1. Ausgabe 2011

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LaBiu

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Hausbesuch bei Hausbesetzern


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das fängt ja gut an

Alice im Wunderland Weil dem LaBiu, dem grössten besetzten Haus

in Biel, Geld fehlt, produzierten die Hausbewohner märchenhafte Fotos, die sie als Kalender verkaufen. «Der Reiz der Fotos besteht darin, dass sie sehr spontan, also ohne Regieanweisungen entstanden sind und dass wir ausstattungstechnisch mit dem arbeiteten, was gerade vorhanden war», sagt Antal Thoma, der die Fotos geschossen hat. «Meistens ging ich im LaBiu mittagessen; dann haben wir geschaut, wie die Stimmung ist und worauf wir Lust haben.» Mehr über das LaBiu findest du auf Seite 12. Antal Thoma besuchte die Ecole de Photographie de Vevey. Hobby: Kochen.

4


5


inhalt

GEFEIERT

topstory

Da wird geraucht, getrunken, getanzt,

12 EXPERIMENTELL LaBiu – ein Haus für Träume

report

BEOBACHTET

kurzum: ausgelassen gefeiert. Artur Neufeld katapultiert uns mit seiner

Für seine Fotoserie «Sommer auf

Fotoserie «Wasted Youth» mitten in

24 COOL

der Alp» betrieb Mario Wezel einen

die Partykultur. Die Bilder – entstanden

Irisch

grossen Aufwand: Er suchte im Inter-

mit Wegwerfkameras – sind echt, spon-

36 VERFÜHRERISCH

net nach einer Alp, die weit abgele-

tan, unmittelbar.

Richtig in den Big Apple beissen

gen von der nächsten Stadt lag, denn

46 HELFEND

er wollte eine Lebenswirklichkeit

Handprothesen für die Opfer von Personenminen

zeigen, die sich fernab vom norma-

63 DEMENT

Hektik, bewegt. Gefunden hat er drei

Papas langsamer Abschied

len Alltag, weit weg von Stress und Jugendliche, die in ihren Sommerfe-

reportage

rien nicht dem «Sonne-Strand-und-

28 MAJESTÄTISCH

Meer-Motto» folgen, sondern sich

Expedition «Pangaea Peak»

porträt 16 ALLEIN Stefan, obdachlos

als Ferienarbeiter für die Abgeschlossenheit der Alp entschieden haben. Mario Wezel hat sie während mehr als einer Woche beobachtet.

56 FRUSTRIEREND Das Ende des Prager Frühlings

kurzgeschichte 49 TELEFONISCH Zukunftsträume

50 GETRENNT Rückwärtsgeschichte

24

comic 52 ZERSTRITTEN Arche Noah

gedicht

40

45 ERSTARRT Bedingungslos

wettbewerb 27 GEWONNEN Auf in den Europa-Park

service 10

planet tango

foto

MAJESTÄTISCH «Schritt, einatmen, ausatmen, Schritt, einatmen, ausatmen, Schritt, einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen – keinen Schritt weiter. Zwei Wochen nach Beginn des grössten Abenteuers meines Lebens

4 DAS FÄNGT JA GUT AN

erreiche ich auf ungefähr

Alice im Wunderland

5700 Metern, am Hang

20 GEFEIERT

eines zuvor noch nie bestie-

Wasted Youth

genen

Sechstausenders,

40 BEOBACHTET

mein Limit. So nahe war ich

Sommer auf der Alp

am Gipfel, doch jetzt…» –

66 DAS HÖRT JA GUT AUF

Die Studentin Tiziana Gees

Tiefe Einschnitte

versuchte mit dem südafri-

8 aufruf 60 impressum

kanischen Abenteurer und Extremsportler Mike Horn einen bisher nie bestiegenen Sechstausender zu erklimmen.

Eine

fazinie-

rende Reportage aus dem 6

Himalaya-Gebirge.


ciao tango-Redaktionssitzungen machen Spass, tango-Redaktionssitzungen können aber auch ziemlich frustrierend sein: Spass macht es, aus euren zahlreichen und kreativen Beiträgen auszuwählen und darüber intern zu debattieren. Frustrierend ist, dass unsere Seitenzahl beschränkt ist und wir deshalb leider viele spannende Artikel nicht abdrucken können. Wir haben versucht, aus der Not eine Tugend zu machen und daher in den letzten Wochen unsere Website

20

tango-online.ch zum Online-Magazin ausgebaut. In regelmässigen Abständen schalten wir seither neue Beiträge auf, die uns nach Redaktionsschluss des Printmagazins erreicht haben. Auf tango-online.ch findest du ab sofort noch mehr spannende Porträts von Menschen, die etwas bewegen und noch mehr Projekte, die Schlagzeilen machen, aber auch gut geschriebene Kurzgeschichten, Essays und Interviews. –

IRISCH Mark und Glenn, Gitarrist und Schlagzeuger der irischen Band The Script, setzen sich mit dampfenden Teetassen. «Magst du einen Schluck? Es ist Tee», fragt Mark. Dann flüstert Glenn: «Mit Wodka», und grinst. «Weisst du, wir Iren können’s nicht lassen.» – tango-Reporterin Roberta Fischli, 23, traf sich in Zürich mit einer der erfolgreichsten Newcomer-Bands der letzten Jahre.

Und weil wir alle auch mal ganz gerne gamen und zocken, findest du auf unserer neu gestalteten Homepage auch ständig neue Online-Games und attraktive Wettbewerbspreise. Also, wir freuen uns, wenn du regelmässig bei tango-online.ch hineinklickst und so die Wartezeit bis zum nächsten Heft verkürzt. Übrigens: Selbstverständlich gelten für das OnlineMagazin die gleichen Qualitätskriterien wie für das Print-Magazin: Jeder Beitrag muss spannend, originell, aussergewöhnlich oder sonst wie faszinierend sein. Tja, und somit ist auch klar, dass wir auch weiterhin in unseren Redaktionssitzungen über eure Artikelvorschläge streiten – ganz nach dem Motto: tango-Redaktionssitzungen machen Spass, tango-

ALLEIN Stefan ist zwölf, als sich seine Eltern scheiden lassen, ein Erlebnis, das ihn völlig aus der Bahn wirft. Die Schule wird völlig unwichtig, die Noten sacken ab. Stefan kommt und geht nach Hause,

Redaktionssitzungen können aber auch ziemlich frustrierend sein. Viel Spass mit tango wünscht Daniel Heeb

wann er will. Er beginnt zu trinken, zu rauchen und zu kiffen. Während seine

Klassenkameraden

die

Schulbank drücken, sitzt Stefan vor dem Fernseher. Als ihn sein Vater aus der Wohnung wirft, bekommt Stefan ganz andere Probleme: Wo soll er schlafen, woher kann er sich sein Mittagessen

beschaffen,

Moni Rimensberger ge-

und wie kommt er an

staltete tango. Diesmal

den nächsten Joint?

zitiert sie Matthias Clau-

– Tobias Gafus hat

dius: «Niemand ist frei,

Stefans Geschichte

der nicht über sich selbst Herr ist.» Da kann man sich

aufgeschrieben.

wohl nicht genug darin üben …

7


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aufruf

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gen Energiesysteme, Energie in Gebäuden

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11


topstory

LaBiu – ein Haus LaBiu: Das sind zehn Menschen, die zwei leer stehende Häuser in Biel besetzt haben. Die Bewohner haben das Bedürfnis nach Freiraum, in dem kollektive Lebensformen möglich sind. Ein Hausbesuch bei Hausbesetzern.

Lisa Stähli

A

m Wydenauweg 38 und 40, zwei Minuten vom Bahnhof Biel entfernt,

befinden sich zwei Wohnhäuser in ruhiger Lage. Vor vier Jahren sollten diese abgerissen werden und lukrativen

Parkplätzen

weichen.

Die Zufahrt für einen geplanten Autobahntunnel der A5 soll – so heisst

Dach und an der Fassade erledigt.

es damals – frühestens 2010 folgen.

Trotz der Erfüllung aller Forderun-

Im Juni 2007 werden die beiden

gen wird den Hausbesetzern ein

Häuser von zehn jungen Menschen

Ultimatum gestellt: Bis im Mai 2008

besetzt. Sie bringen so offiziell ihre

müssen die Wohnhäuser geräumt

Unzufriedenheit über die Abrisspo-

werden.

litik zum Ausdruck, die die Stadt

Doch die Hausbesetzer, die eine

Biel seit Jahrzehnten pflegt, sind

Organisation namens LaBiu gegrün-

aber auch auf der Suche nach einem

det haben, lassen sich nicht klein-

Raum für ihre Träume. Rechtlich

kriegen. Es findet eine 300 Personen

gesehen handelt es sich um eine

starke Demonstration unter dem

Liegenschaft des Tiefbauamtes des

Motto «LaBiu reste – LaBiu bleibt»

Kantons Bern. Die Forderung nach

statt. Kurz darauf wird eine Petition

einem

mit 2000 Unterschriften eingereicht.

Gebrauchsleihvertrag

bis

zum Abriss der Häuser wird vom

Die

Tiefbauamt abgelehnt. Die Hausbe-

nun ihren Höhepunkt, danach ver-

Berichterstattung

erreicht

setzer erhalten vorläufige Duldung

schwindet LaBiu in den Medien fast

unter der Bedingung, dass man das

gänzlich von der Bildfläche.

Gebäude bewohnbar macht, Strom

Was ist aus den Hausbesetzern

und Wasser anschliesst, sanitäre In-

im zweisprachigen Biel geworden?

stallationen tätigt und Arbeiten am

Die Häuser am Wydenauweg stehen immer noch und sind weiterhin besetzt. Ihre Bewohner sorgen jedoch heute nicht mit Demonstrationen für Aufsehen, sondern mit dem sogenannten

«HotSquat»-Kalender.

Auch dieses Jahr wurde wieder ein solcher Kalender publiziert, für den sich die Hausbesetzer als Märchenfiguren inszeniert haben. Wer steckt

Peter Pan: Die Bieler Hausbesetzer nehmen in 12


für Träume

dem von ihnen selber produzierten «HotSquat»-Kalender verschiedene Märchen, Sagen und Geschichten auf die Schippe. 13


labiu – ein haus für träume

hinter LaBiu und dem «HotSquat»Kalender? Und wieso besetzt man Häuser? Um diese Fragen zu klären, reise ich mit meiner besten Freundin nach Biel.

Wir stehen staunend vor den beiden beeindruckenden Wohnhäusern. Die Fassaden sind fast vollständig bemalt und verziert, als hätten sich unzählige Künstler an demselben Werk ausgetobt und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Wie wir später erfahren, kann man genau davon ausgehen. Nachdem wir geklingelt haben, uns aber niemand hört, da die Klingel defekt ist, betreten wir das Haus auf eigene Faust.

Das Treppenhaus ist kalt und dunkel, die Wände sind mit unzähligen Plakaten tapeziert. Etwas ratlos stehen wir da, bis uns jemand entgegenkommt, der uns in eine beheizte, gemütliche Wohnung führt. Wir haben uns mit Antal Thoma, dem Fotografen des «HotSquat»-Kalenders, verabredet, der sich bereit erklärt hat, uns die Welt der Squatter (Hausbesetzer) näherzubringen. Und als wir dann seine Wohnung betreten, die er mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Kind teilt, wird es uns

trag am Wydenauweg. Auch die

Die Gemeinschaft schliesst den per-

schon etwas wohler. Bei einem war-

Planung der Autobahnzufahrt ent-

sönlichen Freiraum nicht aus, doch

men Tee setzen wir uns an den Ess-

wickelt sich zu Gunsten von LaBiu,

da man keine allgemeingültigen Re-

tisch, worauf uns die Bewohner von

denn der Baubeginn der A5 hat sich

geln aufstellt, ist man zur Kommu-

LaBiu eine wunderbare Geschichte

auf 2018 verschoben.

nikation untereinander verpflichtet.

von Selbstverwirklichung, Toleranz

Zwischenzeit wächst

Man zieht die Konfrontation einem

und dem Wunsch nach Freiheit zu

am Wydenauweg eine von aussen

In

der

strengen Reglement vor. Toleranz

erzählen beginnen.

sonderbar wirkende Gemeinschaft

und gegenseitiger Respekt bilden

Nach der Demonstration 2008

heran. Die Hausbesetzer selbst seh-

die Basis für ein harmonisches Mit-

beginnen die linken Parteien Sym-

en sich als eine Art Wohngemein-

einander.

pathien für die Hausbesetzer zu entwickeln, wor-

Jeder Raum hält neue Überraschungen bereit

schaft, die es al-

Doch nicht nur die Art des Zu-

len erlaubt, nach

sammenlebens reizt die Bewohner

ihren

eigenen

von LaBiu und veranlasst sie auch

Bedürfnissen zu

dazu, am Wydenauweg zu bleiben.

die beiden Gebäude beim Tiefbau-

leben. Sie werden nicht von einer ge-

Es ist das Haus an sich, denn es lebt.

amt auf eigene Kosten mietet. Nun

meinsamen politischen oder morali-

Es präsentiert sich als ein giganti-

leben die Squatter als Untermieter

schen Ideologie zusammengehalten,

sches Kunstwerk, sowohl ausser-

mit einem Zwischennutzungsver-

sondern vom Wunsch nach Freiheit.

als auch innerhalb. Die Wände sind

auf die Stadt Biel

14


Abmachungen. Wenn etwas erledigt werden muss, macht es irgendjemand. Oder eben niemand. Doch auch solche Probleme lassen sich durch offene und ehrliche Kommunikation lösen.

Jede Person, die einmal als Teil der Gemeinschaft gelebt hat, nimmt nicht nur unzählige schöne Erinnerungen mit, sondern hinterlässt auch seine Spuren im Haus. Jeden Tag gehen hier Menschen ein und aus. Von weit her kommen sie, aus Deutschland und sogar Schweden, um eine Nacht zu bleiben oder um ganz einfach die Unkompliziertheit der Bewohner von LaBiu zu geniessen.

Nach dem interessanten Gespräch begeben wir uns wieder auf den Heimweg. Wir sind uns bewusst geworden, dass die Lebensformen, die uns alltäglich erscheinen, nicht für alle ideal sind, um sich zu verwirklichen. Natürlich lässt sich eine solche Lebensweise nicht auf eine ganze Gesellschaft übertragen, denn je grösser die Gemeinschaft, desto komplizierter ist es, deren Abläufe zu kontrollieren. Doch wir bemalt, die Möbel sind wild zusam-

wickelt sich das Haus, je nachdem,

können etwas aus der Philosophie

mengewürfelt und zumeist selbst ge-

wer es bewohnt und wozu man es

der Squatter lernen: Luxus für alle.

baut oder gebastelt, und jeder Raum

braucht.

Luxus für alle, die sich die Zeit neh-

hält neue Überraschungen bereit.

Ein Neuzuzüger, der sich in

Da die Bewohner keinem Vermieter

LaBiu längerfristig einnisten will,

verpflichtet sind, können sie ihr

Luxus für alle

Haus nach ihren

men, über unsere Art des Zusammenlebens nachzudenken.

muss von allen Bewohnern eine Einverständnis-

erklärung erhalten. Obwohl man

Lisa Stähli, 17, aus Hedingen, besucht die Kan-

ten. Fast alle von ihnen gehen nur

versucht, so gut wie möglich ohne

tonsschule Limmattal und hat unglaublich vie-

Teilzeitarbeiten nach und widmen

Regeln auszukommen, werden die

le Hobbys: Tennis, Turnverein, Gitarre spielen,

einen grossen Teil der restlichen

Hausbesetzer immer wieder vor

Schreiben, Lesen, Singen, Musik hören, Schü-

Zeit den Arbeiten am Haus. Einige

neue Probleme gestellt. Eines der

lerorganisation, Nach-

leben sich als Handwerker, andere

grössten ist ihrer Meinung nach die

hilfeunterricht und Fo-

als Künstler aus. Als Künstler hat

«Verantwortungsdiffusion»:

Wenn

tografieren. Nach der

man nicht nur die Möglichkeit, sich

alle verantwortlich sind, dann ist

Matura möchte sie an

frei auszudrücken, sondern auch

es keiner. Man arbeitet nicht mit

der ETH Geomatik und

sich zu verwirklichen. Und so ent-

einem «Ämtliplan» oder derartigen

Planung studieren.

Fotos: Antal Thoma

Wünschen und Bedürfnissen gestal-

15


porträt

Stefan, obdachlos Sein Vater hat ihn hinausgeworfen, jetzt hat Stefan andere Probleme: Wo soll er schlafen, woher kann er sich sein Mittagessen beschaffen, und wie kommt er an den nächsten Joint? Tobias Gafus

S

tefan ist zwölf, als sich seine Eltern scheiden lassen, fer gewürzt, schmeckts ganz gut»,

ein Erlebnis, das ihn völlig

zuckt er mit den Schultern.

aus der Bahn wirft. Die Schule wird

Ständiger

völlig unwichtig, die Noten sacken

Begleiter ist aber

ab. Stefan kommt und geht nach

auch die Gewalt. Blutige Ausein-

Hause, wann er will. Er beginnt zu

andersetzungen mit «Glatzen», wie

trinken, zu rauchen und zu kiffen.

Stefan die Neonazis nennt, gibt es

Während seine Klassenkameraden

endlich kann er tun und lassen, was

oft und werden in aller Regel von

die Schulbank drücken, sitzt Stefan

er will. Schnell fängt er an, härte-

beiden Seiten provoziert, ja sogar

vor dem Fernseher. Wieder einmal.

re Drogen zu nehmen. Gras, Koks,

richtig herbeigesehnt. Einmal sitzt

Das letzte Mal. Denn jetzt hat sein

Morphium, einfach alles. Sein Le-

er mit seinen Freunden in einer be-

Vater genug: «Raus! Und du brauchst

ben ist geprägt von Spontaneität

kannten Punkkneipe, als plötzlich

erst gar nicht wiederzukommen!

und Zufall. Endlich ist er da, wo er

die Tür aufgeht: Glatzen, Springer-

hinwollte: jenseits aller Regeln, ab-

stiefel, Bomberjacken. Fünf Nazis

seits sämtlicher Vorschriften.

gegen fünfzehn Punks. Es folgt ein

Stefan nimmt sein ganzes Geld, seinen Rucksack, zwei Hosen, einen Pullover und zwei T-Shirts. Einfach

Irgendwann fragt einer seiner

«Sieg Heil!», das mit einer halbvol-

nur weglaufen, alles hinter sich

Kumpels, ob er Interesse an einem

len Bierflasche beantwortet wird.

lassen und endlich so leben, wie er

Dobermannwelpen habe. Stefan sagt

Kurz darauf kommt die Polizei. Die

es will: frei und ungebunden. Aber

zu, eine Entscheidung, die er nicht

Punks müssen geschlossen auf die

auch allein mit seiner Wut nur lang-

bereuen

sam begreifend: Ich bin obdachlos –

Der Hund ist ein

mit 13.

fester

Stefan steigt in den nächsten Zug, ohne zu wissen, wohin

punkt in seinem

die Reise geht. Seine Familie, seine

er ist auch da,

Freunde, sein ganzes Leben lässt er

wenn Stefan ir-

zurück. Er schlägt sich nach Berlin

gendwo

durch, wo er einen Punk kennt. Sein

draussen schla-

erster Kontakt zur «Szene» beginnt

fen muss. Selbst

mit einem Bier, weitere folgen im

beim Betteln wirkt sich sein treuer

fassen, die Schule nachholen. Doch

Lauf des Tages. Er fühlt sich wohl

Begleiter positiv aus, die Leute sind

bevor er in ein einigermassen gere-

mit den neuen Bekannten, geht an

spendabler. Trotzdem gibt es Zeiten,

geltes Leben zurückkehren kann,

Konzerte, in die Kneipe oder hängt

in denen er in Abfalleimern und

muss er wegkommen von den Dro-

mit ihnen einfach in der Fussgän-

Mülltonnen nach dem gräbt, was

gen, nach denen sein Körper immer

gerzone herum.

andere weggeworfen haben. Zur Not

stärker verlangt. Stefan greift zur

Stefan ist glücklich: Keine Ver-

ernährt er sich von Hundefutter:

radikalsten Lösung: dem kalten

pflichtungen, keine Zugeständnisse,

«Aufgewärmt und mit Salz und Pfef-

Entzug. Von einem Tag auf den an-

16

Wache, die Rech-

wird. Bezugs-

unsteten Leben,

allein

Endlich ist Stefan da, wo er hinwollte: jenseits aller Regeln, abseits sämtlicher Vorschriften.

ten ins Krankenhaus.

Nach Jahren

zwei

Stefan

klar,

wird

dass es so nicht ewig hen

weitergekann.

Er

will wieder Fuss


17


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– Pädagogische Hochschule – Hochschule für Soziale Arbeit – Hochschule für Technik – Hochschule für Wirtschaft

Büro für Kommunikationsdesign FHNW

Die Fachhochschule Nordwestschweiz eröffnet Perspektiven.


stefan, obdachlos deren hört er auf mit bunten Pillen, Kokain und Morphium. Und leidet. «Es ist, wie wenn man Durst hat, aber nichts trinken kann.» Anfangs hat er sich noch unter Kontrolle, dann macht sich sein Körper selbstständig. Stefan wankt ins Bett, doch er kann nicht einschlafen. Als ihn schliesslich doch der Schlaf übermannt, wird er von wirren Träumen geplagt. Kurz darauf schreckt er mit rasendem Herzen auf, nass und kalt klebt das T-Shirt an seinem Oberkörper. Heftigen Gemütsschwankungen ausgeliefert, stiert er lethargisch ins Nichts. Das Verlangen nach Drogen ist riesig. Nach zwei Wochen ist das Schlimmste überstanden. «Wirklich clean war ich aber erst nach vier Monaten», sagt er heute, knapp neun Jahre später.

Tatsächlich holt er seinen Schulabschluss nach und macht eine Lehre als Metallbauer. Mit seinen Eltern versteht er sich inzwischen besser, auch wenn die Beziehung zu seinem Vater noch immer unterkühlt ist. Und er hat wieder Zukunftspläne: Er träumt davon, die Matura nachzuholen und Sozialpädagogik zu studieren. «Um Streetworker zu werden und Menschen zu helfen, die in der gleichen Situation sind, in der ich war: obdachlos und auf die Hilfe anderer angewiesen.»

Tobias Gafus, 19, aus Mühldorf, ist Fotos: Bernd Möller

«interessiert an fast allem» und «immer möglichst mittendrin». Noch ist unklar, wohin die Reise nach der Matura geht: «Journalist? Anwalt? Diplomat?»

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foto

Wasted Youth Da wird geraucht, getrunken, getanzt. Artur Neufeld katapultiert uns mit seiner Serie «Wasted Youth» mitten in die Partykultur. Die Bilder – entstanden mit Wegwerfkameras! – sind echt, spontan, unmittelbar.

Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süssspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. Sokrates (469 v.Chr. - 399 v.Chr.)

20


21


Die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen! Bachelor of Science an der FHS St.Gallen Betriebsökonomie in General Management, International Management oder Wirtschaftsinformatik Pflege in Management und Public Health oder Clinical Nursing Soziale Arbeit mit Studienrichtung Sozialarbeit oder Sozialpädagogik Weitere Informationen und Informationsanlässe FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Tel. +41 71 274 36 40, bsc@fhsg.ch, www.fhsg.ch/bachelor

FHO Fachhochschule Ostschweiz

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wasted youth

Artur Neufeld

A

usgangspunkt

meiner

Serie ist das SokratesZitat aus der Antike. Ich

wollte den Betrachter auf das Phänomen aufmerksam machen, das sich zwischen einzelnen Generationen immer wieder zu wiederholen scheint: Die ältere Generation kann die jüngere nicht mehr verstehen. Daraus resultieren Missverständnisse, Klischees und Konflikte. Dabei ist das Gezeigte kein Phänomen des 21. Jahrhunderts, sondern austauschbar und stellvertretend für viele mögliche Generationen. Die Relativierung, die daraus entsteht war einer meiner Hauptintentionen.

Der Titel entstand durch das Lied «Get Smashed Gate Crash» von Hadouken! und der Liedzeile «Welcome to our world, / we are the wasted youth, / and we are the future, too». Den Titel habe ich gewählt, da das Lied an sich einen anschaulichen Kontrast bzw. eine Opposition zum Zitat bildet und eine formale, aber auch inhaltliche Parallele zum Aufnahmeverfahren zieht. Entstanden sind die Bilder nämlich mit herkömmlichen

Wegwerfkameras,

die man in jeder beliebigen Drogerie kaufen kann. Zu Beginn waren

die

Leute

dadurch

aber

etwas abgelenkt, es hat gedauert, bis man gute, authentische

Welcome to our world,we are the wasted youth,and we are the future, too

Mo-

mente damit einfangen konnte.

jeder gleich beschissen stumpf in die Kamera lächelt. Hier ist das anders, man hat mehr das Gefühl, dass dort

Artur Neufeld, 20, studiert derzeit in Hamburg.

tatsächlich

Sein Hobby: «Mein Leben.» – Mehr dazu verrät er auf

et-

was geschieht, das auch so passiert

Die einzigartige Ästhetik, die

ist. Keine künstlichen Posen, keine

durch die Wegwerfkamera entstand,

Scheu. Die Bildqualität, die Sätti-

finde ich faszinierend, vor allem, da

gung und die Darstellung der Bilder

wohl jeder die Art von sechshundert-

sind noch genauso unkontrollierbar,

fünfundzwanzigtausend gleich aus-

spontan und unbewusst wie das Ge-

sehenden Partyfotos kennt, in der

zeigte.

seiner Homepage: www.staticmoment.com.

23


report

Unsere Freunde sagten, wir sollen endlich etwas mit unserem Leben anfangen, statt erfolglos Musik zu machen.

24


The Script Mark und Glenn, Gitarrist und Schlagzeuger der irischen Band The Script, setzen sich mit dampfenden Teetassen zu mir. «Magst du einen Schluck? Es ist Tee», fragt Mark. Dann flüstert Glenn: «Mit Wodka», und grinst. «Weisst du, wir Iren können’s nicht lassen.»

Roberta Fischli

D

er Gitarrist und der Schlagzeuger bilden zusammen mit Sänger Danny O’Donnogue eine der wich-

tigsten und erfolgreichsten Newcomer-Bands der letzten drei Jahre. Nachdem sie ihren Hits rund um den Globus nachgetourt waren, Hunderte von Konzerten gespielt hatten, sind sie jetzt mit «Science & Faith», dem Nachfolger ihres Debüt-Albums «The Script» auf Tournee. Doch abseits der Bühne sind die drei auch nach wie vor unsichtbar. Ihre Gesichter tauchen auf keinem Partyfoto auf, geschweige denn irgendwo, wo es einen roten Teppich gibt. «Der Promi-Kult ist ein Business für sich, von dem viele profitieren. Das ist gegenseitige Ausbeutung», hält Mark fest und nimmt einen Schluck. Klar werden sie immer eingeladen, fügt Glenn an. «Aber was sollen wir da? Wir wären aufgeschmissen. (lacht) Wir können mit diesen Leuten über nichts reden. Abgesehen davon sind unsere Liebsten zu Hause.» Zu Hause, in Dublin, ist die Band schon seit Jahren Teil des Nationalstolzes. Letztes Jahr spielten sie zusammen mit ihren Helden U2 in einem Stadion vor 82‘000 Zuschauern. «Da wir unseren Familien und Freunden etwas zurückgeben.»

Mark hält inne. «Es ist ja nicht so, dass wir es einfach hatten bis dahin», ergänzt Glenn. Mark und Danny kennen sich, seit sie 14 Jahre alt waren. Auf Glenn trafen sie vor sechs Jah25

Fotos: Kevin Westenberg

ging ein Traum in Erfüllung. Endlich konnten


the script

26

ren. «Wir haben unser Leben lang

Facebook-Accounts selbst, laden Fo-

gefühlen gequält, war die Band

Musik gemacht, in jedem Pub und

tos von Soundchecks und Fan-Tref-

einige Monate unfähig, ein neues

jedem Scheiss-Club gespielt.» Ohne

fen hinauf. Glenn erzählt von einem

Album aufzunehmen. Schliesslich

Geld oder Unterstützung kämpften

Gig in London:

sie um Anerkennung. Und die kam

«Sekunden

anfangs nicht einmal aus dem engen

dem Auftakt der

Kreis. «Niemand verstand, warum

Show

wir uns das antun. Unsere Freun-

ein Mädchen in

de sagten, wir sollen einmal etwas

der

mit unserem Leben anfangen, statt

Reihe hinausge-

erfolglos Musik zu machen. Aber

tragen

wir hörten nicht auf.» Eines Tages

Sie

wendete sich das Blatt. Die Band

Stunden

unterschrieb einen Plattenvertrag

gestanden und schliesslich, genau

serer Freunde hatten nichts mehr

bei einem der grossen Plattenla-

vor dem Konzert, vor Erschöpfung

ausser sich selbst. Ein befreundetes

vor

musste vordersten werden.

war

fünf dort

Viele unserer Freunde hatten keine Arbeit mehr. Beziehungen waren zerbrochen, Leben zerstört. Dabei waren doch immer wir diejenigen, die nichts hatten.»

kehrte die Inspiration zurück. Ihre erste Single auf dem neuen Album «For the First Time» war auch der erste Song, der nach der

Krise

ent-

stand. «Viele un-

bels. Wenig später starben

Paar von mir musste alles

Dannys Vater und Marks

verkaufen. Die beiden wa-

Mutter in kurzen Abstän-

ren zudem Alkoholiker,

den. Glenn hatte einen

schon seit jeher, und konn-

schweren Unfall, wobei er

ten sich ihre Abhängig-

fast sein Leben verlor. «Ich

keit schlicht nicht mehr

erinnere mich daran, wie

leisten.» Dann hätten sie

ich auf dem Weg in den

sich plötzlich gegenüber

Operationssaal dalag, kurz

gesessen, zum ersten Mal

bevor ich das Bewusstsein

nüchtern in zwanzig Jah-

verlor. Das Einzige, woran

ren, und es fühlte sich an

ich denken konnte, war:

wie beim ersten Treffen.

Zum ersten Mal geht es aufwärts in meinem Le-

Auch die anderen Songs sind geprägt von

ben. Ich will mich nicht

der Liebe, dem Leiden und

verlieren, nicht jetzt.»

den

Missverständnissen.

Glenn überlebte. Danny und

zusammengebrochen.» Via Twitter

Die Texte sind Geschichten, ge-

Mark verarbeiteten ihre Trauer in

fand Glenn heraus, wer das Mäd-

schrieben von dreien, die noch im-

«The End Where I Begin». Das Al-

chen war. Dann schickten sie ihr

mer nicht glauben können, was mit

bum kam zustande, der Erfolg folg-

eine unterschriebene CD und das

ihnen geschieht. «The Script steht,

te: Platz eins der irischen Album-

Tourprogramm, das nur die Band

wie unsere Songs, für etwas Kon-

charts, Platz eins der englischen Al-

hat, als Paket nach Hause.

tinuierliches. Wir versuchen uns

bumcharts, die Single «Breakeven»

So schön wie heute war der Er-

immer weiterzuentwickeln», sagt

kletterte gemächlich vierzig Wochen

folg nicht immer. Nach dem Ende der

Glenn. Er stellt die Tasse ab und

lang die Leiter der US-Charts empor

ersten Tour, einem Auftritt mit Paul

grinst. «Oder so ähnlich.»

bis zur Nummer eins. Noch vor zwei

McCartney und ausverkauften Sta-

Jahren verkauften sie 53 Tickets für

dien kehrte das Trio siegestrunken

ein Konzert, ein Jahr später waren

nach Hause. Was sie vorfanden, war

es 60‘000 in einer halben Stunde. Sie

ein Scherbenhaufen. Die Finanzkri-

verdanken alles ihren Fans, das sa-

se hatte Irland schwer erwischt, die

gen sie immer wieder. «Als wir noch

Arbeitslosenquote war rasant ge-

nicht auf Tournee gehen konnten,

stiegen. «Viele unserer Freunde hat-

Roberta Fischli, 20, aus Zürich, hat nach der

stellten wir via Myspace unser Ma-

ten keine Arbeit mehr. Beziehungen

Matura ein Zwischenjahr in Oxford eingelegt

terial ins Netz, und erhielten von

waren zerbrochen, Leben zerstört.

und studiert nun Politik und Geschichte an der

den Zuhörern wichtiges Feedback.»

Dabei waren doch immer wir diejeni-

Uni Zürich. Hobbys: Konzerte, Fahrradfahren,

Heute bedienen sie ihre Twitter- und

gen, die nichts hatten.» Von Schuld-

Fotografieren.»


Gewinne mit tango einen Eintritt in den Europa-park Für dich und vier Freunde!

Der Puls rast, das Adrenalin schiesst in die Adern, das Herz pumpt wie verrückt: Der 73 Meter hohe Silver Star hat es in sich. Wenn dir das nicht reicht, kannst du auf der Wasserachterbahn auf den Spuren portugiesischer Seefahrer wandeln, mit dem Matterhornblitz um die Ecken zischen oder dich mit dem blue fireMegacoaster powered by Gazprom in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultieren. Seit diesem Jahr wird in Leonardo da Vincis genialen Flugkonstruktionen der Traum vom Fliegen wahr – du schwebst hoch über dem Europa-Park. Beim interaktiven Fahrspass ist deine pure Muskelkraft gefragt. Ganz wie zu Zeiten des grossen italienischen Erfinders!

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reportage

Expedition «Pangaea Peak» Umgeben von den höchsten Bergen der Welt stehen wir da, sprachlos. Doch werden wir auch einen bisher noch nie bestiegenen Berg erklimmen können?

28


Tiziana Gees

S

chritt, men,

einatmen, Schritt,

ausat-

einatmen,

ausatmen, Schritt, einat-

men, ausatmen, einatmen, ausatmen – keinen Schritt weiter. Zwei Wochen nach Beginn des grössten

gram (YEP). Mike Horn, Abenteurer

Abenteuers meines Lebens erreiche

und Extremsportler aus Südafrika, startete 2008 eine vierjährige Welt-

ich auf ungefähr 5700 Metern, am Hang eines zuvor noch nie bestiege-

ich acht Kleider-

nen Sechstausenders, mein Limit.

schichten

So nahe war ich am Gipfel, doch jetzt

habe, friere ich

wird mir klar, dass ich es in dieser

wie nie zuvor in

Nacht nicht schaffen werde. Zusam-

meinem Leben.

men mit Markus kehre ich um. Ich

Bis zum Sonnen-

an-

Obwohl ich acht Kleiderschichten anhabe, friere ich wie nie zuvor in meinem Leben.

reise

mit

dem

Segelschiff «Pangaea». Auf jeder Etappe er che

nimmt Jugendli-

mit,

zeigt

versuche, meine Enttäuschung her-

aufgang stehe ich dort, auf dem Vi-

ihnen die schönsten Orte unseres

unterzuschlucken, doch es ist kaum

gne-Gletscher im hohen Norden Pa-

Planeten und wie man diese schüt-

möglich. Die Lichtflecken der Stirn-

kistans. Wie hat alles angefangen?

zen kann. Von gegen tausend Be-

lampen meiner Freunde wandern

Warum stehe ich überhaupt hier?

werbern werden jeweils 16 in ein

immer höher; bald sind sie hinter

Ein Jahr zuvor hörte ich zum ers-

Auswahlcamp eingeladen, wo dann

einem Grat verschwunden. Obwohl

ten Mal vom Young Explorers Pro-

wieder die Hälfte für die Expedition

29


expedition «pangaea peak»

runden, aber auch Gletscherspalten und steilen Eiswänden müssen wir ausweichen. Auf beiden Seiten des ausgewählt wird. Den Jugendlichen

Gletschers wachsen die schönsten

wird gezeigt, wie schützenswert die

Berge in die Höhe, die ich je gesehen

Natur und wie zerbrechlich unser

habe.

Mike-Horn-

Von hier geht es zu Fuss wei-

Während der ganzen Expedi-

Team sucht aktive und interessierte

ter. Zusammen mit 250 Trägern

tion machen wir verschiedene Expe-

Jugendliche, die bereit sind, auch

machen wir uns auf den steinigen

rimente, zum Beispiel untersuchen

eigene Projekte zu starten, denn das

Weg in Richtung Baltoro-Gletscher.

wir für die Universität München

Motto der Expedition lautet «entde-

Erst nach zwei

cken, lernen, handeln».

Tagen erreichen

Ökosystem

ist.

Das

Ich lausche dem Gesang unserer Träger, den Melodien, die ich nicht mehr vergessen werde.

Total begeistert bewerbe ich

wir diesen. Die

mich, was sich als eine der besten

Anstrengung ist

Entscheidungen meines Lebens he-

gross, denn wir

rausstellen sollte. Im Mai darf ich

kommen immer höher und die Luft

ins Selection Camp, bereits einen

wird immer dünner. Auf einem so

den Liligo-Gletscher, der aus einem

Monat später sitze ich im Flugzeug

grossen Gletscher zu wandern, ist

Seitental in den Baltoro-Gletscher

nach Pakistan. Nach einem kurzen

eine aufregende Erfahrung. Zu Be-

hineinfliesst. Dieser Gletscher ver-

Aufenthalt in der Hauptstadt Isla-

ginn ist das Eis mit grossen Fels-

ändert sich sehr schnell. Unsere

mabad machen wir uns auf den Weg

blöcken und viel Schutt bedeckt.

Aufgabe ist es, Vergleichsfotos zu

nach Skardu und weiter nach Asko-

Der Pfad ändert sich jedes Jahr und

schiessen und mit GPS verschiede-

le, einem winzigen Dörfchen, nur

schlängelt sich zum nächsten Camp.

ne Positionen zu messen. In einem

schwer zu erreichen. Die Fahrt dau-

Sehr selten können wir einfach gera-

anderen Projekt beschäftigen wir

ert mit Jeeps sieben Stunden und

deaus gehen, dauernd sind Moränen

uns mit dem Abfall und den wasser-

führt durch atemberaubende Täler.

zu erklimmen, kleine Seen zu um-

verschmutzenden Fäkalien, denn

30


wir einen Tag Pause und lassen uns auf die gefährliche Höhenkrankheit untersuchen.

Doch noch sind wir nicht am Ziel unserer Expedition angekommen. Wir wollen einen noch unbestiegenen Sechstausender erklimmen. Be-

ber ein dunkelblauer, wolkenloser

reits befinden wir uns auf ungefähr

Himmel: Dies ist der schönste Ort,

5200 Metern, was man deutlich zu

den ich je in meinem Leben gesehen

spüren bekommt, denn das Atmen

habe!

fällt immer schwerer. Den Vigne-

Ich lausche dem Gesang unserer

Gletscher könnte man mit einer

Träger, den Melodien, die ich nicht

die Hinterlassenschaften der vielen

Landebahn vergleichen, flach und

mehr vergessen werde. Viel schla-

Besucher auf dem Gletscher ver-

schnurgerade liegt er zwischen den

fen können wir diese Nacht nicht,

schwinden nicht einfach, sie werden

hohen Bergen. Am nächsten Tag

schon um Mitternacht bereiten wir

vom Gletscher nur ins Tal transpor-

folgen wir ihm weiter bis zu seinem

uns auf den Aufstieg zum Gipfel vor.

tiert.

Ende und stellten dort ein Zelt auf,

Die eisige Kälte lässt meine Gelenke

Nach sechs Tagen erreichen wir

unser «Advanced Base Camp». Hier

erstarren, langsam macht sich auch

den Ort, wo der Baltoro-Gletscher

wird unser Arzt warten, während

Nervosität bemerkbar. Wir bilden

und der Godwin-Austen-Gletscher

wir weiter Richtung Gipfel steigen.

Vierer- und Fünfergruppen, jeweils

zusammenfliessen. Umgeben von ei-

Doch dies soll erst während der

zuvorderst ein Bergführer, und an

nigen der höchsten Berge der Welt,

Nacht geschehen. Noch scheint die

ihn angeseilt alle Expeditionsteil-

z. B. dem K2, stehen wir da, sprach-

Sonne, und wieder kann man eine

nehmer. Mit Steigeisen, Eispickel,

los, denn wie kann man die Majestät,

überwältigende Aussicht geniessen.

Helm, Stirnlampe und vielen Klei-

die von diesem Platz ausgestrahlt

Eine unendliche Schneelandschaft

derschichten ausgerüstet, machen

wird, in Worte fassen? Hier machen

und messerscharfe Gipfel, darü-

wir uns an den Aufstieg. Nach ei-

31


Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät

Naturwissenschaften an der Universität Zürich innovativ, interdisziplinär, zukunftsgerichtet Bachelorstudiengänge

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12. März 2011 Informationstag für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrpersonen Universität Zürich, Campus Irchel, Winterthurerstrasse 190, 8057 Zürich Mehr Infos: www.mnf.uzh.ch


expedition «pangaea peak» ner Stunde wird es deutlich steiler. Nach einer weiteren Stunde bin ich am Ende meiner Kräfte. Ich kann kaum mehr atmen und mache mich auf den Rückweg.

Ich bin sehr stolz auf diejenigen meiner Freunde, die den Gipfel erreichen. Als Erstbesteiger darf man den Berg benennen, und wir beschliessen, ihn nach der Expedition «Pangaea Peak» zu benennen. Obwohl ich damals sehr enttäuscht war, dass ich es nicht bis zum Gipfel schaffte, bin ich heute überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war umzukehren. «Pangaea Peak» wird auch noch dort sein, wenn ich wiederkomme, und ich werde wie-

Fotos: Dmitry Sharomov

derkommen.

Tiziana Gees, 19, aus Zürich, ist nicht nur eine leidenschaftliche Bergsteigerin, sie betreibt auch Kung Fu und lernt Chinesisch. Die Geografie-Studentin hält am Informationstag der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich am 12. März einen Vortrag.

33


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report

Richtig in den Big Apple beissen

Eine Verführanleitung, damit das erste Mal New York zum Erfolgserlebnis wird.

Stephanie Rebonati

J

unge,

Alte,

Schwarze,

Weisse, Latinos, Asiaten, Businessmen,

Kinn das Geschehen. Szenen wie

Studenten,

diese sind Manhattan pur.

Fashionistas, Emos und Hippies

Um Manhattan richtig zu er-

strömen wie Ameisen aus der U-

36

Bahn-Station am Union Square in

rümpfter Nase der Sonne entgegen.

leben, muss man zwar informiert

den Tag hinein. Die Sonne scheint

Am benachbarten Broadway bau-

sein, aber auch Zeit für Spontaneität

ungebremst auf die gelben Taxis

en Strassenhändler leise vor sich

einplanen. Um informiert zu sein,

und verleiht der Szene ihr filmisches

hinsummend ihre Stände auf und

bietet sich der etwas andere Reise-

Potenzial. «Good vibes» liegen in der

reihen 5-Dollar-Pashminas, «I love

führer «StyleCityTravel New York»

Luft, wie es aus dem Gettoblaster

NY»-Shirts und kleine Freiheits-

vom Christian Verlag gut an. Keine

des Strassentänzers wummert. Es

statuen sorgfältig nebeneinander.

Schickimicki-Tipps, keine Klischees,

ist 8.45 Uhr, in New York beginnt der

Taxifahrer hupen, lassen die Fens-

sondern das authentische Manhat-

Tag.

ter herunter und schreien einander

tan auf 185 übersichtlichen Seiten

Auf den Bänken beginnen sich

an. Polizisten stehen breitbeinig mit

inklusive «Raus aus der Stadt»-

die Obdachlosen aus ihren Schlafsä-

Kaffee und Bagel am Strassenrand

Tipps. Denn an freien Tagen lieben

cken zu befreien und blinzeln mit ge-

und beobachten mit angehobenem

es die New Yorker an die Rockaway


Beach in Queens zu fahren, um bei Rockaway Taco homemade «Moles», «Pipianes» und «Ceviche» zu schlemmen, während Surfer auf den Wellen reiten. Auch der Jones Beach ist ein beliebter Fluchtort. Der Blog «New York Slop» (www.newyorks-

Moment irgendwie egal. Eine Alter-

lop.blogspot.com) ist zudem eine

native ist das Lokal Lovely Day an

gute Inspirationsquelle, wenn man

der Elizabeth Street, das mit Blu-

nach dem Restaurant sucht, das zur

mentapete und Pad Thai überzeugt.

Tageslaune passt. Die kanadische

Ein paar Meter weiter trifft man auf

Bloggerin lebt im New Yorker East

die Latino-Lokale Home Cooking

Village und «loves to eat and disco-

vom Battery Park nach Staten Is-

und Café Habana. Hier wird mexi-

ver new places», wie in ihrem Profil

land – und kostet keinen Cent. Die

kanische Küche feilgeboten – auch

zu lesen ist.

15-minütige Fahrt bietet eine herrli-

auf Papptellern. Nur wenige Blocks

Es gibt die grossen Sehenswür-

che Aussicht auf die Freiheitsstatue

entfernt steht das angesagte Café

digkeiten, die jeder Manhattan-Tou-

und die New Yorker Wallstreet-Sky-

Select, das seine Türen täglich um 9

rist sehen und als Beweis fotogra-

line. In Staten Island selbst gibt es

Uhr öffnet und zu einem reichhalti-

fieren muss: Empire State Building,

nicht viel zu sehen. Darum: knipsen,

gen Brunch verführt.

Times Square, Broadway, MoMa

sitzen bleiben und mit derselben

(Museum of Contemporary Art),

Fähre retour.

Shopping ist Manhattans zweiter Name. Aber: Im Grunde wird

Central Park, Brooklyn Bridge, Fla-

Für einen kleinen Imbiss ist das

dieselbe Mode angeboten wie in

tiron Building, Grand Central Stati-

Corner Bistro ein nettes Plätzchen.

jeder anderen Metropole auch. Ex-

on, Statue of Liberty. Aber Achtung:

Viele behaupten, hier würden die

klusiv sind kleine Boutiquen, diese

Die Freiheitsstatue ist zugleich die

besten Burgers der Stadt serviert.

sprengen aber die Geldbeutel von

Das Nationalge-

Normalsterblichen. An der Bleeck-

richt gibts hier

er Street gibt es eine Ausnahme:

für 6.75 Dollar,

der Marc by Marc Jacobs-Shop. Hier

Pommes

frites

werden Accessoires, T-Shirts und

grösste

Touris-

tenfalle. Die sogenannten «Statue Cruises» kosten

Pappteller und Blumentapete

mindestens

kosten zusätzli-

saisonale Mode wie Bikinis und

20 Dollar pro Person. Dabei geht es

che 2.50 Dollar. Gegessen wird auf

Wollmützen zu tiefen Preisen ange-

auch gratis. Die Staten Island Ferry

Papptellern, es ist laut und der Ser-

boten. Für die modisch affine Masse

fährt täglich im Halbstunden-Takt

vice schlecht. Aber das ist in dem

gibt es Forever 21, Urban Outfitters,

37


richtig in den big apple beissen cake-Mekka – besonders der Cupcake «Red Velvet» garantiert jedem einem

zuckersüssen

Höhenflug.

Anthropologie, J.Crew, GAP, Old

Nach der umschwärmten Bäckerei

Navy und Victoria’s Secret. An der

beginnt der Stadtteil namens Me-

34th Street zwischen der 5th und 7th

atpacking District, das ehemalige

Avenue sind all die genannten Shops

Drogen-, Schlachter- und Transves-

zu finden – auch Macy’s, das grösste

titen-Viertel. Der gepflasterte Boden

Kaufhaus der Welt. Tipp: In vielen

führt an diversen Showrooms und

Geschäften kriegen

Touristen

10 Prozent Ra-

Cupcakes und Kunst

Lokalen vorbei,

verloren, die Farbe der Tische und

wo sich Models

Stühle blättert ab, und aus den Bo-

und

xen ist verzerrt südamerikanischer

Hipsters Das

Rap zu hören. Doch die Einrichtung

Pastis

spielt bei dem bunten Gästemix aus

Gesetz und darum keine Selbstver-

ist einen Besuch wert. Hier werden

Studenten und Kreativen sowieso

ständlichkeit. Mut haben und fra-

hausgemachte

nur die Nebenrolle.

gen.

Pariser Bistro-Ambiente serviert.

Kurz bevor man die berühm-

batt. Es ist ein

tummeln. In-Lokal

ungeschriebenes

Köstlichkeiten

im

Am Ende der Bleecker Street

Es geht aber auch ohne Ramba-

te Canal Street erreicht, die China

kommen Schleckmäuler in den Ge-

zamba, im Cafe Colonial an der Ecke

Town ankündigt, sollte man an der

nuss. Die Magnolia Bakery gilt in

West Houston: Der Kachelboden hat

Chrystie Street eine Verschnaufpau-

Gourmetkreisen als offizielles Cup-

seinen Glanz beinahe vollständig

se einlegen – und zwar in der Galerie Envoy Enterprises. Der kleine weisse Raum beherbergt grosse Kunst, vor allem Zeitgenössisches wie Fotografie, Collage und Pop Art. Zur Erholung bietet sich in dieser Gegend auch die High Line an, ein Park mit Bänken und Grünflächen auf einer ehemaligen Zugplattform. Tipp: sich mit Kaffee, Snack und Buch einen Nachmittag lang verwurzeln und das Oase-Feeling geniessen. Das Schlechtwetterprogramm ist ebenso verlockend: das International Center of Photography ICP in Midtown, unweit von Grand Central Station. Gegen Abend versammeln sich die Obdachlosen wieder bei den Bänken, tauschen Gefundenes und Penny-Stücke

gegen

Flaschen.

Schliesslich gilt: «find a penny, pick it up and all day you’ll have good luck». Die Strassenhändler verhandeln noch mit den letzten Käufern. Aus dem Gettoblaster der Strassentänzer sind jetzt Stimmgewaltige wie Al Green und Erykah Badu zu hören.

Kurz

vor

Sonnenuntergang

sollte man sich in die U-Bahnlinie F setzen und nach Brooklyn fah-

38


TANGO-FACTS Und hier sind unsere Hotspots zu finden: - Café Select: 212 Lafayette St - Cafe Colonial: 276 Elizabeth St

ren. An der York Street, der ersten

- Café Habana: 17 Prince Street

Haltestelle in Brooklyn, steigt man

- Magnolia Bakery: 401 Bleecker St

aus und flaniert in Richtung East River. Wie eine Insel liegt ein kleiner

le Happiness Happy Hour. Speziali-

- La Esquina: 114 Kenmare St

Park zwischen der Brooklyn und

tät des Hauses ist Martini mit Grün-

- Lovely Day: 196 Elizabeth St

der Manhattan Bridge, dazwischen

tee. Zum Dinner gehts ins La Esqui-

sind die Wolkenkratzer mit ihren

na, wo man sich auf Tostadas und

Abertausenden von

Lichtern

zu sehen. Hier steht der kleine Mensch

Auge

Margaritas

Hundekacke und Martini mit Grüntee

be-

- Home Cooking: 17 Prince St - Corner Bistro: 331 W 4th St

schränken sollte.

- Pastis: 9 9th Ave

Das Kellerlokal

- Double Happiness: 173 Mott St

mit dunkelroten

- The Box: 189 Chrystie Street

Backsteinwän-

- Envoy Enterpises : 131 Chrystie St

in Auge dem grossen Manhattan

den und Kerzenlicht bietet ein spe-

gegenüber. Und wieder liegen die-

zielles Ambiente und eine Menge

se unbeschreiblichen New Yorker

Promis noch dazu. Trotzdem wirkt

«Good Vibes» in der Luft, während

das Gesamtpaket nicht aufgesetzt,

- High Line Park: 529 West 20th Street

Hunde in eingezäunten Grünflächen

sondern entspannt. Hier fühlt man

kacken und Herrchen angeregt dar-

sich nicht zuletzt wegen der non-

- Rockaway Taco: 95-19 Rockaway Beach Blvd, Rockaway Beach

über diskutieren, dass Brooklyns

chalanten Art der New Yorker wohl.

- Marc by Marc Jacobs: 403-405 Bleecker St

Immobilienpreise wegen den rei-

In Sachen Nachtleben steht the box

chen Neuzuzügen aus Manhattan

zuoberst auf der Liste. Der Zugang

stetig ansteigen.

ist nicht leicht, darum: dress to im-

Nach Sonnenuntergang beginnt

press. Der Club ist ein «Theater of

in der Untergrundszenen-Bar Doub-

Varieties», exotische Tiere, Freaks

- International Center of Photography ICP: 1114 Avenue of the Americas at 43rd Street

und lasziv räkelnde Damen sind nie weit. Eigentlich ist New York selbst ein grosses «Theater of Varieties», das man mindestens einmal in seinem Leben besuchen sollte.

Stephanie Rebonati, 21, aus Kilchberg, hat an der Kanti Enge die Matura absolviert und studiert nun an der ZHAW Journalismus. Sie interessiert sich für Medien, Literatur, Fotografie und Reisen und bezeichnet sich als «kreativ, stur, zielstrebig und humorvoll».

39


foto

Sommer auf der Alp In seiner eindrucklichen Fotoserie zeigt Mario Wezel den Alltag von drei Jugendlichen, die in ihren Sommerferien nicht dem ÂŤSonne-Strand-und-Meer-MottoÂť folgen, sondern sich als Ferienarbeiter fur die Abgeschlossenheit der Alp entschieden haben.

40


Wie bist du auf die Idee zu deiner Serie ge-

auf. Dabei habe ich versucht, als stiller Beobachter an ihrem Alltag teilzuhaben, um einen

kommen? Ich hatte Lust, mich mit dem Thema Land-

möglichst unverfälschten Einblick geben zu

wirtschaft in Bergregionen zu beschäftigen.

können. Fotografiert habe ich mit einer digi-

Ich recherchierte daraufhin im Internet nach

talen Kleinbildkamera.

einer Alp, die weit abgelegen von der nächsten Stadt lag. Ich wollte eine Lebenswirklichkeit zeigen, die sich fernab vom normalen Alltag bewegt. Weit weg von Stress und Hektik.

Was fasziniert dich an der Serie? Ich fand es sehr interessant, eine andere Lebenswirklichkeit zu zeigen, die für viele etwas Unbekanntes darstellt. Den vielen Dis-

Wie sind die Bilder entstanden?

kussionen, die in den Medien immer wieder

Ich besuchte die Alpbewohner während et-

aufflammen über Jugendliche, die sich nur

was mehr als einer Woche. Der Senner Alois und seine drei Hirten Max, René und Peter nahmen mich total offen in ihre Gemeinschaft

Ich will mit meinen Bildern Geschichten erzahlen.

41


sommer auf der alp

42


vor den Fernseher pflanzen, wollte ich ein positives Gegenbeispiel entgegenstellen. Seit wann fotografierst du? Und wie bist du zur Fotografie gekommen? Mit 15 oder 16 habe ich angefangen, mich

Das Ziel von Mario Wezel, 22,

intensiver mit Fotografie auseinanderzuset-

ist es, Fotojournalist zu werden.

zen. Damals war es allerdings eher ein Medi-

«Ich versuche stets, meinen Mit-

um, mit dem ich meine persönliche Umwelt

menschen offen und freundlich

darstellen und festhalten konnte. Mittlerweile

gegenüberzutreten. Mich faszi-

will ich mit meinen Bildern Geschichten er-

niert es, neue Leute kennenzu-

zählen. Die Bilder sollen Emotionen transpor-

lernen und deren Ansichten und

tieren. Freude und Glück genauso wie Trauer

Meinungen zu erfahren und sich

und Wut.

darüber auszutauschen.»

43


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gedicht

bu n egbedingungslos ds il no g s die welt steht still, die seelen erstarrt, das grau wie asche auf seinem gesicht, der kalte blick, der auf ihr verharrt, kein glanz in ihm, kein fünkchen licht.

angst durchfährt ihr gespalten herz, und hoffnungslos, so singen's die lieder, und blind von tränen und taub vom schmerz, legt sie ihm ihre liebe nieder. während eisig blau der herbstwind weht, wie ein schrei erklingt ihr stummes flehen, als sie − gebrochen − sich neben ihn legt, um nicht wieder aufzustehen. es entschwindet ihr geist, es versagen die sinne, es warten auf sie die seelendiebe, und so sagt's der gesang, die feine stimme, die flüsternd erzählt von wahrer liebe.

Niatame Cissé, 18, aus Basel, besucht das Gymnasium Kirschgarten und möchte nach der Matura «irgendetwas in Richtung Musik oder Mode» machen. Am liebsten sitzt sie am Rhein und liest, zeichnet oder ist einfach mit Freunden zusammen.

45


report

Handprothesen für die Opfer von Personenminen Noch immer liegen Millionen von Personenminen zündbereit. Eva-Maria Wyss entwickelte in einer Studienarbeit ein Werkzeugkonzept zur Produktion von Handprothesen in Kambodscha. Eva-Maria Wyss

P

ersonenminen sind billig, einfach zu

vierhundert neue Opfer. Davon brauchen rund

verlegen und schrecklich wirksam.

6000 jährlich Ersatzprothesen.

Daher werden sie immer wieder ein-

Seit einigen Jahren unterstützt die Hochschu-

gesetzt, obwohl das Völkerrecht dies verbietet.

le für Technik in Brugg-Windisch mit Studieren-

Weltweit sind jährlich gegen 20'000 Minenop-

den des Studiengangs Maschinenbau die Entwick-

fer zu beklagen. Zwei Drittel davon brauchen

lung einer funktionellen Handprothese für die

Prothesen. Bei Kindern müssen diese wegen

kambodschanischen Opfer von Personenminen.

des Wachstumsprozesses alle 6−12 Monate

An der eigentlichen Umsetzung des Projektes sind

und bei Erwachsenen wegen der Abnutzung alle 2−4 Jahre ersetzt werden.

Eines der meistbetroffenen Länder ist Kambodscha. Das Land, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, leidet noch immer unter den Folgen des jahrelangen Bürgerkriegs. Rund 30‘000 Menschen sind Opfer von Personenminen, hinzu kommen jedes Jahr

46


verschiedene Partner und Fachhochschulen

Zwar hatte die Zusammenarbeit mit meh-

beteiligt, in Kambodscha läuft die Zusammen-

reren Partnern und aus teilweise ganz unter-

arbeit über das IKRK.

schiedlichen Kulturen durchaus ihre Tücken,

In einer ersten Phase wurde eine einfache

doch der konkrete Nutzen dieses Projekts

funktionelle Handprothese entwickelt. Proto-

ist gross. Durch das neue Werkzeug können

typen der Prothese wurden von Minenopfern

die Kambodschaner selbstständig geeignete

erprobt und für gut befunden. Doch leider ent-

Handprothesen für die Opfer produzieren und

sprach die entwickelte Herstellungsweise mit

sich somit selbst helfen. Die Herstellung ist

einem einfachen Giessprozess nicht den Vorstellungen der lokalen Partner in Kambodscha.

In der Folge einigte man sich auf ein anderes Herstellungsverfahren, das Spritzgiessen. In mei-

Durch das neue Werkzeug können die Kambodschaner selbstständig Handprothesen produzieren

ner Studienarbeit stand

sehr kostengünstig. Durch grosszügige Spenden kann die mine-ex-Stiftung diese Kosten übernehmen, sodass die Prothesen für die Bevölkerung kostenlos zur Verfügung gestellt werden können. Dank diesem Projekt können – nicht nur in

die Konzeptentwicklung eines entsprechen-

Kambodscha, sondern auch in vielen anderen

den Spritzgusswerkzeugs im Mittelpunkt. Mit

Ländern – viele Minenopfer wieder einfache

diesem Herstellverfahren werden in Kambod-

Tätigkeiten ausführen, um ihr Überleben zu

scha bereits heute unabhängig vom Ausland

sichern.

Bein- und Armprothesen hergestellt.

Das Konzept wurde von Projektpartnern überprüft, die Werkzeugkonstruktion durchgeführt und seine Herstellung in die Wege geleitet. Die Reaktionen der im Kambodscha menarbeit mit den Partnern in der Schweiz

Eva-Maria Wys, 24, aus Tegerfel-

machten das Projekt zu einer spannenden Er-

den, hat inzwischen ihr Studium

fahrung. Nebst neuem Wissen in technischen

als Maschineningenieurin an der

Fragen konnte ich auch wertvolle Kenntnisse

Hochschule für Technik FHNW

im Projektmanagement sammeln.

erfolgreich abgeschlossen und ist

Fotos: Jochen Müller

verantwortlichen Personen sowie die Zusam-

nun bei der EMPA, Dübendorf, im Bereich Konstruktion, Berechnung und Optimierung von nachgiebigen Strukturen tätig.

47


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kurzgeschichte

Zukunftsträume

Am Telefon. Sie: «Hallo.» Er: «Hallo. Was willst du?» Sie zögert. Sie: «Ich möchte gerne mit dir reden. Wie geht es dir?» Er: «Den Umständen entsprechend, einigermassen. (Pause) Das heisst: beschissen.» Sie schweigt. Sie: «Hast du ihn gesehen, den Schnee?» Er lacht ein bisschen sarkastisch. Er: «Klar, hab ich. Wegen des Schnees bin ich mit dem Roller fast nicht den Berg herunter gekommen.» (Stille) Sie: «Ich habe mich jetzt entschieden. (Pause) Ich habe mich angemeldet für das Studium. Ich höre mit dem Job auf, lerne ein halbes Jahr und mache dann die Prüfung.» (Lange Stille) Sie: «Bist du noch dran?» Sie lacht leise. Ein holpriges Lachen. Er: «Ja. (Pause) Du hast alles hingeschmissen und aufgegeben, nur um zu erreichen, was du willst.» Sie: «Ja.» Er: «Nicht alles, aber fast.» Sie: «Ja.»

Rebecca Knoth, 21, aus Umikon, studiert Biologie und Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Sie tanzt gerne Ballett und Salsa, liest und schreibt viel.

49


kurzgeschichte

Rückwärtsgeschichte

Die Sonne brennt durch das kleine Fensterglas und lässt die Staubkörner tanzen. Ich muss mich beeilen, lange wird er mich heute nicht alleine lassen. Zu lange habe ich mich gestern mit dem Kellner unterhalten.

Anna Zurkirchen

D

er Koffer liegt aus allen Nähten platzend vor mir.

50

Vollgestopft mit Sachen

schreiben werde. Sich wehren ergibt

und Dingen, mit Krims und Krams,

keinen Sinn, sein alkoholgetränkter

mit Zahnseide und Hochzeitskleid.

Atem raubt mir die Luft. Der Zorn

Alles muss mit nach Hause. Nichts

lässt ihn nicht los.

werde ich diesem muffigen Hotel-

Das Riesenrad dreht sich von

zimmer schenken. Kühl und glatt

der Sonne weg. Noch ist die Ent-

liegt die kleine Uhr zwischen meinen

Staubkörner tanzen. Ich muss mich

scheidung nicht bereut, obwohl die

feingliedrigen Fingern. Was für ein

beeilen, lange wird er mich heute

Übelkeit nicht verschwinden wird.

Geschenk. Als hätte ich je in meinem

nicht alleine lassen. Zu lange habe

Vielleicht wird ja alles besser, doch

Leben eine Uhr getragen. Ich hasse

ich mich gestern mit dem Kellner

auch der letzte Funke Hoffnung wird

es, wenn mir meine verschwendete

unterhalten.

erlöschen. Denn die stämmige Hand,

Lebenszeit andauend unter die Nase

Entsetzen. Schock. Ich ducke

die er auf meinen Schenkel legt, ist

gerieben wird. Unwillkürlich nehme

mich instinktiv, mein Magen krümmt

noch gewaschen. Ich kann sogar

ich das goldene Rädchen zwischen

sich zusammen und ich versuche,

die blumige Seife riechen. Das Rad

Daumen und Zeigefinger und dre-

den Schlägen aus-

he es gegen den Uhrzeigersinn. Der

zuweichen. Es ist

dünne Zeiger rennt los, der lange

nicht der Schmerz

folgt ihm gemächlich.

der groben Hände

Und der Koffer öffnet sich wie-

auf dem Gesicht,

der. Prachtvolle weisse Rüschen-

es ist die Verzweif-

seide quillt und simple Zahnseide

lung, die bei jedem

springt heraus, Hab und Gut kriegt

Schlag

wieder Luft. Die Sonne brennt durch

Demütigung,

das kleine Fensterglas und lässt die

ich es später be-

nachlässt. wie

dreht sich immer

Es wird gespeist, als gäbe es keinen Morgen. Das letzte Abendmahl, und jeder sichert sich seinen Teil. Seine scharfen Augen verfolgen mich.

schneller. Ich weiss, dass sein Schädel sich

zerschmet-

tert anfühlen muss nach der gestrigen Orgie. Mein Magen kann nicht mithalten, ich will wieder Erde spüren.


Es wird gespeist, als gäbe es keinen Morgen. Das letzte Abendmahl, und jeder sichert sich seinen Teil. Seine scharfen Augen verfolgen mich. Sein Blick warnt mich. Es ist dein Fest, doch ich feiere nicht. Der Brautstrauss fliegt von den Händen der Cousine in meine,

der leicht süssliche Duft

ich bemitleide sie.

seines Parfums in die

Der Pfarrer trennt das Band fürs Leben.

Nase. Ich weiss damals

Die Luft wird von weissen Rosenblättern

noch nicht, dass er mir

durchwirbelt, und die johlende Gesellschaft

alles rauben wird. Dass das schalk-

gibt uns den Weg frei. Der Altar rückt weiter

hafte Lächeln, das seinen Mund um-

und weiter in die Ferne, unerreichbar. Die

spielt, mich betören wird, bis mein

blendenden Schuhe Schritt für Schritt hinter-

Leben nicht mehr das meine ist. Al-

einander setzend. Und nicht fallen. Nur noch

les wird er mir nehmen, nur die Uhr

nicht fallen. Obwohl mich immer wieder das

wird er mir schenken. Die Uhr, die

Gefühl beschleicht, nicht das Richtige zu tun.

ich nie tragen werde.

Die beiden Zeiger verschmelzen

Die stumme Übelkeit, die mich überkommt, wenn ich in mich hineinhorche.

und meine Fingerspitzen schmer-

Zeit vergeht, er beginnt das Netz um mich

zen, denn die Zacken des Rädchens

zu flechten. Maschen aus seidenen Tüchern

haben ihre Spuren hinterlassen.

und diamantbesetzten Ringen. Sein Luxus lul-

Ich stecke meine Nase tief in meine

lt mich mehr und mehr ein. Es gibt nur noch

Armbeuge und sauge den eigenen

ihn, die Freunde verblassen.

Geruch auf. Es riecht nach Erde.

Unser erstes Treffen. Pünktlich um acht

Und nach Sonne.

Uhr wartet er auf mich in unserem Café. Sein rechter Fuss in den braunen Lederschuhen wippt ungeduldig, bis er mich erkennt. Sein grünes Leinenhemd steckt ungezwungen in den gebleichten Jeans. Als Erstes steigt mir

Anna Zurkirchen, 18, aus Zürich, besucht das Literargymnasium Rämibühl. Ihre Lieblingsfächer sind Bildnerisches Gestalten, Deutsch und Englisch. Sie liebt Tanzen, Reiten, Sport, Lesen und Reiten.

51


comic

Arche Noah Charlotte Germann, 21, aus Altdorf, besucht die Berufsschule für Gestaltung in Zürich. Sie bezeichnet sich als «kreativ, zielgerichtet, produktiv, manchmal etwas unflexibel, lebensfroh, gesund und am Boden geblieben. Mit diesem Beitrag hat sie beim diesjährigen Comics-Festival «Fumetto» den Publikumspreis gewonnen.

52


53


arche noah

54


55


porträt

Das Ende des Prager Frühlings Am Morgen steht meine Tante in der Tür und sagt: «Die Russen sind heute Nacht einmarschiert.» Helen Kaufmann

O

bwohl der Versuch, einen modernen sozialistischen Staat zu schaffen,

Es ist der 20. August 1968. Ich,

erfahrener Mann, hat viel in seinem

nur ein halbes Jahr dauern konnte,

ein junges 17-jähriges Mädchen, lie-

Leben erlebt, hat seine Eltern früh

war diese Zeit für alle Tschechen

ge im Bikini hinter unserem Ferien-

verloren, sein einziger Bruder ist im

und Slowaken prägend. Doch als so-

haus auf der Wiese und träume vor

Krieg verschollen, er wurde in ver-

wjetische Truppen 1968 den Prager

mich hin. Unsere Familie verbringt

schiedenen

Frühling gewaltsam niederrollten,

hier im böhmischen Paradies wie

gefangen gehalten und er hat über-

war dies für viele Menschen, darun-

jedes Jahr die Ferien. Es ist eine

lebt.

ter auch für meine Familie, der Aus-

wunderbare Gegend am Rande des

löser zur Flucht ins Ausland.

Für meine Maturaarbeit habe

Heute ist ein eigenartiger Tag.

lieblicher

Alle anderen machen etwas zusam-

Hügel, Teiche, Burgruinen, Wälder

men. Ich aber habe mich entschlos-

Riesengebirges;

voller

sen,

allein

zu

ich mit verschiedenen Zeitzeugen

und Wiesen. Mit meinen

über die Geschehnisse 1968 gespro-

Cousinen und mit meiner

chen. Der nachfolgende Bericht han-

Schwester gehe ich Pilze

delt von meiner Tante Eva Walker-

suchen, Beeren pflücken,

Horová, die damals in meinem Alter

baden, wandern, wir hel-

war. Sie emigrierte mit ihren Eltern

fen bei der Ernte mit, wir malen und

warum. Ich liege da an der Sonne,

und ihrer Schwester in die Schweiz.

lernen für die Schule. Jedes Jahr das

spüre ihre angenehme Wärme, es

Gleiche, sich Wiederholende, doch

ist fast zu heiss für eine Wasserrat-

es ist uns nie langweilig. Wir haben

te wie mich. Ich fange an, mich über

den gleichen Spass zusammen, wie

mich zu wundern und fast ein wenig

immer.

zu ärgern. Wieso bist du nicht mit

TANGO-FACTS Prager Frühling 1968 Der Prager Frühling steht als Bezeichnung für die Bemühungen der tschechoslowakischen Kommunisten unter der Führung von Alexander Dubcek im Frühjahr 1968, einen «Sozialismus mit menschlichem Antlitz» zu schaffen, d. h. sie standen für einen Sozialismus ein, der grössere individuelle Freiheiten gestattete. Die Reformbewegung wurde massgeblich von Intellektuellen, Schriftstellern und Künstlern mitge-tragen. In den Augen der Sowjetunion stellt der Prager Frühling jedoch eine Gefahr für die Einheitlichkeit des Ostblocks dar, weshalb im August 1968 Truppen des Warschauer Pakts einmarschierten und die Regierung absetzten. 56

Konzentrationslagern

Jetzt kann man es endlich: frei sprechen.

Der Vater musste zurück nach Prag. Seine Urlaubszeit war zu

Hause zu bleiben. Ich weiss eigentlich nicht

so

gar recht

den anderen mitgegangen? So ist es fast zu friedlich, zu monoton.

Ende. Er kommt wenigstens an

In meinen Gedanken blicke ich

den Wochenenden immer zu uns.

auf das letzte Jahr zurück. Es war

Er fehlt mir. Seit dem Prager Früh-

ein Jahr voller Veränderungen. Mit

ling diskutieren wir zwei über die

dem Abschluss der Grundschul-

Politik, fast jeden Tag, jetzt kann

ausbildung endete die Kindheit für

man es: frei sprechen. Und ich ge-

mich.

niesse diese Zeit. Manchmal stehe

die ich seit der ersten Klasse kenne

ich zu Hause in Prag früher auf,

und denen ich noch fast jeden Tag

als ich müsste, nur um mit ihm zu

begegne, sind irgendwie erwachsen,

sprechen. So vieles erfahre ich erst

anders. Wir haben uns alle bei den

jetzt. Sachen, über die es verboten

Abschlussprüfungen

war zu sprechen. Ich verspüre einen

zusammen bei den Aufnahmeprü-

riesigen Nachholbedarf. Er ist ein

fungen für die Mittelschulen ge-

Kameraden,

Freundinnen,

unterstützt,


57

Foto aus Privatbesitz


4.1

das ende des prager frühlings Kleiner Bruder, schliesse das Tor In ihrer Maturaarbeit hat Helen Kaufmann auch versucht, eigene Texte zu verfassen, die auf Liedtexten von Karel Kryl beruhen und die Stimmung während des Prager Frühlings wiedergeben sollen. So ist die folgende Kurzgeschichte auf der Basis des Liedtexts «Bratrícku Zavírej Vrátka» (Kleiner Bruder, schliesse das Tor) entstanden: Sie geht hin und her. Vom Schlafzimmer vorbei an der Tür, wo sie jedes Mal das Schloss kontrolliert, bis zum Fenster. Die Wohnung ein Käfig. Dabei raucht sie ununterbrochen und fährt sich mit der Hand durchs Haar. Es ist schwül im Zimmer, und der Rauch reizt mich. «Wieso öffnest du nicht das Fenster?» denke ich. Doch sie geht wieder zurück, vorbei an der Tür, zum Schlafzimmer. Sie will es nicht öffnen. Heute nicht. Wir ertragen es nicht, etwas von draussen zu hören. Keine rollenden Panzer, die unsere Träume zerschmettern. Ich sitze auf einem Stuhl und starre auf die Tischplatte. Es gibt einige Kratzer darauf, einen Fleck von der Kaffeetasse, deren Inhalt längst kalt geworden ist. Vor mir steht eine Vase. Die einst blühenden Blumen sind verwelkt. Neben

Begründung der Auswahl

Es erscheint mir wichtig, trotz der Beschränkung auf drei lyrische Werke ein möglichst vielschichtiges und differenziertes Bild über das alltägliche Leben in Tschechien während der Okkupation wiederzugeben. In meiner Auswahl wird einerseits die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gegenüber einer düsteren Zukunft (Bratříčku Zavírej Vrátka), andererseits auch die Sehnsucht nach Freiheit (Anděl) geschildert. Nebst so intensiven Gefühlen will ich aber auch die langsam einkehrende Passivität der Bevölkerung, deren Widerstand erfolglos war, thematisieren (Provizorní Balada).

mir das Radio. Vor kurzer Zeit hat es uns zum Widerstand gerufen. Jetzt hallen nur noch 4.2 leere Eigene Worte Texte durch den Raum. Hässlich. Lächerlich. Mit russischem 4.2.1 Bratříčku ZavírejAkzent. Vrátka Sie schaltet es aus und jetzt Schaut auf Sie gehtsteht hin und her. am Vom Fenster. Schlafzimmer vorbei hinaus an der Tür, wo sie jedes das Schloss kontrolliert, bis zum Wohnung die Mal Stadt. Draussen dämmert es.Fenster. WiesoDiewird es ein Käfig. Dabei raucht sie ununterbrochen und fährt sich mit der überhaupt noch Tag? Wieso steht die Zeit nicht Hand durchs Haar. Es ist schwül im Zimmer und der Rauch reizt mich. öffnest nichtticken. das Fenster?“ denke wie ich. Doch still?„Wieso Ich höre dieduUhr Ich sehe, sichsie geht wieder zurück, vorbei an der Tür, zum Schlafzimmer. Sie will es ihre zierliche Silhouette deutlich vom Fenster nicht öffnen. Heute nicht. Wir ertragen es nicht, etwas von drausabhebt, wieKeine ihrerollenden Schultern fastdieunmerklich sen zu hören. Panzer, unsere Träume zerschmettern. zucken. Ich sitze auf einem Stuhl und starre auf die Tischplatte. Es gibt einige Kratzer darauf, Fleck von der Kaffeetasse, deren Ich stehe auf. einen Der Stuhl knirscht auf dem Bo-Inhalt längst kalt geworden ist. Vor mir steht eine Vase. Die einst blühenden, als ich ihn zurückschiebe. Ich gehe, vorbei den Blumen sind verwelkt. Neben mir das Radio. Vor kurzer Zeit hat zum Fenster. Bis hallen ich seitlich esan unsder zumTür, Widerstand gerufen. Jetzt nur nochhinter leere Worte durch den Raum. Hässlich. russischem ihr stehe, dann legeLächerlich. ich den Mit Arm um sie Akzent. und Sie schaltet es aus und steht jetzt am Fenster. Schaut hinaus auf die warte. Sie legt ihr Gesicht an meinen Hals und Stadt. Draussen dämmert es. Wieso wird es überhaupt noch Tag? Wieso steht diedass Zeit nicht still? ist. Ich höre Uhrmeinen ticken. Ich sehe, ich spüre, es nass Ich die lasse wie sich ihre zierliche Silhouette deutlich vom Fenster abhebt, wie Blick nochfast einunmerklich letztes zucken. Mal über meine Stadt ihre Schultern

wandern. Über Strassen, denen soihnviele Ich stehe auf. Der Stuhldie knirscht auf deman Boden, als ich zurückschiebe. Ich gehe, vorbei an der Tür,noch zum Fenster. ich seitlich Erinnerungen kleben. Nur diesesBis eine hinter ihr stehe, dann lege ich den Arm um sie und warte. Sie legt Mal, ich kann den Frühling riechen, obwohl ihr Gesicht an meinen Hals und ich spüre, dass es nass ist. Ich lasse es längst Herbst geworden IchStadt reisse michÜber meinen Blick noch ein letztes Mal überist. meine wandern. die Strassen, an denen viele Erinnerungen Nur noch von diesem Bild so los, küsse sie aufkleben. die Stirn unddieses eine Mal, ich kann den Frühling riechen, obwohl es längst sage:geworden «Pack deine Sachen. Wirdiesem gehen.» Herbst ist. Ich reisse mich von Bild los, küsse sie auf die Stirn und sage: „Pack deine Sachen. Wir gehen.“

schwitzt, gefeiert und sind alle danach wie ein Haufen Spatzen auseinandergeflogen. Zuerst einmal in die Ferien. Wie jedes Jahr. Danach haben wir alle unser neues Leben angefangen. Ich habe neue Klassenfreundinnen gefunden, die alten Freunde natürlich nicht vergessen. Ich freue mich so richtig auf die Fortsetzung. Es ist nicht nur die Vorfreude auf Prag und die Schule, ich merke, dass ich mich auch auf das Wiedersehen mit meinem Tanzpartner freue und dass ich ihn am liebsten hier dabeihaben möchte. Ja, dann wäre die Welt in Ordnung. Ich möchte ihm alle vorstellen, ihm alle meine Lieblingsplätze zeigen. Ihn dabei zu haben,

34 Helen Kaufmann – Frau am Fenster

ich weiss, was ich will!

das ist es, was mir fehlt.

Wie hatte das eigentlich angefangen? So wie bei allen anderen auch. Die Herbst- und Wintersaison bis in den Sommer hinein ist bei uns in der Tschechoslowakei den Tanzstunden gewidmet. Es geht nicht nur um das Tanzen, es ist ein Einstieg in die Welt der Erwachsenen. Die ersten Stunden finde ich schön, aber

Frauen in der Armee sind selbstbewusst, engagiert und unabhängig.

die Burschen, naja, irgendwie furchtbar ungeschickt und uninteressant. Der eine ist zu dick und klein, der andere zu dünn, einer steht mir ständig auf die Füsse. Irgendwie kann ich mich nicht so richtig begeistern. Dies ändert 58

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19


sich blitzartig. Es ist die vierte Tanzstunde. Wir stehen uns rei-

einander vorne auf dem Schiff, die Nacht ist

henweise gegenüber. Die Mädchen und die Burschen. Mit einem

lau und warm, und etwas wie ein Hauch von

Blick stelle ich entgeistert fest, dass sich meine zwei Stammkandi-

Schicksal, glaube ich zu spüren, fliegt an uns

daten, der Ungeschickte und der kleine Dicke mit den verschwitz-

vorbei. Wir verabschieden uns, ganz scheu,

ten Händen, schon mir gegenüber aufgestellt haben. Mit einem

ohne Kuss, wir sprechen fast nicht in diesem

Seufzer schaue ich nochmals hin, und siehe da, ein Wunder! Ein

Moment.

grossgewachsener, hübscher Bursche mit grünen Augen schaut mich an. Genau beiden.

«Der

nie da, wer ist mir durch den wird

freigege-

Blick strahlt zu

zwischen

Ein hübscher Bursche mit grünen Augen schaut mich an.

war das?»,

ja

Einige Tage später, kurz vor der Abfahrt

den

in die Ferien, gehe ich über den Wenzelsplatz,

noch

ich muss noch etwas besorgen, plötzlich be-

geht

es

ginnt mein Herz zu klopfen, ich sehe ihn, er

Kopf. Die Wahl

lächelt mich an, freut sich und begleitet mich

ben, mein SOS-

bei meinen Besorgungen. Beim Abschied

dem

hübschen

gibt er mir einen Kuss. Ich fühle mich wie im

ber: «Mein Gott,

siebten Himmel. – Diese Begegnung war das

beeile dich!» Ja, er hat meinen flehenden Blick verstanden und

letzte Mal, dass ich meinen Freund sah. Erst

schon ist er da, den Bruchteil einer Sekunde vor meinen ent-

zwanzig Jahre später sahen wir uns wieder.

täuschten Stammkandidaten. Die Welt ist wunderbar, er ist nicht

Die ganzen zwanzig Jahre haben wir uns aber

nur hübsch, er tanzt auch gut. Wir verstehen uns eigenartig gut.

geschrieben. Dies ist aber ein anderes Kapitel

Wie wenn wir uns schon eine Ewigkeit kennen würden. Er liebt

in meinem Leben …

Burschen hinü-

Tiere, den Wald, ich auch, er hat eine jüngere Schwester, ich auch,

Aus meinen Träumereien reisst mich die

er raucht nicht, ich auch nicht. Man muss ihm nicht sagen, was

Stimme meiner Mutter: «Onkel Jarka kommt

er soll oder nicht, er macht alles korrekt und lächelnd und als wir

euch am Abend holen. Ihr könnt ein paar Tage

uns dann verabschieden, ist klar, dass er meinetwegen jetzt jedes

bei ihm auf dem Bauernhof in Loukov verbrin-

Mal kommt. Beim Ausflug der Tanzschule, einem Tanzabend auf

gen.» Wie schön! Ich springe auf und fange an

einem Moldau-Dampfschiff spüren wir beide, dass wir uns nie

zu packen. In den nächsten Tagen werden wir

trennen möchten. Es ist Mitternacht, wir stehen wortlos neben-

bei der Ernte helfen und im Bergfluss baden. Der Onkel wird uns ins Freiluftkino einladen, es läuft gerade ein neuer Winnetou-Film. Doch für den morgigen Tag, den 21. August, planen wir zunächst eine Wanderung.

Am Morgen steht die Tante in der Tür und sagt: «Ihr werdet den Ausflug nicht unternehmen können.» Wir beide, halb schlafend, fragen: «Wieso nicht, regnet es denn, Tante?» «Nein», antwortet diese traurig, «aber die Russen sind heute Nacht einmarschiert.» Ich vergesse diesen Moment, solange ich lebe, nicht.

Wir springen zum Fenster, das Dorf liegt nur unweit der Hauptstrasse. Wir hören ein Dröhnen, bedrohlich und nahe, es sind die russischen Panzer, die nach Prag rollen. Wir schalten das Radio an. Das Fernsehen sendet nicht mehr, im Radio wird über die Kämpfe vor dem Gebäude des Prager Fernsehens berichtet. Präsident Svoboda und Generalsekretär Dubcek sprechen zum Volk. «Kämpft nicht, vergiesst nicht umsonst euer Blut.» Es sind keine Worte der Verräter, es ist die Besorgnis um die Zivilbevölkerung. Die Stimmen der Radiosprecher, die man alltäglich hört, souverän, sachlich und monoton, sind bewegt, gerührt, voller Emotionen. Eine Stimme sagt: «Wir wissen nicht, wie lange wir noch frei senden können ...» Die Stimme der Spreche59


impressum Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 Fax 071 310 13 17 redaktion_tango@hotmail.com MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Anna-Lisa Behnke Niatame Cissé Roberta Fischli Tobias Gafus Tiziana Gees Charlotte Germann Helen Kaufmann Rebecca Knoth Artur Neufeld Stephanie Rebonati Lisa Stähli Antal Thoma Veronika Widmann Mario Wezel Eva-Maria Wyss Anna Zurkirchen Korrektorat

Peter Litscher

Gestaltung

Moni Rimensberger schwarzefeder.ch

Bild

S.50 suza photocase.com

Druck

AVD Goldach Sulzstrasse 10 9403 Goldach

Auflage

26‘000 Exemplare

das ende des prager frühlings rin bricht ab, man hört ein Poltern,

ses Land liebe, soll weg, ich, die ei-

Schüsse im Hintergrund, dann eine

gentlich tschechische Sprache und

unheimliche Stille. Am nächsten

Geschichte studieren will? Nein und

Tag sendet Radio Prag wieder, doch

nochmals nein. Und meine Liebe,

die Stimmen sind fremd. Woran ich

meine Zukunft, mein Land, meine

mich noch heute mit einer bruta-

Freunde? – mein Kopf dröhnt ...

len Klarheit erinnere: Es sind keine Tschechen, die da sprechen.

Die Direktorin der Schule kannte meinen Vater aus dem Konzen-

In Prag angekommen, bespre-

trationslager. Er hatte sich ihr an-

chen meine Eltern die Lage – ohne

vertraut. Ich sollte alle meine neu-

uns Kinder. Wir beginnen mit der

en Schulbücher am nächsten Tag

Schule. Wir fassen die neuen Bü-

abgeben. Ich gehe bei ihr vorbei.

cher, alle Studenten des Gymnasi-

Sie schaute mich lange an und sagt:

ums sind bedrückt, sprechen aber

«Ich weiss, dass du diese Bücher

miteinander. Wir sind ja jung, und

gerne behalten möchtest, du kannst

die Jugend hat immer Hoffnung.

sie haben.» Ich nehme vor der Ab-

Die erste Stunde ist eine Geschichts-

reise meine Kleider heraus und

stunde. Unser Lehrer, ganz anders

verstecke die zehn Bücher vorsich-

als sonst, spricht ernst,

aber

gendwie

ir-

stolz

zu uns. Er sagt: «Bereits morgen oder

übermor-

Der junge Soldat schaut mich an und sagt: «Viel Glück in der neuen Heimat.»

tig,

damit

der

Vater sie nicht sieht. Mit meinem

Tagebuch

und anderen für mich wichtigen Sachen, wie zwei

gen werden viele von euch nicht mehr da sitzen, viel-

meiner liebsten Tanzkleider. Ich

Titelseite fotolia.com

leicht auch nicht die Professoren.

habe sie bis heute noch.

S. 10 floortje istock.com

Aber denkt daran, dass unser Land

Die Grenze können wir ganz

einmal frei sein wird.» Es ist rüh-

normal passieren, noch sind tsche-

rend, was er da sagt, aber ich denke:

chische Soldaten dort. Wir geben an,

Was erzählt er da, klar werden wir

zu Besuch zu der Tante zu fahren.

morgen alle da sein, was soll das?

Ich schaue ganz traurig vor mich

Zu Hause angekommen, spricht

hin. Der junge Soldat schaut mich

Abonnement Einzelausgabe: Fr. 5.– Jahresabonnement: Fr. 10.–

der Vater mit uns über die Ernsthaf-

an und sagt zu mir auf Tschechisch:

tigkeit der Lage und darüber, dass

«Viel Glück in der neuen Heimat.»

Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September)

er für uns eine freie Zukunft möch-

Das ist schlimm.

Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August

te, nicht das alles, was seiner Fami-

In der Schweiz wurden wir sehr

lie schon einmal passiert sei: Unter-

herzlich aufgenommen, ich habe das

drückung und Verfolgung. Deshalb

Land und die Menschen nach und

werden wir in den nächsten Tagen

nach kennen und lieben gelernt.

emigrieren. Ganz offiziell, auf eine

Meine Jugend, meine Ideale, Ziele

Einladung seiner Cousine aus der

und Träume sind aber für mich mit

Schweiz, werden wir ausreisen.

dem Ende des Prager Frühlings ge-

Wir sollen niemandem etwas sagen,

storben.

nicht viel mehr mitnehmen als das, was man für vierzehn Tage Ferien braucht. Mein Gott, ich meine, nicht richtig gehört zu haben. Ich, die die-

Helen Kaufmann, 19, aus Ebikon, «verliert sich in schwarzweissen Fotos, könnte stundenlang Gitarrenmusik mit nachdenklichen Liedtexten lauschen und wartet jedes Jahr darauf, dass es wieder nach Sommer riecht».

60


Wir Wissen nicht, Was dir fehlt. Aber wir hAben es.

zeitschrift von/für berufs- und mittelschülerInnen

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magazin für schule und studium

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AMANDA AMMANN Miss Schweiz und ihr Promihund

SCHULE IN ECUADOR

PHILIPP WEISSENBERGER Zwischen Studium und Spitzensport

Abenteuer als Volunteer

JOHANNA NYFFELER Im Iran an der Physik-Olympiade

SEÑORITA DARIA

Auf Erfolgskurs

CHOR AUF BEWÄHRUNG Hinter den Kulissen der TV-Doku-Soap

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Auf Überholspur Lara Gut, Ski-Wunderkind

Auf Entzug

Der Frühling kann kommen

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CASCADA CLOTHING Kleider, die Freu(n)de machen

tango 02/2007

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Das spielfelD ist nicht eben Schule in Simbabwe

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Adina Rom redet Klartext vor der UNO

Schottischer Anti-Star mit starker Stimme

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Marilen Dürr entwirft coole T-Shirts

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Seine Schnüffelbienen taugen als Drogenjäger

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Ein Kurztrip nach New York, ein Fotoshooting in Paris – doch auf dem Laufsteg wird einem nichts geschenkt

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Traumjob

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Elena Möschter

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report

Papas langsamer Abschied Alexandras Vater leidet an einer seltenen Form der Demenz, die das Leben der Elfjährigen auf den Kopf stellt: Sie kocht, hilft ihrer Schwester bei den Hausaufgaben und kümmert sich um ihren Vater, der mehr und mehr zum Kind wird. Anna-Lisa Behnke

A

lexandra geht die letzten Schritte zur Haustüre. Die Elfjährige ist froh, nach einem anstrengenden

Schultag nach Hause zu kommen. Doch etwas ist anders als sonst: Sie riecht Rauch. Voller Unruhe sucht sie ihren Schlüssel, versucht ihn mit zitternden Händen ins Schloss zu stecken. Vergeblich. Ihr Papa hat von innen abgeschlossen und den Schlüssel stecken lassen. Sie läutet Sturm, lässt ihren Finger lange auf der Klingel. Endlich – die Tür öffnet sich. Alexandras Papa steht im Türrahmen, hinter ihm dichter schwarzer Qualm. Sie stürzt in die stinkende Wohnung, der Rauch kommt aus der Küche: Ein Topf steht auf dem Herd, die Kochplatte ist auf die höchste Stufe eingestellt. Alexandra versteht sofort, dass ihr Vater das Mittagessen für sie und ihre Schwester aufwärmen wollte. Er steht verwundert neben ihr und ist sich keiner Schuld bewusst. Alexandra reisst die Fenster auf. Sie weiss, dass ihr Papa nichts dafür kann: Er ist krank. Er leidet an Frontotemporaler Demenz, einer seltenen Krankheit, in deren Verlauf Nervenzellen im Bereich der Stirn und der Schläfen verkümmern.

Bis zu seinem 43. Lebensjahr arbeitet Alexandras Vater bei Siemens. Seine Frau hat ihren Halbtagsjob nach der Einschulung von Alexandras kleiner Schwester Franziska wieder aufgegeben, um ihren

Alexandras Vater verändert sich in seiner ganzen Persönlichkeit. 63


papas langsamer abschied

Töchtern bei den Hausaufgaben hel-

ter die ganze Wahrheit: Die Krank-

daran. Als Alexandras Oma zu Be-

fen zu können. In den Ferien fahren

heit ist unheilbar. Ihr Vater nimmt

such kommt, fragt sie ihre Schwie-

sie gemeinsam in die Toskana. Sie

Medikamente, die den Krankheits-

gertochter versehentlich nach den

sind eine kleine Familie, es geht ih-

verlauf

wenigstens ein bisschen

Medikamenten für ihren Sohn – in

nen gut.

verlangsamen sollen. Schliesslich

seiner Gegenwart. Er fängt an zu

Bis zu jenem Tag, als das Tele-

fragt ihre kleine

fon klingelt. Der Chef ihres Vaters

Schwester Fran-

möchte mit ihrer Mutter sprechen.

ziska:

Alexandra wundert sich. Was sie

Papa?» Ihre Mut-

nicht weiss: In letzter Zeit war ihr

ter zögert, dann

Vater bei der Arbeit unkonzentriert,

aber sagt sie: «Ja, er wird sterben.»

stundenlang: «Nein!» Wenn ihn sei-

ganz anders, als ihn seine Kollegen

Die Ärzte geben ihm sechs Jahre.

ne Frau bittet aufzuhören, wird er

kennen. Sein Chef bittet Alexan-

Je jünger der Erkrankte ist, desto

noch aggressiver.

dras Mutter, mit ihrem Mann zum

schneller führt die Demenz zum Tod.

Tagsüber von sieben Uhr mor-

Arzt zu gehen. Er selbst habe schon

Für Alexandra ist klar: Papa soll bei

gens bis fünf Uhr abends besucht er

mehrmals mit ihm geredet. Ohne

ihnen zu Hause bleiben. Die kleine

nun eine Einrichtung, in der junge

Erfolg. Alexandras Mutter ist er-

Familie will zusammenhalten.

Demenzkranke betreut werden. Nur

schüttert, ihr Mann hat ihr nichts davon erzählt.

Von nun an bleibt er zu Hause.

schreien: «Nein,

Warum musste gerade ihr Papa krank werden?

«Stirbt

nein, nein!» Immer

häufiger

bekommt

er

S c h r e i a n f ä l l e,

Vormittags ist er allein zu Hau-

nachts und am Wochenende

se. Wenn Alexandra aus der Schule

ist er zu Hause. Manchmal

kommt, kocht sie für ihn und ihre

sucht er Todesanzeigen

«Papa nimmt seinen Resturlaub»,

kleine

heraus und schaut sich

erklärt ihre Mutter. Alexandras Va-

hilft sie Franziska bei den Hausauf-

alte Fotos an: Als er 19

ter hat Angst: Keiner darf wissen,

gaben und kümmert sich um ihren

Jahre alt war, starb sein

dass er immer wieder ins Kran-

Vater, der ihre ganze Aufmerk-

bester Freund bei einem

kenhaus muss. Während eines Ge-

samkeit beansprucht: Ständig ist

Autounfall. Er durchlebt

sprächs zwischen ihm, seiner Frau

er auf den Beinen, wandert durch

diesen

und seinem Arzt läuft er plötzlich

den Gang, die Küche, das Wohn-

noch einmal, weint bitter-

aus

Besprechungszimmer.

zimmer und wieder zurück, kann

lich. Alexandra versucht

Sechs Monate lang werden Tests

nicht ruhig sitzen. An manchen

ihn zu beruhigen: «Jetzt ist

und Untersuchungen durchgeführt,

Tagen läuft er dreimal zur nahe ge-

bis die Diagnose feststeht: Fronto-

legenen Eisdiele, um sich ein Eis zu

temporale Demenz. Im Gegensatz zu

kaufen.

dem

Schwester.

Anschliessend

Alzheimer leidet Alexandras Vater

Alexandra ist es ganz recht,

nicht unter Gedächtnisverlust und

dass ihr Vater öfter unterwegs ist,

Orientierungslosigkeit, sondern es

für die Elfjährige bedeutet dies ein

sind seine intellektuellen Fähigkei-

paar

ten, die langsam abnehmen. Er hat

Erst wenn ihre Mutter gegen halb

Schwierigkeiten,

Unterhal-

fünf nach Hause kommt, kann Alex-

tung zu folgen, weiss nicht mehr,

andra ihre eigenen Hausaufgaben

was ein Schulheft ist, versteht nicht,

erledigen und für den nächsten

dass man den Herd ausschalten

Tag lernen. Abends fällt sie müde

muss, wenn es anfängt, verbrannt

ins Bett. Warum musste gerade ihr

einer

Minuten

Verschnaufpause.

zu riechen. Alexandras Vater ver-

Papa krank werden? Er hat nicht ge-

ändert sich in seiner ganzen Persön-

raucht, viel Sport getrieben, sich ge-

lichkeit.

sund ernährt. Sie ist wütend – und

Als ihr Vater immer länger zu

64

traurig.

Hause bleibt und keine Anstalten

Alexandras Vater will weder,

macht, wieder arbeiten zu gehen,

dass man mit ihm über seine Krank-

wird Alexandra klar, dass es schlim-

heit spricht, noch dass andere vor

mer ist, als sie gedacht hat. Nach

ihm darüber sprechen. Seine Fa-

und nach erfährt sie von ihrer Mut-

milie akzeptiert das und hält sich

Schicksalsschlag


es vorbei. Komm, wir räumen das

Richard Wagner und die Toskanafe-

nur ins Krankenhaus gebracht, um

Album wieder weg.» Sie, die elfjäh-

rien unterhalten. Alexandra spricht

zu kontrollieren, ob wieder alles in

rige Tochter, tröstet ihren Vater, der

ihn bewusst auf diese Themen an,

Ordnung ist. Als ihre Mutter kommt,

mehr und mehr zum Kind wird. Als

antwortet jedes Mal auf dieselben

um sie abzuholen, weiss Alexandra

sie auf einem Stuhl Platz nimmt,

Sätze, stellt dieselben Fragen. Wür-

sofort, dass etwas Schlimmes pas-

setzt sich ihr Papa auf ihren Schoss.

de sie ihm von der Schule erzählen,

siert sein muss. Ihre Mutter bestä-

Alexandra spielt in ihrem Zim-

verstünde er sie nicht. Er bekäme

tigt sie: Ihr Vater hatte einen Herz-

mer, als plötzlich

Angst, weil ihm

Kreislauf-Zusammenbruch

ihr Vater in der

dann

bewusst

musste reanimiert werden. Sein

würde, dass er

Herz schlägt, aber nur noch ein klei-

krank ist. Bittet

ner Teil seines Gehirns arbeitet. Die

Tür

erscheint.

Er würgt, weil

Das Sprechen fällt ihm zunehmend schwerer.

und

man ihn dage-

ganze Autofahrt zum Krankenhaus

Stück Fleisch im Hals steckt, das er

gen langsam und deutlich: «Hol mal

weint Alexandra. Als sie gemeinsam

ungekaut heruntergeschluckt hat.

die Brille», wiederholt er den Satz

mit ihrer Schwester und ihrer Mut-

Sie starrt ihn an: Sein Gesicht ist

immer wieder. Später sagt er bloss:

ter das Krankenzimmer betritt, ist

ganz weiss, seine Augen drehen sich

«... die Brille, die Brille, die Brille.»

alles ruhig. Um das Bett ihres Vaters

langsam nach oben. Alexandra ist

Schliesslich kann er nur noch die

stehen viele Maschinen. Aber ihr

hilflos, bis ihre Mutter das Fleisch-

Lippen bewegen. Alexandra beugt

Papa sieht friedlich aus – als würde

stückchen mit ihrem Finger endlich

sich ganz nahe zu ihm, um zu erra-

er schlafen.

herausbekommt. Weil ihr Vater Pro-

ten, was er ihr sagen will. Ihr Papa

bleme beim Schlucken hat, isst er

ist überglücklich, als er merkt, dass

Alexandra auf dem Krankenhaus-

nur noch wenig und nimmt immer

seine Tochter ihn verstanden hat:

flur und wartet. Ihre Mutter und

mehr ab. Auch das Sprechen fällt

Er erzählt von den Toskanaferien –

ihre Oma besprechen sich gerade

ihm zunehmend schwerer. Zu Be-

und strahlt.

mit den Ärzten. Dann wird sie her-

ihm ein kleines

mit ihm noch über die Musik von

Es

sind

nächsten

Morgen sitzt

Sommerferien, die

eingeholt: Die Ärzte werden die Ge-

13-jährige Alexandra ist mit einer

räte abschalten. Alexandra hat das

Freundin unterwegs gewesen und

erwartet. Sie weiss, dass ihr Vater,

gerade nach Hause gekommen, als

wenn er wieder aufwachen würde,

das Telefon klingelt. Eine Betreu-

wahrscheinlich nur noch still im

erin ihres Vaters ist am Apparat

Bett liegen und an die Decke sehen

und möchte mit ihrer Mutter spre-

könnte. Sie weiss, dass es so bes-

chen. Alexandra wundert sich: Die

ser ist. Alexandra und ihre Mutter

Betreuer rufen normalerweise nie

warten draussen, während die Ge-

mittags an, weil sie genau wissen,

räte abgeschaltet werden, dann dür-

dass ihre Mutter arbeitet. Nachdem

fen sie hineingehen. Es ist still, sie

sie die Telefonnummer der Arbeits-

schweigen. Alexandra blickt auf ih-

stelle durchgegeben hat, meldet sich

ren Vater: Langsam weicht die Farbe

wenig später ihre Mutter: «Papa

aus seinem Gesicht. Als sie das Ge-

liegt im Krankenhaus, wir fahren

fühl hat, dass ihr Papa nicht mehr in

zu ihm.» Alexandra versucht sich

seinem Bett liegt, nicht mehr da ist,

zu beruhigen. Vielleicht hat er sich

geht sie hinaus und setzt sich still

wieder verschluckt und man hat ihn

auf einen Stuhl. Fotos: Tobias Gafus

ginn der Krankheit kann man sich

Am

Anna-Lisa Behnke, 20, aus Mühldorf, bezeichnet sich als «offenen und fröhlichen Menschen, der oft lacht». Sie spielt gerne Klavier, macht Yoga und liest häufig. Sie interessiert sich für Medizin, könnte sich aber auch vorstellen, Politikwissenschaft zu studieren.

65


das hört ja gut auf

Tiefe Einschnitte

Die pathologische Abteilung eines Krankenhauses dokumentiert hier die Sektion eines menschlichen Gehirns. Der erste Schritt ist die Zerlegung des Gehirns in diverse Schnitte, im zweiten Schritt werden die Scheiben im Labor untersucht, um die Todesfalldiagnose des verstorbenen Patienten zu bestätigen oder Anzeichen auf weitere Krankheiten zu ermitteln. Mit diesem Foto gewann Dirk Fellenberg einen Preis beim Wettbewerb «Bilder der Forschung».

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