2. Ausgabe 2009

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magazin f체r schule und studium

Paolo Nutini Schottischer Anti-Star mit starker Stimme

Simon Straetker

02.2009

www.tango-online.ch

Silvan Kaufmann

Segelt mit Umweltaktivist Mike Horn in Neuseeland

Seine Schn체ffelbienen taugen als Drogenj채ger

Auf der Spur der

roten Waldmenschen


Berner Fachhochschule

Erfolg hat eine starke Basis.

27 Bachelor-, 17 Masterstudiengänge und ein breites Weiterbildungsangebot in: Architektur, Holz und Bau, Technik und Informatik, Musik, Gestaltung und Kunst, Oper/Theater, Konservierung und Restaurierung, Literarisches Schreiben, Land- und Forstwirtschaft, Food Science & Management, Soziale Arbeit, Gesundheit, Sport, Wirtschaft und Verwaltung. Voll- und Teilzeit. bfh.ch

Sie haben ein Ziel. Hier ist der Start.

Bachelor-Studium

29.

Biotechnologie – Chemie – Lebensmitteltechnologie – Umweltingenieurwesen – Facility Management

Oktober

nächste Infotagr

Info-Anlässe Samstag, 26. September 2009 10–13 Uhr, Campus Grüental, Wädenswil Dienstag, 3. November 2009 17.30–20 Uhr, Campus Reidbach, Wädenswil

Finden Sie heraus, was zu Ihnen passt: Am Infotag der Universität St.Gallen. Termine 2009

29. Oktober 25. November

Anmeldung und Programm: www.infotag.unisg.ch

Termine 2010

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12. Januar 24. Februar 30. März

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Zürcher Fachhochschule


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Studieren in Luzern Informationstag 2009 Freitag, 20.11.2009

Theologie Rechtswissenschaft Kultur- und Sozialwissenschaften

Info-Abend Do Don D o on nn ne ner er erstag, sttta sta ag g,, 15 15. 15. 5 Ok Oktob to ob o be err 200 20 00 0 09 9,, 18. 18.00 0 Uh Uhr U hr

Star St arte ar ten te n Si S e IIh h hre re Kar Kar arri rier ere er e di d re ekt k t bei eim m HB HB Z Zür ürric ich h – an a d der er HWZ er HWZ WZ Z,, Mii ttg M g lilied e de ed err Zür Z ür ü ch h er e Fac a h hh h oc o c hsch h s chul hs ch hu ull e e.. M ehr eh h r üb b er e r u ns n e err e b ru be ufssbe eg gllei eite tend nden en e n Bac ache chelo he elorlorlo r-P Prog Prog Pr gramm ra amme mme er mm er ffa ahr hren en Siie e un ntterr 04 0 43 32 322 26 6 0 0, 0 b bac a he ac elo l r@ r @ ffh h-h hw wzz.c .ch od de err ww www. w fh-h w. fh h -h - hw wz z .c ch

Universität Luzern, Union, Löwenstrasse 16, 6004 Luzern Programm und Anmeldung: www.unilu.ch/bachelor

Ich werde Lehrerin! An der PH Zürich. «Eine grosse Bereicherung meines Studiums an der PHZH war das Assistant Teachership in Indien.Der Einblick in ein fremdes Schulsystem war sehr interessant und unvergesslich. Die gemachten Erfahrungen erlauben es mir, den eigenen Unterricht mit anderen Augen zu sehen. » Simone Egli, Sekundarlehrerin

Nächste Informationsveranstaltungen – mit gymnasialer Matur – ohne gymnasiale Matur

9. November 2009, 18.30 h 10. November 2009, 18.30 h

Pädagogische Hochschule Zürich Rämistrasse 59, Hörsaal RAA G15 (G20), 8001 Zürich

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28.7.2009 10:32:50 Uhr


das f채ngt ja gut an

Das Foto stammt vom jungen Fotok체nstler Mladen Penev, dessen Arbeiten schon verschiedentlich mit Preisen ausgezeichnet wurden. Hier setzt er sich er sich augenzwinkernd mit dem Starkult auseinander. Mehr von Mladen gibts auf Seite 64.

4


5


inhalt

40

topstory

22 ABENTEUERLICH In vier Jahren um die Welt

report

60 EXPERIMENTIERT Schnüffelbienen als Drogenjäger

63 AMBITIONIERT Wie ich einen Fernsehsender gründete

reportage

36 TRIP Mit 10 Euro durch Europa

PREISGEKRÖNT

40 PFEILSCHNELL

«Heimat ist Sehnsucht nach der Kindheit»,

Wrooaarrr!

meinte Heinrich Böll, während Wilhelm von

46 NÜTZLICH

Humboldt definierte: «Die wahre Heimat ist die

Warmes Russland

48 ERFORSCHT Auf der Spur der roten Waldmenschent

56 ERLITTEN Wie mir eine Glatze Freude an Physik schenkt

portrait

Sprache.» Herbert Grönemeyer dagegen singt: «Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.» – Wie aber lässt sich das Thema fotografisch umsetzen? Der 35. Schweizer Jugendfotopreis verlangte Fantasie und Experimentierfreudigkeit. tango zeigt eine Auswahl der prämierten Bilder.

28 ERFOLGREICH Paolo Nutini

foto

16

16 Preisgekrönt Heimat

interview

12 Entführt Ein gewaltiges Gefühl von Freiheit 53 ENTSCHIEDEN Snowboard statt Schule

essay

32 HAUPTROLLE Ein Stück, genannt «mein Leben»

service

8

planet tango

humor

4 DAS FÄNGT JA GUT AN Mladen Penev 64 DAS HÖRT JA GUT AUF Mladen Penev

34 aufruf

10 impressum 6

ABENTEUERLICH Während vier Jahren legt der Extremsportler und Umweltaktivist Mike Horn zu Fuss, auf dem Fahrrad und mit dem Segelschiff 100'000 Kilometer zurück – quer durch alle Kontinente und über die beiden Pole. Jugendliche aus der ganzen Welt, die er zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unserem Planeten hinführen will, begleiten ihn. Simon Straetker ist einer von ihnen.

22


ciao PFEILSCHNELL

Das neue tango ist ein richtiges Abenteuerheft gewor-

Studenten aus der ganzen Welt liefern sich in Silverstone Ren-

den: Rinke van Diermen beispielsweise hatte nach der

nen mit selbst entwickelten Flitzern. Für die Schweiz starten

Matura erst einmal von der Schule die Nase voll. Er

ETH-Studenten, die einen besonders raffinierten Rennboli-

beschloss, mit dem Fahrrad in die Türkei (!) und von

den gebaut haben. Bruno Reinhart und Christoph Zürcher

dort aus gleich noch in den Iran (!!) zu pedalen – wo

schrieben für tango das Tagebuch eines aussergewöhnlichen

er entführt (!!!) wurde. Auf spektakuläre Weise gelang

Abenteuers.

ihm die Flucht (Seite 12). Ganz anders die Studentin Flurina Wartmann: Sie kämpft sich mühsam durch den Sumpf-Regenwald Borneos, in dessen Baumwipfeln sie nach den bedrohten Orang-Utans Ausschau hält. Die Zürcherin erforscht den Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen (Seite 48). An einem Abenteuer der besonderen Art nehmen jedes Jahr ETH-Studenten teil: Sie vertreten ihre Hochschule an der «Formula Student» und bauen dafür pfeilschnelle Flitzer (Seite 40). Das Abenteuer von Ronny Tschanz wiederum begann mit einer verrückten Idee: Er setzte sich in den Kopf, einen Fernsehsender zu gründen. (Seite 63) Unglaublich, wie viele gute und spannende Artikelvorschläge wir seit der letzten Ausgabe erhalten haben, wir danken für alle Einsendungen und Zuschriften. In tango darfst du die Themen aufgreifen, die dich besonders interessieren und betreffen. Wir brauchen dich: Ob als Geschichtenerzähler/-in, als Fotograf/-in, als Journalist/-in oder als Cartoonist/-in – in tango hat vieles Platz, vorausgesetzt, dein Beitrag ist gut geschrieben und auch für andere Schüler/-innen und

53

Student/-innen spannend. Beachte unseren Aufruf zum Mitmachen in der Heftmitte. Wir freuen uns auf deinen Beitrag! Markus Isenrich

Entschieden Freunde aufgepasst, die Saison geht bald wieder los: Snowboardstar Nicolas Müller über Jacken aus PET-Flaschen, Boarden in Kapstadt und warum er sich gegen die Schule entschieden hat.

ERFOLGREICH Paolo Nutini schien abzustürzen. Konzerte in stark angetrunkenem Zustand und MarihuanaKonsum waren nicht selten. Alles sah danach aus, dass der vielversprechende neue Stern am Musikhimmel schnell wieder erlöschen würde.

Moni Rimensberger gestaltete tango. Sie ist Fan von

Jetzt ist er wieder da.

Motocross und Parkour, jedoch betreibt sie diese Sportaktivitäten

nicht

aktiv. Dafür geniesst sie verschiedene

Ausflüge

mit dem Zug oder ih-

28

rem VW-Käfer. Fussball, Frisbee, Buch und Badetuch dürfen dann nicht fehlen.

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service

planet planet tango tango Comme un secret Früh packte den 18-jährigen Damian Vogt aus Hinwil die Freude an der Musik. So begann er schon mit acht Jahren mit klassischem Gesangs- sowie Gitarrenunterricht, er sang in Chören mit und nahm an verschiedenen Projekten teil. Klar, dass er seine Maturitätsarbeit an der Kantonsschule Zürcher Oberland mit Musik verbinden wollte. Damian hat drei französische Chansons selbst getextet, komponiert und mit Hilfe einer Band in einem Studio aufgenommen. «Denn oftmals fragten mich Leute nach den Auftritten, ob ich Aufnahmen von mir habe. Dies motivierte mich, eine CD zu produzieren.» Das beachtliche Debutalbum «comme un secret» ist auf www.damianvogt.ch bestellbar.

Gut zu wissen

Warum Vögel im Schlaf nicht umkippen Vögel schlafen gefährlich. In schwindelerregenden Höhen dösen sie auf Bäumen oder Zäunen seelenruhig vor sich hin – und fallen dabei nie herunter. Wie machen sie das? Das Federvieh tickt anders als der Mensch. Während wir uns anstrengen, die Hand zur Faust zu krümmen, schafft dies der Vogel von ganz allein. Umgekehrt muss er Muskelkraft aufwenden, um seine Krallen zu strecken. Grund ist ein Automatismus: Beim Vogel ist die Kralle stets gekrümmt. So auch nachts. Wenn sich der Mensch zum Schlafen bettet, entspannt sich seine Hand - die Finger sind gestreckt. Wenn es ihm der Vogel gleichtut und sich ebenfalls entspannt, bleiben die Krallen gebeugt. Das Beugen funktioniert passiv und wird nicht willkürlich gelenkt. Genauso funktioniert auch die Atmung während des Schlafens. Einen sicheren Schlaf haben Vögel trotzdem nicht – denn Nachbars Katze lauert schon … 8


Wettbewerb für junge Forscher/-innen Beschäftigst du dich in deiner Freizeit mit einem Thema, das du gerne mal wissenschaftlich untersuchen würdest? Hast du in der Schule oder in der Lehre eine Forschungsarbeit (Maturaarbeit, selbstständige Vertiefungsarbeit oder Abschlussarbeit) erarbeitet, die du gerne weiterverfolgen würdest? Dann mach mit am Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» mit und lass dein Projekt von einer Fachjury bewerten. Mitmachen kannst du ab dem 14. Altersjahr bis zum Abschluss der Mittel- oder der Berufsfachschule. Deine Wettbewerbsarbeit muss eine praktische, technische, gestalterische oder wissenschaftliche Fragestellung enthalten. Der innovative Charakter der Arbeit kann dabei in der Idee, der Methodik oder der Ausführung liegen – auf jeden Fall aber muss sie von dir stammen. Das Anmeldeformular kann auf der Website www.sjf.ch heruntergeladen werden. Dort findest du auch unseren Leitfaden zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit und weiterführende Links, die dir bei der Wahl des Themas und der Gestaltung der Arbeit helfen können. Anmeldetermin ist der 15. Oktober.

Interessiert an Klima, Energie und Gesellschaft? Bist du daran, für deine erste wissenschaftliche Arbeit ein Thema zu suchen oder sonstige Vorbereitungen zu treffen? Und würde dir eine Matura- oder Semesterarbeit zum Themenbereich «Klima, Energie und Gesellschaft», d.h. mit einem fächerübergreifenden Ansatz, zusagen? Falls ja, könnte der Greenpeace-Kickoff-Kurs für Matura- und Semesterarbeiten etwas für dich sein. Die Ziele des Kurses sind, dass du danach die verschiedenen Entstehungsphasen einer Matura- resp. Semesterarbeit überblickst, über interdisziplinäre Ansätze informiert bist, weisst, wie man komplexe Themen auf eine praktikable Weise anpackt und Methoden der Konzept- und Textentwicklung kennst. Der Kurs findet am Samstag, 28. November von 10.15 bis 16.45 Uhr in Bern statt und ist gratis. Anmeldung ab sofort an ysc@ch.greenpeace.org, Greenpeace, Learning-for-theplanet, Bollwerk 35, 3011 Bern oder per Fax 031 312 24 02. Nach der Anmeldung erhältst du eine Eingangsbestätigung. Als Vorbereitung zum Kurs erhältst du ein Dossier zugeschickt, das u.a. eine inspirierende Liste mit Themenideen zum genannten Bereich enthält. Das Dossier kann man hier anschauen: www.greenpeace.ch/schule. 9


impressum Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 Fax 071 310 13 17 redaktion_tango@hotmail.com MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Vincent Bekkering Noemi Conus Roberta Fischli Eva Hirschi Markus Isenrich Silvan Kaufmann Michael Küng Marisa Molinaro Mladen Penev Bruno Reinhart Simon Straetker Ronny Tschanz Flavia Vinzens Flurina Wartmann Christoph Zürcher Korrektorat

Peter Litscher

Gestaltung

Moni Rimensberger

Bild

Titelseite Yuri Arcurs istock.com

S.9 ooyoo, Cimmerian istock.com

S.10 Kameel istock.com

S. 11 francisblack istock.com

S. 32 goldkatze photocase.com

Druck

AVD Goldach Sulzstrasse 10 9403 Goldach

Auflage

26‘000 Exemplare

Abonnement Einzelausgabe: Fr. 5.– Jahresabonnement: Fr. 10.– Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September) Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August

10

planet tango

Wieso? Weshalb? Warum? Kann man mit Singen Glas zerbrechen? Warum ist es in den Bergen kälter als im Tal? Kann man im Weltall oder unter Wasser hören? – Wer bei solchen Fragen überfordert ist, findet jetzt bei der Online-Plattform www.simplyscience. ch kompetente Antworten. Wer Hilfe bei Hausaufgaben und Schularbeiten in Biologie, Chemie oder Physik braucht, stellt im Internetforum seine Fragen und erhält innerhalb von zwei Tagen Antwort vom Simply-Science-Expertenteam. Ein Nachhilfe-Marktplatz und eine Schularbeiten-Tauschbörse sind weitere unterstützende Angebote.

Coole T-Shirts Deny Amann aus Kreuzlingen hat ein kleines T-Shirt-Unternehmen gegründet: www.slibli.ch. Dies, weil es ihm einfach Spass macht, eigene T-Shirts zu designen und zu bedrucken (und weil sich auf diese Weise vielleicht ein Teil des bevorstehenden Studiums finanzieren lässt). Er führt kein festes Sortiment, sondern präsentiert jeden Monat ein neues «Libli», von dem es eine limitierte Stückzahl von hundert Stück gibt. Die T-Shirts wurden unter fairen Arbeitsbedingungen produziert (der Lieferant unterstützt u.a. ein Krankenhaus in Bangladesh), mit 15 Franken pro Shirt ist der Preis einmalig. Bestellt werden kann via Homepage.


Gut zu wissen

Warum schwitzt man vor Angst? Feuchte Hände, roter Kopf, Schweissausbrüche: In Paniksituationen reagiert der Körper mit allerhand lästigen Symptomen. Schuld daran ist der Angstreflex – eine Veranlagung, die schon die Steinzeitmenschen hatten, als sie noch mit Säbelzahntigern um ihr Leben kämpfen mussten. Der Angstreflex sorgte dafür, dass der Körper innerhalb von Sekunden alle Energiereserven mobilisieren konnte. Diese automatische Reaktion hat der menschliche Körper bis heute nicht abgestellt. Was passiert da eigentlich im Körper? Wenn das Gehirn eine aufregende Situation registriert, übernimmt das Nervensystem die Kontrolle über Teile des Körpers, die Körperchemie ändert sich. Der Körper schüttet Cortison aus, der Blutzuckerspiegel steigt, und ein Adrenalinschub lässt das Herz schneller schlagen und mehr Blut durch die Adern pumpen. Und jetzt die schlechte Nachricht: Ein Allheilmittel gegen Angstsymptome gibt es nicht. Wer unter Prüfungsangst leidet oder schnell einen roten Kopf bekommt, muss sich damit abfinden. Besser noch als Beruhigungstee vor den Prüfungen hilft wohl nur eine gute Vorbereitung. Und der tröstliche Gedanke, dass bisher noch jede Panikattacke vorbei gegangen ist.

WIR WOLLEN FAIRE PRODUKTE IN UNSERER MENSA!

Gesucht: die besten Websites

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Zum vierten Mal ist der Junior Web Award ausgeschrieben worden. In diesem Wettbewerb setzen sich Schulklassen und ihre Lehrpersonen mit einem selbst gewählten Thema auseinander und stellen das Ergebnis als Website ins Internet. Sieger 2009 in der Kategorie Sekundarstufe II wurde übrigens die Klasse D2a des Bildungszentrum KvBL Muttenz mit dem Projekt «Turmfalken»: Sie haben die Idee des Hauswarts, für Turmfalken einen Nistkasten aufzuhängen und das Geschehen im Kasten live im Internet zu übertragen, aufgegriffen und rund ums Thema eine professionelle Homepage gestaltet. Mehr zum Wettbewerb gibt’s auf www.juniorwebaward.ch 11


interview

« Ein gewaltiges Gefühl von Freiheit» Der 23-jährige Holländer Rinke van Diermen fuhr nach der Matura mit dem Fahrrad von Holland über die Türkei in den Iran, wo er entführt wurde. Im Interview erzählt er, wie ihm die Flucht gelang.

Interview: Vincent Bekkering Du wurdest während einer Velotour durch den Iran gekidnappt. Was passierte da genau? Ich befand mich in der Nähe des Kaspischen Meeres. Ich lernte viele nette Menschen kennen und kann wirklich nur Positives über die Einwohner sagen. Als ich am Nachmittag über Land fuhr, wurde ich plötzlich von einem Motorrad gerammt. Ich drehte mich um und sah zwei Männer mit Messern auf mich zulaufen. Sie zerrten mich auf den Rücksitz eines Autos und legten ein Tuch über mich. Ich bot ihnen Geld an, doch sie wollten mich. Während der Fahrt bedrohten sie mich die ganze Zeit mit dem Messer und fuhren kreuz und quer, damit ich die Orientierung verlor. 12

Was weisst du über die Entführer? Es waren höchstwahrscheinlich Afghanen, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den Iran gezogen waren, aber auch hier arbeitslos und arm blieben. Jedenfalls hatte ihre Sprache eine andere Melodie als die iranische, und sie trugen längere Bärte. Sie nahmen mir sofort den Pass ab, denn ein europäischer Pass lässt sich für sehr viel Geld auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Doch ich spürte während der ganzen Zeit, dass sie nervös und ihrer Sache nicht ganz sicher waren.


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ein gewaltiges gefühl von freiheit

Du musst Todesängste ausgeUnd dann? standen haben … Irgendwie schaffte ich es, sie abzuUnd wie! Ich bereitete mich auf hängen, denn nach einem Jahr FahrradSchmerzen vor und nahm innerlich Ab- fahren war ich ziemlich gut in Form … schied. Gleichzeitig redete ich mir aber Ich versteckte mich und wartete bis zum ein, dass mein Leben so nicht enden Morgengrauen, nur mit einem T-Shirt dürfe. Im Raum, und einer Pyjamain dem ich einhose bekleidet. Es Ich sprang aus war sehr kalt. Am gesperrt wurde, dem Auto und versuchte ich zu Morgen suchte ich meditieren, um sorannte barfuss das nächstgelegezusagen in meinen ne Dorf auf, wo wie ein WahnGedanken wegzuman mir warme fliegen. sinniger um mein Kleider gab und meine wunden Leben Füsse verarztete. Wie gelang dir die Flucht? Wir waren mit dem Auto unterwegs, offensichtlich sollte ich an einen anderen Ort gebracht werden. Als die Bewacher spätabends aus dem Auto stiegen und ein Telefongespräch führten, gelang es mir, meine Fesseln zu lösen. Ich dachte: jetzt oder nie, sprang aus dem Auto und rannte barfuss wie ein Wahnsinniger um mein Leben. Die Entführer folgten mir mit geringem Abstand. Es gab viele Bewässerungskanäle, die ich im Dunkeln oft zu spät sah und mehrmals strauchelte. Einmal stürzte ich in ein zwei Meter tiefes Loch, aus dem ich fast nicht mehr herauskam …

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Wie bist du nach Hause gekommen? Als ich dank der niederländischen Botschaft in Teheran wieder einen Pass hatte, fuhr ich mit dem Bus nach Istanbul. Im Bus lief laute Musik, und alle tanzten und tranken, nachdem wir die Grenze überschritten hatten, denn die Türkei wird von den Iranern als freies Land angesehen. Du willst schon bald wieder auf die nächste Velotour. Wo geht es diesmal hin? Ich habe immer unzählige Ideen, und jede Reise inspiriert mich wieder neu … Wahrscheinlich fahre ich von Georgien über Russland in die Ukraine und von dort zurück in die Niederlande. Es wird schwierig werden mit den Visa, und ich weiss nicht, ob ich die Grenze zwischen Georgien und Russland überqueren darf.


Hast du nicht Angst vor einem weiteren Überfall? Ich versuche solche Gedanken zu ignorieren. Im Gegenteil: Afghanistan, Pakistan oder auch der Irak – solche Länder ziehen mich magisch an … Ich will eine gewisse Naivität behalten, Dinge machen, die man eigentlich nicht tun sollte, interessante Menschen treffen. Ich will auf all das nicht verzichten.

Wie finanzierst du deine Reisen? Mit verschiedenen Gelegenheitsjobs. Ich zimmere, male, mache Gartenarbeiten … Beispielsweise habe ich in den Westschweizer Rebbergen Trauben gepflückt, bis ich wieder genug Geld hatte, um weiterzureisen.

Fotos: Rinke van Diermen

Warum machst du das eigentlich? Das Reisen gibt mir ein gewaltiges Gefühl von Freiheit und die Möglichkeit, Dinge von Ich versteckte mich bis verschiedenen Seiten zu betrachten zum Morgengrauen, können. Wie man nur mit einem T-Shirt in Armenien über Georgien denkt, und einer Pyjamahose wie in der Türkei bekleidet. über den Iran und wie im Iran über Europa – das alles ist sehr interessant. Mich faszinieren auch die grossen Gegensätze auf engstem Raum, beispielsweise zwischen den warmen Menschen in den verschneiten Bergen Georgiens, welche mit dem Gewehr auf die Jagd gehen, und den Neureichen, die mich in der Hauptstadt Tilfis in ein überteuertes Restaurant einladen.

Vincent Bekkering, 19, aus Abtwil, schliesst im nächsten Sommer die FMS mit der Fachmaturität ab. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit Freunden. Er mag Snowboarden, Grillpartys und Musik.

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foto

Heimat

Heimat – das Thema des 35. Schweizer Jugendfotopreises verlangte Fantasie und Experimentierfreudigkeit. tango zeigt eine Auswahl der prämierten Bilder und hat bei den Preisträgern nachgefragt.

16


Neu und alt – Alt und Jung «Beim Thema ‹Heimat› denke ich zuerst an mein Zuhause. Seit dem Herbst wohnen wir in einem neuen Haus, das auf dem Foto rechts abgebildet ist. Der alte Schuppen daneben ist ein grosser Kontrast zum Neubau. Dies hat mich inspiriert, das Nebeneinander von alter und neuer Heimat fotografisch festzuhalten», sagt die 14-jährige Anja Wolf aus Greifensee. «Dann kam mir die Idee, zusätzlich den Kontrast ‹Alt und Jung› zu inszenieren: Ich engagierte die Nachbarkinder als Statisten, kleidete meinen Vater mit Grossvaters Hut und Arbeitskleid ein und schoss mehrere Fotos aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Die Aufnahme von oben gefiel mir dann am besten», erzählt die Gymnasiastin.

Long Way From Home «Das Foto ist in Spanien entstanden», erzählt Hannah Wigger aus Roggwil BE. «Eines Abends spazierte ich mit meiner Kamera am Strand entlang und wollte das Meer fotografieren, als plötzlich ein Schwarzer, der wahrscheinlich am Strand Waren verkaufte, dem Meer entlanglief.» Die 17-jährige Gymnasiastin drückte auf den Auslöser. «Ich finde, dass das Foto Sehnsucht nach Heimat ausdrückt. Der Mann ist vielleicht weit weg von seiner Heimat und seiner Familie, sodass er in einem anderen Land Geld verdienen muss.» 17


heimat

Trailerpark TANGO-FACTS 36. Schweizer Jugendfotopreis 2009 Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Schul- und Jugendfotografie (sasjf) schreibt jährlich einen gesamtschweizerischen Fotowettbewerb aus. Teilnahmeberechtigt sind alle Jugendlichen bis 23, Einsendeschluss ist der 30. Oktober. Dieses Jahr werden die besten Fotos zum Thema «unterwegs» gesucht. Zu gewinnen gibt es attraktive Sachpreise im Wert von über 5000 Franken. Die Gewinnerbilder werden in einer mehrwöchigen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.

Das Foto von Alex Anderfuhren aus Bern entstand im vergangenen Sommer auf einer Reise durch den Westen Amerikas. «Ich wusste vom Wettbewerbsthema und suchte ständig nach Objekten, die für mich Heimat verkörperten», sagt der 18-jährige Gymnasiast, der nach der Matura «etwas in Richtung Fotojournalismus oder Film» machen möchte.

Weitere Informationen und Anmeldeunterlagen findest du unter www.jugendfotopreis.ch.

Freundschaft «Ich erinnere mich gerne daran zurück, genau deshalb hat das Foto eine grosse Bedeutung für mich», sagt Carmen Meier aus Schötz, die im 2. Lehrjahr das KV besucht. «Wir gingen mit den Kindern auf den höchsten Hügel, um einige Spiele durchzuführen. Es gab wohl kaum ein trauriges Gesicht an jenem Tag, darum nutzte ich die Gelegenheit, einige Fotos zu schiessen. Heimat ist dort, wo das Herz schlägt.» 18


Daheim Dieses Bild habe ich am späten Nachmittag zu Hause geschossen», erinnert sich Beda Klein. «Mir hat das nicht inszenierte Stillleben sofort gut gefallen», sagt der 19-jährige Hochbauzeichner aus Basel und holt weiter aus. «Licht und Farben spielen weich zusammen und sind mancherorts als Reflexe vertreten. Das Blau wechselt sich mit dem Weiss ab, Pastelltöne ergänzen sich, das bunte Gelb des Putzschwamms sticht heraus.» Mit der intuitiven Momentaufnahme gewann Beda in seiner Alterskategorie. «Das Thema ‹Heimat› sehe ich insbesondere in der gemütlich einladenden Farbgebung sowie den typisch schweizerischen Gegenständen wie dem Kaffeekrug oder der Spaghettizange.»

die heimat Michael Fent, 21, bildet sich derzeit an der Ecole supérieure d’arts appliqués in Vevey zum Fotografen aus. Er kommentiert sein Foto so: «Dieses Bild entstand im Haus meiner Grosseltern. Das Bild an der Wand zeigt meine Urgrosseltern. Das bedeckte Bett steht für den Schlaf. Für mich ist Heimat ein bestimmtes Gefühl, das der Mensch an einem Ort empfinden kann.»

19


heimat

Der Reisebus «Das Foto entstand auf einer Reise durch Australien. Nach der Matura beschloss ich mit zwei Schulkollegen, ein neues Abenteuer in Angriff zu nehmen. Für drei Monate war dieser Reisebus unser Zuhause. Das Foto hält einen Moment fest, nachdem wir endlich wieder einmal eine Waschgelegenheit gefunden hatten», lacht Mathias Brandenburger, 21, aus Trimmis.

Hirsch Mehmet Coskun, 18, erinnert sich genau, wie sein Wettbewerbsfoto entstand: «Eines Morgens machte ich in einem Hotel namens ‹Hirschen› (!) im Emmental das Fenster auf, und dieses Prachtgeschöpf stand direkt vor dem Fenster. Schnell griff ich zur Kamera und hielt diesen Moment fest, der für mich Heimat ausdrückt.» Coskun interessiert sich nebst Fotografie für bewegte Bilder und möchte gerne einmal Filmregisseur werden. 20


Dach überm Kopf «Unter Heimat verstehe ich einen Ort, an dem etwas seinen Ursprung hat», sagt der 22-jährige Davoser Ivan Suta, der an der Zürcher Hochschule der Künste Fotografie studiert. «Deshalb habe ich eine Alphütte an einem Berghang gewählt, schoss das Foto allerdings bei Nacht, um den Kitsch abzuschwächen und etwas Fremdes einzubringen.» Mehr Kunstwerke von Ivan Suta gibts übrigens auf seiner Homepage www.ivansuta.ch zu bestaunen.

her home «Mein Foto war ein echter Schnappschuss», erinnert sich die 16-jährige Gymnasiastin Seraina Stucki aus Erstfeld: «Das Bild nahm ich auf der Alp Seewli im Kanton Uri auf, wo ich bei einer Freundin die Sommerferien verbrachte. Eigentlich wollte ich nur die wunderbare Landschaft fotografieren, aber dann lief meine Freundin ins Bild ... Der Heuhaufen macht für mich das ganze Bild erst recht heimatlich, er ist etwas, was zur Urschweiz gehört.»

21


topstory

In vier Jahren um die Welt Während vier Jahren legt der Umweltaktivist und Extremsportler Mike Horn zu Fuss, auf dem Fahrrad und mit dem Segelschiff 100'000 Kilometer zurück – quer durch alle Kontinente und über die beiden Pole. Jugendliche aus der ganzen Welt, die er zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit unserem Planeten hinführen will, begleiten ihn. Simon Straetker ist einer von ihnen.

Simon Straetker «Go, go, go, go, go», höre ich im Hintergrund immer wieder die Rufe von Mike Horn, während ich mit letzter Kraft helfe, das Hauptsegel der 35 Meter langen Segeljacht«Pangaea» zu hissen. Stunden, Tage, Wochen könnte ich hier draussen verbringen. Immer wieder bläst mir der Wind das Salzwasser ins Gesicht, und ich fühle mich unendlich glücklich. Ein halbes Jahr zuvor hatte ich meine Bewerbung für die Neuseeland-Expedition abgeschickt. Völlig überraschend bekam ich dann im Dezember die Einladung zu einem Auswahlcamp in Château-d'Oex im Kanton Waadt. Mit 16 anderen Jugendlichen aus der ganzen Welt verbringe ich dort zehn Tage, in denen wir auf Herz und Nieren getestet werden. Schliesslich werde ich dann mit acht anderen Jugendlichen aus Polen, Belgien, den USA, China, Südafrika, Russland und der Schweiz ausgewählt, um an der nächsten Expedition nach Neuseeland teilzunehmen.

Tag 1 15 Uhr im Hafen von Bluff, der südlichsten Stadt Neuseelands. Noch schnell 3000 Liter in den Wassertank, die restlichen Vorräte an Bord bringen – jetzt kann das Abenteuer beginnen. Bei regnerischem Wetter und einem Wind von etwa 25 Knoten erwartet uns eine neunstündige Überfahrt zu unserem ersten Ankerpunkt, der Insel Coal Island. Getreu unserem 22

Motto «entdecken – lernen – handeln» starten wir hier unser erstes Projekt: Leider gibt es auf Coal Island immer weniger Kakapos, Kiwis, Mohuas, Saddlebacks oder andere Vogelarten, denn ihre grössten Feinde sind Wiesel. Ziel unseres Projektes ist es, durch das Aufstellen von entsprechenden Fallen die vom Aussterben bedrohten Vögel besser zu schützen.

Tag 3 Mittagszeit. Vor einer knappen Stunde haben wir die letzte der 150 Fallen aufgebaut und unser Projekt auf Coal Island beendet. Wir segeln mit der«Pangaea» in einige traumhafte Buchten des Fjordes. Nach einiger Zeit entdecken wir einen gigantischen Wasserfall. Unser Ziel ist es nun, an den Quellsee des Wasserfalls zu gelangen. Nach stundenlanger Wanderung durch die dichtesten Buschlandschaften und die einmalige Flora und Fauna des grössten Nationalparks Neuseelands kommen wir am Quellsee an. Während wir die wunderbare Landschaft bestaunen, hat Mike Horn schon eine neue Idee. Und eines ist klar, wenn man mit diesem Extremabenteurer unterwegs ist, der schon in der Nacht an den Nordpol lief oder unmotorisiert


Immer wieder bl채st mir der Wind das Salzwasser ins Gesicht, und ich f체hle mich unendlich gl체cklich. 23


in vier jahren um die welt

die Erde dem Äquator entlang umrundete: Es wird ganz bestimmt nie langweilig. Und so überredet uns Mike, in einem 7 Grad kalten See baden zu gehen …

Tag 6 Sieben, zehn, zwölf. Es werden immer mehr, man kann sie kaum zählen! Eine immer grösser werdende Anzahl von Delfinen begleitet uns. Unvermutet tauchen sie aus dem Wasser auf und springen entlang der «Pangaea». Einfach unglaublich, wie sich die Körper der vier Meter langen Delfine aus dem Wasser schrauben und atemberaubende Sprünge unserem Boot entlang.

Tag 10 Seit Tagen wandern wir jetzt schon durch den ewigen Dschungel. Überraschenderweise gab es bisher noch keinen einzigen Tropfen Regen, was jedoch das Wandern keinesfalls erleichtert. Manchmal stecken wir bis zum Bauch im Schlamm oder müssen durch einen Fluss schwimmen, lästige Sandfliegen sind unsere ständigen Begleiter. Doch abends, wenn wir am wärmenden Feuer sitzen und Mikes unglaublichen Geschichten zuhören, ist auch das schnell vergessen. Morgen soll der letzte Tag des Trips durch die Wildnis sein. Nur neun Stunden stehen uns für die letzten 30 Kilometer zur Verfügung, bis es im neuseeländischen Winter wieder dunkel wird. Eine weitere interessante Herausforderung für den Zusammenhalt unserer Gruppe.

Tag 12 Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die «Pangaea». Wir werden von der Crew herzlich empfangen und dürfen dann erst einmal eine Dusche geniessen. Doch schon steht die nächste Herausforderung bevor: Zusammen mit dem Meeresbiologen Carl David Rundgren von der neuseeländischen Universität Dunedin führen wir verschiedene Studien zum Salzwassergehalt in den Fjorden «Doubtful Sound» und «Dusky Sound» durch. Der Vergleich der beiden Fjorde zeigt die Auswirkungen des Manapouri-Wasserkraftwerks, dessen Wasser direkt in den «Doubtful Sound» geleitet wird. 24

Manchmal stecken wir bis zum Bauch im Schlamm oder müssen durch einen Fluss schwimmen, lästige Sandfliegen sind unsere ständigen Begleiter.

Tag 17 Am letzten Tag dieser Expedition kann ich befriedigt feststellen, dass es während dieser einmaligen Reise durch eines der schönsten Gebiete unserer Erde nur wenige Tiefs und sehr viele Hochs gab. Während drei Wochen an Bord einer faszinierenden Segelyacht mit 27 Menschen aus zehn Nationen habe ich so viel entdeckt, gelernt und gehandelt wie nie davor. Die Aufgabe von uns Jugendlichen ist es nun, in unsere Heimat zurückzukehren und als Botschafter aktiv etwas für die Umwelt und für die Zukunft unseres Planeten zu tun. Mein Fazit: Wer einmal einen so schönen Platz wie Fjordland mit allen seinen so wunderbaren Seiten gesehen hat, kann nur zum Umweltschützer werden!


TANGO-FACTS Die «Pangaea»-Expedition Nordpol

Monaco

2008 2009 2010 2011 2012

Ushuaia Südpol

Das Projekt «Pangaea» startete 2008 in Ushuaia an der Südspitze Argentiniens. Die erste Etappe führte durch den Südpol. In Neudseeland und den Inseln vor Indonesien führt Horn verschiedene Umweltprojekte durch. Im Himalaja-Gebirge steht u. a. die Besteigung des K2 auf dem Programm, danach geht es durch die Wüste Gobi und nach Sibirien. 2011 folgt die Durchquerung des Nordpols, anschliessend die Durchquerung des amerikanischen Kontinents. Wieder in Ushuaia geht es mit dem Schiff nach Afrika, 2012 möchte Horn den Zielort Monaco erreichen.

Young Explorer Program

Fotos: Dmitry Sharomov / Mike Horn

Das «Young Explorer Program» (YEP) ist zentraler Bestandteil der Expedition. Unter dem Motto «entdecken – lernen – handeln» bringt Mike Horn jungen Menschen mit verschiedenen Umweltprojekten die Bedeutung des Ökosystems näher. Für die nächsten Projekte können sich alle im Alter von 13–20 Jahren auf www.mikehorn.com bewerben. Auf der Community www.yep.mikehorn.com kann man zudem über Umweltthemen diskutieren. Die Teilnahme an der Expedition ist kostenlos!

Simon Straetker, 16, aus Löffingen, besucht das Wirtschaftsgymnasium. Er interessiert sich für Sport und Geografie, seine Hobbys sind Tennis, Skifahren, Biken, Schwimmen und Wandern. Er bezeichnet sich als «kontaktfreudig und weltoffen».

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Paolo Nutini Paolo Nutini schien abzustürzen. Konzerte in stark angetrunkenem Zustand und MarihuanaKonsum waren nicht selten. Alles sah danach aus, dass der vielversprechende neue Stern am Musikhimmel schnell wieder erlöschen würde. Jetzt ist er wieder da. Roberta Fischli Als Paolo Nutini die Türe aufschlägt und in den Raum schlendert, grüsst er mit starkem Akzent. Der 22-jährige Schotte ist in die Schweiz gereist, um sein zweites Album «Sunny Side Up» vorzustellen. Im Zürcher Club «Mascotte» ist bereits einiges los: Die Bühne wird aufgerichtet, die fünfköpfige Band spielt ihre Instrumente ein, dazwischen wird das Licht getestet, und irgendwie sieht alles extrem hektisch aus. «Komm, wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen», schlägt Nutini vor. Dann beginnt er zu lachen. «Also, legen wir los.» So gelöst und frisch hat der Sänger mit italienischen Wurzeln lange nicht mehr gewirkt. Sein Debut-Album «These Streets» ging innerhalb des ersten Jahres über zwei Millionen mal über die Ladentheke und katapultierte den damals 19-Jährigen mit Singleauskopplungen wie «Jenny Don’t Be Hasty» oder die später von Puma übernommene Hymne «New Shoes» ins Rampenlicht auf der Showbühne. Nach der Veröffentlichung ging alles rasend schnell: Im August 2006 spielte Nutini in der Zürcher Bar «Longstreet» vor knapp 30 Personen, ein halbes Jahr später in einer ausverkauften Konzerthalle am Jazz Festival in Montreux. Nutini, in einer kleinen Stadt Schottlands aufgewachsen, fand sich durch den raschen Aufstieg plötzlich in einer völlig neuen Umgebung wieder. Nach der Unterschrift unter seinen ersten Plattenvertrag zog er nach London, was ihm anfangs grosse Mühe bereitete. Sein Debut-Album handelte grösstenteils von den neuen Eindrücken, seiner Sehnsucht nach der

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Heimat und von seiner Jugendliebe, von der er sich getrennt hatte. Nutini, früher mit James Blunt verglichen, schien immer mehr abzustürzen. Konzerte in stark angetrunkenem Zustand und Marihuana-Konsum waren nicht selten. Alles sah danach aus, dass der vielversprechende neue Stern am Musikhimmel schnell wieder erlöschen würde. Nach zweijähriger Tournee und Konzerten mit Musikgrössen wie den Rolling Stones zog er sich mit seiner Band ins schottische Hochland zurück, um an seinem zweiten Album zu arbeiten. «Ich konnte meine eigenen Songs nicht mehr hören. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch ein einziges Mal ‹New Shoes› hätte spielen müssen – ich hätte die Pistole gezückt.» Er lacht heiser und fügt an: «Da habe ich gewusst, dass ich etwas Neues machen muss.» Nutini schloss sich während zwei Monaten ein und begann, an neuen Songs zu schreiben. Die Fotos, die in dieser


Ich konnte meine eigenen Songs nicht mehr hören. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch ein einziges Mal «New Shoes» hätte spielen müssen – ich hätte die Pistole gezückt.

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paolo nutini

Zeit publik wurden, zeigten ein verwildertes Etwas und liessen die besorgten Fans aufschreien. «Wenn ich die Fotos mit schulterlangen Haaren aus dieser Zeit anschaue, werde ich mir fast selbst unheimlich.» Nutini schüttelt den Kopf, scheinbar erstaunt über sich selbst. Doch diese Zeit war offensichtlich musikalisch fruchtbar. Nutini schrieb die Songs für das Nachfolgealbum «Sunny Side Up», das positiver klingt als sein Vorgänger. «Paolo, was würdest du tun, wenn es mit dem Erfolg nicht klappt?» Das sei ihm nicht wichtig, antwortet er ernst. Auf seinem zweiten Album habe er sich selbst verwirklichen können, die verschiedensten Musikrichtungen seien eingeflossen. Er sei jetzt am Punkt, wo er genau wisse, was er wolle und sich nicht mehr dreinreden lasse. «Dann gehe ich lieber Fish

und Chips verkaufen, als Musik zu machen, die mir nicht gefällt.» Dass er nach drei Jahren zu sich selbst gefunden hat, erscheint glaubhaft. Offen ist der Blick, warm das Lachen, präsent die Augen. Auch beim Konzert einige Stunden später zeigt Nutini das, was sein Talent ausmacht: Experimentierfreude, Begeisterung, eine raue Stimme und innige Texte. Gehört er auch zu den Musikern, die in jeder Stadt ein anderes Mädchen haben? Nutini verdreht die grünen Augen, greift sich wie zum Beweis kurz in die Haare und winkt lächelnd ab. «Ich habe meine Freundin. Ich brauche keine andere.» Ein vergebener Musiker ist keine Überraschung. Dass es sich bei seiner Freundin um seine Jugendliebe handelt, die noch immer in Paisley lebt, schon eher.

Dann gehe ich lieber Fish und Chips verkaufen.

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Roberta Fischli, 18, aus Zürich, besucht die Kantonsschule Enge und will nach einem Zwischenjahr in Oxford und Paris Journalistin werden. Ihre Hobbys: Konzerte, Fahrradfahren, Schreiben, Fotografieren und «Zürich, Zürich, Zürich».


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Ein Stück, genannt "mein Leben" Ich weiss, ich bin kein perfekter Schauspieler, mir sind schon etliche Fehler passiert, doch vielleicht steht es ja so im Drehbuch? Der ganze Zusammenhang, die Verknüpfung der einzelnen Szenen und Akte, der Motive und der Thematik – das alles ist mir noch unklar. Und doch stört es mich keineswegs, dass ich meine Rolle ohne das Wissen um das "Warum?" spiele.

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Eva Hirschi Ich sitze in einem Café, die heisse Tasse mit der braunen Brühe steht dampfend vor mir auf dem Tisch. Draussen hasten Menschen in dicken Jacken vorbei. Doch irgendwie erscheinen sie mir unecht. Wie Statisten, die nur so tun, als müssten sie die Strasse, die ich von meinem Sitzplatz aus sehe, überqueren. Ab und zu läuft eine Nebenrolle vorbei, die vielleicht zu einem Teil meines Lebens wird. Doch diese Nebenrollen wechseln schnell. Ich bin der einzige Hauptdarsteller dieses Stücks, genannt «mein Leben». Es gibt Rollen, die häufiger auftreten als andere, sie spielen vielleicht ein bisschen öfter, und es lassen sich auch Zusammenhänge zu früheren Akten erkennen. Aber ob sie auch noch in der nächsten Szene spielen werden, ist ungewiss. Ich bin nur Schauspieler, nicht der Regisseur. Vielleicht ist es der sogenannte freie Wille, der mich im Glauben lässt, dass ich entscheide, wann und wo ich drehen will. Vielleicht ist es auch eine höhere Macht, die mich beeinflusst und deren Marionette – ich bevorzuge aber das Wort «Schauspieler» – ich bin. Ist alles vorbestimmt, und ich mache nur das, was ich machen muss? Allerdings wäre so ein Stück, in dem schon alles von Anfang an festgelegt ist, nicht sehr spannend. Theater entwickelt sich doch gerade aus dem Spontanen, dem Improvisierten. Genauso wie das Leben. Was wäre das Leben,wenn man schon alles im Voraus wüsste? Ich habe keine Texte zum Auswendiglernen, ich weiss nicht, wann mein Stichwort kommt, und oft verpasse ich es. Und doch schafft es der Regisseur immer wieder, Spannung in das Stück zu bringen, – ich bin sicher, die Zuschauer würden niemals gähnen. Ob es aber überhaupt Zuschauer gibt, weiss ich nicht. Andere, mir nahe stehende Menschen vielleicht, aber da sie selber mitten in einem Stück stehen, haben sie wohl keine Zeit und keine Augen für mein Stück. Meine Rolle verändert sich immer wieder, und zwar sehr schnell, von Drehort zu Drehort, von Nebendarsteller zu Nebendarsteller. Und doch fühle ich mich eigentlich wohl in meiner Rolle. Sie lässt mir viele Freiheiten, und ich kann selber bestimmen, welche ich davon nutze. Ich habe keine Zeit, alles hundertmal einzuüben, bis es perfekt aussieht. Ich habe keine

Souffleuse, die mir hilft, wenn ich meinen Text vergessen habe. Nein, bei mir muss es beim ersten Mal klappen, ich habe nur diesen einen Versuch. Ich weiss, ich bin kein perfekter Schauspieler, mir sind schon etliche Fehler passiert, doch vielleicht steht es ja so im Drehbuch? Der ganze Zusammenhang, die Verknüpfung der einzelnen Szenen und Akte, der Motive und der Thematik – das alles ist mir noch unklar. Ich bin gespannt, wann ich es endlich verstehen werde. Und doch stört es mich keineswegs, dass ich meine Rolle ohne das Wissen um das «Warum?» spiele. Schliesslich bleibt es so auch für mich spannender. Natürlich male ich mir auch Träume aus, doch nur wenige bewahrheiten sich. Vielleicht habe ich zu viel Fantasie. Oder zu wenig. Manchmal fühle ich mich in meiner Rolle auch wie in einem Käfig. Der Zuschauer, die Nebendarsteller, der Regisseur wahrscheinlich auch, alle erwarten etwas von mir. Und nicht immer bin ich dazu bereit, diese Erwartungen zu erfüllen. Aber wenn ich dann auf die Welt blicke und mir vorstelle, was für Möglichkeiten ich eigentlich habe, fühle ich mich schon freier, wenn auch mehr auf mich allein gestellt. Ob ich einen Oscar für mein Lebensstück erhalten würde, bezweifle ich. Es ist ein Leben unter vielen, es gibt spannendere, fröhlichere und verzweifeltere. Mir reicht es aber, wenn ich am Ende auf mein Leben zurückblicken und sagen kann, doch, das war ein gutes Stück. Und dann fällt der Vorhang.

Ich habe keine Texte zum Auswendiglernen, ich weiss nicht, wann mein Stichwort kommt, und oft verpasse ich es.

Eva Hirschi, 18, aus Köniz, besucht das Gymnasium Köniz-Lebermatt. Sie mag Pläne und Ordnung, braucht aber auch Freiraum und Spontaneität. Sie liebt die vielen Möglichkeiten, hasst aber die Qual der Wahl. Sie sucht Antworten, obwohl sie alles in Frage stellt. Sie schreibt gerne, ist selbst jedoch nicht so leicht beschreibbar.

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Mit zehn Euro durch Europa «The Trip»: Zwölf Teams aus ganz Europa suchen das ultimative Abenteuer und machen eine Reise ins Ungewisse.

Marisa Molinaro Freitagabend im Club «X-Project» in Biel: Ungeduldig stehen sie herum, holen sich wiederholt etwas zu trinken, setzen sich, um gleich wieder aufzustehen. Die meisten sind angespannt. Einige fragen sich, warum sie sich das überhaupt antun. Das Abenteuerspiel «The Trip» beginnt. Zwölf junge Teams aus ganz Europa sind während einer Woche mit nur zehn Euro unterwegs und müssen dabei Aufgaben erfüllen, sogenannte Missionen. Die wichtigste Spielregel lautet: keine eigenen Fahrzeuge, kein eigenes Geld. Wohin die Reise führt und was sie erwartet, davon haben die Teilnehmerinnen

und Teilnehmer keine Ahnung. Die Teams schauen sich einen Film an, von dem sie sich erste Hinweise erhoffen. Mittlerweile ist es Nacht geworden, plötzlich reisst der Film ab. Die Teilnehmenden realisieren, dass sie eingeschlossen sind. Ihre Essenspakete hängen irgendwo über einem Kanal an einer Schnur, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ins Wasser fallen … Trotz einiger Schwierigkeiten, einen Ausgang aus dem Lokal zu finden, schaffen es die Teams und zerstreuen sich sogleich in alle Himmelsrichtungen. Was treibt junge Menschen dazu, ein Abenteuer zu begin-

Im normalen Leben hätte der Berner Oberländer Roman sicher nie einen slowenischen Grenzpolizisten geküsst.

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nen, von dem sie nicht wissen, wo es sie hinführt? Warum begeben sie sich absichtlich in Situationen, in denen sie vom Wohlwollen anderer Menschen abhängig sind? Im Mittelpunkt steht offenbar der Wunsch, sich abseits von ausgetretenen Pfaden zu bewegen. Ein Abenteuer zu erleben, selbst ein bisschen Held zu sein. «The Trip» bietet die Möglichkeit, mittellos eine Reise ins Ungewisse anzutreten. Wie zu jenen Zeiten, als nur die Kühnsten loszogen, um die Welt zu entdecken. Zudem können die Teilnehmenden Dinge tun, die sie von sich aus nie machen würden, weil sie zugegebenermassen sinnlos, aber trotzdem witzig sind. Im normalen Leben hätte der Berner Oberländer Roman sicher nie einen slowenischen Grenzpolizisten geküsst. Und die beiden Studentin-

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mit zehn euro durch europa

«Einen Esel rückwärts reiten» Daniel Oppliger, Dario Häberli und Antonino Catalanotto (von links nach rechts): Die drei 25-jährigen Bieler Studenten haben sich gemeinsam «The Trip»ausgedacht. Was hat euch motiviert, «The Trip»zu entwerfen und zu organisieren? Wir haben uns schon immer gerne Spiele ausgedacht. Die Möglichkeit, kreativ zu sein und ungewöhnliche und herausfordernde Aufgaben auszuhecken, war eine der Hauptmotivationen. Wie seid ihr dabei vorgegangen? Das Projekt hat sich über ein halbes Jahr entwickelt. Ideen sind überall entstanden: im Schlaf, unterwegs, an der Uni. Und manchmal haben wir auch geplant! (Alle lachen) Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis? Und wie! Die meisten Missionen wurden erfüllt, sogar die schwierigen, wie im Gefängnis zu übernachten, einen Esel rückwärts zu reiten und zusätzliche Teammitglieder zu rekrutieren. Gab es Probleme? Ernsthafte Probleme sind glücklicherweise nicht aufgetaucht. Die grössten Sorgen machte das schnelle Team «Fashion Chicks», die uns Organisatoren überholte … Wird es eine Neuauflage geben? Wir haben sehr viel Energie und Zeit in das Abenteuer gesteckt, möchten uns deshalb noch nicht festlegen, was als Nächstes kommt. Aber an Ideen mangelt es uns definitiv nicht! Gibt es noch etwas, was ihr loswerden möchtet? Wir wurden von der Hilfsbereitschaft der Leute überrascht, besonders von der Gastfreundschaft, die den Teams in Osteuropa entgegengebracht wurde. Es hat uns sehr gefreut, dass wir damit allfällige Vorurteile abbauen konnten.

nen Amanda und Eva hätten auch nie im Haus von Karlheinz Böhm (der in «Sissi» den Franz Joseph spielte) übernachtet. Wenn es nicht das einzige Haus gewesen wäre, in dem Licht brannte, als die zwei einen Zeltplatz suchten … Die Reiseroute führt via Österreich nach Slowenien und weiter nach Kroatien. Dort müssen die Teams nach Flaschen tauchen, um den Zielort zu erfahren. In einem kleinen Örtchen auf einer Insel vor der Küste steckt die Trip-Fahne, die das Ziel markiert. Die Reisestrategien der verschiedenen Gruppen sind unterschiedlich. Denn nicht nur die Geschwindigkeit zählt, sondern auch die Anzahl Missionen, die erfüllt werden. Ganz darauf hat sich das israelisch-polnisch-schweizerische Team verlassen. Sie haben auch eine «Mission impossible», die viele Bonuspunkte gibt, erfüllt: eine Nacht im Gefängnis! Anders die beiden Medizinstudenten, die machen, was sie am besten können: Blutdruckberatung und Herzinfarktrisikoberechnung. Mit einem 38

Kartonschild «Medizinstudenten auf Reisen» preisen sie ihre Dienste an – und verdienen so eine Stange Geld. Am Ende führt die Strategie des holländischenglischen Teams, das übrigens statt einer Kuh ein Pferd gemolken hat, zum Sieg. Aber im Grunde haben alle gewonnen. Nach einer Reise ohne Geld durch fünf Länder mit über dreissig Missionen darf man mit Recht sagen: Sie sind Helden.

Marisa Molinaro, 23, aus Meggen, studiert Medizin an der Uni Bern. Sie spielt leidenschaftlich Geige und mag Eis mit Schokoladen- und Erdbeergeschmack.



reportage

Wrooaarrrr! Studenten aus der ganzen Welt liefern sich in Silverstone Rennen mit selbst entwickelten Flitzern. Für die Schweiz starten ETH-Studenten, die einen besonders raffinierten Rennboliden gebaut haben. Bruno Reinhart und Christoph Zürcher schrieben für tango das Tagebuch eines aussergewöhnlichen Abenteuers.

Während der Testfahrt kommt «Maloja» mit einem lauten Knall zum Stillstand. Schockiert rennen wir zum Auto.

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Bruno Reinhart / Christoph Zürcher

Tag 1: Die Anreise Nach siebzehn Stunden Autofahrt trifft unser Team auf dem legendären Racetrack in Silverstone ein, um die Schweiz bei der «Formula Student» zu vertreten. Bei strömendem Regen entladen wir unseren Lastwagen, der das Camping- und Werkstattmaterial sowie unser selbst entwickeltes Auto nach England gebracht hat. Nach kurzer Zeit stehen in der Box Werkbank, Standbohrmaschine, Ersatzreifen und viel Ersatzmaterial bereit: Der rote Teppich für «Maloja» kann ausgerollt werden. Tag 2: Technische Abnahme Unausgeschlafen, erkältet, aber topmotiviert startet unser Team in den Tag: Wir versuchen, einen vorderen Platz

für die technische Abnahme zu ergattern. Unter anderem muss unser Auto zum Kipptest: Bei einer Neigung von 45 Grad dürfen keine Flüssigkeiten auslaufen, bei einer Neigung von 60 Grad darf das Auto nicht kippen. Dann gehts ab zum Lärmtest. Die Grenze von 110 Dezibel unterbieten wir mit 104,5 Dezibel souverän. Auch der Bremstest, bei dem alle vier Räder des Autos gleichzeitig blockieren müssen, bereitet keine Probleme. «Maloja» und wir sind bereit für den Wettkampf! Tag 3: Statische Events Am nächsten Tag beurteilen verschiedene Punktrichter unser Auto nach unterschiedlichsten Kriterien. Beim «Design Event» beispielsweise wird die Umsetzung der technischen Lösungen beurteilt. Faktoren wie die Gewichtsverteilung und die Position des Schwerpunktes, die Strömungssimulation des

Ansaugtraktes etc. werden bewertet. Wir müssen viele kritische Fragen beantworten und unsere Lösungen anhand von Berechnungen und Testresultaten begründen. Beim «Cost-Event» wird der Kostennachweis, den wir auf über 600 Seiten erbringen mussten, bewertet. Es zeigt sich, dass «Maloja» aufgrund der von uns verwendeten Kohlefasermaterialien eines der teuersten Autos des ganzen Wettbewerbs ist. Trotzdem erreichen wir mit Rennboliden 72 von 100 Punkten und belegen den hervorragenden 13. Platz. Tag 4: Dynamische Events Am dritten Tag finden die dynamischen Events «Skid Pad», «Acceleration» und «Sprint» statt. Bei der Besetzung der Zeitfenster taktieren wir, denn es ist natürlich vorteilhaft, nicht im Regen fahren zu müssen.

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wrooaarrrr

Hintere Reihe (v.l.): Manuel Baumann, Bruno Reinhart, Kevin Sartori, Andreas Fritschi, Christoph Zürcher, Damon Hill (Formel 1-Weltmeister 1996), Urs Leuthold, Remo Frick, Yves Pilat ; Mitte: Thomas Weber; Vordere Reihe (v.l.): Roy Roffler, Hannes Biffiger, Alain Gsell, Daniel Nauer, Manuel Flepp, Christof Klemenz TANGO-FACTS Formula Student Der Akademische Motorsportverein Zürich (AMZ) wird von Studenten der Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Umweltnaturwissenschaft der ETH Zürich, der Berner Fachhochschule und der Hochschule Luzern getragen und von verschiedenen Instituten und Labors unterstützt. Das Projekt finanziert sich ausschliesslich aus Sponsorbeiträgen. Als Höhepunkt finden mehrere internationale Wettbewerbe in der «Formula Student» mit rund 80 teilnehmenden Teams statt, an denen sowohl das Produkt an sich als auch die Vorgehensweise von der Konzeptfindung über die Konstruktion bis zur Realisierung inklusive Wirtschaftlichkeit bewertet werden. Der AMZ benennt seine Rennwagen nach Schweizer Alpenpässen. Nach dem «Albula», der 2007 fertig gestellt wurde, folgte 2008 der «Maloja». 2009 wird der «Simplon» fertig gestellt. Mitglieder gesucht! Im Herbst 2009 wird mit der Entwicklung des vierten AMZ-Autos begonnen. An diesem Projekt können grundsätzlich alle Student(inn)en aller Hochschulen und Fachrichtungen mitarbeiten. Voraussetzung sind einzig technisches Interesse und Freude an der Teamarbeit. Kontakt: www.amzracing.ch 42

Bei der Disziplin «Skidpad» geht es darum, mit dem Auto eine Doppel-Acht zu fahren. Auf diese Weise wird das Querbeschleunigungsvermögen ausgelotet. Die Fahrwerkseinstellungen sind noch nicht optimal, zudem haben wir mit Wettkampfnervosität zu kämpfen – nur Platz 28 in dieser Disziplin. Beim «Acceleration»-Event werden die Boliden aus dem Stand beschleunigt und müssen in kürzestmöglicher Zeit eine Strecke von 75 Metern zurücklegen. «Maloja» erreicht das Ziel nach 4.5 Sekunden, was für 47 von 75 möglichen Punkten und den 20. Platz reicht. Wir sind enttäuscht, denn in den Trainings hatte unser Team wesentlich bessere Ergebnisse erzielt. Beim «Sprint» müssen wir bei vier Versuchen eine möglichst schnelle Einzelrunde fahren. Ausgerechnet jetzt streikt die halbautomatische Schaltung, sodass eine komplette Runde im sechsten Gang gefahren werden muss. Wir können zwar den Fehler beheben, doch nun tauchen Probleme mit der Benzineinspritzmenge auf. Das wiederum enttäuschende Resultat: nur 55 von 150 möglichen Punkten. Nach den Events begeben wir uns nochmals auf das Testgelände, um die behobenen Probleme zu überprüfen. Doch während der Testfahrt kommt «Maloja» mit einem lauten Knall zum Stillstand. Schockiert rennen wir zum Auto. Der Befund: Das Differenzial hat sich aus der Halterung geschoben, daraufhin beschädigte das Kettenblatt den Heckrahmen. Das Silverstone-Abenteuer ist in diesem Moment an seinem Tiefpunkt angelangt, denn die Teilnahme am wichtigen «Endurance»Event steht jetzt auf der Kippe! Es folgt eine schlaflose Nacht, in welcher der Antriebstrang zerlegt und Ersatzteile konstruiert wurden. Dank pausenlosem Einsatz und der Hilfe des holländischen Teams schaffen


Technische Daten «Maloja» Gewicht: 233kg Gewicht des Carbon-Chassis: 21 kg 0-100 km/h: ca. 3.7sec Maximale Seitenbeschleunigung: 1,5g Fahrwerk: Federung, Dämpfung, Vorspur, Radsturz und Stabilisatoren einstellbar Motor: 600ccm Suzuki, modifiziert und mit 20mm-Luftmassenbegrenzer Elektronik: eigener Bordcomputer, WLAN-Modul, Datenerfassung, elektronische Motorsteuerung Aerodynamik: Aerodynamischer Doppeltunnel-Unterboden mit zusätzlichem Heckdiffusor aus Kohlefasern

Tag 5: Die Aufholjagd Nach dieser Nacht setzte unser Team alles auf das «Endurance»-Rennen, den letzten und wichtigsten Event, denn hier werden am meisten Punkte vergeben. Aufgrund des schlechten Resultats in der Sprint-Disziplin müssen wir allerdings weit hinten starten. Als «Maloja» die ersten Runden auf dem Kurs absolviert, steigt die Spannung im Team fast ins Unermessliche! Wir können Mitbewerber um Mitbewerber überholen und fahren immer bessere Rundenzeiten – «Maloja» stellt sich als perfektes Langstreckenfahrzeug heraus. Nach elf Kilometern

Dank pausenlosem Einsatz schaffen wir es, das Auto bis am nächsten Morgen wieder fahrtüchtig zu machen.

erfolgt der vorgeschriebene Fahrerwechsel. Es bleiben drei Minuten, um auszusteigen, die Nase des Fahrzeuges zu demontieren, die Pedale zu verstellen, alles wieder zu montieren und den zweiten Fahrer mit dem 6-Punkte-Gurt inklusive Armschellen festzuzurren. Der zweite Fahrer zieht auf dem warmgefahrenen Boliden noch schnellere Runden und überholt weitere Fahrzeuge. Nach 22 Kilometern ist klar: Unser Team realisiert die zweitschnellste Zeit. Was für ein Erfolg! Insgesamt erreichen wir mit 626 Punkten den achten Platz unter 72 Teams. Nach einem schwierigen Start wird unser Team für seinen harten Einsatz belohnt. Wir haben viel für die kommenden Wettkämpfe in Deutschland und Italien gelernt und werden «Maloja» in den wenigen Wochen zwischen den Rennen weiter verbessern. Fotos: Samuel Fischer (artinc.ch), Fiona Sartori, Bruno Reinhart

wir es, unser Auto bis am nächsten Morgen wieder fahrtüchtig zu machen. Wir sind überglücklich!

Bruno Reinhart, 26, aus Kerns, liebt Rennautos über alles. Aber zunächst gilt es, das Maschinenbaustudium an der ETH abzuschliessen.

Christoph Züricher, 25, aus Zürich, studiert ebenfalls an der ETH. «Obwohl ich mich manchmal über testatpflichtige Stunden und Übungen nerve, werde ich mir immer bewusster, dass ich doch den richtigen Beruf für mich gewählt habe.»

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Z

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— Zürcher Hochschule der Künste Zürcher Fachhochschule —

Infotage 09 Bachelor und Master of Arts ZHdK

Infonachmittag an der HfH Mi, 18. November 2009, 15 Uhr Bachelorstudiengänge → Logopädie → Psychomotoriktherapie → Gebärdensprachdolmetschen 044 317 11 61 / 62 - therapeutischeberufe@hfh.ch Anmeldung nicht erforderlich Der Informationsnachmittag findet statt an der Hochschule für Heilpädagogik, Schaffhauserstrasse 239, 8057 Zürich.

www.hfh.ch

Di. 24. November: BA Medien & Kunst, MA Fine Arts Mi. 25. November: BA Vermittlung von Kunst und Design, MA Art Education, MA Transdisziplinarität | Do. 26. November: BA und MA Film, BA Musik, BA Musik und Bewegung, BA und MA Theater, BA Tanz, MA Musikpädagogik, MA Music Performance, MA Specialized Music Performance, MA Komposition/ Musiktheorie | Fr. 27. November: BA und MA Design — Detailinfos: www.zhdk.ch —

Schaffhauserstrasse 239 Postfach 5850 CH-8050 Zürich Tel 044 317 11 11 info@hfh.ch www.hfh.ch


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* Unterrichtssprache Englisch, alle anderen Bachelorstudiengänge sind in Italienisch.

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15:33 Uhr

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reportage

Warmes Russland

Innert zehn Tagen sollten ein Camp aufgebaut, Solarzellen und Windturbinen installiert, Solarkocher gezimmert, Baumsprösslinge angepflanzt und grössere Bäumchen in die Wildnis verpflanzt werden – ziemlich ambitiös!

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Noemi Conus Russland sei ein karges, kaltes Land, dessen Menschen zumeist Wodka trinken und ein schwermütiges, verschlossenes Gemüt hätten, hörte ich mehrmals, bevor ich eine spannende Reise in das flächenmässig grösste Land der Erde unternehmen durfte. Und ich stellte schnell fest, dass es in Russland keineswegs dauernd kalt und karg ist – im Gegenteil, ich erlebte oft warme bis heisse Tage, und die Pflanzen spriessen und blühen genauso kräftig wie bei uns. Alle Menschen, die ich kennen lernte, waren hilfsbereit und freundlich. War der Kontakt einmal hergestellt, behandelten sie mich mit grosser Herzlichkeit. Und ich lernte beim Bäumepflanzen, Kochen, Tanzen, Singen und beim Feuerlöschen viele Russen kennen – doch alles der Reihe nach.

Ich hatte zugesagt, bei einem KlimaCamp nördlich von Moskau mitzumachen. Nach einigen Tagen turbulenten Planens stieg ich mit etwas mulmigem Gefühl in einen Zug, der mich in 38 Stunden nach Moskau bringen sollte. Von dort ging es in ein Naturreservat, wo Zugvögel wie Reiher und Störche in den Teichen und Mooren Frösche, Schlangen und anderes Kleingetier zum Fressen finden. Die Freiwilligen – angereist aus Deutschland, Kasachstan, Holland und der Schweiz – stellten sich einander vor, bis am Abend die russischen Jugendlichen kamen und es so richtig losging: Innert zehn Tagen sollten ein Camp aufgebaut, Solarzellen und Windturbinen installiert, Solarkocher gezimmert, Baumsprösslinge angepflanzt und grössere Bäumchen in die Wildnis verpflanzt werden – ziemlich ambitiös! Die russischen Jugendlichen trainierten ihre Führungskräfte, führten mit der Gemeinde Gespräche, trafen Politiker und lernten, wie sie mit den Medien umgehen sollten. Wir internationalen Mitglieder halfen mit, das Camp aufzubauen, waren in der Baumschule und im Haus behilflich und wurden gebraucht, wenn es darum ging, Grasfeuer zu löschen. Letzteres fand ich besonders aufregend: Innert weniger Minuten mussten wir einen Overall, feste Schuhe und Handschuhe anziehen und uns einen

Das Löschen war äusserst anstrengend, und der Rauch brannte in den Augen.

Schutzhelm, der vor Rauch und Hitze schützt, schnappen. Das Löschen war zwar äusserst anstrengend, und der Rauch brannte in den Augen. Sobald aber ein Buschfeuer gelöscht war, fühlte ich eine grosse Befriedigung. Die Feuer werden nämlich von Bauern verursacht, die aus Tradition das trockene hohe Gras auf den Feldern anzünden und so Feldtiere, aber auch Bäume und Pflanzen vernichten. Unsere russischen Freunde haben daher ein motiviertes Freiwilligenteam aufgebaut, die im Naturschutzgebiet Feldfeuer, Waldbrände und die sehr gefährlichen, unterirdisch schwelenden Torffeuer löschen. Sie nehmen den beissenden Rauch und die grosse Hitze in Kauf, um die Natur zu retten. Zudem versuchen sie, der Bevölkerung ein anderes Bewusstsein für die Natur beizubringen. Die Zeit verging wie im Flug, und ich schloss wertvolle Freundschaften. Nach zehn Tagen Russland kann ich mit Stolz sagen: Steine wurden ins Rollen gebracht und wichtige Zeichen gesetzt.

Noemi Conus, 18, aus Biel, sagt: «Ich glaube an die Macht des Lächelns und mache auch oft Gebrauch davon.» Sie engagiert sich aktiv bei Greenpeace, weshalb sie auch beim Klimacamp mitmachen konnte. Wer sich auch dafür interessiert: www.greenpeace.ch/jugend oder www.greenteams.net

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reportage

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Auf der Spur der roten Waldmenschen Wir eilen vorwärts, keuchend und stumm, immer darauf bedacht, nicht auszurutschen. So kämpfen wir uns den ganzen Tag durch den Sumpf-Regenwald, den Blick immer in den Baumwipfeln, um das Orang-Utan-Weibchen nicht aus den Augen zu verlieren.

Flurina Wartmann Der Geistervogel ist verstummt. Das ist gut so, denn die fremden Geräusche der Dschungelnacht sind auch ohne die Rufe des Burung hantu unheimlich genug. Es ist vier Uhr nachts im Schutzgebiet Tuanan Mawas, im Herzen von Borneo. Der helle einer globalisierten Kultur. Doch noch Strahl der Stirnlampen tanzt über den schmalen immer kennen sie den Regenwald wie Bretterpfad, der sich durch das Dickicht schlängelt. ihre Westentasche und sind so für uns Wir eilen vorwärts, keuchend und stumm, immer eine unentbehrliche Hilfe. Vor allem darauf bedacht, auf den schmalen, glitschigen Bret- dann, wenn die Orientierung im dichten tern nicht auszurutschen. Unser Ziel ist das Nacht- Wuchs des Regenwalds verlorengeht, lager eines Orang-Utan-Weibchens. Wir müssen es wenn es zu heiklen Begegnungen mit erreichen, bevor Jinak, wie sie genannt wird, zur illegalen Holzfällern kommt oder wenn Futtersuche aufbricht. Nur so haben wir eine Chan- nach einem Tritt in ein Wespennest die ce, den Menschenaffen den ganzen Tag über zu be- zahlreichen schmerzenden Stiche mit obachten und sein Verhalten aufzuzeichnen. heilenden Kräutern behandelt werden Wir, das sind müssen. Studenten der Verschwitzt und ausser Verschwitzt und Universität Zürich, Atem erreichen wir Jinaks begleitet von Füh- ausser Atem errei- Nachtlager. Keinen Moment rern aus dem Volk zu früh: Während sich die chen wir Jinaks der Dayak, der UrUmrisse der Baumkronen vor Nachtlager. bevölkerung Borden heller werdenden HimKeinen Moment zu neos. Diese lebten melsfetzen abzuzeichnen bis vor wenigen beginnen und die Morgenfrüh. Jahren als nomadidämmerung in den dichten sche Jäger und Sammler zurückgezogen in den noch Blätterwald dringt, macht Jinak sich auf unberührten Wäldern der Insel. Heute sind sie hin- zum nächsten Futterbaum, ihren Sprössund hergerissen zwischen ihren Traditionen und ling im Schlepptau.

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auf der spur der roten waldmenschen

TANGO-FACTS 40’000 Orang-Utans leben auf Borneo. Noch. Bedroht durch Kettensägen und Bulldozer, wird ihre Welt immer kleiner. Früher waren diese Menschenaffen in Asien weit verbreitet, heute gibt es sie nur noch im nördlichen Sumatra und auf Borneo. In den letzten zwanzig Jahren wurden zwei Drittel der Wälder Borneos abgeholzt, auf den gerodeten Flächen entstehen Palmöl-Plantagen. Die riesigen Monokulturen laugen den Boden aus und ersticken jedes Leben im Keim.

Orang-Utans bewegen sich auf der Suche nach Futter hoch oben im Geäst der Bäume und legen so Strecken von ein bis zwei Kilometern pro Tag zurück. Für uns Forscher, die sich nicht so elegant von Ast zu Ast schwingen können, sondern sich durch das undurchdringliche Dickicht kämpfen müssen, ist es schwierig und kräftezehrend, einem Orang-Utan zu folgen. Das Verhalten der Orang-Utans wird von uns alle zwei Minuten minutiös notiert. Jede halbe Stunde wird zudem die genaue Position bestimmt und auf einer Karte eingetragen. Anhand dieser Daten können die zurückgelegten Wegstrecken aufgezeichnet und in Relation zum Früchteangebot gesetzt werden. Mit Hilfe von Raum-

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Zeit-Modellen gelang es uns aufzuzeigen, wie weibliche Orang-Utans auf das wechselnde Angebot an Früchten reagieren. Von den Männchen hingegen liegen noch zu wenig Daten vor, weil sie nur sporadisch im Untersuchungsgebiet auftauchen und sich im dichten Wald sehr schnell fortbewegen. Für den dringend notwendigen Schutz der Orang-Utans ist es wichtig zu wissen, wie gross das von ihnen benötigte Gebiet ist und wie es genutzt wird. Nur so können Schutzgebiete geschaffen werden, die den Bedürfnissen der roten Waldmenschen tatsächlich entsprechen. Kommt hinzu, dass sich durch den Klimawandel auch die tropischen Wälder verändern. Der saisonale Einfluss wird sich in Zukunft verstärken und auch die letzten Rückzugsgebiete der bedrohten Menschenaffen betreffen. Die Arbeit über die saisonalen Veränderungen im Bewegungsverhalten von Orang-Utans trägt


zurück. Die Dämmerung bricht herein, und mit ihr erwacht das geräuschvolle Nachtleben im Wald. Bald wird auch das dumpfe «Bu-hu» des Geistervogels ertönen. Dann werden die Dayak sich zunicken und sagen: «Ada hantu» – die Geister sind da. Flurina Wartmann, 24, aus Oberengstringen, schreibt an einer Doktorarbeit im Bereich Naturschutz und Entwicklungszusammenarbeit. Nun hat es sie in die Trockenwälder Argentiniens ver-

Fotos: Flurina Wartmann / Uni Zürich

dazu bei, mögliche Entwicklungen, die durch den Klimawandel ausgelöst werden, besser abzuschätzen. Auf den Spuren von Jinak haben wir uns den ganzen Tag durch den SumpfRegenwald gekämpft, den Blick immer in den Baumwipfeln, um das OrangUtan-Weibchen und ihren Sohn nicht aus den Augen zu verlieren. Endlich macht Jinak Anstalten, sich ein Nest zu bauen, in dem sie die Nacht verbringen wird. Sorgfältig sucht sie geeignete Äste im Kronendach, um sich daraus ein Flechtwerk zu basteln, das sie mit Blättern auspolstert. Das bedeutet auch für uns Feierabend. Wir markieren den Standort des Nests und kehren müde zum Forschungscamp

schlagen, wo sie das Territorialverhalten von Nachtaffen untersucht. Wenn die Weltenbummlerin nicht gerade irgendwelchen Affen nachhechtet, spielt sie Volleyball oder fotografiert.

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Naturwissenschaften an der Universität Zürich innovativ, interdisziplinär, zukunftsgerichtet Bachelorstudiengänge • Biochemie

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Masterstudiengänge • Biochemie

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13. März 2010 Informationstag für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrpersonen Universität Zürich, Campus Irchel, Winterthurerstrasse 190, 8057 Zürich Infos: www.mnf.uzh.ch

«stark in der Forschung – stark in der Ausbildung»


interview

Snowboard statt Schule

Freunde, aufgepasst, die Saison geht bald wieder los: Snowboardstar Nicolas Muller uber Jacken aus PET-Flaschen, Boarden in Kapstadt und warum er sich gegen die Schule entschieden hat. Michael Küng Es dunkelt schon ein. Ich warte vor der Alten Kanti Aarau auf Nicolas Müller, 27. Irgendwann schlendert er gemütlich über das Schulareal auf mich zu: «Wo ist denn die Mensa?» – «Abgerissen» – «Oh, lange her.» Cheers! Gsundwohl! (Mit Blick auf mein Getränk) Feldschlösschen! Magst du? Naja, im Moment bin ich ziemlich clean. Ich habe aufgehört mit Kiffen, trinke keinen Alkohol, rauche nicht – und es macht Spass! Du warst kürzlich am Contest «Hit the Cheese» in St. Moritz. Wie wars? Super! Vor allem der frische Powder am Sonntag auf dem Corvatsch. Beim Mittellift gibts so tolle … Wellen, links vom Lift? Genau! Eine Pracht! Und jetzt, wie gehts weiter in deinem Kalender? Jetzt kann ich zwei Wochen chillen, und dann gehts ab nach Tokio. Tokio!? Ja, der «Nissan X-Trail Jam» ist schon etwas sehr Spezielles. 40'000 Zuschauer und eine Wahnsinnsshow im Tokyo Dome – einmalig! 53


snowboard statt schule

Travis Rice hat mal diese Show als pervers bezeichnet! (lacht) Tatsächlich! Als Mitglied eines Global Teams reist du rund um die Welt, du warst schon auf allen Kontinenten. Welchen Ort würdest du gerne noch kennen lernen? Afrika kenne ich noch nicht so gut. Bis jetzt war ich erst in Marokko und Südafrika. 2003 warst du am «Totally Board» in Kapstadt: Nokia baute am Strand eine Rampe und liess bei über dreissig Grad rund 200 Tonnen Kunstschnee produzieren. Das war pervers! Die Hinfahrt führte uns vorbei an Slums und im Dreck spielenden Kindern. Anschliessend am Strand das Brett anzuschnallen … das war schon ein seltsames Gefühl. Was dieser Schnee wohl gekostet hat? Und dann hielt er nicht einmal bis in den Final. Mit diesem Aufwand hätte man einiges für die Kinder tun können … Auch für uns Normalsterbliche ist Snowboarden vor allem eine Frage des Geldes. Wie hast du dich vor der Karriere finanzieren können? Zunächst haben mich meine Eltern unterstützt, mieteten für mich ein Zimmer in Flims-Laax, finanzierten mir die Saisonkarte und so weiter … Dazu kam noch,

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dass ich bereits mit 16 einen Sponsor und damit mein erstes kleines Reisebudget hatte. Und so ging es los, bis ich schliesslich einen grossen Vertrag bekam. Woher hast du den Mut genommen, die Kanti abzubrechen? Ich habe mich gleich von Beginn weg gegen die Kanti entschieden. Es war nicht einfach, viele haben mich für verrückt erklärt, Lehrer wie Kollegen. Aber ich fand es immer wichtig, eine eigene Entscheidung zu treffen, eigenständig zu denken, unabhängig von Eltern, Lehrern oder so. Denn wer sich zu stark auf die Meinungen anderer verlässt, ist irgendwann nicht mehr sich selbst. Ich habe an mich geglaubt und mein Ding bis heute durchgezogen – es hat funktioniert! Jetzt hast du zehn Jahre Sport an der Weltspitze im Rucksack. Kannst du noch unerkannt über die Strasse gehen? Ja, das ist kein Problem. Ich habe das Glück, dass mein Name zwar bekannt ist, mein Gesicht erkennt aber kaum jemand. Und wenn mal jemand kommt, «isch das härzig». Du bist 28. Hast du vor, etwas ruhiger zu werden? (überlegt) Nein, das nicht, wobei ich allerdings langsam nach Veränderung Ausschau halte. Wenn du während zehn Jahren jeden Contest mitgemacht und unzählige Videoparts gefilmt hast, dann wird es lang-


TANGO-FACTS Nicolas Müller, 27, fährt seit 1992 Snowboard, seit 2000 professionell und gehört mittlerweile zur Weltspitze. Gesponsert wird er von Weltfirmen wie Burton, Oakley oder Fiat. In der Snowboard World Tour ist er meist vorne im Ranking klassiert und war auch schon führend. Am liebsten boardet er nach eigenen Angaben in Japan oder im Engadin. 2006 wurde er von Fahrerkollegen wie Shaun White, Travis Parker und Dany Kass zum «Rider of the Year» gewählt.

Nicolas nimmt sich Zeit – auch für seine Unterschrift …

stützt, indem sie mit Spendengeldern Land kaufen. Da kannst du als Spender über ein Google-EarthBild dein persönliches Stück Land beobachten, das gefällt mir. Dein Lieblingstrick? Method Air! Wenn ich jemandem das Snowboarden erklären müsste, würde ich ihm diesen Trick zeigen. Denn das ist der einzige, der nur auf dem Snowboard möglich ist, nicht aber auf einem Skateoder Surfbrett, da bei diesen die Bindung fehlt. Kommen wir zu den Boulevardfragen: Warum bist du solo? Ich habe vor einiger Zeit gemerkt, dass ich nicht recht weiss, was ich will. Deshalb habe ich mich zurückgezogen, um mich etwas mit mir selbst zu befassen. Das hat unglaublich gut getan, und inzwischen könnte eigentlich durchaus wieder jemand kommen. Wer sollte diese Jemand sein? Sie muss einfach ein grosses Herz haben, nicht nur für mich, sondern für alles. Merci! Danke dir! Fotos: Curtes, Blotto, markusspiske.com

sam Zeit für etwas Neues. Snowboarden macht mir nach wie vor Spass, aber ich muss heute nicht mehr unbedingt an jeden Contest, sondern arbeite lieber etwas mehr in der Produktentwicklung bei Burton. Konkrete Pläne dazu gibt es nicht, denn am Schluss kommt ja doch wieder alles anders. Deshalb gehe ich alles etwas lockerer an. In dieser schnellen Zeit kann ich unmöglich wissen, wie die Welt in zehn oder bereits fünf Jahren wohl aussehen wird. Ich interessiere mich auch sehr für das Weltgeschehen und dafür, wie sich das menschliche Bewusstsein verändert. Zudem ist mir wichtig, dass wir zur Natur Sorge tragen. Das fliesst auch bei unserer Produktentwicklung ein. Macht Burton da auch konkret etwas? Das «Green Mountain Project»! Das ist eine neue Kleiderlinie, die wir seit einiger Zeit aufbauen. Schon für diese Saison sollen Jacken aus PETFlaschen produziert werden. Daran bin auch ich mitschuldig, weil ich immer wieder auf so etwas hingedrängt habe. Ganz neu auch mein erstes eigenes Snowboard, das umweltfreundliche «econico». Eine anstrengende Sache, aber es hat sich gelohnt. Ich strebe nach Produkten bei denen ich sagen kann: «Die Bretter sehen nicht nur gut aus, sondern sind auch besser, weil …» Neutralisierst du deine Emissionen als Vielflieger? Nein, das nicht. Aber ich bin Botschafter für eine Stiftung, die den brasilianischen Regenwald unter-

Michael Küng, 20, aus Erlinsbach, absolviert die Passarelle an der Aargauischen Maturitätsschule für Erwachsene und möchte Politologie und Medienwissenschaften studieren. Er bezeichnet sich als «ruhig, zielorientiert, ehrgeizig».

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reportage

Wie mir eine Glatze Freude an Physik schenkt Alle schulischen Versuche, mir naturwissenschaftliche Gesetze näherzubringen, erwiesen sich als zwecklos. Doch ich will tapfer sein und mein Trauma überwinden. Also: auf ins Technorama.

Flavia Vinzens Nein, Physik war nie mein Ding. Meine Physiklehrerin war auch nie besonders stolz auf mich, da sie kaum Gelegenheit hatte, mich mit guten Noten auszuzeichnen – selten schaffte ich es über eine Drei. Über Physik will ich mich deshalb hier auch lieber gar nicht erst auslassen, auch nicht über Physiker, die mit Begeisterung Neutronen und Protonen nachjagen, mit Hingabe schwarze Löcher und dunkle Materie erforschen und auf einfache Fragen die kompliziertesten physikalischen Antworten geben können – denn für mich sind Physikcracks seltsamer als Ausserirdische. Als die tango-Redakteure einen Bericht über das Technorama, den Physiktempel schlechthin, in Betracht ziehen und sich alle Augenpaare auf mich richten, löst dies bei mir zunächst mehr Entsetzen als Euphorie aus. Alle schulischen Versuche, mir naturwissenschaftliche Gesetze näherzubringen, haben eben tiefe Spuren hinterlassen. Doch ich will tapfer sein und mein Trauma über-

Wer hätte gedacht, dass selbst eine naturwissenschaftliche Banause hier ziemlich viel Spass haben könnte?

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winden. Also: auf ins Technorama. Der Tag beginnt damit, dass ich zuerst den Zug nach Winterthur verpasse und erst einmal eine halbstündige Wartezeit totschlage. Die Zeit vergeht dann aber doch schneller als gedacht, denn kaum zu glauben, wie viele Leute mich am Bahnhof um «än Schtutz» bitten. Am liebsten hätte ich mit «nein, aber einen Gratiseintritt ins Technorama» geantwortet. Die Tatsache, dass ich, endlich in Winterthur angekommen, zwar den richtigen Bus, aber den in die falsche Richtung nehme, hellt meine Stimmung nur bedingt auf. Nach gefühlten fünf Stunden komme ich endlich am Ziel an.


Und los geht die Reise durch Lichtkunstwerke und Wasserspiele. Irgendwie alles recht düster, fast schon gruselig. Und doch muss ich zugeben, dass ich allmählich Gefallen an den vielen faszinierenden Phänomenen entwickle. Ich stelle fest, dass die meisten physikalischen Wunderdinge mit ganz Alltäglichem verbunden sind. Stundenlang könnte ich in der Ausstellung«MienenSpiele» mein Gesicht und meine Stimme verzerren lassen. Auch das «eingefrorene Schattenspiel» kann ich nur wärmstens empfehlen. Wer hätte gedacht, dass selbst eine naturwissenschaftliche Banause hier ziemlich viel Spass haben könnte? Also, nichts wie hin. Und seht zu, dass ihr den richtigen Bus erwischt.

Flavia Vinzens, 20, aus St.Gallen, hat seit diesem Sommer die Berufsmatura in der Tasche. Ihre Freunde charakterisieren sie so: Verträumt, immer für einen Spass zu haben, kreativ, loyal.

Foto: Technorama

Nach den ganzen Strapazen erst einmal einen Kaffe trinken, sage ich mir und steuere zunächst auf die Cafeteria zu, wo ich mich gut einem meiner Lieblingshobbys widmen kann: Menschen beobachten. Hier trifft man wirklich allerlei Leute: jung, alt, schön, nicht so schön, frisch verliebt usw. Der Opa mit seiner Enkelin weckt mein Interesse. Er hat sich den letzten Haarbüschel über seinem linken Ohr wachsen lassen und kämmt diesen nun, mit Pomade verstärkt, kunstvoll über seine gesamte Glatze. Die Vorstellung, ihn am Van-deGraaff-Bandgenerator zu sehen, bringt mich zum Schmunzeln. (So, du weisst nicht, was ein Van-de-Graaff-Bandgenerator ist? Ein im wahrsten Sinne des Wortes haarsträubendes Erlebnis – mehr sei hier aber nicht verraten.)

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report

Schnüffelbienen als Droge

Silvan Kaufmann Seit Jahren interessieren mich die fleissigen und stachelbewehrten Bienen, die uns jeden Morgen mit einem süssen Brotaufstrich verwöhnen. Was aus purer Neugier in Grossvaters gut riechendem Bienenhaus begann, hat sich mittlerweile zu einer Leidenschaft entwickelt. Faszinierend, wie ein Bienenstaat der Monarchin gehorcht. Ohne Pause putzen, füttern, sammeln und halten die Arbeiterinnen Wache, während die Drohnen sich lässig zurücklehnen und nur die Aufgabe haben, die Jungköniginnen auf dem Hochzeitsflug zu begatten. Dank ihrem ausgeprägten Geruchssinn, der sogar den der Hunde übertrifft, kann die Honigbiene den Duftstoff ihrer Königin erkennen und Blüten aufspüren. Daher fragte sich ein englisches BiotechUnternehmen, ob diese Fähigkeit nicht auch anders eingesetzt werden könnte,

und begann, Bienen gezielt auf Sprengstoffgeruch zu trainieren. Als ich davon erfuhr, hat mich dies so fasziniert, dass ich mir zum Ziel setzte, selber Bienen zu trainieren – auf die beiden Hanfdrogen Haschisch und Marihuana. Für einen Versuchsdurchgang fing ich rund dreissig Honigbienen ein und fütterte sie in einer Spezialbox mit Honig und Zuckerwasser. Danach verbrachten die Tiere eine Nacht ohne Futter, was nicht weiter schlimm ist. Am Morgen überführte ich sie mit Spezialpinzetten in Halterungen und fixierte sie fürs Training. Wenn die Antenne einer Honigbiene mit einer Zuckerlösung berührt wird, führt dies zum Rüsselreflex, einer unkonditionierten Reaktion. Präsentiert man der Biene jeweils kurz vor dieser Berührung einen Duft, beispielsweise jenen von Haschisch, wird der bislang neutrale Reiz, der Duft, zu einem konditionierten Reiz. Dies hat nun wiederum den Rüsselreflex zur Folge, der nun aber eine konditionierte Reaktion ist.

Wenn Drogenduft in der Luft liegt, rollen die Bienen ihren Rüssel sofort aus.

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enjäger

In meiner Maturaarbeit gelang es mir, Honigbienen so zu trainieren, dass sie mit dem Ausrollen ihrer Rüssel Marihuana und Haschisch erkennen. Sie könnten jetzt am Zoll arbeiten.

Wenn jener bestimmte Duft in der Luft liegt, den die Bienen mit einer Futtergabe verbinden, sollte bei trainierten Bienen der Rüsselreflex sofort erfolgen und visuell erkannt werden. Wenn also beispielsweise nur ein Hauch eines Drogenduftes in der Luft liegt, rollen die Bienen in der Hoffnung auf Futter ihren Rüssel sofort aus. Damit ich meine Versuche überhaupt durchführen konnte, musste ich eine Bewilligung haben, die mich vom Polizeiposten in Sursee über die Kriminalpolizei bis zu Swissmedic und zum Bundesamt für Gesundheit führte. Überdies konnte ich mit dem Besuch des Rothamsted Research Institute in England Kontakte zu Forschern knüpfen, die auf eine jahrelange Erfahrung mit Honigbienen und deren Lernverhalten zurückblicken können. Insgesamt verwendete ich für meine Experimente rund 130 Bienen. Bei der Hälfte der Bienen war das Training erfolgreich. Allerdings gab es Tage, an denen die Tiere überhaupt nicht lernwillig waren und nur knapp 15 % der Bienen

die Drogen erkannten, während einen Tag zuvor 80 % der Trainings erfolgreich waren. Rund die Hälfte der auf Marihuana trainierten Bienen erkannten auch die Gegenprobe Haschisch und umgekehrt. Zudem konnte ich nachweisen, dass der Trainingserfolg mit dem Hunger korrelierte. Je hungriger die Bienen waren, desto lernwilliger. Ich bin mir sicher, dass die hochbegabte Honigbiene nicht nur in der Landwirtschaft an Bedeutung gewinnen wird. Und wer weiss, vielleicht kommt aus den teuren und hochsensiblen Detektoren an Flughäfen und Regierungsgebäuden statt des elektrischen Surrens bald einmal ein leises, kaum hörbares Summen. Das Summen der kleinsten und scharfsinnigsten Agentinnen der Welt.

Die Trainingsgruppe nach dem Training

Je hungriger die Bienen sind, desto lernwilliger.

Silvan Kaufmann, 19, aus Sursee, besucht die Kantonsschule und hegt und pflegt sieben Bienenvölker im Surseer Wald. Die sonstigen Hobbys des künftigen Biochemiestudenten, dessen Arbeit von «Schweizer Jugend forscht» mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde: Pfadi, Alpinsport, Leichtathletik, Geräteturnen, Reggaemusik und die Zucht von tropischen Grossinsekten.

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report rubrik

Wie ich einen Fernsehsender gründete Aus einer verrückten Idee ist innert eines Jahres einer der grössten Internetsender der Schweiz entstanden. «sr television» wird von Jungen für Junge gemacht. Ronny Tschanz Doch beginnen wir am Anfang: Nach der ersten Idee musste ich zuerst einmal dicke Bücher der Fernseh- und Technikwelt studieren. Je tiefer ich mich in die Materie vergrub, desto unrealistischer erschien mir der Traum vom eigenen Fernsehsender. Bis ich auf eine Internetseite eines Jugendfernsehsenders stiess, der sein Programm auf der Homepage veröffentlichte. Das war es! Genauso konnte ich es auch machen! Schliesslich machte ich einen Businessplan und suchte Sponsoren, welche sich von meinem Enthusiasmus anstecken liessen. Zusammen mit zwei Kollegen aus der Berufsschule gründeten wir im August 2008 «sr television». Kurz darauf fanden wir in Münsingen bei Bern auf einen geeigneten Raum, in dem wir uns einrichten konnten. Kabel wurden verlegt, Scheinwerfer installiert und ein Regieraum gebaut. Nach weiteren monatelangen Vorarbeiten war es im Oktober 2008 endlich so weit: sr television war startklar! Die Spannung auf dem Filmgelände sowie im Regieraum stieg. Wird alles klappen? Was machen wir, wenn etwas

Unvorgesehenes passiert? Am 19. Oktober um 19.30 Uhr begannen wir zu senden, via Live-Stream wurde unsere Eröffnungssendung mit vielen Gästen zeitgleich im Internet übertragen. Wir durften viele Komplimente entgegennehmen und lagen uns am Ende des Abends glücklich in den Armen. Die monatelangen Vorarbeiten hatten sich gelohnt. Mittlerweile hat sich unser Team vervielfacht, zudem haben wir unsere digitalen Studios umgebaut und unseren Marktauftritt weiter positiv verändert – und seit Juli haben wir einen eigenen Kanal auf MyVideo.ch. In Zukunft wollen wir auch vermehrt für Firmen und Schulen Videos und Reportagen produzieren und weitere Aufträge annehmen. Und wir senden weiter: sr television – das Schweizer Online-TV!

TANGO-FACTS Die Sendungen von«sr television» sind auf www.srtelevision.com abrufbar. Übrigens: Interessierte Jugendliche dürfen sich jederzeit gerne bewerben! sr television, Postfach 1087, 3110 Münsingen

Ronny Tschanz, 18, aus Rubigen, besucht die Berufsschule in Bern. Das Motto des begeisterten Fliegers: Lebe jeden Tag, als sei es dein letzter!

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das hรถrt ja gut auf

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«Bücher entführen uns in eine andere Welt, involvieren uns, lassen uns nicht mehr los», sagt Mladen Penev, der in Wien arbeitet, zu seiner Fotoserie«The Power of Books»..

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Ergotherapie Hebamme Pflege Physiotherapie Samstag, 7. November 2009, 9.00–13.00 Uhr Eulachpassage, Technikumstrasse 71, Winterthur Ein Studium am Departement Gesundheit der ZHAW ist der optimale Einstieg ins Gesundheitswesen für Personen, die eine Fachmittel- oder Berufsmaturitätsschule besucht haben oder eine gymnasiale Matura vorweisen können. Praxis und Wissenschaft sind in der Fachhochschule vereint – keiner der Teile kommt zu kurz. Infoveranstaltung Bachelorstudiengang Pflege: 17.9. & 22.10. Infoveranstaltung Bachelorstudiengang Hebamme: 1.10. & 2.12. Weitere Informationen und Daten von Infoveranstaltungen unter www.gesundheit.zhaw.ch Zürcher Fachhochschule

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15.06.2009

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