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ORF-Publikumsgespräche 2009 Seit 2008 führt der ORF als eine weitere Maßnahme seiner laufenden Qualitätssicherung regelmäßig Publikumsgespräche durch. In diesen Gesprächsrunden diskutieren Vertreter/innen des Publikums mit ORFProgrammverantwortlichen und Vertreter/innen von ORF-Stiftungsrat und ORF-Publikumsrat ihre Meinungen zum ORF und seinen Angeboten. Daraus gewinnen die ORF-Verantwortlichen einen unmittelbaren Eindruck von den Einstellungen ihrer Zielgruppen, sie erleben die spontanen Reaktionen der Menschen, für die sie arbeiten. Sie erfahren, was gefällt, was nicht gefällt und aus welchen Gründen. Mit Hilfe der direkten Stellungnahmen und Kommentare aus ihrem Publikum können die Programmgestalter/innen ihre Angebote weiterentwickeln und laufend verbessern. Umgekehrt erfahren die Publikumsteilnehmer/innen, wie das Programm entsteht, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchen Einschränkungen (rechtlichen, finanziellen) im Rundfunk gearbeitet wird. So führt der persönliche Austausch zu Verständnis für die jeweiligen Positionen. Initiiert und veranstaltet werden diese Gespräche von der ORF-Markt- und Medienforschung in Zusammenarbeit mit Marktforschungsinstituten (2008 Triconsult, 2009 Mafos). Die Diskussionsrunden fokussieren jeweils auf einen der vier Themenbereiche Information, Unterhaltung, Sport und Kultur. Zentrale Fragestellung ist die Zufriedenheit des Publikums mit den Angeboten des jeweiligen Themenkreises in den ORF-Medien Fernsehen, Radio, Internet und Teletext. Es geht um die Anforderungen an die ORF-Angebote, deren Stärken und Schwächen im Vergleich zur Konkurrenz, um Wünsche, Beschwerden und Anregungen. Ergänzend zu den offenen Diskussionen füllen die Publikumsteilnehmer/innen umfangreiche Fragebögen aus, die zusammen mit den mündlichen Beiträgen ausgewertet


und in schriftlichen Ergebnisberichten aufbereitet werden. Erfahrungsgemäß gewinnen vor allem die anwesenden ORF-Verantwortlichen daraus Einsichten und Anregungen für ihre Arbeit. Das Untersuchungsdesign besteht aus mehreren Modulen

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Telefon-Interviews im Rahmen der Teilnehmer/innen-Rekrutierung, also einige Zeit vor der Veranstaltung

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Schriftliche Befragungen zu Beginn und am Ende der Veranstaltung

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Warming-Up mit Spontanassoziationen zum jeweiligen Themenbereich

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Gruppenarbeiten der Publikumsteilnehmer/innen, die anschließend die Ergebnisse ihrer Diskussionen dem Plenum präsentieren

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Plenardiskussion

Die Publikumsstichproben (40-50 Personen pro Gesprächsrunde) werden vom Marktforschungsinstitut per QuotaVerfahren ermittelt. Ein wesentliches Auswahlkriterium ist zumindest basales Interesse am jeweiligen Themenbereich. Die Veranstaltungen finden abwechselnd im ORF-Zentrum in Wien und in den Landesstudios statt. Einige zentrale Ergebnisse Generell werden an den ORF-Angeboten Seriosität, Professionalität und Zuverlässigkeit besonders hoch geschätzt. Verbesserungsmöglichkeiten sehen die eingeladenen Publikumsmitglieder mitunter in den Bereichen Dynamik und Modernität. Die spezifischen Stärken der ORF-Angebote sieht man in den klassisch öffentlich-rechtlichen Qualitäten: keine Unterbrecherwerbung, Vielfalt, Objektivität, Verantwortungsbewusstsein („Kindersicherheit“), hohe technische


Qualität, journalistische Kompetenz, hohe Aktualität. Jüngere Publikumsteilnehmer/innen merken im Zusammenhang mit der TV-Unterhaltung an, dass auf kommerziellen Sendern Unterhaltung insgesamt zwar „reißerischer“ und auf „niedrigerem Niveau“, damit aber auch oft amüsanter daherkomme. Bezogen auf ORF-Fernsehen allgemein wünscht man manchmal „frühere Sendezeiten“, wobei allerdings ganz unterschiedliche Meinungen bestehen, für welche Angebote das gelten soll. Ein weiterer allgemeiner Kritikpunkt betrifft „zu viele Wiederholungen“ im Fernsehen; gemeint ist damit auch, dass manche Spielfilme und Unterhaltungsangebote sowohl im ORF-TV als auch auf deutschen Sendern zu sehen sind. Umgekehrt werden vor allem österreichische Eigenproduktionen als Höhepunkte des ORF-Angebots bezeichnet – sowohl im Bereich Unterhaltung als auch in der Information. Immer wieder hervorgehoben wird die Beliebtheit der regionalen Angebote, die man in dieser Vielfalt und Breite ausschließlich beim ORF findet. Insgesamt werden die Qualitätsstandards und die Realisierung öffentlich-rechtlicher Werte im ORFAngebot hoch positiv bewertet. Ergänzend ist anzumerken, dass die Diskussionen sehr engagiert geführt wurden. Bei allen bisherigen Veranstaltungen war zu beobachten, dass die Stimmung der Publikumsteilnehmer/innen im Zeitverlauf zunehmend positiver, die Einstellung zum ORF immer freundlicher wurde: Im Laufe der Auseinandersetzung mit den Themen stellten sich Verständnis und Akzeptanz ein. Die Ursachen waren einerseits kognitiv – durch das gewonnene Wissen über Umstände und Rahmenbedingungen von Programmgestaltung. Andererseits gab es eine unübersehbare emotionale Komponente – durch das Erlebnis des Austausches mit den anwesenden Entscheidungsträger/innen, die sich für mehrere Stunden dem Dialog stellten, auf Kritik und Forderungen detailliert eingingen und den eingeladenen Publikumsteilnehmer/innen vermittelten, dass deren Meinungsäußerungen ernstgenommen und wertgeschätzt wurden. Das spiegelte sich auch im Feedback wider, das zum Abschluss eingesammelt wurde: Demnach wurden alle


Publikumsgespräche sehr positiv erlebt. Bedeutsamer ist allerdings, dass im Zuge des Verständigungsprozesses die Einstellung zum ORF insgesamt positiver wurde. Das pauschale Urteil darüber, wie „der ORF alles in allem“ seine Sache macht, wurde bei der telefonischen Rekrutierung der Teilnehmer/innen und dann wieder am Schluss des Publikumsgesprächs erfragt – mit durchwegs verbesserten Bewertungen am Ende der Gespräche.


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