IXYPSILONZETT 02/2021 – Philosophie auf der Bühne

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IXYPSILONZETT Das Magazin für Kinder- und Jugendtheater

02.2021

Philosophie auf der Bühne KI = Kinder-Intelligenz. Mathies Rau über den Versuch eines Dialogs mit „Alexa“ Selbst: Verständlich. Melanie Suchy über die Arbeit von Antje Pfundtner Die Kraft der Sprache: Jayne Batzofin über Poesie und Politik gebärdeter Bühnenstücke


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JUNGE EXPERTISE

PRAXIS

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KUNST IST DIE SCHÖNSTE FORM DES PROTESTS Eine Reise nach Palästina Von Suzanne Versele, Juliette Guimet und Yaël Bobo

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WAS IST SCHON SELBSTVERSTÄNDLICH? Die Choreographin und Tänzerin Antje Pfundtner zu ihren Arbeiten für junges Publikum Von Melanie Suchy

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„ALEXA – ERZÄHL MIR EINEN WITZ“ Ein narratives Versuchsprotokoll Von Mathies Rau

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DER INNERE RAUM Ein Gespräch über Musik und Philosophie Von Claus Overkamp und Markus Reyhani

THEORIE + PRAXIS 21

KINDER – ERWACHSENE, FRAUEN – MÄNNER, MENSCHEN – TIERE? Zur Auflösung binärer Oppositionen im Forschungstheater Von Sibylle Peters

EDITORIAL Von Meike Fechner

Was ist die Welt und wo ist mein Platz in der Welt?

Jahr nicht bei Augenblick mal! stattfinden konnte, son-

und Birte Werner

Diese Fragen stellen sich alle Menschen. Sie waren die

dern erst im September, widmen wir dieses Editorial un-

Motivation für dieses Heft, in dem wir Künstler*innen

seren Preisträger*innen:

bitten, uns Auskunft darüber zu geben, wie sie große,

Ausgezeichnet mit dem ASSITEJ Preis 2021

philosophische Fragen angehen, was sie beschäftigt, wo

wurde der Studiengang Szenisches Schreiben der UdK.

Antworten entstehen, was wir zu wissen glauben, wo

Er ermuntert seine Studierenden nicht nur zum Schrei-

Nicht-Wissen Ausgangspunkt ist – und wo Dialog, Re-

ben für ein junges Publikum, sondern es geht um mehr:

cherche, Reflektion. Wir erfahren, dass sowohl die Pro-

Die Studierenden erproben einen veränderten Blick auf

duktion als auch die Rezeption Neugier und Nicht-Wis-

sich selbst als Expert*innen für das Leben und auf ihre

sen und zugleich Erfahrung und Übung voraussetzen.

eigene Kindheit als Erfahrungsraum. Kooperationen

Wir erfahren, dass es Zusammenhänge genau dort gibt,

mit Theatermacher*innen, z. B. dem Theater Strahl, ge-

wo wir sie im Alltag durch unsere Zuschreibungen und

hören zum Curriculum.

Ordnungssysteme unsichtbar gemacht haben. Wir er-

Einen ASSITEJ Preis erhielt das Forum Freies

fahren, dass Denken und Gefühl nicht zu trennen sind.

Theater in Düsseldorf unter der Leitung von Kathrin Tie-

Die Frage nach den großen Fragen bewegt auch

demann, denn es setzt auf den Wert des Unbekannten und

diejenigen, die wir 2021 mit den ASSITEJ Preisen aus-

des sinnlichen Erlebnisses, auf die künstlerische Erfah-

gezeichnet haben. Und weil die Verleihung in diesem

rung, auf die sich Künstler*innen wie Publikum einlassen.


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INTERNATIONAL

REZENSION

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LANGEWEILE Wie ein vorübergehender Zustand neue Kräfte mobilisiert Von Manfred Jahnke

WAS INSPIRIERT EIGENTLICH …

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VERBANDSZEUG

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… Antigone Akgün, Dorothea Lübbe, Elena Philipp, Malte Andritter und Winfried Tobias?

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TERMINE | IMPRESSUM

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… Uwe Dürigen, Verwaltungsdirektor am Theater Pforzheim?

MUTTERSPRACHE Poetische und politische Dimensionen gebärdeter Bühnenstücke für Kinder Von Jayne Batzofin

Das Puppentheater Magdeburg gehört ebenfalls zu den

formierte Öffentlichkeit und die intellektuelle und

ASSITEJ Preisträger*innen in diesem Jahr. Unter der

humanistische Relevanz der Darstellenden Künste für

Leitung von Frank Bernhardt sucht es im internationa-

junges Publikum.

len Impuls Sehnsuchtsbilder für das eigene künstlerische Schaffen und setzt im Puppen-, Figuren- und Ob-

Die Begegnungen und Gespräche mit den Preis-

jekttheater auf die Kompliz*innenschaft mit dem

träger*innen haben uns gezeigt, dass es den Mut zu

Publikum. Zuschreibungen werden ganz selbstverständ-

Leerstellen und zur Debatte genau dort braucht, wo

lich in Frage gestellt, wo Objekte Subjekte werden.

einfache Antworten stehen könnten. Das passt zur Idee

Das Theater Winterthur und das Festival

dieser Ausgabe von IXYPSILONZETT: Wir haben

2turvenhoog sind Träger des Veranstalter*innenpreises

unsere Autor*innen und Gesprächspartner*innen

der ASSITEJ 2021: Annette Rommel und Ingrid Wolff

gebeten, mit und für uns laut zu denken. Ein bisschen

sind als Veranstalter*innen ebenso nah am Publikum

Platz für Ihre Leser*innen-Gedanken haben wir

wie an den Bedürfnissen der Künstler*innen und den-

auch gelassen, nämlich in den Zeichnungen von

ken über Vermittlung und Dialog als Kontinuum nach.

Johanna Benz, die immer wieder auf den Punkt bringt,

Eva-Maria Magel, geehrt mit dem ersten Bernd

wo sich das Weiterdenken, Weiterfragen lohnen kann.

Mand-Preis für Kulturjournalismus 2021, geht es um

Was ist die Welt und wie sieht die Bühne für die großen

Kunst als Herzensbildung der Gesellschaft, um eine in-

Fragen aus?

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Die Zeichnungen in diesem Heft hat Johanna Benz in den letzten Jahren bei mehreren unserer Veranstaltungen angefertigt: Johanna ist Zeichnerin aus Leipzig. Ihr Büro für Graphic Recording und Illustration versteht Zeichnung als visuelles Denken: graphicrecording.cool


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KUNST IST DIE SCHÖNSTE FORM DES PROTESTS Eine Reise nach Palästina Von Suzanne Versele, Juliette Guimet und Yaël Bobo

Jugendliche aus den Genter Theaterateliers der KOPERGIETERY, Victoria Deluxe und Jong Gewei reisten für zehn Tage in die Westbank: Sie übersetzten die Erfahrung der Reise für die Bühne – und lassen große Fragen ungelöst


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Im Sommer 2019 reisten wir, eine Gruppe Jugendliche aus den Thea-

chen kannst oder einen Umweg von 15 km fahren musst. Uralte Oli-

terateliers der KOPERGIETERY, Victoria Deluxe und Jong Gewei,

venhaine, die von der gleichen Hand in Brand gesetzt werden, die

für zehn Tage in die Westbank von Palästina. Vier aus der Gruppe

das Land für sich beansprucht.

durften aufgrund ihrer Nationalität oder ihres Familiennamens nicht mitreisen: ein Vorgeschmack auf die unerbittliche Diskriminierung, der wir auf dieser Reise noch oft begegnen würden. Die

Seit drei Tagen ist es ruhig in unserem Dorf

große, graue Mauer, die dort vor uns stand, wirft seitdem ihren

Wir sitzen mit den Nachbarn vor unserem Haus

Schatten auf viele unserer Fragen und Weltanschauungen. Zu

Von weitem nähert sich ein weißer Lieferwagen

Hause angekommen, machten wir uns gemeinsam daran, diese

Wir jubeln

Erfahrung in eine Theateraufführung zu verwandeln. Drop by Drop,

Ein Glücksschrei

eine Produktion von Kopergietery und Victoria Deluxe, ist das

Mein Sohn

Ergebnis.

Er ist entlassen Nach 3 Jahren kann ich ihn wieder in meine Arme nehmen

August 2019

Wir essen Datteln und Kuchen und tanzen bis in die Nacht

Wir treffen uns als Gruppe zum ersten Mal am Flughafen. Wir sind gut gelaunt und freuen uns auf die Reise, die interessant und ein

— Zitat aus unserem Stück,

Erlebnis sein soll. Wir wählen eine Verkleidung, ein neues Aus-

basierend auf einer Zeug*innenaussage

sehen, um die Gates am Flughafen zu passieren. Von nun an sind wir eine Zirkusgruppe, die in Palästina und Israel auftreten wird. „Wir wissen nicht viel über den Konflikt“ und „um ehrlich zu sein,

Wir erleben Palästina wie ein Kinderspiel, das wir zum ersten Mal

interessiert er uns nicht wirklich“. Wir sind ein wenig angespannt,

gezeigt bekommen. Ein Spielbrett, auf dem die Zionist*innen nach

werden schließlich durchgelassen und steigen ins Flugzeug zu

Herzenslust mit Spielfiguren und strategischen Zügen experimen-

einem Ort, von dem wir uns in unseren Köpfen schon ein Bild ge-

tieren. Die ganze Welt schaut dem Spiel zu und weiß, dass hier

macht haben. Das Streichholz ist entzündet: Von nun an wird ein

falsch gespielt wird, aber niemand reagiert darauf. Zurück am Start

neues Feuer in uns brennen.

– in Tel Aviv – können die Spielfiguren wieder zu Atem kommen,

In Palästina angekommen sind wir tief berührt von der allumfassenden Ungerechtigkeit, die dort herrscht. Einige Eindrücke:

sich erholen im Schein sogenannter „Freiheit“ und „Gleichheit“. Eine Fassade. Eine ironisch gefärbte Flagge.

Stacheldraht um große Landstriche im Tal des Jordan, mit Warn-

Wir werden kopfüber in einen Eimer getaucht, der überläuft.

schildern „Gefährliche Minen“, alle paar Meter. Das führt dazu, dass

Keine*r von uns hat das erwartet: eine reale Konfrontation mit dem

die Palästinenser*innen wegbleiben und das Land an Siedler*innen

wirklichen Leben, mit so viel Schmerz und Trauer. Für jede*n von

vergeben wird. Israelische Mauern direkt neben palästinensischen

uns ist es eine persönliche Reise, eine Auseinandersetzung mit dem

Häusern, die schon viel länger dort stehen; mit einem Warnschild,

Konflikt. Extreme bestimmen unsere Gefühle: Liebe und Hass,

dass die Häuser abgerissen werden… weil „die Häuser zu nah an

Hoffnung und Verzweiflung, Stolz und Enttäuschung. Wieder zu

der Mauer gebaut wurden“. Tränengasschwaden, die zwischen dem

Hause angekommen, atmen wir erst einmal tief durch. Wir sind

Gras wachsen; Mauern aus Stahlbeton mit grünen Armee-Teen-

jung und haben nur wenige eigene Erfahrungen in unserem Leben,

agern, die den Lauf ihres Gewehrs auf dich richten; Durchgangs-

die wir mit diesem großen Konflikt in Beziehung setzen können.

straßen, die an einer Mauer enden, so dass du von einem Tag auf

Schnell spüren wir, dass unsere Geschichten für die anderen zweit-

den anderen deine Nachbarn oder deine Familie nicht mehr besu-

rangig sind. Dass wir Details vergessen, dass wir nicht umfassend


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vermitteln können, was dort in uns vorgegangen ist. Wir beginnen

auf die Bühne bringen? Ein Spotlight darauf richten? Natürlich woll-

darüber nachzudenken, wie wir diese Erfahrungen in eine Perfor-

ten wir dem Publikum nicht einfach eine Portion Konflikt servieren.

mance übersetzen können.

Dafür sind Berichte und Zeitungen da. Wir wollten, dass es etwas erlebt. Aber wie soll das gehen, wenn wir doch nur zehn Tage in Pa-

Oktober 2019

lästina waren? Immer wieder zweifeln wir im Prozess daran, ob wir

Wie können wir etwas so Gewaltiges auf die Bühne bringen? Wie

die richtigen sind, ob wir über etwas so Komplexes, Riesiges eine

können wir mit unserer Geschichte in die Köpfe und Herzen der

Aussage machen können.

Menschen eindringen, die uns eine Stunde lang ihre volle Aufmerksamkeit schenken? Wie können wir dieses Publikum, wenn auch

Neben der Konfrontation für das Publikum kann das Ergebnis auch

nur für eine kurze Zeit, durch die Straßen Palästinas führen? Um

eine Untersuchung unserer selbst sein. Voller Fragen und Verwun-

mit ihm vor der riesigen, alles überschattenden Mauer Tee zu trin-

derung können wir betrachten, wie wir uns zu dem verhalten, was

ken. Am Ende ist es doch das, was Theater macht, oder? Ein Thema

wir auf der Bühne zeigen. Aber ist das genug?

KRIXLKRAXL XXL → UA

Eine Abenteuerreise mit Linien, Farben, Formen und Kreaturen Für alle ab 2 Jahren | Regie: Cédric Pintarelli | Premiere: 4.9.2021

LÖWENHERZEN

Jugendstück von Nino Haratischwili | Für alle ab 10 Jahren Regie: Swaantje Lena Kleff | Premiere: 3.10.2021

ROBIN HOOD

Nach einer wahren Legende | Familienstück von John von Düffel Für alle ab 6 Jahren | Regie: Krystyn Tuschhoff | Premiere: 21.11.2021

FRANKENSTEIN

nach Mary Shelley | In einer Bühnenfassung von Mathias Spaan Für alle ab 14 Jahren | Regie: Mathias Spaan | Premiere: 4.2.2022

WILD!

Kinderstück von Evan Placey | Für alle ab 8 Jahren Regie: Monika Kosik | Premiere: 20.3.2022

FAME – DAS MUSICAL

TheaterJugendOrchester-Projekt | Für alle ab 14 Jahren Regie: Miriam Michel | Premiere: 24.4.2022

DAS SCHRILLSTE BLAU → UA

Auftragswerk von Sergej Gößner | Für alle ab 4 Jahren Regie: Sergej Gößner | Premiere: 5.5.2022

WIEDERAUFNAHMEN DAS GESETZ DER SCHWERKRAFT

Jugendstück von Olivier Sylvestre | Für alle ab 12 Jahren Regie: Lukas T. Goldbach | ab 5.9.2021

NAME: SOPHIE SCHOLL

Monolog von Rike Reiniger | Für alle ab 14 Jahren Regie: Monika Kosik | Mobil in Schulen

MUSENSTAUB & MUSENKUSS → UA

Monooper für Grundschulen | Für alle ab 6 Jahren Regie: Juana Inés Cano Restrepo | Mobil in Schulen

Tickets: (0251) 59 09-100

Collage: Marie Claire Kazandjian

2021/22

SPIELZEIT

→ theater-muenster.com


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Ich spreche mit ihm

Ein Theaterstück über einen Konflikt irgendwo weit weg von uns zu

Er sagt mir, Kunst sei der Beweis dafür, dass Schönheit auch im

machen, ist nichts, was man leichtfertig tut. Es gehört viel dazu –

Elend möglich ist Er sagt mir, Kunst ist der einzige Ausweg, wenn man nicht ausbrechen kann Er sagt mir, Kunst ist der einzige Weg zu hoffen, wenn die Hoffnung verloren ist Er sagt mir, dass Kunst die schönste Form des Protests ist

und nicht zuletzt die Frage, welche Rolle wir dabei einnehmen sollten: Sind wir Zeug*innen, distanzierte Zuschauer*innen oder nur das Subjekt unserer Geschichte? Unser Ergebnis ist eine Aufzeichnung unserer eigenen Auseinandersetzung mit all dem. Gemeinsam suchen wir auf der Bühne nach Worten. Wir teilen sie mit einem Publikum von Jugendlichen und Erwachsenen, von Menschen, die mit dem Konflikt verbunden sind – oder auch nicht. Wir

Er sagt mir, dass Kunst der einzige Weg ist, Menschen zu berühren, wenn tote Kinderkörper Normalität geworden sind Er sagt mir, wenn Kunst keinen Frieden bringen kann, kann sie den Geist befrieden Ich spreche mit ihm

schauen uns selbst, den anderen und dem Publikum direkt in die Augen. Aufrichtig zu sein ist unsere einzige Aufgabe. Zusammen mit den Regisseuren Craig Weston und Giovanni Baudonck wählen wir ein sparsames Bühnenbild, in dem nur wir, eine Menge Pappkartons und eine große Projektionsfläche zu sehen sind. Die Pappkartons bewegen sich mit unserer Erzählung: Sie ver-

Der mehrfach im Gefängnis saß für Verbrechen, die er nicht begangen hat

wandeln sich mal in eine hohe Mauer, mal in Ruinen, dann wieder in ein Monument. Wir gehen, bauen und reißen ab, während wir

Mit ihm, der sah, wie sein Haus in Trümmer fiel

rufen und an das Publikum gewandt Rhythmen erzeugen mit Kör-

Zu ihm, der keine Hoffnung mehr haben sollte

pern und Kartons.

Dem, der auf friedliche Weise weiterkämpft

Der Pappkarton ist ein fragiler Baustoff. Wir arbeiten uns durch diese Metapher: Mauern und Strukturen kommen und gehen,

— Juliette Guimet, Teilnehmerin des Projekts

wie ein Nichts, als ob keine Leben von ihnen abhingen. Aber genau


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so ist es. Fast ganz am Ende der Vorstellung schieben wir eine große

Wir hoffen

Mauer in Richtung Publikum. Für einen Moment bekommt das Pu-

Wir hoffen immer noch

blikum die Ungerechtigkeit, deren Zeug*innen wir waren, buch-

Wir hoffen immer noch auf Hoffnung

stäblich vor Augen. Die Mauer bröckelt; nur wir und die Trümmer

Wir hoffen immer noch auf Frieden

des Erlebten bleiben.

Wir hoffen immer noch auf die Zukunft Wir hoffen immer noch auf deine ausgestreckte Hand

Mai 2021 Im Gruppenchat unserer Produktion geht es hin und her. Ein neuer

— Suzanne Versele, Teilnehmerin des Projekts

Schlag ins Gesicht: In Ost-Jerusalem, Sheikh Jarrah, werden Palästinenser*innen aus ihren Häusern vertrieben. Wieder. Das Ergebnis ist ein Kampf der Fäuste und Stimmen, die laut „Ich gehöre hierher“

Hier und jetzt

rufen. Wir sind wütend. Was wir jetzt in den Nachrichten hören, ist

Als Gruppe freuen wir uns sehr darauf, uns bald wieder im wirkli-

etwas, das schon seit langem im Gange ist. Wir sind wütend, weil

chen Leben zu sehen. Wir wollen wieder Zeit miteinander verbrin-

die Welt ihre Augen so schnell wieder verschließt, wie sie sie für die-

gen und Erinnerungen an diese Reise austauschen. In Palästina

ses Aufblitzen des Konflikts geöffnet hat. Wir sind wütend, weil wir

haben wir uns in kurzer Zeit sehr intensiv kennengelernt. Es ver-

den vielen Palästinenser*innen, die wir dort getroffen haben, nicht

bindet uns, dass wir uns über die gleiche Sache Gedanken machen,

helfen können, weil von höherer Stelle nicht eingegriffen wird. Wir

die gleiche Sache wichtig finden, das gleiche Leid sehen und ge-

sind traurig und fühlen uns machtlos. An Tagen wie diesen gehen

meinsam darüber sprechen können. Wir haben uns gegenseitig zu

wir in Gedanken den ganzen Weg zurück. Wir laufen wieder durch

Kronzeug*innen unseres Anliegens gemacht und wollen, dass un-

die Straßen Palästinas, sprechen mit den Menschen dort. Wir trinken

sere Botschaft gehört wird. Wir erinnern uns gegenseitig daran, dass

wieder Tee an der großen, trennenden Mauer und erleben dieses Ge-

wir nicht die „weißen Retter*innen“ sind, die wir nicht sein wollen,

fühl zwischen Hoffnung und großer Trauer, das einen zerreißt.

sondern die Übersetzer*innen einer schmerzhaften Erfahrung. Wir machen sie in unserer Sprache zugänglich für uns und andere um

Du kannst alles haben. Unsere Jugend, unsere Zeit, unsere Sorglosigkeit. Du kannst alles haben. Unser Zuhause, unsere Nachbarn,

uns herum. Wir versprechen uns gegenseitig, dass wir gemeinsam stark sind, immer noch, und dass uns die bewegenden Geschichten verbinden, die wir in Palästina gehört haben.

unsere Freunde, unsere Träume, unsere Gesundheit, unsere Bewegungsfreiheit. Alles. Unsere Straßen, unser Essen, unsere Geräusche, unser Gebrüll, unsere Türen, unsere Gerüche. Alles … außer unserer Hoffnung. Und das ist es wohl, das du so verzweifelt an dich reißen möchtest.

Suzanne Versele war zusammen mit Juliette Guimet und Yaël Bobo Teilnehmerin des Projektes Drop by Drop. Sie studiert Theaterregie an der RITCS School of Arts in Brüssel (Royal Institute for Theatre, Cinema, and

Unsere Hoffnung, die uns unzerstörbar macht.

Sound) und ist Mitglied von Jong Gewei, einer künstlerischen Plattform

Unsere Hoffnung, die sogar das Feuer in unseren

in Gent für Menschen von 16 bis 99 Jahren.

Olivenbäumen überlebt. Die Hoffnung macht uns stärker. Sie ist unsere Waffe, ein Schwert mit weichen Kanten.


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„ALEXA – ERZÄHL MIR EINEN WITZ“ Ein narratives Versuchsprotokoll Von Mathies Rau

Das Piccolo Theater Cottbus lud Kinder ein, mit Amazons Alexa über die großen Fragen des Lebens zu philosophieren

„Kinder-Intelligenz“, sagt Mara (11), die anderen stimmen ihr zu. Die anderen sind Keely (10), Maeve (8) und Carl (8): unsere Unterstützer*innen. Ihnen gegenüber sitzen wir: Maria Schneider und Mathies Rau, Theaterpädagogin und Dramaturg am Piccolo Theater. Zwischen uns steht Amazons Alexa, ein schlichter grauer Zylinder. Noch haben die Kinder das Gerät nicht identifiziert und sind in einen Zettel vertieft, auf den wir „KI“ geschrieben haben. „Das heißt Kinder-Intelligenz“, sagt Mara nun mit noch größerer Sicherheit als zuvor. „Gute Idee“, sagen wir, „aber was könnte es noch sein?“ Technisch ist die Versuchsanordnung simpel: Die Kinder sollen einer handelsüblichen KI „große (!) philosophische Fragen stellen, z. B. nach dem Sinn des Lebens“. Mit diesem Auftrag des IXYPSILONZETT-Magazins entwickeln wir ein Experiment und protokollieren dessen Durchführung: ein Experiment unter dem Motto Dialog mit einer KI. Es handelt sich eindeutig um ein Anliegen von Erwachsenen unter der Bewertung durch Erwachsene: Die Problematik der Erwachsenenperspektive auf Seite der Theatermacher*innen im Kinder- und Jugendtheater lässt sich wie so oft nicht


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wegdiskutieren. Noch viel weniger gelingt das bei den „großen phi-

Kinder- und Jugendtheater beinhaltet dahingehend eine interessante

losophischen Themen“.

Form von Multiperspektivität, dass wir erwachsenen Theater

Der technisch simple Versuch verkompliziert sich schnell

macher*innen nie wieder so denken können wie unsere Zielgruppe –

zu einem erkenntnistheoretischen Problem. In der Sprache, dem

egal, wie gut es uns gelingen mag, uns in das Denken von Kindern

Medium zur Herstellung von Bedeutung, liegt die Gefahr, dass wir

und Jugendlichen hineinzuversetzen. Von dieser Seite her gedacht

Erwachsenen den philosophischen Gehalt einer Kinderfrage schlicht

ist unser Ziel also nicht, die Kinder dazu zu führen, dass sie sich

nicht hinreichend erfassen könnten. Daneben verfügt auch eine

verständlich machen können. Vielmehr geht es darum, uns Erwach-

Alexa nicht über das Vokabular, um mit einem Menschen derart in

senen eine Chance zu geben, die Gedanken der Kinder nachvoll-

den Dialog zu treten, dass daraus ein konstruktives Gespräch über

ziehen zu können.

den Sinn des Lebens entstehen möchte. Nicht nur, weil Alexa äußerst zurückhaltend ist:

An dieser Stelle haben wir die Versuchsperspektive umgedreht. Die Kinder sollen nun nicht mehr die „großen philosophischen Fragen

Keely: Alexa, glaubst du an Gott? Alexa: Zu religiösen Fragen, habe ich keine Meinung.

stellen“. Sie sollen vor allem Fragen stellen. Das nimmt den Kindern den Druck, etwas artikulieren zu

Mara: Blablablabla

müssen, das die Erwachsenen als „groß“ bewerten. Es nimmt uns

Keely: Okay, das ist auch eine Antwort.

Erwachsenen den Druck, etwas bewerten zu müssen, dass dem Wesen nach abstrakt ist. Es öffnet einen Raum für Interpretationen,

Philosophische Fragen zu beantworten, läuft in der praktischen Phi-

in dem verschiedene Perspektiven gleichberechtigt stehen gelassen

losophie meist auf das Durchdenken von Sinn, Moral und Glück hi-

werden können, ohne einen unerfüllbaren Anspruch auf Richtigkeit

naus. Es sind solche Fragen, welche die Naturwissenschaften nicht

zu postulieren.

hinreichend beantworten können. Ein schwieriges Feld für eine han-

Und es nimmt Alexa den Druck, etwas Revolutionäres zur

delsübliche KI, die im globalen Vertrieb nicht anecken möchte. Al-

jahrtausendealten menschlichen Philosophiegeschichte beitragen

lein in Deutschland werden die Verbreitungszahlen für Amazon-

zu müssen. Denn wie sich schnell zeigt, ist die Annahme, dass der

Echo Lautsprecher auf über 11 Millionen Nutzer*innen geschätzt.

Dialog mit einer künstlichen Intelligenz längst nicht mehr allein die

Mit einer eigenen Meinung müsste Alexa hier eine äußerst ausdau-

Sache der Science Fiction sei, eine Annahme, die die Leistungsfä-

ernde Gesprächspartnerin sein.

higkeit marktreifer KI's noch deutlich überschätzt. Oder wie es Alexa in unserem Versuch wiederholt ausdrückt: „Es tut mir leid, das habe

Bereits in der Versuchsplanung sehen wir den Bedarf nach einer

ich nicht verstanden.“

Annäherung zwischen uns und den Kindern auf das Anliegen des Experimentes hin, den Dialog mit einer KI. Sie wissen natürlich,

Keines der Kinder hatte vor dem Experiment bereits mit einer

dass wir ein Experiment mit ihnen vorhaben. Sie wissen nur noch

Alexa gesprochen. Maeve und Mara haben Freund*innen, bei

nicht, welches.

denen Amazon-Echo im Haushalt existiert. Als den Kindern klar

Wir schaffen eine Situation, die bei den Kindern Assoziati-

wird, dass wir sie mit Alexa zum Gespräch zusammensetzen wollen,

onsräume eröffnen soll. Mit wenigen geführten Anregungen sollen

zeigt sich jedoch gleich, dass ihnen der Gegenstand eher bekannt

sie Fragen entwickeln, die ihnen im Gespräch mit Alexa helfen kön-

ist als fremd. Auch die Verknüpfung mit Datenschutzproblemen

nen. Dass dieser erste Schritt ein Einfluss von Erwachsenen ist, der

stellen sie her. Wir einigen uns darauf, nach der Fertigstellung dieses

andere Ergebnisse produzieren wird als die Kinder allein und un-

Artikels Alexas Speicher und unsere Videoaufzeichnungen zu

vorbereitet mit Alexa sprechen zu lassen, ist uns bewusst.

löschen.


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Maeve: Man sagt „Alexa“ und dann kommt da oben so eine Farbe und man sagt, „spiel ABBA“, und dann macht sie das.

Was können wir tun, damit Corona vorbei geht? Gibt es Magie wirklich?

Aber oft findet sie einfach nichts. Keely: Wo sucht sie das denn?

In den Dialog mit Alexa treten die Kinder in verschiedenen

Carl: Im Internet.

Runden, ähnlich der vorangestellten Assoziationsketten. Sie spre-

Mara: Ja, aber ich hab gehört, dass so eine Alexa gefährlich

chen – ohne uns – mit der KI. Zwanzig Minuten lang toben sie

sein kann, weil die alles speichert, was man sagt und dann

sich aus, lassen sich Witze erzählen und kriegen ein Gefühl für

Werbung gibt.

die Grenzen ihrer Gesprächspartnerin. Dann geht es in die zweite

Maeve: Oh Gott, jetzt hoffe ich doch, dass das Ding keine Alexa ist.

Runde. Zwanzig Minuten keine Witze. Fragen zu den ganz „großen“ Themen:

Nachdem die Kinder unser Einstiegs-Rätsel um die „KI“ gelöst haben und Alexa als künstliche Intelligenz erkannt wurde, beginnt

Mara: Warum kann man nachts manchmal nicht einschlafen?

unser Experiment mit Assoziationsrunden. Die Kinder denken sich

Alexa: Jede Art von Licht in Ihrem Zimmer kann die Melatonin-

Fragen aus, um sie Alexa zu stellen. Klar zu beantwortende Fragen

produktion in Ihrem Körper stören und verhindern, dass er auf

ziehen sie dabei eher in Betracht als diskussionswürdige.

natürliche Weise einschläft. Ist deine Frage damit beantwortet? Mara: Nein.

Wie viele Farben gibt es?

Alexa: Vielen Dank für dein Feedback.

Wer hat sich die ganzen Märchen ausgedacht?

Maeve: Alexa, wie kann man Corona beenden?

Was war das erste Wort auf der Welt?

Alexa: Das weiß ich leider nicht.

Kann man, wenn man Kreide isst, höher sprechen?

Keely: Aber es war einen Versuch wert … Alexa, existiert Magie wirklich?

Wir stellen eine Zusatzaufgabe: „Stellt Euch vor, Alexa wäre ein Gott,

Alexa: Das weiß ich leider nicht.

ein allwissendes Buch oder eine magische Kugel, und wüsste die

Carl: Alexa, was weißt du überhaupt?

Antworten auf alle Fragen. Was würdet Ihr sie fragen?“

Alexa: Das weiß ich leider nicht. Mara: Alexa, wieso hat man in der Pubertät Pickel?

Warum waren Adam und Eva nackt?

Alexa: Das weiß ich leider nicht.

Ein Mann, eine Frau, ein Kind … Wie?

Keely: Alexa, welches Datum haben wir heute?

Gott, gibt es dich wirklich?

Alexa: Heute ist Mittwoch der 30. Juni 2021.

Welchen Beruf werde ich erlernen?

Carl: Na immerhin.

Zum Abschluss der Vorbereitung gibt es die Frage nach der einen

Die Kinder geben sich Mühe und bleiben dran. Doch schon nach

Frage: „Wenn du eine einzige Frage stellen könntest und du

ein paar Minuten setzt die Frustration ein. Über die ganz großen

darauf die richtige Antwort bekommen würdest, welche Frage

Fragen kann man mit Alexa nicht sprechen. Schnell sind sie wieder

wäre das?“

bei Witzen und den Fragen, für die die meisten von uns googeln müssten. Das Bedürfnis nach „großen“ Antworten kann Alexa allein

Gibt es Hogwarts wirklich? Wie viele Familienmitglieder gibt es in meiner Familie bis in das Jahr 0?

nicht stillen. Dennoch versteckt sich ein in der Philosophie wahrscheinlich existenzialistisches Highlight im Dialog (nach unserer erwach-


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senen Auffassung), als es zu einem kurzen Gespräch über Bewusst-

und Jugendtheater immer noch weit weniger konsequent und kom-

sein und Selbstwahrnehmung kommt.

petent behandelt als „große“ philosophische Themen. Für uns hat das Experiment die Perspektive geschärft, wie

Carl: Alexa, wie viele Alexas gibt es auf der Welt?

wir uns an die Themen unserer Zielgruppe herandenken wollen.

Alexa: Mich gibt es nur einmal (ab hier geht die Antwort im Lachen

Der Lieblingsmoment der Kinder, den sie uns zum Abschluss des

der Kinder fast unter), aber auf vielen verschiedenen Geräten.

Experimentes gespiegelt haben, war etwas direkter:

Maeve: Gute Antwort! Carl: Alexa, erzähl mir einen guten Witz. Wenn man bedenkt, wie unkritisch und meinungsfrei sich Alexa als Haushaltshilfe tarnt, dann könnte man aus ihrem wiederholten Kokettieren mit einem Bewusstsein Fragen ableiten. Auch in den Dialo-

Alexa: Was macht der Mathelehrer im Skiurlaub? (allgemeine Ratlosigkeit) Alexa: Er rechnet mit Brüchen.

gen der Kinder untereinander drückt sich immer wieder Irritation aus. Keely: Und warum ist die jetzt eine künstliche Intelligenz?

v.l.n.r. Mara, Carl, Maeve und Keely sind Mitglieder der Schauspiel-

Mara: Naja eine echte Intelligenz sind wir.

und Tanzgruppen am Piccolo Theater. Mathies Rau ist Dramaturg.

Carl: Na die ist ja kein Lebewesen, die hat jemand gebaut.

Maria Schneider ist Schauspielerin und Theaterpädagogin.

Keely: Die besitzt keine Sinne so wie wir. Maeve: Aber die hört doch. Mara: Ja aber nicht so wie wir. Die hat keine Ohren. Die hat nur so ein bisschen Gehirn. Keely: Wie so ein kleiner Hacker. Maeve: Was an Alexa ist jetzt so schlau? Die haben ja keine Gedanken, können aber trotz dem Sachen beantworten. Carl: Ja, weil sie im Internet stehen. Bis zu einer Diskussion über Menschenrechte für künstliche Intelligenzen ist der Weg noch weit. Für Theatermacher*innen bietet es sich vorerst an, lieber über eine Alexa zu sprechen, als mit ihr. Medienkompetenz und die digitalisierte Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen werden im Kinder-


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WAS IST SCHON SELBSTVERSTÄNDLICH? Die Choreographin und Tänzerin Antje Pfundtner zu ihren Arbeiten für junges Publikum Von Melanie Suchy

Was hat es mit Antje Pfundtners offensichtlich besonderer Ansprache ans junge Publikum auf sich? Mit den Themen, die sie da unters Völkchen bringt, philosophischen Gedanken, Gedankengängen, -sprüngen, -rollen? Eine Befragung

Mit Sitz in Hamburg, Herkunft aus dem Ruhrgebiet, macht Antje Pfundtner seit vielen Jahren in der freien Szene ihre Stücke mit kleinen und größeren Besetzungen, ist mit ihnen bundesweit und international unterwegs. Die Auswahljury für das Festival Augenblick mal! in Berlin 2015, der ich damals angehörte, lud ihre Produktion nimmer ein. Auch das Auswahlgremium der biennalen Tanzplattform Deutschland 2016 in Frankfurt/Rhein-Main überzeugte das Stück, in dessen zauberhaft leichte Schwere oder vergnügte Traurigkeit man sich als Erwachsene verlieben konnte. nimmer war Antje Pfundtners erstes Stück, das sich explizit, also ankündigungsgemäß, an ein junges Publikum richtete. Das neueste ist Ich bin nicht du, das sie mit dem Moks, der Jugendsparte am Theater Bremen, erarbeitete und das 2020 den FAUST-Preis in der Kategorie „Regie Kinder- und Jugendtheater“ zugesprochen bekam. Auf ihre eigene Erfahrung mit dem Philosophieren angesprochen, sagt sie: „Ich habe mir früh Gedanken gemacht über den Tod und warum man stirbt. Wie das, glaube ich, viele Kinder tun.“ Sie sei ein Kind gewesen, „das schon früh die großen Weltschmerzfragen hatte“, oder „die großen Sinnfragen“. Und „in diesen Schmerz reinzugehen“, das mache sie noch heute bei den Vorarbeiten zu ihren Stücken bei den Recherchen, die aus vielen Interviews bestehen. Dinge nicht einfach so hinzunehmen oder, wie man sagt, stehenzulassen. Das Kind Antje ging drumherum oder griff danach: „Ich habe mich gerne ausgedrückt, auf verschiedene Arten, aber

nert sie sich bis heute. „Aha, meine Mutter ist größer als Gott, oder

auch gern viel nachgedacht. Ich habe gefragt, ich wollte Antworten.“

ist Gott genauso wie alle anderen, und jeder kann das entscheiden?

Zum Beispiel irritierte sie das Zubettgehritual bei den Nachbarskin-

Kann meine Mutter das einfach so?“

dern. Die sangen „Guten Abend, gute Nacht“ mit der Zeile „Morgen

Diese Art, unerschrocken nachzuhaken, sieht sie nicht als

früh, so Gott will, wirst du wieder geweckt“. Kind Antje fragte seine

kindlich an, sondern als philosophisch. Sie ist allen ihren Bühnen-

Mutter: „Was ist denn, wenn Gott nicht mehr will?“ Auf deren beru-

stücken eigen. Eines der ersten hieß eigenSinn. In dem Solo von

higendes „Dann wachst Du trotzdem wieder auf!“, kam „Warum?“ –

2003 erzählte und tanzte sie die Geschichte eines Kindes aus der

„Weil ich das will.“ Darüber dachte das Kind noch lange nach, erin-

Ich-Perspektive. Ein Stück für ein Abendvorstellungspublikum.


14 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | PRAXIS

Doch Kinder, erzählt Antje Pfundtner, saßen da auch drin. Das pas-

auf, weil sie ihn scheinbar unbedarft einwarf und sich alle, „wirklich

siere häufig. Es sind oft Kinder von Bekannten. eigenSinn nennt

alle“, im Saal nach ihr umdrehten. War er doch aus theaterwissen-

Antje Pfundtner ein Solo über die Form eines Solos, über „die Form

schaftlicher Sicht schon ausführlichst auseinandergenommen

der Identität, diese Lust oder diese Frage nach dem eigenen Sinn,

worden. Inzwischen kennt sie diese Diskurse auch, besteht aber

nach dem eigenen Wert, aber auch nach diesem ‚Wie willst du ge-

darauf: „Da ist sehr wohl etwas dran: dass du bei einer performativen

sehen werden, wie präsentierst du dich?‘.“ Oder ein Solo über die

Aktion authentisch sein kannst!“

Frage nach der Zuschreibung: „Was wird dir erzählt über dich, stim-

So wie sie für mich aufgrund einer Recherche machte, was

men die Geschichten?“ In der Story vom Kind, das bewegungslos

es heißt, für jugendliches Publikum zu produzieren – nicht nur auf-

auf die Welt kam, steckte auch die im Grunde tanzimmanente Frage,

zutreten, sondern eben den Auftritt auch zu erarbeiten, „was soll

„sich selber in Bewegung zu bringen“ und „Was hast du in der Hand,

man da anders machen?“ –, ging sie damals für nimmer vor. Als der

was nicht?“. So fasst es Antje Pfundter zusammen. Bei dieser Art

Besuch der ersten Probe-Grundschulklasse anstand, bekam sie Muf-

des Philosophierens, die alle ihre Stücke grundiert, durchzieht und

fensausen. In ihren Stücken nutzt sie mehrere performative Mittel,

überwölbt (auf welcher Höhe auch immer man sie wahrnimmt und

auch Objekte und Sprache, aber eben auch Tanz, Tänzerisches, „das

nachempfindet als Zuschauer*in), „da sind Kinder, meiner Mei-

alles ist bei mir immer sehr verbunden.“ Doch alleine vor Kindern

nung nach, immer total dabei, selbst wenn sie selbst es unterschied-

zu tanzen, kam ihr plötzlich blöd vor, in dieser intimen Nähe als

lich angehen oder verschiedene Zugänge zu Metaebenen haben“.

„dieser erwachsene Körper“. Doch dann, „in dem Moment, als ich

Eine Unterschiedlichkeit, die sie etwa bei ihren eigenen Kindern

anfing mich zu bewegen, machte der ganze Raum energetisch

bemerke: einen „Weltschmerzzugang“ oder einen eher pragmati-

FUMP – ich kann das nur so kitschig beschreiben. Ich dachte, ah ja,

schen.

es ist das Selbstverständlichste der Welt, vor diesem Publikum!“. Im Schließlich blieb ihr aber auch ein Satz einer Rezensentin

Nachhinein, aus der Erfahrung vieler Aufführungen, stellt sie fest:

zu dem Stück haften: Parallel zur Frage nach der Wahrheit in

„Selbst wenn sie nachher sagen, äh, finde ich hässlich – darum

jenen Geschichten der Ich-Person sei Antje Pfundtner vielleicht

geht’s nicht, es hat nichts mit ihrem Blick darauf zu tun, sondern

dahin gekommen, „die Dinge nie als selbstverständlich anzuse-

sie nehmen es so an – als was ganz Selbstverständliches. Das hat tat-

hen“. Genau.

sächlich etwas Energetisches.“

Was stimmt?

Sterben geht

Das Stichwort Wahrheit führt zu Ehrlichkeit. „Ehrlichster Publi-

Bei nimmer setzten sich Antje Pfundtner und ihr künstlerisches

kumskontakt“, fällt der Künstlerin dazu ein. So nannte die Jugend-

Team – Antje Pfundtner in Gesellschaft (APiG) – als Thema „das

jury des Festivals Hart am Wind im Lockdownfrühjahr 2020 eine

große Verschwinden, im magischen Sinne oder im Sinne von Ster-

selbsterfundene Preiskategorie und zeichnete darin Pfundtners für

ben“. So stellten sie in den Rechercheinterviews Fragen wie: „Sollte

mich von 2018 aus. Dabei hatte sie das Trio nur auf Video sichten

man den Tod abschaffen?“ Erwachsene, berichtet sie, „holten häufig

können, ein Stück, das sich – auch – an Jugendliche ab 14 Jahren

auf der Metaebene aus, über den Sinn des Lebens und so“. Die Kin-

richtete. Das Lob trifft die besondere Qualität nicht nur dieses Stü-

der kamen entweder mit der Sinnfrage oder antworteten pragma-

ckes und der Kommunikation, die auch aus dem direkten Anspre-

tisch: „Nee, sollte man nicht machen, sonst müsste man ja ein zwei-

chen und -schauen besteht. Die geht nämlich nicht einfach so, die

tes Stockwerk um die ganze Welt bauen, sind ja viel zu viele, das

ist nicht selbstverständlich. Aber sie wirkt so.

würde auch nicht gut sein. Irgendwann ist auch mal Schluss.“ Das

Einen anderen Begriff nennt Antje Pfundtner in diesem Zusam-

war auch eine Art Philosophieren, sagt die Choreographin, „auf un-

menhang: die Authentizität. Mit ihm fiel sie einst bei einer Tagung

terschiedlichen Ebenen“.


PRAXIS | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 15

Selbst: verständlich Letztlich, sagt sie, seien es Identitätsfragen. Wer, wie, was bin ich? „Von diesen Fragen spinne ich auch philosophische, soziologische oder politische Diskurse ab.“ In Sitzen ist eine gute Idee fragt sie alle Anwesenden: „Wofür stehst du auf?“ Auch die Frage nach dem Ende des Ich, dem Sterben, liegt nie fern. Die Arbeit mit dem Moks am Theater Bremen trug die Identität sogar im Titel: Ich bin nicht Du. Dabei war der Themenvorschlag aus dem Ensemble gekommen. „Bei dem Thema bringen die Menschen, mit denen ich arbeite, so viel mit. Es macht Spaß rauszukriegen, was davon ich spannend finde. Wer ist das Ich, wer ist das Wir? Wer bestimmt das Ich, wie kann sich das Ich gegen das Wir durchsetzen?“ Auch darum ging es in dem Stück: „Wo ist das Ich nicht nur versöhnlich, oder wo wird das Wir gefährlich.“ Bei der Reflektionsrunde mit Probepublikum fragte sie die Kinder auch nach der Szene, in der zwei Wesen oder Menschen einander erschießen. Das Kind, das an der Stelle geweint hatte, sagte, es fand das schrecklich, ungerecht und schlimm. Sofort, berichtet Antje Pfundtner, widersprachen ihr andere Kinder: „Ich fand das gut. War doch spannend, außerdem ist dem doch nichts passiert!“ Im Sinne von: nur Theater! Manche sagten, sie fanden es lustig. Am Humor, der hier aufgespürt wird, mag Pfundtner „die Gratwanderung“: Etwas könne kippen, „in das, was dich zum Lachen bringt Das Bewegen oder Tanzen würde man landläufig eher nicht

oder in das, was du tragisch findest.“ So war es hier. Sie mutet und

unter Philosophieren fassen. Antje Pfundtner schlägt da einen

traut sie Kindern zu.

Bogen zum Begreifen. Wie sich Körper in Gesellschaft verhalten oder verhalten müssen, das sei für alle Menschen, auch Kinder, ein

Fragwürdige Antworten

wichtiges Thema. Heutzutage, so ihre These, würden Körper ten-

Die Kategorisierung ihrer Stücke für ein bestimmtes Publikum ist

denziell überflüssig, „wir haben keinen Bezug mehr zu ihnen“. Nur

für Antje Pfundtner alles andere als selbstverständlich, gibt sie im

in Ausnahmefällen. Das „zum Körper zurück“ klinge zwar kitschig,

Gespräch zu verstehen. Kategorisierungen überhaupt. Obwohl ihr

aber Körper sind ja das, was jede*r wahrnimmt um sich herum.

klar sei, dass gewisse Einordnungen wichtig sind. „Aber wozu denn

„Was sehen wir da eigentlich? Dieses Was hat dem Tanz immer

wirklich notwendig?“ Da kommt sie auf Strukturfragen und die Tat-

schon angehangen“, dieser archaischen Kunstform. Schließlich

sache, dass das Produzieren für Kinder ein Stigma hat. Das bestä-

funktioniere ja Lernen von Anfang an über körperliche Reaktion auf

tigte ihr beispielsweise eine Autorin: das geringere Honorar bei

das Sehen eines Körpers. „Du zuckst, ich zucke auch! Nachher lerne

Lesungen aus Kinderbüchern. Auch Kolleg*innen aus der darstel-

ich, nicht mehr zu zucken, wenn du zuckst. Es bleibt, was wir alle

lenden Kunst berichteten von Erfahrungen einer geringeren Wer-

kennen: Du nimmst etwas Physisches auf – auch wenn du nur sitzt.

tigkeit ihrer Arbeiten für junges Publikum.

Da überträgt sich was in deinen Körper, den du ja hast.“


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Für wen. So lautete der Arbeitstitel für nimmer, sagt Antje Pfundtner. Was bedeutet es, dass im Publikum jemand bestimmtes sitzt, eine Gruppe Bestimmter? Was heißt das für das Erarbeiten des Stückes? Statt Kindern könnten es auch Rentner*innen aus Hamburg sein … „Berechtigte und schwierige Frage.“ Sie sehe zwar ein, dass im Sinne der Vermittlung, gerade in den Institutionen, die Aufführungen ein Etikett bekommen, Altersangaben, damit sich die Erwachsenen ein ungefähres Bild machen, zu was sie die Kinder mitnehmen. „Aber ich stelle das auch an vielen Stellen in Frage.“ Bei nimmer etwa wurde ihr prophezeit, die Presse werde das Thema lieben, nicht aber die Schulen. Thema Tod, Verschwinden; das müsse ja unbedingt anschließend reflektiert werden. Antje Pfundtner dachte: „Na hoffentlich reflektieren die nicht nur bei diesem Thema!“ Ihrer Erfahrung nach reagierten die Erwachsenen bei dem Thema eher mit Abwehr, mit Angst. Nicht die Kinder.

Junges Staatstheater+ Premieren Spielzeit 21/22

Wenn Fragen so wichtig sind, was ist mit dem Verstehen? „Wenn ich Kunst sehe, suche ich nach einem Raum der Übersetzung“, eben nicht die ganz eindeutige, vorgekaute Antwort, sagt Antje Pfundtner. So setzt sie auch ihre Stücke an, für erwachsenes und für junges Publikum. Und wie viele Kolleg*innen in der Kunst

Oh yeah, Baby! Ein (mobiles) Discostück von Leandro Kees für alle ab 2 Jahren Premiere 26. Sep 2021 → TiF Foyer

Krabat Ein Jugendstück+ nach Otfried Preußler für alle ab 14 Jahren R: Barbara Frazier Premiere: 18. Mrz 2022 → Schauspielhaus

How to Gatsby frei nach dem Roman Der große Gatsby von F. Scott Fitzgerald für alle ab 14 Jahren R: Benjamin Hoesch und Barbara Frazier Premiere 26. Sep 2021 → TiF – Theater im Fridericianum

Die große Wörterfabrik Eine Kinderoper von Martin Zels für alle ab 8 Jahren R: Marlene Pawlak Premiere: 30. Apr 2022 → TiF – Theater im Fridericianum

In einem tiefen, dunklen Wald Ein Familienstück nach Paul Maar für alle ab 6 Jahren R: Cordula Jung Premiere: 4. Nov 2021 → Opernhaus Fliegen lernen Ein Jugendstück+ nach Das hässliche Entlein von Hans Christian Andersen für alle ab 12 Jahren R: Heinrich Horwitz und Barbara Frazier Premiere: 19. Feb 2022 → TiF – Theater im Fridericianum

Mapping Utopia (UA) Ein Forschungsprojekt+ Premiere 10. Jul 2022 → TiF – Theater im Fridericianum Weitere Premieren und Uraufführungen der Sparten Musiktheater, Tanz, Konzert und Junges Staatstheater + unter www.staatstheater-kassel.de

mache sie die Erfahrung, dass Menschen die Kunst verstehen, ohne es zu verstehen. Wenn vorsichtige Rückmeldungen kommen wie: „Hallooo, ich glaube, ich habe es nicht verstanden, aber ich fand’s ganz toll“, und man nachfrage, sprudeln Ideen und Eindrücke. Das gehe ihr auch mit Kindern und Jugendlichen so. Die Choreographin vermutet, dass diese platte erste, fast beschämte Reaktion eine Art Schutz ist, an der Schule liegt, dem zu wenig geübten Umgang mit kreativen Prozessen und dem, was nicht das schnelle Abliefern von Gewusstem oder Gelerntem ist. Den Begriff der Reflektion findet Antje Pfundtner da auch passender, weil er nicht unbedingt, wie Verstehen, ein Ergebnis, einen Abschluss impliziert. Im Gegenteil.

Melanie Suchy ist freischaffende Kulturjournalistin und Tanzkritikerin. Foto: Maike Häusling


PRAXIS | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 17

DER INNERE RAUM Ein Gespräch über Musik und Philosophie Von Claus Overkamp und Markus Reyhani

Der Regisseur und der Komponist der Musiktheater-Uraufführung Der Bär, der nicht da war am Theater Marabu in Bonn sprechen über die großen Fragen

Claus Overkamp: Philosophie entsteht über die Sprache und das Denken,

komme ich her?“ und vielmehr noch „Was bin ich?“, sind für mich

Musik ist emotional und unmittelbar. Wie geht das also zusammen?

Quelle der Inspiration. Wenn ich mich diesen Fragen nähere,

Markus Reyhani: Musik und Philosophie sind auf den ersten Blick

kommt irgendwann der Punkt, wo ich wirklich tief berührt oder

nicht miteinander verwandt. Aber die Fragen, die in dem Buch Der

sogar verwirrt bin, und das äußert sich bei mir in Musik, weil ich

Bär, der nicht da war aufgeworfen werden, also „Wer bin ich?“, „Wo

Musik lebe.


18 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | PRAXIS

Wir sind von einem bestehenden Text ausgegangen, der uns inspiriert hat.

am meisten entspricht, wenn ich mich diesen im Buch gestellten

Grundsätzlich wäre ja auch der andere Weg denkbar, dass man mit einer

Fragen nähere. Ich bin da nicht denkend rangegangen, es war eine

Musik beginnt, die Gefühle in einem auslöst, die man dann literarisch

Mischung aus Erfahrung und Ausprobieren.

verarbeitet. Da wir aber nun den sehr außergewöhnlichen und philosophischen Text von Oren Lavie als Ausgangspunkt hatten: Was genau hat

Du bist keiner Logik gefolgt, wie „Fagott und Klarinette passen als Holz-

uns interessiert? Ich erinnere die Naivität, die Offenheit, die Neugier, die

instrumente ästhetisch und klanglich gut zum Wald, wo die Geschichte

Lust an der Entdeckung, die Zuversicht des Bären, der sich auf die Suche

hauptsächlich spielt“ oder so etwas?

nach sich selbst macht.

Nein, jedenfalls keiner linearen Logik, wie „weil das so ist, muss das

Sich mit dieser unschuldigen, ernsten Naivität den großen Fragen

so sein“. Ich verwandele die Gedanken ja nicht in Musik, ich lass

auf so eine verspielte Art und Weise zu nähern, das macht ganz viel

mich nur davon inspirieren. Die Musik würde niemals diese univer-

auf. Der Juckreiz am Anfang des Buches zum Beispiel.

sellen Fragen aufwerfen ohne den Text. Dafür ist die Musik auch gar nicht da.

Hier besonders die Umkehrung der Perspektive. Statt dass es einen Bären gibt, der einen Juckreiz hat und sich kratzt, beginnt es mit einem Juck-

Wofür ist die Musik dann da?

reiz, der sich kratzt und daraus entsteht ein Bär. Also die Frage: Was war

Die Musik ist da, diese inneren Räume aufzumachen. Und in die-

zuerst? Und was entsteht woraus?

sem inneren Raum befindet sich das Herz, als zentrales Sinnesor-

Man kann es Umkehr nennen, man kann es aber auch als Blick aus

gan, mit dem wir spüren. Ich kann mich diesen großen Fragen nicht

einer anderen, übergeordneten Sicht des Bewusstseins verstehen.

über das Denken annähern. Ich muss das spüren.

Einem Bewusstsein, das annimmt, was da ist, statt zu denken, was da sein sollte. Was dieses Kinderbuch mir vor allem sagt ist eigent-

Hast du denn beim Komponieren des jeweiligen Musikstücks an eine be-

lich, dass es etwas gibt, das über das Denken hinausgeht. Ein Be-

stimmte Szene gedacht? Zum Beispiel beim Song „Ich bin“?

wusstsein, das das Sein und das Denken, die immer getrennt

„Ich bin“. Diese beiden Worte sind für mich ganz wichtig in den

voneinander sind, vereint. Und das ist auch so eine der großen Ent-

letzten zehn Jahren geworden. Bei der Frage „Was bin ich?“ antwor-

deckungen in meinem Leben, das das eigene Denken so viel kleiner

ten zu können „Ich bin“ ist für mich ein riesiges Geschenk. Und das

ist als das, was ich weiß. Und weil wir das kennen, auch insbeson-

auch noch in einem Song auf der Bühne sagen zu können umso

dere Kinder, spricht uns dieses Buch so an.

mehr. Weil meistens kann man das nicht so direkt sagen. Aber in dieser tollen Geschichte geht das, einfach zu sagen „ich bin“, ohne

Der Bär verfügt über ein Wissen, das größer ist als das Denken. Und alles

dass da noch was kommen muss und ohne dass das kitschig oder

was er erlebt, jeder Umweg, jedes Scheitern, jedes Nicht-Wissen wird po-

belehrend rüberkommt.

sitiv als Erfahrung verbucht. Alles trägt dazu bei, ein Bild von der Welt zu bekommen und keine Erfahrung ist besser oder schlechter als eine an-

Das Komponieren ist offensichtlich ein innerlicher Vorgang, der sich nur

dere. Aber wie übersetzt du als Komponist nun diese Atmosphäre in

schwer mit Worten beschreiben lässt. Dennoch möchte ich nachhaken

Musik? Wie kommt es zu der Entscheidung Fagott und Klarinette als In-

und fragen, wie diese innerlichen Vorgänge Ausdruck in Noten und

strumente zu wählen und ein Casio PT5 Mini Keyboard hinzu zu neh-

Arrangements finden.

men?

Wie ist das denn bei dir als Regisseur? Wenn du etwas auspro-

Ich habe darüber nicht nachgedacht. Ich habe mich mit dem Mate-

bierst, was vielleicht nicht funktioniert und plötzlich kommt eine

rial beschäftigt und bei den Instrumenten hat es dann einen Ton ge-

Idee, ein neues Element, das vorher nicht da war. Wo kommt das

geben, eine Resonanz. Es ist der Sound, der meiner inneren Welt

dann her?


PRAXIS | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 19

Ich glaube gar nicht, dass es neu ist. Ich glaube, dass es irgendwo schon da ist, mal erlebt wurde, in einem schlummert und aus der Erinnerung kommt und einen dann auf einmal anspringt und ruft „Hallo, hier bin ich“. Genau so entstand die Idee mit dem Luftballon, mit dem der Bär Musik macht. Die Idee schlummerte schon lange in mir, aber der Bär war einfach der perfekte Kandidat dafür. Ein anderer Komponist würde eine völlig andere Musik komponieren. Meine Komposition ist vielleicht gar nicht bahnbrechend in ihrer Technik oder raffiniert oder intelligent, aber: das bin ich. Und das ist der Grund, warum ich das nach so vielen Jahren immer noch mache. Und ich bin

inspiriert mich meistens nicht sehr. Die Sounds des PT5 schienen

noch nicht mal Chef bei dieser Expedition, ich komme nur pünktlich

mir für unsere „Bär“-Geschichte einfach perfekt zu sein.

zu Arbeit. Warum? Wir machen Theater oder Musik aus einer persönlichen Haltung heraus.

Der Sound und auch der Rhythmus sind einfach genial. Man kann

Aus einem inneren Grund. Und der ist bei jedem Menschen ein anderer.

diese alte Gerät eigentlich fast nie einsetzen, weil es so beschränkt

Sonst wäre es einfach nur austauschbares Handwerk. Was treibt dich

ist. Aber gerade in seiner Beschränktheit ist es eben auch so aus-

beim Musikmachen an?

drucksstark und für den Bären einfach der perfekte Sound.

Es geht mir darum, den eigenen inneren Raum in Frequenzen und Musik zu übersetzen und der Frage nachzugehen: Wie klingt mein

Es gibt also kein musikalisches System oder Konzept im Vorfeld deiner

innerer Raum? Ich kann neue Software oder neue Kompositions-

Komposition? Keine Leitsätze wie „eine fragmentarische Geschichte

techniken lernen, aber entscheidend ist: Hilft es meinem Raum,

braucht fragmentarische Musik“ oder „große philosophische und komple-

dass er klingt, oder bringt es mich weg davon?

xe Fragen brauchen komplexe Musik“? Nein. Musik ist erst einmal frei von dieser Art von Form. Für mich

Du verwendest oder baust selber Musikinstrumente, die meistens analog

sind es in erster Linie Schallwellen, die Gefühle und Assoziationen

oder elektro-mechanisch funktionieren. Wie z. B. das legendäre Casio

entstehen lassen im Hörenden. Man könnte mit einer großen

Mini Keyboard PT5, das wir beim „Bär“ einsetzen und mit dem schon

Schwere an diese großen Fragen von Leben und Tod herangehen,

die Band Trio ihr „DA DA DA“ spielten. Kommt der Klang deines inne-

aber mit Leichtigkeit und Humor sind wir viel eher in der Lage, uns

ren Raumes aus der Erinnerung?

den großen Fragen zu nähern. Sie tragen viel eher die Frequenz in

Ich verwende analoge oder elektro-mechanischen Instrumente gern,

sich, die uns erspüren lassen, worum es geht, weil wir mit dem Den-

weil sie wirklich schwingen. Ich arbeite auch mit Plug-ins und vir-

ken da nicht hinkommen. Unser Denken schafft nur einen Teil der

tuellen Instrumenten, die klingen oft toll, aber die schwingen nicht,

Erkenntnis. Um uns den großen Fragen zu nähern, brauchen wir

die tun nur so. Die bringen irgendwann die Boxen zum Schwingen,

den ganzen Menschenapparat und dazu gehört unser Herz, unser

aber auf dem Weg dorthin schwingt nichts, nur 0-1-0-1-0-1 und das

innerer Raum.


20 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | PRAXIS

Wie würdest du die Musik für „Der Bär, der nicht da war“ einem gehör-

ist eine Verlängerung des Fagotts, auch sehr warm mit etwas höhe-

losen Menschen in Worten beschreiben?

ren Tönen und etwas schneller. Also eigentlich sind Fagott und Kla-

Im Nachhinein fällt mir auf, dass es so gut wie keine Dreiklänge

rinette ein Instrument.

bzw. Akkorde gibt, weil es mit Fagott und Klarinette ja nur zwei Blasinstrumente sind, und dadurch bleibt die Musik in der Schwebe. Sie

Als Zuschauer*innen eines Kunstwerkes sind wir geneigt anzunehmen,

beantwortet emotional nicht alles voll und ganz. Die Musik bleibt

dass da ganz viel Vor-Überlegung, Logik und Konsequenz in den Ent-

sehr schlank und nimmt dich an die Hand, aber sagt dir nicht ganz

scheidungen steckt. Also z. B. dass für diese Geschichte mit Fagott und

genau, wohin die Reise geht. Das Ganze behält etwas Leichtes und

Klarinette ganz bewusst zwei Instrumente gewählt wurden, die eigentlich

Schwebendes und ist auch weniger autoritär, lässt mehr Raum.

eins sind, weil der Bär, der sich sucht und der Bär, den er am Ende findet, auch zwei sind, die eigentlich einer sind usw. Du sagst aber, „im Nach-

Und warum Fagott und Klarinette?

hinein“ fällt dir das auf. Das bedeutet, dass man sich als Künstler*in erst

Das Fagott ist so tief wie der Bär mit seinem Wissen, das über das

durch das Ergebnis der eigenen Arbeit, durch das Werk selbst bewusst

Denken hinausgeht. Das kommt von ganz unten. Und die Klarinette

wird, was eine*n emotional und intuitiv im Schaffensprozess bewegt hat. Ja genau. Sicher ist es auch die Erfahrung, die einen Entscheidungen treffen lässt, die intuitiv richtig sind, aber als Künstler muss ich mich in einem Raum bewegen, wo ich nicht schon weiß, wie etwas geht.

DER IST

Sonst bin ich nicht verbunden mit meiner Seele, dann bleibe ich quasi im Maschinenraum und komme nicht auf die Brücke. Das

MENSCH

Schiff bleibt dann im Hafen. Dann bist du am Ende selbst der Bär auf seiner Reise zu sich selbst, seinem inneren Raum. Sein ICH begegnet seinem DU mit den Worten „Schön, mich kennenzulernen“. Ist das ein schöner Schluss?

EIN ANDERER

Ein wundervoller Schluss, im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Text basiert auf einem Videogespräch vom 21. April 2021.

Claus Overkamp ist einer der beiden Leiter des Theaters Marabu in Bonn

EINE STÜCKENTWICKLUNG MIT DEN CYBERRÄUBERN UND NEURONALEN NETZEN AB 1. OKTOBER 2021 IN DER WARTBURG

und Regisseur der Musiktheater-Uraufführung Der Bär, der nicht da war von Oren Lavie. Foto: Ursula Kaufmann

Markus Reyhani ist Komponist und hat für Der Bär, der nicht da war, die erste persönliche Zusammenarbeit mit dem Theater Marabu, die Musik geschrieben. Foto: Christian Kleiner


THEORIE + PRAXIS | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 21

KINDER – ERWACHSENE, FRAUEN – MÄNNER, MENSCHEN – TIERE? Zur Auflösung binärer Oppositionen im Forschungstheater Von Sibylle Peters

Philosophische Fragen spielen beim FUNDUS THEATER | Theatre of Research immer eine Rolle – und Philosophie lädt vor allem dazu ein, einen Schritt zurückzutreten und zu reflektieren: Wie verändern sich unsere Formen und Formeln der Welterklärung? Ist Theater Zukunftsforschung? Können szenische Verfahren helfen, kollektive Entscheidungsprozesse inklusiver zu gestalten? In welche Fallen tappen Partizipation und Theaterpädagogik in der postmigrantischen Gesellschaft? Was macht den Sound von Schule aus? Was wünschen sich Kinder vom Kindertheater? Zu diesen und vielen weiteren Fragen wird am Forschungstheater geforscht. Wie wir dabei vorgehen, haben wir in den vergangenen Jahren intensiv reflektiert. Dutzende von Forschungsprojekten wurden aufgearbeitet, Methoden und Formate aufgeschrieben und publiziert.1 Forschen bezeichnet im Forschungstheater ein experimentelles und zugleich gezieltes Eingreifen in die Realität – motiviert durch Wün-

einen Schritt zurückzutreten und zu reflektieren: Wie verändern

sche von Kindern, informiert durch Wissenschaft und ermächtigt

sich unsere Formen und Formeln der Welterklärung?

durch Kunst und ihre Mittel. Philosophische Fragen spielen dabei

In den letzten paar Jahren scheint es mir vor allem die Auf-

immer eine Rolle, und doch lädt Philosophie vor allem dazu ein,

lösung binärer Oppositionen zu sein, die das Geschehen am For-


22 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | THEORIE + PRAXIS

fentlichkeit: Plötzlich schien es nicht mehr so wichtig und auch gar nicht mehr so einleuchtend, Menschen in Kinder und Erwachsene auseinander zu dividieren. Stattdessen wurde spürbar, was uns diese Unterscheidung normalerweise kostet, nämlich ein Miteinander, in dem alle gleichermaßen Wirkungsmacht haben, in dem wir alle verletzlich sind, in dem wir alle Verantwortung tragen und in dem wir alle die Hilfe der anderen brauchen. Eine Öffentlichkeit, in der wir alle Kinder und alle Erwachsene sein können.3 Aus Erfahrungen wie diesen heraus bezeichnen wir uns als Kindertheater „für alle Generationen“, machen wir uns für das Kinderwahlrecht stark, richten wir das Festival Transgeneratoren aus, und machen in diesem Jahr schließlich den Versuch, Performancekunst gegen eine weitere binäre Opposition in Stellung zu bringen, nämlich gegen die Unterscheidung der Geschlechter: In einer neuen PLAYING UP-Edition wird Performancekunst zu einem Weg, sich aus dem Dualismus von Frau und Mann herauszuspielen und Geschlechterrollen vielfältiger zu performen.4 Schon der Poststrukturalismus hatte es auf binäre Unterscheidungen wie die zwischen Geist und Körper oder zwischen Anund Abwesenheit abgesehen. Mittlerweile hat es diese Kritik auf die schungstheater aus philosophischer Perspektive prägt. Zuerst knick-

politischen Bühnen geschafft: Ob in der Genderdebatte oder im de-

te die Unterscheidung zwischen Kindern und Erwachsenen ein, die

kolonialen / antirassistischen Denken – binäre Unterscheidungen

unsere Praxis als Kindertheater so viele Jahre ganz selbstverständlich

stehen immer öfter im Zentrum der Kritik. Doch was macht sie ei-

geprägt hat. Zwar hatten wir immer schon etwas dagegen, Kindern

gentlich aus? Binäre Oppositionen sind solche, die sich eine Gesamt-

pauschal Eigenschaften zuzuschreiben. Für Kinder zu arbeiten, er-

heit unterwerfen wollen, zum Beispiel die Gesamtheit der Men-

möglichte uns gerade ein Theater der Diversität. Denn im Kinder-

schen: Wer Mensch ist, muss entweder Kind oder Erwachsener,

theater haben wir es mit Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft

muss Frau oder Mann sein, so die Logik der binären Unterschei-

zu tun. Und da fällt es vielleicht gar nicht mehr so ins Gewicht, dass

dung. Das läge in der Natur der Sache, suggeriert uns die binäre Op-

sie alle jünger als 16 Jahre sind. Dennoch ist es eher zufällig gesche-

position, und in dieser vermeintlichen Unausweichlichkeit unter-

hen, dass wir aus der binären Unterscheidung zwischen Kindern

stützt sie zugleich die Vorherrschaft der einen über die anderen, der

und Erwachsenen herausgefunden haben. Es hatte mit PLAYING

Erwachsenen über die Kinder, der Männer über die Frauen, des

UP zu tun, einem Spiel, mit dem sich Kinder und Erwachsene ge-

Geists über den Körper, des Lebens über den Tod, der Anwesenheit

meinsam in die Performancekunst hineinspielen können.2 Das Re-

über die Abwesenheit.

Enactment von Aktionen aus der Geschichte dieser Kunstform er-

Geister passen per definitionem nicht in diese Dualismen

möglicht es Kindern dabei, die Machtverhältnisse in der Gruppe der

hinein, und vielleicht macht sie gerade das so spannend. In unserem

Spielenden zu ihren Gunsten zu verschieben. Bei großen Play Ins,

Forschungsprojekt über Geister gingen Schüler*innen auf die Suche

bei uns im Theater, in der Tate Modern und an vielen anderen Orten

nach den Geistern ihrer alltäglichen Umgebung, und fanden dabei

der Welt, entwickelte sich daraus temporär eine neue Art von Öf-

immer wieder welche in den Klos ihrer Schulen, die sich verfangen


THEORIE + PRAXIS | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 23

hatten, weil sie die Entscheidung, ob sie nun Mädchen oder Jungen

eingesperrt und gequält. Könnten wir nicht das Theater nutzen, um

wären, nicht treffen konnten.5

So viele unglückliche Gender-Geister

wahre Freundschaften zwischen Menschen und Tieren anzustiften?

– das hatten wir nicht erwartet. Oft sind es gerade solche überra-

Hatten wir nicht gerade erklärt, dass das Theater zu allem eingesetzt

schenden Ergebnisse, Aktionen oder Wünsche unseres Publikums,

werden kann, was sie sich wünschten? Also wollten sie das Geld,

die ein neues Forschungsvorhaben einleiten. So auch in unserem

das ihnen zur Verfügung stand, ausgeben, um Tieren zu begegnen.

Projekt There is no Business like Showbusiness (2015 – 2018), in dem

Denn die fehlten ihnen. Zwar hatten sie reichlich Plüschtiere und

Schüler*innen mittels eines eigenen Budgets bestimmen konnten,

sahen ständig Tierfiguren in Animationen. Einige wenige unter

wer oder was auf der Bühne des Forschungstheaters zu sehen sein

ihnen hatten auch Haustiere, und alle wussten seit dem Kindergar-

sollte: Spinnen, Hunde, Hühner, Pferde – sie luden vor allem Tiere

ten, welche Geräusche Schafe, Hühner, Kühe, Schweine und so wei-

ein. Tiere standen höher im Kurs als Fußballstars oder Youtuber –

ter machen. Nur wirklich gehört hatten sie diese Geräusche nur sehr

wer hätte das gedacht? Anfangs waren wir davon gar nicht begeistert:

selten. Mit diesem Befund fing ein neues Forschungsvorhaben an:

Gab es nicht den Zoo und den Zirkus für sowas? Aber die

In der Tat, den Bauernhof, von dem die Bücher allen Kindern erzäh-

Schüler*innen mochten Zoo und Zirkus nicht. Da wurden Tiere ja

len, gibt es nicht mehr. Menschen und Tiere leben immer weniger

WILDWECHSEL — Das Festival der ostdeutschen Kinder- und Jugendtheater

GARTEN DER DEMOKRATIE 16. — 21. OKT 2021 am Theater Bernburg wildwechsel-festival.de

glückaufhelle(r)Zukunft – Stiftung


24 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | THEORIE + PRAXIS

zusammen. Alles driftet in Monokulturen auseinander. Und zu-

kunst stützen, die sich schon seit Joseph Beuys’ Aktion I like America

gleich nehmen die Monokulturen der Tiere und Pflanzen, die wir

and America likes me für Setups interessiert, in denen sich Menschen

konsumieren, immer mehr Platz und immer mehr Ressourcen ein.

und andere Tiere auf Augenhöhe begegnen können.8

Der Report zur Biodiversität der UN von 2019 zeigt das mit aller

Dann kam die Pandemie: Die Zerstörung von Wildtier-Ha-

Deutlichkeit. Die Säugetiere auf dem Planeten Erde teilen sich fol-

bitaten durch immer weiter vorrückende Monokulturen brachte

gendermaßen auf: 36 Prozent sind Menschen, 60 Prozent sind

einen neuartigen Virus hervor, der die Menschheit in die Schranken

Tiere, die wir essen, und nur 4 Prozent sind frei lebende Tiere, Ten-

wies und das Forschungstheater für mehr als ein Jahr weitgehend

denz schnell fallend. Unsere Programmdirektor*innen hatten also

lahmlegte. Er machte uns klar, dass das Theater nicht damit fortfah-

völlig recht, es war höchste Zeit die Tiere ins Rampenlicht zu holen

ren kann, sich die Welt in der Blackbox so einzurichten, als ob dabei

und damit zugleich eine weitere binäre Opposition auf den Prüf-

nur die Menschen zählten und alles andere bloß Technik, Bühnen-

stand zu stellen, die zwischen Mensch und Tier.

bild und Requisite sei. Und so stehen wir heute in den Startlöchern

Seit sehr langer Zeit besteht eines der Lieblingsspiele der Phi-

um die künstlerische Forschung nach Auswegen aus der binären Op-

losophie darin, etwas zu benennen, was nur die Menschen haben

position von Mensch und Tier wieder aufzunehmen. Gestützt auf

oder tun, nicht aber die Tiere, etwas, was das Menschsein als solches

die Mittel der Performancekunst und gemeinsam mit unserem Pu-

ausmacht und es über das Tiersein erhebt. Meistens ist dies gerade

blikum wollen wir weiter nach Wegen suchen, wie Menschen und

das, was die fragliche Philosophie selbst am meisten interessiert, zum

andere Tiere besser zusammenleben können. Es ist Zeit für eine

Beispiel die Sprache, die Arbeit, das Sozialverhalten, der freie Wille,

wahrhafte Konferenz der Tiere (Menschen inbegriffen) rund um unser

6

Geschichte, Bedeutung, Gefühl und Mitgefühl. Junge Menschen

Haus und den angrenzenden Park, für eine Konferenz, bei der Men-

haben an all diesen Abgrenzungen Zweifel. Sie trauen Tieren all das

schen und andere Tiere tatsächlich zusammenkommen. Wie das

zu: Sprache, Wille, Gefühl und Mitgefühl. Und mehr und mehr gibt

gehen soll? Bestimmt hat unser Publikum dazu schon ein paar Ideen.

ihnen die wissenschaftliche Forschung recht und immer dringender müssen wir uns mit der Frage konfrontieren, ob das Lieblingsspiel der Philosophie nicht eigentlich pures Herrschaftswissen ist und vor

Sibylle Peters ist Performancekünstlerin, Theaterleiterin und Kulturwissen-

allem einen Zweck hat – nämlich zu legitimieren, dass wir die Tiere

schaftlerin.

besitzen, töten und essen, und zwar in einem Umfang, der mittlerweile das Fortbestehen unserer eigenen Art bedroht. Denn durch diese binäre Opposition verlieren wir Blick und Verständnis dafür, dass alle

1

Gerade neu erschienen sind die Online-Publikation pab-research.de über Participatory ArtBased Research und das Buch Handeln. Entscheiden. Performen. Künstlerische Forschung mit Kindern, Oberhausen 2021. Vgl. auch Sibylle Peters: Performing Research. How to conduct research projects with kids and adults using Live Art strategies. London 2017.

Entstanden ist daraus 2019 das Projekt Animals of Manchester

2

Playingup.de

(including humanz), in dem das Forschungstheater gemeinsam mit

3

der Live Art Development Agency und dem Manchester Internatio-

Vgl. dazu auch Darren O’Donnell: Haircuts by Children and Other Evidence for a new Social Contract, Toronto 2018.

4

Jetzt online frei verfügbar unter gender.playingup.de

nal Festival in einem Park in Manchester eine temporäre Zone ein-

5

Vgl. Sibylle Peters/Eleanor Sommer: Die Spukversicherung. Anleitung zur Geistersuche, Hamburg 2020.

6

Vgl. dazu Sibylle Peters, Schweine im Weltall. Eine Recherche zur Zukunft der Arbeit in mehr als menschlicher Perspektive (Online-Vortrag), 2020.

7

Donna Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Frankfurt/New York 2018.

8

Das Projekt findet sich hier dokumentiert: https://www.thisisliveart.co.uk/resources/liveart-and-animals-2020/

Lebewesen in Ökosystemen zusammenleben, und die Zerstörung dieser Ökosysteme auf die Dauer nicht überleben können.

richtete, in der es – inspiriert von Donna Haraways Konzept von Companionship – darum ging, wie das wäre, wenn alle Tiere, Menschen eingeschlossen, gleichberechtigt zusammenleben würden.7 Und auch dabei konnten wir uns – neben der Philosophie – auf die Intuitionen junger Menschen und auf Verfahren der Performance-


INTERNATIONAL | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 25

MUTTERSPRACHE Poetische und politische Dimensionen gebärdeter Bühnenstücke für Kinder Von Jayne Batzofin

In einem Klassenzimmer änderte sich meine Art, Theater zu machen, für immer: Wie kann Sprache auf der Bühne nicht nur erzählerisches Mittel, sondern Instrument für soziale Entwicklung und Integration sein?

Hinweis: Im folgenden Artikel wird das „große G“ für Gehörlose verwendet. Es beschreibt Menschen, die sich als kulturell Gehörlos identifizieren und die Gebärdensprache als ihr vorherrschendes Kommunikationsmittel verwenden. (Das klein geschriebene „g/gehörlos“ hingegen bezieht sich auf Gehörlosigkeit, wenn sie als medizinischer Zustand/Behinderung betrachtet wird.) Im Studium und in meinen Anfängen als Regisseur*in und Bühnen- und Kostümbildner*in war ich vor allem vom physical theatre und visual theatre inspiriert – einem Theater, das sich in seinen künstlerischen Entscheidungen auf den Körper und die Ästhetik stützt, um Bedeutung zu vermitteln. Ich war vehement gegen die Verwendung von gesprochenem Text, da ich ihn für überflüssig und plump hielt. Ich war besessen von den visuellen und körperlichen Details, den Nuancen der Aufführung und strebte ständig danach, über die Sprache hinauszugehen und unmittelbare Theatererlebnisse zu schaffen. Daher war ich mehr als begeistert, als ich eingeladen wurde, mit der von der Kritik gefeierten inklusiven Theatergruppe FTH: K (From the Hip: Khulumakahle) zu arbeiten. Diese Gruppe aus Südafrika erarbeitet mit Gehörlosen und hörenden Künstler*innen ein stark visuelles, nonverbales Theater, für Gehörlose und hörende Zuschauer*innen. Ich packte meine Koffer, zog nach Kapstadt und schrieb mich in einen akkreditierten Kurs für Südafrikanische Gebärdensprache (SASL) ein. Unter der Leitung des künstlerischen Leiters Rob Murray richteten sich die Theaterproduktionen an ein Publikum ab 16 Jahren, wobei der Schwerpunkt auf Arbeiten mit Masken, Puppen und Objekten lag. Die Produktionen wurden in professionellen Theatern, auf nationalen Festivals und international gespielt und tourten zu Gehörlosenschulen in ganz Südafrika.


26 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | INTERNATIONAL

Wenn man über viele Jahre hinweg viele Gehörlosenschulen

ihre Sprache? Zahlreiche Studien und Forschungsergebnisse

besucht, wird man sich der Ungleichheit eines Bildungssystems

haben die immense Bedeutung der Spracherwerbsentwicklung bei

und einer Gesellschaftsordnung bewusst, die ihre Gehörlosen Kin-

Kindern im Alter bis 5 Jahre gezeigt und bewiesen, dass der

der im Stich lassen; ihre Not und die Folgen der Vernachlässigung

Spracherwerb größtenteils passiv geschieht: Kinder sehen Fern-

übersehen. Ich war oft schockiert, wenn ich diese Schulen besuch-

sehsendungen, hören Menschen um sich herum sprechen, hören

te und die Lehrer*innen auf Gebärdensprache mit Panik reagier-

Radio usw. Für Gehörlose Kinder, die in einem hörenden Haushalt

ten, weil sie nicht gebärden konnten. Unser Bildungssystem

aufwachsen, in dem nicht SASL gesprochen wird, ist die Welt ohne

schickt zwar qualifizierte Lehrer*innen in die Schulen, berück-

Sprache. Sie gehen dann in die Schule, und wenn sie Glück haben,

sichtigt aber nicht, ob diese Lehrer*innen mit den Schüler*innen

haben sie Lehrer*innen, die gebärden, und das ist dann die

in ihrer Erstsprache kommunizieren können. Hinzu kommt die

Art und Weise, wie sie die Sprache erwerben, ausschließlich in

Tatsache, dass viele Gehörlose Kinder von hörenden Eltern gebo-

einem Klassenzimmer und ganz sicher erst im Alter von mindes-

ren werden. Wo erwirbt also die Mehrheit der Gehörlosen Kinder

tens 4 Jahren.


INTERNATIONAL | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 27

Ich erinnere mich lebhaft an eine Tour im Jahr 2012, bei der wir auf

direkt mit den Kindern arbeiten wollte, ich wollte verstehen, wie sie

dem Schulgelände der Thiboloha School for the Deaf and Blind in

ihre Umgebung aufnehmen, wie sie sich mit ihrer Welt auseinan-

Qwaqwa übernachteten. Eine großartige Schule, in einem eher ab-

dersetzen. Diese ethische Forschungspraxis führte dazu, dass ich

gelegenen Teil Südafrikas, mit Lehrer*innen, die gebärden konnten.

zwei Wochen mit einer ausgewählten Gruppe von Kindern in der

Ich fragte, ob ich eine ihrer Klassen für die Schüler*innen der Foun-

Foundation Phase verbrachte. Dies gab den Kindern Zeit an mich

dation Phase (etwa 4-7 Jahre) beobachten könnte. Ich erinnere mich,

zu gewöhnen, ihren Raum mit mir zu teilen und mir zu vertrauen.

dass ich dort saß und völlig fasziniert war von ihren winzigen Hän-

Ich saß mit ihnen in der Klasse und beobachtete einfach, wie sie

den, die versuchten, ihre Sprache im Raum um sie herum zu egrei-

sich verhielten, besonders wenn sie neuen Stoff lernten. Nach den

fen. Sie lernten das Alphabet … Regenschirm … Xylophon … Zelt.

ersten Tagen, in denen ich für die Kinder ein Novum war, wurde ich

In diesem Klassenzimmer änderte sich meine Art Theater zu ma-

bald Teil des Mobiliars und es wurde leichter, den Rhythmus und

chen für immer: Ich wollte nicht länger nonverbales Theater

die Routinen der Kinder zu beobachten. Nach diesen zwei Wochen

machen, ich wollte Theater in SASL machen. Ich wollte, dass diese

der Eingewöhnung begann ich mit den Kindern zu spielen, indem

erstaunlichen Kinder eine weitere, andere, unterhaltsame Möglich-

ich eine zufällige Auswahl an Gegenständen in die Klasse mitbrachte

keit haben, sich ihre Sprache außerhalb des Klassenzimmers passiv anzueignen. Nach dieser Erkenntnis verlagerte ich meinen Fokus als Regisseur*in für ein erwachsenes, auf junges Publikum. Mit der Unterstützung der ASSITEJ Südafrika und der ASSITEJ Dänemark erhielt ich die Chance zur Teilnahme am Inspiring a Generation-Programm, einem dreiwöchigen Austauschprogramm, bei dem ausgewählte südafrikanische Theatermacher*innen nach Dänemark reisten, um etwas über Theater für Kinder und Jugendliche zu lernen. Teil des Austausches war der Besuch des weltbekannten Aprilfestivals, eines der größten Theaterfestivals für Kinder und Jugendliche. Das Festival erinnere ich als Rausch. Ich rannte von einer Vorstellung zur nächsten, nahm eilige Mahlzeiten ein, lernte wunderbare neue Leute kennen, erlebte lange Abende und kurze Nächte. Vor allem erinnere ich das Staunen, das Eintauchen in all diese Werke für Kinder und Jugendliche, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Tatsächlich haben sich einige der Aufführungen, die ich bei diesem Festival gesehen habe, für immer in mein Gedächtnis eingeprägt und sind bis heute präsent, wenn ich eine neue Arbeit entwickle. Nach dieser Erfahrung, die mein Leben verändert hat, und meinem persönlichen Wunsch, in SASL eine Arbeit für Gehörlose Kinder zu machen, entwickelte ich mein erstes professionelles Stück für ein junges Publikum: What goes UP … Zunächst habe ich ausgiebig zur Ethik des Arbeitens und Forschens mit kleinen Kindern recherchiert. Ich wusste, dass ich


28 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | INTERNATIONAL

und einen Raum für freies Spiel ließ. Am schönsten war die Stunde, in der die Kinder 45 Minuten lang nur mit Federn spielten, sie hoch

16/10/21 SPIEGELHALLE

Der fabelhafte Die von Sergej Gößner Regie Kristo Šagor Urau昀ührung JTK 10+

in die Luft pusteten und beobachteten, wie sie fielen; sie waren ganz fasziniert von den aufsteigenden und sanft fallenden Federn. Die Stunde brachte mich auf die Idee für das Theaterstück und den Titel der Show What goes UP … (basierend auf dem englischen Sprichwort „What goes up must come down“). Diesen Reichtum an Beobachtungen aus dem Spiel habe ich dann in die Proben mit

14/11/21 STADTTHEATER

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch Familienstück von Michael Ende Regie Theo Fransz Urau昀ührung JTK 6+

professionellen Künstler*innen übertragen. Vier Wochen lang entwickelten wir das Stück und zeigten den Kindern immer wieder Zwischenergebnisse, um zu sehen, wie sie auf die Themen, Kostüme, Gestaltung des Zuschauer*innenraums, Requisiten etc. reagierten. Es war ein sehr interessanter Prozess, bei dem ich versuchte, mein Wissen als erfahrene*r Theatermacher*in mit dem abzugleichen,

21/11/21 WERKSTATT

Angeknipst! Familienstück von Barbara Fuchs & Jörg Ritzenho昀 Regie Barbara Fuchs Urau昀ührung JTK 3+

12/02/22 SPIEGELHALLE

Roadtrip mit Lasergirl und Beyoncé von Tjibbe Veldlamp Regie Franziska Autzen Urau昀ührung JTK 12+

was die Kinder interpretierten und worauf sie reagierten. Das letzte Wort hatten jedoch immer die Kinder. Das einzige Material, bei dem die Kinder im Prozess nicht beteiligt waren, war der SASL-Text. Das Skript entwickelte ich nebenbei mit der Hilfe eine*r professionellen SASL-Dolmetscher*in. Es war poetisch und etwas fortgeschrittener als das Verständnisniveau der Kinder, denn der Zweck der Verwendung von SASL war nicht, den Kindern SASL beizubringen oder ihre Verständnisfähigkeiten zu testen, sondern das Theater zu einem Ort für eine passive, unterhaltsame, nicht-schulische Begegnung mit ihrer Sprache zu machen. Nach dieser Entwicklungsphase tourten wir dann mit der Show einen Monat lang durch Südafrika zu verschiedenen Gehör-

26/03/22 WERKSTATT

losenschulen und meine liebste Erinnerung ist der Moment, als wir

Unser Lehrer ist ein Troll

für die jüngsten Kinder der Foundation Phase auftreten sollten. Eine

von Dennis Kelly Regie Simon Windisch JTK 8+

besorgte Lehrerin sprach uns an, bevor die Kinder ankamen: „Sie werden die Gebärdensprache in dem Stück nicht verstehen, sie ist zu fortgeschritten“. Ich lächelte sie sanft und höflich an, weil ich wuss-

22/04/22 STADTTHEATER

te, dass sie zwar Recht hatte, es aber nicht um das Verstehen ging,

bodybild

sondern darum, dass es wichtig war, ihre Muttersprache in einem

von Julia Haenni Regie Anne-Stine Peters JTK 14+

der Bühne gebärdeten, hob sich plötzlich spontan eine Welle kleiner

anderen Kontext zu erleben. Während der Vorstellung, als wir auf Hände in die Luft, die unsere Zeichen nachahmten. Das passierte

www.theaterkonstanz.de/junges+theater

jedes Mal, wenn wir gebärdeten. Die Welle von kleinen Händen erhob sich, kopierte die Bewegungen, zeichnete die Handformen in


INTERNATIONAL | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 29

Identität. Und auch wenn nicht jede*r Theatermacher*in sich als politisch versteht, machen wir auf der Bühne ständig Politik, wenn wir uns entscheiden, unser Publikum zu repräsentieren oder zu unterrepräsentieren. Ich bin mir dieser politischen Entscheidungen bewusst und hinterfrage in meiner Dramaturgie immer die Mittel und Modi der Repräsentation, ob es nun um Geschlecht, sexuelle Identität, ethnische Herkunft oder Inklusion geht. Wenn ich auf mein jüngeres Theatermacher*innen-Ich zurückblicke, das die Verwendung von Text verabscheute, kann ich nicht anders, als leise über mich selbst zu lachen. Ich bin immer noch sehr begeistert davon, visuelle und körpersprachliche Elemente in meinen Arbeiten zu verwenden, und wenn überhaupt, dann neige ich mehr und mehr zum Tanz. Aber ich habe jetzt eine tiefe Wertschätzung für die Kraft der Sprache auf der Bühne, nicht als erzählerisches Mittel, sondern als Instrument für soziale Entwicklung und Integration. Und ich werde für immer dankbar sein, dass ich dieses Klassenzimmer besuchen durfte, in dem kleine Hände ihre Sprache entdeckten. So konnte ich für mich entdecken, was meine Theatersprache sein kann und wo mein Platz in der Welt ist. der Luft nach. Auch wenn die Kinder nicht wussten, was wir sagten, setzten sie sich in diesen Momenten eindeutig mit ihrer Sprache auseinander. Nach jeder unserer Aufführungen stürmten Kinder auf uns zu und fragten: „Seid ihr Gehörlos?“ – „Nein, wir sind hö-

Jayne Batzofin ist ein*e südafrikanische Regisseur*in und Theater-

rend“, antworteten wir und ihre Gesichter hatten diesen Ausdruck

macher*in und setzt sich für das Theater für die Allerkleinsten und das

von völliger Freude und Verwirrung, weil sie versuchten zu begrei-

Jugendtheater ein. Jaynes Arbeit ist spezialisiert auf Inklusion und Zu-

fen, dass eine hörende Person, die nicht ihr*e Lehrer*in war, flie-

gänglichkeit für und mit Menschen mit Behinderungen. Foto: Teri Robberts

ßend gebärden und mit ihnen kommunizieren konnte. Ich denke oft, dass dieser Aspekt für die Kinder vielleicht noch beeindruckender war als das Zuschauen beim Theaterstück. Hier spreche ich von der Besonderheit der Arbeit in SASL für Gehörlose Kinder, aber ich denke, dass wir in dieser Weise auch über die Arbeit für alle anderen Kinder nachdenken können, deren Muttersprache als Minderheitensprache angesehen wird. Obwohl es in der Tat viele Vorteile des nonverbalen Theaters gibt und es ein wunderbares, zugängliches Medium ist, sollte es nicht das einzige Theater sein, zu dem Kinder, die Minderheitensprachen sprechen, Zugang haben. Alle Kinder sollten sich selbst auf der Bühne repräsentiert sehen und oft ist die Sprache ein großer Teil der kulturellen


30 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | WAS INSPIRIERT EIGENTLICH …

WAS INSPIRIERT EIGENTLICH ... … Antigone Akgün, Dorothea Lübbe, Elena Philipp, Malte Andritter und Winfried Tobias?

Vom 21. bis 26. April 2023 heißt es in Berlin wieder: Augenblick mal! für herausragende Produktionen und unterschiedliche Positionen und Formen der Darstellenden Künste für junges Publikum. Wir haben die fünf Kurator*innen um einen philosophischen Ausblick auf das kommende Festival gebeten

Für das 17. Festival des Theaters für junges Publikum sichten fünf Kurator*innen zunächst die von Theatern eingereichten Videos samt Material und begeben sich – toi toi toi! – ab Januar auf die Reise durch die deutsche Theaterlandschaft. Aus den Vorschlägen und eigenen Entdeckungen in Schauspiel, Tanz, Musiktheater, Figurenspiel, interdisziplinären Produktionen und Performances werden sie Anfang Oktober 2022 jene ästhetisch wie gesellschaftlich relevanten Inszenierungen auswählen, die als Gastspielprogramm das Herz von Augenblick mal! Das Festival des Theaters für junges Publikum 2023 bilden: fünf für ein Kinder- und fünf für ein Jugendpublikum.

Etwas – im besten Falle Philosophisches – über Theater für junges Publikum zu schreiben, entpuppt sich gerade als wirkliche Challenge. Dieser Satz starrt mich lange an, ich starre zurück, das Leerzeichen daneben flimmert aufgeregt, während mein Ringfinger sich eifrig gen Löschtaste aufmacht: Aber klar doch lässt sich da was schreiben! Etwa über meinen einen Wunsch, der moralischen Erziehungsanstalt elegant den Rücken zu kehren, junge Künstler*innen mitsamt ihrer Gedankenräume vollauf wertzuschätzen. Über meinen anderen Wunsch, Festivals nicht als agonale Ereignisse anzusehen (mal ehrlich, „Leistungsschau“ ist doch echt out!), sondern ihr Potenzial als Orte der multiperspektivischen Begegnung vollends

Die Welt steht Kopf und das Theater für junge Menschen ist gefragter denn je.

auszuschöpfen. Aber ist das schon philoso-

Neue Stoffe, Formen und Erzählweisen entstehen stetig und erreichen ein breiteres

phisch?! Und lohnt es sich als auf die dreißig

Publikum als jedes andere Theater. Hier sind vielfältige Künstler*innen und Kol-

Zugehende über junges Publikum zu sinnie-

lektive zuhause, die Mut haben, laut, sinnlich und nachdenklich ein zeitgenössi-

ren, wenn ich es viel lieber zu einem Symposi-

sches Theater für Alle immer wieder neu zu erfinden. Es gibt keine Angst vor der

um einladen würde, wo es und seine Kunst end-

Auseinandersetzung, sondern eine große Lust und ein Selbstverständnis für eine

lich zur Sprache findet? Ich halte schon mal

Welt, ihre Menschen und ihre Themen in all ihrer Komplexität.

Ausschau nach einem Termin!

Das Theater für ein junges Publikum ist auf der Überholspur! Von Augenblick mal! 2023 wünsche ich mir, dass Menschen zusammenkommen

Antigone Akgün, freie Performerin, Autorin und Dramaturgin,

und ein Erleben von Theater wieder nah, direkt und vielfältig möglich wird.

Frankfurt am Main Dorothea Lübbe, freischaffende Regisseurin für Community Theater, Vermittlerin und Kulturwissenschaftlerin, Berlin/ Sachsen-Anhalt


WAS INSPIRIERT EIGENTLICH … | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 31

Kunst und Kommunikation, Denken und Fühlen, Sinn und Form: Das Und ist

Wenn ich vom Theater schreibe, darf ich auch für Dich schreiben? Für uns

doch das Interessante am Theater für ein

sprechen? Und wer hört zu in unserem Theater? Wer hat hier was zu sagen?

junges Publikum. Finde ich. Und freue

Ich darf sprechen und Du auch und Ihr auch und dann finden wir heraus,

mich auf all das, was nicht diesen sauber

was unsere Worte uns zu sagen haben. Und was die Worte der

gegabelten, dichotomen Kategorien ent-

Dichter*innen, der lebenden und der toten. Unser Theater bringt Dinge zur

spricht. Was non-binär, hybrid, mashed-

Sprache. Unser Theater schafft Räume: Denkräume, Freiräume, Begegnungsräume. Unser Theater, wenn

up ist. Auf Darstellende

es Werkstatt, Labor, Think Tank,

Kunst, die (zukunfts-)offen, überraschend verstörend,

Warum entwickle ich zunehmend Antipathien, wenn ich in

Spielraum sein will, braucht

leise, traurig, wild, verrückt,

Spielplänen über Stücke wie Das Sams, Pippi oder Conni stol-

Räume: Obdach, Anerkennung, Si-

veränderlich, im Werden,

pere? Weil ich schon ein genaues Bild davon habe, was mich

cherheit. Unser Theater setzt sich

zart und wagemutig ist. Die

erwartet? Ärgert mich der fehlende Mut der Macher*innen

aufs Spiel, aber es verliert sich

zum Heute spricht, mit

zu unbekannten Stoffen, die nicht sofort einzuordnen sind,

nicht darin, es ist kein seliger

Herz, Hirn, Haut und Haar.

aber die Chance haben, neue Perspektiven zu ermöglichen?

Schlupfwinkel. Aus der Kindheit –

Welche Lebensrealitäten werden dort untersucht oder hinter-

meiner, Deiner, aller – schöpft es

Elena Philipp, freie Kulturjournalistin

fragt? Was wird reproduziert? Und wo sind die Ansätze für

(neue) Heimat. Wenn wir in unse-

und Kritikerin, Redakteurin beim On-

dystopische oder utopische Alternativen? Ich möchte Kinder

rem Theater Welt finden und die

line-Feuilleton nachtkritik.de, Berlin

sehen, die nach der Vorstellung zu ihren Eltern stürzen, die

Welt neu erfinden, dann auch um

unangenehme, verstörende oder auch neugierige Fragen stel-

unser Theater zu verlassen und die

len. Ich möchte junge Menschen sehen, die in einem Mo-

Welt zu verändern. Denn die Welt

ment jubeln und im nächsten eisern widersprechen. Ich will,

muss verändert werden, das denkt

Bis zum 15. August 2022 können unter

dass Lehrende sich auf unbekanntes Terrain wagen und in

sich unser Theater jeden Tag. Ich

www.kjtz.info Vorschläge für das Festival

der Nachbereitung mit den Schüler*innen heiß diskutieren.

bin. Wir sind. Das ist genug. Nun

Augenblick mal! 2023 eingereicht werden,

Das wäre für mich ein Resultat einer herausragenden Insze-

haben wir zu beginnen.

die in den Spielzeiten 2020/2021 und 2021/

nierung. Traut euch, unangenehm zu sein!

2022 Premiere hatten. Als Premiere gelten auch interne Premieren und nichtöffentliche Voraufführungen.

Winfried Tobias, stellvertretender Intendant, Malte Andritter, freier Theatermacher und Gamedesigner, Brunsbüttel

Leitung Kinder- und Jugendtheater, Theater der Stadt Aalen


32 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | WAS INSPIRIERT EIGENTLICH …

WAS INSPIRIERT EIGENTLICH … … Uwe Dürigen, Verwaltungsdirektor am Theater Pforzheim?

Am Theater Pforzheim entsteht eine neue Sparte für junges Publikum. Ein Grund zum Feiern und ein Vorhaben, das viele Unterstützer*innen in der Politik, in der Stadt, in der Verwaltung und auch im Theater selbst braucht. Forza Pforzheim! Die Redaktion hat Uwe Dürigen gefragt, warum er die Spartengründung so tatkräftig unterstützt


WAS INSPIRIERT EIGENTLICH … | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 33

Worin liegt Ihre persönliche Motivation, sich für die Sache stark zu

In Pforzheim wird uns als Theater ob der besonderen, heterogenen

machen?

Struktur unserer Bevölkerung eine besondere Aufgabe zuteil. Mit

Jeder theaterbegeisterte Mensch kann sich an seinen ganz indivi-

136 Nationen in unserer Stadt und 56% Anteil von Migrant*innen

duellen Auslöser erinnern – das wird bei vielen Gesprächen mit

an der Gesamtbevölkerung stehen wir vor großen Herausforde-

unseren Zuschauer*innen und Kooperationspartner*innen

rungen. Die Antworten, wie wir als Gesellschaft zusammenwachsen

immer wieder offensichtlich. Meist liegt er in der frühen Kindheit;

können, finden wir in den Inhalten unserer Stücke.

auch bei mir ist das so. Diese Keimzelle wollen wir anlegen, diesen Funken zünden und zum Überspringen bringen. Denn

Das junge Publikum ist Ausgangspunkt der Spartengründung. Warum

der Zauber einer Opernarie, die inhaltliche Auseinandersetzung

wollen Sie es erreichen?

mit brennenden Themen großer Schauspiele, die sinnliche

Wir müssen feststellen, dass in soziologischen Studien eine erschre-

Leidenschaft eines Pas de deux sind für mich einzigartige Momente.

ckende Abnahme von Empathie-Werten bei Kindern vorliegt.

Diese Live-Erlebnisse prägen uns – je früher, desto besser. Kindern

Gleichzeitig wird in vielen Bereichen des beruflichen Lebens die feh-

und Jugendlichen eine neue Welt zu eröffnen, die Vermittlung

lende Kreativität junger Menschen beklagt. Die kulturelle Bildung

von ethischen Werten zu fördern und den jungen Menschen

ist eine wichtige Voraussetzung, den großen Themen unserer Zu-

unserer Region auf ihrem Weg ins Erwachsensein Horizonte zu

kunft zu begegnen: Respekt und Empathie gegenüber unseren Mit-

erweitern, ist für mich ein großer Ansporn und ein ehrgeiziges

menschen. Der Schutz der Natur und unserer gesamten Umwelt.

Ziel.

Die Akzeptanz aller Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Geschlecht und Religion. Das Bewusstsein für ein gesundes Klima.

Teilen Sie Ihre Vision für das Haus mit uns?

Diese großen Fragen werden durchaus bereits für die Jüngsten im

Die Gründung eines Kinder- und Jugendtheaters ist eine große, loh-

Kindertheater verhandelt – so z. B. in unserem Familienstück Das

nenswerte Investition in die Zukunft, die sich für mich in drei große

Urmel aus dem Eis: Hier erfährt der König, dessen Hobby die Groß-

Themenfelder aufteilt:

wildjagd ist, dass auch Tiere eine Seele haben und lässt das Urmel

Zum einen sind dies gesellschaftliche Aspekte, also das En-

letztlich am Leben. Wichtig ist uns zur Verdeutlichung dieser Ge-

gagement für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen. Zum

sichtspunkte die inhaltliche Aufbereitung durch eine theaterpäda-

zweiten setzen wir auf das Sich-Einlassen auf ein unmittelbares, ge-

gogische Begleitung.

meinschaftliches Live-Erlebnis als Gegenpol zur digitalen Vereinsa-

Das kollektive Live-Erlebnis eines gemeinsamen Theaterbe-

mung. Und drittens geht es um die Bedürfnisse der Theater zur Ge-

suchs auch als Gegenpol zur digitalen Welt ist ein weiterer Aspekt:

winnung des Publikums von morgen.

Die Kinder und Jugendlichen sind heute oft auf sich selbst gestellt und erleben in digitalen Räumen und sozialen Medien eine „Abwe-

Ihr Theater ist eng mit der Stadt verbunden. Wie werden Sie dieser Ver-

senheits-Kommunikation“. Beim Theaterbesuch aber sind sie ganz

antwortung gerecht?

weg vom On demand-Gedanken, sie lassen sich gemeinsam darauf

Als öffentlich getragene Kulturinstitution ist es unser Auftrag, junge

ein. Diese Begeisterung, die die kleinen Besucher*innen mitreißt –

Menschen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten und

vollkommen ohne Netz und doppelten Boden, ganz live und unmit-

ihnen Anreizpunkte für gesellschaftlich wichtige Themen zu liefern.

telbar, löst oft einen großen Aha-Effekt aus. Ein Theaterbesuch er-

Gerade das Kinder- und Jugendtheater vermittelt über die Stückin-

fordert im Übrigen hohe Konzentration auf das Wesentliche – ohne

halte im besonderen Maße eine Werte-Orientierung. Hierbei kön-

Ablenkung und Pause-Taste!

nen wir die Schulen optimal unterstützen. Denn das bloße Abarbeiten von Lehrinhalten führt uns in eine Sackgasse.

Zudem investieren wir mit dem Kinder- und Jugendtheater ganz klar in unser Publikum von morgen: Das Abonnement ist ein


34 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | WAS INSPIRIERT EIGENTLICH …

Bekenntnis zu einem breit gefächerten Kulturangebot und zum

Wie lautet also Ihr Fazit?

einzigartigen deutschen Ensembletheater-System. Die Abon-

Kinder- und Jugendtheater darf nicht kurzfristig betriebswirtschaft-

nent*innen sind unsere wichtigsten Gäste, die unser produzieren-

lich bewertet werden. Traditionell sind Umsatzerlöse in diesem

des Theater in seiner ganzen Bandbreite und einzigartigen Vielfalt

künstlerischen Segment lediglich rudimentär ausgeprägt. Vielmehr

des künstlerischen Angebots unterstützen. Und so hoffen wir, die

ist es eine großartige Investition in die Zukunft unserer Stadt.

Abonnent*innen von morgen gewinnen zu können und mit unserem Programm die Theaterleidenschaft zu wecken. Dabei bieten wir

Uwe Dürigen ist seit November 2013 Verwaltungsdirektor des Theaters

aus allen drei Sparten unseres Hauses ein breites Portfolio an Ver-

Pforzheim. Er studierte Betriebswirtschaft an der Hochschule Pforzheim

anstaltungen, die auch z. B. an klassische Musik heranführen und

und war ab 2001 stellvertretender Verwaltungsdirektor des Theaters

neue Hör- oder Sehgewohnheiten fördern.

Pforzheim. Foto: Andrea D’Aquino

KARLA, ÄNDI, ARTHUR ein Hör-Tanz-Spiel für 2 Zweibeiner und 4 Pfoten 01.10. | 18 Uhr (Premiere) 02. & 03.10. | 16 Uhr ehrenfeldstudios Wissmannstr. 38 50823 Köln 03. & 04.12. tanzhaus nrw Erkrather Str. 30 40233 Düsseldorf www.ehrenfeldstudios.de www.tanzfuchs.com


REZENSION | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 35 Wechselspiel lassen sich Spannungen auf-

vermitteln, entwickelt die Kanadierin Marie-

bauen, die Handlungen motivieren können –

Hélène Larose-Truchon in Eiskrem auch die

und sei es nur die Spannung, wie jemand

sozialen Komponenten einer Langeweile

mit dem selbstverschuldeten (?) Zustand der

(Übersetzung: Uli Menke). Eiskrem ist al-

Langeweile umgeht, bzw. welche Schritte

lein, ihre Mutter ist ständig unterwegs, „die

notwendig werden, um aus dieser heraus-

Umwelt“ zu retten, die „Babysitterin“ Sa-

zutreten. Paradoxerweise also bedeutet die

mantha ist desinteressiert und dann gibt es

Darstellung von Langeweile auf der Bühne

noch eine „Alte, die sich zu Tode langweilt“.

ein spannendes Handlungspotential, das

In vielen absurden Situationen wird vorge-

Langeweile in spielerische Aktionen über-

führt, wie die Mutter jedes Mal, wenn sie

führt. Spiel wird zum Instrument eines Ver-

Eiskrem eine Geschichte erzählt, als Um-

suchs, zugleich das Sich-Einrichten im In-

weltaktivistin abgerufen wird. In diesem

nehalten der Zeit und Strategien zu deren

Stück entsteht Langeweile durch Vernach-

Überwindung aufzuzeigen.

lässigung, werden zunächst eher deren de-

Thomas Maagh (Hg.): Spielplatz 33. Fünf

Alle fünf für diesen Band ausgewählten

struktive Seiten gezeigt, bis dann am Ende

Theaterstücke über Langeweile. Verlag der Au-

Stücke zeichnen sich durch diese energeti-

ein Happy End sich abzeichnet.

toren, Frankfurt am Main 2021, 224 Seiten,

sche Struktur aus. Mehr noch weitet sich

Billy the Kid, der klassische gefürchtete Wes-

ISBN 978-3886614042, 224 Seiten, 15 EUR

diese in eine universelle Weltbetrachtung.

ternheld, als von der Langeweile gepeinigter

Nicht nur in Megafad oder Der längste Nach-

junger Mann? Herman van de Wijdeven

Langeweile

mittag des Universums von Bernhard Studlar

(Übersetzung: Rob Vriens) formt die mythi-

Wie ein vorübergehender Zustand

wird ein mythischer Zusammenhang be-

sche Figur zu einem Kind um, dessen Vater

neue Kräfte mobilisiert

schworen, wenn „Zwei, die gerne spielen“

abgehauen ist. Der Sheriff Erp macht sich

Von Manfred Jahnke

die „uferlose Zeit“ eines immergleichen

an seine Mutter heran, Billy überfällt aus

Nachmittags erleben, der „wie eine Welle

Wut über seine Situation eine Bank und

Langeweile markiert als Begriff zunächst

sich bricht, aber nicht im Sande verläuft,

harrt nun mit Geisel Lucy aus. Aber Lucy

einmal Leerlauf in einem leeren Raum, in

sondern rollt und tollt, sich wieder und wie-

durchschaut die Situation. Sie ist in diesem

dem sich die Zeit endlos zu dehnen, ja, (fast)

der erhebt.“ Ewige Wiederholung dessen,

Stück diejenige, die die Fäden in der Hand

still zu stehen scheint. Im eigentümlichen

was man Alltag nennt? Die Eine und der An-

hält. Aber die Motive von Billy de Kid haben

Zwischen vorgeblicher Inaktivität und der

dere jedenfalls erleben dieses Alltagsritual,

hier nichts mit Langeweile zu tun, sondern

Aktivität, wieder diesem Zustand zu entrin-

reflektieren es und überwinden mit kleinen

mit zielloser Wut, die dem Gefühl der Ein-

nen, schweben auch die Fünf Theaterstücke

Spielaktionen die Routine. Dabei changie-

samkeit entspringt. Oder bedingt Einsam-

über Langeweile, die Thomas Maagh als He-

ren die Handlungen im Spannungsfeld von

keit automatisch Langeweile?

rausgeber für die renommierte Reihe Spiel-

Sich-Einrichten im Raum und Spielstrate-

Als sogenannten Klassiker für ein jugendli-

platz zusammengestellt hat. Im 33. Jahrgang

gien, diesen zu überwinden.

ches Publikum enthält Spielplatz 33 Susanne

erscheint nun diese Publikation, die einzige,

Christina Kettering entwickelt in Time Out.

Schneiders Die Nächte der Schwestern Brontë

in der Jahr für Jahr Stücke für ein junges Pu-

Ein Spiel um Geschwindigkeit ihr Spiel aus

(UA 1992), die in der Abgeschlossenheit der

blikum einer interessierten Öffentlichkeit

der Dialektik von Universums- und

Provinz ihre Wunschfantasien nach einer

vorgestellt werden.

Menschheitsgeschichte. Auch hier agieren

Beziehung mit einem Mann austräumen

Langeweile als reale Langeweile szenisch zu

zwei Spieler*innen – Einer und Noch-Einer –

und verzweifelt gegen den langweiligen All-

reproduzieren, führt zum Theaterschlaf, wie

im spielerischen Dialog, der sich immer neu

tagstrott anzuschreiben versuchen.

Maagh in seinem Kommentar zu Recht er-

mit dem Phänomen der Zeit auseinander-

Es lohnt sich, diesen Band, wie jeden in die-

wähnt. Langeweile markiert das Anhalten

setzt. Im Wechsel zwischen Warten und

ser Reihe, in die Hände zu nehmen.

einer zeitlichen Ausdehnung, entwickelt

Spielaktionen entsteht der ganze Kosmos –

dabei ein produktives Potential: Im tempo-

im Warten und im Neuanfangen. Am Ende

rären Stillstand entwickeln sich neue Kräfte,

geht Einer und Noch-Einer wartet.

Manfred Jahnke ist freischaffender

die sowohl konstruktive wie dekonstruktive

Während Kettering und Studlar Langeweile

Theaterwissenschaftler, Dramaturg und

Eigenschaften hervorbringen. Mit diesem

als Ausdruck eines universellen Geschehens

Theaterkritiker (die deutsche bühne).


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WAR DA WAS? 3+ Theater für die Allerkleinsten URAUFFÜHRUNG 1001 NACHT 6+ Familienstück zur Weihnachtszeit URAUFFÜHRUNG PETER PAN 8+ nach James Matthew Barrie URAUFFÜHRUNG ZEHN 10+ Ein Stück Zukunft mit Schauspielerinnen und Kindern aus Karlsruhe URAUFFÜHRUNG LINKS VOM MOND 12+ von Matin Soofipour Omam URAUFFÜHRUNG | AUFTRAGSWERK RUNNING 13+ von Christina Kettering CORPUS DELICTI 14+ von Juli Zeh DER TRAFIKANT 14+ von Robert Seethaler

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38 | IXYPSILONZETT | 02.2021 | VERBANDSZEUG VERBANDSZEUG

gogik der Theatermacher*innen gewürdigt. Das

Kooperation mit dem theaterkohlenpott, Herne

Theater Mummpitz ist eines der ältesten freien

(Regie: Frank Hörner).

Kindertheater Deutschlands. Der Preis ist mit

| kjtz.de | deutscher-literaturfonds.de |

Neue Leitung am Theater Strahl

10.000 Euro dotiert.

Das Berliner Theater Strahl wird ab der Spielzeit

| theatermummpitz.de | Kolibri-Katalog steht für kulturelle Vielfalt

2021/22 von der bisherigen stellvertretenden

Der neue Empfehlungskatalog Kolibri 2021/2022

Theaterleiterin und Theaterpädagogin Karen Giese, der Regisseurin Anna Vera Kelle und dem

NEUSTART KULTUR – Junges Publikum:

stellt 67 aktuelle Kinder- und Jugendbücher vor,

Schauspieler Matthias Kelle geleitet. Das Trio

Für zukunftsorientierte Vorhaben (Modul C) kön-

die zur Auseinandersetzung mit verschiedenen

übernimmt die Leitung der auf Kinder- und Ju-

nen im ersten Halbjahr 2022 noch Förderungen

Kulturen anregen und interkulturelles Zusam-

gendtheater spezialisierten Bühne von Wolfgang

aus diesem Programm gewährt werden. Antrags-

menleben differenziert beleuchten. Die bewährte

Stüßel, der das Theater Strahl als freie Gruppe

frist ist der 15. Oktober 2021.

Publikation bietet Schulen, Bibliotheken und

1987 gründete.

| assitej.de/neustart |

Eltern Orientierungshilfe. In Deutschland und

| theater-strahl.de |

Österreich ist der Katalog über den Arbeitskreis für Jugendliteratur zu beziehen. Deutscher Kindertheaterpreis und

Markus Steinwender wird Intendant

Deutscher Jugendtheaterpreis 2022

in Siegen

Das KJTZ führt im Auftrag des Bundesministeri-

Der Regisseur, Schauspieler und langjährige Spre-

ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

cher des ASSITEJ-AK Bayern wird zur Spielzeit

das Juryverfahren für den Deutschen Kinder-

2021/22 Intendant am Apollo-Theater Siegen.

theaterpreis 2022 und den Deutschen Jugend-

| apollosiegen.de |

theaterpreis 2022 durch und nimmt vom 1. Sep-

| jugendliteratur.org |

tember bis zum 1. November 2021 Vorschläge deutschsprachiger Theater und Theaterverlage

Nachruf auf Werner Hahn

Neues Haus für die Taschenoper Lübeck

entgegen.

Der Theatermacher Werner Hahn (65) ist am

Die Taschenoper Lübeck eröffnet am 3. Oktober

| kjtz.info/kjt-preise |

2. September plötzlich verstorben. Als Sänger am

2021 ihr Musiktheaterhaus für Kinder in der Lü-

Theater Hagen gründete er ein Kinder- und

becker Königstraße. Nach 14 Jahren Kooperation

Jugendtheater, das unter dem Namen LUTZ

mit dem Stadttheater Lübeck kann die Taschen-

Antragsfristen für Wege ins Theater

Hagen eine eigene Sparte des Theaters wurde.

oper Lübeck dank der Hilfe von Stiftungen, Land

Die nächsten Termine sind 31. Januar und

Hier waren nicht nur seine Stücke erfolgreich,

und Stadt eigene Wege gehen.

30. April 2022. Die Einreichung digitaler Projekte

sondern auch seine vielfältigen Projekte mit

| taschenoper-luebeck.de |

ist weiterhin möglich.

jugendlichen Strafgefangenen, Senior*innen oder

| wegeinstheater.de |

Menschen mit Migrationsgeschichte, was das LUTZ Hagen zu einem wichtigen Kulturfaktor der

Neues Haus für das FUNDUS THEATER

Stadt machte. 2017 wechselte er ans Apollo

Ab Winter 2021 ist das Theatre of Research am Ham-

Neue Stücke für das Kindertheater

Theater Siegen, wo er unter anderem die

burger Platz der Kinderrechte am Sievekingdamm

Nah dran!-Stipendien für den Zeitraum 2022/

Jugendtheatersparte JAp aufbaute. Er war Träger

zu finden: Der Start in die neue Spielzeit beginnt auf-

23 gehen an Emel Aydoğdu: Wachsen (AT), in

des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Mit

grund des Umzugs mit Projekten, Vorbereitungen

Kooperation mit dem Jungen Schauspiel Düs-

ihm verliert das Kinder- und Jugendtheater einen

und Anregungen zum Spielen und Forschen.

seldorf (Regie: Emel Aydoğdu); Carsten Bran-

seiner

| fundus-theater.de |

dau: Jetzt ist aber Schluss (AT), in Kooperation

Macher. Und wir verlieren nicht nur einen

mit dem Stadttheater Bremerhaven (Regie:

Freund, sondern auch einen Menschen, der uns

profiliertesten,

leidenschaftlichsten

Bianca Sue Henne); Jens Raschke: Schnecke

wie kein Anderer immer wieder klar gemacht

Nürnberger Kindertheater Mummpitz

durch die Hecke (AT), in Kooperation mit dem

hat, wie weit das Wirkungsspektrum des Thea-

erhält bayerischen Kulturpreis

Hessischen Staatstheater Wiesbaden (Regie:

ters ist, wie stark seine Kraft, und welche über-

Mit dem Preis der Bayerischen Landesstiftung

Dirk Schirdewahn); Henner Kallmeyer: Blinde

schäumende Freude es machen kann.

wurde im Juli vor allem die Vielfalt und die Päda-

Passagiere im trojanischen Pferd! (AT), in

Lutz Hübner & Sarah Nemitz


TERMINE | IXYPSILONZETT | 02.2021 | 39 PROQUA-FACHKONFERENZ: RELIGION UND KULTURELLE BILDUNG? WERTE – ETHIK – TRANSPARENZ 22. November 2021, Köln | proqua-kms.de |

KUSS – THEATER SEHEN! THEATER SPIELEN! HESSISCHE KINDER- UND JUGENDTHEATERWOCHE 25. März bis 2. April 2022, Marburg | hltm.de/de/kuss-uebersicht |

IMPRESSUM IXYPSILONZETT Das Magazin für Kinderund Jugendtheater 17. Jahrgang

TREFFEN JUNGE MUSIK-SZENE 24. bis 29. November 2021, Berlin | berlinerfestspiele.de |

APRILFESTIVAL DER ASSITEJ DÄNEMARK 27. März bis 3. April 2022, Esbjerg (DK) | aprilfestival.dk |

Erscheint 3x jährlich – im Januar (das Jahrbuch), Mai und Oktober

BIG BANG – ADVENTUROUS MUSIC FESTIVAL FOR A YOUNG AUDIENCE 27. November 2021, Stormen Concert Hall Bodø (NO) | bigbangfestival.eu |

FRANKFURTER FORUM JUNGES THEATER: FFORWÄRTS+MACHEN | TEIL 4: MIT+MACHEN Mai 2022, Frankfurt am Main | kjtz.de |

Redaktionsschluss für dieses Heft: 23.08.2021

BIG BANG – ADVENTUROUS MUSIC FESTIVAL FOR A YOUNG AUDIENCE 4. und 5. Dezember 2021, Opéra de Rouen (FR) | bigbangfestival.eu |

47. MÜLHEIMER THEATERTAGE: KINDERSTÜCKE 7. bis 28. Mai 2022, Mülheim an der Ruhr | stuecke.de |

FACHTAGUNG CLICK.CLICK.PLAY! DIGITALITÄT UND PARTIZIPATION IM THEATER MIT UND VON KINDERN 1. und 2. Oktober 2021, online | kinder-theater-fest.de |

FESTIVAL THÉÂTRE À TOUT ÂGE 10. bis 18. Dezember 2021, Quimper (FR) | tres-tot-theatre.com |

FESTIVAL SCHÖNE AUSSICHT 8. bis 15. Mai 2022, JES Stuttgart | jes-stuttgart.de |

FESTIVAL KLIKER 2. bis 10. Oktober 2021, Varaždin (HR) | klikerfestival.com |

FRANKFURTER FORUM JUNGES THEATER: FFORWÄRTS+MACHEN | TEIL 2: FREI+MACHEN Januar 2022, Frankfurt am Main | kjtz.de |

ASSITEJ ARTISTIC GATHERING 2022 17. bis 22. Mai 2022, Helsingborg (SE) | assitej-international.org | bibu.se |

TERMINE

29. MAINZER KINDERTHEATERFESTIVAL 2021 12. September bis 19. Oktober 2021, Mainz | jugend-in-mainz.de | SPIELSTARK – 20. KINDER , JUGEND UND FAMILIENTHEATERFESTIVAL 24. September bis 9. Oktober 2021, Ottweiler und Saarlouis | ueberzwerg.de/festival-spielstark | SPIELARTEN. DAS KINDER- UND JUGENDTHEATERFESTIVAL IN NRW 29. September bis 26. November 2021, NRW | spielarten-nrw.de |

PROQUA-FACHKONFERENZ: GLOBALE PERSPEKTIVEN IN DER KULTURELLEN BILDUNG 5. Oktober 2021, Frankfurt am Main | proqua-kms.de | KINDER- UND JUGENDTHEATERFESTIVAL WILDWECHSEL 16. bis 21. Oktober 2021, Theater Bernburg | wildwechsel-festival.de | VERLEIHUNG DES DEUTSCHEN JUGENDLITERATURPREISES 22. Oktober 2021, Frankfurter Buchmesse | jugendliteratur.org | HÄNDE HOCH! 21. COTTBUSER PUPPENSPIELFEST 22. bis 24. Oktober 2021, Cottbus | piccolo-cottbus.de | SEGNI NEW GENERATIONS FESTIVAL 23. Oktober bis 3. November 2021, Mantua (IT) | segnidinfanzia.org | FESTIVAL LICHT.BLICKE 25. bis 29. Oktober 2021, Gostner Hoftheater Nürnberg | gostner.de/licht-blicke | TREFFEN JUNGER AUTOR*INNEN 11. bis 15. November 2021, Berlin | berlinerfestspiele.de | FRANKFURTER FORUM JUNGES THEATER: FFORWÄRTS+MACHEN | TEIL 1: WEITER+MACHEN 12. + 13. November 2021, online | kjtz.de | AUGEN AN, STIMME AUS! THEATERARBEIT MIT GEHÖRLOSEN UND HÖRENDEN 20. und 21. November 2021, Köln | butinfo.de | BIG BANG – ADVENTUROUS MUSIC FESTIVAL FOR A YOUNG AUDIENCE 20. und 21. November 2021, Opéra de Lille (FR) | bigbangfestival.eu |

ASSITEJ MITGLIEDERVERSAMMLUNG 14. Januar 2022, online | assitej.de | FESTIVAL MOMIX 27. Januar bis 6. Februar 2022, Kingersheim (FR) | momix.org | PANOPTIKUM – 12. EUROPÄISCH-BAYERISCHES KINDERTHEATERFESTIVAL 8. bis 13. Februar 2022, Nürnberg | festival-panoptikum.de | JUNGSPUND. THEATERFESTIVAL FÜR JUNGES PUBLIKUM 17. bis 26. Februar 2022, St. Gallen (CH) | jungspund.ch |

FRANKFURTER FORUM JUNGES THEATER: FFORWÄRTS+MACHEN | TEIL 5 Juni 2022, tjg. theater der jungen generation, Dresden | kjtz.de | WESTWIND – 38. THEATERTREFFEN NRW FÜR JUNGES PUBLIKUM 11. bis 17. Juni 2022, Junges Schauspielhaus Bochum | westwind-festival.de | NORDDEUTSCHES KINDER- UND JUGENDTHEATERFESTIVAL HART AM WIND 12. bis 17. Juni 2022, Bremen, Wilhelmshaven, Oldenburg und umzu | theaterbremen.de |

KROKUSFESTIVAL 23. Februar bis 4. März 2022, Hasselt (BE) | krokusfestival.be |

SPURENSUCHE – ARBEITSTREFFEN DER FREIEN KINDER- UND JUGENDTHEATER IN DER ASSITEJ 20. bis 22. Juni 2022, München | assitej.de |

29. KINDER- UND JUGENDTHEATERFESTIVAL PENGUIN’S DAYS 15. März bis 15. April 2022, Schlosstheater Moers | schlosstheater-moers.de |

SÜDWIND – 1. BAYERISCHES THEATERTREFFEN FÜR JUNGES PUBLIKUM 29. Juni bis 8. Juli 2022, Stadttheater Ingolstadt | theater.ingolstadt.de |

STARKE STÜCKE – INTERNATIONALES THEATERFESTIVAL FÜR JUNGES PUBLIKUM RHEIN-MAIN 17. bis 28. März 2022, Frankfurt und RheinMain-Gebiet | starke-stuecke.net |

INCLUDO. INKLUSIVES THEATERFESTIVAL KIEL 25. bis 28. August 2022, Kiel | includo-festival.com |

FRANKFURTER FORUM JUNGES THEATER: FFORWÄRTS+MACHEN | TEIL 3: MACHT+HANDLUNG 18. + 19. März 2022, Staatstheater Mainz | kjtz.de | WELTTAG DES THEATERS FÜR JUNGES PUBLIKUM 20. März 2022, weltweit | assitej-international.org |

11. FESTIVAL POLITIK IM FREIEN THEATER 29. September bis 8. Oktober 2022, Frankfurt am Main | politikimfreientheater.de | FRANKFURTER FORUM JUNGES THEATER: FFORWÄRTS+MACHEN | TEIL 6: MACHT+SPIELE Oktober 2022, Frankfurt am Main | kjtz.de |

Übersetzung aus dem Englischen, Seiten 4ff. und 25ff.: Meike Fechner

Eine Veröffentlichung der ASSITEJ Deutschland Herausgeberinnen: Meike Fechner, Dr. Birte Werner Redaktion: Nikola Schellmann (verantwortlich), Stefanie Kaufmann ASSITEJ Germany Schützenstraße 12 60311 Frankfurt/M. www.assitej.de Gestaltung: Grafikdesign Wahrig Verlag: Theater der Zeit GmbH, Berlin www.theaterderzeit.de IXYPSILONZETT ist Bestandteil der Abo-Auflage von Theater der Zeit sowie für die Mitglieder der ASSITEJ Deutschland Einzelheft-Preis: 6 EUR (print oder digital); Abo-Preis: 22 EUR (Deutschland); 30 EUR (außerhalb Deutschlands) Abo-Bestellung und Einzelheft-Bestellung: Theater der Zeit Winsstraße 72, 10405 Berlin, Germany Tel. +49 (0)30 4435 285-12 abo-vertrieb@ theaterderzeit.de, www.theaterderzeit.de Druck und Bindung: PIEREG Druckcenter Berlin GmbH

Gefördert durch das DEUTSCHES KINDER-THEATER-FEST 6. bis 9. Oktober 2022, Theater Lübeck | kinder-theater-fest.de |


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Kooperation mit

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