Hochgenuss: spektakuläre Highline zwischen verlassenen Fördertürmen
Für eine bessere Welt: Social Entrepreneurs auf dem Vormarsch
La Réunion: Kletterabenteuer im indischen Ozean
Norwegen zu Fuß der Länge nach: ein 140-Tage-Wildnisabenteuer
Markus Pucher und der Cerro Torre: eine waghalsige Expedition
AUSGABE 23 | 03 / 2015 | D 4 € | A 4 € | BENELUX/E/I 6 € | CH 12 SFR
DAS OUTDOORMAGAZIN MIT
ZEITGEIST UND VISIONEN FÜR URBANE ABENTEURER
#UNEEK
Innovation Teil unserer DNA. Geschaffen aus zwei Schnüren und einer Sohle bietet UNEEK einen völlig neuen Ansatz der Schuhkonstruktion. Jeder Designaspekt ist der natürlichen Form deines Fußes geschuldet ... und dem Fuß deines Freundes ... und den Füßen seiner Freunde. Warum? Weil diese einfache Eleganz eine einzigartige Passform verspricht. UNEEK ist eben einzigartig.
Neugierig? Gehe zu Seite 76 und werde UNEEK!
herein
Zeit
im Freien
D
er Blick auf die in Skandinavien gelebten
140 Tage lang war er im Sommer unterwegs, wanderte
Kulturphänomene wie Jedermannsrecht und
3.000 Kilometer vom Kap Lindesnes im Süden bis zum
Friluftsliv ist ein inspirierender. Insbesondere
Nordkap. Und versuchte es anschließend im Winter,
in Norwegen ist das Leben im Freien eine
mit teils gegensätzlichen Erfahrungen.
feste Institution, eine gesellschaftliche Haltung und ein beeindruckender Lebensstil. Es ist die Einfachheit,
Auch Basti Aldehoff hat die eigene Komfortzone
die fasziniert: Draußen ohne ein festes Dach über
verlassen. Der Slackliner hat sich mit einem
dem Kopf zu übernachten, der Natur und anderen
ambitionierten Highline-Projekt in einer verlassenen
Menschen zu begegnen, fern von Konkurrenzgedanken
Industrieanlage auf unbekanntes Terrain begeben.
eine gute Zeit zu haben. Die Kontraste zu unserem
Zwischen zwei Kohlefördertürmen schaltet er ab
alltäglichen Leben könnten nicht größer sein. Und
und erlebt diese Momente in der Höhe als eine Art
gerade darin liegt oftmals die Herausforderung.
Meditation, bei der alles von ihm weicht.
Es erfordert zunächst etwas Zeit und Mut, dem scheinbaren Komfort und der vermeintlichen Sicherheit
Die Route Zambrocal wird zum Abenteuer an der
des Alltags zu entfliehen. Um dann zu erfahren, dass
frischen Luft für Kletterprofi Caroline Ciavaldini. Im
man auch mit weniger sehr gut zurechtkommen kann.
Basaltgestein ihrer Heimatinsel La Réunion vertieft sie ihre Erfahrungen in einem für sie an Bedeutung
Simon Michalowicz holt sich das Gefühl dort ab, wo es
wachsenden Kletterstil. Mit dabei: ein vielseitiges
so intensiv gelebt wird. Der Sauerländer liebt die langen
Team sowie ihre Begegnungen mit sich selbst und
Touren durch Norwegen, ist Wochen und Monate zu
Momenten der Angst.
Fuß unterwegs. In dieser Ausgabe berichtet er von seinen Wanderungen durch das skandinavische Land.
Eine Zeit voller Momente im Freien und viel Spaß mit der RAUS!-Sommerausgabe,
Benjamin Hellwig | Chefredakteur
COVERSHOT // Jan Faßbender, www.janfassbender.de Der Kölner Actionsport- und Lifestylefotograf fing die Szenerie einer besonderen Highline mit beeindruckenden Bildern ein. Rubrik: Urban. Zu finden ab Seite 26.
4
raus-magazin drei 2015
DER NEUE DISCOVERY SPORT
ABENTEUER LIEGT IN UNSERER DNA Die Technologie: richtungweisend. Die Möglichkeiten: grenzenlos. Sein leistungsstarkes Terrain Response™-System ist bereit für jedes
echten Raumwunder. Bereit für Ihr persönliches Abenteuer? Ab € 34.400,00. #InTheDNA
Verbrauchs- und Emissionswerte Discovery Sport: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 10,9 – 5,4, außerorts 6,8 – 4,1, kombiniert 8,3 – 4,5; CO2-Emission 197–119 g/km; CO2
Inhalt
26
40 URBAN HIGHLINE Der Charme alter Industrieanlagen zieht vier junge Deutsche magisch an. Zwei rostige Kohlefördertürme irgendwo in Belgien bilden das Grundgerüst ihres spektakulären SlacklineProjekts. RAUS! hat nachgefragt.
NATURNAH AUF LANGTOUR
52 EXTREM CERRO TORRE Durch
Durch ganz Norwegen, der Länge nach. Zu Fuß. Simon Michalowicz hat die entschleunigende Wirkung monatelanger Wanderungen für sich entdeckt. Im Sommer und Winter bricht er zu faszinierenden Langtouren auf. Und macht klar: Alles, was du brauchst, ist ein wenig Zeit.
puren Zufall entdeckt Markus Pucher im Schneesturm eine schützende Eishöhle. Seinem Glücksmoment am beeindruckendsten Granitberg Patagoniens folgen Momente des Schreckens. Eine Free-solo-Besteigung, die Grenzen aufzeigt. Nichts für jedermann.
62 AUF SPURENSUCHE WERKSPIONAGE BEI EIDER UND MILLET Ein Besuch in Annecy, dem Basecamp der beiden französischen Unternehmen, bringt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage. RAUS! blickt hinter die Kulissen und zeigt, welche Räder ineinandergreifen.
INSPIRIEREND ZAMBROCAL Die Rückkehr zu ihrer Heimatinsel wird zu einer herausfordernden Begegnung mit dem Basaltgestein von La Réunion. Kletterprofi Caroline Ciavaldini im Gespräch über Angst und Abenteuerdrang.
86 VISIONÄR SOCIAL ENTREPRENEURSHIP
34
Unternehmerisch wirtschaften und gleichzeitig Gutes bewirken. Soziale Start-ups sind echte Alternativen, die zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen. Die Initiatoren wollen in erster Linie gesellschaftliche Probleme lösen, Gewinnmaximierung ist sekundär. Wir stellen fünf Projekte vor.
78 ANZIEHEND SONNENSEITEN Wir zeigen dir auf acht Seiten die richtige Sommermode für deine Aktivitäten im Freien.
04 WILLKOMMEN IM SOMMER Herein bei RAUS! | 08 BILDERWELT AUFBRUCH Eintauchen ins Leben im Freien. Momentaufnahmen, die mitreißen. Die RAUS!-Gallery. | 16 NACHGEFRAGT OUTDOORFOTOGRAF BASTIAN MORELL Der Allgäuer im Gespräch über das Festhalten des Augenblicks. | 20 UNTER STERNEN Übernachten im Grünen oder in der Wellnessoase – mit etwas Glück bist du dabei | 21 FRISCHE LUFT SOMMERNEWS Dinge, die das Leben schöner machen. | 48 LOS! BIKEN Spannende Biketrails und Tipps rund ums Fahrrad. | 70 QUERBEET FRANCHE COMTÉ Unterwegs in der ostfranzösischen Region. Zu Fuß, mit dem Rad und auf dem Wasser. | 74 STADTGEFLÜSTER SCHNELL NOTIERT Lass dir diese Termine nicht entgehen! | 76 KREATIVWETTBEWERB UNEEK | 92 FOTOCONTEST EIGENLEISTUNG Ab ins Gestein. Ob bouldernd, beim Zustieg oder im Geröllfeld: Auslöser drücken! Der RAUS!-Fotocontest geht in die nächste Runde. | 94 IMPRESSUM UND RETROSPEKTIVE Rüdiger Nehberg erinnert sich. | 96 UND NUN RAUS! | 98 RANDNOTIZEN Die RAUS!-Kolumne.
6
raus-magazin drei 2015
FOTO: KARI MEDIG
Schon 1929 glaubten wir, dass außerordentliche Qualität uns der Natur näher bringt.
Das tun wir immer noch.
www.norrona.com
Welcome to nature
bilderwelt
„VON WEITEM GESEHEN, IST DER RAND DES SCHATTENS DIE LINIE DES LICHTES." AUTOR UNBEKANNT QUELLE DIE INSCHRIFT EINER SONNENUHR AUF DEM MOUNT-HOLYOKE-UNIVERSITÄTSCAMPUS
BOZEN Eigentlich waren wir in Bozen, um uns mit den Bikes auf den flowigen Trails im Umland der Stadt zu bewegen. Am Abend sind wir dann noch mal los in die Stadt, um das Südtiroler Flair zu genießen und den Tag bei einem Aperol Spritz ausklingen zu lassen. Für Tani ist das Bike aber eher ein Spielzeug. Mal ganz normal zu fahren, geht für ihn gar nicht. Als wir die Fußgängerbrücke entdeckten, hatten wir beide etwas davon. Tani durfte Gas geben und ich das Bild komponieren. Eine kleine Win-win-Situation.
FAHRER NATHANIEL GOINY | KAMERA CANON EOS 7D | BRENNWEITE 30 MM | BLENDE F 5.6 | ZEIT 1,3 SEKUNDEN
8
raus-magazin drei 2015
FOTO // BASTIAN MORELL
bilderwelt
raus-magazin drei 2015
9
FOTO // BASTIAN MORELL
bilderwelt
10
raus-magazin drei 2015
bilderwelt
HÖFATS Einer der schönsten und markantesten Gipfel im Allgäu. Am ehesten kann man die Höfats mit den Bergen auf den Lofoten vergleichen. Sie ist ein extrem steiler Grasberg mit einer einzigartigen Botanik. Mit den Brüdern Mosmang, Andreas und Christoph, bin ich am Abend zum Gipfel aufgestiegen. Wir wollten das warme Abendlicht zum Fotografieren nutzen. Wenn man am Gipfel steht, sieht man, wie sich der Sonnenuntergang im 70 Kilometer entfernten Bodensee spiegelt.
KAMERA CANON EOS 7D | BRENNWEITE 10 MM FISCHEYE | BLENDE F 7.1 | ZEIT 1/200 SEKUNDE
raus-magazin drei 2015
11
bilderwelt
THANNHEIMER TAL Als wir um vier Uhr starteten, war der dunkle Himmel voller Wolken. „Da hätten wir auch ausschlafen können“, kam als Erstes. „Egal! Jetzt sind wir schon wach. Jetzt ziehen wir es auch durch.“ Es war beim Losgehen wirklich unangenehm kalt. Alles war mit Reif überdeckt und der Boden gefroren. Aber uns wurde ziemlich schnell warm. Denn für dieses Bild mussten wir die Bikes insgesamt 650 von 850 Höhenmetern tragen. Mit den zusätzlichen 15 Kilo Fotogepäck wechselten wir uns ab. Sonst hätten wir es wohl nicht bis zum Sonnenaufgang geschafft. Und dann hatten wir Glück. Die Wolken lösten sich auf. Der Mond schien so hell, dass wir keine Stirnlampen mehr brauchten. Am Gipfel hatten wir etwas Zeit, denn es dauerte etwas länger, bis die Sonne hinter der Zugspitze hervorkam. Dann musste alles schnell gehen. Rauf auf die Bikes. An die Stellen, wie besprochen. Los! Und das Bild war im Kasten.
FAHRER FLORIAN HÄUSLER UND ROBERT HÄRLE | KAMERA CANON EOS 7D MARK II | BRENNWEITE 10 MM | BLENDE F 5.0 | ZEIT 1/200 SEKUNDE
12
raus-magazin drei 2015
FOTO // BASTIAN MORELL
bilderwelt
raus-magazin drei 2015
13
HIGH QUALITY OUTDOOR EQUIPMENT SINCE 1908
EKSTREM TURGLEDE bergans.de
BERGSPORT
Microlight Jacket Microlight ist eine äußerst vielseitige Jacke und das ideale Modell für alle Aktivitäten, bei denen guter Windschutz erforderlich ist. Der winddichte, wasserabweisende 4-Wege-Stretch gewährleistet ausgezeichnete Bewegungsfreiheit. Schnell trocknendes Leichtgewicht mit guter Atmungsaktivität. Die Microlight Jacket wurde speziell zum Bergsport entwickelt.
FREDRIK SCHENHOLM
nachgefragt
Hinter der Linse NACHGEFRAGT BEI SPORT- UND OUTDOORFOTOGRAF BASTIAN MORELL Wirkung, Schattenverlauf, Sportler in Aktion. Wenn Bastian Morell sein Kameraequipment in der Wildnis zum Einsatz bringt, dosiert er die Zutaten. RAUS! im Gespräch mit dem 30-jährigen Allgäuer.
Hallo Bastian, du lebst in Burgberg im
Worin liegt für dich die Faszination des
Allgäu und genießt in der Umgebung
Fotografierens im Allgemeinen? Mit Bildern
gute Bedingungen zum Mountainbiken,
kann man Geschichten erzählen. Manchmal
Skifahren und Bergsteigen. Welche Situa-
reicht für eine ganze Geschichte nur eine
tionen haben dich dazu inspiriert, hinter
Tausendstelsekunde. Diesen Moment zu erwi-
der Linse aktiv zu werden? Mich beein-
schen, zu erleben und die Erinnerung an die-
drucken einfach die Alpen mit ihrer Schönheit
sen Moment einzufrieren – das fasziniert mich.
INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // BASTIAN MORELL
und der sportlichen Herausforderung. Es ist der Sport generell, der mich inspiriert. Ich
In deinen Bildern verbindest du die
mache ihn nicht, um zu trainieren, ich mache
Dynamik des Sports mit der Freiheit der
Sport, um etwas zu erleben, um rauszukom-
Natur. Was genau reizt dich an diesem
Außerdem musst du dich vorher mit dem
men, um die Natur zu genießen. Alles hat
Zusammenspiel? In der Natur spielen für
Sportler absprechen, wo genau er fahren
damit angefangen, dass ich mit Freunden
mich Zeit und Raum oft eine andere Rolle.
soll. Auf die Kameraautomatik sollte man
Touren gemacht habe, bei denen mich die Ka-
Wenn man zum Beispiel ein Panoramafoto
sich dabei nie verlassen. Am besten: Die
mera dann immer begleitet hat. Früher hätte
betrachtet, wirkt die Natur eher statisch. Wenn
Kamera manuell einstellen, manuell fokussie-
ich mir nie erträumt, dass ich das eines Tages
man dann aber in dieses statische Bild einen
ren, dann abwarten, bis der Sportler an der
professionell machen würde.
Sportler setzt, dann entsteht eine Dynamik im
richtigen Stelle ist. Und abdrücken.
Bild. Und diese Komposition ist für mich eben das perfekte Foto.
Die Erlebbarkeit deiner Fotos spielt für dich eine besondere Rolle. Inwiefern?
Welche Techniken wendest du als Profi
Ich halte überhaupt nichts von Fotomonta-
an, um dynamische Bewegungen fest-
gen. Was die Athleten auf meinen Bildern
zuhalten? Das ist ganz unterschiedlich. Das
machen, ist wirklich umsetzbar. Licht und
Wichtigste ist, die Erfahrung zu haben und zu
Farben werden im Nachhinein durch Photo-
wissen, wann dieser Moment entsteht.
shop angepasst.
„Ich halte überhaupt nichts von Fotomontagen. Was die Jungs auf meinen Bildern machen, ist wirklich umsetzbar.“
16
raus-magazin drei 2015
DER HOBBY
VANTANA
EINE NEUE KLASSE UNTER DEN KASTENWAGEN. Fünf Modelle in drei Größen bieten Individualität nach Maß. Die handwerklich solide Verarbeitung und das Innenraum-Design setzen völlig neue Komfort-Maßstäbe unter den Reisevans. Verhältnis. Jetzt bei Ihrem Hobby Händler.
Kostenlose Kataloghotline: 0800-MEINHOBBY (0800-634646229) www.hobby-caravan.de | www.facebook.com/hobby.de
nachgefragt
Von spontanem Bauchgefühl bis minutiöser Planung – wie findest du bei FotoNatürliches Licht und Bildaufbau sind
projekten deine Balance? Wenn ich hier bei
deine wesentlichen Gestaltungselemente.
uns im Allgäu ein Auftragsshooting habe und
Worauf legst du dabei Wert? Meistens
die Location selbst wählen kann, schau ich sie
gestaltet natürliches Licht meine Bilder. Das
mir immer vorher an, um die richtigen Stellen
liegt nun mal daran, dass es mir aus Ge-
zu finden, an denen man gute Fotos machen
wichtsgründen gar nicht möglich ist, eine
kann. Auch wenn ich mal ein bestimmtes Bild
Studioblitzanlage durch die Berge zu tragen.
im Kopf habe, plane ich das Shooting ziemlich
Viel wichtiger ist es für mich, zu den rich-
genau. Genauso gern shoote ich aber auch an
tigen Zeiten unterwegs zu sein. Am besten
Orten, an denen ich noch nie war. Hier fallen
zum Sonnenauf- oder -untergang. Zu diesen
mir dann oft Details auf, die ich beim zweiten
Zeiten hat man einfach das schönste Licht
Mal vielleicht übersehen hätte. Für ein tolles
zum Fotografieren. Wenn ich gewisse Situati-
Foto aber funktioniert beides.
onen hervorheben möchte und andere Dinge verschwinden sollen, verwende ich auch ab
Welche Orte, an die du über das Foto-
und zu mal einen dezenten Blitz. Gelungen ist
grafieren geraten bist, haben dich be-
das Bild für mich aber erst, wenn man später
sonders beeindruckt und warum? Island
nicht erkennt, dass mit einem Blitz gearbeitet
hat mich sehr beeindruckt, weil das Land so
wurde. Um einen schönen Bildaufbau hinzu-
wahnsinnig abwechslungsreich ist. Das Zusam-
bekommen, achte ich bei der Aufteilung mei-
menspiel der Farben, alles Spektakuläre ist auf
Inwieweit siehst du als Fotograf auch
stens auf den goldenen Schnitt. Ganz wichtig
engem Raum, man kann direkt sehen, wie die
abseits deines Berufs dein Umfeld
ist es aber auch, auf die unterschiedlichen
Erde dort arbeitet. Das kann ich mit anderen
mit anderem Auge? Selbst merke ich es
Ebenen im Bild zu achten. Vordergrund, Mitte,
Orten, die ich bisher auf der Welt gesehen
daran, dass ich oft versuche, Bilder anderer
Hintergrund. Natürliche Linienverläufe, zum
habe, nicht vergleichen. 2011 habe ich mit
Fotografen zu analysieren. Warum dieses
Beispiel durch Licht und Schatten, entscheiden
Markus Bartl eine Bike-Fotostory auf Island ge-
Bild gerade so auf mich wirkt, warum es
später oft beim Betrachter unterbewusst, ob
macht. Das Tagebuch und die Bilder kann man
interessant ist, wie die Bildeinteilung statt-
ihm das Bild gefällt oder nicht.
sich auf meiner Homepage ansehen.
gefunden hat und wie das Licht eingesetzt wurde. Gleiches gilt auch bei Filmen mit guter Kameraführung. Da kann der Inhalt schon mal zweitrangig sein. Gibt es Traumprojekte, die noch etwas undefiniert im Hinterkopf schlummern, von denen du erzählen kannst? Es ist immer schwer, über Projekte zu reden, die einem gerade im Kopf herumschwirren, da man vorher oft gar nicht weiß, ob sie auch so umsetzbar sind. Was ich aber bereits sagen kann, ist, dass mein nächstes Projekt hier bei uns in den Alpen stattfinden wird ...
weitere infos unter www.bastianmorell.de
18
raus-magazin drei 2015
ANZEIGE
PISTAZIEN
Der natürliche Snack für unterwegs
Amerikanische Pistazien sind der ideale Snack für aktive Menschen. Sie lassen sich prima überallhin mitnehmen und mit den drei tollen Rezepten werden Brotzeit oder Picknick zum Highlight.
Fruchtige el Pistazienrieg
P
istazien sind eine ideale Nährstoffquelle für unterwegs. „Die ausgewogene Kombination von Eiweiß, Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und gesunden Fetten macht amerikanische Pistazien zu einem perfekten Begleiter“, sagt Dr. Ursula Hildebrandt von der Deutschen Sporthochschule in Köln. So vielseitig sind die kleinen grünen Powerpakete: Pistazienriegel, Smoothies oder Mitnehm-Nudelsalate sind ganz schnell gezaubert. Hier sind drei tolle Rezepte der American Pistachio Growers. Weitere Rezepte finden Sie auf americanpistachios.de.
FÜR ca. 8 STÜCK Je 50 g getrocknete Datteln und Aprikosen
1) Datteln und Aprikosen fein würfeln. Amerikanische Pistazien schälen und grob hacken. 2) Honig und Öl erhitzen, mit Datteln, Aprikosen, amerikanische Pistazien und Haferflocken vermischen. Die Frucht-PistazienMischung ca. 1–2 cm dick auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech oder in eine rechteckige Form streichen (ca. 10 x 24 cm) und im vorgeheizten Backofen bei 160°C (Gas: Stufe 2, Umluft 140°C) ca. 30–35 Minuten backen.
3) Die noch leicht warme Masse in 8 Riegel schneiden
Mediterraner Nudelsalat
(ca. 3 x 10 cm) und anschließend komplett auskühlen lassen. Riegel nach Wunsch verpacken und mitnehmen. Zubereitungszeit: ca. 60 Minuten | Pro Stück: 885 kJ / 211 kcal
FÜR ca. 4 PORTIONEN
PistazienSmoothie
Glas
–
–
FÜR ca. 4 GLÄSER
1) Nudeln in kochendem Salzwasser nach Packungsanweisung zubereiten, abtropfen und abkühlen lassen. Tomaten in Würfel schneiden, Oliven vierteln. Feigen mit einem trockenen Tuch abreiben und würfeln.
2) Für das Dressing Öl, Essig, Senf und Honig verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Amerikanische Pistazien schälen.
3) Salatzutaten, Dressing und Pistazien vermischen, kurze Zeit durchziehen lassen und zum Mitnehmen verpacken. Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten | Pro Portion: 2833 kJ / 676 kcal
–
1) Teebeutel mit 500 ml heißem Wasser aufgießen, ca. 5-8 Minuten ziehen und abkühlen lassen. Amerikanische Pistazien schälen und grob hacken. 2) Mango und Kiwi schälen, bei der Mango das Fruchtfleisch in Spalten vom Stein und anschließend diese und die Kiwis in Stücke schneiden. Tee, Traubenzucker, amerikanische Pistazien und Obst in einen Mixer geben und pürieren. 3) Smoothie in Gläser füllen, nach Wunsch mit Fruchtstücken garnieren und mit einem Strohhalm servieren. Zum Mitnehmen in gut verschließbare Flasche füllen. Unser Tipp: In einem Thermobehälter bleibt der Smoothie kühl und frisch. Zubereitungszeit: ca. 20 Minuten | Pro Glas: 894 kJ / 213 kcal
Mehr Informationen unter www.americanpistachios.de
unter sternen
UNTER STERNEN NACH EINEM AKTIVEN TAG RELAXEN IM STERNEHOTEL ODER ERLEBNISREICH ÜBERNACHTEN UNTERM STERNENHIMMEL – HIER FINDEST DU ANREGUNGEN FÜR DEINEN NÄCHSTEN URLAUB. ALSO TASCHEN PACKEN UND RAUS! INS NÄCHSTE ABENTEUER.
BAUMHAUSHOTEL SOLLING
MIRABELL WELLNESS RESIDENZ
Eine Übernachtung im Grünen – abgeschieden von der Zivilisation. Ruhe,
Malerisch am Kronplatz, dem Hausberg des Südtiroler Pustertals, gelegen,
Entspannung und Naturverbundenheit. Das und noch viel mehr bietet das
eignet sich die Dolomiten Wellness Residenz Mirabell bestens als Start-
Baumhaushotel Solling seinen Besuchern das ganze Jahr über. Der Erleb-
punkt für zahlreiche Wanderungen und Mountainbiketouren im UNESCO-
niswald in Schönhagen steht für Spiel, Spaß und Spannung für jedes Alter.
Weltnaturerbe der Dolomiten. Die Wander- und Radwege des Pustertals bieten
Auf dem „Klimaturm“ hat man aus 40 Metern Höhe eine wunderschöne
für jeden Geschmack die passende Strecke, egal ob lockere Tagestour oder
Aussicht über den gesamten Wald. Auch die Feuerstelle lädt zu romanti-
ambitionierter Mehrtagestrip, ob leichte Klettersteige oder anspruchsvolle
schen Momenten zu zweit ein.
Höhenwege. Auf Wunsch auch mit Begleitung eines Mirabell-Wanderführers.
Das Baumhaus Refugium bietet ländliche Sicht ins grüne Gehölz.
Im Mirabell-Spa kann man sich dann bei wohltuenden Massagen oder in
Wenn man die Balkontüren nachts geöffnet hält, schläft man wie
einer der sechs Saunen von den Bergtouren erholen. Pure Entspannung
in freier Natur mit Geräuschen von Tier und Laubbäumen. Durch
für strapazierte Muskeln finden Gipfelstürmer in den „Bad Schartl Bädern“
einen rollbaren Betttisch steht einem entspannten Frühstück im
oder bei einer Ayurveda-Fußmassage. Anschließend verwöhnt die aus-
Bett nichts im Wege. Falls sich doch mal die Sonnenstrahlen blicken lassen, lädt die großzügige Sonnenterasse mit Aussicht auf das wunderschöne Ahletal zu einem Schmaus im Freien ein. Dieser wird euch selbstverständlich direkt zum Baumhaus gebracht. Strom gibt es in jedem Baumhaus. Geduscht wird in der Nähe, im neuen, hölzernen Komfort-Duschwagen.
gezeichnete Gourmetküche des Hauses mit einem Mix aus Südtiroler Spezialitäten und leichter, mediterraner Küche. Weitere Infos und Buchung unter www.mirabell.it, +39 0474 496 191
DAS RAUS!GEWINNSPIEL
Weitere Infos und Buchung unter www.baumhaushotel-solling.de, +49 5571 919305
DAS RAUS!GEWINNSPIEL
RAUS! verlost einen Gutschein über eine Übernachtung für zwei Personen inklusive Frühstück im Baumhaus Refugium (sonntags bis freitags, Wintersaison) sowie einen Gutschein über zwei Übernachtungen für zwei Personen in der Dolomiten Wellness Residenz Mirabell. Schreibe einfach eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de mit dem Stichwort „Baumhaus“ bzw. „Wellness“ und verrate uns, wann du das letzte Mal auf einen Baum geklettert bist. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen
20
raus-magazin drei 2015
frische luft | go green
Grünes Picknick Zu hundert Prozent biologisch abbaubar ist das Bambusgeschirr von Outwell. Wird es mal vergessen, zersetzt es sich im Erdboden einfach wieder in seinen Originalzustand: Bambusmehl. Eine große Auswahl an Tellern, Schüsseln, Tassen und Vakuumbechern ist für umweltbewusste Camper und Picknickfans im Set für zwei Personen oder vier Personen sowie einzeln erhältlich. Stylish, hochwertig und ressourcenschonend macht es die Mahlzeit im Grünen zu einem naturfreundlichen Genuss. Das Bambusgeschirr im Set für vier Personen gibt es für 49,95 Euro. Weitere Infos unter www.outwell.com Wir verlosen 2 x das Bambusgeschirr-Set für zwei Personen in teilzunehmen, schicke einfach eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns, wann und wo dein letztes Picknick im Grünen war. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen
DAS RAUS!GEWINNSPIEL
Balkon, Terrasse und Garten enthalten alles, was es dazu braucht. Das Saatgut ist zudem unbehandelt und handverlesen. Mit einem Einkauf tust Projekte in unterschiedlichen Ausrichtungen auf dem ganzen Erdball. Weitere Infos unter www.meinwoody.de
VAPOURLIGHT HYPER SMOCK 2.0
DIE WELTWEIT LEICHTESTE WASSERDICHTE JACKE ULTRALEICHT MIT NUR 75 GRAMM IN GRÖSSE L 100% WASSERDICHT: WASSERSÄULE 15.000MM
drei Sets aus Bio-Thymian, Bio-Zucchini, Bio-Tomate und einer Saatgutschicke einfach eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns dein bestes Rezept für Salatdressing. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen
SEHR ATMUNGSAKTIV: 10.000G/M²/24H DAUERHAFT WASSSERABWEISENDES FINISH
DAS RAUS!GEWINNSPIEL Besuche uns auf www.berghaus.com oder auf unserer Facebook-Seite “Berghaus Germany”.
BERGHAUS, and LIVE FOR ADVENTURE are registered trade marks of Berghaus Limited. © 2015 Berghaus Limited.
Grünes Gemüse
frische luft | fußläufig urban
Tolle Wolle Ein unscheinbares kleines Päckchen mit großer Wirkung: Hikerswool besteht aus hundert Prozent fein gekämmter Lammwolle, die die Füße gut abpolstert und vor Druck und Reibung schützt. Einfach von der Wolle ein ausreichend großes
transportiert entstehende Feuchtigkeit nach außen. Verkaufspreis: 12,50 Euro. Weitere Infos unter www.hikerswool.de
Die Airr und Airr Orthotic von SofSole bringen den Fuß in eine natürliche Laufposition, die für einen gesunden Laufstil sorgt und somit die Gelenke schont. Auch für Trailrunner bieten sie mehr Halt und Komfort als die in den Sportschuhen mitgelieferten Sohlen. Die Sohlen sind für Männer und Frauen erhältlich und kosten 29,90 Euro. Weitere Infos unter www.sofsole.com
Extra Sohle
Ausprobiert Source Djibouti TEXT & FOTO // BENJAMIN HELLWIG
drücken, erfordert eine Spur Fantasie. Das neueste Modell Djibouti der israelischen Sandalenexperten von Source kann mehr. An die Füße und los gehts. Die Gemeinsamkeiten mit einfachen Gummilatschen gehen der EVA-Zwischensohle verarbeitet Source antibakteriell wirkendes Cupron. Diese Kupferfasern werden aus recycelten Quellen aufbereitet und eliminieren die meisten geruchsverursachenden Bakterien und Pilze. oder anderen nassen Stein. Für eine Zehensandale hat man da ausgesprochen guten Halt. Das Polypropylendann ist da noch der grüne Punkt in der Laufsohle. Er markiert den Garantiezustand. Ist das Grün noch zu Verkaufspreis: 44,95 Euro. Weitere Infos unter www.source.com
Ausprobiert Merrell Capra Sport TEXT & FOTO // BENJAMIN HELLWIG
es sein Träger ihm auferlegt. Mit dem Modell Capra Sport der Outdoorexperten von Merrell ist
www.merrell.com
22
raus-magazin drei 2015
Photo: Florian Mayerhoffer Location: Velebit / Croatia
Maremma 26
Eins mit der Natur – unsere Produktphilosophie Green Shape ist Deine VAUDE Garantie für umweltfreundliche Produkte – aus nachhaltigen Materialien und ressourcenschonender Herstellung. Wir unterstützen die Naturschutzarbeit unserer Partner WWF und DAV und setzen uns als Mitglied der Fair Wear Foundation für faire Arbeitsbedingungen in unseren Produktionsstätten ein. vaude.com
frische luft | wild
BELESEN
gefühl all derer, die nach Ruhe, Balance und ein wenig Abenteuer als Abwechslung zu ihrem Alltag suchen. Stadtmenschen – stimmungsvoll, sympathisch und mit einem romantischen, teilweise auch ironischen
BERATEN Fisch guten Gewissens auf den Teller darf, liefert der Greenpeace-Fischratgeber. Erhältlich ist der
schonend gefangen wurden. Weitere Infos unter
BEFEUERT elektrischer Generator wandelt die Hitze des Kochers in elektrische Energie um. So kann man beim Kochen elektrische Geräte wie zum Beispiel Tablets, Mobiltelefone wird erzeugt. Einfach die drei Standfüße ausklappen, Holz, Papier oder getrockneten Kameldung einfüllen, anzünden und den integrierten Ventilator einschalten. Preis: 129,95 Dollar. Weitere Infos unter www.biolitestove.com
HANS KOCHT ...
KRÄUTERSALAT MIT GERÄUCHERTER FORELLE EQUIPMENT: alter Metalleimer | 1 Schraubenzieher o.Ä. | 1 Holzchips | 23 Hände voll glühende Kohlen (aus dem Grill oder Lagerfeuer) |1 Schaufel voll Holzspieße | (Länge nach Durchmesser des Eimers) oder Grillrost | 40 altes Geschirrhandtuch, nass |1
1 | Für den Räucherofen mit dem Schraubenzieher oder einem mer verwenden. Die heißen Kohlen in den Eimer füllen und die Holzchips draufstreuen. Die Spieße als Grillrost auf dem Eimer verteilen oder tatsächlich einen Grillrost nehmen.
2
-
mit der Hautseite nach oben auf den Spießen verteilen und mit dem nassen Tuch abdecken. Fünf bis sieben Minuten räuchern.
ZUTATEN: (am besten frisch gefangen) | 500 g frische wilde Kräuter (Brunnenkressen, Sauerampfer, Bärlauch, Spitzwegerich, Giersch, Dill, Petersilie o.Ä.) | 2 Hände voll rote Zwiebel | 1 Zitronen | 2 Joghurt | 150 g Zucker und Salz | je eine Prise
3 | Während der Fisch räuchert, die Zwiebel in feine Streifen Filets zerrupfen und zusammen mit den Kräutern auf einem
Tipp: Anstatt teure Holzchips zum Räuchern zu kaufen, einfach mit einem scharfen Messer Späne von einem getrocknetem Stück Holz schnitzen.
Hans-Ole Freudenberg | Kochhandwerk | www.hansolefreudenberg.de
24
raus-magazin drei 2015
frische luft | urban
Geschultert Die neue Retrolinie Sunbird ist eine Hommage an die Anf채nge und Designelemente wie Segeltuch, Lederdetails und traditionelle Befestigungslaschen, die der Gr체nder Wayne Gregory seinerzeit nutzte, kommen in diesen Rucks채cken und Taschen zum Einsatz. Retrostyle kombiniert mit modern-urbanem Touch. Zu kaufen gibt es die Sunbird-Modelle zum Beispiel bei www.globetrotter.de. Weitere Infos unter www.gregorypacks.com
DAS RAUS!GEWINNSPIEL
eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns, bei welcher Gelegenheit du deinen Rucksack einweihen w체rdest. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen
Abgefahren Board Bob ist ein Downhill- und Freestyleboard, mit dem man jede Abfahrt nehmen kann. Die Longboarddecks werden aus bestem Birkenholz gefertigt,
www.brunotti.com
urban
DIE LOGISCHE VERBINDUNG Nachgefragt bei Slackliner Basti Aldehoff
26
raus-magazin drei 2015
URBAN AUF DEM GURTBAND ZWISCHEN VERLASSENEN KOHLEFÖRDERTÜRMEN
INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // JAN FASSBENDER
„WER DEN ORT SUCHT, WIRD IHN FINDEN“, SAGT BASTI ALDEHOFF. DER 23-JÄHRIGE KÖLNER UND ANGEHENDE GEOWISSENSCHAFTLER SUCHT DIE KÖRPERLICHE UND MENTALE BEGEGNUNG MIT DER HÖHE. AN EINEM FASZINIERENDEN INDUSTRIEGELÄNDE IRGENDWO IN BELGIEN GELINGT DER GANG AUF DER HIGHLINE AUF BESONDERE WEISE. RAUS! HAT NACHGEFRAGT.
raus-magazin drei 2015
27
urban
H
dieses Band zu laufen. Ähnlich wie beim Jonglieren, wo du mit drei Bällen anfängst und erst mal eine Weile brauchst, um koordinativ zu verarbeiten, was genau da passieren soll. Ich finde es schön, diesen Prozess bei anderen Leuten zu sehen und die Fortschritte blutiger Anfänger teilen zu können. allo Basti, erinnerst du dich an den
Inwieweit hat sich dein Leben seit deinem Start auf den Kopf
Moment, der dich mit der Slackline infiziert hat?
gestellt? Ich habe eine Zeit lang ziemlich intensiv mein Leben danach
Klar! Bevor ich zum Slacklinen kam, war Downhill-
ausgerichtet. War fast jedes Wochenende auf Slackline-Festivals, habe
Longboarden mein Sport. Als ich mich verletzte, suchte
eigene Highline-Aktionen geplant und durchgeführt, war oft viermal in
ich mir etwas, um nebenher aktiv sein zu können und
der Woche mit der Line unterwegs. Inzwischen kann ich viel aus diesen
während der Zeit meine Balance zu trainieren. Ich
Erfahrungen vom Anfang schöpfen, wenn ich mal nicht ganz so viel Zeit
erinnerte mich daran, wie ich mich vor fünf Jahren im
fürs Slacklinen habe, und anstatt mich nur über neues Material auf dem
betrunkenen Zustand auf einer Party auf einer Fünf-
Markt zu unterhalten, gehe ich mehr klettern oder jongliere.
Meter-Slackline versuchte. Das klappte kein bisschen. Ich dachte, wenn es so schwierig ist, ist es vielleicht ein
Stellt Slacklinen für dich einen Gegenpol dar, den du dei-
gutes Training. Ich lieh mir die Slackline von damals aus
nem Alltag entgegensetzt? Slacklinen kann etwas Meditatives,
und vom ersten Moment an gefiel es mir – auch, weil
Minimalistisches, Einfaches haben. Wenn du den Grundgedanken der
ich in diesen ersten Momenten dachte, man könne es
Bewegungen einmal verstanden hast, kommen da nicht mehr so
nicht erlernen.
viele neue Moves dazu, zumindest bei dem, was ich mache, also auf längeren Distanzen und in der Höhe. Es kann laufen wie aus einem
An welchen Meilensteinen merkst du, dass du
Guss und ich empfinde diese Momente als eine Art Meditation, als
dich kontinuierlich gesteigert hast? Etwa ein Jahr
ein Abschalten. Ich merke das, wenn ich vom Alltag nervös oder
nach meinem Start bin ich eine 130-Meter-Longline
gestresst die Line aufbaue, dann etwas hin- und herlaufe und all das
gelaufen, was eine deutliche Steigerung zu den Längen
von mir weicht. Dann bin ich entspannt. Das ist der Ruhepol in und
davor war. Später im selben Jahr konnte ich meine
auch ein Kontrast zu meinem Alltag.
erste Highline bezwingen, was für mich nach wie vor eine sehr intensive Erfahrung ist. Darauf folgte im
Was reizt dich an urbanen Locations generell, was fühlt sich
nächsten Jahr eine 200-Meter-Longline. Ich muss aber
dort anders an als in der freien Natur? Wir haben hier im Kölner
sagen, dass – vom Gefühl her – das erste Mal 60 Me-
Raum nicht gerade viele Berge. Wir müssen uns ohnehin Alternativen
ter eine meiner intensivsten Begehungen war.
suchen. Dafür haben wir hier in der Umgebung viele alte Industriegebäude und -anlagen. Die sind oft heruntergekommen und versprühen
Warum würdest du jemandem unbedingt na-
auch dadurch einen schönen Charme. Wir suchen uns Orte aus, an
helegen, sich dem Slacklinen zu widmen? Es
denen eine logische Verbindung von hohen Punkten möglich ist.
ist ein superschönes Gefühl, wenn du relativ schnell Erfolgserlebnisse sammelst! Auch wenn es anfangs, wie eben beschrieben, fast unmöglich erscheint, über
„Die subjektive Risikowahrnehmung ist extrem hoch, die eigentliche, objektive Gefahr aber ist, wenn man es gewissenhaft macht, sehr, sehr gering.“
Nackenstarre
28
raus-magazin drei 2015
Dominik (links) und Basti in der Analyse
urban
Zwischen Giganten aus Stahl: Basti im Konzentrationsmodus
Und dann ein kleiner Roadtrip nach Belgien? Ja, wir sind dann einfach mit dem Auto hingefahren, Es ist eine komplett andere Atmosphäre, da die harten Kontraste und
dachten, wir schauen vor Ort einfach mal, wie dicht wir
die klaren Linien an von Menschen geschaffenen Orten wie Metallträ-
herankommen. Auf der einen Seite hast du dort das
gern oder Betongebäuden einfach etwas Besonderes sind. Gerade im
Industriegebiet, gegenüber stehen zwei, drei Bürogebäu-
Gegensatz zur Natur, wo alles rund, weich und grün ist. Zudem ist es
de und daneben verläuft eine relativ große Hauptstraße.
ein künstlerischer Zugang. Du suchst dir Spots, die dir von den Bildern
Auf gut dumm sind wir rangefahren, was dazu führte,
und der Atmosphäre her gefallen. Auch wenn ich nicht der Urban
dass wir fast unter diesen Türmen parken konnten. Ein-
Explorer im eigentlichen Sinne bin, empfinde ich solche Spots dann
facher ging es nicht (lacht), wir waren superüberrascht.
immer als einen Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Die rechtliche
Das Areal wurde gerade als neue Parkerholungs- und
Grauzone, in der sich derartige Aktionen abspielen, kommt meist als
Industriedenkmalfläche ausgebaut, das war unser Glück.
Nebeneffekt hinzu. Du turnst auf irgendwelchen Dingen herum und bist dir nicht sicher, ob das so in Ordnung geht. Beim Highlinen baust
Ihr seid dann gleich an den Aufbau gegangen ...
du darüber hinaus etwas Stationäres auf, du kannst also nicht einfach
Die erste Hürde ist, auf diese Türme hinaufzukommen.
schnell deine Sachen packen und dich aus dem Staub machen.
Die Treppen beziehungsweise Leitern sind damals abgebaut worden, also mussten wir wie in den Bergen
Du warst Teil der Crew, die den Spot in Belgien gelaufen
gesichert hochklettern. Gerade wenn du Leute dabei
ist. Wie seid ihr auf den besonderen Ort gestoßen? Über die
hast, die mit dem Klettern nicht sehr vertraut sind, was
Recherche von Urban-Explorer-Fotografien. Dazu entdeckten wir dann
beim Highlinen auch mal vorkommen kann, muss man
ein Basejump-Video von dem Ort, das ebenfalls die Stimmung dort
besonders vorsichtig und sicher vorgehen. Ich bin im
rüberbrachte. Wir fanden die Strukturen so faszinierend: Du hast diese
Vorstieg hochgeklettert und habe dabei Zwischensiche-
zwei gleich hohe Kohlefördertürme von identischer Bauweise in 60 bis
rungen an den Stahlverstrebungen für meine Sicherheit
70 Metern Entfernung zueinander stehen. Rund 50 Meter hoch in der
und Fixseile für die Nachsteiger gelegt, an denen sie
Position, in der wir die Line aufbauten. Diese Kombination war perfekt!
dann aufsteigen konnten.
raus-magazin drei 2015
29
urban
„Egal wie gut du gesichert bist, beim Balancieren in der Höhe in einem leeren Raum, in dem du nichts um dich herum hast, merkst du, dass Menschen nicht dafür konditioniert sind.“
Wie hast du das Industrieareal wahrgenommen? Der Spot war in einer Weise in der Zivilisation ausgesetzt, dass du von oben auf die Stadt blicken konntest. Das war sehr beeindruckend. Gleichzeitig rechneten wir damit, dass jeden Moment die Polizei auf der Matte stehen würde, um uns da herunterzubitten. Denen wäre es sicher nicht recht gewesen, dass wir dort oben herumturnen würden. Es herrschte eine leichte Anspannung unter uns, jeder hat sich nervös umgeschaut, immer wieder, wenn Leute kamen, versteckt. Wenn du die Line hochziehst, fällst du besonders auf, weil dieses 80 Meter lange Seil für eine Weile schlapp runterhängt und im Wind aufgewirbelt wird. Im gespannten Zustand dagegen siehst du als Außenstehender die Highline aus manchen Blickwinkeln nicht. Gab es Außenstehende? Ja, ein paar Fußgänger. Denen ist aber erst spät, als sie unter der Line standen, aufgefallen, was dort passierte. Dann blieben sie stehen, haben mit dem Finger nach oben gezeigt. Wir haben nur positive Reaktionen bekommen, lächelnde Gesichter, interessiertes Warten, ab und zu ein Klatschen. Das war im Übrigen bei all unseren Aktionen im urbanen Raum so. Uns ist wichtig, dass wir etwas Positives und auch eine gewisse Sicherheit ausstrahlen. Beobachtende sollen das Gefühl haben, dass wir wissen, was wir da tun, dass wir uns nicht in Gefahr begeben. Für die meisten ist es ohnehin surreal, was da abgeht. Und sie nehmen oftmals schlicht an, dass das, was da passiert, offizieller Natur ist. Bei uns steht die Sicherheit im Vordergrund, und das ist doch das Schöne an dem Sport: Die subjektive Risikowahrnehmung ist extrem hoch, die eigentliche, objektive Gefahr aber ist, wenn man es gewissenhaft macht, sehr, sehr gering. Wer war Teil der Crew? Hier in Köln gibt es eine kleine, eingeschweißte Slackline-Szene, einen harten Kern an Leuten, die auch ziemlich motiviert sind. Die, die in Belgien dabei waren, kamen aus diesem Kern. Dominik, Volker und Clark, dazu Jan als Fotograf. Volker war auf sich allein gestellt, als er die statische Seite aufbaute, da Clark per Anhalter angereist war und erst dann dazukam, als wir mit dem Aufbau fertig waren. Dominik und ich waren auf der Spannseite, wo wir mit dem Flaschenzug die Line auf Spannung gebracht haben. Als die Line dann hing, war der Wind relativ stark. Im Moment, wenn du die Line mit dem Back-up-Seil verbindest, flattert das Ganze ordentlich. Das klingt wie ein startender Helikopter. Mit einer Rolle bin ich dann auf die Line, um die beiden Elemente miteinander zu vertapen. Ich rollte also zu Volker rüber, und drüben angekommen merkte ich, wie angespannt er war. Ihm tat es gut, dass da noch einer drüberschauen konnte über das, was er aufgebaut hatte. Und auch der Kontakt tat ihm gut. Es war durch den Wind kalt dort oben, er war in einer ausgesetzten, isolierten Position und bereits etwas demoralisiert und kam erst dann wieder in die Realität zurück. Die Line stand, als dann Clark hochkam.
Kletterseil, Gurt, Karabiner: Aufstiegssicherungen für den Aufbau der Line
30
raus-magazin drei 2015
urban
Er war total motiviert, voller Energie, wir dagegen ziemlich durchgefroren. Gerade bei Highline-Aktionen ist ein gut eingespieltes Team, welches sich mit Materialkunde und Seiltechnik intensiv auseinandergesetzt hat, besonders wichtig für die Realisierung des Projekts. Beim Laufen auf der Line bist du zwar ganz allein und kämpfst mit dir selbst, aber der Aufbau ist eine Teamleistung, welche im Alleingang nicht machbar wäre. Nach all der Zeit ist es dennoch ein Highlight, die Line zu gehen. Spürst du das in solchen Momenten? Absolut. Vom ersten Spotcheck bis zum fertigen Aufbau bin ich schon angespannt. Steht wirklich alles so, wie ich es mir überlegt habe? Sobald das gegeben ist, fällt diese Anspannung von mir ab. Ich gehe dann vom Planen zum Genießen über. Das erste Mal auf diese neue Line zu treten, ist ein surrealer Moment. Es ist das Projekt, das du die ganze Zeit im Kopf hattest, ein cooler Augenblick. Und das spürst du so in dem Moment? Ich versuche, intensiv das wahrzunehmen, was da vor sich geht. Sage mir, ich bin jetzt da, wo ich mich vor Wochen schon hingesehnt habe.
Die Line spannen in ... NORDDEUTSCHLAND Stadtpark Hamburg Parcours mit elf Pfählen, bis 45 Meter Länge Georgengarten Hannover Lines bis 20 Meter Länge möglich Surfschule Dahme Slackline direkt am Meer, zwischen Surfschule und Strand OSTDEUTSCHLAND Palaisgarten Dresden entspannter Spot mitten in der Stadt, umgeben vom Grün des Gartens T-Hall Berlin Zehn-Meter-Trickline und 16-Meter-Highline Volkspark Berlin Friedrichshain Longlines von 60 bis 150 Meter Länge möglich, Treffen von Slackline-Gruppen jeden Dienstag SÜDDEUTSCHLAND Olympiapark München zahlreiche alte Bäume, viel Platz, auch überdachter Spot vorhanden Unipark Stuttgart Es wurden extra „Slackline-Bäume“ platziert. Wöhrder Wiese Nürnberg dauerhafter Baumschutz vorhanden, Longlines bis zu 140 Meter möglich, acht verschiedene Spots WESTDEUTSCHLAND Slacklinepark am Aachener Weiher fünf festinstallierte Pfosten, Lines zwischen sechs und 43 Meter möglich „Grill, Chill and Slack“ am Kölner Colonius Kombination aus Pfosten und Bäumen, sieben Lines zwischen acht und 22 Meter gleichzeitig möglich Promenade am Münsteraner Coerdeplatz Slackline-Anlage mit sieben Eichenrundhölzern, Lines zwischen sieben und 22 Meter möglich
Steiler Zugang: fast die halbe Miete
urban
Wie war das eigentliche Laufen? Ziemlich cool, auch wenn der Wind und damit die Kälte als Herausforderung hinzukamen. Mein Körper war vom Aufbau ziemlich geschunden, das habe ich beim Starten gemerkt. Ich brauchte ein paar Versuche, um aufzutauen. Ich bin dann zweimal bis zur Hälfte gelaufen, hab mich dann fallen lassen und die Line gefangen. Dadurch wurde mir warm, aber ich habe erst mal Clark rangelassen. Als er durch war, merkte ich, wie viel Lust ich auf die Line habe. Ab dann war es purer Spaß. Wie sieht dein Puls aus, in der Höhe, unter diesen Umständen? Gerade beim Highlinen ist es eine totale Konzentrationssache. Du merkst, wenn du versuchst, dich zu stark zu konzentrieren, wenn du gar nicht bei der Sache bist. Oder wenn du einen schlechten Tag hast, an dem die Angst da ist. Dann stellst du dir irgendwelche Szenarien vor, die passieren könnten. Es ist eine Grundangst, die du in dieser Ausgesetztheit hast. An einem Tag dagegen, an dem alles stimmt, kannst du eine Menge Spaß spüren. Es ist dann eine leichte Aufregung, in der du schon gar nicht mehr wahrnimmst, dass du dich gerade konzentrierst. All das läuft unterbewusst ab, du merkst nur, dass du gerade über das Gurtband gehst. Das klingt, als sei vieles von deiner Tagesform abhängig ... Ja, die verändert sich aber auch mit der Form,
Und dennoch kommt die Angst immer mal durch? Auf jeden Fall!
in der du dich befindest, und damit, wie lange du den Sport
Gerade wenn du körperlich ausgelaugt bist, ein neues, unbekanntes Pro-
schon betreibst. Im ersten Jahr ist es sehr viel Tagesform,
jekt angehst, versuchst, dich an neue Grenzen zu pushen. Dann brauchst
mit der Zeit lernst du, das zu kontrollieren. Du lernst, dich
du etwas Zeit, um in den Bewusstseinszustand zu kommen. Die Angst
in dieses Gefühl zu versetzen, das du brauchst, um die Line
davor, abzustürzen, habe ich eigentlich nicht mehr, das lässt sich auch
zu laufen. Und da sind wir wieder beim meditativen Anteil:
trainieren. Du springst einfach von der Line runter in deine Sicherung,
Alles andere abstreifen, dich auf eine Sache einlassen.
was sich Leash Fall nennt. Wie beim Klettern weiß dein Körper unterbewusst, dass du nicht in die Tiefe fällst. Es ist die Erfahrung, dass deine Sicherung hält, die dir das gute Gefühl vermittelt. Vielleicht ist es eher die
Links: Mal was Leichtes zwischendurch: Knäckebrot mit Durchblick Rechts: Stahlstreben-Scherenschnitt
Angst vor der Ausgesetztheit. Egal wie gut du gesichert bist, beim Balancieren in der Höhe in einem leeren Raum, in dem du nichts um dich herum hast, merkst du, dass Menschen nicht dafür konditioniert sind. Das ist einfach nicht unser natürlicher Lebensraum und ein surrealer Zustand. Bist du generell eher der Typ, der den Adrenalinkick braucht, oder kennst du das eventuell nur vom Slacken? Ich nehme es bei keinem anderen Sport so wahr wie beim Slacklinen. Sei es beim Bergsteigen oder neuerdings auch beim Paragliding. Die Wahrnehmung von Höhe und Ausgesetztheit ist eine einzigartige. Beim Paragliden hockst du in deinem Sitz und hast einen konstanten Zug im System, es sei denn, es geht besonders turbulent zu. Du bist weniger aktiv als beim Slacklinen, sei es in Bezug auf deine Bewegungen oder auf deine Konzentration. Wenn ich mich ans Bungee-Jumping erinnere, musst du nur einmal diese Entscheidung treffen, runterzuspringen. Dann fängt dich die Sicherung auf. Beim Slacklinen dagegen musst du der Angst trotzen, aufstehen
32
raus-magazin drei 2015
urban
„Slacklinen kann etwas Meditatives, Minimalistisches, Einfaches haben.“
und über die Distanz deine Konzentration aufrechterhalten. Wenn dann leichte Angstschübe oder eine Angespanntheit auftreten, versuchst du das wegzuatmen, um deinen Rhythmus wiederzufinden. Gerade lange Begehungen sind genau deswegen so anspruchsvoll, weil es mehrfach diesen Wechsel geben kann. Wenn ich Sachen länger mache, empfinde ich den Ausstoß an Adrenalin allerdings als nicht mehr so hoch. Was
eine Handvoll Hersteller, deren Slackline-Sets noch
mich motiviert, ist das Minimalistische der Sportarten. Auf einem Stück
nicht ausgereift sind und die das Thema zu wenig
Plastik zu laufen, das ich zwischen zwei Bergen gespannt habe. Sich
behandeln. Bevor die Städte Verbote aussprechen,
unter eine dünne, teure Plastiktüte zu hängen und durch die Luft zu
müssen wir gemeinsam handeln.
gleiten – nichts anderes ist ein Paragliding-Schirm. Welches urbane Projekt willst du in naher Was würdest du Anfängern mit auf den Weg geben? Lass
Zukunft umsetzen? Was mir immer im Hintergrund
dich nicht von der anfänglichen Schwierigkeit abschrecken. Wenn du
schwebt, ist der Kölner Dom. Dadurch, dass ich in
dranbleibst, lernst du das. Zudem macht die Community eine Menge
Köln lebe, jeden Tag an diesen beiden exponierten
aus, da begegnest du einer sehr familiären Atmosphäre und vielen
Türmen vorbeifahre, ist das ein Projekt, das mich
offenen Leuten, die gern helfen. Wenn dir der Umgang mit der Tech-
wahnsinnig reizt. Wir wollen versuchen, mit der Kirche
nik noch fremd ist, wende dich an Leute, die davon Ahnung haben.
in Kontakt zu treten. Vielleicht lässt es sich ja zu
Zudem: Befasse dich mit dem Thema Baumschutz, wie beispielswei-
einem Fest oder Jahrestag realisieren. Am Wiener
se mit breiten Schlingen und Filzmatten als Unterlage. Zudem sollte
Dom hat es bereits geklappt mit einer Line. Nichts
man nur Bäume mit einem Mindestdurchmesser von 30 Zentimeter
ist unmöglich. Und dann gibt es beim Slacklinen im
verwenden. In deutschen Großstädten ist der Abrieb der Rinde durch
Gegensatz zum Bergsteigen noch so viele Spots, die
das Spannen der Line zum Problem geworden. Und es gibt noch
noch unbegangen sind ...
ORTLIEB WATERPROOF:
MINIMALES GEWICHT, MAXIMALER STAURAUM. + mit praktischem Rollsystem
MEHR
INFOS HIER!
DUFFLE RS: Wasserdichte Reiseund Expeditionstasche
inspirierend
Zembrocal
NACHGEFRAGT BEI THE-NORTH-FACE-ATHLETIN CAROLINE CIAVALDINI
Im dritten Pitch: Fingerarbeit im Basaltgestein
34
raus-magazin drei 2015
INSPIRIEREND INSELKLETTERN IM INDISCHEN OZEAN
INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // THE NORTH FACE/DAMIANO LEVATI
CAROLINE CIAVALDINI KEHRT ZURÜCK NACH LA RÉUNION, DEM ORT IHRER KINDHEIT UND INSPIRATION. EIN AMBITIONIERTES KLETTERPROJEKT IM BRÜCHIGEN BASALT DER VULKANINSEL, VORTEILE EINES VIELSEITIGEN TEAMS, AUGENBLICKE DER ANGST. RAUS! HAT BEI DER 30-JÄHRIGEN FRANZÖSIN NACHGEFRAGT.
H
allo Caroline, La Réunion ist der Ort, an dem du aufge-
Wonach riecht es? Es gibt diese Tage, an denen der Sand
wachsen bist und klettern gelernt hast. Kannst du einige
riecht, er riecht nach dem Meer vor La Réunion, nach Salz,
dieser ersten Momente beschreiben? Oh klar. Ein kleines
besonders, wenn die Muscheln in der Sonne trocknen. Und
Dorf mit dem Namen Le Tampon im Süden der Insel, oben in den
dann ist da der Duft der Blumen. Wir hatten einige in unse-
Bergen, fast auf 1.000 Meter Höhe. La Réunion ist keine große Insel, es sind
rem Garten, als ich klein war. Sie riechen anders als europä-
gerade mal hundert Kilometer von Nord nach Süd. Durch den Vulkan aber
ische Blüten. Eher süßlich und mit einer scharfen Note.
geht es bis auf 3.000 Meter hoch. Das Klima ist tropisch, man kann viel draußen unternehmen. Ich machte als Kind viel Sport, ging wandern. Nicht
Wie hört es sich an? Ich höre die Wellen, ich habe
das Wandern, was beispielsweise mein Mann James als Kind aus England
einfach viel Zeit am Meer verbracht. In der tropischen
kennt. Alles, was du dort zu sehen bekommst, sind Gras, Bäume und Schafe
Vegetation gibt es immer irgendwelche Geräusche, Vögel,
(lacht). Wir streiften durch tropische Landschaft, vorbei an Vanilleplantagen.
der Wald hat seinen Klang, auch ist immer ein Fluss in
Es gab damals noch keinen Supermarkt, wir kauften riesige Säcke Reis bei
der Nähe, dessen Rauschen einen begleitet.
einem chinesischen Laden, hatten Hühner im Garten. Die Insel war vor rund 300 Jahren noch nicht einmal besiedelt. Die Ersten, die kamen, stammten
Woher kommt der Hang zum Klettern auf der
aus vielen Ländern rund um den Indischen Ozean. Aus Afrika, Madagaskar,
Insel? Frankreich hat eine große Tradition, was das
Indien, Asien. Aber auch aus Europa. In meiner Schulklasse gab es Men-
Klettern betrifft. Über diesen Weg kam das Sportklettern
schen aller Hautfarben. Das war wie ein Regenbogen, total bunt gemischt.
nach Réunion. Vor rund fünf Jahren ging es mit dem
Genau das Gleiche mit den Religionen. So wuchs ich auf. Das ist Réunion.
Bouldern los, jetzt explodiert es gerade. Jede Schule hat
Mir war nicht bewusst, wie einzigartig das ist, bis ich nach Frankreich ging
eine eigene Wand. Viele Leute gehen dafür allerdings in
und später als erwachsener Mensch wiederkam. Ich habe inzwischen viele
die Flussbetten. Durch die Zyklone regnet es zeitweise
Orte gesehen, aber niemals habe ich eine solche Toleranz erlebt. Klettern
sehr viel, was für tief eingeschnittene Flüsse sorgt. Ist es
war ein Pflichtfach in der Schule. Ich nahm an dem Kurs teil und war sogar
trocken, sind die dicken Felsen darin gut erreichbar. Und
ganz gut. Und wenn du gut in etwas bist, magst du es für gewöhnlich. An
es ist ein Sport, der einfach auszuführen ist. Alles, was du
meinem ersten Trip war ich so beeindruckt: eine Sechs-Meter-Wand an
brauchst, ist eine transportable Matte. Auf Réunion musst
einer alten Lagerhalle unten am Strand. Ich erinnere mich daran, dass ich
du als Kletterer keinem erklären, was das ist. Jeder kennt
Angst hatte. Ich fokussierte mich auf eine Route und schaffte eine 6a, die
es, jeder hat es zumindest mal versucht. Und jeder hat
sich Confidence nannte. Eine sehr technische Route. Jahre später war ich
eine Meinung dazu (lacht).
erneut dort und dachte: „Krass, ist das schwer.“ Trad Climbing, also traditionelles Klettern von RouAktiviere mal deine Sinne. Wie schmeckt La Réunion für dich? Das
ten an Felswänden mit Normalhaken, Klemmkeilen
Essen dort ist der Wahnsinn! Als wir dort waren, kamen viele meiner alten
und Klemmgeräten und ohne Bohrhaken, ist auf der
Freunde von damals. Es gab ein traditionelles Gericht namens Samosa
Insel nicht bekannt. Mit einigen guten Kletterfreun-
Bouchon, indisch-asiatisch inspirierte, dreieckige Teigtaschen. Am besten mit
den bist zu zur Insel zurückgekehrt ... Ja, du musst dich
Chillisoße, Mayonnaise, Ketchup und Senf. Zur selben Zeit (lacht). Ansonsten:
selbst sichern, hast nichts Festes in der Wand. Da steckt viel
immer Reis, oft Knoblauch, viel Ingwer und Kumbawa.
Abenteuer drin, ein gewisses Risiko ist da auch dabei.
raus-magazin drei 2015
35
inspirierend
zu starten, auch wenn es von oben ebenfalls möglich war. Aber es wäre nicht unser Anspruch gewesen. Ja, Anspruch ist großartig. Aber wenn es dumm Meine Idee war, ein Konzept dieses Kletterstils einzuführen.
ist, sollte man dann nicht besser aufhören? Du musst ständig die Balance
Wir wählten eine 125-Meter-Route, die wir vom Fuß des
finden. Zwischen mutig und dumm.
Berges erschlossen. Du kletterst auf unberührtem Fels, setzt eine temporäre Sicherung. Und kannst niemals sagen: „Das
Kühlschrankgroße Blöcke – hinterfragst du die Expedition in solchen
wird auf jeden Fall klappen.“
Momenten? Jeden Morgen. Ich wachte im Zelt auf, sobald es hell wurde. Es war noch kühl, die Vögel zwitscherten. Und jedes Mal dachte ich mir, hoffent-
Die Route Zembrocal, die ihr eröffnet habt, ist eine
lich wird der Tag gut verlaufen. Alles, was du tun kannst, ist darauf zu hoffen.
beeindruckende 8c+ Multi-Pitch, also Mehrseillängen-
Du kannst einfach nicht alles vorausplanen. Wir alle hatten uns auf dieses
Wand. Worin bestand die Herausforderung? Wir waren
Abenteuer eingelassen, jeder wusste, was es bedeutete. Dennoch würde ich
ein Team von fünf Kletterern und ich war die einzige Frau.
mich sehr schlecht fühlen, wenn jemandem etwas passiert wäre.
Ich bin irgendwie immer die einzige Frau (lacht). Ich habe das Team geführt, da es meine Idee war. Jeder schaute auf mich, auf die, die einmal auf der Insel gelebt hat. Ich pushte die Gruppe, die ganze Zeit. Es war eine schwierige Route, weil der Fels so wenig Löcher hatte. Jeder Pitch, den wir schafften, also rund 20 Meter, war ein richtiger Kampf. Und für jeden benötigten wir einen Tag. Eine Schwierigkeit
„Ja, Anspruch ist großartig. Aber wenn es dumm ist, sollte man dann nicht besser aufhören?“
für mich war das Gefühl, jeden im Team einer Gefahr auszusetzen. Keiner dieser Menschen würde ohne mich hier sein. Der Basalt war sehr locker. Im Granit dagegen kannst
Du hast mal gesagt, Trad Climbing sei für dich die am wenigsten
du große Risse haben und der Fels bleibt stabil. Bei uns
physisch und am meisten psychisch fordernde Art des Kletterns.
fielen manchmal kühlschrankgroße Blöcke vor unseren
Es würde dich nach einer Woche zum „ausgelaugten Gemüse“ ma-
Köpfen herunter. Wir hatten entschieden, vom Boden aus
chen. Das musst du erklären. Beim Sportklettern pumpst du ohne Ende deine Unterarme auf. Dein ganzer Körper wird müde. Wenn du aber an den Sport gewöhnt bist, musst du mental nicht mehr so viel arbeiten, nur noch
An der Schlüsselstelle: Yuji Hirayama im fünften Pitch
gegen die körperliche Müdigkeit. Wenn du bei Trad an einem unberührten Fels ankommst, dich für die Stellen deiner Klemmkeile und für die Sicherungsgeräte entscheidest, dann fordert dich das mental. Habe ich den Keil sauber reingesetzt? Reißt er den Fels raus? Du evaluierst, zu wie viel Prozent er sicher ist. Du stellst deine Sicherheit tatsächlich mit Prozentangaben dar (lacht)! Zudem gibt es beim Trad Stellen, an denen du dich nicht sicherst, weil sie sehr einfach zu klettern sind. Und du weißt, dass Fallen keine Option ist. Kannst du dir das vorstellen? Du verbringst einen ganzen Tag in deinem Gurt, hängst dann hundert Meter über dem Boden im Seil, wissend, dass der Fels nicht besonders stabil ist. Da kommt die Angst. Und die Sorge um dich oder deinen Partner. Du hast einen andauernden Dialog mit dir selbst, sagst dir: „Ja, du hast Angst.“ – „Ich weiß, dass ich Angst habe!“ – „Aber es bringt dich nicht weiter! Entspann dich einfach ... Immer noch Angst? Finde einen besseren Weg, dich zu entspannen.“ Danach fühlst du dich eben wie dieses ausgelaugte Gemüse (lacht). Euer Team hatte einen sehr vielseitigen Hintergrund ... James, mein Ehemann, ist das Gegenteil von mir. Er will das Abenteuer, das Risiko. Manchmal etwas zu viel davon. Er ist nicht hier, also kann ich das sagen (lacht). Er ist gut in der Arbeit mit dem Seil, gut darin, kleine technische Dinge beim Klettern zusammenzubasteln. Yuji ist Japaner, 46. Er war mein Held, als ich Kind war, weil er diese ganzen Wettbewerbe gewann. Er hörte damit auf und wandte sich vielen anderen Kletterstilen zu. Er ist wohl der vielseitigste Kletterer der Welt, eine Legende! Zudem wirkt er sehr beruhigend. Wenn du angespannt oder ausgelaugt im Camp neben ihm stehst, reicht das bereits aus, um Besserung zu spüren.
36
raus-magazin drei 2015
inspirierend
Ein Kochtopf für sechs: Annäherung an die Wand im Busch von La Réunion
Reisefakten La Réunion Lage etwa 700 Kilometer vor der Ostküste Madagaskars
Des Weiteren gewinnt Canyoning mehr und mehr an Beachtung. Es
im Indischen Ozean. Von Deutschland aus sind es rund 10.000 Kilometer.
gibt zahlreiche Routen, die durch Wasserfälle, Schluchten und Bassins
Fläche 2.512 Quadratkilometer
verlaufen. Nach der Regenzeit, die sich von Dezember bis März hinzieht,
Landschaft Lava- und Aschefelder, Bergketten, Vulkane,
bieten die Flüsse perfekte Bedingungen zum Rafting.
dicht bewachsene Klippen, Wasserfälle, Urwälder, Strände
Essen Die Kreolische Küche wird von vielen verschiedenen Kulturen be-
Einwohner rund 842.000 verschiedenster Kulturkreise: Kreolen,
einflusst. Das Nationalgericht von La Réunion ist ein Curry, das sogenannte
Schwarzafrikaner, Madagassen, Inder, Chinesen und Europäer
Cari. Es ist ein Reiseintopf mit Bohnen, der mit verschiedenen Zutaten wie
Sprache Réunion-Kreolisch
Hühnchen, Ziege oder Fisch kombiniert werden kann. Auch das sogenannte
Schriftsprache Französisch, da La Réunion Teil Frankreichs ist und auch
Rougali, ein Meeresfrüchtegericht, ist typisch für die Insel. Getrunken wird Café
als französisches Überseedepartement bezeichnet wird.
Bourbon (arabisch), Bier, Wein und Zuckerrohrschnaps. Die Restaurants vor Ort
Anreise Mehrere Fluglinien wie beispielsweise Air France, Air Austral oder
bieten asiatische, europäische, indische und orientalische Köstlichkeiten.
Corsair bieten Direktflüge aus Paris an. Die Flugdauer liegt bei zehn bis zwölf
Geld Wer sich mit einer Gite (Berghütte) zufrieden gibt, zahlt zwölf bis 20 Euro
Stunden. Deutsche Reisende fliegen über Paris am kostengünstigsten.
pro Nacht. Ein Doppelzimmer im Zwei- oder Drei-Sterne-Hotel liegt bei etwa
Aktivitäten Es gibt eine Vielzahl an Wanderwegen mit einer Strecke von
50 bis 100 Euro. Mittagsmenüs in guten Hotels sind sehr zu empfehlen und
mehr als 1.000 Kilometern. Zu Fuß, per Fahrrad oder Pferd gelangt man zu
oft erstaunlich günstig. Außerdem gibt es viele Snack- und Imbissbuden, auch
den schönsten Stränden, entlang Filaos-Bäumen und Tamarinden bis hin
Camion-Bars genannt. Für rund 15 Euro bekommt man ein Abendessen.
zum Vulkanmassiv. Es gibt eine Vielzahl an geführten Touren. Besonders
Unterwegs Auf La Réunion empfiehlt sich die Buchung eines Mietwagens,
beliebt sind Tageswanderungen zur Vulkanlandschaft um den Piton de la
(rund 20 Euro am Tag). Das Busnetz auf der Insel ist nicht besonders gut
Fournaise (2.631 Meter). Dieser noch aktive Vulkan und der höchste Gipfel
ausgebaut, sodass viele Sehenswürdigkeiten nicht erreicht werden.
Piton des Neiges (3.070) sind Teil der Vulkankette, die quer über die Insel verläuft. Auch Wassersport wird auf La Réunion groß geschrieben. Rund
Weitere Informationen unter www.carolineciavaldini.com,
um die Insel gibt es Spots zum Wellenreiten, Tauchen und Hochseeangeln.
www.spotclimbers.com und www.thenorthface.de
raus-magazin drei 2015
37
inspirierend
Von links nach rechts: Körperspannung lösen: Strahlungswärme am Fuß des Vulkanfelsens | Maniküre im Basislager | Streetfood, frisch vom Feld | Bisweilen handtellergroß, aber ungiftig: Seidenspinnen
Jacopo kommt aus Südtirol, hat seinen Kopf an der richtigen Stelle, weiß, was er zu tun hat, hat viel Ausdauer. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt null Erfahrung in Trad Climbing und ich wollte ihn dazu bringen, es zu versuchen. Das hat geklappt, er hat seitdem einiges gemacht.
Inwieweit hat James dein Klettern beeinflusst? Durch James lernte
Sam wiederum ist Amerikaner und Eiskletterer. Ein kom-
ich Adventure Climbing kennen. Ich war zunächst nicht sonderlich heiß
plett anderer Hintergrund. Insgesamt ein spannender Mix,
drauf, aber er machte mich neugierig. Er ist immer selbstbewusst, manch-
der uns an einigen Stellen sehr geholfen hat.
mal vielleicht ein bisschen verrückt (lacht). Es gibt kein Schwarz oder Weiß, kein „geh das Risiko ein oder geh es nicht ein“. Es gibt Graustufen dazwi-
Yuji Hirayama kam eine bedeutende Rolle zu. Welche?
schen. Ich lerne, Stück für Stück ein kleines bisschen mehr zuzulassen.
Der fünfte Pitch war 8c+. Das schwerste Level, das es beim
Hoffentlich finde ich meine Balance. Wir verbringen meist die 24 Stunden
Multi-Pitch gibt. Die Route war unglaublich technisch, die
eines Tages gemeinsam. Es mag ungewöhnlich klingen, aber das funktio-
Beine oft gespreizt, deine Füße und Hände auf sehr rutschi-
niert bestens. Wir sind sehr unterschiedlich, aber wir sind wie zwei Teile,
gen Löchern. Du musstest sehr präzise arbeiten. James und
deren äußere Formen komplett verschieden sind, die aber wie Puzzleteile
Jacopo konnten die Moves ausführen, die dort notwendig
perfekt ineinanderpassen. Ihn als Kletterpartner zu haben ist großartig, ich
waren, die Kunst aber bestand darin, sie an einem Stück zu
kenne ihn so gut, dass ich sofort sehe, ob er motiviert oder müde ist, kann
leisten. Was sie nicht schafften, schaffte Yuji. Er ist mental
ihm Vertrauen schenken.
sehr stark und superpräzise. Ich bin froh, dass er dabei war, sonst wären wir nicht oben angekommen.
38
raus-magazin drei 2015
inspirierend
„Auf Réunion musst du als Kletterer keinem erklären, was das ist. Jeder kennt es, jeder hat es zumindest mal versucht. Und jeder hat eine Meinung dazu.“
Zusammen mit deinem Mann James Pearson hast du das S.P.O.T.Projekt ins Leben gerufen. Was kennzeichnet es? Wir waren 2014 zum Klettern auf den Philippinen und normalerweise kehren wir nicht an Von links nach rechts: Caroline Ciavaldini, James Pearson, Yuji Hirayama, Jacopo Larcher, Sam Elias
einen Ort zurück. Das ist ein wenig traurig, gehört aber zum Leben eines professionellen Kletterers. Die Menschen dort haben uns sehr herzlich empfangen, haben ein gutes Herz. Wir sind in ihr Leben getreten und haben gemerkt, dass sie unbedingt klettern wollen, es aber durch fehlende Ausrüstung nicht können. Das Kletterequipment kommt meist aus Europa und ist daher für ihre Verhältnisse schlicht viel zu teuer. So, als würde uns ein Kletterseil 3.000 Euro kosten. James und ich wurden kürzlich 30. Und realisieren seither zunehmend, dass es im Leben nicht nur um uns selbst geht, sondern auch um den Rest um uns herum (lacht). Als wir die Philippinen verließen, ließen wir unser Material dort. Zu Hause merkten wir, dass das allein nicht genügt. Wir schickten
Beste ist, was ihm je passiert ist. Auch ich würde ohne den
mehr und dachten ernsthafter über die Sache nach. So entstand die Idee
Sport ein komplett anderes Leben führen. Ich kann damit
zu S.P.O.T., was für „Share, Progress, Open, Teach“ steht und Menschen
nicht aufhören. Und es ist mehr, es ist der Geist, die netten
ermöglichen soll, Klettern zu gehen. In Europa kann das nahezu jeder ma-
Leute, die Gemeinschaft. Ich möchte das weitergeben,
chen, wenn er Lust darauf hat. James beispielsweise sagt, dass Klettern das
und sei es nur an ein paar Menschen. Also sammeln wir Material und gehen an Orte, an denen wir denken, dass wir eine Hilfe sein können. Als wir die Philippinen bei unserem zweiten Besuch im Februar hinter uns ließen, gab es zehn neue Routen. Unser nächster S.P.O.T.-Trip geht nach Südafrika, wo wir uns einem Projekt anschließen, dass benachteiligten Kinder übers Klettern eine neue Perspekti-
MOZAMBIQUE
ve aufzeigen möchte. Welche besonderen Kletterziele hast du in Planung
MADAGASCAR
und was sind die Gründe dafür? Es geht mal wieder nach La Réunion, darauf freue ich mich sehr. Dann folgt wie gesagt Südafrika, wobei S.P.O.T. nur ein Teil des Trips sein wird. Der andere Teil: eine Geländewagensafari auf der Suche nach Felsen. Für das nächste Level im Trad Climbing. Dort könnte Potenzial schlummern ...
SAINT-DENIS SAINT-PAUL
SAINT-BENOÎT
LE TAMPON
raus-magazin drei 2015
39
extrem
TEXT // MARKUS PUCHER FOTOS // MARKUS PUCHER/BERGHAUS
BEEF STROGANOFF IN EINER EISHÖHLE, WILDER DIALOG MIT VERSTAND UND EGO, SEKUNDEN DES ABSOLUTEN SCHRECKENS. ÖSTERREICHISCHER BERGFÜHRER, MIXED-KLETTERER UND BERGHAUS-ATHLET MARKUS PUCHER BEZWINGT DEN CERRO TORRE IN PATAGONIEN IM WINTERLICHEN SCHNEESTURM. WARUM FREE SOLO NICHTS FÜR JEDERMANN IST.
40
raus-magazin drei 2015
EXTREM WAGHALSIGES ABENTEUER AM MARKANTEN GRANITBERG
EIN STILLER AUGENBLICK CERRO TORRE, FREE SOLO
raus-magazin drei 2015
41
extrem
Mein Plan ist, aus den herumliegenden Felsblöcken eine Art Wall zu bauen, um dahinter Schutz vor dem Wind zu finden. Plötzlich ist da dieses Loch im Boden. Eine Gletscherspalte, ist mein erster Gedanke. Doch bei
D
genauerer Betrachtung stellt sich das Loch als geniale Eishöhle heraus! Ich Glückspilz, das ist das Beste, das mir in dieser Situation passieren kann! Ich nehme meinen Sack und ziehe ihn in das Loch. Absolute Stille! Da sind doch tatsächlich 20 Meter, in blaues Eis getaucht und gar nicht finster, ein wirklich gemütlicher, geschützter Schlafplatz. Es ist mittleriese Erzählung beruht auf einer wahren
weile 18 Uhr, also mehr als 13 Stunden seit Beginn meines Abenteuers
Begebenheit. Es gibt viele verrückte
am Point de Electrico. Zeit für ein erstes Dankeschön beim Gummigeist,
Geschichten – diese ist eine davon.
einem selbstgemachten Talismann meiner kleinen Tochter Mia – der sollte ein bisschen auf mich aufpassen, so meinte sie. Der gebastelte
Wie stark der Wind jetzt geht, kann ich nicht genau
Papierstern meiner älteren Tochter Emily sollte derweil auf meinem Zelt
sagen, aber gerade so viel, dass es mich nicht umbläst.
in El Chalten auf meine Rückkehr warten.
Mein schwerer Rucksack hält mich am Boden. Aktueller Standort: Paso Marconi, acht Stunden von El Chalten
Vor meiner Eishöhle tobt der Sturm, ich koche noch etwas: Beef
und 14.000 Kilometer von zu Hause entfernt. Ich habe
Stroganoff aus dem Packerl, aber ganz ehrlich, LYO FOOD schmeckt wie
plötzlich eine geniale Idee: Nachdem ich jetzt schon
im Restaurant. Nur der Wein fehlt noch. Mit Gedanken an den warmen
acht Stunden im Schneesturm wandere, die 25 Kilo auf
Kachelofen und die Weihnachtskekse zu Hause kuschle ich mich in
dem Buckel, beschließe ich, mein Material nicht mehr zu
meinen Schlafsack, stelle mal den Wecker auf vier Uhr, noch unwissend,
tragen, sondern im Schnee zu ziehen.
was der morgige Tag bringen würde. Mir ist natürlich bewusst, dass ich bei diesen Verhältnissen nicht auf den Torre Egger klettern werde, und
Und so beginnt mein außergewöhnliches Abenteuer
freunde mich mit dem Gedanken an, in Richtung Cerro Torre zu gehen,
damit, dass ich meine Therm-a-Rest-Matte aufschlitze,
um zu sehen, was dort so los ist.
den Inhalt meines Rucksacks darin verteile, das Paket mit einer Reepschnur verschnüre und es so für die
Es ist kalt, es schneit, und dennoch schwitze ich trotz der Kälte extrem.
nächsten fünf Stunden hinter mir herzerre. In dem Wis-
Ich stecke bis zu den Oberschenkeln im Schnee und frage mich erneut,
sen, dass ich die Matte nun zum Schlafen nicht mehr
was ich eigentlich hier mache. Ich bin auf dem Weg zum Col de la Espe-
aufblasen kann. Es ist der 26. Dezember 2014, zwölf Uhr
ranza, 27. Dezember 2014, zehn Uhr vormittags. Natürlich habe ich den
Mittag – mein Ziel ist es, auf die Westseite des Cerro
Wecker überhört und bin erst um sieben Uhr aufgebrochen – also seit
Torre zu gelangen, genauer gesagt zum Filo Rosso. Das
drei Stunden unterwegs und noch immer ein gutes Stück vom Col de la
ist der Ausgangspunkt für den Cerro Torre oder den
Esperanza entfernt, den ich bei guten Verhältnissen schon längst erreicht
Torre Egger. Mein eigentliches Vorhaben für dieses Jahr
hätte. Mein Verstand sagt mir etwa alle fünf Minuten: „Dreh um! Geh
ist eine Solobegehung des Letztgenannten. Im Moment
zurück in deine Eishöhle!“ Aber irgendetwas anderes in mir drängt mich
aber möchte ich einfach nur den Filo Rosso erreichen
vorwärts. Ich beginne, mich seltsam wohl zu fühlen in all dieser Einsam-
und irgendwo etwas Geschütztes zum Biwakieren finden.
keit und Verlassenheit. Die Sicht ist grandios, 20 Meter, manchmal 30.
An eine Besteigung eines Berges ist überhaupt nicht zu
Meine Blitzidee: Bis zum Col und dann Abmarsch zurück zur Eishöhle, das
denken. Viel zu kalt und zu stürmisch.
wäre dann doch ein nettes Training gewesen. Nach gut fünf Stunden mit ziemlich viel Schnee und Schweiß stehe ich am Col. Der Wind brüllt mir
Nach 13 Stunden erreiche ich endlich mit viel Glück den
ins Ohr und ich erinnere mich an meinen letzten Aufstieg 2013, bei schö-
Filo Rosso, was bei null Sicht gar nicht so einfach ist. Der
nem Wetter. Ist ja nur ein kleiner Unterschied zu heute. Ich muss grinsen.
Filo Rosso ist ein Felsband mit leicht rötlicher Farbe am Fuß des Cerro Torre, daher der Name. Was mache ich eigentlich hier? Schlechtes Wetter, es ist saukalt und sehen kann man auch nichts. Aber, na ja, den langen Anmarsch habe ich jetzt hinter mir – das Schwierigste ist ja vorbei. Das Zweitschwierigste: Wo zum Geier sollte ich hier schlafen? Hier ist gar nichts! Ein Zelt habe ich natürlich eingespart, das wäre ja viel zu schwer gewesen.
42
raus-magazin drei 2015
„Die Schneeflocken tanzen im Lichtkegel meiner Stirnlampe, ich höre das laute Pochen meines Herzens. Ich lebe! Und blicke nach hinten. Der Abgrund ist ganz nah!“
extrem
Normalerweise ist hier für jeden vernünftig denkenden Menschen der Punkt, umzukehren. Aber was ist schon normal? Die Schufterei im Schnee liegt ja hinter mir, jetzt kommt eh der gemütliche Teil, das Klettern. So entschließe ich mich kurzfristig weiterzugehen, mit der Gewissheit, jeder Zeit umdrehen zu können. Die Kletterei geht unerwartet gut voran, Meter für Meter komme ich dem Cerro Torre näher. Nach einer Stunde bin ich bereits am Helmo, das erkenne ich daran, dass ich auf einem Plateau stehe – zu sehen bekomme ich nicht viel. Der Wind hat etwas nachgelassen, dafür schneit es jetzt mehr. Wieder bin ich kurz davor, umzukehren. Keine Ahnung, warum ich auf einmal komplett angepumpt mitten in der Headwall stehe – ich habe total vergessen, wie steil es hier ist. Wo sind denn alle guten Hooks der letzten Begehung hin? Ich muss schlucken: Wie zufällig schwenkt meine GoPro kurz nach unten. Gott sei Dank reicht die Sicht nur 20 Meter weit, die restlichen 980 Meter verschwinden glücklicherweise im Nebel. Ein wenig Angst gesellt sich zu mir. In dem Moment wird mir wieder bewusst, wie groß der Unterschied zwischen solo und free solo ist. Ruhig und konzentriert klettere ich weiter – ich weiß, nach der Headwall wird es flacher und ich kann mich etwas ausruhen. Dort angelangt, spiele ich erneut mit dem Gedanken, meine Trainingseinheit für heute zu beenden. Doch nachdem das Wetter nicht noch schlechter wird,
Selfies sind Routine: Markus Pucher.
gehe ich halt weiter, wenigstens ein Stückchen. Bizarre Eisstrukturen: Das Wetter entscheidet über Touren am Torre.
raus-magazin drei 2015
43
extrem
„Ich stecke bis zu den Oberschenkeln im Schnee und frage mich erneut, was ich eigentlich hier mache.“
Außerdem bemerke ich, dass ich vergessen habe, die Seilmitte zu markieren. Ich habe ein 60 Meter langes 7,3-Millimeter-Halbseil. Wäre hilfreich gewesen. Von hier bis zur Headwall klettere ich ab, kein großes Problem. Die Headwall selbst ist mir dafür dann doch zu krass, und so kommt das Seil wieder zum Einsatz. Der
Ich stehe 50 Meter unter dem Gipfel des Cerro Torre, vor mir die letzte
Schneefall und der Wind sind wieder stärker geworden.
steile Seillänge der Gipfelwand. Der Wind ist wieder stärker geworden. Rauf
Während des Abseilens wird mir klar, warum ich beim
oder runter? Mein verdammtes Ego jagt mich rauf, wider meine Vernunft.
Aufstieg so dermaßen angepumpt war. Ganz schön steil,
Jetzt bin ich schon 20 Meter unter dem Gipfelplateau und erreiche das
das Ding. Gott sei Dank weiß ich genau, wo sich die
Wolfsmaul, ein enger Eistunnel, in dem es sowieso kein Zurück mehr gibt.
Standplätze in der Route befinden, sonst hätte ich in
Mit jedem Pickelschlag treibt mir der Wind alles gelöste Material durch den
dem Schneesturm wohl überhaupt nichts gefunden.
Eiskanal nach oben ins Gesicht. Im Blindflug kämpfe ich mich schnellstmöglich durch den Tunnel. Gott sei Dank bin ich etwas schwerer als der
Keine Mittelmarkierung, aber Hauptsache ein „Golden
Durchschnittskletterer, sonst hätte mich, oben angekommen, der Wind
Dry“. Es ist 21.30 Uhr. Ich bin am Helmo angelangt,
förmlich vom Gipfel gerissen. Es ist kurz nach 19 Uhr, ich stehe am Gipfel
schalte mal meine Stirnlampe ein, weil es eh bald
des Cerro Torre, noch unschlüssig, wie ich mich fühlen soll. Ja, doch, ich
dunkel wird. Mmhhhh – Tomatensuppe, freu mich schon
bin glücklich. Aber ich sehe auch, wie grausam es hier oben sein kann,
... STOPP!!!!! ... STEHENBLEIBEN!!!!! ... STEHENBLEIBEN!!!!!
nicht so wie letztes Mal, friedlich bei Sonnenaufgang. Dennoch: Ich schlie-
STEHENBLEIBEEEEN!!!! Verdammte Scheiße! Ich rutsche,
ße kurz meine Augen und bedanke mich still. Wenigstens ein Weilchen,
ich falle! Das gibts doch nicht, nein, das kann nicht sein!
denn spätestens jetzt muss ich wirklich umdrehen! Und jetzt beginnt
Bleib stehen!!!!! Beim Abklettern verlieren plötzlich meine
auch mein Abenteuer endgültig.
Steigeisen und beide Eisgeräte im weichen Schnee den Halt und ich rutsche einige Meter nach unten, dann
Nach den ersten 50 Metern Abseilen habe ich nur noch eine einzige
zwei Meter freier Fall auf ein kleines Podest, danach
Eisschraube am Gurt hängen, die anderen beiden sind weiter oben
geht es rückwärts. Kopf nach unten, Füße nach oben,
geblieben, da die Verhältnisse für Eissanduhren zu schlecht sind und
noch ein paar Meter weiter. Es reicht! Bleib stehen! Ich
auch keine alten Standplätze vorhanden sind. Also eine Eisschraube für
sage: Bleib stehen! STOOOOPP!!!!! Instinktiv ramme ich
den restlichen Abstieg – wenigstens das!
meine Eisgeräte, die ich immer noch fest im Griff habe, seitlich von mir tief in den Schnee. Stopp. Stille. Die Schneeflocken tanzen im Lichtkegel meiner Stirnlampe, ich höre das laute Pochen meines Herzens. Ich lebe! Und blicke nach hinten. Der Abgrund ist ganz nah! Wie nah, das möchte wahrscheinlich niemand so genau wissen. Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe keine Angst, ich habe gewusst, dass ich stehenbleiben würde, wie und warum weiß ich bis heute nicht. Logisch erklärbar sind solche Situationen sowieso nicht. Allein die Tatsache, dass ich beide Eisgeräte bei mir behielt, ohne Handschlaufen ... wie man reagiert, es geht ja alles so schnell, und doch scheint die Zeit stillzustehen.
Herausfordernd: Der Cerro Torre gilt unter Bergsteigern als einer der schwierigsten und zugleich beeindruckendsten Gipfel der Welt.
44
extrem
Kontrastreiche Spaziergangatmosphäre im Norden des Nationalparks Los Glaciares
Ich steige weiter ab Richtung Col de la Esperanza, spätestens ab jetzt voll konzentriert. Es ist bereits dunkel, ich sehe maximal fünf Meter in dem dichten Schneetreiben. Mit viel Glück finde ich schließlich den Col, nachdem ich mich zuvor verstiegen habe und mich in einem Gelände befunden habe, das ich im Tageslicht nicht sehen möchte. Der weitere Abstieg geht recht problemlos, wenn da nicht dieses ständige Blinken meiner Stirnlampe wäre. Ich dachte der Akku war voll? Verdammt. Ich habe vielleicht noch 20 Minuten Licht, bis zur Eishöhle sind es aber noch gut zwei Stunden. Plötzlich liege ich
Oben: Lunch aus der Tüte: nur der Wein fehlt. Unten: Fest im Griff, nah am Abgrund
im Schnee. Mein Fuß verschwindet in einer Randspalte. Ich stehe auf und betrachte das Loch. Ja, genau das ist meine Rettung, nachdem meine Stirnlampe gleich ihren Geist aufgibt, wird dieses Loch wohl mein Schutz vor Schnee und Wind bis zum Tagesanbruch werden. Ich grabe also einen „toten Mann“, binde mich ins Seil und steige ins Loch, das gerade mal so groß ist, dass ich darin stehend Platz finde.
raus-magazin drei 2015
45
extrem
Perfekt: Kein Wind, kein Schneesturm, es fühlt sich sogar
Marus Pucher und der Cerro Torre
richtig warm an, zu Beginn jedenfalls. Nach etwa zehn
Am 27. Dezember 2014 kletterte der Österreicher die Gipfelwand in Patagonien
Minuten ist das warme Gefühl wie weggeblasen. Man
über die Westwand (Ferrari-Route) im Schneesturm free solo, nachdem er
kühlt schnell aus, wenn die Klamotten zuvor nass waren. Mein ganzer Körper zittert wie Espenlaub. Und so wird aus dem anfänglich gemütlich geglaubten Rastplatz ein fünfstündiges Kampftraining. Im wahrsten Sinne des
am 14. Januar 2013 die selbe Route schon einmal free solo geklettert ist. „Ein drittes Mal wird es wohl eher nicht geben, aber wer weiß das schon“, sagt Markus. Es sind die bisher einzigen Free-solo-Begehungen in der langen Alpingeschichte des Cerro Torre. „Er gilt als einer der schwierigsten Berge der Welt, aber für mich ist er ein guter Freund geworden.“
Wortes. Ich versuche, mich mit Boxen, Kicken, Hüpfen und Laufen im Stand halbwegs warm zu halten. Die Zeit scheint wieder einmal stillzustehen. Meine Stirnlampe blitzt ein letztes Mal auf. Finsternis. Die Zeit bis zum
Material dieser Begehung: zwei Eisgeräte (ohne Leashes), Steigeisen, drei Eisschrauben, ein 60-Meter-Halbseil zum Abseilen, drei Bandschlingen, eine Stirnlampe, ein Abseilgerät
Morgengrauen scheint endlos zu sein ... Dann, endlich. Es
„Mein besonderer Dank gilt meiner Familie: Tina, Emily und Mia. Meinen
wird hell: Schnell raus aus dem Loch!
Freunden sowie meinen Partnern und Sponsoren, die es mir ermöglichen, meine Abenteuer zu erleben: Berghaus, Grivel, Scarpa, Beal, ÖAV, Osttirol, m&a plus, LYO FOOD, Vertical Lifestyle, The Rock und adidas Eyewear.“
„Wo zum Geier sollte ich hier schlafen? Hier ist gar nichts!“
Markante Spitzen, faszinierender Schattenriss
46
raus-magazin drei 2015
Weitere Infos unter www.markuspucher.at und www.berghaus.com
extrem
An den Andengipfeln kühlt feuchte Pazifikluft ab und fällt als Schnee in die Gipfelmulden. Durch sein Eigengewicht bildet sich über Jahre das Gletschereis.
Es ist der 28. Dezember 2014, 5.30 Uhr in der Frühe. Der weitere Abstieg zu meiner Eishöhle stellt keine Schwierigkeit mehr dar, bis auf die Tatsache, dass es in der Nacht rund einen halben Meter geschneit hat. Das steile Gelände ist jetzt extrem lawinengefährdet. Muss das wirklich noch sein? Ich hasse Lawinen! Ich habe großes Glück, bis auf ein paar kleinere Schneebretter passiert nichts Ärgeres und ich erreiche die Eishöhle gegen sieben Uhr. Jetzt weiß ich, dass mir nichts mehr geschehen kann – ich lasse mich in den Schnee fallen und bin einfach nur glücklich. Der ganze Druck ist plötzlich wie weggeblasen. Aber jetzt – meine Tomatensuppe! Yummi! Und alles Essbare, das ich sonst noch so finde. Heiliger Bimbam! Mir rinnt das Wasser in die Unterhose. Unglaublich! Ich sitze am Lago Electrico, gut acht Stunden später. Es schüttet wie aus Kübeln und dieser elendige Wind, der mich schon seit drei Tagen begleitet, zusammen mit Schnee oder eben Regen. Na ja, es hat mich ja niemand gezwungen. Die restlichen vier Stunden zum Point de Electrico, dem Ausgangspunkt, stolpere und wanke ich – die Anstrengung ist jetzt deutlich spürbar. Yeah! Um 21.30 Uhr stehe ich auf der Straße! Was für ein geiles Gefühl, auf einer Straße zu stehen, weit ab von Eis, Schnee, gefährlichen Gletscherspalten und tiefen Abgründen. Ich könnte mich einfach hier hinlegen, nichts würde passieren, ich könnte nicht abstürzen und nicht erfrieren. Das ist seeeehr beruhigend! Nachdem mich ein netter Autofahrer nach El Chalten mitgenommen hat, sitze ich kurze Zeit später bei einem kühlen, riesengroßen Bier. Unterbrochen von einer kurzen Duschpause folgen noch weitere. Und natürlich auch so viel Essen, dass ich mich kaum noch bewegen kann. Hallo Stern, ich bin gut zurück! Danke fürs Warten! Vorbei an Emilys Papierstern krabble ich endlich in mein Zelt. Schlafsack zu, Stirnlampe aus. Ich schließe meine Augen. Nein – es war wohl kein neuer Rekord. Nicht schneller, nicht höher und nicht weiter – aber es war MEIN Abenteuer – MEIN stiller Augenblick. DANKE!
los!
Bike
Trails TEXT // LEA HENNEKE UND INA KRUG INTERVIEW // LEA HENNEKE
AUF ENTDECKUNGSREISE DURCHS URBANE. WER DIE EIGENE ODER EINE FREMDE STADT ERKUNDEN WILL, HAT VOM FAHRRADSATTEL AUS DIE PERFEKTE PERSPEKTIVE. FLEXIBEL UND ÖKOLOGISCH, MIT FRISCHLUFTGARANTIE UND EINER FASZINIERENDEN REICHWEITE. LASS DICH TREIBEN ODER VON EINEM SIGHTBIKING-GUIDE FÜHREN. MIT DIESEN TIPPS KANNST DU SOFORT STARTEN. ALSO LOS!
FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE
HAMBURG BIS NACH HASELDORF Ausgangspunkt der Fahrradtour ist der S-Bahnhof Wedel. Die Strecke führt entlang des Elbufers über asphaltierte Deichwege. Nach Belieben kann man binnen- oder außendeichs fahren. Bei der Entscheidung, ob Elbblick oder Weidelandschaft, können gelegentlich freilaufende Schafherden oder der Wind behilflich sein. Zum Verweilen laden auf dieser Strecke eine Vogelschutzstation des Naturschutzbundes Deutschland und ein Rasthaus ein. Diese Strecke endet in Haseldorf und ist ungefähr 13 Kilometer lang.
LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT
FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE
BERLIN AUF ZUM WANNSEE Diese knapp 30 Kilometer lange Fahrradroute startet am Schlossplatz, der historischen Mitte Berlins, und führt an berühmten Sehenswürdigkeiten wie Checkpoint Charlie, Jüdisches Museum, Viktoriapark, Rathaus Schöneberg und Pfaueninsel vorbei. Am besten nutzt du für diese Route ein Trekkingrad. Ein normales Citybike reicht jedoch auch aus, da ein breiter Fahrradweg mit gutem Straßenbelag vorhanden ist.
LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT
FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE
REGENSBURG DONAURADWEG FÜR LANGSTRECKENFAHRER
48
Von Kelheim nach Bogen – vorbei an barocken Klöstern und Schlössern durchs sanfte Hügelland. Die Fahrstrecke von knapp 100 Kilometern sollte nicht abschrecken, der Radweg bleibt die meiste Zeit eben und ist gut ausgebaut. Gastronomisch laden mehrere Restaurants zum Zwischenstopp ein, auch Hotels oder preiswerte Pensionen findest du entlang der Strecke. Die reine Fahrzeit beträgt bei lockerer Geschwindigkeit circa sechs Stunden.
LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT raus-magazin drei 2015
los!
FOTO // © 2015 GEOBASIS-DE/BKG (©2009), GOOGLE
HANNOVER VON GRASDORF ÜBER SEHNDE BIS ZUM MITTELLANDKANAL Diese Radtour in der Umgebung von Hannover führt durch die südliche Leineaue vorbei an den Koldinger Seen, die zusammen mit dem Steinhuder Meer das bedeutendste Vogelrastgebiet in dieser Region bildet. Weitere Highlights dieser Tour sind das Hannoversche Straßenbahn-Museum, die Hannoverschen Schulen und der Landschaftsraum „Großes Freies“. Fährt man weiter Richtung Höver, bekommt man einen riesigen Steinbruch, die Mergelgrube, zu Gesicht, in der Kalkmergel abbaut wird.
LÄNGE ABWECHSLUNG SCHWIERIGKEIT
Sightbiking Hinter dem Begriff verbirgt sich eine abwechslungsreiche, mit Radeln kombinierte Stadtführung. Statt passiv im Bus zu hocken, kommst du zusammen mit einem ortskundigen Guide an der frischen Luft direkt an den Sehenswürdigkeiten vorbei. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch nachhaltig.
HAMBURG Diese Route beginnt am Rathaus und führt durch die historische Speicherstadt, über die neuen Elbbrücken und die alte Süderelbbrücke nach Harburg. Südlich der Nordelbe verläuft die Route nacheinander durch die Stadtteile Veddel, Georgswerder und Wilhelmsburg. Die Route verlässt das Harburger Zentrum in westlicher Richtung und führt parallel zur S-Bahn-Linie zu den Stadtteilen Neuwiedenth und Neugraben, wo am dortigen S-Bahnhof der Endpunkt erreicht wird. Ab hier besteht die Möglichkeit, über die Landesgrenze hinaus nach Neu Wulmstorf zu fahren. Die Strecke ist knapp 25 Kilometer lang und hat eine Dauer von 80 Minuten. Weitere Infos unter www.hamburg.de
BERLIN Diese Tour startet mit einer Runde durch den ehemaligen Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg mit seinen aufwändig restaurierten Altbauten aus der Epoche des gründerzeitlichen Aufschwungs. Anschließend führt der Weg nach BerlinMitte mit Sehenswürdigkeiten wie Museumsinsel, Brandenburger Tor nebst Hotel Adlon und Stadtschloss. Du erfährst, wie 40 Jahre DDR das Stadtbild geprägt haben, und tauchst ein in die moderne Architektur des neuen Berlins rund um das Regierungsviertel. Die geführten Rundfahrten werden täglich für 2,5 Stunden angeboten. Weitere Infos unter www.berlinonbike.de
REGENSBURG Vorbei an den erhalten gebliebenen Resten der Stadtmauer samt des höchst eindrucksvollen mittelalterlichen Stadttors, durch Alleen und Parks oder über die Donauinseln und durch den Ortsteil Stadtamhof am anderen Flussufer. Es werden Führungen mit einer Dauer von 1,5 Stunden angeboten, die direkt bei der TouristenInformation gebucht werden können. Ein Ticket kostet dich 8 Euro. Weitere Infos unter www.regensburg.de
raus-magazin drei 2015
49
hilfreiche Biketipps
los!
3 Fragen an MARKUS KAUFMANN TEAM VAUDE
TIPPS UND TRICKS FÜR MOUNTAINBIKE UND BIKER 1. DOWNHILL
4. Gleichmäßiges, rundes Treten. Dabei
- Um die Sturzgefahr bei steileren oder
versuchen, das Gewicht auf beide
längeren Abfahrten im Gelände zu vermindern: Sattel etwas tiefer stellen. - Wenn ein Fahrrad keine gefederte Vordergabel besitzt, kann man auch etwas
Reifen zu verteilen.
3. VERHALTEN BEI GEWITTER - Schnell runter vom Fahrrad und an der
Wie motivierst du dich für eine Biketour? Viel
Luft aus den Reifen lassen, um so
tiefsten Stelle im Gelände in die Hocke
Motivation brauche ich da nicht, die Natur genießen
Schlägen während der Abfahrt
gehen, dabei Arme eng anlegen und
zu können, mit dem Gelände „spielen“ und mich
vorzubeugen.
Füße zusammenhalten. - Wenn man in der Gruppe unterwegs
dabei körperlich fit zu halten sind genügend Aspekte, mich freiwillig auf das Rad zu setzen. Ich sehe es als
Fahrtechnik:
Privileg, wenn ich es täglich schaffe.
1. Arme gebeugt halten, damit man flexibel ist.
ist, auf keinen Fall dicht beieinander
2. Blick dorthin verlagern, wo man
stehenbleiben oder sich berühren. - Im Wald von Bäumen fernhalten,
Was ist auf jeden Fall in deinem Gepäck
hinfahren möchte.
zu finden? Mit dabei habe ich immer einen
3. Gesäß hinter den Sattel, um das Fahrrad
Ersatzschlauch und eine CO2-Patrone im Falle
sicher zu manövrieren.
eines Reifendefekts. Wenn ich länger unterwegs
4. Eine waagerechte Fußstellung einhalten,
bin, nehme ich auch mal ein Tool und etwas zu
um stabilisiert zu sein und schnell reagieren
4. MATERIAL
essen in Form von Gels oder Riegeln mit, die sich
zu können.
- Lager und Ketten sollten gut geölt sein.
da diese besonders stark leiten. - Im Gebirge von Felswänden und Höhlen fernhalten.
- Die Schaltung sollte vor jeder Fahrt
problemlos im Trikot verstauen lassen.
geprüft und eingestellt werden.
Wie sieht dein Trainingsplan aus, bevor du
2. UPHILL
eine Biketour planst? Für eine Tagestour braucht
Fahrtechnik:
Reifendruck richtig eingestellt sein. Dieser
man nicht viel Training, es soll Spaß machen und
1. Bei starker Steigung sollte der Oberkörper
beträgt 1,5 bis 4 Bar. Schmale, leichte
deshalb muss man sein Ziel realistisch einschätzen.
rechtzeitig nach vorn gebeugt werden.
Reifen benötigen einen höheren Druck.
Für eine Alpenüberquerung oder sogar ein Rennen
2. Die Schultern sollten sich möglichst über
Breite, schwere Reifen verlangen
sollte man schon eine gewisse Fitness haben, um auch
dem Lenker befinden und die Arme gebeugt
Spaß dabei zu haben. Dafür empfehle ich mindestens
werden. Gleichzeitig in den Wiegetritt beugen.
sechs Monate vorher regelmäßiges Training, sprich
3. Den Gang nicht zu klein wählen
drei- bis viermal in der Woche aufs Rad.
und nicht mehr schalten.
ERNÄHRUNGSTIPP: PISTAZIEN-SPORTRIEGEL (CA. 24 STÜCK)
- Je nach Vorliebe und Reifenbreite sollte der
eher niedrigeren Druck. - Das Rad sollte zentriert sein und die Reifen genügend Profil haben. - Bremsen warten und richtig einstellen.
2 | Honig und Zucker erhitzen, Pistazien, Bananenchips,
200 g Pistazien 100 g Bananenchips
mischen, in einer mit Backpapier ausgelegten, quadrati-
50 g 50 g 100 g 80 g
einzeln geformt und auf ein mit Backpapier ausgelegtes
getrocknete Birnen getrocknete Aprikosen Honig brauner Zucker
3 | Riegelmischung im vorgeheizten Backofen bei 180 °C 1 | Pistazien grob und Bananenchips fein hacken. feine Würfel schneiden.
50
raus-magazin drei 2015
Kuchengitter auskühlen lassen. Weitere Rezepte unter www.americanpistachios.de
los!
1
1
2
7 4
5
3
8
5
6
1 | Fahrrad Canyon Commuter / 1.799 Euro / www.canyon.com 2 | Handschuhe ZANIER Enduro / 49,95 Euro / www.zaniergloves.com 3 | Trinkrucksack Source Paragon / 129,95 Euro / www.sourceoutdoor.com 4 | In-Ear-Kopfhรถrer Teufel Move / 79,99 Euro / www.teufel.de 5 | Flasche Klean Kanteen Reflect / 39,95 Euro/ www.kleankanteen.com/germany 6 | Brille Alpina Eye 5 Shield VL+ / 139,95 Euro / www.alpina-sports.com 7 | Hose Men's Garbanzo Shorts / 110 Euro / www.vaude.com 8 | Helm Alpina Carapax (Endurohelm) / 119,95 Euro / www.alpina-sports.com
raus-magazin drei 2015
51
auf spurensuche
ANNECY_
BASECAMP
WERKSPIONAGE BEI EIDER UND MILLET
TEXT // BENJAMIN HELLWIG FOTOS // EIDER, MILLET, BENJAMIN HELLWIG
IN ANNECY GEHEN ZWEI FRANZÖSISCHE OUTDOORHERSTELLER EINEN GEMEINSAMEN WEG. DIE ZUSAMMENARBEIT VON EIDER UND MILLET IM HERZEN DER FRANZÖSISCHEN ALPEN FOLGT EINER KLAREN VISION. UND HAT KLARE GRENZEN. DIE KREATIVABTEILUNGEN ARBEITEN AUTARK. DIE PRODUKTE STEHEN JEWEILS FÜR SICH. UND DOCH SIND PARALLELEN ERKENNBAR. DIE RAUS!-WERKSPIONAGE IM BASECAMP DER UNTERNEHMEN.
52
raus-magazin drei 2015
auf spurensuche
om Wasser ist nicht viel zu sehen. Der Lac d’Annecy, strategisch
Ein paar Minuten Fahrt hinauf nach Annecy-le-Vieux
und stolz gern als „Europas sauberster See” bezeichnet, versinkt
genügen und schon verzieht sich der Nebel. Das
im Nebel. Laure Vailly steht auf der kleinen Brücke der südost-
gemeinsame Basecamp der beiden französischen
französischen Stadt, zückt ihr Handy und hält es mir vor die Nase. Im
Outdoorunternehmen Eider und Millet liegt im un-
Display: das Fotomotiv Nummer eins von Annecy – der Palais de L’Isle,
spektakulären Gewerbegebiet Parc des Glaisins. Die
ein Turmhauskomplex aus dem zwölften Jahrhundert. Mittig thront das
Gebäudecharakteristik: etwas in die Jahre gekom-
heute unter anderem als Museum genutzte Bauwerk auf dem Flüss-
mene Beton-Glas-Fassade, Flachdach, Koniferenver-
chen Thiou. „War vorinstalliert”, sagt Laure und grinst. „Und dabei hab
zierung. Der Ausblick aus den Fenstern in die Natur:
ich das Handy neu in Shanghai gekauft ...” Die 26-Jährige, in Annecy
inspirierend. Das Plateau des Glières, einst Hochburg
geboren, erzählt beim Gang entlang mittelalterlicher Bauten an diesem
des französischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg,
Morgen von der wachsenden Bedeutung der Stadt und dem stetig stei-
bildet die Kulisse. Innerhalb der Räume wandern die
genden Interesse vieler, hierher zu ziehen. Die beruflichen Aussichten
beiden Unternehmen auf gleichen Pfaden. Sie nutzen
seien attraktiv, insbesondere in der Outdoorbranche. Zahlreiche Firmen
einheitliche Strukturen wie Logistik, Buchführung
hätten sich in den letzten Jahren angesiedelt. Laure ist Technical
und Finanzabteilung. Auch die 13 Mitarbeiter des
Advisor (technische Beraterin) beim französischen Snowsport-Experten
Kundenservices sind für die beiden Unternehmen der
Eider und gibt als Freeskierin Feedback an die Produktentwicklung des
Lafuma-Gruppe zuständig. „Der Synergieeffekt macht
1962 in Annecy gegründeten Unternehmens. Sagt, was gut funktioniert,
uns in diesen Bereichen effizienter”, sagt Thibaut
weist auf Schwachstellen hin. Ihr letztes Testfeedback: Pilling auf den
Cornet, Geschäftsführer von Eider, als ich ihn im
Innenseiten eines Handschuhprototyps. „Beim Mountainbiken.”
Showroom treffe.
raus-magazin drei 2015
53
auf spurensuche
„Wenn es für uns von Nutzen ist, arbeiten wir gemein-
partnern. Um vom Winter unabhängiger zu werden, haben wir uns ent-
sam. Treffen wir uns beispielsweise mit Zulieferern wie
schlossen, unseren Fokus auch auf stylishe und trotzdem funktionelle
Gore, so machen wir das mit Kollegen aus beiden Unter-
Outdoorbekleidung zu legen, welche von unserem ‚Wohnort‘ Annecy
nehmen. Und natürlich greifen wir auch auf die gleiche
und dessen Lifestyle geprägt ist. Wir möchten mit der Eider-Kollektion
Zuliefererkette zurück”, sagt er. In anderen Bereichen
jedem outdoorbegeisterten Konsumenten, welcher Wert auf Stil, Funk-
herrsche dagegen eine strikte Trennung. „Die Produkt-
tionalität und Design legt, kombiniert mit den besten Materialien, eine
entwicklung, der gesamte kreative Bereich, arbeitet
professionelle und kompetente Auswahl gemäß unserem Eider-Leitmotto:
separat. Wir wollen die jeweilige Identität der Marken klar
„Look good, feel good“ geben, sagt Thibaut.
aufrechterhalten”, sagt der 50-Jährige. Die „Eider-DNA” sei neben dem Bereich Snowsport und Thermals auch in der
Auf dem Weg zu den Nähmaschinen treffe ich Aurore Calmier, zuständig
Annecy-Living-Kollektion zu spüren. „Damit legen wir seit
fürs Marketing von Eider, sowie Lionnel Ducruet, Designer und Leiter des
der Wintersaison 2013/2104 wieder einen großen Fokus
Bereichs Forschung und Entwicklung. Für Lionnel ist der Blick zurück zu
auf Outdoorlifestyle. Die Linie ist abgegrenzt von unserer
den Anfängen des Unternehmens ein Blick auf einen Teil seiner Familien-
Snowsport-Kollektion, auch wenn der Einsatz am Berg
geschichte. Sein Onkel George, Schneider und begeisterter Skifahrer, näht
technisch gesehen mit den Produkten möglich wäre. Aber
sich Anfang der 1960er-Jahre eine warme Jacke für den Einsatz am Berg
es ist eben nicht der Hauptaspekt dieser Kollektion”, sagt
– und gründet wenig später den Betrieb. Namensgebend ist die Eiderente.
Thibaut. Annecy Living, inspiriert von der Stadt im Herzen
Die Daunen der Tiere dienten damals zeitweise als Füllmaterial für seine
der französischen Alpen, helfe, sich weniger abhängig
Jacken. Als George 1968 stirbt, übernehmen seine Frau Lucile und sein
vom Winterwetter zu positionieren. „Wir gleichen somit
Bruder Michel, Lionnels Vater. Von ihm lernt der heute 45-jährige Designer
Risiken aus und erweitern die Saison”, sagt er.
sämtliche Abteilungen und Abläufe, schneidert Muster, näht, modelliert. In seiner heutigen leitenden Position beruft er sich beim Gedanken an zu-
„Momentan finden unsere Konsumenten die aktuelle
künftige Kollektionen auch auf die Anfänge. „Ich habe das Ziel, dass Eider
Sommerkollektion 2015 von Eider bei unseren Handels-
immer noch Eider ist. Dass die Marke erkennbar bleibt.
Hier klickt der Auslöser eines jeden Besuchers: Palais de L’Isle in Annecy.
54
raus-magazin drei 2015
auf spurensuche
Dass am Ende einer Kollektion mein gesamtes Team ,Wow’ sagt, von
oben gehen, stoßen wir im Flur auf die erste Inspirations-
ihr begeistert ist, der Geist der Marke spürbar wird”, sagt er. Aurore
quelle für eine anstehende Kollektion Millets. Zwischen
ergänzt beim Blick nach vorn: Wir sind ein familiäres Unternehmen mit
den beiden autark arbeitenden Produktentwicklungen der
großem Potenzial. Haben das nötige Produktlevel mit guter Passform,
beiden Unternehmen lehnt vor Sophies vollgestopfter
funktionellen Materialien, technischem Leitbild, Eleganz. Funktion und
Denkzelle ein Sommer-2016-Banner in DIN A0. Darauf
Stil zu vereinen, ist nicht leicht. Aber genau das ist unser Anspruch”,
abgebildet: Farben, Illustrationen, Bilder. Ein Trek ist zu
sagt die 36-Jährige. „Ich mag es nicht, wenn etwas nicht perfekt ist”,
sehen, himalayatypische Farben. Annapurna, 8.091 Meter
wirft Lionnel da ein, springt eilig auf, kommt ein paar Minuten später
hohe Gigantin im Gebirge, ist so etwas wie das Leitbild
mit einigen Jackenprototypen zurück und deutet auf die angezeichneten
der Kollektion. „Unsere Produktmanager werden zunächst
Änderungen der Nahtführung. Seit sieben, acht Jahren mache er nun sei-
gefüttert mit Informationen zu Märkten und Trends. Daraus
ne eigenen Designs. Um nicht einzurosten, hole er sich gelegentlich auch
entwickeln wir einen Plan für die Produktlinie, den wir mit
Inspiration und Expertise von externen Designern. „Das ist sehr wichtig
unserer Designabteilung besprechen. Und ihnen erzäh-
und pusht uns. Sonst wiederholst du zu vieles. Du darfst nicht den Fehler
len wir diese Kollektionsstory”, sagt Sophie und deutet
machen, davon auszugehen, dass du den nötigen frischen Geist immer
auf das Banner. Die Geschichte der Annapurna trägt
selbst aufbringst. Und ich selbst sollte viel öfter rumreisen ...”, sagt er
weitreichende Wurzeln im Hause Millet. Als die Alpinisten
etwas nachdenklich. 300.000 Kleidungsstücke produziert Eider pro Jahr.
Maurice Herzog und Louis Lachenal 1950 mit ihrem Team
Allein im Winter sind es 220 verschiedene Styles.
als erste Menschen den Gipfel besteigen, ist dies ein Rekord für die Ewigkeit. Erstmals wird ein 8.000er bestiegen,
Als Eider nach diversen Zwischenstationen unter italienischen Konzerndächern 2008 schließlich an die Lafuma-Gruppe verkauft wird, gibt es in Annecy ein Wiedersehen. Der Sohn von Gründer George Ducruet, Frédéric, mit dem Designer Lionnel in seiner
und das gleich im ersten
„DIE PRODUKTENTWICKLUNG, DER GESAMTE KREATIVE BEREICH, ARBEITET SEPARAT. WIR WOLLEN DIE JEWEILIGE IDENTITÄT DER MARKEN KLAR AUFRECHTERHALTEN.“
Anlauf. Anteil am Erfolg
THIBAUT CORNET
Unternehmen seit dem
Anfangszeit bei Eider für einige Jahre zusammenarbeitet, ist inzwischen bei
der französischen Expedition hat damals bereits Millet. René und Raymond Millet, Söhne des Gründers, die das Zweiten Weltkrieg leiten,
Millet gelandet. Und heute als Geschäftsführer im gleichen Gebäude tätig.
tüfteln zusammen mit den späteren Gipfelhelden an
Im Untergeschoss treffe ich auf Mitarbeiterinnen, die über Jahrzehnte dem
einem expeditionstauglichen Alpinrucksack. Die beiden
Unternehmen treu geblieben sind. Nähmaschinen rattern. Rose, die das
Technical Advisors der ersten Stunde markieren mit dem
Team der Musterschneiderei leitet, verteilt die Aufträge hier unten. Die
Erfolg im Himalaya eine Ära. Fortan entwickeln die Millets
ausgedruckten Schnittzeichnungen aus der digitalen Entwicklung landen
in enger Kooperation mit den Alpinisten der jeweiligen
auf dem großen Zuschnitttisch. Hier lässt Andreas, einziger Mann unter
Epochen technische Bekleidung und Ausrüstung. „Wenn
vielen Frauen in dem Raum, die Schere arbeiten. Mit stoischer Ruhe fährt
wir die Stoffe auf unsere Wunschliste gesetzt haben,
er Tag für Tag das schwergewichtige Arbeitsgerät durch die Stoff-
werden die Zulieferer kontaktiert”, erklärt Sophie den
bahnen – für unzählige Prototypen.
nächsten Schritt der Kollektionsentwicklung. „70 Prozent des Wertes eines Produktes leben von dem Material.”
Danach wandert das wachsende Kleidungsstück in seiner Entstehung von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. „Wir haben das Know-how für die Anfertigung
Hin und her ginge es dann bei der Entwicklung von
fast aller Modelle”, sagt Camella, Näherin. Lediglich die daunengefüllten
Prototypen, besonders bei speziellen Features. Die
Produkte entstünden nicht hier. Sie hat heute Geburtstag, ein Korb voll
Kooperation mit aktuell 70 Technical Advisors, darunter
Pain au Chocolat und Croissants steht griffbereit für alle. Gerade sitzt
Jean Annequin, sei essenziell. Sophie erzählt von dem
sie jedoch an einer Rarität. Sie bessert eine uralte Millet-Daunenjacke
Alpinisten und Bergführer, von Hinweisen auf Taschen-
aus, repariert Nähte, bringt das Lieblingsstück eines Kunden wieder auf
größe, Gewichtsreduzierung, Materialwahl. „Er ist faszi-
Trab. „Die Jacke ist vielleicht älter als ich”, sagt Sophie Duflos, gerade
niert von Produkten und Detaillösungen, kann sich sehr
hereingekommen, von hinten. „Knapp 50” sei sie selbst und lächelt bei
gut einbringen. Und diese Produkte sind dann der Rolls
der Feststellung. Sie leitet seit acht Jahren die Abteilung Forschung und
Royce. Aber ich kann diese Entwicklungen auf viele
Entwicklung von Millet. Und betont bei allen zukunftsorientierten Themen
andere Bereiche anwenden. Wir suchen immer nach
ihres eigenen Schaffens zunächst einmal den Wert der Serviceabteilung
einer Lösung für das Extraplus in einem Produkt. Dem
des Hauses. „Es ist uns sehr wichtig, das anbieten zu können. Und unsere
Aspekt, der dich bei deiner Aktivität noch ein Stück
Kunden nehmen es rege in Anspruch”, sagt sie. Als wir die Treppe nach
besser macht”, sagt sie.
raus-magazin drei 2015
55
auf spurensuche
Mit ihren Zulieferern pflegen Sophie und Millet eine
Im Uhrzeigersinn: zu Hause im Alpinen: Bergsport mit Millet-Ausrüstung | Petit Déjeuner | Gründer unter sich: Raymond und René Millet | Das Annecy-Basecamp in Annecy-le-Vieux | Verlässliche Inspirationsquelle: Die Kooperation zwischen Millet und der Compagnie des Guides de Chamonix Mont-Blanc ist wichtiger Bestandteil des Unternehmens. | Sommer am See: die „Eider Annecy Living“-Kollektion im Einsatz
lange Zusammenarbeit. Zweimal im Jahr fahren sie hin, zweimal werden sie besucht. „Sie müssen unsere Philosophie verstehen, wir unseren Geist zu ihnen bringen. Einer unserer Supplier lädt seine Mitarbeiter regelmäßig in ein chinesisches Skigebiet ein, um die Produkte
wogenere Balance zwischen Bekleidung und Ausrüstung. Im Moment
auszuprobieren und kennenzulernen. Das ist genau der
lägen zwei Drittel des Geschäfts im Bekleidungsbereich. „Wir wollen
richtige Weg”, sagt sie.
unsere Wurzeln wieder stärker in den Fokus rücken”, sagt Patrice.
Im Showroom von Millet wird die aktuelle Ausrich-
Einen der drei Gipfel der Trilogie sehe ich mir am folgenden Tag aus
tung des Unternehmens deutlich. Jedes Segment
nächster Nähe an. Nun, vielleicht nicht ganz so nah. Mit einem großen
erzählt da seine eigene Geschichte, ist konkret auf
Ruck startet die Zahnradbahn im Bahnhof von Chamonix zur Aus-
einen Anwendungsbereich ausgerichtet. Neben Free-
sichtsplattform am Mer de Glace, größter Gletscher der Mont-Blanc-
ride setzen die Franzosen auf Skitouring, arbeiten
Gruppe. Neben mir auf der Holzpritsche sitzt Michel Paccalet. Kopftuch,
dort unter anderem seit der frühestmöglichen Saison
Sonnenbrille, Rucksack, Jeans. Vom Expeditionswetter gezeichnet sein
mit Polartec NeoShell. Dass Eider dagegen zunächst
Gesicht, strahlend seine Augen. Sitzt er nicht an der Entwicklung von
Polartec Alpha in die Kollektion integriert, verdeut-
neuer Ausrüstung, ist er hier draußen. Testet Produkte, unterhält sich
licht einmal mehr die unabhängig ausgerichtete
mit Menschen, die mit Millet-Produkten in den Bergen unterwegs sind.
Produktentwicklung der beiden Hersteller. Mittlerwei-
Seit 2006 sei er dabei. Bedingung für die Zusammenarbeit mit Annecy:
le sind beide Innovationen der US-amerikanischen
„Dass ich weiter in Chamonix leben kann.” Lediglich eine gute Stunde
Ingredient Brand im Portfolio der zwei Franzosen
Fahrt trennt die beiden Orte voneinander, aber „hier passiert es, hier
zu finden. Bestandteil des dritten Segments, Moun-
muss ich sein”, sagt Michel. „Ich muss spüren, was die Menschen
taineering, ist die Trilogy-Range von Millet. „Für uns
brauchen, wie sie die Produkte nutzen, wie die nächste Generation
war das die Revolution des Kletterns”, betont Patrice
tickt”, beschreibt er die Wichtigkeit seines Heimatortes. Der Blick über
Folliet, Marketingleiter, den Hintergrund der Linie. Und
die graue Gletscherzunge auf die Grandes Jorasses beschert mir dann
meint damit die revolutionäre Solo-Winterbesteigung
wiederum das Strahlen in den Augen, so jedenfalls meint Michel. Er
der drei Nordwände von Eiger, Matterhorn und
beobachte auf dem Weg zu seinen Kletterrouten die Menschen in den
Grandes Jorasses von Eric Escoffier und Christophe
Bergen, böte einem erschöpften Städter auf dem Wanderpfad auch
Profit 1987. „Drei Gipfel in einem Zug, 40 Stunden
mal einen Schluck Wasser an, frage nach, wenn er sich nicht sicher
schnell, wenig Ausrüstung, zwei Kletterer. Und daraus
sei, ob es seinem Gegenüber gut geht. „Wir müssen wieder lernen,
haben wir diese Produkte entwickelt – im Übrigen
da nicht einfach an den Menschen vorbeizuhetzen.
auch für Frauen”, sagt Patrice. Atmungsaktivität, Robustheit und Wärmerückhalt sowie eine Auswahl an-
Trail-Running-Trend hin oder her. Und ein kurzes bestätigendes Lächeln
spruchsvoller Materialien kennzeichnen die Linie. Kom-
kostet nicht viel”, sagt Michel. Chamonix erlebt dieser Tage die Ruhe
plettanbieter sowie Multispezialist in jeder Kategorie zu
vor dem Sturm. Wenige Tage vor Beginn der Sommersaison herrscht
sein, sei ein hoher Anspruch. Eines der mittelfristigen
in den gemütlichen Gassen zwischen den Sportfachgeschäften und
Ziele Millets: eine auf den Verkauf bezogen ausge-
den vielen Monobrand Stores noch entspannte Ruhe. Von links nach rechts: David Ravanel, Präsident der Compagnie des Guides de Chamonix Mont-Blanc | Lionnel Ducruet, Designer und Leiter Forschung und Entwicklung Eider | Geburtstagskind Camella, Näherin | Sophie Duflos, Leiterin Forschung und Entwicklung Millet | Thibaut Cornet, General Manager Eider | Aurore Calmier, Marketing Eider | Michel Paccalet, Produktmarketing Millet | Yannick Graziani, Bergführer, Alpinist, Technical Advisor Millet
56
raus-magazin drei 2015
auf spurensuche
raus-magazin drei 2015
57
auf spurensuche
MILLET-KLASSIKER IM WANDEL DER ZEIT
Auf dem Weg hinunter ging es Stéphane schlecht, er sei apathisch gewesen. Yannick regelt den Abstieg für beide. „Together or not”, sagt er schlicht über die lebensbedrohlichen Momente in der dünnen Luft. Stéphanes Erfrierungen sind so schwerwiegend, dass er im Anschluss einige Zehen und Fingerkuppen verliert. Und doch, so weiß Yannick zu berichten, bereut er nichts. Der starke Drang eines Alpinisten nach dem Extremen ist Außenstehenden oftmals fremd. Wie aus einer anderen Welt wirken manche Vorhaben an der Grenze des Menschenmöglichen. Eine von vier erfolgreichen Besteigungen an der Annapurna endet tödlich. Und doch zieht es Menschen in diese Regionen der Erde. Yannicks Worte hier in Chamonix direkt aus seinem Mund zu hören, von jemandem, der von dieser Grenze berichten kann, bringt einem die Gründe etwas näher. „Es ist unglaublich,
1950
1960
1970
in 8.000 Metern Höhe zu klettern. Es gibt mir so unglaublich viel. Und ich mache es für mich, für diese Momente, für jeden einzelnen den Unterschied machenden Meter. Und tatsächlich ist der Einfluss dieser Erlebnisse auf mein Leben fern der höchsten Gipfel unbedeutend gegenüber dem Gefühl in diesen Momenten”, sagt er. In Millets Partnerschaft mit Menschen wie Yannick leben die traditionellen Strukturen des Unternehmens weiter. Wie Eider nutzt der Hersteller eine ordentliche Portion entwickelter und gelebter Expertise, um Produkte zu kreieren und stetig zu verbessern. Für kleine und große Abenteuer. Getreu dem aktuellen Claim „Be bold” – sei wagemutig
1980
2000
2015
und finde deine persönliche Challenge – verabschiedet mich Michel mit dem Hinweis, beim nächsten Aufenthalt in Chamonix mehr zu tun, als nur Zahnradbahn zu fahren.
Auch Millet präsentiert sich hier seit sieben Jahren mit dem „Mountain by Experience“-Shop. Tausende Besu-
Kurz und knapp Eider
cher werden ab der Saisoneröffnung in den kleinen Ort
Gründung 1962 in Annecy in den französischen Alpen
strömen, sein Bild komplett verändern. Einen, der sowohl
Gegründet vom Schneider George Ducruet
Ruhe als auch Trubel kennt, treffe ich in der „Brasserie
Namensgeber ist die Eiderente.
des Sports”. Yannick Graziani arbeitet als Bergführer, wie er sagt, „mit” der Compagnie des Guides de Chamonix
Erste Outdoormarke weltweit, die Max-Havelaar-Fairtrade-Baumwolle verwendet 2006 übernimmt Eider die Markenlizenz von Killy.
Mont-Blanc. In der 1821 gegründeten und damit welt-
Seit Juni 2008 gehört Eider zur Lafuma Group.
weit ältesten Bergführervereinigung hat Millet seit Jahren
2013 Launch der Outdoor-Lifestyle-Kollektion Annecy Living
einen bedeutenden Partner, stattet das Team, etwa 250
2013 Gründung des Annecy-Basecamps mit Eider
Bergführer unterschiedlicher Disziplinen, komplett aus und erhält wichtigen Input für seine Produktentwicklungen. Die Bar ist gut besucht an diesem Nachmittag, kein Vergleich
2014/15 sind alle Produkte PFOA-frei. Seit 2014 gehört Eider neben Millet und Lafuma zur Calida Group Mountain & Outdoor Division.
jedoch zu Yannicks wichtigster Rückkehr, als er mit einem
Kurz und knapp Millet
Dutzend Kletterfreunden und „ein, zwei Bier” seinen Erfolg
Gründung 1921 durch Marc Millet nahe Lyon
feiert. Ende Oktober 2013 steht der 40-Jährige auf jenem
Das erste Produkt ist ein Rucksack.
bedeutenden Gipfel, mit dem bei Millet vor 63 Jahren die Zeitrechnung beginnt. Zweimal scheitert er bereits an
1928 Umzug nach Annecy 1945 entwickeln die Söhne René und Raymond Millet die ersten Millet-Bergrucksäcke. Am 3. Mai 1950 ist der erste Millet-Rucksack auf dem Gipfel der Annapurna.
der Annapurna, zuletzt 2010. „Erfahrung, Empfindungs-
1959 wird Walter Bonatti erster technischer Berater.
vermögen und Ausrüstung sind entscheidend, willst du
Seit 1977 produziert Millet auch Bergsportbekleidung.
den Gipfel erreichen”, sagt Yannick. „Aber du brauchst
Aktuell gibt es 70 technische Berater.
auch eine Menge grüner Ampeln auf dem Weg nach
1978 besteigt Reinhold Messner den Mount Everest mit einem Millet-Rucksack.
oben und wieder herunter.” 25 Tage nutzen er und sein Partner Stéphane Benoist zum Akklimatisieren im Base-
6. Februar 1995 Übernahme durch die Lafuma Group September 2009 Offizieller Partner der Compagnie des Guides de Chamonix 2011 Trilogy-Jubiläumskollektion zur Ehrung der Alpen-Trilogie von Christophe Profit
camp, klettern in dieser Zeit auf einen kleineren Berg in
2013 erhält Millet drei ISPO AWARDS: Rucksack Matrix, Schuhe Everest,
der Nähe, fühlen sich „sehr, sehr gut”, als sie den Gipfel
Bimb Pro GTX Freeride Suit.
angehen. Acht Tage später sind sie oben. „Der Mangel an
2014/15 sind alle Produkte PFOA-frei.
Sauerstoff macht dein Blut dick, deinen kompletten Körper
Millet gehört seit 2014 neben Eider und Lafuma zur Calida Group
müde, du beginnst zu husten, hast Atemprobleme”, beschreibt er die körperlichen Grenzen nüchtern.
58
Aktuell gibt es 34 technische Berater.
raus-magazin drei 2015
Mountain & Outdoor Division.
mobil
AUF NEUEN PFADEN
TEXT // SIMON SCHUMACHER FOTOS // SIMON SCHUMACHER, BMW AG
AUTOFAHREN KANN SPASS MACHEN, MUSS ES ABER NICHT. DAS WEISS MAN JA UND HAT BISHER BRAV UNTERSCHIEDEN, OB DER WEG DAS ZIEL IST, ODER OB ES LEDIGLICH UND NÜCHTERN BETRACHTET UM DEN (SCHWER-)TRANSPORT VON A NACH B GEHT. GERADE WENN MAN ETWAS GRÖSSERES EQUIPMENT BEWEGEN MUSS, KONNTE MAN BISHER SELTEN VON „FREUDE AM FAHREN“ SPRECHEN. MIT DEM GRAND TOURER ÖFFNET BMW NUN DEN ZUGANG ZU EINER NEUEN WELT.
H 60
at man ein Gefährt, in dem man problemlos
Vor meiner ersten Fahrt bin ich, der mit BMW eher sportliche Coupés
das Surfbrett oder andere sperrige Dinge
verbindet, allerdings noch skeptisch. Und dementsprechend überrascht,
verstauen kann, verhält sich dieses auf der
als ich den Grand Tourer am Flughafen von Zadar in Kroatien zur Test-
Piste meist ebenso spritzig wie ein müder Last-
fahrt abhole. Das dynamische Design lässt mich schnell meine Vorurteile
esel, der sich auf die Pferderennbahn verlaufen hat.
über Board werfen, der vertraute Grill wirkt gar angriffslustig. Das Cockpit
Nachdem im letzten Jahr erfolgreich der BMW 2er
ist BMW-typisch aufgeräumt und mit edlen Materialien ausgestattet. So-
Active Tourer vorgestellt wurde, folgt nun der große
wohl vorn als auch über das ganze Auto verteilt gibt es zahlreiche Ver-
Bruder des Kompakt-SATs (Sports Activity Tourer).
staumöglichkeiten und bei umgeklappter Rückbank stehen bis zu 1.905
Mit diesem Volumenwunder bewegt sich BMW auf
Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung. Optional kann man allerdings
unerforschtem Terrain. Denn der erwähnte Fahr-
auch bis zu sieben Sitze nutzen. Genauso wie zahlreiche Extras. Neu sind
spaß soll bei diesem jüngsten Familienmitglied der
Features wie „myKidio“, mit dem via iPad neben einem umfangreichen
Münchner sicher nicht zu kurz kommen.
Entertainment-Angebot auch Fahrdaten angezeigt werden können.
raus-magazin drei 2015
mobil
Macht eine gute Figur, auch abseits der Straßen.
Die Frage „Wie lange noch?“ wird so vom Wagen präzise selbst beantwortet. Ebenfalls neu in der Kompakt-Van-Klasse dürfte „Traffic Jam“ sein, das es einem ermöglicht, bei einer Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometer mit einer Hand am Lenkrad im Verkehr einfach „mitschwimmen“ zu können. Und noch eins sei gesagt: Praktisch muss nicht hässlich sein – und langsam erst recht nicht. Während ich ein zweisitziges Cabrio auf einer Küstenstraße vor mir bergauf scheuche, guckt der Typ am Steuer nicht schlecht, als ich final zum Überholen ansetze. Spritzig ist der Zwei-LiterDiesel, mit dem ich unterwegs bin, in jedem Fall, was man von einem Familien-Minivan sonst nicht direkt erwarten würde. Zum Marktstart steht gar ein Allradantrieb zur Wahl, ein Novum in dieser Fahrzeugklasse. Familien mit mehr als zwei Kindern können nun aufatmen, beweist BMW doch, dass der Spagat aus kompakter Abmessung, Funktionalität und Variabilität auf der einen Seite sowie sportlichem Design und BMW-typischem
Informationen - 4,55 Meter lang, 1,80 Meter breit und 1,60 Meter hoch - fünf neu entwickelte Turbomotoren mit drei und vier Zylindern (85 kW/116 PS bis 141 kW/192 PS) - Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,4 bis 3,9 l/100 km - Preis ab 26.850 Euro Weitere Infos unter www.bmw.de
Fahrspaß auf der anderen Seite durchaus gelingen kann.
Eine sportlich geschwungene Seitenlinie und die altbekannte BMW-Front lassen den Grand Tourer dynamisch wirken.
DAS COCKPIT IST BMW-TYPISCH AUFGERÄUMT UND MIT EDLEN MATERIALIEN AUSGESTATTET.
raus-magazin drei 2015
61
naturnah
62
raus-magazin drei 2015
NATURNAH WEITWANDERN IM FJELL
UT PÅ TUR, ALDRI SUR!* *BIST DU AUF TOUR, IST ALLES GUT! TEXT & FOTOS // SIMON MICHALOWICZ INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG
ZU FUSS DURCH GANZ NORWEGEN DAS LEBEN UNTER FREIEM HIMMEL, 140 TAGE LANG, 3.000 KILOMETER WEIT. SIMON MICHALOWICZ HAT NORWEGEN DURCHWANDERT. DER LÄNGE NACH. VOM SÜDLICHSTEN PUNKT AM KAP LINDESNES BIS ZUM NORDKAP. IN RAUS! BERICHTET ER VON DEN BESONDERHEITEN EINER SOMMERLICHEN UND WINTERLICHEN LANGTOUR, FASZINIERENDEN POLARLICHTMOMENTEN UND DER BEDEUTUNG, BALLAST ABZUWERFEN.
raus-magazin drei 2015
63
naturnah
Die Sonne geht unter über den Bergen Jotunheimens.
D
ie Morgensonne steigt langsam über die Hügel em-
zu schälen. So lange wie nur eben möglich, habe ich es aufgeschoben, mich
por, die meinen Lagerplatz umgeben. Schon durch
der morgendlichen Routine zu widmen. Immer wieder kam mir dabei eine
das dünne Nylon hindurch spüre ich die Wärme,
Frage in den Sinn: Warum mache ich das bloß? Eine gute Frage! Ja, warum
die sich langsam im Inneren breitmacht und den Raureif in
quält man sich am Morgen bei nasskalter Witterung aus dem Schlafsack? Die
kleine Wassertropfen verwandelt. Als ich mit einem leisen
müden Glieder kommen nur mühsam in Schwung und die Aussicht auf einen
Surren den Reißverschluss der Apside meines Zelts öffne,
weiteren Tag in Regenkleidung durchs Fjell zu streifen, steigert die Motivation
suchen sich sofort die ersten warmen Sonnenstrahlen ihren
auch nicht gerade. Aber irgendwie lockt es mich dann doch wieder, einen
Weg hinein. Verschlafen reibe ich mir die Augen, die sich
weiteren Tag draußen in dieser dramatisch schönen Landschaft verbringen
erst einmal an das Meer aus Sonnenstrahlen gewöhnen
zu dürfen. Hat man sich überwunden und es sich beim Frühstück gemütlich
müssen. Ich fühle eine angenehme Wärme auf der Haut und
gemacht, kommen die Lebensgeister schnell zurück. Steht erst einmal der
die Sonne zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.
Tee dampfend vor einem und die Müslischale wärmt die Hände, drängt sich die Abenteuerlust wieder ungeduldig in den Vordergrund.
Lange habe ich auf diesen Moment gewartet, ich bin schon
64
eine ganze Weile unterwegs, und zwar auf einer „Langtur“,
Heute aber treibt mich die Morgensonne an. Nur noch schnell zur Katzen-
wie man hier in Norwegen sagt. Während der letzten Tage
wäsche an den nahen Bach, danach mit klammen Fingern die komplette
war an solch eine Morgenstimmung nicht zu denken. Die
Ausrüstung zum hundertsten Mal wieder im Rucksack verstauen, und
Umgebung hat sich morgens stets nebelverhangen gezeigt.
schon kann es weitergehen, immer angetrieben von der Neugier auf un-
Eine feuchte Kälte hat dafür gesorgt, dass ich wenig Lust
bekannte Erlebnisse. Die Sonne steigt immer höher, der Morgendunst ver-
verspürte, mich aus dem kuscheligen Daunenschlafsack
schwindet langsam und die klare Luft ist ein einziger Genuss.
raus-magazin drei 2015
naturnah
Zurück ins Hier und Jetzt, der gestrige Abend kommt mir
„Nur wer in der Lage ist, die richtigen Entscheidungen zur rechten Zeit zu treffen, kommt unversehrt nach Hause.“
wie ein ferner Traum vor. Ich folge den Wegmarkierungen, die aus aufgeschichteten Steinen bestehen und mit einem roten „T“ – dem Zeichen des norwegischen Wanderverbandes Den Norsk Turistforeningen (DNT) – versehen sind. Der schmale Pfad vor mir ist kaum zu erkennen, der Boden ist übersät mit Steinen. Oft lassen sich die nächsten Wegmarkierungen nur mit geübtem Auge erkennen,
Die Freude auf den Tag steigt, ich laufe los und halte Ausschau nach der
sie heben sich dank des roten Buchstabens etwas von
nächsten Wegmarkierung. Meine Gedanken schweifen ab, immerzu muss
der Umgebung ab. Die Zeichen sind teilweise uralt, man
ich an den gestrigen Abend denken, ich bekomme die Bilder nicht mehr aus
kann nur schätzen, wie lange sie schon Wind und Wetter
meinem Kopf. Kurz vor neun gestern Abend: Ich liege bereits eingekuschelt
trotzen. Sie sind allesamt mit Flechten und Moosen be-
im Schlafsack und höre auf meinem iPod zum Tagesausklang ein spannen-
wachsen, der Patina des nordischen Fjells. Die Landschaft
des Hörspiel, als sich ein dringendes Bedürfnis bemerkbar macht. Nur wi-
ist mittlerweile in ein weiches Licht getaucht, der Himmel
derwillig schlüpfe ich aus dem warmen Nest und ziehe vorsichtig den Reiß-
ist tiefblau und die wärmende Sonne krönt die wunderbare
verschluss des Außenzeltes auf, um auszutreten. Die kalte Abendluft strömt
Stimmung. Ich komme gut voran, es ist ein Wandertag wie
mir entgegen und treibt mich an. Schnell werfe ich einen Pullover über und
aus dem Bilderbuch. Genau so, wie man ihn sich erträumt,
suche meine Sandalen, als sich plötzlich grüne Schlieren am Himmel zeigen.
wenn man bei der Planung der Tour an die Berge und
Zuerst begreife ich nicht, was gerade vor sich geht, doch dann läuft mir ein
Hochebenen Norwegens denkt. Gegen Mittag mache ich
Schauer über den Rücken und ich bekomme eine Gänsehaut: Nordlichter!
eine Pause und lasse mich an einem großen Felsen nieder,
Über mir werden die grünen Schlieren immer intensiver, die tanzende Aurora
der mir als Rückenlehen dient. Wie heißt es doch so tref-
Borealis erfüllt den gesamten Himmel! Ein unglaubliches Spektakel bietet
fend: Das Schönste im Leben, das sind die Pausen!
sich mir in diesem Augenblick. Mit offenem Mund stehe ich da und kann nicht fassen, was gerade um mich herum geschieht! Auf dieses Schauspiel
Mein Rastplatz liegt auf einer Anhöhe, in der Ferne erblicke
musste ich lange warten und nun kann ich mich nicht sattsehen. Ganz allein
ich den großen See, an dem mein ungefähres Tagesziel
im weiten Fjell stehe ich neben meinem Zelt, nur die funkelnden Sterne und
liegt. Dort unterhält der norwegische Wanderverband eine
das leuchtende Nordlicht erhellen die Umgebung!
der bald 500 Hütten, die jedem Wanderer zur Verfügung stehen. Am nahen Bach fülle ich meine Trinkflasche mit kühlem Wasser und krame einen „Kvikk Lunsj“-Schokoriegel aus dem Deckelfach meines Rucksacks hervor. Eine leichte Brise kommt auf, der Fels, an dem ich sitze, ist von der Sonne angenehm aufgewärmt. Ich genieße die Pause in vollen Zügen, um mich herum zwitschern einige Vögel, ein kleiner Lemming beäugt mich neugierig aus seinem Versteck. Ein Gefühl tiefer Entspannung macht sich breit. So fühlt es sich an, das norwegische „Friluftsliv“. Es bedeutet so viel wie „Leben unter freiem Himmel“. Unter diesen Begriff fällt alles, was man aktiv draußen machen kann. Sei es Wandern, Skifahren oder einfach nur eine gute Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Friluftsliv ist aber nicht nur ein Wort, es ist ein richtiges Lebensgefühl. Man soll die Natur erleben, ohne ihr zu schaden oder seine Spuren zu hinterlassen. Die Freude daran, ohne Konkurrenzdenken eine gute Zeit zu haben, steht dabei absolut im Mittelpunkt. Das Friluftsliv ist fest im norwegischen Alltag verwurzelt und ganz selbstverständlicher Teil der Kultur.
Oben: Warm eingepackt macht der Winter richtig Spaß! Unten: Hüttenromantik pur – mit Kerzenschein und Jo-Nesbø-Krimi
raus-magazin drei 2015
65
naturnah
Man kann es an der Universität studieren, bereits in der Schule lernen die Kinder, wie man sich sicher draußen
„Wie heißt es doch so treffend: Das Schönste im Leben, das sind die Pausen!“
bewegt. Der Klassenausflug findet schon mal im winterlichen Fjell statt und ganz selbstverständlich lernen die Schüler dabei, wie man zum Beispiel eine Schneehöhle
Auch die schönste Pause geht irgendwann zu Ende, ich verstaue meine
gräbt, um sich bei einem Sturm in Sicherheit zu bringen.
Wasserflasche und das Sitzkissen aus Schaumstoff wieder im Rucksack.
Dieser von Kindesbeinen an erlernte Umgang mit der
Ich mache mich auf, um meinem Ziel für den Tag näher zu kommen. Die
Natur ist eines der Dinge, um die man die Norweger
Landschaft wird nun offener, der Weg schlängelt sich über flache Terrassen
wirklich beneiden kann. Viele Familien besitzen einfache
hinab zu einem reißenden Fluss. Eine Hängebrücke kommt in Sicht, die hier
Hütten in den Bergen, die am Wochenende oder in den
vom DNT für den Sommer aufgebaut wurde. Nach der Saison wird sie im
Ferien ausgiebig besucht werden. Ein großer Kontrast zur
Herbst wieder abgebaut. Die Gefahr, dass die Brücke im Frühjahr während
modernen norwegischen Gesellschaft, aber gerade diese
der Schneeschmelze fortgerissen würde, ist zu groß. In jedem Jahr ziehen
Verbindung von Moderne und alten Traditionen haben
unzählige freiwillige Helfer stets aufs Neue ins Fjell, um Brücken aufzubauen
sich die Norweger bewahrt. Sie genießen die Schönheit
oder Wegmarkierungen instand zu halten. Zusammen mit den DNT-Hütten,
ihrer Heimat und wissen auch um die Gefahren, die
die im ganzen Land verteilt sind, findet man so als Wanderer eine naturnahe
die Natur mitunter aufbieten kann. Die sogenannten
Infrastruktur vor, die weltweit ihresgleichen sucht und Norwegen so zu einem
Fjellvettreglene mit ihren neun Geboten kennt hier jeder,
Paradies für Trekking- und Wandertouren macht. Über eine schmale Stiege
der sich draußen in der Natur bewegt. Nimmt man sie
erklimme ich die Brücke und überquere vorsichtig den reißenden Strom, gut
sich zu Herzen, dann kann jeder die fantastische Natur
zwanzig Meter breit ist die schwankende Konstruktion unter meinen Füßen.
erleben, ohne sich in Gefahr zu bringen. Eine der wichtig-
Auf der anderen Uferseite werfe ich einen letzten Blick zurück und mache
sten Regeln lautet: „Snu i tide!“ – Kehre rechtzeitig um!
mich wieder auf, um dem Weg zu folgen. Ich bin schon später im Jahr unterwegs, nur ganz selten treffe ich noch auf Wanderer, die die Einsamkeit des
Daran brauche ich mich heute zum Glück nicht erinnern,
beginnenden Herbstes für ihre Tour suchen. Meine Langtur begann Ende Mai
das sommerliche Fjell zeigt sich von seiner besten Seite.
am südlichsten Punkt Norwegens, dem Kap Lindesnes. Nun befinde ich mich
Aber auch ich kenne diese Situation, in der man ent-
schon weit im Norden, der Polarkreis liegt bereits hinter mir und ich bin bald
scheiden muss, ob es nicht besser wäre, umzukehren
vier Monate unterwegs auf Schusters Rappen. Diese Langtur ist etwas ausge-
oder seine Pläne zu ändern. Gerade wenn man im Winter
dehnter als normalerweise, sie ist die längste, die Norwegen zu bieten hat: Ich
unterwegs ist, bleibt einem kein Spielraum für falsche
möchte Norwegen der Länge nach durchqueren. Zu Fuß und an einem Stück,
Entscheidungen oder Fehler. Als mahnendes Beispiel dient
während eines einzigen, langen Sommers.
mir das Erlebnis, als wir einmal nur dreihundert Meter von der nächsten DNT-Hütte entfernt unser Zelt aufschlugen: Es wurde dunkel, wir waren ziemlich kaputt, es gab keine Markierungen für den weiteren Weg und ein Sturm zog auf. „So kurz vorm Ziel aufgeben? Einfach immer dem
Verlosung RAUS! verlost fünf Exemplare von Simon Michalowiczs Buch „Norwegen der Länge nach – 3.000 Kilometer zu Fuß bis zum Nordkap“. Für alle
GPS-Gerät nach und los gehts! Was für Weicheier seid
Skandinavien- und Outdoorfans, mit vielen Tipps
ihr denn?“, mag sich da der ein oder andere fragen. Aber
zu Weitwanderungen durch Norwegen. Sende eine
genau dieser falsche Ehrgeiz und der Verlass auf die
E-Mail an verlosung@tov.de und verrate uns, wie
Technik werden dann schnell zur Gefahr. Als der Sturm damals immer stärker wurde, konnten wir uns bald nur noch schreiend unterhalten. Ein Zelt im Sturm aufzubau-
viele Kilometer deine bisher längste Trekkingtour hatte. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen
en, kann eine ganze Weile dauern, von daher muss man solch eine Entscheidung schnell treffen, es bleibt keine
272 Seiten mit 32 Seiten Farbbildteil und einer Karte | Klappenbroschur |
Zeit für Diskussionen. Nur wer in der Lage ist, die richtigen
Malik National Geographic Taschenbuch| Erscheinungstermin: Anfang Juli 2015 |
Entscheidungen zur rechten Zeit zu treffen, kommt unversehrt nach Hause. Das Wetter hier im Norden kann sich schnell ändern und ist mitunter unerbittlich, das musste schon Amundsen in der winterlichen Hardangervidda auf die harte Tour lernen.
66
raus-magazin drei 2015
14,99 Euro | ISBN: 978-3-492-40587-4
naturnah
Eiskalte Morgenstimmung in Rondane
Nordkap
BERGEN OSLO Oben: Frühstück mit Aussicht auf das Áhkká-Massiv in Lappland Mitte: Simon Michalowicz: „Willkommen in meinem Restaurant!“ Unten: Kurz vor dem Nordkapp auf der Porsanger-Halbinsel
Kap Lindesnes
raus-magazin drei 2015
67
naturnah
„Wenn man länger als nur ein paar Tage unterwegs ist, stellt sich irgendwann ein ganz spezieller Zustand der Ballastlosigkeit ein.“
vermeintlichen Niederlagen wie unerreichte Ziele zu ärgern. Diese Dinge gehören dazu, wenn man sich draußen in der Natur bewegt. Man kann sie nicht beeinflussen, gerade das Wetter muss man einfach hinnehmen, wie es ist. Auch wenn triste Tage im Regen ziemlich frustrierend sein können, liegt man dann am Abend im warmen Schlafsack, nascht an der Tafel Schokolade und die Tropfen prasseln beruhigend auf das Zelt, ist man doch stolz darauf, diese Herausforderung gemeistert zu haben. Und wenn doch einmal alles überhaupt nicht läuft wie geplant, wenn man die Route ändern oder gar
Norge på langs nennt sich diese Tour. Nahezu jede Art von
seine Tour abbrechen muss, dann ist das halt so. Da hilft nur, es zu akzep-
Wetter ist mir bisher begegnet. Ganz egal ob nun Regen,
tieren und es wieder zu probieren. Gerade seine Pläne zu ändern, mag im
plötzlicher Schnee oder strahlender Sonnenschein so wie
Moment der Entscheidung bitter sein, aber nur dadurch hat man die Chance,
heute, das Fjell bot bisher alles auf. Und auch wenn es
auch weiterhin tolle Touren zu erleben. Schon mit dem ersten Schritt aus
manchmal wirklich schwerfällt, so machen doch gerade
der Haustür besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass nicht alles läuft, wie
diese Unwägbarkeiten eine solche Reise aus: Man weiß
man es geplant hat. In der Natur geht es nun einmal anders zu. Und genau
nie, was man als Nächstes bekommt. Wenn man länger
das macht es doch aus, weg vom Fahrplan des Alltags und hinein ins Aben-
als nur ein paar Tage unterwegs ist, stellt sich irgendwann
teuer: Wird das Wetter halten? Was wird mich erwarten? Durch die sanfte
ein ganz spezieller Zustand der Ballastlosigkeit ein. Die
Moränenlandschaft komme ich gut voran, in der Ferne sehe ich Rentiere, die
Gedanken kreisen nicht mehr darum, wann die nächste
gemächlich durchs Fjell ziehen. Kleine Bäche mäandern durch die Hügel, die
Besprechung auf der Arbeit ist oder wie viele E-Mails man
der Gletscher vor Urzeiten geformt hat. Das klare Wasser gluckert und wenn
noch beantworten muss. Man lebt nur noch im Moment,
ich an einen der Bäche herantrete, um mich mit einer Tasse voll vom küh-
und es ist allein wichtig, eine möglichst erfüllte Zeit im
len Nass zu erfrischen, sehe ich des Öfteren kleine Forellen und Saiblinge
Fjell zu haben. Die Prioritäten verschieben sich in eine für
umherschwimmen. Das sommerliche Wetter verleiht mir Flügel. Die Wärme
mich faszinierende Richtung. Eine tolle Stelle zum Zelten,
der Sonne auf der Haut und die Ruhe um mich herum sind Entspannung
um den Sonnenuntergang zu beobachten, ist plötzlich viel
pur. Ein zufriedener Blick auf die Karte genügt, ich habe mein Tagespensum
wichtiger, als ständig online zu sein. Die Reizüberflutung
schon erreicht. Die 25 Kilometer, die ich mir für heute vorgenommen hatte,
besteht nicht mehr darin, ständig von Radio, Fernsehen
vergingen wie im Fluge.
oder Handy vollgeplärrt zu werden, sondern in unfassbaren Lichtstimmungen, in Nordlichtern oder der Weite der Landschaft. Man wird zu einem Teil der Natur um einen herum und lässt so die Probleme des Alltags hinter sich, denn sie spielen hier draußen einfach keine Rolle. Die Bedürfnisse werden wieder auf einen wunderbaren Minimalismus heruntergeschraubt: einen schützenden Platz für die Nacht und ausreichend Essen und Wasser. Dieses Gefühl tiefer Zufriedenheit kommt auf einer Langtur nach einer Weile von ganz allein. Wenn man sich darauf einlässt, möchte man es immer wieder erleben, diese Freiheit und Rückbesinnung auf das Einfache, die einem im Alltag oftmals abgeht. Wichtig dabei ist, sich nicht von der Jagd nach Rekorden oder Höchstleistungen antreiben zu lassen. Man darf sich nicht über schlechtes Wetter oder
Weitere infos unter www.simonpatur.de
Oben: Morgendlicher Start zur blauen Stunde auf dem Rondvatnet Unten: Die DNT-Hütte „Fast“ in Breheimen mit Blick gen Hurrungane
68
raus-magazin drei 2015
naturnah
3 FRAGEN AN
Simon Michalowicz
Hej Simon, du bist vergangenen Winter zusammen mit deinem
nen. Die Entscheidung wurde uns ja leider von Sturm „Ole“ abge-
Kumpel Ulrich tatsächlich zur Winter-Langtur aufgebrochen.
nommen, das Wetter hat unsere Pläne vereitelt. Natürlich war es
Inwieweit hat dich das winterliche Norwegen auf neue Weise
schade, aber was soll man machen? Es war für uns aber schön zu
fasziniert? Ich hatte noch nie im Leben einen so langen Winter mit
sehen, dass wir dennoch über 800 Kilometer weit gekommen sind
Schnee um mich herum, das war anfangs gewöhnungsbedürftig und
und unsere Planungen gut aufzugehen schienen. Wir hatten einfach
spannend. Der Unterschied zum Sommer war stärker als gedacht, ich
Pech mit dem Wetter.
konnte zum Beispiel öfters gar nicht mehr nachvollziehen, wo genau ich im Sommer entlanggegangen war, obwohl wir auf derselben Route
Was hat euch auf der Tour geholfen, Hürden und Schwierigkei-
unterwegs waren. Da hat mich die Erinnerung oftmals sehr getäuscht.
ten zu meistern? Die ausführliche Vorbereitung und vor allem Ulrichs
Zudem ist im Winter alles direkter und unmittelbarer, ich hatte immer
unglaublich akribisches Roadbook mit allen Wegpunkten, Routen und
das Gefühl, die Elemente noch intensiver zu spüren. Aber bei minus 25
Alternativen war unbezahlbar. Ohne eine genaue Planung geht bei solch
Grad ist das vielleicht auch kein Wunder. Besonders faszinierend war
einer Tour gar nichts. Dadurch kann man dann unterwegs immer flexi-
es aber, über große Seen und Flüsse einfach hinwegzulaufen, anstatt
bel auf die Gegebenheiten vor Ort reagieren. Da möchte ich gern Adi
sie mühselig zu umrunden.
Preißler, den langjährigen BVB-Mannschaftskapitän, zitieren: „Grau is alle Theorie – entscheidend is aufm Platz.“ Darüber hinaus hat uns Bergans
Das Wetter zwang euch zum Abbruch. Wie blickst du heu-
in Hokksund sehr geholfen, indem sie den Versand unserer Versorgungs-
te auf diesen Moment? Da es nicht ein konkreter Moment war,
pakete übernommen haben. Eine große Erleichterung, spielt doch die
sondern eher ein Prozess, konnten wir das schnell richtig einord-
Logistik auf einer solchen Tour eine entscheidende Rolle.
Es ist Nachmittag und ich beende den heutigen Tag etwas früher. Ich möch-
hell wiederspiegelt. Sollte ich es wirklich bis zum Nordkap schaf-
te mir einen schönen Zeltplatz suchen, und noch ein wenig in der Sonne
fen, dann wäre es ein Traum, das Abenteuer Norge på langs im
meinen Gedanken nachhängen, dem Müßiggang abseits der eigentlich für
Winter zu wiederholen. Aber bis dahin genieße ich den Moment,
heute Nacht eingeplanten DNT-Hütte frönen. Schon bald werde ich fündig,
das Friluftsliv und die Ballastlosigkeit: Ut på tur, aldri sur!
an einem kleinen See gibt es einen flachen Kiesstrand, der einfach zum Verweilen einlädt. Das Zelt ist schnell aufgebaut und ich genieße ein eiskaltes Bad im türkisen Wasser des Sees vor meinem Lagerplatz. Anschließend lege ich mich auf meine Isomatte und lasse mir in der immer noch warmen Sonne die laue Brise um die Nase wehen.
In die Natur Norwegens eintauchen Per Schiff tägliche Fährverbindung Kiel/Oslo (Color Line), www.colorline.de Per Zug Die meisten Zugreisen vom Kontinent aus nach Norwegen verkehren über Nacht, in allen Zügen gibt es Schlafabteile. Für Zugreisen in Europa und Norwegen gibt es verschiedene Rabattpässe. www.nsb.no
Ich komme ins Nachdenken: Wie es wohl wäre, wenn ich im Winter durch diese wunderbare Landschaft ziehen würde? Der Kontrast muss enorm sein, alles ist dann von Schnee bedeckt. Im Winter ist es bestimmt nicht
Per Flugzeug Die meisten internationalen Flüge nach Norwegen werden am Flughafen Oslo Gardermoen abgefertigt. www.avinor.no In die Nationalparks Norwegen hat 44 Nationalparks, davon 37 am Festland und sieben auf Svalbard. Von faszinierenden Unterwasserlandschaften über
mehr so leicht, an fließendes Wasser im Bach zu kommen, man muss erst
ursprünglichen Wäldern bis zu anspruchsvollen Hochgebirgsregionen bieten die
aufwendig Schnee und Eis auf dem Kocher schmelzen. Und auch in kurzen
Parks Zugang zu unterschiedlichsten Naturräumen.
Hosen in der Sonne zu liegen, wird nicht möglich sein, dann werde ich wohl
Mit Jedermannsrecht In Norwegen hat jeder das Recht, sich in der Natur und
nur eingepackt in einen dicken Daunenparka die Landschaft genießen können. Aber auf Ski und mit einem Pulkaschlitten unterwegs zu sein, das hätte bestimmt etwas ganz Besonderes. Einmal nicht um die großen Seen herumlaufen, sondern direkt über das dicke Eis hinweggleiten. Und dann
in den Nationalparks frei zu bewegen. Im „offenen Land“, also nicht bebauter Fläche wie Küsten, Moore, Wälder und Berge, darf man zu Fuß oder auf Skiern frei umherstreifen und überall picknicken. Auch Zelten, offenes Feuer und das Pflücken von Beeren, Pilzen und Blumen ist grundsätzlich aber mit einigen Einschränkungen erlaubt.
erst die Vorstellung, dass man durch eine Landschaft wie in einem JackLondon-Roman zieht. Das man am Abend bei Vollmond das Zelt in einem
Weitere Infos unter www.visitnorway.com/de
lichten Kiefernwald aufbaut, während der Schnee den Schein des Mondes
raus-magazin drei 2015
69
querbeet
DURCHATMEN, GENIEßEN, ERLEBEN DIE OSTFRANZÖSISCHE REGION FRANCHE-COMTÉ TEXT // INA KRUG
E
FOTO // © CRT FRANCHE COMTÉ
RADWANDERWEG EUROVELO 6
LÖWE VON BELFORT
FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / MAISON DU TOURISME DE BELFORT
ZU FUß, MIT DEM FAHRRAD ODER AUF DEM WASSER – DIE FRANCHE-COMTÉ IST WIE GESCHAFFEN DAFÜR, SICH ZEIT ZU NEHMEN UND AUF VERSCHIEDENSTEN WEGEN UND PFADEN DIE REGION ZU ERKUNDEN. WIR HABEN UNS AUF DEN DRAHTESEL GESCHWUNGEN.
in schroffer Feldweg, das leise Surren der rollenden Räder, vorbei an den Sehenswürdigkeiten und unberührten, wilden Naturschauplätzen. Der Eurovelo 6, ein Radfernweg, durchquert Europa von Ost nach West, entlang der großen Gewässer. Vom Atlantik ans Schwarze Meer, rund 4.000 Kilometer, folgt er den drei größten europäischen Flüssen, der Loire, dem Rhein und der Donau. Für entspannte Touren bietet die Franche-Comté die schönsten Streckenabschnitte, in ungestörter Ruhe am Ufer des Doubs entlang. Auf insgesamt 187
Kilometern gibt es bei der Durchquerung von Städten und Dörfern mit ungeahntem Charme einiges zu entdecken. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Landstrich zu einer Region mit vielen Gesichtern entwickelt. Die ersten Architekten, die in diese Gegend kamen, hinterließen ihre schöpferischen Spuren: Bartholdi und sein berühmter Löwe, Vauban und seine unglaubliche Zitadelle – die ausgeschilderten Radwege führen abwechselnd durch ruhige Landschaften, erfrischende Waldabschnitte und geschichts- und symbolträchtigen Orte. Für uns geht es von Belfort nach Dole, durch die Tälern und Ebenen folgen wir den Kanälen und Ufern der Seen. Die Schönheit der Landschaft lässt die Anstrengung vergessen.
70
raus-magazin drei 2015
querbeet
Belfort, Heimat des LOwen Majestätischer Auftakt: Der berühmte Löwe ragt vor uns empor. Ein Monument aus Sandstein. Errichtet von dem Bildhauer Bartholdi zu Ehren der Einwohner von Belfort, die mit den Waffen in der Hand starben, während sie die Stadt bei der Belagerung von 1870/1871 verteidigten. Das Raubtier wird nur von der rosafarbenen Zitadelle überstiegen, dem unvergänglichen Zeichen, das Vauban der Stadt Belfort hinterlassen hat. Unter der Festung erstrecken sich unglaubliche Kellergewölbe, die auch „Grand Souterrain“ genannt werden. In diesen geheimnisvollen und finsteren Gängen stellt eine Licht- und Tonshow den Besuchern die berühmten Persönlichkeiten vor, die Belfort geprägt haben. Nach dem Wandeln auf den unterirdischen Wegen der Vergangenheit geht es auf den überirdischen weiter Richtung Süden.
MontbEliard, Stadt der HerzOge von WUrttemberg Zahllose Herden der rot-weißen Montbéliarde-Kühe, die friedlich auf den Wiesen weiden, kündigen das nächste Ziel an. Sie geben die Milch für die Käsesorten der Bergregion, in deren ländlichen Molkereigenossenschaften schon seit Urzeiten die Käsesorten der Region Franche-Comté nach An uns und unseren Drahteseln scheinen sie nur mäßig
hat in der „Stadt der Prinzen von Württemberg“ zahlreiche
interessiert. Montbéliard liegt zwischen dem Regionalen
Spuren hinterlassen, die man auf dem städtischen
Naturpark Ballons des Vosges und dem Juragebirge,
Erkundungsweg „Heinrich Schickhardt” entdecken
inmitten einer üppigen, grünen Natur. Wasser gibt es
kann. Bei unserem Aufenthalt machen wir auch einen
hier überall und lädt dazu ein, vom Sattel zu steigen und
Abstecher in das Musée de l’Aventure Peugeot, das so
zu Fuß der „Coulée Verte“, dem „grünen“ Wander- und
viel mehr bereithält als lediglich eine Autoausstellung: Auf
Radfahrweg entlang der Haute Saône, zu folgen. Oder
vergnügliche Weise lernen wir etwas über die Ursprünge
gemütlich mit dem Boot entlang des Weges zu schippern.
der legendären Automarke und die ersten Produkte
Die Region von Montbéliard hat den Herzögen von
des Unternehmens, die unter anderem Bügeleisen,
Württemberg ein reiches und farbenfrohes Kulturerbe zu
Rasierklingen und landwirtschaftliche Geräte umfassten.
verdanken. Die typische Silhouette des Herzogschlosses
Mit reichlich Wissen und vor allem Käse im Gepäck
thront über der Stadt. Der Städtebauer Heinrich Schickhardt
machen wir uns wieder auf den Weg.
FOTO // © CRT FRANCHE COMTÉ
CASCADE DES TUFS
traditionellen handwerklichen Verfahren herstellt werden.
raus-magazin drei 2015
71
CHÂTEAU-CHALON
FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / DIDIER LACROIX FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / LAURENT CHEVIET
querbeet
ZITADELLE VON BESANÇON
MOUTHIER-HAUTE-PIERRE
Besançon, Hauptstadt der Franche-ComtE Pedaletretend geht es am Ufer des Doubs entlang nach Besançon – eine wundervolle Art, die Hauptstadt der Franche-Comté zu entdecken. Der Status als erste „grüne Stadt“ Frankreichs ist ganz klar verdient. Hier ist die Natur überall präsent, was jedoch die beachtlichen architektonischen Bauwerke nicht zurückstehen lässt. Auch hier war der Meister Vauban am Werk: Seit Jahrhunderten erhebt sich die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Zitadelle von Vauban eindrucksvoll über Besançon. Auf einem Sattel liegend, diente sie über Jahre hinweg dem Schutz der Stadt und ihrer Einwohner. Heute gilt sie als eines der schönsten Bauwerke Frankreichs und überragt stolz die Altstadt. Von ihren Wehrgängen aus bietet sie uns eine spektakuläre Aussicht.
Dole und Umgebung Sprudelnd, donnernd oder friedlich – Wasser ist auf der gesamten Strecke allgegenwärtig. Angekommen in Dole, der Stadt des Wissenschaftlers Louis Pasteur, tauchen wir in die Franche-Comté früherer Zeiten ein, als der Ort noch die Hauptstadt der Region war. Die berühmte Stiftskirche Notre-Dame überragt stolz das Stadtzentrum. Sie ist noch heute die größte Kirche der Franche-Comté und steht seit 1910 unter Denkmalschutz. Unsere Erkundungstour führt uns weiter in das Quartier des Tanneurs, das Gerberviertel, ein bezaubernder Ort, an dem Louis Pasteur geboren wurde. Sein Geburtshaus steht für Besichtigungen offen. Neben geschichtsträchtigen Gebäuden bietet Dole auch viele schöne Landschaften mit zahlreichen Freizeitaktivitäten im Freien und natürlich wieder reichlich Wasser. Der Rhein-Rhône-Kanal, der die Stadt durchfließt, lädt nur wenige Schritte von der Altstadt entfernt abermals zu einem Ausflug auf dem Wasser ein. Uns zieht es weiter, denn auch die Umgebung von Dole hält schöne Überraschungen bereit – zum Beispiel das Weinbaugebiet des Jura. Unser Weg führt uns rund um die Stadt, eine etwas weniger anspruchsvolle Tour. Für sportliche Radler gibt es rund um die
72
Seen im Jura-Massiv Strecken mit höheren Schwierigkeitsgraden. Schön sind sie alle.
FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / LAURENT CHEVIET
FOTO // © CRT FRANCHE COMTÉ
FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / DAVID LEFRANC
SEE VON VOUGLANS
MONT D'OR MÉTABIEF
querbeet
GR 59, auf Schusters Rappen Wanderer finden in der Franche-Comté zahlreiche Inspirationsquellen. Die Region bietet unterschiedliche Strecken mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Für jedes Können gibt es den passenden Weg. Der Wanderweg GR 59 beispielsweise bietet die perfekte Möglichkeit, einige der von uns mit dem Rad durchquerten Städte zu durchwandern. Beginnend am Ballon d’Alsace, im Herzen des Naturparks Ballons des Vosges, führt der Weg bis zur Kapelle Notre Dame du Haut in Ronchamp. Weiter geht die Wanderung in Richtung Departement des Doubs und nach Besançon. Im Süden der Stadt geht die Strecke in den Jura zur Thermalstadt Salins-lesBain mit ihren Solekammern. Eine Variante führt zur Saline Royale d’Arc-et-Senans, dem königlichen Salzwerk, weiter durch den zweitgrößten Laubwald Frankreichs nach Dole. Im Süden von Salins durchquert der GR 59 die Weinbaugebiete des Jura – so zum Beispiel die Städtchen Arbois und Poligny – und zwei der schönsten Dörfer Frankreichs:
Regionaler Tourismusverband FrancheComté, de.franche-comte.org
Château-Chalon mit seinem berühmten gelben Wein und Baume-les-Messieurs mit der Abtei und einer beeindruckenden Höhle. In Lons-le-Saunier endet der Weg.
Ornans, das kleine Venedig der Comté Ein Abstecher lohnt sich: Der Loue, welche durch Ornans fließt, verdankt die Stadt ihren Spitznamen „kleines Venedig der Comté”, mit ihren Häusern auf Pfählen entlang des Flusses. Sehenswert ist auch das Schloss von Ornans, das einen wunderbaren Ausblick über das Doubs-Tal bietet. Die Stadt ist ein ideales Reiseziel, um auf den Spuren des Malers Gustave Courbets zu wandern und die Landschaften der Region durch
FOTO // © CRT FRANCHE-COMTÉ / PCCC
Weitere Informationen
sein künstlerisches Auge kennenzulernen. Übrigens gehört Ornans zu den 36 sogenannten „Typischen Regionalen Kleinstädten“ (Petites Cités Comtoises de Caractère), mittelalterliche Orte mit besonderem Charme in der Franche-Comté.
ORNANS raus-magazin drei 2015
73
stadtgeflüster
SCHWARZESBRETT GESTALTUNG // KAROLIN WÜSTNEY
74
raus-magazin drei 2015
stadtgefl端ster
raus-magazin drei 2015
75
TEXT & INTERVIEW // BENJAMIN HELLWIG
KEEN steht für innovative Ideen und kreative Produktlösung. Das Unternehmen aus Portland (Oregon) wagt sich diesen Sommer mit einem außergewöhnlichen Sandalenmodell – Open Air Footwear – auf den Markt: UNEEK. Und stellt sich mit dem Hingucker mutig gegen Bestehendes. RAUS! hat die Fakten zusammengetragen.
DREI FRAGEN AN KEENDESIGNER RORY FUERST JR. Hi Rory, du hast drei Jahre deines Lebens investiert, um die UNEEK-Sandale zu entwickeln. In welchem Maße hat dieses außergewöhnliche Schuhwerk-Projekt dich Rory Fuerst Jr. als Designer gepusht? Wenn ich auf den gesamten Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt zurückschaue, muss ich sagen, dass mir das Design am meisten Spaß gemacht hat. Wir haben uns gesagt, wenn wir die Art, wie der Schuh aufgebaut ist, drastisch verändern, können wir auch auf drastische Weise seine Funktion, also die Passform und den Komfort, verändern. So konnten wir etwas komplett Neues ausprobieren. Unser kleines Team, mit dem wir an den ersten Entwürfen arbeiteten, war großartig. Wir hatten haufenweise Spaß, wurden aber auch ziemlich herausgefordert. Wie würdest du den Effekt beschreiben, den UNEEK auf das Unternehmen ausübt? In der frühen Phase des Prozesses waren einige bei KEEN zurückhaltend, was UNEEK betraf, und ich kann ihnen das nicht verübeln. Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt nicht an UNEEK
glaubten, sagten sie nie Nein oder Stopp. Sie ließen uns unseren Weg gehen, was riskant war, aber es funktionierte. KEEN ist in dieser Hinsicht ein erstaunliches Unternehmen. Die Marke wurde aufgebaut, um die Dinge anders anzugehen. UNEEK ist für uns daher ein naturbedingtes Produkt. Und ein neues Kapitel. Die größte Herausforderung bestand darin, unseren Entwurf so anzupassen, dass man davon Tausende herstellen konnte. Es wäre ein Leichtes gewesen, ein paar Kompromisse zugunsten einer Massenproduktion einzugehen. Das aber hätte den kompletten Schuh verändert. An der ursprüngliche Vision festzuhalten und sich nicht von den Widerständen ausbremsen lassen – das war das Schwierigste. Wieviel Inspiration ziehst du aus Momenten außerhalb deines Büros? Riesige Mengen! Ich könnte hundertmal eine bestimmte Straße entlanggehen, eines Tages sehe ich dort etwas Neues, das alles verändert. Ich laufe viel, was einen großen Effekt hat. Es gibt mir die Zeit, um nachzudenken, Zeit für mich selbst. Einige meiner besten Gedanken sind mir beim Laufen gekommen. Auf den Trails mache ich oft Gedankenexperimente. „Was wäre wenn“-Spiele mit mir selbst. Ich lasse die Gedanken durch meinen Kopf laufen, keiner beurteilt sie oder sagt, sie seien falsch oder dumm. Auf Reisen ist die Inspiration am Größten. Ich habe das Glück, viel unterwegs sein zu können. Wenn du etwas komplett Fremdes sehen möchtest, sind Reisen sicher der einfachste Weg. Die Welt ist ein faszinierender Ort. Du musst dir einfach die Zeit nehmen, sie zu sehen.
DESIGNPROZESS UND EIGENSCHAFTEN
E
ntwickelt aus zwei Schnüren und einer Sohle: Mit der Konstruktionsweise der UNEEK betritt KEEN Neuland. Jedes einzelne Teil eines üblichen Schuhs wurde umgestaltet, um der Fußform bestmöglich zu entsprechen. Gestartet ist das Designteam mit einem einzigen Element: der Schnur. Die Konstruktion ist simpel. Die beiden Schnüre werden durch Zunge und Sohle gezogen und haben einen frei beweglichen Knotenpunkt. Dadurch kann sich der Schaft ganz flexibel an den Fuß anpassen. Das bedeutet Freiheit und zugleich Sicherheit und Halt für den Fuß. Ganztageskomfort gewähren das anatomisch vorgeformte Mikrofaser-Fußbett, ein Schnellzugschnürsystem sowie der weiche Mikrofaser-Fersenriemen. Die Mittelsohle aus leichtgewichtigem PU verspricht eine lange Lebensdauer und Dämpfung. Gumminoppen und ein Messerschnittprofil in der Laufsohle sorgen für Schutz und Traktion in den stärker beanspruchten Zonen. Rund 300 Gramm bringt das neue Open-Air-Modell von KEEN auf die Waage. Für mehrtägige Wanderungen schnürt man lieber Bergschuhe. UNEEK kommt eher im leichten Terrain zum Tragen, auf Festivals, am Strand oder im Urbanen.
76
raus-magazin drei 2015
Vom Fuß bis zum ersten UNEEK-Design
Kreativwettbewerb
Nur nicht schnurgerade RAUS!-KREATIVWETTBEWERB M anche entwerfen aus zwei dünnen Seilen innovative Sandalen. Da knüpfen wir doch mal an. Ob aus temporär entwendeten Schnürsenkeln, einem Reststück Paketband oder der Hundeleine: RAUS! sucht dein Ziel für den Sommer 2015! Forme mit einer Schnur deiner Wahl die Aktivität oder Region, die dich diesen Sommer prägen wird! Und ihn zu etwas Besonderem werden lässt. Die zwei kreativsten Entwürfe zeigen wir in der nächsten Ausgabe und honorieren sie mit einem Damen- oder Herrenmodell der neuen KEEN-Trekkingsandale UNEEK. Fotografiere dein geformtes Werk und maile es bis zum 01.08.2015 an info@rausmagazin.de. Absolut lohnenswert ist auch ein Blick auf unsere Website www.rausmagazin.de. Hier findest du inspirierende Kurzfilme zur innovativen Sandale, KEEN-Designer Rory Fuerst Junior im sympathischen Video über die Entwicklung von „Open Air Footwear“, RAUS!-Illustrator Michel Wende im Makingof einiger geformter Entwürfe, nach und nach die ersten kreativen Einsendungen von Lesern sowie weitere spannende Infos und Fakten zur UNEEK. Zudem finden sich dort die allgemeinen Teilnahmebedingungen zum Wettbewerb. Inspirationsquelle gefällig? Der RAUS!-Illustrator Michel Wende hat sich mit ein paar Schnüren ins Zeug gelegt und vier Ideen geformt.
MICHEL WENDE Michel Wende macht auch sonst coole Sachen. Der Kieler, selbstständiger Illustrator und Auftragsmaler, fertigt neben eigenen freien Arbeiten sowohl kleinere Illustrationen für Flyer als auch mehrere Quadratmeter große Wandbilder für seine Auftraggeber. Weitere Infos zu Michel unter www.rausmagazin.de
www.keenfootwear.com raus-magazin drei 2015
77
anziehend
Sonnenseiten FOTOS // LARS WEHRMANN ORGANISATION // INA KRUG
ES IST WIEDER AN DER ZEIT, DAS LEBEN NACH DRAUßEN ZU VERLAGERN. LASS DICH VON DER LEICHTEN, BUNTEN VIELFALT IN UNSEREM SOMMERSHOOTING INSPIRIEREN UND DANN RAUS! AN DIE FRISCHE LUFT.
SCHOFFEL / BRUNOTTI Stephan Brille // Blast (Firma: Julbo) // 79,95 bis 179,95 Euro Jacke // Moskos Men Jacket // 69,99 Euro Shirt // Amikas P-838 Men T-Shirt // 24,99 Euro Hose // Cabber Men Walkshort // 59,99 Euro Schuhe // UNEEK (Firma: Keen) // 111 Euro Isolierflasche // Classic Vacuum Insulated (Firma: Klean Kanteen) // 37,95 Euro (592 ml) Patrycja Brille // Dirt 2.0 (Firma: Julbo) // 84,95 bis 174,95 Euro Weste // Light Vest L // 99,95 bis 124,95 Euro Shirt // Salma // 29,95 Euro Hose // Hope // 79,95 Euro Schuhe // UNEEK (Firma: Keen) // 111 Euro Messer // Freescape Camp Kitchen Knife (Firma: Gerber) // 69,95 Euro Isolierbecher // Vacuum Insulated Tumbler (Firma: Klean Kanteen) // 29,95 Euro Sitzsack // Original Outdoor (Firma: Fatboy) // 249 Euro Kulturbeutel // Pack-It Specter Wallaby S Toiletry Kit (Firma: Eagle Creek) // 33 Euro Ausrüstung Leuchte // Edison the Petit (Firma: Fatboy) // 59 Euro Tablett mit Leuchte // Snacklight (Firma: Fatboy) // 99 Euro Isolierflasche // Vacuum Insulated Growler (Firma: Klean Kanteen) // 79,95 Euro (1900 ml) Laterne // Freescape Large Lantern (Firma: Gerber) // 80 Euro Stuhl // Maxi Transat (Firma: Lafuma Möbel) // 59,90 Euro Schlafsack // Finsuit 750SYN (Firma: Vaude) // 120 Euro
78
raus-magazin drei 2015
anziehend
BERGANS Patrycja Jacke // Microlight Jacket // 140 Euro Hose // Bykle Shorts // 50 Euro Rucksack // Rondane 12 L // 85 Euro Schuhe // Allout Charge (Firma: Merrell) // 120 Euro
MAIER SPORTS Stephan Hose // Nil // 79,95 Euro Jacke // Packaway 2M // 129,95 Euro Hemd // Laurens // 39,95 Euro Rucksack // Scrambler 30 Outdry (Firma: Mountain Hardwear) // 100 Euro Schuhe // Capra Sport GTX (Firma: Merrell) // 150 Euro
raus-magazin drei 2015
79
anziehend
VAUDE Stephan Jacke // Men's Moab Jacket // 100 Euro Shirt // Men's Moab Shirt // 45 Euro Hose // Men's Moab Shorts // 90 Euro Handschuhe // Men's Dyce Gloves // 35 Euro Schuhe // Taron Low AM // 150 Euro Socken // All Mountain Socks mid // 12 Euro Rucksack // Moab 20 // 110 Euro Patrycja Jacke // Women's Tremalzo Rain Jacket // 130 Euro Shirt // Women's Moab Shirt // 45 Euro Hose // Women's Tremalzo Shorts // 100 Euro Schuhe // Taron Low AM // 150 Euro Socken // All Mountain Socks mid // 12 Euro Rucksack // Moab Women 14 // 95 Euro
80
raus-magazin drei 2015
anziehend
HELLY HANSEN Stephan Jacke // LTK Activist 2,5L Jacket (Firma: Millet) // 199,90 Euro Shirt // VTR Printed SS // 29,95 Euro Hose // VTR Icon Shorts // 39,95 Euro Schuhe // Nimble R2 // 109,95 Euro Trinkrucksack // Dune (Firma: Source) // 99,95 Euro Brille // Venturi (Firma: Julbo) // 74,95 bis 139,95 Euro
MILLET / EIDER Patrycja Jacke // Target Knit Jacket 2.0 W (Firma: Eider) // 199,95 Euro Hoodie // Allez Micro Hoody (Firma: Montane, Polartec) // 109,95 Euro Hose // LD LTK Activist ¾ Pant (Firma: Millet) // 84,90 Euro Schuhe // Women’s Hedgehog Fastpack Lite GTX (Firma: The North Face) // 130 Euro Brille // Groovy (Firma: Julbo) // 79,95 bis 169,95 Euro
raus-magazin drei 2015
81
anziehend
MOUNTAIN HARDWEAR Stephan Shirt // Men`s Floating MTN Short Sleeve T // 30 Euro Hose // Mesa Convertible Pant // 65 Euro Schuhe // Allout Charge (Firma: Merrell) // 120 Euro Patrycja Shirt // Mighty Striped Short Sleeve T // 45 Euro Hose // Dynama Pant // 65 Euro Schuhe // Capra Sport GTX (Firma: Merrell) // 150 Euro
82
raus-magazin drei 2015
anziehend
BERGHAUS / KEEN Stephan Shirt // Men's Explorer ECO Short Sleeve Shirt // 60 Euro Hose // Men's Explorer ECO Zip Off Pant // 85 Euro Schuhe // Durand Lowcut WP (Firma: Keen) // 149,95 Euro Patrycja Shirt // Women's Explorer ECO Long Sleeve Shirt // 70 Euro Hose // Women's Explorer ECO Zip Off Pant // 85 Euro Schuhe // Durand Lowcut WP (Firma: Keen) // 149,95 Euro raus-magazin drei 2015
83
anziehend
TATONKA / HANWAG Stephan Jacke // Moss M’s Jacket // 100 Euro Shirt // Clemont M’s SS-Shirt // 70 Euro Hose // Kearns M’s Zip Off Pants // 100 Euro Rucksack // Storm 25 // 90 Euro Schuhe // Banks Lady GTX (Firma: Hanwag) // 179,95 Euro Patrycja Jacke // Berg W’s Jacket // 280 Euro Midlayer // Loja W’s Jacket // 90 Euro Hose // Kearns W’s Zip Off Pants // 100 Euro Schuhe // Canyon (Firma: Hanwag) // 189,95 Euro
84
raus-magazin drei 2015
anziehend
2
1
3
4
1,4,7: Geduldiger Komparse: Der Hobby Vantana macht alles mit. | 2: Fitter Fotograf: Voller Körpereinsatz bei der Arbeit | 3: Heimlicher Statist: Papa gleichzeitig am Telefon und im Hintergrund auf dem Segelboot: „Bin ich jetzt im Fernsehen?“ | 5+6: Kleiner Helfer: Hund Cookie wacht über Fotografen, Model und das Team.
7
6
5
BERGANS
HANWAG
MAIER SPORTS
SCHÖFFEL
+49 40 325964450
+49 081 3993560
+49 7024 80000
+49 8232 50060
bergans@bergans.de
www.hanwag.de
info@maier-sports.de
mail@schoeffel.com
www.maier-sports.com/de
www.schoeffel.de
www.bergans.de HELLY HANSEN BERGHAUS
+49 089 200084030
MERRELL
SOURCE
+49 89 36090260
www.hellyhansen.com
+49 800 6648468
+972 4 8136400
Teresa.ranf@wwwinc.com
info@sourceoutdoor.com
www.merrell.de
www.sourceoutdoor.com
marketing@berghaus.com www.berghaus.com
JULBO +49 800 39001888
BRUNOTTI
info@julbo.fr
MILLET
TATONKA
www.brunotti.com
www.julbo-eyewear.com
+49 07023 95110
+49 8205 96020
germany@lafuma.fr
info@tatonka.com
www.millet.fr
www.tatonka.com
EAGLE CREEK
KEEN
+35 321 4621473
+49 0800 22555336
info@eaglecreek.ie
Cs.europe@keenfootwear.com
MOUNTAIN HARDWEAR
THE NORTH FACE
www.eaglecreek.com
www.keenfootwear.com
+49 0877 9275649
+49 0800 7241220
www.mountainhardwear.com
tnf.deshop@vfc.com
EIDER
KLEAN KANTEEN
+49 070 23 95 110
+49 6105 456789
OUTDOOR RESEARCH
germany@lafuma.fr
info@kleankanteengermany.de
www.outdoorresearch.com
www.eider.com/en
www.kleankanteen.com/germany
FATBOY
LAFUMA
info@fatboy.com
info@projects-hamburg.de
www.fatboy.com
www.lafuma-mobilier.fr
www.thenorthface.com VAUDE +49 07542 53060 POLARTEC
info@vaude.com
www.polartec.com
www.vaude.com
GERBER www.gerbergear.de
raus-magazin drei 2015
85
visionär
EIN STÜCK WELT RETTEN
TEXT & INTERVIEW // LEA HENNEKE
„BE THE CHANGE YOU WANT TO SEE IN THE WORLD“ – SEI DER WANDEL, DEN DU IN DER WELT SEHEN WILLST. MAHATMA GANDHIS WORTE STEHEN FÜR DAS LEITMOTIV VON SOCIAL ENTREPRENEURS. NICHT GEWINNMAXIMIERUNG, SONDERN DAS LÖSEN GESELLSCHAFTLICHER PROBLEME STEHT IM VORDERGRUND DES AN BEDEUTUNG WACHSENDEN GESCHÄFTSMODELLS. DER AKTIONSRADIUS REICHT VON UMWELT ÜBER BILDUNG, ERNÄHRUNG, MENSCHENRECHTE UND INTEGRATION BIS HIN ZU ENERGIE, KLIMASCHUTZ UND VIELEN WEITEREN BEREICHEN. RAUS! STELLT FÜNF PROJEKTE VOR.
Weitere Informationen unter www.social-startups.de und www.visionsummit.org Ideenwettbewerb für Studierende unter www.yooweedoo.org
GOLDEIMER-KOMPOSTTOILETTEN NÄHRSTOFF, NICHT ABFALL!
„WIR DENKEN IN KREISLÄUFEN ABFÄLLE EXISTIEREN FÜR UNS NICHT.“ JAN LANGE kannten Systemen hin zu Komposttoiletten. Dadurch sollen
G
OLDEIMER ist eine „komfortable, saubere und unterhaltsame Toilette“,
Stoffkreisläufe geschlossen und unnötige Umweltbelastun-
so das Fazit der Betreiber des Social-Business. „Wir schließen
gen vermieden werden. „Wir kompostieren die gesammelte
Nährstoffkreisläufe und machen aus Scheiße ... Humus!“ Die Basis der
Biomasse zu einem Humussubstrat, das den Boden mit
Toilette ist rein ökologisch, alle Zugabestoffe sind kompostierbar und bio-
Nährstoffen anreichert“, sagt Jan. „Wir denken in Kreis-
logisch abbaubar. Die mobilen Komposttoiletten, die das Unternehmen
läufen – Abfälle existieren für uns nicht.“
betreibt, werden alternativ zu den konventionellen Sanitärsystemen auf Großveranstaltungen eingesetzt. „Dort, wo wir sehr viele Menschen auf
Das Team von GOLDEIMER schafft über ein Infotainment-
einmal erreichen. Und das eigene Bedürfnis nach einem sauberen, stillen
Konzept auf Großveranstaltungen Aufmerksamkeit für Themen
Ort am größten ist“, erklärt Gründungsmitglied Jan Lange.
wie Bodenqualität und Sanitärversorgung. Der Großteil der Gewinne des Projektes fließt in die Wasser- und Sanitärpro-
Bei konventionellen Sanitärsystemen wird der Nährstoffkreislauf der Na-
jekte von Viva con Agua und der Welthungerhilfe, die weltweit
tur mit dem Wasserkreislauf vermischt. Kläranlagen müssen diese Kreis-
Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäranlagen ermöglichen.
läufe dann wieder trennen. Die Nährstoffe von Fäkalien landen dabei im Meer oder werden verbrannt. Ziel des Projektes ist die Abkehr von be-
86
raus-magazin drei 2015
Weitere Infos unter www.goldeimer.de
VISIONÄR ZUKUNFTSWEISENDER UNTERNEHMERGEIST
BAMBUSFAHRRÄDER VON MY BOO
RESSOURCENSCHONEND ZUM SOZIALEN ENGAGEMENT
M
it Bambus für Bildung – das Kieler Social-Start-up my Boo verbindet jungen Unternehmergeist mit
ökologischem und sozialem Engagement. „Bloße Gewinn-
„BLOßE GEWINNMAXIMIERUNG IST FÜR UNS KEIN ERSTREBENSWERTES ZIEL.“ JONAS STOLZKE
maximierung ist für uns kein erstrebenswertes Ziel“, sagt
„Uns persönlich ist es ein großes Anliegen, zu zeigen, dass konkretes
Jonas Stolzke. Zusammen mit Maximilian Schay (24) grün-
soziales Engagement in Ghana und Deutschland sowie nachhaltig erfolg-
dete der 22-jährige Betriebswirtschaftsstudent 2012 my
reiches wirtschaftliches Handeln in Kombination wunderbar funktionieren.
Boo. Sie wollten ein tägliches Nutzmittel der Gesellschaft
In Verbindung mit einem einzigartigen Produkt ist dies unserer Meinung
entwickeln, das von Natur aus umweltfreundlich ist sowie
nach das Unternehmensmodell der Zukunft“, sagt Maximilian. Die fünf
produktionstechnisch und auf sozialer Ebene einer nach-
kleinen, für den Rahmenbau notwendigen Metallkomponenten werden
haltigen Philosophie entspricht. In Kooperation mit der
in einer Werkstatt für Menschen mit und ohne Handicap in Deutschland
unabhängigen ghanaischen Non-Profit-Organisation Yonso
nach hohem Standard produziert und nicht wie branchenüblich aus Fern-
Project werden die Bambusrahmen direkt dort hergestellt,
ost bezogen. Andere hochwertige Komponenten wie Lenker, Bremsen, Pe-
wo der Rohstoff zu Hause ist. Den Mitarbeitern vor Ort
dale und Räder komplettieren die Bambusfahrräder. Eine stabile Bauweise
bedeutet dies sichere Arbeitsplätze mit gutem Stunden-
und die witterungsresistente Lackierung sorgen für eine Lebensdauer von
lohn. Zudem wird mit jedem verkauften Bambusfahrrad
rund 20 Jahren. Die vier „my Boo“-Modelle entsprechen nach Tests der
ein einjähriges Schulstipendium für ein ghanaisches Kind
offiziellen EN-Norm für Fahrräder.
finanziert. Kunden haben die Möglichkeit, dieses Stipendium fortzuführen.
Weitere Infos unter www.my-boo.de
raus-magazin drei 2015
87
visionär
SKATEBOARDS VON BUREO
ROHMATERIAL AUS ALTEN FISCHERNETZEN
R
eisen öffnet den Blick. Und hier und da wird einem vor Augen geführt, wie unsere Umwelt unter den Einflüssen des Menschen leidet.
Die drei Gründer Ben Kneppers, Kevin Ahearn und David Stover wollten nach ihren Reisen durch Europa, Afrika, Asien sowie Süd- und Zentralamerika ein innovatives Produkt entwickeln, das andere Menschen ermutigt, über die eigene Müllproduktion nachzudenken.
Fischer dazu, alte Netze einzusammeln und in extra platzierte Tonnen in den Fischerorten zu werfen. Abge-
Ein treuer Lebensbegleiter direkt unter ihren Füßen wird zum neuen Tä-
rissene oder entsorgte Netze machen geschätzt zehn
tigkeitsfeld. Unter dem Brandnamen Bureo entwickeln sie Skateboards,
Prozent des weltweiten Plastikmülls in den Ozeanen aus.
deren Decks aus recycelten Fischernetzen hergestellt werden. Ihren
„Mit Net Positiva erarbeiten wir positive Lösungsansätze
Ansatz nennen die Gründer „Net Positiva“. Die Quelle dieses Rohstoffs ist
für das Problem der Meeresverschmutzung und schaffen
zunächst das Meer vor der chilenischen Küste. Das Bureo-Team ermutigt
ein Bewusstsein für die Bedrohung, der die Ozeane ausgesetzt sind“, sagt Ben Kneppers. Das Team aus Redondo Beach, Kalifornien, will andere
„MIT NET POSITIVA ERARBEITEN WIR POSITIVE LÖSUNGSANSÄTZE FÜR DAS PROBLEM DER MEERESVERSCHMUTZUNG UND SCHAFFEN EIN BEWUSSTSEIN FÜR DIE BEDROHUNG, DER DIE OZEANE AUSGESETZT SIND.“
Unternehmen aus der Surf- und Skateszene dazu inspirieren, ihre Produktion zu überdenken und Alternativen zuzulassen. Zudem sollen auch in anderen Ländern Fischernetz-Sammeltonnen installiert werden. Auch an Schulen werben die Gründer, um Kinder und Jugendliche für das Thema Umweltverschmutzung zu sensibilisieren.
BEN KNEPPER Weiter Infos unter www.bureoskateboards.com
88
raus-magazin drei 2015
visionär
GLOW ENERGY
ENERGIESPARHERDE FÜR ENTWICKLUNGSLÄNDER
O
ffene Kochfeuer sind nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern auch energetisch ineffizient.
Deshalb hat das Team von GloW Energy einen Energie-
„IM VERGLEICH ZUM DREI-STEINEFEUER SPART DER ENDKUNDE HOLZ UND ZEIT, ZUDEM KOCHT ER GESÜNDER, DA DER HERD WENIGER EMISSIONEN AUSLÖST UND SICH SOMIT WENIGER RAUCH IM RAUM BEFINDET.“ MARKUS ESPETER
sparherd hergestellt, der hauptsächlich zur Nutzung in Entwicklungsländern dienen soll. „Im Vergleich zum Drei-Steine-Feuer spart der Nutzer Holz und Zeit. Zudem
GloW Energy ist ein Start-up, das aus einem jungen Team von Studenten be-
kocht er gesünder, da der Herd weniger Emissionen aus-
steht. Erste Eindrücke über das Promoten von Energiesparherden wurden 2011
löst und sich somit weniger Rauch im Raum befindet“,
durch ein Projekt in Uganda gesammelt. 2013 wurde das fertige GloW-Konzept
sagt Initiator Markus Espeter.
erstmals bei einem Ideenwettbewerb vorgestellt. Bereits ein Jahr später konnten die ersten Prototypen durch Crowdfunding auf den Markt gebracht werden.
Um Schäden beim Transport zu vermeiden, wird der Energiesparherd in Form eines Bausatzes direkt in die
Momentan ist das GloW-Team in Uganda, um die Pilotphase erfolgreich zu
Zielregion geliefert. Die flachen, gestanzten Bleche wer-
Ende zu bringen. Hierbei wird die gesamte Wertschöpfungskette, vom ge-
den in Deutschland eingekauft, an die lokalen Verteiler-
stanzten Blech bis hin zum fertigen Energiesparherd, überprüft. Wenn alles
zentren im jeweiligen Entwicklungsland geliefert und
so verläuft wie geplant, sollen im nächsten Jahr die ersten Kooperationen mit
dort zusammengeschraubt und verkauft.
neuen Kunden ins Leben gerufen werden. Zurzeit liefert GloW die Produkte hauptsächlich an Organisationen der Entwicklungshilfe, die dann eigene Projekte planen. Zukünftig sollen sogenannte Add-ons wie zum Beispiel Grillrost oder Windschutz für den Energiesparherd entworfen werden. Weitere Infos unter www.glow-energy.de
raus-magazin drei 2015
89
visionär
FOODLOOP
NEUE IMPULSE FÜR DIE „FRISCHEPOLITIK“
Was ist das besondere an eurer Idee? Mithilfe des FoodLoop-Systems können Einzelhändler hochwertige und frische Lebensmittel, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern, über ihren Markt hinaus bewerben. Das FoodLoop-System ist an das Kassensystem des Einzelhändlers angeschlossen und kann Angebote automatisch und in Echtzeit an den Verbraucher kommunizieren. Durch Nutzung der App ist der Verbraucher zu jeder Zeit über alle reduzierten Produkte in seiner Umgebung informiert. FoodLoop hilft dem Händler, ein authentisches und nachhaltiges Image aufzubauen, während die Entsorgungskosten reduziert werden. Der Verbraucher hat Interview mit Christoph Müller-Dechent (rechts)
H
allo Christoph, kannst du das Konzept hinter FoodLoop kurz erläutern? Wir wollen dazu beizutragen, dass weniger vollwertige
Lebensmittel im Müllcontainer landen und Supermärkte nachhaltiger wirtschaften. Anhand einer neuen Generation von Handelsbarcodes und der FoodLoop-Plattform mit angeschlossenen Smartphone-Apps werden dem Verbraucher Produkte, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, reduziert angeboten. Dadurch spart der Verbraucher Geld
die Möglichkeit, gleichzeitig seinen Geldbeutel und die Umwelt zu schonen.
„VOLLWERTIGE LEBENSMITTEL WERDEN EINFACH ENTSORGT IM DURCHSCHNITT FAST ZWEI VOLLE EINKAUFSWAGEN GENIESSBARER LEBENSMITTEL PRO FILIALE PRO TAG.“
und weniger frische Lebensmittel landen im Müll. Was war der Auslöser? Beim Einkauf im Supermarkt stellte ich fest,
Inwieweit trägt eure Idee dazu bei, dass die Welt
dass dieser keine Milch, Joghurt oder Eier anbietet, deren Haltbarkeit we-
ein Stück weit besser wird? Es gibt keine bessere
niger als sieben Tage beträgt. Auf Nachfragen erhielt ich lediglich die Ant-
Gelegenheit, gleichzeitig den Welthunger und den ökolo-
wort, dass diese vollwertigen Lebensmittel im Zuge des häufig normierten
gischen Fußabdruck der Industrienationen zu adressie-
Chargenmanagements einfach entsorgt werden – im Durchschnitt fast
ren, als die unnötig hohen Mengen an verschwendeten
zwei volle Einkaufswagen genießbarer Lebensmittel pro Filiale pro Tag.
Lebensmitteln zu reduzieren. Dabei sind Kampagnen, die
Nur ein kleiner Teil davon wird an karitative Einrichtungen gespendet. Lei-
einseitig auf die Aufklärung der Verbraucher abzielen,
der musste ich schnell herausfinden, dass diese „Frischepolitik gängige
nicht zielführend. Es bedarf gemeinsamer Bemühungen
Praxis in der Lebensmittelwirtschaft ist.
und unternehmerischer Verantwortung. Wir sind davon überzeugt, dass auch die großen Lebensmittelmarken und Handelsketten umdenken und kreativ sein müssen, um sowohl ihren Mitarbeitern als auch den Verbrauchern ein positives Vorbild zu geben. Welche Ziele habt ihr für die Zukunft? Unsere langfristigen Ziele sind ambitioniert: Die Vision ist, dass bis 2020 alle Supermärkte der Welt mit FoodLoop ausgestattet sind, alle Stakeholder gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung kämpfen, ihr ineffizientes Chargenmanagement optimieren und authentisches Marketing betreiben. Weitere Infos unter www.foodloop.de
90
raus-magazin drei 2015
vorgestellt
SEABOB HIGH-PERFORMANCEELEKTROMOBILITÄT
LEISTUNGSSTARKE UND UMWELTFREUNDLICHE WASSERSPORTFAHRZEUGE – MODERNE SEATOYS IM TREND DER ZEIT
W
ie ein Fisch im Wasser zu schwimmen, davon hat sicher jeder schon einmal geträumt. Mit dem neuen SEABOB F5 S der
jetbetriebenen Wassersportfahrzeuge funktionieren voll elektrisch! Betrachtet man das High-Performance-Spielzeug wird klar, warum es mit einem Red Dot Award ausgezeichnet wurde. Die moderne Leichtbauweise unter Verwendung hochwertiger Bauteile aus Karbon, spezieller Keramikbeschich-
problemlos von einer Einzelperson zu Wasser lassen.
EIN GERÄT, DAS EIN VÖLLIG NEUES TAUCHERLEBNIS BESCHERT - OHNE UMWELTBELASTUNG. Es gibt verschiedene Geschwindigkeitsmodi, das Handling ist leicht und bedarf keiner längeren Einweisung. Sowohl die Geschwindigkeit als auch die Tauchtiefe lassen sich einstellen, um einen ungeplanten Tauchgang bei Vollgas zu festhält. So kann man sich sowohl über als auch unter Wasser ziehen lassen.
Fazit: Ein Must-have für alle wassersportbegeisterten Enthusiasten mit dem www.seabob.com
raus-magazin drei 2015
91
eigenleistung
RAUS!
-FOTOWETTBEWERB IM GESTEIN UNTERWEGS
Raus, rauf, runter. Ob gesichert an der Steilwand, bouldernd am Felsblock oder beim Zustieg im Geröllfeld: Kletternd unterwegs zu sein bedeutet, eigene Grenzen zu erfahren, den Körper zu spüren und bei sich zu sein. Für die neue Runde des RAUS!-Fotowettbewerbs suchen wir dein Beweisfoto zum Thema „Im Gestein unterwegs“. Sende uns deinen Vorschlag an fotowettbewerb@rausmagazin.de (Auflösung: 300dpi) mit einer kurzen Beschreibung. Die fünf beeindruckendsten Einsendungen honorieren wir zusammen mit dem italienischen Outdoorunternehmen La Sportiva. Einsendeschluss ist der 01.08.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de/teilnahmebedingungen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
1. Das Motto des letzten Fotocontests: „Heimisch im Freien“. Das Gewinnerbild kommt von Christian Malsch: „Der erste Radtag auf der Strecke von Bremen zum Nordkap war vorbei. Wir schoben unsere Fahrräder ein Stück von der Straße durchs Gestrüpp und glaubten unseren Augen kaum. Dass die Lüneburger Heide so wild aussieht, hätten wir nicht gedacht. Wir fühlten uns wie in der Savanne. Ein perfekter, chilliger Platz zum Zelten. Als wir alles aufgebaut hatten und das Essen kochte, merkten wir, dass wir nicht allein waren. Ruck, zuck waren wir von unzähligen Blutsaugern eingekreist. Wo ist nur mein Mücken-Kopfnetz? Klar, es war für Norwegen ganz unten in der Radtasche verstaut.“ Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz, Christian!
92
raus-magazin drei 2015
eigenleistung
2.
3. PLATZ 1 „Heidesavanne“ von Christian Malsch, Lüneburger Heide, Deutschland // Preis: Therm-a-Rest NeoAir XTherm Max Mattress PLATZ 2 „Stille und Einsamkeit“ von Antje Lorenzen, Rondane Nationalpark, Norwegen Preis: Therm-a-Rest EvoLite Mattress PLATZ 3 „Klare Nacht“ von Rolf Dietz, Tirasberge, Namibia // Preis: Therm-a-Rest Slacker Hammock single PLATZ 4 „Kühle Biwakschachtel“ von Stefan Herrmannspahn, Mainzer Höhenweg, Pitztal, Österreich // Preis: Therm-a-Rest TreoChair
4.
PLATZ 5 „Im Tussock-Gras“ von Philipp Ganzhorn, Greenstone & Caples Track, Neuseeland // Preis: Therm-a-Rest Compressible Pillow
5.
1. PREIS
2. PREIS
3. PREIS
4. PREIS
5. PREIS
LA SPORTIVA MIX (FÜR DAMEN ODER HERREN)
LA SPORTIVA BIMBALUNA ZIP HOODY (DAMEN) ODER LA SPORTIVA BISHOP HOODY (HERREN)
LA SPORTIVA TODRA PANT (DAMEN) ODER CHORRO PANT (HERREN)
LA SPORTIVA SHADOW TOP (DAMEN)
LA SPORTIVA STRIPE LOGO T-SHIRT (FÜR DAMEN ODER HERREN)
Der italienische Berg- und Kletterschuhspezialist ist ein seit drei Generationen familiengeführtes Unternehmen aus dem Fleimstal (Val di Fiemme) im Trentino. Durch ihr jahrzehntelanges Know-how zählen die Italiener zu den absoluten Topanbietern von hochfunktionalen Schuhen. Ihr Portfolio bietet eine breite Range für alle Outdooraktivitäten: Von Kletterüber Bergschuhen bis hin zu Mountain Running, Ski Mountaineering und Expeditionen bietet La Sportiva das richtige Schuhwerk für höchste Ansprüche. Seit 2012 sind außerdem Apparel-Kollektionen für alle Belange des Ski Mountaineerings, Kletterns sowie des Trail Runnings erhältlich. Viele der weltbesten Alpinisten, Kletterer und Trailrunner vertrauen auf die Produkte von La Sportiva und liefern dem R&D-Team wertvolles Feedback zur Produktentwicklung. Das Traditionsunternehmen produziert über 60 Prozent der Ware im italienischen Headquarter. Mindestens ein Mitglied jeder im Fleimstal lebenden Familie arbeitet für La Sportiva – ein Global Player mit starken heimischen und familiären Wurzeln. www.lasportiva.com/de raus-magazin drei 2015
93
retrospektive | impressum
IMPRESSUM
Retrospektive FOTOS UND TEXT // RÜDIGER NEHBERG
EIN BLICK ZURÜCK AUF EINEN VERRÜCKTEN MOMENT. RÜDIGER NEHBERG ERINNERT SICH.
HERAUSGEBER Alexander Lehmann VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986 CHEFREDAKTEUR Benjamin Hellwig | bh@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9969977 EDITORIAL DESIGN Outline-Graphix | Phone +49 431 6473173 | info@o-graphix.de ANZEIGENLEITUNG Eliane Lehmann | e.lehmann@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9909658 MITARBEITER DIESER AUSGABE Michel Wende, Alexandra Dinter, Ina Krug, Sven Bohde, Lea Henneke, Karolin Wüstney, Hans Freudenberg, Markus Pucher, Simon Schumacher, Simon Michalowicz, Rüdiger Nehberg LEKTORAT Ina Krug, Alexandra Dinter, Kirsa Stoltenburg MODESTRECKE/ORGA Ina Krug
1989
„Satte Läuse sind am nahrhaftesten.“ Lause-Erfahrungen auch im Amazonasgebiet im Norden Brasiliens: Rüdiger Nehberg beim Volk der Yanomami, 1985.
FOTOGRAFEN Jan Faßbender, Bastian Morell, The North Face/Damiano Levati, Markus Pucher/Berghaus, Eider, Millet, Simon Schumacher, BMW AG, Simon Michalowicz, Lars Wehrmann, Rüdiger Nehberg, Stuart Gibson/ Red Bull Illume, Franche Comté, Christian Malsch, Antje Lorenzen, Rolf Dietz, Stefan Herrmannspahn, Philipp Ganzhorn, GOLDEIMER, my Boo, Bureo Skateboards, GloW Energy, FoodLoop, Seabob, Lampuga
anderen Schulen gab es die begehrten Tiere. Also: Inserat im Hamburger Abendblatt.
Hamburger St.-Georg-Krankenhaus. „Ich entlause täglich die Obdachlosen. Wie viele Läuse brauchen digung: „Die Läuse, die ich in einem Glas gesammelt hatte, waren tot. Ohne Kontakt zum Patientenkopf
unverschämte Forderungen. Das habe ich nicht mitgemacht. Aber in einer Woche kriegt dein Doktor, er an. „Rüdiger, so was habe ich noch nicht erlebt! Dieser Mann ist wirklich ein echter Fan. Ich habe
weitere infos Weitere aberwitzige erlebte Geschichten in Nehbergs Buch „Echt verrückt“.
ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986 | ISSN 2192-0206 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für RAUS! in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstellungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien, insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen anderen Printprodukten, sowie Tonträger und Merchandising, Bildtonträger, Film, Hörfunk, Fernsehen, Software, Off- und Online-Dienste, Internet, CD-Rom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektronische und digitale Medien und Netzwerke, Domains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art. Das Inhaltspapier dieser Ausgabe wurde auf Recyclingpapier produziert, das vom Umweltsiegel BLAUER ENGEL zertifiziert ist.
Rüdiger Nehberg, vor kurzem 80 geworden, gilt als der Gründer der Survivalszene in Deutschland. Sein Sachbuch „Überleben ums Verrecken“ ist ein Bestseller. 2000 gründete er die Menschenrechtsorganisation TARGET e.V., die sich dem Kampf für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung in Kooperation mit dem Islam verschrieben hat. Mit unglaublichen Erfolgen: www.target-nehberg.de
94
raus-magazin drei 2015
Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:
vorgestellt
Lampuga SURFEN OHNE WIND UND WELLEN
A
uf einem Surfboard mit einer Geschwindigkeit von
Kooperation mit der DLRG. Für die Wasserretter wurde
bis zu 54 Kilometern pro Stunde über das Wasser zu heizen, ist ungewöhnlich – erst recht, wenn
dazu weder Wind noch Wellen benötigt werden. Mit den Surfboards von Lampuga wird dieses adrenalingeladene Abenteuer Realität, denn sie verfügen über einen Jetantrieb.
Die Geschwindigkeit des Boards lässt sich über einen Regler steuern, der in der Hand gehalten wird, die Lenkung erfolgt über Gewichtsverlagerung. Heraus
PS starken Motor, mit einer Akkuladung eine Distanz von bis zu 20 Kilometern.
geratenen Menschen aus dem Wasser zu bergen. Mit nur 25 Kilogramm Gewicht lässt sich das Lampuga Rescue leicht ins zu den Verunglückten sind. Für den Sommer 2015 hat Lampuga mit dem Air bereits ein neues kompaktes Board mit zwei Metern Länge angekündigt. Die wichtigste Besonderheit liegt aber darin, dass es sich um ein aufblasbares Modell handelt. Im zusammengeleg-
-
Bis zur Serienreife war es allerdings ein langer Weg, erklärt Benjamin Koehnfür den Modellbau und dem Hang zum Basteln. Irgendwann reizte mich dann die Herausforderung, ein Surfbrett mit einem Motor auszustatten. Diese Idee ließ mich nicht mehr los, weshalb ich 2008 mit der Entwicklung von Prototypen leme dafür umso mehr. Angefangen beim Motor bis hin zum Akku. Zusätzlich muss natürlich alles wasserdicht sein, weswegen jedes verbaute Teil individuell bearbeitet oder sogar eigens für Lampuga-Surfboards entwickelt wurde.
mit einem Verkaufspreis von 9.900 Euro preislich auch nochmal attraktiver als das Boost. de auf dem Wasser sozusagen zum Lieferumfang der Lampuga-Boards. Allerdings ist der Preis für diesen Euro liegen die Boards im Preissegment eines gehobenen Kleinwagens. Dafür bekommt man allerdings auch Qualitätsansprüchen gerecht wird.
der Entwicklung und Fertigung der Lampuga-Boards beteiligt. Die Produktion eines Boards dauert etwa vier Tage.
Facts Boost Länge 2,56 Meter Gewicht 37 Kilo Preis ab 15.400 Euro
Weitere infos unter www.lampuga.de
raus-magazin drei 2015
95
und nun raus!
ABGETAUCHT
„Es beruhigt etwas, wenn man in schwierigen Situationen jemanden an seiner Seite hat.“ Fotograf Stuart Gibson taucht ab, als am Spot Wilkes Pass vor Fijis Namotu Island die Waschmaschine angeworfen wird. Und schaut rüber zu Ryan Hargrave, der mit einem konzentrierten Duck Dive versucht, der über ihnen explodierenden Ladung Weißwasser zu entgehen. „Wir lachten und gleichzeitig hatten wir Angst. Ich drückte ein paar Mal ab, dann landeten wir auf dem Korallenriff.“ Die Aufnahme des Australiers wird für Ryan zum perfekten Erinnerungsfoto. Sich selbst beschenkt er mit einer Platzierung unter den Finalisten des Red Bull Illume Contest 2013, Kategorie Close-up. Weitere Infos unter www.redbullillume.com
96
raus-magazin drei 2015
FOTO // STUART GIBSON / REDBULL ILLUME
und nun raus!
raus-magazin drei 2015
97
randnotizen
LOFOTEN UND GALLIEN ILLUSTRATION // MICHEL WENDE, WWW.MICHELART.DE TEXT // SVEN BOHDE
B
erge mit steilen Wänden ragen hoch aus dem blauen Wasser heraus. Als Kontrast dazu wirken die roten
Fischerhütten besonders gemütlich. Bilder von den Lofoten habe ich im Internet schon viele angeschaut, weil ich so fasziniert war. Nun wird es Zeit, die Inselgruppe an der Westküste Norwegens persönlich zu bereisen. Also planen mein Kumpel Tobias und ich derzeit einen Campingtrip dorthin. Und so freute ich mich, als ich passend dazu eine norwegische Weisheit las: „Die wirkliche Entdeckungsreise strebt nicht nach neuem Land, sondern danach, Dinge mit neuen Augen zu sehen.“
Dass Philosophie die Chance bietet, anders denken zu lernen, merkte ich neulich, als ich durch Zufall auf ein Interview mit der Philosophin Natalie Knapp stieß. Sie sprach über Lebenskrisen und wie man sie bewältigt. Als sie das Beispiel Asterix und Obelix erwähnte, um über eine gelassene Lebenseinstellung zu sprechen, stutzte ich und wurde besonders neugierig. Knapp argumentiert, die beiden Gallier hätten immer Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte, und trotzdem feierten sie
„ASTERIX UND OBELIX, DAS IST PHILOSOPHIE, WIE ICH SIE VERSTEHE.“ Das klingt gut und es müsste dann ja auch bedeuten, dass man selbst an vermeintlich vertrauten Orten immer wieder Neues entdecken kann, wenn man andere Perspektiven einnimmt. Diese Fähigkeit, Dinge mit „neuen Augen“ zu sehen, möchte ich gern trainieren. Denn sie passt zu meinem Vorsatz, den ich in dieser Kolumne beschreibe, anders zu denken als sonst, um neue Gedankengänge zu entdecken. Ich muss aber gestehen,dass seit meinem ersten Text an dieser Stelle vor drei Monaten nicht viel passiert ist. Meistens habe ich den Kopf nicht frei, um mir Gedan-
ihre Feste und genössen ihr Leben. Das bedeutet: Weil das Leben schnell zu Ende sein kann, sollte man versuchen, jederzeit das Beste daraus zu machen. Asterix und Obelix, das ist Philosophie, wie ich sie verstehe. Zu der gelassenen Lebenseinstellung der Gallier fällt mir etwas ein, was ich vor etwa einem Jahr im Internet las. Eher ein Spruch, als eine Weisheit: „When nothing goes right, go left.“ Ich befolgte damals diesen Ratschlag, ging an einer Kreuzung nicht den gewohnten rechten Weg, sondern bog nach links ab und kam daraufhin an einer kleinen Kunstgalerie vorbei. Dort sah ich sehenswerte Dinge – mit neuen Augen. Ähnlich könnte es sich bald auf den Lofoten wiederholen. Denn auch für die Reise dorthin – per Schiff und Zug – passt der soeben genannte Spruch. Auch wenn alles gut geht, müssen wir, um die Inselgruppe zu erreichen, zunächst sehr lange Richtung Norden fahren. Und dann einfach nach links.
ken zu machen, oder ich nehme mir nicht die nötige Zeit dafür. Aber ich sollte es ohnehin locker angehen, schließlich ist es kein einfacher Weg, sondern eine weite Reise ... raus aus alten Denkmustern, hinein in fremde Gedankenwelten. Tobias scheint mir daher ein (wörtlich übersetzt: Liebe zur Weisheit) studiert.
98
raus-magazin drei 2015
SVEN BOHDE
guter Wegbegleiter zu sein, denn er hat Philosophie
CHAMONIX / FRANKREICH FREDRIK CLEMENT
EXPLORE THE TRAIL BEYOND L E I C H T E , AT M U N G S A K T I V E A U S R Ü S T U N G FÜR MEHR ABENTEUER.
MEHR ENTDECKEN AUF THENORTHFACE.COM
NEVER STOP EXPLORING
™