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Urban Vision채r inspirierend naturnah Extrem

Das OutdoorMagazin mit

Zeitgeist und Visionen f체r urbane Abenteurer

AUSGABE 24 | 04 / 2015


Renault KADJAR Nicht warten. Starten.

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169,– €

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Jahren Garantie1

Renault Kadjar Life ENERGY TCe 130 inkl. Komfort-Paket: Fahrzeugpreis2 19.166,– € inkl. Renault flex PLUS Paket1 im Wert von 620,– €. Bei Finanzierung: nach Anzahlung von 2.240,– € Nettodarlehensbetrag 16.926,– €, 60 Monate Laufzeit (59 monatliche Raten à 169,– € und eine Schlussrate von 8.874,– €), Gesamtlaufleistung 50.000 km, eff. Jahreszins 2,99 %, Sollzinssatz (gebunden) 2,95 %, Gesamtbetrag der Raten 18.845,– €. Gesamtbetrag inkl. Anzahlung 21.085,– €. Ein Finanzierungsangebot für Privatkunden der Renault Bank, Geschäftsbereich der RCI Banque S.A. Niederlassung Deutschland, Jagenbergstraße 1, 41468 Neuss. Gültig bis 31.08.2015 bei allen teilnehmenden Renault Partnern. Renault Kadjar ENERGY TCe 130: Gesamtverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert (l/100 km): 6,8/4,9/5,6; CO2 -Emissionen kombiniert (g/km): 126. Renault Kadjar: Gesamtverbrauch kombiniert (l/100 km): 5,8 – 3,8; CO2 -Emissionen kombiniert (g/km): 130 – 99 (Werte nach Messverfahren VO [EG] 715/2007). 1 2 Jahre Renault Neuwagengarantie und 3 Jahre Renault Plus Garantie (Anschlussgarantie nach der Neuwagengarantie gem. Vertragsbedingungen) für 60 Monate bzw. 50.000 km ab Erstzulassung. 2 Abbildung zeigt Renault Kadjar Bose® Edition mit Sonderausstattung. Renault Deutschland AG, Postfach, 50319 Brühl.

Renault empfiehlt

renault.de


herein

Wechselwirkungen „Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens.“ Was Albert Einstein (1879-1955) auf den Punkt brachte, ist heute in gleichem Maße bedeutend. Der Dialog, den Hersteller mit ihren professionellen Testern führen, beansprucht in der Branche einen hohen Stellenwert. Durch das Sponsoring mit ­Athleten, Ambassadors und (Extrem-) Sportlern erleben die Prototypen eines Unternehmens den ultimativen Einsatz. Und die Grenzen der Belastbarkeit. Funktioniert beispielsweise eine Kletterausrüstung beim Stresstest auf einer ambitionierten Expedition, erfüllt sie – platt formuliert – zukünftig auch die Bedürfnisse des gewöhnlichen Verbrauchers. Funktioniert sie stellenweise nicht, bringen die Rückmeldungen der Profis elementare Fakten für die Designund Produkt­entwicklungsabteilungen hervor. Zudem helfen diese Lead User mit ihrem Gespür und Produktwissen vielfach beim Evaluieren von Trends und Bedürfnissen des Marktes. Für den Sportler hat diese enge Interaktion mit seinem Partnerunternehmen bei allen monetären Beweggründen auch das Ziel, öffentlichkeitswirksam präsent zu sein und die eigene Bekanntheit zu steigern – bei gleichzeitigem strategischen Imagetransfer seitens der Marketingabteilungen. Eine Winwin-Situation, könnte man meinen.

Zum allgemeinen Gewinn werden die Außendarstellungen derartiger Kooperationen dann, wenn die Aktionen des Sportlers einen begeisternden Charakter haben. Wenn sie uns ein Stück mit hinausnehmen. Und den Auftakt dafür bilden, selbst einen Plan zu schmieden – der sich natürlich im Rahmen der eigenen realistischen Möglichkeiten bewegt. Und wenn es nur darum geht, einfach mal wieder für einen besonderen Ort den Rucksack zu packen und loszuziehen. Wir haben für diese XXL-Sonderausgabe des RAUS!-Magazins zur OutDoor-Messe Branchen­vertreter zu diesen Interaktionen ­befragt. Und erfahren, wann dieser allgemeine Gewinn an seine Grenzen stößt und Kooperationen kritisch gesehen werden. Wir sprachen auch mit Brad Boren, langjähriger Direktor der RD&D-Abteilung von Norrøna, über den Wissensaustausch und die Wechsel­ wirkungen mit den Athleten des norwegischen Unternehmens. Und über seine zukünftige Rolle im neuen Headquarter bei Oslo. Zudem in dieser Ausgabe: Die Hanwag-­ Werkspionage. Ein Besuch im Münchner Hinterland wirft einen Blick hinter die Kulissen des traditionsreichen Unternehmens. Und: Alexandra Schweikart im Interview. Die adidas-Outdoor-Athletin erzählt von ihrem Anspruch an sich selbst, der Vielfalt des Kletterns und den Feedbackrunden mit ihrem Sponsoringpartner.

Einen inspirierenden Austausch auf der OutDoor 2015,

Covershot // Sverre Hjørnevik

Benjamin Hellwig | Chefredakteur

Covershot: Fotograf Sverre Hjørnevik fängt im Jotunheimen-Nationalpark einen Blick auf die neue falketind-Kollektion von Norrøna ein. Das Konzept der norwegischen Brand hat hier sein inspirierendes Zuhause: großartige Bedingungen zum Bergsteigen und ständig wechselndes Wetter. Der Hersteller antwortet mit leichtgewichtigen Produktlösungen für ganzjährige Touren.


Inhalt

NACHGEFRAGT VIELSEITIG Alexandra Schweikart sieht in der Vielfalt des Kletterns ihre Herausforderung. Die adidas-Outdoor-Athletin will in allen Kletterdisziplinen gleichzeitig gut sein. Im Interview berichtet sie von ihrer Neugier. Und davon, wie ihr Feedback über funktionelle Aspekte eines Produktes von der Designabteilung des Unternehmens angenommen wird.

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NACHGEFRAGT ENTWICKLUNGSSCHRITTE Mit dem Umzug in ein neues Headquarter erlebt Brad Boren auch einen eigenen Wandel. Der US-Amerikaner, seit 17 Jahren beim norwegischen Unternehmen Norrøna, war zuletzt als Director Research, Development & Design aktiv. In inspirierenden Räumen im Westen Oslos widmet er sich nun den Feldern Innovation und Nachhaltigkeit. RAUS! hat vor Ort nachgefragt.

BILDERWELT LEINEN LOS Eintauchen, aufsaugen, selbst loslegen. Die RAUS!Gallery mit den inspirierenden Bildern fünf herausragender Outdoorfotografen.

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34 AUF SPURENSUCHE WERKSPIONAGE BEI HANWAG Berg- und Outdoorschuhe aus Vierkirchen. Das 1921 gegründete Unternehmen findet die Balance zwischen traditionellen Werten und innovativen Wegen. RAUS! wirft im Münchner Hinterland einen Blick hinter die Kulissen.

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FRISCHE LUFT BÜHNE FREI Hier kommen die Neuheiten des nächsten Sommers. RAUS! zeigt zur Leitmesse die Produktinnovationen der Branche.

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rausgeschwommen DER EXTREMSCHWIMMER Christof „Wandi“ Wandratsch hat einen neuen Gegner. Nach seinen Langdistanz-Weltrekorden bei Durchquerungen des Ärmelkanals und der Straße von Gibraltar sowie bei der Bodensee-Längsquerung schwimmt er jetzt auch im Eiswasser. Eine ordentliche Körperfettschicht ist erlaubt.

BRANCHENBEFRAGUNG SYNERGIEEFFEKTE Wie bewerten Unternehmen die Interaktion mit ihren Athleten und Sportlern im Bereich Produktentwicklung und Marketing? Wo liegen die Grenzen? Branchenvertreter antworten.

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Impressum & Ausblick


DER NEUE DISCOVERY SPORT

ABENTEUER LIEGT IN UNSERER DNA Die Technologie: richtungweisend. Die Möglichkeiten: grenzenlos. Sein leistungsstarkes Terrain Response™-System ist bereit für jedes Gelände – und die optionale 5+2-Sitzkonfiguration sowie bis zu 1.698 Liter Ladevolumen machen den neuen Land Rover Discovery Sport zu einem echten Raumwunder. Bereit für Ihr persönliches Abenteuer? Ab € 34.400,00. #InTheDNA

Verbrauchs- und Emissionswerte Discovery Sport: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 10,9–5,5, außerorts 6,8–4,2, kombiniert 8,3– 4,7; CO2-Emission 197–123 g/km; CO2-Effizienzklassen C, A+. Messverfahren RL 80/1268/EWG. Unverbindliche Preisempfehlung der Jaguar Land Rover Deutschland GmbH. Abb. zeigt Sonderausstattung.


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Urban

Das Leben im Freien ist mehr als nur Wildnis. Die junge und jung gebliebene Generation der Outdoorsportler findet man l채ngst nicht mehr nur am Ende der Welt. RAUS! zeigt urbane Abenteuer im Umfeld deutscher Ballungsgebiete.

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fotografiert  von

Jan Fassbender

Alter 38 Jahre Schwerpunkte Sport, Outdoor, Lifestyle, Advertising Philosophie Geht nicht – gibts nicht! Kunden Red Bull, adidas, Deuter, Magazine international ... Webseite www.janfassbender.de

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Visionär

Das Leben im Freien steckt voller Visionen. RAUS! macht frische Gedanken unserer Zeit erlebbar und nachvollziehbar. Will Geschichten erzählen, die zum Nachdenken anregen. Und dazu ermutigen, selbst zu handeln.

fotografiert  von

Stefan Rosenboom Alter 48 Jahre Schwerpunkte Reportage, Menschen in ihrem Lebens- und Arbeitsumfeld, Landschaft, Reisen, Buchprojekte, Vorträge, Ausstellungen, Leica Masterclass Workshops Philosophie Die Zeit ist der Schlüssel – Entschleunigung das Ziel. s of Kunden Random House, Rother, Knesebeck, Berg und Tal, Bergan Norway, Scandic, Hilleberg, 69° Nord, Hanwag, Patagonia Webseite www.augenwege.de

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Inspirierend

Das Leben im Freien inspiriert. RAUS! gibt mit Trends und Geschichten den Anstoß für eigene Aktivitäten. Für mehr Momente im Leben voll Bewegung und Frischluft. Für mehr Abwechslung und Veränderung.

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fotografiert  von

Hansi Heckmair

Alter 36 Jahre Schwerpunkte Werbekampagnen, Sport, Fashion, Outdoor, Reportagen, Travel, Food Philosophie There is no daily moment. What is around us, is for me the biggest inspiration. Kunden BMW, Salewa, Ortovox, Specialized, adidas Eyewear, Pascher+Heinz, Schöffel, Icepeak, VAUDE, VW, Jack Wolfskin Webseiten www.hansiheckmair.com, www.foodography.eu

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Naturnah

Das Leben im Freien ist naturnah. RAUS! öffnet den Blick für Natur und Umwelt. Mal sportlich, mal gemächlich. Mal wild und ursprünglich, mal ruhig und alltagsnah. Immer erfrischend, für Geist und eigene Ziele.

fotografiert  von

Bastian Morell

Alter 31 Jahre Schwerpunkte Mountainbiken, Wintersport, Bergsteigen, Reportagen Philosophie Adrenalin und Kreativität Kunden Allgäu Tirol Bergwelt, Das Höchste, EVOC, Katadyn, Liteville, Magura, O’Neill, VAUDE – Redaktionell: BIKE, Freeride, MountainBIKE, Outdoor, planetSNOW, Powder, RAUSZEIT, skiing Webseite www.bastianmorell.de

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Extrem

Das Leben im Freien fasziniert mit extremen Abenteuern. RAUS! will mit ungewöhnlichen und packenden Erlebnissen zum Träumen einladen. Und dazu ermutigen, die eigene Tour zu starten. Lebe deine Träume!

fotografiert  von

Rainer Eder

Alter 50 Jahre Schwerpunkte Outdoor, Extremsport, Fashion Philosophie Möglichst authentisch. Kunden Mammut, adidas, Nikon, Red Bull, Magazine international Webseite www.rainereder.com

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frische luft / jacken

News

Weiterentwicklung, technischer Fortschritt, Innovationen – die Branche ist immer in Bewegung. Wir zeigen ausgewählte Neuigkeiten und Highlights für das Leben im Freien.

Bergans Eidfjord Jacket Sie ist nicht nur eine vielseitige und leichte Outdoorjacke mit hervorragendem Wetterschutz – der Oberstoff der dreilagigen Eidfjord Jacket besteht zu 30 Prozent aus pflanzenbasiertem Polyester. Das ecodear genannte Material des Textilherstellers TORAY setzt damit einen Meilenstein in der Entwicklung ressourcenschonender Kunststoffe und der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen statt fossilem Öl. In diesem generellen Trend ist die Eidfjord Jacket ein erster Schritt hin zu einem vollständig pflanzenbasiertem Polyester, den TORAY in einigen Jahren für die Massenproduktion verfügbar haben will. www.bergans.de

The North Face FuseForm Cesium Anorak Mit gerade einmal 165 Gramm
zählt der Anorak Cesium zu den leichtesten seiner Art. Die wasserdichte und atmungsaktive 2.5L-Shell
 mit DryVent-Membran besteht aus nur einem Stück
 Stoff. Ermöglicht wird dies durch die einzigartige
 FuseForm-Technologie, bei der Verstärkungen an
Schultern und Ärmeln eingewebt werden können,
 ohne dabei Extranähte zu verwenden. Das macht die Jacke extrem robust. Durch die Anorak-Konstruktion mit extraleichtem HalbFrontreißverschluss spart die Jacke zusätzlich an Gewicht. Wird sie gerade nicht benötigt, kann sie in der eigenen Brusttasche platzsparend verstaut werden. www.thenorthface.de

Tatonka Aleika W’s Parka Der Aleika W’s Parka von Tatonka kommt als Wetterschutzparka im angesagten OverzisedLook daher. Neben seinem legeren Schnitt überzeugt der Damenparka mit modischen Details wie einem extralangen Rückenteil, überschnittenen Schulterpartien, großen Klappentaschen und einem verstellbaren Taillenzug. Das wasserdichte, atmungsaktive Zweilagenmaterial T-HardShell Twill ist PFC-frei imprägniert. Farblich präsentiert er sich in knalligem Red Orange, in Dark Sea Blue, Olive und Black. www.tatonka.com

Norr na Svalbard Cotton Anorak Der windabweisende Anorak Svalbard Cotton mit Kapuze ist seit vielen Jahren ein Bestseller und eignet sich gleichermaßen für Einsätze in Berg und Tal – ideal nicht nur für Spitzensportler. Der verbesserte Schnitt der Neuauflage hat eine schlankere Silhouette, die geräumige Känguru-Tasche wurde etwas tiefer auf Hüfthöhe platziert. Die Materialmischung aus Biobaumwolle und recyceltem Polyester macht den Anorak besonders robust und sorgt für schnelle Trocknungszeiten. Mit dem Anorak Svalbard Denim gibt es auch eine betont modische Version in limitierter Auflage von 250 Stück. Die Produktion des Jeansstoffs erfolgte nachhaltig, der Wasserverbrauch wurde so gering wie möglich gehalten. www.norrona.com

Vaude Scopi SYN Jacket Durch einen intelligenten Materialmix schafft die Scopi Syn Jacket bei aktiven Bergtouren eine nahezu perfekte Klimaregulation. Die Hybridjacke besitzt an Brust, Bauch und einem Teil der Rückenpartie das isolierende, atmungsaktive Polartec Alpha, das VAUDE hier mit einer 60-GrammWattierung erstmalig im Sommer einsetzt. Die leichte Stretch-Isolation hält den Rumpf auf Betriebstemperatur und schützt durch windabweisendes Pertex-Microlight-Material vor Auskühlung. Trikotstoff an den Ärmeln, seitlichen Einsätzen und der Rückenpartie sorgt für schnellen Feuchtigkeitstransport und Bewegungsfreiheit. Das Material wird aus hundert Prozent recyceltem Polyamid hergestellt, das aus gebrauchten Fischernetzen gewonnen wird. www.vaude.com

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DER HOBBY

VANTANA

EINE NEUE KLASSE UNTER DEN KASTENWAGEN. Fünf Modelle in drei Größen bieten Individualität nach Maß. Die handwerklich solide Verarbeitung und das Innenraum-Design setzen völlig neue Komfort-Maßstäbe unter den Reisevans. Und das zu einem einzigartigen Preis-LeistungsVerhältnis. Jetzt bei Ihrem Hobby Händler.

Kostenlose Kataloghotline: 0800-MEINHOBBY (0800-634646229) www.hobby-caravan.de | www.facebook.com/hobby.de


frische luft / jacken

Ternua Neutrino Die neue Kollektion ADRENAlite bietet Multifunktionsbekleidung und Accessoires für alle bewegungsintensiven Aktivitäten im Freien, bei denen es neben Passform und Funktion besonders auch auf Gewicht und Packmaß ankommt. Die Neutrino-Jacke ist das Herzstück der Kollektion. Aus ultraleichtem Pertex Shield+ Polyamid gefertigt, bringt sie es gerade einmal auf 185 Gramm (Größe L) und ist trotzdem absolut wasserund winddicht. Das Material ist atmungsaktiv und wenn die Jacke nicht gebraucht wird, verschwindet sie im integrierten Packbeutel. Dank des winzigen Packmaßes passt sie so in den kleinsten Rucksack oder in die Hosentasche und ist griffbereit, falls es plötzlich kalt oder nass wird. www.ternua.com

Berghaus

Baffin Island

Die Jacke Baffin Island mit Hydroshell Elite Pro und Hydroshell Air ist für Damen und Herren verfügbar. In den Hauptbereichen am Rumpf sorgt Hydroshell Elite Pro für Strapazierfähigkeit und besten Nässeschutz. An besonders beanspruchten Stellen optimieren Verstärkungen die Abriebfestigkeit der Jacke zusätzlich. Hydroshell Air bietet erstklassige Atmungsaktivität und schafft in Bereichen mit großer Hitzeentwicklung ein angenehmes Klima. Die intensiv durch die beiden Berghaus-Athleten Mick Fowler und Michelle Blaydon getestete Technologiekombination ist der ultimative Performance-Mix aus Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität. de.berghaus.com

NorrOna Svalbard Wool Jacket Mit ihrem funktionellen Mix aus Wolle und Polyester eignet sich die Svalbard Wool Jacket für vielerlei Freiluftaktivitäten. Sie vereint Tragekomfort und Style in einem Produkt. Die Wolle gewährleistet eine gute Thermoregulation während der Polyesteranteil Feuchtigkeit schnell ableitet und dem Material die nötige Robustheit verleiht. Die Jacke lässt sich aufgrund des cleanen Designs auch gut im Alltag kombinieren. www.norrona.com

Icebreaker Ellipse

LS Half Zip Hood

Nachdem sich die MerinoLOFT-Jacken im Winter bewährt haben, sind sie jetzt erstmals Teil der Icebreaker-Sommerkollektion. Der Ellipse LS Half Zip Hood und die Ellipse Vest sind perfekte Begleiter zum Wandern, Klettern, Laufen, Fahrradfahren und urbane Aktivitäten. Die Hybridjacken für Frauen und Männer haben sogenannte „loft zones“. Das an diesen Stellen verwendete MerinoLOFT ist ein leichter Isolationsstoff, hergestellt aus Premium-Merinowolle, Wolle und einem geringen Polyesteranteil. Der übrige Teil der Jacken besteht aus Jersey mit Waffelstruktur aus 75 Prozent Merinowolle und 25 Prozent recyceltem Polyester. www.icebreaker.com

Schoffel Everywear

Superlite Windbreaker

Der neue Everywear Superlite Windbreaker von Schöffel ist mit nur 120 bis 140 Gramm ein federleichter Begleiter in der Freizeit – genauso wie beim Wandern, auf dem Berg oder an der See. Durch eine besondere Beschichtung der Innenseite ist die bluesign-zertifizierte Venturi-Zwei-Lagen-Allwetterjacke besonders winddicht und gleichzeitig wasserdicht und atmungsaktiv. In sich selbst verpackt ist die Jacke gerade mal so groß wie ein Apfel. Somit ist sie ein unauffälliger, unverzichtbarer Begleiter für alle, die gern mit Volldampf unterwegs sind und – am Ziel angekommen – eine feine, schützende Hülle zu schätzen wissen. www.schoeffel.de

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Weitere Auswahl unter panasonic.de/camcorder

WASSERDICHT, ROBUST, ULTRAKOMPAKT – DIE HX-A1 ACTION-CAM Ob beim Segeln, Mountainbiken, Kanufahren im Wildwasser oder beim Climbing – mit der sportlichen Action-Cam sind Sie mittendrin im Geschehen und können jedes Detail festhalten. Nur 45 Gramm schwer, doch voller Power – die HX-A1 ist wasserdicht, stoßfest und hält sogar Temperaturen bis -10 Grad aus. Für die vielen Anwendungsgebiete ist ein breites Angebot an Halterungen und Zubehör erhältlich. panasonic.de/camcorder


frische luft / jacken & bekleidung

LOffler

„Izzy“ CSL

Die brandneue Kollektion Urban Bike von Löffler ist Bikewear einer neuen Generation. Funktionelle Trikots und Shirts mit atmungsaktiver Merinofaser und sportlich-lässige Twill-Shorts setzen neue Akzente. Die Bike-Trägershorts „Izzy“ CSL mit transtex-Futter im Rückenbereich ist schnell trocknend, wasser- und schmutzabweisend und hat eine integrierte Elastic Rad-Innenhose mit Silikonbeinabschluss. Die leichte, elastische Shorts bietet zudem Netzträger, Zip-Beintaschen und Sitzpolster mit Comfort Gel Air. www.loeffler.at

Houdini Aegis Mit der Aegis bringt Houdini eine neue Shell-Kombination aus Jacke und Hose auf den Markt, die wasserdicht, atmungsaktiv und zu hundert Prozent recycelbar ist. Zum Einsatz kommen die von Houdini eigens entwickelte wasser- und winddichte Membran Atmos und eine DWR-Behandlung, welche komplett frei von PFOA ist. Sie eignet sich hervorragend zum Mountainbiken, Wandern, Skifahren im Frühling und für jede andere Outdoorsportart, die eine widerstandsfähige und zugleich leichte Shell erfordert. Die Aegis Jacket hat einen Zwei-Wege-Reißverschluss, eine verstellbare, helmkompatible Kapuze sowie Belüftungsreißverschlüsse unter den Armen. www.houdinisportswear.com/en

Polartec / Ternua Malaspina Die Jacke Malaspina wurde von Ternua speziell für Hochtouren, Fels- und Eisklettern konzipiert. Für Atmungsaktivität bei höchster Wärmeleistung und für ein besonders angenehmes Tragegefühl sorgt Polartec Power Wool. Im Gegensatz zu
anderen Woll/Synthetik-Materialmischungen handelt es sich bei
Polartec Power Wool um eine Zwei-KomponentenStrickkonstruktion, die hochwertige Merinowolle auf der
Innenseite und ein Polyamid/Elasthan-Garngemisch auf der
Außenseite des Materials miteinander zu einem Stoff verstrickt. Bei Stop-and-Go-Aktivitäten bei kühlen Temperaturen wärmt die Merinowolle auch noch im feuchten Zustand. Mit ihrem körpernahen, aber technischen Schnitt bietet die Jacke maximale Bewegungsfreiheit in alle Richtungen und überzeugt durch funktionelle Details. www.polartec.com, www.ternua.com

HaglOfs Herakles Jacket Das strapazierfähige, leichte Jacke Herakles verzichtet trotz schlanker, athletischer Passform nicht auf maximale Bewegungsfreiheit. GORE-TEX CKNIT setzt neue Maßstäbe bei der wasserdichten ShellTechnologie, verstärkte Bereiche sorgen für zusätzlichen Schutz, wo man ihn am meisten benötigt. Weitere Extras sind die zwei langen Reißverschluss-Napoleontaschen, die Unterarmbelüftung sowie eine Netzinnentasche für das schnelle Verstauen von Handschuhen etc. Die kletterhelmkompatible Kapuze bietet Zuflucht vor rauen Winden. www.haglofs.com

Berghaus Hyper Basierend auf den Erfahrungen des mit dem ISPO Award und dem goldenen OutDoor INDUSTRY AWARD 2014 ausgezeichneten VapourLight Hyper Smock bietet die Jacke Hyper jetzt noch mehr Flexibilität. Ob bei Bergmarathons oder auf dem Trail, die extrem leichte, wasserdichte Jacke ist immer dabei – angezogen oder im praktischen Packbeutel im Rucksack. de.berghaus.com

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PISTAZIEN

Der natürliche Snack für unterwegs

Amerikanische Pistazien sind der ideale Snack für aktive Menschen. Sie lassen sich prima überallhin mitnehmen und mit den drei tollen Rezepten werden Brotzeit oder Picknick zum Highlight.

Fruchtige el Pistazienrieg

P

FÜR ca. 8 STÜCK

istazien sind eine ideale Nährstoffquelle für unterwegs. „Die ausgewogene Kombination von Eiweiß, Vitaminen, Mineralien, Ballaststoffen und gesunden Fetten macht amerikanische Pistazien zu einem perfekten Begleiter“, sagt Dr. Ursula Hildebrandt von der Deutschen Sporthochschule in Köln. So vielseitig sind die kleinen grünen Powerpakete: Pistazienriegel, Smoothies oder Mitnehm-Nudelsalate sind ganz schnell gezaubert. Hier sind drei tolle Rezepte der American Pistachio Growers. Weitere Rezepte finden Sie auf americanpistachios.de.

Je 50 g getrocknete Datteln und Aprikosen • 150 g amerikanische Pistazien • 4 EL Honig • 3 EL Pflanzenöl • Je 50 g kernige und zarte Haferflocken

1) Datteln und Aprikosen fein würfeln. Amerikanische Pistazien schälen und grob hacken. 2) Honig und Öl erhitzen, mit Datteln, Aprikosen, amerikanische Pistazien und Haferflocken vermischen. Die Frucht-PistazienMischung ca. 1–2 cm dick auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech oder in eine rechteckige Form streichen (ca. 10 x 24 cm) und im vorgeheizten Backofen bei 160°C (Gas: Stufe 2, Umluft 140 °C) ca. 30 –35 Minuten backen.

3) Die noch leicht warme Masse in 8 Riegel schneiden

Mediterraner Nudelsalat

(ca. 3 x 10 cm) und anschließend komplett auskühlen lassen. Riegel nach Wunsch verpacken und mitnehmen. Zubereitungszeit: ca. 60 Minuten | Pro Stück: 885 kJ / 211 kcal

FÜR ca. 4 PORTIONEN

PistazienSmoothie

360 g Mini-Farfalle • Salz • 1 Glas getrocknete Tomaten in Öl (= 280 g) • 10 Oliven (ohne Stein) • 2 Feigen (alternativ: getrocknete Feigen) • 3–4 EL Olivenöl • 3– 4 EL heller Balsamicoessig • 1/2 TL Senf • 1 TL Honig • Frisch gemahlener Pfeffer • 150 g amerikanische Pistazien

FÜR ca. 4 GLÄSER

1) Nudeln in kochendem Salzwasser nach Packungsanweisung zubereiten, abtropfen und abkühlen lassen. Tomaten in Würfel schneiden, Oliven vierteln. Feigen mit einem trockenen Tuch abreiben und würfeln.

2) Für das Dressing Öl, Essig, Senf und Honig verrühren und mit Salz und Pfeffer würzen. Amerikanische Pistazien schälen.

3) Salatzutaten, Dressing und Pistazien vermischen, kurze Zeit durchziehen lassen und zum Mitnehmen verpacken. Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten | Pro Portion: 2833 kJ / 676 kcal

4 Beutel grüner Tee • 120 g amerikanische Pistazien • 1 reife Mango • 1 Kiwi • 200 g Ananasfruchtfleisch • 4–5 EL Traubenzucker

1) Teebeutel mit 500 ml heißem Wasser aufgießen, ca. 5-8 Minuten ziehen und abkühlen lassen. Amerikanische Pistazien schälen und grob hacken. 2) Mango und Kiwi schälen, bei der Mango das Fruchtfleisch in Spalten vom Stein und anschließend diese und die Kiwi in Stücke schneiden. Tee, Traubenzucker, amerikanische Pistazien und Obst in einen Mixer geben und pürieren. 3) Smoothie in Gläser füllen, nach Wunsch mit Fruchtstücken garnieren und mit einem Strohhalm servieren. Zum Mitnehmen in gut verschließbare Flasche füllen. Unser Tipp: In einem Thermobehälter bleibt der Smoothie kühl und frisch. Zubereitungszeit: ca. 20 Minuten | Pro Glas: 894 kJ / 213 kcal

Sie finden uns auf Facebook.com/AmericanPistachios

Mehr Informationen unter www.americanpistachios.de


frische luft / ausrüstung

Marmot Limelight 2P Nach ihrer Rundumerneuerung erkennt man Marmots Limelight-Zelte kaum wieder. Das Zelt Limelight 2P ist mit Abstand das geräumigste seiner Gewichts- und Preisklasse und verfügt dank innovativer Zonierung im Vergleich zum Vorjahresmodell über 45 Prozent mehr Platz im Innenraum. Die beiden überdimensionalen Eingangstüren ermöglichen einen leichten Zugang. Zusätzliche Extras sind die Lampentasche für Licht an der Decke, die farblich markierten Clips für einen intuitiven Aufbau sowie der inkludierte Footprint. Das Limelight ist komplett PFC-frei. www.marmot.de

Yeti Gecco Mit dem Gecco bietet Yeti, der Spezialist für Daunenprodukte, einen neuen Schlafsack mit umweltfreundlichem Außenstoff an. Das „Next to Nature“-Gewebe basiert auf einem erneuerbarem Rohstoff, der Rizinuspflanze, und ist daher deutlich umweltfreundlicher als traditionelles Nylon. Zusätzlich weist es eine natürliche, wasserabweisende Oberfläche auf. Neben dem neuen Außenstoff kommt die bewährte „Crystal Down Dry“-Füllung zum Einsatz, Daunen, die mit der QuixdownTechnologie von Toray ausgerüstet kein Wasser aufnehmen. Angeboten wird der Gecco in zwei verschiedenen Ausführungen: als Gecco 250 und Gecco 400 (mit je 250 bezoehungsweise 400 Gramm Daune). Der Gecco 250 weist zudem eine H-Kammerkonstruktion auf, wohingegen beim Gecco 400 eine S-Kammerkonstruktion zum Einsatz kommt. www.yetiworld.com

Eagle Creek Fast Inflate Pillow M Durch die neue Windcatcher-Ventil-Technologie lässt sich Fast Inflate Pillow M von Eagle Creek in Sekundenschnelle aufblasen, ohne langes Pusten. Das Geheimnis des Luftkissens ist das besondere Ventil, das so gebaut ist, dass es nicht nur die Atemluft, sondern auch die umgebende Luft quasi mit ins Kissen hineinsaugt. Für viel Komfort beim Schlafen ist das Kissen außen mit einem weichen Fleece beschichtet, das sich dem Gesicht weich anschmiegt. Nach Gebrauch verschwindet es dann einfach zusammengerollt im mitgelieferten Packsack. www.eaglecreek.com

Source

Trinkgürtel

Highlight für 2016 ist der neue Trinkgürtel von Source, der sich sowohl fürs Biken als auch fürs Laufen eignet. Von mehreren Athleten getestet, besteht der praktische Trinkgürtel selbst den höchsten Ansprüchen von Marathonläufern oder Ultra-Enduro-Bikern. Das 1,5-LiterTrinksystem wird auf der Hüfte getragen, optionale Schultergurte bieten zusätzliche Stabilität. Das einzigartige Konzept des Trinkgürtels ermöglicht ab dem nächsten Sommer eine neue Art des Wassertransports bei sportlichen Aktivitäten. www.sourceoutdoor.com

Julbo Drift Bei dem Modell Drift ließ sich Julbo von den Weltmeistern Fabien Barel und Jérôme Clementz inspirieren. Im Ergebnis entstand eine Enduro-Brille, die leistungs- und stilmäßig keinerlei Wünsche offen lässt. Mit ihrer hohen, rechteckigen Glasform in urbanem Look gibt die Brille ein großes Sichtfeld frei. Durch die gewölbte Form, rutschfeste Grip-Tech-Bügel sowie den weichen, stoßfesten Grip-Nose-Nasensteg bietet sie maximalen Tragekomfort und eine ergonomische Passform. www.julbo-eyewear.com

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WIE LEICHTGEWICHT

Hanwag Pordoi GTX® Kein Gramm zu viel: Beim Pordoi GTX® sparen wir am Gewicht – aber nicht an der Stabilität. Dafür schustern wir den vielseitigen Trekking-Stiefel aus Sportvelours sowie abriebfestem Textilgewebe und stellen ihn auf unsere neue Hanwag Multitrek Sohle mit einem leichten Sohlenaufbau in Wabenstruktur. Das macht den Schuh zu einem leichten (670 g bei UK Größe 7) und zugleich robusten Begleiter mit breitem Einsatzbereich. Für einen optimalen Sitz im Schuh setzen wir eine weit nach vorne reichende und fein justierbare Ghilly-Schnürung ein. Gummikappen an Fersen und Spitzen schützen vor Scheuern und Stoßen, das eingesetzte GORE-TEX® Futter vor feuchten Füßen.

OutDoor 2015: Halle A5, Stand 200

WWW.HANWAG.COM


Foto // Sverre Hjørnevik

nachgefragt

Norrøna-Mitarbeiter Brad Boren im Gespräch

Brad Boren ist aus dem Hause Norrøna nicht mehr wegzudenken. Der USAmerikaner ist seit 17 Jahren im Unternehmen, war zuletzt Director RD&D (Research, Development & Design) und widmet sich nun den Themen Innovation und Nachhaltigkeit. RAUS! hat im neuen Headquarter im Westen Oslos nachgefragt.

Faszinierende Teststrecken: Das Gebirge im norwegischen Nationalpark Jotunheimen hat die meisten 2.000er Nordeuropas.

Interview // Benjamin Hellwig

Hallo Brad. Du bist eine halbe Ewigkeit bei Norrøna. Seit einigen Monaten seid ihr an einem neuen Standort zuhause. Wie fühlt sich das an? Großartig! Das Gebäude hat eine eigene Persönlichkeit, was immer etwas Schönes ist. Die Räume sind viel großzügiger. Hier trifft Modernes auf einen interessanten historischen Kern. Der Umzug ist für uns ein bedeutender Schritt nach vorn. Die Näherei beispielsweise, das Herzstück des Unternehmens, konnten wir nun neu positionieren. Sie liegt jetzt direkt mittig zwischen Showroom, Kundenservice, Sales und RD&D. Zuvor, am alten Standort, lag sie am hintersten Ende. Die Mitarbeiter wirken auf mich so viel zufriedener mit diesem neuen, offenen und modernen Platz.

niert und was nicht. Unsere Mitarbeiter, die die Prototypen herstellen, stehen im direkten Austausch mit den Produkttechnikern. Mit ihrer Erfahrung erkennen sie sofort, wenn etwas nicht stimmt, sagen: „Lass uns das hier ausprobieren, das hat bereits einmal geklappt.“ Diese Interaktivität zeichnet uns aus. Wie sieht der Entwicklungsprozess eines Produktes bei Norrøna aus? Alle drei Jahre überarbeiten wir unsere Kollektions­konzepte. In einer ersten Phase

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Foto // Norrøna

Inwieweit charakterisiert euch dieses Herzstück? Wenn wir die Produkte nicht selbst hier vor Ort nähen könnten, würden wir nur Annäherungen an das Produkt treffen können. Viele Unternehmen entwickeln vor Ort keine Artikel. Wir machen das hier, testen jedes einzelne Teil, bevor wir damit weiterarbeiten. Verändern es in diesem Prozess auch mal auf drastische Weise, um herauszufinden, was funktioLeitet bei Norrøna den Bereich Innovation und Nachhaltigkeit: Brad Boren raus-magazin XXL vier 2015

bringen sich unsere Tester ein, die die Prototypen der letzten Generation für ein Jahr unter die Lupe genommen haben. Zudem schöpfen wir von einem Jahr voll Informationen von Seiten der Verbraucher. Und daraus entsteht das, was wir als Nächstes auf den Markt bringen. Manchmal ist es sehr dicht am Vorgängermodell, manchmal ist es aber auch etwas komplett anderes. Von da aus formen wir eine Produktliste, stellen sicher, dass die Budgets passen. Unsere Designer beginnen dann mit den Zeichnungen, das Sourcing der Stoffe startet. Zeichnungen und Materialien kommen zusammen, Produktspezialisten und -techniker konstruieren und entwickeln erste Prototypen. Aus verschiedenen Materialien, manchmal auch auf unterschiedliche Arten. Wir testen diese Prototypen daraufhin draußen und im Labor. Sind wir von ihnen überzeugt, entstehen daraus die Muster. Diese gehen zusammen mit allen Infos und Details in die eigentliche Produktionsstätte, wo wiederum ein Prototyp entsteht. Den prüfen und kommentieren wir, woraufhin meist ein weiterer Prototyp hergestellt wird. In dieser Phase sind wir in engem Austausch mit den Produzenten, um zu erklären, wie wir die Produkte hergestellt sehen möchten.


Der Name ist Programm: Elemente der lofoten-Kollektion am Ort ihrer inspirativen Heimat

Jacke Verkäufe einbüßen würden – solche Entscheidungen sind gut und strategisch. Ihr seid im RD&D rund 20 Mitarbeiter. Wie läuft der Austausch? Viele von uns arbeiten bereits seit vielen Jahren zusammen. Unser Fokus liegt immer auf der Frage: Wie können wir das beste Produkt herstellen? Es geht nicht um Dinge wie: „Wer hat das gemacht?“ oder „Ich muss aufpassen, dass ich keine Gefühle verletze!“ Wir gehen sehr ehrlich und respektvoll miteinander um. Wir arbeiten gemeinsam intensiv daran, die besten Lösungen auf den Tisch zu bringen. Das ist etwas sehr Positives, es ist unverfälscht. Mir ist es wichtig, ein ehrliches Ergebnis mit diesen unterschiedlichen Menschen hervorzubringen, die gut sind in dem, was sie tun. Und ich denke, dies sind die Gründe, warum ich schon so lange hier arbeite.

„Wenn wir die Produkte nicht selbst hier vor Ort nähen könnten, würden wir nur Annäherungen an das Produkt treffen können.“

Die Rückmeldungen von Athleten haben einen bedeutenden Stellenwert für die Produktentwicklung. Kannst du Beispiele nennen? Einer unserer ­Ambassadors war mit einem Jacken­modell unterwegs. Er liebte das Produkt. Was wir aber auch von ihm wussten, ist, dass das Teil ab etwa Februar zu warm werden konnte. Er war im März unterwegs, bei mildem Wetter, öffnete die Jacke und schnitt einfach das Isolationsmaterial heraus. Er wollte die Jacke einfach weiter tragen. In der nächsten Generation der Jacke brachten wir daraufhin ein Drei-Lagen-Modell auf den Markt. Eine andere Geschichte betrifft den heutigen lofoten One-Piece-Suit. Der Ambassador hörte nicht auf, uns danach zu fragen. Und noch bevor wir ihn auf den Markt brachten, nahm er sich Jacke und

schaft habe. In meiner bisherigen Leitungsfunktion habe ich mich mehr und mehr vom Kern entfernt, auch wenn ich in allen Produktmeetings involviert war. Zudem hatte ich den Eindruck, dass viele meiner externen Kontakte wie beispielsweise Zulieferer den Austausch mit mir vermissen – und ich mit ihnen. Was dazu führen kann, dass du vielleicht neue innovative Technologien nicht mehr zu Gesicht bekommst. Man ist da sehr vorsichtig darin, wem man etwas zeigt und wem nicht. Vertrauen und ehrliche Bewertungen sind wichtige Bestandteile in diesem Austausch. Du kannst gut in dem sein, was du tust, und dennoch fehlt dir vielleicht dieser Input. Ich wollte zudem mehr Zeit außerhalb dieses Gebäudes investieren können. Um zu schauen, was es da draußen noch alles gibt.

Foto // Frode Sandbech

Foto // Sverre Hjørnevik

Das Modell trollveggen GORE-TEX ­Jacket gibt es seit 1977. Die Jacke gilt als eine der ersten GORE-TEX-Jacken in Europa. Auch heute gibt sie eine Richtung vor ... Ja, das neue svalbard Jacket basiert heute auf der alten trollveggen. Es ist tatsächlich das gleiche Design. Auch wenn wir es modifizierten – das war die Basis. Mit einem damaligen Produkt­manager und gutem Freund von Ole Jørgen, dem Vater des heutigen Inhaber Jørgen Jørgensen, war ich vor einiger Zeit beim Eisklettern. Er erzählte mir, dass er bei einem Klettertrip in den USA in den 1970ern einige Jungs von Patagonia getroffen habe. Dort sah er das GORE-TEX-Material und die Jungs schickten ihm etwas zu uns herüber. Und wir nähten diese Jacke daraus. Wir verbesserten das Modell von Jahr zu Jahr, es erlebte einen ständigen Wandel. Als ich in das Unternehmen kam, war es eine der bestverkauften Jacken in Norwegen. Und wurde sogar zu einer Art Fashionartikel. Populär, aber zu diesem Zeitpunkt nicht das Produkt, als das es einmal gestartet war. Auch wenn wir viele davon verkauften, waren wir überzeugt, dass wir damit nicht auf dem richtigen Weg waren. Also modifizierten wir sie wieder. Auch wenn wir wussten, dass wir mit der technischeren Ausrichtung der

nachgefragt

Einhand zum Spotcheck

Hose und nähte sie einfach zusammen (lacht). Die erste lofoten basiert auf den Ideen von ihm und einem weiteren Ambassador. Wir interpretieren diese Ideen dann auf unsere Weise. Das richtige Design, gefüttert mit Innovationen und Qualität. Wir hören ihnen zu, es sind nicht nur Tester, die Geld dafür bekommen, dass sie unsere Produkte tragen. Wir wollen genau das Gegenteil. Leute, die sich um das Unternehmen Gedanken machen. Viele von ihnen sind anfangs überrascht, wie stark sie hier in die Prozesse involviert werden. Dein Aufgabenbereich im Unternehmen verändert sich gerade ... Ja, ich wechsle aktuell vom Director RD&D zum Bereich Innovation und Sustainability. Hier kann ich Themen wie beispielsweise alternative DWR-Technologien intensiver verfolgen und bewegen. Ich möchte mich auf Felder fokussieren, für die ich eine Menge Leiden-

Du brauchst Neugierde, Kompetenz und die Fähigkeit, die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden. Und wahrscheinlich ist es für mich der beste Bereich, um das Unternehmen voranzubringen. Wie positioniert ihr euch beim Thema Branchentrends? Wir sind als Unternehmen stets sehr fokussiert, was wir als kleine, familiengeführte Brand auch sein müssen. Wir schauen für uns, wo die Möglichkeiten liegen, statt auf Trends zu reagieren. Denn wenn du das tust, ist die Bewegung bereits in vollem Gange. Dann folgst du nur. Wir müssen unseren Pfad finden, auf dem wir führend sein können. Unser größter Erfolg liegt darin, unseren eigenen Weg zu gehen, die Dinge für uns zu interpretieren, sie anders zu machen.  Weitere infos unter  www.norrona.com

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frische luft / rucksäcke

Bergans Helium Der Helium-Rucksack ist seit langem fester Bestandteil im Rucksackprogramm von Bergans. Neu zur Saison 2016 ist nun die verstellbare Rückenlänge. Diese gelingt dank des neuentwickelten Rückensystems Quick Adjust PRO, das sich auf die zum Träger passende Position einstellen lässt. Dabei wiegt der Rucksack bei einem Volumen von 55 Litern weiterhin nur ein Kilo, die kleine Version mit 40 Litern nur 940 Gramm. Beide Größen sind als Damen- und Herrenversion erhältlich, die in der Rückenlänge sowie der Ausformung der Schulter und des 3D-geformten Hüftgurts auf die spezifische Anatomie beider Geschlechter Rücksicht nehmen. Die lange Reißverschlussöffnung an der Front, ein abnehmbarer und höhenverstellbarer Deckel sowie die flexiblen Verstellmöglichkeiten der diagonal angeordneten Kompressionsriemen gehören zu den weiteren Alleinstellungsmerkmalen. www.bergans.de

Vaude  Scopi

22 LW

Auf dem Weg zum Gipfel zählt jedes Gramm. Der ultraleichte Tourenrucksack mit Wickelverschluss wiegt mit 600 Gramm weniger als eine Bierflasche und mit wahlweise 22 oder 32 Liter Packvolumen bietet der Scopi LW viel Platz. Er besteht aus leichtem, silikonisiertem Ripstop 40 D und einem robusten Material am Boden und den Seiten. Die Form ist bewusst schmal gehalten, um Kletterbewegungen nicht einzuschränken, und auch die Ausstattung ist ganz auf alpine „Fast & Light“-Touren abgestimmt. Durch formbare und herausnehmbare Alu-Streben und Rückenpolster kann noch mehr Gewicht eingespart werden. Der Rucksack wird nach VAUDEs „Green Shape“-Kriterien besonders ressourcenschonend hergestellt. www.vaude.com

Mammut Lithium

Zip 24

Maximale Lastenkontrolle und einen komfortablen Sitz zeichnen den Rucksack Lithium Zip 24 aus. Mammut hat dieses Jahr ein leichtes und unkompliziertes Modell mit sportlichem Kontaktrücken-Design entwickelt, das durch praktische Ausstattungsdetails überzeugt. Eine Stretch-Fronttasche bietet viel Platz für sperrige Gegenstände. Der 3D-EVA-Schaum gewährleistet eine optimale Belüftung durch Luftkanäle an der Rückenpartie. Eine Reißverschluss-Außentasche, zwei Netztaschen, Reißverschlusstasche am Hüftgurt und eine integrierte Trekkingstockhaltung sorgen für viel Stauraum. Falls es mal regnet, bietet die zusätzliche, abnehmbare Regenhülle Schutz. www.mammut.ch

im abonnement Verpassen Sie keine Ausgabe der RAUS! mehr ... Die reguläre RAUS! erscheint viermal im Jahr. Haben Sie Interesse an einem Händlerabonnement? Pro Ausgabe gibt es 20 Hefte für insgesamt nur 20 Euro. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Simon Schumacher unter ss@t-o-v.de.

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Einfach abon unter: www nieren .t-o-v.d e, www.ra usmaga zin.de oder + 4 9 431 996 9977


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nachgefragt

Vielseitig

z i elorientiert Nachgefragt bei Alexandra Schweikart

Von Bouldern über Big-Wall- bis Eisklettern: Alexandra Schweikart sucht die Herausforderung in allen Disziplinen. Und will durch jede neue Expedition ihre Neugier nach Unentdecktem stillen. Die adidas-Outdoor-Athletin im Gespräch. Interview // Lea Henneke Fotos // Johannes Ingrisch

Hallo Alexandra, Klettern ist für dich augenscheinlich zu einem Lebensmittel­punkt geworden. Kannst du uns erzählen, wie es dazu kam? Klettern war schon immer Teil meines Lebens. Bereits mit drei Jahren bin ich mit meinen Eltern auf den ersten Gipfel geklettert. Später war ich viel mit Freunden unterwegs. Irgendwann merkte ich, dass ich für diesen Sport Talent habe, und trainierte mehr, sodass ich mich letztendlich dafür entschieden habe, professionell zu klettern. Das Klettern bringt dich raus in die Welt. Welche Tour ist dir in spezieller Erinnerung, wenn es um Landschaft, Team und Verlauf geht? Ich war bereits in so vielen verschiedenen Ländern zum Klettern und suche meine Ziele natürlich auch dementsprechend aus. Der Klettersport ist eine gute Möglichkeit, um interessante Leute kennenzulernen. So auf die Schnelle fällt mir die Erstbegehung der Sindbad Wall in Neuseeland vor zwei Jahren ein. Das war schon ein besonderes Erlebnis!

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Die Erstbegehung der Route Weather Spell an der Sindbad Wall mit deinem Partner Christopher Igel war einer deiner größten Erfolge. Versetze dich doch noch einmal in das Gefühl des entscheidenden Momentes. Was macht es mit dir, wenn du eine solch anspruchsvolle Route bezwingst? Zum einen ist es der Erfolg, weil ich so lange an diesem Traum gearbeitet habe. Auf der anderen Seite ist es die Zufriedenheit, weil sich der ganze Aufwand und die Anstrengung am Ende auszahlen. Dieses Gefühl währt ziemlich lange. Noch Monate danach habe ich ein Grinsen im Gesicht, wenn ich an diesen Moment zurückdenke. Du boulderst, kennst aber auch das Big-Wall-Klettern. Inwieweit ist die Vielseitigkeit verschiedener Kletter­ disziplinen für dich eine Herausforderung, inwieweit die stetige Sehnsucht nach etwas Neuem? Viele Kletterer spezialisieren sich auf eine Disziplin. Ich versuche, möglichst alle gleichzeitig

Luft unter den Sohlen: hoch über dem Valle Bavona suchen Alexandra und Christopher ihren Weg durch die Wand.

abzudecken und auch in allen gut zu sein. Für mich ist eben genau das die Herausforderung. Die Vielseitigkeit und Abwechslung der verschiedenen Disziplinen, die ich trainiere, kommt mir irgendwann zugute. Denn auch beim Big-Wall-Klettern kommen kurze Abschnitte vor, die beim Bouldern trainiert werden. Man könnte auch sagen, ich passe mich den Jahreszeiten an. Im Frühjahr ist es eher kalt und nass, dann geht es an die kleineren Wände. Und im Sommer ist es zu heiß dafür, dann geht es in die höheren Berge – dort sind dann optimale Bedingungen. Im letzten Winter warst du mit deinem koreanischen Freund JungHee Han zum Eisklettern in St. Moritz am Morteratsch­gletscher unterwegs. Gibt es Momente, in denen du ein Projekt hinterfragst? Eisklettern ist generell etwas gefährlicher, da es viele spitze Gegenstände wie zum Beispiel Eispickel oder Steigeisen um einen herum gibt und Eis oft brüchig und unberechenbar ist. Hinzu kommt, dass es kalt ist und man schneller friert. Manchmal frage ich mich schon, was ich da gerade mache. Doch ich weiß genau, wenn ich später in der warmen Stube sitze, dass ich mich über die Tour freue. Und es einfach schön ist, dass ich es gemacht habe. Wir sagen auch manchmal: „It doesn’t have to be fun to be fun.“


nachgefragt

Wenn du eine Tour planst, ist es dir wichtig, mit wem du unterwegs bist? Was macht einen guten Partner aus? Es ist unglaublich wichtig, mit wem man unterwegs ist. Hierbei ist die generelle Stimmung, Vertrauen, aber auch die Erfahrung des Gegenübers von Bedeutung. Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, versuche ich das so gut wie möglich zu koordinieren. So kann auch das Risiko eingedämmt werden, das der Sport natürlich immer mit sich bringt. Im Endeffekt geht es darum, dass du Spaß bei der Sache hast und mit deinem Partner auf einer Wellenlänge bist. Es ist wichtig, dass man sich gegenseitig motivieren kann, dass dein Partner dich mitzieht, wenn du einen Tiefpunkt erreichst. Im Tessin hast du kürzlich eine neue Route eingebohrt: Della Funivia. Kannst du von dem Projekt erzählen? Letztes Jahr war ich vor Ort, konnte aber zu der Zeit nicht klettern, weil ich an der Hand verletzt war. Somit waren wir viel unterwegs und haben uns viel angeschaut. Dabei haben wir von der Seilbahn aus eine Wand gesehen, die sehr besonders aussah.

Links: Im Regen klettern macht nicht so viel Spaß, wie der kritische Blick verrät. „It doesn’t have to be fun to be fun“, erklärt die adidas-Outdoor-Athletin im Interview. Oben: Das Krafttraining zahlt sich aus: Alexandra bezwingt den steilen Teil der Wand mit viel Muskeleinsatz. Unten: Teamwork – Christopher klebt den selbstgemachten Wegweiser an den Einstieg ihrer neuen Route. Die Wiederholer können kommen!

Da wollten wir sofort wieder hin – und das war auch ein totaler Ansporn für mich, wieder gesund zu werden. Die beste Art einer Erstbegehung ist, wenn du von unten die Wand erklimmst. Diese Wand bei San Carlo ist ungefähr 300 Meter hoch, und somit war es nicht möglich, das Ganze mit einer Seillänge zu bezwingen. Wir haben mehrere Standplätze zwischendrin eingerichtet. Unsere Strategie hat sich am Ende bewährt. Verlässliche Ausrüstung ist eine bedeutende Komponente bei der Weiter­entwicklung im Klettersport. Welchen Stellenwert hat adidas Outdoor in diesem Zusammenhang für dich? Für mich ist es sehr wichtig, dass ich für alle Notfälle ausgerüstet und mit guter Kleidung ausgestattet bin. Diesen Sommer kam eine Kollektion auf den Markt, die viele besonders leichte Produkte enthält. Geringes Gewicht und gleichzeitig hoher Schutz sind optimal beim Klettern. Am Ende bedeutet dies nämlich Schnelligkeit und Sicherheit! Das war für mich eine kleine Revolution von adidas Outdoor. Einige Unternehmen

produzieren Kleidung, die immer schwerer und schützender wird, aber wenn du an der Leistungsgrenze unterwegs bist, freust du dich über jedes Gramm, das du sparen kannst. Wir wiegen ja sogar jeden Karabiner ab, den wir mitnehmen, oder schneiden Handtücher zur Hälfte durch, um weniger tragen zu müssen. Welchen Einfluss hast du als Athletin auf die Entwicklung neuer Produkte von adidas Outdoor? Ich bin ziemlich viel im Testing einbezogen. Ich habe bereits Modelle der kommenden zwei Jahre vorliegen. Diese teste ich während meiner Expeditionen und fülle danach Fragebögen aus, in denen ich dann meine Meinung dazu abgeben kann. Die Produkte werden so auf eine harte Probe gestellt, da die funktionelle Komponente direkt an uns Profis getestet wird. Die Produktentwickler von adidas sind besonders offen, was Feedback angeht, und wollen detaillierte Verbesserungsvorschläge erfahren, um die Produkte zu optimieren. Es freut mich, dass man kritisch seine Meinung äußern kann und dieses Feedback umgesetzt wird.

Wenn du an der Leistungsgrenze unterwegs bist, freust du dich über jedes Gramm, das du sparen kannst. raus-magazin XXL vier 2015

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nachgefragt

Im Bergsport wirst du mit den Jahren immer besser. Das unterscheidet ihn von allen anderen Sportarten. Was nimmst du für dich aus der Zusammenarbeit mit adidas Outdoor mit? Die Zusammenarbeit ist generell sehr professionell gestaltet. Ich bekomme viel Unterstützung, egal in welche Richtung. Es ist einfach ein schönes Miteinander, ein Geben und Nehmen. Auf der einen Seite kann adidas meine Bekanntheit nutzen; ich repräsentiere die Marke als Athletin. Außerdem bin ich ihnen mit meiner Erfahrung behilflich, wenn es um die Verbesserung der Produkte geht. Andererseits kann ich aber gleichzeitig darauf zählen, dass adidas mir hilft, bekannter zu werden. Und ich darf natürlich alle Produkte bei Expeditionen verwenden. Wo siehst du bezüglich der Kooperationen zwischen (Extrem)-Sportlern und Unternehmen Grenzen? Für mich gibt es eine klare Grenze, wenn es darum geht, dass man seinen Sport nutzt, um Geld für bestimmte Aktionen zu bekommen, die man sonst nicht gemacht hätte. Wenn also das Risiko so hoch ist, dass man sich

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selbst zu sehr gefährdet. Ein gewisses Restrisiko gibt es beim Klettern immer, aber ich habe dieses Risiko grundsätzlich unter Kontrolle. Sonst würde ich bestimmte Expeditionen nicht angehen. Wie sieht dein Trainingsplan aus? Wie hältst du dich besonders in den Winter­monaten fit? Im Winter habe ich einen ziemlich strikten Plan. Ich trainiere ungefähr 16 bis 20 Stunden in der Woche. Die Hälfte davon ist kletterspezifisch, wo ich direkt in der Boulderhalle arbeite. Die andere Hälfte bezieht sich auf Muskelund Konditionstraining, das natürlich alles auf das Klettern ausgelegt ist. Persönlich mache ich mehr Kraftübungen, da ich von Grund auf immer eine besonders gute Kondition hatte. Man kann sagen, dass man im Bergsport mit den Jahren immer besser wird. Das unterscheidet den Bergsport von allen anderen Sportarten. Je älter du wirst, desto mehr Erfahrung sammelst du durch die verschiedenen Expeditionen.

Worin findest du den Ausgleich zu deiner sportlichen Anstrengung? Sport ist für mich Anstrengung und Ausgleich zugleich. Je nach Intensität. Seit dem letzten Winter habe ich jedoch wieder angefangen, im Forschungslabor für Textilchemie zu arbeiten. Denksport ist ein gutes Gegenstück. Welche Gedankengänge und Inspirationsquellen sind es, die dich auch zukünftig an herausfordernde Kletterprojekte heranführen? Bei mir ist es die Neugierde, immer Neues zu entdecken. Es ist auch die Sucht, wieder ein neues Projekt zu starten. Habe ich erstmal eins abgeschlossen, habe ich schon die nächsten drei im Kopf. Ich bin einfach rastlos und brauche das Gefühl von körperlicher Anstrengung. Dieses Jahr stehen noch zwei große Touren an, in Chamonix-Mont-Blanc und im Yosemite-Nationalpark.

Oben: Volle Konzentration und Technik 200 Meter über dem Boden. Alexandra klettert eine der schwierigsten Seillängen (Schwierigkeitsgrad 7b+) ihrer Tour Della Funivia. Unten: „Klettern ist für mich Anstrengung und Ausgleich zugleich.“ – die KletterAllrounderin bei einer kurzen Pause in luftigen Höhen mitten in der Wand.


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„LivewithoutLimits“ mit der neuen terrex-Kollektion von adidas Outdoor Ultraleicht und multifunktional: das terrex Agravic Pack

Minimales Gewicht und multifunktional – das sind die Attribute der neuen terrex-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2016. Die fast schwerelosen Textilien überzeugen nicht nur durch ihr geringes Gewicht, sondern zeichnen sich auch durch Vielseitigkeit und Funktionalität aus. Damit halten die hochwertigen Produkte den gestiegenen Anforderungen des modernen Bergsports stand und unterstützen Sportler zuverlässig bei ihren Projekten. Die terrex-Kollektion von adidas Outdoor bietet alles für den athletischen Einsatz am Berg und kombiniert die unterschiedlichen Outdoorsportarten: run, climb, bike and fly.

terrex Agravic (275 Gramm) Trotz seines geringen Gewichts bietet der Trailrunning-Schuh terrex Agravic hervorragende Stabilität und optimalen Schutz bei kurzen und langen Bergläufen. Der Mix aus mehreren erstklassigen Technologien macht ihn zu einem Must-have-Schuh für alle, die Bergläufe lieben: Die revolutionäre Dämpfungstechnologie BOOST sorgt für eine höhere Energierückführung als jedes andere Dämpfungsmaterial der Laufbranche. Die Continental-Gummisohle sorgt sowohl auf trockenem als auch auf nassem Untergrund für hervorragenden Grip.

terrex Agravic Hybrid Softshell Jacket (210 Gramm) Die terrex Agravic Hybrid Softshell Jacket ist ein Newcomer innerhalb der terrexKollektion. Die leichte Softshell-Jacke lässt sich bequem in der ‚Pack-it‘-Brusttasche verstauen und bietet dank des „Gore WINDSTOPPER Active Shell“-Materials hervorragenden Schutz bei Wind und leichtem Regen. Ihre Hybridkonstruktion mit PertexEquilibrium-Material an den Körperstellen, die schnell am meisten Wärme produzieren, garantiert gute Atmungsaktivität und verbessert das Feuchtigkeitsmanagement. Die Jacke verfügt zudem über eine verstellbare Kapuze und elastische Ärmelbündchen. Dank ihres modernen, sportlichen Looks macht sie auch im Alltag eine gute Figur.

terrex Solo Shorts (150 Gramm) Wer auf der Suche nach einer leichten Trailrunning-Hose mit sehr guter Bewegungsfreiheit ist, wird die terrex Solo Shorts lieben. Sie besteht aus äußerst dehnbarem und windabweisendem SoftshellMaterial und überzeugt durch ihre athletische Passform.

weitere Infos unter   weitere Infos unter  www.adidas.de/outdoor

www.adidas.de/outdoor

terrex W Solo Top (80 Gramm) Das terrex W Solo Top ist ein leichtes und schnell trocknendes Top aus Pontetorto Tecnowool. Es kombiniert die Vorteile von Merino-Naturwolle mit denen von Synthetikfasern. Das terrex W Solo Top vereint Komfort, Style und Funktionalität und ist ein Must-have für alle Frauen, die in den Bergen aktiv sind.

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frische luft / schuhe

Hanwag Badile Combi II GTX Der Badile Combi II GTX dürfte einer der leichtesten (bedingt) steigeisenfesten Schuhe überhaupt sein. Der mittelhoch geschnittene, aus Cordura-Textilgewebe, Sportvelours und Neopren als anschmiegsamen Schaftabschluss gefertigte Stiefel eignet sich besonders für alpine Felstouren, in denen auch mit Eis zu rechnen ist. Das Obermaterial – und die Zehen – schützt der umlaufende Geröllschutzrand aus Gummi vorm Stoßen und Scheuern, die GORE-TEX-Membran vor Nässe. Neu ab Sommer 2016 ist die hochwertige torsionssteife „Vibram Pepe“-Sohle. Ihre reibungsstarke Gummimischung sorgt, gemeinsam mit der fast profillosen Spitze, für den optimalen Antritt am Fels. www.hanwag.de

Nokian Finnjagd Der handgefertigte Naturkautschuk-Stiefel Nokian Finnjagd eignet sich hervorragend für den Allroundeinsatz. Der Schuh sitzt fest am Fußgelenk und bleibt auch im schlammigen Gelände am Fuß. Die Weitenregulierung der Wade ist hinten angebracht und verhindert so, dass man mit dem wasserdichten Stiefel im Gestrüpp hängen bleibt. Eine stoßabsorbierende Profilsohle bietet auch auf unwegsamen Untergrund Trittsicherheit. Seite, Zehen und Ferse sind durch integrierte Stahlstützen mehrfach verstärkt. Die spezielle Gummimischung aus Naturkautschuk ermöglicht einen Einsatzbereich bis minus 40 Grad, ohne dass das Gummi Risse bekommt. www.scandic.de

The North Face Ultra

Endurance

Der Ultra Endurance überzeugt vor allem durch seine Langlebigkeit, den extrem guten Halt sowie durch seine optimale Passform. Die Sohlenkonstruktion mit der Ultra-Protect-CRADLETechnologie, einer EVA-Mittelsohle und der Vibram-Megagrip-Außensohle schützt den Fuß, indem sie Schläge dämpft, Stabilität verleiht und einen unübertroffenen Halt auf dem Trail bietet. Mit gerade einmal 313 Gramm (pro Schuh) zählt der Ultra Endurance außerdem zu den Leichtgewichten. www.thenorthface.de

Keen UNEEK

Aufbauend auf dem Erfolg von 2015 kommt die Sandale UNEEK im Frühjahr und Sommer 2016 mit frischen Designs und Farben, zahlreichen Musteroptionen sowie neuen Acht-Millimeter-Schnüren daher. Die Konstruktionsweise aus zwei Schnüren und einer Sohle ist nicht nur wahrhaft unique, sondern unterstützt in Verbindung mit dem anatomischen Fußbett und dem Fersenriemen aus Mikrofaser die Form des Fußes und bieten Komfort und sicheren Halt bei allen Abenteuern. Die Mittelsohle aus leichtgewichtigem PU garantiert eine lange Lebensdauer. www.keenfootwear.com

Merrell Capra Bolt Bei den Modellen Capra Bolt, Capra Bolt GORE-TEX und Capra Bolt Mid GORETEX sorgt die „M-Select Grip“-Außensohle für Trittsicherheit. Das Obermaterial aus atmungsaktivem Mesh sorgt auch an heißen Tagen für einen gut belüfteten Fuß und verleiht ein angenehmes Tragegefühl. Um unangenehme Gerüche und die Entstehung von Bakterien zu verhindern, wurde der Capra Bolt mit der „M-Select FRESH“Technologie behandelt. Die beiden GORE-TEX-Versionen überzeugen zusätzlich durch eine sehr hohe Wasserdichte. www.merrell.com

Hanwag Rock

Access GTX

Beim neuen Zustiegsschuh Rock Access GTX setzt Hanwag erstmals auf die PU-Injektionstechnologie. Spaltleder und Cordura-Textilgewebe dienen als Trägermaterial, auf das dann flüssiges Polyurethan (PU) aufgespritzt wird. Der Halbschuh wird so sehr leicht, ohne dass er den Modellen aus Leder in Sachen Stabilität und Strapazierfähigkeit nachsteht. Innen verwendet der bayerische Bergschuster ein wasserdichtes und atmungsaktives GORE-TEX-Futter. Der Aufbau der neuen „Vibram Pepe“-Laufsohle spart Gewicht ein und ein ausgeprägter Absatz gibt Halt und vermeidet Rutschen bei feuchtem Untergrund. www.hanwag.de

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Keen Versatrail

Als neuste Erweiterung der Trailhead-Kollektion startet Keen mit dem ultraleichten und extrem vielseitigen Versatrail in die Saison Frühjahr/Sommer 2016. Mit seinem frischen Look, der schlanken Silhouette und einem Gewicht von weniger als 300 Gramm ist er der perfekte Begleiter für Wanderungen und urbane Abenteuer. Die neuartige Zungenkonstruktion aus Ariaprene, einem sehr flexiblen,atmungsaktiven und recyclebaren Kunststoffschaum, die EVA-Zwischensohle und das herausnehmbare anatomische PUFußbett unterstützen die natürliche Form der Füße und bieten Komfort. www.keenfootwear.com

La Sportiva TX2 Mit der „Traverse X“-Serie bietet La Sportiva drei neue Zustiegsschuhe, die die Flexibilität und das Gewicht von Trailrunning-Schuhen mit dem Schutz von leichten Bergschuhen und dem Grip von Kletterschuhen vereinen. Das leichteste Modell ist der TX2 (280 Gramm pro Schuh), der speziell für den Zustieg zu Mehrseillängentouren entwickelt wurde. Sein gestricktes Obermaterial mit dünner Gummibeschichtung ermöglicht ein geringes Packmaß. An der Ferse des TX2 befindet sich ein integrierter, elastischer Kordelzug mit dem sich die Schuhe kompakt verstauen oder an den Klettergurt clippen lassen. Perfekten Halt auf jedem Untergrund verspricht die „Vibram MEGAGRIP“-Sohle.
www.lasportiva.com

Merrell Capra Rapid Outdoorliebhaber und Wassersportler finden mit den Capra-RapidModellen den richtigen Begleiter. Unter Einsatz der „M-Select
Wet Grip“Messerschnittsohle bieten die Wasserschuhe perfekten Halt auf
nassen, rutschigen Untergründen. Für ein schnelles
Trocknen sorgen das Drainagesystem in der Mittelsohle und die
herausnehmbare Einlegesohle. Durch das Schnellschnürrsystem ist ein einfaches Anziehen garantiert. Die Fersendämpfung Merrell Air Cushion stabilisiert auch bei den Wasservarianten des Capras den Fuß. www.merrell.com


auf spurensuche

Hand gemacht

Von

Werkspionage bei Hanwag in Vierkirchen

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auf spurensuche

Text & unbenannte Fotos // Benjamin Hellwig

Seit 1921 entwickelt und produziert Hanwag Berg- und Outdoorschuhe im M端nchner Hinterland. Das Unternehmen findet die Balance zwischen traditionellen Werten und innovativen Wegen. Zwickmaschine, Bioleder, Wiederbesohlung: Hinter den Kulissen einer bayerischen Bergschuh-Manufaktur.

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auf spurensuche

Standort Vierkirchen: Produktion von rund 20 Schuhmodellen

ie vier Kisten lagern im hintersten Winkel. ­„Museum“ steht handschriftlich auf einem angehefteten Zettel. Christian Wittig, damals noch Praktikant bei Hanwag, wühlt sich im Licht seiner Taschenlampe durch den engen Dachstuhl des Firmengebäudes in Vierkirchen. Und begutachtet vorsichtig seinen Schatz. Es sind uralte Modelle aus den ersten Epochen des Unternehmens, darunter auch einige mit dem Namen Garmisch. Vorsichtig befreit er sie vom Staub. „Das war ein unglaublicher Fund! Ich habe schnell alles wieder verschlossen, bin sofort runtergelaufen und habe nur meinen Chef eingeweiht.

Eigentlich in Rente: Adam Weger bei der Schuhentwicklung

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„Wichtig ist, dass du dir merkst, was du beim nächsten Mal besser nicht wiederholst.“ Adam Weger

Die Schuhe mussten in die richtigen Hände gelangen“, sagt der 26-Jährige rückblickend. Garmisch, der Skistiefel, mit dem vor nahezu sechs Jahrzehnten eine bedeutende wirtschaftliche Grundlage geschaffen wurde, verkörpert einen Meilenstein der Unternehmensgeschichte. Wir sitzen im modernen Showroom im Münchner Norden. Inzwischen ist Christian ­Communication Manager der Vierkirchener. Teile seines Fundes stehen nun hier. Auf wertschätzendere Weise hinter Glas. Draußen, im Münchner Hinterland, fegt der ICE von München gen Hamburg. Als der damalige Inhaber Josef „Sepp“ Wagner 1956 auf der Sportartikelmesse in Wiesbaden seine Produkte ausstellt, kommt es eben zu jenem Deal, der Hanwag auf die nächste Stufe hebt. Wagner liefert im Anschluss zigtausende dieser ledernen Skistiefel an Klaus Obermeyer, der als

Auswanderer in den USA im Ski-­Business arbeitet. Der Türöffner für weiteres Wachstum. An den Wänden dokumentieren die Mustermodelle der heutigen Kollektion den Wandel der Zeit. Da stehen technischste Schuhe der Kategorie Alpin, klettertaugliche Bergstiefel und Zustiegsschuhe, robuste Trekkingmodelle, zwiegenähte Klassiker. Einen Teil seiner Produktion hat sich das Unternehmen am Vierkirchener Standort bewahrt. Es sind nur ein paar Schritte hinüber zur Stahltreppe, die hinunter in die Werkshalle führt. Adam Weger kommt sie da gerade hoch. In der Hand einen Prototypen, der eben seine Laufsohle erhalten hat. „Das Kunststück ist, die drei Faktoren an der richtigen Stelle zusammenzubringen: Futter, Versteifung, Oberleder. Dafür brauchst du Erfahrung. Du lernst hier jeden Tag etwas hinzu.


Foto // Moritz Attenberger

auf spurensuche

Jens Fickenscher, Schuhtechniker

Wichtig ist, dass du dir merkst, was du beim nächsten Mal besser nicht wiederholst“, sagt der 67-Jährige voller Elan. Er war 30 Jahre lang Chefentwickler. Ist eigentlich in Rente, aber irgendwie doch mehrmals in der Woche hier. An einem Tag behauptet er, er fahre jetzt mal in den Urlaub, am nächsten steht er wieder auf der Matte. „Muss noch schnell den Schuh hier fertig machen“, ist dann knapp zu hören. Der Mustermacher ist Vater vieler Basismodelle, auf die das Unternehmen heute zurückgreift. „Wenn diese Grundlage da ist, muss ich nicht mehr an Zwickeinschlag, Stellung und Überlappung experimentieren“, sagt er beim Gang hinüber in die Kreativabteilung oberhalb der Produktion. Dort sitzt Jens Fickenscher­ gerade an der digitalen Umsetzung eines Prototyps, feilt am Design auf Grundlage der bunten Linien des­ ­Wegerschen Grundmodells. „Rund 80 Modelle machen wir im Jahr. Was dann tatsächlich produziert wird, steht auf einem anderen Blatt. Meine erste Zeichnung mache ich noch immer von Hand. Von der Idee bis zur digitalen Version vergehen dann rund sechs Stunden“, sagt der 30-jährige Schuhtechniker.

Resultat des oszillierenden Messers: ausgeschnittene Nusslederteile

Adam dagegen schwört auf durchgehende Handarbeit. Und zeichnet mit dem Bleistift für Jens ein paar Linien erklärend aufs Papier. „Du vollziehst alle Phasen, hast das Resultat immer direkt in der Hand. Da ist Leidenschaft dahinter!“, sagt er euphorisch in meine Richtung. Früher sei er Free­ climber gewesen. „Vor 50 Jahren. Ohne Seil und ohne Haken. Barfuß. Oder mit ganz einfachen Turnschuhen. Um mehr Halt im Schuh zu spüren, schnürten wir uns die Senkel einmal um die Sohle.“ In dieser Zeit experimentieren sie auch an ersten Kletterschuhmodellen aus Leder. Nubuk, Spalt, Yak. Im zentralen Lager des Unternehmens warten die Rohstoffe auf die Weiterverarbeitung in den Hanwag-Werken in Kroatien, Ungarn und Vierkirchen. Stefan Jerg, Technischer Leiter der Produktion und verantwortlich für den Einkauf, erklärt: „Wir beziehen unsere Leder größtenteils aus Deutschland, Italien und Osteuropa. Wenn die Ware in einer unserer Partnergerbereien zur Auslieferung bereitsteht, reisen wir an und prüfen bereits direkt vor Ort die Qualität.“ Das Lager ist voll bis unter die Decke. Der millionenschwere Warenwert in den Regalen lässt mir das Ladenpreisetikett eines Wanderschuhs in einem anderen Licht erscheinen.

Vorbereitet für den nächsten Schritt: Leisten stecken in den Schäften

Trittfest im Gelände: Modell Badile Combi GTX

„Wir zahlen aktuell Quadratmeterpreise zwischen 30 und 50 Euro. Allein das Oberleder eines Schuhpaares liegt bei über 20 Euro“, sagt Stefan. Vorbei an Boxen mit Lauf-, Brand- und Einlegesohlen sowie Hinter­ kappen gelangen wir in die Fertigungshalle. Hier in Vierkirchen entsteht die komplette Alpin-Serie, zudem anteilig sowohl der Ferrata aus der Rock-Kollektion als auch Alaska und Yukon aus der Kategorie Trek. Insgesamt sind es rund 20 Modelle. Die Schäfte, Oberteile des Schuhs, liefert das ungarische Werk. Die Hochzeit, also der endgültige Aufbau, findet hier statt.

Vorwärmphase vor dem Zwicken

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auf spurensuche

„Wir zahlen aktuell Quadratmeter­preise zwischen 30 und 50 Euro. Alleine das Oberleder eines Schuhpaares liegt bei über 20 Euro.“ Stefan Jerg

Stefan führt mich durch die einzelnen Stationen. Das Vorbereiten der Brand­sohle, das Kernstück, an dem später Schaft und Sohle befestigt werden, ist wichtiger Bestandteil der Machart bei Hanwag. Ausnahmslos jeder Artikel wird gezwickt. Durch dieses Verfahren entstehen stabile, passgenaue Bergstiefel. Mitarbeiter heften die Brandsohle zunächst an den Leisten und legen sie in den jeweils passenden Schaft. Anschließend kommt es zum Spitzen­zwicken. Erkan Bahca, seit 13 Jahren bei Hanwag, steht an der hochtechnischen Maschine, die neben all den historischen heraussticht, und erwärmt zunächst den Schaft. Im nächsten Schritt verbindet die Zwickmaschine die Spitze des Schuhs mit der Brandsohle. Dabei wird das Leder um die Brandsohle herumgezogen und von unten angeklebt. Wärme und Druck für einige Sekunden – fertig. Den gleichen Vorgang wiederholt er für Seiten und ­Ferse des Modells. Nach dem Zwicken folgt an anderer Stelle der Halle das Vorbereiten des Gummirandes. Den Schaft zieren nach ein paar gekonnten Handgriffen temporär einige Klebebandstreifen. Sie markieren exakt die Stellen, auf denen der Klebstoff aufgetragen wird. Parallel dazu streicht Hans Steiner die Gummis vor. Der 58-Jährige ist bereits seit 1976 im Unternehmen und kennt noch die Jahre, als der ehemalige Inhaber Sepp Wagner, Neffe des einstigen Firmengründers, das Geschehen prägte. „Ich habe ihn als einen sehr ruhigen Menschen erlebt. Morgens und am Nachmittag hat er immer seine Runden gedreht, hier und da auch einige Aufgaben in der Produktion selbst ausgeführt, wenn

es drauf ankam“, sagt Hans. Und wendet sich wieder seinem Pinsel zu. Das Ankleben der Geröllschutzränder ist erneut Handarbeit. Die Einzelteile für Spitze, Seiten und Ferse werden angedrückt und um die Brandsohle gezogen. In einer Vakuumpresse verbinden sich die Gummis unter Druck und Temperatur mit dem Schaft. Firuz Erbab sorgt für das letzte fehlende Teil beim Aufbau des Schuhs. Der fast fertige Stiefel und die Laufsohle reagieren bereits jeweils seit einigen Stunden mit dem Kleber, als er beide Komponenten miteinander verbindet. Erneut ist es Handarbeit, erneut sind es souveräne Bewegungen, die beeindrucken. „Je nach Modell gibt es fertig konfektionierte Sohlen und andere, die mit einer Fräse maßgefertigt werden“, sagt er. Nach dem Aushärten des Klebers stellt sich Sanel Stürzl an die Maschine, die nur er hier bedient. „Ich habe den Job von einem Mitarbeiter gelernt, der ihn 47 Jahre lang machte. Er hat nie woanders gearbeitet, das ist beeindruckend!“, sagt Sanel. Er greift sich Schutzbrille und Ohrenschützer, schaltet die Abluft an und lässt die Maschine Fahrt aufnehmen. Mit ruhiger Hand führt er das überstehende Gummi der Laufsohle über die rotierenden Klingen und fräst es Schicht um Schicht herunter. An rotierendem Sandpapier und Bürste erledigt er den Feinschliff. „Das Unternehmen lebt von der Erfahrung seiner Mitarbeiter. Wenn hier jemand Jahrzehnte lang dazugelernt hat, ist das von hohem Wert“, sagt der 40-Jährige. Auch er blickt bereits auf 15 Jahre bei Hanwag zurück. Der Rest ist schnell erzählt, aber ebenfalls von hoher Bedeutung.

Der Schuh wird, wo notwendig, von Klebe­ resten befreit, bekommt eine Vorimprägnierung, die Schnürsenkel werden eingefädelt. Dann folgen finale Qualitätskontrolle, Verpackung und Versand. Das große Ganze hat Jürgen Siegwarth im Blick. Der Brand Manager verlässt seinen Schreibtisch im Großraumbüro, um mir anschließend im Showroom einige Einblicke in die Philosophie des Unternehmens zu geben. Und erzählt von gelebter Tradition. „Sepp Wagner­ ist mit seinen 93 Jahren noch immer ein Teil des Ganzen. Alle zwei Wochen bin ich bei ihm zu Hause, dann will er alles genau wissen: Welche Probleme habt ihr ' momentan, kommt ihr mit der Produktion nach, wie läuft es draußen im Verkauf?' Er hat die Marke geformt und aufgebaut. Ich habe einen riesigen Respekt vor ihm und seinem Lebenswerk Hanwag“, sagt Jürgen. Das Namenskürzel dagegen geht auf Hans Wagner zurück. Der Schuhmacher war Sepps Onkel und gründete 1921 den Betrieb mit einer ersten Werkstatt für Maßschuhe und Reparaturen in Vierkirchen. Auch seine Brüder Lorenz und Alfred machten sich mit eigenen Schuhmarken selbständig: Lowa und Hochland. 1974 übernimmt Sepp den Betrieb seines Onkels. Als er 2003 selbst an einen familiären Nachfolger übergeben möchte, verstirbt seine Tochter plötzlich. Andere Nachfahren gibt es nicht. Daher verkauft er an die schwedische Fenix Outdoor AB, zu der unter anderem auch die Marken Fjällräven und Primus gehören. „Der Deal war an Sepps klare Bedingungen geknüpft: Alle Mitarbeiter mussten übernommen werden, der Standort sollte immer erhalten bleiben“, sagt Jürgen. Er selbst ist mit diesem Wechsel vor zehn Jahren ins Unternehmen gestartet. „Hanwag ist im alpinen Trekkingbereich zu Hause. Wir wollen eine Premiummarke sein und in der Nische die Nummer eins werden“, sagt der 53-Jährige. Dazu gehören auch zahlreiche Spezialthemen. Mit dem Erhalt der zwiegenähten Machart beispielsweise bewahrt sich Hanwag ein Stück Tradition. „Die Maschinen sind rar und uralt, es gibt nur noch wenige Schuhmacher, die das Handwerk beherrschen. Aber wir wollen den Bereich eher noch ausbauen“, sagt er.

HANWAG ERSTMALS MIT TV-WERBUNG HANWAG SIRIUS II GTX: ein fester und vielseitiger Alpinstiefel für anspruchsvolle Touren

Erstmals in seiner über 90-jährigen Firmengeschichte wählt der bayerische Outdoorschuhhersteller Hanwag den Fernsehbildschirm als Werbemedium. Ab sofort läuft bis Ende September der 30-sekündige Spot „Bergschuster aus Leidenschaft“ mehrmals täglich auf Servus TV. Der Spot transportiert die Markenbotschaft von Hanwag mit stimmungsvollen Bewegtbildern vom Einsatz des Schuhwerks im alpinen Gelände und aus der Produktion. Bergerlebnis, Tradition, Handwerk, Leidenschaft und Qualität stehen im Vordergrund. Den Spot in voller Länge gibt es unter vimeo.com/126607074.

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Von links nach rechts: In der Zwickmaschine – Verbindung von Schaft und Brandsohle | Fertig konfektionierte Laufsohlen | Firuz Erbab sorgt für das letzte Teil der Sohlenmontage. | Von Hand passgenau angeklebt: Gummi des Geröllschutzrands | Im 39. Jahr bei Hanwag: Hans Steiner | Markierung für das Kleben der Geröllschutzränder | Erfahrung mit rotierenden Klingen: Sanel Stürzl fräst die Laufsohle zurecht. | 30 Neubesohlungen am Tag: Richard Dollinger beim Abschleifen | Nostalgie in der Werkshalle: uralte, aber verlässliche Maschinen


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auf spurensuche

„Wir wollen eine Premiummarke sein und in der Nische die Nummer eins werden.“

Fotos // Hanwag

Jürgen Siegwarth

Rechts: Klein angefangen: Hans Wagner mit Frau und Mitarbeitern in der Produktion 1926

Ein weiteres Feld, in dem sich Hanwag tummelt, ist die Verarbeitung von tibetischem Yakleder. Die Gerberei im Himalaya liegt auf 4.000 Metern, wirtschaftet nach europäischen Standards und liefert den Rohstoff exklusiv. „Die Ressourcen dort sind aufgrund der Höhenlage begrenzt, der Betrieb kann die Ware nur von Mai bis September produzieren. Aber wir werden einige neue Modelle entwickeln können“, sagt Jürgen. Abgesehen von diesem Spezialthema konzentriert man sich bei Hanwag vor allem aber auf lokale Bezugsquellen. „Seit 2012 bieten wir auch eine Bioleder-Kollektion an. Hierfür arbeiten wir mit bio-zertifizierten Bauern in Kroatien zusammen, über die wir dieses Leders beziehen. Dennoch ist es eine sehr große Herausforderung, einen hundertprozentigen Ökoschuh hervorzubringen. Wir wollen klar in diese Richtung.

Und das geht nur Schritt für Schritt“, sagt er. Die Hinterkappen verarbeitet Hanwag inzwischen aus recyceltem Material. Mit der Universität Mailand wurde jüngst die erste Laufsohle für Berg- und Outdoor­schuhe entwickelt, die industriell kompostierbar ist. Das Innenleder vieler Schuhe ist vegetabil gegerbt und damit chromfrei. „All diese Dinge führen in die Richtung, in die wir wollen“, sagt Jürgen. „Ich kann zwar nicht den Schalter umlegen und sagen, von heute auf morgen haben wir eine komplett grüne Produktion. Aber wir können kleine Schritte gehen, damit wir eines Tages dort ankommen.“ Zum Abschluss wandere ich noch einmal hinunter in die Halle. In einem kleinen abgetrennten Bereich reißt Richard Dollinger die letzte abgelaufene Sohle des Tages herunter, schleift die Gummireste an der Brandsohle ab.

Meilensteine Hanwag 1919 Hans Wagner erlernt in München das Schuhmacherhandwerk und die hohe Kunst des Zwienähens. 1921 Hans Wagner macht sich selbstständig und eröffnet in Vierkirchen seine erste Werkstatt für Maßschuhe und Reparaturen. 1926 Die Nachfrage wächst, Wagner baut die Werkstatt aus und stellt erste Näherinnen ein. 1936 Für die Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen fertigt Hans Wagner die ersten Skistiefel aus Leder. Zu dieser Zeit stellt er auch seinen Neffen Josef „Sepp“ Wagner ein. Jener erlernt das Schuhmacherhandwerk und wird später das Unternehmen übernehmen. 1945 Nach dem Krieg gewinnt Marketing langsam an Bedeutung. Hans Wagner will seinem Unternehmen einen „richtigen“ Namen geben und nennt es nach einiger Überlegung Hawa. 1952 Josef Wagner nennt aus namensrechtlichen Gründen das Unternehmen in Hanwag um. 1956 Hanwag stellt erstmals auf der Sportartikelmesse in Wiesbaden aus. Josef Wagner lernt dort Klaus Obermeyer kennen, der als Auswan derer in den USA im Ski-Business arbeitet. In den folgenden Jahren ist Hanwag exklusiver Lieferant von Stiefeln für Obermeyer. Zigtausend Paare werden unter dem Markennamen Garmisch nach Nordamerika exportiert. 1970 Mit dem Haute Route bringt Hanwag den ersten speziellen Skitouren stiefel auf den Markt. 1980 Mit fachlicher Beratung von Sepp Gschwendtner, eine Legende der deutschen Sportkletterszene, schustert Hanwag als einer der ersten Hersteller spezielle Sportkletterschuhe. In den achtziger Jahren beginnt der große Trend „Outdoor“. Hanwag konzentriert sich voll auf diesen Markt und stellt die Produktion von Skistiefeln ein. 1987 Hanwag bringt die ersten speziellen Stiefel für Gleitschirmflieger auf den Markt, erneut mit Unterstützung des umtriebigen „Gschwendtner-Sepp“. Bis heute ist Hanwag in diesem Segment weltweiter Marktführer. 1996 Hanwag stellt den Alaska GTX vor, einen Trekkingschuh aus Leder mit GORE-TEX-Futter. Bis heute ist dieser Schuh ein Bestseller und wird fast unverändert produziert.

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„Der Anapurna hier ist bestimmt 20 Jahre alt. Durch die gezwickte Machart aber lässt er sich neu besohlen“, sagt der 54-Jährige.­ Rund 30 Paare­bearbeitet Richard am Tag. Die auch ein Zeichen setzen. „Wenn ein Schuh eingelaufen ist und gut gepflegt wurde, ist es nur sinnvoll. Und nachhaltig ist das sowieso.“ Demnächst verarbeitet Hanwag hier jene Sohlen aus kompostierbarem Material, um Kreisläufe zu schaffen, in denen die Sohle ökologisch verwerten werden kann. Damit einmal die nächsten Kisten, die eines Tages irgendwo auf einem Dachboden aufgefunden werden, eine neue Botschaft verkünden.

Foto // Hanwag

Oben: Familienbild vor dem ersten Firmenstammsitz: Firmengründer Hans Wagner war – wie Vater, Großvater und die beiden Brüder – Schuhmacher.

Mit 93 immer noch aktiv: Sepp Wagner bei einem seiner Rundgänge

2004 2006 2009 2011 2011 2012 2013

Sepp Wagner verkauft mangels Erben in der Familie sein Unternehmen an die schwedische Fenix Outdoor AB (u.a. Eigentümer der Marken Fjällräven, Primus, Brunton und Tierra). Der Kaufvertrag beinhaltet eine Klausel, dass der Standort Vierkirchen sowie alle dortigen Arbeitsplätze erhalten bleiben. Fenix Outdoor investiert in Lager, Verwaltung und Produktion am Standort Vierkirchen. Bis heute werden sämtliche Alpinstiefel sowie handwerklich anspruchsvolle Schuhe in Vierkirchen gefertigt. Hanwag betreibt mit Partnern weitere exklusive Produktionsstätten in Kroatien, Ungarn und Rumänien, die dieselbe hohe Qualität liefern wie Vierkirchen. Hanwag stattet alle speziellen Winterschuhe mit der innovativen und eigens entwickelten IceGrip-Sohle aus. Feingemahlene Glassplitter, die dem Sohlengummi beigemischt sind, bieten sieben Mal mehr Halt auf Eis und rutschigen Oberflächen als herkömmliche Gummimischungen. Hanwag feiert das 90. Firmenjubiläum mit dem Claim „90 Years of Alpine Experience“. Als Dank an die Kunden – „die Bergsteiger“ – spendet das Unternehmen dem Deutschen Alpenverein eine neue Biwakschachtel, die auf dem Jubiläumsgrat zwischen Zugspitze und Alpspitze installiert wird. Als erster deutscher Hersteller von Trekkingstiefeln bietet Hanwag mit Real Custom Made individuell geschusterte Maßschuhe an. Mit modernster Scan-Technik wird für jeden Fuß ein individueller Leisten erstellt, um den der Stiefel maßgeschustert wird. Als erster Hersteller von Berg- und Trekkingschuhen setzt der bayerische Bergschuster Bio-Leder als Obermaterial ein. Für das Futter der drei neu eingeführten Bio-Modelle wird vegetabil gegerbtes Leder eingesetzt. Es ist chromfrei und somit antiallergen. Um Menschen mit Hallux Valgus schmerzfreies Wandern zu ermöglichen, bringt Hanwag das erste Modell mit dem speziell entwickelten Bunion-Leisten auf den Markt. Mittlerweile bietet Hanwag drei Hallux-Modelle an – weitere sind in Planung.

Weitere Infos unter www.hanwag.de


advertorial

Thanks a Billion Im Juli recycelt Polartec die milliardste Flasche – ein Anlass, hinter die Kulissen des Unternehmens zu blicken, über das Recycling zu sprechen und darüber, was für die Zukunft geplant ist.

chon 1993 begann Polartec damit, Stoffe aus recycelten Materialien herzustellen. Zunächst mit Fokus auf der Verarbeitung von Plastik­ flaschen. Damals war die Nachfrage gering und die Technologie steckte noch in den Kinderschuhen, was in einem kratzigen Stoff resultierte, der nicht nur wiederverwertet war, sondern sich auch so anfühlte. Nichtsdestotrotz sah das Unternehmen die Bedeutung von Recycling für moderne Outdoorbekleidung und hat in der Weiterentwicklung nicht nachgelassen. Bis Ende 2009 konnte das Unternehmen sein RecyclingAngebot, innerhalb von nur vier Jahren, von einem Prozent auf über 30 steigern. Damit einher gingen eine drastische Senkung von Kohlenstoffemissionen sowie eine Reduzierung des Energieverbrauchs. Aber um noch mehr Abfall zu reduzieren, musste Polartec noch einen Schritt weiter gehen. Der nächste große Schritt Erst 2010, mit dem Zusammenschluss von Polartec LLC mit Unifi Inc, konnte das USamerikanische Unternehmen hochwertiges, recyceltes Fleece aus Post-Consumer-­ Abfällen, sprich aus PET-Flaschen, herstellen. Dank REPREVE 100 war es für Polartec möglich, Garn aus 100 Prozent klaren Kunststoffflaschen zu verarbeiten, das sich in puncto Qualität nicht von neuem ­Polyestergarn unterscheiden ließ. In den darauf folgenden fünf Jahren hat Polartec

sich den Weg zu einer Milliarde Plastikflaschen gebahnt. Das heißt im Klartext: 60 Prozent der Stoffe, die in den USA hergestellt werden, bestehen aus wiederverwerteten PET-Behältern. Dabei variiert der recycelte Anteil innerhalb der PolartecProduktpalette. Es gilt ganz klar: Wenn ein Stoff als „recycled“ gekennzeichnet ist, besteht er zu mindestens 50 Prozent aus wiederverwertetem Anteil. Innovative Adaptionen Viele europäische und internationale Marken verwenden in ihren Kollektionen auf Polartec REPREVE 100 basierende Stoffe – darunter Eider, Millet, Montane, Mountain Equipment, Rab, The North Face, Ternua, VAUDE – und nutzen das Material vom Baselayer bis zum Wetterschutz. Norrøna ist seit Jahren ein großer Unterstützer des umweltfreundlichen Polartec-Sortiments und Patagonias Nachhaltigeits-Geschichte geht zurück bis in die 90er. 1993 launchte das Unternehmen die erste Bekleidungslinie mit recyceltem Polartec-Material – die Synchilla-Linie, die bis heute aus Jacken und Westen besteht. Im Rahmen des Common Threads Garment Recycling Programm akzeptiert Patagonia jedes Kleidungsstück, das je aus PolartecMaterialien hergestellt wurde. Warum recyceln? Natürlich stehen Auswirkungen auf die Umwelt ganz oben auf der Liste der Gründe.

Die Technologie hinter Recycling-Materialien wächst ständig. Neue Garne machen keine Zugeständnisse mehr in puncto Produktion, Performance oder Ästhetik. Es gibt auch ein geschäftlichen Vorteil: Sowohl die wirtschaftliche Rendite kann gesteigert werden als auch der Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen, die als nicht umweltfreundlich gelten. Polartec steht zu 100 Prozent hinter der Minimierung des eigenen ökologischen Fußabdruckes und wurde daher 2005 mit der Zertifikation Oeko-Tex 100 ausgezeichnet und ist seit 2008 bluesign-zertifiziert. Es scheint so, als hätte es nie eine bessere Zeit gegeben, um das Richtige zu tun. Die Zukunft „In den USA landen dieses Jahr über 40 Milliarden Plastikflaschen auf Mülldeponien.­ Ein Vierzigstel dieser gesamten Menge scheint zwar wie ein Tropfen auf heißem Stein, aber es ist ein Anfang. Wir werden in Zukunft damit weitermachen“, so ­Alessandro Perseo, Polartec European ­Marketing Manager. „Wir folgen weiterhin der steigenden Tendenz und werden unser Engagement noch weiter ausbauen, um einen besseren Nutzen aus dem bereits Benutzten zu ziehen. Auf die nächste Milliarde.“ Polartec wird auf der OutDoor die neuesten Kreationen aus recyceltem Stoffen präsentieren: Halle A1, Stand 305.

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Synergieeffekte Der Austausch zwischen Sportlern und Athleten mit Unternehmen der Outdoorbranche ist ein bedeutender Baustein, sowohl in der Entwicklung von Produkten als auch bei der Außenwirkung. RAUS! hat im Vorfeld der OutDoor-Messe bei einigen Branchenvertretern nachgefragt. Und erfahren, wo Grenzen gesehen werden.

3 Fragen an die Hersteller Welche Bedeutung haben Athleten, Sportler oder Pro Teams für die (Weiter-)Entwicklung von neuen Produkten in Ihrem Unternehmen – in Bezug auf Detaillösungen genauso wie auf Bedürfnisse des Marktes? 2 Inwieweit sehen Sie hinter der Kooperation mit Lead Usern auch ein strategisches Marketinginstrument für Erfolgsaussicht und Nutzerakzeptanz? Können diese Impulsgeber auch für den Handel bereichernd sein? 3 Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen beziehungsweise die Branche als Ganzes Grenzen in der Kooperation mit Extremsportlern? 1

2

Das hängt mit der Positionierung der jeweiligen Marke zusammen. Lead User müssen natürlich zum Markenimage passen. Für TATONKA bedeutet

das, dass nur solche Personen interessant sind, deren Unternehmungen, Aktio-

nen und Expeditionen – mit ein bisschen Mut und Entdeckergeist – auch für alle anderen Outdoorbegeisterten durchaus machbar sind. Lead User können durchaus ein geeignetes Mittel darstellen, um Interesse zu wecken, die Kommunikation zu eröffnen und diese in Gang zu halten – nicht nur über Produkte, vor allem auch über Emotionen. Im besten Falle finden sich Endverbraucher in dieser Diskussion wieder und folgen ihr nicht nur staunend, beeindruckt oder vielleicht sogar entsetzt.

3

1

Eine Kooperation mit Extremsportlern steht für TATONKA nicht auf der Agenda. In der Branche als Ganzes scheinen manchmal kaum noch Gren-

zen zu existieren. Es bleibt zu hoffen, dass ein R.I.P. im Abspann des ein oder anIm Rahmen der Produktentwicklung gibt es natürlich einen regen Austausch

deren extremen Videos nicht schlussendlich noch zum Qualitätssiegel avanciert.

mit Personen, die das von uns entwickelte Equipment einem intensiven

Praxis­test unterziehen und entsprechende Anregungen für Weiterentwicklungen

TATONKA

und Verbesserungen an das Produktmanagement geben. In wieweit auch

Thomas Daniel

­„extremere“ Details Einzug in die Serie erhalten, hängt aber noch von vielen wei-

Verkaufsleiter

teren Faktoren ab – Mercedes verdient das Geld ja auch nicht mit dem Silberpfeil.

www.tatonka.de

Der Endverbraucher fühlt sich einem Lead User näher verbunden und kann sich schneller mit ihm identifizieren.

2

Die Zusammenarbeit mit Lead Usern sehe ich als erfolgsversprechend an, so sie die richtigen Kommunikationskanäle nutzen und ihren Einfluss anzu-

wenden wissen. Der Endverbraucher fühlt sich einem Lead User näher verbunden und kann sich schneller mit ihm identifizieren. Unabdinglich ist meiner Meinung nach aber auch die Authentizität des Lead Users. Beim Einsatz dieser sollte man also unbedingt genügend Zeit in die Identifikation der Lead User investieren.

3

Ich sehe da wenig Grenzen. Natürlich, das Streben „höher, schneller, weiter“ schiebt die Athleten an und birgt Risiken, aber das beeinflusst die Zu-

sammenarbeit in erster Linie nicht. Es darf aber nicht unrealistisch werden oder eben zu risikoreich. Dann ist es für uns zu gefährlich, gerade auch wegen vermutlichen Followern. Von solchen Kooperationen nehmen wir Abstand. Ich den-

1

ke, dass der Konsument dies auch nicht mehr greifen kann, die Gefahr und das Wir unterstützen mit Berghaus einige der weltbesten Athleten. Sie ken-

Unverständnis, das Leben dermaßen aufs Spiel zu setzen, rückt dann, glaube ich,

nen die Bedürfnisse und die Anforderungen an gute Bekleidung und

in den Vordergrund.

nützliches Equipment besser als jeder andere. Daher spielen sie auch im Ent-

wicklungsprozess neuer Produkte eine große Rolle für uns. Gemeinsam mit

Berghaus

unserem eigenen Design-and-Development-Team MtnHaus wird ein Produkt

Cindy Mathieu

entwickelt und bis zum Limit getestet. Dann werden Verbesserungen umge-

Marketing Manager Europe

setzt und der Zyklus wiederholt sich, bis Athlet und Designer vollends zufrie-

www.berghaus.com

den sind. Dies ist für uns enorm wichtig, um mit Selbstbewusstsein am Markt auftreten zu können. Dass wir uns sicher sind, dass unsere Produkte alle alpinen Abenteuer, für die sie ausgelegt sind, bestehen, zeigt die Lifetime ­Guarantee, die wir unseren Artikeln aussprechen.

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branchenbefragung

2

Unsere Lead User sind voller Bestandteil unserer Kommunikations- beziehungsweise Marketingstrategie. Sie bringen der Marke nicht nur Image,

sondern auch Legitimität, Wiedererkennung und auch Menschlichkeit, sind Bot-

schafter der Marke und deren Philosophie. Dies hilft der Marke, ihre Identität hervorzuheben – gegenüber Händlern und nicht zuletzt Endkunden. Ein Großteil der Händler weiß dies zu schätzen beziehungsweise zu nutzen und kann sich auch als Spezialist profilieren. Es ist eine Sache, die sowohl für die Marken als auch für die Händler immer wichtiger wird, da die Emotionsseite beim Kauf eine immer stärkere Rolle spielt. Besonders jetzt, da die Qualität, die Innovation und die Produktauswahl so hoch ist, gewinnt die Emotion stätig an Wert.

3

Es gibt selbstverständlich Grenzen. Punkt eins: Diese Extremsportler werden von den Marken ausgestattet und sind deshalb keine Käufer. Dies sollte

man, speziell bei Produktentwicklungen, immer im Hinterkopf behalten. Innovationen sind nur ein Erfolg, wenn sie in einem Produkt verwirklicht und schließlich gekauft werden. Punkt zwei: Für ein Familienunternehmen wie Julbo spielt die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit bei solchen Kooperationen eine sehr wichti-

1

ge Rolle. Bestimmte Unternehmen kennen kaum Budgetgrenzen und können sich Kooperationen mit Athleten, Sportlern oder Pro Teams haben seit der Grün-

ein Image „kaufen“, wir fokussieren uns eher auf Athleten, die unsere Philosophie

dung von Julbo (1888) schon immer eine sehr wichtige Rolle in der Pro-

teilen. Punkt drei: Extremsportarten werden immer extremer, um die Leute zu

duktentwicklung gespielt. Ganz am Anfang waren es Kristallsucher und Bergstei-

beindrucken. Es geht manchmal sehr (zu?) weit – und ich bin der Meinung, dass

ger. Heute sind Trailrunner, Moutainbiker, Segler und sogar Freerider und Base-

es das Ziel bleiben sollte, die Leute an die Marke zu binden, dass sie sich damit

Jumper dabei. Diese Spitzensportler geben uns einerseits Feedback zu beste-

identifizieren und nicht nur staunen, welche Risiken Extremsportler eingehen.

henden Produkten, nehmen andererseits an Workshops (je nach Sportart) mit unseren Designern und Produktmanagern teil. Regelmäßig werden sie auch ge-

Julbo

fragt, die daraufhin entstandenen Prototypen zu testen. Es geht an erste Stelle

Bertrand Ragonneau-Flemming

um Weiterentwicklungen und Innovationen, hier bringen sie uns extrem guten

International Sales Manager

Input und Mehrwert. Was die Marktbedürfnisse angeht, sind Events – wo wir di-

www.julbo.com

rekt Zugang zu Endverbraucher haben – und selbstverständlich unsere Händler die Hauptinformationsquellen.

Im Jahr 2015 haben wir eine völlig neu ­k onzipierte terrex-Kollektion auf den Markt ­g ebracht, die ganz entscheidend vom Input ­u nserer Athleten beeinflusst wurde.

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Selbstverständlich erhöht die Zusammenarbeit mit Athleten unsere Relevanz am Markt. Die Athleten sind ständig auf Tour, kennen ihre Bedürfnisse

genau, sind am Puls der Zeit und wirken als Multiplikatoren in der Community. Das Miteinander mit unseren Partnern und Konsumenten ist uns so wichtig, dass wir es auch als eine von drei Säulen unserer Wachstumsstrategie in dem im März vorgestellten Businessplan „Creating the New“ identifiziert haben. Wir nennen das „Open Source“ und verstehen darunter eine noch engere Zusammenarbeit mit unseren Konsumenten, Sportlern, Einzelhändlern und Partnern. In der Zu-

1

kunft wollen wir sie noch stärker als jemals zuvor in die Art und Weise, wie wir Bei adidas Outdoor steht das Feedback der Athleten an oberster Stelle. Wir

Produkte kreieren, entwickeln und präsentieren, miteinbeziehen und sie einla-

führen regelmäßig Feedback-Sessions mit unseren Profiathleten durch und

den, dadurch Teil unserer Marke zu werden.

arbeiten gerade in Bezug auf Neuentwicklungen seit Jahrzehnten sehr eng mit ihnen zusammen. Schon 1978 haben wir in Zusammenarbeit mit Reinhold ­Messner den Zustiegsschuh entwickelt, den er dann auch bei seiner ersten Be-

3

Outdoorsport umfasst ein breites Feld an Aktivitäten und wird zunehmend ausdifferenzierter und vielseitiger. Dazu gehören Sportarten wie Klettern,

steigung des Everests ohne Sauerstoff bis zu einer Höhe von 6.200 Metern trug.

Bergsteigen, Skitourengehen, Kajakfahren, Gleitschirmfliegen und viele weitere.

Im Jahr 2015 haben wir eine völlig neu konzipierte terrex-Kollektion auf den

Die enge Zusammenarbeit mit Athleten, sie darin zu unterstützen, besser zu

Markt gebracht, die ganz entscheidend vom Input unserer Athleten beeinflusst

werden, und ihnen zu helfen ihre Ziele zu erreichen, sind wichtige Bestandteile

wurde. In diesem Rahmen haben wir Produktinnovationen geschaffen, die es so

unserer Marketingstrategie. Jedoch distanzieren wir uns klar von Marketing­

auf dem Markt noch gar nicht gab, um ihren speziellen Bedürfnissen gerecht zu

projekten mit extremem Risiko.

werden. Konkret haben wir zum Beispiel einen sogenannten Windlatz erschaffen, den man an- und ausziehen kann, ohne den Rucksack abzunehmen. Zudem

adidas Outdoor

ein Oberteil, dass das bekannte Lagensystem auflöst und Baselayer, Weste und

Marc Fischer

Midlayer in einem Teil vereint. Auch unser terrex Solo wurde auf Basis des Inputs

Director adidas Outdoor Central Europe

unserer Kletterasse Mayan Smith-Gobat oder Alex Luger erneut weiterentwic-

www.adidas.de/outdoor

kelt. Das Ergebnis: noch flexibler, besserer Grip und deutlich leichter.

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branchenbefragung

Ein Beispiel ist auch unsere Bergsport-Kollektion Slingsby Series, die in Zusammenarbeit mit ­erfahrenen Bergführern entwickelt wurde.

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Natürlich haben bekannte Namen über den rein praktischen Nutzen bei der Entwicklung hinaus auch einen Mehrwert als Testimonial-Marketing.

Auch die sogenannten Meinungsbildner, wie Bergführer, lokale Größen oder auch Core-Händler, kommen mit wertvollen Rückmeldungen – und wirken als Empfehlung in der jeweiligen Szene. In Skandinavien arbeiten wir mit großen Outdoorverbänden wie dem norwegischen DNT oder dem schwedischen ­Friluftsfrämjandet zusammen, in Deutschland mit den Profis der Bergschule Vivalpin. Dadurch bekommen wir einen sehr direkten Draht zu den wirklich Aktiven im Bereich Bergsport und Outdoor.

3

Ganz wichtig ist: Der Nutzen für unsere Kunden und damit den gewöhnlichen „Ottonormalverbraucher“ hat oberste Priorität, schließlich ent-

wickeln wir nicht (nur) Produkte für Extremnutzer, sondern für alle, die getreu

1

unserem Motto „Ekstrem Turglede“ draußen unterwegs sind und sich auf Seit Roald Amundsen 1911 mit Bergans am Südpol war, sind die Rück-

Tour wohlfühlen – auch ohne Rekorden nachzujagen. Die Ansprüche können

meldungen von erfahrenen Nutzern in die Entwicklung von Bergans-­

sehr stark abweichen, da sie teils recht unterschiedlichen Anforderungen in

Produkten miteingeflossen. Dies gilt bis heute, auch wenn beispielsweise in

puncto Leistung und Komfort gerecht werden müssen. Um ein noch direkte-

unserem aktuellen Testteam nicht nur bekannte Größen, sondern auch weni-

res Feedback von unseren tatsächlichen Usern zu bekommen, haben wir in

ger bekannte Experten auf ihrem Gebiet und kompetente Power User mit

diesem Frühjahr vor der Einführung eines neuen und nachhaltigen Polyester-

dabei sind. Ein Beispiel ist auch unsere Bergsport-Kollektion Slingsby Series,

materials erstmalig ein Crowdsourcing-Projekt auf der Plattform Ispo Open

die in Zusammenarbeit mit erfahrenen Bergführern entwickelt wurde. Dabei

Innovation gestartet!

setzen wir vor allem auf solche Experten, die auch ein Verständnis für die Bedürfnisse und Gegebenheiten des Marktes mitbringen.

Bergans Christoph Centmayer Marketing Communication Manager www.bergans.de

Uns ist es wichtiger ProTeamer zu haben, die in den Medien nicht durch extreme Leistungen auffallen, sondern die jeden Tag draußen sind und uns wirklich Feedback geben können.

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Sicherlich gibt es große Namen in der Branche und man freut sich, wenn Profis auf Produkte der eigenen Marke zurückgreifen und somit zu Lead

Usern werden. Trotzdem werden wir bei HANWAG unserer ProTeam-Philosophie treu bleiben und auch zukünftig nicht mit Profis zusammenarbeiten, die uns ihr Gesicht für Geld leihen.

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Generell ist die Kooperation mit Extremsportlern für uns niemals relevant gewesen – die Philosophie des ProTeams spricht einfach dagegen. Uns ist

es wichtiger ProTeamer zu haben, die in den Medien nicht durch extreme Leistungen auffallen, sondern die jeden Tag draußen sind und uns wirklich Feedback geben können. Viele unserer ProTeamer sind Bergführer, die fast jeden Tag des Jahres in den Bergen verbringen. Der Input, den wir hier erhalten, ist wahn-

1

sinnig wichtig für uns. Uns ist natürlich bewusst, dass Bergsport schnell auch mal Unser ProTeam hilft uns nicht nur bei der Weiterentwicklung und Verbesse-

gefährlich werden kann, aber wir vertrauen total auf die Fähigkeiten unserer

rung von Berg- und Trekkingstiefeln, wir bekommen oftmals auch Ideen für

ProTeamer und würden sie als Sponsor niemals zu einem gefährlichen Projekt

ganz neue Projekte, an denen wir dann gemeinsam arbeiten. Unsere ProTeamer

oder einer riskanten Expedition drängen. Die Entscheidung wird zu hundert Pro-

sind jeden Tag draußen in den unterschiedlichsten Umgebungen als Bergführer,

zent von den betreffenden Personen getroffen. Das ist eine klare Grenze für uns.

Outdoorfotografen, Förster oder Reisejournalisten unterwegs und haben ganz

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unterschiedliche Bedürfnisse und Ideen. Das HANWAG ProTeam ist deshalb ge-

HANWAG

nauso breit aufgestellt wie der Markt. Ich würde soweit gehen, und unser

Christian Wittig

­ProTeam als wesentlichen Bestandteil unser Entwicklung und Forschung be-

Communication Manager

zeichnen. Wir für unseren Teil stecken dann über 90 Jahre an handwerklichem

Marketing International

Know-how in die Umsetzung von diesem Input.

www.hanwag.de

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branchenbefragung

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Nicht nur unsere Pro-Team-Athleten, sondern auch andere Lead User können gute Ideen haben. Das Internet (Stichwort Crowdsourcing)

bietet heute die Chance, viele Menschen aktiv in die Produktentwicklung einzubinden. Auf unserer Website bieten wir beispielsweise für Kunden die Möglichkeit, ein Produkt zu bewerten und Feedback oder Verbesserungs-

vorschläge einzubringen. Allerdings müssen wir bei der Umsetzung natürlich noch die Kostenfrage und ökologische Vorgaben beachten – die haben viele Kunden oft gar nicht im Blick. Letztendlich können wir so theoretisch von einem unendlichen Wissenspool an Ideen profitieren – und natürlich ist auch der Handel auf ständige Innovationen angewiesen. Einige Athleten, wie etwa die MTB-Vertrider aus Innsbuck, sind übrigens bei unseren VAUDE Safety Camps zu Treffen und helfen hier mit Tipps und Tricks weiter.

1

In der Produktentwicklung betreibt VAUDE eine enge und intensive Zusammenarbeit mit Sportlern, ebenso fließt das Feedback und die gute Markt-

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Generell gilt: Der Athlet muss zur Marke passen. VAUDE steht nicht für die Grenzerfahrung à la „higher, faster, further“, sondern für bewusste Out-

door- und Naturerlebnisse. Deshalb arbeiten wir nicht mit Extremsportlern zu-

kenntnis unserer Außendienstmitarbeiter ein. Die Zusammenarbeit geht schon

sammen – auch wenn manches, was unsere Athleten so machen, für den Nor-

bei Neuentwicklungen los! Insbesondere, um auch gewährleisten zu können,

malverbraucher schon sehr extrem aussieht. Und noch ein Punkt: Topathleten

was der Markt beziehungsweise der Endverbraucher benötigt. Prototypen lassen

fordern stets das Maximum – von sich selbst und von den Produkten. Als Her-

wir oft in einer frühen Phase testen. Jüngstes Beispiel: unser wasserdichter

steller müssen wir aber auch die Marktbedürfnisse im Blick haben beziehungs-

Flatpedal-­MTB-Schuh, den wir im Sommer 2016 auf den Markt bringen. Die Ath-

weise gewisse Stückzahlen verkaufen. Eine High-End-Jacke oder ein Zelt für

leten sind sicher die wichtigsten User und schärfsten Kritiker, denn sie haben

1.000 Euro ist technisch machbar, wird aber nur einen sehr exklusiven Kunden-

unsere Produkte fast täglich im Einsatz. Hier zeigt sich sofort, was funktioniert

kreis ansprechen.

und was nicht. Zusammen mit den Produktmanagern und ihrer Leidenschaft für den Sport und die Natur können dann nachhaltig innovative Lösungen entstehen.

VAUDE Benedikt Tröster

Und noch ein Punkt: Topathleten fordern stets das Maximum – von sich selbst und von den Produkten.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit www.vaude.com

Unsere Lead User sind so ausgewählt, dass sie in erster Linie den Spaß an der Sportart transportieren und so auch eine neue Zielgruppe ansprechen können.

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Natürlich schaut die Community auch darauf, was der Lead User trägt. Dennoch sollte dieser Lead User auch zum Unternehmen und dessen Ausrich-

tung passen. Merrell sucht deshalb gezielt nach Botschaftern, die nicht nur die Aufmerksamkeit auf die Marke lenken, sondern auch den Gedanken von Merrell weitertragen. Natürlich profitiert auch der Handel von unseren Aktivitäten im Bereich der Lead User. Zum einen erhöhen diese die Bekanntheit der Sportart und lenken zum anderen die Aufmerksamkeit auf unsere Marke. Unsere Lead User sind so ausgewählt, dass sie in erster Linie den Spaß an der Sportart transportieren und so auch eine neue Zielgruppe ansprechen können.

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Extremsportler setzten bei Ihren Aktionen häufig ihr Leben aufs Spiel. Die Entscheidung, ob dies unterstützenswert ist, überlassen wir anderen.

­Merrell selbst steht für den Spaß am Sport und kooperiert deswegen in erster

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Linie mit herausragenden und interessanten Persönlichkeiten, welche ihren Unsere Athleten und Ambassadors geben uns wichtiges Feedback, sowohl

Sport lieben. Natürlich sind das alles auch hervorragende Sportler. Dennoch be-

was Detaillösungen als auch die gesamte Funktionalität des Schuhs betrifft.

steht die Hauptmotivation in der Ausführung ihrer Sportart und nicht in der Ver-

Merrell versucht nicht nur deren Rückmeldungen, sondern auch Testergebnisse

bissenheit, mit der einige nach Aufmerksamkeit suchen oder Platzierungen und

etc. in die neuen Entwicklungen einfließen zu lassen. Dabei steht Merrell in erster

Rekorden hinterherjagen.

Linie für Freude am Sport beziehungsweise an der Aktivität. Dementsprechend setzt sich unser Athletenteam eher aus guten Sportlern mit interessanten Per-

Merrell

sönlichkeiten zusammen, denn aus reinen Spitzensportlern.

Thomas Kamm Country Manager www.merrell.com

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branchenbefragung

Dank unserer Markenbotschafter beziehungsweise Sponsoringpartner reisen unsere Produkte und unsere Markenwerte um den gesamten Globus.

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Lead User/Markenbotschafter dienen in der Regel als Vorbilder oder Ideale für viele Hobbysportler. Davon profitieren auch die Sponsoren des Marken-

botschafters. Sie bauen zudem Kontakte zu den wichtigen Zielgruppen auf und tragen die Markenwerte glaubwürdig nach außen. Dank unserer Markenbotschafter beziehungsweise Sponsoringpartner reisen unsere Produkte und unsere Markenwerte um den gesamten Globus. Unter ORTLIEB versteht man heute das Versprechen für wasserdichtes, langlebiges Outdoorequipment. Diesen Ruf haben wir neben den überzeugten ORTLIEB-Nutzern auch unseren Sponsoringpartnern zu verdanken, die die Kunde von der verlässlichen Marke ORTLIEB weiterverbreitet haben.

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Wir unterstützen Reiseprojekte, um unsere Produkte im Langzeittest zu haben. Somit können wertvolle Erfahrungen in die Produktentwicklung mit ein-

fließen und die Produkte stark auf die Bedürfnisse unserer Kunden angepasst

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Die zunehmende Zahl an Anfragen stellt auch uns vor eine Herausforderung. Als mittelständisches Unternehmen können wir nur begrenzt Projek-

te in unseren Sponsoring-Pool aufnehmen. Somit können wir leider nicht vermeiden, dass manch tolles Projekt nicht von ORTLIEB unterstützt werden kann.

werden. Parallel dazu ist uns natürlich wichtig, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ORTLIEB im Umfeld ihres Projekts professionell und permanent prä-

ORTLIEB

sentieren. Hier können Websites, Vorträge, Social Media oder auch Blogs als

Christina Halasz

Plattform dienen. Nach der Reise sollte Pressearbeit eine wichtige Rolle spielen,

PR Manager

um Berichte in verschiedenen Medien platzieren zu können.

www.ortlieb.de

Mir geht es nicht darum, Limits zu sehen, vielmehr geht es um Möglichkeiten.

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An erster Stelle der Zusammenarbeit mit unseren Ambassadors steht die Produktentwicklung. Es ist darüber hinaus wichtig, mit zuverlässi-

gen und vertrauenswürdigen Athleten zusammenzuarbeiten, die unsere Produkte tatsächlich für ihren Sport nutzen. Norrøna hat immer schon Athleten ausgewählt, die vom Unternehmen begeistert und davon überzeugt sind, dass wir die beste Brand mit der besten Qualität für ihre Unternehmungen darstellen.

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Mir geht es nicht darum, Limits zu sehen, vielmehr geht es um Möglichkeiten. Eine Möglichkeit, die wir seit 1977 sehen, ist unsere außerge-

wöhnlich nutzerorientierte Entwicklung. Wir begründen das folgendermaßen: Wenn es für extreme Athleten im extremen Einsatz funktioniert, wird es

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höchstwahrscheinlich auch für dich funktionieren. Es ist ein wichtiger Aspekt unserer Produktentwicklung, von aktiven und kompetenten Nutzern, die täglich unsere Produkte im Einsatz haben, In-

NORRøNA

put zu bekommen – das ist im Übrigen bereits seit den 1970er-Jahren der Fall.

Martin Lien

Wir sind der Überzeugung, dass diese Nutzer eine perfekte Basis dafür sind,

Marketing Director Norrøna

eventuelle Schwächen und Bedürfnisse herauszuarbeiten, um damit unsere

www.norrona.com

für verschiedenste Aktivitäten entwickelte Produkte zu verbessern.

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branchenbefragung

Jemand, der einen ganzen Winter lang tagein, tagaus in seiner Ausrüstung warm, trocken und sicher ist, wird die richtige Wahl getroffen haben!

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Sicher tragen gerade „normale“ Skifahrer und Wanderer auch gern ­Jacken und Hosen, mit denen Profis sportlich unterwegs sind. Mehr

aber, weil sie sich auf deren Urteil verlassen, als darum, mehr zu scheinen, als zu sein. Im oben erwähnten Skischulbereich ist es so, dass der Skilehrer, der vorfährt, unter besonderer Beobachtung steht. Jemand, der einen gan-

zen Winter lang tagein, tagaus in seiner Ausrüstung warm, trocken und sicher ist, wird die richtige Wahl getroffen haben!

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Eine Grenzverletzung liegt sicher vor, wenn man nicht authentisch ist. Die Partner müssen zueinanderpassen. Faire Sportler – keine unlauteren

Kämpfer, sondern aufrichtige Partner, mit denen man sich auf Augenhöhe ausSchöffel ist Ausrüster der österreichischen Skinationalmannschaft und

tauschen kann – sind wünschenswert. Wir haben in unseren Partner solche

hat Profipartner wie die Bergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf

Menschen gefunden und fahren gut damit.

­Dujmovits. Davon profitieren beide Seiten: Wir, der Hersteller, von den gewis-

senhaften Anregungen und praxisorientierten Hinweisen aus dem sportli-

Schöffel

chen Hochleistungsalltag (auf Expeditionen, beim Rennen, im Windkanal) zu

Ilka von Goerne

unseren Schnitten und Materialien – und die Schöffel-Partner, die von unse-

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

rer Kompetenz überzeugt sind. Unsere Partner im Skisport oder bei Skischu-

www.schoeffel.de

len nehmen eine Vorbildfunktion wahr.

Nur wenn die Produkte den harten Anforderungen unserer Profis genügen, sind diese auch reif für den Markt.

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Die Kooperationen mit unseren Lead Usern (Partner, Meinungsbildner, Athleten, Tech-Trainer …) sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil in unserem

Marketingmix. Chamonix und Grindelwald als weltweit bekannte Bergschulen geben unseren Konsumenten die Sicherheit, mit der Wahl der Produkte aus un-

serem Haus richtig zu liegen. Vielmals, gerade im Alpinismus, sind Topprodukte auch eine Lebensversicherung in kritischen Situationen. Beispielsweise gibt es bei einem Seil oder einer Wetterschutzausrüstung keine Kompromisse. Für den

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Handel bedeuten diese Kooperationen auch die Sicherheit, topleistungsfähige Die Einbindung von Athleten und Partnern ist von uns von immens hohem

Produkte zu führen und diese bedenkenlos an die Kunden verkaufen zu können.

Stellenwert. Gerade für die Marke Millet, welche sich primär im vertikalen

Alpinismus und im Klettern bewegt, ist die Expertise und das Testing mit unseren Meinungsbildnern nicht wegzudenken. Unter dem Thema „Guided By Guides“ haben wir im Chamonix-Basecamp mit der dortigen Bergführervereinigung ein Testcamp installiert. Alle unsere Produkte werden von den Bergführern auf „Herz

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Hier kann ich nur für unser Unternehmen sprechen. Die Grenzen der Kooperationen mit Extremsportlern muss sich jedes Unternehmen selbst set-

zen. Wir sind darauf bedacht, nur solche Kooperationen einzugehen, welche

und Nieren“ geprüft, in Kooperation mit unseren Produktmanagern verbessert

auch unseren Produkten entsprechen, das heißt, im Outdoorumfeld bis hin zu

und erst nach deren Freigabe auf den Markt gebracht. Das Gleiche gilt für all un-

Expeditionen. Die Jagd nach Adrenalin und Rekorden ist für uns kein Ziel und

sere Kletter- und Tourenski sowie die „Fast Alpine“-Produkte. Nur wenn die Pro-

auch kein Bestandteil unseres Marketingmix.

dukte den harten Anforderungen unserer Profis genügen, sind diese auch reif für den Markt. Sehr oft kommen auch die Denkanstöße für neue, innovative Produk-

Millet

te direkt von unseren Bergführern und den Athleten. Ab dem kommenden Winter

Thorsten Walter

bauen wir ebenfalls ein neues Basecamp in Grindelwald mit den lokalen Bergfüh-

Verkaufsleiter DACH/Skandinavien Millet, Eider, Lafuma, Killy

rern auf, um auch dort unsere Produkte zu testen und weiterzuentwickeln.

www.millet.fr/de

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rausgeschwommen

Kna pp über Extremschwimmer Christof Wandratsch und das Eiswasser

Interview // Benjamin Hellwig

Foto // WoW-Art/Oliver Halder

Schützendes Körperfett, Training im unterirdischen Gletschersee, ein aus dem Eis gehacktes Schwimmbecken im sibirischen Murmansk: Extremschwimmer Christof Wandratsch hat eine neue Herausforderung. Nach Erfolgen auf den Langdistanzen bietet er der Eismeile die Stirn. „Eine coole Sache.“

An der Grenze des Machbaren: Christof und das Burghausener Eiswasserbecken

Hallo Christof, Murmansk steht bei den meisten Wassersportler nicht gerade auf Platz eins der Wunschliste. Was war dein erster Eindruck von der Region, als du Mitte März dort angekommen bist? Ich war bereits letztes Jahr zur Eismeile im Juni dort, wusste also, was mich erwarten würde. Dieses Jahr war es winterlicher, aber ich war ja auf die Kälte eingestellt. Nachts hat es Ende März dann mal 20 Zentimeter Neuschnee gegeben, da zucken die nicht mal. Das ist dort völlig normal. Mir ging es ja auch nicht darum, die Stadt anzuschauen, ich wollte Weltmeister werden. Das hat glücklicherweise geklappt. Trotzdem war danach noch etwas Zeit. Auch für eine Führung auf einem atombetriebenen Eisbrecher ... Das Becken in Murmansk wurde nahezu aus dem Eis gehackt. Wie hast du deine 1.000 Meter im sibirischen Wasser in Erinnerung? Ich habe den Weltrekord aufgestellt – und es war schweinekalt. 0,8 Grad, das war schon ganz schön hart. Aber ich wusste, was mich erwartet. Als Extremschwimmer hast du mit Weltrekorden bei Durchquerungen des Ärmelkanals und der Straße von Gibraltar sowie bei der Bodensee-Längsquerung auf dich aufmerksam gemacht. Seit nunmehr knapp zwei Jahren schwimmst du Eiswasserstrecken. Nach großen Distanzen nun eisige Verhältnisse – wie bist du darauf gekommen? Nach dem Erfolg am Bodensee war ich zusammen mit Trainer und Betreuer auf der Suche nach neuen Extremen. Und da sind wir aufs Eisschwimmen gestoßen. Das war im Sommer 2013 (lacht). Bei der Recherche sahen wir, dass es zwei Verbände gibt, die Winter Swimming Association

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und die International Ice Swimming ­Association. Erstere hat 2014 die Kurzstrecken-­WM zum wiederholten Mal ausgerichtet, in Finnland, über die Distanzen 25, 50 und 450 Meter. Das war unser erstes Ziel. Über 450 Meter bin ich dann auf Anhieb gleich Weltmeister geworden. Das war eine coole Sache, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Wasser hatte knapp über Null Grad, Lufttemperatur minus 15 Grad. Das ist schon frisch. Was kam dann? Die Königsdisziplin liegt bei 1.000 Metern. Für die musst du dich qualifizieren, indem du die Eismeile schwimmst: 1,611 Kilometer bei Temperaturen von unter fünf Grad. Im Januar fanden dann in Burghausen die Aqua Sphere Ice Swimming German Open statt, die ich mitorganisierte. Das war ein riesiger Erfolg, wir hatten Teilnehmer aus 18 Nationen und einige Tausend Zuschauer. Du hast eine Sondererlaubnis für den See am Hintertuxer Gletscher. Beschreib doch mal ein paar Trainingssituationen. Ich bin ein paarmal mit Skiern dorthin, in einer Höhe von 3.200 Metern befindet sich in einer Gletscherhöhle ein See, in dem ich schwimmen durfte. Das Wasser dort hat immer 0,3 Grad, das sind gute Bedingungen. Und als Vorbereitung für die WM hat mir das sehr geholfen, gerade als es bei uns wärmer wurde. Wie überwindet man den körpereigenen Widerstand, in dieses Wasser zu steigen? Du musst rechtzeitig mit dem Training anfangen. Ich kann jedem, der jetzt Lust dazu bekommen hat, nur raten, im Herbst loszulegen. Regelmäßig in die Seen zu gehen, und sei es nur für ein paar Sekunden. Und es gibt ja auch die 50-Meter-Strecke oder die Viermal-25-Meter-Staffel, du kannst also auch mit solchen Disziplinen starten. Ich kann nur jeden herzlich dazu einladen, sich vorzubereiten. Wer möchte, der kann dazu an meinen Aqua Camps teilnehmen. Und dann im Januar bei den German Open an den Start gehen! Eine ordentliche Körperfettschicht ist beim Eisschwimmen erlaubt. Hilft das tatsächlich? Ja, das hilft wirklich. Im vorletzten Winter hatte ich 20 Kilo Zusatzgewicht, im letzten habe ich gemerkt, dass ich auch mit zehn durch die kalte Jahreszeit

komme. Ein Eisschwimmer hat den Vorteil, dass er an Weihnachten in aller Ruhe und mit Genuss Stollen und Lebkuchen essen kann. Jedes Gramm schützt vor der Kälte. Genau 13 Minuten hast du für die 1.000 Meter in Murmansk gebraucht. Dann warst du erster Weltmeister im Eisschwimmen. Was bedeutet es dir, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen? Ich empfinde das als Lohn für die ganze Quälerei, für die harten Trainingsstunden. Nicht jedes Training läuft immer astrein und mit der puren Freude aufs kalte Wasser. Wenn du am Tag vier-, fünfmal ins Eiswasser musst, ist das schon hart. Gerade im Winter fällt es nicht immer leicht, morgens um halb sechs raus aus dem warmen Bett zu steigen und in den Saunateich zu hüpfen. Das gebe ich zu. Aber wenn solch ein Erfolg dabei herauskommt, freue ich mich. Das ist doch eine tolle Sache. Und ich muss sagen, dass wir hier in Burghausen ideale Bedingungen haben. Die Stadt hat an den See extra eine Infrarot-­ Wärmekabine gebaut, in der wir uns nach dem Schwimmen aufwärmen können. 2017 wird es in Burghausen die Eisschwimm-WM geben, 2018 könnte der Sport olympisch werden. Wie denkst du darüber? Ich habe gerade die Info bekommen, dass ich in Südkorea gesetzt sein werde, das ist super. Aber jetzt konzentriere ich mich langfristig erst einmal auf die WM. Welcher Sportler kann schon in seiner Heimatstadt aktiv an einer derartigen Veranstaltung teilnehmen? Ich werde alles geben, um meinen Titel zu verteidigen. Welche Herausforderungen hast du dir als nächste gesetzt? Am Bodensee gibt es neben der Längsquerung, die ich bereits erfolgreich hinter mir habe, noch die Drei-LänderQuerung von Lindau über die Schweiz nach Bregenz, über 38 Kilometer. Wenn das Wetter passt, irgendwann zwischen Juli und September, werde ich das in Angriff nehmen. Jetzt am Wochenende aber erst mal die dritte offizielle Route: die zwölf Kilometer lange Breitenquerung von Friedrichshafen nach Romanshorn.  Weitere infos unter  www.wandratsch.de und www.aqua-camps.extremschwimmer.de


rausgeschwommen

Aqua Sphere Seal 2.0 Für 100 Prozent UV-Schutz und den richtigen Durchblick unter Wasser sorgt die Schwimmmaske Seal 2.0. Die geschwungene Form der Linsen ermöglicht ein 180-Grad-Panoramasichtfeld und das neue Komfort-Schnallensystem mit MicroAdjustment eine einfache und schnelle Anpassung. Der Maskenkörper garantiert dank der Multi-Perimeter-Dichtzone und der Labyrinth Seal Technology einen perfekten Sitz und hohen Tragekomfort. Preis: 34,95 Euro.

Aqua Sphere Ergoflex Handpaddle Das innovative Design der ErgoFlex Handpaddles kombiniert steife PolypropylenStrukturen – das sogenannte Bones-System, das den Handknochen nachempfunden ist – mit weichen und flexiblen Gummieinsätzen, die für ein hervorragendes Wassergefühl sorgen. Die vorgeformte Struktur ist der tatsächlichen Handhaltung angepasst. Die Handriemen lassen sich für exakte Einstellung modifizieren und ein schützender Gummirand verhindert Verletzungen. Die Handpaddles sind in zwei Größen erhältlich. Preis: 19,95 Euro.

Aqua Sphere Microfin HP Die neue Microfin HP von Aqua Sphere wurde speziell entwickelt, um allen Bedürfnissen beim Schwimmtraining im Pool gerecht zu werden. Das kurze Flossenblatt bietet einen hohen Wasserwiderstand. Zudem gewährleistet es optimale und maximale Kraftübertragung, Stabilität sowie Bewegungseffizienz im Wasser. Die Flossen unterstützen die Herz-Kreislauf-Arbeit sowie den Muskelaufbau und sind ideal für Fitness- und Leistungsschwimmer. Das ergonomische Fußfach bietet einen außergewöhnlichen Tragekomfort, die erhöhten und verstärkten Seitenstabilisatoren und das Flossenblatt aus flexiblen Technopolymer ermöglichen hervorragende, individuelle Vorschub- und Steuerungseigenschaften. Preis: 29,95 Euro.

Aqua Sphere Energize

Range Training Suite

Schwimmen ist eine natürliche Form der aktiven Regeneration, weil es zur Milderung und Verringerung von Muskelentzündungen beiträgt. Die Energize Compression Training Suits stabilisieren die Rumpfmuskulatur und unterstützen dabei die aktive Regeneration. Komfortable Silikonbänder sorgen für einen perfekten Sitz, flache Nähte reduzieren den Wasserwiderstand und verbessern die Bewegungseffizienz. Bei den Damenanzügen sorgt ein offener Rücken zusätzlich für ein verbessertes Wassergefühl und maximale Bewegungsfreiheit, bei den Herrenanzügen eine Innenhose sowie ein elastischer Hosenbund mit integriertem Kordelsystem für mehr Halt und Komfort. Preis: 69,95 Euro (Damen), 99,95 Euro (Herren).

Aqua Sphere

P2K

Das P2K ist das perfekte Trainingstool für alle Wassersportler, da es als Kickboard, Pull Buoy oder Auftriebskörper für Widerstandstraining verwendet werden kann. Es ermöglicht ein gezieltes und isoliertes Schwimmtraining des Oberkörpers, stärkt die Beine und den unteren Rumpfbereich. Dabei ist sehr leicht und angenehm zu halten. Preis: 19,95 Euro.

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ausblick & impressum

München ruft. Foto // Berghaus

Die nächste Ausgabe der RAUS! XXL erscheint zur ISPO 2016.

imp r ess u m HERAUSGEBER

FOTOGRAFEN

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nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für

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wir Titelschutz in Anspruch für RAUS! in allen Schreibweisen,

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Emrik Jansson, Andre Schmidt/Vaude,

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Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen,

CHEFREDAKTEUR

graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen,

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Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien,

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RAUS! XXL zweimal im Jahr, RAUS! viermal im Jahr

insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen,

Editorial Design

ABONNEMENTS

sowie Tonträger und Merchandising, Bildtonträger, Film,

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Internet, CD-Rom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere

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Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektro-

Alexandra Dinter, Ina Krug, Lea Henneke,

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nische und digitale Medien und Netzwerke, Domains,

Karolin Wüstney, Simon Schumacher

Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art. ISSN 2192-0206

LEKTORAT

Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:

Ina Krug, Alexandra Dinter

Direkte Bestellmöglichkeit unter: www.terraoceanisverlag.de

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raus-magazin XXL vier 2015



FOTO: MATHIAS LINDKVIST FAHRER: JON BOKRANTZ PRODUKT: FJØRÅ LIGHTWEIGHT EQUALISER LONGSLEEVE

loaded minimalism™ Norrøna steht seit 1929 für Qualität, Funktionalität und Design. Wir gestalten und entwickeln schnörkellose Produkte mit allen wichtigen Details für jede Lebenslage.

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