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Die richtigen Köpfe

Mitarbeiter sind der wichtigste Faktor für den Unternehmenserfolg. Auch im Technologiebereich ist der Kampf um Fachkräfte voll entbrannt. Techno-Z- Unternehmen haben erfolgreiche Strategien entwickelt, um Mitarbeiter zu finden und sie langfristig an sich zu binden. Wir haben vier Chefs und vier Mitarbeiter an den Standorten Itzling und Bischofshofen dazu befragt.

Techno-Z Unternehmen entwickeln erfolgreiche Strategien, um Mitarbeiter zu finden und zu halten.

„Es gibt einen superschlauen Spruch“, sagt Ulrich Klapper, Geschäftsführer der ADRESYS GmbH im Techno-Z Salzburg. „Mitarbeiter kann man nicht motivieren, man kann sie nur demotivieren. Wir versuchen daher, ein tolles Umfeld zu schaffen und Demotivationselemente zu eliminieren.“

Ulrich Klapper, ADRESYS

Die ADRESYS GmbH hat erst im letzten Jahr die Auszeichnung als „Great Place to Work“ in der Kategorie „Small Business“ erhalten. Das Unternehmen gehört zur OMICRON-Gruppe, die in den letzten Jahren mit Arbeitgeber-Preisen überhäuft wurde. In der Gruppe genießt das Arbeiten unter Wohlfühlbedingungen höchste Priorität.

MÖGLICHST WENIG REGELN

„Wir haben keine fixen Arbeitszeiten und möglichst wenig Regeln im Unternehmen“, so Klapper. „Wir versuchen, Kreativität dadurch freizuschalten, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einfach arbeiten zu lassen und ihnen nicht dauernd Prügel in den Weg zu werfen. Das funktioniert nur, wenn man das Menschenbild, dass die Leute schon okay sind, stark verinnerlicht hat. Man muss den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Vertrauen entgegenbringen.“

Bei ADRESYS setzt man auf Fachkräfte, die der führende deutsche Employer-Branding-Experte Franz-Rudolf Esch als „Right Potentials“ bezeichnet. Es geht also um Mitarbeiter, die wirklich zum Unternehmen passen. „Fachliches Wissen, das fehlt, kann man nachholen“, sagt Klapper, „aber menschliche Inkompatibilität lässt sich nicht oder kaum ausgleichen.“

SCHNUPPERTAG FÜRS BAUCHGEFÜHL

Bei ADRESYS gibt es nach einem Bewerbungsgespräch einen verpflichtenden Schnuppertag. Dieser hat den Sinn, neben den fachlichen Kompetenzen auch die soziale Eignung für das Unternehmen abzuklären. „Die Bewerber bekommen möglichst die Aufgaben, die sie nachher im Job auch bewältigen müssen“, erklärt Klapper den Zugang des Unternehmens. „Da ist das ganze Team mit dabei – sowohl bei der Auswahl der Aufgaben als auch beim Kick-off und beim Schlussgespräch am Abend.“ Am Ende muss die Entscheidung des Teams einstimmig ausfallen: „Wenn in einer Runde von acht Leuten, die mit dem Bewerber zu tun haben, eine oder einer ein schlechtes Bauchgefühl hat, dann sagen wir nein“, so Klapper.

Silke Wohnsdorf, ADRESYS

Eine Bewerberin, die überzeugen konnte, ist Silke Wohnsdorf. Die 27-Jährige arbeitet erst seit 1. April 2019 bei ADRESYS und ist eigens für den Job von Mönchengladbach nach Salzburg übersiedelt. „Ich hatte als Berufseinsteigerin noch keine Berufserfahrung“, erzählt Wohnsdorf. „Ich habe die Ausschreibung für den Arbeitsbereich Smart Textiles gesehen – zu diesem Thema hatte ich meine Masterthesis geschrieben. Die Stellenausschreibung hat gut für mich gepasst. Unter anderem stand darin: Wir bieten Eis, Kaffee, Obst – es war eine so richtig nette und einladende Ausschreibung.“

Nach einem Telefoninterview mit Ulrich Klapper und einer Kollegin von Human Resources wurde Silke Wohnsdorf zum Schnuppertag nach Salzburg eingeladen. „Es war super, das Team kennenzulernen und bei der Teamsitzung mit dabei zu sein“, erzählt sie. Auch Ulrich Klapper erinnert sich gut an die erste Begegnung. „Wir haben keine Ahnung von Smart Textiles, aber Silke hat uns überzeugt. Wir hatten das Gefühl, dass sie gut Bescheid weiß. Aber richtig beurteilen konnten wir das nicht. Aber was wir gewusst haben, war: Sie passt ins Team.“

UNTERNEHMEN ALS SINNSTIFTER

Die richtigen Mitarbeiter zu finden, ist eine Sache – sie auch zu halten, eine andere. „Mitarbeiter kommen wegen Marken und Produkten und gehen wegen Chefs und Kollegen“, schreibt Franz-Rudolf Esch im Buch „Internal Branding“. Die aktuelle EY-Jobstudie vom Mai 2019 zeigt, dass nur ein Drittel der österreichischen Arbeitnehmer hochmotiviert ist. Die größten Motivationsfaktoren sind übrigens nicht Dienstwägen, Versicherungen oder ein hohes Gehalt, sondern ein gutes Verhältnis zu den Kollegen, eine spannende Tätigkeit und günstige sowie flexible Arbeitszeiten.

Franz-Rudolf Esch nimmt aber auch die Chefetage in die Pflicht. In seinem Buch „Identität“ schreibt er, dass es fast 40 Prozent der Manager verabsäumen würden, Vision und Ziele zu vermitteln. Esch zitiert Lucius Annaeus Seneca: „Wenn ein Kapitän nicht weiß, welchen Hafen er anstreben soll, ist kein Wind der richtige.“

CHEF WIRD MAN OHNE AUSBILDUNG

Menschen brauchen eine Tätigkeit, die sinnstiftend ist und Freude bereitet. Fehlt der Sinn, sinkt die Motivation. Albin Rainer, Geschäftsführer der BSR idware GmbH im Techno-Z Salzburg, gibt offen zu, dass er für diese Einsicht Zeit gebraucht hat. „Wenn man anfängt, hat man keine Ahnung – Chef wird man ohne Ausbildung“, erzählt Rainer selbstkritisch. „Mit meinem Führungsstil war ich anfangs nicht zufrieden. Ich war kunden- und leistungszentriert. Erst die Erkenntnis, dass Menschen für Menschen und Ideen arbeiten, änderte alles. Mitarbeiter kann man nicht motivieren. Man kann nur Situationen schaffen, dass sie Sinn darin sehen, was sie tun.“

Albin Rainer, BSR

Christian Rauscher arbeitet seit 17 Jahren bei BSR. Und er macht Rainer ein Kompliment, das für jeden Chef wohl die größte Auszeichnung ist. „Albin Rainer ist der Grund, warum ich da bin“, sagt Rauscher, „er hat eine Atmosphäre geschaffen, die einzigartig ist. Ihn interessiert der Mensch mit seinen Stärken und Schwächen. Er sucht das persönliche Gespräch ganz informell. Er hat ein Gespür für die Leute und kann sich öffnen. Er ist wie ein Mentor.“

Christian Rauscher, BSR

GESPRÄCHSKULTUR UND TEAMBUILDING

Schauplatzwechsel von Itzling ins Techno-Z Bischofshofen in Mitterberghütten. Auch in der Metallverarbeitung ist der Fachkräftemangel ein großes Thema. Petra Hallinger ist Geschäftsführerin der Viper Tube Systems – Rohrsysteme GmbH mit 56 Mitarbeitern. Für sie ist die Unternehmenskultur das Um und Auf. „Wir haben wöchentliche Besprechungen mit dem Führungsteam – hier werden Probleme besprochen, Informationen ausgetauscht und Werte festgelegt. Dieses Vorgehen spiegelt sich auch in der nächsten Ebene wieder.“

Petra Hallinger, Viper Tube Systems

Daniel Grabner, der bereits seit 2006 im Unternehmen ist, streut Petra Hallinger Rosen: „Wir haben ein gutes Arbeitsklima, alle halten zusammen. Bei Problemen hat Frau Hallinger immer ein offenes Ohr.“

Daniel Grabner, Viper Tube Systems

Beim IT-Lösungsspezialisten 3c GmbH im Techno-Z Bischofshofen wird eine mitarbeiterfreundliche Unternehmenskultur ebenfalls hochgehalten. Durch konsequente Teambuilding-Maßnahmen versucht Geschäftsführer Christoph Mayr sein Team zusammenzuschweißen. „Wir organisieren und bezahlen für unsere Mitarbeiter eine Vielzahl von teamfördernden Veranstaltungen – dazu zählen gemeinsames Rodeln im Winter, unser Sommerfest oder die gemeinsame Teilnahme am Business Run in Bischofshofen.“ Mitarbeiter Christof Eisl, der von einem großen Unternehmen zur 3c GmbH gestoßen ist, schätzt die Vorteile des tollen Betriebsklimas: „Hier kann ich mitgestalten, man wird gehört. Ich kann mich aktiv einbringen und so zum Erfolg der Firma beitragen.“

Christoph Mayr, 3c

Christof Eisl, 3c

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