Warum Public Value Die BBC, oft als Vorbild der öff entlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bezeichnet, hat den Anfang gemacht: 2004 veröffentlichte der britische öffentlich-rechtliche Sendereinen Bericht, der bereits kurz nach seinem Erscheinen für Aufregung sorgte: »Building Public Value: Renewing the BBC for a digital age« hat den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Europas ein neues Leitbild gegeben. Ausgehend von den Arbeiten des Harvard Professors Mark H. Moore hat die BBC darin formuliert, was künftig zur sinnstiftenden Orientierung für die öffentlich-rechtlichen Medien Europas werden sollte: Public Value, also öffentlicher Wert ist es, der die originäre Qualität der gebührenfinanzierten Public Service Broadcaster ausmacht. Gemeint ist: Rundfunk als öff entliche Aufgabe, als gemeinwohlorientierte Medienproduktion. Fernsehen, Radio und Online nicht als Geschäftsmodell, das vorrangig Gewinne für seine Eigentümer abwerfen soll, sondern einen konkreten Wert und Nutzen für die ganze Bevölkerung erzeugt. Der Bericht der BBC hat Maßstäbe gesetzt: Seitdem gilt der Begriff als Leitwährung der öffentlich-rechtlichen Sender Europas und zugleich als Anspruch dafür, die Stärken gemeinwohlorientierter Medien zu thematisieren, sie zeitgerecht zu definieren und entsprechend den Veränderungen der digitalen Medienwelt zu entwickeln. 2009 hat das »Public-Value-Kompetenzzentrum« seine Aktivitäten im Bereich der Qualitätskontrolle, der internen und externen Kommunikation verstärkt: Maßnahmen im Rahmen der ORF-Qualitätssicherung tragen dazu bei, den
unterscheidbaren Wert öffentlich-rechtlicher Medienproduktion zu überprüfen: Im kritischen Gespräch mit unserem Publikum und der Öffentlichkeit (ORF-Publikumsgespräche), in kritischer Reflexion mit österreichischen Medienexpertinnen und -experten (ORF-Expertinnengespräche) und in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft (2009: Public Value Jahresstudie: Migration). Nicht zuletzt in Form des vorliegenden Berichts, der eine Dokumentation der Auftragserfüllung durch den ORF darstellt. Um den Dialog mit der Bevölkerung zu beleben und den ORF als Plattform der Auseinandersetzung und kritischen Debatte zu positionieren veranstaltet das PublicValue-Kompetenzzentrum die Diskussionsreihe »ORF-DialogForum«. Fragen der »öffentlich-rechtlichen Qualität« stehen im Mittelpunkt der unternehmensinternen Initiative »Perspektiven«, die sich an ORF-Mitarbeiter/innen richtet. Nicht zuletzt ergibt die Zusammenarbeit mit anderen öffentlich-rechtlichen Sendern eine europäische Dimension, um die gemeinsamen Anstrengungen für einen funktionierenden und zukunftsfähigen Public Service im digitalen Medienzeitalter zu verstärken. »Im Auftrag der Gesellschaft« ist dabei das Schlüsselwort, das dazu führt, den ORF Schritt für Schritt zu öffnen, seine Bedeutung für alle Menschen in Österreich zu thematisieren und für die Zukunft effizient auszurichten. Deshalb ist PUBLIC VALUE keine Marketingmaßnahme, keine Beschönigungsagenda, sondern ein Beitrag zu einem intersdisziplinären, integrierten Qualitätsmanagement, das dazu führen soll, die künftigen Herausforderungen mit wachem, kreativem und selbstkritischem Geist anzunehmen und zu bewältigen. Klaus Unterberger, Public-Value-Kompetenzzentrum