RAUS! 20

Page 1

AUSGABE 20 | 06 / 2014 | D 4 € A 4 € | Benelux/E/I 6 € | CH 12 SFR


o r F . e e n Sch ? d n Na u Der Audi . n e g n u g ek te Bedin f r e p d in s en im Land n e m g m n o u k g l il in d Alle Be Dynamik. W d n u n io is räz für mehr P

ert 8,5–4,9; 0 km: kombini 10 l/ in h uc ra Kraftstoffverb ert 199–129. g/km: kombini in en on si is m CO -E 2


. . s s i i E E sstt.. gie olg oie nlo ho cehcn e T T o o r r t t t t a a u u rq nedreq isned eis ee oro w w g g e e w w q/u qautattrt it it m m di.ed/e i. d d Q5 Q5 u u a a r r e e t t n n ru eherhu .M or.oM qu qautattrt on vovn


herein

Kraft der Überzeugung Der Glaube an das eigene Leistungsvermögen kann

den einen Moment und mit einem abrupten Ende.

Berge versetzen. Wenn wir etwas tun, was wir wirklich

Wir sprachen mit der Französin Liv Sansoz, die bei

wollen, aus unserem Innersten heraus, beruht es darauf,

ihren vielen Kletter- und Basejumping-Trips zahlreichen

dass wir dahinterstehen. Absolut­ und mitunter auch

herausfordernden Situationen ins Auge sah. Eine

kompromisslos. So überzeugt wir aber auch von einer

Begegnung mit dem entschlossenen Auftreten einer

Sache sind, manchmal liegen Steine auf dem Weg,

querschnittsgelähmten Kletterfreundin aber war es,

die ihn holprig machen oder gar versperren. Gründe

die ihr bis heute Energie verleiht. Zudem fragten wir

gibt es viele. Der Nebel des Alltags, Erschöpfung und

bei Klimaforscher Mojib Latif nach, der nicht müde

Müdig­keit, Zweifel. Wenn wir uns dem widersetzen

wird, seine aufweckenden Worte an andere zu richten.

wollen, brauchen wir Klarheit. Durch Momente an der

Und klar und überzeugt im Interview mahnt: „Es geht

frischen Winterluft, inspirierendes Handeln anderer,

um den Erhalt der günstigen Lebensbedingungen auf

Veränderung und Besinnung. Auch im Kleinen.

diesem Planeten.“

Dies ist die 20. Ausgabe des Magazins RAUS! und sie

Wir sind überzeugt davon, mit der Gestaltung des

steckt voller Geschichten, deren Motor der Glaube

Covers dieser kleinen Jubiläumsausgabe eine Kom-

ist – an sich selbst, einen Freund, eine Sache. Wir

ponente aufzugreifen, die sich vom Bisherigen der

haben Typen aufgespürt, die kleine und größere

noch jungen Geschichte des Titels abhebt. Und sind

Lebensträume in die Tat umsetzten. Wie ein paar

gespannt auf Rückmeldungen.

Snowboarder, die sich in Alaska an die steilsten Hänge ihres Lebens wagten. Und dort realisierten, dass es

Einen entschlossenen Winter

eher ihre Trips auf den Motorschlitten waren, die

und viel Spaß mit RAUS!

für brenzlige Situationen sorgten. Oder zwei urbane Entdecker, die in einer Rein-raus-Aktion zwischen zwei Brückenpylonen eine Hängematte spannten. Nur für Benjamin Hellwig | Chefredakteur

HÄNGEMATTEN­ MOMENTE ÜBER DER NEUEN DONAU

NACHGEFRAGT BEI KLETTERPROFI LIV SANSOZ

STEILE LINES BEIM SNOWBOARDTRIP IN ALASKA

KLIMAFORSCHER MOJIB LATIF ÜBER HERAUSFORDERUNGEN DER MENSCHHEIT

FREESKI-ANEKDOTEN AUS USBEKISTAN

WINTERFUNSPORT FÜR ADRENALINJUNKIES

KünstlerportrÄt Michel Wende Der Illustrator Michel Wende entwarf für die 20. Ausgabe von RAUS! vier Coverbilder, die sich die Gesamtauflage teilen. Michel Wende wird 1978 in Spremberg in der DDR geboren. Diese verlässt er 1984 mit seinen Eltern und seinem sechs Jahre älteren Bruder und wandert in die BRD aus: Bunte Läden, Kaugummis, Kuscheltiere, Familienstreit, Familienbande, Fahrradunfall, DDR-Fraggle, Knetfiguren, Jähzorn, Skateboardfahren, Musizieren, Abitur, Autodidakt, Stroboskop. Heute lebt Michel Wende in Kiel, von wo aus er als selbstständiger Illustrator und Auftragsmaler arbeitet. Er fertigt neben eigenen freien Arbeiten, sowohl kleinere Illustrationen für Flyer, als auch mehrere Quadratmeter große Wandbilder für seine Auftraggeber. www.michelart.de

4

raus-magazin sechs 2014


DURAND

VOM ERSTEN BIS ZUM MILLIONSTEN SCHRITT. Mit einer kompressionsresistenten Zwischensohle, einem integrierten Fersenkissen und einer technischen Gummilaufsohle ist der KEEN Durand Mid Waterproof bereit f端r die Langstrecke. Hergestellt in den USA in der KEEN-Fabrik in Portland, Oregon.


Inhalt

36

URBAN HANGTIME Eine Hängematte an einem spektakulären Ort sorgt für erhöhten Pulsschlag. Der Urban-Exploring-Trip offenbart die Spannungsverhältnisse im städtischen Raum. Und sorgt für einen kurzen faszinierenden Moment der Freiheit.

20 46

NATURNAH IM POWDER ZENTRALASIENS Kein Plan von Usbekistan? Eine Freeski-Kombo macht den Feldversuch. Abgefahrene Abfahrten und skurrile Anekdoten inklusive.

60

EXTREM FREERIDE ALASKA Es sind die steilsten Abfahrten seines Lebens. Snowboard-Pro Marc Smolla begibt sich in Lines, die an der Grenze des Machbaren liegen. Ein Abenteuer in den Weiten Alaskas, mit der ein oder anderen brenzligen Schrecksekunde.

INSPIRIEREND LIV SANSOZ Klettern ist ihr Leben. Sie sagt, halbe Sachen funktionieren nicht. RAUS! sprach mit der Französin über Motivation, Risiken und Unfälle.

68

ANZIEHEND Frostiges Wintervergnügen Ob Schneespaziergang oder Pisten­ spaß – diese Styles bringen dich gut durch den Winter.

AUF SPURENSUCHE WERKSPIONAGE BEI MAMMUT Im

86

schweizerischen Seon ticken die Uhren anders. RAUS! hat bei den Outdoorprofis hinter die Kulissen von Design und Seilerei geschaut. Einblicke in die Unternehmensphilosophie.

74

VISIONÄR NACHGEFRAGT BEI MOJIB LATIF Gedanken zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der 60-jährige Klimaforscher im Gespräch über die Dynamik des Klimas, Überraschungen und eine Stimme für die Ozeane.

03 WILLKOMMEN IM WINTER Herein bei RAUS! | 10 BILDERWELT AUFBRUCH Licht und Aktion, Formen und Bewegung. Der Winter wird stimmungsvoll. Die RAUS!-Gallery. | 16 NACHGEFRAGT OUTDOORFOTOGRAF LORENZ HOLDER Snowboard-Actionshots in beeindruckender Kulisse. Proportionen, künstliches Licht und innere Ruhe. | 32 SUPPORT EIN RUCKSACK VOLL HOFFNUNG Unterstützung für Obdachlose. | 34 NACHGEFRAGT LORRAINE HUBER Die Freeski-Athletin im Gespräch über Passion und Pulsschlag bei Wettkampf und Freizeit im Tiefschnee. | 42 FOLLOW YOUR FEET Einfach den Füßen folgen. Wir inspirieren für knackige Kurztrips, bei denen du garantiert auf andere Gedanken kommst. Und schaffen Platz für deinen Erfahrungsbericht. Mitmachen! Lohnt sich! | 44 FOTOCONTEST | EIGENLEISTUNG Stadt oder Wildnis ziehen dich ins Freie? Begib dich auf Entdeckungs­reise – mit frischen Perspektiven. Der RAUS!-Fotocontest geht in die nächste Runde. | 52 NACHGEFRAGT Eagle Creek Der Konzern steht kurz vor seinem 40sten. Gedanken zur Haltbarkeit und Funktionalität von Reiseequipment: RAUS! hat bei der kalifornischen Brand ein paar Stimmen eingefangen. | 54 WEIHNACHTSVERLOSUNG Unser prall gefüllter Adventskalender soll dir die Zeit bis zum Fest versüßen. | 92 ANGESAGT VIEL SPASS DA DRAUSSEN Auch links und rechts der klassischen Wintersportarten lauert das Adrenalin. Skibiking, Snowtubing, Rodelaction: Die Funsport-Tipps für die kalte Jahreszeit. | 94 AUSBLICK UND IMPRESSUM | 96 UND NUN RAUS! | 98 RANDNOTIZEN Die RAUS!-Kolumne.

6

raus-magazin sechs 2014


Porsche empfiehlt

und

Potenziert auf das Wesentliche. Der neue 911 Carrera GTS. GTS. Das heißt: jede Menge Purismus – aber ohne Verzicht. 3 Buchstaben, die hohe Performance von der Rennstrecke mit hoher Sportlichkeit im Alltag vereinen. Mit mehr Leistung, satter Straßenlage, einem geschärften Design. Das ist alles, was zählt. Alles andere? Ist Nebensache. www.porsche.de/911CarreraGTS

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 13,7–12,2 · außerorts 7,5–6,7 · kombiniert 9,5–8,7; CO2-Emissionen 223–202 g/km


FREDRIK SCHENHOLM

BERGANS OF NORWAY WIRD SEIT MEHR ALS 100 JAHREN VON LEIDENSCHAFTLICHEN OUTDOOR-ENTHUSIASTEN GETRAGEN. GEMEINSAM MIT ERFAHRENEN POLARFAHRERN UND ABENTEURERN ENTWICKELN WIR HOCHWERTIGE TECHNISCHE BEKLEIDUNG UND FUNKTIONELLE OUTDOOR-AUSRÜSTUNG, DIE DEN ANFORDERUNGEN DER WILDEN NORWEGISCHEN NATUR UNSERER HEIMAT GEWACHSEN SIND. UNSER ZIEL IST DABEI IMMER DAS ECHTE NATURERLEBNIS, UNABHÄNGIG VON JAHRESZEIT UND AKTIVITÄT.

EKSTREM TURGLEDE

bergans.de


SLINGSBY SERIES UNSERE NEUE SKITOUREN-KOLLEKTION „SLINGSBY SERIES“ WURDE IN ZUSAMMENARBEIT MIT PROFESSIONELLEN BERGFÜHRERN ENTWICKELT. SIE ZEICHNET SICH DURCH GERINGES GEWICHT, HOHE FUNKTIONALITÄT UND DEN VERZICHT AUF JEGLICHE UNNÖTIGE AUSSTATTUNGSDETAILS AUS.

Von der Geschichte inspiriert – für moderne Bergsportler entwickelt

Bei Bergans blicken wir in die Zukunft, ohne diejenigen aus den Augen zu verlieren, die uns den Weg bereitet haben – etwa der Bergsteiger William Cecil Slingsby. Von 1872 bis 1921 gelangen ihm zahlreiche Erstbesteigungen in Norwegen, weshalb er als Vater des norwegischen Alpinismus gilt. Slingsby liebte es, Grenzen zu testen und Neues auszuprobieren, auch bei der Ausrüstung – Eigenschaften, die wir schätzen und die perfekt zu unserem Profil passen. Wie vor hundert Jahren sind wir auch heute von optimaler Ausrüstung abhängig, um unsere Ziele zu erreichen. Von der Geschichte inspiriert, haben wir Slingsby eine Produktreihe gewidmet, in die unser gesamter Erfahrungsschatz geflossen ist. Sie besteht aus Hardshell, Daune, Softshell, Midlayern und Rucksäcken, die alle für bewegungsintensive Aktivitäten bei anspruchsvollen Witterungsbedingungen ausgelegt sind. Jedes Produkt der Kollektion ist nach einem von Slingsby bestiegenen norwegischen Gipfel benannt.

EIGENS FÜR SKITOUREN ENTWICKELT

Uranostind Insulated Anorak

Storen Jacket

Istinden Backpack 34L


bilderwelt

„Die im Wachen träumen, haben Kenntnis von tausend Dingen, die jenen entgehen, die nur im Schlaf träumen.“ Wols (1913-51), Eigentlich Alfred Otto Wolfgang Schulze, deutscher Maler und Grafiker

St. Moritz Oberengadin, Schweiz Ich war mit Markus Keller und David Bertschinger-Karg unterwegs. Wir fuhren mit der ersten Gondel auf den Berg. Während der gesamten Gondelfahrt konnten wir eigentlich nichts erkennen, da es einfach sehr, sehr plötzlich auf und die Sonne kam hindurch. Wir entdeckten diesen noch unverspurten Hang und entschlossen uns, dort schnell noch ein Foto zu machen. Die beiden hikten den Hang hinauf – ich löste aus. Kamera Canon 5D MK II | Objektiv 24-70 mm / 2.8 | Verschlusszeit 1/8000 | Blende 5 | ISO 100

10

raus-magazin sechs 2014

Foto // Lorenz Holder

stark schneite. Als wir oben ankamen, riss der Himmel


bilderwelt

raus-magazin sechs 2014

11


bilderwelt

12

raus-magazin sechs 2014


Foto // Lorenz Holder

bilderwelt

GroSShesseloher Brücke München In München liegt eigentlich nie genug Schnee, um in der Stadt wirklich snowboarden zu können, aber ab und zu kommt es dann doch vor. André Tröltzsch hat mir von diesem Spot schon des Öfteren erzählt und ich war sofort begeistert von seiner Idee. Als dann wirklich einmal genug Schnee lag, machten wir uns an die Arbeit. Die bestand vor allem darin, den Schnee mit Schubkarren in den Fußgängertunnel unterhalb der Eisenbahnschienen zu schaffen. Nach etwa drei Stunden Arbeit waren wir fertig und begannen unsere Session. Den Schwung für den Trick erreichten wir mithilfe einer ebenfalls hochgeschleppten Motorseil­ winde. Nach einiger Zeit hatten wir ein gutes Gefühl für das Timing und entschlossen uns, auf einen oben auf der Brücke entlangfahrenden Zug zu warten. Als dieser kam, entstand genau das Bild, das ich mir vorgestellt hatte. Die Mühe hat sich gelohnt. Kamera Canon 5D MK II | Objektiv 70-200 mm / 2.8 | Blende 4.5 | Zeit 1/1000 Sekunde | ISO 320 raus-magazin sechs 2014

13


bilderwelt

Powderkicker St. Anton Arlberg, Österreich Ich war bereits seit vier Tagen am Arlberg und es hatte die ganze Zeit geschneit. Wenn in den Bergen in kurzer Zeit sehr viel Schnee fällt, dann steigt die Lawinengefahr sehr stark an. Unsere Crew konnte eigentlich nichts anderes machen, als zu warten und ein paar kleine Kicker vorzubauen, die dann bei Wetterbesserung bereitstünden. Am fünften Tag war es so weit und wir beschlossen einen Spot zu fahren, der eigentlich direkt im Ort ­St. Anton liegt. Wenn man das Bild betrachtet, würde waren. Würde man die Kamera um nur fünf Meter nach rechts schwenken, käme dort ein großes Hotel ins Bild. Wir waren eigentlich mitten im Ort! Viel mehr war aufgrund der Lawinensituation einfach nicht möglich. Kamera Canon 5D MK II | Objektiv 70-200 mm / 2.8 | Blende 8 | Zeit 1/1000 Sekunde | ISO 100

14

raus-magazin sechs 2014

Foto // Lorenz Holder

man vermuten, dass wir mitten im tiefsten Backcountry


BERGHAUS,

and LIVE FOR ADVENTURE are registered trade marks of Berghaus Limited. HYDROLoft™ are trade marks of Berghaus Limited. © 2014 Berghaus Limited.

BEN LOMOND 4 IN 1 JACKE

EINE JACKE FÜR ALLE JAHRESZEITEN Die Ben Lomond 4 in 1 Jacke wurde für ganzjähriges Wandern entwickelt und kombiniert eine voll ausgestattete GORE-TEX©-Shell mit vier Taschen mit einer Hydroloft™ -Innenjacke mit BodymappingTechnologie für wahre Anpassungsfähigkeit in Sachen Temperaturund Feuchtigkeitsmanagement innerhalb des Kleidersystems.

BESUCHE UNS AUF WWW.BERGHAUS.COM ODER AUF UNSERER FACEBOOK-SEITE “BERGHAUS GERMANY”.


nachgefragt

Hinter der Linse Nachgefragt bei Fotograf Lorenz Holder Die Symbiose aus beeindruckendem Landschaftsbild und Snowboarder in Action ist das Markenzeichen von Fotograf Lorenz Holder. RAUS! hat nachgefragt beim 35-jährigen Münchner. Ein Gespräch über Proportionen, künstliches Licht und die innere Ruhe.

Hallo Lorenz, Snowboard-Actionshots

diese Grantler, die alles scheiße finden, was

In welchen Situationen verzichtest du

an ungewöhnlichen und spektakulären

sie nicht verstehen oder verstehen wollen.

auf den Blitz und setzt zu 100 Prozent

Spots – wie hat sich dieser Schwerpunkt

Das kann ich ignorieren. Wenn ich am Ende

auf natürliches Licht? Man kann mit

für dich entwickelt? Die Definition eines

mit dem Bild happy bin, ist das völlig okay. Es

künstlichem Licht auch viel kaputt machen,

guten Actionbilds ist für mich ein Landschafts-

muss ja auch nicht jeder gut finden, was ich

wenn du zu viel versuchst, wird es nicht

bild, in dem Action stattfindet. Ich möchte

mache. Aber es gibt auch positive Reaktionen.

unbedingt besser. Im Grunde versuche ich

gern die Schönheit zeigen, in der das Ganze

immer erst ohne künstliches Licht zu arbei-

stattfindet, die Action ist dabei nur ein Teil da-

Du setzt bei einigen deiner Bilder auf

ten, wenn ich merke, das Bild braucht es,

von. Der Idealzustand ist, wenn das Bild bereits

den Einsatz von künstlichem Licht. Wie

setze ich es ein.

ohne die Bewegung so gut wirkt, dass es sich

gehst du dabei vor, was fasziniert dich

jemand an die Wand hängen würde. Wenn in

daran? Mit künstlichem Licht kannst du Ele-

Bei manchen deiner Bilder fällt einem

dem gleichen Bild noch ein Sportler vorkommt,

mente einer Szene, die schön sind, aufhellen

der Snowboarder erst auf den zweiten

ist es für mich eine richtig gute Aufnahme.

und damit hervorheben und ins Auge des

Blick ins Auge. Welchen Stellenwert

Das hat sich entwickelt, ich gehe heute so vor,

Betrachters rücken. Gleichzeitig kannst du

haben diese Bilder für dich und deine

dass ich zuerst nach schönen und außerge-

Hässliches, Dinge die keiner sehen soll, im

Arbeit? Bestes Beispiel: Eines meiner

wöhnlichen Locations suche und dann dort die

Schatten lassen. So kannst du eine völlig neue

Bilder zeigt eine schwedische Stadt, in der

Augen aufhalte nach fahrbaren Spots.

Szene und ein anderes Feeling erschaffen,

ein Mann mit einem Hund spazieren geht.

etwas, das man so vor Ort gar nicht sehen

Einem Mädel habe ich das Bild auf Lein-

würde. Das ist manchmal fast schon surreal.

wand gezogen verkauft.

Welche Widerstände erlebst du an diesen speziellen Locations? Zum Teil ist es so, dass Außenstehende nicht kapieren, was ich mache. Eine Schneeschanze im Fußgänger­ tunnel unterhalb von Eisenbahnschienen, ohne Anlauf – das zu kapieren kann man auch von keinem verlangen. Es gibt dann aber auch

Das Idealziel ist, dass Leute deine ­Bilder erkennen, ohne dass sie wissen, dass sie von dir sind." "

16

Interview // Benjamin Hellwig Fotos // Lorenz Holder

raus-magazin sechs 2014


01.

02.

03.

04.

Polartec® Alpha® wurde ursprünglich für die U.S. Special Forces entwickelt und ist die erste Wärmeisolation, die wärmt, schützt und gleichzeitig ATMUNGSAKTIV ist. Im Gegensatz zu Daune oder anderen synthetischen Wärmeisolationsmaterialien handelt es sich bei Polartec® Alpha® um eine durchgehende, luftdurchlässige Strickkonstruktion. Sie trocknet 60% schneller als führende Isolationsmaterialien, verfügt aber über den gleichen Wind- und Wetterschutz. Kurz: Polartec® Alpha® liefert aktive Wärme für aktive Menschen. Mehr über unsere Stofftechnologien gibt es unter POLARTEC.COM 01. Millet | Touring Alpha Composite Jacket (M) w/ POLARTEC® ALPHA® 02. Kjus | Men FRX 3D Hooded Jacket w/ POLARTEC® ALPHA® 03. Houdini | W’s C9 Loft Jacket w/ POLARTEC® ALPHA® 04. Vaude | Bormio Jacket w/ POLARTEC® ALPHA®.

POLARTEC.COM


nachgefragt

Was ziehst du aus dem Austausch mit

Eine Schneeschanze " im Fußgängertunnel unterhalb von Eisenbahnschienen, ohne Anlauf - das zu kapieren kann man auch von keinem verlangen."

anderen Fotografen? Manchmal tauschen wir uns über Technik aus, dann wird das eher so ein Nerd-Talk. Was benutzt du, funktioniert das, wie ist dein neuer Blitz? Manchmal geht es auch um Projekte, man schanzt sich gegenseitig Aufträge zu. Selten geht es dabei um bereits aufgenommene Bilder. Unter befreundeten Kollegen ist die Fotografie nicht ausschließlicher Gesprächspunkt, es ist vielmehr ein Austausch über Ideen und zukünftige Projekte. Ein weiterer deiner Schwerpunkte sind

Sechs Wochen später bekam ich eine E-Mail

Landschaftsaufnahmen. Worin liegen

von ihr, in der sie mir sagte, dass sie jetzt den

deiner Meinung nach die markantesten

Snowboarder rechts oben auf dem Flachdach

Unterschiede zur Actionsport-Fotografie?

eines Hauses entdeckt hat. Das Bild hat also

Bei der Actionsport-Fotografie ist immer Trubel

bereits ohne den Snowboarder funktioniert. Für

und auch ein gewisser Zeitdruck. Vorberei-

mich persönlich fehlt diesen reinen Naturauf-

tungen werden getroffen, wie der Bau einer

Nach deinem Gewinn des Red Bull

nahmen etwas, und auch dem Trick würde

Schanze, und dann geht es los und du musst

Illume Contest im letzten Jahr hat sich

ohne die Szenerie etwas fehlen. Eine wichtige

bereit sein. Wenn ich Landschaftsaufnahmen

der Rummel darum inzwischen sicher

Frage dabei: Wie klein darf der Snowboarder

mache, ist das der Gegenpol dazu. Die totale

etwas gelegt. Auch wenn man derartige­

sein, damit er nicht untergeht? Wenn die Pro-

Ruhe in der Natur, ich suche mir meinen

Erfolge nicht einplanen kann – was sind

portionen genau richtig sind, die Symbiose der

Winkel, warte, manchmal ewig, bis das Licht

deine nächsten Wünsche und Ziele? Das

beiden Welten stimmt, freue ich mich.

gut ist. Dieses Arbeiten bedeutet mir eine

mit dem Gewinn des Contests, das passiert

innere Ruhe. Ich komme runter, gerade nach

einfach. Bis zum nächsten Illume Contest

Welche Tipps kannst du für den Einstieg

langen Bürotagen ist das sehr entspannend.

bleiben immer drei Jahre Zeit, die ich dafür

in einen kreativeren Umgang mit dem

Andere Leute machen Yoga, ich gehe foto-

nutze, so gut wie möglich zu arbeiten. Ich

Kameraequipment geben? Immer versu-

grafieren. Vielleicht ist das auch ein bisschen

glaube, dass die Art, wie ich fotografiere, sich

chen, die Augen offen zu halten! Alles, was

wie ein Hobby für mich. Generell macht mir

ganz gut mit der Philosophie des Contests

einen selbst interessiert, festhalten. Manchmal

Fotografieren wahnsinnig viel Spaß, da ist

verträgt. Künstlerisch angehaucht – im Grunde

hilft ein „out of the box“-Denken. Was könnte

manchmal die Grenze zwischen Arbeit und

eine perfekte Plattform für meine Fotografie.

man anders machen als alle anderen? Das

Freizeit schwer zu ziehen. Ich habe dreijäh-

Und diese Art macht mir am meisten Spaß.

muss nicht viel sein und auch im Rahmen der

rige Zwillinge – eine einsame Wiese, auf der

Ein paar Projekte für das nächste Mal sind

eigenen Möglichkeiten bleiben. Ich glaube, man

ich einmal auf den Auslöser drücke, tut da

bereits in meinem Kopf. Ich darf das nur

darf sich nicht zu viel an anderen orientieren.

manchmal ganz gut, um dem Trubel zu Hause

noch nicht verraten (lacht).

Davon muss man sich lösen, um sich selbst

ein wenig zu entfliehen.

Gedanken über eigene Aufnahmen machen zu können. Das sind große Schritte in die richtige Richtung. Das Idealziel ist, dass Leute deine Bilder erkennen, ohne dass sie wissen, dass sie von dir sind. Das passiert nicht von heut auf morgen. Aber man kann auf diesen eigenen Stil hinarbeiten.

weitere Infos unter  www.lorenzholder.com

18

raus-magazin sechs 2014


SYMPATEX.COM

DYNAMIC PERFORMANCE

WATERPROOF BREATHABLE WINDPROOF


naturnah

Freeskiing

Gipfelh채ngen auf usbekischen

Text & Fotos // Dirk Wagener

20

raus-magazin sechs 2014


Naturnah Winterabenteuer in den Ausl채ufern des Tian-Shan-Gebirges

Ein Aufbruch nach Zentralasien berauscht die Sinne einer Freeski-Kombo. Tief verschneite Ridges, ein imposanter Mehrzweck-transporthubschrauber aus Sowjetzeiten und die Exotik und Gastfreundschaft Usbekistans. Dazu das eine oder andere Gl채schen Wodka. Na sdorowje!

raus-magazin sechs 2014

21


naturnah

Mützentauschkandidaten beim ersten Sondierungstreffen

Z

usammen mit einem Völker-Mischmasch aus über 300 russisch, islamisch, asiatisch und turkmenisch anmutenden Gesichtern sitzen

wir im gewaltigen Bauch einer betagten Iljuschin II-96 und donnern nach einer Zwischenlandung in Moskau mit 870 Stundenkilometern und dem Schub von vier Triebwerken Richtung Zentralasien ins Tian-Shan-Gebirge. Zielflughafen ist Taschkent, die Hauptstadt der ehemaligen und 1991 unabhängig gewordenen sowjetischen

Wir drei West-Touris sind nach langer Planung fast am Ziel unserer

Teilrepublik Usbekistan.

Skiträume – dem gewaltigen, einsamen und über 4.000 Meter hohen usbekischen Teil des Tian-Shan-Gebirges. Zur unseligen Ankunftszeit

Fast so viele Dienstjahre wie deren seit 1991 amtieren-

um 2.30 Uhr in der Nacht landet die alte Tante Iljuschin mit uns mittel-

der und mitnichten demokratisch gewählter Präsidial-

alten Freeride-Weltenbummlern dann endlich in Taschkent. Umringt

Diktator hat unser Sowjet-Großraumjet auf dem Buckel.

von Menschen im Wiedersehenstaumel, die alle braune Mäntel und die

Man sieht es ihm an. Mal springen die Gepäckfächer wie

traditionelle russische Fellmütze „Schapka“ tragen, empfängt uns un-

von Geisterhand auf, mal wabert weißer Nebel aus der

ser Reisebegleiter und Russlandexperte Mathias Andrä an der letzten

Klimaanlage, ständig ertönen irgendwelche Signallaute

Drahtzaunschleuse des Ostalgie-Flughafens. Hundemüde steigen wir in

und die Rücklehnfunktion an unseren Sitzen ist selbst-

einen dort wartenden ISUZU-Kleinbus und wollen nach der langen Reise

verständlich defekt. Trotzdem, es gibt keinen Grund für

nur noch ins Hotel und in die Horizontale. Sechs Schweizer Mitreisende

Iljuschin-Bashing oder Aeroflot-Spott. Das dicke Ding

unserer Truppe hatten weniger Glück. Ihre Ski- und Boardbags sind bei

fliegt stabil wie ein Albatros und hat einen Innenraum

der Zwischenlandung am Moskauer Flughafen Scheremetjewo hängenge-

wie der Kuppelsaal der Wiener Philharmoniker.

blieben. Gleich ganz hängengeblieben ist der US-Amerikaner Brent. Sein Flug von Idaho endete wegen Schneechaos schon am JFK-Airport in New York. In einem mehrstöckigen Innenstadt-Hotel schlafen wir genüsslich unseren Jetlag aus und gönnen uns am Mittag eine Stadtrundfahrt durch die fast drei Millionen Einwohner zählende Metropole, in der aufgrund von ­sowjetischen Umsiedlungsmaßnahmen ein wilder Völker­mix von über 60 Nationalitäten miteinander verquirlt wurde. Mittlerweile zeichnet sich auch ein möglicher Anflug von US-Boarder Brent sowie des eidgenössischen Equipments ab. Nicht vor dem Morgengrauen des darauffolgenden Tages allerdings. Die Sonne, die vom blauen asiatischen Himmel blitzt, die ungewöhnlich tiefen Temperaturen, die Schneefälle der vergangenen Tage und nicht zuletzt die sehnsüchtigen Blicke, die wir Richtung Berge werfen, führen wohl dazu, dass wir nicht länger in der Hauptstadt abhängen müssen, sondern als Vorhut ins Tian-Shan-

Volle Konzentration ohne Freeride-Konkurrenz

22

raus-magazin sechs 2014

Gebirge entsandt werden.


DISCOVERY

FÜR ALLE ANDEREN GIBT ES DAS INTERNET 51° 7‘ 22.8“ S 73° 6‘ 57.6“ W, Torres del Paine, Chile landrover.de

Verbrauchs- und Emissionswerte: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 14,4–8,6, außerorts 9,9–7,3, kombiniert 11,5–7,8; CO2-Emission 269–207 g/km, CO2-Effizienzklassen D, B. Messverfahren RL 80/1268/EWG.


naturnah

Endlich erreichen wir die schmuddelig-braunen Vororte, spüren die knietiefen Schlaglöcher in den Lendenwirbeln und wundern uns über in der Sonne glänzende Schweinehälften neben den Hauseingängen oder marodierende Hühnerbanden am Straßenrand. Schließlich rattern wir auf einer langgezogenen Betonpiste an schneebedeckten Feldern und am verfallenen Örtchen Olmaliq vorbei und sehen die weiß glänzenden Meistens die Nummer eins beim Pokern und im Powder: Akki auf Tuchfühlung

Ausläufer des Tian Shan im goldenen Spätnachmittagslicht am Horizont glühen. Das Gebirge ist gewaltig groß und erstreckt sich über die Staatsgebiete von Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und China. Wir bekommen eine Vorahnung davon, warum Tian Shan im Chinesischen „Himmlische Berge“ bedeutet.

Bereits nach etwa zehnminütiger Fahrt durch die City geraten wir in eine Polizeisperre und müssen warten.

Unser Quartier ist ein Areal mit ziemlich in die Jahre gekommenen

Ein Konvoi passiert die abgeriegelte Straße vor uns. Oleg,

ehemaligen Parteibonzen-Hotels direkt am türkisfarbenen Achangaran-

unser Kleinbusfahrer, erklärt was los ist: „Unser Staats-

Stausee. Mehrere von den pyramidenartig gebauten Betonblöcken stehen

präsident ist schon 86, fast drei Jahrzehnte im Amt. Und

nebeneinander. In dem ganz links gibt es sogar eine vom Klassenfeind

zweimal pro Tag, wenn er die halbe Stunde von seinem

importierte Bowlingbahn, im maroden und einsturzgefährdeten Exemplar

Wohnsitz zum Regierungspalast fährt, werden die kom-

ganz rechts wurde der Parterre-Bereich zu Ziegenställen umfunktioniert.

pletten Straßen auf seiner Stadtroute gesperrt, damit er

Wir wohnen in der Mitte. Das Abendessen ist überraschend gut und ein

freie Fahrt hat“. Uns amüsiert nicht nur diese skurrile

Mix aus türkisch-arabischen und russischen Speisen. Für die üppige

kleine Machtdemonstration einer Quasi-Diktatur, sondern

Fleischeinlage musste vermutlich ein Lamm von nebenan dran glauben.

auch die Tatsache, dass wir vom Präsidenten höchstper-

Pro vier Personen sind als Gratis-Tischgetränk zwei Flaschen Wodka im

sönlich ausgebremst werden. „Gut, dass er seine Mittags-

Preis mitinbegriffen. „Na sdorowje“ lassen wir den russischen Trinkspruch

und Kaffeepause nicht zu Hause macht“, grummelt Akki

ein ums andere Mal erklingen. Mit dem Wodka läuft das hier wie mit der

im Hinblick auf die Mobilität der Bewohner Taschkents.

Bierversorgung in einer Kölsch-Kneipe durch den Köbes. Ist das Glas leer,

Wir rollen weiter. Durch zerfallene russische Wohn-

wird sofort nachgeschenkt. Bis zum Abwinken. Kilian hat mir verraten,

blocks, chaotischen Verkehr, üppige Prachtbauten und

dass man vor dem Wodka-Trinken ausatmen soll, dann knallt das Zeug

quirlige Geschäftsviertel. Langsam dämmert uns, warum

nicht direkt ins Hirn. Ich versuchs, verschluck mich fürchterlich und bin

Taschkent zu deutsch „Steinstadt“ bedeutet.

nicht nur blau, sondern auch blau angelaufen. Aber der Nachschub rollt unaufhaltsam, denn eine Flasche Wodka kostet hier gerade mal drei Euro. Der Abend nimmt seinen Lauf.

24

raus-magazin sechs 2014


naturnah

Obwohl wir bunte Bommelmützen tragen, haben wir einen Helm auf, als

Weshalb das so ist, krächzt mir Mathias unter heulen-

wir am nächsten Morgen bei perfektem Bluebird-Wetter vor unserem

dem Lärm der Heli-Turbinen ins Ohr: „Es gibt nur zwei

riesigen Helikopter stehen. Wir, das ist eine bunt gemischte dreizehn­

dieser Hubschrauber hier in Usbekistan. Mit dem einen

köpfige Freeride-Kombo aus sechs Schweizern, fünf Deutschen und zwei

fliegen wir gerade, der andere steht in Taschkent und

US-Amerikanern, die sich durch den perfekt Russisch sprechenden Chef-

könnte uns im Notfall helfen.“ Warum er im Konjunktiv

organisator Mathias Andrä im hintersten Winkel Asiens eingefunden hat.

spricht, darüber denke ich besser nicht nach. Ich ge-

Vor zehn Jahren war Andrä zum ersten Mal hier, ab 2006 dann mit kleinen

nieße lieber den Blick aus dem Heli-Bullauge auf die

Gruppen. „Ich habe mal in Kühtai in Österreich jemanden getroffen, der

unglaublich imposante Bergwelt. So fette und exotische

für Warren Miller die Filmorganisation gemacht hat. Der hat mir erzählt,

Gipfel mit unzähligen tief verschneiten Ridges habe ich

dass kurz hinter Taschkent auf 400 Meter der usbekische Tian Shan an-

noch nie zuvor gesehen.

fängt und bis auf 4.600 Meter hochschießt. Zusammen mit ergiebigen Schneefällen im Januar und Februar ergeben sich dadurch die längsten

Das Gebiet, durch das unser MI-8 gerade schwerfällig

Freeride-Lines auf diesem Planeten”, erzählt Mathias. Er muss es wissen,

tuckert, ist so groß wie Tirol. Man kann vielen Runs sogar

denn in „Mission Powder“ war er schon viel unterwegs – vom heimischen

noch eigene Namen geben – sozusagen eine Wodka-

Riesengebirge über Japan und den Kaukasus bis nach Alaska.

Taufe nach Erstbefahrung. Die German-, Japanese- oder Slovenian-Towers gibt es bereits in der Nomenklatur,

Auch wir können es kaum erwarten, die unglaublich langen Runs im

dann noch die Runs rund um den Triangolar, weil sie von

himmlischen Gebirge unter die Planken zu nehmen. Das Transportvehikel

oben fast wie ein Mercedes-Stern aussehen, ebenso die

dazu ist wahrlich einzigartig. Ein Omnibus der Lüfte für 16 Insassen, der

Hänge des Kaptarkomirch, die im Glanz der Sonne an

in der Erstversion vom russischen Konstrukteur Michael Mil als Mehr-

einen silbernen Vogel erinnern, oder das riesige Areal

zweckhubschrauber entwickelt wurde und 1967 in Serienproduktion

des Padir – zu deutsch Onkel – das die längsten Runs

ging. 18 Meter lang ist das Baby, hat fünf Rotorblätter und eine Spann-

mit über 2.000 Höhenmetern und bis zu zehn Kilome-

weite von 23 Metern. Im Cockpit sitzt ein Trio aus Pilot, Kopilot und Bord­

tern Streckenlänge aufweist. Wir steuern zum Einstieg

ingenieur, die den Brummer theoretisch bis auf Gipfelhöhen von 7.200

den Ichnatch an und landen auf knapp 3.800 Meter am

Meter fliegen können. Entschieden zu hoch und viel zu dünne Luft für

Slovenian Tower. Im Schneekristall-Hagel und Lärm­

uns Bleichgesichter. 4.000 Meter werden unsere magische Grenze sein.

chaos schmeißt der Riesenheli uns im Schwebeflug raus,

Während die Triebwerke zünden, ohrenbetäubender Lärm erklingt und

rauscht blitzschnell wieder ab und verschwindet hinter

aus dem Turbinenrohr ein beindicker Feuerstrahl züngelt, heben wir ab

der nächsten Felswand. Dann herrscht absolute Stille.

in usbekische Powder-Träume. Kaum vorstellbar, dass man in einem so

Tief beeindruckt blicken wir auf die atemberaubende

riesigen Gebirge die einzige Crew ist, die hier per Helikopter, beziehungs-

Kulisse und die verschneiten Flanken und Bergketten,

weise per Ski oder Board unterwegs ist.

von denen wir zu allen Seiten umgeben sind.

Links: Sperrgepäck im LadaKofferraum – Auf dem Weg nach Chimgan wird jeder Pkw zum Taxi. Mitte: Beinfreiheit im Cockpit des MI-8 – Pilot und Kopilot mit Ruhepuls Rechts: Frischluftkur durchs Bullauge des MI-8 – „Die Scheiben einfach lässig nach oben geklappt.“

Das dicke Ding fliegt stabil wie ein Albatros und hat einen Innenraum wie der Kuppelsaal der Wiener Philharmoniker. raus-magazin sechs 2014

25


naturnah Basarfreuden: Kilian, Rindfleisch, Metzger

„Mit Wodka bekommt man alles lecker“, denke ich mir und spüle die Rote-Beete-Suppe, den Dicke-Bohnen-Salat und Ziegen-Döner mit einem vollen Schnapsglas durch die Kehle. Gegen diesen Brandsatz hat keine Salmonelle auch nur den Hauch einer Chance. Als weitere Beilage zum Dinner erklingen mittlerweile dumpfe Techno-Beats der 90er im riesigen, aber menschenleeren Speiseraum des Ostalgie-Bunkers. Man könnte jetzt mal lässig die Hüften und das Tanzbein auf dem verfleckten FlokatiTeppich schwingen. Aber leider besteht die anwesende Community ausschließlich aus Männern. Null Chance die Puppen tanzen zu lassen. US-Gast Jeff analysiert die Situation goldrichtig: „Zu Hause bei uns in L.A. nennt man so etwas Sausage Festival.“ Bevor wir uns und unsere Würstchen hier zur Wurst machen, hat Akki einen anderen Vorschlag für ein Abendprogramm in gepflegter Herrenrunde: Ein hochdotiertes Pokerturnier. Die Würze bekommt das Ganze nicht nur durch die flackernde Neon-Beleuchtung und das antiquierte Holzmobiliar, sondern vor allem durch die usbekische Währung namens SUM. Die gibts nur in Scheinen und deren kleinste Einheit sind Tausender. Drei dieser Tausender entsprechen gerade mal dem Betrag von einem Euro. Die voranschreitende Dauerinflation im Land führt dazu, dass jeder Usbeke Geldwechsler ist – vom Zimmermädchen bis zum Helikopterpiloten, alle gieren nach Dollars und Euros, die man als Altersvorsorge entweder in Goldzähne umwandelt oder unter dem Kopfkissen versteckt. Zückt ein Typisch für die Runs hier sind steile Gipfelhänge von

Tourist beispielsweise eine 100-Euro-Note, kommt erst Glanz in die Augen

etwa 500 bis 600 Höhenmetern und darauf folgende

des Einheimischen und dann eine riesige Plastiktasche zum Vorschein, aus

lange Cruising-Passagen mit über 1.000 Höhenmetern.

der bündelweise Geldpakete gefischt werden, um die irrwitzige Monopoly-

Los geht es. Endlich tauchen wir in den Powder Asiens

Summe von 300.000 SUM in dicken Batzen auf den Tisch zu blättern. Zählen

ein, filmen und fotografieren was die Kameras und Spei-

kostet zu viel Zeit. Man vertraut einander. Und wenn mal ein Tausender

cherkarten hergeben, sehen den dicken Truppentrans-

fehlt, was solls? Sind ja nur Peanuts. Mit diesen Peanuts lässt sich allerdings

porter dann irgendwann unten auf einem Schneefeld

gut pokern, schließlich hat man bei den Geldstapeln, die irgendwann auf

parken und lassen uns wieder zu neuen Zielen shutteln.

dem Tisch liegen, das Gefühl, es geht um astronomische Einsätze.

Am dritten Gipfelplateau wuselten vor uns schon andere Tian-Shan-Bewohner herum. In alter Fährtensucher-

Genau wie die usbekischen Powder-Hänge hat Akki auch das Poker-

Manier identifizieren wir die frischen Tatzenspuren von

turnier und seine Gegenspieler fest im Griff. Dank ihm und seiner Ge-

drei Schneeleoparden, die wir später aus dem Helikopter

winnsträhne bessert sich unsere Teamkasse um satte 400.000 SUM auf.

auch live zu Gesicht bekommen und bei ihrem Streifzug

Entnervt von Akkis Bluffs, seinen üppigen Gewinnen mit mittelmäßigen

durch den Tiefschnee Tempo aufnehmen sehen.

Blättern und entscheidenden Assen im richtigen Moment, streckt der Schweizer Benni als letzter die Flügel und resümiert trocken: „Der Akki

Zehn fette Runs haben wir auf dem Tacho, als wir ge-

hat so ne große Schnauze, wenn der irgendwann mal stirbt, dann müssen

gen 15.30 Uhr den Abflug zu unserem Ausgangspunkt

sie seine Klappe separat totschlagen!“ Bluffen will eben gelernt sein.

am Stausee antreten. Mit müden Beinen und von der südlichen Höhensonne geröteten Gesichtern schleppen wir uns in unsere Zimmer – natürlich nicht, ohne vorher noch einige Gläschen des hochprozentigen National­ getränks zu konsumieren. Jenes wartet auch beim Abendessen wieder auf uns.

26

raus-magazin sechs 2014

Zählen kostet zu viel Zeit. Man vertraut einander. Und wenn mal ein Tausender fehlt, was solls? Sind ja nur Peanuts.


BEI JEDEM WETTER

ERLEBE DEN UNTERSCHIED

WASSERDICHT

WINDDICHT

ATMUNGSAKTIV

Lass das Wetter Wetter sein und genieße den Moment. GORE-TEX® Produkte bieten dir Komfort und langlebigen Wetterschutz, dem du vertrauen kannst. Garantiert! Entdecke mehr auf gore-tex.de/experience facebook.com/GORETEXeu © 2014 W. L. Gore & Associates GmbH. GORE-TEX, GUARANTEED TO KEEP YOU DRY, Gore und Bildzeichen sind Marken von W. L. Gore & Associates


naturnah

Die Berge des Tian Shan thronen über dem Achangaran-Stausee.

Gewichtige Landung: Brummer mit Schneekontakt

Dieselben Schleierwolken, die sich am nächsten Morgen

nur fassungslos dasteht und sich wundert, wie in diesem Quasi-Entwick-

am Himmel zeigen, benebeln auch unsere Brummschä-

lungsland bei aller Einfachheit und Armut trotzdem alles funktioniert.

del. Aber der Heli startet trotzdem und im Laufe des

Einen Ausflug zum riesigen Basar in Taschkent machen wir bei Dauer-

Tages lichtet sich der Wodka-Dunst im Hirn und am Ho-

regen. Das ist sehr gut, denn was hier als Wasser vom Himmel kommt,

rizont. Die Lines heute sind wieder einfach ohne Worte

ist in den Bergen Schnee. Bei der Fahrt in die graue Stadt sehen wir

und stehen dem ersten Tag in nichts nach. Bedenklich

nicht viel, denn die Scheiben des 18-sitzigen Kleinbusses sind komplett

ist einzig, wie schnell man sich an den Luxus des Freeri-

beschlagen – von innen und außen. Aber die Basarstände sind zumeist

dens per Heli-Unterstützung gewöhnt. Kraxelt man in den

überdacht – mit alten Wellblechbahnen oder verspannten PVC-Folien.

Alpen als tagesfüllende Aufgabe einen Hang stundenlang

Offeriert werden Kleidungsstücke wie aus Tausendundeine Nacht, Fell-

hoch, um eine einzige Abfahrt auf dem Tiefschnee-Konto

mützen, Sultan-Gewänder und Hochzeitsroben, Schumacher-, Kesselflic-

verbuchen zu können, geht das hier im Tian Shan im

ker- und Friseurdienste, handgeknüpfte Teppiche, Elektronikzubehör aus

30-Minuten-Takt. Per Hubschrauber schmelzen die Hö-

dem Mobilfunk-Gründungs­zeitalter sowie gefakte Fußballtrikots von Real

henmeter dahin, wie Pappschnee in der Frühlingssonne.

Madrid oder dem FC ­Barcelona. Es gibt Stände mit zu Pyramiden aufge-

Was hatten wir uns auch Gedanken gemacht, wie es

häuften und verführerisch duftenden Gewürzen, stapelweise Fladenbrot,

möglich wäre, aus dem Heli zu filmen. Die Sache war

Frauen, die Quark und Frischkäse in riesigen Plastik-Wäscheschüsseln

schon nach fünf Minuten Flug geklärt, als der russische

feilbieten, Männer, die auf einem kleinen Tischchen blutrot leuchtende,

Bergführer Denis Grigorev sah, dass wir die Linsen unse-

rohe Fleischstücke vom Rind präsentieren oder die allgegenwärtigen Gar-

rer Kameras unbeholfen an die Heli-Bullaugen drückten.

küchen mit ihren auf dem Grill dampfenden Schaschlik-Spießen und brut-

Mit den Worten: „Don’t you want to open the windows?“,

zelnden Suppen in verbeulten Töpfen. Wir gönnen uns diverse knoblauch-

legte er zwei Hebel oberhalb der runden Fenster um und

schwangere Snacks, beschließen aber, den Abend in einem traditionellen

klappte die Scheiben einfach lässig nach oben. Kamera

Taschkenter Restaurant ausklingen zu lassen. Nicht nur die Speisekarte,

raus, Kopf raus – im MI-8 alles kein Problem.

sondern auch die angebotene Bauchtanz-Performance klingt verlockend. Auch wenn die Entfernungen in der usbekischen Millionenmetropole

28

Skifahren in Usbekistan lebt natürlich auch vom Reiz

gewaltig sind, muss man nicht erst lange nach einem Taxi Ausschau hal-

des Reisens. Mittelasiens Exotik und Gastfreundschaft

ten. Einfach an den Straßenrand stellen, Hand raus und Sekunden später

kombiniert mit der Multikulti-Menschenmixtur der alten

hält das erstbeste Privatauto an. Jeder Pkw hier in Taschkent ist ein po-

Seidenstraße. Überall herrscht ein wildes Durcheinander

tenzielles Taxi, in dem man für einen lächerlichen Minibetrag von A nach

und sympathisches Chaos, in dem man als Europäer

B durch die City fahren kann.

raus-magazin sechs 2014


naturnah

Von dieser Transfer-Variante machen wir auch in den nächsten Tagen im Gebir-

Für uns bedeutet das Umsteigen und Umladen. Als hätten

ge und mit vollem Ski-Equipment Gebrauch. Denn die Gipfel haben sich tief in

sie es geahnt, haben sich inzwischen an der abgeschiede-

den Wolken versteckt und über Nacht gab es etwa 20 Zentimeter Neuschnee.

nen Weggabelung vier Fahrer von klapprigen und uns noch

Im tristen Bodennebel steht unser fliegender Truppentransporter in Planen

aus DDR-Zeiten vertrauten Ladas versammelt, die unsere

gehüllt auf seinem Rollfeld und wird fürs Erste wohl nicht mehr in die Lüfte stei-

Ski bei geöffneter Haube in den Kofferraum und uns auf die

gen. Aber wir haben eine Schlechtwetter­alternative. Eigentlich kaum zu glau-

Rücksitzbank quetschen. Durch tiefe Spurrillen im Schnee

ben in dieser Abgeschiedenheit, es gibt hier in den Westausläufern des Tian

quält sich der Rostlauben-Konvoi dann Richtung Chimgan.

Shan tatsächlich ein kleines Skigebiet, dessen zwei klapprige Lifte noch aus

Ab und zu werden wir aufgehalten von Rind­viechern, die

Sowjetzeiten stammen und spontan angeworfen werden, wenn sich Menschen

einfach nicht einsehen, warum sie Automobilen Platz ma-

dorthin verirren. Chimgan heißt dieser halb verfallene Ort mit seinen Hotelrui-

chen sollen. Die Tatsache, dass die Ski hinten quer aus dem

nen und verstreuten Ferien­häusern, der auf 1.600 Metern liegt und von dem

Kofferraum ragen, vergisst unser usbekischer Chauffeur

gleichnamigen 3.309 Meter hohen Hausberg überragt wird. Der Weg auf der

gern und touchiert ganz ungeniert manch mageren Ochsen

holprigen und mit Schlaglöchern übersäten Gebirgsstraße dorthin dauert laut

unsanft am Hinterteil.

Aussage unseres Kleinbusfahrers Oleg etwa eine Stunde. Die SchneebedecSchließlich kommen wir an der Liftstation von Chimgan an.

Schließlich präsentiert Oleg uns stolz die rostigen und mit Einmachgummis

Statt als Mopedgang ist die Dorfjugend hier in Form von Rei-

verspannten Ketten, die er gerade auf seinen ISUZU-Bus aufgezogen hat. Leider

terhorden unterwegs. Der klapprige und mit abblätternder,

auf die Hinterreifen, aber die Kiste hat – wie sich wenig später herausschlit-

gelber Rostschutzfarbe lackierte Doppel­sessellift läuft. Aller-

tert – Vorderradantrieb. Egal, wir kommen eh nicht weit. Hinter der dritten

dings sind wir die einzigen Skifahrer weit und breit. Eine Oma

Serpentine lauert eine Miliz-Einheit, fordert Papiere und lässt sich noch nicht

mit mongolischen Gesichtszügen verkauft Strickmützen, eine

mal mit einem SUM-Stapel oder anderem Bakschisch zu unserer Weiterreise

andere hat einen Berg eines blassgrünen Krauts vor sich

überreden. Denn die Regierung in Taschkent kam vor zwei Wochen auf die

aufgetürmt, das aussieht wie ein Riesenhaufen Marihuana-

Idee, zu bestimmen, dass, immer wenn es frisch geschneit hat, die Bergstraßen

Blüten. Die Auffahrt mit dem gerade einmal 350 Höhenmeter

lawinengefährdet sind und Kleinbusse nicht fahren dürfen. „Normale Autos

überwindenden Lift kostet umgerechnet 1,50 Euro und der

dürfen allerdings fahren“, schmunzelt M ­ athias, nachdem er einige Zeit mit dem

Mann hinter der vergitterten Kasse erkundigt sich noch kurz,

ranghöchsten Polizisten in russisch-usbekischem Kauderwelsch diskutiert hat.

ob einer von uns Dreien Edward Snowden heißt.

TATONKA GmbH · Robert-Bosch-Str. 3 · D-86453 Dasing

kung der selbstverständlich ungeräumten Straße hat er nicht miteinkalkuliert.

Die komplette Herbst-/ Winterkollektion 2014 zeigen wir Ihnen auf www.tatonka.com / Produkte / Bekleidung


naturnah

Oben an der 1.975 Meter hohen Gipfelstation wird man

Unten im herrlich maroden kleinen Ort raucht es an jeder Ecke. Lamm-

vom freundlichen Liftboy mit Goldzahn-Grinsen, Spiegel­

fleischspieße dampfen auf Holzkohle-Grills. Genauso wie an diesen

brille und Flecken-Tarnanzug empfangen. Über allem

Schaschliks, kann man auch an keinem Einheimischen vorbeigehen ohne

thront die gewaltige Szenerie des Peak Chimgan. Dort

in dessen Vorgarten eingeladen zu werden und an einer garantiert immer

hochzuhiken würde uns beschwerliche sechs Stunden

ausufernden Wodka-Degustation teilnehmen zu müssen. Niemand ver-

kosten. Da toben wir uns doch lieber auf den schönen

steht ein Wort Englisch, man redet mit Händen und Füßen und trotzdem

Ridges aus, die nach fünfzehn Minuten Aufstieg zu errei-

schüttelt man sich im Minutentakt vor Lachen. Das Ganze endet dann

chen sind. Freeride-Konkurrenz gibt es nicht. Man kann

irgendwann unweigerlich im traditionellen Mützentausch.

ganz entspannt seine Touren angehen und in frischem Powder zwischen vereinzelten Felsbrocken und verkrüp-

Der Gastgeber sucht sich ein Opfer aus, bietet noch einen weiteren

pelten Sträuchern die Hänge hinuntersegeln. Inzwischen

Wodka als finalen Promille-Holzhammer an und zeigt dann auf die Kopf­

kämpft sich auch die Sonne durch das Wolkenmeer. Ab

bedeckung des Auserwählten. Das kann teuer werden, wenn man wie

dem Mittag sind die letzten Wolkenfetzen weitgehend

Akki ein mit Strasssteinen besetztes, handgestricktes und mit Polarfuchs-

verschwunden und eröffnen den Blick auf die unglaub-

bommel verziertes Edel-Exemplar der Düsseldorfer Marke delüxxmüzz

lich weite Berglandschaft.

aus feinster Merinowolle auf seiner Tonsur trägt. Denn der klassische Usbeke hat natürlich nur ein gefaktes Polyamid-Mützchen von Nike auf dem Schädel, das er für einen Witzpreis auf dem Basar erworben hat. Zu allem Überfluss und als Glücks-Omen wird vor dem Tausch auch noch kurz ins Mützeninnere gespuckt, bevor man sich umarmt, Brüderschaft trinkt und einen fetten Schmatzer auf die Wange gedrückt bekommt. Für uns wird es Zeit „Dawai“ und „Daswidania“ zu sagen. Ersteres bedeutet nämlich im Russischen „Los, auf gehts!“, letzteres heißt „Tschüss“ oder „Auf Wiedersehen!“ Die monströsen Freeride-Möglichkeiten, die einsamen Weiten und das pure Powder-Abenteuer im Tian-Shan-Gebirge werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Aber das, was neben den Berg- und Skibildern auch haften bleibt, ist das postkommunistische Chaos, die einfache Lebensweise der Menschen, die Exotik der Seidenstraße, der multikulturelle Völkerschmelztiegel Mittelasiens und die bewundernswerte tägliche Kunst der Improvisation, Zuversicht und Bescheidenheit, die alle Usbeken so gut beherrschen.

Oben: Extrem uriges Zwei-Lift-Skigebiet von Chimgan: Dirk, Akki und Kilian Unten: Fluffiger Powder. Das kontinentale Klima Usbekistans sorgt für klirrende Winterkälte.

Jene Fähigkeiten haben wir ja leider in unserer überorganisierten, materiell orientierten westlichen Welt vielfach verloren. Genau wie die Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Beides ist in Usbekistan – trotz aller Armut – absolut überwältigend. Gerade in den Bergdörfern kann man der Aufforderung zum Begrüßungsschnaps oder Picknick nirgendwo entgehen. Was nach dieser Reise immer wieder an unserem inneren Auge vorbeiziehen wird, sind also nicht nur die galaktischen Lines und verschneiten Flanken des Tian Shan, sondern die Menschen!

Weitere Infos unter  www.whitehearts.de

30

raus-magazin sechs 2014


Wenn aus Durstlöschen

perfekte Erfrischung wird.

Perfekter Geschmack – mit 0,0% Alkohol. Bitburger 0,0% – die einzigen isotonischen Alkoholfreien mit 0,0% Alkohol. Der vitaminhaltige Durstlöscher für den ganzen Tag. Pure Erfrischung, 100% Genuss.

WennWenn aus Alkoholfrei aus Alkoholfrei 0,0%0,0% wird.wird. www.bitburger-alkoholfrei.de


foto // Osawa photocase.de

foto // meerblickzimmer.de/photocase.de

support

Alltagshelden

Mit Zuversicht im Rücken Eine einfache wie bewegende Idee lässt die Hamburgerin Kamile Kantarci aktiv werden. Wenn anderswo Obdachlose nur noch als unerwünschte Störfaktoren gelten, erinnert sie „Ein Rucksack voll Hoffnung“ daran, dass sie nicht vergessen werden.

Unterstützendes Handeln: Kamile sammelt, füllt und verteilt Rucksäcke mit notwendigen Utensilien, um Obdachlosen zu helfen.

Text // Dorothee Gödeke

In Kamiles Rückblick wirkt alles so simpel. Tatsächlich betreut sie das Projekt aber von Beginn an allein. Neben dem Job als Krankenpflegerin und einem parallel laufenden Master-Studium nutzt sie ihre freie Zeit dafür, einen Berg an Hygieneartikeln einzukaufen und zu verpacken. Sie organisiert Materialspenden und die anschließende Verteilung. Und die bisherigen Reaktionen auf der Straße signalisieren ihr, dass sie auf dem richtigen Weg ist. „Die Dankbarkeit spiegelt sich in den strahlenden Gesichtern wider. Und im Lächeln und der Freude, die mir entgegen-

Eigentlich sind es banale Dinge: Einwegrasierer, Feuerzeug, Unterwäsche.

schlägt. Eigentlich ist das unbeschreiblich“, sagt sie. An den kleinen

Socken und Taschentücher. Kleine Snacks und Getränke. Mütze, Schal und

Gesten fasziniert sie aber nicht nur der Akt des Gebens. Sie bieten auch

Handschuhe für die unangenehmere Jahreszeit. Kostenpunkt pro Füllung:

ein Sprungbrett zur Konversation. So gewinne sie ein Bewusstsein für

acht Euro. Kamile Kantarci packt einen weiteren Rucksack. Ein Internetvideo

den Menschen vor sich, erzählt die Hamburgerin. „Ich denke, dass jeder

inspirierte sie. Ein junger Amerikaner sucht darin den Kontakt zu Obdachlosen.

Mensch seine eigene Geschichte hat. Ich habe kein Recht, jemanden zu

Während des lockeren Gesprächs bietet er ihnen irgendwann einen gepackten

verurteilen, ohne die Hintergründe zu kennen. Es hilft ihm nicht und mich

Rucksack an. Ihre ungläubige Freude wirkte ansteckend auf die 33-Jährige.

macht es auch nicht zufriedener.“

Statt aber einfach zum nächsten Video überzugehen, fasst Kamile einen Entschluss: „Die Idee ist einfach so leicht nachzumachen, dass ich ein Projekt gegründet und eine Facebook-Seite erstellt habe.“ Sie ruft Ein

„Ich habe kein Recht, jemanden zu verurteilen, ohne die Hintergründe zu kennen.“

Rucksack voll Hoffnung ins Leben. Und gelangt von dort

32

aus zur sozialen Plattform Kiezhelden des FC St. Pauli. Der Verein bietet

Wie geht es für die Aktion weiter? Kamile, die sich bereits in anderen Projekten

auch kleineren Projekten eine Anlaufstelle für Organisation, Verbreitung

engagierte, sieht Potenzial zum Ausbau. Dafür will sie stärker auf Vernetzung

und Spendenaktionen. Kamiles Idee findet sofort Zuspruch. „Inner-

setzen. Das bedeutet, Helfer zu organisieren oder auch online eine Anleitung

halb von nur zwei Tagen hatten wir 1.500 Euro zusammen. Die FC St.

für Nachahmer einzurichten. Und auf diese hofft sie: Das Unkomplizierte und

­Paulianer sind der Hammer!“, sagt sie. Gegen verbreitetes Halbwissen

direkt Greifbare dieser Idee soll andere Menschen ebenso bewegen, wie es

und zugunsten wirklicher Hilfe sammelt sie zuvor Tipps bei Hilfsorgani-

bei ihr der Fall war. Und vielleicht kann Kamiles Geschichte ein Ansporn für

sationen sowie der Obdachlosenhilfe: Was ist zu beachten? Wie häufig

diejenigen werden, die noch in der lähmenden „Ich würde ja, aber weiß nicht

hat man ohne Zuhause die Möglichkeit sich zu waschen? Was unserer

wie“-Schleife festhängen. „Manchmal

Einschätzung nach nützlich ist, kann auf der Straße völlig wertlos sein.

muss man einfach loslegen und nach

Weitere Infos unter

Ein Abdriften in gut gemeinten, aber nicht durchdachten Aktionismus

Mitstreitern suchen, um sich gegensei-

www.rucksack-voll-hoffnung.de

wollte die 33-Jährige unbedingt vermeiden.

tig zu motivieren“, sagt sie.

raus-magazin sechs 2014


Wir sind davon 端berzeugt dass geteilte Abenteuer die Besten sind. Entdecke mehr und teile Deine eigene Geschichte auf FindingWinter.com

mountainhardwear.eu

#FindingWinter


nachgefragt

Flow-Effekte

Lorraine Huber steht vor einem neuen Angriff auf das Podium der Freeride World Tour. Die 34-jährige Lecherin im Interview über Passion und Pulsschlag. Und ihre Philosophie, andere für den Sport zu begeistern.

Interview // Benjamin Hellwig Fotos // Fredrik Schenholm

Interview mit Freeskierin und Bergans-Athletin Lorraine Huber

Kannst du die Faszination, die der Sport auf dich ausübt, beschreiben? Was würde dir fehlen, wenn du von heute auf morgen aufhören würdest? Ich bin draußen in den Bergen im Schnee unterwegs! Die Bewegung in der Natur ist ein wichtiger Teil dieser Faszination. Dazu kommt die persönliche Herausforderung. Und einfach die Tatsache, dass ich am glücklichsten bin, wenn ich auf Skiern stehe. Mir gehts einfach saugut, ich habe unheimliche Glücksgefühle beim Skifahren, fühle mich wie eine Zwanzigjährige, bin in dem Moment, den ich da gerade erlebe. Dieser Flow-Effekt tritt bei Action-Sportarten häufiger ein als bei anderen Sportarten. Wir haben dieses gewisse Risiko und sind deshalb gezwungen, sehr konzentriert zu sein – nur für die eine Sache. Zudem ist es faszinierend, dass man mit Skiern solche Distanzen überbrückt, Luftsprünge macht und Geschwindigkeiten erreicht. Das ist fast schon übermenschlich. Ich habe manchmal das Gefühl, irgendwelche Supermächte zu haben (lacht). Dazu diese Schwerelosigkeit in den weichen Schneemassen, das ist einfach unglaublich. Für mich ist Freeriden eine sehr intensive Art, das Leben zu spüren. Welche Reaktionen zeigst du in den Momenten, in denen du Ängste und Respekt verspürst? Respekt ist mir sehr bekannt und kann fast täglich auftreten. Richtig Angst zu haben aber, ist gefährlich. Das äußert sich bei mir in angespannten Muskeln, erhöhtem Puls, Hallo Lorraine, die Freeride World Tour (FWT) 2015 startet am

schnellerem Atem, eingeschränktem analytischen Denken: ein gefähr-

24. Januar in Chamonix. 2014 hast du mit einem sensationel-

licher Zustand, der zu falschen Entscheidungen und Reaktionen führen

len zweiten Platz abgeschlossen. Welche Herausforderungen

kann. Wenn ich richtig Angst habe, versuche ich es kognitiv zu lösen. Ich

siehst du bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb? Vor allem

frage mich dann, ob die Angst begründet oder unbegründet ist. Falls ich

diese: Im Vergleich zu anderen Sportarten, bei denen du weißt, was dich

erkennen kann, dass sie unbegründet ist und ich Lust empfinde, die Sa-

erwartet und du deine Routine durchziehst, kannst du dich nur bis zu

che anzugehen, mach ich es. Falls ich nach dem Überlegen immer noch

einem gewissen Grad vorbereiten. Wir haben einen sehr hohen Faktor

Angst habe, lass ich es. Nervosität dagegen ist ganz normal, damit muss

an Ungewiss­heit in unserem Sport, da wir das „Face“ oder den Berg nur

man umgehen lernen.

von gegenüber begutachten können. Oftmals bist du den Hang noch nie zuvor gefahren. Körperlich bereite ich mich mit einem professionellen Konditionstrainer, Phil Anker, vor, und trainiere von Juli bis Dezember sechs Tage die Woche. Konditionell gehts mir so gut wie noch nie, und ich habe wieder gute Fortschritte gemacht. Das Training ist eigentlich viel anstrengender als Skifahren, von diesen Reserven kann ich circa drei Monate während der Saison zehren, deshalb ist das erhaltende Training auch während des Winters wichtig. Meine körperliche Stärke ist die Basis für meine mentale Stärke, da sie mir viel Selbstvertrauen gibt.

34

raus-magazin sechs 2014

" Es kommt äußerst selten vor, dass Frauen sich überschätzen, bei Männern hingegen passiert das häufiger."


nachgefragt

Wie gelingt dir die Orientierung auf den Gebirgsflanken? Wie mischt du Gefühl und Intuition mit Berechnung und Analyse? Die Orientierung ist fast völlig kognitiv, man muss das analytisch angehen. Es gibt sicher Leute, die eine Begabung für Orientierung haben, ich aber habe mir das hart erarbeiten müssen. Es ist eine der größten Herausforderungen, erstmals mit vollem Tempo und Selbstvertrauen in einen Hang zu fahren und ohne Zögern über Sprünge zu fahren, die man zuvor nur von gegenüber gesehen hat. Das erfordert eine enorme Vorstellungskraft und sehr viel Übung. Du veranstaltest seit 2007 Freeride-Camps für Frauen. Was

Was ist neben dem Gewinn der FWT dein großes Ziel für 2015?

treibt dich an und wie nimmst du die Teilnehmerinnen vor den

Ich möchte unheimlich gern die Freeride World Tour gewinnen, aber das

Kursen wahr, wie danach? Die Women’s Progression Days sind eines

ist nicht das einzige Ziel, was zählt. Ich möchte diesen Winter sehr gern

meiner Winterhighlights! Die Camps geben mir die Möglichkeit, meine

ein Filmprojekt mit zwei weiteren Freeridern verwirklichen und dabei eine

Begeisterung fürs Freeriden sowie mein Wissen im Gelände an Frauen

neue Geschichte erzählen. So kann das Nischenthema Freeriden zugäng-

weiterzugeben, damit mehr von ihnen ins Gelände kommen. Mir geht es

licher gemacht werden, indem man eine tiefere Botschaft transportiert,

darum, bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten zu vermitteln und eine

welche uns alle betrifft. Die reinen Actionfilme, in denen die Athleten als

Community unter gleichgesinnten Frauen zu erwecken. Es gibt einfach

Helden dargestellt werden, reizen mich nicht mehr.

noch viel zu wenige Freeriderinnen. Nur mit Frauen unterwegs zu sein, ist etwas Besonderes. Ich habe bei den ersten Camps festgestellt, dass die

Du wirst von Bergans gesponsert. Welchen Stellenwert hat diese

Hauptsorge von vielen Frauen war, dass sie ihre Gruppe, in der sie unter-

Verbindung für dich? Was mir bei Bergans sofort aufgefallen ist: Es

wegs waren, aufhalten würden, oder sie nicht mithalten können. Frauen

ist ein unglaublich familiäres Unternehmen. Ich fühle mich wirklich gut

fehlt oft ganz generell diese Extraportion Selbstvertrauen, die beim

aufgehoben und bin sofort Teil der Bergans-Familie geworden. Mir gefällt

Freeriden so wichtig ist. Männer dagegen haben oft die Einstellung, dass

die solide und authentische Verbindung, die die Marke zum Bergsport

es irgendwie schon klappen wird, und probieren es einfach. Es kommt

hat, sowie die technisch hochwertigen und stylischen Produkte. Hinter

äußerst selten vor, dass Frauen sich überschätzen, bei Männern hingegen

den Produkten stehe ich jetzt schon, alles andere würde mir meine Tä-

passiert das häufiger – meine persönliche Erfahrung (lacht). Und genau

tigkeit als Freeride-Profi auch schwer machen. Für mich persönlich ist

dieses Selbstvertrauen ist unheimlich wichtig, wenn man Neues auspro-

es besonders spannend mit Bergans of Norway zu arbeiten, weil sie im

bieren möchte. Und die Einstellung, nicht gleich alles perfekt beherrschen

Freeride-Bereich noch recht jung sind. Ich hoffe, ich kann sie da einen

zu müssen. In den Camps fallen diese Hemmungen schon dadurch weg,

bedeutenden Schritt weiterbringen.

dass Frauen unter sich sind. Frauen wollen einfach Spaß haben und zusammen etwas genießen. Es geht nicht darum, wer am schnellsten oder am besten fahren kann.

Information  Welche Tipps zum Einstieg würdest du Freeride-Neulingen mit

Women's Progression Days von Lorraine Huber

auf den Weg geben? Mach dich mit der Notfallausrüstung wie Lawinen­

Ort: Lech am Arlberg

verschüttetensuchgerät (Pieps), Schaufel und Sonde vertraut und arbeite und übe damit, damit du weißt, was im Ernstfall zu tun ist. Nimm dafür am besten an einem Kurs teil, es gibt auch Gratiskurse. Ein bedeuten-

Datum: 08. bis 11. Januar 2015 Teilnehmerinnen insgesamt: 30 Maximale Anzahl Teilnehmerinnen pro Guide: 7 Weitere Infos unter www.lorrainehuber.com

der Teil beim Freeriden ist die Einschätzung der Natur, besonders der Schneedeckenstabilität. Das eigentliche Fahren ist nur die Hälfte davon. Setz dich intensiv damit auseinander! Wenn wenig Zeit dafür vorhan-

Termine SWATCH FREERIDE WORLD   TOUR 2015 BY THE NORTH FACE

den ist, buche einen Berg- oder Skiführer, der mit Freeriden etwas am

24. Januar 2015 Chamonix, Mont Blanc, Frankreich

Hut hat. Miete dir einen Freeride-Ski von einem Skiverleih vor Ort. Mit

31. Januar 2015 Fieberbrunn, Kitzbüheler Alpen, Österreich

solchen Skiern tust du dich viel leichter, sie sind weicher und weniger

14. Februar 2015 Vallnord Arcalis, Andorra

tailliert als ein Pistenski, und damit fehlerverzeihender und im weichen Schnee viel kraftsparender zu fahren. Und zu guter Letzt: Freeriden muss

14. März 2015 Haines, Alaska, USA 28. März 2015 Verbier, Schweiz Livecast und weitere Infos unter www.freerideworldtour.com

nicht wie in vielen Filmen dargestellt krass und extrem sein. Lass dich davon nicht abbringen.

raus-magazin sechs 2014

35


urban

Kaisermühlen-Blues Urban Exploring mit Hängematte

Die Spielplätze der Stadt sind nahezu überall. In einer Rein-raus-Aktion erklettern zwei Jungs die Pylone einer Wiener Brücke. Und finden für einige Sekunden Ruhe in einer Hängematte mit spektakulärer Aussicht – bis sich jemand gestört fühlt.

Text // Jef Verstraeten Fotos // Sebastian Wahlhuetter

36

raus-magazin sechs 2014


urban Spannungsverh채ltnisse beim revolution채ren Blick auf st채dtische Bauten

raus-magazin sechs 2014

37


urban

Hängepartie zur blauen Stunde: Jef zwischen Pylon und Beton

U

rban Bouldern, Buildering oder Urban

Pylone über den beiden Stahlbetonpfeilern. Sie ist mit ihren Stahlseilsträngen ein wahres

Climbing.­Nenn es, wie du möchtest. Das

Schmankerl zum Herumkraxeln. Aber einfach nur nach oben war uns zu langweilig. Wir

Prinzip bleibt gleich. Den urbanen Raum erkunden,

entschieden uns, auf einer der Seiten in einer Höhe von rund 20 Metern zwischen zwei der

aus klettertechnischer Sicht. Oft suche ich dabei nach

Pylone eine Hängematte aufzuhängen.

schwierigen Boulder-Problemen. Herausforderungen beim Klettern, die mir die Elemente einer Stadt vorgeben.

Ein Jahr zuvor hatten wir bereits einen Versuch hinter uns, als Teil unserer Urban-Boulder-

Manchmal aber sind es einfach nur die schönen, einla-

Filmproduktion „Project Episode“. Er misslang, wegen zu viel Wind und unerwartetem

denden Lines, die mich anziehen. Der „Kaisermühlen-

Polizeibesuch. Am Vorabend der Premiere entschieden wir uns, die Aktion zu wiederholen.

Blues” dagegen beruhte auf einer anderen Basis.

Den ganzen Tag über hatte es in Wien geregnet. Entsprechend schaute es für unser Vorhaben nicht gut aus. Nur fünf Minuten nachdem wir die ganze Aktion abgesagt hatten, er-

Ein Kind rennt durch den Garten, über die Wiesen eines

leuchteten die ersten Sonnenstrahlen aus dem Westen die Häuser Wiens. Zwei Anrufe und

Parks. Und entdeckt dabei einen großen Baum mit vielen

drei Minuten später rollte der Ball bereits wieder. Wir rasten zur Donauinsel. Nach kurzer

starken Ästen. Das Einzige, woran es in diesem Moment

Besprechung hangelten wir uns schon die höchsten Stahlseile hinauf, umgeben von der

denken kann, ist ein: „Ich muss da hinauf!“ Und das Kind

roten Glut des Sonnenuntergangs. Oben angekommen ging alles schief.

macht es einfach. Aus der Handlung heraus entsteht keinerlei tieferer Sinn. Es ist viel simpler. Es macht ihm einfach Spaß dort raufzuklettern, und es bedeutet eine Tagesration Nervenkitzel. Obwohl ich im physiologischen Sinn kein Kind mehr bin, bin ich von Zeit zu Zeit immer noch Kind im Kopf. An der Wiener Kaisermühlenbrücke war es genau ein solcher Moment. Die Kaisermühlenbrücke verbindet den Wiener Stadtteil Kaisermühlen mit der Donauinsel, einer mehr als 20 Kilometer langen Landmasse, aufgehäuft aus dem Aushub des Hochwasser-Entlastungsflusses Neue Donau. Die Brücke bietet nur Zugang für Fußgänger und Fahrradfahrer. Und, ich muss ergänzen, nach unserer Erfahrung auch der Polizei. Auf Spannung gebracht wird die 1993 errichtete Schrägseilkonstruktion durch jeweils zwei Erster Griff zum Drahtseilakt: gut gesichert über das Donauwasser

38

raus-magazin sechs 2014


urban

Innerhalb von fünf Minuten verselbständigte sich die

langsam. Um ein paar schöne Bilder zu schießen, blieben nur noch wenige Augenblicke.

erste Hängematte gleich mal und versank im Donau-

Wir hangelten uns von den Pylonen in die Mitte, setzten uns in die Hängematte, und

wasser. Kurz darauf unternahm einer unserer Rucksäc-

genossen für ein paar Sekunden den ungewöhnlichen Ausblick und einen faszinieren-

ke, Inhalt: Blitzgerät, Mobiltelefon und ein paar andere

den Moment. Die Aufnahmen waren schnell erledigt und in kürzester Zeit standen wir

Habseligkeiten, einen Flugversuch. Das Ergebnis war

wieder am Boden. Gleich darauf brach ich zur Rettung der Hängematte auf, die ins Was-

eine Menge Elektroschrott. So was passiert. Und ich

ser gefallen war. Ich fand sie, mein Rettungsschwimmer-Ausbilder wäre stolz, 500 Meter

dachte mir: „Ja mei, so oft bin ich nicht in Wien. Lasst

weiter. Sie schwamm in der Flussmitte der Neuen Donau, dem östlichen Seitenarm des

uns die Aktion jetzt durchziehen.“ Wir ließen ein Seil

Stroms. Nur vom Wasser aus, in sicherer Entfernung, konnte ich jetzt das Finish der Ak-

herunter, zogen die Reserve-Hängematte hinauf. Gera-

tion beobachten: Sechs Polizeifahrzeuge umstellten meine Kollegen auf der Brücke von

de noch rechtzeitig, denn die Sonne war schon längst

allen Seiten. Das war eigentlich ein wenig einkalkuliert, da bei solchen Aktionen immer

untergegangen und die rote Glut verschwand ebenfalls

irgendwer die Polizei ruft.

Innerhalb von fünf Minuten verselbständigte sich die erste Hängematte gleich mal und versank im Donauwasser.

Aus der Igelperspektive: die Urban Explorer kurz vor dem Einrichten der Fixpunkte

39


urban

Weitere Infos unter  www.project-episode.at

Da sie allerdings nicht so richtig wussten, was genau wir da gemacht hatten, redeten sie sich quasi selbst ein, wir hätten wohl nur ein paar Selfies auf der Brücke geschossen. Sie zogen wieder ab, nicht aber ohne vorher unsere Personalien aufzunehmen. Bis zum heutigen Tag haben wir nichts mehr von den Behörden gehört.

Es ist eine rechtliche Grauzone, eine Gletscherspalte. Und du musst abwägen, inwieweit du da reinfallen willst.

Das Urban Bouldern gehört zu jenen Sportarten, bei denen die Polizei sich nicht sicher ist, ob sie sie zulassen dürfen. Es gibt Bereiche wie die Wiener Flexwand am Donaukanal, wo du jeden schönen Tag Kletterer zu Gesicht bekommst. Und wo die Polizei dies auch zulässt. Aber bei Aktionen in größerer Höhe wirst du gern mal von unten gegrüßt. Es ist eine rechtliche Grauzone, eine Gletscherspalte. Und du musst abwägen, inwieweit du da reinfallen willst. Grundsätzlich ist jeder Mensch darin frei, den öffentlichen Raum für eigene Aktivitäten zu nutzen. Es kommt jedoch vor, dass Behörden die Situation unterschiedlich bewerten und sich Dinge einfallen lassen. Ein schwarzer Strich von Kletterschuhen gilt als Sachbeschädigung, ein Freudenschrei, wenn oben angekommen, als Lärmbelästigung und der Blitz vom Fotografen als – ach, ich weiß auch nicht. Von Zeit zu Zeit bin ich eben Kind im Kopf.

Verlosung Lust auf einen eigenen Kaisermühlen-Blues? RAUS! verlost eine Ultimate-Hängematte von Ticket To The Moon (Double mit Karabinern, TTTM-Sleeve und Tree-Friendly Straps) wie sie auch über der Neuen Donau zum Einsatz kam. Schreibe eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und beantworte einfach folgende Frage: Wie heißt der Gründer von Ticket To The Moon? Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter www.t-o-v.de

40

raus-magazin sechs 2014


Sebastien Ratel - Beyond Good & Evil Chamonix © Jon Griffith

TRILOGY LIMITED SERIES TM

HERAUSRAGENDE PRODUKTE FÜHRENDE INNOVATIONEN

WASSERDICHT

WINDDICHT

WÄRMERÜCKHALT ATMUNGSAKTIVITÄT

PROTECTIVE SHELLSTM TRILOGY PRO GTX JKT 590 Gramm pure Technologie: Die effizient schützende Jacke ist wasserdicht, atmungsaktiv und bietet ein Maximum an Bewegungsfreiheit.

WWW.MILLET.FR


follow your feet

Text // Alexandra Dinter

Lass dich inspirieren und folge deinen Füßen. Mit unseren Kurztrip-Tipps, die für Abwechslung sorgen. Raus in den Winter! Ein Haufen Steine Das Felsenmeer im hessischen Odenwald

I

rrlichter, Moorleichen, Torfbrände. Schnell beschwören Moore eine gespenstische Stimmung herauf, doch wecken sie auch die Abenteuerlust. Und neben der gruselig-melancholischen Atmosphäre, die Moore an neblig-dunklen Tagen haben, bieten diese vom Wasser geprägten Landschaften einen Einblick in unterschiedlichste Biotope und eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Wenn du diese halbwegs trockenen Fußes erkunden willst, nimm den Pfad über die unzähligen Bohlenwege, die die Menschen seit Urzeiten (4. Jahrtausend v. Chr.) zur sicheren Überquerung anlegen. Moor­ landschaften findest du in ganz Deutschland. Besonders lohnenswert ist der Besuch des Rambower Moors in Brandenburg, des Hohen Venns an der belgisch-deutschen Grenze und natürlich der des Roten Moors im hessischen und des Schwarzen Moors im bayrischen Teil der Rhön.

Foto Hohes Venn/ Martin Zorn, www.martinzorn.com

Ort zum Beispiel Rhön, Eifel, Prignitz Kosten keine Alter egal Weitere Infos unter www.naturpark-rhoen.de, www.dieprignitz.de/rambowermoor, www.naturpark-eifel.de

42

raus-magazin sechs 2014

Freier Blick von alten Gemäuern Die Entdeckung von Burgruinen

D

er Zahn der Zeit hat ihre Mauern geschliffen und von einstiger Stärke, Pracht und Wehrhaftigkeit ist nichts geblieben. Überall in Deutschland und Europa triffst du auf alte Burg­ ruinen. Mal grüßen sie schon von Weitem, immer noch der Stolz des Ortes zu ihren Füßen, mal liegen sie versteckt in Wäldern oder abgelegenen Tälern. Immer jedoch haben sie Spannendes zu erzählen. Der Legende nach wandelt der Geist der Weißen Frau auf der nordhessischen Burgruine Grebenstein, Burg Lindenfels im Odenwald soll ein Schauplatz der Nibelungen-Saga sein und ein magischer Lindenzweig war – so sagt der Volksmund – Grundstock und Untergang der Pfälzer Burg Lindelbrunn. Neben dem Erkunden der bröckeligen Gemäuer, dunklen Keller und zugigen Türmen kannst du mancherorts auch mit Kletterausrüstung anrücken. Viele Ruinen betten sich nämlich auf einladenden Felsformationen. Ort Burgruinen finden sich deutschlandweit in fast jeder Region Kosten keine, in seltenen Fällen Eintritt zur Ruine Alter egal Weitere Infos unter www.burgenwelt.de Mit einer kompressions­resistenten Zwischensohle, einem integrierten Fersen­kissen und einer technischen Gummilaufsohle ist der KEEN Durand Mid Waterproof bereit für die Langstrecke.

S

teine über Steine. Das Odenwälder Felsenmeer sieht aus, als hätten Riesen einen gigantischen Eimer voller Felsbrocken ausgeschüttet. Der Sage nach sei sogar ein Riese darunter verschüttet worden. Tatsächlich ist das Felsenmeer oberhalb von Lautertal-Reichenbach jedoch kein Riesengrab, sondern ein beliebtes Ausflugsziel. Die Felsenlandschaft aus dunkelgrauem Quarzdiorit entstand durch sogenannte Wollsackverwitterung und faszinierte bereits die Römer. Fast dreihundert unvollendete Werkstücke ließen sie hier zurück, fertige Steinmetzarbeiten wurden unter anderem zum Trierer­ Dom oder ins Heidelberger Schloss transportiert. Weitere Informationen rund ums Thema bekommst du im Informationszentrum der Gemeinde Lautertal. Am meisten Spaß macht es aber, einfach steil drauflos zu klettern oder sich im Abwärtsspurt ein kleines Rennen mit Sprüngen von Block zu Block zu liefern.

Ort Reichenbach/Lautertal im Odenwald Kosten Parkgebühren von 3 Euro pro Pkw und 5 Euro pro Bus Alter egal Weitere Infos unter www.felsenmeer-zentrum.de

Foto Jörg Fink

Foto Hohengeroldseck/ Gemeinde Seelbach

Ab auf den Holzweg Über Bohlenstege durch das Moor


follow your feet

Höhlenklänge

Text und Bild von RAUS!-Leserin Sophie Köhler

E

in kleines schottisches Dorf an der rauen Nordwestküste von Skye. Nur eine Handvoll kleiner Häuser stehen hier, trotzen den Launen des Wetters, das sich auch heute von seiner typischen Seite zeigt. Während ich über Schafweiden Richtung Küste wandere, komme ich immer wieder an Ruinen vorbei. Ruinen, die einmal Höfe waren, einst bewohnt von Bauern, die während der sogenannten Highland Clearances von hier vertrieben wurden. Ich bin auf dem Weg zur Höhle der Dudelsackspieler. Hier, wo heute kaum noch ein Mensch lebt, befand sich früher eine bedeutende Dudelsackschule. Oft soll man den Klang der Pfeifen noch weit über die Bucht hinaus gehört haben, wenn Schüler in der Höhle spielten. Ich klettere die Steilküste herunter, kann das Meer riechen und spitze die Ohren. Vielleicht hat sich ja wieder ein Dudelsackspieler hierher verirrt.

Ein Morgen am Tempel Text und Bild von RAUS!-Leser Jacob Garms

D

er Jetlag trieb mich um fünf Uhr morgens aus dem Bett. Mein Ziel war das alte japanische Tempeldorf in der Nähe von Osaka, in einer verschneiten Berglandschaft gelegen und nur per Seilbahn erreichbar. Wegen der eisigen Temperaturen hatte ich zwei Hosen, drei Paar Socken und meine dickste Jacke an. Und dennoch kroch die Kälte unaufhaltsam durch jede Faser. Die Mönche hier oben ließen sich durch die Bedingungen nicht irritieren.

Sie boten ein faszinierendes Bild, als sie in ihren traditionellen Kutten routiniert den Schnee schippten. Auf Socken erkundete ich das Innere des Tempels mit all den beeindruckenden Figuren, während draußen der kalte Wind um die Ecken wehte. Ein Ort der Ruhe und Besinnung in dieser kargen, eisigen Landschaft. Wieder dick eingepackt machte ich mich nach eine Weile auf den Rückweg. Während des Abstiegs spürte ich die Kälte kaum noch. Ein unglaublich schönes Erlebnis und es schien, als wärmte es mich noch immer.

Technische Details

HOCHWERTIGE DETAILS

WASSERDICHTE KEEN.DRY MEMBRAN

KEEN PU-ZWISCHENSOHLE FÜR DAUERHAFTEN KOMFORT

INTEGRIERTES FERSENPOLSTER FÜR MAXIMALE DÄMPFUNG

Ein kurzer Walk kann zur Abenteuerreise werden. Eine Wanderung zur Erinnerung an das, was du links und rechts des Pfades entdeckst. Details und Unbekanntes aufspüren, das ist es, was einem Erlebnis die Würze gibt, es reicher und unvergesslich macht. Und letztendlich begehrenswert. Feiere diese Entdeckungsreisen! Denn sie machen den Moment aus. Und erinnern dich daran, immer deinen Füßen zu folgen.

OBERMATERIAL AUS NUBUKLEDER UND ATMUNGSAKTIVEM MESH TPU-PLATTE

GRIFFIGE UND LANGLEBIGE ZWEIZONEN-LAUFSOHLE

Deine Füße geben den Takt vor? Und haben dir den Weg zu einem ungewöhnlichen Abenteuer aufgezeigt? Dann ran an die Tastatur und schreib uns davon. Ob Kurztrip oder Mehrtagesausflug, Gipfelsturm oder Flachlandtrek: Die zwei faszinierendsten Einsendungen veröffentlichen wir auf www.rausmagazin.de. Und honorieren sie mit einem Herren- oder Damenmodell des Hikingschuhs KEEN Durand Mid WP. Schick uns deinen Bericht mit maximal 1.000 Zeichen sowie einem Foto von dir und deiner Tour (300 dpi) an info@rausmagazin.de. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter www.t-o-v.de

raus-magazin sechs 2014

43


eigenleistung

RAUS!- Fotowettbewerb

Stadt oder Wildnis ziehen dich ins Freie? Begib dich auf Entdeckungsreise – mit frischen Perspektiven. RAUS! sucht dein Beweisfoto beim Kampf gegen den inneren Schweinehund. Ob auf der winterlichen Slackline, beim Felsklettern oder im Zelt an spektakulären Orten – maile uns dein Bild (Auflösung: 300 dpi) mit einer kurzen Beschreibung an fotowettbewerb@rausmagazin.de. Die fünf beeindruckendsten Einsendungen honorieren wir zusammen mit Eider, den französischen Spezialisten für funktionell-stylische Outdoorbekleidung. Einsendeschluss ist der 15.02.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

1. Preis

2. Preis

3. Preis

4. Preis

5. Preis

Eider Talloires Jkt II M

Eider Talloires Jkt II W

Eider Fier Shirt M

Orgeval Long Skirt W

Eider Wooly Grip E.T. Mixte Gloves

1958 im Herzen der französischen Alpen von einem Schneider gegründet, steht Eider bis heute für funktionelle Outdoorund Skibekleidung mit dem ganz typischen Eider-Look. Die Faszination zum Bergsport steht dabei stets im Vordergrund: Erfahrung, Enthusiasmus sowie die Liebe zur Natur und den Bergen spürt man in jedem Teil der Kollektionen. Das Knowhow wird in der Verarbeitung der technisch fortschrittlichsten Stoffe und Materialien, geringem Gewicht, raffinierten und durchdachten Detaillösungen sowie perfekten, ergonomischen Schnitten sichtbar. Eider gehört seit 2014 neben Millet und Lafuma zur Calida Group Mountain & Outdoor Division. www.eider.com

1.

Das Motto des letzten Foto­contests: „Skandinavische Prägung“. Das Gewinnerbild kommt von Christian Schwarz: „Mitte Oktober flogen wir zu dritt nach Otta, Ziel: RondaneNationalpark. Wir kamen im Dunkeln an, liefen bei leichtem Schneefall noch bis weit in die Nacht Richtung Rondvatnet, bauten unser Zelt im Schein der Stirnlampen auf. Am nächsten Morgen wurde uns klar, dass es keine Herbsttour werden würde. Rondane hatte für uns eine Wintertour geplant und wir waren darauf teilweise nicht eingestellt. Gefühlt allein im Rondane, die wundervolle Landschaft gehörte ganz uns – keine anderen Menschen waren so verrückt und liefen ohne Schneeschuhe durch das knietiefe Weiß.“ Herzlichen Glückwunsch, Christian!

44

raus-magazin sechs 2014


eigenleistung

2.

Platz 1 „Auf Wintertour“ von Christian Schwarz, Rondane-Nationalpark, Norwegen Preis: Haglöfs Barrier Pro II Hood

3.

Platz 2 „Im Wetterwechsel“ von Dieter Mendzigall, Rondane-Nationalpark, Norwegen Preis: Haglöfs Bungy II Jacket Platz 3 „Auf den Stetind“ von Elisabeth Busko, Tysfjord, Norwegen Preis: Haglöfs Tarius -5 Platz 4 „Mit Meeresbrise“ von Katrin Rasenberger, in der Nähe der Insel Sommarøy, Norwegen Preis: Haglöfs Swook Q Logo Hood Platz 5 „Mit Bergkammblick“ von Hazel Walton, Abisko-Nationalpark, Schweden Preis: Haglöfs Corker Medium

4.

5.

im abonnement

Verpass keine Ausgabe der RAUS! mehr und abonniere gleich die kommenden vier Ausgaben! Das Jahresabonnement kostet nur 15 Euro (innerhalb Deutschlands; im Ausland 24 Euro) und bietet dir damit einen Vorteil gegenüber dem Einzelkauf!

Einfa ch ab onnie unte ren r: t-o www v .de, .raus maga oder zin.d + 49 4 e 31 99 69977

raus-magazin sechs 2014

45


Foto // Keith Ladzinski

inspirierend

Die Anziehungs-

kraft

DeR

Berge

Interview // Benjamin Hellwig

Zug um Zug nach oben: Liv bei einem Trip in den Tian-Shan-Bergen

46

raus-magazin sechs 2014


inspirierend Französische Ausnahme­ kletterin im Gespräch

Nachgefragt bei Liv Sansoz

Beim Sportklettern setzte sie auf höchstem Niveau ihre Ausrufezeichen. Doch Liv Sansoz streckt sich nach neuen Zielen. Die französische „Mountain Hardwear“-Athletin im Gespräch über Energie und Motivation, Risiken und Unfälle. Und die Intensität ihrer Begegnung mit der Bergwelt.

Hallo Liv! Wer oder was hat dir auf dem Weg zum Klettersport

mentale Stärke. Du kannst sehr hart trainieren, aber

die Türen geöffnet? Ich war gerade mal zwei Jahre alt, als ich mit dem

wenn du es nicht wirklich willst, wird es nicht funk-

Skifahren anfing. In meiner Kindheit war ich viel mit meinen Eltern, beide

tionieren. Ich bin mir selbst gegenüber sehr fordernd,

alpine Kletterer, in der Natur unterwegs. Sie lebten mir ihre Leidenschaft

immer in einem kleinen Wettbewerb. Habe zehn Jahre

für die Berge vor, beim Wandern und Skifahren und durch den Aufenthalt

lang an Contests teilgenommen. Und dabei ging es

in Berghütten. Mit zehn fing ich an, Bücher über alpine Abenteuer zu lesen.

mir nicht darum, jemand anderen zu schlagen, es war

Ich liebte diese alten Geschichten von Alpinisten, fand das einfach nur

vielmehr jedes Mal meine eigene Herausforderung.

verblüffend. Auch mit Backcountry Skiing fing ich an, zog jedes Wochen-

Schaffe ich diese Route? Mir ist das wichtiger, was ich

ende los. Auf manchen Wintertouren mussten wir uns kleinere Strecken

selbst zu leisten im Stande bin. Wenn jemand anderes

„Denkst du dabei an etwas anderes, funktioniert es nicht. Halbe Sachen? Keine Chance.“

erklettern, um den Gipfel zu erreichen. Und

stärker ist als ich, ich aber mein Bestes gegeben habe,

ich stellte fest, dass mir genau das Spaß

ist das okay so.

machte. Mit 14 sagte ich meinen Eltern, dass ich unbedingt mit dem Felsklettern beginnen

Unterscheidest du dich in diesem Punkt zu anderen

wolle. Sie brachten mich zum Kletterverein

Kletterern? Ich denke, wir sind alle etwas speziell (lacht).

und ich legte los. Und verliebte mich sofort.

Vielleicht gelingt es manchen, weiterzukommen, weil sie

Großartige Kletterer inspirierten mich. Die

ihre Limits noch mehr pushen können. Manche schaffen

vielen Bilder, die ich mir zu Hause anschaute,

das ein Mal, manche können diese Leistung wiederholen.

weckten den Drang nach mehr in mir. Ich

Als ich an diesen Wettbewerben teilnahm, habe ich viele

wollte unbedingt alles ausprobieren.

davon gewinnen können. Einfach, weil ich in der Lage war, jedes Mal weit zu gehen, hart an mir zu arbeiten, mich zu

Was bedeutet es dir heute? Es gibt so viele Gründe, warum ich es liebe

pushen. Die anderen Mädels, gegen die ich antrat, haben

zu klettern. Es ist für mich nicht nur ein Sport, sondern auch eine schöne

dabei auch immer ihr Bestes gegeben. Manchmal braucht

Gemeinschaft. Klettern bringt mich an besondere Orte und mit vielen

es dazu vielleicht nur einen kleinen Verwandlungsschritt,

unterschiedlichen Menschen zusammen, das empfinde ich als eine sehr

und auf einmal läuft es.

wertvolle Erfahrung. Und dann, wenn ich klettere, spüre ich das Gefühl von Freiheit in meinen Bewegungen. Mache einen Zug, baue Spannung auf, er-

Was bedeutet dir Erfolg? Eine interessante Frage. Ich

lebe, wie sich mein Körper leicht anfühlt und auf die richtige Art und Weise

denke, Erfolg ist davon abhängig, was du als Ausgangs-

bewegt. Ich fühle den Flow, wenn sich mein Körper über den Fels schiebt.

situation vorfindest. Wenn du ein Läufer bist und zehn

Ich liebe das, auch, weil es jedes Mal eine individuelle Herausforderung

Kilometer in 30 Minuten schaffst und beim nächsten

bedeutet. Und ich mir nie sicher sein kann, dass ich eine Route schaffe.

Mal 29 brauchst, ist das eine Verbesserung, aber nicht

Immer musst du an deine Grenzen gehen. Denkst du dabei an etwas an-

unbedingt ein Erfolg. Wenn du nie zuvor laufen warst und

deres, funktioniert es nicht. Halbe Sachen? Keine Chance. Du musst es zu

bei deinem ersten Versuch 60 Minuten, beim zweiten 40

110 Prozent machen und hart arbeiten.

Minuten brauchst, ist das ein großer Erfolg. Beim Klettern ist das genauso, es hängt immer davon ab, von wo du

Woher nimmst du die Energie und Motivation, diese 110 Prozent

startest. Ich denke, ich fühle mich erfolgreich, wenn Leu-

zu erreichen? Sportklettern ist ein sehr interessanter Sport, weil es dich

te um mich herum meine Leistungen anerkennen. Wenn

psychisch stärker fordert als physisch. Jedes Klettern benötigt diese

ich andere damit inspirieren kann.

raus-magazin sechs 2014

47


inspirierend

„Ich realisierte nicht, dass der Unfall eher der Auslöser einer emotionalen Wunde war als der meiner physischen Verletzungen.“

Hat sich diese Wirkung auf andere in den letzten

fahren und El Capitan (Granitmonolith,

Jahren verändert? Ich muss zugeben, dass ich mit

etwa 1.000 Meter hohe Felswand, Anm.

Social Media nicht wirklich viel anfangen konnte, das war

d. Red.) zu klettern. Sie sagte, sie würde

mir zu viel. Ich wollte die Dinge privat lassen. Plötzlich

sehr gern ein paar Nächte an der Wand

aber explodierte es. Und ich realisierte, dass es Spaß

verbringen und ihn bezwingen. Wir drei

machen kann, manche Bereiche meines Lebens öffent-

Freundinnen, Marion, Fabienne und

lich zu machen. Dinge, die für mich schön und wichtig

ich, sagten: Wir machen das mit dir. Was wir dort erlebten, war etwas sehr

sind. Aber ich werde kein Foto von mir teilen, auf dem ich

Starkes und Bedeutendes für mich. Und wir alle teilen es miteinander. Es

gerade mein Mittagessen zu mir nehme. Ich denke, die

war alles sehr komplex. Normalerweise kletterst du für dich selbst, hier aber

Leute mögen es, wenn du Dinge auf die richtige Weise

ging es nicht um mich, sondern um jemand anderen. Das war etwas sehr

mit ihnen teilst. Nicht zu viel, kein dummes Zeug, nicht

Kraftvolles. Wir kamen in den USA an, mit einem riesigen Haufen Ausrüstung,

auf arrogante Weise. Einfach, wie du bist.

und erfuhren, dass alle Nationalparks geschlossen waren – „government shutdown“ – die öffentliche Verwaltung war quasi lahmgelegt. Es hieß, wir

Einmal hast du einer Freundin geholfen, die auf-

könnten Yosemite nicht betreten. Doch da wir nun mal bereits vor Ort waren,

grund einer Verletzung nicht mehr klettern kann ...

entschieden wir, einfach reinzugehen. Und plötzlich standen wir an einer der

Das war ein verrücktes Projekt! Vanessa hatte vor vier

berühmtesten Big Walls der Welt ohne einen anderen Menschen in unserer

Jahren diesen Kletterunfall und sie kann seitdem ihre Bei-

Nähe. Das war beeindruckend. Wir entschieden uns für die Zodiac-Route.

ne nicht mehr benutzen. Sie wird nicht mehr laufen kön-

Vier Nächte schliefen wir in einem Portaledge (bespannte Plattform zum

nen. Wir ... , nein, sie hatte diese Idee, nach Yosemite zu

Biwakieren an Felswänden, Anm. d. Red.), waren fünf Tage an der Wand.

Foto // Nicolas Hairon / Altitude Films

Teamwork im Yosemite-Nationalpark: Freundin Vanessa klettert El Capitan.

48

raus-magazin sechs 2014


Foto // Freddie Wilkinson

inspirierend

Oben: Geteilte Freuden beim Leben im Freien: Liv Sansoz und Janet Wilkinson Unten: Aussichtsreicher Lagerplatz: Liv Sansoz vor den Trango-Türmen im pakistanischen Karakorum

Highlights Liv Sansoz  2-mal World Champion 3-mal Time Overall World Cup Winner Mehr als 50 internationale Podiumsplätze Hasta la Vista, 8c/c+ (5.14b/c), Mount Charleston, USA Route of all Evil, 8b+ (5.14a), Virgin River Gorge, USA White Wedding, 8b (5,13d), Smith Rock, USA Soul of Train, 8b (5.13d), Mount Charleston, USA Foto // Mountain Hardwear

Rio de Janvier, 8b (5.13d), Les Calanques, Frankreich Fox et Mathews, 8b (5.13d), Orgon, Frankreich Sortilège, 8b (5.13d), Cimaï, Frankreich Chablanke 8A (V12), Hueco Tanks, USA

Ein eigener Kletterunfall hat dich für einige Zeit aus der Bahn geworfen. Kannst du davon berichten? Im Mai 2001 fiel ich aufgrund eines Sicherungsfehlers bis runter auf den Boden. Ich verletzte mich am Rücken und am Nerv, der vom Fuß bis in den unteren Rückenbereich verläuft. Nach sechs Monaten Erholungszeit versuchte ich es wieder, aber ich fühlte mich leer. In mir gab es kein Verlangen mehr danach. Ich realisierte nicht, dass der Unfall eher der Auslöser einer emotionalen Wunde war als der meiner physischen Verletzungen. Was waren die technischen Schwierigkeiten beim Aufstieg? Wir

Von 2002 bis 2006 konnte ich nicht mehr ans Limit ge-

hatten mit Vanessa ein System entwickelt, mit dem sie sich nach oben

hen, ich ging nur ein paar einfache Routen an, zusam-

ziehen konnte. Jedes Mal, wenn sie das Portaledge erreichte und verlas-

men mit Freunden, die mit Klettern eigentlich nichts am

sen wollte, benötigte sie unsere Hilfe, beispielsweise beim Stabilisieren.

Hut hatten. Erst 2007 ging es wieder. Ich wollte plötzlich

Dann war es eine Herausforderung, sie in den Schlafsack zu bekommen,

wieder richtig loslegen.

die Matratze drunter zu stecken. Das hat einige Zeit gebraucht. Wie sie mit dieser Situation umgegangen ist, hat mich beeindruckt. Sobald Vanessa

Für einige Jahre hast du Basejumping für dich ent-

am nächsten Morgen wieder am Seil war, kam sie allein zurecht.

deckt, dann aber wieder aufgehört. Wie hast du Gefahren und Risiken erlebt? Ja, das stimmt. Ich habe

Denkst du daran, derlei Projekte öfter umzusetzen? Ja, unbedingt!

mehr Freunde verloren, die beim Basejumping ihr Leben

Diese Erfahrung hat mir wirklich jede Menge Energie gegeben. Ich kann

ließen, als beim Klettern. Ich hörte nach einer Pause,

mir vorstellen, öfter solche Abenteuer zu unternehmen. Vielleicht nicht

durch eine Fußverletzung, und drei Expeditionen einfach

jedes Jahr, denn das ist schon sehr fordernd. Aber vielleicht alle zwei Jah-

auf. Und habe es nicht vermisst. Ich spürte, dass ich es

re. Nächstes Frühjahr geht es weiter, wieder mit Vanessa. Grand Capucin

nicht vermissen würde, dass ich auch ohne glücklich

bei Chamonix in der Mont-Blanc-Gruppe!

sein würde. Basejumping durchlebt große Entwicklungen.

raus-magazin sechs 2014

49


Foto // Freddie Wilkinson

inspirierend

Alles im Griff: Liv mit fokussiertem Blick

Als ich vor sechs Jahren anfing, war ich sehr vorsichtig und langsam. Ich sprang nur von sehr hohen und steilen Klippen, auch das Thema Wingsuit war für mich ein langwieriger Prozess. Heute lernen die Leute schneller, Foto // Freddie Wilkinson

machen die herausfordernden Sprünge eher, auch in Wingsuits. Terrain und Art der Sprünge haben sich geändert. Was vor vier Jahren noch nicht möglich war, ist heute möglich. Ich denke, die meiste Zeit über ignorieren viele Basejumper die Realität von Gefahren. Wir alle tun das. Ob wir es wollen oder nicht, als menschliches Wesen haben wir diesen Glauben: Es ist wahrscheinlicher, dass ein Unfall jemand anderem geschieht, als uns selbst. Das ist ein Irrtum. Aber er passiert die ganze Zeit. Wie gehst du auf eine physische Einschränkungen zu, die deine

Vom Sportklettern hast du deinen Horizont erweitert und hast

Art zu klettern eines Tages limitieren könnten? Wir müssen da ehr-

jetzt mehr und mehr Projekte in den Bergen. Was verbindest

lich zu uns selbst sein, mit steigendem Alter sinkt einfach die physische

du mit den Bergen, was fühlst du dort? Eine gute Frage. Ich lebe

Stärke etwas. Ich bin jetzt 37. Du erholst dich nicht mehr so schnell von

in den Bergen, und liebe es, hier Zeit zu verbringen. Es ist fast wie eine

den Anstrengungen, wie noch mit 25. Das ist nun mal Fakt. Du musst auf

Liebesbeziehung (lacht). Die Berge geben mir eine große Portion En-

entspannte Weise da rangehen, nicht zu viel anstreben, mehr Erholungs-

ergie, lassen mich noch lebendiger fühlen. Genau das spüre ich auch,

zeit einplanen. Ich bin überzeugt, dass man den Sport für eine lange Zeit

wenn ich eine schwierige Route klettere. Ich glaube, dieses Gefühl von

ausüben kann. Und vielleicht verändern sich auch die Schwierigkeit der

Freiheit ist in den Landschaften der Berge besonders intensiv. Diese

Kletterziele und die eigene Motivation.

Ausblicke lassen mich einfach immer wieder aufs Neue staunen. Und durch sie will ich weiter klettern. Jedes Mal.

Verlosung Startklar für frostige Tage: Raus! verlost die Micro Ratio Down Jacket von Livs Sponsor Mountain Hardwear. Schreib uns einfach eine Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns, bei welchem Trip du die Jacke zum Einsatz bringen willst. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de

Was sind deine nächsten Ziele? Ich will diesen Winter zurück nach Patagonien, hoffentlich für zwei Monate. Fitz Roy und Torres del Paine. Zudem schreibe ich gerade an einem Kletterführer, kombiniert mit ein paar persönlichen Anekdoten und Geschichten. Das ist dann eher PC-Arbeit ...

Weitere Infos unter  blog.mountainhardwear.com/liv-sansoz

Je nach Verfügbarkeit kann die Farbe variieren.

50

raus-magazin sechs 2014

und www.livsansoz.net


Jetzt auch

WINTER-

TAUGLICH

SO GEHEN SIEGER RAUS! Leichtes, klimaregulierendes Futter

Angeschnittene, verstellbare Sturmkapuze

Abriebfeste Schulterverstärkung

PFC-freie Imprägnierung

SDP-Doppelmembrane hält von außen und innen trocken

Viel Liebe zum Detail

Individuell verstellbare Ärmelbündchen

Wasserabweisender Front-Reißverschluss

Herren SDP-Jacke

TAMESI W ab 299,95 € Skifahrer, die ihre Sportart intensiv betreiben, gerne auch abseits der Piste unterwegs sind oder Skitouren gehen, finden hier eine hochfunktionelle, robuste 2-Lagen-Jacke. Die innovative wasser- und winddichte SDP Doppel-Membrane, System Dual Protection®, die mit ihrer Luftbrücke zwischen den zwei Membranen enorm viel Feuchtigkeit nach außen transportiert, bleibt auch bei höchster Anstrengung innen trocken. Mit geprägtem Fleece gefüttert.

© Maier Sports

Alle Infos auf: www.maier-sports.com


nachgefragt

Innovation für Unterwegs Bestandsaufnahme mit den Experten für Reiseequipment EC LYNC System

Eagle Creek wird 40. Das kalifornische Unternehmen steht seit seiner Gründung für innovative Reiselösungen. RAUS! hat nachgefragt bei Brand Director Veronica Cox, Präsident Roger Spatz und Executive Managing Director Europa Oliver Messing.

Steve und Nona Barker eröffneten 1975 ihre

Roger: Ja, wir waren die Ersten, die damit raus-

sere Produkte. Wir sind wöchentlich, monatlich

Taschenmanufaktur im kalifornischen Solana­

kamen, aber seither haben wir an vielen Stell-

und vierteljährlich in speziellen Teams nur damit

Beach. Wie fühlt es sich an, auf rund 40 Jah-

schrauben gedreht, Materialien und Funktionen

beschäftigt, diese Innovationen zu entwickeln.

re Eagle Creek zurückblicken zu können? //

angepasst. Und das Produkt weist heute eine

Für unser Link-System beispielsweise benötigten

Roger: Das ist ein richtiges Erbe und für uns ein

noch höhere Haltbarkeit auf. // Veronica: Das

wir fast zwei Jahre bis zur Markteinführung, da

wertvolles Gut! Wir haben uns einen gewissen

Pack-It-System ist ein weiterer besonderer Mei-

es ein komplett neues Konzept ist. //

Kredit erarbeitet, aber der wärt nur so lange, wie

lenstein. Es revolutionierte die Art zu Packen. Wir

Veronica: Was uns hilft, ist, dass wir unsere

wir dem treu bleiben, was vor 40 Jahren den Start

entwickelten die Produktreihe für den Outdoor-

Garantieabteilung vor Ort haben. So merken wir

ausgemacht hat. Innovationen standen immer

markt, aber sie spricht ein noch sehr viel breite-

sofort, wenn etwas mal nicht so läuft wie gedacht,

schon im Fokus des Unternehmens. Originäre

res Publikum an.

und wir können es direkt anpassen. Zudem wollen

Produkte, die problemlösend sind. Und das setzen

wir uns immer fragen, was ein bestimmtes Produkt

wir heute fort. Unser Aushängeschild ist nach wie

ausmacht. Was macht es zu einem Eagle Creek?

vor die Fertigung von sehr hochwertigen, robusten

Was ist die Funktion, bei der man sagt: „Aha, das

Produkten. // Veronica: Es ist spannend, das Unternehmen beispielsweise in den 1990ern erlebt zu haben und nun heute darauf zurückblicken zu können. Es macht mich stolz, dass wir die Werte dieser ersten Jahre nicht verloren haben. Als wir mit Taschen anfingen, waren Qualität, Haltbarkeit und Funktion von großer Wichtigkeit. Und jedes Mal, wenn sich die Art zu Reisen veränderte, woll-

1996 führten wir " den Switchback ein, das war zu dem Zeitpunkt der erste Rucksack mit Rollen auf dem Markt."

beim Benutzen“, beispielsweise eine kleine Tasche, die man genau in dem Moment braucht, ein Gurtband, das die Form des Produktes im richtigen Augenblick verändert. Es ist das Gefühl, mit dem Produkt einen verlässlichen Begleiter an seiner Seite zu haben. 2011 wurde Eagle Creek Mitglied

ten wir dranbleiben. In den letzten Jahren fühlt

beim Label bluesign. Wie sieht das

es sich an, als wäre das Unternehmen in einem

52

ist clever gelöst!“? Wir nennen das „Entdecken

Verjüngungsprozess, mit mehr Energie und Detail-

Wie geht Eagle Creek bei der Entwicklung

Zwischenfazit aus? // Roger: bluesign

arbeit bei der Entwicklung von Innovationen.

der Produkte vor? // Roger: Wir versuchen den

macht einen Unterschied! Wenn ich zu unseren

Konsumenten direkt mit einzubeziehen. Bei un-

Zulieferern in Asien reise, ist ein wichtiger Teil

Welche Meilensteine könnt ihr herausstel-

seren Beobachtungen und Gesprächen ist es das

der Unterhaltung, wie sie mit der Zertifizierung

len, die das Unternehmen heute kennzeich-

Ziel, bestehende Probleme herauszuarbeiten. Bei-

durch bluesign vorankommen. Und das bei allen

nen? // Veronica: Zuerst sind da natürlich die

spielsweise beim Gang durch die Sicherheitskon-

Prozessen wie Weben, Färben, Beschichten,

Travel Packs zu nennen. 1996 führten wir den

trolle am Flughafen, auf dem Weg zum Hotel und

und für alle Materialien, die wir nutzen, wie

Switchback ein, das war zu dem Zeitpunkt der

so weiter. Wenn wir diesen Blickwinkel des Konsu-

beispielsweise Nylon, Polyester, Leder. Sie

erste Rucksack mit Rollen auf dem Markt. //

menten haben, geht es an die Lösungen durch un-

nehmen das Thema sehr ernst. Unser Ziel ist,

raus-magazin sechs 2014


nachgefragt

Foto // Eagle creek

Foto // Benjamin Hellwig

Von links nach rechts: Präsident Roger Spatz, Brand Director Veronica Cox und Executive Managing Director Europa Oliver Messing

Gründungsmomente im kalifornischen Solana Beach

unsere Produkte zu 100 Prozent zertifizieren

und runter. Manche dachten beispielsweise,

Was soll sich für Eagle Creek mittelfristig

zu lassen. Das ist eine große Herausforderung.

sie hätten mit dem Kauf eines recycelten

verändern? // Roger: Was ich mir wünsche,

Nach dem ersten Jahr lagen wir bei 45, zu Ende

Produktes etwas für die Umwelt getan.

ist, dass du ziemlich genau das siehst, was

2014 rechnen wir mit 75 Prozent. // Oliver:

Das wird inzwischen etwas differenzierter

du heute siehst. Ein Unternehmen, das von

Unsere bedeutendste Produktion ist zudem nach

gesehen. Ein vollständig recyceltes Produkt

seinen Wurzeln im Bereich Adventure Travel

SA8000 zertifiziert, das ist ein internationaler

kann auch umweltschädlich sein. Wir

angetrieben wird. Das innovative Produkte auf

Standard für menschenwürdige Bedingungen

müssen an die Quelle dieser Produkte.

den Markt bringt und damit die Bedürfnisse

der Arbeiter. Als ich das erste Mal in Vietnam

Ja, ich denke, die Zertifizierung wird

der Kunden trifft. Und wenn wir das fortfüh-

war, machte ich ein Foto von den Bedingungen

mehr und mehr anerkannt. // Roger:

ren, steigt unser Bekanntheitsgrad und unsere

vor Ort. Ich kannte SA8000 noch nicht, das

Ich denke, Konsumenten tauchen tiefer

Geschichte wird fortbestehen. Wir können

war noch total unbekannt, man sprach gerade

in die Umstände von Zulieferketten ein,

das schaffen. Keine Kompromisse bei dem,

davon – wir waren schon zertifiziert. // Roger:

beobachten genauer. // Oliver: Und

was uns hierher geführt hat! // Veronica: Ich

Wir stoßen bei der Recherche des Öfteren auf

das ist meiner Meinung nach in den USA

freue mich auf die nächsten Jahre, hoffe dass

Produzenten, die uns günstigere Konditionen

genauso wie in Europa. Leute fragen sich,

es so gut weiterläuft. Und ich habe Vertrauen

anbieten. Allerdings sind das dann jene, die den

wo sind die Standorte, wie sehen die

in unsere Designer (lacht). // Oliver: Einfache

Anforderungen dieser Zertifizierungen nicht

Produktionsschritte aus, wie verhält es sich

Antwort: Genau so weitermachen. Innovative

standhalten. Also wenden wir uns wieder ab.

mit den sozialen Bedingungen vor Ort? //

Produkte, uns von unseren Kunden inspirieren lassen, Respekt gegenüber der Umwelt. Das machen wir bereits jetzt, warum sollten wir daran etwas ändern?

EC Lync system  Vielseitig und revolutionär: In drei schnellen Schritten lässt sich das ultraleichte EC LYNC System vom praktischen Rollkoffer zu Rucksack (Größen 20, 22 und 26) oder Duffle Bag (Größe 29) umwandeln. Rahmen und Rollen sind abnehmbar und zusammenfaltbar. Für die Zeit zwischen den Einsätzen kann das EC LYNC

Wie ist eure Meinung, wird bluesign vom

Veronica: Wir sind jetzt bereits seit einer

Konsumenten erkannt, beeinflusst es

sehr langen Zeit in Europa vertreten, es

das Kaufverhalten? // Veronica: Eine der

ist unser zweitwichtigster Markt. Und wir

Garantie von Eagle Creek (eventuell auftretende

coolsten Sachen, die ich in den letzten Jahren

lernen hier sehr viel. So viele in den USA

Schäden am Produkt werden kostenlos repa-

in diesem Bezug wahrgenommen habe, ist das

wedeln hauptsächlich mit ihrer Fahne. Ich

riert oder ersetzt – ohne Wenn und Aber).

gestiegene Bewusstsein für all diese Themen.

halte es für sinnvoller, in erster Linie Gutes

Zuvor war das eine Achterbahn, es ging hoch

zu tun, statt ständig darüber zu reden.

System platzsparend im Packsack aufbewahrt werden. Ausgestattet mit der „No Matter What“-

Ab Frühjahr 2015 im Handel www.eaglecreek.com

raus-magazin sechs 2014

53


verlosung

Weihnachtsverlosung

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür ... Um euch die Wartezeit zu versüSSen, öffnet sich vom 1. bis 24. Dezember täglich ein neues Türchen auf unserer Homepage www.rausmagazin.de. In unserer groSSen Raus!-Weihnachtsverlosung könnt ihr groSSartige Produkte und Reisen gewinnen, mit denen das Leben im Freien noch mehr SpaSS macht.

Helly Hansen

Duffle Bag 50 L 69,95 Euro

Eine klassische, robuste und äußerst vielseitige

Patagonia

Reisetasche, die mit Hilfe der zwei verstellbaren

Men's Thunder Cloud Down Parka 500 Euro

verwandelt werden kann. Im Inneren der Duffle Bag sorgen

Dieser, von den ersten Expeditionsjacken inspirierte,

weitere RV-Taschen für Ordnung. www.hellyhansen.com

gepolsterten Schulterriemen leicht in einen Rucksack

moderne Feldparka hat ein zweilagiges H2NOPerformance-Standard-Außenmaterial aus RecyclingPolyester mit DWR-Imprägnierung (Durable Water Repellent), geklebte Nähte und eine Isolierung aus 600er-Füllkraft-Entendaune mit Herkunftsnachweis. Seit Herbst 2014 beinhalten alle Daunenprodukte von Patagonia ausschließlich Daunen, die zu 100 Prozent mit Traceable Down gefüllt sind. Das bedeutet, dass alle Daunen zu Gänsen zurückverfolgt werden können, die niemals zwangsgefüttert oder lebendgerupft wurden.

UGG

www.patagonia.com

Seton 269 Euro

Der Seton ist aus wasserdichtem Leder gefertigt, mit einem wasserdichten Umschlag aus Veloursleder ausgestattet und auf Wunsch mit knallbunten Schnürsenkeln zu haben. Der durchgehend mit luxuriöser Naturwolle gefütterte, robuste Stiefel eignet sich bis zu Temperaturen von minus 20 Grad und ist mit einer exklusiven Vibram-Laufsohle ausgestattet. www.uggaustralia.de

Gerber

Fit Light Tool 79 Euro

Das Multi-Tool Fit bietet neben einer Messerklinge mit partiellem Wellenschliff, einem Flaschenöffner, einer Schere und einer Pinzette auch einen umsteckbaren Schlitz- und Kreuzschraubendreher – sodass sowohl im Alltag als auch auf Reisen die wichtigsten Sachen mit an Bord sind. Besonders pfiffig: die im Griff integrierte, 25 Lumen starke LED-Lampe. www.gerbergear.de

adidas Eyewear  Tycane Pro Outdoor 199 Euro  Das technische Kernstück der Tycane Pro Outdoor bildet das innovative und ergonomisch geformte Face-fit Foam Pad.

Garmin

Es passt sich optimal jedem Gesicht an und garantiert, dass

Diese ultraleichte GPS-Laufuhr in zwei Farbvarianten misst alle

weder UV-Strahlen oder Niederschlag, noch Schweiß und

wesentlichen Laufdaten wie Distanz, Tempo und Herzfrequenz. Der

Wind ans Auge kommen. www.adidas.com/Eyewear

Forerunner fungiert wie ein Trainer, der immer dabei ist, dir ständig

Forerunner 220 249 Euro

Feedback gibt und alle Daten aufzeichnet, sodass du dich auf deinen Lauf konzentrieren kannst. Die Laufuhr ist mit den kostenlosen Trainingsplänen von Garmin Connect kompatibel. www.garmin.com/de-DE

54

raus-magazin sechs 2014


Verlosung

Libify Technologies

GEOCARE 450 Euro

Das neue, punktgenaue mobile Notruf- und Ortungssystem GEOCARE der Firma Libify Technologies GmbH dient dazu, in einem Notfall besonders schnell und unkompliziert Hilfe anzufordern und jederzeit geortet werden zu können, auch in schwierigem Umfeld sowie im In- und Ausland. Ebenso kann auch die zurückgelegte Wegstrecke nachverfolgt werden. www.libify.de

Eagle Creek

Tandem Warrior 22 250 Euro

Der zum Patent angemeldeten Tandem Warrior 22 ist mit zahlreichen praktischen Features ausgestattet. Sein Duffel lässt sich mittels eines Reißverschlusses einfach vom Hauptgepäckstück trennen, sodass der Reisende zwei gleichwertige Gepäckstücke erhält. www.eaglecreek.com

Keen

Berghaus

Der strapazierfähige Top-Hiker Durand Mid WP von KEEN bietet

Furnace Down Jacket für Herren (M oder L) 249,95 Euro

ambitionierten Wanderern und Wanderinnen Tragekomfort, Schutz und

Das Furnace Down Jacket bietet eine hervorragende Wind-

Unterstützung. Die Zwischensohle ist an den Schaft aus Nubukleder

und Wasserbeständigkeit. Das leichte Obermaterial mit einem

und atmungsaktivem Mesh angespritzt, wodurch eine besonders hohe

Ripstop-Finish sorgt für besondere Strapazierfähigkeit und die

Lebensdauer erzielt wird. www.keenfootwear.com

innovative Isolierung aus Hydrodown-Gänsedaunen hält lang

Durand Mid WP 159,95 Euro

und effizient warm. Praktische Details: eine feste Kapuze und Handwärmertaschen. www.berghaus.com

Peak Performance

Detour Trolley mit 70 L 180 Euro

Ganz egal, ob du auf dem Weg nach Kathmandu oder Chamonix bist – die Ausrüstung lässt sich in diesem Trolley grundsätzlich sicher und komfortabel transportieren. Die robuste Tasche ist mit diversen Fächern und Griffen ausgestattet, sodass du sie einfach packen kannst und auf der Reise schnellen Zugang hast. www.peakperformance.com/de

KAMEI

KAMEI Husky L 229 Euro

Mit der Komfort-Schiebe-Befestigung, dem 90-Millimeter-U-Bügel und dem

MAIER SPORTS

2-Schloss-System ist die Husky eine zuverlässige Dachbox mit unkomplizierter,

Tamesi W / Silowa W 299,95 Euro

bewährter Technik, die jede Reise kompromisslos antritt. www.kamei.de

Skifahrer, die ihre Sportart intensiv betreiben und gern

Durch und durch eine KAMEI-Dachbox: GS-geprüfte Sicherheit und 6 Jahre Garantie.

auch abseits der Piste unterwegs sind, finden mit der Tamesi W beziehungsweise dem Damenmodell Silowa W von Maier Sports eine hochfunktionelle, robuste Hightech-Funktionsjacke mit PFC-freier Imprägnierung. Ausgezeichnet mit dem renommierten Plus X Award als „Beste Jacke des Jahres 2014“. www.maier-sports.com/de

raus-magazin sechs 2014

55


verlosung

QCaps

ALPINA SPORTS

Body Performance Impulskapseln 27 Euro für 3 Kapseln  Die QCaps Body Performance Impulskapseln wurden für die

Big Horn QLV MM 199 Euro

Ausdauerleistung entwickelt und sind deshalb die erste Wahl

Die Scheibe der neuen Skibrille Big Horn ermöglicht durch die an das Prinzip

bei sportlichen Aktivitäten, in der Freizeit sowie bei täglichen

seitlich aufklappbarer Studioscheinwerfer angelehnte Rahmenkonstruktion

Anforderungen in Beruf und Familie. Die QCaps enthalten

ein deutlich erweitertes Sichtfeld. Ihre fotochrome Scheibe passt sich an die

ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe. Sie sorgen dafür, dass

Umgebungshelligkeit an und verstärkt bei Schlechtwetter dank Quatroflex-

für mehrere Stunden das volle körperliche Leistungspotenzial

Technologie Kontraste für eine optimale Sicht. www.alpina-sports.com

abgerufen werden kann. www.qcaps.de

Nordisk

Maxell  1x MXSP-BT03 39,99 Euro und 1x IKUtrax 49,99 Euro

Rana 69,95 Euro, Mos Down Shoes 24,95 Euro

Ob bei Outdoor-Abenteuern, beim Sport oder im Garten:

Der Rana überzeugt durch sein geringes Gewicht

Maxell liefert auch außerhalb der heimischen vier Wände

und das kleine Packmaß. Die Gitter-Rückwand

großartigen Sound. Praktisch: Die Bluetooth Speaker MXSP-

und die Schultergurte sorgen für eine sehr gute

BT03 und IKUtrax eignen sich dank integriertem Mikrofon

Belüftung und hohen Tragekomfort. Noch mehr

auch perfekt für Telefongespräche. www.maxell.com

Komfort bieten nur die weichen Schafsackschuhe Mos Down Shoes.www.nordisk.eu/de

Chiemsee  Taschen-Set, Rolling Duffle Large 119,95 Euro, Matchbag Medium 49,95 Euro ,   Shower Bag 19,95 Euro, Herkules 79,95 Euro , Gesamtwert 270 Euro  Langlebige Materialien, gut kombinierbare Farben, ein funktionales Innenleben und ein lässiges Design. Das sind nur einige Grundsätze des Chiemsee-Reisesets. Vom sportlichen Rucksackmodell über eine robuste Reisetasche bis hin zum leichten Sportbegleiter und praktischer Kulturtasche – die Chiemsee-Lifestyle-Begleiter sind ideal auf Reisen, beim Sport und in der Freizeit. www.chiemsee.com

FUGOO  FUGOO Sport 199,99 Euro inkl. Core  Fugoo Sport ist der ultimative Mitspieler, Surf-Buddy, SchneeKumpel und Strandbegleiter. Er ist noch widerstandsfähiger als die Style-Hülle und schützt den Core-Lautsprecher bei allen Aktivitäten. Dank des Befestigungssockels an der Unterseite kann man ihn problemlos an Fahrrädern und

Bergans

Svolvaer 290 Euro

Die leichte, warme und lange Daunenjacke aus winddichtem, wasserabweisendem Material mit extrem hochwertiger Daunenfüllung gehört zu Bergans LifestyleSortiment – einer Serie mit praktischen Kleidungsstücken für den Alltag, deren Funktionalität von der technischen Bekleidung übertragen wurde. www.bergans.de

vielem mehr befestigen. www.fugoo.com

Fatboy

The Original Stonewashed 199 Euro

Der Sitzsack Fatboy´s Original Stonewashed wird aus 100 Prozent superweicher, aufwendig gewaschener Baumwolle gefertigt. Das robuste Design des Original trifft auf den sanften Charakter des Stonewashed-Stoffs, was den Sitzsack zu einem absoluten Highlight in jedem Wohnraum macht. Die Außenhülle ist bei 30 Grad waschbar. www.fatboy.com/de

56

raus-magazin sechs 2014


Verlosung

Scandic  Full Zip Jacket 400 (Woolpower) 152,90 Euro   Kristi und Revelstoke (Baffin) 209,90 Euro  Natürliche Wärme aus Schweden bietet die Full Zip Jacket von Woolpower mit hochwertigem Merino-Frottee. Das natürliche Material nimmt die Feuchtigkeit des Körpers auf und gibt sie nach außen ab. Baffins Winterstiefel Kristi (Damenmodell) und Revelstoke (Herrenmodell) sind superleichte Qualitätsschuhe für Aktivitäten in der Natur oder in der Stadt bei eisigen Temperaturen bis zu minus 50 Grad. www.scandic.de

Yeti  Duvet 249,95 Euro  Die Duvet ist eine packbare Daunendecke, die perfekt für Daheim oder Reisen geeignet ist. Im verpackten Zustand kann sie auch als Kissen verwendet werden. Gefüllt ist die Decke mit der Crystal Down, einer Auswahl der feinsten und hochwertigsten Daunen, die auf dem Markt erhältlich sind. www.yetiworld.com

VoLKL Hauptgewinn

Männerski Ledge (Bindung inklusive) 379,95 Euro  der Freestyle-Line holt sich der Völkl Input seiner Teamfahrer und

Millet

setzt exakt ihre Vorgaben und Wünsche um. Der symmetrisch

Miage A.F 50+10 Lady 159,90 Euro

aufgebaute Tip & Tail Rocker des Ledge ermöglicht vorwärts

Der vielseitige, besonders robuste und großvolumige

und switch identisches Fahrverhalten, sodass sich der Fahrer

Bergrucksack für Damen eignet sich, dank seiner

immer zu 100 Prozent auf den nächsten Trick konzentrieren kann,

technischen Eigenschaften und der femininen Ergonomie,

während er auf Kicker oder Rails zusteuert. www.voelkl.com

perfekt für klassische Wanderungen oder Alpintouren. Sein

Freestyle Latten für Spaß in Park und Pipe. Bei der Entwicklung

Fassungsvermögen von 50 Litern lässt sich nochmals um 10 Liter erweitern. www.millet.fr/de

Men’s Tacul 3L Jacket

Eins mit der Natur – unsere Produktphilosophie Green Shape ist Deine VAUDE Garantie für umweltfreundliche Produkte – aus nachhaltigen Materialien und ressourcenschonender Herstellung. Wir unterstützen die Naturschutzarbeit unserer Partner WWF und DAV und setzen uns als Mitglied der Fair Wear Foundation für faire Arbeitsbedingungen in unseren Produktionsstätten ein. vaude.com

raus-magazin sechs 2014

57


Fotos // www.avisu.at

verlosung

mama thresl

2 Nächte für 2 Personen

Am 29. November 2014 eröffnet das mama thresl in Leogang, im Salzburger Land, seine Pforten und begeistert mit alpin-lässiger Atmosphäre und Pinzgauer Gastfreundschaft. „urban soul meets the alps“ lautet das Motto des außergewöhnlichen Projekts, das nur wenige Schritte von der Asitz-Talstation entfernt liegt. In Vollholz-Bauweise errichtet, besticht das mama thresl im Inneren mit Naturmaterialien wie Zirben- und Lärchenholz, Stein und Leinen. 50 Zimmer, ein modernes Bar- und Restaurantkonzept mit Live-DJs und offener Küche sowie ein kleiner Wellnessbereich im obersten Stockwerk machen das Haus zum idealen Domizil für gesellige und aktive Naturliebhaber. www.mama-thresl.com

Hauptgewinn

Kitecity

1 Woche Kitecity Event 579 Euro

Wassersport an den schönsten Spots der Welt – egal ob für purer Anfänger oder Fortgeschrittene. Eine Woche Kitecity Event mit sechs Tagen Training inklusive Kitesurfmaterial, Rescuesevice, Eventshirt und Spaß pur! Fünf bis sechs Stunden pro Tag bekommst du von professionellen Trainern Kiteunterricht mit aktuellstem Material. Einzulösen bei einem Event deiner Wahl in 2014 oder 2015 (exklusive Flug und Unterkunft oder sonstigen Anreisekosten). www.kitecity.de

Schoffel  Afra 199,95 Euro, Donna 99,95 Euro  Die Damenjacke Afra aus Venturi-2-Wege-Stretch ist wasser- und winddicht sowie atmungsaktiv. Die warme Wende-Steppweste Donna lässt sich bei Bedarf schnell und einfach einzippen. Mit der hochwertigen „Ventloft by Primaloft“Wattierung ausgestattet, überzeugt sie mit besten Trocknungseigenschaften. www.schoeffel.de

Hauptgewinn

SunnyBAG

LEAF 149 Euro

Das SunnyBAG LEAF ist das leichteste, flexible Outdoor-Solarsystem der Welt. Egal ob beim Wandern, Klettern, Touren gehen, Radfahren oder Camping – mit dem LEAF können Mobiltelefone, Navigationsgeräte, Kameras und vieles mehr einfach unterwegs mit Sonnenenergie aufgeladen werden. Durch das robuste Material bietet das Solarsystem eine kratz- und stoßfeste Oberfläche und trotzt Kälte, Regen, Schnee und Wind. www.sunnybag.at

Klean Kanteen (Set)  Reflect 800 ml 39,95 Euro ,   Pint Cup 12,95 Euro , Food Canister 24,95 Euro  Die Reflect ist handgearbeitet und besteht aus rostfreiem Edelstahl, nachhaltig gewirtschaftetem Bambusholz und lebensmittelechtem Silikon. Ebenso

SCHWERELOSIGKITE

Teamrider-Gutschein-Kalender 2015

Als Charity-Aktion mit Sofortgewinn bringt Schwerelosigkite zum zehnjährigen Jubiläum einen eigenen Teamrider-Jahreskalender heraus. Als Bonbon sind spezielle JubiläumsRabatt-Aktionen im Kalender versteckt. Die kompletten Erlöse aus dem Verkauf des Kalenders gehen an den „Silke Gorldt Surfing e.V.“. Einigen Magazinen liegt als VorabWeihnachtsgeschenk bereits ein Fotokalender mit bei – da hat das Zufallsprinzip entschieden! www.shop.schwerelosigkite.de, www.silkegorldtsurfing.de

58

raus-magazin sechs 2014

unverwüstlich wie die Flaschen sind die Pint Cups aus lebensmittelechtem Edelstahl. Sie sind die nachhaltige und bruchsichere Alternative zu Plastikbechern und Gläsern und die idealen Reisebegleiter. Ebenso die Food Canister, deren Deckel absolut dicht schließen. www.kleankanteen.com/germany


LIFESTYLE & TRAVEL UNSERE LIFESTYLE & TRAVEL REIHE BESTEHT AUS PRAKTISCHER ALLTAGSKLEIDUNG, DIE BESTENS FÜR DEN EINSATZ UNTER SKANDINAVISCHEN KLIMABEDINGUNGEN GEEIGNET IST. DIE KLEIDUNGSSTÜCKE BIETEN DIE GLEICHEN SCHÜTZENDEN EIGENSCHAFTEN WIE UNSER TECHNISCHES SORTIMENT.

LIFESTYLE & TRAVEL

Svolvær Down Long Jacket

FREDRIK SCHENHOLM

BERGANS OF NORWAY WIRD SEIT MEHR ALS 100 JAHREN VON LEIDENSCHAFTLICHEN OUTDOOR-ENTHUSIASTEN GETRAGEN. GEMEINSAM MIT ERFAHRENEN POLARFAHRERN UND ABENTEURERN ENTWICKELN WIR HOCHWERTIGE TECHNISCHE BEKLEIDUNG UND FUNKTIONELLE OUTDOOR-AUSRÜSTUNG, DIE DEN ANFORDERUNGEN DER WILDEN NORWEGISCHEN NATUR UNSERER HEIMAT GEWACHSEN SIND. UNSER ZIEL IST DABEI IMMER DAS ECHTE NATURERLEBNIS, UNABHÄNGIG VON JAHRESZEIT UND AKTIVITÄT.

EKSTREM TURGLEDE

bergans.de


extrem

Text // Benjamin Hellwig

Fotos // Philipp Strauss

Alaska lockt mit dem Potenzial unnatürlich steiler FreerideAbfahrten. Chiemsee-Profi Marco Smolla hat sich mit drei Freunden in Lines begeben, die ihnen den Atem raubten. Faszinierende Weiten, pulstreibende Heli-Flüge und die ein oder andere brenzlige Schrecksekunde.

Steile Hange Spektakuläre Lines von Alaskas Gipfeln

E

60

xtreme Situationen öffnen den Blick. Als Snowboard-Profi

9.300 Kilometer Luftlinie nordöstlich. In der Weite

Marco Smolla an einem der letzten Tage seines Aufent-

Alaskas haben Marco, Philipp „Fips“ und sein Zwillings-

haltes in einem myanmarischen Meditationszentrum

bruder Tobias „Tobi“ Strauss sowie ihr US-Freund Ian

mit der Schweigepflicht kämpft, schreit sein Geist nach

Wood die steilsten Hänge ihres Lebens vor der Nase.

Ablenkung. Über elf Stunden am Tag sitzen, atmen, den Körper wahr-

Eine 69-Stunden-­Fahrt im Pick-up-Truck steckt ihnen in

nehmen. Sein Meditationslehrer S. N. Goenka schafft ihm das passende

den Knochen, mehr als 4.000 Kilometer lang haben sie

Bild: „Stell dir vor, dies hier ist eine Operation am eigenen Hirn, und du

­Asphalt unter den Reifen ihres gewaltigen Gefährts. Ein-

führst sie selbst durch, ohne Vollnarkose.“ Die völlige Fokussierung auf

mal durch ganz Westkanada. „Teilweise lagen 550 Kilo-

sich selbst gerät für Marco zur Herausforderung. „In unserer Welt sind

meter zwischen den Tankstellen, dazwischen so gut wie

wir es einfach gewohnt, dass immer etwas um uns herum los ist. Es gibt

nichts, nur Wald und Straße und ab und zu mal ein paar

ständig etwas zu tun, ständig Unterhaltung. Durch diese Tage in Myanmar

Minenarbeiter. Krass zu sehen, dass es auf unserer so

bekam ich einen komplett anderen Blick auf mich selbst und auf mein

bevölkerten Erde dann doch Regionen gibt, in denen kein

Leben“, sagt der 25-jährige Münchner. Zum Abschluss dieser zehn inten-

Platzproblem herrscht“, sagt Marco. Vom Anhänger ent-

siven Tage siegt sein Geist. Die Sehnsucht nach Spaß und Bewegung ist

laden sie die beiden Motorschlitten, einer davon kommt

zu groß. Marco will „das Leben wieder spüren“. Nur wenige Augenblicke

frisch aus der Vitrine eines Händlers im Bundesstaat

später gelingt ihm das auf spektakuläre Weise.

Washington an der Nordwestküste der USA.

raus-magazin sechs 2014


Extrem Schneefallrekorde in Meeres­nähe ermöglichen einzigartige Snowboard-Abfahrten

raus-magazin sechs 2014

61


extrem

Alaska ist Marcos „Stolen Paradise“. Seit vielen Jahren ist er zusammen mit Fips und Tobi als Snowboard-Profi auf Kurztrips. Als er Monate zuvor an der Universität seinen Physik-Bachelor abschließt, entscheidet er sich für ein Jahr mit absolutem Freiraum. „Ohne großen Plan, ohne Verpflichtungen, einfach losreisen. Wir wollten uns treiben lassen, uns selbst kennenlernen. Wollten rauskommen aus unseren normalen Rollen im Leben“, sagt Marco. Indonesien, Sri Lanka, Indien, Neuseeland, Australien und Myanmar bilden die paradiesische Vorgeschichte. Mit seiner Ankunft in Alaska erreicht der Münchner ein Ziel, das bereits lange in ihm arbeitete. „Unglaubliche, unberührte Natur. Und was das Snowboarden angeht, wahnsinnig viele Berge, massenhaft Schnee, und das auf eine sehr spezielle Weise: Du bist so nah am Meer, teilweise siehst du das Wasser sogar beim Fahren. Durch diese Lage hat der Schnee mehr Feuchtigkeit und bleibt im steileren Gelände besser haften. Die Lines sind quasi beliebig steil, so steil, wie man es überhaupt nur fahren kann. Und steiler“, schwärmt er. Skigebiete werden sie in diesen Tagen nicht zu Gesicht bekommen. „Es geht nur darum, im Gelände deine eigenen Abfahrten zu finden.“ Nahe des Thompson Pass in den Chugach Mountains nordöstlich von Valdez heulen an Tag eins die Motoren ihrer Schlitten auf. Über ihnen der blaue Himmel, unter ihnen jede Menge frischer Schnee, um sie herum das beeindruckende Bergmassiv. Doch der Tag endet in einem kleinen Desaster. Völlig überwältigt von den Eindrücken cruisen die vier durch die Landschaft, wechseln sich gegenseitig ab, um ein Gefühl für die Fahrweise der Schlitten zu bekommen, mit denen sie in den kommenden Tagen möglichst nah an die Lines fahren wollen. Die beim Fahrerwechsel aktivierte Handbremse eines Sleds bleibt angezogen, als Fips damit einen Tobi Strauss in der perfekten Line

Hang hinaufrauscht. Die Bremsflüssigkeit überhitzt. Flammen schlagen auf.

„Stell dir vor, dies hier ist eine Operation am eigenen Hirn, und du führst sie selbst durch, ohne Vollnarkose.“ S. N. Goenka

62

In Demut beim Rückblick raus-magazin sechs 2014

Fahrspaß mit Motorschlitten: Handbremse gelöst?


extrem

Eiszapfenblick: Neben gigantischen Schneemengen beeindruckt Alaska auch auf andere Weise.

Kurz bevor der nagelneue Schlitten komplett vom Feuer

Natur für dich selbst verantwortlich. Hier dachten wir, dass es wegen der

verschlungen wird, springt Fips von der Sitzbank. Inner-

Gletscherspalten sinnvoll ist, ihn dabei zu haben. Ich war mit ihm zusammen

halb von Minuten steht nur noch das Stahlgerippe. „Ein

auf dem Sled, wir nahmen eine ungünstige Spur und da merkte ich erst, wie

super Einstieg. Wir hatten das Teil den ganzen Weg von

schlecht sich dieser Typ auskannte. Wir waren mitten in einem Gletscher-

Washington hier raufgebracht, und ein paar Augenblicke

spaltenfeld. Überall sahen wir Risse, fuhren Slalom auf irgendwelchen Inseln,

später durften wir die Überreste wieder den Hang hinun-

die einen sicheren Eindruck machten. Aber genau die konnten sich auch als

ter schleppen“, erinnert sich Fips. Der Dämpfer jedoch

einstürzende Schneebrücken entpuppen. Ich dachte dabei nur eines: Das,

währt nicht lange. Tailgate Alaska sorgt für Ersatz. Die

was wir hier gerade machen, ist wie russisches Roulette. Wahrscheinlich

Betreiber des alljährlichen Freeride-Festivals leihen ih-

geht es gut, aber es kann auch so richtig in die Hose gehen. Das war eine

nen neue Sleds. „Tailgate ist eine perfekte Basis, um auf

Situation, in der wir zu viel riskierten. Auf gut Glück da durchzugurken, das

dem Bergpass Leute kennenzulernen, gemeinsam Alaska

darfst du einfach nicht. Wir hatten Glück“, sagt Marco.

zu erleben und von denen zu profitieren, die dort mehr Erfahrung haben“, sagt Marco.

Im schier endlosen Terrain des Thompson Pass stehen die Jungs in den folgenden Tagen an den steilsten Hängen ihres Lebens und suchen

Erfahrungen in der Region sind dann elementar, wenn sie

sich ihre Lines. An für Alaska ungewöhnlich sonnigen Tagen schuften

in der Wildnis überlebenswichtig sein können. Als Marco,

sie Abfahrt für Abfahrt an ihrem größer werdenden Selbstbewusstsein.

Fips, Tobi und Ian zu ihrem abgelegenen Zeltlager mitten

Für diese kurzen Augenblicke ist der Aufwand groß. Vom Zelt mitten

auf dem Gletscher fahren, nehmen sie sich einen Guide,

auf dem Gletscher bringen die Sleds sie an den Fuß des Berges. Die

der behauptet, sich auszukennen. „Du bist in dieser weiten

extremen Abschnitte müssen sie kletternd weiter.

raus-magazin sechs 2014

63


extrem

Tobi Strauss im Freiheitsmodus

„Es war abenteuerlich, einfach weil es so steil war. Gefühlt standen wir im 80-Grad-Gelände, in dem du fast schon rückwärts wieder runterfällst. Schritt für Schritt haben wir uns die Tritte reingehackt und uns bergauf gezogen“, sagt Marco. Die Orientierung von oben ist dabei extrem

Kurzes Vergnügen: nagelneuer Motorschlitten in Flammen

schwierig, das Gelände wirkt plötzlich komplett anders als bei der Analyse von unten. „Ich suchte mir Lines raus, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie in meinem Rahmen sind, dass ich sie beherrschen kann. Die

Im Flug erreichen die Vier einige Gipfel bequem sitzend und auf wesentlich

mich fordern, aber bei denen ich mich sicher fühle. Man sollte nie etwas

schnellere Weise. Innerhalb von Minuten setzt sie der Hubschrauber der

fahren, bei dem man zu viel Mut aufbringen muss oder sich sagt: Passt

Alaskan Heliskiing Operation auf einige Gipfel rund um Haines, circa 16

schon, jetzt reiß ich mich zusammen und überwinde mich mal. Aber es

Pick-up-Truck-Stunden von ihrem Quartier entfernt. Und reißt dabei be-

war dennoch immer ein totaler Nervenkitzel. Haut es so hin, wie ich es

merkenswerte Löcher in ihre Reisekasse. 2.000 Euro pro Nase für ein drei

mir vorgestellt habe? Habe ich mir den Weg richtig gemerkt? Es ist ein

Tage langes Once-in-a-Lifetime. „Zu erleben, wie man solche Distanzen

wahnsinniges Gefühl, wenn dann alles so läuft, wie gedacht, und du in

überwinden kann, ist mehr als nur faszinierend. Fast jede Bergspitze ist

deinen Flow kommst“, sagt der Chiemsee-Profi.

plötzlich erreichbar. Gleichzeitig ist es natürlich absurd teuer und steht in keiner Relation zu den Kosten an einem Tag im klassischen Skigebiet. Jeder Augenblick in der Luft kostet Geld, im Minutentakt wird abgerechnet“,

„Die Lines sind quasi beliebig steil, so steil, wie man es überhaupt nur fahren kann. Und steiler.“ Marco Smolla

64

raus-magazin sechs 2014

sagt Marco. Oben angekommen sind auf einmal Zeit und Ruhe vorhanden. Manchmal stehen sie dort eine halbe Stunde und grübeln darüber, wie die Line zu fahren ist. Die Konzentration aufs eigentliche Snowboardfahren wird für den 25-Jährigen zur Herausforderung. Keine Fehler machen, im eigenen Rahmen bleiben. Unten im Tal angekommen ruhen sie sich in der Sonne aus, essen etwas – und sind dennoch in ständiger Anspannung.


Die Last drückt das Gespann bei der Bergabfahrt in die Schräglage, Marco verliert die Kontrolle, die Bremsen greifen nicht mehr.

ORGANISATION ULTRALEICHT GEMACHT.

Denn „wie aus dem Nichts kommt auf einmal wieder der Heli, um dich auf den nächsten Gipfel zu katapultieren. Und plötzlich ist wieder Action. Helm auf, Kopf ducken, in die laute Kabine springen. Wie unter Hochspannung. Eine Gefühls­achterbahn aus Aufregung, Angst, Sorgen, Stress, Erleichterung und purem Spaß, im steilsten und schneereichsten Freeride-Terrain meines Lebens – so gut“, erinnert sich Marco. Zurück am Thompson Pass sorgt ein Unfall für eine neue Schrecksekunde. Erneut sind es nicht die waghalsigen Snowboard-Abfahrten, die die Jungs in Gefahr bringen, sondern ein Ausflug mit den Motorschlitten. Sie überladen einen der Anhänger auf dem Weg zurück ins Camp mit Benzin, Essen und Holz für ihren Zeltofen. Die Last drückt das Gespann bei der Bergabfahrt in die Schräglage, Marco verliert die Kontrolle, die Bremsen greifen nicht mehr. Der Münchner stürzt, sein Sled überschlägt sich und rauscht knapp über ihn herüber. „Ich bin dabei auf den Kopf gefallen, mein Helm zerbrach. Ich hatte ziemliches Glück. Und die Situation hat mir gezeigt, dass wir gut überlegen müssen, wie wir etwas angehen. Wir waren zu übermütig.“ Ein verbogener Lenker, eine abgebrochene Bremse und Toastbrot mit Benzingeschmack sind die einzig spürbaren Schrammen des Unfalls am Ende ihres Trips.

Mehr zum Pack-It™ System (Video)

Eagle Creek Pack-It™ System. Mehr Packvolumen. Mehr Übersicht. Mehr Reisefreiheit.

Oben links: Elchtest mit Pick-up-Truck. Oben rechts: Tiefschnee-Equipment. Unten rechts: Wurfscheibenschießen. Unten links: Angelbeute nahe der steilen Lines

www.eaglecreek.com


extrem

Mitten auf dem Gletscher: Chill-out-Zelt mit Holzofenküche

Alles im Blick: Weißkopfseeadler

Vier Wochen Alaska üben auf Marco eine nachhaltige Wirkung aus. Die steilen Abfahrten, die Weite der Landschaften. „Dazu Rentiere, Büffel, Seehunde, Füchse und Weißkopfseeadler. Und Einblicke in die Lebensweise der

Weitere Infos unter

Menschen, die dort oben den Platz haben, um ihr eigenes Ding machen zu

www.tailgatealaska.com www.stolenparadise.net

können.“ Auch Monate nach dem Trip, als er schon längst sein Kontrastprogramm Physikstudium wieder aufgenommen hat, stacheln ihn die Erlebnisse noch an. „So stark, dass ich ehrlich gesagt am liebsten diesen Winter wieder hinfahren möchte. Es ist zwar auch schön, hier zu Hause einen Lift zu haben, um mehr Zeit auf dem Brett verbringen zu können. Aber zum Ende der Saison will ich unheimlich gern zurück. Für einen Monat. In Alaska

Alaska

Zeit zu verbringen, bedeutet, einem ewigen Lernprozess Futter zu geben“, sagt er. „Und wir haben erst einen kleinen Teil kennengelernt.“

Thompson Pass Haines Juneau

66

raus-magazin sechs 2014


ICE-DE 69989 07/14

I SL AN D 9 4 3 â‚Ź b a l e t o H & 4 Tage Flug den entfernt Nur 3,5 Flugstun

+ icelandair.de


Text // benjamin hellwig

Werkspionage bei Mammut im schweizerischen Seon

Kreativarbeit, Kernkompetenz und Prototypen. Dazu einige typische Schweizer Attribute. RAUS! blickt im Kanton Aargau hinter die Kulissen von Mammut. Und begegnet dem ein oder anderen Gedanken zur Faszination, am Berg unterwegs zu sein.

Outdoorenthusiasten

auf spurensuche

Die Zeiten haben sich geändert. Als ich die an der Flurwand angebrachte Chronik im ersten Stock des Unternehmenssitzes abwandere, stoppt mich die Jahreszahl 1981. Oder vielmehr: das Bild daneben. Es zeigt die ersten Jacken der Mammut Kollektion". Sie offenbaren den aus heutiger " Betrachtungsweise etwas skurrilen Glanz damaliger Schnitttechnik. Anders ausgedrückt, markiert die Einführung von Outdoorbekleidung einen bedeutenden Meilenstein des Unternehmens. Pierre Dubois sitzt zwei Türen weiter im Kreativraum, einem mit übereinander gestapelten Holzboxen abgetrennten Bereich in einer ansonsten nahezu leerstehenden Halle. Als Head of Design hat er die kreative Leitung über alle Bereiche Mammut vor sieben Jahren rückt die Prozesse der heutigen Zeit ins Licht. „Früher planten wir Kollektionen gerade mal ein Jahr im Voraus. Jetzt bin ich in der Wintersaison 2016/2017. Bei manchen Innovationsprojekten sind es gar drei Saisons. Vieles war damals geradliniger, die Ansprüche waren geringer. Heute ist der Druck größer. Dazu kommen die immer leichter und dünner werdenden Stoffe“, sagt der 42-Jährige. Elf Designer arbeiten in seinem Team, sechs davon allein in der Bekleidung, vier in der Hardware und einer im Bereich Footwear.

68

raus-magazin sechs 2014

Foto // Thomas Senf/Mammut

der heutigen Kollektionen. Sein Blick zurück auf seine Anfangszeit bei


auf spurensuche

raus-magazin sechs 2014

69


Oben: Unverkennbarer Eingangsbereich Unten: Abrollfestival des Mantelgarns

auf spurensuche

Partner welche Details beispielsweise einer Jacke umsetzen kann. „Wenn ich mit den Produzenten in Asien spreche, ist das für mich das Salz in der Suppe! Die kulturellen Unterschiede zu verstehen, ist dabei ein ebenso spannender wie wichtiger Aspekt, um gemeinsam zu individuellen Lösungen und exzellenter Qualität zu kommen. Neben der Entwicklung leitet Iris auch den Bereich der Schnittabteilung. „Textile Produkte sind eine Herausforderung. Wir haben wunderschöne Stoffe und tolle Ideen, aber sie müssen auch verarbeitet werden können. Material, Design, Development und Beschaffung müssen immer in einem transparenten Austausch miteinander stehen. Und wenn es dann beispielsweise bei Neuentwicklungen ans Prüfen der Prototypen geht, setzen wir verstärkt auf Fieldtests mit

Fotos // Benjamin Hellwig

unseren Athleten draußen in der Natur. Am liebsten natürlich bei schlechtem Wetter. Und dort klären wir dann unter anderem, ob die Jacke eine gute Bewegung zulässt oder sich die Kapuze leicht und schnell einstellen lässt. Funktionalität hat oberste Priorität“, sagt sie. Zurück auf dem Flur biege ich rechts in die Denkzelle des Bereichs Hardware ab. Am Eingang zu dem großen Raum ist eine kleine Kletterwand eingerichtet, Klettergurte und -seile liegen auf der Bouldermatte. Am anderen Ende treffe ich auf Andi Fischer. Er ist Designer und Entwickler von Rucksäcken, begleitet die Produkte dabei in ihrer gesamten Entstehung. „Nach Mit Pierres Worten wird deutlich, welch hohen Stellenwert das Design

dem Anfertigen erster Skizzen von Hand besprechen wir sie und passen

der Produkte heute einnimmt. „Wir wollen mit einer klaren Philosophie

sie an. Und wenn alle einer Meinung sind, geht es an die Entwürfe am

als Marke global wahrgenommen werden und Erfolg haben. Und das

Computer. Die ersten Muster machen wir bereits hier in unserer kleinen

alles hier aus dem kleinen Seon heraus“, sagt er. Er blickt hinter

Werkstatt oder in unserer Reparatur­ abteilung. Diese Prototypen gehen

ein Verdrängungsmarkt. Es ist für

„Ich wünsche mir manchmal etwas mehr von diesem notwendigen Mut. Das Neue ist immer schwieriger, das von vor drei Jahren zu wiederholen, fällt dagegen leichter.“

mich die größte Herausforderung,

Pierre Dubois, Head of Design

haben alle zwei Wochen einen Tag

sich durchs Fenster auf eine Weide mit einigen grasenden Ziegen und schmunzelt. Und fügt dann etwas ernster an: „Da draußen herrscht

neue Produkte hervorzubringen, mit denen wir uns von der Konkurrenz

dann als Vorlage zu unseren Produzenten. Daraufhin kommt von ihnen ein erster Prototyp zu uns, den wir dann auf Herz und Nieren prüfen. Gern mit kalten, nassen Händen. Wir zur Verfügung, um die Produkte in der Natur unter die Lupe zu nehmen.

abheben können. Auch viele andere sind gut unterwegs.“ Dabei müsse

Und damit meine ich nicht das Testen in unserer Freizeit“, sagt er und

man bei manchen Produkten ein gewisses Risiko an den Tag legen. „Risi-

lacht. Und verabschiedet sich für eine verlängerte Mittagspause in eine

kofreudigkeit passt allerdings eigentlich nicht so zu uns Schweizern. Aber

Kletterhalle im benachbarten Lenzburg.

ich wünsche mir manchmal etwas mehr von diesem notwendigen Mut. Das Neue ist immer schwieriger, das von vor drei Jahren zu wiederholen,

Mein Weg führt mich übers Treppenhaus und ein paar verzweigte Gänge

fällt dagegen leichter.“ Was helfe, sei sein Hintergrund: Pierre ist in seiner

hinunter in die Produktionshalle. Hier rattert das Erbe dessen, was der

Freizeit Kletterer, Biker, Kitesurfer, Alpinist, Skifahrer und Skitourer. „Der

Seiler Kaspar Tanner 1862 im acht Kilometer entfernten Dintikon aufbau-

Bezug ist da und wichtig. Ich wüsste für mich nicht, wie es anders gehen

te. Michael Gerber, Produktionsleiter der Flechterei, springt mit mir im

könnte, um die Dinge bei meiner Arbeit richtig zu gewichten.“

Schlepptau von Maschine zu Maschine der Kletterseilfertigung. „Das hier ist unsere Kernkompetenz. Es ist schön, dass Mammut nach wie vor dar-

70

Iris Roth kommt hinzu. Lange Zeit arbeitete sie ebenfalls als Designe-

auf setzt, und wir es an diesem Standort aufrechterhalten können“, sagt

rin und Produktmanagerin, ehe sie seit 2013 bei Mammut als Head of

er. Rund 500 Tonnen Rohmaterial laufen pro Jahr durch die Produktion,

­Development die Umsetzung der Kollektionsentwürfe koordiniert. „Das

endlos gesponnene Garne, die aus 96 einzelnen Filamenten bestehen.

war eine bewusste Entscheidung, ich empfand es als sehr spannend, die-

Vor einer riesigen Anlage beobachten wir für eine Weile das Zwirnen des

sen Wechsel zum Bereich Entwicklung zu machen“, sagt sie. Ihre Aufga-

Kernmaterials eines Kletterseils. 25 Kilometer Zwirn entstehen hier inner-

ben führen sie dabei oft zu den Lieferanten selbst. Sie organisiert, welcher

halb von 13 Stunden.

raus-magazin sechs 2014


Fotos // Benjamin Hellwig

auf spurensuche

Anlage zum Zwirnen des Kernmaterials: 25 Kilometer innerhalb von 13 Stunden

Karabinerkandidaten in Reihe, Abteilung: Design Hardware

1.000 Meter Seil in 23 Stunden: eine von 50 Rundflechtmaschinen

Nach dem Flechten läuft jedes Seil als Kontrolle durch drei Lichtstrecken.

„Hauptsächlich produzieren wir hier dynamische Seile. Dafür müssen so-

ein absoluter Sicherheitsbereich. Weil an jedem Seil irgendwann einmal ein

wohl Kern- als auch Mantelmaterial geschrumpft werden“, sagt Michael.

Leben hängt.“ In dem liftähnlichen Schacht prüft das Unternehmen mit der

Für den Kern werden dafür in einem weiteren Schritt sechs Garne zusam-

Ermittlung der Sturzzahl jede einzelne Produktionscharge.

mengezwirnt, drei dieser Zwirne dann zu einem sogenannten Auszwirn geformt. Dieser wird lose abgelegt und unter Dampf und heißen Tempe-

Meine Ohren klingeln auf dem Weg zurück zu den Bürofluren noch etwas

raturen in einem Ofen geschrumpft. Für den Mantel ist das Prozedere

nach. Franz Widmer, zuletzt Athlet im Swiss Climbing Team, kommt auch

etwas anders. Hier sorgen Rundstrickmaschinen für eine schlauchförmige

in seinem hiesigen Aufgabenbereich mit etlichen Metern Kletterseil in

Ware, die in Säcken gelagert unter Dampf und Wärme an Länge verlieren.

Berührung. Er leitet die Mammut Alpine School. Die Abteilung ist keine

So werden pro Sack aus 25 Kilometern Zwirn rund 18 Kilometer“, erklärt er. Nach dem Schrumpfen wird die Zwischen­ aufmachung von Kern- und Mantel­ material für den nächsten Arbeitsschritt wieder aufgelöst. Mit ein paar Schritten stehen wir vor der lärmintensivsten Maschine der Halle. Die 40 Klöppel der Rund-

„Textile Produkte sind eine Herausforderung. Wir haben wunderschöne Stoffe und tolle Ideen, aber sie müssen auch verarbeitet werden können.“ Iris Roth, Head of Development and Pattern Apparel

flechtmaschine, auf denen die Zwirnspu-

Bergschule im klassischen Sinne. Sie will Menschen, die noch keinen oder nur einen geringen Bezug zum Berg haben, unter fachlicher Begleitung von Bergführern in die Natur bringen. Das Angebot reicht von sehr einfachen bis sehr anspruchsvollen Touren. Darüber hinaus bietet das in Deutschland, Österreich und der Schweiz positionierte Kursangebot auch sicherheitsrelevante

len stecken, drehen sich in beeindruckender Geschwindigkeit im Kreis, 20

Praxiserfahrung mit Mammut-Produkten, wie beispielsweise Notfallma-

von ihnen mit dem Uhrzeigersinn, 20 dagegen. In 23 Stunden entstehen pro

nagement, Lawinenkunde, Klettersteigkurse oder Skitour-Schnupper-

Maschine 1.000 Meter Seil – 50 dieser Maschinen sind aktiv. „Je nachdem,

trainings. „Über das Erlebnis am Berg hinaus ist die Bergschule für uns

wie wir die Fäden aufstecken, entstehen die unterschiedlichen Seilmuster.

jedoch auch ein wichtiges Element, um draußen zu entwickeln und zu

Und jeden Meter, den wir hier flechten, kontrollieren wir auf eventuelle

testen. Rund 15 Bergführer sind mit unseren Produkten für uns im Ein-

Schäden“, sagt Michael. Der 38-Jährige nimmt mich mit zur Kontrollanlage.

satz. Das sind intensive Tests, die uns ein gutes Feedback geben“, erklärt

Hierin läuft jedes Seil durch drei Lichtstrecken, die bei Abweichungen der

der 36-Jährige. „Und für mich selbst ist das eine faszinierende Herausfor-

Seilstärke von über 0,4 Millimeter auslösen. Zwei weitere Anlagen erledigen

derung. Ich habe Zugang zu all den verschiedenen Sparten. Und merke,

das Konfektionieren. Herausragend ist dabei die Roboteranlage, die das

dass jedes Programm seine eigene Dynamik hat. Es ist eine sehr leben-

fertige Seil in Achten legt, wodurch es beim späteren Abrollen nicht zu

dige Aufgabe“, sagt der ehemalige Kletterprofi.

ungewünschten Verdrehungen kommt. Michael legt ein fertig abgepacktes 30-Meter-Seil auf die Waage. „Eine sehr wichtige Qualitätskontrolle. Wenn die Länge stimmt und das Gewicht zu gering ist, könnte das ein Zeichen für einen fehlenden Faden sein“, sagt er. Rund 70.000 Seile in verschiedenen

Weitere Infos unter  www.alpineschool.mammut.ch

Längen produziert Mammut hier in Seon pro Jahr. Wir verlassen das Rattern. Im Treppenhaus führt mich Michael zum Sturzturm. „Kletterseile sind

raus-magazin sechs 2014

71


auf spurensuche

In einem Besprechungszimmer treffe ich mich mit Peter ­Hollenstein. Der 32-Jährige ist Corporate Responsibility

Meilensteine Mammut

­Manager bei Mammut und zuständig für die Koordinierung aller

1862 Kaspar Tanner beginnt als Seiler in Dintikon zu arbeiten.

Themen rund um die unternehmerische Verantwortung. „Der

1918 Sohn Oscar Tanner schafft neue Maschinen an und errichtet einen mehrstöckigen Bau.

Stellenwert bei Mammut ist hoch und strategisch verankert. Wir wollen die Themen wie Arbeitsbedingungen und ökologische

1943 Mit den „Mammut Seilen“ wird die Marke Mammut eingeführt. Mit ihr will sich die

Seilerwarenfabrik von der Konkurrenz abheben.

1952 Das Mammut-Argenta ist das erste aus Nylongarn gedrehte Gletscherseil von Mammut.

Produktion aktiv angehen und intern eine CR-Kultur aufbauen,

1958 Mit Mammut-Everest kommt das erste geflochtene Mammut-Bergsportseil mit

die auf allen Ebenen getragen wird“, sagt er. „Und wir haben

auch den Anspruch, bezüglich Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle

1964 Das Mammut-Dynamic ist das erste Einfachseil, das von der Internationalen

einzunehmen.“ So arbeitet Mammut zum Beispiel als erstes Unternehmen in der Outdoorbranche und als eines der ersten Unternehmen in der Textilbranche mit der Fair Wear Foundation

Kern-Mantel-Konstruktion auf den Markt. Bergsteigerorganisation UIAA zertifiziert wird.

1974 Aus „Mammut Seile“ wird „Mammut Garantie“. 1978 Unter der Bezeichnung Altitude kommen erstmals Mammut-Jacken und -Hosen

aus Gore-Tex auf den Markt.

zusammen, ist bereits seit 2011 bluesign-Mitglied. „Bei ge-

1981 Eine „Mammut Kollektion“ mit Bekleidung und Schlafsäcken wird eingeführt.

wissen Themen, welche einfach zu groß sind, um sie allein zu

1984 Im Zuge eines Innovationsschubs kommen Softshell-Hosen, Faserpelzjacken und

stemmen, brauchen wir aber auch das Engagement anderer. So

können wir beispielsweise bei der Beschaffung umweltfreundlicher Materialien gemeinsam mit anderen Marken mehr Druck

Thermic-Unterwäsche, der Freiklettergurt A. F. sowie ein Karabinersortiment auf den Markt.

1992 Mammut zieht von Lenzburg in einen Neubau nach Seon. 1995 Die Bekleidungsserie Mammut Extreme und eine erste Kollektion mit

Mammut-Rucksäcken kommt auf den Markt.

auf die Zuliefererkette ausüben. Dass es dieses Miteinander

1996 Rolf G. Schmid tritt in die Arova-Mammut AG ein und leitet den Bereich Sport.

unter den Unternehmen der Branche gibt, hat mich positiv

1997 Die sogenannte Outdoor-Kollektion wird eingeführt.

überrascht“, sagt Peter.

2000 Rolf G. Schmid wird CEO von Mammut.

Es ist inzwischen Nachmittag. Ein Gespräch mit Rolf Schmid bildet den Abschluss meines Besuches in Seon. Der Geschäfts-

2000 Mammut übernimmt den nordamerikanischen Bergsport- und Outdoorspezialisten

Climb High und festigt damit die Marktposition in den USA. Climb High ist der größte

Distributor für europäische Kletter- und Bergsportausrüstung in den USA.

2003 Es erfolgt die Umbenennung in Mammut Sports Group AG, zu der die Marken Mammut,

führer ergänzt Peters Worte mit seinem Blick auf die gesamte

Outdoorbranche. „Die Erwartungen sind hier extrem hoch.

2008 Mammut gründet mit der Mammut Alpine School eine eigene Bergschule.

Wir gelten als Vorzeigebranche, vielleicht machen wir manche

2008 Mammut setzt sich für soziale Arbeitsbedingungen ein und tritt der Fair Wear Foundation bei.

Dinge auch besser als andere. Die Natur ist unser Aufenthaltsraum. Würden wir selbst gegen die Natur arbeiten, würden wir ihn zerstören. Darum ist der Druck von außen auch ein anderer.

Ajungilak, Toko und Raichle gehören.

2011 Mammut wird Mitglied von bluesign. Der Qualitätsstandard stellt sicher, dass die textilen

Produkte schonend für Mensch und Umwelt hergestellt werden.

2012 Die Mammut Sports Group AG feiert ihren 150. Geburtstag mit dem Biggest

Peak Project in History.

2012 Mammut nimmt nach der größten Investition seit der Gründung das neue Zentrallager

in Deutschland in Betrieb.

Fotos // Benjamin Hellwig

Zeichnung // Mammut

Weitere Infos unter www.mammut.ch

Erster Schritt Skizzenarbeit: Entwurfzeichnung aus der Abteilung Hardware

Im Uhrzeigersinn von oben links: Iris Roth, Andi Fischer, Franz Widmer, Peter Hollenstein, Rolf Schmid, Pierre Dubois

72

raus-magazin sechs 2014


"

Mammut Pro Team"-Athlet Jakob Schubert mit Fingerspitzengefühl im Tessin Foto // Christoph Frutiger

Foto // Thomas Senf/Mammut

Stoffmuster in der Abteilung Material

Foto // Rainer Eder/Mammut

Foto // Benjamin Hellwig

auf spurensuche

Eismeer Pants im Frischlufteinsatz

„Ein erster Prototyp kommt von unseren Produzenten zu uns, den wir dann auf Herz und Nieren prüfen. Gern mit kalten, nassen Händen.“

Schachtarbeit: Ermittlung der Sturzzahl jeder einzelne Produktionscharge

agieren nach dem Prinzip, was wir selbst nicht zu 100 Prozent bezahlen können, wird nicht gemacht. Das ergibt eine gewisse Einschränkung, aber die andere Seite ist um so viel positiver. Alles bezahlt zu haben, verleiht uns eine unheimliche Stabilität. Und auch eine Sicherheit, sollte eine Krise

Andi Fischer, Designer and Developer Hardware

von außen kommen. Wir werden zwei, drei Stürme überleben können.“

Das führt dazu, dass auf uns gezeigt wird, im positiven wie im negativen

Rolf hat, wie er sagt, als Auslandsschweizer erst spät die Anziehungskraft

Sinne. Und obwohl die Branche klein ist, sind wir auch da in einer Vorrei-

der Berge gespürt. „Als ich vor rund 18 Jahren hier anfing, ging es für mich

terposition. Das macht es schwierig, aber auch zu einer spannenden Her-

mit der Bergwelt erst los. Die Produkte waren dafür verantwortlich, aber

ausforderung“, sagt er in feinem schweizerischen Akzent. Zu den charak-

auch die Menschen hier, die mir zu Verstehen gaben, dass ich ja nicht

teristischen Besonderheiten, die das Wirtschaften Mammuts als Schwei-

über all das reden könne, ohne selbst draußen gewesen zu sein. Und

zer Marke prägen, zählt Rolf eine gewisse Geradlinigkeit und das Einhalten

ich wollte selbst Ahnung haben“, sagt der 55-Jährige. Heute bedeute es

des Versprochenen. „Wir sind zudem tendenziell ein bisschen langsamer,

ihm ein extrem schnelles Runterfahren: „Sonst sind meine Berge die Pa-

gerade aus deutscher Sicht. Aber wenn wir kommen, sind wir da. Dazu

pierberge. Wenn ich aber rauskomme, Teil der Natur bin, bleibt alles, was

sind es die typischen Schweizer Attribute, die uns kennzeichnen: Hohe

Alltag ist, sofort stehen. Ich bin dann einerseits mit mir beschäftigt, ande-

Qualität, Genauigkeit und Präzision, vielleicht auch eher etwas teurer,

rerseits erlebe ich diese Ruhe, umgeben von der Berglandschaft, als eine

dafür weiß man, dass die Qualität stimmt.“ Auch im Logo seien diese Attri­

pure Freude“, sagt er. Diese Begeisterung will er auch noch stärker unter

bute bereits gegeben. „Was ist ein Mammut? Es ist nicht das schnellste,

seinem Team verbreiten. „Für 2014 möchte ich es ermöglichen, dass jeder

wendigste Tier. Aber wenn es einmal in Fahrt ist, dann läuft es konstant. Es

unserer 270 Mitarbeiter hier in Seon einmal in einer Berghütte geschlafen

hat Power, geht klar in eine Richtung und bewegt etwas. Wohlüberlegt und

hat. Wir übernehmen die Kosten, stellen auch, wo nötig, einen Bergführer

etwas dickhäutiger“, sagt er und schmunzelt. Ich möchte wissen, welche

zur Verfügung. In dieser Umgebung zu sein, in einer Hütte zu schlafen, die

Hemmnisse das mit sich bringe. „Es gibt sicher Unternehmen, die schnel-

eigenen Produkte auszuprobieren, das sorgt für den Enthusiasmus.“ Ich

ler, wendiger und risikofreudiger sind als wir“, antwortet er. „Die werden

verabschiede mich. Und verlasse das Gebäude mit dem Gedanken, mich

kurzfristig auch schneller wachsen können. Da sind wir vorsichtiger. Wir

mal wieder nach einer Berghütte umzuschauen. Für 2015. raus-magazin sechs 2014

73


anziehend

Frostiges Wintervergnügen Fotos // lars wehrmann organisation // ina krug

Winterblues ade: Warm einpacken und raus ins Leben im Freien! Wir präsentieren dir die Winterstyles, mit denen du gut durch die kalte Jahreszeit kommst.

Maier Sports / Eagle Creek  Gerald  Jacke // Herren Parka TASCHKENT // 279,95 Euro Hemd // Herren Outdoor-Hemd JACK // 59,95 Euro Hose // Herren Roll-up-Hose NIL // 79,95 Euro Rucksack // System Go mobile (Firma: Eagle Creek) // 150 EURO  Julika  Jacke // Damen-Hybrid-Jacke ALVERNA // 179,95 Euro Bluse // Langarm-Bluse MERLO // 59,95 Euro Hose // Damen Roll-up-Hose LULAKA // 79,95 Euro Schuhe // Revel II (Firma: Keen) // 159,95 Euro Rollkoffer // Double Back 26 (Firma: Eagle Creek)// 250 EURO

74

raus-magazin sechs 2014


anziehend

The North Face  Gerald  Mütze // Mackie Hat // 35 Euro Jacke // Kastelli SFTSL HDY // 180 Euro Hemd // LS Lodge Shirt // 80 Euro Hose // Diablo Pant // 120 Euro Schuhe // M Wreck Mid GTX // 150 Euro  Julika  Mütze // Cable Minna Beanie // 30 Euro Schal // Cable Minna Scarf // 38 Euro Jacke // W Thermoball HD-EU // 200 Euro Shirt // Rahue Falls LS SRT // 70 Euro Schuhe // Hedgehog IV GTX // 130 Euro

raus-magazin sechs 2014

75


anziehend

VAUDE / KEEN  Gerald  Jacke // Sulit Insulation Jacket // 81,40 Euro Pullover // Baltica Pullover // 52,70 Euro Handschuhe // Rhonen Gloves // 14,40 Euro Hose // Rubicon Pants // 43,10 Euro Rucksack // Caspar Mocca // 33,40 Euro Schuhe // Nopo Boot (Firma Keen) // 179,95 Euro€  Julika  Mütze // Pepin Beanie // 12 Euro Jacke // Sevogvia Coat // 191,40 Euro Pullover // Civetta Pullover // 38,30 Euro Handschuhe // Yale Gloves // 24 Euro Hose // Rubicon Pants // 43,10 Euro Schuhe // Wo Dibona Sympatex // 73,20 Euro

76

raus-magazin sechs 2014


anziehend

Mountain Hardwear / Sorel  Gerald

Julika

Mütze // Logo Dome // 25 Euro

Mütze // Logo Dome // 25 Euro

Jacke // Ghost Whisperer Hooded Down Jacket // 320 Euro

Jacke // Ghost Whisperer Down Jacket // 300 Euro

Hose // Torsun Pant // 160 Euro

Hose // Seraction Insulated Pant // 300 Euro

Schuhe // Caribou (Firma: SOREL) // 149,95 Euro

Schuhe // Glacy Explorer Shortie (Firma: SOREL) // 129,95 Euro

Rucksack // SystemGo Mobile (Firma:Eagle Creek) // 150 EUro

raus-magazin sechs 2014

77


anziehend

Icebreaker  Gerald  Mütze // Unisex Valor Hat // 44,95 Euro Jacke // Helix LS Zip Hood // 259,95 Euro Pullover // Atom LS Zip // 169,95 Euro Hose // Apex Leggins // 85,95 Euro Socken // Ski Over the Calf Light Over // 27,95 Euro Waschbeutel // Packit Original Wallaby (Firma: Eagle CreeK) // 33 Euro Duschflaschen // Pack it Silicon Bottles (Firma: Eagle Creek) // 30 Euro Schuhe // Koli (Firma: Nokian) // 119,90 Euro  Julika  Mütze // Boreal Hat // 44,95 Euro Weste // Helix Vest // 159,95 Euro Pullover // Vertex LS Half Zip Fair Isle // 129,95 Euro Hose // Pace Legless // 75,95 Euro Socken // Lifestyle Over the Calf Light Cushion // 37,95 Euro

78

raus-magazin sechs 2014


anziehend

Helly Hansen / Millet / Polartec  Julika (Eider)  Jacke // Tournette Coat // 449,95 Euro  Gerald  Jacke // Arctic Legacy H2FLOW Parka (Firma: Helly Hansen) // 349,95 Euro Weste // M`s Aenergy Thermo Vest Men (Firma: Mammut) // 150 Euro Pullover // M`s Capilene 2 Lightweight Zip Neck (Firma: Patagonia) // 59 Euro Hose // M´s Misto Pant (Firma: Marmot) // 300 Euro  Julika  Mütze // Queen Street Beanie (Firma: Eider) // 34,95 Euro Jacke // LD Touring Insulated Neo Jkt (Firma: Millet) // 459,90 Euro Shirt // Lairg Damen Zippshirt Wool (Firma: Ternua) // 89,95 Euro Handschuhe // Wooly Grip E.T. Mixte Gloves (Firma: Eider) // 29,95 Euro Hose // LD Touring SH Pant (Firma: Millet) // 199,90 Euro

raus-magazin sechs 2014

79


anziehend

Bergans  Gerald  Mütze // Fletten Hat // 16 Euro Jacke // Morgedal Anorak Dk // 95 Euro Hose // Pinse Nikkers Dk Khaki // 57 Euro Schuhe // Durand Mid WP (Firma: Keen) // 159,95 Euro  Julika  Mütze // Flatten Hat // 16 Euro Jacke // Finse Lady Anorak // 110 Euro Hose // Finse Lady Nikkers Dk // 57 Euro Handschuhe // Finse Mitten // 30 Euro Schuhe // Chloe (Firma: Baffin) // 179,90 Euro

80

raus-magazin sechs 2014


Tatonka

anziehend

Gerald  Jacke // Glenwood M`s Jacket // 69 Euro Pullover // Elwood M`s Jacket // 120 Euro  Julika  Jacke // Piru W`s Jacket // 74,50 Euro Pullover // Cisco W`s Coat// 109 Euro Rucksack // Storm 30 // 55,88 Euro

raus-magazin sechs 2014

81


anziehend

Bergans

Icebreaker

Mountain Hardwear

Tatonka

+49 40 325964450

+49 8151 446 888 88

+49 0877 927 5649

+49 8205 96020

bergans@bergans.de

www.icebreaker.com

www.mountainhardwear.com

info@tatonka.com

Keen

Nokian – Scandic

Baffin – Scandic

+49 0800 22555336

Outdoor GmbH

The North Face

Outdoor GmbH

Cs.europe@keenfootwear.com

info@scandic.de

+49 08007241220

info@scandic.de

www.keenfootwear.com

www.scandic.de

tnf.deshop@vfc.com

Maier Sports

Polartec

+49 7024 8000 0

www.polartec.com

www.bergans.de

www.tatonka.com

www.scandic.de www.baffin.com

www.thenorthface.de

Eagle Creek

info@maier-sports.de

+353 21 4621473

www.maier-sports.com/de

info@eaglecreek.ie www.eaglecreek.com

Millet

Vaude  +49 07542 53060

Sorel

impressum@vaude.com

post@articus-stewens.de

www.vaude.com

www.sorel.com

+49 07023 95110  Helly Hansen

germany@lafume.fr

Sympatex

+49 089 200084030

www.millet.fr

+49 89 9400 58 0

www.hellyhansen.com

info@sympatex.com www.sympatex.com/de

Waldgut Waldhütten Dieser historische Speicher, der uns als rustikales, skandinavisch angehauchtes Fotomotiv diente, stand ursprünglich in Niedersachsen und ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mitten im Naturpark Aukrug in Schleswig-Holstein aufgebaut worden. www.waldhuetten.de

Pyua Sphere-Y

text // jonas wagner

„Get in the Loop“. Pyua ruft gerade wieder seine Abwrackprämie aus. Für mein ausrangiertes Allerweltsfleece (sackartiger Schnitt, skurrile 90er-Farben) gabs einen Gutscheincode. Eingelöst für die Sphere-Y, die Wendejacke des Freeride-Bekleidungsherstellers, ausprobiert an ersten kalten Wintertagen. Wendet man das winddichte Außenmaterial nach innen, wechselt spürbar die Funktion. Die gesteppte Seite sorgt bei Aktivitäten durch die Kältebrücken für Abkühlung. Reicht das nicht aus, sind die Ärmel über Reißverschlüsse abnehmbar. 60 Gramm PrimaLoft Silver Insulation Eco Padding halten die Körperwärme. Und auch andere Fakten überzeugen: recycelte Garne, sozial verantwortliche Produktion, Fluorcarbon-frei. Weitere Infos unter www.pyua.de

82

raus-magazin sechs 2014


advertorial

SchneeschuhTour über vier Gipfel Text // Svenja Haberkorn

Ein atemberaubendes Bergpanorama und ein herz hafter Eintopf als Bonus erwarten Svenja Haberkorn bei der Schneeschuh-Wanderung durch den Hochschwarzwald. Der ganze Hochschwarzwald glitzert in weißer Schneepracht. Da zieht

zum Rinken. Unser Mittagessen, so scheint es, müssen wir uns erst

es uns einfach hinaus in die unberührte Natur. In aller Herrgottsfrühe

noch verdienen, da der Weg zur Baldenweger Hütte wieder mit einem

starten wir am Bahnhof in Himmelreich bei Kirchzarten auf 450 Meter

kräftigen Anstieg verbunden ist. Völlig erschöpft lassen wir uns, nachdem

über dem Meeresspiegel im Dreisamtal. Gewappnet mit der richtigen

wir die Schneeschuhe abgeschnallt haben, in der warmen Stube auf die

Ausrüstung, der richtigen Kleidung und dem Proviant-Rucksack auf

Bänke fallen. Gierig werden die Getränke hinuntergespült und sehnlichst

dem Rücken beginnen wir unsere Tour. 25 Kilometer, 1.500 Höhenmeter

auf das Essen gewartet. Gestärkt machen wir uns auf, die letzten drei

und knapp zehn Stunden Gehzeit wollen in Angriff genommen werden.

Gipfel zu erstürmen. Nun bahnen wir uns auf einsamen Trails den Weg

Unser Weg führt zunächst ins Höllental. Schon nach einigen Metern wird

zum zweiten Gipfel, dem Baldenweger Buck auf 1.460 Meter über dem

uns, trotz der eisigen Temperaturen und den fallenden Schneeflocken,

Meeresspiegel. Auf dem Feldberg herrscht dichter Nebel, sodass man

warm. Weiter geht es stramm bergauf, durch Wälder, über große Flächen

kaum zehn Meter weit blicken kann. Wir rücken unserem höchsten

offener Wiesen, immer in Richtung des ersten Gipfels. Die Bäume biegen

angestrebten Punkt, zugleich auch der höchste im ganzen Schwarz-

sich unter der Last des Schnees fast bis zum Boden, während selbiger

wald, näher. Bald schon erreichen wir ihn, den Gipfel des Feldbergs mit

wie ein weißer Teppich über der Landschaft liegt. Unsere Spuren ziehen

seinen 1.493 Meter über dem Meeresspiegel. Fasziniert sind wir von den

sich durch das unberührte Weiß. Durch den dichten Wald gelangen wir

markanten Spuren, die der Wind hier oben hinterlässt. Vorbei an der Wetterwarte geht es zum Immisberg (1.373 Meter über dem Meeresspiegel), dem letzten der vier Gipfel. Nun führt unser Weg steil bergab und es kommt uns vor, als hätten wir statt Schneeschuhen Langlaufski unter den Füßen. Teilweise stecken wir bis zu den Knien im Schnee. Es ist kaum zu glauben, wie viel es in den letzten Tagen geschneit hat. Beim Hüttenwasen vorbei, geht es über den Toten Mann und die Stollenbacher Weiden hinab zur Stollenbacher Hütte, unserem heutigen Ziel.

Weitere Infos unter  www.schwarzwald-outdoor.de und www.schneeschuhakademie.de

raus-magazin sechs 2014

83


ratgeber technik

AUSPROBIERT die neue lifestylecam

RE by HTC

Neu auf dem Markt: Mit der RE by HTC ist ab sofort eine bemerkenswerte kleine Kamera erhältlich. Der tägliche Begleiter ist ohne technische Hürden bedienbar und durch sein ungewöhnliches Design sensationell handlich.

A

sthma-Inhalator, Röhrchen, Peris-

der Stadt oder in gemütlicher Runde: Durch die

kop – die ersten Assoziationen zur

einhändige Verwendung und die kompakte Größe

„RE camera“ sind vielfältig. Es ist

entstehen beeindruckende Erinnerungen in Form

ein revolutionärer Blickfang, mit dem HTC da ins

von 16-Megapixel-Aufnahmen sowie Full-HD-

Kompaktkamerageschäft einsteigt. Das knapp

Bewegtbildern inklusive Tonaufnahmen über das

zehn Zentimeter lange Gehäuse liegt dank des zy-

HD-Mikrofon.

lindrischen Designs ergonomisch und stabil in der Hand. Bereits beim Zugreifen sorgt ein integrierter

Auch Wassersportfans kommen mit der Life­

Weiterverarbeiten lässt sich das aufgenommene Ma-

Berührungssensor dafür, dass sie blitzschnell

stylecam RE voll auf ihre Kosten. Ihre wasserdichte

terial jeweils bequem per Bluetooth und über die RE-

einsatzbereit ist. Ein-/Aus-Taste? Überflüssig. Auch

Bauweise ermöglicht beim Kiten, Surfen oder

App, erhältlich für iOS und Android, auf dem Handy.

sonst tritt die RE dezent und reduziert auf, wiegt

Paddeln spektakuläre Aufnahmen. Das 146-Grad-

gerade einmal 65,5 Gramm. Die aktivierte Kamera

Weitwinkelobjektiv fängt auch all das ein, was

RE ist ab sofort in den Farben Koralle (Rot), Weiß,

lässt sich über lediglich zwei Knöpfe steuern. Ein

am Rand geschieht, die Blendenöffnung von

Blau und Grün erhältlich. Die unverbindliche Preis-

kurzes Drücken des silbernen Buttons an der

f=2.8 sorgt selbst an grauen Tagen für genügend

empfehlung des Herstellers: 199 Euro.

Rückseite des Gehäuses nimmt hörbar ein Bild

Lichtstärke. Eine IPX7-Zertifizierung ermöglicht für

auf. Drückt man länger, startet mit einem Signalton

bis zu 30 Minuten, bei einer maximalen Tiefe von

die Videoaufnahme. Ein zweiter Button liegt auf

einem Meter, Schutz vor eindringendem Wasser.

Weitere Infos unter  www.recamera.com

der Innenseite des Gehäuses. Mit dem Zeigefinger

84

lässt sich darüber bequem die Zeitlupen- oder

Ob auf dem Mountainbike, beim Wandern, Skifah-

Fazit: Die RE by HTC überzeugt beim Ausprobieren

Zeitrafferaufzeichnung starten.

ren oder Snowboarden: Auch an Land ist die RE der

mit einer überraschend guten Handlichkeit, simpler

perfekte Begleiter. Durch ein vielseitiges optionales

Bedienung und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.

Die Einsatzbereiche der RE sind vielfältig. Unter-

Zubehör lässt sie sich an Lenker, Rucksack oder

Und auch das Resultat kann sich sehen lassen. Der

wegs mit Freunden ist sie bei jeder vorstellbaren

Jacke befestigen. Gerade hier sind die Zeitlupen-

1/2,3-Zoll große CMOS-Sensor sorgt für hochauflö-

Alltagssituation ein Garant für gelungene Bilder.

aufnahmen ein bemerkenswertes Feature, die

sende Bild- und Videoaufnahmen, die auch bei einer

Ob bei Konzerten und Festivals, unterwegs in

Aufnahmequalität entspricht dabei 720p.

Weiterverarbeitung alle Optionen offenlassen.

raus-magazin sechs 2014



foto // Jan Steffen/GEOMAR

Der Blick aufs Ganze

interview // benjamin hellwig

Nachgefragt bei Klimaforscher Mojib Latif

Mojib Latif sitzt an der Quelle. Der Leiter des Forschungs­ bereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik am Kieler Helm­ holtz-Zentrum für Ozeanforschung will wachrütteln in Sachen Klimaschutz. RAUS! sprach mit dem 60-Jährigen Forscher über eine der gröSSten Herausforderungen unserer Zeit.

Blick auf die Kieler Förde: Mojib Latif auf dem Dach des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung

Herr Latif, Sie kommen gerade aus den USA zurück. Welchen

Um Aussagen über Klimaprozesse treffen zu können, bedarf es

Hintergrund hatte Ihre Reise? Ein kleiner Workshop mit anderen

der Analyse von mehreren Dekaden. Naheliegender ist vielen

Forschern zum El-Niño-Phänomen, eine Erwärmung, die alle paar Jahre

Menschen das tägliche Wettergeschehen. Sind Themen, die uns

im tropischen Pazifik auftaucht und nicht nur die Region selbst, sondern

erst in Jahrzehnten oder womöglich niemals persönlich betref-

auch das Weltklima beeinflusst.

fen, zu unattraktiv? Dieser kurzfristige Blick wohnt in uns, das ist ein Problem und dies müssen wir durchbrechen. Wir Menschen reagieren im

Ihre tägliche Arbeit besteht zu einem bedeutenden Teil aus dem

Grunde nur auf das, was uns unmittelbar berührt. Alles andere schieben

Erstellen und Bewerten von Klimamodellen am Computer. Da-

wir weg. Das ist ein Charakteristikum unserer Zeit und alle großen Proble-

neben werden Sie nicht müde, auf Vorträgen und in Interviews

me sind genau davon betroffen. Ich suche zum Thema Klimaschutz den

Zusammenhänge des Klimas einem breiten Publikum zu erklä-

Kontakt mit den Menschen, auch um deutlich zu machen, dass es um

ren. Was gibt Ihnen dieser Austausch? Mir ist es wichtig, am Puls

mehr geht, als länger im Straßencafé sitzen zu können. Es geht um den

der Menschen zu sein. Ich möchte erfahren, was sie denken und was

Erhalt der günstigen Lebensbedingungen auf diesem Planeten.

sie wirklich interessiert. Denn nicht immer ist es das, was die Wissenschaft den lieben langen Tag erforscht. Auf der einen Seite gibt es die

Was braucht es, damit das Thema mehr Menschen anspricht?

Grundlagenforschung, die völlig frei ist und sich für die wissenschaftliche

Man darf nicht den Fehler machen, zu glauben, dass Katastrophen­

Herausforderung selbst interessiert. Aber es gibt auch die Wissenschaft

szenarien Menschen dazu bewegen, mehr über den Klimaschutz nach-

für die direkten Belange der Menschen. Und da empfinde ich diese Rück-

zudenken. Ich denke, man muss auch immer die Vorzüge herausstellen.

kopplung als sehr wichtig. Klima betrifft im Sinne von Klimaschutz alle

Nehmen wir das Thema Energie: Ist es nicht völlig idiotisch, wie wir uns

Bereiche des menschlichen Lebens. Ich bin jemand, der gern den Kon-

gerade verhalten? Wir fördern Öl, schicken es mit Tankern irgendwohin.

takt mit anderen sucht. Und auch Kontroversen nicht scheut, solange sie

Es kommt dabei etwa, wie vor ein paar Jahren im Golf von Mexiko, zu

in vernünftigen Bahnen ablaufen.

einer riesigen Ölpest, weil ein Bohrloch explodiert. Wir verbrennen Öl und

86

raus-magazin sechs 2014


VISIONÄR Perspektiven zur Lebensgrundlage auf unserem Planeten

Benzin, wodurch CO2 freigesetzt wird und die Umwelt belastet. Wir be-

Und denken, alles sei in Ordnung. Würde CO2 den Himmel rot färben,

nehmen uns nicht wie ein Homo sapiens, nicht wie weise Menschen. Wir

würden sofort alle Alarmglocken läuten. Aber die ersten Auswirkun-

sind umgeben von sauberer und kostenloser Energie, und wir nutzen sie

gen sind spürbar. Die Temperatur nimmt zu, Gletscher schmelzen,

nicht. Und das ist dumm. Es geht nicht um Verzicht. Es geht darum, die

der ­Meeresspiegel steigt.

besseren Lösungen zu nutzen. Nicht die schlechteste aller Möglichkeiten. Und dennoch wird der Mensch als Mitverursacher des KlimaDie Kurve der globalen Erwärmung stagnierte zuletzt, sie spre-

wandels immer wieder in Frage gestellt? Das CO2 etwa soll

chen von einer Atempause. Inwieweit ist dies der Nährboden für

aus dem Meer kommen.Ja, diese Haltung gibt es. Sie nervt, denn

Klimawandelskeptiker? Was entgegen Sie ihnen?

man kann sie ganz einfach widerlegen. Die Weltmeere nehmen CO2

Es gibt im Wesentlichen zwei Kategorien von Skeptikern. Die einen sind

auf, weswegen sie saurer werden. Das kann man messen. Und das

Lobbyisten, die ihr veraltetes Geschäftsmodell in Gefahr sehen. Die neh-

bestreiten selbst die Lobbyisten nicht.

me ich nicht ernst. Mit ihnen kann man ohnehin nicht diskutieren, da sie lediglich Lobby-getrieben sind. Ihnen ist nahezu jedes Mittel recht, um die

Welche Reaktionen nehmen Sie auf die Erderwärmung, den

eigenen Interessen durchzusetzen. Und dann gibt es Skeptiker, die ernst-

Anstieg der Meeresspiegel sowie das Schmelzen der Gebirgs-

hafte Zweifel haben. Denen muss man die Zusammenhänge einfach bes-

gletscher und polaren Eismassen wahr? Und was müsste

ser erklären. Meine Erfahrung ist, dass diese Menschen Argumenten ge-

Ihrer Meinung nach geschehen? Wir haben einen gefühlten

genüber aufgeschlossen sind. Für mich kam im Übrigen diese Atempause

Klimaschutz. Man spricht in der Politik sehr viel darüber, aber es

nicht überraschend, ich habe bereits 2008

geschieht nichts. Und die Folge ist:

im Rahmen einer Studie davon gespro-

Es passiert genau das Gegenteil von

chen. Das hat weltweit großes Aufsehen erregt – heute, in unserer schnelllebigen Welt, weiß das keiner mehr. Zu 90 Prozent meiner Arbeit beschäftige ich mich mit diesen natürlichen Schwankungen, die den

"Es geht um den Erhalt der günstigen Lebensbedingungen auf diesem Planeten."

langfristigen Erwärmungstrend überlagern. Und die immer mal dazu führen, dass es

dem, was passieren müsste. Der CO2Ausstoß steigt. Jahr für Jahr. Selbst bei uns in Deutschland ist er in den letzten zwei Jahren gestiegen, nachdem er jahrzehntelang tatsächlich gefallen ist. Und die Politik steht dem mehr oder weniger hilflos gegenüber. Ich

mal nicht weiter geht mit der Erderwärmung. Mich würde es auch nicht

denke, es bedarf des Umbaus der weltweiten Energiesysteme. An-

großartig wundern, wenn es mal etwas kälter werden würde. Man muss

ders können wir das Problem nicht lösen. Die erneuerbaren Energien

mehrere Jahrzehnte betrachten, und wenn wir 30, 40, 50 Jahre in die

sind vorhanden, wir können sie nutzen.

Zukunft blicken, wird es im globalen Mittel mit Sicherheit wärmer werden. Welche globalen Szenarien sehen Sie, wenn momentanes Analysen und Datierungen von Luftbläschen in Eiskernen haben

Handeln fortgeführt würde? Klar ist, dass die Temperatur län-

ergeben, dass der heutige CO2-Wert einmalig ist ...Durch die Art

gerfristig weiter steigen wird. Was das im Detail bedeutet, weiß

unserer Energieversorgung verfeuern wir jede Menge fossiler Brenn-

man nicht. Wir gehen davon aus, dass extreme Wetterereignisse

stoffe. Dabei entsteht unweigerlich CO2. Das wiederum reagiert in der

sich häufen werden. Der Meeresspiegel steigt bereits und wird es

Atmosphäre kaum, hat eine lange Lebensdauer von über 100 Jahren und

weiter tun. Das kann durchaus bis zu einem Meter bis 2100 sein.

reichert sich daher in der Luft an. Wenn wir uns im Vergleich der letzten

Dies bedeutet für viele Inseln das Ende, aber auch riesige Pro-

800.000 Jahre den CO2-Gehalt ansehen, stellen wir fest, dass er noch

bleme für Länder wie Bangladesch. Es wird regional sehr unter-

nie so hoch lag wie heute. Ich erhebe gar nicht den Anspruch, genau zu

schiedliche Auswirkungen geben, aber eines ist wichtig, egal wo

wissen, welche exakten Folgen das haben wird. Aber wir führen doch

was passiert, es betrifft uns immer alle. Es wird die Sicherheits-

hier in gewisser Weise ein gigantisches Experiment mit unserem Plane-

lage in der Welt betreffen, vielleicht auch die Flüchtlingsströme.

ten durch. Wir steuern das Weltklimasystem in einem Maße, wie es noch

Die Folgen sind völlig unkalkulierbar. Und dazu kommt, dass unser

nie zuvor der Fall gewesen ist. Allein das sollte uns eigentlich zu denken

Wissen über das Erdsystem begrenzt ist. Es wird immer Überra-

geben. Wir tun hier etwas, das unglaublich ist, und merken es nicht ein-

schungen geben. Das macht mir mehr Angst als die Dinge, von

mal. Wir haben von der Natur keinen Sinn bekommen, können das CO2

denen ich weiß. Auch das Ozonloch über der Antarktis hat kein

nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken, nicht hören, nicht tasten.

Wissenschaftler vorhergesagt.

raus-magazin sechs 2014

87


foto // Maike Nicolai/GEOMAR

visionär

Wir steuern das " Weltklimasystem in einem Maße, wie es noch nie zuvor der Fall gewesen ist."

Fischfang auf der Ostsee vor Maasholm: Win-win-Situation durch neue Quoten

Was für ein Zeichen können Atomausstieg und Energiewende in

Zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt.

Deutschland global setzen? Wenn wir diese Themen wirklich ernst

Welche Rolle spielen die Weltmeere im Klimasystem? Die

nehmen und durchsetzen, hätte dies eine großartige Signalwirkung. Wir

Ozeane haben eine bedeutende Klimawirkung. Stichwort Golfstrom,

in Deutschland können das Klima nicht allein retten. Wenn wir aber die

Zentralheizung Mitteleuropas. Die Meere nehmen andererseits, wie

erneuerbaren Energien wirklich hoffähig machen, zeigen, dass wir mit

bereits angesprochen, auch CO2 auf. Und sie nehmen sehr viel Wär-

ihnen Wohlstand haben können, ihn vermehren können, und dies ohne

me auf. Daher ist die bisherige Erwärmung der Erdoberfläche, wo

fossile Brennstoffe und Atomkraft schaffen, kann das auch in anderen

wir leben, nicht so stark, weil eben auch viel Wärme in die tieferen

Ländern die Wende bringen.

Schichten der Meere gelangt ist. Aber es gibt auch eine Kehrseite. Zum einen ist der Klimawandel dadurch nicht so stark ausgeprägt, da die

Und dieses Signal ist realistisch? Vernünftige Lösungen setzen sich

Meere ihn durch diese Aufnahme von Wärme und CO2 abbremsen,

durch. Solange es diese aber nicht gibt, wird China weiterhin seine Kohle­

zum anderen hat es Auswirkungen auf die Meere selbst. Erwärmung

verbrennen. Bis etwas kommt, das dem ökonomisch überlegen ist.

und Versauerung sind Probleme für die Ökosysteme in den Ozeanen.

Deutschlands Verdienst ist, dass wir diese erneuerbaren Energien stärker

Und das ist nicht alles, es kommen noch sehr viele andere Dinge dazu:

vorangebracht haben als andere. Und es geht uns immer noch gut damit.

eingeleitete Gifte, Plastikmüll, Öl sowie Radioaktivität, etwa durch die

Der Druck beispielsweise in einem Land wie Frankreich, das noch stark

Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague oder die Ka-

auf Atomkraft setzt, wird wachsen. Und die Menschen werden auch dort

tastrophe von Fukushima. Dazu kommt die Überfischung. Keiner weiß

sagen, warum können wir das, was in Deutschland gerade geschieht, nicht

so genau, wann die Meeresökosysteme kippen werden. So können wir

auch bei uns umsetzen? Man darf die Energiewende nicht klein reden. Sie

nicht weiter machen. Irgendwann werden die Meeresökosysteme das

hat weit über die Grenzen Deutschlands hinaus eine enorme Bedeutung.

nicht mehr aushalten.

88

raus-magazin sechs 2014


visionär

Es wird immer " Überraschungen geben. Das macht mir mehr Angst als die Dinge, von denen ich weiß."

CO2 und H2O reagieren zu H2CO3, also Kohlensäure. Welche Konsequenzen befürchten Sie hinsichtlich der Versauerung der Meere? Alle Tiere, die Kalkstrukturen bilden müssen, angefangen von kleinen Kalkalgen über Mu-

Erstmals Kohlendioxidsensoren im Einsatz: Autonome Messbojen, sogenannte Floats, treiben frei in den Ozeanen und senden alle zehn Tage ihre Messwerte an die Heimatinstitute.

scheln und Krebse bis hin zu den Korallenriffen, leiden darunter. Krill beispielsweise steht am Anfang der Nahrungskette. Es ist kaum auszudenken, was hier passieren kann. Es lauert ein ökologisches Desaster. Und ich glaube, das ist kaum jemandem bewusst. Inwieweit ist die Versauerung messbar? Das lässt sich sehr genau messen. Seit Beginn der Industrialisierung, seit wir CO2 in die Luft blasen, ist knapp die Hälfte dessen, was beim Verfeuern fossiler Brennstoffe entstand, im Meer gelandet. Und auch die Versauerung selbst ist klar messbar. Der pH-Wert ist um 0,1 Einheiten nach unten gegangen. Das klingt nicht nach viel, bedeutet aber, dass der Säuregrad in den Meeren seit Beginn der Industrialisierung bereits um 30 Prozent gestiegen ist. Das sind alles harte Fakten. Die kann man nicht bestreiten. Ihr neues Buch „Das Ende der Ozeane – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden“ behandelt unter anderem diese Themen. Welche Hoffnungen wollen Sie damit transportieren? Ich hatte das Gefühl, den Meeren eine Stimme geben zu müssen. Lasst uns die Ozeane nicht als gigantische Müllkippe betrachten, sondern als etwas, von dem

Markante Klimaanomalien: durchschnittliche Oberflächentemperaturen der Jahre 2010-2013 in Referenz zu 1951-1980

foto // Arne Koertzinger/GEOMAR

grafik // nasa giss

das Wohlergehen der Menschen abhängt – in vielerlei Hinsicht.

raus-magazin sechs 2014

89


Oben links: frisch geschlüpfte­ Dorschlarven. Striktere Fischfangquoten können für Erholung sorgen. Oben rechts: Klimaforscher Mojib Latif. Unten rechts: Tiefseegarnele. Die Versauerung der Meere fürt zum ökologischen Desaster. Unten links: Ketten­ reaktion in der Nahrungskette. Australseeschwalbe füttert Küken mit Grundel, Mangawhai Harbour, Neuseeland.

foto // Jan Steffen/GEOMAR

foto // Ian Southey/GEOMAR

foto // Jan Steffen/GEOMAR

foto // Catriona Clemesen/Geomar

visionär

Kaum einer weiß, dass die Hälfte des Sauerstoffs aus biologischer Produk-

geschaffen, denen wir frönen. Aber die wahren Werte sind doch ganz

tion im Meer entsteht. Und was Ernährung und Fischfang betrifft, sind bis

andere. Dazu zählen beispielsweise Liebe, Familie und Freunde. Das gerät

zu einer Milliarde Menschen direkt oder indirekt von den Meeren abhängig.

in Vergessenheit.

Zum Thema Überfischung gab es in Ihrem Institut realistische

Was macht Ihnen Mut? Dass immer wieder Dinge passieren, die man

Lösungsvorschläge ... Es geht immer um die Frage: Müssen wir kurz-

nicht vorhergesehen hat. Wie beispielsweise die deutsche Wiederverei-

fristig den Gewinn maximieren oder nicht? Fast alle Weltmeere sind

nigung oder der Atomausstieg. Warum passieren diese? Weil es einfach

stark überfischt oder zumindest von Überfischung bedroht. Das müsste

Menschen gibt, die keine Lust mehr auf gewisse Dinge haben. Es entste-

nicht sein, wenn wir lediglich eine Perspektive von drei oder vier Jahren

hen Bewegungen, bei denen man einen langen Atem braucht. Wir alle

betrachten, den Planungshorizont etwas ausdehnen. Würde man die

müssen uns weiter einmischen. Und dürfen nicht locker lassen!

Fangquoten etwas mehr senken, könnte man hinterher umso mehr herausholen. Die Bestände könnten sich somit wieder regenerieren. Eine Win-win-Situation. Was können wir in unserem Alltag leisten, und wie kann Klimaschutz attraktiver werden? Ich versuche, wenn es irgendwie geht, immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zu fahren. Viele Leute empfinden das als Verzicht, das sehe ich nicht so. Es ist vielmehr ein Gewinn an Lebensqualität. Wenn ich das Auto stehen lasse, muss ich keinen Parkplatz suchen, ärgere mich weniger, spare Geld. Und Fahrradfahren macht mir zudem viel mehr Spaß. Wir haben uns Scheinwerte

Verlosung RAUS! verlost je eins von drei Exemplaren von Mojib Latifs aktuellem Buch „Das Ende der Ozeane – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden", erschienen im Herder Verlag. Schick einfach bis zum 15. Februar 2015 eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und beschreib uns ein Erlebnis, das dich persönlich wachgerüttelt hat.

überleben werden", erschienen im Herder Verlag.

90

raus-magazin sechs 2014



Foto // Image Source

angesagt

Spektakulär über Schnee Fun präsentiert: und Eis Jever Winterfunsport-Zentren Text // Benjamin Hellwig

Gewöhnlich kann jeder. Wer einen Winter voller abwechslungsreicher Adrenalinkicks erleben will, schaut links und rechts der klassischen Wintersportarten. Jever Fun stellt die drei Regionen Deutschlands vor, in denen es in der kalten Jahreszeit in Sachen Funsport zur Sache geht.

Hochschwarzwald Das größte Skigebiet nördlich der Alpen, mit 52 Skiliftanlagen

Snowbiken für eine geringere Sturzgefahr sowie kleinere

und faszinierenden Kombinationsmöglichkeiten: Bewegung,

Hebel­k räfte als beim alpinen Skifahren. Beim Geschwin-

­Action und Entspannung in der Natur. Im erweiterten Schatten

digkeitsbattle mit Freunden gehts hangabwärts durch die

des Feldbergs ist mehr drin als nur Ski- und Snowboardabfahrten.

Winter­luft. Perfekte Grundlage für ein anschließendes Jever Fun, dem alkoholfreien Durstlöscher.

Beispiel gefällig? Wer schon immer mal das Rad auf die Piste bringen wollte, kommt am Snowbike nicht vorbei. Die adre-

Weitere Winterfunsport-Optionen

nalingeladene Abfahrt mit dem Drahtesel auf Kufen garan-

Snowkiten, Schneeschuhwandern, Biathlon für Anfänger,

tiert ungewöhnlichen Fahrspaß und beschert dabei zudem

Rodeln mit Flutlichtanlage, Pistenbully-Fahrt, Eislaufen

ein kleines Trainingsprogramm. Rücken, Bauch und Beine sind im Dauereinsatz. Der niedrige Schwerpunkt sorgt beim

92

raus-magazin sechs 2014

Informationen unter www.hochschwarzwald.de


angesagt Runter vom Sofa, raus ins Freie

Berchtesgadener Land Die Region lockt mit sechs Ski- und Snowboardgebieten auf einer Gesamtlänge von mehr als 60 Kilometern, einer Beschneiungsanlage sowie internationalen Wettkämpfen. Optionen, die Foto // Joziii/Fotolia.de

Hänge auf spektakuläre Weise hinunterzujagen, gibt es zuhauf. Beispiel gefällig? Früher Holz- und Heutransportmittel, heute der Klassiker für Adrenalinjunkies: Rodelaction! Kilometerlange Rodelbahnen und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade warten auf dich. Bequem nach oben führt beim Hirscheckblitz Ramsau sowie bei der Rodelbahn Obersalzberg die Sessel- beziehungsweise Seilbahn. Wem die Fliehkraft in den Kurven nicht ausreicht, legt eine Schippe drauf. In originalen Rennbobs bringen dich Experten auf der Weltcupstrecke ins Ziel. Mit bis zu 130 Stundenkilometern gehts den 1.200 Meter langen Eiskanal am Fuße des Watzmanns hinunter. Für ein erfrischendes Finish sorgt im Ziel ein Jever Fun. Weitere Winterfunsport-Optionen Snowbike, Snowtubing, Zipflbob, Iglubau, Gleitschirmfliegen, Ballonfahren, Skispringen, Snowrafting Informationen unter www.berchtesgadener-land.com

Oberstdorf Foto // Marcel Jancovic/Shutterstock

Neben 128 klassisch nutzbaren Pistenkilometern und der höchsten Kabinenbahn Deutschlands mit einem 400-Gipfel-­ Panorama bietet Oberstdorf eines der spektakulärsten Alternativ­programme dieses Winters. Beispiel gefällig? Beim Snowtubing geht es in speziell angefertigten, luftgefüllten Schläuchen übers winterliche Weiß. Auf eigens dafür präparierten Pisten fegst du Richtung Tal – vorwärts, rückwärts, sitzend oder liegend. Manche behaupten, durch geschickte Gewichtsverlagerung dieser wahrhaftigen Winterreifen bleibst du sicher in der Spur. Andere sagen, Lenkversuche sind zwecklos. Buckel, Steilwandkurven und besonders abschüssige Abschnitte sorgen für zusätzliche Kicks. Highspeed bei idealem Schnee: 40 Kilometer pro Stunde. Der perfekte Abschluss des Downhill-­ Nervenkitzels gelingt mit einem Schluck friesisch-herbem Jever Fun. Weitere Winterfunsport-Optionen Snowbike, Skifox, Snowdeck, Tubing, Airboard, Eisstock­ schießen, Zorbing, Snowscooter, SMX, Skibockerl, Zipflracer Informationen unter www.oberstdorf.de und www.ntc-oberstdorf.de

raus-magazin sechs 2014

93


ausblick

Foto // berghaus

Auf zu neuen Gipfeln, Ufern, Freiheitsgefühlen. RAUS! liefert die Zutaten für Fernwehmomente und Alltagsabenteuer. Lass dich inspirieren für das Leben im Freien. Die nächste Ausgabe erscheint im März 2015.

impressum HERAUSGEBER Alexander Lehmann

MODESTRECKE/ORGA Ina Krug

VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986

FOTOGRAFEN Lorenz Holder, Dirk Wagener, Meerblickzimmer.de/Photocase. de, Osawa/Photocase.de, Fredrik Schenholm, Sebastian Wahlhuetter, Hohes Martin Zorn, Gemeinde Seelbach, Jörg Fink, Sophie Köhler, Jacob Garms, Keith Ladzinski, Nicolas Hairon/Altitude Films, Freddie Wilkinson, Mountain Hardwear, Philipp Strauss, Eagle Creek, Thomas Senf/Mammut, Rainer Eder/Mammut, Christoph Frutiger, Lars Wehrmann, Jan Steffen/GEOMAR, Arne Koertzinger/GEOMAR, Maike Nicolai/ GEOMAR, Catriona Clemesen/GEMOAR, Ian Southey/ GEOMAR, Image Source, Marcel Jancovic/Shutterstock, Joziii/ Fotolia.de, Berghaus, Clark Fyans/Red Bull Illume

CHEFREDAKTEUR Benjamin Hellwig | bh@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9969977 Editorial Design Outline-Graphix | Phone +49 431 6473173 | info@o-graphix.de

94

LEKTORAT Ina Krug, Alexandra Dinter

ANZEIGENLEITUNG Eliane Lehmann | e.lehmann@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9909658

ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate

MITARBEITER DIESER AUSGABE Michel Wende, Dirk Wagener, Dorothee Gödeke, Jef Verstraeten, Alexandra Dinter, Sophie Köhler, Jacob Garms, Ina Krug, Jonas Wagner, Svenja Haberkorn, Helen Brammer

ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986 | ISSN 2192-0206

raus-magazin sechs 2014

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für RAUS! in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstellungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien, insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen anderen Printprodukten, sowie Tonträger und Merchandising, Bildtonträger, Film, Hörfunk, Fernsehen, Software, Off- und Online-Dienste, Internet, CDRom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektro-nische und digitale Medien und Netzwerke, Domains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art. Das Inhaltspapier dieser Ausgabe wurde auf Recyclingpapier produziert, das vom Umweltsiegel BLAUER ENGEL zertifiziert ist.

Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:

Direkte Bestellmöglichkeit unter: www.www.terraoceanisverlag.de



und nun raus!

M

an weiß nie, wann ein Klick auf den Auslöser etwas Zeitloses hervorbringen kann.“ Heliski-

und Mountaineering-Guide Clark Fyans hat neben aller Sicherheitsausrüstung seine Kamera immer dabei. Auch, als John Jackson, Brad Cosgrove und Mark Landvik gerade erste gründliche Blicke auf mögliche Lines werfen. Beim Auftakt der Filmaufnahmen zu einem Segment von „The Art of Flight“ in den Tordrillo Mountains von Alaska heißen die Berge die Crew „mit unglaublichen Bedingungen“ willkommen. Und Clark schafft sich ein Erinnerungsstück an diesen ersten Moment. Seine Aufnahme findet einen Platz unter den Finalisten der Kategorie Illumination beim Red Bull Illume Contest 2013. Weitere Infos unter www.redbullillume.com

96

raus-magazin sechs 2014


Foto // Clark Fyans / Red Bull Illume

und nun raus!

raus-magazin sechs 2014

97


randnotizen

Ein Experiment er Alltag ist zuweilen alles andere als ein Abenteuer. Will man zur Abwechslung mal etwas Außergewöhnliches erleben, muss man notgedrungen kreativ sein und sich

Als wir am späten Nachmittag Bratkartoffeln machen

einiges einfallen lassen. Und so kam uns nach langem

wollen, stellen wir unser Kochelement direkt vor dem

Grübeln die Idee: Wir alten Outdoor-Hasen tarnen uns

Zelteingang auf und konstruieren uns mit einem bun-

als gewöhnliche Wochenend-Camper! Wenn diese Art

ten Klappstuhl in Seitenlage demonstrativ und für alle

Camper überhaupt ein ganzes Wochenende durchsteht.

gut sichtbar einen Windschutz. Unsere Nachbarn im

Von der Sorte, die drei Tage auf dem Campingplatz ver-

Zelt nebenan haben schließlich Mitleid mit uns und

bringen und anschließend stolz verkünden, sie seien der

leihen uns ihr Salatbesteck aus Kunststoff, das wir als

Zivilisation entflohen und hätten überlebt!

Pfannenwender zweckentfremden dürfen. Zum Glück stellt es sich als hitzebeständig heraus.

Großartige Planung gehört nicht zu den Stärken des Camp-Laien, deswegen fährt er (und so auch wir) recht

Am Ende brechen wir stadtverwöhnten Weicheier „we-

spontan los. Überwiegend unpraktische Dinge werden

gen des ungemütlichen Wetters“ schon frühzeitig auf

eingepackt: ein Kasten Bier, vier große Porzellanteller

und stellen auf der Heimfahrt zufrieden fest: Unser Ex-

und vier ebenso porzellanene Kuchenteller. (Man weiß

periment war ein voller Erfolg! Die Camping-Neulinge

ja nie, ob jemand, und wenn ja, wer zu Besuch kommt!)

haben unsere Nachbarn uns glatt abgenommen und

Außerdem zwei Packungen Sonnencreme, auch wenn

wenn wir ganz ehrlich sind: Wir selbst uns auch.

für die bevorstehenden Tage eher durchwachsene Temperaturen, Wolken und Regen angesagt wurde. Sicher ist sicher. Dafür werden ein paar essentielle Gerätschaften vergessen: Besteck, zum Beispiel. Oder Zahnpasta. Zwei Personen – nur ein Kopfkissen. Eine Pfanne, zwei Töpfe – aber weder Pfannenwender noch Kochlöffel. Einige Gläser mit Tomatensoße – aber keine Nudeln. Unser Zelt platzieren wir taktisch unklug und beabsich-

Wir alten Outdoor-Hasen tarnen uns als gewöhnliche Wochenend-Camper! Wenn diese Art Camper überhaupt ein ganzes Wochenende durchsteht.

tigt unerfahren unmittelbar hinter dem Pförtnerhäuschen, vor dem wiederum reger Verkehr herrscht. Autos

Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass selbst erfahrene

und Menschen kommen und gehen. Glücklicherweise

Treckingspezialisten beim Packen offenbar auch

ist auch das Waschhaus nahe bei, sodass uns kaum ein

manchmal mit den Gedanken ganz woanders sein

Toilettengang der uns umgebenden Bewohner entgeht.

können. Und dass Schusseligkeit wohl nicht vererbbar,

Und wir scheinbar ahnungslosen Camping-Anfänger

aber ganz eindeutig antrainierbar und ansteckend ist.

befinden uns mittendrin. Besser könnte es kaum sein. Noch hat uns niemand durchschaut und wir haben vor, dass es auch so bleibt!

98

raus-magazin sechs 2014

Helen Brammer

D

Text // Helen Brammer


ÜBER

DISTRIBUTED BY: GROFA® GMBH · WWW.GROFA.COM

mehr unter grofa.com/gopro


at h l e t: m a r K u s e d e r / O r t: t O r d r i l l O m O u n ta i n s , a K / F O t O : B l a K e J O r g e n s O n

CONQUER

THE UNKNOWN DAS F R E E TH I N KE R JAC KET M IT G O R E -TEX® PR O . E N T W I C K E LT F Ü R D I E A N S P R U C H V O L L S T E N B I G M O U N T A I N A B F A H R T E N . ENTDECKE MEHR AUF THENORTHFACE .COM

NEVER STOP EXPLORING


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.