MEHR ALS 25.000 SENDEMINUTEN ALS VERTRAUENSBILDENDE MASSNAHME „Wir setzten uns bewusst das Ziel, von der tagespolitischen Diskussion wegzukommen und Informationen jenseits von Wachstumsraten und Lohngefällen, von Migrationsbereitschaft und Stimmgewichtung in der EU zu führen und uns stattdessen mit Geschichte und Kultur, Literatur und Wissenschaft, Musik und Religion, Wirtschaft und Lebensart in unseren Nachbarländern zu beschäftigen.“ Ulrike Wüstenhagen, Leiterin Koordination Ö1 Wie gut kennen wir eigentlich unsere Nachbarstaaten in Zentral- und Osteuropa? Was wissen wir von diesen Ländern und ihren Entwicklungen seit dem Fall des Eisernen Vorhanges? Was über die Themen, die ihre Literatur beschäftigen, das Theater und die Filme, was über die neuen Tendenzen in Musik und Architektur, über unterbrochene und jetzt wieder aufgenommene Traditionen? Als wir uns in einer Ö1 Redaktionssitzung im Frühherbst des Jahres 2000 diese Fragen stellten, hatten wir plötzlich die sprichwörtliche Landkarte mit weißen Flecken vor uns. Nur punktuelle Informationen, zumeist von aktuellen Ereignissen geprägt, wie etwa die Auseinandersetzungen um das grenznahe Atomkraftwerk Temelin, bestimmten vielfach unser Wissen. Deswegen entschlossen wir uns, in Ö1 ab 2001 einen Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis zu leisten und den Österreicher/-innen Hintergrundinformation über unsere Nachbarstaaten und deren Bevölkerung zu bieten. Unter dem Titel „Nebenan. Erkundungen in Österreichs Nachbarschaft“ startete damals eines der größten Ö1 Projekte, das bis heute fortdauert und dem Ö1 Publikum Land und Leute der Staaten im Osten Österreichs näher bringen soll.
Nach diesem Prinzip standen von 2001 bis 2004 jeweils eine Woche lang 14 unterschiedliche Staaten in Österreichs näherer und ferner Nachbarschaft im Mittelpunkt des Programms. 2004 wurde das Projekt zwar vorläufig abgeschlossen, aufgrund der großen Resonanz und des Erfolges setzten wir es aber ab Herbst 2005 fort. Damals folgte unter dem Titel „Europa hören. Die Türkei“ eine weitere Schwerpunktwoche, die versuchte, anlässlich der Aufnahme der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei dem österreichischen Publikum Volk, Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Alltagsleben in der Türkei näher zu bringen. Und im November 2007 porträtierten wir akustisch anlässlich ihres EU-Beitrittes die Staaten Rumänien und Bulgarien. Im März 2009 wird übrigens Litauen – Vilnius ist gemeinsam mit Linz im nächsten Jahr Europäische Kulturhauptstadt – eine Woche lang im Mittelpunkt unserer Radiosendungen stehen. Mit der Projektleitung für „Nebenan. Erkundungen in Österreichs Nachbarschaft“ betraut, ist es der Ö1 Koordination ein Anliegen, den jeweiligen Staat oder das zur Diskussion stehende Thema möglichst umfassend in vielen unterschiedlichen Facetten darzustellen. Dabei stellen solche Schwerpunktwochen nicht nur ein spezielles Angebot für unsere Hörerinnen und Hörer dar, auch wir selbst profitieren von solchen Projekten. Das Ö1 Team selbst hat Kompetenz und Wissen aufgebaut, das wir vorher in diesem Ausmaß nicht hatten, und wir sind auf unsere Nachbarn neugierig geworden. Und auch wenn es uns nicht gelingen kann, ein vollständiges Bild eines Landes oder eines speziellen Themas zu zeichnen, wollen wir doch ein Spektrum an Inhalten anbieten, das so breit wie möglich ist. So breit wie der Kulturbegriff von Ö1. Ulrike Wüstenhagen