Ohne festen Wohnsitz. Ohne festen Wohnsitz Theater Marie 2012 – 2022

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Ohne festen Wohnsitz. Theater Marie 2012 – 2022 Patric Bachmann, Olivier Keller, Sophie Witt (Hg.)


Inhalt

Theater Marie – Raum stabiler künstlerischer Freiheit Vorwort von Patric Bachmann, Olivier Keller, Sophie Witt S. 6 Klaus Merz: Schauplatz Leben S. 8 Kino Marie Fotografie: Andreas Zimmermann S. 9

RaumZeiten – ZeitRäume

Imaginäre und wirkliche Räume

Lena Friedli: Das Gespür für den Ort oder Über die Logik des Anfangs S. 17

Daniel Di Falco: «Eine Art Theater ist nicht genug» – Gespräch mit Patric Bachmann und Olivier Keller S. 29

Sophie Witt: Ausmisten oder Über die Logik des Abtretens S. 21 Anouk Gyssler: Fernweh nach dem uferlosen Zuhause – Theater Marie und die Alte Reithalle Aarau S. 23 Daniele Muscionico: «Äinischt mues gredt sy!» Paul Haller – eine Wiederentdeckung S. 26 Ariane Koch und Joël László: Zukunft Europa – das Remake S. 27

Peter-Jakob Kelting: Eine Dramaturgie der Auslegeordnung – Theater Marie und die Neugierde auf Wirklichkeit S. 34 Sven Heier: Eine «subventionierte freie» Theatergruppe S. 36 Patric Bachmann: Baden/AG – ein «Eroberungsritt» durch den diversen Stadtraum S. 37 Olivier Keller: Räume, nicht Bühnen – über die künstlerische Arbeit von Erik Noorlander S. 39 Theaterräume S. 41

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Resonanz-Räume

Digitale Räume

Bo Wiget: Beethoventheater S. 65

Julie Paucker: Theater Marie und die Produktion «verdeckt» – ein Match S. 75

Petra Fischer: Junge Marie S. 67 Maja Bagat, Niklaus Friedli, Caroline Ringeisen: Junge Marie – fünf Jahre Resonanz in Kurzform S. 69 Andreas Sauter, Olivier Keller, Patric Bachmann: Mail-Trialog zum Dramenprozessor S. 73

Maria Ursprung: «Schleifpunkt» – ein Theaterstück für den digitalen Raum S. 77 Ann-Christine Simke: Digitale Räume S. 79 Digitale Play-Knöpfe für theatrale Inhalte: Michael Flückiger und Pascal Nater im Gespräch mit Patric Bachmann, Olivier Keller und Sophie Witt S. 82

«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume! Walter Küng: Freiheit durch Struktur – Theater Marie zwischen Institution und freier Gruppe S. 88 Rebecca Etter: Vom weissen Fleck zum bunten Strauss S. 90 Jürg Oehninger: Salon Marie – eine Innensicht von aussen S. 92 Sophie Witt: Theater im Pool: Safe Space oder «ohne feste Anstellung»? Gespräch mit Spieler:innen S. 94 Julia Haenni: was lohnt S. 99 Flyer S. 105 Listen S. 121 Impressum S. 128

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Vorwort

Theater Marie – Raum stabiler künstlerischer Freiheit

Im Herbst 2012 trat in dem in den 1980er Jahren entstandenen Theater Marie ein neues vierköpfiges Leitungsteam an, bestehend aus Patric Bachmann, Olivier Keller, Pascal Nater und Erik Noorlander. Im Sommer 2022, zehn Jahre später, kommt es im Theater Marie zu einem erneuten Leitungswechsel. Patric Bachmann und Olivier Keller werden die Leitung an Andrea Brunner, Manuel Bürgin und Maria Ursprung übergeben. Je nach Sichtweise sind die zehn Jahre eine lange oder eine kurze Zeit. In dieser Zeit sind rund dreissig Produktionen entstanden, die an bis zu neunzig unterschiedlichen Spielorten gezeigt wurden. Als Kompetenzzentrum für Theaterproduktion im Kanton Aargau/CH arbeitet das professionelle Tourneetheater eng mit Koproduktionsund Gastspielhäusern der freien Szene zusammen und besteht neben dem Leitungsteam und drei fest angestellten Mitarbeiter:innen aus einem grossen Pool freischaffender Theatermenschen. 2014 wurde die Junge Marie aus der Taufe gehoben und ist mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil des Theater Marie. Und das personelle und institutionelle Netzwerk rund ums Theater Marie ist um unzählige Fäden reicher und dichter geworden. Dieses Buch beleuchtet die einmalige Produktionsstruktur für darstellende Künste in der Schweiz aus der Perspektive vieler Autor:innen, von denen nicht wenige in unterschiedlichen Rollen am Theater Marie mitgewirkt haben. Hier konnten sie gleichermassen die programmatische Freiheit einer Gruppe der freien Szene wie die Planungssicherheit einer subventionierten Institution geniessen, eine fruchtbare Basis für eine abwechslungsreiche, bewegliche und experimentierfreudige Theaterarbeit. Angestossen durch Impulse und Erlebnisse mit dem Theater Marie machen sich die Autor:innen Gedanken zum zeitgenössischen Theaterschaffen zwischen Institution und freier Szene. «Ohne festen Wohnsitz» ist ein Sammelband, der Menschen und Räumen eine Bühne bietet. Die Bespielung von Räumen – architektonischen, imaginären und psychologischen – ist für die Arbeit beim Theater Marie identitätsstiftend. Das Buch fragt in fünf Sektionen nach diesen Räumen. Die Sektion RaumZeiten – ZeitRäume versteht Theater als eine Praxis, die weit über das Hier und Jetzt hinaus Zeiten und Räume thematisieren und erfahrbar machen kann. Es kann dank seiner fiktionalen Kraft regelrechte Zeitreisen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft veranstalten. Diese Dynamik des Fiktiven und des theatralen Erfindungsgeistes einerseits und die bewusste Konfrontation mit dem «Wirklichen» andererseits stehen in der Sektion Imaginäre und wirkliche Räume im Zentrum. Theater Marie ist eine kleine, vernetzungsfreudige Institution, die sich ästhetisch wie 6


Vorwort gesellschaftlich in viele Richtungen ausstrecken kann. Die Zusammenarbeit mit anderen Kunstgattungen, insbesondere der Musik, und die Resonanzen vermittels Förderung von «Nachwuchs» in der Jungen Marie und dem Dramenprozessor wird in der Sektion ResonanzRäume beleuchtet. Die Jahre 2012 – 2022 sind eine Ära von schubartigen digitalen Entwicklungen, welche die Möglichkeiten des Theaters stark erweitert haben. Die Sektion Digitale Räume zeichnet die digitalen Bewegungen des Theater Marie nach. «Dazwischen im Zentrum» hiess 2012 die Bewerbung des neuen Leitungsquartetts. Der Titel bezeichnete die dem Theater Marie innewohnende Lust, mitten zwischen städtischen Zentren ein Theaterleben einzurichten. Daher benennt die letzte Sektion «Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume! einige der in der letzten Dekade entstandenen Lebensräume.

Inspiration für eine Schweizer Theaterwelt des 21. Jahrhunderts sein kann. Inspirierend war auch die Arbeit an diesem Buch: Für dessen Beheimatung danken wir Theater der Zeit sowie allen unseren Autor:innen, Fotograf:innen und unserem Grafiker Michael Flückiger, dass sie sich mit uns auf die Reise begeben haben! Patric Bachmann, Olivier Keller, Sophie Witt November 2021

«Ohne festen Wohnsitz» ist eine Bestandsaufnahme, die in die Vergangenheit schaut, aber auch Fragen an die Zukunft aufwirft. Fotostrecken zum Arbeitsort in Suhr/CH und zu den Theaterproduktionen geben diesen Gedanken einen visuellen Ausdruck. Eine Auswahl der Produktionsflyer zeigt die dezidiert künstlerisch gedachte grafische Begleitung der Theaterarbeit. Der abschliessende Listenteil gibt Auskunft über alle Aufführungen und alle Beteiligten der letzten zehn Jahre. Mehr Stabilität für künstlerische Freiheit steht auf dem Wunschzettel so mancher fördernder oder künstlerisch tätiger Institution. In Zürich soll in naher Zukunft die «Konzeptförderung» längerfristiges Denken in der freien Szene ermöglichen. In grösseren Städten werden vermehrt Mehrjahresförderungen für freie Gruppen eingerichtet. Migros Kulturprozent, nationales Kulturförderungsprogramm des gleichnamigen Detailhandelsunternehmens, entwickelt ein Förderprogramm für Ko-Kreation über fachliche Grenzen hinaus. Pro Helvetia baut «Bridges to the future», die die Kunstschaffenden bei Aktivitäten neben dem reinen Produzieren unterstützen. Im Theater Marie sind viele dieser Dinge bereits Realität: Längerfristiges Konzeptdenken steht vor der Hetze von einem Projekt zum nächsten, das Vertrauen vonseiten der Förderinstitutionen garantiert Experimentiermöglichkeiten, und die Zusammenarbeit mit Expert:innen ausserhalb des Theaterfeldes kann ergebnisoffen angegangen werden. Auch nach fast vierzig Jahren Theater Marie ist dieses Kleinod der Schweizer Theaterszene in Bewegung und sucht sich weiterhin ästhetisch, strukturell und geografisch immer neue Wohnsitze. Eine beachtenswerte Aargauer Eigenart, die beispielhafte 7


Schauplatz Leben Klaus Merz

«Klappe, die erste!» Und einzige. Leer steht der Regiestuhl neben der laufenden Kamera: «Macht euch auf den Weg!»

Klaus Merz lebt als freier Schriftsteller in Unterkulm im Schweizer Kanton Aargau. Seine Werke wurden vielfach übersetzt und ausgezeichnet, unter anderem mit dem Hermann-Hesse-, dem Gottfried-Keller- und dem Friedrich-HölderlinPreis. Zuletzt sind seine Werkausgabe in sieben Bänden und «firma» (Prosa / Gedichte) erschienen.

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Kino Marie


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RaumZeiten – ZeitRäum

Das Gespür für den Ort oder Über die Logik des Anfangs Lena Friedli

1 → Martin Heidegger: «Die Kunst und der Raum», Frankfurt a. M. 2007, S. 8 f.

2 → Vgl. Jörg Dünne und Stefan Günzel (Hg.): «Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philosophie und Kulturwissenschaften», Frankfurt a. M. 2006.

3 → Martin Heidegger: «Die Kunst und der Raum», a.a.O., S. 9.

Für sein theatrales Wirken definierte das vierköpfige Team bestehend aus Patric Bachmann, Olivier Keller, Pascal Nater und Erik Noorlander früh drei Schwerpunkte: Geschichten, Diskurse, Orte. Der letzte Punkt bildet die Grundlage für diesen Text. Nach dem deutschen Philosophen Martin Heidegger ist Raum von räumen, sprich von einer Aktion her zu verstehen. Erst durch Agieren, durch Handlung und Bewegung entsteht Raum und wird vom Menschen wahrgenommen. Er schreibt: «Doch wie können wir das Eigentümliche des Raumes finden? […] Wir versuchen auf die Sprache zu hören. Wovon spricht sie im Wort Raum? Darin spricht das Räumen. Dies meint: roden, die Wildnis freimachen. Das Räumen erbringt das Freie, das Offene für ein Siedeln und Wohnen des Menschen. Räumen ist […] Freigabe von Orten.»1 Heideggers Auffassung ist als Vorreiter des so genannten «spatial turn» zu lesen: der vermehrten Hinwendung zu räumlichen Kategorien in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Raum wird nicht mehr nur als rein physischer Behälter verstanden, sondern als kulturelle Grösse, als das Ergebnis sozialer Beziehungen, das dem Interesse und Handeln der Menschen entspringt.2 Heideggers Verständnis von Raum kommt mir unweigerlich in den Sinn, wenn ich an das erste halbe Jahr mit der neuen Leitung und die daraus resultierende Eröffnungsproduktion «Kino Marie» denke. Den Raum vom Räumen her verstehen: Wir entkleideten, legten frei, suchten, räumten und stellten um. Wir verbrachten die Tage damit, die Probebühne im alten Kino als Raum und Ort zu erfassen, ja mehr noch: ihn einzunehmen. Ich war angetan und beeindruckt von der Haltung des neuen Teams, sich Zeit zu nehmen, Zeit für einen Ort, für einen Raum. Vor allem auch: Nicht sofort die Produktion als primäres Ziel zu definieren, sondern einfach mal anzukommen, zuzulassen. Heidegger schreibt in seinem bereits zitierten Aufsatz weiter: «Wie geschieht das Räumen? Ist es nicht das Einräumen und dies wiederum in der zwiefachen Weise des Zulassens und des Einrichtens?»3 Im Nachruf auf den 2019 verstorbenen Szenografen Erik Noorlander schreiben Keller und Bachmann: «Du wolltest das Leben, das Arbeiten und das Geschaffene von den besten Momenten des Zusammenseins aus – bei gutem Essen und Trinken – beurteilt wissen.» Dieser Satz trifft den 17


RaumZeiten – ZeitRäum

4 → Vgl. den Eintrag auf Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/ Foyer, zuletzt abgerufen am 1.10.2021.

5 → Das Gespür für Orte. Raum und bildende Kunst im 20. Jahrhundert, Vorlesung von Prof. Dr. Gottfried Boehm, Herbstsemester 2007, Universität Basel.

Geist der damaligen Zeit – die Logik des Anfangs. Sinnfällig wird sie im Raum und Bild des Foyers, das das Suhrer Kino architektonisch noch immer prägt. Von Hotellobbys oder Kinos und Theaterhäusern bekannt, ist das Wort etymologisch häuslicheren Ursprungs: Es leitet sich ab vom französischen «foyer» = Feuerstelle, Herd, Brennpunkt. In der französischen Sprache ist das Wort somit auch nicht im Sinne von Vorraum oder Lobby gebräuchlich, sondern als «Heim einer Familie oder Gruppe».4 In diesem Sinne wurde in Suhr das Foyer zum familiären Ort, einem Ort der Begegnung, aber auch der Auseinandersetzung – zum metaphorisch warmen Platz am Ofen mit einem beim Einzug neu angeschafften Kochherd als wörtlicher «Feuerstelle». Die damals umgesetzte Idee, kein festes Ensemble mehr zu engagieren, sondern mit einem Pool von Menschen arbeiten zu wollen, gehört zur selben Herangehensweise. Auch die Menschen aus ebendiesem Pool sassen von nun an mit am Tisch. Während meines Studiums der Kunstgeschichte an der Universität Basel besuchte ich eine Vorlesung von Gottfried Boehm, die meinen Blick auf die Kunst und meine kuratorische Praxis nachhaltig beeinflusst hat. Ihr entlehne ich den Titel dieses Textes. Boehm nannte seine Vorlesung «Das Gespür für Orte»5 und skizzierte darin die Entwicklung der dreidimensionalen Kunst (Skulptur, Plastik, auch Installation, Happening und Performance) des 20. Jahrhunderts als eine Entwicklung von einer vom Raum unabhängigen zu einer sich durch den Raum konstituierenden Kunst. Die Anfänge des Leitungsteams Bachmann – Keller – Nater – Noorlander wie auch die Eröffnungsproduktion «Kino Marie» waren geprägt durch eine solche Konstitution durch den Raum. Der dringende Wunsch, den Wirkungsort im aargauischen Suhr als neues Daheim und Ausgangspunkt zu verstehen, zu erleben und erlebbar zu machen, bildete den Fokus im anfänglichen Gestaltungsprozess des neuen Theater Marie. Vieles entstand als logische Konsequenz daraus: das Umbauen des Foyers zum warmen Platz am Herd, die Neulancierung der Grafik mit dem rückseitig bedruckten Briefpapier als Metapher für eine Bühne, der Gang ins Feld für die Interviews mit den sich an das alte Kino erinnernden Menschen – schliesslich die Einladung des Publikums an den Ort des Geschehens mit der Vorführung von «Kino Marie» im ehemaligen Kino von Suhr. Meine Wahrnehmung von Theater ist von meinem Erfahrungshorizont in der Bildenden Kunst geprägt, von Ausstellungen und Performances. In Erinnerung an «Kino Marie» wird mir eine weitere Parallele zur Kunst bewusst: Etwa ab 1960 beginnen Künstlerinnen und Künstler vermehrt damit, ihre Werke in Zusammenhang mit der vorgefundenen Realität zu gestalten. Die Kunst wird ortsspezifisch. Mir ist diese Kunstform eine der liebsten, weil sie uns an Ort und Stelle abholt, in eine Beziehung tritt zu den Betrachtenden und vom Hier und Jetzt aus relevant wird. Wenn im 20. Jahrhundert Kunstschaffende damit beginnen, Orte als Rahmen für ihre Werke zu nehmen, stellt diese neue Wahrnehmung von Raum die Kunst in einen Dialog mit dem jeweiligen Ausstellungsort, mit dem öffentlichen Raum, der Natur, der Umgebung im Allgemeinen. Kunst wird dialogisch und kommunikativ, vollzieht sich im Jetzt. Sie bietet eine neue Qualität von Erleben, indem sie sich mit der konkreten Erfahrungswelt der Betrachtenden verbindet. Dem Ankündigungstext zu «Kino Marie» ist zu entnehmen: «‹Kino Marie› ist die künstlerische Umsetzung des Einzugs der neuen Leitung des Theater Marie ins ehemalige Kino Central in Suhr. Das Theater Marie

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RaumZeiten – ZeitRäum erforscht Geschichten und Begebenheiten rund um den reizvollen Raum und legt Spuren frei. Ein anregender Theaterabend […], der die Frage in den Raum stellt, ob Theater das Kino der Zukunft ist.»6 Wenn ich mich heute, zehn Jahre später, an die Produktion erinnere, stelle ich im Kontext der angeführten Überlegungen fest: Als mit «Kino Marie» Kino auf der Bühne zu Theater wurde, wurde ein Ort, ein Raum und dessen Geschichte erfahrbar gemacht. «Kino Marie» reaktivierte die Vergangenheit, aber nicht nur: Die allem voran sinnliche Umsetzung bot als medial vielschichtiges Erlebnis eine unmittelbare Realität und kam so im Jetzt an. Aufgewachsen im Wynental erinnere ich mich selbst an Kinobesuche in Suhr. Die aus den Interviews hervorgegangenen und im Stück eingespielten Zitate erzählten individuelle Erinnerungen an das Kino. Mit dem Publikum, das den Aufnahmen zuhörte, wurden die Geschichten zu mehr, sie wurden Stellvertreter und damit zur kollektiven Erinnerung.

6 → Vgl. Programmtext zu «Kino Marie», abgerufen am 2.10.2021: https://www.theatermarie.ch/ projekte/2013/kino-marie/.

Apropos Erinnerung – das erwähnte Gespür für den Ort lässt sich für mich schliesslich an einer das Ganze durchdringenden Realität festmachen: Sowohl im beruflichen Alltag des neuen Leitungsteams wie auch in der künstlerischen Arbeit für «Kino Marie» verstanden und behandelten Erik Noorlander, Patric Bachmann, Olivier Keller und Pascal Nater den ganzen Ort als Bühne. Das Vor und das Hinter den Kulissen vermischte und befruchtete sich gegenseitig. Das Publikum betrat gleichzeitig das Kino von damals, die heutige Probebühne und das Theaterstück «Kino Marie». Die leibhaftig erlebbare Bühne reichte vom Kassenhäuschen mit Kiosk über den erklingenden Gong und den während des Stücks miteinbezogenen Zuschauerraum – etwa wenn die Schauspielerin Nadine Schwitter sich auf das Geländer in der ersten Reihe gesetzt hat – bis zum freigeräumten Kinoraum. Als künstlerische Umsetzung des Anfangs hat «Kino Marie» mit dem ersten Arbeitstag begonnen, setzte sich im Kauf des Kochherds fort und endete schliesslich mit dem Theaterabend als solchem. Gegen Ende von «Kino Marie» reisst der Schauspieler Manuel Löwensberg (nach einem Exkurs in die Mediengeschichte des Kinofilms) den in der Mitte der Bühne als Leinwand aufgespannten Nesselvorhang herunter. Nach siebzig Minuten Spiel wird nun der gesamte Kinoraum sichtbar: zuhinterst die schwarz-orangen Vorhänge, seitlich die weissen Wände mit roter Kassettierung. Etwas später drückt der Schauspieler Diego Valsecchi einen Knopf auf der Fernbedienung und die Wandleuchten aus den 1950er Jahren gehen an: Räumen ist Freigabe von Orten. Der Theaterabend «Kino Marie» endet mit einer leeren Leinwand. Während der an den Untergang der Titanic angelehnten Schlussszene öffnen sich die schweren Vorhänge. Die langsam erscheinende Leinwand leuchtet hell hervor. Diese weisse, leere Fläche macht als eindrückliches Schlussmoment den gesamten Raum zu ihrem Rahmen. Mir bescherte dieser Moment jedes Mal Gänsehaut. Ich zitiere nochmals Heideggers Aufsatz: «Und was würde aus der Leere des Raumes? Oft genug erscheint sie nur als ein Mangel. […] Vermutlich ist jedoch die Leere gerade mit dem Eigentümlichen des Ortes verschwistert und darum kein Fehlen, sondern ein Hervorbringen.»7 Die leere Leinwand wird zum Symbol. Sie bringt den Ort hervor. Hier steht sie stellvertretend für all den Raum, den sich Patric Bachmann, Olivier Keller, Pascal Nater und Erik Noorlander mit ihrer Eröffnungsproduktion, aber auch mit der darauffolgenden zehnjährigen Arbeit als

7 → Martin Heidegger: «Die Kunst und der Raum», a.a.O., S. 12.

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RaumZeiten – ZeitRäum Theater Marie ganz im Sinne Heideggers immer wieder «erräumten», eben hervorbrachten, zu ihrem Rahmen machten. Dass sich ihr so behutsames und präzises Gespür für den Ort in der schönen Logik des Anfangs so unmittelbar vollzog und sich danach in vielen weiteren Formen und Räumen wiederholte, macht für mich das Schaffen von Theater Marie in den letzten zehn Jahren und bis heute aus.

Lena Friedli ist Kunsthistorikerin, Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin. Seit 2020 leitet sie das Forum Schlossplatz in Aarau. Ihr Herz fürs Theater entdeckte sie als Regieassistentin bei Nils Torpus und später als Betriebsassistenz des neuen Marie-Leitungsteam. Seit 2016 ist sie Vorstandsmitglied des Vereins Theater Marie.

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RaumZeiten – ZeitRäum

Ausmisten oder Über die Logik des Abtretens Sophie Witt

1 → Friedrich Dürrenmatt: «Herkules und der Stall des Augias, Griechische Stücke», Zürich 1998, S. 51.

«Ich habe die schrecklichsten Ungeheuer erlegt, die Giganten besiegt, die Riesen Geryones und Antaios, das Himmelsgewölbe habe ich getragen, das Riesengewicht seiner Sterne. Und nun soll ich das Land eines Mannes ausmisten, der nur bis drei zählen kann und nicht einmal König ist, sondern nur Präsident? Niemals!»1 Gleich der erste Blick auf das Jahresprogramm der Spielzeit 2021/22 von Theater Marie verrät: Den Helden geht es an den Kragen. In Friedrich Dürrenmatts «Herkules und der Stall des Augias» verheddert sich der Volksheld Herkules im Kleinklein der Ämter und Kommissionen. Und die Junge Marie stellt mit «Oh Romeo!?» einen Helden auf die Bühne, der sich für hollywoodifzierte romantische Liebe nicht mehr einspannen lassen will. Das wörtliche Ausmisten, das Dürrenmatts Held im metaphorischen Stall übernehmen soll, wird zur überspannenden Geste der gesamten Spielzeit: Passend steuert Theater Marie zur Eröffnung der Alten Reithalle in Aarau eine Szene zu Dürrenmatts Rede «Die Schweiz – ein Gefängnis» bei und feiert im März 2022 die Abschlusspremiere mit dem Bach-Projekt «Ich habe genug». Mit dieser (selbst)ironischen Geste des Ausmistens abzutreten, ist sympathisches Understatement nach dannzumal zehn sehr erfolgreichen Jahren: Insgesamt neunzehn Bühneninszenierungen und vier interdisziplinäre Formate sind unter der Leitung von Keller und Bachmann entstanden. Die meisten haben als Koproduktionen in Aarau Premiere gefeiert. Mit grosser Vielseitigkeit und Entdeckungsfreude hat sich das Theater Marie in dieser Ära klassischen Stoffen und aktuellen Themen gleichermassen gewidmet und dabei immer wieder interdisziplinäre Verbindungen gesucht, etwa zu Film, Bildender Kunst oder Hörspiel. Besonders eindrucksvoll geriet das Musiktheater «Eroica», eine Koproduktion mit argovia philharmonic, in dem zwanzig ältere Menschen zu Beethovens gleichnamiger 3. Sinfonie in Tableaux vivants ihre Jugendträume beschworen.

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RaumZeiten – ZeitRäum Anerkennung fanden die Arbeiten beim Publikum und in der Fachwelt. Mit «Zersplittert» von Alexandra Badea 2017 und «verdeckt» von Ariane Koch 2021 wurden zwei Produktionen an das Schweizer Theatertreffen eingeladen, zwei weitere – «Marie und Robert» von Paul Haller 2018 und «Liliom» von Joël László 2017 – auf die Shortlist gesetzt. «frau im wald» von Julia Haenni wurde 2018 an den Heidelberger Stückemarkt und an das DramaFest in Mexico City eingeladen. Keller und Bachmann haben bewusst darauf verzichtet, ihre Leitung des in den 1980ern mit klarer Anti-(Theater-)Establishment-Haltung gegründeten Theater M.A.R.I.A. entlang einer theaterpolitischen oder ästhetischen Programmatik aufzustellen. Die schillernde Fülle an Themen und Formaten hat in mehrfacher Hinsicht aufs Spiel gesetzt – oder in den Worten von Dürrenmatts Herkules: «Ausmisten ist ungemütlich.» Aufs Spiel gesetzt haben sie mit spielerischer Lust und inszenatorischer Verve jede Menge Gewissheiten über unser Leben und Zusammenleben, mit erkennbarem Fokus auf dem sonderbaren und sich so oft seiner selbst so gewissen Mikrokosmos Schweiz. «Harry Widmer Junior», «Der Argentinier», «Zukunft Europa I-VIII», «Marie und Robert», «Bitte nicht schütteln!», «verdeckt»: Das waren Inszenierungen, die zwischen dem Mikroblick auf eine gedanklich in die Isolation tendierende Schweiz und dem Wunsch nach weltlichen Weiten oszillieren, die nach einer Auseinandersetzung mit Reisen und mit den Gefahren der Globalisierung suchen. Gewissheiten aufs Spiel gesetzt haben Keller und Bachmann aber auch hinsichtlich der medialen Grenzen des Theaters. Dass sich Theater Marie in den letzten Jahren mit jeder neuen Arbeit thematisch und formal neu zu suchen schien, hat sicherlich auch mit dem Gefäss selbst zu tun: einem Produktionszentrum mit stabiler Finanzierung durch das Aargauer Kuratorium und die Stadt Aarau bei grösstmöglicher künstlerischer Freiheit. Die Geste des Ausmistens aber nur für ein Wühlen im individual- und kollektivbiografischen Schrank zu nehmen, auf der Suche nach zu klein gewordenen Kleidern gar, verfehlt die Pointe. Jedes Ausmisten steht in Verbindung mit dem sich Einrichten, einer freischaufelnden Sichtung von Orten als Habitaten mit belebten und unbelebten Bewohnern, zu denen es gilt, sich zu verhalten. Auch das hat viel mit Theater Marie als Institution zu tun: mit dem sich seit der Gründung regelmässig erneuernden Wechsel der Leitungen, aber vor allem mit dem Faktum des Tourneetheaters ohne festen Spielort. Theater Marie bedeutet Koproduzieren mit Veranstaltern und Theaterhäusern im Aargau, in der Schweiz und darüber hinaus. Es bedeutet, sich gleich 22

dreifach temporär einzurichten: regional, national und international. Und es bedeutet, mit den eigenen Selbstbildern auf Reisen zu gehen und anderen zu begegnen. Mit dieser Eröffnungs-Spielzeit der Alten Reithalle schliesst sich ein Kreis. 2013 sind Keller und Bachmann ihre Intendanz damals noch im Quartett zusammen mit Pascal Nater und dem 2019 verstorbenen Erik Noorlander angetreten mit der «Bewohnung Alte Reithalle Aarau». Während einer Woche haben sie sich mit Frau und Maus in der Alten Reithalle Aarau eingerichtet und Kulturtäter:innen, potenzielle Zuschauer:innen und Politiker:innen zu Essen und Gespräch geladen über das Versprechen, das dieses einmalige Theater bedeuten kann. Während diese Zeilen geschrieben werden und pandemiebedingt die Theatertüren lange geschlossen waren, wird mir klar: Theater Marie kann das sein, was Theater so wertvoll und nötig macht: kontinuierliche (und hoffentlich ungemütliche) Arbeit am Mist.

Sophie Witt ist Literatur- und Theaterwissenschaftlerin und derzeit SNF-Professorin an der Universität Zürich. Sie ist Präsidentin des Vereins Theater Marie.


RaumZeiten – ZeitRäum

Fernweh nach dem uferlosen Zuhause – Theater Marie und die Alte Reithalle Aarau Anouk Gyssler

Es ist Sommer 2019. Ich treffe zwei Brüder der Marie im Hinterhof der Alten Reithalle Aarau: ein roher und rauer Ort – und dennoch vielfach bespielt und begangen, wie es nur nach langjährigen Zwischennutzungen sein kann. Für die Brüder ein unumgänglicher Schauplatz; in den Zehnerjahren Theater Marie zu sein, bedeutete automatisch eine Auseinandersetzung mit der Alten Reithalle und ihren Herausforderungen. Anfangs gab es noch keinen Bühnenboden und auch die Technik musste man selbst mitbringen. Wie die Marie hat dieser Raum einen langen und intensiven Weg hinter sich – höchste Zeit für einen Rückblick auf Wagnisse und Zugänge, die weit über die Gestaltung von konventionellen Bühnenräumen hinausgegangen ist. Ein fiktives Gespräch aus den Erinnerungen von Olivier Keller (O), Patric Bachmann (P) und Anouk Gyssler (A). O Bevor wir ihn betreten, denken wir daran: Hier sind alle Wege länger! P Ja, dieser Raum braucht kilometerweit Kabel, Netzwerk, Geduld. O Aber unsere Wege hierhin waren kurz. Aus Notwendigkeit. Als neues Theater Marie mussten wir uns sofort eine künstlerische und kulturpolitische Meinung zu diesem Raum bilden, der die künftige Mittlere Bühne des Kanton Aargaus werden sollte. P Also haben wir uns viel Zeit gelassen, ihn kennenzulernen … O … und sind direkt mit unseren Partner:innen und Kindern eine Woche lang eingezogen. Die «Bewohnung Alte Reithalle Aarau» war auch Teil der Gründung der Familie Marie. Inmitten von Pingpong und Teigkneten. P Dazwischen Zvieri und Visionen, zu denen wir die Aarauer:innen geladen haben. Wir wollten Gastgeber sein, diesen Ort privat und öffentlich ausloten, seine und unsere Zukunft gleichermassen erforschen. A Bei meinem nachmittäglichen Besuch wart ihr so herrlich unterspannt, wie man es nur sein kann, wenn man sich wirklich auf 23


RaumZeiten – ZeitRäum einen Ort einlässt. Für mich eine kleine Überforderung: Wenn man jemanden zu Hause besucht, fängt man ja nicht unmittelbar damit an, ebenfalls dort zu wohnen. Man staunt erst und spielt später mit. Wisst ihr eigentlich, dass ihr die Einzigen wart, die offiziell hier übernachtet haben? P Dann hat ausser uns niemand eine Ahnung davon, wie es da drinnen im Gebälk knackt und knarzt, morgens um drei, wenn die Stadt so richtig still wird. O In solchen Momenten war der Raum uferlos. P Aber auch beim Machen. Ein Werkplatz, der zeitlich eine grössere Offenheit bot als etwa durchgetaktete Pläne von Endprobenwochen. Bei der Errichtung unserer szenischen Installation «Argentinien» habe ich das ganz stark erlebt. Unser atmosphärischer Spielplatz der Sehnsüchte traf auf die Weite und Tiefe der Halle – als hätten beide aufeinander gewartet. O Und so gab es Arbeitsnächte, in denen wir noch bis zum allerletzten Zug an einem Schiff geschliffen, Sensoren verkabelt, Parkett verlegt haben. P Die Zeit hat sich hier immer wieder neu gedehnt. Auch als wir einen Sonntag lang den roten Tennissand von «Liliom» weggewischt haben: Die Inszenierung dieser Vorstadtlegende lebte unter anderem von ihrem bewegten Untergrund, der sich in Windeseile in allen Ritzen und Nischen festgesetzt hat. – P Nach dem Zvieri mit den Aarauer:innen waren wir beim Bewohnen dann meist eher unter uns. Zumindest drinnen. Hier draussen im Hof zog nach dem Eindunkeln alles vorbei, was die Rückseiten einer Stadt sucht. O Deshalb haben wir zum Schlafen die Halle abgeschlossen und uns in unsere Schlafkoje zurückgezogen … P … ein Viereck mit Podest, das übrigens verblüffende Ähnlichkeiten hatte mit der Bühne von Klaus Merz’ Stück «Der Argentinier» in der Tuchlaube. A Dann war es also euren Aarauer Bühnenräumen von Anfang an eingeschrieben: Ankommen und Gehen, Heim- und Fernweh. Theater Marie in der Reithalle zu entdecken, das bedeutete für mich meist: Und wie komme ich am schönsten zum nächsten Moment? Mit den Augen, mit den Füssen. Gerade bei der Installation «Argentinien»: Da ging eine ganz eigene Welt auf, und zwischen den Elementen unendlich viel Platz für das Assoziierte. O Ein inneres Ausland. – P So sind wir mit dem Ort verwachsen … O … und haben die Macht des Wortes auch mal verlassen … A … bis der inszenierte Raum selbst der Text sein durfte. Es ist Herbst 2021. Ich treffe zwei Brüder der Marie kurz vor der Eröffnung der neuen Alten Reithalle. Der Raum wurde inzwischen ausgehöhlt und hat die Infrastruktur eines ganzjährig bespielten Mehrspartenhauses erhalten. Wir treten durch einen der vielen Zugänge ein und stehen auf dieser riesigen Fläche, die durch Vorhänge in zwei Bühnen unterteilt ist. Zu den 24


RaumZeiten – ZeitRäum Stirnseiten der Halle befinden sich neue grauschwarze Betonblöcke mit Künstler:innengarderoben, Technik und Toiletten. Das Licht ist gedämpft, unsere Ohren gehen auf beim Gang durch die verschiedenen Raumkammern. O Diesen Raum bei so zahlreichen Verwandlungen erlebt zu haben, gibt mir das Gefühl, dass ich genau in den richtigen zehn Jahren Marie war. Und auch wenn ich heute das erste Mal herkommen würde: Ich würde ihn sofort lieben. P Ich auch. Ich würde lieben, dass er seine Grösse immer noch atmet, über die Höhe, die Gänge. Er hat jetzt viel mehr Theater drin. Man nimmt jedoch wahr, dass es Theater in einem anderen Raum ist, auch der alte, filigrane Dachstock spielt noch eine Rolle. A Ich warte darauf, dass jemand die ganze Halle bespielt. Von Monolith zu Monolith. O Ich vermute, wenn wir jetzt anfangen würden, eine Beziehung zur Reithalle aufzubauen, würden wir genau daran arbeiten. P Man könnte das Publikum erneut umherwandern lassen, wie wir das vor dem Umbau bei «Eroica» getan haben, dieser Held:innensymphonie Beethovens, die wir mit Orchester und Bewegungschor inszeniert haben – vorausgesetzt, man hätte beide Bühnen zur Verfügung. O Oder wieder den Raum in seiner ganzen Weite entdecken. – O Wir sind aber schon beim Abschluss. Wir werden in der laufenden Saison beide Bühnen je einmal bespielen, mit «Herkules und der Stall des Augias» und «Ich habe genug» – eine schöne Perspektive. A Zum Abschied verneigt ihr euch einmal im Westen, einmal im Osten, und dann verlasst ihr das Gebäude gen Norden. Oder gen Süden? P Gen Norden. Nach Süden hinauszugehen ist mir noch nie gelungen. O Aber das könnten wir machen. Als bewusster Akt.

Anouk Gyssler ist Historikerin, Germanistin und Theaterpädagogin. Sie arbeitet als Regisseurin, Dramaturgin, Vermittlerin und Autorin. Aus der Faszination für Zeitgeschichte, Alltagsphänomene, flaneursche Dialoge, ungewöhnliche und brüchige Räume sowie der Nähe zum Publikum entwickelt sie seit 2006 unterschiedliche Projekte.

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RaumZeiten – ZeitRäum

«Äinischt mues gredt sy!» Paul Haller – eine Wiederentdeckung Daniele Muscionico

Der Verlust einer Sprache ist der Verlust einer Welt. Sprachheimat, wer hat sie noch? Der vom Glauben abgefallene Brugger Schriftsteller, Pfarrer, dann Lehrer Paul Haller (1882 – 1920) rang zeitlebens um beides, um Welt und um Sprache. Jetzt sind sie im Stadtmuseum Aarau lebendig, Hallers Kunstsprache und Hallers Aargau des beginnenden 20. Jahrhunderts – und es ist, als ob ein böser Geschichtswind die Zuschauer paralysierte, ein Beben und «Brieggen, as d Bäch laufid». Dialektwörtli saften im Mund, Sprachbilder sind «schwarz ussevör» und «heluf innevör». Und Bühnenfiguren leiden wie «en Halberghänkte», mit «em Säil um de Hals», dem «de Rachgäischt ufgumpet i dr Seel inne». So spricht Robert, ein junger Arbeiter und Titelfigur von Hallers Mundartdrama «Marie und Robert». Im April vor hundert Jahren in Aarau uraufgeführt, ging es mit dem Verfasser den unheilvollen Weg des Vergessens. Das Glück der Wiederentdeckung hat Robert Walser ereilt, Paul Haller blieb es versagt. Nicht mehr lange, wünscht man sich, bis auf die Knochen berührt: Im Stadtmuseum Aarau spielt «Marie und Robert» in einem funktionalen Anhänger, den das freie Theater Marie bauen liess. Mit Olivier Kellers sublimer Inszenierung prallt Heute auf Gestern, und eine historische Familienfotografie spricht wie aus ihrem Bilderrahmen: Marie liebt Robert, es ist eine unmögliche Liebe, sie verbindet eine Macht, die nicht nur Eros heisst, sondern in Mord und Meineid mündet. Mit Hallers sozialkritischem, zeitkritischem Stoff schwingen im Museum plötzlich auch alle anderen Exponate. Man kann für die Wiederbelebung Hallers durch verschiedene Aargauer Institutionen nicht genug dankbar sein. Dem Museum, das mit der Inszenierung Schweizer Familienformen im Heute befragt, dem Theater Tuchlaube und dem Kurtheater Baden als Koproduzenten und dem Theater Marie, dem zwischen den Zentren eine zentrale Ensembleleistung gelingt. 26

Die aus der Serie «Der Bestatter» bekannte Suly Röthlisberger ist überraschungslos stark, drei junge Schweizer Darsteller sind eine Überraschung für sich: Die Walliserin Barbara Heynen, gestählt am Deutschen Theater Berlin, ist eine innerlich intensive Marie; der Urner Andri Schenardi, Publikumsliebling am Berner Theater, nun mit Iris Laufenberg in Graz aktiv, ist ein Robert von einer Durchlässigkeit, die physisch schmerzt. Und der Aargauer Michael Wolf in verschiedenen Rollen beweist sich als wandlungsstarke suggestive Kraft. Ihr Spiel bringt zutage, was der Schlüssel von Hallers Intensität sein muss: Dieser Furor ist herzenswütend, weil ein Leiden an sich selber und an seiner Zeit. Es ist sozialbewegt und dabei todtraurig. Es ist seelenklar auch, weil seelenkundig. Haller trug seine Pein zu C. G. Jung – ohne Erfolg, im Alter von 38 Jahren nahm er sich das Leben. Abdruck der Premierenbesprechung, Neue Zürcher Zeitung, 6.5.2017

Daniele Muscionico ist eine Schweizer Kulturjournalistin und Buchautorin. Sie war langjährige Kulturredaktorin mit den Spezialgebieten Theater und Fotografie bei der Neuen Zürcher Zeitung. Als freie Autorin publiziert sie in Die Zeit, der Frankfurter Rundschau, der Süddeutschen Zeitung, Die Welt sowie diversen Schweizer Zeitungen. 2009 war sie Herausgeberin und Autorin von «himmelaufreissen: Theater M.A.R.I.A./Marie und die freie Theaterszene in der Schweiz» (Hier und Jetzt Verlag).


RaumZeiten – ZeitRäum

Zukunft Europa – das Remake Ariane Koch und Joël László

«Zukunft Europa» ist ein Label, das Theater Marie ab 2015 aufgebaut hat. Unter diesem Label sammeln sich Kurzstücke, die alle auf ihre jeweilige Art und Weise die Frage nach dem zukünftigen Blick auf unsere Zeit und auf die Jahrzehnte, die wir prägen, zu beantworten versuchen. Die multiple Identität, die der Begriff «Europa» evoziert, steht bei der Stoffbestimmung im Zentrum. Europa als Mythos, Europa als politischwirtschaftliches Gebilde, Europa als vielschichtiger geografischer Sehnsuchtsraum für Reisende und Zuflucht Suchende. Die ersten Kurzstücke schrieben 2015 Ariane Koch und Joël László.

Was bisher geschah: Ungefahr funfzig Personen und ein Stier Sind gesunken auf Meeresgrund Ohne zu finden ihr Gluck Oder ein neues Land Das sie zu finden gewillt Das Schiff ist zerstort Zerbrochen in zwolf Stucke Wie es weiterlauft: Der Stier, das Ungetum Krault mit seinen Beinen das Wasser Galoppiert durch die Unterwasserwelt Dicht hinter ihm die Menschenschar Sich mitunter an ihm festhaltend So sorfen sie Aus den Erdenburger Sind geworden Wasserburger Mit Kiemen und Flossen Anstatt Lungenflugeln Und so schwimmen, ja stromen sie Zwischen Riffen und Koralle Was fur ein schoner Anblick!

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RaumZeiten – ZeitRäum Auf dem Weg wurden ihnen begegnen Tummlerdelfine Ein Gewohnlicher Grindwal Huhnerfische Kiefermauler und so weiter Diese Getiere waren ihnen Publikumer Waren ihnen vorubergehende Gehause Wo sie ihren Klamauk auffuhren wurden Ihre Lieder vorsangen Und sich dafur beklatschen liessen Von den Flossenartigen Die Chorale wurden handeln Von was sie hatten erlebt auf den Reisen Und von fruher Von ihren Argernissen und Freudentranen Burden und Widerstanden Kurz: Von ihrem kunstlerischen Leben Und so tourten sie durchs Weltenmeer Und noch weiter Ohne feste Statte oder Hutte Weil die Worter und die Gesange Ihnen waren Hauser fur die Herzen Und fur die Kopfe Und auch der Stier Der einmal war so bose War jetzt gezahmt! Was fur eine marchenartige Erzahlung Sogar mit Happy End Aber manchmal ist das eben von Noten **

heisst: an Hörnern zu packen, was wir verstehen sollten, auch wenn wirs noch nicht verstehen können. Denis Diderot: Laßt uns einen Augenblick den Punkt vergessen, wo wir im Raum und in der Zeit stehen. Verbreiten wir unsern Blick über künftige Jahrhunderte, entfernte Regionen, künftige Völker; denken wir an das Wohl unserer Gattung, und wenn wir hierzu nicht groß genug sind, verzeihen wir wenigstens der Natur, daß sie weiser war als wir. Die Weisheit der Natur: Wird es unsere Auslöschung gewesen sein? Oder was sonst ist es, was im verschlichenen Futur 2 der Aufklärer uns sagen will? Die halbgeheimen fensterlosen Hallen im Zentrum der Städte, vielleicht ist dies ihre Bestimmung: jener Ort zu sein, wo die Distanz zur Zukunft am kürzesten ist. Denn was immer auf uns zukommt, es ist ebenso ein formales Problem. Und nur wenn wir um diese Form mit aller Vehemenz ringen, werden wir vielleicht doch nicht von ihr erdrückt. Wörter und Gesänge: Bei Einfall der Nacht ins Zentrum der Städte schleichen. Wissend, dass das, was wir darstellen können in unserer Form, kurz und direkt sein muss. Auf Kupfer, mit ein wenig Licht, in einen, zwei, vielleicht drei Körper gefasst. Was bliebe uns da noch anderes als: Nachdenken, mit oder ohne Clowns, als Unbeugsamkeit, mit oder ohne Stier, als das Selbstbewusstsein, mit Freude und Hingabe ein Gefäss gefüllt zu haben, das so alt ist wie die Amphore, das wie die Amphore stets von zwei sich begegnenden Leibern gehalten werden muss und das als Form eher Raumschiff denn Becher und mindestens ebenso Ort der Verwandlung wie Ort der Betörung gewesen sein wird.

Aufgebrochen sind wir. In Weltmeere gestochen. Das Theater segelt. Marie besonders hart am Wind. Welche Orte jedoch haben wir zurückgelassen? Die leeren Hallen. Diese halbgeheimen fensterlosen Gebäude im Zentrum der Städte. Was wird aus ihnen werden? Die Zukunft: Einst fand sie statt auf Platten aus Kupfer. Im Kupferglanz begegneten sich Vergangenheit und Gegenwart, verschmolzen. Wer wollte, konnte sich darüber beugen, und er sah die Eingeweide von Vögeln sich spiegeln. Häuser für unsere Herzen? In einer Zeit, wo die grossen Fragen sich als zu gross und zu destabilisierend für unsere Vorstellung erweisen, ist es Maries grosses Verdienst, an den Stier zu glauben. Und das 28

Ariane Koch studierte u. a. Bildende Kunst und Interdisziplinarität. Sie schreibt – oft in Kollaboration – Theater- und Performancetexte sowie Prosa. Ihr kürzlich erschienener Debütroman «Die Aufdrängung» (Suhrkamp Verlag) wurde mit dem aspekteLiteraturpreis 2021 ausgezeichnet.

Joël László hat Geschichte und Islamwissenschaften studiert. Er lebt in Basel als freier Autor und Übersetzer aus dem Arabischen und war Hausautor am Theater Basel. Sein jüngstes Stück «Geld, Parzival» für das Theater Marie hatte in Bregenz Premiere. Im Januar 2021 wurde das Hörspiel «Am Rande des Untergangs vergnügt sich das Kapital» auf Deutschlandfunk Kultur gesendet.


Imaginäre und wirkliche Räu

«Eine Art Theater ist nicht genug» Olivier Keller und Patric Bachmann im Gespräch mit Daniel Di Falco

Wie geht Theater, wenn es auf den Dorfplatz passen soll, aber auch vor ein urbanes Publikum? Wenn die eine Gastspielbühne viermal kleiner ist als die andere? Wenn alle in der Produktion gleich viel zu sagen haben? Und wenn der Regisseur und der Dramaturg Geschwister sind?

Daniel Di Falco: Müsste ich angeben, was euch ausmacht, eure Arbeit der letzten zehn Jahre, dann würde ich sagen: dieses erstaunlich breite Register. Es reicht vom psychologischen Kammerstück bis zum Spiel mit Textflächen, das ohne fassbare Figuren auskommt. Warum könnt ihr so viel? Patric Bachmann: Ich weiss nicht, ob wir viel können. Ich weiss nur, dass wir auf vieles neugierig sind. Und dass es uns die Struktur von Theater Marie ermöglicht hat, dieser Neugier zu folgen. Daniel Di Falco: Was hat Neugier zu tun mit einer Struktur? Olivier Keller: Es geht um die Sicherheit, die einem Theater Marie als Produktionsgefäss bietet. Man hat keine feste Bühne, aber anders als in der übrigen freien Szene eine feste, projektunabhängige Finanzierung. Man kann Dinge ausprobieren, ohne schon vorab ein bestimmtes Ergebnis verkaufen zu müssen. Und man muss nicht bei der laufenden Arbeit bereits daran denken, wie man zu Fördergeldern für die nächste Produktion kommt. Das sind Bedingungen, die es in der Schweiz sonst kaum gibt. Theater Marie heisst schliesslich auch, keine bestimmte Marke bedienen zu müssen. Daniel Di Falco: Jeder Künstler will eine «Handschrift». Das hat euch nie interessiert? Olivier Keller: Ich würde mich langweilen, wenn ich beispielsweise immer nur der Regisseur sein müsste, den man daran erkennt, dass er Romane dramatisiert und zu dem Zweck Erzähltheater über die Bande macht, also neben den Schauspielern einen Erzähler auf die Bühne stellt. Das heisst nicht, dass uns diese Form nicht interessiert, wir haben das auch schon gemacht, mit Texten von Alex Capus oder Rebekka Kricheldorf. Aber wir wollen uns auf keine Methode festlegen. Auch das hat wieder zu tun mit der Struktur. Wir machen mit Theater Marie zwei bis drei Produktionen pro Jahr, die gehören auf Tournee, und kein Haus lädt uns mit allen Produktionen in Folge ein. Daniel Di Falco: Was bedeutet das für eure Art, Theater zu machen? Olivier Keller: Eine Art Theater ist nicht genug. Unsere Produktionen müssen in unterschiedliche Gastspielhäuser passen, und wir brauchen die Freiheit 29


Imaginäre und wirkliche Räu und eben auch die Sicherheit, die uns Theater Marie bietet, um verschiedene Ansätze erproben zu können, ohne garantieren zu müssen, dass sie am Ende aufgehen. Es interessiert uns zum Beispiel, was dabei herauskommt, wenn man eine BeethovenSymphonie als Bühnenstück versteht. Und wenn man statt Profis zwanzig Laien über sechzig auf die Bühne bringt, die sich so zur Musik bewegen, wie sie es für stimmig halten. Daniel Di Falco: Ihr meint «Eroica», eure Musiktheaterproduktion von 2017. Aber wie viel riskiert ihr wirklich? Es sei die «Lesbarkeit», an der man euch erkennt, sagen Leute, die ein besseres Auge haben als ich. Olivier Keller: Es stimmt schon, wir machen kein Experiment um des Experiments willen. Wir kontrollieren die Ergebnisse unserer Arbeit stark. Die Bilder, die wir schaffen, sind im Produktionsteam mehrfach konsolidiert. Und bei den Entscheidungen, die wir am Schluss jeder Probezeit treffen, hat die Verbindung zum Publikum ein grosses Gewicht. Patric Bachmann: Lesbarkeit entsteht, weil wir es selber gern lesbar haben. Humor, Rhythmus, Sorgfalt sind uns gleichermassen wichtig. Und vor allem die Sorgfalt hat mit der Lesbarkeit zu tun. Sorgfalt bedeutet Präzision, ein hohes Bewusstsein der Spielenden für die Verständigung mit dem Publikum. Komplett experimentell wird es also nicht. Daniel Di Falco: «Humor, Rhythmus, Sorgfalt» – das klingt so routiniert wie eine Charta. Patric Bachmann: Es war eine Art Charta, ja. Die drei Punkte waren der Anspruch, mit dem wir uns vor zehn Jahren als Leitungsteam beworben haben, damals noch zu viert, mit dem Bühnenbildner Erik Noorlander und dem Musiker Pascal Nater. Wir hatten die gleiche Einschätzung, was die Bedeutung dieser drei Punkte angeht. Olivier Keller: Wobei der Humor wohl der umstrittenste Punkt ist. Einigkeit in Bezug auf Relevanz ist uns wahrscheinlich wichtiger. Daniel Di Falco: «Lesbarkeit» heisst für mich auch: Ihr seid nicht die Ersten, die neue Theaterformen ausprobieren, aber bei euch funktionieren sie für ein breites Publikum. Patric Bachmann: Ist das so? Daniel Di Falco: Ich habe den Eindruck, ja. Zum Beispiel bei der Verbindung von Kino und Theater. Oder der Erweiterung der Bühne in Richtung Audio-Installation. Patric Bachmann: Ich denke, die Form ergibt sich aus den Stoffen. Wir befragen das gesellschaftliche 30

Zusammenleben, und dafür bedienen wir uns unterschiedlicher Ansätze. Olivier Keller: Es geht uns darum, aktuelle Themen in eine passende theatrale Form zu bringen. «Kino Marie» war unsere erste Arbeit für Theater Marie, wir haben Kinogängerinnen und Kinogänger interviewt und die Interviews auf der Bühne mit Spielszenen collagiert. Es ging um die Zukunft des Kinos und die des Theaters, wir haben das Stück in vielen Kinos gespielt und dabei die Kinosäle in Theaterräume verwandelt. Bei «Marie und Robert» war es ein wenig bekanntes Schweizer Dialektstück, das uns den Anlass gab, uns mit dem Thema der Familie und der Form der Freilichtspiele des Volkstheaters auseinanderzusetzen. Wir haben eine winzige Bühne in einen Schaustellerwagen eingebaut, zugleich haben wir den Theaterraum in den Köpfen vergrössert, indem wir das Publikum über Kopfhörer mit einer Tonspur versorgt haben. Das Stück haben wir auf Dorfplätzen und in leeren Fabrikhallen, aber auch in urbanen Hinterhöfen gespielt. Patric Bachmann: Wir wollen eine gewisse Breite an Themen und Formen. Zugleich prägen die unterschiedlichen Theaterräume unsere Ästhetik mit. Und auch das Publikum unterscheidet sich je nach Gastspielort. Daniel Di Falco: Konkret? Olivier Keller: «Marie und Robert» funktioniert wahrscheinlich überall. Für «Geld, Parzival» von Joël László oder für die Kurzstückreihe «Zukunft Europa» gilt das nicht, die würden wir nicht in Dörfern wie Menziken oder Schinznach zeigen. Daniel Di Falco: Wieso nicht? Olivier Keller: Weil das eher Stücke mit einer offenen Ausgangslage sind, in denen der Text ein Eigenleben führt. Der Zuschauer braucht eine gewisse Theaterroutine, um sich solche Stücke entspannt anzusehen, und die findet man eher in urbanen Kontexten. Bei «Marie und Robert» dagegen gibt es Figuren, die auf klassische Weise durch den Text führen. Daniel Di Falco: Ihr bespielt nicht nur verschiedene Orte, sondern auch höchst unterschiedliche Bühnen. Was hat das für Folgen? Olivier Keller: Die Inszenierungen sind nicht nach den Proben fertig. Die Stücke entwickeln sich weiter, damit sie in die Räume passen. Das ist ein ziemlicher Thrill, und am meisten davon hatten wir wohl mit «Eroica», der Musiktheaterproduktion nach Beethovens 3. Symphonie, die 2017 in der Alten Reithalle in Aarau herauskam. Auf beiden Seiten der 70 Meter langen Halle sassen 150 Zuschauer, während des Stücks wechselten sie zweimal in langen Prozessionen die Seite. In der Gare du Nord in Basel hatten wir dann nur ein


Imaginäre und wirkliche Räu Viertel so viel Platz. Das Publikum konnte sich nicht bewegen, und so haben wir die Bühne mobil gemacht: Die Zuschauer sassen auf Drehstühlen und haben sich je nach Bühnengeschehen in die passende Richtung gewendet. Patric Bachmann: Andere Inszenierungen haben wir je nach Bühne seitenverkehrt gespielt. Das kann dazu führen, dass andere Vorgänge ins Zentrum rücken, dass sich etwas verschiebt in den Beziehungen zwischen Darstellern und Zuschauern. Das Publikum sieht ein anderes Stück, auch wenn es die gleiche Inszenierung ist. Daniel Di Falco: Für eure Produktionen zeichnet immer das ganze Team verantwortlich – neben Regie und Dramaturgie sind das auch die Zuständigen für Bühne, Kostüm, Musik, Video, Licht und Vermittlung, und zwar alphabetisch, den Namen nach. Wie verständigt ihr euch intern? Olivier Keller: Wir reden ausgeprägt viel darüber, wie etwas auf uns wirkt. Und solange jemand nicht einverstanden ist, ist der Prozess nicht zu Ende. Patric Bachmann: Wir arbeiten additiv. Wir führen Dinge zusammen; eher stapeln wir Ideen, als dass wir sie ausschliessen. Olivier Keller: Das heisst auch, dass ein Veto viel Gewicht hat. Jedes Veto hat seinen Grund, und dem gehen wir nach. Das bedingt einen sorgfältigen Umgang miteinander, weil man mit einem Einwand viel bewirken kann. Daniel Di Falco: Was heisst das für die Funktion des Regisseurs? Olivier Keller: Es geht nicht darum, selber die genialste Idee zu haben, sondern darum, die Ideen aller zu gruppieren, und zwar so, dass jeder sein Bestes geben und das Stück vertreten kann. Immerhin ist Theater die kollektivste Kunstform überhaupt. Daniel Di Falco: Ihr seid beide vom Stadttheater gekommen – ich nehme nicht an, dass sich ein solches Miteinander in einem hierarchischen System erlernen lässt. Olivier Keller: Doch, so war es. Was ich am Stadttheater Bern gelernt habe, als Regieassistent und Regisseur am Schauspiel unter Erich Sidler, ist das Vertrauen, dass jeder stets sein Bestes gibt. Ohne dieses Vertrauen würde ich zu schnell nervös, sähe nur die Probleme und würde zu früh intervenieren. Patric Bachmann: Ich hatte das Glück, als Dramaturg am Stadttheater auf Leute zu treffen, die meine Beobachtungen ernst genommen haben. Ich konnte meinen Horizont mit anderen teilen.

Daniel Di Falco: Und das war Glück? Patric Bachmann: Durchaus, andere hatten weniger davon. Olivier Keller: Das Stadttheater besteht ja nicht nur aus Machtmissbrauch und Verängstigung. Es gibt dort auch Freiräume und Gruppendynamiken, die vieles möglich machen. Daniel Di Falco: Ihr zwei seid Brüder. Was hat das für Theater Marie bedeutet? Olivier Keller: Es prägt eine personelle Konstellation natürlich sehr stark. Oft fühlt es sich so an, als ob wir mit einer Stimme reden würden. Für Erik und Pascal, die beiden anderen im Leitungsteam, war es nicht einfach, ihre Rolle zu finden. Es gab am Anfang den Vorwurf, wir zwei gingen miteinander härter ins Gericht als mit ihnen. Daniel Di Falco: Härter? Man könnte das Gegenteil erwarten. Patric Bachmann: Olivier und ich schonen einander weniger. Wir kennen uns ein Leben lang, und es ist uns klar, was den anderen umtreibt und was er im nächsten Augenblick sagen wird. Wir wissen voneinander, wann wir den Bogen spannen dürfen und wann wir lockerlassen müssen. Olivier Keller: Aus dem Grund muss ich mir auch keine Sorgen machen, wenn ich mit der Kostümbildnerin oder dem Komponisten Dinge bespreche, ohne Patric beizuziehen. Patric Bachmann: Zugleich ist es ja nicht so, dass wir nur als eine Person wahrnehmbar wären. Wir sind uns auch nicht immer einig. Man kann uns gegeneinander ausspielen, wenn man will. Daniel Di Falco: Worin unterscheidet ihr euch? Patric Bachmann: In vielen Momenten ist Olivier der Motor, der alle Beteiligten mitzieht. Olivier Keller: Patric ist eher der reaktive Typ. Er wartet, beobachtet und bringt seine Beobachtungen spät ein. Dafür sieht er Dinge, die ich im ständigen Gespräch mit unseren Leuten gar nicht wahrnehme – Gemütszustände, szenische Trouvaillen, Dynamiken im Teamgefüge. Daniel Di Falco: Eure Lebensläufe sind mir ein bisschen unheimlich. Sie sind praktisch identisch: Studium der Theaterwissenschaft, Stipendium bei den Berliner Festspielen, Gründung der Gruppe Fragment, Stadttheater Bern, Theater Marie. Olivier Keller: Patric hat mir eine Buchhändlerlehre voraus. Zudem hat er nach dem Studium eine Assistenz am Theater Basel absolviert, ich eine am Zürcher Theaterspektakel. Aber soweit ich mich erinnere, hatten

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Imaginäre und wirkliche Räu wir eigentlich immer die gleichen Interessen, schon vor dem Theater. Wir haben beide Handball und Cello gespielt, wenn auch nicht gleichzeitig. Daniel Di Falco: Familie ist auch ein Risiko. Warum ist eure Nähe für die anderen kein Problem? Olivier Keller: Das müsste man die anderen fragen. Aber es ist ausgesprochen einfach, mit uns auszukommen: Wer etwas von uns will, muss nur einen fragen. Schliesslich sind wir zwei nicht die Einzigen bei Theater Marie, die individuelle und sehr direkte Beziehungen pflegen – die haben alle untereinander. Es kommt auf jeden Einzelnen an. Als sich Pascal Nater aus der Leitung zurückgezogen hat, haben wir nicht erneut einen Pianisten und Journalisten in Personalunion gesucht: Daniel Steiner macht elektronische Musik, und er kennt sich aus mit technischen Fragen. Damit hat sich auch die Sprache von Theater Marie verändert. Daniel Di Falco: Inwiefern? Patric Bachmann: Die Produktionen klingen nun anders. Die Zeit, die wir für journalistische Recherchen aufwenden, ist kürzer geworden. Produktionsleitungsaufgaben sind jetzt fast nur noch bei Olivier und bei mir auf dem Tisch. Dafür kümmern wir uns nun weniger um die technische Planung der Gastspiele, weil wir mit Andreas Bächli und Daniel Steiner zwei Künstler im Team haben, die die technische Verantwortung tragen. Daniel Di Falco: Gab es nie Krisen im Team? Olivier Keller: Die gab es, doch. Pascal Nater hat uns vor die Frage gestellt, ob es noch ein anderes Berufsleben neben dem Theater Marie geben kann. Für die Diskussion darüber, wie jeder seine persönliche Zeit einteilt, haben wir ein Coaching gebraucht. Pascal ist zum Schluss gekommen, dass er lieber freischaffend als fest angestellt für Theater Marie tätig sein will. Daniel Di Falco: Und der Tod von Erik Noorlander im Jahr 2019? Patric Bachmann: Ja, der Tod von Erik. Das war ein Abschiednehmen, das sich über zwei Jahre erstreckte, ein immer weiter gehendes Verzichtenmüssen auf den Austausch mit ihm. Olivier Keller: Unser gemeinsamer Weg war nicht fertig, als er am Krebs starb. Es erstaunt mich selber, dass wir ohne ihn weitermachen konnten. Sein Tod hätte auch heissen können: Für uns ist es vorbei mit Theater Marie. Daniel Di Falco: Weil er es als Bühnenbildner stark geprägt hat? Olivier Keller: Ja. Erik hatte die pointierteste Haltung, was unsere ästhetischen Setzungen anging – oft haben wir nach 23 Uhr nochmals eine Stunde miteinander telefoniert. Wir konnten uns damals schwer vorstellen, künftig alle Entscheide ohne ihn zu treffen. Während seiner Krankheit haben wir gemeinsam beschlossen, dass wir bis 2022 weitermachen, auch ohne ihn. Bevor er gestorben ist, hat er uns diese Freiheit gegeben, das war ihm wichtig. Patric Bachmann: Erik hat den Weg des geringsten Widerstands immer gescheut. Ästhetisch sind wir ohne ihn vermutlich klassischer geworden. Zugleich hat sich gezeigt, dass Theater Marie auch mit derart tiefen Einschnitten fertig wird: Wenn wir jemanden verlieren, dann suchen wir keinen Doppelgänger, der genau das Gleiche einbringt. Theater Marie verändert sich mit den Leuten und ihren Ideen.

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Imaginäre und wirkliche Räu Daniel Di Falco: Ich stelle mir euer Theater als variables, vielstimmiges Miteinander vor, das ohne scharfe Hierarchien auskommt. Könnte es sein, dass die Theatertexte eure unsichtbare Hand sind, euer Moderator? Dass es die Diskussionen über den Text sind, die euch anleiten und zusammenhalten? Patric Bachmann: Die These gefällt mir. Es beginnt aber vor dem Text. Es ist eine Projektidee, die uns antreibt, und aus dieser Idee ergibt sich dann das ganze Produktionsteam. Olivier Keller: Die Verständigung über ein Projekt ist tatsächlich leichter, wenn es einen Text als gemeinsamen Fluchtpunkt gibt. Wir sind Textmenschen, das ist nicht zu leugnen. Aber wir können es auch ohne diesen Moderator. «Eroica» drehte sich um die Musik, bei «Kino Marie» und «Bitte nicht schütteln!» standen thematische Recherchen im Zentrum, bei «Animeo & Humania» haben Bildabfolgen eines Animationsfilms die Dramaturgie bestimmt. Daniel Di Falco: Nach zehn Jahren ist für euch Schluss mit Marie, so will es der Vertrag. Was habt ihr in dieser Zeit verpasst? Patric Bachmann: Ich hatte in den zehn Jahren gar keine Zeit, mich das zu fragen. Aber künstlerisch war alles möglich, würde ich sagen. Olivier Keller: Vielleicht habe ich es verpasst, selber etwas zu schreiben. Ein Schreibprojekt ohne Auftrag, ohne spezifische Förderung, ohne Ausbildung, das hätte ich mir vorstellen können. Patric Bachmann: Ich wüsste nicht, wann du Zeit dafür gehabt hättest. Die zehn Jahre waren voll mit vollen Tagen. Wenn etwas gefehlt hat, dann die Zeit zur Kontemplation. Olivier Keller: Dafür habe ich einiges gelernt im Bühnenbau. Und ich kann jetzt einen grossen Tourneebus fahren.

Daniel Di Falco ist Historiker und Journalist. Für Theater Marie hat er 2019 «Alles wahr» geschrieben, ein Stück über Verschwörungstheorien, 2017 das Kurzstück «Alles, was von uns bleibt» in der Reihe «Zukunft Europa». Heute arbeitet er für «NZZ Geschichte».

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Eine Dramaturgie der Auslegeordnung – Theater Marie und die Neugierde auf Wirklichkeit Peter-Jakob Kelting

Eine Frau wird beschuldigt, aus Geldgier zwei Menschen mit Rattengift umgebracht zu haben. Im Prozess leugnet die vermeintliche Mörderin standhaft, dennoch wird sie aufgrund der Indizien zu lebenslänglicher Haft verurteilt. So geschehen in Aarau 1929. Der Umgang mit diesem Stoff, der in der Inszenierung «verdeckt» mündete – und Theater Marie die zweite Einladung zum Schweizer Theatertreffen einbrachte –, macht anschaulich, mit welchem dramaturgischen Verfahren Olivier Keller und Patric Bachmann sich Wirklichkeit kritisch aneignen. «verdeckt» ist zunächst einmal eine theatrale Tiefenbohrung in ein verdrängtes Kapitel regionaler Mentalitätsgeschichte. Die «Protagonistin» Verena Lehner war eine in vielerlei Hinsicht unangepasste Aussenseiterin, die, aus ärmlichsten Verhältnissen kommend, als Kartenlegerin und Wahrsagerin ein stattliches Vermögen angespart hatte – und so ganz nebenbei die bestgehüteten Geheimnisse ihrer betuchten Kundschaft kannte. Die «Hexe von Suhr», wie sie im Volksmund genannt wurde, war in mehrfacher Hinsicht eine nahezu archetypische Verkörperung des gesellschaftlich Unheimlichen. Und dass das Gerichtsverfahren zum Sensationsprozess wurde, lässt auf eine Externalisierung der verdrängten Ängste der kleinstädtischen Öffentlichkeit schliessen. Die Autorin Ariane Koch macht diesen Aspekt zum Ausgangspunkt ihres Textes, in dem sie aktuelle feministische Diskurse mit der historischen Figur kreuzt. Der Inszenierung geht es nicht um eine Rekonstruktion der Ereignisse; sie wird zur szenischen Reflexion, in der die Welthaltigkeit des Stoffes kenntlich bleibt, aber durch eine dezidiert heutige Perspektive gebrochen und gewissermassen unter Strom gesetzt wird. In der Dekade ihrer künstlerischen Leitung haben Olivier Keller und Patric Bachmann immer wieder Themen gesetzt, die an aktuelle gesellschaftliche Fragen andocken. Geleitet wurden sie dabei von einer tiefgründigen Neugierde auf Phänomene, die in sich widersprüchlich sind und die sich einer einfachen Zuordnung entziehen. Es geht ihnen nicht um eine wohlfeile Kritik der bestehenden Verhältnisse. Alles vordergründig Aktivistische liegt ihnen fern. 34


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Im Schweizerdeutschen gibt es den wunderbar vieldeutigen Begriff der «Auslegeordnung»: In seinen Inszenierungen bringt das Theater Marie scheinbar unverbundene Teile von Geschichten, Figuren und Atmosphären in eine neue, überraschende Ordnung, die sich erst im Laufe eines Theaterabends erschliesst (und manchmal auch dann nicht). Dabei scheuen Keller und Bachmann keineswegs die groteske Zuspitzung, und fast überrascht es, dass sie sich erst am Ende ihrer Intendanz mit dem schweizerischen Grossmeister der Groteske Friedrich Dürrenmatt beschäftigen. Seinen Widerhall findet das Verfahren der Auslegeordnung in der Szenografie ebenso wie in der Arbeit mit den Schauspieler:innen. Die Bühnenbilder sind nie eindeutige Schauplätze, sondern mehrfach kodierte theatrale Möglichkeitsräume. Und die Darsteller:innen werden zu unzuverlässigen Erzähler:innen, die sich meist einer psychologischen Zuordnung entziehen und die oft widerstreitenden Aspekte einer Figur entfalten. Keller und Bachmann setzen in ihren Inszenierungen auf den:die mündige:n Zuschauer:in. Die Grundhaltung, mit der sie dem Publikum begegnen, ist nicht die der emotionalen, identifikatorischen Überwältigung, sondern der neugierigen Ermächtigung. In ihren besten Arbeiten gelingt es, auch die politisch aufgeladenen Themen kaleidoskopartig in ihrer Vielschichtigkeit zu spiegeln und das eigentliche Theatererlebnis ins Bewusstsein der Zuschauer:innen zu verlagern. Rückblickend lässt sich festhalten, dass diese Herangehensweise immer dann zur Entfaltung kam, wenn die Stoffe in sich so wirkmächtig waren, dass sie der dramaturgischen Befragung ein kraftvolles Eigenleben entgegensetzen konnten. In der Inszenierung von Alexandra Badeas Stück «Zersplittert» beispielsweise werden die Aporien der neoliberalen Spätmoderne von vier verlorenen Business-Seelen zur Kenntlichkeit gebracht. Für Julia Haennis «frau im wald» hingegen findet die Inszenierung eine kongeniale Bildsprache für den psychotischen Selbstverlust einer namenlosen Frau, indem sie die Figur in einem fünfstimmigen Chor auffächert. Wieder anders schafft es die szenische Auseinandersetzung mit dem naturalistischen Drama «Marie und Robert» von Paul Haller, den Zuschauer:innen die hundert Jahre alte Geschichte durch die Verfremdung über Kopfhörer aufregend neu zu erzählen und dadurch (nur scheinbar ein Widerspruch) buchstäblich nahezubringen. So unterschiedlich die Stoffe und Erzählweisen der Stücke auch sind, sie verbindet, dass sie auch und gerade als Auslegeordnung eine Tiefenschicht ansprechen, die über den Tag hinausweist.

Peter-Jakob Kelting studierte Literaturwissenschaft und Soziologie in Hamburg und arbeitete seit 1989 als Dramaturg und Theaterleiter in Wilhelmshaven, Lübeck, Konstanz, Zürich, Stuttgart und Basel. Seit 2011 leitet er die Bühne Aarau.

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Eine «subventionierte freie» Theatergruppe Sven Heier

2012 kontaktierte mich Olivier Keller und fragte, ob wir uns treffen könnten. Er hatte gerade mit seinem Team die Leitung von Theater Marie angetreten. Ich war gerade zum Leiter des ROXY Birsfelden ernannt worden. Wir waren uns schon mal begegnet, irgendwo, aber ich hatte keine Erinnerung. Olivier Keller berichtete von einem Projekt über Vorstadtkinos. Auch das ROXY war so eines. Wir trafen uns kurz darauf im wunderbaren orangen Kino in Suhr. Mit einer gewissen Naivität meinerseits verabredeten wir eine Koproduktion für die erste Spielzeit im ROXY. Ich hatte noch keinen Überblick über unser zukünftiges Schaffen. Aber ich war angetan von der Story und spürte eine grosse Wertschätzung für dieses einmalige Konstrukt in der Schweizer Theaterlandschaft: eine «subventionierte freie» Theatergruppe. Das Gastspiel von «Kino Marie» im ROXY war zuschauermässig ein Flop: Es war Juni, es war Art Basel, es war zu warm, um ins Theater zu gehen. Aber wir bewiesen Geduld und jetzt im Herbst 2021 sind wir bei insgesamt fünf Koproduktionen oder Gastspielen des Theater Marie im ROXY angelangt. Insbesondere die Arbeiten mit den Basler Autor:innen Ariane Koch oder Joël László stellten gute Verbindungen zum einheimischen Publikum her. «Zukunft Europa» war mit beiden Teilen bei uns im ROXY zu Gast und wurde vom Publikum gefeiert. Auch an die Arbeit «verdeckt», die Recherche einer schicksalhaften Geschichte im Aargau, neu geschrieben von Ariane Koch, erinnere mich gerne. Wir blieben stets im Austausch. Nicht alle Produktionen fanden ihren Weg ins ROXY. Es gab lustige Recherchen, die zu nichts führten. Für die seltsame Gameshow «ZONK!» suchten wir gemeinsam ein Boot auf dem Rhein. Das stellte sich als schwierig heraus. Wir gaben es irgendwann auf. Ich sah die Show dann auf dem Hallwilersee. Ganz ehrlich: nicht so meins. Aber ich habe einen Gemüsekorb gewonnen, den ich stolz mit auf den Heimweg nahm.

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Ein Blick ins Archiv des Theater Marie zeigt sehr deutlich, wie gut dieses Konstrukt durchdacht ist. Wo viele Gruppen in der freien Szene um Aufführungsmöglichkeiten kämpfen, ist Theater Marie über Jahre hinweg an den unterschiedlichsten Orten präsent. Theater Marie hat eine gewisse Sicherheit durch die Subventionierung. Andere freie Gruppen müssen produzieren, um Geld zu verdienen. Gastspielmöglichkeiten sind zu rar gesät. Das System Theater Marie gleicht den Produktionssystemen in Belgien oder in Frankreich, die sicherstellen, dass Produktionen von vielen Menschen im Land gesehen werden können. Es sind keine schwerfälligen, unflexiblen Stadttheater, die einen Grossteil der Subventionen in den darstellenden Künsten binden. Ich wünschte mir viele Kantone oder Bundesländer, die dem über zwanzigjährigen Erfolgsmodell Theater Marie nacheifern. Die Begegnungen mit Olivier Keller, Patric Bachmann, Pascal Nater, Andreas Bächli und mit Erik Noorlander waren immer wohltuend entspannt und ehrlich. Theater Marie ist sehr gut organisiert, schnell, technisch gut ausgestattet, witzig und flexibel. Ich bin gespannt auf die nächsten Schritte: Wohin verschlägt es das Team um Olivier Keller und welche Etappe steht für das wunderbare Projekt «Theater Marie» an?

Sven Heier leitet seit 2013 das ROXY Birsfelden, vorher war er freischaffender Produktionsleiter in Zürich und beim Festival Theaterformen in Hannover.


Imaginäre und wirkliche Räu

Baden/AG – ein «Eroberungsritt» durch den diversen Stadtraum Patric Bachmann

«Erst müsst ihr in der Stadt präsent sein!» Mit diesen Worten endet 2012 der Antrittsbesuch bei der Kulturförderstelle der Stadt Baden. Klare Ansage gegenüber der vorgetragenen Vision, die Stadt Baden könnte vielleicht zukünftig das kantonale (Tournee-)Theater Marie in einem ähnlichen finanziellen Rahmen unterstützen, wie es dies im westlichen Kantonsteil bereits die Stadt Aarau seit Jahren tut. Durch die explizite Forderung nach Präsenz angespornt, beginnt 2013 ein «Eroberungsritt» durch die städtischen Kulturräume Badens. Zunächst stossen wir auf die beiden unterschiedlich grossen Koproduktionshäuser Kurtheater und ThiK Theater im Kornhaus. Ersteres ist ein Repräsentationstheater mit Wurzeln, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, Letzteres ein für den Kanton Aargau typisches Kornhaus, dessen Kellergewölbe in den 1950er Jahren zum Kleintheater umgebaut wurde. Offene Türen und interessierte Menschen ermöglichen auf beiden Bühnen kontinuierliche Partnerschaften mit Koproduktionen und Gastspiele zahlreicher Ur- und schweizerischer Erstaufführungen zeitgenössischer Dramatik. Die Junge Marie wird in beiden Häusern ebenfalls gern gesehene Spielerin – im ThiK erfreut sie mit «Heroes of the Overground / Die Erben», einer kritischen Auseinandersetzung zur Klimakatastrophe, unter anderem rund tausend Jugendliche im Rahmen einer Kulturwoche der lokalen Berufsschule. Neben den offiziellen Bühnen meint Theater in Baden für uns auch Stadt-Raum, zum Beispiel das älteste Kinogebäude der Schweiz, das 1913 von der Pariserin Marie Antoine gegründete Cinema Radium. Heute wird es von einem Kollektiv als Kulturhaus Royal betrieben. Die Künstler:innen bitten uns als Erstes zu einem gemeinsamen Bad unter freiem Himmel in das von ihnen mitkonzipierte Bagno Popolare. Im warmen Thermalwasser – daher der sprechende Stadtname – entsteht die Idee, «Kino Marie», unsere Revue zur schweizerischen Kinogeschichte, im Royal zu zeigen. Für diese Aufführungsserie erweitern wir unsere Suhrer Inszenierung um Anekdoten und Aperçus aus Interviews mit Zeitzeugen des ehemaligen Kinos in Baden. Wunderbar passt, dass zu dieser Zeit die Badener Kinogeschichte im dortigen Historischen Museum gerade Thema der Ausstellung ist. Exponat dieser Ausstellung ist auch das körpergrosse Popcornkostüm der Inszenierung. So zieht jeweils vor der Theateraufführung eine Parade der historischen Filmfiguren vom Museum durch die Gassen der Badener Altstadt zum Royal. Und erweckt dort die Geschichte dieses wunderschönen Raumes wieder zum Leben. Auf der anderen Seite der Bahngeleise treffen wir in den Räumlichkeiten von Fantoche die Leiterin des jährlich die Stadt bereichernden 37


Imaginäre und wirkliche Räu gleichnamigen internationalen Animationsfilmfestivals. Sie unterstützt das Vorhaben, die Liebe zwischen Animationsfilm und Theaterkunst herauszufordern, spielt Kupplerin und vermittelt uns den ebenso auf interdisziplinären Austausch neugierigen Animationsfilmer François Chalet. «Animeo & Humania» heisst die Fusion der beiden Kunstformen. Die tragische Begegnung der live agierenden Schauspielerin mit ihrem animierten Double auf der Leinwand findet anlässlich des folgenden Fantoche-Festivals wiederum im Kulturhaus Royal statt. Angespornt durch die Erfahrungen der letzten Raumerkundung überfordern wir die technischen Möglichkeiten des Royals. Minuten vor dem Start der Vorstellung drohen unsere Computer und die weiteren technischen Hilfsmittel wörtlich zu überhitzen – nur unter Zuhilfenahme eisgekühlter Bierflaschen der lokalen Brauerei gelingen Cool-down und Premiere. Das Projekt räumlicher Stadterschliessung wird begünstigt durch den Umbau des Kurtheaters. Während zweier Spielzeiten zeigt das Kurtheater seine Gastspiele deshalb «ausser Haus». Gemeinsam mit der Leitung des Hauses begeben wir uns auf die Suche nach weiteren geeigneten Räumen für unsere Koproduktionen. Mit dem harmoniesüchtigen a-cappella-Abend «Bitte nicht schütteln!» bespielen wir ein drittes Mal das Royal. Für die grosse musikalische Produktion «Eroica» werden wir in einer stillgelegten Industriehalle fündig, der Alten Schmiede. Den Spieler:innen, den Musiker:innen von argovia philharmonic sowie dem Publikum verlangt dieser Raum einiges ab. Auf Betonboden, bei offenen Hallentüren und kühler Herbstwitterung untersucht «Eroica» das Heroische in der Musik Beethovens. Wer sich auf dieses Raumerlebnis einlässt, wird mit toller Akustik und einem Aufführungsort von historischer Dimension belohnt. Die Junge Marie begeistert frühmorgens in der Turnhalle des städtischen Gymnasiums die Schüler:innen mit Rebekka Kricheldorfs Adaption des Grimm’schen Märchens «Schneeweisschen und Rosenrot». Und die «frau im wald» von Julia Haenni verlegen wir ins Industriegebiet, in die Partylocation Nordportal. Der Weg zurück in die Stadt führt über den beschaulichen Weiler Rütihof. Dort ergibt sich die Möglichkeit, mit dem Anhänger vorzufahren und die Inszenierung «Marie und Robert» zweimal vor der Scheune eines imposanten Bauernhofes zu spielen und im zum Theater umgebauten Dachstock den «verdeckten» Machenschaften von Verena Lehner, der «Suhrer Giftmörderin», nachzuspüren. Die Stadterkundung geht weiter: Das Kurtheater Baden ist umgebaut und erstrahlt in neuem Glanz. Es stehen Aufführungen der beiden Abschlussinszenierungen in diesem Raum bevor. Verabschieden werden wir uns auch im Theater im Kornhaus mit einer letzten Vorführung unserer pandemiebedingt digitalen Inszenierung von «Schleifpunkt». Mit oder ohne feste Finanzierung, Theater Marie findet auch in Baden seine temporären Wohnsitze. Was die Zukunft bringt, dürfen unsere Nachfolger:innen herausfinden. Patric Bachmann ist Dramaturg und lebt in Zürich. Er war am Theater Basel und am Stadttheater Bern tätig und von 2012 bis 2022 Ko-Leiter von Theater Marie im Kanton Aargau. Neben seiner langjährigen Erfahrung im Theaterbetrieb engagiert sich Patric Bachmann in der Kulturförderung und der Kulturpolitik.

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Räume, nicht Bühnen – über die künstlerische Arbeit von Erik Noorlander Olivier Keller

Ein Boden und eine Rückwand. Der Theaterraum braucht im Grunde nichts anderes. Der Szenograf Erik Noorlander, geboren 1978 in Basel und ausgebildet an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel, war ein Künstler, der so leidenschaftlich Ideen und Materialien anhäufte, wie er sie dann wieder bis zur gleissenden Klarheit reduzierte. In manchem Entwicklungsprozess gelangte er nach dem Anfüllen des Raumes und dem Experimentieren mit vielen Dingen zu folgenden zwei grundlegenden Fragen: Auf welchem Boden treffen sich die Menschen? Und was bricht das Licht ihres Blickes? «Kino Marie» spielt vor und hinter einer Leinwand, die zwischen blickdicht und transparent changiert. «Harry Widmer Junior» verortet ein stilisiertes Fitnessstudio auf einem glänzenden Tanzteppich vor einer Spiegelwand, die den Blick zurückwirft. «Von der schleichenden Vanillisierung der Gesellschaft» wird vor einem Vorhang aus Luftpolsterfolie verhandelt. Der Raum von «Der grosse Gatsby» besteht aus zwei Förderbändern, die durch einen Lamettavorhang fahren und eine unsichtbare Welt dahinter mit einer schäumenden Spielfläche davor verbinden. Immer wieder liess Erik Noorlander die Wände durchleuchten, einreissen oder durch Projektionen beleben. Die beiden Bewegungen des Anhäufens und Reduzierens erfolgten in unberechenbarem Rhythmus immer zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Und niemals war der gedankliche oder zeitliche Aufwand ein Argument für oder wider eine Entscheidung. Der Zeitpunkt der Inspiration ist nicht zu kontrollieren. Ob im Wald bei einem Spaziergang, spätnachts am Telefon oder im Gespräch mit seinen Liebsten: Die Momente der Entscheidung kamen unangemeldet. Sie waren Meilensteine in einer Gesprächskultur der Langsamkeit. Erik Noorlander wollte nicht zu Entscheidungen gedrängt werden. Er wehrte sich gegen jeden Anflug von Sachzwang. Und so entziehen sich auch seine Räume einer hierarchischen Unterordnung. Sie machen es den Schauspieler:innen nicht einfach. Sie folgen nicht schnöden Regieanweisungen im Text. Sie bedienen keine einfachen Interpretationsmöglichkeiten. Sie dienen nicht. Sie leisten 39


Imaginäre und wirkliche Räu Widerstand. Sie haben ein eigenes Leben und sind Spielpartner für die Inszenierung. Und trotzdem oder gerade deshalb zeugen sie in ihrer endgültigen Form immer von hoher Ausgewogenheit. Erik Noorlanders räumliche Setzungen verdrängen keine anderen Theatermittel und überlagern keine anderen Ausstattungselemente. Im Gegenteil: Sie geben Raum für die Entwicklung von Spiel, Kostüm und Text. Sie öffnen Assoziationswelten. Durch Reibung entsteht Neues. Für die Inszenierung von Joël Lászlós Neuübersetzung der Vorstadtlegende «Liliom» liess Erik Noorlander am Tag nach der Konzeptionsprobe die ein Film- und Tonstudio skizzierenden Podeste, Leinwände und Sitzgelegenheiten wegräumen. Er bat das Team, den räumlichen Prozess noch einmal von vorne zu beginnen. Am Ende spielte «Liliom» auf einer Einöde aus rotem Tennissand vor einem durchleuchtbaren Aushang mit Betonaufdruck. Die ursprüngliche Idee mit dem Studio auf der Bühne war zu eindeutig, zu geschlossen. Der Bühnenraum der Inszenierung «Zersplittert», die an das Schweizer Theatertreffen 2017 eingeladen wurde, ist eng. Vier Spieler:innen teilen sich einen Styropor-Boden von acht mal zwei Metern. Jeder Schritt knarzt. Jeder Gang bringt die Person ins Wanken. Dieser Boden fordert höchste Konzentration und prägt als akustischer Mitspieler die Atmosphäre. Die Inszenierung von Klaus Merz’ «Der Argentinier» wiederum findet in einer fast geschlossenen Spielbox statt. Ganz aus Holz umgeben diesmal drei Wände eine kleine, ebenfalls hölzerne Drehbühne, auf der sich die beiden Spieler:innen mit Kamera um sich selbst drehen. Erik Noorlander verstand seine künstlerische Arbeit als Erfinder von Räumen. Es ging ihm nicht darum, Bühnen zu kreieren. Er wollte mit dem Raum spielen. Mit den imaginären Räumen der Geschichten, die erzählt sein wollten. Aber auch mit den vorgefundenen Räumen der Theaterhäuser landauf, landab. Jedes Gastspiel seiner Stücke nahm er als neue Herausforderung an, ein neues Werk räumlicher Aneignung zu schaffen: neue Anordnungen ausprobieren, Elemente dazuerfinden oder vormals wichtige Dinge weglassen. Aber er war auch ein durchwegs sozialer Künstler. Ihn interessierten die unterschiedlichen Formen des menschlichen Zusammenkommens. Er wollte diese und sich selbst immer neu herausfordern: «Argentinien» war eine Ausstellung – mit Hörstationen, einer Rutschbahn, einem Tanzparkett und einem elektrischen Pferd im Ventilatorenwind – für wenige Menschen in der leeren Weite der Alten Reithalle Aarau. Für «Zukunft Europa» liess er die Wände weg und setzte die Zuschauer:innen im Kreis um ein Kupferpodest. Und für die räumliche Inszenierung 40

von «Eroica» zettelte er eine gross angelegte Zusammenarbeit mit einer Szenografieklasse der Fachhochschule Nordwestschweiz in Basel an. Er konnte diese heldische Arbeit nicht abschliessen. 2017 erkrankte Erik Noorlander an Krebs und starb zwei Jahre später am 2. Februar 2019. Sein letzter Theaterraum war mobil und statisch zugleich. Die Geschichte von «Marie und Robert», ein Mundarttext von Paul Haller, spielte in einem Anhänger, der komplett geschlossen werden konnte. Der erste Akt war nur durch ein Fenster zu sehen und über Kopfhörer zu hören. Der Anhänger war eine Box auf Rädern und konnte überall hingezogen werden: ins Foyer des Stadtmuseums Aarau, in eine leerstehende Fabrik nach Reinach AG, auf die Bühne des Kurtheaters Baden, in einen dörflichen Hinterhof in Rütihof bei Baden oder auf einen gepflasterten Stadtplatz nach Winterthur. Oft war ihm sein Gegenüber die Box, aus der Erik Noorlander sich hinauszudenken versuchte. Wenn es Menschen gibt, die einander beim Debattieren immer recht geben, bevor sie etwas hinzufügen, dann war Erik Noorlander das Gegenteil, ein Antagonist. Den Mitarbeitenden und sich selbst. Das Wort Antagonist ist nicht als Widersacher zu verstehen, sondern als der andere Teil eines Muskelpaares. Wenn sich ein Muskel zusammenzieht, wird sein Antagonist gestreckt und umgekehrt. Formulierte Gedanken sind dafür da, neu und andersherum gedacht zu werden. Aber dafür müssen sie erst formuliert sein. So entsteht ein Zusammenspiel, das sich einem Perpetuum mobile vergleichbar ständig mit Energie auflädt und ungeahnte Dinge hervorbringt. Diese Kommunikationsform war Erik Noorlander sowohl in der Arbeit im Regieteam einer Produktion als auch im Leitungsteam wichtig. Immer ging es ihm um maximale Reduktion und Konsequenz. Letztere hat er mit grosser Vehemenz vertreten. Vielleicht war ihm irgendwie klar, dass er weniger Lebenszeit hat als andere, um sein künstlerisches Werk zu vollbringen.

Olivier Keller lebt in Bern und arbeitet als Regisseur und Theaterleiter. Er hat Theaterwissenschaft und Nordistik studiert. Von 2012 bis 2022 ist er Ko-Leiter des Theater Marie im Kanton Aargau. Seine Inszenierungen wurden unter anderem wiederholt ans Schweizer Theatertreffen und an den Heidelberger Stückemarkt eingeladen.


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1 → «Argentinien», 2014 Alte Reithalle Aarau Foto: Andreas Zimmermann

4 → Liliom, 2016 Grégoire Gros, Ladislaus Löliger Foto: Andreas Zimmermann

5 → Der Argentinier, 2014 Diego Valsecchi, Newa Grawit Foto: Andreas Zimmermann

2 → Eroica, 2017 Braschi Haldimann Foto: Andreas Zimmermann

3 → frau im wald, 2018 Julia Haenni, Sandra Utzinger, Silke Geertz, Judith Cuénod, Barbara Heynen Foto: Xenia Zezzi

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6 → Marie und Robert, 2017 Michael Wolf, Andri Schenardi, Barbara Heynen Foto: David Röthlisberger 7 → Alles wahr, 2019 Barbara Heynen, Diego Valsecchi, Michael Wolf, Judith Cuénod Foto: Andreas Zimmermann

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Theaterräum 8 → Marie und Robert, Film, 2020 Fabian Krebs, David Röthlisberger, Suly Röthlisberger Foto: Olivier Rüegsegger 9 → «Argentinien», 2014 Alte Reithalle Aarau Foto: Andreas Zimmermann

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10 → Animeo & Humania, 2018 Lina Hoppe Foto: Andreas Zimmermann

11 → Kino Marie, 2013 Sandra Utzinger, Nadine Schwitter, Diego Valsecchi Foto: Andreas Zimmermann

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12 → Bitte nicht schütteln!, 2019 Barbara Heynen, Diego Valsecchi, Herwig Ursin Foto: Andreas Zimmermann

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13 → Marie und Robert, Film, 2020 Suly Röthlisberger, Andri Schenardi Foto: Olivier Rüegsegger

14 → Herkules und der Stall des Augias, 2021 Andreas Bächli, Judith Cuénod, Sandra Utzinger, Kathrin Veith, Nadja Rui Foto: Andreas Zimmermann

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Theaterräum 15 → Zersplittert, 2016 Ingo Ospelt, Silke Geertz, Herwig Ursin, Marianne Hamre Foto: Andreas Zimmermann

16 → Zukunft Europa I–V, 2015 Judith Cuénod, Christoph Rath, Manuel Löwensberg Foto: Andreas Zimmermann

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Theaterräum 17 → verdeckt, 2020 Sandra Utzinger, Nadine Schwitter Foto: Andreas Zimmermann

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18 → Hänsel und Gretel* – *Namen von der Redaktion geändert, 2017 Meret Zangger, Yan Balistoy, Annina Hunziker, Joel Zumbrunnen, Rahel Stork Foto: David Röthlisberger

19 → Eroica, 2017 Bewegungschor Foto: Andreas Zimmermann


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Theaterräum 20 → Harry Widmer Junior, 2013 Emilia Haag, Judith Cuénod, Sandra Utzinger, Nadine Schwitter Foto: Andreas Zimmermann

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21 → Zukunft Europa / Avenir Europe IV-VII, 2017 Judith Cuénod, Grégoire Gros, Claire Puygrenier Foto: Andreas Zimmermann

22 → Bitte nicht schütteln!, 2019 Barbara Heynen, Diego Valsecchi, Herwig Ursin Foto: Andreas Zimmermann

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23 → verdeckt, 2020 Nadine Schwitter Foto: Andreas Zimmermann 24 → Kino Marie, 2013 Sandra Utzinger, Manuel Löwensberg, Nadine Schwitter, Diego Valsecchi Foto: Andreas Zimmermann

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25 → Animeo & Humania, 2018 Lina Hoppe Foto: Andreas Zimmermann

26 → Schleifpunkt, 2021 Diana Dengler, Jonas Bernetta, Tabea Buser Foto: Jos Schmid

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27 → Geld, Parzival, 2020 Jessica Cuna, Ingo Ospelt, Grégoire Gros, Lina Hoppe Foto: Anja Köhler 28 → GO TELL, 2020 Jaël Seiler, Chiara Müller Foto: Ahmad Örnek

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29 → Der grosse Gatsby, 2014 Michael Glatthard Foto: Philipp Ludwig Stangl

30 → Kino Marie, 2013 Manuel Löwensberg, Diego Valsecchi, Sandra Utzinger Foto: Andreas Zimmermann

31 → Eroica, 2017 argovia philharmonic Foto: Andreas Zimmermann

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Beethoventheater Bo Wiget

Vor Kurzem war ich in einem Konzert des Castalian String Quartet, einem jungen Streichquartett. Auf dem Programm stand unter anderem Beethovens letztes, das 16. Streichquartett. Höchste Virtuosität, bestechendes Zusammenspiel, ein Durchdringen des Werkes: ein Vergnügen! Alles, was ich je über den Komponisten gelesen und gedacht habe, war hör- und spürbar. Weit mehr noch! Kaum mit Worten zu beschreiben. Und darum soll es in der Kunst auch stets gehen: um das kaum zu Beschreibende, diesen schwer zu erreichenden Zustand, in dem die Kunst nur noch für sich spricht und an etwas ganz Tiefes zu rühren vermag. Romantisch Veranlagte reden wohl von der Apotheose der Kunst. Die Musik verfügt vielleicht mehr als andere Künste a priori über ein gewisses Mass an Unfassbarkeit. Ihr mangelt es an Semantik. Ihre Aussagen bleiben stets im Vagen. Heiner Müller behauptete, dass über Dinge zu singen eher möglich wäre, als sie zu sagen. Vielleicht meint er damit den Halbsatz, den Beethoven über die «Missa solemnis» geschrieben hat: «Von Herzen – Möge es wieder – zu Herzen gehen.» Musik geht am Kopf, am Verstand vorbei. Nietzsche ging davon aus, dass die Musik fähig sei, eine andere Kunst zu gebären: die Tragödie, die griechische. Damit sind wir also bei der hybriden Kunstform Theater gelandet. Hybrid heisst hier vermischt. Das Theater sucht gerne die Vermischung mit anderen Kunstformen. Theater braucht die Literatur, nimmt sich den Tanz, die Videokunst, die Musik, die Bildende Kunst, die Architektur und bedient sich der Philosophie. Alle Künste dienen dem Theater. Nicht verwunderlich, dass das Theaterkind Richard Wagner das Gesamtkunstwerk erfinden musste, als ein melting pot der Künste. Manchmal erlebt man im Theater, dass die beteiligten Künste dabei nicht ernst genug genommen werden, blosse Staffage sind oder dazu gemacht werden. Es kommt die Literatur zu kurz, der bildnerischen Gestaltung der Bühne wird nicht Platz genug eingeräumt oder die choreografische Arbeit lässt zu wünschen übrig. Grossartige Musikstücke werden als Atmosphäre in den Hintergrund gedrängt und miserabel gesungene Lieder auf 65


Resonanz-Räum ungestimmten Gitarren begleitet. Aber das macht nichts. Theater darf das. Alle Künste dürfen das: sich über andere erheben, um etwas zu erreichen. Hybrid heisst überheblich, die Hybris betreffend. Manchmal kann es eine Wohltat sein, sich von einer Kunst ausgehend intensiv mit anderen zu befassen, sich einer anderen Kunst zu nähern; zum Beispiel die Musik ins Zentrum des transdisziplinären Arbeitens zu stellen. Im Theater heisst das Oper. Ich finde Musiktheater den interessanteren Begriff. Olivier Keller hatte den – wie ich finde – grossartigen Wunsch, genau das zu machen, Musiktheater. Statt eines literarischen Textes oder einer konzeptionellen Fragestellung wählten er und sein Team die 3. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Mir wurde die wunderbare Aufgabe zuteil, dieses paradigmatische Stück für Kammerensemble zu arrangieren und für eine theatralische Aufführung einzurichten. Die Verantwortlichen für Kostüme, Videos, Raumgestaltung und darstellendes Spiel haben sich in das Werk des Komponisten vertieft. Sich mit jeweils ihren Mitteln mit der Musik beschäftigt. Und – auch wenn das Resultat schliesslich fast diametral entgegengesetzt erscheinen mag – so darf ich behaupten, dass wir in diesem Musiktheaterprojekt nichts anderes getan haben als das exorbitante Castalian String Quartet: Wir haben versucht, uns einem Werk zu nähern und dabei künstlerisch so frei wie möglich zu sein und doch so nahe wie möglich an die Essenz zu gelangen. Für mich ist die Erweiterung der Musik, wie ich sie mit dem Theater Marie und der 3. Sinfonie Beethovens erlebt habe, eine zeitgemässe Möglichkeit, einen musikalischen und überhaupt künstlerischen Geist mittels verschiedener Künste ins Jetzt zu übertragen. Vielleicht weil ich den Satz des Komponisten Morton Feldman verinnerlicht habe: «If you don’t have a friend who’s a painter, you’re in trouble.»

Bo Wiget ist Cellist, Komponist und Theatermusiker und arbeitet mit Künstler:innen verschiedenster Disziplinen zusammen. Für das Theater Marie bearbeitete er Beethovens Musik für «Eroica» (2018) und Werke von Johann Sebastian Bach für die Produktion «Ich habe genug» (2022).

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Junge Marie Petra Fischer

1 → Aargauer Zeitung, 3. April 2014.

Seit 2014 erobern in Aarau unter dem Dach von Theater Marie junge Theaterinteressierte die Theaterwelt. Als das Team des Theater Marie die Gründung der Jungen Marie ankündigte, titelte die Presse: «Das Theater Marie hat ein Kind bekommen»1, eine treffende Beschreibung. Das, was damals das Licht der Welt erblickte, trägt unverwechselbar die Züge seiner Herkunft, wurde mit Verantwortungsgefühl, Weitsicht und Geduld umsorgt und begleitet und hatte doch immer den nötigen Freiraum, um sich als etwas Eigenes entwickeln und verändern zu können. Die Junge Marie lässt ihre Verwurzelung im Theater Marie deutlich erkennen: Beide Theatergruppen werden von professionellen Kollektiven geleitet. (Übrigens leise und im Stillen, schon lange bevor die lautstarken Diskussionen über kollektive Leitungsprozesse die Fachdiskurse und Neubesetzungen von Direktionen prägten.) Sie setzen sich bereichs- und spartenübergreifend zusammen. Autor:innen, Szenograf:innen, Regisseur:innen, Dramaturg:innen, Techniker:innen, Theaterpädagog:innen, Produktionsleiter:innen, Schauspieler:innen initiieren auch bei der Jungen Marie gemeinsam Projekte und realisieren sie. Dabei erfahren die beteiligten Jugendlichen den Teamcharakter von Theater als allumfassendes Arbeitsprinzip. Das «Kind» gut begleiten zu können, ist möglich, weil beide Gruppen ein gemeinsames Zuhause haben, am selben Ort proben, sich begegnen und dabei austauschen können. Die personelle Kontinuität jeweils über einen längeren Zeitraum sorgt für Verlässlichkeit nach aussen wie innen und liess die Junge Marie zum Teil des Gesamtbetriebs werden. Das schafft für die jeweils temporär Mitwirkenden Vertrauen und Zugehörigkeit. Immer konnte sich das «Kind» selbstständig entwickeln, Fehler machen, Umwege gehen und sich den Handlungs- und Gestaltungsraum nehmen, den es brauchte. Doch das Gefühl von Angenommen- und Gewolltsein, dieses Zuhause, trägt die Produktionsteams in ihrem Nomad:innendasein an den wiederkehrenden Gastspielorten sowie bei Schweizer Festivals wie jungspund, fanfaluca und Spiilplätz. Nach sieben Jahren besetzt die Junge Marie einen festen Platz innerhalb der Theaterszene junger Menschen in der Schweiz. Doch was ist dafür der Massstab? Ist es die Zahl von Produktionen, Vorstellungen, 67


Resonanz-Räum Zuschauer:innen, das Renommee von Regiehandschriften, die Einladungen an Festivals oder die Anzahl und Vielfalt von Gastspielorten? Jugendliche, die entweder im Rahmen des Schultheaters oder in Spielclubs bereits Erfahrungen mit dem Theaterspiel gesammelt haben, erarbeiten bei der Jungen Marie unter professionellen Bedingungen Produktionen zu ihren Themen und Fragen. Mehrfach war die Schweiz Gegenstand der inhaltlichen Auseinandersetzung. Fragen des Umgangs mit Geflüchteten in der Heimat der Spielenden war Thema von «Hänsel und Gretel * – * Namen von der Redaktion geändert» (2017). In «GO TELL» (2020) befragen junge Frauen Geschichte(n) der Schweiz und deren Helden und beziehen Positionen zu dem Land, in dem sie leben und leben wollen. Die Junge Marie provoziert auf unterhaltsame Weise, indem politische Strukturen, Traditionen und Gewohnheiten des Landes hinterfragt werden, das allen Beteiligten Lebensumfeld, manchmal Heimat ist. Sie lädt ihr Publikum zu dieser Betrachtungsweise ein, rüttelt auf und sucht die Kommunikation darüber. Sie wurde mit ihren Produktionen zum Sprachrohr nicht nur eines jungen Publikums. Zuschauer:innen verschiedener Altersgruppen besuchen die Vorstellungen, weil junge Menschen ihre eigene gesellschaftliche Auseinandersetzung veröffentlichen, um sie mit anderen zu teilen. Die Spieler:innen machen das zum Thema der Bühne, was sie selbst umtreibt. Und sie haben professionelle Theaterschaffende an ihrer Seite, die ihnen ihre eigenen Erfahrungen und Begabungen für die künstlerische Umsetzung zur Verfügung stellen. Die Junge Marie hat ein lebendiges, sich auch veränderndes Zuhause, das sie selbst mitgestaltet und in dem sie ganz eigene Räume besetzt.

Petra Fischer ist als Dramaturgin, Theaterpädagogin, Dozentin und Kuratorin seit 1999 in der Schweiz tätig, unter anderem am Theater an der Sihl, Jungen Schauspielhaus Zürich, Theater Chur, der Zürcher Hochschule der Künste, am Festival Blickfelder. Sie ist Vorstandsmitglied der ASSITEJ Schweiz/Suisse/Svizzera/Svizra. Seit 2020 leitet sie die Programmgruppe von fanfaluca – Jugend Theater Festival Schweiz, die paritätisch mit Jugendlichen und professionellen Tanz- und Theaterschaffenden besetzt ist.

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Junge Marie – fünf Jahre Resonanz in Kurzform Maja Bagat, Niklaus Friedli, Caroline Ringeisen

04.12.2013 um 17:49 Uhr, Olivier Keller, Ko-Leiter und Regisseur Theater Marie, schreibt in seiner E-Mail an die Leitung der Jungen Marie Caroline Ringeisen (Regie), Maja Bagat (Dramaturgie) und Nik Friedli (Szenografie) Betreff: Junge Marie – Now it’s official! Liebe Alle, es ist soweit. Die Zusage vom Kuratorium ist da. Yeah, yeah, yeah; yeah, yeah, yeah; yeah, yeah yeah. Am nächsten Mittwoch ist es also soweit: Wir arbeiten mit der nötigen Sicherheit an der Jungen Marie. :-) Um 10.00 Uhr kommt Gunhild Hamer, Leiterin Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau, zum Gespräch. Um 15.00 Uhr kommt Peter Kelting, Künstlerischer Leiter Theater Tuchlaube Aarau um die Zusammenarbeit zu besprechen. (…) Sehr herzlich, Ich freue mich tierisch auf die Junge Marie. Olivier

06.09.2014 um 20.15 Uhr, Premiere «Sagt Lila» nach Chimo im Theater Tuchlaube Aarau Eine Inszenierung über eine aussergewöhnliche Liebe, die erstaunt, verletzt und sprachlos macht.

16.10.2014, vormittags in den Briefkästen Aaraus, Bericht im Jubiläumsmagazin «Zukünfte» des Theater Tuchlaube «Welch schillernde Blüten eine zukunftsweisende Nach-

wuchsarbeit zu treiben imstande ist, kann man beim ersten Projekt der ‹Jungen Marie› bestaunen, die ihr Erfolgsstück ‹Sagt Lila›, bei dem professionelle Theaterschaffende mit jugendlichen Laien gemeinsam Theater machen, wieder aufnehmen (17.– 19. März 2015).» 23.10.2014 um 15:26 Uhr, nach den ersten Schulvorstellungen von «Sagt Lila» Bea Ackermann, Theaterpädagogin «Sagt Lila», schreibt eine E-Mail ans Team Betreff: Einige Feedback-Stimmen zu SAGT LILA «Die junge Frau Lila sollte eigentlich ein Vorbild für uns sein: sie sagt, was sie will.» «Die Jungs in unserer Klasse reden genauso derb und abschätzend über Frauen und Sex wie Chimos Freunde.» «Lila ist selber schuld, dass sie vergewaltigt wird: sie provoziert die Kollegen von Chimo, indem sie nicht mit ihnen spricht.» «Lila ist notgeil.» «Ich finde es gut, dass keine Sexszenen vorkommen im Stück ‹Sagt Lila›. Trotzdem würde ich nicht mit meinen Eltern die Vorstellung sehen wollen.» 12.07.2015 um 22:08 Uhr, irgendwann vor dem Casting für die neue Produktion «hit hit bang bang», Gabriel Noah Maurer, der Spieler von Niko in «Sagt Lila», schreibt in den WhatsApp-Gruppen-Chat Falls es jemand noch nicht gehört hat: ich bin angenommen in Leipzig!!!!!!!!!!!! [Partyhut-Emoji] ab September studiere ich Schauspiel [Emoji mit Herzaugen] [Smiley] #jungemariegoesleipzig 13.07.2015 um 15:28 Uhr, Maja Bagat [drei Raketen-Emojis] RAKETA! 69


Resonanz-Räum superstolzi grüess us split!!! [glitzerndes Herz-Emoji] 13.07.2015 um 15:32 Uhr, Gabriel Noah Maurer Daaaanke viu mau! I chas immer nonid gloube oder realisiere!!! [zwei Smileys] u Sagt Lila het da e riiiiisssse Teil derzue bitreit, jede vu euch, und darum Danki öich aune vu Herze! 17.04.2015 um 15:20 Uhr, in der Recherchephase für «hit hit bang bang», ein Airsoft-Spieler schreibt eine SMS an Autorin und Dramaturgin Maja Bagat «Hey salü maja, also ich ha mol schnell chli rücksprache ghalte mit em vorstand, also weg de waffen sötti das eigentlech keis problem sie, mir hend gnueg, mir statte euchi schauspieler mol komplett mit waffene us …» 18.09.2015 um 21:12 Uhr, Notaufnahme Kantonsspital Aarau, am Abend vor der HP I von «hit hit bang bang», Nik Friedli, Szenograf Junge Marie, teilt ein Foto im WhatsApp-Gruppen-Chat [Germaine Sollberger, Spielerin bei «hit hit bang bang», sitzt in einem Rollstuhl im Gang des Kantonspitals Aarau] 18.09.2015 um 21:14 Uhr, Caroline Ringeisen Witz oder ernsthaft? 18.09.2015 um 21:14 Uhr, Nik Friedli Wie ernsthaft wissen wir nicht, wir müssen warten 19.09.2015 um 13:56 Uhr, Rebecca Etter, Produktionsleiterin und Vermittlerin Junge Marie Hei, heiter bricht vor germaine? söui uf suhr cho zum gmeinsam witerdänke? 19.09.2015 um 14:01 Uhr, Maja Bagat ja, das kreuzband ist gerissen&der miniskus zerfetzt… sie wartet jetzt auf den orthopäden du musst nicht kommen, wir sind am proben&besprechen später wenn sie bescheid weiss vom ortho 19.09.2015 um 14:51 Uhr, Rebecca Etter Es lat mer ke rueh… Ha mi laptop packt u bi ire stung da.

23.9.2015 um 20.15 Uhr, Premiere «hit hit bang bang» im Theater Marie Suhr Eine Inszenierung über die Lust, Krieg zu spielen.

25.09.2015, nach einer Schulvorstellung von «hit hit bang bang», Oberstufenschüler:in schreibt im Feedbackbogen Was hat dir an der Inszenierung gefallen oder nicht gefallen? Weshalb? 70

«Ich fand es mega gut umgesetzt für das dass man nur die Bühne zur Verfügung hat.» Welcher Moment in «hit hit bang bang» ist dir besonders in Erinnerung geblieben? «Das blöde offene Ende.» 30.10.2015 um 10:26 Uhr, Lehrperson schreibt eine E-Mail an Rebecca Etter nach einer Schulvorstellung im Kurtheater Baden «Danke, dass Sie dieses Thema behandelt haben. Ich wollte schon immer mit meiner Klasse über Kriegsspiele reden, wusste aber nie genau, wie ich dieses Thema anpacken soll. Ohne, dass ich moralisch wirke oder ihnen gegenüber eine abwertende Meinung einnehme. Jetzt habe ich eine gute Grundlage, mit ihnen darüber zu reden.» 19.11.2015 um 17:06 Uhr, Rebecca Etter schreibt im WhatsApp-Gruppen-Chat 947 leute haben bis jetzt hit hit bang bang gesehen. Eigentlich recht gute bilanz. Bei sagt lila waren es ca. 900 insgesamt 18.12.2015 um 14:44 Uhr, Lehrperson schreibt an Caroline Ringeisen eine E-Mail Liebe Caroline Beim Jahresabschluss habe ich noch eine Vakanz entdeckt: Die Rückmeldung zur Vorstellung hit hit bang bang. Ich habe sie im Kurtheater gesehen. Ich bin erschrocken über dieses Stück und würde es unserer Schülergruppe niemals zeigen. 16.03.2016 um 11:12 Uhr, Gunhild Hamer, Leiterin Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons Aargau, schreibt eine E-Mail an Vermittlerin Rebecca Etter Liebe Rebecca Etter, vielen Dank für die Zusendung des Begleitmaterials. Die Produktion hat mir gut gefallen, insbesondere den konzeptionellen Einbezug der Schulklassen im Vor- und Umfeld der Inszenierung finde ich wegweisend. Ich würde mich freuen, wenn wir bei der Planung der neuen möglichst früh miteinander ins Gespräch kommen könnten, damit wir die schulische Vermittlungsarbeit von Anfang an mitunterstützen können. 19.03.2016, Oberstufenschüler:in schreibt im Feedbackbogen nach einer Schulvorstellung von «hit hit bang bang» Wem würdest du das Theaterstück weiterempfehlen? «Nur Jugendlichen.» 15.6.2016, Post auf der Facebook-Seite «Junge Marie» Während wir mit unseren Castings schon voll in der


Resonanz-Räum Planungsphase für die neue Produktion sind, denken wir an die Anfangszeit der Jungen Marie und fragen uns: Was macht eigentlich … … Marin Blülle, der bei «Sagt Lila» Chimo gespielt hat? [Bergbild: Nebel, ein von Hand gezeichneter Pfeil zeigt auf einen Punkt, «Huhu» steht daneben] «Der ist erst mal weg – mit soeben abgeschlossener Matur im Rucksack. Ab Oktober 2016 steht er dann für die Inszenierung ‹Lokalbericht› von Robert Hunger-Bühler wieder auf der Bühne (u. a. Theater Tuchlaube Aarau, Kurtheater Baden, Schauspielhaus Zürich und Konzert Theater Bern.» 11.01.2017 um 14:08 Uhr, Caroline Ringeisen, Ko-Regisseurin von «Hänsel und Gretel*» schreibt an Abdulwasi, Gesprächspartner aus dem Projekt «UMA – leben und lernen», per WhatsApp Hallo Abdulwasi, ist deine Sprache Amhari? Verstehst du die Aufnahme? wir versuchen die sprache zu lernen. lieber gruss, caroline [Audiofile] 11.01.2017 um 17:25 Uhr, Abdulwasi [tränenlachendes Smiley] [Daumenhoch-Emoji] Oh Sie können sehr gut [lachendes Smiley]

15.2.2017 um 20.15 Uhr, Premiere «Hänsel und Gretel* – *Namen von der Redaktion geändert» im Theater Tuchlaube Aarau Eine Inszenierung über das Verlassen der Heimat, ausgehend von Gesprächen mit unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden.

17.02.2017, zwei Tage nach der Premiere von «Hänsel und Gretel* – *Namen von der Redaktion geändert», erscheint die Besprechung der Produktion in der Aargauer Zeitung «… Wer nicht will, den bringen auch Dramaturgin Maja Bagat sowie Caroline Ringeisen und Sebastian Kurth als Regisseure nicht weiter: Zu sprunghaft und zu kraftlos sind die Texte, zu sehr setzt die Inszenierung auf Emotionslosigkeit und Äusserlichkeiten. Das Vorhaben war vielversprechend, das Ergebnis ist enttäuschend: ‹Hänsel und Gretel* – *Namen von der Redaktion geändert› geht nicht unter die Haut …» 17.02.2017 um 21:41, Selam, Gesprächspartnerin aus dem Projekt «UMA – leben und lernen»,

schreibt an Rebecca Etter per WhatsApp Aber ihr habt wünderbar und äusserst, exzellent wirklich ausserordentlich, sagenhaft gemacht! [Daumenhoch-Emoji] Ich bin sehr froh!!! Ich bin stolz auf euch!!! [fünf Kussmünder, Männerköpfe, rote Herzen] Ihr seid liebe! Sag mal bitte liebe grüsse und viellllllllllll küss 18.02.2017, nach einer Schulvorstellung schreibt ein:e Schüler:in im Feedbackbogen «Ich habe mich sehr traurig gefühlt. Doch manchmal musste ich auch lachen. Ich weiss wie schwer es für die Flüchtlinge ist und würde mich freuen, wenn der Krieg in diesen Ländern aufhört.» 18.02.2017, Schüler:in der Partnerklasse schreibt im Feedbackbogen «Ich fand das dies der wichtigste Teil war, in dem Stück ging es um die UMA’s und wir durften sie kennenlernen. Mich haben die Geschichten, die sie erzählt haben, sehr berührt und sommit werde ich mich in Zukunft besser in diese Leute versetzen können. Es hat Spass gemacht, mit ihnen zu spielen.» 20.02.2017 um 16:37 Uhr, Annika Lems, Kontakt für die Recherche, Anthropologin und Forscherin im Bereich Bildungswege von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden, schreibt per E-Mail Liebe Rebecca, liebe Caroline, ich habe mir gestern euer Stück angeschaut und wollte euch ganz herzlich gratulieren! Es ist wirklich super geworden – ich finde dass ihr es sehr gut geschafft habt, eine Balance zwischen den Stimmen/Geschichten von UMAs und allgemeinen gesellschaftlichen Fragen herzustellen. Big thumbs up für eure Arbeit und euer Engagement – und auch das der jungen Schauspieler:innen, die beeindruckend waren! Liebe Grüsse Annika 30.06.2017, Interkulturfest Aarau, organisiert von der Anlaufstelle Integration Aargau, Publikumsgespräch nach dem Gastspiel. Ein junger Mann aus Afghanistan steht auf, damit er gut sichtbar ist, und sagt «Ich habe einfach ein Theater erwartet – das war aber kein Theater, das war meine Geschichte. Vielen Dank, dass ihr sie erzählt habt.» 21.11.2017, nach einer Schulvorstellung schreibt ein:e Schüler:in im Feedbackbogen «Das Märchen passt dazu und manchmal wo ich diese 71


Resonanz-Räum schlimmen Sachen hörte, kamen mir die Tränen. Mir gefählt die Zuckerwatte Symbolisierung da es ja das nicht gebende Paradies zeigt. Naja mehr kann ich auch nicht sagen als: ‹Das war bis jetzt dass beste Theater wo ich je war.› Danke! :-) 16.02.2018, Post auf der Facebook-Seite «Junge Marie» Was macht eigentlich … … Lukas Beeler, der in «hit hit bang bang» Kojote gespielt hat? [Selfie von Lukas: im Hintergrund eine Plakatwand, u. a. steht da MONEY – FAME SUCCESS – GLAMOUR] «Ich studiere im dritten Semester Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und geniesse die grösste Kioskdichte in der durchschnittlichsten Stadt Deutschlands.» 09.03.2018, Post auf der Facebook-Seite «Junge Marie» Was macht eigentlich … … Germaine Sollberger, die bei «hit hit bang bang» Puma (mit Krücken!) gespielt hat? [Bild: Germaine kriecht lachend auf allen Vieren, rechts im Bild steht jemand mit Krücken] «Studiere im zweiten Jahr Schauspiel an der Hochschule in Bern – Motivation genau so stabil wie die Knieflexibilität. P.S. Gruss von Gabriel (rechts im Bild).» 30.05.2018 um 00:00 Uhr, Annina Hunziker schreibt in den gemeinsamen WhatsAppGruppen-Chat Liabi hänsels und liabi gretels. Falls das hüt trurigerwiis üses letschtamol gsi si sötti möchti no eswas loswerda: Es isch jedasmol gail gsi zum spiela und i han jedi sekunda mit eu allna so fest gnossa! Und danka für alles wo miar hend dörfa lerna, i denka miar spieler hend alli mega viel mitneh könna. Und es schisst mi huara ah wenn das etz ds letschtamol gsi isch [weinendes Emoji] es kört mit abstand zu da schönsta projekt woni je mitgmacht han und werda das erlebnis inera glitzriga erinnerigs-schatzkista sorgfältig ufbewahra! [Glitzer, Kiste, Glitzer] Ganz viel liabi und OK COOL. [rotes Herz]

Maja Bagat ist freischaffende Vermittlerin, Dramaturgin und Produktionsleitern und wohnt in Basel. Sie hat von 2013 bis 2018 die Junge Marie mitgeleitet und war für die Dramaturgie verantwortlich, wobei sie bei allen drei Inszenierungen die Textfassungen geschrieben hat. Niklaus Friedli ist freischaffender Lichtgestalter und Szenograf und lebt mit seiner Familie in Aarau. 2013 bis 2018 war er Szenograf und Ko-Leiter bei der Jungen Marie. Seit mehreren Jahren erarbeitet er Bühnen-, Licht- und Tonkonzeptionen für diverse freie Gruppen und ist technischer Leiter beim Festival cirqu’ – Festival für aktuelle Zirkuskunst und fanfaluca – Jugend Theater Festival Schweiz. 2021 wurde er vom Aargauer Kuratorium mit einem Werkbeitrag ausgezeichnet. Caroline Ringeisen ist freischaffende Theaterpädagogin und Regisseurin und lebt mit ihrer Familie in Bern. Sie arbeitete am Jungen Theater Solothurn, am Jungen Schauspielhaus Zürich und seit 2013 am Schlachthaus Theater Bern, zurzeit als Projektleiterin von Schlachthaus Theater im Quartier. 2013 bis 2018 war sie als Regisseurin Teil vom Gründungs- und Leitungsteam der Jungen Marie.

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Resonanz-Räum

Mail-Trialog zum Dramenprozessor Andreas Sauter, Olivier Keller, Patric Bachmann

Am 18.10.2021 um 16:09 schrieb Patric Bachmann Lieber Andreas Olivier und ich schlagen vor, dass wir uns mit Reflexionen, Fragen und Antworten zum Dramenprozessor, kurz DP, der Werkstatt für szenisches Schreiben und Plattform des zeitgenössischen Autor:innentheaters, das am Theater Winkelwiese Zürich beheimatet ist, den Ball per Mail zuwerfen. Hier ein Anfang: Denke ich im Zusammenhang mit dem DP an Räume, fühle ich mich ins Zürcher Theater Winkelwiese, in die Sitzungsräume der Helferei Zürich, ins Kinofoyer nach Suhr versetzt; ebenso auf die Probebühne von Theater Marie und auf diejenige der Winkelwiese auf der Werdinsel. Viele Orte und Gastspielhäuser tauchen auf, St. Gallen und die Lokremise, Genf und das Théâtre POCHE /GVE, die Stadt Heidelberg mit ihrem Stückemarkt und die gigantische Metropole Mexico City als Festivalort des biennal stattfindenden DramaFestMX, wo unsere DP-Uraufführungsinszenierung «frau im wald» von Julia Haenni eingeladen war. In diesen und vielen weiteren Räumen fand und findet der DP statt – inwiefern, lieber Andreas, lieber Olivier, prägen diese Räume die Gespräche, Begegnungen und Proben innerhalb des einjährigen Förderzyklus? Und beeinflusst die Perspektive auf diese Räume den Schreibprozess der Autor:innen? Herzlich Patric Am 19.10.2021 um 19:18 schrieb Olivier Keller Lieber Patric, lieber Andreas, Der Hauptwohnsitz des DP befindet sich für mich eindeutig im Theater Winkelwiese. Ich stelle mir den DP aber als mobilen Raum vor, der durch unermüdliche Reibung mit neuen Orten weiterkommt. Der DP als vieltentakliges Wesen, das sich an viele dransaugt. Ist das jetzt meine Sicht von aussen oder eine von innen? Herzlich Olivier

Am 20.10.2021 um 12:57 schrieb Andreas Sauter Lieber Patric, lieber Olivier, Der Gedanke des mobilen Raums, der durch unermüdliche Reibung mit neuen Orten und Räumen weiterkommt, gefällt mir. Für mich ist der zentrale Schauplatz, was in der Gruppe zwischen den jeweiligen Autor:innen entsteht. Im besten Fall ist es ein Raum des unermüdlichen Austausches, der Befragung, in dem alle ihre Stimme einbringen und weiterentwickeln können. Ein vieltentakliges Wesen, wie du schreibst, oder ein wucherndes Geflecht, bei dem man nie genau weiss, wo es anfängt und wo es aufhört. Wenn es gelingt, diesen Raum zu etablieren, zu öffnen, produktiv werden zu lassen, dann kann er das Schreiben unabhängig von den Räumen, in denen wir uns befinden, sehr befördern. Ein anderer wichtiger Raum für Autor:innen scheint mir das Kennenlernen des eigenen Schreibens. Woher kommen die Worte, Ideen, Stoffe, Bilder, Sätze? Was inspiriert mich? Wie kann ich mir einen produktiven Raum schaffen? Diese Räume sind sehr individuell. Manchmal flüchtig und immer wieder neu zu finden. Auch beim Schreiben sind Orte wichtig. Orte, an denen die Handlung spielt, Orte, die im Stück vorkommen können, Orte, an die sich die Figuren hinträumen oder die Narben hinterlassen haben. Sehnsüchte, Abgründe, blinde Flecken. Einer der Impulse im letzten Durchgang war, Orte zu finden und zu beschreiben, die fürs Stück wichtig sind. Oft sind sie danach verschwunden, im Stück so nicht vorgekommen, aber es war einer der Impulse, der in der Annäherung, im Sammeln, zur Weiterentwicklung des Stückes sehr viel befördert hat. Wie ist das beim Inszenieren? Was bedeuten Orte und Räume da, wenn ihr an zeitgenössischen Stücken arbeitet? Herzlich Andreas Am 21.10.2021 um 08:55 schrieb Olivier Keller Lieber Andreas, lieber Patric, In der Zusammenarbeit des Theater Marie mit dem DP sind wir den Texten immer sporadisch begegnet. Jedes Mal waren die Texte weitergewachsen, hatten sich 73


Resonanz-Räum in der Zwischenzeit verändert. In mir haben sich einzelne Spuren des Schreibprozesses festgesetzt, ohne dass ich alle Entwicklungen genau verfolgen konnte. Dabei hatten die Räume, in denen ich den Texten begegnet bin, die Funktion von Erinnerungsstützen. Die Atmosphäre dieser Räume hat sich so für mich in die Texte eingeschrieben. Mehr eigentlich, als die Texte die Räume verändert hätten. Diesen Text habe ich doch als Bewerbungsunterlage in einem fahrenden Zug gelesen; über jenen Dialog haben wir mit den Autor:innen an unserem grossen Tisch im Foyer des Kino Marie in Suhr gesprochen; einem dritten Text haftet der grossbürgerliche Chic der Helferei in Zürich an, weil wir ihn für die Zwischenpräsentation da laut in der Gruppe gelesen haben. Und dann kamen stärkere Verbindungen von Texten mit Räumen zustande: zu «frau im wald» von Julia Haenni gehört die Probebühne in Suhr, zu Maria Ursprungs «Schleifpunkt» ein Keller am Zeltweg in Zürich und Kim de l’Horizons «Dann mach Limonade, bitch» atmet die frische Luft der Werdinsel. Fluchtpunkt unserer Beteiligung im DP war immer die Abschlusspräsentation. Und da hat sich das dann oft umgedreht: Über die intensive Arbeit haben die Texte an Stärke und Sog gewonnen, sie haben Teams gebildet, die sich mit den Texten identifiziert haben. Und sie haben die Winkelwiese, die Lok in St. Gallen oder das Theater Neumarkt erobert, um sich einem grösseren Publikum zu präsentieren. Ich habe immer gestaunt, wie sehr das Schreiben im DP einem bisweilen starken Wind aus Rückmeldungen und Begegnungen ausgesetzt ist. Ist es so, dass der DP als Förderprogramm nicht für jede:n Autor:in funktioniert? Gibt es Schreibprozesse, die in einem geschützteren Raum stattfinden müssten? Herzlich Olivier Am 27.10.2021 um 11:51 schrieb Andreas Sauter Lieber Olivier, lieber Patric, In deiner Beschreibung taucht ein weiterer wichtiger Raum der Autor:innenförderung auf, den wir im DP sukzessive ausgebaut haben: der Austausch und die Arbeit der Autor:innen an ihren Texten mit Theaterleuten, Regisseur:innen, Autor:innen, Hörspielmacher:innen, Schauspieler:innen, Dramaturg:innen sowie den koproduzierenden Theatern, die einen Blick von aussen einbringen. Begegnungen und Arbeitstreffen, die den Autor:innen darüber hinaus ermöglichen, ein Netzwerk für die Zukunft aufzubauen. Dafür wart ihr mit dem Theater Marie ein Gegenüber, wie ich es mir immer gewünscht habe. Kontinuierlich habt ihr die Texte über das Jahr in verschiedenen Stadien begleitet und in Try-outs, der Zwischen- und der Abschlusspräsentation mit den Autor:innen an den Texten weitergearbeitet. Fürs Schreiben für die Bühne ist es zentral, die entstehenden Texte mit Schauspieler:innen 74

auszuprobieren, anzuspielen, auf der Bühne auszuloten. Die Zusammenarbeit vom Theater Marie und dem DP ist für mich nicht nur in diesem Aspekt ein Paradebeispiel von gelungener Autor:innenförderung. Die Fülle und Bandbreite des Austausches, den die Autor:innen in diesem Werkstattjahr zu ihrem Schreiben bekommen, ist gross. Das ist ungewohnt und nicht immer einfach, manchmal verwirrend, da sich die Meinungen und Rückmeldungen auch widersprechen und die Texte erst gerade entstanden sind. Aber auch das ist Teil des Prozesses. Die eigene Stimme zu finden, das mitzunehmen, was das eigene Schreiben befördert. Schreiben vermitteln bedeutet, Angebote zu schaffen und Fragen zu stellen. Räume zu bieten, die dann jede und jeder ganz individuell für sich nutzen und hoffentlich darin und daran wachsen kann. Immer im Hinblick darauf, die jeweilig ganz eigenen Stimmen, Stile und Schreibtalente zu befördern. Liebe Grüsse Andreas Am 30.10.2021 um 9:49 schrieb Patric Bachmann Lieber Andreas, lieber Olivier, Eine Schlussfolgerung aus unserem Dialog und den gemeinsamen Erfahrungen mit dem DP geht dahin, dass das Theater Marie als stabiles Kompetenzzentrum für Theaterproduktion ebendiesen Raum für Experimente und Versuche, die nicht direkt erfolgsabhängig sind, bietet. Theater Marie hat in diesem Raum Zeit, sich auf die Autor:innen einzulassen und sich mit den neuen Theaterstimmen auseinanderzusetzen. Dies auch losgelöst von einem finanziellen Aspekt, dank der kontinuierlichen, aber nicht selbstverständlichen Förderung von DP und Theater Marie durch unsere Partner. Vielen Dank! Herzlich Patric

Andreas Sauter arbeitet als Autor und Regisseur für Theater und Hörspiel und leitet Schreibworkshops und Stückentwicklungen. Seit Sommer 2015 ist er Ko-Leiter des Dramenprozessors am Theater Winkelwiese Zürich. Für seine Arbeit erhielt Andreas Sauter mehrere Preise, Arbeits- und Werkstipendien. Die Stücke sind in verschiedene Sprachen übersetzt und werden von schaefersphilippen Theater und Medien vertreten.


Digitale Räum

Theater Marie und die Produktion «verdeckt» – ein Match Julie Paucker

Der eigens für die Produktion geschriebene Text von Ariane Koch, die kluge Inszenierung, das heitere Spiel sowie der begleitende Podcast zeugen einerseits vom künstlerischen Geschick der hier versammelten Menschen, andererseits aber auch davon, dass gute Arbeitsbedingungen reiche und fundierte Resultate erzielen können. Im Theater Marie verbinden sich, möchte man fast sagen, die guten Eigenschaften der freien Szene (Beweglichkeit, Originalität, Selbstbestimmung) mit den guten Eigenschaften des Stadttheaters (Grundfinanzierung, langfristige Arbeitsverhältnisse, Nachhaltigkeit künstlerischer Visionen), während die schlechten Eigenschaften der freien Szene und des Stadttheaters (Unterfinanzierung, Zeit-, Material- und Personalmangel in der freien Szene sowie institutionelle Trägheit und Strukturprobleme im Stadttheater) in diesem Sondermodell wegzufallen scheinen. «Ist euch jemals begegnet Ein logisches Leben Wieso also suchen den Faden Ausgerechnet in meinem» So tief man auch gräbt, für immer verdeckt bleibt die letzte Wahrheit über Verena Lehner, die Bäuerin, die Mutter, die Kartenlegerin, die Altenpflegerin – die angebliche «Giftmörderin von Suhr». Jedoch kommt die poetisch-dokumentarische Suche, auf die sich das Theater Marie mit der Schweizer Autorin Ariane Koch begeben hat, der Person Verena Lehner oder dem, wofür sie aus heutiger Sicht stehen könnte, vielleicht näher als eine faktisch belegte Biografie. Das gilt auch für den mehrteiligen True-Crime-Podcast über Verena Lehner, in dem der Journalist und Theaterschaffende Pascal Nater dieses Leben noch viel detailreicher wiedergibt, als es das Bühnenstück tut (und tun muss). Klar ist: Geboren wurde sie «1862 Jahre nachdem Maria das Jesuskind herauspresste». Geschwister hatte sie viele, Kinder noch mehr und Geld ab einem gewissen Punkt zu viel für eine Frau ihres Standes. In einem spektakulären Prozess verurteilte man sie für zweifachen Mord mit Rattengift, sie bekam lebenslänglich. 14 Jahre Strafanstalt Lenzburg, anschliessend Verwahrung in der psychiatrischen Anstalt, wo sie dann 1945 starb. Beweise aber, dass sie wirklich eine Mörderin war, gab es keine und gibt es bis heute nicht. Verena Lehner jedenfalls beteuerte zeitlebens ihre Unschuld. Mit dem Arsen, das im Blut ihrer Pflegefälle nachgewiesen wurde, wollte sie nichts zu tun haben. Die beiden Schauspielerinnen Nadine Schwitter und Sandra Utzinger meistern den Hochseilakt, dieses schwere, aber historisch nicht untypische Schicksal aus moderner Sicht zu 75


Digitale Räum erzählen, zu performen, nachzufühlen und kritisch zu beäugen, so meisterhaft, dass trotz aller Schwere auch gelacht werden kann. Verena Lehner hat in der Sprache von Ariane Koch ihre ganz eigene Sicht auf die bäurischen, patriarchalen und dumpfen Verhältnisse, die sie umgeben. Sie scheint mehr zu sehen als die anderen um sie herum, und jeder möchte sich einmal von ihr die Karten legen lassen. Vielleicht hat sie am Ende ihren Mitmenschen zu tief in die Karten gesehen – oder woran liegt es, dass kaum jemand sie verteidigt, als sie angeklagt wird? Das sparsam eingesetzte Theremin-Spiel des Musikers Daniel Steiner sowie eine spielerische, aber bestechend einfache Bühnenlösung unterstützen das Skizzenhafte des Abends, der in seinen Feststellungen immer einen Schritt vor und zwei zurück zu machen scheint. Besondere Erwähnung verdient die aus der Not geborene Streaming-Variante des Abends, die auf die wiederholten Lockdowns des Coronajahres 2020 reagierte. Mit grossem Gespür für den Wechsel von Bühne zu Screen verwandelten Olivier Keller und Patric Bachmann mit den Spielerinnen das Stück in eine lässige, puristische Performance-Kurzversion für die Kamera. Lebendig, schnell und ohne zu viel zu wollen gelang eine Online-Vorstellung, die very entertaining war und sich von vielen Versuchen in diese Richtung geradezu erfrischend abhob. Fairerweise muss man sagen, dass die Qualität des Streamings auch dem Fakt zu verdanken ist, dass das Theater Marie anders als die meisten oder eigentlich alle freien Gruppen über eine solide Grundfinanzierung, eine feste Probebühne in Suhr und gutes Equipment verfügt. Denn gutes Streaming, das haben wir in diesen zwei Jahren nun wirklich alle begriffen, muss man sich auch leisten können. Trotzdem, noch schöner war dann die Live-Vorstellung, die Wiederaufnahme mit Publikum im Probenzentrum in Suhr, wo das Aargauer Wandertheater doch so etwas wie eine verkappte Heimat hat – eine, um die man es beneiden kann. Bis hin zum Bürgermeisterkandidaten war alles da aus der Region, was Rang und Namen hat. Bei den Vorstellungen – so wurde mir berichtet – waren auch immer wieder «echte» Nachkommen der Verena Lehner, die davon ja eben viele hinterlassen hat. Das Stück habe, so meinten einige von ihnen, in der Familie ein Umdenken eingeleitet: Vielleicht habe man dem schwarzen Schaf der Familie einst ja doch Unrecht getan, auf jeden Fall sei jetzt klar, dass sie es sehr schwer hatte. Dies alles beweist einwandfrei, dass es keinen festen Spielort braucht, um regionale und überregionale Bedeutung zu erlangen. Eher im Gegenteil: Das Konzept Theater Marie als Aargauer – aber auch als Schweizer – Besonderheit geht auf. Warum es noch keine Nachahmer:innen in anderen Kantonen gibt, ist im Grunde ein Rätsel – genauso wie (zum Glück immer noch) Verena Lehners Giftmorde.

Julie Paucker ist Dramaturgin, Autorin und Künstlerische Leiterin des Schweizer Theatertreffens. Sie ist Präsidentin der transnationalen KULA Compagnie, die mit Spieler:innen aus Frankreich, Afghanistan, Israel, China, Deutschland und der Schweiz arbeitet. Als Dozentin arbeitet Julie Paucker regelmässig an internationalen Universitäten und Hochschulen.

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Digitale Räum

«Schleifpunkt» – ein Theaterstück für den digitalen Raum Maria Ursprung

«Ich kann es eigentlich schon.» Mit diesem Satz fängt der erste Entwurf des Stücks «Schleifpunkt» an, das von Theater Marie im Frühjahr 2021 für den digitalen Raum umgesetzt wurde. Gesagt wird der Satz von Fahrschüler Carl, Hauptfigur des ersten Stückentwurfs, der unbedingt gefallen und gleichzeitig absolut unabhängig sein will. «Ich kann es eigentlich schon» ist an seine Fahrlehrerin Renate gerichtet, direkt zu Beginn seiner ersten Fahrstunde. Später verliert er, der unerlaubt ohne Begleitung unterwegs ist, die Kontrolle über das Fahrzeug und verletzt jemanden tödlich. Erzählen wollte ich, dass niemand etwas abschliessend beherrscht, vor allem nicht dann, wenn er vom Gegenteil überzeugt ist, und ich wollte beschreiben, dass absolute Unabhängigkeit weder erreichbar ist noch frei macht – dass erst das Ja zur gegenseitigen Abhängigkeit befreien kann. «Ich kann es eigentlich schon» ist die Lüge, mit der ich als Autorin jedes Textprojekt beginne. Selten weiss ich, wo der Text beginnt, und nie, wo er aufhört. Ich setze mich hin und versuche zu lernen, wie es geht. Es gehört dazu, dass ich scheitere, nicht ins Fahren komme, den Schleifpunkt suche und ihn doch nicht finde, dass der Wagen stottert, hüpft oder nach wenigen Metern wieder absäuft. So war es auch bei diesem ersten Entwurf von «Schleifpunkt»: zu oberflächliche Figuren, ungenau gedacht, unentschieden erzählt – zu wenig Benzin im Tank? Ich trennte mich von der Figur Carl und setzte Renate ins Zentrum, eine Frau, die die Veränderung scheut und vor Abhängigkeiten zurückweicht. Ich liess die Fahrlehrerin die Kontrolle über ihren Wagen und schliesslich über ihr Leben verlieren. Renate Fahrschüler*in Renate Fahrschüler*in

Sie sind aufgeregt Es ist ungewohnt Sie werden sich daran gewöhnen Jetzt sitze ich auf dieser Seite

So beginnt das Stück «Schleifpunkt» in seiner finalen Version, diese Sätze sind auch der Auftakt der digitalen Inszenierung. Es ist ein Dialog zwischen Fahrschüler*in und Fahrlehrerin in der ersten Fahrstunde. Der Motor läuft noch nicht, der Schlüssel steckt und noch nichts ist in Bewegung geraten. Werden die Sätze im Hinblick auf die Situation der Theaterschaffenden in Zeiten der Pandemie gelesen, fällt es schwer zu entscheiden, ob diese die Fahrlehrerin oder die Lernenden sind, denn: Alle waren aufgeregt. Vieles war ungewohnt. Und an einiges hat man sich erstaunlich schnell gewöhnt. Doch am Entscheidendsten für das Theater war wohl die erstaunte Erkenntnis der Fahrschüler*in: «Jetzt sitze ich auf dieser Seite.»

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Digitale Räum Die Theaterschaffenden wurden zu dieser Fahrschüler*in, die am Lenkrad sitzend begreift, wie ungewohnt die Situation für sie ist. Früher konnten sie auf dem Beifahrersitz sitzen, während der Theatersaal sie sicher zu den Zuschauenden brachte. Sie sassen nun aber auf der anderen Seite, denn sie hatten diesen Theatersaal nicht mehr, keinen direkten Kontakt zu den Zuschauenden, sie mussten sich ans Steuer setzen und ohne den Chauffeur Theatersaal zu den Zuschauer*innen finden. Und: Sie hatten nicht nur keine Fahrlehrerin, die ihnen beibringen konnte, wie das gehen soll, manche waren sich nicht einmal sicher, ob sie fahren lernen wollten. Ich will die allegorische Strasse nicht überbefahren. Oder doch, eigentlich möchte ich das schon: Der Theatertext wäre für mich das Auto, der Schlüssel wäre wohl die Umsetzungsidee, die Strasse vielleicht die Proben, Benzin könnten Zeit und Mittel sein, und dann sind da noch die vielen künstlerisch Beteiligten, sie sind vermutlich der Motor. Also: Theater Marie hat sich in das Auto gesetzt, das ich für eine Fahrt in einem Theatersaal entworfen hatte, hat sich einen Schlüssel gesucht, den Wagen gestartet und ist losgefahren. Entstanden ist eine Fahrt, auf die sie die Theaterzuschauenden am Bildschirm mit Kopfhörern mitgenommen haben. Es wurde eine dunkle Fahrt, spannend, mit einem ganz eigenen Tempo, die anhand der zum Anfassen nahen Figuren eine beklemmende Geschichte erzählt. Eine Geschichte darüber, ob es möglich ist, die Veränderung aus dem Leben auszuschliessen. (Spoiler: Nein, das geht wohl nicht.) Die Allegorie aber stottert selbst. Denn zu einem Text gibt es mehr als einen Schlüssel. Dies wurde in den vielen neuen Formaten, die während der Pandemie entstanden sind, einmal mehr deutlich. Ebenso deutlich wurde, dass nicht jeder Schlüssel auf Biegen und Brechen einen Wagen zum Fahren bringt – aber manchmal wächst aus dem Versuch ein neues Fahrgefühl, ein noch nicht gekanntes Reisen, bei dem viele Künstler*innen Schlüssel entdecken, die sie sonst nie gefunden hätten. Hätte ich beim Entwerfen dieses Wagens gewusst, dass er ganz anders gefahren werden wird als geplant, hätte ich manches anders entworfen. Aber ich bin glücklich mit dieser Fahrt. Sie war neu, sie war interessant und sie ermöglichte mir eine unerwartete Sicht auf meinen Text. Texte sind keine Autos. Das ist mein Glück. Es wäre zu gefährlich. Viele Texte werden besonders dann interessant, wenn sie über die Sicherheitslinie hinausfahren und neue Räume erreichen.

Maria Ursprung ist Dramatikerin und Regisseurin und schreibt Theaterstücke und Hörspiele. Ihr Stück «Schleifpunkt», entstanden in der Werkstatt für szenisches Schreiben Dramenprozessor und eingeladen zu den Autor:innentheatertagen 2020, wurde 2021 als Online-Produktion inszeniert von Theater Marie. Ursprung ist designierte Ko-Leiterin von Theater Marie ab 2022.

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Digitale Räum

Digitale Räume Ann-Christine Simke

Unheilvolle Musik, die stumpfe, wattierte Tonatmosphäre des Inneren eines Autos, das Klicken der Anschnallgurte, das Brummen des startenden Motors: «Sie sind aufgeregt», stellt die Stimme der Figur Renate (Diana Dengler) fest, deren helles Gesicht langsam in den schwarzen Bildschirm eingeblendet wird. «Es ist ungewohnt», antwortet die körperlose Stimme einer ihrer Fahrschülerinnen. «Sie werden sich daran gewöhnen», erwidert Renate, und Diana Denglers Gesicht schaut ermunternd direkt in die Kamera, vor ihrem Mund ein Mikrofon mit professionellem Popschutz, der ihre Stimme weich, nah und intim erscheinen lässt. Ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen. So startet «Schleifpunkt» nach dem gleichnamigen Stück von Maria Ursprung, dessen Inszenierung (Regie: Olivier Keller) im Frühjahr 2021 eigens für Kopfhörer und Bildschirm konzipiert wurde. Renates ermutigende Worte könnten auch in Anspielung auf die besondere Konzeptionsweise dieses Projekts verstanden werden, gerichtet an ein Publikum, das nicht im Zuschauerraum in physischer Ko-Präsenz mit den Schauspieler*innen, sondern vor seinen jeweiligen Bildschirmen zu Hause der Aufführung/Aufzeichnung beiwohnt. Der Moment der Gewöhnung an diese spezielle Inszenierungsweise ist in der Tat kurz. Schnell hat der sorgsam abgemischte Sound seine immersive Sogkraft ausgeübt. Die Kameraeinstellungen wechseln von Grossaufnahmen zu nahen und halbnahen Einstellungen, die Schauspieler*innen bleiben den Zuschauenden also immer mindestens nah und allermeistens zugewandt. Das Publikum wird angespielt in dieser Inszenierung, wird angeschaut und gemeint und wird so Zeuge eines Anfahrunfalls, den die Fahrlehrerin Renate zu vertuschen sucht und sich somit in die Abhängigkeit einer Unbekannten (Judith Cuénod) begibt, die ihre Beziehung zu ihrer Tochter (Tabea Buser) und zu dem interessiert bis aufdringlichen Polizisten (Matthias Albold) langsam und stetig unterminiert. Die 2020 und 2021 durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten Theaterschliessungen regten Diskussionen um die verlorenen Qualitäten von live und in physischer Ko-Präsenz sowie sozialer Gemeinschaft stattfindenden 79


Digitale Räum Theaterereignissen an. Im Folgenden wurden verschiedene Positionen zu den Bemühungen vieler Theaterschaffender, pandemiesichere Alternativen in digitalen Räumen anzubieten, vorgebracht. Diese Reaktionen erstreckten sich von lobenden Aufzählungen experimentierfreudiger, interaktiver digitaler Formate1 bis hin zu Aufrufen, Künstler*innen sollten «einfach mal aufhören», anstatt alte Archivaufnahmen herauszukramen oder in verzweifelter Produktionswut ad hoc Monologe online zu stellen. Die Kunst der LiveVersammlung sei eben nicht zu ersetzen.2 Doch schon in Vor-Pandemie-Zeiten und angesichts zunehmender Digitalisierungsbestrebungen der theatralen und performativen Künste haben Theaterwissenschaftler wie Ulf Otto und Philip Auslander zu einem Umdenken aufgerufen:3 Die Bezeichnung eines (künstlerischen) Ereignisses als live sei historisch kontingent und deshalb eben nicht gebunden an die zeitliche und körperliche Ko-Präsenz der Künstler*innen und Zuschauenden. Vielmehr solle, so Auslander, danach gefragt werden, inwiefern digitale Liveness aus einer spezifischen Beziehung mit dem/der Nutzer*in des digitalen Angebots entstehen könne. Wenn Nutzer*innen ein digitales Angebot akzeptieren und sich damit auseinandersetzen, werde eine besondere Erfahrung ermöglicht, die ein Gefühl der Involviertheit entstehen lasse.4 Diese besondere Involviertheit – eine Form der Interaktion – bedinge die Erfahrung von digitaler Liveness. Zwar spricht Auslander in diesem Kontext von digitalen Anwendungen mit Echtzeit-Reaktionen (Chatbots, Diskussionsforen, Websites etc.), doch lässt sich dieses Gedankenspiel in den imaginären und digitalen Raum des Theaters hineintragen. «Schleifpunkt» zeichnet aus, dass es sein Publikum akustisch und visuell in den fiktiven Raum förmlich hineinzieht. Das Publikum wird zum Zeugen und letztendlich zum Mitwisser des Unfalls und der Vertuschungsaktion. Es steht durch die Kameraeinstellungen den Protagonist*innen nah, fast zu nah und kann die allmähliche Desintegration der Beziehungen qualvoll nah an den Gesichtern und im Ohr miterleben. Es ist einbezogen, verwickelt und verstrickt – es ist involviert. Ähnlich effektiv setzt die Online-Version von Kellers Inszenierung von «verdeckt» von Ariane Koch, die eigens für das Schweizer Theatertreffen 2021 neu arrangiert wurde, ihre Protagonistinnen und Räume in Szene. Die Lebensgeschichte der Bäuerin, Wahrsagerin, Pflegerin, sechzehnfachen Mutter und Anfang des 20. Jahrhunderts verurteilten Giftmörderin Verena Lehner feiert im Februar 2020 noch vor Publikum auf der Bühne Premiere. Begleitet von sorgsam eingesetztem Theremin-Spiel und vor einem beigen Fransenvorhang spielen sich Nadine Schwitter und Sandra Utzinger asynchron durch Verena Lehners Lebensstationen. In der Bühnenversion richtet sich ihr Spiel direkt an das sich im Zuschauerraum befindende Publikum – es werden Karten gelegt und interpretiert, Monologe laut in den Raum geworfen und Aktionen körperlich ausgeführt. Die architektonische Modellversion eines Gefängnisses dominiert die rechte Seite der Bühne und dient als Anschauungsmaterial, das dem Publikum verdeutlicht, an welchem Ort Verena Lehner ihre lebenslängliche Haftstrafe bestreiten musste. Während in der Bühnenversion die Raumaufteilung klar ist, Bühne und Zuschauerraum getrennt bleiben und sich auf das demonstrative Zeigen und Adressieren fokussiert wird, rückt die Online-Inszenierung den Schauspielerinnen deutlich näher auf den Leib. Diese klare inszenatorische Setzung für den digitalen Raum bewirkt eine interessante Akzentverschiebung 80

1 → Vgl. Heinrich-Böll-Stiftung und nachtkritik.de (Hg.): «Netztheater: Positionen, Praxis, Produktionen», Schriften zur Bildung und Kultur Band 14, Berlin 2020. 2 → Vgl. Nicholas Berger: «The Forgotten Art of Assembly. Or, Why Theatre Makers Should Stop Making», in: Medium 3/2020, https://medium.com/@ nicholasberger/ the-forgotten-art-of-assemblya94e164edf0f, zuletzt abgerufen am 13.10.2021. 3 → Vgl. Ulf Otto: «Going live: Performance unter digitalem Vorzeichen», in: Kunstforum International, Bd. 264, Nov./Dez. 2019, S. 162 – 167, und Philip Auslander: «Digital Liveness: A Historico-Political Perspective», in: PAJ: A Journal of Performance and Art, 34:3, Sep. 2012, S. 3 – 11. 4 → Philip Auslander: «Digital Liveness: A Historico-Political Perspective», ebd., S. 9 f.


Digitale Räum in einem Stück, das sich der Biografie einer komplexen Frauenfigur zu nähern versucht und dabei nie vergisst, dass die verurteilte Mörderin bis zum Ende ihres Lebens ihre Unschuld beteuerte. Das Kameraauge ist nie weit entfernt, das digitale Publikum sitzt quasi mit den Schauspielerinnen am Tisch, teilt sich gleichsam mit Verena Lehner die 7,5 Quadratmeter kleine Gefängniszelle. Dieses Zusammenschrumpfen der räumlichen Erfahrung ist ein eindrückliches Verdienst der Perspektive, die durch die Online-Version der Inszenierung erst ermöglicht wird. Langsam wandert die Kamera durch die Modellversion des Gefängnisses, zeigt klaustrophobisch wirkende Blickachsen und leer blinzelnde Gefängnisfenster in illusionistischer Lebensgrösse – zieht die Zuschauenden in den Bann und verkompliziert die Beziehung zur historischen Stückfigur, die nun nicht mehr aus der Distanz in den Zuschauerraum spricht, sondern sich zuwendet, umwendet, direkt in die Augen der sie be- und verurteilenden Menschen blickt. Es ist interessant, dass es sich sowohl bei «Schleifpunkt» als auch bei «verdeckt» um Stücke handelt, in denen Gesetzesübertritte und die Frage nach Schuld und Verantwortung dramaturgische Triebfedern sind. Das Publikum wird unvermeidlich in die Rolle von Mitwissenden und Richtenden versetzt, um deren Verständnis und Sympathie geworben wird. Beide Online-Inszenierungen machen ihre Mittel jedoch deutlich. Mikrofone und Kameras, gar ganze Tonstudios werden gezeigt, und in Brecht’scher Manier verweist das digital gestreamte Theater hier auf seine wirkungsvollen visuellen und akustischen Mittel. Auf formaler Ebene wird dem Publikum somit die Herstellung von Wirkung aufgezeigt. Auf affektiver Ebene tragen die evozierte räumliche Nähe zu den Schauspieler*innen, der Fokus auf Gesichter statt auf Körper und die im Fall von «Schleifpunkt» akustische Eindringlichkeit dazu bei, dass das Verhältnis zu den Figuren von grosser Intimität geprägt ist. Der Sog, der aus diesem dynamischen Wechsel zwischen Distanz und Nähe für ein Publikum entstehen kann, schafft eine Verbindlichkeit der Zuschauerposition, die sich in digitalen Räumen ungleich schwerer herstellen lässt als in physischen Zuschauerräumen. Es ist leichter, das Fenster auf dem Bildschirm frühzeitig zu schliessen, als sich mühevoll durch die Zuschauerreihen zum Ausgang zu bewegen. Doch sowohl «Schleifpunkt» als auch «verdeckt» schaffen diese Verbindlichkeit, die eine Live-Situation im Theater charakterisiert. Das Publikum ist Zeuge, Urteilender und Komplize. Es wird eingeladen, das Angebot anzunehmen. Es ist höchst wahrscheinlich, dass es dranbleibt.

Ann-Christine Simke ist derzeit Postdoktorandin am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Bern. Sie forscht und publiziert zu institutioneller Dramaturgie, Critical Race Studies und Performance Studies in globaler Perspektive sowie den Herausforderungen des Digitalen für künstlerische Praxis und theaterwissenschaftliche Forschung.

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Digitale Räum

Digitale Play-Knöpfe für theatrale Inhalte Michael Flückiger und Pascal Nater im Gespräch mit Patric Bachmann, Olivier Keller und Sophie Witt

1 → Siehe Seite 86. 2 → Siehe Seite 86. 3 → Siehe Seite 87.

Patric Bachmann: Wenn ich an unsere Produktionen mit technischer Forschung im Regieteam denke, fällt mir auf, dass sie alle an ausserordentlichen Orten aufgeführt wurden: «Leichtbau und Schwermetall»1 im Aussenraum, «SelfieTango»2 in einem musealen Kontext und «Animeo & Humania»3 suchte die Leinwand als Raum. Bedingen sich denn neue Technologien im Theater und neue Orte gegenseitig? Pascal Nater: Ich würde die These umkehren. Wenn man weiss, dass man an einem Ort spielt, der als Theater nicht funktioniert, braucht man neue Mittel. Sophie Witt: Waren denn die Räume erst da und dann kamen die Mittel? Michael Flückiger: Ich war zwar selten beim Gebären der Idee dabei. Aber auch ich würde das eher umdrehen. Ich bin selten so vorgegangen, dass ich erst die Technik hatte und mir dann den Raum suchte. Ich hätte zumindest gerne, dass es nicht um die Technik geht, sondern diese nur Mittel ist, etwas zu erzählen. Sie sollte ein Werkzeug sein, das wir brauchen, um etwas Bestimmtes zu tun.

4 → Siehe Seite 87.

Olivier Keller: Ich sehe einen Unterschied zwischen den beiden Produktionen «Von der schleichenden Vanillisierung der Gesellschaft»4 und «Animeo & Humania» und den beiden Mobiltelefon-Arbeiten «Leichtbau und Schwermetall» und «SelfieTango». Die Interaktion mit dem Mobiltelefon ist schon aus dem Raum entstanden. Wie können wir die Räume bespielen, das Publikum aktivieren? Und bei den beiden anderen Arbeiten wollten wir herausfinden, wie die Technologie auf die Spielenden reagieren kann und nicht umgekehrt. Patric Bachmann: Das Mobiltelefon als Ort? Pascal Nater: Das Mobiltelefon ist ja für sich noch kein Ort, sondern ein klassisches Interface. Es verhält sich ähnlich wie der Sensor

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Digitale Räum der Kinect-Kamera, der schaut, wo sich eine Schauspielerin auf der Bühne befindet. Michael Flückiger: Bei «Leichtbau und Schwermetall» sind ja, wie bei allen Arbeiten, viele unterschiedliche Interessen zusammengekommen. Ich habe mich damals gleich nach meiner Ausbildung sehr fürs Mobiltelefon interessiert. Da war das Smartphone noch neu. Erstens hatte man einen hochpotenten Computer in der Hosentasche. Und zweitens hatte das Internet die Steckdose verlassen. Ein neues Raumgefühl. Bis dahin waren wir gewohnt, dass wir an feste Stationen oder mit Laptops an Kabel gebunden waren, und das Internet war in der Dose. In meiner Vorstellung wurde das Internet zum Äther und das Telefon war die Antenne dazu. Ich wollte immer die Geschichte erzählen, dass die Inhalte überall um uns herum sind und dass wir sie anzapfen können. Natürlich waren die Dinge auf den Servern. Aber wir wollten die Räumlichkeit einer zweiten Realität, in die man reinlaufen kann wie in Wolken, mit Hilfe von Stereosound herstellen. Olivier Keller: Ich drehe das Rad nochmals zurück. Ich wollte dich immer schon mal fragen: Was ist ein Interaktionsdesigner? Für mich als Theatermensch ist das ein sehr faszinierender Begriff. Michael Flückiger: Von der Ausbildung her bin ich Printgrafiker. Bei mir war das Interaktionsdesign irgendwann mal eine Behauptung, weil ich begonnen habe, digitale Medien zu designen. Es gibt Interaktionsdesign als Ausbildung. Es beschreibt die Interaktion mittels verschiedener Interfaces und klärt die Frage, wie man an Informationen kommt. Am Anfang haben wir uns alle Interaktionsdesigner genannt und waren eigentlich Webdesigner. Olivier Keller: Das ist jetzt fast ein bisschen enttäuschend, dass es nur um den Zugang zu Informationen auf einer Website geht. Ich finde, irgendwie sind wir im Theater alle Interaktionsdesigner im Sinne des Wortes. Pascal Nater: Eigentlich basteln wir immer noch ganz aufwändige Play-Knöpfe. Wir dramatisieren, inszenieren, finden theatrale Lösungen, um lineare Inhalte zu vergeben: ein Tanz um vorgefertigte lineare Inhalte. Da ist die Medienkunst gar nicht so weit, wie sie immer tut. Wir Theaterschaffende sind vielleicht gar nicht diejenigen, die in Frage kommen, sogenannte Interaktion zu gestalten, weil wir kontrollsüchtig sind. Wir wollen gar nicht, dass die Dramaturgie eines Inhaltes wirklich interagiert mit den Rezipient:innen. Wir wollen nämlich den zeitlichen Verlauf im höchsten Masse gestalten. Das klingt jetzt pessimistisch, aber ich finde die Unterscheidung wichtig. Sophie Witt: Beim Zuhören hatte ich zunächst den Eindruck, dass Medienkunst nicht die maximale Kontrolle sucht. Interaktionsdesign will die Schnittstelle Mensch-Maschine designen, aber eigentlich mit der Idee, möglichst reibungslos und medial unsichtbar zu sein. Die Medienkunst oder auch die Theaterkunst wäre hingegen der Ort, wo die Schnittstelle als solche überdacht werden könnte, egal, ob sie dann kontrolliert ist oder nicht. Michael Flückiger: Der Punkt mit dem überinszenierten Play-Knopf und den linearen Inhalten leuchtet mir ein. Aber es gibt einen kleinen, feinen Unterschied zwischen ausgeklügelten Buttons, die einen vorgefertigten Inhalt abspielen, und dem Generieren des Inhaltes. Bei «Animeo & Humania» 83


Digitale Räum kommt beides vor. Bei «Von der schleichenden Vanillisierung der Gesellschaft» haben wir ja nicht fertige Videos von kleinen schwarzen Kügelchen abgespielt, wie wir beim «SelfieTango» fertige Samples aneinanderreihten, sondern da wurde das Bild generiert. Und dies nach gewissen Gesetzmässigkeiten. Die Vanillepünktchen konnten von den Schauspielern angezogen oder abgestossen werden. Es gibt generative Gestaltungen und das Gestalten mit vorgefertigten Inhalten. Ich will das nicht gegeneinander ausspielen. Das eine ist fertig aus der Büchse und wir haben es gemixt. Und das andere reagiert auf Variablen und Parameter und wird im Moment synthetisiert. Pascal Nater: Das eine hat Effekt auf Form und Struktur. Und das andere halt nicht. Michael Flückiger: Ich will nochmals auf «Leichtbau und Schwermetall» kommen. Da wollten wir eine gewisse Kontrolle über den linearen Verlauf abgeben. Es waren in sich lineare Erzählungen, die man aber so zusammenstückeln konnte, wie man wollte. Bei «Animeo & Humania» gibt es beide Inhaltsgestaltungen. François Chalet spielt im richtigen Moment das richtige vorgefertigte Video ab. Es gibt aber auch die Live-Momente, wo ich mit einem Stift auf einem Pad eine projizierte Kugel steuere. Fast schon wie Objekttheater. Und es gibt projizierte geometrische Formen, die über Interaktion bewegt werden. Für diese Interaktion haben wir eine Kamera verwendet, die aus dem casual gaming kommt. Die Kamera heisst Kinect und das System nannte sich natural interaction. Interaktion zwischen Menschen besteht ja auch aus vielen körperlichen Bewegungen. Das Spielsystem wurde aber ziemlich schnell wieder eingestampft. Es hatte keinen Erfolg. Die Leute wollten nicht vom Sofa aufstehen. Eigentlich gehört es eben auf die Bühne. Da interessieren uns die körperlichen und grossen Bewegungen. Es hat eine gewisse Logik, dass es bei uns auf der Bühne gelandet ist. Patric Bachmann: Im Theater schauen wir gerne zu und staunen, wie die Bilder entstehen. Deshalb haben wir kurz vor der Premiere von «Animeo & Humania» gemerkt, dass es schade ist, dass ihr alle im Hintergrund agiert. Wir wollen den überinszenierten Play Button sehen und auch sehen, wie er gedrückt wird. Olivier Keller: «Animeo & Humania» hat durch das Sichtbarmachen der Technik die Frage aufgeworfen, ob jetzt die Schauspielerin Lina Hoppe mit einer projizierten Figur spielt oder mit den vier Personen mit Knöpfen und Pads. Am schönsten ist es, wenn die Beobachtung der Zuschauer:innen zwischen den beiden Spielebenen wechselt und zwischendurch die andere Spielebene vergessen wird. Pascal Nater: Darin liegt das Drama. Es muss einen Zusammenhang geben zwischen der Bewegung beim Input und der musikalischen, theatralen oder kinetischen Erfahrung beim Output. Wenn das nicht gegeben ist, macht es einfach keinen Spass. Wenn man diesen Zusammenhang sieht, kann man mitleiden. Drama ist für mich immer Aufwandsvergleich. Und wenn ich den Aufwand zwischen Input und Output nicht vergleichen kann, dann finde ich es langweilig. Olivier Keller: Das ist das Beeindruckende bei «SelfieTango». Natürlich ist die Tänzerin mit dem Mobiltelefon und den Kopfhörern nicht im Theater. Das 84


Digitale Räum Theater entsteht dadurch, dass andere Personen dieser Person beim Tanzen zuschauen. Und dann ist es um so schöner, je sichtbarer die Interaktion ist, je mehr die Person ihr Mobiltelefon bewegen muss, um schöne Musik zu hören. Es entsteht ein Bühnengeschehen für die, die auf das Parkett gucken. Pascal Nater: Da unterscheidet es sich vom Design des Interaktionsdesigns. Als Dramaturgen haben wir uns gefreut, dass bei «Leichtbau und Schwermetall» tatsächlich auch in einer fernen Zukunft Menschen in einer neuen Wohnsiedlung die Geschichten der Zwischennutzung hören könnten. Oder dass wir jemandem auf dem Parkett in der Alten Reithalle Aarau rumkaspern sehen, ohne den Grund dafür zu hören. Es ist dann nicht funktional, sondern verspielt. Patric Bachmann: Sind diese Geschichten auch deshalb so theatral, weil sie trotz der Tatsache, dass sie auf einem Server abrufbereit liegen, verschwinden, weil die Funktionsweise von Soft- und Hardware nach kurzer Zeit technisch überholt ist? Pascal Nater: Ich weiss nicht, ob Obsoleszenz von digitalen Medien poetisch ist. Vergänglichkeit ist poetisch. Aber dass Medien und ihre Abspielgeräte so schnell verschwinden, finde ich tragisch. Das ist einfach ein Fehler und eine Geringschätzung von uns Autor:innen unseren Geräten gegenüber, dass wir sie einfach ihrer Obsoleszenz überlassen. Wir sind schlechte Archivare. Sophie Witt: «Gegen das Verschwinden» danke ich euch für das Gespräch und die Gedanken – fürs Archivieren. Ich finde es übrigens fast tröstlich, dass der Einsatz von neuen Technologien auch mit einer Sehnsucht nach Live-Momenten verbunden ist, die einen Anstrich von Authentizität und Körperlichkeit haben. Das ist ein spannendes Paradox.

Michael Flückiger studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste Bern, forscht derzeit am Institute of Design Research der HKB und arbeitet seit 2012 selbstständig als Grafiker, Medienkünstler und Coder. Er ist Hausgrafiker von Theater Marie. Pascal Nater studierte Musik und Medienkunst an der Hochschule der Künste Bern, war zwischen 2012 und 2016 als Theatermusiker Teil des Leitungsteams von Theater Marie und betätigt sich als Podcastproduzent, Journalist und Kabarettist.

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Digitale Räum

1 → «Leichtbau und Schwermetall – eine Hörschnitzeljagd», 2014 Mit der theatralen Hörschnitzeljagd «Leichtbau und Schwermetall» hat sich Theater Marie einige Jahre vor dem grossen Audioboom am Theater bereits am Storytelling im Aussenraum versucht. Vor dem Hintergrund des bald erfolgenden Abrisses eines Industrie-Areals rund um eine denkmalgeschützte Kornmühle aus dem Jahre 1764 in Suhr AG zugunsten einer Mehrfamilienhaussiedlung bekam das Unterfangen seinen dokumentarischen Reiz. Die eigens programmierte Smartphone-App lud mit einer minimalistischen Form von Gamification dazu ein, das Areal akustisch zu erkunden. Die Dramaturgie war einfach: Erfahre, was hinter den Mauern vor sich geht. Kurze Hörporträts einzelner Bewohner:innen und Gewerbetreibender waren mit geografischen Markern auf ihrem Originalschauplatz auf der Karte verankert. Je näher die Hörerin nun zum Point of Interest kam, desto lauter wurde die passend ausgewählte Intromusik. Die Links-rechts-Verteilung der Musik auf den Kopfhörern half bei der akustischen Schnitzeljagd. Innerhalb eines bestimmten Rayons konnte nun das Porträt gehört werden. Auf dem Smartphone-Bildschirm halfen bunte Kreise bei der Orientierung im gesamten Gelände. So spazierten während eines Jahres immer mal wieder fremde Menschen mit Kopfhörern durch das Areal. 2 → «SelfieTango», 2014 Als eine von mehreren Interventionen in der Ausstellung «Argentinien» leuchtete mitten auf den dreckigen Bodenbrettern der Alten Reithalle in Aarau eine glänzende Insel. Vier Smartphones mit Kopfhörern auf einem kleinen Tisch luden zum Tanz mit sich selbst. Die Besucher:innen ertanzten sich aus musikalischen Versatzstücken ihr eigenes Gefühl der Freiheit. Tanzpartner war die eigene Sehnsucht nach Weite, nach dem Fremden, nach dem Kontrollverlust. Auch hier war die leichte Gamification eine Einladung, sich selbst und die übliche intellektuelle Selbstkontrolle bei der Kulturrezeption zu vergessen. Abhängig von den Kontrollinformationen der verschiedenen Sensoren im Smartphone wurden die musikalischen Elemente immer wieder neu zusammengesetzt. Ein starkes Schütteln wurde mit Kastagnetten belohnt, viele Drehungen mit Triolen des Bandoneons. Tänzerische Akzente provozierten einen Triangelschlag, ein Richtungswechsel eine musikalische Modulation in die Paralleltonart. Die App hatte kleinere Kinderkrankheiten, hat aber unzählige Kinder und Erwachsene einen unbeobachteten Moment lang in feurige Tangosolisten oder galoppierende Steppenpferdchen verwandelt. Und fast ein bisschen wie der Protagonist der Novelle «Der Argentinier» von Klaus Merz hat auch sie eine Atlantiküberfahrt erlebt: Der Interaktionsdesigner Michael Flückiger hat sie an einer Designmesse in Übersee in New York vorstellen dürfen.

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Digitale Räum

3 → «Animeo & Humania», 2018 Wie sieht ein Flirt zwischen Mensch und animierter Figur aus? Schauspielerin und animiertes Wesen umgarnen sich und verfallen dem Wunsch, ihr Gegenüber für das Eigene zu gewinnen. Der Live-Moment des Theaterabends begab sich in ein Abenteuer mit dem Animationsfilm. Gemeinsam mit dem Animationsfilmer François Chalet, dem Interaktionsdesigner Michael Flückiger und der Schauspielerin Lina Hoppe entwickelte Theater Marie das Stück «Animeo & Humania». François Chalet zeichnete und steuerte dieses animierte «Wesen». Michael Flückiger arbeitete mithilfe einer KinectKamera, die die Bewegungen von Lina Hoppe aufnahm und damit eine Echtzeit-Reaktion von gezeichneten Elementen auf der Projektion ermöglichte. So entstand ein bühnen- und tourneetauglicher Abend über die Versuchung des Andersartigen. Das Narrativ ist die Annäherung einer digital gesteuerten Animation und einer mit theatralen Strategien ausgestatteten Schauspielerin. 4 → «Von der schleichenden Vanillisierung der Gesellschaft», 2013 Bei seiner kritischen und humorvollen Auseinandersetzung mit der Vereinfachung von Lebensmitteln sowie von gesellschaftlichen Themen stellte Theater Marie die Vanillisierung des Geschmacks mittels industriell gefertigter Lebensmittel fest. Bei dieser Arbeit steuerte ein Darsteller durch den Einsatz der Kinect-Hardware – einer Schnittstelle zwischen Mensch und Computer – die Projektion von Lichtpunkten mit seinen Bewegungen. Diese Lichtpunkte erweckten die Assoziation, der Bühnenraum werde mit schwarzen Pünktchen aus Vanilleschoten gefüllt.

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«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume

Freiheit durch Struktur – Theater Marie zwischen Institution und freier Gruppe Walter Küng

Theater Marie, dieses Theater «ohne festen Wohnsitz», basiert auf dem Verständnis von Kulturförderung des Kantons Aargau, in dem es beheimatet ist. Der Kanton besitzt kein Zentrum, ist weder ganz gross noch ganz klein, zeigt sich vielfältig mit seinen Städten, Städtchen und Dörfern, vielfältig auch in der sozialen und kulturellen Zusammensetzung der Bevölkerung. Diese «provinzielle Situierung» zwischen den grossen Städten der Schweiz bietet Raum zum (Nach-)denken und ermöglicht eigenwillige künstlerische Formate, die sich nicht im Lärm der Kunstproduktionen der grossen Städte behaupten müssen. Theater Marie ist kein Stadttheater. Der Kanton Aargau kennt diese Form nicht. Was er kennt, ist das System vom freien Theaterschaffen. Der Kanton hat deshalb für das schweizerische Theaterschaffen eine wichtige und lange Geschichte. Sie beginnt in den späten sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Nach der Auflösung von Peter Steins Vertrag mit dem Schauspielhaus Zürich wurden Schauspielerinnen und Schauspieler aus dem ehemaligen Ensemble Steins zu freien und freigeistigen Theaterschaffenden in den Städten Baden und Aarau. In den folgenden Jahrzehnten produzierten drei freie Theatergruppen im Kanton Aargau. Daraus entwickelten sich später auch professionelle Theatergruppen für Kinder und Jugendliche. Nicht Märchen oder Fabeln waren deren Inhalte, sondern Fragen und Themen der Kinder und Jugendlichen. Theater Marie verkörpert vor diesem Hintergrund die konsequente Weiterentwicklung des freien Theaterschaffens in der Schweiz. In den vergangenen Jahrzehnten waren immer wieder verschiedene freie Theatergruppen in der Schweiz tätig. Sie alle produzierten eine gewisse Zeit, waren präsent auf den Bühnen in den grösseren und kleineren Städten, auch in den Dörfern und unter freiem Himmel, in Landschaften der Schweiz, und dann verschwanden sie wieder. Das freie Theaterschaffen suchte seine Bühnen ausserhalb der Stadttheater, suchte Orte ausserhalb der traditionellen Bühnen. Es suchte die Nähe zum Publikum in leer stehenden Kellern, Fabrikhallen, Turnhallen, auf Plätzen in Städten und Dörfern. Dieses Schaffen verlangte schliesslich nach neuen Strukturen und Produktionszentren und so entstanden in der Schweiz zum Beispiel das Theater88


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume haus Gessnerallee in Zürich, die Kaserne Basel, das Schlachthaus Theater Bern und jetzt die Alte Reithalle als neue Spielstätte der Bühne Aarau. Bei all diesem Kommen und Gehen von frei produzierenden Theatergruppen in der Schweiz ist das Theater Marie von grosser Beständigkeit. Tragen Städte wie Zürich, Bern, Basel und andere mehr die Verantwortung für ihre Stadttheater mit Schauspiel, Oper und Ballett, übernimmt der Kanton Aargau eine wichtige Rolle bei der kontinuierlichen Förderung des freien Theaterschaffens. Mit der Unterstützung dieser Produktionsform leistet der Kanton einen wesentlichen Beitrag für das schweizerische Theaterschaffen und ermöglicht damit eine interessante und wichtige Alternative zum Modell Stadttheater. Bei Theater Marie müssen keine grossen Verwaltungs- und technischen Strukturen finanziert werden, nein, das verfügbare Geld wird grösstmöglich für die Theaterkunst aufgewendet. Und so entspricht das Modell Theater Marie auf optimale Weise dieser Verantwortung und Überzeugung. Stadttheater bauen auf Abonnements. Theater Marie muss sein Publikum mit jeder Produktion neu gewinnen. Dabei muss es sein Publikum nicht nur in einer Stadt finden, sondern in mehreren, kleineren und grösseren, und auch im ländlichen Raum des Kantons Aargau und darüber hinaus. Das erfordert Lebendigkeit und auch eine hohe Sensibilität und Eigenständigkeit in der inhaltlichen Fokussierung und Bestimmung. Die finanzielle Sicherheit und das Vertrauen seitens der Förderer unterstützen damit eine längerfristige Entwicklung und ermöglichen überraschende Handschriften sowie ungewohnte künstlerische Formen. Bei der Sprechung der kantonalen Fördergelder waren der finanzielle Rückhalt und die damit einhergehende Planungssicherheit immer wichtige Argumente. Diese Argumentation hatte im Rahmen des Aargauer Kuratoriums1 aber auch kritische Einwände zur Folge: Wird da nicht eine grosse Summe des verfügbaren jährlichen Gesamtbetrages im Bereich Theater und Tanz – und zusätzlich noch mit einer vertraglichen dreijährigen Vereinbarung – blockiert und lässt weniger finanzielle Mittel für aktuelles Theaterschaffen übrig? Gerade nicht, so meine Überzeugung. Die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft in den politischen und wirtschaftlichen Themen braucht in der kulturellen Arbeit, hier in der Theaterarbeit, einen Gegenpol. In dieser Struktur und diesem «Förderklima» lag und liegt ein Teil der Einmaligkeit von Theater Marie. Und womöglich liegt da noch viel Potenzial. Denn könnte nicht auch das Nachdenken über Kunst in und nach Zeiten von grossen Pandemien genau zu solcher Theaterkunst führen? Einer Theaterkunst mit Nähe zum Publikum, in den Inhalten und den künstlerischen Handschriften. Kleiner in der Form, aber gross im Denken und in den künstlerischen Handschriften, dem künstlerischen Können!

1 → Das Aargauer Kuratorium fördert und vermittelt als unabhängiges Fachgremium und auf der Basis seines gesetzlichen Auftrages aktuelle Aargauer Kultur im Kanton und darüber hinaus. Das Milizgremium besteht aus elf Fachpersonen, die vom Grossen Rat und vom Regierungsrat des Kantons Aargau gewählt werden. Sie arbeiten ehrenamtlich und bleiben maximal zwölf Jahre im Amt. Die Präsidentin oder der Präsident des Aargauer Kuratoriums wird vom Regierungsrat gewählt, im Übrigen konstituiert sich das Kuratorium selber. Es bestimmt die Vizepräsidentin oder den Vizepräsidenten und teilt sich für die Behandlung der eingehenden Fördergesuche in Fachbereiche auf. Strukturell und ideell ist das Aargauer Kuratorium unabhängig. Das Plenum entscheidet auf Antrag der Fachbereiche abschliessend über die Fördermassnahmen.

Walter Küng arbeitet als Schauspieler und Regisseur. Er pendelt zwischen festen Häusern und der freien Szene im deutschen Sprachraum und initiiert immer auch wieder eigene grössere Projekte. Walter Küng war von 2011 bis 2020 Mitglied des Aargauer Kuratoriums, wo er den Fachbereich Theater und Tanz verantwortete.

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«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume

Vom weissen Fleck zum bunten Strauss Rebecca Etter

Theater Marie hat die Junge Marie gegründet. Die Junge Marie hat eine Vermittlungsstelle geschaffen. Sie hat das junge Zielpublikum bei Workshops in die Recherche involviert, initiierte Projekte mit Partnerklassen, die den Probenprozess begleiteten und sich im Unterricht mit dem Stückthema auseinandersetzten, und sie suchte, wann immer möglich, das Publikumsgespräch nach der Vorstellung. Die Vermittlung war bald nicht mehr von der Jungen Marie wegzudenken. Theater Marie beobachtete bei seinem Nachwuchs mit grossem Interesse etwas, das es nicht kannte. Theater Marie dachte: «Das will ich auch! – Doch wie konstituiert sich Vermittlung als Teil der kollektiven Arbeit eines Tourneetheaters für ein erwachsenes Publikum?» Vermittlung war für das Theater Marie erst mal ein weisser Fleck. Eine Idee, die mit konkreten Taten zu füllen war. Eine Idee, die projektbezogen gedacht war, die sich mit jeder Produktion und jedem Thema – das heisst dreimal pro Jahr – neu erfand, sich entwickelte, dazulernte und stärkere Konturen annahm. Von Beginn weg war allerdings klar: Vermittlung im Theater Marie schafft analoge und digitale Räume für Begegnungen. Sie stellt sich in den Dienst des lebenslangen Lernens. Sie nimmt sich der aktuellen Themen der jeweiligen Inszenierung an und bearbeitet diese mit unterschiedlichsten Methoden. Dabei grenzt sie sich vom Marketing, von der blossen «Einführung» eines Theaterabends und der Theaterkritik ab. Ausprobiert wurde Verschiedenes. Es entstanden Partnerklassen-Projekte, der Salon Marie, Try-outs, Live-Audiodeskriptionen, Experimente, Workshops, ein HarmonieSpiel und Kollaborationen mit anderen Institutionen. Vermittlung schafft Raum für Dialog und Reflexion: Salon Marie Eine Gruppe von Menschen sitzt am Tisch und liest die erste Fassung von «verdeckt» von Ariane Koch. Es ist ein poetisch-dokumentarischer Text, der sich auf die Suche nach Verena Lehner macht. Die konzentrierte und doch heitere Stimmung gleicht einem Lesezirkel unter Freund:innen. Es ist die dritte Ausgabe von Salon Marie, eine probenbegleitende Veranstaltungsreihe des Theater Marie. Zwei Wochen später dasselbe Bild, wieder im Foyer im Kino Marie in Suhr. Das zweite Treffen widmet sich den Erinnerungen an Verena Lehners Geschichte. Es sind die Erinnerungen an jene Frau, der vor über hundert Jahren als «Hexe von Suhr» den Prozess gemacht wurde. Die Erinnerungen sind diffus, weil vieles nicht überliefert ist. Wer war diese 90


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume Frau? Was wird im Dorf seit Generationen über sie und ihre Verwandten erzählt? In der Runde sitzen auch Verena Lehners Nachfahren, die von ihren eigenen Erlebnissen berichten. Beim dritten Treffen ist eine Toxikologin zu Gast. Diese erzählt von ihrem Berufsalltag und aktuellen Vergiftungsfällen. All die Gespräche und Diskussionen des Salon Marie sind Recherche und Resonanzraum zugleich – ihre Kondensate fliessen zurück in den Probenraum. Vermittlung schafft Zugang: taktile Stückeinführung Eine halbe Stunde vor der Vorstellung trifft sich eine Gruppe Menschen vor dem weissen, geschlossenen Anhänger. Manche tragen einen Blindenstock, jemand wird von seinem Blindenhund geführt, die meisten kommen mit Freunden oder Familie. Anwesend sind ebenfalls Frau Schödler und ihr Sohn Robert sowie Marie und Theophil Leder in ihren historisch anmutenden Kostümen. Die beiden Familien stellen sich vor, lassen ihre Stoffe und Schmuckstücke von den Anwesenden berühren und geben Auskunft über ihre Figur. Sie sprechen über ihre Arbeit und ihre Sorgen. Wer will, kann in Begleitung in den geschlossenen Anhänger steigen und Frau Schödlers Wohnung mit den eigenen Händen ertasten. Nach der taktilen Stückeinführung startet die Inszenierung, alle tragen Kopfhörer. Rund fünfzehn Menschen verfolgen die Inszenierung mit einer Live-Audiodeskription in Aarau, Winterthur, Zürich und Bern. Auch der dösende Blindenhund schreckt auf, als Theophil betrunken und wütend ins Nachbarhaus stürmt. Vermittlung schafft Raum für Experimente: Prozessor Forschend und erforschend begleitet Theater Marie beim Experiment «Geld, Welt» eine Schulklasse aus Suhr. Gemeinsam wird mit künstlerischtheatralen Methoden zum Thema Geld recherchiert. Eine Woche ist Zeit. Das Endergebnis vorerst nicht klar. Den Prozess können die Schüler:innen täglich mitbestimmen. Es entstehen sechs kurze Videos zum Thema Geld, die vom Text über den Raum, das Sounddesign, die Kostüme bis zum Spiel und zur Videoaufnahme durchwegs von den Schüler:innen konzipiert und gestaltet werden. Am Ende der Woche bauen sie in ihrer Schule eine Videoinstallation auf, die einen Monat lang ihre Arbeiten zeigt. Über die Jahre wurde die Vermittlung mit jedem weiteren Projekt ein bunter und vielfältiger Bestandteil von Theater Marie. Sie schuf nicht nur neue Räume für Begegnungen zwischen Publikum und Theaterschaffenden, sie war Teil des Kollektivs. Sie gehörte vom ersten Buchstaben im Dossier an dazu und sass nach dem Abbau des letzten Scheinwerfers beim Bier mit dem Team in der Theaterbar. Und das scheint mir der springende Punkt bei der Vermittlung in der freien Szene zu sein. Die Vermittlung kommt nicht obendrauf oder später dazu. Sie ist nicht nebensächlich. Ist sie ernst gemeint, so ist sie Teil des ganzen bunten Strausses. Rebecca Etter arbeitet als Kulturvermittlerin und Kulturmanagerin im Theater und im Museum. Sie studierte Erziehungswissenschaften, Heilpädagogik und Mehrsprachigkeitsforschung in Fribourg und Angers [FR]. In den Jahren 2014 bis 2020 baute Rebecca Etter die Vermittlungstätigkeit der Jungen Marie auf und entwickelte diese für Theater Marie weiter. Seit 2020 leitet sie das Community-Building-Projekt «Fundbüro für Erinnerungen» des Alpinen Museums der Schweiz.

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«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume

«Salon Marie» – eine Innensicht von aussen Jürg Oehninger

Theater ist mitunter wie ein dicht gewobener Stoff, der erst mit der Zeit seine Struktur sichtbar werden lässt. Schlüsselsätze, freie Assoziationen, Rhythmus und Bewegungen, Musik und Geräusche, eine Geschichte, die sich erst nach und nach zu erkennen gibt, sowie eigene Gedanken und Emotionen regen beim Zuschauen alle Sinne an und fordern ihnen Höchstleistungen ab. So funktioniert Theater von Theater Marie. Der Vermittlung für ein potenzielles Publikum kommt bei dieser Art von experimentierfreudigem Theater eine besondere Bedeutung zu. Salon Marie ist eines der Vermittlungsangebote von Theater Marie. Es fügt sich in seiner Art nahtlos in die Marie-typische Art des Produktionsprozesses ein, bei der alle Beteiligten eine Produktion jeweils gemeinsam erarbeiten. Erlebnisse und Impulse Als Salonteilnehmer fühle ich mich von Beginn weg als Teil dieser spannenden Produktionsprozesse. Wir nähern uns dem Theatertext an, wie dies vermutlich auch die Produktionsbeteiligten so oder ähnlich tun: Das gemeinsame laute Lesen im ersten Salon Marie – alle lesen je eine Passage aus dem Theatertext «frau im wald» von Julia Haenni – führt zuerst in ein Hin und Her zwischen absoluter Ratlosigkeit und Deutungsversuchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das (geleitete) Gespräch, der Austausch über das Gelesene, das Fragen, Assoziieren und Abwägen machen den Text dann ein erstes Mal fassbar. Interessant dabei: Das gemeinsame Vorlesen ermöglicht einen anderen Zugang zum Text, da er auch klingt und damit bereits Ansätze von eigenem zaghaften Interpretieren hervorscheinen. Die Frage, was im Text Alltag und was Wahnsinn ist, wird am Folgeabend mit einer Psychiaterin beleuchtet. Wir entfernen uns damit nur scheinbar vom Theatertext, denn eigentlich umkreisen wir ihn eng. Mit einem Probenbesuch am dritten Abend erscheint der Text ein erstes Mal «dreidimensional». Der Zugang wird raumgreifend, auf eine neue Art greifbar. Nach dem Gespräch mit Schauspielerinnen und Regie taucht bei mir die Frage auf: Funktioniert der Salon Marie auch als Testlabor für Theater Marie, und sind wir damit tatsächlich auch Teil des Produktionsprozesses? 92


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume Am vierten Abend folgt dann das Gespräch mit der Autorin. Indem diese aufzeigt, wie sie sich dem Thema angenähert hat und wie daraus der Text hervorkam, entsteht ein weiterer Puzzlestein vor der Premiere. Erkenntnisse Salon Marie tauchte in den laufenden Prozess einer Produktion ein. Wir Teilnehmer:innen wurden durch den Salon zur Einstiegs- und Übersetzungshilfe, zu wissenden und emotionalen Vermittler:innen für potenziell Interessierte. Nicht das Nacherzählen einer Geschichte zählte dabei, sondern die Fokussierung auf die zeitlosen Mechanismen und Bewusstseinszustände, wodurch man die Aktualität aus einer «Ein-Schrittzurück-Optik» neu erlebt. Der Salon Marie befähigte uns zu vermitteln, dass Theater einiges mit der Lebenswelt der Zuschauenden zu tun haben kann und etwas zum gesellschaftlichen Diskurs beiträgt. Auch konnten wir – ganz konkret – Struktur von aussen in das dicht gewobene Muster dieser Produktionen bringen. Salon Marie gab und gibt die Möglichkeit, das freie Theater aus einer Nische herauszubringen und besser bekannt zu machen, indem wir Teilnehmer:innen unseren Freund:innen und Bekannten einen persönlichen Kulturtipp liefern und diesen gleich auch noch in unseren Worten vermitteln. Salon Marie ist die analoge Variante des digitalen Alltagsrituals des «Likens», nämlich seinen Freund:innen und Bekannten in einem Gespräch oder mit einem Heim-Salon, einer privaten Stückeinführung etwas persönlich zu empfehlen. In einer Zeit, in der kein Bildungskanon mehr existiert und Theater in den Schulen nur noch eher zufällig in den Lehrplan rutscht, ist dieses «Liken» wichtig geworden.

Jürg Oehninger steigt nach seinem Studium in Germanistik, Geschichte und Publizistikwissenschaft an der Universität Zürich als Radiojournalist bei Schweizer Radio und Fernsehen SRF ein. Die ersten Jahre arbeitete er als Info- und als Kulturjournalist für alle drei Radioprogramme, später legte er den Schwerpunkt auf Gesellschaftsthemen bei SRF 1.

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Theater im Pool: Safe Space oder «ohne feste Anstellung»? Die Spieler:innen Judith Cuénod, Barbara Heynen, Nadine Schwitter, Sandra Utzinger und Diego Valsecchi im Gespräch mit Sophie Witt

Seit #MeToo wird offener über diverse Toxika, Kommunikationskulturen, Besetzungspolitiken und Machthierarchien an Theatern diskutiert. Es war in den letzten zehn Jahren eine Grundsatzentscheidung für die Struktur von Theater Marie, kein festes Ensemble aus wenigen, sondern den sogenannten «Pool» mit vielen Spieler:innen aufzubauen, die freischaffend und projektweise angestellt sind: Aber was hiess das fürs Theaterleben und -spielen? Sophie Witt: Wie ist für euch die Zusammenarbeit mit Theater Marie zustande gekommen, wie wurde sie gepflegt und ausgebaut? Wie bindend ist oder war diese «Pool-Identität» in eurem Fall? Diego Valsecchi: Ich kannte das ursprüngliche Leitungsteam aus unserer gemeinsamen Zeit am Stadttheater Bern von 2007 bis 2012. Patric Bachmann war Regieassistent, später Dramaturg. Olivier Keller arbeitete als Regieassistent und danach als Regisseur. Erik Noorlander war Bühnenbildassistent. Mit Pascal Nater habe ich unser erstes Musikkabarett-Stück in der Regie von Olivier Keller in der Vidmar 2, der Studiobühne des Stadttheaters, erarbeitet. Die Berner Zeit war für uns alle sehr prägend. Das Team war nicht sehr gross, wir hatten alle sehr viel zu tun und haben ausnahmslos mit viel Leidenschaft für das Berner Publikum gearbeitet – eine äusserst intensive und lehrreiche Zeit. Insofern war es natürlich sehr schön, dass das Theater Marie diese Zeit ein Stück weit weiterführt. Den Pool-Gedanken fand ich immer sehr schön. Ich war eigentlich durchgehend in einem Stück besetzt, das aktuell auf dem Spielplan stand. Ich war beteiligt in «Kino Marie», «Der grosse Gatsby», «Der Argentinier», «Liliom», «Alles wahr» und «Bitte nicht schütteln!». Ausserdem habe ich auch bei kleineren Lesungen 94


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume etc. mitgewirkt. Pascal Nater und ich haben teilweise unsere Programme im Theater Marie geprobt. Judith Cuénod: Ich kannte Patric, Olivier und Erik auch von einer Produktion am Stadttheater Bern (meiner ersten Produktion nach der Schauspielschulzeit). Nachdem sie die Leitung des Theater Marie übernehmen durften, wurde ich für die Produktion «Harry Widmer Junior» (2013) angefragt. Ich habe nachgeschaut: «Herkules und der Stall des Augias» (2021) wird meine siebte Produktion am Theater Marie gewesen sein. Wenn man Übernahmen und Wiederaufnahmen mitzählt, hatte ich also circa eine Produktion im Jahr beim Theater Marie, was natürlich zu einer starken «Pool-Identität» führt. Und natürlich war ich immer sehr dankbar, das Theater Marie als wiederkehrenden, äusserst loyalen Arbeitgeber zu haben. Nadine Schwitter: Ich habe in «Kino Marie», «Harry Widmer Junior», «Gatsby» und in «verdeckt» gespielt. Jede Arbeit fand in einer sehr angenehmen und beflügelnden Arbeitsatmosphäre statt. Der Begriff Pool steht für mich nach all diesen Jahren für das Bild einer Theaterfamilie. Pool war ein Raum, ein Arbeitsraum mit Menschen, mit denen man sich über mehrere Jahre an verschiedenen Themen und Stücken erprobt hat, geforscht hat und sich in diesem künstlerischen Zusammenarbeiten vertraut geworden ist. Pool ist ein Vertrauensort geworden, eine Inspirationsquelle. Das Marie-Team schafft durch die Probengestaltung und auch die Tagesgestaltung am Probenort in Suhr einen Raum für echte Begegnungen und Freundschaften. Immer respektvoll nutzt es in der Arbeit klug die Fähigkeiten und schauspielerischen Eigenheiten und Stärken der Darsteller:innen. Für mich ist die Arbeit für das Theater Marie, im Gegensatz zu anderen Produktionen, mit dem Gefühl des Nachhausekommens verbunden gewesen. Ein Ort, an dem ich unglaublich gerne bin und mein Bestes beisteuere für die anstehende Zusammenarbeit.

Sophie Witt: Wie hat sich denn für euch diese Pool-Tätigkeit innerhalb eures freien Theaterschaffens konkret gestaltet, das heisst auch: Wie hat sich diese Tätigkeit zu euren anderen Projekten verhalten? Barbara Heynen: Ich bin nach einer fünfjährigen Festanstellung am Deutschen Theater Berlin über einen befreundeten Spieler, den eine bereits längere Mitarbeit mit dem Theater Marie verbindet, zu meiner ersten Produktion gekommen. Nach diesem ersten Stück 2016 etablierte sich eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Theater Marie. Ich fühlte mich dem Pool immer

verbunden und habe die Projektanfragen, wann immer möglich, mit Freude angenommen. Konkret habe ich in einer Produktion pro Jahr mitgewirkt. Das sind seit 2016 fünf Arbeiten, von denen einzelne nach Jahren immer noch auf Tournee sind. Die Stücke sind daher in meinem Arbeitsalltag das ganze Jahr über präsent. Neben dem Theater Marie bin ich eng verbunden mit dem Theater Frei_Raum in Bern, das für mich prioritär ist. Dort liegen die Produktionen etwas weiter auseinander, circa zwei Jahre, daher war das Arbeiten bei beiden Gruppen meist problemlos möglich. Weiteres Schaffen kann ich relativ flexibel rundherum realisieren. Sandra Utzinger: Bei mir ist es ähnlich. Die damals neue Leitung kam mein Solostück «Jimmy Traumgeschöpf» schauen und verpflichtete mich danach für ihre erste Inszenierung am Theater Marie mit dem Titel «Kino Marie». Schon während der Proben wurde ich für das nächste Stück «Harry Widmer Junior» angefragt – und in den folgenden zehn Jahren immer wieder für tolle Projekte. Als freischaffende Schauspielerin jongliert man immer zwischen verschiedenen Projekten, das war nicht aussergewöhnlich. Diego Valsecchi: Ich denke auch, dass das für das Publikum ein gutes Erlebnis war, immer wieder die gleichen, aber nicht immer dieselben drei Leute auf der Bühne zu sehen. Auch für uns Spieler:innen war der Mix so sehr spannend. Ein Stück weit ein sehr grosses Ensemble. In der Regel gingen die Projekte gut aneinander vorbei, manchmal mussten wir aber ordentlich jonglieren. Ich erinnere mich daran, dass es eine Zeit gab, in der ich über ein paar Wochen morgens in Suhr den «Argentinier» geprobt habe und abends im Wallis ein Musical. Das war grenzwertig. Es hat jedoch gedauert, bis der Pool-Gedanke in der Szene verstanden wurde. Die ersten drei Jahre habe ich sehr oft gehört: «Du bist ja jetzt beim Marie, dich braucht man ja nicht anfragen.» In diesen Situationen musste ich jeweils erklären, dass dem nicht so ist und ich durchaus offen für andere Projekte bin.

Sophie Witt: Welche Rolle hat für euch das gegenseitige Vertrauen unter euch Spieler:innen und zum Regieteam gespielt? Der Pool wurde intern manchmal als «Marie-Familie» gedacht – wie habt ihr das erlebt und wie hat sich das auf die Arbeit ausgewirkt? Judith Cuénod: Ich habe kein anderes Theater kennengelernt, in dem ich das Wort «Theaterfamilie» so erleben durfte wie beim Theater Marie. Die gemeinsam gekochten Mittagessen, die privaten Gespräche, das gegenseitige Vertrauen. Ich hatte nie das Gefühl, etwas 95


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume nicht ansprechen zu dürfen. Meinen letzten Vertrag zu «Herkules und der Stall des Augias» habe ich nur überflogen, da ich weiss, dass ich dem Theater Marie in arbeitsrechtlicher Hinsicht zu hundert Prozent vertrauen kann und wir immer gemeinsam eine Lösung finden, falls irgendwelche Probleme auftreten. Kein einziges Mal in meiner achtjährigen Zusammenarbeit gab es auch nur einmal anstrengende Diskussionen über Geld. Das ist nicht selbstverständlich. Sandra Utzinger: Vertrauen ist für eine gute Zusammenarbeit immer das A und O. Als Schauspielerin ist dies von grosser Bedeutung, da sich eine Schauspielerin umso mehr öffnen kann, je grösser das Vertrauen ist. Und so wird die Arbeit persönlicher und gewinnt an Tiefgang und Intensität. Von Arbeit zu Arbeit wurde dieses Vertrauen grösser. Ich fühlte mich tatsächlich als Teil dieser Theater-Marie-Familie und natürlich wirkt sich so etwas immer positiv auf die Arbeit aus.

Sophie Witt: Das Buch feiert «Theater ohne festen Wohnsitz» als wünschenswerten Freiraum. Welche Bedeutung hat es für euer Berufs- und Privatleben, Theater «ohne feste Anstellung» zu machen? Ist das Freiheit oder Heimatlosigkeit? Inwiefern? Diego Valsecchi: Das ist ein sehr grosses Thema und ich fürchte, ich kann gar nicht alles ausdrücken, was ich darüber denke, denn genau diese Fragen beschäftigen alle Schauspieler:innen immer wieder. Fakt ist, dass Schauspieler:innen immer wieder mit dem Beruf hadern oder ihn zumindest immer wieder hinterfragen, so erlebe ich das jedenfalls bei mir und in meinem Kolleg:innenkreis. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie fest engagiert an «grossen» oder «kleinen» Häusern sind, ob sie «frei» sind oder ob sie drehen. Es stellt sich die Frage, worin die Freiheit und die Heimatlosigkeit besteht und was es für einen persönlich bedeutet. Es gibt Kolleg:innen, die ganz erfüllt davon sind, alle paar Jahre die Stadt zu wechseln, viele sind aber auch unglücklich. Und es gibt Kolleg:innen, die sich bewusst eine Stadt suchen, in der sie bleiben wollen und dafür vielleicht auch einen Karriereknick in Kauf nehmen. Ich persönlich erlebe sehr viel Freiheit darin, eigene Projekte zu realisieren. Gleichzeitig werde ich unfrei, weil ich dadurch wesentlich mehr arbeite, als wenn ich als reguläres Ensemblemitglied an einem Haus angestellt wäre. Barbara Heynen: Nach fünf Jahren in fester Anstellung und der darauf folgenden Erfahrung der letzten sechs Jahre in der freien Szene kann ich sagen, dass ich im «Theater ohne feste Anstellung» meine Heimat gefunden habe. Das Modell, Beständigkeit und Kontinuität anzustreben und die Freiheit zu haben, auch andere Verbindungen intensiv pflegen zu können, macht für mich total Sinn. Ich habe das Glück, dies sowohl beim Theater Marie als auch beim Theater Frei_Raum «leben» zu können. Erfahrungen in den jeweils anderen Kontexten und Konstellationen befruchten sich gegenseitig. Zudem bin ich, was mein Privatleben betrifft,

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«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume viel freier im Entscheiden, welche Projekte gerade in mein Leben passen, als in einem Festvertrag. Nadine Schwitter: Mir geht’s anders. Ich persönlich wünsche mir eine feste Anstellung. Das hat mit meiner Familiensituation zu tun. Ich glaube auch an ein Ensemble, aber auch an ein Ensemble, das vielseitig und eben nicht auf eine Funktion beschränkt arbeitet. Das Theater Marie kam diesem meinem Traum sehr nahe. Ich fand den Gedanken des Pools sehr klug, um vielseitig besetzen zu können und sich nicht in eingespielten Mustern zu wiederholen, sondern die Zusammenarbeit weiterzuentwickeln und immer wieder Neues erschaffen zu können. In diesem Sinne ist Freiheit grossartig! Und Theater Marie war Freiheit! Auch wenn ich mir privat eine Heimat wünsche. Judith Cuénod: Für mich ist das auch eine Frage, die wohl noch einmal ein ganzes Buch füllen würde – und vielleicht sollte. Wenn ich zwischen den Wörtern «Freiheit» und «Heimatlosigkeit» wählen muss, dann gewinnt aber ganz klar das Wort «Freiheit». Die «Freiheit» hat aber natürlich auch ihren Preis.

Sophie Witt: Bezogen auf die künstlerische Arbeit und die Theaterformen und Inhalte: Habt ihr aus der Spieler:innenPerspektive Theater Marie eher als eine «gut subventionierte, stadttheaterähnliche Struktur» oder eher als Experiment der freien Szene erlebt? Inwiefern? Barbara Heynen: Das Theater Marie ist gut subventioniert und stadttheaterähnlich. Dies bedeutet zum Beispiel, dass eine Projektanfrage beim Marie die Sicherheit mit sich bringt, dass geplante Projekte auch realisiert und nach t.-Richtgagen1 entlöhnt werden, was in der freien Szene keine Selbstverständlichkeit ist. Diese Sicherheit bringt Entspannung mit sich, man kann sich hauptsächlich auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren und existenzielle Fragen erst mal ausblenden. Die stadttheaterähnliche Struktur schlägt sich auch in der Konzeption und Umsetzung der Bühne, der Kostüme, der Zusammenarbeit mit Autor:innen nieder. Da kann schon recht gross und frei gedacht werden. Gegenüber einem Stadttheater liegt hingegen die Stärke des Theater Marie in der verringerten Produktionskadenz. Was der künstlerischen Arbeit, vor allem aber dem menschlichen Umgang mit den involvierten Personen sehr gut tut.

1 → t. Theaterschaffen Schweiz ist der Berufsverband aller Akteur:innen im professionellen freien Theater. Der Berufsund Branchenverband ist national tätig, international vernetzt und über die zehn Regionalgruppen vor Ort verankert. t. gibt Richtgagen und Richtlöhne heraus und verbreitet diese bei Förderstellen, Spielstätten und Theaterschaffenden.

Nadine Schwitter: Ich persönliche habe erlebt, dass eine grosse künstlerische Entwicklung stattgefunden hat. Was Texte und Material betrifft, befanden wir uns wirklich in einem Laboratorium. Aber als experimentelles Theater habe ich uns nicht empfunden. Das Theater Marie hat es immer geschafft, eine grosse Bandbreite an Publikum zu erreichen und auch für konservativere Theaterbesucher:innen verständlich zu sein. Das ist eine grosse Stärke des Leitungsteams!

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«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume Judith Cuénod: Das Theater Marie ist für mich eine Mischform. Es ist so etwas wie eine «dauerhaft gut subventionierte Aargauer freie Szene». Ich weiss nicht, ob es so etwas in der Schweiz noch einmal gibt. In diesem Sinne ist es auch ein Experiment. Ein gelungenes. Diego Valsecchi: Auf diese Frage mag ich nicht spezifisch eingehen. Sie macht Fronten zwischen Stadttheater und freier Szene auf, die ich immer bekämpft habe. In der heutigen deutschen Theaterlandschaft wird überall experimentiert, mal besser und mal schlechter und manchmal auch am Publikum vorbei. Am Ende gibt es gutes oder schlechtes Theater. Beides ist überall möglich, unabhängig von Geld und Struktur.

Judith Cuénod ist freischaffende Schauspielerin und wohnhaft in Zürich. Seit ihrem Schauspielstudium an der Zürcher Hochschule der Künste gastiert sie an diversen Schweizer Stadttheatern und ist in der freien Szene tätig. Barbara Heynen studierte Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihr erstes Engagement führte sie nach Berlin ans Deutsche Theater. Seit Sommer 2014 ist sie als freischaffende Schauspielerin und Sprecherin tätig. Barbara Heynen verantwortet ausserdem seit 2020 zusammen mit Julia Haenni die Leitung der Jungen Marie. Sie lebt in Bern. Nadine Schwitter studierte Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie «August Everding» in München. Festengagements führten sie ans Nationaltheater Mannheim und ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Seit 2012 studiert sie an der Kunsthochschule für Medien Köln und ist freischaffend tätig als Schauspielerin und Regisseurin. Ihr Film «und alles fällt» lief im nationalen Kurzfilm-Wettbewerb des 70. Filmfestivals Locarno. Sandra Utzinger spielt seit Abschluss ihres Schauspielstudiums in Theater-, Film- und TV-Produktionen. 2006 wurde sie für den Schweizer Filmpreis in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert. Sandra Utzinger wohnt in Zürich und im Tessin. Diego Valsecchi wurde an der Otto-Falckenberg-Schule in München zum Schauspieler ausgebildet. Danach war er fünf Jahre lang im Ensemble des Berner Stadttheaters engagiert. Seit 2012 ist er freischaffend tätig und arbeitet in verschiedenen freien Gruppen und Stadttheatern. Er ist Teil des MusikKabarett-Duos Valsecchi & Nater. Zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Milva Stark, hostet er den Podcast «Neulich bei Schauspielers».

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was lohnt Julia Haenni

fürs theater brauchst du gute connections haben sie immer gesagt leute die an dich glauben die dir die möglichkeit geben deine arbeit zu zeigen auch wenn du noch nicht famous bist und man nicht weiss ob es lohnt wie man sagt also hab ich mich immer gefragt als ich noch jünger war und mir das alles so gross vorkam wie kriegt man die wo macht man die wo lohn ich als wär das so etwas künstliches so verbindungen was was man mal eben so herstellen oder einkaufen kann als bräuchte es nicht zeit sich mit menschen auszutauschen sie kennenzulernen als menschen in der welt eben eine verbindung herzustellen und mir grauste bei dem gedanken mich bei premierenfeiern leuten an ihr glas zu hängen und damit an ihre lippen (weil meistens redeten dann am ende die und das viel zu lange und viel zu ausführlich als wär ich ein schrank in den man mal alles hineinabladen kann um den kopf wieder freizukriegen) und dann zu lange hängen zu bleiben aus nettigkeit oder niemals endender hoffnung in die menschheit oder beides oder direkt an ihren lippen abzustürzen mich dann an mein eigenes glas zurückzuhängen und mich weiterhin zu fragen wann ich vom schrank zur ernst genommenen künstlerin mutieren darf hab ich selten gemacht und nie gerne und wenn liebevolle mentor*innen mich irgendwem vorstellten 99


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume und sagten voilà der schrank hier wird möglicherweise einmal eine ernst zu nehmende künstlerin und ebendiese mentor*innen uns dann alleine liessen «damit ihr euch in ruhe unterhalten könnt» und dabei unterhalten so überbetonten als wäre es ein neu erfundenes wort mit vielen geheimnissen das aber in dem fall vor allem bedeutete «du hast dreissig sekunden um dem gegenüber klarzumachen dass du mehr als ein schrank bist» dann entstand diese drückende leere voller social awkwardness die es mir unmöglich machte mich auf angenehme und ebenbürtige weise mit dem menschen vor mir zu unterhalten und eine verbindung von mensch zu mensch aufzubauen und so verlief das dann auch meistens so dass das gegenüber (falls es nicht schon direkt auf mich einzureden begonnen hatte um sich den vollen kopf in den hübschen schrank der da so bequem vor einem aufgetaucht ist hineinabzuladen und sich dabei vor allem selbst zuhörte) sich meistens damit entschuldigte eine zigarette rauchen gehen zu wollen woraufhin ich natürlich motiviert wie ich war auch rauchen wollte um die chance mein schranksein abzulegen noch etwas zu verlängern woraufhin man irgendwo verlegenheitszigaretten rauchend in der kälte rumstand und darauf hoffte auf bekannte menschen zu treffen die einen aus der drückenden sozialen leere auf ein menschlicheres gesprächsufer hinüberretteten mit den maries war das irgendwie anders man kannte sich von früher und das zählte vom stadttheater meine erste hospitanz von der ich nach einer sagen wir diplomatisch eher nicht so erfüllenden erfahrung (ich sag nur: sehr viele verlegenheitszigaretten) nicht glaubte dass sie mir nachhaltig helfen würde auf meinem weg im theater aber ich lernte die menschen kennen die später die maries wurden und jahre später als sie maries waren zählte das eben irgendwie dieses kennen von früher das zusammen mensch sein in der welt oder es hatte die ganzen vielen jahre dazwischen hindurch gezählt wo man theater nebeneinanderher machte und stets gwundrig bei den anderen hineinschauen ging es zählte auf so eine wunderbar menschliche anerkennende art auf so eine ich nehme dich jetzt als allererstes mal als menschen wahr art egal ob du schrank bist oder irgendwann schrank wirst oder was auch immer sehr einfach eigentlich einfach schön und so wie man sich das eben wünscht am theater dem ort der auf der bühne permanent zu mehr menschlichkeit aufruft 100


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume und doch öfter als man es gerne wissen wollen würde ganz schön kühl wird hinter den kulissen sobald es um fairness geht weil zeit ist geld und das ist rar und da kann niemand was dafür kann da niemand was dafür? ach da kann ja niemand was dafür das system ist wies ist es ist ausbeuterisch wie mans dreht und wendet und da kann ja niemand was dafür und natürlich stimmt das irgendwie aber wie ändert sich das wenn alle einfach die ungerechtigkeit weitergeben? oder die unmenschlichkeit eine schrankstufe weiter nach unten verschieben? falls man überhaupt noch in stufen denkt was sowieso abgeschafft gehört und ja eigentlich auch nur so ist weil es leute gibt die noch als schränke gelten und andere die sich stolz aus ihrem schrank hinausemanzipiert haben und vielleicht das was die anderen da hineinabgeladen haben sogar als motor benutzt haben oder als material um über die unmenschlichkeit zu sprechen und darum doch ganz besonders wissen müssten wie es sich anfühlt noch ein schränkchen zu sein und wie schön das ist wenn man als schränkchen anständig behandelt (und bezahlt) wird besonders wenn vorne brecht gespielt wird oder er zumindest permanent zitiert wird und irgendwie als so heilige kuh über allem drüberhängt so als mainmentor als erinnerer der immer und immer wieder fragt: die menschlichkeit, ja wo ist die denn? ja wir haben halt auch kein geld sagen dann die die sich aus dem schranksein hinausverwandelt haben und brecht gut finden es ist ja nicht meine schuld dass das theater so wenig geld bekommt dass wir so viel zu erbringen haben mit so wenig vor allem in der freien szene es ist niemandes schuld aber das ist eben nur die halbe wahrheit es ist eben nicht so dass es niemandes schuld ist oder anders es ist niemandes schuld aber (es ist eigentlich ein bisschen wie mit toxischen beziehungen) (oder mit dem guten mensch von sezuan) wenn niemand nein und stopp sagt und mal für sich oder wen anderes eintritt für den anderen eben das beste will und nicht nur das eigene beste oder zumindest halt ne mischung von beidem also known as compromise dann ändert sich eben auch nichts wenn also zum beispiel ein festival eigentlich unterfinanziert ist (das ist jetzt mal irgendein völlig aus der luft gegriffenes beispiel) ist nicht die idee dass es versucht trotzdem das geilste festival der welt zu werden und alle eingeladenen künstler*innen schlecht zu bezahlen damit es das geilste festival der welt werden kann sondern vielleicht mal mutig hinzustehen und zu sagen 101


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume ok wir haben wenig mittel aber wir wälzen dieses problem nicht auf die künstler*innen ab sondern laden vielleicht halt einfach weniger produktionen ein ja oder wir streichen halt auch einfach mal die kostüme (ein weiteres völlig aus der luft gegriffenes beispiel) statt unseren eigenen lohn wieder runterzukalkulieren oder unsere praktikant*innen für lau für uns in der stadt rumrennen zu lassen oder die probenzeit zu verkürzen weil das sonst zu teuer wird wenn man so lange proben würde wie man eigentlich proben müsste um das zu schaffen was es zu schaffen gilt das ist übrigens eigentlich fast immer so in der freien szene auch wenn wir uns dann einreden dass es auch so einen druckmässigen dampfkochtopf braucht um gute arbeit darin zu leisten weil kreativität sonst verpufft so ein blödsinn moment die kostüme streichen? ein festival bestehend aus einer produktion? ja die kostüme streichen und ein festival bestehend aus einer produktion natürlich will das niemand und ich wills ja auch nicht weil und das ist das fiese am theater es fällt dann eben auf die machenden zurück weil wenn das dann nicht gut ausschaut dann schaut das nicht gut aus und das schaut dann nicht gut aus für den namen der da druntersteht also natürlich haben die schränke und ex-schränke und alles dazwischen dann auch immer irgendwo noch eine kreative solution in ihrem schrankinneren weil der dampfkochtopf der drückt ja auch von allen seiten heisse luft an unsere heissen schläfen und natürlich brüten wir dann auch mal wieder ein paar schlaflose nächte drüber oder bleiben einfach noch bis mitternacht im dampfkochtopf äh auf der probebühne sitzen da fällt uns bestimmt noch irgendetwas ein da muss doch was sein was wir machen können damit wir ein festival haben obwohl wir kein festival haben damit wir kostüme haben obwohl wir keine kostüme haben na komm schon zaubern müsst man können eine lösung finden müssen wir na los damit wir nicht die sind dies auf ihrem rücken austragennnnnnnnnnnnnn oh huch jetzt tragen wirs ja schon wieder auf unserem rücken aus mist was ich sagen will wir brauchen mehr zeit für mehr menschlichkeit auch backstage und mehr zeit heisst mehr geld oder mit demselben geld viel weniger produzieren das heisst weniger sogenannte leistung erbringen weniger zu lohnen wie man sagt und dann einfach mal wieder in ruhe einen gemeinsamen kaffee trinken ja 102


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume es braucht mehr zeit für gemeinsame kaffees wo sich menschen menschlich verbinden können wo sie in stressigen telefonaten erst einmal hören können wies dem anderen menschen geht ohne die uhr im blick zu haben weil sowieso eigentlich all die telefonate die man führen muss gar keine zeit haben (und kein geld) zeit fürs zuhören wos mal nicht um produktionsstress geht sondern um die menschen die als menschen miteinander im raum sind menschen die nicht immer gleich wach gleich fit gleich fröhlich gleich ready for work sind menschen denen menschliches dazwischenkommt denen das leben in die reibungslos geplanten robotertage grätscht und das gabs bei der marie immer zeit für noch einen kaffee mit schümli oder auch zwei und so eben auch erstaunlich wenig verlegenheitszigaretten und schrankstufen und es hat sich eben gelohnt es ist ein raum entstanden eine kleine theaterheimat wo die menschen gerne gearbeitet haben wo sie gerne hingekommen sind als menschen und verbindungen entstanden sind zwischen menschen auch wenn das (und leider muss ich damit den kitschigen schluss zerstören) sie ahnen es auf kosten der freizeit und der bereits überenorm strapazierten überstundenzeit (falls es sowas wie ein überstundenkonzept im freien theater überhaupt gäbe!) von den maries geht und damit irgendwie auch auf ihre zeit mit ihren kindern und ihren partner*innen und ihren freund*innen und müttern und vätern und patenkindern und und und denen ja auch immer das menschliche ins menschsein hineingrätscht also lasst uns weniger lohnen damit es sich wieder lohnt für die menschen und das kann man sich natürlich nur leisten (jetzt muss ich leider nochmal die möglichkeit eines schönes schlusses killen) wenn man einen lohn hat und genau der ist ja auch nicht gelinde gesagt sicher weil wenn wirs nicht machen wollen dann machts bestimmt jemand anderes der*die das geld noch dringender braucht der*die noch dringender mal beweisen können will muss dass er*sie eben mehr als ein schrank ist 103


«Dazwischen im Zentrum?» Lebensräume also was tun? alle gemeinsam weniger lohnen? ja vielleicht aber wer kann sich das leisten?

i am sorry das ist kein rechter schluss aber please jetzt kein verdruss ja ich bin selbst enttäuscht und betroffen das hier ist fertig und alle fragen offen soll es ein andrer mensch sein? oder eine andere welt? oder einfach von irgendwoher (aber von wo??) mehr geld? los, sucht euch selbst nen schluss es muss ein guter da sein, muss, muss, muss. (sehr frei nach brecht) (danke dir gell aber bild dir jetzt bitte nichts drauf ein, weil ja du warst ein genie aber das allein hat noch nie ausgereicht ein guter mensch zu sein (sic!))

Julia Haenni arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Performerin. Ihr im Dramenprozessor entstandenes Stück «frau im wald» wurde vom Theater Marie uraufgeführt und zum Heidelberger Stückemarkt und zum Dramafest in Mexiko City eingeladen. 2019 bis 2021 war sie KoLeiterin der Jungen Marie. Ab 2022 ist sie Teil des neuen Leitungskollektivs des Theater Marie.

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Flyer

Zukunft Europa I–V, 2015 Gestaltung: Michael Flückiger

Kino Marie, 2013 Gestaltung: Michael Flückiger

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Flyer

Zukunft Europa / Avenir Europe IV–VIII, 2017 Gestaltung: Michael Flückiger

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Flyer

Der Grosse Gatsby, 2014 Sebastian Edtbauer Gestaltung: Michael Flückiger Foto: Erik Noorlander

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Der Argentinier, 2014 Simone Béguin-Meschini Gestaltung: Michael Flückiger

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Flyer

Hänsel und Gretel* – *Namen von der Redaktion geändert, 2017 Gestaltung: Michael Flückiger

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Rosa und Blanca, 2019 Gestaltung: Michael Flückiger Illustration: Michael Kühni

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Marie und Robert, 2017 Gestaltung: Michael Flückiger

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Bitte nicht schütteln!, 2019 Gestaltung: Michael Flückiger

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Zersplittert, 2016 Gestaltung: Michael Flückiger

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Flyer

Schleifpunkt, 2021 Gestaltung: Leonie Felber, Michael Flückiger

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frau im wald, 2018 Gestaltung: Michael Flückiger

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Herkules und der Stall des Augias, 2021 Gestaltung: Michael Flückiger

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Flyer

Liliom, 2016 Gestaltung: Michael Flückiger

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Eroica, 2017 Gestaltung: Michael Flückiger, Thierry Bongard

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Flyer

Geld, Parzival, 2020 Gestaltung: Michael Flückiger

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Listen Produktionen

Kino Marie

Liliom

Hommage an den Kinosaal Uraufführung 21.2.2013 Theater Marie Suhr

Vorstadtlegende von Ferenc Molnár neu aus dem Ungarischen übersetzt von Joël László Komposition und Liedtexte von Pascal Nater Singspiel von Theater Marie Uraufführung 21.5.2016 Alte Reithalle Aarau

Von der schleichenden Vanillisierung der Gesellschaft ein diskursives Musiktheater Uraufführung 1.5.2013 Theater Tuchlaube Aarau

Alte Reithalle Aarau - Bewohnung eine Annäherung 7.6. – 14.6.2013

Harry Widmer Junior nach Alex Capus Uraufführung 16.10.2013 Theater Tuchlaube Aarau

Leichtbau und Schwermetall Hörschnitzeljagd Release 4.4.2014 Mühleareal Suhr

Der grosse Gatsby von Rebekka Kricheldorf Schweizerische Erstaufführung 23.4.2014 Kurtheater Baden

Sagt Lila nach Chimo, Junge Marie Uraufführung 6.9.2014 Theater Tuchlaube Aarau Einladung – fanfaluca Jugend Theater Festival Schweiz 2014

«Argentinien» Szenische Installation Vernissage 17.10.2014 Alte Reithalle Aarau

Der Argentinier von Klaus Merz Uraufführung 22.10.2014 Theater Tuchlaube Aarau

Zukunft Europa I–V Zeitkapseln von Ariane Koch und Joël László Uraufführungen 18.2.2015 Theater Tuchlaube Aarau Einladung – bestOFFstyria Graz 2015

hit hit bang bang von Maja Bagat, Junge Marie Uraufführung 23.9.2015 Theater Marie Suhr Einladung – augenauf! Winterthur 2016

SelfieTango Applikation für Smartphone Vernissage 7.11.15 Kunsthaus Zofingen

Zersplittert von Alexandra Badea Schweizerische Erstaufführung 17.2.2016 Theater Tuchlaube Aarau Einladung – Schweizer Theatertreffen 2017

ZONK! Theater Marie Spielschiff Uraufführung 10.12.2016 MS Seetal Hallwilersee

Hänsel und Gretel* – *Namen von der Redaktion geändert Junge Marie Uraufführung 15.2.2017 Theater Tuchlaube Aarau

Marie und Robert von Paul Haller Premiere 2.5.2017 Stadtmuseum Aarau

Familien in ihren Stuben Videoinstallation, 25‘ von Rebecca Etter, David Röthlisberger Release 2.5.2017 vimeo.com/235495866

Eroica Musiktheatralische Inszenierung der 3. Symphonie von Ludwig van Beethoven Komponierte Interpretation von Bo Wiget Uraufführung 23.8.2017 Alte Reithalle Aarau

Zukunft Europa / Avenir Europe IV–VIII Zeitkapseln / capsules temporelles von Alexandra Badea, Daniel Di Falco, Ariane Koch, Joël László, Joël Maillard Uraufführungen 11.11.2017 ThiK Theater im Kornhaus Baden

frau im wald von Julia Haenni Uraufführung 14.3.2018 Theater Tuchlaube Aarau Einladung – Heidelberger Stückemarkt 2019

Heroes of the Overground / Die Erben von Lucien Haug, Junge Marie Uraufführung 6.5.2018 Theater Tuchlaube Aarau Einladung fanfaluca – Jugend Theater Festival Schweiz 2018

Animeo & Humania Animation und Theater Uraufführung 6.9.2018 Fantoche, Royal Baden Einladung – Int. Trickfilmfestival Stuttgart 2022

Alles wahr ein Stück Verschwörungstheorie von Daniel Di Falco Uraufführung 11.1.2019 Theater Tuchlaube Aarau

121


Listen Verschwörungen und andere Geschichten Workshopserie Januar - Oktober 2019 Stapferhaus Lenzburg

Bitte nicht schütteln! ein konfliktscheues Theater mit viel Gesang Uraufführung 21.9.2019 Theater Tuchlaube Aarau Einladung – Schweizer Künstlerbörse 2020

Harmonie-Spiel

Tanzhalle Reitpalast ein Kaleidoskop für die Alte Reithalle Aarau «Die Schweiz – ein Gefängnis» von Friedrich Dürrenmatt Uraufführung 16.10.2021 Bühne Aarau, Alte Reithalle

Herkules und der Stall des Augias von Friedrich Dürrenmatt Premiere 15.12.2021 Bühne Aarau, Alte Reithalle

OH ROMEO!?

digitales Vermittlungsformat von Rebecca Etter, Michael Kühni Release 21.9.2019 theatermarie.ch/harmonie/

Junge Marie Uraufführung 15.2.2022 Bühne Aarau, Theater Tuchlaube Einladung – augenauf! Winterthur 2022

Rosa und Blanca

Ich habe genug

von Rebekka Kricheldorf, Junge Marie Premiere 23.10.2019 Turnhalle Kantonsschule Wettingen

verdeckt von Ariane Koch Uraufführung 29.2.2020 Theater Tuchlaube Aarau Einladung – Schweizer Theatertreffen 2021

Die Giftmörderin von Suhr ein True-Crime-Podcast von Pascal Nater, Kanal K Medienpreis Aargau/Solothurn 2020 kanalk.ch/podcasts/die-giftmorderin-von-suhr/

Geld, Parzival von Joël László nach Wolfram von Eschenbach Uraufführung 4.10.2020 Vorarlberger Landestheater Bregenz

Geld, Welt Prozessor mit Schule Suhr Oktober/November 2021 Kultur macht Schule, Kanton Aargau

GO TELL Junge Marie Uraufführung 24.10.2020 Bühne Aarau, Theater Tuchlaube Einladung fanfaluca – Jugend Theater Festival Schweiz 2021 Einladung jungspund – Theaterfestival für junges Publikum 2022

Schleifpunkt erzählt für Kopfhörer und Bildschirm nach dem gleichnamigen Theaterstück von Maria Ursprung Release 21.4.2021 spectyou.com

Marie und Robert Filmdreh nach dem Theaterstück von Paul Haller 23.8. – 11.9.2021 Voco-Brache Reinach AG

122

Über Abschiede. Mit Bach. Uraufführung 2.3.2022 Bühne Aarau, Alte Reithalle


Listen Menschen

Sophie Achinger, Ko-Leitung & Dramaturgie Junge Marie Matthias Albold, Schauspiel Sergio Simón Álvarez, Oboe Senta Amacker, Kostüm Cristina Amato, Violine Sophie Angehrn, Schauspiel Junge Marie Lauretta Baar, Regieassistenz Patric Bachmann, Ko-Leitung & Dramaturgie Alexandra Badea, Autorin Andreas Bächli, Szenografie & Technik Maja Bagat, Ko-Leitung & Dramaturgie Junge Marie Yan Balistoy, Schauspiel Junge Marie Rebekka Bangerter, Regie Junge Marie Nina Baragiola, Schauspiel Junge Marie Dejan Barak, Ton Lukas Beeler, Schauspiel Junge Marie Nathalie Benz, Szenografie Jonas Bernetta, Regieassistenz Hannah Berner, Vermittlung Junge Marie Marin Blülle, Schauspiel Junge Marie Dominik Blumer, Musik Junge Marie Thierry Bongard, Grafik Lilli Borsos, Schauspiel Junge Marie Sabrina Bosshard, Kostüm David Brito, Kontrabass Elisa Bruder, Hospitanz Sibil Bruder, Bewegungschor Antonia Brunner, Musikassistenz Eva Brunner, Schauspiel Marlen Büchi, Grafik Vera Bühlmann, Regieassistenz Junge Marie Tabea Buser, Schauspiel Anna Byland, Coach Laienschauspiel Myriam Casanova, Kostüm François Chalet, Animation Jan Ciallella, Ton Judith Cuénod, Schauspiel Jessica Cuna, Schauspiel Nilüfer Darcan, Schauspiel Junge Marie Alexa Deck, Grafik Junge Marie Diana Dengler, Schauspiel Martin Deubelbeiss, Vorstand Daniel Di Falco, Autor Katarzyna Duz-Bielec, Viola Sebastian Edtbauer, Schauspiel Marie Egli, Bewegungschor Jonas Egloff, Coach Laienschauspiel Rebecca Etter, Produktionsleitung Junge Marie & Vermittlung Beate Fassnacht, Szenografie & Kostüm Leonie Felber, Grafik Ruedi Flück, Fotografie Junge Marie Alexander Flückiger, Regieassistenz Junge Marie Michael Flückiger, Grafik & Mediendesign Emma Flohr, Schauspiel Junge Marie Lukas Frei, Trompete Lena Friedli, Theaterbüro & Vorstand Niklaus Friedli, Ko-Leitung & Szenografie Junge Marie Silke Geertz, Schauspiel Therese Ghielmetti, Bewegungschor Michael Glatthard, Schauspiel Kevin Graber, Video Severin Graf, Automatik Thomas Graf, Automatik Franziska Graf-Bruppacher, Buchhaltung

Newa Grawit, Schauspiel Kerstin Griesshaber, Kostüm Junge Marie Grégoire Gros, Schauspiel

Pesche Panero, Werkstatt Bastian Parpan, Schauspiel Junge Marie Simon Petermann, Musik

Silja Gruner, Theaterbüro Verena Gut, Bewegungschor Ruth Gygax, Bwegungschor Anouk Gyssler, Vorstand Barbara Hörler, Bewegungschor Gret Hüni, Bewegungschor Emilia Haag, Schauspiel Julia Haenni, Ko-Leitung & Regie Junge Marie & Autorin & Schauspiel Nadine Häusler, Ton Braschi Haldimann, Bewegungschor Marianne Hamre, Schauspiel Simon Hari, Musikalische Leitung Hans-Christian Hasselmann, Regieassistenz Anne Haug, Schauspiel Lucien Haug, Autor Junge Marie Barbara Heynen, Ko-Leitung Junge Marie & Schauspiel Daniel Hobi, Musik & Sounddesign Lina Hoppe, Schauspiel Roman Hostettler, Schauspiel Junge Marie Annina Hunziker, Schauspiel Junge Marie Frédéric Hirzel, Schauspiel Zoé Hirzel, Schauspiel Nathalie Imboden, Regiehospitanz Salome Immoos, Schauspiel Junge Marie

Marianne Pfändler, Bewegungschor Pascale Pfeuti, Schauspiel Claire Puygrenier, Schauspiel Fritz Rösli, Metallbau David Röthlisberger, Kamera & Video Suly Röthlisberger, Schauspiel Ruth Rüdlinger, Bewegungschor Christoph Rath, Schauspiel Lorenz Raths, Horn Caroline Ringeisen, Ko-Leitung & Regie Junge Marie Hansjürg Rohner, Bewegungschor Linda Rothenbühler, Szenografieassistenz Nadja Rui, Schauspiel Jaël Saier, Schauspiel Junge Marie Ursula Sauser, Bewegungschor Luca Schaffer, Ko-Leitung & Szenografie Junge Marie Andri Schenardi, Schauspiel Luana Schild, Schauspiel & Praktikum Junge Marie Gianna Schläpfer, Dramaturgiehospitanz Junge Marie Karin Schmid, Schnitt Barbara Schwarz, Vorstand Pia Schwarz, Assistenz Junge Marie Sofiya Schweizer, Regieassistenz Surya Schweizer, Praktikum Junge Marie Nadine Schwitter, Film & Schauspiel

Hartwig Joerges, Tasteninstrumente Susanna Köberl, Szenografiehospitanz Benjamin Kühni, Schauspiel Junge Marie Michael Kühni, Illustration & Interaktion Friederike Karpf, Schauspiel Junge Marie Lara Kaspar, Schauspiel Junge Marie Tatjana Kautsch, Kostüm Jon Keller, Schauspiel Moa Keller, Schauspiel Olivier Keller, Ko-Leitung & Regie Ruedi Keller, Bewegungschor Simone Keller, Klavier Steffi Kessler, Vorstand Lena Kiepenheuer, Sopran Marianne Klopfenstein, Präsidium Ariane Koch, Autorin & Theaterbüro Florentine Krafft, Schauspiel Simon Kramer, Ko-Leitung & Regie Junge Marie Fabian Krebs, Kameraassistenz Ursula Kröni, Bewegungschor Lea Kuhn, Szenografieassistenz Sebastian Kurth, Regie & Choreografie Fiona Landolt, Praktikum Joël László, Autor Ladislaus Löliger, Schauspiel Manuel Löwensberg, Schauspiel Annelies Lüthi, Bewegungschor Ruedi Lehnherr, Posaune Fabian Lindhorst, Kostüm Kaspar Litschig, Posaune Chiara Müller, Schauspiel Junge Marie Joël Maillard, Autor Eva Martin, Bewegungschor Tobias Maurer, Szenografie Daria Meienhofer, Maske Peter Meier, Vorstand Philippe Meyer, Bariton Pascal Nater, Ko-Leitung & Musik & Podcast Gabriel Noah Maurer, Schauspiel Junge Marie Erik Noorlander, Ko-Leitung & Szenografie Maën Noorlander, Schauspiel Nathalie Noorlander, Preise Noa Noorlander, Schauspiel Ahmad Örnek, Fotografie Junge Marie Ingo Ospelt, Schauspiel Conni Oster, Bewegungschor Isai Oswald, Schnittassistenz

Sophia Senn, Assistenz & Theaterbüro Dieter Sinniger, Präsidium Germaine Sollberger, Schauspiel Junge Marie Viktor Stadelmann, Kontrabass Lara Stanic, Flöte Helga Starčević, Bewegungschor Milva Stark, Schauspiel Hansruedi Stauffacher, Vorstand Sophie Steinbeck, Regieassistenz Anina Steiner, Schauspiel Junge Marie Daniel Steiner, Musik & Sounddesign & Technik Dominik Steinmann, Szenografie Beat Stöckli, Bewegungschor Rahel Stork, Schauspiel Junge Marie Gian Suhner, Fotografie & Film Junge Marie Elly Suter, Schauspiel Junge Marie Marianna Szadowiak, Violine Miriam Terragni, Flöte Verena Thöni, Bewegungschor Herwig Ursin, Schauspiel Sandra Utzinger, Schauspiel Diego Valsecchi, Schauspiel Kathrin Veith, Schauspiel Annemarie Voss, Bewegungschor Denis Wagner, Schauspiel Junge Marie Anne Weinknecht, Schauspiel Leonie Wienandts, Szenografieassistenz Junge Marie Bo Wiget, Komposition & Musikalische Leitung & Violoncello Sina Wilhelm, Schauspiel Junge Marie Sophie Witt, Präsidium Konrad Wittmer, Vorstand Michael Wolf, Schauspiel Ener Yagcioglu, Schauspiel Junge Marie Musa Altay Yayan, Schauspiel Junge Marie Meret Zangger, Schauspiel Junge Marie Xenia Zezzi, Fotografie Andreas Zimmermann, Fotografie Joel Zumbrunnen, Schauspiel Junge Marie

123


Listen Förderer und Partner

Aargauer Kuratorium AGKV Aargauischer Kulturverband alliance F Alpines Museum der Schweiz Alte Kantonsschule Aarau argovia philharmonic B’Bühne Aarau Beisheim Stiftung Bühne Aarau Burgergemeinde Bern DramaFest MX Mexico-City Dramenprozessor Ernst Göhner Stiftung Fantoche, Internationales Festival für Animationsfilm Fondation Nestlé pour l’Art / partenariat Forum Schlossplatz Aarau Gare du Nord Basel Gemeinde Köniz Gesellschaft zu Schmieden Bern Gesellschaft zu Zimmerleuten Bern GGG Basel Godi Hertig Stiftung Hans und Lina Blattner Stiftung Heidelberger Stückemarkt Heitere Fahne Bern Institut Innenarchitektur und Szenografie HGK FHNW Internationales Trick-Filmfestival Stuttgart Käptn Oli‘s Schiffsbetrieb Kantonsschule Baden Kantonsschule Wettingen Kellertheater Winterthur Kultur macht Schule Kanton Aargau Kultur Stadt Bern Kultur und Schule Kanton Bern kulturelles.bl, Fachausschuss Theater und Tanz Kulturhaus Royal Baden Kulturkommission Suhr Kunsthaus Zofingen Kurtheater Baden

124

Lichtspiel / Kinemathek Bern Literaturtage Brugg Migros Kulturprozent Montech AG Neue Aargauer Bank - Kulturstiftung Neue Kantonsschule Aarau Paul Schiller Stiftung Pro Argovia Pro Helvetia - Schweizer Kulturstiftung Prozessor Kanton Aargau Radio Kanal K ROXY Birsfelden Royalfish Baden Ruth und Edith Suter Stiftung Schenkung Kollekte Roger Lille Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee Schlachthaus Theater Bern Schule Suhr Schweizer Theatertreffen Schweizerische Interpretenstiftung SIS SonOhr Radio & Podcast Festival SSA Société suisse des auteurs Stadt Aarau Stadt Baden Stadt St. Gallen Stadtmuseum Aarau Stanley Thomas Johnson Stiftung Stapferhaus Lenzburg Stiftung Denk an mich Stiftung Mercator Schweiz Swisslos / Kanton Aargau Swisslos / Kultur Kanton Bern t. Theaterschaffen Schweiz TaB* Theater am Bahnhof Reinach AG Theater Chur ThiK Theater im Kornhaus Baden Theater St. Gallen Theater Winkelwiese Zürich Tojo Theater Reitschule Bern tox Info Suisse Verein Netzwerk Asyl und Anlaufstelle Integration Aargau Vorarlberger Landestheater, Bregenz


Listen Veranstaltungen

22.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

18.03.15

Sagt Lila

Theater Tuchlaube Aarau

22.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

19.03.15

Sagt Lila

Theater Tuchlaube Aarau

23.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

24.03.15

Sagt Lila

Kurtheater Baden

28.11.13

Kino Marie

Cinema Meiringen

25.03.15

Sagt Lila

Kurtheater Baden

29.11.13

Kino Marie

Cinema Meiringen

27.03.15

Der Argentinier

ThiK Baden

28.03.15

Der Argentinier

ThiK Baden

15.04.15

Der Argentinier

Theater Winkelwiese Zürich

16.04.15

Der Argentinier

Theater Winkelwiese Zürich

2014 21.02.14

Kino Marie

Theater Marie Suhr

17.04.15

Der Argentinier

Theater Winkelwiese Zürich

27.02.14

Harry Widmer Junior

Eisenwerk Frauenfeld

18.04.15

Der Argentinier

Theater Winkelwiese Zürich

28.02.14

Harry Widmer Junior

TaB* Reinach

23.04.15

Zukunft Europa I–V

Theater Winkelwiese Zürich

28.03.14

Von der schleichenden Sternensaal Wohlen

24.04.15

Harry Widmer Junior

Odeon Brugg

21.02.13

Kino Marie

Theater Marie Suhr

23.02.13

Kino Marie

Theater Marie Suhr

Vanillisierung der

25.04.15

Zukunft Europa I–V

Theater Winkelwiese Zürich

01.03.13

Kino Marie

TaB* Reinach

Gesellschaft

29.04.15

Harry Widmer Junior

Stanzerei Baden

02.03.13

Kino Marie

TaB* Reinach

30.04.15

Zukunft Europa I–V

Theater Winkelwiese Zürich

22.03.13

Kino Marie

Theater Marie Suhr

01.05.15

Zukunft Europa I–V

Theater Winkelwiese Zürich

12.04.13

Kino Marie

Theater Marie Suhr

01.05.13

03.05.13

04.05.13

08.05.13

10.05.13

11.05.13

04.04.14

Leichtbau und

Mühleareal Suhr

Schwermetall 23.04.14

Der grosse Gatsby

Kurtheater Baden

02.05.15

Zukunft Europa I–V

Theater Winkelwiese Zürich

Von der schleichenden Theater Tuchlaube Aarau

24.04.14

Der grosse Gatsby

Kurtheater Baden

15.05.15

Der Argentinier

Aula Unterkulm

Vanillisierung der

11.05.14

Harry Widmer Junior

Galicia Olten

18.06.15

Sagt Lila

Theatertage Lenzburg

Gesellschaft

13.05.14

Harry Widmer Junior

Galicia Olten

20.06.15

Harry Widmer Junior

Sennhütten ob Effingen

Von der schleichenden Theater Tuchlaube Aarau

14.05.14

Harry Widmer Junior

Galicia Olten

05.09.15

Der Argentinier

Kellertheater Bremgarten

Vanillisierung der

17.06.14

Kino Marie

ROXY Birsfelden

12.09.15

Zukunft Europa I–V

bestOFFstyria TTZ Graz

Gesellschaft

18.06.14

Kino Marie

ROXY Birsfelden

23.09.15

hit hit bang bang

Theater Marie Suhr

Von der schleichenden Theater Tuchlaube Aarau

20.06.14

Der grosse Gatsby

Theatertage Lenzburg

25.09.15

hit hit bang bang

Theater Marie Suhr

Vanillisierung der

20.06.14

Kino Marie

ROXY Birsfelden

25.09.15

Der Argentinier

Theater im Burgbachkeller Zug

Gesellschaft

06.09.14

Sagt Lila

Theater Tuchlaube Aarau

26.09.15

hit hit bang bang

Theater Marie Suhr

Von der schleichenden Schlachthaus Theater Bern

11.09.14

Sagt Lila

fanfaluca - Schweiz

27.09.15

hit hit bang bang

Theater Marie Suhr

Vanillisierung der

14.09.14

Von der schleichenden OX Zofingen

02.10.15

hit hit bang bang

MuTh Festival Seerose Vitznau

Gesellschaft

Vanillisierung der

09.10.15

Kino Marie

shnit Bern

Von der schleichenden Schlachthaus Theater Bern

Gesellschaft

10.10.15

Kino Marie

shnit Bern

Vanillisierung der

17.09.14

Sagt Lila

Theater Tuchlaube Aarau

11.10.15

hit hit bang bang

Grabenhalle St. Gallen

Gesellschaft

19.09.14

Harry Widmer Junior

Chössi-Theater Lichtensteig

29.10.15

hit hit bang bang

Kurtheater Baden

Von der schleichenden Schlachthaus Theater Bern

25.09.14

Klaus Merz

Theater Marie Suhr

29.10.15

hit hit bang bang

Kurtheater Baden

07.11.15

SelfieTango

Kunsthaus Zofingen

13.12.15

Glockentour

Forum Schlossplatz Aarau

Buchvernissage

Vanillisierung der Gesellschaft

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

18.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

- Spaziergang

16.05.13

Kino Marie

17.05.13

Von der schleichenden Theater Tuchlaube Aarau

19.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

16.12.15

Zukunft Europa I–V

ROXY Birsfelden

Vanillisierung der

21.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

17.12.15

Zukunft Europa I–V

ROXY Birsfelden

Gesellschaft

22.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

18.12.15

Zukunft Europa I–V

ROXY Birsfelden

Von der schleichenden Theater Tuchlaube Aarau

22.10.14

Der Argentinier

Theater Tuchlaube Aarau

20.12.15

SelfieTango

Kunsthaus Zofingen

Vanillisierung der

23.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

24.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

24.10.14

Der Argentinier

Theater Tuchlaube Aarau

25.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

08.01.16

Der Argentinier

Eisenwerk Frauenfeld

26.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

17.02.16

Zersplittert

Theater Tuchlaube Aarau

28.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

19.02.16

Kino Marie

Kino Lichtspiele Olten

28.10.14

Der Argentinier

Theater Tuchlaube Aarau

20.02.16

Zersplittert

Theater Tuchlaube Aarau

29.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

21.02.16

Zersplittert

Theater Tuchlaube Aarau

30.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

23.02.16

Zersplittert

Theater Tuchlaube Aarau

31.10.14

«Argentinien»

Alte Reithalle Aarau

08.03.16

hit hit bang bang

Theater Tuchlaube Aarau

31.10.14

Der Argentinier

Theater Tuchlaube Aarau

09.03.16

hit hit bang bang

Theater Tuchlaube Aarau

01.11.14

Der Argentinier

Theater Tuchlaube Aarau

09.03.16

hit hit bang bang

Theater Tuchlaube Aarau

05.11.14

Harry Widmer Junior

Tojo Theater Reitschule Bern

10.03.16

hit hit bang bang

Theater Tuchlaube Aarau

07.11.14

Harry Widmer Junior

Tojo Theater Reitschule Bern

10.03.16

hit hit bang bang

Theater Tuchlaube Aarau

08.11.14

Harry Widmer Junior

Tojo Theater Reitschule Bern

19.05.16

hit hit bang bang

augenauf! Winterthur

09.11.14

Harry Widmer Junior

Tojo Theater Reitschule Bern

20.05.16

hit hit bang bang

augenauf! Winterthur

12.11.14

Der grosse Gatsby

Tojo Theater Reitschule Bern

21.05.16

Liliom

Alte Reithalle Aarau

14.11.14

Der grosse Gatsby

Tojo Theater Reitschule Bern

25.05.16

Liliom

Alte Reithalle Aarau

18.05.13

Theater Marie Suhr

17.10.14

Gesellschaft 07.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 08.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 09.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 10.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 11.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 12.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 13.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau 14.06.13

Bewohnung Alte

Alte Reithalle Aarau

Reithalle Aarau

2016

08.09.13

Kino Marie

Theater Marie Suhr

15.11.14

Der grosse Gatsby

Tojo Theater Reitschule Bern

27.05.16

KiFF 25 Jahre Jubiläum KiFF Aarau

20.09.13

Kino Marie

Odeon Brugg

16.11.14

Der grosse Gatsby

Tojo Theater Reitschule Bern

28.05.16

Liliom

Alte Reithalle Aarau

02.10.13

Von der schleichenden Theater am Gleis Winterthur

22.11.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

01.06.16

Liliom

Alte Reithalle Aarau

Vanillisierung der

23.11.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

03.06.16

Liliom

Alte Reithalle Aarau

Gesellschaft

26.11.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

04.06.16

Liliom

Alte Reithalle Aarau

Von der schleichenden Theater am Gleis Winterthur

28.11.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

23.06.16

«Argentinien»

Heitere Fahne Bern

Vanillisierung der

29.11.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

23.06.16

Der Argentinier

Heitere Fahne Bern

Gesellschaft

30.11.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

24.06.16

Der Argentinier

Heitere Fahne Bern

03.10.13

16.10.13

Harry Widmer Junior

Theater Tuchlaube Aarau

03.12.14

Der grosse Gatsby

Equilibre Freiburg

24.06.16

«Argentinien»

Heitere Fahne Bern

18.10.13

Harry Widmer Junior

Theater Tuchlaube Aarau

04.12.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

25.06.16

«Argentinien»

Heitere Fahne Bern

19.10.13

Harry Widmer Junior

Theater Tuchlaube Aarau

05.12.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

25.06.16

Der Argentinier

Heitere Fahne Bern

23.10.13

Harry Widmer Junior

Theater Tuchlaube Aarau

06.12.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

29.06.16

«Argentinien»

Heitere Fahne Bern

25.10.13

Harry Widmer Junior

Theater Tuchlaube Aarau

07.12.14

Der Argentinier

Kellertheater Winterthur

29.06.16

Der Argentinier

Heitere Fahne Bern

31.10.13

Kino Marie

CinéABC Bern

09.12.14

Der grosse Gatsby

Kultur & Kongresshaus Aarau

01.07.16

«Argentinien»

Heitere Fahne Bern

01.11.13

Kino Marie

CinéABC Bern

10.12.14

Der grosse Gatsby

Kultur & Kongresshaus Aarau

30.09.16

Zukunft Europa I–V

fabriggli Buchs SG

02.11.13

Kino Marie

CinéABC Bern

22.10.16

Zersplittert

Theater im Burgbachkeller Zug

03.11.13

Kino Marie

CinéABC Bern

25.10.16

Liliom

Theater Winterthur

07.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

26.10.16

Liliom

Theater Winterthur

08.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

23.01.15

Der grosse Gatsby

Theater La Poste Visp

27.10.16

Liliom

Theater Winterthur

09.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

24.01.15

Der grosse Gatsby

Theater La Poste Visp

04.11.16

Zersplittert

Phönix Theater Steckborn

14.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

18.02.15

Zukunft Europa I–V

Theater Tuchlaube Aarau

09.11.16

Dramenprozessor

Theater Winkelwiese Zürich

15.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

20.02.15

Zukunft Europa I–V

Theater Tuchlaube Aarau

02.12.16

ZONK! - Vorpremiere

Theater Marie Suhr

16.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

25.02.15

Zukunft Europa I–V

Theater Tuchlaube Aarau

10.12.16

ZONK!

MS Seetal Hallwilersee

19.11.13

Von der schleichenden Stanzerei Baden

27.02.15

Zukunft Europa I–V

Theater Tuchlaube Aarau

11.12.16

ZONK!

MS Seetal Hallwilersee

Vanillisierung der

28.02.15

Zukunft Europa I–V

Theater Tuchlaube Aarau

16.12.16

ZONK!

MS Seetal Hallwilersee

Gesellschaft

06.03.15

Der grosse Gatsby

Theater am Gleis Winterthur

17.12.16

ZONK!

MS Seetal Hallwilersee

18.12.16

ZONK!

MS Seetal Hallwilersee

2015

20.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

07.03.15

Podium

Theater am Gleis Winterthur

21.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

17.03.15

Sagt Lila

Theater Tuchlaube Aarau

21.11.13

Harry Widmer Junior

Theater Winkelwiese Zürich

17.03.15

Der grosse Gatsby

Kantiforum Wohlen

125


Listen 06.05.18

2017

Heroes of the

Theater Tuchlaube Aarau

Overground / Die Erben 07.05.18

Heroes of the

27.06.19

Marie und Robert

Heitere Fahne Bern

27.06.19

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

Theater Tuchlaube Aarau

14.01.17

Zersplittert

ThiK Baden

15.01.17

Zersplittert

ThiK Baden

17.01.17

Zersplittert

Alte Fabrik Rapperswil-Jona

25.01.17

Liliom

Kurtheater Baden

28.01.17

ZONK!

Schlachthaus Theater Bern

29.01.17

ZONK!

Schlachthaus Theater Bern

02.02.17

ZONK!

Schlachthaus Theater Bern

03.02.17

ZONK!

Schlachthaus Theater Bern

04.02.17

ZONK!

Schlachthaus Theater Bern

18.05.18

frau im wald

Theater Winkelwiese Zürich

05.02.17

ZONK!

Schlachthaus Theater Bern

18.05.18

frau im wald

Theater Winkelwiese Zürich

27.09.19

Bitte nicht schütteln!

Theater Tuchlaube Aarau

15.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

19.05.18

frau im wald

Theater Winkelwiese Zürich

28.09.19

Bitte nicht schütteln!

Theater Tuchlaube Aarau

16.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

22.05.18

frau im wald

Theater Winkelwiese Zürich

01.10.19

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

17.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

23.05.18

frau im wald

Theater Winkelwiese Zürich

17.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

26.05.18

frau im wald

Theater Winkelwiese Zürich

16.10.19

Alles wahr

Tojo Theater Reitschule Bern

18.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

29.05.18

Eroica

Gare du Nord Basel

18.10.19

Alles wahr

Tojo Theater Reitschule Bern

19.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

30.05.18

Eroica

Gare du Nord Basel

19.10.19

Alles wahr

Tojo Theater Reitschule Bern

20.02.17

Hänsel und Gretel*

Theater Tuchlaube Aarau

30.05.18

Hänsel und Gretel*

Theater am Gleis Winterthur

20.10.19

Alles wahr

Tojo Theater Reitschule Bern

25.03.17

Dramenprozessor

Theater Winkelwiese Zürich

30.05.18

Hänsel und Gretel*

Theater am Gleis Winterthur

23.10.19

Rosa und Blanca

Kantonsschule Wettingen

01.04.17

Dramenprozessor

Theater St. Gallen

08.06.18

Marie und Robert

Remise Theater Rütihof

23.10.19

Rosa und Blanca

Kantonsschule Wettingen

06.04.17

Liliom

Grosse Halle Reitschule Bern

09.06.18

Marie und Robert

Remise Theater Rütihof

23.10.19

frau im wald

Kurtheater Baden, Nordportal

08.04.17

Liliom

Grosse Halle Reitschule Bern

02.08.18

frau im wald

DramaFest México-City

02.11.19

Rosa und Blanca

Turnhalle Tannegg Baden

09.04.17

Liliom

Grosse Halle Reitschule Bern

03.08.18

frau im wald

DramaFest México-City

04.11.19

Rosa und Blanca

Kantonsschule Baden

02.05.17

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

06.09.18

Animeo & Humania

Fantoche, Royal Baden

04.11.19

Rosa und Blanca

Kantonsschule Baden

03.05.17

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

06.09.18

Animeo & Humania

Fantoche, Royal Baden

06.11.19

Heroes of the

Theater Chur

04.05.17

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

08.09.18

Animeo & Humania

Fantoche, Royal Baden

06.05.17

Schwimmbadlesung

Hallenbad Hirschengraben

13.09.18

Eroica

Alte Schmiede Baden

Bern

14.09.18

Eroica

Alte Schmiede Baden

16.09.18

Heroes of the

fanfaluca - Schweiz

Overground / Die Erben 08.05.18

Heroes of the

Theater Tuchlaube Aarau

Verschwörungen 28.06.19

Taktile Stückeinführung Heitere Fahne Bern

28.06.19

Marie und Robert mit

Overground / Die Erben 08.05.18

Heroes of the

Theater Tuchlaube Aarau

Overground / Die Erben 09.05.18

Heroes of the

Theater Tuchlaube Aarau

Overground / Die Erben

10.05.17

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

11.05.17

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

12.05.17

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

20.10.18

Marie und Robert

16.05.17

Hänsel und Gretel*

Theater Chur

26.10.18

Heroes of the

17.05.17

Hänsel und Gretel*

Theater Chur

25.05.17

Zersplittert

Teatro Sociale Bellinzona

27.10.18

Marie und Robert

KulturGRUND Schinznach-Dorf

21.09.19

Bitte nicht schütteln!

Theater Tuchlaube Aarau

25.09.19

Bitte nicht schütteln!

Theater Tuchlaube Aarau

25.09.19

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

Verschwörungen

Verschwörungen

Overground / Die Erben 07.11.19

Heroes of the

Theater Chur

Overground / Die Erben Animeo & Humania

HSLU Design & Kunst

30.11.19

Animeo & Humania

HSLU Design & Kunst

TaB* Reinach

04.12.19

Bitte nicht schütteln!

Kurtheater, Royal Baden

ThiK Baden

12.12.19

Alles wahr

ThiK Baden

13.12.19

Alles wahr

ThiK Baden

Overground / Die Erben ThiK Baden

Overground / Die Erben

- Theatertreffen

16.08.19

29.11.19

Overground / Die Erben

Heroes of the

Heitere Fahne Bern

Audiodeskription

2020

31.05.17

Zersplittert

Tojo Theater Reitschule Bern

03.11.18

Dramenprozessor

Theater Winkelwiese Zürich

02.06.17

Zersplittert

Tojo Theater Reitschule Bern

06.11.18

Salon Marie II

Theater Marie Suhr

07.01.20

Salon Marie III

Theater Marie Suhr

03.06.17

Zersplittert

Tojo Theater Reitschule Bern

20.11.18

Salon Marie II

Theater Marie Suhr

11.01.20

Alles wahr

Kellertheater Brig

07.06.17

Zersplittert

Theatertage Lenzburg

29.11.18

VU PART

Forum Schlossplatz Aarau

21.01.20

Salon Marie III

Theater Marie Suhr

30.06.17

Hänsel und Gretel*

fanfaluca - Schweiz

06.12.18

Salon Marie II

Stapferhaus Lenzburg

30.01.20

Bitte nicht schütteln!

ROXY Birsfelden

23.08.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

12.12.18

Animeo & Humania

Theater Tuchlaube Aarau

31.01.20

Bitte nicht schütteln!

ROXY Birsfelden

25.08.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

14.12.18

Animeo & Humania

Theater Tuchlaube Aarau

04.02.20

Salon Marie III

Theater Marie Suhr

27.08.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

18.12.18

Salon Marie II

Theater Marie Suhr

07.02.20

Alles wahr

Theater Winkelwiese Zürich

30.08.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

08.02.20

Alles wahr

Theater Winkelwiese Zürich

31.08.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

09.02.20

Alles wahr

Theater Winkelwiese Zürich

01.09.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

18.02.20

Salon Marie III

Theater Marie Suhr

02.09.17

Eroica

Alte Reithalle Aarau

11.01.19

Alles wahr

Theater Tuchlaube Aarau

26.02.20

Salon Marie III

Theater Marie Suhr

27.09.17

Liliom

Theater La Poste Visp

16.01.19

Alles wahr

Theater Tuchlaube Aarau

29.02.20

verdeckt

Theater Tuchlaube Aarau

29.09.17

Zersplittert

Eisenwerk Frauenfeld

17.01.19

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

04.03.20

verdeckt

Theater Tuchlaube Aarau

11.11.17

Zukunft Europa IV–VIII ThiK Baden

06.03.20

verdeckt

Theater Tuchlaube Aarau

12.11.17

Zukunft Europa IV–VIII

ThiK Baden

19.01.19

Alles wahr

Theater Tuchlaube Aarau

08.03.20

frau im wald

Theater Chur

15.11.17

Liliom

Equilibre Freiburg

23.01.19

Alles wahr

Theater Tuchlaube Aarau

09.03.20

frau im wald

Theater Chur

18.11.17

Zersplittert

Kellertheater Bremgarten

31.01.19

frau im wald

Schlachthaus Theater Bern

11.03.20

verdeckt

Theater Tuchlaube Aarau

21.11.17

Hänsel und Gretel*

Kurtheater Baden

01.02.19

frau im wald

Schlachthaus Theater Bern

21.03.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

21.11.17

Hänsel und Gretel*

Kurtheater Baden

02.02.19

frau im wald

Schlachthaus Theater Bern

26.03.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

23.11.17

Zukunft Europa IV–VIII

Tojo Theater Reitschule Bern

15.02.19

Zersplittert

fabriggli Buchs SG

27.03.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

24.11.17

Zukunft Europa IV–VIII

Tojo Theater Reitschule Bern

22.02.19

Alles, was von uns bleibt Sonohr - Festival Kino Rex Bern

28.03.20

verdeckt

TaB* Reinach

25.11.17

Zukunft Europa IV–VIII

Tojo Theater Reitschule Bern

08.03.19

Eroica

Heitere Fahne Bern

03.04.20

Rosa und Blanca

Neue Kantonsschule Aarau

14.12.17

Kino Marie

Kurtheater, Royal Baden

09.03.19

Eroica

Heitere Fahne Bern

03.04.20

Rosa und Blanca

Neue Kantonsschule Aarau

15.12.17

Kino Marie

Kurtheater, Royal Baden

12.03.19

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

14.04.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

15.04.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

25.04.20

Animeo & Humania

MECK Kulturhaus Frick

02.05.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

2019

Verschwörungen

Verschwörungen 14.03.19

2018

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

Verschwörungen

17.01.18

Salon Marie I

Theater Marie Suhr

05.04.19

Schönes Wochenende

Theater Marie Suhr

03.05.20

Bitte nicht schütteln!

VLT Bregenz

23.01.18

Marie und Robert

Kurtheater Baden

06.04.19

Petra Volpe im GesprächTheater Marie Suhr

06.05.20

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

24.01.18

Marie und Robert

Kurtheater Baden

06.04.19

Die göttliche Ordnung

Theater Marie Suhr

07.05.20

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

25.01.18

Marie und Robert

Kurtheater Baden

07.04.19

Traumland, Petra Volpe Theater Marie Suhr

08.05.20

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

31.01.18

Zukunft Europa IV–VIII

ROXY Birsfelden

07.04.19

Heidi, Petra Volpe

Theater Marie Suhr

09.05.20

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

01.02.18

Zukunft Europa IV–VIII

ROXY Birsfelden

27.04.19

Dramenprozessor

Theater Winkelwiese Zürich

15.05.20

verdeckt - digital

Theater Marie Suhr

02.02.18

Zukunft Europa IV–VIII

ROXY Birsfelden

29.04.19

frau im wald

Heidelberger Stückemarkt

10.06.20

Rosa und Blanca

Turnhalle Gönhard Aarau

07.02.18

Salon Marie I

Theater Marie Suhr

03.05.19

Dramenprozessor

Theater St. Gallen

12.06.20

Rosa und Blanca

Turnhalle Schanzmätteli Aarau

21.02.18

Salon Marie I

Theater Marie Suhr

10.05.19

Animeo & Humania

Theater am Gleis Winterthur

16.06.20

Rosa und Blanca

Gymnasium Kirschgarten Basel

28.02.18

Salon Marie I

Theater Marie Suhr

11.05.19

Animeo & Humania

Theater am Gleis Winterthur

19.06.20

Rosa und Blanca

Gymnasium Kirschgarten Basel

02.03.18

Zersplittert

Theater Winkelwiese Zürich

16.05.19

Workshop

Stapferhaus Lenzburg

19.06.20

Rosa und Blanca

Gymnasium Kirschgarten Basel

03.03.18

Zersplittert

Theater Winkelwiese Zürich

25.08.20

Salon Marie IV

Theater Marie Suhr

08.03.18

Zersplittert

Theater Winkelwiese Zürich

23.05.19

Marie und Robert

Kellertheater Winterthur

29.08.20

verdeckt

Remise Theater Rütihof

09.03.18

Zersplittert

Theater Winkelwiese Zürich

24.05.19

Taktile Stückeinführung Kellertheater Winterthur

08.09.20

Salon Marie IV

Theater Marie Suhr

10.03.18

Zersplittert

Theater Winkelwiese Zürich

24.05.19

Marie und Robert mit

12.09.20

Marie und Robert

Kellertheater Bremgarten

14.03.18

frau im wald

Theater Tuchlaube Aarau

17.09.20

Marie und Robert

Literaturtage Brugg, Salzhaus

16.03.18

frau im wald

Theater Tuchlaube Aarau

25.05.19

Marie und Robert

Kellertheater Winterthur

24.09.20

Salon Marie IV

Theater Marie Suhr

17.03.18

frau im wald

Theater Tuchlaube Aarau

26.05.19

Marie und Robert

Kellertheater Winterthur

04.10.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

18.03.18

frau im wald

Theater Tuchlaube Aarau

19.06.19

Marie und Robert

Theater Winkelwiese Zürich

13.10.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

20.04.18

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

20.06.19

Marie und Robert

Theater Winkelwiese Zürich

13.10.20

Geld, Welt - Prozessor

Schule Suhr

21.04.18

Marie und Robert

Stadtmuseum Aarau

21.06.19

Taktile Stückeinführung Theater Winkelwiese Zürich

14.10.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

22.04.18

Taktile Stückeinführung Stadtmuseum Aarau

21.06.19

Marie und Robert mit

15.10.20

Salon Marie IV

Theater Marie Suhr

22.04.18

Marie und Robert mit

20.10.20

Geld, Welt - Prozessor

Schule Suhr

22.10.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

Audiodeskription

126

Verschwörungen

Kellertheater Winterthur

Audiodeskription

Theater Winkelwiese Zürich

Audiodeskription

Stadtmuseum Aarau 26.06.19

Marie und Robert

Heitere Fahne Bern


Listen 23.10.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

04.12.21

GO TELL

Heitere Fahne Bern

24.10.20

GO TELL

Bühne Aarau, Tuchlaube

05.12.21

verdeckt

Kellertheater Winterthur

26.10.20

GO TELL

Bühne Aarau, Tuchlaube

15.12.21

Herkules und der Stall

Bühne Aarau, Alte Reithalle

27.10.20

GO TELL

Bühne Aarau, Tuchlaube

27.10.20

GO TELL

Bühne Aarau, Tuchlaube

28.10.20

GO TELL

Bühne Aarau, Tuchlaube

29.10.20

Geld, Parzival

Kurtheater Baden

30.10.20

Geld, Parzival

Kurtheater Baden

07.11.20

verdeckt

TaB* Reinach

09.11.20

Geld, Welt - Prozessor

Theater Marie Suhr

10.11.20

Geld, Welt - Prozessor

Theater Marie Suhr

11.11.20

Geld, Welt - Prozessor

Theater Marie Suhr

23.01.22

Matinée - Herkules

VLT Bregenz

12.11.20

Geld, Welt - Prozessor

Theater Marie Suhr

26.01.22

Herkules und der Stall

VLT Bregenz

14.11.20

Dramenprozessor

Theater Winkelwiese Zürich

14.11.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

15.11.20

Geld, Parzival

VLT Bregenz

16.11.20

GO TELL

Kurtheater Baden

16.11.20

GO TELL

Kurtheater Baden

26.11.20

GO TELL

Heitere Fahne Bern

27.11.20

GO TELL

Heitere Fahne Bern

27.11.20

GO TELL

Heitere Fahne Bern

11.12.20

verdeckt

ThiK Baden

12.12.20

verdeckt - digital

ThiK Baden

des Augias 16.12.21

Herkules und der Stall

Bühne Aarau, Alte Reithalle

des Augias 2022 18.01.22

Herkules und der Stall

Theater La Poste Visp

des Augias

des Augias 27.01.22

Herkules und der Stall

VLT Bregenz

des Augias 29.01.22

Herkules und der Stall

VLT Bregenz

des Augias 01.02.22

Herkules und der Stall

VLT Bregenz

des Augias 04.02.22

Herkules und der Stall

VLT Bregenz

des Augias 06.02.22

Herkules und der Stall

VLT Bregenz

des Augias 2021

15.02.22

OH ROMEO!?

Bühne Aarau, Tuchlaube

17.02.22

OH ROMEO!?

Bühne Aarau, Tuchlaube

19.01.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

18.02.22

OH ROMEO!?

Bühne Aarau, Tuchlaube

20.01.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

18.02.22

OH ROMEO!?

Bühne Aarau, Tuchlaube

21.01.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

20.02.22

OH ROMEO!?

Bühne Aarau, Tuchlaube

21.01.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

22.02.22

OH ROMEO!?

Kurtheater Baden

23.01.21

Animeo & Humania

MECK Kulturhaus Frick

23.02.22

OH ROMEO!?

Kurtheater Baden

30.01.21

Geld, Parzival

VLT Bregenz

23.02.22

OH ROMEO!?

Kurtheater Baden

31.01.21

Geld, Parzival

VLT Bregenz

24.02.22

Bitte nicht schütteln!

Heitere Fahne Bern

31.01.21

Geld, Parzival

VLT Bregenz

25.02.22

GO TELL

jungspund St. Gallen

24.02.21

Schleifpunkt

Bühne Aarau, Tuchlaube

25.02.22

Bitte nicht schütteln!

Heitere Fahne Bern

26.02.21

Schleifpunkt

Bühne Aarau, Tuchlaube

26.02.22

GO TELL

jungspund St. Gallen

03.03.21

Schleifpunkt

Bühne Aarau, Tuchlaube

26.02.22

Bitte nicht schütteln!

Heitere Fahne Bern

05.03.21

Schleifpunkt - Salon 1

livestream

02.03.22

Ich habe genug

Bühne Aarau, Alte Reithalle

11.03.21

Schleifpunkt - Salon 2

livestream

04.03.22

Ich habe genug

Bühne Aarau, Alte Reithalle

14.03.21

Schleifpunkt

Theater St. Gallen

05.03.22

Ich habe genug

Bühne Aarau, Alte Reithalle

19.03.21

verdeckt

Theater Marie Suhr

06.03.22

Matinée - Theater Marie Bühne Aarau, Bar im Stall

20.03.21

Schleifpunkt

Theater St. Gallen

06.03.22

Ich habe genug

Bühne Aarau, Alte Reithalle

26.03.21

Schleifpunkt

Theater St. Gallen

17.03.22

Marie und Robert

KKThun Lachensaal

30.03.21

Schleifpunkt

Theater St. Gallen

18.03.22

Marie und Robert

KKThun Lachensaal

30.03.21

Bitte nicht schütteln!

Kleintheater Luzern

23.03.22

verdeckt

Schlachthaus Theater Bern

09.04.21

GO TELL

Zeughaus Kultur Brig

24.03.22

verdeckt

Schlachthaus Theater Bern

09.04.21

GO TELL

Zeughaus Kultur Brig

25.03.22

Schleifpunkt

ThiK Baden

21.04.21

Schleifpunkt

spectyou.com

31.03.22

Residenz Residenz

Forum Schlossplatz Aarau

21.04.21

Schleifpunkt - Salon 3

livestream

03.04.22

Residenz Residenz

Forum Schlossplatz Aarau

21.04.21

Schleifpunkt

Nachgespräch

07.04.22

verdeckt

Theater Winkelwiese Zürich

23.04.21

Schleifpunkt

Theater Winkelwiese Zürich

08.04.22

verdeckt

Theater Winkelwiese Zürich

24.04.21

Schleifpunkt

Theater Winkelwiese Zürich

10.04.22

verdeckt

Theater Winkelwiese Zürich

08.05.21

verdeckt - digital

Schweizer Theatertreffen

11.04.22

Ich habe genug

Gare du Nord Basel

21.05.21

Schleifpunkt - Salon 4

livestream

12.04.22

Ich habe genug

Gare du Nord Basel

21.05.21

Schleifpunkt

Bühne Aarau, Tuchlaube

29.04.22

Bitte nicht schütteln!

Kellertheater Brig

26.05.21

Geld, Parzival

Bühne Aarau, KuK Aarau

30.04.22

Bitte nicht schütteln!

La Vouta Lavin

27.05.21

Geld, Parzival

Bühne Aarau, KuK Aarau

03.05.22

Marie und Robert

Kulturkreis Würenlingen

04.06.21

Dramenprozessor

Theater St. Gallen

17.05.22

OH ROMEO!?

augenauf! Winterthur

06.06.21

Dramenprozessor

Theater Neumarkt Zürich

17.05.22

OH ROMEO!?

augenauf! Winterthur

09.06.21

verdeckt

ROXY Birsfelden

19.05.22

Herkules und der Stall

Kurtheater Baden

10.06.21

verdeckt

ROXY Birsfelden

29.06.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

21.05.22

Ich habe genug

Kurtheater Baden

30.06.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

04.06.22

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

01.07.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

05.06.22

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

01.07.21

GO TELL

GZ Buchegg Zürich

06.06.22

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

07.07.21

Marie und Robert

Deutsches Theater Göttingen

07.06.22

Animeo & Humania

Int. Trickfilmfestival Stuttgart

08.07.21

Marie und Robert

Deutsches Theater Göttingen

09.06.22

Schleifpunkt

Tojo Theater Reitschule Bern

20.08.21

Marie und Robert

Sennhütten ob Effingen

10.06.22

Schleifpunkt

Tojo Theater Reitschule Bern

04.09.21

GO TELL

fanfaluca - Schweiz

15.06.22

Herkules und der Stall

Tojo Theater Reitschule Bern

16.09.21

Geld, Parzival

Tojo Theater Reitschule Bern

17.09.21

Geld, Parzival

Tojo Theater Reitschule Bern

18.09.21

Geld, Parzival

Tojo Theater Reitschule Bern

24.09.21

verdeckt

Theater Marie Suhr

18.06.22

Ich habe genug

Tojo Theater Reitschule Bern

25.09.21

Gespräch Gertrud

Theater Marie Suhr

19.06.22

Ich habe genug

Tojo Theater Reitschule Bern

23.06.22

GO TELL

Theater Marie Suhr

Pinkus

des Augias

des Augias 16.06.22

Herkules und der Stall

Tojo Theater Reitschule Bern

des Augias

25.09.21

Anna Göldin

Theater Marie Suhr

24.06.22

Marie und Robert

Theater Marie Suhr

26.09.21

Das gefrorene Herz

Theater Marie Suhr

24.06.22

Kino Marie

Theater Marie Suhr

16.10.21

Tanzhalle Reitpalast

Bühne Aarau, Alte Reithalle

25.06.22

Marie und Robert

Theater Marie Suhr

17.10.21

Tanzhalle Reitpalast

Bühne Aarau, Alte Reithalle

25.06.22

Kino Marie

Theater Marie Suhr

19.10.21

Tanzhalle Reitpalast

Bühne Aarau, Alte Reithalle

20.10.21

Tanzhalle Reitpalast

Bühne Aarau, Alte Reithalle

22.10.21

Tanzhalle Reitpalast

Bühne Aarau, Alte Reithalle

27.11.21

Bitte nicht schütteln!

Theater Winkelwiese Zürich

28.11.21

Bitte nicht schütteln!

Theater Winkelwiese Zürich

01.12.21

verdeckt

Kellertheater Winterthur

03.12.21

verdeckt

Kellertheater Winterthur

03.12.21

GO TELL

Heitere Fahne Bern

03.12.21

GO TELL

Heitere Fahne Bern

23.04.21

Schleifpunkt

Theater Winkelwiese Zürich

Veranstaltung wegen behördlicher Anordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie abgesagt.

127


Impressum

Ohne festen Wohnsitz. Theater Marie 2012 – 2022 Herausgegeben von Patric Bachmann, Olivier Keller und Sophie Witt

© 2022 by Theater der Zeit

Dank

Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

Wir danken allen Autor:innen dieses Buches für ihre Beiträge. Unser Dank gilt auch allen Fotograf:innen für die Theaterbilder.

Verlag Theater der Zeit Verlagsleiter Harald Müller Winsstraße 72 | 10405 Berlin | Germany www.theaterderzeit.de Lektorat: Nicole Gronemeyer Gestaltung: Michael Flückiger Druck: PIEREG Druckcenter Berlin GmbH Printed in Germany ISBN 978-3-95749-404-7 (Paperback) ISBN 978-3-95749-416-0 (E-PDF) 128

Diese Publikation wurde durch finanzielle Beiträge folgender Förderinstitutionen ermöglicht:



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