RAUS! 23

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Hochgenuss: spektakuläre Highline zwischen verlassenen Fördertürmen

Für eine bessere Welt: Social Entrepreneurs auf dem Vormarsch

La Réunion: Kletterabenteuer im indischen Ozean

Norwegen zu Fuß der Länge nach: ein 140-Tage-Wildnisabenteuer

Markus Pucher und der Cerro Torre: eine waghalsige Expedition

AUSGABE 23 | 03 / 2015 | D 4 € | A 4 € | BENELUX/E/I 6 € | CH 12 SFR

DAS OUTDOORMAGAZIN MIT

ZEITGEIST UND VISIONEN FÜR URBANE ABENTEURER



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herein

Zeit

im Freien

D

er Blick auf die in Skandinavien gelebten

140 Tage lang war er im Sommer unterwegs, wanderte

Kulturphänomene wie Jedermannsrecht und

3.000 Kilometer vom Kap Lindesnes im Süden bis zum

Friluftsliv ist ein inspirierender. Insbesondere

Nordkap. Und versuchte es anschließend im Winter,

in Norwegen ist das Leben im Freien eine

mit teils gegensätzlichen Erfahrungen.

feste Institution, eine gesellschaftliche Haltung und ein beeindruckender Lebensstil. Es ist die Einfachheit,

Auch Basti Aldehoff hat die eigene Komfortzone

die fasziniert: Draußen ohne ein festes Dach über

verlassen. Der Slackliner hat sich mit einem

dem Kopf zu übernachten, der Natur und anderen

ambitionierten Highline-Projekt in einer verlassenen

Menschen zu begegnen, fern von Konkurrenzgedanken

Industrieanlage auf unbekanntes Terrain begeben.

eine gute Zeit zu haben. Die Kontraste zu unserem

Zwischen zwei Kohlefördertürmen schaltet er ab

alltäglichen Leben könnten nicht größer sein. Und

und erlebt diese Momente in der Höhe als eine Art

gerade darin liegt oftmals die Herausforderung.

Meditation, bei der alles von ihm weicht.

Es erfordert zunächst etwas Zeit und Mut, dem scheinbaren Komfort und der vermeintlichen Sicherheit

Die Route Zambrocal wird zum Abenteuer an der

des Alltags zu entfliehen. Um dann zu erfahren, dass

frischen Luft für Kletterprofi Caroline Ciavaldini. Im

man auch mit weniger sehr gut zurechtkommen kann.

Basaltgestein ihrer Heimatinsel La Réunion vertieft sie ihre Erfahrungen in einem für sie an Bedeutung

Simon Michalowicz holt sich das Gefühl dort ab, wo es

wachsenden Kletterstil. Mit dabei: ein vielseitiges

so intensiv gelebt wird. Der Sauerländer liebt die langen

Team sowie ihre Begegnungen mit sich selbst und

Touren durch Norwegen, ist Wochen und Monate zu

Momenten der Angst.

Fuß unterwegs. In dieser Ausgabe berichtet er von seinen Wanderungen durch das skandinavische Land.

Eine Zeit voller Momente im Freien und viel Spaß mit der RAUS!-Sommerausgabe,

Benjamin Hellwig | Chefredakteur

COVERSHOT // Jan Faßbender, www.janfassbender.de Der Kölner Actionsport- und Lifestylefotograf fing die Szenerie einer besonderen Highline mit beeindruckenden Bildern ein. Rubrik: Urban. Zu finden ab Seite 26.

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Verbrauchs- und Emissionswerte Discovery Sport: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 10,9 – 5,4, außerorts 6,8 – 4,1, kombiniert 8,3 – 4,5; CO2-Emission 197–119 g/km; CO2


Inhalt

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40 URBAN HIGHLINE Der Charme alter Industrieanlagen zieht vier junge Deutsche magisch an. Zwei rostige Kohlefördertürme irgendwo in Belgien bilden das Grundgerüst ihres spektakulären SlacklineProjekts. RAUS! hat nachgefragt.

NATURNAH AUF LANGTOUR

52 EXTREM CERRO TORRE Durch

Durch ganz Norwegen, der Länge nach. Zu Fuß. Simon Michalowicz hat die entschleunigende Wirkung monatelanger Wanderungen für sich entdeckt. Im Sommer und Winter bricht er zu faszinierenden Langtouren auf. Und macht klar: Alles, was du brauchst, ist ein wenig Zeit.

puren Zufall entdeckt Markus Pucher im Schneesturm eine schützende Eishöhle. Seinem Glücksmoment am beeindruckendsten Granitberg Patagoniens folgen Momente des Schreckens. Eine Free-solo-Besteigung, die Grenzen aufzeigt. Nichts für jedermann.

62 AUF SPURENSUCHE WERKSPIONAGE BEI EIDER UND MILLET Ein Besuch in Annecy, dem Basecamp der beiden französischen Unternehmen, bringt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage. RAUS! blickt hinter die Kulissen und zeigt, welche Räder ineinandergreifen.

INSPIRIEREND ZAMBROCAL Die Rückkehr zu ihrer Heimatinsel wird zu einer herausfordernden Begegnung mit dem Basaltgestein von La Réunion. Kletterprofi Caroline Ciavaldini im Gespräch über Angst und Abenteuerdrang.

86 VISIONÄR SOCIAL ENTREPRENEURSHIP

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Unternehmerisch wirtschaften und gleichzeitig Gutes bewirken. Soziale Start-ups sind echte Alternativen, die zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen. Die Initiatoren wollen in erster Linie gesellschaftliche Probleme lösen, Gewinnmaximierung ist sekundär. Wir stellen fünf Projekte vor.

78 ANZIEHEND SONNENSEITEN Wir zeigen dir auf acht Seiten die richtige Sommermode für deine Aktivitäten im Freien.

04 WILLKOMMEN IM SOMMER Herein bei RAUS! | 08 BILDERWELT AUFBRUCH Eintauchen ins Leben im Freien. Momentaufnahmen, die mitreißen. Die RAUS!-Gallery. | 16 NACHGEFRAGT OUTDOORFOTOGRAF BASTIAN MORELL Der Allgäuer im Gespräch über das Festhalten des Augenblicks. | 20 UNTER STERNEN Übernachten im Grünen oder in der Wellnessoase – mit etwas Glück bist du dabei | 21 FRISCHE LUFT SOMMERNEWS Dinge, die das Leben schöner machen. | 48 LOS! BIKEN Spannende Biketrails und Tipps rund ums Fahrrad. | 70 QUERBEET FRANCHE COMTÉ Unterwegs in der ostfranzösischen Region. Zu Fuß, mit dem Rad und auf dem Wasser. | 74 STADTGEFLÜSTER SCHNELL NOTIERT Lass dir diese Termine nicht entgehen! | 76 KREATIVWETTBEWERB UNEEK | 92 FOTOCONTEST EIGENLEISTUNG Ab ins Gestein. Ob bouldernd, beim Zustieg oder im Geröllfeld: Auslöser drücken! Der RAUS!-Fotocontest geht in die nächste Runde. | 94 IMPRESSUM UND RETROSPEKTIVE Rüdiger Nehberg erinnert sich. | 96 UND NUN RAUS! | 98 RANDNOTIZEN Die RAUS!-Kolumne.

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FOTO: KARI MEDIG

Schon 1929 glaubten wir, dass außerordentliche Qualität uns der Natur näher bringt.

Das tun wir immer noch.

www.norrona.com

Welcome to nature


bilderwelt

„VON WEITEM GESEHEN, IST DER RAND DES SCHATTENS DIE LINIE DES LICHTES." AUTOR UNBEKANNT QUELLE DIE INSCHRIFT EINER SONNENUHR AUF DEM MOUNT-HOLYOKE-UNIVERSITÄTSCAMPUS

BOZEN Eigentlich waren wir in Bozen, um uns mit den Bikes auf den flowigen Trails im Umland der Stadt zu bewegen. Am Abend sind wir dann noch mal los in die Stadt, um das Südtiroler Flair zu genießen und den Tag bei einem Aperol Spritz ausklingen zu lassen. Für Tani ist das Bike aber eher ein Spielzeug. Mal ganz normal zu fahren, geht für ihn gar nicht. Als wir die Fußgängerbrücke entdeckten, hatten wir beide etwas davon. Tani durfte Gas geben und ich das Bild komponieren. Eine kleine Win-win-Situation.

FAHRER NATHANIEL GOINY | KAMERA CANON EOS 7D | BRENNWEITE 30 MM | BLENDE F 5.6 | ZEIT 1,3 SEKUNDEN

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FOTO // BASTIAN MORELL

bilderwelt

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FOTO // BASTIAN MORELL

bilderwelt

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bilderwelt

HÖFATS Einer der schönsten und markantesten Gipfel im Allgäu. Am ehesten kann man die Höfats mit den Bergen auf den Lofoten vergleichen. Sie ist ein extrem steiler Grasberg mit einer einzigartigen Botanik. Mit den Brüdern Mosmang, Andreas und Christoph, bin ich am Abend zum Gipfel aufgestiegen. Wir wollten das warme Abendlicht zum Fotografieren nutzen. Wenn man am Gipfel steht, sieht man, wie sich der Sonnenuntergang im 70 Kilometer entfernten Bodensee spiegelt.

KAMERA CANON EOS 7D | BRENNWEITE 10 MM FISCHEYE | BLENDE F 7.1 | ZEIT 1/200 SEKUNDE

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bilderwelt

THANNHEIMER TAL Als wir um vier Uhr starteten, war der dunkle Himmel voller Wolken. „Da hätten wir auch ausschlafen können“, kam als Erstes. „Egal! Jetzt sind wir schon wach. Jetzt ziehen wir es auch durch.“ Es war beim Losgehen wirklich unangenehm kalt. Alles war mit Reif überdeckt und der Boden gefroren. Aber uns wurde ziemlich schnell warm. Denn für dieses Bild mussten wir die Bikes insgesamt 650 von 850 Höhenmetern tragen. Mit den zusätzlichen 15 Kilo Fotogepäck wechselten wir uns ab. Sonst hätten wir es wohl nicht bis zum Sonnenaufgang geschafft. Und dann hatten wir Glück. Die Wolken lösten sich auf. Der Mond schien so hell, dass wir keine Stirnlampen mehr brauchten. Am Gipfel hatten wir etwas Zeit, denn es dauerte etwas länger, bis die Sonne hinter der Zugspitze hervorkam. Dann musste alles schnell gehen. Rauf auf die Bikes. An die Stellen, wie besprochen. Los! Und das Bild war im Kasten.

FAHRER FLORIAN HÄUSLER UND ROBERT HÄRLE | KAMERA CANON EOS 7D MARK II | BRENNWEITE 10 MM | BLENDE F 5.0 | ZEIT 1/200 SEKUNDE

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FOTO // BASTIAN MORELL

bilderwelt

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HIGH QUALITY OUTDOOR EQUIPMENT SINCE 1908

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Microlight Jacket Microlight ist eine äußerst vielseitige Jacke und das ideale Modell für alle Aktivitäten, bei denen guter Windschutz erforderlich ist. Der winddichte, wasserabweisende 4-Wege-Stretch gewährleistet ausgezeichnete Bewegungsfreiheit. Schnell trocknendes Leichtgewicht mit guter Atmungsaktivität. Die Microlight Jacket wurde speziell zum Bergsport entwickelt.

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nachgefragt

Hinter der Linse NACHGEFRAGT BEI SPORT- UND OUTDOORFOTOGRAF BASTIAN MORELL Wirkung, Schattenverlauf, Sportler in Aktion. Wenn Bastian Morell sein Kameraequipment in der Wildnis zum Einsatz bringt, dosiert er die Zutaten. RAUS! im Gespräch mit dem 30-jährigen Allgäuer.

Hallo Bastian, du lebst in Burgberg im

Worin liegt für dich die Faszination des

Allgäu und genießt in der Umgebung

Fotografierens im Allgemeinen? Mit Bildern

gute Bedingungen zum Mountainbiken,

kann man Geschichten erzählen. Manchmal

Skifahren und Bergsteigen. Welche Situa-

reicht für eine ganze Geschichte nur eine

tionen haben dich dazu inspiriert, hinter

Tausendstelsekunde. Diesen Moment zu erwi-

der Linse aktiv zu werden? Mich beein-

schen, zu erleben und die Erinnerung an die-

drucken einfach die Alpen mit ihrer Schönheit

sen Moment einzufrieren – das fasziniert mich.

INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // BASTIAN MORELL

und der sportlichen Herausforderung. Es ist der Sport generell, der mich inspiriert. Ich

In deinen Bildern verbindest du die

mache ihn nicht, um zu trainieren, ich mache

Dynamik des Sports mit der Freiheit der

Sport, um etwas zu erleben, um rauszukom-

Natur. Was genau reizt dich an diesem

Außerdem musst du dich vorher mit dem

men, um die Natur zu genießen. Alles hat

Zusammenspiel? In der Natur spielen für

Sportler absprechen, wo genau er fahren

damit angefangen, dass ich mit Freunden

mich Zeit und Raum oft eine andere Rolle.

soll. Auf die Kameraautomatik sollte man

Touren gemacht habe, bei denen mich die Ka-

Wenn man zum Beispiel ein Panoramafoto

sich dabei nie verlassen. Am besten: Die

mera dann immer begleitet hat. Früher hätte

betrachtet, wirkt die Natur eher statisch. Wenn

Kamera manuell einstellen, manuell fokussie-

ich mir nie erträumt, dass ich das eines Tages

man dann aber in dieses statische Bild einen

ren, dann abwarten, bis der Sportler an der

professionell machen würde.

Sportler setzt, dann entsteht eine Dynamik im

richtigen Stelle ist. Und abdrücken.

Bild. Und diese Komposition ist für mich eben das perfekte Foto.

Die Erlebbarkeit deiner Fotos spielt für dich eine besondere Rolle. Inwiefern?

Welche Techniken wendest du als Profi

Ich halte überhaupt nichts von Fotomonta-

an, um dynamische Bewegungen fest-

gen. Was die Athleten auf meinen Bildern

zuhalten? Das ist ganz unterschiedlich. Das

machen, ist wirklich umsetzbar. Licht und

Wichtigste ist, die Erfahrung zu haben und zu

Farben werden im Nachhinein durch Photo-

wissen, wann dieser Moment entsteht.

shop angepasst.

„Ich halte überhaupt nichts von Fotomontagen. Was die Jungs auf meinen Bildern machen, ist wirklich umsetzbar.“

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DER HOBBY

VANTANA

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nachgefragt

Von spontanem Bauchgefühl bis minutiöser Planung – wie findest du bei FotoNatürliches Licht und Bildaufbau sind

projekten deine Balance? Wenn ich hier bei

deine wesentlichen Gestaltungselemente.

uns im Allgäu ein Auftragsshooting habe und

Worauf legst du dabei Wert? Meistens

die Location selbst wählen kann, schau ich sie

gestaltet natürliches Licht meine Bilder. Das

mir immer vorher an, um die richtigen Stellen

liegt nun mal daran, dass es mir aus Ge-

zu finden, an denen man gute Fotos machen

wichtsgründen gar nicht möglich ist, eine

kann. Auch wenn ich mal ein bestimmtes Bild

Studioblitzanlage durch die Berge zu tragen.

im Kopf habe, plane ich das Shooting ziemlich

Viel wichtiger ist es für mich, zu den rich-

genau. Genauso gern shoote ich aber auch an

tigen Zeiten unterwegs zu sein. Am besten

Orten, an denen ich noch nie war. Hier fallen

zum Sonnenauf- oder -untergang. Zu diesen

mir dann oft Details auf, die ich beim zweiten

Zeiten hat man einfach das schönste Licht

Mal vielleicht übersehen hätte. Für ein tolles

zum Fotografieren. Wenn ich gewisse Situati-

Foto aber funktioniert beides.

onen hervorheben möchte und andere Dinge verschwinden sollen, verwende ich auch ab

Welche Orte, an die du über das Foto-

und zu mal einen dezenten Blitz. Gelungen ist

grafieren geraten bist, haben dich be-

das Bild für mich aber erst, wenn man später

sonders beeindruckt und warum? Island

nicht erkennt, dass mit einem Blitz gearbeitet

hat mich sehr beeindruckt, weil das Land so

wurde. Um einen schönen Bildaufbau hinzu-

wahnsinnig abwechslungsreich ist. Das Zusam-

bekommen, achte ich bei der Aufteilung mei-

menspiel der Farben, alles Spektakuläre ist auf

Inwieweit siehst du als Fotograf auch

stens auf den goldenen Schnitt. Ganz wichtig

engem Raum, man kann direkt sehen, wie die

abseits deines Berufs dein Umfeld

ist es aber auch, auf die unterschiedlichen

Erde dort arbeitet. Das kann ich mit anderen

mit anderem Auge? Selbst merke ich es

Ebenen im Bild zu achten. Vordergrund, Mitte,

Orten, die ich bisher auf der Welt gesehen

daran, dass ich oft versuche, Bilder anderer

Hintergrund. Natürliche Linienverläufe, zum

habe, nicht vergleichen. 2011 habe ich mit

Fotografen zu analysieren. Warum dieses

Beispiel durch Licht und Schatten, entscheiden

Markus Bartl eine Bike-Fotostory auf Island ge-

Bild gerade so auf mich wirkt, warum es

später oft beim Betrachter unterbewusst, ob

macht. Das Tagebuch und die Bilder kann man

interessant ist, wie die Bildeinteilung statt-

ihm das Bild gefällt oder nicht.

sich auf meiner Homepage ansehen.

gefunden hat und wie das Licht eingesetzt wurde. Gleiches gilt auch bei Filmen mit guter Kameraführung. Da kann der Inhalt schon mal zweitrangig sein. Gibt es Traumprojekte, die noch etwas undefiniert im Hinterkopf schlummern, von denen du erzählen kannst? Es ist immer schwer, über Projekte zu reden, die einem gerade im Kopf herumschwirren, da man vorher oft gar nicht weiß, ob sie auch so umsetzbar sind. Was ich aber bereits sagen kann, ist, dass mein nächstes Projekt hier bei uns in den Alpen stattfinden wird ...

weitere infos unter www.bastianmorell.de

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PISTAZIEN

Der natürliche Snack für unterwegs

Amerikanische Pistazien sind der ideale Snack für aktive Menschen. Sie lassen sich prima überallhin mitnehmen und mit den drei tollen Rezepten werden Brotzeit oder Picknick zum Highlight.

Fruchtige el Pistazienrieg

P

istazien sind eine ideale Nährstoffquelle für unterwegs. „Die ausgewogene Kombination von Eiweiß, Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und gesunden Fetten macht amerikanische Pistazien zu einem perfekten Begleiter“, sagt Dr. Ursula Hildebrandt von der Deutschen Sporthochschule in Köln. So vielseitig sind die kleinen grünen Powerpakete: Pistazienriegel, Smoothies oder Mitnehm-Nudelsalate sind ganz schnell gezaubert. Hier sind drei tolle Rezepte der American Pistachio Growers. Weitere Rezepte finden Sie auf americanpistachios.de.

FÜR ca. 8 STÜCK Je 50 g getrocknete Datteln und Aprikosen

1) Datteln und Aprikosen fein würfeln. Amerikanische Pistazien schälen und grob hacken. 2) Honig und Öl erhitzen, mit Datteln, Aprikosen, amerikanische Pistazien und Haferflocken vermischen. Die Frucht-PistazienMischung ca. 1–2 cm dick auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech oder in eine rechteckige Form streichen (ca. 10 x 24 cm) und im vorgeheizten Backofen bei 160°C (Gas: Stufe 2, Umluft 140°C) ca. 30–35 Minuten backen.

3) Die noch leicht warme Masse in 8 Riegel schneiden

Mediterraner Nudelsalat

(ca. 3 x 10 cm) und anschließend komplett auskühlen lassen. Riegel nach Wunsch verpacken und mitnehmen. Zubereitungszeit: ca. 60 Minuten | Pro Stück: 885 kJ / 211 kcal

FÜR ca. 4 PORTIONEN

PistazienSmoothie

Glas

FÜR ca. 4 GLÄSER

1) Nudeln in kochendem Salzwasser nach Packungsanweisung zubereiten, abtropfen und abkühlen lassen. Tomaten in Würfel schneiden, Oliven vierteln. Feigen mit einem trockenen Tuch abreiben und würfeln.

2) Für das Dressing Öl, Essig, Senf und Honig verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Amerikanische Pistazien schälen.

3) Salatzutaten, Dressing und Pistazien vermischen, kurze Zeit durchziehen lassen und zum Mitnehmen verpacken. Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten | Pro Portion: 2833 kJ / 676 kcal

1) Teebeutel mit 500 ml heißem Wasser aufgießen, ca. 5-8 Minuten ziehen und abkühlen lassen. Amerikanische Pistazien schälen und grob hacken. 2) Mango und Kiwi schälen, bei der Mango das Fruchtfleisch in Spalten vom Stein und anschließend diese und die Kiwis in Stücke schneiden. Tee, Traubenzucker, amerikanische Pistazien und Obst in einen Mixer geben und pürieren. 3) Smoothie in Gläser füllen, nach Wunsch mit Fruchtstücken garnieren und mit einem Strohhalm servieren. Zum Mitnehmen in gut verschließbare Flasche füllen. Unser Tipp: In einem Thermobehälter bleibt der Smoothie kühl und frisch. Zubereitungszeit: ca. 20 Minuten | Pro Glas: 894 kJ / 213 kcal

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Entspannung und Naturverbundenheit. Das und noch viel mehr bietet das

eignet sich die Dolomiten Wellness Residenz Mirabell bestens als Start-

Baumhaushotel Solling seinen Besuchern das ganze Jahr über. Der Erleb-

punkt für zahlreiche Wanderungen und Mountainbiketouren im UNESCO-

niswald in Schönhagen steht für Spiel, Spaß und Spannung für jedes Alter.

Weltnaturerbe der Dolomiten. Die Wander- und Radwege des Pustertals bieten

Auf dem „Klimaturm“ hat man aus 40 Metern Höhe eine wunderschöne

für jeden Geschmack die passende Strecke, egal ob lockere Tagestour oder

Aussicht über den gesamten Wald. Auch die Feuerstelle lädt zu romanti-

ambitionierter Mehrtagestrip, ob leichte Klettersteige oder anspruchsvolle

schen Momenten zu zweit ein.

Höhenwege. Auf Wunsch auch mit Begleitung eines Mirabell-Wanderführers.

Das Baumhaus Refugium bietet ländliche Sicht ins grüne Gehölz.

Im Mirabell-Spa kann man sich dann bei wohltuenden Massagen oder in

Wenn man die Balkontüren nachts geöffnet hält, schläft man wie

einer der sechs Saunen von den Bergtouren erholen. Pure Entspannung

in freier Natur mit Geräuschen von Tier und Laubbäumen. Durch

für strapazierte Muskeln finden Gipfelstürmer in den „Bad Schartl Bädern“

einen rollbaren Betttisch steht einem entspannten Frühstück im

oder bei einer Ayurveda-Fußmassage. Anschließend verwöhnt die aus-

Bett nichts im Wege. Falls sich doch mal die Sonnenstrahlen blicken lassen, lädt die großzügige Sonnenterasse mit Aussicht auf das wunderschöne Ahletal zu einem Schmaus im Freien ein. Dieser wird euch selbstverständlich direkt zum Baumhaus gebracht. Strom gibt es in jedem Baumhaus. Geduscht wird in der Nähe, im neuen, hölzernen Komfort-Duschwagen.

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frische luft | go green

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BERGHAUS, and LIVE FOR ADVENTURE are registered trade marks of Berghaus Limited. © 2015 Berghaus Limited.

Grünes Gemüse


frische luft | fußläufig urban

Tolle Wolle Ein unscheinbares kleines Päckchen mit großer Wirkung: Hikerswool besteht aus hundert Prozent fein gekämmter Lammwolle, die die Füße gut abpolstert und vor Druck und Reibung schützt. Einfach von der Wolle ein ausreichend großes

transportiert entstehende Feuchtigkeit nach außen. Verkaufspreis: 12,50 Euro. Weitere Infos unter www.hikerswool.de

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Ausprobiert Source Djibouti TEXT & FOTO // BENJAMIN HELLWIG

drücken, erfordert eine Spur Fantasie. Das neueste Modell Djibouti der israelischen Sandalenexperten von Source kann mehr. An die Füße und los gehts. Die Gemeinsamkeiten mit einfachen Gummilatschen gehen der EVA-Zwischensohle verarbeitet Source antibakteriell wirkendes Cupron. Diese Kupferfasern werden aus recycelten Quellen aufbereitet und eliminieren die meisten geruchsverursachenden Bakterien und Pilze. oder anderen nassen Stein. Für eine Zehensandale hat man da ausgesprochen guten Halt. Das Polypropylendann ist da noch der grüne Punkt in der Laufsohle. Er markiert den Garantiezustand. Ist das Grün noch zu Verkaufspreis: 44,95 Euro. Weitere Infos unter www.source.com

Ausprobiert Merrell Capra Sport TEXT & FOTO // BENJAMIN HELLWIG

es sein Träger ihm auferlegt. Mit dem Modell Capra Sport der Outdoorexperten von Merrell ist

www.merrell.com

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Photo: Florian Mayerhoffer Location: Velebit / Croatia

Maremma 26

Eins mit der Natur – unsere Produktphilosophie Green Shape ist Deine VAUDE Garantie für umweltfreundliche Produkte – aus nachhaltigen Materialien und ressourcenschonender Herstellung. Wir unterstützen die Naturschutzarbeit unserer Partner WWF und DAV und setzen uns als Mitglied der Fair Wear Foundation für faire Arbeitsbedingungen in unseren Produktionsstätten ein. vaude.com


frische luft | wild

BELESEN

gefühl all derer, die nach Ruhe, Balance und ein wenig Abenteuer als Abwechslung zu ihrem Alltag suchen. Stadtmenschen – stimmungsvoll, sympathisch und mit einem romantischen, teilweise auch ironischen

BERATEN Fisch guten Gewissens auf den Teller darf, liefert der Greenpeace-Fischratgeber. Erhältlich ist der

schonend gefangen wurden. Weitere Infos unter

BEFEUERT elektrischer Generator wandelt die Hitze des Kochers in elektrische Energie um. So kann man beim Kochen elektrische Geräte wie zum Beispiel Tablets, Mobiltelefone wird erzeugt. Einfach die drei Standfüße ausklappen, Holz, Papier oder getrockneten Kameldung einfüllen, anzünden und den integrierten Ventilator einschalten. Preis: 129,95 Dollar. Weitere Infos unter www.biolitestove.com

HANS KOCHT ...

KRÄUTERSALAT MIT GERÄUCHERTER FORELLE EQUIPMENT: alter Metalleimer | 1 Schraubenzieher o.Ä. | 1 Holzchips | 23 Hände voll glühende Kohlen (aus dem Grill oder Lagerfeuer) |1 Schaufel voll Holzspieße | (Länge nach Durchmesser des Eimers) oder Grillrost | 40 altes Geschirrhandtuch, nass |1

1 | Für den Räucherofen mit dem Schraubenzieher oder einem mer verwenden. Die heißen Kohlen in den Eimer füllen und die Holzchips draufstreuen. Die Spieße als Grillrost auf dem Eimer verteilen oder tatsächlich einen Grillrost nehmen.

2

-

mit der Hautseite nach oben auf den Spießen verteilen und mit dem nassen Tuch abdecken. Fünf bis sieben Minuten räuchern.

ZUTATEN: (am besten frisch gefangen) | 500 g frische wilde Kräuter (Brunnenkressen, Sauerampfer, Bärlauch, Spitzwegerich, Giersch, Dill, Petersilie o.Ä.) | 2 Hände voll rote Zwiebel | 1 Zitronen | 2 Joghurt | 150 g Zucker und Salz | je eine Prise

3 | Während der Fisch räuchert, die Zwiebel in feine Streifen Filets zerrupfen und zusammen mit den Kräutern auf einem

Tipp: Anstatt teure Holzchips zum Räuchern zu kaufen, einfach mit einem scharfen Messer Späne von einem getrocknetem Stück Holz schnitzen.

Hans-Ole Freudenberg | Kochhandwerk | www.hansolefreudenberg.de

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frische luft | urban

Geschultert Die neue Retrolinie Sunbird ist eine Hommage an die Anf채nge und Designelemente wie Segeltuch, Lederdetails und traditionelle Befestigungslaschen, die der Gr체nder Wayne Gregory seinerzeit nutzte, kommen in diesen Rucks채cken und Taschen zum Einsatz. Retrostyle kombiniert mit modern-urbanem Touch. Zu kaufen gibt es die Sunbird-Modelle zum Beispiel bei www.globetrotter.de. Weitere Infos unter www.gregorypacks.com

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Abgefahren Board Bob ist ein Downhill- und Freestyleboard, mit dem man jede Abfahrt nehmen kann. Die Longboarddecks werden aus bestem Birkenholz gefertigt,

www.brunotti.com


urban

DIE LOGISCHE VERBINDUNG Nachgefragt bei Slackliner Basti Aldehoff

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URBAN AUF DEM GURTBAND ZWISCHEN VERLASSENEN KOHLEFÖRDERTÜRMEN

INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // JAN FASSBENDER

„WER DEN ORT SUCHT, WIRD IHN FINDEN“, SAGT BASTI ALDEHOFF. DER 23-JÄHRIGE KÖLNER UND ANGEHENDE GEOWISSENSCHAFTLER SUCHT DIE KÖRPERLICHE UND MENTALE BEGEGNUNG MIT DER HÖHE. AN EINEM FASZINIERENDEN INDUSTRIEGELÄNDE IRGENDWO IN BELGIEN GELINGT DER GANG AUF DER HIGHLINE AUF BESONDERE WEISE. RAUS! HAT NACHGEFRAGT.

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urban

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dieses Band zu laufen. Ähnlich wie beim Jonglieren, wo du mit drei Bällen anfängst und erst mal eine Weile brauchst, um koordinativ zu verarbeiten, was genau da passieren soll. Ich finde es schön, diesen Prozess bei anderen Leuten zu sehen und die Fortschritte blutiger Anfänger teilen zu können. allo Basti, erinnerst du dich an den

Inwieweit hat sich dein Leben seit deinem Start auf den Kopf

Moment, der dich mit der Slackline infiziert hat?

gestellt? Ich habe eine Zeit lang ziemlich intensiv mein Leben danach

Klar! Bevor ich zum Slacklinen kam, war Downhill-

ausgerichtet. War fast jedes Wochenende auf Slackline-Festivals, habe

Longboarden mein Sport. Als ich mich verletzte, suchte

eigene Highline-Aktionen geplant und durchgeführt, war oft viermal in

ich mir etwas, um nebenher aktiv sein zu können und

der Woche mit der Line unterwegs. Inzwischen kann ich viel aus diesen

während der Zeit meine Balance zu trainieren. Ich

Erfahrungen vom Anfang schöpfen, wenn ich mal nicht ganz so viel Zeit

erinnerte mich daran, wie ich mich vor fünf Jahren im

fürs Slacklinen habe, und anstatt mich nur über neues Material auf dem

betrunkenen Zustand auf einer Party auf einer Fünf-

Markt zu unterhalten, gehe ich mehr klettern oder jongliere.

Meter-Slackline versuchte. Das klappte kein bisschen. Ich dachte, wenn es so schwierig ist, ist es vielleicht ein

Stellt Slacklinen für dich einen Gegenpol dar, den du dei-

gutes Training. Ich lieh mir die Slackline von damals aus

nem Alltag entgegensetzt? Slacklinen kann etwas Meditatives,

und vom ersten Moment an gefiel es mir – auch, weil

Minimalistisches, Einfaches haben. Wenn du den Grundgedanken der

ich in diesen ersten Momenten dachte, man könne es

Bewegungen einmal verstanden hast, kommen da nicht mehr so

nicht erlernen.

viele neue Moves dazu, zumindest bei dem, was ich mache, also auf längeren Distanzen und in der Höhe. Es kann laufen wie aus einem

An welchen Meilensteinen merkst du, dass du

Guss und ich empfinde diese Momente als eine Art Meditation, als

dich kontinuierlich gesteigert hast? Etwa ein Jahr

ein Abschalten. Ich merke das, wenn ich vom Alltag nervös oder

nach meinem Start bin ich eine 130-Meter-Longline

gestresst die Line aufbaue, dann etwas hin- und herlaufe und all das

gelaufen, was eine deutliche Steigerung zu den Längen

von mir weicht. Dann bin ich entspannt. Das ist der Ruhepol in und

davor war. Später im selben Jahr konnte ich meine

auch ein Kontrast zu meinem Alltag.

erste Highline bezwingen, was für mich nach wie vor eine sehr intensive Erfahrung ist. Darauf folgte im

Was reizt dich an urbanen Locations generell, was fühlt sich

nächsten Jahr eine 200-Meter-Longline. Ich muss aber

dort anders an als in der freien Natur? Wir haben hier im Kölner

sagen, dass – vom Gefühl her – das erste Mal 60 Me-

Raum nicht gerade viele Berge. Wir müssen uns ohnehin Alternativen

ter eine meiner intensivsten Begehungen war.

suchen. Dafür haben wir hier in der Umgebung viele alte Industriegebäude und -anlagen. Die sind oft heruntergekommen und versprühen

Warum würdest du jemandem unbedingt na-

auch dadurch einen schönen Charme. Wir suchen uns Orte aus, an

helegen, sich dem Slacklinen zu widmen? Es

denen eine logische Verbindung von hohen Punkten möglich ist.

ist ein superschönes Gefühl, wenn du relativ schnell Erfolgserlebnisse sammelst! Auch wenn es anfangs, wie eben beschrieben, fast unmöglich erscheint, über

„Die subjektive Risikowahrnehmung ist extrem hoch, die eigentliche, objektive Gefahr aber ist, wenn man es gewissenhaft macht, sehr, sehr gering.“

Nackenstarre

28

raus-magazin drei 2015

Dominik (links) und Basti in der Analyse


urban

Zwischen Giganten aus Stahl: Basti im Konzentrationsmodus

Und dann ein kleiner Roadtrip nach Belgien? Ja, wir sind dann einfach mit dem Auto hingefahren, Es ist eine komplett andere Atmosphäre, da die harten Kontraste und

dachten, wir schauen vor Ort einfach mal, wie dicht wir

die klaren Linien an von Menschen geschaffenen Orten wie Metallträ-

herankommen. Auf der einen Seite hast du dort das

gern oder Betongebäuden einfach etwas Besonderes sind. Gerade im

Industriegebiet, gegenüber stehen zwei, drei Bürogebäu-

Gegensatz zur Natur, wo alles rund, weich und grün ist. Zudem ist es

de und daneben verläuft eine relativ große Hauptstraße.

ein künstlerischer Zugang. Du suchst dir Spots, die dir von den Bildern

Auf gut dumm sind wir rangefahren, was dazu führte,

und der Atmosphäre her gefallen. Auch wenn ich nicht der Urban

dass wir fast unter diesen Türmen parken konnten. Ein-

Explorer im eigentlichen Sinne bin, empfinde ich solche Spots dann

facher ging es nicht (lacht), wir waren superüberrascht.

immer als einen Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Die rechtliche

Das Areal wurde gerade als neue Parkerholungs- und

Grauzone, in der sich derartige Aktionen abspielen, kommt meist als

Industriedenkmalfläche ausgebaut, das war unser Glück.

Nebeneffekt hinzu. Du turnst auf irgendwelchen Dingen herum und bist dir nicht sicher, ob das so in Ordnung geht. Beim Highlinen baust

Ihr seid dann gleich an den Aufbau gegangen ...

du darüber hinaus etwas Stationäres auf, du kannst also nicht einfach

Die erste Hürde ist, auf diese Türme hinaufzukommen.

schnell deine Sachen packen und dich aus dem Staub machen.

Die Treppen beziehungsweise Leitern sind damals abgebaut worden, also mussten wir wie in den Bergen

Du warst Teil der Crew, die den Spot in Belgien gelaufen

gesichert hochklettern. Gerade wenn du Leute dabei

ist. Wie seid ihr auf den besonderen Ort gestoßen? Über die

hast, die mit dem Klettern nicht sehr vertraut sind, was

Recherche von Urban-Explorer-Fotografien. Dazu entdeckten wir dann

beim Highlinen auch mal vorkommen kann, muss man

ein Basejump-Video von dem Ort, das ebenfalls die Stimmung dort

besonders vorsichtig und sicher vorgehen. Ich bin im

rüberbrachte. Wir fanden die Strukturen so faszinierend: Du hast diese

Vorstieg hochgeklettert und habe dabei Zwischensiche-

zwei gleich hohe Kohlefördertürme von identischer Bauweise in 60 bis

rungen an den Stahlverstrebungen für meine Sicherheit

70 Metern Entfernung zueinander stehen. Rund 50 Meter hoch in der

und Fixseile für die Nachsteiger gelegt, an denen sie

Position, in der wir die Line aufbauten. Diese Kombination war perfekt!

dann aufsteigen konnten.

raus-magazin drei 2015

29


urban

„Egal wie gut du gesichert bist, beim Balancieren in der Höhe in einem leeren Raum, in dem du nichts um dich herum hast, merkst du, dass Menschen nicht dafür konditioniert sind.“

Wie hast du das Industrieareal wahrgenommen? Der Spot war in einer Weise in der Zivilisation ausgesetzt, dass du von oben auf die Stadt blicken konntest. Das war sehr beeindruckend. Gleichzeitig rechneten wir damit, dass jeden Moment die Polizei auf der Matte stehen würde, um uns da herunterzubitten. Denen wäre es sicher nicht recht gewesen, dass wir dort oben herumturnen würden. Es herrschte eine leichte Anspannung unter uns, jeder hat sich nervös umgeschaut, immer wieder, wenn Leute kamen, versteckt. Wenn du die Line hochziehst, fällst du besonders auf, weil dieses 80 Meter lange Seil für eine Weile schlapp runterhängt und im Wind aufgewirbelt wird. Im gespannten Zustand dagegen siehst du als Außenstehender die Highline aus manchen Blickwinkeln nicht. Gab es Außenstehende? Ja, ein paar Fußgänger. Denen ist aber erst spät, als sie unter der Line standen, aufgefallen, was dort passierte. Dann blieben sie stehen, haben mit dem Finger nach oben gezeigt. Wir haben nur positive Reaktionen bekommen, lächelnde Gesichter, interessiertes Warten, ab und zu ein Klatschen. Das war im Übrigen bei all unseren Aktionen im urbanen Raum so. Uns ist wichtig, dass wir etwas Positives und auch eine gewisse Sicherheit ausstrahlen. Beobachtende sollen das Gefühl haben, dass wir wissen, was wir da tun, dass wir uns nicht in Gefahr begeben. Für die meisten ist es ohnehin surreal, was da abgeht. Und sie nehmen oftmals schlicht an, dass das, was da passiert, offizieller Natur ist. Bei uns steht die Sicherheit im Vordergrund, und das ist doch das Schöne an dem Sport: Die subjektive Risikowahrnehmung ist extrem hoch, die eigentliche, objektive Gefahr aber ist, wenn man es gewissenhaft macht, sehr, sehr gering. Wer war Teil der Crew? Hier in Köln gibt es eine kleine, eingeschweißte Slackline-Szene, einen harten Kern an Leuten, die auch ziemlich motiviert sind. Die, die in Belgien dabei waren, kamen aus diesem Kern. Dominik, Volker und Clark, dazu Jan als Fotograf. Volker war auf sich allein gestellt, als er die statische Seite aufbaute, da Clark per Anhalter angereist war und erst dann dazukam, als wir mit dem Aufbau fertig waren. Dominik und ich waren auf der Spannseite, wo wir mit dem Flaschenzug die Line auf Spannung gebracht haben. Als die Line dann hing, war der Wind relativ stark. Im Moment, wenn du die Line mit dem Back-up-Seil verbindest, flattert das Ganze ordentlich. Das klingt wie ein startender Helikopter. Mit einer Rolle bin ich dann auf die Line, um die beiden Elemente miteinander zu vertapen. Ich rollte also zu Volker rüber, und drüben angekommen merkte ich, wie angespannt er war. Ihm tat es gut, dass da noch einer drüberschauen konnte über das, was er aufgebaut hatte. Und auch der Kontakt tat ihm gut. Es war durch den Wind kalt dort oben, er war in einer ausgesetzten, isolierten Position und bereits etwas demoralisiert und kam erst dann wieder in die Realität zurück. Die Line stand, als dann Clark hochkam.

Kletterseil, Gurt, Karabiner: Aufstiegssicherungen für den Aufbau der Line

30

raus-magazin drei 2015


urban

Er war total motiviert, voller Energie, wir dagegen ziemlich durchgefroren. Gerade bei Highline-Aktionen ist ein gut eingespieltes Team, welches sich mit Materialkunde und Seiltechnik intensiv auseinandergesetzt hat, besonders wichtig für die Realisierung des Projekts. Beim Laufen auf der Line bist du zwar ganz allein und kämpfst mit dir selbst, aber der Aufbau ist eine Teamleistung, welche im Alleingang nicht machbar wäre. Nach all der Zeit ist es dennoch ein Highlight, die Line zu gehen. Spürst du das in solchen Momenten? Absolut. Vom ersten Spotcheck bis zum fertigen Aufbau bin ich schon angespannt. Steht wirklich alles so, wie ich es mir überlegt habe? Sobald das gegeben ist, fällt diese Anspannung von mir ab. Ich gehe dann vom Planen zum Genießen über. Das erste Mal auf diese neue Line zu treten, ist ein surrealer Moment. Es ist das Projekt, das du die ganze Zeit im Kopf hattest, ein cooler Augenblick. Und das spürst du so in dem Moment? Ich versuche, intensiv das wahrzunehmen, was da vor sich geht. Sage mir, ich bin jetzt da, wo ich mich vor Wochen schon hingesehnt habe.

Die Line spannen in ... NORDDEUTSCHLAND Stadtpark Hamburg Parcours mit elf Pfählen, bis 45 Meter Länge Georgengarten Hannover Lines bis 20 Meter Länge möglich Surfschule Dahme Slackline direkt am Meer, zwischen Surfschule und Strand OSTDEUTSCHLAND Palaisgarten Dresden entspannter Spot mitten in der Stadt, umgeben vom Grün des Gartens T-Hall Berlin Zehn-Meter-Trickline und 16-Meter-Highline Volkspark Berlin Friedrichshain Longlines von 60 bis 150 Meter Länge möglich, Treffen von Slackline-Gruppen jeden Dienstag SÜDDEUTSCHLAND Olympiapark München zahlreiche alte Bäume, viel Platz, auch überdachter Spot vorhanden Unipark Stuttgart Es wurden extra „Slackline-Bäume“ platziert. Wöhrder Wiese Nürnberg dauerhafter Baumschutz vorhanden, Longlines bis zu 140 Meter möglich, acht verschiedene Spots WESTDEUTSCHLAND Slacklinepark am Aachener Weiher fünf festinstallierte Pfosten, Lines zwischen sechs und 43 Meter möglich „Grill, Chill and Slack“ am Kölner Colonius Kombination aus Pfosten und Bäumen, sieben Lines zwischen acht und 22 Meter gleichzeitig möglich Promenade am Münsteraner Coerdeplatz Slackline-Anlage mit sieben Eichenrundhölzern, Lines zwischen sieben und 22 Meter möglich


Steiler Zugang: fast die halbe Miete

urban

Wie war das eigentliche Laufen? Ziemlich cool, auch wenn der Wind und damit die Kälte als Herausforderung hinzukamen. Mein Körper war vom Aufbau ziemlich geschunden, das habe ich beim Starten gemerkt. Ich brauchte ein paar Versuche, um aufzutauen. Ich bin dann zweimal bis zur Hälfte gelaufen, hab mich dann fallen lassen und die Line gefangen. Dadurch wurde mir warm, aber ich habe erst mal Clark rangelassen. Als er durch war, merkte ich, wie viel Lust ich auf die Line habe. Ab dann war es purer Spaß. Wie sieht dein Puls aus, in der Höhe, unter diesen Umständen? Gerade beim Highlinen ist es eine totale Konzentrationssache. Du merkst, wenn du versuchst, dich zu stark zu konzentrieren, wenn du gar nicht bei der Sache bist. Oder wenn du einen schlechten Tag hast, an dem die Angst da ist. Dann stellst du dir irgendwelche Szenarien vor, die passieren könnten. Es ist eine Grundangst, die du in dieser Ausgesetztheit hast. An einem Tag dagegen, an dem alles stimmt, kannst du eine Menge Spaß spüren. Es ist dann eine leichte Aufregung, in der du schon gar nicht mehr wahrnimmst, dass du dich gerade konzentrierst. All das läuft unterbewusst ab, du merkst nur, dass du gerade über das Gurtband gehst. Das klingt, als sei vieles von deiner Tagesform abhängig ... Ja, die verändert sich aber auch mit der Form,

Und dennoch kommt die Angst immer mal durch? Auf jeden Fall!

in der du dich befindest, und damit, wie lange du den Sport

Gerade wenn du körperlich ausgelaugt bist, ein neues, unbekanntes Pro-

schon betreibst. Im ersten Jahr ist es sehr viel Tagesform,

jekt angehst, versuchst, dich an neue Grenzen zu pushen. Dann brauchst

mit der Zeit lernst du, das zu kontrollieren. Du lernst, dich

du etwas Zeit, um in den Bewusstseinszustand zu kommen. Die Angst

in dieses Gefühl zu versetzen, das du brauchst, um die Line

davor, abzustürzen, habe ich eigentlich nicht mehr, das lässt sich auch

zu laufen. Und da sind wir wieder beim meditativen Anteil:

trainieren. Du springst einfach von der Line runter in deine Sicherung,

Alles andere abstreifen, dich auf eine Sache einlassen.

was sich Leash Fall nennt. Wie beim Klettern weiß dein Körper unterbewusst, dass du nicht in die Tiefe fällst. Es ist die Erfahrung, dass deine Sicherung hält, die dir das gute Gefühl vermittelt. Vielleicht ist es eher die

Links: Mal was Leichtes zwischendurch: Knäckebrot mit Durchblick Rechts: Stahlstreben-Scherenschnitt

Angst vor der Ausgesetztheit. Egal wie gut du gesichert bist, beim Balancieren in der Höhe in einem leeren Raum, in dem du nichts um dich herum hast, merkst du, dass Menschen nicht dafür konditioniert sind. Das ist einfach nicht unser natürlicher Lebensraum und ein surrealer Zustand. Bist du generell eher der Typ, der den Adrenalinkick braucht, oder kennst du das eventuell nur vom Slacken? Ich nehme es bei keinem anderen Sport so wahr wie beim Slacklinen. Sei es beim Bergsteigen oder neuerdings auch beim Paragliding. Die Wahrnehmung von Höhe und Ausgesetztheit ist eine einzigartige. Beim Paragliden hockst du in deinem Sitz und hast einen konstanten Zug im System, es sei denn, es geht besonders turbulent zu. Du bist weniger aktiv als beim Slacklinen, sei es in Bezug auf deine Bewegungen oder auf deine Konzentration. Wenn ich mich ans Bungee-Jumping erinnere, musst du nur einmal diese Entscheidung treffen, runterzuspringen. Dann fängt dich die Sicherung auf. Beim Slacklinen dagegen musst du der Angst trotzen, aufstehen

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raus-magazin drei 2015


urban

„Slacklinen kann etwas Meditatives, Minimalistisches, Einfaches haben.“

und über die Distanz deine Konzentration aufrechterhalten. Wenn dann leichte Angstschübe oder eine Angespanntheit auftreten, versuchst du das wegzuatmen, um deinen Rhythmus wiederzufinden. Gerade lange Begehungen sind genau deswegen so anspruchsvoll, weil es mehrfach diesen Wechsel geben kann. Wenn ich Sachen länger mache, empfinde ich den Ausstoß an Adrenalin allerdings als nicht mehr so hoch. Was

eine Handvoll Hersteller, deren Slackline-Sets noch

mich motiviert, ist das Minimalistische der Sportarten. Auf einem Stück

nicht ausgereift sind und die das Thema zu wenig

Plastik zu laufen, das ich zwischen zwei Bergen gespannt habe. Sich

behandeln. Bevor die Städte Verbote aussprechen,

unter eine dünne, teure Plastiktüte zu hängen und durch die Luft zu

müssen wir gemeinsam handeln.

gleiten – nichts anderes ist ein Paragliding-Schirm. Welches urbane Projekt willst du in naher Was würdest du Anfängern mit auf den Weg geben? Lass

Zukunft umsetzen? Was mir immer im Hintergrund

dich nicht von der anfänglichen Schwierigkeit abschrecken. Wenn du

schwebt, ist der Kölner Dom. Dadurch, dass ich in

dranbleibst, lernst du das. Zudem macht die Community eine Menge

Köln lebe, jeden Tag an diesen beiden exponierten

aus, da begegnest du einer sehr familiären Atmosphäre und vielen

Türmen vorbeifahre, ist das ein Projekt, das mich

offenen Leuten, die gern helfen. Wenn dir der Umgang mit der Tech-

wahnsinnig reizt. Wir wollen versuchen, mit der Kirche

nik noch fremd ist, wende dich an Leute, die davon Ahnung haben.

in Kontakt zu treten. Vielleicht lässt es sich ja zu

Zudem: Befasse dich mit dem Thema Baumschutz, wie beispielswei-

einem Fest oder Jahrestag realisieren. Am Wiener

se mit breiten Schlingen und Filzmatten als Unterlage. Zudem sollte

Dom hat es bereits geklappt mit einer Line. Nichts

man nur Bäume mit einem Mindestdurchmesser von 30 Zentimeter

ist unmöglich. Und dann gibt es beim Slacklinen im

verwenden. In deutschen Großstädten ist der Abrieb der Rinde durch

Gegensatz zum Bergsteigen noch so viele Spots, die

das Spannen der Line zum Problem geworden. Und es gibt noch

noch unbegangen sind ...

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inspirierend

Zembrocal

NACHGEFRAGT BEI THE-NORTH-FACE-ATHLETIN CAROLINE CIAVALDINI

Im dritten Pitch: Fingerarbeit im Basaltgestein

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raus-magazin drei 2015


INSPIRIEREND INSELKLETTERN IM INDISCHEN OZEAN

INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // THE NORTH FACE/DAMIANO LEVATI

CAROLINE CIAVALDINI KEHRT ZURÜCK NACH LA RÉUNION, DEM ORT IHRER KINDHEIT UND INSPIRATION. EIN AMBITIONIERTES KLETTERPROJEKT IM BRÜCHIGEN BASALT DER VULKANINSEL, VORTEILE EINES VIELSEITIGEN TEAMS, AUGENBLICKE DER ANGST. RAUS! HAT BEI DER 30-JÄHRIGEN FRANZÖSIN NACHGEFRAGT.

H

allo Caroline, La Réunion ist der Ort, an dem du aufge-

Wonach riecht es? Es gibt diese Tage, an denen der Sand

wachsen bist und klettern gelernt hast. Kannst du einige

riecht, er riecht nach dem Meer vor La Réunion, nach Salz,

dieser ersten Momente beschreiben? Oh klar. Ein kleines

besonders, wenn die Muscheln in der Sonne trocknen. Und

Dorf mit dem Namen Le Tampon im Süden der Insel, oben in den

dann ist da der Duft der Blumen. Wir hatten einige in unse-

Bergen, fast auf 1.000 Meter Höhe. La Réunion ist keine große Insel, es sind

rem Garten, als ich klein war. Sie riechen anders als europä-

gerade mal hundert Kilometer von Nord nach Süd. Durch den Vulkan aber

ische Blüten. Eher süßlich und mit einer scharfen Note.

geht es bis auf 3.000 Meter hoch. Das Klima ist tropisch, man kann viel draußen unternehmen. Ich machte als Kind viel Sport, ging wandern. Nicht

Wie hört es sich an? Ich höre die Wellen, ich habe

das Wandern, was beispielsweise mein Mann James als Kind aus England

einfach viel Zeit am Meer verbracht. In der tropischen

kennt. Alles, was du dort zu sehen bekommst, sind Gras, Bäume und Schafe

Vegetation gibt es immer irgendwelche Geräusche, Vögel,

(lacht). Wir streiften durch tropische Landschaft, vorbei an Vanilleplantagen.

der Wald hat seinen Klang, auch ist immer ein Fluss in

Es gab damals noch keinen Supermarkt, wir kauften riesige Säcke Reis bei

der Nähe, dessen Rauschen einen begleitet.

einem chinesischen Laden, hatten Hühner im Garten. Die Insel war vor rund 300 Jahren noch nicht einmal besiedelt. Die Ersten, die kamen, stammten

Woher kommt der Hang zum Klettern auf der

aus vielen Ländern rund um den Indischen Ozean. Aus Afrika, Madagaskar,

Insel? Frankreich hat eine große Tradition, was das

Indien, Asien. Aber auch aus Europa. In meiner Schulklasse gab es Men-

Klettern betrifft. Über diesen Weg kam das Sportklettern

schen aller Hautfarben. Das war wie ein Regenbogen, total bunt gemischt.

nach Réunion. Vor rund fünf Jahren ging es mit dem

Genau das Gleiche mit den Religionen. So wuchs ich auf. Das ist Réunion.

Bouldern los, jetzt explodiert es gerade. Jede Schule hat

Mir war nicht bewusst, wie einzigartig das ist, bis ich nach Frankreich ging

eine eigene Wand. Viele Leute gehen dafür allerdings in

und später als erwachsener Mensch wiederkam. Ich habe inzwischen viele

die Flussbetten. Durch die Zyklone regnet es zeitweise

Orte gesehen, aber niemals habe ich eine solche Toleranz erlebt. Klettern

sehr viel, was für tief eingeschnittene Flüsse sorgt. Ist es

war ein Pflichtfach in der Schule. Ich nahm an dem Kurs teil und war sogar

trocken, sind die dicken Felsen darin gut erreichbar. Und

ganz gut. Und wenn du gut in etwas bist, magst du es für gewöhnlich. An

es ist ein Sport, der einfach auszuführen ist. Alles, was du

meinem ersten Trip war ich so beeindruckt: eine Sechs-Meter-Wand an

brauchst, ist eine transportable Matte. Auf Réunion musst

einer alten Lagerhalle unten am Strand. Ich erinnere mich daran, dass ich

du als Kletterer keinem erklären, was das ist. Jeder kennt

Angst hatte. Ich fokussierte mich auf eine Route und schaffte eine 6a, die

es, jeder hat es zumindest mal versucht. Und jeder hat

sich Confidence nannte. Eine sehr technische Route. Jahre später war ich

eine Meinung dazu (lacht).

erneut dort und dachte: „Krass, ist das schwer.“ Trad Climbing, also traditionelles Klettern von RouAktiviere mal deine Sinne. Wie schmeckt La Réunion für dich? Das

ten an Felswänden mit Normalhaken, Klemmkeilen

Essen dort ist der Wahnsinn! Als wir dort waren, kamen viele meiner alten

und Klemmgeräten und ohne Bohrhaken, ist auf der

Freunde von damals. Es gab ein traditionelles Gericht namens Samosa

Insel nicht bekannt. Mit einigen guten Kletterfreun-

Bouchon, indisch-asiatisch inspirierte, dreieckige Teigtaschen. Am besten mit

den bist zu zur Insel zurückgekehrt ... Ja, du musst dich

Chillisoße, Mayonnaise, Ketchup und Senf. Zur selben Zeit (lacht). Ansonsten:

selbst sichern, hast nichts Festes in der Wand. Da steckt viel

immer Reis, oft Knoblauch, viel Ingwer und Kumbawa.

Abenteuer drin, ein gewisses Risiko ist da auch dabei.

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inspirierend

zu starten, auch wenn es von oben ebenfalls möglich war. Aber es wäre nicht unser Anspruch gewesen. Ja, Anspruch ist großartig. Aber wenn es dumm Meine Idee war, ein Konzept dieses Kletterstils einzuführen.

ist, sollte man dann nicht besser aufhören? Du musst ständig die Balance

Wir wählten eine 125-Meter-Route, die wir vom Fuß des

finden. Zwischen mutig und dumm.

Berges erschlossen. Du kletterst auf unberührtem Fels, setzt eine temporäre Sicherung. Und kannst niemals sagen: „Das

Kühlschrankgroße Blöcke – hinterfragst du die Expedition in solchen

wird auf jeden Fall klappen.“

Momenten? Jeden Morgen. Ich wachte im Zelt auf, sobald es hell wurde. Es war noch kühl, die Vögel zwitscherten. Und jedes Mal dachte ich mir, hoffent-

Die Route Zembrocal, die ihr eröffnet habt, ist eine

lich wird der Tag gut verlaufen. Alles, was du tun kannst, ist darauf zu hoffen.

beeindruckende 8c+ Multi-Pitch, also Mehrseillängen-

Du kannst einfach nicht alles vorausplanen. Wir alle hatten uns auf dieses

Wand. Worin bestand die Herausforderung? Wir waren

Abenteuer eingelassen, jeder wusste, was es bedeutete. Dennoch würde ich

ein Team von fünf Kletterern und ich war die einzige Frau.

mich sehr schlecht fühlen, wenn jemandem etwas passiert wäre.

Ich bin irgendwie immer die einzige Frau (lacht). Ich habe das Team geführt, da es meine Idee war. Jeder schaute auf mich, auf die, die einmal auf der Insel gelebt hat. Ich pushte die Gruppe, die ganze Zeit. Es war eine schwierige Route, weil der Fels so wenig Löcher hatte. Jeder Pitch, den wir schafften, also rund 20 Meter, war ein richtiger Kampf. Und für jeden benötigten wir einen Tag. Eine Schwierigkeit

„Ja, Anspruch ist großartig. Aber wenn es dumm ist, sollte man dann nicht besser aufhören?“

für mich war das Gefühl, jeden im Team einer Gefahr auszusetzen. Keiner dieser Menschen würde ohne mich hier sein. Der Basalt war sehr locker. Im Granit dagegen kannst

Du hast mal gesagt, Trad Climbing sei für dich die am wenigsten

du große Risse haben und der Fels bleibt stabil. Bei uns

physisch und am meisten psychisch fordernde Art des Kletterns.

fielen manchmal kühlschrankgroße Blöcke vor unseren

Es würde dich nach einer Woche zum „ausgelaugten Gemüse“ ma-

Köpfen herunter. Wir hatten entschieden, vom Boden aus

chen. Das musst du erklären. Beim Sportklettern pumpst du ohne Ende deine Unterarme auf. Dein ganzer Körper wird müde. Wenn du aber an den Sport gewöhnt bist, musst du mental nicht mehr so viel arbeiten, nur noch

An der Schlüsselstelle: Yuji Hirayama im fünften Pitch

gegen die körperliche Müdigkeit. Wenn du bei Trad an einem unberührten Fels ankommst, dich für die Stellen deiner Klemmkeile und für die Sicherungsgeräte entscheidest, dann fordert dich das mental. Habe ich den Keil sauber reingesetzt? Reißt er den Fels raus? Du evaluierst, zu wie viel Prozent er sicher ist. Du stellst deine Sicherheit tatsächlich mit Prozentangaben dar (lacht)! Zudem gibt es beim Trad Stellen, an denen du dich nicht sicherst, weil sie sehr einfach zu klettern sind. Und du weißt, dass Fallen keine Option ist. Kannst du dir das vorstellen? Du verbringst einen ganzen Tag in deinem Gurt, hängst dann hundert Meter über dem Boden im Seil, wissend, dass der Fels nicht besonders stabil ist. Da kommt die Angst. Und die Sorge um dich oder deinen Partner. Du hast einen andauernden Dialog mit dir selbst, sagst dir: „Ja, du hast Angst.“ – „Ich weiß, dass ich Angst habe!“ – „Aber es bringt dich nicht weiter! Entspann dich einfach ... Immer noch Angst? Finde einen besseren Weg, dich zu entspannen.“ Danach fühlst du dich eben wie dieses ausgelaugte Gemüse (lacht). Euer Team hatte einen sehr vielseitigen Hintergrund ... James, mein Ehemann, ist das Gegenteil von mir. Er will das Abenteuer, das Risiko. Manchmal etwas zu viel davon. Er ist nicht hier, also kann ich das sagen (lacht). Er ist gut in der Arbeit mit dem Seil, gut darin, kleine technische Dinge beim Klettern zusammenzubasteln. Yuji ist Japaner, 46. Er war mein Held, als ich Kind war, weil er diese ganzen Wettbewerbe gewann. Er hörte damit auf und wandte sich vielen anderen Kletterstilen zu. Er ist wohl der vielseitigste Kletterer der Welt, eine Legende! Zudem wirkt er sehr beruhigend. Wenn du angespannt oder ausgelaugt im Camp neben ihm stehst, reicht das bereits aus, um Besserung zu spüren.

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inspirierend

Ein Kochtopf für sechs: Annäherung an die Wand im Busch von La Réunion

Reisefakten La Réunion Lage etwa 700 Kilometer vor der Ostküste Madagaskars

Des Weiteren gewinnt Canyoning mehr und mehr an Beachtung. Es

im Indischen Ozean. Von Deutschland aus sind es rund 10.000 Kilometer.

gibt zahlreiche Routen, die durch Wasserfälle, Schluchten und Bassins

Fläche 2.512 Quadratkilometer

verlaufen. Nach der Regenzeit, die sich von Dezember bis März hinzieht,

Landschaft Lava- und Aschefelder, Bergketten, Vulkane,

bieten die Flüsse perfekte Bedingungen zum Rafting.

dicht bewachsene Klippen, Wasserfälle, Urwälder, Strände

Essen Die Kreolische Küche wird von vielen verschiedenen Kulturen be-

Einwohner rund 842.000 verschiedenster Kulturkreise: Kreolen,

einflusst. Das Nationalgericht von La Réunion ist ein Curry, das sogenannte

Schwarzafrikaner, Madagassen, Inder, Chinesen und Europäer

Cari. Es ist ein Reiseintopf mit Bohnen, der mit verschiedenen Zutaten wie

Sprache Réunion-Kreolisch

Hühnchen, Ziege oder Fisch kombiniert werden kann. Auch das sogenannte

Schriftsprache Französisch, da La Réunion Teil Frankreichs ist und auch

Rougali, ein Meeresfrüchtegericht, ist typisch für die Insel. Getrunken wird Café

als französisches Überseedepartement bezeichnet wird.

Bourbon (arabisch), Bier, Wein und Zuckerrohrschnaps. Die Restaurants vor Ort

Anreise Mehrere Fluglinien wie beispielsweise Air France, Air Austral oder

bieten asiatische, europäische, indische und orientalische Köstlichkeiten.

Corsair bieten Direktflüge aus Paris an. Die Flugdauer liegt bei zehn bis zwölf

Geld Wer sich mit einer Gite (Berghütte) zufrieden gibt, zahlt zwölf bis 20 Euro

Stunden. Deutsche Reisende fliegen über Paris am kostengünstigsten.

pro Nacht. Ein Doppelzimmer im Zwei- oder Drei-Sterne-Hotel liegt bei etwa

Aktivitäten Es gibt eine Vielzahl an Wanderwegen mit einer Strecke von

50 bis 100 Euro. Mittagsmenüs in guten Hotels sind sehr zu empfehlen und

mehr als 1.000 Kilometern. Zu Fuß, per Fahrrad oder Pferd gelangt man zu

oft erstaunlich günstig. Außerdem gibt es viele Snack- und Imbissbuden, auch

den schönsten Stränden, entlang Filaos-Bäumen und Tamarinden bis hin

Camion-Bars genannt. Für rund 15 Euro bekommt man ein Abendessen.

zum Vulkanmassiv. Es gibt eine Vielzahl an geführten Touren. Besonders

Unterwegs Auf La Réunion empfiehlt sich die Buchung eines Mietwagens,

beliebt sind Tageswanderungen zur Vulkanlandschaft um den Piton de la

(rund 20 Euro am Tag). Das Busnetz auf der Insel ist nicht besonders gut

Fournaise (2.631 Meter). Dieser noch aktive Vulkan und der höchste Gipfel

ausgebaut, sodass viele Sehenswürdigkeiten nicht erreicht werden.

Piton des Neiges (3.070) sind Teil der Vulkankette, die quer über die Insel verläuft. Auch Wassersport wird auf La Réunion groß geschrieben. Rund

Weitere Informationen unter www.carolineciavaldini.com,

um die Insel gibt es Spots zum Wellenreiten, Tauchen und Hochseeangeln.

www.spotclimbers.com und www.thenorthface.de

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inspirierend

Von links nach rechts: Körperspannung lösen: Strahlungswärme am Fuß des Vulkanfelsens | Maniküre im Basislager | Streetfood, frisch vom Feld | Bisweilen handtellergroß, aber ungiftig: Seidenspinnen

Jacopo kommt aus Südtirol, hat seinen Kopf an der richtigen Stelle, weiß, was er zu tun hat, hat viel Ausdauer. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt null Erfahrung in Trad Climbing und ich wollte ihn dazu bringen, es zu versuchen. Das hat geklappt, er hat seitdem einiges gemacht.

Inwieweit hat James dein Klettern beeinflusst? Durch James lernte

Sam wiederum ist Amerikaner und Eiskletterer. Ein kom-

ich Adventure Climbing kennen. Ich war zunächst nicht sonderlich heiß

plett anderer Hintergrund. Insgesamt ein spannender Mix,

drauf, aber er machte mich neugierig. Er ist immer selbstbewusst, manch-

der uns an einigen Stellen sehr geholfen hat.

mal vielleicht ein bisschen verrückt (lacht). Es gibt kein Schwarz oder Weiß, kein „geh das Risiko ein oder geh es nicht ein“. Es gibt Graustufen dazwi-

Yuji Hirayama kam eine bedeutende Rolle zu. Welche?

schen. Ich lerne, Stück für Stück ein kleines bisschen mehr zuzulassen.

Der fünfte Pitch war 8c+. Das schwerste Level, das es beim

Hoffentlich finde ich meine Balance. Wir verbringen meist die 24 Stunden

Multi-Pitch gibt. Die Route war unglaublich technisch, die

eines Tages gemeinsam. Es mag ungewöhnlich klingen, aber das funktio-

Beine oft gespreizt, deine Füße und Hände auf sehr rutschi-

niert bestens. Wir sind sehr unterschiedlich, aber wir sind wie zwei Teile,

gen Löchern. Du musstest sehr präzise arbeiten. James und

deren äußere Formen komplett verschieden sind, die aber wie Puzzleteile

Jacopo konnten die Moves ausführen, die dort notwendig

perfekt ineinanderpassen. Ihn als Kletterpartner zu haben ist großartig, ich

waren, die Kunst aber bestand darin, sie an einem Stück zu

kenne ihn so gut, dass ich sofort sehe, ob er motiviert oder müde ist, kann

leisten. Was sie nicht schafften, schaffte Yuji. Er ist mental

ihm Vertrauen schenken.

sehr stark und superpräzise. Ich bin froh, dass er dabei war, sonst wären wir nicht oben angekommen.

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inspirierend

„Auf Réunion musst du als Kletterer keinem erklären, was das ist. Jeder kennt es, jeder hat es zumindest mal versucht. Und jeder hat eine Meinung dazu.“

Zusammen mit deinem Mann James Pearson hast du das S.P.O.T.Projekt ins Leben gerufen. Was kennzeichnet es? Wir waren 2014 zum Klettern auf den Philippinen und normalerweise kehren wir nicht an Von links nach rechts: Caroline Ciavaldini, James Pearson, Yuji Hirayama, Jacopo Larcher, Sam Elias

einen Ort zurück. Das ist ein wenig traurig, gehört aber zum Leben eines professionellen Kletterers. Die Menschen dort haben uns sehr herzlich empfangen, haben ein gutes Herz. Wir sind in ihr Leben getreten und haben gemerkt, dass sie unbedingt klettern wollen, es aber durch fehlende Ausrüstung nicht können. Das Kletterequipment kommt meist aus Europa und ist daher für ihre Verhältnisse schlicht viel zu teuer. So, als würde uns ein Kletterseil 3.000 Euro kosten. James und ich wurden kürzlich 30. Und realisieren seither zunehmend, dass es im Leben nicht nur um uns selbst geht, sondern auch um den Rest um uns herum (lacht). Als wir die Philippinen verließen, ließen wir unser Material dort. Zu Hause merkten wir, dass das allein nicht genügt. Wir schickten

Beste ist, was ihm je passiert ist. Auch ich würde ohne den

mehr und dachten ernsthafter über die Sache nach. So entstand die Idee

Sport ein komplett anderes Leben führen. Ich kann damit

zu S.P.O.T., was für „Share, Progress, Open, Teach“ steht und Menschen

nicht aufhören. Und es ist mehr, es ist der Geist, die netten

ermöglichen soll, Klettern zu gehen. In Europa kann das nahezu jeder ma-

Leute, die Gemeinschaft. Ich möchte das weitergeben,

chen, wenn er Lust darauf hat. James beispielsweise sagt, dass Klettern das

und sei es nur an ein paar Menschen. Also sammeln wir Material und gehen an Orte, an denen wir denken, dass wir eine Hilfe sein können. Als wir die Philippinen bei unserem zweiten Besuch im Februar hinter uns ließen, gab es zehn neue Routen. Unser nächster S.P.O.T.-Trip geht nach Südafrika, wo wir uns einem Projekt anschließen, dass benachteiligten Kinder übers Klettern eine neue Perspekti-

MOZAMBIQUE

ve aufzeigen möchte. Welche besonderen Kletterziele hast du in Planung

MADAGASCAR

und was sind die Gründe dafür? Es geht mal wieder nach La Réunion, darauf freue ich mich sehr. Dann folgt wie gesagt Südafrika, wobei S.P.O.T. nur ein Teil des Trips sein wird. Der andere Teil: eine Geländewagensafari auf der Suche nach Felsen. Für das nächste Level im Trad Climbing. Dort könnte Potenzial schlummern ...

SAINT-DENIS SAINT-PAUL

SAINT-BENOÎT

LE TAMPON

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extrem

TEXT // MARKUS PUCHER FOTOS // MARKUS PUCHER/BERGHAUS

BEEF STROGANOFF IN EINER EISHÖHLE, WILDER DIALOG MIT VERSTAND UND EGO, SEKUNDEN DES ABSOLUTEN SCHRECKENS. ÖSTERREICHISCHER BERGFÜHRER, MIXED-KLETTERER UND BERGHAUS-ATHLET MARKUS PUCHER BEZWINGT DEN CERRO TORRE IN PATAGONIEN IM WINTERLICHEN SCHNEESTURM. WARUM FREE SOLO NICHTS FÜR JEDERMANN IST.

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EXTREM WAGHALSIGES ABENTEUER AM MARKANTEN GRANITBERG

EIN STILLER AUGENBLICK CERRO TORRE, FREE SOLO

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extrem

Mein Plan ist, aus den herumliegenden Felsblöcken eine Art Wall zu bauen, um dahinter Schutz vor dem Wind zu finden. Plötzlich ist da dieses Loch im Boden. Eine Gletscherspalte, ist mein erster Gedanke. Doch bei

D

genauerer Betrachtung stellt sich das Loch als geniale Eishöhle heraus! Ich Glückspilz, das ist das Beste, das mir in dieser Situation passieren kann! Ich nehme meinen Sack und ziehe ihn in das Loch. Absolute Stille! Da sind doch tatsächlich 20 Meter, in blaues Eis getaucht und gar nicht finster, ein wirklich gemütlicher, geschützter Schlafplatz. Es ist mittleriese Erzählung beruht auf einer wahren

weile 18 Uhr, also mehr als 13 Stunden seit Beginn meines Abenteuers

Begebenheit. Es gibt viele verrückte

am Point de Electrico. Zeit für ein erstes Dankeschön beim Gummigeist,

Geschichten – diese ist eine davon.

einem selbstgemachten Talismann meiner kleinen Tochter Mia – der sollte ein bisschen auf mich aufpassen, so meinte sie. Der gebastelte

Wie stark der Wind jetzt geht, kann ich nicht genau

Papierstern meiner älteren Tochter Emily sollte derweil auf meinem Zelt

sagen, aber gerade so viel, dass es mich nicht umbläst.

in El Chalten auf meine Rückkehr warten.

Mein schwerer Rucksack hält mich am Boden. Aktueller Standort: Paso Marconi, acht Stunden von El Chalten

Vor meiner Eishöhle tobt der Sturm, ich koche noch etwas: Beef

und 14.000 Kilometer von zu Hause entfernt. Ich habe

Stroganoff aus dem Packerl, aber ganz ehrlich, LYO FOOD schmeckt wie

plötzlich eine geniale Idee: Nachdem ich jetzt schon

im Restaurant. Nur der Wein fehlt noch. Mit Gedanken an den warmen

acht Stunden im Schneesturm wandere, die 25 Kilo auf

Kachelofen und die Weihnachtskekse zu Hause kuschle ich mich in

dem Buckel, beschließe ich, mein Material nicht mehr zu

meinen Schlafsack, stelle mal den Wecker auf vier Uhr, noch unwissend,

tragen, sondern im Schnee zu ziehen.

was der morgige Tag bringen würde. Mir ist natürlich bewusst, dass ich bei diesen Verhältnissen nicht auf den Torre Egger klettern werde, und

Und so beginnt mein außergewöhnliches Abenteuer

freunde mich mit dem Gedanken an, in Richtung Cerro Torre zu gehen,

damit, dass ich meine Therm-a-Rest-Matte aufschlitze,

um zu sehen, was dort so los ist.

den Inhalt meines Rucksacks darin verteile, das Paket mit einer Reepschnur verschnüre und es so für die

Es ist kalt, es schneit, und dennoch schwitze ich trotz der Kälte extrem.

nächsten fünf Stunden hinter mir herzerre. In dem Wis-

Ich stecke bis zu den Oberschenkeln im Schnee und frage mich erneut,

sen, dass ich die Matte nun zum Schlafen nicht mehr

was ich eigentlich hier mache. Ich bin auf dem Weg zum Col de la Espe-

aufblasen kann. Es ist der 26. Dezember 2014, zwölf Uhr

ranza, 27. Dezember 2014, zehn Uhr vormittags. Natürlich habe ich den

Mittag – mein Ziel ist es, auf die Westseite des Cerro

Wecker überhört und bin erst um sieben Uhr aufgebrochen – also seit

Torre zu gelangen, genauer gesagt zum Filo Rosso. Das

drei Stunden unterwegs und noch immer ein gutes Stück vom Col de la

ist der Ausgangspunkt für den Cerro Torre oder den

Esperanza entfernt, den ich bei guten Verhältnissen schon längst erreicht

Torre Egger. Mein eigentliches Vorhaben für dieses Jahr

hätte. Mein Verstand sagt mir etwa alle fünf Minuten: „Dreh um! Geh

ist eine Solobegehung des Letztgenannten. Im Moment

zurück in deine Eishöhle!“ Aber irgendetwas anderes in mir drängt mich

aber möchte ich einfach nur den Filo Rosso erreichen

vorwärts. Ich beginne, mich seltsam wohl zu fühlen in all dieser Einsam-

und irgendwo etwas Geschütztes zum Biwakieren finden.

keit und Verlassenheit. Die Sicht ist grandios, 20 Meter, manchmal 30.

An eine Besteigung eines Berges ist überhaupt nicht zu

Meine Blitzidee: Bis zum Col und dann Abmarsch zurück zur Eishöhle, das

denken. Viel zu kalt und zu stürmisch.

wäre dann doch ein nettes Training gewesen. Nach gut fünf Stunden mit ziemlich viel Schnee und Schweiß stehe ich am Col. Der Wind brüllt mir

Nach 13 Stunden erreiche ich endlich mit viel Glück den

ins Ohr und ich erinnere mich an meinen letzten Aufstieg 2013, bei schö-

Filo Rosso, was bei null Sicht gar nicht so einfach ist. Der

nem Wetter. Ist ja nur ein kleiner Unterschied zu heute. Ich muss grinsen.

Filo Rosso ist ein Felsband mit leicht rötlicher Farbe am Fuß des Cerro Torre, daher der Name. Was mache ich eigentlich hier? Schlechtes Wetter, es ist saukalt und sehen kann man auch nichts. Aber, na ja, den langen Anmarsch habe ich jetzt hinter mir – das Schwierigste ist ja vorbei. Das Zweitschwierigste: Wo zum Geier sollte ich hier schlafen? Hier ist gar nichts! Ein Zelt habe ich natürlich eingespart, das wäre ja viel zu schwer gewesen.

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„Die Schneeflocken tanzen im Lichtkegel meiner Stirnlampe, ich höre das laute Pochen meines Herzens. Ich lebe! Und blicke nach hinten. Der Abgrund ist ganz nah!“


extrem

Normalerweise ist hier für jeden vernünftig denkenden Menschen der Punkt, umzukehren. Aber was ist schon normal? Die Schufterei im Schnee liegt ja hinter mir, jetzt kommt eh der gemütliche Teil, das Klettern. So entschließe ich mich kurzfristig weiterzugehen, mit der Gewissheit, jeder Zeit umdrehen zu können. Die Kletterei geht unerwartet gut voran, Meter für Meter komme ich dem Cerro Torre näher. Nach einer Stunde bin ich bereits am Helmo, das erkenne ich daran, dass ich auf einem Plateau stehe – zu sehen bekomme ich nicht viel. Der Wind hat etwas nachgelassen, dafür schneit es jetzt mehr. Wieder bin ich kurz davor, umzukehren. Keine Ahnung, warum ich auf einmal komplett angepumpt mitten in der Headwall stehe – ich habe total vergessen, wie steil es hier ist. Wo sind denn alle guten Hooks der letzten Begehung hin? Ich muss schlucken: Wie zufällig schwenkt meine GoPro kurz nach unten. Gott sei Dank reicht die Sicht nur 20 Meter weit, die restlichen 980 Meter verschwinden glücklicherweise im Nebel. Ein wenig Angst gesellt sich zu mir. In dem Moment wird mir wieder bewusst, wie groß der Unterschied zwischen solo und free solo ist. Ruhig und konzentriert klettere ich weiter – ich weiß, nach der Headwall wird es flacher und ich kann mich etwas ausruhen. Dort angelangt, spiele ich erneut mit dem Gedanken, meine Trainingseinheit für heute zu beenden. Doch nachdem das Wetter nicht noch schlechter wird,

Selfies sind Routine: Markus Pucher.

gehe ich halt weiter, wenigstens ein Stückchen. Bizarre Eisstrukturen: Das Wetter entscheidet über Touren am Torre.

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extrem

„Ich stecke bis zu den Oberschenkeln im Schnee und frage mich erneut, was ich eigentlich hier mache.“

Außerdem bemerke ich, dass ich vergessen habe, die Seilmitte zu markieren. Ich habe ein 60 Meter langes 7,3-Millimeter-Halbseil. Wäre hilfreich gewesen. Von hier bis zur Headwall klettere ich ab, kein großes Problem. Die Headwall selbst ist mir dafür dann doch zu krass, und so kommt das Seil wieder zum Einsatz. Der

Ich stehe 50 Meter unter dem Gipfel des Cerro Torre, vor mir die letzte

Schneefall und der Wind sind wieder stärker geworden.

steile Seillänge der Gipfelwand. Der Wind ist wieder stärker geworden. Rauf

Während des Abseilens wird mir klar, warum ich beim

oder runter? Mein verdammtes Ego jagt mich rauf, wider meine Vernunft.

Aufstieg so dermaßen angepumpt war. Ganz schön steil,

Jetzt bin ich schon 20 Meter unter dem Gipfelplateau und erreiche das

das Ding. Gott sei Dank weiß ich genau, wo sich die

Wolfsmaul, ein enger Eistunnel, in dem es sowieso kein Zurück mehr gibt.

Standplätze in der Route befinden, sonst hätte ich in

Mit jedem Pickelschlag treibt mir der Wind alles gelöste Material durch den

dem Schneesturm wohl überhaupt nichts gefunden.

Eiskanal nach oben ins Gesicht. Im Blindflug kämpfe ich mich schnellstmöglich durch den Tunnel. Gott sei Dank bin ich etwas schwerer als der

Keine Mittelmarkierung, aber Hauptsache ein „Golden

Durchschnittskletterer, sonst hätte mich, oben angekommen, der Wind

Dry“. Es ist 21.30 Uhr. Ich bin am Helmo angelangt,

förmlich vom Gipfel gerissen. Es ist kurz nach 19 Uhr, ich stehe am Gipfel

schalte mal meine Stirnlampe ein, weil es eh bald

des Cerro Torre, noch unschlüssig, wie ich mich fühlen soll. Ja, doch, ich

dunkel wird. Mmhhhh – Tomatensuppe, freu mich schon

bin glücklich. Aber ich sehe auch, wie grausam es hier oben sein kann,

... STOPP!!!!! ... STEHENBLEIBEN!!!!! ... STEHENBLEIBEN!!!!!

nicht so wie letztes Mal, friedlich bei Sonnenaufgang. Dennoch: Ich schlie-

STEHENBLEIBEEEEN!!!! Verdammte Scheiße! Ich rutsche,

ße kurz meine Augen und bedanke mich still. Wenigstens ein Weilchen,

ich falle! Das gibts doch nicht, nein, das kann nicht sein!

denn spätestens jetzt muss ich wirklich umdrehen! Und jetzt beginnt

Bleib stehen!!!!! Beim Abklettern verlieren plötzlich meine

auch mein Abenteuer endgültig.

Steigeisen und beide Eisgeräte im weichen Schnee den Halt und ich rutsche einige Meter nach unten, dann

Nach den ersten 50 Metern Abseilen habe ich nur noch eine einzige

zwei Meter freier Fall auf ein kleines Podest, danach

Eisschraube am Gurt hängen, die anderen beiden sind weiter oben

geht es rückwärts. Kopf nach unten, Füße nach oben,

geblieben, da die Verhältnisse für Eissanduhren zu schlecht sind und

noch ein paar Meter weiter. Es reicht! Bleib stehen! Ich

auch keine alten Standplätze vorhanden sind. Also eine Eisschraube für

sage: Bleib stehen! STOOOOPP!!!!! Instinktiv ramme ich

den restlichen Abstieg – wenigstens das!

meine Eisgeräte, die ich immer noch fest im Griff habe, seitlich von mir tief in den Schnee. Stopp. Stille. Die Schneeflocken tanzen im Lichtkegel meiner Stirnlampe, ich höre das laute Pochen meines Herzens. Ich lebe! Und blicke nach hinten. Der Abgrund ist ganz nah! Wie nah, das möchte wahrscheinlich niemand so genau wissen. Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe keine Angst, ich habe gewusst, dass ich stehenbleiben würde, wie und warum weiß ich bis heute nicht. Logisch erklärbar sind solche Situationen sowieso nicht. Allein die Tatsache, dass ich beide Eisgeräte bei mir behielt, ohne Handschlaufen ... wie man reagiert, es geht ja alles so schnell, und doch scheint die Zeit stillzustehen.

Herausfordernd: Der Cerro Torre gilt unter Bergsteigern als einer der schwierigsten und zugleich beeindruckendsten Gipfel der Welt.

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extrem

Kontrastreiche Spaziergangatmosphäre im Norden des Nationalparks Los Glaciares

Ich steige weiter ab Richtung Col de la Esperanza, spätestens ab jetzt voll konzentriert. Es ist bereits dunkel, ich sehe maximal fünf Meter in dem dichten Schneetreiben. Mit viel Glück finde ich schließlich den Col, nachdem ich mich zuvor verstiegen habe und mich in einem Gelände befunden habe, das ich im Tageslicht nicht sehen möchte. Der weitere Abstieg geht recht problemlos, wenn da nicht dieses ständige Blinken meiner Stirnlampe wäre. Ich dachte der Akku war voll? Verdammt. Ich habe vielleicht noch 20 Minuten Licht, bis zur Eishöhle sind es aber noch gut zwei Stunden. Plötzlich liege ich

Oben: Lunch aus der Tüte: nur der Wein fehlt. Unten: Fest im Griff, nah am Abgrund

im Schnee. Mein Fuß verschwindet in einer Randspalte. Ich stehe auf und betrachte das Loch. Ja, genau das ist meine Rettung, nachdem meine Stirnlampe gleich ihren Geist aufgibt, wird dieses Loch wohl mein Schutz vor Schnee und Wind bis zum Tagesanbruch werden. Ich grabe also einen „toten Mann“, binde mich ins Seil und steige ins Loch, das gerade mal so groß ist, dass ich darin stehend Platz finde.

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extrem

Perfekt: Kein Wind, kein Schneesturm, es fühlt sich sogar

Marus Pucher und der Cerro Torre

richtig warm an, zu Beginn jedenfalls. Nach etwa zehn

Am 27. Dezember 2014 kletterte der Österreicher die Gipfelwand in Patagonien

Minuten ist das warme Gefühl wie weggeblasen. Man

über die Westwand (Ferrari-Route) im Schneesturm free solo, nachdem er

kühlt schnell aus, wenn die Klamotten zuvor nass waren. Mein ganzer Körper zittert wie Espenlaub. Und so wird aus dem anfänglich gemütlich geglaubten Rastplatz ein fünfstündiges Kampftraining. Im wahrsten Sinne des

am 14. Januar 2013 die selbe Route schon einmal free solo geklettert ist. „Ein drittes Mal wird es wohl eher nicht geben, aber wer weiß das schon“, sagt Markus. Es sind die bisher einzigen Free-solo-Begehungen in der langen Alpingeschichte des Cerro Torre. „Er gilt als einer der schwierigsten Berge der Welt, aber für mich ist er ein guter Freund geworden.“

Wortes. Ich versuche, mich mit Boxen, Kicken, Hüpfen und Laufen im Stand halbwegs warm zu halten. Die Zeit scheint wieder einmal stillzustehen. Meine Stirnlampe blitzt ein letztes Mal auf. Finsternis. Die Zeit bis zum

Material dieser Begehung: zwei Eisgeräte (ohne Leashes), Steigeisen, drei Eisschrauben, ein 60-Meter-Halbseil zum Abseilen, drei Bandschlingen, eine Stirnlampe, ein Abseilgerät

Morgengrauen scheint endlos zu sein ... Dann, endlich. Es

„Mein besonderer Dank gilt meiner Familie: Tina, Emily und Mia. Meinen

wird hell: Schnell raus aus dem Loch!

Freunden sowie meinen Partnern und Sponsoren, die es mir ermöglichen, meine Abenteuer zu erleben: Berghaus, Grivel, Scarpa, Beal, ÖAV, Osttirol, m&a plus, LYO FOOD, Vertical Lifestyle, The Rock und adidas Eyewear.“

„Wo zum Geier sollte ich hier schlafen? Hier ist gar nichts!“

Markante Spitzen, faszinierender Schattenriss

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raus-magazin drei 2015

Weitere Infos unter www.markuspucher.at und www.berghaus.com


extrem

An den Andengipfeln kühlt feuchte Pazifikluft ab und fällt als Schnee in die Gipfelmulden. Durch sein Eigengewicht bildet sich über Jahre das Gletschereis.

Es ist der 28. Dezember 2014, 5.30 Uhr in der Frühe. Der weitere Abstieg zu meiner Eishöhle stellt keine Schwierigkeit mehr dar, bis auf die Tatsache, dass es in der Nacht rund einen halben Meter geschneit hat. Das steile Gelände ist jetzt extrem lawinengefährdet. Muss das wirklich noch sein? Ich hasse Lawinen! Ich habe großes Glück, bis auf ein paar kleinere Schneebretter passiert nichts Ärgeres und ich erreiche die Eishöhle gegen sieben Uhr. Jetzt weiß ich, dass mir nichts mehr geschehen kann – ich lasse mich in den Schnee fallen und bin einfach nur glücklich. Der ganze Druck ist plötzlich wie weggeblasen. Aber jetzt – meine Tomatensuppe! Yummi! Und alles Essbare, das ich sonst noch so finde. Heiliger Bimbam! Mir rinnt das Wasser in die Unterhose. Unglaublich! Ich sitze am Lago Electrico, gut acht Stunden später. Es schüttet wie aus Kübeln und dieser elendige Wind, der mich schon seit drei Tagen begleitet, zusammen mit Schnee oder eben Regen. Na ja, es hat mich ja niemand gezwungen. Die restlichen vier Stunden zum Point de Electrico, dem Ausgangspunkt, stolpere und wanke ich – die Anstrengung ist jetzt deutlich spürbar. Yeah! Um 21.30 Uhr stehe ich auf der Straße! Was für ein geiles Gefühl, auf einer Straße zu stehen, weit ab von Eis, Schnee, gefährlichen Gletscherspalten und tiefen Abgründen. Ich könnte mich einfach hier hinlegen, nichts würde passieren, ich könnte nicht abstürzen und nicht erfrieren. Das ist seeeehr beruhigend! Nachdem mich ein netter Autofahrer nach El Chalten mitgenommen hat, sitze ich kurze Zeit später bei einem kühlen, riesengroßen Bier. Unterbrochen von einer kurzen Duschpause folgen noch weitere. Und natürlich auch so viel Essen, dass ich mich kaum noch bewegen kann. Hallo Stern, ich bin gut zurück! Danke fürs Warten! Vorbei an Emilys Papierstern krabble ich endlich in mein Zelt. Schlafsack zu, Stirnlampe aus. Ich schließe meine Augen. Nein – es war wohl kein neuer Rekord. Nicht schneller, nicht höher und nicht weiter – aber es war MEIN Abenteuer – MEIN stiller Augenblick. DANKE!


los!

Bike

Trails TEXT // LEA HENNEKE UND INA KRUG INTERVIEW // LEA HENNEKE

AUF ENTDECKUNGSREISE DURCHS URBANE. WER DIE EIGENE ODER EINE FREMDE STADT ERKUNDEN WILL, HAT VOM FAHRRADSATTEL AUS DIE PERFEKTE PERSPEKTIVE. FLEXIBEL UND ÖKOLOGISCH, MIT FRISCHLUFTGARANTIE UND EINER FASZINIERENDEN REICHWEITE. LASS DICH TREIBEN ODER VON EINEM SIGHTBIKING-GUIDE FÜHREN. MIT DIESEN TIPPS KANNST DU SOFORT STARTEN. ALSO LOS!

FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE

HAMBURG BIS NACH HASELDORF Ausgangspunkt der Fahrradtour ist der S-Bahnhof Wedel. Die Strecke führt entlang des Elbufers über asphaltierte Deichwege. Nach Belieben kann man binnen- oder außendeichs fahren. Bei der Entscheidung, ob Elbblick oder Weidelandschaft, können gelegentlich freilaufende Schafherden oder der Wind behilflich sein. Zum Verweilen laden auf dieser Strecke eine Vogelschutzstation des Naturschutzbundes Deutschland und ein Rasthaus ein. Diese Strecke endet in Haseldorf und ist ungefähr 13 Kilometer lang.

LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT

FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE

BERLIN AUF ZUM WANNSEE Diese knapp 30 Kilometer lange Fahrradroute startet am Schlossplatz, der historischen Mitte Berlins, und führt an berühmten Sehenswürdigkeiten wie Checkpoint Charlie, Jüdisches Museum, Viktoriapark, Rathaus Schöneberg und Pfaueninsel vorbei. Am besten nutzt du für diese Route ein Trekkingrad. Ein normales Citybike reicht jedoch auch aus, da ein breiter Fahrradweg mit gutem Straßenbelag vorhanden ist.

LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT

FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE

REGENSBURG DONAURADWEG FÜR LANGSTRECKENFAHRER

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Von Kelheim nach Bogen – vorbei an barocken Klöstern und Schlössern durchs sanfte Hügelland. Die Fahrstrecke von knapp 100 Kilometern sollte nicht abschrecken, der Radweg bleibt die meiste Zeit eben und ist gut ausgebaut. Gastronomisch laden mehrere Restaurants zum Zwischenstopp ein, auch Hotels oder preiswerte Pensionen findest du entlang der Strecke. Die reine Fahrzeit beträgt bei lockerer Geschwindigkeit circa sechs Stunden.

LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT raus-magazin drei 2015


los!

FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE

HANNOVER VON GRASDORF ÜBER SEHNDE BIS ZUM MITTELLANDKANAL Diese Radtour in der Umgebung von Hannover führt durch die südliche Leineaue vorbei an den Koldinger Seen, die zusammen mit dem Steinhuder Meer das bedeutendste Vogelrastgebiet in dieser Region bildet. Weitere Highlights dieser Tour sind das Hannoversche Straßenbahn-Museum, die Hannoverschen Schulen und der Landschaftsraum „Großes Freies“. Fährt man weiter Richtung Höver, bekommt man einen riesigen Steinbruch, die Mergelgrube, zu Gesicht, in der Kalkmergel abbaut wird.

LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT

Sightbiking Hinter dem Begriff verbirgt sich eine abwechslungsreiche, mit Radeln kombinierte Stadtführung. Statt passiv im Bus zu hocken, kommst du zusammen mit einem ortskundigen Guide an der frischen Luft direkt an den Sehenswürdigkeiten vorbei. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch nachhaltig.

HAMBURG Diese Route beginnt am Rathaus und führt durch die historische Speicherstadt, über die neuen Elbbrücken und die alte Süderelbbrücke nach Harburg. Südlich der Nordelbe verläuft die Route nacheinander durch die Stadtteile Veddel, Georgswerder und Wilhelmsburg. Die Route verlässt das Harburger Zentrum in westlicher Richtung und führt parallel zur S-Bahn-Linie zu den Stadtteilen Neuwiedenth und Neugraben, wo am dortigen S-Bahnhof der Endpunkt erreicht wird. Ab hier besteht die Möglichkeit, über die Landesgrenze hinaus nach Neu Wulmstorf zu fahren. Die Strecke ist knapp 25 Kilometer lang und hat eine Dauer von 80 Minuten. Weitere Infos unter www.hamburg.de

BERLIN Diese Tour startet mit einer Runde durch den ehemaligen Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg mit seinen aufwändig restaurierten Altbauten aus der Epoche des gründerzeitlichen Aufschwungs. Anschließend führt der Weg nach BerlinMitte mit Sehenswürdigkeiten wie Museumsinsel, Brandenburger Tor nebst Hotel Adlon und Stadtschloss. Du erfährst, wie 40 Jahre DDR das Stadtbild geprägt haben, und tauchst ein in die moderne Architektur des neuen Berlins rund um das Regierungsviertel. Die geführten Rundfahrten werden täglich für 2,5 Stunden angeboten. Weitere Infos unter www.berlinonbike.de

REGENSBURG Vorbei an den erhalten gebliebenen Resten der Stadtmauer samt des höchst eindrucksvollen mittelalterlichen Stadttors, durch Alleen und Parks oder über die Donauinseln und durch den Ortsteil Stadtamhof am anderen Flussufer. Es werden Führungen mit einer Dauer von 1,5 Stunden angeboten, die direkt bei der TouristenInformation gebucht werden können. Ein Ticket kostet dich 8 Euro. Weitere Infos unter www.regensburg.de

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hilfreiche Biketipps

los!

3 Fragen an MARKUS KAUFMANN TEAM VAUDE

TIPPS UND TRICKS FÜR MOUNTAINBIKE UND BIKER 1. DOWNHILL

4. Gleichmäßiges, rundes Treten. Dabei

- Um die Sturzgefahr bei steileren oder

versuchen, das Gewicht auf beide

längeren Abfahrten im Gelände zu vermindern: Sattel etwas tiefer stellen. - Wenn ein Fahrrad keine gefederte Vordergabel besitzt, kann man auch etwas

Reifen zu verteilen.

3. VERHALTEN BEI GEWITTER - Schnell runter vom Fahrrad und an der

Wie motivierst du dich für eine Biketour? Viel

Luft aus den Reifen lassen, um so

tiefsten Stelle im Gelände in die Hocke

Motivation brauche ich da nicht, die Natur genießen

Schlägen während der Abfahrt

gehen, dabei Arme eng anlegen und

zu können, mit dem Gelände „spielen“ und mich

vorzubeugen.

Füße zusammenhalten. - Wenn man in der Gruppe unterwegs

dabei körperlich fit zu halten sind genügend Aspekte, mich freiwillig auf das Rad zu setzen. Ich sehe es als

Fahrtechnik:

Privileg, wenn ich es täglich schaffe.

1. Arme gebeugt halten, damit man flexibel ist.

ist, auf keinen Fall dicht beieinander

2. Blick dorthin verlagern, wo man

stehenbleiben oder sich berühren. - Im Wald von Bäumen fernhalten,

Was ist auf jeden Fall in deinem Gepäck

hinfahren möchte.

zu finden? Mit dabei habe ich immer einen

3. Gesäß hinter den Sattel, um das Fahrrad

Ersatzschlauch und eine CO2-Patrone im Falle

sicher zu manövrieren.

eines Reifendefekts. Wenn ich länger unterwegs

4. Eine waagerechte Fußstellung einhalten,

bin, nehme ich auch mal ein Tool und etwas zu

um stabilisiert zu sein und schnell reagieren

4. MATERIAL

essen in Form von Gels oder Riegeln mit, die sich

zu können.

- Lager und Ketten sollten gut geölt sein.

da diese besonders stark leiten. - Im Gebirge von Felswänden und Höhlen fernhalten.

- Die Schaltung sollte vor jeder Fahrt

problemlos im Trikot verstauen lassen.

geprüft und eingestellt werden.

Wie sieht dein Trainingsplan aus, bevor du

2. UPHILL

eine Biketour planst? Für eine Tagestour braucht

Fahrtechnik:

Reifendruck richtig eingestellt sein. Dieser

man nicht viel Training, es soll Spaß machen und

1. Bei starker Steigung sollte der Oberkörper

beträgt 1,5 bis 4 Bar. Schmale, leichte

deshalb muss man sein Ziel realistisch einschätzen.

rechtzeitig nach vorn gebeugt werden.

Reifen benötigen einen höheren Druck.

Für eine Alpenüberquerung oder sogar ein Rennen

2. Die Schultern sollten sich möglichst über

Breite, schwere Reifen verlangen

sollte man schon eine gewisse Fitness haben, um auch

dem Lenker befinden und die Arme gebeugt

Spaß dabei zu haben. Dafür empfehle ich mindestens

werden. Gleichzeitig in den Wiegetritt beugen.

sechs Monate vorher regelmäßiges Training, sprich

3. Den Gang nicht zu klein wählen

drei- bis viermal in der Woche aufs Rad.

und nicht mehr schalten.

ERNÄHRUNGSTIPP: PISTAZIEN-SPORTRIEGEL (CA. 24 STÜCK)

- Je nach Vorliebe und Reifenbreite sollte der

eher niedrigeren Druck. - Das Rad sollte zentriert sein und die Reifen genügend Profil haben. - Bremsen warten und richtig einstellen.

2 | Honig und Zucker erhitzen, Pistazien, Bananenchips,

200 g Pistazien 100 g Bananenchips

mischen, in einer mit Backpapier ausgelegten, quadrati-

50 g 50 g 100 g 80 g

einzeln geformt und auf ein mit Backpapier ausgelegtes

getrocknete Birnen getrocknete Aprikosen Honig brauner Zucker

3 | Riegelmischung im vorgeheizten Backofen bei 180 °C 1 | Pistazien grob und Bananenchips fein hacken. feine Würfel schneiden.

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Kuchengitter auskühlen lassen. Weitere Rezepte unter www.americanpistachios.de


los!

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1 | Fahrrad Canyon Commuter / 1.799 Euro / www.canyon.com 2 | Handschuhe ZANIER Enduro / 49,95 Euro / www.zaniergloves.com 3 | Trinkrucksack Source Paragon / 129,95 Euro / www.sourceoutdoor.com 4 | In-Ear-Kopfhรถrer Teufel Move / 79,99 Euro / www.teufel.de 5 | Flasche Klean Kanteen Reflect / 39,95 Euro/ www.kleankanteen.com/germany 6 | Brille Alpina Eye 5 Shield VL+ / 139,95 Euro / www.alpina-sports.com 7 | Hose Men's Garbanzo Shorts / 110 Euro / www.vaude.com 8 | Helm Alpina Carapax (Endurohelm) / 119,95 Euro / www.alpina-sports.com

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auf spurensuche

ANNECY_

BASECAMP

WERKSPIONAGE BEI EIDER UND MILLET

TEXT // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // EIDER, MILLET, BENJAMIN HELLWIG

IN ANNECY GEHEN ZWEI FRANZÖSISCHE OUTDOORHERSTELLER EINEN GEMEINSAMEN WEG. DIE ZUSAMMENARBEIT VON EIDER UND MILLET IM HERZEN DER FRANZÖSISCHEN ALPEN FOLGT EINER KLAREN VISION. UND HAT KLARE GRENZEN. DIE KREATIVABTEILUNGEN ARBEITEN AUTARK. DIE PRODUKTE STEHEN JEWEILS FÜR SICH. UND DOCH SIND PARALLELEN ERKENNBAR. DIE RAUS!-WERKSPIONAGE IM BASECAMP DER UNTERNEHMEN.

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auf spurensuche

om Wasser ist nicht viel zu sehen. Der Lac d’Annecy, strategisch

Ein paar Minuten Fahrt hinauf nach Annecy-le-Vieux

und stolz gern als „Europas sauberster See” bezeichnet, versinkt

genügen und schon verzieht sich der Nebel. Das

im Nebel. Laure Vailly steht auf der kleinen Brücke der südost-

gemeinsame Basecamp der beiden französischen

französischen Stadt, zückt ihr Handy und hält es mir vor die Nase. Im

Outdoorunternehmen Eider und Millet liegt im un-

Display: das Fotomotiv Nummer eins von Annecy – der Palais de L’Isle,

spektakulären Gewerbegebiet Parc des Glaisins. Die

ein Turmhauskomplex aus dem zwölften Jahrhundert. Mittig thront das

Gebäudecharakteristik: etwas in die Jahre gekom-

heute unter anderem als Museum genutzte Bauwerk auf dem Flüss-

mene Beton-Glas-Fassade, Flachdach, Koniferenver-

chen Thiou. „War vorinstalliert”, sagt Laure und grinst. „Und dabei hab

zierung. Der Ausblick aus den Fenstern in die Natur:

ich das Handy neu in Shanghai gekauft ...” Die 26-Jährige, in Annecy

inspirierend. Das Plateau des Glières, einst Hochburg

geboren, erzählt beim Gang entlang mittelalterlicher Bauten an diesem

des französischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg,

Morgen von der wachsenden Bedeutung der Stadt und dem stetig stei-

bildet die Kulisse. Innerhalb der Räume wandern die

genden Interesse vieler, hierher zu ziehen. Die beruflichen Aussichten

beiden Unternehmen auf gleichen Pfaden. Sie nutzen

seien attraktiv, insbesondere in der Outdoorbranche. Zahlreiche Firmen

einheitliche Strukturen wie Logistik, Buchführung

hätten sich in den letzten Jahren angesiedelt. Laure ist Technical

und Finanzabteilung. Auch die 13 Mitarbeiter des

Advisor (technische Beraterin) beim französischen Snowsport-Experten

Kundenservices sind für die beiden Unternehmen der

Eider und gibt als Freeskierin Feedback an die Produktentwicklung des

Lafuma-Gruppe zuständig. „Der Synergieeffekt macht

1962 in Annecy gegründeten Unternehmens. Sagt, was gut funktioniert,

uns in diesen Bereichen effizienter”, sagt Thibaut

weist auf Schwachstellen hin. Ihr letztes Testfeedback: Pilling auf den

Cornet, Geschäftsführer von Eider, als ich ihn im

Innenseiten eines Handschuhprototyps. „Beim Mountainbiken.”

Showroom treffe.

raus-magazin drei 2015

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auf spurensuche

„Wenn es für uns von Nutzen ist, arbeiten wir gemein-

partnern. Um vom Winter unabhängiger zu werden, haben wir uns ent-

sam. Treffen wir uns beispielsweise mit Zulieferern wie

schlossen, unseren Fokus auch auf stylishe und trotzdem funktionelle

Gore, so machen wir das mit Kollegen aus beiden Unter-

Outdoorbekleidung zu legen, welche von unserem ‚Wohnort‘ Annecy

nehmen. Und natürlich greifen wir auch auf die gleiche

und dessen Lifestyle geprägt ist. Wir möchten mit der Eider-Kollektion

Zuliefererkette zurück”, sagt er. In anderen Bereichen

jedem outdoorbegeisterten Konsumenten, welcher Wert auf Stil, Funk-

herrsche dagegen eine strikte Trennung. „Die Produkt-

tionalität und Design legt, kombiniert mit den besten Materialien, eine

entwicklung, der gesamte kreative Bereich, arbeitet

professionelle und kompetente Auswahl gemäß unserem Eider-Leitmotto:

separat. Wir wollen die jeweilige Identität der Marken klar

„Look good, feel good“ geben, sagt Thibaut.

aufrechterhalten”, sagt der 50-Jährige. Die „Eider-DNA” sei neben dem Bereich Snowsport und Thermals auch in der

Auf dem Weg zu den Nähmaschinen treffe ich Aurore Calmier, zuständig

Annecy-Living-Kollektion zu spüren. „Damit legen wir seit

fürs Marketing von Eider, sowie Lionnel Ducruet, Designer und Leiter des

der Wintersaison 2013/2104 wieder einen großen Fokus

Bereichs Forschung und Entwicklung. Für Lionnel ist der Blick zurück zu

auf Outdoorlifestyle. Die Linie ist abgegrenzt von unserer

den Anfängen des Unternehmens ein Blick auf einen Teil seiner Familien-

Snowsport-Kollektion, auch wenn der Einsatz am Berg

geschichte. Sein Onkel George, Schneider und begeisterter Skifahrer, näht

technisch gesehen mit den Produkten möglich wäre. Aber

sich Anfang der 1960er-Jahre eine warme Jacke für den Einsatz am Berg

es ist eben nicht der Hauptaspekt dieser Kollektion”, sagt

– und gründet wenig später den Betrieb. Namensgebend ist die Eiderente.

Thibaut. Annecy Living, inspiriert von der Stadt im Herzen

Die Daunen der Tiere dienten damals zeitweise als Füllmaterial für seine

der französischen Alpen, helfe, sich weniger abhängig

Jacken. Als George 1968 stirbt, übernehmen seine Frau Lucile und sein

vom Winterwetter zu positionieren. „Wir gleichen somit

Bruder Michel, Lionnels Vater. Von ihm lernt der heute 45-jährige Designer

Risiken aus und erweitern die Saison”, sagt er.

sämtliche Abteilungen und Abläufe, schneidert Muster, näht, modelliert. In seiner heutigen leitenden Position beruft er sich beim Gedanken an zu-

„Momentan finden unsere Konsumenten die aktuelle

künftige Kollektionen auch auf die Anfänge. „Ich habe das Ziel, dass Eider

Sommerkollektion 2015 von Eider bei unseren Handels-

immer noch Eider ist. Dass die Marke erkennbar bleibt.

Hier klickt der Auslöser eines jeden Besuchers: Palais de L’Isle in Annecy.

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raus-magazin drei 2015


auf spurensuche

Dass am Ende einer Kollektion mein gesamtes Team ,Wow’ sagt, von

oben gehen, stoßen wir im Flur auf die erste Inspirations-

ihr begeistert ist, der Geist der Marke spürbar wird”, sagt er. Aurore

quelle für eine anstehende Kollektion Millets. Zwischen

ergänzt beim Blick nach vorn: Wir sind ein familiäres Unternehmen mit

den beiden autark arbeitenden Produktentwicklungen der

großem Potenzial. Haben das nötige Produktlevel mit guter Passform,

beiden Unternehmen lehnt vor Sophies vollgestopfter

funktionellen Materialien, technischem Leitbild, Eleganz. Funktion und

Denkzelle ein Sommer-2016-Banner in DIN A0. Darauf

Stil zu vereinen, ist nicht leicht. Aber genau das ist unser Anspruch”,

abgebildet: Farben, Illustrationen, Bilder. Ein Trek ist zu

sagt die 36-Jährige. „Ich mag es nicht, wenn etwas nicht perfekt ist”,

sehen, himalayatypische Farben. Annapurna, 8.091 Meter

wirft Lionnel da ein, springt eilig auf, kommt ein paar Minuten später

hohe Gigantin im Gebirge, ist so etwas wie das Leitbild

mit einigen Jackenprototypen zurück und deutet auf die angezeichneten

der Kollektion. „Unsere Produktmanager werden zunächst

Änderungen der Nahtführung. Seit sieben, acht Jahren mache er nun sei-

gefüttert mit Informationen zu Märkten und Trends. Daraus

ne eigenen Designs. Um nicht einzurosten, hole er sich gelegentlich auch

entwickeln wir einen Plan für die Produktlinie, den wir mit

Inspiration und Expertise von externen Designern. „Das ist sehr wichtig

unserer Designabteilung besprechen. Und ihnen erzäh-

und pusht uns. Sonst wiederholst du zu vieles. Du darfst nicht den Fehler

len wir diese Kollektionsstory”, sagt Sophie und deutet

machen, davon auszugehen, dass du den nötigen frischen Geist immer

auf das Banner. Die Geschichte der Annapurna trägt

selbst aufbringst. Und ich selbst sollte viel öfter rumreisen ...”, sagt er

weitreichende Wurzeln im Hause Millet. Als die Alpinisten

etwas nachdenklich. 300.000 Kleidungsstücke produziert Eider pro Jahr.

Maurice Herzog und Louis Lachenal 1950 mit ihrem Team

Allein im Winter sind es 220 verschiedene Styles.

als erste Menschen den Gipfel besteigen, ist dies ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals wird ein 8.000er bestiegen,

Als Eider nach diversen Zwischenstationen unter italienischen Konzerndächern 2008 schließlich an die Lafuma-Gruppe verkauft wird, gibt es in Annecy ein Wiedersehen. Der Sohn von Gründer George Ducruet, Frédéric, mit dem Designer Lionnel in seiner

und das gleich im ersten

„DIE PRODUKTENTWICKLUNG, DER GESAMTE KREATIVE BEREICH, ARBEITET SEPARAT. WIR WOLLEN DIE JEWEILIGE IDENTITÄT DER MARKEN KLAR AUFRECHTERHALTEN.“

Anlauf. Anteil am Erfolg

THIBAUT CORNET

Unternehmen seit dem

Anfangszeit bei Eider für einige Jahre zusammenarbeitet, ist inzwischen bei

der französischen Expedition hat damals bereits Millet. René und Raymond Millet, Söhne des Gründers, die das Zweiten Weltkrieg leiten,

Millet gelandet. Und heute als Geschäftsführer im gleichen Gebäude tätig.

tüfteln zusammen mit den späteren Gipfelhelden an

Im Untergeschoss treffe ich auf Mitarbeiterinnen, die über Jahrzehnte dem

einem expeditionstauglichen Alpinrucksack. Die beiden

Unternehmen treu geblieben sind. Nähmaschinen rattern. Rose, die das

Technical Advisors der ersten Stunde markieren mit dem

Team der Musterschneiderei leitet, verteilt die Aufträge hier unten. Die

Erfolg im Himalaya eine Ära. Fortan entwickeln die Millets

ausgedruckten Schnittzeichnungen aus der digitalen Entwicklung landen

in enger Kooperation mit den Alpinisten der jeweiligen

auf dem großen Zuschnitttisch. Hier lässt Andreas, einziger Mann unter

Epochen technische Bekleidung und Ausrüstung. „Wenn

vielen Frauen in dem Raum, die Schere arbeiten. Mit stoischer Ruhe fährt

wir die Stoffe auf unsere Wunschliste gesetzt haben,

er Tag für Tag das schwergewichtige Arbeitsgerät durch die Stoff-

werden die Zulieferer kontaktiert”, erklärt Sophie den

bahnen – für unzählige Prototypen.

nächsten Schritt der Kollektionsentwicklung. „70 Prozent des Wertes eines Produktes leben von dem Material.”

Danach wandert das wachsende Kleidungsstück in seiner Entstehung von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. „Wir haben das Know-how für die Anfertigung

Hin und her ginge es dann bei der Entwicklung von

fast aller Modelle”, sagt Camella, Näherin. Lediglich die daunengefüllten

Prototypen, besonders bei speziellen Features. Die

Produkte entstünden nicht hier. Sie hat heute Geburtstag, ein Korb voll

Kooperation mit aktuell 70 Technical Advisors, darunter

Pain au Chocolat und Croissants steht griffbereit für alle. Gerade sitzt

Jean Annequin, sei essenziell. Sophie erzählt von dem

sie jedoch an einer Rarität. Sie bessert eine uralte Millet-Daunenjacke

Alpinisten und Bergführer, von Hinweisen auf Taschen-

aus, repariert Nähte, bringt das Lieblingsstück eines Kunden wieder auf

größe, Gewichtsreduzierung, Materialwahl. „Er ist faszi-

Trab. „Die Jacke ist vielleicht älter als ich”, sagt Sophie Duflos, gerade

niert von Produkten und Detaillösungen, kann sich sehr

hereingekommen, von hinten. „Knapp 50” sei sie selbst und lächelt bei

gut einbringen. Und diese Produkte sind dann der Rolls

der Feststellung. Sie leitet seit acht Jahren die Abteilung Forschung und

Royce. Aber ich kann diese Entwicklungen auf viele

Entwicklung von Millet. Und betont bei allen zukunftsorientierten Themen

andere Bereiche anwenden. Wir suchen immer nach

ihres eigenen Schaffens zunächst einmal den Wert der Serviceabteilung

einer Lösung für das Extraplus in einem Produkt. Dem

des Hauses. „Es ist uns sehr wichtig, das anbieten zu können. Und unsere

Aspekt, der dich bei deiner Aktivität noch ein Stück

Kunden nehmen es rege in Anspruch”, sagt sie. Als wir die Treppe nach

besser macht”, sagt sie.

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auf spurensuche

Mit ihren Zulieferern pflegen Sophie und Millet eine

Im Uhrzeigersinn: zu Hause im Alpinen: Bergsport mit Millet-Ausrüstung | Petit Déjeuner | Gründer unter sich: Raymond und René Millet | Das Annecy-Basecamp in Annecy-le-Vieux | Verlässliche Inspirationsquelle: Die Kooperation zwischen Millet und der Compagnie des Guides de Chamonix Mont-Blanc ist wichtiger Bestandteil des Unternehmens. | Sommer am See: die „Eider Annecy Living“-Kollektion im Einsatz

lange Zusammenarbeit. Zweimal im Jahr fahren sie hin, zweimal werden sie besucht. „Sie müssen unsere Philosophie verstehen, wir unseren Geist zu ihnen bringen. Einer unserer Supplier lädt seine Mitarbeiter regelmäßig in ein chinesisches Skigebiet ein, um die Produkte

wogenere Balance zwischen Bekleidung und Ausrüstung. Im Moment

auszuprobieren und kennenzulernen. Das ist genau der

lägen zwei Drittel des Geschäfts im Bekleidungsbereich. „Wir wollen

richtige Weg”, sagt sie.

unsere Wurzeln wieder stärker in den Fokus rücken”, sagt Patrice.

Im Showroom von Millet wird die aktuelle Ausrich-

Einen der drei Gipfel der Trilogie sehe ich mir am folgenden Tag aus

tung des Unternehmens deutlich. Jedes Segment

nächster Nähe an. Nun, vielleicht nicht ganz so nah. Mit einem großen

erzählt da seine eigene Geschichte, ist konkret auf

Ruck startet die Zahnradbahn im Bahnhof von Chamonix zur Aus-

einen Anwendungsbereich ausgerichtet. Neben Free-

sichtsplattform am Mer de Glace, größter Gletscher der Mont-Blanc-

ride setzen die Franzosen auf Skitouring, arbeiten

Gruppe. Neben mir auf der Holzpritsche sitzt Michel Paccalet. Kopftuch,

dort unter anderem seit der frühestmöglichen Saison

Sonnenbrille, Rucksack, Jeans. Vom Expeditionswetter gezeichnet sein

mit Polartec NeoShell. Dass Eider dagegen zunächst

Gesicht, strahlend seine Augen. Sitzt er nicht an der Entwicklung von

Polartec Alpha in die Kollektion integriert, verdeut-

neuer Ausrüstung, ist er hier draußen. Testet Produkte, unterhält sich

licht einmal mehr die unabhängig ausgerichtete

mit Menschen, die mit Millet-Produkten in den Bergen unterwegs sind.

Produktentwicklung der beiden Hersteller. Mittlerwei-

Seit 2006 sei er dabei. Bedingung für die Zusammenarbeit mit Annecy:

le sind beide Innovationen der US-amerikanischen

„Dass ich weiter in Chamonix leben kann.” Lediglich eine gute Stunde

Ingredient Brand im Portfolio der zwei Franzosen

Fahrt trennt die beiden Orte voneinander, aber „hier passiert es, hier

zu finden. Bestandteil des dritten Segments, Moun-

muss ich sein”, sagt Michel. „Ich muss spüren, was die Menschen

taineering, ist die Trilogy-Range von Millet. „Für uns

brauchen, wie sie die Produkte nutzen, wie die nächste Generation

war das die Revolution des Kletterns”, betont Patrice

tickt”, beschreibt er die Wichtigkeit seines Heimatortes. Der Blick über

Folliet, Marketingleiter, den Hintergrund der Linie. Und

die graue Gletscherzunge auf die Grandes Jorasses beschert mir dann

meint damit die revolutionäre Solo-Winterbesteigung

wiederum das Strahlen in den Augen, so jedenfalls meint Michel. Er

der drei Nordwände von Eiger, Matterhorn und

beobachte auf dem Weg zu seinen Kletterrouten die Menschen in den

Grandes Jorasses von Eric Escoffier und Christophe

Bergen, böte einem erschöpften Städter auf dem Wanderpfad auch

Profit 1987. „Drei Gipfel in einem Zug, 40 Stunden

mal einen Schluck Wasser an, frage nach, wenn er sich nicht sicher

schnell, wenig Ausrüstung, zwei Kletterer. Und daraus

sei, ob es seinem Gegenüber gut geht. „Wir müssen wieder lernen,

haben wir diese Produkte entwickelt – im Übrigen

da nicht einfach an den Menschen vorbeizuhetzen.

auch für Frauen”, sagt Patrice. Atmungsaktivität, Robustheit und Wärmerückhalt sowie eine Auswahl an-

Trail-Running-Trend hin oder her. Und ein kurzes bestätigendes Lächeln

spruchsvoller Materialien kennzeichnen die Linie. Kom-

kostet nicht viel”, sagt Michel. Chamonix erlebt dieser Tage die Ruhe

plettanbieter sowie Multispezialist in jeder Kategorie zu

vor dem Sturm. Wenige Tage vor Beginn der Sommersaison herrscht

sein, sei ein hoher Anspruch. Eines der mittelfristigen

in den gemütlichen Gassen zwischen den Sportfachgeschäften und

Ziele Millets: eine auf den Verkauf bezogen ausge-

den vielen Monobrand Stores noch entspannte Ruhe. Von links nach rechts: David Ravanel, Präsident der Compagnie des Guides de Chamonix Mont-Blanc | Lionnel Ducruet, Designer und Leiter Forschung und Entwicklung Eider | Geburtstagskind Camella, Näherin | Sophie Duflos, Leiterin Forschung und Entwicklung Millet | Thibaut Cornet, General Manager Eider | Aurore Calmier, Marketing Eider | Michel Paccalet, Produktmarketing Millet | Yannick Graziani, Bergführer, Alpinist, Technical Advisor Millet

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auf spurensuche

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auf spurensuche

MILLET-KLASSIKER IM WANDEL DER ZEIT

Auf dem Weg hinunter ging es Stéphane schlecht, er sei apathisch gewesen. Yannick regelt den Abstieg für beide. „Together or not”, sagt er schlicht über die lebensbedrohlichen Momente in der dünnen Luft. Stéphanes Erfrierungen sind so schwerwiegend, dass er im Anschluss einige Zehen und Fingerkuppen verliert. Und doch, so weiß Yannick zu berichten, bereut er nichts. Der starke Drang eines Alpinisten nach dem Extremen ist Außenstehenden oftmals fremd. Wie aus einer anderen Welt wirken manche Vorhaben an der Grenze des Menschenmöglichen. Eine von vier erfolgreichen Besteigungen an der Annapurna endet tödlich. Und doch zieht es Menschen in diese Regionen der Erde. Yannicks Worte hier in Chamonix direkt aus seinem Mund zu hören, von jemandem, der von dieser Grenze berichten kann, bringt einem die Gründe etwas näher. „Es ist unglaublich,

1950

1960

1970

in 8.000 Metern Höhe zu klettern. Es gibt mir so unglaublich viel. Und ich mache es für mich, für diese Momente, für jeden einzelnen den Unterschied machenden Meter. Und tatsächlich ist der Einfluss dieser Erlebnisse auf mein Leben fern der höchsten Gipfel unbedeutend gegenüber dem Gefühl in diesen Momenten”, sagt er. In Millets Partnerschaft mit Menschen wie Yannick leben die traditionellen Strukturen des Unternehmens weiter. Wie Eider nutzt der Hersteller eine ordentliche Portion entwickelter und gelebter Expertise, um Produkte zu kreieren und stetig zu verbessern. Für kleine und große Abenteuer. Getreu dem aktuellen Claim „Be bold” – sei wagemutig

1980

2000

2015

und finde deine persönliche Challenge – verabschiedet mich Michel mit dem Hinweis, beim nächsten Aufenthalt in Chamonix mehr zu tun, als nur Zahnradbahn zu fahren.

Auch Millet präsentiert sich hier seit sieben Jahren mit dem „Mountain by Experience“-Shop. Tausende Besu-

Kurz und knapp Eider

cher werden ab der Saisoneröffnung in den kleinen Ort

Gründung 1962 in Annecy in den französischen Alpen

strömen, sein Bild komplett verändern. Einen, der sowohl

Gegründet vom Schneider George Ducruet

Ruhe als auch Trubel kennt, treffe ich in der „Brasserie

Namensgeber ist die Eiderente.

des Sports”. Yannick Graziani arbeitet als Bergführer, wie er sagt, „mit” der Compagnie des Guides de Chamonix

Erste Outdoormarke weltweit, die Max-Havelaar-Fairtrade-Baumwolle verwendet 2006 übernimmt Eider die Markenlizenz von Killy.

Mont-Blanc. In der 1821 gegründeten und damit welt-

Seit Juni 2008 gehört Eider zur Lafuma Group.

weit ältesten Bergführervereinigung hat Millet seit Jahren

2013 Launch der Outdoor-Lifestyle-Kollektion Annecy Living

einen bedeutenden Partner, stattet das Team, etwa 250

2013 Gründung des Annecy-Basecamps mit Eider

Bergführer unterschiedlicher Disziplinen, komplett aus und erhält wichtigen Input für seine Produktentwicklungen. Die Bar ist gut besucht an diesem Nachmittag, kein Vergleich

2014/15 sind alle Produkte PFOA-frei. Seit 2014 gehört Eider neben Millet und Lafuma zur Calida Group Mountain & Outdoor Division.

jedoch zu Yannicks wichtigster Rückkehr, als er mit einem

Kurz und knapp Millet

Dutzend Kletterfreunden und „ein, zwei Bier” seinen Erfolg

Gründung 1921 durch Marc Millet nahe Lyon

feiert. Ende Oktober 2013 steht der 40-Jährige auf jenem

Das erste Produkt ist ein Rucksack.

bedeutenden Gipfel, mit dem bei Millet vor 63 Jahren die Zeitrechnung beginnt. Zweimal scheitert er bereits an

1928 Umzug nach Annecy 1945 entwickeln die Söhne René und Raymond Millet die ersten Millet-Bergrucksäcke. Am 3. Mai 1950 ist der erste Millet-Rucksack auf dem Gipfel der Annapurna.

der Annapurna, zuletzt 2010. „Erfahrung, Empfindungs-

1959 wird Walter Bonatti erster technischer Berater.

vermögen und Ausrüstung sind entscheidend, willst du

Seit 1977 produziert Millet auch Bergsportbekleidung.

den Gipfel erreichen”, sagt Yannick. „Aber du brauchst

Aktuell gibt es 70 technische Berater.

auch eine Menge grüner Ampeln auf dem Weg nach

1978 besteigt Reinhold Messner den Mount Everest mit einem Millet-Rucksack.

oben und wieder herunter.” 25 Tage nutzen er und sein Partner Stéphane Benoist zum Akklimatisieren im Base-

6. Februar 1995 Übernahme durch die Lafuma Group September 2009 Offizieller Partner der Compagnie des Guides de Chamonix 2011 Trilogy-Jubiläumskollektion zur Ehrung der Alpen-Trilogie von Christophe Profit

camp, klettern in dieser Zeit auf einen kleineren Berg in

2013 erhält Millet drei ISPO AWARDS: Rucksack Matrix, Schuhe Everest,

der Nähe, fühlen sich „sehr, sehr gut”, als sie den Gipfel

Bimb Pro GTX Freeride Suit.

angehen. Acht Tage später sind sie oben. „Der Mangel an

2014/15 sind alle Produkte PFOA-frei.

Sauerstoff macht dein Blut dick, deinen kompletten Körper

Millet gehört seit 2014 neben Eider und Lafuma zur Calida Group

müde, du beginnst zu husten, hast Atemprobleme”, beschreibt er die körperlichen Grenzen nüchtern.

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Aktuell gibt es 34 technische Berater.

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Mountain & Outdoor Division.



mobil

AUF NEUEN PFADEN

TEXT // SIMON SCHUMACHER FOTOS // SIMON SCHUMACHER, BMW AG

AUTOFAHREN KANN SPASS MACHEN, MUSS ES ABER NICHT. DAS WEISS MAN JA UND HAT BISHER BRAV UNTERSCHIEDEN, OB DER WEG DAS ZIEL IST, ODER OB ES LEDIGLICH UND NÜCHTERN BETRACHTET UM DEN (SCHWER-)TRANSPORT VON A NACH B GEHT. GERADE WENN MAN ETWAS GRÖSSERES EQUIPMENT BEWEGEN MUSS, KONNTE MAN BISHER SELTEN VON „FREUDE AM FAHREN“ SPRECHEN. MIT DEM GRAND TOURER ÖFFNET BMW NUN DEN ZUGANG ZU EINER NEUEN WELT.

H 60

at man ein Gefährt, in dem man problemlos

Vor meiner ersten Fahrt bin ich, der mit BMW eher sportliche Coupés

das Surfbrett oder andere sperrige Dinge

verbindet, allerdings noch skeptisch. Und dementsprechend überrascht,

verstauen kann, verhält sich dieses auf der

als ich den Grand Tourer am Flughafen von Zadar in Kroatien zur Test-

Piste meist ebenso spritzig wie ein müder Last-

fahrt abhole. Das dynamische Design lässt mich schnell meine Vorurteile

esel, der sich auf die Pferderennbahn verlaufen hat.

über Board werfen, der vertraute Grill wirkt gar angriffslustig. Das Cockpit

Nachdem im letzten Jahr erfolgreich der BMW 2er

ist BMW-typisch aufgeräumt und mit edlen Materialien ausgestattet. So-

Active Tourer vorgestellt wurde, folgt nun der große

wohl vorn als auch über das ganze Auto verteilt gibt es zahlreiche Ver-

Bruder des Kompakt-SATs (Sports Activity Tourer).

staumöglichkeiten und bei umgeklappter Rückbank stehen bis zu 1.905

Mit diesem Volumenwunder bewegt sich BMW auf

Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung. Optional kann man allerdings

unerforschtem Terrain. Denn der erwähnte Fahr-

auch bis zu sieben Sitze nutzen. Genauso wie zahlreiche Extras. Neu sind

spaß soll bei diesem jüngsten Familienmitglied der

Features wie „myKidio“, mit dem via iPad neben einem umfangreichen

Münchner sicher nicht zu kurz kommen.

Entertainment-Angebot auch Fahrdaten angezeigt werden können.

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mobil

Macht eine gute Figur, auch abseits der Straßen.

Die Frage „Wie lange noch?“ wird so vom Wagen präzise selbst beantwortet. Ebenfalls neu in der Kompakt-Van-Klasse dürfte „Traffic Jam“ sein, das es einem ermöglicht, bei einer Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometer mit einer Hand am Lenkrad im Verkehr einfach „mitschwimmen“ zu können. Und noch eins sei gesagt: Praktisch muss nicht hässlich sein – und langsam erst recht nicht. Während ich ein zweisitziges Cabrio auf einer Küstenstraße vor mir bergauf scheuche, guckt der Typ am Steuer nicht schlecht, als ich final zum Überholen ansetze. Spritzig ist der Zwei-LiterDiesel, mit dem ich unterwegs bin, in jedem Fall, was man von einem Familien-Minivan sonst nicht direkt erwarten würde. Zum Marktstart steht gar ein Allradantrieb zur Wahl, ein Novum in dieser Fahrzeugklasse. Familien mit mehr als zwei Kindern können nun aufatmen, beweist BMW doch, dass der Spagat aus kompakter Abmessung, Funktionalität und Variabilität auf der einen Seite sowie sportlichem Design und BMW-typischem

Informationen - 4,55 Meter lang, 1,80 Meter breit und 1,60 Meter hoch - fünf neu entwickelte Turbomotoren mit drei und vier Zylindern (85 kW/116 PS bis 141 kW/192 PS) - Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,4 bis 3,9 l/100 km - Preis ab 26.850 Euro Weitere Infos unter www.bmw.de

Fahrspaß auf der anderen Seite durchaus gelingen kann.

Eine sportlich geschwungene Seitenlinie und die altbekannte BMW-Front lassen den Grand Tourer dynamisch wirken.

DAS COCKPIT IST BMW-TYPISCH AUFGERÄUMT UND MIT EDLEN MATERIALIEN AUSGESTATTET.

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naturnah

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NATURNAH WEITWANDERN IM FJELL

UT PÅ TUR, ALDRI SUR!* *BIST DU AUF TOUR, IST ALLES GUT! TEXT & FOTOS // SIMON MICHALOWICZ INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG

ZU FUSS DURCH GANZ NORWEGEN DAS LEBEN UNTER FREIEM HIMMEL, 140 TAGE LANG, 3.000 KILOMETER WEIT. SIMON MICHALOWICZ HAT NORWEGEN DURCHWANDERT. DER LÄNGE NACH. VOM SÜDLICHSTEN PUNKT AM KAP LINDESNES BIS ZUM NORDKAP. IN RAUS! BERICHTET ER VON DEN BESONDERHEITEN EINER SOMMERLICHEN UND WINTERLICHEN LANGTOUR, FASZINIERENDEN POLARLICHTMOMENTEN UND DER BEDEUTUNG, BALLAST ABZUWERFEN.

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naturnah

Die Sonne geht unter über den Bergen Jotunheimens.

D

ie Morgensonne steigt langsam über die Hügel em-

zu schälen. So lange wie nur eben möglich, habe ich es aufgeschoben, mich

por, die meinen Lagerplatz umgeben. Schon durch

der morgendlichen Routine zu widmen. Immer wieder kam mir dabei eine

das dünne Nylon hindurch spüre ich die Wärme,

Frage in den Sinn: Warum mache ich das bloß? Eine gute Frage! Ja, warum

die sich langsam im Inneren breitmacht und den Raureif in

quält man sich am Morgen bei nasskalter Witterung aus dem Schlafsack? Die

kleine Wassertropfen verwandelt. Als ich mit einem leisen

müden Glieder kommen nur mühsam in Schwung und die Aussicht auf einen

Surren den Reißverschluss der Apside meines Zelts öffne,

weiteren Tag in Regenkleidung durchs Fjell zu streifen, steigert die Motivation

suchen sich sofort die ersten warmen Sonnenstrahlen ihren

auch nicht gerade. Aber irgendwie lockt es mich dann doch wieder, einen

Weg hinein. Verschlafen reibe ich mir die Augen, die sich

weiteren Tag draußen in dieser dramatisch schönen Landschaft verbringen

erst einmal an das Meer aus Sonnenstrahlen gewöhnen

zu dürfen. Hat man sich überwunden und es sich beim Frühstück gemütlich

müssen. Ich fühle eine angenehme Wärme auf der Haut und

gemacht, kommen die Lebensgeister schnell zurück. Steht erst einmal der

die Sonne zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Tee dampfend vor einem und die Müslischale wärmt die Hände, drängt sich die Abenteuerlust wieder ungeduldig in den Vordergrund.

Lange habe ich auf diesen Moment gewartet, ich bin schon

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eine ganze Weile unterwegs, und zwar auf einer „Langtur“,

Heute aber treibt mich die Morgensonne an. Nur noch schnell zur Katzen-

wie man hier in Norwegen sagt. Während der letzten Tage

wäsche an den nahen Bach, danach mit klammen Fingern die komplette

war an solch eine Morgenstimmung nicht zu denken. Die

Ausrüstung zum hundertsten Mal wieder im Rucksack verstauen, und

Umgebung hat sich morgens stets nebelverhangen gezeigt.

schon kann es weitergehen, immer angetrieben von der Neugier auf un-

Eine feuchte Kälte hat dafür gesorgt, dass ich wenig Lust

bekannte Erlebnisse. Die Sonne steigt immer höher, der Morgendunst ver-

verspürte, mich aus dem kuscheligen Daunenschlafsack

schwindet langsam und die klare Luft ist ein einziger Genuss.

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naturnah

Zurück ins Hier und Jetzt, der gestrige Abend kommt mir

„Nur wer in der Lage ist, die richtigen Entscheidungen zur rechten Zeit zu treffen, kommt unversehrt nach Hause.“

wie ein ferner Traum vor. Ich folge den Wegmarkierungen, die aus aufgeschichteten Steinen bestehen und mit einem roten „T“ – dem Zeichen des norwegischen Wanderverbandes Den Norsk Turistforeningen (DNT) – versehen sind. Der schmale Pfad vor mir ist kaum zu erkennen, der Boden ist übersät mit Steinen. Oft lassen sich die nächsten Wegmarkierungen nur mit geübtem Auge erkennen,

Die Freude auf den Tag steigt, ich laufe los und halte Ausschau nach der

sie heben sich dank des roten Buchstabens etwas von

nächsten Wegmarkierung. Meine Gedanken schweifen ab, immerzu muss

der Umgebung ab. Die Zeichen sind teilweise uralt, man

ich an den gestrigen Abend denken, ich bekomme die Bilder nicht mehr aus

kann nur schätzen, wie lange sie schon Wind und Wetter

meinem Kopf. Kurz vor neun gestern Abend: Ich liege bereits eingekuschelt

trotzen. Sie sind allesamt mit Flechten und Moosen be-

im Schlafsack und höre auf meinem iPod zum Tagesausklang ein spannen-

wachsen, der Patina des nordischen Fjells. Die Landschaft

des Hörspiel, als sich ein dringendes Bedürfnis bemerkbar macht. Nur wi-

ist mittlerweile in ein weiches Licht getaucht, der Himmel

derwillig schlüpfe ich aus dem warmen Nest und ziehe vorsichtig den Reiß-

ist tiefblau und die wärmende Sonne krönt die wunderbare

verschluss des Außenzeltes auf, um auszutreten. Die kalte Abendluft strömt

Stimmung. Ich komme gut voran, es ist ein Wandertag wie

mir entgegen und treibt mich an. Schnell werfe ich einen Pullover über und

aus dem Bilderbuch. Genau so, wie man ihn sich erträumt,

suche meine Sandalen, als sich plötzlich grüne Schlieren am Himmel zeigen.

wenn man bei der Planung der Tour an die Berge und

Zuerst begreife ich nicht, was gerade vor sich geht, doch dann läuft mir ein

Hochebenen Norwegens denkt. Gegen Mittag mache ich

Schauer über den Rücken und ich bekomme eine Gänsehaut: Nordlichter!

eine Pause und lasse mich an einem großen Felsen nieder,

Über mir werden die grünen Schlieren immer intensiver, die tanzende Aurora

der mir als Rückenlehen dient. Wie heißt es doch so tref-

Borealis erfüllt den gesamten Himmel! Ein unglaubliches Spektakel bietet

fend: Das Schönste im Leben, das sind die Pausen!

sich mir in diesem Augenblick. Mit offenem Mund stehe ich da und kann nicht fassen, was gerade um mich herum geschieht! Auf dieses Schauspiel

Mein Rastplatz liegt auf einer Anhöhe, in der Ferne erblicke

musste ich lange warten und nun kann ich mich nicht sattsehen. Ganz allein

ich den großen See, an dem mein ungefähres Tagesziel

im weiten Fjell stehe ich neben meinem Zelt, nur die funkelnden Sterne und

liegt. Dort unterhält der norwegische Wanderverband eine

das leuchtende Nordlicht erhellen die Umgebung!

der bald 500 Hütten, die jedem Wanderer zur Verfügung stehen. Am nahen Bach fülle ich meine Trinkflasche mit kühlem Wasser und krame einen „Kvikk Lunsj“-Schokoriegel aus dem Deckelfach meines Rucksacks hervor. Eine leichte Brise kommt auf, der Fels, an dem ich sitze, ist von der Sonne angenehm aufgewärmt. Ich genieße die Pause in vollen Zügen, um mich herum zwitschern einige Vögel, ein kleiner Lemming beäugt mich neugierig aus seinem Versteck. Ein Gefühl tiefer Entspannung macht sich breit. So fühlt es sich an, das norwegische „Friluftsliv“. Es bedeutet so viel wie „Leben unter freiem Himmel“. Unter diesen Begriff fällt alles, was man aktiv draußen machen kann. Sei es Wandern, Skifahren oder einfach nur eine gute Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Friluftsliv ist aber nicht nur ein Wort, es ist ein richtiges Lebensgefühl. Man soll die Natur erleben, ohne ihr zu schaden oder seine Spuren zu hinterlassen. Die Freude daran, ohne Konkurrenzdenken eine gute Zeit zu haben, steht dabei absolut im Mittelpunkt. Das Friluftsliv ist fest im norwegischen Alltag verwurzelt und ganz selbstverständlicher Teil der Kultur.

Oben: Warm eingepackt macht der Winter richtig Spaß! Unten: Hüttenromantik pur – mit Kerzenschein und Jo-Nesbø-Krimi

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naturnah

Man kann es an der Universität studieren, bereits in der Schule lernen die Kinder, wie man sich sicher draußen

„Wie heißt es doch so treffend: Das Schönste im Leben, das sind die Pausen!“

bewegt. Der Klassenausflug findet schon mal im winterlichen Fjell statt und ganz selbstverständlich lernen die Schüler dabei, wie man zum Beispiel eine Schneehöhle

Auch die schönste Pause geht irgendwann zu Ende, ich verstaue meine

gräbt, um sich bei einem Sturm in Sicherheit zu bringen.

Wasserflasche und das Sitzkissen aus Schaumstoff wieder im Rucksack.

Dieser von Kindesbeinen an erlernte Umgang mit der

Ich mache mich auf, um meinem Ziel für den Tag näher zu kommen. Die

Natur ist eines der Dinge, um die man die Norweger

Landschaft wird nun offener, der Weg schlängelt sich über flache Terrassen

wirklich beneiden kann. Viele Familien besitzen einfache

hinab zu einem reißenden Fluss. Eine Hängebrücke kommt in Sicht, die hier

Hütten in den Bergen, die am Wochenende oder in den

vom DNT für den Sommer aufgebaut wurde. Nach der Saison wird sie im

Ferien ausgiebig besucht werden. Ein großer Kontrast zur

Herbst wieder abgebaut. Die Gefahr, dass die Brücke im Frühjahr während

modernen norwegischen Gesellschaft, aber gerade diese

der Schneeschmelze fortgerissen würde, ist zu groß. In jedem Jahr ziehen

Verbindung von Moderne und alten Traditionen haben

unzählige freiwillige Helfer stets aufs Neue ins Fjell, um Brücken aufzubauen

sich die Norweger bewahrt. Sie genießen die Schönheit

oder Wegmarkierungen instand zu halten. Zusammen mit den DNT-Hütten,

ihrer Heimat und wissen auch um die Gefahren, die

die im ganzen Land verteilt sind, findet man so als Wanderer eine naturnahe

die Natur mitunter aufbieten kann. Die sogenannten

Infrastruktur vor, die weltweit ihresgleichen sucht und Norwegen so zu einem

Fjellvettreglene mit ihren neun Geboten kennt hier jeder,

Paradies für Trekking- und Wandertouren macht. Über eine schmale Stiege

der sich draußen in der Natur bewegt. Nimmt man sie

erklimme ich die Brücke und überquere vorsichtig den reißenden Strom, gut

sich zu Herzen, dann kann jeder die fantastische Natur

zwanzig Meter breit ist die schwankende Konstruktion unter meinen Füßen.

erleben, ohne sich in Gefahr zu bringen. Eine der wichtig-

Auf der anderen Uferseite werfe ich einen letzten Blick zurück und mache

sten Regeln lautet: „Snu i tide!“ – Kehre rechtzeitig um!

mich wieder auf, um dem Weg zu folgen. Ich bin schon später im Jahr unterwegs, nur ganz selten treffe ich noch auf Wanderer, die die Einsamkeit des

Daran brauche ich mich heute zum Glück nicht erinnern,

beginnenden Herbstes für ihre Tour suchen. Meine Langtur begann Ende Mai

das sommerliche Fjell zeigt sich von seiner besten Seite.

am südlichsten Punkt Norwegens, dem Kap Lindesnes. Nun befinde ich mich

Aber auch ich kenne diese Situation, in der man ent-

schon weit im Norden, der Polarkreis liegt bereits hinter mir und ich bin bald

scheiden muss, ob es nicht besser wäre, umzukehren

vier Monate unterwegs auf Schusters Rappen. Diese Langtur ist etwas ausge-

oder seine Pläne zu ändern. Gerade wenn man im Winter

dehnter als normalerweise, sie ist die längste, die Norwegen zu bieten hat: Ich

unterwegs ist, bleibt einem kein Spielraum für falsche

möchte Norwegen der Länge nach durchqueren. Zu Fuß und an einem Stück,

Entscheidungen oder Fehler. Als mahnendes Beispiel dient

während eines einzigen, langen Sommers.

mir das Erlebnis, als wir einmal nur dreihundert Meter von der nächsten DNT-Hütte entfernt unser Zelt aufschlugen: Es wurde dunkel, wir waren ziemlich kaputt, es gab keine Markierungen für den weiteren Weg und ein Sturm zog auf. „So kurz vorm Ziel aufgeben? Einfach immer dem

Verlosung RAUS! verlost fünf Exemplare von Simon Michalowiczs Buch „Norwegen der Länge nach – 3.000 Kilometer zu Fuß bis zum Nordkap“. Für alle

GPS-Gerät nach und los gehts! Was für Weicheier seid

Skandinavien- und Outdoorfans, mit vielen Tipps

ihr denn?“, mag sich da der ein oder andere fragen. Aber

zu Weitwanderungen durch Norwegen. Sende eine

genau dieser falsche Ehrgeiz und der Verlass auf die

E-Mail an verlosung@tov.de und verrate uns, wie

Technik werden dann schnell zur Gefahr. Als der Sturm damals immer stärker wurde, konnten wir uns bald nur noch schreiend unterhalten. Ein Zelt im Sturm aufzubau-

viele Kilometer deine bisher längste Trekkingtour hatte. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen

en, kann eine ganze Weile dauern, von daher muss man solch eine Entscheidung schnell treffen, es bleibt keine

272 Seiten mit 32 Seiten Farbbildteil und einer Karte | Klappenbroschur |

Zeit für Diskussionen. Nur wer in der Lage ist, die richtigen

Malik National Geographic Taschenbuch| Erscheinungstermin: Anfang Juli 2015 |

Entscheidungen zur rechten Zeit zu treffen, kommt unversehrt nach Hause. Das Wetter hier im Norden kann sich schnell ändern und ist mitunter unerbittlich, das musste schon Amundsen in der winterlichen Hardangervidda auf die harte Tour lernen.

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raus-magazin drei 2015

14,99 Euro | ISBN: 978-3-492-40587-4


naturnah

Eiskalte Morgenstimmung in Rondane

Nordkap

BERGEN OSLO Oben: Frühstück mit Aussicht auf das Áhkká-Massiv in Lappland Mitte: Simon Michalowicz: „Willkommen in meinem Restaurant!“ Unten: Kurz vor dem Nordkapp auf der Porsanger-Halbinsel

Kap Lindesnes

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naturnah

„Wenn man länger als nur ein paar Tage unterwegs ist, stellt sich irgendwann ein ganz spezieller Zustand der Ballastlosigkeit ein.“

vermeintlichen Niederlagen wie unerreichte Ziele zu ärgern. Diese Dinge gehören dazu, wenn man sich draußen in der Natur bewegt. Man kann sie nicht beeinflussen, gerade das Wetter muss man einfach hinnehmen, wie es ist. Auch wenn triste Tage im Regen ziemlich frustrierend sein können, liegt man dann am Abend im warmen Schlafsack, nascht an der Tafel Schokolade und die Tropfen prasseln beruhigend auf das Zelt, ist man doch stolz darauf, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Und wenn doch einmal alles überhaupt nicht läuft wie geplant, wenn man die Route ändern oder gar

Norge på langs nennt sich diese Tour. Nahezu jede Art von

seine Tour abbrechen muss, dann ist das halt so. Da hilft nur, es zu akzep-

Wetter ist mir bisher begegnet. Ganz egal ob nun Regen,

tieren und es wieder zu probieren. Gerade seine Pläne zu ändern, mag im

plötzlicher Schnee oder strahlender Sonnenschein so wie

Moment der Entscheidung bitter sein, aber nur dadurch hat man die Chance,

heute, das Fjell bot bisher alles auf. Und auch wenn es

auch weiterhin tolle Touren zu erleben. Schon mit dem ersten Schritt aus

manchmal wirklich schwerfällt, so machen doch gerade

der Haustür besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass nicht alles läuft, wie

diese Unwägbarkeiten eine solche Reise aus: Man weiß

man es geplant hat. In der Natur geht es nun einmal anders zu. Und genau

nie, was man als Nächstes bekommt. Wenn man länger

das macht es doch aus, weg vom Fahrplan des Alltags und hinein ins Aben-

als nur ein paar Tage unterwegs ist, stellt sich irgendwann

teuer: Wird das Wetter halten? Was wird mich erwarten? Durch die sanfte

ein ganz spezieller Zustand der Ballastlosigkeit ein. Die

Moränenlandschaft komme ich gut voran, in der Ferne sehe ich Rentiere, die

Gedanken kreisen nicht mehr darum, wann die nächste

gemächlich durchs Fjell ziehen. Kleine Bäche mäandern durch die Hügel, die

Besprechung auf der Arbeit ist oder wie viele E-Mails man

der Gletscher vor Urzeiten geformt hat. Das klare Wasser gluckert und wenn

noch beantworten muss. Man lebt nur noch im Moment,

ich an einen der Bäche herantrete, um mich mit einer Tasse voll vom küh-

und es ist allein wichtig, eine möglichst erfüllte Zeit im

len Nass zu erfrischen, sehe ich des Öfteren kleine Forellen und Saiblinge

Fjell zu haben. Die Prioritäten verschieben sich in eine für

umherschwimmen. Das sommerliche Wetter verleiht mir Flügel. Die Wärme

mich faszinierende Richtung. Eine tolle Stelle zum Zelten,

der Sonne auf der Haut und die Ruhe um mich herum sind Entspannung

um den Sonnenuntergang zu beobachten, ist plötzlich viel

pur. Ein zufriedener Blick auf die Karte genügt, ich habe mein Tagespensum

wichtiger, als ständig online zu sein. Die Reizüberflutung

schon erreicht. Die 25 Kilometer, die ich mir für heute vorgenommen hatte,

besteht nicht mehr darin, ständig von Radio, Fernsehen

vergingen wie im Fluge.

oder Handy vollgeplärrt zu werden, sondern in unfassbaren Lichtstimmungen, in Nordlichtern oder der Weite der Landschaft. Man wird zu einem Teil der Natur um einen herum und lässt so die Probleme des Alltags hinter sich, denn sie spielen hier draußen einfach keine Rolle. Die Bedürfnisse werden wieder auf einen wunderbaren Minimalismus heruntergeschraubt: einen schützenden Platz für die Nacht und ausreichend Essen und Wasser. Dieses Gefühl tiefer Zufriedenheit kommt auf einer Langtur nach einer Weile von ganz allein. Wenn man sich darauf einlässt, möchte man es immer wieder erleben, diese Freiheit und Rückbesinnung auf das Einfache, die einem im Alltag oftmals abgeht. Wichtig dabei ist, sich nicht von der Jagd nach Rekorden oder Höchstleistungen antreiben zu lassen. Man darf sich nicht über schlechtes Wetter oder

Weitere infos unter www.simonpatur.de

Oben: Morgendlicher Start zur blauen Stunde auf dem Rondvatnet Unten: Die DNT-Hütte „Fast“ in Breheimen mit Blick gen Hurrungane

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naturnah

3 FRAGEN AN

Simon Michalowicz

Hej Simon, du bist vergangenen Winter zusammen mit deinem

nen. Die Entscheidung wurde uns ja leider von Sturm „Ole“ abge-

Kumpel Ulrich tatsächlich zur Winter-Langtur aufgebrochen.

nommen, das Wetter hat unsere Pläne vereitelt. Natürlich war es

Inwieweit hat dich das winterliche Norwegen auf neue Weise

schade, aber was soll man machen? Es war für uns aber schön zu

fasziniert? Ich hatte noch nie im Leben einen so langen Winter mit

sehen, dass wir dennoch über 800 Kilometer weit gekommen sind

Schnee um mich herum, das war anfangs gewöhnungsbedürftig und

und unsere Planungen gut aufzugehen schienen. Wir hatten einfach

spannend. Der Unterschied zum Sommer war stärker als gedacht, ich

Pech mit dem Wetter.

konnte zum Beispiel öfters gar nicht mehr nachvollziehen, wo genau ich im Sommer entlanggegangen war, obwohl wir auf derselben Route

Was hat euch auf der Tour geholfen, Hürden und Schwierigkei-

unterwegs waren. Da hat mich die Erinnerung oftmals sehr getäuscht.

ten zu meistern? Die ausführliche Vorbereitung und vor allem Ulrichs

Zudem ist im Winter alles direkter und unmittelbarer, ich hatte immer

unglaublich akribisches Roadbook mit allen Wegpunkten, Routen und

das Gefühl, die Elemente noch intensiver zu spüren. Aber bei minus 25

Alternativen war unbezahlbar. Ohne eine genaue Planung geht bei solch

Grad ist das vielleicht auch kein Wunder. Besonders faszinierend war

einer Tour gar nichts. Dadurch kann man dann unterwegs immer flexi-

es aber, über große Seen und Flüsse einfach hinwegzulaufen, anstatt

bel auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren. Da möchte ich gern Adi

sie mühselig zu umrunden.

Preißler, den langjährigen BVB-Mannschaftskapitän, zitieren: „Grau is alle Theorie – entscheidend is aufm Platz.“ Darüber hinaus hat uns Bergans

Das Wetter zwang euch zum Abbruch. Wie blickst du heu-

in Hokksund sehr geholfen, indem sie den Versand unserer Versorgungs-

te auf diesen Moment? Da es nicht ein konkreter Moment war,

pakete übernommen haben. Eine große Erleichterung, spielt doch die

sondern eher ein Prozess, konnten wir das schnell richtig einord-

Logistik auf einer solchen Tour eine entscheidende Rolle.

Es ist Nachmittag und ich beende den heutigen Tag etwas früher. Ich möch-

hell wiederspiegelt. Sollte ich es wirklich bis zum Nordkap schaf-

te mir einen schönen Zeltplatz suchen, und noch ein wenig in der Sonne

fen, dann wäre es ein Traum, das Abenteuer Norge på langs im

meinen Gedanken nachhängen, dem Müßiggang abseits der eigentlich für

Winter zu wiederholen. Aber bis dahin genieße ich den Moment,

heute Nacht eingeplanten DNT-Hütte frönen. Schon bald werde ich fündig,

das Friluftsliv und die Ballastlosigkeit: Ut på tur, aldri sur!

an einem kleinen See gibt es einen flachen Kiesstrand, der einfach zum Verweilen einlädt. Das Zelt ist schnell aufgebaut und ich genieße ein eiskaltes Bad im türkisen Wasser des Sees vor meinem Lagerplatz. Anschließend lege ich mich auf meine Isomatte und lasse mir in der immer noch warmen Sonne die laue Brise um die Nase wehen.

In die Natur Norwegens eintauchen Per Schiff tägliche Fährverbindung Kiel/Oslo (Color Line), www.colorline.de Per Zug Die meisten Zugreisen vom Kontinent aus nach Norwegen verkehren über Nacht, in allen Zügen gibt es Schlafabteile. Für Zugreisen in Europa und Norwegen gibt es verschiedene Rabattpässe. www.nsb.no

Ich komme ins Nachdenken: Wie es wohl wäre, wenn ich im Winter durch diese wunderbare Landschaft ziehen würde? Der Kontrast muss enorm sein, alles ist dann von Schnee bedeckt. Im Winter ist es bestimmt nicht

Per Flugzeug Die meisten internationalen Flüge nach Norwegen werden am Flughafen Oslo Gardermoen abgefertigt. www.avinor.no In die Nationalparks Norwegen hat 44 Nationalparks, davon 37 am Festland und sieben auf Svalbard. Von faszinierenden Unterwasserlandschaften über

mehr so leicht, an fließendes Wasser im Bach zu kommen, man muss erst

ursprünglichen Wäldern bis zu anspruchsvollen Hochgebirgsregionen bieten die

aufwendig Schnee und Eis auf dem Kocher schmelzen. Und auch in kurzen

Parks Zugang zu unterschiedlichsten Naturräumen.

Hosen in der Sonne zu liegen, wird nicht möglich sein, dann werde ich wohl

Mit Jedermannsrecht In Norwegen hat jeder das Recht, sich in der Natur und

nur eingepackt in einen dicken Daunenparka die Landschaft genießen können. Aber auf Ski und mit einem Pulkaschlitten unterwegs zu sein, das hätte bestimmt etwas ganz Besonderes. Einmal nicht um die großen Seen herumlaufen, sondern direkt über das dicke Eis hinweggleiten. Und dann

in den Nationalparks frei zu bewegen. Im „offenen Land“, also nicht bebauter Fläche wie Küsten, Moore, Wälder und Berge, darf man zu Fuß oder auf Skiern frei umherstreifen und überall picknicken. Auch Zelten, offenes Feuer und das Pflücken von Beeren, Pilzen und Blumen ist grundsätzlich aber mit einigen Einschränkungen erlaubt.

erst die Vorstellung, dass man durch eine Landschaft wie in einem JackLondon-Roman zieht. Das man am Abend bei Vollmond das Zelt in einem

Weitere Infos unter www.visitnorway.com/de

lichten Kiefernwald aufbaut, während der Schnee den Schein des Mondes

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querbeet

DURCHATMEN, GENIEßEN, ERLEBEN DIE OSTFRANZÖSISCHE REGION FRANCHE-COMTÉ TEXT // INA KRUG

E

FOTO // © CRT FRANCHE COMTÉ

RADWANDERWEG EUROVELO 6

LÖWE VON BELFORT

FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / MAISON DU TOURISME DE BELFORT

ZU FUß, MIT DEM FAHRRAD ODER AUF DEM WASSER – DIE FRANCHE-COMTÉ IST WIE GESCHAFFEN DAFÜR, SICH ZEIT ZU NEHMEN UND AUF VERSCHIEDENSTEN WEGEN UND PFADEN DIE REGION ZU ERKUNDEN. WIR HABEN UNS AUF DEN DRAHTESEL GESCHWUNGEN.

in schroffer Feldweg, das leise Surren der rollenden Räder, vorbei an den Sehenswürdigkeiten und unberührten, wilden Naturschauplätzen. Der Eurovelo 6, ein Radfernweg, durchquert Europa von Ost nach West, entlang der großen Gewässer. Vom Atlantik ans Schwarze Meer, rund 4.000 Kilometer, folgt er den drei größten europäischen Flüssen, der Loire, dem Rhein und der Donau. Für entspannte Touren bietet die Franche-Comté die schönsten Streckenabschnitte, in ungestörter Ruhe am Ufer des Doubs entlang. Auf insgesamt 187

Kilometern gibt es bei der Durchquerung von Städten und Dörfern mit ungeahntem Charme einiges zu entdecken. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Landstrich zu einer Region mit vielen Gesichtern entwickelt. Die ersten Architekten, die in diese Gegend kamen, hinterließen ihre schöpferischen Spuren: Bartholdi und sein berühmter Löwe, Vauban und seine unglaubliche Zitadelle – die ausgeschilderten Radwege führen abwechselnd durch ruhige Landschaften, erfrischende Waldabschnitte und geschichts- und symbolträchtigen Orte. Für uns geht es von Belfort nach Dole, durch die Tälern und Ebenen folgen wir den Kanälen und Ufern der Seen. Die Schönheit der Landschaft lässt die Anstrengung vergessen.

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querbeet

Belfort, Heimat des LOwen Majestätischer Auftakt: Der berühmte Löwe ragt vor uns empor. Ein Monument aus Sandstein. Errichtet von dem Bildhauer Bartholdi zu Ehren der Einwohner von Belfort, die mit den Waffen in der Hand starben, während sie die Stadt bei der Belagerung von 1870/1871 verteidigten. Das Raubtier wird nur von der rosafarbenen Zitadelle überstiegen, dem unvergänglichen Zeichen, das Vauban der Stadt Belfort hinterlassen hat. Unter der Festung erstrecken sich unglaubliche Kellergewölbe, die auch „Grand Souterrain“ genannt werden. In diesen geheimnisvollen und finsteren Gängen stellt eine Licht- und Tonshow den Besuchern die berühmten Persönlichkeiten vor, die Belfort geprägt haben. Nach dem Wandeln auf den unterirdischen Wegen der Vergangenheit geht es auf den überirdischen weiter Richtung Süden.

MontbEliard, Stadt der HerzOge von WUrttemberg Zahllose Herden der rot-weißen Montbéliarde-Kühe, die friedlich auf den Wiesen weiden, kündigen das nächste Ziel an. Sie geben die Milch für die Käsesorten der Bergregion, in deren ländlichen Molkereigenossenschaften schon seit Urzeiten die Käsesorten der Region Franche-Comté nach An uns und unseren Drahteseln scheinen sie nur mäßig

hat in der „Stadt der Prinzen von Württemberg“ zahlreiche

interessiert. Montbéliard liegt zwischen dem Regionalen

Spuren hinterlassen, die man auf dem städtischen

Naturpark Ballons des Vosges und dem Juragebirge,

Erkundungsweg „Heinrich Schickhardt” entdecken

inmitten einer üppigen, grünen Natur. Wasser gibt es

kann. Bei unserem Aufenthalt machen wir auch einen

hier überall und lädt dazu ein, vom Sattel zu steigen und

Abstecher in das Musée de l’Aventure Peugeot, das so

zu Fuß der „Coulée Verte“, dem „grünen“ Wander- und

viel mehr bereithält als lediglich eine Autoausstellung: Auf

Radfahrweg entlang der Haute Saône, zu folgen. Oder

vergnügliche Weise lernen wir etwas über die Ursprünge

gemütlich mit dem Boot entlang des Weges zu schippern.

der legendären Automarke und die ersten Produkte

Die Region von Montbéliard hat den Herzögen von

des Unternehmens, die unter anderem Bügeleisen,

Württemberg ein reiches und farbenfrohes Kulturerbe zu

Rasierklingen und landwirtschaftliche Geräte umfassten.

verdanken. Die typische Silhouette des Herzogschlosses

Mit reichlich Wissen und vor allem Käse im Gepäck

thront über der Stadt. Der Städtebauer Heinrich Schickhardt

machen wir uns wieder auf den Weg.

FOTO // © CRT FRANCHE COMTÉ

CASCADE DES TUFS

traditionellen handwerklichen Verfahren herstellt werden.

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CHÂTEAU-CHALON

FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / DIDIER LACROIX FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / LAURENT CHEVIET

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ZITADELLE VON BESANÇON

MOUTHIER-HAUTE-PIERRE

Besançon, Hauptstadt der Franche-ComtE Pedaletretend geht es am Ufer des Doubs entlang nach Besançon – eine wundervolle Art, die Hauptstadt der Franche-Comté zu entdecken. Der Status als erste „grüne Stadt“ Frankreichs ist ganz klar verdient. Hier ist die Natur überall präsent, was jedoch die beachtlichen architektonischen Bauwerke nicht zurückstehen lässt. Auch hier war der Meister Vauban am Werk: Seit Jahrhunderten erhebt sich die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Zitadelle von Vauban eindrucksvoll über Besançon. Auf einem Sattel liegend, diente sie über Jahre hinweg dem Schutz der Stadt und ihrer Einwohner. Heute gilt sie als eines der schönsten Bauwerke Frankreichs und überragt stolz die Altstadt. Von ihren Wehrgängen aus bietet sie uns eine spektakuläre Aussicht.

Dole und Umgebung Sprudelnd, donnernd oder friedlich – Wasser ist auf der gesamten Strecke allgegenwärtig. Angekommen in Dole, der Stadt des Wissenschaftlers Louis Pasteur, tauchen wir in die Franche-Comté früherer Zeiten ein, als der Ort noch die Hauptstadt der Region war. Die berühmte Stiftskirche Notre-Dame überragt stolz das Stadtzentrum. Sie ist noch heute die größte Kirche der Franche-Comté und steht seit 1910 unter Denkmalschutz. Unsere Erkundungstour führt uns weiter in das Quartier des Tanneurs, das Gerberviertel, ein bezaubernder Ort, an dem Louis Pasteur geboren wurde. Sein Geburtshaus steht für Besichtigungen offen. Neben geschichtsträchtigen Gebäuden bietet Dole auch viele schöne Landschaften mit zahlreichen Freizeitaktivitäten im Freien und natürlich wieder reichlich Wasser. Der Rhein-Rhône-Kanal, der die Stadt durchfließt, lädt nur wenige Schritte von der Altstadt entfernt abermals zu einem Ausflug auf dem Wasser ein. Uns zieht es weiter, denn auch die Umgebung von Dole hält schöne Überraschungen bereit – zum Beispiel das Weinbaugebiet des Jura. Unser Weg führt uns rund um die Stadt, eine etwas weniger anspruchsvolle Tour. Für sportliche Radler gibt es rund um die

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Seen im Jura-Massiv Strecken mit höheren Schwierigkeitsgraden. Schön sind sie alle.


FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / LAURENT CHEVIET

FOTO // © CRT FRANCHE COMTÉ

FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / DAVID LEFRANC

SEE VON VOUGLANS

MONT D'OR MÉTABIEF

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GR 59, auf Schusters Rappen Wanderer finden in der Franche-Comté zahlreiche Inspirationsquellen. Die Region bietet unterschiedliche Strecken mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Für jedes Können gibt es den passenden Weg. Der Wanderweg GR 59 beispielsweise bietet die perfekte Möglichkeit, einige der von uns mit dem Rad durchquerten Städte zu durchwandern. Beginnend am Ballon d’Alsace, im Herzen des Naturparks Ballons des Vosges, führt der Weg bis zur Kapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp. Weiter geht die Wanderung in Richtung Departement des Doubs und nach Besançon. Im Süden der Stadt geht die Strecke in den Jura zur Thermalstadt Salins-lesBain mit ihren Solekammern. Eine Variante führt zur Saline Royale d’Arc-et-Senans, dem königlichen Salzwerk, weiter durch den zweitgrößten Laubwald Frankreichs nach Dole. Im Süden von Salins durchquert der GR 59 die Weinbaugebiete des Jura – so zum Beispiel die Städtchen Arbois und Poligny – und zwei der schönsten Dörfer Frankreichs:

Regionaler Tourismusverband FrancheComté, de.franche-comte.org

Château-Chalon mit seinem berühmten gelben Wein und Baume-les-Messieurs mit der Abtei und einer beeindruckenden Höhle. In Lons-le-Saunier endet der Weg.

Ornans, das kleine Venedig der Comté Ein Abstecher lohnt sich: Der Loue, welche durch Ornans fließt, verdankt die Stadt ihren Spitznamen „kleines Venedig der Comté”, mit ihren Häusern auf Pfählen entlang des Flusses. Sehenswert ist auch das Schloss von Ornans, das einen wunderbaren Ausblick über das Doubs-Tal bietet. Die Stadt ist ein ideales Reiseziel, um auf den Spuren des Malers Gustave Courbets zu wandern und die Landschaften der Region durch

FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / PCCC

Weitere Informationen

sein künstlerisches Auge kennenzulernen. Übrigens gehört Ornans zu den 36 sogenannten „Typischen Regionalen Kleinstädten“ (Petites Cités Comtoises de Caractère), mittelalterliche Orte mit besonderem Charme in der Franche-Comté.

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stadtgeflüster

SCHWARZESBRETT GESTALTUNG // KAROLIN WÜSTNEY

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stadtgefl端ster

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TEXT & INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG

KEEN steht für innovative Ideen und kreative Produktlösung. Das Unternehmen aus Portland (Oregon) wagt sich diesen Sommer mit einem außergewöhnlichen Sandalenmodell – Open Air Footwear – auf den Markt: UNEEK. Und stellt sich mit dem Hingucker mutig gegen Bestehendes. RAUS! hat die Fakten zusammengetragen.

DREI FRAGEN AN KEENDESIGNER RORY FUERST JR. Hi Rory, du hast drei Jahre deines Lebens investiert, um die UNEEK-Sandale zu entwickeln. In welchem Maße hat dieses außergewöhnliche Schuhwerk-Projekt dich Rory Fuerst Jr. als Designer gepusht? Wenn ich auf den gesamten Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt zurückschaue, muss ich sagen, dass mir das Design am meisten Spaß gemacht hat. Wir haben uns gesagt, wenn wir die Art, wie der Schuh aufgebaut ist, drastisch verändern, können wir auch auf drastische Weise seine Funktion, also die Passform und den Komfort, verändern. So konnten wir etwas komplett Neues ausprobieren. Unser kleines Team, mit dem wir an den ersten Entwürfen arbeiteten, war großartig. Wir hatten haufenweise Spaß, wurden aber auch ziemlich herausgefordert. Wie würdest du den Effekt beschreiben, den UNEEK auf das Unternehmen ausübt? In der frühen Phase des Prozesses waren einige bei KEEN zurückhaltend, was UNEEK betraf, und ich kann ihnen das nicht verübeln. Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt nicht an UNEEK

glaubten, sagten sie nie Nein oder Stopp. Sie ließen uns unseren Weg gehen, was riskant war, aber es funktionierte. KEEN ist in dieser Hinsicht ein erstaunliches Unternehmen. Die Marke wurde aufgebaut, um die Dinge anders anzugehen. UNEEK ist für uns daher ein naturbedingtes Produkt. Und ein neues Kapitel. Die größte Herausforderung bestand darin, unseren Entwurf so anzupassen, dass man davon Tausende herstellen konnte. Es wäre ein Leichtes gewesen, ein paar Kompromisse zugunsten einer Massenproduktion einzugehen. Das aber hätte den kompletten Schuh verändert. An der ursprüngliche Vision festzuhalten und sich nicht von den Widerständen ausbremsen lassen – das war das Schwierigste. Wieviel Inspiration ziehst du aus Momenten außerhalb deines Büros? Riesige Mengen! Ich könnte hundertmal eine bestimmte Straße entlanggehen, eines Tages sehe ich dort etwas Neues, das alles verändert. Ich laufe viel, was einen großen Effekt hat. Es gibt mir die Zeit, um nachzudenken, Zeit für mich selbst. Einige meiner besten Gedanken sind mir beim Laufen gekommen. Auf den Trails mache ich oft Gedankenexperimente. „Was wäre wenn“-Spiele mit mir selbst. Ich lasse die Gedanken durch meinen Kopf laufen, keiner beurteilt sie oder sagt, sie seien falsch oder dumm. Auf Reisen ist die Inspiration am Größten. Ich habe das Glück, viel unterwegs sein zu können. Wenn du etwas komplett Fremdes sehen möchtest, sind Reisen sicher der einfachste Weg. Die Welt ist ein faszinierender Ort. Du musst dir einfach die Zeit nehmen, sie zu sehen.

DESIGNPROZESS UND EIGENSCHAFTEN

E

ntwickelt aus zwei Schnüren und einer Sohle: Mit der Konstruktionsweise der UNEEK betritt KEEN Neuland. Jedes einzelne Teil eines üblichen Schuhs wurde umgestaltet, um der Fußform bestmöglich zu entsprechen. Gestartet ist das Designteam mit einem einzigen Element: der Schnur. Die Konstruktion ist simpel. Die beiden Schnüre werden durch Zunge und Sohle gezogen und haben einen frei beweglichen Knotenpunkt. Dadurch kann sich der Schaft ganz flexibel an den Fuß anpassen. Das bedeutet Freiheit und zugleich Sicherheit und Halt für den Fuß. Ganztageskomfort gewähren das anatomisch vorgeformte Mikrofaser-Fußbett, ein Schnellzugschnürsystem sowie der weiche Mikrofaser-Fersenriemen. Die Mittelsohle aus leichtgewichtigem PU verspricht eine lange Lebensdauer und Dämpfung. Gumminoppen und ein Messerschnittprofil in der Laufsohle sorgen für Schutz und Traktion in den stärker beanspruchten Zonen. Rund 300 Gramm bringt das neue Open-Air-Modell von KEEN auf die Waage. Für mehrtägige Wanderungen schnürt man lieber Bergschuhe. UNEEK kommt eher im leichten Terrain zum Tragen, auf Festivals, am Strand oder im Urbanen.

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Vom Fuß bis zum ersten UNEEK-Design


Kreativwettbewerb

Nur nicht schnurgerade RAUS!-KREATIVWETTBEWERB M anche entwerfen aus zwei dünnen Seilen innovative Sandalen. Da knüpfen wir doch mal an. Ob aus temporär entwendeten Schnürsenkeln, einem Reststück Paketband oder der Hundeleine: RAUS! sucht dein Ziel für den Sommer 2015! Forme mit einer Schnur deiner Wahl die Aktivität oder Region, die dich diesen Sommer prägen wird! Und ihn zu etwas Besonderem werden lässt. Die zwei kreativsten Entwürfe zeigen wir in der nächsten Ausgabe und honorieren sie mit einem Damen- oder Herrenmodell der neuen KEEN-Trekkingsandale UNEEK. Fotografiere dein geformtes Werk und maile es bis zum 01.08.2015 an info@rausmagazin.de. Absolut lohnenswert ist auch ein Blick auf unsere Website www.rausmagazin.de. Hier findest du inspirierende Kurzfilme zur innovativen Sandale, KEEN-Designer Rory Fuerst Junior im sympathischen Video über die Entwicklung von „Open Air Footwear“, RAUS!-Illustrator Michel Wende im Makingof einiger geformter Entwürfe, nach und nach die ersten kreativen Einsendungen von Lesern sowie weitere spannende Infos und Fakten zur UNEEK. Zudem finden sich dort die allgemeinen Teilnahmebedingungen zum Wettbewerb. Inspirationsquelle gefällig? Der RAUS!-Illustrator Michel Wende hat sich mit ein paar Schnüren ins Zeug gelegt und vier Ideen geformt.

MICHEL WENDE Michel Wende macht auch sonst coole Sachen. Der Kieler, selbstständiger Illustrator und Auftragsmaler, fertigt neben eigenen freien Arbeiten sowohl kleinere Illustrationen für Flyer als auch mehrere Quadratmeter große Wandbilder für seine Auftraggeber. Weitere Infos zu Michel unter www.rausmagazin.de

www.keenfootwear.com raus-magazin drei 2015

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anziehend

Sonnenseiten FOTOS // LARS WEHRMANN ORGANISATION // INA KRUG

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anziehend

HELLY HANSEN Stephan Jacke // LTK Activist 2,5L Jacket (Firma: Millet) // 199,90 Euro Shirt // VTR Printed SS // 29,95 Euro Hose // VTR Icon Shorts // 39,95 Euro Schuhe // Nimble R2 // 109,95 Euro Trinkrucksack // Dune (Firma: Source) // 99,95 Euro Brille // Venturi (Firma: Julbo) // 74,95 bis 139,95 Euro

MILLET / EIDER Patrycja Jacke // Target Knit Jacket 2.0 W (Firma: Eider) // 199,95 Euro Hoodie // Allez Micro Hoody (Firma: Montane, Polartec) // 109,95 Euro Hose // LD LTK Activist ¾ Pant (Firma: Millet) // 84,90 Euro Schuhe // Women’s Hedgehog Fastpack Lite GTX (Firma: The North Face) // 130 Euro Brille // Groovy (Firma: Julbo) // 79,95 bis 169,95 Euro

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anziehend

MOUNTAIN HARDWEAR Stephan Shirt // Men`s Floating MTN Short Sleeve T // 30 Euro Hose // Mesa Convertible Pant // 65 Euro Schuhe // Allout Charge (Firma: Merrell) // 120 Euro Patrycja Shirt // Mighty Striped Short Sleeve T // 45 Euro Hose // Dynama Pant // 65 Euro Schuhe // Capra Sport GTX (Firma: Merrell) // 150 Euro

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anziehend

BERGHAUS / KEEN Stephan Shirt // Men's Explorer ECO Short Sleeve Shirt // 60 Euro Hose // Men's Explorer ECO Zip Off Pant // 85 Euro Schuhe // Durand Lowcut WP (Firma: Keen) // 149,95 Euro Patrycja Shirt // Women's Explorer ECO Long Sleeve Shirt // 70 Euro Hose // Women's Explorer ECO Zip Off Pant // 85 Euro Schuhe // Durand Lowcut WP (Firma: Keen) // 149,95 Euro raus-magazin drei 2015

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anziehend

TATONKA / HANWAG Stephan Jacke // Moss M’s Jacket // 100 Euro Shirt // Clemont M’s SS-Shirt // 70 Euro Hose // Kearns M’s Zip Off Pants // 100 Euro Rucksack // Storm 25 // 90 Euro Schuhe // Banks Lady GTX (Firma: Hanwag) // 179,95 Euro Patrycja Jacke // Berg W’s Jacket // 280 Euro Midlayer // Loja W’s Jacket // 90 Euro Hose // Kearns W’s Zip Off Pants // 100 Euro Schuhe // Canyon (Firma: Hanwag) // 189,95 Euro

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anziehend

2

1

3

4

1,4,7: Geduldiger Komparse: Der Hobby Vantana macht alles mit. | 2: Fitter Fotograf: Voller Körpereinsatz bei der Arbeit | 3: Heimlicher Statist: Papa gleichzeitig am Telefon und im Hintergrund auf dem Segelboot: „Bin ich jetzt im Fernsehen?“ | 5+6: Kleiner Helfer: Hund Cookie wacht über Fotografen, Model und das Team.

7

6

5

BERGANS

HANWAG

MAIER SPORTS

SCHÖFFEL

+49 40 325964450

+49 081 3993560

+49 7024 80000

+49 8232 50060

bergans@bergans.de

www.hanwag.de

info@maier-sports.de

mail@schoeffel.com

www.maier-sports.com/de

www.schoeffel.de

www.bergans.de HELLY HANSEN BERGHAUS

+49 089 200084030

MERRELL

SOURCE

+49 89 36090260

www.hellyhansen.com

+49 800 6648468

+972 4 8136400

Teresa.ranf@wwwinc.com

info@sourceoutdoor.com

www.merrell.de

www.sourceoutdoor.com

marketing@berghaus.com www.berghaus.com

JULBO +49 800 39001888

BRUNOTTI

info@julbo.fr

MILLET

TATONKA

www.brunotti.com

www.julbo-eyewear.com

+49 07023 95110

+49 8205 96020

germany@lafuma.fr

info@tatonka.com

www.millet.fr

www.tatonka.com

EAGLE CREEK

KEEN

+35 321 4621473

+49 0800 22555336

info@eaglecreek.ie

Cs.europe@keenfootwear.com

MOUNTAIN HARDWEAR

THE NORTH FACE

www.eaglecreek.com

www.keenfootwear.com

+49 0877 9275649

+49 0800 7241220

www.mountainhardwear.com

tnf.deshop@vfc.com

EIDER

KLEAN KANTEEN

+49 070 23 95 110

+49 6105 456789

OUTDOOR RESEARCH

germany@lafuma.fr

info@kleankanteengermany.de

www.outdoorresearch.com

www.eider.com/en

www.kleankanteen.com/germany

FATBOY

LAFUMA

info@fatboy.com

info@projects-hamburg.de

www.fatboy.com

www.lafuma-mobilier.fr

www.thenorthface.com VAUDE +49 07542 53060 POLARTEC

info@vaude.com

www.polartec.com

www.vaude.com

GERBER www.gerbergear.de

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visionär

EIN STÜCK WELT RETTEN

TEXT & INTERVIEW // LEA HENNEKE

„BE THE CHANGE YOU WANT TO SEE IN THE WORLD“ – SEI DER WANDEL, DEN DU IN DER WELT SEHEN WILLST. MAHATMA GANDHIS WORTE STEHEN FÜR DAS LEITMOTIV VON SOCIAL ENTREPRENEURS. NICHT GEWINNMAXIMIERUNG, SONDERN DAS LÖSEN GESELLSCHAFTLICHER PROBLEME STEHT IM VORDERGRUND DES AN BEDEUTUNG WACHSENDEN GESCHÄFTSMODELLS. DER AKTIONSRADIUS REICHT VON UMWELT ÜBER BILDUNG, ERNÄHRUNG, MENSCHENRECHTE UND INTEGRATION BIS HIN ZU ENERGIE, KLIMASCHUTZ UND VIELEN WEITEREN BEREICHEN. RAUS! STELLT FÜNF PROJEKTE VOR.

Weitere Informationen unter www.social-startups.de und www.visionsummit.org Ideenwettbewerb für Studierende unter www.yooweedoo.org

GOLDEIMER-KOMPOSTTOILETTEN NÄHRSTOFF, NICHT ABFALL!

„WIR DENKEN IN KREISLÄUFEN ABFÄLLE EXISTIEREN FÜR UNS NICHT.“ JAN LANGE kannten Systemen hin zu Komposttoiletten. Dadurch sollen

G

OLDEIMER ist eine „komfortable, saubere und unterhaltsame Toilette“,

Stoffkreisläufe geschlossen und unnötige Umweltbelastun-

so das Fazit der Betreiber des Social-Business. „Wir schließen

gen vermieden werden. „Wir kompostieren die gesammelte

Nährstoffkreisläufe und machen aus Scheiße ... Humus!“ Die Basis der

Biomasse zu einem Humussubstrat, das den Boden mit

Toilette ist rein ökologisch, alle Zugabestoffe sind kompostierbar und bio-

Nährstoffen anreichert“, sagt Jan. „Wir denken in Kreis-

logisch abbaubar. Die mobilen Komposttoiletten, die das Unternehmen

läufen – Abfälle existieren für uns nicht.“

betreibt, werden alternativ zu den konventionellen Sanitärsystemen auf Großveranstaltungen eingesetzt. „Dort, wo wir sehr viele Menschen auf

Das Team von GOLDEIMER schafft über ein Infotainment-

einmal erreichen. Und das eigene Bedürfnis nach einem sauberen, stillen

Konzept auf Großveranstaltungen Aufmerksamkeit für Themen

Ort am größten ist“, erklärt Gründungsmitglied Jan Lange.

wie Bodenqualität und Sanitärversorgung. Der Großteil der Gewinne des Projektes fließt in die Wasser- und Sanitärpro-

Bei konventionellen Sanitärsystemen wird der Nährstoffkreislauf der Na-

jekte von Viva con Agua und der Welthungerhilfe, die weltweit

tur mit dem Wasserkreislauf vermischt. Kläranlagen müssen diese Kreis-

Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen ermöglichen.

läufe dann wieder trennen. Die Nährstoffe von Fäkalien landen dabei im Meer oder werden verbrannt. Ziel des Projektes ist die Abkehr von be-

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Weitere Infos unter www.goldeimer.de


VISIONÄR ZUKUNFTSWEISENDER UNTERNEHMERGEIST

BAMBUSFAHRRÄDER VON MY BOO

RESSOURCENSCHONEND ZUM SOZIALEN ENGAGEMENT

M

it Bambus für Bildung – das Kieler Social-Start-up my Boo verbindet jungen Unternehmergeist mit

ökologischem und sozialem Engagement. „Bloße Gewinn-

„BLOßE GEWINNMAXIMIERUNG IST FÜR UNS KEIN ERSTREBENSWERTES ZIEL.“ JONAS STOLZKE

maximierung ist für uns kein erstrebenswertes Ziel“, sagt

„Uns persönlich ist es ein großes Anliegen, zu zeigen, dass konkretes

Jonas Stolzke. Zusammen mit Maximilian Schay (24) grün-

soziales Engagement in Ghana und Deutschland sowie nachhaltig erfolg-

dete der 22-jährige Betriebswirtschaftsstudent 2012 my

reiches wirtschaftliches Handeln in Kombination wunderbar funktionieren.

Boo. Sie wollten ein tägliches Nutzmittel der Gesellschaft

In Verbindung mit einem einzigartigen Produkt ist dies unserer Meinung

entwickeln, das von Natur aus umweltfreundlich ist sowie

nach das Unternehmensmodell der Zukunft“, sagt Maximilian. Die fünf

produktionstechnisch und auf sozialer Ebene einer nach-

kleinen, für den Rahmenbau notwendigen Metallkomponenten werden

haltigen Philosophie entspricht. In Kooperation mit der

in einer Werkstatt für Menschen mit und ohne Handicap in Deutschland

unabhängigen ghanaischen Non-Profit-Organisation Yonso

nach hohem Standard produziert und nicht wie branchenüblich aus Fern-

Project werden die Bambusrahmen direkt dort hergestellt,

ost bezogen. Andere hochwertige Komponenten wie Lenker, Bremsen, Pe-

wo der Rohstoff zu Hause ist. Den Mitarbeitern vor Ort

dale und Räder komplettieren die Bambusfahrräder. Eine stabile Bauweise

bedeutet dies sichere Arbeitsplätze mit gutem Stunden-

und die witterungsresistente Lackierung sorgen für eine Lebensdauer von

lohn. Zudem wird mit jedem verkauften Bambusfahrrad

rund 20 Jahren. Die vier „my Boo“-Modelle entsprechen nach Tests der

ein einjähriges Schulstipendium für ein ghanaisches Kind

offiziellen EN-Norm für Fahrräder.

finanziert. Kunden haben die Möglichkeit, dieses Stipendium fortzuführen.

Weitere Infos unter www.my-boo.de

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visionär

SKATEBOARDS VON BUREO

ROHMATERIAL AUS ALTEN FISCHERNETZEN

R

eisen öffnet den Blick. Und hier und da wird einem vor Augen geführt, wie unsere Umwelt unter den Einflüssen des Menschen leidet.

Die drei Gründer Ben Kneppers, Kevin Ahearn und David Stover wollten nach ihren Reisen durch Europa, Afrika, Asien sowie Süd- und Zentralamerika ein innovatives Produkt entwickeln, das andere Menschen ermutigt, über die eigene Müllproduktion nachzudenken.

Fischer dazu, alte Netze einzusammeln und in extra platzierte Tonnen in den Fischerorten zu werfen. Abge-

Ein treuer Lebensbegleiter direkt unter ihren Füßen wird zum neuen Tä-

rissene oder entsorgte Netze machen geschätzt zehn

tigkeitsfeld. Unter dem Brandnamen Bureo entwickeln sie Skateboards,

Prozent des weltweiten Plastikmülls in den Ozeanen aus.

deren Decks aus recycelten Fischernetzen hergestellt werden. Ihren

„Mit Net Positiva erarbeiten wir positive Lösungsansätze

Ansatz nennen die Gründer „Net Positiva“. Die Quelle dieses Rohstoffs ist

für das Problem der Meeresverschmutzung und schaffen

zunächst das Meer vor der chilenischen Küste. Das Bureo-Team ermutigt

ein Bewusstsein für die Bedrohung, der die Ozeane ausgesetzt sind“, sagt Ben Kneppers. Das Team aus Redondo Beach, Kalifornien, will andere

„MIT NET POSITIVA ERARBEITEN WIR POSITIVE LÖSUNGSANSÄTZE FÜR DAS PROBLEM DER MEERESVERSCHMUTZUNG UND SCHAFFEN EIN BEWUSSTSEIN FÜR DIE BEDROHUNG, DER DIE OZEANE AUSGESETZT SIND.“

Unternehmen aus der Surf- und Skateszene dazu inspirieren, ihre Produktion zu überdenken und Alternativen zuzulassen. Zudem sollen auch in anderen Ländern Fischernetz-Sammeltonnen installiert werden. Auch an Schulen werben die Gründer, um Kinder und Jugendliche für das Thema Umweltverschmutzung zu sensibilisieren.

BEN KNEPPER Weiter Infos unter www.bureoskateboards.com

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visionär

GLOW ENERGY

ENERGIESPARHERDE FÜR ENTWICKLUNGSLÄNDER

O

ffene Kochfeuer sind nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern auch energetisch ineffizient.

Deshalb hat das Team von GloW Energy einen Energie-

„IM VERGLEICH ZUM DREI-STEINEFEUER SPART DER ENDKUNDE HOLZ UND ZEIT, ZUDEM KOCHT ER GESÜNDER, DA DER HERD WENIGER EMISSIONEN AUSLÖST UND SICH SOMIT WENIGER RAUCH IM RAUM BEFINDET.“ MARKUS ESPETER

sparherd hergestellt, der hauptsächlich zur Nutzung in Entwicklungsländern dienen soll. „Im Vergleich zum Drei-Steine-Feuer spart der Nutzer Holz und Zeit. Zudem

GloW Energy ist ein Start-up, das aus einem jungen Team von Studenten be-

kocht er gesünder, da der Herd weniger Emissionen aus-

steht. Erste Eindrücke über das Promoten von Energiesparherden wurden 2011

löst und sich somit weniger Rauch im Raum befindet“,

durch ein Projekt in Uganda gesammelt. 2013 wurde das fertige GloW-Konzept

sagt Initiator Markus Espeter.

erstmals bei einem Ideenwettbewerb vorgestellt. Bereits ein Jahr später konnten die ersten Prototypen durch Crowdfunding auf den Markt gebracht werden.

Um Schäden beim Transport zu vermeiden, wird der Energiesparherd in Form eines Bausatzes direkt in die

Momentan ist das GloW-Team in Uganda, um die Pilotphase erfolgreich zu

Zielregion geliefert. Die flachen, gestanzten Bleche wer-

Ende zu bringen. Hierbei wird die gesamte Wertschöpfungskette, vom ge-

den in Deutschland eingekauft, an die lokalen Verteiler-

stanzten Blech bis hin zum fertigen Energiesparherd, überprüft. Wenn alles

zentren im jeweiligen Entwicklungsland geliefert und

so verläuft wie geplant, sollen im nächsten Jahr die ersten Kooperationen mit

dort zusammengeschraubt und verkauft.

neuen Kunden ins Leben gerufen werden. Zurzeit liefert GloW die Produkte hauptsächlich an Organisationen der Entwicklungshilfe, die dann eigene Projekte planen. Zukünftig sollen sogenannte Add-ons wie zum Beispiel Grillrost oder Windschutz für den Energiesparherd entworfen werden. Weitere Infos unter www.glow-energy.de

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visionär

FOODLOOP

NEUE IMPULSE FÜR DIE „FRISCHEPOLITIK“

Was ist das besondere an eurer Idee? Mithilfe des FoodLoop-Systems können Einzelhändler hochwertige und frische Lebensmittel, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern, über ihren Markt hinaus bewerben. Das FoodLoop-System ist an das Kassensystem des Einzelhändlers angeschlossen und kann Angebote automatisch und in Echtzeit an den Verbraucher kommunizieren. Durch Nutzung der App ist der Verbraucher zu jeder Zeit über alle reduzierten Produkte in seiner Umgebung informiert. FoodLoop hilft dem Händler, ein authentisches und nachhaltiges Image aufzubauen, während die Entsorgungskosten reduziert werden. Der Verbraucher hat Interview mit Christoph Müller-Dechent (rechts)

H

allo Christoph, kannst du das Konzept hinter FoodLoop kurz erläutern? Wir wollen dazu beizutragen, dass weniger vollwertige

Lebensmittel im Müllcontainer landen und Supermärkte nachhaltiger wirtschaften. Anhand einer neuen Generation von Handelsbarcodes und der FoodLoop-Plattform mit angeschlossenen Smartphone-Apps werden dem Verbraucher Produkte, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, reduziert angeboten. Dadurch spart der Verbraucher Geld

die Möglichkeit, gleichzeitig seinen Geldbeutel und die Umwelt zu schonen.

„VOLLWERTIGE LEBENSMITTEL WERDEN EINFACH ENTSORGT IM DURCHSCHNITT FAST ZWEI VOLLE EINKAUFSWAGEN GENIESSBARER LEBENSMITTEL PRO FILIALE PRO TAG.“

und weniger frische Lebensmittel landen im Müll. Was war der Auslöser? Beim Einkauf im Supermarkt stellte ich fest,

Inwieweit trägt eure Idee dazu bei, dass die Welt

dass dieser keine Milch, Joghurt oder Eier anbietet, deren Haltbarkeit we-

ein Stück weit besser wird? Es gibt keine bessere

niger als sieben Tage beträgt. Auf Nachfragen erhielt ich lediglich die Ant-

Gelegenheit, gleichzeitig den Welthunger und den ökolo-

wort, dass diese vollwertigen Lebensmittel im Zuge des häufig normierten

gischen Fußabdruck der Industrienationen zu adressie-

Chargenmanagements einfach entsorgt werden – im Durchschnitt fast

ren, als die unnötig hohen Mengen an verschwendeten

zwei volle Einkaufswagen genießbarer Lebensmittel pro Filiale pro Tag.

Lebensmitteln zu reduzieren. Dabei sind Kampagnen, die

Nur ein kleiner Teil davon wird an karitative Einrichtungen gespendet. Lei-

einseitig auf die Aufklärung der Verbraucher abzielen,

der musste ich schnell herausfinden, dass diese „Frischepolitik gängige

nicht zielführend. Es bedarf gemeinsamer Bemühungen

Praxis in der Lebensmittelwirtschaft ist.

und unternehmerischer Verantwortung. Wir sind davon überzeugt, dass auch die großen Lebensmittelmarken und Handelsketten umdenken und kreativ sein müssen, um sowohl ihren Mitarbeitern als auch den Verbrauchern ein positives Vorbild zu geben. Welche Ziele habt ihr für die Zukunft? Unsere langfristigen Ziele sind ambitioniert: Die Vision ist, dass bis 2020 alle Supermärkte der Welt mit FoodLoop ausgestattet sind, alle Stakeholder gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung kämpfen, ihr ineffizientes Chargenmanagement optimieren und authentisches Marketing betreiben. Weitere Infos unter www.foodloop.de

90

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vorgestellt

SEABOB HIGH-PERFORMANCEELEKTROMOBILITÄT

LEISTUNGSSTARKE UND UMWELTFREUNDLICHE WASSERSPORTFAHRZEUGE – MODERNE SEATOYS IM TREND DER ZEIT

W

ie ein Fisch im Wasser zu schwimmen, davon hat sicher jeder schon einmal geträumt. Mit dem neuen SEABOB F5 S der

jetbetriebenen Wassersportfahrzeuge funktionieren voll elektrisch! Betrachtet man das High-Performance-Spielzeug wird klar, warum es mit einem Red Dot Award ausgezeichnet wurde. Die moderne Leichtbauweise unter Verwendung hochwertiger Bauteile aus Karbon, spezieller Keramikbeschich-

problemlos von einer Einzelperson zu Wasser lassen.

EIN GERÄT, DAS EIN VÖLLIG NEUES TAUCHERLEBNIS BESCHERT - OHNE UMWELTBELASTUNG. Es gibt verschiedene Geschwindigkeitsmodi, das Handling ist leicht und bedarf keiner längeren Einweisung. Sowohl die Geschwindigkeit als auch die Tauchtiefe lassen sich einstellen, um einen ungeplanten Tauchgang bei Vollgas zu festhält. So kann man sich sowohl über als auch unter Wasser ziehen lassen.

Fazit: Ein Must-have für alle wassersportbegeisterten Enthusiasten mit dem www.seabob.com

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eigenleistung

RAUS!

-FOTOWETTBEWERB IM GESTEIN UNTERWEGS

Raus, rauf, runter. Ob gesichert an der Steilwand, bouldernd am Felsblock oder beim Zustieg im Geröllfeld: Kletternd unterwegs zu sein bedeutet, eigene Grenzen zu erfahren, den Körper zu spüren und bei sich zu sein. Für die neue Runde des RAUS!-Fotowettbewerbs suchen wir dein Beweisfoto zum Thema „Im Gestein unterwegs“. Sende uns deinen Vorschlag an fotowettbewerb@rausmagazin.de (Auflösung: 300dpi) mit einer kurzen Beschreibung. Die fünf beeindruckendsten Einsendungen honorieren wir zusammen mit dem italienischen Outdoorunternehmen La Sportiva. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

1. Das Motto des letzten Fotocontests: „Heimisch im Freien“. Das Gewinnerbild kommt von Christian Malsch: „Der erste Radtag auf der Strecke von Bremen zum Nordkap war vorbei. Wir schoben unsere Fahrräder ein Stück von der Straße durchs Gestrüpp und glaubten unseren Augen kaum. Dass die Lüneburger Heide so wild aussieht, hätten wir nicht gedacht. Wir fühlten uns wie in der Savanne. Ein perfekter, chilliger Platz zum Zelten. Als wir alles aufgebaut hatten und das Essen kochte, merkten wir, dass wir nicht allein waren. Ruck, zuck waren wir von unzähligen Blutsaugern eingekreist. Wo ist nur mein Mücken-Kopfnetz? Klar, es war für Norwegen ganz unten in der Radtasche verstaut.“ Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz, Christian!

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eigenleistung

2.

3. PLATZ 1 „Heidesavanne“ von Christian Malsch, Lüneburger Heide, Deutschland // Preis: Therm-a-Rest NeoAir XTherm Max Mattress PLATZ 2 „Stille und Einsamkeit“ von Antje Lorenzen, Rondane Nationalpark, Norwegen Preis: Therm-a-Rest EvoLite Mattress PLATZ 3 „Klare Nacht“ von Rolf Dietz, Tirasberge, Namibia // Preis: Therm-a-Rest Slacker Hammock single PLATZ 4 „Kühle Biwakschachtel“ von Stefan Herrmannspahn, Mainzer Höhenweg, Pitztal, Österreich // Preis: Therm-a-Rest TreoChair

4.

PLATZ 5 „Im Tussock-Gras“ von Philipp Ganzhorn, Greenstone & Caples Track, Neuseeland // Preis: Therm-a-Rest Compressible Pillow

5.

1. PREIS

2. PREIS

3. PREIS

4. PREIS

5. PREIS

LA SPORTIVA MIX (FÜR DAMEN ODER HERREN)

LA SPORTIVA BIMBALUNA ZIP HOODY (DAMEN) ODER LA SPORTIVA BISHOP HOODY (HERREN)

LA SPORTIVA TODRA PANT (DAMEN) ODER CHORRO PANT (HERREN)

LA SPORTIVA SHADOW TOP (DAMEN)

LA SPORTIVA STRIPE LOGO T-SHIRT (FÜR DAMEN ODER HERREN)

Der italienische Berg- und Kletterschuhspezialist ist ein seit drei Generationen familiengeführtes Unternehmen aus dem Fleimstal (Val di Fiemme) im Trentino. Durch ihr jahrzehntelanges Know-how zählen die Italiener zu den absoluten Topanbietern von hochfunktionalen Schuhen. Ihr Portfolio bietet eine breite Range für alle Outdooraktivitäten: Von Kletterüber Bergschuhen bis hin zu Mountain Running, Ski Mountaineering und Expeditionen bietet La Sportiva das richtige Schuhwerk für höchste Ansprüche. Seit 2012 sind außerdem Apparel-Kollektionen für alle Belange des Ski Mountaineerings, Kletterns sowie des Trail Runnings erhältlich. Viele der weltbesten Alpinisten, Kletterer und Trailrunner vertrauen auf die Produkte von La Sportiva und liefern dem R&D-Team wertvolles Feedback zur Produktentwicklung. Das Traditionsunternehmen produziert über 60 Prozent der Ware im italienischen Headquarter. Mindestens ein Mitglied jeder im Fleimstal lebenden Familie arbeitet für La Sportiva – ein Global Player mit starken heimischen und familiären Wurzeln. www.lasportiva.com/de raus-magazin drei 2015

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retrospektive | impressum

IMPRESSUM

Retrospektive FOTOS UND TEXT // RÜDIGER NEHBERG

EIN BLICK ZURÜCK AUF EINEN VERRÜCKTEN MOMENT. RÜDIGER NEHBERG ERINNERT SICH.

HERAUSGEBER Alexander Lehmann VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986 CHEFREDAKTEUR Benjamin Hellwig | bh@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9969977 EDITORIAL DESIGN Outline-Graphix | Phone +49 431 6473173 | info@o-graphix.de ANZEIGENLEITUNG Eliane Lehmann | e.lehmann@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9909658 MITARBEITER DIESER AUSGABE Michel Wende, Alexandra Dinter, Ina Krug, Sven Bohde, Lea Henneke, Karolin Wüstney, Hans Freudenberg, Markus Pucher, Simon Schumacher, Simon Michalowicz, Rüdiger Nehberg LEKTORAT Ina Krug, Alexandra Dinter, Kirsa Stoltenburg MODESTRECKE/ORGA Ina Krug

1989

„Satte Läuse sind am nahrhaftesten.“ Lause-Erfahrungen auch im Amazonasgebiet im Norden Brasiliens: Rüdiger Nehberg beim Volk der Yanomami, 1985.

FOTOGRAFEN Jan Faßbender, Bastian Morell, The North Face/Damiano Levati, Markus Pucher/Berghaus, Eider, Millet, Simon Schumacher, BMW AG, Simon Michalowicz, Lars Wehrmann, Rüdiger Nehberg, Stuart Gibson/ Red Bull Illume, Franche Comté, Christian Malsch, Antje Lorenzen, Rolf Dietz, Stefan Herrmannspahn, Philipp Ganzhorn, GOLDEIMER, my Boo, Bureo Skateboards, GloW Energy, FoodLoop, Seabob, Lampuga

anderen Schulen gab es die begehrten Tiere. Also: Inserat im Hamburger Abendblatt.

Hamburger St.-Georg-Krankenhaus. „Ich entlause täglich die Obdachlosen. Wie viele Läuse brauchen digung: „Die Läuse, die ich in einem Glas gesammelt hatte, waren tot. Ohne Kontakt zum Patientenkopf

unverschämte Forderungen. Das habe ich nicht mitgemacht. Aber in einer Woche kriegt dein Doktor, er an. „Rüdiger, so was habe ich noch nicht erlebt! Dieser Mann ist wirklich ein echter Fan. Ich habe

weitere infos Weitere aberwitzige erlebte Geschichten in Nehbergs Buch „Echt verrückt“.

ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986 | ISSN 2192-0206 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für RAUS! in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstellungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien, insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen anderen Printprodukten, sowie Tonträger und Merchandising, Bildtonträger, Film, Hörfunk, Fernsehen, Software, Off- und Online-Dienste, Internet, CD-Rom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektronische und digitale Medien und Netzwerke, Domains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art. Das Inhaltspapier dieser Ausgabe wurde auf Recyclingpapier produziert, das vom Umweltsiegel BLAUER ENGEL zertifiziert ist.

Rüdiger Nehberg, vor kurzem 80 geworden, gilt als der Gründer der Survivalszene in Deutschland. Sein Sachbuch „Überleben ums Verrecken“ ist ein Bestseller. 2000 gründete er die Menschenrechtsorganisation TARGET e.V., die sich dem Kampf für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung in Kooperation mit dem Islam verschrieben hat. Mit unglaublichen Erfolgen: www.target-nehberg.de

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Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:


vorgestellt

Lampuga SURFEN OHNE WIND UND WELLEN

A

uf einem Surfboard mit einer Geschwindigkeit von

Kooperation mit der DLRG. Für die Wasserretter wurde

bis zu 54 Kilometern pro Stunde über das Wasser zu heizen, ist ungewöhnlich – erst recht, wenn

dazu weder Wind noch Wellen benötigt werden. Mit den Surfboards von Lampuga wird dieses adrenalingeladene Abenteuer Realität, denn sie verfügen über einen Jetantrieb.

Die Geschwindigkeit des Boards lässt sich über einen Regler steuern, der in der Hand gehalten wird, die Lenkung erfolgt über Gewichtsverlagerung. Heraus

PS starken Motor, mit einer Akkuladung eine Distanz von bis zu 20 Kilometern.

geratenen Menschen aus dem Wasser zu bergen. Mit nur 25 Kilogramm Gewicht lässt sich das Lampuga Rescue leicht ins zu den Verunglückten sind. Für den Sommer 2015 hat Lampuga mit dem Air bereits ein neues kompaktes Board mit zwei Metern Länge angekündigt. Die wichtigste Besonderheit liegt aber darin, dass es sich um ein aufblasbares Modell handelt. Im zusammengeleg-

-

Bis zur Serienreife war es allerdings ein langer Weg, erklärt Benjamin Koehnfür den Modellbau und dem Hang zum Basteln. Irgendwann reizte mich dann die Herausforderung, ein Surfbrett mit einem Motor auszustatten. Diese Idee ließ mich nicht mehr los, weshalb ich 2008 mit der Entwicklung von Prototypen leme dafür umso mehr. Angefangen beim Motor bis hin zum Akku. Zusätzlich muss natürlich alles wasserdicht sein, weswegen jedes verbaute Teil individuell bearbeitet oder sogar eigens für Lampuga-Surfboards entwickelt wurde.

mit einem Verkaufspreis von 9.900 Euro preislich auch nochmal attraktiver als das Boost. de auf dem Wasser sozusagen zum Lieferumfang der Lampuga-Boards. Allerdings ist der Preis für diesen Euro liegen die Boards im Preissegment eines gehobenen Kleinwagens. Dafür bekommt man allerdings auch Qualitätsansprüchen gerecht wird.

der Entwicklung und Fertigung der Lampuga-Boards beteiligt. Die Produktion eines Boards dauert etwa vier Tage.

Facts Boost Länge 2,56 Meter Gewicht 37 Kilo Preis ab 15.400 Euro

Weitere infos unter www.lampuga.de

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und nun raus!

ABGETAUCHT

„Es beruhigt etwas, wenn man in schwierigen Situationen jemanden an seiner Seite hat.“ Fotograf Stuart Gibson taucht ab, als am Spot Wilkes Pass vor Fijis Namotu Island die Waschmaschine angeworfen wird. Und schaut rüber zu Ryan Hargrave, der mit einem konzentrierten Duck Dive versucht, der über ihnen explodierenden Ladung Weißwasser zu entgehen. „Wir lachten und gleichzeitig hatten wir Angst. Ich drückte ein paar Mal ab, dann landeten wir auf dem Korallenriff.“ Die Aufnahme des Australiers wird für Ryan zum perfekten Erinnerungsfoto. Sich selbst beschenkt er mit einer Platzierung unter den Finalisten des Red Bull Illume Contest 2013, Kategorie Close-up. Weitere Infos unter www.redbullillume.com

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FOTO // STUART GIBSON / REDBULL ILLUME

und nun raus!

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randnotizen

LOFOTEN UND GALLIEN ILLUSTRATION // MICHEL WENDE, WWW.MICHELART.DE TEXT // SVEN BOHDE

B

erge mit steilen Wänden ragen hoch aus dem blauen Wasser heraus. Als Kontrast dazu wirken die roten

Fischerhütten besonders gemütlich. Bilder von den Lofoten habe ich im Internet schon viele angeschaut, weil ich so fasziniert war. Nun wird es Zeit, die Inselgruppe an der Westküste Norwegens persönlich zu bereisen. Also planen mein Kumpel Tobias und ich derzeit einen Campingtrip dorthin. Und so freute ich mich, als ich passend dazu eine norwegische Weisheit las: „Die wirkliche Entdeckungsreise strebt nicht nach neuem Land, sondern danach, Dinge mit neuen Augen zu sehen.“

Dass Philosophie die Chance bietet, anders denken zu lernen, merkte ich neulich, als ich durch Zufall auf ein Interview mit der Philosophin Natalie Knapp stieß. Sie sprach über Lebenskrisen und wie man sie bewältigt. Als sie das Beispiel Asterix und Obelix erwähnte, um über eine gelassene Lebenseinstellung zu sprechen, stutzte ich und wurde besonders neugierig. Knapp argumentiert, die beiden Gallier hätten immer Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte, und trotzdem feierten sie

„ASTERIX UND OBELIX, DAS IST PHILOSOPHIE, WIE ICH SIE VERSTEHE.“ Das klingt gut und es müsste dann ja auch bedeuten, dass man selbst an vermeintlich vertrauten Orten immer wieder Neues entdecken kann, wenn man andere Perspektiven einnimmt. Diese Fähigkeit, Dinge mit „neuen Augen“ zu sehen, möchte ich gern trainieren. Denn sie passt zu meinem Vorsatz, den ich in dieser Kolumne beschreibe, anders zu denken als sonst, um neue Gedankengänge zu entdecken. Ich muss aber gestehen,dass seit meinem ersten Text an dieser Stelle vor drei Monaten nicht viel passiert ist. Meistens habe ich den Kopf nicht frei, um mir Gedan-

ihre Feste und genössen ihr Leben. Das bedeutet: Weil das Leben schnell zu Ende sein kann, sollte man versuchen, jederzeit das Beste daraus zu machen. Asterix und Obelix, das ist Philosophie, wie ich sie verstehe. Zu der gelassenen Lebenseinstellung der Gallier fällt mir etwas ein, was ich vor etwa einem Jahr im Internet las. Eher ein Spruch, als eine Weisheit: „When nothing goes right, go left.“ Ich befolgte damals diesen Ratschlag, ging an einer Kreuzung nicht den gewohnten rechten Weg, sondern bog nach links ab und kam daraufhin an einer kleinen Kunstgalerie vorbei. Dort sah ich sehenswerte Dinge – mit neuen Augen. Ähnlich könnte es sich bald auf den Lofoten wiederholen. Denn auch für die Reise dorthin – per Schiff und Zug – passt der soeben genannte Spruch. Auch wenn alles gut geht, müssen wir, um die Inselgruppe zu erreichen, zunächst sehr lange Richtung Norden fahren. Und dann einfach nach links.

ken zu machen, oder ich nehme mir nicht die nötige Zeit dafür. Aber ich sollte es ohnehin locker angehen, schließlich ist es kein einfacher Weg, sondern eine weite Reise ... raus aus alten Denkmustern, hinein in fremde Gedankenwelten. Tobias scheint mir daher ein (wörtlich übersetzt: Liebe zur Weisheit) studiert.

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raus-magazin drei 2015

SVEN BOHDE

guter Wegbegleiter zu sein, denn er hat Philosophie



CHAMONIX / FRANKREICH FREDRIK CLEMENT

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