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ZUR STIFTUNG VON IDENTITÄT „Dramen, Komödien, Satiren und Unterhaltungsprogramme österreichischer Kreativer dienen der Gesellschaft als Spiegel, als Quelle der Erbauung, Unterhaltung und der Reflexion. Fällt die eigenständige Produktion von Filmen und Serien durch den ORF unter eine kritische Masse, nimmt das Publikum den ORF nicht mehr als Schöpfer österreichischer Identität wahr.“ Heinrich Mis Österreichische Filme und Serien sind eine zentrale Kulturleistung des ORF. Im weitesten Sinne Unterhaltung, jedoch Unterhaltung mit Haltung, mit Anspruch, einzigartig, identitäts- und sprachbildend. Reihen wie POLT und TRAUTMANN basieren auf Werken österreichischer Schriftsteller, wie Komarek und Hinterberger, und sind dennoch eigenständige Arbeiten für das Fernsehen. Familienserien wie DER WINZERKÖNIG transportieren touristische Schönbilder, jedoch erörtern sie auch gesellschaftspolitisch relevante Themen. Großproduktionen wie KRONPRINZ RUDOLF beweisen die Lebensfähigkeit und gestalterische Kraft des ORF innerhalb internationaler Großproduktionen. Unterhaltungsserien wie MA 2412, später NOVOTNY UND MAROUDI und demnächst DIE LOTTOSIEGER, TSCHUSCHENPOWER, VITÀSEK, DER AUFSCHNEIDER etc. sind frech, kritisch und transportieren eigenständigen Humor. Und sie sind eindeutig dem ORF zugeordnet. Programme, die der ORF exklusiv anbieten kann, wie auch die Familienserie OBEN OHNE, liegen in der Publikumsgunst ganz oben. Das Angebot von gleichzeitig ausgestrahlten, in Koproduktion hergestellten Serien und Filmen ist ein Hilfsmittel, eine Krücke zur Maximierung der Programmleistung in Relation zu den eingesetzten Mitteln. Zwar dient dieses Hilfsmittel dem Kultur-Export österreichischen Programms ins vor allem deutsche Aus-


land, ist aber inhaltlich und formal ein Kompromissprogramm mit sichtbaren Konzessionen an die Kofinanziers und Koproduzenten. Im schlechtesten Falle sind das deutsche Fernsehfilme mit österreichischen Autonummern. Fiktionale Produktionen gehören zu den teuersten Programmminuten des Fernsehens. In wirtschaftlich harten Zeiten ist die Verlockung, gerade hier große Einsparungen zu machen, sehr hoch, und das bei vergleichsweise geringem Verlust an Programmzeit. Fällt die eigenständige Produktion von Filmen und Serien durch den ORF unter eine kritische Masse, nimmt das Publikum den ORF nicht mehr als Schöpfer österreichischer Identität wahr. Der filmwirtschaftliche Aspekt stellt sich oft als zentral dar, verstellt den Blick auf die Bedeutung der österreichischen Programmschöpfung als wesentliches Angebot für ein österreichisches Publikum. Der ORF beauftragt nicht Filme und Serien, um einer Not leidenden Kreativ-Branche das Überleben zu ermöglichen. Es geht um ein zentrales Standbein des Fernsehens schlechthin. Der ORF entwickelt und finanziert österreichische Filme und Serien, um dem zahlenden Publikum zeitgemäße fiktionale Inhalte anzubieten. Dramen, Komödien, Satiren und Unterhaltungsprogramme österreichischer Kreativer dienen der Gesellschaft als Spiegel, als Quelle der Erbauung und Unterhaltung, der Reflexion und Unterhaltung. Der ORF produziert Filme und Serien, um seine Existenzberechtigung als kulturstiftende Anstalt zu erhalten, zu beweisen und auszubauen, und um seinem Publikum das exklusive Vergnügen zu bieten, sich selbst, das Land und seine Zustände in hochwertigen Programmen wieder zu erkennen. Unterhaltung auf hohem Niveau, Unterhaltung mit Haltung. Heinrich Mis


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