035 | WWW.SAILING–JOURNAL.DE | AUSGABE 05/2009 | OKTOBER/NOVEMBER | D 5,80 € | A 5,80 € | CH 10,- SFR | Benelux/E/I 6,50 € | WWW.SAILING–JOURNAL.DE |
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STELL DIR VOR, ES WĂ„RE WAHL
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UND KEINER GINGE HIN...
Wir machen es „unseren“ Politikern leicht. Zu leicht. Wie eine Herde Ziegen rennen wir hinter ihnen her, machen hie und da den Mund auf und was kommt dabei raus? Gemecker. Ob als Protest oder als Hilferuf, weil uns die Herde abhandengekommen ist, sei dahingestellt. Politiker haben bei uns freie Hand. Im Grunde wollen wir mit ihrer Arbeit und vielleicht auch den Problemen nichts zu tun haben. EmpĂśrt reagieren wir nur dann, wenn wir mit unserer Nase auf eine LĂźge oder andere Verfehlungen gestoĂ&#x;en werden, die in einem unsäglichen Kompromiss geschlossen wurden. Auch das ist unser demokratisches Recht. Wissen. Oder eben Unwissen. Ebenso unser Recht. Vom Volk gewählte Politiker sind uns, dem Volk, Rechenschaft schuldig. Wenn es sein muss, jeden Tag. Das scheinen nicht alle Volksvertreter so zu sehen. Kein Wunder, sind sie es doch längst gewohnt, dass sie bei uns an der langen Leine hängen. FĂźr uns bedeutet Demokratie, sie zu wählen oder eben nicht zu wählen. Das wäre die MĂśglichkeit ihnen ebenso ignorant und illusorisch zu begegnen, wie sie sich uns gegenĂźber verhalten. Keine einzige Partei hat uns zur zurĂźckliegenden Wahl ein schlĂźssiges (noch nicht mal ein unschlĂźssiges) Zukunftskonzept vorgelegt. Die GrĂźnen ansatzweise, doch die konnte man auch nicht wählen, wenn man Schmidt, Tiefensee und Gabriel verhindern wollte. Was uns die Politiker auftischten, waren kleine LĂśsungen fĂźr groĂ&#x;e Probleme. Bei derlei Aussichten kann ich jeden verstehen, der nicht zur Wahl ging. FĂźr viele ist das das einzige Mittel, ihren Vertretern klarzumachen, dass sie mit ihrer Arbeit nicht einverstanden sind. Ist es eine gute Wahl, das bessere Ăœbel zu wählen? Oder aus Ăœberzeugung nicht zu wählen. Wäre dies Demokratie oder Anarchie?
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Dabei gäbe es genĂźgend MĂśglichkeiten, aus der Wirtschaftskrise gestärkt hinauszukommen, den Wirtschafts- und Technologiestandort Deutschland ďŹ t fĂźr Zukunftstechnologien zu machen. „Halbierung der Schadstoffe bis 2030“ mag vielleicht eine politisch zukunftsträchtige Logik sein, eine umwelt- oder bĂźrgernahe ist es keinesfalls. Lieber wird sich beim „Mehr Netto vom Brutto“ Ăźberboten – kommt beim BĂźrger besser. Kurz und klar rĂźbergebracht. Eine einfache Botschaft, die nun wirklich jeder versteht, vor allem die unentschlossenen Wähler. FĂźr das Weltklima kĂśnnte man dasselbe fordern. KĂśnnte man. Unsere jetzigen Umweltprobleme wurden vor rund 30 Jahren erschaffen. 30 Jahre, in denen unsere Landeslenker Zeit hatten. Es vergingen Ă–lkrisen, Klimagipfel, selbsternannte Vorreiterrollen und und und ... Die heutigen, sich zu TĂźrmen aufgestapelten Probleme werden a priori erst in 30 Jahren sichtbar werden. Man kommt nicht umhin zu vermuten, dass die Politiker so lange zĂśgern beziehungsweise oberächlich handeln, bis sie verlauten lassen kĂśnnen: „Unsere Probleme sind nunmehr unlĂśsbar geworden. Die Klimaerwärmung schritt doch schneller voran als prognostiziert. Wir taten alles, was in unserer Macht stand ... Lassen Sie uns dennoch nun das Beste aus der Situation machen, denn schlieĂ&#x;lich stirbt die Hoffnung zuletzt.“ Auch bei uns Wählern.
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vorwort
04
NACH DEM RENNEN
IST VOR DEM RENNEN …
Sportsfreunde gesucht. Nun ist es wieder einmal so weit, die Flensburger Herbstwoche ist zu Ende, wir sind auf dem Weg zurück nach Kiel, zurück ins Winterlager. Es ist schon irgendwie komisch: Die Sonne scheint, es weht mit 20 Knoten und es ist noch so warm … Da kommt schon mal der Gedanke, warum hören wir schon auf, muss man wirklich immer den Herbst im Mittelmeer verbringen …? Was war an diesem Wochenende anders als sonst …? Genau diese Frage kam an diesem Wochenende der Flensburger Herbstwoche immer häufiger auf, wenn über die Saison 2009 und speziell den Saisonabschluss gesprochen wurde. Vielleicht lag es aber auch an dem Traumwetter, das uns zur Internationalen Deutschen Meisterschaft Seesegeln Offshore „geliefert“ wurde. Okay, am ersten Tag hätten sich die „Großen“ (wir eingeschlossen) mehr Wind gewünscht, aber Freitag, Samstag wurden wir alle mit nahezu Idealbedingungen belohnt! Vielleicht war es aber auch das neue Meisterschaftsformat, Teilung von Inshore und Offshore, das bei den meisten Teilnehmern so gut ankam, dass schon nach der Siegerehrung auf der FSC-Terrasse angeregt überlegt wurde, wie man das Ganze 2010 unkompliziert wiederholen kann. Oder war es vielleicht mal wieder die perfekte Organisation der Verantwortlichen, die es uns so schwer macht, die Saison einfach so zu beenden …? Ich denke, es war der Mix aus allem, der diesen schönen Saisonabschluss möglich gemacht hat und uns gezeigt hat, wie man den vielen unterschiedlichen Interessen auf dem Wasser gerecht wird. Für die nächste Saison würde ich mir wünschen, dass Verbände, Vereine und Sponsoren einen ähnlich guten Mix aus professioneller Organisation und schlüssigem sportlichen Format wie zur IDM Seesegeln auch für andere Regatten umsetzen. Dann gibt es eigentlich keinen Grund mehr, woanders segeln zu gehen als direkt vor der Haustür! In voller Vorfreude auf die Saison 2010!
Für Männer, die gern draußen spielen. Der Timemaster Date. Begleitet alle Aktivitäten unter der Sonne und unter Wasser. Mit Stoppfunktion, Metallzeiger mit strahlungsfreier Leuchtmasse für Nachtläufe und übergroße Zwiebelkrone zur Bedienung mit Golfhandschuhen. www.chronoswiss.com
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INHALT
EINBLICK!
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© Text Otis Redding & © Foto Chris Hafer
WATCHING THE TIDE ROLL AWAY IM JUST SITTING ON THE DOCK OF THE BAY WASTING TIME“
E D I T O R I A L 0 0 2 • V O R W O R T 0 0 4 • E I N B L I C K 0 0 6 I N H A L T 0 0 7 • S E G E L S Z E N E 0 0 8 • S H O R T T R A C K S 0 1 4 / 0 7 2 • P R O D U K T E 0 4 0 • T E C H N I K T E C H N I K
T E S T 0 6 8
R E G E L N 0 7 0 • S A I L S T Y L E 0 9 2 • H Ö R E N
& L E S E N 1 0 6 • A B O N N E M E N T 1 0 8 • R A C E T R A C K S 1 1 0 • H E R S T E L L E R 1 1 1 • K O L U M N E 1 1 2
COVERSHOT © KURT ARRIGO/ROLEX
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DIE LETZTEN HELDEN
AUDI MEDCUP
LOUIS VUITTON WORLD SERIES II
Am Wochenende des 14./15. November findet auf der Elbe im Mühlen-
Das EMIRATES TEAM NEW ZEALAND ist der Sieger des Audi MedCup 2009, der in fünf Rennen auf dem Mittelmeer ausgetragen
Zusammen mit dem französischen Syndikatschef Stephane Kandler (K-Challenge) schlägt der dreifache Olympiasieger und zwei-
berger Loch traditionell die Regatta „Die letzten Helden“ statt. Ausge-
wurde. Das Team um Skipper Dean Barker beendete die Saison mit einem Sieg beim Finale vor dem spanischen Cartagena. Bis
fache America‘s-Cup-Gewinner Jochen Schümann einen neuen Weg in seiner erfolgreichen Seglerkarriere ein. Als Sportdirektor
richtet wird sie vom Blankeneser Segel-Club, die Teilnehmer erwartet in
zu 255 Segler aus zwölf Nationen nahmen an mehr als 40 Rennen an den fünf Wochenenden in Frankreich, Italien, Portugal und
und Skipper wird Schümann gemeinsam mit dem französischen Matchracer und America’s-Cup-Teilnehmer Sebastien Cole mit
diversen Jollenklassen neben Glühwein-Drive-thru mit steifen Fingern und
Spanien teil. Die Saison, die am Wochenende des 19. und 20. September mit dem Finale in Cartagena zu Ende ging, stand ganz
einem frisch gegründeten europäischen Team bei der Premiere der Louis Vuitton World Series an den Start gehen. Stephane
dem zu vergebenden Titel des „Letzen Heldens“, dem Sieger über alle Jol-
im Zeichen des EMIRATES TEAM NEW ZEALAND. Erstmals gelang einem Team eine Siegesserie von vier Läufen hintereinander.
Kandler sagte zur Teamgründung: „Ich bin mir sicher, dass die Kombination mit Jochen und Sebastien langfristig gesehen sehr
lenklassen, ein entspannt sportlicher Saisonabschluss.
Schon vor dem letzten Lauf war dem Team um Dean Barker der Titel kaum noch zu nehmen. Titelverteidiger QUANTUM RACING
erfolgreich sein wird. Wir sind stolz darauf, dass wir die Möglichkeit haben, gemeinsam ein starkes europäisches Team mit einem
INFO WWW.BSC-HAMBURG.DE
(USA) musste sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Erstmals gingen in dieser Saison die ähnlichen, aber etwas kleineren
deutsch-französischen Hintergrund aufzubauen und ich glaube, dass wir uns mit unserem neuen Team zu einem der Key-Player
Boote der GP42-Klasse beim Audi MedCup an den Start. Im engen Wettkampf starteten zwei Boote punktgleich in das Finale.
in Europa entwickeln können.“
TRAININGSLAGER HOBIE CAT
Die Voraussetzungen waren klar: Der Sieger in Spanien ist auch der Sieger des MedCup. In den letzten Rennen behielt ISLAS
Vom 02. bis zum 10. April 2010 findet in Bosau das 6. internationale
CANARIAS PUERTO CALERO die Nerven und holte sich den Sieg.
UTSIDER
„U 21 Hobie Cat“-Trainingslager statt. Vorraussetzung für die Teilnah-
INFO WWW.AUDIMEDCUP.COM
In Kooperation mit der hanseboot präsentiert das Jugend-Segelprojekt UTSIDER seine 45-Fuß-Rennyacht vom Typ Elliot 45 im
me ist die Mitgliedschaft in der DHCKV. Für 60 Personen sind Räum-
Oktober zunächst in der Spitalerstraße und im Anschluss daran in den Messehallen der hanseboot in Hamburg. Dabei wird das
lichkeiten vorreserviert, also zügig melden, denn es gilt: Wer zu spät
ORCI-EM
Team interessierten Besuchern Rede und Antwort stehen. Durch die Präsenz in Hamburg und die damit verbundene Aufmerksam-
kommt, den bestraft das Leben – oder der muss draußen schlafen!
Vom 03. bis zum 08. August fand im schwedischen Ystad die Europameisterschaft der ORCi-Klassen statt. 23 Yachten von 33 bis
keit soll die Suche nach einem Finanzpartner weiter forciert werden. Die für den Warnemünder Segel-Club startende UTSIDER
Je nach Anzahl und Erfahrung der Teilnehmer wird versucht werden,
43 Fuß Größe aus vier Nationen waren angereist, um ihren Europameister in einem Mix aus Kurz-, Mittel- und Langstreckenrennen
hatte in der Saison 2009 beim Baltic Sprint Cup auf sich aufmerksam gemacht. Unter anderem konnte, als First Ship Home, eine
bestimmte Trainer einzusetzen, um die Segler entsprechend ihres Leis-
zu ermitteln. Unter anderem gingen auch acht Yachten aus Deutschland an den Start. Bei mittleren Winden hatte am Ende das
der Etappen auch berechnet gewonnen werden. Über alles belegte die im Durchschnitt 24 Jahre alte Crew, die das Segelprojekt
tungsstands weiterzubilden. Neulinge sind willkommen! Der Preis für
BELUGA SAILING TEAM, eine kürzlich modifizierte Rodman 42 um den Bremer Eigner Christian Plump, den Steven ganz vorn und
selbst organisiert, den dritten Platz in der IRC-Wertung. In den nächsten zwei Jahren ist des Weiteren die Teilnahme an einigen der
die Teilnahme am Trainingslager liegt bei 220 Euro pro Person.
wurde Europameister in der Klasse ORCi 1.
weltweit anspruchsvollsten Langstreckenregatten geplant.
INFO HOBIECAT-TRAININGSLAGER@GMX.DE
RANKING
INFO WWW.UTSIDER.DE
1. GER 5355 BELUGA SAILING TEAM - Rodman 42
IDM PIRAT
2. SWE 12655 DATACOM - Sinergia 40
2011 AROUND AUSTRALIA OCEAN RACE AND RALLY
Vom 19. bis zum 25. September fand in Berlin die Internationale Deut-
3. SWE 52 CAPIO - Salona 37
Die westaustralische Firma Ocean Events hat zwei neue Hochsee-Events ins Leben gerufen. Zum einen das Around Australia
sche Meisterschaft der Piratenklasse statt. Nach acht Wettfahrten ging
8. GER 5533 PATENT3 - X-332 Sport
Ocean Race für hochseetaugliche Rennyachten und zum anderen die Around Australia Ocean Rally, für seegängige Lang-
aus den 33 Teilnehmern das Team GER 4263, Ralf Strzelecki/Frank
10. GER 5611 SILVA HISPANIOLA - Evento 42
fahrtcruiser. Beide Events werden zeitgleich im Jahr 2011 stattfinden. Teilnehmende Yachten können zu Beginn zwischen
Thieme, als Sieger und somit neuer Deutscher Meister hervor. Altmeis-
12. GER 4732 CHINOOK - X-332
acht Starthäfen wählen, um infolgedessen die in mehrere Etappen aufgeteilte, 7.200 Seemeilen lange Umrundung Austra-
ter Frank Schönfeldt, der sich nach kurzer Abstinenz im Pirat zurück-
14. GER 5223 VARUNA X-PRESS - X-332
liens in Angriff zu nehmen. Jede der Etappen wird dabei als eigenständiges Rennen gewertet. Die Etappen des Rennens
meldete, wurde mit Vorschoter Thorsten Sperl Fünfter.
17. GER 6222 WESTWIND - FIRST 40
werden zeitlich so liegen, dass die Teilnahme an etablierten australischen Offshore-Events wie der Hamilton Race Week oder
18. GER 5331 OWNERSHIP - Bashford 41
dem Rolex Sydney Hobart Yacht Race möglich sein wird. Bereits 164 Yachten haben gemeldet, darunter bekannte Namen
ERGEBNISSE
21. GER 5338 PASSION X - X-332
wie die Cookson 50 QUANTUM RACING und der Super Maxi SKANDIA.
1. GER 4263 - Ralf Strzelecki/Frank Thieme
INFO WWW.ORC.ORG
INFO WWW.GREATAUSTRALIARACE.COM
3. GER 4402 - Sascha Schröter/Holger Hoff
IDM MATCH RACE
TRANSAT 6.50
INFO WWW.PIRATEN-KV.DE
Vom 01. bis zum 04. Oktober wurde auf der Hamburger Außenalster der Deutsche Meister im Match Racing ermittelt. 15
Der Hamburger Andreas Lindahr wird an der diesjährigen Auflage der Transat 6.50 teilnehmen. Bei der traditionsreichen Regatta
Teams traten auf baugleichen Booten vom Typ Laser SB3 gegeneinander an. Nach vier Wettfahrttagen hatte das Team um
handelt es sich um eine Einhand-Atlantiküberquerung über 4.000 Seemeilen von La Rochelle in Frankreich bis nach Salvador de
ALINGHI I
Steuerfrau Katrin Kadelbach die Nase vorn. Gemeinsam mit Teammitgliedern Uli Schümann und Marcus Koy konnte sich die
Bahia in Brasilien. Gesegelt wird das alle zwei Jahre stattfindende Rennen, das in Frankreich zu den größten Sportereignissen des
Der Schweizer Titelverteidiger im 33. America‘s Cup legte am Mitt-
26-jähirge Berlinerin vom VSaW gegen eine starke gemischte Konkurrenz durchsetzen. Katrin Kadelbach ist somit nicht nur
Jahres zählt, auf namensgebenden 6,50 Meter langen Offshore-Racern. Seit nunmehr zwei Jahren arbeitet Andreas Lindlahr an
wochmorgen nach einer zwölftägigen Reise über 4.400 Seemeilen an
neue Deutsche Meisterin im Match Race, sondern qualifizierte sich darüber hinaus durch den Sieg in Hamburg zum Grade One
der Teilnahme, im Alter von 49 Jahren ein beachtenswert sonderbares Unterfangen. Andreas hat einen Blog eingerichtet, über den
Bord des RICKMERS SINGAPORE-Frachters im Emirat Ras al-Khaimah
Event „Match Race Germany 2010“.
das Rennen hautnah mitzuverfolgen ist.
an. Das 193 Meter lange Schiff lief in Genua am 18. September aus.
INFO WWW.NRV.DE
INFO WWW.GER-682.COM
sieben Supportboote und 20 Container. Der Katamaran von ALINGHI
TEAM GÄBLER/TORNADO
IDJM 29ER
wird in den nächsten Tagen mit der ganzen Entourage zur America‘s-
Von null auf hundert in nur zwei Monaten: Der Gewinn von vier hochwertigen Regatten und ein guter Platz bei der WM haben
Vom 25. Juli bis zum 02. August fanden im Rahmen der 120. Travemünder Woche die Internationalen Jugend- und Jüngs-
Cup-Insel Al Hamra reisen, wo sich das Team in den nächsten vier
dazu geführt, dass sich das Team Gäbler samt Partner J.J. Darboven innerhalb kürzester Zeit auf Platz eins der deutschen Rangliste
tenmeisterschaften in sieben verschiedenen Klassen statt. Bei den 29ern waren 33 Teams am Start. Bei teils frischem
Monaten voll auf das Training konzentriert. Das erste Rennen des
wiederfindet. Mit Nahid Gäbler führt auch erstmals eine Frau die deutsche Bestenliste der Vorschoter in Deutschland an. Nach
Wind mit Böen von bis zu 39 Knoten wurde den Teams in der dazu typischen Welle vor Travemünde einiges abverlangt.
Matches um den America‘s Cup soll am 8. Februar 2010 gesegelt
einer kleinen Erholungsphase geht es im November schon mit dem Training los, um im Frühjahr 2010 wieder topfit zu sein. Roland
Klare Sieger wurden die Favoriten aus Kiel, das Team Justus Schmidt/Max Böhme, die es zuvor bei der WM am Gardasee
werden. Ob dieser Termin haltbar bleibt, ist aufgrund des nicht en-
Gäbler, der zum neuen Präsidenten der Tornado-Klasse gewählt worden ist, wird gemeinsam mit den Vize-Präsidenten Carolijn
als jüngstes Team unter die weltweiten Top 25 schafften. Sie gewannen mit zwölf Punkten vor Philipp Müller/Moriz Ja-
den wollenden Rechtsstreits zwischen ALINGHI und BMW ORACLE
Brouwer aus Belgien und dem Griechen Konstantinos Trigonis vor allem dafür kämpfen, dass der Tornado wieder in die Olympi-
nich. Der dritte Platz ging an das Team um die Geschwister Philipp und Thilo Kramer. U17-Meister wurden Paul Kohlhoff/
RACING nicht abzusehen.
schen Spiele aufgenommen wird. Nach 40 erfolgreichen Jahren der Klasse fast ein Muss.
Tim Krämer aus Kiel.
INFO WWW.ALINGHI.COM
INFO WWW.TORNADO-CLASS.COM
INFO WWW.29ER.DE
2. GER 4406 - Jörg Saeger/Andreas Gluschke
An Bord waren der gigantische Katamaran ALINGHI 5, zwei Masten,
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segelszene
MATCH RACE FRAUEN
ISHARES CUP
LOUIS VUITTON WORLD SERIES
ST. MORITZ MATCH RACE
Die Mannschaften von Ulrike Schümann und Silke Hahlbrock haben
Amsterdams Hafen war am Wochenende des 26. und 27. September die fünfte und vorletzte Station der iShares Cup Extreme 40 Sai-
Nachdem sich der Modekonzern Louis Vuitton im vergangenen Jahr aus dem aktiven Sponsoring der Herausfordererrunde
Der Neuseeländer Adam Minoprio, Nummer eins der Match-Race-
die nationale Vorausscheidung im Kampf um die beiden Match-Race-
ling Series. Auffrischender Wind in den letzten drei Wettfahrten, Kollisionen, Strafkringel, Frühstarts – alles, was Nerven strapaziert,
des America’s Cup zurückgezogen hat, wurde im Sommer mit der Louis Vuitton World Series eine neue Profitour im Segel-
Weltrangliste, gewinnt das St. Moritz Match Race 2009 vor dem
Startplätze beim Sailing World Cup „Go for Gold“ punktgleich gewon-
bot die niederländische Station der europäischen Segelserie. Vor ungefähr 10.000 Zuschauern erzeugten rund acht Knoten Windge-
sport ausgerufen. Das Konzept ist denkbar einfach: Teams treten im Match-Race-Modus auf IACC-Yachten der Version fünf
Australier Torvar Mirsky. Das Finale wurde nach dem „Best of Three“-
nen. Weil die britischen Veranstalter der Regatta auf dem olympischen
schwindigkeit mächtig Druck auf die neun Katamarane umfassende Flotte in einem sehr kleinen Kurs. Drei Wettfahrtsiege, sechs zwei-
gegeneinander an. Eine kosten- und zeitaufwendige Eigenbootkampagne entfällt somit zur Teilnahme an diesem Event.
System ausgetragen, Minoprio holte sich den Titel mit einem 2:1-Sieg.
Revier vom 14. bis 19. September vor Weymouth den Gastnationen
te und drei dritte Plätze genügten der GITANA EXTREME, um den Etappensieg in Amsterdam zu ergattern und im Gesamtstand mit
Louis Vuitton reagiert mit dem Ausrufen der World Series auf den nunmehr seit fast zwei Jahren andauernden Rechtsstreit
Der große Verlierer des Finaltages ist zweifellos Philippe Presti, der im
in der neuen olympischen Disziplin Match Race Frauen in diesem
der OMAN SAIL MASIRAH gleichzuziehen. Mit 43 Punkten – nur durch die größere Zahl an Etappensiegen getrennt – rangieren die
zwischen Cup-Verteidiger ALINGHI und deren Herausforderer BMW ORACLE RACING. Der Rechtsstreit um die Gültigkeit
kleinen Finale gegen Ian Williams keine Chance hatte. Der französische
Jahr nur zwei Startplätze anbieten, in Deutschland aber derzeit drei
OMAN SAIL MASIRAH und die GITANA EXTREME - GROUPE LCF ROTHSCHILD mit 43 Zählern auf Platz eins und zwei des Rankings.
des von ALINGHI und deren Partnergesellschaft ACM aufgestellten Protokolls des 33. America’s Cups hatte dazu geführt,
Skipper, der sich ob dieses Ausgangs sehr enttäuscht zeigte, erwischte
dass viele Teams aufgrund der hohen laufenden Kosten einer AC-Kampagne den Regattabetrieb hatten einstellen müssen.
jeweils keine guten Starts und kam dementsprechend nie wirklich in
ambitionierte Teams Kurs auf die Olympischen Spiele 2012 nehmen, hatte der Deutsche Segler-Verband (DSV) die Ausscheidungsserie am
STAND NACH FÜNF VON SECHS ETAPPEN
Mit der Louis Vuitton World Series gibt es nun erstmals, seitdem der AC zum Stillstand kam, eine internationale Profiserie
Fahrt. Mathieu Richard (FRENCH MATCH RACING TEAM), der Ti-
Wochenende des 05./06. Septembers vor Kiel angesetzt. Mit Ulrike
01. OMAN SAIL MASIRAH
auf IACC-Yachten. Zu den bisher gemeldeten Teilnehmern zählen neben bekannten Teams aus dem 32. America’s Cup wie
telhalter von 2008, hatte ebenfalls eine herbe Niederlage einstecken
Schümann, Kathrin Kadelbach und Julia Bleck sowie Silke Hahlbrock,
02. GITANA EXTREME – GROUPE LCF ROTHSCHILD
MASCALZONE LATINO und BMW ORACLE RACING auch einige Quer- und Neueinsteiger aus dem „Grand Prix Big Boat“-
müssen, schaffte er es bei der diesjährigen Auflage nicht einmal in die
Maren Hahlbrock und Kerstin Schult setzten sich die Favoritinnen
03. OMAN SAIL RENAISSANCE
Zirkus wie ARTEMIS, JOE FLY und SYNERGY. Die Louis Vuitton World Series wird noch in diesem Jahr vom 07. bis zum 22.
Viertelfinals. Mit seinem Sieg wird nun Adam Minoprios Name auf
durch. Nadine Stegenwalner, designierte DSV-Sportdirektorin, war
04. GROUPAMA 40
November in Nizza Premiere feiern.
der imposanten Trophäe „King of the Mountain“ eingraviert, neben
an beiden Tagen vor Ort und hatte das Geschehen verfolgt. „Ich habe
05. BT
spannende Duelle gesehen. Auch das Team Puls hat sich erheblich
06. ISHARES
SPORT MOHR
steigern können. Diese neue olympische Disziplin steht zurzeit sicher
07. HOLMATRO
Sport Mohr, bekannt als Händler und erster Ansprechpartner für Hobie-Katamarane, Corsair-Trimarane und Multihulls sowie durch
auf unserer Haben-Seite.“
08. LUNA
den Onlineshop House of Sailing, gibt mit sofortiger Wirkung eine Änderung in der Firmenleitung bekannt. Nach acht Jahren eines
ERGEBNISSE
INFO WWW.DSV.ORG
09. BMW ORACLE RACING
gemeinsamen Weges übernimmt Detlef Mohr ab sofort wieder die alleinige Geschäftsführung als Gesellschafter von Sport mohr.
1. Adam Minoprio NZL, ETNZ/BLACKMATCH
10. ECOVER
Der ehemalige Gesellschafter und Geschäftsführer, Herr Thomas Reinke, hat das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen.
2. Torvar Mirsky AUS, MIRSKY RACING TEAM
INFO WWW.ISHARESCUP.COM
Sport Mohr wird 2010 das 25-jährige Geschäftsjubiläum feiern. Aus diesem Grund wird das Geschäftsfeld noch erweitert werden.
3. Ian Williams GBR, TEAM PINDAR
Alle bisher bekannten Aufgabengebiete, Vertretungen und Betätigungsfelder werden fortgeführt. Als neuen festen Mitarbeiter
4. Philippe Presti FRA, FRENCH MATCH RACING TEAM
KNIERIM 33 Baubeginn einer neuen Regattayacht der 33-Fuß-Klasse erfolgt. Das
den Namen von: Mark Mendelblatt (2003/2004), Ed Baird (2005), Paolo Cian (2006), Ian Williams (2007) und Mathieu Richard (2008).
neueste Projekt entstammt den Köpfen der Werftchefs Gunnar Knierim
IDMS INSHORE FLENSBURG
erreichen Sie ab sofort Herrn Hans Dieter Mohr für den Bereich Service und Verkauf bei Sport mohr. Auf der hanseboot wird Sport
5. Francesco Bruni ITA, TEAM JOE FLY MATCH RACE
und Steffen Müller, in den 90er-Jahren selbst Admiral’s Cup-Gewinner
Vom 10. bis zum 13. Oktober wurde auf der Flensburger Förde die Internationale Deutsche Meisterschaft im Seesegeln Inshore
Mohr in Halle 5 am Stand 550 u.a. einen Hobie 16 und den neuen Hobie Wild präsentieren.
INFO WWW.STMORTITZ-MATCHRACE.CH
und langjährige Regattasegler. Knierim und Müller erhoffen den Eintritt
ausgesegelt. Bei mäßigem bis frischem Wind aus der für die Flensburger Förde schwierigen Windrichtung Nord hatten Teilneh-
in ein lange Zeit vernachlässigtes Marktsegment. Ab 35 Fuß aufwärts
mer und Ausrichter gleichermaßen mit teils unvorhersehbaren Drehern und Kippen alle Hände voll zu tun. Nach acht gesegelten
entstanden in den vergangenen Jahren einige neue Regattaklassen.
Wettfahrten standen jedoch erwartungsgemäß die besten Teams aus drei Startgruppen ganz oben auf den Listen. In der Klasse der
Doch darunter tat sich wenig. Herausgekommen ist ein aggressives
kleinen Yachten ORCi 3+4 konnten Detlef Amlong und Crew mit ihrer betagten Optima 101/106 FROSCHKÖNIG, einem Design,
Design mit einer topmodernen Rumpfform nach dem letzten Stand
das einmal der IOR-Formel entsprang, mit einem knappen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten den Titel für sich entscheiden. Nur
computergestützter Geschwindigkeitsprognosen (VPP) und numeri-
2,5 Zähler hinter FROSCHKÖNIG fand sich der Vierteltonner Typ Hiddensee LARN von Jan Neumann wieder. Segelte LARN auf der
scher Strömungsanalysen (CFD). Damit daraus auf dem Wasser der
Bahn kontinuierlich hinterher, hob das Rating das kleine, knallgelbe Boot regelmäßig in die Top drei und sorgte dort für verdutzte
derzeit schnellstmögliche 33-Füßer wird, sollen ausschließlich Hochlei-
Gesichter. Auch das ist Vergütungssegeln. Bei den Yachten der ORCi 2 segelte sich zum wiederholten Mal die PATENT 3 von Eigner
stungswerkstoffe verwendet werden. Der Rumpf wir aus Kohlefaser-
Jürgen Klinghardt und Steuermann Jens Tschentscher mit den Platzierungen 3-2-4-1-2-1-1-1 auf Gesamtposition eins und wurde
Sandwichmaterial gebaut werden. Auch Ruder und Kiel entsprechen
ein Wochenende später im Rahmen der IDMS Offshore erfolgreichstes Schiff beider Meisterschaften. In der Königsklasse der gro-
dem aktuellen hydrodynamischen Stand der Dinge und garantieren
ßen Yachten ORCi 1 hatten sich zwölf Schiffe zusammengefunden, um ihren Meister auszusegeln. Neben dem BELUGA SAILING
eine Wendigkeit, die das Boot zudem bei einer Crewstärke von fünf
TEAM um Christian Plump galt vor allem die First 40 BM-YACHTING um Beck Mikkelsen als heißer Aspirant auf den Titel. Nach
bis sechs Personen matchracetauglich machen soll. Angestrebt ist ein
einer überragenden Serie änderte auch das Wegbleiben am ersten Regattatag nichts am Gesamtergebnis, Mikkelsen und Crew
Basispreis von unter 200.000 Euro.
wurden mit zweimal voller Punktzahl in der Liste Deutscher Meister. Knapp geschlagen geben musste sich das Team um Dennis Gehrlein. Die Evento 42 SILVA HISPANIOLA, gesteuert vom jüngsten Steuermann im Feld, wurde dennoch verdient Vizemeister. INFO WWW.FSC.DE
TECHNISCHE DATEN Länge über alles:
10,00 Meter (33 Fuß)
Breite:
3,30 Meter
IDMS OFFSHORE FLENSBURG
Tiefgang:
2,50 Meter
Gewinnerin der in diesem Jahr erstmals ausgesegelten reinen „Offshore“-Wertung der Internationalen Deutschen Meisterschaft
Gesamtgewicht:
2.600 Kilogramm
Seesegeln wurde am Wochenende nach der IDMS Inshore vor Glücksburg die CHINOOK, eine X-332 von Johann Friedrichsen
Kiel (Ballast):
1.400 Kilogramm
vom Flensborg Yacht Club e.v. Mit nur 7,50 Punkten konnten sie sich die Meisterschaft mit einem deutlichen Vorsprung sichern.
Masthöhe:
15,40 Meter
Zweite wurde die von Jens Tschentscher gesteuerte PATENT3, eine X-332 Sport von Jürgen Klinghart vom Norddeutschen Regatta
Großsegel:
40 Quadratmeter
Verein, vor der RELÄXX, ebenfalls einer X-332, von Claudia und Holger Neugebauer mit Timo Fischer am Ruder. Mit der Trennung
Vorsegel:
25,5 Quadratmeter
von Inshore- und Offshore-Meisterschaften sollte sowohl den Interessen der „Dickschiffsegler“ Rechnung getragen werden, die
Gennaker:
120 Quadratmeter
Wettfahrten in Form von Up-and-Down-Kursen bevorzugen, als auch den Wünschen einer wachsenden Fangemeinde unter den
Motor:
18-PS-Einbaudiesel mit Faltpropeller
Hochseeseglern, die ihrerseits der traditionellen Langstrecke den Vorzug geben. Eine Teilnahme an beiden Meisterschaften war
Bauweise:
Kohlefaser-Sandwich
möglich und wurde von circa zwei Drittel aller Teilnehmer wahrgenommen. Sieger des Sonderpreises für den besten Teilnehmer
Design:
Judel/Vrolijk
beider Meisterschaften wurde die Zweite der Offshore-Wertung, die PATENT3 von Jürgen Klinghart.
INFO WWW.KNIERIM.COM
10
INFO WWW.FSC.DE
NRV CHAMPIONS WEEK
ALINGHI II
Vom 03. bis zum 06. September wurde in den Klassen 5.5mR und
Nach dem nunmehr siebten Gang vor Gericht des amerikanischen „Deed Of Gift“-Herausforderers BMW ORACLE RACING hat
X-35 vor Boltenhagen im Rahmen der NRV Champions Week die
sich der Ton zwischen Cup Verteidiger ALINGHI und dem Team um Milliardär Larry Ellison und Skipper Russel Coutts erneut
Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Konnte am ersten Wettfahrts-
verschärft. „BMW ORACLES jüngste Klage ist ein weiterer Beweis für ihr unsportliches Verhalten“, so Brad Butterworth, Skipper
tag aufgrund stürmischer Böen von über 40 Knoten nicht gesegelt
der ALINGHI und Titelverteidiger. „Wir werden nur vor Gericht zurückkehren, um zu zeigen, dass man mit Sportlichkeit und
werden, standen am Sonntagabend nach acht Rennen bei den X-35
Segelstrategie Rennen gewinnt und nicht mit Rechtsklagen. Was die Sicherheitsbedenken von BMW ORACLE bezüglich des Aus-
und sechs Läufen im Feld der 5.5mR-Yachten die Sieger fest:
tragungsorts Ras al-Khaimah betrifft: Tiger Woods spielt jedes Jahr in den Vereinigten Arabischen Emiraten, ebenso Roger Federer, und sogar Russell Coutts segelt dort jedes Jahr. Wir glauben, dass diese Rechtsklage ein weiteres taktisches Manöver von Larry
X-35
Ellison und BMW ORACLE ist, damit sie mit uns nicht auf dem Wasser um den Cup segeln müssen.“ Der Rechtsstreit zwischen
GER 124 - Torsten Bastiansen & Crew
ALINGHI und BMW ORACLE um die Austragung des 33. America’s Cup, der die internationale Segelszene nunmehr seit Jahren
DEN 35 - Henrik Löftgaard & Crew
im Stillstand hält, hatte zuletzt dafür gesorgt, dass nach dem tadellos ausgeführten 32. America’s Cup vor allem viele kleine Teams,
GER 5746 - Jörn Carstensen & Crew
darunter ebenfalls das deutsche UITG, sich gezwungen sahen, den Segelbetrieb bis auf Weiteres auszusetzen. In einem Match zwischen ALINGHI und BMW ORACLE, ausgetragen auf 90 Fuß langen Mehrrümpfern, soll nun im Frühjahr 2010 die Zukunft des
5.5 MR MODERN
34. America’s Cup endgültig geklärt werden – und zwar auf dem Wasser.
SUI 213 - Hans-Peter Schmid & Crew
INFO WWW.ALINGHI.COM, WWW.BMWORACLERACING.COM
SUI 210 - Rolf Kellenberger & Crew BAH 20 - Mark Holowesko & Crew
ROLEX WORLD SAILOR OF THE YEAR Die ISAF erhielt Vorschläge für die Nominierung zum Weltsegler des Jahres von überall auf der Welt. Jegliche Form von seglerisch
5.5MR EVOLUTION
herausragender Leistung, die im gültigen Zeitraum zwischen dem 01. September 2008 und dem 31. August 2009 vollbracht wur-
GER 25 - Gerhard Kruse & Crew
de, soll dabei gleichermaßen in Betracht gezogen werden. Die Auswahl fällt wohl kaum leicht, gibt es doch nur zwei Kategorien
GER 34 - Norbert Raths & Crew
und somit nur zwei mögliche Sieger: Weltseglerin des Jahres und Weltsegler des Jahres. Die Nominierten sind:
SUI 152 - Gilbert-Xavier Martinet & Crew WEIBLICH 5.5MR CLASSIC
SAM DAVIES (GBR) Dritter Platz bei der Teilnahme an der Vendée Globe 2008-2009 mit der IMOCA 60 ROXY. Von 30 gestar-
GER 33 - Felix von Meyerinck & Crew
teten Yachten erreichten elf das Ziel. HILARY LISTER (GBR) Schwerbehindertenumseglung Großbritanniens mit einer mund-
GER 47 - Jens Maladinsky & Crew
gesteuerten Yacht vom Typ Artemis 20. BLANCA MANCHÓN (ESP) Herausragende Leistungen in der Surfklasse RS:X. Top-
GER 26 - Hauke Wulf & Crew
3-Platzierung bei jeder teilgenommenen Regatta in 2009. ANNA TUNNICLIFFE (USA) Weltklasse-Leistungen sowohl im Laser Radial als auch in der Disziplin Match Race parallel.
Reisen, transportieren, pendeln ...
MÄNNLICH
Wie viele Sportwagen brauchten Sie noch gleich?
INFO WWW.NRV.DE
ZEHN JAHRE WETTERWELT
PASCAL BIDÉGORRY (FRA) Rekordhalter Atlantiküberquerung (3 Tage 15 Stunden 25 Minute 48 Sekunden) sowie 24-Stunden-
Ein Mann, ein Raum, zwei Computer und eine Leidenschaft für Se-
Bestmarke mit BANQUE POPULAIRE V (908,2 Seemeilen). MICHEL DESJOYEAUX (FRA) Sieg bei der Vendée Globe 2008-2009
geln und Wetter, dies kann als Grundsteinlegung der Kieler Firma
nach 360 Meilen Rückstand auf das Feld. PAUL GOODISON (GBR) Goldmedaillist Bejing im Laser. Kieler-Woche-Sieg, Europamei-
WetterWelt GmbH betrachtet werden, die eine mittlerweile zehn-
ster und Weltmeister im Laser. TORBEN GRAEL (BRA) Skipper der siegreichen ERICSSON 4 im Volvo Ocean Rae 2008-2009. 24-
jährige Erfolgsgeschichte schreibt. Im anspruchsvollsten Segment
Stunden-Monohull-Weltrekord: 596,6 Seemeilen in 24 Stunden mit ERICSSON 4. NATHAN OUTTERIDGE (AUS) 23-jähriges Mul-
der hochwertigen Regatta- und Rennberatung zählt die Wetter-
titalent, zweiter Platz 29er-WM, Weltmeister im 49er, Top 10 bei der Farr-40-WM, diverse Erfolge in International Moth sowie A-Cat.
Welt GmbH zu den weltweit führenden Wetterberatungsfirmen. Ob Ellen MacArthurs Rekordfahrten, internationale Olympiateams
Die Gewinner des ISAF Rolex World Sailor of the Year Award werden am 10. November 2009 bekannt gegeben werden.
Die Cayenne Modelle. Ab 52.932,– Euro (unverbindliche Preisempfehlung inkl. Mehrwertsteuer). Kennzeichen des 3,0-Liter-V6-Turbodiesel im Cayenne Diesel sind die im Vergleich zu einem Ottomotor hohe
INFO WWW.ISAF.ORG
Verdichtung und der sehr gute thermische Wirkungsgrad. Ergebnis: geringer Verbrauch,
in Athen und Qingdao, das deutsche America´s-Cup-Team in Valencia oder die Betreuung größerer Rennserien wie dem HSH-Blue
BOOT UND FUN BERLIN 2009
Race, der Travemünder Woche, dem Baltic Sprint Cup oder dem
Die Boot und Fun Berlin 2009 findet vom 25. bis 29. November statt. Was 2002 mit zwei Hallen begann, hat sich innerhalb von
BMW Sailing Cup; Teilnehmer und Veranstalter profitieren von Dr.
nur sechs Jahren auf heute 13 Hallen mit rund 65.000 Besuchern vergrößert. Grund für den Erfolg ist die konsequente inhaltliche
Meeno Schrader und seiner WetterWelt-Crew. Weltweite lokale
Ausrichtung auf Boote für Binnen- und die angrenzenden Küstengewässer sowie den Wassertourismus in den neuen Bundeslän-
Wettervorhersagen per SMS, persönliche Törn- und Routenbera-
dern. Die neu konzipierte Segelhalle wird der Bedeutung der Segler auf Binnen- und Küstenrevieren gerecht. In Halle 25 werden
tungen, Wetterseminare, die eigens entwickelte sehr leistungsstar-
auf über 7.000 Quadratmetern die aktuellen Segelboot- und Yachtneuheiten präsentiert. Die für die Präsentation ideale große
ke, aber preiswerte Wettersoftware GRIB-View, Routing und vieles
Deckenhöhe in Halle 25 ermöglicht es, Segelboote auch aufzuriggen sowie hochseegängige Segelyachten zu präsentieren. Die
mehr gehören heute zur Produktpalette für die Sport- und Berufs-
Schwerpunkte 2009 sind Daysailer, das Jollen- und Mehrrumpfforum sowie Boote mit variablem Tiefgang und Mastlegevorrich-
schifffahrt. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums gibt es für alle
tungen. Aufgrund des großen Erfolgs der Klassikerhalle mit klassischen Yachten und Motorbooten wird diese 2009 in eine größere
Frühbucher unter anderem zehn Prozent Rabatt auf alle Seewetter-
Halle umziehen. Auch der Refitbereich wird deutlich erweitert. In Deutschlands größter Gebrauchtboothalle können Kunden, die
produkte und Dienstleistungen.
sich ein neues Boot anschaffen wollen, ihr Gebrauchtboote weiterverkaufen.
INFO WWW.WETTERWELT.DE
INFO WWW.BOOT-BERLIN.COM
12
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14 hanseboot 2009: die fĂźnfzigste! Text Denis Grau
Boote erleben und Wassersport zum Anfassen wie nie zuvor. Seit 49 Jahren trifft sich die Wassersportbranche wieder in der Elbmetropole Hamburg. Unter dem Motto „Boote erleben“ und mit einem vielfältigeren Angebot als je zuvor verfolgt die hanseboot konsequent ihren Weg als Erlebnismesse fĂźr den Wassersport. Zum 50. Jubiläum der Internationalen Bootsausstellung Hamburg präsentieren rund 700 Aussteller aus 30 Nationen zahlreiche Premieren und insgesamt an die 1.000 Boote und Yachten sowie internationale Neuentwicklungen bei AusrĂźstung und ZubehĂśr. „FĂźr Deutschland ist die hanseboot die Mutter aller Bootsmessen. Und auch international besitzt die hanseboot als wichtigste Bootsausstellung in Nordeuropa einen hohen Stellenwert“, so Bernd Aufderheide, Vorsitzender der GeschäftsfĂźhrung Hamburg Messe und Congress GmbH. Im Jubiläumsjahr erlaubt die schlĂźssige Strukturierung der Ausstellungsbereiche abwechs-
lungsreiche Rundgänge auf dem A- und B-Gelände der Hamburg Messe – mit Angeboten fĂźr sowohl Segler als auch Motorbootfahrer auf beiden Seiten. Die Halle A1 ist mit 18 Meter HĂśhe fĂźr Seriensegelyachten und Einzelbauten reserviert. Nebenan in der Halle A4 beeindrucken groĂ&#x;e Motoryachten mit ihrem luxuriĂśsem Design. Auf dem B-Gelände kĂśnnen die Besucher in der neuen Erlebnishalle B5 „Life at the extreme“ – das Motto des Volvo Ocean Race 2008-2009 – selbst ausprobieren. Um auch Nicht-Profis hautnah zu zeigen, was es heiĂ&#x;t, an Bord einer VO70-Yacht an der härtesten Segelregatta rund um die Welt teilzunehmen, wurde der spektakuläre Simulator „The Ride“ entwickelt. Adrenalin pur und zum ersten Mal in Deutschland zu erleben. Wer sich hineintraut, erfährt drei Minuten lang, wie es sich anfĂźhlt, bei Sturm durch die Wellenberge des SĂźdpazifiks zu rasen. Auf der rund 600 Quadratmeter groĂ&#x;en Aktionsfläche steht zudem „The Dome“: In dem halbkugelfĂśrmigen Kino wird ein Film gezeigt, der einen Blick hinter die Kulissen des Bordlebens auf einer VO70 bietet. Erlebnis, Mitmachen und Ausprobieren werden in Halle B5 auch sonst ganz groĂ&#x; geschrieben. Die hanseboot arena mit 15 mal 20 Meter groĂ&#x;em Wasserbecken, Windmaschinen und BĂźhne begeisterte bereits bei ihrer Premiere im vergangenen Jahr Jung und Alt gleichermaĂ&#x;en. Die neue hanseboot SailZone präsentiert in Halle B5 die vielfältige Welt der Skiff- und Jollensegler, stellt rund 25 Klassenvereinigungen vor und zeigt mehr Angebote im Bereich junges, sportliches Segeln als je zuvor. Fun- und Trendsportarten wie Wind- und Kitesurfen, Wakeboarding sowie Kanu-, Kajakfahren und Tauchen dĂźrfen in der Erlebnishalle B5 nicht fehlen. Mit der neuen In-Water hanseboot im Traditionsschiffhafen vor der Kulisse der Hamburger HafenCity sind groĂ&#x;e Segel- und Motoryachten pĂźnktlich zum Jubiläum erstmals entlang der neuen maritimen Flaniermeile der Elbmetropole zu bewundern. Ein Shuttlebus verbindet das Messegelände mit dem Hafen. Die hanseboot 2009, vom 24. Oktober bis zum 01. November, ist an den beiden Wochenenden (jeweils Samstag und Sonntag) von 10 bis 18 Uhr und von Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr auf dem Gelände der Hamburg Messe und im In-Water hanseboot-Hafen in der HafenCity geĂśffnet. „Kids go free!“ – Zur 50. hanseboot haben Kinder und Jugendliche bis einschlieĂ&#x;lich 15 Jahren freien Eintritt. Aus der Tageskarte wird die sogenannte Comeback-Karte fĂźr 13 Euro (ermäĂ&#x;igt 11 Euro). Die Karte berechtigt zum Wiedereintritt ab 15 Uhr an einem beliebigen anderen Tag. INFO WWW.HANSEBOOT.DE
4RADITION VERPFLICHTET 0LATINIERTE 3CHREIBGERĂ˜TE MIT 3CHĂ˜FTEN AUS TIEFBRAUNEM 'RENADILL RšTLICH BRAUNEM 0ERNAMBUK ODER SCHWARZEM %BENHOLZ !UCH ALS GANZPLATINIERTE !USFĂ“HRUNG ODER IN MASSIVEM ER 3TERLINGSILBER ERHĂ˜LTLICH
3CHLO” 3TEIN
! 7 'RAF VON &ABER #ASTELL
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rolex middle sea race Text Andreas Kling © Foto Rolex/Carlo Borlenghi
Claus-Peter Offen gewann mit seiner Hochseeyacht Y3K in Porto Cervo/Italien vorzeitig den Maxi Yacht Rolex Cup und wurde damit in der Wally-Klasse zum zweiten Mal nach 2005 Segelweltmeister der Maxiyachten. Die Tagesränge zwei und drei reichten dem Hamburger Großreeder mit seiner Crew, um am Schlusstag rechnerisch von der OPEN SEASON mit dem dreimaligen Olympiasieger und zweimaligen America‘s-Cup-Gewinner Jochen Schümann an Bord nicht mehr eingeholt werden zu können. „Das Boot läuft eins a und die Mannschaft hat einen klasse Job gemacht“, lobte Offen sein Team. Der Eigner stand dabei nach einer Klassenregel selbst am Steuer und hatte einen entsprechend großen Anteil am Erfolg. Nach leichten Handlingproblemen zum Auftakt der Regatta spielte sich die Stammcrew schnell ein und legte mit zwei Tagessiegen den Grundstein für den Gesamtgewinn, denn diese würden bei theoretisch noch möglicher Punktgleichheit mit der OPEN SAISON von Ex-BUGATTI-Chef Thomas Bscher den Ausschlag geben. Eine Woche traumhafte Bedingungen auf dem smaragdgrünen Wasser der sardischen Mittelmeerküste, am Ende nochmals mit leichtem bis mäßigem Nordostwind, machten dem Ruf des Maxi Yacht Rolex Cup als exklusivster hochkarätiger Segelregatta der Welt alle Ehre. Die 20. Auflage der Maxi-Weltmeisterschaften war zudem mit 42 gestarteten Yachten außerordentlich gut bestückt. Die Y3K ist
30,50 Meter (100 Fuß) lang und die zweite Wally 100, die Claus-Peter Offen nach schlechten Erfahrungen mit der Vorgängerin neu hatte bauen lassen. Mast und Kiel sind nun weiter hinten angeordnet und dadurch der Gesamttrimm der Yacht erheblich verbessert. „Wir haben sogar den Mast noch um anderthalb Meter gekürzt, um den Rennwert günstiger zu machen, weil wir bei Leichtwind überproportional schnell waren und Segelfläche ,übrig‘ hatten“, erklärte Taktiker Thomas Jungblut. Bei 45 Meter Mastlänge fiel dies wiederum kaum auf. „Wir haben die Einführung einer neuen Super-Maxi-Klasse beschlossen“, berichtete IMAPräsident Offen, „dort sollen alle Großyachten mit mehr als 100 Fuß Länge gegeneinander segeln.“ Dort würde dann auch die neue SAUDADE des Hamburger Immobilienmagnaten Albert Büll eingruppiert, die am Schlusstag mit einem zweiten Rang noch einmal ihr Potenzial zeigte. Dennoch reichte es am Ende auch aufgrund eines Ausfalltags nur zu Platz sieben hinter der HETAIROS des Großindustriellen Otto Happel. Die härteste Konkurrenz herrschte wohl bei den um die 20 Meter langen Mini-Maxis. Während nur vier Eigner ihre Schiffe selbst steuerten und den Neuseeländer Neville Crichton mit der ALFA ROMEO als Weltmeister 2009 kürten, heuerten die meisten lupenreine Topprofis an, um das Maximale herauszuholen. Ihnen blieb die Trophäe, der Maxi Cup, und eine individuell gravierte Armbanduhr des Modells Rolex Yacht-Master verwehrt. „Die Klasse steht weiter zur EignerSteuermann-Regel“, sagte Claus-Peter Offen und erteilte mit Rückendeckung der Mehrheit dem Ansinnen einiger nach ‚bezahltem Ruhm‘ eine klare Absage. Gleichwohl suchte der sportliche Vergleich der Cracks von den brasilianischen Olympiasiegern und mehrfachen Weltmeistern Robert Scheidt und Torben Grael auf der LUNA ROSSA aus Italien über den britischen Ausnahmesegler Ben Ainslie an der Seite von Crichton auf der ALFA ROMEO bis zu Tim Powell (ebenfalls England) am Steuer der siegreichen RÀN von Niklas Zennström seinesgleichen. Der STP 65 CONTAINER von Udo Schütz aus Selters im Westerwald mit Steuermann Markus Wieser blieb nach Anfangsschwierigkeiten durch einen kleinen Unfall und ein Materialproblem nur der fünfte Rang. RANKING Wally 1. Y3K (GER) 2. OPEN SAISON (GER) 3. MAGIC CARPET (GBR) Mini-Maxi 1. RÀN (GBR) 2. ALFA ROMEO (NZL) 3. LUNA ROSSA (ITA) 4. CONTAINER (GER) Cruising 1. VELSHEDA (GBR) 2. VISIONE (GER) 3. HAMILTON II (GBR) 6. HETAIROS (GER) 7. SAUDADE (GER)
16
rückblick & ausblick! Text & © Fotos Lothar Lorenz
2009, war das ein Sommer, ein herrlicher Sommer für Windjammerfreaks! In hiesigen Segelrevieren waren die Großsegler diesen Sommer zu Gast. Landauf, landab unterhielten Shantychöre und andere Interpreten ihr Publikum mit maritimer Livemusik. Evergreens wie „I am sailing“ und andere Happy-Sailing-Songs wurden schon vor Jahrzehnten von Joe Cocker, Rod Stewart und Hans Hartz mit Erfolg intoniert. Auf allen Segelevents – beim 820. Hamburger Hafengeburtstag, auf der Rumregatta in Flensburg, der Kieler Woche, der Hanse Sail Rostock oder bei unseren Nachbarn das Sea-Song Festival in Klaipeda, Rund Fünen, die Delfsail in Holland und last but not least das Tall Ships Visite in Belfast – überall begeistern die Shan-
18
ties und Sea-Songs, sie sind das Salz in der Suppe der Großsegler-Fans. Was uns bleibt, sind Erinnerungen. Doch das Schönste: 2010, im kommenden Jahr, wird’s noch besser. Noch mehr Windjammer kommen, noch mehr Highlights für Segler und solche, die es noch werden wollen. Hier sei nur das 20. Jubiläum der Hanse Sail Rostock, die Sail Bremerhaven oder Sail A´dam genannt! Die „Windjammer-Faszination“ kennt keine Grenzen – gerade heute in dieser schnelllebigen Zeit. Weltweit buhlen alle Häfen um ihre Attraktion. Ob in Osten, Westen, Norden oder Süden, ebenso in Übersee, im verträumten Camden (siehe Sailing Journal 33) – ihre Ausstrahlung ist grenzenlos. Wo auch immer die stolzen legendären Großsegler erscheinen, üben sie eine magische Anziehungskraft aus. Die „Königinnen der Meere“, wie die großen Barken und Vollschiffe liebevoll genannt werden, aber auch die attraktiven Traditionssegler mit ihrer nicht minder schmucken Segelgarderobe wecken unsere nostalgischen Gefühle nach Romantik, Fernweh und Freiheit der Meere. Nimmt man
LOLO
sie hautnah in Augenschein, so scheint es, als sei die Zeit stehen geblieben. Ihr Anblick versetzt uns emotional zurück in die Zeit unserer Jugend, wo wir davon träumten, auf den Spuren der Entdecker und im Kielwasser furchtloser Seefahrer zu segeln. Wann werden Sie einmal auf den Planken der legendären Schiffe dieses Feeling hautnah erleben? Unsere Hommage an die schönsten Schiffe der Welt soll an Folgendes erinnern: Solange es Menschen gibt, die sich dieser Faszination nicht entziehen können, solange werden die Windjammer eine Zukunft haben – Vorsicht ist geboten, allzu sehr wird man vom Windjammer-Bazillus infiziert und der hält zeitlebens.
regatta hiho race
20
Start zum Anegada Race
dream …
Blick von Tortola
EVERY WINDSURFER‘S
Text & © Fotos Chris Hafer
„Die Black Pearl? Ich habe Geschichten gehört. Seit zehn Jahren plündern sie Schiffe und Siedlungen. Und sie lassen nie Überlebende zurück.“ – „Keine Überlebende? Woher stammen dann die Geschichten, frag ich mich ...“
G
eschichten haben wohl schon die meisten Windsurfer vom legendären HIHO Race gehört, nur die wenigsten haben daran teilgenommen. Warum eigentlich, fragt man sich, wenn man sich das Konzept der etwas anderen Regatta einmal auf der Zunge zergehen lässt. Karibik, einsame Inseln, traumhafte Strände, spannende Rennen bei konstantem Wind, wilde Partys, eine einmalige Kombination von Segeln und Windsurfen, viel mehr kann man sich als Windsurfer eigentlich nicht wünschen. Mit diesem Erfolgsrezept feierte das Highland Spring HIHO im Jahr 2009 seine 25. Auflage, für uns der Tropfen, der das (Rum-)Fass zum Überlaufen brachte, um endlich einmal selbst an dieser Regatta teilzunehmen. Treasure Island, Dead Chest Island, Bitter End, Sir Francis Drake Channel – alles Namen, die auf die wilde Vergangenheit der Region hindeuten. Die British Virgin Islands, eine Ansammlung von rund 60 Inseln, war in früheren Zeiten ein El Dorado für Piraten, mit ihren
unzähligen Buchten, in denen die Piraten auf die vollgeladenen spanischen Goldtransporte aus der neuen Welt lauerten. In der Moorings Charter Base auf Tortola sammelte sich am Starttag eine Flotte, die selbst der Spanischen Armada Angst eingeflößt hätte, bestehend aus insgesamt 18 Booten: Katamarane zwischen 40 und 47 Fuß Länge, allerdings nicht mit Inka-Gold beladen, vielmehr mit Surfequipment und Verpflegung, vor allem in flüssiger Form. Die von der Royal British Navy über 300 Jahre hochgehaltene Tradition der täglichen Rumration wurde nicht nur von den tatsächlichen Angehörigen der Royal Navy unter den Teilnehmern, sondern vielmehr von allen Teilnehmern wiederbelebt und während der Regatta geradezu ehrfürchtig eingehalten. Und wie in manchem Piratenfilm gab es lustige, multinationale Mannschaften, allerdings ganz ohne dass man sie nach einem langen Gelage auf das Boot schanghaien musste. Wen man zu dieser Fahrt hätte zwingen müssen, dem wäre ohnehin nicht mehr zu helfen gewesen.
Start zum Mooring Race
The Baths
IN DER MOORINGS CHARTER BASE AUF TORTOLA SAMMELTE SICH AM STARTTAG EINE FLOTTE, DIE SELBST DER SPANISCHEN ARMADA ANGST EINGEFLÖSST HÄTTE, BESTEHEND AUS INSGESAMT 18 BOOTEN.
Klaus & Chris
Fort Recovery. Tortola
Auch unser Boot spiegelte die bunte Multikulti-Zusammensetzung der Veranstaltung wider: Marley, unser Skipper, eigentlich von Hauptberuf Fischer und von ganzem Herzen Rastafari, steuerte das Boot souverän (und meist mit den Füßen) durch die Gewässer. Er war auch stets in der Lage, uns auch bei spätem Eintreffen in den Buchten quasi einen Logenplatz in erster Reihe zu verschaffen. Auch wenn dies teilweise den Gebrauch des Dingis fast unnötig gemacht hätte, angesichts der Werte auf dem Tiefenmesser des Schiffes. Aber auch die Frage von Klaus nach dem Minimum, das an Tiefgang notwendig sei, beantwortete Marley gelassen und souverän: „0,0 Meter.“ Gabriel vertrat voller Stolz die Farben der British Virgin Islands, und dort speziell die von Prickly Pear Island, einer kleinen Insel im North Sound, auf der er zusammen mit seiner Lobster auf Anegada
Gabriel
Mutter allein lebt. Wir rätseln immer noch, wie wohl die ständig wiederholte Ankündigung, nach der Regatta sei er sehr beschäftigt, in der Praxis aussieht. Er müsse Inventur auf seiner Insel machen ... Dann wollen wir mal hoffen, dass alle Schildkröten und Sandkörner gezählt und registriert sind, ordentliche Buchhaltung muss anscheinend auch in der Karibik zwingend sein. Nat, der unsere Bootsbesatzung vervollständigte, hatte sich nicht mit den Flugverbindungen und problematischen Gepäckbestimmungen für Surfmaterial aufgehalten. Er war mit einem Rucksack einfach direkt nach Tortola gesurft, quasi zum Aufwärmen. Gut, dass er dabei mehr Glück hatte als in den Rennen, dort brach ihm nach und nach so ziemlich alles, was brechen kann ... Womit wir bei den Rennen wären, dem eigentlichen, oder zumindest vordergründigen, Zweck des Highland Spring HIHO. Die dürften in der Tat ziemlich einmalig sein, kreuz und quer durch die Inseln, meist downwind, mit Finish direkt am Strand. Deshalb verlegte die gesamte Flottille sich aus Tortola ans bittere Ende, genauer gesagt den Bitter End Yacht Club im Eustatitia Sound. Also ein paradoxer Start an einem Ort, dessen Name sich schlicht aus dem Umstand erklärt, dass die Bar auf der Pirate Party. Last Resort
kleinen Insel Saba Rock für viele das bittere Ende eines traumhaften Törns durch die BVIs darstellt, bevor es in den Alltag oder gar den rauen Atlantik geht. Für uns ging es dagegen erst einmal zum legendären Anegada Race; benannt nach der vorgelagerten und sehr flachen Koralleninsel. Da diese Insel beim Start und bis kurz vor Schluss des Rennens nicht zu sehen war, gab es quasi einen Start ins Nichts hinein, in die Weite des Karibischen Meeres, mit den wie an einer Perlenschnur aufgereihten Segelbooten als Navigationshilfe. Ganz ohne Navigationshilfe war dann kurz vor dem Zielstrand auch das Riff zu bewältigen, was zu einigen durchaus spektakulären Abgängen führte. Die waren allerdings spätestens beim abendlichen Dinner im Anegada Reef Hotel vergessen, als es mit nackten Füßen im weichen Sand den wohl frischesten Hummer gab, den wir je verkosten durften. Das war aber nur der Auftakt für die erste von vielen wilden Partynächten. Mit dabei übrigens einer der vermeintlichen Nachfahren des berüchtigten Jack Sparrow, Ed Sparrow, der CEO des Hauptsponsors Highland Spring Water, der extra aus Schottland angereist war, um den Event selbst zu erleben, und der nicht nur wegen der Namensgleichheit, sondern auch wegen seines Humors durchaus Parallelen zu dem Piraten aufwies.
MARLEY, UNSER SKIPPER, EIGENTLICH VON HAUPTBERUF FISCHER UND VON GANZEM HERZEN RASTAFARI, STEUERTE DAS BOOT SOUVERÄN (UND MEIST MIT DEN FÜSSEN) DURCH DIE GEWÄSSER.
Anegada Race. Chris
Anegada
Etwas müde schauten daher am nächsten Morgen die meisten drein, als es auf den Rückweg Richtung Virgin Gorda ging. Diesmal allerdings nicht per Windsurfboard, sondern als Segelregatta, bei der die Charterboote mit allen Mitteln auf Rennyachten getrimmt wurden. Selbst der Gedanke, Ballast abzuwerfen, kam bei einigen Mannschaften auf, allerdings scheiterte dies an der Frage, was denn als Ballast zu werten sei. Spätestens im Ziel war allerdings der Ehrgeiz ehrfürchtigem Staunen gewichen, denn „The Baths“, ein Strand auf Virgin Gorda, bietet vom Wasser aus einen unglaublichen Anblick und dürfte als Postkartenmotiv hoch im Kurs stehen. Für uns allerdings nur ein Hintergrund für ein perfektes Mittagessen im Schatten der Palmen, bevor es zum zweiten Windsurfrace ging; ein Downwinder in die Trellis Bay. Hier liegt auf einem relativ kleinen Felsen eine Bar, das Last Resort, das auch ohne viel Dekoration die perfekte Location für die traditionelle Piratenparty abgab. Unglaublich, was von den Teilnehmern an Kostümen aufgeboten wurde, wobei bei einigen die Maskenbildner relativ wenig Arbeit gehabt haben dürften. Angeblich sollen im Laufe der
Nacht sogar die meisten noch auf ihre eigenen Schiffe zurückgefunden haben. Für die, die es nicht schaffen sollten, kein Problem, denn das Skippersmeeting fand stets am Ort der letzten Party statt, so auch am nächsten Morgen im Last Resort. Trellis Bay bis Dead Chest, eine ordentliche Downwindstrecke, immer kreuz und quer durch den Sir Francis Drake Channel, mit einem fotoreifen Finish an den zerklüfteten und wellenumspülten Felsen von Dead Chest, der Insel, auf der nach der Legende der Pirat Blackbeard 15 seiner Piraten mit einem Fass Rum ausgesetzt haben soll. Weder das leere Fass noch die Gerippe der Piraten waren zu finden, vielmehr ein erneut köstliches Mittagessen an einem Traumstrand, bevor sich die Boote auf den Weg zu Peter Island machten. Mit den funkelnden Lichtern Tortolas im Blick, den tropischen Geräuschen der Insel im Hintergrund und einer der im Dauerbetrieb laufenden Reggae-CDs von Gabriel war dies mit Sicherheit einer der entspanntesten Abende an Bord unseres Bootes; eine Nacht für lange Geschichten und leere Rumflaschen.
Little Thatch. Chris
KLEINE TRAUMINSELN UND INSGESAMT 14 STRÄNDE IN SIEBEN TAGEN, QUASI AQUACAMPING MIT PERFEKTEM CATERING, SO KANN MAN SICH DEN PIRATENALLTAG AUCH OHNE ENTERN, PLÜNDERN UND BRANDSCHATZEN GEFALLEN LASSEN.
28
regatta hiho race
Matt
Klaus
Auch die nächsten Tage boten ein Highlight nach dem anderen: kleine Trauminseln und insgesamt 14 Strände in sieben Tagen, quasi Aquacamping mit perfektem Catering, so kann man sich den Piratenalltag auch ohne Entern, Plündern und Brandschatzen gefallen lassen. Aber irgendwann fanden wir uns dann doch auf dem Weg in den Heimathafen wieder, durchaus wehmütig. Die Siegerehrung fand in der Moorings Base in Tortola statt, und um das fehlende Schwanken der Boote zu kompensieren, wurde die Bar entsprechend frequentiert. Neben den tatsächlichen Gewinnern des Events gab es diverse Sonderwertungen, wie z.B. den „Grief on the
30
reef award“ für den spektakulärsten Sturz über eines der tückischen Riffe. Und natürlich eine wilde Party, die in etwa so endete: „An Deck, ihr lahmen Hunde! Männer in die Brassen! Lasst die Segel fallen und vor den Wind! ... Und bring mich an den Horizont ... nanana nanana nanana nana... Wir sind schlimme Schurken. Trinkt aus, Piraten, joho!“
INFO Anreise: Air France (www.airfrance.de) fliegt via Paris nach
Regattainfo: Einfacher ist vielleicht, was man nicht
St. Marteen, von dort etwa mit LIAT (www.liat.com) nach
braucht: Neopreneanzug, Handtuch, lange Sachen ...
Tortola. Materialmitnahme ist etwas problematisch, da
Gesurft wird tatsächlich nur in Shorts und Lycra, mit-
nur bis St. Marteen bei Air France möglich, danach geht
bringen muss man sein eigenes Trapez, Trapeztampen
es für die Boards nur per Boot weiter, die Flieger zwi-
und gegebenenfalls eine Finne, wenn man Material mie-
schen den Inseln sind zu klein.
tet (Bic Techno & Neil Pryde Hellcat/V8) Alle Infos auf www.go-hiho.com und Anfragen an: racebvi@surfbvi.com
War es jetzt ein Traum oder Realität? Cäptn Jack Sparrow hätte jedenfalls seine Freude daran gehabt. Wir bedanken uns an dieser Stelle für die tolle Unterstützung bei Andy Morell, Air France, Liat und dem British Virgin Islands Tourist Board!
Spotinfo: Die Tradewinds wehen gleichmäßig um die 15 Knoten, durch die Inseln meist geschützte Gewässer mit
Gern hilft auch das freundliche Team beim British Virgin
relativ glattem Wasser.
Islands Tourist Board weiter: www.britishvirginislands.de
BBQ bei Foxys
begleiter der zeit
die entstehung der zeit Text Tom Körber
Z
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„Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.“ Isaac Newton, 1687 Platon, Aristoteles, Newton, Einstein, Kant, Plank, sogar Hawking befassten sich intensiv mit der Erforschung der Zeit. Sofern man dieses Phänomen überhaupt erforschen kann. Zeit als Phänomen? Oder Zeit als physikalische Größe? Als philosophisches Kontinuum? Oder gar als Paradoxon? Was ist denn nun Zeit? Ganz einfach eine physikalische Größe. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr Formelzeichen: t. Die Zeit beschreibt eine Abfolge von Ereignissen, besitzt also im Gegensatz zu vielen anderen physikalischen Größen eine eindeutige Richtung. Gegenwart, Zukunft. Nur bei der Vergangenheit könnte man auf die Idee kommen, dass die Zeit rückwärts liefe. Tut sie aber nicht. Vielmehr bewegt sie sich von der Vergangenheit, durch unsere momentane Gegenwart, in die Zukunft. Wissenschaftlich ist mit diesem Umstand das Fließen der Zeit definiert. Daran orientiert sich Einsteins Relativitätstheorie, nach der die Zeit mit dem Raum eine vierdimensionale Raumzeit bildet und so zu einer Dimension avanciert. Allerdings, und das ist sonderbar, kommt ein Fließen der Zeit in der Physik nicht vor, da es sich nicht beschreiben lässt. Kritiker dieser Theorie, wie zum Beispiel Emanuel Kant (Kritik der reinen Vernunft), behaupten, dass es dann auch eine stehende Zeit geben müsste, die allerdings nur von jemanden beobachtet werden kann, für den Zeit weiterläuft. Da in der Physik die Zeit dieselbe Funktion wie der Raum einnimmt, wird hier beschrieben, dass innerhalb einer Struktur in einem dreidimensionalen Raum nur solche Abläufe beobachtet werden, die physikalischen Gesetzen gehorchen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich hierbei auch um unbewegliche Strukturen in einem vierdimensionalen Raum handeln kann.
© Foto Chronoswiss
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Zum Glück ist das Messen der Zeit ein weitaus pragmatischerer Vorgang. Ihren Ursprung hat die Messung in der Sternzeit. Hier wird der Durchgang eines Sternes in einer Meridianebene (imaginärer Großkreis an der Erde) gemessen. Die Differenz einer Sternzeit zweier Orte ist somit identisch mit ihrem Längenunterschied. Die Referenz hiefür ist der Nullmeridian, auch als Greenwichmeridian bezeichnet. Um nun von einer Sternzeit zu einer vergleichbaren Ortszeit zu gelangen, braucht man ein Datum und eine geografische Länge. Inklusive kleiner Abweichungen durch die Erdrotation, die durch Atomuhren ausgeglichen werden. Heute bezeichnet man als Zeitmessung die Methodik, mit deren Hilfe man die absolute Zeit sowie die Dauer eines Vorgangs misst. Gemeinhin wird dafür eine Uhr benutzt. Schon früh in der Menschheitsgeschichte wurden Sonnenuhren zur Ermittlung der Tageszeit eingesetzt. Bezeichnenderweise war der älteste Anzeiger der Mensch selbst, gemessen wurde in Fuß. Ein Stab wurde erst viel später eingesetzt, der Mittagsweiser.
Die nachweisbar älteste Uhr ist eine Wasseruhr, wie sie um 1380 in Ägypten benutzt wurde. Natürlich vor Christus. Später wurde solch eine Uhr von den Griechen und Römern für die Zeitmessung bei Gericht eingesetzt. Als erste mechanische Uhr gilt ein um 1250 am französischen Königshof entwickeltes Ungetüm. Im Laufe des 14. Jahrhunderts fand eine Verbreitung mechanischer Uhren statt. Vor allem der zeitlich korrekte Ablauf innerhalb eines Klosters bedurfte einer genauen zeitlichen Einteilung. So mussten die Offizien nach Mitternacht aber vor Sonnenaufgang abgehalten werden. Mit Sonnen- oder Wasseruhren war dies nur sehr begrenzt möglich und die Zeitbestimmung mittels eines Hahnenschreis, kalibrierten Kerzen oder Sternenlauf zu aufwendig und fehlerhaft. Dann setzten sich vermehrt Turmuhren durch, die das städtische Leben besser organisierten. Während bei den Städtern eine Art Prestigeduell zwischen Städten ob der schönsten Turmuhr aufkeimte, wollten die Bauern auf dem Land keinen Sinn in einem regelmäßigen Stundensignal erkennen. Vielleicht haben wir hier ein erstes, unterschiedlich interpretiertes Zeitgefühl der Menschheit. Städter und Bauern hatten einfach ein anderes Zeitgefühl, das wiederum einem anderen Lebensrhythmus entsprang. Und sich bis heute nicht geändert hat. Nach Klöstern und Turmuhren waren es die Schulen, die die Zeit im Mittelalter stärker reglementierten. So wurde die Ernsthaftigkeit einer zeitlichen Einteilung in dem Anwachsen der Städte mit erhöhten Einwohnerzahlen überaus deutlich und letztlich auch eingeläutet. Eine ganz andere Frage, die nach der persönlichen Empfindung, versucht die Philosophie zu klären. Die konkrete Frage: Wird die Zeitvorstellung durch ein bewusstes Empfinden „erschaffen“ oder wird sie objektiv gesehen beziehungsweise erlebt? Schon seit Jahrtausenden befassen sich Philosophen, Mystiker und selbst Theologen mit dieser Frage. Um sie abschließend oder auch nur annähernd zu klären, steht eine weitere existenzielle Frage im Raum. Die nach der Existenz der Zeit. Womit wir bei der Molekularbiologie und Hirnforschung angelangt wären. Wahrnehmung, Erinnerungen und Zeitgefühl sind so eng miteinander verbunden, dass sie kaum voneinander getrennt werden können. Alles tritt nahezu zeitgleich auf. Derjenige, der sich als Erster philosophisch mit der Zeit auseinandersetzte, war Platon. Sein Ansatz bezog sich auf die Gleichsetzung von Zeit und Sein. Aristoteles war der Erste, der so etwas Ähnliches wie eine Maßeinheit definierte: „Wir messen nicht nur die Bewegung mittels der Zeit, sondern auch mittels der Bewegung die Zeit und können dies, weil sich beide wechselseitig bestimmen.“ In der Physik wird das bis heute zugrunde gelegt. „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ Michael Ende, 1973
begleiter der zeit
CARTIER SANTOS CARBON 100 Eine neue Materialtechnologie schützt die Santos 100 Carbon in noch nie da gewesener Weise gegen Kratzer und Korrosion. Die schwarze Beschichtung ist annähernd so widerstandsfähig wie ein Diamant, denn sie besteht aus einer extrem harten Verbindung aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Die Uhr steht in sieben verschiedenen Materialkombinationen aus Titan, Stahl und Roségold zur Auswahl. Darunter ist auch diese limitierte Version, komplett aus Roségold, deren Lünette schwarz beschichtet ist. In drei Größen und als Chronograf erhältlich. Der Peis liegt bei 8.600 Euro.
CHRONOSWISS RÉGULATEUR 24 Bei diesem Schmuckstück aus Edelstahl handelt es sich um eine limitierte Edition, die dieses Jahr vorgestellt wurde. Es ist eine Jubiläumsuhr, von der insgesamt 3.000 Stück produziert wurden. 625 davon in Rotgold und 2.025 in Edelstahl. Die extrem flache Uhr hat ein Regulator-Zifferblatt mit 24Stunden-Einteilung. Weitere Ausstattungsmerkmale: Gehäuse aus Edelstahl, 40 Millimeter Durchmesser. 7,7 Millimeter Höhe. Werk: Historisches Manufakturkaliber. Handaufzug. Der Preis liegt bei 4.960 Euro.
© Foto Omega
CORUM ADMIRAL’S CUP CHRONO 50 LHS Seit 2008 ist Ben Ainslie, dreimaliger ISAF World Sailor, Markenbotschafter bei Corum und trägt bevorzugt diese Uhr. Das Gehäuse ist komplett aus Titan, die Lünette aus schwarzem Kautschuk und das Armband ebenfalls aus Kautschuk. Das schwarze Ziffernblatt, wie bei Corum nahezu obligatorisch, zieren nautische Zahlenflaggen. Dieser Chrono ist auf 888 Exemplare limitiert. Weitere Features: 50 Millimeter Durchmesser, zweite Zeitzone, wasserdicht bis 30 Meter, Automatikwerk mit Zertifikat. Der Preis liegt bei 7.100 Euro.
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begleiter der zeit
ERWIN SATTLER BARONAUTIS Die neueste Schiffs- beziehungsweise Wanduhrenkreation hört auf den vielversprechenden Namen Baronautis. Ein Kunstwort, zusammengesetzt aus dem Wort Nautis als Synonym für die erfolgreiche Schiffsuhr der Manufaktur und dem abgekürzten Wort Baro, stellvertretend für das Messinstrument Barometer. Ein Novum in der Geschichte der Firma Sattler stellt das aus einem massiven Holzblock gefräste Gehäuse dar. Für das bestechende Design dieses Instrumentes zeichnete das auf Cruiser und Racer spezialisierte Designbüro Judel & Vrolijk verantwortlich. Hier entstand auch die Idee, als Zifferblatt ein OriginalSegeltuch zu verwenden. Höhe: 27,1 Zentimeter. Tiefe: 6,3 Zentimeter. Der Preis liegt bei 3.980 Euro.
OMEGA SPEEDMASTER Auf dem Zifferblatt steht in Rot: „02:56 GMT“ – genau der Zeitpunkt, an dem Neil Armstrong seinen „kleinen Schritt“ auf dem Mond machte, so präsentiert sich die limitierte Auflage (7.969 Stück) der berühmten Speedmaster. Die Uhr wird in einer schwarzen Geschenkbox ausgeliefert, in der sich außerdem noch eine Medaille aus Sterlingsilber samt Gravur befindet. Für alle, die es noch edler wollen, gibt es die Uhr noch in einer Platinversion bei einer Auflage von nur 69 (!) Exemplaren. Durchmesser 42 Millimeter. Die Preise liegen bei 3.840 Euro für die Edelstahlvariante und 67.560 Euro für die Platinversion.
ORIS PRODIVER CHRONOGRAPH Zusammen mit berufsmäßigen Tiefseetauchern hat Oris das innovative Rotation Safety System entwickelt. Die Drehlünette hat ein besonders griffiges Profil aus dauerhaftem, stoßfestem, vulkanisiertem Kautschuk. Die Lünette muss zum Verstellen leicht angehoben werden und bietet doppelt so viel Sicherheit wie eine herkömmliche Sicherheitslünette. Noch mehr Sicherheit bietet die Flankenverstärkung zum Schutz der Krone und des Chronografendrückers. Ein eingebautes, automatisches, selbst regulierendes Heliumventil ist die perfekte Lösung für Berufstaucher, die unter Tiefseebedingungen arbeiten und sich mehrere Wochen am Stück in Tauchglocken aufhalten. Weitere Features: 51 Millimeter Durchmesser, bis 1.000 Meter wasserdicht, mehrteiliges Titangehäuse. Der Preis liegt bei 2.900 Euro.
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© Foto Omega
ROLEX SUBMARINER DATE Dieser Chronometer ist in einer Version aus Edelstahl mit 18 Karat Gelbgold (Lünette) erhältlich. Die ausgezeichnete chronometrische Leistung der Armbanduhr wird von dem unabhängigen Schweizer Prüfinstitut Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC) bescheinigt. Das Uhrwerk der Submariner Date ist mit einer speziellen Spirale ausgestattet, die es hochgradig widerstandsfähig gegen Erschütterungen und unempfindlich gegenüber Magnetfeldern macht. Weitere Besonderheiten: blaues Zifferblatt, Glidelock-Schließe (zehnstufige Rasterschiene), wasserdicht bis 300 Meter, 40 Millimeter Durchmesser. Der Preis liegt bei 7.930 Euro.
TUTIMA GRAND CLASSIC CHRONOGRAPH Für diesen Chronografen standen Uhren beziehungsweise Ziffernblätter aus den 1930er-Jahren Pate. Durch gehärteten Edelstahl wird das Gehäuse und das Ziffernblatt vor höheren Beanspruchungen wie Kratzern geschützt. Zusätzlich sind Gehäuse und Armband mit einer schwarzen Beschichtung versehen, die ein Abkratzen der Farbe verhindert. Der Preis liegt bei 2.390 Euro.
WEMPE NAVIGATOR In Verbindung mit dem Designer Hans Gabriel Scholl entstand diese Serie. Im Vordergrund steht das reduzierte Design, das sein Finish durch das Titanfinish erhält. Die Schiffsuhr ist als Quarzuhr erhältlich oder aber als Kombiinstrument mit Doppeldosen-Barometer, Thermo- und Hygrometer. Weitere Features: 130 Millimeter Durchmesser, massives Messing-/Aluminiumgehäuse, matt vernickelte Oberfläche. Gewicht: 2,2 Kilogramm. Der Preis liegt bei 998 Euro.
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AD NACHZÜGLER
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WATSKI Kevlar Patch Vorgefertigte Kevlar-Patches zur schnellen Verstärkung oder Reparatur von Segeln. Die selbstklebenden Flicken haben eine Größe von 24 x 37 Zentimeter und kommen im Doppelpack. Der Preis liegt bei 27,95 Euro. INFO WWW.WATKSI.COM
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und kann direkt aus der Portionspackung gegessen
MAFIOLI
werden. Durch ein lang anhaltendes Sättigungsge-
Stagen aus Faserverbundmaterial werden immer beliebter, da sie extrem viel Gewicht sparen. Gottifredi Maffioli hat mit
fühl lässt sich Kochen auf Langstreckenregatten auf
seinem UltraWire78 einen textilen Draht entwickelt, der sich als ein ideales Material für Backstagen und Achterstagen
ein Minimum reduzieren, sodass Farmer’s Snack
erwiesen hat. Ein Beispiel für die Gewichtsersparnis von Backstagen auf einer X-342: Gefertigt aus Draht wiegen sie mit
Trekkingnahrung bereits auf vielen Hochsee-Regat-
Endbeschlägen am Top und Blöcken 3,9 Kilogramm. Backstagen mit gleicher Bruchlast aus UltraWire78 bringen es inklu-
tayachten zum Einsatz kommt. Preis zwischen 3,90
sive zweier Karver-Blöcke und Kauschen am Top auf 900 Gramm. Das macht drei Kilogramm Gewichtsersparnis. Der Preis
Euro und 5,50 Euro pro Portion.
pro Meter Mete beginnt bei 4,95 Euro (vier Millimeter Durchmesser, 1500 Dekanewton Bruchlast).
INFO WWW.FARMERS-SNACK.DE
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ARCHAMBAULT M34 Mit der M34 stellt die französische Werft Archambault nicht nur eine moderne 34-Fuß-Regattayacht vor, sondern darüber hinaus die neue Einheitsklasse der französischen Segelserie „Tour de France à la Voile“. Im Jahr 2011 soll
BICKER DAYSAILOR
die Konstruktion aus dem Hause Joubert/Nivelt/Mercier, die bis dato eingesetzte Mumm 30 ablösen. Das Schiff
HE 995
Neben den BIGA-Holzyachten bietet die
kommt serienmäßig mit einem Gennaker-Setup. Demontierbare, tief gehende Anhänge versprechen nicht nur
Bootswerft Bicker ab sofort auf Anfrage einen
hohe Leistung, sondern machen das 2,4 Tonnen wiegende Schiff mit entsprechendem Zugfahrzeug auch trailerbar.
formverleimten Daysailor an. Die aus der
Abzuwarten bleibt, ob die in Großserie produzierte M34 den Klassenvorschriften der sich zaghaft entwickelnden
Hand von Klassikerspezialistin Juliane Hempel
„ORC Box Rule“-Klasse GP 33 entsprechen wird. Die Produktion der neuen Boote beginnt im Frühjahr 2010,
stammende Zehn-Meter-Yacht vereint tradi-
Bestellungen können von Archambault Deutschland bereits entgegengenommen werden. Das nackte Schiff mit
tionelle Yachtformen mit modernen Anhängen
Karbonmast und Straßentrailer soll exklusive Mehrwertsteuer 120 000 Euro kosten.
und Segelplan. Während die Baunummer 1
INFO WWW.ARCHAMBAULT-YACHTS.DE
mit Kohlefasermast von Nordic ausgeliefert wurde, bleibt potenziellen Kunden viel Freiraum für persönliche Gestaltung der Yacht, da es sich bei der HE 995 um individuelle Einzelbauten handelt. Preis auf Anfrage. INFO WWW.BIGA-YACHTEN.DE
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nation
YOUTH OF THE
Text Bendix Hügelmann © Fotos Tom Körber
Tino Mittelmeier ist 25, mittelgroß und hat ziemlich blonde Locken. Auf den ersten Blick ist mein Gegenüber schwer von anderen Menschen seines Alters zu unterscheiden. Flip Flops, kurze Hose, Crew-Shirt, so schlurft mir der 25-Jährige an diesem durchwachsenen Donnerstagvormittag am Hindenburgufer in Kiel entgegen. „Hi, ich bin Tino. Komm am besten gleich mit zum Camp, dort triffst du die anderen.“
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in trockener Wind Stärke fünf weht über die Uferpromenade, als wir uns den Weg durch die bereits zu früher Morgenstunde zahlreich erschienenen Passanten bahnen. In den zeltähnlichen Räumlichkeiten der durch die Stadt Kiel ins Leben gerufenen Initiative Camp 24ISieben hat an diesem Wochenende das frisch geformte Extreme-40-Team mit dem etwas sperrigen Namen WIRSOL TEAM GERMANY KIEL.SAILING CITY Quartier bezogen. Während im Hintergrund freiwillige Helfer des Segelcamps und diverser Kieler Segelclubs Regattatonnen aufpumpen, Kontergewichte und Tauwerk bereitlegen, hat sich im Vorzelt des Camps eine Gruppe weiß gekleideter Menschen um einen kleinen Lifestyle-Tisch versammelt, um den Tagesablauf zu besprechen. Tino setzt sich, wir sind spät dran. Ich erkenne Roland Gäbler, mehrfacher Weltmeister der Tornado-Klasse. Ein wenig nach außen gerückt lehnt er mit offenen Handflächen nach vorn in die Runde gebeugt auf einem Stuhl und verfolgt unauffällig aufmerksam das Geschehen. Neben Roland hat Tino auf einer Couch Platz gefunden und folgt zurückhaltend dem Briefing des Shoreteams. Daneben, bereits in Shorts und
„FÜR MICH IST DAS FASZINIERENDE, DASS WIRKLICH VIER MANN AN BORD HAND IN HAND ARBEITEN MÜSSEN. TEAMWORK ZÄHLT HIER NOCH VIEL MEHR ALS AUF ANDEREN BOOTEN.“
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Spraytop segelfertig bekleidet, sitzt Gunnar Struckmann. Man könnte meinen, Tino hätte blitzartig den Platz gewechselt und sich Gunnar gegenüber niedergelassen. Jedoch ist der sympathische junge Mann in Flip Flops und Poloshirt nicht Tino, sondern sein älterer Bruder Niko Mittelmeier. Das Segelteam ist nun also komplett. Eine zusätzliche Mittagspause und ein Schlafplatz für die Crew werden angeregt. Die aktuellen Bedingungen, so Gunnar, würde den vier Seglern am Vormittag ei-
niges abverlangen, eine Möglichkeit, sich vor den ersten Rennen am frühen Nachmittag noch einmal kurz aufs Ohr zu hauen, ergäbe demnach großen Sinn. Der spontane Vorschlag findet bei den restlichen drei Crewmitgliedern eingängige Zustimmung. Shoremanager Nils Bunkenburg wirft einen Blick zu Roland, der zustimmend nickt. So sei es also. „Okay Jungs, wir haben heute Vormittag einen vollen Terminkalender“, beginnt Nils den Tagesablauf zu besprechen. „Die Jungs machen gerade das Boot fertig, sodass wir um elf die erste Runde segeln gehen können.“ Während sich fast unbemerkt zwei Jungs aus der Runde entfernen, um das draußen bereitliegende Großsegel zu schultern, fährt Nils entschlossen fort: „Anian belattet das Groß, ihr macht euer Interview und los geht’s.“
regatta extreme 40
MIT EINER VERSPIELTEN LEICHTIGKEIT, SO SCHEINT ES, GENIESSEN DIE JUNGS JEDE MINUTE AN BORD DES 40 FUSS LANGEN KARBONRENNERS.
Die Gruppe erhebt sich, Fragen gibt es keine, jeder scheint zu wissen, was zu tun ist. Im Hintergrund stecken Camphelfer die letzten Optiriggs zusammen, als wir uns in einer kleinen Sitzgruppe vor dem Zelt niederlassen. Vielen Dank, dass ihr euch Zeit nehmt, jetzt muss ich hier nur noch irgendwo auf Aufnahme drücken und los geht das, ok. Meine erste Frage ist ganz simpel: Wie ist es dazu gekommen, dass ein deutsches Schiff an den Start gehen kann? Tino: Wir haben eigentlich beide versucht, parallel eine Kampagne auf die Beine zu stellen. Roland im Norden, mein Bruder und ich im Süden. Als dann im letzten Jahr, eigentlich schon 2007, der Tornado bei den Olympischen Spielen rausflog, haben wir unsere Bemühungen noch intensiviert, weil wir unbedingt weitermachen wollten. In diesem Frühjahr ist es Ralph Schatz, unserem Manager, gelungen, die Firma Wirsol im Rahmen der Rund
Um (Regatta am Bodensee) von der Faszination der Extreme-40-Klasse zu überzeugen. Die waren total begeistert – vom Schiff und der ganzen Regattaserie. Dann haben sie die Planung zusammen mit Kiel.Sailing City auf die Beine gestellt. Eigentlich lief alles sehr kurzfristig. Wir haben wirklich Tag und Nacht durchgearbeitet und einen guten Job gemacht. Ihr seid ein sehr junges Team. Wie ist das so, wenn man die Möglichkeit bekommt, sich auf einen so scharfen Hobel zu setzen, um beim iShares Cup mal gegen die großen Namen zu segeln? Ich denke, das ist ja schon eine andere Dimension als ihr das aus dem Leistungssport im Tornado gewohnt seid, oder? Tino: Wer will antworten? Gunnar: Ja, soll ich mal antworten? Tu es! Gunnar: Natürlich ist das was anders als Tornadosegeln. In erster Linie, weil es viel, viel größer ist und somit natürlich auch ganz andere Kräfte wirken. Wir müssen schon kräftig an den Schoten zerren, alle zusammen, damit wir das also auch gestemmt kriegen, aber letztlich ist das Segeln fast das gleiche wie im Tornado. Es ist wirklich ein Tornado hoch zwei! Und es ist sehr eindrucksvoll zu sehen, wie agil das Schiff trotzdem noch ist, trotz seiner Größe und Breite. Das begeistert uns die ganze Zeit! Auch der Gewichtstrimm ist eigentlich genau wie beim Tornado. Also, vom Gefühl ist es Tornadosegeln und von der Kraft ist es halt ein bisschen mehr (lacht).
regatta extreme 40
ZUM EINEN IST ES DIE GESCHWINDIGKEIT, ZUM ANDEREN SIND ES DIE BESCHLEUNIGUNGSKRÄFTE, DIE ZUNÄCHST EHER AN MOTORBOOTFAHREN ERINNERN ALS AN SEGELN.
Niko: Für mich ist das Faszinierende, dass wirklich vier Mann an Bord Hand in Hand arbeiten müssen. Teamwork zählt hier noch viel mehr als auf anderen Booten. Das macht richtig Spaß, und wenn dann das Team auch noch funktioniert, umso besser. Wie war das, als ihr aus zwei Crews eine Crew schmieden musstet? War das dann eine große Umstellung, als ihr dann auf einem Mal zu viert auf dem Schiff wart, oder ging das? Niko: Dadurch, dass wir ja alle Katamaransegler waren, haben wir eigentlich alle vier sofort gewusst, wie die Manöver laufen müssen, und haben uns natürlich noch Andi Hagara als Trainer dazu geholt und (...) Tino: Spalte!!! Ein schlaksiger Kerl in den mittleren Zwanzigern hat sich unauffällig unserer kleinen Sitzgruppe genähert und wird überschwänglich begrüßt. Niko: Wo waren wir stehen geblieben? Sorry. Kein Problem. Es war also keine große Umstellung vom Tornado auf den Extreme 40? Tino: Wir wussten schon vorher, dass wir eigentlich gut harmonieren. Wir sind zwar früher gegeneinander gesegelt, aber wir haben auch schon zusammen trainiert (wie fast alle Teams das machen). In Athen haben uns Roland und Gunnar mitgenommen, von daher wussten wir, dass wir eigentlich ganz gut zusammenspielen. Wir hatten nur eine kurze Eingewöhnungsphase. Tino, du steuerst das Schiff ja nun jetzt. Tino: Genau Wie gehst du an die Sache heran? Es ist nun ein doppelt so großes Schiff wie der Tornado und du triffst hier auch auf internationale Topsegler, die man vom Namen her alle schon kennt. Baut sich da Druck auf oder nimmst du das ganz sportlich und lässig und sagst: „Jo, die kochen auch nur mit Wasser.“ Tino: Ein paar kenne ich schon aus dem Tornado. Darren Bundock zum Beispiel und von den Franzosen ein paar Jungs. Klar sind da wirklich schon ein paar Legenden dabei. Aber wir haben uns gesagt: Wir behandeln sie an Land respektvoll und auf dem Wasser kennen wir keinen Namen – sozusagen. Das Alter spielt da eigentlich auch keine Rolle. Wir werden uns in dieser Szene auf jeden Fall durchsetzen – mit allen Regeln, die es gibt. Gunnar hat auch schon gesagt, das Schiff steuert und segelt sich wie ein Tornado. Von daher muss ich aufpassen, dass ich die Manöver nicht so schnell wie im Tornado fahre, weil‘s vom Steuern her sehr, sehr ähnlich ist. Ansonsten kämen die Jungs mit den Manövern nicht nach.
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regatta extreme 40
ersten Gäste auf das Trampolin geladen werden. Tino legt hart Ruder. Das Boot dreht rückwärts aus dem Wind, stoppt für den Bruchteil einer Sekunde lang auf, vertreibt einen halben Meter und feuert los. Mit dem RIB verfolgen wir den deutschen Extreme-40-Kat so gut es geht, als sich in der ersten Böe jedoch der Luvschwimmer aus dem Wasser hebt und die Jungs das Boot in einer stabile Lage gebracht haben, fallen wir achteraus. Der RIB-Fahrer gibt Gas. Ich werde in meine Lehne gedrückt, als wir unter voller Fahrt langsam aufzuschließen beginnen. Das Speedometer des Schlauch-
Ihr segelt jetzt hier in Kiel die Etappe des iSharesCup. Geht’s dann mit der Tour weiter oder was liegt an? Tino: Ja, das ist das Ziel. Wir machen das alles hier ohne Honorar. Das heißt, wir versuchen durch unser Engagement, eine Kampagne für das nächste Jahr auf die Beine zu stellen. Im Grunde leisten wir jetzt die Vorarbeit, um möglichen Interessenten zu zeigen, dass Potenzial vorhanden ist. Und, macht’s Spaß? Niko: Ja, ist der Hammer! Tino: Wir segeln jetzt seit zwei Wochen. Genau vor zwei Wochen haben wir das Boot ins Wasser gelassen. Jeder Tag ist ein Erlebnis! Mittlerweile hat es erneut kräftig aufgefrischt. Tief hängende Wolken ziehen über die Innenförde, das kabbelige Wasser, tiefblau gefärbt, lässt erahnen: Heute ist Druck in der Luft. Während die Jungs mit einem RIB zum Schiff an einer Mooringtonne in Ufernähe übersetzen, habe ich die Möglichkeit, mich ein wenig umzuschauen. Ein Mädchen im iShares-Look wischt die Stühle der eigens aufgebauten Zuschauertribüne sauber, als im Hintergrund der erste Holzkohleschwenkgrill angeheizt wird. Die Uferpromenade säumen Buden und Stände. T-Shirts, Jacken, Ölzeug, Bratwurst, Fassbier. Wer auf dem Weg zur Boxengasse hungrig bleibt, ist selbst schuld. Der Segelsport gibt sich publikumsnah. Einzig der blickdichte Zaun vor dem VIP-Zelt scheint nicht so ganz ins Bild passen zu wollen – oder eben doch? Die frisch betitelte „Formel 1 auf dem Wasser“ erhält durch den Volksfest-Charakter eine ganz neue Bedeutung.
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„Letztes Jahr, da war hier watt los. Das war der Hammer, als die Boote so schief gefahren sind. Da konntest du sogar das Knurren der Taue hören, so nah waren die dran. Und schnell! Wahnsinn!“ – „Und hast du gesehen, das Bild, wo sich der eine überschlägt? Ich werd nicht mehr!“ Ich brauche mich nicht umzuschauen, ich weiß es auch so: Die Unterhaltung, der ich soeben beiwohnen durfte, wurde nicht von zwei Seglern geführt. Der iShares Cup bringt Segeln ins Stadion. Da dürfen Wurst und Bier einfach nicht fehlen. Kurz darauf holt mich ein Schlauchboot ab und bringt mich zum Katamaran. Entspannt hat Tino auf dem Ausleger Platz genommen und hält das Boot bei langsamer Fahrt rückwärts im Wind, als das Groß gesetzt wird. Das kunstvoll bedruckte 3DL-Laminat gleitet auf Rutschern den drehbaren Profilmast empor. Die bereits gesetzte Fock sieht im Angesicht des Großsegels jedoch von Minute zu Minute kleiner aus. „Top! Groß ist oben!“, ruft Nils Tino zu. Tino nickt anerkennend, worauf Nils das Schiff verlässt und die
boots zeigt 25 Knoten – Upwind. Messfehler vorbehalten! Tino setzt zur Wende an, das Boot luvt an, luvt weiter und fällt auf einmal in die normale Schwimmlage zurück. Mit einem lauten Knall schlägt der Luvschwimmer auf der Wasseroberfläche auf und bremst das Schiff abrupt ein. Gischt fegt über die beiden Rümpfe, als die aus der Fahrt gewonnene Energie in eine schnellstmögliche Wende gepresst wird. Der Trick, so Niko später, sei gar nicht der Boatspeed an sich, sondern die Geschwindigkeit in und nach den Manövern. Beim Anblick des hinterlassenen Weißwassers glaube ich das gern! Wenig später ist es so weit. Ich komme an Bord. Gunnar weist uns unsere Plätze zu, Niko begrüßt uns, Roland zählt an, Tino fällt ab und los geht’s. Was folgt, sind zehn Minuten randvoll Adrenalin. Zum einen ist es die Geschwindigkeit, zum anderen sind es die Beschleunigungskräfte, die zunächst eher an Motorbootfahren erinnern als an Segeln.
„GANZ EHRLICH? ICH DENKE SO OFT, DASS DAS EIN TRAUM SEIN MUSS UND ICH GLEICH AUFWACHE.“
Wenn sich das Boot jedoch auf ein Bein stellt, möchte ich für einen kurzen Augenblick alles andere vergessen und nichts anderes mehr machen. Der Extreme 40, so Tino, ist genau dann am schnellsten, wenn der Luvschwimmer so eben frei aus dem Wasser kommt. Unglaublich! Wir fliegen über die Innenförde. Das Team wirkt zugleich hoch konzentriert und beruhigend gelassen. Mit einer verspielten Leichtigkeit, so scheint es, genießen die Jungs jede Minute an Bord des 40 Fuß langen Karbonrenners. Niko zählt an: „Drei, zwei, ...“ „Gunnar, bist du klar bei Traveller?“ „Alles klar“ „… eins, starke Böe jetzt am Bug“ „Auf! Auf!“ Das Boot legt sich auf die Seite, auf einmal befinde ich mich rund vier Meter über der Wasseroberfläche. Das Schiff bremst ein, als ich den Traveller nach Lee rauschen sehe und im selben Augenblick eine Erschütterung meinen Körper durchzuckt, Gischt mich umhüllt. Rumms! Der Luvschwimmer schlägt auf dem Wasser auf, das Boot „steht“. Wir wenden, nehmen Kurs auf den Kreuzfahrtterminal. Voraus ein Jugendwanderkutter vom Camp 24ISIEBEN. Tino überholt in Luv, für den Augenblick ist der Kutter schnell vergessen. Segeln, ein kontrastreicher Sport. Mit einem Grinsen im Gesicht verlasse ich das Schiff. Beeindruckt vom souveränen Umgang der jungen Crew mit dem Hochleistungssportgerät lasse ich den Tag Revue passieren.
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Niko, mal ehrlich. Ist das nicht wie ein Traum, auf einmal Teil von etwas zu sein, von dem ich annehme, dass du dein ganzes Leben davon geträumt hast? Niko: Ganz ehrlich? Ich denke so oft, dass das ein Traum sein muss und ich gleich aufwache. Aber das passiert nicht. Und weißt du was? Das ist das Beste, das ist einfach nur der Hammer! Nach einem ereignisreichen Regattawochenende konnte WIRSOL TEAM GERMANY KIEL.SAILING CITY zum Abschluss des iShares Cup in Kiel eine durchgängig positive Bilanz ziehen – nicht selbstverständlich nach Zusammenstoß und Mann-über-Bord-Manöver. Eine unverschuldete Kollision mit OMAN RENAISSANCE am Freitag hätte fast das vorzeitige Aus für die deutsche Kampagne bedeutet. Shoremanager Nils Bunkenburg gelang es jedoch mit eisernem Willen und viel starkem Kaffee, den klaffenden Riss dichtzulaminieren und das Boot mit fliegenden Fahnen, aber eben gerade noch rechtzeitig zurück aufs Wasser zu bringen. Entgegen allen Voraussetzungen konnten Tino, Niko, Gunnar und Roland dann auch noch das erste Rennen des Tages mit einem tollen vierten Platz beenden. Im letzten Rennen jedoch ging Roland Gäbler unglücklich über Bord. „Ich habe ins Leere gegriffen“, erzählte der Olympia-Dritte von 2000 wenig später schmunzelnd. Mehr als ein neunter Rang war dennoch im letzten Rennen nicht drin. So wird auch der neunte Gesamtrang der Leistung des jungen deutschen Teams nicht ganz gerecht. Die Erfahrungen, die die Crew in Kiel hat sammeln können, sind dennoch von hohem Wert.
RANKING
Und auch das Segeln vor Publikum, mit mehr als 50.000 Zuschauern an der Kiellinie, scheint für Segler und Sehleute gleichermaßen ein Gewinn zu sein. „Jedes Mal, wenn wir eine Marke am Hindenburgufer ansteuerten, feuerten uns die Zuschauer lautstark an. Es war unglaublich anstrengend an Bord, aber diese Begeisterung trieb uns nach vorn. Da vergaßen wir auch die Anstrengung“, so Gunnar. „Das waren anstrengende Tage und Wochen“, bestätigt auch Tino. „Aber wir sind mit unserer Leistung sehr zufrieden und müssen uns jetzt ein wenig erholen.“ Gegönnt sei es ihnen, auf dass das Stadion alsbald seine Tore wieder öffnen mag. Denn, wer weiß, vielleicht schallt es im nächsten Jahr von den Rängen in fußballtypischer Manier: „Wir stehen Schlange vor dem Stadion, es riecht nach Bier und Sieg und nach Sensation ... !“
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01.
MASIRAH
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Text Bendix Hügelmann © Fotos ROLEX/Carlo Borlenghi & Niklas Richter
Gestresst und verschwitzt trage ich meine Taschen zum Auto. Kiel staubt, hustet, die Sonne brennt sich in den Asphalt, als ich mich auf den Weg zur Autobahn nach Hamburg mache. Mit mir im Auto: mein gecasteter Mitfahrer Joachim. Joachim ist ein jung gebliebener Langzeitstudent mit grob geschätztem Achttagebart, selbst gestricktem Pullover und Cordhose. Es stellt sich heraus: Wir haben nicht viel gemeinsam und sind oft geteilter Meinung. Dennoch freut sich Joachim über die Mitfahrgelegenheit nach Hamburg und ich freue mich über den kleinen Beitrag für die Benzinkasse. Der Rest der Fahrt verläuft still. Musik spielt. Zu Tönen von Cypress Hill bis Kings Of Leon schieben wir uns langsam über die A7 in Richtung Hamburg.
ILVITELLO
INTRO „Alter! Fastnet! Morgen geht es endlich los!“ Lars begrüßt mich überschwänglich, als ich wenig später in Sülldorf aus dem Auto steige. Es hat sich abgekühlt, der erste Stress ist überwunden. In gespannter Vorfreude vergeht der letzte Abend in Deutschland wie im Flug. Wir reden, trinken Bier, studieren die Meldeliste. 300 Schiffe haben gemeldet. Über 608 Seemeilen wird uns das Rennen an der englischen Südküste entlang bis Land’s End führen. Von Land’s End, dem südlichsten Punkt des englischen Festlands, geht es über 170 Seemeilen durch die Irische See und dann links herum um die namensgebende Wendemarke, den Fastnet Rock – ein zerklüfteter, 30 Meter hoher Felsen, auf dem seit dem 01. Januar 1894 das 54 Meter hohe Fastnet Lighthouse steht. Auf dem Rückweg müssen die Yachten erneut durch die Irische See, vorbei an dem den Scilly Islands vorgelagerten Bishop Rock, bis es von dort aus auf die letzten 96 Seemeilen bis zum Zielhafen Plymouth geht. Einmal im Leben selbst von Angesicht zu Angesicht mit dem Fels, das ist doch etwas, von dem jeder Segler träumt. So oder so ähnlich schreit es in meinem Kopf, als ich mich gegen Ende des Abends im Bett wiederfinde. Hellwach bin ich. Ich versuche mich aufs Schlafen zu konzentrieren – ohne Erfolg. Ich nehme meinen MP3-Player, setze die Kopfhörer auf, drücke auf Play und schlafe ein.
ERSTER GEMEINSAMER KONTAKT MIT DER BRITISCHEN KÜCHE. PIMM‘S MACHT HUNGRIG. LIVEMUSIK AM YACHTHAFEN. NINE PINTS OF BEER, PLEASE.
TRACK 01: I WANT I WANT Was für ein Tag. Aufbruch. Verpennt. Hochgeschreckt. Auf die Uhr geschaut. Halb fünf. Scheiße! Hektik zur S-Bahn, Nickerchen im AiportShuttlebus. Treffen mit Gorm, Hagen, Niklas und Boie am Lübecker Flughafen. Checkin. Platz finden. Enge. Start. Wolkenloser Himmel. Flugangst. MP3-Player leer. Landung. Treffen mit Simon. Entgegennahme des Leihwagens. Linksverkehr. 350 Kilometer bis Hamble. Angekommen. Motor ausgeschaltet. Handbremse gezogen. Fertig. Treffen mit den beiden noch ausstehenden Crewmitgliedern Florian und Christoph, Letzterer ist der Eigner der ILVITELLO, einer modifizierten Comet 45. Fastnet-Flotte nach dem Start am Ausgang des Solent
Abendfahrt den Hamble River hinab über den Solent nach Cowes. Ziel: der heilige Rasen der Royal Yacht Squadron. Pimm‘s-Empfang in Schlips und Blazer. Ein Hauch von Segelhistorie, sogar auf dem WC des Gartenhauses. Anschließendes Einkehren in der Kneipe „The Anchor Inn“. Segeln wird im Fernsehen übertragen – gefühlt auf allen Kanälen. Erster gemeinsamer Kontakt mit der britischen Küche. Pimm‘s macht hungrig. Livemusik am Yachthafen. Nine Pints of Beer, please. Rückfahrt nach Hamble durch sternenklare Nacht bei Vollmond. Festmachen. Ins Auto setzen. Ins Haus fahren. Hinlegen. MP3-Player rauskramen. Mit Kopfhörern in der Hand einschlafen. Angekommen. TRACK 2: SLEEPING AWAKE Hamble ist ein verschlafenes kleines Städtchen, aber in jeglicher Hinsicht mit viel Liebe zum Detail. Dieser Ort zelebriert nicht den Segelsport, er lebt ihn. Es sind die vielen kleinen Dinge, die das Bild prägen. Mit einem typisch englischen Frühstück im Magen geht es zu Fuß vom Frühstücksladen in die Marina. Viel steht auf dem Zettel, bis zum Start sind es nun noch vier Tage, den heutigen mitgezählt. What could possibly go wrong? Wir bilden fünf Teams à zwei Mann, um arbeitsteilig vorgehen zu können. Felix fährt nicht nur den Bus, sondern packt auch kräftig mit an. Das Boot ist auszuräumen, Überführungsmaterial und unnützes Gewicht, sofern noch an Bord, muss ausgestaut werden. Es gibt also viel zu schleppen. Segel belatten und durchchecken, Grip-Tapes kleben, Winschen und Schekel fetten, Rigg einstellen, Seezaunbezüge anbauen. Notfallplan ausarbeiten, Grab-Bags verstauen und als wäre die Liste nicht schon lang genug, gesellen sich im Verlauf des Tages immer mehr Zeit auffressende Kleinigkeiten dazu. Wie eine Baustelle lassen wir ILVITELLO am Abend zurück, als wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft machen, einem Landhaus, das wir gemeinsam mit der Crew der INSCHALLAH VI bewohnen. Eine tolle, an den Wintergarten angrenzende Küche lädt zum Kochen ein und so finden sich die Crews kurze Zeit später mitten in den Vorbereitungen eines riesigen BBQ wieder. Der Kühlschrank ist voll, die Glut ist durch. What could possibly go wrong. Gorm Gondensen und Hagen Ross
The Rock
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TRACK 3: (SIC) Verlief das BBQ am gestrigen Abend fröhlich, ausgelassen und ohne Zwischenfälle, ist heute der GAU eingetreten. Frei nach dem Motto „Gut, dass das jetzt passiert“ verabschiedete sich auf dem Rückweg in den Solent auf Höhe der Needles ausgerechnet der Beschlag am Vorstag, an dem unter anderem der Hals der Genua oder die Tackline vom neuen A3 gefahren wird. Peng. Dabei lief der Tag bisher so gut! Aufstehen, frühstücken, zurück auf die Baustelle. Gutes Vorankommen, Mittagspause im Hamble Yacht Service, TPs anschauen und gegen frühen Nachmittag auslaufen zum Trimmschlag auf den Solent. Mit einem Schrick in der Schot vorbei an der RYS und der vor Anker liegenden RAN, einer J/V 72 von Skype-Erfinder Niklas Zennström, den Solent entlang und an den Needles vorbei. Auf dem Rückweg dann den neuen A3 das erste Mal gesetzt, drei, vielleicht vier Schiften gefahren und dann – zack. Auf der Stelle stehend, bei drei Knoten Gegenstrom, ohne Spis an Bord, entnervt die Neuauflage des BBQ abgesagt. Jetzt müssen wir mal schauen, wie wir das wieder heil bekommen. TRACK 4: GIVE IT ALL Wir sind alle glücklich und heilfroh, in Hamble gelegen zu haben. Okay, zugegeben, am Anfang war der Unmut groß. Der straffe Zeitplan ließ bis auf unseren Pimm‘s-Stopover vorgestern keinen weiteren Besuch in Cowes zu, insgeheim hätten wir jedoch alle gern mehr Zeit in dem verträumten Ort am Solent verbracht. Aber egal, das Wichtigste zuerst: Das Boot ist fertig. Wir haben heute noch mal verschärft in die Hände gespuckt und die bestehende Liste komplett abgearbeitet. Schiff abtauchen, Aufkleber anbringen, bei knallender Sonne und angenehmer Luftfeuchtigkeit hätte es einem auch schlechter gehen können. Währenddessen waren Boie und Niklas mit dem Auto unterwegs, um einen tüchtigen Schlosser aufzutreiben, der uns ein entsprechendes Ersatzteil für den Vorstagsbeschlag anfertigen kann. Fündig sind Boie und Niklas geworden, die Teilnahme der ILVITELLO am Rolex Fastnet Race 2009 wurde in einer schmierigen Hinterhofklitsche in letzter Minute gerettet. Das Ersatzteil ist eingebaut, sitzt und passt. Morgen geht es los!
© Foto ROLEX/Carlo Borlenghi. QUOKKA
TRACK 5: STEADY AS SHE GOES Wir stehen seit nunmehr acht Stunden im Rennen, die Needles liegen achteraus, das Feld ist noch dicht beisammen. Seit einer knappen halben Stunde befinden wir uns im Wachbetrieb. Drei Wachen mit je drei Mann. Vier Stunden on, vier Stunden Stand-by, vier Stunden pennen. Ich liege in Lee, hoch am Wind machen wir bei schwachem Wind um drei Knoten durchs Wasser und fünfeinhalb über Grund. Der Strom läuft noch mit, aber die erste taktische Entscheidung wird darin liegen, sich mit dem Gegenstrom auseinanderzusetzen. Am Start sind wir eigentlich ganz gut weggekommen. Wind von hinten, Strom mit und eine durch die vielen Boote chaotische Vorstartphase machten es uns nicht leicht. Downwind ging es unter Spi den Solent hinaus. Unterschiedliche Strömungen machen dieses Revier zu einem der anspruchsvollsten weltweit, das war bekannt. Jetzt wissen wir, was dahinter steht. Beeindruckend mitzuverfolgen, wie die Locals auf die Sekunde genau von Stromkante zu Stromkante schifteten und Meter für Meter gewannen. Am Ausgang des Solent war der Wind dann auf einmal gänzlich verschwunden. Ohne Fahrt durchs Wasser, aber mit über drei Knoten über Grund trieben die Yachten willenlos aus dem Solent. Neben uns eine große X, allerdings entgegen aller Trends mit dem Heck voran. Langsamer ist das nicht, sah aber haarsträubend aus. Die Dämmerung hat eingesetzt, noch sind alle Teilnehmer deutlich zu sehen. © Foto ROLEX/Carlo Borlenghi. APOLLO
TRACK 6: THE MEADOW Wo sind die anderen? Nach einer ruhigen, lauen Nacht hat sich das Wetter deutlich verschlechtert. Es ist diesig, ein feiner Nieselregen liegt in der Luft und wird uns mit 20 Knoten direkt entgegengesetzt, unter J2 und vollem Groß machen wir lange Kreuzschläge gen Westen. Vom Feld ist niemand mehr zu sehen, ein merkwürdiges Gefühl. TRACK 7: CRAWLING Gegen an, gegen an, gegen an. J2 setzen, J2 bergen, J2 packen, J2 wieder setzen, laufen alle Fallen klar, Reff, ja oder nein? Nein. Trekking aus der Tüte macht lange satt. Boie wird seekrank, bleibt aber in Luv und klar – ist hart im Nehmen. Im ersten Moment fliegt uns auf der hohen Kante die Kotze um die Ohren, einen Wimpernschlag später steht Boie bereits wieder am Mast und reißt die J2 hoch. Es ist in dieser Wache still an Deck, jeder scheint mit seinen Gedanken bei sich zu sein. Ich bereite mich auf eine feuchte Hundewache vor, zum Glück kann ich vorher nochmal schlafen.
Sie schweißen also Bugbeschläge?
TRACK 8: THOUGHTLESS Soeben hat Hagen aktuelle Positionsbestimmungen beziehungsweise Positionsdaten von heute Morgen 0830 bekannt gegeben. 24 Seemeilen Rückstand auf INSCHALLAH VI, NVHH ist sowieso schon lange weg und DOPPELBOCK steht zwar auch auf Höhe der Scillys, jedoch weiter im Norden und knapp vorweg – Doppelscheiße! Mit Simon hat die Seekrankheit das zweite Crewmitglied befallen, nach einer langen Nacht unter Deck fern vom Wachrhythmus scheint es ihm aber schon wieder besser zu gehen, zumindest seinen Humor hat er nicht verloren. Die Crew genießt nach durchwachsenen 24 Stunden das sonnige Wetter auf der cobaltblauen Irischen See. Ölzeug und Stiefel können gelüftet werden, eine Pütz im Heck lädt zur Dusche ein. Dennoch schlägt unsere schlechte Platzierung in diesem Moment spürbar auf die Stimmung. Am selben Tag: Die Stimmung hat sich wieder erholt. Nach einer unruhigen Freiwache und einer kurzen Wache am Nachmittag steht nun ein Pott Nudeln auf dem Herd, was bedeutet: Boot bitte ganz vorsichtig fahren! Selbiges gilt für Abwaschen, Kaffee kochen oder sonstige Aktivitäten in der Pantry – aber wehe, das Boot fährt keine siebeneinhalb!! Simon geht es schlechter, er liegt wieder flach. „Wenn es kalt am Bauch wird, muss ich brechen.“ Unser Navigationsprogramm „Expedition“ und Hagen haben errechnet, dass es theoretisch am besten ist, auf Backbordbug hinaus in die Irische See zu fahren, um dann mit einem langen Bein auf Steuerbord den Fels anliegen zu können. 114 Seemeilen bis zum Rock, auf dass die Kippe kommen mag!
IM ERSTEN MOMENT FLIEGT UNS AUF DER HOHEN KANTE DIE KOTZE UM DIE OHREN, EINEN WIMPERNSCHLAG SPÄTER STEHT BOIE BEREITS WIEDER AM MAST UND REISST DIE J2 HOCH.
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mer in Sicht. Als wäre man verabredet, reihen sich die Yachten aus Lee und Luv hintereinander ein, um das monumentale Bauwerk auf dem Stein zu runden. Gebettet in ein gewaltiges Betonfundament gleichen Leuchtturm und Fels eher einer Festung als einer Navigationshilfe. Ein Bollwerk. Die See ist ruhig an diesem Morgen und dennoch steht uns allen die Ehrfurcht ins Gesicht geschrieben. Drei Tage und drei Nächte Kreuzen für einen bereits zigmal gesehenen und dann doch unglaublich unwirklich erscheinenden Felsen. Dieser Ort hat etwas Magisches. Es ist still. Für einen Moment gibt es nur das Schiff, das Meer und den Fels. Dann wird erkenntlich: Die Yacht voraus ist eine X-41. Müsste eigentlich deutlich hinter uns sein. Wir alle teilen diesen Gedanken. Ein obligatorisches Foto mit dem Rock im Hintergrund und weiter geht es über fünf Seemeilen zur Verholertonne der Pantaenius Buoy. Der Spi kommt an Deck, zwei Kreuzschläge trennen uns vom Weg nach Hause. Der Spi steigt, die Genua fällt. Stille. TRACK 11: YEEHAA Delfinschule am Schiff. Über eine halbe Stunde hat uns bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein und zehn Knoten Fahrt eine Gruppe von mehreren Delfinen begleitet. Ein tolles Schauspiel, den großen Säugetieren dabei zuzusehen, wie sie scheinbar mühelos und pfeilschnell durch das Wasser fliegen, um halsbrecherisch unter dem Bug durchzuschwimmen. Als sei dies ein Wettbewerb. Wer traut sich am dichtesten an das große schwarze Ding ran? Die Stimmung ist super, mit großen Schritten geht es in Richtung Bishop Rock. Noch immer kommen uns Teilnehmer entgegen.
© Foto ROLEX/Carlo Borlenghi. Start vor den Needles
TRACK 9: ONE STEP CLOSER Eine fiese Suppe ist aufgezogen. Schlechte Sicht, unter J2 und vollem Groß nehmen wir dem Fels Meile um Meile ab. Gegen 21 Uhr kam die Wende, auf Steuerbordbug liegend bereiten wir uns auf die letzte Nacht vor Rundung des Felsens vor. „Expedition“ gibt eine ETA (Estimated Time of Arrival) von morgen Früh 0830 an. Es ist ruhig an Deck. Endlose Gespräche auf der hohe Kante über Frauen und Segeln, Musik, Filme, Politik und Essen. Aufstehen, anziehen, Wachübernahme, etwas zu essen und auf die Kante. Der Bordalltag hat sich eingestellt, Wachablösung läuft ohne Probleme, das Schiff funktioniert. TRACK 10: CAPTAIN JACK Der Kaffee ist aufgesetzt, Billy Joel läuft, der Spi steht, lange Dünung und Wind von achtern. Aber der Reihe nach: Im sprichwörtlichen Morgengrauen haben wir Fastnet Rock gerundet. Die Sicht hatte sich über Nacht noch einmal deutlich verschlech-
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tert. Im ersten Licht dann eine Begegnung der dritten Art: Lautlos und wie von Geisterhand passierte uns HEXE unter Spinnaker in Luv. Zum Greifen nah war der Maxi auf einmal in Sichtweite. Und genauso schnell, wie das deutsche Schiff erschien, verschwand es auch wieder. Dank AIS-Technologie zwar keine gefährliche, aber eine gespenstische Situation. Noch drei Meilen bis zum Fels. Alle sind an Deck. Sogar Simon scheint es besser zu gehen. In Ölzeug eingepackt sitzt er neben mir auf der hohen Kante, als zuerst das Leuchtfeuer in Sicht kommt. Alle fünf Sekunden erhellt ein schummriges Blitzen den grau-nebligen Morgenhimmel. Irgendwo dahinter muss bereits die Sonne scheinen. Bei normalen Bedingungen ist das Leuchtfeuer des Fastnet Lighthouse über 24 Seemeilen zu erkennen. Heute riechen wir den Fels, bevor wir ihn sehen. Ein salzig-cremiger Geruch von Seetank liegt in der Luft, ganz vereinzelt sieht man eine Möwe auf Inspektionsflug um das Schiff fliegen. Plötzlich kommen andere Teilneh-
DIESER ORT HAT ETWAS MAGISCHES. ES IST STILL. FÜR EINEN MOMENT GIBT ES NUR DAS SCHIFF, DAS MEER UND DEN FELS.
TRACK 12: LET IT BE Bishop Rock soeben in einer sternenklaren Nacht gerundet. Noch nie habe ich so viele Sternschnuppen gesehen. In einer kleinen Gruppe von fünf Schiffen suchen wir unser weiteres Glück unter Land, in der Hoffnung, das Stromgatt bei Lizard zur rechten Zeit zu erwischen. Es sind jetzt noch 90 Seemeilen bis zum Ziel, ich habe soeben meine Wache übergeben und werde nun ein (hoffentlich) letztes Mal schlafen in diesem Rennen. TRACK 13: KILLING TIME Das Schöne am Segeln ist die Auseinandersetzung mit den Elementen. Die gute Nachricht zuerst: Wir haben Lizard rechtzeitig erreicht und genießen nun einen sanften Schiebestrom in Richtung Zielhafen Plymouth. Die schlechte Nachricht lautet jedoch: Der Wind ist weg. Nervtötende Flaute. Achteraus ist DOPPELBOCK zu erkennen, kein gutes Zeichen. Faul liegt die Crew in Lee, eine Dusche aus der Pütz sorgt für Abkühlung. Bis Plymouth sind es nur noch knapp 40 Seemeilen, bei zwei Knoten Fahrt sind das aber eben auch 20 Stunden. Wir alle hoffen, dass der Wind bald wieder kommt. TRACK 14: CITY LIFE Gegen 22.30 Uhr haben wir die Ziellinie bei Plymouth Breakwater passiert. Im letzen Sonnenlicht und mit einem allerletzten Rest an Fahrt passierten wir die Linie knapp hinter einer belgischen First 47.7. Der Sonnentag war anstrengend. Immerhin haben wir den neuen A3 einmal setzen können. Dennoch ist die Stimmung anfänglich merkwürdig gedrückt, als wir die Segel bergen. Das Ereignis Fastnet – auf einmal scheint es plötzlich vorbei zu sein. Plymouth versteckt sich hinter Wellenbrechern geschützt in einer Bucht. Überall von den hohen Felsen am Ufer scheinen Lichter auf den Naturhafen mit maritimer Tradition. Wir laufen unter Maschine den Yachthafen an. Durch eine Schleuse hindurch am Fuß einer alten Feste empfängt uns ein Schlauchboot des Race Committee. Der gut gelaunte Fahrer gratuliert uns und weist uns einen Liegeplatz zu. Boot festmachen, aufklaren. Der RORC empfängt jede teilnehmende Yacht mit einer Palette Dosenbier. Prost! Wir sitzen im Cockpit, stoßen an. Entspannung macht sich breit. Obgleich wir alle müde sind, genießt jeder für sich den Augenblick der Ankunft. Unwirklich, dann doch so plötzlich angekommen zu sein. Als ich in die Koje falle, ertönt vom Nachbarschiff noch Musik. Ich schlafe ein.
Bordalltag – Essen!!
OUTRO Der Himmel ist grau in grau bedeckt, als ich am nächsten Morgen aus dem Schiff taumele. Der Hafen ist über Nacht richtig voll geworden. Dicht an dicht liegen die Rennyachten in Päckchen. Ein reges Treiben auf den Stegen, untermalt von ausgiebigen Gesprächen und Gelächter, zeichnet ein sympathisches Bild der Fastnet-Flotte. Nachmittags soll in den altertümlichen Mauern der Royal Citadel die Preisverleihung stattfinden, bis dahin gibt es noch viel zu tun. Das Boot muss für die Rücküberführung fertig gemacht werden. Gegen 17 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Preisverteilung. Im Innenhof der Royal Citadel ist eigens zu diesem Zweck ein Zelt aufgebaut worden. Von einer kleinen Bühne aus, mit den zu vergebenen Preisen im Hintergrund, wird die Preisverteilung kurzweilig und mit viel britischem Humor geleitet. Und obgleich viele Wanderpreise stehen bleiben müssen, weil noch immer fast die Hälfte der Flotte auf See ist, ist die Stimmung ausgelassen. Mit einem 31. Platz in unserer Gruppe IRC Z und einem 69. Platz über alles gehen wir natürlich leer aus. Das ist zu diesem Zeitpunkt jedoch vollkommen egal! Bis spät in die Nacht feiern wir gemeinsam mit Engländern, Franzosen und Niederländern ausgelassen auf den Straßen von Plymouth zu Livemusik und Heineken. Als ich an Bord komme, ist es bereits hell. Auf meinem Schlafsack liegt mein MP3-Player. Ich wische ihn beiseite, schaue durch den Niedergang nach draußen und genieße die Stille. Für einen Moment meine ich, im Morgendunst ein helles Licht aufblitzen zu sehen. Es riecht nach Seetank, auf dem Bugkorb am Schiff achteraus lässt sich eine Möwe nieder. Der Fels, er ruft nach uns. Wir kommen wieder.
EIN REGES TREIBEN AUF DEN STEGEN, UNTERMALT VON AUSGIEBIGEN GESPRÄCHEN UND GELÄCHTER, ZEICHNET EIN SYMPATHISCHES BILD DER FASTNET-FLOTTE.
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© Foto ROLEX/Carlo Borlenghi. RAN
technik test
68 DIE SAIL RACING „FLOATER VEST” –
DIE ERSTE COOLE SCHWIMMWESTE?
Text Michael Walther
Michael Walther ist langjähriger Formula-18-Regattasegler und mehrfacher Deutscher Meister im Hobie Tiger. Er nahm als jüngster Teilnehmer und als einziger Deutscher an der wohl härtesten Formula-18-Nonstop-Regatta, dem Archipelago Raid, bisher dreimal teil. Erfahrungen mit größeren Booten hat Michael 2007 und 2008 auf Törns mit einem Seacart 30 im Dezember von Plymouth nach Kiel, rund um die Ostsee oder bei einem neuen Rekord im Februar Rund Gotland gesammelt.
D
er Produktname verrät schon ein wenig, was es mit dieser „Inkognito-Weste“ auf sich hat. Die schwedische Firma Sail Racing hat seit einigen Jahren eine Weste auf dem Markt, die sich zum einen als modisches Accessoire und zum anderen auch als Auftriebshilfe eignet. Und da man mit genug Auftrieb im schlimmsten Fall durch die Gegend treibt, statt unterzugehen, ist der Name „Floater Vest“ eigentlich ganz logisch. Der eine oder andere Leser wird sich nun fragen, wer hinter dem Markennamen Sail Racing denn überhaupt steht. Die Firma wurde 1999 gegründet und stellt seitdem in enger Kooperation mit verschiedenen Seglern Bekleidung her, die auf die entsprechenden Ansprüche zugeschnitten ist. Mit an Bord des Testteams sind neben vielen anderen Profis zum Beispiel Magnus Holmberg und Skip Novak. Durch die ausschließliche Konzentration auf den skandinavischen Markt ist die Marke bei uns noch recht wenig verbreitet. Aufmerksamen America’s-Cup-Zuschauern wird aber sicher bereits aufgefallen sein, dass das schwedische VICTORY TEAM Sail-Racing-Bekleidung trägt. Kommen wir zurück zur Weste. Was hat man eigentlich davon, eine Weste abends an Land und tagsüber auf dem Wasser tragen zu können?! Man könnte meinen, dass dabei eigentlich nur ein schlechter Kompromiss herauskommen könnte. Ich bin nach zwei ausgiebigen Testwochen genau entgegengesetzter Meinung. Die Weste trägt sich auch an Land bequem und den wenigsten fällt auf, dass es keine normale Steppweste ist. Natürlich ist sie etwas steifer und fester. Allerdings schafften es die schwedischen Designer dank des sportlichen Schnittes, dass die Weste trotz des Auf-
triebs auch noch modisch aussieht. Bis hierhin kann die handelsübliche Weste aus dem Neckermann- oder Quelleversand noch mithalten. Auch der mit Fleece gefütterte Kragen und die beiden seitlichen Taschen sind keine Besonderheit. Liegt man jedoch mit dieser Weste im Wasser, so saugt sie sich nicht voll, sondern sorgt für den nötigen Auftrieb. Diese Weste hält mich, mit meinen 85 Kilogramm, besser als eine handelsübliche Regattaweste über Wasser, da sie mindestens denselben Auftrieb bietet. Regattawesten sind heutzutage sehr kurz geschnitten, um auch in Kombination mit Trapezhosen noch zu funktionieren. Die Sail Racing Floater Vest ist jedoch wie jede normale modische Weste geschnitten, da sie sonst bauchfrei sitzen würde. Durch die Länge und den gut verteilten Auftrieb hält sie mich jederzeit über Wasser. Es fehlen natürlich der hohe Kragen und die notwendigen Beingurte, durch die diese Weste als ohnmachtsichere Rettungsweste gelten könnte. Beides ließe sich jedoch ebenso wie ein bauchfreier Sitz mit dem modischen Äußeren nicht kombinieren, welches diese Weste als einen Kompromiss ja auszeichnet. Dafür bietet die Weste ein weiteres Feature, das für eine erhöhte Sicherheit an Bord sorgt. Ein Lifebelt lässt sich an einer Öse an der Front der Floater Vest befestigen. Zwar würde ich wegen der mangelnden Ohnmachtsicherheit bei echt harten Bedingungen eine Rettungsweste empfehlen, dennoch bietet diese Weste einen entscheidenden Vorteil. Längst nicht alle Unfälle an Bord passieren bei Sturm auf den weiten Weltmeeren. Zu unzähligen Notsituationen kommt es während des ganz normalen Schönwettersegelns auf dem heimischen See oder Nord- bzw. Ostsee. Und genau dort ist der Einsatzbereich dieser Weste meiner Meinung nach zu sehen. Die Floater Vest kann man jederzeit an Bord oder auch in der Hafenkneipe tragen, ohne als Sicherheitsfanatiker zu gelten. Ich würde diese Weste daher uneingeschränkt allen empfehlen, die auf dem Wasser unterwegs sind, ohne nun das Gefühl zu haben, unbedingt eine Rettungsweste tragen zu müssen. Das beginnt bei Seglern, die bei entspannten Bedingungen einen Wochenendtörn machen, geht über Trainer, die auf ihrem Schlauchboot sitzen und Bahnmarken auslegen, bis hin zu Regattaseglern auf einer größeren Yacht. Denn es sei dazu gesagt, dass man diese Weste auch tragen kann, bevor die Regattaleitung die Flagge zur Schwimmwestenpflicht gesetzt hat, ohne bei den Kollegen als uncool zu wirken! Der Preis liegt bei 160 Euro. INFO WWW.SAILRACING.SE
technik regeln
70 RICHTIGES LUVEN
POWERED BY:
Text Willi Gohl
•Willi Gohl ist langjähriger Wettfahrtleiter und Schiedsrichter im internationalen Einsatz. Inzwischen wurde er von der ISAF, dem Weltverband der Segler, zum „International Judge“ berufen und gehört damit zu einer Gruppe von weltweit nur circa 300 Seglern, die die Berechtigung haben, als Schiedsrichter bei den wichtigsten Großereignissen des Segelsportes, wie Weltmeisterschaften und olympischen Spielen, über die Einhaltung der Regattaregeln zu wachen.
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ie schon in unserer letzten Ausgabe angekündigt, wollen wir uns diesmal mit Fragen des „richtigen Kurses“ auf dem Raumwindgang beschäftigen. Schauen wir uns einmal folgende Situation an:
In der Situation 1 segeln alle Boote auf die nächste Bahnmarke zu, die sich aber noch in einiger Entfernung befindet. BLAU und ROT auf beziehungsweise etwas oberhalb der Layline und GRÜN ein wenig unterhalb der Layline. Die Boote überlappen nicht. ROT, das schneller ist als BLAU, kam von achtern auf und beginnt BLAU den Wind zu nehmen. Kurz nach der im Bild gezeigten Situation 1 stellt ROT in Luv eine Überlappung zu BLAU her, das daraufhin sehr schnell und scharf anluvt. ROT kann eine Kollision dadurch vermeiden, dass es sofort das Ruder legt und ebenfalls luvt. BLAU segelt durch dieses Manöver deutlich höher als seinen richtigen Kurs und ROT verlangt durch Zuruf „Segeln Sie Ihren richtigen Kurs!“ Kann ROT dies nach den Regeln verlangen? Untersuchen wir doch mal, welchen Regeln die Boote in der jeweiligen Situation unterliegen. Alle Boote haben den Wind von der gleichen Seite, sie segeln mit Wind von Steuerbord. BLAU ist klar voraus von ROT, deshalb muss sich ROT nach Regel 12 freihalten. Beide Boote sind klar achteraus von GRÜN und müssen sich von ihm freihalten. In dem Moment, da ROT eine Überlappung in Luv zu BLAU herstellt, wechselt die Regel zwischen diesen beiden und Regel 11 gilt (Lee vor Luv). Nun hat BLAU immer noch Wegerecht, aber jetzt, weil es das Leeboot von zwei sich überlappenden Booten ist. Man könnte nun glauben, dass zwischen BLAU und ROT die Regel 15 gilt, hier besonders der zweite Teil des Satzes. Nach Regel 15 muss ein Boot, das Wegerecht erlangt, anfangs dem anderen Raum zum Freihalten geben. Dies gilt aber nicht, wenn das Wegerecht durch eine Handlung des anderen Bootes erlangt wurde. Nun hat zwar ROT die Überlappung in Luv hergestellt und BLAU hat dadurch das Wegerecht nach Regel 11 erlangt. Da es dies aber schon vorher hatte, hat es das Wegerecht nicht „erlangt“, sondern lediglich die Regel, aufgrund derer es in seinem Besitz ist, ändert sich. Lange Deutung – kurzer Sinn: BLAU kann sich nicht auf die zweite Satzhälfte der Regel 15 berufen, sondern muss die Regel 16.1 beachten und ROT Raum zum
Freihalten geben. Da es zu keiner Kollision kam, ROT angemessen (seemännisch) luven konnte, wurde diese Regel nicht verletzt. Wie steht es mit der Regel 17? Zwar hat ROT eine Überlappung innerhalb eines (Quer-) Abstandes von zwei Bootslängen hergestellt, aber in Luv, deshalb gilt schon aus diesem Grund die Regel 17 nicht. Ergebnis: BLAU hat keine Regel verletzt und ist berechtigt, sein Manöver so zu fahren, wie es das getan hat. Hat BLAU aber taktisch klug gehandelt, so wie es versuchte aus dem Windschatten von ROT zu gelangen? Schauen wir uns dazu den Kurs von GRÜN an. Als dieses Boot bemerkt, dass die Boote achteraus beginnen könnten, ihm den Wind zu nehmen, hat es schnell gehandelt, geluvt und ist sofort wieder abgefallen. Dadurch kann es weiter im freien Wind segeln. Zwar mag es etwas Raum gegenüber Booten, die vor ihm segeln, verloren haben, aber im Hinblick auf BLAU und ROT hat es sich wieder einen Vorteil verschafft und segelt jetzt frei auf der Layline. Anders das Manöver von BLAU: Es hat gewartet, bis ROT, das schneller läuft (es segelt mit freiem Wind), neben ihm ist, und erst dann reagiert. Aber mit welchem Ergebnis? BLAU muss nach dem Luven wieder abfallen und hat ROT immer noch in der gleichen Position wie vorher. ROT wird ihm den Wind nehmen und irgendwann vorbeiziehen. Gegenüber ROT wurde nichts gewonnen, gegenüber GRÜN aber verloren. Das Luvmanöver hätte viel früher erfolgen müssen, bevor noch ROT beginnen konnte, seinen Windschatten auf BLAU zu legen. Protestverhandlungen solcher „Luven bei Überlappung“-Situationen sind immer etwas schwierig, weil ein Schiedsgericht zwei Fragen beantworten muss, die etwas im Graubereich der Regeln liegen: 1. Hat sich das Luvboot freigehalten, und zwar so, dass das Leeboot seinen (beliebigen) Kurs segeln konnte, ohne dass es sofort zu einer Berührung gekommen wäre? 2. Hat das Wegerechtsboot bei der Kursänderung (dem Luven) dem Luvboot ausreichend Raum zum Freihalten gegeben? Eine gute Ausbildung hilft hier – wie auch in anderen Bereichen – sicher weiter.
shorttrack
72 german classics Text Denis Grau © Fotos Ron Rademacher
Im alten Hafen Laboes eine Augenweide für das Publikum, auf den Regattabahnen begeisternder Segelsport für die teilnehmenden Crews: Zu einer Zeitreise hatte der Freundeskreis Klassische Yachten im August nach Laboe an die Kieler Förde geladen und 150 klassische Yachten kamen – vom stattlichen „Zwölfer“ bis zur feinen Hansa-Jolle. Beeindruckend war die überaus breite Typenvielfalt an Yachten aus der Zeit des klassischen Segelsports, die in Laboe bestaunt werden konnten. Die Spitzgatter, die Seefahrtkreuzer, die KR-Kreuzer, die Drachen, die Folkeboote erinnern an die Startfelder der Seeregatten der Kieler Woche von den 20er- bis hin zu den 60er-Jahren. Für die Crews aller Boote galt es, am Freitag und Sonnabend bei Wettfahrten ihre Segelkünste unter Beweis zu stellen. Dabei konnten sich die Segler aus Deutschland, Dänemark, Österreich und den Niederlanden bester Segelbedingungen bei drei bis vier Windstärken und reichlich Sonne erfreuen und in 14 Wettfahrtgruppen die Sieger ermitteln. Wie gewohnt war auch das Thema „Restaurierung“ Veranstaltungsschwerpunkt. Der Restaurierungspreis wurde an den Österreicher Michael Brenner vergeben, der Preisträger präsentierte seine WANDRA, einen schwedischen Küstenkreuzer, vor Ort. Sehgäste hatten übrigens die Gelegenheit, an Bord des Schoners NO5 ELBE die Wettfahrten zu beobachten. Der älteste deutsche Seesegler, 36 Meter lang, Baujahr 1883, kam erstmals zur Laboe-Regatta.
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Freitag, 10. Juli: 13 Uhr. 75 Stunden nach dem Start. Die Kurzinfo des Pressebüros der Warnemünder Woche zum Stand der Regatta Rund Bornholm 2009 verheißt nichts Gutes: „39 Yachten konnten bisher gezeitet werden. 26 haben aufgegeben. Auf die Rückmeldung einer Yacht werde noch gewartet“, sagt Mareike Guhr. „Sorry, mehr wissen wir im Augenblick noch nicht.“ Die im Rahmen der Warnemünder Woche jeweils Anfang Juli laufende Wettfahrt gilt unter Seglern als sehr anspruchsvoll. Regatten mit durchgängigem Starkwind unterzogen Mensch und Material in den vergangenen Jahren genauso einem Härtetest wie hartnäckige Flautenlöcher, welche die Rückankunft der Segelboote schon mal um einen ganzen Tag verzögern können. Trotzdem – oder gerade deshalb – nähmen viele die He-
SEE.
rausforderung an und beteiligten sich in jedem
frauschaft Text Denis Grau © Fotos Ron Rademacher
KOJE, KOTZEN UND DER VERSUCH, EIN WENIG ZU SCHLAFEN …
Jahr bis zu 80 Yachten an der 270 Seemeilen (500 Kilometer) langen Regatta, so Guhr. „Sofort wieder, am liebsten mit genau dieser Crew“: Sieben Seglerinnen, darunter Uli, Dorit und Daniela (v.l.) aus Brandenburg und Berlin stellten sich der Herausforderung „Rund Bornholm“. Die Ostsee-Wettfahrt gilt in der Szene als sehr anspruchsvoll.
szene rund bornholm
Text & © Fotos Matt. Müncheberg. Matt. wohnt in Berlin-Friedrichshagen und bereist als Journalist und Fotograf mit dem Schwerpunkt Wassersport die Welt. Aktuell erhältlich ist sein neues Bordbuch Berlin 2009 – Der Wassersport-Reisebegleiter durch die mari-time Bundeshauptstadt. Internet: www.muencheberg-media.com
SONNABEND, 23. MAI: Sechs Wochen vor dem Start. Dichte Wolken türmen sich über der kalten Ostsee vor Warnemünde auf, das salzige Nass hat eine tiefgraue Farbe angenommen, der Wind frischt stetig auf, dass es nur so pfeift in den Stagen und Wanten, und die Wellenformationen nehmen noch immer an Höhe zu, als fünf junge Frauen aus Brandenburg, Berlin und vom Bodensee mit einer Hanse 52 hart am Wind durchs Wasser pflügen. Es ist das erste Mal, dass sie für drei Tage und zwei Nächte ununterbrochen als Team auf der Ostsee unterwegs sind. Das gemeinsame Ziel der Damen im Alter von 28 bis 42 Jahren ist ambitioniert: Bei der längsten deutschen Strecken-Seeregatta Rund Bornholm wollen sie, dann zusammen mit zwei weiteren Seglerinnen, antreten – „und vor allem: ankommen“, ruft Sabine Thonfeld gegen den starken Wind, der ihr fast den Atem raubt, als ihre Hände das wagenradgroße Steuerrad fest umschließen. Sabine ist mit 42 Jahren nicht nur die Älteste an Bord, sie bringt auch die meiste Erfahrung mit und darf deshalb die POLARIS beim Training durch die Wellenberge skippern.
„WENN ICH EINEN MENSCHEN KENNEN LERNEN WILL, GEHE ICH MIT IHM SEGELN. DA GEHT ES ZEHNMAL SCHNELLER ALS AN LAND.“ (TEAMGEIST-LEITSATZ, ZITAT VON KLAUS MUHRMANN)
„Das wird kein Zuckerschlecken für die Mädels, aber dafür eine der besten Erfahrungen ihres Lebens“, verspricht Michael Haufe. Der Geschäftsführer der Firma Teamgeist GmbH aus Brandenburg formt Teams – mittels Wassersport. Sein Motto ist einem Ausspruch Klaus Muhrmanns entlehnt: „Wenn ich einen Menschen kennen lernen will, gehe ich mit ihm segeln. Da geht es zehnmal schneller als an Land. Bezogen auf die Übertragung der Abläufe in einer Firma, kenne ich keine andere Sportart, in der Teamgeist, Verantwortung und Einordnung in eine Gemeinschaft so exzellent trainiert werden können.“ Haufe stellte neben der Hanse für die Übungstörns auch eine Bavaria 44 H für die Regatta zur Verfügung. Nun macht er die bisher wenig segelerfahrenen Frauen durch spezielle Trainings auf den brandenburgischen Gewässern und der Ostsee in
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den Wochen vor dem Rennen fit für den Ausnahmetörn. Dabei könne es den Frauen nicht darum gehen, als Erste ins Ziel zu segeln, sagt der sportliche Haufe. Im Vordergrund solle vielmehr das Sammeln von ganz persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen stehen, so der engagierte Segelausbilder, der die Regatta schon zwölf Mal mitgefahren ist. Haufe weiß genau, wovon er spricht, wenn er sagt: „Die Ostsee ist anerkanntermaßen eines der anspruchsvollsten Segelreviere überhaupt.“ MONTAG, 6. JULI: Noch 24 Stunden bis zum Startschuss. Noch einmal sitzen die jungen Frauen bei einem der letzten Trainings vor Warnemünde – wie so oft in den letzten Wochen – auf der hohen Kante, trimmen die Yacht auf einem ruppigen Amwindkurs, um noch ein Quäntchen mehr an Geschwindigkeit aus dem schlanken Bootsrumpf herauszuholen, oder üben Spinnakermanöver. Morgen wird es ernst. Ihre Wangen sind gerötet, die Augen glänzen. Gischt weht ihnen ins Gesicht. Lachend wischen sie das salzige Nass einfach fort. Und doch: Nicht alle stecken die ungewohnten Strapazen der Trainingstage einfach so weg: „Muss es denn ausgerechnet jetzt mit sechs Windstärken wehen?“, beschwert sich etwa die 35-jährige Alina Faltermayr. Und informiert sich bei Segellehrer Haufe schon mal vorsorglich, ob die Wellen bei der Regatta denn auf noch mehr als die schon sehr beeindruckenden zwei Meter anwachsen können. „Kann durchaus sein“, erwidert der erfahrene Segler ehrlich, der jedoch sehr zufrieden ist mit den rauen Trainings-Wetterverhältnissen vor der Warnowmündung an diesem Tag, denn „nur so können die Mädels schließlich mit den möglichen besonderen Anforderungen bei der Wettfahrt umgehen lernen“. Das Trainingspensum ist umfangreich – und hart. Ständig heißt es Segel setzen, anluven, abfallen, auffieren, Kurs halten – Begriffe, die bei allen Teilnehmerinnen schon sehr bald im Schlaf sitzen müssen. Auch mit dem Problem der Seekrankheit wird die Damencrew bei ihren Übungsschlägen schonungslos konfrontiert. Doch das gehört eben dazu, da sind sich die Seglerinnen einig – und helfen sich gegenseitig, wo sie nur können. Schließlich kann es jede irgendwann mal treffen. „Die Frauen werden auf der Langstrecke mit Sicherheit an ihre Grenzen stoßen, deshalb ist das intensive Training vorher besonders wichtig“, sagt Michael Haufe.
Starke Frau: Skipperin Sabine behielt stets den Überblick, auch als es an Bord hoch herging und ein Teil der Crew wegen Seekrankheit ausgefallen war.
Das erste Boot in ihrer Startergruppe: Die Frauencrew setzt perfekt um, was sie in den letzten Wochen harten Trainings gelernt hat. Dabei lässt sie zeitweise sogar die Yacht ihres Segelausbilders achteraus.
Doch das Einstimmen aufeinander klappe gut. „Ich hatte selten so humorvolle Teilnehmerinnen im Boot, die sehr engagiert und motiviert an die Sache herangehen“, wird der Segellehrer am Ende des letzten Übungstörns zufrieden resümieren.
Haufe schon mal, wann eine Regattateilnahme eigentlich aus seiner Sicht abzubrechen sei. Das richte sich ganz nach dem Wohlbefinden der Crew, erwidert der erfahrene Wassersportler. „Bei Wind von vorn mit einer Stärke von 30 bis 35 Knoten macht es mit Kurzkielern einfach wenig Sinn, weiterzufahren“, sagt der Yachtschul-Chef. Wichtig sei, dass rechtzeitig gerefft werde, das Groß könne zweimal verkleinert werden, die Genua solle jedoch so lange wie möglich stehen gelassen werden.
MONTAG, 6. JULI: Noch 14 Stunden bis zum Startschuss. Nicht nur, dass am Ende des letzten Trainingsschlages eine Leine in die Schraube der Übungsyacht geraten ist, die nun in der kalten Ostsee Stück für Stück tauchend wieder von der Welle geschnitten werden muss. Auch der Wetterbericht verheißt für die kommenden Tage nicht nur Gutes. „Noch befinden wir uns in einer Hochdruckzone“, klärt Anna Klinkmann vom Deutschen Wetterdienst auf. Doch es formiere sich bereits ein sogenanntes Dipol-Tief, warnt die junge Frau, „Mittwoch gibt’s ordentlich Wind“. Klinkmann kündigt Wind aus West bis Südwest an, der am Dienstag noch relativ schwach wehe. „Donnerstag ab 12 Uhr wird’s dann richtig lustig“, freut sich die junge Wetterfee, in der Gegend um Bornholm sei dann mit Windspitzen zwischen 25 und 28 Knoten zu rechnen. Sabine, die Skipperin der Frauencrew, erkundigt sich bei
ÜBER DEN SATZ „WENN GOTT GEWOLLT HÄTTE, DASS FRAUEN SEGELN, HÄTTEN ER DAS WASSER ROSA GEFÄRBT“ KÖNNEN DIE SEGLERINNEN NUR MILDE LÄCHELN. Einige der beim Skippermeeting im Zelt Anwesenden werden auf einmal ganz ruhig. Alkoholische Getränke finden eine Stunde später beim letzten gemeinsamen Abendessen vor dem Start keinen reißenden Absatz. Einige Mädchen kichern unmotiviert, die rechte Stimmung will, so wenige Stunden vor dem Auslaufen, nicht aufkommen. Genagelt wird heute im „Kettenkasten“ am Alten Strom von Warnemünde nur vereinzelt (wer beim Wirt der nach den alten Börsenbierstuben – im Volksmund „Tau`n Kädenkasten“ – benannten Kneipe einen Kurzen, genannt „Nagel“, bestellt, darf mit einem Hammer einen Nagel in den Tisch treiben). „Donnerstagabend zur traditionellen Gulaschsuppe sind wir wieder zurück“, nehmen sich die Seglerinnen vor.
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„Bitteres Brot: Während des Gewitters, des Regens und des Regenbogens haben die Jungs uns überholt“. Stunden später schlagen die Wassertropfen „wie kleine Steine ins Gesicht“.
Duschen und essen, das werden direkt nach dem Zieleinlauf die beiden „Ankommer“ sein, da sind sich alle einig. Später gibt es an Bord der ANTARES noch eine Einweisung in Rettungsmittel und Sprechfunk. Spätestens als die Nachtwachen unter den Frauen eingeteilt, die Rollen an Bord verteilt werden und es darum geht, wer im Notfall für das Lenzen und das Ausbringen der Rettungsinsel verantwortlich ist, herrscht Schweigen an Bord. DIENSTAG, 7. JULI: 9.30 Uhr, Regatta-Start. 5 Uhr morgens. Jeder ist jetzt mit sich selbst allein, sucht Ruhe und Konzentration so kurz vor dem Start. Mentales Training und Yoga stehen dabei ganz weit vorn. Der letzte Wetterbericht verheißt anspruchsvolles und schnelles Segeln. Duschen. Und wer etwas hinunter bekommt, frühstückt. Ein Schluck Kaffee tut gut. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Boot klarmachen. Ablegen. Für die Frauen an Bord der ANTARES gehört das schon zur Routine. Leinen klarieren, Fender bergen, klar zum Segelsetzen. – Jetzt gilt es. Bornholm liegt mit 250 zu absolvierenden Seemeilen vorm Bug der 14 Yachten, die gleich in der Gruppe Yardstick 1b beim dritten Start lossegeln werden. Zurück ist es noch einmal so weit. Insgesamt stellen sich 66 Crews der Herausforderung. Dann kommt das Signal: Start! Segelausbilder Haufe registriert an Bord seines „Männerbootes“ SIRIUS, des Schwesterschiffes der ANTARES, dass die Mädels bisher alles richtig gemacht haben. Als die jungen Frauen dann in Höhe des an Steuerbordseite zu passierenden Molenfeuers sogar als Erste den Spi ziehen, lächelt er zufrieden. Mit dem leichten, bauchigen Tuch rauschen sie nun mit fast acht Knoten auf die Ostsee hinaus. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „10.09 Uhr. Wir sind das erste Boot unserer Startergruppe!“) – Und schon liegt Warnemünde im Kielwasser der Bavaria 44. Erst in drei Tagen werden die jungen Frauen wieder Land betreten. „Die Stimmung ist fantastisch. Wir freuen uns auf das Abenteuer“, lacht Alina. Kurze Zeit später gibt es mehr Wind als vorhergesagt. Skipper Haufe ist darüber froh, rauschen doch beide Teamgeist-Yachten nahe beieinander nun mit bis zu acht Knoten Fahrt durch die Wellen. Haufes Plan: „Wir werden Bornholm von Süd nach Nord, also entgegen dem Urzeigersinn, runden, um eine gute Ausgangslage beim
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eintreffenden Westwind am Donnerstag zu bekommen.“ Aktuell liegen die Frauen vor der Männercrew der SIRIUS und machen gute Rauschefahrt. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Fünf vor Zwölf. Wir haben das vorherige Starterfeld erreicht und überholen gerade das vorletzte Boot. Ein tolles Gefühl. Von unserer Startergruppe sind wir die Ersten, die Gewinner, die Besten – mal sehen, wie lange noch!“) – „Hoffentlich kommen sie gut in ihren eigenen Segelrhythmus“, wünscht Haufe den Mädels. Für den leidenschaftlichen Wassersportler bedeutet gute Seemannschaft neben dem seglerischen Wissen und Können die Erfahrung, die es ihm ermöglicht, mit jeder Lage auf See fertig zu werden. Das hat er versucht, den motivierten Frauen in den letzten Wochen bei Wind und Wetter beizubringen. Seemannschaft? Seefrauschaft!
bewegt sich das Teilnehmerfeld nur noch im Zeitlupentempo vorwärts. „Die Aussichten sind nicht gerade gut. Es soll noch eine Weile so bleiben. Das wird ein Kontrastprogramm werden“, sagt Haufe, denn an gleicher Stelle soll es am Donnerstag mit sieben bis acht Beaufort wehen. Doch jetzt hoffen alle nur auf eines: Wind. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Momentan haben wir noch eine ganz schön große Klappe, zeigen allen unsere Popöchen, wenn wir sie locker-flockig überholen …“)
„DIE SCHÖNE ZEIT IST VORBEI. KÄMPFEN UNS SEIT 12 STUNDEN DURCH METERHOHE WELLENBERGE. ZWEI SIND SCHON AUSGESCHALTET, DER REST SCHLÄGT SICH TAPFER.“ (ALINA)
„ZWISCHENZEITLICH MUSSTEN WIR UNS DIE NACKTEN HINTERN DER MÄNNER ANSCHAUEN. ABER DIE KONNTEN LÄNGST WIEDER EINPACKEN. HABEN SICH ZU FRÜH GEFREUT.“ (ALINA)
Für Skipperin Sabine steht jedenfalls nicht erst seit dem Start fest, dass es gerade das Engagement und die Ernsthaftigkeit sind, die das Segeln unter Frauen ausmachen. Seglerinnen auf einem reinen Frauentörn seien einfach zuverlässiger als ihre männlichen Wassersportkollegen, schätzt die 42-jährige Angestellte ein: „Wenn du einer Frau an Bord eine Aufgabe zuteilst, wird sie diese sofort verinnerlichen und den gesamten Törn über gewissenhaft ihre Arbeit leisten“, weiß die Skipperin der ANTARES aus ihrer 15-jährigen Schiffsführerpraxis im Mittelmeer und in der Karibik zu berichten. DIENSTAG, 7. JULI: Seit vier Stunden nördlich Darßer Ort. „Kaum Wind. Dümpeln in der Geschwindigkeit eines Spaziergängers dahin. Versuche, das Boot mit meinen Füßen anzutreiben. Kein wirklicher Effekt. Sonne brennt. Darß hoffentlich in zwei Stunden passiert“, meldet Alina Stunden nach dem Start. Seit einiger Zeit
Doch nicht alle Seglerinnen an Bord der ANTARES sind ausschließlich begeistert vom Segeln mit einer reinen Frauencrew: Gleichstarke weibliche Charaktere an Bord könnten auf Dauer vielleicht zu Problemen führen, befürchtet etwa Dorit Hasselberg aus Potsdam, während ihr der Schweiß über das Gesicht läuft. Die 30-jährige Betriebsstättenleiterin und Eventmanagerin ist davon überzeugt, dass gemischte Crews homogener segelten. Doch das hält die studierte Sportwissenschaftlerin, die vor sechs Jahren mit dem Segelsport begann, nicht davon ab, es auch mal ausschließlich mit Mädels als Crew zu versuchen. Daniela Chudoba will beim Törn hingegen ihre eigenen Grenzen austesten. Die Berliner Projektleiterin segelt seit acht Jahren und meldet sich gleich für den Wellenritt an, als sie von dem Projekt hört. Sofort ist sie mit vollem Einsatz zur Stelle, wenn es gilt, per Winsch eine Schot dichtzuholen oder das Steuer zu übernehmen. Auch die Potsdamerin Ulrike Bergmann ist bei dem Ausnahmetörn mit dabei: Die Idee für den reinen Frauentörn sei vor drei Jahren beim Segeln mit Freundinnen auf einem Brandenburger See entstanden, sagt die 28-jährige PR-Managerin. „Lasst uns die Tour mit einer reinen Mädchencrew stemmen“, schlug Bergmann, die damals noch nicht segeln konnte, vor. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „19.55 Uhr. Hinter uns zieht ein Gewitter her. Ulli und Dany werden es schon schaukeln …“)
Letzte Meldung von Bord der ANTARES am Mittwochnachmittag: „Die morgendliche Flaute haben wir endlich überwunden. Nach null Knoten Speed jetzt endlich wieder fast sieben. Zwischenzeitlich mussten wir uns die nackten Hintern der Männer anschauen. Aber die konnten längst wieder einpacken. Haben sich zu früh gefreut.“ (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Haben den schönsten Regenbogen und den schönsten Sonnenuntergang gesehen. Beeindruckendes Naturschauspiel. Die Farben waren unglaublich: auf der einen Seite Sonne und ein roter Himmel. Auf der anderen Seite Wolken, Regen, dunkelblaue Gewitterwolken. Das Meer sah gelb aus.“) MITTWOCH, 8. JULI: Zweiter Tag auf See. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Wir sehen schon die Insel Bornholm! Haben die JungsCrew wieder hinter uns gelassen. Ein schönes Gefühl. Freuen uns aber auch, dass sie immer in unserer Nähe sind. 11.10 Uhr: Leuchtturm und Südzipfel Bornholms sind passiert. Wind weiß nicht, was er will. Ist das ätzend.“) Wenig später ertönt aus sieben Frauenkehlen die „Rund-BornholmHymne“ der ANTARES-Crew: Selbst steuern ist die beste Medizin: Dorit begann vor sechs Jahren mit dem Segeln. Die Befürchtung der Potsdamer Betriebsstättenleiterin, dass gleichstarke weibliche Charaktere an Bord auf die Dauer zu Problemen führen könnten, bewahrheitete sich nicht.
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Irgendwo am Horizont/ Ist ein Stückchen Erde, wo man sich sonnt … Und manchmal ist man dabei auch blond/ Und wenn´s gut läuft, ist dabei auch James Bond. Die Wellen sind hoch, wir machen viel Fahrt/ Da brauchen die Männer wohl unseren Rat. Klug und bescheiden zeigen wir ihnen den Weg/ Nach Warnemünde an unseren Steg. Die Augenbrauen hochgezogen/ Das ist nicht gelogen/ Wir haben nicht betrogen. Schnittig und mittig mit Kurs Richtung Westen/ Wir haben ja gelernt von den Besten/ Mit viel Kraft und Energie/
Und unserem tollen Spi/ Waren wir so schnell wie nie. Und hier nun die Sieger/ Die absoluten Überflieger! DONNERSTAG, 9. JULI: Dritter Tag auf See. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Um 2 Uhr morgens sahen wir immer noch die Lichter von Bornholm. Sehr deprimierend. Den Mädels geht es immer schlechter. Koje, Kotzen und der Versuch, ein wenig zu schlafen …“). „Die schöne Zeit ist vorbei. Kämpfen uns seit 12 Stunden durch meterhohe Wellenberge. Zwei sind schon ausgeschaltet, der Rest schlägt sich tapfer. Wir sind immer noch Höhe Kap Arkona, machen nur wenig Strecke in Richtung Warnemünde. Wahrscheinlich steht uns noch eine Nacht an Bord bevor ...“, simst wenig später Alina nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt spricht der Wetterbericht bereits von „West bis Südwest 5 bis 6, Schauer- und Gewitterböen, See bis 1,5 Meter“. „Ich habe während des Sturms zwölf Stunden lang gebrochen, unter Deck – hätte nie gedacht, dass es so lange geht“, fasste Elissa ihre Erfahrungen des Starkwindteils der Regatta später ehrlich zusammen, als „überraschend“ habe sie es empfunden, wie laut es in der Kajüte im Vorschiff sein kann. „Während des Sturms habe ich das Gefühl gehabt, das Boot breche gleich entzwei“, sagt die junge Reporterin, der es streckenweise so vorgekommen sei, als würde man versuchen, auf einem Rodeobullen zu schlafen – was natürlich nicht klappen könne … Und trotz allem sagt Elissa am Ende des Törns: „Lehren gibt es keine – ich würde alles noch mal machen“. Als „eine ganz besondere Erfahrung“ beschreibt Dorit die zweite Nachtwache an Bord der ANTARES, bei hellem Mondschein, zuckenden Blitzen am Horizont und 45 Knoten Wind. Die junge Frau hat während ihrer Wache die anspruchsvolle Aufgabe, das Boot mit möglichst wenig Höhenverlust auf einem Amwindkurs zu steuern und dabei die Wellen so abzureiten, dass das Boot nicht stampft und die anderen Mitseglerinnen ihren verdienten Schlaf bekommen. Das gelingt trotz größter Anstrengungen nicht immer. (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Während des Gewitters, des Regens und des Regenbogens haben die Jungs und überholt. Was für ein bitteres Brot!“)
Teamgeist auf dem Wasser verbindet, nicht nur optisch: „Möglichst viel Spaß haben“ lautete das Motto an Bord. Dieses Ziel wurde erreicht, „ohne Probleme, Gezicke und Geheul“.
DONNERSTAG, 9. JULI: 60 Stunden nach Start. DNF, did not finish, heißt es für die Frauencrew an Bord der ANTARES, als sie das Boot am Donnerstagabend gegen halb zehn Uhr am Steg in Stralsund festmachen. Da steht fest, dass zumindest aus einem „Ankommer“, aus der heißen Gulaschsuppe auf der Mittelmole in Warnemünde, nichts mehr wird. Dafür schmecken die Spaghetti an Bord nun um so besser: „Da wir vorher schon eineinhalb Stunden vor der Ziegelgrabenbrücke gewartet hatten und Spaghetti kochen konnten und mit Sekt angestoßen hatten, war das Festmachen in Stralsund gar nicht mehr so besonders.“Aber das Gefühl nach der heißen Dusche und vor allem dem Zähneputzen sei schon „gigantisch“ gewesen, sagt Charlotte, die als Co-Skipperin auf der ANTARES beschäftigt war, rückblickend. „Dann mit meinem Freund zu telefonieren, der trotz des Ablaufens sagt, dass er total stolz ist, dass man so was gemeistert hat …“ – Stralsund? Was war geschehen? (Auszug aus dem Logbuch der ANTARES: „Irgendwann sank die Stimmung bei allen auf null. Die Wassertropfen schlugen wie kleine Steine ins Gesicht. Selbst Sabine kaute schon auf dem Zahnfleisch – schließlich hat sie in den vergangenen zwei Tagen nur zwei Stunden geschlafen …
Dann die Entscheidung, irgendwo auf Rügen zu ankern. Allerdings hieß das auch: Aufgabe! Aber alle waren sich einig. Sofort war die Stimmung wieder am Steigen!“). „Aus seemännischer Sorgfaltspflicht hat die Skipperin Sabine nach Rücksprache mit ihrer Crew das Rennen vor Rügen abgebrochen. Die Männer haben nach Kenntnis dieser Tatsache sofort und ohne zu Zögern gleiches kurz vor Hiddensee entschieden. Diese Entscheidung wäre sehr wahrscheinlich wenige Stunden später von mir so oder so getroffen worden“, erklärt Michael Haufe die Situation nach dem Rennen. Sie seien gemeinsam gestartet und würden das Rennen auch gemeinsam beenden, habe für den Segellehrer und für Skipperin Sabine von vornherein festgestanden. „Von den Wetterbedingungen mit Wellen von drei bis zu sechs Meter und mit Windstärken von sechs bis zu neun Beaufort habe ich bisher nichts dergleichen auf der Ostsee erlebt“, schildert Haufe, dessen Sorge stets „den Mädels, meiner Crew und dem Material“ gegolten habe, seine Eindrücke von der Regatta. „Wir haben nach der Rundung von Bornholm 60 Stunden auf See, davon 15 Stunden bei Sturm erlebt und sind unserem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Doch jede andere Entscheidung als ein Abbruch wäre zu diesem Zeitpunkt nicht mit der Sorgfaltspflicht vereinbar gewesen.“ Damencrew-Skipperin Sabine: „Ziele und Wünsche müssen den Naturgewalten untergeordnet werden. Nachgeben ist eben manchmal der bessere Weg, wenn es auch sehr schwergefallen ist.“ FREITAG, 10. JULI: 13 Uhr. 75 Stunden nach Start. Ende des Zeitlimits für Rund Bornholm. Punkt 13 Uhr steht fest, dass von den 14 gestarteten Yachten in der Gruppe Yardstick 1 b lediglich fünf das Ziel in Warnemünde innerhalb des vorgegebenen Zeitlimits von 75 Stunden erreicht haben. Nach zwei Tagen, fünf Stunden und 40 Minuten rauschen
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„Oft fehlt es nur an der Kraft, keinesfalls aber am Wissen“: Daniela an der Winsch. Die Berliner Projektleiterin wollte bei dem Törn ihre Grenzen austesten. Ihr Resümee: Ziel erreicht.
nacheinander die Cayenne TZIGANE mit Skipper Hannes Niessen, Thomas Buch mit seiner Classic Alpha TANGO und Andreas Klee auf der X 99 PI über die Ziellinie. Die Bestandsaufnahme an Bord der Yachten ANTARES und SIRIUS ergibt weder Bruch noch Blessuren bei den Crews. Auch von Demotivation ist nach dem abgebrochenen Rennen nichts zu spüren. „Ich war gespannt auf die Reaktionen der Teilnehmer. Das gemeinsame Ziel, Warnemünde zum Abend zu erreichen, wurde zwar nicht erreicht. Um so wertvoller waren jedoch die Einschätzungen jeder und jedes Einzelnen nach der Regatta. Die Energie, die Freude, der Zusammenhalt im Team, verbunden mit menschlichen Erfahrungen der Extraklasse haben alle stark geprägt. Es waren die Werte, welche an Bord die Oberhand gewonnen haben“, fasst Teamchef Michael Haufe das „Projekt Seefrauschaft“ zufrieden zusammen. „Ich bin stolz auf die Crews und auf jedes einzelne Teammitglied.“
„ALS FRAUENMANNSCHAFT MUSS MAN IMMER BEWEISEN, DASS FRAU ES EBEN AUCH KANN.“ (CHARLOTTE) „Der schwierigste Moment für mich war, als wir nach der zwölfstündigen Fahrt durch den schlimmen Sturm irgendwann realisiert haben, dass wir gerade einmal ein paar wenige Meter Strecke gemacht haben. Man merkte an diesem Punkt, dass viele am Ende ihrer Kräfte angelangt waren. Darum war ich auch sehr erleichtert über die Entscheidung, die Regatta abzubrechen und nach Stralsund abzudrehen“, resümiert Alina am Ende des Ausnahmetörns. Doch es habe auch sehr viele schöne Momente an Bord gegeben, etwa „wenn im größten Elend ein Scherz an die Oberfläche brodelte und man sich trotz Sturm und Schräglage gemeinsam die Bäuche vor Lachen hielt. Bauchmuskeltraining hatten wir an Bord reichlich“. Sie habe sich eigentlich vorgenommen, nie wieder eine Langstreckenregatta zu segeln, sagt Co-Skipperin Charlotte nach dem Rennen. „Aber Rund Bornholm würde ich doch gerne nochmal segeln – aber auf einem schnelleren Boot. So was wie die UTSIDER.“ Auch wieder mit einer reinen Frauencrew? „Sofort. Das war echt super“, sagt die schlanke Seglerin, die vorher fünf Monate segelnd in der Karibik
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unterwegs gewesen war. Obwohl sich nur wenige Mädels vorher gekannt hätten, habe es keine Probleme, kein Gezicke und Geheule gegeben. „Der Zusammenhalt war wirklich stark, jede hat jeder geholfen, auch wenn wir sicherlich niemals wirklich Freundinnen werden“, sagt Charlotte. Aber das habe einfach keine Rolle gespielt, „wir waren eine Mannschaft, mit dem gleichen Ziel“. Zu den wichtigsten Argumenten, wieder mit anderen Frauen auf einer Yacht segeln zu wollen, zähle aber, dass frau in der Konstellation offener sein und viele „dumme“ Fragen stellen könne – und auch nicht immer ganz so stark sein müsse. Aber generell finde die erfahrene Seglerin es schon ein bisschen schade, dass es nicht einfach mehr gemischte Teams gibt, denn „als Frauenmannschaft muss man immer beweisen, dass frau es eben auch kann, was ich sehr mühsam finde, da es eben oft nur an der Kraft, aber keinesfalls am Wissen fehlt“. Auch Alina würde nach den außergewöhnlichen Erfahrungen an Bord der ANTARES „sofort wieder einen solchen Törn machen, am liebsten mit genau dieser Crew“. Die junge RadioProjektleiterin glaubt, „dass wir als Frauen weniger das Wettkampfziel im Blick hatten, als vielmehr das besondere Erlebnis der temporären Gemeinschaft auf diesem abgegrenzten Raum, mit dem Fokus, möglichst viel Spaß zu haben“. Natürlich hätten auch sie sich streckenweise von dem Wettkampfgeschehen mitreißen lassen – und jedes Boot gefeiert, das im Kielwasser ihrer Bavaria zurückgelassen werden konnte, aber selbst das sei mehr um des Spaßes Willen geschehen. „Für uns war das Ganze mehr oder weniger ein aufregendes Abenteuer“, sagt die frischgebackene Seglerin. Wie geht es weiter mit der Frauencrew und dem „Projekt Seefrauschaft“? „Mein angestrebtes Ziel war, die Kraft von Teamgeist deutlich zu machen. Meine Erwartung wurde weit übertroffen. Lebendiger konnte die Bedeutung von Wertschätzung, Teamarbeit und Vertrauen nicht gelebt werden“, sagt Michael Haufe am Ende der Regatta. Kein Projekt, bei welchem das gegenständliche, vordergründige Ziel nicht erreicht worden ist, habe mit einer höheren emotionalen und gefühlten Erfolgskomponente beendet werden können. Diese Tatsache sei von jedem und jeder im Team ohne Ausnahme oder Einschränkung bestätigt worden. „Das ist eine fantastische Ausgangssituation für wei-
tere Gruppenprojekte. Ohne den Anspruch von ‚höher, schneller, weiter‘ umsetzen zu müssen“. Haufe: „Wie es weiter geht? Es geht weiter!“ Im Grunde sei die Vorbereitung perfekt gewesen, nicht nur das Training der verschiedenen Segelmanöver, sondern auch die mentale Vorbereitung. „Es gibt nur eine Kleinigkeit: Ich würde uns hinter der Insel noch besser für die Schlechtwetterfahrt rüsten und es mir so ersparen, im größten Sturm auf allen Vieren durch den Salon zu kriechen, um den Zwieback und das Brot zu suchen“, moniert Elissa nach dem Törn. „Dieses Frauenteam war ganz besonders faszinierend. Ich hätte mir keine schönere Kombination wünschen können. Es war einfach ein Vergnügen, in jeder Situation. Die Messlatte ist hiermit natürlich sehr hoch gelegt, aber ja, ich würde jederzeit wieder einen reinen Frauentörn machen“, zieht auch Skipperin Sabine am Schluss ihr persönliches, positives Resümee. Fest steht indes schon mit dem Einlaufen der ANTARES, dass die weibliche Segelcrew mindestens genau so gut wie ihre männlichen Segelkollegen den Gebrauch von Tauwerk und das Bedienen der Segel beherrscht, elegant an- und ablegen kann und sich auch bei stärkerem Wind und Seegang korrekt verhält. – Das jedenfalls beschreibt das Seglerlexikon als Gute Seemannschaft, pardon: Seefrauschaft. Und über den Satz „Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen segeln, hätten er das Wasser rosa gefärbt“ können die Seglerinnen nur milde lächeln. Denn ihre Seetaufe haben sie bereits mit Bravour bestanden. Bei der „härtesten Seeregatta der Welt“, wie sich eine teilnehmende (Männer-)Crew einheitlich auf ihre T-Shirts hat drucken lassen.
(Infos und Ergebnisse zur Regatta „Rund Bornholm“ im Internet: www.warnemuender-woche.com. 2010 segeln die TeamgeistSegelyachten SIRIUS und ANTARES zwischen den Inneren Hebriden im Westen Schottlands. Internet: www.teamgeist.com. Ab August 2009 steht die „Frauenyacht“ in Potsdam auf dem Templiner See für alle interessierten Segler(innen) zur Verfügung. Ab 2010 soll es zudem ein Zwei-Yacht-Teamprojekt für Trainings, Events und Incentives sowie für Privatkunden geben, ebenfalls auf dem Templiner See in Potsdam.)
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Facts 2009 ANZAHL DER BOOTE 18 Optimisten | bis zu vier Kutter | zwei Skippi-Yachten 650 | Traditionssegler SS QUALLE, JACOB MEINDERT, ALBIN KÖBIS sowie ABEL TASMAN | zwei Jollen vom Typ C55 | vier O’pen BICs | drei große Zodiac-Sicherungsboote und drei Honda Marine-Motorboote. KURSANGEBOT mehr als 35 Kursangeboten zu Wasser und Land; vom Schnupperkurs im Opti oder der Jolle, über Eltern-&-Kind-Angebote bis hin zum Kindergeburtstag, Azubisegeln oder integrativen Angeboten. PARTNER Gemeinschaftsprojekt von Stadtwerke Kiel AG, KIEL.SAILING CITY – Kiel-Marketing GmbH und über 90 weiteren Partnern. PERSONAL über 40 Mitwirkende SCHWIMMWESTEN fast 200 Schwimmwesten WENDEN UND HALSEN über 80.000 Wenden und Halsen TAUWERK über 2500 Meter Tauwerk TEILNEHMER über 7.600 begeisterte Teilnehmer/innen WIEDERSEHEN IM JAHR 2010 von Mai bis Mitte September 7 Tage in der Woche geöffnet – 24 Stunden am Tag besetzt
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INFO WWW.KIEL-SAILING-CITY.DE und WWW.CAMP24SIEBEN.DE
CAMP Text Denis Grau © Fotos Camp Kids
Das Kieler Segelcamp hat bereits im siebten Jahr Kinder, Jugendliche und Gäste an den Segelsport herangeführt. Das bundesweit einmalige Kooperationsprojekt von Landeshauptstadt Kiel und Stadtwerke Kiel AG beendete seine am 7. Mai begonnene Saison am 13. September. Beide Partner, Stadt als auch die Stadtwerke, sehen ihre Aktivität als Teil ihrer gesellschaftlichen Verantwortung junge Menschen zu fördern. Zum Abschluss der Saison gaben Grundschülerinnen und -schüler der Friedrich-Junge-Schule den beiden symbolisch das Steuerrad zurück. Die Landeshauptstadt Kiel, Stadtwerke Kiel AG und Kiel-Marketing GmbH sind sich einig, dass dieses Erfolgsmodell gemeinsam mit den Partnern 2010 fortgesetzt werden muss. Im siebten Jahr des Segelcamps konnten die Veranstalter an den großen Erfolg der vergangenen Jahre anknüpfen. Mehr als 7.300 Kinder schnupperten im Camp 24|sieben in diesem Jahr auf Optimisten, Jollen und
Skippi-Yachten unter der professionellen Anleitung von Segeltrainerinnen und Segeltrainern in den Segelsport hinein.Seit der Eröffnung des Camps im Jahr 2003 haben mehr als 47.000 Kinder und Jugendliche im Camp erste Erfahrungen mit dem Segelsport machen können. Auch Erwachsene konnten beim neuen Azubisegeln oder dem bewährten After-Work-Segeln Kiels maritime Seite entdecken. Insgesamt konnte 2009 zwischen mehr als 35 Kursangeboten zu Wasser und Land gewählt werden – vom Kindergeburtstag bis zur Betriebsbesichtigung. Im Fokus standen wieder Kinder und Jugendliche, die sich mit dem Wassersport vertraut machen konnten. Einen Schwerpunkt bildeten soziale Angebote wie die gut nachgefragten neuen Projektsegelkurse für Schulen. Zu den Höhepunkten des Segelcamps zählten unter anderem der Besuch von Jugendlichen aus Kiels Partnerstädten Brest (Frankreich) und Kaliningrad (Russland) sowie der Wettbewerb „Soziales Segeln“ während der Kieler Woche. Das Camp hatte Vereine und Verbände aufgerufen, Projekte einzusenden, die sich mit der Integration von Kindern aus finanziell und sozial schwächer gestelltem Umfeld befassten. Wettbewerbsgewinner waren das Team der Zentralen Bildungsstelle für Migrantinnen und Migranten (ZBBS) mit dem Projekt „Beratung und Begleitung der beruflichen Integration von jungen Flüchtlingen“. Außerdem war bei der Veranstaltungsreihe „Sterne über Kiel“ ein Segeltörn unter dem Kieler Sternenhimmel im Angebot.
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TIME TO Text und © Fotos Tom Körber
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Nach 2005 und 2007 fand die Chronoswiss Classics 2009 bereits zum dritten Mal statt – ein einzigartiges Zusammentreffen historischer Yachten und Automobile. In einer der schönsten Regionen Deutschlands, dem Voralpenland, führt die automobile Ausfahrt vom Starnberger See nach Telfs in Österreich sowie am nächsten Tag zurück nach Bayern. Ziel ist der Deutsche Touring Yacht Club in Tutzing, wo auch die Regatten stattfinden.
Jaguar XK 120 Roadster. Bj. 1951
classic chronoswiss classics vorne: Jaguar E-Type Serie1 Coupé, Bj.1961; mitte: Austin Healey, MK III. Bj.1964; hinten: Mercedes Benz 300SL. Bj.1957
Dank der Unterteilt in zwei verschiedene Wettfahrten kann sich jeder Teilnehmer aussuchen, ob er lieber genussorientiert unterwegs ist oder sportlich auf der Sportlichen Ausfahrt. Im Gegensatz zur Touristischen Ausfahrt zählt hier das Prinzip der Gleichmäßigkeit – statt Höchstgeschwindigkeit. Die Entscheidung für die eine oder die andere Ausfahrt hängt allerdings auch von der Qualifikation des jeweiligen Beifahrers ab. „Gerade bei diesen Fahrten kommt es auf den Beifahrer an“, sagt Konrad von Danwitz, einer der Gewinner. „Er muss navigieren, rechnen, damit ich als Fahrer die Zeitprofile einhalten kann. Zwischendurch muss er noch die Durchschnittsgeschwindigkeiten ausrechnen, wo wir in fünf Stunden sein müssen. Da ich diesmal einen ungeübten Beifahrer hatte, entschloss ich mich, die touristische Wertung zu fahren. So war es unterhaltsamer, nicht so anstrengend. Im Großen und Ganzen fährt es sich angenehmer. Ich kann die Landschaft besser genießen. Normalerweise fahre ich die sportliche Variante. Aber Fahrer und Beifahrer müssen auf sich Rücksicht nehmen. So kann ich anhand der Qualifikation des Beifahrers entscheiden, ob ich sportlich oder touristisch fahre.“ Jaguar E-Type Serie1 Coupé, Bj.1961
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classic chronoswiss classics
MG F1 Magna
Von Danwitz und seine Beifahrerin mussten drei Prüfungen ablegen, die zum Beispiel so aussehen, dass das Team für Teilbereiche der Fahrt festgelegte Zeiten vorgeschrieben bekommen. Versierte, eingespielte Teams haben oft nur wenige hundertstel Sekunden Abweichung. Konrad von Danwitz’ automobiler Untersatz ist ein Jaguar E-Type Coupé. Nicht irgendeiner, sondern ein Modell aus der Serie 1, die von 1962 bis 1964 gebaut wurde. In Gunmetalgrey. Das Interieur in beigefarbenem Leder. Ein englischer Traum, nach dem der Architekt lange gesucht hatte. „Den Jaguar habe ich mir vor vier, fünf Jahren besorgt. Ich suchte ihn nach einem milden Landstrich aus und habe ihn letztlich in Phoenix/Arizona gefunden. Ich wollte auf keinen Fall einen E-Type aus einer kalten Region haben, in der die Straßen gesalzen werden. Mir war es wichtig, eine gute Substanz zu bekommen. Er hätte auch vergammelt sein können, auch die Technik musste nicht auf dem neuesten Stand sein.
vorne: Jaguar SS 100. Bj.1938; hinten: Alvis Speed 20. Bj.1938
classic chronoswiss classics
Vordergründig ging es mir um eine alte Substanz, die nicht verrostet und nicht geschweißt war – möglichst in einem originalen Zustand. Dann habe ich ihn nach Deutschland kommen lassen und ihn bei einem Restaurator ein Dreivierteljahr aufbauen lassen. Das Auto wurde in seine Bestandteile zerlegt, jedes Teil wurde katalogisiert. Nach dem Reinigen wurden die meisten Teile neu verzinkt oder verchromt – je nachdem. Letztlich wurde das Auto so aufgebaut, dass es sich wieder in seinem Originalzustand befand. Das stand für mich im Vordergrund.“ Bei den automobilen Liebhabern gibt es zwei Gruppen; zum einen die Schrauber und zum anderen die Fahrer. Von Danwitz gibt unumwunden zu, dass er zur zweiten Gruppe gehört. Schließlich ist er stolz darauf, dass sein Schmuckstück nahezu sein gesamtes Leben gefahren wurde. Auch heute noch legt der Hunsrücker rund 4.000 Kilometer im Jahr zurück. Am liebsten an Rhein oder Mosel. Gegenden, in denen er in Ruhe die Landschaft sehen und seinen E-Type hören kann. Eine Königsallee oder Maximilianstraße braucht er – wie viele andere – dagegen nicht.
MG B. Bj.1971
100
Bevor jedoch die Autos an der Ausfahrt starten dürfen, steht die technische Abnahme an, bei der die teilnehmenden Oldtimer auf Hertz und Nieren geprüft werden. Der E-Type ist natürlich nicht der einzige Augenschmaus. Die ältesten Schmuckstücke sind wohl ein 1928er Bentley Le Mans Tourer sowie ein 1929er Ford A Roadster, gefolgt von einem Buick Model 69 aus dem Jahr 1930. Ein Jaguar XK 120 C Special aus Holz von 1953 ist ebenso von der Landpartie wie ein Wanderer W 23, mehrere Mercedes 300 SL, E-Types als Roadster und Coupé, ein Alvis 12/70 Speed und mehrere VW-Modelle wie 412 LE, Brezelkäfer und Splitwindow-Bus und viele weitere Kapriziösen.
40er-Nationalkreuzer WINDHUND. Bj.1913
Der Initiator der Chronoswiss Classics, Andreas Listl, ist dagegen eher den segelnden Schönheiten zugeneigt. Er ist Eigner eines 45er-Nationalkreuzer namens WINDHUND aus dem Jahr 1913. Er bekam – man darf es kaum sagen – die Yacht geschenkt. Richtig gehört: geschenkt. Als Andreas in seiner studentischen Jugendzeit einen Schärenkreuzer zu einer Regatta überführte beziehungsweise ihn am Steg festmachte, sprach ihn alter Mann an, ob ihm das Boot gehöre. Er solle doch einmal nach Gauting kommen, er wolle ihm etwas zeigen. Gesagt, getan fand sich Andreas in einer alten Scheune wieder. Er sah nur einen Rumpf ohne Kajüte und jede Menge Müll darum herum. O-Ton Andreas: „Aber eine Hammerlinie.“ Ob er das Boot kaufen wolle, fragte ihn der alte Mann. Andreas überlegte und antwortete: „Wenn ich es kaufen würde, hätte ich leider kein Geld mehr zum Restaurieren.“ So schenkte ihm der alte Mann den alten Nationalkreuzer – allerdings mit einer Auflage: Er solle es bitte schön als Original restaurieren – ohne Trapez und modernes Rigg. Und die Schenkungsurkunde solle bis zu seinem Tod rechtsgültig sein. Andreas zögerte nicht lange und fummelte abends nach der Arbeit an der Yacht herum. Mehr als zwei Jahre lang. Nun ist der alte Mann schon lange tot, aber Andreas hält sich weiterhin an sein Versprechen. Bis auf den Mast, der in einem mordsmäßigen Sturm abknickte. Der wurde dann nicht original aufgebaut, sondern es wurde ein Alumast verwendet. Sobald das nötige Kleingeld vorhanden ist, wird er wieder umgebaut. So wie es sich der alte Mann gewünscht hätte.
102
„MIR IST DIE HEUTIGE ZEIT ZU SCHNELLLEBIG GEWORDEN. SIE VERGEHT SO SCHNELL, DASS MAN KAUM NOCH HINTERHERKOMMT. WIR LEBEN IN EINER WEGWERFGESELLSCHAFT, DIE IN EINEM WERTEVERLUST MÜNDET.“
„Für mich stellen sowohl alte Autos als auch alte Segelyachten bleibende Werte dar“, sagt Andreas. „Mir ist die heutige Zeit zu schnelllebig geworden. Sie vergeht so schnell, dass man kaum noch hinterherkommt. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, die in einem Werteverlust mündet. Diese historischen Werte stellen für mich einen Kontrapunkt zum täglichen Leben dar. Es sind Zeitzeugen einer längst vergangenen Ära.“ Auch auf modernen Booten (zumindest im Vergleich zu den historischen segelnden Diven) findet man Andreas. In einem Drachen segelt er auf internationalen Regatten, der Drachen segelt sich, laut Andreas, gar nicht so viel anders als sein WINDHUND. Der ist zwar extrem feinfühlig und sehr schnell am Ruder, bleibt aber, sobald der Druckpunkt nicht exakt sitzt, sofort stehen. Ist er wiedergefunden beschleunigt der Nationalkreuzer wie eine Rakete. Der Drachen dagegen fährt auch ohne einen 100-prozentigen Druckpunkt. Die erste Aufgabe eines jeden Bootes wird auch bei den Chronoswiss Classics sein, bei null über die Linie zu gehen und so perfekt wie möglich zu starten. Man kann sich von Weitem annähern. Man nennt das „Time to Line“ – das ist relativ schwierig
40er-Schärenkreuzer. S-1. Bj.1923
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für den Steuermann, da er genau abschätzen muss, bei welcher Geschwindigkeit das Boot bei null über die Linie geht. Andere Segler versuchen die Linie runterzufahren, um bei null über die Startlinie zu drehen. Doch auch dabei muss man aufpassen, dass man nicht zu schnell ist und die Linie bei null schon hinter sich gelassen hat. Bei einer weiteren Variante stellt man sich an die Linie und wartet, bis die Zeit auf null runtergelaufen ist. Um allen unterschiedlichen Klassen gerecht zu werden, wird jedes Boot mit einer Yardstickformel verrechnet. Das heißt, jedes Boot hat einen eigenen Rennwert. Nun wird die gesegelte Zeit mit dem Rennwert verrechnet. Heraus kommt eine berechnete Zeit, auf deren Grundlage der alle Boote miteinander verglichen werden.
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106 SCOTT HULER –
DIE SPRACHE DES WINDES
WAVEMUSIC VOLUME 13
Er arbeitet als Lektor bei einem Verlag, als er in seinem Wörterbuch über die BeaufortSkala stolpert. Scott Huler ist hingerissen von der Präzision und Schönheit der Skala, die mit nur 110 Wörtern zwölf Grade und Abstufungen des Windes beschreibt: von Beaufort 0, »Windstille; völlig ruhige, spiegelglatte See«, bis Beaufort 12, »Orkan; außergewöhnlich schwere See; Luft mit Schaum und Gischt angefüllt. See vollständig weiß«. Wissenschaftlich genau lässt sich die jahrhundertealte Skala auf eine allgegenwärtige Naturgewalt anwenden; zugleich wird sie in ihrer Klarheit höchsten stilistischen Ansprüchen gerecht. Inspiriert durch diese bahnbrechende Erfindung, macht Scott Huler sich auf zu einer weiten Forschungsreise über Land und Meer und quer durch die Jahrhunderte. Er begibt sich auf die Spuren des legendären und brillanten Francis Beaufort – und damit auch auf die zahlreicher Vordenker und Zeitgenossen, unter ihnen Daniel Defoe und Charles Darwin, Captain Bligh und Captain Cook. • 320 Seiten. ISBN: 978-3-86648-114-5. Der Preis liegt bei 23 Euro. INFO WWW.MARE.DE
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o.t. weiß was
ausblick
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B
eim Flaggezeigen stehen Sie schnell mal mit beiden Beinen im Fettnäpfchen! Sorry, eigentlich versinken Sie gänzlich im Fettfass. Ich rede hier nicht davon, dass Sie aus Versehen die rote Flagge gesetzt haben und sich dann wundern, dass vor allem ältere Seebären von Ihrem Kahn Abstand halten. Oder dass Sie in der Schleuse mit dem Ankersignal für Belustigung sorgen. Nein, den größten Schnitzer kann man immer noch mit dem Setzen der Nationalflagge begehen. Wussten Sie, dass das Fehlen oder das falsche Setzen der Nationalflagge in einigen Ländern mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet wird? Als Deutscher sind Sie verpflichtet, die Bundesflagge zu setzen, wenn Sie sich auf Schifffahrtsstraßen, Küstengewässern, auf See oder im Ausland befinden. Anders verhält es sich bei ausländischen Binnengewässern. Dort wird es nur dringend empfohlen (wegen der klaren Verhältnisse beim Schrotzen, man will schließlich wissen, welche Nationalität da wieder Scheiße baut). Übrigens: Die Deutsche Bundesflagge (schwarz/rot/gold) wurde erst 1949 eingesetzt. Grober Schnitzer ist das Umflaggen von Charterbooten! Charterboote behalten grundsätzlich ihre Flagge! Was natürlich den Vorteil hat, dass man von allen anderen Eingeborenen für einen der Ihren gehalten wird (und das nicht nur in Irland). Wer jetzt denkt „Dann flagge ich halt auf See um ...“, dem sei gesagt: 1. So was sieht immer einer (peinlich). 2. Es ist tatsächlich strafbar. Die Nationalflagge wird am Heck (Flaggstock im 40Grad-Winkel) mittschiffs eines Bootes befestigt. Alternativ steht das Steuerbordheck zur Verfügung. Bitte
Bendix Hügelmann b.huegelmann@sailing-journal.de
niemals in den Mast ziehen und schon gar nicht im Ausland. Es sei denn, Sie heißen Captain Jack Sparrow (und sehen auch so aus) und wollen für Gerede sorgen. Kriegsflaggen gehören an Kriegsmarineboote/-schiffe, aber niemals an das Heck eines harmlosen Segelbootes (auch nicht wenn pubertierende Kinder an Board sind). Kriegsflaggen an Segelbooten sind mega-out, bitte im Logbuch eintragen. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Segelboot morgens von UNO-Eingreiftruppen umstellt ist, sollten Sie Ihren Filius auch davor warnen, aus Spaß die Freibeuterfahne des FC St. Pauli am Heck zu hissen. Beim Setzen der Gastlandflagge können Sie eigentlich nur verlieren, so viele Richt- und Leitlinien gibt es für diesen Fall. Grundsätzlich sollten Sie sich merken, dass die Flagge des Gastlandes höher hängt, aus Respekt gegenüber dem Gastland, auch wenn Sie politisch mit diesem oder jenem Land nicht konform gehen. Aufgrund der Menge der Länder, welche an das Gewässer grenzen, ist es für Segler besonders schwierig, z. B. auf dem Bodensee oder dem Tanganikasee die richtige Gastflagge zu setzen, weshalb der eine oder andere Bodenseesegler die Gastlandflaggen einfach permanent in alphabetischer Reihenfolge an der Steuerbordsaling aufgereiht hat (obwohl das nur dem Besegeln von Grenzflüssen vorbehalten ist ...).
ausblick DAS MEER HAT KEIN ALTER; ES WIRFT FALTEN, UM SIE IM NÄCHSTEN AUGENBLICK ZU VERLIEREN; ES IST TURBULENT WIE KINDER; STETS IN BEWEGUNG UND DOCH ZIELLOS; SEIN WELLEN VERAUSGABEN SICH UND ZERSCHELLEN IN REINER NUTZLOSIGKEIT, SIE TÜRMEN SICH AUF UND STÜRZEN TOSEND IN NICHTS; (...).
TEST & TECHNIK
Michael Walther m.walther@sailing-journal.de
ART DIRECTION
Jan Weisner www.outline-graphix.de
ANZEIGENLEITUNG
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ZUBEHÖR
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LEKTORAT
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REPRÄSENTANTEN
Bruno Marrenbach
STÄNDIGE MITARBEITER
Volker Andreae, O.T. Weiss, Jan-Eike Andresen,
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Matthias Müncheberg, Dörte Horn, Denis Grau, Jens Hannemann, Willi Gohl
PAUL MORAND IN „WO DAS LAND ZU ENDE IST“, VERLAG EDEL MOMENTI, 2009
AUTOREN
Nico Jeschonnek, Chris Hafer, Andreas Kling, Lothar Lorenz
FOTOGRAFEN
Tom Körber, Matthias Müncheberg, ROLEX/Carlo Borlenghi, Chris Hafer, Lothar Lorenz, Chronoswiss, Omega, Niklas Richter
Aber kommen wir nun zu dem heikelsten Punkt, der Flaggengröße! Über die Beflaggung an Bord gibt es Bücher, es gibt Leit- und Richtlinien und es gibt das ungeschriebene Gesetz. Im Prinzip eine Frage des guten Geschmacks, des Stils. Der eine hat ihn, der andere eben nicht. Falsche Bescheidenheit zeigt sich oft in zu kleinen Flaggen, Größenwahn in zu großen Flaggen an zu kleinen Booten. Die Deutschen neigen dazu, zu kleine Flaggen zu segeln. Bloß nicht negativ auffallen. Flagge zeigen ist in Deutschland immer noch ein Problem, trotz der letzten Fußball-Fahnen-Euphorie. Immer wieder höre ich, wie schön eine große Nationalflagge am Heck eines holländischen, dänischen oder schwedischen Segelbootes aussieht. Richtig! Das sieht gut aus. Das hat häufig Stil. Nicht jammern, nicht still leiden! Traut euch und beflaggt eure Boote ruhig mit einer großen Bundesflagge. Das hat nichts mit rechter politischer Gesinnung zu tun. Es ist einzig eine Frage des guten Geschmacks, eine Frage des Stils. Wer sich nicht sicher (stilsicher) ist, sollte sich einfach mal von einem Segelbootbauer beraten lassen. Aber bitte lassen Sie sich nicht von Ihrem Baumarktverkäufer beraten! Am Ende haben Sie garantiert die falsche Flaggengröße und dazu noch drei Blumenkästen inklusive Geranien für Ihr Boot im Auto.
PRAKTIKANT
Dennis Wildfang
DRUCK
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AUSGABE 36 ERSCHEINT ANFANG DEZEMBER 2009