heft #1.2025 — März/April/M A i
Das Magazin des Österreichischen Alpenvereins seit 1875
heft #1.2025 — März/April/M A i
Das Magazin des Österreichischen Alpenvereins seit 1875
UN te RW e GS
Sicher am Fels.
Risikobewusstes Klettern im Fokus _ 56
R e SP e K t VOLL
Alles cool.
Die bike’n’climb-Camps im Sommer _ 94
K ULt UR
Johann Stüdl.
Alpenvereinsgründer starb vor 100 Jahren _ 98 t hema
Das schwindende Erbe der Alpen: Der Gletscherbericht 2023/24 liegt vor.
Mehle arbeitet als freier Autor und Podcaster für den Österreichischen Alpenverein. Menschen, die sich für andere einsetzen, haben ihn immer schon beeindruckt. Mit seiner Arbeit will er einen Beitrag zu ihrer Arbeit im Alpenverein leisten.
Die Geografin Gudrun Steger formte im Auftrag des Alpenvereins das soeben erst verordnete Ruhegebiet Zillertaler Alpen zum Hochgebirgsnaturpark. Sie verfasste die Alpingeschichte des ersten Bergsteigerdorfes Ginzling und Beiträge für „Das Große Zillertaler Wanderbuch“.
Michael Guggenberger, Familienvater und leidenschaftlicher Brettspieler, ist als Archivar vor allem für Schenkungen an den Alpenverein verantwortlich. Abwechselnd mit seinen Kolleg*innen befüllt er den Schaukasten (S. 103), sein kreatives Potenzial wird u. a. in der Reihe „back? to the future!“ des Magazins DREI D sichtbar.
e V e L i N S ta RK
Chefredakteurin Bergauf
Was schmilzt schneller – Schnee oder Eis? Diese Frage hat mich in den letzten Wochen dieser Bergauf-Produktion immer wieder begleitet. Nicht, dass die Antwort irgendeine Relevanz für diese Ausgabe hätte: Es schmilzt beides – so oder so. Und das natürlich nicht erst seit Beginn der Klimakrise. Gefühlt schwindet beides in letzter Zeit immer schneller. Anders gesagt: Es wird weniger. Das eine (Schnee) fällt weniger, das andere (Eis) schmilzt. Womit wir beim Thema wären. Die Gletscher werden weniger (S. 12). Die Jahre, in denen die Ostalpen in Zukunft noch Gletscher vorweisen, werden weniger (S. 30). Die Rückzugsorte für hochalpine Tierarten werden – ja, genau – weniger (S. 40).
Während die Gletscher schwinden, wächst etwas anderes – Hoffnung. Und der Alpenverein! Er verzeichnet seit der letzten Hochrechnung erneut mehr Mitglieder und ist damit gestärkt in seiner Mission, die Naturwelt der Alpen zu schützen, für Sicherheit am Berg zu sorgen und Wege ins Freie zu ermöglichen. Mit seiner beschlossenen Klimastrategie (S. 86) setzt er einen großen Schritt im Klimaschutz und dank seiner vielen motivierten Ehrenamtlichen wird schon ganz viel umgesetzt. Da schmilzt einem einzig und allein das Herz – vor Freude über so viel Einsatz!
Viel Freude mit der neuen Ausgabe!
PS: Schnee schmilzt übrigens schneller.
Aktuelle Informationen: www.alpenverein.at f facebook.com/alpenverein I instagram.com/alpenverein
März/April/M A i
12 Gletscherbericht 2023/24
26 Zeitzeugen der Eisriesen
30 Das letzte Kapitel Zeitreise durch die Gletschervermessungsarbeiten in Österreich und ein Blick über den Tellerrand hinaus.
35 IceWatcher
36 Gletscherblick inklusive
40 „Kommt kein Vogerl geflogen“ Die Lebensräume für Hochgebirgs-Alpenvögel werden kleiner.
44 „Was wir jetzt auf den Gletschern sehen, ist wirklich der Final Countdown.“
46 Wie früh ist früh genug? Timing ist alles: besonders in der Skihochtourensaison.
50 Gut informiert am Berg
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39 aUf eiNeN BLicK: hütteN UNd WeGe
49 Re SP e K ta mBe RG
Das Titelbild stammt von Jürgen Merz (abstractlandscape.com) und ist am Mittelbergferner im Jänner 2024 entstanden.
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52 Tourentipp: Silvretta-Skidurchquerung
54 Tourenbericht: 14-mal Zillertal –St. Antönien und retour, bitte!
56 Sicher Sportklettern am Fels
60 „Simple but not stupid“ Vier Tipps vom Bergsport zum sicheren Sportklettern und Bouldern.
62 Vogelschutz und Klettern – geht das?
64 Im Dschungel des Mountainbikesports
72 Schutz für Vierbeiner in den Bergen
re S pe K t VO ll
80 Überlebenskünstler in den Alpen
82 Reise in geheimnisvolle Täler Zwei neue Bergsteigerdörfer im Porträt.
86 Klima bewegt
90 Naturschutz hoch 340
92 Wachsen
93 Fragenbaum: Alles im Fluss … oder nicht?
94 „Alles cool!“ Die bike’n’climb-Camps der Alpenvereinsjugend bieten Sport, frische Luft und Abenteuer.
U r
98 Johann Stüdl Der Visionär und moralische Kompass des Alpenvereins starb vor 100 Jahren.
103 Schaukasten: Druckplatte
104 Bildgeschichten: Fotos ohne Schmerzen
SicheR am feLS Rechtzeitig zu Frühlingsbeginn hat der Club Arc Alpin zehn Empfehlungen zum risikobewussten Klettern am Fels verabschiedet. Foto: Markus Schwaiger
Nic OL e S LUP etz K y Alpenvereins-Vizepräsidentin
Das internationale Jahr des Gletscherschutzes der Vereinten Nationen stellt nicht gerade Grund zur Freude dar.
Eigentlich könnte ich mein Vorwort vom letzten Jahr nehmen und kopieren, denn die Inhalte haben sich nicht geändert: Die Gletscher gehen weiter zurück und in Österreich erleben wir einen der trockensten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen, was bedeutet, dass 2025 wohl eher kein gutes Jahr für die Gletscher werden wird.
Wir haben ein globales Problem –nicht nur die Gletscher, sondern auch wir Menschen. Der Mensch muss nicht das Klima schützen, sondern sich selbst, indem er etwas für das Klima tut, aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Denn für ein gutes Gletscherjahr bräuchten wir niederschlagsreiche Winter und kühle Sommer, in denen es immer wieder weit herunterschneit und die Abschmelze gestoppt werden würde. Beides zusammen im selben „Gletscherjahr“ ist schon lange her. So wie eine Schwalbe keinen Sommer macht, hilft auch ein gutes Wetterjahr den bedrohten Alpengletschern nicht wirklich.
Das Jahr 2025 wurde von der UN zum „International Year of Glaciers’ Preservation“ erklärt, also steht in diesem Jahr der Gletscherschutz im Mittelpunkt. Soll man sich darüber freuen oder doch eher bedauern, dass so etwas notwendig ist? Man muss ehrlich sein: Das letzte Kapitel des Gletschermessdienstes hat wohl begonnen. Wir haben ein globales Problem – nicht nur die Gletscher, sondern auch wir Menschen. Der Mensch muss nicht das Klima schützen, sondern sich selbst, indem er etwas für das Klima tut, aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Dem Klima ist egal, wie heiß es wird, uns nicht. Es geht darum, dass wir in einem guten ökologischen Umfeld leben können und dies auch der nächsten Generation ermöglichen. Bitte aufwachen: Klimaschutz bedeutet uns selbst zu schützen! Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht in eine Haltung verfallen, wir hätten schon verloren und können nichts mehr tun. Nützen wir unsere Erfahrungen am Berg, Ergebnisse und Prognosen aus der Wissenschaft und Forschung, unsere Vernunft und Einsicht, lesen wir dieses Bergauf genau und nutzen die Erkenntnisse daraus, um immer wieder ins Gespräch und in den Dialog mit jenen zu gehen, die sagen „alles hat es schon gegeben“ und „wir brauchen nichts zu tun“, „alles regelt sich von selbst“. Stimmt schon, es gab eine Zeit ohne Gletscher, aber da gab es auch keine Menschen. Gemeinsam können und müssen wir noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Danke für eure Unterstützung dabei!
IDas Foto stammt von Jürgen Knoblauch und ist am Hohen Dachstein entstanden. Jürgen hat das Foto bei einem Fotowettbewerb des Österreichischen Alpenvereins eingereicht. Wir finden, es verdient diesen Ehrenplatz im Bergauf !
Das Bild wurde vor wenigen Wochen auf unserem Instagram-Kanal veröffentlicht. Wir haben einige Follower-Kommentare für euch eingefangen: »Besser die Dohle auf der Glatze als die Taube am Dach.« I »Perfekte Punktlandung.« I »Der Dohlenflüsterer.« I »Endlich mal ein glatter Stein!« I »Ein perfekter Aussichtspunkt.« I »Kopflandung.« I »Du hast wohl einen Vogel!« I »Mein Revier.« I »Da wo mal meine Haare warn, da ist jetzt Dohles Landebahn.« I »Ideale Startrampe.« I »Federschmuck, aber nachhaltig.« I »Berge verbinden Mensch und Tier.« I »Rutschfest unterwegs.« I »Die Gedanken sind frei.« I »Hoffentlich verrichtet sie nicht ihr Geschäft!« I
f G e S töB e Rt
Rückruf EdelridKlettersteigset
Bergsteigerdörfer on Air
Filmpreis: Aufruf zu Einreichungen
Achtung: Edelrid ruft die Besitzer*innen eines Klettersteigsets Cable Comfort Tri dazu auf, die Verwendung des Produkts sofort einzustellen und es zur Überprüfung an Edelrid zurückzuschicken. Betroffen sind alle aktuell ausgelieferten Sets bis zur Charge Y-20240364. Die Benutzung kann zum Absturz mit Todesfolgen führen.
„Land der Berge – Vom Leben im Gschnitztal, Schmirntal und Valsertal“ heißt der neue Film über die Bergsteigerdörfer, der am 13.03. um 20.15 Uhr auf ORF 3 ausgestrahlt wird. Ein filmisches Porträt dieser Region und ihrer Menschen, die beweisen, wie wertvoll ein Leben fernab der Großstadt sein kann.
Das Innsbruck Nature Film Festival (INFF) zeigt im Oktober Filme rund um Natur, Klima und Umwelt. Anlässlich des Internationalen Jahres zum Schutz der Gletscher schreibt der Österreichische Alpenverein einen Preis (2.000 Euro) für den „Besten Film über Gletscher und Berge“ aus. Einreichungen hier: filmfreeway.com/ INFF
Podcast #041 beschäftigt sich mit der Frage, wie der Alpenverein für den Erhalt seiner Schutzhütten kämpft, warum deren Instandhaltung immer schwieriger wird und wie aufreibend die Entscheidung für bzw. gegen einen Neubau ausfallen kann. alpenverein basecamp entsteht mit Unterstützung der Generali Versicherung. alpenverein. at/basecamp
Alle Touren sind auf dem alpenvereinaktiv-Portal und in der alpenvereinaktiv-App verfügbar. Alpenvereinsmitglieder erhalten Vorteile beim Kauf eines Pro- oder Pro+-Abos. 20.000
So viele Tourenbeschreibungen stehen auf dem Tourenportal alpenvereinaktiv.com zur Verfügung. Sie wurden von geschulten ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren verfasst und decken verschiedene Sportarten wie Wandern, Klettern, Radfahren oder Skitouren ab. Der Frühling ist jetzt die ideale Zeit, um neue Touren in den Ostalpen auszuprobieren.
Zum Dahinschmelzen! Das erste 4U-Magazin des Jahres begibt sich gemeinsam mit seinen jungen Leser*innen in die faszinierende Welt des Schnees: Was verbirgt sich unter dem weißen Flaum?
Was bitte sind Schwachschichten? Und was sagt die Schneedecke über die Lawinengefahr aus?
Weitere Fragen und natürlich Antworten gibt es im neuen 4U. Das Kinder- und Familienmagazin der Alpenvereinsjugend geht viermal jährlich an alle Alpenvereinsmitglieder zwischen 3 und 12 Jahren. Viel Freude beim Schmökern und Entdecken!
cL eme NS m att Generalsekretär Alpenverein
Die aktuelle Mitgliederstatistik des Österreichischen Alpenvereins zeigt klar, dass immer mehr Menschen Freude an der Bewegung in den Bergen haben: Mit mehr als 726.000 Mitgliedern verzeichnen wir einen Anstieg von über 16.000 Menschen in unserem Verein! Das sind gute Nachrichten, die uns in unserer Arbeit bestärken. Die Sicherheit am Berg bleibt weiterhin ein zentrales Anliegen im Alpenverein. Die Statistik unserer Freizeitund Unfallversicherung verzeichnet zwar einen leichten Anstieg der gemeldeten Schadensfälle, doch es gibt auch Positives: Die Unfallmeldungen beim Klettern sind zurückgegangen. Es gibt hier deutlich weniger Schadensfälle als noch vor zehn Jahren. Diese erfreuliche Entwicklung im Klettersport bestärkt den Alpenverein darin, mit seiner Bildungs- und Präventionsarbeit auf dem richtigen Weg zu sein.
Girls on Ice Austria ist eine Expedition, in der ein vielfältiges Team junger Frauen zwischen 15 und 17 Jahren unter der Betreuung von Glaziolog*innen, Künstler*innen und Bergführer*innen in Form eines einwöchigen Camps die vergletscherten Berge Tirols erkundet. Ziel des Projektes der Universität Innsbruck ist es, in den Teilnehmen-
den Neugierde und Interesse an den Naturwissenschaften zu wecken, Kunst und Wissenschaften miteinander zu verbinden, klassische Geschlechterrollen zu sprengen und in einem entspannten Umfeld das Vertrauen in die eigenen physischen Fähigkeiten zu stärken. www.inspiringgirls.org/ goi-austria —
Schnee von gestern
Lange galt die Legende, dass die Inuit die meisten Wörter für Schnee hätten –doch das ist ein Irrtum. Tatsächlich halten nämlich die Schotten den Rekord: In der schottischen Sprache gibt es 421 Begriffe für Schnee, wie Forscher der Universität Glasgow entdeckt haben. Dazu zählen etwa „flindrikin“ (leichter Schneeschauer) und „sneesl“ (beginnender Schneefall).
Die Inuit hingegen haben weit weniger Wörter für Schnee als oft behauptet. Ihre Sprache bildet viele Begriffe durch Wortzusammensetzungen, doch betrachtet man nur die Wortstämme, kommt man auf etwa zehn. Zum Vergleich: Auch im Deutschen gibt es verschiedene zusammengesetzte Begriffe wie Neuschnee oder Pulverschnee. Nach dem letzten Winter vielleicht auch Kaumschnee?
da S U NWORt de S mONat S Gletscherungunst, die (Substantiv, feminin)
Bedeutung: Ungünstige Bedingungen für den Erhalt oder das Wachstum von Gletschern, z. B. aufgrund von Klimaerwärmung, geringer Schneezufuhr oder erhöhter Schmelzrate.
Was paradox klingt, macht Sinn: Wer in der Kälte weniger frieren will, sollte Kälte trainieren. Soll heißen: Häufige Kältereize machen die Haut weniger empfindlich. Statt sich also beim ersten Frösteln in dicke Pullis zu hüllen, hilft Abhärtung: Wechselduschen, Spaziergänge bei jedem Wetter oder Bergwandern in der Kälte fördern die Durchblutung und gewöhnen den Körper an niedrige Temperaturen.
Hast du einen cleveren Hack, ein praktisches Tool oder ein Insight, das die AlpenvereinCommunity kennen sollte?
Schick uns eine Mail an redaktion@alpenverein.at
D e t a illierteInform ationen • www.alpe nverein-akade m i e ta. •
Österreichischer Alpenverein
Alpenverein-Akademie
Olympiastraße 37
6020 Innsbruck
T +43 / 512 / 59 547-45
M akademie@alpenverein.at
W alpenverein-akademie.at
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Sommercamps für Kinder, Jugendliche und Familien sind jetzt ebenso bei der Alpenverein-Akademie zu buchen wie die freiwilligen Einsätze auf Umweltbaustellen und bei Bergwaldprojekten. Immer mit dabei: Abenteuer, Vielfalt und nachhaltiges Vergnügen draußen in und mit der Natur.
2023/24
Eiszerfall an der flach auslaufenden
Gletscherstirn des Großen Gosaugletschers am Dachstein, im Hintergrund der Mitterspitz. Foto: Klaus Reingruber, 11.9.2024
Sammelbericht über die Gletschermessungen des Österreichischen Alpenvereins im Jahr 2024. Die Gletscher Österreichs sind von 2023 auf 2024 im Mittel um 24,1 m kürzer geworden. Damit folgten der höchste (2021/22), der viert- (2022/23) und nunmehr der dritthöchste Rückzugswert in der gesamten 134-jährigen Geschichte des Gletschermessdienstes in den drei letzten Jahren unmittelbar aufeinander. Auch der zweithöchste Rückzugswert wurde in den letzten acht Messjahren ermittelt.
Die beiden Leiter des Gletschermessdienstes erhielten von 25 Gebietsverantwortlichen („Gletschermessern“) 20 Berichte aus 17 Teilgebieten in 12 Gebirgsgruppen. Daraus stellten sie diesen Sammelbericht – nach gründlicher wissenschaftlicher Prüfung der Ergebnisse für jeden einzelnen Gletscher – durch Kompilation, Ergänzung und Interpretation der darin enthaltenen Daten und Informationen zusammen. Die Einzelberichte und die zahlreichen Fotos wurden wie gewohnt analog im Gletscherarchiv des Alpenvereins in Innsbruck und digital am Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz archiviert.
Die durchwegs unfallfrei verlaufenden Messkampagnen fanden zwischen 13. 8. und 27. 10. 2024 statt. Den Gebietsverantwortlichen und ihren insgesamt 40 Begleitpersonen wird aufrichtig gedankt. Ein gemeinsamer Dank der Leitung des Messdienstes und aller Beteiligten geht an Veronika Raich, deren unermüdliches und umsichtiges Wirken im Hintergrund den laufenden Betrieb des Gletschermessdienstes erst ermöglicht.
Im Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 gab es auch drei personelle Veränderungen, indem wir Simon Ennemoser und Martin Rößler als neue Gletschermesser im
Team begrüßen und Andreas Knittel – mit aufrichtigem Dank für seine lange Tätigkeit als Gebietsverantwortlicher – verabschieden. Näheres hierzu finden Sie am Ende des Berichtes unter den Arbeitsgebieten Ötztaler Alpen und Ankogelgruppe.
Primär auf Basis der Monatswitterungsübersichten für Österreich, online veröffentlicht durch die GeoSphere Austria (www.geosphere.at), können die Witterungsverhältnisse für das Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 wie folgt beschrieben werden: Nach dem späten Ende des vorangegangenen Haushaltsjahres am 15. 10. 2023 brachte der viel zu kalte November überall in Österreich und somit auch in den Gletschergebieten fast doppelt so viel Niederschlag wie erwartet und gehörte somit zu den zehn niederschlagsreichsten Novembern der Messgeschichte. Auch der Dezember blieb überwiegend kalt und feucht, während ab Weihnachten die Zufuhr milder Luftmassen dominierte, sodass die nachfolgenden Monate, besonders Februar und März, zu warm ausfielen, wobei der Februar an den meisten Messstationen neue Höchstwerte der Mitteltemperatur brachte. Die Niederschlagsmengen waren in dieser Zeit unterdurchschnitt-
Das Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 verlief extrem gletscherungünstig. Von den 90 Gletschern, an denen 2024 die Änderungstendenz erhoben wurde, blieben nur drei in ihrer Länge unverändert, alle anderen zogen sich zurück. Der mittlere Rückzugsbetrag der 75 sowohl 2023 als auch 2024 vermessenen Gletscher betrug –24,1 m. Das ist der dritthöchste Wert hinter jenen der Messjahre 2021/22 mit –28,7 m und 2016/17 mit –25,2 m. Knapp dahinter folgt der Vorjahreswert mit –23,9 m. Die Häufung besonders ungünstiger Gletscherjahre im letzten Jahrzehnt ist unübersehbar. Die Hauptursache dafür sind überdurchschnittlich warme Sommer ohne Unterbrechungen der Schmelzperiode in Form von wirksamen Kaltlufteinbrüchen.
lich, sodass der Hochwinter insgesamt als eher schneearm gelten muss.
In der zweiten Aprilhälfte stellte sich eine winterliche Witterungsphase mit viel Schneefall im Gletscherniveau ein, und –nach einem knapp zweiwöchigen milden Intermezzo – verlief auch die zweite Maihälfte ähnlich. Der anfangs noch niederschlagsreiche Juni war ab der Monatsmitte sehr warm und niederschlagsarm, sodass die Ausaperung der tief gelegenen Gletscherzungen rasch voranschritt und ab etwa Mitte Juli auch die höheren Lagen erfasste. Im viel zu warmen und trockenen August zogen sich die winterlichen Schneerücklagen in die höchstgelegenen oder schattigsten Gletscherteile zurück oder verschwanden überhaupt. Gegen Ende der ersten Septemberdekade endete die letzte von mehreren Hitzewellen abrupt und wurde schlagartig am 12. 9. 2024 von einem Arktikluftvorstoß, verbunden mit meist ergiebigen Schneefällen im Ge-
birge, abgelöst, womit das Haushaltsjahr endete. Der September war primär aufgrund dieses – nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Hochwässer in tiefen Lagen medial sehr präsenten – mehrtägigen Niederschlagsereignisses vielerorts der niederschlagsreichste der Messgeschichte. Die Abweichungen der Monatswerte der Temperatur und der Niederschlagsmengen im Jahr 2023/24 von der Klimanormalperiode 1981–2010 an den drei Hochgebirgs-Wetterstationen Sonnblick, Zugspitze und Säntis (Lage in Abbildung 4) sind in den Abbildungen 1 und 2 dargestellt. Im Mittel lagen die Temperaturen aller Monate mit Ausnahme des Novembers 2023 sowie des Septembers 2024 über denen der Klimanormalperiode. Für das Gesamtjahr betrug diese Abwei-
chung +1,9 °C (um 0,2 °C mehr als im Vorjahr und um 0,5 °C mehr als im Beobachtungsjahr 2021/22). In der eigentlichen Akkumulationszeit der Gletscher (Oktober–April) betrug der Mittelwert sogar +2,0 °C, in der Ablationszeit hingegen „nur“ 1,7 °C. Die Monate Februar 2024 und August 2024 waren jeweils um mehr als 4 °C zu warm, der Februar sogar um 4,4 °C, was jedoch für die Gletscher von geringer Bedeutung ist. Zwischen 2 °C und 3 °C übertemperiert waren die Monate Oktober und Dezember 2023 sowie März, April und Juli 2024. Auf das Gletscherverhalten wirkten sich vor allem die sehr hohen Temperaturen der Sommermonate Juni, Juli und August 2024 aus, welche – ähnlich wie in den Vorjahren – die Hauptursache des erneut außerordentlich starken Gletscherschwundes darstellten.
bis September 2024 fielen im Mittel um 18,1 % mehr Niederschlag als normal, wobei der niederschlagsreiche Monat Mai 2024 mit winterlichen Bedingungen im Hochgebirge noch der Akkumulationsperiode zugezählt werden muss. Die überdurchschnittlichen Niederschlagsmengen im September 2024 sind vor allem dem bereits erwähnten außergewöhnlichen Niederschlagsereignis in der Monatsmitte zuzuschreiben – auch diese Niederschläge fielen in den Hochlagen der österreichischen Alpen durchwegs als Schnee und beendeten das Gletscherhaushaltsjahr früh. Insgesamt dämpften die Winter- und Frühjahrsniederschläge sowie der frühe Wintereinbruch im September die Gletscherungunst ein wenig.
Eine frisch angelegte Gletschermessmarke im Vorfeld des Wasserfallwinkelkeeses (Glocknergruppe). Am rechten Bild im Hintergrund der Großglockner.
Fotos: Gerhard Karl Lieb, 8.9.2024
Im Mittel war das Gletscherhaushaltsjahr 2022/23 an den drei HochgebirgsWetterstationen um 21,9 % zu niederschlagsreich. Das Winterhalbjahr überbot den langjährigen Mittelwert mit +44,8 %, wobei vor allem der November mit gegenüber dem Erwartungswert 2 1/2-facher Niederschlagsmenge hervorsticht. Der Niederschlag fiel von November bis Mai im Gletscherniveau durchwegs in fester Form, seine Gesamtmenge war regional aber recht unterschiedlich, sodass das Attribut „schneereich“ für den gesamten Winter nicht überall zutrifft. Im Zeitraum Mai
Der entscheidende Faktor für die erneut gletscherabträglichen Bedingungen waren neben den hohen Sommertemperaturen die geringen Niederschläge im Juli und August 2024 sowie das Ausbleiben sommerlicher Schneefälle ausgelöst durch Kaltlufteinbrüche, die die Gletscherschmelze wenigstens kurzzeitig unterbrochen hätten. Einen (nicht exakt quantifizierbaren) Einfluss auf das Ergebnis für 2023/24 hatte die noch weit in den Oktober 2023 hinein starke Eisabschmelzung auf den zu jener Zeit noch aperen Gletscherteilen, die sich erst in den 2024 registrierten Längenänderungen zu Buche geschlagen haben.
Schneebedeckung und Ausaperung
Für den Zeitraum von 1. 6. bis 31. 10. 2024 führte Christian Lieb eine statistische Auswertung von täglichen Bildern aus Webcam-Archiven für ausgewählte Gletschergebiete (Mittelbergferner, Ötztaler Alpen; Pasterze, Glocknergruppe; Kleinfleißkees, Goldberggruppe; Hallstätter Gletscher, Dachstein) durch. Hierfür sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt. Der daraus erkennbare Verlauf der Ausaperung zeigt, dass erst nach dem letzten gesamtösterreichischen Schneefallereignis am 11./12. 6. große Flächen auf den Gletschern eisfrei wurden, die Ausaperung danach aber sehr dynamisch einsetzte. Tief gelegene Gletscherzungen (wie jene der Pasterze) wurden noch in der letzten Junidekade weithin eisfrei, im 2.500-mNiveau war dies meist in der ersten und im 3.000-m-Niveau in der letzten Julidekade der Fall. Regional beschleunigte Saharastaub durch die Verringerung der Reflexionsfähigkeit der Schneedecke die Abschmelzung.
Wie schon erwähnt, blieben Wetterstürze mit nennenswerten Schneefällen von Anfang Juli und bis zum 9. 9. vollständig aus – festen Niederschlag gab es nur in Form des einen oder anderen Graupelschauers bei Gewittern –, sodass ab Anfang August auf nahezu allen Glet-
24,1
Im Mittel wurden die 75 vermessenen Gletscher von 2023 auf 2024 um 24,1 m kürzer.
‹ Der Eiskargletscher in den Karnischen Alpen blieb im Sommer 2024 weithin von Altschnee bedeckt.
Foto: Gerhard Hohenwarter jun., 7.9.2024
› Der Hallstätter Gletscher am Dachstein war demgegenüber fast zur Gänze schneefrei (Hoher Dachstein in der Bildmitte).
Foto: Klaus Reingruber, 2.9.2024
schern die sichtbaren Schneeflächen bereits deutlich kleiner als die Eisflächen waren. Zum Ende des Haushaltsjahres war – wie auch in den beiden vorangegangenen Jahren – der Altschnee auf den meisten Gletschern bis auf kleine Restflächen in den zumeist höchsten, schattseitigen Lagen abgeschmolzen. Aus einigen Gebieten wurde aber auch von größeren Altschneeflächen als im Vorjahr berichtet. Nur am Eiskargletscher (Karnische Alpen), der durch das dort herrschende südalpine Niederschlagsregime von den übrigen Gletschern Österreichs abweichend reagiert, waren die Gegebenheiten andere: Der Winter verlief hier außerordentlich schneereich, sodass am Ende des Haushaltjahres der Gletscher noch zu etwa zwei Fünftel seiner Fläche mit Altschnee hoher Dichte bedeckt war und daher in >
Noch gibt es eindrucksvolle Gletscherlandschaften in den österreichischen Alpen: Blick von Osten auf den Eisabbruch des aus dem sogenannten Schneewinkel strömenden Teiles der Pasterze (Glocknergruppe).
Foto: Gerhard Karl Lieb, 8.9.2024
seiner Längenänderung stationär blieb. An einigen weiteren Gletschern hatten sich bis Anfang September einzelne Altschneeflecken auch an den unteren Eisrändern erhalten, eine Folge der hier hohen Schneeeinträge im Winter und Frühjahr, teilweise in Form von Lawinen. Damit sind einige kleine Rückzugsbeträge und das stationäre Verhalten des Kleinfleißkeeses (Goldberggruppe) zu erklären.
Der Tag der maximalen Ausaperung lag je nach Gebiet zwischen 9. und 11. 9. 2024, spätestens mit dem 12. 9. begann die schon erwähnte Niederschlagsperiode mit reichlich Schneefall, die das Haushaltsjahr beendete. Alle österreichischen Gletscher erhielten eine Schneedecke, die in der Folge nur an weit herabreichenden Gletscherzungen wieder abschmolz. Dies war hier um den 25. 9. und – nach weiteren Schneefällen in der ersten Oktoberdekade –in der warmen zweiten Oktoberhälfte der Fall. In den tiefstgelegenen Abschnitten der österreichischen Gletscher kam es somit noch bis zur Monatswende Oktober/ November zu (geringer) Eisabschmelzung.
Die Lagen um und über etwa 2.500 m –und damit der weitaus überwiegende Teil der Gletscherfläche Österreichs – blieben davon jedoch unberührt.
Der Blick auf die an den österreichischen Gletschern gemessenen Massenbilanzen, also die jährlichen Massenumsätze, kommt zu einem etwas differenzierteren Blick: Die ersten zu Redaktionsschluss beim World Glacier Monitoring Service (WGMS) abrufbaren Daten waren zwar durchwegs negativ, an einigen Gletschern aber in deutlich geringerem Ausmaß als in den Jahren zuvor. Dies ist primär damit zu erklären, dass im Haushaltsjahr 2023/24 die Winterbilanzen an vielen Gletschern wegen reichlicher Schneefälle überdurchschnittlich ausfielen und die sommerliche Ablationsperiode (Ablation = Masseverlust) relativ kurz war. Wie passen nun die nur mäßig negativen Massenbilanzen zum hohen mittleren Rückzug? Die Antwort hierauf liegt darin, dass erstere nur das Witterungsgeschehen des laufenden Jahres, zweitere hingegen die mehrjährige Tendenz der Witterung widerspiegeln.
Im Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 konnte die Tendenz der Längenänderung von 90 Gletschern, das sind drei weniger als im Jahr zuvor, festgestellt werden. Konkrete Messwerte liegen von 75 Gletschern vor (2022/23: 79), die sowohl 2023 als auch 2024 gemessen werden konnten. Die gegenüber dem Vorjahr etwas geringere Zahl an beobachteten und gemessenen Gletschern ergibt sich aus den für die Vermessungsarbeiten sehr ungünstigen Wetterund Schneeverhältnissen in der zweiten September- und ersten Oktoberhälfte. Diese verhinderten Besuche an einigen Gletschern und/oder die Messungen ebendort. Ein besonderer Dank ergeht an jene Gletschermesser, die die wieder besseren Gegebenheiten in der zweiten Oktoberhälfte noch zur Messung von acht Gletschern im letzten „Abdruck“ nutzten, auch wenn es in einigen Fällen notwendig war, die Eisränder durch Schneesondierung zu suchen und zur Messung auszugraben. An den 15 Gletschern, für die es keine Jahresmesswerte gibt, wurde die Tendenz bei zehn aus Fotovergleichen, bei drei aus Mehrjahreswerten (Mutmal-, Innerer Pirchlkar- und Hauerferner, alle Ötztaler Alpen) und bei zwei aus Messungen ermittelt, die keine realen Längenänderungen repräsentieren (Hintereisferner, Ötztaler Alpen, und Landeckkees, Granatspitzgruppe; Details siehe weiter hinten), aber die Tendenz eindeutig ableitbar machen. Von den 90 Gletschern mit bekannter Änderungstendenz waren 87 (96,7 %) im Rückzug und 3 (3,3 %) blieben stationär, veränderten ihre Länge also um weniger als +/– 1 m (Pfaffenferner, Stubaier Alpen; Kleinfleißkees, Goldberggruppe; Eiskar, Karnische Alpen). Im Vorjahr war von 93 Gletschern nur einer stationär geblieben. Das stationäre Verhalten ist in zwei Fällen auf Altschneereste und beim Pfaffenferner auf das Gelände (Details bei der Darstellung der Einzelgebiete), nicht aber auf Massenzuwächse der Gletscher zurückzuführen.
Der Berechnung der mittleren Längenänderung der 75 Gletscher, deren Längenänderung von 2023 auf 2024 zahlenmäßig bestimmt werden konnte, beruhte auf den Einzelmessungen an 209 Messmarken. Weiterhin erfordern die starken
Rückgänge die Anlage neuer Messmarken, deren Zahl diesmal 68 betrug. Wie schon im Vorjahr wurden an zehn Gletschern statt der traditionellen Markenmessungen andere Methoden verwendet (X anstelle der Zahl der Marken). Dabei werden die Eisränder entweder durch exakte GNSS-Technologie vor Ort (an den 5 mit X in Tabelle 1 gekennzeichneten Gletschern im Rofental, Ötztaler Alpen) oder fernerkundungsbasiert mittels von Drohnen aufgenommener Luftbilder (Pasterze, Glocknergruppe und alle Gletscher der Goldberggruppe) lagegetreu erfasst. Aus den Gletscherrändern in zwei aufeinander folgenden Jahren kann man in genau definierten Richtungen die Distanzen dazwischen bestimmen, sodass die Ergebnisse mit jenen der
traditionellen Markennachmessungen gut vergleichbar sind.
Im Mittel wurden die 75 Gletscher von 2023 auf 2024 um 24,1 m kürzer. Dies ist der dritthöchste Messwert in der auf 1891 zurückgehenden Geschichte des Gletschermessdienstes. Der bisher höchste Wert wurde mit –28,7 m (78 Gletscher) 2021/22 und der zweithöchste mit –25,2 m (75 Gletscher) 2016/17 registriert. Der dem heurigen nur wenig nachstehende Vorjahreswert von 23,9 m rutscht somit an den vierten Rang der negativen Werte. Die Abbildung 3 stellt diese Werte in den Rahmen der langjährigen Reihe seit 1960 und lässt die Häufung der höchsten Werte in den letzten eineinhalb Jahrzehnten eindrucksvoll erkennen. Insbesondere die Abfolge von 3 der 4 höchsten Rückzugswerte in den 3 letzten Jahren – gepaart mit starken Zerfallserscheinungen – ist ein klares Signal dafür, dass die österreichischen Gletscher nunmehr in die Phase raschen Verfalls vor ihrem endgültigen Verschwinden eingetreten sind.
Das „Dach“ der Stubaier Alpen (knapp rechts der Bildmitte), gesehen in Richtung Südwesten vom Gipfel des Habicht (3.277 m) – links in einer 1884 vom Alpenverein publizierten Panoramazeichnung und rechts am 3. 9. 2024. Die Veränderung des Landschaftsbildes durch den Gletscherschwund zeigt sich eindrucksvoll. Auch die weitgehende Ausaperung der Gletscher eine gute Woche vor dem Ende des Haushaltsjahres ist auf dem Foto von 2024 gut erkennbar. Abbildung (links): Alpenverein; Foto (rechts): Gerhard Karl Lieb >
Aus statistischer Sicht fällt auf, dass der Median der Rückzugswerte (= jener Wert, der über und unter sich gleich viele Daten hat) 2023/24 bei 13,0 m, also sehr deutlich unter dem Mittelwert liegt. Dies zeigt eine sehr ungleiche („schiefe“) Verteilung der Werte mit wenigen sehr hohen, aber vielen eher geringen Werten. Tendenziell waren als Folge der erwähnten, nicht allzu dramatisch negativen Massenbilanzen die Rückzüge an den kleinen Gletschern geringer
Insbesondere die Abfolge von 3 der 4 höchsten Rückzugswerte in den 3 letzten Jahren – gepaart mit starken Zerfallserscheinungen –ist ein klares Signal dafür, dass die österreichischen Gletscher nunmehr in die Phase raschen Verfalls vor ihrem endgültigen Verschwinden eingetreten sind.
Temperaturanomalie im Gletscherhaushaltsjahr 2023/24
Niederschlagsanomalie im Gletscherhaushaltsjahr 2023/24
Abbildung 1: Die Abweichung der monatlichen (Stäbe), saisonalen (schwarze Linien und Zahlen) und Jahrestemperaturen (grau punktierte Linie und Zahl) zwischen Oktober 2023 und September 2024 vom Mittel 1981–2010 an den 3 Gebirgswetterstationen Sonnblick (GeoSphere Austria), Zugspitze (Deutscher Wetterdienst) und Säntis (MeteoSwiss) (Lage siehe Abbildung 4).
als im Vorjahr, an den großen wegen des dort sich unvermindert fortsetzenden Zerfalls der Gletscherzungen hingegen ähnlich wie oder größer als im Vorjahr. So liegt auch der 2023/24 registrierte größte Rückzugsbetrag mit 227,5 m am Sexegertenferner (Ötztaler Alpen) deutlich über dem vorjährigen Maximum (203,5 m an der Pasterze, Glocknergruppe). Zwei weitere Gletscher zogen sich um mehr als 100 m zurück, und zwar der Taschach- (176,0 m) und der Gepatschferner (104,0 m), wobei es als Zufall einzuschätzen ist, dass die drei Gletscher mit den höchsten Rückzügen nahe zueinander in den Ötztaler Alpen liegen.
Sonstige Beobachtungen
Abbildung 2: Die Abweichung der monatlichen (Stäbe), saisonalen (schwarze Linien und Zahlen) und Jahres-Niederschlagssummen (grau punktierte Linie und Zahl) zwischen Oktober 2023 und September 2024 vom Mittel 1981–2010 an den 3 Gebirgswetterstationen Sonnblick (GeoSphere Austria), Zugspitze (Deutscher Wetterdienst) und Säntis (MeteoSwiss) (Lage siehe Abbildung 4).
> der Gletscher an ihrem unteren Ende wurden an den meisten Gletschern dokumentiert, speziell an den tief herabreichenden Gletscherzungen, und gehören längst zum normalen Erscheinungsbild der Gletscher. Ähnlich verhält es sich mit dünner werdendem Eis, der Bildung von Einsturzhohlformen und der Anreicherung von Schutt an den Gletscheroberflächen. Mehrfach wurden Steinschlag im Nahbereich oder auf den Gletschern, nahe dem Berglasferner (Stubaier Alpen) auch ein großer Felssturz dokumentiert. Dies blieb nicht ohne Auswirkungen auf Wege und Routen –so etwa verschlechterten sich durch den Massenverlust des Großen Gosaugletschers (Dachstein) die Wegverhältnisse so, dass der Anstieg auf den Hohen Dachstein verlegt werden musste.
Von Jahr zu Jahr deutlicher sind die mit dem Gletscherschwund verbundenen Veränderungen mit bloßem Auge erkennbar und nehmen in den meisten gebietsspezifischen Gletscherberichten breiten Raum ein. Eisfrei werdende Felsbereiche („Felsinseln“) oder -stufen und flächiger Zerfall
Auf den Zerfall einiger Gletscher in mehrere Einzelgletscher – durch dazwischen ausgeaperte Felsbereiche – haben die Gebietsverantwortlichen mit der Anlage von Messmarken und neuen Messreihen an den nunmehr selbständigen Teilgletschern reagiert: So erscheinen heuer
in der Statistik erstmals das Stubacher Sonnblickkees (Granatspitzgruppe) als drei sowie die Pasterze (Glocknergruppe) und das Goldbergkees (Goldberggruppe) als je zwei getrennte Gletscher. An der Pasterze werden allerdings zwei unterschiedliche Gletscherzungen dieses immer noch größten Gletschers Österreichs vermessen, denn die schon vor Jahren prognostizierte Abtrennung der Gletscherzunge ist noch nicht erfolgt.
Auch die an den Profillinien auf dem Hintereisferner (Ötztaler Alpen), auf der Pasterze (Glocknergruppe) sowie am Kälberspitzkees (Ankogelgruppe) gemessenen Einsinkbeträge (Tabelle 3) sind ähnlich groß wie im Vorjahr und lassen den erwähnten Mächtigkeitsverlust der Eismassen auch in Zahlenwerten erkennen. Ebenso haben sich die gemessenen Horizontalbewegungen gegenüber dem Vorjahr verringert. Die beiden großen Gletscherzungen, an denen diese Daten erhoben werden, bewegen sich wegen fehlenden Eisnachschubs aus den höher gelegenen Gebieten nur mehr wenig.
Mittlere Längenänderung in Meter (m)
Anteil vorstoßender, stationärer & in Rückzug befindlicher Gletscher in Prozent (%)
Anzahl der Gletscher
Gesamtbeurteilung
Das Berichtsjahr 2023/24 war wie die beiden Jahre zuvor von dramatischer Gletscherungunst geprägt. Dies ersieht man am besten daran, dass die drei Jahre seit 2021/22 hintereinander drei der vier höchsten, in der 134-jährigen Messreihe registrierten mittleren Rückzugsbeträge aufwiesen. Daran änderten auch die etwas weniger als in den Vorjahren negativen Massenbilanzen und die höhere Anzahl von Gletschern mit geringen Rückzugswerten nichts. Der Gletscherschwund in Österreich setzte sich auch 2023/24 unvermindert fort und lässt erahnen, dass die meisten Gletscher in den nächsten Jahrzehnten verschwunden sein werden: Unter den aktuell bereits herrschenden Klimabedingungen können langfristig keine Gletscher in Österreich existieren – schon gar nicht, wenn die Temperaturen, was aufgrund von Versäumnissen der nationalen und internationalen Klimapolitik in Kombination mit dem Energiehunger von Wirtschaft und Gesellschaft unvermeidbar ist, weiter steigen!
Abbildung 3: Die mittlere Längenänderung (oben), die Anteile der vorstoßenden (hellblau), stationären (dunkelblau) und zurückschmelzenden (orange) beobachteten Gletscher (Mitte) sowie deren Anzahl (unten) zwischen 1960 und 2024.
Der einzige „Trost“, den der Gletscherschwund bereithält, sind die eisfrei werdenden, ökologisch wertvollen Gletschervorfelder mit ihren hochdynamischen Wasser- und Landflächen. Aber auch diese sind von wirtschaftlichen Interessen bedroht, weshalb sich der Österreichische Alpenverein für deren bedingungslosen Schutz einsetzt. Das von der UNO für 2025 ausgerufene „International Year of Glaciers’ Preservation“ sowie der ab 2025 alljährlich am 21. März als „World Day of Glaciers“ gefeierte oder eher „betrauerte“ Tag sollen der Menschheit die Bedeutung von Gletschern für Umwelt und
Gesellschaft ins Bewusstsein rufen und die von Gletschern ausgehenden Ökosystemleistungen sicherstellen. In einem ganzheitlichen Ansatz geht es dabei nicht nur um Klimaschutz zum Bremsen des Gletscherschwundes, sondern auch um einen umfassenden Schutz von Gebirgs-Ökosystemen.
Mag. Dr. Gerhard Karl Lieb ist a. o. Univ.Prof. i. R. und MMag. Dr. Andreas KellererPirklbauer Senior Scientist am Institut für Geographie und Raumforschung, Universität Graz; gemeinsam leiten sie seit 2017 den Alpenverein-Gletschermessdienst. Letzter Bericht: Bergauf #2/2024, Jg. 79 (149), S. 10–21.
Gletscherbericht 2023/24
Abbildung 4: Lage der im Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 gemessenen Gletscher mit Angaben zur Veränderung der Gletscherstirn. Im Text genannte Gebirgswetterstationen und Webcam-Standorte sind in der Karte verortet. Die Texte informieren exemplarisch über lokale oder regionale Besonderheiten.
Legende
Säntis
+/– 1 m (stationär)
> 1 – 25 m (Rückzug)
> 25 – 50 m (Rückzug)
> 50 – 100 m (Rückzug)
> 100 – 200 m (Rückzug)
> 200 m (Rückzug) Rückzug unbestimmt
Webcam
Wetterstation
Zugspitze
Übeltalferner
Jamtalferner
Der im Tiroler Teil der Silvrettagruppe gelegene Gletscher ist einer jener 13 österreichischen Gletscher, an denen auch die Massenbilanz gemessen wird. Wie an den meisten großen Gletschern wurde ein hoher Rückzugswert von –41,0 m registriert, in diesem Jahr der höchste Wert in der Silvretta und der dritthöchste in der bis 1920 zurückgehenden Messreihe dieses Gletschers. Weil sich der Westteil des Gletschers vom Hauptgletscher abgelöst hat, wurden dort 4 neue Marken angelegt und eine neue Messreihe begonnen.
Der mit –227,5 m bei Weitem höchste Wert des gesamten Messnetzes wurde an diesem Gletscher registriert. Es ist auch einer der höchsten Einzeljahreswerte eines Gletschers, die je in der 134-jährigen Geschichte des Gletschermessdienstes aufgetreten sind. Der heurige Rekordwert hatte sich schon im Vorjahr mit einem hohen Rückzugsbetrag (–93,7 m) und „deutlichen Zeichen eines stärkeren Verfalls des Zungenbereichs“ angekündigt. Dieser Zerfall vollzog sich im Berichtsjahr und der Gletscher zog sich weit über eine Geländestufe zurück.
Dieser eindrucksvoll am Fuß der Reichenspitze (3.303 m) in den östlichen Zillertaler Alpen sich ausbreitende Gletscher gehört zu jenen, die vom zuständigen Gletschermesser mehrmals im Jahr besucht werden, sodass detailreiche Beobachtungen über die Ausaperung und andere Veränderungen vorliegen. Der heuer registrierte Rückzugswert von –68,7 m war österreichweit der fünföchste und der höchste, den es je an diesem Gletscher, an dem schon seit 51 Jahren kontinuierlich die Längenänderungen gemessen werden, gegeben hat.
Stubacher
Sonnblickkees
Durch die jahrzehntelangen Forschungsarbeiten von Heinz Slupetzky (Salzburg) gehört dieser Hanggletscher in der Granatspitzgruppe zu den am besten erforschten Österreichs. Auch hier hatte sich schon seit Jahren die Aufteilung des Gletschers in 3 voneinander durch Felsbereiche getrennte selbständige Gletscher abgezeichnet. Aus diesem Grund wurden im Vorjahr Marken an allen 3 Teilgletschern (Granatspitz-, Sonnblick- und Filleckzunge) angelegt, sodass heuer erstmals für alle 3 Messwerte mitgeteilt werden können.
Dieser vom höchsten Gipfel der Ötztaler Alpen, der Wildspitze (3.768 m), nach Nordwesten herabströmende Gletscher besitzt noch eine schöne Gletscherzunge, die aber so wie die meisten anderen auch an ihrem unteren Ende von Zerfallsvorgängen betroffen ist. Diese hat der Gebietsverantwortliche fotografisch dokumentiert – es ist eine Felsstufe eisfrei geworden – und durch die Messung des österreichweit zweithöchsten Rückzugsbetrages (–176,0 m) auch zahlenmäßig erfasst.
Dieser isoliert in den Karnischen Alpen gelegene Einzelgletscher steht unter von den übrigen österreichischen Gletschergebieten abweichenden Klimabedingungen. Er liegt sehr tief und reagiert daher besonders sensibel auf erhöhte Temperaturen. 2023/24 brachte für den südlichsten Gletscher Österreichs eine leichte Erholung auf der Grundlage des hier überdurchschnittlich schneereichen Winters und der damit verbundenen Lawinentätigkeit aus den Felswänden über dem Gletscher. Dieser blieb stationär und erlitt nur leichte Massenverluste.
Tabelle 1:
TR
SILVRETTAGRUPPE SN
OE
OE 125 Hintereis F. (–12,6) X R 06.09.24
OE 129 Kesselwand F. –10,2 X R 07.09.24
OE 132 Guslar F. –19,5 X R 10.09.24
OE 133 Vernagt F. –40,2 X R 10.09.24
OE 136 Rofenkar F. –3,9 1 R 20.10.24
Gurgler Tal und Westseite des Ötztales
OE 60 Gaißberg F. –14,8 2 R 13.08.24
OE 63 Rotmoos F.
OE 72 Langtaler F.
OE 74 Gurgler F. –7,4 5 R 07.09.24
OE 150 Rettenbach F. –1,9 1 R 08.09.24
OE 163 Innerer Pirchlkar F. (–25,9) 1 R 25.08.24
Oe 164 Äußeres Pirchlkar 08.09.24
OE 167 Hauer F. (–66,2) 1 R 07.09.24
STUBAIER ALPEN
Sulz- und Windachtal (Ötztaler Seite)
OE 12 Bachfallen F. –26,6 3 R 07.09.24
OE 17 Schwarzenberg F. –3,7 2 R 25.09.24
OE 22 Sulztal F. –20,7 6 R 25.09.24
OE 39 Gaißkar F. –9,1 3 R 01.09.24
OE 40 Pfaffen F. –1,0 4 S 31.08.24
OE 41 Triebenkarlas F. –23,0 4 R 31.08.24 Oberberg- und Unterbergtal (Stubai)
SI 30 Grünau F. –4,2 2 R 22.09.24
SI 34 Fernau F. –58,9 3 R 22.09.24
SI 36b Daunkogel F. –17,5 2 R 22.09.24
SI 55 Alpeiner F. –35,4 3 R 21.09.24
SI 56 Verborgenberg F. –8,1 5 R 21.09.24
SI 58 Berglas F. –13,9 4 R 21.09.24
ZILLERTALER ALPEN
ZI 73 Schwarzenstein K. F R 31.08./01.09.2024
ZI 75 Horn K. F R 31.08./01.09.2024
ZI 76 Waxegg K. F R 31.08./01.09.2024
ZI 86 Furtschagl K. F R 02.09.24
ZI 87 Schlegeis K. F R 02.09.24
ZI 3 Wildgerlos K. –68,7 3 R 08.09.24
SA 123 Untersulzbach K. –29,6 3
SA 129a Venedigerkees F
SA 129d Obersulzbach K. (Geigerzunge) F R
SA 141 Krimmler K. I
IS 40 Umbal K. IS 45 Simony K.
54 Zettalunitz K. –54,0
IS 66 Frosnitz K. IS 77 Schlaten K. F R
GRANATSPITZGRUPPE
SA 97a Sonnblick K. (Filleckzunge) –3,6 3 R 04.09.24
SA 97b Sonnblick K. (Sonnblickzunge) –17,1
97c Sonnblick K. (Granatspitzzunge) –20,7
105 Landeck K. (–281,3) 3
GLOCKNERGRUPPE
Stubachtal
SA 83 Maurer K. –10,3
SA 88 Schwarzkarl
SA 30b Goldberg K. (mittlerer Boden) –9,9
Anmerkungen zu Tabelle 1: Die Gletschernamen werden in der Tabelle aus Gründen der Lesbarkeit und Einheitlichkeit getrennt geschrieben (z. B. Alpeiner Ferner, Horn Kees). Die Abkürzungen bedeuten: F. = Ferner, G. = Gletscher, K. = Kees. Angaben in Klammer sind Werte, die nicht bei der Mittelbildung berücksichtigt wurden (zumeist Zwei- oder Dreijahreswerte).
ZM = Zahl der Marken, die zur Berechnung der Mittelwerte verwendet wurden. X = von der üblichen (Distanzmessung von Fixpunkten in definierter Richtung zum Eisrand) abweichende Bestimmungsmethode (deren Ergebnis jedoch mit den anderen vergleichbar ist); F = Bestimmung der Tendenz durch Fotovergleich oder andere Beobachtungen.
T = Tendenzen.
Diese ergeben sich aus den angegebenen Werten und bedeuten: R = Rückzug, S = stationäres Verhalten (drei Gletscher), V = Vorstoß (nicht vorhanden).
Tabelle 2: Beobachtete Gletscher 2023/24 und Vergleich zu den Vorjahren
a) Nach Gebirgsgruppe 2023/24
b) Alle Gletscher Österreichs in den letzten 15 Jahren
a) Höhenänderung der Gletscheroberfläche
Datum Profillinie Höhenänderung (m) Mittl. Höhe der Punkte 2024 (m) 2022/23 2023/24
07.09.24 Seelandlinie (3 Punkte) –4,0 –4,2 2139,8
07.09.24 Wasserfalllinie (10 Punkte) –7,4 –9,4 2172,4
07.09.24 Burgstalllinie (7 Punkte) –5,9 –5,8 2270,1
08.09.24 Linie am Hohen Burgstall (5 Punkte) –2,5 –3,1
08.09.24 Firnprofil (7 Punkte) –1,3 –3,0
Das Mittel des Einsinkens an allen 15 auf der Pasterzenzunge gemessenen Punkten (Seeland-, Wasserfall- und Burgstalllinie) betrug 7,3 m gegenüber 6,4 m von 2022 auf 2023 (gerechnet jedoch aus 19 Punkten).
b) Horizontalbewegung an der Gletscheroberfläche
Datum Profillinie
07.09.24 Wasserfalllinie (8 Punkte) 4,5
07.09.24 Burgstalllinie (4 Punkte)
08.09.24 Linie am Hohen Burgstall (5 Punkte)
Tabelle 3.2: Profilmessungen 2023/24 am Hintereisferner (Ötztaler Alpen)
a) Höhenänderung der Gletscheroberfläche
b) Horizontalbewegung an der Gletscheroberfläche
Anmerkungen zu Tabelle 2:
n = Anzahl der beobachteten Gletscher
V = Anzahl der vorstoßenden Gletscher
S = Anzahl der stationären Gletscher
R = Anzahl der in Rückzug befindlichen Gletscher
Anmerkungen zu Tabelle 3.2: * = Aufhöhung durch Eintrag von Murschutt
Tabelle 3.3: Profilmessungen 2023/24 am Kälberspitzkees (Ankogel-Hochalmspitz-Gruppe)
a) Höhenänderung der Gletscheroberfläche
Pittoresker Eisrand am Rettenbachferner (Ötztaler Alpen)
Foto: Matthias Plörer, 8.9.2024
Das Mittel des Einsinkens an den drei Profilen betrug 5,3 m im Jahr 2023/24.
Berichter: Mag. Klaus Reingruber, Attnang-Puchheim (seit 1997)
Gebietsmittel: –37,2 m, berechnet aus 3 Gletschern (2022/23: –7,2 m, berechnet aus 3 Gletschern) Das hohe Gebietsmittel ist auf den hohen Rückzugsbetrag des Hallstätter Gletschers – mit –73,3 m der vierthöchste Österreichs und der höchste an diesem Gletscher seit 1973, dem Beginn der aktuellen Messreihe – zurückzuführen. Der Schneelochgletscher konnte wegen des frühen Wintereinbruchs nicht besucht werden.
Berichter: Mag. Günther Groß, Thüringerberg (seit 1973); Ing. Johannes Groß, Nüziders (seit 2022)
Gebietsmittel: –15,3 m, berechnet aus 6 Gletschern (2022/23: –11,9 m, berechnet aus 6 Gletschern) Siehe Kurztext zum Jamtalferner in Abb. 4.
Gebietsmittel: –41,6 m, berechnet aus 20 Gletschern (2022/23: –31,7 m, berechnet aus 21 Gletschern)
Berichter: Mag. Bernd Noggler, Landeck (seit 1997); Markus Strudl MSc, Imst (seit 2011)
Gebietsmittel: –115,0 m, berechnet aus 5 Gletschern (2022/23: –37,8 m, berechnet aus 6 Gletschern)
Das bei Weitem höchste Gebietsmittel Österreichs kommt dadurch zustande, dass die drei Gletscher mit den im laufenden Jahr höchsten Rückzugswerten (siehe Haupttext und Kurztext in Abb. 4) zufällig in diesem Gebiet liegen. Erfreulicherweise konnten an einem der größten Gletscher der Ötztaler Alpen, dem Mittelbergferner, drei Marken angelegt und somit nach 29 Jahren wieder eine neue Messreihe begonnen werden.
Berichter: Matthias Plörer MSc, Sölden (seit 2020); Mag. Dr. Martin Stocker-Waldhuber, Innsbruck (seit 2018); Markus Strudl MSc, Imst (seit 2011)
Gebietsmittel: –19,3 m, berechnet aus 12 Gletschern (2022/23: –23,2 m, berechnet aus 12 Gletschern)
Für den Hintereisferner wird auf das Kapitel Ergebnisse im Haupttext verwiesen.
Für den Mutmalferner liegt nur ein Rückzugswert für den 3-jährigen Zeitraum 2021–2024 vor, der für die Mittelbildung nicht verwendet werden kann.
Tal und Westseite des Ötztales
Berichter: Simon Ennemoser MSc, Oetz (seit 2024); Mag. Dr. Andrea Fischer, Innsbruck (seit 2019); Matthias Plörer MSc, Sölden (seit 2020)
Gebietsmittel: –8,0 m, berechnet aus 3 Gletschern (2022/23: –53,0 m, berechnet aus 3 Gletschern) Die Messung des Inneren Pirchlkar- und des Hauerferners wurde von Simon Ennemoser, den wir hiermit herzlich im Team begrüßen, übernommen. Für diese beiden Gletscher liegen nur Rückzugswerte für den 3-jährigen Zeitraum 2021–2024 vor, sodass sie nicht in die Mittelbildung einbezogen werden können. Der Äußere Pirchlkarferner wurde nach 20 Jahren Unterbrechung wieder ins Messnetz aufgenommen, während der Rotmoosund der Langtaler Ferner bedauerlicherweise nicht besucht werden konnten.
Gebietsmittel: –18,5 m, berechnet aus 12 Gletschern (2022/23: –22,0 m, berechnet aus 12 Gletschern)
Sulz- und Windachtal (Ötztaler
Berichter: Florian Dünser, Bertram Janz, beide Thüringerberg (seit 2014) Gebietsmittel: –14,0 m, berechnet aus 6 Gletschern (2022/23: –13,0 m, berechnet aus 6 Gletschern) Das stationäre Verhalten des Pfaffenferners kam durch den Rückzug des Gletschers auf eine Geländekante, auf der er vorerst an Mächtigkeit, jedoch nicht an Länge verlor, zustande.
Berichter: Mag. Dr. Martin StockerWaldhuber, Innsbruck (seit 2017) Gebietsmittel: –23,0 m, berechnet aus 6 Gletschern (2022/23: –30,9 m, berechnet aus 6 Gletschern)
Wie schon im Vorjahr wies der Fernauferner mit –58,9 m den höchsten Rückzugsbetrag der Stubaier Alpen auf. Auch hier hat sich das Gletscherende an den Oberrand einer Felsstufe zurückgezogen.
Berichter: DI Dr. Reinhold Friedrich, Völs (seit 1979); DI Christoph Friedrich, Völs (seit 2018); Sepp Nussbaumer, Krimml (seit 2016)
Gebietsmittel: –68,7 m, berechnet aus 1 Gletscher (2022/23: –29,7 m, berechnet aus 1 Gletscher) Mit nur einem Wert, dem vom Wildgerloskees (wofür auf den Kurztext in Abb. 4 verwiesen wird) ist das Gebietsmittel kaum aussagekräftig. Wegen der schwierigen Geländebedingungen können die übrigen fünf Gletscher weiterhin nur fotografisch beobachtet werden.
Berichter: Mag. Josef Lang, Virgen-Obermauern (seit 2007); Mag. Roland Luzian, Innsbruck (seit 2000); Sepp Nussbaumer, Krimml (seit 2021)
Gebietsmittel: –24,7 m, berechnet aus 4 Gletschern (2022/23: –35,6 m, berechnet aus 8 Gletschern) Die Venedigergruppe war im Berichtsjahr die Gebirgsgruppe mit der höchsten Anzahl an witterungs- bzw. schneebedingten Datenausfällen, weshalb nur Messwerte von 4 statt wie sonst üblich 8 Gletschern vorliegen. Vom Schlaten-, Venediger- und Obersulzbachkees (Geigerzunge) konnte zumindest die Tendenz durch Fotovergleiche bestimmt werden.
Berichter: Mag. Gabriel Seitlinger, Zell am See (seit 2011)
Gebietsmittel: –10,7 m, berechnet aus 4 Gletschern (2022/23: –4,9 m, berechnet aus 3 Gletschern)
Von den 3 durch Gletscherteilung selbständig gewordenen Eiskörpern des Stubacher Sonnblickkeeses (Kurztext in Abb. 4) werden ab 2024 gesondert Werte mitgeteilt. Das Landeckkees wurde entgegen der letztjährigen Ankündigung des Gebietsverantwortlichen doch noch einmal besucht und die Distanzen zum neuen Gletscherrand oberhalb der Felsstufe gemessen. Da unterhalb der Felsstufe noch Gletschereis liegt, repräsentiert der mitgeteilte Wert (–281,3 m) keinen realen Rückzug und blieb für die Mittelbildung unberücksichtigt.
Gebietsmittel: –19,2 m, berechnet aus 13 Gletschern (2022/23: –32,3 m, berechnet aus 13 Gletschern)
Berichter: Mag. Gabriel Seitlinger, Zell am See (seit 2011); Mag. Dr. Bernhard Zagel, Salzburg (seit 2016)
Gebietsmittel: –20,0 m, berechnet aus 6 Gletschern (2022/23: –16,5 m, berechnet aus 6 Gletschern)
Am weiterhin von starkem Eiszerfall an der Gletscherzunge betroffenen Ödenwinkelkees wurde mit –59,1 m der höchste Rückzugsbetrag dieses Teilgebietes festgestellt. Sowohl am Ödenwinkel- als auch Unteren Rifflkees bedeuteten die heurigen Rückzugswerte neue Maxima in den jeweils 64-jährigen Messreihen.
Berichter: Mag. Gabriel Seitlinger, Zell am See (seit 2011)
Gebietsmittel: –9,5 m, berechnet aus 3 Gletschern (2022/23: –8,9 m, berechnet aus 4 Gletschern)
Am Schmiedingerkees lag bei zwei Besuchen der Eisrand jeweils unter Schnee, sodass keine Messung möglich war, sondern nur die Tendenz festgestellt werden konnte.
Berichter: MMag. Dr. Andreas Kellerer-Pirklbauer, Graz (seit 2017)
Gebietsmittel: –25,3 m, berechnet aus 4 Gletschern (2022/23: –95,2 m, berechnet aus 3 Gletschern)
Die weiterhin stark im Zerfall begriffene Zunge der Pasterze zog sich diesmal „nur“ um 66,3 m zurück, was den sechsthöchsten Wert Österreichs darstellt. Wie im Text bereits erwähnt, werden für die Burgstallzunge gesondert Werte mitgeteilt, obwohl diese noch mit dem Hauptgletscher in Verbindung steht.
Berichter: Mag. Michael Krobath, Graz (seit 2003)
Gebietsmittel: –5,3 m, berechnet aus 3 Gletschern (2022/23: –4,6 m, berechnet aus 3 Gletschern)
Berichter: Mag. Daniel Binder, Bad Gastein (seit 2010); Anton Neureiter MSc, Wien (seit 2022)
Gebietsmittel: –7,1 m, berechnet aus 4 Gletschern (2022/23: –13,9 m, berechnet aus 3 Gletschern) Für das Goldbergkees werden heuer, wie im Text erwähnt, erstmals getrennte Werte
für den östlichen („unterer Boden“) und zentralen Gletscherteil („mittlerer Boden“) mitgeteilt und das Gebietsmittel somit aus 4 Gletschern bestimmt.
Berichter: DI Jörg Färber, Nesselwängle (seit 2017); DI Martin Rößler, Villach (seit 2024)
Gebietsmittel: –11,6 m, berechnet aus 4 Gletschern (2022/23: –12,1 m, berechnet aus 5 Gletschern) 2024 hat der langjährige Gebietsverantwortliche, DI Andreas Knittel, seine Tätigkeit zurückgelegt. Er war seit 1983 bei den Gletschermessungen in der Ankogelgruppe beteiligt und hat diese seit 1999 als Gebietsverantwortlicher, seit 2017 gemeinsam mit Jörg Färber, geleitet. Wir danken ihm an dieser Stelle für sein verdienstvolles Wirken für den Österreichischen Gletschermessdienst. An seiner Stelle begrüßen wir Martin Rößler, der schon seit einiger Zeit Mitglied im Ankogel-Messteam ist, als seinen Nachfolger. Für das nur mehr fotografisch beobachtete Winkelkees waren der Besuch des Fotopunktes und am Westlichen Trippkees die Messung aus Witterungsgründen unmöglich.
Berichter: Mag. Gerhard Hohenwarter jun., Villach (seit 2011) Gebietsmittel: –0,8 m, berechnet aus 1 Gletscher (2022/23: –2,3 m, berechnet aus 1 Gletscher) Mit nur einem Gletscher ist das Gebietsmittel nicht wirklich aussagekräftig. Das stationäre Verhalten des Gletschers wird im Kurztext zu Abb. 4 erläutert.
Die ehrenamtlichen Gletschermesser des Österreichischen Alpenvereins protokollieren den Rückgang von rund 90 Gletschern in Österreich. Seit 1891, für die längste derartige Messreihe weltweit.
Bergauf hat sie beim letztjährigen Gletschermessertreffen besucht.
Es fühlt sich mehr nach Sommerurlaub an als nach Gletscher. Oben auf knapp 2.700 Metern Höhe, auf der Dachstein-Bergstation, drängen sich Familien, Pärchen und Freunde an das Geländer einer großen Außenterrasse. Bei strahlendem Sonnenschein blicken sie auf eine ausgedehnte Schneelandschaft, die sanft zwischen den schroffen Gipfeln von Dirndl, Hohem Dachstein und Gjaidstein liegt. Es wird gelacht, gestaunt und natürlich fotografiert. Das Panorama ist umwerfend, selbst wenn man es teilt – und auch wenn die eigentliche Hauptattraktion, nämlich die Gletscher, zu diesem Zeitpunkt unter dem Schnee verborgen liegen.
Gletschermesser Klaus Reingruber dürfte diesem Treiben mit gemischten Gefühlen zusehen. Zum einen, weil der ehrenamtliche
Mitarbeiter des Alpenvereins grundsätzlich die Ruhe genießt. Zum anderen, weil er eben diese Gletscher Jahr für Jahr bei ihrem Rückzug begleitet: „Ich bekomme oft die Frage gestellt ‚Was braucht denn der Gletscher, damit er wieder wächst?‘. Da muss ich sagen, damit er überhaupt einmal wieder wächst, braucht er ein komplett anderes Klima. Das ist derzeit unmöglich.“
Die 25 ehrenamtlichen, gebiet- und teamverantwortlichen Gletschermesser des Österreichischen Alpenvereins kontrollieren jedes Jahr die Veränderung von rund 90 Gletschern in Österreich. An diesem Tag treffen sie auf der Terrasse der Dachsteinstation zusammen, um mit den Medien über ihre Arbeit zu sprechen. Einer von ihnen ist Gerhard Lieb, Co-Leiter des Gletschermessdienstes. Den Rückgang der Gletscher beobachtet er mittlerweile ohne große Abschiedsschmerzen: „Ich habe mir in den letzten Jahren eine gewisse Abgebrühtheit aufgebaut und bin nicht mehr unmittelbar traurig, sondern bei mir überwiegt tatsächlich die Neugierde, was sich hier verändert.“
Seit 41 Jahren vermisst Gerhard Lieb Gletscher in Österreich. Erst an der Schobergruppe, dann an Österreichs berühmtestem Gletscher, der Pasterze am Großglockner. Seit einigen Jahren leitet er den ehrenamtlichen Gletschermessdienst gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Kellerer-Pirklbauer, beide von der Universität Graz. Jahr für Jahr verfolgen sie den Rückgang der einst mächtigen Gletscher – etwa den der Pasterze, die in den letzten beiden Jahren etwa 270 Meter zurückgegangen ist.
Der Verlust könnte ihnen alle Hoffnung rauben. Er tut es aber nicht. Im Gegenteil, er treibt sie an: „Das ist die wichtigste Botschaft der Gletscher“, sagt Gerhard Lieb: „Nämlich dass sie uns daran erinnern, dass die globale Klimapolitik immer noch viel zu wenig ambitioniert ist und hier noch ganz, ganz viel Handlungsspielraum besteht.“ Der Gletscherschwund ist mittlerweile Alltag. Auf Social Media, in unseren Köpfen und natürlich am Berg.
Da helfen auch die weißen Kunststoffplanen nichts, die Schnee und Eis am Dachstein vor der Sonne schützen sollen.
Es ist ein Kampf, den wir verlieren werden. Wenn wir aber nichts an dieser Lage ändern können, wieso sollten wir überhaupt noch die Gletscher messen? Andreas Kellerer-Pirklbauer: „Die Hauptaufgabe ist zu quantifizieren, zu objektivieren und dann diese Ergebnisse zu präsentieren. Denn wenn ich nur qualitativ sage, dass der Gletscher kleiner oder größer wird, bringt mir das wenig. Ich muss es in Zahlen fassen und in einen langjährigen Kontext bringen.“
Die Gletscher zu messen bedeutet, das Ausmaß des Klimawandels besser zu verstehen. Und das hat ganz viel mit uns zu tun, sagt auch Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins: „Eigentlich müsste man beim Menschen endlich den Selbsterhaltungstrieb triggern. Es geht darum, dass wir in einem gesunden ökologischen Umfeld leben können. Zu erkennen, dass wir uns eigentlich selbst retten sollten.“ Slupetzky wurde schon mit drei Monaten von ihrem Vater Heinz auf Österreichs Gletscher mitgenommen. Der Gletschermessdienst gehört heute zu ihren Agenden im Alpenverein: „Wenn man hierherkommt, die Bergwelt und die Gletscher sieht, ist es einfach ein WowMoment. Aber man weiß ja nicht, wie es vielleicht vor 40 oder 50 Jahren ausgesehen hat. Und deswegen ist es ganz wichtig, immer wieder Vergleiche zu machen, um zu verdeutlichen, wie sich unsere Umgebung verändert.“
Exaktes Arbeiten
Der Alpenverein vermisst die heimischen Gletscher schon seit über 130 Jahren. 1891 hat der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein noch mit einem großen Vorstoß der Gletscher gerechnet und seine Mitglieder aufgefordert, hinauszugehen und die Gletscher zu messen. Gerhard Lieb: „Der erwartete Gletschervorstoß ist so nie gekommen. Aber es hat sich in diesen über 130 Jahren allmählich ein Netzwerk von Ehrenamtlichen entwickelt.“ In ganz Österreich sind ca. zwei Dutzend Gebietsverantwortliche des Alpenvereins für bestimmte Gebiete zuständig. Sie messen dort alljährlich die Veränderung der Gletscher nach.
Einer dieser Gebietsverantwortlichen ist Klaus Reingruber, Hausherr am Dach. >
^ Elke Lemmerer bei der Messarbeit am Dachstein
‹ Nicole Slupetzky, AlpenvereinsVizepräsidentin, Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer beim Fachtreffen am Dachstein
Der hat mittlerweile die Terrasse der Dachsteinstation verlassen. Auf einem Felsen im Schneefeld zeigt er, wie das Gletschermessen in der Praxis aussieht: „Ich habe gerade den Laser positioniert. Und sehe jetzt im Display die Elke, die den Reflektor hält. Der Laserstrahl muss ja reflektiert werden, damit ich die Distanz messen kann.“ Mit einem handlichen Messgerät zielt der Meteorologe in Richtung seiner Kollegin Elke Lemmerer. Sie ist rund 20 Meter entfernt und hält eine reflektierende Metallfläche in unsere Richtung. Sie markiert damit das Ende eines Gletschers. Im Display von Klaus Reingrubers Messgerät sehen wir sie noch einmal stark vergrößert – ein Fadenkreuz schwirrt um die Metallfläche herum, die sie uns entgegenhält. Für eine exakte Distanzmessung muss Reingruber im Display mit dem Fadenkreuz genau auf das Metall zielen und dann den Knopf für die Messung drücken. Das ist oft leichter gesagt als getan: „Jetzt habe ich sie nicht erwischt.“ Reingruber probiert es noch einmal. Das Fadenkreuz zittert um die Metallfläche herum, das Gerät piepst – aber auch dieses Mal klappt es nicht: „Jetzt habe ich sie wieder nicht erwischt! Aber da steht dann eine Zahl, die Distanz. Im Endeffekt machen wir das ein paar Mal bei jedem Punkt. Ich schreibe die Werte sofort auf. Oder wenn es das Gelände oder die Situation nicht zulässt, gehen wir auch mit einem Maßband bis hin zum Gletscherrand.
» Das ist die wichtigste Botschaft der Gletscher. Nämlich dass sie uns daran erinnern, dass die globale Klimapolitik immer noch viel zu wenig ambitioniert ist und hier noch ganz, ganz viel Handlungsbedarf besteht. «
Gerhard Lieb
Das ist die ganz herkömmliche Messung. Aber das geht natürlich nur, wenn die Distanz nicht zu groß ist.“
So geht Gletschermessen bei vielen Gletschern, aber nicht bei allen. An manchen muss mit Drohnen oder mit GPS gearbeitet werden. Um ein repräsentatives Bild vom Gletscherrückgang zu erhalten, werden mehrere Stellen über die Breite des Gletschers gemessen. Das sind markierte Stellen, wie etwa der Felsen, auf dem Klaus Reingruber steht. Gemessen wird jedes Jahr am Ende des Sommers, wenn die Schneedecke geschmolzen und der Gletscher gut sichtbar ist: „Wir messen mit einem GPS-Gerät immer exakt vom gleichen Punkt weg“, erklärt Reingruber: „Der Punkt ist mit einem Buchstaben markiert.
B25 wäre eine Messmarke, die angelegt wurde. Die heißt dann immer B25, bis der Gletscher so weit zurückgewichen ist, dass es die Geräte nicht mehr schaffen. Dann gehe ich hinauf und lege eine neue Messmarke an.“ So folgt der Gletschermesser seinem Gletscher über die Jahre bergan bis zu seinem Ursprung und zu seinem Ende.
Klaus Reingruber und Elke Lemmerer begleiten ihre Dachsteingletscher nun schon 20 Jahre. Zuerst nur den Gosaugletscher und den kleinen Schneelochgletscher. Später auch noch den Hallstätter und den Schladminger Gletscher. Die Folgen des Klimawandels sind unübersehbar, sagt Reingruber: „Du hast in den letzten 20 Jahren jedes Jahr eine Veränderung. Das war früher anders. Da hat sich teilweise ewig nichts gerührt. Jetzt sehen wir jedes Jahr eine signifikante Veränderung. Manchmal finden wir die Messpunkte nicht mehr oder es liegt ein Felsen drauf.“ Überhaupt haben die Gletschermesser einige Hürden zu überwinden. Das Klima erwärmt sich in den Alpen besonders stark. Laut Geosphere Austria sogar doppelt so schnell wie im globalen Mittel. Permafrost und Eis wirken im Gebirge wie ein Kleber, der loses Gestein und instabile Felsen zusammenhalten kann. Tauen sie ab, lösen sich Steine oder ganze Felsen und
krachen talwärts. Das kann den Zustieg sehr schwer machen und auch die Gletschermesser selbst gefährden. Das Schwierigste sei aber, den Gletscherrand zu definieren, sagt Reingruber: „Der Gletscher ist ja nicht wie eine Mauer. Der ist zerfranst und mit Steinen bedeckt. Da muss man sehr exakt arbeiten.“
Einige ehrenamtliche Gletschermesser sind im Hauptberuf Meteorologen, Geographen oder sogar Gletscherforscher und schon seit ihrer Jugend auf Österreichs Gletschern unterwegs. Manche von ihnen messen bereits seit mehreren Jahrzehnten oder haben das Amt von ihren Eltern übernommen. Das macht sie zu unersetzlichen Experten und zu wichtigen Zeitzeugen für die Bewegung der Gletscher.
So wie Günther Groß. Den 75-Jährigen könnte man getrost als Urgestein der Gletschermessung bezeichnen. 1973 vermisst er das erste Mal ehrenamtlich für den Alpenverein die Gletscher in der Silvretta-Gruppe. Mittlerweile ist er seit mehr als 50 Jahren für den Gletschermessdienst des Österreichischen Alpenvereins im Einsatz. Als Rudi Carrell in den 1970er-Jahren singt, wann es mal wieder richtig Sommer wird, hat er gesehen, wie die Gletscher ein letztes Mal zaghaft vorstoßen. Und kurz darauf, wie die Debatte um den menschengemachten Klimawandel beginnt: „Ich weiß noch gut, die Sommer 1982 und 1983, die waren schon ein bisschen wärmer. Man hat gesehen, hoppala, der Vorstoß der Gletscher beginnt zu stottern. Die klimatischen Bedingungen verändern sich langsam. Und dann begann so die Zeit, wo man schon über den menschlichen Einfluss und den Klimawandel zu sprechen begann.“ In der Wissenschaft ist der menschengemachte Klimawandel kurz darauf Konsens. Den Gletscherschwund hält das aber nicht auf. Weder damals noch heute.
Loslassen
Günthers Sohn, Johannes Groß, ebenfalls Gletschermesser, kennt das nur aus Erzählungen: „Ich kenne es nur so, dass die Gletscher zurückgehen und nicht, dass sie einmal vorgestoßen sind. Das ist für mich gar nicht vorstellbar.“ Der 36-Jährige ist sehr wahrscheinlich der letzte Gletschermesser der Silvrettagruppe: „Ich werde
wahrscheinlich irgendwann in die Silvretta gehen und feststellen, dass ich nicht mehr gehen brauche.“ Irgendwann wird Johannes Groß das Messgerät zu Hause lassen und in eine komplett veränderte Bergwelt gehen.
Eine Bergwelt ohne Gletscher. Und dann? Haben wir unsere Berge dann für immer verloren? Nein, sagt Gletschermessdienst-Leiter Gerhard Lieb. Die Berge werden anders sein, aber das Leben wird weitergehen: „Es ist eine andere Wahrnehmung, aber weil die Wahrnehmung immer auch sozial konstruiert ist, ist es natürlich möglich, auch später die Berge als schön zu begreifen. So wie es jetzt auch Inbegriffe von schönen Berglandschaften gibt, die keinen Gletscher haben. Wie der Wilde Kaiser, große Teile der Dolomiten oder bei uns in der Steiermark das Gesäuse“, so Lieb. „Im Prinzip lässt sich das umbewerten.“ In den Zentralalpen hätten wir außerdem den Effekt, dass durch den Gletscherschwund sehr viele Seen zum Vorschein kommen. Eine neue Ästhetik, die dann durch uns neu verhandelt wird. Es ist mit den Bildern in unserem Kopf ähnlich wie mit den Gletschern. Sie bewegen sich langsam. So langsam, dass wir Veränderungen manchmal gar nicht mitbekommen. Zukünftige Generationen werden Österreichs Gletscher nur noch aus Erzählungen kennen. Und die Alpen trotzdem schön finden. Wandern, Bergsteigen, Klettern und – all das sollte uns laut allen
Prognosen noch erhalten bleiben – auch Skifahren. Für uns ist die Geschichte der Gletscher aber erst einmal eine Geschichte des Abschieds. Eine Geschichte des Loslassens. Das weiß vielleicht keiner so gut wie die Gletschermesser selbst, die jedes Jahr ein Stück dieses Abschieds protokollieren. Festhalten und aufmerksam machen, dass noch etwas übrig ist, für das es sich zu kämpfen lohnt. Günther Groß: „Die Gletscher werden nicht mehr zu retten sein, aber wir: Wenn wir versuchen, neue Wege zu beschreiten.“
Michel Mehle arbeitet als Journalist und Podcaster, unter anderem für den Alpenverein-basecamp-Podcast.
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Folge #31 – „Die Gletschermesser“ des AlpenvereinPodcasts beschäftigt sich mit den Menschen aus diesem Beitrag.
Mehr Infos: www.alpenverein.at/ basecamp
‹ Klaus Reingruber bei der Arbeit am Dachsteingletscher
ˆ Johannes, Luise und Günther Groß
Wir schreiben das Jahr 1891. Der Alpenverein ist bereits 29 Jahre alt. Am 19. November 1862 wurde er in der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften als „Oesterreichischer Alpenverein“ gegründet. Elf Jahre später, 1873, kommt es zur Fusion mit dem 1869 aus dem „Bildungsbürgerlichen Bergsteigerverein“ hervorgegangenen Deutschen Alpenverein zum „Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein/DuOeAV“ –eine Verbindung, die maßgeblich zum Erfolg des Alpenvereins beitragen sollte. Denn während der Österreichische Alpenverein anfangs sehr elitär und vor allem sehr zentralistisch organisiert war, setzte der Deutsche Alpenverein schon von Beginn an auf eine dezentrale Struktur mit Sektionen, die sogenannte Arbeitsgebiete in den Bergen haben. Neben dem Bau von Hütten und Wegen, um die „Bereisung der Alpen zu erleichtern“, wie es in den Statuten, 1. Zweck des Vereins, zu lesen ist, kommt vor allem auch der wissenschaftlichen Erkundung der Berge und der Berichterstattung darüber eine große Rolle zu.
Erstaunlich sind die Kenntnisse, die schon damals über die Gletscher des Alpenraumes herrschten. So wusste man beispielsweise, dass das Vorrücken bzw. der Rückzug des Eises sowohl in den Westals auch in den Ostalpen die Folge leichter Klimaschwankungen ist. Aufgrund der im Alpenraum langen Temperaturaufzeichnungen seit 1767 kann gut nachvollzogen werden, dass kalte, nasse Jahre und warme, trockene Jahre in Perioden von im Schnitt 30 Jahren wechselten. Zusätzlich sind die oftmals verheerenden Flutkatastrophen durch den Bruch von Gletscherdämmen in Jahren eines Gletschervorstoßes gut dokumentiert.
An Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze, wird zudem bereits seit 1879 durch F. Seeland die jährliche Längenänderung gemessen. „Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich damit um die weltweit längste (auf realen jährlichen Messungen beruhende und nicht wie bei vielen anderen Gletschern später rekonstruierte) Datenreihe der Längenänderungen eines Gletschers.“ (Aus: „Die klimagesteuerte Entwicklung von Gletschern und Permafrost seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in den österreichischen Alpen“,
Vom „Aufruf“ zum Gletschermessen im Ostalpenraum im Jahr 1891 bis zum „International Year of Glaciers’ Preservation“: Eine Zeitreise durch die Gletschervermessungsarbeiten in Österreich und ein Blick über den Tellerrand hinaus.
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Andreas Kellerer-Pirklbauer & Gerhard Karl Lieb, erschienen im Jb. nass. Ver. Naturkde., Ausgabe 2023)
Aufruf zum Gletschermessen
Das Interesse am Phänomen „Gletscher“ war also groß. Wie groß tatsächlich, ist in einem bemerkenswerten „Aufruf“ des wissenschaftlichen Beirates des damaligen DuOeAV in dessen Mitteilungen zu lesen. Die Mitglieder des Beirates erläutern darin ausführlich, dass die aktuelle Rückzugsperiode der Gletscher nach einem Höhepunkt um 1850 „bereits viel länger, als nach den bisherigen Erfahrungen zu erwarten war“, andauere. Man könne also davon ausgehen, dass die Gletscher der Ostalpen wieder im Vorstoß begriffen seien. Ein Ereignis, welches man keinesfalls verpassen wollte: „Durch genaue
Rudolf Reschreiter, Vorstoss und Rücklauf des Vernagtferners, 1911
So wusste man beispielsweise, dass das Vorrücken bzw. der Rückzug des Eises sowohl in den Westals auch in den Ostalpen die Folge leichter Klimaschwankungen ist.
Beobachtungen hierüber werden wir die werthvollsten Aufklärungen über Gletscher- und Klimaschwankungen, die Art ihrer Wirkung und Verbreitung erhalten.“ Wie bereits erwähnt, war der Alpenverein damals schon durch seine Sektionen dezentral aufgestellt und eben diesen Vorteil wollte man nutzen, denn die Aufgabe schien nur durch das „Zusammenwirken einer großen Anzahl an Mitgliedern, durch die Sectionsleitungen und endlich durch die Verwendung der Führer“ bewältigbar zu sein. Aus diesem Grund richtet sich der Aufruf an mehrere Personengruppen: Zum einen an alle jene, die die Alpen bereisen. An sie ergeht der Appell, eigene Beobachtungen von einem Vorstoß, Rückzug oder auch Stillstand dem damaligen „Central-Ausschuss“ zu berichten. Besonders „photographierende Vereinsmitglieder“ sollen sich angesprochen fühlen, denn schon damals hat man die Idee, alle Aufnahmen der Gletscher der Ostalpen im wissenschaftlichen Archiv des Alpenvereins aufzubewahren. Im Laufe der Jahre ist dadurch eine Sammlung an Bildern entstanden, deren Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Um aber tatsächlich wissenschaftliche Daten zu den Gletschern zu erhalten, nutzt der Alpenverein nun konkret die dezentrale Struktur. Die Sektionen werden gebeten, „in ihren Gebieten einen regelmäßigen Beaufsichtigungsdienst einzurichten“. Zum einen sollen die Führer angehalten werden, Veränderungen an den Gletschern, die ihnen sowohl in Bezug auf Vor- und Rückzug als auch bezüglich Firnfeld, Ausaperung, Spalten etc. auffallen, zu melden. Zum anderen sind die Sektionen eingeladen, „geeignete Personen, Vereinsmitglieder oder auch Gebirgsbewohner“ zu benennen, die „all-
jährlich oberflächliche Messungen des Gletscherstandes vornehmen“. Es folgt eine Anleitung, wie eine solche Messung auszusehen habe: In der Nähe der Gletscherzunge sei eine Reihe von Punkten zu markieren, von denen in Fließrichtung des Gletschers mit einer Messschnur die kürzeste Entfernung zum Eis gemessen wird –und das jährlich jeweils im September. Die Daten inklusive eines schriftlichen Berichts seien an den Central-Ausschuss bzw. den wissenschaftlichen Beirat zu übermitteln, der sich um eine Veröffentlichung der Ergebnisse in den Mitteilungen des Alpenvereins bemühen werde. Dieser Aufruf stellt die Geburtsstunde des Gletschermessdienstes des Alpenvereins dar.
Gletschermessdienst von weltweiter Bedeutung
Die Organisationsstruktur des Vereins mit seinen Sektionen und das klar begrenzte Gebiet sorgten für gute Aussichten, dass das Projekt Gletscherbeobachtung und deren Längenmessung auch tatsächlich umgesetzt werden könnte. Der Blick zurück bestätigt den Erfolg: Seit 1918 spricht man offiziell vom „Gletschermessdienst“ des Alpenvereins, damals unter der Leitung von Raimund Klebelsberg zu Thunburg, der 1927 auch den ersten österreichweiten Gletscherbericht veröffentlichte, der strukturell mit den heutigen Berichten vergleichbar ist. Ihm folgte Hans Kinzl bis 1979 nach. Danach übernahm Gernot Patzelt bis 2009 den Gletschermessdienst, gefolgt von Andrea Fischer, die 2016 von den beiden heutigen Leitern Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, zwei Geographen und renommierte Gletscher- und Permaforscher der Universität Graz, abgelöst wurde.
Heute greift der Alpenverein auf die Berichte von aktuell 25 Gebietsverantwortlichen zurück, die mit ihren Teams zwischen 70 und 90 Gletscher in zwölf Gebirgsgruppen beobachten und vermessen. Die lange Zeitreihe, die immer gleiche Messmethode (Längenmessung und Ermittlung des arithmetischen Mittels mit Maßband, GPS oder Drohne), die große Anzahl der vermessenen Gletscher und nicht zuletzt das unermüdliche Engagement der ehrenamtlich tätigen Gletscherverantwortlichen sind zusammen die Grundlage für eine weltweit einzigartige Messreihe von unschätzbarem Wert für die Klimawandelfolgenforschung. Die gewonnenen Daten fließen unter anderem auch in die globale Gletscherdatenbank des World Glacier Monitoring Service (WGMS mit Sitz in Zürich) ein.
Neue Herausforderungen
Vor allem das rapide Abschmelzen der Gletscher sowie der zunehmend auftauende Permafrost stellten die Gletschermesser und Gletschermesserinnen vor teilweise komplizierte Aufgaben. Einerseits wird der Zugang zum Gletscher oft durch Steinschlag, zu überwindende Felsstufen oder unpassierbare Gletscherseen erschwert oder (zu) gefährlich, zum anderen zerfallen die Gletscher in Einzelteile, werden spaltenreicher, ziehen sich hinter
Geländekanten zurück oder ihre Reste sind unter Schutt begraben, was die Frage aufwirft, wo und wie in Zukunft weiter gemessen wird.
Regelmäßige Treffen der Gebietsverantwortlichen, die den Erfahrungsaustausch, den Umgang mit aktuellen Problemstellungen und neuen technischen Mitteln fördern sollen, sowie detaillierte Anleitungen von Seiten der Messdienstleitung stellen sicher, dass trotz der oft schwierigen Situationen immer noch valide Daten geliefert werden können.
Keine Frage, unter der Leitung von Gerhard Karl Lieb und Andreas KellererPirklbauer hat der Gletschermessdienst des Alpenvereins wohl die größten Herausforderungen seiner Geschichte zu bewältigen. Das Engagement der Gletschermesser und Gletschermesserinnen sei aber immer noch ungebrochen, Nachwuchspro-
‹ ^ Gletschermesser Günther Groß beim Vermessen des Ochsentalergletschers (Silvrettagruppe) im September 2021. Fotos: Alpenverein/Alexander Fuchs
› Wo sich der Gletscher zurückzieht, entsteht neues Land, das innerhalb weniger Jahre von Pionierpflanzen besiedelt wird. Foto: Christina Schwann
bleme gebe es keine, so Gerhard Karl Lieb im Gespräch. Zum Glück, denn für die Wissenschaft spielt es eine geringe Rolle, ob die Gletscher zurückgehen oder gar verschwinden. Alle vom Klimawandel verursachten Veränderungen sind von Interesse und alles soll so genau wie möglich dokumentiert werden. In der Rückschau zeichnet der Gletschermessdienst des Alpenvereins ein sehr genaues Bild unserer Gletscher, das im globalen Vergleich nicht nur äußerst präzise ist, sondern vor allem auch sehr eindrücklich den globalen Langzeittrend widerspiegelt.
Ist dies das Ende der Gletscher?
Ja, im Alpenraum mit Sicherheit. Warum? Weil es wärmer wird, und zwar schnell. Aber im Detail ist die Beantwortung nicht so einfach, denn es geht ums Klima und
» Von 1900 bis 2020 betrug die Erwärmung schon 0,75 °C pro 100 Jahre und seit 1980 erwärmen wir uns global um 5 °C pro 100 Jahre. Das ist eine Erwärmung, die 100-mal schneller vor sich geht als jene am Ende der Eiszeit. «
Alexander Radlherr, GeoSphere Austria
somit um wohl eines der komplexesten Systeme unseres Planeten.
Um die Gegenwart besser verstehen und einordnen zu können, ist in der Klimaforschung der Blick zurück in die Geschichte unerlässlich. Eisbohrkerne und die präzisen Daten des Gletschermessdienstes des Alpenvereins sind dabei wichtige Puzzlesteine. Heute weiß man sehr genau, die letzte Eiszeit endete vor rund 12.000 Jahren. Seither befinden wir uns in einer Warmzeit, dem Holozän. Temperaturschwankungen in dieser Zeit von ungefähr +/-1 °C bewirkten beispielsweise, dass Ötzi eisfrei über die Alpen wandern konnte und um 1850 die meisten unserer Gletscher ihre größte Ausdehnung hatten. Auch ist heute bekannt, dass diese von der Wissenschaft schon früh erkannten periodischen Veränderungen innerhalb der Warmzeit durch die Sonnenzyklen und die Lage der Erdachse zustande kommen. Die Daten des Gletschermessdienstes des Alpenvereins bilden diese Schwankungen sehr gut ab: Auch wenn der damals 1891 vom wissenschaftlichen Beirat prognostizierte Vorstoß der Gletscher weniger markant ausfiel als erwartet, stießen zwischen 1916 und 1920 wieder mehr als 50 Prozent der Gletscher vor, bevor eine 35 Jahre andauernde Warmphase für ein Abschmelzen sorgte. Erst ab 1970 kam es zu einer deutlichen Trendumkehr, die Gletscher rückten bis 1983/84 vor.
Seither kommt es aber zu einem – mit Ausnahme des Haushaltsjahres 1996/97 –markant raschen Längenverlust, der nicht mehr dem periodischen Verlauf entspricht und seit der Jahrtausendwende so richtig „an Fahrt“ aufnimmt.
Was ist also die Ursache dieses außergewöhnlichen Rückgangs? Die Antwort liegt auf der Hand: Das Gletschereis reagiert auf die deutlich steigenden globalen Temperaturen. Aus der Klimageschichte unseres Planeten wissen wir, Temperatur und CO2-Gehalt in der Atmosphäre korrelieren. Das geht auf die einfache physikalische Tatsache des Treibhauseffektes zurück: CO2, Methan, Lachgas und weitere Gase sowie vor allem auch Wasserdampf lassen die Sonnenstrahlen zwar ungehindert auf die Erde, behindern aber die Abstrahlung dieser Energie zurück in den Weltraum. Dieses Phänomen macht die Erde einzigartig, denn erst dadurch konnte sich Leben auf unserem Planeten entwickeln.
Erdoberfläche und der Ozeane führt. Wie überaus außergewöhnlich dieser Anstieg ist, hat Alexander Radlherr von der GeoSphere Austria im Rahmen des Alpinforums 2024 in Innsbruck so zusammengefasst: „Von 1900 bis 2020 betrug die Erwärmung schon 0,75 °C pro 100 Jahre und seit 1980 erwärmen wir uns global um 5 °C pro 100 Jahre. Das ist eine Erwärmung, die 100-mal schneller vor sich geht, als jene am Ende der Eiszeit.“ Das Jahr 2024 war mit einer globalen Temperaturabweichung von +1,6 °C relativ zur vorindustriellen Referenzperiode von 1850 bis 1900 das wärmste der bisherigen Messgeschichte. Erstmals wurde damit über 12 Monate hindurch das Ziel des Pariser Klimaabkommens, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, überschritten. Ein Trend, der sich, wie Radlherr betont, fortsetzen wird.
Damit ist auch klar, dass unsere Alpengletscher in den nächsten drei bis vier Jahrzehnten so gut wie verschwunden sein werden, zumal der Albedo-Effekt für eine klassische Rückkopplung sorgt: Je weniger weiße Eis- und Schneefläche das Sonnenlicht reflektiert, desto mehr erwärmt sich der Boden. Mit ein Grund, warum sich die Alpen schneller erwärmen als das Flachland.
International Year of Glaciers’ Preservation
In Sachen Klima müssen wir also größer, globaler denken und über den Tellerrand hinausblicken. Weltweit sind die massiven Auswirkungen der Klimakrise zu spüren: Brände, Flutkatastrophen, Hurrikans, Dürren, Hitze etc. beeinträchtigen vielerorts längst nicht mehr nur die Lebensqualität, sondern sind existenzbedrohend. Um einmal mehr auf die Dringlichkeit eines entschlossenen Handelns der Weltgemeinschaft hinzuweisen, hat die UN das Jahr 2025 offiziell zum „Internationalen Jahr der Gletschererhaltung“ (International Year of Glaciers’ Preservation) und fortan den 21. März zum „Welttag der Gletscher“ erkoren. Damit soll die Aufmerksamkeit auf die gesamte Kryosphäre – also auf Gletscher, Schnee und Eis –und ihre zentrale Rolle im Klimasystem gelenkt werden. Unbedingt soll verdeutlicht werden, dass das Abschmelzen
Seit dem Beginn der Industrialisierung gelangen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe sowie die intensive Landwirtschaft allerdings in kurzer Zeit dramatisch viele Treibhausgase in die Atmosphäre, was zu einer deutlichen und vor allem beispiellos raschen Erwärmung der >
der Gletscher und das Auftauen des Permafrostes nicht nur eine optische Landschaftsveränderung, vermehrten Steinschlag oder Felsstürze in Gebirgsregionen nach sich ziehen, sondern weitreichende Folgen für das Umland haben.
Außerdem schmelzen nicht nur die Gletscher in den Bergen, sondern auch an den Polkappen rapide ab. Mehr Süßwasser gelangt in die Meere, der Meeresspiegel steigt, die thermohaline Zirkulation verändert sich. Der Albedo-Effekt verstärkt und beschleunigt die Prozesse. Permafrostböden tauen nicht nur bei uns in den Alpen auf, sondern auch in den riesigen Tundragebieten hoher Breiten, zunehmend mehr Methan entweicht, der Treibhauseffekt wird angekurbelt. Über den warmen Meeren nimmt die Luft mehr Wasserdampf auf, es kommt zu heftigeren Stürmen und Starkniederschlägen, gleichzeitig schwächt sich der Jetstream aufgrund des geringeren Temperaturgradienten zwischen den Polen und dem Äquator ab, Wetterphasen sind persistenter, Dürre- und Hitzeperioden länger. Die Liste an Veränderungen und katastrophalen Ereignissen sowie jene der Rückkopplungs- und Verstärkungseffekte ist
heute schon lang und wird immer länger. Die Gefahr der Aktivierung von sogenannten Kippelementen im Klimasystem ist nicht mehr nur theoretisch gegeben, sondern sehr real.
Kapitel des Gletschermessdienstes
Für den Gletschermessdienst des Alpenvereins ist wohl das letzte Kapitel angebrochen. „Die Sicherheit der Gletschermesser und Gletschermesserinnen muss im Vordergrund stehen. Wenn man die Gletscherstirn aufgrund von Steinschlag, Felsstufen oder etwa weil sich ein Gletschersee gebildet hat, nicht mehr erreicht, empfehlen wir andere Methoden. Beispielsweise eine Lasermessung oder das Abfliegen mittels Drohne. Irgendwann ist die Messung dann einzustellen, eine reine Bilddokumentation kann dann aber immer noch aufschlussreich sein“, sind sich Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer einig. Schließlich sei auch das Verschwinden der Alpengletscher wissenschaftlich relevant, insbesondere auch hinsichtlich der Veränderungen des Gletschervorfeldes, des Verhaltens von Blockgletschern oder
schuttbedeckten Gletscherresten, die auch als „Toteis“ bezeichnet werden.
Der jährliche Bericht des Gletschermessdienstes im Bergauf wird weiterhin wissenschaftlich korrekt emotionslos gehalten, darf aber durchaus als eindringliche Warnung verstanden werden, denn unsere Alpengletscher sind längst zum Synonym für Klima, Klimaveränderung und Klimaschutz geworden. Das Internationale Jahr der Gletschererhaltung bietet sich daher auch für den Alpenverein an, seinen Mitgliedern die Dimension des Klimawandels und seine Auswirkungen global und für unser Leben in den Alpen noch besser zu verdeutlichen.
Allein das Wort „Erhaltung“ muss in Zukunft über die Gletscher im engeren Sinn hinaus neu gedacht und definiert werden. Es muss vor allem um den Erhalt unberührter Hochgebirgsregionen gehen, die auch ohne Gletscher wertvolle Ökosysteme darstellen, in denen die Natur sich weiterentwickeln wird.
Christina Schwann ist selbstständige Ökologin (Firma ökoalpin) mit den Schwerpunktthemen nachhaltige Regionalentwicklung, Tourismus, Besucherlenkung und Bewusstseinsbildung.
^ Günther Groß beim Markieren eines Messpunktes im Sulztal, 1975.
‹ Gletschermesser Günther Groß beim Suchen des Eisrandes am Bieltalferner, 2004.
Fotos: Luise Groß
2016 am Seekarjoch (Gemeinde Pfunds) in 2.845 m entdeckte Trittfalle aus Holz. Die Falle datiert zwischen 1249 und 1328. Foto:
t hOma S Bach N etze R , JOha NN e S PöLL
Die Fachrichtung Gletscherarchäologie ist einer der jüngsten archäologischen Forschungsbereiche im alpinen Raum. Ging die Fachwelt noch bis zum Beginn der 1990er-Jahre davon aus, dass die hochalpinen Lagen, darunter auch vergletscherte Gebiete, in vergangenen Zeitperioden kaum von Menschen genutzt und begangen wurden, steht mittlerweile fest, dass es sich dabei um einen seit dem Ende der WürmKaltzeit vor rund 12.000 Jahren häufig frequentierten, saisonal aufgesuchten Lebens- und Durchzugsraum handelt. Eis konserviert organische Materialien wie Holz-, Lederund Pflanzenreste über Jahrtausende. Die derzeit noch vorhandenen Gletscherrestflächen stellen somit archäologisch au-
ßerordentlich bedeutende, aber eben auch besonders fragile und bedrohte Zonen dar, die laufend systematischer Untersuchungen bedürfen. Besonders organische Artefakte sind nach dem Ausschmelzen oft sehr empfindlich. Sobald es zu einer Freisetzung aus dem Eis kommt, sind sie Wettereinflüssen wie Regen, Wind, Sonne, Temperaturschwankungen und Tierfraß ausgeliefert und zersetzen sich – abhängig von Material, Höhe, Lage und Lufttemperatur – teils innerhalb kürzester Zeit und sind in der Folge unwiderruflich verloren. Nicht erst seit der Auffindung der Gletscherleiche vom Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen („Ötzi“) zeigt die Erfahrung, dass die allermeisten Funde im hochalpinen Bereich durch Bergsteiger*innen ent-
funktion ins Mobilfunknetz. Erkennt die App österreichische Koordinaten, wird die Fundmeldung automatisiert in die Zentrale des Bundesdenkmalamts Österreich nach Wien geschickt. Von dort aus werden die Meldungen an die regional zuständigen Archäolog*innen des Bundesdenkmalamtes weitergeleitet, die die weiteren notwendigen Schritte wie die Kontaktaufnahme zu den Finder*innen und die Bergung der Artefakte einleiten.
deckt werden. Damit muss es ein Ziel sein, die große Gruppe der Alpinist*innen für die Sache zu sensibilisieren. Das kantonale Amt für Archäologie (KAA) des Kantons Wallis in der Schweiz ließ daher schon vor geraumer Zeit durch die Firma Biolovision Sàrl aus Ardon die App „IceWatcher“ entwickeln (verfügbar auf iOS und Android), durch welche gletscherarchäologische Funde direkt von der Fundstelle aus und unmittelbar zum Zeitpunkt der Auffindung an das zuständige Denkmalamt gemeldet werden können.
Seit Jänner 2024 ist die App für die Nutzung auch in Österreich in den Vollbetrieb übergegangen und steht jedermann kostenfrei zur Verfügung. Voraussetzung für eine korrekte Fundmeldung ist ein GPS-fähiges Endgerät mit Einwahl-
Die Funktion der App ist möglichst einfach aufgebaut und gestattet ein rasches und unkompliziertes Erfassen der Fundsituation. Zur Verwendung muss nach der Installation kein Konto erstellt werden, einzig eine E-Mail-Adresse wird benötigt, damit spätere Rückfragen seitens des Bundesdenkmalamts an die/den Melder*in möglich sind. In diesem Sinne besteht die Hoffnung, dass Bergsteiger*innen und Alpinist*innen, die im Gletscherbereich unterwegs sind, auf archäologische Funde oder unbekannte Gegenstände, die für solche gehalten werden können, aufmerksam werden und diese melden, damit sie für die Nachwelt sichergestellt werden können.
Thomas Bachnetzer ist Gletscherarchäologe, Johannes Pöll Mitarbeiter im Bundesdenkmalamt –Abteilung für Archäologie.
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Eine Kurzinfo zur Fundmelde-App findet sich auf der Webseite des Bundesdenkmalamts:
QR-Code scannen, um direkt zu den Infos zu gelangen.
Auf der Kürsinger-Hütte sind die Gletscher noch zum Greifen nah.
Vier Hütten, bei denen du deinen Blick aus dem Hüttenfenster noch über Gletscher(reste) schweifen lassen kannst.
c a ROL i N Scha R fe NS tei N
Der Anblick der mächtigen Eisflächen lässt einen schon mal innehalten, auch wenn einen der rasante Rückgang nachdenklich stimmt. Die Gletscher der Alpen sind aber nicht nur erfahrenen Bergsteiger*innen vorbehalten. Auch auf ein paar Hütten kann man dem Eis von der Terrasse „zum Greifen“ nah sein.
Zittel-Haus, 3.105 m, Alpenverein Rauris
Die Bewirtschaftung solch einer hochalpinen Hütte erfordert einiges an Knowhow und nach der langjährigen Bewirtschaftung durch das bisherige Pächterpaar ist der Alpenverein Rauris erst wieder auf der Suche nach einem Nachfolger (gewesen). Auch die klimatisch herausfordernden Begebenheiten auf über 3.000 Metern Höhe rütteln an der Hütte, sodass umfassende Sanierungen in den nächsten Jahren notwendig sind.
Adamek-Hütte, 2.196 m Alpenverein Austria
Auf 3.105 m klammert sich das Zittel-Haus an den Gipfel des Hohen Sonnblicks und ist damit als höchste bewirtschaftete Hütte des Österreichischen Alpenvereins gelistet. Die andere Hälfte des alpinen Doppelhauses belegt das Sonnblick Observatorium, eine Mess- und Forschungsstation der GeoSphere Austria. Eine Nacht im Zittel-Haus zu verbringen ist schon allein aufgrund des einmaligen Panoramas auf die umliegenden Gipfel der Hohen Tauern bei Tage, aber auch aufgrund der fantastischen Sonnenauf- und -untergänge sowie des Nachthimmels ein Erlebnis. Die Aussichten muss man sich aber verdienen – etwa fünf Stunden und 1.500 Höhenmeter gilt es zu meistern, unterwegs werden dabei aber als Rastmöglichkeiten das Schutzhaus Neubau sowie die Rojacher-Hütte passiert. Nicht nur der Hüttenzustieg ist anspruchsvoll und lang, auch die Übergänge im Rahmen des Tauernhöhenwegs umfassen Gletscherübergänge und technisch schwere Passagen.
Heroben auf der Adamek-Hütte gibt es kaum eine Bergsportart, die man nicht ausführen kann. Die Hütte ist lohnendes Ziel für eine Besteigung des Dachsteins, für genussreiche Klettertouren im Kalkgestein, für Hochtouren, aber auch für Hüttenwanderungen wie die Dachsteinrunde. Vor allem ist die Hütte aber wichtiger Stützpunkt für Ausbildungskurse im Bereich Hochtouren in Eis und Fels dank der Nähe zum Gosaugletscher. Der Pächter Martin Scherr ist selbst Berg- und Skiführer und steht den Hüttengästen mit seiner Expertise bei der Tourenplanung zur Verfügung. Die Hütte des Alpenverein Austria wird als Inselbetrieb geführt: Die Stromversorgung erfolgt mit einer Photovoltaikanlage, das Abwasser wird biologisch geklärt und die Versorgung mit Lebensmitteln wird durch wenige Hubschrauberflüge gewährleistet. Unter anderem deshalb wurde die Hütte mit dem Umweltgüte-
Foto: Johannes Jank >
siegel ausgezeichnet. Die Gäste müssen vielleicht aufgrund von Trockentoiletten und lediglich einer kalten Dusche auf etwas Komfort verzichten, werden aber mit leckeren regionalen Speisen und Getränken sowie einer einzigartigen Bergkulisse deutlich entschädigt.
Zittauer Hütte, 2.328 m Alpenverein Warnsdorf-Krimml
Man könnte meinen, der Blick von der Zittauer Hütte sei eine bemalte Leinwand – von der Hüttenterrasse schweift der Blick über den Unteren Gerlossee auf die vergletscherten Flanken der Wildgerlosspitze, Reichenspitze und den Gabler: lohnende, aber anspruchsvolle Touren für Bergsteiger*innen mit der notwendigen Erfahrung. Gen Norden zieht sich der Weg durch das Wildgerlostal bis zum Speicher Durlaßboden, der auch mit etwa drei Stunden den kürzesten Zustieg darstellt. Mit dem Rad kann der Zustieg bis zur Materialseilbahn abgekürzt werden. Auf der Zittauer Hütte angekommen, werden die Gäste mit regionalen Spezialitäten von der Familie Kogler verwöhnt. Aber nicht nur versierte Alpinisten kommen in den Genuss von Ausblicken auf die vergletscherten Gipfel. Auch auf der anspruchsvollen Dreiländertour mit sechs Hüttenstützpunkten können
Das Zittel-Haus auf 3.105 m am Gipfel des Hohen Sonnblicks ist die höchste bewirtschaftete Hütte des österreichischen Alpenvereins.
Foto: Gernot Weyss
Wandernde mit entsprechender Erfahrung die hochalpine Bergwelt des Zillertals und der Hohen Tauern erleben und Landesgrenzen überschreiten.
Kürsinger-Hütte, 2.558 m Alpenverein Salzburg
Die meisten Gäste der Kürsinger-Hütte haben sicherlich das gleiche Ziel – den Großvenediger mit 3.657 m, seines Zeichens höchster Gipfel Salzburgs. Der Erst-
Die Adamek-Hütte: vielseitiges Bergsportziel unterhalb des Dachsteins.
Foto: Michael Meusburger
besteiger Ignaz von Kürsinger hat der Hütte den Namen gegeben und seitdem locken Gipfel wie Hütte viele Bergsteiger*innen an. Im Sommer kann man den Großvenediger als Hochtour erreichen, im Frühjahr ziehen Skitourengänger Richtung Gipfel. Aber auch für andere Bergabenteuer ist die Kürsinger-Hütte mit mehr als 150 Schlafplätzen von März bis Mitte September das ideale Basislager oder Etappenziel von hochalpinen Hüttenübergängen. Der Zustieg durch das Obersulzbachtal ist zugegeben etwas lang, führt aber entlang von Almen und dem Gamseck-Wasserfall taleinwärts und belohnt bereits mit imposanten Ausblicken auf die Gletscherlandschaft. Der Zustieg kann bis zur Materialseilbahn mit dem Tälertaxi oder dem Rad abgekürzt werden. Wer mehr über Gletscher und deren leider rasanten Rückgang erfahren möchte, kann auf dem Weg zur Hütte auf den Gletscherlehrweg abbiegen, der einen in etwa eineinhalb Stunden durch das Vorfeld des Obersulzbachkeeses zum gleichnamigen See führt.
Carolin Scharfenstein ist Mitarbeiterin der Abteilung Hütten und Wege im Österreichischen Alpenverein.
Inmitten dieses Postkartenmotivs liegt die Zittauer Hütte direkt am Unteren Gerlossee.
Foto: Theresa Fischer
Über das Online-Hütten-Reservierungssystem können Schlafplätze auf über 500 Hütten in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz online rund um die Uhr reserviert werden.
Die weiterentwickelte Anwendung „Hut-Reservation“ erstrahlt in einem neuen Design und verspricht für Gäste und Hüttenwirtsleute einen optimierten Reservierungsprozess. Zu den Reservierungssystemen der einzelnen Hütten findest du über alpenvereinaktiv.com oder über die Hüttenwebseiten.
Peter Haßlacher, langjähriger Leiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins, merkte bereits vor vielen Jahren an: „Arbeitsgebiete sind die deutlichste räumliche Manifestation der Alpenvereinsaktivitäten in den Alpen.“ Unsere Arbeitsgebiete umfassen neben 225 Alpenvereinshütten ca. 26.000 km Alpenvereinswege, deren Erhalt uns zusehends fordert. Die Notwendigkeit, sich mit dem Thema Arbeitsgebiete zu befassen, unterstreichen eine Vielzahl an Anfragen, Problemstellungen und Diskussionen. Seien es die jüngsten raumordnungspolitischen und naturschutzrechtlichen Debatten über die Windkraft, pächterlose Hütten, verwaiste Wege, unklare Zuständigkeiten oder Einschränkungen der Wegefreiheit bei Skitouren – allesamt Themen, die sich in unseren Arbeitsgebieten, unserer „alpinen Heimat“ abspielen. Derzeit wird die Arbeitsgebietskarte gemeinsam mit dem Deutschen Alpenverein überarbeitet, um geänderte Zuständigkeiten festzuhalten.
In der unbewirtschafteten Zeit der Alpenvereinshütten sind Winterräume wichtige Stützpunkte für Winterbergund Skitouren. Im Gegensatz zu Schutzräumen sind Winterräume für geplante Aufenthalte gedacht. Informationen zur Ausstattung von Winterräumen und die Notwendigkeit eines Schlüssels sind unbedingt vor einem Aufenthalt einzuholen. Schutzräume hingegen sind lediglich für den Notfall bestimmt, dafür stehen diese immer offen, umfassen aber oft nur eine
Auf unseren Alpenvereinshütten sind wir immer auf der Suche nach fleißigen Mitarbeitenden in der Küche, im Service und als Allroundkräfte. Du möchtest mehr über
minimale Ausstattung (mindestens 3 m², allseits umschlossen, Decken), um beispielsweise bis zu einer Rettung oder einer Wetterbesserung Schutz zu finden. Egal ob im Winter- oder Schutzraum, es gilt sorgsam mit der Ausstattung und sparsam mit Heizmaterial umzugehen sowie die fälligen Nächtigungstarife zu entrichten, denn die Erhaltung dieser ist für die besitzenden Sektionen und die Pächter*innen mit viel ehrenamtlichem Engagement und Aufwand verbunden.
den Hüttenjob erfahren und dich mit Hüttenwirtsleuten austauschen? Dann komm am Stand der Alpenvereinshütten auf der career & competence Messe am 14.05.2025 im Congress in Innsbruck (career-competence.at) vorbei, oder wirf einen Blick auf unsere Jobausschreibungen unter www.alpenverein.at/huettenjob.
… setzt sich auch nicht nieder auf meinem Fuß.
Die Lebensräume für Hochgebirgs-Alpenvögel werden kleiner, während Skigebiete immer weiter nach oben wachsen (wollen).
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Vögel sind die evolutionstechnischen Nachfolger von Dinosauriern auf der Erde und haben somit Erfahrung mit Klimaveränderungen und ihren Auswirkungen. Schließlich waren sie unter den „Gewinnern“ der Klimaveränderungen, die zum Aussterben der Dinosaurier führten. Aus den Urvögeln, die wohl eine Zwischenform von Reptilien und Vögeln darstellten, haben sich in der Zwi-
schenzeit etwas über 10.000 Vogelarten entwickelt. Davon leben zirka 360 Arten in Österreich. Von diesen sind 23 auf die Berge beschränkt.
Durch die globale Erwärmung ist die Temperatur in den letzten 100 Jahren in den Alpen um knapp 2 Grad Celsius angestiegen, global waren es nur 1,3 Grad Celsius. Dieser Temperaturanstieg hat vielfältige Auswirkungen und führt un-
ter anderem dazu, dass Hochgebirgsvögel in den Alpen noch höher hinauf wandern. Noch höher
Vögel, die im Hochgebirge leben, sind Spezialisten, die sich optimal an ihre Lebensraumnische angepasst haben. Sie haben beeindruckende Mechanismen und Taktiken entwickelt, um in der kargen und herausfordernden alpinen Welt zu überleben. So wechselt das Alpenschneehuhn nur sehr langsam sein Gefieder, um nicht frieren zu müssen. Dort, wo im Sommer die grau-braunen Farbpigmente sind, wird im Winter Luft eingeschlossen, um eine zusätzliche Isolation zu erreichen. Die Alpenbraunelle wiederum schließt sich zu Brut- und Aufzuchtgruppen zusammen, um einen möglichst hohen Bruterfolg sicherzustellen. Nun wird es spannend: Um abschätzen zu können, wie sich diese Migrationsbewegung in der Vertikalen auf gefiederte Bergbewohner wie Alpenschneehuhn, Bergpieper, Alpenbraunelle und Schneesperling auswirkt, lohnt es sich, die derzeitigen Habitate (Lebensräume) mit zukünf-
‹ Zwei Schneesperlinge genießen ihre Mahlzeit aus Insekten.
› Der Bergpieper erreicht fast die Größe einer Bachstelze. Er ist überwiegend auf feuchten alpinen Wiesen und grasbewachsenen Geröllhalden anzutreffen.
‹ Der Schneesperling (auch auf der linken Seite) ist deutlich größer als der Haussperling. Er lebt (auch im Winter) in Höhen zwischen 1.900 und 3.100 Meter.
tigen zu vergleichen. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Mattia Brambilla (Universität Mailand) hat herausgefunden, dass sich die möglichen Habitatsflächen deutlich verkleinern werden. Dabei wurde untersucht, welche der aktuellen Lebensräume auch zukünftig geeignet sein werden, welche neuen Flächen in der Zukunft dieselben Rahmenbedingungen bieten werden wie die bisherigen und welche Flächen in Zukunft zumindest ähnliche Bedingungen aufweisen werden.
Die Prognose: Die derzeitigen Habitatsflächen werden sich um 17 bis 59 Prozent verkleinern, je nachdem, welche Vogelart betrachtet wird und welche Parameter herangezogen werden. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass knapp die Hälfte der zukünftigen Lebensräume unserer Hochgebirgsvögel in Schutzgebieten wie Nationalparks, Naturparks und Ähnlichem liegen.
Skigebietsdilemma
Was die Situation verschärft, ist die Tatsache, dass mit den steigenden Temperaturen nicht nur unsere Vögel, sondern
auch Skigebietsbetreiber auf Suche nach neuen Flächen sind. Gerade (Gletscher-) Skigebiete möchten in großen Höhen immer noch Ausbaupläne umsetzen, wie zwei Beispiele im Tiroler Oberland (Pitztal, Kaunertal) bezeugen. Denn in großen Höhen ist die Schneesicherheit noch einigermaßen gegeben.
Die Wissenschaftlerin Francesca Roseo – eine Kollegin von Mattia Brambilla – hat untersucht, dass eine mögliche Ausweitung von Skigebieten zu einer noch stärken Zerstückelung der Lebensräume für alpine Vogelarten führen kann. Bei der Bewilligung von neuen Skigebietsflächen wird zu wenig darauf geachtet, ob diese Flächen zukünftig wertvolle Ausweichflächen von gefiederten Klimaflüchtlingen werden. Der derzeitige Trend zeigt, dass Skigebietsflächen zwischen 200 und 600 Höhenmetern nach oben wandern werden. Das könnte dazu führen, dass sich die zukünftigen Refugien für Hochgebirgsvögel deutlich mit Skigebietsflächen überlappen könnten. Und damit sind wir als Österreichischer Alpenverein bei einem Thema, das uns seit jeher beschäftigt: die alpine Raumordnung.
Klimaschutzgebiete (an das zukünftige Klima angepasste Lebensräume) sind der Schlüssel für einen wirksamen Schutz der biologischen Vielfalt in einem sich ändernden Klima. Dies gilt insbesondere für die an kalte Bedingungen angepassten tierischen und pflanzlichen Bergspezialisten, die durch die Erwärmung bedroht sind, da die klimatisch geschützten Gebiete auch in Zukunft geeignete Bedingungen erhalten werden.
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Etwa 15.000 km2 der Alpen sind In-situ-Refugien, die unter heutigen und zukünftigen Klimabedingungen mindestens drei der vier untersuchten Vogelarten beherbergen können. Nur 44 % dieser Standorte liegen innerhalb von Schutzgebieten.
Skiabfahrtspisten nehmen in den Alpen fast 500.000 ha ein. Wenn man ihre unmittelbare Umgebung mit einbezieht, beträgt die derzeitige Überlappung mit Schutzgebieten 11 %, was zu einer weiteren starken Fragmentierung der Hochgebirgslebensräume führt.
Jede dritte bestehende Skipiste hat möglicherweise eine Auswirkung auf Klimaschutzgebiete und diese Situation wird sich in Zukunft verschärfen, da sich die Verteilung der Skipisten aufgrund des Klimawandels nach oben verschiebt, was zu einer Zunahme der Überschneidungen zwischen geeigneten Gebieten für Skipisten und Klimaschutzgebieten führt (von 57 % unter aktuellen Bedingungen auf 69 %–72 %).
Es besteht ein dringender Bedarf, klimabeeinflusste Gebiete und die klimabeeinflusste Biodiversität, die sie beherbergen, vor Umweltveränderungen zu schützen, die durch eine nicht nachhaltige Entwicklung verursacht werden. Weiters ist es von großer Wichtigkeit, bei Skigebietsausbauplänen im Hochgebirge nicht nur auf die aktuellen Auswirkungen zu achten, sondern auch auf die Auswirkung auf zukünftige klimaveränderte Lebensräume.
Alpenscheehuhn in seinem Winterkleid.
Mehr Infos zu den beiden Publikationen:
onlinelibrary.wiley. com/doi/full/10.1111/ gcb.16187
sciencedirect.com/ science/article/pii/ S000632072400452X
> Wenn nun die hochalpinen Vogelarten (und auch andere Wildtiere) auf immer kleinere Flächen in die Höhe wandern, wird es dort in Zukunft vermehrt zu „Kollisionen“ mit den technischen Erschließungsplänen kommen. Wie die Studie zeigt, sind die Auswirkungen auf Alpenvögel vielfältig: Kabelspannungen für Liftanlagen sind gefährliche Flughindernisse. Baumaßnahmen mit Schwerlastfahrzeugen, Lärm- und Lichtentwicklung haben negative Auswirkungen auf die Habitatsqualität und belasten gerade die spezialisierten Nischenbewohner überdurchschnittlich.
Die beiden Studien zeigen eindrücklich, dass sich die Lebensräume für hochalpine Spezialisten aufgrund der Klimaerwärmung verändern werden und dass somit bei Bauplänen im hochalpinen Raum nicht nur die Auswirkungen auf die derzeit dort lebenden Tiere berücksichtigt werden müssen, sondern im Sinne eines Vorsorgeprinzips auch die Auswirkungen auf zukünftig dort lebende Arten. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass alpenweit genügend Habitatsflächen und Trittsteinbiotope vorhanden bleiben, um eine gesunde Biodiversität für Pflanzen und Tiere zu ermöglichen.
Georg Rothwangl ist Mitarbeiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.
» Wenn nun die hochalpinen Vogelarten (und auch andere Wildtiere) auf immer kleinere Flächen in die Höhe wandern, wird es dort in Zukunft vermehrt zu ‚Kollisionen‘ mit den technischen Erschließungsplänen kommen. «
präsentiert
Drehorte AT / DE / IT / CH Pasterze, Aletsch, Bernina, Zugspitze, Pitztal, Ötztal & Schnals
Mit „Requiem in Weiß“ präsentiert Harry Putz eine filmische Hommage an den schleichenden Abgesang der Gletscher in den Alpen.
Ein Interview von h a NN e S K ROP i K und m a Rti N
Gespickt mit zahlreichen Interviews schafft Harry Putz mit „Requiem in Weiß“ eine ebenso wissenschaftliche wie emotionale Doku. Im Interview erzählt uns der Ex-Profi-Snowboarder über persönliche Hintergründe, unumkehrbare Klimaeffekte und warum er auf keinen Fall eine einseitige Sichtweise einnehmen, sondern vielmehr den Dialog fördern will.
Bergauf: Harry, warum heißt der Film „Requiem in Weiß“?
Harry Putz: Der Titel fasst meine Intention ideal zusammen: Einerseits, weil wir mit den Gletschern etwas verlieren, das wir das „ewige Eis“ nennen. Was gerade passiert, liegt ein bisschen außerhalb unseres Verständnisses: „Die können doch nicht verschwinden, die sind ja ewig … “ Andererseits gefällt mir die Idee, den religiösen Aspekt eines Requiems, also einer Totenmesse, miteinzubeziehen. Eine tragende Säule im Film ist das „Gletscherbegräbnis Pasterze“ am Großglockner – eine PR-Aktion der NGO „Protect Our Winters“. Dabei wurde ein Sarg aus Eis symbolisch zu Grabe getragen, begleitet von einem katholischen Priester und einer evangelischen Priesterin. Die Aktion war optisch sehr förmlich, wodurch sie
verwirrend und ein wenig anstößig wirkte. Neben grandiosen Bildern gab es starke Ansprachen, die sich vorwiegend um wissenschaftliche Aspekte drehten, aber auch darum, was Glaube bedeutet. Das trifft es perfekt: Der Glaube an etwas fällt Menschen manchmal leichter, als der Wissenschaft zu vertrauen.
Welche Botschaft willst du durch deinen Film senden?
Wir müssen erkennen, dass etwas unwiederbringlich verloren geht! Mehr noch: Dass sich etwas verändert – aber wir als Menschheit noch keine Ahnung haben, was durch diese Erderwärmung und den Klimawandel wirklich auf uns zukommt. Die Gletscher sind jedenfalls nur ein Anzeichen der Veränderungen. Ich will einfach dazu beitragen, dass die Empathie für unsere Natur mehr gefördert wird.
Wie gehst du konkret an das Thema heran?
Grundsätzlich wollte ich die Hintergründe mit einem starken wissenschaftlichen Fokus aufrollen, damit sich ein Verständnis entwickelt. Ich habe mit Expertinnen und Experten aus der Klimatologie, der Glaziologie und anderen Forschungsfeldern gesprochen, die anhand praktischer Beispiele erklären, wie Gletscher entstanden sind, wie sie funktionieren – und was gerade mit ihnen passiert.
Du kritisierst auch die Rolle des Tourismus. Worum geht es dabei?
Ein wichtiger Beweggrund war für mich die Frage: Wie gehen wir generell mit der Natur um? Der Tourismus spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn die Gletscher werden dafür ausgenutzt. Gerade bei mir daheim in Tirol
sehe ich das kritisch. Warum darf man neue Gletscher erschließen, die in absehbarer Zeit ohnehin verschwunden sein werden? Und warum wird in den Skigebieten immer weiter ausgebaut, mit breiteren Pisten und mehr Kunstschneeanlagen?
Was hast du mit eigenen Augen gesehen?
Die Gletscher zeigen uns ganz klar, was in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Klima passiert ist. Das rapide Abschmelzen passiert nicht nur, weil es jetzt so warm ist, sondern weil es im Lauf der vergangenen Jahrzehnte um so viel wärmer geworden ist. Die Effekte treten verzögert ein. Das Fatale aber ist, dass sich die Einzugsgebiete nicht mehr auffüllen, sondern ebenfalls völlig abschmelzen. Das liefert uns ein klares Bild, dass etwas Großes im Gange ist.
Keine allzu rosigen Aussichten? Was wir jetzt sehen, ist wirklich der Final Countdown, die letzte Show. Wahrscheinlich werden wir den Film in zehn Jahren mit ganz anderen Augen anschauen, denn viele Gletscher, auf denen wir gedreht haben, werden dann so gut wie verschwunden sein.
Was soll mit dem Film jetzt als Erstes passieren?
2025 ist ja das „Internationale Jahr zum Schutz der Gletscher“. Daher hoffe ich darauf, dass es viele Events gibt, bei denen „Requiem in Weiß“ gezeigt wird, und tausende Menschen den Film sehen können und ein Feeling dafür entwickeln, wie es heute in den Bergen tatsächlich aussieht. Natürlich ist es schwierig, mit einer Dokumentation Geld zu verdienen.
Die Pasterze verliert den Status „größter Gletscher Österreichs“ und wird mit einem Sarg aus Eis zu Grabe getragen.
Foto: protectourwinters.at, Luca Jaenichen
h a RRy P U tz, 2025
Länge: 60 Minuten
Vorpremiere: 19. März, Stadtkino Wien, 17:30 Uhr
Premiere: 21. März, Metropol Kino Innsbruck, 20:00 Uhr requieminweiss.com
Deswegen gibt es eine Kooperation mit dem Österreichischen und dem Deutschen Alpenverein, die beide dieses Projekt finanziell unterstützen. Wir stellen ihnen diesen Film und alle Assets –also Poster, digitale Medien und alles, was sonst noch dazugehört – zur Verfügung. Und die einzelnen Sektionen können eigene Events gestalten, bei denen sie den Film zeigen, und danach Diskussionsrunden veranstalten.
Was motiviert dich persönlich?
Ich will aufklären und die Menschen sensibilisieren – vor allem junge Leute, die immer seltener in die Natur rauskommen. Dabei ist es essenziell, dass wir verstehen, wie die Kreisläufe der Natur funktionieren. Nur dann bekommen wir ein Gespür dafür, was man machen muss, um die Natur zu erhalten. Und generell müssen wir renaturieren, wo immer wir können – und der Natur Raum zurückgeben, damit sie sich erholen kann!
„Der frühe Vogel fängt den Wurm!“ Das trifft vor allem zu, wenn wir uns auf Skihochtouren begeben oder generell im Hochgebirge unterwegs sind. Aber wie früh ist denn eigentlich früh genug und worauf kommt es an, wenn wir unseren Zeitplan für den nächsten Tag festlegen?
t hOma S Wa NN e R
Der Hauptgrund, weshalb wir im Spätwinter früh aufstehen müssen, hängt vor allem mit der nächtlichen Abstrahlung zusammen. Klare Nächte begünstigen diesen Prozess. Bei Durchzug von Wolken oder gar Nebelbänken tritt ein gegenteiliger Effekt ein. Die abgestrahlte Wärme wird von den Wolken reflektiert – in Summe verliert die Schneedecke also viel weniger Energie, als dass sich ein tragfähiger Harschdeckel ausbilden könnte. Weitere Faktoren, die einen tragfähigen Schmelzharschdeckel begünstigen, sind tiefe Temperaturen und eine niedrige Luftfeuchtigkeit. So weit, so gut. Aber wie sieht denn jetzt die konkrete Zeitplanung aus? Die allgemeine Faustregel, dass man zur Mittagszeit im Tal bzw. auf der Hütte sein sollte, ist in jedem Fall eine gute Ausgangsthese.
Unter normalen, stabilen Verhältnissen wäre das eine sinnvolle Empfehlung. Einer Korrektur bedarf es, wenn die nächtliche Abstrahlung nicht optimal war, wenn die Kältereserven in der Schneedecke aufgrund der vorherigen warmen Tage aufgebraucht sind oder wir einen raschen Temperaturanstieg erwarten. In diesem Fall sollten wir eine oder sogar zwei Stunden früher unterwegs sein und am späten Vormittag die Tour beenden.
Gefahr erkennen
Unter Umständen gibt es auch Situationen, wo man eine Tour abbrechen sollte und erst gar nicht zu starten braucht. Klassische Beispiele wären Nebel, der ein Ausstrahlen der Schneedecke gänzlich verhindert, oder Regen, der die Schneedecke noch zusätzlich schwächt. Ein Sonderfall wäre der Durchzug einer Kaltfront am Nachmittag, der zwar niedrige Temperaturen zur Folge hat, aber die völlig durchnässte Schneedecke durch den frischen Neuschnee am Ausstrahlen hindert. Dies in Kombination mit einer starken Tageserwärmung war z. B. der Grund für den Lawinenunfall in Vent im Frühjahr 2024. Eine niederländische Tourengruppe, die am 11.4.2024 auf dem Weg zur MartinBusch-Hütte war, wurde gegen 11.00 Uhr von einer Lawine überrascht. Drei Personen kamen dabei ums Leben.
Umgekehrt gibt es aber auch im Spätwinter noch Situationen, wo man nach der Mittagszeit noch bedenkenlos unterwegs sein kann. Eine tendenziell kühle Wetterlage kann auch im April noch zu sehr frostigen Bedingungen am Berg führen. Die Gefahr von Nassschneelawinen ist dann naturgemäß sehr gering. Auch Föhnwetterlagen führen häufig dazu, dass die Schneedecke nicht aufweicht, da der kontinuierliche Windstrom die Verdunstung fördert und der Schneedecke ständig Wärme entzieht.
Der Föhn, den wir im Tal als warmen Wind wahrnehmen, ist am Berg viel kälter, da sich die Luft erst auf dem Weg ins Tal aufwärmt. Ein typischer Anfängerfehler ist also, zu glauben, dass man bei Föhnwetterlagen auf die warme Zwischenschicht verzichten kann. Föhnlagen führen häufig dazu, dass es überhaupt nicht auffirnt. Jeder, der einmal eine Firntour
bei Föhnlage geplant hat und dann enttäuscht über den pickelharten Schmelzharschdeckel abfahren musste, weiß, wovon hier die Rede ist.
Sorgfältig planen
Wie kommt man aber zu all diesen Informationen, um die Tour für den nächsten Tag richtig zu planen? Das genaue Studieren des Wetterberichts ist sicherlich ein guter Anfang, um sich ein grobes Bild der Situation zu machen. In der Lawinenprognose ist auch sehr detailliert beschrieben, wie sich die aktuelle Situation darstellt und ob mit einem wesentlichen tageszeitlichen Anstieg der Gefahr zu rechnen ist. Wer in der Früh noch die Möglichkeit hat, online Informationen einzuholen, der sollte vor allem zwei Portale nutzen.
Auf foto-webcam.eu findet man ein mittlerweile recht gut ausgebautes Netz an Webcams, die für ihre Aufnahmen Langzeitbelichtungen von hochauflösenden Fotokameras verwenden. Das Ergebnis sind außergewöhnlich scharfe und helle Aufnahmen auch bei Nacht, die die Wolkenbedeckung sehr gut erkennen lassen. In kürzester Zeit kann man sich so einen Überblick über die Wolkenbedeckung der vergangenen Nacht machen und daraus rückschließen, wie gut die Schneedecke ausgestrahlt hat.
Während man südseitig bereits mit der Durchfeuchtung der Schneedecke konfrontiert ist, findet man nordseitig häufig noch Pulver.
Eine zweite Möglichkeit wäre das Abrufen der Informationen einer möglichst nahe gelegenen Wetterstation. Dort findet man fast immer Informationen über die relative Luftfeuchtigkeit bzw. die Taupunktkurve und die Oberflächentemperatur der Schneedecke. Eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit bzw. ein großer Unterschied zwischen der Taupunkt- und der Lufttemperaturkurve bedeutet, dass die Luft sehr trocken und die Voraussetzung für eine starke Abstrahlung entsprechend gut war. Wer auf einer Hütte stationiert ist und keinen Zugang zum Internet hat, der ist gut beraten, bei heiklen Situationen am Abend, zwischenzeitlich in der Nacht und sehr zeitig in der Früh nochmals vor die Hütte zu gehen und die Situation zu evaluieren. Ein dünner Harschdeckel oder, noch schlimmer, der „Sumpf“ vom Vortag sind dann sehr kritisch zu bewerten und ein guter Grund, auf die Tour zu verzichten. >
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Zum Abschluss noch ein paar Hinweise zum richtigen Verhalten bzw. der notwendigen Ausrüstung bei Frühjahrsskitouren: Anders als im Hochwinter erwarten wir im Frühjahr in der Regel keine trockenen Schneebrettlawinen, sondern eher nasse Lockerschneelawinen. Das bedeutet, dass dem Lawinenairbag entsprechend weniger Bedeutung geschenkt werden sollte, da dieser bei Nassschneelawinen wenig Sinn macht. Das Gleiche gilt für die Tourenplanung mittels der Plattform skitourenguru.ch, die vor allem für den Hochwinter und für trockene Schneebrettlawinen gut funktioniert, aber keine Unterscheidung zwischen den einzelnen Lawinenproblemen abbilden kann und entsprechend bei der Nassschneesituation nicht gut geeignet ist.
Dafür ist die Absturzgefahr auf harten Firnanstiegen deutlich höher als im Hochwinter. Den Harscheisen bzw. leichten Steigeisen und einem leichten Pickel sollten im Frühjahr deshalb viel mehr Beachtung geschenkt werden. Der Helm ist
» Die allgemeine Faustregel, dass man zur Mittagszeit im Tal bzw. auf der Hütte sein sollte, ist in jedem Fall eine gute Ausgangsthese. «
auf Skitour mittlerweile ohnehin Standard, sollte im Frühjahr aber noch konsequenter zur Anwendung kommen, da die Mächtigkeit der Schneedecke geringer ist, Kollisionen häufiger und ernsthafter sind und der kompakte Schnee auch härter ist als im Hochwinter.
Wen es trotz guter Planung und Zeitmanagements erwischt und sich in Geländeabschnitten befindet, für die es bereits zu spät ist, sollte sich von möglichen Einzugsgebieten und Rinnen fernhalten und versuchen, einen sicheren Sammelpunkt auf erhöhten Geländeabschnitten zu finden. Nassschneelawinen folgen, anders als trockene Schneebrettlawinen, vordefinierten Sturzbahnen ähnlich einem Wasserlauf. Das Ausfliegen via Hubschrauber oder das Abwarten auf die Abendstunden, bis die Schneedecke anzieht und sich die Situation stabilisiert, sind dann die einzigen beiden Optionen, die noch bleiben.
Auf foto-webcam.eu lässt sich die Wolkenbedeckung während der Nachtstunden eruieren.
Foto: foto-webcam.eu
Thomas Wanner ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.
Stirnlampen, Bergtouren und Wildtiere im Winter. Erster Teil einer vierteiligen RespektAmBerg-Serie zum Thema Besucherlenkung
Im Winter wird es in den Alpen recht früh dunkel und spät hell. Das war schon immer so und wird hoffentlich auch noch lange so bleiben, denn es deutet auf eine stabile Umlaufbahn der Erde um die Sonne und auf eine stabile Erdachse hin. Diese Tatsache hatte lange keine besondere Auswirkung auf die Wildtiere der Alpen. Sie sind im Winter ganz damit beschäftigt, zu überleben. Denn die Winterzeit ist für Wildtiere eine so große Herausforderung, dass nur die Fittesten überleben, und jede Tierart hat ihre eigenen Strategien entwickelt, um durch diese nahrungsarme Zeit der großen Kälte zu kommen. Im Winter ist die Toleranz für
Störungen deutlich geringer. Und „Störung“ kann bei Wildtieren auch „hat den Tod zur Folge“ bedeuten. Wo kommen nun wir als bergsportbegeisterte Naturbesucher*innen ins Spiel? Genau, wenn es darum geht, den Wildtieren das (Über-)Leben im Winter einfacher zu machen.
Bei Tag ist es einfach, Distanz zu Wildtiergruppen zu halten und möglichst zu vermeiden, bei der Abfahrt von oben kommend auf Tiergruppen wie Gämsen, Steinböcke oder Rotwild zuzufahren. Dies würde jeweils Fluchtverhalten auslösen und Flucht im Winter ist anstrengend. Bei Dunkelheit wird die ganze Sache schwieriger. Zwar leuchten
Bisher war ein wichtiges Bewertungskriterium für eine erfolgreiche Tour, ob alle Teilnehmer*innen wohlbehalten am Abend zu Hause angekommen sind. Dabei lag der Fokus auf der Gruppe bzw. auf der Person, welche die Tour unternommen hat. Mit Fokus auf die Menschen wurden Gefahren beurteilt, Alternativen analysiert und nach einer gewissenhaften Tourenplanung die Tour möglichst gut umgesetzt. Die Auswirkung der Tour auf Wildtiere und -pflanzen ist manchmal in den Hintergrund gerückt. Dieses Jahr wollen wir gemeinsam Touren machen, die gut für uns und gut für die Natur sind. Wir als Alpenvereinsmitglieder wollen Vorbild für alle bergsportbegeisterten Menschen sein und zeigen, dass wir auf Touren auch an die Wildtiere und Pflanzen in den Bergen denken und auf sie Rücksicht nehmen.
die Stirnlampen hell und weit, aber wo Tiere sind, können wir nicht wirklich erkennen. Hinzu kommt, dass die Schattenwürfe der Stirnlampe im Wald (Schatten von den Baumstämmen) bei Wildtieren Stress verursachen, weil sie entscheiden müssen, ob es nur ein harmloser Schatten ist oder ein Raubtier, das sich heranschleicht. Stirnlampen sollen also nur bei Frühjahrsskitouren oder Hochtouren mit einem absolut notwendigen frühen Startzeitpunkt verwendet werden. Ansonsten sollte die Stirnlampe für Notfälle im Rucksack bleiben. Dies gilt auf Skiund Schneeschuhtouren, für die Trailrunning-Runde auf unbeleuchteten Strecken und
Mehr Infos: www.alpenverein.at/ portal/natur-umwelt/ respektamberg
bei weiteren nächtlichen Aktivitäten. Und ja, dieses Gebot der künstlichen Beleuchtungsreduktion gilt auch für den Sommer. In der Nacht ist es in der Natur am besten dunkel oder maximal mondhell. So haben die tagaktiven Wildtiere eine Chance auf eine ruhige Zeit. Und wenn ihr im Dunkeln unterwegs seid und jemand anderen mit Stirnlampe trefft, dann ist es eine Möglichkeit, die Person höflich anzusprechen und das Wissen bezüglich Stirnlampen und Wildtiere höflich zu teilen.
Georg Rothwangl ist Mitarbeiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.
Liegt noch genügend Schnee für Skitouren und wie sind die Bedingungen für Skihochtouren? Welche Wanderungen oder Mountainbike-Touren sind schon möglich und welche Klettersteige sind noch gesperrt? Gerade in den Übergangszeiten helfen uns die Infos zu den aktuellen Bedingungen weiter. alpenvereinaktiv-Tipp, Teil 4.
WOL f Ga NG Wa R m U th Team alpenvereinaktiv
alpenvereinaktiv bietet nicht nur veröffentlichte Tourenbeschreibungen (siehe Teil 2 in Bergauf #4.2024), sondern informiert auch über die aktuellen Tourenverhältnisse. Diese findet man in den aktuellen Bedingungen und, weiter gefasst, auch in den Hinweisen und Sperrungen. Wie ihr diese finden und sogar selbst veröffentlichen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Suche nach aktuellen Bedingungen
Die Suche startet man am besten im Menüpunkt „Karte“, indem man links oben auf das sogenannte „Hamburger Menü“ (Bild 1 ) und dort auf die aktuellen Bedingungen tippt. Nun öffnet sich wieder die Karte, nur zusätzlich mit den kleinen Symbolen der im Kartenausschnitt vorhandenen,
aktuellen Bedingungen, Hinweise und Sperrungen (Bild 2 ). Um auch alle veröffentlichten Inhalte anzuzeigen, ist es unter Umständen notwendig, in die gewünschte Region mehr hineinzuzoomen. Anders als im Online-Portal, also der Website alpenvereinaktiv.com, ist die Suche nach Inhalten in der App nämlich so gestaltet, dass immer nur eine bestimmte Anzahl an Suchergebnissen in der Karte angezeigt wird. Es kann also auf den ersten Blick so aussehen, als ob in einem bestimmten Gebiet keine Inhalte vorhanden wären. Verändert man den Kartenausschnitt durch Bewegen der Karte oder durch Zoomen, werden weitere Inhalte nachgeladen (Bild 3 ).
In der Karte sieht man nun die Symbole für die verschiedenen Inhalte: aktuelle Bedingungen, Hinweise und Sperrungen (Bild 3 a b c ). Wenn man nur eine dieser drei Kategorien sehen will, wie z. B. aktuelle Bedingungen, dann muss man in der Filterleiste auf die entsprechende Pille tippen (Bild 3 d ). Tippt man auf eines der Symbole in der Karte, dann erscheint im unteren Kartenbereich ein kleines Vorschaufenster dazu (Bild 3 e ). Wischt man dieses Vorschaufenster nach links und rechts, dann kann man zwischen den einzelnen Ergebnissen hin- und herspringen.
Tippt man nun auf die gewünschte aktuelle Bedingung im Vorschaufenster, öffnet sich diese in der vollständigen Ansicht (Bild 4 ) und man kann alle Bilder und Infos einsehen. Darüber hinaus stehen weitere Funktionen zur Verfügung, z. B. das Stellen von Fragen an die Autorin/den Autor (Bild 4 a ).
Selbst aktuelle Bedingungen veröffentlichen
Eine aktuelle Bedingung zu veröffentlichen, geht einfach und schnell und es kann sich wirklich jede/r ohne Scheu beteiligen! Egal, ob als ehrenamtliche, geschulte alpenvereinaktiv-Autorin oder als registrierter Nutzer, ob als Alpenvereins-Funktionärin oder alpenvereinaktiv-Beauftragte oder als „einfaches“ Mitglied: jeder und jede ist willkommen, sich qualitativ am Tourenportal zu beteiligen. Hat man mit dem Handy während der Tour Fotos gemacht oder sogar mitgetrackt, geht das über die App auch recht flott. Zwei Wege bieten sich dafür an:
Über „Meine Seite“ a „Bedingungen“
Auf „Meine Seite“ findet man unter „Bedingungen“ rechts oben ein Plus, wo man die Eingabe starten kann (Bild 5 ).
Über einen aufgezeichneten Track
Hat man mit der alpenvereinaktiv-App die Tour aufgezeichnet, dann gibt es beim Track selbst viele technische Möglichkeiten. Unter anderem findet man hier die Option „Aktuelle Bedingung erstellen“ (Bild 6 ). Nun muss man nur noch auf der Karte einen Punkt setzen, um festzulegen, auf welchen Ort/Gipfel sich die Bedingung bezieht, und in die Eingabefelder wie Titel, Beschreibung und Tag der Begehung alle relevanten Infos eintippen, die man weitergeben will. Ein paar Fotos aus der Bildergalerie des Handys hochladen und schon kann die Bedingung veröffentlicht werden. Viel Spaß dabei!
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Aufstieg zum Silvrettahorn, Blick zum Verstanklahorn
Die Silvretta ist das Skitourenparadies der Ostalpen. Zahlreiche Hütten verkürzen die langen Zustiege zu den Dreitausendern und ermöglichen gleichzeitig abwechslungsreiche Durchquerungen –die Möglichkeiten dafür sind wahrlich grenzenlos.
J amtalspitze, Silvrettahorn, Piz Buin: Die Dreitausender der Silvretta lassen sich auf einer abwechslungsreichen Rundtour ganz bequem einsammeln. Ein perfekter Ausgangspunkt für das Skitourenparadies Silvretta mit seinen 64 Dreitausendern ist die Bielerhöhe. Von hier aus verteilen sich die Tourengeher in die Täler, wobei die meisten ein Ziel favorisieren: den Piz Buin. Als höchster Berg Vorarlbergs steht er auf der Gipfelwunschliste ganz weit oben. Man könnte auch sagen, erst wenn der abgehakt ist, haben die Tourengeher Augen für die anderen Ziele. Wobei auf der Bielerhöhe bereits im Hochwinter Saison ist, wenn die Hütten in der Silvretta noch Winterschlaf halten. Die öffnen dann ab Mitte Februar und ermöglichen so wunderschöne Durchquerungen, wobei es hier nicht die eine, perfekte Durchquerung gibt. Die Möglichkeiten sind so zahlreich, dass man je nach Schneesituation und Können seine Runde zusammenstellen kann und dabei ganz schnell merkt, dass es in der Silvretta durchaus auch ruhige Ecken gibt.
Anreise:
Mit der Bahn bis Schruns, mit dem Bus nach Partenen und dort mit der Vermuntbahn (www.silvretta-bielerhoehe.at) und dem Tunnelbus zur Bielerhöhe.
Tourdaten:
ca. 5000 Hm und 50 km in 4 Tagen
Ausrüstung:
Komplette Gletscherausrüstung, Harscheisen.
Autor:
Stefan Herbke
Kartenausschnitt:
Outdooractive Kartographie
Mehr Details zu dieser Tour auf alpenvereinaktiv: www.alpenvereinaktiv.com/s/3CELG
Wegbeschreibung
Etappe 1: Von der Bielerhöhe (2.036 m) kurze Abfahrt entlang des Schleppliftes und oberhalb der Talstation vorbei Richtung Bieltal. Durch das nach dem ersten Aufschwung flache Tal mit Blick auf die Haagspitze taleinwärts und im Talschluss links haltend in die Totenfeldscharte. Kurze, steile Abfahrt auf das Totenfeld und über den Gletscher wunderschön in einem weiten Rechtsbogen in eine Scharte. Entlang des Rückens kurz noch mit Ski, dann zu Fuß auf die Haagspitze (3.029 m). Abfahrt über das Totenfeld und steile Südosthänge ins Jamtal und zur Jamtalhütte (2.165 m).
Etappe 2: Von der Jamtalhütte mit Blick auf die Vordere Jamspitze flach taleinwärts und über eine kurze Stufe auf den Jamferner. In einem weiten Linksbogen unterhalb der Felsinsel vorbei und rechts haltend ins Jamjoch. Links in wenigen Minuten auf die Hintere Jamspitze (3.156 m),
bei guten Verhältnissen mit Ski bis zum höchsten Punkt. Abfahrt über den Jamferner und Gegenanstieg in die Tiroler Scharte, anschließend so weit wie möglich mit Ski, am Schluss zu Fuß auf den Ochsenkopf (3.057 m). Abfahrt über die Tiroler Scharte und die Reste des Tiroler Gletschers zur Wiesbadener Hütte (2.443 m).
Etappe 3: Von der Wiesbadener Hütte in einem weiten Rechtsbogen unter dem Vermuntgletscher vorbei auf den Absatz der Grünen Kuppe und flach auf den Ochsentaler Gletscher. Unterhalb der Brüche vorbei in Richtung der Abbrüche des Silvrettahorns und schließlich links über eine Rampe ins weite, flache Becken des Ochsentaler Gletschers. Weiter in die Buinlücke und zu Fuß steil, im Mittelteil mit leichter Kletterei, auf den Piz Buin (3.312 m). Nach dem Abstieg zur Buinlücke Querung in die Fuorcla dal Cunfin und weiter zum Silvrettapass. Zum Abschluss schöne Abfahrt über den Silvrettagletscher zur Silvrettahütte (2.341 m).
Etappe 4: Von der Silvrettahütte entlang der Abfahrtsroute der Etappe 3 auf den Silvrettagletscher und über diesen flach an den Fuß der steilen Südwestflanke des Silvrettahorns. In Spitzkehren hinauf in einen Sattel und erst noch mit Ski, dann zu Fuß teils sehr steil auf das Silvrettahorn (3.244 m). Abfahrt über den Silvrettagletscher und kurzer Gegenanstieg in die Rote Furka (2.688 m). Nordseitige Abfahrt ins Klostertal und anstrengender Gegenanstieg durch das Verhupftäli zum Litzner Sattel. Erst noch mit Ski, dann zu Fuß steil auf den Sattelkopf (2.863 m). Abfahrt über den Verhupfgletscher ins Kromertal und zum Vermuntstausee (1.753 m). Mit dem Tunnelbus zurück zum Ausgangspunkt.
Von einer wahren Skitourenperle ist die Rede, wenn es um das Bergsteigerdorf St. Antönien in der Schweiz geht, ein Walserdorf auf über 1.400 m Seehöhe in einem Seitental hoch über dem Prättigau am Fuße des Rätikons gelegen. Das Dörfchen bietet zahlreiche Tourenmöglichkeiten, einen langen Skilift (den wir aber nicht benützten) und große Schneesicherheit, worüber es aufwühlende Geschichten zu erzählen gibt.
Für ein verlängertes Wochenende am Beginn der Semesterferien im Februar 2024 buchten wir für eine Tourengruppe schon beizeiten einige Plätze im Gasthaus Bellawiese und starteten mit einer sorgfältigen Anreiseplanung: Die Schweiz hat ja als Öffi-Eldorado einen Ruf, und da wollen wir mitreden, klar! Das Buchen und Reservieren von Plätzen für Gruppen ist eine der größeren Schwierigkeiten und das Bewältigen der sogenannten letzten Meile in entlegeneren Tälern und Dörfern die andere. In Mayrhofen im Zillertal, wo wir starteten, rechnet man mit Taxis vor dem Bahnhof, die sind aber jener Form des Tourismus zu verdanken, der man in den Bergsteigerdörfern nicht begegnen möchte.
Genuss auf hohem Niveau: Wie eine Sektionsfahrt zum Bergsteigerdorf St. Antönien zu netten Begegnungen und entspannten Öffi-Fahrten führen kann.
G U dRUN Ste G e R
Wenn der Ausgangspunkt oder das Ziel halbwegs passen, dann ist die Anreise im Zug sehr entspannt zu bewältigen. In unserem Fall konnten wir mit der „Zilli“ starten, wie wir die Zillertalbahn liebevoll nennen, oder auch das Parkhaus der ÖBB in Jenbach nützen. Die Umstiege in der Schweiz funktionierten erwartungsgemäß problemlos. In Küblis verließen wir
schließlich die Rhätische Bahn und nahmen den Linienbus, um die zahlreichen Kehren über den Schanieltobel hinauf nach St. Antönien zu bewältigen. Aber: da brauchten wir Bargeld für die Tickets: „Hat wer Schweizer Franken dabei?“ Entweder er wusste es, oder er handelte halt sicherheitshalber: Jedenfalls riss uns unser „Banker“ aus der Bredouille für die
vorletzte Meile. Die letzte Meile an diesem Freitagabend durften wir mit dem ganzen Skitourengepäck zu Fuß begehen, was aber nach der Anreise nicht schadete. Es waren zehn oder fünfzehn Minuten.
Wir erlebten drei ausgefüllte Tourentage samt allen Zutaten, die aus der Wetterküche kommen können, und für Abwechslung sorgte der Besuch im Laubänähus, dem Lawinenmuseum. St. Antönien ist in der Schweiz als Lawinendorf bekannt. Es hatte im Laufe seiner Geschichte schwere Lawinenunglücke wegzustecken und umfangreiche Schutzvorkehrungen zu treffen. Bewundernswert waren auch die Erzeugnisse eines Hafnerbetriebes, der seine Blüte in St. Antönien im 19. Jahrhundert erlebte. Der ehemalige Bürgermeister führte uns durch die Ausstellung, gleichsam als Gruß von einem der jüngsten Bergsteigerdörfer ans älteste, nämlich Ginzling im Zillertal, wo wir als Alpenverein Zillertal mit der Gründung der Initiative eng verbunden waren.
Zurück zur letzten Meile, die war eigentlich noch nicht ganz vorbei, denn:
– „Wie kommen wir zu den Ausgangspunkten der Touren?“
– „Taxi?“
– „Ja, bis das da heroben ist!?“
Es hat uns jemand zugehört, wir kamen mit den St. Antöniern ins Gespräch, und so wurde im Dorf herumtelefoniert, bis wir uns am Sonntag für die private Fahrgelegenheit herzlich bedanken durften.
Bewegung aus eigener Kraft
Die erste Tour führte uns direkt von unserer gemütlichen Herberge auf das Jägglisch Horn (2.298 m), von dem wir das Chüenihorn mit seinen meterlangen Lawinenverbauungen und dahinter die Sulzfluh und ihre umgebenden Kalkwände des Rätikons bewunderten. Für das viel näher gelegene Hasenflüeli (2.412 m) auf der anderen Seite der Ascharina Alp reichte die Zeit auch noch locker.
Am Sonntag hatten wir dann die Fahrgelegenheit und wählten trotz des fragwürdigen Wetters die Sulzfluh (2.817 m) als Ziel. Es hätte der Höhepunkt unserer Unternehmung werden sollen. Das Schneetreiben wurde aber nicht weniger und die Sicht nicht klarer, die Hoffnung auf Wetterbesserung ging einfach nicht auf. Wir brachen ab und fanden im Berghaus Sulzfluh eine gemütliche „Zuflucht“. Die Fahrstrecke vom Morgen legten wir auf den Skiern zurück und gelangten über den Eingang ins Gafiatal und rund um den Eggberg so hoch hinauf, dass wir zur Bellawiese abfahren konnten.
Am dritten Tag freuten wir uns über Sonnenschein und das Wetter vom Vortag, gerade genüsslich viel Neuschnee bedeckte die Berge. Wir wählten eine Runde: Stiegen durch das Gafiatal (da querten wir über die verschneiten Wiesenhänge zum Ausgangspunkt und brauchten kein Auto) zum Hasenflüeli auf und fuhren über die Ascharina Alp zurück zu unserer Unterkunft, wo wir deutlich früher ankamen als geplant:
– „Wir könnten ja schon den Bus um 15.00 Uhr nehmen.“
– „Kriegen wir dann auch den früheren Zug in Feldkirch?“
‹ Aufstieg vom Gafiatal aufs Hasenflüeli (2.412 m). Aus dem Gafiatal kann man nach Vorarlberg ins Montafon (Schigebiet) gelangen, dort gibt es einen Bahnhof!
ˆ Abfahrt zur Ascharina Alp.
– „Da müssen wir aber in Innsbruck umsteigen, der bleibt in Jenbach nicht stehen.“
– „Aber die Reservierungen!“
– „Na ja, es ist Montag, da wird der Zug nach Wien nicht voll sein.“
– „Probieren wir es!“
Die Wirtin lädt die Skier in ihr Auto und bringt sie zum Bus. So verabschieden wir uns von den freundlichen und hilfsbereiten Leuten und wandern die ersten 15 Minuten unbeschwert zur Haltestelle in St. Antönien. In Landquart gingen wir schon auf alles: Da gab es einen noch früheren Zug! Beeilung war nötig, nützte aber nichts. Lachend und gelassen ließen wir den abfahrenden Zug an uns vorbeigleiten und warteten kurz auf den ursprünglich geplanten Anschluss. Unspektakulär kamen wir zurück ins heimatliche Zillertal, wo wir die letzte Meile selbstredend zu Fuß bewältigten.
Gudrun Steger ist NaturschutzreferentStellvertreterin im Alpenverein Zillertal und Bergwanderführerin.
Nach der Hallensaison ist vor der Felssaison:
Rechtzeitig zu Frühlingsbeginn hat der Club Arc Alpin (CAA1) zehn Empfehlungen zum risikobewussten Klettern am Fels verabschiedet.
Sportklettern in Klettergärten stärkt Körper und Geist, fördert Gemeinschaft und Naturbeziehung und macht richtig Spaß. Beim Felsklettern gibt es aber Gefahren, die es in Kletterhallen nicht gibt. Diesem Umstand Rechnung getragen, verabschiedete die Bergsportkommission des CAA letztes Jahr – ergänzend zu den bewährten „Zehn Empfehlungen Sportklettern Indoor“ – nun zehn Tipps zum sicheren Klettern am Naturfels.
Wähle den passenden Klettergarten!
Damit wir beim Klettern in der Natur ebenso viel Spaß haben wie beim Klettern in der Halle, ist es wichtig, den passenden Klettergarten für unser Kletterniveau auszusuchen. Dabei geht es aber nicht nur um den Kletterspaß, sondern auch um sicherheitsrelevante Aspekte, da Klettergärten – je nach Region und Tradition – unterschiedliche Absicherungsstandards haben, sprich die Abstände der Haken durchaus groß sein können. Informationen diesbezüglich erhalten wir aus Kletterführern bzw. von den „Locals“ vor Ort. Was gilt es sonst noch zu beachten? Wir müssen den Schwierigkeitsgrad der Tour viel genauer unserem Kletterniveau anpassen, da es keine bunten Griffe gibt, mit denen wir uns über die Schlüsselstellen hinwegschummeln können. Außerdem müssen wir die Absturzgefahr beim Zustieg und am Wandfuß ebenso beachten wie die aktuellen Verhältnisse vor Ort: Besteht Steinschlaggefahr? Ist der Fels trocken? Oder besteht – insbesondere im Frühjahr – gar Lawinenund/oder Eisschlaggefahr im Klettergarten oder beim Zu- und Abstieg? Besonders wenn wir mit Kindern unterwegs sind, kommt diesem Punkt – Schlagwort „Familienfreundlichkeit“ des Klettergartens –große Bedeutung zu. Zu guter Letzt wählen wir noch die Ausrichtung der Wand passend zur Jahreszeit und zur aktuellen Wettersituation.
2. Steinschlagrisiko einschätzen und beurteilen!
Nur weil es sich um einen „Garten“ handelt, heißt das noch lange nicht, dass dieser auch steinschlagsicher ist. Der Steinschlaghelm kann bei Steinschlag und Stürzen
schützen. Hinweise zur Steinschlaggefahr finden wir ebenfalls in der Führerliteratur bzw. über „stumme Zeugen“ – das sind mehr oder weniger große, ausgebrochene Gesteinsbrocken, die am Wandfuß liegen. Besonders im Frühjahr kann es durch Frostsprengung immer wieder zu Steinschlagereignissen kommen, vor allem wenn sich über dem Klettergarten noch eine größere Felswand befindet.
3.
Route beurteilen!
Bevor wir in eine Tour einsteigen, machen wir uns ein Bild von der Felsbeschaffenheit, Linienführung, der vermuteten Schlüsselstelle sowie Zustand, Abständen und Anzahl der Zwischensicherungen. Besteht Bodensturzgefahr durch einen hohen ersten Haken bzw. durch weit entfernte Folgehaken? Gibt es Absätze, Bänder und Vorsprünge im Sturzraum? Werden diese Fragen mit „Ja“ beantwortet, gilt es umso mehr, den Kletterschwierigkeiten – besonders zu Beginn der Route – gewachsen zu sein. Fix installierte Expressschlingen beurteilen wir immer kritisch. Diese könnten eingeschliffen sein, was bei einem Sturz im „Worst Case“ sogar zu einem Seilriss führen kann.
4.
Team-Setup zu Beginn!
Nicht anders als in der Halle auch klären wir den Gewichtsunterschied und treffen im Falle geeignete Maß-
Absolutes Pflichtprogramm beim Klettern ist der Partnercheck: Seilende abgeknotet? Seil ausreichend lang? Sicherungskarabiner geschlossen? Funktion des Sicherungsgeräts geprüft? Korrekter Anseilknoten und Anseilpunkt? Korrekt geschlossener Klettergurt? Dann kann’s losgehen! Foto: Markus Schwaiger
nahmen, wie das versetzte Einhängen der ersten beiden Expressschlingen oder die Verwendung eines zusätzlichen Reibungsverstärkers (z. B. Ohm von Edelrid). Zudem berücksichtigen wir Sicherungskompetenz und Tagesform und vereinbaren Kommunikationsregeln, insbesondere beim Ablassprozedere. Im Gegensatz zur Kletterhalle prüfen wir noch, ob wir auch genügend Expressschlingen sowie Material zum Umfädeln am Top mitführen.
Wir müssen den Schwierigkeitsgrad der Tour viel genauer unserem Kletterniveau anpassen, da es keine bunten Griffe gibt, mit denen wir uns über die Schlüsselstellen hinwegschummeln können.
5. Partnercheck vor jedem Start! Natürlich führen wir auch im Freien den altbekannten und bewährten Partnercheck wie gewohnt mit Augen und Händen gegenseitig durch. Dabei checken wir Anseilknoten und Anseilpunkt, Sicherungskarabiner und Sicherungsgerät mittels Blockiertest sowie Gurt und Gurtverschlüsse. Besonderes Augenmerk legen wir auf den Knoten im Seilende: Im Freien kommt der ausreichenden Seillänge, respektive dem gesicherten Seilende mittels Knoten, noch größere Bedeutung zu als in der Halle, da es am Fels auf Grund eines zu kurzen Seils ohne Knoten im Seilende immer wieder zu schweren Unfällen kommt.
6.
Volle Aufmerksamkeit beim Sichern
1 Mitglieder des Club Arc Alpin, des Dachverbandes der großen Bergsportverbände des Alpenbogens: AVS (Alpenverein Südtirol), CAI (Club Alpino Italiano), DAV (Deutscher Alpenverein), FFCAM (Fédération Francaise des Clubs Alpins et de Montagne), LAV (Liechtensteiner Alpenverein), ÖAV (Österreichischer Alpenverein), PZS (Planinska Zveza Slovenije), SAC (Schweizer AlpenClub)
Was in der Halle gilt, gilt natürlich auch am Felsen: Wir sichern – immer dem Bremshandprinzip treu bleibend –mit vertrauten Geräten, wobei Halbautomaten zusätzliche Sicherheit bieten, und natürlich passen Karabiner, Seil und Sicherungsgerät zusammen. Etwas schwieriger umzusetzen als in der Halle ist der richtige Standort nahe der Wand und mit dem verbunden das Prinzip, kein Schlappseil zu produzieren bzw. den Sturzraum freizuhalten. Gegebenenfalls spotten wir bis zum Einhängen des ersten Hakens.
7.
Volle Aufmerksamkeit
beim Klettern!
Im Klettergarten sind Stürze nicht überall unbedenklich, deshalb gilt es gut zu überlegen, aus welcher Position wir die Zwischensicherung klippen. Auch können Griffe und Tritte ausbrechen, weshalb es umso wichtiger ist, alle Zwischensicherungen richtig einzuhängen. Besondere Vorsicht gilt – sowohl für den Kletterer als auch für den Sicherer –, wenn kein Sichtkontakt mehr besteht.
8.
An der Umlenkung!
Ein wesentlicher Unterschied zur Kletterhalle sind die Umlenker am Top. Wenn umgefädelt werden muss, gilt 1. höchste Konzentration, 2. eine aufmerksame Schlusskontrolle und 3. eine klare Kommunikation mit dem Seilpartner. Toprope geklettert wird nur an einem zuverlässigen Stand, wobei wir auf Redundanz achten, indem wir z. B. die letzte Expressschlinge eingehängt lassen. Außerdem verwenden wir beim Topropen zur Schonung des Umlenkers unser eigenes Material. Achtung: Wegen der Schmelzverbrennung dürfen nie zwei Seile in eine Umlenkung eingehängt werden.
9.
Vorsicht beim Ablassen!
Wir lassen nur über Umlenker aus Metall ab, niemals über textiles Material. Der Partner wird langsam und gleichmäßig abgelassen, das abgeknotete Seilende behalten wir ebenso im Blick wie Hindernisse am Boden.
10.
Respektiere die Natur
Beim Klettern im Freien befinden wir uns in der Natur. Um ein friedliches Miteinander aller Nutzergruppen zu gewährleisten, ist es wichtig, dass wir Zutrittsverbote und Schonzeiten respektieren, die Vegetation schonen, indem wir konsequent Zustiegswege benützen, keinen Müll zurücklassen, kein Feuer entzünden und Lärm vermeiden. Vorhandene Toiletteninfrastruktur gilt es unbedingt zu nutzen, sind keine Toiletten vorhanden, hinterlassen wir beim Verrichten unserer Notdurft keine Spuren. Zu guter Letzt versuchen wir, umweltverträglich anzureisen und rücksichtsvoll zu parken.
Er ist zurück: der Sheriff, der Wächter über Sicherheit und Regeln, der YouTube-Held des Alpenvereins. Nachdem er im ersten Teil der Videoreihe seinen scharfen Blick auf die Kletterhalle gerichtet hat, zieht er nun weiter: in den Klettergarten. Mit seiner unverkennbaren Autorität spricht er die häufigsten Fehler und Gefahren beim Outdoor-Klettern an. Warum? Weil Klettern Spaß machen soll – aber sicher!
m a RKUS Sch WaiG e R
Mit einem spannenden Trailer macht der Sheriff auf die Herausforderungen des OutdoorKletterns aufmerksam. Ziel ist es, eure Aufmerksamkeit zu fesseln und gleichzeitig für die Gefahren zu sensibilisieren. Denn auch draußen gilt: Klettern birgt Risiken. Doch diese Risiken lassen sich durch Wissen, Aufmerksamkeit und die richtige Vorbereitung minimieren.
Der Trailer lädt dazu ein, genau hinzusehen: Welche Fehler wurden gemacht? Was scheint auf den ersten Blick harmlos, kann aber schwerwiegende Folgen haben? Wer es genauer wissen will, sollte sich anschließend das Tutorial „Sicher Klettern Outdoor“ anschauen. Dort werden alle wichtigen Aspekte detailliert erklärt – von der Fehleranalyse bis zu praktischen Tipps, um sicher und mit Freude im Klettergarten unterwegs zu sein.
Sicherheit geht vor –besonders draußen
Beim Outdoor-Klettern ist die Eigenverantwortung noch entscheidender als in der Kletterhalle. Die Natur ist keine genormte Sportstätte. Die Sicherungspunkte, die Felsqualität und die Bedingungen vor Ort
sind nicht immer ideal – und müssen von euch beurteilt werden. Umso wichtiger ist es, die Grundlagen des sicheren Kletterns zu beherrschen.
Ein zentraler Punkt ist der Partnercheck, insbesondere der finale Blick auf den Knoten im Seilende. Diese einfache, aber entscheidende Standardmaßnahme kann Leben retten. Darüber hinaus stellen sich draußen viele weitere Fragen:
• Wie gut ist die Absicherung?
• Ist die Felsqualität ausreichend?
• Wie sieht der Umlenker aus?
Gibt es bereits einen Karabiner, oder muss umgefädelt werden?
Und falls ja – wie geht das genau?
Lernen aus Fehlern
Viele der klassischen Fehler, die im Klettergarten passieren, sind Grundlage für die Empfehlungen der CAA (siehe vorherigen Artikel) zum sicheren Klettern Outdoor geworden. Die Empfehlungen basieren auf Erfahrung und Unfallanalysen, die euch helfen sollen, unnötige Risiken zu vermeiden.
Die Botschaft des Sheriffs ist klar: Schaut hin, seid aufmerksam, und macht euch bewusst, dass Sicherheit beim Klettern kein Zufall ist. Durch die Beachtung einiger einfacher Empfehlungen und volle Aufmerksamkeit könnt ihr euren Klettertag in der Natur genießen – und sicher wieder nach Hause kommen.
Also: Schaut euch den Trailer an, testet euer Wissen und lernt aus den Erfahrungen anderer. Mit dem Tutorial im Gepäck seid ihr bestens für die Herausforderungen im Klettergarten gewappnet. Der Sheriff hat gesprochen – und seine Regeln helfen, dass Klettern für alle sicher bleibt.Viel Spaß und bleibt sicher!
Gerhard Mössmer und Markus Schwaiger sind Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein.
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Neugierig geworden? Den Sheriff gibt es hier zu sehen.
Dieses Buch will eine Hilfe sein, das Risiko beim Klettern in großen Felswänden bewusst zu gestalten. Erst dann werden Eigenverantwortung und Abenteuer sinnvolle Konzepte. 26,90 €
Bunte Alpenvereins-Chalkbag mit Edelweiß-Logo. Mit Gurtband, einem Verschlusshaken aus Metall, einer Vergleichstabelle der verschiedenen Schwierigkeitsgrade und mit Halterung für die „Zahnbürste“. 18,90 €
Die Innenhand des Modells im ¾-Schnitt ist aus robustem und atmungsaktivem Ziegenleder gefertigt, das schwitzigen Händen entgegensteuert. Für zusätzlichen Tragekomfort sorgen Stretchmaterialien. 34,90 €
… zu Partnercheck und Aufmerksamkeit finden sich auf unserem YouTube-Kanal.
Zum Video: Partnercheck beim Sportklettern
Zum Video: Sicher sichern
• Seilende abgeknotet ¡ nfo
Ge R ha R d mö SS me R
Jeder kennt sie und dennoch werden sie von vielen nicht – oder nur unvollständig – angewendet: Die Rede ist von den elementarsten sicherheitsrelevanten Regeln beim Sportklettern und Bouldern. Passend zu den zehn Empfehlungen Sportklettern Outdoor gibt es hier einen – um im englischen Sprachgebrauch zu bleiben – „friendly reminder“ mit der Bitte um Anwendung!
Der Partnercheck
„Ja, ja, machen wir eh immer!“ Aber wie kann es dann sein, dass es dennoch zu tödlichen Unfällen kommt, weil der Anseilknoten nicht richtig geknüpft war oder der Seilpartner über ein offenes Seilende hinaus abgestürzt ist? Das Um und Auf beim Partnercheck ist neben der visuellen Kontrolle und dem Vier-Augen-Prinzip ein haptischer Check durch Hingreifen: Nur so ist man zu 100 Prozent auf die jeweiligen Punkte fokussiert! Und so geht der vollständige Partnercheck vor jedem Start:
‹ Gegenseitige Kontrolle mit Augen und Händen:
• Anseilknoten und Anseilpunkt
• Sicherungskarabiner und Sicherungsgerät mit Blockiertest
• Gurt und Gurtverschlüsse
2.
Volle Aufmerksamkeit
„Servus, pfiat Gott und auf Wiedersehen … !“ Unabhängig, ob Anfänger oder Profi: Vor Ablenkung – weder in der Halle noch im Freien –ist keiner gefeit. Ein schnelles „Hallihallo, wie geht’s – bist fit?“ und schon ist die Aufmerksamkeit – vergleichbar mit einer schnellen WhatsApp-Nachricht beim Autofahren – dahin. Und da wie dort kann eine klitzekleine Unachtsamkeit das sprichwörtliche Ende bedeuten. Also: Bleibt bei der Sache und verschiebt den Smalltalk auf den Kaffee und Kuchen nach dem Klettern! Es ist es nicht wert …
ˆ Und so geht’s:
• kein Schlappseil
• richtigen Standort nahe der Wand wählen
• Partner*in beobachten
• Sicherungsbrillen unterstützen die Aufmerksamkeit
3.
Sturzraum freihalten
Immer wieder faszinierend, was alles in der Kletterhalle, aber auch im Freien so herumkreucht und -fleucht. Beginnend mit Trinkflaschen und Sicherungsgeräten über die Humus-Couscous-Stärkung in der Tupperware für zwischendurch bis hin zu Maxi-Cosi und Kinderwagen samt Inhalt. Das ist alles o.k., aber bitte: außerhalb des Sturz- und Sicherungsraumes. Und der kann, je überhängender die Wand, schon relativ groß sein. Zu guter Letzt gilt es schließlich, auch auf stürzende Kletterer, die – man glaubt es kaum – der Schwerkraft folgend von oben kommen, zu achten. Also richtet vor dem Losklettern doch bitte einmal den Blick in die Vertikale.
ˆ Auf das achten wir:
• Gefahrenzone für Kollisionen großzügig einschätzen
• am Boden genügend Abstand zur Falllinie des/der Kletternden
• in der Route genügend Abstand zu Anderen
• Pendelstürze berücksichtigen
Aufwärmen vor dem Start „Ui, schon wieder zwickt die Schulter!“ Ganz abgesehen vom Ellbogen, der schon seit Wochen schmerzt. Da vergisst man vor lauter Schmerzen sogar die Ringbandendzündung im Mittelfinger. Nicht nur für die Generation 50+ ist es langfristig gesehen eine gute Idee, sich vor dem Klettern entsprechend sorgfältig aufzuwärmen. Auch die Generation Z wird älter und bekommt mitunter die Spätfolgen von Überlastungen und Reizungen etc. zu spüren. Es muss nicht immer gleich der Absturz sein, der unsere Gesundheit beeinträchtigt. Schleichende Verletzungen, aber auch plötzliche Bänderrisse durch ungenügendes Aufwärmen und Einklettern sind durchaus schmerzhaft und: extrem nervig! Fazit: Simple but not stupid!
ˆ So starten wir mit einem guten Gewissen:
• Intensität langsam steigern
• Verletzungen ausheilen
• locker ausklettern, abwärmen
Nach dem Einscannen des QR-Codes auf der Tafel wird man auf eine Website mit allen Infos und Steckbriefen zu den Felsbrütern geleitet. Haben sich in eurem Klettergarten felsbrütende Vögel angesiedelt? Bitte meldet euch bei: markus. schwaiger@alpenverein.at
Der Lebensraum Fels bietet einzigartige Lebensbedingungen, die von speziellen Pflanzenund Tierarten genutzt werden. In diesem rauen Umfeld mit starken Temperaturschwankungen, wenig Boden und oft kargen Nährstoffverhältnissen gedeihen beispielsweise Flechten, Moose und widerstandsfähige Pionierpflanzen, die anderen Pflanzenarten den Weg bereiten. Felsen und Steilhänge sind zudem wichtige Rückzugsorte für seltene und gefährdete Tierarten wie bestimmte Vogelarten (Felsbrüter), Reptilien und Insekten, die auf die besondere Struktur und Schutzfunktion der Felsen angewiesen sind. Insgesamt sind Felslebensräume daher wertvolle, jedoch empfindliche Ökosysteme, die zur biologischen Vielfalt beitragen und spezielle ökologische Nischen bieten.
Aus Rücksicht auf diesen Lebensraum und dessen Tierwelt, vor allem die sehr empfindlichen Felsbrüter, ist es uns, dem Österreichischen Alpenverein, wichtig, dass wir hier ein möglichst friktionsfreies Miteinander zwischen der Kletter-Community und
der Natur schaffen können. Hierfür ist sowohl Rücksicht durch die Kletterer nötig als auch die Akzeptanz für notwendige Maßnahmen. In Zusammenarbeit mit Hermann Sonntag (sonntagplus. com) und Birdlife Austria (birdlife.at) konnten wir hier einen Weg finden, der für alle eine gute Lösung darstellt. Wenn ein Klettergarten von Felsbrütern besiedelt ist, genügt es, einzelne Routen, die unmittelbar an die Brutstätte heranführen, in der Brutzeit zu sperren. Vögel reagieren nämlich oft empfindlich auf Störungen und verlassen manchmal sogar ihre Nester, wenn sie sich bedroht fühlen. Für diese temporäre Sperre von Routen haben wir Tafeln entworfen, die direkt in den ersten Haken eingehängt werden können und mittels abgebildeten QR-Codes zu einer Seite mit weiteren Informationen führen.
Der ATHM-Layer von Skitourenguru zeigt in 2D/3D, wo das Gelände eine Lawinenauslösung begünstigt.
und plane deine Tour mit dem Tourenportal und den Tools von alpenverein aktiv.com
Transparent: kein Lawinengelände Lawinen, die von Wintersportlern ausgelöst werden, sind in diesem Gelände sehr unwahrscheinlich. Lawinenunfälle durch Spontanlawinen sind jedoch immer noch möglich.
Grün: atypisches Lawinengelände Lawinen, die von Wintersportlern ausgelöst werden, sind in diesem Gelände atypisch
Blau: typisches Lawinengelände Lawinen, die von Wintersportlern ausgelöst werden, sind in diesem Gelände typisch
Rot: sehr typisches Lawinengelände Lawinen, die von Wintersportlern ausgelöst werden, sind in diesem Gelände sehr typisch
Als im Kalifornien der 1970er-Jahre die ersten Mountainbikes entwickelt wurden, war es das Ziel der Biker*innen, möglichst sicher und schnell über schmale Wege und Schotterpisten zurück ins Tal zu brettern. Im Laufe der letzten 50 Jahre haben sich die Räder weiterentwickelt und decken nun eine Vielzahl an unterschiedlichen Einsatzzwecken ab. Wir versuchen, Licht ins Dickicht zu bringen.
Re N é Se N dL hOfe R-SchaG
Gemütlich zur Alm oder auf Zeit mit dem Downhiller im Bikepark bergab. Mit Fingerspitzengefühl über Stock und Stein oder möglichst schnell durch die nächste Kurve. Zum Training blitzschnell bergauf oder mit atemberaubenden Sprüngen durch den Slopestyle-Kurs. Die Disziplinen des Mountainbikens könnten kaum unterschiedlicher sein, gemeinsam ist allen Ausübenden – neben zwei Rädern – die Liebe zum Radsport. Doch worin unterscheiden sich die Bikes und deren Einsatzzwecke nun wirklich?
Die Kategorien
Räder gibt es wie Sand am Meer. Eine Einteilung in Kategorien bzw. Disziplinen hilft, die Bikes zu unterscheiden. Ganz allgemein unterscheidet man in der Bauweise zwischen einem Hardtail und einem Fully. Während ersteres nur vorne eine Federgabel aufweist, ist das Fully (full suspension bike) auch hinten gefedert. Die Höhe der Federung, angegeben in Millimeter, spiegelt so wie auch die Geometrie des Rades, insbesondere der Lenkwinkel, den Einsatzbereich wider.
Der günstige Klassiker, meist als Hardtail ausgeführt, für den gemütlichen Einsatz auf Rad- und Schotter wegen zur Alm. Vorne bis 120 mm Federweg. Aufrechte Sitzposition.
Wettkampf: nein
Unterwegs auf: Rad- und Schotterwegen
Fokus auf: Genuss, Gesundheit, Ausflüge
Biketyp Cross-Country & Marathon
Als Hardtail oder Fully mit ca. 100 mm Federweg. Möglichst leicht, für Wettkampf bergauf optimiert.
Wettkampf: ja
Unterwegs auf: Schotterwegen und Trails zum Training, speziellen Strecken im Wettkampf Fokus auf: Training, Wettkampf, Leistung
#4 Biketyp Enduro
Mit einem Federweg von 140 bis 180 mm und flachem Lenkwinkel a auch für härtere Abfahrten geeignet. Bei Enduro geht es vor allem um Geschwindigkeit bergab und Wettkampf in Form von Endurorennen. Selber kurbeln bergauf ist möglich, Lift oder Shuttle werden aber bevorzugt.
Wettkampf: ja
Unterwegs auf: gebauten Enduro-Trails mit Mischung aus naturbelassenen Elementen und künstlichen Hindernissen wie Steilkurven, Sprüngen, etc.
Fokus auf: möglichst technisch und rasch bergab, Fahrspaß
Biketyp Trail und AllMountain
Der Allrounder oder auch die Eierlegende Wollmilchsau der Mountainbikes. Meistens als Fully gebaut, leicht genug, um auch lange Touren bergauf zu bewältigen. Mit bis zu 140 mm Federweg sucht es bergab steinige und wurzelige Wege. Eignet sich für eine Vielzahl von Touren, von einer Trailrunde nach der Arbeit bis zur Alpenüberquerung.
Wettkampf: nein
Unterwegs auf: Schotterwegen bergauf, Trails in Form von Wanderwegen oder speziell für Biker*innen gebauten Singletrails bergab. Fokus auf: Naturerlebnis, Genuss, Abenteuer, Abfahrt auf Trails
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Biketyp Freeride und Downhill
Mit 180–220 mm Federweg liegt der Fokus nur mehr auf der Abfahrt. Weite Sprünge, hohe Drops, riesige Steine und Wurzelstufen.
Mit hoher Geschwindigkeit speziell geschaffene Strecken bewältigen.
Wettkampf: ja
Unterwegs auf: speziellen
Wettkampfstrecken, Lift/Shuttle notwendig
Fokus auf: schnell bergab
Bei den hier vorgestellten Kategorien befinden sich die Räder mehr am Boden als in der Luft, der Fokus liegt trotz großer Sprünge bei den Kategorien Downhill und Freeride noch beim Fahren. Geht es weniger um den Speed bergab, sondern um waghalsige Sprünge und Style, befindet man sich in den Kategorien Dirt und Slopestyle. Beim Dirtbiken springt man über aufgeschüttete Erdhügel, die auch gleich namensgebend für diese Kategorie sind. Slopestyle beinhaltet Elemente des Dirtbikens, die Sprünge und Drops sind allerdings noch größer und die speziellen Räder auch hinten mit einer straffen Federung ausgestattet. Die Bikes können meistens um den eigenen Lenker gedreht werden und sind definitiv nicht fürs Bergauffahren geeignet.
Ist man lieber weniger waghalsig unterwegs, aber liebt es, Hindernisse zu überwinden, ist man im Trialsport beheimatet. Auf speziellen Parcours gilt es Hindernisse zu überwinden, meistens am Hinterrad springend und mit hoher Anforderung an die Balance und Geschicklichkeit. Geschwindigkeit spielt hier keine Rolle, die Bikes haben einen sehr tiefen Sattel (oder zum Teil gar keinen) und einen sehr kleinen Rahmen mit 20“-oder 26“-Rädern. So manche Technik des Trialsports ist auch beim Trail- oder Endurobiken von Vorteil
Räder gibt es wie Sand am Meer. Eine Einteilung in Kategorien bzw. Disziplinen hilft, die Bikes zu unterscheiden. Dennoch
bestimmt erst der Mensch den tatsächlichen Einsatzzweck.
so kann der umgestürzte Baum ohne Absteigen überwunden und die enge Kehre am Wanderweg ohne Abkürzer befahren werden.
Die oben angeführten Kategorien sind selbstverständlich nur Richtwerte. Die Grenzen verschwimmen und mit der technischen Entwicklung der Bikes verschieben sich die Disziplinen. Was vor fünf Jahren noch als Endurobike bezeichnet wurde, fällt heute in die Kategorie All-Mountain. Und dann kommt ja noch die Fahrerin oder der Fahrer hinzu. Denn erst der Mensch bestimmt den tatsächlichen Einsatzzweck. Mit einem Downhillbike kommt man natürlich nicht zur nächsten Alm hinauf, und ebenso wenig wird man mit dem XC-Rad heil am Ende eines Slopestyle-Kurses ankommen.
1 Umfrage MTB 2020, https://www.alpenverein.at/portal/news/2021/2021_05_03_ MTB-Umfrage.php
2 Mountainbike Tourismusforum Deutschland, https://www.mountainbike-tourismusforum.de/forschungsstand-mountainbiken-natursport-umweltauswirkungen
Doch bei den Bikes der Kategorien von XC bis Enduro gibt es eine große Schnittmenge, je nach fahrtechnischem Können der Fahrer*innen und der Beschaffenheit des Weges. Man kann also geübte Biker*innen mit dem Hardtail auf schwierigen Wegen treffen oder Einsteiger*innen mit dem vollgefederten Trailbike auf der Forststraße bergab. Hinsichtlich der notwendigen Infrastruktur für die Ausübung
der jeweiligen Kategorie bedeutet es, dass ab der Kategorie Enduro – wenn man diese gemäß ihrer Bestimmung einsetzt – eigene Strecken für die Ausübung des Sports erforderlich sind. Mountainbiken ist aufgrund der restriktiven Gesetzeslage in Österreich nach wie vor eine polarisierende Sportart. Nicht zuletzt, weil auch das Bild der Mountainbiker*innen medial sehr verzerrt dargestellt wird und vereinzelte negative Vorkommnisse pauschal für eine Sportart aufgebauscht werden. Das Image des Wildverschreckers, Adrenalinjunkies und der Spaßgesellschaft lastet schwer auf den Schultern der Sportler*innen. Dabei ist nicht jeder bergab fahrende Mountainbikende ein Downhiller und wer mit einem E-MTB unterwegs ist, ist auch nicht automatisch faul.
Naturgenuss hoch im Kurs
Unsere MTB-Umfrage1 aus dem Jahr 2020 zeigt, dass für 88 Prozent der Mountainbiker*innen das Thema Naturgenuss an erster Stelle steht. Das ist der Ausflug zur Alm und Berghütte, die Kulinarik, das Panorama, aber eben auch die Abfahrt abseits von Forststraßen auf Wanderwegen. Die Motive2 von Wandernden und Mountainbiker*innen sind sich also sehr ähnlich.
Wo Menschen involviert sind, passieren Fehler. Es kommt daher natürlich vor, dass jemand zu schnell und rücksichtslos am Wanderweg gen Tal braust und
Wandernde verärgert oder gar gefährdet. Die Regel ist das allerdings nicht und Mountainbiker*innen können, wie auch alle anderen Bergsportler*innen, nicht über einen Kamm geschert werden. Die Aufklärung über die unterschiedlichen Disziplinen soll dabei helfen, ein tieferes Verständnis für diese diverse Sportart zu bekommen und den Faktor Mensch in den Vordergrund zu rücken. Damit läuft am Berg natürlich noch nicht alles reibungslos, dennoch ist der Alpenverein davon überzeugt, dass eine Koexistenz auch in Österreichs Bergen möglich ist. Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es bekanntlich auch zurück. Mit einem gewissen Maß an alpiner Sozialisierung, Rücksicht und Akzeptanz, haben wir alle am selben Weg Platz. Auch unsere Trailbell (erhältlich im alpenverein.shop) trägt maßgeblich zu mehr Respekt am Berg bei und kündigt Biker*innen durch das Bimmeln sanft und vor allem frühzeitig an. Schritt für Schritt kommen wir so einem friedlichen Miteinander immer näher.
René Sendlhofer-Schag ist Mitarbeiter der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein. Bei Fragen zum Thema Mountainbike erreicht man ihn unter mountainbike@alpenverein.at
Hier geht‘s zur SicherAmBergVideoreihe zum Thema Mountainbike auf YouTube.
Hier geht’s zu den Ausbildungsangeboten der Alpenverein-Akademie zum Thema Mountainbike.
Alpenvereinsmitglieder genießen in ihrer Freizeit für Bergungskosten aus unwegsamem Gelände Versicherungsschutz. Auch Unfälle, die sich beim Mountainbiken ereignen, sind daher vom Versicherungsschutz umfasst, sofern das Mitglied verletzt oder unverletzt aus unwegsamem Gelände geborgen werden muss.
Hier geht’s zu den wichtigsten Infos zum Thema Versicherung: alpenverein.sichermitknox.com
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Das alpine Wegenetz in den Ostalpen ist weltweit einzigartig in seinem Umfang und seiner Dichte. Die Alpenvereinswege entstanden im Wesentlichen innerhalb weniger Jahrzehnte, beginnend im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, und umfassen heute annährend 40.000 km (Österreichischer Alpenverein und Deutscher Alpenverein). Im Vergleich zu damals haben sich Klimabedingungen, Nutzungsgewohnheiten und -ansprüche deutlich geändert. Jedes Jahr müssen die Wege von tausenden Ehrenamtlichen gewartet und instandgesetzt werden. Diese Aufgabe ist durch den Klimawandel umfassender geworden.
Geänderte Klimabedingungen
Ausgangspunkt für die klimatischen Änderungen in diesem Zeitraum ist der Anstieg der mittleren globalen CO2-Konzentration. In Kombination mit anderen Treibhausgasen hat der Anstieg zu einer globalen Erwärmung von aktuell ca. 1,3 °C geführt. Der regionale Temperaturanstieg im Alpenraum ist mit mittlerweile über 2 °C stärker ausgefallen, wobei ein Großteil der Erwärmung ab Mitte der 1980erJahre registriert wurde.
Die Veränderungen der Temperatur haben bisher keinen Einfluss auf die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in den Alpen. Der Niederschlag schwankt von Jahr zu Jahr weiterhin stark. So wurden beispielsweise von Herbst 2023 bis 2024 in einigen Regionen der Südalpen Rekordmengen an Regen gemessen. Allerdings führt der Temperaturanstieg dazu, dass immer weniger Niederschlag als Schnee fällt und einzelne Regenfälle intensiver werden.
Beim Wind, der besonders in bewaldeten Gebieten entlang von Wegen eine wichtige Rolle spielt, lassen sich keine klaren Trends erkennen – weder bei den durchschnittlichen Werten noch bei extremen Windspitzen. Es gibt nur wenige Messstationen, und die Werte schwanken stark. Fest steht jedoch, dass die Anzahl der Gewitter in den Alpen in den letzten Jahrzehnten leicht zugenommen hat. Diese Gewitter gehen oft mit starken, örtlich begrenzten Sturmböen einher, deren Wahrscheinlichkeit somit steigt.
Heißere Sommer, schneeärmere Winter –auch an der Wanderwegeinfrastruktur und den Naturraumnutzer*innen geht der Klimawandel nicht spurlos vorbei.
Das alpine Wegenetz ist direkt von den veränderten atmosphärischen Bedingungen betroffen. Sehr bekannt sind dabei die Auswirkungen der steigenden Temperaturen und der verringerten Schneedecken(dauer) auf Gletscher und Permafrost, die viele, darunter auch historische Wege im Hochgebirge zumindest in der warmen Jahreszeit gefährlicher und teils unpassierbar machen.
In allen Höhenlagen stellen zunehmende Starkregenereignisse ein steigendes Risiko für Schäden an der Wegeinfrastruktur dar. Extreme Wetterereignisse können die Erosion der Wegoberfläche
beschleunigen, Muren oder Rutschungen auslösen und so die Sicherheit auf den Wanderwegen punktuell beeinflussen. Insbesondere Steinschlag oder Felsstürze werden voraussichtlich häufiger werden und nehmen extremere Ausmaße an. Sturzprozesse treten spontan auf und sind im Gegensatz zu Großwetterlagen kaum vorhersagbar.
Lawinen richten ebenfalls Schäden an der Wegeinfrastruktur in allen Höhenlagen an. In tieferen Lagen ist durch die fortlaufende Abnahme der Schneebedeckung von einer Entspannung auszugehen. In mittleren Lagen ist zwar auch mit einer Abnahme der Schneebedeckung
Mit dem Projekt av.geo.clim verfolgt der Alpenverein das Ziel, das Wanderwegwesen auf neue Herausforderungen durch den Klimawandel vorzubereiten, die Sicherheit zu erhöhen und die Naturraumnutzer*innen zu sensibilisieren.
Infos gibt es hier: t1p.de/avgeo
zu rechnen, allerdings in Bezug auf Lawinen auch eine Verschiebung der Häufigkeit hin zu schweren Nassschneelawinen, die mehr Schaden anrichten können. Ebenso bleiben diese sehr kompakten Schneeund Eismassen besonders lange als oftmals schwer passierbare Altschneereste liegen und erschweren die Erreichbarkeit von Schutzhütten.
Ein sehr spannendes Thema in mittleren und tiefen Lagen betrifft die Frage, wie sich klimabedingte Schäden am Wald auf die Wegeinfrastruktur auswirken. Diese Schäden entstehen einerseits durch örtlich und zeitlich kaum vorhersagbare Fallwindböen im Zuge von Gewittern. Herausfordernd ist dabei die unmittelbare Gefahr für die Nutzer*innen und die nicht planbare Unpassierbarkeit auch längerer Wegstrecken. Andererseits führen das längerfristige Zusammenspiel von Klimastress und Schädlingen, insbesondere dem Borkenkäfer, zu noch großflächigeren und manchmal vollständigen Schädigungen von Wäldern. In der Folge fehlt auf den Wegen der natürliche Schutz vor Steinschlag und Lawinen. Auch Hitze wird durch die fehlende Beschattung während der Sommermonate insbesondere auf Wegen in tieferen und mittleren Lagen ein relevantes Thema.
Vor allem Starkregenereignisse hinterlassen Schäden am Wegenetz und werden häufiger – der Kontrolldruck steigt.
Foto: Marco Gabl >
Indirekte Auswirkungen von klimatischen Änderungen
In Zeiten steigender Temperaturen finden sich in den Alpen dank der Höhenlage viele Gebiete, in denen die Umgebungsbedingungen weit angenehmer als in den heißen Ballungsräumen in den Tälern und Vorländern sind. Ebenso wird eine weitere Erwärmung im Mittelmeerraum dazu führen, dass insbesondere im Hochsommer die Alpen als Urlaubsziel attraktiver werden. Folglich ist absehbar, dass die Nutzerfrequenz auf Wegen in mittleren und hohen Lagen besonders während Hitzewellen im Sommer weiter zunehmen wird. Gleichzeitig liegt während solcher Hitzewellen ein erhöhtes Potential für besonders starke Gewitter mit Starkregen und Sturmböen vor, die die Wege in Mitleidenschaft ziehen und die Wegnutzer in unmittelbare Gefahr bringen können. Eigenverantwortung ist das Gebot der Stunde.
Der Klimawandel bringt nicht völlig neue Herausforderungen für die Wegeverantwortlichen mit sich, verändert je-
‹ Unaufaltsame Erosion: Der Weg im Zimnitzgraben musste schließlich verlegt werden.
› Felssturz und Steinschlag sind natürliche Phänomene des Hochgebirges. Überall dort, wo sie mit Menschen zusammentreffen, werden sie zur Gefahr.
doch die Intensität und Häufigkeit bekannter Wetterphänomene. So suchen Wandernde an heißen Tagen vermehrt Abkühlung in schattigen Wäldern, in den Bergen oder an Gewässern, wodurch die alpine Wegeinfrastruktur an diesen beliebten Orten stärker beansprucht wird. Eine längere Wandersaison bedeutet außerdem aufwendigere Instandhaltungsarbeiten und Kontrollen der Wege, gleichzeitig eröffnen sich für Tourismusdestinationen neue Chancen und Möglichkeiten. Schon heute machen sich die Auswirkungen des Klimawandels aufs Wan-
dern bemerkbar, etwa im Glocknergebiet, wo der Rückzug der Gletscher Felswände und -hänge instabil werden lässt. Dort mussten bereits markierte Steige gesperrt oder Ersatzwege angelegt werden. Um sich an diese Veränderungen anzupassen, ist es notwendig, Naturnutzer*innen verstärkt auf mögliche Naturgefahren aufmerksam zu machen und auf eine gründliche Vorbereitung hinzuweisen. Gleichzeitig bedarf es gezielter Unterstützung und Beratung der ehrenamtlichen Wegeerhalter des Alpenvereins, um ihr Engagement trotz steigender Herausforderungen durch Schadensrisiken und zunehmenden Nutzerdruck aufrechtzuerhalten.
Dr. Wolfgang Gurgiser ist Meteorologe und Koordinator des Forschungsschwerpunkts Alpiner Raum an der Universität Innsbruck. Er ist mit einer breiten Palette an Themen der Gebirgsforschung befasst.
Marco Gabl ist Mitarbeiter der Abteilung Hütten und Wege des Österreichischen Alpenvereins und leitet das Projekt av.geo. clim in Kooperation mit dem Institut für Geographie der Universität Innsbruck.
Wenn im Gebirge der Schnee zu schmelzen beginnt, der Boden taut und das erste Grün sprießt, starten auch unsere ehrenamtlichen Wegewarte mit ihrer Arbeit und greifen zu Wegmacherhaue, Spitzschaufel, Astschere, Fäustel, Motorsäge, Brechstange sowie zu Pinsel und Farbe, um die Wanderwege „sommerfit“ zu machen.
t eam Nat URS ch U tz, h ütte N UN d We G e
Entlang von Wanderwegen vom Ausgangspunkt im Tal bis in die höchsten Gipfelregionen präsentiert sich eine Vielzahl von Pflanzen, die sich an die harschen Lebensbedingungen angepasst haben und Indikatoren für die „Gesundheitszustände“ der jeweiligen Bergregionen darstellen. Bei ihren ersten Kontrollgängen im beginnenden Frühling treffen die Wegezuständigen häufig auf Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Krokusse (Crocus) und Schlüsselblumen (Primula veris).
Die kleinen weiß-grünen Blüten der Schneeglöckchen ragen mit ihren aufrechten Stängeln und langen schmalen Blättern oft aus der Schneedecke heraus und sind an ihrer glockigen Blütenform leicht zu erkennen. Ihr lieblich-süßer Duft lockt auch die Bienen schon recht früh aus ihren Winterquartieren. Aber Achtung! Das Schneeglöckchen enthält in allen Pflanzenteilen Alkaloide, die beim Verzehr Vergiftungserscheinungen hervorrufen können.
Auch die Krokusse erblühen in ihrer bunten Farbenpracht meist direkt nach der Schneeschmelze und sind bis in eine Höhe von 2.700 m zu finden. Allerdings sind auch diese violett, weiß und gelb blühenden Gewächse giftig und für uns nicht zum Verzehrt geeignet.
Für einige Tiere wie Eichhörnchen sind frische Krokuszwiebeln allerdings eine richtige Delikatesse.
Die Echte Schlüsselblume, auch Primel genannt, ist eine alte Heilpflanze und reich an Magnesium. Auch heute noch werden die Blüten und die Wurzel zur Unterstützung des Abhustens bei Bronchitis und Husten mit zähem Schleim bzw. bei Nasennebenhöhlenentzündung mit Schnupfen eingesetzt.
Um die ruhende Winterlandschaft aufzuwecken und mit neuem Leben zu füllen, mobilisiert die Natur im Frühjahr ganz besondere Kräfte. Solche bringen auch unsere Wegewarte auf, die in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit dafür sorgen, dass sich Wandernde sicher durch das Wegenetz des Alpenvereins bewegen und dabei auch so manche botanische Entdeckung machen können.
Die Serie Wegetation ist eine Zusammenarbeit zwischen Birgit Kantner (Naturschutz) sowie Marco Gabl und Anna Obererlacher (Hütten und Wege).
Ein Vorfall, der Schlagzeilen hätte machen können: „Ich habe mit meiner Tochter und unserem Hund eine Skitour auf der Rax unternommen. Bei der Abfahrt ist uns der Hund durchgegangen und in eine eisige Rinne hineingeklettert“, heißt es in einer Schadensmeldung für Bergungskosten der Alpenvereinsversicherung aus dem Jahr 2022. Hundebesitzer Paul (Name geändert) stand vor einem großen Problem: „Aus dieser Lage konnte sich unser Hund nicht mehr befreien. Ich habe selbst versucht, ihm herauszuhelfen –aufgrund des Eises, der Steilheit und keiner vorhandenen Sicherung war keine Bergung meinerseits möglich. Nach Rücksprache mit der Bergrettung entschied diese, ihn zu bergen, da sie ein Erfrieren über Nacht befürchtete.“
Glücklicherweise wurde Pauls treuer Begleiter gerettet. Doch für den Hundebesitzer hatte die Geschichte einen bitteren Beigeschmack: Die Bergungskosten in Höhe von 600 Euro musste er aus eigener Tasche bezahlen – ein teurer Rettungseinsatz.
Die Hundebergeversicherung bietet als Zusatzangebot zur Alpenvereinsmitgliedschaft einen Mehrwert für Menschen und deren beste Freunde.
Versicherungslücke geschlossen
Für viele Hundebesitzer gibt es nichts Schöneres, als mit ihrem Vierbeiner auf eine Bergoder Skitour zu gehen. Doch ein unvorhergesehenes Ereignis kann schnell dazu führen, dass Hund oder Halter ohne fremde Hilfe nicht mehr weiterkommen. Bis 2023 war die Situation klar: Die Alpenvereinsversicherung deckte die Bergungskosten für Mitglieder, aber nicht für deren Hunde.
Der Fall von Paul machte deutlich, dass eine Versiche-
» Nach Rücksprache mit der Bergrettung entschied diese, ihn zu bergen, da sie ein Erfrieren über Nacht befürchtete. «
Hundebesitzer Paul
rungslücke bestand – ein Anliegen, das viele Alpenvereinsmitglieder betrifft, die gerne mit ihren Hunden in den Bergen unterwegs sind. Der Österreichische Alpenverein reagierte als erster alpiner Verein und erarbeitete gemeinsam mit KNOX und der Generali Versicherung eine Lösung: Seit Jänner 2023 bietet die Hundebergeversicherung Schutz vor den finanziellen Folgen einer alpinen Rettungsaktion. Ein Mehrwert für alle Mitglieder, die gemeinsam mit ihren Fellnasen die Natur genießen. eV e L i N Sta RK
¡ nfo Hundebergeversicherung
Versicherungsberaterin Lena steht für Fragen zur Verfügung: lena@sichermitknox.at, Tel.: +43/512/23830030
Mehr Infos: alpenverein.sichermitknox. com/hundebergungbergauf
dR . WOL f Ga NG Sch Na BL
Alpenvereinspräsident
Unsere Klimastrategie ist einerseits Selbstzweck, um die negativen Einflüsse auf unsere alpine Infrastruktur in den Griff zu bekommen. Denn weniger Wetterextreme bedeuten, dass weniger Wege durch gehäufte Starkregen vermurt, weniger Brücken weggerissen und weniger Bäume entwurzelt werden. Daraus würden weniger Sanierungsmaßnahmen für unsere Wege und Hütten und weniger Aufwand für unsere freiwilligen Helfer resultieren. Dieser zeitliche und finanzielle Aufwand steigt seit Jahren enorm an.
Andererseits haben wir unsere Klimastrategie auch aus Naturschutzgründen beschlossen. Ich habe letzten Sommer unseren Herrn Bundespräsidenten auf die Franz-Josefs-Höhe begleitet. Dort hat man einen – fast hätte ich gesagt wunderschönen – Ausblick auf die Pasterze. Inzwischen braucht man fast schon ein Fernglas, um den Gletscher zu sehen, ein wirklich trauriger Anblick. Der Gletscher hat sich in den letzten paar Jahren um über einen halben Kilometer zurückgezogen. Wir steuern in eine Zukunft mit Ostalpen ohne Gletscher.
Aber nicht nur die Schönheit der Alpen ist betroffen, viel gravierender ist die Auswirkung auf Fauna und Flora. Tiere, die Kälte benötigen, müssen immer weiter nach oben ausweichen, genauso kälteliebende Pflanzen. Bis es irgendwann kein weiter oben mehr gibt, dann sterben sie aus. Die Artenvielfalt ist aber unsere Lebensgrundlage. Eine hohe Biodiversität sorgt für widerstandsfähige Ökosysteme: Wasser und Luft werden gefiltert, für Nahrung ist gesorgt, sie dienen der Erholung und spielen eine wichtige Rolle in der Klimaregulation. Artenvielfalt stabilisiert unser Ökosystem und damit letztendlich auch unser politisches System. Wenn Länder oder ganze Kontinente durch ansteigende Temperaturen unbewohnbar werden und die Ernährung der Bevölke-
rung nicht mehr möglich ist, weil es keine Ernten mehr gibt, dann müssen die Menschen auswandern, um zu überleben. Wir können helfen, durch Klimaschutzmaßnahmen, die wir umsetzen.
Klimaschutz ist daher nicht nur eine ökologische, sondern auch eine gesellschaftliche und humanitäre Aufgabe. Als gesellschaftlich engagierte Organisation trägt der Alpenverein eine große Verantwortung, die wir aktiv wahrnehmen. Durch praxisnahe Lösungen zeigen wir, dass Klimaschutz machbar ist. Mit unserer Vorbildrolle möchten wir nicht nur unsere 726.000 Mitglieder inspirieren, sondern auch deren Freundes- und Bekanntenkreis zum Umdenken und Handeln motivieren.
»Klimaschutz ist daher nicht nur eine ökologische, sondern auch eine gesellschaftliche und humanitäre Aufgabe. Als gesellschaftlich engagierte Organisation trägt der Alpenverein eine große Verantwortung, die wir aktiv wahrnehmen. «
Reinhold Messner bringt es auf den Punkt: Die Veränderung der Welt ist nur herbeizuführen, wenn sich jeder Einzelne ändert. Klimaschutz ist Menschenschutz. Jeder Einzelne von uns hat die Chance – und auch die Pflicht –, zum Menschenschutz beizutragen.
Klappmesser und Kinderklappmesser mit Buchenholzgriff und Klinge aus rostfreiem Stahl. Das Kindermesser hat eine abgerundete Spitze und einen Sicherungsring.
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Das vielseitige Hemd kombiniert besten Tragekomfort mit einem trendigen Look für verschiedenste Gelegenheiten.
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Foto: Rudy Wyhlidal
Sicherungsbrillen sind ein unverzichtbares Hilfsmittel für alle, die regelmäßig beim Klettern sichern. Sie ermöglichen es, den Kletterpartner ohne Nackenbelastung zu beobachten, da die speziell eingebauten Prismen das Sichtfeld nach oben umlenken. Als Sicherungsbrillen erstmals auf den Markt kamen, wurden sie von vielen erfahrenen Kletterern kritisch beäugt. Doch heute sind sie aus dem Sport kaum noch wegzudenken. Wer sie einmal ausprobiert hat, erkennt schnell die Vorteile –auch langjährige Kletterer greifen gerne darauf zurück. Schluss mit Nackenschmerzen – die Brille reduziert die Belastung der Halswirbelsäule erheblich. Die Y&Y ist leicht und angenehm zu tragen und funktioniert mit sowie ohne normaler Brille. Hochwertige Prismen sorgen für eine verzerrungsfreie und scharfe Sicht auf den Kletterpartner.
Eine gute Sicherungsbrille ist eine lohnende Investition für alle, die ihren Nacken entlasten und sich voll auf den Kletterpartner konzentrieren möchten. Eine klare Kaufempfehlung, da mehr Komfort und Sicherheit am Fels oder in der Halle!
Material: Kunststoff
Gläser: BK7-Prismen
Gewicht: 36 g
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ist in der Abteilung Bergsport im Österreichischen Alpenverein für das Klettern zuständig.
Wir trauern um …
… Alexandra Spielmann, die 25 Jahre lang Finanzreferentin im Alpenverein Ehrwald war. Gemeinsam mit Ehemann Peter (1. Vorsitzender des Vereins) war die bergbegeisterte Alexandra immer viel unterwegs – sei es beim Trekking, auf Expeditionen oder Reisen rund um den Globus. Der Alpenverein ist ihr immer sehr am Herzen gelegen, genauso wie Sohnemann Philipp, der sich inzwischen als Schriftführer im AV Ehrwald engagiert.
… Franz Höflinger, langjähriger Vorsitzender, Ehrenvorsitzender und Ehrenmitglied im Alpenverein Kössen-Reit im Winkl, der am 17. Dezember 2024 im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Franz war 9 Jahre lang 2. Vorsitzender und 18 Jahre lang 1. Vorsitzender der Sektion Kössen-Reit im Winkl. Franz Höflinger hat die Sektion maßgeblich geprägt.
… Dietmar Wiechenthaler (1943–2025), er war von 1990 bis 1993 Bundesleiter der Alpenvereinsjugend, davor mehr als zehn Jahre lang Tiroler Landesjugendleiter. Er organisierte zahlreiche Veranstaltungen mit dem Ziel, Motivation und Zusammenhalt der Jugendleiter*innen aus den Sektionen zu stärken. Dazu zählten gemeinsame Bergreisen nach Norwegen, Peru, Korsika und Sardinien oder Sternfahrten gemeinsam mit dem Alpenverein Südtirol. Als Bundesjugendleiter eröffnete er die Ferienwiese Weißbach und setzte zahlreiche Impulse, um diesen neuartigen Treffpunkt für Kinder und Jugendliche funktional zu entwickeln. Er redigierte selbst die Jugendzeitschrift „Gipfelwind“ und wirkte tatkräftig mit, die klassische Jugendarbeit durch vielfältige Familienprogramme zu erweitern. LUiS töchteRLe
Die Veranstaltung richtet sich an alle, die beim Österreichischen Alpenverein eine Patenschaft für den Nationalpark abgeschlossen haben. Die Veranstaltung findet von 7. bis 13. September 2025 im wunderschönen Rauriser Tal statt. Gemeinsam mit dem Nationalpark Hohe Tauern und der Gemeinde Rauris wird ein interessantes Rahmenprogramm mit Wander- und Bergtouren, Vorträgen und Kultur angeboten werden.
Die Anmeldung zur Veranstaltung ist zu einem späteren Zeitpunkt möglich. Hier geht’s zu weiteren Infos: t1p.de/paten-rauris
Wir gratulieren …
… dem Alpenverein Austria für die Verleihung des Österreichischen Museumsgütesiegels 2024 für das Dachstein Museum Austriahütte. Das Museum wurde damit für seine herausragende Qualität und sein Engagement für kontinuierliche Verbesserungen der Museumsarbeit gewürdigt. Alle ausgezeichneten Museen erfüllen die internationalen Richtlinien für Museumsarbeit hinsichtlich Sammlungsmanagement, Vermittlung, Forschung und Ausstellungswesen und leisten damit eine besonders hervorragende Arbeit zum Erhalt unseres Kulturerbes.
… dem Tiroler Landesvorsitzenden Gerald Aichner, der 2024 vom Land Tirol mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol „für Verdienste als Autor und um den Österreichischen Alpenverein“ ausgezeichnet wurde. Gerald zeichnet u. a. für alpine Tirolensien wie „Der weiße Berg“, „Die weiße Spur“, „Di TuXa“ und „Eine alpine Zeitreise 1884–1954“ verantwortlich. Er ist außerdem seit 35 Jahren für den Alpenverein Hall i. T. tätig, davon 24 Jahre als 1. Vorsitzender, und seit 25 Jahren als Landesvorsitzender Tirol im Österreichischen Alpenverein.
… dem ehemaligen Alpenvereinspräsidenten Andreas Ermacora zur Verleihung des Ehrenzeichens des Landes Tirol 2024. Das Ehrenzeichen ist die zweithöchste Auszeichnung des Landes Tirol und würdigt Personen, die durch ihren besonderen Einsatz Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Ermacora war 31 Jahre lang Mitglied des Präsidiums des Österreichischen Alpenvereins, davon zehn Jahre als ehrenamtlicher Präsident. Ende 2023 legte er sein Amt ab.
Naturschutzreferent*innenSeminar 2025
Das diesjährige Naturschutzreferent*innen-Seminar findet von 10. bis 13. Juli 2025 im Bergsteigerdorf Vent (Tirol) statt. Ob man neu oder erfahren als Naturschutzreferent*in dabei ist, man sammelt bei diesem Treffen wichtige Erkenntnisse für die Tätigkeit als Naturschutzreferent*in im Verein. Das Seminar dient Neueinsteiger*innen als aufschlussreicher Einstieg und bereits Aktiven als Update. Auf dem Programm stehen Anregungen und Beispiele für Sektionsaktivitäten und erfolgreiche Umweltprojekte, die Anwendung des Grundsatzprogramms „Naturschutz und umweltverträglicher Bergsport“ sowie die Aufbereitung von Anliegen der Hauptvereinsleitung. Anmeldung über die Alpenverein-Akademie: www.alpenverein-akademie.at
Die Hauptversammlung 2024 in Steyr war ein voller Erfolg. Herzlichen Dank an den Alpenverein Steyr für die Ausrichtung! Eine solche Veranstaltung mit rund 500 Teilnehmer*innen auszurichten, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Sebastian Frölich
Das Platzertal.
Ein bedrohter Schatz in Tirol. Eine fotografische Reise
Klein, grün, idyllisch: Das Platzertal ist ein abgelegenes Tal in den Ötztaler Alpen, weitgehend von Menschenhand unberührt. Es ist eines der wenigen weitläufigen Hochtäler Österreichs mit großen Moorund Feuchtgebietsflächen. Hier können die Alpen noch in ihrer ursprünglichen Form erlebt werden. Doch das Tal ist akut bedroht – durch den geplanten Bau eines Pumpspeicherwerkes und die damit einhergehende Zerstörung. Dieser Bildband präsentiert in vielfältigen Fotografien die außergewöhnliche Landschaft und die reichhaltige und besondere Tier- und Pflanzenwelt. Informative Texte, verschiedene Stimmen zum Kraftwerksbau und ein Beitrag der Almerin und des Almers ergänzen die fotografische Dokumentation.
Gerald Aichner
Eine alpine Zeitreise: 1884–1954. Anlässlich seines 140-jährigen Bestandes 2024 erschien vom Alpenverein Hall eine Jubiläumsausgabe seiner Geschichte in Buchform. Erhältlich beim Alpenverein Hall.
Adalbert Burtscher
Obmann Alpenverein Vorarlberg
Mein Hauptberuf heute ist Pensionist. Vorher war ich 40 Jahre lang bei den ÖBB beschäftigt, zuletzt als Gebietsleiter. Dort war ich zuständig für die Betriebsabwicklung in Vorarlberg. Seit 2000 bin ich Mitglied im Österreichischen Alpenverein – Bezirk Bludenz. Von 2011 bis 2024 war ich Finanzreferent im Alpenverein Vorarlberg, seit 2024 bin ich Obmann des Alpenvereins Vorarlberg. Eine außergewöhnliche Herausforderung während meiner ehrenamtlichen Tätigkeit war sicher der Totalschaden der Totalphütte nach einem Lawinenabgang, der tageweise Arbeit mit sich brachte: Schneefreimachung der Ruine und Rettung noch brauchbarer Inventarien, Abbruch der zerstörten Hüttenteile und Freimachen des Baufeldes für die neue Hütte, Sorge über die Aufbringung der finanziellen Mittel für den Wiederaufbau, zahlreiche Gespräche mit politischen Vertretern des Landes Vorarlberg hinauf bis zum Landeshauptmann. Ich betätige mich außerdem als „Taktgeber“ für die Revitalisierung längst vergessener alpiner Wege (z. B. Hinterbirgweg) auch im Sinne der Raumplanung des Landes Vorarlberg. Wichtig ist mir: Ehrenamtstätigkeiten zu fördern und unserem Nachwuchs die Wichtigkeit dieser Tätigkeit zu vermitteln, denn nur im Ehrenamt können solche Vereinsstrukturen erhalten werden.
Christian Menghin Stellvertreter Bundesjugendteam
Ich komme aus Oberösterreich und bin Mitglied der Ortsgruppe Ostermiething, die zur Sektion Salzburg gehört. Mein Werdegang im Österreichischen Alpenverein begann als Kind in der Alpenvereinsjugend Ostermiething, wo ich später den Weg zum Jugendleiter einschlug. Bald führte mein Weg weiter in das Landesjugendteam Salzburg und in den Salzburger Landesverband, wo ich für das Sportklettern zuständig war. Danach übernahm ich verschiedene Aufgaben im Landesjugendteam und auch einige Jahre dessen Leitung. In der Ortsgruppe Ostermiething war und bin ich immer noch Jugendleiter und betreue hier eine Klettergruppe. Eine Zeitlang unterstützte ich die Ortsgruppe Ostermiething auch im Vorstand als Obfraustellvertreter. Im letzten Jahr wurde ich in das Bundesjugendteam der Österreichischen Alpenvereinsjugend als Stellvertreter gewählt. Ich freue mich auf die neuen Aufgaben im Alpenverein und hoffe, eure Anliegen im Bundesausschuss zu vertreten.
Harald Wieser
2. Vorsitzender Landesverband Salzburg
Seit meinem Sesshaftwerden in Salzburg sind meine Familie und ich Mitglieder der Alpenvereinssektion Salzburg. Ich war zwei kurze, aber intensive Jahre Geschäftsführer der Sektion und bin seit 2023 2. Vorsitzender und Schriftführer im Landesverband Salzburg. Als leidenschaftlicher Bergsportler in den unterschiedlichsten Bereichen lebe ich die Werte des Österreichischen Alpenvereins bereits seit meiner Kindheit. Aufgewachsen bin ich in Klobenstein am Ritten in Südtirol, habe in Graz, Innsbruck und Bamberg studiert und lebe mit meiner Familie nun im Salzburger Flachgau.Nach meinem Germanistikstudium und den ersten Berufsjahren in Innsbruck und Bozen, als Literaturwissenschaftler, Publizist und Kulturjournalist, arbeite ich mittlerweile als Marketing- und Kommunikationsberater.
Im
Rahmen der Hauptversammlung des Österreichischen Alpenvereins 2024 wurden drei neue Mitglieder in den Bundesausschuss gewählt.
Die „Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins“ erscheinen seit 1875 als Hefte, die den Mitgliedern bis heute kostenlos zugestellt werden. Zwar heißt das Mitgliedermagazin mittlerweile Bergauf, doch es handelt sich nach wie vor um die „Mitteilungen“, die als Sprachrohr für 150 Jahre Vereinsgeschichte dienen. Deren erster Redakteur war der damalige Vereinspräsident Theodor Petersen. Die Zeitschrift erschien sechsmal im Jahr, heute vierteljährlich.
Erstes „Bergauf“
Zum ersten Mal als „Bergauf“ erschien die Alpenvereins-Mitgliederzeitschrift 2006: „Unser Magazin hat einen Namen bekommen, der gute Chancen hat, sich als Marke zu etablieren. Bergauf klingt gut, vermittelt die zentralen Themen des Alpenvereins und ist jedermann geläufig“, prognostizierte der damalige Chefredakteur Gerold Benedikter ganz richtig. Auszug aus dem Editorial von damals: „Das Alpenverein-Museum ist seit Herbst 2005 geschlossen, nicht für immer, sondern nur vorübergehend. Es übersiedelt an einen attraktiven Standort, in die Innsbrucker Hofburg. Darüber und über das Archivprojekt, eine gemeinsam nutzbare Datenbank, können Sie sich in der ersten Ausgabe von Bergauf ebenso informieren wie über den aktuellen Stand in der wieder aufgeflammten Kraftwerksdiskussion in Tirol. Eine Wende mit technischen Hilfsmitteln wird im Bereich der Wege und Arbeitsgebiete angestrebt. Ein geografisches Informationssystem (GIS) soll dazu beitragen, die ehrenamtlich tätigen Wegewarte bei der Durchführung ihrer Tätigkeit zu entlasten.“
Die Themen von damals ähneln denen von heute, nur dass das Bergauf 2006 eine Auflage von 190.000 Stück hatte – heute sind es mehr als 350.000.
Das allererste Mitgliedermagazin des Alpenvereins.
Foto: Alpenverein-Archiv, 1875
Damals wie heute?
Das Titelbild aus 1975 mit dem Titel „Kameradenhilfe bei Spaltensturz“ sollte zur Vorsicht aufrufen: „Der als schlecht ausgerüsteter Tourist simulierte ‚Abgestürzte‘ (sein Brustgürtel ist verrutscht, er trägt keinen Sitzgürtel, keine Steigeisen, keine Prusikschlingen) wird in dieser Lage nicht lange durchhalten können. Rasche Hilfe zielt zuerst auf Hängeerleichterung. Dem Gestürzten wurde in der Spalte vom Retter ein Reepschnursitz angelegt, wodurch die Last vom Brustgeschirr auf den Sitz verlagert ist. Der Retter steigt mittels Seilrolle aus der Spalte und zieht den Gestürzten ebenfalls mit Seilrollentechnik nach oben. Bei allen Gletschertouren, auch bei skialpinistischen Unternehmungen des Spätwinters, wird dringend empfohlen, schon beim Anseilen Sitz und Prusikschlingen anzulegen.“
„Gemäss dem Beschlusse der vorjährigen ordentlichen General-Versammlung des Vereines ist die lange gewünschte Herausgabe eines Notizblattes neben der Vereinszeitschrift nunmehr zur Verwirklichung gelangt. Die ‚Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins‘ erscheinen fortan unter der Fürsorge und am Orte der jeweiligen Vereinsleitung, zunächst in Frankfurt a. M., jährlich in sechs Nummern. Sie werden den Mitgliedern durch den Central-Ausschuss oder durch die Sectionsvorstände gratis zugestellt.“ So die ersten Sätze aus N°1 der „Mittheilungen“ – nicht zu verwechseln mit der oben erwähnten „Vereinszeitschrift“, einer von 1870 bis 1942 und seit 1949 jährlich erscheinenden Publikation, die heute als „Alpenvereinsjahrbuch“ bekannt ist.
Sicherheit im Bergsport war schon vor 50 Jahren oberstes Gebot.
Foto: Alpenverein-Archiv, 1975
Amphibien- und 15 Reptilienarten sind in Österreich derzeit bekannt. Mit wenigen Ausnahmen, sind sie alle im Alpenraum heimisch und steigen nicht selten weit ins Gebirge hinauf. Einige haben sogar extreme Lebensräume am Berg erobert und sind zu wahren Überlebenskünstlern geworden! Vielleicht haben Sie auf einer Tour schon einmal einen glänzend schwarzen Alpensalamander bewundert. Aber wussten Sie, dass er als einziger heimischer Lurch fertig entwickelte Junge zur Welt bringt und darum keine Gewässer benötigt?
Aktuell versucht ein Biodiversitätsfondsprojekt am Naturhistorischen Museum Wien die Verbreitung der heimischen Arten genau zu erfassen. Gerade in Hochlagen und im ländlichen Bereich gibt es noch viele Gebiete auf der Landkarte, in welchen die Herpetofauna kaum erfasst ist.
Citizen Science
Bei dem Projekt sind die Expertinnen und Experten auf Hilfe aus der österreichischen Bevölkerung angewiesen! Während bestehende Daten zusammengetragen und ausgewertet werden, soll die Saison 2025 ganz im Zeichen von Citizen Science stehen. Auch die naturbegeisterten Mitglieder des Alpenvereins sind heuer ganz besonders dazu aufgerufen, Beobachtungen zu melden.
Bereits von 2014 bis 2022 hat das Alpenvereinsprojekt „Vielfalt bewegt“ zum Monitoring einiger Tier- und Pflanzenarten in den österreichischen Alpen motiviert und dabei viele wertvolle Daten zusammengetragen. Für 2025 bittet Sie nun das Naturhistorische Museum, in unseren Bergen ganz besonders nach Amphibien und Reptilien Ausschau zu halten!
Ein Porträt vom Alpensalamander entlang des Wanderweges, ein Blick in den Speicherteich zu den Kaulquappen der Grasfrösche oder das Foto einer Kreuzotter in der Morgensonne – Jede Erdkröte zählt und jede Meldung leistet einen wichtigen Beitrag.
Wo kann man Beobachtungen melden?
Citizen Science boomt! Heute bieten verschiedene Online-Plattformen die Möglichkeit Naturbeobachtungen rasch und
Während unsere Frühlingsausgabe von Bergauf erscheint, befinden sich die allermeisten heimischen Frösche, Molche, Eidechsen und Schlangen noch für einige Zeit im Standby-Modus. Sie überwintern in geeigneten Verstecken, oft tief im Boden oder auf dem Grund von Gewässern.
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intuitiv zu erfassen. In Österreich können Sie beispielsweise zwischen inaturalist. org, observation.org, naturbeobachtung at oder herpetofauna.at wählen. Alle so gesammelten Daten fließen in das Biodiversitätsfondsprojekt ein. Auf der Website herpetofauna.at finden Sie übrigens
auch viele Informationen zu den einzelnen Arten.
Geschützt und gefährdet
Beim Wandern, und Bergsteigen können Alpenvereinsmitglieder in Österreich insbesondere folgende Arten antreffen:
Die Gelbbauchunke wird auch Bergunke genannt obwohl sie sich im Hügelland am wohlsten fühlt und nur vereinzelt in alpine Lagen vorstößt. Die unscheinbare kleine Unke mit den herzförmigen Pupillen besiedelt gerne Kleinstgewässer wie Wagenspuren oder Almtümpel. Dort können ihre Kaulquappen mitunter zu stattlicher Größe heranwachsen.
Für 2025 bittet das Naturhistorische Museum in den Bergen ganz besonders nach Amphibien und Reptilien Ausschau zu halten!
• Alpensalamander, Feuersalamander, Bergmolch, Grasfrosch, Erdkröte, Gelbbauchunke
• Kreuzotter, Schlingnatter, Ringelnatter, Blindschleiche, Waldeidechse (Bergeidechse)
In Österreich sind alle diese Arten geschützt und in der Roten Liste als mindestens „potenziell gefährdet“ eingestuft! Bedroht werden heimische Amphibien und Reptilien vor allem durch die Zerstörung und Fragmentierung ihrer Lebensräume, die zunehmende Trockenheit im Klimawandel und von eingeschleppten Krankheiten. Auch im Gebirge stehen sie durch Verbauung, Verkehr und Freizeitaktivitäten immer mehr unter Druck. Aus diesem Grund setzt sich der Alpenverein stets auch für Achtsamkeit und möglichst umweltverträglichen Bergsport ein.
Gemeinsam mit dem Projektteam bitten wir Sie, bei Tierbeobachtungen ebenfalls immer mit Sorgfalt und Respekt vor der Natur zu handeln.
Danke für Ihre Mithilfe beim Forschungsprojekt „Amphibien und Reptilien Österreichs“. Wir freuen uns auf die Meldungen und wünschen viel Spaß am Berg!
Stefan Agnezy ist Biologe und Mitarbeiter der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien. Kontakt: herpetorace@nhm.at
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Das Projekt „Amphibien und Reptilien Österreichs“ wird durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museum Wiens geleitet und erfolgt in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), dem Haus der Natur (Salzburg), dem Naturschutzbund und vielen regionalen Partnern. Es wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.
Die Kreuzotter ist wohl die faszinierendste heimische Reptilienart. Für eine Schlange ist sie außerordentlich kälteliebend und gut an die Bedingungen im Gebirge angepasst. Gerne hält sie sich in der Latschenzone und in Blockhalden auf. Schwarze Exemplare werden Höllenottern genannt. Der Biss einer Kreuzotter kann Menschen insbesondere am Berg durchaus gefährlich werden. In solch einem Fall sollte immer die Bergrettung informiert werden. Foto: Christoph Leeb
Benvenuti in Onsernone“. Das erste Schild wirkt etwas verblasst, das zweite Schild zeigt jedoch in kräftigen Farben den Schriftzug des Dorfes. Bei unserer Anreise über das kurvige und ausgesetzte Sträßchen versuchen wir so oft wie möglich einen Blick ins Tal zu erhaschen. Die besonders schön erhaltenen Dörfer des Onsernonetals schmiegen sich malerisch an den Südhang, hoch über dem Fluss Isorno, der sich tief ins Tal eingeschnitten hat.
Sie wirken wie Perlen, eingerahmt vom Grün der Wälder, in denen man je nach Jahreszeit Pilze und Kastanien findet. Mit ihren engen Treppenwegen, gepflasterten Gassen, Balkonen, verzierten Fassaden und hoch in den Himmel aufragenden Kirchtürmen bewahren sie die Erinnerung an eine vergangene Zeit. Während die Ortsbilder oft an die Vergangenheit erinnern, hat die Gegenwart beim Klettern im Tal längst Einzug gehalten. So gibt es zahlreiche lohnende Klettergebiete im Tal, wie z. B. Paleria, Russo oder am Pizzo della Croce. Sie bieten Sportkletterrouten, aber auch Mehrseillängen unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgrade auf sehr kompaktem, hervorragendem Gneis.
Polenta mit Schnecken und Kutteln
Im „Caffè della Posta“ erwartet uns Thomas Lucas, der im Jahr 2000 mit seiner Frau aus Belgien ins Onsernonetal kam. Hier sind ihre gemeinsamen Kinder zur Welt gekommen und hier hat er sich in vielen Bereichen als tatkräftiger Macher mit eingebracht: als Koch in der Schulkantine, als Schulbusfahrer, als Bierbrauer oder auch als Werbetreibender für das Farina Bóna. Heute betreibt Thomas Lucas gemeinsam mit seiner Frau ein Restaurant mit traditioneller, regionaler Küche. Hier gibt es typische Delikatessen aus dem Valle Onsernone zu kosten. So sind seine Polenta mit Schnecken und die Kutteln inzwischen bis über die Grenzen des Val Onsernone bekannt. Der Grieß, aus dem Thomas Lucas seine Polenta kocht, wird im Dorf Loco in einer historischen Mühle gemahlen. In dem Nachbardorf Vergeletto gibt es ebenfalls eine Mühle, in der das bekannte Farina Bóna hergestellt wird, ein Mehl aus geröstetem, gemahlenem Mais.
Im Jahr 2024 hat die Initiative Bergsteigerdörfer zwei neue Dörfer aufgenommen: Valle Onsernone, ein Seitental des bekannten Valle Maggia (Tessin, Schweiz), ist seit Mai 2024 Teil der Initiative, genauso wie das Valle di Lozio, ein neues italienisches Bergsteigerdorf.
Blick aus dem Tal Richtung Locarno. Links eng an den Hang geschmiegt die kleine Ortschaft Comologno.
Dort befindet sich im Erdgeschoss eine traditionelle Anlage für Vorführungen und im Keller eine moderne Maschine, mit welcher der Mais von heute gemahlen wird.
„Mais bon …“, meint Thomas mit einer Handbewegung, die ungefähr Folgendes besagt: „Traditionen zu pflegen ist gut und schön, aber irgendwann muss man auch wirtschaftlich arbeiten, um zu überleben.“
Bergsteigerdorf: ein wichtiges Label
„Im Valle Onsernone findet man Ruhe, Schönheit, Kühle und guten Schlaf. Was manchmal fehlt, ist eine ganzheitliche Vision.“ Thomas bedauert, dass der Parco Nazionale del Locarnese 2018 in einer Volksabstimmung abgelehnt wurde. Er ist der Meinung, dass dieses Projekt dem Tal mit seiner schwächelnden Wirtschaft und seiner prächtigen Natur die nötige Aufmerksamkeit verschafft hätte.
Umso mehr freut es ihn, dass das Valle Onsernone das Label „Bergsteigerdorf“ erhalten hat.
^ In Loco – Ristorante della Posta ˆ Dem Geheimnis des Farina Bóna auf der Spur
Fotos: © Ascona Locarno Turismo, Alessio Pizzicanella
tät, Wirtschaft und Ökologie ins Gleichgewicht zu bringen.
Die Initiative „Bergsteigerdörfer“ ist ein Schritt in diese Richtung, ebenso die für 2025 geplanten Wanderwege: Ein sehr alpiner Steig über die Gipfel des Gebiets und ein Wanderweg, der die malerischen Dörfer des Tals verbinden soll. Das Tal möchte sich öffnen, aber dabei dennoch authentisch bleiben.
Als bei der Abreise der Blick auf die zwei unterschiedlich gut erhaltenen Ortsschilder fällt, hat man das Gefühl, dass dies gut gelingen könnte.
Aus dem Farina Bóna stellt Thomas unter anderem „La Bonella“ her, einen Aufstrich, der einer Haselnusscreme ähnelt und wunderbar schmeckt. >
In Zeiten des Klimawandels geht es für die Bewohnerinnen und Bewohner des Tals mehr denn je darum, Lebensquali-
Die Tessinerin Cindy Fogliani ist Journalistin, Schriftstellerin, Bergsteigerin und Anhängerin von Konfuzius, der sagte: „Tu die Arbeit, die du liebst, und du wirst keinen einzigen Tag in deinem Leben arbeiten.“
Valle di Lozio –Zukunftperspektive Bergsteigerdorf
Im neuen Bergsteigerdorf Valle di Lozio sollen mit einem ganzjährigen, umweltverträglichen Bergtourismus neue Impulse gesetzt und auch Zuwanderer angezogen werden.
Beim Valle die Lozio handelt es sich –genau wie im Valle Onsernone – nicht um ein einziges Dorf, sondern um vier Weiler, die in diesem Nebental des bekannten Val Camonica in der Lombardei liegen. Das enge und waldreiche Tal erstreckt sich entlang des Baches Lanico zwischen 519 m und 2.549 m Höhe und über eine Fläche von 24 km2. Den Anfang des Tals bildet eine tiefe Schlucht. Hier verläuft das Strässchen, das das Valle di Lozio mit Malegno im Val Camonica verbindet.
Ein Tal – vier Weiler
Insgesamt haben die kleinen Orte Villa, Laveno, Sommaprada und Sucinva 350 Einwohner. Im obersten Teil des Tales eingebettet liegen alle nahe beieinander zwischen 800 und 1.000 m. Trotz der Nähe hat jeder Weiler seine Besonderheiten und seine eigene Atmosphäre. Der Gemeindesitz befindet sich im mittelalterlichen Dorfkern von Laveno. Das Dörfchen Sucinva im östlichen Teil der Hochebene
Trotz der Nähe hat jeder Weiler seine Besonderheiten und seine eigene Atmosphäre.
präsentiert sich mit einem historischen Ortskern aus dem 14. Jahrhundert, einer kleinen Kirche aus dem 17. Jahrhundert und einem besonderen, mit einer Freskomalerei geschmückten Brunnen.
Der auf 1.405 Meter Höhe und damit höchstgelegene Weiler des Tales ist Sommaprada, dessen Name von den Begriffen somma (oberster Teil) und prada (Wiese) stammt. Von dieser Ortschaft ist das kleine Kirchlein Santa Cristina erreichbar, das von Felswänden umgeben und mit einer besonderen Legende verbunden ist. Villa, die größte Ortschaft, liegt am oberen Ende des Tals und von dort aus beginnen die meisten Wanderungen und Skitouren.
Eine Chance für das Valle di Lozio
Aus dem Valle di Lozio sind bereits viele Einwohner in die größeren Städte der Region abgewandert. Dennoch sind die Gebäude in den Dörfern glücklicherweise in gutem Zustand und zum überwiegenden Teil noch in Besitz der Einheimischen. Nachdem die letzten Jahre oft stark von Abwanderung geprägt waren, gibt es aktuell in der dritten Generation wieder die Tendenz, in den Ort zurückzukehren. Diese junge Generation mit vielen außergewöhnlichen Ideen ist besonders motiviert, das Valle di Lozio mit neuem Leben zu füllen.
Der Tourismus konzentriert sich derzeit auf vier, fünf Wochen in der Hauptferienzeit. Von Seiten der lokalen Wirtschaft besteht ein großes Interesse, die Saisonzeiten auszuweiten und auch ein internationales Publikum anzusprechen. Das neue Bergsteigerdorf Valle di Lozio will durch das Netzwerk der Bergsteigerdörfer vor allem die jetzt noch ansässigen Menschen im Tal halten und Verbesserungen für deren alltägliches Leben, wie z. B. im öffentlichen Nahverkehr, erreichen.
Bergwelt und alpine Infrastruktur
Im Gegensatz zum untersten Teil des Tales, wo Wälder die sehr steilen Hänge bedecken, prägt den oberen Talabschnitt eine Hochebene. Der Altopiano del Sole ist zwar nicht sehr groß, aber sehr sonnig und von artenreichen Wiesen geprägt. Beeindruckende Gipfel umringen die Weiler Sucinva, Sommaprada, Laveno und Villa im Talschluss des Valle di Lozio.
Der höchste Gipfel im Westen der Gebirgskette ist der Pizzo Camino (2.491 m). Er ist als anspruchsvolle Wanderung über das Rifugio Laeng (1.760 m) erreichbar. Von dort kann man auch über den Passo di Ezendola (1.974 m) das benachbarte Val di Scalve erreichen, was bereits in der Vergangenheit von großer Bedeutung gewesen ist. Weitere wichtige Gipfel der Region sind der Sossino (2.399 m), der Cimone della Bagozza (2.409 m) und das Concarena-Massiv mit den Gipfeln Cima Bacchetta (2.549 m) und Monte Vaccio (2.338 m). Die meisten von ihnen sind sowohl zu Fuß als auch mit Tourenski gut zu erreichen. Im Concarena-Massiv gibt es außerdem einige Klettertouren verschiedener Schwierigkeitsgrade.
Das Rifugio Laeng (1.760 m) und das Rifugio San Fermo (1.868 m) sind von Villa aus in ca. 800 Hm erreichbar. Neben den beiden Schutzhütten verfügt das Gebiet über zwei Biwakschachteln, das Val Baione (1.960 m) mit zwölf und das Don Giulio Corini (2.016 m) mit sieben Schlafplätzen.
Die vier Orte im Valle di Lozio sind durch einen einfachen Rundweg auf Steigen oder wenig befahrenen Straßen miteinander verbunden. Der „Giro delle frazioni“ führt durch Wälder und Wiesen und ist in ca. 3 Stunden machbar. Auf dem Rundgang trifft man auf einige der Kunstwerke, die von den Künstler*innen der Kunstsommerresidenz Falía hergestellt worden sind. Dieses Kunstprojekt bietet seit 2018 Künstler*innen kostenlose Unterkunft und Arbeitsplatz, um Kunstwerke zu schaffen, die eine besondere Verbindung zu dieser Region haben. Viele der Kunstwerke stehen im Freien, andere im lokalen ethnografischen Museum „Casa museo della gente di Lozio“ in Villa.
Auf der Speisekarte einiger Gastbetriebe finden sich Gerichte aus der Vergangenheit, die Aromen und Geschmacksrichtungen wiederentdecken, die heute bereits bei vielen vergessen sind. Im Valle di Lozio wurde das Isländisch Moos traditionell genutzt, auch als Zutat im Salat (Insalata di lichene) oder als Beilage zu Kartoffeln und Eiern. Flechten sind reich an Proteinen und besserten ehemals die karge Kost der Talbewohner*innen auf.
Barbara Foggiato, Arbeitsgruppe
Bergsteigerdörfer CAI
Anna Pichler, Projektkoordinatorin
Bergsteigerdörfer Südtirol beim AVS
‹ Skitour vorbei an der Cappella Monte Mignone am Pizzo Camino
Literaturt ¡pp
Die Broschüre „Neue Bergsteigerdörfer“ ist ab sofort auf der Website der Bergsteigerdörfer zum Download verfügbar und als Printexemplar per Mail an info@bergsteigerdoerfer.org bestellbar.
Sie stellt jene Bergsteigerdörfer vor, die seit 2019 aufgenommen wurden, und ist als Ergänzung zur Broschüre „ Kleine und feine Bergsteigerdörfer zum Genießen und Verweilen“ (2018) gedacht.
Auf der Hauptversammlung 2024 wurde die umfassende Klimastrategie des Österreichischen Alpenvereins offiziell beschlossen – ein Meilenstein nach vier Jahren intensiver Arbeit. „Seit 2020 haben ehrenamtliche und hauptamtliche Mitglieder in Arbeitsgruppen an einer praktikablen und wirkungsvollen Strategie gefeilt“, berichtet Deniz Branke, Koordinatorin der Klimastrategie im Alpenverein. „Und das ist gelungen!“
Die Strategie basiert auf vier zentralen Handlungsfeldern, die nun Schritt für Schritt umgesetzt werden. 30 Pilotsektionen aus ganz Österreich nehmen seit 2024 aktiv an der Umsetzung der Klimastrategie
teil. Dabei stehen vor allem Mobilität, Veranstaltungen und Verpflegung im Fokus. „Jede Sektion ist einzigartig, deshalb haben wir darauf geachtet, dass die Maßnahmen individuell angepasst werden können“, so Branke.
Zudem fand im April 2024 ein „Zukunftsdialog“ statt: Insgesamt 100 Personen – Hauptamtliche und Ehrenamtliche –folgten der Einladung nach Salzburg, um „Kopf, Hand und Herz“ anzulegen und einen gemeinsamen Feinschliff der bis dato vorliegenden Klimastrategie zu schaffen und so die Zukunft des Alpenvereins aktiv mitzugestalten. Bis 2026 soll eine erste Gesamtbilanz vorliegen – als Wegweiser für die nächsten Schritte.
Vier Handlungsfelder im Fokus
1. Mobilität –klimafreundlich in die Berge
Ob Anreise zu Bergtouren oder Fahrten zu Vereinsveranstaltungen – Mobilität verursacht einen großen Teil der Emissionen. Hier setzt der Alpenverein an: Viele Sektionen organisieren Fahrgemeinschaften oder belohnen klimafreundliches Verhalten. „Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unseren Touren kommt, bekommt einen Teil der Kosten zurück“, erklärt Daniel Uschounig vom Alpenverein Klagenfurt. Andere setzen auf krea-
Beim Zukunftsdialog 2024 trafen Ehrenamtliche und Hauptamtliche des Österreichischen Alpenvereins zusammen, um gemeinsam an der Klimastrategie zu arbeiten.
Foto: Alpenverein/P. Neuner-Knabl
tive Bewusstseinsbildung: So gibt es etwa Sticker mit der Aufschrift „Tempo 100 auf Autobahnen“ oder Touren, deren Startpunkt bewusst an einer Bahn- oder Bushaltestelle liegt, wie Fritz Macher vom Alpenverein Austria erzählt.
2. Infrastruktur –nachhaltige Schutzhütten
Hütten sind das Herz des Alpenvereins – und sie sollen Vorbild für umweltfreundlichen Betrieb sein. Bis 2033 soll die Umweltbelastung jeder Hütte so weit wie möglich minimiert werden, die Hälfte davon soll das Umweltgütesiegel der Alpenvereine tragen. „Wir setzen verstärkt
Der Klimawandel macht vor den Alpen nicht halt –im Gegenteil: Die sensiblen Gebirgslandschaften sind besonders stark betroffen. Deshalb übernimmt der Österreichische Alpenverein Verantwortung und hat eine ehrgeizige Klimastrategie auf den Weg gebracht. Ziel ist es, Klimaschutz als festen Bestandteil aller Vereinsaktivitäten zu verankern und bis 2033 klimaneutral zu werden.
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auf erneuerbare Energien, zum Beispiel Strom aus Wasserkraft“, berichtet Stephanie Quant vom Alpenverein TeufelsteinPerchtoldsdorf. Aber auch Gäste können und sollen beitragen: Eine Powerbank mitnehmen statt das Handy auf der Hütte zu laden, Wasser sparen und den eigenen Müll ins Tal zurückbringen. Kleine Schritte mit großer Wirkung!
3. Beschaffung, grüne Finanzen und Digitalisierung – weniger ist mehr
Der Alpenverein setzt verstärkt auf nachhaltigen Einkauf, eine längere Nutzung von Produkten und den bewussten Verzicht auf Printmedien, wo digitale Alterna-
tiven genügen. Auch Investitionen werden unter dem Aspekt der Klimaverträglichkeit überdacht.
4. Bildung und Ausbildung –Nachhaltigkeit vermitteln
Wissen schafft Bewusstsein: Das Bildungsangebot des Alpenvereins wird so nachhaltig wie möglich gestaltet. Dazu gehört die Förderung klimafreundlicher Anreise und vegetarischer Verpflegung, aber auch konkrete Tipps zum Klimaschutz in den Kursen. Zertifizierungen wie das „sustainLabel“ machen nachhaltiges Engagement im Verein außerdem sichtbar.
Ein fortlaufender Prozess
Die Klimastrategie des Alpenvereins ist freiwillig – aber die teilnehmenden Sektionen erhalten umfassende Unterstützung. „Es geht nicht darum, Vorschriften zu machen, sondern gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“, betont Branke. Eine regelmäßige Evaluierung dient als Monitoringinstrument, um Fortschritte zu messen und Anpassungen vorzunehmen.
Mit dieser Strategie ist der Alpenverein auf dem besten Weg, einen aktiven
» Es geht nicht darum, Vorschriften zu machen, sondern gemeinsam Lösungen zu entwickeln «
Deniz Branke ist Koordinatorin der Klimastrategie im Alpenverein
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sind auch in der Alpenvereins-Klimastrategie wichtige Bausteine.
Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Klimaneutralität erreicht man nicht mit einem einzigen Beschluss – es ist ein stetiger Prozess“, so Branke. Entscheidend sei es, nicht nur große Ziele zu setzen, sondern echte Emissionsreduktionen zu erzielen. Und genau daran wird jetzt gearbeitet – Schritt für Schritt in eine nachhaltige Zukunft.
Evelin Stark ist Chefredakteurin des Mitgliedermagazins Bergauf beim Österreichischen Alpenverein.
Vom Entwurf zum Beschluss: Die Hauptversammlung 2024 hat die Klimastrategie offiziell beschlossen.
Was ist die RED III?
Die EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) ist am 20. November 2023 in Kraft getreten und soll den Ausbau erneuerbarer Energieanlagen samt zusammenhängender Leitungs- und Speicherprojekte beschleunigen. Die Umsetzung in nationales Recht hat bis 21. Februar 2026 zu erfolgen, wobei einzelne Regelungen kürzere Fristen haben. Die Bundesländer haben dementsprechend im Jahr 2024 bereits zahlreiche Umsetzungsschritte gesetzt, insbesondere durch Novellen der Naturschutzgesetze.
Wie soll der Ausbau beschleunigt werden?
Die Richtlinie sieht sogenannte Beschleunigungsgebiete vor, in denen vereinfachte Verfahrensbestimmungen gelten. Bis Mai 2025 sind die erforderlichen Flächen für den zielkonformen Ausbau zu identifizieren und bis Februar 2026 sind unter Durchführung einer strategischen Umweltprüfung ausreichende Gebiete auszuweisen. Innerhalb dieser Gebiete entfallen Umwelt- und Naturverträglichkeitsprüfungen, sofern keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen von der Behörde binnen 30 bzw. 45 Tagen festgestellt werden. Projekte gelten danach als unter Umwelt-
gesichtspunkten genehmigt. Für Repowering-Projekte und weitere Technologien (z. B. Wärmepepumpen) gibt es spezielle Erleichterungen wie etwa die automatische Genehmigung von Anlagen.
Seit Februar 2024 stehen erneuerbare Projekte auch im überragenden öffentlichen Interesse und dienen der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit. Dieses widerlegbare öffentliche Interesse erleichtert Ausnahmegenehmigungen gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, der Vogelschutzund der Wasserrahmen-Richtlinie.
Gibt es Ausnahmen von der RED III?
m aG . PaUL K UNciO ist Geschäftsführer der CIPRA Österreich (Commission Internationale pour la Protection des Alpes – Internationale Alpenschutzkommission) und Leiter des Alpenkonventionsbüros von CIPRA Österreich.
Die Mitgliedstaaten können bestimmte Gebiete oder Technologien von den Regelungen ausnehmen. Natura-2000-Gebiete sind bereits von der Richtlinie von Beschleunigungsgebieten ausgenommen. Der Alpenraum mit seinen sensiblen Lebensräumen gerät mit den Vorgaben aber zunehmend unter Druck. Die Alpenkonvention als völkerrechtlicher Vertrag bietet hier eine Grundlage für Ausnahmen der Beschleunigungsmaßnahmen. In Oberösterreich wurde dies im Dezember 2024 wahrgenommen und der Anwendungsbereich der Alpenkonvention als Ausschlussgebiet für Windkraft definiert.
Bildung unterstützt bei den Herausforderungen des Vereinslebens und motiviert, eigene Ziele zu erreichen. Bildung ermöglicht individuell unterschiedliche Gipfelerlebnisse. Und die braucht es heute genauso wie damals, als in die Satzung des Österreichischen Alpenvereins aufgenommen wurde, dass der Verein dem alpinen Natur- und Umweltschutz verpflichtet ist. Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein: „Diesen Satzungsauftrag haben wir seit geraumer Zeit, viele wundern sich, wenn wir die Jahreszahl nennen: 1927. Das Bewusstsein für Naturschutz, für ökologische Zusammenhänge und für die Fragilität und Sensibilität dieses Raumes ist bereits sehr früh aufgekommen und schon damals sehr profund diskutiert worden. In welcher Relation sehen wir uns mit der Natur, wie steht es um unsere Beziehung zur Natur, um unsere Erfahrbarkeit von natürlichen Prozessen und von Naturräumen?“
In den 193 Sektionen des Alpenvereins engagieren sich etwa 340 Ehrenamtliche im Naturschutz. Tendenz steigend. Dazu trägt bei, dass der Lehrgang Naturschutz für alle offen belegbar ist.
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Die Antworten dazu sind heute genauso relevant wie vor fast 100 Jahren. Denn sie bewegen – einen selbst, die Umgebung, die Natur. „Wir sind alle gerne in Bewegung. Wir bewegen uns und es bewegt uns auch etwas. Emotional bewegt sein in unserer physischen Tätigkeit. Das zu vermitteln schaffen wir über gut aufbereitete Informationen, über gute Bilder und über ganz viel Boden, der aufbereitet wurde“, so Dagostin. Genau hier setzt der Lehrgang Naturschutz an: Know-how erwerben,
Die Alpenverein-Akademie bietet mit dem Lehrgang Naturschutz wertvolles Wissen, Einblick und Weitblick.
Foto: Heli Düringer
mit dem Wissen etwas weitergeben und mitgestalten.
Der Lehrgang Naturschutz richtet sich an Personen ab 16 Jahren, die im Alpenverein ehrenamtlich für den Naturschutz und die alpine Raumordnung tätig sind und sein wollen. Er besteht aus vier Modulen. Jedes wird einmal pro Jahr als Wochenendblock angeboten und deckt Themen wie Rechtsfragen, naturkundefachliche Grundkenntnisse und Kommunikationsstrategien im Naturschutz ab. Die Abfolge der Modulbesuche ist frei wählbar. Das Interesse, naturschutz- und umweltbezogene Projekte aufzuspüren und anzugehen, sollte vorhanden sein. Die Umsetzung ist dann von Typ zu Typ, Ausgangslage und Situation unterschiedlich. Das ist auch das Spannende dabei! Als wertvoll erweisen sich die Basics, die man sich während des Lehrgangs aneignet. Dazu gehören fachliche Materialien zu Ökologie, Naturkunde und Landschaftsplanung ebenso wie Naturschutzgesetze, Alpenkonvention oder Schutzgebietsverordnungen.
„Bildung gilt bei der Gestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft als relevanter Einflussfaktor. Sie kann Bewusstheit, Weitblick und Achtsamkeit schaffen und zur Verhaltensänderung beitragen“, weiß Jürgen Einwanger, Leiter der AlpenvereinAkademie. Der offen gestaltete, qualitativ hochwertige Lehrgang Naturschutz erfüllt genau das. Bildung gibt eine gewisse Sicherheit, macht Spaß, ist nachhaltig und: Bildung hallt nach.
QR-Code scannen für mehr Infos zum kostenfreien eLearning für alle.
Elfi Nebel belegt derzeit den Lehrgang Naturschutz in der Alpenverein-Akademie. Sie ist Naturschutzreferentin der Sektion Frohnleiten in der Steiermark.
Bergauf: Mit welchem Modul haben Sie angefangen?
Elfi Nebel: Ich habe mit Modul 1 „Naturschutz im Alpenverein“ begonnen. Es war eine spannende Einführung, bei der ich viel über die unterschiedlichen Aufgaben und Ziele des Alpenvereins im Bereich Naturschutz erfahren konnte. Dabei wurde mir klar, wie viel Verantwortung der Verein übernimmt.
Haben Sie Vorwissen mitbringen müssen? Das war nicht nötig. Die Vortragenden haben alles sehr gut erklärt und sind auf alle Fragen eingegangen. Durch die aktive Einbindung der Teilnehmer*innen war die Atmosphäre aufgeschlossen. Wir konnten viel diskutieren und voneinander lernen.
Können Sie schon jetzt während der Ausbildung das Gelernte in Ihre ehrenamtliche Tätigkeit einfließen lassen und gebrauchen? Ja, auf jeden Fall. Ich habe viele neue Dinge erfahren wie etwa den Einblick in die genaue Aufgabenteilung in der Abteilung Naturschutz, was mir bis dato nicht klar war. Besonders spannend fand ich die App „myAlpics“, die dabei hilft, die Natur besser zu dokumentieren und zu verstehen. Auch die Lenkungsmaßnahmen „Ich bleibe in der Spur“, die in der Steiermark von der Jägerschaft ausgehen, waren mir völlig neu.
Was gefällt Ihnen persönlich besonders gut an dieser Ausbildung? Der persönliche Austausch. Es ist unglaublich wertvoll, mit den
Referent*innen direkt zu sprechen und auch untereinander wertvolle Kontakte zu knüpfen. Der informelle Austausch über alltägliche Fragen und Themen ist so hilfreich. Wenn ich jetzt eine Frage habe, weiß ich, wen ich ansprechen kann, und habe keine Scheu davor, dies zu tun. Ich kann den Lehrgang nur empfehlen!
Was ist Ihre Motivation?
Der Naturschutz beginnt in jedem kleinen Schritt, den wir selbst tun, um die Welt für kommende Generationen lebenswert zu erhalten.
Wir müssen dringend Verantwortung übernehmen und dazu gehört es auch, andere zu sensibilisieren und aktiv zu handeln.
Die Termine finden fast immer in Bergsteigerdörfern statt:
21.–23.03.2025, Grünau im Almtal (OÖ) 06.–08.06.2025, Malta (K) 03.–05.10.2025, Johnsbach (T) 21.–23.11.2025, Innsbruck (T)
Mehr Infos: www.alpenvereinakademie.at
Das Bild hat die 12-jährige Finja Just gemalt. Sie hat es für die Bewerbung ihrer Familie beim Familien-Bergwaldprojekt Obernberg gemacht.
» Kinder spielen, wenn wir nicht zu nahe bei ihnen sind, sehr intensiv und können sich gut ihre eigenen Regeln kreieren. In der Natur können neue Plätze und Lebensräume erforscht werden. Draußen machen Kinder unterschiedlichste Sinneserfahrungen, die wichtig sind für die Wahrnehmungsentwicklung und Verbindung zur Natur. Überall dort, wo Kinder die Möglichkeit haben, sich entfalten zu dürfen, nicht bewertet zu werden, genügend Raum für Bewegung haben, dort können gesunde, resiliente Menschen groß werden.«
Katrin Berkenhoff ist Kindergartenund Hortpädagogin, Sondererzieherin, Outdoorpädagogin und dynamisch-analytische Teamentwicklerin aus Bad Goisern. Sie ist außerdem Familiengruppenleiterin im Alpenverein Salzkammergut.
Die bike’n’climb-Camps von risk’n’fun sind Feriencamps der Alpenvereinsjugend. Es ist Biken, Klettern und alles, was zwischen Wasser und Berg so möglich ist. Das Besondere an diesen Tagen auf der Ferienwiese ist, dass die Kids das Programm planen. Bergauf hat Greta Tollinger Greil, eine ehemalige Teilnehmerin, zum Kurzinterview getroffen.
Bergauf: „bike’n’climb“, also „Klettern und Biken“ – drei Wörter für ein Camp. Kannst du in drei Sätzen beschreiben, was Teilnehmende in einem bike’n’climbCamp erwartet?
Greta Tollinger: Wie der Name schon sagt, gibt es bei den bike’n’climb-Camps viel Zeit zum Klettern und Biken. Dabei gibt es aber keinen fix festgelegten Plan für die Woche, sondern dieser wird von den Teilnehmer*innen gemeinsam erarbeitet und so können Schwerpunkte gesetzt werden. Dadurch läuft jedes bik’n’climb-Camp ein bisschen anders ab und es besteht die Möglichkeit, neben dem Klettern und Biken auch viele andere Aktivitäten wie Rafting, Bogenschießen oder Lagerfeuer auszuprobieren oder auch mal keinen Plan zu haben.
Du warst Teilnehmerin und bist jetzt selbst in der Campleitung. Wie kommt’s? Ich war beim ersten bike’n’climbCamp auf der Ferienwiese in Weissbach bei Lofer als Teilnehmerin dabei, da war ich zwölf oder 13. Das hat mir damals voll gefallen, ich konnte viel lernen und habe liebe Leute kennengelernt. Mit 17 war ich dann als Campassistenz dabei, um die Trainer*innen zu unterstützen und eine Brücke zu den Teilnehmer*innen herzustellen, weil man doch noch in einem ähnlichen Alter ist und vieles nachvollziehen kann, was in der Gruppe zwischenmenschlich
abläuft. In den Jahren darauf habe ich auch als Campassistenz mitgearbeitet und konnte dabei viel von den anderen Trainer*innen vom risk’n’funTEAM lernen. Parallel dazu habe ich Ausbildungen zur Übungsleiterin Mountainbike und Instruktorin Gravity Mountainbike gemacht, was natürlich für die Camps von Vorteil ist. Nachdem es dann im Herbst 2023 wieder eine risk’n’fun-Trainer*innen-Ausbildung gegeben hat, habe ich teilgenommen und konnte so Teil des risk’n’funBIKE / KIDS-Teams werden. Es hat sich also echt gut ergeben, dass ich erst in der Rolle der Campassistenz war, Erfahrungen gesammelt habe und mittlerweile genug Standing habe, um als Campleitung zu arbeiten.
Was nehmen aus deiner Erfahrung (fast) alle Teilnehmenden aus so einem Camp mit?
Viele Kinder sind das erste Mal länger ohne Eltern von daheim weg. Und ich denke, dadurch, dass wir den Kindern viel Freiraum und Verantwortung lassen, können sie in dieser Hinsicht echt viel mitnehmen. Also wie man sich in einer (vorher unbekannten) Gruppe verhält, Rücksicht nimmt oder gemeinsam Entscheidungen trifft. Und natürlich sind auch schöne Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer und vielleicht auch neue Freundschaften dabei.
Das sagen ehemalige Teilnehmer*innen:
» Cool war die Kombination aus verschiedenen Aktivitäten und ich bin einfach sehr gerne draußen.«
Valentin, 15 Jahre, Schwanenstadt
» Cool war, dass wir Risiko eingehen konnten, aber es war kein MUSS. Wir konnten die Woche selbst planen –das war richtig cool! Und draußen sein ist einfach ein geiles Gefühl.«
Vinzent, 13 Jahre, Salzburg Stadt
» Cool war der Bikepark in Leogang, dass wir selbst planen durften und die Betreuer*innen immer auf uns eingegangen sind.«
Vanessa, 14 Jahre, Radstadt
» Die Abende am Lagerfeuer waren voll cool und auch unsere Betreuer*innen!«
Johannes, 12 Jahre, Imst
» Cool war, dass alles sehr unterschiedlich war und wir viel Neues probieren konnten. Ich habe viel zu meinen Techniken beim Klettern und Biken gelernt und die Betreuer*innen waren super.«
Julius, 12 Jahre, Berlin
» Cool war, dass wir Neues probieren konnten! Draußen sein ist einfach geil, befreiend und besser als drinnen sein.«
Andreas, 14 Jahre, Salzburg Land
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Alle weiteren Infos zu Sommerterminen von risk’n’fun FREERIDE I BIKE gibt es unter www.risk-fun.com
» Cool: die Zusammenarbeit Kinder–Betreuer, keine Ausgrenzung, Wochenplan selbst machen, neue Leute, Spaß, Freunde und vegetarisches Essen. Sport und frische Luft tun einfach gut!«
Oskar, 14 Jahre, Salzburg
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An erster Stelle steht bei LOWA immer die Produktqualität.
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LOWA hat mit seinem ersten Nachhaltigkeitsbericht „Etappensteiger“ (2023) ein wichtiges Zeichen gesetzt. Das Unternehmen zeigt darin, wie ernst es seine Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und die eigene Wertschöpfungskette nimmt: Die ehrliche Darstellung eines Weges, der langfristige Veränderungen hin zu einem verantwortungsvollen und ökonomischen Handeln anstrebt.
LOWA setzt auf Nachhaltigkeit in vier Bereichen: Produkte, Lieferkette, Klimaund Umweltschutz sowie die Menschen hinter der Marke. Bis 2027 sollen alle neuen Produkte nachhaltigen Standards entsprechen, mit Fokus auf Langlebigkeit
und Materialeinsatz. Jährlich werden 40.000 Schuhe repariert – das spart Ressourcen und verlängert die Lebensdauer. In der Lieferkette verpflichtet sich LOWA zu fairen Arbeitsbedingungen und ist Mitglied der „Fair Wear Foundation“. Dies gilt nicht nur für die eigenen europäischen Werke, sondern für die gesamte Lieferkette. Bis 2050 will der Schuhhersteller außerdem klimaneutral sein. Dafür sollen die CO2-Emissionen in den eigenen Betrieben (Scope 1 & 2) bis 2027 um 50 Prozent und in der Lieferkette (Scope 3) um 25 Prozent sinken. Eine Photovoltaikanlage deckt zudem bereits 60 Prozent des Strombedarfs in Deutschland und fast 100 Prozent in Österreich.
Hinter all den Zahlen und Zielen stehen Menschen, die mit Überzeugung und Engagement an diesen Veränderungen arbeiten – von den Näherinnen in der Produktion bis hin zu den Entwicklerteams. LOWA macht deutlich, dass Nachhaltigkeit kein kurzfristiges Ziel ist, sondern eine Haltung, die konsequent verfolgt werden muss. Der Bericht lädt dazu ein, diesen Weg mitzugehen – nicht als perfekte Lösung, sondern als ernsthafte und engagierte Anstrengung, Schritt für Schritt Verantwortung zu übernehmen.
QR-Code scannen für mehr Infos zum gesamten Nachhaltigkeitsbericht.
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Der Ondra Comp wurde gemeinsam mit Adam Ondra entwickelt, um für die drei häufigsten Situationen im modernen Bouldern optimal gerüstet zu sein: Smearing, Toe- und Heelhooking. Die Struktur des Innenschuhs erlaubt es dem Fuß, sich auszubreiten und so viel Sohlenfläche wie möglich mit dem Untergrund zu bekommen. Die neue patentierte SenseGrip™-Technologie sieht ein sehr weiches Pad im vorderen, unteren Bereich der Zehen vor, durch welches sich der Schuh maximal an Footholds anpassen und sie „umschließen“ kann. In der Zwischensohle, und auch hier nur im vorderen Bereich der Zehenkante, ist ein stärkeres Gummi verbaut für besseren Support und Gewichtsverteilung auf selbst den kleinsten Tritten. www.lasportiva.com
Die Cyclone-Hardshelljacke von Direct Alpine ist mit ihrem Gewicht von 210 g eine der leichtesten dreilagigen Membranjacken am Markt. Das GelanotsAußenmaterial bietet effektiven Feuchtigkeitstransport sowie Schutz vor Regen, Wind und Schnee. Ideal für Skitouren, Bergwandern, Radfahren und Laufen. Zusammen mit der CycloneHose ergibt sich ein ultraleichtes 400-gHardshell-Set für extreme Bedingungen. Der durchdachte Schnitt der Jacke sorgt für Komfort und Funktionalität. Die anatomische Kapuze mit Visier schützt das Gesicht, während eine Brusttasche mit Reißverschluss sicheren Stauraum bietet und gleichzeitig als Packtasche dient. Ein rutschfester Gummizug hält die Jacke in Position und 100 % verschweißte Nähte sowie atmungsaktives Material garantieren Trockenheit bei jeder Aktivität. www.directalpine.com
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Entwickelt für Höchstleistungen beim Trailrunning, Berglauf oder Speedhiken, vereint diese Socke Komfort mit einer Kompressionsstruktur für optimale Stabilität und Durchblutung – typisch MB Wear, in sehr auffälligen Designs! Die Socken bestehen aus atmungsaktivem Coolmax-Material, das perfekt angepasst an verschiedenen Stellen des Fußes für Komfort und gute Belüftung sorgt. Das antibakterielle Q-Skin-Material fördert die Durchblutung und sorgt für mehr Stabilität, besonders auf anspruchsvollen Trails. Made in Italy! www.wearmb.com
Der Trail Vista 20l ist der ideale Begleiter für Tageswanderungen und anspruchsvolle Trails. Mit seinem innovativen Slide-Fit-Einstellungssystem passt sich der Rucksack perfekt an die Körpergröße an und sorgt für optimalen Tragekomfort. Der leichte Innenrahmen verteilt die Last gleichmäßig, während das belüftete EVA-Rückenpanel und das gepolsterte Hüftsystem für maximale Bequemlichkeit und Luftzirkulation sorgen. Zahlreiche Fächer, ein Z-Pole-Tragesystem und ein Befestigungssystem für Eispickel bieten vielseitige Möglichkeiten zur Organisation deiner Ausrüstung. Für spontane Wetterumschwünge ist die integrierte Regenhülle schnell einsatzbereit. Gefertigt aus 100% recyceltem Obermaterial, vereint der Trail Vista 20 Pack Funktionalität, Komfort und Nachhaltigkeit in einem durchdachten Design. Auch erhältlich mit 28l Volumen. www.blackdiamondequipment.com
Gefertigt mit Liebe vom Familienunternehmen KAMA in Prag, steht diese Kapu zenjacke für Qualität und Langlebigkeit. Jede Jacke kommt mit lebenslanger Servicegarantie – echte Handwerkskunst, die überzeugt. Die gestrickte DamenKapuzenjacke vereint stilvolles Design und Funktionalität. Das Mischgarn aus hochwertiger Merinowolle sorgt für Atmungsaktivität, aktive Thermoregulation und angenehmen Wärmekomfort. Ideal für die Frühlingszeit schützt sie z. B. auch nach dem Klettern zuverlässig vor dem Auskühlen. Dank EXP-Technologie bleibt die Jacke auch nach der Maschinenwäsche wie neu. www.kama.cz
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Der Compact ist der ideale Begleiter für Mountainbiker auf den Trails: Ob Wurzelteppiche, Drops oder steile Abfahrten – dieser Rucksack hält, was er verspricht. Dank westenartigem Schulterträgeransatz und breiten, verstellbaren Hüftflossen sitzt der Compact selbst auf fordernden Trails wie angegossen. Praktische Features wie Werkzeugfach, Helm- und Protektorenhalterung sowie Platz für Trinksysteme bis 3 Liter machen ihn besonders vielseitig. Nachhaltig ist er ebenfalls: PFAS-frei, bluesign®-, Grüner-Knopf- und ClimatePartnerzertifiziert, setzt Deuter ein Zeichen für Umweltbewusstsein. www.deuter.com
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Der Visionär und moralische Kompass des Alpenvereins starb vor 100 Jahren.
* 27 . JUNI 1839 IN PRAG
† 29. JANUAR 1925 IN SA LZBURG
Johann Stüdl gehörte zu den Gründervätern des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins und prägte den modernen Alpinismus wie kaum ein anderer. Seine Vision war es, die Bergwelt durch die Planung und den Bau von Schutzhütten und Wegen auch für jene Menschen zugänglich zu machen, die keine erfahrenen Bergsteiger waren.
Johann Stüdl (aus der Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins, Jahrgang 1894 [Band XXV], S. 230).
Bereits 1868 initiierte er den Bau der StüdlHütte am Fuß des Großglockners, einer der ersten alpinen Schutzhütten in den Ostalpen.
Mit der Gründung und Ausstattung des ersten Bergführervereins in Kals setzte Johann Stüdl Standards, die später für ganz Österreich maßgeblich wurden und den Alpinismus sicherer und zugänglicher machten.
Die Hochgebirgslandschaft war für Stüdl und für seine Zeitgenossen ein Naturerlebnis, das Menschen verbinden und inspirieren sollte. Neben seinen praktischen Beiträgen war Johann Stüdl ein entschiedener Verfechter ethischer Prinzipien. In den 1920er-Jahren, als der Antisemitismus im Alpenverein um sich griff, positionierte er sich klar gegen den Ausschluss der Sektion Donauland und ihrer jüdischen Mitglieder: „Das himmelschreiende Unrecht, [ ] wird dem Alpenverein nicht den Frieden, sondern den Fluch der bösen Tat bringen.“
Stüdl legte großen Wert darauf, den Alpinismus nicht nur als körperliche Herausforderung, sondern als kulturelles und soziales Projekt zu sehen. Durch den Bau von Hütten und Wegen wollte er Städtern die Möglichkeit geben, die Natur der Alpen zu erleben und gleichzeitig die lokale Wirtschaft zu stärken. Dieser Gedanke der Verbindung zwischen Stadt und Bergregion, zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, dient dem Alpenverein bis heute als Vorbild.
Großglockner. Aquarell von Johann Stüdl, ca. 1875 Bild: Alpenverein
Seine Liebe zu den Bergen brachte er auch mit Skizzen und Gebirgsdarstellungen zum Ausdruck, die bis heute erhalten sind.
Als Stüdl am 29. Jänner 1925 starb, hieß es im Nachruf des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins: Er war „… das Urbild des Bergsteigers alten Schlages und ein glänzendes Vorbild für alle Zukunft“.
Der Alpenverein Salzburg veranstaltete anlässlich des 100. Todestages von Johann Stüdl am 29. Jänner 2025 eine Gedenkfeier, der Einladung folgten mehrere Generationen seiner Nachkommen sowie nationale und internationale Vertreter der Alpenvereine. Friedl Klein, die Urenkelin von Johann Stüdl, hat seinen 100. Todestag zum Anlass genommen, eine umfassende
Biographie mit zahlreichen Abbildungen zu verfassen. Buchtitel: Johann Stüdl. Ein Leben für die Alpen (Innsalz Verlag 2025). Erhältlich ist das Buch beim Alpenverein Salzburg. Zudem ist anlässlich des 100. Todestages von Johann Stüdl eine neue Folge des AlpenvereinsPodcasts erschienen, nachzuhören unter www.alpenverein.at/basecamp
Polly Morland Ein glückliches Tal.
Die Geschichte einer Landärztin
Aus dem Englischen von Hans Jürgen Balmes
Eine Landschaft weiß nicht, wer sich in ihren Falten und Hügeln ein Leben baut, wer auf ihren Wegen geht, ihre Luft in Atem verwandelt“, mit diesen Worten beginnt „Ein glückliches Tal. Die Geschichte einer Landärztin“. Worte, die einen in den Bann ziehen und die einen den wenig prickelnden Buchtitel sofort vergessen lassen. Und gleich vorweg: Die mit so viel Poesie geweckten Erwartungen werden nicht enttäuscht!
Im Zentrum steht eine Landärztin in der englischen Provinz. Unsentimental, aber voller Empathie und Tatkraft widmet sie sich den großen und kleinen Leiden ihrer Patientinnen und Patienten. Wobei sich Ein glückliches Tal. Die Geschichte einer Landärztin der englischen Dokumentarfilmerin und Autorin Polly Morland genremäßig zwischen Reportage, Porträt, Landschaftsbeschreibung und feinfühliger Milieustudie einer ländlichen Gesellschaft bewegt.
Den Anstoß für Ein glückliches Tal gab ein besonderer Fund. Beim Sichten des Nachlasses ihrer Mutter fiel Morland A Fortunate Man in die Hände, ein Bestseller aus den 1960er-Jahren, der das Leben eines Landarztes nachzeichnete. Zu ihrer Überraschung hatte sich die Praxis des Arztes in jener Gegend befunden, in der die Autorin lebt. Und sie stellte fest, dass diese mittlerweile von einer Ärztin geleitet wird. Fasziniert von der Art und Weise, wie sie ihren Beruf ausübt, beschloss Morland, sie eine Zeit lang zu begleiten.
Entstanden ist ein Buch, das zeigt, wie abseits eines durchgetakteten, sterilen Gesundheitssystems eine medizinische Primärversorgung stattfindet und stattfinden kann, die von Wärme und Hilfsbereitschaft, Offenheit und Beherztheit getragen ist. Nicht selten hat man beim Lesen die Landärzte und -ärztinnen in alpinen Regionen vor Augen, die ähnliche Herausforderungen meistern, in ähnlichem Umfeld agieren.
Keine Sekunde wird dieses Buch langweilig. Im Gegenteil: Man liest es, zunehmend beglückt darüber, mit wie viel Engagement und Hingabe sich die Ärztin ihrer Aufgabe widmet, wie sie aus kleinen Details abliest, was manche Patienten nicht sagen, weil sie geprägt von der Landschaft, vom Leben karg und bisweilen schroff geworden sind. Dabei spielt genau diese Landschaft auch für das Wohlbefinden der Ärztin eine eminent wichtige Rolle: Fast jeden Tag radelt, wandert oder joggt sie, lüftet ihren Kopf durch und nimmt die Stimmungen der Natur in sich auf.
Und so greift der Klappentext nicht zu hoch, indem er von einer bewegenden „Liebeserklärung an eine besondere Landschaft, an eine Gemeinschaft“ spricht und von einer „Meditation darüber, was es bedeutet, eine gute Ärztin und ein guter Mensch zu sein“. Man folgt Morland mit großer Freude durch eine bewegende wie melancholische, erfrischende wie kritische Reportage. Unbedingte Leseempfehlung!
Philipp Blom Hoffnung.
Über ein kluges Verhältnis zur Welt
Gerade ein paar Wochen alt, brauchen wir 2025 weiterhin – und angesichts der globalen Entwicklungen wohl noch mehr als bisher – Hoffnung. Der Historiker und Journalist Philipp Blom nähert sich dem großen Wort, das so viel bedeuten und so schwer festgehalten werden kann, indem er in seinem aktuellen Buch Hoffnung. Über ein kluges Verhältnis zur Welt die Gemeinschaft als zentrales Moment gegen Vereinzelung und als Basis der Hoffnung darstellt. Es geht dabei um jene Hoffnung, die uns handlungsfähig hält, die uns sagt, dass wir unsere Welt auch weiterhin gestalten können und nicht alles verloren ist.
Um zu beschreiben, wie das Heute sich darstellt, holt Blom in die Geschichte aus, erklärt, wodurch unsere Hoffnung gestört wird und wie wir sie zurückgewinnen können.
Als der Glaube noch stärker war, konzentrierte sich die Hoffnung auf das Jenseits, dort sollte alles gut, alles besser sein. In einer säkularisierten Welt aber kann der Glaube keine Berge mehr versetzen. Auch jene, die mit -ismen versprachen (und versprechen), die Lücken zu füllen, stellten sich als Verführer heraus, die eine „bessere“ Welt verkündeten und dennoch auf allen Ebenen versagten. Wo also andocken?
Blom sucht in seinem Buch nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, den es braucht, damit wir uns als Gesellschaft noch wahrnehmen, als solche handeln, denken, fühlen, ein gemeinsames Ziel definieren und verfolgen können, ohne uns Illusionen hinzugeben. Wir müssen der Tatsache ins Auge blicken: Es wird nicht einfach besser! Wir müssen anpacken, machen, dabei im Kleinen beginnen. Nicht nur Lösungen von oben fordern, sondern im Eigenen handlungsfähig bleiben – ein dazu ermutigendes Buch.
Selina Holešinsky Schaltiere am Waldboden
Was wäre, wenn ein Ort zum idealen Ort ausgerufen würde, zu einem, der die bessere Zukunft vorwegnimmt? Eine kleine Gemeinschaft also, die eine Utopie lebt: autofrei, autark, regional. – Was würde passieren? Dieser Frage geht Selina Holešinsky in ihrem Debütroman nach. Aus der Perspektive von „Marillchen“, wie Antonie von ihrem Vater genannt wird, erzählt Schaltiere am Waldboden, wie ein Dorf zum Modell wird, an und in dem sich Vision und Realität zu reiben beginnen: „In die Köpfe der Dörfler, die neue Avantgarde (…), musste die Idee des Dorfes und das Ziel der Klimaneutralität weiter und weiter einmassiert werden. Maßnahmen mussten folgen. Die Abschaffung des Automobils war nicht das Ende. Die Dörfler sollten Vorbilder der neuen Lebensweise werden. Sie mussten die Klimaziele lachend, hüpfend, tanzend übererfüllen.“
Aufoktroyiert von oben, sehen sich die Dörfler mit Zuzüglern konfrontiert, die an dem Experiment teilnehmen, und mit Touristen, die es „konsumieren“ wollen –Führungen und Verkostungen im Öko-Disneyland inklusive. Eingelullt von Marketingsprech und idyllischen Bildern, denen die Realität nicht standhält, müssen Begegnungen inszeniert werden, um die Hoffnungen der Besucherinnen zu erfüllen. Die Dörfler wiederum sind längst abhängig von den Einnahmen, die sie durch ihre selbst produzierten Waren erzielen. Es beginnt gefährlich zu brodeln zwischen Alteingesessenen, Neuzugängen und Besuchern …
In Schaltiere am Waldboden verhandelt Selina Holešinsky die Komplexität von Klima- und Umweltthemen auf herausfordernde Weise. Auch wenn bisweilen etwas zu metaphern- und vergleichsbeladen, behält die Geschichte ihren Reiz. Lesend be-
obachten wir die Veränderungen wie unter einem Brennglas, sehen, wie es sich die einen auf Kosten der anderen gutgehen lassen, wie Animositäten sich zu handfesten Abneigungen steigern, wie Ablehnung und Spaltung folgen. Wir sehen Parallelen zu realen Gemeinschaften und sind am Ende froh, weder zu den Einheimischen zu gehören noch zu den Zuzüglern oder den Touristen – und sind im realen Leben doch immer etwas davon, je nachdem, wo wir uns gerade befinden und was wir gerade tun. Klug komponiert, sprachlich manchmal ein bisschen zu manieriert, aber nachwirkend!
Catherine Destivelle, David Chambre, Laurent Bidot Es war einmal Klettern.
Die komplette Geschichte in Bildern – von A bis Z.
Die Geschichte des Klettersports in einer Graphic Novel: klingt weithergeholt, gibt es doch so viel ikonisches Fotomaterial. Der Comicstil dient der Erzählung aber durchaus: Die historischen und geografischen Etappen des Kletterns seit Beginn können so lebendig aufgearbeitet und vertieft, ihre Protagonisten lebendig dargestellt werden. Catherine Destivelle, französische Kletterikone der 1990er-Jahre, hat sich in diesem umfassenden Werk mit den vielen Facetten des Klettersports beschäftigt.
In sieben Kapiteln spannt Destivelle den Bogen vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart und zeichnet auf unterhaltsame, dichte und pointierte Weise die Entwicklung des Sportkletterns aus dem klassischen Bergsteigen nach, setzt Meilensteine und porträtiert prägende Persönlichkeiten. Mit ihrem umfassenden Wissen verbindet Destivelle Kletterepochen und -regionen spielerisch – vom Yosemite bis zu den Dolomiten. Ein beeindruckender und kurzweiliger Einstieg in die Geschichte des Kletterns!
Wolfgang Heitzmann Das andere Österreich.
Wilde Landschaft, rätselhafte Plätze, alte Pfade.
Kultur- und Wanderführer. Geschichten- und Geschichtebuch. Bild- und Kartenband. Wolfgang Heitzmanns neues Werk Das andere Österreich. Wilde Landschaft, rätselhafte Plätze, alte Pfade schließt an sein Die anderen Alpen fast nahtlos an, diesmal bleibt der Autor auf seiner Entdeckungsreise allerdings innerhalb der Grenzen Österreichs. 164 Tourenziele zwischen dem Bodensee, Großglockner und dem Burgenland stellt Heitzmann vor – gespickt mit Geschichten, spannenden Fakten und etlichen Fotos dieser „anderen Orte“: Zum Beispiel auf Unterwasservulkane und versteinerte Korallenriffe, in die Welt der Eiszeit, des Ötzi und der Kelten, zu den Social Media der Urzeit und zu Felsen, die zu Wallfahrtszielen wurden.
Dass Wolfgang Heitzmann als Autor etlicher Wander- und Tourenführer beim Kompass-Verlag seit über 40 Jahren mit einem wachen Auge durch die Alpen wandert, kommt der Leserin bzw. dem Leser zugute: Man lernt sie unter einem neuen Blick-
winkel zu sehen. „Unvergessliche Augenblicke habe ich viele erlebt – als Jugendführer des Alpenvereins, auf Gletschergipfeln und Vulkanen, in Schluchten und Karstwüsten, an verborgenen Stätten der Urgeschichte, bei meinen Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike oder beim winterlichen SchneeschuhTrekking“, so der Autor. Und so nimmt er in Das andere Österreich die Leser*innen mit auf Entdeckungsreise, die sich von seinem Wissen über Geschichte, Gesteinsmerkmale und Kulturelles dieser Orte inspirieren lassen. Besonders spannend sind Heitzmanns Touren zu seltsamen Gletschern und zu den Spuren der „Kleinen Eiszeit“, die erstaunliche Auswirkungen auf die Geschichte unseres Landes hatte.
Zu jedem Tourenziel gibt es übrigens kompakte Infos, die die Tourenplanung erleichtern. Und: Alle Ausgangspunkte der vorgestellten Wanderungen sind per Bus, Bahn oder mit dem Rad erreichbar.
m ichae L G UGG e NB e RG e R Historisches Archiv des Alpenvereins
Wie entsteht eine moderne Alpenvereinskarte?“, fragt uns eine in die Jahre gekommene Schautafel aus der ehemaligen Dauerausstellung des alten Alpinen Museums in München. Die Antwort geben, Schritt für Schritt, 14 Bilder nebst Erläuterung: Zunächst wird im Gelände ein dichtes Netz an Vermessungszeichen gesetzt und die Berglandschaft von definierten Punkten aus lückenlos fotografisch aufgenommen. Mithilfe der entstandenen großformatigen Bilder konstruiert der Kartograph mit dem Stereoautographen, einem wahren technischen Wunderwerk, auf Papier Höhenschichtenlinien, anschließend zeichnet er Geländemerkmale wie Felsformationen, Gletscher und Wälder sowie Wege etc. händisch ein und fügt Beschriftungen hinzu. Die so geschaffene topographische Karte wird in ausgeklügelter Weise auf glatt polierten Stein übertragen, eingefärbt und schließlich im Flachdruck auf einen Papierbogen gedruckt. Für jede Farbe braucht
es eine eigene Steinplatte, für eine Alpenvereinskarte waren es damals derer drei: für Schwarz, Blau und Braun. Erst der präzise Zusammendruck aller sorgte für das kunstvolle Ergebnis.
Meist wurden die Steine – aus hochwertigem Solnhofener Plattenkalk, auch „Lithographenschiefer“ genannt – danach abgeschliffen, um sie wiederzuverwenden. Doch wir besitzen mehrere, die dieser Prozedur entgangen sind und nun als steinerne Zeugnisse an die kunstvolle Vermessung der Welt erinnern. Einer von drei zusammengehörigen, vergleichsweise „handlichen“ Steinen (ca. 380 × 270 × 60 mm) ist hier zu bestaunen. Er zeigt die schwarz zu druckenden Teile der Karte, des Gebiets rund um die Soiernspitze (2.257 m) im Karwendel. Da die Darstellung am Stein nicht spiegelverkehrt wiedergegeben ist, wurde hier bereits indirekt (offset) gedruckt, was den Stein schonte und für ein besonders klares Druckbild sorgte.
Eine Rettungsaktion in den Tuxer Alpen Aus der Sammlung des Alpenverein-Museums, Teil 59 aN t ON hOL ze R
Ein Unglück ist passiert! Über den genauen Hergang des Vorfalls ist nichts bekannt. Offenbar hat sich der junge Herr, der in die fahrbare Trage gebettet ist, an den Beinen verletzt. Wenn wir ganz genau hinsehen, erkennen wir, dass der linke Fuß und wohl auch das Bein in einen weißen Verband gehüllt sind. Wie genau die Verletzung entstanden ist, wissen wir nicht, nur soviel steht fest: In diesem Zustand erreicht der lädierte Alpinist die Talsohle nicht allein, er wird von vier Helfern begleitet, die ihn in der Trage abwärts begleiten. Was genau hat es mit diesem Bild auf sich?
Erfolgreiches
Unfallmanagement
Unser Foto ist ungewöhnlich, denn Unfälle und Verletzungen haben in der Geschichte der Bergfotografie kaum Spuren hinterlassen. Wenn am Berg die Kamera gezückt wird, werden meist die schönen Momente des Alpinismus festgehalten, der Gipfelsieg, das gesellige Hüttenleben, Bergfreundschaften, Paare in idyllischer Einsamkeit, ein wunderbarer Ausblick, ein eindrucksvolles Panorama, eine bizarre Felsformation, eine herausfordernde Kletterwand, ein Sonnenauf- oder -untergang. Die Liste der Motive ließe sich noch beliebig fortsetzen. Unglücksfälle hingegen passen jedenfalls nicht in so recht in das breite Spektrum bildwürdiger Bergereignisse. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass alle Beteiligten in dramatischen und gefährlichen Situationen einfach nur „funktionieren“ müssen und keine Zeit für bildliche Dokumentationen bleibt. Aber wohl auch damit, dass die negative Erfahrung des Schmerzes, der Ermattung und der Hilfsbedürftigkeit im Widerspruch zu den oft heroisch geprägten alpinistischen Vorbildern steht, die unsere Bergvorstellungen bis heute prägen. In unserem Fall ist das ein wenig anders. Denn fotografiert wird hier nicht der Unfall selbst, auch nicht der Schmerz des „Patienten“, sondern das erfolgreiche Unfallmanagement. Vermutlich handelt es sich um eine zu Schulungszwecken nachgestellte Bergungsaktion. Die Kamera erhält in dieser Situation die Aufgabe, den erfolgreichen Transport ins Tal bildlich zu dokumentieren.
Glungezer, Frühjahr 1946
Wo und wann ist die Aufnahme entstanden? Die Angaben dazu sind präzise. Wir befinden uns auf den Hängen des Glungezers, eines bekannten Wander- und Ausflugsbergs südöstlich von Innsbruck, in den Tuxer Alpen. Die Schneedecke ist bereits löchrig geworden, zwischen den weißen Flecken dringt schon die Vegetation durch. Es ist Frühjahr, April, um genau zu sein. Tief unten im Inntal liegt schon längst kein Schnee mehr, nur auf den höher gelegenen Karwendelhängen gegenüber ist noch Schnee zu erkennen. Aufgenommen wurde unser Foto im Frühjahr 1946, also im ersten Frühjahr nach dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt sieben Personen sind im Bild zu erkennen, zwei davon sehen wir angeschnitten am rechten Bildrand, sie haben die Skier umgeschnallt, weitere vier haben ihre Bretter abgelegt und kümmern sich um den Verletzten. Und noch etwas fällt auf: Alle Beteiligten bis auf den „Patienten“ sind von hinten aufgenommen. Warum wohl? Wir können darüber nur mutmaßen. Womöglich ging es dem Fotografen darum, die Technik des schonenden Abtransports möglichst gut sichtbar ins Bild zu setzen. Im Mittelpunkt steht der „Gerettete“, die Helfer, die alles richtig machen, sind diesem zugeordnet. Offenbar schieben und ziehen sie den Schlitten zunächst ein Stück aufund seitwärts, um für die spätere Abfahrt auf der Schneefläche zu bleiben.
Akja im Krieg
Der Verunglückte wird liegend, gut fixiert und gleitend zu Tag gebracht. Es ist diese eine Rettungs- und Fortbewegungstechnik, die eine lange Geschichte hat. Die mit Griffen versehene Rettungswanne, die weithin als „Akja“ bekannt geworden ist, wurde schon vor Jahrhunderten von den nordischen Völkern entwickelt. In den Alpen kam sie erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts vermehrt zum Einsatz. Bemerkenswert ist, dass die Entwicklung dieser Rettungstechniken im Gebirge vor allem in Kriegszeiten große Fortschritte gemacht hat. Im Ersten Weltkrieg, der –etwa an der Dolomitenfront – über Jahre hinweg auch ein Kampf gegen die Kräfte der Natur war, war der Abtransport von
Unser Foto ist ungewöhnlich, denn Unfälle und Verletzungen haben in der Geschichte der Bergfotografie kaum Spuren hinterlassen.
Verwundeten, aber auch von Lawinenopfern, ein wichtiger Aspekt der militärischen Logistik. Bereits damals wurden im unwegsamen Gelände Wannen mit Griffen zur Bergung von Verletzten (oder auch Toten) verwendet. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese Techniken weiterentwickelt, u. a. in Tirol, etwa in der Hochgebirgssanitätsschule der Wehrmacht in St. Johann in Tirol. Die heutigen Akjas, die nicht zuletzt in den vielen Skigebieten zum Einsatz kommen, sind in der Regel leichte, aus Aluminium gefertigte Metallwannen, ihre Grundrisse und Verwendungsweisen gehen auf die historischen Vorlagen zurück.
„Abends wandern wir heimwärts“
Noch eine Frage ist offen: Wer hat unser Foto aufgenommen? Ganz geklärt ist diese Frage nicht. Möglicherweise stammt es von Felix Schebrak (1917–2006), einem aus Hall in Tirol stammenden Alpinisten, in dessen Fotoalbum das Bild aufbewahrt wurde. Er engagierte sich jahrelang bei der Bergrettung und hat immer wieder deren Einsätze fotografiert. Auf den Bildern aus dem April 1946 sind offenbar seine Freunde bzw. Kameraden zu sehen, er selbst aber nicht. Vielleicht ist das ein Hinweis auf seine Autorschaft. Ein letztes Foto, das an diesem Frühlingstag entstand, zeigt die Gruppe von Skitourengehern mit geschulterten Skiern. Es trägt den Titel „Abends wandern wir heimwärts“.
Dr. Anton Holzer ist Fotohistoriker, Ausstellungskurator und Herausgeber der Zeitschrift „Fotogeschichte“, er lebt in Wien. www.anton-holzer.at
J UN i/J U li/AUGUS t
Auf weite Wege, genauer gesagt Weitwanderwege, begibt sich das Sommer-Bergauf in seinem Themenschwerpunkt:
NOR a L e S chi NSK i bewandert die Via Alpina zu ihrem 25-jährigen Jubiläum und erkundet unterwegs Themen wie Wegefreiheit und Alpenkonvention. Mit 50 Jahren ist der Nordalpenweg zwar doppelt so alt wie die Via Alpina, dass er aber trotzdem nicht in die Jahre gekommen ist, beweisen die Ehrenamtlichen der Alpenvereinssektion W eit Wa N de R e R in ihrem Beitrag. Passend zum Weitwandern gibt es vom SicherAmBerg-Experten
G e R ha R d mö SS me R Tipps für die Must-haves beim Weitwandern und Bike-Ass R e N é S e N dL hOfe R-S chaG geht auf Transalp-Entdeckungsreise auf zwei Rädern. Kartograph W e RN e R B ee R geht indessen der Frage nach, wie Karten entstehen und wie wichtig beim Kartenlesen der gesunde Menschenverstand ist. Weitere Themen: Hochtouren, Trailrunning, Kinderschutz, Nachhaltigkeit und viele mehr.
Bergauf #2.2025 erscheint Anfang Juni.
Rät S e L haft Wo sind wir hier? Welche zentral gelegene Wand suchen wir hier? Bergauf verlost fünf Karten unter den richtigen Antworten: Einfach bis 31.03.2025 E-Mail an gewinnspiel@alpenverein.at schicken! Alle Infos zum Gewinnspiel unter t1p.de/bergauf-raetsel
Bergauf. Mitgliedermagazin des Österreichischen Alpenvereins #1.2025, Jg. 80 (150)
Herausgeber und Medieninhaber: Österreichischer Alpenverein, Olympiastraße 37, 6020 Innsbruck Tel. +43/512/59547
www.alpenverein.at
ZVR-Zahl: 989190235
Chefredaktion: Mag. Evelin Stark, redaktion@alpenverein.at
Redaktionsbeirat:
Präsident Dr. Wolfgang Schnabl, Generalsekretär Clemens Matt
Design und Gestaltung: himmel. Studio für Design und Kommunikation, www.himmel.co.at
Korrektorat: Mag. Christoph Slezak
Druck: Walstead Leykam Druck GmbH & Co KG
Anzeigenannahme: Werbeagentur David Schäffler, office@agentur-ds.at Tarife: www.bergauf.biz
Die grundlegende Richtung des ÖAV-Mitgliedermagazins wird durch die Satzung des Österreichischen Alpenvereins bestimmt. Abgedruckte Beiträge geben die Meinung der Verfasser*innen wieder. Für unverlangte Sendungen wird keine Haftung übernommen. Retournierung nur gegen beiliegendes Rückporto. Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Adressänderungen bitte bei Ihrer Sektion bekanntgeben bzw. direkt unter mein.alpenverein.at ändern.
Beiträge in Bergauf sollen nach Möglichkeit geschlechterneutral formuliert oder die Schreibweise mit dem „Gender Star“ (Autor*in) verwendet werden. Bei Texten, deren Urheberschaft klar gekennzeichnet ist, liegt es in der Freiheit der Autor*innen, zu gendern oder nicht.
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