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Wer nichts wagt, kann nichts erleben
from Techno-Zine
by Techno-Z
Sie heißen Cayman Ranger, Mad Max, Rocky Berg und Quan. Namen, die sofort das Kopfkino anwerfen und Abenteuer und Freiheit versprechen. Es geht hier aber weder um Filme, noch um verhaltensauffällige Helden, sondern um Hightech-Produkte, die Jacek Stalmach im Techno-Z Saalfelden entwickelt: Es geht um Skibobs.
Skibob-Fahren ist kein Breitensport, hat aber seit der Glanzzeit in den 70er-Jahren eine treue Fangemeinde. Bilder mit den Beatles und Prinz Charles auf Skibikes – wie sie in England und USA heißen – gingen um die Welt. Es gibt einen österreichischen Skibobverband, ein Nationalteam und jedes Jahr eine Weltmeisterschaft. Das wirklich ganz Besondere an diesem Sport auf vier Skiern ist aber, dass ihn auch Menschen mit Handicap ausüben können. Und das ermöglicht der Saalfeldner Unternehmer und studierte Sportwissenschaftler Jacek Stalmach. Als einziger Skibob-Produzent weltweit entwickelt er seine Skibobs für Menschen mit Behinderung.
Pistenglück für Rollstuhlfahrer
„Mein Herz lacht, wenn ich sehe, wie Menschen, die sich oft nur in einem Rollstuhl vorwärts bewegen, auf dem Quan unbeschreibliche Freude und Glück ausstrahlen“, sagt Stalmach. Auf die Idee mit den Spezial-Skibobs brachte ihn ein Bekannter mit steifem Knie. Heute baut er verschiedene innovative Modelle, für die er auch mit Preisen ausgezeichnet wurde. Aber das Schönste für ihn ist die Arbeit selbst: „Wenn zum Beispiel ein Kind im Rollstuhl sitzt, die Familie trotzdem gemeinsam Wintersport machen möchte, ist das mit unseren Skibobs möglich.“
Doch wie ist der Unternehmer auf diesen Sport gekommen? Jacek Stalmach war 17 Jahre alt, als sein Vater einen Skibob mit nach Hause brachte. „Der war sauschwer“, erinnert er sich. Stalmach wuchs in Schlesien auf und war immer ein ehrgeiziger Sportler. „Wir haben einen Slalom ausgesteckt. Bei der ersten Zeitmessung haben alle geglaubt, dass die Stoppuhr nicht geht, weil ich so schnell war“, lächelt er. Danach ging es für den jungen Polen rasant weiter. Eine Woche später nahm er bereits bei der Staatsmeisterschaft teil und wurde großartig Zweiter. In der Europameisterschaft kam er unter die Top Ten. Unzählige Pokale und Medaillen schmücken heute sein Büro im Techno-Z Saalfelden, die alle ein Ergebnis aus 18 Jahren Weltcup-Karriere sind. Dazu gehören auch vier Weltmeister- und drei Vize-Weltmeistertitel.
Weltmeister baut seit 1978 Skibobs
Was ihm damals bei den ersten internationalen Rennen sofort auffiel, war, dass sein Bob im Vergleich zu anderen nicht so gut funktionierte. Mit einem guten Freund richtete er kurzerhand eine Werkstatt ein und baute seinen ersten eigenen Skibob. „Das war 1978 und der Anfang. Ich hab nie wieder aufgehört“, sagt er und die Freude ist ihm anzusehen. Bis heute baut er jeden seiner Skibobs selbst zusammen: „Nur so kann ich die höchste Qualität garantieren. Und wenn man Weltmeister war, geht das gar nicht anders“.
Via Trainingslager in den Pinzgau
Und wie hat es das Skibob-Talent in den Pinzgau verschlagen? Über den Fußball. 1988 war er auf Trainingslager in Dorfgastein. „Mit einem Sportlerpass war das für uns möglich. Und ich beschloss, nicht mehr nach Polen zurückzugehen“, erzählt er. Sprachliche Probleme hatte er ohnehin keine, da er mit seinem Großvater, der in Piesendorf lebte, immer Deutsch gesprochen hatte. 1992 gründete er seine Firma, war Bundestrainer, Sportdirektor der Internationalen Skibob Federation und verbindet seither seine Erfahrung als Spitzensportler mit seinem Know-how als Techniker mit Zug zur Perfektion.
Obwohl sein letztes Rennen schon rund 20 Jahre zurückliegt, trainiert Stalmach nach wie vor täglich. Im Sommer am liebsten auf Inline-Skates bergauf auf dem Dientner Sattel: „Das ist notwendig, weil ich die Skibob- Schulungen für Menschen mit Handicap selbst übernehme. Da muss ich fit sein und darf keine Fehler machen.“ Bis zum eigenständigen Fahren seiner Kunden dauert es je nach Handicap und Talent vier Tage bis zwei Wochen.
WWW.STALMACH.COM