin habe ich mein Taschengeld an der Migroskasse, als Babysitterin oder beim Ausliefern von Medikamenten unserer Quartierapotheke verdient. Da ich zunächst das Gymnasium abschliessen und meine Ausbildung so wenig wie möglich beeinträchtigen möchte, mache ich derzeit vor allem an Wochenenden Shootings oder laufe an Shows. Nach bestandener Matura will ich aber voll aufs Modeln setzen, wobei kaum vorhersehbar ist, wie lange ich als Model tätig sein kann.
Die Modelmacherin Ursula Knecht, Inhaberin der Modelagentur Option, hat Nadine Strittmatter, Patricia Schmid und zahlreichen weiteren Models zum internationalen Durchbruch verholfen. Interview: Dominique Christinger Frau Knecht, wie kamen Sie auf die Idee, eine Modelagentur zu gründen? Ich war ursprünglich selbst Model. Mit 30 Jahren wurde ich zu alt fürs Modeln, daher kam ich 1987 auf die Idee, Option zu gründen. In der Modelbranche gibt es immer viele Optionen, daher der Name.
Julia Saner, 18, aus Bern, ist Maturandin am Gymnasium Kirchenfeld. Sie mag Bildnerisches Gestalten, Englisch und Französisch. Hobbys: Jogging, Pilates, mit Freunden ausgehen und Kinos. «Ich bin humorvoll, freundlich, neugierig, ehrlich und spontan.»
TANGO-FACTS Elite Model Look Der Elite Model Look gehört zu den weltweit bedeutendsten Nachwuchsmodel-Wettbewerben. Stars wie Linda Evangelista und Gisèle Bündchen sowie die Schweizer Topmodels Patricia Schmid und Nadine Strittmatter verdanken ihre Karrieren diesem Wettbewerb. Für den Elite Model Look Swiss Final, der von ProSieben übertragen wird, qualifizieren sich zwölf Bewerberinnen, die Auswahl trifft Ursula Knecht, Chefin der Modelagentur Option. Die Siegerin erhält einen Modelvertrag und nimmt am Elite Model Look World Final teil. Mehr Infos findest du auf www.elitemodellook.ch
Dominique Christinger, 20, aus St. Gallen, besucht die Fachmittelschule und möchte danach als Pflegefachfrau arbeiten. Ihr Motto: «Behandle die Menschen in deiner Umgebung so, wie du auch behandelt werden möchtest.»
Wie macht ein gutes Model aus? Welche Voraussetzungen sind wichtig? Weibliche Models müssen mindestens 1.74m und maximal 1.82m gross sein. Es ist wichtig, dass die Proportionen stimmen und der Körper und das Gesicht symmetrisch sind. Weibliche Models müssen zierlich gebaut sein, lange Beine sind von Vorteil. Haut und Haare müssen gesund aussehen, der Körper sollte trainiert sein. Sehr wichtig sind auch die Ausstrahlung und die Fähigkeit, wandelbar zu sein. Wie finden Sie Ihre Models? Die Interessenten melden sich meistens über die Homepage. Gelegentlich spreche ich Mädchen oder junge Männer auf der Strasse an. Gewisse Agenturen bieten auch Schulungen an. Man sollte nie bezahlen müssen, um in einer Agentur aufgenommen zu werden oder um als Model arbeiten zu können. Ich begleite unsere Models teilweise zu Aufträgen und gebe ihnen Tipps und Tricks. Was ist, wenn ein Model keine Aufträge erhält? Da sind wir machtlos. Es sind die Kunden, die die Models auswählen, die sie für ihre Projekte brauchen und passend finden. Manchmal entspricht man einfach nicht dem Typ, der gesucht wird. Was halten Sie vom Magerwahn, der in der Modelszene weit verbreitet ist? Ich halte nichts davon und finde das … (Pause) nicht gut. Doch ich finde nicht, dass nur das Modelbusiness dafür verantwortlich gemacht werden kann. Es ist eine psychische Krankheit, und primär sind Probleme in der Familie oder im sonstigen Umfeld Auslöser. Zudem hat eine Magersüchtige nicht die notwendige Kraft für diesen Job. Es ist harte Arbeit, die Arbeitszeiten sind teilweise enorm. Deshalb muss man fit und gesund ernährt sein. Wenn sich eine Magersüchtige vorstellt, sage ich ihr direkt, dass sie zuerst gesund werden muss. 11
Polizistin oder Polizist in der grössten Schweizer Stadt zu sein, ist spannend, vielseitig und anspruchsvoll – sei es im Streifenwagen, auf dem Motorrad, auf dem See, in Uniform oder in Zivil. Für diese aussergewöhnliche Aufgabe brauchen Sie Einsatzbereitschaft, Besonnenheit und eine gute Ausbildung. Aufgeweckte, kontaktfreudige 20- bis 35-jährige Schweizerinnen und Schweizer mit Berufsabschluss, Matur oder anerkanntem Diplom bilden wir während zwei Jahren bei vollem Lohn zu verantwortungsbewussten, kompetenten Polizistinnen und Polizisten aus. Unsere künftigen Mitarbeitenden müssen körperlich fit und mental belastbar sein.
Ich bin Polizistin bei der Stadtpolizei Zürich. Maya, 30, Schwimmerin
Tag für Tag, rund um die Uhr, an vorderster Front dabei sein! Wenn Sie die Herausforderung annehmen möchten, bestellen Sie die Bewerbungsunterlagen bei der Stadtpolizei Zürich: Telefon 044 411 92 16/17 oder über www.stadtpolizei.ch
essay
Mir reichts! Warum eigentlich soll ich mich für den abendlichen Ausgang zurechtmachen wie ein Weihnachtsbaum an Heiligabend?
Judith Erdin Rekonstruieren wir einen typischen Samstagabend: Sie nimmt zuerst eine Dusche, was völlig in Ordnung ist, denn man möchte schliesslich nicht stinken. Dabei vielleicht noch schnell die Beine rasieren, auch okay. Haare kämmen und föhnen, kein Thema. Das sind alles Dinge, die frau, bevor sie weggeht, erledigen sollte, denn Hygiene ist wichtig. Doch damit gibt sie sich nicht zufrieden. Sie muss schliesslich gut, perfekt, ja umwerfend aussehen. Kein Mann soll ihr widerstehen können und keine Frau an ihr vorübergehen, ohne ihr einen neiderfüllten Blick zuzuwerfen. Also stellt sie sich vor den Spiegel, trägt schichtweise Make-up auf, glättet ihr Weisst-du-wenn-ich-esnicht-glätte-dann-habe-ich-wahnsinnighässliches-Lockenhaar bis in die Spitzen und hüllt sich in eine Wolke aus Parfüm. Also werden die verschiedensten Kleidungsstücke miteinander kombiniert, getestet, welches Oberteil nun am meisten von der Oberweite preisgibt und welche Jeans am engsten sitzen. Dabei ist es völlig egal, ob die kleinen Fett-
pölsterchen an den Hüften unvorteilhaft aus dem Hosenbund hervorquellen, die Beine aussehen wie zwei Pellwürste oder der BH deutlich ins Seitenfleisch einschneidet. Hauptsache eng und mit etwas Glitzer, das macht jedes Fehlen von Stil und Geschmack wett. Auch die richtige Wahl der Schuhe ist entscheidend. Sollen es nun die schwarzen mit den Zehn-Zentimeter-Absätzen sein, bei denen jeder Schritt die Gefahr einer Knöchelverletzung birgt? Oder doch lieber die kniehohen Stiefel aus rotem Lack, die schon nach wenigen Metern Fussmarsch die Fersen blutig scheuern? Schliesslich entscheidet man sich dann doch für die Stilettos mit einer Schuhspitze, die beinahe waffenscheinpflichtig ist, und deren FünfzehnZentimeter-Absätze dazu führen, dass die Gehweise der Trägerin an eine Betrunkene auf einem Ruderboot bei stürmischem Seegang erinnert. Endlich bereit für die Nacht steht sie da, blickt ein letztes Mal in den Spiegel, blinzelt ihrem Gegenüber in verschiedenen Posen verführerisch zu und geht dann auf die Pirsch. Warum nur tue ich mir das alles an?
Warum brezle ich mich so unnatürlich auf und lasse mein Alltags-Ich in der Versenkung verschwinden?
Warum brezle ich mich so unnatürlich auf und lasse mein Alltags-Ich in der Versenkung verschwinden? Habe ich tatsächlich so wenig Selbstvertrauen, dass ich mein Gesicht hinter einer Schicht Schminke verstecken muss? Bin ich eine so unangenehme Zeitgenossin, dass ich mich verkleide und in der Nacht in eine andere Rolle zu schlüpfen versuche? Wenn ich mich in den Clubs umschaue, sehe ich jede Menge einsame Frauen, die sich mit überschwänglichen Gesten, gewagt provozierenden Hüftschwüngen und künstlich fröhlichem Gelächter zur Schau stellen. Jede in der Hoffnung, ihr Märchenprinz käme auf einem weissen Pferd herangeritten, wähle genau sie aus der grossen Menge aus und reite mit ihr in den Sonnenuntergang – oder zumindest bis zum Sonnenaufgang … Man blickt in die vielen hoffnungsvollen Gesichter und würde sich am liebsten in der nächsten Ecke übergeben. Mir jedenfalls reichts. Ich muss mich nicht für andere verstellen. Auf all den Zirkus habe ich einfach keine Lust mehr.
Judith Erdin, 21, aus Gansingen, befindet sich in der Ausbildung zur Polygrafin. «Ausserdem könnte man noch erwähnen, dass ich nach der Einnahme von etwas Essbarem äusserst gut gelaunt bin.»
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reportage
So glücklich mit so wenig Südafrika, Austragungsort der diesjährigen Fussball-WM, ist ein atemberaubendes und abenteuerliches Land. Selina Beghetto lernt in einem südafrikanischen Kindergarten eine Welt voller Armut, Hunger und Hilflosigkeit kennen. Selina Beghetto Als die Räder des Flugzeuges unsanft auf der Landebahn aufsetzen, erwache ich. Aus dem Lautsprecher vernehme ich die sympathische Stimme des Captains, die verkündet: «Welcome to Cape Town, willkommen in Kapstadt!» Aufgeregt mache ich mich auf den Weg in die Empfangshalle und halte Ausschau nach der Person, die mich abholen wird. Doch da ist niemand, der ein Blatt Papier mit meinem Namen in die Höhe hält, und auch niemand, der nach mir sucht. Ein wenig verwirrt stelle ich meinen Rucksack auf den Boden und beobachte, wie sich die Menschen um mich herum glücklich in die Arme fallen und lachen. Ein mulmiges Gefühl steigt in mir hoch. Als sich die Halle immer mehr geleert hat, wird mir klar, dass nichts mehr geschehen wird. Glücklicherweise habe ich die
wichtigen Telefonnummern bei mir. Nach einigen Telefonaten und einer weiteren Stunde steht meine Kontaktperson endlich da. Offenbar nimmt sie es mit der Zeit nicht so genau … So habe ich gleich zu Beginn das erste Erlebnis mit der afrikanischen Mentalität, denn Zeit wird auf diesem Kontinent ganz anders interpretiert als in Europa. Eine südafrikanische Weisheit bringt auf den Punkt, was diesen Unterschied ausmacht: «Ihr Europäer habt die Uhren, wir Afrikaner haben die Zeit.» Es ist mittlerweile Nacht geworden, und nach einer abenteuerlichen Fahrt durch die Dunkelheit erreichen wir Stellenbosch, eine kleine Stadt etwa 50 Kilometer von Kapstadt entfernt – das Zentrum des südafrikanischen Weinlands. Meine Gastfamilie heisst mich herzlich willkommen und nimmt mich sofort als neues Familienmitglied auf. Todmüde, aber erleichtert und glücklich falle ich ins Bett. Am nächsten Morgen weckt mich Zoleka, meine Gastmutter, und ich mache mich zusammen mit anderen Volunteers auf den Weg in den Kindergarten im Township Kayamandi. Erst jetzt habe ich richtig Zeit, mich umzusehen, denn bei meiner Ankunft am Vorabend war es stockdunkel. Was mir als Erstes auffällt, sind die Gesichter der Menschen: Nie zuvor habe ich so leere und doch irgendwie glückliche Gesichter gesehen. Mit einem Schlag wird mir bewusst, welch privilegiertes Leben ich habe: Nie werde ich nichts zu essen haben, und nie muss ich Angst haben, verloren auf der Strasse zu landen, weil ich weder lesen noch schreiben kann. Mit jedem weiteren Schritt in Richtung Kin-
Welcome to Cape Town
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Ihr Europ채er habt die Uhren, wir Afrikaner haben die Zeit
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so glücklich mit so wenig
Kayamandi ist ein zur Zeit der Apartheid entstandenes südafrikanisches Township mit schätzungsweise rund 55’000 Einwohnern, das östlich von Kapstadt liegt. Der Begriff Kayamandi bedeutet «angenehmes Heim» (ikhaya – zuhause; mnandi – süss, angenehm). Kayamandi ist dadurch bekannt geworden, dass immer wieder Freiwillige aus aller Welt mit Hilfe verschiedener Organisationen für einen begrenzten Zeitraum in verschiedenen Projekten im Township arbeiten. Nähere Informationen gibt es beispielsweise bei www.southafricastay.ch
Johannesburg
Südafrika
kapstadt
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zialeinsatzes fähig, mich ein wenig auf Xhosa zu verständigen. So wichtig unsere Arbeit ist, sie ändert nichts daran, dass die meisten Kinder keine Chance auf eine gute Ausbildung und keinerlei berufliche Perspektiven haben werden. Nach der Arbeit machen wir uns gemeinsam auf den Weg zu unseren Gastfamilien. Kaum haben wir die Strasse betreten, sind wir auch schon im Blickpunkt: Wir haben eine andere Hautfarbe, kleiden uns anders, und unser Verhalten ist verschieden. Und doch werden wir stets freundlich gegrüsst, ein scheuer Blick hier und ein zögerliches Winken da. Natürlich gibt es auch brenzlige Situationen: Einmal lauert uns eine Bande Einheimischer auf, die es auf unsere Rucksäcke abgesehen haben, einmal wird meine Zimmergenossin in einen Kampf mit einem Dieb verwickelt, der ihr Handy stehlen will. Solche Erlebnisse schockieren mich anfänglich, aber man muss das soziale Umfeld stets berücksichtigen, in dem die Menschen hier leben, – sie handeln aus purer Verzweiflung. Mit Tränen in den Augen verabschiede ich mich, aber auch mit dem Gedanken, dass ich wiederkommen möchte. Ich bewundere dieses Land, dessen Menschen ich in mein Herz geschlossen habe und die mir gezeigt haben, wie glücklich man mit so wenig sein kann.
Hundert Kinder stürmen auf uns zu und versuchen, uns zu umarmen
TANGO-FACTS
kayamandi
dergarten trete ich ein Stück näher in die Welt des Townships ein, eine Welt voller Armut, Hunger, Hilflosigkeit und Verzweiflung. 55'000 Menschen leben hier auf engstem Raum. Ein Gefühl von Traurigkeit breitet sich in mir aus. Ich frage mich, warum manche Menschen so unglaublich viel Geld besitzen, während andere täglich ums nackte Überleben kämpfen müssen. Als wir den Kindergarten betreten, stürmen etwa hundert Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren auf uns zu und versuchen, uns zu umarmen. Ich bin völlig überwältigt, und genau in diesem Moment weiss ich, dass ich am richtigen Ort bin – hier kann ich etwas bewirken! Schnell zeigt sich, dass die Kinder schon mit sehr wenig zufrieden sind, eine kurze Umarmung oder ein Hochheben und Halten für einen kurzen Moment zaubert ihnen bereits ein Lächeln aufs Gesicht. Diese stumme Dankbarkeit gibt mir enorm viel, obwohl wir uns gegenseitig kaum verstehen. Der Alltag im Kindergarten ist anspruchsvoll: Wir versuchen, jeden Tag etwas Neues auf die Beine zu stellen, zu malen oder zu basteln, damit die Kinder beschäftigt und gefördert werden. Das bereitet mir grosse Freude, aber es kostet auch viel Kraft, denn kein Kind versteht auch nur ein Wort Englisch, Unterhaltungen und Anweisungen geschehen also mit Händen und Füssen … Immerhin bin ich am Ende meines So-
Selina Beghetto, 21, wohnhaft in Kriens, ist im Engadin aufgewachsen. Ihr Ziel ist ein Studium an der Schauspielschule in Z端rich. Sie bezeichnet sich als kreativ, offen, sensibel, aufrichtig und nachdenklich.
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service
planet planet tango tango Gewinne ein Axe-Verführer-Set Die Medienmitteilungen der Axe-Pressestelle treffen genau unseren Geschmack: «Der Bodyspray Axe Hot Fever verpasst den Jungs ‚Muchas Maracas’ und damit garantierten Erfolg bei den Frauen», heisst es da, und praktischerweise wird gleich ein Probier-Set mitgesendet. Also testeten unsere Redaktions-Machos die Wirkung umgehend und versprühten gesundheits- und klimaschädigende Überdosen des animalischen Wunderdufts – mit dem durchschlagenden Erfolg, dass unsere Frauen nach Luft japsend aus dem gemeinsamen Grossraumbüro auszogen. Das also war gemeint mit dem Spruch «Axe Hot Fever provoziert sogar die bravesten Mädels zu hemmungslosen Taten.» Wenige Wochen später trifft eine Postsendung mit dem neuen Axe Dark Temptation ein. «Ein Schokoladeduft, der Jungs so unwiderstehlich macht, dass Frauen sie am liebsten vernaschen würden.» Die kühne These wird mit einer repräsentativen Online-Studie untermauert, wonach «66 Prozent der Frauen mindestens einmal täglich nur an das Eine», nämlich an die Schoko-Verführung aus dem Kühlschrank, denken. Wie praktisch, dass Axe jetzt einen Duft kreiert hat, der sich als kalorienarme Alternative zur 100-Gramm-Tafel anbietet und der sich «die enthemmende Wirkung von Schokolade auf das weibliche Geschlecht» zu Nutzen macht. Also, liebe männliche tango-Leser: Wir verschenken zehn kostbare Axe Dark Temptation-Verführer-Sets, dank denen die süssen Schoko-Süchtigen garantiert anbeissen. Darin enthalten: Schokoladenkondome für eine geschmackvolle Verführung, feurige Schokolade für ein süsses Nachspiel, Visitenkarten für den bleibenden Eindruck und natürlich das neue «Axe Dark Temptation». Alles, was ihr tun müsst: Ihr schreibt bis zum 30. April an redaktion_tango@hotmail.com, Stichwort «Axe», und beschreibt euer peinlichstes Dating-Missgeschick. Die zehn Verzweifeltsten gewinnen.
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Faltbare Vase
Gut zu wissen
Können Krokodile weinen?
Quelle: PD Axe
Wenn von jemandem behauptet wird, er weine Krokodilstränen, dann meint man, dass er nur so tut, als sei er traurig. Die Redensart stammt vermutlich aus dem Mittelalter. Auch in anderen Sprachen ist der Begriff geläufig. Im Englischen spricht man von «crocodile tears», im Französischen von «larmes de crocodile», im Italienischen von «lacrime di coccodrillo» und in den Niederlanden spricht man von «krokodilletranen». Krokodilstränen sind keine richtigen Tränen, dennoch sondert das Krokodil eine tränenähnliche Flüssigkeit ab. Das Auge des Krokodils wird durch ein zusätzliches Lid vor Wasser geschützt. Hinter diesem Lid sitzt eine Drüse, die einen Schmierstoff liefert, der das Krokodilsauge vor Bakterien und somit vor Entzündungen schützt. Krokodile weinen also weder aus echter noch aus heuchlerischer Rührung oder Traurigkeit.
Sechs kreative Schülerinnen und Schüler der Kanti Wohlen haben eine faltbare Vase aus Kunsstofffolie erfunden. Mit dem Einfüllen des Wassers verwandelt sich die flache Folie in eine formschöne Vase. Die écoVase ist unzerbrechlich, leicht, platzsparend und individuell gestaltbar. Das Team gewann mit ihrem innovativen Produkt den Schweizer Wettbewerb von Young Enterprise Switzerland (YES) und erreichte bei einem europäischen Wettbewerb den zweiten Platz. www.ecovase.ch/news.html
Als Au Pair in die USA Wenn man sich wünscht, endlich einmal selbstständig zu sein, wenn man sich wünscht, jeden Tag etwas besser Englisch zu sprechen, wenn man sich wünscht, mehr Mut zu haben, um über den eigenen Schatten zu springen, … dann ist vielleicht ein Au Pair-Jahr genau das Richtige. Corinne Gasser, 20, Triengen, Schülerin an der Kanti Sursee, hat sich für ein Zwischenjahr in den USA entschieden und schreibt uns: «Es ist ein schönes Erlebnis, wenn man sieht, wie die Kinder dich immer mehr in ihr Herz schliessen und man ein richtiger Teil einer amerikanischen Familie wird. Ich geniesse es, wenn die Kleinen mir am Morgen freudig an den Hals springen und mich beim Frühstückstisch mit Peanutbutter und Jelly bekleckern. Doch es gibt auch ein Leben nach der Arbeit, und es ist ein tolles Gefühl, wenn man unabhängig mit dem Auto ins Fitnesscenter oder zu einem Kaffee mit Freunden fahren kann. Ich könnte so viele Dinge aufzählen, die sich verändern, wenn man ein Au Pair-Jahr in Angriff nimmt, – und sei es nur, dass Celsius zu Fahrenheit, Liter zu Gallonen, Apfelbäume zu Palmen und eine Stunde Autofahrt zu einem Katzensprung werden.» Hört sich wirklich gut an – mehr Infos gibt es beispielsweise hier: www.culturalcare.ch
Dr. Budget hilft Wenig Geld richtig einzuteilen, kann frustrierend sein. Den richtigen Umgang mit Geld zu lernen, ist darum umso wichtiger, denn das Leben ist teuer: Handys, Kleider, Kosmetika und der Ausgang sind Schuldenfallen. Um die monatlichen Ausgaben in den Griff zu bekommen, findest du auf Sites wie www.budgetberatung oder www.my-money. ch spezielle Budgetrechner. Bei www.maxmoney.ch kannst du sogar einen Budgetplaner aufs Handy laden. Hat die Schuldenfalle bereits zugeschnappt, sollte so rasch wie möglich professionelle Hilfe gesucht werden. Adressen gibt es unter www.schulden.ch 19
rubrik impressum Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 Fax 071 310 13 17 redaktion_tango@hotmail.com MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Anne-Catherine Amstutz Samuel Baumgartner Selina Beghetto Pascal Bracher Rebekka Bräm Barbara Burtscher Arik Brückner Dominique Christinger Gabriela De Tann Judith Erdin Alexandra Grasso Julia Saner Michèle Kalberer Gregor Kalchthaler Stefanie Lang Susanne Markendorf Laura Olgiati Benjamin Rieder Julia Saner Elias Vogel Andrea Walker Larissa Wild Lucas Wittwer Korrektorat
Peter Litscher
Gestaltung
Moni Rimensberger
Bild
Titelseite fotolia.de
S.13 iconogenic istock.com
S.19 pailoolom istock.com
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S. 33 Miss X photocase.com
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Druck
AVD Goldach Sulzstrasse 10 9403 Goldach
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26‘000 Exemplare
Abonnement Einzelausgabe: Fr. 5.– Jahresabonnement: Fr. 10.– Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September) Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August
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planet tango
Gewinne eine Wii-TV- Konsole mit Wii Sports nsere E-Mails mit der Nintendo-Pressestelle U wurden lang und länger, aber am Ende war die Freude gigantisch: Die tango-Redaktion, nicht wirklich berühmt für ihren healthy lifestyle, hatte in einer legendären Redaktionssitzung beschlossen, ihrem wilden Leben abzuschwören und subito zwei Personal Trainer zu engagieren: Wii Sports und Wii Fit Plus sollten es richten und dafür sorgen, dass wir künftig trotz Verschleissjob gezielt bestimmte Körperpartien aufbauen, unsere chronische Müdigkeit überwinden und die Körperhaltung am PC verbessern. Begeistert starteten wir unsere redaktionsinterne kleine Gesundheitsreform: Während die Zielstrebigen sofort ihren BodyMass-Index bestimmten und ihre Workout-Erfolge
Gewinne 2 Wochen Sprachferien Möchtest du auf unterhaltsame Art eine Sprache lernen, Menschen aus der ganzen Schweiz kennen lernen, lachen und es krachen lassen? Im Sommer organisiert fRilingue diverse Sprachcamps, in denen die Anwendung der Sprache im Vordergrund steht und du jede Menge Spass und Abenteuer erlebst. Das Camp in Fribourg richtet sich an Jugendliche ab 16 und findet im Studentenzentrum Centre Fries statt. Die Ausflüge sind kultureller Natur, neben Französisch und Deutsch wird auch Englisch unterrichtet. In Enney findet ein Camp für 13-20-Jährige statt. Die Ausflüge führen beispielsweise in den Abenteurpark Charmey, auf den Moléson oder in die Bains de la Gruyère. Neben Französisch und Deutsch kann man ebenfalls Englisch lernen. In Schwarzsee gibt es ein Camp für 12-20-Jährige. Du kannst an Webdesign-, Theater-, Medien-, Comicoder Tanzworkshops teilnehmen, unter-
richtet wird Französisch und Deutsch. Die fRilingue-Lehrer/-innen sind alle jung, zum Teil noch in der Ausbildung oder haben eben erst die Uni abgeschlossen. Sie werden dich überraschen und wollen vor allem eines: mit dir zusammen eine spannende Zeit verbringen. Mit etwas Glück kannst du zwei Wochen Sprachferien im Wert von 1400 Franken im fRilingue-Sommercamp in Enney gewinnen, das während der Sommerferien vom 27. Juni bis 15. August stattfindet, wobei die beiden Wochen terminlich frei wählbar sind. Das Angebot richtet sich an 13-20-Jährige. Sende bis 30. April eine E-Mail an redaktion_tango@hotmail.com, Stichwort «Frilingue», und beantworte folgende Wettbewerbsfrage: Welche beiden Unterkunftsmöglichkeiten gibt es im Camp in Fribourg? (Tipp: Die Antwort findest du auf www.frilingue.ch).
mittels Kalorienmesser stündlich überprüften, vergnügten sich andere Kolleg(inn)en in stundenlangen Hula-Hoop-Sessions, Schneeballschlachten im Mehrspielermodus oder plumpsten von virtuellen Schanzentischen. (Immer etwas peinlich war es, wenn Gäste auftauchten, während unsere Redakteurinnen gerade einen Wettkampf im Hühner-Flügelschlagen austrugen.) Etwas mühsam waren zudem jene sozialkompeten-
ten Mitarbeiter, die sich aus nervenaufreibenden Redaktionskonferenzen mit der Begründung zurückzogen, es stehe jetzt eine Yoga-Einheit an ... Wir geben es gerne zu: Die Nintendo-Pressestelle hatte recht, als sie aufgrund des Suchtpotentials vor ihren eigenen Produkten warnte. Damit wir wieder vernünftig arbeiten können, beglücken wir nun eine/n tango-Leser/-in und verschenken eine Wii-TV-Konsole inkl. Wii Sports im Wert von 299 Franken. Sende bis 30. April eine E-Mail an redaktion_tango@hotmail.com, Stichwort «Wii», und begründe, warum du unser Wii Sports unbedingt brauchst. Die originellste Ausrede gewinnt.
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Gut zu wissen
Warum haben Juli und August beide 31 Tage? Der Monat Juli wurde nach dem römischen Kaiser Julius Caesar benannt, der den Julianischen Kalender eingeführt hat. Den Folgemonat nannte man zu Ehren von Kaiser Augustus. Der August hatte ursprünglich nur 30 Tage, was dem eitlen Augustus überhaupt nicht passte – er bestand darauf, dass «sein» Monat auch 31 Tage besitzt. Also musste man einen Tag vom Februar wegnehmen, weil sonst der gesamte Kalender durcheinandergeraten wäre.
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Brasiliens Paradies Auf dem Rücken meines Pferds erkundschafte ich die 11'000 Hektaren umfassende Fazenda. Die Stille ist atemberaubend, das Gefühl von Freiheit unbeschreiblich. Ich bin im Paradies. Gabriela De Tann Zürich, Lissabon, Brasilia, Campo Grande. Nach 22-stündiger Reise stehe ich etwas einsam mit zwei Koffern in einer Hotelhalle, bis ein liebenswürdiger älterer Mann auf mich zukommt und mich sogleich mit meinem Vornamen anspricht. Ich folge ihm, ohne zu fragen, zu seinem mit Esswaren überfüllten Jeep. Und wieder befinde ich mich auf der Reise. Sie soll mich in den Wilden Westen Brasiliens führen, in eines der reichsten Tierparadiese der Welt – in das Pantanal. Nach Aquidauana, einem kleinen ärmlichen Städtchen – auch das südliche Tor in das Pantanal genannt –, endet die asphaltierte Strasse abrupt. Es folgen weitere vier Stunden Fahrt auf unebenem Sandboden, mit dreissig zu öffnenden und wieder zu schliessenden Viehtoren. Mit jedem Tor, das ich hinter mir schliesse, lasse ich mein geregeltes, programmiertes Schweizer Leben weiter hinter mir. Die eisernen Ketten, die als Torverschluss dienen, scheinen dies besiegeln zu wollen. Vor mir eröffnet sich eine neue Welt, abseits der Zivilisation; eine Welt, die sich von den üblichen Vorstellungen von Samba, Fussball und Karneval in Rio de Janeiro vollkommen unterscheidet. Ich sende das letzte SMS an meine besorgte Mutter, wohlwissend, dass ich während der nächsten zwei Monate keinen Empfang mehr haben werde. Plötzlich bremst der Fahrer und weist auf eine kaum definierbare Gestalt hin. Es ist ein Ameisenbär, der ein paar Meter vor unserem Auto gemütlich und unscheinbar ins Dickicht verschwindet. Während ich dem bizarren Tier mit dem schlafenden Jungen auf dem Rücken nachschaue, fahren wir an einem kleinen «jacaré», einem Brillenkaiman, vorbei, der sich unbeweglich neben einem Tümpel sonnt – mit aufgesperrten Mund, als würde er das Maul angesichts der Schönheit der Umgebung nicht mehr zukriegen. Meine Augen leuchten wie diejenigen eines Kleinkindes, das die Welt entdeckt.
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Mehrere kleine Seen sind zu sehen, umrandet von Jabiru-Riesenstörchen und Kaimanen. Auf ihren Nasenspitzen balancieren kleine gelbe Vögel um die Wette. Der Fahrer fährt an einem schönen Haus vorbei, ein kleines blondes Mädchen winkt uns zu. Im Kontrast dazu spielt daneben ein schwarzhaariges, dunkelhäutiges Mädchen. Dieses Bild widerspiegelt die Gesellschaft Brasiliens, die durch Weisse wie durch Schwarze gekennzeichnet ist, wobei die Dunkelhäutigen oft einen minderwertigen sozialen Status einnehmen. Endlich bin ich am Ziel meiner langen Reise angelangt, auf der Farm Barranco Alto. Welcome to paradise! Marina und Lucas Leuzinger-Schweizer, meine Gasteltern, begrüssen mich herzlich. Zwischen den Bäumen des naheliegenden Flusses Rio Negro erspähe ich die alte,
aus Brettern gebaute Farmhütte, in der die Familie wohnt und das mein neues Zuhause wird. Ich quartiere mich in mein Zimmerchen ein und mache sogleich Bekanntschaft mit den Haustieren, den kleinen Fröschen im Badezimmer. Vor meinem Zimmerfenster laufen Emas, eine Straussenart, genügsam auf dem Feld herum, in etwas weiterer Entfernung entdecke ich ein Dutzend halbwilde Pferde. Mein Herz klopft angesichts dieser Schöpfungsgabe.
Meine Augen leuchten wie diejenigen eines Kleinkindes, das die Welt entdeckt.
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Ab jetzt komme ich jeweils vormittags meiner Aufgabe als Primarlehrerin nach und unterrichte die beiden fünfund siebenjährigen Mädchen Ana-Emilia und Leticia in Deutsch, Mathematik, Bildnerischem Gestalten und Werken. Die Naturkunde wurde ihnen mit einer Agronomin als Mutter und einem Biologen als Vater bereits in die Wiege gelegt. Immer wieder erstaunt es mich, wie die Familie von und mit der Natur lebt. Während meines Aufenthalts lerne ich nach und nach die vorhandenen Ressourcen auszunutzen und meinen Unterricht darauf abzustützen. Die Bewohner des Pantanals haben auf der Nachbarsfarm, eine Autofahrtstunde entfernt, eine Schule gebaut. In ihr versammeln sich acht Kinder – vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse – und erhalten von einer staatlich ausgebildeten Lehrerin Unterricht. Auch Leticia besucht diese Schule dreimal wöchentlich.
Das Schulzimmer besteht aus fünf kleinen Pulten und einem grossen Tisch, über den die Kleinsten nur knapp hervorschauen. Mit Stolz zeigt mir die Lehrerin die Zeichnungen ihrer Schützlinge. Achtmal dasselbe Muster, acht verschiedene Farbgebungen. Da ich gelernt habe, wie wichtig es für die Entwicklung der Kinder ist, frei zeichnen zu können,
frage ich nach, ob es auch Fantasiezeichnungen gebe. Doch die Lehrerin schüttelt den Kopf. Weil ihr das Resultat freier Zeichnungen nicht gefällt, gibt sie das Muster jeweils gedruckt vor. Die Lehrerin übergibt mir sogleich die ganze Klasse. Da ich noch kaum ein Wort Portugiesisch spreche, machen wir eine Sportstunde im Freien. Die leuch-
tenden und lachenden Augen der Kinder lassen meine anfänglichen Bedenken schnell verfliegen. Zurück auf der Farm, geniesse ich einige freie Stunden. Auf dem Rücken eines Pferds erkundschafte ich die 11'000 Hektaren umfassende Fazenda. Sie verfügt über viel Weideland für die 1800 Rinder, etliche kleine Wälder und unzählige Seen. Teilweise handelt es sich um isolierte Salzseen, während andere mit dem Grundwasser verbunden sind. Obwohl der Anblick der Seen zum Baden anregt, unterlasse ich dies, da in ihnen viele Piranhas lauern. Im Rio Negro dagegen ist die Piranhakonzentration geringer, und auch die ungefährlichen Kaimane schauen den Badefreudigen vom Ufer aus gelangweilt zu. Natürlich wissen die Mädchen bestens über die geeigneten Badestellen Bescheid. Täglich überqueren wir mit dem Kanu den Fluss zu unserem Strand. Die Capybaras grasen jeweils friedlich dort, bis sie sich,
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von uns gestört, aufgeschreckt davonmachen. Unbezahlbar sind die Stunden in der Morgendämmerung. Die Stille ist atemberaubend, das Gefühl von Freiheit unbeschreiblich. Mit meinem Pferd reite ich in die Weite der Steppe hinaus. Die frische Luft, die nach feuchter Erde und Frühling riecht, lässt mich aufleben. Ein aufgescheuchtes Hyazinth-Aras-Paar flattert Seite an Seite davon, indem es sein prächtiges blau-gelbes Gefieder zur Schau stellt. Ein Vogel ist prächtiger als der andere, als ob hier im Pantanal ein Schönheitswettbewerb zwischen den auserlesensten Gefiederten der Welt im Gange sei. 26
Weite Steppenwiesen, umzingelt von kleinen Wäldern und weissen Kühen, so weit das Auge reicht. Die Kälber werden von den Camperos mit dem Lasso eingefangen, mit glühend heissem Eisen markiert, desinfiziert und an die besorgt blökenden Mütter zurückgegeben. Die Arbeit verläuft völlig ruhig, die Zielsicherheit der Cowboys fasziniert mich. Nach übungsintensiven Stunden, in denen ich die korrekte Handhabung des Lassos erlernt habe, wage ich die Anwendung auf dem Pferd. Doch nachdem ich mir und dem Pferd mehrere Male das Seil an den Kopf geworfen habe, übergebe ich die Arbeit wieder den vergnügten Camperos, die mich mit einem Schluck Pinga trösten. In der Abenddämmerung reiten wir erschöpft, aber zufrieden nach Hause, geplagt von unzähligen Moskitos. Allmählich durchzieht sich der Himmel mit einem blassen rosafarbenen Schimmer. Die Bäume der Steppe verfärben sich in schwarze Gestalten, sind zierliche Konturen vor einem gewaltig beleuchteten Horizont. Wie in einem Western reiten
TANGO-FACTS Das südamerikanische Pantanal (portugiesisch für Sumpf) ist eines der grössten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde. Obwohl das artenreiche Feuchtbiotop unter Naturschutz gestellt und zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, ist es durch Industrialisierung und Rodung akut gefährdet. Während der Regenzeit von November bis März werden weite Teile der Tiefebene überschwemmt. So entsteht ein komplexes System aus Savannen und riesigen überschwemmten Wasserflächen, regenwaldartigen Flussgaleriewäldern. In diesem einzigartigen Naturparadies gibt es gegen siebenhundert Vogelarten. Das Pantanal hat das grösste Vorkommen von Aras in Brasilien und ist ein sehr wichtiges Rückzugsgebiet für den vom Aussterben bedrohten Riesenotter geworden. Unter den etwa über hundert Säugetierarten befinden sich die Raubtiere Jaguar, Puma und Ozelot sowie ihre Beutetiere wie Sumpfhirsche, Pekaris und Capybaras, die grössten Nagetiere der Welt. Weiterhin gibt es mindestens zweitausend Pflanzenarten, gegen dreihundert Fischarten, unzählige Reptilien und Amphibien sowie eine Vielzahl von Insekten. Das Gebiet wird von 35 Millionen Kaimanen bevölkert.
Fotos: Lucas Leuzinger, Gabriela De Tann
wir in der magischen Stille des Pantanals dem Abendrot entgegen. Ich erinnere mich an den Tag meiner Ankunft auf der Fazenda. Damals dachte ich, die Reise sei zu Ende. Jetzt, zwei Monate später, wird mir bewusst, dass die Reise erst begonnen hat. Ein Gefühl von Glückseligkeit überkommt mich. Ich bin im Paradies.
Gabriela De Tann, 23, aus Maloja, studiert an der Pädagogischen Hochschule Graubünden und schliesst demnächst als Primarlehrerin ab. Der Aufenthalt im Pantanal war Teil ihres obligatorischen Praktikums. Sie bezeichnet sich als abenteuerlustig, kontaktfreudig, unkompliziert und aufgestellt. Gabriela fährt leidenschaftlich gerne Ski, klettert und spielt Querflöte.
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W e l t a l l Alle Triebwerke haben gezundet, die Raumfahre hebt ab, der Schub druckt brutal auf mich. - Mit der Teilnahme an einem Astronautentraining erfullt sich fur Stefanie Lang ein Kindheitstraum.
Stefanie Lang Mit einem mulmigen Gefühl im Magen besteige ich das Flugzeug Richtung Huntsville im amerikanischen Bundesstaat Alabama. Als Gewinnerin eines Wettbewerbs des Staatssekretariats für Bildung und Forschung bin ich zur Repräsentantin der Schweiz beim «International Space Camp» erkoren worden, das Jugendlichen aus dreissig Nationen in einem einwöchigen Astronautentraining die Raumfahrt näherbringt. Die Vorinformationen, die ich erhalten habe, lassen Abenteuerliches erwarten. Während des Flugs gehen mir tausend Fragen durch den Kopf: Mit wem werde ich die nächste Woche verbringen? Mit abgehobenen Physikgenies, die in anderen Sphären schweben? Verstehe ich aufgrund des Südstaatenakzents der Instruktoren überhaupt ein Wort? Wird tatsächlich von morgens um halb sieben bis nachts um zehn Uhr gearbeitet? Ich bin so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich kaum bemerke, als das Flugzeug in Huntsville aufsetzt.
Am Zielort angekommen, werde ich sogleich von einer Mitarbeiterin des Space Camps begrüsst. Nach und nach gesellen sich noch weitere Teilnehmer dazu, und die ersten Bedenken verfliegen im Nu – alles sympathische Leute. Ein Bus fährt uns ins Camp, das abseits der Stadt liegt. Das riesige Gelände umfasst Waldgebiete, Wiesen, Trainingsanlagen, ein Raumfahrtmuseum und natürlich unsere Unterkünfte. Meine Arbeitsgruppe nennt sich «von Braun», benannt nach dem berühmten deutschen Raketenbauer Wernher von Braun, dem «Vater» der Saturn-V-Mondrakete. Die Gruppe besteht aus zwölf Mitgliedern, die aus Amerika, Griechenland, Brasilien, Indien, Australien, Nor-
wegen, Dubai, Tschechien, Deutschland und Österreich kommen. Vorneweg: Ich verbringe im Space Camp eine unvergessliche Woche. Jeden Tag lernen wir neue Aspekte des Astronautenlebens kennen und diskutieren mit Astronauten und Raketentechni-
Am meisten gefallt es mir, Satelliten im All zu reparieren kern. Unser Ziel ist die Vorbereitung auf eine Shuttle-Mission, in der jeder eine vorgegebene Rolle zu übernehmen hat. Da ist beispielsweise der «Shuttle Commander», der «Mission Specialist», der «Communication and Tracking Officer» oder der «Instrumentation and Communication Officer». Am besten gefallen mir die Aufgaben des «Mission Specialist», der Satelliten im All reparieren muss, und die des «Commanders», der unter anderem für die Landung des Shuttles 29
flug ins weltall
Vom Klassenzimmer zur Marsstation Die junge Physiklehrerin Barbara Burtscher simuliert in der Wuste von Utah das Leben auf dem Mars. Barbara Burtscher Als erste Schweizerin verbringe ich zwei Wochen in einer Marsstation in der Wüste von Utah. Das Ziel von mir und fünf weiteren Wissenschaftlern ist es, das Leben auf dem Mars zu simulieren. Wir leben dabei in einer knapp 24 Quadratmeter grossen Station, die wir nur mit einem Raumfahrtanzug mit Sauerstoffversorgung verlassen dürfen. Wir nehmen viele Bodenproben, deren Zusammensetzung mit einem Spektrographen untersucht werden muss. Sehr gewöhnungsbedürftig ist das Essen: Käsepulver, Eier- und Fleischkonzentrat – alles aus der Dose und mit Wasser angerührt. Das Brot ist eingeschweisst und lebenslang haltbar, dementsprechend schmeckt es auch ... In unser spärlichen Freizeit spielen wir Tischtennis – im Raumfahrtanzug! Mitten in der wunderschönen roten Wüste messen wir Rekordtemperaturen von bis zu minus 40 Grad; die wohl gefährlichste Situation erlebe ich auch aufgrund dieser eisigen Kälte: Mit zwei Mitgliedern der Crew befinde ich mich rund eine Stunde von der Station entfernt. Wir sind so sehr in unsere Arbeit vertieft, dass wir zu spät bemerken, wie es eindunkelt
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und noch kälter wird. Der Atem beschlägt den Helm und gefriert zu Eis, sodass wir kaum mehr etwas sehen können. Es ist unmöglich, den Helm auszuziehen, sonst käme es zu Erfrierungen im Gesicht. Dennoch bleibt uns nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich mit unseren vierrädrigen Motorrädern zurückzufahren. Die Sichtverhältnisse sind katastrophal, und mein rechter Arm gefriert ein, ich spüre ihn nicht mehr. So muss ich mit der linken Hand sowohl die Gänge links wechseln als auch gleichzeitig rechts Gas geben. Nur mit viel Glück schaffe ich es zur Station zurück.
Barbara Burtscher, 24, ist Physiklehrerin an der Kantonsschule Wattwil. Ihre Hobbys sind Tischtennis und Malen. Am 13. März hält sie am Infotag der Uni Zürich einen Vortrag zum Thema «Ich will ins Weltall: Mein Weg von der Uni zur NASA».
zuständig ist. Trainiert wird in einer riesigen Halle, in der eine Reihe von Space-ShuttleSimulatoren untergebracht sind. Faszinierend ist aber auch die Simulation der Shuttle-Startbeschleunigung von 4 g in einer rotierenden Zentrifuge oder das Arbeiten unter Schwerelosigkeit in einem Tauchbecken. Dabei müssen wir einzelne Röhren zu komplexen Gebilden zusammenbauen, beim Unterwasser-Basketball den Korb treffen oder kleine Raketen abfeuern. Höhepunkt ist eine sechsstündige Shuttle-Mission am letzten Arbeitstag, bei der ein Flug ins All realistisch simuliert wird. Sie umfasst den Start von Cape Canaveral, den anschliessenden Flug in der Erdumlaufbahn, den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre und die anschliessende Landung des Shuttles in Florida. Meine Rolle ist die des Flight Controllers. Erschwert wird unsere Mission dadurch, dass wir während des Flugs mit unverhofften Notfällen überrascht werden. So treten bei einem Crew-Mitglied allergische Reaktionen auf, und ein weiterer bricht sich ein Bein. Wir müssen die notwendigen medizinischen Massnahmen ergreifen, aber gleichzeitig die anstehenden Aufgaben lösen und schliesslich den Shuttle sicher landen.
Ein Unterfangen, das einiges an Schweiss kostet, aber auch ungemein viel Spass macht! In dieser Woche lerne ich sehr, sehr viel. Zudem hätte ich nie gedacht, dass Menschen aus der ganzen Welt so problemlos während einer Woche zusammenleben und -arbeiten können, sodass am Ende niemand mehr nach Hause gehen will. Eine unvergessliche Woche, die ich nie in meinem Leben vergessen werde!
In einer rotierenden Zentrifuge wird die Startbeschleunigung simuliert
Stefanie Lang, 17, aus Rapperswil, besucht die Kantonsschule Wattwil. Sie interessiert sich – nicht überraschend – für Physik, Mathematik, Biologie und Chemie und möchte einmal Medizin studieren. «Ich lache gerne und denke immer optimistisch.»
TANGO-FACTS Gewinne eine Woche Astronauten-Training in den USA! Das internationale Weltraum-Lager (www.spacecamp.com) wurde gegründet, um die internationale Zusammenarbeit im Ausbildungsbereich der Weltraumwissenschaften zu fördern. Die Schweiz ist als Gastland eingeladen, eine Delegation von zwei Schüler(inne)n im Alter von 15-18 Jahren zu entsenden. Das U.S. Space & Rocket Center übernimmt die Kosten für Unterricht, Kosten und Logis. Vom Staatssekretariat für Bildung und Forschung erhält jeder ausgewählte Teilnehmer einen Pauschalbetrag von 1500 Franken an die Flugkosten. Die beiden Schweizer Schüler/-innen verbringen in den Sommerferien eine Woche in Huntsville, Alabama. Anhand von Übungen und Experimenten erleben die Teilnehmer/-innen die Faszination Raumfahrt hautnah mit. Sie durchlaufen die Stationen des Raumfahrtzentrums und absolvieren Trainings im Tauchbecken und in der Zentrifuge. Höhepunkt des Space Camp ist die sechsstündige Alpha-Mission, bei der eine Space-Shuttle-Mission im All wirklichkeitsgetreu nachgestellt wird. Was ist zu tun? Interessierte Schüler/-innen informieren sich unter www.sbf.admin.ch/spacecamp über die Teilnahmebedingungen und melden sich beim Staatssekretariat für Bildung und Forschung an.
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kurzgeschichte
Der Unbekannte Dieses Mal gebe ich aber nicht nach und blicke unverwandt in seine grünen Augen, die mir wie Kristalle entgegenfunkeln. Er lächelt, ich lächle zurück. Michèle Kalberer Ich krame meinen iPod aus der Tasche, als mir ein junger Mann im nächsten Zugabteil auffällt. Er trägt eine schwarze Lederjacke, dunkle Jeans und ein kariertes Hemd, von dem ein Zipfel aus der Hose blickt. Sein dunkler Teint und der stopplige Dreitagebart geben ihm ein wildes Aussehen. Die im Gegensatz dazu stehenden langen Wimpern und die Augen, die wie graugrünes Wasser glänzen, machen ihn vollkommen. Sogar die kleine Narbe oberhalb der linken Augenbraue scheint die Abenteuerlust, die er ausstrahlt, nur zu verstärken. Ich bin wie gebannt und kann nicht aufhören, ihn unentwegt anzustarren. «Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?», fragt mich eine ältere Frau, die ihren schweren Koffer abstellt und mich freundlich anlächelt. «Natürlich», sage ich, lächle zurück, blicke aber sofort wieder ins andere Abteil, um zu sehen, ob er immer noch aus dem Fenster starrt. Leider kann ich ihn nicht sehen, da die Frau, die sich eben zu mir ins Abteil gesellt hat, einige Probleme mit dem Koffer hat, den sie oben in die Gepäckablage zu hieven versucht. Ich stehe schliesslich auf und helfe ihr, das wuchtige Ding zu verstauen. Sie bedankt sich, doch nehme ich dies gar nicht richtig wahr, denn mit ungeheurer Gewalt trifft mich jetzt sein Blick. Verlegen setze ich mich und spüre, wie das Blut in meinen Kopf steigt. Nervös ziehe ich die Kopfhörer an und blicke angestrengt aus dem Fenster. Nach ein paar Songs wage ich erneut einen Blick in seine Richtung. Ich stelle mir vor, wie er wohl mit kurzem Haar aus-
sehen würde. Unsere Blicke treffen sich ein zweites Mal. Dieses Mal gebe ich nicht nach und blicke unverwandt in seine grünen Augen, die mir wie Kristalle entgegenfunkeln. Er lächelt, ich lächle zurück. Er packt seinen Rucksack, steht auf und kommt in meine Richtung. Ich senke schnell meinen Blick und warte mit pochendem Herzschlag – doch als ich aufschaue, steht keiner da, der sich erkundigt, ob der Platz neben mir noch frei sei, niemand, der mir erwartungsvoll in die Augen blickt. Nervös schaue ich mich um. Wo ist er? Enttäuscht versinke ich in meinem Sitz. Als die Frau ihren schweren Koffer wieder aus der Gepäckablage nimmt, wünsche ich ihr einen schönen Abend. Sie verlässt das Abteil, den Koffer mühsam hinter sich herschleppend. Traurig und genervt blicke ich aus dem Fenster. Ich sehe noch, wie schwarzes Leder in der Unterführung des Bahnsteigs verschwindet. Dann erst erkenne ich grosse ans Zugfenster geschriebene Zeichen. Ich verstehe zuerst nicht, doch dann erkenne ich, wie sich die einzelnen Striche zu einer Zahlenfolge zusammenfügen. Sofort hole ich mein Handy hervor und notiere mir die Nummer. Kurze Zeit später beginnt es zu regnen, und die schwarzen Striche zerrinnen langsam, bis sie schliesslich nicht mehr zu sehen sind.
Ich stelle mir vor, wie er wohl mit kurzem Haar aussehen würde
Michèle Kalberer, 17, aus St.Gallen, liebt es, Klavier zu spielen und zu tanzen. Zudem mag sie Mode, Sport und Kunst.
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Warum eigentlich gerade die? In einer ohnehin literaturfaulen Klasse mit Wälzern von Kafka, Kleist und Schiller zu punkten, ist eine echte Herausforderung fur jeden Deutschlehrer. Gregor Kalchthaler «Ihr könnt euch aussuchen, womit wir zuerst beginnen – Prozess, Kohlhaas oder Räuber.» Auf diesen Satz des Deutschlehrers zieht sich ein breites Stöhnen durch das Klassenzimmer. In einer ohnehin literaturfaulen Klasse mit Wälzern von Kafka, Kleist und Schiller zu punkten, ist eine echte Herausforderung für jeden Deutschlehrer. Warum eigentlich gerade die? Wer interessiert sich in einem modernen Rechtsstaat denn für Probleme wie «Recht und Gerechtigkeit», wo andere das doch hervorragend geregelt haben? Allgemein gesprochen: Was haben wir heute noch von der Literatur von gestern? Schullektüre steht unter Rechtfertigungs-
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druck, denn sie kämpft gegen einen Feind an, nämlich den Leser selbst. So sass auch ich voll Horror vor den ersten Sätzen, und in mir baute sich eine innere Abwehrhaltung gegen die aufgebrummte Deutschlektüre auf, obwohl ich noch nicht einmal die erste Seite des ersten Buchs vollständig gelesen hatte. Meiner Meinung nach handelte es sich um drei völlig überholte Bücher aus alten Zeiten, die man ahnungslosen Schülern vorsetzt, statt sie mit Jetzt-Literatur auf den Geschmack des Lesens zu bringen. Fast ein Jahr später konnte ich die drei Lektüren zu einer Gesamtheit ordnen: Das Leben der Protagonisten von Schiller, Kleist und Kafka wird vollkommen auf den Kopf gestellt, als sie eine bestehende «Gerechtigkeit» in Frage zu
Wir sollen nicht stumm akzeptieren, sondern kritisch hinterfragen stellen beginnen. Sie stellen Thesen auf, was gerecht und was ungerecht ist, wonach wir handeln können und wonach nicht. Wir sollen nicht stumm akzeptieren, sondern kritisch hinterfragen, wenn uns etwas unklar erscheint, gleichzeitig aber immer versuchen, den legalen Weg zu wählen und dadurch etwas zu verändern. Zugegeben, die Welt der damaligen Zeit passt auf den ersten Blick kaum zur Gegenwart. Schlösser, nicht Discos, Weltangst, nicht Chillen, Gerechtigkeit, nicht iTunes – die Probleme Schillers scheinen fremde Probleme zu sein. Doch noch immer gibt es korrupte Regierungen, noch immer gibt es Ungerechtigkeit. Also raus aus den Schulbänken, werdet Meinungsmacher, diskutiert konstruktiv und aktiv, fordert euer Recht, handelt gegen Ungerechtigkeit und widersetzt euch.
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Gregor Kalchthaler, 20, studiert in Berlin. «Ich liebe lustige Tage und Nächte, Design und Workout und bin ein Machertyp», sagt der Freiburger, der zusammen mit Redakteuren der Schülerzeitung «Blackout» die anfänglich als altmodisch und dröge empfundenen Klassiker-Stoffe in einer aufwändigen Foto-Reihe inszeniert hat und dafür vom Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» ausgezeichnet wurde.
«Die Räuber» von Friedrich Schiller sowie Wenzel von Tronka und Michael Kohlhaas aus der gleichnamigen Novelle von Heinrich von Kleist.
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Bilder: Gregor Kalchthaler
Auf den Fotos sind zu erkennen:
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Wirtschaft Finanzen Volkswirtschaft Betriebswirtschaft
07.08.2008 10:55:06
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reportage
Die Eiskletterer Eisige Winde sind wochenlang um die Nagelfluhwände des Napfs gezogen und haben im Fontannental mächtige Eissäulen von bis zu 80 Metern Höhe entstehen lassen. Ideale Voraussetzungen für die Eiskletterer. Elias Vogel Der 22-jährige Raphael kennt mittlerweile die verschiedenen Eissäulen des Fontannentals inund auswendig. Neben Fachwissen und Routine braucht es auch eine ganze Menge an Material, um so eine mächtige Eissäule besteigen zu können. So breitet er an diesem Morgen zusammen mit seinem Kollegen Fabian das ganze Material feinsäuberlich vor sich aus und kontrolliert es nochmals. Zur Ausrüstung gehören Seil, Steigeisen, Eisgeräte, Klettergurt, Helm, mehrere Sicherungsgeräte und natürlich wasserdichte Bekleidung, kann doch das Wasser einem förmlich über den Körper rieseln. Zu Beginn richten die beiden Eiskletterer eine Sicherung ein. Einen Baum, der oberhalb der Eissäule liegt, verwenden sie dabei als Hauptsicherungspunkt. Eisschrauben würden nicht viel nützen, da das Eis zu brüchig ist. Langsam steigt Raphael die Eissäule empor, Fabian sichert ihn dabei vom Boden aus. Er muss sehr achtsam sein, da sich stets Eisbrocken lösen und ihn gefährden könnten. Die beiden wissen genau, wie die Fähigkeiten des andern einzuschätzen sind und wo die Leistungsgrenze ist. Im Gegensatz zum Sportklettern darf es beim Eisklettern keine Stürze geben. Schliesslich möchte sich niemand die Steigeisen mit den scharfen Zacken oder die Eisgeräte ins eigene Bein rammen. Raphael hat den höchsten Punkt der Säule erklommen, seine Arme sind kalt und verkrampft geworden.
Langsam steigt Raphael die Eissäule empor, Fabian sichert ihn dabei vom Boden aus
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Wieder unten angekommen, fallen sofort ein paar kleinere Schnittwunden in seinem Gesicht auf, die er sich durch gelöste Eisschollen zugezogen hat. Zudem schmerzt seine Armmuskulatur, da er die Arme während der ganzen Zeit nach oben gerichtet hielt und sich die Kälte an den Fingern schon nach kurzer Zeit bemerkbar machte. Trotz allem ist er glücklich, die in der Kletterszene bekannte Eissäule bestiegen zu haben, deren Schwierigkeitsgrad zwischen WI2 und WI5 liegt und mit gewissen Eisfeldern in Nordwänden zu vergleichen ist. Man kann sich fragen, was diese Sportler antreibt, sich Extrembedingungen auszusetzen und ein hohes Risiko auf sich zu nehmen. Die beiden jungen Eiskletterer sehen es gelassen. Sie leben für den Alpinismus und sind sich der Gefahren bewusst. Es gibt für sie nicht Schöneres, als inmitten der Natur Höchstleistungen zu erbringen und mit eigener Kraft und Technik an Fels- oder Eiswänden die Gipfel zu erklimmen.
Elias Vogel, 23, aus Luzern, schreibt gerne Porträts. Er beschreibt sich als «humorvoll, direkt, ehrlich, sozial, philosophierend und träumend».
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reportage
Susanne Markendorf Synchronized Skating, was ist das denn? – Das werde ich oft gefragt, wenn ich von meiner Sportart erzähle. Synchronized Skating ist die jüngste Eissportart und in der Schweiz leider noch ziemlich unbekannt. Es ist Eiskunstlaufen in einem Team von 16 Läuferinnen, die gemeinsam zu Musik auf dem Eis verschiedene Formationen fahren. Meine Mannschaft, das Starlight Team, ist elffacher Schweizermeister und nimmt regelmässig an internationalen Wettkämpfen sowie an den Weltmeisterschaften teil. Das Training findet viermal wöchentlich statt, hinzu kommen Zusatztrainings, um die persönlichen
Zwischen Schule und Eis Zeitmangel ist ein ständiger Begleiter, und der Schlaf kommt oft zu kurz. Doch wenn man nach einem Wettkampf mit 15 Gleichgesinnten die Freude teilen kann, ist dies ein unbeschreibliches Gefühl . 44
Defizite aufzuholen. Spitzensport ist mit dem Gymnasium leider nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen, sodass Zeitmangel ein ständiger Begleiter ist und der Schlaf oft zu kurz kommt. Doch wenn man nach einem Wettkampf mit 15 Gleichgesinnten die Freude über den Sieg teilen kann, ist dies ein unbeschreibliches Gefühl. Und Niederlagen schweissen das Team zusammen und machen es stärker. Diese Saison kam jedoch neben den normalen Wettkämpfen und der WM eine zusätzliche Herausforderung auf mich zu. Ich durfte in China an der Universiade, den Olympischen Spielen für
Von nun an war Lächeln Pflicht, denn es sollten niemals weniger Fotografen werden. Hochschulsportler, teilnehmen! Voller Vorfreude und Spannung, was uns wohl während zehn Tagen in Harbin erwarten würde, stiegen wir in das Flugzeug und machten uns auf einen zehnstündigen Monsterflug gefasst. In Harbin angekommen, wurden wir von einem Blitzlichtgewitter empfangen. Von nun an war Lächeln Pflicht, denn es sollten niemals weniger Fotografen werden. Die Chinesen hatten das olym-
Susanne Markendorf, 19, aus Zürich, besucht die Kantonsschule Zürich Oerlikon. Nach einem Medizinstudium würde sie gerne Sportärztin werden. Ihr Motto: Fröhlich, offen und immer für etwas Neu-
pische Dorf vollkommen nach den Bedürfnissen der Sportler eingerichtet: Lebensmittelläden, Post, Computerraum, Kulturzentrum, Souvenirshops, eine rund um die Uhr geöffnete Mensa, in der man sich gratis bedienen konnte … Es sollte uns an nichts fehlen, und gab es einmal ein Problemchen, hatte man mindestens ein Dutzend Chinesen um sich, die sich darum stritten, einem zu helfen. Ich unternahm auch einige Shoppingtouren. Doch wo immer wir waren, stets kamen Menschenmengen auf uns zu und wollten Fotos mit uns machen. Anfangs war das noch ein tolles Gefühl, aber mit der Zeit wurde es etwas mühsam. Auf den langen Busfahrten zur Eishalle lernten wir Harbin wunderbar kennen. Besonders die Verkehrsregeln: Die Busfahrer beispielsweise fuhren trotz Rotlicht und fünf (!) Gegenspuren einfach hupend über die nicht zu knapp befahrene Kreuzung … Besonders eindrücklich war das traditionelle Eisfestival: Aus einem See brachen Künstler riesige Eisblöcke, in die sie monumentale Skulpturen schnitzen. Die grossen Bilder, Schlösser und Rutschen der Eisstadt waren unglaublich eindrücklich. Nach einer harten Trainingswoche galt es dann auch für uns ernst, und wir durften in der vollbesetzten Wettkampfhalle unser Programm präsentieren. Das Gefühl war einfach unglaublich, und wir erreichten den tollen fünften Platz. Die sensationelle Stimmung, das olympische Dorf mit all den verschiedenen Sportlern aus ganz unterschiedlichen Nationen, die Möglichkeit, neue Freundschaften schliessen zu können, – all dies sind Erfahrungen, die ich niemals missen möchte. Man erlebt im Sport so viele intensive Gefühle ... Diese Erfahrungen sind es in jedem Fall wert, zusätzliche Anstrengungen auf sich zu nehmen und auf viele Dinge verzichten zu müssen!
es zu haben.
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report
Gendoping ist möglich In einer spektakulären Maturaarbeit beweist Lucas Wittwer, wie man mit einfachen Mitteln ein Epo-Gen in menschliche Zellen einschleust.
Lucas Wittwer Stille. Warten. Dann: der Startschuss. Usain Bolt katapultiert seinen Körper im 100-Meter-Weltmeisterschaftsfinale nach vorne, gewaltige Kräfte wirken in diesem Moment auf seine Füsse und Beine. Seine Knie heben und senken sich in rasender Schnelle, kaum berühren die Fusssohlen den Boden. Bolts Oberkörper überquert als Erstes die Ziellinie, knapp über 40 Schritte hat er bis hierher gemacht. Die Anzeigetafel weist Unglaubliches aus: 9,58 Sekunden. Schneller ist nie ein Mensch zuvor die 100 Meter gelaufen, es ist, als habe der Jamaikaner sich von Raum und Zeit gelöst, hat er doch den eigenen Weltrekord um unglaubliche 11 Hundertstel verbessert. Welches Adjektiv ist angemessen, um diese Leistung zu beschreiben? Und wie ist es möglich, dass derselbe Athlet nur wenige Tage später über 200 Meter einen weiteren Fabelrekord läuft? In den Medien wird auch über eine neue Art des Dopings spekuliert: Gen-
doping. Niemand weiss, ob es schon angewendet wird. Sicher ist jedoch: Es wird kommen. Gendoping ist eine reale Gefahr – und ein tödliches Risiko. Doch was genau ist Gendoping? Der Ursprung liegt in der Gentherapie, wo durch den Einbau neuer Gene in das Erbgut des Patienten versucht wird, Erbkrankheiten zu heilen. Beim Gendoping könnte man die genau gleichen therapeutischen Methoden verwenden. Es könnten neue leistungssteigernde Gene ins Erbgut eingebaut werden. Dadurch stellt der eigene Körper mehr Proteine, meistens Enzyme, her, die die Leistung des Körpers steigern. Da der Körper diese Enzyme produziert, sehen sie aus, als wären sie natürlich und sind dadurch für Do-
Eine reale Gefahr – und ein tödliches Risiko
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pingfahnder nicht zu erkennen. Bereits sind rund 120 solche leistungssteigernde Gene bekannt, welche Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer verbessern. Eines dieser Gene enthält die Information für die Herstellung von Erythropoetin, kurz Epo. Dieses Protein ist seit Längerem bekannt, da mehrere Radrennfahrer sich damit gedopt haben. Im Körper ist Epo für die Bildung von roten Blutkörperchen verantwortlich. Je mehr Epo, desto mehr rote Blutkörperchen, desto besser die Ausdauer. Für Ausdauersportarten das perfekte Dopingmittel! Bis jetzt wurde Epo meistens in Bakterien hergestellt und dann mit einer Spritze injiziert. Dabei gab es aber ganz kleine Abweichungen zum körpereigenen Epo – es war für die Dopingfahnder nachweisbar. In meiner Maturaarbeit gelang es mir,
das Epo-Gen in eine menschliche Zelle zu integrieren, sodass diese selber Epo produziert. Mit anderen Worten: Der Sportler müsste kein Epo mehr konsumieren, er würde es selber produzieren – das perfekte Doping. Im Grunde genügen bescheidene Mittel und Laboreinrichtungen, um ein Gen in das Erbgut einzubauen: Mit einem viralen Vektor, einem «Gentaxi», kann man ein Gen in eine Zelle verfrachten, ohne dass sich das Virus vermehrt oder Schaden anrichtet. Die Herstellung eines solchen Vektors ist mit einer entsprechenden Ausrüstung überhaupt nicht schwierig. Mithilfe gentherapeutischer Methoden muss man das gewünschte Gen, in meinem Fall das Epo-Gen, in einen Plasmiden einfügen. Dieser wird mithilfe menschlicher Zellen, die man in Laborflaschen kultiviert, in einen Vektor eingebaut. Da auf dem Plasmid jegliche Information zur Vermehrung fehlt, kann sich dieser virale Vektor nicht mehr vermehren. Ich extrahierte die Vektoren und infizierte damit eine weitere Zellkulturlinie, die normalerweise kein Epo herstellt. Nach rund zwei Wochen suchte ich nach dem neuen Protein. Ich fand enorme Mengen an Epo! Dies war der Beweis, dass Gendoping grundsätzlich möglich ist. Da meine Zellen Epo ununterbrochen in hoher Menge herstellen, würden im menschlichen Körper jedoch viel zu viele rote Blutkörperchen produziert. Das Blut würde dick, und Herzinfarkte oder Hirnschläge wären die Folgen. Um dies zu verhindern, müsste man die Aktivität des Proteins regulieren. Eine Regulation im menschlichen Körper ist allerdings sehr komplex, denn meistens wirken auf solche Regulationsmechanismen Hunderte von Faktoren ein, sodass man
Einfache Laboreinrichtungen genügen, um ein Gen in das Erbgut einzubauen
kaum alles überblicken kann. Die Regulation wurde bereits von einer englischen Firma positiv an Mäusen getestet. Wenn man bedenkt, welche Risiken Sportlerinnen und Sportler bereits mit klassischen Dopingmitteln eingehen, wäre es nicht verwunderlich, wenn auch ein solches Produkt bereits verwendet würde. Als Schlussfolgerung meiner Maturaarbeit kann ich sagen: Gendoping ist grundsätzlich bereits jetzt möglich. In einer Welt, in der es nur noch um Höchstleistungen und Rekorde geht, ist es nicht verwunderlich, wenn Menschen zu illegalen Mitteln greifen, um selbst zu Ruhm und Ehre zu kommen. Daher ist zu hoffen, dass die Anti-Doping-Behörden im Kampf gegen Gendoping aktiv sind. Und ganz zum Schluss möchte ich noch einen weiteren wichtigen Punkt ansprechen: Genau das gleiche Konstrukt, das als Gendoping missbraucht werden könnte, kann in der Medizin Tausende von Patienten retten, die an Blutarmut leiden.
Lucas Wittwer, 20, aus Säriswil, hat die Matura am Gymnasium Neufeld in Bern gemacht und möchte an der ETH Bioinformatik studieren. Seine Maturaarbeit «Gendoping: Ein Virus produziert Epo in menschlichen Zellen» wurde von «Schweizer Jugend forscht» mit dem Prädikat «hervorragend» sowie drei Sonderpreisen ausgezeichnet.
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kurzgeschichte
Fantasie Sie klappte das Buch zu, warf es in eine Ecke. Dort wollte sie es liegen lassen, bis es verfiel. Es sollte in Flammen aufgehen, gefressen werden, zu Asche zerbroseln. Andrea Walker Sie stand am Fenster und schaute auf und wandte sich ihrer Tasche zu. Ein aldie nasse Strasse. Sand wehte durch die tes, abgegriffenes Buch lag zuoberst. Sie Strasse, durch das Fenster, in ihre Au- nahm es in die Hand, Sand rieselte aus gen. Sie blinzelte, der Sand kratzte. Als seinen Seiten. «Fantasie – Tatsache und Realität» sie wieder auf die Strasse blickte, war sie noch immer nass, das Fenster war stand darauf, schwarze Lettern auf eigeschlossen. Weit und breit kein Sand- nem pinkfarbenen Buchdeckel. Sie setzkorn. Kopfschüttelnd wandte sie sich te sich auf den Boden, begann zu lesen. ab, schaute sich in ihrem kahlen Wohn- Sie kannte den Text auswendig, so oft zimmer um. Staubig graue Wände, brau- hatte sie ihn schon gelesen: «Fantasie, ner Teppich, ein lebloser Raum. Vor ihr ein Geschöpf, das einen eigenen Willen standen zwei Kartonkisten und eine Rei- hat. Es entsteht aus unseren Erinnerunsetasche. Sie war soeben angekommen, gen, Erfahrungen und aus Dingen, vor wollte sich einrichten, ihre wenigen Sa- denen wir uns fürchten. Ein Geschöpf, chen auspacken, die ihr geblieben wa- das seine Grenzen kennt und sie abren. Sie dachte an ihre letzte Wohnung, sichtlich überschreitet.» Ein Geschöpf, das mir das Leben an die limonengrüzur Hölle machen nen Wände, die Sie nahm das kann, dachte sie pinkfarbenen VorBuch und den Abschnitt hänge, die orangepfefferte es weiter. «Wovor farbenen Kissen. wir uns fürchten, Nur die Vorhänzuruck in die ist, was uns am ge hatte sie mitTasche lebendigsten ernehmen können. Sie nahm sie aus einer der Kartonkisten scheint.» Sie klappte das Buch zu, warf und schaute sich nach einem geeigneten es in eine Ecke. Dort wollte sie es liegen Platz um. Sie blickte zum Fenster, an lassen, bis es verfiel. Es sollte in Flamdem sie zuvor stand. Es war geöffnet, sie men aufgehen, gefressen werden, zu blickte auf eine Sanddüne. Sie schloss Asche zerbröseln. Rauch stieg ihr in die Nase, biss sie das Fenster, hängte die Vorhänge davor ins Fleisch. Das Buch brannte lichterloh. Sie zog ihren Pullover aus und warf ihn über die Flammen. Sofort erlosch das
Feuer, der Rauch verzog sich augenblicklich. Sie stand auf, griff nach ihrem Pullover, nahm das Buch in die Hand und pfefferte es zurück in die Tasche. «Fantasie – Tatsache und Realität» blinzelte ihr entgegen. Dann verliess sie das Zimmer, trat in den Flur vor der Türe. Auch hier starrten sie staubig graue Wände und ein brauner Teppich an. Der Flur war leer, genau wie alle Wohnungen hier. Kein normaler Mensch würde sich hierher verirren. Sie trat zurück ins Zimmer, schob den Vorhang beiseite, blickte auf die öde Wüste.
Andrea Walker, 19, aus Lyss, besucht die Handelsmittelschule in Biel. Ihre Hobbys: Sport, Lesen und Schreiben, Shoppen und Reisen. Ihr Traumberuf: Journalistin bei einer Modezeitschrift.
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reportage
Skateboards made in Kathmandu Während der Lehre baute Marius Arter seine ersten Skateboards und verschenkte sie an seine Freunde. Nach der Lehre reiste er nach Nepal, wo er zufällig auf kunstvoll geschnitzte Holzarbeiten aufmerksam wurde. Zurück in der Schweiz reifte seine Idee weiter, bis er wusste, was er wollte: Skateboards herstellen, in Nepal.
Benjamin Rieder und Samuel Baumgartner Das Strassenbild in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu ist geprägt von hupenden Rikshas, muhenden Kühen, emsig umhereilenden Menschen und schreienden Marktverkäufern. Wenn Marius Arter, 24, auf seinem Skateboard durch die Strassen der Metropole fährt, drehen sich die Leute nach ihm um. Der junge Schweizer ist auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz, einer kleinen Werkstatt, die er in einer Garage mitten in der wirren Stadt am Himalaya aufgebaut hat. Dort stellt der gelernte Schreiner in Handarbeit Skateboards her. Während seiner Lehre baute Marius Arter seine ersten Skateboards und verschenkte sie an seine Freunde. Nach der Lehre reiste er nach Nepal, wo er zufällig auf kunstvoll geschnitzte Holzarbeiten und Möbelstücke aufmerksam
wurde. Im Kopf des weltoffenen jungen Schweizers keimte die Idee, auch seine Skateboards mit solchen exotischen Schnitzereien zu versehen. Zurück in der Schweiz reifte Marius Arters Idee weiter, bis er wusste, was er wollte: Skateboards herstellen, in Nepal. Und sie sollten mit diesen kunstvollen nepalesischen Schnitzereien verziert sein. Weil er ein so grosses Projekt nicht allein bewerkstelligen konnte, holte er sich elf Freunde an Bord, die durch ihr spezifisches Wissen das Projekt tragen konnten. So entstand eine bunte Gruppe aus Grafikern, BWLStudenten, Designern, Marketing- und Jurastudenten sowie einem Gärtner. An langen Abenden, bei manchem Glas Wein, konkretisierte das Team sein Projekt – es entstand das Label «Arniko Skateboards», das nebst Skateboards
Natürlich war es ein Wagnis. Aber nur wer wagt, gewinnt
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skateboards made in kathmandu
auch Streetwear in Nepal produzieren sollte. Das war vor zwei Jahren. Heute hat Marius Arter seine Werkstatt in Kathmandu eingerichtet. Die Presse, die er braucht, um das Holz für die Skateboards zu pressen, hat er aus zwei Wagenhebern selbst gebaut. Die mehrstündigen Stromausfälle, wie sie in Kathmandu an der Tagesordnung sind, erschweren die Arbeit des jungen Auswanderers. «Manchmal ärgere ich mich schon über die Art und Weise, wie die Dinge hier ablaufen, aber dann denke ich immer, dass ich mich ja auch in der Schweiz über gewisse Dinge ärgern würde, wenn vielleicht auch nicht über die gleichen», erzählt Marius Arter über seinen Arbeitsalltag. 52
Sobald die Skateboards gepresst sind, nimmt er sie unter den Arm, steht auf sein eigenes Skateboard und fährt durch Kathmandu, um seine Bretter zu den Schnitzern zu bringen, die sie kunstvoll bearbeiten. Neben der Herstellung der Bretter kümmert sich der Unternehmer auch um die Kleider, Pullover, T-Shirts, Jacken und sogar Wintermützen, die allesamt in Nepal produziert werden. Die Entwürfe erhält er von den Designern per E-Mail aus der Schweiz und bringt sie in eine Fabrik, wo sie als Siebdruck auf die Kleider aufgetragen werden. «Manchmal ist es schon etwas schwierig, die genauen Vorstellungen meiner Kollegen in der Schweiz hier in Nepal umzusetzen», kommentiert Ma-
rius Arter das Spannungsfeld zwischen den schweizerischen Qualitätsansprüchen und der nepalesischen Gelassenheit. Er hat sich inzwischen daran gewöhnt, zwischen den Kulturen zu stehen. Wenn er zweimal jährlich zu Besprechungen der künftigen Produktreihen nach Hause reist und dort seine Freunde trifft, fragt sich Marius Arter zuweilen, ob es wohl die richtige Entscheidung war, mit seinem kühnen Plan nach Kathmandu zu gehen, in eine Stadt, die sich so grund-
legend von unseren geordneten Schweizer Städten unterscheidet. Ob «Arniko Skateboards» der Durchbruch gelingt, wird sich mit der Zeit zeigen. Marius Arter und sein Team zweifeln jedenfalls nicht daran. «Natürlich war es ein Wagnis. Aber nur wer wagt, gewinnt», sagt der selbständige Schweizer Schreiner, der in Kathmandu seine Werkstatt eröffnet hat und es jederzeit wieder tun würde.
Die Presse, um das Holz für die Skateboards zu pressen, hat er aus zwei Wagenhebern selbst gebaut
Benjamin Rieder, 25, aus St. Gallen, studiert in Fribourg Medien- und Kommunikationswissenschaften, und sagt von sich: «Wenn ich Musik wäre, dann wäre ich Easy Listening.»
Samuel Baumgartner, 27, aus St. Gallen, studiert in Fribourg Recht. Seine Hobbys: «Skispringen, Blaumachen und Schwarzfahren.»
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report
Der Untern Vor sechs Jahren hat alles mit der einfachen Idee angefangen, einen Schulkiosk aufzubauen. Dann war es plötzlich ein Coca-Cola-Automat und schliesslich ein Unternehmen, das individualisierte USB-Sticks verkauft und nun einen sechsstelligen Umsatz erzielt. Arik Brückner Der Weg war weit und die Rückschläge häufig. Immer auf der Suche nach neuen Projekten kam mich mein Übermut mehrere Male teuer zu stehen. So beispielsweise bei meinem Versuch, die US-Version der Play Station Portable in die Schweiz zu importieren. Naiv habe ich über Ebay einen Verkäufer gesucht und das geliehene Geld im Voraus überwiesen. Keine der PSPs hat jedoch den Kunden je erreicht, ich war einem Betrüger aufgesessen … Trotzdem bin ich froh, solche Erfahrungen gemacht zu haben. Durch Fehler bin ich heute objektiver bei der Abwägung eines Geschäfts und beziehe das Risiko bei Entscheidungen mit ein. Am Ende bleibt jedoch bei jedem neuen Auftrag oder Projekt ein unternehmerisches Risiko. Und natürlich ist es wichtig, den richtigen Riecher für die Marktlücke zu haben. Als ich vor Jahren bei einer Projektarbeit im Geografieunterricht der Einzige war, der um-
fangreiche Dateien vom Schul- auf den Heimcomputer transportieren konnte, witterte ich das Geschäft. Ich verkaufte meiner Schule 100 Sticks, die diese als attraktives Werbegeschenk nutzen konnte. Damit legte ich den Grundstein zu meinem eigenen Unternehmen «pcmw – pc and mobile world». Abnehmer für die Sticks fanden sich bald auch ausserhalb des Kollegenkreises und der eigenen Schule. Ich bot Sticks in allen denkbaren Formen und Farben an, mit oder ohne KundenLogo, speziell oder herkömmlich verpackt. Mein Vorteil: Zwar beziehe ich die Ware über dieselben fernöstlichen Lieferanten wie meine Konkurrenten, doch
Oft habe ich mich gefragt: «Lohnt es sich überhaupt, was du tust?»
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ehmer bei pcmw fallen praktisch keine Infrastrukturkosten an. Entscheidend während der Aufbauphase war, motiviert zu bleiben – trotz Misserfolgen und eines völligen Missverhältnisses von Aufwand und Ertrag. Oft habe ich mich gefragt: «Lohnt es sich überhaupt, was du tust?» Doch im Eishockey sah ich, dass durch intensive Arbeit auch Erfolge erzielt werden können. Ich übertrug dieses Denken, und manchmal war ein «weiter so» von einem potentiellen Kunden schon genug, um mich zu motivieren. Natürlich musste aber auch messbarer Fortschritt gemacht werden. Die Umsatzzahlen vervielfachten sich: erst 4000 Franken, dann 9000, 35'000, 75'000 und nun über 100'000 Franken! Finanziell begann das Geschäft nun interessant zu werden und durch einen standardisierten Bestellprozess wurde auch der Aufwand kleiner. Vor einigen Monaten habe ich mit zwei Freunden ein neues Projekt namens «Handoo» gestartet, das Multitouch Screens (iPhone-Screens) sowie die passende Software entwickeln und vermarkten soll. Während unserer Ausbildungszeit ist uns die einmalige Möglichkeit gegeben, ohne Druck und Erfolgszwang unsere Ideen umzusetzen. Ist das nicht cool?
Arik Brückner, 19, aus Ebmatingen, besucht die Kantonsschule Hohe Promenade Zürich und würde gerne in China oder in den USA studieren. Der Gründer von «pc and mobile world» (pcmw.ch) interessiert sich für Eishockey, American Football und Kunst.
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Die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen! Bachelor of Science an der FHS St.Gallen Betriebsökonomie in General Management, International Management oder Wirtschaftsinformatik Pflege in Management und Public Health oder Clinical Nursing Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Sozialarbeit oder Sozialpädagogik Weitere Informationen und Informationsanlässe FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Tel. +41 71 274 36 40, bsc@fhsg.ch, www.fhsg.ch/bachelor
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kurzgeschichte
Die unendliche Treppe ins Nichts Ich versuche mir vorzustellen, wo ich auf der Treppe stehe. In der Hälfte ungefähr? Doch was ist eigentlich die Hälfte der Unendlichkeit? Wieso soll ich mich mühsam Stufe um Stufe hinaufquälen, wenn ich das Ende sowieso nie erreiche? Alexandra Grasso Ich stehe mitten auf der unendlichen Treppe ins Nichts und frage mich, wie ich hier bloss hingekommen bin. Ich schaue mich um. Sie sagen immer, die Treppe sei wunderschön, doch das ist sie gar nicht. Sie ist kahl. Die Stufen bestehen aus unregelmässigen, dreckigen, grauen Felsblöcken. Das Halt gebende Geländer sieht instabil aus oder fehlt an manchen Stellen sogar ganz. Auch die Wände befinden sich in einem traurigen Zustand, mancherorts bröckelt der Verputz ab. Aber etwas, das sie über die Treppe sagen, stimmt: Sie ist lang, unendlich lang. Ich versuche mir vorzustellen, wo ich auf der Treppe stehe. In der Hälfte ungefähr? Doch was ist eigentlich die Hälfte der Unendlichkeit? Und hat die Unendlichkeit einen Anfang? Plötzlich frage ich mich, wozu ich überhaupt auf dieser Treppe bin. Wieso soll ich mich mühsam Stufe um Stufe die Treppe hinaufquälen, wenn ich ihr Ende sowieso nie erreichen werde? Das ist doch alles sinnlos! Ich drehe mich um, setze mich frustriert auf eine Stufe.
Plötzlich zucke ich zusammen. Dort, etwa zehn Stufen weiter unten, steht jemand. Eine blasse, fast durchsichtige Person. Ich stehe auf. Ich will zu ihr, sie begrüssen, mich mit ihr unterhalten. Ich will einen Schritt in ihre Richtung machen, doch ich kann nicht, komme nicht über die Stufe hinaus. Die Person schüttelt den Kopf. Ihr Blick sagt, dass es auf dieser Treppe kein Zurück gibt. Tränen steigen mir in die Augen. Nun hebt die Person den Arm und deutet nach vorne. Also drehe ich mich um. Und dort steht sie wieder, etwa zehn Stufen über mir. Ich zögere, schaue unsicher hinauf, sie nickt mir ermutigend zu, ich hole tief Luft und mache einen Schritt nach oben. Die Person sieht schon nicht mehr so blass aus. Und die neue Stufe ist überhaupt nicht mehr schmutzig. Vielleicht stimmt es ja, was sie über die Treppe sagen. Und so kämpfe ich mich die unendliche Treppe hinauf. Auch wenn ich das Ende vielleicht nie erreiche.
Alexandra Grasso, 16, aus Gränichen, besucht die Alte Kantonsschule Aarau und möchte nach der Matura Medizin studieren. Sie beschreibt sich so: «Ich bin ehrgeizig, stur und stolz und stehe mir damit manchmal selbst ein wenig im Weg, aber das gehört einfach zu mir.»
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kurzgeschichte
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Meine Freundin
Ich reiche ihr die silbernen Schuhe, sie schlüpft hinein und flechtet gleichzeitig meine vordere Haarsträhne zum Zopf. Konzentriert blickt sie auf mein Haar. Ich habe Aussicht auf ihr wunderschönes Gesicht.
Rebekka Bräm
Laura Olgiati
Da steht sie. Eine Vision in Pink, zwischen all dem winterlichen Schwarz. Wie immer in einem Mini. Die schwarzen Stiefel klappern über den Asphalt, ihr aufrechter Gang hebt sich von der schlechten Haltung der Anwesenden ab. Ihre blonden Haare umrahmen das schöne, volle Gesicht, dezent geschminkte grüne Augen, ein Hauch von Lipgloss. Erst jetzt entdeckt man den Mann an ihrer Seite, ihr Glanz hat eine Weile von ihm abgelenkt. Die Uniform, welche er trägt, unterstreicht ihren Stil noch. Die blonden Haare wehen im Wind. Sie verabschiedet sich von ihrem uniformierten Schönling und kommt auf mich zu. Stolz erfüllt mich und Neid die Umstehenden. Der blonde Engel wirbelt auf mich zu und fällt in meine Arme.
Ich liebe sie. Mit ihren tiefbraunen Augen funkelt sie den Kirschblütenbaum an und richtet die Sonnenbrille im Haar. Sie dreht sich zu mir, zieht ihre linke Augenbraue hoch und schenkt mir ein Lächeln. So bezaubernd. So reizend. Wie immer strahlen wir mit der Sonne um die Wette. Sie geht voraus, wühlt dabei in ihrer Schultasche nach dem Schlüssel. Vor der Tür bleiben wir stehen, der Schlüssel ist noch nicht gefunden. Als die Geduld verloren geht, widme ich mich der Tasche, leere ihren Inhalt auf den Boden und ziehe den Schlüsselbund unter einem Schminkberg hervor. Sie schmeisst die Jacke zu Boden und liest mir in Windeseile die selbstgeschriebene Liste nochmals vor. Mit raschen Handbewegungen zieht sie die Zutaten aus den Regalen und beginnt dann liebevoll eine Mango in Stücke zu schneiden. Danach eine Tomate und dann den Salat. Währenddem die Crevetten auftauen, reisst sie sich die Kleider vom Körper und schlüpft in ein hellblaues Stück Stoff. Ein Nichts. Ich reiche ihr die silbernen Schuhe, sie schlüpft hinein und flechtet gleichzeitig meine vordere Haarsträhne zum Zopf. Konzentriert blickt sie auf mein Haar. Ich habe Aussicht auf ihr wunderschönes Gesicht. Ein fein geschwungener Mund, der an frische Erdbeeren erinnert, die Augen mit dunkel getuschten Wimpern beschattet und alles eingerahmt mit dichtem Haar, das das ganze Kunstwerk vollendet. Sie schiebt mir geschickt eine Haarnadel nach der anderen auf den Kopf. Meine kleine Perfektionistin. Endlich angekommen. Wir schlendern dem Seeufer entlang. Sie gesteht mir ihre Liebe, und ich tue es ihr gleich. Sie nimmt meine Hand und amüsiert sich prächtig, als das andere Geschlecht uns anstarrt. Sie stolziert an der gaffenden Menge vorbei und blickt herausfordernd jedem ins Gesicht, um sich danach wieder mit einem zuckersüssen Lächeln abzuwenden.
Rebekka «Bibi» Bräm, 19, aus Zollikon, und Laura «Lolo» Olgiati, 19, aus Zürich, besuchen die Kantonsschule Stadelhofen. «Das Foto zeigt uns morgen um sechs Uhr vor der Fontana di Trevi in Rom», sagen die beiden Freundinnen, die auch ganz gerne im berühmtesten Brunnen Roms baden … Und was tun sie sonst? «Shoppen in Paris – auch dort weichen wir einander niemals von der Seite», heisst es wie aus einem Mund.
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foto
Das Ei
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Zerbrechlich. Schlicht. Pur. Nat체rlich. Einfach. Vollkommen. Best채ndig. Robust. Unversehrt. Rein. Fragile. Perfekt
Larissa Wild, 20, aus Sonnental, fotografierte ein H端hnerei in ungewohnter Umgebung und will damit bewusst unsere Seherwartungen brechen. Nach der Matura will die begeisterte Volleyballspielerin Sekundarlehrerin werden.
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Wir Wissen nicht, Was dir fehlt. Aber wir hAben es.
zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen
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SCHULE IN ECUADOR
SEÑORITA DARIA
Abenteuer als Volunteer
Der Frühling kann kommen
Schüler entwickelt Modelabel
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Anders denken, fühlen, lieben
tango 01/2006
tango 02/2006
PHILIPP WEISSENBERGER Zwischen Studium und Spitzensport
CHOR AUF BEWÄHRUNG Hinter den Kulissen der TV-Doku-Soap
JOHANNA NYFFELER Im Iran an der Physik-Olympiade
Welle des Mitgefühls
Hilfe für Südindien
tango 01/2007
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AMANDA AMMANN Miss Schweiz und ihr Promihund
Mach mit beim Akzeptanz-Test
Robin Roshardt Der nächste Roger Federer?
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Schulstress Ein ganz normaler Tag
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Samba für den Urwald
Die hohe Schule
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Engagement
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Nahost Wann endet die Gewalt?
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tango 02/2008
Topmodel?
Ein Kurztrip nach New York, ein Fotoshooting in Paris – doch auf dem Laufsteg wird einem nichts geschenkt
tango 01/2009
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Traumjob
02.2009
Wie 12 junge Basler in 37 Tagen den Atlantik überqueren – in selbst gebauten Segelschiffen!
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Guadeloupe
01.2009
Das spielfelD ist nicht eben Schule in Simbabwe
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Alles spricht von der Euro 08. Wir auch. Aber ganz anders:
02.2008
01.2008
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Thomas, Heroin-Abhängiger
Auf nach
Kleider, die Freu(n)de machen
Paolo Nutini
Adina Rom redet Klartext vor der UNO
Auf Überholspur
SCHÜLER GRÜNDEN MODELABEL
CASCADA CLOTHING
magazin für schule und studium
Engagiert
Bligg, Star-Rapper
Hilfe für Behinderte?
tango 02/2007
magazin für schule und studium
Auf Erfolgskurs
DIE KRAFT DER GEDANKEN
Segelt mit Umweltaktivist Mike Horn in Neuseeland
Seine Schnüffelbienen taugen als Drogenjäger
Auf der Spur der
roten Waldmenschen
tango 02/2009
kurzgeschichte
Das Piano Hinter dem Fenster des gegenüberliegenden Hauses sitzt jemand, der Louise beobachtet. Seit einer Woche schon folgen ihr seine wachsamen Augen. Er weiss, wann sie weggeht, wann sie zurückkehrt, und er kennt ihr glückliches Lächeln. Anne-Catherine Amstutz Die Luft ist erfüllt von süssen Klängen. Mozart. Der Staub wird aufgewirbelt und tanzt zur Musik. Die tiefschwarzen und elfenbeinfarbenen Tasten werden von schmalen, flinken Händen zum Leben erweckt. Durch das geöffnete Dachfenster dringt ganz leise – nur in den Achtelpausen hörbar – das Zirpen der Grillen. Ein blondes achtjähriges Mädchen tritt aus der Haustür eines älteren, einst edlen Hauses. Beim Gartentor angelangt, dreht es sich noch einmal um und rennt zum Vater, um ihm einen Kuss zu geben. Dann macht es sich auf den Weg zur Schule. Hinter dem Fenster des gegenüberliegenden Hauses sitzt jemand, der es beobachtet. Seit einer Woche schon folgen ihm seine wachsamen Augen. Er weiss, wann Louise weggeht, wann sie zurückkehrt, und er kennt ihr glückliches Lächeln, wenn sie sich umdreht und zum Vater rennt. Louise geht langsam, sie ist ein verträumtes Kind. Sie spaziert allein, denn die anderen Kinder finden sie langweilig. Ihre Freunde sind Schnecken, und da es letzte Nacht einen Sommerregen gab, hat sich ihr Freundeskreis verfünffacht. Nach der Schule bemerkt sie Schritte, die sie verfolgen. Sie beginnt zu rennen. Die Angst treibt sie nach Hause in ihr
Zimmer. Immer noch etwas verängstigt, legt sie sich in ihr Bett. Sie glaubt, sanfte Klavierklänge zu hören. Sie denkt an ihre Mutter, die vor zwei Jahren gestorben ist. In den folgenden Wochen wiederholen sich ihre Erlebnisse. Louise fühlt sich beobachtet, angstvoll kehrt sie von der Schule nach Hause, und abends wiegen sie leichte Melodien in den Schlaf. Eines Tages tippt ihr jemand auf die Schulter. Ein Junge überreicht ihr eine Schnecke mit einem speziellen Häuschen. Seine Blässe bildet einen starken Kontrast zu den schwarzen Haaren, hinter denen er sein Gesicht zu verstecken versucht. Schweigend gehen sie nebeneinander. Von nun an begleitet er sie jeden Tag, und Louise fühlt sich beschützt vor ihrem Verfolger und Beobachter. Sie reden wenig. Sie sammeln Schnecken oder sitzen auf dem Bett, um den Klavierklängen zu lauschen. Eines Tages beschliessen sie, das Piano, von denen immer wieder Klänge zu hören sind, zu suchen. Sie durchstreifen das ganze Haus, und schliesslich steigen
Louise fühlt sich beschützt vor ihrem Verfolger und Beobachter
sie zum Dachstock hoch. Ratlos sitzen sie im Estrich, bis der Junge ihre Hand nimmt und ihr ein kleines Türchen zeigt, das sie bisher noch nie gesehen hat. Die beiden zwängen sich hindurch und stehen in einem lichtdurchfluteten Raum. Er ist leer, bis auf einen Flügel und einen Hocker. Louise spürt den sanften Hauch von einem zarten Kuss eines Kindes auf ihrem Hals, und als sie sich umdreht, ist der Junge verschwunden. Auf dem schwarzen Flügel liegt eine Staubschicht. In der Mitte des Hockers jedoch liegt weniger Staub. Die Tasten bewegen sich wie von alleine. Am Todestag der Mutter besuchen Louise und ihr Vater ein Konzert. Mozart. Die Lieblingsmusik der Mutter. Dieselben Klänge, die Louise in den letzten Wochen begleitet haben.
Anne-Catherine Amstutz, 17, aus Wabern, besucht das Gymnasium Köniz-Lerbermatt in Bern. Sie sagt von sich: «Ich bin zuverlässig, direkt und möchte nach der Matura Journalismus oder Sprachen studieren. Anne-Catherine liest, fotografiert und telefoniert gerne.
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das hรถrt ja gut auf
One and One
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Pascal Bracher aus Luzern studiert Design und Kunst an der Hochschule Luzern. In seiner Publikation «one and one» thematisiert er die vielschichtige Verbindung zwischen Mensch und Tier. «Durch das Zusammenfügen von Bildpaaren ergeben sich neue Bildwahrnehmungen und -bezüge.»
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LUST, BEI
MITZUMACHEN? MEHR INFOS SEITE 34 UND 35
[ I don’t understand* ]
You R Humanity International Youth Meeting on Humanity and Peace 28.7. – 4.8.2010, Heiden, Switzerland
Das internationale Sommercamp bietet dir die Möglichkeit: • Wissen
und Erfahrungen im humanitären Bereich auszutauschen Freiwillige aus der Schweiz und der ganzen Welt kennen zu lernen • Spass zu haben und einen wunderschönen Teil der Schweiz zu entdecken • Rotkreuz-Rothalbmond
* Ich verstehe nicht
Melde dich an bis 30. April 2010 unter www.dunant2010.across.com/programm/ ! (Das Lager ist für interessierte Jugendliche ab 16 Jahre, Lagersprache ist Englisch.)
Are you «ready for red cross»?
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Wenn Sie alles verstanden haben, sind Sie der/die ideale KandidatIn. Wenn Sie etwas verstanden haben, verfügen Sie über grosses Potential. Wenn Sie neugierig geworden sind, haben Sie zweieinhalb Jahre Zeit zum Lernen.
Schicken Sie uns in jedem Fall schnell Ihre Bewerbung. Weitere Informationen über die Ausbildung zum Air Traffic Controller (ATCO) und das Anforderungsprofil auf www.skyguide.ch/de/jobs.
29.01.2010 13:42:22