JANUARHEFT 2019
01/2019
INHALT
Interview: Im Sog der Gesellschaftssatire ....................... 4 Essay: Lulus über Lulu ................................................. 9 Berg: Lulu................................................................... 14 The Tiger Lillies: Lulu ............................................... 16 O’Neill: Eines langen Tages Reise in die Nacht ............. 18 Nach den Rechten sehen: Andrea Röpke ...................... 22 Festival Kultur on tour ................................................ 24 Wieder da: Bang Bang ................................................. 28 Familienfrühstück: Hans Christian Andersen .............. 29 Und außerdem ............................................................ 32 Junges.Theaterbremen ................................................ 35 Pfeil des Monats ......................................................... 36 Ermäßigte Kartenpreise .............................................. 39 Kontakt ...................................................................... 42
01/2019
LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! Aleida Assmann, gemeinsam mit ihrem Mann Jan Assmann, Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels, hat ein kleines Buch über zwei „Schlüsselbegriffe für eine humane Gesellschaft“ veröffentlicht: Menschenrechte und Menschenpflichten. Altägyptische Weisheiten und ihre Regeln des guten Zusammenlebens, die sieben Werke der Barmherzigkeit des Matthäusevangelium, ein Stundenbuch der Liebe aus dem 13. Jahrhundert, die Bachkantate Ein ungefärbt Gemüte, dessen Chor die „Goldene Regel“ zusammenfasst: „Alles nun, das ihr wollet, dass euch auch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen.“ (Mt. 7,12) oder ein kleiner Text des jüdischen Intellektuellen Siegfried Kracauer aus dem Jahr 1918 über „Menschenliebe, Gerechtigkeit und Duldsamkeit“: Sie alle sind Belege für ein kulturelles Gedächtnis, das weiß, wie ein Zusammenleben gehen könnte. In ihrer Preisrede haben die Assmanns es so formuliert: „Integration erfordert eine inklusive Solidarität auch mit Menschen, die anders sind als wir selbst, mit denen wir aber eine gemeinsame Zukunft aufbauen wollen.“ Das Preisgeld stifteten sie an drei Organisationen, die Geflüchtete unterstützen. Angela Merkel hat es anders gesagt: „Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land“. Michael Börgerding
3
INTERVIEW
IM SOG DER GESELLSCHAFTSSATIRE
Detlef Heusinger, der Komponist der Neufassung des 3. Aktes von Alban Bergs Lulu, im Gespräch Dramaturgin Isabelle Becker: 1989 wurde Ihre Oper Der Turm am Bremer Theater erfolgreich uraufgeführt. Nahezu auf den Tag genau 30 Jahre später kehren Sie als Komponist mit einer Neubearbeitung des 3. Aktes von Bergs Lulu ans Theater Bremen zurück. Wie fühlt sich das an? Die Rückkehr an das Theater Bremen hat tatsächlich eine besondere Bedeutung für mich. Ich habe das Haus zum Ende meiner Schulzeit, die ich in Bremen verbrachte, in einer Zeit des künstlerischen Höhenflugs kennengelernt und wurde durch das Tanztheater von Reinhild Hoffmann und die erste Raumbühnenarbeit im Bremer Schlachthof von Frank Patrik Steckel entscheidend geprägt. Ich hatte das Glück, direkt nach der Schulzeit eine Theatermusik für Ionescos Nashörner schreiben zu dürfen, insofern war das Bremer Theater auch meine Theaterschule. Dass dann Der Turm auf Initiative und in enger Zusammenarbeit mit Radio Bremen herausgebracht werden konnte, war für mich ausschlaggebend für die Berufswahl, und ich bin den Verantwortlichen von damals noch heute dankbar für diese Chance. Deshalb bin ich gespannt, nach Bremen zurückzukehren. Es ist eine besondere Pointe, dass ich dies wiederum mit dem Freiburger SWR Experimentalstudio tun darf, welches schon bei der Uraufführung des Turms involviert war.
4
Berg verstarb kurz vor Abschluss seiner Lulu-Komposition und ließ den letzten Akt als Fragment zurück. Um das Werk trotz allem aufzuführen, hat man seit 1937 verschiedene Strategien verfolgt: nämlich anstelle des 3. Aktes die bereits fertiggestellte Lulu-Suite zu spielen oder Friedrich Cerhas 1979 ergänzte und instrumentierte „Herstellung“ des 3. Aktes. Zeitgenossen wie Arnold Schönberg und Anton Webern lehnten eine Komplettierung des Werkes wiederum ab. Wie viel weiß man von Bergs Komposi tionsplänen? Der 3. Akt liegt mit Ausnahme von ca. 100 Takten in Particell-Form (als Partiturskizze) vor. Weiterhin ist der Anfang bis Takt 268 vollständig instrumentiert, und in der Lulu Sinfonie finden sich ebenso kurze, bereits ausgesetzte Teile. Zusammen mit dem mittlerweile zugänglichen Skizzenmaterial wie den (Zwölfton-)Reihentabellen ist dies für eine Komplementierung vollkommen ausreichend. Sowohl Schönberg als auch Webern hielten diese grundsätzlich für möglich. Ihre Ablehnungsgründe waren andere: Webern gab ein Zeitproblem vor, und Schönberg war ob des von Berg im Libretto verwendeten Ausdruckes „Saujud“ verärgert. Ich habe mir deshalb erlaubt, auch wegen des in Deutschland wieder aufkeimenden Antisemitismus’, auf diese Passage zu verzichten. Weder Wedekind noch Berg haben Lulu als ein naturalistisches Theaterstück angelegt, sie haben es vielmehr aus der Sphäre des bürgerlichen Alltags in die Welt des Zirkus oder des Theaters entrückt. Wie klingt das heute? Was war der Ausgangspunkt für Ihre Neubearbeitung?
5
INTERVIEW
Das Zirzensische hat mich ja selbst schon in meiner Bearbeitung des Peter Weiss’schen Turm-Stoffs fasziniert, weil es die Möglichkeit gab, in Nummernfolgen seelische Zustände oder Befindlichkeiten grotesk zu überhöhen. Ausgangspunkt für die Bearbeitung war deshalb Bergs Idee eines Orchestrions, wie man es damals im Zirkus und auf Jahrmärkten fand, und der Klang der Jazzkapelle, die er mit Strohgeigen, also Geigen mit kleinen Schallrohrverstärkern, ausstattete. Die Einbeziehung der Live-Elektronik wie der elektro-mechanischen Instrumente war insofern schon von Berg vorgezeichnet. Welche Instrumente haben Sie für die Neuinstrumentation vorgesehen? Bei Berg gibt es im I. und III. Akt verschiedene Bühnenmusiken. Am Beginn der 2. Szene des III. Aktes verlangt er eine sich hinter der Bühne bewegende Drehorgel, die Musik bezieht sich auf das Wedekind’sche Lautenlied Konfession, welches wie ein Motto immer wieder aufscheint und von Verelendung kündet. Diese Bühnenmusik ist von mir in eine Hammondorgel mit sich drehendem Leslie-Lautsprecher gesetzt worden und wird zusätzlich über die Live-Elek tronik in Bewegung gebracht. Allerdings gibt es in meiner Fassung schon zu Beginn des III. Aktes durchgehend drei Instrumente auf der Bühne, eben Synthesizer, der dann zur Hammondorgel „verelendet“, Theremin, welche als Salon instrument das Groteske der Strohgeige noch übersteigert und die E-Gitarre, die sich als Jazzinstrument aus dem Bühnenmusik-Banjo des I. Aktes entwickelt und letztlich die Harfe im Orchester ersetzt, die mir für die Aura des Verfalls
6
im III. Akt als nicht mehr zeitgemäß erschien. Die dauerhafte Präsenz der Bühnenmusik wie die Halbierung des Orchesters sind die radikalsten Änderungen. Das gesamte Werk wird von Berg aus einem musikalischen Strang, aus einer der Lulu-Figur zugeordneten Zwölftonreihe konstruiert. Sein Stil bewegt sich zwischen absoluter Logik und Strenge und einem bedingungslosen musikdramatischen Verständnis, das sich sehr an den Figuren und Situationen abarbeitet. Muss man Bergs Stil und seine Herangehensweise erst genau durchdringen oder wie sind Sie konkret vorgegangen? Berg hat seinen eigenen Ton, wie sein Schüler Theodor W. Adorno es einmal formuliert hat, der für mich auch dann noch aufglimmt, wenn Berg zitiert, sei es ein Bach-Choral oder ein Kärntnerlied. (Er ist darin Mahler sehr nahe.) Zur Zeit des Turms hätte ich dieses Palimpsest des III. Aktes nicht schreiben können, ich war als Berg-Apologet viel zu skrupulös und hätte zum Beispiel die notwendigen Striche, obwohl Berg selbst von noch ausstehender „Überholung“ sprach, nicht verantworten wollen. Cerha hat sich in seiner großartigen Recherchearbeit wie nachschaffenden In strumentierung eng an das vorhandene Material gebunden und versuchte Lulu aus dem Kontext der 30er Jahre orchestral fortzuschreiben. Mein Zugang ist eher auf der Bühnenmusik basierend, auch um die Berg’sche Arbeit mit neuen Klangfarben und Zwischentönen zu betonen. Da Berg seinen Figuren bereits Reihen oder bestimmte Akkorde zugeordnet hat, war es insofern naheliegend, diese Zuordnungen noch instrumental respektive klangfarblich zu erweitern.
7
INTERVIEW
Über Musik zu schreiben, sie zu beschreiben, ist schwer. Trotzdem sei mir die Frage erlaubt: Können Sie in einigen Worten beschreiben, was Sie mit der Bearbeitung ausdrücken wollen und wie sie klingt? Auf Handlungsebene beschreibt der 3. Akt ja den sozialen Abstieg der Lulu. Der amerikanische Journalist Alex Ross stellt in The Rest is Noise einen treffenden Vergleich auf. Er behauptet Wozzeck sei wegen seiner virtuosen Montage den Filmen von Eisenstein nahe, währenddessen Lulu eher als eine kühl beobachtete Gesellschaftssatire wie bei Kubrick zu sehen wäre, mit gleitenden Kamerafahrten, die die Komplexität menschlicher Beziehung analysieren. Ich möchte hier noch die wunderbare Erfindung der 360° Kamerafahrt von Michael Ballhaus ergänzen; mit meiner Neufassung versuche ich deshalb mit einem akustischen Ballhaus-Kreisel das Publikum in den Sog der Geschichte zu ziehen und so den Strang, der sich symbolisch gesprochen langsam um Lulus Hals zuzieht, zu versinnbildlichen. Detlef Heusinger, geboren 1956 in Frankfurt a. M., studierte Komposi tion, Dirigieren, Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie sowie Gitarre, Laute und Klavier in Bremen, Köln und Freiburg. Seine Oper Der Turm wurde 1989 in Bremen uraufgeführt. Weitere kompositorische Arbeiten umfassen diverse Musiktheater- und Tanztheaterwerke sowie Regiearbeiten in Film, Musik-und Tanztheater. Ab 1983 erfolgte im Diskurs mit Luigi Nono und Hans Peter Haller die Beschäftigung mit LiveElektronik. Seit Oktober 2006 ist Detlef Heusinger künstlerischer Leiter des EXPERIMENTALSTUDIOS des SWR.
8
ESSAY
LULUS ÜBER LULU
Frauen in und über Kunst – Isabelle Becker, Sandra Gerling, Marysol Schalit und Simone Sterr Mit dem Versuch der ständigen Definition dessen, was Weiblichkeit ist, und damit, was Männlichkeit nicht ist, konnten in Zeiten des Umbruchs – Ende des 19. und im ausgehenden 20. Jahrhundert – bestehende Machtpositionen und eigene Rollen gefestigt werden. Glaubt man der Literaturwissenschaftlerin Bettina Pohle, so gab es in dieser Zeit genau drei Weiblichkeitsentwürfe, die gleichermaßen als drei Beherrschungs- und Kontrollversuche männlich projizierter Angst zu werten sind: die Ehefrau und Mutter, die Kindsfrau und die femme fatale. In der Kunst stärkten Schriftsteller, Maler und Musiker mit ihren „Bildproduktionen“ diese Entwürfe, reichten ihre Weiblichkeitsdarstellungen doch, so Pohle weiter, von „Wassernymphen, von halb bekleideten weiblichen Faunen, tänzelnden Mägden, schlafenden Schönheiten, weiblichen Vampiren oder mythologischen Figuren (Delilah, Salomé, Sphinx, Medusa etc.)“ 1895 veröffentlichte Frank Wedekind Erdgeist und 1902 die Fortsetzung Die Büchse der Pandora – die Lulu-Tragödien, die Alban Berg ab 1928 in ein Libretto komprimierte und daraus seine zweite Oper komponierte. Zwei männliche Autoren, zwei männliche Blicke auf eine Frauenfigur, die vieles ist: aber nicht eindeutig in einen dieser Weiblichkeitsentwürfe zuzuordnen. Lulu ist Biest und Beute. Opfer und Täterin. Prostituierte und Projektionsfläche. Sie ist eine schillernde, ambivalente Frauenfigur. Femme fatale
9
ESSAY
und Kindsfrau. Beherrschte und Beherrschende. Eine Zumutung für ihr Publikum und eine Herausforderung für jede Darsteller*in. Welches Frauenbild möchte man mit ihr auf der Bühne erzählen, welches Verhältnis zwischen Mann und Frau, Macht und Ohnmacht beschreiben, und wie sich als darstellende weibliche Persönlichkeit ins Verhältnis setzen zu dieser Rolle? Schauspielerin Sandra Gerling spielte sie bereits am Schauspiel Stuttgart in Petras’ Inszenierung nach der Bearbeitung des Wedekind Stoffes mit 15 Songs von The Tiger Lillies, changierend zwischen rauer Ballade, abgründigem Moritat und schroffem Jahrmarktsound. Nun kommt diese Arbeit mit Schauspieler*innen des Theater Bremen, aber weiterhin mit Sandra Gerling, inzwischen Ensemblemitglied am Hamburger Schauspielhaus, in der Hauptrolle auf die Bühne des Kleinen Hauses. Sandra Gerlings Lulu ist darin ein, so sie selbst, fast stummer weiblicher Körper, der sich durch einen Raum voller Bilder bewegt, mit Wedekinds Satz im Kopf: „Hätte er auch nur eine annähernd richtige Vorstellung von mir, er würde mir einen Stein um den Hals binden und mich im Meer versinken, wo es am tiefsten ist.“ Die Sängerin Marysol Schalit, seit 2011 im Ensemble des Theater Bremen, verkörpert Alban Bergs Lulu. Eine Herausforderung auf vielen Ebenen und in Bremen mit der Besonderheit einer elektroakustischen Neufassung des 3. Aktes. Die szenische Auseinandersetzung steht zu diesem Zeitpunkt noch bevor, doch Lulu begleitet die Sängerin schon mehr als zwei Monate: Und ich habe sie noch lange
10
nicht zu Ende erkundet. Lulu ist eine Projektionsfläche für Männer wie Frauen, sie ist Eva oder Mignon oder was auch immer die ihr Verfallenen in ihr sehen wollen. Auf mich wirkt sie absolut authentisch, trotz all dieser Projektionen, oder gerade dadurch. In ihrer Arie singt sie: „Ich habe nie in der Welt etwas anderes scheinen wollen, als wofür man mich genommen hat.“ Sie mag kaltblütig wirken, aber mir scheint, dass sie nur intuitiv handelt und das Zerstörerische jedes einzelnen durch sie sichtbar wird. Lulu ist ein Kaleidoskop männlicher Sehnsüchte und männlicher Ängste. Dabei ist es nicht nur Lulus Geschichte, sondern in der Version des Regisseurs Marco Štorman auch die ihres Schöpfers, ihres Protegés, ihres Liebhabers: Dr. Schön. Marysol Schalit weiß, um die Pervertiertheit ihrer Beziehung: Die beiden können nicht voneinander lassen, sie stehen in einer langjährigen Abhängigkeit. Es geht um Macht, um Besitz, um Lust und in gewisser Weise sicher auch um eine Art Liebe, zumindest sagt sie das, nachdem sie ihn erschossen hat. Doch auch das verblasst sehr schnell, denn dann kommt schon der Nächste, Dr. Schöns Sohn Alwa. Alle wollen sie besitzen. Aber Lulu ist nicht zu besitzen. Lulu als eine sexuell ausgebeutete Frau, inmitten der Männer, die sie umkreisen, nach ihr lechzen, sie benutzen, aber auch ihre tiefe Einsamkeit und Verlorenheit, das ist der Kern von Sandra Gerlings Darstellung. Das Schwierige daran ist, nicht lieben zu können. Das ist natürlich katastrophal und sehr, sehr schmerzhaft. Aber diese Fähigkeit hat sie leider nicht und das ist das Traurige. Selbst wenn eine Beziehung da wäre, könnte sie das gar nicht, weil sie diese Liebe nicht empfinden kann.
11
ESSAY
Die beiden Lulu-Produktionen am Theater Bremen wollen beide etwas über Machtverhältnisse hier und heute zwischen allen Geschlechtern erzählen. Zwei Produktionen, die bewusst mit Rollenklischees spielen, Geschlechterzuweisungen zitieren, bedienen, um sie im nächsten Moment vollkommen aufzulösen. Exzessiv, körperlich und exhibitionistisch. Ein brutaler Zirkus, in dem Lulu als verkauftes Kind und liebesunfähige Zerstörerin verglüht. Und wer weiß, vielleicht löst sich auch der Mythos Lulu noch in diesem Jahrhundert auf, weil das Kräftemessen der Geschlechter nachlässt und der Mann keine Kindsfrau oder femme fatale mehr braucht, um sich selbst zu vergewissern.
12
Skizze der KostĂźmbildnerin Sara Schwartz zu Alban Bergs Lulu
PREMIERE MUSIKTHEATER
BERG: LULU
Im Spiegel der Weiblichkeit
„Bin ich denn wie die arme, hilflose Quelle, die jedes Bild, das sich über sie bückt, in ihrem stillen Grund abspiegeln muss? (Leonce und Lena, Georg Büchner) – Lulu ist Leerstelle und Projektion, eher mythisch als real; eine in Bild gebannte Fantasie der sie umkreisenden Männer, die sie bespiegeln und begehren, die sie überhöhen, um sie zu unterdrücken. Alban Berg sah in ihr „eine Heldin von überdimensionierter Kraft im Erleben und Erleiden“. Aus einer einzigen, ihr gewidmeten musikalischen Tonreihe entspann er seine gesamte Oper, erhob sie zur Keimzelle seines Werkes, starb jedoch vor Vollendung des 3. Aktes. Der aus Bremen stammende Komponist Detlef Heusinger entwirft vor diesem Hintergrund mit elektroakustischen Instrumenten eine flirrende Neufassung des 3. Aktes, die sich der surrealen und alptraumhaften Szenerie und den Sphären des Grotesken und Zirzensischen klanglich nähert. Marysol Schalit, seit 2011 im Ensemble, spielt und singt die hochgradig-intensive Titelpartie. DAS STÜCK
Oper in drei Akten von Alban Berg. Text nach den Tragödien Erdgeist und Die Büchse der Pandora von Frank Wedekind. Uraufführung am 2. Juni 1937 am Stadttheater Zürich. Neufassung des 3. Aktes von Detlef Heusinger Dr. Schön war es, der Lulu einst von der Straße holte, mit ihr
14
zwar eine Affäre begann, sie jedoch mit anderen Männern verheiratete: zunächst mit dem alternden Medizinalrat, der vor Eifersucht einen Herzanfall erleidet, und schließlich mit dem Maler, der sich wegen ihrer Affären jedoch die Kehle durchschneidet. Da Lulu Dr. Schön als einzigen Menschen je geliebt hat, zwingt sie ihn, seine Verlobung zu lösen und sie zur Frau zu nehmen. Mehr Hinrichtung als Segen für Dr. Schön, dessen Eifersucht in Verfolgungswahn umschlägt – nicht ohne Grund, denn der Reigen der Verehrer*innen wächst an, auch sein Sohn Alwa und die Gräfin Geschwitz sind darunter. Als Schön Lulu befiehlt, sich selbst zu töten, treffen Lulus Schüsse tödlich ihn selbst. In der Gestalt des Lustmörders, Jack the Ripper, trifft Schön erneut auf Lulu. DER REGISSEUR
Marco Štorman (*1980) studierte an der Otto-FalckenbergSchule in München. Seit 2007 arbeitet er als freier Regisseur in Schauspiel und Musiktheater u. a. an Theatern in Wien, Stuttgart, Klagenfurt, Hannover, Hamburg und Bonn. In der Spielzeit 2016/17 war er Hausregisseur am Luzerner Theater. Am Theater Bremen inszeniert er nach Peter Grimes, Parsifal und Candide mit Lulu seine vierte Arbeit. Premiere 27. Januar, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz Musikalische Leitung: Hartmut Keil Regie: Marco Štorman Bühne: Frauke Löffel Kostüme: Sara Schwartz Dramaturgie: Isabelle Becker Mit: Wolfgang von Borries, Stephen Clark, Christian-Andreas Engelhardt, Julia Huntgeburth, Hyojong Kim, Loren Lang, Chris Lysack, Ulrike Mayer, Nathalie Mittelbach, Claudio Otelli, Martina Parkes, Birger Radde, Jörg Sändig, Marysol Schalit, Sami Similä, Gabriele Wunderer. Es spielen die Bremer Philharmoniker, das SWR Experimentalstudio und das Ensemble Experimental
15
PREMIERE SCHAUSPIEL
THE TIGER LILLIES: LULU Ein Rock-Vaudeville
„Sie verkörpert einfach alle Frauen, die sich je mit der gequirlten Scheiße und Heuchelei dieser Welt herumschlagen müssen.“ (Martyn Jacques, Tiger Lillies) — Lulu: Engel, Monster, Kind, Muse, Tier, Verführerin, Beute, Mörderin. Eine Nachtwandlerin der Liebe, eine Kindfrau, der die Männer verfallen und die selbst zu Fall gebracht wird. Eine Frau, die herrscht und beherrscht wird. Aus Frank Wedekinds Tragödie wird ein irres Stück Schauspiel-MusikTheater; ein heidnischer Karneval der grotesken Bilder und verzerrten Fantasien. DAS STÜCK
Lulu. Ein Rock-Vaudeville mit Musik von The Tiger Lillies nach Frank Wedekind. In englischer Sprache. Uraufführung: North Opera Leeds, 2014 Eine Übernahme des Schauspiel Stuttgart mit Ensemblemitgliedern des Theater Bremen Mit Lulu schuf Frank Wedekind eine Frauenfigur, die das bürgerliche Establishment aus der moralischen Reserve lockte. Sie wird von Dr. Schöning von der Straße geholt, um seine Geliebte zu werden, weil dieser sich „gut“ verheiraten möchte. Er bringt sie mit Dr. Groll zusammen, den der Schlag trifft, als er sie mit dem Maler Schwarz erwischt. Dieser heiratet Lulu, tötet sich aber selbst, als er entdeckt, dass sie noch immer mit Dr. Schöning schläft, der seinerseits
16
zusehen muss, wie sie von ihrer Arbeit im Nachtclub nicht lassen mag. Sein Vorschlag, Lulu solle sich selbst richten, wird von ihrem Mord an ihm quittiert ... In der Version der britischen Kultband The Tiger Lillies wird aus der Monstertragödie eine Mörderballade über die Machtausübung zwischen den Geschlechtern. Lüstern tummeln sich skurrile Gestalten um die Hauptfigur, die – reale Frauengestalt und Fantasieprodukt – provozierend um Selbstbestimmung ringt. DER REGISSEUR
Der Regisseur Armin Petras wurde 1964 im Sauerland geboren. Er studierte Regie an der Ernst-Busch-Schule, kam über Arbeiten in Chemnitz und Frankfurt a. d. Oder als Oberspielleiter nach Nordhausen, dann nach Kassel und ans Schauspiel Frankfurt. 2006 wurde er Intendant des Maxim Gorki Theater Berlin, 2013 Schauspielintendant am Staatstheater Stuttgart. Er inszenierte an der Volksbühne Berlin, dem Thalia Theater Hamburg, dem Deutschen Theater Berlin. Für das Theater Bremen inszenierte Armin Petras bereits Anna Karenina, Lady Macbeth von Mzensk und Love you, Dragonfly. Seit dieser Spielzeit ist er Hausregisseur für Musiktheater und Schauspiel am Theater Bremen. Bremen-Premiere 11. Januar, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Armin Petras Musikalische Leitung: Miles Perkin Choreografie: Berit Jentzsch Bühne: Julian Marbach Kostüme: Anette Riedel Dramaturgie: Simone Sterr Mit: Alexander Angeletta, Martin Baum,
Sandra Gerling, Berit Jentzsch, Ferdinand Lehmann, Miles Perkin, Mirjam Rast, Simon Zigah
17
PREMIERE SCHAUSPIEL
O’NEILL: EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT Götterdämmerung Es waren einmal zwei über alle Maßen verliebte junge Leute, die flohen vor einem armseligen Leben in Irland über den weiten Ozean nach Amerika. Nachdem sie einige Abenteuer bestanden hatten, genug Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß geflossen waren, gelang ihnen der Sprung vom Tellerwaschen zu Millionenbesitz. Sie bekamen zwei zuckersüße Prinzensöhne und lebten in Saus und Braus. Wenn das Dreamteam nicht gestorben ist, lebt es noch heute glücklich und zufrieden. ZUM STÜCK
Nicht alle Blütenträume reifen, aber Mary Cavan Tyrone hat es in der Fremde geschafft. Sie ist Mutter von zwei stattlichen Söhnen: Jamie und Edmund. Sie ist Hausherrin, verfügt über Bedienstete, sie wird in einer Limousine von einem Chauffeur herumkutschiert. Ihr Mann James Tyron ist ein gefeierter Schauspieler. Doch hinter dieser Fassade befindet sich Mary Tyrones ganzes Sein im Untergang – wie die Titanic 1912 – sie ist morphiumsüchtig, die Männer der Familie alkoholkrank, spielsüchtig und der Jüngste ist der Schwindsucht anheimgefallen. Der Tag wird zur langen Nacht, das Jahr zum Jahrhundert – Mutter, Vater und die Kinder rennen wankend gegen eine Welt an, die ihnen längst abhandengekommen ist. Der American Dream beginnt zahnlos, leer und faul seine Fratze zu offenbaren.
18
Wie Halbtote irren sie ohne inneren Kern, der wurde eingetauscht, wogegen noch einmal? Ice Cream? REGIE UND ENSEMBLE
Felix Rothenhäusler ist seit 2012 Hausregisseur am Theater Bremen. Ihn prägen lange Arbeitsbeziehungen, wie die mit Siegfried W. Maschek, einem Ausnahmespieler, der seit fast zwanzig Jahren dem Bremer Ensemble angehört. Erstmalig trifft Rothenhäusler auf den Vollblutschauspieler Alexander Swoboda, seit 2011 im Ensemble, und, zum zweiten Mal, auf Hauke Heumann, ein Gast, der dem Publikum bestens aus Arbeiten wie Nathan der Weise und Die Fledermaus bekannt ist. Für 50 Jahre gelebte Theatergeschichte steht die Schauspielerin Verena Reichhardt. Begonnen hat sie ihre Karriere als Sechzehnjährige. In den 70ern schloss sie sich der Theatergruppe „Theaterwehr Brandheide“ an und tourte durch die bewegte Republik. Sie verließ die Gruppe, arbeitete frei, spielte in Göttingen am Jungen Theater, arbeitete zusammen mit Friedrich Karl Waechter, bis Ulrich Khuon sie gemeinsam mit dem jungen Dramaturgen Michael Börgerding nach Hannover holte und beide mit an das Thalia Theater in Hamburg nahm. Anschließend ging Reichhardt nach Düsseldorf. 2014 konnte Börgerding sie dann nach Bremen locken. Ihre letzte Spielzeit als festes Ensemblemitglied hat begonnen, als Gast werden wir sie aber sicher weiter sehen. Premiere 26. Januar, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Felix Rothenhäusler Bühne: Katharina Pia Schütz Kostüme: Elke von Sivers Musik: Matthias Krieg Dramaturgie: Anne Sophie Domenz Mit: Hauke Heumann, Matthias Krieg, Siegfried W. Maschek, Verena Reichhardt, Alexander Swoboda
19
HIATUS von Helder Seabra / Unusual Symptoms
01/2019
NACH DEN RECHTEN SEHEN: ANDREA RÖPKE Jahrbuch Rechte Gewalt – Chronik des Hasses Reden hilft. Das gemeinsame Sprechen schafft Verbindungen, im Sprechen versichert man sich seiner selbst, konstituiert man sein noch stummes Denken und wird hörbar. Der zunächst fast verspielt klingende Titel Nach den Rechten sehen beschreibt das Vorhaben: sorgfältig und sorgenvoll beobachten, respektieren, reden und zuhören. All das werden wird in den nächsten Monaten in der Reihe mit verschiedensten Expert*innen und in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung geschehen. Wir wollen uns nicht gewöhnen an ausländerfeindliche und menschenverachtende Aussagen auf Demonstrationen, im Alltag und in den Parlamenten. Und auch nicht an das Verständnis für deren Urheber*innen. Die Reihe beschäftigt sich mit dem in Teilen der Gesellschaft tief verwurzeltem rechten Gedankengut und dessen Folgen (bis hin zum NSU) – ohne denen, die es verbreiten, Gehör zu verschaffen. Es werden öffentlich freiheitliche Grundwerte in Frage gestellt, Werte, die Viele als konstitutiv für unsere Gesellschaft empfinden. Aufgrund dieses gesellschaftlichen Klimas und aus konkretem Anlass der beiden Produktionen, Aus dem Nichts nach dem Film von Fatih Akin und Das schweigende Mädchen von Elfriede Jelinek, die sich mit dem Rechtsterrorismus und dessen Wurzeln beschäftigen, öffnen wir den Theaterraum für diese diskursive Reihe.
22
Den Anfang macht die Politologin und freie Journalistin Andrea Röpke. Sie ist eine der führenden Expert*innen zum Thema Rechtsextremismus in Deutschland. Röpke beobachtet sorgfältig und aufwendig rechte Strukturen in der Bundesrepublik. Dazu gehören rechts-extremen Hooligans, der nationalsozialistische Untergrund, neonazistische Bürgerinitiativen und die NPD . Dabei deckt sie die große Zahl an rechtsextremen Gewalttaten auf (2017 Jahrbuch rechte Gewalt: Chronik des Hasses) und beschäftigt sich auch eingehend mit dem speziellen Thema der Frauen in der Neonazi-Szene. Im NSU -Prozess wurde sie als Expertin hinzugezogen. Gegen eine rechtswidrige sechs Jahre andauernde Beobachtung ihrer Person durch den Verfassungsschutz ging sie gerichtlich an und gewann das Verfahren. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter Das unerschrockene Wort (2009) und Journalistin des Jahres (Kategorie Politik, 2011), Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage (2015) und den Otto-Brenner-Preis (2017). Mo 21. Januar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz
(Foyer) In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Bremen
Auch das Junge.Theaterbremen wird themenbezogene Veranstaltungen und Workshops anbieten.
23
FESTIVAL
KULTUR ON TOUR
Junge Theatergruppen aus Europa zu Gast in Bremen Fr 4. bis So 6. Januar Bereits zum siebten Mal veranstalten der Verein Integration durch Kunst e.V und das Theater 11, mit dem das Theater Bremen in der vergangenen Spielzeit bei der Produktion Scherbenpark nach dem Roman von Alina Bronsky zusammengearbeitet hat, das Festival Kultur on Tour. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 27 Jahren aus acht europäischen Ländern kommen mit ihren Theaterproduktionen vom 3. bis 10. Januar nach Bremen, um ihre Stücke aufzuführen, sich in Workshops und Diskussionen untereinander und mit dem Publikum auszutauschen. Neben dem Theater 11, der Schwankhalle und der Shakespeare Company ist auch das Theater Bremen Gastgeber für das Festival. Gruppen aus Holland, Tschechien, der Ukraine, Russland, Lettland und Weißrussland sind zu Gast im Kleinen Haus. FR 4. JANUAR
– Was ist los mit den Ranevskies von Laboratorium (Groningen, Niederlande). Multimediale Performance auf der Grundlage von Anton Tschechovs Drama Der Kirschgarten. In englischer Sprache. 17 Uhr – Der Mantel von Harlekin (Vilnius, Litauen) nach der Erzählung von Nikolai Gogol. Ein unbedeutender kleiner Beamter wird, durch die bloße äußerliche Veränderung, zum vielbeachteten Mann. In russischer Sprache. 20 Uhr
24
SA 5. JANUAR
– Die Zähmung des Aufmüpfigen von Jugendtheaterstudio Yorick (Rezekne, Lettland). Frei nach Shakespeares Der Widerständigen Zähmung. Kann erzwungene Liebe zu Familienglück werden? In russischer Sprache. 12 Uhr – Das Waldlied von MIX (T-art Prag, Tschechische Republik). Faszination der Freiheit in der Begegnung zwischen Mensch und Zauberwesen. In russischer Sprache. 17 Uhr – Verbotene Frucht von DIY Theater (Kharkov, Ukraine) Rotkäppchen mal anders erzählt: als Generationengeschichte dreier Formen von Weiblichkeit. In russischer Sprache. 20 Uhr SO 6. JANUAR
– An allem ist der Apfelkuchen schuld von Kuk! (Prag, Tschechien). Wie Gott eine Welt erschuf, die er selbst nicht begreift. In englischer Sprache. 12 Uhr – Titanic Orchester von Studiotheater Parallel (Baranovichi, Weißrussland). Fünf Gauner proben den Überfall auf einen Zug, der nie kommen wird. Doch plötzlich steht auf dem Bahngleis ein Koffer. Darin: ein Illusionist, Zauberer, Lebenskünstler. In russischer Sprache. 17 Uhr – Konversation, die es nie gab von Theater SPLASH (Kiew, Ukraine). Das Leben muss doch mehr sein als eine verpasste Gelegenheit. In russischer Sprache. 20 Uhr Alle Inszenierungen werden mit deutschen Übertiteln gezeigt.
25
Lisa Guth in BANG BANG
SCHAUSPIEL
WIEDER DA: BANG BANG Ein Fest für Tarantino-Fans
Die Fans von Trash, Popkultur und Filmzitaten haben Glück: Die Dreidollaroper Bang Bang von der Regisseurin Selen Kara, dem Musiker Torsten Kindermann und dem Drehbuchschreiber Markus Pajtler ist wieder im Theater am Goetheplatz zu sehen. Auf der Grundlage der Beggars Opera gibt das Team dem Affen Zucker und erzählt die Geschichte von zwei verfeindeten Banden im aufrechten Kampf ums krumme Geschäft als schräge Hommage an Quentin Tarantinos blutige Gangsterfilme. Seit zwei Jahren begeistert die schrille Show das Publikum, unterbrochen durch eine kurze Verschnauf- und Babypause. Nun kann der Spaß weitergehen. „Zusammengehalten werden die knappen Szenen, in die Kara und Pajtler ihr Stück aufgeteilt haben, von 20 Liedern aus Tarantino-Filmen, die ihrerseits popkulturelle Zitate sind, weil der Regisseur keine Original-Musik für seine Filme verwendet. Die siebenköpfige, karnevalesk als Tex-MexBand verkleidete Kombo um Torsten Kindermann (Kostüme: Emir Medić) groovt, dass es eine Lust ist, und sie kann sich auf die musikalischen Talente der Schauspieler verlassen, was nicht selbstverständlich, aber eine große Stärke des Bremer Ensembles ist.“ (Weser-Kurier) Wiederaufnahme Fr 4. Januar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz
28
01/2019
FAMILIENFRÜHSTÜCK: HANS CHRISTIAN ANDERSEN mit Gabriele Möller-Lukasz „Mein Leben ist ein hübsches Märchen“ schreibt Hans Christian Andersen in seiner Autobiografie Das Märchen meines Lebens. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, suchte der dänische Autor nach dem frühen Tod seines Vaters sein Glück in Kopenhagen. Dort entdeckte er seine Liebe zum Schreiben und verfasste im Laufe seines Lebens über 150 Märchen. Begleitend zur aktuellen Ausstellung der Kunsthalle Hans Christian Andersen – Poet mit Feder und Schere setzen wir uns mit seinen Texten auseinander und laden zu einer Märchenstunde für die ganze Familie ein. Ob Das kleine Mädchen mit dem Schwefelhölzern oder unbekanntere Texte wie Die kleine Meerjungfrau, immer sind Hans Christian Andersens Märchen auch ein Beweis für die Existenz und Wirksamkeit von Wundern. Sie erzählen vom Leben, den Hoffnungen und Ängsten der einfachen Leute und haben nicht immer ein Happy End. Während draußen der Winter regiert, kann man im warmen noon bei einem Frühstück und duftendem Tee Andersens Märchen lauschen. Kinder sind natürlich genauso herzlich willkommen wie alle Erwachsenen, die verständlicherweise auch hin und wieder den Wunsch hegen, sich in ihre Kindheit zurückzuversetzen. Begonnen wird die Reihe mit: Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern. So 13. und So 27. Januar, 10 Uhr im noon. Eintritt frei! Von und mit: Gabriele Möller-Lukasz und Mitgliedern des Schauspielensembles 29
Alexander Angeletta und Mirjam Rast in Die Abenteuer des Huckleberry Finn
01/2019
UND AUSSERDEM
THEATERTREFFEN: NURKAN ERPULAT
Nurkan Erpulat hat in den letzten Jahren am Deutschen Theater Berlin, dem Maxim Gorki Theater Berlin und dem Volkstheater Wien inszeniert. Mit seinen energetisch aufgeladenen Inszenierungen begeistert er das traditionelle aber auch das junge Publikum. Mit seiner Inszenierung Verrücktes Blut erhielt er 2014 den Ritterschlag der deutschsprachigen Theaterwelt: Die Arbeit wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Nun ist der deutsch-türkische Regisseur, der für Aus dem Nichts nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin zum ersten Mal am Theater Bremen inszeniert, zu Gast beim TheaterTreffen der Bremer Theaterfreunde. Di 15. Januar, 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus 5 € / Eintritt frei für Bremer Theaterfreunde REINHARDT SCHULTZE: SCHNEEFEUERBALL
Genderfragen und Fragen von Diversität sind aktuell in der Diskussion. Reinhardt Schultze hat mit seinem Roman Schneefeuerball im Februar 2018 ein beachtliches Debut hingelegt. Der leidenschaftliche Reisende, Leser und Theaterfan hat in seinem ersten Roman eine Geschichte der Liebe und des Begehrens zwischen zwei homosexuellen Männern geschrieben, die es in einem Schneesturm in den Schweizer Alpen auf hitzige Weise zusammenführt. Bereits an mehreren Theatern hat Reinhardt Schultz aus seinem
32
Erstling gelesen, zuletzt am Theater Augsburg. Nun ist er mit seinem, im Verlag Himmelstürmer erschienenen Buch zu Gast in Bremen. Do 17. Januar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 € „DER MENSCH MUSS GEGEN DAS BÖSE KÄMPFEN, DAS ER SELBST BEWÄLTIGEN KANN.“
Gedenkveranstaltung zu Ehren von Jan Palach Jan Palach war ein tschechoslowakischer Student, der sich aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings, gegen das Diktat der Sowjetunion und die Passivität der Bevölkerung im Januar 1969 auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannte. Er starb am 19. Januar 1969. Es werden zwei herausragende Beispiele für den künstlerischen Wellenschlag gezeigt, den das Aufbegehren Jan Palachs verursachte. In der Gedenkveranstaltung treten auf: das Bode Quartett mit der Musik von Kurt Hauschilds, der sich in seinem achten Streichquartett intensiv mit Palach auseinandersetzte, der Historiker Dr. Petr Blažek vom Institut für das Studium totalitärer Regime und die Oskar-nominierten Regisseurin Agnieszka Holland (angefragt), die unter dem Titel Burning Bush – Die Helden von Prag eine HBO Miniserie über Jan Palach gedreht hat. Die Veranstaltung findet im Rahmen des deutsch-tschechischen Kulturfestivals So macht man Frühling 2019 statt, in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum Berlin und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds. Moderation: Prof. Dr. Martina Winkler Do 24. Januar, 19 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 €
33
UND AUSSERDEM
ZU GAST: JAN EICHBERG
Für das Theater Bremen schrieb Jan Eichberg das Stück Grüne Vögel, machte die Netflix Serie Mr. Robot zum Theaterabend, schrieb die griechischen Tragödien Ödipus/Antigone zur pointierten Soap über eine therapiebedürftige Familie um und schrieb die Bühnenfassung von Jonathan Safran Foers Roman Hier bin ich. Als Drehbuchautor war er zuletzt für den Film Wintermärchen von Jan Bonny mitverantwortlich. Ob als Filmemacher, Autor von Drehbüchern, Kurzgeschichten oder Dramen: Jan Eichbergs Arbeit ist stets politisch motiviert, findet ihre Geschichten in der jüngsten Geschichte der Bundesrepublik und sucht das Begreifen der Gegenwart mittels Film-und Theaterkunst. Moderation: Simone Sterr Fr 25. Januar, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 € BREMEN ZWEI WINTERGÄSTE: MAREN KROYMANN
Gespräche mit Prominenten – live und im Radio Bremen Zwei lädt wieder Wintergäste ins Theater Bremen zu fesselnden Gesprächen in Kaffeehaus-Atmosphäre. Die Bremen-Zwei-Moderator*innen Katrin Krämer und Tom Grote präsentieren Prominente von ihrer unbekannten Seite und fragen nach ungewöhnlichen Momenten, denkwürdigen Entscheidungen und kuriosen Erinnerungen. Los geht es am 26. Januar, und die weiteren Live-Veranstaltungen folgen am 2., 9. und 16. Februar. Sa 26. Januar, 11 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) Eintritt frei! Mehr Infos unter www.bremenzwei.de 34
JUNGES.THEATERBREMEN
THEATERPÄDAGOGIK JOUR FIXE: TRAINING
Fortbildung für Theaterlehrer*innen und Interessierte Nicht nur Sportler*innen trainieren: Ob Warm Ups oder das „Buffet der ästhetischen Mittel“ – in den Theaterproben mit Kindern und Jugendlichen spielt das (Weiter-)Entwickeln der Spielfähigkeit des Ensembles eine große Rolle. Im Workshop möchten wir uns über den Aufbau und die Wirksamkeit von Übungseinheiten bewusst werden. Themenschwerpunkte sind dabei Methoden zur Ausdrucksfähigkeit von Körper und Stimme, das Zusammenspiel innerhalb eines Ensembles und der Umgang mit dem Bühnenraum. Do 10. Januar, 17 – 20 Uhr Anmeldung unter: theaterpaedagogik@theaterbremen.de
35
„Als ich mich im Spiegel sah, hätte ich ein Mann sein wollen … mein Mann!“ Danke M. S. und I. B.! Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de
GLÄNZT IN SEINER ROLLE.
Denn mit wem sonst ist man so einfach und bequem unterwegs, wie mit BOB? Mehr Infos unter www.bob-ticket.de.
ERMÄSSIGTE KARTENPREISE
SCHÜLER*INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE Für die Vorstellungen im Theater am Goetheplatz und im Kleinen Haus sind Karten zum Preis von 9 € erhältlich (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS Bürger*innen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 €. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Karten für ausgewählte Vorstellungen reserviert werden. Ansonsten erhalten Sie diese immer ab Montag für Vorstellungen der laufenden Woche an der Theaterkasse, sofern noch Karten verfügbar sind – www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. THEATERCARD 50 / THEATERCARD 25 Unsere TheaterCard 50 ermöglicht einen Preisvorteil von rund 50 % und die neue TheaterCard 25 von rund 25 %. Sie sind gültig für jeden Termin, jede Spielstätte und jede Preiskategorie (exkl. Gastspiele, Konzerte und Sonderveranstaltungen) und ab dem Kaufdatum 1 Jahr gültig. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!
39
Print-à-porter Die neue taz. Getragen von Vielen. 10 Wochen täglich taz für 10 Euro. Sind Sie dabei? taz.de/new-paper
TA Z VERL AGS- UND VERTRIEBS GMBH | BERLIN, RUDI-DUTSCHKE-STRASSE 23 AB 2018: BERLIN, FRIEDRICHSTRASSE 21
01/2019
FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE FÖRDERKREIS JUNGES.THEATERBREMEN
PARTNER
MEDIENPARTNER
01/2019
KONTAKT
Theaterkasse
Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 333 oder kasse@theaterbremen.de Abonnementbüro Tel 0421 . 3653 - 344 (Di – Fr: 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr) oder abo@theaterbremen.de Dramaturgie: dramaturgie@theaterbremen.de Presse: presse@theaterbremen.de Marketing: marketing@theaterbremen.de Geschäftsführung: gf@theaterbremen.de Theater Bremen
Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Informationen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit unter www.theaterbremen.de/barrierefreiheit Impressum Herausgeber: Theater Bremen GmbH Geschäftsführung: Prof. Michael
Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer Geschäftsführer) Redaktion: Marianne Seidler Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung: ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck: Druck & Verlag Kettler GmbH. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 42
Ihre Meinung wird belohnt! Anmelden und 5 x 100 € gewinnen!
Teilnehmer für regelmäßige Online-Befragungen gesucht > kurze Umfragen zu regionalen Themen, Medien und Angeboten > Ihre Belohnung: attraktive Gewinne im Anschluss an jede Befragung > Datenschutz und Anonymität > unter allen Anmeldungen verlosen wir 5 x 100 € Bargeld Jetzt registrieren: weser-kurier.de/trend
An den Befragungen darf jeder ab 18 Jahren – mit Ausnahme der Mitarbeiter der WESER-KURIER Mediengruppe – teilnehmen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Stichtag für die Gewinnspielteilnahme: 31.7.2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.