Annika Reinhold Philip Stöckler CRAFTSSCHOOL +
ba.m2.4_ss 2016 [ natrual transparency ] prof. kazu blumfeld hanada © münster school of architecture 2016 1
01_ [ natrual metaphor ]
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Aussen: Zusammenspiel Glaskörper Innenraum Glaskörper Innenraum Bestand Analyse Transparenzen Analyse Transparenzen Analyse Wand Studienmodell: Gefaltete Wand Studienmodell: Gefaltete Wand Skizze: Gefaltete Wand Studienmodell: Multiplikation Studienmodell: Multiplikation Skizze: Multiplikation
Junya Ishigami - Pavillion, Venedig Biennale 2008 Als ehemaliger Schüler von Kazuyo Sejima (SANAA) macht sich Junya Ishigami 2004 mit einem eigenen Architekturbüro selbstständig. So lang wie er sich mit Architektur beschäftigt faszinieren ihn auch Natur und Landschaft sowie deren strukturelle Gegebenheiten. Er studiert zum Beispiel auch die Entstehung von gigantischen Wolken aus ihren kleinsten Einheiten, den Regentropfen, die, sofern sie in Gasform die Wolken bilden, der Schwerkraft zu trotzen scheinen, nur um dann in flüssiger Form zu Boden zu fallen und die Wolkenstruktur wieder aufzulösen. Dieses unter anderen Phänomenen nimmt Ishigami zum Anlass seiner Architektur.
von architektonischem und natürlichem Raum. Natürlicher Raum bzw. Natur hat für Ishigami dabei aber immer auch artifiziellen Charakter, da es den Naturraum in seiner Urform heute selten oder fast gar nicht mehr gibt.
Diese macht sich frei von der urtümlichen Schwere, die noch aus dem Ursprungszweck, dem des Schutzes vor Witterung herrührt. Oftmals gleicht sie surrealen Traumwelten, materialisiert durch ihre eigene Entmaterialisierung. So wirkt sie fast mehr gedacht als tatsächlich gebaut.
All seine (architektonischen) Interventionen sollen sich soweit wie möglich zurücknehmen, fast unsichtbar werden. So sind seine Materialien der Wahl Glas und weißer Stahl. Glas als transparente Hülle, als Vermittler zwischen warmen und kalten Zonen und Stahl als filigranes Tragwerk, die Stützen so dünn, dass das von ihnen getragene Dach zu schweben scheint. Die von ihm geschaffenen Räume definieren sich so nur über die Setzung der Stützen, den natürlichen Hintergrund und ferner über die Aneignung der jeweiligen Nutzer. Wände gibt es bei Ishigami nicht und so kann ein jeder die Zwischenräume so adaptieren, wie er sie für seine Zwecke benötigt.
Grundgedanken hinter allen Entwürfen ist das Bestreben zur Aufhebung der Grenzen zwischen Außen- und Innenraum, der Verschmelzung
Ishigami erschafft mit seinen minimierten architektonischen Maßnahmen eine Art Luftarchitektur, die eins wird mit der vorgefundenen
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Topografie, die vor ihrem jeweiligen Hintergrund fast zu verschwinden scheint. Seine Entwürfen formulieren sich, wie er selbst sagt, aus der Repetition der einen Grundidee, den Außen- und Innenraum verschmelzen zu lassen, gepaart mit einer maximaler Leichtigkeit der Konstruktion, und einer jeweils spezifischen Anpassung an den vorgefundenen Kontext. Dabei nehmen sie sich der Fähigkeit zur Transformation, die der Natur bedingt durch den Wechsel der Jahreszeiten innewohnt, an und zeigen somit die Vergänglichkeit von Architektur und Natur. So sucht er nach Interpretationen der Architektur, die von zukunftsweisenden Formen der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zeugen, die räumliche Realität offenbaren und zu ihrer Aneignung auffordern, anstatt ihre Grenzen aufzuzeigen. „I wanted to make a space with very ambiguous borderlines, which has a fluctuation between local spaces and the overall space, rather than a universal space like that of Mies.This allows a new flexibility to emerge, revealing reality rather than
shaping it.“ Junya Ishigami Junya Ishigami entwarf den japanischen Pavillon der 11. Biennale 2008 in Venedig, als reales Objekt seiner theoretischen Auseinandersetzung mit architektonischem und vegetativem Raum. Der Innenraum des bestehenden japanischen Pavillons ist geprägt durch raumfüllenden filigranen Bleichstiftzeichnungen Ishigamis, die als Notation von Studien sowie als Wandornament zu verstehen sind. Abgesehen von diesen, sich auf weiß getünchten Wänden befindlichen abstrakten botanischen Illustrationen, wird der Innenraum durch Leere geprägt. Ishigami sieht in der Reduktion des Inventars die Konzentration auf den ursprünglichen Charakters des Raumes. Ishigami erweitert die bestehende Struktur des japanischen Pavillons durch 4 kubische Behausungen in der Typologie des Gewächshauses, die seinem Ideal des Tisches als Archetyp folgen. Er sieht den Tisch mit seiner Oberfläche (Dach) und Beinen (Stützen) als minimalste Form der Architektur. 3
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Die erweiterte Struktur unterscheidet sich in ihrer Größe und orientiert sich sowohl in der Proportion der Kuben als auch in ihrer Setzung der Stützen an den umgebenen Bewegungsströmen. Hierbei stehen die Stützen als Metapher der Bäume, deren Stellung kein klares Raster ähnlich der Bäume im Wald erkennen lässt. Dabei besticht die Gestalt der Glaskästen durch ihren filigranen und entmaterialisierten Charakter, der die Grenze zwischen Innen- und Außenraum auflöst und die beiden Zonen zu einer Einheit verbindet. Dies geschieht durch Spiegelung und Transparenz, die eine mehrschichtige visuelle Überlagerung generieren, welche in einer undefinierten Raumgrenze resultieren. Innen und Außen treten in einen direkten Dialog miteinander durch visuelle Kommunikation.
japanischen Kunst Ikebana (Lehre der Harmonie von Erde, Himmel und Mensch sowie deren Verhältnis zueinander durch Rhythmus und Farbe) die Gewächse auswählte. Die innere Vegetation passt sich dabei dem Maßstab der umgebenen Strukturen an, um eine Fließen des Außenraums in den Innenraum zu kreieren. Ishigami spielt bei künstlichen und kultivierten Vegetation mit Dichte und Höhe, um ein architektonisches Spannungsfeld aus Linie, Fläche und Raum zu erzeugen. Diese Spannung generiert er zudem durch die Schichtung mehrere räumlicher Ebenen übereinander. Seiner Theorie zufolge bildet der innere Bewuchs die erste Ebene, welche durch die gläsernen Behausungen als nächste Schichte umschlossen werden. Diese wiederum stehen in direktem Dialog mit ihrem Kontext und bilden die letzte räumliche Dimension.
Das Interieur der Behausungen bilden japanische Pflanzen, die ohne den Schutz des Glases aufgrund ihrer klimatischen Anforderungen nicht bestehen könnten. Unterstützt wurde der japanische Architekt durch Hideaki Ohba, der gemäß der
Als verbindendes Element zwischen den beiden architektonischen Räumen agieren Möbel und Pflanzen im Außenraum. Diese vermitteln den Eindruck, Mobiliar eines Innenraumes zu sein, und verwischen die Definition von Innenraum
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und Außenraum. Sitzelemente werden durch Pflanzenvorhänge ergänzt, die im Außenraum perforierte Raumgrenzen aufspannen und den Mensch immer wieder in eine andere Beziehung mit der Architektur setzen. Die vier kubischen Pflanzenhäuser materialisieren sich lediglich durch Glas und extrem filigrane , weiße Stahlstützen sowie -träger. Die Stützen nehmen nur die Vertikalkräfte auf, sodass ihr Querschnitt dem der ihnen korrespondieren Pflanzen entsprechen kann. Ihre Position ergibt sich aus der Strukturanalyse des Vegetationsbestandes. Die Horizontalkräfte werden von den hauchdünnen Glasscheiben aufgenommen. Bei einer Stärke von acht Millimetern brächen sie unter ihrem eigenen Gewicht zusammen, würden sie den Boden berühren. Daher sind sie an die Träger angehangen und schweben förmlich über dem Grund. So entsprechen alle konstruktiven Elemente in ihrer Maßstäblichkeit der der Pflanzen und sind so entwickelt, dass sie zu mechanisch stabilen Teilen der feingliedrigen Balance von Architektur werden. Die Architektur formiert sich zum Äquivalent der Natur. 5
Im ersten Arbeitsschritt wurde eine kleine Analyse zur Thematik der natürlichen Transparenz und ihrer Metaphorik, also die Frage, was Transparenz im weiteren Sinne, über die bloße visuelle Erscheinung hinaus, bedeuten kann, erarbeitet. Dazu wurden mehrere Arbeitsmodelle entwickelt. Frühe Modellstudien befassen sich zum einen mit der Überlagerung und Gegegenüberstellung unterschiedlich transparenter und transluzenter Schichten. Auf der anderen Seite geht es um das Element der Wand in unterschiedlichen Erschei6
nungsformen: Die Wand als solche frei im Raum stehend, mehrere zueinander gedrehte Wände, die Raumbereiche aufspannen, die Wand als raumumschließende Materie, die Wand mit verschiedenartig eingeschnittenen Öffnung bis hin zur Auflösung zu Stützen. Anhand dieser Modellstudien wurde Transparenz im unmittelbaren visuellen Sinne sowie im Bezug auf räumliche Transparenz im weiteren Sinne untersucht, um so mögliche Ansatzpunkte für die weitere Arbeit zu schaffen.
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In den folgenden Schritten befasste sich die Analyse vertieft mit dem Element der Wand und der Fragestellung, inwiefern eine einzige Wand es schaffen kann, verschiedenartigste Raumbereiche, die zueinander in einen räumlichen Dialog treten können, aufzuspannen. Über Faltung und schließ8
lich eine labyrintartige Ausformulierung enstehen Transparenzbereiche im Sinne der räumlichen Transparenz und es ist unklar, was vor oder hinter der Wand liegt, wo Innen und wo Außen verortet werden können.
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Durch die Multiplikation der gefalteten Wand in der Vertikalen und die zusätzliche Drehung in die Horizontale ensteht schließlich ein dreidimensionales Raumgebilde, das Durchblicke in alle vier Achsrichtungen ermöglicht oder auch verwehrt. Als Re-
sultat enstehen kaum greifbare Raumbezüge und visuelle sowie physische Verknüpfungen und Trennung die nun einer Ordnung oder Struktur bedürfen, um räumliche Spannungsverhältnisse gezielt und bewusst zu erzeugen.
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01_ [ school extended ]
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Aussenansicht Zentraler Platz Bibliothek Klassenraum
Alvaro Siza - Architekturschule von Porto Alvaro Siza bezeichnet sich selbst als Funktionalist, der jedoch in der Funktion nicht die Form, Raum oder Atmosphäre generierenden Parameter sieht. In seinen Werken verarbeitet er unterschiedliche Atmosphären und Phänomene der Stadt. Resultierend daraus bestehen seine Gebäude aus klaren Wegstrukturen als Analogie zu Straßen einer Stadt und unregelmäßigen Freiräumen, die zum Durchschreiten und Erleben animieren. Auch weist seine architektonische Sprache starke Bezüge zu der kontextualen Situation auf. Die sich in den meist skulpturalen Baukörpern durch ein Spiel von Masse und Festigkeit wiederspiegelt. Seiner Ansicht nach ist ein Gebäude zu keinem Zeitpunkt vollendet, sondern beschreibt vielmehr den Prozess eines Organismus, der ständig wächst und sich verändert. Unter dem Begriff der „Schule von Porto“ lässt sich die alte Kunstakademie, Sizas Neubauten und der vielzitierten Architekturlehre Portos zusammenfassen. Siza selbst studierte an der Fakultät in Porto die zu dem Zeitpunkt noch relativ wenig mit der aktuellen 10
Architekturszene Europas gemein hatte. 1836 zog die „Academia Portuense de Bellas Artes“ in das Kloster Santo Antonio. Unterrichtet wurden die klassischen Fächer Architektur, Malerei und Bildhauerei, die später im 20. Jahrhundert, nach einigen Umzügen, um neue Fächer erweitert wurden. 1952 wurde Carlos Ramos zum Direktor der Fakultät ernannt. Er brachte nicht nur neue Impulse mit nach Porto sondern auch Fernando Távora, der eine Atmosphäre der Offenheit an der Schule schaffen sollte. Er war nicht nur Lehrer Sizas, sondern gilt heute als eigentlicher Gründer „der Schule von Porto“. Das Ensemble der Architektur Fakultät Porto erstreckt sich oberhalb des Flussufers des Douro auf einem erhöht liegenden, terrassierten Grundstück des Hanges und versteckt introvertiert zwischen der Vegetation. Die Anlage besteht aus einer Ansammlung zehn verschiedener Baukörper drei unterschiedlicher Entstehungszeiten, die über Freibereiche verknüpft sind. Der Kontext des Ortes ist geprägt von großen Bewegungsströmen, die eine Hauptverkehrsachse zwischen Lissabon
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und Porto bereitstellt. Alvaro Sizas erste architektonische Intervention bestand in der Errichtung des Carlos Ramos Pavillon (ein ehemaliger Dekan der Schule) am nordöstlichen Ende des Areals, da die bestehende Struktur der Fakultät nicht mehr genügend Kapazität aufwies. Am höchsten Punkt des Geländes gelegen, eröffnet sich von hier ein weiter Blick über die umgebene Vegetation und Landschaft. Sizas Baukörper entsteht in Anlehnung an die typologischen Eigenschaften einer portugiesischen Villa des 18. Jahrhunderts mit ihrem zentralen Patio. Die zweigeschossige U-förmige Struktur generiert diesen introvertierten Hof, der von außen kaum einsehbar ist, durch ihre scharfwinkligen Schenkel. Das Element des halboffenen Innenhofes wird häufig von Siza verwendet und stellt einen Schwellenraum zwischen Natur und Architektur dar, der sich einerseits gefasst andererseits geöffnet artikuliert. Ein weiteres Grundprinzip des Entwurfs besteht in der Modellierung der Architektur aufgrund der vorgefundenen Vegetation. Daher resultiert beispielsweise die Kubatur des Gebäudes aus dem
Gedanken der maximalen Erhaltung des Baumbestands und suggeriert eine Selbstverständlichkeit ihrer Existenz. Zu der umgebenen Struktur artikuliert sich das Gebäude durch seine blinden Flächen introvertiert und verschlossen, um sich von der Verkehrsachse abzuschirmen. Durch den geringen Öffnungsanteil wird der Pavillon über großformatige Glaselemente im Inneren belichtet. Diese schaffen neben Transparenz und Blickbezügen, eine physische Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Trakten und erlauben einen weiten Blick über die Landschaft. Genutzt wird der Carlos Ramos Pavillon von dem ersten Semester der Architektur Fakultät und beinhaltet drei miteinander verbundene Zeichensäle pro Geschoss. Verknüpft werden die beiden baulichen Abschnitte unterschiedlicher Höhenlagen über eine szenographische Sequenzfolge von Treppen-, Rampenanlagen und Grasflächen. Diese erschließen schlussendlich den erhöht liegenden Pavillon mit Garten über ein enges Tor. Dieser durchlaufende Pfad suggeriert ein architektonisches Spektrum von offen und geschlossen sowie Enge und Weite 11
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und eröffnet verschiedene Blicke über den Fluss Douro. Mit der steigenden Studentenzahl wurde eine umfassende Erweiterung der Bestandsgebäude erforderlich. So tun sich die Hauptgebäude als skulpturales Ensembel, definiert von spitzen und stumpfen Winkel und Schrägen, die Siza wie ein Bildhauer aus der Masse herauslöst, in der Landschaft hinter dem Carlos Ramos Pavillon auf. Siza plante die Erweiterung ursprünglich als ein großformatiges Volumen. Eines der wichtigsten Entwurfsparameter war die Trennung unterschiedlicher Nutzungen und so teilte Siza den Körper im Verlauf des Entwurfsprozesses in mehrere kleine auf. Ihre Setzung verteilt sich über das gesamte Areal des Hangs und folgt dabei dem v-förmigen Verlauf des Geländes. Die Anordnung formuliert den Fachbereich als eine eigene Stadt mit Plätzen und Wegen zwischen den Baukörpern. Grundlegend setzen sich die Erweiterungen aus zwei flügelartigen Hauptteilen zusammen, die die nördliche und südliche Flanke des Campus bilden. Im Norden zeigt sich der Komplex eher geschlossen, als eine fortlaufend gestreckte, zusammen12
hängende Konfiguration, die das Areal zur Straße hin abriegelt und es sowohl visuell als auch akustisch schützt. Sie setzt sich aus drei Teilen zusammen, einer westlichen Zeile, die das Auditorium in sich aufnimmt, einer halbkreisförmigen Skulptur, die als Ausstellungsraum fungiert und einer östlichen Zeile, in der man die Bibliothek findet. Der südliche Flügel kontrastiert den nördlichen mittels vier bzw. fünf, im Abstand zueinander stehender Turmbauten, in denen Seminar- und Büroräume untergebracht sind. Die Zwischenräume generieren nicht nur Aufenthaltsmöglichkeiten sondern eröffnen Durchblicke in die Landschaft, hin zum Flussufer. In umgekehrter Blickrichtung tritt der Nordflügel als visuelle Verbindung zwischen den Türmen in Erscheinung. Physisch werden die klaren, kubischen Volumetrien durch einen unterirdischen Korridor miteinander verbunden. Die Variation ihrer Höhen resultiert aus der Anpassung an den programmatischen Inhalt. Die klare Struktur soll die Konzentration auf das Wesentliche, die Lehre ermöglichen. Fenster in unterschiedlichen Größen und Höhen bauen dagegen Spannungsfelder auf und rahmen unterschiedliche Landschaftsausschnitte. Generell ergeben sich
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scheinbar merkwürdige Eingriffe immer aus kontextuellen Gegebenheiten und so ist das Element, das alle baulichen Maßnahmen zusammenrafft und sie zu einer Einheit werden lässt die Landschaft, die umgekehrt von Sizas architektonischen Interventionen einen Rahmen erhält. So kommt dem Innenhof zwischen der nördlichen und südlichen Bebauung eine wesentliche Rolle zu. Angelehnt an die antike Agora entsteht hier ein Knotenpunkt der Hauptachsen des Geländes, der nicht nur die Teile des Komplexes verbindet, sondern auch den zentralen Treffpunkt, ferner die Drehscheibe der Bewegungsströme des Campus formuliert. Der Außenraum erhält somit eine ebenso trächtige Bedeutung wie der Innenraum. Der Campus ist folglich als eine Gesamtkomposition von Architektur und Natur von skulpturalen Baukörpern und topographischen Kontext entwickelt.
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03_ [ notation of urban surface ]
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Lageplan Ort Analyse Nutzung Analyse Grünbestand Analyse Bewegung Analyse Sicht_Lärm Arbeitsmodell: Atmosphäre Arbeitsmodell: Atmosphäre Arbeitsmodell: Atmosphäre Arbeitsmodell: Atmosphäre
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Der Aufgabe zum Entwurf eines Schulhauses geht eine Analyse des vorgeschlagenen Baufeldes und seiner Umgebung voraus. Das Grundstück befindet sich am Hawerkamp östlich des Münsteraner Hauptbahnhofs. Unmittelbar am Stadthafen Zwei und somit in direkter Nachbarschaft zum großen Hafen gelegen, bietet das Gebiet Entwicklungspotential insbesondere auch bedingt durch die vorgefundenen Nutzungen. Der Hawerkamp ist momentan vor allem durch Industrie und Handwerk auf der einen und Kunst und Kultur auf der anderen Seite geprägt. Zahlreiche Ateliers, Werkstätten und Austellungsbzw. Veranstaltungsmöglichkeiten z.B. in Form der 14
Sputnikhalle und einigen Nachtclubs prägen den Ort. Die vorhandene bauliche Struktur allerdings ist kaum greifbar, fast diffus und zu großen Teilen sanierungsbedürftig. Zusammen mit weiten Brachflächen, die in der Sommerzeit zwar zum Teil für Großveranstaltungen genutzt werden, werfen sie die Frage nach einer möglichen Entwicklung des Gebietes auf. Diese Fragestellung bietet Anlass für die Entwicklung eines neuen Baukörpers bei dem nicht nur Form und architektonische Ausformulierung, sondern vor allem auch der Typus geklärt werden müssen.
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Im Bezug zur Betrachtung der Schule von Porto und dem Ergebnis der Ortsanalyse des Hawerkamps entwickelte sich Idee zur Gestaltung eines eigenen Campus für die Schule. So kann zum einen auf die diffuse bauliche Struktur, die keinen konkreten Ansatz für einen Neubau liefert, reagiert und zum anderen ein Platz geschaffen werden, der die nötige Privatsphäre und Abschirmung von der industriell geprägten Umgebung bietet. Dieser Platz soll zwischen drei Baukörpern liegen, 16
die, in Anlehnung an Sizas Schulbau nach Funktionen getrennt, diesen Platz räumlich fassen, und gleichtzeitig gezielte Durchlässe in die umgebende Struktur freigeben. Geplant wir eine Berufsschule mit handwerklichem Schwerpunkt. Teile der Schule sollen über den normalen Betrieb hinaus auch öffentlich nutzbar sein, um so den Hawerkamp in seiner künstlerisch-handwerklich geprägten Nutzung zu erweiteren und zu ergänzen.
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04.00 Modellfoto: Gesamteindruck 04.01 Lageplan 1.2000 04.02 Lageplan 1. 04.03 Konzept 04.04 Grundriss: -01 04.05 Grundriss: +00 04.06 Grundriss: +01 04.07 Grundriss: +02 04.08 Grundriss: +03 04.09 Grundriss: +04 04.10 Isometrie: Struktur 04.11 Modellfoto: Atmosphäre Hof 04.12 Modellfoto: Atmosphäre Foyer 04.13 Schnitt 1 04.14 Schnitt 2 04.15 Schnitt 3 04.16 Schnitt 4 04.17 Schnitt 5 04.18 Schnitt 6 04.19 Fassadenschnitt 04.20 Modellfoto 04.21 Modellfoto 04.22 Modellfoto 04.23 Modellfoto 04.24 Modellfoto 04.25 Modellfoto 04.26 Modellfoto 04.27 Modellfoto 04.28 Modellfoto 04.29 Modellfoto 04.30 Modellfoto 04.31 Modellfoto
Die städtebauliche Situation des Haverkamps ist geprägt durch diffuse Grenzkanten. Daher liegt der städtebauliche Fokus des Entwurfes darin, ein eigenes Quartier zu generieren um so ein Identifikation mit dem Ort zu erlangen. Dabei bezieht sich die Baukörper Verortung auf die städtebauliche Achse des Wassers und öffnet sich mit dem entstehenden Platz der umlaufenden Promenade. Gegenüber der restlichen Bebauung des Haverkamps Areals artikuliert sich das Quartier neutral 18
aufgrund der undefinierten Entwicklung des Gebietes. Die Quartiersbildung wird vor allem durch einen Sockel erzeugt, der die Baukörper miteinander verbindet und eine klare stadträumliche Grenze aufzeigt. Die Höhenentwicklung der Volumen orientiert sich an der umgebenden Struktur und verknüpft den neuen Organismus so, mit der bestehenden Bebauung.
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Der höchste Baukörper des Campus in der Typologie eines Blockes, beinhaltet die theoretischen Institutionen der Schule wie Seminarräume, Bibliothek, Infrastrukturellen Einrichtungen (Sekretariat etc.). Dieser wird ergänzt durch einen Riegel, welcher den praktischen Teil der Schule beinhaltet. Das programmatische Raumprogramm dieses Volumens fokussiert sich auf Lehrküchen und Werkstätten. Der dritte oberirdische Körper des Quartiers beherbergt das Café und stellt die Belebung des Platzes zur Verfügung. Physisch als auch inhaltlich werden die verschiedenen Teile des Campus über das Sockelgeschoss verbunden. Diese beinhaltet neben weiteren Werkstätten und Lehrküchen auch Fotostudios, Computerpools, freie Arbeitsbereich etc.. Die einzelnen Campusteile gliedern sich jeweils um einen zentralen Innenhof der sowohl als kalter Freibereich aber auch als visuelle Vernetzung fungiert. Darüber hinaus leiten sie über ihre großmaßstäbliche Körnung Licht tief in den Grundriss. Ein zentraler Innenhof in der Mitte des Platzes vernetzt die Erdgeschossebene mit dem Sockelgeschoss und schichtet den Stadtraum in die verschiedenen vertikalen Schichten. Die innenräumliche Struktur wird dabei in sich verändernden bzw. drehenden Streifen organisiert. Der entstehende Zwischenraum fungiert als Hybridzone und vermittelt zwischen den unterschiedlichen Nutzungen und schafft Synergien zwischen diesen sodass bei20
spielsweise temporäre Ausstellungen etc. entstehen können. Im Erdgeschoss und Sockelgeschoss der Craftsschool befinden sich Institutionen, die sowohl von der Schule als auch den Bewohnern / Nutzern des Haverkamps genutzt werden können. Die dabei entstehenden Synergien schaffen einen programmatische Verortung des Neubaus mit dem Haverkamp. Beispielsweise schafft die Errichtung des Cafés eine Aktivierung und Belebung des Campus. Die Gestalt des Entwurfes ist geprägt durch den konstruktiven Aufbau der Baukörper. Das innenliegende Primärtragwerk schafft eine maximale Transparenz der Gebäudehülle und ermöglicht freibespielbare Grundrisse. Gebildet wird es dabei sowohl durch die Erschließung- und Versorgungskerne als auch Funktionelle-Kerne, die unteranderem Lager, Garderobe, Waschbecken usw. der jeweiligen Nutzung beinhalten. Statik als auch Gestalt prägten sind die Kreuzrippendecken, die als klar ablesbares konstruktives Element mit der Deckenplatte zusammen die Vertikalkräfte verteilt. Die Erscheinung der Craftsschool wird vor allem durch mehrschichtige und große Glasflächen und die stark ausgebildeten Horizontalen der Geschossdecken generiert. Innenliegende Vorhänge und ein als Absturzsicherung agierendes Gewebe erzeugen dabei ein spannungsreiches Fassadenspiel.
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Baukörper Verortung: Platz generieren
verbindendes Sockelgeschoss: Quartier bilden
öffentliche Mit-Nutzung: Campus aktivieren
Hofbildung: Ebenen vernetzen
Nutzung - Verortung
Zwischenraum: Synergien schaffen
Primärtragwerk: Transparenz erzeugen 04.03
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Deckenaufbau 10 mm verbundestrich, geschliffen, lasiert 50 mm Heizestrich Trennlage 40 mm Trittschalldämmung 200 mm Stahlbeton 300 mm Stahlbeton-Kreuzrippendecke 500 x 1250 mm tw. Abhangdecke als Rasterde cke, Aluminium, weiß 260 mm Installationsraum Fassadenaufbau Obergeschosse Pfostenriegelsystem, 3-fach Isolierverglsuung, Aluminium, weiß, tw. öffenbare Elemente Vorhangsystem, transluzenter Textilhang, weiß Wandaufbau Sockelgeschoss: 150 mm 150 mm 200 mm
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Ortbeton, SBK 3 Wärmedämmung, XPS Stahlbeton, SBK 3
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