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EDITORIAL
DAMALS WIE HEUTE tet ihn bei 7000 Höhenmetern und 70 Kilometern, die er in nur 35 Stunden zurücklegte. Ein Meilenstein!
Die Zeit scheint zu rasen. Der letzte Schnee ist doch gerade erst geschmolzen! Und trotzdem: Die Tage werden kürzer und kühler. So vergeht Jahr für Jahr.
Schon älter als eintausend Jahre sind die Wege im Ötztal. Und trotzdem wurden sie erst dieses Jahr zum Ötztaler Urweg verknüpft. Was einmal wichtige Handels- und Transportwege waren, ist heute ein erlebnisreicher Wanderweg, der das Ötztal aus längst vergessenen Blickwinkeln zeigt.
Vieles hat sich geändert, manches dagegen überhaupt nicht. Die ursprüngliche Art und Weise, wie wir die Berge erleben zum Beispiel. Mit einem E-Mountainbike habe ich mich futuristisch den Forstweg hinaufschieben lassen. Nur um danach auf wilden Felsbergen Abenteuer wie vor einhundert Jahren zu erleben. Ganz pur und unverfälscht.
Unsere Redakteurin Susa tauchte für 24 Stunden in das Sennerleben auf der Alpe Mittelberg. Sie berichtet von einem harten Job, ehrlich und aufrichtig. Mit kurzen Nächten und anstrengenden Tagen. Damals wie heute.
Die Fotografenfamilie Heimhuber aus Sonthofen zeigt mit ihren steinalten Bildern nicht nur wie die Berge früher aussahen, sondern auch wie wir uns darin bewegten. Spannende Fotorelikte, unschätzbar wertvoll, präsentieren wir in der Rubrik Hinter der Linse. Ganz klassisches Bergsteigen kann man auch im Regionenspecial Kleinwalsertal erleben. Kommt mit auf eine kurze, wilde, Bergfahrt und auf urige Alpen, direkt neben dem Trubel der Kanzelwand, aber trotzdem in deren Schatten.
Wir haben es in der Hand! Michael Wohlleben erlebt die Berge auch wie damals, ganz ohne technische Hilfsmittel. Nur ist er am Wettersteingrat dabei ungleich schneller als jeder andere vor ihm. Beglei-
Euer Benni Sauer Chefredakteur
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Bild: Andrea Mende
In dieser Herbstausgabe verknüpfen wir immer wieder Altes mit Neuem. Was dabei entsteht, sind die Alpen wie wir sie heute kennen. Vieles wird sich noch ändern, beispielsweise die Almwiesen. Eines aber wird immer bleiben: Mit der Art und Weise in den Alpen aktiv zu sein, entscheiden wir, wohin der Weg geht.
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REGIONENSPEZIAL: KLEINWALSERTAL Bergsteigen, Familienurlaub und Klettersteigabenteuer auf engstem Raum.
SEITE 22 – 42
HINTER DER LINSE… …mit der Fotografenfamilie Heimhuber und dem historischen Bildarchiv „Edition Heimhuber, einem der größten und besterhaltenen Fotoarchiven Europas.
SEITE 12 – 21
WET TER STEIN GRAT Wie Michael Wohlleben 7000 Höhenmeter und 70 Kilometer in nur 35 Stunden zurücklegt.
SEITE 68 – 74
MÄNNERRUNDE Ein freier Tag, die Sonne lacht. Der E-BikeAkku ist geladen und steile Felsberge warten.
SEITE 124 – 128
ZUR AUDIENZ BEIM KÖNIG DER ALPEN Mit Fotograf Eren Karaman auf Steinbocksuche.
SEITE 46 – 51
EIN ALP SOMMER Wie fühlt es sich an, auf einer Senn-Alpe zu leben und zu arbeiten? Für 24 Stunden sind wir in das Sennerleben eingetaucht. Eine Liebeserklärung an das einfache Leben.
SEITE 108 – 116
VOLL AUF DIE ZWÖLF Der Ötztalter Urweg – brandneu und doch steinalt.
SEITE 144 – 148
DIE VIELFALT DES LEBENS Almwiesen: Ein bedrohtes Paradies.
SEITE 98 – 102
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Mitarbeiter/Photographen: Susa Schreiner, Eren Karaman, Achim Meurer, Franz Gerdl, Alexander Fuchs (Fuxografie), Whiteroom Productions, Hansi Heckmair, Klaus Peter Kappest, David Knipping, Erika Spengler (ulligunde), Hansi Haller, Martin Flür, Petra Rainer, Rudi Wyhlidal, Günter Durner, Bernhard Hörtnagt, Philipp Guelland
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Titelseite:
Michi Wohlleben | © Alexander Fuchs (Fuxografie)
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Redaktion/Vertrieb: Bernd Götz Lukas Rädler Matthias Albrecht Chefredakteur: Benni Sauer
Tel.: -12 Tel.: -17 Tel.: -19 Tel.: -22
Thomas Sonnenmoser bg@AKTIVindenALPEN.com lr@AKTIVindenALPEN.com ma@AKTIVindenALPEN.com bs@AKTIVindenALPEN.com
Redakteure: Susa Schreiner info@AKTIVindenALPEN.com Layout:
Martin Hehle mh@AKTIVindenALPEN.com
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, daher besteht auch kein Anspruch auf Ausfallhornorar. Mit den Autorenhonoraren gehen die Verwertungs-, Nutzungs- und Vervielfältigungsrechte an den Verlag über, insbesondere auch für elektronische Medien (Internet, Datenbanken, CD-ROM).
OUTDOOR-HISTORY
Eric Reynolds und Dave Huntley tüftelten noch zwei weitere Jahre an der Ausrüstung. 1973 glückte Eric dann zusammen mit Tom die spektakuläre Winterbegehung des Grand Teton. Daraufhin zog Eric zusammen mit Dave zu Tom nach Colorado, dort mieteten sie ein kleines, einhundert Jahre altes Steinhäuschen und eröffneten unter dem Namen ‚Marmot Mountain Works’ einen Skiverleih sowie ein Geschäft für Daunenjacken und Schlafsäcke. 1974 war so der Grundstein der Firma Marmot gelegt.
Herbst 1974. Tom Boyce aus Colorado ist in Peru, um Berge zu besteigen. Dort lernt er den Filmemacher Mike Hoover kennen. Einige Wochen nach seiner Rückkehr erhält Tom einen Anruf von Mike, der für 20th Century Fox den Film ‚The Eiger Sanction’ mit Clint Eastwood dreht. Mike benötigt dafür nicht weniger als 108 dick gefütterte Jacken. Die „Marmots“ arbeiten eifrig an dem Auftrag und entwickeln in kürzester Zeit den „Golden Mantle“, einen ultraleichten Expeditionsparka.
1976 erkannte Eric früh, welche Vorteile die damals neue GORE-TEX® Membran hatte. Es wurden wieder neue Prototypen entwickelt und etliche Nächte in Kühlhäusern und unter Sprinkleranlagen verbracht. Mit Erfolg: Marmot kann mittlerweile auf die längste Zusammenarbeit mit dem Membranhersteller in der Outdoor-Szene zurückblicken.
Drei Jahre zuvor. Die beiden Studenten Eric Reynolds und Dave Huntley der University of California Santa Cruz sind für ein Glaziologie-Projekt auf dem Juneau Icefield in Alaska unterwegs. Dabei wird die Idee des „Marmot Club“ geboren. Bedingung für die Aufnahme in den Kletter-Club war, zusammen mit einem anderen Marmot einen vergletscherten Gipfel zu bezwingen. Noch im selben Sommer beginnen Eric und Dave im Studentenwohnheim Prototypen für Daunenjacken und Schlafsäcke zu entwickeln. Marmot setzt sich so schon von Beginn an das Ziel, die beste Outdoor-Bekleidung und -Ausrüstung der Welt herzustellen.
Marmot setzte den steilen Erfolgsweg aber noch weiter fort. 1995 wurde neben anderen Hightech-Materialien auch die firmeneigene MemBrain® entwickelt. Mit hervorragender Atmungsaktivität und dauerhafter Wasserdichtigkeit bietet diese fortschrittliche Gewebetechnologie ein völlig neues Leistungsniveau für Bergsportler. Das Marmot Headquarter befindet sich heute – back to the roots – in Kalifornien. Im hessischen Hattersheim liegt übrigens seit die-
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OUTDOOR-HISTORY
sem Jahr die europäische Hauptzentrale. In über 40 Ländern kann man auf Produkte zurückgreifen, die noch immer nach der Philosophie von 1971 entwickelt werden. Höchste Qualität und Performance für Alpinisten, von Alpinisten. Marmot hat sich außerdem für einen respektvollen Umgang mit unserem Planeten entschieden. Die Gewinnung des Naturproduktes Daune wird dank eines strengen Zertifizierung-Standards genauestens überwacht. T-Shirts aus Recycling-Material. Regenjacken ohne schädliche Inhaltsstoffe. Marmot ist sich seiner Verantwortung bewusst und schafft so den Spagat zwischen nachhaltiger Entwicklung und kompromisslos guter Ausrüstung.
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AKTIV in den ALPEN
HINTER DER LINSE
HINTER DER LINSE Der Familienbetrieb Heimhuber sitzt seit 1877, mittlerweile schon in 5. Generation, in Sonthofen im Allgäu. Die sogenannte „Edition Heimhuber“, also das historische Bildarchiv, ist eines der größten und besterhaltenen Fotoarchiven Europas. Die Menschen, Traditionen, der Alpinismus und die Landschaften. Wie ein roter Faden ziehen sie sich durch über 140 Jahre Fotogeschichte. Umso erstaunlicher ist es, wie zeitlos viele der Aufnahmen wirken, bedenkt man doch, welcher Aufwand noch vor über einhundert Jahren hinter nur einer solchen Fotografie steckte.
Der Bergblick 1932, Fritz Heimhuber j.
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HINTER DER LINSE
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AKTIV in den ALPEN
HINTER DER LINSE
Auf dem Gipfel der Trettach 1925, Fritz Heimhuber s.
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HINTER DER LINSE
1. Skitour zum Himmeleck 1901, Eugen Heimhuber s.
Mädelegabel Gletscher ca. 1890, Joseph Heimhuber
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AKTIV in den ALPEN
HINTER DER LINSE
Wächtenspringer 1934, Fritz Heimhuber j. Auf dem Wilden Männle 1899, Joseph Heimhuber
Zwei Sennen 1937, Fritz Heimhuber j.
Ursprüngliches Einödsbach 1880, Joseph Heimhuber
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HINTER DER LINSE
Hรถfats im Gegenlicht 1963, Fritz Heimhuber j. Drei Zinnen mit Paternkofel 1979, Fritz Heimhuber j.
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AKTIV in den ALPEN
HINTER DER LINSE
Eine kompakte Felswand. Fast senkrecht, nur ganz leicht nach hinten geneigt. Jede einzelne Stufe, jeder noch so kleine Riss oder Vorsprung zieht in die obere Mitte des Bildes und lenkt so mein Auge. Der Fels wirkt herrlich griffig und fest, die Sonne muss ihn schon kräftig aufgeheizt haben. So genau weiß ich das aber nicht. Ich kann es nur vermuten, denn das Bild ist alt. Der zweite Weltkrieg tobt zu dieser Zeit. Ein interessanter Gedanke, besticht das Foto doch durch seine Ruhe und Friedlichkeit. Zwischen den klaren Linien und Kontrasten des Bildes schlängelt sich ein Seil. Ein einfacher Hanfstrick, ganz simpel um die Hüfte eines Kletterers geknotet. Mit hochgekrempelten Hosen und leichten Lederschlappen, die vermutlich Marke Eigenbau sind, setzt dieser zu einem weiten Schritt an. Fritz Heimhuber Junior drückte am 9. September im Jahre 1940 auf den Auslöser. Hier am Wolfebner im Allgäu schoss er in meinen Augen eines der eindrücklichsten Fotos der Bergsteigergeschichte.
Klettern am Wolfebner 1940, Fritz Heimhuber j.
Lena Heimhuber ist Geschäftsführerin und Enkelin von Fritz Heimhuber Junior, der das Foto am Wolfebner schoss. Mit Ihr möchte ich mich über die Vergangenheit und Zukunft der Familie Heimhuber unterhalten. Hallo Lena! Über 140 Jahre Fotogeschichte sind beeindruckend! Wie begann diese Geschichte? Alles begann, als Joseph Heimhuber 1877 sein Fotoatelier in Sonthofen eröffnet. Dieses erste Auftragsbuch und viele weitere haben wir zum Glück noch in unserem Archiv. Neben der Portraitfotografie, die nur am Wochenende stattfand, da man nur dann das gute ‚Gwand‘ anhatte, zog es Joseph schon bald in die Berge. Anfang der 1880er Jahre machte Josef Heimhuber wohl die ersten Hochgebirgsaufnahmen. 1899 wurde Josef sogar zum königlich Bay-
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erischen Hofphotographen ernannt. Die Söhne von Josef Fritz und Eugen sind beide in die Lehre beim Vater gegangen. Man kann nur von Glück sprechen, dass sie nicht nur fotografisches Talent hatten, sondern beide begeisterte Bergsportler waren, die es unentwegt in die Alpen trieb und so unzählige Berg- und Bergsportaufnahmen entstanden sind. Heute holen wir unser Smartphone aus der Hosentasche und knipsen ganz nebenbei hochauflösende Fotos. Wie genau können wir uns die schwere Arbeit von früher vorstellen? In den Überlieferungen von meinem Opa Fritz Heimhuber jr. ist eine der ersten FotoExpeditionstouren so beschrieben: Mit einer großen Anzahl von Trägern schleppte Josef Heimhuber ein Dunkelkammerzelt
HINTER DER LINSE chen erfand und baute war definitiv der Ski-Pionier im Allgäu. Skifahren war überhaupt noch nicht bekannt im Oberallgäu Ende des 19. Jahrhunderts, als Fritz ein Buch aus Norwegen in die Hände fiel und er sich seinen ersten Ski nur von den Abbildungen im Buch selbst baute. Er wurde belächelt und sogar beschimpft, was er denn da für einen Unfug triebe. Er ließ sich aber nicht entmutigen und fand durch eine Reihe glücklicher Zufälle einen Gleichgesinnten, Dr. Madlener aus Kempten. Die zwei, zusammen mit seinem Bruder Eugen und einem Max Müller, unternahmen die ersten Skitouren im Allgäu.
Mehr von Fotohaus Heimhuber im Internet unter: www.fotohaus-heimhuber.de www.instagram.com/fotohausheimhuber | www.facebook.com/FotohausHeimhuber samt enorm schwerer 13x18 Fotoausrüstung (Plattenkamera/ Holzstative/ Glasplatten in stabilen Holzboxen/Dunkelkammerzelt) auf den Mädelegabelferner, um von dort Hochgebirgsaufnahmen zu machen. Für das damalige Nassverfahren musste er im Zelt die Platten mit lichtempfindlicher Emulsion versehen. Danach wurden die noch nassen Platten belichtet und an Ort und Stelle im Zelt entwickelt. Die Anstrengungen für eine Hochgebirgsaufnahme waren enorm und es brauchte wohl
schon sehr viel Begeisterung und Passion für Bergsport und Fotografie, um sich für ein bis zwei Aufnahmen solchen Strapazen auszusetzen. Fritz Heimhuber Senior begann im Alter von 13 Jahren seine Ausbildung zum Fotografen. Aber auch als Alpinist bewies er großen Erfindergeist. Über Fritz senior könnte man einen Roman schreiben. Der ‚Mächler‘, der so einige Sa-
Edelweiß mit Höfats und Wolkenspiel 1950, Fritz Heimhuber j.
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AKTIV in den ALPEN
In den Jahren des zweiten Weltkrieges hat sich die Familie Heimhuber schon längst zu einer erfolgreichen Pionierfirma entwickelt - nicht nur fotografisch, sondern auch den Alpinismus betreffend. Beides sind Eigenschaften, die von den Nationalsozialisten gerne für Propagandazwecke instrumentalisiert wurden. Wie verlief für die Familie Heimhuber diese Zeit? Die zweite Generation Heimhuber, also Fritz und Eugen senior waren zu dieser Zeit beide um die 60 Jahre alt, zum Glück also schon zu alt, um noch eingezogen zu werden. Wie schon im ersten Weltkrieg wurden auch im zweiten Weltkrieg zahlreiche Bilder von Soldaten und deren Familien gemacht. Wir sehen aber in unseren Auftragsbüchern, dass Berg- und Landschaftsaufnahmen in dieser Zeit eher stagnierten. Viele Aufnahmen gibt es aus
HINTER DER LINSE ist begeistert, als er damals die Archivräume entdeckt. Es dauerte dann noch einige Jahre, um Fördergelder zu erhalten und das Projekt ‚Visuelles Gedächtnis Allgäu‘ zu erhalten. 2012 ist es endlich so weit, das Projekt startet, der Schatz aus dem Keller wird mit höchster Sorgfalt geborgen und digitalisiert. Eines eurer bestverkauften Fotos ist heute das Höfatspanorama mit einer Edelweißblüte im Vordergrund. Das Foto ist aus dem Jahre 1956. Ein nahezu identisches Foto könnte ich auch heute aufnehmen. Was genau macht die historischen Bilder zu dem was sie sind?
Auf dem Weg zur Valluga 1902, Eugen Heimhuber s.
dieser Zeit von Fritz junior. Er war als Fotograf in der Heereshochgebirgsschule in Fulpmes tätig. Kurz nach Kriegsende übernimmt er das Geschäft und gilt bald als einer der besten Bergfotografen seiner Zeit. Er ist Sommer wie Winter ständig in den Bergen unterwegs und unternimmt auch zahlreiche Touren mit Luis Trenker und Anderl Heckmair.
Es gibt die künstlerisch ansprechenden, die geschichtlich besonders interessanten und die coolen Sportaufnahmen. Ich denke besonders bedeutend sind viele der ganz alten Aufnahmen, so wie das Wilde Männle Motiv, wo die Veränderung besonders drastisch ist. Aber auch die Bilder vom Mädelegabelgletscher, das erste Waltenberger Haus 1880, der Nebelhorngipfel 1900…
Was sind für dich die bedeutendsten Aufnahmen aus 140 Jahren? Ich persönlich finde die Aufnahme des bestiegenen „Wilden Männle“ aus dem Jahre 1899 sehr eindrucksvoll, weil die Felsnadel heute nicht mehr existiert. Am 9. Mai 1962 brachte ein starkes Gewitter den Turm zum Einsturz.
2012 war ein bedeutendes Jahr, das öffentliche Interesse wuchs. Wie genau kam es dazu? Schon im Jahr 2005 wurde unser Fotoschatz im Keller quasi ‚entdeckt‘. Der Filmemacher Alexander Freuding macht damals einen Film über die Firmengeschichte und
Ich denke der Wert der Bilder liegt in der Geschichte hinter den Bildern, der Anstrengung, dem fotografischen Können und natürlich der Einzigartigkeit. Viele der beliebtesten Allgäu Motive wurden von den Heimhuber Fotografen zum ersten Mal fotografiert, heute werden Sie zigfach aufgenommen. Teilweise sieht es heute noch ähnlich aus, aber natürlich gibt es auch drastische Veränderungen und die Welt von damals existiert eben nur noch auf unseren Bildern. Im Museum über den Geschäftsräumen in Sonthofen gibt es viel mehr zu sehen als nur historische Aufnahmen. Was erwartet die Besucher? Man taucht ein in das Allgäu vor 100 Jahren. Schaut man unseren ‚Zwei Sennen‘ in Lebensgröße in die Augen, fühlt man sich direkt in den Alpsommer 1937 versetzt. Man bekommt ein Kribbeln im Bauch,
Am Nebelhorngipfel 1900, Joseph Heimhuber
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