Joshua Neuhaus, Lukas Stell I POESIS OF METAMORPHISME I SS20 I MSA I Team Schemel

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joshua neuhaus, lukas stell


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Bode-Berlin

Joshua Neuhaus / Lukas Stell ba.m2.4 Entwerfen SS I 2021 – MSA Münster School of Architecture poiesis of metamorphism . textile Leitung: Prof. Kirsten Schemel I Co-Betreuung: Lehrbeauftragte Avital Sarah Greenshpon, BA. Arch.

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fabrics . immanence

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fashion . creation

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architecture . creation

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material . metamorphism

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context . concept spaces

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program . concept spaces

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store . genesis of form 7


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01 -

fabrics . immanence

technisch - konstruktive & poetisch - ästhetische Potenziale Leinen

Klassifikation: Bei Leinengeweben unterscheidet man zwischen Reinleinen, welches zu 100% aus Flachs besteht, und Halbleinen, welches zu mindestens 40% aus Flachs besteht. Hierbei besteht die Kette aus Baumwollgarn und der Schussfaden aus Leinengarn. In beiden Fällen besteht das Garn aus pflanzlichen Naturfasern Herkunft/Kulturgeschichte: In der Dzuzuana-Höhle in Georgien geborgene Flachsfasern gelten als die ältesten Belege für das Anfertigen von Kleidung. Ihr Alter wird auf 36.000 bis 31.000 Jahre geschätzt. Bereits ägyptische Mumien wurden in Leinentücher eingehüllt. Im antiken Griechenland, in der römischen Antike und bis ins europäische Mittelalter wurde Leinen neben Wolle zur Herstellung für Kleidungsstücke verwendet. Im Mittelalter wurde es vorwiegend für körpernahe Kleidungsstücke eingesetzt, da es sehr schmutzabweisend ist. Bevor Baumwolle in großen Mengen importiert wurde, war Leinen das einzige pflanzenbasierte Gewebe in Europa. Leinen wurde bis ins 20. Jahrhundert zum Großteil in Heimarbeit verarbeitet. Dies ge8

schah überwiegend in Irland, Holland, Westfalen, Sachsen, Schlesien, Böhmen und in Teilen der Schweiz. Herstellung und Produktionsorte: Der Marktanteil von Leinen liegt gerade mal bei nur 2% des weltweiten Faseraufkommens. Aus den gewonnen Flachsfasern werden zunächst Fäden versponnen. Aus dem daraus entstandenen Garn wird dann das Leinen gewoben. Hierbei wird überwiegend die Leinwandbindung angewendet. Diese zählt zu den einfachsten Grundbindungenbeim Weben. Bei den Kettfäden muss hierbei auf ein gleichmäßiges, hochwertiges Garn geachtet werden. Bei Scheuerbelastung können die für Leinen typischen Unregelmäßigkeiten sonst leiden und reißen. Aufgrund dessen wird hierbei auch öfters auf einen Baumwollfaden zurückgegriffen - Halbleinen. Auswirkung auf die Umwelt: Der für Leinen benötigte Flachs kann in konventioneller und ökologischer Landwirtschaft angebaut werden. In der konventionellen Landwirtschaft kommen geringe Mengen von Unkrautbekämpfungsmittel, Insektizide und 9


Wachstumsregler zum Einsatz. Diese kommen im ökologischen Anbau nicht zum Einsatz. Im Allgemeinen gilt die Flachspflanze als sehr schädlingsresistent. Aufgrund dessen ist sie für die ökologische Landwirtschaft besonders gut geeignet. Des Weiteren ist im Anbau keine künstliche Bewässerung erforderlich und der Ertrag ist vergleichsweise hoch. Grundsätzlich ist der Anbau von Leinen umweltfreundlicher als der Anbau von Baumwolle, die Ernte ist jedoch sehr aufwändig und macht das Produkt vergleichsweise teurer. Eigenschaften: Das typischste Merkmal von Leinengewebe ist die Verdickung in Kette und Schuss, welche durch unregelmäßige Garnstärken entsteht. Hierdurch wird die strukturierte Oberfläche der Leinwandbindung aufgebrochen. Man spricht von einer geflammten Struktur. Diese Wirkung verändert sich mit der Garnwahl. Leinen gilt als besonders robust, atmungsaktiv, kühlend, flusenfrei, bakterizid und schmutzabweisend. Es weist einen leichten natürlichen Glanz auf. Als negativer Aspekt ist aber die Knitteranfälligkeit zu erwähnen. Anwendungsgebiete: Leinen findet Anwendung in Heimtextilien wie Vorhängen und Bettwäsche. In der Mode findet es großen Anklang in der fairen Industrie. Diese setzt es für Anzüge, Hosen, Kleider, Blazer und Kostüme ein. Aufgrund seiner kühlenden Eigenschaft wird es besonders gerne für Sommertextilien eingesetzt. Auch bei Bucheinbänden kommt es zum Einsatz. 10

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fabrics . immanence

technisch - konstruktive & poetisch - ästhetische Potenziale Filz

Kulturgeschichte und Herkunft: Forscher vermuten, dass das Verfilzen von Rohwolle und Tierhaaren die älteste Technik der Textilverarbeitung ist und bis in die Jahre 8000 - 10.000 v. Chr. zurückreicht. Über 8000 Jahre alte Höhlenmalereien in der Türkei weisen auf diese lange Tradition der Filzherstellung hin. Über die Jahre hinweg bis in die heutige Zeit fand das Filzen in den verschiedensten Kulturkreisen seine Anwendung. So wurde beispielsweise „in Rom und in der Antike [...] die Filzmütze als Symbol der Freiheit angesehen. Sklaven, die man freiließ, wurde der Kopf rasiert, worauf sie eine Filzmütze [...] tragen durften.“ Zum Freiheitssymbol wurde die Filzmütze ebenfalls in der französischen Revolution 1792. Sie wurde von den Jakobinern getragen. In anderen Kulturen wurde und wird noch heute sehr ornamental mit dem Textil Filz umgegangen. Die Mongolen stellen bis heute Filzzelte her, die man als Jurten bezeichnet. Diese bestehen aus einem Holzgerüst, welches mit zugeschnittenen dicken Filzen bedeckt wird. In den Jurten 12

wiederum befinden sich große Filzteppiche mit Steppstickereien, auf denen die Familie sitzen und schlafen kann. Auch in der Türkei werden noch heute ornamentale Filzteppiche hergestellt. Auf Grund industrieller Flächenfilzherstellung findet man heute in Europa die manuelle Filzherstellung lediglich in kunsthandwerklichen Arbeiten vor. Der Werkstoff Filz weckte in den 60er Jahren das Interesse der beiden Künstler Joseph Beuys und Robert Morris, die diesen häufig in ihren Arbeiten integrierten. Herstellung und Produktionsorte Die heutige Herstellung von Filz findet für die breite Masse ausschließlich industriell statt. Der Prozess und das Verfahren an sich unterscheiden sich jedoch kaum von den traditionellen Herstellungsmethoden, weshalb die folgenden Erläuterungen auf handwerklicher Ebene auch auf die industrielle Produktion transferiert werden können. Hergestellt wird Filz traditionell aus Rohwolle. 13


Diese gibt es in verschiedensten Güteklassen und Arten. Dabei ist die Herkunft, Rasse und Farbe der Schafe ein erster Einflussfaktor. Als hochwertig gilt dabei zum Beispiel neuseeländische Merinowolle. Im Anschluss spielt die Vorverarbeitung der Wolle für das Endprodukt eine entscheidende Rolle. Nach dem Sortieren, Waschen, Säubern und eventuellen Färben, wird die Wolle kardiert oder gekämmt. Dies sind zwei Aufbereitungsverfahren, die es ermöglichen, die letzten Unreinheiten zu entfernen und die Wolle „zu ordnen“. Es kommt auch vor, dass die Wolle erst im Anschluss gefärbt wird. Dies basiert auf dem gewünschten Effekt. In der industriellen Produktion finden auch weitere natürliche oder synthetische Fasern ihren Nutzen. So werden unter anderem thermoplastische Fasern unter Wärme und Druck zu einem Vlies geformt. Häufig kommen dabei Polyesterfasern zum Einsatz. Viele Industriebetriebe arbeiten an weiteren synthetischen Zusammensetzungen, die dem Vlies Eigenschaften wie z. B. eine höhere Reißfestigkeit verleihen. Interessant ist zudem der Einsatz von recycelten Fasern, die beispielsweise aus aufbereiteten Kunststoffflaschen bestehen. Um die einzelnen Fasern zu einem Vlies zu verbinden, benötigt es verschiedene Verfahren. Möchte man ein Vlies aus Rohwolle herstellen, so hat man zwei Möglichkeiten dies zu tun. Unterschieden wird zwischen Walkfilz und Nadelfilz. Beide Verfahren findet man sowohl in der traditionellen Handproduktion, als auch in der industriellen Maschinenproduktion. Dabei ist der Walkfilz die Urform und wird auch häufig in der Umgangssprache als „Nassfilz“

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bezeichnet. Um zu Filzen, wird die Wolle in kleine Faserbüschel geteilt, die in der Fläche dachziegelartig aufgereiht werden. Dabei muss beachtet werden, dass das Volumen um ca 30-50% durch den Filzprozess schrumpft. Der Filzprozess beginnt durch das Befeuchten der Wolle mit einer warmen Lauge (alkalisches Medium). Diese sorgt dafür, dass sich die Epidermisschuppen von der Faser nach außen schieben. Im Anschluss werden die Fasern durch exzentrisch rotierende Bewegungen ineinandergeschoben, sodass diese miteinander verhaken. Dabei funktionieren die abgespreizten Epidermisschuppen wie kleine Widerhaken. Im Anschluss wird der Filz gewalkt. Dabei wird das Produkt mit klarem Wasser abgespült und stark geknetet oder gestampft. Dies hat zur Folge, dass sich die Verbindungen der Fasern festigen. Eine andere Methode der Verarbeitung stellt der Nadelfilz dar. Die Fasern werden genauso wie für den Walkfilz vorbereitet, sodass kleine Faserbüschel dachziegelartig überlappen. Mit Hilfe von feinen Nadeln, die kleine Widerhaken an ihrem Schaft besitzen, werden die oberen Fasern beim Eintauchen in das Material mitgezogen und auf diese Weise mit den unten liegenden Fasern verbunden. Im manuellen Filzverfahren findet man das Nadelfilzen eher bei kleinen Objekten oder wenn Teile der Wolle nicht gänzlich verfilzt werden sollen. Im industriellen Verfahren wird das Nadelfilzen auch auf größere Flächen angewendet. Produziert wird Filz in handwerklicher Form auf der ganzen Erde. Die industrielle Filzherstellung findet vorwiegend in Italien und der Türkei

statt. Aber auch in Deutschland befinden sich viele Unternehmen, die sich der Filzproduktion gewidmet haben. So kommt auch der weltweit führende Hersteller von Woll- und Synthetikfilzen aus Deutschland - „VFG - Vereinigte Filzfabriken AG“. Auswirkung auf die Umwelt: Leider ist die Nutztierhaltung von Schafen in wenigen Fällen artgerecht. Insbesondere künstliche Besamungen, Überzüchtungen und „Museling“ werfen ein schlechtes Bild auf die Wollindustrie. Häufig kommt die Wolle aus Australien oder Neuseeland und muss deshalb weite Strecken zurücklegen, um in Europa oder Asien verarbeitet zu werden. Aus rein ökologischer Sicht ist Wolle jedoch ein nachhaltiges Produkt, da es sich um einen natürlichen nachwachsenden Rohstoff handelt, der gut abbaubar ist.

Filz ist wärmedämmend. Durch die vielen Lufteinschlüsse zwischen den Fasern, erhält er eine isolierende Wirkung. Filz ist schalldämmend und wird beispielsweise im Motorraum eines Autos oder in Staubsaugern genutzt, um den Schall zu mindern. Akustikpaneele werden häufig aus Filz gefertigt. Filz besitzt nicht nur schalldämmende Eigenschaften, sondern kann auch zum Klang erzeugen genutzt werden. So sind die Hämmerchen im Klavier oder Xylophon Schlägel mit Filz gepolstert.

Eigenschaften und Anwendungsgebiete: Betrachtet man Filz von seinen haptischen Eigenschaften ist es ein warmes und voluminöses Material. Filz besitzt eine Steifigkeit, lässt sich jedoch mit wenig Kraftaufwand biegen. Er ist auf Druck elastisch, verformt sich jedoch kaum bei Zugkräften. Bringt man ihn in Form, bleibt diese in Teilen bestehen. Doch auch durch seine technischen Eigenschaften, findet Filz häufig Einzug in den Alltag. Filz kann Feuchtigkeit aufnehmen, speichern und wieder abgeben. Hier sei als Beispiel der Filzstift genannt. Filz ist wasserabweisend. Mit Filzhüten und auch Filzmänteln, kann man sich einige Zeit vor Regen schützen.

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step 02 fashion . creation Marine Serre Marine Serre

Leben: 1991 wächst Marine Serre in Corréze - einem kleinen Dorf in Südfrankreich - auf. Dort kennt sie nur die Mode von Flohmärkten Obwohl sie eine leidenschaftliche Tennisspielerin ist, lenkt die örtliche Kunsthochschule ihre Aufmerksamkeit auf Design. Sie studiert in Brüssel an der Modeschule La Cambre (Abschluss ‘16) und absolviert nebenbei Praktika bei Dior, Maison Martin Margiela, Alexander McQueen. 2016 arbeitet Serre für ein Jahr bei Balenciaga 2017 bekommt sie den LVMH Preis (Preis für Junge Designer) für ihre Abschlussarbeit mit dem Titel „Radical Call for Love“ 2018 feiert Sie mit ihrem Label ihr Debüt bei der Pariser Fashion Week 2019 setzt Marine Serre den Fokus ihres Labels auf Upcycling 2020 gelingt der endgültige Durchbruch durch das Musikvideo „Black is King“ von Beyoncé. Eines der 15 meistgeklickten Videos im Jahr 2020. Dort tragen TänzerInnen Bodies von Serre.

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Mission/Ziel: Marine Serres Mode kann als futuristisch ökologisch bezeichnet werden. Dabei erhalten Gesellschafts- und Politikkritik Einfluss in ihre Kollektionen. Die Themen des Klimawandels und der Krisen bestimmen den Laufsteg. Auf dem Laufsteg sind auch bereits vor der Corona Pandemie immer wieder Models mit Masken und Tüchern vermummt, die gegen die Feinstaubpartikel in den Städten helfen sollen. Diese postapokalyptische Ästhetik wird in vielen Kollektionen wieder aufgenommen. In den Entwürfen Serres werden Konfektion und Couture mit einem Hauch Sportswear verbunden. Strategie Upcycling von Mode - dabei ist Charakter sehr wichtig und das Alter irrelevant In den Entwürfen entsteht ein Spiel mit dem Layering und der Illusion einer zweiten Haut. Zudem tauchen häufig markante offene Vorder- und Hinterdetails auf. Die Kollektion ist in drei Farblinien Struktur 17


unterteilt: red - Couture-Looks für den roten Teppich gold - aufwendige Daywear incl. Tailoring white - einfache Alltagskleidung Zudem gibt es seit Mitte 2020 eine Kategorie Borderline, die sich mit Unterwäsche befasst. Material/Logo: Ca. 50% der Kollektion besteht aus wiederverwendeten Stoffen Grundsätzlich ist für die verwendeten Stoffe eine nachvollziehbare Herkunft wichtig. Dabei kommen alle möglichen Stoffe zum Einsatz. Unter anderem werden Polyester, Seide und Baumwolle eingesetzt. Die Kleidung, die nicht aus wiederverwerteten Stoffen hergestellt werden kann wird zumindest aus nachhaltigen oder auch recycelten Fasern hergestellt. Sichel des Erdtrabatanten (Mond): Ein wichtiges Symbol ihrer Kollektionen Taucht das erste Mal 2016 in ihrer Abschlussarbeit auf um den Halbmond nach den Anschlägen in Paris und Brüssel vom negativ behafteten Stigma zu befreien. Im Weiteren prägt der Mond Serres Marke, da er eine symbolträchtige Wirkung entfacht. Der Mond steht beispielsweise mit seinen wiederkehrenden Phasen für das radikale Nachhaltigkeitskonzept Serre selbst sagt zu dem Mond: „Der Mond ist für uns wie eine Ikone, ein Emblem, ein Bild, eine Repräsentation, eine Flagge, eine Sprache, eine Metapher, ein Objekt für das, woran wir glauben: Grenzüberschreitung, Hybridität und Freiheit.“

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Expression: Stoffe ausfindig zu machen, die sich zu Upcycling eignen, ist ein langwieriger Prozess. Im Designprozess wird ein Thema vorgegeben, zu dem spezifische Stoffe gesichtet werden - es wird nach Lagerbeständen oder Second Hand Waren gesucht. Durch ein Ausschlussverfahren, bleiben am Ende Stoffe übrig, deren Potenziale genutzt werden um Kleidung zu entwerfen. Diese werden über einen Kilogramm Preis eingekauft und aufbereitet. Hier kommt es zum Zerschneiden, Einfärben, und Zusammennähen der Stoffe, sodass eine Patchworkrolle entsteht. Aus diesem Stoff werden nun die neuen Kleidungsstücke gefertigt.

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step 02 fashion . creation Emily Adams Bode Bode N.Y.

Leben 1990 wächst Emily Adams Bode in Atlanta, Bundesstaat Georgia,USA auf › Großvater sammelt frühe amerikanische Antiquitäten › mit ihrer Mutter und ihren Tanten geht sie viel auf Antiquitätenmärkte und Auktionen › ihr Spielzeug bestand unter anderem aus Puppen des 19. Jh. und einem alten Verkaufsladen aus dem 20. Jh.. Daher kommt eine große Wertschätzung für Überbleibsel vergangener Zeiten, besonders für traditionelle Vintage Textilien › sieht sich selbst als Retterin der Textilgeschichte 2008 studiert Herrenmode und Philosophie an dem Eugene Lang College of Liberal Arts und der Parsons School of Design in New York City › gründet das Herrenmodelable Bode N.Y. 2016 feiert ihr Debüt auf der New York Fashion Week ›gewinnt den LVMU Prize sowie den CFDA Award 2019 gewinnt den Woolmark Prize 2020 Debüt auf der Pariser Fashion Week › hat einen eigenen Store Bode in New York, Chinatown › ihre Mode wird derzeit bei den angesagtesten Modehändlern weltweit gehandelt 20

› absolvierte ein Praktikum bei Ralph Lauren, welcher bereits in den 1980er Jahren mit Quilts arbeitete Mission/Ziel „Ich versuche, die Sentimentalität für die Vergangenheit zu wecken, indem ich neue Erbstücke schaffe.“ (eigene Übersetzung, Emily Adams Bode, Surface Magazine 2017) „Wir sagen nicht nach außen hin, dass wir nachhaltig sind. Für mich ist es einfach ein wichtiger Aspekt unserer Marke, dass wir nachhaltig sind.“ (eigene Übersetzung, Emily Adams Bode, Office Magazine 2018) Strategie › Jede Kollektion steht in Verbindung mit einer persönlichen Geschichte (Dachboden ihres Onkels, der Zirkus aus ihrer Kindheit, das Jahr Auszeit ihres Onkels mit dem Ende des Woodstockfestivals) › bei den Textilien arbeitet sie entweder mit handwerklich gefertigten antiken Stoffen, von französischer Bettwäsche aus den 1920er Jahren bis hin zu viktorianischen Steppdecken (Einzelaufträge), oder lässt diese reproduzieren 21


(kommerzielle Kollektion) › Kleidung ist von Arbeitsbekleidung und traditionellen amerikanischen Herrenschnitten inspiriert › ihre Vintage Textilien bekommt sie zumeist von Händlern und Flohmärkten im Nordosten Amerikas, diese sind oftmals geprägt durch frauenzentrierte Handwerksarbeit › reproduzierte Stoffe kauft sie von traditionell geprägten Herstellern aus Irland, Indien und Afrika, hierbei achtet sie besonders auf die Herstellung, die Qualität der Stoffe, auf die eingesetzten Farbstoffe und die Produktionsverfahren Herstellung in New York › jedes einzelne Teil wird von Hand in New York zugeschnitten und dort von Schneidern verarbeitet › es werden immer 15 Teile desselben Stils und derselben Größe gefertigt, die Stoffe variieren hierbei Herstellung in Ausland › inspiriert von Kinderhandschuhen aus den 1960er Jahren › 100% Merinowolle, hergestellt in Peru - Wertschöpfungskette bleibt im Land Quilting › aus traditionellen Steppdecken neue Kleidungsstücke entwerfen (setzte diesen Trend 2016, mittlerweile ziehen Lables wie Calvin Klein nach) › besonders sensibler Umgang mit dem Textil ist von Nöten › Achtung vor dem Handwerk › Quilting Community kritisiert sie sehr, ähnlich

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wie schon Ralph Lauren in den 1980er Jahren (designte Röcke aus Steppdecken) › sie arbeitet nur mit Steppdecken die bereits abgeändert sind oder stark in Mitleidenschaft bezogen wurden Einzelaufträge › am liebsten sind ihr Einzelaufträge wo sie Erbstücke mit Familientradition für die nächste Generation umfunktioniert, hierbei entstehen Einzelstücke wobei jedes seine Besonderheiten hat › z.B. fertigte sie aus alten Stofftaschentüchern einer alten Dame Hemden für ihre Enkel an Herstellung in New York › jedes einzelne Teil wird von Hand in New York zugeschnitten und dort von Schneidern verarbeitet › es werden immer 15 Teile desselben Stils und derselben Größe gefertigt, die Stoffe variieren hierbei Expression › Kollektionen haben sich mit der Zeit weiterentwickelt, Schnitte ändern sich von Saison zu Saison kaum, aber die Stoffe (2018 waren es über 220 verschiedene Textilien) › zu Beginn waren es zum größten Teil noch Einzelstücke aus Vintagetextilien › jede Kollektion mit familiären Erinnerungen verknüpft › Kollektion 2021 ein Hybrid aus Einzelstücken und kommerzieller Kollektion › alles folgt derselben Philosophie: „Mein Ziel ist es, die Menschen für das Handwerk zu begeistern und die Geschichte der Textilien und Materialien zu bewahren.“ - (Emily Adams Bode – wwd.com, 2020 )

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step 03 architecture . creation Maison Hermés Tokio

> Hauptniederlassung des französischen Unternehmens Hermés in Japan > steht in der Harumi Avenue, dem Stadtteil Ginza, Tokio > zwischen 1998 und 2001 von den Architekten Renzo Piano Building Workshop erbaut > Hauptladenfront 10m breit, Gebäude zieht sich 56m in eine Seitenstraße zurück > beherbergt Verkaufsflächen, Ateliers, Büros, Ausstellungsflächen, ein Kino, Dachgarten > Besonderheit ist die sich selbsttragende Fassade, besteht aus 13.000 maßgefertigten Glasbausteinen > Gesamteffekt der Fassade wirkt wie eine moderne Version des traditionellen japanischen Paravents > lichtdurchlässige Membran schirmt das Ge-

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bäude ab und umhüllt es bis zum Boden > erdbebensichere Tragstruktur der Fassade ist offengelegt > im Erdgeschoss zur Harumi Avenue herkömmliches Schaufenster > ansonsten Glasbausteine zum Teil als Setzkasten für einzelne Produkte eingesetzt > Fassade wirkt von außen tagsüber versilbert und glänzt in der Sonne > nachts erleuchtet sie wie eine Laterne > Renzo Piano setzt sich in der Recherche intensiv mit dem Ort und der Kultur der Region auseinander, studiert dies präziese > Flagshipstore ist ein Zusammenspiel aus traditionellem Handwerk, japanischer Historie, Innovation und einem europäischen Bezug auf Pierre Chareaus Maison De verre

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step 04 material . metamorphism Emily Adams Bode Traditionelles Handwerk, Historie, Dekonstruktion und Fügung

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step 05 context . concept spaces Emily Adams Bode - Berlin Kleine Rosenthaler Straße 10, Berlin Mitte, Exkursion, Ortanalyse und Aufmaß

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Torstraße

Rosenthaler Platz

Alter Berliner Garnisonfriedhof


// Fassadenansicht

Joshua Neuhaus / Lukas Stell

Mittwoch, 26. Mai 2021

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Step V - Kleine Rosenthaler Straße 10 - Aufmaß

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45,80 m über NN

47 m über NN 22,68

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step 06 program . concept spaces Entwicklung eines Rasters Jedes Raster steht symbolisch für ein Textil - Dekonstruktion und Fügung

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Grundriss Erdgeschoss

Collagenfläche

Beratung

Beratung

Kasse

Eingang

Schaufenster

Store Space

Lift

Umkleidesuiten

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Lift

Nebeneingang

Rückgabestation

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Coffee Spot

Grundriss 1. Obergeschoss

Store Space

Lift

Rückgabestation

Lift

Umkleidesuiten

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Grundriss 2. Obergeschoss

Zuschnitt

Pausenküche

Zuschnitt

Concept Space Kleinserien

Empfang

Lift

Lift

Repair & Tailoring

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Grundriss 3. Obergeschoss

Collage & Präsentation

Archiv & Materialbibliothek

Lift

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Grundriss 4. Obergeschoss

Pausenküche

Concept Space

Lift

Pausenraum

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Grundriss Kellergeschoss

Lager Installationsraum und Haustechnik

Müllraum

Lift WC

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step 07 store . genesis of form Vorderansicht

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Rückansicht

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Frontalschnitt

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Fassadenschnitt, Ansicht 1:30

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fazit, verwertung

Es hat uns wieder einmal Spaß gemacht! 76

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prof. dipl.-ing. kirsten schemel | münster school of architecture | ss21 | ba.m2.4 poiesis of metamorphism . textile bearbeitung | projekt und dokumentation: joshua neuhaus, lukas stell © joshua neuhaus, lukas stell 2021

papier : metapaper - extrarough - white - 105g/m2 schrift : cover sans by latinotype kontakt: jn879818@fh-muenster.de / ls109579@fh-muenster.de 78

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