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„CIVIS Dialoge 2009": Start der Informationsinitiative der CIVIS Medienstiftung für Integration in Wien Der Kampf gegen Vorbehalte und Vorurteile im Zusammenhang mit der Integration von Zuwanderer/innen in Europa wird ebenso wie die Integration selbst und die angemessene mediale Berichterstattung über diesen Prozess einen langen Atem erfordern und schwierig sein. Darüber waren sich die Teilnehmer/innen der "CIVIS Dialoge 2009" zum Thema "Demokratie, Religion und Medien", einer neuen Informationsinitiative der CIVIS Medienstiftung für Integration, die am 7. Oktober 2009 auf Einladung des ORF in Wien erstmals stattfand, einig. Nach der Präsentation zweier Studien von Prof. Dr. Stefano Allievi zur Diskussion um den Moscheenbau in europäischen Städten und von Prof. Dr. Andreas Zick und Dr. Beate Küpper zu religiösen Vorurteilen in Europa empfing Bundespräsident Dr. Heinz Fischer eine hochkarätige Diskussionsrunde in der Wiener Hofburg. Unter der Leitung von Ingrid Thurnher diskutierten ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz, WDR-Intendantin Monika Piel, Kardinal Dr. Christoph Schönborn, Oberrabbiner Prof. Paul Chaim Eisenberg und Mufti Dr. Nedzad Grabus. Im Anschluss lud Kardinal Schönborn zu weiteren Gesprächen ins Erzbischöfliche Palais. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer betonte in seinem Eingangsstatement zur Diskussion in der Wiener Hofburg, dass "Religion und ihre Rolle in der Gesellschaft kein statisches Thema" wären. Auch in Österreich und Deutschland seien heute multikonfessionelle Ansätze beobachtbar: "In Österreich hat man mit langfristigen Grundsatzregelungen im Miteinander der Konfessionen gute Erfahrungen gemacht, wie etwa die seit 1912 geltende Islamgesetzgebung zeigt!" Der polemischen Zuspitzung in der aktuellen politischen Diskussion gelte es mit Sachargumenten entgegenzutreten. Der Versuch, aus Gegensätzen zwischen Religionsgemeinschaften politischen Profit zu schlagen, sei "problematisch und bedauerlich".


"Nur öffentlich-rechtliche Medienunternehmen nehmen sich der Thematik der Integration in einem umfassenden Sinn an", betonte ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz im Rahmen der "CIVIS Dialoge 2009": "Der ORF gibt mit seinem umfangreichen Informations- und Religionsangebot, seinen Programmen für die österreichischen Volksgruppen und auch seinen fiktionalen Programmen dem Thema Integration breiten Raum." Durch die Vermittlung von Information seien die sozialen Fragen hinter der tagespolitischen Diskussion zu thematisieren und dadurch Ängste abzubauen. "Religion, Demokratie und Medien sind zentrale Zukunftsthemen. Dies zeigen nicht zuletzt auch die beiden im Rahmen der Veranstaltung präsentierten Studien. Die 'CIVIS Dialoge' sollen Denkansätze für den Umgang mit diesen Themen in den Medien liefern", so WDR-Intendantin Monika Piel, Vorsitzende des Kuratoriums der CIVIS Medienstiftung. Den Medien käme die Pflicht zur intensiven journalistischen Begleitung der Entwicklungen bei der "Rückkehr des Religiösen" in die mediale Welt zu. Journalisten müssten Mittler sein, ohne Konflikte kleinzureden, aber auch Beobachter bei Wahrung einer kritischen Distanz. Diskussionsstoff lieferten die beiden am Nachmittag im ORF-Zentrum präsentierten Studien: Für Professor Dr. Stefano Allievi von der Universität Padua, der den Neubau von Moscheen und Minaretten untersuchte, zeigt sich an der Behandlung des Themas, inwieweit eine aufgeklärte Gesellschaft bereit ist, sich auf Neues einzulassen. Dies werde angesichts der großen Auseinandersetzungen um Moscheebauten in vielen Ländern zu einer Machtfrage hochstilisiert.


Prof. Dr. Andreas Zick und Dr. Beate Küpper, Interdisziplinäres Institut für Konflikt und Gewaltforschung, Universität Bielefeld, gingen in ihrer Studie den Fragen nach, wie tolerant, menschenfreundlich oder feindselig sich Menschen, die sich selbst als religiös bezeichnen, gegenüber anderen äußern und wie sich nichtreligiöse Menschen verhalten. Die bisher größte empirische Studie über Vorurteile in Europa analysiert Ursachen und Folgen von Vorurteilen wie die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit. Die Wissenschafter/innen kommen zu dem Schluss, dass religiöse Menschen in der Tendenz eher solche Einstellungen vertreten, die die Ungleichwertigkeit anderer religiöser Gruppen, aber auch anderer ethnisch-kultureller Gruppen unterstreichen.


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