DIVERSITÄT IST REALITÄT „Einen besonderen Mehrwert erreicht Heimat, fremde Heimat mit ihrem Prinzip der muttersprachlichen Berichterstattung und der deutschen Untertitelung“. Silvana Meixner, Leiterin der ORFMinderheitenredaktion Gesellschaftlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen wie Minderheiten oder die Frage der Menschenrechte galten und gelten in der Welt der Medien als relativ unattraktiv. Manche Bevölkerungsgruppen wurden und werden lediglich mit Negativschlagzeilen in Verbindung gebracht. Mit dem Jahr 1989 setzte der ORF ein eindeutiges Zeichen im Sinne der Auseinandersetzung mit der österreichischen gesellschaftlichen Vielfalt: mit der Einführung der Volksgruppensendung für die autochthone slowenische Volksgruppe in Kärnten („Dober dan, Koroška") und jener für die kroatische Volksgruppe im Burgenland („Dobar dan Hrvati") wurde mit dem Magazin Heimat, fremde Heimat eine Sendung geschaffen, die sich primär mit den zugewanderten Gruppen aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie der Türkei befassen sollte. Den gesellschaftlichen Veränderungen dieser Jahre folgend hat sich das Magazin – produziert von Redakteuren/-innen der Minderheitenredaktion – zu einer Sendung entwickelt mit dem programmatischen Zugang „Diversität ist Realität", die die Allgemeinheit über politische, kulturelle, soziale oder auch wirtschaftliche Fragen im Bereich der Volksgruppen, Migranten/-innen und Menschenrechte informieren will. Einen besonderen Mehrwert erreicht Heimat, fremde Heimat mit ihrem Prinzip der muttersprachlichen Berichterstattung und der deutschen Untertitelung. Das ORF-Magazin setzt bewusst auf Untertitelung statt
auf Synchronisierung, um durch die Mehrsprachigkeit die gesellschaftliche Pluralität unterstreichen zu können. Das muttersprachliche Angebot entspricht damit auch dem besonderen öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF gegenüber den Volksgruppen. Als Mitbegründerin, langjährige Mitgestalterin und jetzige Leiterin der Sendung Heimat, fremde Heimat bin ich mir des Mehraufwands von muttersprachlichen Informationsbeiträgen bewusst, welcher von den Mitarbeitern/-innen der Minderheitenredaktion nicht gescheut wird. Ganz im Gegenteil, die Widerspiegelung der sprachlichen Vielfalt in Österreich wird von den Journalisten/-innen mitgetragen, nicht zuletzt auch durch die persönlichen ethnischen und damit sprachlichen Backgrounds der Redakteure/-innen. Die damit erreichte Qualitätssteigerung ist entsprechend unverkennbar. Heimat, fremde Heimat versteht sich als Magazin, das die kulturelle Vielfalt im Land widerspiegelt und die gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Zusammenleben zwischen Mehrheit und Minderheit dem Fernsehpublikum näher bringen will. Durch emotionale Alltagsgeschichten soll das Verständnis für scheinbar Andersartiges sensibilisiert werden. Die Minderheitenredaktion konnte sich in den fast zwei Jahrzehnten ihrer Arbeit als Vorreiterin in Sachen der Informationsvermittlung über Integration einen Namen machen. Der Kontakt der Redakteure/-innen zu den Volksgruppen und den zugewanderten Communities lassen es zu, dass wichtige Fragen frühzeitig erkannt und thematisiert werden. So konnte beispielsweise bereits in den 1990er Jahren mit der Berichterstattung über die Roma und Sinti dazu beigetragen werden, dass der Volksgruppe zumindest mehr Aufmerksamkeit, wenn nicht auch mehr Anerkennung durch die Gesellschaft entgegen gebracht wurde. Oder in einer Zeit, in der kaum jemand über den Islam und Moscheen
berichtete, wurden diese Themen im Sinne des interreligiรถsen Dialogs in der Sendung Heimat, fremde Heimat bereits intensiv beleuchtet. Silvana Meixner