Vom Traum des Beobachtens Österreich ist klein. Österreich – „Austria“ steht in der amerikanischen Wahrnehmung irgendwo zwischen Aruba, Armenien und Aserbaidschan. Österreich ist für die geopolitischen Interessen der USA nahezu bedeutungslos. Österreich ist kein Mitglied der NATO, ist neutral, verfügt über keine nennenswerten Bodenschätze, der Eiserne Vorhang ist auch schon lange weg, und als Zielgebiet für US-Exporte ist im Großraum von London mehr zu holen als in ganz Austria. Dementsprechend ist auch der Stellenwert österreichischer Korrespondent/innen aus Sicht von Amerikaner/innen in den USA zu sehen: Austria who? Gut für uns! Eben weil wir Österreicher/innen hier kaum Interessen haben, über keinen Einfluss verfügen und keine Positionen beziehen müssen, fällt uns ein klarer, weil nüchterner Blick auf die Geschehnisse oft leichter als anderen. Stichwort Raketenschutzschild: Wie schwer tat sich der tschechische Kollege doch – immerhin waren seine ureigensten Interessen betroffen. Stichwort atomare Abrüstung: Wie hart ist es doch für den deutschen Kollegen, ruhigen Blickes zu berichten – immerhin stehen amerikanische Atomraketen in seinem Heimatland. Und man schaut – egal ob als Deutsche/r oder Tschech/in – am Ende doch machtlos zu, wie die USA entscheiden. Unsere Beiträge müssen nicht den Gefallen der geradezu monströsen Pressefabrik im Weißen Haus finden. Wir leben den journalistischen Traum des Beobachtens ohne Eigeninteressen. Der ORF, die Gelder der Zuseher/innen, machen das möglich. Wir hoffen, dass wir das Unsere dazu beitragen, und dass man diesen unseren Freiraum als Zuseher/in auch bemerkt.