magazin für schule und studium
Auf Erfolgskurs Bligg, Star-Rapper
Auf Überholspur Lara Gut, Ski-Wunderkind
Auf Entzug
02.2008
www.tango-online.ch
Thomas, Heroin-Abhängiger
Auf nach Guadeloupe Wie 12 junge Basler in 37 Tagen den Atlantik überqueren – in selbst gebauten Segelschiffen!
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das fängt ja gut an
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Charlotte Germann, 20, aus Altdorf, entwickelt sich zu unserer Hauskarikaturistin. Sie bezeichnet sich als «bewegungsfreudig, produktiv, pflegeleicht und mit schwarzem Humor ausgestattet». Mehr von Charlotte und von Walterli gibt es auf Seite 66.
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inhalt
topstory
16 ABENTEUERREISE Einmal Karibik retour
report
47 GEFÜHLSWELT Gemeinsamkeit Mensch in Israel und Palästina
52 DENKANSTOSS Plakate sind Anschläge
portrait
25 DROGENHÖLLE Mama, ich nehme Drogen
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36 AUSNAHMETALENT Auf direkter Linie nach oben
interview
12 STAR-RAPPER Bligg – Rapper auf Erfolgskurs 28 1968 Wir haben die Jugend erst erfunden
kurzgeschichte
40 AUSSCHAU Hoffnung 42 SCHICKSAL Wüste
1968 Rainer Langhans gilt als eine der wichtigsten Symbolfiguren der 68er-Bewegung. Er ist bekannt geworden als Mitglied der Kommune 1 und hat mit seinem missglückten «Pudding-Attentat» auf den amerikanischen Vizepräsidenten für Furore gesorgt. Im Gespräch mit der 19-jährigen Felicitas Krauss erzählt er von der Erfindung der Jugend, dem angeblichen weiblichen Unterwerfungskomplex und von einer schöneren neuen Welt.
45 FEENZAUBER Das Nebelmoor
GEFÜHLSWELT
61 SPIEGELBILD Die drei Frösche
Weinblum reiste während vier Wochen
Die 20-jährige Zürcher Studentin Rachel quer durch Israel und die Westbank.
65 SEHNSUCHT
Von Tel Aviv über Jerusalem bis hin
Das Mädchen mit dem rot geblümten Kleid
beratung
62 TSCHAU.CH Ich will normal leben
essay
56 GASTFAMILIE Daheim, dort, doch nicht daheim
service
6 planet tango
humor
3 DAS FÄNGT JA GUT AN Walterli rockt ab 66 DAS HÖRT JA GUT AUF Walterli im Zoo
nach Hebron, Ramallah, Jericho und Bethlehem suchte sie das Gespräch mit
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Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Religionen. Aus ihren Begegnungen mit Irsaelis und Palästinensern hat sie ein sehr persönliches Buch mit Gedanken, Interviews und Fotos gemacht.
AUSNAHMETALENT Jahrhunderttalent, phänomenal, Ski-Wunderkind. Die Medien überschlagen sich mit Superlativen, wenn sie über Lara Gut berichten. Die 17-jährige Tessinerin verblüfft mit einem raketenartigen Aufstieg. Silbermedaille an der Junioren-WM in der Abfahrt, ein wahrer Medaillenregen im Europacup und ein aufsehenerregender, sensationeller dritter Platz in der Welt-
34 aufruf
cup-Abfahrt von St. Moritz. Lara besucht die Sport-
58 impressum
mittelschule in Tenero und will in ein paar Jahren
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maturieren. Das Porträt eines Ausnahmetalents.
ciao Aus dem Buch «K1» (Blumenbar Verlag), Bokelberg.com
STAR-RAPPER Die Zürcher Gymnasiastin Laura Eigenmann war ziemlich aufgeregt,
Da
als sie für ihr allererstes Interview gleich den Rapper Bligg treffen
www.tango-online.ch abrufbar ist, erhalten wir auch
sollte. Der Star-Rapper erschien zwar eine halbe Stunde verspätet,
viele Zuschriften aus dem Ausland, was uns natürlich
entschuldigte sich aber so viele Male, dass sie ihm gar nicht mehr
sehr freut. Nicht schlecht staunten wir allerdings, als
böse sein konnte «Marco Bliggensdorfer sieht sehr gut aus, was mei-
wir ein dickes Couvert, das auf der karibischen Insel
ne Nervosität nicht gerade kleiner werden liess», erinnert sich Laura
St. Marteen auf die Post gebracht worden war, in den
an das Gespräch über Bliggs steile Musikkarriere.
Händen hielten.
die
aktuelle
tango-Ausgabe
auch
unter
Bald beugte sich die ganze Redaktion über die traumhaften Fotos und das spannende Bordtagebuch der abenteuerlichen Atlantiküberquerung, das uns CrewMitglied Gaspard Weissheimer zugesandt hatte. «Wie ist es, auf dem Atlantik ein Brot zu backen, eine Suppe zu essen, eine Büchse Ravioli zu kochen? Was empfinden wir, wenn an der Angel ein dicker Fisch um sein Leben kämpft? Kann man sich gut daran gewöhnen, nur alle paar Tage seinen Körper zu waschen und noch weniger seine Haare? Wie lässt es sich auf engem Raum leben, Tag für Tag? Ist der Raum, den wir zur Verfügung haben, überhaupt eng, oder gewöhnt
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man sich an den Raum, den man hat, und geniesst die Weite, die sich in alle Richtungen erstreckt?», schreibt Gaspard und lässt uns träumen… Wir freuen uns über alle Einsendungen und Zuschriften, die wir erhalten! In tango darfst du die Themen aufgreifen, die dich besonders interessieren und betreffen. Wir brauchen dich. Ob als Geschichtenerzähler/-in,
ABENTEUERREISE «Simone sitzt an der Pinne der Solea und führt das Schiff sicher über das Meer. Gabriel ist an der Schot bereit, sodass er sie für alle Fälle schnell lösen kann. Während Florian unten in der Navigation Wetterdaten hereinholt, sitzt Gaspard oben an
als Fotograf/-in, als Journalist/-in oder als Cartoonist/-in – in tango hat vieles Platz, vorausgesetzt, dein Beitrag ist gut geschrieben und auch für andere spannend. Beachte unseren Aufruf zum Mitmachen in der Heftmitte. Wir freuen uns auf deinen Beitrag! Markus Isenrich
Deck und schreibt. Und Leonard hört voller Spannung der Geschichte zu, die Matthias ihm aus einem Buch vorliest. Seit drei Tagen sind wir nun schon unterwegs. Die Stimmung an Bord ist konzentriert.»
Moni Rimensberger gestaltete tango. Gerne zitiert sie
– Eine Reise über das Meer! Zwölf junge Basler zwischen 18 und 26
einen Satz aus dem Film «Die Reise des jungen Che»,
überqueren den Atlantik in zwei selbst gebauten Katamaranen. Die
der ihr blieb: «Was ist das, was wir beim Überque-
Reise in die Karibik ist eine riesige segeltechnische und eine noch
ren einer Grenze verlie-
grössere kameradschaftliche Herausforderung, wie die Ausschnit-
ren? Jeder Moment hat
te aus dem Bordtagebuch zeigen.
zwei Seiten. Eine voller Melancholie und eine voller Begeisterung und Vorfreude auf neue, unbekannte Länder.»
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service
planet planet tango tango Flugzeug mit Rückwärtsgang Kann ein Flugzeug in der Luft anhalten und rückwärts fliegen? Diese Frage stellte sich Fabian Gafner, 18, von der Kantonsschule Zürcher Oberland Wetzikon. Er analysiert in seiner Maturitätsarbeit die physikalischen und technischen Probleme, die mit einem solchen Manöver verbunden sind. Die Erkenntnisse aus der Theorie setzt er in die Praxis um und baut ein Modellflugzeug mit Rückwärtsgang. 400 Stunden hat er in den Bau investiert. Drei Mal stürzte das Flugzeug so heftig ab, dass Fabian wieder von vorne beginnen musste. Und weshalb braucht ein Flugzeug einen Rückwärtsgang? «Es wäre eine gute Lösung, um Unfälle vor allem bei Alpenflügen zu vermeiden», erklärt der Hobbypilot.
Gut zu wissen
Woher kommt das @-Zeichen? Schwungvolle Mönche kreierten es im 15. Jh. beim Schreiben des lateinischen «ad» (an, zu). Englische Kaufleute übernahmen das @, ersetzten damit unser «à» (20 Zitronen à 1 Franken). Seinen Durchbruch hat das @ dem Amerikaner Ray Tomlinson zu verdanken: Der E-MailErfinder trennte so 1972 Personen- und Servernamen.
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Gewinne einen Axe Dry-Ghettoblaster! Ob heisser Rock, lyrischer Soul, cooler Rap – der Ghettoblaster von Axe Dry macht jede Welle mit. Zur Einstimmung gibt’s den rappigen Hip-Hop-Track «Don’t Sweat That» der beiden US-Stars Dr. Stay Dry und Lumidee gleich mitgeliefert. Schreib bis spätestens zum 15. Oktober ein E-Mail an redaktion_tango@hotmail.com, gib Name, Adresse und das Stichwort «Axe» an und gewinne einen von drei Ghettoblastern im Wert von über 450 Franken!
Sushi für Tolpatsche Für Daniel Vafi vom Realgymnasium Rämibühl war klar: Er wollte eine Maschine entwickeln. Dass es jedoch eine SushiMaschine werden würde, ahnte er nicht. «Ich habe einmal Sushi für meine Familie zubereitet. Meine Mutter fragte, wieso ich nicht gleich eine Sushi-Maschine entwickle. Ich lachte nur.» Doch nach vielen Stunden Entwicklung baute der 18-Jährige die Maschine schliesslich. Er hat das Patent angemeldet und ist im Gespräch mit Interessenten. «Japaner können Sushi von Hand perfekt machen. Für Europäer wäre eine solche Maschine interessant», meint der Sushi-Liebhaber. Bei der Frage nach der Studienwahl muss Daniel Vafi nicht lange überlegen. «Ganz klar: Ich werde Maschinenbau an der ETH studieren.»
Schüler gründen Firma Ein Jungunternehmen der besonderen Art ist die Firma Flexcup im aargauischen Wohlen. Sechs Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Wohlen haben im August 2007 im Wirtschaftsunterricht beschlossen, Gelerntes in die Praxis umzusetzen. Mit Hilfe ihrer Lehrer, einem Startkapital von 3000 Franken und der Organisation Young Enterprise Switzerland gründeten sie eine Firma. Mit ihrem Flexcup, einem faltbaren, wieder verwendbaren Trinkbecher aus Pet, haben Matthias Keller und seine Mitschüler einen Coup gelandet. Mehr Infos: www.flexcup.ch 7
planet tango
Operation «Gummibärchen» Thomas Schwander, 18, von der Kantonsschule Luzern Alpenquai hat einen Film mit Experimenten gedreht, der Jüngere für Chemie begeistern soll. «Gummibärchen sind einfach perfekt, um Schülern die Chemie schmackhaft zu machen.» Also wählte Thomas die spannendsten Gummibärchenversuche aus einem Buch aus und begann zu filmen. Mit einem Gummibärchenkraftwerk demonstriert er zum Beispiel, wie mit Gummibärchen Strom erzeugt werden kann oder wie Gummibärchen explodieren.
Ratsport
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Ferngesteuert bürsten
nicht mit der Leiter hochklettern muss: einen ferngesteuerten Dachrinnenreiniger. «Die kegelförmige Bürste an der Front roes tiert, arbeitet sich mitcder heSpitze voran in den Dreck hinein und Maschine entwickeln. DFaasmsilie ts a lp o T e e in r in e llte e hi füVerstopfung aufbrechen», erklärt wder künftige oMaschihi für m Suskann r klar: Er w inmal Sus mibühl a nicht. „Ich habe e ä R m iu s nenbaustudent.ReInalgZukunft der 18-Jährige noch mehr er ymna möchte rde, ahnte vom erden wü e wdie aniel Vafi entwickeln, in h c s Für DMaschinen a man im Alltag brauchen kann. M ie Sush jedoch ein
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Gut zu wissen
Was passiert beim Rotwerden? In aufregenden Momenten wird unser Körper stärker durchblutet. Das veranlassen die Nieren. Sie schütten bei Stress Adrenalin aus, das den Nervenstrang Sympathikus aktiviert und die Blutgefässe in den Muskeln erweitert. Mehr Blut kann schneller fliessen – wir sind aufmerksamer und reagieren schneller. Im Gesicht haben wir grosse Blutgefässe, und die liegen direkt unter der Hautoberfläche
Geschniegelte Falken Designerin ist ihr Traumberuf. Und als Lucia Pescatore, 19, von der Kantonsschule Rychenberg Winterthur las, dass in Basel die Einführung einer Schuluniform gescheitert ist, stand das Thema ihrer Maturarbeit fest: eine Schuluniform zu entwerfen, die eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler anspricht. Für die unifarbenen T-Shirts wollte Lucia ein passendes Logo entwerfen. «Ich entschied mich für einen Falken, weil dieser ein Vorbild für Schüler ist. Schüler sollten aufmerksam wie Falken sein und Spass daran haben, neue Welten zu entdecken.» Und wie ist die Schuluniform bei den Schülern angekommen? «Die Meinungen sind geteilt. Die meisten Schüler, denen ich die Kleider persönlich vorgestellt habe, würden die Uniform tragen. So gäbe es keinen Wettbewerb mehr um teure ‹coole› Kleider. Aber vielleicht würde es dadurch langweilig.»
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Bist du Pferdenarr?
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Matura bestanden, was nun?
Perspektive Ingenieurin Mit einem begleiteten Praxisjahr an die Fachhochschule Neu: Ein technisch orientiertes Praxisjahr für Berufsund gymnasiale Maturandinnen ohne einschlägige Berufskenntnisse. Praxisnahe Ingenieurstudiengänge Bachelor of Science FHO in Informatik, Telekommunikation, Maschinen-, Elektro- und Systemtechnik Informationsabende 2008 jeweils 18.30 – 20.00 Uhr Donnerstag, 13. November, HTW Chur Dienstag, 18. November, HSR Rapperswil Donnerstag, 20. November , NTB Buchs, Campus St.Gallen FHOCampus Buchs Dienstag, 25. November, NTB Buchs, Mehr unter www.praxisjahr.ch Fachhochschule Ostschweiz Auskunft: T 055 222 45 42 oder info@praxisjahr.ch
FHO Fachhochschule Ostschweiz
Erstes Schülerradio auf Sendung Seit Anfang Mai ist kantipark.ch, das erste Internet-Schülerradio der Schweiz, auf Sendung. 13 bis 18-Jährige trauen sich ans Mikrofon und produzieren Berichte zu jugendspezifischen Themenschwerpunkten. Der Sender sieht sich als Gegenpol zum «kommerziellen Dudelfunk», abends und am Wochenende werden moderierte Sendungen ausgestrahlt. Das von Schule und Sponsoren finanzierte Projekt wurde von Felix Unholz und Jonas Vollmer im Rahmen ihrer Maturaarbeit an der Kantonsschule am Burggraben initiiert und realisiert. Jonas Vollmer (vorne) und Felix Unholz im Studio
Fotos: Florian Nidecker/Migros-Magazin, DieJ (photocase.com)
Annika Fischer, 20, aus Herisau wollte nach ihrem Fachmittelschulabschluss unbedingt ins Ausland. Da ihr grosses Hobby das Reiten ist, organisierte sie sich ihren Aufenthalt selbst. «Nach langer Recherche fand ich die Website www.bhs.org.uk mit englischen Reitschulen. Ich schrieb über zwanzig Bewerbungen und erhielt glücklicherweise drei Angebote. Daraufhin entschied ich mich, während meiner Frühlingsferien zwei Ställe zu besuchen. Am Ende wählte ich Brampton Stables in Northamptonshire und fand das, wonach ich gesucht hatte! Nach dem Schulabschluss freute ich mich riesig auf meinen Englandaufenthalt. Ich machte schnell Bekanntschaft mit den Pferdepflegern, den Reitlehrern und den ca. 60 Pferden. Zu Beginn war ich eher zurückhaltend, doch seit einiger Zeit verstehe und spreche ich immer mehr. Meine Mitarbeiterinnen stammen alle aus England und sind etwa gleich alt. Zusammen sind wir verantwortlich für den Stallbetrieb, dazu gehört das Füttern, Ausmisten, Bürsten, Satteln .und Bewegen der Pferde. Ich teile eine kleine Wohnung mit zwei Arbeitskolleginnen. Wir arbeiten fünf Tage die Woche und erhalten zwei Stunden Training pro Tag, eine Reitstunde und eine Theoriestunde. An meinen freien Tagen gehe ich eine Stunde zum privaten Englischunterricht. Ansonsten nehmen mich meine Kolleginnen mit zum Shopping, oder wir gehen in den Ausgang. Ich habe wahnsinnig viel gelernt: Ich kann selbständig reisen, mein Englisch hat sich verbessert, und ich habe sogar die erste Reitlehrerprüfung bestanden. Das Wichtigste aber ist: Ich habe viele neue Personen und Pferde kennen gelernt, die ich nicht so schnell wieder vergessen werde und die vielleicht sogar Freunde fürs Leben geworden sind. Zudem ist der ganze Aufenthalt viel preisgünstiger als beispielsweise ein organisierter Sprachaufenthalt.» Bei weiteren Fragen steht Annika Fischer gerne zur Verfügung: annika.fischer@bluewin.ch
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interview
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Bligg – Rapper auf Erfolgskurs Das allererste Interview meines Lebens – und dazu noch mit dem Starrapper Bligg. Als ich nervös am vereinbarten Treffpunkt eintreffe, sitzt er ganz entspannt zwischen etlichen Journalisten und vielen Kameras und lächelt mich an. Laura Eigenmann Also warte und warte und warte ich. Nach etlichen Entschuldigungen für die Verspätung hat Bligg endlich Zeit für mich. Wir beschliessen, ins Starbucks zu gehen – entspannte Location und ruhigere Atmosphäre. Bligg ist locker, spricht offen aus, was er denkt, und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er macht auf mich einen sehr sympathischen Eindruck, gar nicht dem RapperImage entsprechend, das man ihm nachsagt. Dein erstes Album kam 1999 auf den Markt. Was hat sich seit den Anfängen verändert? (Bliggs Handy klingelt) Abgesehen davon, dass mein Telefon ständig klingelt? (lacht) Als wir 1999 mit Bligg’n’Lexx begannen, waren unsere Mittel sehr begrenzt. Wir hatten kein Studio, nur einen Block, einen Stift und ein Sample. Wir machten in erster Linie Musik für uns selbst. Doch unsere Mu-
sik kam an, wir bekamen die Gelegenheit, mit Plattenlabels zusammenzuarbeiten, unsere Songs im Studio mit Musikern und verschiedenen Instrumenten zu produzieren. Die musikalischen Möglichkeiten und die Professionalität wuchsen aufgrund der Erfahrungen, die wir machten. Kritische Stimmen behaupten, dass du dich seit deinem Erfolg verkaufen würdest. Das ist Schwachsinn. Klar, musikalisch sind neue Einflüsse, zum Beispiel popigere Melodien, dazu gekommen, denn ich habe mich als Künstler weiterentwickelt. Wäre ja seltsam, wenn sich das fünfte Album gleich wie das erste anhören würde. Wie muss man sich die Arbeit als Rapper vorstellen? Sitzt du jeden Tag hin und schreibst, oder notierst du dir deine Einfälle? Es ist ein Mix aus beidem. Wenn man sich entscheidet, auf einem gewissen Level Musik zu machen, und deine Fans jedes Jahr ein Album von dir erwarten, dann kannst du nicht einfach drei Jahre warten, bis dich niemand mehr kennt. Deshalb
Ich verkaufe mich nicht!
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bligg – rapper auf erfolgskurs
Ich will Themen aufgreifen, mit denen sich die Leute identifizieren können.
stehe ich natürlich schon unter Druck, was den kreativen Prozess betrifft. Bei mir ist es so, dass sich genau aus diesem Druck heraus die Kreativität entwickelt. Schon in der Schule war es so, dass ich die Hausaufgaben erst morgens um 7 Uhr erledigt habe, weil ich es halt am Abend zuvor vorzog, Nintendo zu spielen oder mit Freunden unterwegs zu sein. (lacht) Deine Texte sind oft sehr persönlich. Da könnte schnell der Eindruck entstehen, man kenne dich. Wie sehr unterscheidet sich der Künstler Bligg von der Privatperson Marco Bliggensdorfer? Es sind zwar meine Emotionen, die in den Songs mitschwingen, allerdings möchte ich trotzdem meine Privatsphäre wahren. Eines der persönlichsten Lieder, das ich je geschrieben und veröffentlicht habe, ist «Angela», das meiner
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Mutter gewidmet ist. Dieser Song ist die äusserste Grenze. Mehr würde ich von mir nicht preisgeben. Andere verarbeiten in einem Song ihren Trennungsschmerz und veröffentlichen den Song dann auch, das würde ich nie. Mein Ziel ist es allerdings, Themen aufzugreifen, mit denen sich die Leute identifizieren können. Im Song «Mama & Papa» schlüpfe ich zum Beispiel in die Rolle des Scheidungskindes. Wenn man sich den Song zum ersten Mal anhört, könnte man meinen, mir sei das wirklich passiert.
Wie im Song «Dokter, Dokter», in dem du behauptest, du könntest dich vor Frauen kaum retten? Ja klar! Bei so einem Song stelle ich die Situation bewusst überspitzt dar. Nur weil ich rappe, heisst das nicht, dass ich jede Frau bekomme. (lacht) Ich will mit diesem Song eher einige Klischees auf die Schippe nehmen. Ich beobachte nur, was in der Gesellschaft passiert und baue diese Beobachtungen in meine Songs ein. Ich denke, jeder muss schmunzeln, wenn er diesen Song hört, weil er sich mindestens mit dem einen oder anderen Satz verbunden fühlt und sagen kann: Hey, Shit, das habe ich auch schon so erlebt. In «Frei wie en Vogel» sagst du «mir sind frei dur Gott», und auch der Song «Zeig mir dä Wäg» ist an Gott gerichtet. Bist du religiös? Überhaupt nicht. Die Texte haben auch mehr mit Spiritualität zu tun als mit Religion. Ich glaube schon, dass es einen Grund gibt, warum wir geschaffen wurden, auch wenn ich ihn natürlich genauso wenig kenne wie alle anderen.
Das ist das Rätsel des Lebens. Einige deiner Songs wirken sehr melancholisch. Ist das einer deiner Charakterzüge, oder sind das einfach Phasen in deinem Leben? Eine sehr interessante Frage! Es stimmt, ich habe eine melancholische Seite. Ich mache mir oft Gedanken und lebe nicht nur nach dem Motto: Let’s party! Rückblickend denke ich, dass einige Dinge in meinem Leben während der Arbeit an meinem letzten Album nicht so rosig waren, und diese Einflüsse sind natürlich klar erkennbar. Was ist deine Meinung zu Frauen, die rappen? In erster Linie finde ich es cool, wenn Frauen rappen. Wenn eine Frau eine schöne Stimme hat, ist automatisch eine gewisse Erotik dabei. Allerdings ist Rap harte, direkte Musik, die meiner Meinung nach eher männlich klingt, und ich persönlich mag Frauen mit zu vielen männlichen Zügen nicht. Irgendwie fin-
Ich finde es cool, wenn Frauen rappen.
de ich, Frauen sollen Frauen bleiben, und Männer sollen doch Männer sein. (lacht) Frauen an den Herd? Nein, sicher nicht, überhaupt nicht! Aber zumeist ist es so, dass rappende Frauen oft die männlichen Attitüden übernehmen und somit nicht echt wirken. Wenn jemand sich so gibt, als wäre er der Härteste von allen, dann ist das schon bei Männern oft schwer an der Grenze. Ich liebe einfach Rap als Musik, aber das ganze Gangstergehabe macht das künstlerische Schaffen kaputt. Wenn du Journalist wärst, welche Frage würdest du dir dann stellen? Gibt es irgendetwas, wovon du denkst: «Hey, fragt mich doch mal dies?» Was mir auffällt, ist, dass Journalisten den Rap immer wieder in eine Schublade stecken, ganz nach dem Motto: Rap
gleich Tächlikappe, Tächlikappe gleich Gangsterstyle, Gangsterstyle gleich Amerikaverschnitt. Im Allgemeinen fände ich es cool, wenn sie sich mehr für den Arbeitsprozess interessieren würden als für irgendwelche Storys. Sind die Medien auch schon zu weit gegangen? Das kommt immer wieder vor. Meistens geht es um Beziehungskram. Viele Journalisten finden, ich sei in einem gewissen Sinne öffentliches Gut, nur weil ich in der Öffentlichkeit stehe. Meine Musik ist öffentlich, aber ich als Person habe eine gewisse Privatsphäre und die will ich auch unbedingt wahren. Möchtest du zum Schluss noch etwas sagen? Bleibt euch selber treu, vergesst nicht, woher ihr kommt. Peace!
Laura Eigenmann, 19, aus Bassersdorf, besuchte bis vor Kurzem das Liceo Artistico und beginnt nun ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Zürich. Laura: «Ich brauche die Sonne wie die Luft zum Atmen, lache viel und gerne, bin selbstbewusst und nenne die Dinge gerne beim Namen.»
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topstory
Einmal Karibik retour Zwölf junge Basler zwischen 18 und 26 überqueren den Atlantik in zwei selbst gebauten Katamaranen. Die Reise in die Karibik ist eine riesige segeltechnische und eine noch grössere kameradschaftliche Herausforderung.
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Gaspard Weissheimer Es ist Mittag auf St. Maarten, mitten in der Karibik, mitten im Paradies. Seit Monaten sind zwei Katamarane von 10 Metern unser Zuhause. Wir leben darin, wir erleben darin und wir bewegen uns damit fort. Einzig der Wind treibt uns vorwärts. Für alles andere sind wir selbst zuständig. Im vergangenen Jahr entschied ich mich, an diesem einzigartigen Projekt teilzunehmen. Der Name «Transatlantic» erklärt, worum es geht: eine Reise über das Meer! Unser Ziel ist es, auf zwei von Schülern der Freien Oberstufenschule Baselland gebauten Katamaranen von Griechenland in die Karibik und wieder zurück zu segeln. Die einmonatige Vorbereitungszeit in der Schweiz schliessen wir mit dem Erlangen des Hochseescheins ab. Mit tausend Seemeilen auf dem Mittelmeer bereiten wir uns danach gründlich für die anschliessende Überquerung des Atlantiks vor. Uns erwartet ein einzigartiges Abenteuer, wie die Ausschnitte aus unserem Bordtagebuch zeigen.
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einmal karibik retour
8. Dezember: Erste Erfahrungen auf dem Atlantik
Die Solea gleitet mit 7 bis 10 Knoten über den Atlantik, der Wind kommt mit guter Geschwindigkeit aus Nord. Parallel zu uns segelt die Planado, die immer wieder hinter der grossen Atlantikdünung verschwindet. Das Heckwasser gurgelt und rauscht hinter uns weg. Simone sitzt an der Pinne der Solea und führt das Schiff sicher über das Meer. Gabriel ist an der Schot bereit, sodass er sie für alle Fälle schnell lösen kann. Während Florian unten in der Navigation Wetterdaten hereinholt, sitzt Gaspard oben an Deck und schreibt. Und Leonard hört voller Spannung der Geschichte zu, die Matthias ihm aus einem Buch vorliest. Seit drei Tagen sind wir nun schon unterwegs. Die Stimmung an Bord ist konzentriert. Bald haben wir 250 Atlantik-Seemeilen, 450 liegen noch vor uns, ehe wir Gran Canaria erreichen.
Jeder ist in Gedanken bei sich selbst und gleichzeitig weit draussen.
25. Dezember: Weihnachten auf der Planado
In dieser Stunde starten wir unsere nächste Etappe: 2500 Seemeilen nonstop über den Atlantik bis Barbados auf den Kleinen Antillen. Wir sind bereit, es geht los. Der Wind bläst mit fünf bis sechs Beaufort aus Ost-Nord-Ost, die Wellen heben uns immer wieder mehrere Meter in die Höhe, die Sonnencreme schützt uns vor Verbrennungen. Man hat hier mehr Raum und weniger Ablenkung, um auf eine ganz eigene Art besinnlich sein zu können. Man ist mit Gedanken bei sich selbst und gleichzeitig weit draussen. Wir verkosten uns mit Toast Hawaii und Schokobananen. Gabriel zupft die Gitarre, die falschen Töne werden vom Geräusch brechender Wellen verschluckt, hin und wieder wird ein Lied gesummt – Weihnachten auf hoher See.
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9. Januar: Ein Tag auf hoher See
Die frühe Morgenwache geht zu Ende, und die Venus leuchtet über dem heller werdenden Horizont. Die kleinen, prallen Passatwölkchen, die vor wenigen Minuten als dunkle Fleckchen erschienen, nehmen immer stärkere Kontur an, während das Wasser um die Rümpfe gurgelt. Die ganze Nacht über zog uns der kleine Gennacker voran, und so waren es anstrengendere Wachen als die der letzten Nächte. Seit ein paar Tagen scheint die Sonne immer heisser und stärker. Schon um acht Uhr morgens brennt sie auf der Haut. Auf die Zeit zu warten, bis uns das Grosssegel endlich Schatten spendet, ist sehr hart und kräfteraubend. Von dieser erhole ich mich gerade liegend in meiner Koje. So ist unser Lebensraum beschränkt und geprägt von engstem Zusammenleben. Wir diskutieren oft über das Vergangene, sprechen Probleme an oder loben, wenn etwas Tolles passiert ist. Noch nie zuvor habe ich erlebt, dass so viele Menschen mit grösster Selbstverständlichkeit von sehr persönlichen Erlebnissen erzählen, manchmal über eigene Schwächen sprechen, sich gegenseitig Mut machen oder Lob aussprechen. Es ist der Schlüssel zu unserem Erfolg.
14. Januar: Ankunft auf der anderen Seite des Atlantiks
Wie ist es, wenn man den ganzen Tag von Unmengen von Wasser umgeben ist? Wie ist es, auf dem Atlantik ein Brot zu backen, eine Suppe zu essen, eine Büchse Ravioli zu kochen? Oder was empfinden wir, wenn an der Angel ein dicker Fisch um sein Leben kämpft? Kann man sich gut daran gewöhnen, nur alle paar Tage seinen Körper zu waschen und noch weniger seine Haare? Wie lässt es sich auf engem Raum leben, Tag für Tag? Ist der Raum, den wir zur Verfügung haben, überhaupt eng, oder gewöhnt man sich an den Raum, den man hat, und geniesst die Weite, die sich in alle Richtungen erstreckt?
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einmal karibik retour
1. Februar: Guadeloupe!
Es ist wahnsinnig schön, in der Gegend herumzulaufen, irgendwo, irgendwann stehen zu bleiben, mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Das passiert in der Stadt, in der Marina, auf dem Steg. Es kommen immer wieder neue Crews an, Menschen laufen an unseren Schiffen vorbei und bleiben, von unseren auffälligen Masten angezogen, stehen. In den letzten Tagen verschwand immer wieder einmal jemand auf einen kleinen Ausflug mit Leuten, die er hier kennen gelernt hat. Jeder hat jetzt das Bedürfnis, sich ab und zu Zeit für seine eigenen Sachen zu nehmen. Bevor wir nächste Woche Guadeloupe Richtung Martinique verlassen, wollen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den hiesigen Karneval mitzuerleben.
1. März: In Bewegung
Wie gehen wir mit der Fülle an Zeit um, die uns zur Verfügung steht? Die Atlantiküberquerung forderte uns heraus, die Vorbereitung dazu, die Arbeit an den Schiffen ebenso. Unsere derzeitige Herausforderung ist, die Zeit selbständig sinnvoll zu organisieren. Um die Motivation und auch die
Ein 15 Kilogramm schwerer Thunfisch ernährt beide Schiffe während zweier Tage.
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Gruppe zusätzlich zu stärken, ist es auch wichtig, dass man sich gegenseitig austauscht und Kritik äussern kann.
Denn so traumhaft die Karibik ist: Sehr bald merken wir, dass es nicht unser Ziel sein kann, die ganze Zeit zu schnorcheln oder unter Palmen zu sitzen. Wir müssen lernen, eigene Ideen und Ziele für uns selber und für andere zu entwickeln.
26. April: Es kann losgehen
Wir verabschieden uns von den Bewohnern, trinken ein letztes Bier, feiern den Abschied von unserer wunderbaren Karibikzeit. Wir wollen ein letztes Mal am Strand Frisbee spielen, ein letztes Mal die Karibik für einige Stunden geniessen. Wir sind bereit, es kann losgehen. Die Schiffe sind vollbeladen: 400 Büchsen, 1200 Liter Wasser, 140 Liter Milch, 100 Kilogramm Mehl, 40 Kilogramm Kartoffeln.
5. Mai: Auf direktem Kurs nach Santa Maria
Ein 15 Kilogramm schwerer Thunfisch ernährt beide Schiffe während zweier Tage. Es ist ein richtig gemütlicher Sonntagnachmittag, der uns Energie sammeln lässt. Wir sind einander nähergerückt und nicht zuletzt durch die vielen Gespräche zu zweit, zu dritt oder mit allen zusammen haben wir gelernt, wer wir sind und wie weit wir gehen können. 21
einmal karibik retour
Wie ist es, auf dem Atlantik ein Brot zu backen, eine Suppe zu essen, eine Büchse Ravioli zu kochen?
TA N G O - FA C T S
AZOREN GRAN CANARIA
ST.MAARTEN GUADELOUPE
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Projekt «Transatlantic» Im Projekt «Transatlantic» überqueren junge Menschen in Katamaranen den Atlantik, um ihre Persönlichkeit zu stärken. Getragen wird das Projekt von der Freien Oberstufenschule Baselland (FOS) und dem gemeinnützigen Verein Jugendprojekte. Mehr Infos unter www.fossailing.org
31. Mai: Nach 10'500 Seemeilen am Endziel angekommen
Was vor vier Wochen noch niemand für möglich gehalten hätte, ist Realität geworden. Schneller als je vermutet haben wir den Atlantik von Westen nach Osten überquert und sind am 34. Reisetag seit der Abreise im Nordosten von Sardinien angekommen. Was geschehen ist, was wir erlebt haben, was heute zu Ende gegangen ist, all das zu realisieren, ist wohl in so kurzer Zeit gar nicht möglich. Wir haben den Mond aufgehen sehen, haben die Sterne angeschaut, haben uns Geschichten erzählt, haben gelacht, haben geweint, haben gestunken, haben uns mit Salzwasser gewaschen, haben Stunde für Stunde das Schiff gesteuert, haben Segel repariert, haben das Wetter beobachtet, haben an die Karibik zurückgedacht, haben nach vorne geschaut, nach Hause. All das kommt langsam zu einem Ende. Das ganze vergangene Jahr hat jeden von uns geprägt, verändert, gefordert und um viele Erfahrungen reicher gemacht. Wir werden mit Erinnerungen nach Hause kommen, die uns noch jahrelang nähren werden. Diesen Moment und alles Geschehene in wenige Worte zu fassen, ist nicht einfach. Jetzt gibt es aber zuerst einmal eine Pizza.
Gaspard Weissheimer, 23, aus Riehen, besuchte die Freie Oberstufenschule Baselland in Muttenz und möchte eine Ausbildung in gestalterischer Richtung machen. Seine Bilanz des Projekts «Transatlantic»: «Wie man ein Schiff steuert, wissen wir – uns selbst zu steuern ist wohl die grösste Herausforderung.»
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11.8.2008
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Mittendrin
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Di, 30. September 2008 Do, 23. Oktober 2008 Di, 25. November 2008 Di, 16. Dezember 2008
Mi, 1. Oktober 2008 Do, 30. Oktober 2008 Do, 27. November 2008 Mi, 17. Dezember 2008
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porträt
« Mama, ich nehme Drogen » Mit 18 beginnt Thomas, Drogen zu nehmen. Er landet im Gefängnis, will immer wieder aufhören, schafft es nicht. Heute will er nur noch eins: zurück in die Realität und ein ganz normales Leben führen.
Rick Noack Thomas erinnert sich: Die Fenster in der kleinen Zelle waren mit Milchfolie beklebt, eine Überwachungskamera war auf ihn gerichtet. Sie nannten es «Kriseninterventionsraum» – für ihn war es die Hölle. Das war vor fünf Jahren. Heute will Thomas ein neues Leben anfangen, doch das alte steckt noch in ihm. Er hat seine Geschichte aufgeschrieben, vor ihm liegt ein roter Ordner voller fein säuberlich eingehefteter Blätter. Sie sind eng beschrieben und erzählen die Geschichte eines Mannes, der Angst hatte und dabei sich selbst und sein Lebensziel aus den Augen verlor. Seine Probleme beginnen schon in der Kindheit. Thomas hat keine Kontrolle über sich, ist für jeden Mist zu haben, und obwohl er schüchtern ist, steckt er voller Energie. Die entlädt sich aber immer öfter in Gewalt. Seine Mutter hat keinen Einfluss mehr auf ihn. «Es war hoffnungslos, um mich zu kämpfen», stellt Thomas heute nüchtern fest.
Es folgen mehrere Zwischenstopps in verschiedenen Heimen für Schwererziehbare. Doch die Therapien bringen nichts. Er beginnt mit einer Lehre als Maler und Lackierer und ist am Anfang vollkommen von seiner neuen Arbeit begeistert. Doch die Freude hält nicht lange an, die Lehre wird ihm zu langweilig. Thomas lernt Kollegen kennen und betrinkt sich mit ihnen. Er merkt: Der Alkohol macht ihn, den Schüchternen, selbstbewusst – und das gefällt ihm. Thomas hat keine Lust mehr aufs Arbeiten, er will Party machen und bricht aus Langeweile in einer Berufsschule ein. Er landet gleich doppelt auf der Strasse. Die Berufsschule schmeisst ihn raus, und seine Mutter will, dass er auszieht.
Es war hoffnungslos, um mich zu kämpfen.
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mama, ich nehme drogen rubrik
Wenn Thomas damals von der eigenen Wohnung geträumt hat, dann von geräumigen Zimmern und von Luxus. Stattdessen zieht er in eine heruntergekommene Betonsiedlung. Er sieht die Alkoholiker, wie sie betrunken zum Markt schlurfen und mit neuen Flaschen wiederkommen. Er weiss, dass ihn nur noch wenig davon trennt. Er beschliesst, Drogen zu nehmen, denn er will etwas Neues probieren und dem eintönigen Leben entfliehen. Die ersten zwei Joints lässt er sich von Freunden drehen. Beim ersten, den er konsumiert, merkt er nichts. Doch kurz nachdem er den zweiten geraucht hat, wird ihm schlecht. Alles dreht sich um ihn. Er stürzt ans Fenster, versucht Luft zu bekommen. Schliesslich fällt er auf sein Bett und bleibt liegen. Er kann seine Augen nicht mehr bewegen. Sie bleiben offen. Als er Partys der Drogenszene besucht, gehört er von Anfang an dazu. Die Aussenseiterrolle, die bis anhin sein Leben geprägt hat, gibt es nicht mehr. An Aufhören denkt Thomas gar nicht. Für einen Dealer, der ihn mit Drogen versorgt, begeht er einen Einbruch. Als
Belohnung erhält er Heroin, stückchenweise in kleinen Plastiktüten verpackt. Die Drogen werden immer härter, der Abstand zur Realität wird immer grösser. Er kommt für zehn Monate ins Gefängnis. Doch auch nach seiner Entlassung besteht sein Leben weiterhin aus Drogen. Aber nun nimmt er die Drogen nicht mehr, weil es ihm Spass macht, sondern weil er nicht anders kann. Ihm ist alles egal, vor den Augen seiner Mutter spritzt er sich Heroin ins Blut: «Mama, ich nehme Drogen.» Schliesslich macht Thomas eine Entgiftung mit, schafft es aber nicht auszusteigen. Sein Konsum steigt sogar noch stärker an. Um das Geld für die Drogen zu besorgen, wird er selbst zum Dealer, verkauft Crystal und anderen Stoff in grossen Mengen. Um ihn herum bildet sich eine organisierte Bande. Ihre Mitglieder treiben für ihn das Geld ein, schlagen Leute und verbreiten Angst. Die Polizei durchsucht seine Wohnung, man verhört ihn. Er erzählt die wildesten Geschichten von Ausländern und versehentlichen Zufällen. Aber eigentlich ist er nur der Thomas, der zu schüchtern war, um anständig leben zu können. Man verurteilt ihn zu fünf Jahren Haft. Drei Jahre sitzt er ab, dann entschliesst er sich erneut zu einer Therapie. Zum ersten Mal beginnt er ernsthaft
Vor den Augen seiner Mutter spritzt er sich das Heroin.
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über sein Leben nachzudenken. Er muss den Therapeuten aus seinem Leben erzählen, er muss es aufschreiben, und er muss in den Interventionsraum mit der Milchfolie vor den Fenstern und der Überwachungskamera. Als Thomas aus dem Gebäude heraustritt, steht er einfach nur da und weiss nicht, was er machen soll, wohin
Es ist nie zu spät. er gehen soll. Er hat nie ein normales Leben kennen gelernt. Er möchte Konstruktionsmechaniker lernen. «Es ist nie zu spät», sagt er, nicht ohne Stolz. Thomas ist am Ende seiner Geschichte angelangt. Noch einmal blickt Thomas in den roten Ordner, in dem er alles aufgehoben hat, dann schlägt er ihn zu. Dieses Leben ist vorbei. Für immer, hoffentlich.
Rick Noack, 15, aus Dresden, arbeitet in der Redaktion der Schülerzeitung «Rums», wo diese Reportage zuerst erschienen ist. Nebenher schreibt er als freier Journalist für verschiedene Medien. Rick ist ein begeisterter Ruderer «und kann enorm nervig sein».
interview
«Wir haben die
Jugend überhaupt erst erfunden» Rainer Langhans gilt als eine Symbolfigur der 68erBewegung. Er ist bekannt geworden als Mitglied der Kommune 1 und hat einst mit seinem missglückten «Pudding-Attentat» auf den amerikanischen Vizepräsidenten für Furore gesorgt. Im tango-Interview mit der Gymnasiastin Felicitas Krauss erzählt er von der Erfindung der Jugend, dem angeblichen weiblichen Unterwerfungskomplex und von einer schöneren neuen Welt. Herr Langhans, kann man heute noch jemanden mit Pudding bewerfen? Was früher in der Kommune stattgefunden hat, passiert heute im Internet. Damals in der Kommune konnten wir für zwei Jahre ganz kurz die wichtigen Dinge erleben: richtige Politik und diese gewisse neue Welt. Im Netz kann man sich in Communitys organisieren und von da aus wieder in die reale Welt übergehen. Für viele junge Leute ist so etwas wichtig. Ich glaube, das ist die bessere Welt. Warum ist das Internet die bessere Welt? Im Internet spielt nicht das Geld die grosse Rolle, sondern man kann mit allen befreundet sein und zusammen eine bessere Welt aufbauen. Im Internet kann man Superman sein, sich verkleiden, sich völlig anders gestalten. Im realen Leben gibt es hingegen unglaublich viele Hindernisse und vor allem grossen Mangel. 28
In der Wirklichkeit haben die Menschen auf der ganzen Welt nicht einmal genug zu essen, nur als Beispiel. Das müssten wir ja langsam in den Griff kriegen, und das könnten wir theoretisch auch. In dieser Welt wird es immer materielle Unterschiede geben, die zu Streit und Krieg führen. Wir haben ja damals versucht, das zu ändern, denn wir hatten diese schönere Welt erkannt. Aber Pustekuchen! Es ging einfach nicht. Jugendliche bauen sich aber doch gerade dadurch eine Scheinwelt auf... Eigentlich ist alles eine Scheinwelt. Man braucht nur auf die Strasse zu gehen, freundlich zu lächeln und sich innerlich gut zu fühlen. Plötzlich lächeln die Leute zurück und grüssen, obwohl sie einen nicht kennen. Es ist alles Illusion, wenn man so will. Was hat die Kommune 1, in der Sie lebten, eigentlich gemacht? Die Kommune war eine grosse Aus-
Aus dem Buch ÂŤK1Âť (Blumenbar Verlag), Bokelberg.com
Rainer Langhans mit dem Fotomodell Uschi Obermaier, die zeitweise ebenfalls Mitglied der Kommune 1 war
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wir haben die jugend überhaupt erst erfunden
Rainer Langhans, 68, studierte nach dem Abitur in Berlin Psychologie. Ende der 60er-Jahre kam er mit dem Gesetz in Konflikt. Seine Gesetzesübertretungen hatten stets den Charakter komödiantischer und klamaukhafter Aktionen, die zwar darauf zielten, die herrschende gesellschaftliche Ordnung kritisch in Frage zu stellen, sie aber nicht auf militante Weise zu bekämpfen. Ein Beispiel hierfür war das «Pudding-Attentat», das Langhans und andere anlässlich eines Besuchs des US-Vizepräsidenten geplant hatten: Als Zeichen des Protests gegen den Vietnamkrieg sollte der US-Politiker mit Pudding beworfen werden. Langhans war eine Zeit lang der Freund des Fotomodells Uschi Obermaier, die zeitweilig mit ihm in der Kommune 1 lebte. Langhans vertritt weiterhin sein Postulat, dass das Private das eigentlich Politische sei, und hat sich zusätzlich spirituell-esoterischen Inhalten zugewandt. Langhans lebt in München in einer als soziales Experiment aufgefassten Lebensgemeinschaft, die er provokativ als «Harem» bezeichnet. Anders als in einem orientalischen Harem haben die Mitglieder der Gruppe jeweils eigene Wohnungen. Die Frauen führen ausserdem teilweise weitere Beziehungen.
nahme unter den Studenten, die demonstriert haben. Sie ist eben nicht nach draussen gegangen und hat demonstriert, sie hat sich stattdessen zwei Monate lang in einen winzigen Raum eingesperrt. Wir haben uns also zunächst nach innen gewandt und uns dadurch neu entdeckt. Was halten Sie von der These, dass die Kommune der Vorläufer zu «Big Brother» war? Die Leute bei «Big Brother» machten eine Erfahrung, die unserer ähnelte. «Big Brother» ist ja letztendlich genau das, was wir damals wollten, was wir aus technischen Gründen damals noch nicht realisieren konnten. Wir wollten es ja auch veröffentlichen, denn das Private ist eben politisch. Es ist doch nicht politisch, wenn man jemandem anderen beim Pinkeln zuschaut. Warum interessierte Big Brother die Menschen? Weil man etwas über den Menschen an sich erfährt. Fehlverhalten lässt sich im Ansatz erkennen. Aus dem Privaten entsteht das Politi-
Eure Generation hat unsere Ideen übernommen. sche. Nicht umsonst heisst es vor allem bei den Konservativen, dass die Familie die Keimzelle des Staates sei. Als wir damals die Familie angriffen, haben die sofort geschrien, das sei der Untergang des Staates. Unsere Erfahrung aber war die: Woher kam der Wahnsinn des Nationalsozialismus? Ich denke, er kam aus der kleinfamiliären, autoritären Erziehung. Menschen wurden dazu erzogen, Autoritäten über sich zu dulden, die sie zu Mord und Totschlag anstifteten. Hinterher konnten sie dann sagen: «Das sind wir nicht gewesen!» Keiner war ein Nazi. Wir haben aber gesagt: Wenn aus solch einer Keimzelle ein riesiger Mordapparat entstehen
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Fotos: Aus dem Buch «K1», Blumenbar Verlag
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kann, dann müssen wir die Keimzelle an sich beeinflussen. Sie haben öfters gesagt, dass Sie gewonnen hätten. Wir sind damals in wahnsinnig engen Verhältnissen gross geworden, wir durften gar nichts. Als Jugendlicher war man nichts. Die Suche nach sich selbst, die Suche nach einem besseren Leben,
Die Intimität im Harem ist grösser als in einer normalen Beziehung. das sind die Möglichkeiten, die ihr nun wahrnehmen könnt! Eure Generation hat unsere Ideen übernommen. Ihr macht es auf eure Weise, ohne zu wissen, dass wir das damals angefangen haben. Durch uns habt ihr jetzt die Qual der Wahl von unübersehbaren Möglichkeiten. Unser Eingesperrtsein in einer kleinen, ängstlichen Welt gibt es nicht mehr. Darum sage ich: Wir haben die Jugend überhaupt erst erfunden. Wann haben Sie sich dieser schlechten Welt, der bürgerlichen Enge und den damit verbundenen Zwängen, die Sie damals als Kommune auch bekämpft haben, angepasst? Ich bin zwar immer mit gewissen Zwängen konfrontiert worden, aber ich habe mich diesen Dingen stets entzogen. Der einzige Zwang, dem ich mich damals unterworfen habe, war, Wehrdienst zu leisten. Aber Sie haben immerhin Rentenbeiträge einbezahlt. Nicht wirklich, denn irgendwann ist mir die Revolution dazwischengekommen. Ich habe stets versucht, mein Leben ausserhalb dieser bürgerlichen Enge zu führen. Die Fortsetzung davon ist der Harem, in dem ich jetzt lebe. Rainer Langhans 1968 und heute
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Aus dem Buch «K1», Blumenbar Verlag; Bokelberg.com
wir haben die jugend überhaupt erst erfunden
Wie funktioniert dieser Harem? Es ist ja kein Harem, wie ihn sich jeder vorstellt. Jeder lebt für sich, in einer anderen Wohnung, aber so, dass wir uns jederzeit treffen können. Aber die Intimität im Harem ist grösser als in einer normalen Beziehung. Denn man hat diese Enge nicht, kann sich ausprobieren und weiterentwickeln, ohne dabei etwas kaputt zu machen. Für Sie ist es ja recht schön, so als Hahn im Korb… Du musst dich immer fragen: Warum machen das die Frauen? Es zwingt sie ja keiner dazu. Wir haben darüber viel nachgedacht. Wenn eine Frau einem Mann gegenübersteht, in dem Augen-
blick unterliegt sie sofort wieder ihrem Unterwerfungskomplex. Sie bettelt darum, dass er ihr nichts tut und dass er sie schön findet. Die vier Frauen in meinem Harem stehen immer nur einem «Viertel Mann» gegenüber, der sie weniger einschüchtert als ein Ganzer. Darüber stärken sie ihr Selbstbewusstsein und machen trotzdem Erfahrungen mit dem Männlichen. Ihr bekommt solche Probleme vielleicht nicht mehr so mit, weil ihr schon in einer Art «Scheinemanzipation» erzogen worden seid. Aber ihr werdet, spätestens wenn ihr Kinder bekommt, sehen, dass ihr beruflich nicht mehr weiterkommt. Jedenfalls glaube ich, dass der Harem ein gutes Mittelding ist für die
Entwicklungssituation, in der sich Frauen nach diesem langen Patriarchat derzeit befinden. Was tun Sie heute für die Gleichberechtigung? Ich lebe anders und gebe darüber Auskunft. Sie sind den damaligen Idealen ja eigentlich treuer geblieben als Ihre Weggefährten. Warum sehen diese Sie heute als Verräter? Weil ich mich damals nicht für den Waffengang mit der Gesellschaft entschieden habe. Die fanden es richtig, gegen die Gesellschaft mit Waffen anzutreten. Ich nicht, gerade auch, weil ich einmal Soldat war.
Das Interview führte Felicitas Krauss, 19, aus Coburg, für «Casiopeia», die Schülerzeitung ihrer Schule. Felicitas mag Geschichte, Latein und Physik und möchte dereinst Jura studieren. Sie bezeichnet sich als «stresserprobt, impulsiv, unmusikalisch». Felicitas über sich: «Was schief gehen kann, geht schief.»
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porträt
Auf direkter Linie nach oben Daniel Röthlisberger Sie ist Stier. Im Sternzeichen. «Ich habe einen harten Kopf», sagt sie. «Ich lache oft, und ich bin klein. Was kann ich sonst noch sagen?», fragt Lara Gut auf der Terrasse des Restaurants La Perla del Lago im Zentrum von Lugano in die Runde. Und dann lacht sie los. Laut und ansteckend. Das herzliche Lachen ist ein Markenzeichen von Lara Gut. Und sie hat gut lachen. Sie ist erst 17, und sie ist schon auf dem Weg nach ganz oben. Die Skirennfahrerin aus dem Tessin hat die Europacup-Gesamtwertung mit einem Vorsprung von 300 Punkten auf ihre nächste Verfolgerin gewonnen. Sie stand diese Saison zwölfmal auf dem Podest. Sie siegte siebenmal, wurde zweimal Zweite und dreimal Dritte. Und Lara Gut sorgte auch im Weltcup für Aufsehen. In ihrem ersten Ernsteinsatz auf höchster Stufe fuhr sie am 2. Februar in der Abfahrt von St. Moritz gleich aufs Podest. Oder besser: Sie stürzte ins Ziel und wurde Dritte. Das ist typisch Lara Gut: Sie kam, sah und siegte. «Ich habe gar nicht realisiert, was geschehen ist», erinnert sich die Tessinerin an den Moment, der sie weltweit bekannt machte. «Ich musste zuerst die Anzeigetafel suchen», sagt sie. «Und erst dann konnte ich jubeln.» Ans Jubeln wird sich die Tessinerin gewöhnen dürfen. Sie ist eine Allrounderin, die in allen Disziplinen vorne mitfahren kann. «Lara ist das grösste 36
Talent, das wir in den letzten 25 Jahren hatten», schwärmt Hugues Ansermoz, Cheftrainer der Damen. «Sie kann in Zukunft um den Sieg im Gesamtweltcup mitfahren.» Doch derlei Komplimente verdrehen Lara Gut nicht den Kopf. «Wenn du glaubst, du bist ein Star, und der Erfolg ausbleibt, dann hast du keine Freunde mehr», sagt sie nur. «Ich bin mir jeden Tag bewusst, dass ich nicht fliegen kann.» Schön am Boden bleiben. Das hat Lara Gut von ihren Eltern gelernt. Sie ist mit ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Jan im 1700-Seelen-Dorf Comano bei Lugano aufgewachsen. Der Vater ist Berufsschullehrer, die Mutter Sportlehrerin. «Ich hatte eine ganz normale Kindheit», sagt Lara Gut. «Ich bin ein paarmal auf den Kopf gefallen, aber sonst war alles okay», sagt sie und umschreibt mit wenigen Worten, was ihre Jugendzeit geprägt hat: «Schule und Skifahren am Wochenende. Fertig.» Lara bekam zu ihrem ersten Geburtstag am 27. April von ihrer Tante ein Paar Skier geschenkt. Die waren mit Clowns verziert und faszinierten Lara von Anfang an. Sie lief im Sommer auf den Skiern durch den Garten. Und im Winter stand sie mit anderthalb Jahren erstmals auf ihren Brettern. «Ich wollte das schöne Geschenk einfach auspro-
Mit 17 gilt die Skirennfahrerin Lara Gut als grÜsstes Talent der letzten 25 Jahre. Zielstrebig, temperamentvoll, ehrgeizig fährt sie voll auf Angriff. Denn sie weiss, was sie kann: gewinnen.
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auf direkter linie nach oben
bieren», sagt Lara Gut. «Mir war doch egal, was das ist.» Hauptsache, man konnte sich damit bewegen. Und Bewegung wurde bei Guts grossgeschrieben. «Wir machten alles», sagt Vater Pauli Gut. «Inlineskating, biken, schwimmen, Fussball, Basketball.» Und Skifahren. Im Winter begleitete der Vater, früher selbst Skirennfahrer, seine Tochter an die ersten Rennen. Und Lara war gut. Sie gewann bei den Mini und bei den Junioren. Und sie gewann internationale Jugendrennen wie das Topolino in Italien. «Wir merkten früh, dass Lara aussergewöhnliche Fähigkeiten hat», erinnert sich ihr Vater. Und von diesem Moment an überliess er nichts mehr dem Zufall. Er engagierte einen Konditionstrainer und liess Lara mit seinem ehemaligen Rennfahrerkollegen Mauro Pini Techniktrainings absolvieren. Seine Tochter zog mit. Sie übte fleissig und hängte in ihrem Zimmer Poster von Michael von Grünigen und Sonja Nef auf. Und mit 12 durfte sie das tun, wovon andere Mädchen ein Leben lang nur träumen können. Lara Gut ist ehrgeizig und zielstrebig. Fröhlich und spontan. Sie lacht gerne – auch über andere, wie sie zugibt. Sie
ist konsequent und konzentriert. «Sie weiss, was sie will», sagt ihr Vater. «Und sie weiss, was sie kann. Sie ist selbstbewusst und unbekümmert. Sie verfügt über die nötige Portion Frechheit. Sie siebt die Geschwindigkeit. Und sie hasst Eifersucht, Falschheit und Niederlagen. Dann kann sie am Boden zerstört sein. «Lara nimmt die Niederlagen sehr
tauschen.» Und wenn Lara Gut einmal nicht als Athletin unterwegs ist, dann drückt sie die Schulbank. Sie studiert an einer Handelsschule in Tenero und absolviert als Spitzensportlerin ihr eigenes Programm. Im Winter macht sie wenig und im Sommer viele Hausaufgaben. In zwei Jahren will sie das Handelsdiplom erwerben. «So habe ich später eine Grundlage, wenn ich nicht mehr Ski fahren kann», sagt sie und bemerkt mit Schalk: «Ein Diplom bestätigt auch, dass man klug ist.» Und klug ist sie. Sie war an ihrer Schule im letzen Jahr Klassenbeste. Sie kann sich auf ihr ausgezeichnetes Gedächtnis verlassen. Sie liebt die Sprachen. Sie spricht Französisch und Italienisch. Deutsch und Spanisch. Und lernt auch noch Englisch. Über ihre Ziele spricht Lara Gut nicht. «Ich nehme jeden Tag für sich.» Und wenn man sie nach ihren Träumen fragt, dann sagt sie nur so viel: «Träumen kann ich in der Nacht. Tagsüber will ich lieber alles geben, damit sie auch in Erfüllung gehen.»
Wenn du glaubst, du bist ein Star, und der Erfolg ausbleibt, dann hast du keine Freunde mehr. Ich bin mir jeden Tag bewusst, dass ich nicht fliegen kann.
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ernst», sagt Cheftrainer Hugues Ansermoz. Sie habe nie «nur mitfahren wollen», sagt Lara Gut. «Ich wollte immer gewinnen.» Und dafür wählt sie stets die direkte Linie – im Leben wie auf der Rennpiste. «Ich kann nicht schön, fein und rund fahren», sagt die Tessinerin. «Das entspricht nicht meinem Charakter.» Lara Gut fährt lieber voll auf Angriff und vorne mit als hinten nach. Sie ist 200 Tage pro Jahr unterwegs. Sie war in Australien und Neuseeland. In Finnland und Schweden. In Österreich und Spanien. «Mir gefällt dieses Leben», sagt sie. «Ich möchte mit niemandem
Daniel Röthlisberger ist Redaktionsmitglied der «Schweizer Familie», wo dieser Text auch zuerst erschienen ist. Fotos: Alex Buschor
«Ich geniesse mein Leben rauchfrei.» Amanda Ammann, Miss Schweiz 2007
Passivrauchen schadet. Die Zukunft ist rauchfrei.
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Unbenannt-4 1
25.07.2008 12:11:58
kurzgeschichte
HOFFNUNG
Es gab eine Zeit, in der ich versuchte, in einer riesigen Stadt eine Pfütze mit sauberem Wasser zu suchen. Wochenlang.
Nina Schumacher Die ersten Tage war ich voller Optimismus. Ich spürte Freude an der Aufgabe, die mir bisher noch keiner gestellt und von der ich auch sonst niemals gehört hatte. Ich startete meine Suche, indem ich Strasse für Strasse durchlief. Meine Augen waren auf den Boden gerichtet, angespannt wie diejenigen eines Adlers auf der Jagd nach einer Maus. Ich sah Pfützen, mehrere, jeden Tag. Sie lagen vor meinen Augen auf den Gehsteigen und auch mitten auf den Strassen, oft versteckt in dunklen Seitengassen und neben Abflüssen. Es gab winzige, kaum sichtbare, kleine, mittelgrosse und richtig grosse, tiefe, dunkle und solche, bei denen man problemlos den Untergrund erkennen konnte. Manche hatten scharfe Konturen, andere
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verloren sich irgendwo in den Rändern des Gehsteigs. Es gab ansehnliche, schlecht riechende und ölige Pfützen. Nachts glänzten sie geheimnisvoll und widerspiegelten die grellen Lichter von Autoscheinwerfern oder rappelvollen Tanzlokalen. Wenn die Lichter blinkten, sah es aus, als tanzten die Pfützen mit. Aber es gab keine sauberen Pfützen. Alle waren in irgendeiner Form dreckig – entweder war das Wasser an sich schon trüb oder aber es war eine Pfütze, die auf den ersten Blick zwar klar erschien, sich bei genauerem Betrachten dann aber doch nicht als rein herausstellte. Während meiner Suche fragte ich mich allmählich, weshalb die Pfütze, die ich so verzweifelt suchte, überhaupt sauber zu sein hatte. Warum machte ich mir
das Leben so schwer? Dennoch gab ich nicht auf, und machte mich Tag für Tag von Neuem auf. Eines Tages hatte ich den Einfall, dass es nicht nur draussen, sondern auch in Häusern Pfützen geben könnte. Ich überlegte, ob ich mir damit bloss meine Aufgabe zu erleichtern versuchte, entschied aber nach einigem Überlegen, dass dies nicht der Fall war. Nun führte mich mein Weg in verschiedene öffentliche Gebäude. Ich besuchte Kaufhäuser, Bibliotheken, Kinos, Banken und Schulen. Wiederum hatte ich keinen Erfolg. Ich bekam, was nachvollziehbar ist, sehr viel weniger Pfützen zu Gesicht als draussen. Und diejenigen, die ich fand – entstanden durch unachtsames Verschütten von Wasser oder durch andere unfreiwillige Vorfälle (ich habe keine einzige Pfütze gesehen, die erwünscht war) –, waren nicht sauber. Sie waren sauberer als diejenigen draussen, aber eben nicht so klar und
ungetrübt, wie ich es mir vorstellte, lag doch immer ein wenig Dreck oder Staub auf dem Boden. Irgendwann wurde ich ungeduldig. Ich wollte die Suche beenden, denn meine Kräfte begannen zu schwinden. Ich zweifelte an meinem Vorhaben und sogar an mir selbst, stellte alles in Frage. Die Pfützen waren Gewohnheit geworden, und sie faszinierten mich bei Weitem nicht mehr so sehr wie früher. Manchmal nahm ich sie nicht einmal richtig wahr – es kam vor, dass ich zurücklaufen musste, weil ich im Weitergehen bemerkte, dass ich eine Pfütze nicht gründlich genug untersucht hatte, um entscheiden zu können, ob sie sauber war oder nicht. Ich begann, gereizt und mürrisch zu sein und wünschte mir, dass die Stadt weniger Pfützen und ich
mit dem dauerhaft vorhandenen Dreck des Asphalts vermischte. Aber das war gemogelt, und ich leide bis heute darunter, dass ich die Aufgabe nicht ehrlich zu lösen vermochte. Die wenigen Menschen, die von meiner Geschichte wissen, reagieren mit einer Art mitleidigem Staunen, was mir zeigt, dass sie mich nicht ernst nehmen. Aus diesem Grund erzähle ich niemandem, dass ich auch jetzt noch ab und zu Ausschau nach einer sauberen Pfütze halte. Ein wenig Hoffnung hat bis heute überlebt.
Es gab ansehnliche, schlecht riechende und ölige Pfützen. Nachts glänzten sie geheimnisvoll und widerspiegelten die grellen Lichter von Autoscheinwerfern oder rappelvollen Tanzlokalen. somit weniger Arbeit hätte. Ich fragte mich, wie es möglich war, eine Abneigung gegen eine so neutrale Sache wie Wasser am Boden zu entwickeln. Und ich fragte mich auch, ob meine Suche wichtig genug war, um dafür die kostbare Zeit meines Lebens aufzuwenden. Nun, ich habe diese Zweifel nie ganz aus meinem Kopf schaffen können. Und jetzt mache ich es kurz und beichte ohne lange Ausführungen die Sünde, die ich zum Schluss meines Vorhabens beging: Ich kaufte eine Flasche Wasser und schüttete diese draussen auf den Boden. So gelang es mir, für einige Sekunden eine saubere Pfütze zu meinen Füssen zu haben – bis sich das Wasser
Nina Schumacher, 18, aus Künten, besucht die Kanti Wettingen. Sie spielt Akkordeon und betreibt gerne Sport. Nach der Matura möchte sie eventuell Psychologie studieren.
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kurzgeschichte
W체ste Niemand achtet auf mich, jeder ist mit seinem eigenen Schicksal besch채ftigt. Langsam wird mir klar, dass ich diesen Test nicht ohne Spick schreiben kann.
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Nataglia Eschmann Die Stille im Raum steigert sich ins Unerträgli- Schatten über mir zieht sich langsam zurück und ist dann ganz che und ganz plötzlich wünsche ich mir das leise, verschwunden. Noch ist seine Beute nicht so schwach, dass er stetige Ticken einer Uhr. Ich wäre auch froh um sie sich holen kann. Ich blicke in die Klasse, die meisten haben sich wieder ihrer jedes andere Geräusch. Hauptsache, diese Stille findet ein Ende. Doch es bleibt still. Nicht einmal Prüfung zugewandt. Ein paar wenige werfen mir teils aufmundas Kratzen von Füllfedern auf Papier ist zu hören. ternde, teils verzweifelte Blicke zu. Möglichst unauffällig kraBeinahe kommt es mir so vor, als würde der Raum me ich in meiner Hosentasche. Mein Herz klopft erleichtert, als ich etwas fühle, das Papier hätte sein jedes Geräusch, jede BeweDer Schatten über können. Ich ziehe es hinaus und… stegung verschlucken. Die Luft ist abgestanden und stickig. mir zieht sich lang- cke es ärgerlich wieder weg. Ein Taschentuch! Ich spüre die aufsteigende Panik in Lebensfeindlich. sam zurück und mir, ich spüre, wie ich die Kontrolle verVorsichtig blicke ich nach ist dann ganz liere. Das Blatt vor mir ist noch immer vorne und zucke leicht zuzur Hälfte leer, und die Zeit rinnt durch sammen, als ich spüre, dass verschwunden. meine Hände. Was mache ich nur? jemand hinter mir steht. Ich Ein weiterer Blick in die Klasse bestätigt nur, was ich verwage es kaum, den Kopf zu wenden, aus Angst mich zu verraten. Einen Moment lang bleibt die mutete. Niemand achtet auf mich, jeder ist mit seinem eigenen Person hinter mir stehen, dann läuft sie weiter zu Schicksal beschäftigt. Langsam wird mir klar, dass ich verloren den vorderen Bankreihen. Erleichterung macht sich habe. Ich kann diesen Test nicht ohne Spick schreiben! Mutlos in mir breit, doch noch immer wage ich es nicht, ir- sehe ich mich um. Doch dann fällt mein Blick auf ein Stück gendein Geräusch oder eine Bewegung zu machen, Papier am Boden. Mein Herz stockt, die Hitze wird noch unerdie Aufsehen erregen könnte. So verkneife ich mir träglicher. Fast gleichzeitig erhebt sich der Geier und schwebt ein erleichtertes Ausatmen und starre weiter auf lautlos auf das Blatt zu. Keine Schritte sind zu hören. Ich verdas Blatt Papier, während ich auf den richtigen Mo- suche so zu tun, als hätte ich nicht das Blatt gesehen, aber es ment warte. Meine Hand unter dem Tisch brennt, ist zu spät. Der Geier hat meinen verräterischen Blick bemerkt und einen unangenehmen Moment lang habe ich und stürzt sich nun auf sein Opfer. Quälend langsam faltet er erneut das Gefühl, er, der Geier, sei hinter mir. das Papier auseinander und liest es in aller Ruhe «‹Geier›, was für ein passender Name», denke ich durch. Er überfliegt es nochmals, sein Gebelustigt, während ich mit wachsamen Augen den sicht umspielt ein listiges Lächeln. grossen hageren Mann betrachte, dessen Kopf nur Sein Opfer ist ihm geradewegs in die Klauen gelaufen. noch einige wenige grauschwarze Haare umgeben. Ich hebe den Kopf Unsicher tastet meine Hand nach dem Stück Papier, währenddessen ich mich an die Melodie von und blicke in zwei gie«Spiel mir das Lied vom Tod» erinnere. Ich muss rige Augen, die sich mir ein Kichern verkneifen, als ich an weite Wüs- an meinem ängstliten und Schädel auf vertrocknetem Boden denke chen Anblick weiden. und dabei bemerke, wie sehr solche Wüsten doch Zufrieden beugt er sich dem Schulzimmer gleichen. Plötzlich wird mir über mich. Der Kampf ist brennend heiss, meine Wangen beginnen zu glü- vorbei. Ein weiterer Schädel hen. Unruhig tastet meine Hand nach dem Zettel, wird in der brennenden Hitaber ich kann ihn nirgends finden. Der wachsame ze im Wüstensand Blick des Geiers hat mich bereits erfasst. Mit glän- liegen bleiben. zenden Augen kommt er auf mich zu, er ist sich seiner Beute sicher. «Gibt es ein Problem?» Ich schüttle den Kopf und suche verzweifelt nach einer guten Antwort. Der Schatten des Geiers ist über mir, schlagartig wird mir kalt. Einen Moment lang starren wir uns Nataglia Eschmann, 17, aus Schmerikon, schreibt gerne an. Keiner bewegt sich, keiner wagt zu atmen. Die Kurzgeschichten und Gedichte, fotografiert an Anlässen Klasse blickt unsicher von der Prüfung auf und und zeichnet oft in ihrer Freizeit. «Meine Freunde bebetrachtet die seltsame Szene: Schülerin und Leh- schreiben mich als unkompliziert, lustig und sagen, ich rer in einen unsichtbaren Kampf verwickelt. Der hätte eine gesunde Portion Selbstvertrauen».
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Das Nebelmoor Nachts verschwand die Fee. Der Nebel breitete sich aus, die Blumen verwelkten, das Gras verfaulte, und die Nebelländer wurden zu einem trostlosen Moor.
Andrea Walker Nahe einem alten Wald lagen die Nebelländer, in denen ein altes Volk, die sogenannten Nurnen, lebte. Sie alle lebten im Glauben an eine Fee, die jeden Tag umhergehe und jenen das Leben und die Freude schenke, die an ihre Kraft glaubten. Nachts jedoch verschwand die Fee. Niemand wusste, wohin der Nebel sie führte, aber man vermutete, dass sie jeweils in den Wald zurückkehrte. Und wie sie verschwand, verschwand auch die Fröhlichkeit, der Nebel breitete sich aus, die Blumen verwelkten, das Gras verfaulte, und die Nebelländer wurden zu einem trostlosen Moor. Aber jeden Morgen erwachten die Vögel mit den ersten Sonnenstrahlen und lockten die Nurnen aus ihren Häusern. Die Blumen erblühten von Neuem und entlockten jedem ein Lächeln. Die Nurnen freuten sich daran, wie die Fee jeden Morgen aufs Neue ihren Zauber ausübte.
Doch die ältesten Nurnen wurden noch älter, die Jungen wuchsen heran, und auch deren Kinder wurden erwachsen. Geschichten wurden weitererzählt, über die Fee und die Wunder, die sie vollbrachte. Die Geschichten wurden zu Legenden, die Legenden zu Mythen. Und eines Tages, lange nach der Zeit der Nurnen, erfreute sich niemand mehr an den Knospen und an den Blumen, die jeden Morgen neu geboren wurden. Der Nebel und das Moor wurden verflucht, und die Schönheit des Tages wurde zur Selbstverständlichkeit. Auch der Glaube an die Fee geriet in Vergessenheit. Und wie die Fee schwand, so schwanden die Blumen und die Vögel, die Fröhlichkeit wurde arg, die Nebelländer wurden zum Nebelmoor, und die Nurnen gerieten in Vergessenheit. Da liegt es nun, das Nebelmoor, vergessen im Nebel.
Da liegt es nun, das Nebelmoor, vergessen im Nebel.
Andrea Walker, 17, aus Lyss, besucht die Handelsmittelschule am Gymnasium Alpenstrasse in Biel. Sie mag Sport, besonders Badminton, Schwimmen und Kickboxen, und sagt von sich: «Ich bin geduldig und ausdauernd. Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, erreiche ich es für gewöhnlich.»
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report
Gemeinsamkeit Mensch
in Israel und Palästina
Jeder, dem ich in diesen vier Wochen begegnete, war geprägt von seiner Vergangenheit, umgeben von Gewalt und Tod, verfolgt von Existenzängsten, getragen von Hoffnung auf Veränderung – nur wusste keiner von der Gefühlswelt des anderen.
Rachel Weinblum Im Sommer reiste ich vier Wochen quer durch Israel und die Westbank. Von Tel Aviv über Jerusalem bis hin nach Hebron, Ramallah, Jericho und Bethlehem suchte ich das Gespräch mit Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und Religionen. Diese Reise war nicht nur eine grosse Herausforderung, sie war in verschiedener Hinsicht auch eine intensive Erfahrung. Ich habe meine psychischen und physischen Grenzen erfahren, Auseinandersetzungen mit Mitmenschen ausgestanden
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gemeinsamkeit mensch in israel und palästina
Jeder hatte seine eigene Geschichte, weshalb er so war, wie er war.
und Ängste überwunden. Von Ost-Jerusalem fuhr ich jeden Tag in die Westbank und kehrte am Abend wieder nach Israel zurück. Die Distanzen zwischen den verschiedenen Ortschaften waren sehr kurz. Beispielsweise dauert die Autofahrt von Jerusalem nach Ramallah ohne Komplikationen und unvorhergesehene Strassensperren und Checkpoints ungefähr 25 Minuten. Am Morgen und am Abend war ich also mit israelischen Bürgern und am Mittag und Nachmittag mit Palästinensern unterwegs. So begegnete ich Menschen mit grundverschiedenen Ideologien und Ansichten. Da war ein Palästinenser, der von einem Kalifenreich schwärmte, das vom Norden zum Süden und vom Westen zum Osten reichen würde; da waren solche, die ihr Geld mit dem Bau der israelischen Sicherheitsmauer verdienten; jene, die nur an den gewaltsamen Widerstand glaubten, und einige, die
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mich in den Ausgang mitnahmen und zu meinem Erstaunen einige Getränke spendierten. Auch auf israelischer Seite fanden verschiedenste Begegnungen statt. Da war die jüdisch-liberal eingestellte Mutter, die dank Yoga ihren hektischen Alltag bewältigt, da war der fanatische jüdische Spaziergänger, der am Freitagabend eine Pöbelei anzettelte wegen einer Käse-Fleisch-Pizza, die ein säkularer israelischer Junge auf offener Strasse ass; da waren die vielen älteren Frauen, die täglich an Checkpoints versuchten, die jungen israelischen Grenzsoldaten zu beeinflussen.
Bilder: oben links: in Jerusalem, oben rechts: Flüchtlingslager «Aida», unten links: Ma'le Shomron, unten rechts: Hebron
Abgesehen von den wenigen Personen, die im Bereich der Friedensarbeit tätig sind und Kontakt zur anderen Seite haben, wissen die jungen Leute extrem wenig über ihre gleichaltrigen arabischen beziehungsweise israelischen Zeitgenossen. Viele junge Israelis sind von ihrer Militärzeit geprägt. Sie haben das Bild des gefährlichen Palästinenserjungen im Kopf, der mit Steinen wirft und dem in der Schule die Vernichtung Israels indoktriniert wird. Umgekehrt sehen die meisten palästinensischen Kinder die Israelis nur als animalische Soldaten und als ihre unberechenbaren
Unterdrücker. Israelis und Palästinenser vergessen in ihrem von den Medien geprägten und von der Propaganda beeinflussten Alltag und durch ihre eingeschränkte Bewegungsfreiheit, dass ihre sogenannten Feinde auch Menschen sind. Alle Begegnungen waren so verschieden und zugleich einzigartig. Jeder hatte seine eigene Geschichte, weshalb er so war, wie er war. Doch eine Gemeinsamkeit hatten sie, nämlich die Ausweglosigkeit ihrer Situation. Die Gefühle der Unsicherheit, der Verzweiflung und der Hoffnung waren überall vorzufinden.
Rachel Weinblum, 20, aus Zürich, hat aus ihren Begegnungen mit Israelis und Palästinensern eine Maturaarbeit mit eigenen Gedanken, Interviews und Fotos gemacht. Sie möchte Politikwissenschaften oder Ethnologie studieren und bezeichnet sich als «zielorientiert, selbstständig, zynisch, interessiert, optimistisch, ungeduldig».
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report
Kriegsspiele «Die Hand im Anschlag, die Waffe als Ausweitung der Hand. Wir kennen diese Spiele, die so unsäglich faszinieren. Wir schieben meist der Werbung und den Medien die Schuld zu, doch das greift zu kurz. Menschen, gross und klein, zehren von Geschichten, Märchen und Mythen. So werden wir ins Leben eingeführt, so wird die Welt erzählend erklärt und dargestellt. Und Kinder sind von einer unersättlichen Neugier erfüllt, sie wollen wissen, was bei den Erwachsenen abläuft.»
Camilo Schwarz, 21, Luzern
Plakate sind Anschläge Plakate sind Denkanstösse; sie sind aber auch Anschläge.AnschlägeaufSäulenundWändenund Mauern,AnschlägeaufunserenGeistbeimWarten auf Bus oder Tram oder Zug oder beim Flanieren durch die Stadt. Studierende der Fachklasse Grafik/ BMS der Hochschule für Gestaltung und Kunst Luzern setzten sich mit der Thematik «Menschenrechte und Kinder» auseinander. Die entstandenen Plakate sind das Ergebnis aufmerksamen Beobachtens und Nachdenkens. Wir haben es in der Hand, den Kindern und Jugendlichen, die auf den Plakaten dargestellten Rechte zu gewähren: ein Nest ohne Gewalt, ein Recht auf gesunde Nahrung, eine Umgebung ohne Gewalt, ein Recht auf Bildung, ein Recht auf Schutz, ein Recht auf Sprache. 52
plakate sind anschläge
Hände weg!
Micha Schmid, 20, Wolfhausen
«Die Hand ist eine besonders ausdrucksstarke und sensible Ausweitung des Menschen. Sie steht in unmittelbarer Beziehung zum Gehirn, zum Kopf. Die Welt muss man buchstäblich ‚begreifen’. Auf dem Plakat ist aus dem Begreifen ein Angreifen, ein Angriff geworden. Der Mensch ist zum Ärger der Aufklärung nicht so sehr ein Wesen, das denkt, sondern eines, das handelt, gewalttätig handelt.»
Rabenschwarz
Warum?
«Jedes Kind hat ein Recht auf ein Nest, in dem es behütet wird und sich entfalten kann. Doch das Nest ist von innen und aussen ständigen Gefahren ausgesetzt. Hier sehen wir einen Raben, daneben zwei zerstörte, ausgelaufene Eier. Das dritte ist unversehrt. Das Nest selber sehen wir nicht. Was nebeneinander steht, wie hier Rabe und Ei, steckt sich an: Ist dieser Rabe der Schuldige, hat er selber aus Wut oder Zorn die Eier zerstört? Oder ist er gerade heimgekehrt und sieht das geplünderte und überfallene Nest?»
«‹In mehr als 20 Ländern sind 300'000 Kindersoldaten im Einsatz.› So der lapidare Text auf dem Plakat. Das Mädchen, die junge Frau ist gefallen, eine gefallene Frau ist im üblichen Sprachgebrauch eine Prostituierte, ein gefallener Soldat hingegen etwas Ehrenhaftes. Hier wird diesem Sprachgebrauch entgegengetreten. Die junge Frau hat buchstäblich eine Niederlage erlitten. Trotz des wehmütigen Blicks sieht sie frisch und munter aus. Eine goldene Kette schmückt ihren Hals. Schicken auch wir bald unsere Kinder in den Krieg?»
Fabienne Angehrn, 20, Kriens
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Sarah Furrer, 21, Luzern
Zahnfee «Dieses Plakat macht uns ganz neugierig. Ein Kindergesicht, in Nahaufnahme und angeschnitten, blickt uns direkt in die Augen, eine winzige, leise Sprechtafel liegt zwischen den Milchzähnen, auf der es heisst: ‚Unser Gesetz hat noch viele Lücken.’ Dieses Kind hat die Lücken überstanden, denn der mächtigste Eingriff auf das Kind hat bereits stattgefunden: es ist der Eingriff der Sprache. Die Enttäuschung des Kindes, wenn das Gesetz der Sprache eintritt, ist gross, der Schlag schwer.»
Dominik Sigrist, 19, Sarnen
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essay
Daheim, dort, doch nicht daheim Ich bin mir nicht sicher, ob meine japanische Gastfamilie dem japanischen Klischee entspricht, doch ereigneten sich solch abstruse Dinge, dass ich mit gutem Gewissen sagen kann: Sie sind anders, die Japaner – generell und meine Familie im Speziellen.
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Julian Renninger Leider habe ich bis heute nicht herausgefunden, was meine Familie lebt; ob sie sich etwa selbst als alternativ, kleinbürgerlich oder intellektuell betrachtet. Denn in Japan ist alles anders, mir fehlen die Referenzen, an denen ich meine Wahrnehmungen und Wertungen ausrichten könnte. Alles, was ich betrachte, ist neu. So neu, dass ich noch nicht einmal Vorurteile entwickeln kann. Die einzige Möglichkeit, die mir bleibt, ist der Unterschied zu daheim. Vielleicht ist es ja genau das, was mich an Japan fasziniert: Alle Sinne werden beansprucht, mit nicht einzuordnenden Eindrücken überladen. Wie ein Kind sauge ich alles ohne Unterschied in mich auf, suche Punkte, an die ich mich binden könnte, sichere Inseln in einer unbekannten Welt, von denen aus ich den nächsten Schritt planen kann. Anfangs ist für Fremde alles gleich, Japaner gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Genauso Häuser, Autos, Bäume. Ein Einheitsbrei, erst langsam beginnt man, Menschen und Dinge genauer zu betrachten und zu unterscheiden: hübsche von nicht so hübschen Japanerinnen, schäbige Häuser von Luxusvillen oder Tempeln, das Auto des einfachen Angestellten von dem des Direktors, Zierkirschen von Ginkgobäumen. Erst langsam fängt man an, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und sie zu bewerten. Es ist ein Verlangen, das uns allen innewohnt: das Unentdeckte, Exotische für uns zu entdecken, zu zähmen und zu beherrschen. Es ist die Eroberungslust, die uns antreibt, uns um die Erde segeln und zum Mond fliegen lässt und wohl schon bald auf den Mars. Es ist das Fernweh, das uns immer weiter drängt, neuen Ufern entgegen, und das uns antreibt, uns das Unbekannte anzueignen, es zu bewerten und zu verwerten.
Das heisst aber nicht, dass die Faszination nicht verloren, Neues nicht alt, Interessantes nicht langweilig werden könnte. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem alles in Japan bewertet ist, klassifiziert und abgehakt. Es ist der Punkt erreicht, an dem wir unsere Siebensachen packen und weiterreisen, in das nächste unbekannte Gebiet, um wieder von Neuem zu schwärmen und zu entdecken. Wie in der modernen Liebe, in der man von einem Partner zum nächsten hüpft, drängen wir rastlos immer dem Unbekannten entgehen.
********** Spürt er Böses in mir, weiss er etwas, wovon ich keine Ahnung habe? Ich bin mir bis heute nicht sicher, weshalb er bellt. Ich fühle mich jedes Mal schuldig, ein bisschen verhasst. Am schlimmsten ist es nachts. Nachts schläft der Hund in Omas Haus, damit er niemanden mit seinem Gebelle wecken kann. Ich komme mit meinem alten Damenrad spät aus der Stadt zu Hause an, klappe den Ständer aus, erwarte die Begrüssung des Hundes. Doch es bleibt still. Eine Stille, schlimmer als jedes Gebelle. Unbehagen macht sich breit, jeden Mo-
Vielleicht ist es ja genau das, was mich an Japan fasziniert: Ich suche Punkte, an die ich mich binden konnte, sichere Inseln in einer unbekannten Welt.
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impressum Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 Fax 071 310 13 17 redaktion_tango@hotmail.com MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Anina Albonico Fabienne Angehrn Sarah Furrer Damaris Burri Laura Eigenmann Nataglia Eschmann Annika Fischer Charlotte Germann Markus Isenrich Felicitas Krauss Ina Lukic Rick Noack Daniel Röthlisberger Julian Renninger Nina Schumacher Michèle Schenker Micha Schmid Camilo Schwarz Dominik Siegrist Andrea Walker Rachel Weinblum Gaspard Weissheimer Korrektorat
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daheim, dort, doch nicht daheim
ment, so stelle ich mir vor, gehen zwei blendende Schweinwerfer mit einem lauten Klacken an. Ein Polizist tritt in den Lichtkegel und spricht langsam, mit eindringlichem Japanisch: «Endlich haben wir Sie auf frischer Tat ertappt», der Hund grinsend zu seiner Linken. Vielleicht stimmt etwas mit meinem Fahrrad nicht. Jeder Japaner fährt genau das gleiche alte Damenrad. Die Situationen, einen radfahrenden Japaner nicht mit einem Damenrad zu sehen, sind so erstaunlich, dass sich jede dieser Situationen in das Gehirn einbrennt. Viermal sind mir Nicht-Damenräder begegnet, vier Mountainbikes; drei an einer Wand lehnend, eines mich überholend. Immer wenn ich ein Nicht-Damenrad erblicke, überkommt mich eine Welle der Eifersucht. «Was erlaubt sich dieser Herr eigentlich, woher nimmt er sich das Recht zu denken, er sei etwas Besseres. Und überhaupt, sein Mountainbike ist hässlich, noch nicht einmal Geschmack hat er. Pah!» Wann immer ich einem Nicht-Damenrad begegne, reagiere ich mit dieser trotzigen Eifersucht und sehe den Fahrer als eine arrogante Person, die etwas Besseres sein möchte als wir anderen. Ich bin
ten, welche Automarke mein Nachbar fährt oder wie teuer seine Jacke ist. Hier in Japan übernehme ich unbewusst die Rolle des Spiessbürgers. Ich empöre mich über jede Abweichung von der Norm, über jede Kreativität und empfinde sie als Angriff auf das ungeschriebene Gesetz der Japaner, als Angriff auf die Grundstruktur der Gesellschaft. Ich beginne gegen Störenfriede zu wettern. Ich habe Angst, zu verlieren, von den Kreativen überholt zu werden, ich habe Angst, hinauszutreten aus der Masse alter Damenräder und meinen eigenen Weg zu gehen. Dieses Gefühl ist mir so unbekannt, dass ich einige Wochen benötigte, um es zu identifizieren und zu benennen. Japan fasziniert mich: immer wieder neue Gefühle und Lebensstile, die mir bis dahin so gänzlich unbekannt waren.
Unbewusst übernehme ich die Rolle des Spiessbürgers und empöre mich über jede Abweichung von der Norm. empört darüber, dass er sich nicht an die Regeln hält, es erscheint mir unfair, nicht richtig. Ich werde zum Japaner! Der Hund bellt dennoch. Mich erstaunt jedes Mal von Neuem, wie schnell man in Rollen schlüpfen kann, seine Unabhängigkeit verliert und feste Drehbücher übernimmt. In Europa ist mir so etwas nie passiert, es war mir egal, für mich gab es Wichtigeres, als darauf zu ach-
Julian Renninger, 18, aus Zürich, hat während eines längeren Japanaufenthalts diverse Essays über dieses uns so fremde Land verfasst und erhielt dafür eine Auszeichnung. Er hat soeben die Matura abgelegt und will jetzt VWL oder International Affairs studieren.
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Die drei Frösche Es waren einmal drei Frösche, die in Wahrheit drei Prinzen waren. Eine bösartige Hexe hatte sie verwandelt. Sooft sie das ihren Mitfröschen auch zu erklären versuchten, sie hatten keinen Erfolg damit.
Damaris Burri Es waren einmal drei Frösche, die in Wahrheit drei Prinzen waren. Eine bösartige Hexe hatte sie verwandelt. Sooft sie das ihren Mitfröschen auch zu erklären versuchten, sie hatten keinen Erfolg damit. «Schau dir doch dein Spiegelbild auf der Oberfläche des Teichs an», wurde einem jeden von ihnen geantwortet. «Du bist ein Frosch – wie wir alle auch.» – «Nicht alles ist das, wonach es auf den ersten Blick aussieht», erwiderten die drei Frösche. Aber die anderen lachten sie nur aus oder schüttelten den Kopf, bis die drei Frösche es schliesslich aufgaben, sie von ihrem eigentlichen, edlen Wesen überzeugen zu wollen. Das stimmte den ersten Frosch unheimlich traurig. Welche Argumente er auch vorbringen mochte, es glaubte ihm einfach keiner. Er zog sich an den
Rand des Teiches zurück und versank in Melancholie. Sein Selbstmitleid beanspruchte ihn so sehr, dass er für nichts anderes mehr Zeit fand. Der zweite Frosch ärgerte sich über die anderen Frösche. Warum sollte er, der stattliche Prinz, sich mit diesen unwissenden grünen Kreaturen überhaupt abgeben? Auch wenn sie ihm nicht glaubten, er selbst würde nie vergessen, wer er war. Er war sich zu gut, mit den anderen zu schwimmen, und zu stolz, um nach Insekten zu jagen, knabberte höchstens hie und da an einem Grashalm. Ausserdem beanspruchte er für sich die schönste Seerose und erlaubte niemand anderem, sich darauf niederzulassen. Nur der dritte Frosch hüpfte vergnügt unter den Fröschen umher. Er nahm an ihren Wettspringen teil, sang mit ihnen im Chor und spielte Streiche. Er amüsierte sich königlich. Und sollten ihn die übrigen Frösche auszählen, weil er trotz allem daran festhielt, ein Prinz zu sein, lachte er nur leise vor sich hin. Wenn die wüssten...
Damaris Burri, 18, aus Heubach, besucht das Gymnasium Köniz-Lebermatt, interessiert sich für Psychologie und freut sich, wenn der Regen auf ihr Dachfenster trommelt. Damaris: «Ich möchte einmal alt und weise werden. Mir graut vor der Vorstellung, an einen Punkt zu gelangen, an dem ich keinen Fortschritt mehr machen könnte.»
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Ich will normal leben Wie kann ich selbstbewusster werden? Wie kann ich mich gegen meinen sehr strengen Vater durchsetzen? Wie kann ich meinen Liebeskummer verarbeiten? Ist der Konsum von Pornografie im Internet strafbar? – Das Beratungsteam von tschau.ch beantwortet deine Fragen.
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Vor wenigen Wochen beschloss meine Ex-Freundin, getrennte Wege zu gehen. Sie begründete dies damit, dass sie im Moment keine Beziehung und frei sein wolle. Doch nun sah ich sie eng umschlungen mit ihrem neuen Freund. Das kann doch nicht wahr sein! Ich fühle mich belogen und verletzt. 62
Ob die Begründung deiner Ex-Freundin nur vorgeschoben wurde, ist schwer zu beurteilen. Vielleicht hilft es dir, wenn du deine Ex-Freundin darauf ansprichst und sie auf deine Gefühlslage hinweist. Wenn sie ihr Herz aber an einen anderen verschenkt hat, musst du versuchen, deinen Liebeskummer zu verarbeiten. Hier hilft es dir, wenn du Dinge unternimmst, die du sehr gerne tust und die dich ablenken, also dich mit Freunden triffst, ins Kino oder an Konzerte gehst, Musik machst oder Sport treibst. Insbesondere nach dem Sport hast du ein besseres Körpergefühl und bist zufriedener mit dir.
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Wie kann ich selbstbewusster werden?
Ich bin sehr zurückhaltend, ja schüchtern. Mit meinen Eltern oder meiner besten Freundin ist das nicht so, aber bei Klassenkameraden oder Kollegen wird mir oft gleich unwohl. Oft weiss ich nicht, was ich sagen soll, was vielleicht auch mit meinem mangelnden Selbstvertrauen zusammenhängt. Wie kann ich offener werden?
Lebenswelt
Wie du richtig vermutest, dürfte deine Zurückhaltung mit deinem Selbstvertrauen zusammenhängen. Schreibe einmal auf, was du an dir magst. Schreibe deine Charaktereigenschaften (wie zuverlässig, vertrauenswürdig) oder auch Dinge zu deiner äusseren Erscheinung (schöne Augen etc.) auf. Versuche dir bewusst zu werden, dass Fehler normal sind. Es ist auch nicht schlimm, nicht zu wissen, was man sagen könnte. Es braucht auch ruhige Personen in einer Clique, welche ein offenes Ohr haben und gut zuhören können. Du kannst auch damit anfangen, deinen Klassenkameraden ein «Hallo» zuzurufen und sie nach ihrem Befinden oder ihren Hobbys zu fragen. Am Anfang ist es völlig in Ordnung, wenn du erst einmal zuhörst und Interesse an dem zeigst, was der andere erzählt.
Ich will normal leben
Ich bin eine 17-jährige Albanerin und habe Auseinandersetzungen mit meinem sehr strengen Vater. Ich darf keinen Freund haben, keine schönen Kleider tragen, fast nie in den Ausgang gehen. Seiner Meinung nach soll ich in der Freizeit zu Hause bleiben, wo ich entweder für die Schule arbeiten oder im Haushalt helfen soll. Reden kann ich mit meinem Vater nicht, er rastet immer gleich aus und wird jähzornig. Zwischen der Kultur und den Erziehungszielen deines Vaters und denjenigen hier in der Schweiz besteht ein grosser Unterschied. Dein Vater verteidigt seine Kultur und weicht dafür auch vor Strenge nicht zurück. Bestimmt hat er auch Angst davor, dass du seinem Einfluss entgleitest und dich von der Kultur seines Herkunftslandes entfernst. Er vergisst aber, dass du dich auch integrieren möchtest, d. h. wie deine Freundinnen leben möchtest. Am besten suchst du Hilfe bei einer Person, die zusammen mit dir und deinem Vater die Situation klären könnte, z. B. bei der Beratungsstelle für Ausländerfrauen und ihre Familien (BAFFAM) in Bern.
Sexualität
TA N G O - FA C T S
Auf der Beratungsplattform www.tschau.ch findest du viele Antworten, Informationen und Tipps zu den Themen Beziehungen, Sex, Wohlsein, Lebenswelt, Schule und Job. Wenn du keine Antwort findest, kannst du auf der Website deine persönliche Frage anonym stellen und erhältst innerhalb von drei Tagen eine Antwort. Mit deinem Einverständnis werden einzelne Fragen und Antworten auf tschau.ch veröffentlicht und im tango abgedruckt. tschau.ch wird neu von der Schweizer Kinder- und Jugendförderung Infoklick.ch betrieben und finanziell unterstützt von der Gesundheitsförderung Schweiz, dem Bundesamt für Gesundheit sowie mehreren Kantonen.
Ist das Anschauen von Pornografie im Internet strafbar?
Im Internet sieht man dieses und jenes, was nicht für Jugendliche unter 18 gedacht ist... Kürzlich habe ich in einem TV-Beitrag gesehen, wie Täter von der Polizei gesucht und gefunden wurden. Ich habe zwar nicht massenweise illegale Dateien auf dem PC, aber würde dies für eine Anzeige gegen mich genügen?
Wer sich im Internet bewegt, hinterlässt Spuren. Grundsätzlich aber muss die Polizei erst einmal auf jemanden aufmerksam werden, bevor sie etwas unternimmt. Dies kann durch einen Hinweis oder durch das Besuchen einer überwachten Website geschehen. Seit April 2002 macht sich strafbar, wer harte Pornografie erwirbt, sich beschafft, besitzt, vervielfältigt und/oder in Umlauf bringt – dies unabhängig vom Alter. 63
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kurzgeschichte
Das Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid Mein Kopf war leer, das Herz gepeinigt vom Schmerz und der Sehnsucht nach dem Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid.
Ina Lukic Ich konnte nicht mehr stehen, lag blutend auf der dunklen Strasse, meine Lippen und Augen berührten sachte das vom Regen durchnässte Pflaster. Neben meinem Haar lag es, die Arme weit von sich gestreckt, umhüllt vom wirbelnden Nebel, und raschelte leise pulsierend immerfort. Im fernen Haus erklang das verräterische Knarzen von sich vereinenden Knöpfen und Knopflöchern ihrer braunen von roten Spritzern geschmückten Hemden, deren Braun weiss war. Ihre mokkafarbenen Mäntel erreichten mich, als ich nicht wusste, wohin ich gehen sollte. Ich liebe das Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid. Sie nahmen mich sanft bei den glänzenden Schläfenlocken und führten mich in die Katakomben ihrer Seelen.
Ich ertrank in den umhüllenden samtenen Wortlauten, verlor mich in den Silberstreifen ihrer Versprechen und liess das Echo der Klänge auf mich niederfliessen wie einen stummen Wasserfall. Ich liebe das Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid. Ich ertrank. Ich ertrank in meinem eigenen Überschwang, war bis zum Bersten gefüllt mit der zentnerschweren Flüssigkeit, die meine Lungen erfüllte und mich am Atmen hinderte. Mein Gehirn blutete rote Brocken aus, doch die Augen klammerten sich fest am porösen Pergament, wobei meine spröden Lippen sich im immerwährenden Takt der pfeifenden Gasflaschen bewegten. Sie kamen wieder, das Braun ihrer Hemden, welches pechrotschwarz war, reinigten die finsteren vom Blut durchtränkten Seelen mit Schmutz. Ich liebe das Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid. Leise floss meine Flüssigkeit. Sie füllten sie in saubere, mit Zacken verzierte
Eine schwere Last drückte mir auf die Brust, dürre Äste bohrten sich tröstend in meinen Bauch.
Flaschen, sogen den letzten Tropfen heraus, pressten jede feuchte Faser trocken. Hier lag ich und küsste das kühle Pflaster. Mein Kopf war leer, das Herz gepeinigt vom Schmerz und der Sehnsucht nach dem Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid. Eine schwere Last drückte mir auf die Brust, dürre Äste bohrten sich tröstend in meinen Bauch. Ich liebe das Mädchen mit dem rot geblümten weissen Kleid.
Ina Lukic, 19, aus Reussbühl, besucht die Kanti Reussbühl und möchte nach der Matura Psychologie und Philosphie an der Uni Bern studieren. Ihre Hobbys: «Metal, Metal, Metal und in alten Buchläden herumstöbern.» Ina über Ina: «Ich bin ein Mensch, der sich sein Leben erträumt und dabei gerne vergisst, die Dinge so zu betrachten, wie sie zu betrachten ‚sind’. Doch ich bin sehr froh darüber und beabsichtige keineswegs, mich zu ändern.»
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das hรถrt ja gut auf
IM ZOO
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In 2 Jahren zum Air Traffic Controller
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4.8.2008
7:39 Uhr
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