BÜRGERNÄHE ALS PUBLIC ADDED VALUE „Bürgernäher als die ORF-Landesstudios lassen sich, vermutlich sogar im weltweiten Maßstab betrachtet, Radio und Fernsehen nicht machen.“ Brigitte Wolf, Landesdirektorin ORF Wien Jeder Radio- und jeder Fernsehanbieter glaubt von sich selbst „bürgernah“ zu sein. Wer bürgerfern agiert, wem es nicht gelingt, eine Brücke zum Publikum zu bauen, wird vom Markt in der einen oder anderen Form abgestraft. Von der Behauptung allein, bürgernah orientiert zu sein, lässt sich also kein „Public Value“ ableiten. Noch weniger ein Public Added Value, der von einem öffentlich-rechtlichen, gebührengestützten Rundfunkveranstalter zu Recht gefordert werden kann. Die von vielen Gebührenzahlern gerne und oft konsumierten Unterhaltungsprogramme bzw. Nachrichten-, Informations- oder Sportprogramme mit nationalen oder internationalen Inhalten sind in vielerlei Hinsicht selbstverständlich auch bürgernah – sind sie es nicht, werden sie vom Quoten-Gott zur Rechenschaft gezogen. Alle diese Formate decken anthropologische Bedürfnisse ab, die mehr oder minder ausgeprägt in jedem von uns schlummern. Wir wollen an der nationalen Debatte teilhaben, wir wollen unsere Zeitgenossenschaft im Weltmaßstab leben, wir wollen den Sieger von Wimbledon und Kitzbühel wissen, bisweilen wollen wir auch nur abschalten, aber nicht einschlafen müssen – alles zutiefst menschliche Bedürfnisse von Bürgern/-innen vor dem Radio- oder Fernsehgerät. Aber es gibt noch ein Bedürfnis, es nimmt eine Art Sonderstellung ein; es handelt von der uns vertrauten Welt vor der Haustüre, von den Straßen, die wir selbst und alltäglich befahren, von den Ereignissen, deren unmittelbare Zeugen wir waren oder hätten sein können, von Beschlüssen, die uns unmittelbar