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einsichTen
gebhard bendler
Berg- und Skiführer und Chefredakteur bergundsteigen
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TikTok-Lawine
Wie können wir verhindern, dass Jahr für Jahr junge Menschen unter Lawinen landen? Soziale Medien sind ein Teil der Lösung.
Foto: Bernhard Kapelari Die drei Jugendlichen führten keine LawinenNotfallausrüstung mit sich und der Verschüttete im Alter von 16 Jahren konnte gegen 14:25 Uhr durch einen Lawinenhund aufgefunden werden. Nach dem Freilegen des Verschütteten konnte der Notarzt nur mehr den Tod feststellen.“ Der Unfall ereignete sich im freien Gelände am Neunerkogel in Kühtai, unweit der gesicherten Skipiste, im Jänner 2021 (Quelle: Polizeibericht).
Anderer Unfall, zehn Monate später, Variantenbereich des Skigebiets Venet bei Landeck: „Einer der Jugendlichen (14 Jahre alt) wurde ca. 100 Meter weit mitgerissen und gänzlich verschüttet. Er konnte um 13:27 Uhr von den alarmierten Einsatzkräften durch eine Sondierkette der Bergrettung geortet und geborgen werden. Der anwesende Notarzt konnte jedoch nur mehr den Tod des 14-Jährigen feststellen. Er hatte keine Lawinen-Notfallausrüstung bei sich.“
Traurig und tragisch: Da beide Unfälle im viel befahrenen Variantengelände von Skigebieten passierten, waren sofort andere Skifahrer mit Lawinenverschütteten-Suchgeräten (LVS-Gerät) zur Stelle. Nur sie konnten die Opfer – beide ohne LVS-Gerät – nicht orten. Erst die organisierte Bergrettung fand die beiden jungen Menschen. Im ersten Fall mit einem Lawinenhund nach zwei Stunden. Im zweiten Fall durch einen Sondentreffer nach 1,5 Stunden. Leider viel zu spät. Denn bekanntlich geht die Überlebenskurve in Lawinen nach den ersten 15 Minuten Verschüttungsdauer steil nach unten. Der Schluss, hätten sie ein LVS-Gerät gehabt, würden sie noch leben, liegt in beiden Fällen nahe. Zumindest wäre ihre Überlebenschance größer gewesen.
Wie oft bin ich selbst als Jugendlicher dort an diesem Hang in Kühtai gefahren. Unzählige Male. Bei allen möglichen Lawinenwarnstufen. Immer ohne Notfallausrüstung. Die Hänge sind ja eh schon verspurt, wird schon passen. Von Lawinenkunde hatten wir genauso wenig Ahnung wie die beiden Verstorbenen. Das hätte genauso gut auch ich damals sein können.
Der Jugend ist hier kein Vorwurf zu machen. Vielmehr müssen wir uns als ausbildende Institutionen jeden Tag fragen, wie wir die Präventionsarbeit verbessern können. Wie erreichen wir die Jugend? Über die sozialen Medien. Was wir Alten von diesen Plattformen halten, ist „wurscht“. Fakt ist: 78 Prozent der elf- bis 19-Jährigen in Österreich sind inzwischen auf TikTok. Wir als Alpenverein nicht. Meine 13-Jährige Großnichte bringt es auf den Punkt: „Wer nicht auf TikTok ist, spricht nicht mit uns. Wer nicht mit uns spricht, der existiert für uns auch nicht.“ —