NOVEMBERHEFT 2015
11/2015
INHALT
Laudatio: Von einem der brennt . . ................................................... 4 Essay: Welt(Klima)Theater ............................................................... 9 Stephens: Pornographie ..................................................................... 16 Hašek: Kauza Schwejk / Der Fall Švejk .. .................................... 18 Hilling: Nostalgie 2175 .. .................................................................... 20 Kästner / Link: Pünktchen und Anton ....................................... 22 Schober: Hikikomori .......................................................................... 24 Rodrigues: Traurig und fröhlich ist das Giraffenleben ..... 26 Phil für dich: Auf hoher See ............................................................ 30 Cultural Dialogues: DANCEformation ...................................... 31 10 Jahre Junge Akteure ...................................................................... 32 Verschwende deine Jugend .. ............................................................. 34 Zum letzten Mal: 3000 Euro ........................................................... 35 Klima-Sichten ......................................................................................... 38 Ein-Sichten ............................................................................................... 39 Und außerdem ........................................................................................ 41 JUNGES.THEATERBREMEN ................................................. 47 Ermäßigte Kartenpreise ................................................................... 51 Kontakt ...................................................................................................... 54
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LIEBES PUBLIKUM, LIEBE LESERINNEN UND LESER! Der Bund der Steuerzahler und Radio Bremen haben in intensiver Recherche entdeckt, dass Theater Geld kosten und öffentlich gefördert werden. In Bremen z.B. mit 27 Millionen. Und prompt wird behauptet: „demnach gehört das Theater Bremen zu den bundesweit am höchsten bezuschussten Häusern“. Was natürlich Unsinn ist (in Hannover sind es z. B. 55 Mio, in Stuttgart 85, in Dortmund 33, in Braunschweig 28), was aber trotzdem gleich eine Debatte eröffnet, die so unnötig wie schädigend ist. Aber ja, liebe Steuerzahler, liebe Redaktion von „buten un binnen“, es stimmt: Theater rechnen sich nicht. Theater – Oper, Schauspiel, Tanz – ist nämlich mehr als Unterhaltung, mehr als gesellschaftliche Reflektion und Kommunikation (das auch und unbedingt!), auch mehr als kulturelle Bildung oder ästhetische Erziehung (und da ist es gefordert wie wohl noch nie). Das Stadttheater ist ein Ort der Kunst. Und Kunst rechnet sich nicht. Allenfalls rechnet Kunst damit, dass sie scheitern kann. Das ist in einer Welt, in der alles sich rechnet und nichts scheitern darf, ein Moment der Empfindlichkeit für die tragische Situation des Einzelnen. Furcht und Mitleid, Pathos und Klage, Trauer und Emphase sind ein Einspruch des Theaters gegen die Welt, wie sie ist. P.S.: Natürlich rechnen wir, und wir können es auch: Wir schreiben jetzt in der dritten Spielzeit schwarze Zahlen und bauen Schulden ab, die wir nicht zu verantworten haben. Michael Börgerding 3
MUSIKTHEATER
VON EINEM DER BRENNT
Aus der Laudatio zur Verleihung des Kurt-Hübner-Preises 2015 an Patrick Zielke von Ingo Gerlach Als „Amüsiermonster von garstiger Lustigkeit“ beschrieb der Kritiker Detlef Brandenburg Patrick Zielkes Schaunard in der Bohème. Und wenn man sich die fast ikonisch gewordenen Bilder dieser Inszenierung in Erinnerung ruft: Patrick Zielke, der sich drei Tuben Farbe in installativer Ruhe über das Gesicht laufen lässt; Patrick Zielke mit einer Papiertüte auf dem Kopf, wie er rasend vor virilem Erlebenwollen die nächste Palette Sprühsahne auf den Tisch knallt; Patrick Zielke, der den Musette-Walzer singt, an entscheidender Stelle den Rock lüpft und blank zieht; dann wird sofort auch eine der Qualitäten dieser Aufführung wieder präsent: Das Spürbarmachen des schmalen Grats, der in dieser entsentimentalisierten Bohème-WG zwischen dem mackerhaft überdrehten Spiel auf der einen und den Abgründen der Leere, der Gewalt, des Gruppenzwangs auf der anderen Seite liegt, die sich unter jener Camouflage des Infantilismus verbergen, die alles Echte, Empfundene weglacht. Dieses Überlagern, dieses Umschlagen ist es, was mir an dem Begriff „Amüsiermonster“ gefällt, weil es auch darauf hinweist, wie regelmäßig man mit Patrick Zielke das Doppelbödige erreicht, die Konzentration und Qualität, mit der er auf der Bühne spürbar macht, dass da etwas unter der Oberfläche hervorlugt. Zum Beispiel in Anna Karenina: „Das ist unsere Zeit. Und sie läuft“, sangen Anna und Wronski gleichzeitig, aber in verschiedenen Räumen. Wron-
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ski allein und Anna bei ihrer Familie. Und dass es eben nur vordergründig die Zeit von Anna und Wronski war, die da lief und lief, vor allem aber die Zeit von Anna und ihrem Mann, also die quality time der quality Beziehung, und dass die Figuren das aber auf Teufel komm raus nicht erkennen wollten, das war so ein Moment greifbarer Intensität. Der erschloss sich zum einen durch die Mechanik der Musik von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel und durch die in die Ferne gerichteten Blicke des falschen Liebespaares (Anna und Wronski), zum andern aber durch die Natürlichkeit und grandiose Beiläufigkeit mit der Patrick Zielke und sein Bühnensohn auf allen Vieren Wettrennen vom Portal bis zu dem Steg absolvierten, der den Raum der Karenins von dem Wronskis trennte. Hinten war alles in Ordnung, während es sich vorne schon von innen aushöhlte. Dieser Karenin war ohnehin das sensationelle Porträt eines Mannes, der alles, Leben und Liebe, Beruf und Familie, fest im Griff hat und dem dann doch alles, was ihm wichtig ist, durch die Finger rinnt. Die Aufwertung der Figur von einem kaltschultrigen, viel zu alten Technokraten hin zu der wesentlich richtigeren Partie, war in der Textfassung von Armin Petras bereits angelegt. Patrick Zielke hat das erlebbar gemacht. Singend, torkelnd, schreiend, starrend – unter anderem in einem beeindruckenden Videostreifzug durch die Bremer Nacht. Patrick Zielke ist zweifellos einer, der brennt, ebenso wie sein in Bremen wohl wichtigster künstlerischer Partner: der Regisseur Benedikt von Peter. In (leider nur) drei Produktionen haben die beiden (bisher) miteinander gearbeitet. Neben dem bereits erwähnten Schaunard aus der Bohème waren das Fritz Kothner in den Meistersingern, der dank Patrick
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Patrick Zielke als Toante
MUSIKTHEATER
Zielke eben nicht als einer von vielen in der Meisterschar unterging, sondern der sich mit der bedrohlichen Latenz des Nachbarschaftlich-Übergriffigen ins Gedächtnis schraubte. Und in Les robots ne connaissent pas le Blues, diesem diskursiv-musikalischen Metatheater-Abend stand er als mustergültiger Performer, Sänger, Tänzer und DJ zwischen den Ivorern aus dem Gintersdorfer/Klaßen-Kollektiv und brauchte sich um seine energetische Durchschlagskraft keine Sorgen zu machen. In all diesen Arbeiten – und auch in dem zur zentralen Figur ausgebauten Thoas in Oreste, als langsam in die Ewigkeit tanzender Bartolo in Le Nozze di Figaro und als strippenziehender Quacksalber Dulcamara im Liebestrank – wurde völlig klar: Da ist einer, der will sich hineingeben, der will mitgestalten, der will mitentwickeln, der will an Grenzen gehen, an seine und an unsere, den langweilt die ewige Reproduktion des Selben. Da ist einer, der will arbeiten, der schont sich nicht, da sucht jemand auch das Ungemütliche, die Brüche, das Angreifen und vielleicht auch das Angreifbare – aber eben nicht, um zu provozieren, sondern, weil es ihm um die Intensität der Darstellung geht. Patrick Zielke hat eine – fast möchte ich sagen – legendäre Fähigkeit, Leute nachzumachen. Das ist dann immer sehr unterhaltsam und lustig. Es mischt sich darein aber auch die Gewissheit, dass man selbst, sobald man das Gespräch beendet hat, seinerseits zum Gegenstand von Persiflage und Spott werden wird. Natürlich „alles in Güte und Liebe, werter Herr Erbförster“. Aber die Parodie setzt eben auch ein extrem genaues Beobachten voraus. Und die Fähigkeit, das Beobachtete zu reproduzieren. Da offenbart sich dann ein
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MUSIKTHEATER
hochsensibler Künstler und ein hochsensibler Mensch, der sich vielleicht auch im Kostüm des Amüsiermonsters versteckt, um sich gegen die Paradoxien des Lebens im Theater, des Lebens auf Probe zu feien, das im selben Moment Formbarkeit und Gestaltung verlangt, in dem man gleichzeitig durchlässig und präsent sein muss, in dem man viel von sich preisgeben, sich aber nicht verlieren darf, in dem man Ich und Nicht-Ich ist. Dass man bei der Laudatio auf einen Sänger erst so spät auf den Gesang zu sprechen kommt, ist vielleicht etwas befremdlich. In diesem Falle ist es eher ein Zeichen dafür, dass sich Gesang und Szene im Musiktheater – wenn es denn Musiktheater ist – nicht wirklich trennen lassen. Und Patrick Zielke ist mustergültiger Protagonist eines Musiktheaters, in dem das eine das andere bedingt und durchdringt. Für ihn steht niemals der unangebundene Schönklang der Musik im Mittelpunkt. Sondern die Musik auf der Bühne ist vor allem Mittel, um einer Szene mehr Emotionalität, einem Vorgang mehr Intensität, einer Figur mehr Facetten zu verleihen. All das zeigt einen Sängerdarsteller, der über ausgezeichnetes szenisches und musikalisches Material verfügt und darüber hinaus auch in der Lage ist, szenisch und musikalisch zu gestalten. Und so freut es mich sehr, dass Patrick Zielke mit dem Hübner-Preis für seine herausragenden künstlerischen Leistungen geehrt wird. Und ich wünsche mir und uns und Ihnen, den Bremer Theaterfreunden und dem Bremer Publikum, dass Patrick Zielke noch recht lange an dieser Bühne sein außerordentliches Talent, seine extreme Präsenz, seine gestalterische Präzision und seine musiktheatrale Kraft unter Beweis stellt. 8
ESSAY
WELT(KLIMA)THEATER
Dramaturgin Natalie Driemeyer recherchierte weltweit, wie Theaterschaffende dem Klimawandel begegnen Am 28. November, kurz vor der entscheidenden Klimakonferenz in Paris, findet thematisch angebunden die Premiere von Nostalgie 2175 von Anja Hilling im Kleinen Haus statt. Auf den Spielplänen der deutschsprachigen Theater stehen zurzeit nur vereinzelt „Klima“-Stücke. Zu undramatisch und zu untheatral sei der anthropogene Klimawandel, so urteilen hier noch viele Theaterschaffende. In den bereits existentiell betroffenen Ländern hingegen ist das Thema sehr viel präsenter. Weltweit findet man wiederkehrend Geschichten vom Einfluss des veränderten Klimas auf den Körper und die Psyche des Menschen. Vielfach bieten reale Konflikte und Erlebnisse der Betroffenen die Grundlage für die Theaterarbeit. Auf den Philippinen beispielsweise führte das Little Theatre Interviews mit den Überlebenden des Taifuns Haiyan, der Tausenden Menschen im November 2013 das Leben nahm, und dramatisierte für ihre Produktion image / a / nation die Geschichten derjenigen, die sprachlos geworden sind im Anblick des Unaussprechbaren. Der Taifun bezog seine unglaubliche Kraft aus der Erwärmung der Oberfläche des Wassers und der Abkühlung der oberen Atmosphäre, die durch den Ozonschwund hervorgerufen wird. Die Interviewten berichteten: „Der Klimawandel hat nun ein Gesicht, und es ist kein freundliches.“ Das fragile Konstrukt
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WELT(KLIMA)THEATER
eines angedeuteten Daches aus alten Baugerüsten dient auf der Bühne als Symbol des Schutzes, dessen sich die Opfer nicht mehr sicher sein können. Viele Theatergruppen sehen ihre Aufgabe darin, die ZuschauerInnen auf die klimatischen Veränderungen vorzubereiten und mit ihren unabänderlichen Folgen leben zu lernen. So erarbeiteten die Mitglieder der Philippines Educational Theater Association gemeinsam mit TraumapsychologInnen eine Methode, mit der sie den Opfern in Krisengebieten mit Mitteln des Theaters helfen, die physischen und psychischen Fesseln des kollektiven, aber individuell empfundenen Traumas zu durchbrechen. Die Arbeit mit und in den Communities, die von Klimakatastrophen bedroht sind, ist weltweit Theaterrealität. Ganze Orte treffen sich, vielfach mehrmals wöchentlich, um zu proben. Die Fischer auf der indonesischen Insel Pulau Panggang, einem der am dichtesten bewohnten Orte der Erde, probten seit Jahrzehnten auf ihrem zentralen öffentlichen Platz. Von der Arbeit zurückgekehrt, gingen sie direkt zur Theaterprobe. Nun nagt das Meer aufgrund des Meeresspiegelanstiegs an ihrer Heimat, das Trinkwasser versalzt. Mit dem Untergang der Insel ging auch das Theater unter. Erst in Zusammenarbeit mit dem Lab Teater Ciputat aus Jakarta gründeten sie eine neue Gruppe mit SchülerInnen. Auf Basis ihrer traditionellen Performance Lenong Pulo, einer Mischung aus Kampfkunst, dem Gesang eines Erzählers und Gambang Kromong, einer Musik, so flirrend wie die sie umgebende Luft, erzählen sie ihre Geschichte. Diese zeigen sie im Rahmen von Festivals wie Pulang Babang, um gegenüber der Regierung öffentlich ihre Rechte einfordern zu kön-
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WELT(KLIMA)THEATER
nen. In Indonesien arbeiten landesweit Theaterschaffende mit lokalen Communities zu den Themen. In Yogyakarta fand zudem das größte ostasiatische Climate Art Festival statt, an dem KünstlerInnen aller „Sparten“ vertreten waren. Weltweit verbindet die Theaterschaffenden das besondere Potenzial, die ZuschauerInnen auf einer emotionalen Rezeptionsebene in einem direkten Austausch zu erreichen. Einige Theaterkulturen außerhalb Europas sind eng mit der Religion verbunden und Teil von gemeinschaftlichen Ritualen, bei denen die Natur nicht nur als Umwelt wahrgenommen wird, sondern eine eigene, relevante Rolle spielt. Viele knüpfen an eine (historische) Naturverbundenheit an, kooperieren mit SchamanInnen genauso wie mit WissenschaftlerInnen und/oder (Umwelt-)AktivistInnen. Sie nutzen die gemeinschaftsbildende Funktion des Theaters, um eine starke Lobby zu bilden. Das Teatro Tierra in Bogotá, Kolumbien, nutzt das populäre Medium des Zirkus und der Akrobatik, eine symbolstarke Sprache und traditionelle Mittel. Sie ziehen, wie viele andere Theaterschaffende, von Dorf zu Dorf, selbst in die von der Guerilla kontrollierten Gebiete. Ihre Themen sind die massiven Waldrodungen und deren Folgen für die Menschen und das Klima oder die Verseuchung des Trinkwassers durch Chemikalien, die bei der Goldsuche eingesetzt werden. Die Umweltprobleme sind eng mit den sozialen Nöten verknüpft. Wasser ist das neue Gold in Eldorado. So verschieden sich die klimatischen Veränderungen auf den Kontinenten zeigen, so unterschiedlich sind die Geschichten,
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die erzählt, und die Formate, die dafür entwickelt werden. Weitere Faktoren, die zu einer Unterschiedlichkeit in Ästhetik und Inhalt führen, sind unter anderem: das (kultur-) historische und aktuelle Verhältnis von Natur und Mensch, die Religion und der Umgang mit Tradition. Das politische System, unter dem die Theaterschaffenden arbeiten, ist dabei ebenso wichtig wie die Frage, ob es Austauschmöglichkeiten mit internationalen KünstlerInnen gibt. Beachten muss man, ob (klimabedingte) Migration die Gemeinschaften auseinanderreißt und welche (finanziellen) Möglichkeiten zur Adaption und Mitigation vorhanden sind. Nicht zu vergessen die Bedingungen, unter denen Theater geprobt und aufgeführt wird, ob die Gruppen mit Blick auf einen internationalen Festivalmarkt produzieren und/oder aus reinem Idealismus mit wenigen Mitteln in und mit Communities arbeiten. Deutlich wird überall: Die Menschen spielen ihre große Rolle im komplizierten Welt(Klima)Theater, doch die Natur lässt sich von uns nicht beherrschen. Die Weltgesellschaft steht vor einer ihrer größten Herausforderungen. Dabei bietet das Theater einen wichtigen Ort, um gemeinsam Visionen eines zukünftigen Zusammenlebens zu entwickeln, die nicht sogleich durch eine Unmachbarkeitsdebatte im Keim erstickt werden und in denen der Welt-Vorhang nicht so schnell fällt. Dass der anthropogene Klimawandel und der Konflikt zwischen Natur und Mensch nicht nur dramatisch, sondern durchaus auch theatral sind, dies zeigen die Theaterschaffenden weltweit in ihrer vielfältigen, spannenden und notwendigen Arbeit. Der Artikel erschien 2015 erstmals in der Fachzeitschrift Die deutsche Bühne. Für das Novemberheft wurde er gekürzt und leicht überarbeitet. 13
Carmen in der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler
PREMIERE SCHAUSPIEL
STEPHENS: PORNOGRAPHIE
Ein Countdown zwischen Euphorie und Katastrophe
„Und denk dran; immer schön hinter der gelben Linie bleiben.“ Diesen Sicherheitshinweis stellt Simon Stephens seinem Stück voran, das auf der – historischen – Folie des Terroranschlages 2005 in der Londoner U-Bahn spielt. Acht Menschen nimmt Stephens in den Blick. Acht individuelle Geschichten, die eines gemeinsam haben: Sie handeln davon, wie alltägliches Leben ins Extreme kippt, wie Normalität aus den Fugen gerät. Sie handeln vom Terror, der aus dem Innern einer Kultur kommt, die Konsum zum Fetisch und das Individuum zur Ware macht. Und sie zeichnen die großstädtische Gesellschaft als in ihrer Komplexität heillos überfordertes, gefährdetes und erschütterbares Gebilde. Bereits im Titel spielt Stephens mit der Grenze von Begierde und Gewalt, Erregung und Horror und provoziert mit der Nähe von Lust und Ausschreitung. DAS STÜCK
Pornographie von Simon Stephens Deutsch von Barbara Christ. Uraufführung am 16. Juni 2007, Theaterformen Hannover/Schauspielhaus Hamburg Der 6. Juli 2005: In Singapur wählt das Olympische Komitee London zum Austragungsort für die Sommerspiele 2012. Die Stadt gerät in einen euphorischen Rausch. Mit dem „Live-8-Spektakel“ steigt das bis dahin größte Konzert aller Zeiten. Gleichzeitig beginnt in Schottland der G8-
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Gipfel, der sämtliche Sicherheitskräfte des Landes bindet. Am Morgen des 7. Juli kippt der Moment der kollektiven Ekstase in umfassenden Schmerz: Vier Attentäter steigen in Londoner Busse und U-Bahnen und sprengen 52 Menschen in den Tod. Zwischen diesen Ereignissen siedelt Stephens seine alltäglichen Geschichten an und formiert sie zu einem Mosaik von Beobachtungen, verbunden im gewaltsamsten Moment einer Stadt. DER REGISSEUR
Klaus Schumacher (*1956) ist als ehemaliges Ensemblemitglied und als künstlerischer Leiter des Moks der Stadt und dem Theater Bremen immer noch aufs Engste verbunden. Seit 2005 leitet er das Junge Schauspielhaus Hamburg, ist aber auch als Regisseur an anderen Theatern (Staatstheater Mainz, Staatstheater Oldenburg) und regelmäßig am Theater Bremen zu Gast. Unter anderem mit Buddenbrooks, Kleiner Mann – was nun?, Szenen einer Ehe und Othello. Premiere 12. November, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Klaus Schumacher Bühne: Andreas Freichels Kostüme: Karen Simon Musik: Tobias Vethake Dramaturgie: Simone Sterr Mit: Martin Baum, Peter Fasching, Guido Gallmann, Ayana Goldstein, Gabriele Möller-Lukasz, Susanne Schrader, Franziska Schubert, Robin Sondermann
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PREMIERE SCHAUSPIEL
HAŠEK: KAUZA SCHWEJK / DER FALL ŠVEJK Wien – Bremen – Prag
„Merkwürdig, dass der größte humoristische Roman unseres Jahrhunderts über das Grausamste geschrieben wurde, was wir uns vorstellen können, den Krieg.“ (Milan Kundera) — Das Ausmaß an Gewalt und Anarchie, das Jaroslav Hašeks Jahrhundertroman Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk zugrunde liegt, wurde bislang kaum gewürdigt oder ging in Übersetzungen und Interpretationen verloren. Kriegsfolklore war gefragt, nicht Kriegsrealismus. Was aber, wenn man Hašek beim Wort nimmt und sein Psychogramm des ewigen Mitläufertums, gleichgültig ob tschechischer oder anderer Provenienz, zum Ausgangspunkt einer Gerichtsverhandlung macht? Dušan David Pařízek inszeniert ein europäisches Trauerspiel des Chauvinismus, Nationalismus, Militarismus und Bürokratiewahnsinns, das sich unter anderen Vorzeichen auch heutzutage abspielen könnte und gibt somit willkommenen Anlass, um ethnische Spannungen in Europa aufzuzeigen und über Demokratiefähigkeit und Stabilität der vereinigten Länder zu diskutieren. DAS STÜCK
Kauza Schwejk / Der Fall Švejk nach dem Roman Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk von Jaroslav Hašek Uraufführung am 11. Juni 2015, Wiener Festwochen Josef Švejk, zum Tatzeitpunkt Infanterist in einer Marsch-
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kompanie der k.u.k. Armee, ist der Desertion angeklagt. An der galizischen Grenze, dem östlichen Frontverlauf im Ersten Weltkrieg, war Švejk in russischer Uniform aufgegriffen worden – vorgeblich hatte er sie aus einer eitlen Laune heraus angezogen, als er sie an einem Badeteich liegen sah. Der Fall des Soldaten Švejk, mit dem alle am Prozess Beteiligten persönliche Erfahrungen verbinden, führt zu einer ideologischen Abrechnung mit der europäischen Großmacht Österreich-Ungarn. DER REGISSEUR
Dušan David Pařízek, geboren 1971, gründete 1998 das Prager Kammertheater, das unter seiner Leitung bis 2012 mehrfach als tschechisches „Theater des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Neben zahlreichen Uraufführungen und tschechischen Erstaufführungen setzte er sich mit AutorInnen auseinander, in deren Werk sich österreichische und tschechische Geschichte verbindet. Seit 2002 führen ihn seine Regiearbeiten an die Schauspielhäuser in Köln, Berlin, Dresden, Hamburg, Zürich, Düsseldorf und Wien. Für seine dortige Inszenierung Die lächerliche Finsternis wurde er zum Regisseur des Jahres gewählt. Seine letzte Arbeit am Theater Bremen Die zehn Gebote, nach den Fernsehfilmen Dekalog 1 – 10 von Kieslowski und Piesiewicz, wurde vom Spiegel unter die fünf besten neuen Klassiker-Inszenierungen gewählt. Premiere 19. November, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz Regie und Bühne: Dušan David Pařízek Kostüme: Kamila Polívková Dramaturgie: Roland Koberg Mit: Martin Baum, Gabor Biedermann,
Jiří Černý, Peter Fasching, Vladimir Javorský, Ivana Uhlířová In Koproduktion mit dem Studio Hrdinů Prag und den Wiener Festwochen
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PREMIERE SCHAUSPIEL
HILLING: NOSTALGIE 2175 Eine Erinnerung aus der Zukunft
„Erfahrung von Natur ist […] eine mehr oder weniger wesentliche Bedingung zum Gelingen eines ‚guten Lebens’.“ (Prof. Dr. Ulrich Gebhard, Psychoanalytiker) — Wie wichtig ist Natur für die psychische Entwicklung? Was passiert in unseren Beziehungen zueinander und intrapersonell, wenn wir keine positiven Naturerfahrungen mehr machen können? Wenn das, was existiert (über-)lebensfeindlich ist? Der Mensch ist Teil der Natur und ihr (und somit auch sich) zurzeit noch allzu gewiss. DAS STÜCK
Nostalgie 2175 von Anja Hilling Uraufführung am 2. April 2008, Thalia Theater Hamburg Anja Hillings Text Nostalgie 2175 erschafft eine zukünftige Welt und erzählt die Geschichten von Menschen, die in genau 160 Jahren auf dieser Erde leben. Die Temperatur liegt mittlerweile bei durchschnittlich 60 Grad Celsius, die Sonne ist verschwunden. Kein Mensch kann sich mehr ungeschützt in der Umwelt aufhalten. Die Natur, wie wir sie heute kennen, ist ausgelöscht. Es bleiben nur die Erinnerungen via VHS-Kassetten, wie bunt und vielfältig das Leben einst aussah. Doch auch wenn keine Farben und Geräusche, keine Pflanzen und Tiere mehr existieren, eines bleibt: der Wille zu leben und zu lieben. Pagona darf ihren Freund Taschko nicht berühren, zu lange war seine Haut
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der feindlichen Atmosphäre schutzlos ausgesetzt. Als sie mit seinem Boss Posch schläft, ist Pagona eine der wenigen Frauen, die seit Jahrzehnten auf natürlichem Wege schwanger wird. Doch nur 2 % der Mütter überleben die Geburt. Trotzdem entscheidet sie sich für das Kind, für dessen unsichere Zukunft. In berührenden Ansprachen nimmt sie Kontakt zu dem Ungeborenen auf. Die Autorin Anja Hilling kreierte ein außergewöhnlich poetisches Stück, eine Liebeserklärung an das Leben. Zugleich ist es eine apokalyptische Warnung aus der Zukunft, die nostalgisch auf das für immer Verlorene zurückschaut, dessen Erhalt 2015 noch in unseren Händen liegt. DIE REGISSEURIN
Bereits während ihres Regiestudiums an der Theaterakademie Hamburg inszenierte Anne Sophie Domenz an verschiedenen Theatern (u. a. am Deutschen Theater in Berlin und am Deutschen Theater in Göttingen). Sie erhielt eine Einladung zu den Internationalen Schillertagen Mannheim und weiteren Festivals (beispielsweise am Gorki Theater Berlin). Für das Theater Bremen erarbeitete sie zuletzt Schillers Maria Stuart und die Uraufführung von Thomas Melles Roman 3000 Euro. Premiere 28. November, 20 Uhr im Kleinen Haus Regie: Anne Sophie Domenz Bühne und Kostüme: Marie Roth Dramaturgie: Natalie Driemeyer Mit: Nadine Geyersbach, Siegfried W.
Maschek, Matthieu Svetchine
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PREMIERE SCHAUSPIEL
KÄSTNER / LINK: PÜNKTCHEN UND ANTON „Reich sind nur die, die wahre Freunde haben.“
„Einmal zogen die Ärmsten der Pariser Bevölkerung nach Versailles, wo der französische König und seine Frau wohnten. Die armen Leute stellten sich vor dem Schloss auf und riefen: ‚Wir haben kein Brot! Wir haben kein Brot!’ Die Königin schüttelte verwundert den Kopf. ‚Sie haben nicht genug Brot?’, fragte sie. ‚Dann sollen sie doch Kuchen essen!’ Ihr denkt vielleicht, sie sagte das, um sich über die armen Leute lustig zu machen. Nein, sie wusste nicht, was Armut ist! Glaubt ihr nicht auch, dass die Armut leichter abgeschafft werden könnte, wenn die Reichen schon als Kinder wüssten, wie schlimm es ist, arm zu sein? Glaubt ihr nicht, dass sich dann die reichen Kinder sagten: Wenn wir mal groß sind und die Banken und Rittergüter und Fabriken unserer Väter besitzen, dann sollen es die Arbeiter besser haben! Die Arbeiter, das wären ja dann ihre Spielkameraden aus der Kindheit ... Glaubt ihr, dass das möglich wäre? Wollt ihr helfen, dass es so wird?“ (Erich Kästner) DAS STÜCK
Pünktchen und Anton nach dem Kinderbuch von Erich Kästner und dem Drehbuch von Caroline Link Bremen ist leider Spitzenreiter der Kinderarmut und der großen Spaltung zwischen Arm und Reich. Auch Anton und seine Mama werden immer ärmer, seit sie nicht mehr zur Arbeit gehen kann, weil sie sehr krank ist. Wenn man aus
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lauter Reichtum nicht einmal merkt, dass einem etwas abhanden kommt, dann hat man wohl genug angehäuft, denkt sich Anton in dieser Lage und wird kurzerhand zum Dieb, um mit seiner kranken Mutter ans Meer fahren zu können. Dabei klaut er ausgerechnet im Haus seiner liebsten Freundin Pünktchen. Sie ist reich und Anton ist arm. Doch ganz so leicht ist es natürlich nicht: Pünktchen fehlt es in ihrem Leben an nichts Materiellem, dennoch vermisst sie ihre Eltern, die andauernd arbeiten. Die Freundschaft zwischen den beiden wirft viele Fragen auf, die auch ihre Eltern zum Umdenken zwingen. Erich Kästners Kinderbuch, auf dem Caroline Links Film basiert, ist eine Erzählung davon, wie ungerecht und zufällig Reichtum verteilt sein kann. Doch zuallererst ist es die Geschichte einer besonderen Freundschaft und erzählt davon, wie schön es ist, füreinander einzustehen! DIE REGISSEURIN
Nina Mattenklotz studierte Regie an der Theaterakademie Hamburg. Sie wurde mit dem Doctores-Völschau-Preis für Nachwuchsregie ausgezeichnet und zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen. Als freie Regisseurin inszenierte sie unter anderem am Schauspielhaus Wien, am Schauspiel Stuttgart, am Nationaltheater Weimar und am Schauspielhaus Zürich. 2013 erhielt sie den Hamburger Kindertheaterpreis. Zuletzt am Theater Bremen: Pippi Langstrumpf. Premiere 15. November, 16 Uhr im Theater am Goetheplatz Regie: Nina Mattenklotz Bühne: Johanna Pfau Kostüme: Lena Hiebel Musik: Carsten „Erobique“ Meyer Dramaturgie: Marianne Seidler Mit: Lisa Guth, Irene Kleinschmidt, Iris Minich, Justus Ritter,
Jana Julia Roth, Alexander Swoboda, Simon Zigah
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PREMIERE MOKS
SCHOBER: HIKIKOMORI Aus dem Kokon der Einsamkeit
Wie sich den Leistungsprinzipien einer Gesellschaft entziehen? Was sich bei den meisten Jugendlichen in Form von Drogenkonsum oder Schulschwänzen, kurz, der Rebellion und Abkapselung gegenüber den Eltern äußert, zeigt sich bei den sogenannten Hikikomori in drastischerer Form: Jahrelang verbarrikadieren sie sich ausschließlich in ihrem Zimmer, hegen jenseits der virtuellen Welt keinerlei soziale Kontakte und brechen komplett mit ihrer vorhergehenden Existenz. Der Ausdruck, der sowohl für die Betroffenen als auch für das soziologische Phänomen verwendet wird, stammt aus Japan, doch auch in Europa und den USA gibt es vermehrt Fälle von Jugendlichen, die diese Form der Isolation der Auseinandersetzung mit der Realität und all ihren Gefahren und Herausforderungen vorziehen: Denn wenn die Welt zu groß wird, kann sich schon ein kleines Zimmer wie ein Universum anfühlen. DAS STÜCK
Hikikomori von Holger Schober / 14+ Uraufführung am 19. Januar 2006, TAG Wien Seit acht Jahren hat sich H in seinem Zimmer eingeschlossen und verweigert sich konsequent der Gesellschaft, die außerhalb dieser wenigen Quadratmeter liegt. Mit der Außenwelt führt er lediglich über Internet-Chat und Videospiele eine virtuelle Kommunikation. Er ist resistent geworden ge-
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gen Leistungsansprüche und Erwartungen der Gesellschaft und fristet ein Dasein in Passivität und stummem Protest. Mutter und Schwester stehen hilflos daneben. Hin- und hergerissen zwischen Apathie, Überdruss und Schuldgefühlen gelingt es ihnen nicht, in Hs Einsamkeit vorzudringen. Eine unverhoffte Chance auf ein normales Leben, eine normale Beziehung tut sich auf, als H beim Chat mit einem mysteriösen Mädchen namens Rosebud in Kontakt kommt. DER REGISSEUR
Klaas H. Bartsch, geboren 1988, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim. Im Rahmen von TANK (Junge Akteure) inszenierte er 2010 Meine Heimat ist die Zukunft und wurde mit dieser Produktion zum Treffen der Jugendclubs an Theatern nach Leipzig eingeladen. Seit Januar 2014 ist er als Regieassistent am Moks beschäftigt. Hikikomori von Holger Schober ist seine erste Regiearbeit für das Moks. Premiere 14. November, 19:00 Uhr im Brauhauskeller Regie: Klaas Bartsch Bühne und Kostüme / Musik: Zora Hünermann, Alexander Pfeiffenberger, Marvin Uhde Dramaturgie: Rebecca Hohmann Mit: Christoph Vetter
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PREMIERE MOKS
RODRIGUES: TRAURIG UND FRÖHLICH IST DAS GIRAFFENLEBEN Ein abenteuerlicher Parcours durch die Welt
Was würde passieren, wenn Kinder Wirtschaftspolitiker, Senioren und Banker interviewen würden? Was für Antworten würden sie auf ihre Fragen nach den Ursachen von Armut, Glück und Gerechtigkeit bekommen? Würden die Antworten mehr Wahrheit, mehr Ungeschöntes oder mehr Poesie enthalten? „Kinder an die Macht“, sang Herbert Grönemeyer in den 80er Jahren. Und ein Blick auf die gegenwärtigen gesellschafts- und weltpolitischen Zustände verführt dazu, diesem Aufruf zumindest probeweise folgen zu wollen. Die Protagonistin in dem neuen Stück des portugiesischen Autors Tiago Rodrigues ist eine Art moderne Pippi Langstrumpf, die sich die Welt zwar nicht mehr so machen kann, wie sie ihr gefällt, die sich aber selbstbewusst, klug und stark auf den Weg macht, um Lösungen zu finden – oder zumindest Antworten von den verantwortlichen Erwachsenen zu erhalten. DAS STÜCK
Traurig und fröhlich ist das Giraffenleben von Tiago Rodrigues / 10+ Deutschsprachige Erstaufführung „Giraffe“ ist der Spitzname des neunjährigen Mädchens, das sich auf die Suche begibt. Ihr familiäres Umfeld ist alles andere als eine heile Welt. Ihre Mutter: verstorben. Ihr Vater: ein arbeitsloser Schauspieler. Die Finanzlage der Familie: kritisch. Das wäre ja alles noch zu verkraften, wenn sie wegen
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der finanziellen Engpässe nicht auch noch auf den Empfang ihres geliebten Discovery Channels verzichten müsste. Giraffe ist nämlich kein gewöhnliches Mädchen. Sie sammelt Worte und Definitionen, sie archiviert Geräusche und versucht, sich auf diese Weise die Welt zu erklären, die sie sonst noch weniger verstehen würde. Der Discovery Channel ist für sie daher von existenzieller Bedeutung. Also zieht sie los, um Geld für den Empfang aufzutreiben. Begleitet wird sie von ihrem Teddy Judy Garland, der hochdepressiv ist und unter Tourette leidet. Auf ihrer Suche treffen sie unter anderem auf einen mittellosen Rentner, einen frustrierten Bankangestellten, auf Tschechow und den Premierminister. Diese Begegnungen zeigen die wirtschaftlichen Probleme auf, die beispielsweise in Ländern wie Portugal herrschen und entscheidend das gesellschaftliche Umfeld prägen, in dem Kinder heutzutage groß werden und ihren eigenen Weg finden müssen. DER REGISSEUR
Die deutschsprachige Erstaufführung dieses außergewöhnlichen, humorvollen und zugleich berührenden Stücks wird Martin Grünheit am Moks inszenieren. Martin Grünheit hat u.a. Regie an der Theaterakademie Hamburg studiert und zuletzt viel Aufmerksamkeit in der Kinder- und Jugendtheaterszene durch seine Arbeiten Bodybuild und 35 Kilo Hoffnung (am Staatstheater Braunschweig) erfahren, die auch zum Hart am Wind-Festival 2014 und zu Augenblick mal! 2015 eingeladen worden sind. Premiere 21. November, 16 Uhr im Moks Regie: Martin Grünheit Bühne und Kostüme: Imke Paulick Musik: Frieder Hepting Dramaturgie: Sabrina Bohl Mit: Lina Hoppe, Meret Mundwiler, Benjamin Nowitzky, Walter Schmuck
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Annemaaike Bakker und Robin Sondermann in Verzehrt (Consumed)
FAMILIENKONZERT / SCHULKONZERT
AUF HOHER SEE
Phil für dich – mit den Bremer Philharmonikern
Ahoi an alle SeefahrerInnen und PiratInnen! Beim ersten Konzert der Saison wird Moni, die Möwe, den Boden unter ihren großen Möwenfüßen verlassen und sich auf hohe See begeben. Mit an Bord sind natürlich wieder die Bremer Philharmoniker und Monis Freunde Wolle und Pauline. Gemeinsam brechen sie zu einer musikalischen Schatzsuche über die sieben Weltmeere auf. Stürmische Musik von Mozart und Mendelssohn Bartholdy erwartet die SeefahrerMöwe genauso wie ruhige Fahrten über Smetanas Moldau und die schöne blaue Donau. Da der Fluch der Karibik überall lauert, müssen Moni und ihre Freunde einigen Gefahren trotzen. Zum Glück hat die Dirigentin Jinie Ka das Steuer fest in der Hand und wird uns nach einer stürmischen Reise in den sicheren Hafen bringen – Piratenehrenwort. So 8. November, 11 Uhr im Theater am Goetheplatz Schulvorstellungen am Mo 9. November um 9:30 Uhr und 11:15 Uhr Mit: Alexander Swoboda, Wolfgang von Borries und Pauline Jacob Musikalische Leitung: Jinie Ka Szenische Einrichtung: Caroline Blanck Ausstattung: Christina Hoenicke Dramaturgie: Isabelle Becker
Es spielen die Bremer Philharmoniker
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TANZ
CULTURAL DIALOGUES: DANCEFORMATION Tanzworkshop und Präsentation „If there are no images in the newspapers that speak to you, or that have images of people that you love, you have to produce them.“ (Zanele Muholi) — Im Rahmen der durch das Auswärtige Amt geförderten Sonderprojekte „Östliche Partnerschaften“ hat das Goethe-Institut Ukraine zusammen mit der Tanzsparte des Theater Bremen das Projekt DANCEformation initiiert und lädt rund vierzig junge TänzerInnen aus Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien und der Ukraine für einen zweiwöchigen Workshop nach Bremen ein. Im Bewusstsein der mehr oder weniger aggressiven Transformationsprozesse in ihren Ländern suchen die TeilnehmerInnen in der gemeinsamen künstlerischen Auseinandersetzung nach Narrativen jenseits von Propaganda und Repression. In einem interdisziplinären Arbeitsprozess entwickeln sie Formen möglicher Begegnungen, die die Verengung der Perspektive auf die globalen Konflikte weiten und den Blick auf eine Lebenswirklichkeit hinter den Fremdzuschreibungen der öffentlichen Berichterstattung werfen. Präsentation: Fr 27. und Sa 28. November, jeweils 19 Uhr auf der Probebühne Hemelingen (Hannoversche Str. 6). Treffpunkt ist um 18 Uhr die Theaterkasse. Eintritt 5 € Künstlerische Leitung: Alexandra Morales & Gregor Runge Ein Projekt des Goethe-Institut Ukraine in Zusammenarbeit mit dem Theater Bremen. Mit freundlicher Unterstützung durch das Auswärtige Amt
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JUNGE AKTEURE
SO JUNG KOMMEN WIR NICHT MEHR ZUSAMMEN 10 Jahre Junge Akteure
Viel ist passiert, seit 2005 das Junge-Akteure-Pilotprojekt Wo geht’s hier nach morgen? zur Premiere kam und das Moks am Theater Bremen mit der Gründung von Junge Akteure Jugendlichen und Kindern den Raum gab, Theater über die Idee der pädagogischen Vermittlung hinaus als künstlerischen Forschungsraum und ästhetisches Spielfeld zu erfahren. Rund 100 große und kleinere Premieren wurden seitdem gefeiert, weit über 1.000 Jugendliche und Kinder aus Bremen und dem Umland haben ihrer Theaterleidenschaft gefrönt und zahlreiche Auszeichnungen und Einladungen zu Festivals im In- und Ausland haben gezeigt, dass die Produktionen von Junge Akteure mittlerweile eine ganz eigene Relevanz für die professionelle Kinder- und Jugendtheaterszene haben. Vom 31. Oktober bis 8. November zeigt Junge Akteure anlässlich des Jubiläums drei besondere und sehr unterschiedliche Projekte aus der letzten Spielzeit. Los geht es mit Junge, Junge, einem Tanztheaterprojekt von Tomas Bünger: Sieben Jungs und junge Männer aus verschiedenen kulturellen Kontexten erzählen tänzerisch davon, was es für sie bedeutet, ein Mann zu werden – sensibel und humorvoll werden Klischees und Höchstpersönliches zu einem berührenden Bilderbogen aufgefächert. Die Theaterwerkstatt More, More, More in der Leitung von Kristina Pauls und Robin Sondermann wird als Late-Night-Special an zwei Abenden im Brauhauskeller
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zu sehen sein. Ein rasantes und kraftvolles Gefühlsspektakel voller überbordender Emotionen, das auf Goethes Die Leiden des jungen Werther basiert. Im Moks wird zum letzten Mal die Produktion Verschwende deine Jugend in der Regie von Nathalie Forstman gezeigt – 13 junge AkteurInnen forschen in aktiver Passivität nach Leerstellen und Freiräumen in einer Gesellschaft, in der eine extrem durchgetaktete Kindheit und Jugend zum guten Ton zu gehören scheint. Außerdem wird am Geburtstagswochenende vom 6. – 8. November mit einer festlichen Gala und rauschenden Geburtstagsparty, Tortenschlacht am Samstagnachmittag und einem Future Lab, bei dem Jugendliche, TheatermacherInnen, LehrerInnen und Menschen aus der Politik mit uns über die Zukunft von Junge Akteure visionieren, drei Tage lang nostalgisch zurück und gespannt nach vorne geblickt. Wir laden alle ehemaligen und aktuellen AkteurInnen, KünstlerInnen, WegbereiterInnen und Euch und Sie, liebes Publikum, ein, mit uns zu feiern, freudig und ein bisschen stolz zehn Jahre spielwütige, waghalsige und pure Theaterlust Revue passieren zu lassen, aber auch mutig und neugierig Visionen für die Zukunft zu spinnen! 31. Oktober – 8. November im Kleinen Haus, Moks und Brauhauskeller
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WIEDERAUFNAHME JUNGE AKTEURE
VERSCHWENDE DEINE JUGEND Ein Projekt von Nathalie Forstman, Sabrina Bohl und Birgit Freitag
Englisch im Kindergarten, Ballett, Geige, Auslandsjahr – der Lebenslauf der meisten Mittelschicht-Jugendlichen lässt sich heute schon im Pubertätsalter nicht lumpen. Aber war Jugend nicht irgendwann mal auch vor allem dazu da, um Zeit und Talent zu verschwenden, abzuhängen, nichts zu tun, zu schwänzen, zu warten, zu trödeln, ohne schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle? Mit der Premiere von Verschwende deine Jugend im vergangenen Januar inszenierte Nathalie Forstman ausgehend von den Erfahrungen von 13 MitspielerInnen von 11 bis 18 Jahren einen Abend, der sich mit der Frage nach Erwartungshaltungen und der Utopie einer wohltuenden Leere und Unbeschwertheit befasst. Im Rahmen des 10-jährigen Jubiläums der Jungen Akteure ist die Inszenierung im November nochmals im Moks zu sehen. „In einem wie beiläufig arrangierten Bilderbogen aus Monolog und Tanz fächert das 13-köpfige Ensemble präzise die Drangsale einer Generation auf, die gnadenlos auf Verwertbarkeit gedrillt wird.“ (taz) Wiederaufnahme 5. November, 19 Uhr im Moks Regie: Nathalie Forstman Choreografie: Birgit Freitag Text und Dramaturgie: Sabrina Bohl Bühne und Kostüme: Silke Schumacher-Lange Musik: Thorsten zum Felde Mit: Josephin Edert, Thorge Just, Theresa
Kleiner, Nora Knop, Lucia Lampolia, Emil Lill, Hannah Lipow, Carola Marschhausen, Tom Plückebaum, René Rönitz, Seyfetin Odabasi, Hale Richter, Lili Sofia Süper
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SCHAUSPIEL
ZUM LETZTEN MAL
3000 Euro von Thomas Melle
Anders als in der bildenden Kunst oder im Film ist den TheatermacherInnen zu Beginn einer jeden Probe, bei der Bearbeitung eines Stückes und während der gesamten Probenzeit allzeit bewusst, dass das Produkt vergänglich sein wird. Die Vergänglichkeit eines Abends, aber auch einer gesamten Inszenierung ist nämlich die Chance, sowohl für die ZuschauerInnen, als auch für die ProduzentInnen: Platz für das Neue wird geschaffen. In diesem Monat ist es die Romanbearbeitung 3000 Euro von Thomas Melle, in der Regie von Anne Sophie Domenz, die verabschiedet wird: Eine Liebesgeschichte angesiedelt am Rand der Gesellschaft, oder über ihn hinaus. Anton hat kein Zuhause. Er ist obdachlos, verschuldet und dem Alkohol verfallen. Denise ist eine junge, alleinerziehende Mutter und Kassiererin in dem Discounter, in dem Anton regelmäßig seine Pfandbons in Tiefkühlpizza umtauscht. Eine unmöglich scheinende romantische Begegnung nimmt ihren Lauf. Fr 27. November, 20 Uhr im Kleinen Haus
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Verschwende deine Jugend, Wiederaufnahme Do 5. November
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KLIMA-SICHTEN
anlässlich der Klimakonferenz in Paris und der Premiere Nostalgie 2175 Wir spüren ihn. Den Klimawandel. Doch seine weltweit vielfältigen Auswirkungen sind mit dem Verstand allein nicht zu begreifen. Die Kunst, insbesondere das Theater, besitzt das Potential, auf einer emotionalen Rezeptionsebene seine ZuschauerInnen zu erreichen, Ort des Austauschs zu sein, Adaptionsmaßnahmen zu vermitteln, zu informieren ... Eine Woche vor der entscheidenden Klima-Konferenz in Paris und der Bremer Premiere des Stücks Nostalgie 2175 von Anja Hilling wird es ein vielfältiges „Klima“-Programm geben, in dessen Rahmen (Theater-)KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und AktivistInnen von ihrer Arbeit berichten. In Vorträgen, Diskussionsrunden, Video-Installationen, einer Ausstellung und in Filmen kann mehr über das besondere Potential von künstlerisch-wissenschaftlichen Kooperationen erfahren werden. Unter anderem stellen sich Bremer Intiativen vor und bei einem Klima-Dinner werden die Verbindungen zwischen Ernährung und Klima diskutiert. Fr 20. und Sa 21. November
Infos zum Programm unter www.theaterbremen.de und in einem Extra-Flyer In Kooperation u. a. mit
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UND AUSSERDEM
DOGGY STYLE
Ein Stück über Kommunikation – an der Schnittstelle von Gebärdensprache und Tanz. Die Vorlage liefert die Beziehung zwischen Herr und Hund. Die Dynamiken von Überund Unterlegenheit, Befehl und Gehorsam fusionieren – und kippen ins Absurde. Die TänzerInnen „sprechen“ fließend in Gebärden: für hörende und nicht hörende ZuschauerInnen. Choreografiert von Joshua Monten. So 1. November, 19:30 Uhr und Mo 2. November, 9:30 Uhr im Kleinen Haus. Eintritt 19 / 9 / 7 € STUMMFILMKONZERT NOSFERATU
Murnaus Nosferatu – eine Sinfonie des Grauens, der 1922 in die Kinos der Weimarer Republik Einzug hielt, gilt nicht nur als Wegbereiter des Horrorgenres, sondern insbesondere auch als ein Meilenstein der deutschen Stummfilmgeschichte. 83 Jahre später, von 2005 bis 2006, schufen Luciano Berriatúa und die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung eine Überarbeitung der alten Materialien. Die komplett digitalisierte Fassung ist nun mit Livemusikbegleitung durch das Landesjugendorchester erstmals in Bremen zu sehen und zu hören. So 1. November, 18 Uhr im Theater am Goetheplatz. Eintritt 27 / 22 / 17 €
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UND AUSSERDEM
EUROPÄISCHE GESPRÄCHE
Vortrag und Diskussion mit Manuel Sarrazin, Europapolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag Die Europäische Union steht auch im Jahr 2015 vor komplexen Aufgaben. Das dritte Hilfspaket für Griechenland als auch die aktuelle Bewältigung der Flüchtlingskrise stellen die innereuropäische Solidarität vor große Herausforderungen. Die EU ist auf mehreren Großbaustellen gefordert; und wenn das Thema des Referendums in Großbritannien („Brexit“) akut wird, kommt eine weitere hinzu. All das macht die Notwendigkeit deutlich, grundsätzlicher über die zukünftige Ausrichtung und die gemeinsamen Instrumente der Europäischen Union nachzudenken. So 1. November 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! Eine Zusammenarbeit von Helga Trüpel (MdEP) und dem Theater Bremen
ZWEI MAL THEATERTREFFEN: DUŠAN DAVID PAŘÍZEK UND ANDREAS KRIEGENBURG
Die Auszeichnung zum Theatertreffen in Berlin eingeladen zu werden haben beide Regisseure bereits erhalten. Nun sind sie zu Gast bei den Bremer Theaterfreunden: Andreas Kriegenburg und Dušan David Pařízek. Mo 2. November, mit Andreas Kriegenburg Mo 16. November, mit Dušan David Pařízek jeweils um 20 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt frei! Die Bremer Theaterfreunde laden ein
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DISKURSPATEN: MARÍA DE BUENOS AIRES
Vortrag von Gabriele Klein, Professorin am Institut für Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg und Diskussion mit Beteiligten der Produktion Eine María aus Buenos Aires, die – „laralari, larali“ – sehnsuchtsvoll-lasziv einen Tango trällert, komponiert von Tango- und Bandoneonlegende Astor Piazzolla. Zugegeben – das klingt nach Klischee, nach der sprichwörtlichen „Rose im Mund des Verführers“. Doch Tango ist weit mehr als Argentinien, Tanz und Erotik. Unter der Oberfläche des Begriffs und der stereotypen Abziehbilder verbirgt sich schillernde Vieldeutigkeit, ein dichtes Netz sich überlagernder und vielfach widersprüchlicher Zuschreibungen. Nicht umsonst definiert Gabriele Klein, Professorin am Institut für Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg, Tango als einen Hybrid, als ein zugleich von „Metapher, Mythos und Symbol; Tanz, Musik und Text. Er ist Geschichte, Kultur und Industrie; Poesie, Kitsch und Politik; global, national und lokal; Prostitutionsmilieu, bürgerlich und kosmopolitisch. Er symbolisiert Lebensstil, Körperhaltung und Gefühl; Leidenschaft, Erotik und Eifersucht; Konvention, Avantgarde und Maskerade.“ Gabriele Klein wird die Bremer Musiktheaterproduktion María de Buenos Aires, die Andreas Kriegenburg – selbst leidenschaftlicher Tangotänzer – inszenieren wird, als Diskurspatin begleiten. Wenn Sie regelmäßig über die Diskurspatenvorträge informiert werden wollen, tragen wir Sie gerne in unseren Verteiler ein: dramaturgie@theaterbremen.de. Di 3. November, 18 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus Mit freundlicher Unterstützung der unifreunde Bremen
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UND AUSSERDEM
DOKU-THEATER: DECHOVKA – BLASMUSIK
In der tschechischen Gemeinde Dobronín kommt es im Rahmen der unbändigen Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg zur brutalen Ermordung einer Gruppe der hiesigen Deutschen. Ausgehend von diesem historischen Ereignis wird die Geschichte einer kleinen Stadt erzählt, in der die Zeit scheinbar stehen geblieben ist und die Menschen an einer sonderbaren Amnesie erkrankt sind. Das Prager Ensemble Vosto5 sucht bei seiner Arbeit verschüttgegangene Motive, Themen oder Situationen, die im Unterbewusstsein der Gesellschaft schlummern, überträgt diese in die aktuellen Zusammenhänge. Di 3. November, 20 Uhr in der Gesamtschule Mitte, Hemelinger Str. 11 Im Rahmen der globale° 2015. Karten bei der Buchhandlung Franz Leuwer
LESUNG: BARBARA HONIGMANN
Barbara Honigmann lebt in Straßburg, weit weg vom berühmten Zentrum. Hier gibt es keine Parks, kein Europaparlament und keine Kathedrale. Was es gibt, ist Vielfalt: orthodoxe und weniger orthodoxe Juden, einen dreibeinigen Hund, eine ältere Dame, die nicht zurückschreckt vor der Bepflanzung fremder Balkone, einen schwarzen Priester in weißem Gewand und einen Splitternackten mit dem Po in der Sonne. Barbara Honigmann begegnet in ihrer Straße der ganzen Welt im Kleinen, erfährt von Tragödien, schließt Freundschaften, stellt sich den Enttäuschungen, aber auch Träumen ihrer NachbarInnen. Mi 4. November, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 € Im Rahmen der globale° 2015
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EIN-SICHTEN: PORNOGRAPHIE
Im Vorfeld der Schauspiel- und Tanzpremieren laden die Produktionen ein zu einem Abend mit Texten, Themen und Gesprächen rund ums Stück und lassen so das Publikum am Probenprozess teilhaben. Fr 6. November, 19 Uhr auf der Probebühne, Treffpunkt ist das noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt frei! MILONGA: THEATER TANZT TANGO
Tango tanzen mit Andreas Kriegenburg Wenn Andreas Kriegenburg – gefeierter Regisseur und leidenschaftlicher Tangotänzer – ans Theater Bremen kommt, und dann auch noch für die Inszenierung der Tango-Oper María de Buenos Aires, freut das nicht nur uns und unser Publikum, auch die rege Bremer Tangoszene dürfte bei Piaz zollas Oper hellhörig werden. Zur Einstimmung und zum gegenseitigen Kennenlernen veranstaltet das Theater Bremen im November zwei Milongas, die alle Tangueros und Tangueras Bremens und die, die es werden wollen, herzlich zum gemeinsamen Tanzen einladen. Tango-Neulinge können ihre ersten Gehversuche in einer persönlichen und exklusiven Stunde mit Andreas Kriegenburg wagen. Fr 6. und Di 17. November, jeweils um 22 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! DIE MÖLLNER REDE
Der 23. November 1992 ist ins kollektive Gedächtnis des wiedervereinigten Deutschlands eingraviert. Der rassistische Brandanschlag in Mölln, bei dem drei Mitglieder der türkischen Familie Arslan ermordet wurden, entpuppt sich als
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Beginn einer grauenvollen Reihe. Von Mölln bis Heidenau. „Gedenken ist immer auch ein Erinnern an Gewalt. Und es macht gewalttätige Strukturen sichtbar. Strukturen, die diese Gesellschaft prägen, Hetzreden und Pogrome und Morde ermöglichen. Rechte, rassistische und neonazistische Strukturen. Strukturen von Damals. Strukturen von Heute“, so die OrganisatorInnen der Möllner Rede. Die Rede wird Argyris Sfountouris, Überlebender des SS-Massakers im griechischen Distomo, halten. Ebenfalls zu Gast sind Angehörige der Familie Arslan. Sa 7. November, 16 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer), Eintritt frei! KAMMERMUSIK AM SONNTAGMORGEN
Dass die Musik slawischer Komponisten im 19. Jahrhundert neben Stilkopien von Volkstänzen auch vielfältige Moll-Eintrübungen kannte, stellen Katja Osovitski (Violine), Benjamin Stiehl (Violoncello) und Manami IshitaniStiehl (Klavier) vor. Sie spielen das Klaviertrio f-Moll op. 65 von Antonín Dvořák und das Klaviertrio g-Moll op. 15 von Bedřich Smetana. So 15. November, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). 10 €, Kinder unter 14 Jahren: Eintritt frei! LESUNG: KERSTIN HENSEL
Anlässlich des 25. Jubiläums der Deutschen Einheit kritisiert Kerstin Hensel mit ihrem sächsischen Humor unsere Erinnerungskultur: Wie wird eine öffentliche Meinung gebildet – und von wem? Wie wird aus subjektiv Erlebtem ein kollektives Gedächtnis? Und wie wollen wir unsere Ge-
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schichte erzählen? Kerstin Hensel wird aus ihrem Roman Lärchenau lesen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Dr. Janine Ludwig statt. Mo 23. November, 19 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt 5 € In Kooperation mit dem Institut für kulturwissenschaftliche Deutschlandstudien und dem Dickinson Durden Bremen Programm
THEATERKLATSCH #15: THEATERVERSTÄRKER
Wie begeistert man ein junges Publikum nachhaltig für das Theater? Dies ist einer der zentralen Fragen, mit denen sich die TheaterVerstärker beschäftigen. Mit eigenem Blog, monatlichem TheaterKlatsch und wöchentlichem Infostand in der Unimensa, engagieren sich die TheaterVerstärker, eine Gruppe theaterbegeisterter Studierender, für das Theater Bremen. Im November wird die Initiatorin der TheaterVerstärker und Leiterin der Marketingabteilung, Agnieszka Harmanci, zu Gast beim TheaterKlatsch sein. Sie hat die TheaterVerstärker in der Spielzeit 2012/13 ins Leben gerufen und wir wollen mit ihr über Theatermarketing und ihre Visionen sprechen. Für Kuchen und den besten Bremer Kaffee (ein Dankeschön ans noon) ist wie immer gesorgt. Do 26. November, 17 Uhr im noon / Foyer Kleines Haus. Eintritt frei! WELT-SICHTEN: SYRIEN
Das Thema Flüchtlinge ist virulent. Menschen auf der Flucht als uns zum Schutz Anbefohlene zu begreifen ist unsere Verpflichtung. Damit hat sich das Theater mit der Reihe in transit? ausführlich beschäftigt. In dieser Spielzeit möch-
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ten wir den Blick auf die Ursprungsländer der Flüchtenden werfen, politische Situationen beleuchten, das Verstehen von Kulturen befördern und globale Zusammenhänge erfassen. Wir laden KünstlerInnen und ExpertInnen aus den Ländern ein, Kochen, machen Musik ... Wir beginnen mit Syrien, wenden uns dann den sogenannten „sicheren Herkunftsländern“ und afrikanischen Ländern zu. So 29. November, 21:30 Uhr im Anschluss an die Vorstellung Die Schutzbefohlenen im noon / Foyer Kleines Haus FRÜ STÜCK ZU MARÍA DE BUENOS AIRES
Bei einem Gespräch mit Andreas Kriegenburg und Beteiligten der Produktion ergeben sich neue Perspektiven und Einblicke in Astor Piazzollas 1968 uraufgeführte Tango-Oper María de Buenos Aires. So 29. November, 11:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). Eintritt frei! TATORT: SCHLACHTFELD
Der 1. Weltkrieg in literarischen Zeugnissen: Im Rahmen der Reihe Tatort: Schlachtfeld, die 2015/16 in allen 16 Bundesländern zu Gast ist, lesen Tatort-SchauspielerInnen aus Tagebüchern, Briefen und Romanen aus den Jahren 1914 bis 1918. In Bremen leihen Camilla Renschke und Oliver Mommsen ihre Stimmen u. a. Stefan Zweig, Ernest Hemingway, Heinrich Vogeler und Ernst Jünger; im Anschluss an die Lesung lädt Jörg-Dieter Kogel (Radio Bremen) zum Expertengespräch mit der Bundestagesabgeordneten Marieluise Beck und dem Historiker Prof. Dr. Lothar Machtan ein. So 29. November, 11 Uhr im Kleinen Haus. 9 € / 5 € In Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt, Berlin Im Rahmen von 100 Jahre Gegenwart 46
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JUNGES.THEATERBREMEN
JOUR FIXE – THEATERPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNG FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER Di 3. November, 17 – 19 Uhr, Treffpunkt Kleines Haus Bitte bequeme Kleidung mitbringen. Teilnahme kostenlos! Anmeldung unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
EINFÜHRUNGEN FÜR LEHRERINNEN UND LEHRER
Kommen Sie mit dem Regieteam ins Gespräch und lassen Sie sich vorab über das Konzept der Inszenierung informieren. Mit anschließendem Probenbesuch. Di 10. November, zu Pornographie um 17:30 Uhr, Treffpunkt Kleines Haus Mi 11. November, zu Pünktchen und Anton, 17:30 – 19 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer) Anmeldung unter theaterpaedagogik@theaterbremen.de
KINDERMATINEE ZU PÜNKTCHEN UND ANTON
„Eine merkwürdige Geschichte. Ja, eine höchst merkwürdige Geschichte. Erstens ist sie merkwürdig, weil sie merkwürdig ist. Und zweitens ist sie wahr.“ Ob die Geschichte wirklich wahr ist, könnt ihr in unserer Kindermatinee herausfinden! Wir laden Kinder und ihre Eltern zu einer spielerischen Begegnung mit den SchauspielerInnen und dem Regieteam ein und zeigen erste Ausschnitte aus der Inszenierung. Sa 7. November, 15 – 16 Uhr, Treffpunkt ist das Kleine Haus. Eintritt frei! 47
Am 11.11. um 11 Uhr 11 fliegt das erste Pfund Konfetti und leitet schrill den Karneval als die Zeit vor dem Verzicht ein – stammt doch das Wort selbst vom lateinischen carne levare, Fleisch-Weglassen, sprich: Fasten ab. Seit seinen Ursprüngen steht Karneval daher auch für die Zwanglosigkeit und das Überwinden einer bestehenden Ordnung: es erlaubt, „Unterschiedliches zu kombinieren und Entferntes anzunähern, verhilft zur Loslösung vom herrschenden Weltbild, von Kon-
ventionen und Binsenweisheiten, überhaupt von allem Alltäglichen, Gewohnten, als wahr Unterstelltem.“ (Michail Bachtin) Rütteln an Konventionen ist auch am Theater erlaubt – Masken und Verkleidungen inklusive. Daher gilt hier ganzjährig Folgendes: Bitte nach 200 Metern abbiegen, das Gewohnte umkehren und die Rationalität links liegen lassen. Helau! Danke I. B.! Ihre Lieblingspfeile bitte weiterhin an dramaturgie@theaterbremen.de.
DAS WINTERABO RIGOLETTO Fr 27. November 2015
PETER GRIMES So 20. Dezember 2015
MARIA DE BUENOS AIRES So 24. Januar 2016
WOZZECK Do 25. Februar 2016
Mit dem Winterabo vier Vorstellungen im Musiktheater besuchen und 15 Prozent beim Kartenkauf sparen. Erh채ltlich in allen Preiskategorien. Vorverkauf ab 2. November in der Theaterkasse und unter www.theaterbremen.de
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ERMÄSSIGTE KARTENPREISE SCHÜLER/INNEN, AUSZUBILDENDE UND STUDIERENDE BIS ZUM VOLLENDETEN 35. LEBENSJAHR Für die Vorstellungen im Theater im Goetheplatz und im Kleinen Haus sind Karten zum Preis von 9 € erhältlich (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen). ARBEITSLOSE, FREIWILLIGENDIENSTLEISTENDE UND SCHWERBEHINDERTE (AB 50 % GDB) Sowohl im Vorverkauf als auch an der Abendkasse bieten wir Ihnen gegen Vorlage eines entsprechenden Ausweises einen Preisnachlass von rund 50 % auf den regulären Kartenpreis für alle unsere Vorstellungen (exkl. Konzerte und Sonderveranstaltungen) an. Diese Konditionen gelten auch für Begleitpersonen von Schwerbehinderten. KULTURTICKETS BürgerInnen mit geringem Einkommen erhalten gegen Vorlage der „Grünen Karte“ ein Kulturticket zum Preis von 3 € ab 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung an der Abendkasse, sofern noch Karten verfügbar sind. In den Bremer Bürgerhäusern und den Zweigstellen der Stadtbibliothek können die Kulturtickets für ausgewählte Vorstellungen auch vorab reserviert werden. Informationen unter www.kulturticket.bremen.de. GRUPPENTARIFE Besuchergruppen ab 10 Personen erhalten einen Rabatt von rund 20%. ABONNEMENTS UND THEATERCARD In unserem Abonnementbüro oder in unserem Spielzeitheft informieren wir Sie über weitere Vergünstigungen, die wir Ihnen mit unseren Abonnements und der TheaterCard bieten. BLAUER THEATERTAG Musiktheater 20 € / Schauspiel 15 € auf allen Plätzen!
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taz.die solidarische Methode Der taz-Solidarpakt garantiert das Abo für alle. Ein Drittel unserer AbonnentInnen zahlt freiwillig einen höheren „politischen Preis“, damit andere sich die taz leisten können. Jetzt abonnieren: (030) 2590 2590 oder www.taz.de/abo
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FÖRDERER BREMER THEATERFREUNDE Karin und Uwe Hollweg
Stiftung
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MEDIENPARTNER
taz.bremen
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KONTAKT Theaterkasse
Mo – Fr: 11 – 18 Uhr, Sa: 11 – 14 Uhr Tel 0421 . 3653 - 333 oder kasse@theaterbremen.de Abonnementbüro Tel 0421 . 3653 - 344 (Di – Fr: 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 14 Uhr) oder abo@theaterbremen.de
ACHTUNG! ruckvorlage wird in W umgewandelt! Dramaturgie: dramaturgie@theaterbremen.de Presse: presse@theaterbremen.de
Marketing: marketing@theaterbremen.de Geschäftsführung: gf@theaterbremen.de Theater Bremen
Postfach: 10 10 46, 28010 Bremen Goetheplatz 1 – 3, 28203 Bremen Tel 0421 . 3653 - 0
Informationen zur Barrierefreiheit und Zugänglichkeit unter www.theaterbremen.de/barrierefreiheit Impressum Herausgeber Theater Bremen GmbH Geschäftsführung Prof. Michael
Börgerding (Generalintendant), Michael Helmbold (Kaufmännischer Geschäftsführer) Redaktion Marianne Seidler Szenenfotos: Jörg Landsberg Gestaltung ErlerSkibbeTönsmann, Tim Feßner Druck Asco Sturm Druck GmbH. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 54
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