jedesmalanders - 16. Ausgabe 03.2023

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BURAK BURAK

DAS ROTE DAS ROTE DAS ROTE

RAUSCHEN RAUSCHEN RAUSCHEN

16. Ausgabe, 3.2023 jedesmalanders theaterhagen
BURAK ODER

Das LUTZ möchte mit künstlerischen Mitteln alles in den Blick nehmen, was junge Menschen bewegt – und dazu gehört leider auch das Thema Gewalt. Auf zu vielen Ebenen ist Gewalt unübersehbar präsent und beeinträchtigt das private wie öffentliche Zusammenleben. Doch welche Geschichten sollten wir mit welchen Mitteln erzählen? Während ich noch verschiedene literarische Stoffe als Vorlage sichtete, begann Burak, ein junger Mann aus Hagen, uns während der Gedenkwoche 2021 seine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die über lange Zeit von unterschiedlichen Arten von Gewalt geprägt war. Und da wussten wir, worauf wir uns konzentrieren mussten: die Geschichten der jungen Menschen, die hier leben, die täglich Gewalt ausgesetzt sind und sich bemühen, ein Leben ohne – oder zumindest mit weniger –Gewalt zu führen. Und die bereit sind, ihre Geschichten zu teilen. Wir sind schockiert, welche Schicksale junge Menschen oft schon erleiden mussten. Und gleichzeitig dankbar, dass viele sich uns anvertraut haben. Denn nur, wenn Probleme offen thematisiert werden, können wir als Gesellschaft darauf reagieren, können ein Bewusstsein entwickeln und gemeinsame Strategien entwickeln, wie wir jungen Menschen einen besseren, gewaltfreieren Start ins Leben ermöglichen können – zum Wohl unserer gesamten Gesellschaft. Wir hoffen daher, dass viele Zuschauer*innen unterschiedlichen Alters diese außergewöhnliche Theaterperformance besuchen werden. Auch auf künstlerischer Ebene konnten wir uns dank der Jupiter Förderung der Kulturstiftung des Bundes viele Partner*innen suchen, um einen multiperspektivischen Blick auf das Thema Gewalt zu ermöglichen: In Zusammenarbeit mit der Tanzabteilung der Folkwang Universität der Künste und der Theaterakademie Köln ist eine Produktion an der Schnittstelle von Tanz und Theater mit einem neunköpfigen Ensemble entstanden – so viele professionelle Nachwuchs-Künstler*innen standen noch nie in einer unserer Produktionen auf der Bühne. Das internationale Ensemble bereichert unser Stück mit Inhalten aus dessen neun Herkunftsländern. Choreograph Jozsef Hajzer vom WestDeutschen Tanztheater hat bildmächtige Tanzchoreographien entwickelt, die weitererzählen, was Worte nicht erfassen können. Außerdem hat Comic Artist Jan Falkenberg mit seinen Zeichnungen eine zusätzliche Ebene entwickelt, die neue Gedankenräume öffnet. Mit diesem großen Team ist eine bewegende Produktion entstanden, die sehr emotional ist, persönlich und berührend und gleichzeitig Momente des befreiten Auflachens und der Begeisterung für den Tanz ermöglicht. Ein TanzTheaterStück in 10 verschiedenen gesprochenen und noch mehr künstlerischen Sprachen, das das ganze Leben beinhaltet und dennoch nur Spotlights auf ein Phänomen werfen kann, das uns alle beschäftigen muss. Wir sind gespannt, welchen Beitrag BURAK oder DAS ROTE RAUSCHEN zur Diskussion des Gewaltproblems in Hagen und unserem Land insgesamt liefern kann. Fühlen Sie sich bitte herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Anja Schöne, Leiterin LUTZ Hagen und Regisseurin von BURAK oder DAS ROTE RAUSCHEN

Ich heiße Thor Galileo Asè, bin 22 Jahre alt und wurde in Salvador de Bahia in Brasilien geboren. Aktuell studiere ich Tanz an der Folkwang Universität der Künste.

Für die Produktion habe ich eigene Texte auf Englisch verfasst:

Maybe I’ll bleed, but I’ll protect.

My tears fall sweet, they heal me.

For my people, it’s already for me.

So don’t worry if my blood falls ’cause it’ll be falling for the people who are and those who are meant to come …

Ich bin Agnes Fischer, 31 Jahre alt, und komme gebürtig aus Wiesbaden. Ich bin im letzten Jahr meiner Schauspielausbildung an der Theaterakademie Köln.

Mein Name ist Brunella Sabatino

Ich bin 23 Jahre alt, komme gebürtig aus Napoli (Italien) und studiere zurzeit Choreographie/ Interpretation an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Mich beschäftigt der Zusammenhang zwischen Identität und Gewalt: Inwieweit brauchen wir den Begriff der Identität? Inwieweit haben wir das Bedürfnis, ihn zu verteidigen, seine Grenzen zu betonen? Lohnt es sich, Kriege zu führen, um das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft zu bekräftigen? Müssen wir den Anderen und das Anderssein angreifen, den Raum der anderen einschränken, um den unseren zu beanspruchen? Müssen wir Gewalt erzeugen, um die Identitäten unserer Welt zu verteidigen?

„Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Wenn du täglich Diskriminierung erlebst, dann hast du irgendwann keine Lust mehr. Und dann willst du dir und den anderen beweisen, dass du kein Versager bist, dass du stark bist. Ich wollte eine kleine Revolution starten – das ist aber leider ziemlich danebengegangen …“

Burak B. aus Hagen

An der Produktion interessiert mich vor allem die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und die Frage, wie verschiedene Formen der Gewalt unser aller Leben auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Wir können voneinander lernen, wenn wir uns gegenseitig zuhören.

Hallo! Ich bin Helen Spieker Castillo. Ich bin 22 Jahre alt und in El Farge (Spanien) geboren. An der Folkwang Universität der Künste studiere ich Tanz.

Bisher hatte ich selbst glücklicherweise wenig mit Gewalt zu tun, aber ich beschütze die Idee, dass es manchmal besser ist, allein zu sein als in schlechter Gesellschaft. Schutz ist wichtig, aber zu wissen, wie man sich beschützt, ist noch wichtiger.

ZUR PRODUKTION

Ich bin Lin Mo. Ich wurde in YangMer (Taiwan) geboren und bin 23 Jahre alt. Nun mache ich ein Masterstudium Tanz und Choreographie an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Ich frage mich oft, warum Menschen Gewalt einsetzen, um von ihrer eigenen Fragilität abzulenken.

Ich bin in Nizhny Novgorod (Russland) geboren und 29 Jahre alt. Ich bin Schauspielerin und habe an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft studiert.

Ich singe im Stück ein mexikanisches Lied über Femizid:

Wenn sie mich töten

Wenn sie mich finden

Sollen sie immer sagen

Dass ich eine Sängerin war Die Träume lebte

Dass ich wie jede andere

In Angst aufwuchs Und doch

Allein hinausging

Um die Sterne zu sehen

Um durch die Tage zu gehen

Mein Name ist Irene Kiefte und ich bin 23 Jahre alt. Ich komme aus Tegelen (Niederlande) und studiere derzeit Tanz an der Folkwang Universität in Essen.

Ich freue mich, Teil des Ensembles zu sein, mit tollen Menschen unterschiedlichster Herkunft zu arbeiten und zusammen die Geschichte von Burak zu erzählen.

WIR SIND DABEI!

Über das Förderprogramm JUPITER der Kulturstiftung des Bundes

Während das Theater für junges Publikum zum Beispiel in Belgien oder Schweden eine hohe öffentliche Anerkennung genießt, mit entsprechenden Etats ausgestattet ist und Künstler*innen regelmäßig zwischen den Sparten wechseln, werden hierzulande die Strukturen innerhalb der Theater oder die finanziellen und personellen Ressourcen seinem besonderen Stellenwert und seiner kulturpolitischen Bedeutung kaum gerecht.

Mit dem Förderprogramm JUPITER möchte die Kulturstiftung des Bundes dieser Schieflage entgegenwirken. Innerhalb von fünf Jahren werden im deutschsprachigen Raum insgesamt 26 innovative spartenübergreifende Produktionen und Kooperationen gefördert.

BURAK oder DAS ROTE RAUSCHEN ist eines der Projekte, die die Förderung erhalten haben. Das LUTZ kooperiert dabei mit zwei Bildungseinrichtungen für Darstellende Künste sowie einem freien Tanzensemble:

Das WDTanztheater wurde 2021 von dem Choreographen, Regisseur und Filmemacher Sagí Amir Gross sowie von dem Choreographen und Maler Jozsef Hajzer gegründet. Seither realisiert das freie Ensemble Performances an der Schnittstelle von Film, Schauspiel und zeitgenössischem Tanz.

Die Theaterakademie Köln ist eine private, staatlich anerkannte Schauspielschule. Sie bildet seit 1997 Schauspieler*innen für Bühne, Film und Medien aus. Die Folkwang Universität der Künste ist eine Kunsthochschule im Ruhrgebiet für Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft. Die Hochschule vereinigt, als eine von wenigen in Deutschland, sowohl die Ausbildung in den darstellenden als auch in den bildenden Künsten wie auch die Kunstwissenschaft. Sie wurde 1927 von dem Tänzer, Choreographen und Tanzpädagogen Kurt Jooss gegründet.

Ich bin Jad Abbas, 20 Jahre alt und in Damaskus (Syrien) geboren. Ich befinde mich gerade in der Schauspielausbildung an der Theaterakademie in Köln.

Im Stück schildern wir in einer Szene, was wir besonders beschützen wollen. Bei mir ist es das Bild in meinem Kopf, dass wir alle, meine Mutter, meine sieben Geschwister und ich, irgendwann wieder zusammen sein werden.

Ich

Unsere multidisziplinäre Performance zeigt ein diverses Künstler*innenensemble und dessen persönliche Reise. Empowerment, Schwäche, Mut und Angst werden durch Bewegung, Musik und Erzählungen zum Ausdruck gebracht. Wir laden euch ein, uns auf dieser emotionalen Expedition zu begleiten und die transformative Kraft von multidisziplinärer Kunst zu erleben.

BURAK oder DAS ROTE RAUSCHEN

von Anja Schöne und Ensemble

In Zusammenarbeit mit dem WestDeutschen Tanztheater, der Folkwang Universität der Künste

Essen und der Theaterakademie Köln

Ab 13 Jahren; Schulvorstellungen besonders empfohlen für die Klassen 8-11

Premiere 25. März 2023, 19.30 Uhr, Lutz

Weitere Vorstellungen: 21.4., 2.6.2023 (jeweils 19.30 Uhr)

Schulvorstellungen: 27.3., 28.3., 21.4., 24.4., 2.5., 3.5., 1.6., 2.6.2023 (jeweils 10 00 Uhr)

Mit freundlicher Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes

Inszenierung Anja Schöne

Choreograhie Jozsef Hajzer

Comic Illustrationen Jan Falkenberg

Komposition Tobias Hagedorn

Bühne Sophia Lindemann

Kostüme Sabine Kreiter

Dramaturgie Anne Schröder

Theaterpädagogik Daria Malygina, Ida Sons

Mit Jad Abbas, Thor Galileo Asè, Agnes Fischer, Irene Kiefte, Lin Mo, Brunella Sabatino, Maria Savva, Masha Shafit, Helena Spieker Castillo

heiße Maria Savva, bin 22 Jahre alt und komme aus dem Ort Larnaca auf Zypern. Ich studiere gerade Tanz an der Folkwang Universität. Mein Name ist Masha Shafit

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