Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (Maxim Gorki Theater, Berlin)

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Inhalt 7 Shermin Langhoff DAS GORKI IST EINE GESCHICHTE VON VIELEN / THE GORKI IS A STORY OF MANY 14 VOR DER BÜHNE / FRONT OF HOUSE Fotografien von Esra Rotthoff / Photography by Esra Rotthoff 31 Claudia Roth ZUM 70. JUBILÄUM DES MAXIM GORKI THEATERS BERLIN – 20 JAHRE POSTMIGRANTISCHES THEATER / ON THE OCCASION OF THE 70TH ANNIVERSARY OF THE MAXIM GORKI THEATER BERLIN – 20 YEARS OF POST-MIGRANT THEATRE 174 AUF DER BÜHNE / ON STAGE Fotografien von Ute Langkafel / Photography by Ute Langkafel 348 HINTER DER BÜHNE / BEHIND THE SCENES Fotografien von Lutz Knospe / Photography by Lutz Knospe 372 382 391 428 430 432

BÜHNENPRODUKTIONEN CHRONIK DER FESTIVALS UND SONDERFORMATE MENSCHEN AM MAXIM GORKI THEATER 2013–2022 GASTSPIELE 2013–2022 PREISE UND AUSZEICHNUNGEN IN MEMORIAM

ZWISCHENRUFE 33 Rasha Abbas TANZENDE WÖRTER / DANCING WORDS 34 Nora Abdel-Maksoud FERRY / FERRY 35 Maryam Abu Khaled STILL RISING UP! / STILL RISING UP! 37 Mazda Adli HEIMAT IN EINEM LIED / HOME IN A SONG 39 Fatih Akin ALL DIE SCHÖNEN MENSCHEN / ALL THE BEAUTIFUL PEOPLE 40 Züli Aladağ WIR ALLE SIND HRANT DINK / WE ARE ALL HRANT DINK

42 Mehmet Ateşçi DAS VERQUALMTE HERZ / THE SMOKING HEART 44 Susanne Baer WER IST DAS VOLK? / WHO ARE THE VOLK? 68 Stéphane Bauer EINE GESCHICHTE DER LANGEN UND KURZEN WEGE / A TALE OF NEAR AND FAR 70 Sebastian Baumgarten UNKONVENTIONELL BLEIBEN / STAY UNCONVENTIONAL 72 Idil Baydar MEINE WELT / MY WORLD 73 Canan Bayram BRETTER, DIE DIE WELT DEUTEN / ALL THE WORLD’S ON STAGE

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Inhalt 74 Elona Beqiraj & Hiyam Biary WISHFUL THINKING / WISHFUL THINKING 76 Mareike Beykirch DAS VERLORENE PARADIES / PARADISE LOST 78 Hamze Bytyçi IM HEADQUARTER / AT THE HEADQUARTERS 80 Banu Cennetoğlu DANKE / THANK YOU 81 Yanina Cerón VATERSPRACHMUSIK UND ICH GING AUF DIE BÜHNE / FATHER TONGUE MUSIC AND I WENT ON STAGE 82 Max Czollek DESINTEGRATION! / DE-INTEGRATION! 83 Danica Dakić HEUTE IN DER WELT / IN THE WORLD TODAY 85 Jonas Dassler ZWISCHENRUFE WILLKOMMEN / SHOUT-OUTS ­WELCOME 98 Zehra Doğan WIR WERDEN AUCH SCHÖNE TAGE SEHEN / THERE WILL BE BETTER DAYS AS WELL 100 Tülin Duman KREUZBERG IM GORKI / KREUZBERG IN THE GORKI 101 Can Dündar ZUHAUSE, INSEL UND BASTION / HOME, ISLAND AND BASTION 103 Philippa Ebéné PARALLELE WEGE, GEMEINSAME ZIELE / PARALLEL PATHS, COMMON GOALS 104 Atom Egoyan SIEBEN FRAUEN UNTERSCHIEDLICHER HERKUNFT / ­SEVEN WOMEN FROM DIFFERENT BACKGROUNDS 106 Kazım Erdoğan VERLORENE JAHRE, NEUE GESICHTER / LOST YEARS, NEW FACES 108 Aysima Ergün VERSTEHEN UND VERSTANDEN WERDEN / TO UNDERSTAND AND BE UNDERSTOOD 110 Nurkan Erpulat MEINE LIEDER / MY SONGS

120 Naika Foroutan DAS IST UNSER HAUS / THIS IS OUR HOUSE 122 Michel Friedman HOCH LEBE DAS THEATER! / LONG LIVE THEATRE! 124 Oliver Frljić LUFT FÜR DIE GESCHWÄCHTE LUNGE / AIR FOR WEAKENED LUNGS 125 Negar Ghalamzan POST-MIGRANTEN / POST-MIGRANTS 127 Andreas Görgen NACH AUSSEN WIE NACH INNEN / OUTWARD AND INWARD 129 Marta Górnicka EIN THEATER DER RESONANZ / A THEATRE OF RESONANCE 131 Ayşe Güleç OFFENER PROZESS / OPEN PROCESS 132 Kübra Gümüşay REALE UTOPIEN / REAL UTOPIAS 134 Suna Gürler GENERATION X / GENERATION X 144 Kirsten Haß GELEM, GELEM / GELEM, GELEM 145 Nele Hertling HIER GEHT ES UM WAS / SOMETHING IS AT STAKE 147 Bernd Ocker Hölters DIE GOLDENEN JAHRE / GOLDEN YEARS 149 İpek İpekçioğlu ICH GEHE TAG UND NACHT UND WEISS NICHT, WOHIN / I’M GOING DAY AND NIGHT AND I DON’T KNOW WHERE TO GO 151 Anetta Kahane KÄMPFE OHNE ENDE / ENDLESS STRUGGLE 153 Daniel Kahn DIE MÖGLICHKEIT EINER INSEL / THE POSSIBILITY OF AN ISLAND 155 Susan Kamel GESCHICHTE(N) PERSÖNLICH NEHMEN / TAKING (HI)STORIES PERSONALLY

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Inhalt 157 Osman Kavala GORKIS IDEALE / GORKI’S IDEALS 159 Mely Kiyak MIT DEM 100ER INS THEATER / TAKING THE 100 TO THE THEATRE 161 Renate Klett SCHREIEND, SINGEND, FLÜSTERND / SCREAMING, SINGING, WHISPERING 163 Barrie Kosky SELBSTVERSTÄNDLICH DIVERS / DIVERSE, OF COURSE 165 Erden Kosova ENGAGEMENT UND EXPERIMENTIERFREUDIGKEIT / COMMITMENT AND EXPERIMENTATION 167 Thomas Krüger AN DEN KREUZUNGEN DER GESCHICHTE / AT THE CROSSROADS OF HISTORY 169 Esra Küçük VOM MUT, RÄUME ZU ÖFFNEN / THE COURAGE TO CREATE SPACE 171 Lindy Larsson GESCHICHTE SCHREIBEN UND ÜBERSCHREIBEN / TO WRITE AND REWRITE HISTORY 173 Delaine Le Bas LIEBE IST WIDERSTAND / LOVE IS RESISTANCE 188 Klaus Lederer EIN RITT DURCH DIE BERLINER NACHT / RIDING THROUGH THE BERLIN NIGHT 190 Jeanine Meerapfel ALLE FARBEN DES REGENBOGENS / ALL THE COLOURS OF THE RAINBOW 191 Hakan Savaş Mican DIE PLATANEN / THE PLANE TREES 192 Christian Mihr BRÜCKENSCHLÄGE / BUILDING BRIDGES 193 Ersan Mondtag EIN LERNENDER ORGANISMUS / A LEARNING ORGANISM 194 Anna Müller GEISTER BESCHWÖREN / SUMMONING SPIRITS

195 Orit Nahmias FEMALE LUCK / FEMALE LUCK 197 Kirsten Niehuus DANACH / AFTERWARD 212 Sebastian Nübling TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER / TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER 213 Deniz Ohde DAS SCHWEIGEN HERAUSSCHREIEN / SHOUT OUT THE SILENCE 214 Osman Okkan KRATZER DER ERINNERUNG / SCRATCHES OF MEMORY 215 Keng Sen Ong BEGEGNUNG IN SINGAPUR / ENCOUNTER IN SINGAPORE 217 Cem Özdemir SCHMERZ UND LEBENSLUST, FREIHEIT UND GEFÄNGNIS / PAIN AND PLEASURE, LIBERTY AND CAPTIVITY 219 Necati Öziri DIE UNVERZICHTBAREN / THE ESSENTIALS 221 Kai Uwe Peter SOMMERBLAU / SUMMER BLUE 234 René Pollesch ALLES VOM GORKI WIRD BLEIBEN / EVERYTHING GORKI WILL REMAIN 235 Maximillian Popp WO ANDERE SCHWEIGEN / WHERE OTHERS REMAIN SILENT 236 Sema Poyraz PIONIERGEIST / PIONEER SPIRIT 238 Aleksandar Radenković GEMEINSAM IN DER WELT / TOGETHER IN THE WORLD 240 Peter Raue BLEIB DIR SELBER TREU / TO THINE OWN SELF BE TRUE 241 Cornelia Reinauer VON KREUZBERG NACH ISTANBUL UND ZURÜCK / KREUZBERG TO ISTANBUL, RETURN 243 Falk Richter WE ARE HERE / WE ARE HERE

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Inhalt 245 Kevin Rittberger DAS GORKI ALS ANTIFASCHISTISCHE H ­ EILANSTALT ­BETRACHTET / THE GORKI VIEWED AS AN ANTI-FASCIST ­SANATORIUM 247 Emilia Roig DER NEUTRALITÄT DER KUNST / THE NEUTRALITY OF ART 260 Yael Ronen DIE SITUATION. / THE SITUATION WITH THE SITUATION. 261 Julia Roth FEMINISTISCH, SOLIDARISCH, DEKOLONIAL / FEMINISM, SOLIDARITY, DECOLONIALISM 263 Philipp Ruch NIEMAND HAT DEM THEATER VERBOTEN, ­ EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE ZU SPIELEN / NO ONE EVER BANNED THE THEATRE FROM ­PLAYING A ­CRUCIAL ROLE 265 Taner Sahintürk & Till Wonka HOUSE OF LOVE / HOUSE OF LOVE 267 Sasha Marianna Salzmann EIN METALLIC-LEUCHTENDER LUFTBALLON / A SHINY METALLIC BALLOON 269 Dimitrij Schaad GESCHICHTEN VON MENSCHEN / STORIES BY PEOPLE 271 André Schmitz WIE ICH SHERMIN LANGHOFF VOR DEN TOREN WIENS ABGEFANGEN HABE / HOW I HEADED OFF SHERMIN LANGHOFF AT THE GATES OF VIENNA 273 Hans Schöpflin KUNST OHNE PFLASTER / ART WITHOUT BAND-AIDS 290 David Schraven KUNST ALS VIERTE GEWALT / ART AS THE FOURTH ESTATE 292 Gesine Schwan & Peter Eigen WAS UNS INS GORKI LOCKT / WHAT DRAWS US TO THE GORKI 293 Falilou Seck BIOGRAFIE, EIN SPIEL / BIOGRAPHY, A GAME

294 A zadeh Sharifi GEDANKEN ZUR POROSITÄT / THOUGHTS ON P ­ OROSITY 295 Peter Steudtner WIR LASSEN UNS UNSERE GESPRÄCHE NICHT ­VERBIETEN! / OUR RIGHT TO SPEAK CANNOT BE DENIED! 308 Sesede Terziyan ODE AN DIE FREIHEIT / ODE TO FREEDOM 310 Volkan T GEDANKENBLITZE / FLASHES OF INSPIRATION 312 Deniz Utlu FREITEXT DER VERHÄLTNISSE / FREE TEXT OF CONDITIONS 328 Christian Weise BERUFSENTHUSIAST*INNEN / ENTHUSIASTS BY TRADE 330 Daniel Wesener PARFORCE-RITT UND PERFORMANCE / BRAVURA PERFORMANCE 332 Klaus Wowereit EINE STIMME AUS DER MITTE DER STADT / A VOICE FROM THE CENTRE OF TOWN 342 Mehmet Yılmaz ANANAS FÜR MELY / PINEAPPLE FOR MELY 344 Aysel Yollu-Tok PILGERREISE / PILGRIMAGE 346 Deniz Yücel SHERMIN ABLAS THEATER / SHERMIN ABLA’S THEATRE

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Editorial DAS GORKI IST EINE GESCHICHTE VON VIELEN / THE GORKI IS A STORY OF MANY

Esra Rotthoff inszeniert, wie bereits gesagt, unser Haus. Ute Langkafel dokumentiert als Fotografin unsere Inszenierungen und andere Veranstaltungen. Lutz Knospe sorgt dafür, dass auch der Backstage-Bereich und die Partys fotografisch festgehalten werden. Alle drei zusammen – mit ihren sehr unterschiedlichen Blicken auf das Geschehen – zeigen sehr viel von dem, was wir hier am Gorki machen und wie wir es tun. Wir spielen ja nicht nur Theater auf der großen kleinen Gorki-­ Bühne. Im Studio Я probieren wir – seit Sasha ­Marianna Salzmann es 2013 als Kunstasyl eröffnete – mit Performance, Diskurs und Disco manchmal auch, wie weit wir mit dem Publikum gehen können. Und hier probiert das Publikum, ob es mit uns gehen möchte. Seit 2013 organisieren wir im Kollektiv den biennalen „Berliner Herbstsalon“, eine große Ausstellung bildender und performativer Kunst. 1913 hat Herwarth Walden in seinem ersten und einzigen „Deutschen Herbstsalon“ die expressionistischen und futuristischen Erneuer*innen

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Shermin Langhoff

die dort weder zu hören noch zu sehen sind. Ein paar von ihnen haben in diesem Buch einen kleinen Auftritt, weil wir auch sie sichtbar machen möchten. Verdient hätten sie einen viel größeren. Dieses Buch, auch dieses Vorwort, will nicht erklären, was wir getan haben, was wir tun. Wir wollen es zeigen. Mit mehr als 400 Fotografien und mit 99 „Zwischenrufen“ von Zeitgenoss*innen, die unsere Arbeit begleiten.

Womöglich haben Sie schon ausgiebig in Zeitgenoss*in Gorki geblättert, bevor Sie es mit der Lektüre dieses Vorworts versuchen. Genau so hätte ich es Ihnen empfohlen! Vielleicht haben Sie gesehen, dass wir Ihnen Schauspieler*innen zeigen, wie sie auf der Bühne selten zu sehen sind: Gesichter in Großaufnahmen. Unter Umständen haben Sie selbst viele von denen, die Sie schätzen und lieben, nicht wiedererkannt. Wir kennen selbst das, was wir kennen, meist nur aus bestimmten Blickwinkeln. Das Theater versucht, die Welt aus verschiedenen Perspektiven darzustellen. Wir inszenieren Wirklichkeiten. Wir bilden sie nicht ab. Die Plakate, die Esra Rotthoff für uns entwirft, zeigen das überdeutlich. Sie sind so artifiziell, wie es das Theater kaum sein kann. Es bedeutet einen Unterschied, ob man eine Person für den Bruchteil einer Sekunde aus einem einzigen Blickwinkel einfängt oder ob sie sich über eine Stunde lang auf der Bühne vor Hunderten von Zuschauer*innen bewegt. Wenn Sie weiter durch diesen Band blättern, sehen Sie Menschen, die Sie gar nicht wiederkennen können. Es sind Mitarbeiter*innen, die zwar auf der Bühne stehen – manche von ihnen machen sie sogar erst zu einer –, aber sobald Sie, die Zuschauer*innen, Platz genommen haben, werden sie unsichtbar. Theater ist nur so gut wie das, was Sie zu sehen bekommen. Aber das hängt von vielem ab, das Ihnen nicht nur nicht gezeigt, sondern sogar vor Ihnen verborgen wird. Das Theater ist eine Schau- und Hörbühne. Aber damit es das sein kann, bedarf es der Arbeit sehr, sehr vieler,


Editorial aus der ganzen Welt ausgestellt. Hinter unserem Berliner Herbstsalon steht die Überzeugung, dass die darstellende von der bildenden Kunst lernen kann. Gerade auch dort, wo sie dem widerspricht, was unsere Praxis ist. Es geht uns immer um Vielstimmigkeit, um die Vielfalt von Personen, Formen und Perspektiven. Leben – dazu gehört das überraschende Abenteuer hinter der nächsten Ecke. Das Maxim Gorki T ­ heater war und ist immer wieder ein solches Abenteuer für mich. Wie die Intendantin Shermin Langhoff es auch für das Gorki war. So wie Migrant*innen und ihre Geschichten zur deutschen Geschichte gehören, so gehört heute zur DNA des 70-jährigen Maxim Gorki Theaters das bald 20 Jahre alte postmigrantische Theater. Wir haben uns den Spaß erlaubt, diese 70 Gorki-Jahre, die fast 20 Jahre postmigrantisches Theater sowie die neun Jahre meiner bisherigen Intendanz zu addieren. Das macht 99. So viele Wegbegleiter*innen, Zuschauer*innen, Freund*innen, Künstler*innen und Kreative vor und hinter den Kulissen haben wir gebeten, mit einem „Zwischenruf“ ihren ganz eigenen Blick auf das Gorki und die Vorgeschichte des postmigrantischen Theaters im HAU Hebbel am Ufer und im Ballhaus Naunynstraße zu werfen. Unser Gorki speist sich aus vielen Quellen. Wir nutzen diese Gelegenheit, auch an sie zu erinnern. Wir wissen, dass jede Geschichte, also auch die dieses Theaters, eine Geschichte von Vielen ist, dass sich jede Geschichte auch ganz anders erzählen lässt, dass erst aus der Vielzahl der Perspektiven und Stimmen ein lebendiges Bild entsteht, das dennoch nie ein vollständiges sein wird. Mein Dank gilt all den Zwischenrufenden, die zu diesem Buch beigetragen haben. Eine Bitte um Entschuldigung richte ich an alle, die hier – noch – nicht vorkommen. Wir werden die Idee und Praxis des postmigrantischen T ­ heaters in einer kommenden Publikation weiter und genauer beleuchten, reflektieren, zur Diskussion stellen – und dazu noch mehr Kolleg*innen, Regisseur*innen, Autor*­innen, Dramaturg*innen, Spieler*innen und Kritiker*innen ­einladen. Zeitgenoss*in Gorki ist ein Buch der Assoziationen. Nicht nur der von Gedanken. Auch Menschen werden hier assoziiert, zusammengeführt und motiviert. Umgekehrt gilt das natürlich auch: Ohne die vielen Zuschauer*innen, Freund*­

innen und Förder*innen, die unsere Arbeit am Gorki ­Theater ­tragen, bereichern und befeuern, wären etliche Projekte nie zustande gekommen. Auch in diesem Sinne gilt: Das Gorki ist eine Geschichte von Vielen. Wir machen Theater, also lieben wir es, wenn unsere Zeitgenoss*innen die Zeit bei uns genießen. Aber wirkliche Zeitgenoss*in ist doch nur, wer versucht unsere Zeit, unsere Lebensumstände mitzugestalten – durch Veränderung, die meist nicht ohne Widerspruch zu haben ist. Manchmal braucht es Mut dazu. Ein andermal hilft schon gute Laune. Zu beidem versuchen wir beizutragen. Im Theater, bei all unseren Veranstaltungen und auch mit diesem Buch. Wenn Sie in den 99 Texten lesen, stoßen Sie auf ein Lob der Platane im Garten des Maxim Gorki Theaters oder auch auf die weißen Bänke, auf denen so viele Pläne ausgeheckt wurden. Aber glauben Sie mir, zu einem Theater gehören auch Konferenztische und Büros. Die zündende Idee zu einem besonders poetischen Theaterabend wurde vielleicht zwischen Resopalplatten geboren. Wenn Sie dann weiter in den Texten lesen, bieten sich Ihnen jede Menge unterschiedlicher Blicke auf unsere Arbeit. Und doch verzichten nur wenige der 99 Zwischenrufe auf den Begriff des postmigrantischen Theaters. Ich habe natürlich nichts dagegen. Aber ist die Aufmerksamkeit, die er bekommt, ein Erfolg unserer Propaganda-Arbeit? Oder eher dem Umstand geschuldet, dass das Gorki immer noch exotisch wirkt? Es hat jedenfalls sehr lange gedauert, bis die großen deutschen Bühnen anfingen zu verstehen, dass die Gesellschaft, von der sie lebten, für die sie spielten, auch migrantisch geprägt war. „Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen“, erklärte 1965 der Schweizer Schriftsteller Max Frisch. Stéphane Bauer erinnert in seinem „Zwischenruf“ daran und regt an zu ergänzen: „Noch schlimmer, es kommen Künstler*innen!” Meine eigene Geschichte mit dem postmigrantischen Theater möchte ich jetzt nicht ausbreiten. Sie ist nicht zu verstehen ohne mein Aufwachsen zwischen der Ägäis bei meinen Großeltern, die Überlebende von Krieg und Völkermord waren, und später in Nürnberg unter exilierten Antifaschist*­innen, Künstler*innen und Aktivist*innen. Es

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von Diversität. Unsere Erfolge im deutsprachigen Theaterbetrieb sind nicht der einzige Beweis, dass dies kein Widerspruch zu „Qualität“ ist.

gab noch mehr, neben der Kunst und dem Antifaschismus – oder gerade angeregt durch beide –, das schon dort zu meiner Historie gehörte: das Interesse an jüdischer ­Geschichte in Deutschland ebenso wie das Interesse am anderen Deutschland, an der DDR.

Sie werden in diesem Buch auf viele besondere politische Projekte stoßen, zu denen uns die Auseinandersetzung mit Geschichte, mit Fragen von Demokratie und Partizipation immer wieder motiviert hat und die mir persönlich am Herzen liegen. Sei es der „Berliner Herbstsalon“ oder Marta Górnickas Grundgesetz vor dem Brandenburger Tor 2018, dieser vielstimmige Chor, der Zugehörigkeit und Ausschlüsse im Kontext von Nationenbildung und damit eine Dialektik von Gesellschaft und Gemeinschaft verhandelt hat. Ich denke an die Gründung unseres Exil Ensembles 2015, an eine Aktion des Zentrums für Politische Schönheit, das einem landesweit bekannten Rechtsradikalen als Gedächtnisstütze ein eigenes Holocaust-Mahnmal vor die Tür gestellt hat. An unser Festival „Es schneit im ­April“, 100 ­Jahre nach dem Völkermord an den Armenier*­innen. Oder an eine Inszenierung wie Yael Ronens Common Ground in unserer ersten Spielzeit, die Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, über den zu diesem Zeitpunkt kaum jemand mehr sprach.

Wir sind nicht festgelegt auf die Identität, die man uns zuspricht, nicht einmal auf die, die wir uns selbst zuschreiben. Das weiß niemand besser als wir am Theater. Das ist eine der wichtigsten Lektionen, die eine Gesellschaft vom Theater lernen kann. Vorausgesetzt, das Theater hat auch von der Gesellschaft gelernt. Theater erzählt immer auch Geschichten. Schon aus Gründen der Dramatik sollten es sehr unterschiedliche, abwechslungsreiche Geschichten sein. Die Migration hat Deutschland Millionen neuer Geschichten geschenkt. Schreckliche und schöne. Ein paar Dutzend davon haben wir in den vergangenen neun Jahren am Maxim Gorki Theater auf die Bühne gebracht. Manche haben wir in bereits bekannte Stücke hineingeschmuggelt. Das Fehlen dieser Geschichten war der Ausgangspunkt für die Idee des postmigrantischen Theaters. Stückentwicklungen mit den Mitgliedern des Ensembles spielten eine wichtige Rolle für die Produktion neuer Texte. Das postmigrantische Theater war auf diese Arbeit angewiesen. Zu wenig erzählten die Stücke des überkommenen Kanons von denen, ohne deren Geschichten es kein neues Deutschland gäbe und geben wird. Wir haben am eigenen Leib gelernt, Geschichte persönlich zu nehmen. In der Auseinandersetzung mit Fragen von Exil, mit politischen Zerwürfnissen, die nicht weniger geworden sind seit unserem Start am Haus. Auch im Bemühen, den Erzählungen Raum zu geben, die bis dato nicht nur im Theater gefehlt haben. Narrative, die wir vom Ballhaus Naunynstraße bis zum Gorki gefördert haben. Autor*innen wie Nora Abdel-Maksoud, Sasha Marianna Salzmann und Necati Öziri begleiteten wir an verschiedenen Punkten ihrer Karrieren. Ihre und andere Geschichten stehen heute – fast – selbstverständlich im neuen Kanon deutscher ­Dramatik und Literatur. Wir sind auch angetreten für andere Körper auf der Bühne, für die Repräsentation einer gesellschaftlichen Realität

Mein Weg zur Arbeit am Gorki verläuft durch historisch kontaminiertes Gelände. Egal, aus welcher Richtung ich komme. Angefangen an der Westseite des Brandenburger Tors, wo während des dritten „Berliner Herbstsalons“ die drei Busse von Manaf Halbounis Monument hervorragten, die eine Brücke zwischen Berlin und Aleppo herstellten und damit auch eine Brücke zwischen dem restaurativen Heute und der Realität von Krieg in dieser Stadt. Von dort geht der Weg vorbei an den Botschaften jener Befreier*­ innen, die heute, fast 80 Jahre nach der Befreiung, andere sind, vorbei auch an der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Symbol von Aufklärung und Anti-Aufklärung und dem Bebelplatz als Ort deutschen Rassenwahns. Vorbei an der Neuen Wache, von der aus 1914 die Einberufungsbescheide für den Ersten Weltkrieg verschickt wurden, durch das Spalier der preußischen Kastanien zum Gorki Theater. ­

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Editorial Nähere ich mich dem Maxim Gorki Theater von Osten her, denke ich auf der Karl-Liebknecht-Straße daran, was aus diesem Land hätte werden können, hätte es nicht diesen großen Politiker und seine philosophisch-poetisch-aktivistische Mitkämpferin Rosa Luxemburg feige und hinterhältig ermordet, ich passiere den Neubau eines Schlosses, in dem Berlin heute versucht das Verhältnis zur deutschen kolonialen Vergangenheit zu klären. Das Haus, in dem sich heute das Maxim Gorki Theater befindet, wurde 1827 für die Singakademie des Goethe-­ Freundes Carl Friedrich Zelter errichtet. Es war der erste Chor in Deutschland, in dem Männer und Frauen gleich welcher Konfession zusammen sangen. Eine zivilgesellschaftliche NGO. 1829 führte hier der 20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy Bachs Matthäus-Passion auf, der Beginn der Bach-Renaissance. Dass die Singakademie nicht seine werden durfte, lag wohl daran, dass er als das markiert wurde, was er als patriotischer, aufgeklärter, romantischer Preuße schon fast vergessen hatte zu sein: der Jude Mendelssohn. Das Maxim Gorki Theater wurde hier im Oktober 1952 als Theater für die Gegenwart eröffnet, damals für zeitgenössische sowjetische Dramatik. 1988 brachte Thomas Langhoffs Inszenierung von Volker Brauns Übergangsgesellschaft die Stimmung in der späten DDR auf die Bühne: ein Gemisch aus ideologischer Entfremdung, kleinbürgerlicher Unterspannung und offener Dissidenz. Das half wohl mit beim Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, der das Ende der DDR einläutete. Auch an einem 9. November, im Jahr 1848, war die erste frei gewählte Preußische Nationalversammlung, die noch keinen Platz für Frauen hatte, aus Berlin vertrieben worden. Zuvor hatte sie im Gebäude der Singakademie – im Haus des Maxim Gorki Theaters also – an einer demokratischen Verfassung für Berlin und Preußen gearbeitet. Zwischen diesen Ereignissen spannt sich der Bogen des Kampfs um eine gerechte und offene Gesellschaft in Berlin und Deutschland – von der Ausrufung der Deutschen Republik 1918, über die Novemberpogrome 1938 und die Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden bis zur Wiedervereinigung der Stadt und des Landes. Mündend in die weiter andauernden Aus-

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einandersetzungen um die Zukunft Berlins als eine vielfältige europäische Metropole. In den vergangenen neun Jahren haben wir niemals aufgehört, nahe und ferne Vergangenheiten und Weltgegenden aufzusuchen, um neue Wege auszukundschaften ins wirklich Unbekannte und Neue: in die Zukunft. Dorthin möchten wir gemeinsam mit Ihnen aufbrechen und ihr widmen wir dieses Buch. Shermin Langhoff Berlin, Februar 2023

You may well have flicked through much of Comrade Gorki before you started reading this foreword. Which is exactly what I would have suggested! Perhaps you’ve seen that we present the actors and actresses in a way you rarely get to see them on the stage: as faces in close-up. Maybe you didn’t recognise many of them, even the ones you admire and love. Even the things we know we tend to know from a certain perspective. Theatre attempts to represent the world from various perspectives. We stage realities. We do not depict them. The posters that Esra Rotthoff designs for us make that abundantly clear. They are artificial in a way that theatre rarely is. There’s a difference between capturing a person for a fraction of a second from a certain angle, and that person moving around a stage for an hour in front of an audience of hundreds. When you flick through this book a little more you will see people whom you don’t recognise at all. These ­employees tread the boards – some of them even make the boards – but as soon as you, the audience, take your seats, they become invisible. Theatre is only as good as what you get to see. But that is dependent on many things that are not just not shown to you, but in fact hidden from your view. Theatre is a place of watching and listening. But making that happen requires the work of many, many people who are neither seen nor heard there. Some of them make a rare appearance in this


book because we wanted to make them visible to you. They deserve a much bigger moment. This book, and this foreword, don’t seek to explain what we’ve done or what we’re doing. We want to show it. With over 400 photographs and 99 “shout-outs” from contemporaries who support our work.

ists and creative talents on the stage and behind the scenes we asked to share their own unique view of the Gorki and the pre-history of post-migrant theatre at HAU Hebbel am Ufer and Ballhaus Naunynstraße with their “shout-outs”. Our Gorki comes from many sources. And we are using this opportunity to bring them to mind again. We know that every story, including the story of this theatre, is one of many, that every story can also be told in a completely different way, that only a plurality of perspectives and voices results in a living image that nonetheless will never be whole. I would like to thank everyone who shouted out and contributed to this book. And I would like to beg forgiveness of everyone who hasn’t – yet – appeared. A forthcoming publication dedicated to post-migrant theatre will offer ­i­llumination, reflection and discussion of the concept and its praxis in greater depth – and we’ll be inviting even more colleagues, directors, dramatists, dramaturges, actors and actresses, and critics. Comrade Gorki is a book of associations. Not just of thoughts. People, too, enter into association, come together, find motivation. And that applies in reverse as well, of course – many projects would never have happened without the many audience members, friends and supporters who make our work at the Gorki Theatre possible, who enrich us and inspire us. And in this sense, too, the Gorki is a story of many (people). We create theatre, so we love it when our contemporaries enjoy spending time with us. But to be a true contemporary means trying to help influence our age, our living conditions – through change, something that is rarely achieved without contradictions. Sometimes it also takes courage. And sometimes a good attitude can help. We try to contribute both. In the theatre, at all our events, and with this book as well.

As I mentioned, it is Esra Rotthoff who provides the visual setting for our house. Ute Langkafel documents our productions and other events in photographs. Lutz Knospe ensures that the backstage areas and the parties are captured in photographs as well. All three of them – with their very different view on events – depict a lot of what we do here at the Gorki, and how we do it. We don’t just perform theatre on the modestly scaled main Gorki stage. Ever since Sasha Marianna Salzmann opened Studio Я as an art refuge in 2013, we use it to test out performance, discourse and disco, and test how far we can go with the audience – just as the audience tests its own limits with us. Since 2013 we have been collectively staging the biannual “Berlin Autumn Salon”, a major exhibition of visual and performing arts. In 1913, Herwarth Walden invited Expressionist and Futurist innovators from throughout the world to exhibit at the first and only “German Autumn Salon”. Our Berlin Autumn Salon is driven by the conviction that performing arts can learn from the visual arts. Particularly where they offer a contradiction to our own praxis. We are always focussed on polyphony, a multiplicity of people, forms and perspectives. Life includes the surprising adventure around the next corner. The Maxim Gorki Theatre was and is such an adventure for me, time and time again. And Artistic Director Shermin Langhoff was also an adventure for the Gorki. Just as migrants and their stories are part of German history, the DNA of the 70-year-old Maxim Gorki Theatre includes post-migrant theatre, which will soon be 20 years old. We thought it would be fun to add together these 70 G ­ orki years, almost 20 years of post-migrant theatre as well as my nine years as Artistic Director to date. That adds up to 99. That’s how many associates, audience members, friends, art-

Read through these 99 texts and you’ll come across a ­paean to a plane tree in the garden of the Maxim Gorki Theatre, another to the white benches where so many plans have been hatched. But trust me, a theatre also comes with conference tables and offices. The spark of an idea for an especially poetic production may well have ignited amid formica panels.

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Editorial We learned from our own experience to take stories personally. In confronting issues of exile and the political upheavals which have continued unabated since our house began. And in our efforts to give space to stories that the theatre has previously ignored. Narratives which we have promoted from Ballhaus Naunynstraße to the Gorki. We have supported writers like Nora Abdel-Maksoud, Sasha Marianna ­S­alzmann and Necati Öziri at various points in their careers. Their stories and others are now – almost – self-evident examples of the new canon of German drama and literature. We have also advocated for different bodies on the stage, for representation of a societal reality – diversity. Our success in German-language theatre is not the only proof that this doesn’t necessarily come at the cost of “quality”.

And as you keep reading you’ll find any number of different perspectives on our work. And yet all but a handful of the 99 shout-outs contain a reference to post-migrant ­theatre. Naturally I have no objections here. But does this attention indicate that our propaganda work has succeeded? Or is it because the Gorki still seems exotic? In any case it took a long time for the major German theatres to realise that the society from which they live, for which they perform, is shaped in part by migrants. “We asked for workers. We got people instead,” as Swiss writer Max Frisch put it in 1965. Stéphane Bauer’s “shout-out” recalls this phrase and goes on to add: “even worse, we got artists!”. I won’t set out my own story of post-migrant theatre at this point. It’s impossible to understand it without the fact of my growing up first on the Aegean, with my grandparents, who were survivors of war and genocide, and later in Nuremberg among exiled anti-fascists, artists and activists. Even then there was more than art and anti-fascism to my story, yet these factors also appear to have driven other interests – in Germany’s Jewish history, and in another Germany, the GDR.

In this book you will come across projects with markedly political qualities, consistently inspired by our engagement with history, with issues of democracy and participation which are particularly close to my heart. That includes the “Berlin Autumn Salon” and Marta Górnicka’s Grundgesetz (Basic Law) in front of the Brandenburg Gate in 2018, a polyphonic choir addressing belonging and exclusion – and thus a dialectic of society and community – in the context of nation-building. I think of the foundation of our Exil ­Ensemble in 2015, an action by the Center for Political Beauty which erected a replica Holocaust Memorial at the front door of a nationally recognised far-right figure as an aide-mémoire. Or our festival “Es schneit im April” (It Snows in April), 100 years after the Armenian Genocide. Or a production like Yael Ronen’s Common Ground in our first season, an engagement with the civil war in the former Yugoslavia at a time when people had all but stopped talking about it.

We are not determined by the identities allotted to us, not even the ones we ascribe to ourselves. No one knows that better than those of us who create theatre. That is one of the most important lessons that a society can learn from the theatre. Provided that theatre has also learnt it from society. And theatre is always telling stories. So for dramatic reasons if nothing else, it is important that those stories are diverse, varied. Migration has gifted Germany with millions of new stories, both horrific and heartening. Over the past nine years we have brought a few dozen of these stories to the stage at the Maxim Gorki Theatre. Some of them we smuggled into existing works. It was the lack of these stories that provided the starting point for the concept of post-migrant theatre. Developing works with the members of the ensemble was an important element in the production of new texts. Post-migrant theatre relied on this work. The plays of the inherited canon said too little about the people and stories without which there would be, will be no new Germany.

My route to work at the Gorki passes through historically contaminated terrain, no matter which route I take. I could start on the western side of the Brandenburg Gate, where the three buses of Manaf Halbouni’s Monument loomed for the third “Berlin Autumn Salon”, casting a bridge between Berlin and Aleppo and thus a bridge between the restorative present and the reality of war in that city. From there my

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­ etween these events lies the entire struggle for a just, B open society in Berlin and Germany – including the declaration of the German Republic in 1918, the November pogroms of 1938, the persecution and murder of European Jews, and the reunification of the city and the country. And all this feeds into our present, ongoing debates about ­Berlin’s future as a diverse, European metropolis.

route takes me past the embassies of the liberators who today, almost 80 years after the liberation, have changed, past the Humboldt University, symbol of Enlightenment and anti-enlightenment, and Bebelplatz, a site of German race fanaticism. Past the Neue Wache, where mobilisation was proclaimed at the start of the First World War in 1914, through the honour guard of Prussian chestnut trees, to the Gorki Theatre. If I approach the Maxim Gorki Theatre from the east, on Karl-Liebknecht-Straße I think what might have become of this country if it hadn’t cravenly, treacherously murdered this great politician and his philosophical, poetical, activist comrade in arms Rosa Luxemburg; I pass the reconstruction of a palace in which present-day Berlin seeks to elucidate its relationship to Germany’s colonial past. The building that now houses the Maxim Gorki Theatre was built in 1827 for the Singakademie headed by Goethe associate Carl Friedrich Zelter. It was the first choir in ­Germany in which men and women sang together, regardless of religious affiliation. A civil society NGO. In 1829 a 20-year-old Felix Mendelssohn Bartholdy conducted Bach’s St Matthew Passion here, the beginning of the Bach renaissance. That he would never assume control of the Singakademie was most likely due to the label which he, the patriotic, enlightened, Romantic Prussian had almost forgotten: the Jew Mendelssohn. The Maxim Gorki Theatre was launched here in October 1952 as a venue for contemporary theatre, modern Soviet drama in particular. In 1988 Thomas Langhoff’s production of Volker Braun’s Die Übergangsgesellschaft (The Transitional Society) brought the mood of the late GDR to the stage: a blend of ideological alienation, petty bourgeois inertia and open dissidence. It might well have had a hand in the fall of the Berlin Wall on 9 November 1989 which signalled the end of the GDR. And it was another 9 November, this one in 1848, on which the first freely elected Prussian National Assembly (freely elected by and among men) was driven from Berlin. They had been working on a democratic constitution for Berlin and Prussia in the S ­ ingakademie building – where the Maxim Gorki Theatre now resides.

Over the last nine years we have never ceased exploring histories and regions near and far, exploring new pathways that lead to the truly unknown and new: the future. This is where we’re heading, with you, and it is to the future that we dedicate this book. Shermin Langhoff Berlin, February 2023

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ESRA ROTTHOFF

FOTOGRAFIEN VON ESRA ROTTHOFF / PHOTOGRAPHY BY ESRA ROTTHOFF Esra Rotthoff has been collaborating as a visual artist with the theater landscape since 2011, shaping its appearances with her personal aesthetic. Ballhaus Naunynstraße gave the start in 2011. This fruitful collaboration with S ­ hermin Langhoff was continued at the Maxim Gorki Theater in 2013. There, she developed the entire image in close collaboration with the artistic directors and has since photographed hundreds of posters for all plays, hundreds of portraits of actors and actresses, image series and also works as art director for the theater. A selection of photographic productions from now more than a decade of artistic engagement with the contexts of the Gorki are shown on the following pages: portraits of ensemble members, artists, authors, but also staff members working behind the scenes of the Gorki. The selection reflects how Esra Rotthoff's creative work has shaped the face of the Gorki ever since.

Esra Rotthoff kollaboriert seit 2011 als visuelle Künstlerin mit der Theaterlandschaft, deren Erscheinungsbilder sie mit ihrer persönlichen Ästhetik prägt. Das Ballhaus Naunynstraße gab dabei 2011 den Start. Diese fruchtbare Zusammenarbeit mit Shermin Langhoff konnte ab 2013 am Maxim Gorki Theater fortgesetzt werden. Dort entwickelte sie das gesamte Erscheinungsbild in enger ­Zusammenarbeit mit der Intendanz und fotografierte seitdem Hunderte von Plakaten für sämtliche Stücke, Hunderte von Schauspieler*­ innenporträts, Image-Serien und ist auch als Artdirektorin für das Haus tätig. Eine Auswahl an fotografischen Inszenierungen aus nun mehr als einer Dekade künstlerischer Auseinandersetzung mit den Kontexten vom Gorki werden auf den folgenden Seiten gezeigt: Porträts von Ensemblemitgliedern, Künstler*innen, Autor*innen, aber auch Mitarbeiter*innen, die hinter den Kulissen des Gorkis tätig sind. Die Auswahl spiegelt wider, wie Esra Rotthoffs gestalterische Arbeit das Gesicht des Gorkis seither prägt.

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Seite 15: Elmira Bahrami, Yanina Cerón, Jonas Dassler, Dimitrij Schaad; Seite 16: Ayham Majid Agha, Emre Aksızoğlu, Aleksandar Radenković, Anastasia Gubareva; Seite 17: Falilou Seck; Seite 18: Hussein Al Shatheli, Mazen Aljubbeh, Ariane Andereggen, Eva Bay, Benny Claessens, Vernesa Berbo, Hamze Bytyçi, Yusuf Çelik, Cynthia Micas; Seite 19: Till Wonka; Seite 20: Aysima Ergün, Kenda Hmeidan, Maryam Abu Khaled, Riah Knight; Seite 21: Knut Berger, Lindy Larsson, Lea Draeger, Svenja Liesau; Seite 22: Karim Daoud, Dominic Hartmann, Elizabeth Blonzen, Tim Freudensprung, Hanh Mai Thi Tran, Tahera Hashemi, Stella Hilb, Kinan Hmeidan, Jerry Hoffmann; Seite 23: Mehmet Yılmaz; Seite 24: Mareike Beykirch, Mehmet Ateşçi, Niels Bohrmann, Nora Abdel-Maksoud; Seite 25: Orit Nahmias; Seite 26: Abak Safaei-Rad, Pınar Erincin, Helena Simon, Catherine Stoyan, Yousef Sweid, Tamer Arslan, Hasan H. Taşgın, Tim Porath, Volkan Türeli; Seite 27: Oscar Olivo, Doğa Gürer, Vidina Popov, Sema Poyraz; Seite 28: Taner Şahintürk; Seite 29: Loris Kubeng, Marina Frenk, Marleen Lohse, Nika Mišković, Murat Dikenci, Paul Wollin, Ruth Reinecke, Michael Ronen, Tucké Royale; Seite 30: Aram Tafreshian, Çiğdem Teke, Thomas Wodianka, Linda Vaher

Vor der Bühne


UNTERTITEL / UNTERTITEL ENGL. ZEICHENFORMAT

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GruSSwort ZUM 70. JUBILÄUM DES MAXIM GORKI THEATERS BERLIN – 20 JAHRE POSTMIGRANTISCHES THEATER / ON THE OCCASION OF THE 70TH ANNIVERSARY OF THE MAXIM GORKI THEATRE BERLIN – 20 YEARS OF POST-MIGRANT THEATRE

Claudia Roth Staatsministerin für Kultur und Medien

Finding a foundation for understanding across seemingly insurmountable walls and chasms – it is a difficult, often painful struggle that Yael Ronen brought to the stage of the Maxim Gorki Theatre in 2014 with Common Ground – her moving play about the Balkan wars of the 1990s. These persistent efforts to achieve understanding are what ­democracy is all about. Because the great diversity of an immigrant society not only creates cultural riches, but also tangible conflicts. Arguing constructively in confrontation, listening to and understanding each other despite varying

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Claudia roth

Solche Orte der fantasievollen und produktiven Auseinandersetzung mit Konflikten bilden die Herzkammer unserer Demokratie. Deshalb bin ich überzeugt: Solange es möglich ist, im Theater mitzufühlen und mitzufürchten, mitzulachen und mitzuleiden, solange dürfen wir an die Kraft der Kunst glauben – auch dort, wo Politik am Ende ihrer Möglichkeiten scheint. Wie viel sich mit der Kraft der Kunst bewegen lässt, zeigt jedenfalls nicht zuletzt die Erfolgsgeschichte des postmigrantischen Theaters. Zu dieser Erfolgsgeschichte gratuliere ich Shermin Langhoff und ihrem Team herzlich und hoffe, dass das Gorki uns auch in ­Zukunft mit der Vielfalt der Gesichter und Geschichten unserer Einwanderungsgesellschaft konfrontiert.

Über scheinbar unüberwindbare Mauern und Abgründe hinweg eine Basis für Verständigung finden: Es ist ein schwieriges, oft schmerzhaftes Ringen, das Yael Ronen 2014 mit Common Ground – ihrem bewegenden Stück über den B ­ alkankrieg in den 1990er Jahren – im Maxim G ­ orki Theater auf die Bühne gebracht hat. Dieses beharrliche Bemühen um Verständigung macht Demokratie im Kern aus. Denn die großartige Vielfalt einer Einwanderungsgesellschaft schafft nicht nur kulturellen Reichtum, sondern auch handfeste Konflikte. In der Konfrontation konstruktiv zu streiten, einander zuzuhören und zu verstehen, trotz unterschiedlicher Perspektiven, trotz widerstreitender Weltanschauungen, trotz verschiedener Erinnerungen und Erfahrungen, Gemeinsamkeiten, „common grounds“, zu finden – das ist in einer pluralistischen Demokratie vielleicht das Schwierigste überhaupt. Das postmigrantische Theater hat der Vielfalt und damit auch den Konflikten der Einwanderungsgesellschaft Raum gegeben. Es hat Themen, die Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bewegen und uns alle angehen, auf die Bühne geholt. Es hat auf diese Weise dazu beigetragen, dass diverse Erfahrungen zur Sprache kommen, dass marginalisierte Gruppen stärker sichtbar werden, Gehör finden und teilhaben am öffentlichen Diskurs. Es erreicht damit auch ein diverseres Publikum, das sich im geschützten Raum des Theaters auf ein Nachdenken darüber einlässt, wie wir in einer freien, weltoffenen, vielfältigen Gesellschaft zusammenleben wollen und können.


GruSSwort reached the limit of its potential. In any case, the success story of post-migrant theatre shows how much you can do with the power of art. I would like to congratulate ­Shermin Langhoff and her team on this success story and I hope that the Gorki will continue to confront us with the diversity of faces and stories in our immigrant society in the future.

perspectives, despite conflicting outlooks, despite differing memories and experiences, finding similarities, “common ground” – that is perhaps the most difficult thing of all in a pluralist democracy. Post-migrant theatre has created a space for diversity and with it the conflicts of the immigrant society. It has brought to the stage issues relevant to people with migrant backgrounds – and all of us. It has helped foster discussion of diverse experiences, given greater visibility and a louder voice to marginalised groups, and promoted participation in public discourse. It also reaches more diverse audiences, who, in the protected space of the theatre, have an opportunity to think about how we want to, how we can live together in a free, cosmopolitan, diverse society. These sites for imaginative and productive discussion of conflicts form the heart of our democracy. That’s why I’m convinced that as long as it’s possible to feel sympathy and fear in the theatre, to laugh and empathise, we can believe in the power of art – even where politics seems to have

Claudia Roth Minister of State for Culture and Media

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zwischenrufe TANZENDE WÖRTER / DANCING WORDS

Rasha Abbas Writer

Rasha Abbas Schriftstellerin

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Rasha Abbas

We were slowly emerging from the apocalyptic second year of Covid. We refreshed the theatre’s website several times a day to see if the première would be on schedule or once again postponed due to the pandemic, fearing the production could be pushed back an entire season, or maybe even to the following year, after one or more main actors were infected – what strange times! In the end it all worked out, and on a cold February night I went on my own to the theatre to see the première of the play Eine Zusammenfassung von allem, was war (A Summary of Everything That Was). I sat in the audience, the first time I, and everyone else around me, got to see the theatrical a­ ­daptation of my book of the same name. Previously I had sat with the director, Sebastian Nübling, and with the ­ ensemble when they were developing the play. There was a lively exchange between us. It was the first time that something I had written was to be transformed into theatre and I was excited about the result because I didn’t know what to expect in Arabic, German and English on a stage in Berlin, or how a book with largely abstract short stories can be translated into live scenes. When ­Nikola, my publisher, first wrote to tell me the Gorki Theatre was going to stage a performance based on my book, my first thought was that it would be something like a staged reading. On the evening of the performance, the glowing words in the set floated before my eyes as the performers Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Lujain Mustafa and ­Karim Daoud brought the written text to life with their bodies and performance, a­ ccompanied by Jessika Khazrik’s music and the video works of the C1 collective.

Langsam kamen wir aus dem apokalyptischen zweiten ­Covid-Jahr heraus. Wir aktualisierten die Theaterwebseite mehrmals am Tag, um zu sehen, ob die Premiere pünktlich stattfinden oder mal wieder wegen der Pandemie verlegt werden würde, in der Befürchtung, die Inszenierung könnte um eine ganze Spielzeit oder vielleicht sogar auf das nächste Jahr verschoben werden, nachdem ein*e oder mehrere Hauptdarsteller*innen bereits infiziert waren – was für seltsame Zeiten! Am Ende klappte es doch, in einer kalten Februarnacht lief ich allein zum Theater, um die Premiere des Stücks Eine Zusammenfassung von allem, was war zu sehen. Ich saß unter den Zuschauer*innen, es war das erste Mal, dass ich die Theaterbearbeitung meines gleichnamigen Buchs sehen würde, und so erging es allen um mich herum. Ich hatte zuvor schon mit dem Regisseur, Sebastian Nübling, sowie mit dem Ensemble zusammengesessen, als die Gruppe gerade dabei war, das Stück zu entwickeln. Wir hatten einen lebendigen Austausch. Es war das erste Mal überhaupt, dass etwas von mir Geschriebenes in Theater verwandelt werden würde, und ich war gespannt auf das Ergebnis, weil ich nicht wusste, was mich auf einer Bühne in Berlin in arabischer, deutscher und englischer Sprache erwartete, wie ein Buch mit Kurzgeschichten, die größtenteils abstrakt sind, in Live-Szenen umgesetzt werden könnte. Als Nikola, meine Verlegerin, mir zum ersten Mal geschrieben hatte, dass das Gorki Theater eine Aufführung auf der Grundlage meines Buchs auf die Beine stellen werde, dachte ich eher an so etwas wie eine szenische Lesung. Am Vorstellungsabend hüpften die leuchtenden Wörter in der Deko des Stücks vor meinen Augen, während die Darsteller*­ innen Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Lujain Mustafa und Karim Daoud mit ihren Körpern und ihrer Performance den geschriebenen Text zum Leben erweckten, begleitet von Jessika Khazriks Musik und den Videoarbeiten des C1-Kollektivs.


zwischenrufe

Nora Abdel-Maksoud

FERRY / FERRY When I had my first guest engagements at Ballhaus Naunynstraße right after I finished my acting studies, ­ Fereidoun “Ferry” Ettehad was the head of the artistic management office. That’s where they arrange all the plays, guest performances, festivals, cast changes and a thousand other things. Hell of a job. So Ferry was one of the first chief dispatchers I dealt with. And one of the most approachable. My first play at the Ballhaus was Verrücktes Blut (Mad Blood). For me, this performance was a gift. It gave me a badly paid yet almost glamorous entry into the profession. We travelled to festivals and guest performances all over Europe. At one of our guest performances, I arrived in the hotel lobby to find Ferry. He glared at me. Hadn’t I heard? Heard what? Shermin and Jens were taking over management of the Maxim Gorki Theatre. I was flabbergasted. Would they take me with them? Would I be paid better there? Would people believe that I’m really an actress then? Because sometimes they didn’t in 2010, in a theatre world that was even whiter than it is today. People kept mistaking us, the ensemble, for our characters. I hoped that the institutional glamour of the Gorki Theatre would outshine everyday racism. I don’t know exactly what happened then. I assume we all celebrated the news. ­F­erry – and the Ballhaus in general – were good at c­ elebrating. A few months later I got a call from the artistic management office. Ferry had died. I went straight to the theatre. Everyone was there, hugging, playing music; Shermin got food and drink for everyone. We stayed there until nighttime. A year after his death, we planted a tree for him in the Ballhaus garden. Another day that will stay in my memory. At that point, part of the team was already moving to the Maxim Gorki Theatre. I don’t know if Ferry would have gone. In any case, he helped us along the way.

Als ich direkt nach meinem Schauspielstudium meine ersten Gastengagements am Ballhaus Naunynstraße hatte, wurde das Künstlerische Betriebsbüro von Fereidoun „Ferry“ Ettehad geleitet. Alle Stücke, Gastspiele, Festivals, Umbesetzungen und tausend Dinge mehr werden dort disponiert. Ein Höllenjob. Ferry war also einer der ersten Chefdisponenten, mit denen ich es zu tun hatte. Und einer der nahbarsten. Mein erstes Stück am Ballhaus war Verrücktes Blut. Der Abend war ein Geschenk für mich. Er bescherte mir einen schlecht bezahlten und doch fast glamourösen Einstieg in den Beruf. Wir bereisten Festivals und Gastspiele in ganz Europa. Auf einem unserer Gastspiele begrüßte mich Ferry bei meiner Ankunft in der Hotellobby. Er funkelte mich an. Ob ich es noch nicht gehört hätte. Was denn? Shermin und Jens übernähmen die Leitung des Maxim Gorki Theaters. Ich war baff. Nehmen sie mich mit? Werde ich dort besser bezahlt? Glauben mir die Leute dann, dass ich wirklich Schauspielerin bin? Das taten sie 2010, in einem noch weißeren Theaterbetrieb, als er es heute ist, nämlich mitunter nicht. Die Leute verwechselten uns, das Ensemble, ständig mit unseren Rollen. Ich hoffte, dass der institutionelle Glanz des Gorki ­Theaters den Alltagsrassismus überstrahlen würde. Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr genau. Ich nehme an, wir haben die Neuigkeit zusammen gefeiert. Feiern ging mit Ferry – und am Ballhaus grundsätzlich – gut. Ein paar Monate später bekam ich einen Anruf aus dem Künstlerischen Betriebsbüro. Ferry war gestorben. Ich fuhr sofort ins Theater. Alle waren dort, lagen sich in den ­Armen, es wurde musiziert, Shermin hat Essen und Trinken für alle besorgt. Wir blieben dort bis in die Nacht. Ein Jahr nach seinem Tod haben wir im Garten des Ballhauses einen Baum für ihn gepflanzt. Auch dieser Tag wird mir in Erinnerung bleiben. Zu diesem Zeitpunkt war ein Teil des Teams schon dabei, weiter ans Maxim Gorki Theater zu ziehen. Ich weiß nicht, ob Ferry mitgekommen wäre. In jedem Fall hat er uns mit auf den Weg gebracht.

Nora Abdel-Maksoud Actress, playwright and director

Nora Abdel-Maksoud Schauspielerin, Dramatikerin und Regisseurin

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zwischenrufe STILL RISING UP! / STILL RISING UP!

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Stücken, die wir im Freedom Theatre gespielt haben: Stell dich nicht auf die Bühne, wenn du keine Message hast. Ich möchte einfach nicht, dass Menschen aus dem Theater ­gehen, ohne dass sie darüber nachdenken müssen, was sie gerade gesehen haben. Ein Jahr nach dem Tod von Juliano habe ich eine Mail vom Gorki bekommen, sie suchten jemanden, der über die Situation in Palästina spricht. Ganz ehrlich: Ich musste ­ nicht zwei Mal nachdenken, ich wollte einfach gehen. Also kam ich nach Berlin, zum Gorki. Ich habe hier einen Ort gefunden, der divers ist und politisch, ähnlich wie das ­Freedom Theatre. Und wo ich weiterhin meine Stimme erheben kann. Maryam Abu Khaled Schauspielerin

At first I couldn’t see Yael Ronen as a director. Because I couldn’t get the image I had of Israelis out of my head, as a Palestinian who grew up in Jenin, who saw Israeli soldiers waking my father up in the middle of the night, arresting our neighbour. When we were rehearsing The Situation at the Gorki, I went up to her and said: Yael, time is short – please, help me as a director. How much can I share about myself, about my country, about life as an Arab under Israeli occupation? She just said, Maryam, you can say whatever you want. I asked, can I be open about what I think of Israel? And she said, you can. I thought: Okay. You haven’t gained my trust, but now I know that I have complete freedom. And that’s a good thing. I come from a conservative society where you have to follow the rules. So my parents told me what I could and couldn’t do – because they wanted to protect me. These rules ­particularly affect and restrict women in Palestine. I had two options: either study some subject that doesn’t interest me, or do what my mother did – get married at 15, have 11 children and take care of the family. Both were out of the question for me. I wanted something different. I was ­looking for something in which to find myself. I was lucky enough to find it at the Freedom Theatre in Jenin, founded and run by

Maryam Abu Khaled

Ich konnte Yael Ronen anfangs nicht als Regisseurin sehen. Weil ich die Vorstellung nicht aus dem Kopf bekam, die ich von Israelis hatte – als Palästinenserin, die in Jenin aufgewachsen ist, die gesehen hat, wie israelische Soldaten den eigenen Vater mitten in der Nacht wecken, den Nachbarn verhaften. Zu der Zeit, als wir The Situation am Gorki geprobt haben, bin zu ihr gegangen und habe gesagt: Yael, die Zeit ist knapp, bitte hilf mir als Regisseurin. Wie viel darf ich teilen über mich, über mein Land, über das Leben als Araberin unter israelischer Besatzung? Sie entgegnete nur: Maryam, du kannst sagen, was immer du willst. Ich frage: Darf ich offen sagen, was ich über Israel denke? Und sie: Du darfst. Ich dachte: Okay. Du hast nicht mein ­Vertrauen gewonnen, aber ich weiß jetzt, dass ich alle Freiheiten habe. Und das ist gut. Ich komme aus einer konservativen Gesellschaft, wo man Regeln zu befolgen hat. Deshalb haben meine Eltern mir vorgeschrieben, was ich tun darf und was nicht – weil sie mich beschützen wollten. Es sind diese Regeln, die vor ­allem Frauen in Palästina beeinträchtigen und einschränken. Ich hatte zwei Optionen: Entweder ich studiere irgendein Fach, das mich nicht interessiert, oder ich tue das, was meine Mutter getan hat – im Alter von 15 Jahren heiraten, elf Kinder bekommen und sich um die Familie kümmern. Beides kam für mich nicht infrage. Ich wollte etwas anderes. Ich war auf der Suche nach etwas, in dem ich mich wiederfinden konnte. Ich hatte das Glück, dies im Freedom Theatre zu finden, das Juliano Mer-Khamis, ein jüdisch-­ palästinensischer Regisseur und Schauspieler, in Jenin ­gegründet und geleitet hat. Er war der Grund, weshalb ich mich in Schauspielerei und Theater verliebt habe. Dort ­habe ich festgestellt, dass ich auf der Bühne stehen will. Hier konnte ich alles sein, was ich wollte. Hier konnte ich frei sein und meine Stimme erheben. Juliano wurde ermordet. Das war ein Moment völliger Hoffnungslosigkeit. Wir wussten nicht, was wir tun sollen. Aber wir wussten, dass wir sein Erbe fortsetzen wollten. Vergiss nie deine Rechte, kämpfe stets für Gerechtigkeit! Ich wollte Widerstand leisten, nicht nur für mich als Geflüchtete, eine Palästinenserin, sondern auch als Schwarze und als Frau. Das ist es, was ich von Juliano gelernt habe und von den


Maryam Abu Khaled

Juliano Mer-Khamis, a Jewish-Palestinian director and ­actor. He was the reason I fell in love with acting and the theatre. It was there that I realised I wanted to be on stage. It was a place where I could be anything I wanted. Where I could be free and raise my voice. Juliano was murdered. That was a moment of utter hopelessness. We didn’t know what to do. But we knew that we wanted to further his legacy. Never forget your rights, ­always fight for justice! I wanted to resist; not just as a refugee, as a Palestinian, but as a Black person and as a woman as well. That’s what I learned from Juliano and from the plays we put on at the Freedom Theatre – don’t go on stage if you don’t have a message. I don’t want people just walking out of the theatre without having to think about what they just saw. A year after Juliano’s death I got an email from the Gorki; they were looking for someone who could talk about the situation in Palestine. To be honest, I didn’t have to think twice, I just wanted to go. So I came to Berlin, to the Gorki. Here I have found a place that is diverse and political, just like the Freedom Theater is. And here I can continue to raise my voice. Maryam Abu Khaled Actress

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zwischenrufe HEIMAT IN EINEM LIED / HOME IN A SONG

Mazda Adli Autor und Psychiater

Medicine for the soul – that’s the Gorki. Sometimes it’s a sweet syrup, other times a bitter pill. And sometimes it’s a psychotherapy session that gets to the heart of the kind of life questions that drive me as a doctor and psychiatrist. Identity, belonging, transience, acceptance – issues that can weigh heavily. And issues that become more accessible after an evening at the Gorki – it’s like psychotherapy in the auditorium. At the Gorki I learn how the finest theatre is created, in a meeting place for very different worlds. To put it more precisely: the worlds of the people who make theatre there. Now I have to make a confession – I have finally understood what it means to be post-migrant. It was one of those terms that came up at some point, but I didn’t think about the meaning at the time. Suddenly it was everywhere, in texts and articles: post-migrant. And at that point it’s too late to ask what the word actually means (there are a few words like this in my cosmos, but I would prefer not to ­disclose them here). It was through the Gorki that I learned the meaning, or rather: I experienced it. I experienced people’s cultural differences as something no longer to be overcome, but that it is precisely these differences that are sacred. They rather bring up something new. It is absolutely fascinating to experience how the diversity of the people in the ensemble and in the audience somehow creates a home. A sense of being at home that you can experience yourself as a visitor when you settle into one of the seats in the stalls or in the circle or in the canteen. A sense of belonging. Once

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Mazda Adli

lich nicht. Vielmehr gibt mir dieses mazedonische Lied, von dem ich kein einziges Wort verstehe, innerhalb von Sekunden ein Gefühl von Heimat. Egal, wo ich es höre. Vor vier Jahren bin ich sogar nach Mazedonien gereist, um diesem Lied zu folgen. Heimat in einem Lied aus dem Gorki. Ein Lied, dessen Worte ich nicht verstehe. Vielleicht ist es auch eher ein Heimatversprechen. Eine schöne Aussicht auf ­etwas Gutes.

Medizin für die Seele ist das Gorki. Mal ein süßer Sirup. Mal eine bittere Pille. Oder auch mal eine Psychotherapiesitzung, die zum Kern der Fragen vordringt, die ich als Arzt und Psychiater ans Leben habe. Identität, Zugehörigkeit, Vergänglichkeit, Akzeptanz – das sind so Themen, die schwer wiegen können. Und die einem aber nach einem Abend im Gorki zugänglicher werden: Psychotherapie­ effekte im Zuschauerraum. Im Gorki lerne ich, wie schönstes Theater entsteht. Nämlich dort, wo ganz diverse Welten aufeinander treffen. Genauer gesagt: Es sind die Welten der Menschen, die dort Theater machen. Ich muss jetzt ein Geständnis ablegen: Ich habe endlich verstanden, was das heißt: postmigrantisch. Das war eines dieser Worte, die irgendwann aufkamen, um deren Bedeutungsklärung ich ­ mich aber nicht rechtzeitig gekümmert hatte. Plötzlich stand es in allen Texten und Artikeln: postmigrantisch. Und dann lässt es sich nicht mehr so richtig locker fragen, was das Wort eigentlich genau meint (es gibt ein paar Wörter dieser Art in meinem Kosmos, die ich hier aber lieber nicht verrate). Durchs Gorki habe ich die Bedeutung erfahren, nein, vielmehr: erlebt. Nämlich, dass die kulturellen Unterschiede der Menschen nicht länger überwunden werden müssen, sondern dass genau diese Unterschiede heilig sind. Sie lassen aus sich heraus etwas entstehen. Absolut faszinierend ist es zu sehen, wie aus der Unterschiedlichkeit der Menschen im Ensemble oder im Publikum irgendwie Heimat entsteht. Ein Gefühl von Zuhause, das man als Besucher*in selbst erleben kann, wenn man sich auf einem der Sitze im Parkett oder im Rang oder in der Kantine niederlässt. Von Zugehörigkeit. Einmal besuchte ich ein Festival, das zur Spielzeiteröffnung des Gorki in der Leitung von Shermin Langhoff im gesamten Theater und allen Nebenräumen stattfand: Szenen aus Produktionen, Lesungen, Konzerte an jeder Ecke. In einem Raum gab es ein kurzes Dramolett für jeweils eine*n Zuschauer*in. Als ich endlich drankam, zog mich der Schauspieler vor einen Spiegel, stellte sich neben mich und begann, ein Lied zu singen. Es war ein mazedonisches, wie er mir später verriet. Dieses Lied war so unglaublich schön, so berührend, dass ich es seither dauernd höre. Seit neun Jahren. Es ist kein Ohrwurm, wirk-


Mazda Adli

I ­attended a festival to mark the first Gorki season under Shermin Langhoff, which occupied the entire theatre and adjoining spaces – scenes from productions, readings, concerts in every corner. In one room there was a short drama for one spectator at a time. When it was my turn at last, the actor pulled me in front of a mirror, stood next to me and started singing a song. It was a Macedonian song, as he later revealed to me. The song was so unbelievably beautiful, so moving, that I’ve been listening to it ever since. For nine years. It’s not at all a catchy tune. No, this Macedonian song, of which I don’t understand a single word, gives me a sense of home within seconds. No matter where I hear it. Four years ago I even travelled to Macedonia to pursue the song. Home in a song from the Gorki. A song with words I don’t understand. Maybe it’s more like a promise of home. A beautiful prospect of something good. Mazda Adli Author and psychiatrist

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zwischenrufe ALL DIE SCHÖNEN MENSCHEN / ALL THE BEAUTIFUL PEOPLE

Fatih Akin Filmmaker

Fatih Akin Filmemacher

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Fatih Akin

I’m not a theatre guy. I don’t like all the jabbering in t­ heatre. I don’t really get it either. I’m a film guy. For my films, I have often observed actors on stage and then cast them in my films. The actors from the outstanding ensemble of the Gorki Theatre have always enriched my films. Sesede Terziyan and Mehmet Yılmaz in The Cut, Till Wonka in Tschick, and of course Jonas Dassler in Der ­goldene Handschuh (The Golden Glove). I had seen Jonas here and there, but it wasn’t until Shermin Langhoff told me he was starring in a leading role at the Gorki that I realised he had to be good. Because everyone I have worked with from the Gorki ensemble has been ­excellent at their craft. And on top of that they’re strong personalities, dazzling characters, beautiful people. The place where they go about their daily lives, where they hone and sharpen and perfect their talent, in this case it’s the Gorki. I know I can count on them. I’m an actor’s director and only as good as the actors I put in front of the camera. They guide me. My job is to make sure the actors feel good. I cast on instinct. Instinct has to do with taste – and the Gorki is exactly my taste.

Ich bin kein Theatertyp. Ich mag das ganze Gelaber beim Theater nicht. Ich verstehe es auch nicht wirklich. Ich bin ein Filmtyp. Für meine Filme habe ich immer wieder Schauspieler*­ innen auf Bühnen beobachtet und sie hinterher in meinen ­Filmen besetzt. Die Schauspieler*innen aus dem hervorragenden Ensemble des Gorki Theaters haben meine Filme immer wieder bereichert. Sesede Terziyan und Mehmet Yılmaz bei The Cut, Till Wonka bei Tschick und natürlich Jonas Dassler bei Der goldene Handschuh. Jonas hatte ich hier und da gesehen, aber erst als Shermin Langhoff mir mitteilte, dass er am Gorki eine Hauptrolle spielt, war klar, dass er gut sein musste. Denn alle, mit denen ich aus dem Gorki-Ensemble gearbeitet habe, sind hervorragende Handwerker. Und noch dazu starke Persönlichkeiten, schillernde Charaktere, schöne Menschen. Der Ort, wo sie ihren Alltag bestreiten, wo sie ihr Talent wetzen und schärfen und perfektionieren, das ist in dem Fall das Gorki. Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann. Ich bin ein Schauspielerregisseur und nur so gut wie die Schauspieler*innen, die ich vor der Kamera habe. Die führen mich. Mein Job besteht darin, den Schauspieler*innen ein gutes Gefühl zu geben. Ich besetze instinktiv. Instinkt hat mit Geschmack zu tun – und meinen Geschmack trifft das Gorki genau.


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Züli Aladağ

WIR ALLE SIND HRANT DINK / WE ARE ALL HRANT DINK größten Respekt. Ob es die Wahl der Themen und Stücke ist, ihre gesellschaftspolitische und soziale Relevanz, die Förderung von Diversität, als sie noch nicht so vehement gefordert wurde, oder das Schaffen künstlerischer Freiräume, interkultureller Begegnungen und intellektueller Diskurse. Shermin Langhoff ist immer mutig vorangegangen. Nicht nur setzt sie am Gorki ihre Arbeit erfolgreich fort. Auch das Gedenken an Hrant Dink hat jedes Jahr am 19. Januar seinen Platz im Programm. Danke, Maxim Gorki Theater, dass es dich gibt! Ich hoffe, dass dies im Geist der Freiheit und der Kunst noch sehr, sehr lange der Fall sein wird. Denn für reaktionäre Kräfte ist ein Haus wie das Maxim Gorki Theater mit seinem mutigen Programm, seinen diversen Künstler*innen und seiner kritischen Haltung ein Ort der Provokation, eine Zumutung. Und das ist auch gut so.

Am 19. Januar 2007 wurde Hrant Dink, der armenische Journalist, Publizist und Intellektuelle mit türkischer Staatsbürgerschaft, in Istanbul auf offener Straße vor dem Büro seiner Zeitschrift „Agos“ von einem 16-jährigen ­Nationalisten erschossen. Hinter dem minderjährigen Täter stand ein ganzes Netzwerk, das ihn instrumentalisiert hatte. Wie so oft bei Verschwörungen, kamen nur Teile der Wahrheit über die Hintermänner ans Licht. Hrant Dink hat sich für einen offenen Dialog zwischen Armeniern und Türken eingesetzt und sich für deren Aussöhnung engagiert. Mehrmals haben sich Gerichte mit seinen Texten befasst und ihn zu Unrecht wegen „Beleidigung des Türkentums“ verurteilt. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt im Fernsehen, in der Talkshow „Neden“ („Warum“) des Journalisten und Moderators Can Dündar, drohte ihm einer der Talkgäste, ein Vordenker und Ideologe der türkischen Nationalisten, er solle vorsichtig sein, was er sage – schließlich könnte ihm jederzeit ein Unglück zustoßen. Hunderttausende demonstrierten nach seiner Ermordung in Istanbul und trugen Spruchbänder mit der Aufschrift „Wir alle sind Hrant Dink, wir alle sind Armenier“. Auch zu seiner Beisetzung kamen mehr als 100 000 Menschen. Der türkische Staat und Teile der Medien verurteilten die Tat, doch über die Ursachen dieses Lynchmords wurde kaum gesprochen. Nachdem Shermin Langhoff künstlerische Leiterin des Ballhaus Naunynstraße geworden war, hat sie eine jährliche Gedenkveranstaltung am 19. Januar für Hrant Dink initiiert – und sie rief das Gemeinschaftsprojekt „§ 301 Die beleidigte Nation“ von Silvina Der-Meguerditchian, Hans-­ Werner Kroesinger, Hakan Savaş Mican, Mıraz Bezar und mir ins Leben. Fünf Performances, die den türkischen ­Paragrafen 301 – der eben die „Beleidigung des Türkentums“ unter Strafe stellt – zum Ausgangspunkt genommen haben. In der Inszenierung meines Stücks Neden, in dem ich Auszüge aus Can Dündars Talkshow verarbeitet hatte, spielte ich Hrant Dink. Und konnte Abend für Abend die ­Reaktionen eines elektrisierten Publikums auf das gesamte Programm erleben.

Züli Aladağ Filme- und Theatermacher

On 19 January 2007, Hrant Dink, an Armenian journalist and intellectual with Turkish citizenship, was shot dead on the street in front of the Istanbul office of his magazine “Agos” by a 16-year-old nationalist. Behind this under-age perpetrator stood a whole network that had exploited him. As so often happens with conspiracies, only part of the truth about these shadowy figures came to light. Hrant Dink advocated open dialogue between Armenians and Turks and campaigned for their reconciliation. The courts dealt with his work on multiple occasions and wrongly convicted him of “insulting Turkishness”. His last public appearance on television was on the talk show “Neden” (“Why”) hosted by journalist and presenter Can Dündar; one of the other guests, a mastermind and ideologue of the Turkish nationalists, threatened him, told him he should be careful what he said – after all, he might have an accident at any time. After his assassination hundreds of thousands demonstrated in Istanbul, carrying banners reading “We are all Hrant Dink, we are all Armenians”. More than 100,000 people attended his funeral. The Turkish state

Was Shermin Langhoff am Ballhaus geschaffen und später am Gorki fortgesetzt hat, verdient meine Hochachtung und

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and parts of the media condemned the act, but they barely touched on the causes of this lynching. After Shermin Langhoff became Artistic Director of Ballhaus Naunynstraße, she initiated an annual memorial event on 19 January for Hrant Dink – and she launched the joint project “§301 Die beleidigte Nation” (§301 The Insulted Nation) by Silvina Der-Meguerditchian, Hans-Werner Kroesinger, Hakan Savaş Mican, Mıraz Bezar and myself. Five performances that took Turkey’s Paragraph 301 – which criminalises “insulting Turkishness” – as their starting point. In the production of my play Neden, in which I used excerpts from Can Dündar’s talk show, I played Hrant Dink. And night after night I got to experience the electric response to the entire programme. I have the greatest respect and admiration for what S ­ hermin Langhoff created at the Ballhaus and furthered at the Gorki. The choice of themes and works, their socio-political and societal relevance, the promotion of diversity at a time when it appeared less of a general priority, and the initiation of discourse around artistic freedom, intercultural encounters and intellectual themes. Shermin Langhoff has always been courageous. She is not just successfully continuing her work at the Gorki. The commemoration of Hrant Dink also has its place in the programme every 19 January. Thank you for existing, Maxim Gorki Theatre! I hope that, in the spirit of freedom and art, you will continue to exist for a very, very long time. Because for reactionary forces, a house like the Maxim Gorki Theatre with its courageous ­programme, its diverse performers and its critical attitude is a place of provocation, an impertinence. And that’s a good thing. Züli Aladağ Film- and theatre maker

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Mehmet Ateşçi

DAS VERQUALMTE HERZ / THE SMOKING HEART nachts aufgeschreckt, wenn der Wachmann seine Runde durch die Gänge gemacht hat. Geweckt wurde ich oft von den Ankleider*innen, diesen großartigen Frauen, die wie Mütter waren, wie sehr nahe Familie, sich um alles sorgend, uns auffangend und raus in die Welt schickend. Ich finde kaum Worte dafür, wie dankbar ich diesen ­Menschen bin, diesen Begegnungen. Überall im Haus.

Der Raucherschlauch war für mich und für viele andere auch das Herz des Gorki Theaters. Hier, in diesem schmalen Verbindungsraum zur Kantine mit seinen wenigen ­Tischen und Stühlen, haben wir die Vorgespräche und vor allem auch die Nachgespräche geführt, nach Proben, nach Vorstellungen, hier haben wir über Ideen und Projekte diskutiert. Das Leben hat dort stattgefunden, noch mal anders als auf der Bühne. Wir haben uns der Qual dieses verqualmten Ortes gefügt, den es so nicht mehr gibt, um zu diskutieren und zusammen zu sein. Neben der Bühne war es der einzige Raum, wo alle Gewerke sich getroffen haben, ein Begegnungsort zwischen den Techniker*innen und den künstlerischen Teams, den Schauspieler*innen. Als ich schon wusste, dass ich am Gorki anfangen werde, habe ich mir eine Vorstellung in der vorherigen Intendanz von Armin Petras angeschaut, mit einem Kollegen, der zum Ensemble gehörte. Danach saßen wir im Raucherschlauch, und er sagte zu mir: Schau dich um, hier wirst du arbeiten. Das ist dann dein Ort, deine Kanine. Aber ich hätte nie gedacht, dass es so ein zentraler Ort wird für mich, für uns. Die Techniker*innen saßen immer in der Ecke, mit oder ohne Bier, mit Leberwurststulle, viele alteingesessene Ostberliner*innen, anfangs skeptisch und reserviert uns gegenüber. Schroff und hart. Aber mit großem Herz. Ich habe viel gesungen in den Produktionen am Gorki, im Durchschnitt bestimmt vier oder fünf Songs pro Stück. Für mich war es besonders, dass die Techniker*innen auf der Seitenbühne oder im Schnürboden oft zugehört und mir gesagt haben, wie schön sie das fanden, dass sie die Lieder noch mal hören wollen. All diese Mitarbeiter*innen im Hintergrund, die oft eine viel längere Geschichte mit dem Haus hatten als wir, haben mir genau so viel bedeutet wie die Kolleg*innen auf der Bühne. Gerade durch sie, die kaum gesehen werden, ist eine große familiäre Liebe, eine Unabdingbarkeit entstanden. Es gab viele Nächte, in denen ich im Theater übernachtet habe. Das Gorki war eben nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein Lebensort. Ich musste mich oft entscheiden, ob ich den langen Heimweg noch antreten möchte, der mir Schlafenszeit raubt, oder mich in der Garderobe hinlege, um morgens gleich weiterzuarbeiten. Manchmal bin ich

Mehmet Ateşçi Schauspieler

For me and for many others, the smoke tunnel was the heart of the Gorki Theatre. Here, in this narrow room ­connected to the canteen with its few tables and chairs, we had the preliminary talks and, more importantly, the follow-up talks; after rehearsals, after performances, this is where we discussed ideas and projects. Life happened here, lived a little differently than it was on stage. We submitted to the torment of this smoky place – which no longer exists in the same form – to talk and be together. Apart from the stage, it was the only space where all the d ­ isciplines met, a meeting place drawing together technicians, artistic teams, actors. I already knew that I would be joining the Gorki when I went to see a performance under previous Artistic Director Armin Petras with a colleague who was part of the ensemble. After that we were sitting in the smoke tunnel and he said to me: look around, this is where you’ll be working. This is your place, your canteen. But I would never have thought that it would become such a central place for me, for us. The technicians always sat in the corner, with or without beer, with leberwurst sandwiches, many of them long-­ established East Berliners who were initially sceptical and reserved around us. Rugged, tough. But with big hearts. I sang a lot in Gorki productions, an average of four or five songs in each play. For me it was a special thing whenever the technicians in the wings or in the flies listened and told me how much they liked the songs, that they wanted to hear them again. All these people working in the background, who often had a much longer history with the house than we

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did, meant just as much to me as my colleagues on stage. And it is they, the ones who are rarely seen, who gave rise to this great family love, something binding. There were many nights when I slept in the theatre. The Gorki was not just a place for working, but a place for living as well. I often faced the decision of either setting out on the long journey home, which would rob me of sleeping time, or lying down in the dressing room to continue working in the morning. Sometimes in the middle of the night the s­ ecurity guard would startle me as he made his rounds through the corridors. I was often woken by the dressers, those amazing women who were like mothers, like immediate family, taking care of everything, picking us up and sending us out into the world. I can barely find the words to express my gratitude for these people, for these encounters. Throughout the house. Mehmet Ateşçi Actor

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Susanne Baer

WER IST DAS VOLK? / WHO ARE THE VOLK? Da haben einfach welche dazwischen gerufen von dem ­Willen beseelt sich vor das Brandenburger Tor gestellt in einem vereinten Europa zum 70. Geburtstag der deutschen Verfassung dem Frieden der Welt zu dienen in Karlsruhe Residenz des Rechts gar auf das Gebäude, die Simse das Bundesverfassungsgericht vor Adler, Flagge, Richtertisch die rechtsprechende ­Gewalt ihnen anvertraut ohne rote Roben, aber kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt. Es rief das Volk dieses Grundgesetz dazwischen. Da standen die Vielen die Deutschen in den Ländern und traten doch je einzeln vor das gesamte deutsche Volk. Die Würde des Menschen ist unantastbar, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, alle Menschen gleich, des Glaubens, Gewissens, religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild, Rundfunk und Film. Wissenschaft. Die Kunst. Die Kunst ist frei, so etwas anzurichten. Sie haben am Ende getanzt, auch mit uns, auf dem Rasen.

auf, „welche durch ihre ausfüllende Gegenwart den Sinnen imponiert“ (Schiller). Imponiert, nicht dominiert? Marta Górnickas Chor ist nicht der faschistische Chor der Thingspiele, sondern steht eher in der Tradition der Sprechchöre der Arbeiterbewegung. Und wenn sich der Chor des Rechts bemächtigt, entlarvt er – wie es die Rechtshistorikerin Cornelia Vismann ausdrückte – dessen „unhintergehbare theatrale Dimension“. Ein Chor macht das Recht tragisch.

Ohne die Freiheit der Kunst wäre das Grundgesetz weder in Berlin noch in Karlsruhe so dazwischen gerufen worden. Auch die polnische Verfassung wäre just in dem Moment, in dem sie von Verfassungsorganen selbst demontiert wurde, so nicht von Punk und Neonazi, Alt und Jung, vom Land und allein, in der Stadt oder kaum je zu Hause, jemals gesungen worden. Ohne genau diese Kunst von Marta Górnicka, der das Gorki Theater ermöglicht hat, die Verfassung einem „chorischen Stresstest“ zu unterwerfen, hätte es keinen solchen „Flirt mit der Massenmobilisierung“ (Sylvia Sasse) gegeben. 2016 in Warschau, 2018/19 in Berlin und Karlsruhe. Und als Chor der Frauen seit 2009.

A few people just shouted out inspired by the determination standing before the Brandenburg Gate in a united Europe for the seventieth birthday of the German constitution to serve world peace in Karlsruhe seat of law on the very building, the ledges the Federal Constitutional Court before the eagle, the flag, the judges’ bench the judicial power invested in them without red robes, but in the exercise of their constituent power. The Volk shouted out in the midst of this Basic Law. They stood there, the many the Germans in the Länder and yet each appeared individually before the entire German Volk. Human dignity shall be inviolable, the free development of personality, all people shall be equal, of faith and of conscience and profession of a religious or philosophical creed,

Müssen wir das Recht dann umso mehr schützen? Für den Stresstest wurde das Grundgesetz ein wenig „optimiert“. Mehrfach erklang das juristisch ganz verschlafene Recht zum Widerstand. Ein Recht aller Deutschen. Und das gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen. Wessen Recht? Welche Ordnung? Trägt uns der Text des Grundgesetzes – und singen wir ihn, mit wem, und wo? Welchen Ton trifft unsere political voice? Wer ist denn bloß dieses Volk? Susanne Baer Rechtswissenschaftlerin und Richterin des ­Bundesverfassungsgerichts

Einen Chor zu organisieren, der die Verfassung singt, ist ambivalent. Es ist weniger der Chor der Tragödie, sondern eher der von Elfriede Jelineks „Sportstück“, für dessen Uraufführung Einar Schleef 1998 80 stechschreitende Personen singen ließ. Da tritt „eine ziemlich mächtige Masse“

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opinions in speech, writing and pictures, broadcasts and films. Science. The arts. The arts are free to do that kind of thing. They ended up dancing, with us as well, on the lawn. Without the freedom of the arts, the Basic Law would not have had a shout-out like this, neither in Berlin nor in Karlsruhe. And the Polish constitution would never have been sung by punk and neo-Nazi, young and old, on their own in the country, in the city or hardly ever at home at the very point that it was being dismantled by the constitutional organs themselves. Without this very art by Marta Górnicka that allowed the Gorki Theatre to subject the constitution to a “choral stress test”, there would have been no such “flirtation with mass mobilisation” (Sylvia Sasse). 2016 in Warsaw, 2018/19 in Berlin and Karlsruhe. And as a women’s choir since 2009. There is an ambivalence in having a choir sing the Constitution. It is not so much the classical chorus of tragedy, more like Elfriede Jelinek’s Sportstück (Sports Play), which Einar Schleef premiered in 1998 with eighty goosestepping singers. Then “a powerfully sensual mass” appears, “which appeals to the senses with an imposing grandeur” (Schiller). Imposing, rather than dominant? Marta Górnicka’s choir is not the fascist choir of the Thingspiele, instead it stands in the tradition of the speaking choirs of the labour movement. And when the chorus appropriates the law, it reveals – as the legal historian Cornelia Vismann put it – its “ineluctably theatrical dimension”. A chorus makes the law tragic. Must we then protect the law all the more? The Basic Law was “optimised” a little for this stress test. The right to resist, now judicially quite dormant, was repeated several times. A right of all Germans. And the resist any person seeking to abolish this constitutional order. Whose right? What order? Does the text of the Basic Law sustain us – and do we sing it, with whom and where? What note does our political voice strike? Just who is this Volk? Susanne Baer Legal scholar and Justice of the Federal Constitutional Court

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Der Russe ist einer, der Birken liebt (2013) – Anastasia Gubareva


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Schwimmen lernen (2013) – Marina Frenk


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The Situation (2015) – Orit Nahmias


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Yes but no (2018) – Lindy Larsson


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Othello (2016) – Taner Şahintürk


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Hamlet (2020) – Svenja Liesau


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Glaube Liebe Hoffnung (2018) – Sesede Terziyan


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Lö Grand Bal Almanya. 57 Jahre Scheinehe – Ein Singspiel (2018) – Mehmet Yılmaz


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Der Kirschgarten (2013) – Ruth Reinecke


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Anna Karenina oder Arme Leute (2019) – Lea Draeger


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Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder Liebe ich es zu sehr?) (2022) – Aysima Ergün


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Drei Schwestern (2022) – Falilou Seck


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Ein Bericht für eine Akademie (2019) – Jonas Dassler


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Krampus: Pelz und Puderzucker (2021) – Maryam Abu Khaled


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Tschewengur – Die Wanderung mit offenem Herzen (2021) – Çiğdem Teke


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Get Deutsch or Die Tryin‘ (2017) – Dimitrij Schaad


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Small Town Boy (2014) – Thomas Wodianka, Mehmet Ateşçi


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Alles Schwindel (2017) – Vidina Popov, Jonas Dassler


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Angst essen Seele auf (2014) – Ruth Reinecke, Taner Şahintürk


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Meteoriten (2016) – Mareike Beykirch, Mehmet Ateşçi


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Mania (2014) – Frank Seppeler, Dejan Bućin, Sesede Terziyan, Aleksandar Radenković, Till Wonka, Kostis Kallivretakis, Aram Tafreshian


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Fallen (2014) – Jerry Hoffmann, Hasan Taşgın, Tamer Arslan, Mehmet Ateşçi, Dimitrij Schaad, Raphael Käding, Paul Wollin, Aram Tafreshian, Taner Şahintürk


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Stéphane Bauer

EINE GESCHICHTE DER LANGEN UND KURZEN WEGE / A TALE OF NEAR AND FAR und Kulturförderung war ein wesentlicher Aspekt dieser Formate. Der Begriff machte zugleich sowohl künstlerisch als auch politisch deutlich, dass man sich nicht mehr nur mit einem Stück vom Kuchen zufriedengeben wolle, sondern die ganze Bäckerei besitzen müsse! Seit 2008 machten Shermin Langhoff und ihr Ensemble und Team sowohl am Ballhaus Naunynstraße als auch am Gorki deutlich, dass die Geschichte der Künstler*innenmigrant*innen nicht zu Ende geschrieben ist. Wenn man die Geschichte von Migration bis heute kontextualisiert, wird aber vor allem deutlich, dass die Kämpfe um Sichtbarkeit, Teilhabe, Gleichheit und gegen Rassismus stets verbunden sind mit anderen sozialen Bewegungen – wenn sie nicht gar deren Avantgarde darstellen. Die Radikalität der Kämpfe der 1970er Jahre findet ihren Widerhall in den heutigen Auseinandersetzungen: eine neue Generation – die vierte? –, die immer mehr aus Flucht- oder ­globalen Kontexten stammt, stellt die Grenzziehungen um ­Europa, die Verletzungen von Menschenrechten und die sozialen Gräben infrage. Das Gorki ist mit den Inszenierungen, den Veranstaltungen und dem „Herbstsalon“ deren Sprachrohr. Die Töne werden auch in Kreuzberg gehört und locken uns. Gut, dass Berlin-Mitte nur wenige hundert M ­ eter entfernt vom Mariannenplatz ist und die Wege kurz sind!

„Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen“, so der bekannte Ausspruch von Max Frisch – und man möchte ergänzen: Noch schlimmer, es kommen Künstler*­innen! Seit Anfang der 1970er Jahre hat sich in Berlin-Kreuzberg eine sehr politische Künstler*innenszene aus der Türkei entwickelt und (nicht nur) die dortigen Kulturorte geprägt. Der Kunstraum Kreuzberg/Bethanien ­ (vormals Kunstamt Kreuzberg), den ich seit 2002 leite, ist einer dieser Orte. Hanefi Yeter, Mehmet Aksoy, Azade Köker u. a. stellten dort aus. Auf dem Mariannenplatz, ­ ­direkt vor dem Haus, trat der Türkische Arbeiterchor Westberlin regelmäßig auf. Es waren Zeiten, die von Arbeitskämpfen um gleiche Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und Gleichstellung geprägt waren. Gemeinsames Ziel des Türkischen Akademiker- und Künstlervereins e. V. und des Kunstamts war es, die damalige „isolierte gesellschaftliche Lage türkischer Arbeitnehmer und ihrer Familien“ zu durchbrechen und „den deutschen Mitbürgern ein größeres Verständnis für die Probleme der Türken zu vermitteln“ (­Vorwort des Katalogs „Mehmet kam aus Anatolien“, 1976). Es war die Zeit der sogenannten ersten Einwanderergeneration, die mit kulturellen und künstlerischen Mitteln gleiche politische Rechte einforderte. Die Kämpfe und Strategien der zweiten Generation zeugen davon, dass – wenn auch manche Rechte erlangt wurden – strukturelle Diskriminierungen fortdauern. To stay here is my right-Posse und Street 94 waren 1993 und 1994 ­Formate, die einen eigenen (dritten) Raum definieren wollten. Das 1984 gegründete Tiyatrom wollte ein Theater in türkischer Sprache sein, um türkischen Jugendlichen eine Heimat zu geben. Während das von Mürtüz Yolcu 1995 konzipierte Diyalog TheaterFest (noch) ein Format war, um „Verständnis zu vermitteln“ und erste „Talentschmiede“ des postmigrantischen Theaters zu sein – ohne sich selbst so zu bezeichnen. Der Begriff postmigrantisch wurde erstmals – so mein Kenntnisstand – im Kunstraum Kreuzberg 2003 von ­Shermin Langhoff, Jale Arıkan, Giò Di Sera und Nermin Uçar bei einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Kanakwood“ – einem postmigrantischen Salon – eingeführt. Das Einklagen von Sichtbarkeit und Zugängen zu Institutionen

Stéphane Bauer Leiter des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien und Leiter des Fachbereichs Kultur und Geschichte in ­Friedrichshain-Kreuzberg

“We asked for workers. We got people instead” as the wellknown Max Frisch quote has it – and it’s tempting to add: even worse, we got artists! In the early 1970s, a highly ­political group of artists from Turkey arose in the Berlin district of Kreuzberg and left their mark on cultural venues (not just) there. One of those spaces is Kunstraum Kreuzberg (Kreuzberg Art Space)/Bethanien (formerly K ­ unstamt Kreuzberg, or Art Office Kreuzberg), which I have managed since 2002. Artists like Hanefi Yeter, Mehmet ­Aksoy and Azade Köker exhibited their work there. The West Berlin

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Turkish Workers’ Choir performed regularly on Mariannenplatz, right in front of the building. This was a time marked by workers’ struggles for equal wages, better working conditions and equality. The Turkish Association of Academics and Artists and the Kunstamt shared the ambition of breaking through the “isolated social situation of Turkish workers and their families” of the time and “to give fellow German citizens a greater understanding of the problems that Turks faced” (foreword to the catalogue “Mehmet Came from ­Anatolia”, 1976). This was the era of the “first generation” of immigrants, who employed cultural and ­artistic means to demand equal political rights. As the struggles and strategies of the second generation testify, structural discrimination persists although some rights have been won. To stay here is my right-Posse and Street 94 were formats devised in 1993 and 1994 which sought to define their own (third) space. Founded in 1984, Tiyatrom was conceived as a Turkish language theatre which would give Turkish youth a home. Meanwhile the 1995 ­Diyalog TheaterFest conceived by Mürtüz Yolcu was (still) a format for “imparting understanding” which aimed to be the first “talent factory” of post-migrant theatre – although it never called itself that. The term “post-migrant” was first introduced – as far as I am aware – at Kunstraum Kreuzberg in 2003 by Shermin Langhoff, Jale Arıkan, Giò Di Sera and Nermin Uçar at a series of events entitled “Kanakwood” – a post-migrant salon. The right to visibility, access to institutions and ­ ­cultural funding – they were essential aspects to these formats. At the same time, the term made it clear in both ­artistic and political terms that the participants would no longer be satisfied with a piece of the pie – they were aiming to take over the whole bakery! Since 2008, Shermin Langhoff and her ensemble and team have made it equally clear, both at Ballhaus Naunynstraße and at the Gorki, that the story of migrant artists has not come to an end. If you contextualise the history of migration to the present day, it becomes particularly clear that struggles for visibility, participation, equality and the fight against racism are always linked to – or even at the vanguard of – other social movements. The radical struggles of the 1970s are echoed

Stéphane Bauer Head of the Kunstraum Kreuzberg/Bethanien and head of the Culture and History division of the Friedrichshain-­Kreuzberg borough council

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Sebastian Baumgarten

UNKONVENTIONELL BLEIBEN / STAY UNCONVENTIONAL Meine zweite Arbeit am Gorki (nach Heiner Müllers Zement) war ein Brecht-Abend, Dickicht. Wir haben dafür fünf ­Wochen lang einen Film gedreht, weil wir eine Trennung der Elemente wollten, und die Endproben wurden dazu genutzt, diesen Film mit dem Geschehen auf der Bühne zu koordinieren. Quasi ein Verfahren von Synchronisation. Für mich war entscheidend, dass Shermin Langhoff und ihr Team das mitgetragen haben: Okay, ihr bekommt für fünf Wochen ein Set, ihr bekommt eure Leinwand, und dann müsst ihr schauen, wie ihr das alles zusammenbekommt. Was ich ­damit sagen will: Die gehen auf Risiko. Und genau diese Risikobereitschaft erlebe ich an anderen Stadttheatern selten. Da überwiegt am Ende doch oft die Sorge, dass die Kulturpolitik beleidigt sein könnte, dass die Finanzen nicht stimmen. Die Bedenkenträgerei ist größer als die Leidenschaft. Am Gorki werden Themen leidenschaftlich miteinander verhandelt, auch dort, wo man nicht miteinander d’accord ist.

sich dann auch die Frage: Wieso kriegt es nicht einen größeren Raum? Es gibt am Gorki ein Selbstverständnis: Wir machen politisches Theater. Nur, was meint das eigentlich? Bedeutet politisches Theater, im Schauspielführer nach politischen Themen zu suchen – in der Ukraine herrscht Krieg, welcher Klassiker passt dazu? Oder heißt politisches Theater, die politischen Bedingungen des Produzierens mitzudenken? Dazu gibt es unterschiedliche Positionen am Gorki, manche brauchen den intravenösen Anschluss an die Gegenwart, andere, wie ich, suchen nach Ambiguität und Auseinandersetzung mit Dialektik in der Gegenwart. Aber genau das ist ja auch ein Zeichen von Diversität, davon, dass an diesem Haus plural gedacht wird.

In der Pandemie-Zeit haben wir an Tschewengur – Die ­Wanderung mit offenem Herzen gearbeitet, ich hatte das Bühnenbild bereits ohne Ensemble beleuchtet und mit ­Video eingerichtet, die Proben hätten losgehen sollen, aber die zweite Welle hat das unmöglich gemacht. Die Überlegung war: Was tun? Absagen, auf Eis legen? Wir haben stattdessen beschlossen, aus Tschewengur einen Film zu machen. Komplett. Das ist teuer, die gesamte Produktion startete von vorne, man musste Equipment anmieten und so fort. Und man darf ja nicht vergessen, dass das Gorki ein finanziell schlecht ausgestattetes Haus ist. Trotzdem gibt es dort diese Flexibilität, die zu anderen Strukturen führt, zu anderen Möglichkeiten, anderen Herausforderungen, die den Betrieb in seiner Unkonventionalität hält. Das hat dazu geführt, dass auch an anderen Theatern und auf kulturpolitischer Seite wahrgenommen wurde: Wow, das funktioniert ja. Was am Gorki entstanden ist, das ist nicht mehr die kleine Nische, in der man die Leute ein bisschen machen lässt, schlecht bezahlt, sondern hier wächst ein Zentrum, obwohl es bescheiden ausgestattet ist. Das hat die Spielpläne in ganz Deutschland verändert. Klar, wenn etwas erfolgreich ist, wird es importiert, aber darüber stellt

My second work at the Gorki (after Heiner Müller’s Cement) was a Brecht performance, Dickicht (Thicket). We shot a film over five weeks because we wanted a separation of the elements, and we used the final rehearsals to coordinate that film with what was happening on stage. A means of synchronisation, so to speak. For me, the support of ­Shermin Langhoff and her team was crucial. They said: OK, you get a set for five weeks, you get your screen, and then you have to try and put it all together. What I’m trying to say is, they take risks. And it is precisely this willingness to take risks that I rarely experience at other city theatres. In the end, concerns about offending cultural policy-makers, about insufficient finances, often prevail. Doubt is greater than passion. At the Gorki, they all passionately negotiate issues, even when they don’t agree. In the pandemic period we worked on Tschewengur – Die Wanderung mit offenem Herzen (Chevengur – The Open-Hearted Trek); I had already lit the stage without an ensemble and set up the video, rehearsals were about to start, but the second wave made that impossible. We thought: what do we do? Cancel it, put it on ice? Instead we decided to make a film out of Tschewengur. The whole

Sebastian Baumgarten Regisseur

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thing. That’s expensive – starting the entire production from scratch, renting equipment and so on. And we mustn’t ­forget that financially, the Gorki is a poorly funded house. Nevertheless, they have a flexibility which leads to other structures, to other possibilities, other challenges, which keep the company unconventional. And as a result, other theatres and the cultural policy-makers have also realised: wow, it works. What has emerged at the Gorki is no longer a small niche where they let people do their bit, poorly paid; it’s a centre that’s emerging here, albeit modestly funded. It has changed performance schedules across Germany. Of course, if something is successful, it gets imported, but that also raises the question: why isn’t it given a larger space? At the Gorki, it’s a given: we make political theatre. But what does that mean exactly? Does political theatre mean looking for political themes in the theatre guide – there’s a war in Ukraine, which classic would pair well with it? Or does political theatre mean considering the political conditions of production? There are different positions at the ­Gorki, some require an intravenous connection to the present, others, like me, are looking for ambiguity and dealing with dialectics in the present. But that in itself is a sign of diversity, that this house is pluralistic in its thinking. Sebastian Baumgarten Director

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Idil Baydar

MEINE WELT / MY WORLD For many people, the term “post-migrant” is emotionally abstract and intangible. For me it’s like a nest, a kind of home. I performed at the Gorki back in 2001, in the play Koppstoff (Headscarf) by Feridun Zaimoğlu, along with Idil Üner, Ilknur Bahadir, Sengül Boral and others – but for me, at the time, the theatre was just a place of work. Nothing more. It was only when Shermin Langhoff became Artistic Director that it developed into a house that I call home. Not a home like mum’s, but a home(land) in the artistic sense. Where I know I will encounter people who could never have imagined acting, writing a play, even working in a theatre, but who were empowered to do so. All my life, I have had to argue that my existence is a natural state of affairs. This is still the case in my day-to-day life. But not at the Gorki, and that is an incredibly wonderful experience. Ever since I got to perform here as Jilet Ayşe in my show Weihnachten Helal! (Christmas Helal!), which Shermin made possible, I feel part of this special place in Germany where I am not alien. Where everyone puts their hearts into it, where together we become activists, protest against the verdicts in the Gezi trial and any other injustice that we ­refuse to accept. I was at a Waldorf boarding school, my classmates were from Singapore, from African countries, from all over the world. Internationalism was second nature. But only at the school. This is something I have rediscovered the Gorki – that internationalism simply exists. This, my post-migrant home, is a meeting place not just for Germany, but for the world.

Das Wort „postmigrantisch“ ist für viele emotional abstrakt und nicht greifbar. Für mich ist es wie ein Nest, eine Art von Heimat. Ich habe 2001 schon am Gorki gespielt, in dem Stück Koppstoff von Feridun Zaimoğlu, zusammen mit Idil Üner, Ilknur Bahadir, Sengül Boral und anderen – aber das Theater war damals für mich nur ein Arbeitsort. Nicht mehr. Erst mit der Intendanz von Shermin Langhoff hat es sich zu einem Haus entwickelt, das ich Zuhause nenne. Nicht so ein Zuhause wie bei Mama, sondern eine Heimat im künstlerischen Sinn. Wo ich weiß, ich treffe dort auf Menschen, die sich nie vorstellen konnten zu schauspielern, ein Stück zu schreiben, überhaupt an einem Theater zu arbeiten, aber die dazu empowert wurden. Was mich mein Leben lang verfolgt: darum streiten zu müssen, dass meine Existenz selbstverständlich ist. Im Alltag ist das nach wie vor so. Am Gorki nicht, und das ist eine unschätzbar schöne Erfahrung. Seit ich hier mit meiner Show Weihnachten Helal! als Jilet Ayşe auftreten durfte und Shermin das möglich gemacht hat, fühle ich mich als Teil dieses besonderen Ortes in Deutschland, wo ich nicht entfremdet bin. Wo alle ihr Herz reinlegen, wo wir gemeinsam aktivistisch werden, gegen die Urteile im Gezi-Prozess protestieren oder gegen jede andere Ungerechtigkeit, die nicht hingenommen werden darf. Ich war auf einem Waldorf-Internat, meine Mitschülerinnen und Mitschüler kamen aus Singapur, aus afrikanischen Ländern, von überall her. Internationalität war selbstverständlich. Aber eben nur in der Schule. Auch das habe ich am Gorki wiedergefunden: dass Internationalität einfach existiert. Hier, in meinem postmigrantischen Zuhause, trifft sich nicht nur Deutschland, hier trifft sich die Welt.

Idil Baydar Actress and comedian

Idil Baydar Schauspielerin und Kabarettistin

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zwischenrufe BRETTER, DIE DIE WELT DEUTEN / ALL THE WORLD’S ON STAGE

Canan Bayram Lawyer and Member of the German Bundestag

Canan Bayram Rechtsanwältin und Mitglied des Deutschen Bundestages

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Canan Bayram

A productive encounter with social diversity, which focuses on addressing society as a whole rather than the agreement of small groups – that’s what’s at stake here. That is how Shermin Langhoff put it almost ten years ago when she took over the artistic direction of the Gorki Theatre – ­initially with Jens Hillje as co-director. This announcement attracted actors, dramaturges and directors from all over the world. On the prestige boulevard Unter den Linden, in the smallest of Berlin’s city theatres, they found a space in the truest sense of the word where they could address their world and negotiate their political conflicts and issues. That was certainly true of the last production I attended, ­Slippery Slope, which engages with the desire for simple truths and the potential for manipulation through political narratives. This is a further intervention in the city’s contemporary ­discourses. The Gorki is a theatre that represents, negotiates and critically questions the configuration and values, coexistence and interests of global society. Not just reduced to Berlin, but as they affect the entire world. The topics and questions that concern me as a politician also occupy the Gorki, inspiring works such as Berlin Oranienplatz and Schwarzer Block (Black Block). They truly put the world on stage. And from there they go back out into the real world when, for example, the “Golden Gorkis”, the 60+ ensemble, joins with young people from a special education school to perform So nicht aber so schon (Not like that, like this). It’s about Europe and the Global South, globalisation and immigration, and about conflicts in the Middle East and the messiness of modern love. This is where Shermin Langhoff takes the concept of “post-migrant theatre” ­further, this is where an exhibition on the “language of neoliberal politics” was staged, this is where Amnesty ­ International awarded its Human Rights Award to the ­ ­Ethiopian Human Rights Council. This productive encounter with social diversity is also reflected in the premières at the Gorki, where visitors are often a “who’s who” of Berlin politics and civic society.

Der produktive Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt, der nicht das Einverständnis kleiner Grüppchen, sondern die Auseinandersetzung mit der Gesamtgesellschaft im Blick hat, darum geht es. So formulierte es vor knapp zehn Jahren Shermin Langhoff, als sie – zunächst zusammen mit Jens Hillje als Ko-Leiter – die Intendanz des Gorki Theaters übernahm. Diese Ansage zog Schauspieler*innen, Dramaturg*innen und Regisseur*innen aus aller Welt an. Sie fanden mitten Unter den Linden, im kleinsten der Stadttheater Berlins, im wahrsten Sinne des Wortes einen Raum, an dem sie ihre Welt thematisieren und ihre politischen Konflikte und Fragestellungen verhandeln konnten. So auch bei der zuletzt von mir besuchten Inszenierung Slippery Slope, das den Wunsch nach einfachen Wahrheiten und das Manipulationspotenzial durch politische Narrative auf die Tagesordnung setzt. Auch dies eine Intervention in die aktuellen Diskurse in der Stadt. Im Gorki lebt ein Theater, das die Gestaltung und Werte, das Zusammenleben und die Interessen der Weltgesellschaft repräsentiert, verhandelt und kritisch hinterfragt. Nicht reduziert auf Berlin, sondern hinaus in die Welt wirkend. Themen und Fragen, die mich als Politikerin umtreiben, bewegen auch das Gorki und sind in Arbeiten wie B ­ erlin Oranienplatz oder Schwarzer Block mit drin. So landet die Welt buchstäblich auf den Bühnenbrettern. Und kehrt von dort in die reale Welt zurück, wenn etwa die „Golden Gorkis“, das Ensemble 60+, mit Jugendlichen aus einer sonderpädagogischen Schule zusammen So nicht aber so schon aufführen. Es geht um Europa und den Süden der Welt, die Globalisierung und Einwanderung, auch um die Konflikte im Nahen Osten bis hin zur neuen Liebes-Unordnung. Hier entwickelte Shermin Langhoff den Begriff des „postmigrantischen Theaters“ weiter, hier findet eine Ausstellung zur „Sprache neoliberaler Politik“ statt, verleiht Amnesty International ihren Menschenrechtspreis an das „Ethiopian Human Rights Council“. Dieser produktive Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt spiegelt sich dann in den Premieren am Gorki, deren Besucher*innen oft ein „Who is Who“ der Berliner Politik und Stadtgesellschaft sind.


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Elona Beqiraj Hiyam Biary

WISHFUL THINKING / WISHFUL THINKING außerhalb des Theaters fortbesteht. Wir haben es „Überbrücken“ genannt. Weil wir die Zeit überbrücken wollen, bis die Gesellschaft so weit ist, dass wir uns nicht mehr ­empowern, rechtfertigen, erklären müssen. Bis es mehr von diesen Räumen gibt, in denen wir uns gegenseitig zuhören, verstehen und auffangen.

Unser Projekt „Weil wir nicht vergessen“ fand im Kontext der Ausstellung „Offener Prozess“ am Gorki statt, die Theaterpädagogin Janka Panskus und die Dramaturgin ­ Edona Kryeziu hatten uns dazu eingeladen. Es ging – aus der Perspektive von Betroffenen – um Rassismus in Deutschland, um rassistisch motivierte Anschläge, den NSU-Komplex. Und um die Frage, wie wir erinnern wollen. Wie wir eine würdevollere Kultur des Gedenkens etablieren können. Am Anfang unserer Präsentation standen die Stimmen von Überlebenden rechter Gewalt, auch von Angehörigen der Opfer. Hanau-Überlebende, NSU-Überlebende, Menschen, die von Hoyerswerda erzählt haben oder von dem rechtsextremen Brandanschlag in Mölln. Diese Stimmen wollten wir in den Vordergrund rücken. Mit ihnen erinnern, mit ­ihnen solidarisch sein. Wir haben eine Performance zusammen mit jungen Erwachsenen aus Berlin entwickelt, die über unseren Open Call zu uns gefunden haben, mehrheitlich BPoC. Die Theaterlandschaft in Deutschland ist immer noch sehr weiß. Vorbilder zu finden, Menschen zu sehen, die dir ähneln, von denen du dich repräsentiert fühlst, ist selten. Mit dieser Performance wollten wir auch biografisch andocken. Es hat sich all das übertragen, was der Rassismus, der uns und unseren Familien oder Freund*innen alltäglich begegnet, mit uns gemacht hat: die Wut, die Trauer, die Ohnmacht, aber auch die Mobilisierung, der Zusammenhalt. Das alles konnten wir ausdrücken, weil das Gorki ein Ort ist, wo solche Geschichten gehört und gesehen werden. Wir haben einen Raum erschaffen, in dem wir uns nicht erklären mussten, in dem wir unsere Erfahrungen teilen, uns zuhören und halten konnten. Einen Raum, in dem wir uns darauf fokussiert haben, was wir gemeinsam tun können, nicht darauf, wie wir marginalisiert werden. Abgeschlossen haben wir die Präsentation mit unserem „Wishful Thinking“. Wir haben dafür eine Wohnzimmersituation im Studio Я geschaffen und den Raum performativ und poetisch gefüllt mit unseren Träumen, Forderungen und Visionen. Von einem Deutschland, wie es sein sollte, in dem das Erinnern stattfindet, das wir uns wünschen. Aus dieser Arbeit hat sich ein Kollektiv entwickelt, das auch

Elona Beqiraj Autorin und politische Bildnerin Hiyam Biary Performance-Künstlerin und politische Bildnerin

Our project “Weil wir nicht vergessen” (Because We Don’t Forget) accompanied the exhibition “Offener Prozess” (Open Process) at the invitation of drama teacher Janka Panskus and dramaturge Edona Kryeziu. Taking the perspective of those affected, it was about racism in Germany, about racist attacks, the National Socialist Underground [a far-right terror group active in the early 2000s which largely targeted migrants]. And the question of how we want to remember. How we can establish a more dignified culture of remembrance. Our presentation began with the voices of survivors of rightwing violence, as well as the victims’ families. Hanau survivors, NSU survivors, people who talked about Hoyerswerda and the right-wing extremist arson attack in Mölln. We wanted to bring these voices to the fore. To remember with them, to show our solidarity with them. We developed a ­performance in collaboration with young adults from ­Berlin, mostly BPoC, who found us through our open call. The ­theatre landscape in Germany is still very white. Finding role models, seeing people who resemble you, who you feel represent you, is rare. With this performance we also wanted to provide a biographical point of intersection. All the racism that we and our families or friends encounter every day, everything it has done to us – the anger, the sadness, the powerlessness, but also the mobilisation, the ­cohesion – all of this we relayed. We were able to express all this because the Gorki is a place where stories like this are

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heard and seen. We created a space where we didn’t have to explain ourselves, where we could share our experiences, listen and support each other. A space where we focused on what we can achieve together, not how we are marginalised. We concluded the presentation with our “Wishful ­Thinking”. We created a living room set-up in Studio Я and filled the space performatively and poetically with our dreams, demands and visions. Of a Germany as it should be, one that stages the kind of remembrance we would like to see. This led to development of a collective work that continues beyond the theatre. We called it “Überbrücken” (Bridging). Because we want to build a bridge to a time when society has advanced so far that we no longer have to empower, justify, explain ourselves. To a time when we have more of these spaces where we listen, understand and support each other. Elona Beqiraj Writer and political educator Hiyam Biary Performance artist and political educator

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Mareike Beykirch

DAS VERLORENE PARADIES / PARADISE LOST Ich sitze gerade vor dem Rechner und versuche zu formulieren, was das Gorki für mich war. Und zuallererst kommt da immer noch, auch nach drei Jahren im bayrischen Exil am Residenztheater München, irgendwie ein Zuhause-­ Gefühl. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals in meinem Leben irgendwo empfinden würde, aber ja, an diesem Theater war es eine ganze Zeit lang der Fall. Der Beginn der Spielzeit 2013 war gigantisch. Ich weiß noch, wie sich die Leitung und das Ensemble zum ersten Mal im Gorki-Garten getroffen haben und ich erschlagen war von der Schönheit dieser Menschen. Der erste Herbstsalon und die damit verbundene überschwängliche Eröffnungsparty mit kostenlosem Jägermeister und Gratis-­ Currywurst-Stand folgten. Am Ende der ersten Spielzeit gab es wieder eine Party, wo alle miteinander geknutscht haben. Das erste Jahr war ein Fest. Es verflog wie im Rausch. Unter der Intendanz von Shermin Langhoff und Jens Hillje am Gorki durfte ich einen anderen Blick auf die Welt kennenlernen. Auf die normative Welt, wie sie mir bis dahin anerzogen wurde. Vielleicht war es für mich Provinzblume überhaupt die Möglichkeit, die Welt zu entdecken. Manchmal durch Reisen – schnorchelnd mit Nurkan Erpulat in Kaş oder mit Doris Schnabl an verschiedensten Orten der Welt surfend. Oder durch neue Perspektiven, die sich durch die Arbeit öffneten. Ich durfte durch die Gedanken anderer mit ihren Augen blicken und so neue Sichtweisen entwickeln, oft den eigenen Wunden durch autobiografisch-­ fiktionale Stückentwicklungen sehr nahekommen – und konnte so vielleicht ein ganzes Stück mehr bei mir selbst ankommen. Ich durfte hier Freund*innen kennenlernen. Ich glaube, ohne diese Menschen wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Ich lernte so etwas wie Vertrauen. In mich und andere. Das ist ein großes Geschenk, das ich immer noch in meinem Herzen trage. Das Gorki war einen Augenblick lang ein Paradies, und das lag vor allem an den Menschen und dem Versuch, ein ­Theater zu erschaffen, das divers ist und nicht nur für eine bürgerliche, weiße Elite performt. Ein Theater, das einlädt und nicht ausschließt. Ein Theater für wirklich alle Menschen. Ich habe hier eine Ahnung davon bekommen, was

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politisches Theater ist. Was Theater ist, das die Welt verändert. Ich hatte hier wahrscheinlich die beste und wichtigste Zeit meines Lebens. Und dennoch brach auch ins Gorki irgendwann die Realität der strukturellen Probleme ein, die das Theater im 21. Jahrhundert hat. Grundlegende Fragen zu Arbeitsverträgen, besserer Bezahlung der Schauspieler*­ innen, Arbeitnehmer*innen, Rechten und Mit­bestimmung. Fragen, auf die jedes Theater in Deutschland im Moment Antworten suchen muss. Ich wünsche uns allen die Kraft, das Theater und seine Arbeitsbedingungen zu reformieren und das Publikum trotz der nicht enden wollenden Pandemie wieder in die Häuser zu holen! Die Energie, immer wieder zu versuchen, ein ­Theater zu erschaffen, das versucht, die Welt zu verändern! Mareike Beykirch Schauspielerin

I’m sitting at my computer trying to formulate what the ­Gorki meant to me. And the first thing I feel, even after three years in Bavarian exile at the Residenztheater in ­Munich, is a sense of home. I never thought I would feel that anywhere in my life, but yes, that’s what this theatre was for quite some time. The start of the 2013 season was huge. I still remember when management and ensemble met for the first time in the Gorki garden and I was struck by the beauty of these people. That was followed by the First Autumn Salon and its exuberant opening party with free Jägermeister and a free currywurst stand. At the end of the first season there was another party where everyone kissed. The first year was a ­riot. It passed in a blur. At Shermin Langhoff and Jens Hillje’s Gorki, I got to see the world – this normative world in which I was raised – from a different perspective. For someone from the provinces like me, maybe it was just the opportunity to discover the world. Sometimes by travelling – snorkelling with Nurkan Erpulat in Kaş or surfing with Doris Schnabl in various parts of the world. And sometimes with the new perspectives revealed by the work. Through the thoughts of others I got to look


through their eyes and develop new points of view, often coming very close to my own wounds by developing autobiographical/fictional pieces – and perhaps getting a lot more in touch with myself. I got to make friends here. I don’t believe I would be the person I am today without these people. I learned something like trust. In myself and others. It is a great gift which I still carry in my heart. For a moment the Gorki was paradise, and that was mostly because of the people and the attempt to create a theatre that was diverse and not just performing for a white bourgeois elite. A theatre that is inviting rather than exclusive. A theatre that really is for everyone. Here I got an idea of what constitutes political theatre. What constitutes theatre that can change the world. My time here was probably the best and most important phase of my life. And yet at some point the reality of the structural problems facing theatres in the 21st century reached the Gorki. Basic questions about employment contracts, better pay for actors, employees, rights and co-determination. Questions to which every theatre in Germany has to find answers at the moment. I hope we will all have the strength to reform the theatre and its working conditions and to bring audiences back into the houses despite this never-ending pandemic! And the energy to keep on creating theatre that seeks to change the world! Mareike Beykirch Actress

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Hamze Bytyçi

IM HEADQUARTER / AT THE HEADQUARTERS das Gorki Theater nicht von ungefähr „das Headquarter“ genannt. In diesem Sinne war das Gorki 2018 auch die Heimat der ersten Roma-Biennale mit dem Titel „Come out now!“ – genug mit Verstecken! Kurzum: Am Gorki ist für viele marginalisierte Künstler*­ innen eine Tür aufgegangen, und dadurch haben sich viele weitere Türen geöffnet. Das Gorki ist nicht nur eine künstlerisch-politische Heimat, sondern auch Ausgangspunkt für weitere Arbeit. Hier werden Grenzen verschoben, manchmal wird über die Stränge geschlagen – und das ist gut so!

Der Name war schon immer politisch, das Haus nie ohne Gegensätze. Als DDR-Propagandabühne des sozialistischen Realismus am Ende der Stalin-Ära eröffnet, erlebte das Gorki Theater viele Umbrüche, bessere und weniger glorreiche Zeiten. Bis es 2013/14 zum Wahrzeichen des postmigrantischen Theaters geworden ist, das Shermin Langhoff und ihr Team aus dem Ballhaus Naunynstraße mitgebracht haben – aus meiner Sicht die fruchtbarste Entwicklung dieses Hauses, die unsere Gesellschaft dringend nötig hatte. Das Gorki wurde für mich, der sich als Kulturhebamme sieht und gerne neue Formate sowie Wege anstößt, ein perfekter Ort. Eine Brutstätte für Ideen, Erzählungen und Begegnungen; ein Ort für die Seele und die Bewegung. Gleich im April 2014 durften unsere Roma*-Jugendlichen das Studio Я für die erste Gorki-Romaday-Feier am Internationalen Tag der Roma* vereinnahmen. Am Romaday 2015 stieg Shermin selbst als Kapitänin ins Love Boat meines TalkShow-Formats „Hilton-Zimmer 437“ ein. Nicht nur in der Talkshow, sondern vor allem in ihrer Funktion als Intendantin hat sie als Besitzerin eines Fernglases auch andere durchschauen lassen, hat nicht nur für sich eine Schatzkarte gefunden, sondern auch viele andere mitgenommen. Das Gorki wurde zum künstlerischen Zuhause von vielen, deren Stimmen im deutschen Kunstbetrieb hoffnungslos unterrepräsentiert gewesen sind – bei weitem nicht nur von Roma*. Und dennoch, unsere gemeinsame Arbeit blieb nicht ohne Rückschläge. Ich erinnere mich gut daran, wie wir 2015 mit der Initiative „My Right is Your Right“ auf die Straße gingen. Wir wollten ein Zeichen für Menschenrechte für alle setzen – stattdessen mussten wir quasi live zusehen, wie der blutige Deal zwischen Merkel und Erdoğan auf den ­Rücken von Geflüchteten ausgehandelt wurde. Doch Aufgeben war nie eine Option. Und genauso wichtig wie politische Arbeit nach außen ist am Gorki auch das Empowerment nach innen. 2017 kam Roma Armee zur Premiere – für Roma* und Sinti* eine verkörperte Vision der Selbstermächtigung, mit Glitzer und Glamour obendrauf. Unser „Präsident“ und die Seele der Roma Armee, unser viel zu früh verstorbener Dada-König Damian Le Bas, hat

Hamze Bytyçi Vorstandsvorsitzender von RomaTrial e. V. und ­künstlerische Leitung des Grünen Salons an der Berliner ­Volksbühne

The name was always political, the house never free of contrasts. Launched as a venue for East German propaganda and socialist realism at the end of the Stalin era, the Gorki Theatre experienced numerous upheavals, with good times and not so glorious times. Until 2013/14 when it became a landmark of the post-migrant theatre that Shermin ­Langhoff and her team brought with them from Ballhaus Naunynstraße – in my view, the most fruitful development of this house, and one which our society urgently needed. For someone who sees himself as a cultural midwife and who likes to initiate new formats and paths, the Gorki ­became a perfect place for me. A breeding ground for ideas, stories and encounters; a place for the soul and for the movement. In April 2014, our Roma* youth got to use ­Studio Я for the first Gorki Romaday celebration on International Roma* Day. For Romaday 2015, Shermin herself boarded the Love Boat of my talk show format “Hilton Room 437” as captain. Not just on board a talk-show boat, but above all in her role as Artistic Director, she lets others look through her telescope, and she has found a treasure map not just for herself, she has brought many others along as well. The Gorki became the artistic home for many whose voices were hopelessly under-represented in the German arts scene – by no means only Roma*.

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And yet, our shared work was not without setbacks. I well remember how we took to the streets in 2015 with the “My Right is Your Right” initiative. We wanted to set an example of human rights for everyone – instead we had to watch more or less in real time as the bloody deal between Merkel and Erdoğan was negotiated on the backs of refugees. But giving up was never an option. And at the Gorki, internal empowerment is just as important as external political work. Roma Armee (Roma Army) premiered in 2017 – for Roma* and Sinti* a vision of self-empowerment made real, with glitter and glamour on top. It’s easy to see why our “President” and the soul of the Roma Army, our Dada king Damian Le Bas – who died far too early – called the Gorki Theatre “the headquarters”. Similarly, in 2018 the Gorki also hosted the first Roma Biennial entitled “Come out now!” In short: the Gorki has opened the door to many a marginalised artist, which in turn has helped open many other doors. The Gorki is not just an artistic and political home, it is also a springboard for further work. They push boundaries, sometimes they even push too far – and that’s a good thing! Hamze Bytyçi Board member of RomaTrial e. V. and Artistic Director of the Green Salon at the Berlin Volksbühne

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Banu Cennetoğlu

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Danke und bis bald!

Thank you and see you soon!

Banu Cennetoğlu Konzept- und Installationskünstlerin

Banu Cennetoğlu Conceptual and installation artist 80


zwischenrufe VATERSPRACHMUSIK UND ICH GING AUF DIE BÜHNE / ­FATHER TONGUE MUSIC AND I WENT ON STAGE

Yanina Cerón Actress

Yanina Cerón Schauspielerin

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Yanina Cerón

Vatersprachmusik (Father Tongue Music). That’s the name of the first piece I appeared in on the Gorki stage. I was still a student then. Isabella Sedlak, who was A ­ ssistant Director at the house at the time, had asked me if I would like to appear in a short performance with my f­ather. My father came to Berlin from Peru in the 90s, he used to be a street musician; it’s a long story. Anyway, it turned into this 20-minute piece. The other story is how it developed further, how it was staged for the “Berlin Autumn Salon” at some point, how I studied acting and ­became a member of the Gorki ensemble. Shermin saw Vatersprachmusik and asked if I wanted to join the Gorki X youth club. Yes, I did. Theresa Henning was our great leader, our group was called Die Aktionist*innen. We created a space in which we could try anything. We became a close-knit group and created a play. “Worauf du nicht mehr warten kannst” (What You Can’t Wait for Any More) was the working title. After my studies, I knew that I wanted to go to the Gorki. To this house that has shaped me so much, to get involved, to raise my voice. I auditioned with monologues from Antigone and Juliet. And with a song by Rainald Grebe – that was the compact package. Now my first season at the house is over and I’m just starting to understand what theatre is. How the departments work ­together, how energies are bundled into a larger whole, into a huge beam of energy on stage. To describe what the ­Gorki means to me, I would have to invent a new word. One that expresses the sense of having arrived while at the same time longing to experience so much more.

Vatersprachmusik. So heißt das Stück, mit dem ich zum ersten Mal auf der Bühne des Gorki stand. Ich war noch Schülerin damals. Isabella Sedlak, die zu der Zeit Regieassistentin am Haus war, hatte mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, zusammen mit meinem Vater in einer kurzen Performance zu spielen. Mein Vater ist in den 90er Jahren aus Peru nach Berlin gekommen, er war früher Straßenmusiker, eine lange Geschichte. Jedenfalls ist daraus dieses 20-minütige Stück geworden. Dass es sich weiterentwickelt hat und irgendwann beim „Berliner Herbstsalon“ gezeigt wurde, dass ich Schauspiel studiert habe und Ensemblemitglied am Gorki geworden bin, ist die andere Geschichte. Shermin hat Vatersprachmusik gesehen und mich gefragt, ob ich nicht beim Jugendclub Gorki X mitmachen will. Ja, wollte ich. Theresa Henning war unsere tolle Leiterin, ­unsere Gruppe hieß Die Aktionist*innen. Wir haben einen Raum erschaffen, in dem wir alles ausprobieren konnten. Darüber sind wir zu einer engen Gruppe zusammengewachsen und haben ein Stück zustande gebracht. „Worauf du nicht mehr warten kannst“ war der Arbeitstitel. Nach meinem Studium war klar, dass ich ans Gorki wollte. An dieses Haus, das mich so geprägt hat, da mitmischen, meine Stimme laut machen. Beworben habe ich mich mit dem Monolog der Antigone und der Julia. Und mit einem Song von Rainald Grebe, das war das Kompaktpaket. Jetzt ist meine erste Spielzeit am Haus vorbei, und ich fange an zu begreifen, was Theater ist. Wie die Gewerke miteinander funktionieren, wie sich Energien zu einem großen Ganzen bündeln, zu einem riesigen Energiestrahl auf der Bühne. Um zu beschreiben, was das Gorki für mich ist, müsste ich ein neues Wort erfinden. Eines, das Angekommensein ausdrückt und gleichzeitig den Wunsch, noch viel mehr zu erleben.


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Max Czollek

DESINTEGRATION! / DE-INTEGRATION! Ich weiß nicht, wie viele Festivals und Theaterstücke auf einer der weißen Bänke im Garten des Maxim Gorki Theaters ausgeheckt wurden. Der „Desintegrationskon­ gress“ 2016 und die „Radikalen Jüdischen Kulturtage“ 2017 gehörten auf jeden Fall dazu. Denn dort fassten Sasha Marianna Salzmann und ich den Plan, den Spieß einmal umzudrehen. Einmal nicht die jüdischen Figuren, die mit Koffer, Geige und Schwarz-Weiß-Bildern über die Bühne wanderten. Einmal nicht Antisemitismus, Shoah und Israel. Sondern Queerness und Rache, Partys und Weltbeherrschung – und wir haben den Krieg gewonnen. Sicherlich waren diese Arbeiten Ausdruck einer Rekonfiguration jüdischen Lebens in Deutschland, die Jahrzehnte vor uns begonnen hatte und nun im Theater ankam. Aber es war zugleich Ergebnis eines veränderten Bewusstseins, dass mit dem Maxim Gorki Theater und dem Studio Я ­etwas Neues angefangen hatte. Das postmigrantische Theater bildete eine zentrale Voraussetzung für den Kongress „Desintegration“ und die „Radikalen Jüdischen Kulturtage“, die in den folgenden Jahren zum Ausgangspunkt weiterer Arbeiten wurden: „Desintegriert Euch!“ als Motto des „3. Berliner Herbstsalons“ 2017, die Ausstellung zur Kulturgeschichte jüdischer Rache im Jüdischen Museum Frankfurt am Main 2022, die „Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur“, die 2020 inmitten der Pandemie im Gorki und von da aus im gesamten deutschsprachigen Raum stattfanden. All das wäre ohne diesen Aufbruch nicht möglich gewesen. Nun also 20 Jahre postmigrantisches Theater, 99 Momentaufnahmen einer schon jetzt legendären Ära. Sollte ich ­diesem Zwischenruf hier einen Titel geben, wäre der: Die Erfindung des postmigrantischen Judentums. Auf einer weißen Parkbank, im Garten des Maxim Gorki Theaters, Berlin.

I don’t know how many festivals and plays have been thrashed out on one of the white benches in the garden of the Maxim Gorki Theatre. The “De-integration Congress” 2016 and the “Radical Jewish Culture Days” 2017 definitely were. Because that’s where Sasha Marianna Salzmann and I came up with the plan to turn the tables. For once, there would be no Jewish figures wandering across the stage with suitcases, violins and black-and-white pictures. For once there would be no anti-Semitism, Shoah or Israel. Instead there would be queerness and retribution, parties and world domination – and we had won the war. Certainly these works expressed a reconfiguration of ­Jewish life in Germany that had begun decades before us and was now making its way into the theatre. But at the same time it was the result of a shifting awareness that the Maxim Gorki Theatre and Studio Я had started something new. The breakthrough of the post-migrant theatre was a central prerequisite for the “De-integration Congress” and the ­“Radical Jewish Culture Days”, which became the starting point for further work in the following years. “De-integrate yourself!” was the motto of the “3rd Berlin Autumn Salon” 2017, the 2022 exhibition on the cultural history of Jewish retribution in Frankfurt’s Jewish Museum, the “Days of Jewish-Muslim Cultural Identity”, which took place in the Gorki in 2020 in the midst of the pandemic and from there spread throughout German-speaking Europe. None of this would have been possible without that breakthrough. So now we have 20 years of post-migrant theatre, 99 snapshots of an already legendary era. If I were to give this ­shout-out a title, it would be: The creation of post-migrant Judaism. On a white park bench in the garden of the Maxim Gorki Theatre, Berlin.

Max Czollek Lyriker, Publizist und Kurator

Max Czollek Poet, journalist and curator

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zwischenrufe HEUTE IN DER WELT / IN THE WORLD TODAY

Danica Dakić Das Team des 2. Berliner Herbstsalons und die Künstler*innen des Masterstudiengangs Public Art and New Artistic Strategies der Bauhaus-Universität Weimar auf der Gorki-Bühne (2015) Auf Einladung Shermin Langhoffs und des Gorki durften etwa 25 Studierende im Palais am Festungsgraben ein künstlerisches Labor eröffnen, um sich im Haus selbst ­sowie in seiner Umgebung künstlerisch und diskursiv mit den Themen Flucht und Migration in einer komplexen Gegenwart auseinanderzusetzen – ein Beitrag, um ausgehend von dem durch Flucht und Migration geprägten historischen Erbe des Bauhauses ein Museum der Zukunft zu imaginieren. Ortsspezifische künstlerische Arbeiten in verschiedenen Formen und Medien, performative Vorträge, partizipative

Eine kleine Gruppe internationaler junger Künstler*innen begab sich auf einen 269 Kilometer langen Fußmarsch von Weimar nach Berlin, um die (Flucht-)Bewegung des ­Bauhauses von Weimar über Dessau nach Berlin nachzugehen. Nach sechs Tagen kamen sie zum Auftakt des „2. Berliner Herbstsalons 2015“ im Maxim Gorki Theater an. Dieses „Sich-Ergehen des Erbes des Bauhauses“ gehörte zu dem Projekt „Imaginary Bauhaus“ des Master­ studiengangs Public Art and New Artistic Strategies an der Bauhaus-Universität Weimar.

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Danica Dakić

Interventionen und Performances verbanden sich zu einem dynamischen Gefüge, das sich über drei Wochen immer wieder veränderte. Die unterschiedlichen Biografien und kulturellen Hintergründe der Studierenden aus aller Welt eröffneten dabei oft überraschende Sicht- und Handlungsweisen. Der herausragende kuratorische und organisatorische Rahmen, den Shermin Langhoff und das „Herbst­ salon“-Team schufen, ermöglichte es jeder und jedem der beteiligten Studierenden, sowohl individuell zu arbeiten als auch das Potenzial der Gemeinschaft zu nutzen und mit dem Publikum zu diskutieren. Nach dem großen Erfolg des Projekts konnten in den „Herbstsalon“-Ausgaben 2017 und 2019 jeweils neue Generationen von Studierenden des von mir geleiteten Masterstudiengangs im Gorki eine Produktionsstätte zur Bearbeitung aktueller Fragestellungen einrichten, ehe die Corona-­ Pandemie die Folge unterbrach. Für die jungen Künstler*innen bedeutete die Teilnahme am „Herbstsalon“ eine große Chance für ihre künstlerische Entwicklung und ihre öffentliche Positionierung. Die gemeinsam erarbeiteten Werte, Visionen und Haltungen werden sie auf ihren weiteren Wegen in die Welt tragen. In unser aller Namen danke ich Shermin Langhoff und ihrem Team für die Einladung zu diesem außergewöhnlichen Projekt und für ihre vielseitige Unterstützung! Es ist ein Privileg, zur Gorki-Familie zu gehören und gemeinsam zu erkunden, was es heute heißt, in der Welt zu sein. Danica Dakić Künstlerin und Professorin an der Kunstakademie ­Düsseldorf / Bauhaus-Universität Weimar (bis 2022)

A small group of international young artists embarked on a 269-kilometre march from Weimar to Berlin to follow the (escape) route of the Bauhaus from Weimar, via Dessau, to Berlin. After six days they arrived at the start of the “2nd Berlin Autumn Salon 2015” at the Maxim Gorki Theatre. This “commemoration of the heritage of the ­ ­Bauhaus” was part of the “Imaginary Bauhaus” project of the Public Art and New Artistic Strategies master’s degree at the Bauhaus University in Weimar.

At the invitation of Shermin Langhoff and the Gorki, around 25 students opened an artistic laboratory in the Palais am Festungsgraben to creatively and discursively address the topics of refugees and migration in a complex present, both in the building itself and in its surroundings – a contribution to an imagined museum of the future based on the h ­ istorical legacy of the Bauhaus, which was shaped by refugee and migrant experiences. Site-specific works in various forms and media, performative lectures, participatory interventions and performances all combined to form a dynamic structure which constantly changed over the course of three weeks. The varying biographies and cultural backgrounds of the students from all over the world frequently gave rise to surprising perspectives and behaviours. The outstanding curatorial and organisational framework created by Shermin Langhoff and the Autumn Salon team enabled each of the students to work individually while also utilising the potential of the community and dialogue with the audience. After the great success of this project new generations of students from the master’s course that I run got to set up a production facility in the Gorki to address current issues for the 2017 and 2019 Autumn Salons, until the corona pandemic intervened. For the young artists, taking part in the Autumn Salon was a great opportunity for their artistic development and their public positioning. The values, visions and attitudes that they developed there will accompany them on their journey out in the world. On behalf of all of us, I would like to thank Shermin Langhoff and her team for inviting us to mount this extraordinary project and for their wide-ranging support! It is a privilege to be part of the ­Gorki family and explore together what it means to be in the world today. Danica Dakić Artist and Professor at the Düsseldorf Art Academy/ Bauhaus University Weimar (until 2022)

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zwischenrufe ZWISCHENRUFE WILLKOMMEN / SHOUT-OUTS WELCOME

Jonas Dassler Actor

Jonas Dassler Schauspieler

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Jonas Dassler

It was at a performance of Falk Richter’s IN MY ROOM, which we had to act with the script in hand (because, well, because the theatre can sometimes be a lousy administrative apparatus on a merciless schedule driven by interests and needs, which is why we didn’t have time to rehearse for the revival). Knut and I were just about to start a scene; as the first line was spoken a woman from the audience called out: “Excuse me?”. It appeared she didn’t understand us, so we excused ourselves, there was laughter, and we went back to the beginning of the scene. Some might have found this kind of shout-out disrespectful or rude, not in keeping – but for me it was the answer to the big why that sometimes arises in my mind. Because as I have experienced it, we tell stories together, in the here and now, for and with each other. And this space allows us to show weakness (yes, we don’t remember the text any more …) – but this creates an even deeper connection ­between us on stage, behind the stage and also in front of the stage. And this space is the Gorki, as it has developed over the past nine years through artistic and political work. Which even shouts out in society and amplifies voices that have rarely if ever been heard. A space where you can shout out. For me this is unique. And I’m very grateful to be a part of it. Although the administrative apparatus sometimes fucks me up, but I’m sure I’m not the only one who feels that way. And here, too, the shout-outs are getting louder.

Es war bei einer Vorstellung von Falk Richters IN MY ROOM, die wir mit dem Textbuch in der Hand spielen mussten (weil, ja weil das Theater manchmal ein mieser Interessen-­ Bedürfnis-Verwaltungsapparat sein kann, der erbarmungslos plant, weswegen wir keine Zeit hatten, für eine Wiederaufnahme zu proben). Knut und ich wollten gerade eine Szene beginnen, der erste Satz war gesprochen, als eine Frau aus dem Publikum rief: „Wie bitte?“ Sie hatte uns anscheinend nicht verstanden, also entschuldigten wir uns unter Gelächter und begannen die Szene von Neuem. Manche hätten einen solchen Zwischenruf vielleicht als despektierlich oder unhöflich empfunden, als nicht die Form wahrend – aber für mich war er die Antwort auf das große Warum, das sich mir manchmal aufdrängt. Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass wir hier und jetzt Geschichten zusammen erzählen, füreinander und miteinander. Dass dieser Raum es zulässt, Schwäche zu zeigen (ja, wir können den Text nicht mehr …) – aber gerade dadurch eine noch tiefere Verbindung entsteht, zwischen uns auf der Bühne, hinter der Bühne und eben auch vor der Bühne. Und dieser Raum ist eben das Gorki, zu dem es sich in den vergangenen neun Jahren durch künstlerische, politische Arbeit entwickelt hat. Das selbst in die Gesellschaft ­z wischenruft und diejenigen Stimmen rufen lässt, die bis dato kaum oder gar nicht vorkamen. Ein Raum, in dem auch zwischengerufen werden kann. Für mich ist das einzigartig. Und ich bin sehr dankbar, ein Teil dessen sein zu dürfen. Obwohl mich der Verwaltungsapparat manchmal abfuckt, aber ich bin sicherlich nicht der Einzige, dem das so geht. Und auch diesbezüglich werden die Zwischenrufe ja lauter.


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Karim Daoud


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Abak Safaei-Rad


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Sesede Terziyan


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Svenja Liesau


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Kenda Hmeidan


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Vidina Popov


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Oben: Emre Aksızoğlu & Aram Tafreshian Unten: Çiğdem Teke & Dominic Hartmann


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Oben: Mehmet Yılmaz & Till Wonka Unten: Taner Şahintürk & Mazen Aljubbeh


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Es schneit im April – Sesede Terziyan


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Es schneit im April – Arsinée Khanjian


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Es schneit im April – Silvina Der-Meguerditchian


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Es schneit im April – Aram Tafreshian


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Zehra Doğan

WIR WERDEN AUCH SCHÖNE TAGE SEHEN / THERE WILL BE BETTER DAYS AS WELL denen ich neue Geschichten höre. Menschen wie den Resident-DJ Barış Cengiz, der mich bereichert hat, weil wir dieselbe Herkunft haben, aber die politische Entwicklung unseres Landes ganz unterschiedlich lesen – und unseren je eigenen Ausdruck dafür finden. Gegenwärtig recherchiere ich auch mit der Unterstützung des Gorki wieder im irakischen Kurdistan, zu Jesidinnen. Ich erforsche die Menschen Kurdistans, auch um meine eigene Geschichte schreiben zu können. Es gibt ein Buch von mir mit Briefen aus dem Gefängnis, der Titel lautet: Wir werden auch schöne Tage sehen. Ein Zitat des Dichters Nâzım Hikmet. Wir brauchen diesen Glauben an die Zukunft. An die Möglichkeit, uns aus dem Stacheldraht zu befreien.

Die Tauben sind im Gefängnis bei uns geblieben und haben ihre Nester in den Stacheldraht gebaut. Zuerst dachten wir: So schützen sie sich und ihre Kinder vor den Katzen. Aber dann sahen wir, dass einige im Stacheldraht hängen blieben und sich schwer verletzten. Manche starben. Die ganze Welt stand ihnen offen. Warum kamen sie ausgerechnet hierher? Zu den Kurd*innen, denen nicht die ganze Welt offenstand, die schon immer in Lebensgefahr waren, wie diese Tauben. Mein Leben als Künstlerin in Europa hat 2019 begonnen, als ich meine Heimat verlassen musste und mit einem Künstler*innenvisum nach London zog. Das war nicht leicht für mich. In den Jahren 2015, 2016 hatten die Kurd*innen im türkischen Teil Kurdistans Autonomie gefordert, was zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen mit dem Staat führte. Zu dieser Zeit war ich als Journalistin in dem Gebiet unterwegs und sah mit eigenen Augen, wie hunderte Menschen getötet, tausende Häuser niedergebrannt wurden. Und weil ich ein Bild vom zerstörten Nusaybin gemalt hatte – einer kurdischen Stadt, in der die Kämpfe am heftigsten tobten –, wurde ich zu fast drei Jahren Haft verurteilt. Wegen „Verbreitung terroristischer Propaganda“. Kaum, dass ich aus dem Gefängnis entlassen war, drohte mir erneut die Verhaftung. Deswegen musste ich gehen. Es hieß, ich sei in England nun „in Freiheit“, aber ich fühlte mich ganz und gar nicht frei. Ich stieß an Grenzen, die mich verletzten. Schließlich kam es mir vor, als sei ich meines Atems beraubt. Ich entschied mich, in den irakischen Teil Kurdistans zu gehen – und dort mit kurdischen Künstlerinnen das Kollektiv Xwebun zu gründen. In dieser Phase war das Gorki Theater bereits eine große Unterstützung, und wir begannen, über tausende Kilometer Entfernung eine Verbindung aufzubauen, die seither an Tiefe gewonnen hat. In den Jahren 2020, 2021 war ich Artist in Residence am Gorki. Entstanden ist daraus unter anderem die Ausstellung „prison no. 5“ mit Werken aus meiner Gefängniszeit im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“. Das Gorki unter Shermin Langhoffs Leitung gibt Stimmen Raum, die anderswo nicht gehört werden. Ich treffe dort auf Menschen, mit denen ich Geschichten teile – oder von

Zehra Doğan Künstlerin

The pigeons were there with us in prison and built their nests in the barbed wire. At first we thought – this is how they protect themselves and their offspring from the cats. But then we saw that a few of them had got stuck in the barbed wire and seriously injured themselves. Some died. The whole world was open to them. Why did they come here of all places? To the Kurds, to whom the whole world was not open, who had always been in mortal danger, like these pigeons. My life as an artist in Europe began in 2019 when I had to leave my home country, and I moved to London on an artist visa. That wasn’t easy for me. Kurds in the Turkish part of Kurdistan had been demanding autonomy in 2015/16, which led to heavy armed conflicts with the state. At the time I was a journalist, travelling throughout the region and witnessing with my own eyes the hundreds of people who were killed and the thousands of houses that were burned down. And because I had painted a picture of the devastation in Nusaybin – a Kurdish town that witnessed the most intese fighting – I was sentenced to almost three years in prison. For “spreading terrorist propaganda”. As soon as

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I was released from prison, I was threatened with arrest again. That’s why I had to leave. I was ostensibly “free” in England, but I didn’t feel free at all. I came up against limits which hurt me. Eventually I felt as if I had lost my breath. I decided to go to the Iraqi part of Kurdistan – and there I joined up with Kurdish artists to found the collective Xwebun. Even at this stage the Gorki Theatre was hugely supportive, and over a distance of thousands of kilometres we began building a connection, which has since deepened further. In 2020 and 2021 I was Artist in Residence at the Gorki. Among other things, this resulted in the exhibition “prison no. 5” with works from my time in prison, as part of the “5th Berlin Autumn Salon”. The Gorki, under Shermin Langhoff’s direction, provides a space for voices that go unheard elsewhere. There I meet people whose stories I share – or who share new stories with me. People like the resident DJ Barış Cengiz; meeting him has enriched me because we have the same background, although we have very different interpretations of the political development in our country – and we each ­express this in our own way. With the support of the Gorki, I am currently researching again in Iraqi Kurdistan, on Yazidi women. I research the people of Kurdistan, partly so I can write my own story as well. There is a book of mine that consists of letters from prison called: There will be better days as well. It’s a quote from the poet Nâzım Hikmet. We need this belief in the future. In the possibility of freeing ourselves from the barbed wire. Zehra Doğan Artist

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Tülin Duman

KREUZBERG IM GORKI / KREUZBERG IN THE GORKI Als die Nachricht mich damals erreichte, war mein Staunen groß. „Krass, Kreuzberg geht ins Gorki“, dachte ich. Die Einladung zur großen Spielzeiteröffnung unter der neuen künstlerischen Leitung hat mich persönlich erreicht. Wenn jemand richtig netzwerken kann, dann Shermin. Noch eine Bestätigung dafür, dass Kreuzberg sich mehr und mehr Richtung Mitte bewegen wird – natürlich nicht politisch gesehen. Weil, wenn Kreuzberg nach Mitte geht, passiert genau das, was in den letzen neun Jahren im Gorki passiert ist: Rebellion, Widerstand, Metamorphose, Streit, Kontrast, Chaos … Ein Start mit Glamour war das damals. Wortwörtlich wurde auf den Tischen getanzt, Kreuzberg im Gorki. Viel Zuspruch, viel Erfolg, viel Publikum – und dennoch bekomme ich meine Einladungen immer persönlich. Nachgehakt wird natürlich auch, ob ich schon Tickets habe. Ein leichter, aber zuckersüßer Druck, mit fürsorglichem Family-­ Gefühl, der mich immer öfter ins Gorki bewegt hat. Premiere, Außer sich von Sasha Marianna Salzmann. Klar ausverkauft, wie fast alle Premieren im Gorki. Ich sitze oben im Rang mit meiner Begleitung und kann gut sehen, wer so alles im Saal sitzt. Sehr viele bekannte Gesichter. Ich denke: „Krass, wie sich das Gorki verändert hat.“ Mein Blick fällt auf Shermin, die in der vordersten Reihe mittig steht, lächelnd und stolz. Genau in dem Moment dreht sie sich um. Sie schaut nach oben, sieht mich und ruft laut: „Hey Kreuzberg, so weit hinten, das geht gar nicht. Nächstes Mal sitzt du vorne!“

When the news reached me at the time, I was amazed. “Great, Kreuzberg is going to the Gorki,” I thought. The ­invitation to the big season première under the new artistic direction reached me in person. If anyone truly understands networking, it’s Shermin. Yet more confirmation that Kreuzberg would increasingly move towards the centre – not politically, of course. Because when Kreuzberg goes to Mitte, it results in exactly what we’ve seen at the Gorki over the last nine years: rebellion, resistance, metamorphosis, dispute, contrast, chaos … at the time it was a glamorous start. People literally danced on the tables – Kreuzberg at the Gorki. A lot of encouragement, a lot of success, a lot of audience members – and yet I always get my invitations personally. Of course, they also check if I have tickets already. A gentle yet super-sweet pressure, with a caring sense of family, which increasingly draws me to the Gorki. Première, Außer sich (Beside Yourself) by Sasha Marianna Salzmann. Sold out, naturally, like almost every première at the Gorki. I’m sitting at the top of the circle with my companion and I can clearly see who’s there in the auditorium. A lot of familiar faces. I think: “It’s amazing how the Gorki has changed.” My gaze falls on Shermin, who is standing in the middle of the front row, smiling and proud. At that moment she turns around. She looks up, sees me and calls out: “Hey Kreuzberg, that far back? No way. Next time you’re sitting up front!”

Tülin Duman Queerfeministische Menschenrechtsaktvistin, DJ, ­Kuratorin, Community-Bildnerin & Gastronomin

Tülin Duman Queer feminist human rights activist, DJ, curator, ­community builder & gastronome

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zwischenrufe ZUHAUSE, INSEL UND BASTION / HOME, ISLAND AND BASTION

Can Dündar Autor und Journalist

The Gorki is an island of diversity next to Berlin’s Museum ­Island. It is more than a theatre; it is a meeting place for different ideas, nationalities, genders and beliefs, an oasis of resistance against the coercion of uniformity, stereotypes and prejudices. When I began my exile in Berlin, the doors of the Gorki were among the first to open to me. Stepping through them at the invitation of Shermin Langhoff made me feel like I had come home, at a time when home was so ­distant. I started by writing for the theatre website, sharing ­impressions of my new city. My texts were also printed and offered to audiences in a box in the foyer. Whenever I went to the theatre to see a play, I would watch people take my texts out of the box, stand to one side and read them, and the smiles at the corners of their mouths made me happy. Later on I was lucky enough to take to the stage that I had so often witnessed as an audience member; we mobilised a campaign for the courageous journalist Hrant Dink, who had fallen victim to a racist attack. In this multicolour temple of art in the navel of “white Europe”, a Turk and an Armenian came together to commemorate an Armenian ­ murdered by a Turk. A French performer provided piano accompaniment, the director was a representative German.

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Can Dündar

ßend, als Menschen, die für Freiheitsrechte in der Türkei kämpfen, im Gezi-Prozess zu hohen Strafen verurteilt ­wurden, luden wir diese Zelle auf einen Lkw und transportierten sie vor das Kanzleramt, vor den Bundestag, vor die EU-Vertretung, vor die türkische Botschaft – und riefen nach Gerechtigkeit. Wie gesagt, das Gorki ist für mich weit mehr als ein ­Theater. Bald ist es ein Zuhause im Exil, bald eine Bastion, die Widerstand gegen das Unrecht leistet. Eine Bühne, die ihre Türen dem Rassismus verschließt, aber der Welt die Arme öffnet. Vor allem ein Kaleidoskop, das beweist, wie viel prächtiger und kreativer wir in unserer Diversität sind.

Das Gorki ist eine Insel der Diversität auf der Berliner Museumsinsel. Es ist mehr als ein Theater: ein Treffpunkt für unterschiedliche Ideen, Nationen, Geschlechter und Überzeugungen, eine Oase des Widerstands gegen Zwang zur Uniformität, Stereotype und Vorurteile. Zu Beginn meines Berliner Exils gehörten die Türen des Gorki zu den ersten, die sich mir öffneten. Als ich auf ­Einladung Shermin Langhoffs eintrat, fühlte ich mich wie in dem Zuhause, von dem ich doch so weit entfernt war. ­Zunächst begann ich damit, für die Webseite des Theaters zu schreiben und dort Eindrücke über meine neue Stadt zu teilen. Meine Texte wurden gleichzeitig gedruckt und in ­einem Kasten im Foyer ausgelegt. Wenn ich ins Theater ging, um mir ein Schauspiel anzusehen, beobachtete ich die Leute, die meine Texte aus dem Kasten nahmen, beiseitetraten und lasen, und aus dem Lächeln in ihren Mundwinkeln zog ich ein Glücksgefühl. Später dann hatte ich das Glück, selbst jene Bühne betreten zu dürfen, deren Zuschauer ich so oft gewesen war: Wir mobilisierten eine Kampagne für den couragierten Journalisten Hrant Dink, der einem rassistischen Anschlag zum Opfer gefallen war. In diesem vielfarbigen Tempel der Kunst im Nabel des „weißen Europas“ trafen ein Türke und eine Armenierin zusammen und gedachten eines von einem Türken ermordeten Armeniers. Ein französischer Künstler begleitete sie am Klavier, Regie führte ein repräsentativer Deutscher. Die Welt, die Hrant Dink sich erträumt hatte, war an diesem Abend zu seinem Gedenken Wirklichkeit geworden. Es kam der Tag, an dem ich mit der Bundesverfassungsrichterin Susanne Baer auf dieser Bühne über die Frage „Wie viel Ordnung verträgt die Freiheit?“ diskutierte. An einem anderen Abend gedachten wir hier mit Atilla Keskin, einem der Anführer der Studentenproteste 1968 in der Türkei, des damals hingerichteten Deniz Gezmiş. Später beherbergte der Park des Gorki das Modell einer Zelle der Haftanstalt Silivri, die als größtes Journalistengefängnis der Welt gilt, um einen Eindruck davon zu vermitteln, was Isolationshaft bedeutet. In der Videoinstallation Museum of Small Things gleich nebenan machten wir die Kreativität von Gefangenen in dieser Isolation erfahrbar. Anschlie-


Can Dündar

The world that Hrant Dink had dreamed of became a reality that evening, in his memory. Then there was the day when I discussed the question “How much order can freedom tolerate?” with the Federal Constitutional Justice Susanne Baer on that stage. Another evening we joined with Atilla Keskin to remember Deniz Gezmiş, one of the leaders of the 1968 student protests in Turkey, who had been executed. Later, Gorki’s park hosted the model of a cell in the Silivri prison, which is believed to accommodate more journalists than any other prison in the world; it was meant to give an idea of what solitary confinement means. In the video installation Museum of Small Things, right next door, we allowed visitors to experience the creativity of prisoners in this confinement. Then, when activists who were fighting for civil liberties in Turkey were sentenced to heavy penalties in the Gezi trial, we loaded this cell onto a truck and transported it to the Chancellery, to the Bundestag, to the EU Mission, to the Turkish ­Embassy – and called for justice. So yes, the Gorki is much more than a theatre for me. It can be a home in exile, or a bastion of resistance to injustice. It can be a stage that closes its doors to racism but opens its arms to the world. Above all, it is a kaleidoscope that proves how much more magnificent and creative we are in our ­diversity. Can Dündar Author and journalist

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zwischenrufe PARALLELE WEGE, GEMEINSAME ZIELE / PARALLEL PATHS, COMMON GOALS

Philippa Ebéné Head of the African consultancy The Advisors

Philippa Ebéné Leiterin der afrikanischen Beratungsgruppe The Advisors

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Philippa Ebéné

Shermin Langhoff and I took over the management of two cultural institutions in Berlin in the same year. She was at Ballhaus Naunynstraße, I was at the Werkstatt der Kulturen. We had formulated the goal of our work much earlier, for example when we made joint proposals, wrote concepts and made demands during the “Arts in DiverCity” programme in the early 2000s. How do you ensure that Berlin is actually reflected in the city’s cultural institutions – not just in the audience but in the protagonists on stage, the curators, the subject matter as well? For us it was about visibility and representation. A few years earlier I had founded the theatre ensemble abok, made up of Black actors who brought African writers to the stage. Usually in staged readings. At the time it wasn’t easy to get funding for that kind of project. I translated or edited many works the stage myself, for example Brixton Stories by the writer and filmmaker Biyi Bandele, who died just a few weeks ago, and Ebrahim Hussein’s epic Kinjikitile based on the life of Kinjikitile Ngwale, the most important leader in the Maji Maji Rebellion against German colonial rule in Burundi, Rwanda, Tanzania and part of ­Mozambique. abok was responding to a lack; most of the actors already knew each other because they regularly saw each other at auditions – they were usually up for roles like “asylum seeker”, “drug dealer” or “sex worker”. It was the same with a lot of the protagonists Shermin Langhoff brought to Ballhaus Naunynstraße – there was no space for their stories, with only a few roles granted to them in the German theatre landscape at the time. Later, former members of abok often took part in productions at the ­Gorki Theatre. Shermin Langhoff and I worked just a few kilometres apart as the crow flies, her in Kreuzberg, me in Neukölln. Our paths ran parallel. We pursued our cultural policy goals ­together.

Shermin Langhoff und ich übernahmen im gleichen Jahr die Leitung zweier Kulturinstitutionen in Berlin. Sie das Ballhaus Naunynstraße, ich die Werkstatt der Kulturen. Das Ziel unserer Arbeit hatten wir schon viel früher formuliert, unter anderem als wir Anfang der 2000er Jahre bei „Arts in DiverCity“ gemeinsam Vorschläge unterbreitet, Konzepte geschrieben, Forderungen erhoben haben. Wie ließe sich dafür sorgen, dass das Publikum an Berliner Kulturinstitutionen Berlin widerspiegelt, ebenso wie die Protagonist*­ innen auf der Bühne, die Kurator*innen, die Themen? Es ging uns um Sichtbarmachung und um Repräsentanz. Schon einige Jahre zuvor hatte ich das Theaterensemble abok gegründet, bestehend aus Schwarzen Schauspieler*innen, die afrikanische Autor*innen auf die Bühne brachten. In der Regel in szenischen Lesungen. Damals war es nicht einfach, Mittel für solche Projekte zu generieren. Viele Vorlagen für die Bühne habe ich selbst übersetzt oder bearbeitet, Brixton Stories des vor einigen Wochen verstorbenen Autors und Filmemachers Biyi Bandele beispiels­ weise oder das Epos Kinjikitile von Ebrahim Hussein, ­basierend auf der Lebensgeschichte von Kinjikitile Ngwale, der wichtigsten Führungsfigur im Maji-Maji-Krieg gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Burundi, Ruanda, Tansania und einem Teil von Mosambik. abok hat auf einen Mangel reagiert: Die meisten der Schauspieler*innen kannten sich schon vorher, weil sie sich regelmäßig bei Castings begegneten, gewöhnlich für Rollen als Asylbewerber*innen, ­Drogenhändler*innen oder Sexarbeiter*innen. So ging es ja auch vielen der Protagonistinnen, die Shermin Langhoff ans Ballhaus Naunynstraße geholt hat – es gab keinen Raum für ihre Geschichten, nur wenige Rollen, die ihnen damals in der deutschen Theaterlandschaft zugestanden wurden. Später, am Gorki Theater, haben immer wieder auch ehemalige Mitglieder von abok in Produktionen mitgewirkt. Shermin Langhoff und ich haben nur wenige Kilometer Luftlinie voneinander entfernt gearbeitet, sie in Kreuzberg, ich in Neukölln. Unsere Wege verliefen parallel. Unsere kulturpolitischen Ziele verfolgten wir gemeinsam.


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Atom Egoyan

SIEBEN FRAUEN UNTERSCHIEDLICHER HERKUNFT / SEVEN WOMEN FROM DIFFERENT BACKGROUNDS schen Museum fand ich besonders bewegend. Das Museum war ursprünglich ein Zeughaus und die Neue Wache, einst Sinnbild einer großen Militärmacht, steht heute als Mahnmal für alle Opfer des Kriegs und der Gewaltherrschaft. Die Stimme Auroras hatte in unmittelbarer Nähe zu der unfassbar kraftvollen Skulptur von Käthe Kollwitz einen starken Nachhall. Ich bin dem Gorki für dessen Vision, mich einzuladen, ­meine Auroras in diesem sehr besonderen und schon fast heiligen Resonanzraum zu zeigen, äußerst dankbar. ­Shermin Langhoff ist wahrhaftig eine visionäre künstlerische Leiterin, und ihre Entscheidungen sind stets provokant und mutig. Diese Installation handelt vom Albtraum einer erzwungenen Migration, und ich kann mir keinen Ort vorstellen, wo Aurora endlich eine bessere Heimat hätte finden können.

Als ich dazu eingeladen wurde, meine Installation Auroras am Gorki zu zeigen, habe ich, wenn ich mich recht erinnere, einen Moment gezögert. Die Arbeit wurde bis dato in verschiedenen Galerien und anderen eher traditionellen Settings gezeigt. Aber ich war sehr beeindruckt von Shermin Langhoffs beispielloser Entscheidung, eine Spielzeit an ihrem gefeierten Theater in den Geist des Gedenkens an den Völkermord an den Armenier*innen zu stellen. Vor ­allem wusste ich, dass das ein außergewöhnlicher Akt der Versöhnung und Solidarität seitens einer Theaterleiterin war, die ihre eigene komplexe Geschichte mit diesem Ereignis hat. Es war auch hilfreich, dass meine Frau, die Schauspielerin Arsinée Khanjian, eine Idee hatte, die der Arbeit eine ungewöhnliche „Inszenierung“ bescherte. In Auroras treten sieben Frauen unterschiedlicher Herkunft auf, die alle dieselbe Geschichte erzählen – die von Aurora Mardiganian, einer Überlebenden des Völkermords an den Armenier*innen, aus der Ich-Perspektive. Arsinée wurde schon einmal vom Gorki eingeladen, ein Stück, das auf dem Leben dieser Frau basiert, auf die Bühne zu bringen (ich überlasse es ihr selbst, von dieser Erfahrung zu berichten!), aber meine Version stützte sich auf das Konzept, dass die „Glaubwürdigkeit“ der Erzählung eines Augenzeug*innenberichts vollständig von der Qualität seiner dramatischen ­Darstellung abhängt. Diese Prämisse hat etwas Zerbrechliches und Verletzliches. Muss etwas „gut vorgeführt“ sein, damit man es glaubt? Was ist, wenn es nicht gut dargestellt ist? Macht es die Geschichte weniger glaubwürdig? Im Fall einer geleugneten Geschichte, wie der Völkermord an den Armenier*innen eine ist, ist das eine besonders heikle Situation. Arsinées Idee war es, meine Installation außerhalb des Theaters in die Schaukästen zu verlagern, die normalerweise dazu dienen, Inszenierungen und Spielpläne zu bewerben. Es zog einen beträchtlichen Arbeitsaufwand nach sich, aber ich war davon überwältigt, wie eifrig das Gorki dieser sonderbaren Bitte nachkommen konnte (mein Dank gilt vor allem dem brillanten Jesse Jonas Kracht). Am meisten beeindruckte es mich, Auroras Geschichte in diesem historischen Teil Berlins zu sehen und zu hören. Die räumliche Nähe zur Neuen Wache und zum Deutschen Histori-

Atom Egoyan Regisseur

When I was invited to the Gorki to show my installation Auroras, I hesitated at first, as I seem to recall. The work had already been shown in a range of galleries and other more traditional settings. But I was very impressed with Shermin Langhoff’s unprecedented decision to dedicate a season at her acclaimed theatre to the idea of commemorating the Armenian Genocide. Above all I knew that this was an extraordinary act of reconciliation and solidarity on the part of a theatre director who has her own complex history with this event. It also helped that my wife, the actress Arsinée Khanjian, had an idea that would give the work an unusual “staging”. In Auroras, seven women from different backgrounds all tell the same story from a first-person perspective – that of ­Aurora Mardiganian, a survivor of the Armenian Genocide. Arsinée had already been invited by the Gorki to stage a play based on this woman’s life (I’ll let her tell you about that!), but my version was based on the concept that the “credibility” of the narrative in an eyewitness account depends entirely on the quality of its dramatic presentation.

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There is something fragile, something vulnerable about this premise. Does something have to be “well demonstrated” to be believed? What if it’s not well represented? Does it make the story less believable? When you have denial of history, such as the Armenian Genocide, this is a particularly delicate situation. Arsinée’s idea was to move my installation out of the theatre and into the showcases normally used to promote productions and seasons. It took a considerable amount of work, but I was truly struck by how eager the Gorki was to accommodate this odd request (with particular thanks to the brilliant Jesse Jonas Kracht). What impressed me most was seeing and hearing Aurora’s story in this historic part of Berlin. I found the physical proximity to the Neue Wache and the German Historical Museum particularly moving. The museum was originally an armoury and the Neue Wache, once the symbol of a great military power, now ­ stands as a memorial for all victims of war and tyranny. Aurora’s voice reverberated forcefully in the immediate vicinity of the incredibly powerful sculpture by Käthe ­ ­Kollwitz. I am extremely grateful to the Gorki for their vision in inviting me to show my Auroras in this very special, almost sacred resonant space. Shermin Langhoff is truly a visionary Artistic Director, and her decisions are always provocative and bold. This installation addresses the nightmare of forced migration, and I can’t think of a better place for ­Aurora to have finally found a home. Atom Egoyan Director

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Kazım Erdoğan

VERLORENE JAHRE, NEUE GESICHTER / LOST YEARS, NEW FACES ­ aunynstraße, in welchem vier der fünf Darsteller auf der N Bühne türkische Zuwanderungsgeschichte hatten und auch Teilnehmer der ersten Männer- und Vätergesprächsgruppe für türkische Männer in Deutschland waren. Wer hätte das gedacht? Im Theater spricht stellvertretend die türkische Minderheit. Diese Menschen, über die so viel geredet und geschrieben wurde, kommen auf einer Bühne zu Wort, und das Publikum applaudiert ihnen. Shermin Langhoff und das Maxim Gorki Theater machen unsere Stadt erlebbar. Ich bin überzeugt davon, dass wir, das Publikum, uns auch weiterhin darauf freuen können, begeistert und überrascht zu werden.

Im Jahr 2000 trat ein neues Staatsangehörigkeitsrecht in Kraft, welches die Einbürgerung in Deutschland geborener Nachkommen von Einwanderern erleichterte. Erst vor 22 Jahren fand der Status quo Deutschlands als Einwanderungsland von offizieller Seite Anerkennung. Wir haben also de facto fast 50 Jahre verloren, wir alle zusammen, sowohl Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als auch Einheimische, um uns mit dem „Bleiben“ und der Zukunft miteinander zu beschäftigen. Mein Motto lautet: Es ist nie zu spät. In diesen verlorenen 50 Jahren fand kaum Kunst von, mit und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte statt. Erst nachdem wir verspätet realisiert haben, dass, wer einmal geht, selten wieder zurückkehrt, haben Kunstschaffende in Deutschland angefangen, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vermehrt an künstlerischen Darbietungen und Präsentationen in der Öffentlichkeit partizipieren zu lassen. Zu den großen Förderern der partizipativen, kulturübergreifenden Kunst gehört natürlich Shermin Langhoff. Shermin, sowie das Team um sie herum, haben gesehen, wie wichtig Kunst und Kultur für das „Wir-Gefühl“ ist. Zunächst am Ballhaus Naunynstraße und später auch am Maxim Gorki Theater hat Shermin versucht, dem Theater ein neues Gesicht und neue Gesichter zu geben. Wir leben im wahrsten Sinne des Wortes in einer multiethnischen, multikulturellen Gesellschaft. Shermin hat neue Akzente gesetzt und neue Perspektiven eröffnet. Und im Theater die Vielschichtigkeit unseres Landes und das Potenzial unserer Zukunft dargestellt. Leider sind wir immer noch nicht dort, wo wir hinkommen wollen, das heißt, ein wahres Miteinander ist in Deutschland immer noch nicht entstanden, obwohl fast 29 Prozent der Bevölkerung in der persönlichen Familiengeschichte auf Migration zurückblicken können. Statt eines Miteinanders herrscht oft ein Durcheinander und Gegeneinander. Es sind Menschen wie Shermin, die das nicht einfach hinnehmen wollen. Sie und ihr Team haben sowohl am Ballhaus als auch am Gorki neue Pfade beschritten, die sich als sehr erfolgreich erwiesen haben. Ich persönlich möchte mich für alle ihre Inszenierungen bedanken, in denen ich die Schönheit unserer Stadt erkennen und erleben konnte. Insbesondere für die Inszenierung Süpermänner am Ballhaus

Kazım Erdoğan Vorstandsvorsitzender Aufbruch Neukölln e. V.

In 2000, a new citizenship law came into force which made it easier for German-born descendants of immigrants to become naturalised. It was only 22 years ago that Germany officially recognised its status as an immigrant nation. That means, in effect, that we have missed out on almost 50 years, all of us, individuals with migrant backgrounds and locals, in which we could have addressed the idea of “settling” and our shared future. My motto is: better late than never. In these 50 lost years, there was barely any art by, with or for people with migrant backgrounds. It was ­only once we belatedly realised that those who leave rarely come back that the arts world in Germany began allowing people with migrant backgrounds greater participation in artistic performances and public presentations. Of course, Shermin Langhoff is one of the great champions of participatory, cross-cultural art. Shermin, and her team, saw how important art and culture are for a sense of together­ness. At Ballhaus Naunynstraße and then later at the Maxim Gorki Theatre, Shermin sought to give the theatre a new face and new faces. We live in a multi-ethnic, multicultural society in the truest sense of those terms. Shermin has set a new focus, opened up new perspectives. And the theatre reflects the complexity of our country and the p ­ otential of our future.

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Unfortunately, we are still not where we would like to be, and we have not yet developed true togetherness in Germany, although almost 29 percent of the population has a ­personal family history that includes migration. We often witness confusion and opposition instead of togetherness. It’s people like Shermin who refuse to simply accept this state of affairs. She and her team have broken new ground at both the Ballhaus and the Gorki – to great success. For my part, I would like to thank her for all her productions in which I recognised and experienced the beauty of our city. In particular, the production of Supermänner (Supermen) at Ballhaus Naunynstraße, in which four of the five actors on the stage were of Turkish migrant origin, and also participants in the first men’s and fathers’ discussion groups for Turkish men in Germany. Who would have thought? In the theatre the Turkish minority speaks for itself. These people, who have been talked about and written about so much, get to have their say on stage, and the audience applauds them. Shermin Langhoff and the Maxim Gorki Theatre bring our city to life. I am convinced that we, the audience, can look forward to even more inspiration, even more amazement. Kazım Erdoğan Chairman, Aufbruch Neukölln e. V.

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Aysima Ergün

VERSTEHEN UND VERSTANDEN WERDEN / TO UNDERSTAND AND BE UNDERSTOOD Ende geschaut und verstanden. Kurze Zeit später kam die Wende des Stücks. Beim Applaus bin ich dann komplett ausgerastet, Standing Ovation. Ich war einfach glücklich. Ich dachte: Was? So was gibt’s? Theater, das mich bewegt, das mich versteht, das meine Geschichten erzählt, das mich dazu bringt auszurasten. Für mich war klar: Solches Theater will ich auch machen. Am besten hier. Am Gorki. Mein Ziel war nicht in erster Linie, Schauspielerin zu werden, ja, das interessierte mich dann auch, aber mein Ziel war eher, Theater wie ­Verrücktes Blut zu machen. Dieses Stück hat viel in mir bewegt. Und das zu einem Zeitpunkt, als ich vom Theater nichts erwartet habe.

Als Jugendliche bin ich nicht gern ins Theater gegangen. Eigentlich nur, wenn wir gezwungen wurden, mit der Schule hinzugehen. Dann haben wir größtenteils nur Faxen gemacht, also ich zumindest, bin eingeschlafen, war am ­Handy. Wenn ich heute auf der Bühne stehe und Jugendliche im Publikum sind, die irgendeinen Quatsch veranstalten, habe ich also noch immer vollstes Verständnis. Jedenfalls bin ich eines Tages in Verrücktes Blut gelandet. Eine Freundin hatte mich genötigt, mitgeschleppt. Ich hatte überhaupt keine Lust und war zuvor auch noch nie im Maxim Gorki Theater gewesen, weil wir mit der Schule nur ins Berliner Ensemble oder ins Deutsche ­Theater gegangen sind, ich hatte also keine Ahnung vom Programm oder der künstlerischen Ausrichtung des Hauses. Egal. Unsere Tickets wurden angerissen, wir suchten unsere Plätze oben im Rang, und wenig später sitze ich da – und zum ersten Mal in meinem Leben verstehe ich Theater. Ich verstehe Figuren, ich sehe etwas, das mir bekannt vorkommt. Rückblickend kann ich sagen, dass meine Begeisterung wahrscheinlich nicht daran lag, dass ich endlich mal Theater verstand, sondern dass ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, jemand dort oben auf der Bühne versteht mich. Zum ersten Mal war ich im Theater verdammt aufmerksam, ich wollte wissen, was die Story ist, was künstlerisch passiert, was mir dieses Stück sagen möchte. Und dann kam da diese Szene, in der die Lehrerin, Frau Kelich, über kopftuchtragende Frauen und Mädchen spricht. Und später wird auch noch über den Propheten Mohammed geredet. Das hat mich gestört. Ich war 16 Jahre alt und dachte: Klar, jetzt fangen diese Theaterleute wieder an, sich in Themen einzumischen, von denen sie keine Ahnung haben. Da war’s das dann für mich. Ich dachte: Doch wieder nur das gleiche Theater, wo ich zusehen darf, wie die weiße Mehrheitsgesellschaft urteilt. Ich saß oben im Rang und bin vor Frust mitten im Stück aufgestanden. Ich wollte abhauen – scheiß doch auf Theater, ich geh jetzt. Aber meine Freundin hielt mich fest. Hat gesagt: Komm, setz dich wieder hin, vertrau mir. Und ich setzte mich – genervt. Habe ihr widerwillig nachgegeben. Zum Glück. Zum Glück habe ich Verrücktes Blut bis zum

Aysima Ergün Schauspielerin

When I was young I didn’t enjoy going to the theatre. And really I only went when we were forced to go for school. We usually just mucked about, I for one fell asleep or played with my phone. Now when I’m on stage and there are young people in the audience who are acting up, I completely understand where they are coming from. Anyway, one day I ended up seeing Verrücktes Blut (Mad Blood). A friend had forced me, dragged me along. I didn’t feel like going at all and I had never been to the Maxim Gorki Theatre before, because we only ever went to the Berliner Ensemble or the Deutsches Theater for school, so I had no idea about the programme or the artistic orientation of the house. Whatever. Our tickets were ripped, we searched for our seats at the top of the circle, a little later I’m sitting there – and for the first time in my life I understand theatre. I understand the characters, I see something that looks familiar to me. Looking back, I can see that the reason I was excited wasn’t because I finally understood theatre, but because I felt for the first time that someone up there on stage understood me. For the first time I was super attentive in the theatre, I wanted to know what the story was, what was going on artistically, what this play was trying to tell me. And then

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there was the scene where the teacher, Ms. Kelich, talks about women and girls wearing headscarves. And later on, there was talk about the Prophet Mohammed. That bothered me. I was 16 years old and I thought: right, so now these theatre people are starting to meddle in issues they have no idea about. And that was it for me. I thought: once again it’s just the same old theatre where I get to watch how the white majority society passes judgement. I was sitting there at the top of the circle, and I was so frustrated I got up in the middle of the play. I wanted to run away – screw the theatre, I’m out of here. But my friend wouldn’t let me go. She said, come on, sit back down, trust me. And I sat down – annoyed. I reluctantly gave in. ­Luckily. Luckily, I watched Verrücktes Blut to the end, and I understood it. A short time later came the twist in the play. When the applause came, I completely freaked out, standing ovation. I was simply happy. I thought: what? So it is possible? Theater that moves me, that understands me, that tells my stories, that can make me freak out. And I knew: I want to do this kind of theatre too. Ideally there. At the Gorki. My goal wasn’t primarily to be an actor; yes, I was interested in that as well, but more than that my goal was to do theatre like Verrücktes Blut. That play set something in motion in me – at a time when I didn’t expect anything at all from the theatre. Aysima Ergün Actress

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Nurkan Erpulat

MEINE LIEDER / MY SONGS mige im Fach Regie. Mein Vorschlag, Tschechows Kirschgarten als Diplomarbeit zu inszenieren, wurde damals abgelehnt. Das Stück habe ich dann 2013 am Gorki realisiert, zur Eröffnung. Was wurde im Vorfeld nicht alles an Szenarien beschworen, wie schlimm diese „feindliche Übernahme“ eines nationalen Kulturguts mitten in Berlin werden würde. Bishin zur Befürchtung, im Gorki könnten türkische Hochzeiten stattfinden. Wir haben das in einer Szene unseres Kirschgartens aufgegriffen. Und auch mit Tschechow die Geschichte einer ersten, zweiten und dritten Generation der Migrant*innen in Deutschland erzählt. Wieder ein Stück deutsche Realität auf der Bühne – auch wenn das damals einige nicht so sehen wollten. Heute, neun Jahre später, haben sich viele Perspektiven verschoben, nicht zuletzt dank der Arbeit des Gorki Theaters. Das Gorki, so könnte man sagen, lässt dem Publikum die Freiheit und die Zeit, sich selbst aufzuklären.

Zwanzig Jahre postmigrantisches Theater, neun Jahre ­Shermins Intendanz am Gorki. Das sind nur Zahlen, aber dahinter steht für mich eine Geschichte. Eine Geschichte voller Erfolge und Misserfolge, von Vorwürfen, die wir uns anhören mussten, von Vorurteilen, die wir überwunden haben. Meine erste Arbeit als Theatermacher hat Shermin 2006 im Rahmen des Festivals „Beyond Belonging“ produziert. Damals ist Faked entstanden, ein Stück über Menschen in Berlin, die etwas anderes sein wollen, als sie sind, und sich neue Identitäten zulegen. Für Shermin gab es von Anfang an Geschichten, die unbedingt erzählt werden mussten, weil sie noch nicht auf einer Bühne erzählt worden waren. Es war für sie ganz selbstverständlich, dass Muslim*innen über ihre Sexualität sprechen, der Türsteher von seiner inneren Zerrissenheit berichtet, schwule Türken über türkische Schwule schimpfen. Um damit über uns zu erzählen. Über uns alle. Zum ersten Mal waren andere Geschichten auf der Bühne, andere Figuren, andere Protagonist*innen. Aber eben nicht: die anderen. Als ich Lö Bal Almanya am Ballhaus Naunynstraße inszeniert habe, ging es mir darum, Texte, Reden und politische Entscheidungen über Migrant*innen, die im kollektiven Gedächtnis bleiben sollten, aber nicht geblieben sind, mit den wunderbaren deutschen Volksliedern zu verbinden. Um zu zeigen, dass dies ein Teil der deutschen Geschichte ist. Und dass die deutschen Volkslieder auch meine Lieder sind! Ich erinnere mich, als wir 2011 mit Verrücktes Blut zum Theatertreffen eingeladen waren, kamen bei Publikumsgesprächen Fragen wie: „Haben die Kids denn jetzt was gelernt?“ oder „Hat sie das Kopftuch abgenommen und sich emanzipiert?“ Es war nicht leicht zu vermitteln, dass die Geschichten der Berliner Jugendlichen unsere gemeinsamen Geschichten sind. Dass es nicht darum ging, den „Kids“ (eigentlich waren sie angehende und professionelle Schauspieler*innen) etwas beizubringen. Sondern, wenn überhaupt irgendwem, dem Publikum. Als ein Stück Aufklärungsarbeit (ohne dabei die Kritik der Aufklärung zu vergessen)! Als ich anfing, an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu studieren, war ich der einzige Türkeistäm-

Nurkan Erpulat Theatermacher

Twenty years of post-migrant theatre, nine years of Shermin’s artistic direction at the Gorki. These are just ­ numbers, but for me there is a story behind them. A story full of successes and failures, of accusations that we had to put up with, of prejudices that we overcame. Shermin produced my first work as a theatre maker in 2006 as part of the “Beyond Belonging” festival. That’s when we created Faked – a play about people in Berlin who want to be something other than what they are, and create new identities for themselves. From the start, there were stories that Shermin felt needed to be told because they hadn’t been told on stage before. For her it was entirely natural for Muslims to talk about their sexuality, for the bouncer to share his inner turmoil, for gay Turks to complain about Turkish gays. For us to talk about us. All of us. For the first time there were other stories on stage, other characters, other protagonists. But not in the sense of the other. When I directed Lö Bal Almanya at Ballhaus Naunynstraße, I wanted to establish a connection between texts,

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speeches and political decisions about migrants – which should have remained in the collective memory but hadn’t – and wonderful German folk songs. To show that this is part of German history. And that German folk songs are my songs as well! I remember when we were invited to the Theatertreffen with Verrücktes Blut (Mad Blood) in 2011, in the audience discussion later there were questions like: “So have the kids learned anything now?” and “Has she taken off her headscarf to become emancipated?” It wasn’t easy to convey the sense that the stories of Berlin’s youth are our shared ­stories. That it wasn’t about teaching the “kids” (actually, they were aspiring and professional actors). If anyone was to be taught, it was the audience. As a piece of enlightenment (without forgetting the critique of enlightenment)! When I started studying at the Ernst Busch Academy of Dramatic Arts, I was the only person with Turkish roots in the directing course. My suggestion for staging Chekhov’s Cherry Orchard for my final year project was rejected. I then staged it in 2013 at the Gorki, for the opening. The scenarios they conjured up beforehand – about how terrible this “hostile takeover” of a national cultural asset in the middle of Berlin was going to be! They were even worried that the Gorki might host Turkish weddings. We picked up on this in a scene in our Cherry Orchard. And through Chekhov we told the story of a first, second and third generation of migrants in Germany. Another piece of German reality on stage – even if some people didn’t want to see it that way at the time. Today, nine years later, many people have changed their perspective, not least thanks to the work of the Gorki Theatre. Put it this way: the Gorki gives the audience the freedom and time to enlighten themselves. Nurkan Erpulat Theatre maker

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Sasha Marianna Salzmann


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Yael Ronen


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Suna Gürler


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Sivan Ben Yishai


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Nora Abdel-Maksoud


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Necati Öziri


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Marta Górnicka


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Irina Szodruch


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Naika Foroutan

DAS IST UNSER HAUS / THIS IS OUR HOUSE Ich verstehe nicht viel von Theater. Das ist auch der Grund, weshalb ich das Gorki gar nicht in erster Linie als Theater sehe, sondern als einen zentralen Raum in der Stadt, der so etwas wie ein Zufluchtsort ist. Ein Raum, in dem man gemeinsam politisch denkt, gemeinsam Gesellschaft neu denkt. Natürlich ist es ein Kulturraum. Aber eben auch: ein gesellschaftspolitischer Raum, ein Rückzugsraum, ein Strategieraum, ein Planungsraum, ein Diskursraum, ein Trostraum, ein Ort, wo man sich gegenseitig Mut und Kraft zuspricht. Wenn man in irgendeiner Form angegriffen wird, hat man das Gefühl, dieses Haus steht hinter einem – mit einer Community, vor der man nicht performen muss. Das Gorki ist für mich kein performativer Raum, sondern das genaue Gegenteil. Für viele von uns, die migrantisch gelesen werden – besonders für diejenigen, die politisch-­ aktivistisch-wissenschaftlich agieren – ist alles draußen permanente Performanz. Der gesamte Lebensraum ist performativ, man spielt die ganze Zeit eine Rolle. Nicht in diesem Theater. Man betritt es und muss sich nicht verstellen, weil sich hier etwas entwickelt, von dem man sich wünscht, dass es das neue Deutschland ist. Es entwickelt sich szenisch, diskursiv, aber auch selbstverständlich. Dieser Raum bietet eine neue Selbstverständlichkeit, so etwas wie die neue gesellschaftliche Mitte zu inszenieren. Er bietet die geballte Kraft dessen, was einfach vorhanden ist und so lange unsichtbar war. Solche Räume wachsen. Mit dem Gorki – und Shermin als Intendantin – hat das seinen Anfang genommen. Weil Shermin mit dieser Haltung angetreten ist: Keine Angst vor niemand! Keine Angst vor Hochkultur, keine Angst vor Gegenwind, gegen Angst vor Kampf. Diese Haltung hat sie wie einen großen Schutzschild getragen und dahinter eine neue Stadtgesellschaft versammelt. Egal, in welche Theater ich sonst gehe (und ich habe schon zugegeben, es sind nicht viele), ich fühle mich dort fremd. Ich sitze da und kann die Kunst bewundern wie im Museum (ich schätze Museen sehr), aber es ist nicht mein Zuhause. In vielen Institutionen sieht es immer noch so aus, als ­wären wir nie ein Einwanderungsland geworden. Niemand kann mir erzählen, dass Migrant*innen nicht gerne Beethoven hörten oder sich nicht gerne Theater ansähen. Aber sie

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sind dort oft nicht anzutreffen. Und das liegt nicht an den Migrant*innen. Das Gorki hat damit gebrochen und neue Strategien des Abholens entwickelt, des Wir-Verortens. Das ist unser Haus. Dieses neue Selbstbewusstsein ist überall zu spüren, seitdem es diese postmigrantische Idee gibt. Das Gorki hat den Style dazu geschaffen. Zwischen Punk und Lässigkeit, Politik und Tanz. Den Style für eine neue Mitte, die auch multimigrantisch ist. Naika Foroutan Sozialwissenschaftlerin und Leiterin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)

I don’t know much about theatre. That’s one of the reasons why I don’t see the Gorki primarily as a theatre, but rather a central space in the city which is something like a place of refuge. A space for coming together to think politically and rethink society. It is a cultural space, of course. But it is also a socio-political space, a space for retreat, a space for strategy, a space for planning, a space for discourse, a space for consolation, a place where everyone encourages and bolsters each other. If you’re attacked in any way, you feel like this house has your back – within a community that doesn’t expect you to put on a performance. For me, the Gorki is not a performative space, it is the exact opposite. For many of us who are read as migrants – ­especially for those who are politically, scientically, socially active – everything outside is a permanent performance. Our entire living space is performative, you’re playing a role all the time. Not in this theatre. You go there and you don’t have to pretend, because this is a place where they are ­developing something you wish could be the new Germany. Its development is theatrical, discursive, but also self-­ evident. This space offers a new, self-evident way of staging something like the new social centre. It offers the concentrated power of something that was simply there and invisible for so long. Spaces like this grow. It all started with the Gorki – and Shermin as Artistic Director. Because Shermin started with


the attitude of: don’t be afraid of anyone! Don’t be afraid of high culture, of headwinds, of struggle. She carried this attitude like a great protective shield and behind it a new urban society gathered. It doesn’t matter what other theatre I go to (and as I’ve admitted, there aren’t many), I feel like a stranger. I can sit and admire the art like I do in a museum (I really like museums), but it’s not my home. In many institutions you’d never know that we have become an immigrant country. No one can tell me migrants don’t like listening to Beethoven or going to the theatre. But you won’t often find them there. And that’s not because of the migrants. The Gorki broke with all that and developed new strategies of encounter, creating a place for us. This is our house. You can feel this new self-confidence everywhere since this post-migrant idea has been around. The Gorki created the style for it. Between punk and nonchalance, politics and dance. The style for a new centre that is also multi-migrant. Naika Foroutan Social scientist and head of the German Centre for Integration and Migration Research (DeZIM)

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Michel Friedman

HOCH LEBE DAS THEATER! / LONG LIVE THEATRE! wir viel mehr Orte schaffen, wo die Pluralität, die Buntheit unserer Gesellschaft in Kunst übersetzt wird. Tausend Dank, Gorki! Eine Institution! Aber diese Institution wird von Menschen lebendig gemacht. Mutigen Menschen, kreativen Menschen, engagierten Menschen, aktivistischen Menschen. Aber vor allen Dingen von Menschen, die sich durch ihre Professionalität und ihre künstlerische Leistung bewährt haben. Und die so vielen Menschen Glück, Aufregung, Anregung, Neugier und Zweifel geschenkt haben.

Theater ist ein Vor-Ort. Ein Ort des Morgens. Immer einen Schritt voraus. Der Ort, an dem das Leben, der Mensch, die Tragödie, die Komödie verhandelt werden. Der Ort, an dem die Zwischengeschosse der Existenz, die Zweifel, die Verzweiflung, die Verletzung, die Kränkung verhandelt werden. Aber auch die Liebe, der Exzess, die Leidenschaft, die Trauer. Alle Menschengefühle, in ihrer Einmaligkeit, sind das Thema des Theaters. Aber das Theater, so finde ich, ist auch ein politischer Ort. Politische Kunst ist ein Missverständnis. Aber dass Kunst immer auch politisch ist, eine Selbstverständlichkeit. Das Gorki Theater ist so ein Ort. Konsequent, manchmal radikal. Dieses Theater engagiert sich. Befasst sich mit Themen, die nicht Mainstream sind. Gibt Menschen einen (geschützten) Raum. Lässt die Betroffenen selbst reden, anstatt über sie zu reden. Im Gorki ist eine Kunst entstanden, die es kaum sonst als Kernprogramm eines Theaters anderswo gibt. Schauspieler*innen, Regisseure*innen, Drehbuchautor*innen haben eine Adresse und Zuschauer*innen, die sich für Theater, migrantisches Theater, queeres Theater interessieren, haben eine zuverlässige Adresse. Das Gorki experimentiert, entwickelt sich, bleibt nicht ­stehen, nicht stecken, ist bereit, Fehler zu machen, korrigiert sich, bewegt sich. Und manchmal, dann knallt es, dann explodiert es, dann redet man, dann verhandelt man, manchmal auch laut, manchmal auch sehr laut und macht weiter. Dieses Theater tut Menschen gut, tut Berlin gut, tut dem deutschen Kulturbetrieb gut. Nach wie vor sind viele Minderheiten nicht genug repräsentiert, ihre Perspektiven und Lebenserfahrungen zu selten erzählt. Eine Einwanderungsgesellschaft, wie Deutschland eine ist, in der gerade in Städten wie zum Beispiel in Frankfurt am Main über die Hälfte nicht ursprünglich deutsche Biografien hat, bräuchte viel mehr an diesen Lebensgeschichten. Und natürlich ist die Auseinandersetzung mit diesen vielen Perspektiven, zwischen Teilen unserer Gesellschaft, immer auch neben der künstlerischen eine politische. In einem Land, in dem jeder zehnte Bürger eine antidemokratische, menschenhassende Partei wählt, in einem Land, in dem selbst der Bundesverfassungsschutz sagt, der Rechtsextremismus sei die größte Gefahr für die Demokratie, sollten

P.S. Danke, Shermin, für alles. Michel Friedman Publizist, Philosoph

Theatre is a pre-place. A place of tomorrow. Always one step ahead. The place where we negotiate life, people, tragedy, comedy. The place where we negotiate the entresol of existence – doubts, despair, pain, affront. But also love, excess, passion, grief. All human emotions, in their uniqueness, are subjects for the theatre. But the theatre, I think, is also a place of politics. Political art is a misunderstanding. But it goes without saying that art is always political. The Gorki Theatre is such a place. Consistent, sometimes radical. A theatre of commitment. It addresses issues beyond the mainstream. It gives people a (protected) space. It allows people to speak for themselves instead of speaking about them. In the Gorki they have created an art that barely exists anywhere else as a core theatre programme. A ­ ctors, directors, screenwriters have an address, so too audiences interested in theatre, migrant theatre, queer theatre. The Gorki experiments, develops, refuses to stand still or get bogged down, it is prepared to make mistakes, to correct itself, to move. And sometimes things blow up, ­ there’s an explosion, then you talk, then you negotiate, sometimes loudly, even very loudly, and carry on. This theatre is good for people, good for Berlin, good for the G ­ erman cultural scene. Many minorities are still not represented enough, their perspectives and life experiences too rarely told. Germany is an immigrant society where more than half

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of the people in cities like Frankfurt have biographies that begin beyond Germany, so we really need a lot more of these life stories. And of course the confrontation with these multiple perspectives, between elements of our society, is never just an artistic confrontation, it’s political as well. In a country where every tenth citizen votes for a hateful anti-democratic party, in a country where even the Federal Office for the Protection of the Constitution says that right-wing extremism is the greatest danger to democracy, we need to create many more places where the plurality and diversity of our society is translated into art. Many thanks, Gorki! An institution! But an institution brought to life by people. Brave people, creative people, committed people, activist people. But above all by people who have proven themselves through their professionalism and artistic achievements. And who have brought happiness, excitement, stimulation, curiosity and doubt to so many. P.S. Thanks for everything, Shermin. Michel Friedman Writer, philosopher

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Oliver Frljić

LUFT FÜR DIE GESCHWÄCHTE LUNGE / AIR FOR WEAKENED LUNGS It’s an age-old question that you can ask of art in general, and theatre in particular: should we represent the conditions, or should we think, speak and act beyond them to create spaces of possibility which exclude the status quo? All true theatre has done the latter – from Aristophanes’ Lysistrata to The Living Theatre. For me, the Gorki is a space that offers refuge to those ­excluded by the oppressive logic of the world in which we live. The Gorki is also the site of a learning process that reminds us that exclusion, oppression and discrimination are still going on in places unseen by our collective and individual empathy – an empathy that is all too often selective and exclusive, to the extent of serving as a stalwart aide of oppression itself. Of all the identities that have been pressed upon me by force, there is only one I have truly embraced – that of refugee, outcast, because I didn’t ­accept the logic set out above. When so many doors slammed in my face, the doors of the Gorki opened. In a world that so radically promotes conflict and rigid identities – where ethnocentricity seems to be prevailing once again over the fluidity we so ardently advocated yesterday – I find rare air for my weakened lungs in the Gorki. I don’t have to participate in the general economy of hatred that has driven humanity since its inception. I know this is not the time for Marxist jokes, but I can’t help but (mis)quote Groucho Marx in this context: “Include me out!”

Eine alte Frage, die man der Kunst im Allgemeinen und dem Theater im Besonderen stellen kann, lautet: Sollen die Verhältnisse repräsentiert werden, oder wird darüber hinaus gedacht, gesprochen, gehandelt, um jene Möglichkeitsräume zu schaffen, die das Bestehende ausschließt? Alles wahre Theater hat das Letztere getan – von Aristophanes’ Lysistrata bis hin zu The Living Theatre. Das Gorki ist für mich der Raum, in dem diejenigen Zuflucht finden können, die von der unterdrückenden Logik der Welt, in der wir leben, ausgeschlossen werden. Am ­Gorki findet auch der Lernprozess statt, der uns vor Augen führt, dass Ausgrenzung, Unterdrückung und Diskriminierung immer noch an Orten stattfinden, die von unserer kollektiven und individuellen Empathie nicht gesehen werden – einer Empathie, die allzu oft selektiv und exklusiv ist, bis zu dem Punkt, an dem sie zum verlässlichen Helfer der Unterdrückung selbst wird. Von allen Identitäten, die mir mit Gewalt aufgezwungen wurden, habe ich nur eine wirklich angenommen, nämlich die, ein Flüchtling zu sein und ausgeschlossen zu werden, weil ich die oben genannte ­Logik nicht akzeptierte. Trotz aller Türen, die mir vor der Nase zugeschlagen wurden, hat sich die des Gorki geöffnet. In einer Welt, die so radikal Konflikte und starre Identitäten fördert – unter denen die ethnozentrische wieder einmal den Vorrang vor der Fluidität zu haben scheint, die wir gestern noch so eifrig befürwortet haben – finde ich im Gorki für meine geschwächten Lungen seltene Luft zum Atmen. Ich muss mich nicht an der allgemeinen Ökonomie des Hasses beteiligen, die die Menschheit seit ihren Anfängen antreibt. Ich weiß, es ist nicht die Zeit für Marxistenwitze, aber ich kann mir nicht verkneifen, in diesem Zusammenhang ­Groucho Marx zu (miss-)zitieren: „Include me out!“

Oliver Frljić Theatre maker

Oliver Frljić Theatermacher

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zwischenrufe POST-MIGRANTEN / POST-MIGRANTS

Negar Ghalamzan Autorin für Film und Fernsehen

2008. Shermin Langhoff and I are sitting in the office of Ballhaus Naunynstraße, which is scheduled to open at the end of the year as the first post-migrant theatre in Berlin, and the whole of Germany. Shermin is the Artistic Director, I’m responsible for PR. The refurbishment is in progress, the offices are in place, the crew has been hired. What we don’t have yet is a logo, which is to be emblazoned on the facade. When I ask the neighbourhood protection officer which direction we should go in, he replies dryly: “The main thing is: no Las Vegas.” So we invite young graphic designers to send us designs. The brief: “The main thing is: no Las Vegas.” A few weeks later in Shermin’s office. We are sitting on the sofa with chai and cigarettes and we have hardly slept in the weeks before. We are sitting opposite a young, good-­ natured graphic designer who hands us an A3 sheet. A large yellow square with “Ballhaus Naunynstrasse” in black lettering. We turn it left, turn it right, look at it from below, from above, look at each other and ask him, “Um, thanks for the design. But what is it supposed to be?” The young man replies proudly: “This is your new logo. It fits the target group perfectly.” “But why is it yellow?” we ask. His answer: “That’s the yellow of Deutsche Post.” “Yes,

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Negar Ghalamzan

versteht man weder das Wort noch das Bild.“ Sie antwortet: „Und genau das gibt uns ’ne gute PR-Story.“ Kurz vor der Eröffnung stehen Shermin, der zuständige Milieuschutzbeamte und ich vor dem Theater. Das neue Logo ist als großes Banner aufgehängt, und wir schauen gemeinsam in Stille drauf. Shermin glücklich, der Beamte irritiert und ich völlig genervt. Der Beamte: „Hmmm. ’n Köter.“ Ich: „Auf jeden Fall kein Las Vegas.“ Shermin: „Ihr werdet schon sehen …“ Jedes Mal, wenn ich an einem gelben Briefkasten vorbeilaufe, denke ich an Shermin und muss grinsen. Niemand erzählt unsere Storys besser. Danke, Shermin.

2008. Shermin Langhoff und ich sitzen im Büro des Ballhauses Naunynstraße, das zum Ende des Jahres als ­ erstes postmigrantisches Theater Berlins, gar Deutschlands eröffnet werden soll. Shermin hat die künstlerische Leitung, ich bin für die PR zuständig. Die Umbauarbeiten sind in der Mache, die Büros stehen, die Crew ist eingestellt. Was wir noch brauchen, ist ein Logo, das auch an der Fassade prangen soll. Als ich den zuständigen Milieuschutzbeamten frage, in welche Richtung wir gehen sollten, antwortet er trocken: „Hauptsache, kein Las Vegas.“ Also laden wir junge Grafiker dazu ein, uns Entwürfe zu schicken. Das Briefing: „Hauptsache, kein Las Vegas.“ Einige Wochen später in Shermins Büro. Wir sitzen mit Chai und Kippen auf dem Sofa und haben die Wochen vorher kaum gepennt. Ein junger, gut gelaunter Grafiker sitzt uns gegenüber und streckt uns ein DIN-A3-Blatt entgegen. Ein großes gelbes Viereck auf dem mit schwarzem Schriftzug „Ballhaus Naunynstrasse“ steht. Wir drehen es nach links, drehen es nach rechts, schauen es von unten an, schauen es von oben an, schauen einander an und fragen ihn: „Ähm, danke für den Entwurf. Aber, was soll das sein?“ Der junge Mann antwortet stolz: „Das ist euer neues Logo. Das passt genau zur Zielgruppe.“ „Aber warum ist es denn gelb?“, fragen wir. Seine Antwort: „Das ist das Gelb der Deutschen Post“. „Ja, aber warum denn Deutsche Post?“ „Na, ist doch klar. Post-Migranten.“ Und grinst. Shermin und ich bekommen den größten Lachanfall aller Zeiten und fragen: „Also, dir ist schon klar, dass Postmigranten nicht Migranten sind, die bei der Post arbeiten, oder?“ Woraufhin er selbstsicher antwortet: „Ja, schon, aber ich dachte, das sei ein schönes Wortspiel.“ Wir trinken latent besorgt noch einen Chai mit ihm, bevor er geht. Und geraten ins Grübeln. Nach einer kurzen Weile sag ich: „Shermincan, das ist jetzt der Zehnte, der das Wort ‚postmigrantisch‘ nicht verstanden hat. Was machen wir denn jetzt?“ Sie antwortet: „Wir suchen weiter.“ Also weiter. Das neue Briefing: Hauptsache, kein Las Vegas und keine Deutsche Post. Nach wochenlanger Suche haben wir Shermins Traum-Logo gefunden: „Das ist es.“ Ein schwarzer Straßenhund mit rotem Stern. Ich find’s furchtbar. „Das kriegen wir überhaupt nicht kommuniziert. Jetzt


Negar Ghalamzan

but why Deutsche Post?” “Well, it’s obvious. Post-­migrants.” And he grins. Shermin and I have the biggest laugh ever and ask, “So, you do realise that post-migrants aren’t migrants who work in the post office, right?” To which he confidently replies, “Yes, sure, but I thought it was a nice play on words.” We have another chai with him, latently worried, before he leaves. And we start pondering. After a short while I say: “Shermincan, that was the tenth person who didn’t understand the term ‘post-migrant’. What are we going to do now?” She replies: “We’ll keep looking.” So, onward. The new brief is, the main thing: no Las Vegas and no Deutsche Post. After weeks of searching, we found Shermin’s dream logo: “That’s it.” A black street dog with a red star. I think it’s terrible. “It doesn’t communicate anything. Now you can’t understand the word or the image.” She replies: “And that’s precisely what gives us a good PR story.” Shortly before the opening, Shermin, the neighbourhood protection officer and I are standing in front of the theatre. A big banner with the logo is hanging up and we look at it together in silence. Shermin is happy, the officer is confused and I am completely annoyed. The officer: “Hmmm. A mutt.” Me: “Definitely not Las Vegas.” Shermin: “You’ll see …” Every time I walk past a yellow mailbox, I think of Shermin and I have to grin. Nobody tells our stories better. Thank you Shermin. Negar Ghalamzan Film and television writer

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zwischenrufe NACH AUSSEN WIE NACH INNEN / OUTWARD AND INWARD

Andreas Görgen Ministerialdirektor bei der Beauftragten der ­Bundesregierung für Kultur und Medien

Democracy thrives on internal diversity and external cosmopolitanism. This is where art and culture are crucial; it is our stories that determine how we see the world and ­whether other stories are heard as well. As such, post-migrant theatre is forward-looking because it breaks with traditional structures and patterns of perception. In part that’s because in both its themes and its casts it reflects the reality of Germany as a country of immigration, and therefore the diversity of our society. Shermin Langhoff and her diverse team undertake pioneering work. For even though cultural programmes in this country are becoming increasingly diverse, the cadre entrusted with implementing them is still astonishingly homogeneous. But it is only by means of internal diversity – of the actors as well as the audience – that institutions become what they should be for a democratic society: a resonant space in which diverse perspectives ­collide constructively, and an artistic space that protects precisely this collision. Post-migrant theatre is also forward-looking when it comes to the international dimension of cultural policy. Rather than following the export logic of homogeneous cultural products, it is important that foreign cultural policy offer an aesthetic which reflects the diversity of our country both internally and externally. In this context it would be good to see more cultural partnerships that facilitate local and global perspectives as well as an engagement with cross-border challenges, something that is well overdue. With its international orientation, post-migrant theatre brings different

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Andreas Görgen

schaft abbildet. Das postmigrantische Theater spiegelt die Realität des Einwanderungslands Deutschland wie auch unterschiedliche Perspektiven auf globale, im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegende Themen unserer Zeit. Es lehrt uns zu verstehen, welche Träume und Traumata, welche historischen Narrative anderen Weltanschauungen zugrunde liegen.

Demokratie lebt von Diversität im Inneren und Weltoffenheit nach außen. Auf Kunst und Kultur kommt es dabei entscheidend an: Es sind unsere Erzählungen, die bestimmen, welches Bild wir uns von der Welt machen und ob auch andere Erzählungen Gehör finden. Das postmigrantische Theater ist in diesem Sinne zukunftsweisend, indem es überkommene Wahrnehmungsmuster und Strukturen aufbricht. Zum einen dadurch, dass sowohl seine Themen als auch die Besetzung die Realität des Einwanderungslands Deutschland und damit die Vielfalt unserer Gesellschaft spiegeln. Damit leisten Shermin Langhoff und ihr diverses Team Pionierarbeit. Denn während hierzulande zwar die Programmatik der Kultur immer diverser wird, ist die Gruppe derjenigen, die diese Programmatik realisieren soll, nach wie vor erstaunlich homogen. Institutionen werden aber erst durch interne Diversität – der Akteurinnen und Akteure wie auch des Publikums – wieder zu dem, was sie für eine demokratische Gesellschaft sein sollen: ein Resonanzraum, in dem verschiedene Perspektiven konstruktiv aufeinanderprallen und in dem dieses Aufeinanderprallen durch den Raum der Kunst geschützt wird. Zukunftsweisend ist das postmigrantische Theater auch im Hinblick auf die internationale Dimension der Kulturpolitik. Auswärtige Kulturpolitik sollte keiner Exportlogik homogener kultureller Produkte folgen, sondern es geht darum, eine Ästhetik der Diversität unseres Landes nach außen wie nach innen zu vermitteln. Wünschenswert sind zum Beispiel mehr kulturelle Partnerschaften, die lokale und globale Perspektiven ebenso ermöglichen wie die dringend notwendige Auseinandersetzung mit grenzüberschreitenden Herausforderungen. Als international geprägtes Theater, das unterschiedliche Sprachen, Standpunkte und Perspektiven auf die Bühne bringt, treibt das postmigrantische Theater die Öffnung und Internationalisierung der darstellenden Künste mit voran. In unserer pluralistischen Demokratie und in einer globalisierten Welt sind Innen und Außen keine getrennten Welten mehr. Sichtbar wird dies so deutlich wie kaum irgendwo sonst im Gorki Theater: mit Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Herkunft, mit eigenen ästhetischen Formaten und mit einem Publikum, das die Vielfalt der Gesell-


Andreas Görgen

l­anguages, standpoints and perspectives to the stage, helping to open up, to internationalise the performing arts. In our pluralistic democracy and in a globalised world, inside and out are no longer separate. The Gorki Theatre makes this more apparent than just about anywhere, with artists from different backgrounds, with their own aesthetic formats and with an audience that reflects the diversity of society. Post-migrant theatre reflects the reality of Germany as an immigrant country as well as different perspectives on global issues of our time – world-shaking in the truest sense of the term. It teaches us to understand the dreams and traumas, the historical narratives that underpin other points of view. Andreas Görgen Ministerial Director to the Federal Government ­Commissioner for Culture and the Media

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zwischenrufe EIN THEATER DER RESONANZ / A THEATRE OF RESONANCE Hier konnten wir als Gruppe von fünfzig Berliner*innen das deutsche GRUNDGESETZ einem Stresstest aussetzen. Mit M(OTHER) COURAGE, Bachs Matthäuspassion in HYMNE AN DIE LIEBE und JEDEM DAS SEINE widerhallte das ­Theater 2019 bei der Eröffnung des „4. Berliner Herbst­ salons“. Hier wurde das POLITICAL VOICE INSTITUTE geboren. Es brachte ein mehrsprachiges und postnationales Team von Performer*innen zusammen, die während der Pandemie COMMUNITY: AN APP FOR ONE PERSON und STILL LIFE mit der Vision eines CHORUS of ALL BEINGS mit ins Leben riefen. GORKIs Wände waren mit Tieren und Stimmen eines gigantischen CHORS gefüllt: die der Lebenden und der Toten, der Menschen und Nicht-Menschen, Überlebenden und derer, die in Auschwitz ermordet worden waren. GORKI ist ein Ort, an dem wir die Zukunft gestalten und Praktiken der sozialen Heilung entwickeln können. Es formt die Vision einer Kulturinstitution, die auf unsere gehäufte Ungewissheit und die Krise der Moderne reagiert. Am ­GORKI können wir Vehikel und Utopien erschaffen, um der Katastrophe entgegenzuwirken. Um zu verändern und zu heilen. Hier können wir uns die Welt neu denken.

Als ich 2015 hier ankam, überwältigte mich GORKIs einzigartiger Sound, die Akustik des radikalen Engagements. Ich erinnere mich an den Sound seit dem ersten Moment, als M(OTHER) COURAGE und der 25-köpfige CHOR 2015 auf dieser Bühne standen. Ja, so erklingt die SINGAKADEMIE! Das ist der Klang eines Berliner Konzertsaals, der einer postmigrantischen Gemeinschaft zur Verfügung gestellt wurde. Der Klang der Vertrautheit und Freiheit. Die deutschen Mütter in meiner Performance – inklusive der achtzigjährigen Ingeborg, die einen Krieg durchgemacht hatte – fragten von der Bühne aus: „Wie kommt es, dass mein Sohn immer noch töten will?“ Dieser Raum gebar die Ideen der radikalen sozialen Vielfalt im Theater, die des postmigrantischen Theaters und vieles mehr. Das findet auch in vielen europäischen Institutionen Widerhall. Hier werden politische und soziale Ideen ständig auf einer institutionellen Ebene eingebunden. Hier wird die Qualität der Gemeinschaftsarbeit an Transparenz, Offenheit und Demokratisierungsprozessen gemessen.

Marta Górnicka Regisseurin

The GORKI is a theatre with unmistakable acoustics. It ­resounds with voices, languages and bodies. It is a space for all the voices that challenge audiences to see reality as it really is. And for all those who reach beyond reality and portray it in incredible density. Voices that seek to make (even the most difficult) reality impossible. When I say “GORKI” and “theatre” I think of home. A home for war and peace. A home we build. A home for loved ones and for “strangers”. A home for the most challenging social and political issues of our reality. A space of intimacy, freedom and courage. Of radical political and artistic solidarity. With others. With threatened communities, however far away they may be. It’s a body. And a soul. A community of artists and the spirit of Artistic Director Shermin Langhoff, the ensemble, the employees and friends.

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Marta Górnicka

Das GORKI ist ein Theater der unverwechselbaren Akustik. Es ertönt zusammen mit Stimmen, Sprachen und Körpern. Es ist ein Raum für all die Stimmen, die die Zuschauer*­ innen dazu herausfordern, die Wirklichkeit als das zu ­sehen, was sie ist. Und auch für all diejenigen, die über die Wirklichkeit hinausgehen und sie in einer ungeheuerlichen Dichte zeigen. Stimmen, die versuchen, die (schwierigste) Wirklichkeit unmöglich zu machen. Wenn ich „GORKI“ und „Theater“ sage, denke ich an Zuhause. Ein Zuhause für Krieg und Frieden. Ein Zuhause, das wir erbauen. Ein Zuhause für geliebte Menschen und für „Fremde“. Ein Zuhause für die herausforderndsten sozialen und politischen Fragen unserer Realität. Ein Raum der Vertrautheit, Freiheit und des Muts. Der radikalen politischen und künstlerischen Solidarität. Mit anderen. Mit bedrohten Gemeinschaften, wie weit entfernt von uns sie auch sind. Es ist ein Körper. Und eine Seele. Eine Gemeinschaft aus Künstler*innen und dem Geist von Shermin Langhoff – der Intendantin –, dem Ensemble, den Mitarbeiter*innen und Freund*innen.


Marta Górnicka

When I arrived here in 2015, I was overwhelmed by the GORKI’s unique sound, the acoustics of radical commitment. I remember the sound from the first moment that M(OTHER) COURAGE and the 25-piece CHORUS stood on this stage in 2015. Yes, that’s the sound of the SING­ AKADEMIE! This is the sound of a Berlin concert hall at the service of a post-migrant community. The sound of familiarity and freedom. On stage, the German mothers in my performance – including 80-year-old Ingeborg, who had been through a war – asked, “How come my son still wants to kill?” This space gave birth to ideas of radical social diversity in theatre, post-migrant theatre, and so much more. This is also echoed in many European institutions. Here, political and social ideas are constantly integrated at the institutional level. Here the quality of the community work is measured by transparency, openness and processes of democratisation. Here we, a group of fifty Berliners, got to subject Germany’s BASIC LAW to a stress test. The theatre resounded with M(OTHER) COURAGE, Bach’s St Matthew Passion in HYMN TO LOVE and TO EACH THEIR OWN at the opening of the “4th Berlin Autumn Salon” in 2019. This is where the POLITICAL VOICE INSTITUTE was born. During the pandemic it brought together a multilingual, post-national team of performers who co-created COMMUNITY: AN APP FOR ONE PERSON and STILL LIFE with the vision of a CHORUS of ALL BEINGS. The GORKI’s walls were filled with animals and the voices of a gigantic CHORUS: those of the living and the dead, the human and non-human, the survivors and those who were murdered at Auschwitz. The GORKI is a place where we can shape the future and develop practices of social healing. It forms the vision of a cultural institution that responds to our cumulative uncertainty and the crisis of modernity. At the GORKI we can create vehicles and utopias to counteract the catastrophe. To change and heal. Here we can rethink the world. Marta Górnicka Director

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zwischenrufe OFFENER PROZESS / OPEN PROCESS

Ayşe Güleç Curator, writer and research activist

Ayşe Güleç Kuratorin, Autorin und forschende Aktivistin

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Ayşe Güleç

The exhibition “Open Process” addressed structural, institutional racism in post-colonial, post-fascist Germany through over 20 works. The focus was on the NSU Complex [a far-right terror group active in the early 2000s which largely targeted migrants]. Dealing with the NSU Complex is an open process. A process that cannot be neatly concluded with court proceedings and the numerous committees of inquiry. The mobile exhibition “Open Process”, with its artistic, activist positioning, attempts to ask questions, to offer ­ ­answers, to bind historical and current events like knots to trigger debate that might enable a future of solidarity. A future in which there are no more victims of racist, rightwing, violent terror. Because solidarity does not assume that our “struggles are the same struggles, or that our pain is the same pain, or that our hope is for the same future. Solidarity involves commitment, and work, as well as the recognition that even if we do not have the same feelings, or the same lives, or the same bodies, we do live on common ground” (Sara Ahmed). I am glad that the exhibition, which I curated with Fritz Laszlo Weber, was not just a temporary exhibit at the Gorki, that instead the theatre team expanded and deepened the boundaries and themes of the exhibition with numerous ­activities and formats. I am grateful for that.

Die Ausstellung „Offener Prozess“ hat sich mit über zwanzig künstlerischen Arbeiten dem strukturell-institutionellen Rassismus im postkolonialen, postfaschistischen Deutschland gewidmet. Im Zentrum stand dabei der NSU-Komplex. Die Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex ist ein offener Prozess. Ein Prozess, der nicht mit Gerichtsverfahren und zahlreichen Untersuchungsausschüssen abgeschlossen werden kann. Die mobile Ausstellung „Offener Prozess“ mit ihren künstlerischen, aktivistischen Positionen unternimmt den Versuch, Fragen zu stellen, Antworten zu geben, historische wie auch aktuelle Geschehnisse wie Knoten zu verbinden, um Auseinandersetzungen anzustoßen, die eine solidarische Zukunft ermöglichen. Eine Zukunft, in der es keine Opfer rassistischer, rechtsterroristischer Gewalt mehr gibt. Denn Solidarität setzt nicht voraus, dass unsere „Kämpfe die gleichen Kämpfe sind, oder dass unser Schmerz der gleiche Schmerz ist, oder dass unsere Hoffnung auf die gleiche Zukunft gerichtet ist. Solidarität beinhaltet Engagement und Arbeit sowie die Erkenntnis, dass wir, auch wenn wir nicht das gleiche Gefühl, das gleiche Leben oder den gleichen Körper haben, auf gemeinsamem Boden leben“ (Sara Ahmed). Ich bin froh, dass die Ausstellung, die ich gemeinsam mit Fritz Laszlo Weber kuratiert habe, temporär im Gorki nicht nur präsentiert wurde, sondern das Team des Theaters die Grenzen und die Themen der Ausstellung mit vielen Aktivitäten und Formaten erweitert und vertieft hat. Dafür bin ich dankbar.


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Kübra Gümüşay

REALE UTOPIEN / REAL UTOPIAS die bislang unerzählt sind. Aus Perspektiven, die unbetrachtet sind. In Zeiten, die ungeschehen sind. In Utopien, die (noch) unerlebt sind. Orte, an denen wir die Welt verrücken können, ohne für verrückt erklärt zu werden. In dem Moment, in dem wir uns in Welten hineinschreiben und -spielen, die imaginiert sind, in dem Moment, in dem wir sie performativ leben, erleben wir sie. Diese Welten werden real.

Wie lebt es sich in einer gerechteren Welt? Einer, in der Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Klassismus und andere Formen von Unterdrückung Vergangenheit sind? Ich weiß es nicht, doch ich habe eine Ahnung davon, wie wir dahin kommen können. Durch Orte, an denen Menschen den Mut aufweisen, es anders zu machen als bisher. Durch die nahezu dreiste Kühnheit, sich Ideale nicht nur auf die Fahne zu schreiben, sondern sie auch zu erproben. Zu scheitern. Zu lernen. Zu spielen. Zu erfühlen. Zu ertasten. Wege zu bahnen hinein in eine Welt, die erstrebenswert ist. Lebenswerter als die gegenwärtige. Kühn und mutig, das ist das postmigrantische Theater. Das sind die Menschen am Gorki Theater. Denn wenn soziale und politische Gerechtigkeit tatsächlich unsere Zukunft werden soll, „dann wird sie durch das bewusste Handeln von Menschen herbeizuführen sein, die gemeinsam agieren, um sie zu verwirklichen“, schreibt der Soziologe Erik Olin Wright in seinem Buch Reale Utopien. Wege aus dem Kapitalismus. Wenn wir uns von dem Gedanken lösen, Ideale müssten überall und auf einmal realisiert werden, können wir uns die Freiheit schaffen, jetzt schon Räume zu öffnen, in denen wir Utopien, so gut es geht, ausprobieren. Wohl wissend, dass dieses Ausprobieren nur bedingt gelingen kann. Wright nennt diese Orte „reale Utopien“. Diese Orte befinden sich an den Grenzen unserer Gesellschaft, den Rändern. Sie sind utopisch, weil sie nicht institutionalisiert und gesellschaftlich etabliert sind, sondern marginalisiert. Sie sind jedoch zugleich real, weil sie im Jetzt und Hier, unter den gegenwärtigen Bedingungen tatsächlich existieren. Diese Orte, reale Utopien, können Wohnexperimente, NGOs, Netzwerke, Kollektive sein, die sich beispielsweise einem neuen Zusammenleben, ökologischem Wirtschaften oder einer gerechteren Sprache gewidmet haben. Sie können – und ich denke, sie sollten – aber auch Orte der Kunst und Kultur, also Theater sein. Orte, an denen wir die Zukunft üben, sie erfühlen und erproben können. An denen wir in dieser Gesellschaft als Erwachsene die Legitimation haben, Normen zu sprengen, Fantastisches zu erdenken und durch Spiel in die Realität zu übersetzen. Orte, an denen wir Geschichten erzählen können,

In größter Dankbarkeit, dass das Gorki real ist und Wege bahnt, in Verbundenheit und in Solidarität, Kübra Gümüşay Publizistin und Netzaktivistin

What is it like to live in a fairer world? A world in which racism, sexism, anti-Semitism, class hatred and other forms of oppression are a thing of the past? I don’t know, but I have an idea how we can get there. Through places where people have the courage to do things differently than before. Through a downright brazen boldness that not only proclaims ideals, but also tries them out. Failing. Learning. Playing. Feeling. Touching. Paving the way to a world worth striving for. More liveable than the one we live in now. Daring and bold – that’s post-migrant theatre. That’s the people at the Gorki Theatre. For if we want to actually make social and political justice our future, “it will be brought about by the conscious actions of people acting collectively to bring it about,” writes sociologist Erik Olin Wright in his book Envisioning Real Utopias. If we abandon the idea that ideals must be implemented everywhere and all at once, we can create the freedom to open up spaces in which we can experiment with utopias, now, to the best of our ability. Knowing full well that this experimentation can only be a qualified success. Wright calls these places “real utopias”. These places lie at the borders of our society, the fringes. They are utopian because they are marginalised rather than institutionalised and socially established. But at the same time they are real because they actually exist in the here

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and now, under present conditions. These places, real utopias, can be housing experiments, NGOs, networks, collectives that have dedicated themselves to a new way of living together, ecological management or fairer language. But they can – and I think they should – also be places of art and culture, i.e. theatres. Places where we can practice, feel and experiment with the future. Places where we, as adults in this society, are entitled to break norms, to think up fantastic things and to translate them into reality through play. Places where we can tell stories that have never been told before. From perspectives that have been ignored. In times that have not yet happened. In utopias we have not (yet) experienced. Places where we can shift the world without anyone calling us crazy. The moment we write and act ourselves into worlds that are imagined, the moment we live them performatively, we experience them. These worlds become real. With enormous gratitude that the Gorki is real and paves the way, with affection and solidarity, Kübra Gümüşay Journalist and internet activist

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Suna Gürler

GENERATION X / GENERATION X pädagogisches Projekt, sondern ein Repertoirestück. Und ein Beweis dafür, dass kulturelle Bildung und Nachwuchsförderung eben nicht ausgelagerte Projekte sein müssen, sondern mit Erfolg im Rampenlicht stattfinden können. Wenn Zeit und Ressourcen dafür eingesetzt und die Sparten nicht getrennt voneinander gedacht werden.

Ich bin oft gefragt worden, was ich denn eigentlich sei: Theaterpädagog*in, Regisseur*in, Schauspieler*in, Autor*­ in? Das konnte ich nie wirklich beantworten, ich mache ­alles davon. Genau das war auch der Grund, weshalb mich Shermin Langhoff als fluide Theaterschaffende ans Gorki geholt hat – weil hier eben nicht in Schubladen gedacht wird, sondern die Regisseurin auch einen Jugendclub leiten kann oder die Jugendclubleiterin auch Schauspielerin ist. Ohne dass dieses Fachwissen ignoriert würde. Die Grenzen zwischen den Sparten werden durchlässig. Ich hatte schon am jungen theater basel professionelle Inszenierungen fürs Repertoire mit Jugendlichen in den ­ Hauptrollen gemacht, das wollte ich am Gorki fortsetzen. Im ersten Jahr habe ich am Gorki den (bereits lose bestehenden) Jugendclub Die Aktionist*innen ausgebaut und fest im Studio Я verankert. Daraus entstand die Produktion Kritische Masse – ein explizit feministisches Stück, was damals noch Mut brauchte. Einen feministischen Artikel auf Facebook zu posten, konnte einen Shitstorm heraufbeschwören. Entsprechend hatten die Spieler*innen Angst vor den Reaktionen. Aber es wurde eine großartige Erfahrung – im Prozess, auf der Bühne, bei Gastspielen auf ­Festivals. Das Schöne an den Arbeiten mit Jugendclubs ist, dass sie oft ein Forschungsfeld für die Hauptbühne bieten. Ich lerne Menschen kennen, Themen kommen auf, die weitergedacht werden wollen. So war es auch im Fall von Kritische Masse. Das Stück hat den Boden dafür bereitet, einen Schritt ­weiterzugehen und eine Produktion auf der großen Bühne am Gorki zu machen, für Schulklassen und erwachsenes Publikum gleichermaßen, mit einem Ensemble aus Jugendlichen, die wir über verschiedene Formate von Gorki X gefunden haben. Das Projekt hieß Stören, unser Aufhänger war die Kölner Silvesternacht 2015, in deren Folge Sexismus rassifiziert und auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe geschoben wurde. Das war die Zeit, als Politiker*innen Frauen rieten, lieber eine Armlänge Abstand zu migrantisch gelesenen jungen Männern zu halten. Die Gruppe unserer Spieler*innen im Alter zwischen 15 und 23 Jahren war großartig, die Arbeit hatte einen großen Impact auf uns alle. Stören war nicht vorrangig ein theater-

Suna Gürler Regisseur*in, Schauspieler*in und Theaterpädagog*in

I’ve often been asked what I am exactly: drama teacher, director, actress, writer? I could never really answer, I do all of it. That was precisely why Shermin Langhoff brought me to the Gorki as a fluid theatre maker – because they don’t think in pigeonholes there, instead the director can also run a youth club or the youth club director is also an actress. Without ignoring their expertise. The boundaries between divisions become permeable. I had already staged professional repertory productions at junges theater basel with young people in the main roles, and I wanted to continue that at the Gorki. In the first year I expanded the Gorki youth club Die Aktionisten*innen (which was already in loose existence) and firmly anchored it in Studio Я. This resulted in the production Kritische Masse (Critical Mass) – an explicitly feminist play, which at the time still required courage. Posting a feminist article on Facebook was enough to create a shitstorm. So the performers were afraid of the response. But it was a great experience – in the process, on stage, in guest performances at festivals. The beauty of working with youth clubs is that they ­frequently provide an area of research for the main stage. I get to know people, issues arise that require further thought. That was the case with Kritische Masse. The piece laid the foundation for going one step further and mounting a production on the main stage at Gorki, for school classes and adult audiences alike, with an ensemble of young people we found through various formats of Gorki X. The ­project was called Stören (Disrupting), our hook was the Cologne New Year’s Eve of 2015 [when numerous women were sex-

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ually assaulted in public], as a result of which sexism was racialised and ascribed to a certain sector of the population. That was at a time when politicians were advising women to keep an arm’s length from young men who read as migrants. Our group of performers between 15 and 23 was fantastic, the work had a great impact on all of us. Stören was not primarily a theatre education project, it was a repertory piece. And proof that you don’t have to outsource cultural education and the promotion of young talent, that instead they can take the form of successful projects in the limelight – if you put in the time and resources and you don’t think in separate divisions. Suna Gürler Director, actress and drama teacher

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Karl Schneider, Pförtner


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Heide Wettin, Reinigungskraft


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Robert Rammelt, Leitung Bühnentechnik


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Jesse Jonas Kracht, Bereichsleitung Videotechnik


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Yavuz Akbulut, Tontechnik


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Hanne Günther, Leitung Kostüm bis 2016


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Henry Winkelmann, Leitung Schlosserei bis 2020


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Kirsten Haß

GELEM, GELEM / GELEM, GELEM My Berlin office is dominated by “Gypsyland Europe”. In countless video conferences I have sat in front of (or sometimes disappeared into) a colourful topography of Roma pride – eyes, enigmatic figures, wheels, scraps of words and collages. Artist Delaine Le Bas allowed me to make a canvas of part of the magnificent stage installation that she created with her husband Damian, since deceased, for ­Roma Armee (Roma Army). A three and a half by three metre souvenir of one of the most intense – and funniest – ­evenings I have spent at the theatre in recent years. I was overwhelmed by the impudence, the elegance and playfulness with which the Gorki ensemble brought Yael Ronen’s production, based on the ideas of Sandra and ­ ­Simonida Selimović, to the stage. Just as dazzling were the fireworks of feminism, solidarity and struggle, as well as traditions, jokes and pain. Intimacy. And pride, so much pride and dignity. The title of Roma Armee tells you what it’s all about. On stage the characters reveal themselves, fighters intent on defending or even conquering a homeland – that free realm that exists within and beyond ­national ­borders. With the freedom to be one thing, and also ­other: Roma, Sinti, Travellers, queer, hetero, PoC, citizens of the world. And when Lindy Larsson sings the Roma anthem “Gelem Gelem”, suddenly it expresses all of this. He sang it again, along with Petra Gelbart, at the opening of the digital ­RomArchive. The Federal Cultural Foundation was able to provide funding for both projects. And they remain, to this day, among the most important projects in our foundation’s history. The canvas behind me takes up the entire wall – rightly so, you might well say! And yet it is readily recognisable as just an excerpt, ready for an eternal continuation of the many stories yet to be told.

Mein Berliner Büro wird beherrscht vom „Gypsyland Europe“. In unzähligen Videokonferenzen sitze ich vor (oder verschwinde manchmal in) einer bunten Topografie von Augen, rätselhaften Figuren, Rädern, Wortfetzen und Collagen des Roma-Pride. Die Künstlerin Delaine Le Bas hat mir erlaubt, einen Teil ihrer großartigen Bühneninstallation auf Leinwand zu ziehen, die sie gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Damian für Roma Armee geschaffen hatte. Dreifuffzigmaldreimeter Erinnerung an einen meiner eindringlichsten – und lustigsten – Theaterabende der letzten Jahre. Umwerfend waren die Frechheit, die Eleganz und die Spielfreude, mit der das Ensemble am Gorki die Regie von Yael Ronen nach den Ideen von Sandra und Simonida Selimović umgesetzt hat. Umwerfend auch das Feuerwerk von Feminismus, Verbundenheit und Kampf sowie Traditionen, Witz und Schmerz. Intimität. Und von Stolz, so viel Stolz und Würde. Der Titel Roma Armee gibt vor, worauf es hinausläuft. Auf der Bühne offenbaren sich Charaktere, Kämpfer*innen, die es ernst meinen, mit einer Heimat, die es zu verteidigen oder gar zu erobern gilt: das freie Land, das innerhalb und jenseits nationaler Grenzen besteht. Mit der Freiheit, so und so zu sein: Roma, Sinti, Traveller, queer, hetero, PoC, Weltbürger*in. Und wenn Lindy Larsson die Roma-Hymne „Gelem Gelem“ anstimmt, steht diese plötzlich für all dies. Er hat sie noch einmal gesungen, zusammen mit Petra Gelbart bei der Eröffnung des digitalen RomArchive. Beide Vorhaben durften wir als Kulturstiftung des Bundes fördern. Und beide gehören bis heute für mich zu den wichtigen Projekten unserer Stiftungsgeschichte. Die Leinwand hinter mir nimmt ­– man möchte fast sagen: zu Recht! – die gesamte Wand ein. Und doch ist sie deutlich als nur ein Ausschnitt erkennbar, bereit zu einer ewigen Fortschreibung der vielen Geschichten, die noch nicht erzählt sind.

Kirsten Haß Executive Board of the Federal Cultural Foundation

Kirsten Haß Vorstand der Kulturstiftung des Bundes

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zwischenrufe HIER GEHT ES UM WAS / SOMETHING IS AT STAKE

Nele Hertling Direktorin der Sektion Darstellende Kunst der Akademie der Künste, Berlin

I have a little personal history that connects me to the ­Maxim Gorki Theatre. As a student at Berlin’s Humboldt University, I was obliged to seek out an internship after every second semester. That’s how I came to the Gorki Theatre for a few weeks in 1955. In my student years I was also given a small research assignment in preparation for a publication about the co-founder and first director of the Sing-Akademie, Carl Friedrich Zelter, on whose initiative the home for this choir association was conceived and opened in 1827. After numerous changes and upheavals, it began operating as a theatre in 1952 and, after a series of very different management directions and schedules, it was finally taken over by Shermin Langhoff together with Jens Hillje in 2013. After it opened with a production of Chekhov’s Cherry ­Orchard, I was very excited to develop my own programme, which attracted attention with the five world premières which ensued – I have fond memories, for example, of Der Russe ist einer, der Birken liebt (All Russians Love Birch Trees). It quickly became clear that this was about telling stories that arose out of reality. A new ensemble was reflecting the multicultural diversity of Berlin’s population, and they ­focussed on topics that managed to attract an audience previously absent from the theatre. That made the Gorki Theatre a special place alongside the established houses. There was a different form of communication between stage and audience which emerged here – if you decided to visit the Gorki Theatre, it was clear that something was at stake. The need for this kind of theatrical site where conflicts are addressed, where transgressing borders of all kinds is a

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Nele Hertling

Ich hoffe und wünsche, dass es auch nach den ersten neun Jahren so weitergeht, und ich freue mich darauf, meine persönliche Verbundenheit mit dem Haus mit neuen spannenden Begegnungen zu erneuern und zu erhalten.

Mit dem Maxim Gorki Theater verbindet mich eine kleine persönliche Geschichte. Als Studentin der Humboldt-Universität zu Berlin war ich nach jedem zweiten Semester dazu verpflichtet, mir einen Praktikumsort zu suchen. So kam ich auch 1955 für einige Wochen zum Gorki Theater. Und ebenfalls noch als Studentin bekam ich einen kleinen Rechercheauftrag in Vorbereitung einer Publikation über den Mitbegründer und ersten Leiter der Sing-Akademie, Carl Friedrich Zelter, auf dessen Initiative das Haus für diese Chorvereinigung geplant und 1827 eröffnet wurde. Nach zahlreichen Veränderungen und Umwälzungen wurde es ab 1952 als Theater bespielt und nach einer Reihe sehr unterschiedlicher Leitungen und Spielpläne 2013 schließlich von Shermin Langhoff zusammen mit Jens Hillje übernommen. Nach der Eröffnung mit Tschechows Kirschgarten war ich sehr gespannt auf die Entwicklung eines eigenen Spielplans, der Aufmerksamkeit erregte mit den folgenden gleich fünf Uraufführungen – ich erinnere mich zum Beispiel mit Freude an den Abend Der Russe ist einer, der Birken liebt. Schnell wurde klar, hier ging es um das Erzählen von ­Geschichten, die sich aus der Realität entwickelten. Ein neues Ensemble spiegelte die multikulturelle Vielfalt der Berliner Bevölkerung, und mit den hier gewählten ­Themen konnte auch ein bisher theaterfernes Publikum gewonnen werden. Das machte das Gorki Theater zu einem be­ sonderen Ort neben den etablierten Häusern. Hier entstand eine andere Form der Kommunikation zwischen Bühne und Zuschauern – entschied man sich für einen Besuch des Gorki Theaters, war klar, hier ging es um ­etwas. Nie war die Notwendigkeit eines solchen theatralen Orts, an dem Konflikte thematisiert werden, an dem das Überschreiten von Grenzen jeglicher Art selbstverständlich ist, an dem sich traditionelle Identitäten auflösen, wichtiger als heute. Der oft dem Gorki Theater zugeordnete Begriff „postmigrantisch“ scheint mir zu eng gefasst – das, was dieses Theater versucht, ist vielfältiger, offener und reagiert auf soziale, politische und kulturelle Veränderungen und Entwicklungen.


Nele Hertling

g­ iven, where traditional identities dissolve, has never been more urgent than it is today. The term “post-migrant”, which is often associated with the Gorki Theatre, strikes me as too narrow; what this theatre seeks to do is more diverse and more open, and it responds to social, political and cultural shifts and developments. It is my hope and wish that they will continue in this vein after these first nine years, and I look forward to new and exciting encounters and to renewing and maintaining my personal bond with the house. Nele Hertling Director of the department for the Performing Arts of the Academy of Arts, Berlin

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zwischenrufe DIE GOLDENEN JAHRE / GOLDEN YEARS Patientenverfügung besorgen. Mich mit dem Verschwinden arrangieren. Alles ist so laut geworden, alles nimmt sich so wichtig. Ich hab jetzt öfter das Bedürfnis zu flüstern. Ich muss nicht mehr von allen verstanden ­werden. In mir steigt der Wunsch, nicht mehr zu sprechen. So nah kommen sich Mund und Ohr. Ohren hinter den Ohren. Nur noch das Unterdrückte und Verschwiegene hören. Einwilligen ins Unwichtigwerden. Wer werde ich gewesen sein? Wer wird sich noch an mich erinnern?“ Wir lockten das Publikum in einen szenischen Parcours des Abschiednehmens, in geheimnisvolle Räume unserer eigenen Biografie. Wie Bilder einer Ausstellung reihten sich Momente der Auseinandersetzung mit dem Prozess des ­ Verschwindens aneinander und überschrieben sich. Das wandelnde Kontinuum Maxim Gorki Theater geht im Jubiläumsjahr selbstbewusst in die nächste Runde. Du, ­liebe Shermin, hast dafür in neun Jahren deiner Intendanz die Meilensteine gesetzt. Du hast das Maxim Gorki Theater jedenfalls auf den nächsten Level der deutschen Theatergeschichte gebracht. Du bist die Theaterseele vom Ganzen. Und zudem eine unvergleichbar beherzte, liebenswürdige Gastgeberin. Ich habe dich immer mit Eigensinn und Sehnsüchten erlebt. Dein freundschaftlicher, solidarischer, leidenschaftlich enervierender Habitus zelebriert eine Haltung, die gleichzeitig zärtlich wie kraftvoll ist. Hab weiterhin eine gute Zeit am Gorki. Herzlich zwischendurch Dein Bernd Ocker Hölters Mitglied der Golden Gorkis

There was a prelude to my golden years at the Gorki. We performed theatre, we’d been at acting schools, we were extras at the Schiller Theater and the Deutsche Oper in Berlin, we came from workshops for pantomime, dance, film and fine arts, and had been in motion mentally and socially since 1967.

„Keiner von uns will hier Letzter sein. Die Letzten werden von der BSR eingesammelt. Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft. Weiter, weiter, Zátopek, ­Hamlet. Die Zeit blickt mich an, umkreist mich, krallt sich an meinem Trikot fest. Ich muss mir endlich eine

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Bernd Ocker Hölters

Meine goldenen Jahre beim Gorki haben einen Vorlauf. Wir spielten Theater, wir kamen von Schauspielschulen, von der Statisterie des Schiller-Theaters und der Deutschen Oper in Berlin, aus Werkstätten für Pantomime, Tanz, Film, bildender Kunst und hatten uns damit seelisch wie gesellschaftlich seit 1967 in Bewegung gesetzt. Die Golden Gorkis gründeten wir – eingeladen vom Gorki – 2009 als die Gruppe der „Theateralten“ am Maxim Gorki Theater. Mit dem Ensemble der Golden Gorkis haben wir unserem Verschwinden Theaterselbermachen entgegengesetzt. Stückentwicklungen, in denen wir versuchten, bei uns selbst und zugleich auf der Höhe der Zeit zu sein. Jetzt ganz bewusst am Gorki, an einem Stadttheater und mit diesem Gorki, bis heute sehnsüchtig nach Relevanz, ­ ­verknüpft. Wir sind Durchgangsmenschen, fast Überwundene. Alle treten irgendwann in diese Zone ein. Wir sind angejahrt wie die künstlerischen Prozesse, mit denen wir uns spielerisch beschäftigen: Betrachten, Staunen, Anhalten, Versenken, Nachfassen, Fantasieren, Beeindrucken, Kleines groß m ­ achen und Großes klein, Sichtbarsein und -bleiben. Das Publikum möchte auf seinem Beutefang hinter unsere Vorhänge sehen: Altersglühen ist angesagt. Auch in unserer Stückentwicklung Golden Love (2014). Spielerische Annäherungen an die ersten und die letzten Dinge im Leben. Immer umkreisen wir das Unnahbare, das Spirituelle, und das Faktische. In Das letzte Zimmer (2017) entwickelten wir unsere eigenen Nachrufe, horchten ins Unbeschreibliche, inszenierten wir den Versuch, das Nichtmehr-Sein zu berühren, ohne gänzlich darin zu verschwinden. Ein Traum aus dem letzten Zimmer war es, noch einmal an einem ­Marathon teilzunehmen. Mein Marathon-­ Man war geboren und ging mit der Frage „Wer werde ich gewesen sein“ in die nächste Performance Bilder aus Nichts (2018) ein.


Bernd Ocker Hölters

We lured the audience into a staged relay of farewells, into the mysterious spaces of our own biographies. Like pictures in an exhibition, moments of confrontation with the process of disappearance lined up and overlapped each other. The shifting continuum of the Maxim Gorki Theatre confidently enters its next round in its anniversary year. You, dear Shermin, have set the milestones in your nine years as ­Artistic Director. You certainly took the Maxim Gorki Theatre to the next level in German theatre history. You are the ­theatrical soul of the whole operation. And also an incomparably courageous, gracious host. I have always found in you a stubbornness and longing. Your friendly, supportive, passionately energising habitus celebrates an attitude that is at once tender and powerful. Enjoy your time at the Gorki. For now,

In 2009, at the invitation of the Gorki, we founded the Golden Gorkis – the group of “theatre elders” at the Maxim Gorki Theatre. With the Golden Gorkis ensemble we are raging against the dying of the light by making theatre. Pieces in which we seek to work on our own and at the same time remain up to date. We’re consciously doing it at the Gorki, at a city theatre, and with the Gorki, still in quest of relevance to this day. We are people passing through, almost vanquished. Everyone enters this zone at some point. We’ve aged like the ­artistic processes that we deploy in performance: observing, marvelling, pausing, immersing, deepening, imagining, imposing, making small things big and big things small, being and remaining visible. The audience seeks to peek behind our curtains to catch their prey; the glow of age is cool. That also applies to our work Golden Love (2014). Playful approaches to the first and last things in life. We are always circling the unapproachable, the spiritual, and the actual. In Das letzte Zimmer (The Last Room, 2017) we developed our own obituaries, eavesdropped on the ineffable, staging an attempt to come into contact with non-being without completely vanishing into it. One dream that emerged from this last room was to take part in another marathon. So my marathon man was born and went into the next performance Bilder aus Nichts (­Images from Nothing, 2018) with the question: “who will I have been?”.

Sincerely, Bernd Ocker Hölters Member of the Golden Gorkis

“None of us wants to be the one last here. The last ones are picked up by the rubbish collectors. Birds fly, fish swim, people run. Keep going, keep going, Zátopek, Hamlet. Time watches me, encircles me, claws at my jersey. I really need to get myself a living will. Come to an accommodation with my vanishing. Everything is so loud now, everything takes itself so seriously. More and more now I feel the need to whisper. I no longer need to be understood by everyone. I feel a growing desire to not speak any more. Mouth and ear come so close. Ears behind ears. Hearing only that which is suppressed and secretive. Consenting to become insignificant. Who will I have been? Who will remember me?”

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zwischenrufe ICH GEHE TAG UND NACHT UND WEISS NICHT, WOHIN / I’M GOING DAY AND NIGHT AND I DON’T KNOW WHERE TO GO

İpek İpekçioğlu Musiker*in, Kulturmanager*in, Producer*in und DJ

At the Kanakwood parties there was a special vibrant energy. They brought together migrants of the second and third generation, mostly of Turkish origin, who had grown up in different places but found each other in Kreuzberg. The Kanakwood parties mostly took place during the Berlinale; they attracted actors, musicians, performers, Fatih Akin was becoming more and more popular at the time, many film-making migrants were starting their careers. Kanakwood, that was the early post-migrant soundtrack. In the sense that our identity is no longer located in stories of migration. That we had come to stay. That we shape this country with art, culture, music, politics and with the reality of our lives. When Shermin Langhoff launched the “Beyond Belonging” festival at HAU, she invited me as a DJ and theatre musician. We brought funk and soul and hip hop back to the scene, mixed with Balkan and Orient. We were international, diverse, we supplied endless input and got empowerment in return. For our jobs, but also for our personalities. When Shermin was offered the management of Ballhaus Naunynstraße and it was clear that the place would be reloaded, reactivated, I was there from the beginning. As a theatre musician again, and as a curator for the DJs. It was my attempt to bring in as many musical cultures as possible: Brazilian, Palestinian, Israeli, Greek – you name it. Shermin doesn’t do musical theatre, hardly ever,

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İpek İpekçioğlu

Soundtrack dazu passt? Mir fällt ein türkisches Lied ein, die Zeile „Uzun ince bir yoldayım“ – Ich bin auf einem langen Weg, ich gehe Tag und Nacht und weiß nicht, wohin … Darunter würde ich einen elektronischen Beat legen, der aber dieses traditionelle Saz-Element einbindet. Um eine Suche zu beschreiben, die nie aufhört. Ich glaube, auch das Gorki ist fortwährend auf der Suche nach sich selbst. Neugier ist ein Motor, um lebendig zu bleiben. Und das Gorki ist ein neugieriger Ort.

Auf den Kanakwood-Partys herrschte diese besondere ­vibrant energy. Migrant*innen der zweiten und dritten Generation kamen hier zusammen, mehrheitlich türkeistämmig, die an den unterschiedlichsten Orten aufgewachsen waren, aber sich in Kreuzberg gefunden hatten. Die Kanakwood-Partys fanden meistens während der Berlinale statt, es kamen Schauspieler*innen, Musiker*inen, Performer*innen, Fatih Akin wurde damals immer populärer, viele filmschaffende Migrant*innen starteten ihre Karrieren. Kanakwood, das war der frühe postmigrantische Soundtrack. In dem Sinne, dass unsere Identität nicht mehr in Migrationsgeschichten verortet ist. Dass wir gekommen sind, um zu bleiben. Dass wir dieses Land gestalten, mit Kunst, Kultur, Musik, Politik, mit unserer Lebensrealität. Als Shermin Langhoff das Festival „Beyond Belonging“ am HAU kuratiert hat, lud sie mich als DJ und Theatermusikerin ein. Wir haben Funk und Soul und Hiphop wieder in die Szene gebracht, gemischt mit Balkan und Orient. Wir waren international, divers, hatten unendlich viele Inputs und haben Empowerment daraus gezogen. Für unsere Jobs, aber auch für unsere Persönlichkeiten. Als Shermin die Leitung des Ballhaus Naunynstraße angeboten wurde und klar war, hier wird ein Ort reloaded, wieder aktiviert, war ich mit am Start. Weiter als Theatermusikerin und als Kuratorin für die DJs. Es war mein Versuch, so ­viele musikalische Kulturen wie möglich reinzuholen: die brasilianische, palästinensische, israelische, griechische – you name it. Shermin macht ja kein Musiktheater, meistens ­jedenfalls, sondern Theater, das von Musik begleitet, supportet, dramatisiert, verschönert, verzerrt wird. Das ist auch am Gorki noch so. Das Gorki ist für mich contemporary, handelt von heute und verhandelt die Gegenwart, mit Stücken, die natürlich die Vergangenheit einbeziehen, kritisch mit Identitäten umgehen – postmigrantisch eben. Shermin bietet immer wieder neuen Künstler*innen eine Plattform, jungen talentierten Menschen, die etwas anderes machen wollen als das herkömmliche Theater. Sie finden dort Raum und Platz, sich auszuprobieren, auch experimentell zu sein. Und das Gorki ist ein Ort der Powerfrauen, der queer-migrantischen und postmigrantischen Künstler*innen, die Deutschlands Zukunft sind. Welcher


İpek İpekçioğlu

a­ nyway; she does theatre that is accompanied, supported, dramatised, embellished and distorted by music. That is still the case at the Gorki. For me, the Gorki is contemporary, it’s about today and it deals with the present, with works that of course include the past, deal critically with identities – in a post-migrant way. Shermin always ­offers a platform to new artists, to young, talented people who want to do something other than conventional theatre. You can find space, a place to try things out, to be experimental. And the Gorki is a place of Powerfrauen, of queer migrant and post-migrant artists who are Germany’s future. What’s the soundtrack for that? A Turkish song comes to mind, the line “Uzun ince bir yoldayım” – I’m on a long journey, I’m going day and night and I don’t know where to go … I would put an electronic beat underneath, but it incorporates this traditional saz element. To describe a quest that never ends. I think the Gorki is constantly on a quest for itself as well. Curiosity is an engine for staying alive. And the Gorki is a curious place. İpek İpekçioğlu Musician, cultural manager, producer and DJ

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zwischenrufe KÄMPFE OHNE ENDE / ENDLESS STRUGGLE

Anetta Kahane Journalistin, Bürgerrechtlerin und Initiatorin der ­Amadeu Antonio Stiftung

A fox had bitten him – so began a story about Nâzım H ­ ikmet that my mother told me. The bite wasn’t so bad, yet it could have meant death. For forty days, as she recounted in a low voice, he had to survive in the mountains. Only then would it be apparent whether he had contracted a deadly form of rabies. Forty days of loneliness and fear. Fear of the disease, fear of being discovered and murdered by the fascist enemy. My childhood was filled with stories of escape and death and good fortune. That dubious good fortune that allowed some to survive the Nazis despite everything. Nâzım Hikmet, the wonderful Turkish poet, the great man with the bright eyes, survived, and his forty days of fear would live on in poetry. Later he came to Berlin. My mother made a book with him. I was a child, and he lifted me up high on his shoulders. It was very high. The Maxim Gorki Theatre had already been in existence for a while. It was the opposite of what it is today. It only ­admitted artists who conformed to their narrow ideology. Ostracised writers, refugees, victims of persecution – there was no place for them back then. After many twists and turns, the new Gorki has now been around for nine years. The first migrant, post-migrant, New German city theatre. Not a fringe theatre, not a project, not an experiment, but a real, urban theatre with compelling productions and the courage to show the reality of an immigrant society. Under Shermin Langhoff, the Gorki also addresses racism and

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Anetta Kahane

die Politik immer herausfordern. Das hat auch Nâzım Hikmet damals getan. Nur unter Todesangst. Es ist wichtig, dass es heute diesen Ort gibt, das Gorki. Denn in der Migrationsgesellschaft eingesperrt zu sein, von anderem ausgesperrt zu sein – das muss Kunst überwinden, und das kann sie auch. Diesen Grundgedanken über die Rolle der Kunst in der Demokratie lebt das Gorki. Und daran arbeitet es und muss es weiter tun!

Ein Fuchs hatte ihn gebissen – so begann mir meine Mutter diese eine Geschichte über Nâzım Hikmet zu erzählen. Der Biss war nicht furchtbar schlimm, und doch konnte er den Tod bedeuten. Vierzig Tage, so erzählte sie mir mit leiser Stimme, musste er in den Bergen ausharren. Denn erst dann würde sich zeigen, ob er sich mit einer tödlichen Form der Tollwut angesteckt hatte. Vierzig Tage Einsamkeit und Angst. Vor der Krankheit und davor, von den faschistischen Feinden entdeckt und ermordet zu werden. Meine Kindheit war voll von Geschichten über Flucht und Tod und Glück. Jenes zweifelhafte Glück, das manche am Ende doch die Nazis überleben ließ. Nâzım Hikmet hat sie überlebt, der wunderbare türkische Dichter, der große Mann mit den hellen Augen, dessen vierzig Tage Angst in Gedichten fortleben würden. Später kam er nach Berlin. Meine Mutter machte ein Buch mit ihm. Ich war ein Kind, und er hob mich hoch hinauf auf seine Schultern. Es war sehr weit oben. Damals existierte das Maxim Gorki Theater schon eine Weile. Es war das Gegenteil von dem, was es heute ist. Ließ Künstler nur zu, wenn sie in die Enge der Ideologie passten. Geächtete Autoren, Geflüchtete, Verfolgte, dort war damals kein Platz für sie. Nach vielen Wendungen ist da nun seit neun Jahren das neue Gorki. Das erste Stadttheater, migrantisch, postmigrantisch, neu-deutsch. Kein OffTheater, kein Projekt, kein Versuch, sondern ein richtiges, städtisches Theater mit interessanten Inszenierungen und dem Mut, die Realität der Einwanderungsgesellschaft zu zeigen. Das Gorki unter Shermin Langhoff bringt auch Rassismus und Antisemitismus zur Sprache. Beides inakzeptable, zutiefst unzivile Zeichen, dass in der Gesellschaft – auch in der Kunst – noch lange heftig gekämpft und gestritten werden muss. Und das geht nicht ohne Vielfalt für alle. Und weil das Gorki mit Shermin Langhoff heftig darum ringt, jeden Tag, bekam die erste Intendantin des Gorki Theaters mit „Migrationshintergrund“ 2014 die Theodor Heuss Medaille. Sie redete bei der Preisverleihung in einem Strom kluger Gedanken über hybride Identitäten heute, die in der Kunst gern gesehen und dennoch ohne Rechte bleiben. Kunst ist Machtwächterin, sie steht für sich und wird


Anetta Kahane

a­ nti-Semitism. Both are unacceptable, signs of deep incivility that society – including its artists – will be battling and strenuously debating for a long time to come. And you can’t do that unless you offer diversity for everyone. And that’s what Shermin Langhoff’s Gorki fights for, fiercely, day after day. And the first Artistic Director of the Gorki Theatre with a “migrant background” received the Theodor Heuss Medal in 2014. At the award ceremony, she offered a stream of intelligent thinking about hybrid identities today, something that may be welcome in art yet remains without rights. Art keeps watch on power, it stands alone and will always challenge politics. That’s what Nâzım ­Hikmet did back then. But under pain of death. It is important for this place, this Gorki, to exist today. Because: being locked in the migrant society, being locked out by others – art has to overcome that, and it can. The Gorki lives and breathes these fundamental ideas about the role of art in democracy. That is what it does, that is what it must continue to do! Anetta Kahane Journalist, civil rights activist and founder of the Amadeu Antonio Foundation

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zwischenrufe DIE MÖGLICHKEIT EINER INSEL / THE POSSIBILITY OF AN ISLAND

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am gleichen Abend auf die Bühne gebracht wurden. Ein freies, anarchisches Gefühl. Ich habe den Song „Freedom Is A Verb“ für das Gorki geschrieben, für diese Gruppe von Menschen. Weil es ein Ort aktiver Freiheit ist. Das Ballhaus Naunynstraße und das Gorki, das waren für mich Inseln. Feldlager. Autonome ­Zonen. Zeitbegrenzt vielleicht. Aber es war ein Glück, Teil davon gewesen zu sein. Daniel Kahn Musiker und Performer

The first performance I took part in at Ballhaus Naunynstraße was Die lange Nacht des gebrauchten Juden (The Long Night of the Used Jew) – a combination reading and concert inspired by Maxim Biller’s novel Der gebrauchte Jude (The Used Jew). I sang a few songs I was working on with my Berlin band The Painted Bird, “6 Million Germans”, “Inner Emigration”, plus a bit of ­Yiddish music. At the time I didn’t really get how unique this place and community was that Shermin Langhoff had created. I thought: there are spaces like this everywhere in Berlin. But there weren’t. There was nothing comparable anywhere. The Ballhaus had an incredibly radical energy, this wild mix of politics, poetry and experimentation. People came from everywhere, from the former Soviet Union, from the Middle East, from South America. I was the only American; I brought my American and my Jewish perspectives. You could enter into a dialogue with people with whom you would otherwise never have started a conversation. I immediately felt at home – in my very own otherness. At that time there was a poster on the office door: “identity is the crisis”. I liked that. The first work that I appeared in on stage was Warten auf Adam Spielman (Waiting for Adam Spielman), written by Hakan Savaş Mican and directed by Michael Ronen. Hakan incorporated the actors’ biographies into his story, a crazy, post-apocalyptic pilgrimage to Detroit. I created the liturgy for this latter-day saint, the junkie musician Adam ­Spielman.

Daniel Kahn

Die erste Performance, an der ich am Ballhaus Naunyn­ straße mitgewirkt habe, war Die lange Nacht des gebrauchten Juden – eine Mischung aus Lesung und Konzert, inspiriert von Maxim Billers Roman Der gebrauchte Jude. Ich habe ein paar Songs gesungen, an denen ich mit meiner Berliner Band The Painted Bird gearbeitet hatte, „6 Million Germans“, „Inner Emigration“, dazu ein bisschen jiddische Musik. Damals habe ich gar nicht wirklich begriffen, wie einzigartig dieser Ort und diese Community waren, die Shermin Langhoff geschaffen hatte. Ich dachte: Solche Räume gibt es überall in Berlin. Aber so war es nicht. Nirgends gab es etwas Vergleichbares. Das Ballhaus hatte eine unglaublich radikale Energie, diesen wilden Mix aus Politik, Poesie und Experimentierlust. Die Leute kamen von überall her, aus der ehemaligen Sowjetunion, aus dem Mittleren Osten, aus Südamerika. Ich war der einzige US-­ Amerikaner, habe meine amerikanische und meine jüdische Perspektive mitgebracht. Man konnte dort in den Dialog mit Menschen kommen, mit denen man sonst nie ein Gespräch begonnen hätte. Ich habe mich augenblicklich zuhause gefühlt – in meinem ganz eigenen Anderssein. ­Damals hing dieses Plakat an der Bürotür: „Identität ist die Krise“. Das gefiel mir. Das erste Stück, in dem ich auf der Bühne stand, war ­Warten auf Adam Spielman, geschrieben von Hakan Savaş Mican, inszeniert von Michael Ronen. Hakan hat die Biografien der Schauspieler in seine Geschichte einfließen lassen, diese verrückte, postapokalyptische Pilgerreise nach Detroit. Ich habe die Liturgie für diesen Heiligen der letzten Tage geschaffen, den Junkie-Musiker Adam Spielman. Es gab großartige Festivals am Ballhaus, spannende Paneldiskussionen, Bühnenwatch kam auf, rassistische und kolonialistische Strukturen im deutschen Theater wurden endlich offengelegt. Insgesamt eine unglaublich aufregende Zeit. Am Gorki schaltete dann alles einen Gang höher. Gerade anfangs in einer Zeit, in wir es uns erlauben konnten, optimistisch zu sein. Wir hatten im Studio Я die Konzertreihe „Unternational“, es gab die Serie „Theater ist endlich ist Theater“, wo innerhalb von 24 Stunden vier Dramatiker*­ innen Stücke geschrieben haben, die dann von Regisseur*­ innen mit einem schnell zusammengesuchten Ensemble


Daniel Kahn

There were great festivals at the Ballhaus, exciting panel discussions, they established Bühnenwatch which finally uncovered racist and colonialist structures in German theatre. All in all, an incredibly exciting time. And then everything shifted up a gear at the Gorki. Especially early on, a time when we could afford to be optimistic. In ­Studio Я we had the concert series “Unternational”, there was the series “Theater ist endlich ist Theater” (Theatre is Finally is Theater), where four playwrights wrote plays within 24 hours, which were then performed on stage by directors with a quickly assembled ensemble on the same evening. A feeling of freedom, of anarchy. I wrote the song “Freedom Is A Verb” for the Gorki, for that group of people. Because it is a place where freedom is active. Ballhaus Naunynstraße and Gorki were islands for me. Field camps. Autonomous zones. For a limited time, maybe. But being part of it was a great piece of luck. Daniel Kahn Musician and performer

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zwischenrufe GESCHICHTE(N) PERSÖNLICH NEHMEN / TAKING (HI)STORIES PERSONALLY

Susan Kamel Professorin für Museumsmanagement und -kommunikation und Museologie an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

A year: 1982, Verteufelte Zeiten (Demonised Times) at the Plattdeutsch dialect theatre Ohnsorg in Hamburg: “After a wild night out, young farmer Heiko is talked into a pledge: he will marry the first woman to muck out his stable” – from the preview text for the play. A song: Pass the Dutchie by Musical Youth A political event: US President Ronald Reagan visits Hosni Mubarak, who would remain Egypt’s President until 11 February 2011. A personal memory: I get an A in History because it was about Egypt. My father’s country; I soaked up everything I could find about it at school. Which wasn’t much. I am descended from pharaohs. “Choose a year from your childhood, a song, a political event, a personal memory.” This was the task with which Irina Szodruch, the dramaturge who helped develop numerous plays by director Yael Ronen, began a workshop with

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Susan Kamel

Empowert durch Shermin, verließ ich damals in Siggen ein klassisches Konzert. Nicht gebückt und verschämt, sondern aufrecht und stolz auf meinen Working-Class-­KanakenHintergrund. Wenn wir zwischen sogenannter Hochkultur und Nachtclub wählen müssten, würden wir vermutlich beide Letzterem den Vorzug geben. „Ich will, dass akademisches Wissen und Diskurs subjektiver und persönlicher werden. Theorie hat mit Biografie zu tun und Biografie mit Theorie“. Das hat die Künstlerin und Philosophin Grada ­Kilomba über die Dekolonisierung des Wissens bzw. der Wissensproduktion bei einer Veranstaltung am Gorki gesagt. Es war ein langer Weg von der plattdeutschen Ohnsorg­losigkeit zum kanakischen Aktivismus. Seitdem ich das Gorki kenne, weiß ich, dass das Nachdenken über ihre Biografien und Positioniertheiten meinen Studierenden wichtige Impulse für die Dekolonialisierung von Museen ­geben.

Ein Jahr: 1982, Verteufelte Zeiten am plattdeutschen ­Ohnsorg-Theater in Hamburg: „Nach einer wilden Sauferei lässt sich Jungbauer Heiko zu einem Versprechen hinreißen: Er werde die Frau heiraten, die als Erste seinen Stall ausmistet“ – so der Ankündigungstext des Stücks. Ein Lied: Pass the Dutchie von Musical Youth Ein politisches Ereignis: Der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan besucht Hosni Mubarak, der bis zum 11. Februar 2011 Ägyptens Präsident bleiben sollte. Eine persönliche Erinnerung: Ich schreibe eine Eins in Geschichte, da es um Ägypten ging. Das Land meines Vaters, über das ich alles aufsaugte in der Schule, was mir geboten wurde. War nicht so viel. Ich stamme von Pharaonen ab. „Wählt ein Jahr aus der Kindheit, ein Lied, ein politisches Ereignis, eine persönliche Erinnerung.“ Mit dieser Aufgabe begann Irina Szodruch, die als Dramaturgin viele Stücke der Regisseurin Yael Ronen mit entwickelt hat, ­ einen Workshop mit Studierenden meines Masterstudiengangs ­ Museumsmanagement und -kommunikation. Die Verwobenheiten von Geschichte(n) sind konstituierend für die Produktionen am Gorki. Das Verschweigen von Geschichte und die Konstruktion einer heilen Welt ist die Basis des ­Ohnsorg-Theaters in Hamburg – das einzige Theater, das ich aus meiner Kindheit kannte. Meine Mutter liebte das Ohnsorg-Theater und den deutschen Schlager, mein Vater die Auftritte Ahmed Adaweyas in seinem Londoner Nachtclub und ägyptische Filme. Meine erste Begegnung mit Shermin Langhoff fand 2016 in Siggen statt, wo sie mit ihrem Team die „Siggener Begegnungen“ der Alfred-Töpfer-Stiftung zum Thema ­ „Postmigrantisches Theater“ leitete. Eine Veranstaltung für Menschen, die irgendwie angekommen waren. So wie ich mit meiner Professur seit 2015. Ich lehre dort, wie Museen funktionieren und wo im Getriebe welche Teile mal ersetzt werden müssten. Welche Räume sich öffnen können, wenn Kulturinstitutionen nicht mehr nur weiße, bürgerliche, r­assistische, ableistische, klassistische Orte sind, sondern kanakisch, queer und feministisch wie ich. So wie das ­Gorki, das die Theaterwelt auf den Kopf gestellt hat.


Susan Kamel

students from my master’s program in museum management and communication. The interweaving of (hi)stories is constitutive for the Gorki’s productions. The silencing of history and the construction of an ideal world is the basis for the Ohnsorg Theater in Hamburg – the only theatre I knew as a child. My mother loved the Ohnsorg Theater and German Schlager songs, my father loved Ahmed Adaweya’s performances in his London nightclub and Egyptian films. I first met Shermin Langhoff in 2016 in Siggen, where she and her team were running the Alfred Töpfer Foundation’s “Siggen Encounters” on the topic of “post-migrant t­ heatre”. An event for people who had somehow arrived. Me, for instance, a professor since 2015. I teach how ­museums work and what parts need to be replaced where. The spaces that can open up when cultural institutions are no longer simply white, bourgeois, racist, ableist, classist places, but Kanake, queer and feminist like me. Just like the Gorki, which turned the theatre world on its head. Empowered by Shermin, I walked out of a classical concert in Siggen upright and proud of my working-class Kanake background rather than stooped or abashed. If we had to choose between “high culture” and the nightclub, we would probably both prefer the latter. “I want to see academic knowledge and discourse becoming more subjective and personal. Theory is related to biography and biography to theory”. That’s what artist and philosopher Grada Kilomba said about the decolonisation of knowledge and knowledge production at a Gorki event. It was a long way from Plattdeutsch idealism to Kanake activism. As long as I’ve known the Gorki, I’ve known that for my students, thinking about their own biographies and positions gives them important impetus for the decolonisation of museums. Susan Kamel Professor for Museum Management and Communication and Museology at the HTW Berlin – University of Applied Sciences

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zwischenrufe GORKIS IDEALE / GORKI’S IDEALS

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­ iterat*innen und Künstler*innen seiner Zeit hatten Zensur L und Bestrafung zu erleiden. Das Gorki Theater leistet einen bedeutenden Beitrag zur Schaffung eines Klimas der Offenheit, das für uns alle eine Quelle der Inspiration sein kann. Es öffnet Künstler*innen, die ihr Land aufgrund von repressiver Politik verlassen mussten, einen Raum der Begegnung untereinander und mit europäischen Kolleg*innen und ermöglicht den gegenseitigen Austausch. Ich denke, diese Mission spiegelt auch Maxim Gorkis Ideale wider und passt ausgezeichnet zu seiner Initiative einer von Schriftsteller*innen zu bildenden freien und kreativen Gemeinschaft, die er in seinem Land nicht verwirklicht sehen konnte. Osman Kavala Unternehmer, Mäzen und Menschenrechtsaktivist

I came to Berlin for the first time in 1980. Even I, someone from the outside, immediately noticed that its atmosphere was unique, different from other German cities, that the social fabric was special. It was as exciting as discovering an unknown continent. On a later visit, it felt like I was encountering a completely different city. The new capital of united Germany quickly developed into one of the cultural capitals of Europe. In particular, artists who settled here fleeing authoritarian ­regimes, wars and conflicts were given the chance to actively participate in the cultural life of this new cosmopolitan metropolis; they got to feel like citizens of Berlin. Of course, this was partly because they were able to access funds for art and culture and other opportunities that cultural institutions offered them. At the time my friend Shermin Langhoff took over as director, the Gorki Theatre was also inspired by this spirit of awakening. The pioneering work she’s done there fills me with great pride. The closeness between the understanding of art that characterises the Gorki programme and the democratic, humanistic values at the heart of the work I and my colleagues do at Anadolu Kültür gives me a strong connection to the house.

Osman Kavala

1980 kam ich zum ersten Mal nach Berlin. Selbst jemand von außerhalb wie ich bemerkte sofort diese sich von anderen deutschen Städten unterscheidende, ganz eigene ­Atmosphäre, das besondere soziale Gefüge. Es war so aufregend wie die Entdeckung eines unbekannten Kontinents. Bei einem späteren Besuch hatte ich das Gefühl, einer ganz anderen Stadt zu begegnen. Die neue Hauptstadt des vereinten Deutschlands entwickelte sich rasch zu einer der Kulturhauptstädte Europas. Insbesondere Künstler*innen, die sich auf der Flucht vor autoritären Regimen, vor Kriegen und Konflikten hier ansiedelten, bekamen die Chance, aktiv am kulturellen Leben dieser neuen kosmopolitischen Metropole teilzunehmen, sie konnten sich als Berliner Bürger*­ innen fühlen. Natürlich auch deswegen, weil sie Fonds für Kunst und Kultur sowie die Möglichkeiten nutzen konnten, die Kultureinrichtungen ihnen boten. Von einem solchen Geist des Aufbruchs war wiederum später auch das Gorki Theater beseelt, als meine Freundin Shermin Langhoff dort die Leitung übernahm. Die Pionierarbeit, die sie dort leistet, erfüllt mich mit großem Stolz. Die Nähe zwischen dem Kunstverständnis, das das Gorki-­ Programm prägt, und den demokratischen, humanistischen Werten, mit denen meine Kolleg*innen bei Anadolu Kültür und ich unsere Arbeiten durchführen, verbindet mich stark mit dem Haus. Wenn das Gorki Theater mit seinen Projekten dazu anregt, sich über die Probleme der Menschen in Deutschland, Europa und der ganzen Welt Gedanken zu machen, verbreitet es damit auch eine Energie, die Künstler*innen und Zuschauer*innen aus unterschiedlichen Ländern und Kreisen begeistert zusammen sein und untereinander emotionale Bande knüpfen lässt. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit brauchen wir alle. Und kulturelle Institutionen wie das Gorki Theater, die diesem Gefühl Nahrung geben, sorgen dafür, dass Künstler*innen unterschiedlicher Herkünfte und Hintergründe leichter intakte Beziehungen zu ihrer neuen Heimat aufbauen können, davon bin ich überzeugt. Stalin wollte für den kommunistischen Menschen eine neue Literatur schaffen – von Maxim Gorki erwartete er, Fürsprecher dieser Bewegung zu sein. Doch wegen Stalins repressiver Politik wandte Gorki sich vom Regime ab. Etliche


Osman Kavala

When Gorki Theatre projects encourage people to think about the problems of other people in Germany, Europe, and the rest of the world, they also spread an energy that ­allows artists and audiences from different countries and circles to come together in shared enthusiasm and to forge emotional bonds. We all need this feeling of togetherness. I am strongly convinced that cultural institutions that ­nourish this feeling, like the Gorki Theatre, make it easier for artists of different origins and backgrounds to build ­stable relationships with their new homeland. Stalin wanted to create new literature for a communist humankind – he expected Maxim Gorky to be an advocate of this movement. Stalin’s repressive policies, however, led Gorky to turn away from the regime. Many writers and artists of his time suffered censorship and punishment. The Gorki Theatre makes a significant contribution to a ­climate of openness that can be a source of inspiration for all of us. It opens up a space for artists who are forced to leave their country due to repressive politics to meet one other and their European colleagues in an atmosphere of mutual exchange. I believe this mission also reflects Maxim Gorky’s ideals and fits perfectly with his initiative of a free and creative community of writers, a goal he never saw ­realised in his own country. Osman Kavala Entrepreneur, patron, and human rights activist

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zwischenrufe MIT DEM 100ER INS THEATER / TAKING THE 100 TO THE THEATRE

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Yoga am Mittwoch fällt aus!“) und ging weiter durch den „Rauchschlauch“, wo die Techniker pafften, als würden sie mit dem Rauch ein Steak gar räuchern müssen. In der Kantine standen sie dann alle rum. Die alten Kollegen aus dem Ballhaus Naunystraße, die Shermin und Jens mitgenommen hatten, zusammen mit den alten Kollegen, die aus dem Gorki zurückgeblieben waren, und ziemlich viele Neue, die wie ich durch die Gegend staunten. Es war wie erster Schultag. Null Plan, null Orientierung. Und mittendrin ein paar Redakteure von der „FAZ“, die zum Mittagessen für das Tagesgericht anstanden. Manschettenknöpfige blasse Redakteure, die gar nicht mitbekamen, dass gerade etwas Neues begann. So fing alles an. So wurde ich Theater­ kolumnistin. Mely Kiyak Schriftstellerin und (Theater-)Kolumnistin

I had retreated to the seaside to work and I was watching the seagulls when Shermin called me. “Mely Can, we’re moving to the Maxim Gorki Theatre. Will you come too and finally write columns for me?” I thought: wow, is the whole ­Ballhaus gang really moving from downtown Kreuzberg to Park ­Avenue? The [Palais am] Festungsgraben on Unter den Linden, which is where the Gorki is located, is on the 100 bus line. At each stop, the bus driver yells at tourists blocking the doors, “Get away from the damn sensors or I’m not moving!” The 100 ends at the zoo, where they embedded a crappy hotel in the monkey enclosure. There is, I feel, no better way to describe Berlin. A gull wheeled triumphantly over the dune with a limp cod in its beak. I asked Shermin if I would have the right infrastructure. An editor, a graphic designer, an office, a desk lamp, a concept. Shermin said, “Mely Can, just write!” Mid-flight the seagull lost half of the fish, which was now gliding above the sea. A flock of seagulls squawked infernally over this half of a cod and ate it as it fell. I heard Shermin take a deep breath and I knew she was about to butter me up. To tell me I’m the best, the only one … – I said yes. Later that evening, as I lay in bed with the sand

Mely Kiyak

Ich hatte mich zum Arbeiten ans Meer zurückgezogen und schaute gerade den Möwen hinterher, als Shermin mich anrief: „Mely Can, wir ziehen ins Maxim Gorki Theater. Kommst du mit und schreibst endlich Kolumnen für mich?“ Ich dachte: Wow, die ganze Ballhaus-Bumstruppe zieht von Kreuzberg Downtown in die Park Avenue? Der Festungsgraben Unter den Linden, also da, wo das Gorki steht, liegt auf der 100er Linie. An jeder Station schreit der Busfahrer die Touristen an, „Ausse Lichtschrjanke zurückzutreten, oder det jeht hier nich weita!“ Der 100er endet am Zoo, da wo sie ins Affengehege ein mieses Hotel reingebaut haben. Ich finde, besser kann man Berlin nicht beschreiben. Eine Möwe kreiste triumphierend mit ihrem schlapp geschnäbelten Dorsch über die Düne. Ich fragte Shermin, ob ich denn auch eine richtige Infrastruktur bekomme. Einen Lektor, einen Grafiker, ein Büro, eine Schreibtischlampe, ein Konzept. Shermin sagte, „Mely Can, schreib einfach!“ Die Möwe hatte im Flug eine Hälfte vom Fisch verloren, die nun aufs Meer segelte. Auf diese fallende Dorschhälfte schwärmte ein infernalisch krächzender Möwenschwarm, der sie noch im Fall auffraß. Ich hörte, wie Shermin tief Luft holte, und wusste, gleich würde sie mir Honig ums Maul schmieren. Mir erzählen, dass ich die Beste, die Einzige … – ich sagte zu. Später am Abend, ich lag sand­ knirschend im Bett, wurde mir bewusst, dass ich gar keine Ahnung hatte, zu was ich mich eigentlich verpflichten ließ. Eine Kolumnistin am Theater? Zurück in Berlin fuhr nun auch ich mit der feinen Touristenlinie 100 ins Gorki. Im Bus sprach ich mir selber Mut zu: Ach komm, Kiyak, mach es nicht komplizierter, als es ist! Eine Kolumnistin im Theater ist eine Theaterkolumnistin, die Theaterkolumnen schreibt, empowerte ich mich. Wäre das Gorki kein Theater, sondern ein Kiosk, wären es Kioskkolumnen. Es war auf einmal alles ganz klar. Ich ging hinten durch den Personaleingang ins Theater. Natürlich etwas Welle machend. Ist halt meine Art. Am Pförtner vorbei rief ich ihm zwar beiläufig, aber viel zu laut im Vorbeigehen zu: „Kollege, moin“, und: „Ick mach hier die Kolumnen“, und er: „Allet klar.“ Was soll er auch sonst sagen? Ich warf kurz einen Blick auf die Pinnwand („Theater-­


Mely Kiyak

crunching, it struck me that I had no idea what I was actually signing up for. A columnist in the theatre? Back in Berlin, I took the good old 100 tourist bus to the Gorki. On the bus I geed myself up: oh come on, Kiyak, don’t make it more complicated than it is! A theatre columnist is a theatre columnist who writes theatre columns, I said in an attempt to empower myself. If the Gorki were a kiosk instead of a theatre, they would be kiosk columns. Suddenly everything became crystal clear. I entered the theatre through the staff entrance at the back. Making waves, of course. That’s just my style. I passed the porter and called out casually in passing, but far too loudly: “Hey, colleague”, adding: “I do the columns here”; and he said, “OK.” Well, what else was he going to say? I glanced at the bulletin board (“Theatre yoga on Wednesday is cancelled!”) and continued on through the “smoke tunnel”, where the technicians puffed away like they were trying to cure a steak. In the canteen, everyone was standing around. My old colleagues from Ballhaus Naunystraße, who had come with Shermin and Jens, along with those who had been with the old Gorki, and quite a few newcomers who, like me, were amazed by the whole thing. It was like the first day of school. Zero plan, zero orientation. And right in the middle of it were a couple of lunching writers from the “FAZ” who were queuing for the dish of the day. Cufflink-pale editors, unaware that something new was about to begin. That’s how it all started. That’s how I became a theatre columnist. Mely Kiyak Writer and (theatre) columnist

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zwischenrufe SCHREIEND, SINGEND, FLÜSTERND / SCREAMING, SINGING, WHISPERING

Renate Klett Theater- und Tanzkritikerin

The Gorki is my favourite theatre in Berlin. It may not always be world class, but some things come very close. And even the inside tips have a kick that makes you think, identify or object. The smallest of Berlin’s city theatres is also its most agile and diverse, its audience the most mixed. What I particularly value in this theatre is the large range of directorial signatures. And the nationalities. For example Marta Górnicka from P ­ oland, who has been Artist in Residence at Gorki for two years. She studied theatre and singing in Warsaw and Kraków and very early on had the idea of making the protagonist of her future work a chorus. “I believed in its power and its emotional force. Finally I began reinventing theatre for myself – a new aesthetic, new body languages with texts and reference points. And because the ancient chorus consisted solely of men, I wanted a women’s chorus.” That’s how Górnicka developed the collective body entirely made up of individuals. She always writes the plays herself, although she incorporates numerous quotations, from Sophocles to Jelinek. The choreography of movement and speech are coordinated down to the smallest detail, often contradicting each other. It is one great breath that bears the performance and the director, who always conducts live from the auditorium, preferably from the middle of the tenth row. She loves to fill the stage with stuffed animals, but sometimes she will do something completely different. On 3 ­October 2018, she and her accomplices went to the Brandenburg Gate and she had them intone the Basic Law of the Federal Republic of Germany with great emphasis

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Renate Klett

Stücke ist ein wütendes Pamphlet gegen die Welt, wie sie ist und nicht sein sollte. Mit geballter Kraft und überwältigendem Effekt klagt der Chor diese Welt an, schreiend, singend, johlend, flüsternd, kreischend. Man weiß das alles, und doch wühlt es auf, macht fassungslos und kann einem noch Tage später den Schlaf rauben. So soll Theater doch sein!

Das Gorki ist mein Lieblingstheater in Berlin. Auch hier herrscht nicht immer Weltniveau, aber manches kommt dem schon recht nahe. Und auch die versteckten Größen haben immer einen Kick, der einen zum Mitdenken, Erkennen oder Widersprechen reizt. Das kleinste der Stadttheater in Berlin ist auch das agilste und vielfältigste, und das Publikum das gemischteste. Was ich besonders schätze an diesem Theater, ist die Vielzahl der Regiehandschriften. Und der Nationalitäten. Zum Beispiel Marta Górnicka aus Polen, die für zwei Jahre Artist in Residence am Gorki ist. Sie studierte Theater und Gesang in Warschau und Krakau und hatte sehr früh schon die Idee, einen Chor zum Protagonisten ihrer künftigen Arbeit zu machen: „Ich glaubte an seine Kraft und seine Emotionalität. Schließlich begann ich, mir das Theater neu zu erfinden, eine neue Ästhetik, neue Körpersprachen mit Texten und Bezugspunkten. Und weil der antike Chor nur aus Männern bestand, wollte ich einen Frauenchor.“ So entwickelte Górnicka den kollektiven Körper, der aus lauter Individuen besteht. Die Stücke schreibt sie stets selbst, wobei sie viele Zitate einfügt, von Sophokles bis Jelinek. Körper- und Sprechchoreografie sind bis aufs Kleinste aufeinander abgestimmt, oft sich widersprechend. Ein großer Atem trägt Aufführung und Regisseurin, die stets live vom Zuschauerraum dirigiert, am liebsten aus der zehnten Reihe, Mitte. Sie liebt es, die Bühne mit Plüschtieren zu füllen, aber sie kann auch ganz anders: Am 3. Oktober 2018 zieht sie mit ihren Komplizinnen zum Brandenburger Tor und lässt sie mit großer Emphase und kleinem Schmunzeln das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkünden. Die Dynamik des Vortrags und die halb bekannten, halb vergessenen Sätze erzeugen eine merkwürdige Stimmung aus Wehmut und Stolz. So nahe sind wohl die meisten der Zuschauer ihrer Verfassung noch nie gekommen. Selbst die Tiergarten-Spaziergänger strömen herbei, hören zu, k­ ichern verlegen – und bleiben. Górnicka-Anhänger und Laufpublikum verbünden sich. Wir sind ein Volk? Jedenfalls kann niemand, der dabei war, diesen Gorki-Tag vergessen. Ihre Stücke tragen harmlose Titel wie Hymne an die Liebe oder Still Life, aber sie haben es in sich. Denn jedes dieser


Renate Klett

and a little smile. The dynamic of the performance and the half-known, half-forgotten clauses generate a strange mood of melancholy and pride. Most of the observers had probably never come into such close contact with their constitution. Even strollers in the Tiergarten flocking to listen, giggling in embarrassment – and stayed. Górnicka supporters and passers-by were as one. Sind wir ein Volk? – are we one people? Certainly no one who witnessed this Gorki day will ever forget it. Her pieces have harmless titles like Hymn to Love and Still Life, but they pack a punch. Because each of these pieces is an angry broadside against the world as it is and ought not to be. With concentrated power and overwhelming effect, the chorus takes the world to task, screaming, singing, hooting, whispering, screeching. You know all this, and yet it stirs you, it leaves you stunned and it can rob you of sleep for days later. That’s how theatre should be! Renate Klett Theatre and dance critic

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zwischenrufe SELBSTVERSTÄNDLICH DIVERS / DIVERSE, OF COURSE Ich hoffe, dass es den eingeschlagenen Weg weiter geht. Denn es werden noch viele, viele Schritte zu einer weiteren Öffnung der Theater notwendig sein. Barrie Kosky Theater- und Opernregisseur, von 2012 bis 2022 ­Intendant der Komischen Oper Berlin

No other country has such a diverse biotope of countless wonderful theatres as Germany. A stage every few kilometres, a different play every few hours … for me as a theatre worker, but also for the audience, Germany is a ­veritable paradise! But it is not entirely flawless. That’s because there are few countries where social diversity, different experiences, perspectives and biographies are so absent from the audience and the stage as Germany. When I put on productions in other countries, in Amsterdam, ­London or Aix-en-Provence, I am always surprised at the diversity of the ensembles, and the audiences. That shouldn’t actually be surprising, it should be a given, because theatre should not just reflect the reality of our lives from a handful of perspectives, but with many different eyes, ears and voices. There are a few theatres in Germany that do this, that enshrine the diversity of our society in their programmes, in their plays and in their ensembles as a matter of course. And not just out of political conviction, but above all aesthetic conviction. That’s because current, contemporary aesthetics can only arise where you have many different voices speaking out and setting the tone.

Das Gorki ist der Ort, ist das deutsche Stadttheater, an dem genau das geschieht. Ein Theater für möglichst viele und nicht nur einen bestimmten Ausschnitt der Stadtgesellschaft. Dabei setzt das Haus verschiedene Akzente. Es gibt nicht die eine Diversität. Das wäre paradox. Der kleine Kosmos Theater kann die gesellschaftliche Diversität niemals vollständig abbilden. Aber Theater können daran arbeiten, Geschichten, die bislang nicht im Kanon vorkommen, auf die Bühne zu bringen, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die bislang keine Stimme im Theater besitzen, und damit ein Publikum erreichen, das bislang nicht den Weg ins Theater gefunden hat. Hierin ist das Maxim Gorki Theater in der deutschen Theaterlandschaft einzigartig und gleicht den internationalen Häusern, an denen ich arbeite.

The Gorki is the place, the German city theatre, where exactly that happens. A theatre for as many people as possible and not just a certain section of urban society. The house has a range of focal points. There isn’t one single diversity. That would be paradoxical. The small cosmos of the theatre can never fully reflect social diversity. But theatres can help in staging stories that are not yet canonical, to give voice to people who have not yet had a voice in theatre, and to reach audiences that have not yet found their way to

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Barrie Kosky

Es gibt kein anderes Land, das ein derart vielfältiges Biotop an unzähligen wunderbaren Theatern besitzt, wie Deutschland. Alle paar Kilometer eine Bühne, alle paar Stunden ein anderes Stück … Für mich als Theaterschaffender, aber auch für das Publikum, ist Deutschland ein regelrechtes Paradies! Allerdings nicht völlig unbefleckt. Denn: Es gibt kaum ein anderes Land, in dem die gesellschaftliche ­Diversität, unterschiedliche Erfahrungen, Perspektiven und Biografien sich im Publikum und auf der Bühne so wenig wiederfinden wie in Deutschland. Wenn ich im Ausland, in Amsterdam, in London oder in Aix-en-Provence inszeniere, bin ich immer wieder überrascht, wie divers die dortigen Ensembles, aber auch das Publikum sind. Eigentlich sollte das keine Überraschung, sondern eine Selbstverständlichkeit sein, da Theater unsere Lebensrealität nicht nur von wenigen Perspektiven aus, sondern mit vielen verschiedenen Augen, Ohren und Stimmen reflektieren sollte. Es gibt einige wenige Theater in Deutschland, die das tun, die es zur Selbstverständlichkeit erklärt haben, die Diversität unserer Gesellschaft in ihren Programmen, in ihren Stücken, in ihren Ensembles zu verankern. Und zwar nicht nur aus politischer, sondern vor allem auch aus ästhetischer Überzeugung. Denn aktuelle, zeitgenössische Ästhetiken können nur dort entstehen, wo viele unterschiedliche Stimmen das Wort ergreifen oder den Ton setzen.


Barrie Kosky

the theatre. In this respect, the Maxim Gorki Theatre is unique in the German theatre landscape, and it recalls the international houses where I work. I hope they will continue on this path. Because it will take many, many more steps to make theatres more open. Barrie Kosky Theatre and opera director, Artistic Director of the Komische Oper Berlin, 2012-2022

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zwischenrufe ENGAGEMENT UND EXPERIMENTIERFREUDIGKEIT / COMMITMENT AND EXPERIMENTATION

Erden Kosova Kunstkritiker

If an aesthetic proposal based on the concept of post-­ migrant theatre is developed in a marginal theatre in Kreuzberg, or if it is advanced in a city theatre at the birthplace of nation-building in Germany – it makes a ­ ­difference. The move from Ballhaus Naunynstraße to the Maxim Gorki Theatre in 2013 was an opportunity for Shermin to reiterate and reaffirm her call to consider belonging and national identity anew in the context of Germany and German cultural institutions. Her plan was to situate the Gorki in its historically charged environment – with a biennial for contemporary art and performance, which would directly reference the centenary of the ground-breaking exhibition “Erster Deutscher Herbstsalon” (First German Autumn Salon, 1913) – organised by Herwarth Walden, a major art expert of his time, to promote cosmopolitan and experimental art practices. The first of the revived “Berlin Autumn Salons” premiered on 9 November 2013, a deliberate choice to coincide with the anniversaries of Kristallnacht (75 years) and the fall of the Wall. As an art critic preoccupied with the critique of nationalist ideology in contemporary art, I was invited by Shermin to be part of the organising team. I didn’t want to miss the opportunity of contributing to this kind of platform, which was firmly based on current social and political

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Erden Kosova

wie „Integration“ oder „Heimat“. Sie verfolgten einen intersektionalen Ansatz, um marginalisierte Perspektiven zusammenzubringen. Die sich verschärfende Klimakrise, die erdrückende Erfahrung der Pandemie und die jüngste Aggression gegen die Ukraine und deren Folgen haben uns dazu gebracht, die verpassten Gelegenheiten für einen sozialen Wandel in den Blick zu nehmen. In den kommenden Ausgaben des „Herbstsalons“ werden wir versuchen, die wachsende Sorge um die Zukunft der menschlichen Zivilisation und um unseren Planeten zu reflektieren.

Es bedeutet einen Unterschied, ob ein ästhetischer Vorschlag, der auf dem Konzept des postmigrantischen Theaters basiert, in einem Randtheater in Berlin-Kreuzberg ausgearbeitet oder an einem Stadttheater an der Urstätte der Nationenbildung in Deutschland weiterentwickelt wird. Der Wechsel vom Ballhaus Naunynstraße ans Maxim Gorki Theater 2013 war für Shermin eine Gelegenheit, ihre Aufforderung zum Überdenken von Zugehörigkeit und nationaler Identität im Kontext von Deutschland und deutschen Kulturinstitutionen zu wiederholen und zu bekräftigen. Ihr Plan war es, das Gorki in der historisch aufgeladenen Umgebung zu verorten – mit einer Biennale für zeitgenössische Kunst und Performance, die unmittelbar Bezug nehmen sollte auf das hundertste Jubiläum der bahnbrechenden Ausstellung „Erster Deutscher Herbstsalon“ (1913) – damals organisiert von Herwarth Walden, einem bedeutenden Kunstexperten seiner Zeit, zur Förderung kosmopolitischer und experimenteller Kunstpraktiken. Die Eröffnung der ersten Ausgabe des neuen „Berliner Herbstsalons“ am 9. November 2013 fiel bewusst mit dem 75. Jahrestag der „Reichspogromnacht“ und dem Jubiläum des Mauerfalls zusammen. Als Kunstkritiker, der sich mit der Kritik der nationalistischen Ideologie in der zeitgenössischen Kunst beschäftigt, wurde ich von Shermin eingeladen, Teil des Organisationsteams zu sein. Ich wollte die Gelegenheit nicht missen, an einer solchen Plattform mitzuwirken, die sich dezidiert auf aktuelle soziale und politische Fragestellungen stützt (in einer Zeit, in der politisches Engagement im Bereich der zeitgenössischen Kunst zunehmend an Bedeutung gewann). Die Eröffnungsausgabe des „Herbstsalons“ widmete sich Altlasten der Geschichten, insbesondere dem (deutschen) Nationalismus und Kolonialismus. Mit der zweiten Ausgabe wollten wir den Fokus auf die Gegenwart lenken – wofür uns die große Migrationswelle im Jahr 2015 den thematischen Rahmen vorgab: Die Erfahrungen von Flucht und Vertreibung, eine sich rüstende „Festung Europa“. Die dritte, vierte und fünfte Ausgabe des „Herbstsalons“ wiederum sollten nach Anhaltspunkten für eine sich entwickelnde Zukunft suchen. Diese Festivals erweiterten jeweils eine Kritik am Mehrheitsdiskurs in Deutschland mit seinen Begriffen


Erden Kosova

i­ssues (at a time when political engagement in the field of contemporary art was becoming increasingly important). The first “Autumn Salon” was dedicated to the heavy legacy of histories, in particular (German) nationalism and colonialism. With the second, we wanted to focus on the present – and the great wave of migration in 2015 provided us with the thematic framework: the experience of seeking refuge, of expulsion, a “Fortress Europe” in the process of arming itself. The third, fourth, and fifth “Autumn Salon”, on the other hand, would search for signs of an emerging ­future. Each of these festivals expanded a critique of the mainstream discourse in Germany with its terms such as “integration” and “homeland”. They took an intersectional approach to incorporate marginalised perspectives. The deepening climate crisis, the crushing experience of the pandemic, and the recent aggression against Ukraine and its aftermath have inspired us to examine missed opportunities for social transformation. In the coming ­ “­Autumn Salons” we will seek to reflect the growing concern for the future of human civilisation and for our planet. Erden Kosova Art critic

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zwischenrufe AN DEN KREUZUNGEN DER GESCHICHTE/ AT THE CROSSROADS OF HISTORY

Thomas Krüger Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung

First of all, a personal confession: my own Maxim Gorki Theatre story began in failure. I first trod the boards at the “Ökulei” (the “Ökonomisch-kulturelle Leistungsvergleich” [“economic-cultural benchmark”], which was a kind of ritual for East German workers who wrote or danced) at the VEB Pneumant Fürstenwalde Tyre Collective, where I qualified as a plastic and elastic worker; the jury recommended me to the “Maxim Gorki” workers’ theatre in Berlin. Every Wednesday, after my shift or trade school lessons, I’d sneak behind the Tajik Tea Room and up to the third floor rehearsal stage to advance my theatre career. I wasn’t even past the first production, a song recital, before I came up against my mental limits. The programme included a best-seller from the [vocal group] Oktoberklub: “Hopsa, hopsa over and over/Now we’re going over to communism/Hop - sa - sa!”. Shortly before the end of the German Democratic Republic, I at least got to return the favour at the Haus der Jungen Talente with members of the ­Oktoberklub; in their presence I performed the song whose lyrics I can’t get out of my head to this day. In any case the Gorki could always rely on my presence as a critical audience member. The legendary productions of Soviet drama,

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Thomas Krüger

einzigartigen Erlebnis verflochten. Das Maxim Gorki T ­ heater mit seiner Intendantin Shermin Langhoff und ihrer post­ migrantischen Programmatik ist von seinem Selbstverständnis her ein Ort des kontroversen, aber immer auch solidarischen Austauschs. Wo Grenzen überschritten werden, wird überraschende Zukunft möglich. Das Theater ist kein Ort der Eindeutigkeit, sondern der Verhandlung. Und wer Geschichte und Geschichten verhandelt, tut das immer auch nach ihrer oder seiner Interpretation von Gegenwart. Es gibt nie nur eine Geschichte (und Gegenwart). Hegemoniale Erzählungen zu hinterfragen und zu brechen und dennoch einen neuen Raum der Verständigung herzustellen – das ist für das Gorki wie für die bpb das Gebot einer Zeit, die aus den Fugen zu geraten droht.

Vorneweg ein persönliches Geständnis: Meine Geschichte mit dem Maxim Gorki Theater begann mit einem Scheitern. Nach den ersten Schritten auf der Bühne des Ökulei (der „Ökonomisch-kulturelle Leistungsvergleich“ war zu DDR-Zeiten eine Art Ritual schreibender und tanzender Arbeiter*innen) des VEB Reifenkombinat Pneumant Fürstenwalde (wo ich mich zum Plast- und Elastfacharbeiter qualifiziert habe) empfahl mir die Jury, beim Arbeitertheater „Maxim Gorki“ in Berlin anzuheuern. Jeden Mittwoch habe ich mich nach der Schicht oder dem Berufsschul­ unterricht aufgemacht und bin hinter der Tadschikischen Teestube in den dritten Stock zur Probebühne hinaufgeschlichen, um meine Theaterkarriere voranzubringen. Schon bei der ersten Produktion, einem Liederabend, bin ich an meine mentalen Grenzen gestoßen. Auf dem Programm stand ein Bestseller des Oktoberklubs: „Hopsa, Hopsa rüber und nüber / Jetzt geh’n wir zum Kommunismus über / Hop - sa - sa!“ Kurz vor dem Ende der DDR habe ich mich wenigstens bei Mitgliedern des Oktoberklubs, die im Haus der Jungen Talente auftraten, revanchiert und ihnen den Song, dessen Text mir bis heute nicht aus dem Sinn kommt, vorgetragen. Immerhin hat mich das Gorki als kritisches Publikum behalten. Die legendären Inszenierungen sowjetischer Dramatik, und last but not least Die Übergangsgesellschaft von Volker Braun, haben mich geprägt und mir die Rolle des Theaters als öffentlicher Raum verdeutlicht. Man sieht sich im Leben bekanntlich immer (mindestens) zweimal. Nunmehr als Repräsentant der Bundeszentrale für politische Bildung (und immer noch als leidenschaftlicher Theatergänger) begegnet mir das Maxim Gorki Theater erneut. In der Intendanz von Shermin Langhoff haben sich mehrere Kooperationen mit der bpb realisieren lassen. ­Dabei ragen die beiden Geschichtsfestivals 2014 („Europe 14/14 – Look back, think forward“) und 2018 („War or ­Peace – Crossroads of History 1918/2018“) mit mehreren hundert Teilnehmenden aus aller Welt heraus. Sie fanden hundert Jahre nach Beginn und Ende des Ersten Weltkriegs statt. Theater, politischer und zeitgeschichtlicher Diskurs sowie internationale Begegnungen haben sich dabei zu einem


Thomas Krüger

and last but not least Volker Braun’s Die Übergangsgesellschaft (The Transitional Society), made an impact on me and made me understand the role of theatre as a public space. In life we often meet again (perhaps more than once). Now, as a representative of the Federal Agency for Civic Education (and still a passionate theatregoer), I encounter the Maxim Gorki Theatre again. Several collaborations with the agency have been staged under Shermin Langhoff’s directorship. The two history festivals in 2014 (“Europe 14/14 – Look back, think forward”) and 2018 (“War or Peace – Crossroads of History 1918/2018”) with several hundred participants from all over the world, stand out in particular. They were mounted a hundred years after the beginning and end of the First World War. Theatre entwined with political, contemporary discourse and international encounters to create a unique experience. The Maxim Gorki Theatre under Artistic Director Shermin Langhoff, and its post-migrant programme, is a site of controversy, but also a site of exchange which is always based on solidarity. When you transgress borders, an unexpected future becomes possible. The theatre is not a place of complete clarity, but of negotiation. And all of us who negotiate histories and stories do so according to our own interpretation of the present. There is never just one history (or present). Challenging and breaking down hegemonic narratives while still creating a new space of understanding – for both the Gorki and the agency, that is the imperative of a time that may soon be out of joint. Thomas Krüger President of the Federal Agency for Civic Education

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zwischenrufe VOM MUT, RÄUME ZU ÖFFNEN / THE COURAGE TO CREATE SPACE

Esra Küçük Vorstand der Allianz Foundation, ehemals Mitglied im Direktorium des Maxim Gorki Theaters

The Gorki is theatre. Post-migrant theatre. Or New German Theatre. But not just that. It is also a platform, and an ­accelerator of contemporary discourses. Since the beginning of Shermin Langhoff’s artistic direction, the Gorki has managed to engage in direct debate and negotiation with the zones of conflict in which we operate as a society. The house establishes a direct correspondence with the burning issues right outside its door. When there are street demonstrations against a law designed to restrict the rights of women in Poland, the stage welcomes debate from ­Polish artists who address these changes in their work and form alliances with artists in other parts of the world where this kind of political shift has become routine. When the “Friday Salon”, which is broadcast live on the radio, was disrupted by members of the Identitarian ­movement who tried to hijack it for their propaganda, the

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Esra Küçük

rend jeden Montag in Berlin-Mitte und an anderen Orten „Pegida“ auf die Straße ging, um gegen Geflüchtete zu hetzen, hat das Zentrum für Politische Schönheit vor der Tür des Gorki mit zwei leibhaftigen Tigern die Aktion Flüchtlinge fressen aufgezogen. Noch so eine unmittelbare Korres­pondenz. Das Gorki ist in der Lage, für Entwicklungen in Echtzeit Räume der künstlerisch ästhetischen Auseinandersetzung im Sinne einer sozialen Plastik zu schaffen. Das Exil ­Ensemble ist so ein Beispiel, gegründet zu einer Zeit, als immer mehr Künstler*innen aufgrund von Kriegen und ­Krisen mit ihrer Arbeit vertrieben wurden und nach Berlin gekommen sind, in die Stadt der künstlerischen Freiheit. Insofern ist das Gorki nicht nur Beschleuniger von Debatten in dem Sinne, dass Veränderungen aufgegriffen und nach außen kommuniziert werden, sondern auch Gestalterin dieser Veränderungen, die uns umgeben. Hier wird nicht nur über die brennenden Themen diskutiert, sondern an Utopien gebaut.

Das Gorki ist Theater. Postmigrantisches Theater. Oder auch Neues Deutsches Theater. Aber nicht nur das. Es ist auch Plattform und Beschleuniger für zeitgenössische Diskurse. Seit Beginn der Intendanz von Shermin Langhoff ist es dem Gorki gelungen, mit den Konfliktfeldern, in denen wir uns als Gesellschaft bewegen, in eine direkte Auseinandersetzung und Verhandlung zu gehen. Das Haus schafft eine unmittelbare Korrespondenz mit den brennenden Themen vor der Tür. Während auf der Straße gegen ein Gesetz demonstriert wird, das in Polen die Rechte von Frauen* einschränken soll, wird zeitgleich auf der Bühne zu einer Debatte mit polnischen Künstler*innen geladen, die sich in ihren Arbeiten mit diesen Veränderungen auseinandersetzen und Banden bilden mit Künstler*innen an anderen Orten der Welt, in denen ähnliche politische Verschiebungen Alltag geworden sind. Als der live im Radio übertragene „Freitag-Salon“ von Mitgliedern der identitären Bewegung gestört wurde, die versucht haben, ihn für ihre Propaganda zu kapern, ist der Vorfall augenblicklich aufgegriffen und künstlerisch verhandelt worden. Am Gorki wird nicht zwischen Theorie und Praxis, Haltung und Handlung getrennt. Dabei haben wir stets den Versuch unternommen, so viele kritische Stimmen wie möglich zusammenzubringen, interdisziplinär und international, vor allem auch solche, die eine europäische Perspektive infrage stellen. Wir haben Künstler*innen, Denker*innen, Intellektuelle und Wissenschaftler*innen eingeladen, mit uns die großen Themen in der Trias von Race, Class und Gender zu verhandeln, die großen Fragen von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit – zum Beispiel in der Reihe „Berliner Korrespondenzen“. Begonnen zu einer Zeit, als die vermeintlich stabilen Parameter von „Ordnung und Unordnung“ (so lautete der Titel der ersten Ausgabe) ins Wanken geraten waren. Als Großbritannien sich anschickte, die EU zu verlassen, Polen und Ungarn sich zu rechtsnationalen Staaten wandelten, als im „Nie wieder“-Deutschland die AfD in die Parlamente einzog und das Gorki per kleiner Anfrage aufforderte, die Herkünfte der Künstler*innen am Haus aufzulisten. Es war nie eine Frage, ob wir uns mit diesen Verschiebungen – auch des Sagbaren – auseinandersetzen wollen. Wäh-


Esra Küçük

theatre immediately picked up on the incident and ­addressed it artistically. At the Gorki, there is no divide between theory and practice, attitude and action. We have always tried to bring together as many critical voices as possible, interdisciplinary and international, especially those who question the European perspective. We have hosted artists, thinkers, intellectuals and scientists to help us negotiate major issues in the triad of race, class and gender, the major questions of justice and injustice – in the “Berliner Korrespondenzen” series, for example. It started at a time when the ostensibly stable parameters of “Order and Disorder” (the title of the first event in the series) were beginning to falter. A time when the UK was preparing to leave the EU, Poland and Hungary turned to right-wing nationalism, and the AfD entered parliaments in “Never Again” ­Germany, and lodged a brief query to get the Gorki to list the origins of the performers in the house. Whether we would address these shifts, including the shift in what was expressible – that was never in question. As “Pegida” took to the streets to agitate against refugees every Monday in Mitte and other places, the Center for Political Beauty staged the action Eating Refugees with ­ four live tigers outside the Gorki’s door. Another direct ­correspondence. The Gorki succeeds in creating space for artistic and aesthetic debate as a kind of social sculpture for real-time developments. One example is the Exil Ensemble, founded at a time when growing numbers of artists and their work were being expelled due to wars and crises and were coming to Berlin, the city of artistic freedom. In this respect, the G ­ orki is not just an accelerator of debate in the sense of picking up on change and communicating it to the outside world, it also helps shape these changes all around us. Here, they don’t just discuss the burning issues, they build utopias. Esra Küçük Chief Executive Officer of the Allianz Foundation, former member of the Board of Directors of the Maxim Gorki Theatre

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zwischenrufe GESCHICHTE SCHREIBEN UND ÜBERSCHREIBEN / TO WRITE AND REWRITE HISTORY

Lindy Larsson Schauspieler

In 2017 I came to the Gorki for the first time to join the army – the Roma Armee. Now, many years later, it’s still an evolving performance/journey/revolution. And without doubt the most important thing I’ve done in my artistic career. For the first time, we, the Roma, were invited to tell our own stories on a major national stage, something that was – and still is – a huge thing for a group that almost never gets this kind of opportunity, either on or behind the stage. It is no exaggeration to say that Roma Armee made history and I am very proud to have been a part of it. I remember having serious doubts about my involvement in Roma Armee as soon as we started rehearsing. I felt like all the other actors had much more experience as activists, and their work seemed rooted in the Roma community, which was not the case for me. I had been open about my Romani background since childhood, and I had even ­addressed it publicly in interviews, but I didn’t feel like I was part of any Roma movement. My Romano identity was rooted solely in my family, my relatives and other Romani Travellers I grew up with, and whenever I spoke publicly about my heritage, I was met with a highly negative ­response from some family members. They believed I shouldn’t speak about it publicly. I was taught that we should take pride in being Romani Travellers, but that pride never ­extended beyond the family. For me, all that changed with Roma Armee. I read somewhere that there is no such thing as history, that it’s just individuals looking back – implying that history is fluid and that it depends on your perspective.

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Lindy Larsson

fochten bleiben? Was passiert, wenn man versucht, sich in Geschichte widerzuspiegeln, die über einen geschrieben wurde, aber die eigene Perspektive dazu fehlt? Ich weiß, was es mit uns, den Romani Traveller, gemacht hat; es schuf große, leere Räume des Schweigens, der Unsichtbarkeit und der Scham, die uns aufzufressen drohte. Das G ­ orki gab uns, dem Volk der Roma, Raum, diese Lücken zu füllen; Geschichte zu schreiben und zu überschreiben.

2017 kam ich zum ersten Mal ans Gorki, um der Armee beizutreten – der Roma Armee. Heute, viele Jahre später, ist es immer noch eine andauernde Performance/Reise/Revolution. Und zweifellos das Wichtigste, was ich in meiner künstlerischen Laufbahn gemacht habe. Zum ersten Mal waren wir, die Roma, dazu eingeladen, unsere eigenen Geschichten auf einer großen nationalen Bühne zu erzählen, und das war – und ist immer noch – etwas Immenses für eine Gruppe, der fast nie eine solche Gelegenheit geboten wird, sei es auf oder hinter der Bühne. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Roma Armee Geschichte schrieb, und ich bin sehr stolz, ein Teil davon zu sein. Ich erinnere mich, dass ich einige ernsthafte Zweifel bezüglich meiner Teilnahme an Roma Armee hatte, sobald wir zu proben anfingen. Ich hatte das Gefühl, dass alle anderen Schauspieler*innen viel mehr Erfahrung als Aktivist*innen besaßen, und ihre Arbeit schien in der Roma-Gemeinschaft verwurzelt zu sein, was bei mir nicht der Fall war. Seit meiner Kindheit hatte ich mich offen zu meiner Romani-Herkunft bekannt und sogar öffentlich in Interviews darüber gesprochen, aber ich hatte nicht das Gefühl, Teil einer Roma-­Bewegung zu sein. Meine Identität als Romano war nur in meiner Familie verwurzelt, bei meinen Verwandten und anderen Romani Traveller, mit denen ich aufgewachsen bin, und jedes Mal, wenn ich öffentlich über mein Erbe sprach, erhielt ich sehr negative Reaktionen seitens einiger Familienmitglieder; sie waren der Meinung, ich sollte mich öffentlich nicht dazu äußern. Ich wurde gelehrt, dass man darauf stolz sein sollte, ein Romani Traveller zu sein, aber dieser Stolz ging nie über die Familie hinaus. Roma Armee veränderte das für mich. Ich habe irgendwo gelesen, dass es keine Geschichte gibt, nur Einzelne, die zurückblicken – was impliziert, dass Geschichte flüssig sei, je nach Perspektive. Geschichte hängt aber nicht nur davon ab, wer zurückblickt, sondern auch davon, worauf zurückgeblickt wird. Was passiert, wenn eine Gruppe Menschen nie zu Wort kommen durfte, und alles, was über sie in Berichten, Filmen, offiziellen Dokumenten, Literatur und Wissenschaft gesagt wird, entweder von rassistisch gefärbtem Exotismus belastet ist oder aus rassistischen und zutiefst beleidigenden Beschreibungen besteht und diese Stimmen unange-


Lindy Larsson

But history depends not just on who looks back, but also on what they look back on. What happens when you have a group of p ­ eople who have never been allowed to speak, and everything said about them in reports, films, official documents, literature and science is either burdened with racially tinged exoticism, or made up of racist and deeply insulting descriptions from voices that remain unchallenged? What happens when you try to see your own reflection in the history that has been written about you when you lack your own perspective? I know what it did to us, the Romani ­Travellers. It created large, empty spaces of silence, invisibility and shame which threatened to consume us. The ­Gorki gave us, the Roma people, space to fill in these gaps; to write and rewrite history. Lindy Larsson Actor

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zwischenrufe LIEBE IST WIDERSTAND / LOVE IS RESISTANCE Love of radical diversity Love of creating space How can love be resistance? Resistance to the status quo Love of the unusual Love of the universal Love for people Resistance Unconditional love is empowering Unconditional love is Love as resistance Love doesn’t always look like resistance Resistance As Love Resistance to conformity This is love as resistance Love doesn’t always sound like a love song Love doesn’t always look like shiny red hearts This is love as resistance Love As Resistance Love as resistance lives at the Gorki

Delaine Le Bas Künstlerin

Delaine Le Bas Artist

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Delaine Le Bas

Liebe zur radikalen Diversität Liebe zum Schaffen von Raum Wie kann Liebe Widerstand sein? Widerstand gegen den Status quo Liebe für das Ungewöhnliche Liebe für das Universelle Liebe zu den Menschen Widerstand Bedingungslose Liebe ist befähigend Bedingungslose Liebe ist Liebe als Widerstand Liebe sieht nicht immer wie Widerstand aus Widerstand Als Liebe Widerstand gegen Konformität Das ist die Liebe als Widerstand Liebe klingt nicht immer wie ein Liebeslied Liebe sieht nicht immer aus wie rote, glänzende Herzen Das ist die Liebe als Widerstand Liebe Als Widerstand Die Liebe als Widerstand lebt im Gorki


Auf der Bühne

UTE LANGKAFEL

FOTOGRAFIEN VON UTE LANGKAFEL / PHOTOGRAPHY BY UTE LANGKAFEL Ute Langkafel is a visual artist and since 2008, with the opening of Ballhaus Naunynstraße as a post-migrant t­ heatre under the direction of Shermin Langhoff, shehas realized the poster photographs of the individual productions and also worked there as a stage photographer. This collaboration has continued since 2014 at the Maxim Gorki Theater, where she photographically captures almost all stage productions, festivals and special events. The following photo series shows a selection of scene photos of Gorki productions taken from 2013 to 2022 on the big stage, in Studio Я and in the container. This is followed by a series of photographs documenting the festivals and special formats of the Maxim Gorki Theater over the past nine years.

Ute Langkafel ist bildende Künstlerin und hat seit 2008, mit der Eröffnung des Ballhaus Naunynstraße als post­ migrantisches Theater in der Leitung von Shermin ­Langhoff, die Plakatfotografien der einzelnen Produktionen realisiert und war dort auch als Bühnenfotografin tätig. Diese Zusammenarbeit setzt sich seit 2014 am Maxim Gorki Theater fort, wo sie nahezu alle Bühnenproduktionen, Festivals und Sonderveranstaltungen fotografisch festhält. Die folgende Fotostrecke zeigt eine Auswahl von Szenenfotos der Gorki-Inszenierungen, die von 2013 bis 2022 auf der großen Bühne, im Studio Я und im Container entstanden sind. Daran anschließend folgt eine Serie von Fotografien, welche die Festivals und Sonderformate des Maxim Gorki Theaters der vergangenen neun Jahre dokumentieren.

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Der Kirschgarten (2013) – Sesede Terziyan, Çetin İpekkaya


Angst essen Seele auf (2014) – Tamer Arslan, Mareike Beykirch, Sema Poyraz, Dimitrij Schaad, Taner Şahintürk, Anastasia Gubareva, Aram Tafreshian

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Common Ground (2014) – Orit Nahmias, Vernesa Berbo, Dejan Bućin, Jasmina Musić, Aleksandar Radenković, Mateja Meded, Niels Bormann

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen (2013) – Cynthia Micas, Suna Gürler, Rahel Jankowski, Nora Abdel-Maksoud 177


Small Town Boy (2014) – Thomas Wodianka, Aleksandar Radenković

Schwimmen lernen (2013) – Marina Frenk, Dimitrij Schaad, Anastasia Gubareva

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Verrücktes Blut (2010) – Sesede Terziyan, Tamer Arslan, Erol Afşin, Emre Aksızoğlu, Sohel Altan G., Rahel Jankowski, Gregor Löbel, Nora Abdel-Maksoud

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Schnee (2015) – Godehard Giese, Lea Draeger, Nora Abdel-Maksoud, Mehmet Yılmaz, Tamer Arslan, Dejan Bućin

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Fallen (2014) – Jan Bluthardt, Paul Wollin, Mehmet Ateşçi, Aram Tafreshian, Tamer Arslan, Hassan Akkouch, Taner Şahintürk, Jerry Hoffmann

In unserem Namen (2015) – Mehmet Yılmaz, Hasan H. Taşgın, Ayham Majid Agha, Karim Daoud, Maryam Abu Khaled, Mateja Meded, Anastasia Gubareva 181


Zement (2015) – Aleksandar Radenković, Aram Tafreshian, Thomas Wodianka

Musa Dagh – Tage des Widerstands (2015) – Judica Albrecht, Falilou Seck, Ruth Reinecke, Till Wonka, Armin Wieser, Marina Frenk 182


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Je suis Jeanne d’Arc (2015) – Aram Tafreshian, Falilou Seck, Marina Frenk, Aleksandar Radenković, Till Wonka


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Die juristische Unschärfe einer Ehe (2015) – Mehmet Ateşçi, Lea Draeger, ­Taner Şahintürk, Mareike Beykirch


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Othello (2016) – Aram Tafreshian, Taner Şahintürk


Und dann kam Mirna (2015) – Suna Gürler, Rahel Jankowski, Cynthia Micas, Çiğdem Teke, Kinder: Amba Peduto, Sara Böcker, Nilu Kellner, Marie Carlotta Schmidt

The Situation (2015) – Orit Nahmias, Maryam Abu Khaled, Yousef Sweid, Ayham Majid Agha, Karim Daoud, Dimitrij Schaad 187


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Klaus Lederer

EIN RITT DURCH DIE BERLINER NACHT / RIDING THROUGH THE BERLIN NIGHT „Das ist mir hier zu echt und zu aufregend, bei mir wird immer nur markiert!“ (aus der Inszenierung Alles Schwindel) Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass das Maxim Gorki Theater seit jeher und auf sehr vielseitige Weise ein politisches Theater ist. Ich möchte an dieser Stelle eine politisch-künstlerische Tradition herausgreifen, die – so meine These – viel mit der Wirkweise des Gorki zu tun hat. Die Rede ist von der Revue, einer Kunstform, die ihre Blüte im Berlin der 1920er Jahre hatte und der die Nationalsozialisten ein jähes Ende setzten: zu frei, zu queer, zu jazzig, zu jüdisch. Am Maxim Gorki Theater hatte im Dezember 2017 die ­Revue Alles Schwindel Premiere, komponiert und geschrieben von Mischa Spoliansky und Marcellus Schiffer, 1931 in Berlin uraufgeführt. Regie führte diesmal Christian Weise, Jens Dohle komponierte den jazzigen Sound teilweise neu, da Teile von Spolianskys Partitur im Krieg verbrannt waren. Alles Schwindel ist eine Art musikalisches Roadmovie, ein Ritt durch eine Berliner Nacht der 1920er. Der Plot kommt im Gewand einer Lovestory daher, erzählt aber eigentlich mehr von Halbwahrheiten, von prekären Arbeitsverhältnissen und der Wirtschaftskrise, von einer Attitüde zum ­Leben: Jede*r scheint immer auch eine Rolle zu spielen. Es ist eine flirrende, eine nervöse Gesellschaft, eine politische Verführbarkeit deutet sich schon an, klar, es sind die späten 1920er. Wie Weise und das tolle Ensemble des Maxim Gorki Theaters diesen Zeitgeist auf die Bühne gebracht haben, war einfach großartig. Innerhalb des politischen Theaters der Weimarer Republik war das Revuetheater ein niedrigschwelliges Angebot. ­Erwin Piscator experimentierte in einer frühen Schaffensphase viel mit dieser Form, indem er Elemente aus der französisch geprägten bürgerlichen Revue mit politisch-­ revolutionären Elementen versah und multimedial aufbereitete. Durch ihren Unterhaltungswert sprachen seine politischen Revuen ein breites Publikum an; sie sollten den kommunistischen Gedanken vermitteln. Politisches Theater funktioniert heute vermutlich weniger über Eindeutigkeit als über ein Herstellen von Ambivalenz.

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Eine schöne und irgendwie befreiende Erkenntnis, die sich jedoch von Piscator bis heute zieht, ist die, dass Niedrigschwelligkeit, Anspruch und politisches Sendungsbewusstsein in keinem Gegensatz zueinander stehen, sondern das Herz sind von vielen Theaterabenden, die mich fasziniert haben und die mir im Kopf geblieben sind. Mir scheint, das Gorki hat diesen Mechanismus des Politischen verstanden: Sie machen einladendes Theater, ohne einfache Antworten zu liefern. Klaus Lederer Senator für Kultur und Europa Berlin

“It’s all too real and too vibrant for me here, I’m always just marking out my steps!” (from the production Alles Schwindel) There can be little doubt that the Maxim Gorki Theatre has always been a political theatre in many different ways. Here I would like to single out a political and artistic tradition that – according to my thesis – has a lot to do with the ­Gorki’s mode of action. I am talking about the revue, an art form that had its heyday in Berlin of the 1920s before the Nazis brought it – too free, too queer, too jazzy, too Jewish – to an abrupt end. The revue Alles Schwindel (It’s All a Swindle), composed and written by Mischa Spoliansky and Marcellus Schiffer, premiered at the Maxim Gorki Theatre in December 2017, having originally been staged in Berlin in 1931. Christian Weise was the director this time, Jens Dohle partially ­recomposed the jazz sound, as parts of Spoliansky’s score had gone up in flames during the war. Alles Schwindel is a kind of musical road movie, a journey through Berlin by night in the 1920s. The plot comes in the guise of a love story, but actually has more to say about half-truths, about precarious working conditions and the economic crisis, about an attitude towards life – everyone seems to be playing a part. It’s a whirring, rattled society, there are already signs of political susceptibility; well of course, it’s the late 1920s. The way that Weise and the great ensemble of the


Maxim Gorki Theatre brought this zeitgeist to the stage was simply wonderful. In the political theatre landscape of the Weimar Republic, revue was a low-threshold offering. In an early creative phase, Erwin Piscator experimented extensively with the form by pairing political, revolutionary elements with elements from the French-influenced bourgeois revue and introducing multimedia techniques. The entertainment ­value of his political revues recommended them to a wide audience; they were intended to convey communist ideals. Today, political theatre seems to operate less through clarity than by generating ambivalence. An appealing, somehow liberating insight that connects Piscator to the present day is that low thresholds, standards and a sense of political mission are not in conflict with one another, in fact they are at the heart of many theatre performances that have fascinated me, which have remained in my memory. I feel that the Gorki understands this mechanism of the political: ­making compelling theatre without providing easy answers. Klaus Lederer Senator for Culture and Europe, Berlin

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Jeanine Meerapfel

ALLE FARBEN DES REGENBOGENS / ALL THE COLOURS OF THE RAINBOW Theater kann aufrührerisch sein, es kann poetisch und leise sein, Theater kann aufklärerisch sein, es kann die Türen zum Bewusstsein aufmachen … Dies alles kann man immer wieder am Maxim Gorki Theater erleben, an einem Theater, das sich nicht scheut, alle Farben des Regen­bogens zu zeigen, das international ist, ohne die eigene Identität zu verlieren, das Kulturen und Menschen zusammenbringt, ohne populistisch zu sein. Das Gorki soll hochleben!

Theatre can be rebellious, it can be poetic and quiet, ­theatre can be enlightening, it can open doors to consciousness … All of this you can experience again and again at the Maxim Gorki Theatre, a theatre that doesn’t shy away from showing all the colours of the rainbow, which is international without losing its own identity, which brings ­cultures and people together without being populist. Cheers to the Gorki!

Jeanine Meerapfel Filmemacherin und Präsidentin der Akademie der Künste, Berlin

Jeanine Meerapfel Filmmaker and President of the Academy of Arts, Berlin

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zwischenrufe DIE PLATANEN / THE PLANE TREES

Hakan Savaş Mican Theatre- and filmmaker

Hakan Savaş Mican Theater- und Filmemacher

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Hakan Savaş Mican

A dried branch the size of a walking stick falls at my feet. I look up. A gentle wind caresses the mighty plane tree in the Gorki garden and I smoke the other half of my cigarette. When was that? Was it dark? Cold? Winter? Summer? Solstice? I can’t remember. I think: how old is this tree? How long has it been here? How often does it drop its dried branches and say: look at me, here I am! Then I think about the plane tree that watches over Nâzım Hikmet’s grave in the Novodevichy Cemetery in Moscow. How I broke off a small piece of the bark of the plane tree and took it home with me as a souvenir. It now sits on my desk watching over me as I write. Then I think about my walk in Moscow’s Gorky Park. About the 1980s American film of the same name that I watched on TV as a kid. Then about Helsinki. Why Helsinki? Because they shot the movie Gorky Park there? I remember visiting Elina there. Beautiful Elina, who died of cancer shortly afterwards. How short my life is compared to that old, wise plane tree in the Gorki garden. How many people have sat here before me, smoking and thinking as a dried branch fell at their feet? And how many will come after me? Times will come and go. People will come and go. And the plane trees will remain. Then someone says to me: “I thought it was a pity that the mother in your play didn’t act in accordance with her roots.” Do I know this woman? The rest of the audience come out. It appears one of my plays is being performed tonight. I wasn’t aware. But what does she mean by “in accordance with her roots”? “What do you mean, ‘in accordance with her roots’?” I ask her. I look at the plane tree again and quote the phrase that Reut always says: “Trees have roots, people have legs.”

Ein getrockneter Ast, groß wie ein Gehstock, fällt mir vor die Füße. Ich blicke hoch. Der Wind streichelt sanft die mächtige Platane im Garten des Gorki und raucht die andere Hälfte meiner Zigarette. Wann war das? War es dunkel? Kalt? Winter? Sommer? Sonnenwende? Ich weiß es nicht mehr. Ich denke: Wie alt ist dieser Baum? Wie lange steht er schon hier? Wie oft lässt er seine getrockneten Äste runterfallen und sagt: Guckt mich an, hier bin ich! Dann denke ich an die Platane, die über Nâzım Hikmets Grab auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau wacht. Daran, wie ich von der Rinde der Platane ein kleines Stück abgebrochen und als Erinnerung mitgenommen habe. Es liegt jetzt auf meinem Tisch und wacht über mich, wenn ich schreibe. Dann an meinen Spaziergang im Moskauer Gorki-Park. An den gleichnamigen US-amerikanischen Film aus den 1980ern, den ich als Kind im Fernsehen geguckt habe. Dann an Helsinki. Warum Helsinki? Weil sie den Film Gorky Park dort gedreht haben? Ich denke daran, wie ich dort Elina besucht habe. Die wunderschöne Elina, die kurz danach an Krebs starb. Wie kurz ist mein Leben im Vergleich zu dieser alten, weisen Platane im Gorki-Garten. Wie viele Menschen saßen vor mir hier, rauchten und dachten nach, während ein getrockneter Ast ihnen vor die Füße fiel? Und wie viele werden nach mir da sein? Die Zeiten werden kommen und gehen. Die Menschen werden kommen und gehen. Und die Platanen werden bleiben. Dann spricht mich jemand an: „Ich fand es schade, dass die Mutter in deinem Stück ihre Wurzeln nicht mitgespielt hat.“ Kenne ich diese Frau? Die anderen Zuschauer*innen kommen raus. Ein Stück von mir läuft also heute Abend. Das wusste ich nicht. Aber was meint sie mit „die Wurzeln mitspielen“? „Was meinen Sie mit ‚die Wurzeln mitspielen‘?“, frage ich sie. Dabei schaue ich mir wieder die Platane an und zitiere den Satz, den Reut immer sagt: „Die Bäume haben Wurzeln, die Menschen haben Beine.“


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Christian Mihr

BRÜCKENSCHLÄGE / BUILDING BRIDGES Der Begriff „Theater“ ist für das, wozu sich das Gorki entwickelt hat, eine unzulässige Verkürzung. Denn unter der Leitung von Shermin Langhoff war das Gorki nie nur ein physischer Theaterraum, sondern auch ein Ort, an dem zwischen Politik und Kultur Brücken geschlagen werden. So wie Theaterproduktionen dort fast immer auch eine kulturelle Zeitansage markieren, war das Gorki für die zahlreichen Kooperationen mit Reporter ohne Grenzen stets ein unverzichtbarer politischer Resonanzraum. Das ist in dieser Form einmalig in Berlin, einmalig in Deutschland. Denn Politik wird von Menschen für Menschen gemacht und erscheint oft reichlich abstrakt und erfahrungsarm. Der Kulturbegriff des Gorki übersetzt Politik aber immer in Emotionen, macht Politik und damit auch die ernsten Themen von Reporter ohne Grenzen emotional anders erfahr- und erlernbar. Und Emotionen sind Antrieb für politisches Handeln, Antrieb für politische Veränderung: aus unserer Sicht auch für mehr Pressefreiheit weltweit. In den vergangenen Jahren hat Reporter ohne Grenzen gemeinsam mit dem Gorki die alljährlich erscheinenden „­Fotos für die Pressefreiheit“ vorgestellt: Mittels szenischer Lesungen durch Schauspieler*innen des Hauses haben wir jeweils gemeinsam mit Fotograf*innen aus unterschiedlichen Ländern den Blick auf die Lage bedrohter Medienschaffender in Afghanistan, Belarus und Mexiko gelenkt. In Erinnerung bleibt auch eine öffentlichkeitswirksame Veranstaltung von Gorki und Reporter ohne Grenzen im Jahr 2016: Dilek Dündar, türkische Filmemacherin, war damals auf Einladung von Reporter ohne Grenzen in Deutschland, um hier für die Freilassung ihres damals in der Türkei inhaftierten Ehemanns, des Journalisten Can Dündar, zu kämpfen. Im Foyer des Gorki haben wir eine berührende Veranstaltung mit Dilek und der Kuratorin Beral Madra organisiert. Kurz darauf durfte Can ausreisen und ging ins deutsche Exil. Dem folgte eine Ausreisesperre für Dilek Dündar. An der Seite von Reporter ohne Grenzen und Gorki engagierte sich Can Dündar später wiederum für eine Aufhebung der Ausreisesperre für seine Frau. Danke an das Gorki ­Theater und Shermin Langhoff für alle Brückenschläge.

The term “theatre” is an inadmissible reduction of what the Gorki has become. Because under the direction of Shermin Langhoff, the Gorki has never been just a physical theatre space, it is also a place for building bridges between politics and culture. Just as their theatre productions are almost always a kind of cultural time check, the Gorki has always been an indispensable political sounding board for numerous collaborations with Reporters Without Borders. It is something you don’t find anywhere else in this form in Berlin, or in Germany. Because politics is made by people, for people, and often appears highly abstract and devoid of experience. But the Gorki’s concept of culture always translates politics into emotions, making politics – and thus the serious topics of Reporters Without Borders – emotionally experiential and accessible in a different way. And emotions are the drivers of political action, the drivers of political transformation and, from our perspective, for greater freedom of the press worldwide. In recent years, Reporters Without Borders has joined with the Gorki to present the annual “Photos for Freedom of the Press”. With staged readings by actors from the house, we have joined with photographers from various countries to address the conditions of media workers under threat in Afghanistan, Belarus and Mexico. I also remember a high-profile event organised by the Gorki and Reporters Without Borders in 2016: Dilek Dündar, a Turkish filmmaker, was in Germany at the invitation of ­Reporters Without Borders to campaign for the release of her husband, the journalist Can Dündar, who was imprisoned in Turkey at the time. We staged a moving event in the foyer of the Gorki with Dilek and the curator Beral Madra. Shortly after that, Can was allowed to leave the country, and he went into exile in Germany. Dilek Dündar was then banned from leaving the country. Alongside Reporters Without Borders and the Gorki, Can Dündar later campaigned for the repeal of his wife’s exit ban. Thank you to the Gorki Theatre and Shermin Langhoff for all the bridges you’ve built.

Christian Mihr Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen

Christian Mihr Executive Director of Reporters Without Borders

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zwischenrufe EIN LERNENDER ORGANISMUS / A LEARNING ORGANISM

Ersan Mondtag Director

Ersan Mondtag Regisseur 193

Ersan Mondtag

There aren’t so many real ensembles these days. This unifying element which can forge an identity is becoming increasingly arbitrary – people do a lot of filming, they have one-work contracts. This does not result in any kind of ­collective idea that forges a group of actors together, drives them on and allows them to research. The Gorki ensemble is different. It has developed a unique style of performing on its own. The Gorki style. For me as a director, that makes working at this house unique because you have to engage with that style, which also has an aesthetic influence on the work. It begins with the fact that the actors are involved right from the start of a work, at the conception, as the heart of the material is developed. For the first few weeks we mostly sit around a table, discussing, arguing too; there are confrontational moments. What you don’t find is people simply cast in a production who think, I’ll just play this role then. Actors are brought in because there is an intersection of interests, because of opportunities that promise a productive exchange. That is at the heart of this ensemble. Another is the respectful interaction – which also fosters a shared performance style among the members, despite all their differences. It’s not that easy to describe. It’s a style that always examines the orientation of the theatre itself, and the discourses that arise there. At first it was issues of representation that dominated. Who is on stage, what voice are they speaking with? The focus was on the identities of the actors, their biographies, their stories; the audience got to know them in all their biographical complexity. This resulted in narratives never before seen in the theatre. In the meantime, other discourses have come to the fore – representation of women and queerness have become central, with new aspects added all the time. The Gorki ensemble is a learning organism. One that deals with confrontational debates in society and in the theatre itself, and creates an unspoken performance culture from them. That’s what makes this ensemble so special.

So etwas wie echte Ensembles gibt es heute immer weniger. Dieses verbindende, identifikationsstiftende Element, das schlägt immer mehr um in Beliebigkeit – die Leute drehen viel, haben Ein-Stück-Verträge. Daraus ergibt sich keine kollektive Idee, die eine Gruppe von Schauspieler*innen zusammenschweißt, antreibt und an etwas forschen lässt. Das Gorki-Ensemble ist anders. Es hat aus sich selbst heraus einen ganz eigenen Spielstil entwickelt. Den Gorki-Stil. Das macht die Arbeit an diesem Haus für mich als Regisseur einzigartig, weil man mit so einem Stil umgehen muss und er die Arbeit auch ästhetisch beeinflusst. Es beginnt damit, dass die Schauspieler*innen schon beim Einstieg in eine Arbeit involviert sind, in die Konzeption, in die inhaltliche Dimension der Stoffe. In den ersten Wochen sitzen wir überwiegend am Tisch, diskutieren, streiten uns auch, es gibt konfrontative Momente. Es gibt hier nicht Leute, die in eine Produktion reinbesetzt werden und sich denken, dann spiele ich diese Rolle eben. Die Spieler*innen werden reingeholt aufgrund von Schnittmengen eines Interesses, aufgrund von Möglichkeiten, die einen produktiven Austausch versprechen. Das ist die inhaltliche Komponente dieses Ensembles. Eine andere ist der respektvolle Umgang, den es miteinander gibt – und der dazu führt, dass die Mitglieder bei aller Unterschiedlichkeit dennoch einen gemeinsamen Spielstil entwickeln konnten. Der ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Dieser Stil ist eine Auseinandersetzung mit der Ausrichtung des Theaters selbst und der Diskurse, die hier geführt werden. Anfangs ging es vor allem um Fragen von Repräsentation. Wer steht auf der Bühne, spricht mit welcher Stimme? Die Identitäten der Schauspieler*innen standen im Fokus, ihre Biografien, ihre Geschichten, das Publikum hat sie in ihrer Komplexität kennengelernt. Das hat Erzählungen produziert, die bis dato im Theater nicht vorkamen. Mittlerweile sind andere Diskurse in den Vordergrund gerückt – die Repräsentation von Frauen und Queerness wurden zentrale Aspeke, und es kommen immer neue dazu. Das Gorki-Ensemble ist ein lernender Organismus, der mit konfrontativen Debatten in der Gesellschaft und im Theater selbst umgeht und sich daraus eine unausgesprochene Spielkultur gibt. Das macht dieses Ensemble besonders.


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Anna Müller

GEISTER BESCHWÖREN / SUMMONING SPIRITS Das Gorki ist für mich das eine Theater, wo ich mir nicht nur gerne Inszenierungen der Stücke von Heiner Müller ansehe, sondern noch viel mehr aufnehme: eine besondere Stimmung, das Gefühl, dass es hier viel mehr um den Menschen Müller geht als nur um die Texte. Das ist für mich als Tochter, die ihn nicht mehr wirklich kennenlernen konnte (ich war drei Jahre alt, als er gestorben ist), eine sehr schöne Erfahrung. Natürlich kenne ich seine Werke, habe mir Anekdoten erzählen lassen, auch darüber, was er in Menschen auszulösen vermochte, nicht nur durch Worte, sondern durch sein schieres Sein in einem Raum, die wahnsinnige Energie, die er entfachen konnte. Aber ihn gemeinsam am Gorki zu feiern, zu erleben, was er so vielen heute noch bedeutet, das ist jedes Mal berührend. Jedes Jahr (mit Ausnahme der Corona-Zeit) gibt es an seinem Geburtstag die Kantinenabende mit Whiskey und Zigarre, wo wir zusammensitzen, Texte lesen, Musik machen, einfach an ihn denken. Die Atmosphäre ist familiär, wir umarmen uns viel, haben Tränen in den Augen, stoßen zusammen an. Als ob wir Geister heraufbeschwören wollten. Wie eine Heiner-Müller-Séance fühlt sich das an. Ich liebe auch die Abende nach einer Premiere. Shermin ehrt Heiner sehr, sie bindet meine Mutter und mich immer ein und gibt uns das Gefühl, mit zum Theater zu gehören. Auch das ist selten. Wir beide haben über die Inszenierungen Freundschaften mit Menschen am Gorki geschlossen, über Gespräche, wie es für die Schauspielerinnen und Schauspieler ist, an Heiners Texten zu arbeiten. Und noch etwas kenne ich von anderen Theaterhäusern so nicht: dass ein junges Publikum kommt, um ein Heiner-­ Müller-Stück zu sehen. Viele junge Leute trauen sich nicht richtig an seine Texte ran – keine Punkte, keine Kommata, da ist die Überforderung schnell groß – und verbinden mit ihm einen prophetischen Ton, der sie abschreckt. Aber das Gorki macht ihn zugänglich, für alle. Und genau das wünsche ich mir für Heiner. Anna Müller Verlegerin

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For me, the Gorki is the one theatre where I not only enjoy seeing productions of Heiner Müller’s plays, but where I ­also get so much more: a special atmosphere, a sense that it’s much more about Müller as a person than just the text. For me, the daughter who didn’t really get the chance to know him (I was three years old when he died), this is a very pleasing experience. Of course I know his works, people have told me anecdotes, which includes the things he managed to bring out in people, not just through words, but just by being in a room, the insane energy that he managed to ignite. But to celebrate him communally at the Gorki, to experience what he still means to so many people today, is always moving. Every year (with the exception of the corona period) there are events in the canteen with whiskey and cigars on his birthday, where we sit together, read texts, play music, simply remember him. It’s a family atmosphere, we hug a lot, we have tears in our eyes, raise toasts. As if we were trying to summon spirits. It feels like a Heiner Müller séance. I also love the evenings after a première. Shermin really reveres Heiner, she always involves my mother and me and gives us the feeling that we belong to the theatre as well. That, too, is rare. Both of us have made friends with people at the Gorki through the productions, through conversations with the actors about what it was like to work on Heiner’s texts. And there’s something else I don’t find in other theatres: a young audience coming to see Heiner Müller plays. Many young people are a bit intimidated by his work – no full stops, no commas, it soon becomes overwhelming – and associate him with a prophetic tone which they find offputting. But the Gorki makes him accessible, for everyone. And that’s exactly what I want for Heiner. Anna Müller Publisher


zwischenrufe FEMALE LUCK / FEMALE LUCK

Orit Nahmias Schauspielerin

When I go to pee at the Gorki, I leave the door open. An unmistakable sign that I feel at home here. This theatre, my colleagues, working with Yael Ronen and other directors – they give me this rare and precious opportunity to be myself, to express myself: my feelings, my thoughts, my stupidity, my experiences, the particular stage in life in which I find myself. What it’s like to be a foreigner in Berlin, to split up, to lose a father, to have a child – I can talk about all of that here. And for a person like me who desperately needs to share, that’s a gift. I put on a solo performance at the Gorki, Female Shit. I had no idea how to stage a production with lights and set and everything, so I just wrote something down. A piece of ­paper, a pen, a head, that’s all you need. Ten minutes about the birth of my child, the story gave me some punch lines. Later I expanded the story a bit to include what happened before and what happened after, how it came about that I gave birth to a child on the floor of my apartment in Gesundbrunnen. It was about my dream of being an actress, about the slow breakdown of my marriage, about the slow death of my father. Not just relating something, but turning the pain into comedy – that’s what writing is for me in general. Comedy with a painful core, humour as a healing ­process. And Yael always encourages the actors to get involved, she makes it easy for you, it feels like I’m working with myself. She has an idea, I immediately pick up on it and write something, she pushes me to keep working at it, to go deeper. We’re like two kids stacking blocks, one starts, the other follows, higher and higher, we challenge each other to push

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Orit Nahmias

ist der Grund, weshalb ich noch in Berlin bin, andernfalls wäre ich vermutlich nach einem halben Jahr nach Israel zurückgekehrt. Das Gorki ist ein Lebensretter. Und eine Heimat. Es ist ein Ort, der einfach zu mir passt und dem ich mich nicht anpassen muss.

Wenn ich am Gorki pinkeln gehe, lasse ich die Tür offen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich mich hier zuhause fühle. Dieses Theater, die Kolleg*innen, die Arbeit mit Yael Ronen und auch mit anderen Regisseur*innen, sie verschaffen mir diese seltene und kostbare Möglichkeit, ich selbst zu sein, mich auszudrücken: Meine Gefühle, meine Gedanken, meine Dummheit, meine Erfahrungen, die jeweilige Lebenssituation, in der ich mich befinde. Wie es ist, Ausländerin in Berlin zu sein, sich zu trennen, den Vater zu verlieren, ein Kind zu bekommen – von all dem kann ich hier erzählen. Und das ist ein Geschenk für eine Person wie mich, die sich unbedingt mitteilen muss. Ich habe einen Soloabend am Gorki gespielt, Female Shit. Ich hatte keine Ahnung, wie man eine Produktion aufzieht mit Licht und Bühnenbild und allem, also habe ich einfach etwas aufgeschrieben. Ein Blatt Papier, ein Stift, einen Kopf, mehr braucht es dafür ja nicht. Zehn Minuten über die Geburt meines Kindes, die Geschichte gab einige Pointen her. Später habe ich die Erzählung ein bisschen erweitert, um das, was davor und was danach passiert ist, wie es dazu kam, dass ich auf dem Boden meiner Wohnung in Berlin-Gesundbrunnen ein Kind zur Welt gebracht habe. Es ging um meinen Traum, Schauspielerin zu sein, um das langsame Zerbrechen meiner Ehe, um das langsame Sterben meines Vaters. Nicht einfach um etwas zu erzählen, sondern um den Schmerz in Comedy zu verwandeln, darum geht es mir generell beim Schreiben. Comedy mit schmerzhaftem Kern, Humor als Heilungsprozess. Auch Yael ermutigt die Schauspieler*innen immer, sich einzubringen, sie macht es einem leicht, mit ihr ist es, als würde ich mit mir selbst arbeiten. Sie hat eine Idee, ich greife sie sofort auf und schreibe etwas, sie treibt mich an, weiter daran zu arbeiten, tiefer zu gehen. Wir sind wie zwei Kinder, die Bauklötze stapeln, eins legt los, das andere zieht nach, immer höher, wir fordern uns gegenseitig heraus, die Grenze des geschmacklosen Humors zu verschieben. Wenn sie mir eine persönliche Frage stellen würde, würde ich immer versuchen, sie damit zu überraschen, wie radikal offen, ehrlich und verletzlich ich mich zeigen kann. Ich vertraue Yael. Sie ist weise, sensibel, klug und witzig. Auch das ist ein Glück, das ich am Gorki erlebe. Und das


Orit Nahmias

the envelope of tasteless humour. When she asks me a personal question, I always try to surprise her with how radically open, honest and vulnerable I can be. I trust Yael. She is wise, sensitive, clever and funny. That, too, is a piece of luck that I experience at the Gorki. And that’s the reason I’m still in Berlin, otherwise I would probably have returned to Israel after six months. The Gorki is a life saver. And a home. It’s a place that simply fits, a place I don’t have to adapt to. Orit Nahmias Actress

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zwischenrufe DANACH / AFTERWARD

Kirsten Niehuus Geschäftsführerin der Filmförderung im Medienboard Berlin-Brandenburg

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“Post” is big … post-Tsarist, post-Stalinist, post-World War II, post-East and West Germany, post-migrant, postthe-future-of-yesterday … German and world history in a nutshell at the Gorki Theatre … Diversity instead of a “­dominant culture” … enrichment not just in the theatre, but advances in cinema as well with films by directors like Fatih Akin, Tevfik Başer, Aysun Bademsoy, Thomas Arslan and the Şamdereli sisters … After post-migrant, hopefully more, and more often … all together … simultaneously in the same post-post-migrant present … on the great big stage … diversity in life … naturally! Kirsten Niehuus Managing Director of Film Funding at Medienboard Berlin-Brandenburg

Kirsten Niehuus

Die Post geht ab … post-zaristisch, post-stalinistisch, Post-Zweiter-Weltkrieg, Post-BRD-DDR-Deutschland, post-­ migrantisch, post-die-Zukunft-von-gestern … ­ Deutsche und Weltgeschichte in a nutshell am Gorki Theater ... Vielfalt statt „Leitkultur“ … Bereicherung nicht nur am ­ Theater, auch das Kino wurde besser mit Filmen von Regisseur*­ innen wie Fatih Akin, Tevfik Başer, Aysun ­Bademsoy, Thomas Arslan und den ŞamdereliSchwestern … Nach post-migrantisch dann hoffentlich immer mehr und immer öfter … alle zusammen ... gleichzeitig in derselben post-post-migrantischen Gegenwart … auf der ganz großen Bühne … Vielfalt im Leben eben … selbstverständlich!


Denial (2016) – Çiğdem Teke, Maryam Zaree

Atlas des Kommunismus (2016) – Salomea Genin, Helena Simon, Matilda Florczyk, Jana Schloßser, Tucké Royale 198


Zucken (2017) – Elif Karci, Yusuf Çelik, Helena Simon, Timo Muttenzer, Martha Benedict

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Der Auftrag (2016) – Ruth Reinecke, Susanne Meyer, Aram Tafreshian, Till Wonka, Ayham Majid Agha, Falilou Seck, Romy Camerun, Cynthia Micas

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Bodytext (2016) – Kaveh Ghaemi


Get Deutsch or Die Tryin’ (2017) – Pınar Erincin, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad

Stören (2016) – Zeina Nassar, Soraya Reichl, Sezgi Ceylanoğlu, Mariette Morgenstern, Nathalie Seiß, Julian Süss 202


The Making-of (2017) – Stella Hilb, Eva Bay, Till Wonka, Mareike Beykirch

Winterreise (2017) – Karim Daoud, Niels Bormann, Hussein Al Shateli, Ayham Majid Agha, Mazen Aljubbeh, Maryam Abu Khaled, Kenda Hmeidan 203


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Alles Schwindel (2017) – Mareike Beykirch, Oscar Olivo, Jonas Dassler, Vidina Popov, Aram Tafreshian, Catherine Stoyan, Svenja Liesau


Die Hamletmaschine (2018) – Maryam Abu Khaled, Tahera Hashemi, Kenda Hmeidan

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Die Geschichte vom Leben und Sterben des neuen Juppi Ja Jey Juden (2017) – Sesede Terziyan, Moran Sanderovich


Elizaveta Bam (2018) – Kenda Hmeidan, Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh

Glaube Liebe Hoffnung (2018) – Sesede Terziyan, Daniel Kahn

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Gorki – Alternative für Deutschland? Über die repräsentative Schwäche des Theaters und der Demokratie im frühen 21. Jahrhundert (2018) – Svenja Liesau, Alexander Sol Sweid, Nika Mišković, Falilou Seck, Mareike Beykirch, Till Wonka, Mehmet Ateşçi

Lö Grand Bal Almanya. 57 Jahre Scheinehe – Ein Singspiel (2018) – Tanju Girişken, Tobias Schwencke, Željko Marović, Katharina Koch, Mehmet Yılmaz, Loris Kubeng, Elmira Bahrami, Emre Aksızoğlu, Sesede Terziyan 208


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Das große Heft (2017) – Loris Kubeng, Çiğdem Teke, Linda Vaher


Papa liebt dich (2018) – Linda Vaher, Stella Hilb, Vernesa Berbo, Vidina Popov, Elena Schmidt

Nach uns das All – Das innere Team kennt keine Pause (2017) – Nora Abdel-Maksoud, Jonas Dassler, Svenja Liesau, Knut Berger, Suna Gürler, Abak Safaei-Rad, Aram Tafreshian, Mehmet Yılmaz 210


Roma Armee (2017) – Mehmet Ateşçi, Simonida Selimović, Sandra Selimović, Mihaela Drăgan, Lindy Larsson, Orit Nahmias

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Sebastian Nübling

TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER / TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER At the Gorki, with its diverse ensemble, I meet people who inspire a different way of thinking than the people at the city theatres where I usually work. Performers who vouch for the narratives on stage through their own experiences; I can enter into discourse with them on reproduction and representation, they inspire me, I learn from them. This is a wealth that I wouldn’t want to do without, and also a step forward in my life, not just in my CV. Every single piece of work that I have done here – from the staging of Sibylle Berg’s texts to the productions with the Exil Ensemble – was this kind of step. My artistic roots lie in the independent scene, in collective work. Working on an equal footing, the collective process – that is what I took with me as I worked in city theatres. That is how the Gorki works. Because they will always try to battle the rigidity of structures and to think about the institution in a different way. Much of it succeeds, much of it doesn’t, some of it fails. But the Gorki is and will remain a place where there is still a utopian dimension to productions, a freedom to rethink formats and working methods. Collective work means starting again and again, particularly as the hierarchical structures in the institution of the city theatre actually work in opposition to the collective. But as Beckett said: Try again. Fail again. Fail better. My Gorki production Eine Zusammenfassung von allem, was war (A Summary of Everything That Was) came about after I met a group of people I wanted to work with, and vice versa, a year before rehearsals began. We thought: what do we want to do together? It was an ­attempt to collectively confront the problem with this hierarchical structure, in which I the director have power because I can decide on the play/subject matter and the cast. That might well be a possibility at other houses as well, but here the long-­ established working relationships make it much easier. In the end, the suggestion of working with Rasha Abbas’s stories did not come from me, but from one of the performers. The Gorki offers me the opportunity to think in new ways – and to try new things.

Am Gorki mit seinem diversen Ensemble begegne ich ­Menschen, mit denen ich anders nachdenken kann als an den Stadttheatern, an denen ich sonst arbeite. Performer*innen, die für die Erzählungen auf der Bühne mit ihren eigenen Erfahrungen einstehen, mit denen ich Diskurse über Reproduktion und Repräsentation führe, die mich inspirieren, von denen ich lerne. Das ist ein Reichtum, den ich nicht missen möchte, und auch ein Entwicklungsschritt in meinem Leben, nicht nur arbeitsbiografisch. Jede einzelne Arbeit, die ich hier gemacht habe – egal, ob die Inszenierungen von Sibylle Bergs Texten oder die Produktionen mit dem Exil Ensemble –, war ein solcher Schritt. Meine künstlerischen Wurzeln liegen in der freien Szene, im kollektiven Arbeiten. Das gleichberechtigte Arbeiten, der kollektive Prozess – das habe ich mitgenommen in die Stadttheaterkarriere. Am Gorki passt das. Weil hier immer wieder versucht wurde und wird, gegen die Starrheit der Strukturen anzugehen, die Institution anders zu denken. Dabei gelingt vieles, und vieles gelingt nicht, und manches scheitert. Aber das Gorki ist und bleibt ein Ort, an dem es einen utopischen Spielraum innerhalb der Produktionen gibt, eine Freiheit im Denken von Formaten und Arbeitsweisen. Kollektiv arbeiten heißt, immer wieder neu anzusetzen, vor allem, weil die hierarchischen Strukturen in der Institution Stadttheater dem Kollektiven eigentlich widersprechen. Aber wie Beckett sagte: Try again. Fail again. Fail better. Meine Gorki-Inszenierung Eine Zusammenfassung von ­allem, was war ist so entstanden, dass ich mich ein Jahr vor Probenbeginn mit einer Gruppe von Menschen getroffen habe, mit denen ich gerne arbeiten wollte und sie mit mir. Wir haben überlegt: Worauf hätten wir zusammen Lust? Das war ein Versuch, dieser hierarchischen Struktur, in der ich als Regie-Person Macht habe, weil ich über Stück/Thema entscheiden kann und über die Besetzung, diesem Problem kollektiv zu begegnen. Das wäre an anderen Häusern sicher auch möglich, aber hier machen es die gewachsenen Arbeitsbeziehungen viel einfacher. Der Vorschlag, sich mit den Erzählungen von Rasha Abbas zu beschäftigen, kam schlussendlich auch nicht von mir, sondern von einer der Performer*innen. Das Gorki bietet mir die Möglichkeit, neu zu denken – und Neues a­ uszuprobieren.

Sebastian Nübling Director

Sebastian Nübling Regisseur 212


zwischenrufe DAS SCHWEIGEN HERAUSSCHREIEN / SHOUT OUT THE SILENCE

Deniz Ohde writer

Deniz Ohde Schriftstellerin 213

Deniz Ohde

The silence on stage. That was the title of an interview I gave to Arno Widmann before the première of Streulicht (Defused Light) for the Gorki Theatre’s Season Issue #22. The question I asked myself was: how do we get the s­ ilence that plays the most important role in Streulicht – the ­silence within the family, the silence in the face of injustice that befalls the narrator, the silence of that place amid the roar of the industrial zone, the silence in which the narrator almost disappears – how do you get that on stage? I entrusted director Nurkan Erpulat and dramaturge ­Johannes Kirsten with transposing it for the theatre. One of the first moments I knew it was going to work out was when I heard Wojo van Brouwer say – “Can you see ­anything else?” – as he waved his arms in the air in that yellow light, in which he, the father, meets Çiğdem Teke’s mother in a pub. It was in the light, it was in the tonality that Wojo brought to this line that I had written several years earlier. Another moment: when Çiğdem Teke pulled those pictures of burning houses out of a school bag, fell silent for a moment and turned to the audience with a look at once accusatory and mournful. Later I became aware of something crucial: silence is not just silence, it is also shouting. It occurs internally, it ­actually runs through the whole text, and for some it remains elusive. Reviews of the novel consistently described it as “quiet”. But then Aysima Ergün yelled: “Who is the net made for? Who gets the safety net, and who is condemned to the abyss beneath it?” Here I saw my narrator in a new light. In my mind, the end of the text sees her standing frozen in the snow, unable to reach a decision, mute; but at that moment I realized that she was actually already in motion. She runs when she leaves her father’s home, runs and talks, runs and talks; she’s still running on the spot, but there is movement happening even when she is standing still. There is her cry, which, thanks to the close attention of everyone involved in the Gorki, was revealed to me once again.

Das Schweigen auf der Bühne. So lautete der Titel des Interviews, das Arno Widmann vor der Premiere von S ­ treulicht für das Spielzeitheft #22 des Gorki Theaters mit mir geführt hatte. Das war die Frage, die ich mir gestellt habe: Wie soll das Schweigen, das in Streulicht die allergrößte Rolle spielt – das Schweigen in der Familie, das Schweigen angesichts der Ungerechtigkeiten, die der Erzählerin widerfahren, das Schweigen des Orts unter dem Dröhnen des Industrieparks, das Schweigen, in dem die Erzählerin zu ver­schwinden droht –, wie soll das auf die Bühne kommen? Ich habe dem Regisseur Nurkan Erpulat und dem Dramaturgen Johannes Kirsten vertraut, dass sie es fürs Theater übersetzen werden. Einer der ersten Momente, in denen ich wusste, dass es funktionieren wird, war der, als ich ­Wojo van Brouwer habe sprechen hören – „Kannst du noch was sehen?“ – und er die Arme in der Luft schwang in diesem gelben Licht, in dem sich er als Vater und Çiğdem Teke als Mutter in einer Kneipe kennenlernen. Im Licht lag es und in der Tonalität, in der Wojo diesen Satz ausgesprochen hat, den ich mehrere Jahre zuvor aufgeschrieben hatte. Ein weiterer Moment: als Çiğdem Teke diese Bilder brennender Häuser aus einer Schultüte gezogen hat, für eine kurze Zeit verstummt ist und den Blick so anklagend und trauernd zugleich ins Publikum gerichtet hat. Später ist mir etwas Entscheidendes klar geworden: dass das Schweigen nicht nur Schweigen ist, sondern auch Schreien. Es geschieht innerlich, zieht sich eigentlich durch den ganzen Text, und ist manchem teilweise entgangen. Der Roman wurde durchweg als „leise“ besprochen. Dann aber hat Aysima Ergün geschrien: „Für wen ist das Netz gebaut? Für wen ist es ein Fangnetz, und für wen ist der Abgrund darunter bestimmt?“ Hier habe ich meine Erzählerin auf eine neue Art gesehen. In meiner Vorstellung stand sie am Ende des Texts erstarrt im Schnee, unfähig, eine Entscheidung zu treffen, stumm; aber in diesem Moment habe ich realisiert, dass sie in Wirklichkeit schon in Bewegung ist. Sie rennt, als sie die Vaterwohnung verlässt, rennt und spricht, rennt und spricht, zwar noch auf der Stelle, aber es gibt diese Bewegung, die schon im Stillstand stattfindet. Es gibt ihren Aufschrei, der sich dank des genauen Blicks aller Beteiligten am Gorki auch mir noch einmal neu offenbart hat.


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Osman Okkan

KRATZER DER ERINNERUNG / SCRATCHES OF MEMORY Granted, I feel a great sense of solidarity and a strange kinship of souls whenever I’m a guest at the Gorki, as a panel member on stage or as a member of the audience – at performances by writers and artists who demand curiosity, admiration and, above all, respect. Respect for their courage, for their commitment, often for their “otherness” as well. The Gorki Ensemble made theatre history with its director Shermin Langhoff; and soon even politicians ­ couldn’t dismiss the “post-migrant” perspective any more. The diversity that we have achieved so far in this republic, despite the AfD, despite Sarrazin and despite all the other obstacles, might have taken even longer without this creative boost. And it’s no coincidence that Osman Kavala gave one of his most remarkable speeches here at the Gorki in his gentle, resolute voice, about the culture of remembrance and collective memory – terms that he associated with the new self-conception of the Gorki. And every time I visit, I am also visited by memories of two formative events from my earlier years. First: images of “my” theatre icon Helene Weigel, who I got to see on stage in her last years at the Berliner Ensemble, not far from the Gorki. I still have a few audio recordings of her – a “small figure, great fighter” in the words of Brecht. In one of them, Weigel relates how she made her entrée to the theatre, not through the theatre itself, but through a poetry reading that moved her deeply. I no longer have any record of a reading at which Shermin and I shared a stage in Nuremberg in the early 1990s and read poems by Nâzım Hikmet. At some point, I hope, Shermin will recall it and maybe hand me a scratchy audio recording from her extensive archive. Until then, I will maintain the illusion that she finally decided to pursue theatre because of Hikmet’s poetry, on that evening, our evening.

Zugegeben, ich verspüre eine große Solidarität und eine merkwürdige Seelenverwandtschaft, wann immer ich zu Gast im Gorki bin, ob als Gesprächspartner auf der Bühne oder als Zuschauer – bei Aufführungen von Autor*innen und Künstler*innen, die Neugier, Bewunderung und vor allem Respekt abverlangen. Respekt vor ihrem Mut, vor ­ ­ihrem Engagement, oft auch vor ihrem „Anderssein“. Das Gorki-Ensemble hat mit seiner Intendantin Shermin Langhoff Theatergeschichte geschrieben; und auch die ­ Politik konnte das „Postmigrantische“ bald nicht mehr wegdiskutieren. Was bis heute in dieser Republik in Sachen Diversität erkämpft wurde, trotz AfD, Sarrazin und anderen Bremsklötzen, hätte ohne diesen kreativen Schub womöglich noch länger auf sich warten lassen. Und nicht von ungefähr hat Osman Kavala mit seiner leisen, entschlossenen Stimme eine seiner bemerkenswertesten Reden hier im Gorki gehalten, über die Erinnerungskultur und über das kollektive Gedächtnis – Begriffe, die auch er mit dem neuen Selbstverständnis am Gorki in Verbindung brachte. Und bei jedem Besuch begleitet mich auch die Erinnerung an zwei prägende Begebenheiten aus den früheren Jahren: zum einen die Bilder „meiner“ Theaterikone Helene Weigel, die ich in ihren letzten Jahren, unweit vom Gorki, noch am Berliner Ensemble auf der Bühne erleben konnte. Von ihr, nach Brecht eine „kleine Gestalt, große Kämpferin“, besitze ich noch einige Tonaufnahmen. Auf einer erzählt Weigel, dass sie nicht durch das Theater selbst, sondern durch eine Lyrikrezitation, die sie tief berührte, zum Theater fand. Von einem Rezitationsabend, bei dem Shermin und ich Anfang der 1990er Jahre mit Gedichten von Nâzım Hikmet in Nürnberg gemeinsam auf der Bühne standen, besitze ich heute gar nichts mehr. Irgendwann wird Shermin daran denken, hoffe ich, und mir vielleicht aus ihrem umfangreichen Archiv eine zerkratzte Tonaufnahme in die Hand drücken. Bis dahin erhalte ich mir die Illusion, dass sie sich an diesem, unserem Abend dank der Lyrik Hikmets endgültig für das Theater entschied.

Osman Okkan Documentary filmmaker and spokesperson for ­KulturForum TürkeiDeutschland e. V.

Osman Okkan Dokumentarfilmer und Sprecher des KulturForum ­TürkeiDeutschland e. V.

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zwischenrufe BEGEGNUNG IN SINGAPUR / ENCOUNTER IN SINGAPORE

Keng Sen Ong Künstler-Kurator

In the conventional understanding of institutions, curators are people who facilitate art, arrange exhibitions, establish networks. When we hosted the first Curators Academy at the 72-13 arts space in Singapore, we explicitly wanted to take a broader view of that term. The aspiring curators from South-East Asia, whom we invited to exchange ideas about art, politics and their contexts, were independent catalysts in their respective communities, people who empower others and work at the interface of art and activism. Our approach was to pair them up with established curators who could open different windows on the world for them. One of the experienced curators we invited to Singapore was Shermin Langhoff. During her stay she was impressed by the energy of the young curators, listened to their stories and concerns, became focused and inspired. Following that week I received a return invitation. Shermin asked if I would like to come to Berlin and take part in the planning for the “4th Berlin Autumn Salon” in 2019. She had the idea of establishing a “Young Curators Academy” (YCA) at the ­Gorki Theatre. It just so happened that at the same time I would be undertaking a scholarship at the Freie Universität Berlin’s international research centre, where I was t­aking

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Keng Sen Ong

cke in ihre ­artivistischen Prozesse mit dem Gorki-­Publikum geteilt. In meiner Arbeit geht es mir schon lange darum, nicht mehr in Kategorien von Proben und Aufführungen zu denken, sondern den Prozess, den Weg als Ziel zu begreifen. Ich suche Orte, an denen wir gemeinsam versuchen, die Welt von heute zu verstehen. Das können nomadische Kunstlabore sein oder alternative Universitäten – aber auch das Gorki ist für mich so ein Ort. Wir wissen, dass wir zu anderen hinüberschauen müssen, um zu begreifen, wer wir selbst sind, wie wir leben. Das Gorki Theater reißt die Fenster auf, stößt Mauern um, hilft uns Menschen, Situationen, Beziehungen zu sehen, die wir zuvor nicht gesehen haben.

Im herkömmlichen Verständnis der Institutionen sind Kurator*innen Menschen, die Kunst ermöglichen, Ausstellungen organisieren, Netzwerke knüpfen. Als wir die erste „­Curators Academy“ im Kunstzentrum 72-13 in Singapur veranstaltet haben, wollten wir den Begriff ausdrücklich weiter fassen. Die angehenden Kurator*innen aus Südostasien, die wir dort zum Austausch über Kunst, Politik und ihrer Kontexte einluden, waren unabhängige Impulsgeber*innen in ihren jeweiligen Communitys, Menschen, die andere empowern und an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus arbeiten. Unser Ansatz bestand darin, sie mit etablierten Kurator*­innen zusammenzubringen, die ihnen verschiedene Fenster zur Welt öffnen sollten. Eine dieser erfahrenen Kurator*innen, die wir einluden, nach Singapur zu kommen, war Shermin Langhoff. Während ihres Aufenthalts war sie beeindruckt von der Energie der jungen Kurator*innen, hörte konzentriert und inspiriert ihren Erzählungen und Anliegen zu. Nach dieser Woche folgte eine Gegeneinladung an mich. Shermin fragte, ob ich an der Planung des „4. Berliner Herbstsalons“ 2019 in Berlin teilnehmen wolle. Sie hatte die Idee, eine „Young Curators ­Academy“ (YCA) am Gorki Theater zu etablieren. Zufälligerweise war ich im fraglichen Zeitraum Stipendiat am internationalen Forschungszentrum der Freien Universität Berlin, beteiligt am Projekt „Interweaving Performance Cultures“. Es war also der perfekte Moment für eine ­Zusammenarbeit. Die YCA hat wiederum Menschen adressiert, die an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus arbeiten, zumeist unter schwierigen politischen, sozialen und ökonomischen Bedingungen. Die Teilnehmenden stammten aus Ländern, in denen die Erfahrung von Krise Alltag ist, aus autokratischen Regimen oder anderen Kriegs- und Konfliktzonen. Angereist sind sie aus der ganzen Welt. Die erste Ausgabe der YCA im Rahmen des „4. Berliner Herbstsalons“ sollte glücklicherweise nicht die letzte bleiben. 2021 haben wir erfolgreich eine digitale Edition der YCA veranstaltet, die allen Beteiligten geholfen hat, sich aus der Lähmung durch die globale Pandemie zu befreien. Beim Live-Festival „The Curators Suitcase“ im Frühjahr 2022 haben sieben der jungen Kurator*innen aus dem Jahr 2021 Einbli-


Keng Sen Ong

part in the “Interweaving Performance C ­ ultures” project. So it was the perfect moment for collaboration. The YCA also invited people who work at the intersection of art and activism, most of them under difficult political, social and economic conditions. The participants came ­ from countries where experience of crisis is part of day-today life, from autocratic regimes or other regions affected by war and conflict. They came from all over the world. Fortunately the first YCA, part of the “4th Berlin Autumn Salon”, would not be the last. In 2021 we successfully hosted a digital version of the YCA that helped all the participants break free of the paralysis of the global pandemic. At the live festival “The Curator’s Suitcase” in spring 2022, seven of the young curators from 2021 shared insights into their artivistic processes with the Gorki audience. For a long time now, my work has been concerned with understanding the process, the route as a destination, rather than just thinking in terms of rehearsal and performance. I seek out places where together we can try to understand today’s world. It could be a nomadic art laboratory, it could be an alternative university – but the Gorki is such a place for me as well. We know that to understand who we are, how we live, we need to extend our view to others. The G ­ orki Theatre throws open windows, knocks down walls, helps us to see people, situations, relationships we’ve never seen ­before. Keng Sen Ong Artist-Curator

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zwischenrufe SCHMERZ UND LEBENSLUST, FREIHEIT UND GEFÄNGNIS / PAIN AND PLEASURE, LIBERTY AND CAPTIVITY

Cem Özdemir Mitglied des Deutschen Bundestags und Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft

If every metropolis in the world were home to a theatre like the Gorki, what kind of world would it be? A better one. After all, how could autocrats survive in such a world? You have to be a democrat to “deal with” the Gorki. It is a political theatre that puts its finger in wounds and offers critical protest, that takes its own city, its people, issues and conflicts seriously – and holds mirrors up to them. Not just one mirror, but many. Not just conventional mirrors, smooth, homogeneous and sparkling, but speckled, multicoloured mirrors as well, primed with pain and pleasure, with liberty and captivity, with migrant experiences and ways of living. That’s what it’s all about when I enter the ­Gorki. It’s a special mix of people that I encounter there. Cosmopolitan, smart, opinionated. Some of them particularly sure of themselves. But even this reveals passion in the face of the chasms before us – and that applies to ­Turkey as well. People ask me over and over: why should we in Germany care about Turkey? Because it is a part of our life – and because silence signals approval, or at least acceptance, of the circumstances. I am grateful that we can discuss, argue and offer signs of solidarity in the Gorki, in the heart of Berlin, in this special place whose impact is felt beyond our own borders. Admittedly, these signs don’t make the world a better place overnight. But solidarity means a lot to those

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Cem Özdemir

was sie waren: Völkermord. Doch wollte er nie akzeptieren, dass Armenier und Türken unversöhnlich miteinander leben müssen. Sein Leben widmete er einer offenen, europäischen und multikulturellen Türkei. Das Gorki erinnert jedes Jahr an sein Vermächtnis und hält es damit auch in Deutschland wach. Damit wir es erleben werden, dass die Grenze zwischen der Türkei und Armenien so sein wird wie heute jene zwischen Deutschland und Frankreich – und dass die armenische Geschichte ebenso Eingang in die Schulbücher finden wird wie der Name Hrant Dink.

Wenn jede Metropole dieser Welt ein Theater wie das Gorki beheimatete – was wäre das für eine Welt? Eine bessere. Denn wie könnte es dann noch Autokraten geben? Man muss Demokratin oder Demokrat sein, um das Gorki zu „­ ertragen“. Es ist ein politisches Theater, das Finger in Wunden legt und kritisch aufbegehrt, das die eigene Stadt, ihre Menschen, Themen und Konflikte ernst nimmt – und ihr Spiegel vorhält. Nicht nur einen Spiegel, sondern viele. Nicht nur herkömmliche Spiegel, glatt, homogen und streifenfrei, sondern auch bunte und fleckige, grundiert mit Schmerz und ­Lebenslust, mit Freiheit und Gefängnis, mit migrantischen Erfahrungen und Lebenswelten. Darum geht es, wenn ich das Gorki betrete. Es ist eine besondere Mischung an Menschen, denen ich dort begegne. Weltoffen, klug und meinungsstark. Hier und da auch mal Zweifel nicht duldend. Aber darin steckt auch Leidenschaft angesichts der Abgründe, mit denen wir konfrontiert sind – und das betrifft auch die Türkei. Warum sollen wir uns hier in Deutschland um die Türkei kümmern, fragt man mich immer wieder. Weil sie ein Teil unseres Lebens ist – und weil Schweigen Zustimmung zu den Verhältnissen, mindestens ihre Duldung bedeutete. Ich bin dankbar, dass wir im Gorki, mitten in Berlin, an diesem besonderen Ort diskutieren, streiten und Zeichen der Solidarität setzen können, die über die Grenzen unseres Landes hinausreichen. Zugegeben: Es sind Zeichen, die die Welt nicht über Nacht besser machen. Aber Solidarität bedeutet gerade denen viel, die woanders für Demokratie und Menschenrechte, Menschlichkeit und Meinungsfreiheit kämpfen, auch unter Einsatz ihres Lebens. Sie bedeutet auch denen viel, die sich an diesen Menschen orientieren. Menschen wie Selahattin Demirtaş, der seit 2016 aufgrund offenkundig politisch konstruierter Vorwürfe im Gefängnis ist. Menschen wie Osman Kavala, der seit 2017 aufgrund fadenscheiniger Vorwürfe in der Türkei inhaftiert ist und inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Menschen wie Hrant Dink, der 2007 in Istanbul ermordet ­wurde. Hrant Dink bezeichnete die Verbrechen an den Armeniern im Osmanischen Reich vor mehr als 100 Jahren als das,


Cem Özdemir

in other parts of the world who are fighting for democracy and human rights, humanity and freedom of expression, risking their very lives. It also means a lot to everyone who looks to these people for orientation. People like Selahattin Demirtaş, who has been in prison since 2016 on charges that are patently fabricated on political grounds. People like Osman Kavala, who has been imprisoned in Turkey since 2017 on flimsy charges and has since been sentenced to life imprisonment. People like Hrant Dink, who was murdered in Istanbul in 2007. Hrant Dink called the Ottoman Empire’s crimes against the Armenians more than 100 years ago by their proper name: genocide. But he would never accept the idea that Armenians and Turks had to live side by side, unreconciled. He dedicated his life to a Turkey that was open, European and multicultural. The Gorki commemorates his legacy every year and keeps his memory alive in Germany. So that one day we will see a border between Turkey and Armenia that is like the Franco-German border today – and so that Armenian history will find its way into school books, alongside the name of Hrant Dink. Cem Özdemir Member of the German Bundestag and Federal Minister for Food and Agriculture

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zwischenrufe DIE UNVERZICHTBAREN / THE ESSENTIALS

Necati Öziri Schriftsteller, Kurator und Dramaturg

In an interview once I was asked which book I couldn’t live without. What a question. I could live without any book and I could also live without the theatre. It’s people I couldn’t do without. For me, Ballhaus Naunynstraße was primarily the people. I didn’t even know it was a theatre at first; I was walking past it on my way to see a flat and I saw posters with names that caught my attention. Deniz mit Z (Deniz with a “z”). And then in Ballhaus Naunynstraße I read poems in public for the first time for the Urban Sounds Clash Classic project with Volkan Türeli accompanying me on his electric saz. The poems existed before that, and looking back I realise that actually I was always writing. It was only then that I realised that that’s what you call it, and that it was good enough for the stage. I later met Deniz mit Z (Deniz Utlu) at a “Freitext” lounge at Ballhaus Naunynstraße. “Freitext” was the name of the

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Necati Öziri

Get Deutsch or Die Tryin’ entstanden, das der Regisseur Sebastian Nübling mit dem Dramaturgen Ludwig Haugk später auf die große Bühne des Gorki gebracht hat. Als Sasha die künstlerische Leitung des Studio Я abgegeben hatte, wollte ich diesen Ort unbedingt weitergestalten. Shermin war zunächst skeptisch, und ich musste mit Monica Marotta, der Seele des Studios Я, tausend Konzepte vorlegen. Esra Küçük half mir, und am Ende hat es geklappt, auch weil Shermin mir vertraute. Und so war es immer. Ich hatte stets das Gefühl, dass sie mich besonders hart fordert. Aber auch, dass sie alles möglich macht. Das Gorki sind für mich Menschen, mehr, als ich gerade nennen kann. Nicht nur meine Kolleg*innen in der Dramaturgie und auf der Bühne, sondern von der Kantine über die Grafik bis zum Studio Я. Es ist ein Ort, an dem ich meinen Namen nicht buchstabieren muss, wenn ich zur Pforte komme und wo immer klar ist, weswegen wir tun, was wir tun. Weil allem das Gefühl einer politischen Dringlichkeit und Notwendigkeit innewohnt.

In einem Interview wurde ich mal gefragt, ohne welches Buch ich nicht leben könnte. Was für eine Frage. Ich könnte ohne jedes Buch leben, und ich könnte auch ohne Theater leben. Es sind Menschen, auf die ich nicht verzichten könnte. Das Ballhaus Naunynstraße waren für mich in erster Linie Menschen. Dass es ein Theater ist, wusste ich anfangs nicht mal, ich bin auf dem Weg zu einer Wohnungsbesichtigung daran vorbeigelaufen und habe Plakate gesehen, auf denen Namen standen, die meine Aufmerksamkeit anzogen. Deniz mit Z. Im Ballhaus Naunynstraße habe ich dann zum ersten Mal für das Projekt Urban Sounds Clash Classic öffentlich Gedichte gelesen, während Volkan Türeli mich mit seiner E-Saz begleitete. Die Gedichte gab es vorher schon, und rückblickend weiß ich, geschrieben habe ich eigentlich schon immer. Ich habe nur damals erst begriffen, dass man das so nennt und dass es eine Bühne wert war. Den Deniz mit Z (Deniz Utlu) habe ich später bei einer „Freitext“-Lounge am Ballhaus Naunynstraße kennengelernt. „Freitext“ hieß das Magazin, das er damals zusammen mit Sasha Marianna Salzmann und anderen herausgegeben hat. Daraufhin schickte ich Deniz Texte von mir, hundert Seiten sentimentale Gedanken eines Anfang 20-Jährigen. Aber er lud mich zu sich nach Hause ein, setzte sich mit mir auf sein Sofa und die Ernsthaftigkeit, mit der er mir Feedback gab, stundenlang, Seite für Seite, führte dazu, dass ich mein Schreiben selbst überhaupt erst ernst nahm. Auch Sasha habe ich dann im Gorki wiedergetroffen. Sasha hatte mit dem Studio Я eine soziale Plastik geschaffen, die offiziell zwar Bühne war, für mich aber eine Ausrede, um mit Menschen, die mich interessierten, abhängen zu können. Im Garten des Gorki habe ich dann auch Sasha Texte von mir in die Hand gedrückt und bin vor Nervosität, ohne ein Wort zu verlieren, sofort wieder weggelaufen. Sasha bot mir an, bei einer Schreibwerkstatt mitzumachen, „Flucht, die mich bedingt“ (ein Titel mit dem man Drittmittel-Anträge durchkriegt). Ich dachte, ich lerne dort schreiben. Stattdessen haben wir ein Jahr lang gelacht, geheult, Erfahrungen ausgetauscht, uns selbst gefunden und immer wieder verloren. Im Rahmen dessen ist mein Debütstück


Necati Öziri

magazine that he published at the time with Sasha Marianna Salzmann and others. I then sent Deniz some of my writing, a hundred pages of sentimental thoughts from a young man in his early twenties. But he invited me over to his place, sat me down on the sofa, and it was the earnestness with which he gave me feedback for hours on end, page after page, that made me take my writing seriously for the first time. I encountered Sasha again at the Gorki. Sasha had created Studio Я, a “social sculpture” that was officially a stage but which also gave me an excuse to hang out with people I found interesting. In the Gorki garden I gave Sasha some of my writing and, nervous, I immediately ran off without saying a word. Sasha offered me a place in a writing workshop, “Flucht, die mich bedingt” (Refuge that Determines Me; the kind of title you use to attract third-party funding). I thought I would learn how to write. Instead, we laughed, cried, exchanged experiences, found and lost ourselves again and again for a whole year. My début play, Get Deutsch or Die Tryin’, emerged from that workshop; director Sebastian Nübling and dramaturge Ludwig Haugk later brought it to the main stage of the Gorki. When Sasha gave up artistic direction of Studio Я, I really wanted to continue developing the place. Shermin was sceptical at first, and I had to come up with a thousand concepts with Monica Marotta, the soul of Studio Я. Esra Küçük helped me and in the end it all worked out, not least because Shermin trusted me. And it’s always been like that. I always had the feeling that she was really pushing me. But also that she makes it all possible. For me, the Gorki is the people, more people than I can name right now. Not just my colleagues in dramaturgy and on the stage, but in the canteen, graphics, Studio Я – everywhere. It’s a place where I don’t have to spell out my name when I arrive at the stage door, and where we always know why we’re doing what we’re doing. Because there is an inherent sense of political urgency and necessity to everything. Necati Öziri Writer, curator and dramaturge

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zwischenrufe SOMMERBLAU / SUMMER BLUE Sensation

Empfindung

On the blue summer evenings, I shall go down the paths, Getting pricked by the corn, crushing the short grass: In a dream I shall feel its coolness on my feet. I shall let the wind bathe my bare head.

Im März 1870 schreibt Arthur Rimbaud dieses Gedicht, eines seiner ersten. Am 25. November 1958 übersetzt Paul Celan Rimbauds „Sensation“. Die Übertragung ist nicht veröffentlicht. Das Original liegt im Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Im Sommer 2020 erstellt Celans Nachlassverwalter Bertrand Badiou eine erste Abschrift, ­ „für eine private Verwendung bestimmt“. Im sommerblauen Nachmittag des 30. September 2020 tragen wir Birol Ünel zu Grabe. In der Kapelle des Dorotheenstädtischen Friedhofs in Berlin liest Shermin Langhoff für ihn.

Arthur Rimbaud wrote this poem, one of his first, in March 1870. On 25 November 1958, Paul Celan translated Rimbaud’s “Sensation”. His version has never been ­ ­published. The original is in the German Literature Archive in Marbach. In the summer of 2020, Celan’s executor­ Bertrand Badiou prepared a first transcript, “intended for private use”. In the blue summer afternoon of 30 September 2020, we bury Birol Ünel. In the chapel of the Dorotheenstadt Cemetery in Berlin, Shermin Langhoff reads for him.

Ich rede nicht, ich denk nicht, mein Mund, mein Denken schweigt. Doch steigt mir in die Seele die Liebe, steigt und steigt. Zigeunerhaft, so streun ich, entfern mich, wandre nur, beglückt, als gings zu zweien, geh ich durch die Natur.

I don’t speak, I don’t think, my mouth, my thinking are silent. But love rises in my soul, rises and rises. Gypsy-like, I stray, leave, just wander, happy, as though there were two of us, I walk through nature.

Nein. Shermin Langhoff liest „Romanesk“.

No. Shermin Langhoff uses the term “Romanesk”.

Kai Uwe Peter Präsident der Deutschen Schillergesellschaft

Kai Uwe Peter President of the German Schiller Society

Die Abdruckgenehmigung der deutschen Übersetzung des Gedichts erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Bertrand Badiou und Suhrkamp Verlag.

Permission to reprint the German translation of the poem is ­g ranted by kind permission of Bertrand Badiou and Suhrkamp ­Verlag.

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Kai Uwe Peter

Im sommerblauen Abend, feldeinwärts werd ich gehn, gestochen von den Ähren, das Gras in Knöchelhöh; mein Fuß fühlt kühl die Halme, ich geh, verträumt, ich bin, bin barhaupt, bin es gerne — ein Gehender im Wind.


Salty Roads – ‫ – طرق مالحة‬Shaden Kanboura, Maryam Abu Khaled (2019)

The Sequel (2018) – Stella Hilb, Taner Şahintürk, Eva Bay, Svenja Liesau

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You are not the hero of this story (2018) – Karim Daoud, Elena Schmidt, Tahera Hashemi, Maryam Abu Khaled, Mareike Beykirch

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Außer sich (2018) – Sesede Terziyan, Kenda Hmeidan

Die Nacht von Lissabon (2018) – Peer Neumann, Michael Glucksmann, Wassim Mukdad, Anastasia Gubareva, Lukas Fröhlich, Dimitrij Schaad 224


Ein Bericht für eine Akademie (2019) – Jonas Dassler

Granma. Posaunen aus Havanna (2019) – Milagro Álvarez Leliebre, Christian Paneque Moreda, Daniel Cruces-Pérez, Diana Sainz Mena 225


Anna Karenina oder Arme Leute (2019) – Mehmet Yılmaz, Falilou Seck, Hanh Mai Thi Tran, Till Wonka, Lea Draeger, Taner Şahintürk, Abak Safaei-Rad, Jonas Dassler, Emre Aksızoğlu, Anastasia Gubareva

Die Verlobung in St. Domingo – Ein Widerspruch (2019) – Dagna Litzenberger-Vinet, Maryam Abu Khaled, Dominic Hartmann 226


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Hass-Triptychon – Wege aus der Krise (2019) – Bruno Cathomas, Çiğdem Teke, Abak Safaei-Rad, Benny Claessens, Aram Tafreshian, Johannes Meier, Jonas Grundner-Culemann


Herzstück (2019) – Dominic Hartmann, Maryam Abu Khaled, Kenda Hmeidan, Elena Schmidt, Vidina Popov, Karim Daoud, Mazen Aljubbeh

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Hamlet (2020) – Dominic Hartmann, Hanh Mai Thi Tran, Svenja Liesau, Catherine Stoyan

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Futureland (2019) – Ahmad Azrati, Fabiya Bhuiyan, Bashar Kanan, May Saada, Sagal Odowa, Sarah Safi, Mohamed Haj Younis, Mamadou Allou Diallo


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Oder: Du verdienst deinen Krieg (Eight Soldiers Moonsick) (2019) – Elena Schmidt


In My Room (2020) – Knut Berger, Emre Aksızoğlu, Jonas Dassler, Taner Şahintürk

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zwischenrufe

RenÉ Pollesch

ALLES VOM GORKI WIRD BLEIBEN / EVERYTHING GORKI WILL REMAIN What the audience sees in the theatre, even when the ­actors are right in front of them, even another mouth until it touches ours, is in the past. Although what we see before us is only a few nanoseconds older than ourselves – our own mouth, our own presence – it is still a little older. For a moment, let’s not ignore the fact that everything before us is in the past, even if it’s just a few nanoseconds. Light is very fast, but not infinitely so; it actually travels at 300,000 kilometres per second. If it were slower, everything would be even more complicated, I once read – then you’d have parents who were younger than their children. But as it is, everything around us is in the past. Nothing is synchronous. Because energy is not infinite and light is not infinitely fast. So we are never contemporaries. My own private explanation of why time flies faster for people as they get older is that most of them are just drunk. For all you binary idiots out there, here are two quotes from biologists: Every living thing is its own species (Darwin), and each may dwell in a shared house of difference (Haraway). The Gorki Theatre represents our great shared wish that we, too, be left to dwell in peace. The wish of us artists, in other words. In the past, it was the audiences who were not left in peace, today it is the artists. In the past, it was the theatres that came to you with Hitler, now it’s the audience. Let’s take a look at Stefanie Sargnagel’s wellknown “Falter” cartoon and assume that the first speaker is an artist, the second an audience member (which she disclaims; she says they are just caricatures from a pub scene): “I think nowadays we just need to take a critical view of …” “CANCEL CULTURE!! I (he, she, it) am (is) being cancelled!! I’m sitting next to Hitler!” In the first speaker we can still recognise the artist, for the second we would have to say to the observer: “Art was far more popular when you weren’t artists!”

Was die Zuschauerinnen im Theater sehen, selbst wenn die Schauspielerinnen direkt vor ihnen stehen, ja selbst ein anderer Mund, bis er unseren berührt, liegt in der Vergangenheit. Zwar ist das, was wir vor uns sehen, nur ein paar ­Nanosekunden älter als wir selbst – der eigene Mund, die eigene Präsenz –, aber immerhin etwas älter. Für einen Moment sollten wir das nicht vernachlässigen, dass alles vor uns in der Vergangenheit liegt, auch wenn es nur ein paar Nanosekunden sind. Das Licht ist sehr schnell, aber eben nicht unendlich schnell, sondern 300 000 Kilometer in der Sekunde. Wäre es langsamer, wäre alles noch komplizierter, habe ich mal gelesen, dann wären die Eltern jünger als ihre Kinder. So aber liegt alles um uns herum in der Vergangenheit. Nichts ist gleichzeitig. Weil Energie nicht unendlich ist und das Licht nicht unendlich schnell. Wir sind also nie Zeitgenossen. Meine eigene private Idee, warum für die Menschen die Zeit im Alter schneller vergeht, ist: weil die meisten nur noch besoffen sind. Für alle Binaritätsidioten da draußen, zwei Zitate von Biologinnen: Jedes Lebewesen ist seine eigene Gattung ­ (Darwin), und möglicherweise in einem gemeinsam zu bewohnenden Haus der Differenz (Haraway). Das Gorki Theater ist der große Wunsch von uns allen, in dieser Weise in Ruhe gelassen zu werden. Also der Wunsch von uns Künstlerinnen. Früher wurden die Zuschauerinnen nicht in Ruhe gelassen, heute die Künstlerinnen nicht. Früher sind einem die Theater mit Hitler gekommen, jetzt kommen einem die Zuschauerinnen damit. Nehmen wir einmal an, in Stefanie Sargnagels bekanntem „Falter“-Cartoon spricht zuerst eine Künstlerin und dann eine Zuschauerin (was die Karikaturen bei ihr nicht sind, bei ihr ist es nur eine Beisl-Szene): „Ich finde, das sollte man heutzutage einfach kritisch betrachten.“ „CANCEL CULTURE!! Ich (er, sie, es) werde hier gecancelt!! Hitler sitzt am Tisch!“ Bei der ersten erkennen wir noch die Künstlerin, bei der zweiten müsste man zur Zuschauerin sagen: „Die Kunst war viel populärer, als ihr noch keine Künstler wart!“

René Pollesch Director of the Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

René Pollesch Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

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zwischenrufe WO ANDERE SCHWEIGEN / WHERE OTHERS REMAIN SILENT

Maximilian Popp Journalist

Maximilian Popp Journalist

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Maximilian Popp

Entrepreneur Osman Kavala is one of the most important champions of civil society in Turkey. He has brought Kurds and Turks together. Armenian artists find a space alongside writers critical of the government. For five years he has been unjustly imprisoned in Turkey. President Recep Tayyip Erdoğan considers him a terrorist. In Germany, many have now come to terms with the decline in democracy in Turkey, with the suppression of journalists, the opposition and intellectuals. But not Shermin Langhoff and her team at the Maxim Gorki Theatre. The Gorki is one of the few German institutions that works tirelessly for ­Osman Kavala, just as it offered a stage for the Turkish journalist Can Dündar. This is exactly what characterises the Gorki as a political theatre for me, that it speaks out where others remain ­silent, that it creates space when others give up. The Maxim Gorki Theatre is almost unique in the way it has given vitality and form to political debate in Germany. Years ago, Yael Roen was already addressing the issue of guilt and atonement in the Gorki with the production Common Ground – an issue that is more relevant today than ever. In Get Deutsch Or Die Tryin’, Necati Öziri explored the question of what it actually means to be an immigrant society. And Sasha ­Marianna Salzmann and Max Czollek called for de-integration. For me, politics includes getting involved. This is something the Gorki does better than any other theatre in Germany.

Der Unternehmer Osman Kavala ist einer der wichtigsten Förderer der Zivilgesellschaft in der Türkei. Er hat Kurd*­ innen und Türk*innen zusammengebracht. Armenischen Künstler*innen ebenso einen Raum gegeben wie regierungskritischen Autor*innen. Seit fünf Jahren sitzt er in der Türkei unschuldig im Gefängnis. Präsident Recep Tayyip Erdoğan betrachtet ihn als einen Terroristen. In Deutschland haben sich mittlerweile viele mit dem Demokratieverfall in der Türkei abgefunden, mit den Repressionen gegen Journalist*innen, Oppositionelle, Intellektuelle. Nicht so Shermin Langhoff und ihr Team am Maxim Gorki Theater. Als eine der wenigen deutschen Institutionen setzt sich das Gorki unermüdlich für Osman Kavala ein, so wie es auch dem türkischen Journalisten Can ­Dündar eine Bühne geboten hat. Genau das zeichnet das Gorki für mich als politisches Theater aus, dass es die Stimme erhebt, wo andere schweigen, dass es Räume schafft, wenn andere resignieren. Wie kaum ein anderer Ort hat das Maxim Gorki Theater die politische Debatte in Deutschland belebt und geprägt. Im Gorki hat sich Yael Roen mit der Inszenierung Common Ground schon vor Jahren mit dem Thema Schuld und Sühne auseinandergesetzt, einem Thema, das heute aktueller ist denn je. ­Necati Öziri ging in Get Deutsch Or Die Tryin’ der Frage nach, was das überhaupt sein soll, eine Einwanderungsgesellschaft. Und Sasha Marianna Salzmann und Max Czollek riefen zur Desintegration auf. Politik heißt für mich auch, sich einzumischen. Das Gorki tut das mehr als jedes andere Theater in Deutschland.


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Sema Poyraz

PIONIERGEIST / PIONEER SPIRIT „Sema, ich brauche dich!“ Ich stand mit meiner Schwester und einer Freundin im Keller des Ballhauses Naunynstraße, wir tranken noch ein Glas nach einer Vorstellung, als Shermin Langhoff auf mich zukam. Sie suchte noch eine Protagonistin für das Stück Pauschalreise – Die 1. Generation, autobiografisches Theater, in einer Stückfassung von Hakan Savaş Mican. Ich dachte: Na ja, erzählen kann ich, meine Migrationsgeschichte ist ein bisschen anders als die klassische. Am Premierenabend dachte ich, ich sterbe. Ich hatte einen längeren Monolog, direkt vor der ersten Reihe, wo Thomas Langhoff, Cornelia Froboess und die gesamte Berliner Kulturpolitik saßen. Für ein paar Sekunden hatte ich wirklich einen Blackout. Aber irgendwie ist es mir gelungen, zu sprechen. Michael Schottenberg, damals Leiter des Volkstheaters Wien, war in einer Vorstellung der Pauschalreise. Danach kam er auf mich zu und sagte in breitem Wienerisch: „Küss die Hand, gnädige Frau, Sie waren großartig.“ Ich erwiderte: „Das ist aber nett, ich stehe zum ersten Mal auf der Bühne.“ Er hat mich angeschaut und meinte nur: „Gnädige Frau, machen Sie keine Scherze.“ Ich habe 1970 als erstes türkisches Migrantenkind das deutsche Abitur gemacht. Ich war in den 70ern auch die erste türkischstämmige Studentin an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Das waren bewegte Zeiten, es gab unentwegt Demos, Teach-ins … Holger Meins war gestorben, und wir haben Flugblätter verteilt. Irgendwann dachte ich: Was willst du eigentlich auf so einer elitären Schule? Du musst raus, die Welt retten, vor allem die türkischen Frauen, die Kinder und Jugend­ lichen. Jahrelang habe ich dann in Kreuzberg Sozialarbeit gemacht, in Frauenvereinen, in Jugendheimen. Das war eine Schule für sich. Ich hatte viel mit drogenabhängigen türkischen und kurdischen Jugendlichen zu tun, manche haben auch Drogen verkauft oder sich selbst. Ständig gab es Prügeleien mit den deutschen Sozialarbeitern, aber vor mir hatten sie Respekt. Noch Jahre später, wenn ich in Kreuzberg essen war und zahlen wollte, hieß es: „Ist schon erledigt.“ Das waren die Jungs von früher, die mittlerweile einen Imbiss hatten oder als Kellner arbeiteten.

„Sema, ich brauche dich!“ Shermin und ich treffen uns an der Adalbertstraße. Ich frage: „Was ist es diesmal?“ Sie sagt: „Das Gorki Theater.“ Auf keinen Fall! Das war meine erste Reaktion. Ich mache Kino, Fernsehen, klar, aber ich bin keine ausgebildete Theaterschauspielerin, und ganz ehrlich: Ich kann nicht besonders gut auswendig lernen. Meine erste Produktion am Gorki war Kinder der Sonne in der Regie von Nurkan Erpulat, den ich großartig finde, auch Ruth Reineke war damals als Kollegin toll, sie hat mir wahnsinnig geholfen. Besonders gern erinnere ich mich auch an Angst essen Seele auf von Hakan. Da habe ich eine böse, faschistoide, ausländerfeindliche Putzfrau gespielt. Einmal kam danach ein feiner älterer Herr in der Kantine zu mir und sagte: „Ihretwegen haben wir das Stück jetzt schon drei Mal gesehen.“ Ein größeres Kompliment kann ich mir nicht denken. Das Gorki ist eine Heimat geworden, auch wenn das Theater bis heute eigentlich nicht meine Welt ist. Aber ich bin ein sehr treuer Mensch. Wenn ich einmal zu etwas Ja sage, bleibe ich dabei. Sema Poyraz Schauspielerin und Drehbuchautorin

“Sema, I need you!” I was standing with my sister and a friend in the basement of the Ballhaus Naunynstraße; we were having a drink after a performance when Shermin Langhoff came up to me. She was looking for a protagonist for the play Pauschalreise – Die 1. Generation (Package Tour – The 1st Generation), a piece of autobiographical theatre adapted for the stage by Hakan Savaş Mican. I thought: well, I can tell you a migration story that is a bit different from the rest. On the night of the première I thought I was dying. I had a long-ish monologue right in front of the front row, where Thomas Langhoff, Cornelia Froboess and the entire cultural policy world of Berlin were sitting. I actually blacked out for a few seconds. But somehow I managed to speak. Michael Schottenberg, head of Volkstheater Wien at the time, was at one of the performances of Pauschalreise. He came up to

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me afterwards and said in broad Viennese dialect: “Küss die Hand, madame, you were wonderful.” I replied: “That’s nice, it’s my first time on stage”. He just looked at me and said, “Madame, you must be joking.” In 1970 I was the first Turkish migrant child to do the German leaving certificate. In the 1970s I was also the first student of Turkish origin at the German Film and Television Academy in Berlin. Those were turbulent times, there were constant demos, teach-ins … Holger Meins [member of the Baader-Meinhof Red Army Faction] had just died and we were handing out leaflets. At some point I thought: what are you actually doing at such an elitist school? You have to go out there, save the world, especially Turkish women, children and young people. For years I did social work in ­Kreuzberg, in women’s associations, in youth homes. It was a school in itself. I worked a lot with young Turkish and Kurdish people with drug problems, some of whom sold drugs, or themselves. They were constantly fighting with the German social workers, but they respected me. Even years later, when I was eating out in Kreuzberg and went to pay, I would hear: “It’s taken care of.” These were the guys from back then, who now had a snack bar or worked as waiters. “Sema, I need you!” Shermin and I meet on Adalbertstraße. I ask: “What is it this time?” She says: “The Gorki Theatre.” Forget it! That was my first reaction. I do film, TV, sure, but I’m not a trained stage actress and to be honest, I’m not very good at learning lines. My first production at the Gorki was Children of the Sun directed by Nurkan E ­ rpulat, which I thought was wonderful; Ruth Reineke was a great ­colleague as well, she helped me a lot. I have especially fond memories of Hakan’s Ali: Fear Eats the Soul. I played an evil, cryptofascist, xenophobic cleaning lady. Once an elegant older gentleman came up to me afterwards in the canteen and said: “We’ve already seen the play three times because of you.” I can think of no greater compliment. The Gorki has become a home, even if the theatre is still not actually my world. But I’m very loyal. Once I say yes to something, I stick with it. Sema Poyraz Actress and screenwriter

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Aleksandar Radenković

GEMEINSAM IN DER WELT / TOGETHER IN THE WORLD dich doch nicht entschuldigen, Aleks“, sagte Vernesa damals zu mir. Aber ich hatte das Gefühl, ich muss. Common Ground hat es verlangt, sich jedes Mal aufs Neue voll darauf einzulassen, auf jeden einzelnen Moment. Es war keine normale Produktion, die man sechs Wochen probt, spielt und zwischendrin vergisst. Doch so erschöpfend das auch war – es waren die konkretesten und emotionalsten Erfahrungen, die ich je am Theater gemacht habe. Ich möchte sie nicht missen. Nicht die Reaktionen des Publikums in all den Aufführungen, nicht die ungezählten Gespräche nach den Vorstellungen, in denen uns Menschen von ihren eigenen Erlebnissen berichtet haben. Wir hatten während der Proben kein Gefühl dafür, ob Common Ground ein Erfolg oder ein Misserfolg würde, das spielte auch keine Rolle. Wir wussten nur, dass dieses Stück uns lange begleiten wird. Und helfen, unsere gemeinsame Geschichte zu verarbeiten.

Wen zur Hölle interessiert 2013 noch ein Stück über den Balkankonflikt der 90er Jahre? Das war mein erster Gedanke, als Shermin Langhoff und die Dramaturgin Irina ­Szodruch mir das Projekt Common Ground von Yael Ronen im Garten des Gorki Theaters vorgestellt haben, das sie mit uns planten. Ich selbst hatte die Zeit innerlich weggeschlossen, die Erinnerungen an die Kindheit, den schweren Stand, den ich als Serbe in Deutschland in der Schule oft hatte, meinen Standardsatz: Nicht alle Serben sind Kriegsverbrecher. Aber das lag so lange zurück. Zeitsprung, sieben Jahre später: Wir spielen die 100. Vorstellung von Common Ground, haben Dutzende Gastspiele in der ganzen Welt hinter uns, auf dem Balkan, in China, in Israel. Und es hat sich jedes Mal gezeigt, wie andockfähig unsere Produktion und wie universell eigentlich der Konflikt ist, von dem wir erzählen. Weil es eben nicht nur um den Balkan geht, sondern um eine zwischenmenschliche Auseinandersetzung. Die konnten die Menschen, egal wo, auf ihre jeweiligen Verhältnisse ummünzen. Auf den Israel-Palästina-Konflikt bei unserem Gastspiel in Tel Aviv, auf den Konflikt zwischen China und Tibet, über den bei Publikumsgesprächen nach den Aufführungen in Shanghai und Peking verblüffend offen debattiert wurde. Mir schien, Geschichte wiederholt sich – und wir lernen nichts daraus. Wir sind mit Common Ground auch in Sarajevo und in Belgrad aufgetreten, die Familien der Beteiligten sind gekommen, auch mein Vater. Ich erzähle im Stück von ihm und meiner Familie, wie sie in Serbien im Keller Schutz suchen, während die Nato Bomben wirft und während ich in Deutschland mit schlechtem Gewissen „normal“ weiterlebe. Das vor ihm zu spielen, war sehr emotional für mich – aber das gilt für das gesamte Projekt, schon die Probenzeit hat uns alle an unsere Grenzen gebracht. Ich erinnere mich an die gemeinsame Fahrt nach Bosnien, die wir unternommen haben, wie wir im Regen auf Massengräbern standen, an die Frau, die wir getroffen haben, die sich für die Überlebenden von Vergewaltigungen während des Kriegs einsetzt. Aus einem Impuls heraus, erschüttert von ihren Erlebnissen, habe ich mich als Serbe bei ihr entschuldigt. Yael hat die Szene später ins Stück eingebaut, Vernesa Berbo spielte die Frau, die ich um Verzeihung bitte. „Du musst

Aleksandar Radenković Schauspieler

Would anyone have the slightest interest in a play about the 1990s Balkan conflict in 2013? That was my first thought when Shermin Langhoff and the dramaturge Irina Szodruch proposed Yael Ronen’s Common Ground project in the garden of the Gorki Theatre, which they were planning to do with us. For myself I had locked away that time internally, the memories of my childhood, the difficult situation I often had at school as a Serb in Germany, my standard line: not all Serbs are war criminals. But it was all so long ago. Fast forward, seven years later: we’re on the 100th performance of Common Ground, we have done dozens of guest performances all over the world, in the Balkans, in China, in Israel. And each time we see how relatable our production is, that this conflict that we are depicting is universal. Because it’s not just about the Balkans, but about a conflict between peoples. No matter where we went, people were able to relate it to their own circumstances. To the Israel-Palestine conflict at our guest performance in Tel Aviv, to the conflict between China and Tibet, which was the ­subject

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of surprisingly open audience discussions following the performances in Shanghai and Beijing. It struck me that history repeats itself – and we learn nothing from it. We also staged Common Ground in Sarajevo and in ­Belgrade, attended by the families of those involved, including my father. In the play, I talk about him and my family, how they sought shelter in the basement in Serbia when NATO was dropping bombs, while I continued living “normally” in Germany with a guilty conscience. Performing that in front of him was highly emotional – but that goes for the entire project; even the rehearsals pushed us all to our limits. I remember the trip we took together to Bosnia, standing on mass graves in the rain; I remember the woman we met who works for survivors of rape during the war. Shocked by her experiences, as a Serb I impulsively ­apologised. Yael later incorporated the scene into the play; Vernesa ­Berbo played the woman I apologise to. “You don’t have to apologise, Aleks,” Vernesa said to me at the time. But I felt like I had to. Common Ground required us to fully engage in each and every moment, over and over again. It wasn’t a normal production that you rehearse for six weeks, perform and then forget. But as exhausting as it was, it was the most concrete and emotional experience I’ve ever had in the theatre. I wouldn’t have missed it for the world. Not the responses from the audience during every performance, not the countless conversations after the performances in which people told us about their own experiences. During rehearsals we had no idea whether Common Ground would be a success or a failure, and it didn’t matter. All we knew was that this work would be with us for a long time. And that it would help in processing our shared history. Aleksandar Radenković Actor

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zwischenrufe

Peter Raue

BLEIB DIR SELBER TREU / TO THINE OWN SELF BE TRUE Verrücktes Blut (Mad Blood), directed by Nurkan Erpulat, was the greatest of Shermin Langhoff’s many successes in her time as head of Ballhaus Naunynstraße. Brilliant reviews, an invitation to the Theatertreffen, multiple guest performances! All at once it became clear not just to theatregoers in Berlin, but throughout Germany what ­ ­Shermin Langhoff meant by “post-migrant” theatre. S ­ esede ­Terziyan’s teacher wants to read Schiller’s “Robbers” and “Intrigue and Love” with her students, but it gets on their nerves. Those stupid little yellow Reclam paperbacks! The teacher can only achieve her goal through “educational ­terrorism” – the pistol that falls out of a student’s pocket is the instrument by which she turns her students of different backgrounds into committed readers. The success of this work was a stepping stone on Shermin Langhoff’s path to becoming Artistic Director of the Gorki Theatre, a position she has held for nine years now. You can see points of continuity and discontinuity between the “­ l­ ittle old” theatre and this new spectacular scope of ­activity in the unforgettable Gorki re-start, with Chekhov’s Cherry ­Orchard, once again staged by Nurkan Erpulat. Can Taner Şahintürk’s Lopakhin save Ranevskaya’s estate? What is home? Can it be a foreign place? It wasn’t a production of gently melancholic tones and tableaux, instead it was a highly political cry for openness in the face of “­foreigners” and foreignness. Ballhaus Naunynstraße: Schiller dragged into the present. Maxim Gorki Theatre: Chekhov transformed, a production of a classic that was anything but classical. For nine years now, Shermin Langhoff has been running this theatre under the motto of “This above all: to thine own self be true”. Surprisingly, even after nine years of Gorki Theatre under this Artistic Director, it is still the only house in Germany that is consistently dedicated to post-migrant theatre. An unrivalled role model, despite many imitators! Perhaps this kind of theatre is only possible in Berlin? I have never been bored in this house; angry, sometimes, and always impressed by how consistently the Gorki has stuck to its theme.

Verrücktes Blut in der Inszenierung von Nurkan Erpulat war der größte unter vielen Erfolgen, den Shermin Langhoff als Chefin des Ballhauses Naunynstraße hatte. Glänzende Kritiken, eine Einladung zum Theatertreffen, mehrere Gastspiele! Mit einem Schlag war nicht nur den Berliner Theatergängern, sondern deutschlandweit klar, was Shermin Langhoff unter „postmigrantischem“ Theater versteht. Sesede Terziyan als Lehrerin will mit Schülern Schillers „Räuber“ und „Kabale und Liebe“ lesen, was den Schülerinnen und Schülern auf den Keks geht. Diese verdammten kleinen gelben Reclam-Heftchen! Ihr Ziel erreicht die Lehrerin nur mit „Bildungsterrorismus“: Die Pistole, die einem Schüler aus der Tasche fällt, ist das Instrument, mit dem sie ihre Schülerinnen und Schüler verschiedener Herkunft zu engagierten Lesern und Leserinnen macht. Der Erfolg dieser Arbeit war der Steigbügel für den Weg zur Intendantin des Gorki Theaters, das Langhoff nun seit neun Jahren leitet. Kontinuität und Diskontinuität zwischen der „alten kleinen“ und der neuen spektakulären Tätigkeit belegt der unvergessene Auftakt im Gorki ausgerechnet mit Tschechows Kirschgarten, wieder inszeniert von Nurkan Erpulat. Kann Taner Şahintürks Lopachin das Gut der Ranjewskaja retten? Was ist Heimat? Kann die Fremde zur Heimat werden? Kein Abend der leisen melancholischen Töne und Szenen, sondern ein hochpolitischer Schrei nach Offenheit für die sogenannten Fremden und für das Fremde. Ballhaus Naunynstraße: Schiller wird in die Jetztzeit geholt. Maxim Gorki Theater: Tschechow (wieder ein Klassiker!) wird zu einem Abend, dem alles Klassische fehlt. Seit neun Jahren führt Shermin Langhoff dieses Theater nach dem Motto „Dies über alles: bleib dir selber treu“. Auch nach neun Jahren Gorki Theater unter der Leitung dieser Intendantin ist es bis heute erstaunlicherweise das einzige Haus in Deutschland, das sich konsequent dem postmigrantischen Theater widmet. Unerreichtes Vorbild, trotz vieler Nachahmer! Vielleicht ist ein solches Theater nur in Berlin möglich? Noch nie habe ich mich in dem Haus gelangweilt, manchmal habe ich mich geärgert und immer habe ich bewundert, wie konsequent das Gorki seinem Thema treu geblieben ist.

Peter Raue Lawyer

Peter Raue Rechtsanwalt 240


zwischenrufe VON KREUZBERG NACH ISTANBUL UND ZURÜCK / KREUZBERG TO ISTANBUL, RETURN

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nal vernetzt und hat mit dem postmigrantischen Theater in einer immer diverser werdenden Gesellschaft neue Räume kultureller Erinnerungsarbeit eröffnet und das Theater dezidiert zu einem Ort kontroverser, politischer Interventionen gemacht. Inzwischen von Istanbul nach Berlin zurück­ gekehrt, bin ich zu einer treuen Besucherin des Gorki ­Theaters geworden. Cornelia Reinauer Politikerin und bis 2006 Bezirksbürgermeisterin Friedrichshain-Kreuzberg

It started in Kreuzberg, in Ballhaus Naunynstraße. When it came to filling the vacant management position for the Kreuzberg venue Ballhaus Naunynstraße, as Mayor and also Councillor for Culture, I wanted to restart the house with a concept that would be an artistic reflection of the diversity and multiculturalism of the borough and the city of Berlin – and there was political will behind the idea that the head of the Ballhaus should be someone from a migrant background, even if it didn’t meet with unanimous approval. Shermin Langhoff took over management of the house in 2008, bringing her concept of post-migrant theatre. In the beginning, there was scepticism and mistrust around her work with a network of cultural workers from the second and third generation of migrants; few understood what the term “post-migrant theatre” actually meant. But with the very first productions – including stories of the first, second and third generation, or works by the Academy of Autodidacts, an exemplary project in the field of cultural education – the Ballhaus became a darling of the public throughout the city, and with the play Verrücktes Blut (Mad Blood) by d ­ irector and writer Nurkan Erpulat, it acquired an international reputation as well. In 2009, on the 20th anniversary of the Berlin-Istanbul city partnership, the Ballhaus presented Berlin’s cultural contribution in the form of “beyond belonging III: Almancı!”, a ten-day festival which took place at a wide range of alternative cultural venues in Istanbul. I was living in Istanbul at the time and I got to take part in the festival, which was a

Cornelia Reinauer

Es begann in Kreuzberg, im Ballhaus Naunynstraße. Mit der Neubesetzung der Leitungsposition der Kreuzberger Spielstätte Ballhaus Naunynstraße wollte ich als Bürgermeisterin und zugleich Kulturstadträtin einen Neustart für das Haus mit einer Konzeption, die künstlerisch die Vielfalt und Multikulturalität des Bezirks und der Stadt Berlin ­widerspiegeln sollte – und es war politisch gewollt, dass die Leitung des Ballhauses mit einer Person mit Migrationshintergrund besetzt wird, was nicht auf ungeteilte Zustimmung traf. Mit ihrem Konzept des postmigrantischen Theaters übernahm Shermin Langhoff 2008 die Leitung des Hauses. Zu Beginn wurde ihre Arbeit mit einem Netzwerk von Kulturschaffenden der zweiten und dritten Migrant*­innen-Generation skeptisch bis misstrauisch beäugt, da sich nur wenige etwas unter dem Begriff „postmigrantisches Theater“ vorstellen konnten. Doch bereits nach den ersten Produktionen – darunter die Geschichten der ersten, zweiten und dritten Generation oder Arbeiten der Akademie der Autodidakten, einem vorbildlichen Projekt im Bereich kulturelle Bildung – wurde das Ballhaus zu einem stadtweiten Publikumsliebling und mit dem Stück Verrücktes Blut des Regisseurs und Autors Nurkan Erpulat auch international bekannt. 2009, zum 20. Jubiläum der Städtepartnerschaft Berlin-­ Istanbul, präsentierte das Ballhaus den kulturellen Beitrag der Stadt Berlin mit dem zehntägigen Festival „beyond ­belonging III: Almancı!“, das an sehr unterschiedlichen, alternativen Kulturstandorten in Istanbul stattfand. Das Festival, das ich, inzwischen in Istanbul lebend, begleiten durfte, wurde ein riesiger Erfolg. Es entstanden viele neue kulturelle Verbindungen zwischen beiden Städten und ein reger Austausch unter den Kulturschaffenden und der Zivilgesellschaft. Mit den vielbeachteten Produktionen und Auszeichnungen war es nur konsequent, dass Shermin Langhoff 2013 nach der Leitung des Ballhauses die Intendanz des Maxim Gorki Theaters übernahm und es zu einem nicht nur stadt-, sondern bundesweit beispielhaften, divers aufgestellten ­ Kulturstandort weiterentwickelt hat. Zu einem Anziehungspunkt insbesondere für ein junges Publikum. Wenn ich die Arbeit von Shermin Langhoff beschreiben sollte, würde ich sagen: Sie ist lokal verankert, internatio-


Cornelia Reinauer

huge success. It created numerous new cultural connections between the two cities and a lively exchange between cultural workers and civic society. After highly acclaimed productions and awards under her leadership at Ballhaus Naunynstraße, it was only logical that Shermin Langhoff should take over the management of the Maxim Gorki Theatre in 2013 and guide its transformation into a diverse cultural location that sets an example not just in the city, but nationwide. It has become a magnet, especially for young audiences. If I were to describe Shermin Langhoff’s work, I would say: it is locally anchored and internationally connected, and her idea of post-migrant theatre has opened up new spaces in an increasingly diverse society for cultural memory work, and she has emphatically made the theatre a site of controversial political interventions. Having returned to Berlin from Istanbul, I have become a loyal visitor to the Gorki Theatre. Cornelia Reinauer Politician and until 2006 Mayor of the Friedrichshain-­ Kreuzberg borough

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zwischenrufe WE ARE HERE / WE ARE HERE

Falk Richter Autor und Regisseur

My work at the Gorki marks a turning point in my life as an artist and activist. Inspired by the way that migrant artists stood up for their causes there, I wanted to make theatre for a self-confident, self-critical queer audience. I came more from the tradition of confronting audiences with social grievances – but not so much empowering people: you exist, you are seen and represented, your life and your rights deserve to be on the main stage, you are important! In short, I wanted my play Small Town Boy to offer queer ­empowerment while still enter entering into a dialogue with the whole audience. In this respect, my first Gorki work Small Town Boy – in contrast to the plays that I wrote and directed before – was a new step. It was a move towards the interface between theatre and activism. At the end of the play, actor Thomas Wodianka has a 20-minute monologue in which he advocates equal marriage rights for homosexuals in Germany and denounces the indifference with which the German

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Falk Richter

Hamburg und Berlin. Es ist keine Arbeit, die die Väter anklagt, sondern die nach Verständnis sucht. Diese beiden Inszenierungen, Small Town Boy und IN MY ROOM, bedeuteten für mich selbst auf je eigene Art einen Vorstoß in ein ganz neues Territorium. Als mir auf der Berlinale in Berlin der Special Teddy Award verliehen wurde, habe ich bei meiner Dankesrede gesagt: Es ist wichtig, dass wir mehr Rollen für queere Schauspieler*­ innen bekommen, dass es interessantere, komplexere queere Figuren gibt und dass queere Menschen alle Rollen spielen dürfen, auch den heterosexuellen Vater oder die heterosexuelle Anwältin. Genau diese Forderungen wurden ein Jahr später von der Initiative ActOut aufgegriffen. Es ist viel passiert mittlerweile – gestartet durch die Arbeit am Gorki, wo das Bewusstsein für Besetzungspolitik, Teilhabe und Diversität von Anfang an vorgelebt wurde. Wo ein Gedanke gepflanzt worden ist, der eine große gesellschaftliche Wirkkraft entfaltet hat.

Die Arbeit am Gorki markiert in meinem Leben als Künstler und Aktivist einen Einschnitt. Inspiriert von der Art, wie dort migrantische Künstler*innen für ihre Anliegen eintraten, wollte ich ein Theater machen für ein selbstbewusstes und selbstkritisches queeres Publikum. Ich kam eher aus der Tradition, Zuschauer*innen mit gesellschaftlichen Missständen zu konfrontieren – aber nicht, Menschen zu bestärken: Es gibt euch, ihr werdet gesehen und repräsentiert, euer Leben und eure Rechte gehören auf die Hauptbühne, ihr seid wichtig! Kurzum, ich wollte mit meinem Stück Small Town Boy queeres Empowerment machen und dabei dennoch mit allen Zuschauer*innen in den Dialog ­treten. Insofern war meine erste Gorki-Arbeit Small Town Boy – im Gegensatz zu den Stücken, die ich vorher geschrieben und inszeniert habe – ein neuer Schritt. Eine Entwicklung hin zur Schnittstelle zwischen Theater und Aktivismus. Der Schauspieler Thomas Wodianka hat am Ende des Stücks einen zwanzigminütigen Monolog, in dem er für die rechtliche Gleichstellung homosexueller Menschen in Deutschland in Bezug auf die Ehe eintritt und die Gleichgültigkeit anprangert, mit der die deutsche Öffentlichkeit die aggressive, homophobe Politik Putins hinnahm. In dieser „Wutrede“, wie sie gelabelt wurde, konzentriert sich für mich die künstlerische, aktivistische und persönliche Arbeit, die ich am Gorki machen konnte. Dieser Text hat auch außerhalb des Theaters für Furore gesorgt: Auf einer Demo in Berlin gegen die Verfolgung Homosexueller in Russland baute der Aktivist Alfonso Pantisano große Teile meines Textes in seine Rede ein, die er vor sechstausend Menschen auf dem Alexanderplatz hielt. Small Town Boy stand über sieben Jahre lang stets ausverkauft im Spielplan. Künstlerisch gesehen, bedeutete die Inszenierung IN MY ROOM für mich einen weiteren Sprung. Es ist die persönlichste Arbeit, die ich je mit einem Ensemble entwickelt habe. Wir haben bei den Proben viel über toxische Männlichkeit diskutiert, über die Frage, was für Männer wir sind, was uns von unseren Vätern mitgegeben wurde. Es wurde eine sehr intensive, intime Auseinandersetzung von allen Beteiligten, auch für mich, weil ich während der Probenzeit meinen Vater in den Tod begleitet habe, pendelnd zwischen


Falk Richter

public accepted Putin’s aggressive, homophobic policies. For me, the artistic, activist and personal work that I got to do at the Gorki is all condensed in this “rant”, as it was labelled. This text caused a sensation beyond the theatre, as well – at a Berlin demonstration against the persecution of homosexuals in Russia, activist Alfonso Pantisano incorporated large parts of my text into his speech, in front of 6,000 people on Alexanderplatz. Small Town Boy was consistently sold out for over seven years. From an artistic point of view, the production IN MY ROOM was a further leap forward for me. It is the most personal work I have ever developed with an ensemble. During rehearsals we got into a lot of discussion about toxic masculinity, what kind of men we are, what we inherited from our fathers. It was a very intense, intimate discussion for everyone involved, including me because I was witnessing my father’s last days during the rehearsal period, commuting between Hamburg and Berlin. It is not a work that accuses fathers, instead it seeks to understand. I found these two productions, Small Town Boy and IN MY ROOM, to be a foray into entirely new territory, each in their own way. When I won the Special Teddy Award at the Berlinale in Berlin, I said in my acceptance speech: it is important that we get more roles for queer actors, that there are more interesting, more complex queer characters and that queer people get to play all roles, including the heterosexual father or the heterosexual lawyer. It was precisely these demands that were adopted by the ActOut initiative a year later. A lot has happened in the meantime – and it all started with my work at the Gorki, where the awareness of occupation politics, participation and diversity was a lived experience from the beginning. Where they planted a thought that grew into significant social impact. Falk Richter Writer and director

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zwischenrufe DAS GORKI ALS ANTIFASCHISTISCHE HEILANSTALT BETRACHTET / THE GORKI VIEWED AS AN ANTI-FASCIST SANATORIUM

Kevin Rittberger Autor und Regisseur

Ein Theater ist eine gesellschaftspolitische Heilanstalt und Instrument der Dekolonisierung. Das Ätzende ist: Die meisten Leute denken, wenn überhaupt, dann können Kapitalist*innen den Kapitalismus, der ohne Kolonialismus nicht zu denken ist, eher überwinden als Kommunist*innen. Und der Antirassismus der meisten beschränkt sich darauf, die*der nettere Vermieter*in zu sein. „For the master’s tools will never dismantle the master’s house. They may allow us to temporarily beat him at his own game …“ Audre Lordes Worte rufen dazu auf, die Welt zu verändern, ohne die Macht zu übernehmen. Das Gorki ist für mich eine gesellschaftspolitische Heilanstalt, es nutzt heute anderes Wissen – queeres, südliches, indigenes u. a. Neue Tools sind sicher auch andere Wissenssysteme, die den geläufigen Wissenskanon sprengen. Am Gorki zu arbeiten und die Arbeit anderer zu bestaunen, hat mir Lernprozesse ermöglicht: Die ehemaligen, sogenannten Nebenwidersprüche ins Zentrum zu holen, Dekolonisierung praktisch anzugehen und eigene blinde Flecken zu durchleuchten. „Fortschritt ereignet sich dort, wo er endet“ (Theodor W. Adorno).

A theatre is an anti-fascist sanatorium and a school of practical (not prejudicial) wisdom. The lousy thing is that even fascists subscribe to anti-fascism these days. Anti-fascism is criticism. Criticism comes from discernment: recognising fascists as fascists. For me, being able to work on my text Schwarzer Block (Black Block) for the Gorki meant offering suggestions, bringing that discernment to the stage and adding my voice to the many who were taking responsibility for creating an anti-fascist alternative. An anti-fascist sanatorium exercises practical solidarity and offers safe spaces. A theatre is a socio-political sanatorium and an instrument of decolonisation. The lousy thing is that most people think, if they think at all, that capitalists are better equipped to overcome capitalism – which is inconceivable without colonialism – than communists. And most limit their anti-racism to being a nicer landlord. “For the master’s tools will never dismantle the master’s house. They may allow us to temporarily beat him at his own game …” Audre Lorde’s words call on us to change the world without assuming power. For me, the ­Gorki is a socio-political sanatorium, it uses different knowledge today – from queer, Global South, indigenous and other voices. Because new tools doubtless also include alternative systems of knowledge that go beyond our usual canon.

Ein Theater ist eine ästhetische Heilanstalt. Das Ätzende ist: Der Kapitalismus als Spaltungswerkzeug freut sich über identitätspolitische Fraktionen, die sich gegenseitig bekämpfen. Wenn den Besitzlosen weiterhin Schein-Belohnungen winken, auf den Machtlosen herumzutrampeln (Sexismus, Rassismus), kann das Theater als

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Kevin Rittberger

ä­ sthetische Heilanstalt die Spaltungen überwinden helfen, indem es dafür einen gemeinsamen Raum erschafft. Das Gorki hat für mich immer wieder an das Unteilbare appelliert: „our connectionist sense“ (Gloria Evangelina Anzaldúa). What about Fossil Fascism? Wenn die Energiekrise drastisch wird, etwa weil andernorts fossiler Faschismus ausgetrocknet wird und Energie hier knapp und teuer wird, kann eine ästhetische Heilanstalt helfen, die Regeneration des Planeten zu betreiben. Lasst uns aufeinander aufpassen!

Ein Theater ist eine antifaschistische Heilanstalt und eine Schule praktischer Weisheit (nicht: Weißheit). Das Ätzende ist: Antifaschismus schreiben sich heute auch Faschisten auf die Fahne. Antifaschismus ist Kritik. Kritik kommt von Unterscheidungsvermögen: Faschisten als Faschisten zu erkennen. Fürs Gorki an meinem Text Schwarzer Block arbeiten zu können, hat für mich bedeutet, Vorschläge zu machen, das Unterscheidungsvermögen auf die Bühne zu bringen sowie Teil einer vielstimmigen Verantwortlichkeit zu werden, eine antifaschistische Gegenwelt erscheinen zu lassen. Eine antifaschistische Heilanstalt übt praktisch Solidarität und bietet sichere Räume.


Kevin Rittberger

Working at the Gorki and marvelling at the work of others taught me how to focus on once “marginal” contradictions, to tackle decolonisation in practice and to examine my own blind spots. “Progress occurs where it ends” (Theodor W. Adorno). A theatre is an aesthetic sanatorium. The lousy thing is that capitalism, a tool of division, is happy to see factions of identity politics fighting each other. If the dispossessed continue to receive illusory reward for trampling on the powerless (sexism, racism), the aesthetic sanctuary of the theatre can help to overcome divisions by creating a shared space. For me, the Gorki has always appealed to the indivisible: “our connectionist sense” ­ (­Gloria Evangelina Anzaldúa). What about fossil fascism? If the energy crisis turns savage, for example because fossil fascism is drying up elsewhere and energy becomes scarce and expensive here, an aesthetic sanatorium can help to regenerate the planet. Let’s take care of each other! Kevin Rittberger Writer and director

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zwischenrufe DER NEUTRALITÄT DER KUNST / THE NEUTRALITY OF ART

Emilia Roig Politologin und Gründerin des Center for Intersectional Justice

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The Maxim Gorki Theatre is a place where you can take a break from the dominant narratives about the world. At school we regularly went to the theatre to see plays by Molière, Jean Racine and Pierre Corneille, those emblematic figures of the Comédie-Française. These plays aroused a tepid interest in me which dissipated soon after I left the theatre. Even if classical theatre is instructive, I was hardly going to identify with narratives that offered a fixed, one-­ dimensional, outdated image of society. We didn’t learn any­thing about the context in which these pieces were created. The dramatist’s point of view, socialisation, and social position were all ignored as if they were entirely irrelevant. But the roles – which were always the same – were developed from a single point of view which outlined, shaded in and painted the others. There were “definers” and the “­ defined”, and these positions were distributed along a rigid social hierarchy that remained unchallenged. As a ­ child that bothered me, even if I couldn’t articulate why. The African-American feminist Audre Lorde lent trenchant expression to this vague feeling in her book Sister Outsider: “If I didn’t define myself, I would be crunched into other people’s fantasies for me and eaten alive.” At the Gorki Theatre, the division between the “definers” and the “defined” disappears, while the invisible norm is made visible. There they question the everyday messages that implicitly or explicitly affirm the superiority of the invisible norm that reinforces the social hierarchy. They demonstrate and ­debate the oppression that structures social injustice along multiple interlocking axes. This is one means of resistance. At the Gorki Theatre they never try to claim a supposed neutrality, because there is no such thing as neutral art. Emilia Roig Political scientist and founder of the Center for Intersectional Justice

Emilia Roig

Das Maxim Gorki Theater ist ein Ort, an dem man sich eine Pause von den dominanten Erzählungen über die Welt gönnen kann. In der Schule gingen wir regelmäßig ins Theater, um die Stücke von Molière, Jean Racine und Pierre ­Corneille zu sehen, die emblematischen Figuren der Comédie-­ Française. Diese Stücke weckten in mir ein lauwarmes Interesse, das schnell nach dem Theaterbesuch wieder verschwand. Auch wenn das klassische Theater lehrreich ist, konnte ich mich mit Erzählungen, die ein fixiertes, eindimensionales und überholtes Bild der Gesellschaft liefern, kaum identifizieren. Über den Kontext, in dem diese Stücke entstanden sind, lernten wir nichts. Der Standpunkt, die Sozialisierung und die soziale Position der Dramatiker wurden ausgeblendet, als hätten sie nicht die geringste Relevanz. Doch aus einem einzigen Standpunkt wurden die Rollen entwickelt – es waren immer die gleichen –, die die anderen definiert, ausgemalt und porträtiert haben. Es gab die „Definierer“ und die „Definierten“, und diese Positionen wurden entlang einer rigiden sozialen Hierarchie verteilt, die unhinterfragt blieb. Das störte mich als Kind schon, obwohl ich es nicht artikulieren konnte. Die Afroamerikanische Feministin Audre Lorde brachte dieses diffuse Gefühl in ihrem Buch Sister Outsider pointiert zum Ausdruck: „Wenn ich mich nicht für mich selbst definieren würde, würde ich in den Vorstellungen anderer Menschen über mich zerquetscht und lebendig aufgefressen werden.“ Am Gorki Theater wird die Trennlinie zwischen den „Definierern“ und den „Definierten“ verwischt und die unsichtbare Norm sichtbar gemacht. Die täglichen Botschaften, die implizit oder explizit die Überlegenheit der unsichtbaren Norm bestätigen und somit die soziale Hierarchie verfestigen, werden hinterfragt. Die Unterdrückung, die entlang mehrerer ineinandergreifender Achsen die soziale Ungerechtigkeit strukturiert, wird aufgezeigt und debattiert. So kann Widerstand aussehen. Am Gorki Theater wird nicht versucht, auf eine vermeintliche Neutralität zu beharren, denn neutrale Kunst gibt es nicht.


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Berlin Oranienplatz (2020) – Taner Şahintürk


Streulicht (2021) – Çiğdem Teke, Aysima Ergün

Still Life – A Chorus for Animals, People and All Other Lives (2021) – Sandra Bourdonnec, Lindy Larsson, David JongSung Myung, Thekla Hartmann, Gian Mellone, Hila Meckier, Vidina Popov, Sesede Terziyan, Marta Górnicka 249


Schwarzer Block (2020) – Kinan Hmeidan

Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden (2020) – Katja Riemann, Svenja Liesau, Vidina Popov, Anastasia Gubareva 250


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Alles unter Kontrolle (2021) – Lea Draeger, Abak Safaei-Rad


1000 Serpentinen Angst (2021) – Falilou Seck, Tim Freudensprung, Abak Safaei-Rad, Shari Asha Crosson, Ariane Andereggen, Moses Leo, Hanh Mai Thi Tran

Berlin Kleistpark (2021) – Peer Neumann, Lukas Fröhlich, Taner Şahintürk, Sesede Terziyan, Natalie Plöger, Lizzy Scharnofske 252


Queen Lear (2022) – Svenja Liesau, Corinna Harfouch, Oscar Olivo

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Geschwister (2022) – Çiğdem Teke, David Bennent, Yanina Cerón, Falilou Seck, Tina Keserovic, Maxim Loginovskih, Lea Draeger


Rabatt (2022) – Taner Şahintürk, Orit Nahmias, Aysima Ergün, Falilou Seck

Operation Mindfuck (2022) – Till Wonka, Orit Nahmias, Taner Şahintürk

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Eine Zusammenfassung von allem, was war (2022) – Lujain Mustafa, Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Karim Daoud


NOORRRRAAAAAAAA (2021) – Svenja Liesau, Julia Riedler

Slippery Slope – Almost a Musical (2021) – Riah Knight, Emre Aksızoğlu

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Dantons Tod/Iphigenie (2022) – Kenda Hmeidan, Vidina Popov, Yanina Cerón, Çiğdem Teke

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen (Remake) (2021) – Yanina Cerón, Hanh Mai Thi Tran, Aysima Ergün, Maryam Abu Khaled 259


zwischenrufe

Yael Ronen

DIE SITUATION. / THE SITUATION WITH THE SITUATION. Where biography and fantasy meet, a deeper truth is often revealed. The invisible strings that bind the private to ­the collective and to the political. It was like a ceremony or ritual – every few years I would find myself in a room with Israeli and Palestinian actors, all of us digging into the ­narratives that shaped our lives. Those we grow up with, those handed down to us by our parents, our ancestors, our culture. The narrative we created through our biographies. We sit, we talk, we listen, we cry and we laugh together, and we encounter the limits of our acceptance, we encounter our fear, our prejudices, our anger. The situation with The Situation was that I was writing – with my soon-to-be ex-husband – a play that at its heart is about a mixed Palestinian-Israeli mixed couple separating. We wrote the play about our separation while we were deep inside the process of separation. Our characters could say what we didn’t even dare to think. Where biography and fantasy meet, a deeper truth is often revealed. And the ­private and the political are one.

Wo sich Biografie und Imagination treffen, kann oft eine tiefere Wahrheit zum Vorschein gebracht werden. Die unsichtbaren Fäden, die das Private mit dem Kollektiven und dem Politischen verbinden. Alle paar Jahre finde ich mich wie in einer Zeremonie oder einem Ritual in einem Raum mit israelischen und palästinensischen Schauspieler*innen wieder, um gemeinsam in der Erzählung zu wühlen, die unser Leben geprägt hat, mit der wir aufgewachsen sind, die uns von unseren Eltern, unseren Vorfahren, unserer Kultur mitgegeben wurde. Die Erzählung, die wir mit unseren Biografien geschaffen haben. Wir setzen uns hin, wir erzählen, wir hören zu, wir weinen und lachen zusammen, und wir stoßen an die Grenzen unserer Akzeptanz, auf unsere Angst, unsere Vorurteile, unsere Wut. Die Situation mit meiner Arbeit The Situation am Gorki war, dass ich mit meinem Mann ein Theaterstück schrieb, in dessen Mittelpunkt ein palästinensisch-israelisches Paar steht, das sich trennt. Wir schrieben das Stück über unsere Trennung, während wir selbst mitten im Trennungsprozess steckten. Unsere Figuren waren in der Lage, das auszudrücken, was wir nicht zu denken wagten. Wo sich Biografie und Fantasie treffen, kann oft eine tiefere Wahrheit zum Vorschein kommen. Und das Private und das Politische sind eins.

Yael Ronen Director

Yael Ronen Regisseurin

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zwischenrufe FEMINISTISCH, SOLIDARISCH, DEKOLONIAL / FEMINISM, SOLIDARITY, DECOLONIALISM

Julia Roth Autorin, Kulturwissenschaftlerin und derzeit Professorin für American Studies mit dem Schwerpunkt Gender Studies und Direktorin des Center for Interamerican Studies (CIAS)

The Maxim Gorki Theatre offers a space of opportunity for formats that are not (yet) conceivable elsewhere. As well as – or along with – the idea, practice and politics of the post-migrant theatre shaped by Shermin Langhoff, for me this is represented by the project BE.BOP – Black Europe Body Politics (2012-2018) and its initiator Alanna Lockward. As a decolonial, transdisciplinary curatorial initiative, BE.BOP broke new ground in the Berlin art world and in German discourse. The artistic, discursive, activist format brought together Afro-Europeans and other Black diaspora and decolonial artists, activists and thinkers. The constituent performances, films, lectures and art projects – for example works by Patricia Kaersenhout, Jeannette Ehlers, Quinsy Gario and others – as well as the BE.BOP project as a whole, represented pioneering aesthetic interventions in debates around colonialism, racism and belonging. And this was long before the rise of debates in Germany about things like racism, blackface, all-white casts, and beyond pure identity politics or “cancel culture”. In parallel with the ­Gorki and its post-migrant ethos, the framework of BE.BOP let loose a cosmos of connections that are barely noticed in the official art world and the range of research into ­migration. The aim of BE.BOP was to decolonise hegemonic forms, formats and myths of purity and unity. With her concept of decolonial aesthetics, developed with reference to Walter D.

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Julia Roth

ihre Arbeit nicht nur notwendige Räume, sondern vor allem auch Communitys, in denen wir in Zeiten fortbestehender und neuer kolonialer Machtasymmetrien, Rassismen und Sexismen alternative Formen des Sozialen, des Politischen, des Künstlerischen und Ästhetischen und andere Formen von Kinship denken und leben können. Es war ein Privileg und ein Fest, mit beiden das Gorki geteilt haben zu dürfen!

Für Formate, die andernorts (noch) nicht denkbar sind, bietet das Maxim Gorki Theater einen Möglichkeitsraum. Dafür stand für mich neben – oder: zugleich mit – der Idee, Praxis und Politik des von Shermin Langhoff geprägten post­ migrantischen Theaters vor allem das Projekt BE.BOP – Black Europe Body Politics (2012–2018) und dessen Initiatorin Alanna Lockward. Als dekoloniale, transdisziplinäre kuratorische Initiative war BE.BOP bahnbrechend für die Berliner Kunstwelt und den deutschen Diskurs. Das künstlerisch-diskursiv-aktivistische Format brachte Afro-Europäer*innen und weitere Black-Diaspora- und dekoloniale Künstler*innen, Aktivist*innen und Denker*innen zusammen. Die beteiligten Performances, Filme, Lectures und Kunstprojekte – etwa von Patricia Kaersenhout, Jeannette Ehlers, Quinsy Gario u. a. – stellten, ebenso wie das Projekt BE.BOP insgesamt, wegweisende ästhetische Interventionen in die Debatten um Kolonialität, Rassismus und Zugehörigkeit dar. Und das lange, bevor die Debatten um Rassismus, Blackfacing, All-white-Casts usw. hier Fahrt aufnahmen und jenseits von reiner Identitätspolitik oder „Cancel Culture“. Parallel zum Gorki unter postmigrantischen Vorzeichen tat sich im Rahmen von BE.BOP ein ­Kosmos von Zusammenhängen auf, die im offiziellen Kunstbetrieb und von den diversen Migrationsforschungen kaum wahrgenommenen werden. Bei BE.BOP bestand der Anspruch darin, hegemoniale ­Formen, Formate und Mythen von Reinheit und Einheit zu dekolonisieren. Alanna leistete mit ihrem in A ­ nlehnung an Walter D. Mignolo entwickelten Konzept der dekolonialen Ästhetik einen zentralen Beitrag zum lateinamerikanischen postkolonialen Diskurs der Dekolonialität und bereicherte diesen vor allem durch karibische und intersektional-feministische Perspektiven. In diesem Sinne schaffte Alanna Gemeinschaften von künstlerischer und politischer Schlagkraft und Solidarität. In beidem verband sie eine kraftvoll-konspirative Schwesternschaft mit Gorki-Intendantin Shermin Langhoff. Auch deren diskursive Intervention im Rahmen der Konferenz De-Heimatize Belonging 2019, die Alanna nicht mehr miterlebt hat, stand – wie Shermins Arbeit allgemein – tief im Geist dekolonialer feministischer Ästhetik, Solidarität und Praxis. Beide erschaff(t)en durch


Julia Roth

Mignolo, Alanna made a key contribution to the Latin ­American postcolonial discourse on decolonialism, primarily enriching it with Caribbean and intersectional feminist perspectives. In this sense, Alanna created communities of artistic and political impact and solidarity. In both of these things she shared a powerful, conspiratorial sisterhood with Gorki Artistic Director Shermin Langhoff. Similarly, their discursive intervention in the context of the 2019 De-­ Heimatize Belonging conference, which Alanna did not live to see, was deeply rooted in the spirit of decolonial feminist aesthetics, solidarity and practice – like Shermin’s work in general. Through their work, they both create(d) not just the necessary spaces, but above all communities in which we can think about and live out alternative forms of the social, the political, the artistic and the aesthetic, and other forms of kinship, in a time of power asymmetry, racisms and ­sexisms both new and ongoing. It was a privilege and a celebration to have shared the Gorki with both of them! Julia Roth Author, cultural scientist, and currently professor of American Studies with a focus on Gender Studies and Director of the Center for Interamerican Studies (CIAS)

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zwischenrufe NIEMAND HAT DEM THEATER VERBOTEN, EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE ZU SPIELEN / NO ONE EVER BANNED THE THEATRE FROM PLAYING A CRUCIAL ROLE

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Höckes privates Holocaust-Mahnmal im Garten, das bis heute steht. Das Gorki glaubte an uns, als noch keiner an die Macht von Aktionen glaubte. Das braucht Mut. Schlingensief waren in der biederen deutschen Theaterlandschaft ganze zwei große Aktionen gelungen (Chance 2000 und Ausländer raus). Trotz Hunderter Stadttheater hatte nie einer den Mut, nach seinem Tod weiter Aktionen zu fördern. Alle fanden ­Aktionskunst toll, aber doch nicht bei sich! Niemand wollte dafür politisch verantwortlich sein. Es kann den Kopf kosten. Als wir ein ganzes Denkmal mitten aus dem Regierungsviertel an die Außengrenzen abtransportierten – die Mauerkreuze vor dem Bundestag –, warf der damalige ­Berliner Innensenator Frank Henkel, der als Dienstherr über Staatsschutz, Polizeihelikopter und Hundertschaften wachte, Shermin Langhoff „Komplizenschaft“, bei besonders schweren Straftaten vor. Seither heißen all unsere Förderinnen und Förderer Komplizinnen. Die Polizei suchte an jenem 9. November übrigens das ­gesamte Gelände um das Gorki nach Bolzenschneidern ab. Die Staatsmacht wollte nicht, dass wir Grenzen öffnen. Die Intendantin reagierte gelassen und ließ die Bolzenschneider einsammeln. Wir fuhren sie dann – ohne ihr Wissen – im Extraauto über die Grenze. In Tschechien wurden sie unseren Revolutionären wieder übergeben. Politisches ­Theater ist eine Kunst, die man beherrschen muss. Philipp Ruch Aktionskünstler und Gründer des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS)

The scenery suggest a counterinsurgency; helicopters rattling too close over the theatre as though it were trying to bring it to its knees. Hundreds of police officers pour out of vans and surround the building in central Berlin. State security forces send a special unit that specialises in threats and announces house searches for the following morning. The state does everything in its power. Much to the delight of an interested public, who rub their eyes – they no longer believed that art could still play a role. “The borders of the

Philipp Ruch

Die Szenerie erinnert an Aufstandsbekämpfung: Helikopter rattern zu dicht über das Theaterhaus, als solle es sich bücken. Hunderte Polizisten stürzen aus Kastenwägen und umstellen das Gebäude in Berlins Mitte. Der Staatsschutz schickt eine Sonderabteilung, die auf Drohungen spezialisiert ist und schon morgens Hausdurchsuchungen ankündigt. Der Staat fährt alles auf, was er aufbieten kann. Sehr zur Freude einer interessierten Öffentlichkeit, die sich die Augen reibt, weil sie gar nicht mehr daran zu glauben hoffte, dass Kunst noch eine Rolle spielen könnte. „Die Grenzen der Europäischen Union werden am Gorki verteidigt“, bringt ein Journalist den Kriegseinsatz auf den Punkt. Die Kunst ist im Herbst 2014 für einen Augenblick, als die Republik den 25. Jahrestag des Mauerfalls begehen möchte, relevant und verteidigt, wie wir sein könnten. Die Staatsmacht möchte ungestört an die Mauertoten des DDR-­ Regimes erinnern. Die Kunst stört mit den neuen Mauertoten im Meer vor Europa. Was der DDR in 28 Jahren gelang und wofür sie in den Geschichtsbüchern verurteilt wird, duldet die Europäische Union im Mittelmeer in einer guten Stunde: 1800 tote Flüchtende. Für einen Moment ist die Kunst bedrohlich und fordert die politische Macht zum Duell heraus. Noch bedrohlicher macht das Ganze, dass mit einem Faktor gearbeitet wird, den die Politikwissenschaft noch nie auf dem Schirm hatte: die Macht der Fantasie. Das ist zwar Theater. Aber der Staat hat recht, das ernst zu nehmen. Niemand hat dem Theater verboten, eine entscheidende Rolle in der Politik zu spielen – und in den Köpfen. Das ist vielleicht die Mission einer Intendantin, die 2013 am Gorki Theater angetreten ist. Die meisten großen Intendanten der Republik inszenieren in ihren Häusern selbst. Langhoff inszeniert das ganze Haus – in die Republik hinein. Politisches Theater als Machtfaktor, der die Gesellschaft verzaubert, nicht für einen Abend, sondern auf Jahrzehnte. Was die Volksbühne für Schlingensief war, das ist das Gorki für das Zentrum für Politische Schönheit: der Traum eines Hauses, das als einziges solidarisch an unserer Seite stand, wenn es ernst wurde (das wird es für gewöhnlich schnell). Alle großen Aktionen haben etwas mit dem Haus zu tun. An vorderster Stelle eben: der erste europäische Mauerfall und


Philipp Ruch

Sure, everyone thought action art was great, but no one wanted to host it! Nobody wanted to be politically responsible for it. It can cost you your head. When we moved an entire monument from the middle of the government district to the outer borders – the crosses on the Wall route in front of the Bundestag – the Berlin Senator for the Interior at the time, Frank Henkel, who was in charge of state security, police helicopters and squadrons, accused Shermin Langhoff of “complicity” in particularly serious crimes. Since then, all our sponsors have been labelled as accomplices. Incidentally, on that 9 November, the police searched the entire area around the Gorki for bolt cutters. The authorities didn’t want us to open borders. The Artistic Director reacted calmly and let them collect the bolt cutters. We then drove them across the border in an extra car – unbeknownst to her. In the Czech Republic we handed them back to our revolutionaries. Political theatre is an art you have to master.

European Union are being defended at the Gorki,” says one journalist, summing up the military operation. For one moment in autumn 2014, as the republic celebrates the 25th anniversary of the fall of the Wall, art is relevant, defending the way we could be. State power wants a trouble-free commemoration of those who died at the Wall under the East German regime. Art disrupts this with the new wall victims in the seas off the coast of Europe. What East Germany achieved in 28 years, and for which it is condemned in the history books, the European Union tolerates in the Mediterranean in a good hour: 1800 dead refugees. For one moment, art is menacing, it challenges political power to a duel. What makes the whole thing even more ominous is that it is working with a form of power that political science never really considers: the power of the imagination. This may be theatre, but the state is right to take it seriously. No one ever banned the theatre from playing a crucial role in politics – and in people’s minds. That may well be the mission statement of the Artistic Director who took up the reins at the Gorki Theatre in 2013. Most of the great artistic directors of the republic stage productions in their own houses. Langhoff stages the whole house – out into the republic. Political theatre as a factor of power that bewitches society, not just for one performance, but for decades. What the Volksbühne was to Schlingensief, the Gorki is to the Center for Political Beauty: the dream of a house, the only house, to stand side-by-side with us and offer solidarity when things get serious (and that usually happens pretty quickly). All our major actions have some connection with the house. First and foremost: the first fall of the European Wall and the private garden Holocaust Memorial for Höcke [Björn Höcke, far-right German politician who referred to the original Holocaust Memorial in Berlin as a “memorial of shame”], which is still there today. The Gorki believed in us when no one else believed in the power of action. That takes courage. Schlingensief managed two major actions in the staid German theatre scene (Chance 2000 and Ausländer raus; Foreigners Out). There are hundreds of city theatres, but not one of them had the courage to continue supporting the actions after his death.

Philipp Ruch Action artist and founder of the Center for Political Beauty (ZPS)

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zwischenrufe HOUSE OF LOVE / HOUSE OF LOVE

Taner Şahintürk und Till Wonka Schauspieler

Legend has it that after filming Lord of the Rings, the entire crew got the same tattoo as a sign of solidarity. It doesn’t matter whether it’s true or not – that was the vibe we had here at the house as well. On the verge of a Gorki tattoo. There was huge commitment. Especially in the first few years, when it felt like half of Berlin was meeting up there, when it felt natural for us to go there for no reason at all, to have a coffee or a beer in the evening with colleagues – crew, everyone. The Gorki has earned its reputation as a house of love. The new start brought so much energy of its own, and even with short preparation time, Shermin, Jens and their team had set up such a clear, smart plan that it was clear even before the first season that it would be the place to be. It is also normal for things to change over the years and for different things to emerge. The most important thing for the two of us, always, was that we got to continue our friendship at this house in Berlin.

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Taner Şahintürk Till Wonka

benommen, nur einmal gab es diesen bedauerlichen Unfall, als wir zusammen in das Fenster unserer Garderobe gefallen sind. Der Beinahe-Fenstersturz am Gorki. Aber eigentlich war das keine große Sache. Jemand hat solidarisch das Glas ausgetauscht, ohne dass wir die Versicherung bemühen mussten, die wir zu dem Zeitpunkt auch gar nicht hatten. Und niemand war böse. Das spricht ja auch für dieses Haus. Jedenfalls hat die Dramaturgie kürzlich wohl vergessen, dass wir eigentlich auseinandergesetzt gehören, und uns zusammen in die Produktion Operation Mindfuck von Yael Ronen gesteckt, in der wir jede Szene gemeinsam haben. Ein neues Kapitel in unserer Gorki-Geschichte. Es klingt vielleicht seltsam, aber wenn man älter wird als Schauspieler, dann geht es nicht mehr darum, in jeder Inszenierung dabei zu sein, Monologe zu haben, Applaus zu bekommen – dann wird es wichtiger, eine bereichernde Zeit zu haben. Und das löst sich ein, wenn wir zusammen auf der Bühne stehen.

Es gibt diese Anekdote, dass sich die gesamte Crew von Herr der Ringe nach dem Dreh das gleiche Tattoo hat stechen lassen, als Zeichen der Verbundenheit. Egal, ob das stimmt oder nicht – einen solchen Vibe hatten wir hier am Haus auch. Kurz vorm Gorki-Tattoo. Das Commitment war riesig. Gerade in den ersten Jahren, als sich gefühlt halb Berlin hier getroffen hat, als es selbstverständlich für uns war, auch herzukommen, wenn wir gar keine Vorstellung hatten, um mit den Kolleg*innen – aus allen Gewerken – einen Kaffee zu trinken oder ein Bier am Abend. Seinen Nimbus als House of Love hatte das Gorki zu Recht. Der Neustart brachte eine so eigene Energie mit sich, Shermin, Jens und ihr Team hatten trotz kurzer Vorbereitungszeit einen so klaren, klugen Plan aufgestellt, dass schon vor der ersten Saison klar war: Das wird hier der place to be. Dass sich Dinge mit den Jahren ändern und etwas anderes entsteht, ist auch normal. Das Wichtigste war für uns immer, hier an diesem Haus in Berlin unsere Freundschaft fortschreiben zu können. Wir haben uns 2005 auf einem Schauspielschultreffen kennengelernt, wo wir beide mit einem Solopreis ausgezeichnet wurden – was toll war, denn dieser Preis war mit Cash verbunden, und wir waren junge Menschen ohne Geld. Wir haben uns gegenseitig gratuliert und im Whirlpool des Hotels gefeiert, in dem alle Schauspielabsolvent*innen untergebracht waren. Wiederbegegnet sind wir uns erst einige Jahre später, diesmal im Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass uns viel verbindet. Weniger die Herkunft – beide aus proletarischen Verhältnissen, der eine Postmigrant, der andere Ossi, das spielt für uns keine Rolle –, vielmehr die Tatsache, dass es nie langweilig wird, wenn wir miteinander quatschen. Wir können problemlos bis sieben Uhr morgens ohne Pause über Filme reden, und das geht nicht mit vielen, selbst in unserem Beruf nicht. In Düsseldorf hatten wir nur eine gemeinsame Produktion, Kasimir und Karoline in der Regie von Nurkan Erpulat. Aus irgendeinem Grund hat es auch am Gorki lange gedauert, bis wir zum ersten Mal gemeinsam besetzt wurden. Vielleicht dachten sie am Haus, diese beiden Faxenmacher, die trennen wir besser. Dabei haben wir uns meistens tadellos


Taner Şahintürk Till Wonka

We met at a drama school meet-up in 2005 where we both got solo prizes – which was great because the prize came with cash and we were young and penniless. We congratulated each other and celebrated in the jacuzzi of the hotel where all the acting graduates were staying. We only met again a few years later, this time in the ensemble of the Düsseldorfer Schauspielhaus. We realised pretty quickly that we have plenty in common. Not so much our origins – both from proletarian backgrounds, one post-migrant, the other Ossi, but we didn’t really care about that – but rather the fact that we never get bored when we chatted with each other. We can easily talk about films until seven in the morning without a break, and there aren’t many people you can do that with, even in our profession. In Düsseldorf we only had one production together, Kasimir und Karoline, directed by Nurkan Erpulat. For some reason it also took a long time until we were first cast together at the Gorki. Maybe they were thinking – these two clowns, we’d better keep them apart. Most of the time we were on our best behaviour; there was only one unfortunate accident when we both fell through the window in our dressing room. The near-defenestration at the Gorki. But actually it wasn’t a big deal. Someone exchanged the glass out of solidarity so we didn’t have to report it on insurance, which we didn’t even have at the time. And nobody got mad. That also says something about this house. In any case, the dramaturges must have forgotten again that we need to be kept apart, and they cast both of us in Yael Ronen’s production of Operation Mindfuck in which we were always in each other’s scenes. A new chapter in our Gorki story. It might sound odd, but as you get older as an actor it’s no longer about being in every production, having monologues, getting applause – it’s more important that the time you spend is enriching. And that is true whenever we’re on stage together. Taner Şahintürk and Till Wonka Actors

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zwischenrufe EIN METALLIC-LEUCHTENDER LUFTBALLON / A SHINY METALLIC BALLOON

Sasha Marianna Salzmann Langjährige*r Hausautor*in des Gorki und ehemalige*r Leiter*in des Studio Я

I attached the silver balloon in the shape of a “Я” to my backpack and left the theatre after midnight. The letter turned in the wind, you could read it either way: as the Latin “R”, which is how Western European eyes usually try to identify it, and as the Cyrillic “Я”, the symbol of our studio. I was walking up the steps from the U-Bahn at Kottbusser

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Sasha Marianna Salzmann

aus Rom und Detroit einfliegen ließen für Partys, von denen noch am Kotti die Rede sein würde, hin zum Zufluchtsort für Geflüchtete, die in Berlin landeten und nicht zu staatlichen Aufnahmestellen gehen konnten, weil sie Abschiebung fürchteten. Das Studio Я verstand sich als soziale Plastik, die Theater als Ausgangspunkt nimmt, um die Marginalien der Gesellschaft zu erkunden. Als ich eingeladen wurde, etwas über das Studio Я zu schreiben, hatte ich ursprünglich vor, einfach alle Namen derer aufzuzählen, die den Я-Spirit ausgemacht und weitergetragen haben. Derer, die mit ihren Markern und Spraydosen die künstlerischen und politischen Wände dieser Republik getaggt haben. Aber es sind zu viele. Diese Namenskette würde locker alle Seiten dieses Buchs füllen können. Und darum möchte ich nur einen Namen, in Vertretung aller, nennen: Monica Marotta. Das Herz des Studio-Я-Universums. Monica, die uns wieder zusammenbrachte, wenn wir uns die Köpfe einschlugen. Die die Whiskyflecken auf ihren Unterlagen verzieh. Die man anrufen konnte um 3 Uhr morgens, und sie würde kommen, egal, was vorgefallen war. Wir konnten mutig und verrückt sein, weil wir wussten, du bist immer in der Nähe. Du tanzt mit uns, du trinkst mit uns, organisierst einen Flug, weil der ursprüngliche verpasst worden war, und beruhigst die Künstlerin, deren Bühnenbild wir aus Versehen auf der Party demoliert haben. Du bist unser Я. Und wir alle waren ein einziger großer, metallic-­leuchtender Luftballon voller Drang, nach oben zu schweben.

Ich hatte den silbernen Luftballon in Form eines Я an meinem Rucksack befestigt und verließ das Theater nach Mitternacht. Der Buchstabe drehte sich im Wind, man konnte ihn so oder so lesen: Als das lateinische R, als das ihn westeuropäische Augen meist zu identifizieren versuchen, und als das kyrillische Я, das Wahrzeichen unseres Studios. Ich lief gerade von der U-Bahn die Stufen zum Kottbusser Tor hoch, das Я glänzte im Laternenlicht metallic über meinem Kopf, als mir eine Gruppe glücklich Betrunkener entgegenkam. „Studio Я!“, schrien mehrere. „Ich liebe diesen Ort.“ Eine Frau trat näher und berührte meinen Luftballon. „Ging da heute Abend wieder was?“ Bei uns ging eigentlich immer was. Wir hatten zwar nur drei Tage die Woche auf, aber das künstlerische Team und viele, viele Assoziierte verließen die kleine Bühne des Gorki, das Foyer und unser Büro eigentlich nur zum Schlafen. Wir hatten bald nach der Eröffnung beschlossen, keine ausklappbaren Sofas anzuschaffen, denn dann würden wir nie gehen. Wir richteten uns trotzdem wie zu Hause ein. Wir nahmen die Schilder für „Mann“ und „Frau“ von den Toilettentüren, pflanzten Kakteen in die Pissoirs. Die Ausstattungsabteilung verteilte Marker und Spraydosen an die Künstler*innen, damit sie die Wände des Foyers mit ihren Botschaften beschrifteten. In die Mitte schrieben wir ein Zitat von Emma Goldman: „Wenn ich zu eurer Revolution nicht tanzen kann, will ich kein Teil von ihr sein“. Unser Büro wurde auch der Raucherraum, und es hatte sich herumgesprochen, dass auf meinem Schreibtisch immer eine Flasche Talisker stand. Bald fanden sich alle mit den halbbequemen Sofas ab, die meisten saßen, stritten, knutschten ohnehin auf dem Boden und auf den Fensterbänken. Die Ecke, in der wir unsere künstlerischen Gespräche führten, war tapeziert mit einem wandgroßen Plakat „How to lick a pussy“, so dass nur diejenigen länger blieben, mit denen wir auch wirklich sprechen wollten. Die anderen gingen rückwärts wieder hinaus. „Ging da heute Abend wieder was?“ Tja, was „ging“ bei uns? Es gibt so gut wie nichts, was nicht ging. Wir standen für so vieles, es war nicht einfach nur ein Raum. Performances, politische Debatten, Musikkonzerte – diese Schlagworte sind wenig aussagekräftig. Von DJs, die wir


Sasha Marianna Salzmann

Tor with the metallic glint of the balloon Я above my head in the lantern light, when a group of drunken party people came towards me. “Studio Я!” a number of them shouted. “I love that place.” One woman approached me and touched my balloon. “Was there something on there tonight?” There was always something on there. We were only open three days a week, but in fact the artistic team and many, many associates only left the small Gorki stage, the foyer and our office to sleep. Soon after we opened we decided against getting sofa beds because then we really would never leave. Nevertheless, we made ourselves at home. We took the “Men” and “Women” signs off the toilet doors, planted cacti in the urinals. The art department distributed markers and spray cans to the artists so they could write their messages on the foyer walls. In the centre we wrote a quote from Emma Goldman: “If I can’t dance, I don’t want to be a part of your revolution.” Our office also became the smoking room, and word got around that there was always a bottle of Talisker on my desk. Soon everyone got used to the semi-comfortable sofas; in any case most of them were sitting, debating, canood­ling on the floor and the window sills. The corner where we had our artistic meetings was dominated by a wall-sized poster with the words “How to lick a pussy”, which ensured that only the people we really wanted to talk to stayed. The others backed out again. “Was there something on there tonight?” Well, what went “on” there? Almost everything that went on there came off. We stood for so many things, it wasn’t just a space. Performances, political debates, concerts – these keywords don’t really say much. It was a destination for DJs flown in from Rome and Detroit for parties they still talk about at Kottbusser Tor, it was a place of refuge for refugees who ended up in Berlin and couldn’t go to state reception centres because they feared deportation. Studio Я presented itself as a social sculpture, taking the theatre as a starting point for exploring the marginalia of society. When I was asked to write something about Studio Я, my original intention was simply to list the names of everyone who created and embodied the Я spirit. Everyone who tagged the artistic and political walls of this republic with

their markers and spray cans. But there are too many. The chain of names could easily fill the pages of this book. And that’s why I just want to mention one name to stand in for them all: Monica Marotta. The heart of the Studio Я universe. Monica, the one who reconciled us when we were at each other’s throats. The one who forgave the whiskey stains on her papers. The one you could call at three in the morning and who’d come no matter what had happened. We could be bold and crazy because we knew you were always nearby. You dance with us, you drink with us, organise a flight because we missed the first one, and reassure the artist whose set we accidentally demolished at the party. You are our Я. And we were all one big shiny metallic balloon filled with the desire to take off and soar. Sasha Marianna Salzmann Long-time Gorki Writer in Residence and former head of Studio Я

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zwischenrufe GESCHICHTEN VON MENSCHEN / STORIES BY PEOPLE

Dimitrij Schaad Schauspieler

The thing I’ve heard most from audience members about the Gorki is that it doesn’t feel like theatre. Which is actually an absurd thing for a theatre to strive for. But I completely understand what they mean. They find a lightness here, a weightlessness, an authenticity – in short, a directness that they don’t find anywhere else. We set out to tell stories that have genuine relevance and that have not yet been told by mainstream society. Stories about people who live and love differently. And above all, stories that seek to move people. A theatre that dares to be emotional, and directly so. Ideally, straight to the heart. I’m happy to be corrected, but if memory serves, no other Berlin theatre has ever attempted this. And the best thing is that this style wasn’t pre-programmed. It was a necessity. Nobody mandated it, it just came about. Like a colony of ants impelled by their DNA to build a hill without really knowing why, we did what we had to do. And that style didn’t even need to evolve. We went into it with a feeling of “us against the world”, and suddenly, magically, it was there in the first season. Yael Ronen’s Common Ground set new standards in every respect. Thomas Wodianka’s monologue in Falk Richter’s Small Town Boy was a ground-breaking emotional challenge. And at the end of the season, along comes Hakan Savaş Mican’s production of Ali: Fear Eats the Soul – a melodrama, in the very best sense of the word, of the love

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Dimitrij Schaad

in diesen ersten Jahren ganz genau wussten, was wir sagen wollen und warum es gesagt werden muss. Und weil wir es wussten, waren wir nicht wie andere auf den künstlichen Geschmacksverstärker der Tiefe angewiesen. Wir konnten unsere Themen mit Humor behandeln. Die letzte wichtige Zutat, die das Gorki so einzigartig machte und macht. Also, was ist das Gorki, das wir mit Shermin Langhoff und Jens Hillje geschaffen haben, für mich? Geschichten von Menschen für Menschen über Menschen eben. Und kein bisschen weniger.

Was ich am häufigsten von Zuschauer*innen über das Gorki gehört habe, ist: Es fühlt sich nicht an wie Theater. Eigentlich absurd, das in einem Theater anzustreben. Aber ich verstehe sehr gut, was sie meinen. Es gibt hier eine Leichtigkeit, eine Schwerelosigkeit, eine Unverkünsteltheit – kurzum eine Direktheit, die sie nirgendwo anders fanden. Wir sind angetreten, um Geschichten erzählen, die eine echte Relevanz haben und die noch nicht von der Mehrheitsgesellschaft erzählt wurden. Geschichten von Menschen, die anders leben und lieben. Und vor allem Geschichten, die berühren wollen. Ein Theater, das sich traut, emotional zu sein, direkt eben. Im besten Fall direkt ins Herz treffend. Ich lasse mich gern korrigieren, aber wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, hatte das zuvor kein anderes Berliner Theater zum Ziel. Und das Beste daran ist: Dieser Stil war kein Programm. Er war eine Notwendigkeit. Niemand hat ihn vorgegeben, er entstand einfach. Wie bei einer Ameisenkolonie, die ihrer DNA folgt und einen Hügel baut, ohne zu wissen, warum eigentlich, haben wir getan, was wir tun mussten. Und dieser Stil musste sich nicht mal entwickeln. Wir traten an mit der Stimmung „Wir gegen den Rest der Welt“, und plötzlich war er magischerweise schon in der ersten Spielzeit da. Yael Ronens Common Ground hat in jeder Hinsicht neue Maßstäbe gesetzt. Thomas Wodianka hatte einen bahnbrechend emotionalen Kampfansage-Monolog in Falk Richters Small Town Boy. Und am Ende der Saison kam Hakan Savaş Micans Inszenierung von Angst essen Seele auf – ein Melodram im allerbesten Sinne des Wortes, eine Liebe zwischen zwei Außenseitern, die mich so oft zum gerührten Weinen brachte. Wann gab es das denn? Echte Tränen im Theater? Aber es war nicht nur die Art, wie wir erzählten, sondern was. Denn was macht man eigentlich, wenn man die meisten Stoffe aus dem Theaterkanon veraltet, chauvinistisch oder radikal nichtssagend findet? Man schreibt selbst. Die Schauspieler*innen in der Co-Autor*inschaft, unsere Erlebnisse als Ausgangslagen für Szenen oder ganze Stücke. Oft wird das als Authentizität bezeichnet und mittlerweile verunglimpft. Aber ich finde es ungleich richtiger, es als Dringlichkeit zu benennen. Denn uns hat ausgezeichnet, dass wir


Dimitrij Schaad

between two outsiders which so often left me in tears. How often do you see that? Real tears in the theatre? But it wasn’t just the way we told it, but what we were telling as well. Because what are you supposed to do if you find most of the stuff from the theatre canon outdated, chauvinistic or radically meaningless? You write for yourself. The actors as co-writers, our experiences as starting points for scenes or entire plays. This is often referred to as authenticity and it has a bad rep these days. But I find it far more accurate to call it an ­urgency. What marked us out was that in those early years we knew exactly what we wanted to say and why it had to be said. And because we knew, we didn’t have to rely on the artificial flavour enhancer of depth like others did. We were able to approach our topics with humour – the last important ingredient that made the Gorki so unique, and still does. So, for me, what is this Gorki that we created with Shermin Langhoff and Jens Hillje? Stories by people for people about people. Nothing less. Dimitrij Schaad Actor

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zwischenrufe WIE ICH SHERMIN LANGHOFF VOR DEN TOREN WIENS ABGEFANGEN HABE / HOW I HEADED OFF SHERMIN LANGHOFF AT THE GATES OF VIENNA

André Schmitz Politiker und ehemaliger Kulturstaatssekretär für Kultur in Berlin

The title of my brief shout-out references a question from a journalist at the press conference in the Maxim Gorki Theatre in May 2012, at which I, as State Secretary for Culture in Berlin at the time, introduced Shermin Langhoff as Artistic Director and Jens Hillje as Co-Director of the theatre to an astonished audience. At the time the news came as a surprise to the world of cultural policy. In part, because everyone involved managed

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André Schmitz

­Texte von Nachwuchsautorinnen und -autoren auf die Bühne, vielfältige Schauspielerinnen, Schauspieler, Regisseurinnen und Regisseure beglückten die Zuschauer, die bald aus der ganzen Stadt nach Kreuzberg strömten. Das Publikum war so bunt wie die Bevölkerung der Stadt. Es waren die Themen aller, die dort verhandelt wurden. 2011 wählte die Theatertreffen-Jury das Stück Verrücktes Blut zu einem der besten der deutschen Theaterkultur der Saison, was für ein verdienter Triumph. Danach dann also nicht Wien, sondern das Maxim Gorki Theater in Berlin. Shermin Langhoff war genau die Richtige dafür, sie glaubte an die Notwendigkeit des Stadttheaters, dieser herrlichen deutschen Erfindung, welches im optimalen Fall die Fragen der heutigen, diversifizierten Stadtgesellschaft behandelt. Dabei hat sie die Traditionslinien des Maxim Gorki Theaters als Autoren- und Ensembletheater aufgegriffen und in die Jetztzeit geführt. In der eingangs erwähnten Pressekonferenz sagte sie, sie wolle das Gorki als „Bastion des Gegenwarts-, Ensembleund Autorentheaters“ weiter ausbauen. „Ich will das Haus aber auch für die freie Szene öffnen. Wir holen vielleicht die anderen auch noch hinzu.“ Das ist ihr auf das Schönste gelungen. „Wir“ und die „Anderen“ treffen uns nun seit Jahren in diesem Theater und verhandeln die Dinge, die uns alle angehen in einer westlich-demokratisch-pluralistischen Gesellschaft auf Augenhöhe und durchaus auch kontrovers.

Die Überschrift meines kleinen Zwischenrufs bezieht sich auf die Frage eines Journalisten bei der Pressekonferenz im Maxim Gorki Theater im Mai 2012, bei der ich als damaliger Staatssekretär für Kultur in Berlin Shermin Langhoff als Intendantin und Jens Hillje als Ko-Leiter des Theaters der erstaunten Öffentlichkeit vorgestellt habe. Die Nachricht war damals eine kulturpolitische Überraschung. Zum einen, weil es allen Beteiligten gelungen war, diese Personalie im ansonsten von Klatsch und Tratsch durchdrungenen Berlin bis zum Tag der Pressekonferenz geheim zu halten. Bekannt war, dass Shermin Langhoff eigentlich Chefkuratorin der hochangesehenen Wiener ­ Festwochen werden sollte. Die noch größere Überraschung war jedoch eine kulturpolitische. Nach fünfzig Jahren Einwanderungsgesellschaft wurde in Deutschland erstmals ein Stadttheater in die Hände der postmigrantischen Generation gegeben, zumal in die Hände einer Frau. Als Staatssekretär für Kultur hatte ich mir zu meinem Amtsantritt auf meine kulturpolitische Agenda geschrieben, den interkulturellen Austausch in einer Stadt voranzubringen, die mehr als eine Million Menschen aus eingewanderten Familien beherbergt. Für mich lag in der Migration ein immenser kultureller Schatz, den die Mehrheitsbevölkerung in großen Teilen entweder gar nicht kannte oder nicht ausreichend schätzte. Gleichzeitig waren große Teile dieser Menschen mit internationaler Geschichte kaum als Publikum in den Kultureinrichtungen präsent. Sie fanden sich offensichtlich in den Programmen dieser Einrichtungen nicht wieder, obwohl diese auch mit ihren Steuergeldern alimentiert werden. Mir war gleich klar, mit Shermin Langhoff, mit der ich bereits seit vielen Jahren gut befreundet war, hatte ich für diese Gedanken eine Verbündete. Sie hatte ihr ganzes bisheriges künstlerisches Leben an der Schnittstelle von Hoch- und Subkultur gearbeitet und 2008 mit großem Erfolg die künstlerische Leitung des Ballhauses Naunynstraße übernehmen können. Vorausgegangen war dem ein für Berlin seltenes Zusammenwirken von Senat und Bezirk sowie vieler Unterstützerinnen und Unterstützer, die Shermin Langhoff, die begnadete Netzwerkerin, für dieses Projekt gewinnen konnte. Sie und ihr Team brachten grandiose


André Schmitz

issues of today’s diversified urban society. She took up the traditions of the Maxim Gorki Theatre as a writers’ theatre, an ensemble theatre, and brought them up to date. In the aforementioned press conference, she said she wanted to expand the Gorki as a “bastion of contemporary, ensemble and writers’ theatre”. “But I also want to open the house to the independent scene. Perhaps we’ll get the others to join us.” She succeeded, brilliantly. “We” and the “others” have been meeting in this theatre for years now and negotiating things that concern us all in a Western, democratic, pluralistic society, on an equal footing and with plenty of controversy.

to keep this personnel change secret in Berlin – a city otherwise soaked in gossip and scandal – until the day of the press conference. It was generally known that Shermin Langhoff was actually supposed to be head curator of the highly respected Wiener Festwochen. But the even greater surprise was the change in cultural policy. After fifty years of the immigrant society, a city theatre in Germany was being entrusted to the post-migrant generation for the first time, to the hands of a woman no less. When I took office as State Secretary for Culture, the cultural policy agenda that I drew up included promoting intercultural exchange in a city that is home to more than a million people from immigrant families. I saw migration as an immense cultural treasure that was either ignored or under-appreciated by the majority of the population. At the same time, large sections of the population with an international history were barely represented in the audiences at cultural institutions. They obviously did not see themselves reflected in the programmes of these institutions, although they, too, supported them with their taxes. It was immediately clear to me that Shermin Langhoff, who has been a good friend of mine for many years, shared my thinking. She had spent her entire artistic career at the interface between high and low culture, and in 2008 she managed to take over artistic direction of Ballhaus Naunynstraße, to great success. This relied on a cooperation between the Senate and the borough, which is rare for Berlin, as well as the many supporters Shermin Langhoff secured for the project, a testament to her skilled networking. She and her team brought wonderful texts by up-and-coming authors to the stage, and diverse actors and directors delighted the audience, who were soon flocking to Kreuzberg from all over the city. The audience was as colourful as the population of the city. In the theatre they addressed themes that affect everyone. In 2011, the Theatertreffen jury chose the play Verrücktes Blut (Mad Blood) as the best German theatre culture of the season – a well-deserved triumph. So not Vienna then, but the Maxim Gorki Theatre in Berlin. Shermin Langhoff was exactly the right person for the job, she believed in the necessity of the city theatre, that wonderful German invention which at its best deals with the

André Schmitz Politician and former Secretary of State for Culture in Berlin

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zwischenrufe KUNST OHNE PFLASTER / ART WITHOUT BAND-AIDS

Hans Schöpflin Sponsor and founder of the Schöpflin Foundation

Hans Schöpflin Förderer und Gründer der Schöpflin Stiftung 273

Hans Schöpflin

It was probably inevitable that the Maxim Gorki Theatre and the Schöpflin Foundation would eventually cross paths. The Schöpflin Foundation sees itself as a political foundation – and the Gorki as a political theatre. For myself I firmly believe in the power of art and creativity for processes of individual and social transformation. For Shermin Langhoff, the innate task of the artist is to criticise those in power. Under her leadership, the Gorki has developed into a site where the fundamental social and socio-political issues of our time are negotiated with courageous, even radical productions and actions. And the path that brought us together was precisely at this intersection of art and activism. For the “3rd Autumn Salon” we jointly supported an action by the Center for Political Beauty – performance artists whose “radical humanism” polarised opinion, putting fingers in wounds where others would prefer to apply a band-aid. Our concerns were strengthening critical awareness, highlighting abuse, activation. We also sponsored the “4th Autumn Salon” which, under the banner of “De-Heimatize!” prompted people to think about belonging in a completely new way. I am impressed by the uncompromising way in which the Gorki has initiated public debates for almost a decade, pointing out injustices, using artistic exchange to disrupt traditional ways of thinking, and sketching a vision of a truly pluralistic democracy. But I also identify with the artistic attitude of this special theatre and its head: the pleasure in experimentation, testing limits, the constant invitation and challenge to the audience to do more than just observe, the ambition to help shape political discourse. For the Maxim Gorki Theatre, my wish is that they retain their enthusiasm for constructive provocation through artistic means. And for our society, that we don’t have another global crisis that calls the “­systemic relevance” of art and theatre into question.

Es war wohl unvermeidlich, dass sich die Wege des Maxim Gorki Theaters und der Schöpflin Stiftung irgendwann kreuzen würden. Die Schöpflin Stiftung versteht sich als politische Stiftung – und das Gorki als ein politisches ­Theater. Ich selbst glaube fest an die Kraft von Kunst und Kreativität für individuelle und gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Shermin Langhoff betrachtet es als die ureigenste Aufgabe von Künstlern, die Mächtigen zu kritisieren. Unter ihrer Leitung hat sich das Gorki zu einem Ort entwickelt, an dem mit mutigen, ja auch radikalen Inszenierungen und Aktionen grundlegende soziale und gesellschaftspolitische Fragen unserer Zeit verhandelt werden. Der Pfad, der uns zusammengeführt hat, war dann auch an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus. Im Rahmen des „3. Herbstsalons“ haben wir gemeinsam eine Aktion des Zentrums für Politische Schönheit unterstützt – von Aktionskünstlern, deren „radikaler Humanismus“ polarisiert und zugleich den Finger in Wunden legt, auf die andere ein Pflaster kleben. Es ging uns dabei um die Stärkung kritischer Bewusstseinsbildung, das Aufzeigen von Missständen, um Aktivierung. Auch den „4. Herbstsalon“ haben wir gefördert, der unter dem Schlagwort „De-heimatize it!“ dazu aufgefordert hat, Zugehörigkeiten ganz neu zu denken. Mich beeindruckt die Kompromisslosigkeit, mit der das Gorki seit fast einer Dekade beharrlich öffentliche Debatten anstößt, auf Ungerechtigkeiten hinweist, durch künstlerischen Austausch tradierte Denkweisen aufbricht und die Vision einer wirklich pluralen Demokratie entwirft. Aber ich identifiziere mich auch mit der künstlerischen Haltung dieses besonderen Schauspielhauses und seiner Intendantin: der Freude am Experiment, dem Austesten von Grenzen, der ständigen Einladung und Aufforderung an das Publikum, nicht nur Zuschauer zu sein, dem Anspruch, den politischen Diskurs mitzugestalten. Ich wünsche dem Maxim Gorki Theater, dass es sich seine Lust an der konstruktiven Provokation mit künstlerischen Mitteln behält. Und unserer Gesellschaft, dass es keiner weltweiten Krise mehr gelingen ­möge, die „Systemrelevanz“ von Kunst und Theater infrage zu stellen.


Spielzeiteröffnung am 8. November 2013/1. Berliner Herbstsalon (2013) – sleepy hollows von bankleer, Shermin Langhoff

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1. Berliner Herbstsalon (2013) – Gott liebt die Serben – Balkan Banquet von Raša Todosijević


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1. Berliner Herbstsalon (2013) – Läufer von Nevin Aladağ


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Soldaten (2014) – Michael Ronen


Conflict Food (2015) – Shermin Langhoff, Ayham Majid Agha, Irina Szodruch u. a.

Es schneit im April (2015) – Auction of Souls – Arsinée Khanjian

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Es schneit im April (2015) – Anne und Hans – Mehmet Yılmaz, Doğan Akhanlı, Ron Rosenberg u. a.

Es schneit im April (2015) – Familienalbum – Wo warst du die letzten 100 Jahre? – Hans-Werner Kroesinger, Sesede Terziyan, Regine Dura 279


Voicing Resistance (2014) – Erster Europäischer Mauerfall. Die Verwundeten – Philipp Ruch

Voicing Resistance (2014) – Erster Europäischer Mauerfall. Die Verwundeten – Daniel Kahn

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Talking Straight Entertainment (2016) – Alicia Agustin, Houwaida Goulli, Lina Krüger, Daniel Cremer, Antje Prust

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2. Berliner Herbstsalon (2015) – Tohubassbuuh von bankleer – Mehmet Ateşçi


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Flüchtlinge Fressen – Not und Spiele (2016) – May Skaf


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Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen (2016) – Max Czollek, Sasha Marianna Salzmann


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Feygele (2017) – Tobias Herzberg


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Kosmos² (2015) – Grada Kilomba


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Boiband (2016) – Hans Unstern, Tucké Royale, Black Cracker


Uniting Backgrounds (2016) – Rechte Reden – Thomas Wodianka, Mely Kiyak

Hrant Dink (Ge)denken (2017) – François Regis, Mehmet Ateşçi, Elmira Bahrami, Can Dündar

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Mythen der Wirklichkeit #1 (2016) – O dwóch takich, co ukradli księżyc (Die zwei Monddiebe) – Marta Malikowska

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zwischenrufe

David Schraven

KUNST ALS VIERTE GEWALT / ART AS THE FOURTH ESTATE die über eine Zeit in Russland nach Putin nachdenken. Sie streben auch zum Maxim Gorki Theater.

Das Maxim Gorki Theater ist mehr als nur Heimat für Kunst. Es öffnet seine Türen für einen politischen Diskurs, der über das Beschaulichkeitsdenken hinausgeht. Es lässt uns nicht nur kurz frösteln, damit wir uns kurz darauf im kuscheligen Heim umso wohler fühlen. Das Gorki Theater hilft uns, Haltungen zu entwickeln. Die Arbeit von Can Dündar ist so ein Beispiel. Er schreibt für das Maxim Gorki Theater Kolumnen, beteiligt sich an Veranstaltungen wie dem Gedenken Hrant Dinks und konzipiert Ausstellungen zur Einzelhaft für politische Gefangene in türkischen Gefängnissen. Ein Glaskasten, 25 Quadratmeter groß. Eine Toilette im ­Boden, ein Bett, ein Tisch mit Stuhl, ein Waschbecken. Sonst nichts. Das ist die Nachbildung einer Gefängniszelle des Hochsicherheitsgefängnisses Silivri, die im Hof des Gorki stand. Ein paar Meter weiter die Ausstellung „Museum of Small Things“. Erinnerungswerke an die kleinen Dinge, die politischen Gefangenen ihre Würde ließen. Die Kunst am Gorki wird nicht nach Moden abgeschlossen und abgeheftet, die Herausforderungen werden wieder und wieder angegangen. Wieder und wieder thematisiert. Erinnert und entfaltet. Da die Last bleibt, muss das Aufbegehren verstetigt werden. Das Gorki hat eine Ausstellung mit Kunstwerken von Zehra Doğan gezeigt, die diese in ihrer Haftzeit produzierte. Mit den Dingen, die da waren. Sie nähte in einen gezeichneten gebückten Frauenkörper im Gefängnis ausgefallene Haare ein, befleckt mit Menstruationsblut. Jeder dieser ausgestellten Arbeiten ist mehr als ein künstlerischer Erfolg, sie sind Zeichen ungebrochener Geister, Symbole für den Widerstand in der Kreativität. Aber mehr noch. Das Gorki erweitert mit dem Bekenntnis zur politischen Wirkung den Kunstbegriff des Theaters zu einer Begegnungsstätte, in der die wahre Kunst im Reden liegt, über die Dinge, die man sieht, erlebt, erfährt. Es werden in der Kunst Gedanken entwickelt, entfaltet und weitergetragen. Dinge am Ende verändert, weil Menschen sich im Denken verändern. Die Kunst gewinnt in der geistigen Auseinandersetzung. Sie verschmilzt mit der Kraft der öffentlichen Aufklärung. Sie wird Teil der vierten Gewalt. Das ist wichtig, da die Herausforderungen bleiben. Und größer werden. Derzeit fliehen tausende russische Intellektuelle,

Einst hieß die russische Stadt Nischni Nowgorod Gorki. Dort lebte der Menschenrechtler und Dissident Andrej Sacharow ungebrochen in sowjetischer Verbannung. Das Sacharow-Zentrum, das in seinem Andenken gegründet worden war, musste vor wenigen Wochen aus Moskau verschwinden. Nun versuchen die Mitarbeiter einen Neuaufbau im Berliner Exil. Natürlich in Kooperation mit dem ­Gorki Theater. Denn der Geist der Dissidenten lebt hier. David Schraven Journalist und Gründer des Recherchebüros Correctiv

The Maxim Gorki Theatre is more than just a home for art. It opens its doors to political discourse that goes beyond mere contemplation. It doesn’t just give us a momentary frisson before sending us back to our cosy homes. The Gorki Theatre helps us develop attitudes. Can Dündar’s ­ work illustrates this. He writes columns for the Maxim Gorki Theatre, takes part in events such as the commemoration for Hrant Dink, and organises exhibitions on solitary confinement for political prisoners in Turkish prisons. A glass box, 25 square metres. A toilet in the floor, a bed, a table with a chair, a sink. That’s all. This is a replica of a prison cell from the high-security Silivri prison that stood in the courtyard of the Gorki. A few metres away is the exhibition “Museum of Small Things”. Memories of the little things that enabled political prisoners to preserve their dignity. The art of the Gorki is not finished off and filed away according to passing fashion, instead they tackle challenges over and over again. Address them, over and over again. Remember, develop. The burden remains, the rebellion sustains. The Gorki held an exhibition of artworks that Zehra Doğan produced while she was in prison. With the things she could find. She took hairs that had fallen out, stained them with menstrual blood, and worked them into a drawing of the stooped body of a female prisoner.

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All the works on display are more than just artistic accomplishments, they are signs of unbroken spirits, symbols of resistance in creativity. But even more than that. With its commitment to political impact, the Gorki expands the concept of art in theatre to make it a meeting place where the true art lies in talking about the things you see, experience and learn about. Thoughts are developed, advanced and transferred into art. Things may end up changing because people change their thinking. In intellectual debate, art wins. It merges with the force of public enlightenment. It becomes part of the fourth estate. This is important, because challenges remain. And they’re increasing. Thousands of intellectuals are currently fleeing Russia, and they’re thinking about a post-Putin future for their country. They, too, head for the Maxim Gorki Theatre. Once upon a time, the Russian city Nizhny Novgorod was called Gorky. Human rights activist and dissident Andrei Sakharov lived there, unbroken, in Soviet exile. The Sakharov Center, which was founded in his memory, was forced to leave Moscow a few weeks ago. Now the employees are trying to regroup in Berlin exile. In cooperation with the Gorki Theatre, of course. Because that’s where the ­dissident spirit dwells. David Schraven Journalist and founder of the research agency Correctiv

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zwischenrufe

Gesine Schwan Peter Eigen

WAS UNS INS GORKI LOCKT / WHAT DRAWS US TO THE GORKI We were already following Shermin Langhoff’s post-migrant theatre when the Artistic Director was presenting her work at Ballhaus Naunynstraße. We took many of our Berlin guests to Nurkan Erpulat’s iconic play Verrücktes Blut (Mad Blood). At the Gorki Theatre, she has strategically ­advanced this concept to make it “palpable”, and created a trademark. We got to experience numerous premières that conveyed the post-migrant concept in various ways, including adaptations of classics such as The Cherry Orchard and A Doll’s House. You don’t have to agree with everything they present, but the spirit of diversity, the way they systematically break through narrow-mindedness, their capacity for self-reflection and irony, their humour and spirited wit – these are things that draw us again and again. The actors and ­audiences are very young, but even the older generation, of which we are now truly part, needn’t feel left out if they accept that every allusion on stage is informed by, and can only be understood in, its generational, social and cultural context. For our part, we enjoy being able to make social observations. Above all, however, we appreciate the consistent attempt to recognise and overcome prejudices, including our own ­unavoidable prejudices, that may be associated with the concept of post-migrant theatre. We feel that when you get involved with the Gorki Theatre, you have to know from the outset that art with a consistently political approach is not for everyone. Last but not least, we always look forward to the intensive discussions following performances, where you might see a lost hat found and returned to its owner. The Gorki Theatre dedicates so much care and attention to even the most ­banal details, both in art and real life!

Das postmigrantische Theater von Shermin Langhoff haben wir schon verfolgt, als die Intendantin ihre Arbeit am Ballhaus Naunynstraße zeigte. In das Kultstück Verrücktes Blut von Nurkan Erpulat führten wir viele unserer Berlin-Gäste. Am Gorki Theater hat sie dieses Konzept strategisch zum „Anfassen“ weitergeführt und zum Markenzeichen entwickelt. Wir haben viele Premieren erleben dürfen, die auf verschiedene Weise das Postmigrantische transportierten, auch über Adaptationen von Klassikern wie Der Kirschgarten oder Nora. Man musss nicht mit allem einverstanden sein, was da vorgeführt wird, aber der Geist der Vielfalt, der systematischen Durchbrechung von Borniertheit, der Selbstreflexion und Selbstironie, des Humors und des geistreichen Witzes, der an diesem Theater herrscht, lockt uns immer wieder an. Spieler und Publikum sind sehr jung, aber auch als ältere Generation, zu der wir nun wirklich gehören, fühlen wir uns nicht ausgeschlossen, wenn wir akzeptieren, dass jede Anspielung auf der Bühne von ihrem generationellen, sozialen und kulturellen Kontext lebt und auch nur dann verstanden werden kann. Es macht uns Spaß, unsererseits dazu soziale Beobachtungen machen zu können. Vor allem aber gefällt uns der konsequente Versuch, Vorurteile zu erkennen und zu überwinden, auch die unvermeidbaren eigenen, die mit dem Konzept des postmigrantischen Theaters verbunden sein können. Dass konsequent politisch engagierte Kunst nicht jedermanns Sache ist, muss man, so scheint es uns, von vornherein wissen, wenn man sich auf das Gorki Theater einlässt. Nicht zuletzt freuen wir uns an intensiven Gesprächen nach den Vorstellungen, nach denen sogar eine liegen gebliebene Mütze wieder aufgefunden wurde. So viel Sorgfalt und Sinn auch für das banale Detail hat das Gorki Theater zu bieten, in der Kunst wie im wirklichen Leben!

Gesine Schwan and Peter Eigen Political scientist and lawyer

Gesine Schwan und Peter Eigen Politikwissenschaftlerin und Jurist

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zwischenrufe BIOGRAFIE, EIN SPIEL / BIOGRAPHY, A GAME I was standing on the edge of a football field in Bonn cheering for my nephew when I got the call from Shermin ­Langhoff. Would I like to move to the ensemble permanently the following year when she took up artistic direction at the Gorki? I was overjoyed, and it was with that feeling that I went to the Theatertreffen in Berlin in 2012, where we were invited to perform Lukas Langhoff’s production of An Enemy of the People. I haven’t combed through every archive, but I think it was the first time that an Afro-German actor had appeared in that type of lead role there. It already felt like the kick-off of a new beginning in Berlin. What is more shocking to you – the fact that I am Black or that my grandfather was a Nazi? This was the question I asked in Oliver Frljić’s production Gorki – Alternative für Deutschland? (Gorki – Alternative for Germany?). It was a milestone for me in the theatre, because for the first time I went on stage with my own biography, with a story that draws on my private life. A kind of storytelling, of performative theatre, the kind that Yael Ronen and other directors at the Gorki had already developed, advanced and perfected. Our 2013 opening shot of the Cherry Orchard in Nurkan Erpulat’s production was already a statement for this new way of thinking about theatre. Which people are on stage, what are they talking about and how, what stories do we want to convey? I talked about my maternal grandfather, who grew up in Kassel, joined the Nazis and went on to have a career in the party. It was also a game – what is fiction, what is real? A way to stimulate discourse, to enable an exchange of ­ideas. With the audience, with other formats beyond the theatre. Speaking truths in this way, making the things you say sound so personal – even as an actor it can almost be frightening at certain moments. Frightening, because of the courage it takes to create that kind of intimacy. That’s what distinguishes a theatre like the Gorki from social media, which is also built on sharing things that seem highly personal. But there you only see the facade. We do the opposite. We scrape away the facade and reveal the skeleton underneath. Falilou Seck Actor

Falilou Seck Schauspieler 293

Falilou Seck

Ich stand am Rande eines Fußballplatzes in Bonn und habe meinen Neffen angefeuert, als mich der Anruf von Shermin Langhoff erreicht hat. Ob ich im kommenden Jahr, mit dem Beginn ihrer Intendanz am Gorki, fest ins Ensemble wechseln möchte? Ich habe mich wahnsinnig gefreut, und mit diesem Gefühl bin ich 2012 zum Theatertreffen nach Berlin gefahren, wo wir mit Lukas Langhoffs Inszenierung von Ein Volksfeind eingeladen waren. Ich habe nicht alle Archive gewälzt, aber es war wohl ein Novum, dass ein afrodeutscher Schauspieler in einer solchen Hauptrolle dort auftritt. Mir kam es bereits vor wie der Startschuss für den Neuanfang in Berlin. Was ist für Sie schockierender – die Tatsache, dass ich Schwarz bin oder dass mein Großvater Nazi war? Diese Frage stelle ich in der Inszenierung Gorki – Alternative für Deutschland? von Oliver Frljić. Ein Markstein für mich am Theater, denn zum ersten Mal bin ich mit meiner Biografie, mit einer Geschichte, die aus meinem privaten Leben schöpft, auf die Bühne gegangen. Eine Art des Erzählens, des performativen Theaters, die Yael Ronen und auch andere Regisseurinnen und Regisseure am Gorki zuvor schon entwickelt, weitergedacht, perfektioniert hatten. Bereits unser Aufschlag 2013 mit dem Kirschgarten in der Regie von Nurkan Erpulat war ein Statement für dieses neue Theaterdenken: Welche ­Menschen stehen auf der Bühne, was erzählen sie und wie, welche Geschichten sollen transportiert werden? Ich habe von meinem Großvater mütterlicherseits gesprochen, der in Kassel aufgewachsen ist, sich den Nazis angeschlossen und in der Partei Karriere gemacht hat. Es war auch ein Spiel: Was ist Fiktion, was ist real? Ein Mittel, um einen Diskurs anzuregen, einen Gedankenaustausch zu ermöglichen. Mit dem Publikum, mit anderen Formaten außerhalb des Theaters. Diese Art, auch Wahrheiten auszusprechen, das Erzählte so persönlich klingen zu lassen, lässt einen auch als Schauspieler in bestimmten Momenten fast schon erschrecken. Vor diesem Mut, eine solche Intimität zu erzeugen. Das unterscheidet ein Theater wie das Gorki von den sozialen Medien, in denen es ja auch darum geht, etwas scheinbar sehr Persönliches zu zeigen. Aber dort wird nur die Fassade sichtbar. Wir machen das Gegenteil. Wir kratzen die Fassade ab und zeigen das Skelett darunter.


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Azadeh Sharifi

GEDANKEN ZUR POROSITÄT / THOUGHTS ON POROSITY Porosität bezeichnet in der Geowissenschaft das Verhältnis des Volumens aller Hohlräume eines porösen Bodens oder Gesteins zu dessen äußerem Volumen. Walter Benjamin hat das Denkbild der Porosität geprägt, die er in einer Reflexion der neapolitanischen Architektur und ihrer sozialen Umgebung entwickelte. Das poröse Gestein sei gefüllt mit dem Leben der Menschen, die selbst den speziellen Charakter des Gesteins prägen: „In allen wahrt man den Spielraum, der es befa h ̈ igt, Schauplatz neuer unvorhergesehener Konstellationen zu werden. Man meidet das Definitive, Geprägte. Keine Situation erscheint so, wie sie ist, für immer gedacht, keine Gestalt behauptet ihr ‚so und nicht anders‘.“ In dieser urbanen Denkfigur entfaltet sich für mich die ästhetische und politische Wirkmächtigkeit des postmigrantischen Theaters. Mit dem Begriff Porosität verstehe ich nicht nur, wie das postmigrantische Theaters den Hohlraum (das Fehlen anderer Stimmen und Perspektiven) des Theaters in seiner bis dahin deutschen Tradierung sichtbar (und messbar) gemacht hat. Mit der Porosität im Benjamin’schen Sinn verstehe ich das Zusammenspiel des künstlerischen Materials, der Form (des Formats) und des gesellschaftlich-­ künstlerischen Raums des postmigrantischen Theaters. ­Darin manifestiert sich die Suchbewegung, die das Definitive meidet und keine endgültige Gestalt annimmt. Das postmigrantische Theater ist mehr als nur die Summe seiner Theaterstücke, seiner Künstler*innen und theatralen Diskurse. Es ist die Durchdringung der deutschen Gesellschaft und des Verhältnisses ihres vermeintlichen überlieferten Kerns und ihrer Ränder, die spielerisch austariert (und neu vermessen) wird. Und es ist als Teil der Architektur des deutschen Theaters geprägt von dem speziellen Charakter seiner Menschen (und Künstler*innen), die das Gestein geformt haben. In dieser Porosität habe auch ich meinen Platz als Wissenschaftlerin und rassifizierte Person gefunden, die bis dahin deutsches Theater immer nur mit einem double consciousness (also dem Blick von außen, der auf das rassifizierte Subjekt geworfen wird) erfahren hat. Im postmigrantischen Theater und seinen künstlerischen Aushandlungen habe ich auch meine eigene Biografie, mein eigenes Leben auf der Bühne erspüren und erleben dürfen.

Azadeh Sharifi Visiting Assistant Professor am Department of Germanic Languages & Literatures der University of Toronto 294

In geoscience, porosity refers to the ratio of all the cavities in porous soil or rock as a volume in comparison with its external volume. Walter Benjamin set out his own concept of porosity, which he developed in a study of Neapolitan architecture and its social setting. The porous rock is filled with the life of people, who in turn shape the special character of the rock: “In everything they preserve the scope to become a theatre of new, unforeseen constellations. The stamp of the definitive is avoided. No situation appears ­intended forever, no figure asserts its ‘thus and not otherwise’.” For me, it is in this urban concept that the aesthetic and political potency of post-migrant theatre reveals itself. I don’t see the term porosity as applying solely to the way post-migrant theatre made visible – and measurable – the hollow space of theatre (the lack of other voices and perspectives) in its German tradition to that point. Within Benjamin’s concept of porosity I see the interplay of the artistic material, the form (the format) and the social and artistic space of the post-migrant theatre. This is where the act of searching – which avoids the definitive, never assuming definitive form – is made manifest. Post-migrant theatre is more than just the sum of its plays, its artists and its theatrical discourses. It is the penetration of German society and the relationship between its supposedly traditional core and its margins that are balanced (and remeasured) in performance in performance. And as part of the architecture of German theatre, it is transformed by the special character of its people (and artists) who formed its rock. It was within this porosity that I found my own place as a scientist and a racialised individual, who until then had ­only ever experienced German theatre with a “double consciousness” (the view from outside that is ascribed to the racialised subject). In the post-migrant theatre and its artistic negotiations, I was able to sense and experience my own biography, my own life on stage. Azadeh Sharifi Visiting Assistant Professor at the Department of Germanic Languages & Literatures at the University of Toronto


zwischenrufe WIR LASSEN UNS UNSERE GESPRÄCHE NICHT VERBIETEN! / OUR RIGHT TO SPEAK CANNOT BE DENIED!

Peter Steudtner Political scientist, activist and documentary filmmaker

Peter Steudtner Politologe, Aktivist und Dokumentarfilmer

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Peter Steudtner

“Autumn Salon”, 2017: I had been released from prison in Istanbul just a few weeks earlier; the experience is still present, the art of resistance in the Gorki welcomes me. Many opportunities to connect with my experience. Spring 2022: joint solidarity action with Can Dündar, Aslı Erdoğan, Deniz Yücel, Zehra Doğan for Osman Kavala, ­Mücella Yapıcı, Çiğdem Mater, Hakan Altınay, Mine Özerden, Can Atalay, Yiğit Ali Ekmekçi and Tayfun Kahraman, with massive support from Shermin Langhoff’s Gorki team. In between, artistic encounters and joint projects such as Zehra Doğan and Can Dündar’s exhibition project “Stronger still”, which hosted the solidarity candle of the “Watch and Pray - Freedom Now!” group from the Gethsemane Church. And Can Dündar’s Silivri prison cell, which had also been Deniz Yücel’s and mine, recreated as art. Gorki, a place of solidarity, creativity and resistance, ­creates space for art and dialogue. “Sohbet, hakkımız engelenemez!” – Our right to speak cannot be denied! A call from political prisoners I got to know in Silivri. For me, it’s a call from the Gorki against the political and artistic mainstream here in Berlin and Germany as well, one that is also directed at repressive regimes throughout the world! And at the same time a call for dialogue and joint debate, offered in solidarity. On that note: solidarity is key! Inside and outside! Keep it up, Gorki!

„Herbstsalon“, 2017: Nur ein paar Wochen zuvor aus der Haft in Istanbul entlassen, das Erlebte noch präsent, heißt mich die widerständige Kunst im Gorki willkommen. Vielerlei Andockmöglichkeiten für meine Erfahrungen. Frühjahr 2022: Gemeinsame Solidaritätsaktion mit Can Dündar, Aslı Erdoğan, Deniz Yücel, Zehra Doğan für Osman Kavala, Mücella Yapıcı, Çiğdem Mater, Hakan Altınay, Mine Özerden, Can Atalay, Yiğit Ali Ekmekçi und Tayfun Kahraman mit massiver Unterstützung des Gorki-Teams rund um Shermin Langhoff. Dazwischen artivistische Begegnungen und gemeinsame Projekte wie Zehra Doğans und Can Dündars Ausstellungsprojekt „Stronger still“, in dem auch die Solidaritätskerze der „Wachet und Betet – Freiheit Jetzt!“-Gruppe aus der Gethsemanekirche ihren Platz fand. Und die künstlerisch umgesetzte Gefängniszelle Can Dündars, die auch Deniz Yücels und meine in Silivri gewesen war. Gorki, ein Ort der Solidarität, Kreativität und Widerstand künstlerischen und dialogischen Raum schafft. „Sohbet, hakkımız engelenemez!“ – Wir lassen uns unsere Gespräche nicht verbieten! Ein Ruf von politischen Gefangenen aus Silivri, den ich dort kennengelernt habe. Für mich auch ein Ruf des Gorki gegen den politischen und künstlerischen Mainstream hier in Berlin und Deutschland, aber auch in Richtung repressiver Regime weltweit! Und gleichzeitig ein Solidaritätsruf zu Dialog und gemeinsamer solidarischer Auseinandersetzung. In diesem Sinne: Solidarität trägt! Drinnen und draußen! Weiter so, Gorki!


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Mythen der Wirklichkeit #5 (2018) – Karagiozis bei den Thermopylen – ­Michail Fotopoulos, Kostis Kallivretakis


3. Berliner Herbstsalon (2017) – Vatersprachmusik – Renán Cerón, Yanina Cerón

Bilder aus Nichts (2018) – Martha Hölters-Freier, Renate C. Sörensen

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3. Berliner Herbstsalon (2017) – Andere Menschen denken von Alfredo Jaar

3. Berliner Herbstsalon (2017) – Lichtobjekt OST von Bert Neumann

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3. Berliner Herbstsalon (2017) – The School of Sikimden aşağı Kasımpaşa von Hale Tenger

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3. Berliner Herbstsalon (2017) – Monument von Manaf Halbouni


3. Berliner Herbstsalon (2017) – The List von Banu Cennetoğlu

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3. Berliner Herbstsalon (2017) – Isola Bella von Danica Dakić

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3. Berliner Herbstsalon (2017) – Deine Stele vom Zentrum für Politische Schönheit


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Mythen der Wirklichkeit #7 (2018) – Tyskland – Svenja Liesau, Jerry Hoffmann


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Grundgesetz. Ein chorischer Stresstest am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe (25. Mai 2019)


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Sesede Terziyan

ODE AN DIE FREIHEIT / ODE TO FREEDOM wieder um die Sache. Also habe ich gesagt: Natürlich machen wir das. Wir besetzen jetzt das Gorki. Schon, um dieses postmigrantische Label wieder zu zerschlagen, das war mein Wunsch. Ich will alles, was steht, am liebsten gleich wieder kaputt machen, um wieder zu sein. Schwer zu sagen, ob uns das gelungen ist. Wir haben auf jeden Fall den Radius des Postmigrantischen extrem erweitert. Die Themen sind größer geworden, dichter, wir befinden uns in einer anderen Zeit als noch vor zehn, 15 Jahren. Aber sie bauen auf dem auf, was wir damals geschaffen haben. Und das hat immer auch zu tun mit der Kraft und der Energie einer Einzelnen, die Gruppen in Bewegung zu setzen vermag. Mit Shermin Langhoff. Ich bin unglaublich dankbar für den Weg, den wir gemeinsam gegangen sind und immer noch gehen, mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Freudentränen und Konflikten. Ich fühle mich vom Glück gesegnet, und ich weiß auch, wie viel eigene Arbeit damit verbunden ist. Um es mit Friedrich Schiller zu formulieren: „Wie kann der Mensch dazu gebracht werden, mit seiner eigenen Verantwortung umzugehen, um in Freiheit zu leben?“ Dahin muss jede*r selbst gelangen. Aber wenn man auf Menschen trifft, die genau in diese Richtung streben, ist das ein Geschenk.

Ich habe am Lausitzer Platz Flyer verteilt für meinen Monologabend Medea Eva Braun – ein deutsches Bunker­märchen am Theater Eigenreich. Auf einmal kommt eine Frau auf mich zu: „Hey, du bist doch diese Schauspielerin, was hast du denn da, zeig mal her.“ Sie schnappt sich einen Flyer und verspricht: „Ich komme.“ Und sie kam auch wirklich, am gleichen Abend. Gefühlt mit halb Kreuzberg im Schlepptau. Nach der Vorstellung haben wir bis in die Puppen zusammengesessen, haben über Theater geredet, gestritten und gelacht, es flossen Freudentränen. Ich wusste: Diesen Moment muss ich abspeichern. Hier passiert gerade etwas Entscheidendes in meinem Leben. So bin ich Shermin Langhoff und dem Team vom Ballhaus Naunynstraße begegnet. So hat unsere Zusammenarbeit angefangen. Es existierten schon Millionen Pläne, am liebsten hätte Shermin mich gleich in fünf Stücken besetzt. „Schau mal, wir haben dieses Projekt und dieses und dieses, such dir was aus, wir entwickeln das alles gerade noch, das ist unsere Arbeitsweise“ – bam, bam, bam. Und mit genau dieser Energie sind wir auch an den Start gegangen. Ich hatte schon in Göttingen gearbeitet, am Deutschen Theater Berlin, am Düsseldorfer Schauspielhaus, auch unter Volker Hesse am Gorki. Es fing früh an, noch während des Studiums, dass ich Rollen bekam. Ich erinnere mich, dass viele mir den Vogel gezeigt haben: Sesede, in was für einem Hinterhof spielst du jetzt, welche Straße, wieso? Und ich habe geantwortet: Weil es den Leuten da um die Sache geht. Am Ballhaus bin ich Menschen begegnet, die den gleichen Pulsschlag hatten wie ich. Die wollten, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung endlich in die Sichtbarkeit tritt. Das haben wir geschafft, bis zu dem Punkt, wo wir das Theatertreffen in die Naunynstraße eingeladen haben, statt zu den Festspielen rüber in den Westen zu fahren. Damit die Menschen diesen Ort sehen, diesen konkreten Raum, aus dem heraus sich alles entwickelt hat. Ich werde auch den Tag nicht vergessen, an dem Shermin mich gefragt hat, ob ich mit ihr ans Gorki gehe. Weil sie die Intendanz nur übernehmen wollte, wenn ihre Leute dabei sind. Eigentlich wollte ich nie wieder fest einem Ensemble angehören. Aber es ging nicht um mich persönlich. Es ging

Sesede Terziyan Schauspielerin

I was on Lausitzer Platz, handing out flyers for my monologue performance Medea Eva Braun – ein deutsches Bunkermärchen (Medea Eva Braun – a German Bunker Fairy Tale) at Theater Eigenreich. Suddenly a woman comes up to me and says, “Hey, you’re that actress, what have you got there, show me.” She grabs a flyer and promises: “I’ll be there.” And she really did come, to that evening’s performance. With what seemed like half of Kreuzberg in tow. After the performance we sat together until all hours, talking about theatre, arguing and laughing, with the tears of joy flowing. I knew: I have to save this moment. There is something pivotal happening in my life right now. That’s

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responsibility to live in freedom?” All of us have to get there on our own. But when you meet people who are already heading in that direction, it’s a gift.

how I met Shermin Langhoff and the team from Ballhaus Naunynstraße. That is how our cooperation began. There were already millions of plans, Shermin wanted to cast me in five plays at once. “Look, we have this project and this and this, take your pick, we’re still developing it, that’s just how we work” – bam, bam, bam. And that was exactly the energy with which we started. I had already worked in Göttingen, at the Deutsches Theater Berlin, at the Düsseldorfer Schauspielhaus, and also under Volker Hesse at the Gorki. I started to get roles early on, while I was still studying. I remember many people thought I was nuts. Sesede, what Hinterhof are you performing in now, what street, why? And I answered: because the people there care about the issues. At the Ballhaus I found people with the same pulse as me. They wanted a large part of the German population to finally gain visibility. We succeeded in that, to the point that we invited the Theatertreffen to Naunynstraße rather than going west to the festival. That way people would see this place, this very real space where it all developed. And I will never forget the day Shermin asked me to go to the Gorki with her. Because she only wanted to take over as Artistic Director if her people were there. To be honest I didn’t want to be a permanent ensemble actor again. But it wasn’t about me personally. It was about the issues, again. So I said: of course we’ll do it. We’re going to occupy the Gorki. To shatter that “post-migrant” label again – that was my wish. I want to destroy everything straight away so that it can exist anew. It’s hard to say whether we succeeded. In any case, we have greatly expanded the radius of post-migrants. The issues have become bigger, denser, it’s not like it was 10 or 15 years ago. But they’re building on what we created back then. And that was always related to the strength and energy of an individual who has the power to set groups in ­motion. To Shermin Langhoff. I am incredibly grateful for this path we have walked together, are still walking, with all its ups and downs, with all its tears of joy and conflicts. I feel lucky and I also know how much of my own work is linked to it. In the words of F ­ riedrich Schiller – “How can one make people engage with their own

Sesede Terziyan Actress

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Volkan T

GEDANKENBLITZE / FLASHES OF INSPIRATION Ressourcen schaffen Möglichkeiten ist mir im Kopf geblieben, ihr mit eurem sinnlosen Kunstgelaber, sinnlosen Ausgaben. Der Unterschied ist heute, dass Kanake auf der Straße Boss gepimpt den Gipfel erklimmt. Versteht den hint.

Du lässt die Vergangenheit Revue passieren, Gedankenblitze poppen auf, verenden in den Bahnen der Gegenwart, Realismus holt dich ein, annullieren hilft nicht, du musst Druck ablassen, raus. Endlose Anekdoten, Geschichten, die sich aneinander reiben, vereinen, verbreiten Synapsen, die in Erinnerungen schwelgen, Kultur ist zum Zurückficken, nicht zum Denken.

Kultur ist no go area, das Kopfgefickte ist no go lecture. Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder keine Frage, noch radikaler und aggressiver als je zuvor, mein Name ist Terror, wir sind Pitbull, nicht Labrador.

Was ich gelernt habe in dieser Zeit, ist: Scheiß auf Mainstream, auf deine Pop-Art-Avantgarde. 20er Jahre, deutscher Rassismus war nicht nur damals, sondern ist auch heutzutage en vogue und steht weiterhin hoch im Kurs.

Volkan T Musiker und von 2008 bis 2016 einer der Leiter der akademie der autodidakten am Ballhaus Naunynstraße

Wer will wem was über Kunst erzählen, der sich mit 14 Fellini auf LSD reinzieht, in Kollektiven und besetzten Häusern wohnt, produziert, mit Drogen dealt, Equipment kauft, Steine schmeißt auf „Nie wieder Deutschland“-Demos zuhauf.

You return to the past, thoughts flare up, die out in the pathways of the present, realism catches up with you, ­withdrawing doesn’t help, you have to release the pressure, get out.

Von niemandem abhängig im DIY-Gedanken alles aufgebaut, queer gelebt, als das Wort nicht existiert, weil niemand in dieser Zeit „Decolonize“ versteht und nur in Punk und Hip-Hop denkt und lebt.

Endless anecdotes, stories rub against each other, blending, synapses spreading, revelling in memories, culture isn’t for thinking it’s for fucking back.

Weil du Horst nicht verstehst, dem Erfolg von Kanaken neidisch gegenüberstehst, es nicht verkraftetest, weil du bist neidbelastet, ein Kanake ist nur gut, wenn man sich um diesen sorgen und ihn bemitleiden kann, doch stehst du ganz oben, erst dann fängt der Rassismus richtig an.

What I learned back then: screw your mainstream, your pop art avant garde. The ’20s? German racism was on trend back in the day, it’s on trend today as well, still doing big numbers.

Weil du etwas schaffst, was einzigartig ist, miss weit weg von Abonnement an den Kassen die Szene pissed, warum, klar, weil fancy Kanaken im Biz.

Who wants to talk about art with someone who gets into LSD with Fellini at 14, lives in collectives and squats, ­producing, dealing drugs, buying equipment, throwing rocks at “Never Again Germany” demos.

Auf einmal bist du im Konkurrenzverhältnis zu großen Theatern, die für hunderttausende Bühnenbilder bauen. ­ Sie denken, sie lassen es im Saal krachen zwischen drei Ü-70-Herren im Publikum, in der ersten Reihe im Dunst des Mottengeruchs, während wir im Ballhaus in alter Manier bis Morgens das Tanzbein schwingen und mit Stars anstoßen auf das gute Gelingen.

Built it all up DIY style, depending on no one, living queer when it wasn’t even a thing, because nobody understood “decolonising” back then, only thinking and living in punk and hip-hop.

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Horst you don’t get it, you resent the Kanake’s hit, you can’t deal with it, hit by envy because the only good Kanake’s the one you get to worry about, feel sorry about, but it’s when you hit the top that the racism really hits. Because you create something unique, this isn’t names on a subscription list, the scene is pissed, and why? Yeah, fancy-ass Kanakes up in their biz. So now you’re up against the big theatres, you know, the ones that build sets for hundreds of thousands. They think they’re really crushing it, there’s three dudes 70+ in the audience, a mothball haze in the first row, meanwhile back at the Ballhaus we’re dancing until dawn, propping up the bar, toasting triumph with the stars. “Resources create opportunities” – that stuck in my head, you’ve got your useless art blah blah, useless expense. The difference now is that the Kanake’s fully pimped up, on the streets and taking it to the top. Take the hint. Culture is a no-go zone, fucked in the head is no-go reading. Today’s a day you can’t ignore, we’re coming back for sure, more radical and aggressive than before, my name is Terror, we’re a Pitbull, not a Labrador. Volkan T Musician and from 2008 to 2016 one of the leaders of the Akademie der Autodidakten at Ballhaus Naunynstraße

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Deniz Utlu

FREITEXT DER VERHÄLTNISSE / FREE TEXT OF CONDITIONS Shermin Langhoff und Jens Hillje die Leitung des Maxim Gorki Theaters übernahmen – und es mit vielen anderen zu einem Ort machten, wo die Geschichten der anderen die Geschichten der Unsrigen waren: hier selbstverständlich, was woanders als fremd gegolten hätte. Im neuen Studio Я unter der Leitung von Sasha Marianna Salzmann entwickelten wir drei künstlerisch autonome Cluster: „Stage Diving“ für Performance, „Die Unternationale“ für Musik und „­Gegen Sätze“ für Literatur. Wir führten nun also das Konzept, das vor nun fast zehn Jahren in einer kleinen Bar in Kreuzberg entstanden war, in Berlin-Mitte in einem Staatstheater weiter. Wobei sich der Ansatz von „tausend worte tief“ weitete – auf allgemein marginalisierte Positionen, nicht nur solche, die von Rassismus betroffen sind. Bald trat Franziska Richter von der Friedrich-Ebert-Stiftung als Förderin dazu. Die antirassistische, queere Literaturreihe bekam so eine Ost-Perspektive sowie im Zuge des Syrienkriegs eine Exil-Literatur-Dimension. Wir suchten einen neuen Namen für unsere „Gegen Sätze“, weil wir zunehmend auch Diskursveranstaltungen organisierten, die Reihe aber literarisch bleiben sollte. Necati Öziri, der Nachfolger von Sasha als Leiter des Studio Я, schlug „Prosa der Verhältnisse“ vor. Denn darum ging es, vielleicht schon von Anfang an: ein Schreiben aus den Verhältnissen heraus gegen die Verhältnisse.

Die Bar hieß Café :vorWien und wurde damals, 2004, von einem jungen Filmemacher aus Ankara und einem Kulturmanager aus Berlin betrieben. Der Schriftsteller Mutlu ­Ergün-Hamaz lief mit mir in das frisch eröffnete Café, in dem Sofas herumstanden und das wie ein alter türkischer Fußballverein oder ein Gewerkschaftsverband wirkte. Wir sind Autoren, sagte Mutlu, wir suchen einen Ort, an dem wir unsere Texte vorlesen können. So entstand die Lesereihe „tausend worte tief – gelesen wird immer“, in Anlehnung an den Song „A Thousand Kisses Deep“ von Leonard C ­ ohen. Unser Konzept war so einfach wie provokativ (was uns damals nicht ganz klar war): Es sollten nur Autor*innen eingeladen werden, die von Rassismus betroffen sein konnten, Autor*innen of Color, migrantisierte Autor*innen, jüdische Perspektiven, Schwarze deutsche oder asiatisch-deutsche Stimmen, Romni und Sintezza. Inhaltlich machten wir keine Vorgaben. In den Texten musste es nicht um Rassismus gehen, und oft tat es das auch nicht. Später führte ich diese Reihe in der Werkstatt der Kulturen unter der Leitung von Philippa Ebéné zwei Jahre lang fort. In jener Zeit gab ich das Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext heraus, das ich 2003 zusammen mit Sasha Marianna Salzmann und anderen gegründet hatte. Mit Essays, Interviews und literarischen Texten begleiteten wir neben den Diskursen unserer Zeit unter anderem die Entwicklungen rund um das neu gegründete junge postmigrantische Theater Ballhaus Naunynstraße. In einem großen Interview zur Gründung des Hauses in der 13. Ausgabe des Magazins diskutierten wir mit Shermin Langhoff und Tunçay Kulaoğlu kritisch den Begriff „postmigrantisch“. Im Kontext des Festivals „Almancı – 50 Jahre Scheinehe“, das das Haus später zum fünfzigsten Jahrestag des deutschtürkischen Anwerbeabkommens von 1961 ausrichtete, kuratierte ich eine Literaturreihe. Deren Titel entliehen wir einem Text von Selim Özdogan: „Vibrationshintergrund“. Hier lasen zum Beispiel die Autorinnen Mely Kiyak und Hilal Sezgin gemeinsam Texte über das Landleben, über Beete und das Beten, hier stritten der Autor Feridun Zaimoğlu und der Politologe Kien Nghi Ha über Wert und Unsinn der Vereinnahmung des Deutschseins als Identitätskategorie. Nach dem Festival blieb die Literaturreihe am Ballhaus bestehen, bis 2013

Deniz Utlu Schriftsteller

The bar was called Café :vorWien and at the time, 2004, it was run by a young filmmaker from Ankara and a cultural manager from Berlin. The writer Mutlu Ergün-Hamaz and I walked into the newly opened café, which had sofas all over the place and looked like an old Turkish football club or a trade union association. We’re writers, said Mutlu, we’re looking for a place where we can read our work. This is how the reading series “tausend worte tief – gelesen wird immer” (a thousand words deep – people always read) came about, based on the song “A Thousand Kisses Deep” by Leonard Cohen.

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affected by racism. Franziska Richter from the FriedrichEbert-Stiftung soon joined as a sponsor. So the anti-racist, queer literature series attained an East German perspective and, in the course of the Syrian war, a dimension of exile literature. We were looking for a new name for our “Gegen Sätze” cluster because we were increasingly staging discourse events, but we wanted the series to remain literary. Necati Öziri, Sasha’s successor as head of Studio Я, suggested “Prosa der Verhältnisse” (Prose of Conditions).­ Because that’s what it was all about, perhaps from the very beginning: writing under conditions, against the conditions.

Our concept was as simple as it was provocative (something not entirely clear to us at the time): we would only invite writers who might be affected by racism, writers of colour, migrant writers, Jewish perspectives, Black German and Asian-German voices, Romni and Sintezza. We made no specifications about the writing itself; it didn’t need to be about racism, and often it wasn’t. I later continued this format for two years in the Werkstatt der Kulturen under Philippa Ebéné. At the time I was publishing the culture and society magazine freitext, which I founded in 2003 with Sasha Marianna Salzmann and others. Through essays, interviews and literary texts, we followed not just the discourses of our time, but also developments around the new, young, post-migrant theatre Ballhaus Naunynstraße. In a major interview on the founding of the house in the 13th issue of the magazine, we took a critical look at the term “post-migrant” with Shermin Langhoff and Tunçay Kulaoğlu. Later I curated a literary programme for the festival “­Almancı – 50 Jahre Scheinehe” (Almancı – 50 Years of Sham Marriage), which the house staged to mark the 50th anniversary of the 1961 recruitment agreement between German and Turkey. We borrowed the title from a text by Selim Özdoğan: “Vibration background” [a variation on “­ migration background”]. Here, for example, the writers Mely Kiyak and Hilal Sezgin read work about rural life, about beds and prayer, and the writer Feridun Zaimoğlu and political scientist Kien Nghi Ha argued about the value and folly in appropriating Germanness as an identity category. After the festival, the Ballhaus maintained the literature ­ programme until 2013, when Shermin Langhoff and Jens Hillje took over management of the Maxim Gorki Theatre where they – and many others – created a place where the “other” stories were our stories; what was alien elsewhere was second nature here. In the new Studio Я, headed by Sasha Marianna Salzmann, we developed three artistically autonomous clusters: “Stage Diving” for performance, “Die Unternationale” for music and “Gegen Sätze” for literature. So in a state theatre in Mitte we were furthering the concept created almost ten years ago in a small bar in Kreuzberg. But the approach of “tausend worte tief” broadened to cover marginalised positions in general, not just people

Deniz Utlu Writer

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4. Berliner Herbstsalon (2019) – No violarás (Du sollst nicht vergewaltigen) von Regina José Galindo

Wenn türkis-blau die Antwort ist, wie blöd war die Frage dann? (2019) – Vidina Popov, Mareike Beykirch, Anastasia Gubareva, Mehmet Ateşçi 314


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4. Berliner Herbstsalon (2019) – Bosnian Girl von Šejla Kamerić


4. Berliner Herbstsalon (2019) – Audition for a Demonstration von Lola Arias im Haus der Statistik

4. Berliner Herbstsalon (2019) – Lebensdorn Heilanstalten Haus 2 von Ender/Kolosko

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4. Berliner Herbstsalon (2019) – Wir akzeptieren eure Entschuldigungen nicht! von Regina José Galindo

4. Berliner Herbstsalon (2019) – Rewitching at the Goddess Temple von Delaine Le Bas

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4. Berliner Herbstsalon (2019) – The Miracle of Love/Das Wunder der Liebe von Daniel Cremer

4. Berliner Herbstsalon (2019) – Die Heiliginnen von Lea Draeger

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4. Berliner Herbstsalon (2019) – Oh! Ode (Oh! What Joy, What Goodness, What Beauty Calls For an Ode No. 7012) von Sasapin Siriwanij


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5. Berliner Herbstsalon – stronger still (2021) – SİLİVRİ. prison of thought von Can Dündar


5. Berliner Herbstsalon – stronger still (2021) – prison no. 5 von Zehra Doğan

5. Berliner Herbstsalon – Community: An App for One Person (2020) von Marta Górnicka – Filip Piotr Rutkowski, Saskia Kollbach, Hila Meckier, Sandra Bourdonnec, Sibylle Kranwetvogel, Therese Nübling, Gian Mellone 322


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5. Berliner Herbstsalon – stronger still (2021) – museum of small things von Can Dündar und Hakan Savaş Mican


Pugs in Love – Queer Week 2021 – Dark Room revisited – Julius Feldmeier, Banafshe Hourmazdi, Mazen Aljubbeh, Knut Berger

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5. Berliner Herbstsalon – Offener Prozess (2021/22)

5. Berliner Herbstsalon – ’61–’91–’21: Immer wieder Deutschland (2021) – Get Deutsch or Die Tryin’ – Linda Vaher, Elmira Bahrami, Yusuf Çelik, Necati Öziri 325


5. Berliner Herbstsalon – Beware of Linguistic Engineering (2022) – Sunday Afternoon Tea #1

5. Berliner Herbstsalon – Beware of Linguistic Engineering (2022) – Performance – Delaine Le Bas, Hugo S. Santos 326


5. Berliner Herbstsalon – Young Curators Academy – The Curator’s Suitcase (2022)

5. Berliner Herbstsalon – ’61-’91-’21: Immer wieder Deutschland (2021) – Weil wir nicht vergessen

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Christian Weise

BERUFSENTHUSIAST*INNEN / ENTHUSIASTS BY TRADE künstlerisches Team erschaffen, zu beleben. Hannes, unser Mann vom Ton ist immer schon da, wenn ich komme, und bleibt noch, wenn ich gehe. Wie bei Hase und Igel. Auch Hannes hat diese Freude am Weiterentwickeln, kommt mit eigenen Ideen und ärgert sich noch mehr als ich, wenn etwas nicht funktioniert. Ich kenne kein anderes Theater, an dem die Gewerke so viel Spaß daran haben, Kunst möglich zu machen.

Am Gorki habe ich zum ersten Mal 1995 gearbeitet. Ich war Puppenspielstudent an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und ich spielte in einer kleinen Produktion im Studio Weihnachten bei Ivanovs von Aleksandr Vvedenskij. Deshalb kenne ich von damals noch viele Kolleg*innen hinter den Kulissen: Sabine aus der Requisite, den Bühnenmeister Wolle und die Kollegen der Bühnentechnik Rudi, Mücke, Deti, Charly, Mausi und Öli. Damals schon habe ich die Gewerke schätzen gelernt, und ich habe mich gefreut, diese Mannschaft 2013 wieder zu treffen, als ich von Shermin Langhoff eingeladen worden war, das Stück Der kleine Muck zu inszenieren. Jetzt war ich aber Regisseur, was einem Kollegen der Technik auf der Bauprobe auch gleich auffiel: „Du warst doch letztens noch Puppenspieler, wat spielste denn jetzt den Chef hier?“ Am Gorki sind alle immer dran an dem, was passiert – und wollen alles möglich machen. Wenn eine Idee gut ist und das Budget mal nicht reicht, wird überlegt, wie sie trotzdem umgesetzt werden kann. Ich liebe es, dass das Handwerk wertgeschätzt wird. Markus, der Werkstattleiter, denkt immer im Sinne der Kunst – nicht der Effektivität. Mit ihm macht es mir einfach nur Freude, bei Modellbesprechungen darüber nachzudenken, wie man Pläne am besten und schönsten umsetzen kann. Für Der kleine Muck fertigte Bühnenbildnerin Julia Oschatz Hunderte von Pappobjekten an, die von der Requisite hinter der Bühne organisiert werden mussten, was überall sonst Stress bedeutet hätte – aber am Gorki war das kein Problem und hat allen einfach nur Spaß gemacht. In meiner letzten Inszenierung Queen Lear gab es eine Küchenkulisse mit einem Herd, der rauchen sollte. Die Kulisse war aber ein richtiger Oschatz: bemalt und aus Holz. Melanie aus der Requisite hatte die Idee, mit einem kleinen Schlauch und einer Nebelmaschine die gemalte Flamme des Herds zum Rauchen zu bringen. Und es gab ein Huhn, das in einem Käfig in der Wand der Küche saß und wie eine Handpuppe bespielt werden musste. Ich brauchte gar nicht nachzufragen. Nachdem der Herd geraucht hatte, spielte Melanie das Huhn. Für meine Inszenierungen nutze ich immer sehr viel Live-Musik und Geräusche, um die Welten, die wir als

Christian Weise Regisseur

The first time I worked at the Gorki was in 1995. I was a puppetry student at the Ernst Busch Academy of Dramatic Arts in Berlin and I performed in a small studio production, Weihnachten bei Ivanovs (Christmas with the Ivanovs) by Alexander Vvedensky. That’s how I know a lot of my colleagues behind the scenes from back then: Sabine from the props department, stage manager Wolle and my stage technician colleagues Rudi, Mücke, Deti, Charly, Mausi and Öli. I learned to appreciate the crew back then, and I was delighted to meet them again in 2013 when Shermin Langhoff invited me to direct the play Der kleine Muck (Little Muck). But this time I was a director, something a colleague from the technical department noticed right away at the set rehearsal. “The other day you were a puppeteer, what are you doing acting the boss now?” At the Gorki, everyone always takes an interest in what is happening – and they want to make everything possible. If an idea is good but we don’t have a big enough budget, we think about how we can do it anyway. I love that people value craft here. Markus, the workshop manager, always thinks in terms of art – not efficiency. When we look at models, it’s a joy to just think about the best and most appealing way to implement plans with him. For Der kleine Muck, set designer Julia Oschatz made hundreds of cardboard objects that had to be organised by the props people backstage; anywhere else that would have meant stress – but at the Gorki it wasn’t a problem and everyone just enjoyed themselves. In my last production,

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Queen Lear, there was a kitchen set with a stove that was supposed to be issuing smoke. But the prop was a genuine Oschatz, made of wood and painted. Melanie from the props department had the idea of using a small hose and a smoke machine to make the painted flame of the stove smoke. And then there was a chicken sitting in a cage on the kitchen wall which had to be operated like a hand puppet. I didn’t even need to ask. After she got the stove smoking, Melanie operated the chicken. For my productions, I always use a lot of live music and sounds to bring life to the worlds that we create as an artistic team. Hannes, our sound engineer, is always there when I arrive and still there when I leave. It’s like the hare and the hedgehog. Hannes shares this love of development, he comes up with his own ideas and he gets even more annoyed than I do when something doesn’t work. I don’t know of any other theatre where the crew get so much enjoyment from making art happen. Christian Weise Director

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Daniel Wesener

PARFORCE-RITT UND PERFORMANCE / BRAVURA PERFORMANCE mer auch ihr Medium und die eigenen Realitäten reflektiert. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass dieser mein Gorki-Moment auch nur eben dort, zwischen Festungs- und Kupfergraben, möglich war. An einem Ort, der immer neue und andere Wege auftut, uns eine Wirklichkeit nahezubringen, um sie gemeinsam zu verändern.

Mein Gorki-Moment war irgendwann in der ersten Jahreshälfte 2017, den exakten Zeitpunkt weiß ich leider nicht mehr. Es war auch keiner der vielen glücklichen Theaterabende, die ich zuvor oder danach dort verbracht habe, geschweige denn eine konkrete Inszenierung. Mein Gorki-Moment war ein Arbeitstermin, genauer gesagt: ein Antrittsbesuch, und zwar in meiner noch ganz jungen Rolle als kulturpolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Shermin Langhoff war ich bereits knapp zehn Jahre vorher über den Weg gelaufen, damals als Bezirksverordneter, kurz nachdem sie die künstlerische Leitung am Kreuzberger Ballhaus Naunynstraße übernommen hatte. Die künstlerische Entwicklung – von der Kiez-Spielstätte zu einem europäischen Kristallisationspunkt des postmigrantischen Theaters – durfte ich als Zuschauer miterleben. Nun also eine Art Wiedersehen, eigentlich das erste richtige Kennenlernen, an anderem Ort und in anderen Funktionen. Dazu sollte man wissen, dass Antrittsbesuche zum Standardrepertoire der Politik gehören und in der Regel so artig verlaufen, wie die Bezeichnung nahelegt. Natürlich war ich inhaltlich bestens vorbereitet; nur eben nicht auf das, was mich im Arbeitszimmer der Intendantin erwartete. Ich erinnere mich kaum mehr an die Einzelheiten des vermutlich gut anderthalbstündigen Gesprächs. Zumal das eher einseitig verlief, nämlich als eine Art Philippika meines Gegenübers. Oder besser noch: als ein performativ wie rhetorisch nahezu brillanter Parforceritt durch die Aporien der Kulturpolitik (unter besonderer Berücksichtung des deutschen Stadttheaters). Von prekärer Entlohnung, strukturellen Finanzierungsnöten und baulichem Sanierungsstau, bis zu institutioneller Diskriminierung, Rassismus und dem Mangel an gesellschaftlicher Repräsentanz – Shermin vergaß an diesem Tag keine der zahlreichen Problemlagen und Ungerechtigkeiten, die im Kulturleben nur deshalb nicht als Skandal hervortreten, weil sie dessen Normalzustand abbilden. Nichts davon war wirklich neu, aber nahezu alles daran um ein Vielfaches authentischer, plastischer und gewissermaßen zwingender als der geläufige Diskurs. Ich war an diesem Tag im Theater, und dabei wurde keine Vorstellung gegeben. Oder vielleicht doch? Zumal Kunst im-

Daniel Wesener Senator für Finanzen des Landes Berlin

My Gorki moment was some time in the first half of 2017, unfortunately I can’t remember when exactly. And it wasn’t one of the many happy evenings of theatre that I spent there before or after, let alone a specific production. My Gorki moment was a work appointment, or to be more precise: an inaugural visit, when I was freshly appointed as Cultural Policy Spokesperson for the Greens in the Berlin parliament. I had already met Shermin Langhoff almost ten years earlier, when I was a local councillor, shortly after she took over artistic direction of the Ballhaus Naunynstraße in Kreuzberg. As a spectator, I got to experience her artistic development – from that inner city venue to a European crucible of post-migrant theatre. So it was a kind of reunion, actually our first real meeting, at a different location and in different functions. It’s worth saying that these inaugural visits are part of the standard repertoire of politics and usually go as well as the term suggests. Of course, I was well prepared thematically, but not for what awaited me in the Artistic Director’s office. I can barely remember the details of the conversation, which probably lasted a good hour and a half. Especially since it was rather one-sided, a kind of philippic by my counterpart. Or: a downright brilliant performative and rhetorical tour de force through the aporias of cultural politics (with special consideration for the German city theatre). Precarious wages, structural financing deficits and renovation backlogs, institutional discrimination, racism and the lack of social representation – on that day Shermin omitted nothing from the extensive list of problems and injustices

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that would be scandalous if they didn’t reflect the normal state of affairs in cultural life. None of it was really new, but almost everything about it was far more authentic, tangible and, to a certain extent, more compelling than the current discourse. I had a day at the theatre and there was no performance. Or maybe there was? Especially as art always reflects on itself as a medium and its own realities. In any case, I’m sure that my Gorki moment was only possible there, between Am Festungsgraben and Am Kupfergraben. In a place that ­always opens up new and different ways of bringing reality closer to us so we can change it together. Daniel Wesener Senator for Finance of Berlin

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Klaus Wowereit

EINE STIMME AUS DER MITTE DER STADT / A VOICE FROM THE CENTRE OF TOWN neu dazu gekommen – und das in der Mitte der Stadt, nicht in einem Szenekiez wie Kreuzberg. Mit dem Gorki verbinde ich heute auch den Schritt ins Freie. Shermin Langhoff und ihr Team bespielen immer wieder auch die Plätze vor und neben dem Theater, suchen den Kontakt zur Stadt, gehen an die unterschiedlichsten Orte – nicht zuletzt mit dem „Berliner Herbstsalon“. Das Haus ist eine wichtige Stimme Berlins geworden. Manche fühlen sich von ihr auch provoziert, aber das macht ja die Lebendigkeit des Theaters aus. In den Konfliktsituationen, die wir als Gesellschaft zu meistern haben – beispielsweise 2015, als sich an der Frage der Migration vor allem von Menschen aus Syrien viele Gemüter erhitzten – hat das Gorki seine Stimme erhoben. Das tut es auch jetzt wieder, in einer Zeit, in der wegen des Kriegs in der Ukraine erneut viele Menschen nach Berlin kommen und wir aufgefordert sind, sie willkommen zu heißen und zu integrieren. Und ich bin sicher, dass das Gorki auch in Zukunft eine wichtige Stimme in Berlin und darüber hinaus sein wird.

Das Gorki war immer ein kleines Haus, ein Theater, das sich gegen die großen Bühnen – wie das Deutsche Theater und das Berliner Ensemble in der Nachbarschaft, oder die Schaubühne im Westen – durchsetzen, seine Existenzberechtigung behaupten musste. Glücklicherweise hat es auch nach der Wende seinen Platz behalten. Ich erinnere mich an etliche großartige Inszenierungen, die ich dort gesehen habe. 1996 zum Beispiel, noch unter der Intendanz von Bernd Wilms, Der Hauptmann von Köpenick in der ­Regie von Katharina Thalbach – mit Harald Juhnke in der Titelrolle, der nicht selten von Thalbach selbst vertreten werden musste, weil er eben nicht der Verlässlichste war. Was Thalbach, bei aller Trauer über die Tragödie Juhnkes, genial gemacht hat. Auf Wilms folgte erst Volker Hesse und dann die Ära Armin Petras, und nachdem klar war, dass er aufhören würde, stellte sich André Schmitz und mir die Frage: Wie soll es weitergehen? Wir haben uns ganz bewusst für einen Kulturbruch entschieden. Shermin Langhoff, die kurz davorstand, die Leitung der Wiener Festwochen zu übernehmen, hat sich glücklicherweise bereit erklärt, ihren dortigen Weg zu beenden, noch bevor er angefangen hatte – und stattdessen gemeinsam mit Jens Hillje das Gorki ganz neu aufzustellen. Mit einem Konzept, das sie im Ballhaus Naunynstraße bereits höchst erfolgreich etabliert hatte: den Komplex aus Migration, diverser Stadtgesellschaft, der Suche nach neuen Formen des Miteinanders und der Kommunikation im Theater zu verhandeln und zur Diskussion zu stellen. In der Rückschau lässt sich sagen, dass die Entscheidung, sie ans Gorki zu holen, ein großer Erfolg war. Und genau der richtige Schritt für sie. Natürlich ist Shermin Langhoff auch eine Persönlichkeit, die mit ihrer Kraft und ihrer Überzeugungsfähigkeit eine Gewähr dafür bot, dass sie gutes Theater machen will und kann. Weswegen das Ballhaus Naunynstraße aus unserer Sicht auch bald zu klein für sie geworden war. Aber klar, ein gewisses Risiko ist immer mit der Neubesetzung einer Intendanz verbunden. Wie wird ein Publikum reagieren, das bis dato ein doch traditionelleres Angebot gewohnt war? Es hat sich jedoch schnell gezeigt, dass auch das Publikum sich veränderte. Nicht viele sind weggeblieben, aber viele

Klaus Wowereit ehemaliger Regierender Bürgermeister und Kultursenator von Berlin

The Gorki was always a small house, a theatre that had to assert its right to exist alongside big theatres – like the Deutsches Theater and the Berliner Ensemble in the same neighbourhood, and the Schaubühne in the West. Luckily it retained its location even after reunification. I remember seeing plenty of great productions there. In 1996, for example, when it was still led by Bernd Wilms, Der Hauptmann von Köpenick (The Captain of Köpenick) directed by ­Katharina Thalbach – with Harald Juhnke in the title role, although often replaced by Thalbach herself because he was not the most reliable actor. And Thalbach, despite her grief over the tragedy of Juhnke, acquitted herself brilliantly. After Wilms came Volker Hesse, and then the Armin ­Petras era, and once we knew he was going to retire, André Schmitz and I asked ourselves: what do we do now? We consciously decided on disruption of culture.

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Luckily, Shermin Langhoff, who was about to start as head of the Wiener Festwochen, agreed to end her career there before it had even started – and to instead build up the Gorki from scratch together with Jens Hillje. With a concept that she had already established to significant success at Ballhaus Naunynstraße: negotiating and discussing the realities of migration, a diverse urban society, and the search for new forms of cohesion and communication in the theatre. In retrospect, it is clear that the decision to bring her to the Gorki was a great success. And exactly the right step for her. Of course, Shermin Langhoff is also a personality who, with her strength and gift of persuasion, comes with a guarantee that she wants to – and can – make good theatre. Which is why, from our point of view, she soon outgrew Ballhaus Naunynstraße. But of course, there’s a always a certain risk associated with appointing an Artistic Director. How will audiences accustomed to more traditional fare respond? ­ However, it soon became apparent that the audience was changing too. Most of the old audience stayed, plus there were numerous newcomers – and this was in the centre of the city, not in a trendy neighbourhood like Kreuzberg. Today I still associate the Gorki with this step towards freedom. Again and again, Shermin Langhoff and her team use the spaces in front of and next to the theatre, seek contact with the city, go out to all sorts of places – not least with the “Berlin Autumn Salon”. The house has become an important voice in Berlin. That voice provokes some people, but that’s what makes the theatre so vibrant. In the conflicts that we have to deal with as a society – for example in 2015, when tempers heated up over the issue of migration, particularly of people from Syria – the Gorki raised its voice. And it is doing it again now, at a time when numerous people are coming to Berlin again because of the war in Ukraine, and we are called upon to welcome and integrate them. And I’m sure that the Gorki will continue to be an important voice in Berlin and beyond. Klaus Wowereit Former Mayor and Senator for Culture of Berlin

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Der Container und das Maxim Gorki Theater (März 2022)


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Im Theatersaal


Im Gorki-Garten mit Blick zur Kantine

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Der Tresen der Gorki-Kantine


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Die Toiletten des Studio Я


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Das Studio Я


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Der Gorki-Kiosk


Die Jurte

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Mehmet Yılmaz

ANANAS FÜR MELY / PINEAPPLE FOR MELY Wochen kamen ein paar neue dazu. Immerhin hatten wir noch vor der Premiere den ganzen Text. Auch der war geprägt von dieser Mely-typischen Mischung aus Klugheit und Humor, die ich mir viel öfter auf der Bühne vorstellen könnte. Falls sie nicht zu viel mit ihren Theaterkolumnen zu tun hat, auf die ich mich wirklich jedes Mal freue, auch wenn sie mich darin oft durch den Kakao zieht. Immerhin ruft sie mich vorher meistens an und fragt um Erlaubnis, mich veräppeln zu dürfen. Na klar, darf sie.

Ich habe sehr viele besondere Menschen durch meine Theaterarbeit kennengelernt. Einer davon ist Mely Kiyak. Wir sind uns am Ballhaus Naunynstraße zum ersten Mal begegnet, ich kannte ihre Texte schon vorher und mochte diese spezielle Verbindung von Klugheit und Witz. Der Humor verbindet uns bis heute, wir können immer Späße miteinander machen, egal, wie die Umstände sind. Unsere erste Zusammenarbeit kam zustande bei einer Lesung aus ihrem Buch Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an. Sie hatte mich gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte, zusammen mit Sesede Terziyan und Arno Widmann. Das Thema von Herr Kiyak ist traurig, es geht um die Krebserkrankung von Melys Vater, aber auch in diesem Buch ­liegen Tragik und Komik nah beieinander. Einmal geht es zum Beispiel darum, wer zu welchen Therapieformen rät, ein Mitpatient empfiehlt dem Vater eine Ananaskur, er selbst hätte monatelang nur Ananas gegessen und dadurch den Krebs besiegt. Mely hat mich auf den Proben dazu ermuntert, daraus eine richtige Nummer zu machen. An der entsprechenden Stelle habe ich also die Lesung unterbrochen, bin im Handstand auf der Bühne auf und ab gelaufen und habe immer wieder „Ananas! Ananas!“ gebrüllt. Später hat Mely mir erzählt, dass sie sich die Aufzeichnung dieser Szene immer angeschaut hat, wenn sie schlechte Laune hatte, um wieder gut drauf zu sein. Wir sind auch durch Aufstand verbunden – ein Stück, für das sie mich unbedingt als Hauptdarsteller wollte, im Untertitel heißt es: Monolog eines wütenden Künstlers. Es geht darin um die Gezi-Proteste, die damals schon zwei oder drei Jahre zurücklagen und die ich durch Zufall selbst miterlebt hatte. Ich war zu dem Zeitpunkt zu einer Hochzeit in Istanbul eingeladen, es gibt noch ein Video davon, wie wir mit der Hochzeitsgesellschaft durch die Menge der Protestierenden ziehen, die sich plötzlich in Bewegung setzt, weil die Polizei mit Tränengas schießt. In Aufstand spiele ich einen Kurden, der seine ganz eigene Perspektive auf die Proteste hat, Mely wollte, dass ein Türke die Rolle übernimmt. Ursprünglich sollte das Stück zu Probenbeginn fertig sein. Losgelegt haben der Regisseur András Dömötör und ich aber mit fünf Seiten, alle zwei

Mehmet Yılmaz Schauspieler

I have met a lot of special people through my work in the theatre. One of them is Mely Kiyak. We met for the first time at Ballhaus Naunynstraße; I already knew her writing and I liked her unique combination of cleverness and humour. That humour connects us to this day – we can always share a joke, no matter what the circumstances are. Our first collaboration came about at a reading from her book Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an (Mr. Kiyak Thought, Now Comes the Best Part of Life). She asked me if I would like to take part, along with Sesede Terziyan and Arno Widmann. The subject matter of Herr Kiyak is sad; it’s about Mely’s father and his cancer, but tragedy and comedy are closely entwined in the book. So on the one hand, it is about who recommends which forms of therapy; the father is advised to take a pineapple cure by a fellow patient, who himself lived on nothing but pineapple for months and beat the cancer. During rehearsals, Mely encouraged me to make a complete number out of it. So I would interrupt the reading at the appropriate point, go up and down the stage in a handstand roaring “Pineapple! Pineapple!” over and over. Mely later told me that whenever she was in a bad mood she would always watch the recording of this scene to cheer herself up. We’re also linked through Aufstand (Uprising) – a play she really wanted me to star in; the subtitle is Monolog eines wütenden Künstlers (Monologue of an Angry Artist). It’s

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about the Gezi protests that took place two or three years ago, which I happened to witness. I had been invited to a wedding in Istanbul. There is a video of us and the wedding party walking through the crowd of protesters, who suddenly started moving because the police were shooting tear gas. In Aufstand I play a Kurd who has his own perspective on the protests; Mely wanted a Turk to play the role. Originally, the play was supposed to be finished by the time rehearsals began. Director András Dömötör and I started with five ­pages, and every two weeks there were a few more. But we had the whole text by the time of the première. That, too, arose from Mely’s signature blend of cleverness and humour, which I am sure we will see much more of on stage. That’s if she isn’t too busy with her theatre columns, which I ­always look forward to, even though she often teases me in them. Anyway, she usually calls me beforehand for permission to tease me. Of course she can. Mehmet Yılmaz Actor

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Aysel Yollu-Tok

PILGERREISE / PILGRIMAGE Ich rufe dazwischen, aus dem Kleistpark in Berlin! Seit neun Jahren pilgere ich zum Festungsgraben, ich pilgere zu den Premieren, den Festivals, den Ausstellungen, den Lesungen, den Partys – den legendären Partys. Meine ­ ­Pilgerreise startet an der Hauptstraße in Schöneberg Richtung Norden, zur U-Bahnhaltestelle Kleistpark. An der Hauptstraße 155 nicke ich David Bowie zu und singe in mich hinein: „This is not America …“ Ich denke an Der Mann, der Liberty Valance erschoss, ein Stück von Hakan Savaş Mican, das 2017 in meiner Pilgerstätte Premiere hatte. Ob sich Bowie und Meryem wohl jemals begegnet sind? Meryem, die wie Bowie in den 70er Jahren nach Berlin-­ Schöneberg zog und ihren Sohn zurückließ, damit er ein besseres Leben habe. Meryem aus dem Stück Berlin Kleistpark, ebenfalls von Hakan Savaş Mican, uraufgeführt 2021. Die U7 fährt los, an der Yorckstraße vorbei. „… Will die (this is not a miracle). For this is not America …“ Bowie war sicherlich im Yorckschlösschen. Meryem sicherlich nicht. Am Mehringdamm warte ich auf die U6, die Nord-SüdBahn. Ich frage mich, ob es diese Haltestelle war, die kurz vor Kriegsende unter Wasser gesetzt wurde, ob hier Menschen Schutz gesucht haben und nur kurz davor waren, den Krieg zu überleben. Sie haben nicht überlebt. Ich denke an den Krieg in der Ukraine, auch dort suchen Menschen Schutz im Untergrund. Ich denke daran, wie sprachlos wir alle sind, wie aber im Gorki sprachlos die Sprache verteidigt, wie nach Worten gesucht wird. Ich suche auf Spotify den Soundtrack zu Bandera, einer HipHopera des Multi-Künstlers Yuriy Gurzhy und der Schauspielerin Marina Frenk, die ich das erste Mal in meiner Pilgerstätte gesehen und gehört habe. Der Weg nach Norden führt am Halleschen Tor vorbei und damit am Hebbel am Ufer – einer ehemaligen Wirkstätte der wundervollen Shermin Langhoff. Shermin sprach schon damals von Postmigranten, Jahre später sollte der Begriff Eingang in soziologische Bücher finden und ein Ausdruck der Emanzipation für Menschen wie mich sein. Die U6 fährt weiter über die Kochstraße zur Stadtmitte, als ob Berlin eine Stadtmitte hätte. Remote Mitte würde mir besser gefallen, angelehnt an die virtuelle Schnitzeljagd 2014 auf

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der Suche nach dem Zentrum der Hauptstadt; eine mitnehmende Produktion von Gorki und Rimini Protokoll. Kurz vor der Haltestelle Unter den Linden zupfen sich die Passanten im U-Bahnwagon für die Prachtstraße zurecht. Auch ich bin bereit, pilgere sie östlich entlang, wie seit neun Jahren. Aysel Yollu-Tok Wirtschaftswissenschaftlerin und Soziologin

My shout-out comes from Berlin’s Kleistpark! For nine years I have been making the pilgrimage to Am Festungsgraben, I have made pilgrimages to the premieres, the festivals, the exhibitions, the readings, the parties – those l­egendary parties. My pilgrimage starts on Hauptstraße in Schöneberg as I head north to the Kleistpark U-Bahn station. At Hauptstraße 155 I nod to David Bowie and sing quietly to myself: “This is not America …” I think of Der Mann, der Liberty Valance erschoss (The Man Who Shot Liberty Valance), a play by Hakan Savaş Mican, which premiered at my pilgrimage site in 2017. Did Bowie and Meryem ever meet? Meryem, like Bowie, moved to Schöneberg in the 1970s, leaving her son behind so he could have a better life. Meryem from the play Berlin Kleistpark, also by Hakan Savaş Mican, which premiered in 2021. The U7 is leaving, we pass through Yorckstraße. “… Will die (this is not a miracle). For this is not America …“ Bowie definitely went to the Yorckschlösschen pub. Meryem definitely did not. At Mehringdamm I wait for the U6, the north-south train. I ask myself – is this the station that was flooded just before the end of the war, where people took shelter thinking they had just about survived the war? They didn’t survive. I think of the war in Ukraine, where people are also seeking protection underground. I think of how speechless we all are, but how the Gorki defends speechless language, how they search for words. On Spotify I’m looking for the soundtrack to Bandera, a hip hop opera by multi-artist Yuriy Gurzhy and actress Marina Frenk, which I first saw and heard in my pilgrimage site.


The route north goes through Hallesches Tor, site of the Hebbel am Ufer – a former workplace of the wonderful Shermin Langhoff. Shermin was already talking about post-migrants back then, and years later the term would find its way into sociological texts and become an expression of emancipation for people like me. The U6 continues via Kochstraße to Stadtmitte – as if the Stadt of Berlin even had a Mitte. I prefer Remote Mitte, based on the 2014 virtual scavenger hunt that went in search of the centre of the capital; a gripping production by Gorki and Rimini Protokoll. Shortly before Unter den Linden station, passengers in the U-Bahn pull themselves together before they go out on the prestige boulevard. I, too, am ready to make my pilgrimage heading east, as I have for nine years now. Aysel Yollu-Tok Economist and sociologist

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Deniz Yücel

SHERMIN ABLAS THEATER / SHERMIN ABLA’S THEATRE ­ dresse, die ästhetischen Anspruch und gesellschaftliche A Relevanz verbindet. Doch Shermin nutzt ihre Funktion als Intendantin auch ­dazu, dort, wo nötig, praktische Solidarität zu üben. Nicht als Mildtätigkeit, sondern in dem Sinne, dass sie Möglichkeiten eröffnet. Im Wortsinn: indem sie eine Bühne bietet. Für viele Berliner Türken und Kurden ist sie auch darum „­ Shermin Abla“, mit der vertrauten wie respektvollen ­Anrede für „große Schwester“. Vom „postmigrantischen Theater“, das Shermin in ihrer Zeit am Ballhaus Naunynstraße erfunden und mit ihren Leuten am Gorki im vergangenen Jahrzehnt weiterentwickelt hat, haben sich viele Bühnen etwas abgekupfert. Aber Kritik, erst recht, wenn sie wirkungsvoll und erfolgreich ist, also in den Mainstream eindringt und diesen verändert, läuft stets Gefahr, zur Phrase und Pose zu gerinnen. Vielleicht ist die Zeit reif für ein post-postmigrantisches Theater. Klar ist, wer es ausrufen und mit Leben füllen könnte: Shermin Abla, wer sonst?

Noch langsamer als Theater sind für gewöhnlich nur Universitäten. Das geht auch nicht anders, brauchen wissenschaftliche Forschung wie künstlerische Verarbeitung doch Zeit. Problem: Man hat nicht immer Zeit. Das Gorki Theater in der Leitung von Shermin Langhoff aber kann beides: die nicht so flotte, aber durchdachte Reflexion, ebenso wie die schnelle politische Intervention. Zwei Tage – zwei! – nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, noch vor der Großdemonstration in Berlin, fand eine Kulturveranstaltung zur Solidarität mit dem angegriffenen Land statt, die weltweit erste vermutlich. Eine ­Lesung, auf der deutsche Autorinnen und Autoren aus aktuellen Texten und älteren Werken ukrainischer, belarussischer und russischer Kolleginnen und Kollegen lasen. Organisiert hatte das Ganze die Suhrkamp-Lektorin Katharina Raabe. Aber möglich war die Veranstaltung nur, weil jemand dazu bereit war, buchstäblich von heute auf morgen eine Bühne bereitzustellen. Shermin Langhoff war bereit, na klar. Als einige Wochen später, während die ganze Welt gebannt auf die Ukraine und Russland schaute, in der Türkei Osman Kavala und andere Menschenrechtler zu absurden Haftstrafen verurteilt und eingesperrt wurden, brauchte es jemanden, der entmutigte Diaspora- und Deutschtürken (und Kurden) für einen Protest vor dem Bundeskanzleramt und anderen Adressen zusammentrommelte – zu einer Demo mit echtem Bühnenbild. Natürlich übernahm Shermin diese Aufgabe. Das sind nur zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, die zeigen, wie Shermin mit ihrem Team das Gorki zu dem politischen Interventionstheater Nummer eins der Stadt, ach was: des ganzen Landes geformt hat. Das Gorki nimmt heute eine vergleichbare Rolle ein wie in den 80er Jahren das Bochumer Schauspielhaus unter Claus Peymann, den 90er und frühen 2000er Jahren die Volksbühne unter Frank Castorf und kurzzeitig das HAU unter Matthias Lilienthal. Aber anders. Shermin trägt nicht nur wie bei der erwähnten Protestaktion das Theater in die Stadt und das Land, sie holt auch die Stadt und das Land ins Theater: Ob Mely Kiyaks Theaterkolumne oder die von Can Dündar kuratierte Ausstellung zum türkischen Hoch­ sicherheitsgefängnis Silivri – das Gorki ist heute eine

Deniz Yücel Journalist (Die Welt) und Sprecher des PEN Berlin

The only places that are usually slower than theatres are universities. And that’s as it must be, because scientific research and artistic development takes time. The problem is, you don’t always have time. But the Gorki Theatre, under Shermin Langhoff’s artistic direction, can do both: the notso-brisk yet well-considered reflection, as well as the rapid political intervention. Two days – two! – after the Russian attack on Ukraine, even before the large-scale demonstration in Berlin, they held a cultural event to show solidarity with the country under invasion, probably the first in the world. It was a reading, with German authors reading from current texts and older works by Ukrainian, Belarusian and Russian counterparts. The whole thing was organised by Suhrkamp editor Katharina Raabe. But the event was only possible in the first place because someone was willing to provide a stage – literally overnight. Shermin Langhoff was willing, of course.

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A few weeks later, when the eyes of the world were on Ukraine and Russia, Osman Kavala and other human rights activists were sentenced to absurd prison terms in Turkey and locked up; disheartened diaspora and German Turks (and Kurds) needed someone who could inspire them to protest in front of the Federal Chancellery and other addresses – a demo with a real-life set. Naturally, Shermin took this upon herself. These are just two examples from the recent past that show how Shermin and her team made the Gorki the number one political intervention theatre in the city, or – let’s be real – the whole country. Today, you can compare the role of the Gorki to that of the Bochum Schauspielhaus under Claus Peymann in the 1980s, the Volksbühne under Frank Castorf in the 90s and early 2000s and, for a short time, the HAU under Matthias Lilienthal. But it’s a different role as well. Shermin not only sends the theatre out into the city and the country, as she did with that protest action, she also brings the city and the country into the theatre. Think of Mely Kiyak’s theatre column, the exhibition about the Turkish high-security prison Silivri curated by Can Dündar – today’s Gorki is an address where aesthetic standards and social relevance meet. But Shermin also uses her role of Artistic Director to offer practical solidarity where necessary. Not charity, rather the sense of opening up opportunities. By (literally) providing a stage. So for many Turks and Kurds in Berlin she is “­Shermin Abla”, with the familiar and respectful form of address for a “big sister”. Many other theatres have copied elements of the “post-migrant theatre” that Shermin invented during her time at Ballhaus Naunynstraße and then advanced with her people at Gorki over the past decade. But criticism, especially when it is effective and successful – that is, when it not only penetrates the mainstream but changes it as well – ­always runs the risk of congealing into phrases and poses. Perhaps the time has come for post-post-migrant theatre. Who could make it happen, who could breathe life into it? Shermin Abla, who else? Deniz Yücel Journalist (Die Welt) and spokesman for PEN Berlin

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Hinter der Bühne

Lutz Knospe

FOTOGRAFIEN VON LUTZ KNOSPE / PHOTOGRAPHY BY LUTZ KNOSPE Lutz Knospe has worked with Shermin Langhoff at Ballhaus Naunynstaße since 2008. In 2013, he followed her to the Gorki Theater as personal assistant to the artistic director. He has documented this entire period of post-migrant theater, quasi casually, photographically. Mostly with a camera, sometimes with a smartphone. But he also becomes a stage photographer quite officially, capturing individual productions and festivals of the Gorki. In this way, he has created a Gorki chronicle of several thousand photos, showing life and work even behind the scenes and away from the spotlight. A selection of these photographs, taken over the past nine years at the Gorki, is shown on the following pages.

Lutz Knospe arbeitete seit 2008 mit Shermin Langhoff am Ballhaus Naunynstaße zusammen. 2013 folgte er ihr als persönlicher Referent der Intendantin ans Gorki-Theater. Diese gesamte Zeit des postmigrantischen Theaters hat er, quasi beiläufig, fotografisch dokumentiert. Meist mit dem Fotoapparat, manchmal mit dem Smartphone. Er wird aber auch ganz offiziell als Bühnenfotograf tätig und hält einzelne Produktionen und Festivals des Gorkis fest. Auf diese Weise hat er eine mehrere tausend Fotos umfassende Gorki-Chronik erstellt, die das Leben und Arbeiten auch hinter den Kulissen und abseits des Scheinwerferlichts zeigt. Eine Auswahl dieser Fotografien, die in den vergangenen neun Jahren am Gorki entstanden sind, wird auf den folgenden Seiten gezeigt.

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Oben: Pressekonferenz – Sasha Marianna Salzmann, Jens Hillje, Shermin Langhoff (2013) Unten: Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen (2013), Bauprobe – Chantal Kohler, Hanne Günther, Magda Willi, Moïra Gilliéron, Katja Hagedorn, Sebastian Nübling

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Oben: Yael Ronen, Irina Szodruch (2013)/Nurkan Erpulat, Jens Hillje, Shermin Langhoff (2012) Mitte: Der Kirschgarten, Premiere – Nurkan Erpulat (2013)/Spielzeiteröffnung am 8. November 2013 – André Schmitz, Shermin Langhoff, Jörn Kubicki, Klaus Wowereit Unten: Deniz Keskin/Verrücktes Blut, Bauprobe – Magda Willi, Marcus Trettau, Shermin Langhoff (2013)


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Der Kirschgarten – Sesede Terziyan, Taner Şahintürk, Mehmet Yılmaz, Aram Tafreshian, Ruth Reinecke, Fatma Souad, Mareike Beykirch, Marleen Lohse, Tamer Arslan, Falilou Seck, Çetin İpekkaya, Sinem Altan (2013)


Oben: Spielzeiteröffnung am 8. November 2013 – Ruth Reinecke, Mehmet Ateşçi, Aram Tafreshian, Mareike Beykirch, Marleen Lohse, Sesede Terziyan, Till Wonka, Daniel Kahn Unten: 1. Berliner Herbstsalon (2013) – Abendessen am Tisch von Raša Todosijević’ Kunstwerk Gott liebt die Serben – Balkan Banquet – Damian Le Bas, Erden Kosova, Delaine Le Bas, Silvina Der-Meguerditchian

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Der Untergang der Nibelungen – The Beauty Of Revenge, Probe – ­Dimitrij Schaad, Sebastian Nübling (2014)


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Sasha Marianna Salzmann (2014)


Es schneit im April (2015) Oben: Fatih Akin, Shermin Langhoff Unten: Shermin Langhoff, Mazlum Nergiz, Atom Egoyan

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Oben: Paula Karer/Monica Marotta (2015) Es schneit im April (2015) – Mitte: Osman Kavala, Shermin Langhoff/Sesede Terziyan Unten: Osman Kavala/Ibrahim Vural


Oben: Gorki-Kantine, Es schneit im April – Eröffnung (2015) Unten: Spielzeitabschluss, Sommer 2015

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2. Berliner Herbstsalon, Eröffnung (2015)


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Im Gorki-Garten – Sasha Marianna Salzmann, Necati Öziri (2016)


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Oben: Corinna Siewert-Scherzer, Inspizienz/Çiğdem Teke (im Ödipus und Antigone-Kostüm), Johanna von Rigal (2017) Mitte: Small Town Boy, Soundcheck – Aleksandar Radenković, Berit Lass, Chantal Kohler, Mehmet Ateşçi/3. Berliner Herbstsalon – Mirko Borscht, Volkan Türeli (2017 Unten: 3. Berliner Herbstsalon – Alanna Lockward, Shermin Langhoff, Julia Roth, Leonard Neumann/Max Andrzejewski, Hannes Zieger, Christopher von Nathusius, Jens Hillje (2017)


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3. Berliner Herbstsalon – Monument von Manaf Halbouni – Shermin Langhoff (2017)


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Knut Berger (im Small Town Boy-Kostüm) (2017)


Probenpausen (2017) Links: Nach uns das All – Nora Abdel-Maksoud, Svenja Liesau, Chantal Kohler, Mehmet Yılmaz, Jonas Dassler, Knut Berger, Aram Tafreshian Rechts: Get Deutsch or Die Tryin‘ – Pınar Erincin, Linda Vaher

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Oben: Eine Premierenparty im „Raucherschlauch“ (2018) Unten: Bilder aus Nichts (2018) – Golden Gorkis & Team: Ron Rosenberg, Veronika Gerhard, Frank Wolff, Peter Fieback, Josje Schroot, Renate C. Sörensen, Annette Rentz-Lühning, Vincent Lefrancois Mangold, Liz Schmidt, Henriette Bothe, Bernd Ocker Hölters, Martha Hölters-Freier, Johannes Storks, Gisela Trentmann-Schrick, Hans Peter Niendorf, Johanna Skirecki, Christine Ruynat

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Alles Schwindel, Soundcheck (2018) – Dominika Julia Homa, Vidina Popov, Falk Effenberger, Jonas Dassler, Steffen Illner


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Oben: Till Wonka/Mareike Beykirch (im Angst essen Seele auf-Kostüm) (2018) Mitte: #freeosmankavala/Grundgesetz, Probe – Karim Daoud, Maryam Abu Khaled (2018) Unten: Grundgesetz, Probe – Shermin Langhoff, Dominika Julia Homa, Isabella Sedlak, Therese Nübling, Marta Górnicka, Tomasz Wygoda/Cynthia Micas, Till Wonka, Mehmet Yılmaz (im Alles Schwindel-Kostüm), Fritz Stötzner (2018)


Hinter den Kulissen von Grundgesetz am Brandenburger Tor (2018) Oben: Mareike Beykirch, Tucké Royale Unten: Emre Aksızoğlu

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From Hell with Love (2018) – Sandra Wolf, Isabella Sedlak, Lindy Larsson, Christine Ruynat, Yousef Sweid


Hinter den Kulissen von Salome (2018) Oben: Orit Nahmias Unten: Benny Claessens

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Thomas Maché/Mehmet Ateşçi (2018)

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Maske Mephistoland – Jenny Blumenthal, Aram Tafreshian (2018)


Bühnenproduktionen 2013/14 ANTON TSCHECHOW

DER KIRSCHG A R T EN

im Rahmen vom „1. Berliner Herbstsalon“ (8.–17.11.2013) R: Nurkan Erpulat B: Magda Willi K: Ulrike Gutbrod M: Sinem Altan, Tobias Schwencke D: Daniel Richter Mit: Ruth Reinecke, Marleen Lohse, Sesede Terziyan/ Aylin Esener, Falilou Seck, Taner Şahintürk, Aram Tafreshian, Mehmet Yılmaz, Fatma Souad, Mareike Beykirch, Çetin İpekkaya/Vedat Erincin, Tamer Arslan, Sinem Altan, Özgür Ersoy PREMIERE: 15.11.2013 OLGA GRJASNOWA YA E L R O N E N ( B )

DER RUSSE I S T EI N ER , DER B I R KEN LIEBT (UA)

im Rahmen vom „1. Berliner Herbstsalon“ (8.–17.11.2013) R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Esther Krapiwnikow V: Benjamin Krieg M: Yaniv Fridel, Dimitrij Schaad D: Irina Szodruch Mit: Anastasia Gubareva/Mareike Beykirch, Knut Berger, Thomas Wodianka, Dimitrij Schaad, Tim Porath, Orit Nahmias/Maryam Abu Khaled, Mehmet Ateşçi/Karim Daoud PREMIERE: 16.11.2013 SASHA MARIANNA SALZMANN

SCHWIMMEN L ER N EN

Eine Produktion im Rahmen von „Dogland 2“, einer Koproduktionsreihe zur Nachwuchsförderung. In Kooperation mit dem Ballhaus Naunynstraße R: Hakan Savaş Mican B/K: Sylvia Rieger M: Enik V: Benjamin Krieg D: Irina Szodruch Mit: Marina Frenk, Anastasia Gubareva, Dimitrij Schaad PREMIERE: 17.11.2013 (STUDIO Я) FREI NACH DEM FILM „LA JOURNÉE DE LA JUPE“ N U R K A N E R P U L AT U N D JENS HILLJE (B)

VERRÜCKTES B L UT

Eine Koproduktion des Ballhauses Naunynstraße mit der Ruhrtriennale R: Nurkan Erpulat B/K: Magda Willi M: Tobias Schwencke L: Hans Leser D: Jens Hillje Mit: Nora Abdel-Maksoud/Svenja Liesau, Tamer Arslan, Mehmet Ateşçi/Emre Aksızoğlu, Erol Afşin/ Murat Dikenci, Aysima Ergün/Pınar Erincin, Adrian Saidi/Željko Marović, Sesede Terziyan/Aylin Esener, Paul Wollin GORKI-PREMIERE: 22.11.2013

SIBYLLE BERG

ES SAGT MIR N IC H TS, D A S SO GE N AN N TE DR A U SSE N ( U A ) Mit freundlicher Unterstützung vom jungen theater basel R: Sebastian Nübling C: Tabea Martin B: Magda Willi K: Ursula Leuenberger Mitarbeit B/K: Moïra Gilliéron D: Katja Hagedorn L: Jan Langebartels Mit: Nora Abdel-Maksoud, Suna Gürler, Rahel Jankowski, Cynthia Micas PREMIERE: 23.11.2013 WILHELM HAUFF SÖREN VOIMA (B)

DE R K L E IN E MU C K

Kooperation mit dem Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin R: Christian Weise L: Jens Krüger B/K: Moritz Müller B/Puppen/ V: Julia Oschatz Werkstatt/Puppenbau: Ingo Mewes, Karin Tiefensee M: Falk Effenberger D: Holger Kuhla Mit: Oscar Olivo, Aram Tafreshian, Tobias ­Eisenkrämer, Julian Jarnoth Steinberg, Gildas Coustier, Mathias Becker, Mirjam Schollmeyer, Susanne Claus, Friedericke Miller, Szu-Ni Wen, Max Howitz, Jennifer Jefka, Rachel Pattinson PREMIERE: 1.12.2013 VOLKER BRAUN

DI E Ü BE RGAN GSGE SE L L SC H AF T

R/B: Lukas Langhoff Mitarbeit B: Justus Saretz K: Ines Burisch M: Volkan Türeli D: Holger Kuhla Mit: Tamer Arslan, Mareike Beykirch, Elizabeth Blonzen, Sebastian Brandes, Simon Brusis, Marleen Lohse, Taner Şahintürk, Falilou Seck, Sesede Terziyan, Till Wonka PREMIERE: 14.12.2013 E I N P R O J E K T V O N FA L K RICHTER

S M AL L TO W N BO Y ( U A )

R: Falk Richter B/K: Katrin Hoffmann M: Matthias Grübel L: Carsten Sander D: Jens Hillje/Daniel Richter Mit: Mehmet Ateşçi, Niels Bormann/Knut Berger, Lea Draeger, ­Aleksandar Radenković, Thomas Wodianka PREMIERE: 11.1.2014 MAXIM GORKI ULRIKE ZEMM (Ü)

KI N D E R D E R SO N N E

Eine Neuinszenierung der Produktion des ­Volkstheaters Wien R: Nurkan Erpulat B: Magda Willi K: Pieter Bax M: Imre Lichtenberger-Bozoki/Moritz Wallmüller L: Hans Leser D: Daniel Richter/Susanne Abbrederis 372

Mit: Thomas Wodianka, Marina Frenk, Sesede Terziyan, Bernhard Conrad, Till Wonka, Mareike Beykirch, Mehmet Yılmaz, Falilou Seck, Sema Poyraz PREMIERE: 21.1.2014 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

H A K O A H W IE N

Ein Saisontransfer aus dem Schauspielhaus Graz R/Konzept: Yael Ronen B: Fatima Sonntag K/C: Moria Zrachia L: Thomas Trummer D: Regina Guhl/Irina Szodruch Mit: Michael Ronen, Birgit Stöger, Knut Berger, Sebastian Klein, Julius Feldmeier PREMIERE: 1.2.2014 FERIDUN ZAIMOGLU UND GÜNTER SENKEL

SC H WA R ZE J U N GF R A U E N

Übernahme der Produktion vom Ballhaus ­Naunynstraße – Uraufführung am Hebbel am Ufer im Rahmen von „Beyond Belonging – Migration“, kuratiert von Shermin Langhoff, März 2006 R: Neco Çelik B: Mascha Mazur K: Sara Mine Korn D: Insa Popken, Tunçay Kulaoğlu, Necati Öziri Mit: Melek Erenay, Pınar Erincin, Marina Frenk, Marleen Lohse, Cynthia Micas GORKI-PREMIERE: 7.2.2014

D E D E K O RK U T – D IE K U N D E V O N ­TE P E GÖ Z ( U A )

Gesamtleitung: Marc Sinan Dirigent: Fabian Panisello C: Aydin Teker B/V: Isabel Robson K: Cleo Niemeyer Ko-Regie: Cornelia Just D/Text: Holger Kuhla Mit: Jelena Kuljić, Jun Kawasaki, Marc Sinan, Sascha Friedl, Dresdner Sinfoniker PREMIERE: 14.2.2014 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

C O MMO N GRO U N D ( U A)

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Lina Jakelski V: Benjamin Krieg/ Hanna Slak D: Irina Szodruch Mit: Vernesa Berbo, Niels Bormann, Dejan Bućin, Mateja Meded, Jasmina Musić/Tina Keserovic, Orit Nahmias, Aleksandar Radenković PREMIERE: 14.3.2014 MIRKO BORSCHT UND ENSEMBLE NACH GEORG BÜCHNER

W O Y ZE C K III – E in e E rre g u n g n a ch Ge o rg Bü c h n e r

R: Mirko Borscht B: Christian Beck K: Elke von Sivers


Bühnenproduktionen V: Hannes Hesse D: Holger Kuhla Mit: Tamer Arslan, Mareike Beykirch, Dimitrij Schaad, Falilou Seck, Till Wonka PREMIERE: 4.4.2014 EIN PROJEKT VON RUUD GIELENS UND ENSEMBLE

KEIN SCHÖN ER L A N D – EIN ­POST­P AT R I OT I S C HER L I EDER A B EN D (UA)

Im Rahmen des Festivals „Europe 14/14 ­OpenCampus“ R: Ruud Gielens ML: Tobias Schwencke B: Magda Willi K: Katrin Aschendorf D: Ludwig Haugk Mit: Mehmet Ateşçi, Marina Frenk, Anastasia Gubareva, Cynthia Micas, Sesede Terziyan, Musiker*innen, Golden Gorkis PREMIERE: 6.5.2014 R A I N E R W E R N E R FA S S B I N D E R

ANGST ESSEN S EEL E A UF

R: Hakan Savaş Mican B: Sylvia Rieger K: Pieter Bax M: Daniel Kahn D: Irina Szodruch Mit: Tamer Arslan, Mareike Beykirch, Anastasia Gubareva, Sema Poyraz, Ruth Reinecke, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Aram Tafreshian PREMIERE: 6.6.2014

2014/15 FALLEN (UA)

R: Sebastian Nübling C: Iwes Thuwis B: Muriel Gerstner K: Ursula Leuenberger M: Tobias Koch D: Katja Hagedorn Mit: Hassan Akkouch, Tamer Arslan, Mehmet Ateşçi, Jan Bluthardt, Jerry Hoffmann, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Aram Tafreshian, Hasan Taşgin, Paul Wollin PREMIERE: 12.9.2014 (GORKI-VORPLATZ) EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

EROTIC CRI S I S (UA )

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Amit Epstein M: Nils Ostendorf D: Irina Szodruch Mit: Mareike Beykirch, Anastasia Gubareva, Orit Nahmias, ­Aleksandar Radenković, Thomas W ­ odianka PREMIERE: 13.9.2014 NACH FRIEDRICH HEBBEL

DER UNTER G A N G DER N I B EL UN G EN – THE BEAUTY OF R EVEN G E R: Sebastian Nübling B/K: Eva-Maria Bauer M: Lars Wittershagen D: Jens Hillje

Mit: Tim Porath, Mehmet Ateşçi, Aram Tafreshian, Dimitrij Schaad, Sesede Terziyan, Taner Şahintürk, Till Wonka, Nora Abdel-Maksoud, Falilou Seck, Cynthia Micas, Benita Haacke, Annika Weitzendorf, Sarah Böcker, Fée Mühlemann PREMIERE: 23.10.2014 JOE ORTON

EN TE RTAIN IN G MR. SL O A N E – SE ID N E TT Z U MR. SL O A N E R: Nurkan Erpulat B: Magda Willi K: Bernd Schneider M: Tilman Ritter D: Holger Kuhla Mit: Mareike Beykirch, Jerry Hoffmann, Aleksandar Radenković, Thomas Wodianka PREMIERE: 13.11.2014

FREI NACH MOTIVEN DES GLEICHNAMIGEN ROMANS VON O R H A N PA M U K H A K A N S AVA Ş M I C A N U N D OLIVER KONTNY (B)

SC H N E E

Neuinszenierung der Produktion vom Ballhaus Naunynstraße R: Hakan Savaş Mican B: Cleo Niemeyer, Magda Willi K: Daniela Selig M: Enik V: Hanna Slak L: Carsten Sander D: Irina Szodruch Mit: Mehmet Yılmaz, Lea Draeger, Nora Abdel-­ Maksoud, Godehard Giese, Dejan Bućin, Tamer Arslan PREMIERE: 11.4.2015

K O MITA S ( U A)

M E LY K I Y A K Koproduktion mit dem Badischen Staatstheater ­Karlsruhe R: András Dömötör B/K: Moira Gilliéron D: Daniel Richter, Jan Linders Mit: Mehmet Yılmaz PREMIERE: 20.11.2014 (STUDIO Я)

Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters und der Marc Sinan Company im Auftrag des Festivals „Tonspuren“ R: Marc Sinan B: Filip Zorzor K: Isabel Vollrath V: Adrian Figueroa M: Ayumi Paul, Johannes Lauer, Marc Sinan, Maria Schneider, Sascha Friedl, Oğuz Büyükberber D: Holger Kuhla Mit: Sesede Terziyan PREMIERE: 17.4.2015

HEINER MÜLLER NACH FJODOR GLADKOW

ANTON TSCHECHOW PETER URBAN (Ü)

Z E ME N T

O N K E L WA N J A

SASHA MARIANNA SALZMANN

FREI NACH HEINRICH VON KLEIST YA E L R O N E N U N D E N S E M B L E (B)

A U F STA N D – MO N O L O G E IN E S ­W Ü TE N D E N K Ü N STL E R S ( U A)

R: Sebastian Baumgarten K/V: Jana Findeklee/Joki Tewes M: Andrew Pekler D: Ludwig Haugk Mit: Peter Jordan/Till Wonka, Sesede Terziyan, Thomas Wodianka, Aleksandar Radenković, Cynthia Micas, Falilou Seck, Aram Tafreshian, Mateja Meded PREMIERE: 16.1.2015

WIR ZÖ P F E ( U A )

R: Babett Grube B: Léa Dietrich K: Daniela Selig M: Clemens Mädge D: Aljoscha Begrich Mit: Ilknur Bahadır, Anastasia Gubareva, Dimitrij Schaad, Tim Porath, Taner Şahintürk, Mehmet Yılmaz, Mehmet Ateşçi PREMIERE: 4.2.2015 FREI NACH DEM ROMAN D I E V I E R Z I G TA G E D E S M U S A DAGH VON FRANZ WERFEL

M U SA D AGH – TAGE D E S W ID E R STA N D S (UA ) R: Hans-Werner Kroesinger B/K: Valerie von Stillfried M: Daniel Dorsch D: Aljoscha Begrich Künstlerische Mitarbeit: Regine Dura Mit: Judica Albrecht, Marina Frenk, Ruth Reinecke, Falilou Seck, Armin Wieser, Till Wonka PREMIERE: 7.3.2015

373

R: Nurkan Erpulat B: Alissa Kolbusch K: Elke von Sivers M: Sinem Altan L: Hans Leser D: Ludwig Haugk Mit: Falilou Seck, Anastasia Gubareva, Mareike Beykirch, Tim Porath, Ruth Reinecke, Dimitrij Schaad, Marina Frenk, Sema Poyraz PREMIERE: 2.5.2015

D AS K O H L H A A S- P R IN ZIP ( U A )

R: Yael Ronen B: Heike Schuppelius K: Miriam Marto M: Nils Ostendorf V: Hanna Slal D: Irina Szodruch Mit: Jerry Hoffmann/Jonathan Aikins, Cynthia Micas, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Thomas Wodianka PREMIERE: 23.5.2015 NACH DEM ROMAN VON DENIZ UTLU H A K A N S AVA Ş M I C A N U N D N E C AT I Ö Z I R I ( B )

D IE U N GE H ALTE N E N ( U A )

Eine Produktion im Rahmen von „Dogland 2“, einer Koproduktionsreihe zur Nachwuchsförderung. In Kooperation mit dem Ballhaus Naunynstraße R: Hakan Savaş Mican B/K: Sylvia Rieger M: Volkan T.


Bühnenproduktionen V: Benjamin Krieg L: Fritz Stötzner/Daniel Krawietz D: Necati Öziri Mit: Mehmet Ateşçi, Elmira Bahrami, Volkan T., Mehmet Yılmaz PREMIERE: 30.5.2015 (STUDIO Я)

John Sithole, Mpotseng „Braven“ Nhlapo, Zandile ­Hlatshwayo PREMIERE: 29.9.2015

FREI NACH DIE BACKCHEN VON EURIPIDES SIMON WERLE (Ü)

DI E J U RISTISC H E U N SC H Ä R F E ­E IN E R E H E ( U A)

M ANIA

R: Miloš Lolić B: Eva-Maria Bauer K: Jelena Miletić M: Lars Wittershagen L: Hans Fründt Chöre: Sebastian Fuchs D: Holger Kuhla Mit: Till Wonka, Aleksandar Radenković, Kostis Kallivretakis, Frank Seppeler, Aram Tafreshian, Dejan Bućin, Sesede Terziyan PREMIERE: 5.6.2015

2015/16 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

THE SITUAT I ON (UA )

R: Yael Ronen B: Tal Shacham K: Amit Epstein M: Yaniv Fridel, Ofer Shabi L: Jens Krüger D: Irina Szodruch Mit: Maryam Abu Khaled, Ayham Majid Agha/ Mazen Aljubbeh, Karim Daoud, Orit Nahmias, Dimitrij Schaad, Yousef Sweid PREMIERE: 4.9.2015 SIBYLLE BERG

UND DANN KA M M I R N A (UA )

R: Sebastian Nübling C: Tabea Martin B: Magda Willi/ Moïra Gillléron K: Ursula Leuenberger D: Katja Hagedorn Mit: Suna Gürler, Rahel Jankowski, Cynthia Micas, Çiğdem Teke Kinder: Sarah Böcker, Aydanur Gürkan, Nilu Kellner, Fée Mühlemann, Amba Peduto, Zoé Rügen, Marie Carlota Schmidt, Annika Weitzendorf PREMIERE: 24.9.2015 C O N S TA N Z A M A C R A S

ON FIRE – T he I n ven t i on of T r a dition (UA)

Eine Produktion von Constanza Macras/Dorkypark in Zusammenarbeit mit Ayana V. Jackson und Dean Hutton. Koproduziert von Dance Umbrella South Africa und dem Maxim Gorki Theater R/C/K: Constanza Macras Visual Artists: Ayana V. Jaclson/Dean Hutton D: Carmen Mehnert Mit: Louis Becker, Emil Bordás, Lucky Kele, Fernanda Farah, Mandla Mathonsi, Thulani Mgidi, Melusi Mkhwanjana, Felix Saalmann, Fana Tshabalala,

OLGA GRJASNOWA N U R K A N E R P U L AT ( B ) R: Nurkan Erpulat B: Kathrin Frosch K: Pieter Bax M: Valentin von Lindenau/kling klang klong V: Sebastian Pircher C: Nir de Volff/TOTAL BRUTAL L: Hans Fründt D: Daniel Richter Mit: Mehmet Ateşçi, Mareike Beykirch, Lea Draeger, Taner Şahintürk PREMIERE: 24.10.2015 UNTER VERWENDUNG V O N A I S C H Y L O S’ DIE SCHUTZFLEHENDEN, ELFRIEDE JELINEKS DIE SCHUTZBEFOHLENEN, DER 42. SITZUNG DES INNENAUSSCHUSSES DES D E U T S C H E N B U N D E S TA G S SOWIE ORIGINALBEITRÄGEN DER SCHAUSPIELER*INNEN SEBASTIAN NÜBLING, LUDWIG HAUGK, JULIA PUSTET (A/B)

I N U N SE R E M N A ME N

R: Sebastian Nübling Ko-R/Choreinstudierung/M: Lars Wittershagen B: Magda Willi K: Ursula Leuenberger V: José Luis Garro Garcia L: Hans Fründt D: Ludwig Haugk Mit: Maryam Abu Khaled, Ayham Majid Agha, Tamer Arslan, Elmira Bahrami, Vernesa Berbo, Karim Daoud, Anastasia Gubareva, Mateja Meded, Cynthia Micas, Orit Nahmias, Tim Porath, Dimitrij Schaad, Hasan H. Taşgın, Thomas Wodianka, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 13.11.2015 FREI NACH DIE JUNGFRAU VON ORLEANS VON FRIEDRICH SCHILLER

J E SU IS JE A N N E D ’ ARC

R: Mikaël Serre B/K: Nina Wetzel M: Nils Ostendorf V: Sébastien Dupouey L: Jan Langebartels D: Daniel Richter/Holger Kuhla Mit: Aleksandar Radenković, Falilou Seck, Aram Tafreshian, Sesede Terziyan, Till Wonka PREMIERE: 17.12.2015 H A N S FA L L A D A H A K A N S AVA Ş M I C A N ( B )

KLE IN E R MA N N – WAS N U N ?

R: Hakan Savaş Mican Komposition/ML: Jörg Gollasch

374

B: Sylvia Rieger K: Sophie du Vinage L: Hans Fründt D: Holger Kuhla Mit: Emre Aksızoğlu, Falilou Seck, Mehmet Ateşçi, Anastasia Gubareva, Tim Porath, Dimitrij Schaad, Çiğdem Teke, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 15.1.2016 NACH WILLIAM SHAKESPEARE SOEREN VOIMA (B)

O TH E L L O

R: Christian Weise B: Julia Oschatz K: Andy Besuch/ Martin Miok ­Sound­design: Falk Effenberger/ Jens Dohle D: Aljoscha Begrich/Joy Kristin Kalu Mit: Oscar Olivo, Taner Şahintürk, Falilou Seck, Aram Tafreshian, Thomas Wodianka, Till Wonka PREMIERE: 19.2.2016 EINE ADAPTION DES GLEICHNAMIGEN ROMANS VON ISAAC BASHEVIS SINGER YA E L R O N E N ( B )

F E IN D E ( U A )

R: Yael Ronen B: Heike Schuppelius K: Amit Epstein M: Daniel Kahn V: Hanna Slak D: Necati Öziri Mit: Aleksandar Radenković, Orit Nahmias, Çiğdem Teke, Lea Draeger, Ruth Reinecke, Daniel Kahn PREMIERE: 11.3.2016 SASHA MARIANNA SALZMANN

ME TE O R ITE N ( U A)

R: Hakan Savaş Mican B: Magda Willi K: Miriam Marto V: Guillaume Cailleau M: Michelle Gurevich L: Jan Langbartels D: Jens Hillje Mit: Mareike Beykirch, Thelma Buabeng, Thomas Wodianka, Mehmet Ateşçi, Dimitrij Schaad PREMIERE: 15.4.2016

R E MO TE MITTE ( U A)

Konzept/Skript/R: Stefan Kaegi Ko-Regie/Realisation Berlin: Jörg Karrenbauer Sounddesign: Nikolas Neecke Sound Editing: Ilona Marti D: Aljoscha Begrich/Juliane Männel Produktionsleitung: Juliane Männel PREMIERE: 30.4.2016 (BERLIN MITTE) ANDRÁS DÖMÖTÖR UND ENSEMBLE MIT TEXTEN VON KORNÉL LABODA UND ALBERT BENEDEK I N E Z M AT I S ( Ü )

ME P H ISTO L AN D ( U A )

R: András Dömötör B/K: Moira Gilliéron D: Holger Kuhla Mit: Mareike Beykirch, Bettina Hoppe, Tim Porath, Aram Tafreshian, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 9.6.2016 (STUDIO Я)


Bühnenproduktionen FRUTAS AFRODÍ S I A C A S (UA )

Eine Koproduktion des Studio Я mit dem Ballhaus Naunynstraße B/K: Michi Muchina D: Laura Paetau Mit: Jair Luna, Simon(è) J. Paetau, Iury Trojaborg PREMIERE: 23.6.2016 (STUDIO Я)

2016/17 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

DENIAL (UA )

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Amit Epstein M: Nils Ostendorf V: Hanna Slak D: Irina Szodruch Mit: Orit Nahmias, Oscar Olivo, Dimitrij Schaad, Çiğdem Teke, Maryam Zaree PREMIERE: 9.9.2016 EINE STÜCKENTWICKLUNG VON LOLA ARIAS UND ENSEMBLE

ATLAS DES KOM M UN I S M US (UA )

R: Lola Arias B: Jo Schramm K: Karoline Bierner M: Jens Friebe V: Mikko Gaestel D: Aljoscha Begrich Mit: Matilda Florczyk, Salomea Genin, Mai-Phuong Kollath, Julia Pustet, Ruth Reinecke, Tucké Royale, Jana Schlosser, Helena Simon, Monika Zimmering PREMIERE: 8.10.2016 EINE STÜCKENTWICKLUNG VON SUNA GÜRLER UND ENSEMBLE

STÖREN (UA )

R: Suna Gürler B/K: Ursula Leuenberger M: Friederike Jäger D: Mazlum Nergiz Mit: Sezgi Ceylanoğlu, Mariette Minnemann, Zeina Nassar, Soraya Reichl, Nathalie Seiss, Julian Süss PREMIERE: 19.10.2016 NACH FRANZ SCHUBERTS VERTONUNG VON WILHELM MÜLLERS GEDICHTSZYKLUS DIE WINTERREISE

GET LOST IN N OVEM B ER (UA )

Von und mit Elmira Baharami, Guillaume Cailleau, François Regis, Volkan T., Hasan Taşgın B/K: Shahrzad Rahmani D: Necati Öziri PREMIERE: 5.11.2016 (STUDIO Я) EMRE AKAL EIN PROJEKT VON NURKAN E R P U L AT U N D T U N Ç A Y KULAOĞLU

LOVE IT OR L EAVE I T ! (UA )

R: Nurkan Erpulat B/K: Alissa Kolbusch M: Philipp Haagen D: Tunçay Kulaoğlu Mit: Lea Draeger, Aylin Esener, Philipp Haagen, Tim Porath, Taner Şahintürk, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 11.11.2016

THEBEN), FRIEDRICH HÖLDERLIN (ANTIGONE) UND S O E R E N V O I M A ( E U R O PA UND ANTIGONE) E R S A N M O N D TA G U N D ALJOSCHA BEGRICH (B)

B O D Y TE X T ( U A )

Ö D IP U S U N D AN TIGO N E

C: Modjgan Hashemian B: Farzad Akhavan K: Nastaran Rabbani M: Oliver Doerell L: Asier Solana V: Aidan Boyle Ton/V: Vicki Schmatolla D: Anke Sauerteig Training: Michele Meloni Produktions­leitung: Monica Ferrari Mit: Ashkan Afsharian, Kaveh Ghaemi, Modjgan Hashemian PREMIERE: 1.12.2016 (STUDIO Я) HEINER MÜLLER

R: Ersan Mondtag B: Julian Wolf Eicke/Thomas Bo Nilsson K: Josa Marx M: Beni Brachtel D: Aljoscha Begrich Mit: Benny Claessens, Tanya Erartsin, Orit Nahmias, Sema Poyraz, Kate Strong, Yousef Sweid, Aram Tafreshian,Çiğdem Teke/Marina Frenk PREMIERE: 17.2.2017 N A C H B E R T O LT B R E C H T

D IC K IC H T

R: Mirko Borscht B: Christian Beck K: Elke von Sivers V: Hannes Hesse M: Romy Camerun D: Holger Kuhla Mit: Ayham Majid Agha, Romy Camerun, Susanne Meyer, Cynthia Micas, Ruth Reinecke, Falilou Seck, Aram Tafreshian, Till Wonka PREMIERE: 10.12.2016

R: Sebastian Baumgarten B: Robert Lippok K: Jana Findeklee/Joki Tewes M: Stefan Schneider V: Hannah Dörr D: Ludwig Haugk Mit: Lea Draeger, Mateja Meded, Aleksandar Radenković, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Norbert Stöß, Thomas Wodianka, Till Wonka, Live-Musik: Stefan Schneider PREMIERE: 11.3.2017

WO N D E R L A N D

SASHA MARIANNA SALZMANN

DE R A U F TR A G – E rin n e ru n g a n ei n e ­Re v o l u tio n

Exil Ensemble, begleitet von Thomas Wodianka Mit: Maryam Abu Khaled, Hussein Al Shatheli, Karim Daoud, Tahera Hashemi, Ayham Majid Agha u. a. PREMIERE: 22.12.2016 (STUDIO Я) NORA ABDEL-MAKSOUD

T H E MA K IN G- O F ( U A )

R: Nora Abdel-Maksoud B/K: Katharina Faltner M: Enik L: Fritz Stötzner Künstlerische Mitarbeit: Aram Tafreshian, Anne Haug D: Tobias Herzberg Mit: Mareike Beykirch, Till Wonka, Eva Bay, Stella Hilb PREMIERE: 13.1.2017 (STUDIO Я) NACH DER GLEICHNAMIGEN ERZÄHLUNG VON DOROTHY M. JOHNSON

DE R MAN N, D E R L IBE RTY VA L A N C E ­ER SC H O SS

R: Hakan Savaş Mican B: Sylvia Rieger K: Sophie du Vinage M: Jörg Gollasch V: Sebastian Pircher D: Ludwig Haugk/Mazlum Nergiz (Mitarbeit) Mit: Mehmet Ateşçi, Taner Şahintürk, Lea Draeger, Yousef Sweid, Tim Porath, Volkan Türeli PREMIERE: 14.1.2017 NACH SOPHOKLES UNTER VERWENDUNG DER ÜBERTRAGUNGEN VON DURS GRÜNBEIN (SIEBEN GEGEN

375

ZU C K E N ( U A )

Eine Koproduktion des jungen theaters basel R: Sebastian Nübling A: Ursula Leuenberger Sound: Lukas Stäuble D: Uwe Heinrich (jtb)/Ludwig Haugk/Mazlum Nergiz Mit: Martha Benedict, Yusuf Çelik, Doğan Çoban, Elif Karci, Timo Muttenzer, Helena Simon, Cara ­Stauffenegger PREMIERE: 17.3.2017 STÜCKENTWICKLUNG VON YA E L R O N E N U N D E X I L ENSEMBLE

W IN TE RRE ISE ( U A)

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Sophie du Vinage M: Ofer Shabi/ Yaniv Fridel V: Benjamin Krieg/Patrícia Bateira (Station Mannheim) Zeichnungen: Esra Rotthoff Puppenspiel: Ariel Doron D: Irina Szodruch Mit: Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Hussein Al Shateli, Niels Bormann, Karim Daoud, Kenda Hmeidan, Ayham Majid Agha PREMIERE: 8.4.2017 E I N P R O J E K T V O N FA L K RICHTER

V E R R Ä TE R – D IE L E TZTE N TA G E ( U A )

R: Falk Richter B/K: Katrin Hoffmann M: Nils Ostendorf V: Aliocha Van Der Avoort L: Carsten Sander


Bühnenproduktionen D: Jens Hillje/Mazlum Nergiz (Mitarbeit) Mit: Mehmet Ateşçi, Knut Berger, Mareike Beykirch, Daniel Lommatzsch, Orit Nahmias, Çiğdem Teke/ Margarita Breitkreiz, Live-Musik: David Riano Molina PREMIERE: 28.4.2017 N E C AT I Ö Z I R I

GET DEUTSC H OR DI E T R Y I N ’ (UA )

R: Sebastian Nübling B: Magda Willi K: Pascale Martin M: Lars Wittershagen L: Hans Fründt D: Ludwig Haugk Mit: Saro Emirze/Aleksandar Radenković, Pınar Erincin, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Aram Tafreshian, Linda Vaher, Schlagzeugerin: Almut Lustig PREMIERE: 20.5.2017 M A RTA G Ó R N I C K A

HYM NE AN D I E L I EB E – HY M N DO M IŁOŚCI/HYM N T O L OVE

Eine Produktion von The Chorus of Women Foundation und Teatr Polski w Poznaniu, in Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater und dem Ringlokschuppen Ruhr R: Marta Górnicka B: Robert Rumas K: Anna Maria Karcmarska Puppen: Konrad Czarkowski (Kony Puppets) M: Teoniki Rożynek C: Anna Godowska L: Artur Sienicki D: Agata Adamiecka ­Produktionsleitung: Izabela Dobrowolska/Agnieszka Róźyńska Mit: Sylwia Achu, Pamela Adamik, Anna Andrzejewska, Maria Chleboś, Konrad Cichoń, Piotr B. Dąbrowski, Tymoteusz Dąbrowski, MaciejDużyński, Anna Maria Gierczyńska, Paula Głowacka, Maria Haile, Wojciech Jaworski, Borys Jaźnicki, Katarzyna Jaźnicka, Ewa Konstanciak, Irena Lipczyńska, Kamila Michalska, Izabela Ostolska, Filip Piotr Rutkowski, Michał Sierosławski, Ewa Sołtysiak, Ewa Szumska Krystyna Lama Szydłowska, Kornelia Trawkowska, Anastazja Żak DEUTSCHLAND-PREMIERE: 11.6.2017

2017/18 NACH EINER IDEE VON SANDRA UND SIMONIDA SELIMOVIĆ

ROMA ARME E (UA )

R: Yael Ronen B: Heike Schuppelius Malerei/Artwork: Delaine Le Bas/Damian Le Bas K: Delaine Le Bas/ Maria Júlia Ubaldino Abreu (Mitarbeit) V/Animation: Hanna Slak, Luka Umek M: Yaniv Fridel/Ofer Shabi L: Hans Fründt D: Irina Szodruch Mit: Mehmet Ateşçi, Hamze Bytyci, Mihaela Dragan, Riah May Knight, Lindy Larsson, Orit Nahmias, Sandra Selimoviić, Simonida Selimović PREMIERE: 14.9.2017

AY H A M M A J I D A G H A

S K E L E TT E IN E S E L E FA N TE N IN DE R W Ü STE

R: Ayham Majid Agha B: Shahrzad Rahmani, Magda Willi K: Isabell Reisinger M: Lars Wittershagen Mitarbeit Video: Nadim Hendwai L: Daniel Krawietz D: Necati Öziri Mit: Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Lea Draeger, Thomas Wodianka PREMIERE: 14.9.2017 (STUDIO Я) SYBILLE BERG

N A C H U N S D AS A L L – D AS IN N E R E TE A M KE N N T K E IN E PA U SE ( U A) R: Sebastian Nübling C: Tabea Martin B: Magda Willi K: Ursula Leuenberger L: Jan Langebartels D: Katja Hagedorn Mit: Nora Abdel-Maksoud, Knut Berger, Jonas Dassler, Suna Gürler, Svenja Liesau, Abak Safaei-Rad, Aram Tafreshian, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 24.9.2017 NACH DEN ROMANEN DAS G R O S S E H E F T, D E R B E W E I S UND DIE DRITTE LÜGE VON Á G O TA K R I S T Ó F

DA S GRO SSE H E F T

R: Nurkan Erpulat B: Moritz Müller K: Lea Søvsø M: Michael Haves C: Modjgan Hashemian D: Arved Schultze Mit: Jonas Anders, Loris Kubeng, Taner Şahintürk, Falilou Seck, Çiğdem Teke, Linda Vaher PREMIERE: 18.10.2017 T U C K É R O YA L E U N D JOHANNES MARIA SCHMIT

M IT D O L O RE S H ABT IH R N IC H T ­G E RE C H N E T – E IN JÜ D ISC H - Q U E E R E S R A C H E MU SIC A L ( U A)

Ein Projekt von Tucké Royale und dem Schwulen Museum* Berlin, gemeinsam produziert mit dem Studio Я. In Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und in Zusammenarbeit mit dem Puppentheater Halle R: Tucké Royale B/K/Puppen: Josa Marx L: Daniel Krawietz, Fritz Stötzner D: Tobias Herzog Recherche/ Künstlerische Mitarbeit: Mateusz ­Szymanówka Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Mit: Mathias Becker, Friedericke Miller, Oscar Olivo, Mehmet Yılmaz (Puppenspiel) und Ted Gaier, Yuriy Gurzhy, Angy Lord, Paula Sell (Musik) PREMIERE: 26.10.2017 (STUDIO Я) SIVAN BEN YISHAI

DIE GE SC H IC H TE V O M L E BE N U N D ­S TE R BE N D E S N E U E N JU P P I JA JE Y JUDEN (UA)

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im Rahmen der „Radikalen Jüdischen Kulturtage“ (2.–12.11.2017) R: Sasha Marianna Salzmann B: Cleo Niemeyer K: Moran Sanderovich Mit: Sesede Terziyan, Moran Sanderovich PREMIERE: 2.11.2017 (STUDIO Я) MAX CZOLLEK

C E L A N MIT D E R AX T ( U A)

Im Rahmen der „Radikalen Jüdischen Kulturtage“ (2.–12.11.2017) R: Sapir Heller D: Rebecca Ajnwojner Mit: Till Wonka PREMIERE: 2.11.2017 (STUDIO Я) MARINA FRENK

VAL E SK A GE R T – TH E A N IM A L S H O W ( U A)

Im Rahmen der „Radikalen Jüdischen Kulturtage“ (2.–12.11.2017) R: Marina Frenk M: Marina Frenk/Kostia Rapoport Mit: Marina Frenk PREMIERE: 9.11.2017 (STUDIO Я) MARCELLUS SCHIFFER UND MISCHA SPOLIANSKY

AL L E S SC H W IN D E L – Bu r l e s k e i n ac h t Bil d e rn

R: Christian Weise ML/Arrangement: Jens Dohle B: Julia Oschatz K: Adriana Braga Peretzki/ Frank Schönwald V: Julia Oschatz/Jesse Jonas Kracht M: Jens Dohle/Falk Effenberger/Steffen Illner C: Alan Barnes D: Ludwig Haugk Mit: Mareike Beykirch, Alexander Darkow, Jonas Dassler, Johann Jürgens, Jonathan Kempf, Svenja Liesau, Oscar Olivo, Vidina Popov, Catherine Stoyan, Aram Tafreshian, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 17.12.2017 Ö D Ö N V O N H O R V ÁT H U N D LUKAS KRISTL DANIEL KAHN (K)

GL AU BE L IE BE H O F F N U N G

R: Hakan Savaş Mican B: Sylvia Rieger K: Sophie du Vinage M: Daniel Kahn, Lars Wittershagen L: Carsten Sander D: Irina Szodruch Mit: Mehmet Ateşçi, Lea Draeger, Daniel Kahn, Orit Nahmias, Taner Şahintürk, Sesede Terziyan PREMIERE: 13.1.2018 SIVAN BEN YISHAI UND ARI ­R O B E Y - L A W R E N C E MAREN KAMES (Ü)

PA PA L IE BT D IC H ( U A )

R: Suna Gürler B/K: Moïra Gilliéron M: Ari Robey-­ Lawrence L: Fritz Stötzner T: Vicki Schmatolla


Bühnenproduktionen D: Mazlum Nergiz Mit: Vernesa Berbo, Stella Hilb, Vidina Popov, Elena Schmidt, Linda Vaher PREMIERE: 16.2.2018 (STUDIO Я) HEINER MÜLLER EIN PROJEKT DES EXIL ENSEMBLES UNTER VERWENDUNG VON TEXTEN V O N AY H A M M A J I D A G H A

DIE HAMLETM A S C HI N E

R: Sebastian Nübling A: Eva-Maria Bauer M: Tobias Koch D: Ludwig Haugk Mit: Maryam Abu Khaled, Hussein Al Shatheli, Mazen Aljubbeh, Karim Daoud, Tahera Hashemi, Kenda Hmeidan, Ayham Majid Agha PREMIERE: 24.2.2018 OLIVER FRLJIĆ UND ENSEMBLE

GOЯKI – ALT ER N AT I VE F ÜR ­D EUTSCHLA N D? – Üb er di e ­r epräsenta t i ve S c hwä c he des Theaters un d der Dem okr a t i e i m frühen 21 . J a hr hun der t (UA )

R: Oliver Frljić B: Igor Pauška K: Sandra Dekanić L: Jens Krüger T: Hannes Zieger D: Aljoscha Begrich Mit: Mehmet Ateşçi, Mareike Beykirch, Svenja Liesau, Nika Mišković, Falilou Seck, Till Wonka PREMIERE: 15.3.2018 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

A WALK ON T HE DA R K S I DE (UA )

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Amit Epstein V: Benjamin Krieg/Phillip Hohenwarter (Mitarbeit) L: Hans Fründt M: Nils Ostendorf D: Irina Szodruch Mit: Jonas Dassler, Lea Draeger, Orit Nahmias, Dimitrij Schaad, Jeff Wilbusch PREMIERE: 14.4.2018 DANIIL CHARMS

ELIZAVETA B A M

R: Christian Weise B: Julia Oschatz K: Pina Starke M: Jens Dohle Fechttrainer: Klaus Figge/Jan Krauter Sprecherzieherinnen: Gabriella Crispino/Caroline Scholz Ott/Christine Kugler D: Mazlum Nergiz Mit: Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Karim Daoud, Tahera Hashemi, Kenda Hmeidan, Aram Tafreshian, Livemusik: Jens Dohle PREMIERE: 14.4.2018 (STUDIO Я) N U R K A N E R P U L AT U N D T U N Ç AY K U L A O Ğ L U

LÖ GRAND B A L A L M A N YA – 5 7 J A HR E SCHEINEHE – EI N S I N G S P I EL

R: Nurkan Erpulat B: Alissa Kolbusch K: Pieter Bax M: Tobias Schwencke T: Hannes Zieger Lichtdesign: Hans Leser L: Jan Langebartels D: Tunçay Kulaoğlu Mit: Emre Aksızoğlu, Elmira Bahrami, Katharina Koch, Loris Kubeng, Tanju Girişken, Željko Marović, Sesede Terziyan, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 25.5.2018

HIL L BRO W F IC ATIO N – A PART O F SPAC E TA L E S, F U TU RE C ITIE S Eine Produktion von Constanza Macras | Dorkypark in Zusammenarbeit mit Outreach Foundation, Hillbrow Theatre Project und Maxim Gorki Theater Konzept/R: Constanza Macras C: Constanza Macras/ Lisi Estarás A: Roman Handt, Outreach Foundation’s Boitumelo (Sibonelo Sithembe, Roggerio Soares) L/technisches Design: Sergio De Carvalho Pessanha Sounddesign: Stephan Wöhrmann D: Tamara Saphir Mit: Miki Shoji, Emil Bordás, John Sithole, Zibusiso Dube, Bigboy Ndlovu, Nompilo Hadebe, Rendani Dlamini, Karabo Kgatle, Tshepang Lebelo, Brandon Magengele, Jackson Magotlane, Bongani Mangena, Tisetso Maselo, Vusi Magoro, Amahle Meine, Sandile Mthembu, Thato Ndlovu, Simiso Ngubane, Blessing Opoka, Pearl Sigwagwa, Ukho Somadlaka BERLINER PREMIERE: 1.6.2018 MAXIM GORKI WERNER BUHSS (Ü)

DI E L E TZTE N

R: András Dömötör B: Magda Willi K: Amit Epstein M: Támás Matkó L: Jens Krüger T: Moritz Colitti/ Hannes Zieger D: Holger Kuhla Mit: Knut Berger, Mareike Beykirch, Lea Draeger, Vidina Popov, Ruth Reinecke, Dimitrij Schaad, Aram Tafreshian, Till Wonka PREMIERE: 15.6.2018

2018/19 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

Y E S BU T N O ( U A) – E in e D­ isk u ssio n m i t So n gs v o n Y a e l R o n e n & ­En se mbl e

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Amit Epstein M: Shlomi Shaban/Yaniv Fridel/Ofer Shabi Additional Songwriting: Riah May Knight/Lindy Larsson L: Gregor Roth V: Hanna Slak D: Irina Szodruch Mit: Lindy Larsson, Svenja Liesau, Riah May Knight, Orit Nahmias, Taner Şahintürk PREMIERE: 7.9.2018

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LUCIEN HAUG UND SUNA GÜRLER SALMA ARZOUNI (Ü)

Y O U ARE N O T TH E H E RO O F T H I S S T O R Y (UA) R: Suna Gürler B/K: Christina Mrosek Sounddesign: Suna Gürler D: Rebecca Ajnwojner Mit: Maryam Abu Khaled, Mareike Beykirch, Karim Daoud, Tahera Hashemi, Elena Schmidt PREMIERE: 7.9.2018 (STUDIO Я)

ALBERT CAMUS H I N R I C H S C H M I D T- H E N K E L ( Ü )

D IE GE RE C H TE N

R: Sebastian Baumgarten B: Jana Wassong K: Christina Schmitt V: Hannah Dörr M: Daniel Regenberg D: Ludwig Haugk Mit: Mazen Aljubbeh, Jonas Dassler, Lea Draeger, Aram Tafreshian, Till Wonka PREMIERE: 29.9.2018 NACH DEM ROMAN VON SASHA MARIANNA SALZMANN

A U SSE R SIC H ( U A )

R: Sebastian Nübling B: Magda Willi K: Svenja Gassen L: Gregor Roth Live M: Polina Lapkovskaja D: Anna Heesen/Mazlum Nergiz Mit: Mehmet Ateşçi, Margarita Breitkreiz, Anastasia Gubareva, Kenda Hmeidan, Polina Lapkovskaja, Falilou Seck, Sesede Terziyan PREMIERE: 12.10.2018 NORA ABDEL-MAKSOUD

TH E SE Q U E L ( U A )

R: Nora Abdel-Maksoud B/K: Katharina Faltner D: Tobias Herzog Mit: Eva Bay, Stella Hilb, Svenja Liesau, Taner Şahintürk PREMIERE: 23.11.2018 (STUDIO Я) NACH OSCAR WILDE THOMASPETER GOERGEN (B) MIT TEXTEN VON ORIT NAHMIAS

SA L O ME ( U A)

R: Ersan Mondtag D: Aljoscha Begrich K: Josa Marx M: Max Andrzejewski Mitarbeit Musik: Gerrit Netzlaff Chorleitung: Jonas Grundner-Culemann Lichtdesign: Rainer Casper Mit: Benny Claessens, Lea Draeger, Michael Gempart, Orit Nahmias, Mehmet Ateşçi, Karim Daoud, Jonas Grundner-Culemann, Anna Mattes, Aram Tafreshian PREMIERE: 2.12.2018


Bühnenproduktionen NACH DEM ROMAN VON ERICH MARIA REMARQUE H A K A N S AVA Ş M I C A N ( B )

DIE NACHT VON L I S S A B ON (UA )

R: Hakan Savaş Mican ML/Komposition: Jörg Gollasch Beratung B: Alissa Kolbusch V: Benjamin Krieg/ Phillip Hohenwarter (Mitarbeit) K: Miriam Marto L: Gregor Roth D: Irina Szodruch Mit: Anastasia Gubareva, Dimitrij Schaad, Livemusik: Lukas Fröhlich, Michael Glucksmann, Wassim Mukdad, Peer Neumann PREMIERE: 11.1.2019 NACH MOTIVEN DER ERZÄHLUNG VON FRANZ KAFKA

EIN BERICHT F ÜR EI N E A KA DEM I E

R: Oliver Frljić B: Igor Pauška K: Sandra Dekanić T: Hannes Zieger L: Jens Krüger D: Johanna Höhmann Mit: Mehmet Ateşçi/Dominic Hartmann, Jonas Dassler, Lea Draeger, Svenja Liesau, Nika Mišković, Vidina Popov, Aram Tafreshian, Sesede Terziyan, Pavian: Jeany von Reiswitz PREMIERE: 8.2.2019 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE THIRD GENERATION – NEXT GENERATION (UA) R: Yael Ronen B: Alissa Kolbusch T: Yavuz Akbulut L: Christian Gierden D: Irina Szodruch Mit: Lamis Ammar, Knut Berger, Niels Bormann, Karim Daoud, Orit Nahmias, Oscar Olivo, Ayelet Robinson, Abak Safaei-Rad, Michael Ronen, Dimitrij Schaad, Yousef Sweid PREMIERE: 9.3.2019 S T E FA N K A E G I ( K O N Z E P T ) ARI BENJAMIN MEYERS (K) GRANMA – POSAUNEN AUS HAVANNA/ METALES DE CUBA (UA) In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Havanna. In Koproduktion mit Emilia Romagna Teatro Fondazione, Festival TransAmériques (Montréal), Kaserne Basel, Onassis Cultural Centre – Athens, Théatre Vidy Lausanne, LuganoInscena-Lac, Zürcher Theaterspektakel R: Stefan Kaegi B: Aljoscha Begrich K: Julia Casabona V: Mikko Gaestel/Marta María Borrás (Mitarbeit) Sounddesign: Tito Toblerone, Aaron Ghantus Lichtdesign: Sven Nichterlein Produktion: Maitén Arns Komposition: Ari Benjamin Meyers D: Aljoscha Begrich/Yohayna Hernández/Ricardo Sarmiento (Mitarbeit) Touring Management: Maitén Arns/ Federico Schwindt Übersetzung: Anna Galt (Panthea)/ Meret Kündig/Franziska Muche Posaunenlehrer:

Yoandry Argudin Ferrer/Diana Sainz Mena/ Rob Gutowski Recherche Kuba: Laboratoria Escénico de ­Experimentación Social/Residencia Documenta Sur Interviews Kuba: Ricardo Sarmiento Ramírez, José Ramón Hernández Suárez, Maité Hernández-Lorenzo, Karin Pino Gallardo, Taimi Diéguez Mallo Technische Leitung: Sven Nichterlein Bühnenmeister: Berit Lass Leitung Technik: Klemens Stark L: Gregor Roth T: Luis Zehmisch V: Felix Heibges Requisite: Christian Binner Makeup: Lina Kramer Ankleiderin: Sophia Nitschke Mit: Milagro Álvarez Leliebre, Daniel Cruces-Pérez, Christian Paneque Moreda, Diana Sainz Mena PREMIERE: 21.3.2019 NACH DEM ROMAN VON ÖDÖN V O N H O R V ÁT H TINA MÜLLER (B) EIN PROJEKT VON NURKAN E R P U L AT U N D E N S E M B L E

J U GE N D O H N E GO TT

R: Nurkan Erpulat B: Alissa Kolbusch K: Lea Søvsø M: Michael Haves V: Isabel Robson L: Gregor Roth C: Modjgan Hashemian D: Johanna Höhmann Mit: Yusuf Çelik, Lara Feith, Denis Geyersbach, Felix Kammerer, Eren Kavukoğlu, Tiffany Köberich, Helena Simon, Theo Trebs PREMIERE: 12.4.2019

2019/20 HEINER MÜLLER

HE R ZSTÜ C K

R: Sebastian Nübling B/K: Evi Bauer M: Tobias Koch T: Luis Zehmisch V: Maryvonne Riedelsheimer, Jesse Jonas Kracht L: Gregor Roth D: Ludwig Haugk Mit: Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Karim Daoud, Dominic ­Hartmann, Kenda Hmeidan, Vidina Popov, Elena Schmidt PREMIERE: 17.8.2019 (CONTAINER) V O N N E C AT I Ö Z I R I G E G E N HEINRICH VON KLEIST

DI E V E RL O BU N G IN ST. D O MIN GO – EIN ­W ID E RSP RU C H ( U A)

Koproduktion des Schauspielhauses Zürich mit dem Maxim Gorki Theater R: Sebastian Nübling B: Muriel Gerstner K: Pascale Martin M: Lars Wittershagen V: Robin Nidecker L: Michael Güntert D: Anna Heesen Mit: Maryam Abu Khaled, Dominic Hartmann, Kenda Hmeidan, Dagna Litzenberger Vinet, Falilou Seck PREMIERE: 30.8.2019 (CONTAINER)

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NACH LEW TOLSTOI UND FJODOR DOSTOJEWSKI

A N N A K ARE N IN A O D E R ARM E L E U T E

R: Oliver Frljić B: Igor Pauška K: Sandra Dekanić M: Daniel Regenberg L: Jens Krüger T: Hannes Zieger D: Johannes Kirsten Mit: Lea Draeger, Till Wonka, Taner Şahintürk, Jonas Dassler/Tim Freudensprung, Hanh Mai Thi Tran, Falilou Seck, Abak Safaei-Rad, Emre Aksızoğlu, Anastasia Gubareva, Mehmet Yılmaz, Timon Joris Holzmann, Gabriel Salhab PREMIERE: 15.9.2019

F U TU RE L A N D ( U A)

Koproduktion mit der Ruhrtriennale R: Lola Arias B: Dominic Huber K: Tutia Schaad D: Johanna Höhmann/Florian Malzacher V: Mikko Gaestel M: Santiago Blaum C: Colette Sadler Recherche/Casting: Hannah Baumann Produktionsleitung: Dag Lohde/Johanna von Rigal Mit: Mamadou Allou Diallo, Ahmad Azrati, Fabiya Bhuiyan, Mohamed Haj Younis, Bashar Kanan, Sagal Odowa, May Saada, Sarah Safi PREMIERE: 18.10.2019 (CONTAINER)

JE D E M D AS SE IN E ( U A)

In Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen. Im Rahmen des „4. Berliner Herbstsalons“ R: Marta Górnicka B: Robert Rumas K: Sophia May/ Nicole Marianna Wytyczak D: Johanna Höhmann Dramaturgische Beratung: Agata Adamiecka Komposition/Einstudierung: Polly Lapkovskaja Mit: Liliana Barros, Yasin Boynuince, Serena Buchner, Caroline Corves, Leonard Dick, Carmen Engel, Dana Greiner, Marta Górnicka, Maya Haddad, Thekla Hartmann, Antonia Hoffmann, Marion Hollerung, Stacyian Jackson, Gro Swantje Kohlhof, Laura Kupzog, Kim Nguyen, Moritz Ostruschnjak, Gina Penzkofer, Susanne Popp, Melanie Pöschl, Corinna Quaas, Anne Ratte-Polle, Theresa Schlichtherle, Samantha S­chote-Ritzinger, Zoë von Weitershausen, Gülbin Ünlü BERLINER PREMIERE: 26.10.2019 EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

R E W ITC H IN G E U RO P E ( U A)

Im Rahmen des „4. Berliner Herbstsalons“ R: Yael Ronen B: Heike Schuppelius K: Delaine Le Bas M: Ofer Shabi, Yaniv Fridel D: Jens Hillje V: Hanna Slak, Künstlerische Mitarbeit: Lauren Cooney Mit: Sesede Terziyan, Lea Draeger, Orit Nahmias, Lindy Larsson, Riah Knight, Ruth Reinecke PREMIERE: 1.11.2019


Bühnenproduktionen SIVAN BEN YISHAI MAREN KAMES (Ü)

ODER: DU V ER DI EN S T DEI N EN KR I EG – EIGHT SOLDI ER S M OON S I C K (UA ) Im Rahmen des „4. Berliner Herbstsalons“ (26.10.–17.11.2019) R: Sasha Marianna Salzmann B/K: Cleo Niemeyer D: Rebecca Ajnwojner Sounddesign: Hyenaz Mit: Kenda Hmeidan, Abak Safaei-Rad, Elena Schmidt, Catherine Stoyan PREMIERE: 8.11.2019 (STUDIO Я) SIBYLLE BERG

HASS-TRIPT Y C HON – WEG E A US DER KRISE: EINE T HER A P I E I N DR EI F L ÜG EL N (UA)

Im Rahmen des „4. Berliner Herbstsalons“ (26.10.–17.11.2019) R: Ersan Mondtag B: Nina Peller K: Teresa Vergho M/K: Beni Brachtel Sounddesign: Max Lange ­Musikalische Einstudierung: Lukas Rabe T: Moritz Colitti V: Jesse Jonas Kracht L: Christian Gierden/ Gregor Roth Licht: Rainer Casper D: Ludwig Haugk Mit: Bruno Cathomas, Benny Claessens, Jonas Grundner-Culemann, Johannes Meier, Abak Safaei-Rad, Aram Tafreshian, Çiğdem Teke PREMIERE: 24.5.2019 WIENER FESTWOCHEN, BERLINER PREMIERE: 17.11.2019 E I N P R O J E K T V O N FA L K RICHTER UND ENSEMBLE

IN M Y ROOM (UA )

R: Falk Richter B: Wolfgang Menardi K: Andy Besuch M: Nils Ostendorf V: Sébastien Dupouey D: Jens Hillje/ Daniel Richter/Christopher-Fares Köhler L: Marco Vitale T: Hannes Zieger V: Sabrina Tamara Brückner Mit: Emre Aksızoğlu, Knut Berger, Benny Claessens, Jonas Dassler, Taner Şahintürk PREMIERE: 15.1.2020 WILLIAM SHAKESPEARE JÜRGEN GOSCH UND ANGELA SCHANELEC (Ü)

HAM LET

R: Christian Weise B: Julia Oschatz M: Jens Dohle K: Paula Wellmann D: Aljoscha Begrich/Ludwig Haugk Fechtchoreografie: Klaus Figge Mit: Svenja Liesau, Aram Tafreshian, Ruth Reinecke/ Norbert Stöß, Catherine Stoyan, Falilou Seck, Mazen Aljubbeh, Kenda Hmeidan, Oscar Olivo, Hanh Mai Thi Tran, Dominic Hartmann/Daniel Warland PREMIERE: 1.2.2020 (CONTAINER) SIMON STEPHENS BARBARA CHRIST (Ü)

M ARIA

R: Nurkan Erpulat B: Magda Willi K: Lea Søvsø M: Michael Haves D: Rebecca Ajnwojner L: Gregor Roth T: Hannes Zieger Mit: Karim Daoud, Vidina Popov, Elena Schmidt, Çiğdem Teke, Till Wonka, Gesang: Ibadet Gallop PREMIERE: 15.2.2020

2020/21 H A K A N S AVA Ş M I C A N

B E RL IN O R A N IE N P L ATZ – 1. Te il d e r S t ad t- Tril o gie ( U A)

R: Hakan Savaş Mican B: Alissa Kolbusch K: Sylvia Rieger M: Jörg Gollasch V: Mikko Gaestel D: Irina Szodruch/Holger Kuhla L: Marco Vitale T: Yavuz Akbulut Videotechnik: Karl Wedemeyer/Felix Heibges Mit: Emre Aksızoğlu, Anastasia Gubareva, Sema Poyraz, Taner Şahintürk, Falilou Seck, Sesede Terziyan PREMIERE: 28.8.2020 KEVIN RITTBERGER

S CH WARZE R BL O C K ( U A )

R: Sebastian Nübling A: Dominic Huber K: Gwendolyn Jenkins Ton/Sounddesign: Tobias Koch V: Robin Niedecker D: Ludwig Haugk L: Fritz Stötzner T: Dave Gierth/Daniel Körner Videotechnik: Maryvonne Riedelsheimer/Christopher Bonte Produktionsleitung: Lucia Leyser Mit: Maryam Abu Khaled, Mazen Aljubbeh, Yusuf Çelik, Karim Daoud, Dominic Hartmann, Kinan Hmeidan, Svenja Liesau, Vidina Popov, Aram ­Tafreshian, Hasan H. Taşgın, Çiğdem Teke, Hanh Mai Thi Tran, Linda Vaher, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 5.9.2020 (CONTAINER) EINE STÜCKENTWICKLUNG V O N YA E L R O N E N U N D ENSEMBLE

DE ATH P O SITIV E – STATE S O F ­EME R GE N C Y ( U A)

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Cleo Niemeyer M: Yaniv Fridel/Ofer Shabi V: Stefano di Buduo D: Jens Hillje L: Gregor Roth T: Yavuz Akbulut Mit: Knut Berger, Niels Bormann, Lea Draeger, Ayşima Ergün, Tim ­Freudensprung, Orit Nahmias PREMIERE: 2.10.2020 SIBYLLE BERG

UND SIC H E R IST MIT MIR D IE W E LT ­VE RSC H W U N D E N ( U A)

R: Sebastian Nübling B: Magda Willi K: Ursula Leuenberger M: Lars Wittershagen C: Tabea Martin D: Valerie Göhring L: Gregor Roth T: Daniel Körner Mit: Anastasia Gubareva, Svenja Liesau, Vidina Popov, Katja Riemann PREMIERE: 24.10.2020

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EIN PROJEKT VON ERSAN M O N D TA G U N D E N S E M B L E

ITtS GO IN G TO GE T W O RSE ( U A )

R: Ersan Mondtag B: Nina Peller K: Teresa Vergho Lichtdesign: Rainer Casper D: Aljoscha Begrich T: Hannes Zieger L: Christian Gierden Videotechnik: Jesse Kracht/Maryvonne Riedelsheimer Mit: Benny Claessens, Orit Nahmias, Kate Strong, Çiğdem Teke, Melanie Jame Wolf PREMIERE: 8.6.2021 OLIVER FRLJIĆ UND ENSEMBLE

A L L E S U N TE R K O N TRO L L E ( U A )

R: Oliver Frljić B/K: Igor Pauška D: Johannes Kirsten L: Marco Vitale T: Miloš Janjić/Daniel Körner Videotechnik: Christopher Bonte/Frans Katzwinkel Mit: Maryam Abu Khaled, Emre Aksızoğlu, Lea Draeger, Anastasia Gubareva, Dominic Hartmann, Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Abak Safaei-Rad, Hanh Mai Thi Tran, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 16.6.2021

2021/22 E I N P R O J E K T V O N M A RTA GÓRNICKA

STIL L L IF E – TH E C H O RU S F O R ­A N IMAL S, P E O P L E AN D A L L O T H E R L IV E S ( U A )

Teil des Projekts „Chorus of Women Berlin“. Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ R/Konzept/Libretto: Marta Górnicka B: Robert Rumas K: Sophia May Komposition: Polina Lapkovskaja Sounddesign: Rafal Ryterski C: Anna Godowska V: Expander Films (Stefan Korsinsky, Mikko Gaestel, Lilli Kuschel) 3D-Animation: Luis August Krawen/ Alexander Pannier D: Agata Adamiecka/Clara Probst L: Gregor Roth T: Yavuz Akbulut, Daniel Körner Videotechnik: Frans Katzwinkel, Jesse Jonas Kracht Mit: Sandra Bourdonnec, Lindy Larsson, Thekla Hartmann, Hila Meckier, Gian Mellone, David JongSung Myung, Vidina Popov, Sesede Terziyan PREMIERE: 31.7.2021 NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON DENIZ OHDE

STRE U L IC H T ( U A)

R: Nurkan Erpulat B/K: Magda Willi M: Michael Haves Zeichnungen: Büke Schwarz D: Johannes Kirsten, Yunus Ersoy L: Christian Gierden T: Moritz Colitti V: Christopher Bonte, Maryvonne Riedelsheimer Mit: Aysima Ergün, Çiğdem Teke, Wojo van Brouwer PREMIERE: 20.8.2021 (CONTAINER)


Bühnenproduktionen NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON OLIVIA WENZEL

1 0 0 0 SERPEN T I N EN A N G S T (UA )

R: Anta Helena Recke B: Marta Dyachenko K: Pola Kardum Sounddesign: Richard Janssen C: Jeremy Nedd D: Valerie Göhring Mitarbeit Dramaturgie: Huang Duc Hieu Outer Eye: Johannes Kirsten L: Gregor Roth T: Hannes Zieger V: Jesse Jonas Kracht Mit: Ariane Andereggen, Shari Asha Crosson, Moses Leo, Hanh Mai Thi Tran, Falilou Seck, Tim Freudensprung, Abak Safaei-Rad PREMIERE: 27.8.2021 ISABELLA SEDLAK UND ENSEMBLE

Knight, Lindy Larsson, Vidina Popov PREMIERE: 6.11.2021 SIBYLLE BERG

ES SAGT MIR N IC H TS, D A S SO GE N AN N TE DR A U SSE N ( Re mak e )

R: Sebastian Nübling B: Magda Willi/Moïra Gilliéron K: Ursula ­Leuenberger/Moïra Gilliéron C: Tabea Martin D: Katja Hagedorn/Valerie Göhring L: Christian Gierden Mit: Maryam Abu Khaled, Yanina Céron, Aysima Ergün, Hanh Mai Thi Tran PREMIERE: 12.11.2021 H A K A N S AVA Ş M I C A N

KRAMPUS: PEL Z UN D P UDER Z UC KER (UA ) B E RL IN K L E ISTPA R K – 2. Te il d e r R: Isabella Sedlak B: Christine Ruynat K: Franziska S t ad t- Tril o gie ( U A) Müller M: Cansu Tanrikulu/Korhan Erel C: Therese Nübling D: Sandra Wolf L: Fritz Stötzner T: David Gierth Mit: Maryam Abu Khaled, Yanina Cerón, Anastasia Gubareva, Orit Nahmias, Vidina Popov PREMIERE: 27.8.2021 (CONTAINER) FREI NACH HENRIK IBSEN

NOORRRRAA A A A A A A

R: Leonie Böhm B: Zahava Rodrigo K: Magdalena Schön/Helen Stein M: Friederike Ernst D: Tarun Kade/ Clara Probst Mit: Svenja Liesau, Julia Riedler, Live-Musik: Stefan Czura PREMIERE: 12.9.2021 N A C H A N D R E J P L AT O N O W R E N AT E R E S C H K E ( Ü )

TSCHEWENG UR – Di e Wa n der un g m i t offenem Her z en

Theaterfilm R: Sebastian Baumgarten B/K: Janina Audick V: Chris Kondek M: Robert Lippok D: Ludwig Haugk/ Clara Probst Mit: Jonas Dassler, Aysima Ergün, Tim Freudensprung, Svenja Liesau, Falilou Seck, Çiğdem Teke, Till Wonka PREMIERE: 24.9.2021 YA E L R O N E N , S H L O M I S H A B A N , R I A H M AY K N I G H T U N D I TAY R E I C H E R

SLIPPERY S L OP E – A lm os t a M us i c a l (UA)

R: Yael Ronen Komposition: Shlomi Shaban B: Alissa Kolbusch K: Amit Epstein M: Yaniv Fridel/Ofer Shabi D: Jens Hillje/Clara Probst L: Gregor Roth T: Yavuz Akbulut V: Stefano di Buduo/Jesse Jonas Kracht/Frans Katzwinkel Mit: Emre Aksızoğlu, Anastasia Gubareva, Riah May

R: Hakan Savaş Mican B: Alissa Kolbusch K: Miriam Marto M: Jörg Gollasch V: Mikko Gaestel D: Yunus Ersoy/Holger Kuhla L: Arndt Sellentin T: Yavuz Akbulut/Daniel Körner Videotechnik: Karl Wedemeyer Mit: Sema Poyraz (Video), Çiğdem Teke, Taner Şahintürk, Sesede Terziyan, Abak Safaei-Rad (Video), Falilou Seck (Video), Mehmet Yılmaz, Live-Musik: Lukas Fröhlich, Peer Neumann, Natalie Plöger, Lizzy S­ charnofske PREMIERE: 11.12.2021 RASHA ABBAS

EIN E ZU SA MME N FASSU N G V O N AL L E M, WA S WAR ( U A )

R: Sebastian Nübling B: Sebastian Nübling, Evi Bauer K: Joshua Ress V: Qusay Awad L: Christian Gierden S: Jessika Khazrik D: Valerie Göhring Mit: Karim Daoud, Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Lujain Mustafa, Live-Musik: Jessika Khazrik PREMIERE: 5.2.2022 (CONTAINER) NACH WILLIAM SHAKESPEARE CHRISTIAN TSCHIRNER (B)

QUEEN LEAR

R: Christian Weise B: Julia Oschatz K: Paula Wellmann, Mitarbeit: Isabell Reisinger M: Jens Dohle L: Frederik Wollek D: Maria Viktoria Linke T: Hannes Zieger V: Maryvonne Riedelsheimer/Jesse Jonas Kracht Mit: Emre Aksızoğlu, Mazen Aljubbeh, Yanina Céron, Tim Freudensprung, Corinna Harfouch, Svenja Liesau, Oscar Olivo, Lindy Larsson, Catherine Stoyan, Aram Tafreshian, Live-Musik: Jens Dohle, Live-Kamera: Marlene Blumert/Sabrina Tamara Brückner PREMIERE: 20.2.2022

K: ­Katharina Faltner ML: Tobias Schwencke D: Johannes Kirsten/Nora Haakh L: Jens Krüger T: Daniel Körner Mit: Niels Bormann, Aysima Ergün, Orit Nahmias, Taner Şahintürk, Falilou Seck, Live-Musik: Chuckamuck PREMIERE: 10.4.2022 NACH GEORG BÜCHNER UND EURIPIDES

D AN TO N S TO D / IP H IGE N IE

R: Oliver Frljić B: Igor Pauška K: Katrin Wolfermann M: Daniel Regenberg D: Johannes Kirsten/Simon Meienreis L: Arndt Sellentin T: Hannes Zieger Videotechnik: Christopher Bonte/Frans Katzwinkel Mit: Yanina Cerón, Vidina Popov, Kenda Hmeidan, Çiğdem Teke PREMIERE: 20.4.2022 YA E L R O N E N U N D D I M I T R I J SCHAAD

O P E R ATIO N MIN D F U C K – Ba s e d o n a tru e sto ry , bu t n o t re a l l y ( U A )

R: Yael Ronen B: Magda Willi K: Amit Epstein M: Yaniv Fridel, Ofer Shabi V: Stefano di Buduo D: Clara Probst/Yunus Ersoy/Irina Szodruch L: Arndt Sellentin T: Yavuz Akbulut V: Jesse Jonas Kracht Mit: Maryam Abu Khaled, Taner Şahintürk, Till Wonka, Aysima Ergün, Orit Nahmias PREMIERE: 28.5.2022 M I R K O B O R S C H T, M A R I N A F R E N K , P E T E R K A G AY I N G O B I , PA U L A K I L P H O L G E R K U H L A , HENDRIK OTREMBA

GRO U N D C O N TRO L

Szenische Installation von Mirko Borscht und Ensemble nach Die Diktatur der Konzerne von Thilo Bode R: Mirko Borscht B: Alissa Kolbusch K: Elke von Sivers M: Moritz Widrig Lichtdesign: Peter Platz V: Mirko Borscht/Katrin Krottenthaler Expertin KI: Paula Kilp Roboteroperator: ULiK D: Simon Meienreis/ Holger Kuhla L: Fritz Stötzner T: David Gierth V: Karl Wedemeyer/Maryvonne R­ iedelsheimer Mit: Marina Frenk, Peter Kagayi Ngobi, Paula Kilp, Roboterarm: Pauline MH280II, Abak Safaei-Rad, Celina Schubert, nur Video: Hendrik Otremba, Live-Musik/Komposition: Jo Flüeler aka Aktomis, Moritz Widrig PREMIERE: 28.5.2022 (CONTAINER)

NORA ABDEL-MAKSOUD

EIN PROJEKT VON ERSAN M O N D TA G U N D E N S E M B L E

R A BATT ( U A )

GE SC H W ISTE R ( U A)

R: Nora Abdel-Maksoud B: Moïra Gilliéron

380

R: Ersan Mondtag B: Simon Lesemann K: Josa Marx


Bühnenproduktionen M: Nid & Sancy (Bart Demey & Tania Gallagher) Lichtdesign: Marek Mauel D: Valerie Göhring L: Christian Gierden T: Yavuz Akbulut V: Maryvonne Riedelsheimer Mit: Lea Draeger, David Bennent, Yanina Cerón, Çiğdem Teke, Falilou Seck, Tina Keserovic, Ariane Andereggen Sema Poyraz, Maxim Loginovskih, Lukas Amaru Runkewitz PREMIERE: 17.6.2022

2022/23 LOLA ARIAS

M OTHER TON G UE

SIVAN BEN YISHAI

B Ü H N E N BE SC H IMP F U N G – ( L IE BE IC H ES N IC H T ME H R O D E R L IE BE IC H E S ZU S E H R? ) ( U A ) R: Sebastian Nübling B: Sebastian Nübling/ Amit Epstein K: Amit Epstein M: Lars Wittershagen D: Valerie Göhring L: Christian Gierden T: Jonathan Schnell V: Maryvonne Riedelsheimer Mit: Sofian Doumou, Zari Eder, Aysima Ergün, Nele Jochimsen, Bashar Kanan, Lindy Larsson, Christian Bojidar Müller, Vidina Popov, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 17.12.2022

R: Lola Arias Übersetzung/D/Produktionsleitung: Lola Arias Company/Laura Cecilia Nicolas/Bibiana Picado Mendes V/L/Technische Leitung: Lola Arias Company/ Matias Iaccarino B/K: Mariana Tirantte Mit ausgewählten Kostümen von Cochon De Cauchemar, Nympho-Ménage M: Meike Clarelli/Davide Fasulo C: Luciana Acuña D: Johannes Kirsten/Edona Kryeziu Cast: Bibiana Picado Mendes Mit: Ufuk Tan Altunkaya, Kay Garnellen, Sandra Ruffin, Millay Hyatt, Aurélie Serrure, Alice Gedamu, Leisa Prowd, Nyemba M´Membe u. a. PREMIERE: 11.9.2022

FRANZ KAFKA

ANTON TSCHECHOW

A M O RE ( U A)

DREI SCHWES T ER N

R: Christian Weise B: Jeeyoung Shin K: Pina Starke M: Falk Effenberger V: Jesse Jonas Kracht D: Maria Viktoria Linke T: Luis Zemisch, Lichtdesign: Ernst Schießl Mit: Emre Aksızoğlu, Karim Daoud, Tim Freudensprung, Kinan Hmeidan, Oscar Olivo, Falilou Seck, Live-Musik: Falk Effenberger PREMIERE: 1.10.2022 (STUDIO Я) B E R T O LT B R E C H T

M UTTER COUR A G E UN D I HR E KI N DER

R: Oliver Frljić B: Igor Pauška K: Katrin Wolfermann M: Daniel Regenberg D: Johannes Kirsten, Simon Meienreis T: Hannes Zieger/Jonathan Schnell Lichtdesign: Jens Krüger Mit: Maryam Abu Khaled, Yanina Cerón, Lea Draeger, Kenda Hmeidan, Abak Safaei-Rad, Çiğdem Teke PREMIERE: 9.10.2022 YA E L R O N E N U N D O R I T NAHMIAS

Blood M oo n B lues (UA )

R: Yael Ronen B: Wolfgang Menardi K: Amit Epstein M: Yaniv Fridel/Ofer Shabi D: Yunus Ersoy, Irina Szodruch V: Stefano di Buduo, L: Arndt Sellentin Mit: Aysima Ergün, Doğa Gürer, Orit Nahmias, Vidina Popov PREMIERE: 20.11.2022

A M E R IK A

R: Sebastian Baumgarten B: Barbara Steiner K: Christina Schmitt Sounddesign: Marc Sinan Company – Ilija Djordjevic, Karsten Lipp ­Komposition: Marc Sinan D: Holger Kuhla Mit Emre Aksızoğlu, Yanina Cerón, Tim Freudensprung, Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Falilou Seck, Till Wonka Live-Fotografie Marcel Urlaub PREMIERE: 14.1.2023 A R A M TA F R E S H I A N & ENSEMBLE Eine künstlerische Stückentwicklung von R: Aram Tafreshian B/K: Mara Medleine Pieler Komposition & Musikalische: Leitung: Anthony Hüseyin D: Yunus Ersoy, Holger Kuhla L: Jens Krüger T: Jonathan Schnell, Hannes Zieger V: Christopher Bonte Mit Jasha Eliah Deppe, Eman Dwagy, Marie Nadja Haller, Via Jikeli, Tim Lanzinger, Jakob Emma Zeisberger PREMIERE: 28.1.2023 (STUDIO Я)

NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN V O N FAT M A A Y D E M I R DS C H IN N S

R: Nurkan Erpulat B: Gitti Scherer K: Turgut Kocaman Musikalische Leitung: Anthony Hüseyin D: Johannes Kirsten Sound Post-Produktion: Matthias Anton L: Arndt Sellentin T: Yavuz Akbulut V: Christopher Bonte Mit: Melek Erenay, Aysima Ergün, Doğa Gürer, Taner Şahintürk, Çiğdem Teke & Anthony Hüseyin PREMIERE: 17.2.2023 MIT TEXTEN VON HEINER MÜLLER

S CH L A C H TE N

R: Oliver Frljić B: Igor Pauška K: Katrin Wolfermann

381

Musikalische Ltg: Daniel Regenberg D: Simon Meienreis L: Christian Gierden T: Hannes Zieger V: Maryvonne Riedelsheimer & Jesse Jonas Kracht Mit Marina Frenk, Tim Freudensprung, Vidina Popov, Till Wonka, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 25.3.2023 NACH SOPHOKLES

A N TIGO N E

R: Leonie Böhm B: Zahava Rodrigo K: Laura Kirst M: Friederike Ernst Lichtdesign: Lutz Deppe D: Tarun Kade Mit Lea Draeger, Eva Löbau, Julia Riedler, Çiğdem Teke Live-Musik Friederike Ernst PREMIERE: 16.4.2023 Sowie weitere Inszenierungen von Hakan Savaş Mican und Yael Ronen.


Chronik der Festivals und Sonderformate 2013/14 1 . BERLINER HER B S T S A L ON

8.–17.11.2013 Organisiert von Shermin Langhoff mit Çağla İlk, Erden Kosova und Antje Weitzel Künstler*innen: Nevin Aladağ, bankleer, Kaya Behkalam, Luchezar Boyadjiev, Phil Collins, Danica Dakić, Silvina Der Meguerditchian, Teresa María Díaz Nerio, Azin Feizabadi, Eunhye Hwang/Otobong Nkanga, Thomas Kilpper, Daniel Knorr, Hans-Werner Kroesinger, Delaine Le Bas/Damian Le Bas, Angela Melitopoulos, Michael Ronen, Otobong Nkanga, Dan Perjovschi, Johannes Paul Raether, Judith Raum, Yael Ronen, Ahmet Öğüt, Aykan Safoğlu, Hakan Savaş Mican, Erinç Seymen, Marc Sinan, Laila Soliman, son:DA/Erinç Seymen, Raša Todosijević HANS-WERNER KROESINGER

FAM ILIENALB UM – WO WA R S T DU DIE LETZTEN 1 0 0 J A HR E?

im Rahmen des „1. Berliner Herbstsalons“ R: Hans-Werner Kroesinger Mit: Mehmet Ateşçi, Tamer Arslan, Marina Frenk, Sema Poyraz, Aleksandar Radenković, Sesede Terziyan, Till Wonka, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 8.11.2013 (PALAIS AM F­ ESTUNGSGRABEN)

RAUŞ – NEU E DEUT S C HE S T ÜC KE

29.11.–1.12.2013 Eine Kooperation des Maxim Gorki Theaters, des Ballhaus Naunynstraße und des Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext H A K A N S AVA Ş M I C A N

Du weißt i c h m us s g ehen

Szenische Einrichtung: Michael Ronen Mit: Jerry Hoffmann, Katja Nesytowa, Sema Poyraz, Lina Krüger DENIZ UTLU

Abkommen

Szenische Einrichtung: Mıraz Bezar Mit: Erol Afşin, Isabelle Redfern, Robin Krakowski, Pia Micaela Barucki JURI STERNBURG

Wider die N a t ur ! oder di e ­D esintegr a t i on s m a s c hi n e

Szenische Einrichtung: Krzysztof Minkowski Mit: Julian Mehne, Maryam Zaree, Cynthia Micas, Elmira Bahrami, Lorris Andre Blazejewski, Raphael Käding

OLIVIA WENZEL

m a is in d e u tsc h l an d u n d a n d e re n g a l a x ie n

Szenische Einrichtung: Idil Üner Mit: Ernest Allan Hausmann, Ruth Reinecke, Heide Simon, Peter von Strombeck, Prodromos Tsinikoris, Katharina Alf, Elmira Bahrami MARIANNA SALZMANN

Z ö p f e – Be p a, H a д е ж д а, Лю бо вь

Szenische Einrichtung: Babett Grube Mit: Anita Vulescia, Katja Nesytowa, Marina Frenk, Falilou Seck, Daniel Kahn, Mehmet Yılmaz, Dimitrij Schaad, Adriana Metzlaff DANIELA JANJIC

P y ramid e n

Szenische Einrichtung: Anestis Azas Mit: Marina Frenk, Prodromos Tsinikoris, Ella Thierbach, Ernest Allan Hausmann GEORGIA DOLL

Wir w are n ic h Ic h w are n w ir

Szenische Einrichtung: Brit Bartkowiak Mit: Marina Frenk, Mehmet Yılmaz, Isabelle Redfern, Paul Wollin

T H E ATE R IST E N D L IC H IST TH E ATE R Theater-Happening-Reihe im Rahmen von „stagediving“ PREMIERE: 3.1.2014 (STUDIO Я)

SASHA MARIANNA SALZMANN, ANDRÁS DÖMÖTÖR UND ADAM FEKETE

N O TIZE N ZU H U R E N K IN D E R ­S CH U STE RJ U N GE N ( U A)

Im Rahmen von „stagediving“ R: András Dömötör B: Moïra Gilliéron Mit: Mehmet Ateşçi, Lina Krüger, Aram Tafreshian, Till Wonka PREMIERE: 13.2.2014 (STUDIO Я) HANNES WEILER & MG8, SCHAUSPIELSTUDENT*INNEN DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK U N D T H E AT E R „ F E L I X MENDELSSOHN BARTHOLDY“ LEIPZIG

WIR K Ö N N TE N, A BE R ( U A )

Mit: Katharina Alf, Pia-Micaela Barucki, Maximilian Grünewald, Raphael Käding, Robin Krakowski, Lina Krüger, Eric Stehfest PREMIERE: 3.4.2014 (STUDIO Я)

382

E U RO P E 14/ 14 O p e n C a mp u s

6.5.–11.5.2014 Das kulturelle Programm des Maxim Gorki Theaters in Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes zu „Europe 14I14 – HistoryCampus“, der Veranstaltung zum Jubiläumsjahr des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung, der Körber-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung HANS-WERNER KROESINGER

D RE I O R TE IM SO MME R

Im Rahmen des Festivals „Europe 14/14 ­OpenCampus“ Von und mit: Hans-Werner Kroesinger und Schauspieler*innen des Ensembles PREMIERE: 6.5.2014 (GORKI-GELÄNDE) MIKAËL SERRE

TH E RISE O F GL O RY – E IN E ­P ÄD A GO GISC H E A P P - P E RFO R M A NCE

Im Rahmen des Festivals „Europe 14/14 OpenCampus“ Von und mit: Mikaël Serre, Sèbastien Dupouey, Nils Ostendorf PREMIERE: 6.5.2014 (STUDIO Я) MICHAEL RONEN

SO L D ATE N – E IN E L E C TU R E -­ P E R F O R MAN C E MIT F O TO A L B U M

Im Rahmen des Festivals „Europe 14/14 OpenCampus“ Von und mit: Michael Ronen PREMIERE: 6.5.2014 (BRINKMANNZIMMER) MILOŠ LOLIĆ

TH E N IGH T O F GAV R IL O P R I N CI P – ­D O K U F IK TIO N A L E S STE R E O D R A M A

Im Rahmen des Festivals „Europe 14/14 OpenCampus“ Von und mit: Miloš Lolić, Aleksandar Radenković PREMIERE: 6.5.2014 (STUDIO Я)

C H E E RL E A D E R O F E U RO P E !

Im Rahmen von „stagediving“ C/Performance: Daniel Kok D: Jorge Gonçalves PREMIERE: 30.5.2014 (STUDIO Я) SUNA GÜRLER

K R ITISC H E MASSE ( U A)

Spielleitung: Suna Gürler A: Moïra Gilliéron Aktionist*innen: Ann Goebel, Charlotte Harnisch, Josephine Weber, Juliana Eggers, Lilly Menke, Linda Blümchen, Lisa Conrad, Malin Kemper, Polina Aleksandrova, Rebecca Drutschmann, Sandra Wolf, Tatjana Kranz PREMIERE: 5.6.2014 (STUDIO Я)


Chronik der Festivals und Sonderformate GOLDEN LOVE

Spielleitung: Ron Rosenberg Golden Gorkis: Henriette Bothe, Christiane-Friederike Droz, Martha Hölters-Freier, Bernd Ocker Hölters, Annette Rentz-Lühning, Johannes Storks, Renate C. Sörensen, Liz Schmidt, Gisela T­ rentmann-Schrick, Dieter Wieck PREMIERE: 20.6.2014 (STUDIO Я) M E LY K I Y A K

TV THEATER – „ Du b i s t da b a lla !“

Im Rahmen von „gegen sätze/stagediving: Berlin calling Istanbul“ Von und mit: Mely Kiyak, Thomas Wodianka PREMIERE: 26.6.2014 (STUDIO Я)

2014/15 TA L K I N G S T R A I G H T

AUSSÖHNEN M I T DEUT S C HL A N D I I (UA )

Im Rahmen von „stagediving“ Mit: Alicia Agustin, Daniel Cremer, René Michaelsen, Tamer Fahri Özgönenc, Antje Prust, Tucké Royale, Vincent Stefan u. a. PREMIERE: 2.10.2014 (STUDIO Я)

ICH BEISSE M I R A UF DI E Z UN G E UN D ­F RÜHSTÜCKE DEN B EL A G, DEN M EI N E RABENELTER N M I R HI N T ER L I ES S EN (UA ) Im Rahmen von „stagediving“ Von und mit: Tucké Royale PREMIERE: 16.10.2014 (STUDIO Я) N I C O L E TA E S I N E N C U

FUCK YOU. EU.RO.PA !/ F UC K Y OU ­M OLDOVA! Im Rahmen von „unternational“ R: Katharina Kummer PREMIERE: 7.11.2014 (STUDIO Я)

VOICING RE S I S TA N C E

7.11.–7.12.2014 Festival anlässlich des 25. Jahrestags des Mauerfalls ZENTRUM FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT

ERSTER EUROP Ä I S C HER M A UER FA L L – DIE VERWUN DET EN (UA ) Im Rahmen des Festivals „Voicing Resistance“ PREMIERE: 7.11.2014 (PLATZ DER MÄRZREVOLUTION) LOLA ARIAS

AUDITION FOR A DEM ON S T R AT I ON – 9 . ­N ovembe r 1 9 8 9 / 2 0 1 4 – Der F a ll der Berliner M a uer (UA )

Walk in and out Performance, Massen-Reenactment Im Rahmen des Festivals „Voicing Resistance“ und „stagediving“ PREMIERE: 9.11.2014

NEWS

Im Rahmen von „stagediving“ C: Modjgan Hashemian Künstlerische Beratung/ Koordination: Anke Sauerteig M: Oliver Doerell Mit: Modjgan Hashemian PREMIERE: 8.1.2015 (STUDIO Я)

HIE R BIN IC H GE BO RE N ( U A )

Im Rahmen von „unternational“ M: Hannes Buder Von und mit: Mareike Beykirch, Johannes Maria Schmit PREMIERE: 7.2.2015 (STUDIO Я) O L G A G R J A S N O WA M I T AY H A M MAJID AGHA

C O N F L IC T F O O D – E in e in te rak tiv e ­T h e a te r - K o c h sh o w PREMIERE: 8.2.2015 (GORKI KANTINE)

ES SC H N E IT IM A P RIL : E IN E PASSIO N UND E IN O STE R F E ST

Zum 100. Jahrestag des Völkermords an den Armeniern 7.3.–25.4.2015 Mit: Achot Achot, Doğan Akhanlı, Fatih Akin, Maria Bedoian, Nuran David Calis, Jean Marie Casbarian, Silvana Der-Meguerditchian, Ara & Onnik Dinkjian, Atom Egoyan, Harout Ekmanian, Knut Elstermann, Archi Galentz, Sophia Gasparian, Jürgen Gottschlich, Wolfgang Gust, Corry Guttstadt, Chatchatur Kanajan, Osman Kavala, Fred Kelemen, Arsinée Khanjian, Ezgi Kılınçaslan, Hans-Werner Kroesinger, Thomas Krüger, Shermin Langhoff, Alina Manoukian, Karine Matsakian, Mikayel Ohanjanian, Osman Okkan, Katerina Poladjan, Christin Pschichholz, Ron Rosenberg, Taner Şahintürk, Kim Seligsohn, Marc Sinan, Sesede Terziyan, Gariné Torrosian, Selin Tunç, Mehmet Yılmaz u. a.

A U C TIO N O F SO U L S ( U A )

Im Rahmen von „Es schneit im April: Eine Passion und ein Osterfest“ R: Arsinée Khanjian Mit: Sesede Terziyan/Elmira Bahrami, Taner Şahintürk/Mehmet Yılmaz und Jesse Jonas Kracht (Video) PREMIERE: 22.4.2015

383

Frei nach dem Roman Romain Gary Daniel Kahn und Nora Haakh (B)

D SC H IN GIS C O H N ( U A)

Im Rahmen von „stagediving: New Voices“ R: Daniel Kahn D: Nora Haakh Sounddesign: Michael Tuttle Jiddische Übersetzungen: Michael Wex Mit: Daniel Kahn, Till Wonka PREMIERE: 8.5.2015 (STUDIO Я) HANNA SLAK

MU ST BE A L IC E ( U A )

Im Rahmen von „stagediving: New Voices“ R: András Dömötor M: Tamaś Matkó D: Sasha Maria Salzmann Mit: Knut Berger, Bettina Hoppe PREMIERE: 8.5.2015 (STUDIO Я) NORA ABDEL-MAKSOUD

D IE GE SC H IC H TE V O N BU F FA L O J I M ( U A ) Im Rahmen von „stagediving: New Voices“ R: Nora Abdel-Maksoud in Zusammenarbeit mit Nora Haakh M: Daniel Kahn C: Volkram Zschiesche Mit: Mehmet Ateşçi, Mareike Beykirch PREMIERE: 8.5.2015 (STUDIO Я)

Ü BE R V Ä TE R

Spielleitung: Ron Rosenberg B: Jule Heidelbach K: Marie Abreu Mit: Golden Gorkis: Christiane-Friederike Droz, Martha Hölters-Freier, Sonja Lachmund, Martin Michaelis-Seidler, Annette Rentz-Lühning, Liz Schmidt, Hartmann Schmige, Johanna Skirecki, Renate C. Sörensen, Johannes Storks, Dieter Wieck PREMIERE: 4.6.2015 (STUDIO Я)

P U L S – E in Stü c k W o rst - Ca s e -­ Sze n ario d e s Go r k i Ju ge n d cl u b s „D ie Ak tio n ist* in n e n “

Spielleitung: Suna Gürler A: Moïra Gilliéron Mit: Die Aktionist*innen – Alexander Rau, Alina Weinert, Charlotte Harnisch, Dženeta Hodžić, Leon Lapa Pereira, Lilly Menke, Linda Blümchen, Linda Hou, Lisa Jura, Marie Domnig, Mariette Morgenstern, Paul Enev, Polina Aleksandrova, Rebecca ­Drutschmann, Sandra Wolf, Selina Sunday, Tatjana Kranz PREMIERE: 10.6.2015 (STUDIO Я)

2015/16 THOMASPETER GOERGEN

E IN R E Q U IE M D E U TSC H E R G E S CH I CH T SSP RAC H E N ( U A) Im Rahmen von „stagediving New Voices: The Judgement Day“ R: Ersan Mondtag M: Max Andrzejewski


Chronik der Festivals und Sonderformate Mit: Tamer Arslan, Tanya Erartsin, Giannina Erfarny-Far, Isabelle Klemt, Ruth Reinecke, Falilou Seck, Aram Tafreshian PREMIERE: 5.9.2015 (STUDIO Я)

BANKLEER

P RO SA D E R V E RH ÄLTN ISSE

T O H U BA SSBU U H ( U A)

J AY R O M E C . R O B I N E T

Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ M: Patric Catani Mit: Mehmet Ateşçi, Mareike Beykirch PREMIERE: 13.11.2015 (FOYER)

DAS LICHT I S T WEDER G ER EC HT N OC H UNGERECHT (UA )

NEVIN ALADAĞ

GERASIMOS BEKAS

Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ Von und mit: Linda Blümchen, Kaveh Ghaemi, Modjgan Hashemian, Ricardo de Paula, Elisabeth Schmidt, Johannes Storks u. a. PREMIERE: 13.11.2015 (PALAIS AM FESTUNGSGRABEN)

Im Rahmen von „stagediving New Voices: The Judgement Day“ R: Pınar Karabulut Mit: Nicolas Streit PREMIERE: 5.9.2015 (STUDIO Я)

GLITSCH-GOT T: DI E ER L ÖS UN G (UA )

Im Rahmen von „stagediving New Voices: The Judgement Day“ R: Sapir Heller Mit: Anastasia Gubareva, Till Wonka, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 5.9.2015 (STUDIO Я)

TALKING ST R A I G HT WI L L S ET US F R EE (UA)

Im Rahmen von „stagediving“ Von und mit: Alicia Agustin, Daniel Cremer, Michael Ebbing, Houwaida Goulli, Lina Krüger, René Michaelsen, Antje Prust u. a. D: Necati Öziri PREMIERE: 1.10.2015 (STUDIO Я)

GEBLIEBEN UM Z U G EHEN

Im Rahmen von „stagediving: Berlin calling Athens“ R: Prodromos Tsinikoris/Anestis Azas B: Shahrzao Rahmani D: Jens Hillje Mit: Kostis Kallivretakis, Prodromos Tsinikoris PREMIERE: 30.10.2015 (STUDIO Я)

2 . BERLINER HER B S T S A L ON

13.–29.11.2015 Organisiert von Shermin Langhoff mit Aljoscha Begrich, Çağla Ilk und Antje Weitzel Künstler*innen: Karo Akpokiere, Nevin Aladağ, Anonymous Stateless Immigrants, Birgit Auf der Lauer/Caspar Pauli, bankleer, Mirko Borscht, Hamze Bytyçi, Danica Dakić, Harun Farocki, Azin Feizabadi, Oliver ­Feldhaus, Hajusom, Manaf Halbouni, Alfredo Jaar, Sven Johne, Leon Kahane, Thomas Kilpper/ Massimo Ricciardo, Reinhard Kleist, Daniel Knorr, Hans-Werner Kroesinger/Regine Dura, metroZones, MFA-Public Art and New Artistic Practices der Bauhaus Universität Weimar, Ersan Mondtag, Marina Naprushkina, Sebastian Nübling, Emeka Ogboh, Refugee Club Impulse, Hakan Savaş Mican, Talking Straight, Maria Walcher, We Will Rise, Wermke/ Leinkauf, Tobias Zielony, Zentrum für Politische Schönheit

MOVE (UA)

G A R TE N D E R L Ü STE / GA R D E N O F ­D E L IGH TS – E mp f a n g, Stad tf ü h r u n g und ­C o ac h in g v o n Tal k in g S t raigh t ( U A ) Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ Von und mit: Talking Straight PREMIERE: 13.11.2015 (PALAIS AM FESTUNGSGRABEN)

ORTSTE R MIN – D IE RE TTE N D E IN SE L ( U A) Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ R: Hans-Werner Kroesinger Mit: Ruth Reinecke, Falilou Seck, Aram Tafreshian PREMIERE: 13.11.2015 (PALAIS AM FESTUNGSGRABEN)

G R E N ZF ÄH RSE R V IC E III ( U A)

Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ Von und mit: Birgit Auf der Lauer, Caspar Pauli PREMIERE: 14.11.2015 HAMZE BYTYÇI UND DELAINE LE BAS

HILTO N 437

Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ Von und mit: Hamze Bytyçi und Delaine Le Bas, Radio Corel PREMIERE: 17.11.2015 (FOYER)

T H E IN BE TW E E N SP E E C H

Im Rahmen des „2. Berliner Herbstsalons“ Von und mit: Mirko Borscht, Alexander Kluth, Mohammead Khalkhalian PREMIERE: 19.11.2015 (BRINKMANNZIMMER)

KO SMO S²

Lecture-Performance Reihe von Grada Kilomba PREMIERE: 14.11.2015 (STUDIO Я)

384

Literaturreihe in Kooperation mit der ­Friedrich-Ebert-Stiftung Kuratiert und moderiert von Deniz Utlu PREMIERE: 9.1.2016 (STUDIO Я)

IC H U N D D IE F IN AN ZK RISE

Im Rahmen von „stagediving“ Von und mit: Oscar Olivo Mitarbeit: Martin Baierlein PREMIERE: 30.1.2016 (STUDIO Я)

TA L K IN G STRAIGH T E N TE RTA I NM E N T ( U A ) Im Rahmen von „stagediving“ Von und mit: Alicia Agustín, Daniel Cremer, Michael Ebbing, Houwaida Goulli, Lina Krüger, René Michaelsen, Antje Prust A: Romy Kießling D: Ludwig Haugk/Necati Öziri PREMIERE: 25.2.2016 (STUDIO Я)

F L U C H TW E GE

Spielleitung: Ron Rosenberg Regieassistenz: Alexander Maulwurf A: Raisa Kankelfitz Mit: Golden Gorkis – Annette Rentz-Lühning, Bernd Ocker Hölters, Elisabeth Schmidt, Gisela Trentmann-Schrick, Henriette Bothe, Hartmann Schmige, Johanna Skirecki, Johannes Storks, Martha Hölters-Freier, Martin Michaelis-Seidler, Renate Sörensen, Vasco Esteves PREMIERE: 14.4.2016 (STUDIO Я)

BO N D IN G – E IN E ZWAN GSG E M E I NS CH A F T Spielleitung: Suna Gürler A: Raissa Kankelfitz Mit: Die Aktionist*innen – Sezgi Ceylanoğlu, Senanur Cömert, Mitko Paul Enev, Maral Keshavarz, Aniol Kirberg, Tatjana Kranz, Parssa Madani, Alexander Rau, Kundry Rymon, Theresa Selter, Elizaveta Slobobodyanyuk, Milosz Wachulski, Alina Weinert PREMIERE: 28.4.2016 (STUDIO Я)

D E SIN TE GR ATIO N : E IN K O N G R E S S ­ZE ITGE N Ö SSISC H E R JÜ D IS CH E R ­P O SITIO N E N

6.–8.5.2016 Kuratiert von Max Czollek und Sasha Marianna Salzmann Künstler*innen: Assaf Alassaf, Yael Almog, Tamer Arslan, Ljudmila Belkin, Michal Bodemann, Yevgeniy Breyger, Jo Frank, Marina Frenk, Michel Friedman, Mirna Funk, Alexander Grodensky, Yuriy Gurzhy, Cecilia und Yair Haendler, Sapir Heller, Tobias Herzberg, Daniel Kahn & The Painted Bird, Liad Hussein Kantorowicz, Ijoma Mangold, Hannah Peaceman, Deniz Utlu, Till Wonka, Mehmet Yılmaz, Koray Yılmaz-Günay


Chronik der Festivals und Sonderformate BOIBAND

Im Rahmen von „stagediving“ Übersetzer: Johannes Maria Schmit Assistant*expert: Inga Gerner Nielsen Mit: Black Cracker, Hans Unstern, Tucké Royale PREMIERE: 12.5.2016 (STUDIO Я)

BERLINER KOR R ES P ON DEN Z EN

Eine Reihe des Gorki Forum und der Humboldt-­ Universität zu Berlin in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt. Ab September 2019: Eine Reihe des Gorki Forum und der Allianz Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität zu Berlin und gefördert durch das Auswärtige Amt PREMIERE: 22.5.2016

FLÜCHTLINGE F R ES S EN – NOT UND SPI EL E (UA )

Eine Aktion des Zentrums für Politische Schönheit Konzept/R: Zentrum für Politische Schönheit B: Shahrzad Rahmani K: Hanne Günther D: Ludwig Haugk Mit: Aylin Esener, Cynthia Micas, Taner Şahintürk, Falilou Seck PREMIERE: 16.6.2016 (PLATZ DER MÄRZREVOLUTION)

2016/17 FLUCHT DIE M I C H B EDI N G T

9.9./10.9.2016 Schreibwerkstatt Leitung/Dramaturgie: Maxi Obexer/Sasha Marianna Salzmann AY H A M M A J I D A G H A

Skelett ein es Elef a n t en i n der Wüste

Szenische Einrichtung: Ayham Majid Agha Mit: Maryam Abu-Khaled, Lea Draeger, Ayham Majid Agha N E C AT I Ö Z I R I

Get Deutsch or Di e T r y i n ’

Szenische Einrichtung: Sapir Heller Mit: Mehmet Ateşçi, Mareike Beykirch, Murat Dikenci, Aleksandar Radenković ENIS MACI

Lebendfallen

Szenische Einrichtung: Julia Wissert Mit Jerry Hoffmann, Mateja Meded, Cynthia Micas, Aram Tafreshian

MUSAAB SADEQ KHALEEL AL-TUWAIJARI

Unge w iss

Szenische Einrichtung: András Dömötör Mit Vernesa Berbo, Aleksandar Radenković, Mehmet Yılmaz M A RYA M Z A R E E

Kl u ge Ge f ü h l e

Szenische Einrichtung: Nurkan Erpulat Mit Eva Bay, Pınar Erincin, Falilou Seck, Fatma Souad KRZYSZTOF MINKOWSKI, WOJTEK ZRAŁEKK O S S A K O W S K I U N D M A RTA MALIKOWSKA KRZYSZTOF MINKOWSKI (Ü)

O D W Ó C H TA K IC H , C O U K R A D L I K SIĘ ŻY C (Z W E I MO N D D IE BE ) ( U A ) Im Rahmen der Reihe „Mythen der Wirklichkeit #1“ R: Krzysztof Minkowski B/K: Konrad Schaller M: Wojtek Zrałek-Kossakowski V: Krzysztof Minkowski D: Wojtek Zrałek-Kossakowski/Tobias Herzberg Produktionsleitung: Hanna Saur Mit: Marta Malikowska PREMIERE: 8.10.2016 (STUDIO Я)

UNITIN G BAC K GRO U N GS – T h e a te r zu r D e mo k ratie 8.–23.10.2016 Festival

5 0 AK TE N K IL O ME TE R (A u d io w a l k )

Im Rahmen von „Uniting Backgrounds“ Rimini Protokoll (Haug/Kaegi/Wetzel) PREMIERE: 8.10.2016 (FOYER)

TA L K IN G STR A IGH T: SE C U RITY D AY ( U A) Im Rahmen von „Uniting Backgrounds“ Von und mit: Alicia Agustin, Daniel Cremer, Antje Prust und Gästen PREMIERE: 9.10.2016 (EICHENSAAL)

TA L K IN G STR A IGH T: S U P E R GRU N GR E C H T ( U A )

Im Rahmen von „Uniting Backgrounds“ Von und mit: Alicia Agustin, Daniel Cremer, Antje Prust und Gästen PREMIERE: 11.10.2016 (EICHENSAAL)

R E C H TE RE D E N ( U A )

Im Rahmen von „Uniting Backgrounds“ Von und mit: Mely Kiyak, Thomas Wodianka PREMIERE: 13.10.2016 (STUDIO Я)

385

ORIT NAHMIAS

F E MA L E SH IT ( U A)

Von und mit: Orit Nahmias PREMIERE: 8.1.2017 (STUDIO Я) CAN DÜNDAR

H R A N T D IN K ( GE ) D E N K E N

Konzept/Szenische Einrichtung: Hakan Savaş Mican, Arsinée Khanjian D: Tunçay Kulaoğlu Mit: Mehmet Ateşçi, Sesede Terziyan/Elmira Bahrami, François Regis und Can Dündar PREMIERE: 19.1.2017 F E R I A L K A S M A I , LY Z P F I S T E R (Ü)

Y E K I BU D Y E K I N A BU D ( U A )

Im Rahmen der Reihe „Mythen der Wirklichkeit #2“ C: Modjgan Hashemian B/K: Shahrzad Rahmani M: Roozbeh Mosleh V: Afagh Irandoost D: Anke Sauerteig Produktionsleitung: Hanna Saur Mit: Kaveh Ghaemi, Modjgan Hashemian, Roozbeh Mosleh PREMIERE: 18.3.2017 (STUDIO Я)

D AS L E TZTE ZIMME R

Leitung: Ron Rosenberg Mit: Golden Gorkis – Henriette Bothe, Zeynep Delibalta, Peter Fieback, Bernd Ocker Hölters, Martha Hölters-Freier, Vincent Lefrancois Mangold, Annette Rentz-Lühning, Eva Reuss-Richter, Liz Schmidt, Hartmann Schmige, Johanna Skirecki, Renate Sörensen, Johannes Storks, Gisela Trentmann-Schrick, Kinder: Amnon Chen, Martha Gawronski, Giulia Wagner PREMIERE: 29.4.2017 (STUDIO Я) TOBIAS HERZBERG

F E Y GE L E ( U A)

A: Marcus Karkhof D: Dustin Hofmann Mit: Tobias Herzberg PREMIERE: 28.5.2017 (STUDIO Я)

D U K AN N ST N IC H T ME H R WA R T E N?

Ltg: Theresa Henning D: Mazlum Nergiz B: Raissa Kankelfitz Mit: Die Aktionist*innen – Ziyad Ahmed, Viktor Bashmakov, Matondo Castlo, Yanina Ceron, Marie-Jeanne Gierden, Elena Gomez Alvarez, Eren Gündar, Philipp Holz, Hannah Jeremic, Johanna Jessen, Rosa Shirin, Jennifer Lotsi, Tibor Neto, Karen Petrosyan, Mira Schrems, Marte Döhrer PREMIERE: 7.6.2017 (STUDIO Я)


Chronik der Festivals und Sonderformate PUGS IN LOVE – QUEER WEEKEN D 2 0 1 7 6.–9.7.2017

TALKING ST R A I G HT R EL EA S E – Ein ­G ründu n g s m y t hos von T a lki n g Straight ( UA ) D: Iury trojaberg M: houaïda A: Shahrzad Rahmani K: Geraldine Arnold Von und mit: Alicia Agustin, houaïda, René Michaelsen, Antje Prust PREMIERE: 13.7.2017 (STUDIO Я)

2017/18 TALKING ST R A I G HT: PA R T EI TA G (UA )

R: Talking Straight B: Shahrzad Rahmani K: Geraldine Arnold M: Houaïda V: Camille Lacadee Künstlerische Mitarbeit: Lola Fonsèque Mitarbeit Produktion: Michaela Maxi Schulz Mit: Talking Straight: Alicia Agustín, Lisa Marie Becker, Houaïda, Antje Prust, Anton Weil, Daniel Zillmann PREMIERE: 23.9.2017 (MARMORSAAL IM PALAIS AM FESTUNGSGRABEN) ANDRÁS DÖMÖTÖR UND KORNÉL LABODA

ATTILA, THE HUN (S OL O) A N D T HE ­M AGICAL (LA S ER ) S WOR D (UA )

Im Rahmen von „Mythen der Wirklichkeit #3“ R: András Dömötör B/K: Konrad Schaller M: Tamás Matkó D: Tobias Herzberg/Enikő Deés Mit: Mareike Beykirch, Lehel Kovács PREMIERE: 28.9.2017 (STUDIO Я)

RADIKAL JÜDI S C HE KULT UR TA G E

2.–12.11.2017 Kuratiert von Max Czollek und Sasha Marianna Salzmann Künstler*innen: Rebecca Ajnwojner, Frederic Brenner, Khen Elmaleh, Benjamin Fischer, Marina Frenk, Dmitri Gaskin, Ella Greenbaum, Tehila Hakimi, Sapir Heller, Tobias Herzberg, Arkadij Khaet, Daniel Kahn, Adi Keissar, Yair Kira, Daniel Laufer, Stefan Loeber, Cleo Niemeier, Kostia Rapoport, Anthony Mordechai Tzvi Russell, Hanna Saur, Moran Sanderovich, Moritz Richard Schmidt, Mati Shemoelof, Amir Shpilman, Sesede Terziyan, Die Weisen von Zion, Till Wonka, Sivan Ben Yishai, Layla Zami, Bastian Zimmermann, The Painted Bird, Asylum Arts, Dagesh

3 . BERLINER HER B S T S A L ON – ­D ESINTEGR I ER T EUC H!

11.–26.11.2017 Organisiert von Shermin Langhoff mit Aljoscha

Begrich, Çağla İlk, Erden Kosova, Tunçay Kulaoğlu, Elena Sinanina Künstler*innen: Ayham Majid Agha, Nora Al-Badri/ Nikolai Nelles, Die Anti-Humboldt Box, Lola Arias, Birgit Auf der Lauer/Caspar Pauli/Aufbruch Neukölln e. V., Anestis Azas/Prodromos Tsinikoris, Nidaa Badwan, bankleer, MFA-Public Art and New Artistic Strategies der Bauhaus-Universität Weimar, Sebastian Baumgarten, Mehtap Baydu, Norbert Bisky, Mirko Borscht/Volkan T., Luchezar Boyadjiev, Banu Cennetoğlu, Chto Delat, Collektive Temporaire, Danica Dakić, András Dömötör, Ender/Kolosko, Cevdet Erek, Azin Feizabadi, Nina Fischer/Maroan el Sani und Bertold Stallmach, *foundationClass der Weißensee Kunsthochschule Berlin, Aimée García Marrero, Marta Górnicka, Suna Gürler, Manaf Halbouni, Alfredo Jaar, Sven Johne, Junger Rat des Gorki Forum, Miro Kaygalak, Grada Kilomba, Hans-Werner Kroesinger, Delaine Le Bas/Damian Le Bas, LSD//Lenore Blievernicht/Leonard Neumann, Teresa Margolles, Hakan Savaş Mican, Ersan Mondtag/Max Andrzejewski, Henrike Naumann, Bert Neumann, Sebastian Nübling, Kınay Olcaytu, Dan Perjovschi, Johannes Paul Raether, Red Thread, Oliver Ressler, Angela Richter, Yael Ronen, Elske Rosenfeld, Julian Röder, Natascha Sadr Haghighian, Aykan Safoğlu, Diemut Schilling, Johannes Maria Schmit/Mareike Beykirch, Lara Schnitger, Henrik Schrat, Heike Schuppelius/ Alina Schmuch, Isabella Sedlak, Selma Selman, Mikaël Serre, Santiago Sierra, León Siewert-Langhoff, Fiete Stolte, Youssef Tabti, Hale Tenger, Tribunal »NSU-Komplex Auflösen«, Nasan Tur, Vİron Erol Vert, Wermke/Leinkauf, White on White, Zentrum für Politische Schönheit, Tobias Zielony ISABELLA SEDLAK UND ENSEMBLE

VATE R SP RAC H MU SIK ( U A )

Im Rahmen des „3. Berliner Herbstsalon“ R: Isabella Sedlak B: Viktor Reim K: Isabell Reisinger Illustrationen: Abashi D: Sandra Wolf Mit: Yanina Cerón, Renán Cerón PREMIERE: 17.11.2017 (BRINKMANNZIMMER)

WH ITE O N W H ITE # F U C K ME ! (W E D ID N ’ T MA K E IT) ( U A )

Im Rahmen des „3. Berliner Herbstsalon“ Von und mit: White on white: Iggy Lond Malmborg, Johannes Maria Schmit PREMIERE: 22.11.2017 (STUDIO Я) MARINA FRENK, YURIY GURZHY

B A N D E RA ( H ip H o p e ra) ( U A)

Im Rahmen der Reihe „Mythen der Wirklichkeit #4“

386

R: Yuriy Gurzhy/Marina Frenk V: Nikolay Karabinovych A: Katharina Scheicher D: Tobias Herzberg L: Daniel Krawietz Mit: Yuriy Gurzhy, Marina Frenk, Geige/DJ: Uroš Petković PREMIERE: 22.12.2017 (STUDIO Я)

TS L IF E L AB_1 SW ÅT ( U A)

Im Rahmen von „stagediving“ M: houaïda Künstlerische Mitarbeit: Lola Fonsèque A: Shahrzad Rahmani K: Geraldine Arnold Animation/ V: Camille Lacadee Von und mit: Talking Straight – Alicia Agustin, houaïda, Antje Prust PREMIERE: 21.2.2018 (GARTEN DES MAXIM GORKI THEATERS) GERASIMOS BEKAS UND K O S T I S K A L L I V R E TA K I S (­K O - A U T O R )

K A R A GIO ZIS BE I D E N TH E R M O PH YL E N (UA)

Im Rahmen der Reihe „Mythen der Wirklichkeit #5“ R: Kostis Kallivretakis B/K: Shahrzad Rahmani Figuren: Christiana ­Symeonidou Malerei auf Blech: T. Spyropoulos Mit: Kostis Kallivretakis, Michail Fotopoulos PREMIERE: 16.3.2018 (STUDIO Я)

TS L IF E L AB_2 D . N. A ( U A)

Im Rahmen von „stagediving“ Von und mit: Talking Straight – Alicia Agustin, houaïda, Antje Prust, Lola Fonsèque, Shahrzad Rahmani, Geraldine Arnold, Camille Lacadee PREMIERE: 21.3.2018 (LICHTSAAL)

C O ME O U T N O W ! 1st Ro ma B i e nn a l e 7.–10.4.2018 Künstlerische Leitung: Delaine Le Bas und Hamze Bytyçi Von und mit: Äl Jawala, Idil Baydar, Hamze Bytyçi, Mihaela Drăgan, Franciska Farkas, László Farkas, Kristóf Horváth, Gabi Jimenez, Riah May Knight, Mihails Kokarevics, Lindy Larsson, Damian James Le Bas, Delaine Le Bas, Candis Nergaard, Karol Radziszewski, Yael Ronen, Sandra Selimović, Simonida Selimović D: Tobias Herzberg/Rebecca Ajnwojner Produktionsleitung: Veronika Patočková

BIL D E R A U S N IC H TS – E in e Pe r f o rman c e zu m Th e ma Absc h i e d

L: Ron Rosenberg A: Christine Ruynat Mit: Golden Gorkis – Henriette Bothe, Peter Fieback, Bernd Ocker Hölters, Martha Hölters-Freier, Vincent Lefrancois Mangold, Hans Peter Niendorf, Annette Rentz-Lühning, Liz Schmidt, Josje Schroot, Johanna


Chronik der Festivals und Sonderformate Skirecki, Renate C. Sörensen, Johannes Storks, Gisela Trentmann-Schrick, Frank Wolff PREMIERE: 10.5.2018 (STUDIO Я)

TS LIFE LAB _ 4 S OUN D R EM EDY (UA )

M: houaïda Künstlerische Mitarbeit: Lola Fonsèque A: Shahrzad Rahmani K: Geraldine Arnold Animation/ V: Camille Lacadee Von und mit: Talking Straight – Alicia Agustin, houaïda, Antje Prust PREMIERE: 13.5.2018 (PROBEBÜHNE RIXDORF) AHMET SAMI ÖZBUDAK

SÜLEYM ANK UR T (UA )

Im Rahmen der Reihe „Mythen der Wirklichkeit #6“ R: Nurkan Erpulat B: Alissa Kolbusch K: Pieter Bax M: Tobias Schwencke T: Hannes Zieger Lichtdesign: Hans Leser L: Jan Langebartels D: Tunçay Kulaoğlu Mit: Murat Dikenci, Selin Kavak, Oliver Kontny PREMIERE: 25.5.2018 (STUDIO Я)

Mit: Jeannette Ehlers, Camara Joof, Tatiana Mejia, Elisha Ngoma, Kevin K. Yuven, Marie Eugénie Niyonzima, Fabiola Uwimana, Jonathan Lutaaya, Borys Mugisha, Longing Umutoni, Amri de Maximo Nshimiyimana, Thierry de Maximo Muvandimwe, Salomon Nagui Salui, Raymond Igiraneza, Mohsen Nasiri, Iraj Mohamadi, Shakira Kasigwa Mukamusoni, Seif Nasa, Sun Ra, James Baldwin, Paul Gilroy, Akala und Jane Elliot PREMIERE: 7.6.2018 (STUDIO Я)

T S L IF E L AB_6 F E ATU R E ( U A )

Von und mit: Talking Straight – Alicia Agustin, Antje Prust, houaïda PREMIERE: 10.6.2018 (LICHTSAAL)

PA RO D IE S – E IN E IN TE RAK TIV-­ I N STA L L ATIV E - C L U B- P E RF O RMA N C E DE R A K TIO N IST* IN N E N

TS LIFE LAB _ 5 OUT T HER E (UA )

Von und mit: Talking Straight – Alicia Agustin, Antje Prust, houaïda PREMIERE: 26.5.2018 (STUDIO Я)

Leitung: Theresa Henning A: Jeeyoung Shin Assistenz: Tamara Bijelic/Janek Mattheus Mit: Ziyad Ahmed, Marte Döhrer, Adrian Sical Ernst, Marie-Jeanne Gierden, Hannah Jeremic, Johanna Jessen, Louis Kleinwächter, Karen Petrosyan, Omar Sarkash, Mira Schrems PREMIERE: 14.6.2018 (STUDIO Я)

HAUPTSACHE S I E S C HI ES S EN N I C HT – Samo Da Ne P uc a j u (UA )

JOHANNES MARIA SCHMIT UND IGGY LOND MALMBORG

Ein Projekt von Vernesa Berbo, Moritz Sauer, koproduziert vom Studio Я des Maxim Gorki Theaters in Kooperation mit dem International Theater Festival MESS/Scene MESS und dem bosnischen Nationaltheater Zenica R: Moritz Sauer B/K: Stephanie Zurstegge Choregrafische Beratung: Modjgan Hashemian Produktionsleitung: Monica Marotta/Hana Bajrović D: Jasmina Musić/Mazlum Nergiz Assistenz: Annuschka Beese/ Rea Jugo Mit: Vernesa Berbo, Susanne Meyer BERLINER PREMIERE: 30.5.2018 (STUDIO Я)

T YSK L AN D ( U A )

BE.BOP 2 0 1 8 – B la c k Eur op e B ody Pol itics

Im Rahmen von „Pugs in Love – Queer Weekend“ Von und mit: Br*other Issues PREMIERE: 22.6.2018 (STUDIO Я FOYER)

7./8.6.2018 Kuratiert von Alanna Lockward

JEANNETTE EHLERS

INTO THE DA R K

Teil des Kongresses „Be.Bop 2018“ Projekt von Art Labour Archives in Kooperation mit dem Studio Я des Maxim Gorki Theaters und Autograph ABP (London) Kuratorin: Alanna Lockward R/Konzept: Jeannette Ehlers K: Lise Klitten/Dady de Maximo C: Justin F. Kennedy D: Nina Cramer/Lotte Løvholm

Im Rahmen der Reihe „Mythen der Wirklichkeit #7“ R/Konzept: Johannes Maria Schmit/Iggy Lond Malmborg A: Jeeyoung Shin D: Tobias Herzberg Mit: White on White: Mareike Beykirch/Jerry Hoffmann, Svenja Liesau, Iggy Lond Malmborg, Johannes Maria Schmit PREMIERE: 21.6.2018 (STUDIO Я)

P U GS IN L O V E – Q U E E R W E E K E N D 2018 21.-24.6.2018

WIN K ’ N TW IN K ( U A)

TA L K IN G STR A IGH T L IF E ( U A )

Im Rahmen von „stagediving“ A: Shahrzad Rahmani K: Geraldine Arnold V: Camille Lacadee K­ ünstlerische Mitarbeit: Lola Fonsèque Mitarbeit Produktion: Michaela Maxi Schmidt Von und mit: Talking Straight – Alicia Agustin, houaïda, Antje Prust PREMIERE: 28.6.2018 (STUDIO Я)

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2018/19 MO J A P R Y WATN A A P O K AL I PS A ( MY P RIVATE A P O C A LY P SE ) ( U A )

Im Rahmen von „stagediving“ R: Krzysztof Minkowski B/K: Konrad Schaller D: Wojtek Zralek-­Kossakowski/Tobias Herzberg Mit: Marta Malikowska, Live-Musik: Moja Prywatna Apokalipsa PREMIERE: 28.9.2018 (STUDIO Я) M A RTA G Ó R N I C K A

GRU N D GE SE TZ – E IN C H O R I S CH E R ­S TRE SSTE ST V O N MA R TA G Ó R N I CK A (UA)

Im Rahmen des Tages der Deutschen Einheit 2018 R/Libretto: Marta Górnicka B: Robert Rumas Komposition: Polina Lapkowskaja C: Anna Godowska (Konzept), Tomasz Wygoda K: Isabell Reisinger D: Aljoscha Begrich Libretto Übersetzung: Andreas Volk, Paulina Dominik (Mitarbeit) Recording/ Liveschnitt: Jesse Jonas Kracht Vocal Coach: Lénárd Kókai Mitarbeit Dramaturgie/Casting Chor: Julia Büki Leitung Fanfarenzug: Nancy Dressel Künstlerische Beratung: Agata Adamiecka Technische Leitung: Thomas Kirsten Koordination Ton/ V: Christopher von Nathusius T: Benjamin Schultz V: Jesse Jonas Kracht Produktiondleitung: Christine Leyerle/Leonie Webb/Marie Milbacher Mit: Maryam Abu Khaled, Emre Aksızoğlu, Abd-­ Almalek Arabo, Tamer Arslan, Elmira Bahrami, Christian Behrend, Mareike Beykirch, Wera Bunge, Karim Daoud, Saro Emirze, Aylin Esener, Hala Faisal, Tahera Hashemi, Björn Hauke, Katrin Heller, Lénárd Kókai, Mai-Phuong Kollath, Léonie Kurtz, Thibaud Kurtz, Lindy Larsson, Mariette Morgenstern, Nika Mišković, Jasmina Musić, Magda Roma Przybylska, Soraya Reichl, Mathis Reinhardt, Tucké Royale, Filip Rutkowski, Abak Safaei-Rad, Elena Schmidt, Marie-Carlotta Schmidt, Nathalie Seiß, Sandra Selimović, Simonida Selimović, Zora Schemm, Helena Simon, Johanna Skirecki, Peter Sondermann, Fatima Taih, Hasan Taşgın, Füsun Türeli, Volkan Türeli, Linda Vaher, Annika Weitzendorf, Rika Weninger, Dusty Whistles, Paul Wollin, Mehmet Yılmaz sowie Berliner Fanfarenzug e. V. und SG Fanfarenzug Potsdam e. V. PREMIERE: 3.10.2018 (BRANDENBURGER TOR)

WAR O R P E AC E – C RO SSRO A D S O F ­H ISTO R Y 1918/ 2018

3.–27.10.2018 Geschichtsfestival anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs, eine Kooperation des Maxim Gorki Theaters und der Kulturstiftung des Bundes,


Chronik der Festivals und Sonderformate unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Auswärtigen Amt HANS-WERNER KROESINGER UND REGINE DURA

KULTUR VER T EI DI G EN (UA )

Im Rahmen von „War or Peace – Crossroads of History 1918/2018“ R: Hans-Werner Kroesinger Konzept/Textauswahl: Regine Dura Mit: Rashidah Aljunied, Oskar Olivio, Ruth Reinecke, Mehmet Yılmaz PREMIERE: 16.10.2018 (LICHTSAAL) D AT A T A V A D Z E TA M A R M U S K H E L I S H V I L I ( Ü )

AFTER PAR T Y / A F T ER L I F E (UA )

Im Rahmen von „War or Peace – Crossroads of History 1918/2018“ R: Data Tavadze D: Mazlum Nergiz Mit: Emre Aksizoğlu, Aram Tafreshian PREMIERE: 16.10.2018 (STUDIO Я) Z D R AVA K A M E N O VA ALEXANDER SITZMANN (Ü)

HAUNTED HOUS ES : WHER E I S M Y HOUSE, WHER E I S M Y HOM E (UA )

Koproduktion von The Red House Centre for Culture and Debate, Sofia Im Rahmen von „War or Peace – Crossroads of History 1918/2018“ R: Gergana Dimitrova B: Natascha von Steiger Live-Video/K: Nikola Nalbantov Mit: Zdrava Kamenova, Live-Musik: Pavel Terziyski PREMIERE: 19.10.2018 (STUDIO Я)

HAUNTED HOUS ES : HOUS E OF HUN DRED – YÜZ Y I L I N EVI (UA )

GalataPerform, Istanbul Konzept: Yeşim Özsoy/Ferdi Çetin Im Rahmen von „War or Peace – Crossroads of History 1918/2018“ R: Yeşim Özsoy B: Natascha von Steiger Sounddesign: Kıvanç Sarıkuş V: Melisa Önel L: Ayşe Ayter Mit: Yeşim Özsoy, Kıvanç Sarıkuş PREMIERE: 19.10.2018 (STUDIO Я)

HAUNTED HOUS ES : HOUS E-M A DE (UA )

Experimental Stage/-1, Athen Im Rahmen von „War or Peace – Crossroads of History 1918/2018“ R/V/Sounddesign: Yorgos Valais D: Prodromos Tsinikoris B: Natascha von Steiger K: Vasilia Rozana L: Tasos Paleoroutas Video- und Sounddesign: Voltnoi Brege Assistantdirector: Dimitris Bampilis Mit: Thodoris Pentidis, Yorgos Valais PREMIERE: 19.10.2018 (STUDIO Я)

DANIEL KOK

RU L E S O F E N GAGE ME N T ( V E R SIO N 1) (UA )

Im Rahmen von „War or Peace – Crossroads of History 1918/2018“ Von und mit: Daniel Kok PREMIERE: 25.10.2018 (MARMORSAAL IM PALAIS AM FESTUNGSGRABEN)

DI E 70. STU N D E – E IN ABE N D V O N D E N G O R K I- N AC H W U C H SK Ü N STE R* IN N E N (UA ) Im Rahmen von „stagediving“ Produktionsleitung: Lucia Leyser

M O V E ME N T O F F RE E D O M

Text/R: Noemi Berkowitz Mit: Mareike Dobberthien, Nika Mišković, Željko Marović

Z U N GE N : E IN D IAL O GISC H E R MO N O L O G

Text: Dominika Julia Homa/Maike Müller R: Dominika Julia Homa Mit: Elena Schmidt, Magda Roma Przybylska

F RO M H E L L W ITH L O V E

von Isabella Sedlak und Ensemble R: Isabella Seldlak Mit: Lindy Larsson, Yousef Sweid, Benny Claessens/ Orit Nahmias (Video)

DI E 70H O D E R AU C H C L E ITE D IE GÖ TTIN DE R P O TE N Z Text/R: Ariana Battaglia Mit: Nathalie Seiß PREMIERE: 21.12.2018 (STUDIO Я) BASHAR MURKUS FA R A J S U L E I M A N U N D C H R I S T O P H E R - FA R E S KÖHLER (Ü)

S A LTY RO AD S – ‫ ( طرق مالحة‬U A )

Im R ahm en der R ei he „M y t hen der Wi r kl i chkei t #8“ R: Bashar Murkus B/K: Majdala Khoury D: Rebecca Ajnwojner/­Christopher-Fares Köhler Komposition: Daniel Kahn Mit: Maryam Abu Khaled, Karim Daoud, Shaden Kanboura PREMIERE: 10.1.2019 (STUDIO Я)

S O N IC H T SO ABE R SC H O N

Spielleitung: Ron Rosenberg Von und mit den Golden Gorkis und dem Ensemble Neukölln11 des sonderpädagogischen Förderzentrums am Bienwaldring Mit: Golden Gorkis – Henriette Bothe, Peter Fieback, Bernd Ocker Hölters, Martha Hölters-Freier, Vincent Lefrancois Mangold, Koos Martens, Hans Peter Niendorf, Annette Rentz-Lühning, Erdmute Schlusnus,

388

Liz Schmidt, Johanna Skirecki, Renate Sörensen, Gisela Trentmann-Schrick, Frank Wolff und Daniel, Ece, Erdem, Filippos, Frederika, Josua, Kevin, Lea, Lisa, Kaan, Rasha PREMIERE: 30.3.2019 (STUDIO Я)

W E N N TÜ RK IS- BL AU D IE A NT W O R T I S T, W IE BL Ö D WAR D IE F R A GE D A NN ? – ­G e sc h ic h te n a u s d e m Spr e e w a l d

Von und mit: Mehmet Ateşçi, Mareike Beykirch, Valentin Butt, Anastasia Gubareva, Lutz Knospe, Lindy Larsson, Lucia Leyser, Orit Nahmias, Katharina Scheicher, Doris Schnabl, Isabella Sedlak, Vidina Popov, Sandra Wolf, Almut Zilcher PREMIERE: 15. APRIL 2019 (KANTINE DES MAXIM GORKI THEATERS)

R IC H TIG RAD IK AL L O SL A SS E N – E IN ­R E V O L U TIO N Ä R E S E V E NT D E R L I E B E

Spielleitung: Theresa Henning Leitung Jugendclub Tespis Zentrum: Ronja Wieltsch A: Jeeyoung Shin D: Veronika Gerhard Projektkoordination/Mitarbeit: Janek Mattheus D: Mazlum Nergiz B: Raissa Kankelfitz Mit: Die Aktionist*innen, Spieler*innen des DT, Spieler*innen des Thespis Zentrum am Deutsch-­ Sorbischen Volkstheater Bautzen – Agnieszka Brauer, Ana Post Palacios, Anasthasia Sytschew, Andrea Caravita, Anna Naujeck, Clemens Bobke, Eduardo Cancino, Eva Wilson, Hamid Raza, Han Nguyen, Jos Pannasch, Jette Micheel, Lilly Roitsch, Luisa Heinze, Maggie Stegmann, Mostafa Noori, Nele Waszner, Olivia Marie Purka, Sarkash Omar, Yannic Jentzsch PREMIERE: 27.5.2019 (GARTEN DES MAXIM GORKI THEATERS)

P U GS IN L O V E – Q U E E R W E E K 2 0 1 9 12.–15.6.2019 Kuratiert von Tobias Herzberg YONY LEYSER

W [ A ] RM H O L E S ( U A)

Im Rahmen von „stagediving“ und „Pugs in Love – Queer Week 2019“ R: Yony Leyser D: Tobias Herzberg B/V: Shahrzad Rahmani/Camille Lacadee K: Anne Fidler Sounddesign: HYENAZ Mit: HYENAZ, Adrian Marie Blount, Jair Luna, Zazie de Paris PREMIERE: 12.6.2019 (STUDIO Я) MAREIKE BEYKIRCH

A N D RO ID E N AU S MITTE L D E U T S CH L A N D (UA) Im Rahmen von „Pugs in Love – Queer Week 2019“ Szenische Einrichtung: Ariana Battaglia D: Yunus


Chronik der Festivals und Sonderformate Ersoy B/A: Katharina Scheicher Dramaturgische Mitarbeit: Johannes Maria Schmit K: Thomas Maché Mit: Mareike Beykirch PREMIERE: 14.6.2019 (STUDIO Я)

2019/20 4 . BERLINER HER B S T S A L ON : ­D E-­H EIM ATI Z E I T !

26.10.–17.11.2019 Organisiert von Shermin Langhoff mit Aljoscha Begrich, Çağla İlk (Ausstellung), Erden Kosova, Keng Sen Ong, Irina Szodruch (Young C­ urators Academy), Rebecca Ajnwojner (Konferenz), Elena S­ inanina (Teamleitung und künstlerische Mitarbeit) und Sharzad Rahmani (Szenografie) Theater: Nora Abdel-Maksoud, Lola Arias, Ariana Battaglia, Sibylle Berg, Can Candan, Daniel Cremer, Jeanette Ehrlers, Marina Frenk, Oliver Frljić, Marta Górnicka, Suna Gürler, Arsinée Khanjian, Marta Malikowska, Hakan Savaş Mican, Ersan Mondtag, Orit Nahmias, Sebastian Nübling, Vidina Popov, Falk Richter, Yael Ronen, Sasha Marianna Salzmann, Isabella Sedlak, Sasapin Siriwanji, Hanh Mai Thi Tran, Tine Rahel Völcker, White on White, Sivan Ben Yishai Ausstellung: Morehshin Allahyari, Mehtap Baydu, Luchezar Boyadjiev, Candice Breitz, Banu Cennetoğlu, Danica Dakić, Silvina Der-Meguerditchian, Lea Draeger, Atom Egoyan, Jeannette Ehrlers, Ender/ Kolosko, Regina José Galindo, Anke Hannemann, Sanja Iveković, Alfredo Jaar, Šejla Kamerić, Natasha A. Kelly, Grada Kilomba, Katarzyna Kozyra, Damian Le Bas, Delaine Le Bas, Alanna Lockward, María Paula Maldonado, Hakan Savaş Mican, Donna Miranda, Henrike Naumann, Julieta Ortiz de Latierro, Tanja Ostojić, Ceylan Öztürk, Yael Petri, Oliver Peri, Elena Quintarelli, Oliver Ressler, Oliver Ressler / Martin Krenn, Larissa Sansour/Søren Lind, Farzane Vaziritabar, Viron Erol Vert, Claire Waffel, Ina Weisse, MFA-­Studiengang »Public Art and New Artistic Strategies« derBauhaus-­Universität Weimar Konferenz: Bilgin Ayata, Manuela Bojadžijev, Ethel Brooks, Gabriele Dietze, Fatima El-Tayeb, Naika Foroutan, Olubukola Gbadegesin, Damian Ghamlouche, Agnieszka Graff, Seda Gürses, Michelle Higgins, Esra Karakaya, Donna Miranda, Winifred Poster, Emilia Roig, Julia Roth, Birgit Sauer, Nishant Shah, Robbie Shilliam, Gina Athena Ulysse Young Curators Academy: Soukaina Aboulaoula, Riksa Afiaty, Mona Benyamin, Vladimir Bjeličić, Rafika Chawishe, Adela Demetja, Aylime Aslı Demir, Fatou Kiné Diouf, Yuan Fuca, Helia Hamedani, Martha Luisa Hernández Cadenas, Thao Ho, Huang Ding-Yun, Lyse Ishimwe Nsengiyumva, Liene Jurgelāne, Rola Khayyat, Sreyneang Khon, Olivia Hyunsin Kim, Lee Cheah Ni,

Zhazgul Madazimova, Chepkemboi J. Mang‘ira, Donna Miranda, Nhung Dinh, Amila Puzić, Aya Rebai, Promona Sengupta, Uygar Önder Şİmşek, Sasapin Siriwanij, Ida Ślęzak, Aziz Sohail, Corrie Tan, Phoo Myat Thwe, Arkadi Zaides DANIEL CREMER

T H E MIRAC L E O F L O V E / D A S W U N D E R DE R L IE BE

Im Rahmen des „4. Berliner Herbstsalons“ Produktion des Künstlerhauses Mousonturm Frankfurt, in Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater und Theater im Bauturm, Köln C: Kristianne Salcines B/K/Styling: Aviv Shalem (Asis D´Orange) M: L/N/A (Elena Vignanelli) Outside Eye: Anita Helena Recke Foto/K/Maske: Melanie Bonajo Lichtdesign: Matthias Rieker D: Anna Wagner/ René Michaelsen Künstlerische Mitarbeit: Annie Sprinkle Mit: Daniel Cremer BERLINER PREMIERE: 1.11.2019 (JURTE, GODDESS TEMPLE)

2020/21 5 . BE R L IN E R H E RBSTSA L O N Spielzeiten 2020/21 und 2021/22

P O L ITIC A L V O IC E IN STITU TE

Ein Projekt im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ Künstlerische Leitung: Marta Górnicka M A RTA G Ó R N I C K A

C O MMU N ITY: AN AP P F O R O N E P E RS O N – A mic ro - in te r v e n tio n o f th e p o l itic a l v o ic e in stitu te

Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ R: Marta Górnicka Komposition: Polina Lapkovskaja Sounddesign: Rafal Ryterski C: Doris Uhlich D: Agata Adamiecka/Clara Probst Mit: Sandra Bourdonnec, Saskia Kollbach, Sibylle Kranwetvogel, Hila Meckier, Gian Mellone, David JongSung Myung, Therese Nübling, Filip Piotr Rutkowski PREMIERE: 10.9.2020 (GORKI-KIOSK)

I N BE TW E E N ( U A )

Im Rahmen von „Rough & Dirty #1 – Open Space für Ensemble und Assistent*innen“ R: Laura Jiménez González A: Julia Casabona/Mila Mazić K: Ottavia Tröster D: Sandra Wolf V/Schnitt: Gisela Zarate Tobon Produktionsleitung: Lucia Leyser Mit: Aysima Ergün, Dominic Hartmann, Vidina Popov PREMIERE: 6.10.2020 (CONTAINER)

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RU N F O RE ST RU N ! ( U A)

Im Rahmen von „Rough & Dirty #1 – Open Space für Ensemble und Assistent*innen“ R: Camilla Ferraz A: Julia Casabona, Mila Mazić K: Ottavia Tröster D: Sandra Wolf V/Schnitt: Gisela Zarate Tobon Produktiosleitung: Lucia Leyser Mit: Aysima Ergün, Dominic Hartmann, Vidina Popov PREMIERE: 6.10.2020 (CONTAINER)

BE U TE ( U A)

Im Rahmen von „Rough & Dirty #2 – Open Space für Ensemble und Assistent*innen“ R: Dominika Julia Homa B: Jeeyoung Shin K: Franziska Müller D: Yunus Ersoy Mit: Dominic Hartmann, Elena Schmidt PREMIERE: 1.11.2020 (CONTAINER)

R IC H , W H ITE , STRAIGH T – D e r ­T r a gö d ie zw e ite r T e i l ( U A )

Im Rahmen von „Rough & Dirty #3 – Open Space für Ensemble und Assistent*innen“ R: Branko Jarnack B: Jeeyoung Shin D: Yunus Ersoy Mit: Vidina Popov, Aram Tafreshian, Hanh Mai Thi Tran PREMIERE: 1.11.2020 (CONTAINER)

4 WËNDE

Leitung: Modjgan Hashemian A: Jeeyoung Shin Gorki X: Astrid Petzoldt Produktion: Lucia Leyser Mit: Die Aktionist*innen – Adamou Bance, Amadeus, Julia Jana Gudi, Luise Hipp, Mathilda Blue Miller, Niclas O’Donnokoé, Rozhina Rastgoo PREMIERE: 26.3.2021 (ONLINE-PREMIERE)

P U GS IN L O V E – Q U E E R W E E K 2 0 2 1 17.–19.6.2021 Kuratiert von Yunus Ersoy, Monica Marotta und Frederika Tsai J C H J V. D U S S E L

D ARK RO O M R E V ISITE D

Theaterfilm Im Rahmen von „Pugs in Love – Queer Week 2021“ R: Paul Spittler Director of Photography: Nadja Kjrüger B/K: Cleo Niemeyer M: Rob Talin Schnitt: Ethan Folk D: Yunus Ersoy L: Sandra Glaser T: Andrea Schmidt Maske: Adriana Metzlaff Projekleitung: Monica Marotta Mit: Raphael Amahl Khouri PREMIERE: 17.6.2021 (ONLINE-PREMIERE)

2021/22 STRO N GE R STIL L

2.6.–22.8.2021 Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“


Chronik der Festivals und Sonderformate „prison no. 5“ mit Werken von Zehra Doğan, „SİLİVRİ. prison of thought“ Eine Installation von Can Dündar Szenografie Shahrzad Rahmani „museum of small things“ von Can Dündar und Hakan Savaş Mican „witness“ mit Werken von Timur Çelik

DIGITAL YOU N G C UR AT OR S A C A DEM Y 10.8.–17.9.2021 Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ Künstlerische Leitung: Keng Sen Ong Moderation Keng Sen Ong, Silke Bake und Erden Kosova Digitale Produktion: Rabelle Ramez Erian Kuratorische Mitarbeit: Anne Diestelkamp Produktionsleitung: Lucia Leyser

OFFENER PROZ ES S

1.10.2021–13.3.2022 Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ Kurator*innen: Ayşe Güleç/Fritz Laszlo Weber Kuratorische Beratung Gorki: Erden Kosova B: Pia Grüter A: Jeeyoung Shin Dramaturgie Gorki: Edona Kryeziu Künstlerisches Projektmanagement: Elena Sinanina Produktionsleitung: Alexa Gräfe Technische Leitung: Joachim Hering Ausstellung zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes, eine Kooperation mit Offener Prozess (www.offener-prozess.de), ein Projekt des ASA-FF e. V.

’61 –’91 –’21 : I M M ER WI EDER ­D EUTSCHLA N D

1.10.–12.12.2021 Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ Rahmenprogramm zu „Offener Prozess“ Kuratiert von Yunus Ersoy Mitarbeit Kuration: Edona Kryeziu A: Jeeyoung Shin Produktionsleitung: Lucia Leyser/Johanna von Rigal/René Dombrowski Dramaturgieassistenz: Ivo Dreger Technische Leitung: Etienne Arnaud Kuratorische Beratung: „Kein Schlussstrich!“ – B­ undesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex

YOUNG CURAT OR S A C A DEM Y: THE ­C URATOR ’S S UI T C A S E

6.–24.4.2022 Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“ Künstlerische Leitung: Keng Sen Ong Kuratorische Mitarbeit: Anne Diestelkamp Produktionsleitung: Lucia Leyser Gestaltung Studio Я Foyer: Alissa Kolbusch/Pia Grüter/Mila Mazić A: Pia Grüter Ausstattungs­assistenz: Alice Faucher/Marco Michelle/ Una Jankov

BEWARE OF L I N G UI S T I C EN G I N EER I N G 31.3.–30.9.2022 Im Rahmen des „5. Berliner Herbstsalons“

Künstlerische Leitung: Shermin Langhoff ­Künstlerische Leitung Assistenz: Nele Lindemann, basierend auf der Ausstellung „Zigeuner Sauce“, kuratiert von Christine Eyene in der Yamamoto Keiko Rochaix Gallery in London Installation/B: Delaine Le Bas/Lincoln Cato Soundinstallation: Justin Langlands Co-Performance: Hugo Santos Kuratorische Beratung Gorki: Erden Kosova B (Gorki): Pia Grüter Bühne Assistenz: Alice Faucher/Inga Aleknaviciute D (Gorki): Edona Kryeziu Künstlerisches Projekt­management: Elena Sinanina Produktionsleitung: René Dombrowski Technische Leitung: Joachim Hering

B E Y O N D TH E BU BBL E

Künstlerische Leitung: Modjgan Hashemian A: Mila Mazić K: Dennis Ennen, Matthijs Holland V: ­Christopher Bonte L: Johannes Morgenstern/ Philipp Gregorius Produktion Gorki X: Astrid Petzoldt M: Oliver Doerell Mit: Die Aktionist*innen – Adamou Bance, Amadeus, Sofian Doumou, Tillmann Drews, Zari Eder, Marisol Gallego, Nele Jochimsen, Caterina Snaidero, Shay Vatandoust, Niclas O’Donnokoé, Rozhina Rastgoo PREMIERE: 10.6.2022 (STUDIO Я)

N A C H - N AC H TA SY L

Filmscreening Leitung: Ron Rosenberg Mit: Golden Gorkis – Henriette Bothe, Peter Fieback, Martha Hölters-Freier, Bernd Ocker Hölters, Koos Martens, Leyla Mehrmann, Hans-Peter Niendorf, Johanna Skirecki, Renate Sörensen, Liz Schmidt PREMIERE: 2.7.2022 (STUDIO Я)

2022/23 I N E X IL E . Q U E E RW E E K 22

1.–4.9.2022 und 9.–11.9.2022 Kuration: Yunus Ersoy Kuratorische Mitarbeit: Nele Lindemann Kurations- und Dramaturgieassistenz: Ivo Dreger/Louisa Schiedek P­ roduktionsleitung: René Dombrowski/Lucia Leyser A: Mila Mazić/ Marco Michelle K: Dennis Ennen/Matthijs Holland Technische Ausstattungsassistenz: Katharina Scheicher

Ä T SC H AGE !

Künstlerische Leitung: Ron Rosenberg B: Marco Michelle D: Holger Kuhla Mit: Golden Gorkis – Henriette Bothe, Peter Fieback, Martha Hölters-Freier, Bernd Ocker Hölters, Koos Martens, Leyla Mehrmann, Hans-Peter Niendorf, Johanna Skirecki, Renate Sörensen, Liz Schmidt PREMIERE: 8.9.2022 (STUDIO Я)

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M E N S C H E N A M M A X I M G O R K I T H E AT E R 2 0 1 3 – 2 0 2 2 FESTE MITARBEITER*INNEN DER AKTUELLEN SPIELZEIT 2022/2023 Maryam Abu Khaled, Silke Adolf, Yavuz Akbulut, Emre Aksızoğlu, Mazen Aljubbeh, Marie Altenhofen, Claudia Atay, Markus Bäuerle, Silke Bauermeister, Christian Baumann, Ricco Behm, Olaf Beniers, Christian Binner, Karen Bitter, Dirk Blötner, Jenny Blumenthal, Wolfgang Boesler, Annette Bogadtke, Jeanett Bogan, Christopher Bonte, Michael Casper, Yanina Cerón, Moritz Colitti, Karim Daoud, Andreas Dexel, Andreas Dick, Andreas Diedrich, Sophia Dietz, Zehra Doğan, René Dombrowski, Lea Draeger, Ivo Dreger, Connor Dreibelbis, Can Dündar, Susanne Dyck, Katharina Edel, Frank Entrich, Aslı Erdoğan, Aysima Ergün, Nurkan Erpulat, Yunus Ersoy, Alice Faucher, Petra Freigang, Tim Freudensprung, Oliver Frljić, Jens Gebhardt, Jürgen Gebhardt, Anne Gehrke, Sabine Gehrke, Christian Gierden, David Gierth, Valerie Göhring, Marta Górnicka, Alexa Gräfe, Philipp Gregorius, Hans-Michael Gschladt, Doğa Gürer, Babett Hagenow, Peter Hanslik, Carolin Hartwich, Modjgan Hashemian, Jan Heimke, Stefan Heinemann, Michael Helmbold, Alfredo Herrera Gonzalez, Kenda Hmeidan, Kinan Hmeidan, Thomas Hoeppener, Anja Hofmann, Matthijs Holland, Lilli Horvath, Lucas Hubrig-Jovanovic, Tobias Jentsch, Melanie Juhl, Eugenia Kaganski, Wolfgang Kaldenhoff, Paula Karer, Frans Katzwinkel, Andreas Keller, Ingo Keller, Vural Keser, Johannes Kirsten, Mely Kiyak, Marcel Klett, Lutz Knospe, Jan Kohlhaw, Alissa Kolbusch, Martin-Stefan Koschwanez, Erden Kosova, Nick Koßack, Jesse Jonas Kracht, Lina-Magdalena Kramer, Daniel Krawietz, Jens Krüger, Holger Kuhla, Sabine Kühne, Manuel Kühne, Victoria Kunz, Carsten Kuphal, Lidia Kuryatova, Anna Laletina, Laura Landsberger, Lars Lange, Shermin Langhoff, Ute Langkafel, Lindy Larsson, Berit Lass, Lucia Leyser, Nele Lindemann, Manina Janis Lintzmeyer, Lena Loxterkamp, Thomas Maché, Anja Mahlendorf, Hendrik Manns, Mila Mazić, Simon Meienreis, Yannik Mersch, Anita Michalek, Marco Michelle, Orit Nahmias, Christopher von Nathusius, Manuel Niedermeier, Sophia Nitschke, Detlef Nitschke, Finn Noga, Daniel Nußbaum, Bettina Nußbaum, Keng Sen Ong, Çiğdem Özdemir, Janka Panskus, Marc Paykowski, Astrid Petzoldt, Xenia Mo Pfeifer, Vidina Popov, Anna Popova, Sema Poyraz, Clara Probst, Jana Radünz, Robert Rammelt, Burkhard Rauch, Mayk Reimann, Bettina Reimann, Thais Ribeiro Jibaja, Tim Riedel, Maryvonne Riedelsheimer, Johanna von Rigal, Ron Rosenberg, Gregor Roth, Esra Rotthoff, Detlef Ruder, Filip Rutkowski, Abak Safaei-Rad, Taner Şahintürk, Christina Schabert, Hanna Katinka Schäfer, Wolfgang Schätzke, Marcel Schmitz, Norbert Schmunz, Simone Schmunz, Christoph Schön, Edgar Schönberg, Ringo

Schultheiß, Andrea Schulz, Sibylle Schulz, Melanie Schwarzlose, Falilou Seck, Thomas Seeland, Benjamin Seidler, Arndt Sellentin, Corinna Siewert-Scherzer, Jens Singer, Ondřej Škrabal, Maik Spät, Klemens Stark, Nadine Stelling, Raimund Stoll, Pierre Stolper, Fritz Stötzner, Thomas Streidl, Oliver Szewc, Bircan Tarım, Kerstin Teich, Çiğdem Teke, Sesede Terziyan, Sonam Thampatsang, Marion Theimann, Uwe Thiel, Maximilian Tischler, Hanh Mai Thi Tran, Marcus Trettau, Hannes Trölsch, Duygu Türeli, Heiko Vent, Claudia Vogel, Olga Weber, Karl Wedemeyer, Moritz Weiß, Theresa Welge, Lars Welz, Arno Widmann, Mara Wild, Robert Wolf, Till Wonka, Simay Yaşar, Mehmet Yılmaz, Luis Zehmisch, Hannes Zieger, Volker Zimmermann FREIE MITARBEITER*INNEN 2013–2022 Rasha Abbas, Zineb Abdelati, Nora Abdel-Maksoud, Thomas Ablard, Soukaina Aboulaoula, Miguel Abrantes Ostrowski, Achot Achot, Mohamed Achour, Luciana Acuna, Agata Adamiecka, Caroline Ader, Gizem Adiyaman, Riksa Afiaty, Ashkan Afsharian, Erol Afşin, Fidel V. Agcaoili, Elena Agudio, Alicia Agustín, Paula Ahrens, Luka Maria Ahrens, Jonathan Aikins, Emre Akal, Farzad Akhavan, Doğan Akhanlı, Fatih Akin, Karo Akpokiere, Taner Akyol, Mohammad Firas Al Malah, Nevin Aladag, Assaf Alassaf, Judica Albrecht, Tara Al-Dughaither, Inga Aleknaviciute, Polina Aleksandrova, Swetlana Alexievitch, Katharina Alf, Ousama Alhafiri, Rashidah Aljunied, Wael Alkhoury Salem, Morehshin Allahyari, Yael Almog, Darya Aloufy, Clementine Alscher, Sinem Altan, Felix Althoff, Serkan Altuniğne, Ufuk Tan Altunkaya, Musaab Sadeq Khaleel Al-Tuwaijari, Anajara Laisa Amarante, Ulf Aminde, Mohamed Amjahid, Alina Amman, Lamis Ammar, Aouefa Amoussouvi, Margareta Anastasow, Ariane Andereggen, Jonas Anders, Max Andrzejewski, Marlene Angermann, Antonis Anissegos, Die Anti-Humboldt Box, Tabea Antonacci, Mohamed Anwar, Arjun Appadurai, Torben Appel, Abd-Almalek Arabo, Lola Arias, Jale Leandra Arin, David John Armour, Turandocht Arnim, Martina Arnold, Geraldine Arnold, Ibrahim Arslan, Tamer Arslan, Nadya Arzouni, Barbara Asante, Ayman Asfour, Çiğdem Aslan, Yıldız Aslandogan, Zain Assad, Katrin Aschendorf, Asylum Arts, Seyed Sina Ataeian, Janina Audick, Jakob Augstein, Alicia Agustin, Qusay Awad, Ahmed Awadalla, Birgit Auf der Lauer, Bilgin Ayata, İmran Ayata, Demirel Aycan, Anestis Azas, Ahmad Azrati, Hüseyin Badilli, Alain Badiou, Nedaa Badwan, Naomi Bah, İlknur Bahadır, Elmira Bahrami, Silke Bake, Chiara Baldini, Garip Bali, bankleer, Sebastian Augusto Baquero, Oguzhan Baran, Cathrin Barbe, Jade Barget, Ortrun Bargholz, Alan Barnes, Miranda Barron Quinteros, Yael Bartana, Brit Bartkowiak,

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Pia-Micaela Barucki, Judith Baschin, Friedrich Bassarak, Patricia Bateira, Natalie Baudy, Eva-Maria Bauer, Liliane Bauer, Hannah Baumann, Sebastian Baumgarten, Sofia Bava, Pieter Bax, Eva Bay, İdil Baydar, Mehtap Baydu, Orkan Bayram, Dilan Baziany, Marieluise Beck, Christian Beck, Jochen Becker, Julia Becker, Lisa Marie Becker, Selina Becker, Maria Bedoian, Anuschka Beese, Rainer Begoihn, Nicole Behlendorf, Magdalena Behm, Julian Behm, Carolin Behrenwald, Gerasimos Bekas, Ljudmila Belkin, Sivan Ben Yishai, Wolfgang Bender, Tibor Benedek, Katlyn Benedict, Martha Benedict, Joel Ben-Joseph, David Bennent, Mona Benyamin, Elona Beqiraj, Vernesa Berbo, Sibylle Berg, Knut Berger, Sascha Berger, Ronald Berger, Rahel Berghold, Anton Bermann, Alan Bern, Christina Alicia Bernhardt, Andy Besuch, Mareike Beykirch, Mıraz Bezar, Fabiya Bhuiyan, Hiyam Biary, Hannah Biermann, Karoline Bierner, Sofia Bifulco, Birgit Binder, Martha Binder, Henriette Birkner, Celia Birle, Norbert Bisky, Vladimir Bjeličić, Santiago Blaum, Lorris Blazejewski, Wojciech Blecharz, Lenore Blievernicht, Elizabeth Blonzen, Adrian Marie Blount, Linda Blümchen, Frieder Blume, Marlene Blumert, Elise Boch, Sarah Böcker, Michael Bodemann, Max Bogadtke, Sophie Bogdan, Leonie Böhm, Manuela Bojadžijev, Anna Bolender, Greta Bolzoni, Kathleen Bomani, Christian Bomm, Nedim Bora, Tair Borchardt, Michael Borgolte, Asa Börjesson van Heijster, Niels Bormann, Soma Boronkay, Martina Borroni, Mirko Borscht, Paola Borys, Marie Kristin Böschen, Henriette Bothe, Sarah Böttcher, Badiaa Bouhrizi, Sandra Bourdonnec, Luchezar Boyadjiev, Aidan Boyle, Zeynep Bozbay, Beni Brachtel, Adriana Braga Peretzki, Sebastian Brandes, Austen Peter Brandt Wolfgang Brauneis, Frances Breden, Frederic Brenner, Margarita Breitkreiz, Jennifer Breitrück, Candice Breitz, Nikola Breme, Yevgeniy Breyger, Marijn Josephien Bril, Daniela Brito, Paul Brody, Ethel Brooks, Lesley-Ann Brown, Dawn Brownrout, William Rogers Brubaker, Matias Brunacci, Alexa Brunner, Fabian Bruske, Thelma Buabeng, Dinah Büchner, Dejan Bućin, Hannes Buder, Julia Büki, Vera Bunge, Ines Burisch, Leonard Burkhardt, Lilly Busch, Christopher Buss, Martin Buß, Alex Bussé, Felicitas Butt, Valentin Butt, Finn Büttner, Oğuz Büyükberber, Hamze Bytyci, Sanni Marie Cabral da Silva, Guillaume Cailleau, Önder Çakar, Azade-Asya Cakmak, Nuran David Calis, Luca Calluso, Romy Camerun, Can Candan, Anuschka Carl, Jean Marie Casbarian, Rainer Casper, Matondo Castlo, Bruno Cathomas, Lincoln Cato, Neco Çelik, Timur Çelik, Yusuf Çelik, Barış Cengiz, Banu Cennetoğlu, Renán Cerón, Sezgi Ceylanoğlu, Dipesh Chakrabarty, Alexander Alvina Chamberland, Kyriakos Chatzistefanou, Lee Cheah Ni, Amon Chen, Sin Nga Chiu, Dustin Christ, Chto Delat, The Chorus of Women, Chuckamuck, Sofie Cierpka,


M E N S C H E N A M M A X I M G O R K I T H E AT E R 2 0 1 3 – 2 0 2 2 Helene Cixous, Meike Maria Clarelli, Benny Claessens, Susanne Claus, Doğan Çoban, Matthias Coers, Amanda Elena Conrad, Lisa Philine Conrad, Gesche Conradis-Jansen, Lauren Cooney, Gildas Coustier, Karon Sabrina Corrales Quinonez, Xaver Cranach, Daniel Cremer, Cloé Crettaz, Gabriella Crispino, Shari Asha Crosson, Colin Crouch, Julia Csikos, Patrick Csonka, Maria Cynkier, Lou Czaia, Damian Czarnecki, Max Czollek, Leah Carola Czollek, Felippe Yuri da Costa Gusmao, Dagesh, Danica Dakić, Marco Damghani, Aron Damm, Michael(a) Daoud, Kamel Daoud, Anna Dapper, Jakob D‘Aprile Sevda Darıcıoğlu, Alexander Darkow, Jonas Dassler, Niyati Dave, Miriam Davoudvandi, Christian Dawid, Guilherme Augusto de Faria Carotenuto, Giulia De Pascale, Nir de Volff, Sara Dec, Yael Deckelbaum, Anne Decker, Eniko Dees, Sandra Dekanić Luce deLire, Zeynep Delibalta, Talita Arthur Delmonte, Adela Demetja, Bart Demey, Harun Demir, Eda Demir, Amira Demirkiran, Marlene Deningmann, Finnja Denkewitz, Julia Denzel, Lutz Deppe, Ulrike Magarete Deppner, Silvina Der-Meguerditchian, Karolina Dern, Lukas Robert Deserno,Annika Dettmers, Karl Deutscher, Lea Deutscher, Stefano di Buduo, Mamadou Aliou Diallo, Hassan Dib, Franziska Dick, Sarah Diehl, Léa Dietrich, Sophia Dietz, Gabriele Dietze, Murat Dikenci, Omar Dilaty, Oleg Dimitrov, Christina Dinar, Ara & Onnik Dinkjian, Fatou Kiné Diouf, Churikov Dmytro, Mareike Dobberthien, Oliver Doerell, Hanna Doering, Jens Dohle, Marte Döhrer, Marie Dolderer, Georgia Doll, Leo Iven Dombrowski, Marie Domnig, Charlotte Domingo-Vecchioni, András Dömötör, Marco Donat, Jana Donis, Luisa Donnerberg, Dina Dooreman, Claudia Dorfmüller, Arjan Döring, Yann Döring, Ariel Doron, Hannah Dörr, Lodi Doumit, Mihaela Drăgan, Sarah Drame, Dresdner Sinfoniker, Lara Jil Dreyer, Christiane-Friederike Droz, Rebecca Drutschmann, Trong Do Duc, Cezary Duchnowski, Christel Duderstedt, Dana Duderstedt, Newroz Duman, Özlem Özgül Dündar, Kay Dupont, Sèbastien Dupouey, Regine Dura, Demjan Duran, Övül Durmusoğlu, Christina Dusch, Jchj V. Dussel, Marta Dyachenko, Shirin Dyanat, Solange Dymensztein, Ewa Dziarnowska, Michael Ebbing, Henning Ebermann, Zari Eder, Falk Effenberger, Juliana Eggers, Sibel Egilmez, Atom Egoyan, Jeannette Ehlers, Julian Wolf Eicke, Galit Eilat, Antonia Eilers, Marieke Eilers, Leticia Einagger, Tobias Eisenkrämer, Amina Eisner, Harout Ekmanian, Dalia El-Heit, Khen Elmaleh, Said Ait Elmoumen, Knut Elstermann, Fatima El-Tayeb, Galina Emelina, Etritane Emini, Saro Emirze, Lena Marie Emrich, Ender/Kolosko, Paul Enev, Dennis Ennen, Amit Epstein, Tanya Erartsin, Cevdet Erek, Korhan Erel, Melek Erenay, Giannina Erfany-Far, Mutlu Ergün-Hamaz, Pınar Erincin, Vedat Erincin, Özgür Ersoy, Aylin Esener, Selmi Esgin, Vasco Esteves, Christine Eyene, Ohad Ezrahi, Evelin Facchini, Hala

Faisal, Miriam Falterer, Katharina Faltner, Ali Farag, Ehsan Fardjadniya, László Farkas, Harun Farocki, Tabea Fehr, Lara Feith, Azin Feizabadi, Oliver Feldhaus, Talya Feldmann, Ida Feldmann, Julius Feldmeier, Karsten Bertolt Fenko, David Fernandes Portugal, Camilla Ferraz, Anne Fidler, Peter Fieback, Adriana Fiedler, Alexandra Fiergolla-Stockmeier, Klaus Figge, Adrian Figueroa, Jana Findeklee, Benjamin Fischer, Thomas Fischer, Kathryn Fischer, Nina Fischer, Theodore Flindell, Matilda Florczyk, Jo Flüeler, Ethan Folk, Lola Fonseque, Rob Fordeyn, Naika Foroutan, Laura McNamara Fostier, Michail Fotopoulos, Claudia Fotso Kwamou, *foundationClass der Weissensee Kunsthochschule Berlin, Richard Fouofié Djimeli, Fabris Francesco, Kathrin Frank, Marcel Fratzscher, Stephanie Freide, Marina Frenk, Paul Freundshuber, Paul Frick, Yaniv Fridel, Sascha Friedl, Jens Friebe, Michel Friedman, Sarah Friend, Lukas Fröhlich, Kathrin Frosch, Yuan Fuca, Ariane Fuchs, Sebastian Fuchs, Yukari Fukui, Mirna Funk, Julia Gabel, Luca Gabel, Beatrice Gabriel, Frida Gabriel, Carla Gabriel, Mikko Gaestel, Borjana Gaković, Archi Galentz, Regina José Galindo, Tania Gallagher, Ibadet Gallop, Sung Un Gang, Stepan Gantralyan, Shang-Jie Gao, Mathilda Garcia, Ariclenes Agostinho Garcia, Stephan Garin, Marian Garrelts, Nerina Gärtner, Dmitri Gaskin, Alice Gaspari, Sophia Gasparian, Svenja Gassen, Martha Gawronski, Olubukola Gbadegesin, Felix Gebhardt, Imad Gebrael, Alice Gedamu, Judith Geffert, Albert Georg Gemperle, Salomea Genin, Yannick Geske, Denis Geyersbach, Kaveh Ghaemi, Kiana Ghaffarizad, Damian Ghamlouche, Ruud Gielens, Marie-Jeanne Gierden, Anette Giesa, Godehard Giese, Abida Gilani, Ilja Gindin, Tanju Girişken, Ellison Glenn, Nele Glindemann, Falko Glomm, Michael Glucksmann, Lennart Göbel, Ann Göbel, Anna Godowska, Thomaspeter Goergen, Tom Göhring, Yeliz Gökcay, Özlem Göktaş, Sohel Altan Gol, Jörg Gollasch, Elena Gomez Alvarez, Miguel Gomez Poretes, Jorge Gonҫalves, Andreas Görgen, Nancy Görlach, Jürgen Gottschlich, Angelika Götz, Kianda Grada Leo, Agnieszka Graff, Alfred Gramalla, Luis Gramalla, Johannes Paul Gräßer, Maximilian Grau, Paul Nicholas Green, Ella Greenbaum, Philipp Gregorius, Swantje Greve, Florina Greve, Virginia Grigull, Björn Grimm, Olga Grjasnowa, Alexander Grodensky, Sophie Groß, Veit Groß, Daniela Grosset, Siba N‘Zatioula Grovogui, Babett Grube, Matthias Grübel, Viviane Grünberger, Maximilian Grünewald, Jonas Grundner-Culemann, Pia Grüter, Ganna Gryniva, Anastasia Gubareva, Ulrike Guérot, Jakob Gühring, Ayşe Güleç, Abdurrahman Gümrükçü, Katharina Gundacker, Hasan Gündogan, Michelle Gurevich, Yunus Albert Gürkan, Aydanur Gürkan, Selda Gürkan, Seda Gürses, Yuriy Gurzhy, Wolfgang Gust, Corry Guttstadt, Banu Güven,

392

Alan Civan Güzel, Dursun Güzel, Guy Gylsson, Elena Manuela Gyparakis, Philipp Haagen, Nora Haakh, Nadine Haas, Yair Haendler, Cecilia Haendler, Katja Hagedorn, Fabian Hagen, Zoe Hagen, Anna Hagenow, Marie Isabel Hager, Janne Hagge Ellhöft, Leonie Hahn, Mohamed Haj Younis, Hajusom, Tehila Hakimi, Manaf Halbouni, Feray Halil, Marlene Halser, Anakin Hamdemir, Anis Hamdoun, Helia Hamedani, Lea Hameder, Nariman Hammouti, Han Le Han, Ruth Hanefeld, Anke Hannemann, Christian Hanussek, Corinna Harfouch, Charlotte Harnisch, Verena Hartbaum, Thekla Hartmann, Tina Hartmann, Said Etris Hashemi, Lisbeth Hasler, Ayman Hassan, Lucien Haug, Anne Haug, Björn Hauke, Ernest Allan Hausmann, Michael Haves, Anna Heesen, David Heger, Anne Heidfeld, Noura Heidler, Uwe Heinrich, Veronika Heisig, Lucia Heisterkamp, Katharina Helfrich, Katrin Heller, Sapir Heller, Lara-Cathérine Heller, Theresa Henning, Lily Henning, Donat Hensen, Susanne Hentschel, Diego Hernandez, Martha Luisa Hernández Cadenas, Till Herold, Hannes Hesse, Sandra Hettmann, Sandra Hetzl, Nicolas Heußner, Cornelia Heyken, Michelle Higgins, Ahmad Hijazi, Stella Hilb, Raphael Moussa Hillebrand, Cara Hillenstedt, Johanna Hillert, Veronika Hilmer, Rola Hinterbichler, David Hinzmann, Thao Ho, Hieu Hoang, Blerta Hocia, Dominique Hödtke, Dženeta Hodžić, Alice Hoffmann, Katrin Hoffmann, Mika Christian Hoffmeister, Rose-Marie Hoffmüller, Dustin Hofmann, Leonhard Hofmann, Kathryn Hofmann, Olga Hohmann, Phillip Hohenwarter, Anna Höllmüller, Bernd Ocker Hölters, Martha Hölters-Freier, Timon Joris Holzmann, Finn Homann, Lisa Homburger, Bettina Hoppe, Sonja Hornung, Mahalia Horvath, Renu Hossain, Linda Hou, houaїda, Max Howitz, Banafshe Hourmazdi, Satch Hoyt, Lynn Hruschka, Ding-Yun Huang, Dominic Huber, Hanna Husberg, Eunhye Hwang, Millay Hyatt, Hyenaz, Matias Iaccarino, Mohamed Soubhi Ibrahim, Nursalam Ibrahim, Miriam Ibrahim, Ikonospace (Joris Demnard & Manuel Farre), Jasmin İhraç, Steffen Illner, Eva Illouz, Duygu Şebnem İnce, Indexthumb (Will Hamilton), Manuela Infante, Aleksandr Iradyan, Ava Irandoost, Lyse Ishimwe Nsengiyumva, Akin Isletme, Ahmed Ismael, Alexandra Ivanova, Sanja Iveković, Marta Ivkić, Amir Izhakov-Lewin, Alfredo Jaar, Lara Jacobi, Dieter Jäger, Friederike Jäger, Malcom Jallow, Daniela Janjic, Miloš Janjić, Una Jankov, Rahel Jankowski, Michael Jansky, Richard Janssen, Nathan Jaspart, Lenny Jäzosch, Jennifer Jefka, Wael Jegham, Yannick Jendel, Gwendolyn Jenkins, Ursula Jenni, Anjan Jesse, Johanna Jessen, Sarah Jetschmann, Laura Jiménez González, Sven Johne, Lina Joost-Krüger, Doreen Jordan, Peter Jordan, Gianni Jovanovic, Simonida Jovanovic, Lorena Juan Gutierrez, Kalle Juhnke, Anne-Laure Jullian de la Fuente, Lisa Jura, Liene Jurgelane, Johann Jürgens,


M E N S C H E N A M M A X I M G O R K I T H E AT E R 2 0 1 3 – 2 0 2 2 Lilly Marie Jurk, Adela Jusic, Cornelia Just, Irene Kacandes, Sipo Kachichian, Tarun Kade, Raphael Käding, Stefan Kaegi, Patricia Kaersenhout, Peter Kagayi Ngobi, Leon Kahane, Daniel Kahn, Andreas Kainz, Marlene Kalisch, Kostis Kallivretakis, Šejla Kamerić, Felix Kammerer, Chatchatur Kanajan, Vefika Kanal, Bashar Kanan, Shaden Kanboura, Liad Kantorowicz, Micha Kaplan, Avedis Kaprealian, Aybüke Kara, Belgin Karabag, Nikolay Karabinovych, Pınar Karabulut, Esra Karakaya, Ali Tayyar Karataş, Elif Karci, Pola Kardum, Marcus Karkhof, Alessia Jessica Karl, Zohar Ren Karni, Maxim Karpychev, Lisa Kaschubat, Anastasiya Kasilova, Corinne Kaszner, Larissa Kathan, Olaf Katzer, Lukas Maximilian Kautzsch, Selin Kavak, Osman Kavala, Eren Kavukoğlu, Miro Kaygalak, Jun Kawasaki, Richard Kayode, Hasnain Kazim, Adi Keissar, Fred Kelemen, Ingo Keller, Nilu Kellner, Natasha A. Kelly, Jonathan Kempf, Vinhay Keo, Navid Kermani, Anne Kern, Tina Keserovic, Eren Keskin, Lidia Kessaew, Nurel Kestel, Muammer Ketencoglu, Michiel Keuper, Arkadij Khaet, Mohammad Khalkhalian, Kristel Khan, Arsinée Khanjian, Eileen Khatchadourin, Alicja Khatchikian, Rola Khayyat, Jessika Khazrik, Tatsiana Khomich, Sreyneang Khon, Amahl Khouri, Raphael Amahl Khouri, Majdala Khoury, Dimitrii Khramtsov, Maya Isabela Kielhorn, Giuliana Kiersz, Romy Kießling, Elena Kilchitskaya, Ezgi Kılınçaslan, Grada Kilomba, Paula Kilp, Thomas Kilpper, Olivia Hyunsin Kim, Anton Kindler, Yair Kira, Alexander Kirchner, Tatjana Kirchner, Luke Kitiratschky, Johanna Klant, Maricel Klattenhoff, Alexandra Klausch, Sanem Kleff, Heike Kleffner, Sebastian Klein, Sabine Kleinhammes, Reinhard Kleist, Isabelle Klemt, Alexander Kluth, Raffael Kniep, Riah Knight, Daniel Knorr, Tiffany Köberich, Eddie Kocadağ, Turabi Kocadağ,Timo Koch, Katharina Koch, Tobias Koch, Nuria Köchling, Laura Koepp, Johannes Köhler, Daniel Kok, Lenard Kokai, Nino Kokolia, Mai-Phuong Kollath, Saskia Elyne Kollbach, Katharine Kolmans, Christopher Kondek, Jana König, Eylien König, Oliver Kontny, Helena Kontoudakis, Wiebke Köplin, Joanna Korczago, Stefan Korsinsky, Michalis Kouloumis, Lehel Kovács, Krystian Koziol, Katarzyna Kozyra, Hendrik Kraft, Robin Krakowski, Anja Kramer, Sibylle Kranwetvogel, Tatjana Kranz, Constanze Kraushaar, Jan Krauter, Luis August Krawen, Barbara Krebs, Martin Krenn, Benjamin Krieg, Jonas Kriegsmann, Hans-Werner Kroesinger, Pia Maria Kröll, Kathrin Krottenthaler, Thomas Krüger, Nadja Krüger, Lina Krüger, Philipp Krüpe, Yuchin Ku, Leonie Kubigsteltig, Christine Kugler, Franziska Kuhn, Jacob Kühne, Denis Kuhnert, Tunçay Kulaoğlu, Jelena Kuljić, Bülent Kullukcu, Katrin Kummer, Göksu Kunak, Thomas Kundel, Meret Kündig, Alessa Kunert, Mascha Kristina Kurth, Thibaud Kurtz, Leonie Kurtz, Anna Kurz, Lilli Kuschel, Kaya Marie Kuszak, Doreen Kutzke,

Josefin Kwon, Kornel Laboda, Camille Lacadee, Sonja Lachmund, Klaudia Lagozinski, Ricarda Johanna Elisabeth Lake, Bianca Lamelas, Lilli Sophia Landsberger, Robert Landschek, Mascha Lange, Alexandra Lange, Maximilian Lange, Max Lange, Ulrike Langenbein, Berit Langer, Lukas Langhoff, Justin Langlands, Polina Lapkovskaja, Robert Johannes Lau, Dirk Laucke, Johannes Lauer, Daniel Laufer, Damian Le Bas, Delaine Le Bas, Lea-Felicia Lechler, Anna Lechner, Vincent Lefrancois Mangold, Tinka Legvart, Benno Lehmann, Cornels LehmannBrauns, Ronja Lehmkuhl, Hitda Leiber, Cristina Lelli, Sebastian Lempe, Marie Lempelius, Ludger Lemper, Monika Lennartz, Moses Leo, Cesy Leonard, Simon Lesemann, Hans Leser, Aisha Mia Lethen, Albrecht Leu, Ursula Leuenberger, Elisabeth Lewezenz, Luana Lewinski, Yony Leyser, Lisa Marie Licht, Imre Lichtenberger-Bozoki, Swantje Lichtenstein, Svenja Liesau, Lydia Lierke, Daria Lik, Jelka Likus, Amelie Lill, Søren Lind, Valentin von Lindenau, Sabrina Lindenlaub, Anja Lindner, Kelly Lindsay, Maria Viktoria Linke, Robert Lippok, Dagna Litzenberger Vinet, Lucie Liu, Evgenii Lizin, Gregor Löbel, Alanna Lockward, Stefan Loeber, Maxim Loginovskih, Dag Lohde, Miloš Lolić, Daniel Lommatzsch, Iggy Lond Malmborg, Neiva Lopes, Gisele Lorena Maues, Katharina Lorenz, Jeanne Louet, Mia Emilia Löwener, Niklas Loycke, Hannah Lühmann, Paul Lukac, Mario Lukic, Jair Luna, Aleksandra Lurje, Almut Lustig, Ledick Franklin Lutandila Charly Machin, Enis Maci, Constanza Macras, Davood Madadpoor, Parisa Madani, Zhazgul Madazimova, Azadeh Maghsoodi, Shaunak Mahbubani, Wera Mahne, Valerie Maibaum, Jürgen Maier, Lander Majuelo, Saida Makhmudzade, María Paula Maldonado, Saad Malik, Marta Malikowska, Elena Manevic, Josephine Chepkemboi Mangira, Ijoma Mangold, Daniel Manns, Alina Manoukian, Rebecca Manseau, Elena Patricia Manzö Trujillo, Teresa Margolles, Margaux Marielle-Tréhoüart, Alexandra Marinescu, Anna Mariscal Magdaleno, Christoph Markschies, Leah Marojevic, Željko Marović, Aimée García Marrero, Fiona Marquardt, Koos Martens, Amanda Martikainen, Tabea Martin, Pascale Martin, Miriam Marto, Josa Marx, Agata Marzecova, Justine Masché, Amirhossein Mashaherifard, Sarita Matijevic Zilnik, Inez Matis, Tamaś Matkó, Karine Matsakian, Janek Simon Mattheus, Stefan Matzke Marek Mauel, Alexander Maulwurf, Lara Mauszewski, Sophia May, Verena Mayr, Achille Mbembe, Hila Meckier, Mateja Meded, Golnar Mehboubi Nejati, Josef Mehling, Birte Meier, Cana Sophie Semra Meier, Johannes Meier, Mailin Meierhof, Frederike Meisel, Rim Mekkaoui, Hampus Melin, Angela Melitopoulos, Luisa Mell, Michele Meloni, Wolfgang Menardi, Bibiana Mendes, Lilly Menke, Aline Menz, Matthias Meppelink, Bahar Meric,

393

Selver Mersin,Anja Meser, Julian Messenzehl, Adriana Metzlaff, Gabriele Metzler, Paula Meuthen, Ingo Mewes, Carlo Meyer, Susanne Meyer, Marie Aileen Meyer, MFA-Public Art and New Artistic Practices der Bauhaus Universität Weimar, Hakan Savaş Mican, René Michaelsen, Lena Michalik, Finn Michelis, Janette Mickan, Walter Mignolo, Milen Mihaylov, Marco Michel Aziz Mikhael, Bengt Milde, Jelena Miletić, Karl Mille, Friedericke Miller, Mathilda Miller, Jonathan Miller, Krysztof Minkowski, Donna Miranda, Jonas Mirbeth, Nika Mišković, Nyemba M‘membe, Mette Moestrup, Tuğsal Moğul, Mudar Mohamad Al Ramadan, Christoph Möllers, Ersan Mondtag, Elahe Moonesirast, Mariette Morgenstern, Johannes Morgenstern, Sarah Rosa Möricke, Sanne Möricke, Sema Moritz, Mohammad Reza Mortazavi, Gudrun Mösbauer, Michael Moshonov, Roozbeh Mosleh, Fatima Moumouni, Pavel Mozhar, Christina Mrosek, Michalina Mrozek, Rabih Mroue, Paul Mühlbach, Fée Mühlemann, Wassim Mukdad, Maike Müller, Adina Philippa Müller, Anne Müller, Anna Müller, Moritz Müller, Eva-Maria Müller, Jan-Werner Müller, Amelie Müller, Mirja Müller, Maike Müller, Selma MüllerSieslak, Herfried Münkler, Hannah Münninghoff, Anna Maria Münzner, Bashar Murkus, Valerio Muscella, Jasmina Musić, Lynn Takeo Musiol, Sandro Mussida, Lujain Mustafa, Nil Mutluer, Timo Muttenzer, David JongSung Myung, Lea Paulina Näder, Sara Naegele, Lydia Nagel, Samir Nahas, Marina Naprushkina, Zeina Nassar, Jara Nassar, Armin Nassehi, Henrike Naumann, Neda Navaee, Mead Ndaye, Jeremy Nedd, Kito Nedo, Nikolas Neecke, Nikolai Nelles, Anna Katalin Nemeth, Teresa María Díaz Nerio, Katharina Nesytowa, Gerrit Netzlaff, Katharina Neukirch, Bert Neumann, Leonard Neumann, Peer Neumann, Robin Neuschmelting, Nikolaus Neuser, Saskia Neuthe, Tobias Nevriva, Lena Newton, Dan Thy Nguyen, Thuy Trang Nguyen, Thuy-Han Nguyen-Chi, Emmanuel Ngwira, Laura Cecilia Nicolás, Robin Elias Nidecker, Hans Peter Niendorf, Otobong Nkanga, Marian Nketiah, Selami Noack, Afra Nobahar, Georg Noky, Koku G. Nonoa, Anna Nowicka, Max Nübling, Sebastian Nübling, Therese Nübling, Maxi Obexer, Ria Ockenga, Leonie Odelga-Tschernev, Naomi Odhiambo, Sagal Odowa, Maximilian Oelschlegel, Shabi Ofer, Emeka Ogboh, Pınar Öğrenci, Ahmet Öğüt, Naz Öke, Osman Okkan, Valentin Olbrich, Kınay Olcaytu, Oscar Olivo, Johann-Vincent Olstowski, Sarkash Ismil Omar, Marcelo Omine, Adel Onodi, Azelia Opak, Alexander Orlowski, France Orsenne, Julieta Ortiz de Latierro, Antonia Ortmanns, Benjamin Osborn, Julia Oschatz, Nils Ostendorf, Claas Osterkamp, Tanja Ostojić, Philipp Oswalt, Inana Othman, Hendrik Otremba, Caroline Scholz Ott, Leonie Ott, Paul Outlaw, Serkan Öz, Ahmet Sami Özbudak, Ayse Gülsüm Özel, Tamer Fahri Özgönenc, Yilmaz Özlem, Yesim Özsoy, Ceylan


M E N S C H E N A M M A X I M G O R K I T H E AT E R 2 0 1 3 – 2 0 2 2 Öztürk, Çığır Özyurt, Laura Paetau, Simon(è) J. Paetau, Marie Paetzold, Lena Pagel, Lea Pahl, The Painted Bird, Jose Paiva, Paolo Palermo, Fabian Panisello, Philip Miles Pankow, Alexander Pannier, Rebecca Pap, Michaela Pappas, Veronika Patočková, Rachel Pattinson, Ayumi Paul, Ricardo de Paula, Casper Pauli, Igor Pauška, Hannah Peaceman, Amba Peduto, Yotam Peled, Sophie Pellegrin, Nina Peller, Jana Penz, Alejandro Perdomo Daniels, Leon Lapa Pereira, Yael Peri, Dan Perjovschi, Gudrun Perko, Azade Pesmen, Dino Pešut, Piotr Peszat, Selina Peter, Jean Peters, Oscar Petersen, Anne Peters-Schwenke, Uroš Petković, Gianna Petkow, Katrusia Petrashova, Ngoc Pham, Alexander Piasente, Joanna PiechSławecka, Kristina Maria Pientka, Christin Pinzer, Sebastian Pircher, Paul Plamper, Uta Plate, Peter Platz, Naomi Ariadne Plitzko Scherer, Natalie Plöger, Michel Podwojski, Marcel Pohl, Katerina Poladjan, Ruprecht Polenz, Pingkan Persitya Polla, Natalia Polyzou, Elizabeth Marie Pool, Maximilian Popp, Ana Post Palacios, Winifred Poster, Patrice Poutrus, Marina Prados, Jo Preußler, Martina Prießner, Leisa Prowd, Antje Prust, Magda Roma Przybylska, Christin Pschichholz, Teena Pugliese, Clara Puhlmann, Luisa Puschendorf, Nihad Nino Pušija, Julia Pustet, Amila Puzic, Elena Quintarelli, Lukas Rabe, Kathleen Rabe, Olga Radetzkaja, Daniel Radon, Adriana Radu, Johannes Paul Raether, Anna Mirjam Raith, Kida Khodr Ramadan, Janaina Beatriz Ramos, Shalini Randeria, Isidora Randjelović, Kostia Rapoport, Antje Raschdorf, Nethaniel Ratsaby, Alexander Rau, Jakob Rau, Judith Raum, Bernadette Rautmann, Florence Razoux, Aya Rebai, Emily Reck, Anta Helena Recke, Isabelle Redfern, Red Thread, Refugee Club Impulse, Daniel Regenberg, Francois Regis, Soraya Reichl, Philine Reimer, Ruth Reinecke, Mathis Reinhardt, Josephine Reinisch, Nora von Reischach, Valerie Renay, Juri Rendler, Uri Rennert, Annette Rentz-­ Lühning, Joshua Reß, Oliver Ressler, Eva ReussRichter, Hannah Louisa Rex, Romy Rexheuser, Gerard Reyes, David Riano Molina, Thais Ribeiro Jibaja, Laia Ribera, Massimo Ricciardo, Angela Richter, Thomas Richter, Falk Richter, Julia Riedler, Sylvia Rieger, Anna-Leena Rieger, Christina Eva Riehle, Katja Riemann, Amelie Maria Riemer, Justus Riesner, Alexandra Herta Rietz, Markus Riexinger, Lisa Rilka, Rimini Protokoll, Monika Rinck, Kevin Rittberger, Tilmann Ritter, Stefan Röben, Ari Robey-Lawrence, Jayrome C. Robinet Ayelet Robinson, Isabel Robson, Julian Röder, Maxine Rödiger, Zahava Rodrigo, Willy Rogalla, Emilia Roig, Malte Roloff, Michael Ronen, Yael Ronen, Tracey Rose, Jolanda Rose, Sarah Rosenau, Joanna Rosenbröijer, Elske Rosenfeld, Leoni Rossow, Julia Roth, Claudia Rotoli, Claudia Roussel-Ortega, Tucké Royale, Teoniki Rożynek, Philipp Ruch, Marlene Rudloff, Bianca Rudnick,

Sandra von Ruffin, Zoé Rügen, Robert Rumas, Lukas Amaru Runkewitz, Ester Nyakato Rüppel, Billie Rüse, Tama Ruß, Anthony Mordechai Tzvi Russell, Michaela Rüter, Michail Ryklin, Rafal Ryterski, Philine Rzadtki, May Saada, Paola Saboia Pilnik, Colette Jane Sadler, Natascha Sadr Haghighan, Sarah Safi, Aykan Safoğlu, Gökhan Sagir, Gonca Sağlam, Emre Sağlam, Alexandra Sagurna, Sahba Sahebi, Defne Şahin, Fatima Sai, Adrian Saidi, Friederike Sailer, Vidisha Saini, Ayhan Salar, Hazem Saleh, Gabriel Salhab, Iury Trojaborg, Anne-Christine Sandau, Julian Dean Sander Carsten Sander, Ludwig Sander, Moran Sanderovich, Lina Saneh, Ceren Saner, Maroan el Sani, Larissa Sansour, Hugo Santos, Rafika Eleni Saouis, Justus Saretz, Michael Sarnow, Regina Sarreiter, Sonja Sartys, Birgit Sauer, Anke Sauerteig, Florian Saul, Hanna Saur, Thu Trang Schaad, Alex Schaad, Isabelle Schad, Katinka Schäfer, Tabea Schäfer, Dominik Schäfer, Katinka Schäfer, Gregor Schafferus, Bryan Schall, Konrad Schaller, Mita Schamal, Kim Scharnitzky, Larissa Scharnofske, Felix Scharr, Philipp Schaus, Mark Scheibe, Jens Schendel, Georg Scherlin, Louisa Schiedek, Ernst Schießl, Diemut Schilling, Roman Schinder, Said Damien Schindler, Anna Sophie Schindler, Nadine Schindler, Paula Schlagbauer, Mathias Schlicht, Jana Schlosser, Thomas Schmale, Vicki Schmatolla, Amaralina Schmidt, Elena Schmidt, Moritz Richard Schmidt, Liz Schmidt, Andrea Schmidt, Marie-Carlotta Schmidt, Andrea Schmidt, Theresa Schmidt, Johannes Maria Schmit, Christina Schmitt, Kira Schmyreva, Jennifer Schnarr, Stefan Schneider, Jonathan Schnell, Lara Schnitger, Laurence Schnitzler, Clemens Schöll, Mirjam Schollmeyer, Magdalena Schön, Hans Schöner, Frank Schönwald, Samantha Schote-Ritzinger, Henrik Schrader, Jo Schramm, Laura Schrape, Henrik Schrat, Mira Schrems, Sophia Schröder, Josje Schroot, Annelies Paola Schubert Celina Schubert, Lara Schultz, Arved Schultze, Michaela Maxi Schulz, Juliane Schulz, Heike Schuppelius, Maja Schürmann, Johanna Schütt, Oliver Schwamkrug, Robert Schwartze, Büke Schwarz, Romy Schwarzer, Tobias Schwencke, Fabian Schwender, Johannes Schwöbel-­ Frank, Leyla Sehar-Madauß, Nirlyn Seijas Castillo, Sarah Seini, Nathalie Seiß, Daniela Selig, Kim Seligsohn, Sandra Selimović, Simonida Selimović, Maximilian Selka, Selma Selman, Promona Sengupta, Frank Seppeler, Mikaël Serre, Aurelie Serrure, Erinç Seymen, Sahin Sezgin, Shlomi Shaban, Tal Shacham, Nishant Shah, Gelareh Shahpar, Majed Shalghin, Shiran Shasha, Mati Shemoelof, Xin Shen, Scha Shi, Robbie Shilliam, Danny Shin, Amir Shpilman, Sergey Shpul, Marichka Shtyrbulova, Tanja Sieg, Santiago Sierra, Martin Sieweke, Marcelo Silva Vaz, Andreas Simon, Helena Simon, Uygar Önder Simsek, Ata Erdem Simsek, Marc Sinan, Julietta Singh, Sasapin

394

Siriwanij, Elke von Sivers, May Skaf, Lilia Nokuthula Adu Skähr, Johanna Skirecki, Hanna Slak, Ida Ślęzak, Ilja Sneiveiss, Gian Mellone Abdul Aziz Sohail, Merlyn Solakhan, Laila Soliman, Lea Som, son:DA / Erinç Seymen, Peter Sondermann, Renate C. Sörensen, Lea Søvsø, Rolf Spahn, Luzie Spangenberg, Jule Specht, Marie Luise Spielhagen, Claire Spilker, Grigory Spiridonov, Paul Spittler, Bertold Stallmach, Eleni Stamatopoulos, Estera Sara Stan, Liv Stapelfeldt, Pina Sophia Starke, Cara Stauffenegger, Vincent Stefan, Ida Steffen, Elisabeth Steffen, Natascha Steiger, Helen Stein, Milena Stein, Julian Jarnoth Steinberg, Barbara Steiner, Siegrid Steinhauer, Johannes Steininger, Maxi-Julia Steinke, Eric Stehfest, Alexey Stepanov, Juri Sternburg, Ariadne Stickel, Hannah Stietenroth, Valerie Stillfried, Birgit Stöger, Beliban Stolberg, Fiete Stolte, Johannes Storks, Norbert Stöß, Catherine Stoyan, Marlene Streeruwitz, Marielu Strehlow, Nicolas Streit, Franziska Strepp, Selina Shirin Stritzel, Kate Strong, Anna Valeska Strugalla, Gabriella Strümpel, Lena Strützke, Bettina Stucky Rosat, Anna Maria Sturm, Helene Subklew, Mizu Sugai, Johannes Suhm, Moritz Suhren, Faraj Suleiman, Sivanesan Sumugan, Selina Sunday, Teresa Sündermann, Ülkü Süngün-Kretzschmar, Elif Aylin Süslü, Julian Chris Süss, Yousef Sweid, Alexander Sol Sweid, Christiana Symeonidou, Krystyna Szydkowska, Irina Szodruch, Youssef Tabti, Leon Taege, Aram Tafreshian, Fatima Taih, Roberto Talin, Talking Straight, Corrie Tan, Toni Tandogan, Cansu Tanrıkulu, Michel Tapuach Matteo Taramelli, Yodit Tarikwa, Hasan H. Taşgın, Davit Tavadze, Newsha Tavakolian, Lilija Tchourlina, Benjamin Teicher, Aydin Teker, Caner Teker, Hale Tenger, Paulina Tenner, Tarik Tesfu, Joki Tewes, Vivian Theimann, Julia Theis, Marc-Christopher Theis, Konstantinos Theodorou, Dinh Thi Nhung, Julia Thielke, Ella Thierbach, Lotte Thierbach, Johann D. Thomas, Phoo Myat Thwe, Sophie-Ailien Timptner, Mariana Tirantte, Joana Tischkau, Anik Todtenhaupt, Nadezhda Tolokonnikova, Roxanne Töpper, Gabriella Torres Ferrer, Gariné Torrosian, Thu Hoai Tran, Abdoul Kader Traore, Theo Trebs, Gisela Trentmann-Schrick, Victor Tricard, Karin Tiefensee, Tribunal »NSU-Komplex Auflösen«, Paula Trimbur, Anna Tripp, Matthias Trippner, Egbert Trogemann, Stephan Trüby, Regina Tschernezki, Nikolaos Tsiachris, Prodromos Tsinikoris, Margarita Tsomou, Selin Tunç, Nasan Tur, Inga Turczyn, Volkan Türeli, Füsün Türeli, Elif Türeli, Michael Tuttle, Fabian Tyllack, Doris Uhlich, Gina Athena Ulysse, Luka Umek, Ahmet Haluk Unal, İdil Üner, Serkan Ünsal, Maximilian Upmeyer, Sarnt Utamachote, İbrahim Utku-Erdoğan, Deniz Utlu, Fiatsi Va-Bene Elikem, Linda Vaher, Marcelo Vallejo, Wojo van Brouwer, Jakob van de Löcht, Aliocha Van der Avoort, Verena Vargas Koch, Camilo Vargas Koch, Be van Vark, Farzane


M E N S C H E N A M M A X I M G O R K I T H E AT E R 2 0 1 3 – 2 0 2 2 Vaziritabar, Paula Veneema, Teresa Vergho, Viron Erol Vert, Dmitry Vilensky, Sophie Du Vinage, Marco Vitale, Soeren Voima, Jochen Voggenauer, Daja Vogt, Tine Rahel Völcker, Anna Volkland, Isabel Vollrath, Vanessa Vromans, Anita Vulescia, Bianca Waechter, Claire Waffel, Emma Wagener, Giulia Wagner, Marlene Wagner, Frank Wagner, Rico Wagner, Joulia Wahrlich Thore Walch, Maria Walcher, Joshua Walker, Alexandra Walker, Aurelie Wallaschkowski, Moritz Wallmüller, Melanie Jame Wolf, Tuo Wang, Christin Wanke, Katharina Warda, Daniel Warland, Anissa Warsame, Jana Wassong, Aiden Watson, Fritz Laszlo Weber, Olga Weber, Marietta Sophia Weber, Josephine Weber, Doreen Wecke, Volker Weichsel, Lea Josefine Weik, Anton Weil, Hannes Weiler, Alina Weinert, Christian Weise, Ina Weise, Die Weisen von Zion, Ruth Weissenburger, Antje Weitzel, Annika Weitzendorf, Gloria Wekker, Johannes Welk, Paula Wellmann, Szu-Ni Wen, Maria Wendland, Sara Wendt, Jasmin Wenger, Rika Weniger, Olivia Wenzel, Wermke/ Leinkauf, Ursula Werner, Sven Werner, Nico Wersch, Friederike Westphalen, Nina Wetzel, We Will Rise, White on White, Moritz Widrig, Laurenz Wiegand, Jenny Wieland, Armin Wieser, Frauke Wietek, Jeff Wilbusch, Lisa Wildenhain, Patrick Wildermann, Kathrin Wildner, Susanne Wilk, Rebekka Wilkens, Magda Willi, Claudia Wimmer, Hanna Winkler, Julia Wissert, Marta Witak, Lars Wittershagen, Hanna Wittich, Orla Fiona Wittke, Tim Wittkop, Kim-Thu Emmeli Wittnebel, Johannes Wittrock, Aylime Asli Wohlers, Aria Wojciechowski, Sophie Wolf, Sandra Wolf, Uljana Wolf, Carina Wolf, Katrin Wolfermann, Frank Wolff, Frederik Wollek, Johannes Wollert, Paul Wollin, Weronika Wronka, Tina Wünschmann, Marie Luise Würth, Tomasz Wygoda, Yeşim Yalman, Chenkai Yang, Anna Yeboah, Züleyha Yenice Campbell, Leyla Yenirce, Derya Yıldırım, Koray Yılmaz-Günay, Arda Yolci, Mürtüz Yolcu, Deniz Yücel, Antonia Zagel, Antonia Zahn, Beatrice Zaidenberg, Arkadi Zaides, Layla Zami, Julia Zange, Gisela Zarate Tobon, Maryam Zaree, Osama Zatar, Andrei Zavalei, Anna Zawadzka, Catalina Anastasia Zegers, Antonia Zeich, Theo Zeitner, Simon Zeller, Melanie Zemmler, Augoustinos Zenakos, Zentrum für politische Schönheit, Nikita Zibisow, Ivna Žic, Deborah Ziegler, Tobias Zielony, Lydia Ziemke, Simon Zigah, Daniel Zillmann, Zelimir Zilnik Petrovic, Monika Zimmering, Bastian Zimmermann, Claudia Zini, Marta Ziolek, Atilgan Zirek, Nicholas Zöckler, Frank Zornow, Filip Zorzor, Wojtek Zrałek-Kossakowski, Neele Zühlke, Stephanie Zurstegge, Violetta Zwick

EHEMALIGE FESTE MITARBEITER*NNEN SEIT DER SPIELZEIT 2013/2014 Veronika Abraham, Holger Ackermann, Rebecca Ajnwojner, Ayham Majid Agha, Hussein Al Shatheli, Lobna Allamii, Angelika Altschaffel, Alexander Antunovic, Maria José Aquilanti, Etienne Arnaud, Tamer Arslan, Sandra Aslund, Sibel Atasayi, Mehmet Ateşçi, Katinka Bach-Sudendorf, Mridula Balz, Daniel Bandke, Dilan Barkin, Ariana Battaglia, Anna Bause, Matthias Beckmann, Aljoscha Begrich, Gabriele Bensemann, Noemi Berkowitz, Mareike Beykirch, Mizgin Bilmen, Paul Binder, Andreas Bolz, Kathi Bonjour, Aysegül Brauer, Frank Brüning, Kristin Buddenberg, Martin Buß, Burak Safa Çalış, Julia Casabona, Benny Claessens, Bernhard Conrad, Stefan Czura, Marco Damghani, Jonas Dassler, Sasha Davydova, Serpil Demirel, Julia Denzel, Anne Diestelkamp, Philipp Diettrich, Oleg Dimitrov, Mila Dimitrova, Yann Döring, Ewelina Donejko, Oliver Düllmann, Paul Eisemann, Lola-Maria Engel, Domenik Engemann, Dennis Ennen, Ines Fabian, Cornelia Fabian, Bernd Faust, Ada Favaron, Camilla Ferraz, Can Fischer, Marie Katharina Fischer, Rupert Franz, Franz Frechen, Marina Frenk, Anja Fritz, Hans Fründt, Jose Luis Garro Garcia, Alena Georgi, Veronika Gerhard, Anna-Helen Giese, Cora Gilgen, Moïra Gilliéron, Johanna Goldmann, Luca Marie Grabo, Luise Graeff, Petra Graf, Harald Grüner, Anastasia Gubareva, Hanne Günther, Suna Gürler, Egbert Haase, Lubaya Habler-Schultze, Feray Halil, Julien Hallak, Selda Hamdemir, Inga Hardt, Dominic Hartmann, Petra Hartung, Tahera Hashemi, Caroline Haufe, Ludwig Haugk, Felix Heibges, Jule Heidelbach, Markus Heimann, Marion Hellmer, Sascha Hertwig, Hartmut Hertwig, Reinhard Hertz, Tobias Herzberg, Jens Hillje, Jerry Hoffmann, Johanna Höhmann, Marlena Hölderle, Dominika Julia Homa, Leonie Huber, Antonie Huff, Johann Ragnar Hüneke, Zora Hünermann, Saliha Hussein, Sarah Huzel, Çağla İlk, Mona Intemann, Lara Jacobi, Anahita Jahvani, Lina Jakelski, Branko Janack, Miloš Janjić, Philine Janus, Laura Jimenez Gonzalez, Raissa Kankelfitz, Ayfer Ezgi Karataş, Kübra Karataş, Paraskevi Kartsioti, Nemezjusz Kasztelan, Lilly Kaufmann, Melisa Kaya, Patrick Kennedy, Deniz Keskin, Thomas Kirsten, Bärbel Kleemann, Andrej Koch, Chantal Kohler, Christopher-Fares Köhler, Daniel Körner, Sabine Koß, Alexander Krebs, Julian Kretschel, Daniél Kretschmar, Amalia Annelind Krusche, Edona Kryeziu, Loris Kubeng, Esra Küçük, Mercedes von Kulessa, Anna Kurz, Melanie Küster, Jan Langebartels, Cristina Lelli, Christine Leyerle, Svenja Liesau, Bastian Lindner, Marleen Lohse, Axel Löwenstein, Nina Lutz, Sami Maazouzi, Marissa Macipe y del Amo, Marlene Mähler, Jürgen Maier, Christina Margenfeld, Monica Marotta, Monika

395

Marquardt, Sylvia Marquardt, Nils Marstaller, Janek Simon Mattheus, Lara Mauszewski, Zarah Maria Mayer, Amos-Peter Mayer, Ann-Kristin Meivers, Ellen Metzler, Brigitte Meyer-Brandenburg, Cynthia Micas, Marie Milbacher, Bengt Milde, Ann-Christine Müller, Reinhard Müller, Christian Bojidar Müller, Franziska Müller, Mazlum Nergiz, Lydia Netzband, Mai-An Nguyen, Cleo Niemeyer, Katrin Nikel, Daniela Nik-Nafs, Marian Nketiah, Petra Olbrich, Sophia Omid, Necati Öziri, Aygül Özkan, Silvia Petrova, Norman Plathe, Tim Porath, Ana Post Palacios, Spyridon Prosoparis, Emilia Quaye, Aleksandar Radenković, Christine Radünz, Shahrzad Rahmani, Rabelle Ramez Erian, Tobias Rauch, Martin Reichardt, Ruth Reinecke, Isabell Reisinger, Lieselotte Reuthe, Daniel Richter, Risto Roosaar, Christine Ruynat, Sahba Sahebi, Suheer Saleh, Sasha Marianna Salzmann, Moritz Sauer, Dimitrij Schaad, Tabea Schäfer, Katharina Scheicher, Jasmin Schlüter, Thomas Schmale, Vicki Schmatolla, Elena Schmidt, Doris Schnabl, Karl Schneider, Renate Schneider, Benjamin Schultz, Robert Schulz, Petra Schumacher, Melanie Schwarzlose, Peter Schwedt, Isabella Sedlak, Daniela Sellen, Jeeyoung Shin, Aminu Siare-Inidiba, Leon Siewert-Langhoff, Andreas Simon, Elena Sinanina, Xenia Sircar, Michael Stegemann, Lothar Stelzer, Amelie Canstane Strothmann, Irina Szodruch, Aram Tafreshian, Ebru Tartıcı Borchers, Katharina Thomas, Osman Tok, Cidem Topbas, Thi Thanh Nhan Tran, Mareike Trillhaas, Ottavia Tröster, Frederika Tsai, Maria Julia Ubaldino Abreu, René Vierheilig, Marco Vitale, Teodora-Sabina Vlad, Sonja Vogel, Jochen Voggenauer Maik Voß, Rico Wagner, Frank Walle, Ewa Wallmeyer, Leonie Webb, Julia Wenz, Lena Wessel, Heidi Wettlin, Marilena Wilhelm, Magda Willi, Claudia Wimmer, Henry Winkelmann, Thomas Wodianka, Lene Wollwerth, Elisabeth Wulz, Seçil Yersel, Lara Yilmaz, Jasna Zajček, Sarah Ziegler, Anastasia Zimmermann


396

Oben: Spielzeit- und Container-Eröffnung am 17. Augsut 2019/Hamze Bytyçi Mitte: Shermin Langhoff, Klaus Lederer/Jens Gebhardt, Jürgen Gebhardt (2019) Unten: Irina Szodruch, Lucia Leyser/Gorki-Garten – Caroline Haufe (2019)


397

Oben: Deniz Utlu, Sasha Marianna Salzmann/Nach der Premiere (2019) Mitte: Necati Öziri, Yusuf Çelik, Barış Cengiz/Theresa Henning (2019) Unten: Anna Karenina oder Arme Leute, Probe – Oliver Frljić/Yavuz Akbulut (2019)


398

Lea Draeger (Anna Karenina-Make-up), Text lernend in der Gorki-Kantine (2019)


Oben: Shermin Langhoff mit „Osman“ von Timur Çelik (2019) Unten: Hakan Savaş Mican (2019)

399


Oben: Die Nacht von Lissabon, Probe – Peer Neumann, Anastasia Gubareva, Michael Glucksmann, Wassim Mukdad, Lukas Fröhlich (2019) Unten: 4. Berliner Herbstsalon – Audition for a Demonstration – Clara Probst, Lola Arias, Aljoscha Begrich (2019)

400


Peter Hanslik/Tobias Herzberg (2019)

401


402

Oben: Studio Я-Party/Benny Claessens (im Salome-Kostüm) (2019) Mitte: DJ* Broccoli & Dozilla (Alexa Gräfe, Doris Schnabl)/Studio Я-Party (2019) Unten: 4. Berliner Herbstsalon – Young Curators Academy – Corrie Tan, Keng Sen Ong/Gorki-Kantine – Max Czollek, András Dömötör, Sasha Marianna Salzmann (2019)


Third Generation – Next Generation Proben (2019) Oben: Yael Ronen, Michael Ronen Unten: Abak Safaei-Rad, Karim Daoud, Yousef Sweid, Niels Bormann, Oscar Olivo

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4. Berliner Herbstsalon – Eröffnung (2019) Oben: Çiğdem Özdemir, Nurkan Erpulat, Çiğdem Teke Unten: Gorki Container-Party

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Oben: Mehmet Ateşçi, Hakan Savaş Mican, Shermin Langhoff, León Siewert-Langhoff, Vidina Popov, Doris Schnabl/Rosa & Shermin Langhoff, Barış Cengiz (2019) Mitte: Katja Riemann, Sibylle Berg, Shermin Langhoff/Mehmet Ateşçi, Vidina Popov (im Wenn türkis-blau die Antwort ist, wie blöd war die Frage dann?-Kostüm) (2019) Unten: Gorki Container Logo-Aufbau/Ludwig Haugk, Sebastian Nübling (2019)


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Oben: Herzstück, Probenpause: Kenda Hmeidan, Dominika Julia Homa, Mazen Aljubbeh, Maryam Abu Khaled, Vidina Popov, Dominic Hartmann/Delaine Le Bas, Dag Lohde, Kathi Bonjour (2019) // Mitte: Sesede Terziyan (im Ein Bericht für eine Akademie-Kostüm), Christine Leyerle/4. Berliner Herbstsalon – Konferenz – Danica Dakić, Shermin Langhoff, Keng Sen Ong, Rebecca Ajnwojner (2019) // Unten: Mephistoland, Vorbereitung – Tim Porath, Aram Tafreshian, Mareike Beykirch, Bettina Hoppe, Mehmet Yılmaz/Aljoscha Begrich, Ludwig Haugk, Christine Leyerle (2019)


Oben: Tim Fantur, Larissa Miller, Oliver Frljić, Shermin Langhoff, Kai Uwe Peter, Katja Riemann, André Schmitz, Christoph Stölzl (2019) Unten: Christian Weise, Svenja Liesau, Kristin Buddenberg, Ellen Metzler (2019)

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Anna Karenina oder Arme Leute, Vorbereitung – Hanh Mai Thi Tran, Jonas Dassler, Emre Aksızoğlu (2019)


Xenia Sircar/Maske Ein Bericht für eine Akademie – Olga Weber, Sesede Terziyan (2019)

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In My Room, Probe (2020) Oben: Falk Richter, Ute Langkafel Unten: Jens Hillje, Daniel Richter

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In My Room, Probe (2020) Oben: Dominika Julia Homa, Falk Richter Unten: Jonas Dassler, Taner Şahintürk, Emre Aksızoğlu

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Oben: Aram Tafreshian, Jens Dohle (im Hamlet-Kostüm)/Hamlet – Svenja Liesau, Oscar Olivo (2020) Mitte: Hamlet, nach der Premiere/Jesse Jonas Kracht, Video Hamlet (2020) Unten: Premierenparty – DJ Barış/Schwarzer Block, Besprechung – Mazen Aljubbeh, Svenja Liesau, Christian Müller, Aram Tafreshian, Linda Vaher, Yusuf Çelik, Sebastian Nübling, Dominika Julia Homa (2020)


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Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden, nach der Premiere – Svenja Liesau, Sebastian Nübling, Vidina Popov, Katja Riemann, Anastasia Gubareva (2020)


Oben: Berlin Oranienplatz, Probe (2020) Unten: stronger still, Eröffnung – Zehra Doğan (2021)

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Maria, Textprobe in der Gorki-Kantine – Christian Bojidar Müller, Vidina Popov (2020)


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Oben: Still Life, Probe/NOORRRRAAAAAAAA – Christian Bojidar Müller, Julia Riedler (2021) Mitte: Sivan Ben Yishai/Rabelle Ramez Erian, Edona Kryeziu, Valerie Göhring (2021) Unten: Shermin Langhoff, Esra Küçük/Taner Şahintürk (2020)


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Oben: Eddie Kocadağ, Selver Mersin/Duygu Türeli, Bircan Tarım (2021) Mitte: Marcel Klett/Esra Rotthoff fotografiert Turabi Kocadağ, Chef der Gorki-Kantine, für das Spielzeitheft (2021) Unten: Riah Knight/Premierenparty (2021)


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Barış Cengiz, Özlem Göktaş (2021)


Oben: Kulturstaatsministerin Claudia Roth, mit Shermin Langhoff, besucht die Ausstellung Offener Prozess (2021). Unten: Das Offener Prozess-Team: Yunus Ersoy, Fritz Laszlo Weber, Ayşe Güleç, Shermin Langhoff, Edona Kryeziu, Erden Kosova

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Oben: Svenja Liesau (Alles Schwindel-Make-up) (2021) Unten: Modjgan Hashemian, Wojo van Brouwer, Nurkan Erpulat – Streulicht, Probenpause (2021)

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Oben: Berit Lass, Vidina Popov (im Still Life-Kostüm) (2021) Unten: Lidia Kuryatova, Ibrahim Vural – Premierenparty (2021)

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Oben: Till Wonka, Taner Şahintürk (2022) Unten: Simon Meienreis, Holger Kuhla, Johannes Kirsten, Valerie Göhring, Yunus Ersoy

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Oben: Mazen Aljubbeh/Ivo Dreger (2022) Mitte: Markus Bäuerle, Laura Landsberger/Mazen Aljubbeh, Emre Aksızoğlu, Jesse Jonas Kracht – Queen Lear, Probe (2022) Unten: Joachim Hering, Christian Weise/Yanina Céron (im Queen Lear-Kostüm) (2022)


Lindy Larsson/Arno Widmann (2022)

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Oben: Sabine Kühne, Operation Mindfuck-Bühne/Falilou Seck, Niels Bormann (2022) Mitte: Simon Meienreis, David Bennent, Holger Kuhla/Sema Poyraz (im Geschwister-Kostüm) (2022) Unten: Yael Ronen, Irina Szodruch – Operation Mindfuck, Probe/Ersan Mondtag – Geschwister, Probe (2022)


Oben: Mila Mazić, Igor Pauška, Joachim Hering – Dantons Tod/Iphigenie, Probe (2022) Unten: Vidina Popov, Yanina Cerón, Çiğdem Teke (im Dantons Tod/Iphigenie-Kostüm) (2022)

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Theresa Welge, Nele Lindemann (2022)


GASTSPIELE 2013–2022 DER KIRSCHG A R T EN

27./28.05.2014 Maifestspiele Wiesbaden 30.11.2014 Ludwigshafen, Theater im Pfalzbau

DER RUSSE I S T EI N ER DER B I R KEN L I EB T 26./27.01.2014 Lessingtage, Thalia Theater Hamburg Gausstraße

SCHWIMMEN L ER N EN

06./07.04.2014 Radikal Jung, Volkstheater München 01.05.2014 Heidelberger Stückemarkt 15.02.2015 KRASS Festival Kampnagel 14./15.03.2015 Foyer III/Theater Duisburg

VERRÜCKTES B L UT

25./26.05.2016 Theater Winterthur, CH

ES SAGT MIR N I C HT S DA S S OG EN A N N T E DRAUSSEN

17./18.05.2014 AUAWIRLEBEN Bern 21./22.05.2014 Festival Internacional de Teatro Palco e rua, Belo Horizonte 29.08. – – 01.09.2014 junges theater basel 23.11.2014 Prager Theaterfestival 26.11.2014 Schauspielhaus Zürich 10.12.2014 St Pölten 02.03.2015 Schauspielhaus Zürich 04.03.2015 Landsberg am Lech 08.03.2015 Gütersloh, Kultur Räume Gütersloh Theater 06.04.2015 Schauspielhaus Zürich 13./14.02.2016 Schauspiel Hannover 14./14.07.2016 Asphalt Festival Düsseldorf 03./04.09.2016 Dramatentheater Stockholm 08./09.06.2017 Rio, Cena Brasil Festival International 03./04.08.2019 Venedig Biennale

SM ALL TOW N B OY

21. – 25.01.2015 Théâtre National de Strasbourg, FR 03./04.02.2017 Reims, FR

DEDE KORKU T – DI E KUN DE VON TEPEGÖZ 15.06.2015 Schillertage, Mannheim

COMMON GROUN D

03.10.2014 Residenztheater München 31.01.2015/01.02.2015 Lessing Tage//Thalia Theater Hamburg 15./16.11.2014 Europa Theatertreffen Stuttgart 06.12.2014 Theater Gauting 12./13.02.2015 Reims 28.03.2015 Theater Freiburg 31.05.2015 Mülheimer Theatertage 23.09.2015 BITEF Belgrad

03.10.2015 MESS Sarajevo 27./28.10.2015 Célestins, Théâtre de Lyon, FR 21.11.2015 Schauspielhaus Zürich 20./21.12.2015 Tel Aviv, Cameri Theater 23./24.04.2016 Narodowy Stary Teatr Krakau 19. – 26.06.2016 Peking & Shanghai, China 03./04.07.2016 Teatr Powszechny, Warschau 19. – 25.09.2016 Taipei Arts Festival 11.02.2017 Schauspiel, Frankfurt am Main

IN U N SE R E M N A ME N

DE R U N TE R GA N G D E R N IBE L U N GE N – T H E BE A U TY O F RE V E N GE

ME P H ISTO L AN D

A U F STA N D

O D W Ó C H TAK IC H , C O U K RA D L I K S I Ę Ż YC ( ZW E I MO N D D IE BE )

10./11.06.2015 Holland Festival, Amsterdam 12.11.2014 Nancy 17.10.2015 Internationales Th.-festival – Divadelní svět Brno/ Brünn

M U SA D AGH – TAGE D E S W ID E R STA N D S 28.06.2015 Talking About Borders, Staatstheater Nürnberg

A U C TIO N O F SO U L S

01. – 08.10.2016 HIGH FEST Internat. Performing Arts, Yerevan

T H E SITU ATIO N

03./04.02.2016 Lessingtage, Thalia Gaußstr., Hamburg 07.05.2016 Mülheimer Theatertage 16./17.06.2016 Landsberg am Lech 16./17.09.2016 Stadsschouwburg Amsterdam 14.10.2016 Festival EUROTHALIA German State Theatre, Timișoara, Rumänien 22.11.2016 Prager Theaterfestival deutscher Sprache 17./18.12.2016 Münchner Kammerspiele 01.05.2017 Apollo-Theater Siegen / Biennale „Heimat²“ 14.05.2017 Flora Theatre Festival Tschechien 26./27.07.2017 Bregenzer Festspiele / Vorarlberger Landestheater 22.11.2017 Stuttgart / Made in Germany 10.03.2018 Baden in der Schweiz 30.11. – 01.12.2019 Luxemburg

UND D AN N K A M MIR N A

30.04.2016 Heidelberger Stückemarkt 14.05.2016 Mülheimer Theatertage 21.05.2016 AUAWIRLEBEN, Bern 13./14.07.2016 Asphalt Festival Düsseldorf 22. – 24.11.2016 Schlanders, Brixen, Meran 03./04.12.2016 Prager Theaterfestival deutscher Sprache 10.03.2017 Landsberg am Lech

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04.07.2016 Teatr Powszechny, Warschau

JE SU IS JE A N N E D ’ ARC

18./19.06.2017 Schillertage Nationaltheater Mannheim

K L E IN E R MA N N – WAS N U N ? 23./24.05.2017 Theater Winterthur

07./08.06.2017 Schauspielhaus Graz, Dramatiker*innenfestival

05.06.2017 studiobühneköln

ATL A S D E S K O MMU N ISMU S

20. – 22.01.2018 Bologna / Arena del Sole / ERT 01. – 03.02.2019 Buenos Aires / FIBA

STÖ RE N

29.04.2017 Radikal Jung Volkstheater München 05.05.2017 Bautzen / Dt-Sorbisches Volkstheater / Willkommen anderswo III 02.06.2017 Theatertreffen der Jugend Berlin

BO D Y TE X T

12.05.2018 Bergama Festival, Türkei

TH E MA K IN G- O F

30.04. – 01.05.2017 Radikal Jung Volkstheater München

D IC K IC H T

03.03.2018 Brecht Festival / Theater Augsburg / Brecht B

ZU C K E N

23.04.2018 Heidelberger Stückemarkt 10./11.05.2018 Festival Schöne Aussichten Stuttgart

W IN TE RRE ISE

17.06.2017 Schillertage / Nationaltheater Mannheim 16./17.09.2017 Schauspielhaus Zürich /Pfauen 01./02.10.2017 Schauspielhaus Zürich /Pfauen 24./25.10.2017 Münchner Kammerspiele 31.10.2017 Bremen/ Theater am Goetheplatz 03./04.11.2017 Düsseldorfer Schauspielhaus 15./16.11.2017 Schauspielhaus Zürich /Pfauen 24./25.11.2017 Schauspielhaus Zürich /Pfauen 30.11./01.12.2017 Schauspielhaus Zürich /Pfauen 27./28.01.2018 Hamburg Thalia Theater Gaußstraße / Lessingtage


GASTSPIELE 2013–2022 01.03.2018 DNT Weimar / Großes Haus 04.03.2018 Brecht Festival / Theater Augsburg / Martini 29./30.05.2018 Festival Chantier d‘Europe, Paris

VERRÄTER – DI E L ET Z T EN TA G E

04.06.2017 Saarbrücken, Festival Perspectives

GET DEUTSC H OR DI E T R Y I N ’ 27.04.2018 Heidelberger Stückemarkt

FEYGELE

25./26.03.2017 Schauspiel Köln 22.09.2017 Teatr Poslki Poznan 23.02.2019 Toronto

HYM NE AN D I E L I EB E

21.01.2017 Teatr Polski, Posen 21.05.2017 Kalisz Theatre Meetings. Art of Acting Festival, Kalisz 01.06.2017 Athens & Epidaurus Festival, Athen 17.06.2017 Nowy Teatr, Warschau 30. 06.2017 Festival der Regionen, Marchtrenk 10.10.2017 The Konfrontacje Festival, Lublin 19.10.2017 Dialog – Wrocław International Theatre Festival, Breslau 09.11.2017 SPIELART Festival, München 11.12.2017 International Divine Comedy Theatre Festival, Krakau 21.01.2018 Lessingtage 2018, Thalia Theater, Hamburg 06.07.2018 Mittelfest, Cividale del Friuli 16.08.2018 Zürcher Theater Spektakel 01.11.2018 Ringlokschuppen Ruhr, Mülheim an der Ruhr 13.11.2018 Théâtre des Célestins, Lyon 03.11.2018 SPRING in Autumn, Utrecht 15.11.2018 Maillon, Théâtre de Strasbourg – Scène européenne, Strasbourg 18.11.2018 NEXT Festival, La Rose des Vents, Villeneuve-d’Ascq 12.12.2018 Festival NET (New European Theatre), Moskau 24.03.2019 International Festival of Plays Pleasant and Unpleasant, Łódź 28.06.2019 20. Internationale Schillertage, NTM – Nationaltheater Mannheim 20.07.2019 Asphalt Festival, Düsseldorf 13.09.2019 DIVADLO – International Theatre Festival, Pils 03.10.2019 Theater Chur 05.10.2019 Theater Basel

RO MA A R ME E

16.12.2017 Rom / Europe Prize Theatrical Realities / Teatro Argentina 16./17.06.2018 Festival E Bistarde / Volkstheater Wien 26.08.2018 Stockholm, Bergman Festival 28.05.2019 Brno, Tschechische Republik 26.06.2019 Bukarest / National Theatre

18. – 23.07.2019 73e édition – Festival d’Avignon 19. – 22.08.2019 Zürcher Theater Spektakel 29./30.11.2019 Hellerau, Dresden 04. – 08.12.2019 Festival d’Automne à Paris 19. – 21.12.2019 Onassis Cultural Centre, Athen

R IC H TIG RAD IK AL L O SL A SS E N Theatertreffen der Jugend 2019

S K E L E TT E IN E S E L E FA N TE N IN DE R W Ü STE

D IE V E R L O BU N G IN ST. D O M I N G O – E IN W ID E R SP RU C H

N A C H U N S D A S AL L – D A S IN N E RE TE AM KE N N T K E IN E PA U SE

H A SS- TR IP TY C H O N – W E G E A U S D E R K R ISE

M I T D O L O RE S H ABT IH R N IC H T G E RE C H N E T

IN MY RO O M

22.09.2016 GOGOLfestes, „Theatre of Refugees, Kiew 17./18.04.2018 Radikal jung / Volkstheater München

20.05.2018 Torun, Polen

11. – 13.01.2018 Kampnagel Hamburg 18./19.01.2018 Puppentheater Halle 17.04.2018 Mousonturm / Frankfurt am Main

VAL E SK A GE R T – TH E A N IMAL SH O W

19.04.2018 Radikal jung / Volkstheater München

DI E H AML E TMASC H IN E

29.01.2019 Lessingtage, Thalia Gaußstr., Hamburg 03./04.08.2019 Venedig Biennale

G O K I – A LTE R N ATIV E F Ü R DE U TSC H L A N D ? 16.09.2018 BITEF, Belgrad 27.10.2018, Prag

Y E S BU T N O

08./09.05.2019 Bern / AUAWIRLEBEN

G RU N D GE SE TZ – E IN C H O R ISC H E R S T RE SSTE ST

03.10.2018 Brandenburger Tor, Berlin 25.05.2019 Bundesverfassungsgericht Karlsruhe

DI E N A C H T V O N L ISSABO N 07.09.2019 Gütersloh 30.11.2019/01.12.2019 Prag

G R A N MA – P O SAU N E N A U S H AVAN N A

28. – 31.03.2019 Lausanne, Théâtre Vidy-Lausanne 03. – 04.04.2019 Basel, Kaserne Basel 10. – 11.04.2019 Bologna, Emilia Romagna Teatro Fondazione 28. – 30.05.2019 Montréal, FTA (Festival international de danse et théâtre à Montréal)

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04./05.02.2020 Lessingtage, Thalia Gaußstr., Hamburg

24.05.2019 Wiener Festwochen Mülheimer Theatertage 2020

U N D SIC H E R IST MIT MIR D I E W E LT V E R SC H W U N D E N Mülheimer Theatertage 2021

STIL L L IF E

26. – 28.05.2022 Piccolo Teatro di Milano, Milan

SL IP P E R Y SL O P E

04.12.2022 Prag 27./28.01.2023 Lessingtage, Thalia Gaußstr., Hamburg


Preise und Auszeichnungen PREISE UND A US Z EI C HN UN G EN

2014 und 2016 von der Zeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres gewählt. 2015 Theaterpreis des Bundes 2016 Sebastian Nübling und Sibylle Berg, Friedrich-Luft-Preis für „Und dann kam Mirna“ 2016 Shermin Langhoff und Jens Hillje, Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung 2019 Sibylle Berg, Nestroy Theaterpreis 2019 für „Hass-Triptychon – Wege aus der Krise“

Einl adunge n z um B er li n er Theatertr ef f en :

2015 „Common Ground“ (R: Yael Ronen) 2016 „The Situation“ (R: Yael Ronen) 2022 „Slippery Slope“ (R: Yael Ronen)

Nominiert f ür den M ülhei m er Dramatikpr ei s

2015 „Common Ground“ 2016 „The Situation“ 2016 „Und dann kam Mirna“ 2020 „In My Room“ 2021 „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“

Stück des J a hr es i n der Kritiker*in n en um f r a g e der Z eitschrift T hea t er heut e

2014 „Es sagt mir nichts das sogenannte Draußen“ 2016 „The Situation“ 2021 „Und sicher ist mit mir die Welt verschwunden“ Sowie weitere Auszeichnungen, wie Bühnenbild des Jahres, Julia Oschatz für „Hamlet“ (2019) und Ersan Mondtag „Salome“ (2019), Nachwuchsregisseurin des Jahres 2017, Nora Abdel-Maksoud für „The Making-of“ und Nachwuchsschauspieler des Jahres 2014 für Dimitrij Schaad.

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Impressum / Imprint Zeitgenoss*in Gorki Zwischenrufe Comrade Gorki Shout-outs Herausgegeben von / Edited by Shermin Langhoff und Lutz Knospe

© 2023 by Theater der Zeit Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich im Urheberrechts-Gesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeisung und Verarbeitung in elektronischen Medien. / All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted, in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopied, recorded or otherwise, without the prior permission of the publisher.

Verlag Theater der Zeit Verlagsleiter / Publisher Harald Müller Winsstraße 72 10405 Berlin Germany www.tdz.de Redaktion / Editor: Patrick Wildermann Fotoredaktion / Photo Editor: Lutz Knospe Redaktionelle Mitarbeit / Editorial Collaboration: Sabine Adatepe, Ivo Dreger, Melanie Juhl, Ally Klein, Arno Widmann Lektorat / Editorial Office: Erik Zielke Übersetzung / Translation: James J. Conway, Çiğdem Özdemir (Cover, 14, 174, 348) Grafische Konzeption / Graphic Concept: Esra Rotthoff Layout & Satz / Layout & Typesetting: Tabea Feuerstein Umschlagfoto / Cover Photo: Sesede Terziyan, © Esra Rotthoff Druck / Print: aprinta druck GmbH Printed in Germany ISBN 978-3-95749-432-0 (Paperback) ISBN 978-3-95749-475-7 (ePDF)

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Bildnachweise Cover (inside) & Back cover (inside): Lutz Knospe, Book flap: Ute Langkafel Nevin Aladağ: 276; Thomas Aurin: 175–178, 274; Judith Buss: 227; Birgit Hupfeld: 254/255; Tanja Dorendorf: 226 u.; Filmstill: 324; Henrike Hannemann: 287; Lutz Knospe: 174, 181 o., 226 o., 256 o., 258 o., 279 o., 297 o., 298–303, 314, 316, 317 u., 318 u., 320/321, 334–339, 341, 348–357, 359–364 o., 365–371, 396–416 o. l., 416 m. l.–419 o., 420–427; Erden Kosova: 80; Ute Langkafel: 180, 181 u.–187, 198–205, 207–211, 222–225, 228–233, 248–253, 256 u.–257, 258 u.–259, 277–278, 279 u.–283, 288–289, 296, 297 u., 317 o., 319, 322, 323 u.–327, 358, 364 u., 419 u.; Paul Leclaire: 179; Svenja Liesau: 416 o. r.; Stefan Loeber: 208; Arsène Marquis: 318 o.; Florian Merdes: 306/307; Nihad Nino Pušija: 284; Esra Rotthoff: 13, 14–30, 46–67, 86–97, 112–119, 136–143, 285, 286, 305, 431; Harry Schnitger: 275; Kristian Schuller: 32; Egbert Trogemann: 83, 315, 323, 325 o., 340; Patryk Witt/Zentrum für Politische Schönheit: 304


in memoriam

Doğan Akhanlı (1957–2021)

Çetin İpekkaya (1937–2016)

Musaab Sadeq Khaleel Al-Tuwaijari (1987–2017)

Damian Le Bas (1963–2017)

Ewa Wallmeyer (1952–2022)

Thomas Langhoff (1938–2012)

Hilmar Baumann (1939–2018)

Alanna Lockward (1961–2019)

Andreas Bolz (1964–2017)

Serpil Pak (1964–2021)

Manfred Borges (1928–2022)

Karl Schneider (1951–2021)

Zeynep Delibalta (1949–2018)

Nuri Sezer (1938–2014)

Fereidoun „Ferry“ Ettehad (1957–2012)

Christoph Stölzl (1944–2023)

Bernd Faust (1955–2022)

May Skaf (1969–2018)

Julien Hallak (1978–2021)

Gisela Trentmann-Schrick (1952–2020)

İdil Laçin (1940–2022)

Birol Ünel (1961–2020)

Und allen anderen, die Anteil am postmigrantischen Theater hatten.

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