AUSGABE 20 | 06 / 2014 | D 4 € A 4 € | Benelux/E/I 6 € | CH 12 SFR
o r F . e e n Sch ? d n Na u Der Audi . n e g n u g ek te Bedin f r e p d in s en im Land n e m g m n o u k g l il in d Alle Be Dynamik. W d n u n io is räz für mehr P
ert 8,5–4,9; 0 km: kombini 10 l/ in h uc ra Kraftstoffverb ert 199–129. g/km: kombini in en on si is m CO -E 2
. . s s i i E E sstt.. gie olg oie nlo ho cehcn e T T o o r r t t t t a a u u rq nedreq isned eis ee oro w w g g e e w w q/u qautattrt it it m m di.ed/e i. d d Q5 Q5 u u a a r r e e t t n n ru eherhu .M or.oM qu qautattrt on vovn
herein
Kraft der Überzeugung Der Glaube an das eigene Leistungsvermögen kann
den einen Moment und mit einem abrupten Ende.
Berge versetzen. Wenn wir etwas tun, was wir wirklich
Wir sprachen mit der Französin Liv Sansoz, die bei
wollen, aus unserem Innersten heraus, beruht es darauf,
ihren vielen Kletter- und Basejumping-Trips zahlreichen
dass wir dahinterstehen. Absolut und mitunter auch
herausfordernden Situationen ins Auge sah. Eine
kompromisslos. So überzeugt wir aber auch von einer
Begegnung mit dem entschlossenen Auftreten einer
Sache sind, manchmal liegen Steine auf dem Weg,
querschnittsgelähmten Kletterfreundin aber war es,
die ihn holprig machen oder gar versperren. Gründe
die ihr bis heute Energie verleiht. Zudem fragten wir
gibt es viele. Der Nebel des Alltags, Erschöpfung und
bei Klimaforscher Mojib Latif nach, der nicht müde
Müdigkeit, Zweifel. Wenn wir uns dem widersetzen
wird, seine aufweckenden Worte an andere zu richten.
wollen, brauchen wir Klarheit. Durch Momente an der
Und klar und überzeugt im Interview mahnt: „Es geht
frischen Winterluft, inspirierendes Handeln anderer,
um den Erhalt der günstigen Lebensbedingungen auf
Veränderung und Besinnung. Auch im Kleinen.
diesem Planeten.“
Dies ist die 20. Ausgabe des Magazins RAUS! und sie
Wir sind überzeugt davon, mit der Gestaltung des
steckt voller Geschichten, deren Motor der Glaube
Covers dieser kleinen Jubiläumsausgabe eine Kom-
ist – an sich selbst, einen Freund, eine Sache. Wir
ponente aufzugreifen, die sich vom Bisherigen der
haben Typen aufgespürt, die kleine und größere
noch jungen Geschichte des Titels abhebt. Und sind
Lebensträume in die Tat umsetzten. Wie ein paar
gespannt auf Rückmeldungen.
Snowboarder, die sich in Alaska an die steilsten Hänge ihres Lebens wagten. Und dort realisierten, dass es
Einen entschlossenen Winter
eher ihre Trips auf den Motorschlitten waren, die
und viel Spaß mit RAUS!
für brenzlige Situationen sorgten. Oder zwei urbane Entdecker, die in einer Rein-raus-Aktion zwischen zwei Brückenpylonen eine Hängematte spannten. Nur für Benjamin Hellwig | Chefredakteur
HÄNGEMATTEN MOMENTE ÜBER DER NEUEN DONAU
NACHGEFRAGT BEI KLETTERPROFI LIV SANSOZ
STEILE LINES BEIM SNOWBOARDTRIP IN ALASKA
KLIMAFORSCHER MOJIB LATIF ÜBER HERAUSFORDERUNGEN DER MENSCHHEIT
FREESKI-ANEKDOTEN AUS USBEKISTAN
WINTERFUNSPORT FÜR ADRENALINJUNKIES
KünstlerportrÄt Michel Wende Der Illustrator Michel Wende entwarf für die 20. Ausgabe von RAUS! vier Coverbilder, die sich die Gesamtauflage teilen. Michel Wende wird 1978 in Spremberg in der DDR geboren. Diese verlässt er 1984 mit seinen Eltern und seinem sechs Jahre älteren Bruder und wandert in die BRD aus: Bunte Läden, Kaugummis, Kuscheltiere, Familienstreit, Familienbande, Fahrradunfall, DDR-Fraggle, Knetfiguren, Jähzorn, Skateboardfahren, Musizieren, Abitur, Autodidakt, Stroboskop. Heute lebt Michel Wende in Kiel, von wo aus er als selbstständiger Illustrator und Auftragsmaler arbeitet. Er fertigt neben eigenen freien Arbeiten, sowohl kleinere Illustrationen für Flyer, als auch mehrere Quadratmeter große Wandbilder für seine Auftraggeber. www.michelart.de
4
raus-magazin sechs 2014
DURAND
VOM ERSTEN BIS ZUM MILLIONSTEN SCHRITT. Mit einer kompressionsresistenten Zwischensohle, einem integrierten Fersenkissen und einer technischen Gummilaufsohle ist der KEEN Durand Mid Waterproof bereit f端r die Langstrecke. Hergestellt in den USA in der KEEN-Fabrik in Portland, Oregon.
Inhalt
36
URBAN HANGTIME Eine Hängematte an einem spektakulären Ort sorgt für erhöhten Pulsschlag. Der Urban-Exploring-Trip offenbart die Spannungsverhältnisse im städtischen Raum. Und sorgt für einen kurzen faszinierenden Moment der Freiheit.
20 46
NATURNAH IM POWDER ZENTRALASIENS Kein Plan von Usbekistan? Eine Freeski-Kombo macht den Feldversuch. Abgefahrene Abfahrten und skurrile Anekdoten inklusive.
60
EXTREM FREERIDE ALASKA Es sind die steilsten Abfahrten seines Lebens. Snowboard-Pro Marc Smolla begibt sich in Lines, die an der Grenze des Machbaren liegen. Ein Abenteuer in den Weiten Alaskas, mit der ein oder anderen brenzligen Schrecksekunde.
INSPIRIEREND LIV SANSOZ Klettern ist ihr Leben. Sie sagt, halbe Sachen funktionieren nicht. RAUS! sprach mit der Französin über Motivation, Risiken und Unfälle.
68
ANZIEHEND Frostiges Wintervergnügen Ob Schneespaziergang oder Pisten spaß – diese Styles bringen dich gut durch den Winter.
AUF SPURENSUCHE WERKSPIONAGE BEI MAMMUT Im
86
schweizerischen Seon ticken die Uhren anders. RAUS! hat bei den Outdoorprofis hinter die Kulissen von Design und Seilerei geschaut. Einblicke in die Unternehmensphilosophie.
74
VISIONÄR NACHGEFRAGT BEI MOJIB LATIF Gedanken zu einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der 60-jährige Klimaforscher im Gespräch über die Dynamik des Klimas, Überraschungen und eine Stimme für die Ozeane.
03 WILLKOMMEN IM WINTER Herein bei RAUS! | 10 BILDERWELT AUFBRUCH Licht und Aktion, Formen und Bewegung. Der Winter wird stimmungsvoll. Die RAUS!-Gallery. | 16 NACHGEFRAGT OUTDOORFOTOGRAF LORENZ HOLDER Snowboard-Actionshots in beeindruckender Kulisse. Proportionen, künstliches Licht und innere Ruhe. | 32 SUPPORT EIN RUCKSACK VOLL HOFFNUNG Unterstützung für Obdachlose. | 34 NACHGEFRAGT LORRAINE HUBER Die Freeski-Athletin im Gespräch über Passion und Pulsschlag bei Wettkampf und Freizeit im Tiefschnee. | 42 FOLLOW YOUR FEET Einfach den Füßen folgen. Wir inspirieren für knackige Kurztrips, bei denen du garantiert auf andere Gedanken kommst. Und schaffen Platz für deinen Erfahrungsbericht. Mitmachen! Lohnt sich! | 44 FOTOCONTEST | EIGENLEISTUNG Stadt oder Wildnis ziehen dich ins Freie? Begib dich auf Entdeckungsreise – mit frischen Perspektiven. Der RAUS!-Fotocontest geht in die nächste Runde. | 52 NACHGEFRAGT Eagle Creek Der Konzern steht kurz vor seinem 40sten. Gedanken zur Haltbarkeit und Funktionalität von Reiseequipment: RAUS! hat bei der kalifornischen Brand ein paar Stimmen eingefangen. | 54 WEIHNACHTSVERLOSUNG Unser prall gefüllter Adventskalender soll dir die Zeit bis zum Fest versüßen. | 92 ANGESAGT VIEL SPASS DA DRAUSSEN Auch links und rechts der klassischen Wintersportarten lauert das Adrenalin. Skibiking, Snowtubing, Rodelaction: Die Funsport-Tipps für die kalte Jahreszeit. | 94 AUSBLICK UND IMPRESSUM | 96 UND NUN RAUS! | 98 RANDNOTIZEN Die RAUS!-Kolumne.
6
raus-magazin sechs 2014
Porsche empfiehlt
und
Potenziert auf das Wesentliche. Der neue 911 Carrera GTS. GTS. Das heißt: jede Menge Purismus – aber ohne Verzicht. 3 Buchstaben, die hohe Performance von der Rennstrecke mit hoher Sportlichkeit im Alltag vereinen. Mit mehr Leistung, satter Straßenlage, einem geschärften Design. Das ist alles, was zählt. Alles andere? Ist Nebensache. www.porsche.de/911CarreraGTS
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) innerorts 13,7–12,2 · außerorts 7,5–6,7 · kombiniert 9,5–8,7; CO2-Emissionen 223–202 g/km
FREDRIK SCHENHOLM
BERGANS OF NORWAY WIRD SEIT MEHR ALS 100 JAHREN VON LEIDENSCHAFTLICHEN OUTDOOR-ENTHUSIASTEN GETRAGEN. GEMEINSAM MIT ERFAHRENEN POLARFAHRERN UND ABENTEURERN ENTWICKELN WIR HOCHWERTIGE TECHNISCHE BEKLEIDUNG UND FUNKTIONELLE OUTDOOR-AUSRÜSTUNG, DIE DEN ANFORDERUNGEN DER WILDEN NORWEGISCHEN NATUR UNSERER HEIMAT GEWACHSEN SIND. UNSER ZIEL IST DABEI IMMER DAS ECHTE NATURERLEBNIS, UNABHÄNGIG VON JAHRESZEIT UND AKTIVITÄT.
EKSTREM TURGLEDE
bergans.de
SLINGSBY SERIES UNSERE NEUE SKITOUREN-KOLLEKTION „SLINGSBY SERIES“ WURDE IN ZUSAMMENARBEIT MIT PROFESSIONELLEN BERGFÜHRERN ENTWICKELT. SIE ZEICHNET SICH DURCH GERINGES GEWICHT, HOHE FUNKTIONALITÄT UND DEN VERZICHT AUF JEGLICHE UNNÖTIGE AUSSTATTUNGSDETAILS AUS.
Von der Geschichte inspiriert – für moderne Bergsportler entwickelt
Bei Bergans blicken wir in die Zukunft, ohne diejenigen aus den Augen zu verlieren, die uns den Weg bereitet haben – etwa der Bergsteiger William Cecil Slingsby. Von 1872 bis 1921 gelangen ihm zahlreiche Erstbesteigungen in Norwegen, weshalb er als Vater des norwegischen Alpinismus gilt. Slingsby liebte es, Grenzen zu testen und Neues auszuprobieren, auch bei der Ausrüstung – Eigenschaften, die wir schätzen und die perfekt zu unserem Profil passen. Wie vor hundert Jahren sind wir auch heute von optimaler Ausrüstung abhängig, um unsere Ziele zu erreichen. Von der Geschichte inspiriert, haben wir Slingsby eine Produktreihe gewidmet, in die unser gesamter Erfahrungsschatz geflossen ist. Sie besteht aus Hardshell, Daune, Softshell, Midlayern und Rucksäcken, die alle für bewegungsintensive Aktivitäten bei anspruchsvollen Witterungsbedingungen ausgelegt sind. Jedes Produkt der Kollektion ist nach einem von Slingsby bestiegenen norwegischen Gipfel benannt.
EIGENS FÜR SKITOUREN ENTWICKELT
Uranostind Insulated Anorak
Storen Jacket
Istinden Backpack 34L
bilderwelt
„Die im Wachen träumen, haben Kenntnis von tausend Dingen, die jenen entgehen, die nur im Schlaf träumen.“ Wols (1913-51), Eigentlich Alfred Otto Wolfgang Schulze, deutscher Maler und Grafiker
St. Moritz Oberengadin, Schweiz Ich war mit Markus Keller und David Bertschinger-Karg unterwegs. Wir fuhren mit der ersten Gondel auf den Berg. Während der gesamten Gondelfahrt konnten wir eigentlich nichts erkennen, da es einfach sehr, sehr plötzlich auf und die Sonne kam hindurch. Wir entdeckten diesen noch unverspurten Hang und entschlossen uns, dort schnell noch ein Foto zu machen. Die beiden hikten den Hang hinauf – ich löste aus. Kamera Canon 5D MK II | Objektiv 24-70 mm / 2.8 | Verschlusszeit 1/8000 | Blende 5 | ISO 100
10
raus-magazin sechs 2014
Foto // Lorenz Holder
stark schneite. Als wir oben ankamen, riss der Himmel
bilderwelt
raus-magazin sechs 2014
11
bilderwelt
12
raus-magazin sechs 2014
Foto // Lorenz Holder
bilderwelt
GroSShesseloher Brücke München In München liegt eigentlich nie genug Schnee, um in der Stadt wirklich snowboarden zu können, aber ab und zu kommt es dann doch vor. André Tröltzsch hat mir von diesem Spot schon des Öfteren erzählt und ich war sofort begeistert von seiner Idee. Als dann wirklich einmal genug Schnee lag, machten wir uns an die Arbeit. Die bestand vor allem darin, den Schnee mit Schubkarren in den Fußgängertunnel unterhalb der Eisenbahnschienen zu schaffen. Nach etwa drei Stunden Arbeit waren wir fertig und begannen unsere Session. Den Schwung für den Trick erreichten wir mithilfe einer ebenfalls hochgeschleppten Motorseil winde. Nach einiger Zeit hatten wir ein gutes Gefühl für das Timing und entschlossen uns, auf einen oben auf der Brücke entlangfahrenden Zug zu warten. Als dieser kam, entstand genau das Bild, das ich mir vorgestellt hatte. Die Mühe hat sich gelohnt. Kamera Canon 5D MK II | Objektiv 70-200 mm / 2.8 | Blende 4.5 | Zeit 1/1000 Sekunde | ISO 320 raus-magazin sechs 2014
13
bilderwelt
Powderkicker St. Anton Arlberg, Österreich Ich war bereits seit vier Tagen am Arlberg und es hatte die ganze Zeit geschneit. Wenn in den Bergen in kurzer Zeit sehr viel Schnee fällt, dann steigt die Lawinengefahr sehr stark an. Unsere Crew konnte eigentlich nichts anderes machen, als zu warten und ein paar kleine Kicker vorzubauen, die dann bei Wetterbesserung bereitstünden. Am fünften Tag war es so weit und wir beschlossen einen Spot zu fahren, der eigentlich direkt im Ort St. Anton liegt. Wenn man das Bild betrachtet, würde waren. Würde man die Kamera um nur fünf Meter nach rechts schwenken, käme dort ein großes Hotel ins Bild. Wir waren eigentlich mitten im Ort! Viel mehr war aufgrund der Lawinensituation einfach nicht möglich. Kamera Canon 5D MK II | Objektiv 70-200 mm / 2.8 | Blende 8 | Zeit 1/1000 Sekunde | ISO 100
14
raus-magazin sechs 2014
Foto // Lorenz Holder
man vermuten, dass wir mitten im tiefsten Backcountry
BERGHAUS,
and LIVE FOR ADVENTURE are registered trade marks of Berghaus Limited. HYDROLoft™ are trade marks of Berghaus Limited. © 2014 Berghaus Limited.
BEN LOMOND 4 IN 1 JACKE
EINE JACKE FÜR ALLE JAHRESZEITEN Die Ben Lomond 4 in 1 Jacke wurde für ganzjähriges Wandern entwickelt und kombiniert eine voll ausgestattete GORE-TEX©-Shell mit vier Taschen mit einer Hydroloft™ -Innenjacke mit BodymappingTechnologie für wahre Anpassungsfähigkeit in Sachen Temperaturund Feuchtigkeitsmanagement innerhalb des Kleidersystems.
BESUCHE UNS AUF WWW.BERGHAUS.COM ODER AUF UNSERER FACEBOOK-SEITE “BERGHAUS GERMANY”.
nachgefragt
Hinter der Linse Nachgefragt bei Fotograf Lorenz Holder Die Symbiose aus beeindruckendem Landschaftsbild und Snowboarder in Action ist das Markenzeichen von Fotograf Lorenz Holder. RAUS! hat nachgefragt beim 35-jährigen Münchner. Ein Gespräch über Proportionen, künstliches Licht und die innere Ruhe.
Hallo Lorenz, Snowboard-Actionshots
diese Grantler, die alles scheiße finden, was
In welchen Situationen verzichtest du
an ungewöhnlichen und spektakulären
sie nicht verstehen oder verstehen wollen.
auf den Blitz und setzt zu 100 Prozent
Spots – wie hat sich dieser Schwerpunkt
Das kann ich ignorieren. Wenn ich am Ende
auf natürliches Licht? Man kann mit
für dich entwickelt? Die Definition eines
mit dem Bild happy bin, ist das völlig okay. Es
künstlichem Licht auch viel kaputt machen,
guten Actionbilds ist für mich ein Landschafts-
muss ja auch nicht jeder gut finden, was ich
wenn du zu viel versuchst, wird es nicht
bild, in dem Action stattfindet. Ich möchte
mache. Aber es gibt auch positive Reaktionen.
unbedingt besser. Im Grunde versuche ich
gern die Schönheit zeigen, in der das Ganze
immer erst ohne künstliches Licht zu arbei-
stattfindet, die Action ist dabei nur ein Teil da-
Du setzt bei einigen deiner Bilder auf
ten, wenn ich merke, das Bild braucht es,
von. Der Idealzustand ist, wenn das Bild bereits
den Einsatz von künstlichem Licht. Wie
setze ich es ein.
ohne die Bewegung so gut wirkt, dass es sich
gehst du dabei vor, was fasziniert dich
jemand an die Wand hängen würde. Wenn in
daran? Mit künstlichem Licht kannst du Ele-
Bei manchen deiner Bilder fällt einem
dem gleichen Bild noch ein Sportler vorkommt,
mente einer Szene, die schön sind, aufhellen
der Snowboarder erst auf den zweiten
ist es für mich eine richtig gute Aufnahme.
und damit hervorheben und ins Auge des
Blick ins Auge. Welchen Stellenwert
Das hat sich entwickelt, ich gehe heute so vor,
Betrachters rücken. Gleichzeitig kannst du
haben diese Bilder für dich und deine
dass ich zuerst nach schönen und außerge-
Hässliches, Dinge die keiner sehen soll, im
Arbeit? Bestes Beispiel: Eines meiner
wöhnlichen Locations suche und dann dort die
Schatten lassen. So kannst du eine völlig neue
Bilder zeigt eine schwedische Stadt, in der
Augen aufhalte nach fahrbaren Spots.
Szene und ein anderes Feeling erschaffen,
ein Mann mit einem Hund spazieren geht.
etwas, das man so vor Ort gar nicht sehen
Einem Mädel habe ich das Bild auf Lein-
würde. Das ist manchmal fast schon surreal.
wand gezogen verkauft.
Welche Widerstände erlebst du an diesen speziellen Locations? Zum Teil ist es so, dass Außenstehende nicht kapieren, was ich mache. Eine Schneeschanze im Fußgänger tunnel unterhalb von Eisenbahnschienen, ohne Anlauf – das zu kapieren kann man auch von keinem verlangen. Es gibt dann aber auch
Das Idealziel ist, dass Leute deine Bilder erkennen, ohne dass sie wissen, dass sie von dir sind." "
16
Interview // Benjamin Hellwig Fotos // Lorenz Holder
raus-magazin sechs 2014
01.
02.
03.
04.
Polartec® Alpha® wurde ursprünglich für die U.S. Special Forces entwickelt und ist die erste Wärmeisolation, die wärmt, schützt und gleichzeitig ATMUNGSAKTIV ist. Im Gegensatz zu Daune oder anderen synthetischen Wärmeisolationsmaterialien handelt es sich bei Polartec® Alpha® um eine durchgehende, luftdurchlässige Strickkonstruktion. Sie trocknet 60% schneller als führende Isolationsmaterialien, verfügt aber über den gleichen Wind- und Wetterschutz. Kurz: Polartec® Alpha® liefert aktive Wärme für aktive Menschen. Mehr über unsere Stofftechnologien gibt es unter POLARTEC.COM 01. Millet | Touring Alpha Composite Jacket (M) w/ POLARTEC® ALPHA® 02. Kjus | Men FRX 3D Hooded Jacket w/ POLARTEC® ALPHA® 03. Houdini | W’s C9 Loft Jacket w/ POLARTEC® ALPHA® 04. Vaude | Bormio Jacket w/ POLARTEC® ALPHA®.
POLARTEC.COM
nachgefragt
Was ziehst du aus dem Austausch mit
Eine Schneeschanze " im Fußgängertunnel unterhalb von Eisenbahnschienen, ohne Anlauf - das zu kapieren kann man auch von keinem verlangen."
anderen Fotografen? Manchmal tauschen wir uns über Technik aus, dann wird das eher so ein Nerd-Talk. Was benutzt du, funktioniert das, wie ist dein neuer Blitz? Manchmal geht es auch um Projekte, man schanzt sich gegenseitig Aufträge zu. Selten geht es dabei um bereits aufgenommene Bilder. Unter befreundeten Kollegen ist die Fotografie nicht ausschließlicher Gesprächspunkt, es ist vielmehr ein Austausch über Ideen und zukünftige Projekte. Ein weiterer deiner Schwerpunkte sind
Sechs Wochen später bekam ich eine E-Mail
Landschaftsaufnahmen. Worin liegen
von ihr, in der sie mir sagte, dass sie jetzt den
deiner Meinung nach die markantesten
Snowboarder rechts oben auf dem Flachdach
Unterschiede zur Actionsport-Fotografie?
eines Hauses entdeckt hat. Das Bild hat also
Bei der Actionsport-Fotografie ist immer Trubel
bereits ohne den Snowboarder funktioniert. Für
und auch ein gewisser Zeitdruck. Vorberei-
mich persönlich fehlt diesen reinen Naturauf-
tungen werden getroffen, wie der Bau einer
Nach deinem Gewinn des Red Bull
nahmen etwas, und auch dem Trick würde
Schanze, und dann geht es los und du musst
Illume Contest im letzten Jahr hat sich
ohne die Szenerie etwas fehlen. Eine wichtige
bereit sein. Wenn ich Landschaftsaufnahmen
der Rummel darum inzwischen sicher
Frage dabei: Wie klein darf der Snowboarder
mache, ist das der Gegenpol dazu. Die totale
etwas gelegt. Auch wenn man derartige
sein, damit er nicht untergeht? Wenn die Pro-
Ruhe in der Natur, ich suche mir meinen
Erfolge nicht einplanen kann – was sind
portionen genau richtig sind, die Symbiose der
Winkel, warte, manchmal ewig, bis das Licht
deine nächsten Wünsche und Ziele? Das
beiden Welten stimmt, freue ich mich.
gut ist. Dieses Arbeiten bedeutet mir eine
mit dem Gewinn des Contests, das passiert
innere Ruhe. Ich komme runter, gerade nach
einfach. Bis zum nächsten Illume Contest
Welche Tipps kannst du für den Einstieg
langen Bürotagen ist das sehr entspannend.
bleiben immer drei Jahre Zeit, die ich dafür
in einen kreativeren Umgang mit dem
Andere Leute machen Yoga, ich gehe foto-
nutze, so gut wie möglich zu arbeiten. Ich
Kameraequipment geben? Immer versu-
grafieren. Vielleicht ist das auch ein bisschen
glaube, dass die Art, wie ich fotografiere, sich
chen, die Augen offen zu halten! Alles, was
wie ein Hobby für mich. Generell macht mir
ganz gut mit der Philosophie des Contests
einen selbst interessiert, festhalten. Manchmal
Fotografieren wahnsinnig viel Spaß, da ist
verträgt. Künstlerisch angehaucht – im Grunde
hilft ein „out of the box“-Denken. Was könnte
manchmal die Grenze zwischen Arbeit und
eine perfekte Plattform für meine Fotografie.
man anders machen als alle anderen? Das
Freizeit schwer zu ziehen. Ich habe dreijäh-
Und diese Art macht mir am meisten Spaß.
muss nicht viel sein und auch im Rahmen der
rige Zwillinge – eine einsame Wiese, auf der
Ein paar Projekte für das nächste Mal sind
eigenen Möglichkeiten bleiben. Ich glaube, man
ich einmal auf den Auslöser drücke, tut da
bereits in meinem Kopf. Ich darf das nur
darf sich nicht zu viel an anderen orientieren.
manchmal ganz gut, um dem Trubel zu Hause
noch nicht verraten (lacht).
Davon muss man sich lösen, um sich selbst
ein wenig zu entfliehen.
Gedanken über eigene Aufnahmen machen zu können. Das sind große Schritte in die richtige Richtung. Das Idealziel ist, dass Leute deine Bilder erkennen, ohne dass sie wissen, dass sie von dir sind. Das passiert nicht von heut auf morgen. Aber man kann auf diesen eigenen Stil hinarbeiten.
weitere Infos unter www.lorenzholder.com
18
raus-magazin sechs 2014
SYMPATEX.COM
DYNAMIC PERFORMANCE
WATERPROOF BREATHABLE WINDPROOF
naturnah
Freeskiing
Gipfelh채ngen auf usbekischen
Text & Fotos // Dirk Wagener
20
raus-magazin sechs 2014
Naturnah Winterabenteuer in den Ausl채ufern des Tian-Shan-Gebirges
Ein Aufbruch nach Zentralasien berauscht die Sinne einer Freeski-Kombo. Tief verschneite Ridges, ein imposanter Mehrzweck-transporthubschrauber aus Sowjetzeiten und die Exotik und Gastfreundschaft Usbekistans. Dazu das eine oder andere Gl채schen Wodka. Na sdorowje!
raus-magazin sechs 2014
21
naturnah
Mützentauschkandidaten beim ersten Sondierungstreffen
Z
usammen mit einem Völker-Mischmasch aus über 300 russisch, islamisch, asiatisch und turkmenisch anmutenden Gesichtern sitzen
wir im gewaltigen Bauch einer betagten Iljuschin II-96 und donnern nach einer Zwischenlandung in Moskau mit 870 Stundenkilometern und dem Schub von vier Triebwerken Richtung Zentralasien ins Tian-Shan-Gebirge. Zielflughafen ist Taschkent, die Hauptstadt der ehemaligen und 1991 unabhängig gewordenen sowjetischen
Wir drei West-Touris sind nach langer Planung fast am Ziel unserer
Teilrepublik Usbekistan.
Skiträume – dem gewaltigen, einsamen und über 4.000 Meter hohen usbekischen Teil des Tian-Shan-Gebirges. Zur unseligen Ankunftszeit
Fast so viele Dienstjahre wie deren seit 1991 amtieren-
um 2.30 Uhr in der Nacht landet die alte Tante Iljuschin mit uns mittel-
der und mitnichten demokratisch gewählter Präsidial-
alten Freeride-Weltenbummlern dann endlich in Taschkent. Umringt
Diktator hat unser Sowjet-Großraumjet auf dem Buckel.
von Menschen im Wiedersehenstaumel, die alle braune Mäntel und die
Man sieht es ihm an. Mal springen die Gepäckfächer wie
traditionelle russische Fellmütze „Schapka“ tragen, empfängt uns un-
von Geisterhand auf, mal wabert weißer Nebel aus der
ser Reisebegleiter und Russlandexperte Mathias Andrä an der letzten
Klimaanlage, ständig ertönen irgendwelche Signallaute
Drahtzaunschleuse des Ostalgie-Flughafens. Hundemüde steigen wir in
und die Rücklehnfunktion an unseren Sitzen ist selbst-
einen dort wartenden ISUZU-Kleinbus und wollen nach der langen Reise
verständlich defekt. Trotzdem, es gibt keinen Grund für
nur noch ins Hotel und in die Horizontale. Sechs Schweizer Mitreisende
Iljuschin-Bashing oder Aeroflot-Spott. Das dicke Ding
unserer Truppe hatten weniger Glück. Ihre Ski- und Boardbags sind bei
fliegt stabil wie ein Albatros und hat einen Innenraum
der Zwischenlandung am Moskauer Flughafen Scheremetjewo hängenge-
wie der Kuppelsaal der Wiener Philharmoniker.
blieben. Gleich ganz hängengeblieben ist der US-Amerikaner Brent. Sein Flug von Idaho endete wegen Schneechaos schon am JFK-Airport in New York. In einem mehrstöckigen Innenstadt-Hotel schlafen wir genüsslich unseren Jetlag aus und gönnen uns am Mittag eine Stadtrundfahrt durch die fast drei Millionen Einwohner zählende Metropole, in der aufgrund von sowjetischen Umsiedlungsmaßnahmen ein wilder Völkermix von über 60 Nationalitäten miteinander verquirlt wurde. Mittlerweile zeichnet sich auch ein möglicher Anflug von US-Boarder Brent sowie des eidgenössischen Equipments ab. Nicht vor dem Morgengrauen des darauffolgenden Tages allerdings. Die Sonne, die vom blauen asiatischen Himmel blitzt, die ungewöhnlich tiefen Temperaturen, die Schneefälle der vergangenen Tage und nicht zuletzt die sehnsüchtigen Blicke, die wir Richtung Berge werfen, führen wohl dazu, dass wir nicht länger in der Hauptstadt abhängen müssen, sondern als Vorhut ins Tian-Shan-
Volle Konzentration ohne Freeride-Konkurrenz
22
raus-magazin sechs 2014
Gebirge entsandt werden.
DISCOVERY
FÜR ALLE ANDEREN GIBT ES DAS INTERNET 51° 7‘ 22.8“ S 73° 6‘ 57.6“ W, Torres del Paine, Chile landrover.de
Verbrauchs- und Emissionswerte: Kraftstoffverbrauch (l/100 km) innerorts 14,4–8,6, außerorts 9,9–7,3, kombiniert 11,5–7,8; CO2-Emission 269–207 g/km, CO2-Effizienzklassen D, B. Messverfahren RL 80/1268/EWG.
naturnah
Endlich erreichen wir die schmuddelig-braunen Vororte, spüren die knietiefen Schlaglöcher in den Lendenwirbeln und wundern uns über in der Sonne glänzende Schweinehälften neben den Hauseingängen oder marodierende Hühnerbanden am Straßenrand. Schließlich rattern wir auf einer langgezogenen Betonpiste an schneebedeckten Feldern und am verfallenen Örtchen Olmaliq vorbei und sehen die weiß glänzenden Meistens die Nummer eins beim Pokern und im Powder: Akki auf Tuchfühlung
Ausläufer des Tian Shan im goldenen Spätnachmittagslicht am Horizont glühen. Das Gebirge ist gewaltig groß und erstreckt sich über die Staatsgebiete von Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und China. Wir bekommen eine Vorahnung davon, warum Tian Shan im Chinesischen „Himmlische Berge“ bedeutet.
Bereits nach etwa zehnminütiger Fahrt durch die City geraten wir in eine Polizeisperre und müssen warten.
Unser Quartier ist ein Areal mit ziemlich in die Jahre gekommenen
Ein Konvoi passiert die abgeriegelte Straße vor uns. Oleg,
ehemaligen Parteibonzen-Hotels direkt am türkisfarbenen Achangaran-
unser Kleinbusfahrer, erklärt was los ist: „Unser Staats-
Stausee. Mehrere von den pyramidenartig gebauten Betonblöcken stehen
präsident ist schon 86, fast drei Jahrzehnte im Amt. Und
nebeneinander. In dem ganz links gibt es sogar eine vom Klassenfeind
zweimal pro Tag, wenn er die halbe Stunde von seinem
importierte Bowlingbahn, im maroden und einsturzgefährdeten Exemplar
Wohnsitz zum Regierungspalast fährt, werden die kom-
ganz rechts wurde der Parterre-Bereich zu Ziegenställen umfunktioniert.
pletten Straßen auf seiner Stadtroute gesperrt, damit er
Wir wohnen in der Mitte. Das Abendessen ist überraschend gut und ein
freie Fahrt hat“. Uns amüsiert nicht nur diese skurrile
Mix aus türkisch-arabischen und russischen Speisen. Für die üppige
kleine Machtdemonstration einer Quasi-Diktatur, sondern
Fleischeinlage musste vermutlich ein Lamm von nebenan dran glauben.
auch die Tatsache, dass wir vom Präsidenten höchstper-
Pro vier Personen sind als Gratis-Tischgetränk zwei Flaschen Wodka im
sönlich ausgebremst werden. „Gut, dass er seine Mittags-
Preis mitinbegriffen. „Na sdorowje“ lassen wir den russischen Trinkspruch
und Kaffeepause nicht zu Hause macht“, grummelt Akki
ein ums andere Mal erklingen. Mit dem Wodka läuft das hier wie mit der
im Hinblick auf die Mobilität der Bewohner Taschkents.
Bierversorgung in einer Kölsch-Kneipe durch den Köbes. Ist das Glas leer,
Wir rollen weiter. Durch zerfallene russische Wohn-
wird sofort nachgeschenkt. Bis zum Abwinken. Kilian hat mir verraten,
blocks, chaotischen Verkehr, üppige Prachtbauten und
dass man vor dem Wodka-Trinken ausatmen soll, dann knallt das Zeug
quirlige Geschäftsviertel. Langsam dämmert uns, warum
nicht direkt ins Hirn. Ich versuchs, verschluck mich fürchterlich und bin
Taschkent zu deutsch „Steinstadt“ bedeutet.
nicht nur blau, sondern auch blau angelaufen. Aber der Nachschub rollt unaufhaltsam, denn eine Flasche Wodka kostet hier gerade mal drei Euro. Der Abend nimmt seinen Lauf.
24
raus-magazin sechs 2014
naturnah
Obwohl wir bunte Bommelmützen tragen, haben wir einen Helm auf, als
Weshalb das so ist, krächzt mir Mathias unter heulen-
wir am nächsten Morgen bei perfektem Bluebird-Wetter vor unserem
dem Lärm der Heli-Turbinen ins Ohr: „Es gibt nur zwei
riesigen Helikopter stehen. Wir, das ist eine bunt gemischte dreizehn
dieser Hubschrauber hier in Usbekistan. Mit dem einen
köpfige Freeride-Kombo aus sechs Schweizern, fünf Deutschen und zwei
fliegen wir gerade, der andere steht in Taschkent und
US-Amerikanern, die sich durch den perfekt Russisch sprechenden Chef-
könnte uns im Notfall helfen.“ Warum er im Konjunktiv
organisator Mathias Andrä im hintersten Winkel Asiens eingefunden hat.
spricht, darüber denke ich besser nicht nach. Ich ge-
Vor zehn Jahren war Andrä zum ersten Mal hier, ab 2006 dann mit kleinen
nieße lieber den Blick aus dem Heli-Bullauge auf die
Gruppen. „Ich habe mal in Kühtai in Österreich jemanden getroffen, der
unglaublich imposante Bergwelt. So fette und exotische
für Warren Miller die Filmorganisation gemacht hat. Der hat mir erzählt,
Gipfel mit unzähligen tief verschneiten Ridges habe ich
dass kurz hinter Taschkent auf 400 Meter der usbekische Tian Shan an-
noch nie zuvor gesehen.
fängt und bis auf 4.600 Meter hochschießt. Zusammen mit ergiebigen Schneefällen im Januar und Februar ergeben sich dadurch die längsten
Das Gebiet, durch das unser MI-8 gerade schwerfällig
Freeride-Lines auf diesem Planeten”, erzählt Mathias. Er muss es wissen,
tuckert, ist so groß wie Tirol. Man kann vielen Runs sogar
denn in „Mission Powder“ war er schon viel unterwegs – vom heimischen
noch eigene Namen geben – sozusagen eine Wodka-
Riesengebirge über Japan und den Kaukasus bis nach Alaska.
Taufe nach Erstbefahrung. Die German-, Japanese- oder Slovenian-Towers gibt es bereits in der Nomenklatur,
Auch wir können es kaum erwarten, die unglaublich langen Runs im
dann noch die Runs rund um den Triangolar, weil sie von
himmlischen Gebirge unter die Planken zu nehmen. Das Transportvehikel
oben fast wie ein Mercedes-Stern aussehen, ebenso die
dazu ist wahrlich einzigartig. Ein Omnibus der Lüfte für 16 Insassen, der
Hänge des Kaptarkomirch, die im Glanz der Sonne an
in der Erstversion vom russischen Konstrukteur Michael Mil als Mehr-
einen silbernen Vogel erinnern, oder das riesige Areal
zweckhubschrauber entwickelt wurde und 1967 in Serienproduktion
des Padir – zu deutsch Onkel – das die längsten Runs
ging. 18 Meter lang ist das Baby, hat fünf Rotorblätter und eine Spann-
mit über 2.000 Höhenmetern und bis zu zehn Kilome-
weite von 23 Metern. Im Cockpit sitzt ein Trio aus Pilot, Kopilot und Bord
tern Streckenlänge aufweist. Wir steuern zum Einstieg
ingenieur, die den Brummer theoretisch bis auf Gipfelhöhen von 7.200
den Ichnatch an und landen auf knapp 3.800 Meter am
Meter fliegen können. Entschieden zu hoch und viel zu dünne Luft für
Slovenian Tower. Im Schneekristall-Hagel und Lärm
uns Bleichgesichter. 4.000 Meter werden unsere magische Grenze sein.
chaos schmeißt der Riesenheli uns im Schwebeflug raus,
Während die Triebwerke zünden, ohrenbetäubender Lärm erklingt und
rauscht blitzschnell wieder ab und verschwindet hinter
aus dem Turbinenrohr ein beindicker Feuerstrahl züngelt, heben wir ab
der nächsten Felswand. Dann herrscht absolute Stille.
in usbekische Powder-Träume. Kaum vorstellbar, dass man in einem so
Tief beeindruckt blicken wir auf die atemberaubende
riesigen Gebirge die einzige Crew ist, die hier per Helikopter, beziehungs-
Kulisse und die verschneiten Flanken und Bergketten,
weise per Ski oder Board unterwegs ist.
von denen wir zu allen Seiten umgeben sind.
Links: Sperrgepäck im LadaKofferraum – Auf dem Weg nach Chimgan wird jeder Pkw zum Taxi. Mitte: Beinfreiheit im Cockpit des MI-8 – Pilot und Kopilot mit Ruhepuls Rechts: Frischluftkur durchs Bullauge des MI-8 – „Die Scheiben einfach lässig nach oben geklappt.“
Das dicke Ding fliegt stabil wie ein Albatros und hat einen Innenraum wie der Kuppelsaal der Wiener Philharmoniker. raus-magazin sechs 2014
25
naturnah Basarfreuden: Kilian, Rindfleisch, Metzger
„Mit Wodka bekommt man alles lecker“, denke ich mir und spüle die Rote-Beete-Suppe, den Dicke-Bohnen-Salat und Ziegen-Döner mit einem vollen Schnapsglas durch die Kehle. Gegen diesen Brandsatz hat keine Salmonelle auch nur den Hauch einer Chance. Als weitere Beilage zum Dinner erklingen mittlerweile dumpfe Techno-Beats der 90er im riesigen, aber menschenleeren Speiseraum des Ostalgie-Bunkers. Man könnte jetzt mal lässig die Hüften und das Tanzbein auf dem verfleckten FlokatiTeppich schwingen. Aber leider besteht die anwesende Community ausschließlich aus Männern. Null Chance die Puppen tanzen zu lassen. US-Gast Jeff analysiert die Situation goldrichtig: „Zu Hause bei uns in L.A. nennt man so etwas Sausage Festival.“ Bevor wir uns und unsere Würstchen hier zur Wurst machen, hat Akki einen anderen Vorschlag für ein Abendprogramm in gepflegter Herrenrunde: Ein hochdotiertes Pokerturnier. Die Würze bekommt das Ganze nicht nur durch die flackernde Neon-Beleuchtung und das antiquierte Holzmobiliar, sondern vor allem durch die usbekische Währung namens SUM. Die gibts nur in Scheinen und deren kleinste Einheit sind Tausender. Drei dieser Tausender entsprechen gerade mal dem Betrag von einem Euro. Die voranschreitende Dauerinflation im Land führt dazu, dass jeder Usbeke Geldwechsler ist – vom Zimmermädchen bis zum Helikopterpiloten, alle gieren nach Dollars und Euros, die man als Altersvorsorge entweder in Goldzähne umwandelt oder unter dem Kopfkissen versteckt. Zückt ein Typisch für die Runs hier sind steile Gipfelhänge von
Tourist beispielsweise eine 100-Euro-Note, kommt erst Glanz in die Augen
etwa 500 bis 600 Höhenmetern und darauf folgende
des Einheimischen und dann eine riesige Plastiktasche zum Vorschein, aus
lange Cruising-Passagen mit über 1.000 Höhenmetern.
der bündelweise Geldpakete gefischt werden, um die irrwitzige Monopoly-
Los geht es. Endlich tauchen wir in den Powder Asiens
Summe von 300.000 SUM in dicken Batzen auf den Tisch zu blättern. Zählen
ein, filmen und fotografieren was die Kameras und Spei-
kostet zu viel Zeit. Man vertraut einander. Und wenn mal ein Tausender
cherkarten hergeben, sehen den dicken Truppentrans-
fehlt, was solls? Sind ja nur Peanuts. Mit diesen Peanuts lässt sich allerdings
porter dann irgendwann unten auf einem Schneefeld
gut pokern, schließlich hat man bei den Geldstapeln, die irgendwann auf
parken und lassen uns wieder zu neuen Zielen shutteln.
dem Tisch liegen, das Gefühl, es geht um astronomische Einsätze.
Am dritten Gipfelplateau wuselten vor uns schon andere Tian-Shan-Bewohner herum. In alter Fährtensucher-
Genau wie die usbekischen Powder-Hänge hat Akki auch das Poker-
Manier identifizieren wir die frischen Tatzenspuren von
turnier und seine Gegenspieler fest im Griff. Dank ihm und seiner Ge-
drei Schneeleoparden, die wir später aus dem Helikopter
winnsträhne bessert sich unsere Teamkasse um satte 400.000 SUM auf.
auch live zu Gesicht bekommen und bei ihrem Streifzug
Entnervt von Akkis Bluffs, seinen üppigen Gewinnen mit mittelmäßigen
durch den Tiefschnee Tempo aufnehmen sehen.
Blättern und entscheidenden Assen im richtigen Moment, streckt der Schweizer Benni als letzter die Flügel und resümiert trocken: „Der Akki
Zehn fette Runs haben wir auf dem Tacho, als wir ge-
hat so ne große Schnauze, wenn der irgendwann mal stirbt, dann müssen
gen 15.30 Uhr den Abflug zu unserem Ausgangspunkt
sie seine Klappe separat totschlagen!“ Bluffen will eben gelernt sein.
am Stausee antreten. Mit müden Beinen und von der südlichen Höhensonne geröteten Gesichtern schleppen wir uns in unsere Zimmer – natürlich nicht, ohne vorher noch einige Gläschen des hochprozentigen National getränks zu konsumieren. Jenes wartet auch beim Abendessen wieder auf uns.
26
raus-magazin sechs 2014
Zählen kostet zu viel Zeit. Man vertraut einander. Und wenn mal ein Tausender fehlt, was solls? Sind ja nur Peanuts.
BEI JEDEM WETTER
ERLEBE DEN UNTERSCHIED
WASSERDICHT
WINDDICHT
ATMUNGSAKTIV
Lass das Wetter Wetter sein und genieße den Moment. GORE-TEX® Produkte bieten dir Komfort und langlebigen Wetterschutz, dem du vertrauen kannst. Garantiert! Entdecke mehr auf gore-tex.de/experience facebook.com/GORETEXeu © 2014 W. L. Gore & Associates GmbH. GORE-TEX, GUARANTEED TO KEEP YOU DRY, Gore und Bildzeichen sind Marken von W. L. Gore & Associates
naturnah
Die Berge des Tian Shan thronen über dem Achangaran-Stausee.
Gewichtige Landung: Brummer mit Schneekontakt
Dieselben Schleierwolken, die sich am nächsten Morgen
nur fassungslos dasteht und sich wundert, wie in diesem Quasi-Entwick-
am Himmel zeigen, benebeln auch unsere Brummschä-
lungsland bei aller Einfachheit und Armut trotzdem alles funktioniert.
del. Aber der Heli startet trotzdem und im Laufe des
Einen Ausflug zum riesigen Basar in Taschkent machen wir bei Dauer-
Tages lichtet sich der Wodka-Dunst im Hirn und am Ho-
regen. Das ist sehr gut, denn was hier als Wasser vom Himmel kommt,
rizont. Die Lines heute sind wieder einfach ohne Worte
ist in den Bergen Schnee. Bei der Fahrt in die graue Stadt sehen wir
und stehen dem ersten Tag in nichts nach. Bedenklich
nicht viel, denn die Scheiben des 18-sitzigen Kleinbusses sind komplett
ist einzig, wie schnell man sich an den Luxus des Freeri-
beschlagen – von innen und außen. Aber die Basarstände sind zumeist
dens per Heli-Unterstützung gewöhnt. Kraxelt man in den
überdacht – mit alten Wellblechbahnen oder verspannten PVC-Folien.
Alpen als tagesfüllende Aufgabe einen Hang stundenlang
Offeriert werden Kleidungsstücke wie aus Tausendundeine Nacht, Fell-
hoch, um eine einzige Abfahrt auf dem Tiefschnee-Konto
mützen, Sultan-Gewänder und Hochzeitsroben, Schumacher-, Kesselflic-
verbuchen zu können, geht das hier im Tian Shan im
ker- und Friseurdienste, handgeknüpfte Teppiche, Elektronikzubehör aus
30-Minuten-Takt. Per Hubschrauber schmelzen die Hö-
dem Mobilfunk-Gründungszeitalter sowie gefakte Fußballtrikots von Real
henmeter dahin, wie Pappschnee in der Frühlingssonne.
Madrid oder dem FC Barcelona. Es gibt Stände mit zu Pyramiden aufge-
Was hatten wir uns auch Gedanken gemacht, wie es
häuften und verführerisch duftenden Gewürzen, stapelweise Fladenbrot,
möglich wäre, aus dem Heli zu filmen. Die Sache war
Frauen, die Quark und Frischkäse in riesigen Plastik-Wäscheschüsseln
schon nach fünf Minuten Flug geklärt, als der russische
feilbieten, Männer, die auf einem kleinen Tischchen blutrot leuchtende,
Bergführer Denis Grigorev sah, dass wir die Linsen unse-
rohe Fleischstücke vom Rind präsentieren oder die allgegenwärtigen Gar-
rer Kameras unbeholfen an die Heli-Bullaugen drückten.
küchen mit ihren auf dem Grill dampfenden Schaschlik-Spießen und brut-
Mit den Worten: „Don’t you want to open the windows?“,
zelnden Suppen in verbeulten Töpfen. Wir gönnen uns diverse knoblauch-
legte er zwei Hebel oberhalb der runden Fenster um und
schwangere Snacks, beschließen aber, den Abend in einem traditionellen
klappte die Scheiben einfach lässig nach oben. Kamera
Taschkenter Restaurant ausklingen zu lassen. Nicht nur die Speisekarte,
raus, Kopf raus – im MI-8 alles kein Problem.
sondern auch die angebotene Bauchtanz-Performance klingt verlockend. Auch wenn die Entfernungen in der usbekischen Millionenmetropole
28
Skifahren in Usbekistan lebt natürlich auch vom Reiz
gewaltig sind, muss man nicht erst lange nach einem Taxi Ausschau hal-
des Reisens. Mittelasiens Exotik und Gastfreundschaft
ten. Einfach an den Straßenrand stellen, Hand raus und Sekunden später
kombiniert mit der Multikulti-Menschenmixtur der alten
hält das erstbeste Privatauto an. Jeder Pkw hier in Taschkent ist ein po-
Seidenstraße. Überall herrscht ein wildes Durcheinander
tenzielles Taxi, in dem man für einen lächerlichen Minibetrag von A nach
und sympathisches Chaos, in dem man als Europäer
B durch die City fahren kann.
raus-magazin sechs 2014
naturnah
Von dieser Transfer-Variante machen wir auch in den nächsten Tagen im Gebir-
Für uns bedeutet das Umsteigen und Umladen. Als hätten
ge und mit vollem Ski-Equipment Gebrauch. Denn die Gipfel haben sich tief in
sie es geahnt, haben sich inzwischen an der abgeschiede-
den Wolken versteckt und über Nacht gab es etwa 20 Zentimeter Neuschnee.
nen Weggabelung vier Fahrer von klapprigen und uns noch
Im tristen Bodennebel steht unser fliegender Truppentransporter in Planen
aus DDR-Zeiten vertrauten Ladas versammelt, die unsere
gehüllt auf seinem Rollfeld und wird fürs Erste wohl nicht mehr in die Lüfte stei-
Ski bei geöffneter Haube in den Kofferraum und uns auf die
gen. Aber wir haben eine Schlechtwetteralternative. Eigentlich kaum zu glau-
Rücksitzbank quetschen. Durch tiefe Spurrillen im Schnee
ben in dieser Abgeschiedenheit, es gibt hier in den Westausläufern des Tian
quält sich der Rostlauben-Konvoi dann Richtung Chimgan.
Shan tatsächlich ein kleines Skigebiet, dessen zwei klapprige Lifte noch aus
Ab und zu werden wir aufgehalten von Rindviechern, die
Sowjetzeiten stammen und spontan angeworfen werden, wenn sich Menschen
einfach nicht einsehen, warum sie Automobilen Platz ma-
dorthin verirren. Chimgan heißt dieser halb verfallene Ort mit seinen Hotelrui-
chen sollen. Die Tatsache, dass die Ski hinten quer aus dem
nen und verstreuten Ferienhäusern, der auf 1.600 Metern liegt und von dem
Kofferraum ragen, vergisst unser usbekischer Chauffeur
gleichnamigen 3.309 Meter hohen Hausberg überragt wird. Der Weg auf der
gern und touchiert ganz ungeniert manch mageren Ochsen
holprigen und mit Schlaglöchern übersäten Gebirgsstraße dorthin dauert laut
unsanft am Hinterteil.
Aussage unseres Kleinbusfahrers Oleg etwa eine Stunde. Die SchneebedecSchließlich kommen wir an der Liftstation von Chimgan an.
Schließlich präsentiert Oleg uns stolz die rostigen und mit Einmachgummis
Statt als Mopedgang ist die Dorfjugend hier in Form von Rei-
verspannten Ketten, die er gerade auf seinen ISUZU-Bus aufgezogen hat. Leider
terhorden unterwegs. Der klapprige und mit abblätternder,
auf die Hinterreifen, aber die Kiste hat – wie sich wenig später herausschlit-
gelber Rostschutzfarbe lackierte Doppelsessellift läuft. Aller-
tert – Vorderradantrieb. Egal, wir kommen eh nicht weit. Hinter der dritten
dings sind wir die einzigen Skifahrer weit und breit. Eine Oma
Serpentine lauert eine Miliz-Einheit, fordert Papiere und lässt sich noch nicht
mit mongolischen Gesichtszügen verkauft Strickmützen, eine
mal mit einem SUM-Stapel oder anderem Bakschisch zu unserer Weiterreise
andere hat einen Berg eines blassgrünen Krauts vor sich
überreden. Denn die Regierung in Taschkent kam vor zwei Wochen auf die
aufgetürmt, das aussieht wie ein Riesenhaufen Marihuana-
Idee, zu bestimmen, dass, immer wenn es frisch geschneit hat, die Bergstraßen
Blüten. Die Auffahrt mit dem gerade einmal 350 Höhenmeter
lawinengefährdet sind und Kleinbusse nicht fahren dürfen. „Normale Autos
überwindenden Lift kostet umgerechnet 1,50 Euro und der
dürfen allerdings fahren“, schmunzelt M athias, nachdem er einige Zeit mit dem
Mann hinter der vergitterten Kasse erkundigt sich noch kurz,
ranghöchsten Polizisten in russisch-usbekischem Kauderwelsch diskutiert hat.
ob einer von uns Dreien Edward Snowden heißt.
TATONKA GmbH · Robert-Bosch-Str. 3 · D-86453 Dasing
kung der selbstverständlich ungeräumten Straße hat er nicht miteinkalkuliert.
Die komplette Herbst-/ Winterkollektion 2014 zeigen wir Ihnen auf www.tatonka.com / Produkte / Bekleidung
naturnah
Oben an der 1.975 Meter hohen Gipfelstation wird man
Unten im herrlich maroden kleinen Ort raucht es an jeder Ecke. Lamm-
vom freundlichen Liftboy mit Goldzahn-Grinsen, Spiegel
fleischspieße dampfen auf Holzkohle-Grills. Genauso wie an diesen
brille und Flecken-Tarnanzug empfangen. Über allem
Schaschliks, kann man auch an keinem Einheimischen vorbeigehen ohne
thront die gewaltige Szenerie des Peak Chimgan. Dort
in dessen Vorgarten eingeladen zu werden und an einer garantiert immer
hochzuhiken würde uns beschwerliche sechs Stunden
ausufernden Wodka-Degustation teilnehmen zu müssen. Niemand ver-
kosten. Da toben wir uns doch lieber auf den schönen
steht ein Wort Englisch, man redet mit Händen und Füßen und trotzdem
Ridges aus, die nach fünfzehn Minuten Aufstieg zu errei-
schüttelt man sich im Minutentakt vor Lachen. Das Ganze endet dann
chen sind. Freeride-Konkurrenz gibt es nicht. Man kann
irgendwann unweigerlich im traditionellen Mützentausch.
ganz entspannt seine Touren angehen und in frischem Powder zwischen vereinzelten Felsbrocken und verkrüp-
Der Gastgeber sucht sich ein Opfer aus, bietet noch einen weiteren
pelten Sträuchern die Hänge hinuntersegeln. Inzwischen
Wodka als finalen Promille-Holzhammer an und zeigt dann auf die Kopf
kämpft sich auch die Sonne durch das Wolkenmeer. Ab
bedeckung des Auserwählten. Das kann teuer werden, wenn man wie
dem Mittag sind die letzten Wolkenfetzen weitgehend
Akki ein mit Strasssteinen besetztes, handgestricktes und mit Polarfuchs-
verschwunden und eröffnen den Blick auf die unglaub-
bommel verziertes Edel-Exemplar der Düsseldorfer Marke delüxxmüzz
lich weite Berglandschaft.
aus feinster Merinowolle auf seiner Tonsur trägt. Denn der klassische Usbeke hat natürlich nur ein gefaktes Polyamid-Mützchen von Nike auf dem Schädel, das er für einen Witzpreis auf dem Basar erworben hat. Zu allem Überfluss und als Glücks-Omen wird vor dem Tausch auch noch kurz ins Mützeninnere gespuckt, bevor man sich umarmt, Brüderschaft trinkt und einen fetten Schmatzer auf die Wange gedrückt bekommt. Für uns wird es Zeit „Dawai“ und „Daswidania“ zu sagen. Ersteres bedeutet nämlich im Russischen „Los, auf gehts!“, letzteres heißt „Tschüss“ oder „Auf Wiedersehen!“ Die monströsen Freeride-Möglichkeiten, die einsamen Weiten und das pure Powder-Abenteuer im Tian-Shan-Gebirge werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Aber das, was neben den Berg- und Skibildern auch haften bleibt, ist das postkommunistische Chaos, die einfache Lebensweise der Menschen, die Exotik der Seidenstraße, der multikulturelle Völkerschmelztiegel Mittelasiens und die bewundernswerte tägliche Kunst der Improvisation, Zuversicht und Bescheidenheit, die alle Usbeken so gut beherrschen.
Oben: Extrem uriges Zwei-Lift-Skigebiet von Chimgan: Dirk, Akki und Kilian Unten: Fluffiger Powder. Das kontinentale Klima Usbekistans sorgt für klirrende Winterkälte.
Jene Fähigkeiten haben wir ja leider in unserer überorganisierten, materiell orientierten westlichen Welt vielfach verloren. Genau wie die Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Beides ist in Usbekistan – trotz aller Armut – absolut überwältigend. Gerade in den Bergdörfern kann man der Aufforderung zum Begrüßungsschnaps oder Picknick nirgendwo entgehen. Was nach dieser Reise immer wieder an unserem inneren Auge vorbeiziehen wird, sind also nicht nur die galaktischen Lines und verschneiten Flanken des Tian Shan, sondern die Menschen!
Weitere Infos unter www.whitehearts.de
30
raus-magazin sechs 2014
Wenn aus Durstlöschen
perfekte Erfrischung wird.
Perfekter Geschmack – mit 0,0% Alkohol. Bitburger 0,0% – die einzigen isotonischen Alkoholfreien mit 0,0% Alkohol. Der vitaminhaltige Durstlöscher für den ganzen Tag. Pure Erfrischung, 100% Genuss.
WennWenn aus Alkoholfrei aus Alkoholfrei 0,0%0,0% wird.wird. www.bitburger-alkoholfrei.de
foto // Osawa photocase.de
foto // meerblickzimmer.de/photocase.de
support
Alltagshelden
Mit Zuversicht im Rücken Eine einfache wie bewegende Idee lässt die Hamburgerin Kamile Kantarci aktiv werden. Wenn anderswo Obdachlose nur noch als unerwünschte Störfaktoren gelten, erinnert sie „Ein Rucksack voll Hoffnung“ daran, dass sie nicht vergessen werden.
Unterstützendes Handeln: Kamile sammelt, füllt und verteilt Rucksäcke mit notwendigen Utensilien, um Obdachlosen zu helfen.
Text // Dorothee Gödeke
In Kamiles Rückblick wirkt alles so simpel. Tatsächlich betreut sie das Projekt aber von Beginn an allein. Neben dem Job als Krankenpflegerin und einem parallel laufenden Master-Studium nutzt sie ihre freie Zeit dafür, einen Berg an Hygieneartikeln einzukaufen und zu verpacken. Sie organisiert Materialspenden und die anschließende Verteilung. Und die bisherigen Reaktionen auf der Straße signalisieren ihr, dass sie auf dem richtigen Weg ist. „Die Dankbarkeit spiegelt sich in den strahlenden Gesichtern wider. Und im Lächeln und der Freude, die mir entgegen-
Eigentlich sind es banale Dinge: Einwegrasierer, Feuerzeug, Unterwäsche.
schlägt. Eigentlich ist das unbeschreiblich“, sagt sie. An den kleinen
Socken und Taschentücher. Kleine Snacks und Getränke. Mütze, Schal und
Gesten fasziniert sie aber nicht nur der Akt des Gebens. Sie bieten auch
Handschuhe für die unangenehmere Jahreszeit. Kostenpunkt pro Füllung:
ein Sprungbrett zur Konversation. So gewinne sie ein Bewusstsein für
acht Euro. Kamile Kantarci packt einen weiteren Rucksack. Ein Internetvideo
den Menschen vor sich, erzählt die Hamburgerin. „Ich denke, dass jeder
inspirierte sie. Ein junger Amerikaner sucht darin den Kontakt zu Obdachlosen.
Mensch seine eigene Geschichte hat. Ich habe kein Recht, jemanden zu
Während des lockeren Gesprächs bietet er ihnen irgendwann einen gepackten
verurteilen, ohne die Hintergründe zu kennen. Es hilft ihm nicht und mich
Rucksack an. Ihre ungläubige Freude wirkte ansteckend auf die 33-Jährige.
macht es auch nicht zufriedener.“
Statt aber einfach zum nächsten Video überzugehen, fasst Kamile einen Entschluss: „Die Idee ist einfach so leicht nachzumachen, dass ich ein Projekt gegründet und eine Facebook-Seite erstellt habe.“ Sie ruft Ein
„Ich habe kein Recht, jemanden zu verurteilen, ohne die Hintergründe zu kennen.“
Rucksack voll Hoffnung ins Leben. Und gelangt von dort
32
aus zur sozialen Plattform Kiezhelden des FC St. Pauli. Der Verein bietet
Wie geht es für die Aktion weiter? Kamile, die sich bereits in anderen Projekten
auch kleineren Projekten eine Anlaufstelle für Organisation, Verbreitung
engagierte, sieht Potenzial zum Ausbau. Dafür will sie stärker auf Vernetzung
und Spendenaktionen. Kamiles Idee findet sofort Zuspruch. „Inner-
setzen. Das bedeutet, Helfer zu organisieren oder auch online eine Anleitung
halb von nur zwei Tagen hatten wir 1.500 Euro zusammen. Die FC St.
für Nachahmer einzurichten. Und auf diese hofft sie: Das Unkomplizierte und
Paulianer sind der Hammer!“, sagt sie. Gegen verbreitetes Halbwissen
direkt Greifbare dieser Idee soll andere Menschen ebenso bewegen, wie es
und zugunsten wirklicher Hilfe sammelt sie zuvor Tipps bei Hilfsorgani-
bei ihr der Fall war. Und vielleicht kann Kamiles Geschichte ein Ansporn für
sationen sowie der Obdachlosenhilfe: Was ist zu beachten? Wie häufig
diejenigen werden, die noch in der lähmenden „Ich würde ja, aber weiß nicht
hat man ohne Zuhause die Möglichkeit sich zu waschen? Was unserer
wie“-Schleife festhängen. „Manchmal
Einschätzung nach nützlich ist, kann auf der Straße völlig wertlos sein.
muss man einfach loslegen und nach
Weitere Infos unter
Ein Abdriften in gut gemeinten, aber nicht durchdachten Aktionismus
Mitstreitern suchen, um sich gegensei-
www.rucksack-voll-hoffnung.de
wollte die 33-Jährige unbedingt vermeiden.
tig zu motivieren“, sagt sie.
raus-magazin sechs 2014
Wir sind davon 端berzeugt dass geteilte Abenteuer die Besten sind. Entdecke mehr und teile Deine eigene Geschichte auf FindingWinter.com
mountainhardwear.eu
#FindingWinter
nachgefragt
Flow-Effekte
Lorraine Huber steht vor einem neuen Angriff auf das Podium der Freeride World Tour. Die 34-jährige Lecherin im Interview über Passion und Pulsschlag. Und ihre Philosophie, andere für den Sport zu begeistern.
Interview // Benjamin Hellwig Fotos // Fredrik Schenholm
Interview mit Freeskierin und Bergans-Athletin Lorraine Huber
Kannst du die Faszination, die der Sport auf dich ausübt, beschreiben? Was würde dir fehlen, wenn du von heute auf morgen aufhören würdest? Ich bin draußen in den Bergen im Schnee unterwegs! Die Bewegung in der Natur ist ein wichtiger Teil dieser Faszination. Dazu kommt die persönliche Herausforderung. Und einfach die Tatsache, dass ich am glücklichsten bin, wenn ich auf Skiern stehe. Mir gehts einfach saugut, ich habe unheimliche Glücksgefühle beim Skifahren, fühle mich wie eine Zwanzigjährige, bin in dem Moment, den ich da gerade erlebe. Dieser Flow-Effekt tritt bei Action-Sportarten häufiger ein als bei anderen Sportarten. Wir haben dieses gewisse Risiko und sind deshalb gezwungen, sehr konzentriert zu sein – nur für die eine Sache. Zudem ist es faszinierend, dass man mit Skiern solche Distanzen überbrückt, Luftsprünge macht und Geschwindigkeiten erreicht. Das ist fast schon übermenschlich. Ich habe manchmal das Gefühl, irgendwelche Supermächte zu haben (lacht). Dazu diese Schwerelosigkeit in den weichen Schneemassen, das ist einfach unglaublich. Für mich ist Freeriden eine sehr intensive Art, das Leben zu spüren. Welche Reaktionen zeigst du in den Momenten, in denen du Ängste und Respekt verspürst? Respekt ist mir sehr bekannt und kann fast täglich auftreten. Richtig Angst zu haben aber, ist gefährlich. Das äußert sich bei mir in angespannten Muskeln, erhöhtem Puls, Hallo Lorraine, die Freeride World Tour (FWT) 2015 startet am
schnellerem Atem, eingeschränktem analytischen Denken: ein gefähr-
24. Januar in Chamonix. 2014 hast du mit einem sensationel-
licher Zustand, der zu falschen Entscheidungen und Reaktionen führen
len zweiten Platz abgeschlossen. Welche Herausforderungen
kann. Wenn ich richtig Angst habe, versuche ich es kognitiv zu lösen. Ich
siehst du bei der Vorbereitung auf den Wettbewerb? Vor allem
frage mich dann, ob die Angst begründet oder unbegründet ist. Falls ich
diese: Im Vergleich zu anderen Sportarten, bei denen du weißt, was dich
erkennen kann, dass sie unbegründet ist und ich Lust empfinde, die Sa-
erwartet und du deine Routine durchziehst, kannst du dich nur bis zu
che anzugehen, mach ich es. Falls ich nach dem Überlegen immer noch
einem gewissen Grad vorbereiten. Wir haben einen sehr hohen Faktor
Angst habe, lass ich es. Nervosität dagegen ist ganz normal, damit muss
an Ungewissheit in unserem Sport, da wir das „Face“ oder den Berg nur
man umgehen lernen.
von gegenüber begutachten können. Oftmals bist du den Hang noch nie zuvor gefahren. Körperlich bereite ich mich mit einem professionellen Konditionstrainer, Phil Anker, vor, und trainiere von Juli bis Dezember sechs Tage die Woche. Konditionell gehts mir so gut wie noch nie, und ich habe wieder gute Fortschritte gemacht. Das Training ist eigentlich viel anstrengender als Skifahren, von diesen Reserven kann ich circa drei Monate während der Saison zehren, deshalb ist das erhaltende Training auch während des Winters wichtig. Meine körperliche Stärke ist die Basis für meine mentale Stärke, da sie mir viel Selbstvertrauen gibt.
34
raus-magazin sechs 2014
" Es kommt äußerst selten vor, dass Frauen sich überschätzen, bei Männern hingegen passiert das häufiger."
nachgefragt
Wie gelingt dir die Orientierung auf den Gebirgsflanken? Wie mischt du Gefühl und Intuition mit Berechnung und Analyse? Die Orientierung ist fast völlig kognitiv, man muss das analytisch angehen. Es gibt sicher Leute, die eine Begabung für Orientierung haben, ich aber habe mir das hart erarbeiten müssen. Es ist eine der größten Herausforderungen, erstmals mit vollem Tempo und Selbstvertrauen in einen Hang zu fahren und ohne Zögern über Sprünge zu fahren, die man zuvor nur von gegenüber gesehen hat. Das erfordert eine enorme Vorstellungskraft und sehr viel Übung. Du veranstaltest seit 2007 Freeride-Camps für Frauen. Was
Was ist neben dem Gewinn der FWT dein großes Ziel für 2015?
treibt dich an und wie nimmst du die Teilnehmerinnen vor den
Ich möchte unheimlich gern die Freeride World Tour gewinnen, aber das
Kursen wahr, wie danach? Die Women’s Progression Days sind eines
ist nicht das einzige Ziel, was zählt. Ich möchte diesen Winter sehr gern
meiner Winterhighlights! Die Camps geben mir die Möglichkeit, meine
ein Filmprojekt mit zwei weiteren Freeridern verwirklichen und dabei eine
Begeisterung fürs Freeriden sowie mein Wissen im Gelände an Frauen
neue Geschichte erzählen. So kann das Nischenthema Freeriden zugäng-
weiterzugeben, damit mehr von ihnen ins Gelände kommen. Mir geht es
licher gemacht werden, indem man eine tiefere Botschaft transportiert,
darum, bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten zu vermitteln und eine
welche uns alle betrifft. Die reinen Actionfilme, in denen die Athleten als
Community unter gleichgesinnten Frauen zu erwecken. Es gibt einfach
Helden dargestellt werden, reizen mich nicht mehr.
noch viel zu wenige Freeriderinnen. Nur mit Frauen unterwegs zu sein, ist etwas Besonderes. Ich habe bei den ersten Camps festgestellt, dass die
Du wirst von Bergans gesponsert. Welchen Stellenwert hat diese
Hauptsorge von vielen Frauen war, dass sie ihre Gruppe, in der sie unter-
Verbindung für dich? Was mir bei Bergans sofort aufgefallen ist: Es
wegs waren, aufhalten würden, oder sie nicht mithalten können. Frauen
ist ein unglaublich familiäres Unternehmen. Ich fühle mich wirklich gut
fehlt oft ganz generell diese Extraportion Selbstvertrauen, die beim
aufgehoben und bin sofort Teil der Bergans-Familie geworden. Mir gefällt
Freeriden so wichtig ist. Männer dagegen haben oft die Einstellung, dass
die solide und authentische Verbindung, die die Marke zum Bergsport
es irgendwie schon klappen wird, und probieren es einfach. Es kommt
hat, sowie die technisch hochwertigen und stylischen Produkte. Hinter
äußerst selten vor, dass Frauen sich überschätzen, bei Männern hingegen
den Produkten stehe ich jetzt schon, alles andere würde mir meine Tä-
passiert das häufiger – meine persönliche Erfahrung (lacht). Und genau
tigkeit als Freeride-Profi auch schwer machen. Für mich persönlich ist
dieses Selbstvertrauen ist unheimlich wichtig, wenn man Neues auspro-
es besonders spannend mit Bergans of Norway zu arbeiten, weil sie im
bieren möchte. Und die Einstellung, nicht gleich alles perfekt beherrschen
Freeride-Bereich noch recht jung sind. Ich hoffe, ich kann sie da einen
zu müssen. In den Camps fallen diese Hemmungen schon dadurch weg,
bedeutenden Schritt weiterbringen.
dass Frauen unter sich sind. Frauen wollen einfach Spaß haben und zusammen etwas genießen. Es geht nicht darum, wer am schnellsten oder am besten fahren kann.
Information Welche Tipps zum Einstieg würdest du Freeride-Neulingen mit
Women's Progression Days von Lorraine Huber
auf den Weg geben? Mach dich mit der Notfallausrüstung wie Lawinen
Ort: Lech am Arlberg
verschüttetensuchgerät (Pieps), Schaufel und Sonde vertraut und arbeite und übe damit, damit du weißt, was im Ernstfall zu tun ist. Nimm dafür am besten an einem Kurs teil, es gibt auch Gratiskurse. Ein bedeuten-
Datum: 08. bis 11. Januar 2015 Teilnehmerinnen insgesamt: 30 Maximale Anzahl Teilnehmerinnen pro Guide: 7 Weitere Infos unter www.lorrainehuber.com
der Teil beim Freeriden ist die Einschätzung der Natur, besonders der Schneedeckenstabilität. Das eigentliche Fahren ist nur die Hälfte davon. Setz dich intensiv damit auseinander! Wenn wenig Zeit dafür vorhan-
Termine SWATCH FREERIDE WORLD TOUR 2015 BY THE NORTH FACE
den ist, buche einen Berg- oder Skiführer, der mit Freeriden etwas am
24. Januar 2015 Chamonix, Mont Blanc, Frankreich
Hut hat. Miete dir einen Freeride-Ski von einem Skiverleih vor Ort. Mit
31. Januar 2015 Fieberbrunn, Kitzbüheler Alpen, Österreich
solchen Skiern tust du dich viel leichter, sie sind weicher und weniger
14. Februar 2015 Vallnord Arcalis, Andorra
tailliert als ein Pistenski, und damit fehlerverzeihender und im weichen Schnee viel kraftsparender zu fahren. Und zu guter Letzt: Freeriden muss
14. März 2015 Haines, Alaska, USA 28. März 2015 Verbier, Schweiz Livecast und weitere Infos unter www.freerideworldtour.com
nicht wie in vielen Filmen dargestellt krass und extrem sein. Lass dich davon nicht abbringen.
raus-magazin sechs 2014
35
urban
Kaisermühlen-Blues Urban Exploring mit Hängematte
Die Spielplätze der Stadt sind nahezu überall. In einer Rein-raus-Aktion erklettern zwei Jungs die Pylone einer Wiener Brücke. Und finden für einige Sekunden Ruhe in einer Hängematte mit spektakulärer Aussicht – bis sich jemand gestört fühlt.
Text // Jef Verstraeten Fotos // Sebastian Wahlhuetter
36
raus-magazin sechs 2014
urban Spannungsverh채ltnisse beim revolution채ren Blick auf st채dtische Bauten
raus-magazin sechs 2014
37
urban
Hängepartie zur blauen Stunde: Jef zwischen Pylon und Beton
U
rban Bouldern, Buildering oder Urban
Pylone über den beiden Stahlbetonpfeilern. Sie ist mit ihren Stahlseilsträngen ein wahres
Climbing.Nenn es, wie du möchtest. Das
Schmankerl zum Herumkraxeln. Aber einfach nur nach oben war uns zu langweilig. Wir
Prinzip bleibt gleich. Den urbanen Raum erkunden,
entschieden uns, auf einer der Seiten in einer Höhe von rund 20 Metern zwischen zwei der
aus klettertechnischer Sicht. Oft suche ich dabei nach
Pylone eine Hängematte aufzuhängen.
schwierigen Boulder-Problemen. Herausforderungen beim Klettern, die mir die Elemente einer Stadt vorgeben.
Ein Jahr zuvor hatten wir bereits einen Versuch hinter uns, als Teil unserer Urban-Boulder-
Manchmal aber sind es einfach nur die schönen, einla-
Filmproduktion „Project Episode“. Er misslang, wegen zu viel Wind und unerwartetem
denden Lines, die mich anziehen. Der „Kaisermühlen-
Polizeibesuch. Am Vorabend der Premiere entschieden wir uns, die Aktion zu wiederholen.
Blues” dagegen beruhte auf einer anderen Basis.
Den ganzen Tag über hatte es in Wien geregnet. Entsprechend schaute es für unser Vorhaben nicht gut aus. Nur fünf Minuten nachdem wir die ganze Aktion abgesagt hatten, er-
Ein Kind rennt durch den Garten, über die Wiesen eines
leuchteten die ersten Sonnenstrahlen aus dem Westen die Häuser Wiens. Zwei Anrufe und
Parks. Und entdeckt dabei einen großen Baum mit vielen
drei Minuten später rollte der Ball bereits wieder. Wir rasten zur Donauinsel. Nach kurzer
starken Ästen. Das Einzige, woran es in diesem Moment
Besprechung hangelten wir uns schon die höchsten Stahlseile hinauf, umgeben von der
denken kann, ist ein: „Ich muss da hinauf!“ Und das Kind
roten Glut des Sonnenuntergangs. Oben angekommen ging alles schief.
macht es einfach. Aus der Handlung heraus entsteht keinerlei tieferer Sinn. Es ist viel simpler. Es macht ihm einfach Spaß dort raufzuklettern, und es bedeutet eine Tagesration Nervenkitzel. Obwohl ich im physiologischen Sinn kein Kind mehr bin, bin ich von Zeit zu Zeit immer noch Kind im Kopf. An der Wiener Kaisermühlenbrücke war es genau ein solcher Moment. Die Kaisermühlenbrücke verbindet den Wiener Stadtteil Kaisermühlen mit der Donauinsel, einer mehr als 20 Kilometer langen Landmasse, aufgehäuft aus dem Aushub des Hochwasser-Entlastungsflusses Neue Donau. Die Brücke bietet nur Zugang für Fußgänger und Fahrradfahrer. Und, ich muss ergänzen, nach unserer Erfahrung auch der Polizei. Auf Spannung gebracht wird die 1993 errichtete Schrägseilkonstruktion durch jeweils zwei Erster Griff zum Drahtseilakt: gut gesichert über das Donauwasser
38
raus-magazin sechs 2014
urban
Innerhalb von fünf Minuten verselbständigte sich die
langsam. Um ein paar schöne Bilder zu schießen, blieben nur noch wenige Augenblicke.
erste Hängematte gleich mal und versank im Donau-
Wir hangelten uns von den Pylonen in die Mitte, setzten uns in die Hängematte, und
wasser. Kurz darauf unternahm einer unserer Rucksäc-
genossen für ein paar Sekunden den ungewöhnlichen Ausblick und einen faszinieren-
ke, Inhalt: Blitzgerät, Mobiltelefon und ein paar andere
den Moment. Die Aufnahmen waren schnell erledigt und in kürzester Zeit standen wir
Habseligkeiten, einen Flugversuch. Das Ergebnis war
wieder am Boden. Gleich darauf brach ich zur Rettung der Hängematte auf, die ins Was-
eine Menge Elektroschrott. So was passiert. Und ich
ser gefallen war. Ich fand sie, mein Rettungsschwimmer-Ausbilder wäre stolz, 500 Meter
dachte mir: „Ja mei, so oft bin ich nicht in Wien. Lasst
weiter. Sie schwamm in der Flussmitte der Neuen Donau, dem östlichen Seitenarm des
uns die Aktion jetzt durchziehen.“ Wir ließen ein Seil
Stroms. Nur vom Wasser aus, in sicherer Entfernung, konnte ich jetzt das Finish der Ak-
herunter, zogen die Reserve-Hängematte hinauf. Gera-
tion beobachten: Sechs Polizeifahrzeuge umstellten meine Kollegen auf der Brücke von
de noch rechtzeitig, denn die Sonne war schon längst
allen Seiten. Das war eigentlich ein wenig einkalkuliert, da bei solchen Aktionen immer
untergegangen und die rote Glut verschwand ebenfalls
irgendwer die Polizei ruft.
Innerhalb von fünf Minuten verselbständigte sich die erste Hängematte gleich mal und versank im Donauwasser.
Aus der Igelperspektive: die Urban Explorer kurz vor dem Einrichten der Fixpunkte
39
urban
Weitere Infos unter www.project-episode.at
Da sie allerdings nicht so richtig wussten, was genau wir da gemacht hatten, redeten sie sich quasi selbst ein, wir hätten wohl nur ein paar Selfies auf der Brücke geschossen. Sie zogen wieder ab, nicht aber ohne vorher unsere Personalien aufzunehmen. Bis zum heutigen Tag haben wir nichts mehr von den Behörden gehört.
Es ist eine rechtliche Grauzone, eine Gletscherspalte. Und du musst abwägen, inwieweit du da reinfallen willst.
Das Urban Bouldern gehört zu jenen Sportarten, bei denen die Polizei sich nicht sicher ist, ob sie sie zulassen dürfen. Es gibt Bereiche wie die Wiener Flexwand am Donaukanal, wo du jeden schönen Tag Kletterer zu Gesicht bekommst. Und wo die Polizei dies auch zulässt. Aber bei Aktionen in größerer Höhe wirst du gern mal von unten gegrüßt. Es ist eine rechtliche Grauzone, eine Gletscherspalte. Und du musst abwägen, inwieweit du da reinfallen willst. Grundsätzlich ist jeder Mensch darin frei, den öffentlichen Raum für eigene Aktivitäten zu nutzen. Es kommt jedoch vor, dass Behörden die Situation unterschiedlich bewerten und sich Dinge einfallen lassen. Ein schwarzer Strich von Kletterschuhen gilt als Sachbeschädigung, ein Freudenschrei, wenn oben angekommen, als Lärmbelästigung und der Blitz vom Fotografen als – ach, ich weiß auch nicht. Von Zeit zu Zeit bin ich eben Kind im Kopf.
Verlosung Lust auf einen eigenen Kaisermühlen-Blues? RAUS! verlost eine Ultimate-Hängematte von Ticket To The Moon (Double mit Karabinern, TTTM-Sleeve und Tree-Friendly Straps) wie sie auch über der Neuen Donau zum Einsatz kam. Schreibe eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und beantworte einfach folgende Frage: Wie heißt der Gründer von Ticket To The Moon? Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter www.t-o-v.de
40
raus-magazin sechs 2014
Sebastien Ratel - Beyond Good & Evil Chamonix © Jon Griffith
TRILOGY LIMITED SERIES TM
HERAUSRAGENDE PRODUKTE FÜHRENDE INNOVATIONEN
WASSERDICHT
WINDDICHT
WÄRMERÜCKHALT ATMUNGSAKTIVITÄT
PROTECTIVE SHELLSTM TRILOGY PRO GTX JKT 590 Gramm pure Technologie: Die effizient schützende Jacke ist wasserdicht, atmungsaktiv und bietet ein Maximum an Bewegungsfreiheit.
WWW.MILLET.FR
follow your feet
Text // Alexandra Dinter
Lass dich inspirieren und folge deinen Füßen. Mit unseren Kurztrip-Tipps, die für Abwechslung sorgen. Raus in den Winter! Ein Haufen Steine Das Felsenmeer im hessischen Odenwald
I
rrlichter, Moorleichen, Torfbrände. Schnell beschwören Moore eine gespenstische Stimmung herauf, doch wecken sie auch die Abenteuerlust. Und neben der gruselig-melancholischen Atmosphäre, die Moore an neblig-dunklen Tagen haben, bieten diese vom Wasser geprägten Landschaften einen Einblick in unterschiedlichste Biotope und eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Wenn du diese halbwegs trockenen Fußes erkunden willst, nimm den Pfad über die unzähligen Bohlenwege, die die Menschen seit Urzeiten (4. Jahrtausend v. Chr.) zur sicheren Überquerung anlegen. Moor landschaften findest du in ganz Deutschland. Besonders lohnenswert ist der Besuch des Rambower Moors in Brandenburg, des Hohen Venns an der belgisch-deutschen Grenze und natürlich der des Roten Moors im hessischen und des Schwarzen Moors im bayrischen Teil der Rhön.
Foto Hohes Venn/ Martin Zorn, www.martinzorn.com
Ort zum Beispiel Rhön, Eifel, Prignitz Kosten keine Alter egal Weitere Infos unter www.naturpark-rhoen.de, www.dieprignitz.de/rambowermoor, www.naturpark-eifel.de
42
raus-magazin sechs 2014
Freier Blick von alten Gemäuern Die Entdeckung von Burgruinen
D
er Zahn der Zeit hat ihre Mauern geschliffen und von einstiger Stärke, Pracht und Wehrhaftigkeit ist nichts geblieben. Überall in Deutschland und Europa triffst du auf alte Burg ruinen. Mal grüßen sie schon von Weitem, immer noch der Stolz des Ortes zu ihren Füßen, mal liegen sie versteckt in Wäldern oder abgelegenen Tälern. Immer jedoch haben sie Spannendes zu erzählen. Der Legende nach wandelt der Geist der Weißen Frau auf der nordhessischen Burgruine Grebenstein, Burg Lindenfels im Odenwald soll ein Schauplatz der Nibelungen-Saga sein und ein magischer Lindenzweig war – so sagt der Volksmund – Grundstock und Untergang der Pfälzer Burg Lindelbrunn. Neben dem Erkunden der bröckeligen Gemäuer, dunklen Keller und zugigen Türmen kannst du mancherorts auch mit Kletterausrüstung anrücken. Viele Ruinen betten sich nämlich auf einladenden Felsformationen. Ort Burgruinen finden sich deutschlandweit in fast jeder Region Kosten keine, in seltenen Fällen Eintritt zur Ruine Alter egal Weitere Infos unter www.burgenwelt.de Mit einer kompressionsresistenten Zwischensohle, einem integrierten Fersenkissen und einer technischen Gummilaufsohle ist der KEEN Durand Mid Waterproof bereit für die Langstrecke.
S
teine über Steine. Das Odenwälder Felsenmeer sieht aus, als hätten Riesen einen gigantischen Eimer voller Felsbrocken ausgeschüttet. Der Sage nach sei sogar ein Riese darunter verschüttet worden. Tatsächlich ist das Felsenmeer oberhalb von Lautertal-Reichenbach jedoch kein Riesengrab, sondern ein beliebtes Ausflugsziel. Die Felsenlandschaft aus dunkelgrauem Quarzdiorit entstand durch sogenannte Wollsackverwitterung und faszinierte bereits die Römer. Fast dreihundert unvollendete Werkstücke ließen sie hier zurück, fertige Steinmetzarbeiten wurden unter anderem zum Trierer Dom oder ins Heidelberger Schloss transportiert. Weitere Informationen rund ums Thema bekommst du im Informationszentrum der Gemeinde Lautertal. Am meisten Spaß macht es aber, einfach steil drauflos zu klettern oder sich im Abwärtsspurt ein kleines Rennen mit Sprüngen von Block zu Block zu liefern.
Ort Reichenbach/Lautertal im Odenwald Kosten Parkgebühren von 3 Euro pro Pkw und 5 Euro pro Bus Alter egal Weitere Infos unter www.felsenmeer-zentrum.de
Foto Jörg Fink
Foto Hohengeroldseck/ Gemeinde Seelbach
Ab auf den Holzweg Über Bohlenstege durch das Moor
follow your feet
Höhlenklänge
Text und Bild von RAUS!-Leserin Sophie Köhler
E
in kleines schottisches Dorf an der rauen Nordwestküste von Skye. Nur eine Handvoll kleiner Häuser stehen hier, trotzen den Launen des Wetters, das sich auch heute von seiner typischen Seite zeigt. Während ich über Schafweiden Richtung Küste wandere, komme ich immer wieder an Ruinen vorbei. Ruinen, die einmal Höfe waren, einst bewohnt von Bauern, die während der sogenannten Highland Clearances von hier vertrieben wurden. Ich bin auf dem Weg zur Höhle der Dudelsackspieler. Hier, wo heute kaum noch ein Mensch lebt, befand sich früher eine bedeutende Dudelsackschule. Oft soll man den Klang der Pfeifen noch weit über die Bucht hinaus gehört haben, wenn Schüler in der Höhle spielten. Ich klettere die Steilküste herunter, kann das Meer riechen und spitze die Ohren. Vielleicht hat sich ja wieder ein Dudelsackspieler hierher verirrt.
Ein Morgen am Tempel Text und Bild von RAUS!-Leser Jacob Garms
D
er Jetlag trieb mich um fünf Uhr morgens aus dem Bett. Mein Ziel war das alte japanische Tempeldorf in der Nähe von Osaka, in einer verschneiten Berglandschaft gelegen und nur per Seilbahn erreichbar. Wegen der eisigen Temperaturen hatte ich zwei Hosen, drei Paar Socken und meine dickste Jacke an. Und dennoch kroch die Kälte unaufhaltsam durch jede Faser. Die Mönche hier oben ließen sich durch die Bedingungen nicht irritieren.
Sie boten ein faszinierendes Bild, als sie in ihren traditionellen Kutten routiniert den Schnee schippten. Auf Socken erkundete ich das Innere des Tempels mit all den beeindruckenden Figuren, während draußen der kalte Wind um die Ecken wehte. Ein Ort der Ruhe und Besinnung in dieser kargen, eisigen Landschaft. Wieder dick eingepackt machte ich mich nach eine Weile auf den Rückweg. Während des Abstiegs spürte ich die Kälte kaum noch. Ein unglaublich schönes Erlebnis und es schien, als wärmte es mich noch immer.
Technische Details
HOCHWERTIGE DETAILS
WASSERDICHTE KEEN.DRY MEMBRAN
KEEN PU-ZWISCHENSOHLE FÜR DAUERHAFTEN KOMFORT
INTEGRIERTES FERSENPOLSTER FÜR MAXIMALE DÄMPFUNG
Ein kurzer Walk kann zur Abenteuerreise werden. Eine Wanderung zur Erinnerung an das, was du links und rechts des Pfades entdeckst. Details und Unbekanntes aufspüren, das ist es, was einem Erlebnis die Würze gibt, es reicher und unvergesslich macht. Und letztendlich begehrenswert. Feiere diese Entdeckungsreisen! Denn sie machen den Moment aus. Und erinnern dich daran, immer deinen Füßen zu folgen.
OBERMATERIAL AUS NUBUKLEDER UND ATMUNGSAKTIVEM MESH TPU-PLATTE
GRIFFIGE UND LANGLEBIGE ZWEIZONEN-LAUFSOHLE
Deine Füße geben den Takt vor? Und haben dir den Weg zu einem ungewöhnlichen Abenteuer aufgezeigt? Dann ran an die Tastatur und schreib uns davon. Ob Kurztrip oder Mehrtagesausflug, Gipfelsturm oder Flachlandtrek: Die zwei faszinierendsten Einsendungen veröffentlichen wir auf www.rausmagazin.de. Und honorieren sie mit einem Herren- oder Damenmodell des Hikingschuhs KEEN Durand Mid WP. Schick uns deinen Bericht mit maximal 1.000 Zeichen sowie einem Foto von dir und deiner Tour (300 dpi) an info@rausmagazin.de. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Teilnahmebedingungen unter www.t-o-v.de
raus-magazin sechs 2014
43
eigenleistung
RAUS!- Fotowettbewerb
Stadt oder Wildnis ziehen dich ins Freie? Begib dich auf Entdeckungsreise – mit frischen Perspektiven. RAUS! sucht dein Beweisfoto beim Kampf gegen den inneren Schweinehund. Ob auf der winterlichen Slackline, beim Felsklettern oder im Zelt an spektakulären Orten – maile uns dein Bild (Auflösung: 300 dpi) mit einer kurzen Beschreibung an fotowettbewerb@rausmagazin.de. Die fünf beeindruckendsten Einsendungen honorieren wir zusammen mit Eider, den französischen Spezialisten für funktionell-stylische Outdoorbekleidung. Einsendeschluss ist der 15.02.2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
1. Preis
2. Preis
3. Preis
4. Preis
5. Preis
Eider Talloires Jkt II M
Eider Talloires Jkt II W
Eider Fier Shirt M
Orgeval Long Skirt W
Eider Wooly Grip E.T. Mixte Gloves
1958 im Herzen der französischen Alpen von einem Schneider gegründet, steht Eider bis heute für funktionelle Outdoorund Skibekleidung mit dem ganz typischen Eider-Look. Die Faszination zum Bergsport steht dabei stets im Vordergrund: Erfahrung, Enthusiasmus sowie die Liebe zur Natur und den Bergen spürt man in jedem Teil der Kollektionen. Das Knowhow wird in der Verarbeitung der technisch fortschrittlichsten Stoffe und Materialien, geringem Gewicht, raffinierten und durchdachten Detaillösungen sowie perfekten, ergonomischen Schnitten sichtbar. Eider gehört seit 2014 neben Millet und Lafuma zur Calida Group Mountain & Outdoor Division. www.eider.com
1.
Das Motto des letzten Fotocontests: „Skandinavische Prägung“. Das Gewinnerbild kommt von Christian Schwarz: „Mitte Oktober flogen wir zu dritt nach Otta, Ziel: RondaneNationalpark. Wir kamen im Dunkeln an, liefen bei leichtem Schneefall noch bis weit in die Nacht Richtung Rondvatnet, bauten unser Zelt im Schein der Stirnlampen auf. Am nächsten Morgen wurde uns klar, dass es keine Herbsttour werden würde. Rondane hatte für uns eine Wintertour geplant und wir waren darauf teilweise nicht eingestellt. Gefühlt allein im Rondane, die wundervolle Landschaft gehörte ganz uns – keine anderen Menschen waren so verrückt und liefen ohne Schneeschuhe durch das knietiefe Weiß.“ Herzlichen Glückwunsch, Christian!
44
raus-magazin sechs 2014
eigenleistung
2.
Platz 1 „Auf Wintertour“ von Christian Schwarz, Rondane-Nationalpark, Norwegen Preis: Haglöfs Barrier Pro II Hood
3.
Platz 2 „Im Wetterwechsel“ von Dieter Mendzigall, Rondane-Nationalpark, Norwegen Preis: Haglöfs Bungy II Jacket Platz 3 „Auf den Stetind“ von Elisabeth Busko, Tysfjord, Norwegen Preis: Haglöfs Tarius -5 Platz 4 „Mit Meeresbrise“ von Katrin Rasenberger, in der Nähe der Insel Sommarøy, Norwegen Preis: Haglöfs Swook Q Logo Hood Platz 5 „Mit Bergkammblick“ von Hazel Walton, Abisko-Nationalpark, Schweden Preis: Haglöfs Corker Medium
4.
5.
im abonnement
Verpass keine Ausgabe der RAUS! mehr und abonniere gleich die kommenden vier Ausgaben! Das Jahresabonnement kostet nur 15 Euro (innerhalb Deutschlands; im Ausland 24 Euro) und bietet dir damit einen Vorteil gegenüber dem Einzelkauf!
Einfa ch ab onnie unte ren r: t-o www v .de, .raus maga oder zin.d + 49 4 e 31 99 69977
raus-magazin sechs 2014
45
Foto // Keith Ladzinski
inspirierend
Die Anziehungs-
kraft
DeR
Berge
Interview // Benjamin Hellwig
Zug um Zug nach oben: Liv bei einem Trip in den Tian-Shan-Bergen
46
raus-magazin sechs 2014
inspirierend Französische Ausnahme kletterin im Gespräch
Nachgefragt bei Liv Sansoz
Beim Sportklettern setzte sie auf höchstem Niveau ihre Ausrufezeichen. Doch Liv Sansoz streckt sich nach neuen Zielen. Die französische „Mountain Hardwear“-Athletin im Gespräch über Energie und Motivation, Risiken und Unfälle. Und die Intensität ihrer Begegnung mit der Bergwelt.
Hallo Liv! Wer oder was hat dir auf dem Weg zum Klettersport
mentale Stärke. Du kannst sehr hart trainieren, aber
die Türen geöffnet? Ich war gerade mal zwei Jahre alt, als ich mit dem
wenn du es nicht wirklich willst, wird es nicht funk-
Skifahren anfing. In meiner Kindheit war ich viel mit meinen Eltern, beide
tionieren. Ich bin mir selbst gegenüber sehr fordernd,
alpine Kletterer, in der Natur unterwegs. Sie lebten mir ihre Leidenschaft
immer in einem kleinen Wettbewerb. Habe zehn Jahre
für die Berge vor, beim Wandern und Skifahren und durch den Aufenthalt
lang an Contests teilgenommen. Und dabei ging es
in Berghütten. Mit zehn fing ich an, Bücher über alpine Abenteuer zu lesen.
mir nicht darum, jemand anderen zu schlagen, es war
Ich liebte diese alten Geschichten von Alpinisten, fand das einfach nur
vielmehr jedes Mal meine eigene Herausforderung.
verblüffend. Auch mit Backcountry Skiing fing ich an, zog jedes Wochen-
Schaffe ich diese Route? Mir ist das wichtiger, was ich
ende los. Auf manchen Wintertouren mussten wir uns kleinere Strecken
selbst zu leisten im Stande bin. Wenn jemand anderes
„Denkst du dabei an etwas anderes, funktioniert es nicht. Halbe Sachen? Keine Chance.“
erklettern, um den Gipfel zu erreichen. Und
stärker ist als ich, ich aber mein Bestes gegeben habe,
ich stellte fest, dass mir genau das Spaß
ist das okay so.
machte. Mit 14 sagte ich meinen Eltern, dass ich unbedingt mit dem Felsklettern beginnen
Unterscheidest du dich in diesem Punkt zu anderen
wolle. Sie brachten mich zum Kletterverein
Kletterern? Ich denke, wir sind alle etwas speziell (lacht).
und ich legte los. Und verliebte mich sofort.
Vielleicht gelingt es manchen, weiterzukommen, weil sie
Großartige Kletterer inspirierten mich. Die
ihre Limits noch mehr pushen können. Manche schaffen
vielen Bilder, die ich mir zu Hause anschaute,
das ein Mal, manche können diese Leistung wiederholen.
weckten den Drang nach mehr in mir. Ich
Als ich an diesen Wettbewerben teilnahm, habe ich viele
wollte unbedingt alles ausprobieren.
davon gewinnen können. Einfach, weil ich in der Lage war, jedes Mal weit zu gehen, hart an mir zu arbeiten, mich zu
Was bedeutet es dir heute? Es gibt so viele Gründe, warum ich es liebe
pushen. Die anderen Mädels, gegen die ich antrat, haben
zu klettern. Es ist für mich nicht nur ein Sport, sondern auch eine schöne
dabei auch immer ihr Bestes gegeben. Manchmal braucht
Gemeinschaft. Klettern bringt mich an besondere Orte und mit vielen
es dazu vielleicht nur einen kleinen Verwandlungsschritt,
unterschiedlichen Menschen zusammen, das empfinde ich als eine sehr
und auf einmal läuft es.
wertvolle Erfahrung. Und dann, wenn ich klettere, spüre ich das Gefühl von Freiheit in meinen Bewegungen. Mache einen Zug, baue Spannung auf, er-
Was bedeutet dir Erfolg? Eine interessante Frage. Ich
lebe, wie sich mein Körper leicht anfühlt und auf die richtige Art und Weise
denke, Erfolg ist davon abhängig, was du als Ausgangs-
bewegt. Ich fühle den Flow, wenn sich mein Körper über den Fels schiebt.
situation vorfindest. Wenn du ein Läufer bist und zehn
Ich liebe das, auch, weil es jedes Mal eine individuelle Herausforderung
Kilometer in 30 Minuten schaffst und beim nächsten
bedeutet. Und ich mir nie sicher sein kann, dass ich eine Route schaffe.
Mal 29 brauchst, ist das eine Verbesserung, aber nicht
Immer musst du an deine Grenzen gehen. Denkst du dabei an etwas an-
unbedingt ein Erfolg. Wenn du nie zuvor laufen warst und
deres, funktioniert es nicht. Halbe Sachen? Keine Chance. Du musst es zu
bei deinem ersten Versuch 60 Minuten, beim zweiten 40
110 Prozent machen und hart arbeiten.
Minuten brauchst, ist das ein großer Erfolg. Beim Klettern ist das genauso, es hängt immer davon ab, von wo du
Woher nimmst du die Energie und Motivation, diese 110 Prozent
startest. Ich denke, ich fühle mich erfolgreich, wenn Leu-
zu erreichen? Sportklettern ist ein sehr interessanter Sport, weil es dich
te um mich herum meine Leistungen anerkennen. Wenn
psychisch stärker fordert als physisch. Jedes Klettern benötigt diese
ich andere damit inspirieren kann.
raus-magazin sechs 2014
47
inspirierend
„Ich realisierte nicht, dass der Unfall eher der Auslöser einer emotionalen Wunde war als der meiner physischen Verletzungen.“
Hat sich diese Wirkung auf andere in den letzten
fahren und El Capitan (Granitmonolith,
Jahren verändert? Ich muss zugeben, dass ich mit
etwa 1.000 Meter hohe Felswand, Anm.
Social Media nicht wirklich viel anfangen konnte, das war
d. Red.) zu klettern. Sie sagte, sie würde
mir zu viel. Ich wollte die Dinge privat lassen. Plötzlich
sehr gern ein paar Nächte an der Wand
aber explodierte es. Und ich realisierte, dass es Spaß
verbringen und ihn bezwingen. Wir drei
machen kann, manche Bereiche meines Lebens öffent-
Freundinnen, Marion, Fabienne und
lich zu machen. Dinge, die für mich schön und wichtig
ich, sagten: Wir machen das mit dir. Was wir dort erlebten, war etwas sehr
sind. Aber ich werde kein Foto von mir teilen, auf dem ich
Starkes und Bedeutendes für mich. Und wir alle teilen es miteinander. Es
gerade mein Mittagessen zu mir nehme. Ich denke, die
war alles sehr komplex. Normalerweise kletterst du für dich selbst, hier aber
Leute mögen es, wenn du Dinge auf die richtige Weise
ging es nicht um mich, sondern um jemand anderen. Das war etwas sehr
mit ihnen teilst. Nicht zu viel, kein dummes Zeug, nicht
Kraftvolles. Wir kamen in den USA an, mit einem riesigen Haufen Ausrüstung,
auf arrogante Weise. Einfach, wie du bist.
und erfuhren, dass alle Nationalparks geschlossen waren – „government shutdown“ – die öffentliche Verwaltung war quasi lahmgelegt. Es hieß, wir
Einmal hast du einer Freundin geholfen, die auf-
könnten Yosemite nicht betreten. Doch da wir nun mal bereits vor Ort waren,
grund einer Verletzung nicht mehr klettern kann ...
entschieden wir, einfach reinzugehen. Und plötzlich standen wir an einer der
Das war ein verrücktes Projekt! Vanessa hatte vor vier
berühmtesten Big Walls der Welt ohne einen anderen Menschen in unserer
Jahren diesen Kletterunfall und sie kann seitdem ihre Bei-
Nähe. Das war beeindruckend. Wir entschieden uns für die Zodiac-Route.
ne nicht mehr benutzen. Sie wird nicht mehr laufen kön-
Vier Nächte schliefen wir in einem Portaledge (bespannte Plattform zum
nen. Wir ... , nein, sie hatte diese Idee, nach Yosemite zu
Biwakieren an Felswänden, Anm. d. Red.), waren fünf Tage an der Wand.
Foto // Nicolas Hairon / Altitude Films
Teamwork im Yosemite-Nationalpark: Freundin Vanessa klettert El Capitan.
48
raus-magazin sechs 2014
Foto // Freddie Wilkinson
inspirierend
Oben: Geteilte Freuden beim Leben im Freien: Liv Sansoz und Janet Wilkinson Unten: Aussichtsreicher Lagerplatz: Liv Sansoz vor den Trango-Türmen im pakistanischen Karakorum
Highlights Liv Sansoz 2-mal World Champion 3-mal Time Overall World Cup Winner Mehr als 50 internationale Podiumsplätze Hasta la Vista, 8c/c+ (5.14b/c), Mount Charleston, USA Route of all Evil, 8b+ (5.14a), Virgin River Gorge, USA White Wedding, 8b (5,13d), Smith Rock, USA Soul of Train, 8b (5.13d), Mount Charleston, USA Foto // Mountain Hardwear
Rio de Janvier, 8b (5.13d), Les Calanques, Frankreich Fox et Mathews, 8b (5.13d), Orgon, Frankreich Sortilège, 8b (5.13d), Cimaï, Frankreich Chablanke 8A (V12), Hueco Tanks, USA
Ein eigener Kletterunfall hat dich für einige Zeit aus der Bahn geworfen. Kannst du davon berichten? Im Mai 2001 fiel ich aufgrund eines Sicherungsfehlers bis runter auf den Boden. Ich verletzte mich am Rücken und am Nerv, der vom Fuß bis in den unteren Rückenbereich verläuft. Nach sechs Monaten Erholungszeit versuchte ich es wieder, aber ich fühlte mich leer. In mir gab es kein Verlangen mehr danach. Ich realisierte nicht, dass der Unfall eher der Auslöser einer emotionalen Wunde war als der meiner physischen Verletzungen. Was waren die technischen Schwierigkeiten beim Aufstieg? Wir
Von 2002 bis 2006 konnte ich nicht mehr ans Limit ge-
hatten mit Vanessa ein System entwickelt, mit dem sie sich nach oben
hen, ich ging nur ein paar einfache Routen an, zusam-
ziehen konnte. Jedes Mal, wenn sie das Portaledge erreichte und verlas-
men mit Freunden, die mit Klettern eigentlich nichts am
sen wollte, benötigte sie unsere Hilfe, beispielsweise beim Stabilisieren.
Hut hatten. Erst 2007 ging es wieder. Ich wollte plötzlich
Dann war es eine Herausforderung, sie in den Schlafsack zu bekommen,
wieder richtig loslegen.
die Matratze drunter zu stecken. Das hat einige Zeit gebraucht. Wie sie mit dieser Situation umgegangen ist, hat mich beeindruckt. Sobald Vanessa
Für einige Jahre hast du Basejumping für dich ent-
am nächsten Morgen wieder am Seil war, kam sie allein zurecht.
deckt, dann aber wieder aufgehört. Wie hast du Gefahren und Risiken erlebt? Ja, das stimmt. Ich habe
Denkst du daran, derlei Projekte öfter umzusetzen? Ja, unbedingt!
mehr Freunde verloren, die beim Basejumping ihr Leben
Diese Erfahrung hat mir wirklich jede Menge Energie gegeben. Ich kann
ließen, als beim Klettern. Ich hörte nach einer Pause,
mir vorstellen, öfter solche Abenteuer zu unternehmen. Vielleicht nicht
durch eine Fußverletzung, und drei Expeditionen einfach
jedes Jahr, denn das ist schon sehr fordernd. Aber vielleicht alle zwei Jah-
auf. Und habe es nicht vermisst. Ich spürte, dass ich es
re. Nächstes Frühjahr geht es weiter, wieder mit Vanessa. Grand Capucin
nicht vermissen würde, dass ich auch ohne glücklich
bei Chamonix in der Mont-Blanc-Gruppe!
sein würde. Basejumping durchlebt große Entwicklungen.
raus-magazin sechs 2014
49
Foto // Freddie Wilkinson
inspirierend
Alles im Griff: Liv mit fokussiertem Blick
Als ich vor sechs Jahren anfing, war ich sehr vorsichtig und langsam. Ich sprang nur von sehr hohen und steilen Klippen, auch das Thema Wingsuit war für mich ein langwieriger Prozess. Heute lernen die Leute schneller, Foto // Freddie Wilkinson
machen die herausfordernden Sprünge eher, auch in Wingsuits. Terrain und Art der Sprünge haben sich geändert. Was vor vier Jahren noch nicht möglich war, ist heute möglich. Ich denke, die meiste Zeit über ignorieren viele Basejumper die Realität von Gefahren. Wir alle tun das. Ob wir es wollen oder nicht, als menschliches Wesen haben wir diesen Glauben: Es ist wahrscheinlicher, dass ein Unfall jemand anderem geschieht, als uns selbst. Das ist ein Irrtum. Aber er passiert die ganze Zeit. Wie gehst du auf eine physische Einschränkungen zu, die deine
Vom Sportklettern hast du deinen Horizont erweitert und hast
Art zu klettern eines Tages limitieren könnten? Wir müssen da ehr-
jetzt mehr und mehr Projekte in den Bergen. Was verbindest
lich zu uns selbst sein, mit steigendem Alter sinkt einfach die physische
du mit den Bergen, was fühlst du dort? Eine gute Frage. Ich lebe
Stärke etwas. Ich bin jetzt 37. Du erholst dich nicht mehr so schnell von
in den Bergen, und liebe es, hier Zeit zu verbringen. Es ist fast wie eine
den Anstrengungen, wie noch mit 25. Das ist nun mal Fakt. Du musst auf
Liebesbeziehung (lacht). Die Berge geben mir eine große Portion En-
entspannte Weise da rangehen, nicht zu viel anstreben, mehr Erholungs-
ergie, lassen mich noch lebendiger fühlen. Genau das spüre ich auch,
zeit einplanen. Ich bin überzeugt, dass man den Sport für eine lange Zeit
wenn ich eine schwierige Route klettere. Ich glaube, dieses Gefühl von
ausüben kann. Und vielleicht verändern sich auch die Schwierigkeit der
Freiheit ist in den Landschaften der Berge besonders intensiv. Diese
Kletterziele und die eigene Motivation.
Ausblicke lassen mich einfach immer wieder aufs Neue staunen. Und durch sie will ich weiter klettern. Jedes Mal.
Verlosung Startklar für frostige Tage: Raus! verlost die Micro Ratio Down Jacket von Livs Sponsor Mountain Hardwear. Schreib uns einfach eine Mail an verlosung@t-o-v.de und verrate uns, bei welchem Trip du die Jacke zum Einsatz bringen willst. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2015. Teilnahmebedingungen unter www.rausmagazin.de
Was sind deine nächsten Ziele? Ich will diesen Winter zurück nach Patagonien, hoffentlich für zwei Monate. Fitz Roy und Torres del Paine. Zudem schreibe ich gerade an einem Kletterführer, kombiniert mit ein paar persönlichen Anekdoten und Geschichten. Das ist dann eher PC-Arbeit ...
Weitere Infos unter blog.mountainhardwear.com/liv-sansoz
Je nach Verfügbarkeit kann die Farbe variieren.
50
raus-magazin sechs 2014
und www.livsansoz.net
Jetzt auch
WINTER-
TAUGLICH
SO GEHEN SIEGER RAUS! Leichtes, klimaregulierendes Futter
Angeschnittene, verstellbare Sturmkapuze
Abriebfeste Schulterverstärkung
PFC-freie Imprägnierung
SDP-Doppelmembrane hält von außen und innen trocken
Viel Liebe zum Detail
Individuell verstellbare Ärmelbündchen
Wasserabweisender Front-Reißverschluss
Herren SDP-Jacke
TAMESI W ab 299,95 € Skifahrer, die ihre Sportart intensiv betreiben, gerne auch abseits der Piste unterwegs sind oder Skitouren gehen, finden hier eine hochfunktionelle, robuste 2-Lagen-Jacke. Die innovative wasser- und winddichte SDP Doppel-Membrane, System Dual Protection®, die mit ihrer Luftbrücke zwischen den zwei Membranen enorm viel Feuchtigkeit nach außen transportiert, bleibt auch bei höchster Anstrengung innen trocken. Mit geprägtem Fleece gefüttert.
© Maier Sports
Alle Infos auf: www.maier-sports.com
nachgefragt
Innovation für Unterwegs Bestandsaufnahme mit den Experten für Reiseequipment EC LYNC System
Eagle Creek wird 40. Das kalifornische Unternehmen steht seit seiner Gründung für innovative Reiselösungen. RAUS! hat nachgefragt bei Brand Director Veronica Cox, Präsident Roger Spatz und Executive Managing Director Europa Oliver Messing.
Steve und Nona Barker eröffneten 1975 ihre
Roger: Ja, wir waren die Ersten, die damit raus-
sere Produkte. Wir sind wöchentlich, monatlich
Taschenmanufaktur im kalifornischen Solana
kamen, aber seither haben wir an vielen Stell-
und vierteljährlich in speziellen Teams nur damit
Beach. Wie fühlt es sich an, auf rund 40 Jah-
schrauben gedreht, Materialien und Funktionen
beschäftigt, diese Innovationen zu entwickeln.
re Eagle Creek zurückblicken zu können? //
angepasst. Und das Produkt weist heute eine
Für unser Link-System beispielsweise benötigten
Roger: Das ist ein richtiges Erbe und für uns ein
noch höhere Haltbarkeit auf. // Veronica: Das
wir fast zwei Jahre bis zur Markteinführung, da
wertvolles Gut! Wir haben uns einen gewissen
Pack-It-System ist ein weiterer besonderer Mei-
es ein komplett neues Konzept ist. //
Kredit erarbeitet, aber der wärt nur so lange, wie
lenstein. Es revolutionierte die Art zu Packen. Wir
Veronica: Was uns hilft, ist, dass wir unsere
wir dem treu bleiben, was vor 40 Jahren den Start
entwickelten die Produktreihe für den Outdoor-
Garantieabteilung vor Ort haben. So merken wir
ausgemacht hat. Innovationen standen immer
markt, aber sie spricht ein noch sehr viel breite-
sofort, wenn etwas mal nicht so läuft wie gedacht,
schon im Fokus des Unternehmens. Originäre
res Publikum an.
und wir können es direkt anpassen. Zudem wollen
Produkte, die problemlösend sind. Und das setzen
wir uns immer fragen, was ein bestimmtes Produkt
wir heute fort. Unser Aushängeschild ist nach wie
ausmacht. Was macht es zu einem Eagle Creek?
vor die Fertigung von sehr hochwertigen, robusten
Was ist die Funktion, bei der man sagt: „Aha, das
Produkten. // Veronica: Es ist spannend, das Unternehmen beispielsweise in den 1990ern erlebt zu haben und nun heute darauf zurückblicken zu können. Es macht mich stolz, dass wir die Werte dieser ersten Jahre nicht verloren haben. Als wir mit Taschen anfingen, waren Qualität, Haltbarkeit und Funktion von großer Wichtigkeit. Und jedes Mal, wenn sich die Art zu Reisen veränderte, woll-
1996 führten wir " den Switchback ein, das war zu dem Zeitpunkt der erste Rucksack mit Rollen auf dem Markt."
beim Benutzen“, beispielsweise eine kleine Tasche, die man genau in dem Moment braucht, ein Gurtband, das die Form des Produktes im richtigen Augenblick verändert. Es ist das Gefühl, mit dem Produkt einen verlässlichen Begleiter an seiner Seite zu haben. 2011 wurde Eagle Creek Mitglied
ten wir dranbleiben. In den letzten Jahren fühlt
beim Label bluesign. Wie sieht das
es sich an, als wäre das Unternehmen in einem
52
ist clever gelöst!“? Wir nennen das „Entdecken
Verjüngungsprozess, mit mehr Energie und Detail-
Wie geht Eagle Creek bei der Entwicklung
Zwischenfazit aus? // Roger: bluesign
arbeit bei der Entwicklung von Innovationen.
der Produkte vor? // Roger: Wir versuchen den
macht einen Unterschied! Wenn ich zu unseren
Konsumenten direkt mit einzubeziehen. Bei un-
Zulieferern in Asien reise, ist ein wichtiger Teil
Welche Meilensteine könnt ihr herausstel-
seren Beobachtungen und Gesprächen ist es das
der Unterhaltung, wie sie mit der Zertifizierung
len, die das Unternehmen heute kennzeich-
Ziel, bestehende Probleme herauszuarbeiten. Bei-
durch bluesign vorankommen. Und das bei allen
nen? // Veronica: Zuerst sind da natürlich die
spielsweise beim Gang durch die Sicherheitskon-
Prozessen wie Weben, Färben, Beschichten,
Travel Packs zu nennen. 1996 führten wir den
trolle am Flughafen, auf dem Weg zum Hotel und
und für alle Materialien, die wir nutzen, wie
Switchback ein, das war zu dem Zeitpunkt der
so weiter. Wenn wir diesen Blickwinkel des Konsu-
beispielsweise Nylon, Polyester, Leder. Sie
erste Rucksack mit Rollen auf dem Markt. //
menten haben, geht es an die Lösungen durch un-
nehmen das Thema sehr ernst. Unser Ziel ist,
raus-magazin sechs 2014
nachgefragt
Foto // Eagle creek
Foto // Benjamin Hellwig
Von links nach rechts: Präsident Roger Spatz, Brand Director Veronica Cox und Executive Managing Director Europa Oliver Messing
Gründungsmomente im kalifornischen Solana Beach
unsere Produkte zu 100 Prozent zertifizieren
und runter. Manche dachten beispielsweise,
Was soll sich für Eagle Creek mittelfristig
zu lassen. Das ist eine große Herausforderung.
sie hätten mit dem Kauf eines recycelten
verändern? // Roger: Was ich mir wünsche,
Nach dem ersten Jahr lagen wir bei 45, zu Ende
Produktes etwas für die Umwelt getan.
ist, dass du ziemlich genau das siehst, was
2014 rechnen wir mit 75 Prozent. // Oliver:
Das wird inzwischen etwas differenzierter
du heute siehst. Ein Unternehmen, das von
Unsere bedeutendste Produktion ist zudem nach
gesehen. Ein vollständig recyceltes Produkt
seinen Wurzeln im Bereich Adventure Travel
SA8000 zertifiziert, das ist ein internationaler
kann auch umweltschädlich sein. Wir
angetrieben wird. Das innovative Produkte auf
Standard für menschenwürdige Bedingungen
müssen an die Quelle dieser Produkte.
den Markt bringt und damit die Bedürfnisse
der Arbeiter. Als ich das erste Mal in Vietnam
Ja, ich denke, die Zertifizierung wird
der Kunden trifft. Und wenn wir das fortfüh-
war, machte ich ein Foto von den Bedingungen
mehr und mehr anerkannt. // Roger:
ren, steigt unser Bekanntheitsgrad und unsere
vor Ort. Ich kannte SA8000 noch nicht, das
Ich denke, Konsumenten tauchen tiefer
Geschichte wird fortbestehen. Wir können
war noch total unbekannt, man sprach gerade
in die Umstände von Zulieferketten ein,
das schaffen. Keine Kompromisse bei dem,
davon – wir waren schon zertifiziert. // Roger:
beobachten genauer. // Oliver: Und
was uns hierher geführt hat! // Veronica: Ich
Wir stoßen bei der Recherche des Öfteren auf
das ist meiner Meinung nach in den USA
freue mich auf die nächsten Jahre, hoffe dass
Produzenten, die uns günstigere Konditionen
genauso wie in Europa. Leute fragen sich,
es so gut weiterläuft. Und ich habe Vertrauen
anbieten. Allerdings sind das dann jene, die den
wo sind die Standorte, wie sehen die
in unsere Designer (lacht). // Oliver: Einfache
Anforderungen dieser Zertifizierungen nicht
Produktionsschritte aus, wie verhält es sich
Antwort: Genau so weitermachen. Innovative
standhalten. Also wenden wir uns wieder ab.
mit den sozialen Bedingungen vor Ort? //
Produkte, uns von unseren Kunden inspirieren lassen, Respekt gegenüber der Umwelt. Das machen wir bereits jetzt, warum sollten wir daran etwas ändern?
EC Lync system Vielseitig und revolutionär: In drei schnellen Schritten lässt sich das ultraleichte EC LYNC System vom praktischen Rollkoffer zu Rucksack (Größen 20, 22 und 26) oder Duffle Bag (Größe 29) umwandeln. Rahmen und Rollen sind abnehmbar und zusammenfaltbar. Für die Zeit zwischen den Einsätzen kann das EC LYNC
Wie ist eure Meinung, wird bluesign vom
Veronica: Wir sind jetzt bereits seit einer
Konsumenten erkannt, beeinflusst es
sehr langen Zeit in Europa vertreten, es
das Kaufverhalten? // Veronica: Eine der
ist unser zweitwichtigster Markt. Und wir
Garantie von Eagle Creek (eventuell auftretende
coolsten Sachen, die ich in den letzten Jahren
lernen hier sehr viel. So viele in den USA
Schäden am Produkt werden kostenlos repa-
in diesem Bezug wahrgenommen habe, ist das
wedeln hauptsächlich mit ihrer Fahne. Ich
riert oder ersetzt – ohne Wenn und Aber).
gestiegene Bewusstsein für all diese Themen.
halte es für sinnvoller, in erster Linie Gutes
Zuvor war das eine Achterbahn, es ging hoch
zu tun, statt ständig darüber zu reden.
System platzsparend im Packsack aufbewahrt werden. Ausgestattet mit der „No Matter What“-
Ab Frühjahr 2015 im Handel www.eaglecreek.com
raus-magazin sechs 2014
53
verlosung
Weihnachtsverlosung
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür ... Um euch die Wartezeit zu versüSSen, öffnet sich vom 1. bis 24. Dezember täglich ein neues Türchen auf unserer Homepage www.rausmagazin.de. In unserer groSSen Raus!-Weihnachtsverlosung könnt ihr groSSartige Produkte und Reisen gewinnen, mit denen das Leben im Freien noch mehr SpaSS macht.
Helly Hansen
Duffle Bag 50 L 69,95 Euro
Eine klassische, robuste und äußerst vielseitige
Patagonia
Reisetasche, die mit Hilfe der zwei verstellbaren
Men's Thunder Cloud Down Parka 500 Euro
verwandelt werden kann. Im Inneren der Duffle Bag sorgen
Dieser, von den ersten Expeditionsjacken inspirierte,
weitere RV-Taschen für Ordnung. www.hellyhansen.com
gepolsterten Schulterriemen leicht in einen Rucksack
moderne Feldparka hat ein zweilagiges H2NOPerformance-Standard-Außenmaterial aus RecyclingPolyester mit DWR-Imprägnierung (Durable Water Repellent), geklebte Nähte und eine Isolierung aus 600er-Füllkraft-Entendaune mit Herkunftsnachweis. Seit Herbst 2014 beinhalten alle Daunenprodukte von Patagonia ausschließlich Daunen, die zu 100 Prozent mit Traceable Down gefüllt sind. Das bedeutet, dass alle Daunen zu Gänsen zurückverfolgt werden können, die niemals zwangsgefüttert oder lebendgerupft wurden.
UGG
www.patagonia.com
Seton 269 Euro
Der Seton ist aus wasserdichtem Leder gefertigt, mit einem wasserdichten Umschlag aus Veloursleder ausgestattet und auf Wunsch mit knallbunten Schnürsenkeln zu haben. Der durchgehend mit luxuriöser Naturwolle gefütterte, robuste Stiefel eignet sich bis zu Temperaturen von minus 20 Grad und ist mit einer exklusiven Vibram-Laufsohle ausgestattet. www.uggaustralia.de
Gerber
Fit Light Tool 79 Euro
Das Multi-Tool Fit bietet neben einer Messerklinge mit partiellem Wellenschliff, einem Flaschenöffner, einer Schere und einer Pinzette auch einen umsteckbaren Schlitz- und Kreuzschraubendreher – sodass sowohl im Alltag als auch auf Reisen die wichtigsten Sachen mit an Bord sind. Besonders pfiffig: die im Griff integrierte, 25 Lumen starke LED-Lampe. www.gerbergear.de
adidas Eyewear Tycane Pro Outdoor 199 Euro Das technische Kernstück der Tycane Pro Outdoor bildet das innovative und ergonomisch geformte Face-fit Foam Pad.
Garmin
Es passt sich optimal jedem Gesicht an und garantiert, dass
Diese ultraleichte GPS-Laufuhr in zwei Farbvarianten misst alle
weder UV-Strahlen oder Niederschlag, noch Schweiß und
wesentlichen Laufdaten wie Distanz, Tempo und Herzfrequenz. Der
Wind ans Auge kommen. www.adidas.com/Eyewear
Forerunner fungiert wie ein Trainer, der immer dabei ist, dir ständig
Forerunner 220 249 Euro
Feedback gibt und alle Daten aufzeichnet, sodass du dich auf deinen Lauf konzentrieren kannst. Die Laufuhr ist mit den kostenlosen Trainingsplänen von Garmin Connect kompatibel. www.garmin.com/de-DE
54
raus-magazin sechs 2014
Verlosung
Libify Technologies
GEOCARE 450 Euro
Das neue, punktgenaue mobile Notruf- und Ortungssystem GEOCARE der Firma Libify Technologies GmbH dient dazu, in einem Notfall besonders schnell und unkompliziert Hilfe anzufordern und jederzeit geortet werden zu können, auch in schwierigem Umfeld sowie im In- und Ausland. Ebenso kann auch die zurückgelegte Wegstrecke nachverfolgt werden. www.libify.de
Eagle Creek
Tandem Warrior 22 250 Euro
Der zum Patent angemeldeten Tandem Warrior 22 ist mit zahlreichen praktischen Features ausgestattet. Sein Duffel lässt sich mittels eines Reißverschlusses einfach vom Hauptgepäckstück trennen, sodass der Reisende zwei gleichwertige Gepäckstücke erhält. www.eaglecreek.com
Keen
Berghaus
Der strapazierfähige Top-Hiker Durand Mid WP von KEEN bietet
Furnace Down Jacket für Herren (M oder L) 249,95 Euro
ambitionierten Wanderern und Wanderinnen Tragekomfort, Schutz und
Das Furnace Down Jacket bietet eine hervorragende Wind-
Unterstützung. Die Zwischensohle ist an den Schaft aus Nubukleder
und Wasserbeständigkeit. Das leichte Obermaterial mit einem
und atmungsaktivem Mesh angespritzt, wodurch eine besonders hohe
Ripstop-Finish sorgt für besondere Strapazierfähigkeit und die
Lebensdauer erzielt wird. www.keenfootwear.com
innovative Isolierung aus Hydrodown-Gänsedaunen hält lang
Durand Mid WP 159,95 Euro
und effizient warm. Praktische Details: eine feste Kapuze und Handwärmertaschen. www.berghaus.com
Peak Performance
Detour Trolley mit 70 L 180 Euro
Ganz egal, ob du auf dem Weg nach Kathmandu oder Chamonix bist – die Ausrüstung lässt sich in diesem Trolley grundsätzlich sicher und komfortabel transportieren. Die robuste Tasche ist mit diversen Fächern und Griffen ausgestattet, sodass du sie einfach packen kannst und auf der Reise schnellen Zugang hast. www.peakperformance.com/de
KAMEI
KAMEI Husky L 229 Euro
Mit der Komfort-Schiebe-Befestigung, dem 90-Millimeter-U-Bügel und dem
MAIER SPORTS
2-Schloss-System ist die Husky eine zuverlässige Dachbox mit unkomplizierter,
Tamesi W / Silowa W 299,95 Euro
bewährter Technik, die jede Reise kompromisslos antritt. www.kamei.de
Skifahrer, die ihre Sportart intensiv betreiben und gern
Durch und durch eine KAMEI-Dachbox: GS-geprüfte Sicherheit und 6 Jahre Garantie.
auch abseits der Piste unterwegs sind, finden mit der Tamesi W beziehungsweise dem Damenmodell Silowa W von Maier Sports eine hochfunktionelle, robuste Hightech-Funktionsjacke mit PFC-freier Imprägnierung. Ausgezeichnet mit dem renommierten Plus X Award als „Beste Jacke des Jahres 2014“. www.maier-sports.com/de
raus-magazin sechs 2014
55
verlosung
QCaps
ALPINA SPORTS
Body Performance Impulskapseln 27 Euro für 3 Kapseln Die QCaps Body Performance Impulskapseln wurden für die
Big Horn QLV MM 199 Euro
Ausdauerleistung entwickelt und sind deshalb die erste Wahl
Die Scheibe der neuen Skibrille Big Horn ermöglicht durch die an das Prinzip
bei sportlichen Aktivitäten, in der Freizeit sowie bei täglichen
seitlich aufklappbarer Studioscheinwerfer angelehnte Rahmenkonstruktion
Anforderungen in Beruf und Familie. Die QCaps enthalten
ein deutlich erweitertes Sichtfeld. Ihre fotochrome Scheibe passt sich an die
ausschließlich natürliche Inhaltsstoffe. Sie sorgen dafür, dass
Umgebungshelligkeit an und verstärkt bei Schlechtwetter dank Quatroflex-
für mehrere Stunden das volle körperliche Leistungspotenzial
Technologie Kontraste für eine optimale Sicht. www.alpina-sports.com
abgerufen werden kann. www.qcaps.de
Nordisk
Maxell 1x MXSP-BT03 39,99 Euro und 1x IKUtrax 49,99 Euro
Rana 69,95 Euro, Mos Down Shoes 24,95 Euro
Ob bei Outdoor-Abenteuern, beim Sport oder im Garten:
Der Rana überzeugt durch sein geringes Gewicht
Maxell liefert auch außerhalb der heimischen vier Wände
und das kleine Packmaß. Die Gitter-Rückwand
großartigen Sound. Praktisch: Die Bluetooth Speaker MXSP-
und die Schultergurte sorgen für eine sehr gute
BT03 und IKUtrax eignen sich dank integriertem Mikrofon
Belüftung und hohen Tragekomfort. Noch mehr
auch perfekt für Telefongespräche. www.maxell.com
Komfort bieten nur die weichen Schafsackschuhe Mos Down Shoes.www.nordisk.eu/de
Chiemsee Taschen-Set, Rolling Duffle Large 119,95 Euro, Matchbag Medium 49,95 Euro , Shower Bag 19,95 Euro, Herkules 79,95 Euro , Gesamtwert 270 Euro Langlebige Materialien, gut kombinierbare Farben, ein funktionales Innenleben und ein lässiges Design. Das sind nur einige Grundsätze des Chiemsee-Reisesets. Vom sportlichen Rucksackmodell über eine robuste Reisetasche bis hin zum leichten Sportbegleiter und praktischer Kulturtasche – die Chiemsee-Lifestyle-Begleiter sind ideal auf Reisen, beim Sport und in der Freizeit. www.chiemsee.com
FUGOO FUGOO Sport 199,99 Euro inkl. Core Fugoo Sport ist der ultimative Mitspieler, Surf-Buddy, SchneeKumpel und Strandbegleiter. Er ist noch widerstandsfähiger als die Style-Hülle und schützt den Core-Lautsprecher bei allen Aktivitäten. Dank des Befestigungssockels an der Unterseite kann man ihn problemlos an Fahrrädern und
Bergans
Svolvaer 290 Euro
Die leichte, warme und lange Daunenjacke aus winddichtem, wasserabweisendem Material mit extrem hochwertiger Daunenfüllung gehört zu Bergans LifestyleSortiment – einer Serie mit praktischen Kleidungsstücken für den Alltag, deren Funktionalität von der technischen Bekleidung übertragen wurde. www.bergans.de
vielem mehr befestigen. www.fugoo.com
Fatboy
The Original Stonewashed 199 Euro
Der Sitzsack Fatboy´s Original Stonewashed wird aus 100 Prozent superweicher, aufwendig gewaschener Baumwolle gefertigt. Das robuste Design des Original trifft auf den sanften Charakter des Stonewashed-Stoffs, was den Sitzsack zu einem absoluten Highlight in jedem Wohnraum macht. Die Außenhülle ist bei 30 Grad waschbar. www.fatboy.com/de
56
raus-magazin sechs 2014
Verlosung
Scandic Full Zip Jacket 400 (Woolpower) 152,90 Euro Kristi und Revelstoke (Baffin) 209,90 Euro Natürliche Wärme aus Schweden bietet die Full Zip Jacket von Woolpower mit hochwertigem Merino-Frottee. Das natürliche Material nimmt die Feuchtigkeit des Körpers auf und gibt sie nach außen ab. Baffins Winterstiefel Kristi (Damenmodell) und Revelstoke (Herrenmodell) sind superleichte Qualitätsschuhe für Aktivitäten in der Natur oder in der Stadt bei eisigen Temperaturen bis zu minus 50 Grad. www.scandic.de
Yeti Duvet 249,95 Euro Die Duvet ist eine packbare Daunendecke, die perfekt für Daheim oder Reisen geeignet ist. Im verpackten Zustand kann sie auch als Kissen verwendet werden. Gefüllt ist die Decke mit der Crystal Down, einer Auswahl der feinsten und hochwertigsten Daunen, die auf dem Markt erhältlich sind. www.yetiworld.com
VoLKL Hauptgewinn
Männerski Ledge (Bindung inklusive) 379,95 Euro der Freestyle-Line holt sich der Völkl Input seiner Teamfahrer und
Millet
setzt exakt ihre Vorgaben und Wünsche um. Der symmetrisch
Miage A.F 50+10 Lady 159,90 Euro
aufgebaute Tip & Tail Rocker des Ledge ermöglicht vorwärts
Der vielseitige, besonders robuste und großvolumige
und switch identisches Fahrverhalten, sodass sich der Fahrer
Bergrucksack für Damen eignet sich, dank seiner
immer zu 100 Prozent auf den nächsten Trick konzentrieren kann,
technischen Eigenschaften und der femininen Ergonomie,
während er auf Kicker oder Rails zusteuert. www.voelkl.com
perfekt für klassische Wanderungen oder Alpintouren. Sein
Freestyle Latten für Spaß in Park und Pipe. Bei der Entwicklung
Fassungsvermögen von 50 Litern lässt sich nochmals um 10 Liter erweitern. www.millet.fr/de
Men’s Tacul 3L Jacket
Eins mit der Natur – unsere Produktphilosophie Green Shape ist Deine VAUDE Garantie für umweltfreundliche Produkte – aus nachhaltigen Materialien und ressourcenschonender Herstellung. Wir unterstützen die Naturschutzarbeit unserer Partner WWF und DAV und setzen uns als Mitglied der Fair Wear Foundation für faire Arbeitsbedingungen in unseren Produktionsstätten ein. vaude.com
raus-magazin sechs 2014
57
Fotos // www.avisu.at
verlosung
mama thresl
2 Nächte für 2 Personen
Am 29. November 2014 eröffnet das mama thresl in Leogang, im Salzburger Land, seine Pforten und begeistert mit alpin-lässiger Atmosphäre und Pinzgauer Gastfreundschaft. „urban soul meets the alps“ lautet das Motto des außergewöhnlichen Projekts, das nur wenige Schritte von der Asitz-Talstation entfernt liegt. In Vollholz-Bauweise errichtet, besticht das mama thresl im Inneren mit Naturmaterialien wie Zirben- und Lärchenholz, Stein und Leinen. 50 Zimmer, ein modernes Bar- und Restaurantkonzept mit Live-DJs und offener Küche sowie ein kleiner Wellnessbereich im obersten Stockwerk machen das Haus zum idealen Domizil für gesellige und aktive Naturliebhaber. www.mama-thresl.com
Hauptgewinn
Kitecity
1 Woche Kitecity Event 579 Euro
Wassersport an den schönsten Spots der Welt – egal ob für purer Anfänger oder Fortgeschrittene. Eine Woche Kitecity Event mit sechs Tagen Training inklusive Kitesurfmaterial, Rescuesevice, Eventshirt und Spaß pur! Fünf bis sechs Stunden pro Tag bekommst du von professionellen Trainern Kiteunterricht mit aktuellstem Material. Einzulösen bei einem Event deiner Wahl in 2014 oder 2015 (exklusive Flug und Unterkunft oder sonstigen Anreisekosten). www.kitecity.de
Schoffel Afra 199,95 Euro, Donna 99,95 Euro Die Damenjacke Afra aus Venturi-2-Wege-Stretch ist wasser- und winddicht sowie atmungsaktiv. Die warme Wende-Steppweste Donna lässt sich bei Bedarf schnell und einfach einzippen. Mit der hochwertigen „Ventloft by Primaloft“Wattierung ausgestattet, überzeugt sie mit besten Trocknungseigenschaften. www.schoeffel.de
Hauptgewinn
SunnyBAG
LEAF 149 Euro
Das SunnyBAG LEAF ist das leichteste, flexible Outdoor-Solarsystem der Welt. Egal ob beim Wandern, Klettern, Touren gehen, Radfahren oder Camping – mit dem LEAF können Mobiltelefone, Navigationsgeräte, Kameras und vieles mehr einfach unterwegs mit Sonnenenergie aufgeladen werden. Durch das robuste Material bietet das Solarsystem eine kratz- und stoßfeste Oberfläche und trotzt Kälte, Regen, Schnee und Wind. www.sunnybag.at
Klean Kanteen (Set) Reflect 800 ml 39,95 Euro , Pint Cup 12,95 Euro , Food Canister 24,95 Euro Die Reflect ist handgearbeitet und besteht aus rostfreiem Edelstahl, nachhaltig gewirtschaftetem Bambusholz und lebensmittelechtem Silikon. Ebenso
SCHWERELOSIGKITE
Teamrider-Gutschein-Kalender 2015
Als Charity-Aktion mit Sofortgewinn bringt Schwerelosigkite zum zehnjährigen Jubiläum einen eigenen Teamrider-Jahreskalender heraus. Als Bonbon sind spezielle JubiläumsRabatt-Aktionen im Kalender versteckt. Die kompletten Erlöse aus dem Verkauf des Kalenders gehen an den „Silke Gorldt Surfing e.V.“. Einigen Magazinen liegt als VorabWeihnachtsgeschenk bereits ein Fotokalender mit bei – da hat das Zufallsprinzip entschieden! www.shop.schwerelosigkite.de, www.silkegorldtsurfing.de
58
raus-magazin sechs 2014
unverwüstlich wie die Flaschen sind die Pint Cups aus lebensmittelechtem Edelstahl. Sie sind die nachhaltige und bruchsichere Alternative zu Plastikbechern und Gläsern und die idealen Reisebegleiter. Ebenso die Food Canister, deren Deckel absolut dicht schließen. www.kleankanteen.com/germany
LIFESTYLE & TRAVEL UNSERE LIFESTYLE & TRAVEL REIHE BESTEHT AUS PRAKTISCHER ALLTAGSKLEIDUNG, DIE BESTENS FÜR DEN EINSATZ UNTER SKANDINAVISCHEN KLIMABEDINGUNGEN GEEIGNET IST. DIE KLEIDUNGSSTÜCKE BIETEN DIE GLEICHEN SCHÜTZENDEN EIGENSCHAFTEN WIE UNSER TECHNISCHES SORTIMENT.
LIFESTYLE & TRAVEL
Svolvær Down Long Jacket
FREDRIK SCHENHOLM
BERGANS OF NORWAY WIRD SEIT MEHR ALS 100 JAHREN VON LEIDENSCHAFTLICHEN OUTDOOR-ENTHUSIASTEN GETRAGEN. GEMEINSAM MIT ERFAHRENEN POLARFAHRERN UND ABENTEURERN ENTWICKELN WIR HOCHWERTIGE TECHNISCHE BEKLEIDUNG UND FUNKTIONELLE OUTDOOR-AUSRÜSTUNG, DIE DEN ANFORDERUNGEN DER WILDEN NORWEGISCHEN NATUR UNSERER HEIMAT GEWACHSEN SIND. UNSER ZIEL IST DABEI IMMER DAS ECHTE NATURERLEBNIS, UNABHÄNGIG VON JAHRESZEIT UND AKTIVITÄT.
EKSTREM TURGLEDE
bergans.de
extrem
Text // Benjamin Hellwig
Fotos // Philipp Strauss
Alaska lockt mit dem Potenzial unnatürlich steiler FreerideAbfahrten. Chiemsee-Profi Marco Smolla hat sich mit drei Freunden in Lines begeben, die ihnen den Atem raubten. Faszinierende Weiten, pulstreibende Heli-Flüge und die ein oder andere brenzlige Schrecksekunde.
Steile Hange Spektakuläre Lines von Alaskas Gipfeln
E
60
xtreme Situationen öffnen den Blick. Als Snowboard-Profi
9.300 Kilometer Luftlinie nordöstlich. In der Weite
Marco Smolla an einem der letzten Tage seines Aufent-
Alaskas haben Marco, Philipp „Fips“ und sein Zwillings-
haltes in einem myanmarischen Meditationszentrum
bruder Tobias „Tobi“ Strauss sowie ihr US-Freund Ian
mit der Schweigepflicht kämpft, schreit sein Geist nach
Wood die steilsten Hänge ihres Lebens vor der Nase.
Ablenkung. Über elf Stunden am Tag sitzen, atmen, den Körper wahr-
Eine 69-Stunden-Fahrt im Pick-up-Truck steckt ihnen in
nehmen. Sein Meditationslehrer S. N. Goenka schafft ihm das passende
den Knochen, mehr als 4.000 Kilometer lang haben sie
Bild: „Stell dir vor, dies hier ist eine Operation am eigenen Hirn, und du
Asphalt unter den Reifen ihres gewaltigen Gefährts. Ein-
führst sie selbst durch, ohne Vollnarkose.“ Die völlige Fokussierung auf
mal durch ganz Westkanada. „Teilweise lagen 550 Kilo-
sich selbst gerät für Marco zur Herausforderung. „In unserer Welt sind
meter zwischen den Tankstellen, dazwischen so gut wie
wir es einfach gewohnt, dass immer etwas um uns herum los ist. Es gibt
nichts, nur Wald und Straße und ab und zu mal ein paar
ständig etwas zu tun, ständig Unterhaltung. Durch diese Tage in Myanmar
Minenarbeiter. Krass zu sehen, dass es auf unserer so
bekam ich einen komplett anderen Blick auf mich selbst und auf mein
bevölkerten Erde dann doch Regionen gibt, in denen kein
Leben“, sagt der 25-jährige Münchner. Zum Abschluss dieser zehn inten-
Platzproblem herrscht“, sagt Marco. Vom Anhänger ent-
siven Tage siegt sein Geist. Die Sehnsucht nach Spaß und Bewegung ist
laden sie die beiden Motorschlitten, einer davon kommt
zu groß. Marco will „das Leben wieder spüren“. Nur wenige Augenblicke
frisch aus der Vitrine eines Händlers im Bundesstaat
später gelingt ihm das auf spektakuläre Weise.
Washington an der Nordwestküste der USA.
raus-magazin sechs 2014
Extrem Schneefallrekorde in Meeresnähe ermöglichen einzigartige Snowboard-Abfahrten
raus-magazin sechs 2014
61
extrem
Alaska ist Marcos „Stolen Paradise“. Seit vielen Jahren ist er zusammen mit Fips und Tobi als Snowboard-Profi auf Kurztrips. Als er Monate zuvor an der Universität seinen Physik-Bachelor abschließt, entscheidet er sich für ein Jahr mit absolutem Freiraum. „Ohne großen Plan, ohne Verpflichtungen, einfach losreisen. Wir wollten uns treiben lassen, uns selbst kennenlernen. Wollten rauskommen aus unseren normalen Rollen im Leben“, sagt Marco. Indonesien, Sri Lanka, Indien, Neuseeland, Australien und Myanmar bilden die paradiesische Vorgeschichte. Mit seiner Ankunft in Alaska erreicht der Münchner ein Ziel, das bereits lange in ihm arbeitete. „Unglaubliche, unberührte Natur. Und was das Snowboarden angeht, wahnsinnig viele Berge, massenhaft Schnee, und das auf eine sehr spezielle Weise: Du bist so nah am Meer, teilweise siehst du das Wasser sogar beim Fahren. Durch diese Lage hat der Schnee mehr Feuchtigkeit und bleibt im steileren Gelände besser haften. Die Lines sind quasi beliebig steil, so steil, wie man es überhaupt nur fahren kann. Und steiler“, schwärmt er. Skigebiete werden sie in diesen Tagen nicht zu Gesicht bekommen. „Es geht nur darum, im Gelände deine eigenen Abfahrten zu finden.“ Nahe des Thompson Pass in den Chugach Mountains nordöstlich von Valdez heulen an Tag eins die Motoren ihrer Schlitten auf. Über ihnen der blaue Himmel, unter ihnen jede Menge frischer Schnee, um sie herum das beeindruckende Bergmassiv. Doch der Tag endet in einem kleinen Desaster. Völlig überwältigt von den Eindrücken cruisen die vier durch die Landschaft, wechseln sich gegenseitig ab, um ein Gefühl für die Fahrweise der Schlitten zu bekommen, mit denen sie in den kommenden Tagen möglichst nah an die Lines fahren wollen. Die beim Fahrerwechsel aktivierte Handbremse eines Sleds bleibt angezogen, als Fips damit einen Tobi Strauss in der perfekten Line
Hang hinaufrauscht. Die Bremsflüssigkeit überhitzt. Flammen schlagen auf.
„Stell dir vor, dies hier ist eine Operation am eigenen Hirn, und du führst sie selbst durch, ohne Vollnarkose.“ S. N. Goenka
62
In Demut beim Rückblick raus-magazin sechs 2014
Fahrspaß mit Motorschlitten: Handbremse gelöst?
extrem
Eiszapfenblick: Neben gigantischen Schneemengen beeindruckt Alaska auch auf andere Weise.
Kurz bevor der nagelneue Schlitten komplett vom Feuer
Natur für dich selbst verantwortlich. Hier dachten wir, dass es wegen der
verschlungen wird, springt Fips von der Sitzbank. Inner-
Gletscherspalten sinnvoll ist, ihn dabei zu haben. Ich war mit ihm zusammen
halb von Minuten steht nur noch das Stahlgerippe. „Ein
auf dem Sled, wir nahmen eine ungünstige Spur und da merkte ich erst, wie
super Einstieg. Wir hatten das Teil den ganzen Weg von
schlecht sich dieser Typ auskannte. Wir waren mitten in einem Gletscher-
Washington hier raufgebracht, und ein paar Augenblicke
spaltenfeld. Überall sahen wir Risse, fuhren Slalom auf irgendwelchen Inseln,
später durften wir die Überreste wieder den Hang hinun-
die einen sicheren Eindruck machten. Aber genau die konnten sich auch als
ter schleppen“, erinnert sich Fips. Der Dämpfer jedoch
einstürzende Schneebrücken entpuppen. Ich dachte dabei nur eines: Das,
währt nicht lange. Tailgate Alaska sorgt für Ersatz. Die
was wir hier gerade machen, ist wie russisches Roulette. Wahrscheinlich
Betreiber des alljährlichen Freeride-Festivals leihen ih-
geht es gut, aber es kann auch so richtig in die Hose gehen. Das war eine
nen neue Sleds. „Tailgate ist eine perfekte Basis, um auf
Situation, in der wir zu viel riskierten. Auf gut Glück da durchzugurken, das
dem Bergpass Leute kennenzulernen, gemeinsam Alaska
darfst du einfach nicht. Wir hatten Glück“, sagt Marco.
zu erleben und von denen zu profitieren, die dort mehr Erfahrung haben“, sagt Marco.
Im schier endlosen Terrain des Thompson Pass stehen die Jungs in den folgenden Tagen an den steilsten Hängen ihres Lebens und suchen
Erfahrungen in der Region sind dann elementar, wenn sie
sich ihre Lines. An für Alaska ungewöhnlich sonnigen Tagen schuften
in der Wildnis überlebenswichtig sein können. Als Marco,
sie Abfahrt für Abfahrt an ihrem größer werdenden Selbstbewusstsein.
Fips, Tobi und Ian zu ihrem abgelegenen Zeltlager mitten
Für diese kurzen Augenblicke ist der Aufwand groß. Vom Zelt mitten
auf dem Gletscher fahren, nehmen sie sich einen Guide,
auf dem Gletscher bringen die Sleds sie an den Fuß des Berges. Die
der behauptet, sich auszukennen. „Du bist in dieser weiten
extremen Abschnitte müssen sie kletternd weiter.
raus-magazin sechs 2014
63
extrem
Tobi Strauss im Freiheitsmodus
„Es war abenteuerlich, einfach weil es so steil war. Gefühlt standen wir im 80-Grad-Gelände, in dem du fast schon rückwärts wieder runterfällst. Schritt für Schritt haben wir uns die Tritte reingehackt und uns bergauf gezogen“, sagt Marco. Die Orientierung von oben ist dabei extrem
Kurzes Vergnügen: nagelneuer Motorschlitten in Flammen
schwierig, das Gelände wirkt plötzlich komplett anders als bei der Analyse von unten. „Ich suchte mir Lines raus, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie in meinem Rahmen sind, dass ich sie beherrschen kann. Die
Im Flug erreichen die Vier einige Gipfel bequem sitzend und auf wesentlich
mich fordern, aber bei denen ich mich sicher fühle. Man sollte nie etwas
schnellere Weise. Innerhalb von Minuten setzt sie der Hubschrauber der
fahren, bei dem man zu viel Mut aufbringen muss oder sich sagt: Passt
Alaskan Heliskiing Operation auf einige Gipfel rund um Haines, circa 16
schon, jetzt reiß ich mich zusammen und überwinde mich mal. Aber es
Pick-up-Truck-Stunden von ihrem Quartier entfernt. Und reißt dabei be-
war dennoch immer ein totaler Nervenkitzel. Haut es so hin, wie ich es
merkenswerte Löcher in ihre Reisekasse. 2.000 Euro pro Nase für ein drei
mir vorgestellt habe? Habe ich mir den Weg richtig gemerkt? Es ist ein
Tage langes Once-in-a-Lifetime. „Zu erleben, wie man solche Distanzen
wahnsinniges Gefühl, wenn dann alles so läuft, wie gedacht, und du in
überwinden kann, ist mehr als nur faszinierend. Fast jede Bergspitze ist
deinen Flow kommst“, sagt der Chiemsee-Profi.
plötzlich erreichbar. Gleichzeitig ist es natürlich absurd teuer und steht in keiner Relation zu den Kosten an einem Tag im klassischen Skigebiet. Jeder Augenblick in der Luft kostet Geld, im Minutentakt wird abgerechnet“,
„Die Lines sind quasi beliebig steil, so steil, wie man es überhaupt nur fahren kann. Und steiler.“ Marco Smolla
64
raus-magazin sechs 2014
sagt Marco. Oben angekommen sind auf einmal Zeit und Ruhe vorhanden. Manchmal stehen sie dort eine halbe Stunde und grübeln darüber, wie die Line zu fahren ist. Die Konzentration aufs eigentliche Snowboardfahren wird für den 25-Jährigen zur Herausforderung. Keine Fehler machen, im eigenen Rahmen bleiben. Unten im Tal angekommen ruhen sie sich in der Sonne aus, essen etwas – und sind dennoch in ständiger Anspannung.
Die Last drückt das Gespann bei der Bergabfahrt in die Schräglage, Marco verliert die Kontrolle, die Bremsen greifen nicht mehr.
ORGANISATION ULTRALEICHT GEMACHT.
Denn „wie aus dem Nichts kommt auf einmal wieder der Heli, um dich auf den nächsten Gipfel zu katapultieren. Und plötzlich ist wieder Action. Helm auf, Kopf ducken, in die laute Kabine springen. Wie unter Hochspannung. Eine Gefühlsachterbahn aus Aufregung, Angst, Sorgen, Stress, Erleichterung und purem Spaß, im steilsten und schneereichsten Freeride-Terrain meines Lebens – so gut“, erinnert sich Marco. Zurück am Thompson Pass sorgt ein Unfall für eine neue Schrecksekunde. Erneut sind es nicht die waghalsigen Snowboard-Abfahrten, die die Jungs in Gefahr bringen, sondern ein Ausflug mit den Motorschlitten. Sie überladen einen der Anhänger auf dem Weg zurück ins Camp mit Benzin, Essen und Holz für ihren Zeltofen. Die Last drückt das Gespann bei der Bergabfahrt in die Schräglage, Marco verliert die Kontrolle, die Bremsen greifen nicht mehr. Der Münchner stürzt, sein Sled überschlägt sich und rauscht knapp über ihn herüber. „Ich bin dabei auf den Kopf gefallen, mein Helm zerbrach. Ich hatte ziemliches Glück. Und die Situation hat mir gezeigt, dass wir gut überlegen müssen, wie wir etwas angehen. Wir waren zu übermütig.“ Ein verbogener Lenker, eine abgebrochene Bremse und Toastbrot mit Benzingeschmack sind die einzig spürbaren Schrammen des Unfalls am Ende ihres Trips.
Mehr zum Pack-It™ System (Video)
Eagle Creek Pack-It™ System. Mehr Packvolumen. Mehr Übersicht. Mehr Reisefreiheit.
Oben links: Elchtest mit Pick-up-Truck. Oben rechts: Tiefschnee-Equipment. Unten rechts: Wurfscheibenschießen. Unten links: Angelbeute nahe der steilen Lines
www.eaglecreek.com
extrem
Mitten auf dem Gletscher: Chill-out-Zelt mit Holzofenküche
Alles im Blick: Weißkopfseeadler
Vier Wochen Alaska üben auf Marco eine nachhaltige Wirkung aus. Die steilen Abfahrten, die Weite der Landschaften. „Dazu Rentiere, Büffel, Seehunde, Füchse und Weißkopfseeadler. Und Einblicke in die Lebensweise der
Weitere Infos unter
Menschen, die dort oben den Platz haben, um ihr eigenes Ding machen zu
www.tailgatealaska.com www.stolenparadise.net
können.“ Auch Monate nach dem Trip, als er schon längst sein Kontrastprogramm Physikstudium wieder aufgenommen hat, stacheln ihn die Erlebnisse noch an. „So stark, dass ich ehrlich gesagt am liebsten diesen Winter wieder hinfahren möchte. Es ist zwar auch schön, hier zu Hause einen Lift zu haben, um mehr Zeit auf dem Brett verbringen zu können. Aber zum Ende der Saison will ich unheimlich gern zurück. Für einen Monat. In Alaska
Alaska
Zeit zu verbringen, bedeutet, einem ewigen Lernprozess Futter zu geben“, sagt er. „Und wir haben erst einen kleinen Teil kennengelernt.“
Thompson Pass Haines Juneau
66
raus-magazin sechs 2014
ICE-DE 69989 07/14
I SL AN D 9 4 3 â‚Ź b a l e t o H & 4 Tage Flug den entfernt Nur 3,5 Flugstun
+ icelandair.de
Text // benjamin hellwig
Werkspionage bei Mammut im schweizerischen Seon
Kreativarbeit, Kernkompetenz und Prototypen. Dazu einige typische Schweizer Attribute. RAUS! blickt im Kanton Aargau hinter die Kulissen von Mammut. Und begegnet dem ein oder anderen Gedanken zur Faszination, am Berg unterwegs zu sein.
Outdoorenthusiasten
auf spurensuche
Die Zeiten haben sich geändert. Als ich die an der Flurwand angebrachte Chronik im ersten Stock des Unternehmenssitzes abwandere, stoppt mich die Jahreszahl 1981. Oder vielmehr: das Bild daneben. Es zeigt die ersten Jacken der Mammut Kollektion". Sie offenbaren den aus heutiger " Betrachtungsweise etwas skurrilen Glanz damaliger Schnitttechnik. Anders ausgedrückt, markiert die Einführung von Outdoorbekleidung einen bedeutenden Meilenstein des Unternehmens. Pierre Dubois sitzt zwei Türen weiter im Kreativraum, einem mit übereinander gestapelten Holzboxen abgetrennten Bereich in einer ansonsten nahezu leerstehenden Halle. Als Head of Design hat er die kreative Leitung über alle Bereiche Mammut vor sieben Jahren rückt die Prozesse der heutigen Zeit ins Licht. „Früher planten wir Kollektionen gerade mal ein Jahr im Voraus. Jetzt bin ich in der Wintersaison 2016/2017. Bei manchen Innovationsprojekten sind es gar drei Saisons. Vieles war damals geradliniger, die Ansprüche waren geringer. Heute ist der Druck größer. Dazu kommen die immer leichter und dünner werdenden Stoffe“, sagt der 42-Jährige. Elf Designer arbeiten in seinem Team, sechs davon allein in der Bekleidung, vier in der Hardware und einer im Bereich Footwear.
68
raus-magazin sechs 2014
Foto // Thomas Senf/Mammut
der heutigen Kollektionen. Sein Blick zurück auf seine Anfangszeit bei
auf spurensuche
raus-magazin sechs 2014
69
Oben: Unverkennbarer Eingangsbereich Unten: Abrollfestival des Mantelgarns
auf spurensuche
Partner welche Details beispielsweise einer Jacke umsetzen kann. „Wenn ich mit den Produzenten in Asien spreche, ist das für mich das Salz in der Suppe! Die kulturellen Unterschiede zu verstehen, ist dabei ein ebenso spannender wie wichtiger Aspekt, um gemeinsam zu individuellen Lösungen und exzellenter Qualität zu kommen. Neben der Entwicklung leitet Iris auch den Bereich der Schnittabteilung. „Textile Produkte sind eine Herausforderung. Wir haben wunderschöne Stoffe und tolle Ideen, aber sie müssen auch verarbeitet werden können. Material, Design, Development und Beschaffung müssen immer in einem transparenten Austausch miteinander stehen. Und wenn es dann beispielsweise bei Neuentwicklungen ans Prüfen der Prototypen geht, setzen wir verstärkt auf Fieldtests mit
Fotos // Benjamin Hellwig
unseren Athleten draußen in der Natur. Am liebsten natürlich bei schlechtem Wetter. Und dort klären wir dann unter anderem, ob die Jacke eine gute Bewegung zulässt oder sich die Kapuze leicht und schnell einstellen lässt. Funktionalität hat oberste Priorität“, sagt sie. Zurück auf dem Flur biege ich rechts in die Denkzelle des Bereichs Hardware ab. Am Eingang zu dem großen Raum ist eine kleine Kletterwand eingerichtet, Klettergurte und -seile liegen auf der Bouldermatte. Am anderen Ende treffe ich auf Andi Fischer. Er ist Designer und Entwickler von Rucksäcken, begleitet die Produkte dabei in ihrer gesamten Entstehung. „Nach Mit Pierres Worten wird deutlich, welch hohen Stellenwert das Design
dem Anfertigen erster Skizzen von Hand besprechen wir sie und passen
der Produkte heute einnimmt. „Wir wollen mit einer klaren Philosophie
sie an. Und wenn alle einer Meinung sind, geht es an die Entwürfe am
als Marke global wahrgenommen werden und Erfolg haben. Und das
Computer. Die ersten Muster machen wir bereits hier in unserer kleinen
alles hier aus dem kleinen Seon heraus“, sagt er. Er blickt hinter
Werkstatt oder in unserer Reparatur abteilung. Diese Prototypen gehen
ein Verdrängungsmarkt. Es ist für
„Ich wünsche mir manchmal etwas mehr von diesem notwendigen Mut. Das Neue ist immer schwieriger, das von vor drei Jahren zu wiederholen, fällt dagegen leichter.“
mich die größte Herausforderung,
Pierre Dubois, Head of Design
haben alle zwei Wochen einen Tag
sich durchs Fenster auf eine Weide mit einigen grasenden Ziegen und schmunzelt. Und fügt dann etwas ernster an: „Da draußen herrscht
neue Produkte hervorzubringen, mit denen wir uns von der Konkurrenz
dann als Vorlage zu unseren Produzenten. Daraufhin kommt von ihnen ein erster Prototyp zu uns, den wir dann auf Herz und Nieren prüfen. Gern mit kalten, nassen Händen. Wir zur Verfügung, um die Produkte in der Natur unter die Lupe zu nehmen.
abheben können. Auch viele andere sind gut unterwegs.“ Dabei müsse
Und damit meine ich nicht das Testen in unserer Freizeit“, sagt er und
man bei manchen Produkten ein gewisses Risiko an den Tag legen. „Risi-
lacht. Und verabschiedet sich für eine verlängerte Mittagspause in eine
kofreudigkeit passt allerdings eigentlich nicht so zu uns Schweizern. Aber
Kletterhalle im benachbarten Lenzburg.
ich wünsche mir manchmal etwas mehr von diesem notwendigen Mut. Das Neue ist immer schwieriger, das von vor drei Jahren zu wiederholen,
Mein Weg führt mich übers Treppenhaus und ein paar verzweigte Gänge
fällt dagegen leichter.“ Was helfe, sei sein Hintergrund: Pierre ist in seiner
hinunter in die Produktionshalle. Hier rattert das Erbe dessen, was der
Freizeit Kletterer, Biker, Kitesurfer, Alpinist, Skifahrer und Skitourer. „Der
Seiler Kaspar Tanner 1862 im acht Kilometer entfernten Dintikon aufbau-
Bezug ist da und wichtig. Ich wüsste für mich nicht, wie es anders gehen
te. Michael Gerber, Produktionsleiter der Flechterei, springt mit mir im
könnte, um die Dinge bei meiner Arbeit richtig zu gewichten.“
Schlepptau von Maschine zu Maschine der Kletterseilfertigung. „Das hier ist unsere Kernkompetenz. Es ist schön, dass Mammut nach wie vor dar-
70
Iris Roth kommt hinzu. Lange Zeit arbeitete sie ebenfalls als Designe-
auf setzt, und wir es an diesem Standort aufrechterhalten können“, sagt
rin und Produktmanagerin, ehe sie seit 2013 bei Mammut als Head of
er. Rund 500 Tonnen Rohmaterial laufen pro Jahr durch die Produktion,
Development die Umsetzung der Kollektionsentwürfe koordiniert. „Das
endlos gesponnene Garne, die aus 96 einzelnen Filamenten bestehen.
war eine bewusste Entscheidung, ich empfand es als sehr spannend, die-
Vor einer riesigen Anlage beobachten wir für eine Weile das Zwirnen des
sen Wechsel zum Bereich Entwicklung zu machen“, sagt sie. Ihre Aufga-
Kernmaterials eines Kletterseils. 25 Kilometer Zwirn entstehen hier inner-
ben führen sie dabei oft zu den Lieferanten selbst. Sie organisiert, welcher
halb von 13 Stunden.
raus-magazin sechs 2014
Fotos // Benjamin Hellwig
auf spurensuche
Anlage zum Zwirnen des Kernmaterials: 25 Kilometer innerhalb von 13 Stunden
Karabinerkandidaten in Reihe, Abteilung: Design Hardware
1.000 Meter Seil in 23 Stunden: eine von 50 Rundflechtmaschinen
Nach dem Flechten läuft jedes Seil als Kontrolle durch drei Lichtstrecken.
„Hauptsächlich produzieren wir hier dynamische Seile. Dafür müssen so-
ein absoluter Sicherheitsbereich. Weil an jedem Seil irgendwann einmal ein
wohl Kern- als auch Mantelmaterial geschrumpft werden“, sagt Michael.
Leben hängt.“ In dem liftähnlichen Schacht prüft das Unternehmen mit der
Für den Kern werden dafür in einem weiteren Schritt sechs Garne zusam-
Ermittlung der Sturzzahl jede einzelne Produktionscharge.
mengezwirnt, drei dieser Zwirne dann zu einem sogenannten Auszwirn geformt. Dieser wird lose abgelegt und unter Dampf und heißen Tempe-
Meine Ohren klingeln auf dem Weg zurück zu den Bürofluren noch etwas
raturen in einem Ofen geschrumpft. Für den Mantel ist das Prozedere
nach. Franz Widmer, zuletzt Athlet im Swiss Climbing Team, kommt auch
etwas anders. Hier sorgen Rundstrickmaschinen für eine schlauchförmige
in seinem hiesigen Aufgabenbereich mit etlichen Metern Kletterseil in
Ware, die in Säcken gelagert unter Dampf und Wärme an Länge verlieren.
Berührung. Er leitet die Mammut Alpine School. Die Abteilung ist keine
So werden pro Sack aus 25 Kilometern Zwirn rund 18 Kilometer“, erklärt er. Nach dem Schrumpfen wird die Zwischen aufmachung von Kern- und Mantel material für den nächsten Arbeitsschritt wieder aufgelöst. Mit ein paar Schritten stehen wir vor der lärmintensivsten Maschine der Halle. Die 40 Klöppel der Rund-
„Textile Produkte sind eine Herausforderung. Wir haben wunderschöne Stoffe und tolle Ideen, aber sie müssen auch verarbeitet werden können.“ Iris Roth, Head of Development and Pattern Apparel
flechtmaschine, auf denen die Zwirnspu-
Bergschule im klassischen Sinne. Sie will Menschen, die noch keinen oder nur einen geringen Bezug zum Berg haben, unter fachlicher Begleitung von Bergführern in die Natur bringen. Das Angebot reicht von sehr einfachen bis sehr anspruchsvollen Touren. Darüber hinaus bietet das in Deutschland, Österreich und der Schweiz positionierte Kursangebot auch sicherheitsrelevante
len stecken, drehen sich in beeindruckender Geschwindigkeit im Kreis, 20
Praxiserfahrung mit Mammut-Produkten, wie beispielsweise Notfallma-
von ihnen mit dem Uhrzeigersinn, 20 dagegen. In 23 Stunden entstehen pro
nagement, Lawinenkunde, Klettersteigkurse oder Skitour-Schnupper-
Maschine 1.000 Meter Seil – 50 dieser Maschinen sind aktiv. „Je nachdem,
trainings. „Über das Erlebnis am Berg hinaus ist die Bergschule für uns
wie wir die Fäden aufstecken, entstehen die unterschiedlichen Seilmuster.
jedoch auch ein wichtiges Element, um draußen zu entwickeln und zu
Und jeden Meter, den wir hier flechten, kontrollieren wir auf eventuelle
testen. Rund 15 Bergführer sind mit unseren Produkten für uns im Ein-
Schäden“, sagt Michael. Der 38-Jährige nimmt mich mit zur Kontrollanlage.
satz. Das sind intensive Tests, die uns ein gutes Feedback geben“, erklärt
Hierin läuft jedes Seil durch drei Lichtstrecken, die bei Abweichungen der
der 36-Jährige. „Und für mich selbst ist das eine faszinierende Herausfor-
Seilstärke von über 0,4 Millimeter auslösen. Zwei weitere Anlagen erledigen
derung. Ich habe Zugang zu all den verschiedenen Sparten. Und merke,
das Konfektionieren. Herausragend ist dabei die Roboteranlage, die das
dass jedes Programm seine eigene Dynamik hat. Es ist eine sehr leben-
fertige Seil in Achten legt, wodurch es beim späteren Abrollen nicht zu
dige Aufgabe“, sagt der ehemalige Kletterprofi.
ungewünschten Verdrehungen kommt. Michael legt ein fertig abgepacktes 30-Meter-Seil auf die Waage. „Eine sehr wichtige Qualitätskontrolle. Wenn die Länge stimmt und das Gewicht zu gering ist, könnte das ein Zeichen für einen fehlenden Faden sein“, sagt er. Rund 70.000 Seile in verschiedenen
Weitere Infos unter www.alpineschool.mammut.ch
Längen produziert Mammut hier in Seon pro Jahr. Wir verlassen das Rattern. Im Treppenhaus führt mich Michael zum Sturzturm. „Kletterseile sind
raus-magazin sechs 2014
71
auf spurensuche
In einem Besprechungszimmer treffe ich mich mit Peter Hollenstein. Der 32-Jährige ist Corporate Responsibility
Meilensteine Mammut
Manager bei Mammut und zuständig für die Koordinierung aller
1862 Kaspar Tanner beginnt als Seiler in Dintikon zu arbeiten.
Themen rund um die unternehmerische Verantwortung. „Der
1918 Sohn Oscar Tanner schafft neue Maschinen an und errichtet einen mehrstöckigen Bau.
Stellenwert bei Mammut ist hoch und strategisch verankert. Wir wollen die Themen wie Arbeitsbedingungen und ökologische
1943 Mit den „Mammut Seilen“ wird die Marke Mammut eingeführt. Mit ihr will sich die
Seilerwarenfabrik von der Konkurrenz abheben.
1952 Das Mammut-Argenta ist das erste aus Nylongarn gedrehte Gletscherseil von Mammut.
Produktion aktiv angehen und intern eine CR-Kultur aufbauen,
1958 Mit Mammut-Everest kommt das erste geflochtene Mammut-Bergsportseil mit
die auf allen Ebenen getragen wird“, sagt er. „Und wir haben
auch den Anspruch, bezüglich Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle
1964 Das Mammut-Dynamic ist das erste Einfachseil, das von der Internationalen
einzunehmen.“ So arbeitet Mammut zum Beispiel als erstes Unternehmen in der Outdoorbranche und als eines der ersten Unternehmen in der Textilbranche mit der Fair Wear Foundation
Kern-Mantel-Konstruktion auf den Markt. Bergsteigerorganisation UIAA zertifiziert wird.
1974 Aus „Mammut Seile“ wird „Mammut Garantie“. 1978 Unter der Bezeichnung Altitude kommen erstmals Mammut-Jacken und -Hosen
aus Gore-Tex auf den Markt.
zusammen, ist bereits seit 2011 bluesign-Mitglied. „Bei ge-
1981 Eine „Mammut Kollektion“ mit Bekleidung und Schlafsäcken wird eingeführt.
wissen Themen, welche einfach zu groß sind, um sie allein zu
1984 Im Zuge eines Innovationsschubs kommen Softshell-Hosen, Faserpelzjacken und
stemmen, brauchen wir aber auch das Engagement anderer. So
können wir beispielsweise bei der Beschaffung umweltfreundlicher Materialien gemeinsam mit anderen Marken mehr Druck
Thermic-Unterwäsche, der Freiklettergurt A. F. sowie ein Karabinersortiment auf den Markt.
1992 Mammut zieht von Lenzburg in einen Neubau nach Seon. 1995 Die Bekleidungsserie Mammut Extreme und eine erste Kollektion mit
Mammut-Rucksäcken kommt auf den Markt.
auf die Zuliefererkette ausüben. Dass es dieses Miteinander
1996 Rolf G. Schmid tritt in die Arova-Mammut AG ein und leitet den Bereich Sport.
unter den Unternehmen der Branche gibt, hat mich positiv
1997 Die sogenannte Outdoor-Kollektion wird eingeführt.
überrascht“, sagt Peter.
2000 Rolf G. Schmid wird CEO von Mammut.
Es ist inzwischen Nachmittag. Ein Gespräch mit Rolf Schmid bildet den Abschluss meines Besuches in Seon. Der Geschäfts-
2000 Mammut übernimmt den nordamerikanischen Bergsport- und Outdoorspezialisten
Climb High und festigt damit die Marktposition in den USA. Climb High ist der größte
Distributor für europäische Kletter- und Bergsportausrüstung in den USA.
2003 Es erfolgt die Umbenennung in Mammut Sports Group AG, zu der die Marken Mammut,
führer ergänzt Peters Worte mit seinem Blick auf die gesamte
Outdoorbranche. „Die Erwartungen sind hier extrem hoch.
2008 Mammut gründet mit der Mammut Alpine School eine eigene Bergschule.
Wir gelten als Vorzeigebranche, vielleicht machen wir manche
2008 Mammut setzt sich für soziale Arbeitsbedingungen ein und tritt der Fair Wear Foundation bei.
Dinge auch besser als andere. Die Natur ist unser Aufenthaltsraum. Würden wir selbst gegen die Natur arbeiten, würden wir ihn zerstören. Darum ist der Druck von außen auch ein anderer.
Ajungilak, Toko und Raichle gehören.
2011 Mammut wird Mitglied von bluesign. Der Qualitätsstandard stellt sicher, dass die textilen
Produkte schonend für Mensch und Umwelt hergestellt werden.
2012 Die Mammut Sports Group AG feiert ihren 150. Geburtstag mit dem Biggest
Peak Project in History.
2012 Mammut nimmt nach der größten Investition seit der Gründung das neue Zentrallager
in Deutschland in Betrieb.
Fotos // Benjamin Hellwig
Zeichnung // Mammut
Weitere Infos unter www.mammut.ch
Erster Schritt Skizzenarbeit: Entwurfzeichnung aus der Abteilung Hardware
Im Uhrzeigersinn von oben links: Iris Roth, Andi Fischer, Franz Widmer, Peter Hollenstein, Rolf Schmid, Pierre Dubois
72
raus-magazin sechs 2014
"
Mammut Pro Team"-Athlet Jakob Schubert mit Fingerspitzengefühl im Tessin Foto // Christoph Frutiger
Foto // Thomas Senf/Mammut
Stoffmuster in der Abteilung Material
Foto // Rainer Eder/Mammut
Foto // Benjamin Hellwig
auf spurensuche
Eismeer Pants im Frischlufteinsatz
„Ein erster Prototyp kommt von unseren Produzenten zu uns, den wir dann auf Herz und Nieren prüfen. Gern mit kalten, nassen Händen.“
Schachtarbeit: Ermittlung der Sturzzahl jeder einzelne Produktionscharge
agieren nach dem Prinzip, was wir selbst nicht zu 100 Prozent bezahlen können, wird nicht gemacht. Das ergibt eine gewisse Einschränkung, aber die andere Seite ist um so viel positiver. Alles bezahlt zu haben, verleiht uns eine unheimliche Stabilität. Und auch eine Sicherheit, sollte eine Krise
Andi Fischer, Designer and Developer Hardware
von außen kommen. Wir werden zwei, drei Stürme überleben können.“
Das führt dazu, dass auf uns gezeigt wird, im positiven wie im negativen
Rolf hat, wie er sagt, als Auslandsschweizer erst spät die Anziehungskraft
Sinne. Und obwohl die Branche klein ist, sind wir auch da in einer Vorrei-
der Berge gespürt. „Als ich vor rund 18 Jahren hier anfing, ging es für mich
terposition. Das macht es schwierig, aber auch zu einer spannenden Her-
mit der Bergwelt erst los. Die Produkte waren dafür verantwortlich, aber
ausforderung“, sagt er in feinem schweizerischen Akzent. Zu den charak-
auch die Menschen hier, die mir zu Verstehen gaben, dass ich ja nicht
teristischen Besonderheiten, die das Wirtschaften Mammuts als Schwei-
über all das reden könne, ohne selbst draußen gewesen zu sein. Und
zer Marke prägen, zählt Rolf eine gewisse Geradlinigkeit und das Einhalten
ich wollte selbst Ahnung haben“, sagt der 55-Jährige. Heute bedeute es
des Versprochenen. „Wir sind zudem tendenziell ein bisschen langsamer,
ihm ein extrem schnelles Runterfahren: „Sonst sind meine Berge die Pa-
gerade aus deutscher Sicht. Aber wenn wir kommen, sind wir da. Dazu
pierberge. Wenn ich aber rauskomme, Teil der Natur bin, bleibt alles, was
sind es die typischen Schweizer Attribute, die uns kennzeichnen: Hohe
Alltag ist, sofort stehen. Ich bin dann einerseits mit mir beschäftigt, ande-
Qualität, Genauigkeit und Präzision, vielleicht auch eher etwas teurer,
rerseits erlebe ich diese Ruhe, umgeben von der Berglandschaft, als eine
dafür weiß man, dass die Qualität stimmt.“ Auch im Logo seien diese Attri
pure Freude“, sagt er. Diese Begeisterung will er auch noch stärker unter
bute bereits gegeben. „Was ist ein Mammut? Es ist nicht das schnellste,
seinem Team verbreiten. „Für 2014 möchte ich es ermöglichen, dass jeder
wendigste Tier. Aber wenn es einmal in Fahrt ist, dann läuft es konstant. Es
unserer 270 Mitarbeiter hier in Seon einmal in einer Berghütte geschlafen
hat Power, geht klar in eine Richtung und bewegt etwas. Wohlüberlegt und
hat. Wir übernehmen die Kosten, stellen auch, wo nötig, einen Bergführer
etwas dickhäutiger“, sagt er und schmunzelt. Ich möchte wissen, welche
zur Verfügung. In dieser Umgebung zu sein, in einer Hütte zu schlafen, die
Hemmnisse das mit sich bringe. „Es gibt sicher Unternehmen, die schnel-
eigenen Produkte auszuprobieren, das sorgt für den Enthusiasmus.“ Ich
ler, wendiger und risikofreudiger sind als wir“, antwortet er. „Die werden
verabschiede mich. Und verlasse das Gebäude mit dem Gedanken, mich
kurzfristig auch schneller wachsen können. Da sind wir vorsichtiger. Wir
mal wieder nach einer Berghütte umzuschauen. Für 2015. raus-magazin sechs 2014
73
anziehend
Frostiges Wintervergnügen Fotos // lars wehrmann organisation // ina krug
Winterblues ade: Warm einpacken und raus ins Leben im Freien! Wir präsentieren dir die Winterstyles, mit denen du gut durch die kalte Jahreszeit kommst.
Maier Sports / Eagle Creek Gerald Jacke // Herren Parka TASCHKENT // 279,95 Euro Hemd // Herren Outdoor-Hemd JACK // 59,95 Euro Hose // Herren Roll-up-Hose NIL // 79,95 Euro Rucksack // System Go mobile (Firma: Eagle Creek) // 150 EURO Julika Jacke // Damen-Hybrid-Jacke ALVERNA // 179,95 Euro Bluse // Langarm-Bluse MERLO // 59,95 Euro Hose // Damen Roll-up-Hose LULAKA // 79,95 Euro Schuhe // Revel II (Firma: Keen) // 159,95 Euro Rollkoffer // Double Back 26 (Firma: Eagle Creek)// 250 EURO
74
raus-magazin sechs 2014
anziehend
The North Face Gerald Mütze // Mackie Hat // 35 Euro Jacke // Kastelli SFTSL HDY // 180 Euro Hemd // LS Lodge Shirt // 80 Euro Hose // Diablo Pant // 120 Euro Schuhe // M Wreck Mid GTX // 150 Euro Julika Mütze // Cable Minna Beanie // 30 Euro Schal // Cable Minna Scarf // 38 Euro Jacke // W Thermoball HD-EU // 200 Euro Shirt // Rahue Falls LS SRT // 70 Euro Schuhe // Hedgehog IV GTX // 130 Euro
raus-magazin sechs 2014
75
anziehend
VAUDE / KEEN Gerald Jacke // Sulit Insulation Jacket // 81,40 Euro Pullover // Baltica Pullover // 52,70 Euro Handschuhe // Rhonen Gloves // 14,40 Euro Hose // Rubicon Pants // 43,10 Euro Rucksack // Caspar Mocca // 33,40 Euro Schuhe // Nopo Boot (Firma Keen) // 179,95 Euro€ Julika Mütze // Pepin Beanie // 12 Euro Jacke // Sevogvia Coat // 191,40 Euro Pullover // Civetta Pullover // 38,30 Euro Handschuhe // Yale Gloves // 24 Euro Hose // Rubicon Pants // 43,10 Euro Schuhe // Wo Dibona Sympatex // 73,20 Euro
76
raus-magazin sechs 2014
anziehend
Mountain Hardwear / Sorel Gerald
Julika
Mütze // Logo Dome // 25 Euro
Mütze // Logo Dome // 25 Euro
Jacke // Ghost Whisperer Hooded Down Jacket // 320 Euro
Jacke // Ghost Whisperer Down Jacket // 300 Euro
Hose // Torsun Pant // 160 Euro
Hose // Seraction Insulated Pant // 300 Euro
Schuhe // Caribou (Firma: SOREL) // 149,95 Euro
Schuhe // Glacy Explorer Shortie (Firma: SOREL) // 129,95 Euro
Rucksack // SystemGo Mobile (Firma:Eagle Creek) // 150 EUro
raus-magazin sechs 2014
77
anziehend
Icebreaker Gerald Mütze // Unisex Valor Hat // 44,95 Euro Jacke // Helix LS Zip Hood // 259,95 Euro Pullover // Atom LS Zip // 169,95 Euro Hose // Apex Leggins // 85,95 Euro Socken // Ski Over the Calf Light Over // 27,95 Euro Waschbeutel // Packit Original Wallaby (Firma: Eagle CreeK) // 33 Euro Duschflaschen // Pack it Silicon Bottles (Firma: Eagle Creek) // 30 Euro Schuhe // Koli (Firma: Nokian) // 119,90 Euro Julika Mütze // Boreal Hat // 44,95 Euro Weste // Helix Vest // 159,95 Euro Pullover // Vertex LS Half Zip Fair Isle // 129,95 Euro Hose // Pace Legless // 75,95 Euro Socken // Lifestyle Over the Calf Light Cushion // 37,95 Euro
78
raus-magazin sechs 2014
anziehend
Helly Hansen / Millet / Polartec Julika (Eider) Jacke // Tournette Coat // 449,95 Euro Gerald Jacke // Arctic Legacy H2FLOW Parka (Firma: Helly Hansen) // 349,95 Euro Weste // M`s Aenergy Thermo Vest Men (Firma: Mammut) // 150 Euro Pullover // M`s Capilene 2 Lightweight Zip Neck (Firma: Patagonia) // 59 Euro Hose // M´s Misto Pant (Firma: Marmot) // 300 Euro Julika Mütze // Queen Street Beanie (Firma: Eider) // 34,95 Euro Jacke // LD Touring Insulated Neo Jkt (Firma: Millet) // 459,90 Euro Shirt // Lairg Damen Zippshirt Wool (Firma: Ternua) // 89,95 Euro Handschuhe // Wooly Grip E.T. Mixte Gloves (Firma: Eider) // 29,95 Euro Hose // LD Touring SH Pant (Firma: Millet) // 199,90 Euro
raus-magazin sechs 2014
79
anziehend
Bergans Gerald Mütze // Fletten Hat // 16 Euro Jacke // Morgedal Anorak Dk // 95 Euro Hose // Pinse Nikkers Dk Khaki // 57 Euro Schuhe // Durand Mid WP (Firma: Keen) // 159,95 Euro Julika Mütze // Flatten Hat // 16 Euro Jacke // Finse Lady Anorak // 110 Euro Hose // Finse Lady Nikkers Dk // 57 Euro Handschuhe // Finse Mitten // 30 Euro Schuhe // Chloe (Firma: Baffin) // 179,90 Euro
80
raus-magazin sechs 2014
Tatonka
anziehend
Gerald Jacke // Glenwood M`s Jacket // 69 Euro Pullover // Elwood M`s Jacket // 120 Euro Julika Jacke // Piru W`s Jacket // 74,50 Euro Pullover // Cisco W`s Coat// 109 Euro Rucksack // Storm 30 // 55,88 Euro
raus-magazin sechs 2014
81
anziehend
Bergans
Icebreaker
Mountain Hardwear
Tatonka
+49 40 325964450
+49 8151 446 888 88
+49 0877 927 5649
+49 8205 96020
bergans@bergans.de
www.icebreaker.com
www.mountainhardwear.com
info@tatonka.com
Keen
Nokian – Scandic
Baffin – Scandic
+49 0800 22555336
Outdoor GmbH
The North Face
Outdoor GmbH
Cs.europe@keenfootwear.com
info@scandic.de
+49 08007241220
info@scandic.de
www.keenfootwear.com
www.scandic.de
tnf.deshop@vfc.com
Maier Sports
Polartec
+49 7024 8000 0
www.polartec.com
www.bergans.de
www.tatonka.com
www.scandic.de www.baffin.com
www.thenorthface.de
Eagle Creek
info@maier-sports.de
+353 21 4621473
www.maier-sports.com/de
info@eaglecreek.ie www.eaglecreek.com
Millet
Vaude +49 07542 53060
Sorel
impressum@vaude.com
post@articus-stewens.de
www.vaude.com
www.sorel.com
+49 07023 95110 Helly Hansen
germany@lafume.fr
Sympatex
+49 089 200084030
www.millet.fr
+49 89 9400 58 0
www.hellyhansen.com
info@sympatex.com www.sympatex.com/de
Waldgut Waldhütten Dieser historische Speicher, der uns als rustikales, skandinavisch angehauchtes Fotomotiv diente, stand ursprünglich in Niedersachsen und ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mitten im Naturpark Aukrug in Schleswig-Holstein aufgebaut worden. www.waldhuetten.de
Pyua Sphere-Y
text // jonas wagner
„Get in the Loop“. Pyua ruft gerade wieder seine Abwrackprämie aus. Für mein ausrangiertes Allerweltsfleece (sackartiger Schnitt, skurrile 90er-Farben) gabs einen Gutscheincode. Eingelöst für die Sphere-Y, die Wendejacke des Freeride-Bekleidungsherstellers, ausprobiert an ersten kalten Wintertagen. Wendet man das winddichte Außenmaterial nach innen, wechselt spürbar die Funktion. Die gesteppte Seite sorgt bei Aktivitäten durch die Kältebrücken für Abkühlung. Reicht das nicht aus, sind die Ärmel über Reißverschlüsse abnehmbar. 60 Gramm PrimaLoft Silver Insulation Eco Padding halten die Körperwärme. Und auch andere Fakten überzeugen: recycelte Garne, sozial verantwortliche Produktion, Fluorcarbon-frei. Weitere Infos unter www.pyua.de
82
raus-magazin sechs 2014
advertorial
SchneeschuhTour über vier Gipfel Text // Svenja Haberkorn
Ein atemberaubendes Bergpanorama und ein herz hafter Eintopf als Bonus erwarten Svenja Haberkorn bei der Schneeschuh-Wanderung durch den Hochschwarzwald. Der ganze Hochschwarzwald glitzert in weißer Schneepracht. Da zieht
zum Rinken. Unser Mittagessen, so scheint es, müssen wir uns erst
es uns einfach hinaus in die unberührte Natur. In aller Herrgottsfrühe
noch verdienen, da der Weg zur Baldenweger Hütte wieder mit einem
starten wir am Bahnhof in Himmelreich bei Kirchzarten auf 450 Meter
kräftigen Anstieg verbunden ist. Völlig erschöpft lassen wir uns, nachdem
über dem Meeresspiegel im Dreisamtal. Gewappnet mit der richtigen
wir die Schneeschuhe abgeschnallt haben, in der warmen Stube auf die
Ausrüstung, der richtigen Kleidung und dem Proviant-Rucksack auf
Bänke fallen. Gierig werden die Getränke hinuntergespült und sehnlichst
dem Rücken beginnen wir unsere Tour. 25 Kilometer, 1.500 Höhenmeter
auf das Essen gewartet. Gestärkt machen wir uns auf, die letzten drei
und knapp zehn Stunden Gehzeit wollen in Angriff genommen werden.
Gipfel zu erstürmen. Nun bahnen wir uns auf einsamen Trails den Weg
Unser Weg führt zunächst ins Höllental. Schon nach einigen Metern wird
zum zweiten Gipfel, dem Baldenweger Buck auf 1.460 Meter über dem
uns, trotz der eisigen Temperaturen und den fallenden Schneeflocken,
Meeresspiegel. Auf dem Feldberg herrscht dichter Nebel, sodass man
warm. Weiter geht es stramm bergauf, durch Wälder, über große Flächen
kaum zehn Meter weit blicken kann. Wir rücken unserem höchsten
offener Wiesen, immer in Richtung des ersten Gipfels. Die Bäume biegen
angestrebten Punkt, zugleich auch der höchste im ganzen Schwarz-
sich unter der Last des Schnees fast bis zum Boden, während selbiger
wald, näher. Bald schon erreichen wir ihn, den Gipfel des Feldbergs mit
wie ein weißer Teppich über der Landschaft liegt. Unsere Spuren ziehen
seinen 1.493 Meter über dem Meeresspiegel. Fasziniert sind wir von den
sich durch das unberührte Weiß. Durch den dichten Wald gelangen wir
markanten Spuren, die der Wind hier oben hinterlässt. Vorbei an der Wetterwarte geht es zum Immisberg (1.373 Meter über dem Meeresspiegel), dem letzten der vier Gipfel. Nun führt unser Weg steil bergab und es kommt uns vor, als hätten wir statt Schneeschuhen Langlaufski unter den Füßen. Teilweise stecken wir bis zu den Knien im Schnee. Es ist kaum zu glauben, wie viel es in den letzten Tagen geschneit hat. Beim Hüttenwasen vorbei, geht es über den Toten Mann und die Stollenbacher Weiden hinab zur Stollenbacher Hütte, unserem heutigen Ziel.
Weitere Infos unter www.schwarzwald-outdoor.de und www.schneeschuhakademie.de
raus-magazin sechs 2014
83
ratgeber technik
AUSPROBIERT die neue lifestylecam
RE by HTC
Neu auf dem Markt: Mit der RE by HTC ist ab sofort eine bemerkenswerte kleine Kamera erhältlich. Der tägliche Begleiter ist ohne technische Hürden bedienbar und durch sein ungewöhnliches Design sensationell handlich.
A
sthma-Inhalator, Röhrchen, Peris-
der Stadt oder in gemütlicher Runde: Durch die
kop – die ersten Assoziationen zur
einhändige Verwendung und die kompakte Größe
„RE camera“ sind vielfältig. Es ist
entstehen beeindruckende Erinnerungen in Form
ein revolutionärer Blickfang, mit dem HTC da ins
von 16-Megapixel-Aufnahmen sowie Full-HD-
Kompaktkamerageschäft einsteigt. Das knapp
Bewegtbildern inklusive Tonaufnahmen über das
zehn Zentimeter lange Gehäuse liegt dank des zy-
HD-Mikrofon.
lindrischen Designs ergonomisch und stabil in der Hand. Bereits beim Zugreifen sorgt ein integrierter
Auch Wassersportfans kommen mit der Life
Weiterverarbeiten lässt sich das aufgenommene Ma-
Berührungssensor dafür, dass sie blitzschnell
stylecam RE voll auf ihre Kosten. Ihre wasserdichte
terial jeweils bequem per Bluetooth und über die RE-
einsatzbereit ist. Ein-/Aus-Taste? Überflüssig. Auch
Bauweise ermöglicht beim Kiten, Surfen oder
App, erhältlich für iOS und Android, auf dem Handy.
sonst tritt die RE dezent und reduziert auf, wiegt
Paddeln spektakuläre Aufnahmen. Das 146-Grad-
gerade einmal 65,5 Gramm. Die aktivierte Kamera
Weitwinkelobjektiv fängt auch all das ein, was
RE ist ab sofort in den Farben Koralle (Rot), Weiß,
lässt sich über lediglich zwei Knöpfe steuern. Ein
am Rand geschieht, die Blendenöffnung von
Blau und Grün erhältlich. Die unverbindliche Preis-
kurzes Drücken des silbernen Buttons an der
f=2.8 sorgt selbst an grauen Tagen für genügend
empfehlung des Herstellers: 199 Euro.
Rückseite des Gehäuses nimmt hörbar ein Bild
Lichtstärke. Eine IPX7-Zertifizierung ermöglicht für
auf. Drückt man länger, startet mit einem Signalton
bis zu 30 Minuten, bei einer maximalen Tiefe von
die Videoaufnahme. Ein zweiter Button liegt auf
einem Meter, Schutz vor eindringendem Wasser.
Weitere Infos unter www.recamera.com
der Innenseite des Gehäuses. Mit dem Zeigefinger
84
lässt sich darüber bequem die Zeitlupen- oder
Ob auf dem Mountainbike, beim Wandern, Skifah-
Fazit: Die RE by HTC überzeugt beim Ausprobieren
Zeitrafferaufzeichnung starten.
ren oder Snowboarden: Auch an Land ist die RE der
mit einer überraschend guten Handlichkeit, simpler
perfekte Begleiter. Durch ein vielseitiges optionales
Bedienung und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.
Die Einsatzbereiche der RE sind vielfältig. Unter-
Zubehör lässt sie sich an Lenker, Rucksack oder
Und auch das Resultat kann sich sehen lassen. Der
wegs mit Freunden ist sie bei jeder vorstellbaren
Jacke befestigen. Gerade hier sind die Zeitlupen-
1/2,3-Zoll große CMOS-Sensor sorgt für hochauflö-
Alltagssituation ein Garant für gelungene Bilder.
aufnahmen ein bemerkenswertes Feature, die
sende Bild- und Videoaufnahmen, die auch bei einer
Ob bei Konzerten und Festivals, unterwegs in
Aufnahmequalität entspricht dabei 720p.
Weiterverarbeitung alle Optionen offenlassen.
raus-magazin sechs 2014
foto // Jan Steffen/GEOMAR
Der Blick aufs Ganze
interview // benjamin hellwig
Nachgefragt bei Klimaforscher Mojib Latif
Mojib Latif sitzt an der Quelle. Der Leiter des Forschungs bereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik am Kieler Helm holtz-Zentrum für Ozeanforschung will wachrütteln in Sachen Klimaschutz. RAUS! sprach mit dem 60-Jährigen Forscher über eine der gröSSten Herausforderungen unserer Zeit.
Blick auf die Kieler Förde: Mojib Latif auf dem Dach des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung
Herr Latif, Sie kommen gerade aus den USA zurück. Welchen
Um Aussagen über Klimaprozesse treffen zu können, bedarf es
Hintergrund hatte Ihre Reise? Ein kleiner Workshop mit anderen
der Analyse von mehreren Dekaden. Naheliegender ist vielen
Forschern zum El-Niño-Phänomen, eine Erwärmung, die alle paar Jahre
Menschen das tägliche Wettergeschehen. Sind Themen, die uns
im tropischen Pazifik auftaucht und nicht nur die Region selbst, sondern
erst in Jahrzehnten oder womöglich niemals persönlich betref-
auch das Weltklima beeinflusst.
fen, zu unattraktiv? Dieser kurzfristige Blick wohnt in uns, das ist ein Problem und dies müssen wir durchbrechen. Wir Menschen reagieren im
Ihre tägliche Arbeit besteht zu einem bedeutenden Teil aus dem
Grunde nur auf das, was uns unmittelbar berührt. Alles andere schieben
Erstellen und Bewerten von Klimamodellen am Computer. Da-
wir weg. Das ist ein Charakteristikum unserer Zeit und alle großen Proble-
neben werden Sie nicht müde, auf Vorträgen und in Interviews
me sind genau davon betroffen. Ich suche zum Thema Klimaschutz den
Zusammenhänge des Klimas einem breiten Publikum zu erklä-
Kontakt mit den Menschen, auch um deutlich zu machen, dass es um
ren. Was gibt Ihnen dieser Austausch? Mir ist es wichtig, am Puls
mehr geht, als länger im Straßencafé sitzen zu können. Es geht um den
der Menschen zu sein. Ich möchte erfahren, was sie denken und was
Erhalt der günstigen Lebensbedingungen auf diesem Planeten.
sie wirklich interessiert. Denn nicht immer ist es das, was die Wissenschaft den lieben langen Tag erforscht. Auf der einen Seite gibt es die
Was braucht es, damit das Thema mehr Menschen anspricht?
Grundlagenforschung, die völlig frei ist und sich für die wissenschaftliche
Man darf nicht den Fehler machen, zu glauben, dass Katastrophen
Herausforderung selbst interessiert. Aber es gibt auch die Wissenschaft
szenarien Menschen dazu bewegen, mehr über den Klimaschutz nach-
für die direkten Belange der Menschen. Und da empfinde ich diese Rück-
zudenken. Ich denke, man muss auch immer die Vorzüge herausstellen.
kopplung als sehr wichtig. Klima betrifft im Sinne von Klimaschutz alle
Nehmen wir das Thema Energie: Ist es nicht völlig idiotisch, wie wir uns
Bereiche des menschlichen Lebens. Ich bin jemand, der gern den Kon-
gerade verhalten? Wir fördern Öl, schicken es mit Tankern irgendwohin.
takt mit anderen sucht. Und auch Kontroversen nicht scheut, solange sie
Es kommt dabei etwa, wie vor ein paar Jahren im Golf von Mexiko, zu
in vernünftigen Bahnen ablaufen.
einer riesigen Ölpest, weil ein Bohrloch explodiert. Wir verbrennen Öl und
86
raus-magazin sechs 2014
VISIONÄR Perspektiven zur Lebensgrundlage auf unserem Planeten
Benzin, wodurch CO2 freigesetzt wird und die Umwelt belastet. Wir be-
Und denken, alles sei in Ordnung. Würde CO2 den Himmel rot färben,
nehmen uns nicht wie ein Homo sapiens, nicht wie weise Menschen. Wir
würden sofort alle Alarmglocken läuten. Aber die ersten Auswirkun-
sind umgeben von sauberer und kostenloser Energie, und wir nutzen sie
gen sind spürbar. Die Temperatur nimmt zu, Gletscher schmelzen,
nicht. Und das ist dumm. Es geht nicht um Verzicht. Es geht darum, die
der Meeresspiegel steigt.
besseren Lösungen zu nutzen. Nicht die schlechteste aller Möglichkeiten. Und dennoch wird der Mensch als Mitverursacher des KlimaDie Kurve der globalen Erwärmung stagnierte zuletzt, sie spre-
wandels immer wieder in Frage gestellt? Das CO2 etwa soll
chen von einer Atempause. Inwieweit ist dies der Nährboden für
aus dem Meer kommen.Ja, diese Haltung gibt es. Sie nervt, denn
Klimawandelskeptiker? Was entgegen Sie ihnen?
man kann sie ganz einfach widerlegen. Die Weltmeere nehmen CO2
Es gibt im Wesentlichen zwei Kategorien von Skeptikern. Die einen sind
auf, weswegen sie saurer werden. Das kann man messen. Und das
Lobbyisten, die ihr veraltetes Geschäftsmodell in Gefahr sehen. Die neh-
bestreiten selbst die Lobbyisten nicht.
me ich nicht ernst. Mit ihnen kann man ohnehin nicht diskutieren, da sie lediglich Lobby-getrieben sind. Ihnen ist nahezu jedes Mittel recht, um die
Welche Reaktionen nehmen Sie auf die Erderwärmung, den
eigenen Interessen durchzusetzen. Und dann gibt es Skeptiker, die ernst-
Anstieg der Meeresspiegel sowie das Schmelzen der Gebirgs-
hafte Zweifel haben. Denen muss man die Zusammenhänge einfach bes-
gletscher und polaren Eismassen wahr? Und was müsste
ser erklären. Meine Erfahrung ist, dass diese Menschen Argumenten ge-
Ihrer Meinung nach geschehen? Wir haben einen gefühlten
genüber aufgeschlossen sind. Für mich kam im Übrigen diese Atempause
Klimaschutz. Man spricht in der Politik sehr viel darüber, aber es
nicht überraschend, ich habe bereits 2008
geschieht nichts. Und die Folge ist:
im Rahmen einer Studie davon gespro-
Es passiert genau das Gegenteil von
chen. Das hat weltweit großes Aufsehen erregt – heute, in unserer schnelllebigen Welt, weiß das keiner mehr. Zu 90 Prozent meiner Arbeit beschäftige ich mich mit diesen natürlichen Schwankungen, die den
"Es geht um den Erhalt der günstigen Lebensbedingungen auf diesem Planeten."
langfristigen Erwärmungstrend überlagern. Und die immer mal dazu führen, dass es
dem, was passieren müsste. Der CO2Ausstoß steigt. Jahr für Jahr. Selbst bei uns in Deutschland ist er in den letzten zwei Jahren gestiegen, nachdem er jahrzehntelang tatsächlich gefallen ist. Und die Politik steht dem mehr oder weniger hilflos gegenüber. Ich
mal nicht weiter geht mit der Erderwärmung. Mich würde es auch nicht
denke, es bedarf des Umbaus der weltweiten Energiesysteme. An-
großartig wundern, wenn es mal etwas kälter werden würde. Man muss
ders können wir das Problem nicht lösen. Die erneuerbaren Energien
mehrere Jahrzehnte betrachten, und wenn wir 30, 40, 50 Jahre in die
sind vorhanden, wir können sie nutzen.
Zukunft blicken, wird es im globalen Mittel mit Sicherheit wärmer werden. Welche globalen Szenarien sehen Sie, wenn momentanes Analysen und Datierungen von Luftbläschen in Eiskernen haben
Handeln fortgeführt würde? Klar ist, dass die Temperatur län-
ergeben, dass der heutige CO2-Wert einmalig ist ...Durch die Art
gerfristig weiter steigen wird. Was das im Detail bedeutet, weiß
unserer Energieversorgung verfeuern wir jede Menge fossiler Brenn-
man nicht. Wir gehen davon aus, dass extreme Wetterereignisse
stoffe. Dabei entsteht unweigerlich CO2. Das wiederum reagiert in der
sich häufen werden. Der Meeresspiegel steigt bereits und wird es
Atmosphäre kaum, hat eine lange Lebensdauer von über 100 Jahren und
weiter tun. Das kann durchaus bis zu einem Meter bis 2100 sein.
reichert sich daher in der Luft an. Wenn wir uns im Vergleich der letzten
Dies bedeutet für viele Inseln das Ende, aber auch riesige Pro-
800.000 Jahre den CO2-Gehalt ansehen, stellen wir fest, dass er noch
bleme für Länder wie Bangladesch. Es wird regional sehr unter-
nie so hoch lag wie heute. Ich erhebe gar nicht den Anspruch, genau zu
schiedliche Auswirkungen geben, aber eines ist wichtig, egal wo
wissen, welche exakten Folgen das haben wird. Aber wir führen doch
was passiert, es betrifft uns immer alle. Es wird die Sicherheits-
hier in gewisser Weise ein gigantisches Experiment mit unserem Plane-
lage in der Welt betreffen, vielleicht auch die Flüchtlingsströme.
ten durch. Wir steuern das Weltklimasystem in einem Maße, wie es noch
Die Folgen sind völlig unkalkulierbar. Und dazu kommt, dass unser
nie zuvor der Fall gewesen ist. Allein das sollte uns eigentlich zu denken
Wissen über das Erdsystem begrenzt ist. Es wird immer Überra-
geben. Wir tun hier etwas, das unglaublich ist, und merken es nicht ein-
schungen geben. Das macht mir mehr Angst als die Dinge, von
mal. Wir haben von der Natur keinen Sinn bekommen, können das CO2
denen ich weiß. Auch das Ozonloch über der Antarktis hat kein
nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken, nicht hören, nicht tasten.
Wissenschaftler vorhergesagt.
raus-magazin sechs 2014
87
foto // Maike Nicolai/GEOMAR
visionär
Wir steuern das " Weltklimasystem in einem Maße, wie es noch nie zuvor der Fall gewesen ist."
Fischfang auf der Ostsee vor Maasholm: Win-win-Situation durch neue Quoten
Was für ein Zeichen können Atomausstieg und Energiewende in
Zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt.
Deutschland global setzen? Wenn wir diese Themen wirklich ernst
Welche Rolle spielen die Weltmeere im Klimasystem? Die
nehmen und durchsetzen, hätte dies eine großartige Signalwirkung. Wir
Ozeane haben eine bedeutende Klimawirkung. Stichwort Golfstrom,
in Deutschland können das Klima nicht allein retten. Wenn wir aber die
Zentralheizung Mitteleuropas. Die Meere nehmen andererseits, wie
erneuerbaren Energien wirklich hoffähig machen, zeigen, dass wir mit
bereits angesprochen, auch CO2 auf. Und sie nehmen sehr viel Wär-
ihnen Wohlstand haben können, ihn vermehren können, und dies ohne
me auf. Daher ist die bisherige Erwärmung der Erdoberfläche, wo
fossile Brennstoffe und Atomkraft schaffen, kann das auch in anderen
wir leben, nicht so stark, weil eben auch viel Wärme in die tieferen
Ländern die Wende bringen.
Schichten der Meere gelangt ist. Aber es gibt auch eine Kehrseite. Zum einen ist der Klimawandel dadurch nicht so stark ausgeprägt, da die
Und dieses Signal ist realistisch? Vernünftige Lösungen setzen sich
Meere ihn durch diese Aufnahme von Wärme und CO2 abbremsen,
durch. Solange es diese aber nicht gibt, wird China weiterhin seine Kohle
zum anderen hat es Auswirkungen auf die Meere selbst. Erwärmung
verbrennen. Bis etwas kommt, das dem ökonomisch überlegen ist.
und Versauerung sind Probleme für die Ökosysteme in den Ozeanen.
Deutschlands Verdienst ist, dass wir diese erneuerbaren Energien stärker
Und das ist nicht alles, es kommen noch sehr viele andere Dinge dazu:
vorangebracht haben als andere. Und es geht uns immer noch gut damit.
eingeleitete Gifte, Plastikmüll, Öl sowie Radioaktivität, etwa durch die
Der Druck beispielsweise in einem Land wie Frankreich, das noch stark
Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague oder die Ka-
auf Atomkraft setzt, wird wachsen. Und die Menschen werden auch dort
tastrophe von Fukushima. Dazu kommt die Überfischung. Keiner weiß
sagen, warum können wir das, was in Deutschland gerade geschieht, nicht
so genau, wann die Meeresökosysteme kippen werden. So können wir
auch bei uns umsetzen? Man darf die Energiewende nicht klein reden. Sie
nicht weiter machen. Irgendwann werden die Meeresökosysteme das
hat weit über die Grenzen Deutschlands hinaus eine enorme Bedeutung.
nicht mehr aushalten.
88
raus-magazin sechs 2014
visionär
Es wird immer " Überraschungen geben. Das macht mir mehr Angst als die Dinge, von denen ich weiß."
CO2 und H2O reagieren zu H2CO3, also Kohlensäure. Welche Konsequenzen befürchten Sie hinsichtlich der Versauerung der Meere? Alle Tiere, die Kalkstrukturen bilden müssen, angefangen von kleinen Kalkalgen über Mu-
Erstmals Kohlendioxidsensoren im Einsatz: Autonome Messbojen, sogenannte Floats, treiben frei in den Ozeanen und senden alle zehn Tage ihre Messwerte an die Heimatinstitute.
scheln und Krebse bis hin zu den Korallenriffen, leiden darunter. Krill beispielsweise steht am Anfang der Nahrungskette. Es ist kaum auszudenken, was hier passieren kann. Es lauert ein ökologisches Desaster. Und ich glaube, das ist kaum jemandem bewusst. Inwieweit ist die Versauerung messbar? Das lässt sich sehr genau messen. Seit Beginn der Industrialisierung, seit wir CO2 in die Luft blasen, ist knapp die Hälfte dessen, was beim Verfeuern fossiler Brennstoffe entstand, im Meer gelandet. Und auch die Versauerung selbst ist klar messbar. Der pH-Wert ist um 0,1 Einheiten nach unten gegangen. Das klingt nicht nach viel, bedeutet aber, dass der Säuregrad in den Meeren seit Beginn der Industrialisierung bereits um 30 Prozent gestiegen ist. Das sind alles harte Fakten. Die kann man nicht bestreiten. Ihr neues Buch „Das Ende der Ozeane – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden“ behandelt unter anderem diese Themen. Welche Hoffnungen wollen Sie damit transportieren? Ich hatte das Gefühl, den Meeren eine Stimme geben zu müssen. Lasst uns die Ozeane nicht als gigantische Müllkippe betrachten, sondern als etwas, von dem
Markante Klimaanomalien: durchschnittliche Oberflächentemperaturen der Jahre 2010-2013 in Referenz zu 1951-1980
foto // Arne Koertzinger/GEOMAR
grafik // nasa giss
das Wohlergehen der Menschen abhängt – in vielerlei Hinsicht.
raus-magazin sechs 2014
89
Oben links: frisch geschlüpfte Dorschlarven. Striktere Fischfangquoten können für Erholung sorgen. Oben rechts: Klimaforscher Mojib Latif. Unten rechts: Tiefseegarnele. Die Versauerung der Meere fürt zum ökologischen Desaster. Unten links: Ketten reaktion in der Nahrungskette. Australseeschwalbe füttert Küken mit Grundel, Mangawhai Harbour, Neuseeland.
foto // Jan Steffen/GEOMAR
foto // Ian Southey/GEOMAR
foto // Jan Steffen/GEOMAR
foto // Catriona Clemesen/Geomar
visionär
Kaum einer weiß, dass die Hälfte des Sauerstoffs aus biologischer Produk-
geschaffen, denen wir frönen. Aber die wahren Werte sind doch ganz
tion im Meer entsteht. Und was Ernährung und Fischfang betrifft, sind bis
andere. Dazu zählen beispielsweise Liebe, Familie und Freunde. Das gerät
zu einer Milliarde Menschen direkt oder indirekt von den Meeren abhängig.
in Vergessenheit.
Zum Thema Überfischung gab es in Ihrem Institut realistische
Was macht Ihnen Mut? Dass immer wieder Dinge passieren, die man
Lösungsvorschläge ... Es geht immer um die Frage: Müssen wir kurz-
nicht vorhergesehen hat. Wie beispielsweise die deutsche Wiederverei-
fristig den Gewinn maximieren oder nicht? Fast alle Weltmeere sind
nigung oder der Atomausstieg. Warum passieren diese? Weil es einfach
stark überfischt oder zumindest von Überfischung bedroht. Das müsste
Menschen gibt, die keine Lust mehr auf gewisse Dinge haben. Es entste-
nicht sein, wenn wir lediglich eine Perspektive von drei oder vier Jahren
hen Bewegungen, bei denen man einen langen Atem braucht. Wir alle
betrachten, den Planungshorizont etwas ausdehnen. Würde man die
müssen uns weiter einmischen. Und dürfen nicht locker lassen!
Fangquoten etwas mehr senken, könnte man hinterher umso mehr herausholen. Die Bestände könnten sich somit wieder regenerieren. Eine Win-win-Situation. Was können wir in unserem Alltag leisten, und wie kann Klimaschutz attraktiver werden? Ich versuche, wenn es irgendwie geht, immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zu fahren. Viele Leute empfinden das als Verzicht, das sehe ich nicht so. Es ist vielmehr ein Gewinn an Lebensqualität. Wenn ich das Auto stehen lasse, muss ich keinen Parkplatz suchen, ärgere mich weniger, spare Geld. Und Fahrradfahren macht mir zudem viel mehr Spaß. Wir haben uns Scheinwerte
Verlosung RAUS! verlost je eins von drei Exemplaren von Mojib Latifs aktuellem Buch „Das Ende der Ozeane – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden", erschienen im Herder Verlag. Schick einfach bis zum 15. Februar 2015 eine E-Mail an verlosung@t-o-v.de und beschreib uns ein Erlebnis, das dich persönlich wachgerüttelt hat.
überleben werden", erschienen im Herder Verlag.
90
raus-magazin sechs 2014
Foto // Image Source
angesagt
Spektakulär über Schnee Fun präsentiert: und Eis Jever Winterfunsport-Zentren Text // Benjamin Hellwig
Gewöhnlich kann jeder. Wer einen Winter voller abwechslungsreicher Adrenalinkicks erleben will, schaut links und rechts der klassischen Wintersportarten. Jever Fun stellt die drei Regionen Deutschlands vor, in denen es in der kalten Jahreszeit in Sachen Funsport zur Sache geht.
Hochschwarzwald Das größte Skigebiet nördlich der Alpen, mit 52 Skiliftanlagen
Snowbiken für eine geringere Sturzgefahr sowie kleinere
und faszinierenden Kombinationsmöglichkeiten: Bewegung,
Hebelk räfte als beim alpinen Skifahren. Beim Geschwin-
Action und Entspannung in der Natur. Im erweiterten Schatten
digkeitsbattle mit Freunden gehts hangabwärts durch die
des Feldbergs ist mehr drin als nur Ski- und Snowboardabfahrten.
Winterluft. Perfekte Grundlage für ein anschließendes Jever Fun, dem alkoholfreien Durstlöscher.
Beispiel gefällig? Wer schon immer mal das Rad auf die Piste bringen wollte, kommt am Snowbike nicht vorbei. Die adre-
Weitere Winterfunsport-Optionen
nalingeladene Abfahrt mit dem Drahtesel auf Kufen garan-
Snowkiten, Schneeschuhwandern, Biathlon für Anfänger,
tiert ungewöhnlichen Fahrspaß und beschert dabei zudem
Rodeln mit Flutlichtanlage, Pistenbully-Fahrt, Eislaufen
ein kleines Trainingsprogramm. Rücken, Bauch und Beine sind im Dauereinsatz. Der niedrige Schwerpunkt sorgt beim
92
raus-magazin sechs 2014
Informationen unter www.hochschwarzwald.de
angesagt Runter vom Sofa, raus ins Freie
Berchtesgadener Land Die Region lockt mit sechs Ski- und Snowboardgebieten auf einer Gesamtlänge von mehr als 60 Kilometern, einer Beschneiungsanlage sowie internationalen Wettkämpfen. Optionen, die Foto // Joziii/Fotolia.de
Hänge auf spektakuläre Weise hinunterzujagen, gibt es zuhauf. Beispiel gefällig? Früher Holz- und Heutransportmittel, heute der Klassiker für Adrenalinjunkies: Rodelaction! Kilometerlange Rodelbahnen und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade warten auf dich. Bequem nach oben führt beim Hirscheckblitz Ramsau sowie bei der Rodelbahn Obersalzberg die Sessel- beziehungsweise Seilbahn. Wem die Fliehkraft in den Kurven nicht ausreicht, legt eine Schippe drauf. In originalen Rennbobs bringen dich Experten auf der Weltcupstrecke ins Ziel. Mit bis zu 130 Stundenkilometern gehts den 1.200 Meter langen Eiskanal am Fuße des Watzmanns hinunter. Für ein erfrischendes Finish sorgt im Ziel ein Jever Fun. Weitere Winterfunsport-Optionen Snowbike, Snowtubing, Zipflbob, Iglubau, Gleitschirmfliegen, Ballonfahren, Skispringen, Snowrafting Informationen unter www.berchtesgadener-land.com
Oberstdorf Foto // Marcel Jancovic/Shutterstock
Neben 128 klassisch nutzbaren Pistenkilometern und der höchsten Kabinenbahn Deutschlands mit einem 400-Gipfel- Panorama bietet Oberstdorf eines der spektakulärsten Alternativprogramme dieses Winters. Beispiel gefällig? Beim Snowtubing geht es in speziell angefertigten, luftgefüllten Schläuchen übers winterliche Weiß. Auf eigens dafür präparierten Pisten fegst du Richtung Tal – vorwärts, rückwärts, sitzend oder liegend. Manche behaupten, durch geschickte Gewichtsverlagerung dieser wahrhaftigen Winterreifen bleibst du sicher in der Spur. Andere sagen, Lenkversuche sind zwecklos. Buckel, Steilwandkurven und besonders abschüssige Abschnitte sorgen für zusätzliche Kicks. Highspeed bei idealem Schnee: 40 Kilometer pro Stunde. Der perfekte Abschluss des Downhill- Nervenkitzels gelingt mit einem Schluck friesisch-herbem Jever Fun. Weitere Winterfunsport-Optionen Snowbike, Skifox, Snowdeck, Tubing, Airboard, Eisstock schießen, Zorbing, Snowscooter, SMX, Skibockerl, Zipflracer Informationen unter www.oberstdorf.de und www.ntc-oberstdorf.de
raus-magazin sechs 2014
93
ausblick
Foto // berghaus
Auf zu neuen Gipfeln, Ufern, Freiheitsgefühlen. RAUS! liefert die Zutaten für Fernwehmomente und Alltagsabenteuer. Lass dich inspirieren für das Leben im Freien. Die nächste Ausgabe erscheint im März 2015.
impressum HERAUSGEBER Alexander Lehmann
MODESTRECKE/ORGA Ina Krug
VERLAG Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986
FOTOGRAFEN Lorenz Holder, Dirk Wagener, Meerblickzimmer.de/Photocase. de, Osawa/Photocase.de, Fredrik Schenholm, Sebastian Wahlhuetter, Hohes Martin Zorn, Gemeinde Seelbach, Jörg Fink, Sophie Köhler, Jacob Garms, Keith Ladzinski, Nicolas Hairon/Altitude Films, Freddie Wilkinson, Mountain Hardwear, Philipp Strauss, Eagle Creek, Thomas Senf/Mammut, Rainer Eder/Mammut, Christoph Frutiger, Lars Wehrmann, Jan Steffen/GEOMAR, Arne Koertzinger/GEOMAR, Maike Nicolai/ GEOMAR, Catriona Clemesen/GEMOAR, Ian Southey/ GEOMAR, Image Source, Marcel Jancovic/Shutterstock, Joziii/ Fotolia.de, Berghaus, Clark Fyans/Red Bull Illume
CHEFREDAKTEUR Benjamin Hellwig | bh@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9969977 Editorial Design Outline-Graphix | Phone +49 431 6473173 | info@o-graphix.de
94
LEKTORAT Ina Krug, Alexandra Dinter
ANZEIGENLEITUNG Eliane Lehmann | e.lehmann@terraoceanisverlag.de | Phone +49 431 9909658
ERSCHEINUNGSWEISE alle drei Monate
MITARBEITER DIESER AUSGABE Michel Wende, Dirk Wagener, Dorothee Gödeke, Jef Verstraeten, Alexandra Dinter, Sophie Köhler, Jacob Garms, Ina Krug, Jonas Wagner, Svenja Haberkorn, Helen Brammer
ABONNEMENTS Terra Oceanis Verlags GmbH & Co. KG | Klausdorfer Weg 167 | 24148 Kiel | info@rausmagazin.de | Phone +49 431 9969977 | Fax +49 431 9969986 | ISSN 2192-0206
raus-magazin sechs 2014
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in elektronische Datenbanken sowie sonstige Vervielfältigungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Für unverlangt eingesandtes Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Unter Hinweis auf § 5 Abs. 3 MarkenG nehmen wir Titelschutz in Anspruch für RAUS! in allen Schreibweisen, Schriftarten, Wortverbindungen, Darstellungsformen, Abwandlungen, Abkürzungen, Titelkombinationen, graphischen Gestaltungen, entsprechenden Zusätzen, Untertiteln und Zusammensetzungen für alle Medien, insbesondere Druckerzeugnisse wie Magazine, Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und allen anderen Printprodukten, sowie Tonträger und Merchandising, Bildtonträger, Film, Hörfunk, Fernsehen, Software, Off- und Online-Dienste, Internet, CDRom, CD-I, DVD und MD (MiniDisc) und andere Datenträger sowie für sonstige audiovisuelle, elektro-nische und digitale Medien und Netzwerke, Domains, Veranstaltungen und Dienstleistungen aller Art. Das Inhaltspapier dieser Ausgabe wurde auf Recyclingpapier produziert, das vom Umweltsiegel BLAUER ENGEL zertifiziert ist.
Im Terra Oceanis Verlag erscheinen folgende Titel:
Direkte Bestellmöglichkeit unter: www.www.terraoceanisverlag.de
und nun raus!
„
M
an weiß nie, wann ein Klick auf den Auslöser etwas Zeitloses hervorbringen kann.“ Heliski-
und Mountaineering-Guide Clark Fyans hat neben aller Sicherheitsausrüstung seine Kamera immer dabei. Auch, als John Jackson, Brad Cosgrove und Mark Landvik gerade erste gründliche Blicke auf mögliche Lines werfen. Beim Auftakt der Filmaufnahmen zu einem Segment von „The Art of Flight“ in den Tordrillo Mountains von Alaska heißen die Berge die Crew „mit unglaublichen Bedingungen“ willkommen. Und Clark schafft sich ein Erinnerungsstück an diesen ersten Moment. Seine Aufnahme findet einen Platz unter den Finalisten der Kategorie Illumination beim Red Bull Illume Contest 2013. Weitere Infos unter www.redbullillume.com
96
raus-magazin sechs 2014
Foto // Clark Fyans / Red Bull Illume
und nun raus!
raus-magazin sechs 2014
97
randnotizen
Ein Experiment er Alltag ist zuweilen alles andere als ein Abenteuer. Will man zur Abwechslung mal etwas Außergewöhnliches erleben, muss man notgedrungen kreativ sein und sich
Als wir am späten Nachmittag Bratkartoffeln machen
einiges einfallen lassen. Und so kam uns nach langem
wollen, stellen wir unser Kochelement direkt vor dem
Grübeln die Idee: Wir alten Outdoor-Hasen tarnen uns
Zelteingang auf und konstruieren uns mit einem bun-
als gewöhnliche Wochenend-Camper! Wenn diese Art
ten Klappstuhl in Seitenlage demonstrativ und für alle
Camper überhaupt ein ganzes Wochenende durchsteht.
gut sichtbar einen Windschutz. Unsere Nachbarn im
Von der Sorte, die drei Tage auf dem Campingplatz ver-
Zelt nebenan haben schließlich Mitleid mit uns und
bringen und anschließend stolz verkünden, sie seien der
leihen uns ihr Salatbesteck aus Kunststoff, das wir als
Zivilisation entflohen und hätten überlebt!
Pfannenwender zweckentfremden dürfen. Zum Glück stellt es sich als hitzebeständig heraus.
Großartige Planung gehört nicht zu den Stärken des Camp-Laien, deswegen fährt er (und so auch wir) recht
Am Ende brechen wir stadtverwöhnten Weicheier „we-
spontan los. Überwiegend unpraktische Dinge werden
gen des ungemütlichen Wetters“ schon frühzeitig auf
eingepackt: ein Kasten Bier, vier große Porzellanteller
und stellen auf der Heimfahrt zufrieden fest: Unser Ex-
und vier ebenso porzellanene Kuchenteller. (Man weiß
periment war ein voller Erfolg! Die Camping-Neulinge
ja nie, ob jemand, und wenn ja, wer zu Besuch kommt!)
haben unsere Nachbarn uns glatt abgenommen und
Außerdem zwei Packungen Sonnencreme, auch wenn
wenn wir ganz ehrlich sind: Wir selbst uns auch.
für die bevorstehenden Tage eher durchwachsene Temperaturen, Wolken und Regen angesagt wurde. Sicher ist sicher. Dafür werden ein paar essentielle Gerätschaften vergessen: Besteck, zum Beispiel. Oder Zahnpasta. Zwei Personen – nur ein Kopfkissen. Eine Pfanne, zwei Töpfe – aber weder Pfannenwender noch Kochlöffel. Einige Gläser mit Tomatensoße – aber keine Nudeln. Unser Zelt platzieren wir taktisch unklug und beabsich-
Wir alten Outdoor-Hasen tarnen uns als gewöhnliche Wochenend-Camper! Wenn diese Art Camper überhaupt ein ganzes Wochenende durchsteht.
tigt unerfahren unmittelbar hinter dem Pförtnerhäuschen, vor dem wiederum reger Verkehr herrscht. Autos
Als Fazit bleibt nur zu sagen, dass selbst erfahrene
und Menschen kommen und gehen. Glücklicherweise
Treckingspezialisten beim Packen offenbar auch
ist auch das Waschhaus nahe bei, sodass uns kaum ein
manchmal mit den Gedanken ganz woanders sein
Toilettengang der uns umgebenden Bewohner entgeht.
können. Und dass Schusseligkeit wohl nicht vererbbar,
Und wir scheinbar ahnungslosen Camping-Anfänger
aber ganz eindeutig antrainierbar und ansteckend ist.
befinden uns mittendrin. Besser könnte es kaum sein. Noch hat uns niemand durchschaut und wir haben vor, dass es auch so bleibt!
98
raus-magazin sechs 2014
Helen Brammer
D
Text // Helen Brammer
ÜBER
DISTRIBUTED BY: GROFA® GMBH · WWW.GROFA.COM
mehr unter grofa.com/gopro
at h l e t: m a r K u s e d e r / O r t: t O r d r i l l O m O u n ta i n s , a K / F O t O : B l a K e J O r g e n s O n
CONQUER
THE UNKNOWN DAS F R E E TH I N KE R JAC KET M IT G O R E -TEX® PR O . E N T W I C K E LT F Ü R D I E A N S P R U C H V O L L S T E N B I G M O U N T A I N A B F A H R T E N . ENTDECKE MEHR AUF THENORTHFACE .COM
NEVER STOP EXPLORING
™