„Public Service goes public“ – von ORF-Rettungsversuchen und einer Antwort darauf 2009 wurde der ORF gerettet. Zumindest wenn es nach den zivilgesellschaftlichen Initiativen und Plattformen1 geht, die sich in einer heftig geführten ORF-Debatte darum bemüht haben. Zukunftsentwürfe wurden gefordert, Neugründungen, Reformen, rigorose Sparmaßnahmen zur Diskussion gestellt. Wer immer die Rede vom „öffentlich-rechtlichen Auftrag“ für langweilig, akademisch und angesichts vielfältiger Konkurrenz und neuer Kommunikationstechnologien für anachronistisch empfunden hatte, wurde im letzten Jahr wohl vom Gegenteil überzeugt: Mitten in einer nachhaltigen Medien- und Legitimationskrise erkämpfte sich die Frage: „Cui bono – Wem nützen Medien?“ einen Logenplatz in der Auseinandersetzung rund um Qualitätsjournalismus und die Zukunft des ORF. Die zahlreichen Forderungen und Kommentare zwischen wertkonservativen Ermahnungen, zivilgesellschaftlichem Engagement und vordergründigem ORF-Bashing stellten für das Unternehmen herausfordernde Momente dar. Wie sich gezeigt hat, hat die kontroversielle Debatte aber keineswegs dazu geführt, dass der ORF und die Idee gebührenfinanzierter Kommunikation substantiell Schaden genommen hätte. Im Gegenteil: Die Renaissance des Interesses an der gesellschaftspolitischen Wirkung von Medien hat in Erinnerung gerufen, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk im Unterschied zu gewinnorientierten Geschäftsmodellen eine demokratiepolitische Funktion im Kontext von gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Entwicklung erfüllt. Der wirkungsvollste „ORF-Rettungsversuch“ des Jahres 2009 könnte demnach darin bestehen, dass die Fragen nach Sinn, Wert und Nutzen gemeinwohlorientierter Kommunikation in den Vordergrund getreten sind. Die Frage ist: Was hat der ORF 2009 aus eigener Kraft dazu beigetragen?
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„Rettet den ORF“, „SOS ORF“, „ORF gehört allen“ , „Plattform Filmwirtschaft und Filmkultur mit dem ORF“ „Petition zur Rettung des Radio-Symphonieorchester Wien“, Initiative PRO ORF“.