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Der Rökfänger v
Mit dem neuen Album „RökFlöte“ kommt Ian Andersons Jethro Tull im Sommer live nach Eisenstadt und auf die Burg Clam. Trotz seiner religiösen und spirituellen Album-Inhalte
TEXT: ROBERT FRÖWEIN
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Wenn diesen Sommer gar liebliche Klänge durch den Eisenstädter Schlosspark Esterházy oder um die Burg Clam wehen, ist nicht der berühmt-berüchtigte Rattenfänger von Hameln ins Irdische abgestiegen. Sondern Jethro-Tull-Frontmann
Ian Anderson wird wieder tief Luft holen und seine Lippen an die berühmteste ProgRock-Flöte pressen, die ihn vor vielen Jahrzehnten zum Multimillionär und einem der bekanntesten Rockstars gedeihen ließ. Zwischen dem letzten Tull-Studioalbum „J-Tull Dot Com“ (1999) und dem 2022er Output „The Zealot Gene“ ließ der gebürtige Schotte ganze 23 Jahre verstreichen, doch in der Pandemie hat er sein „Mojo“ wiedergefunden. Nur 15 Monate später veröffentlicht er Ende April „RokFlöte“ und schraubt sogar schon an einem dritten Album, wie er uns im Interview in Berlin verriet. „Ich beginne jedes Jahr am 1. Jänner morgens mit einem neuen Projekt. Während wir also über mein bald erscheinendes Album reden, ist das nächste bereits vorgeplant. Im Oktober 2024 soll es erscheinen, soweit könnt ihr mal damit rechnen.“
Götter und Götzenbilder
Die dazwischen erschienenen Werke wie das live in Island aufgenommene „Thick
As A Brick“ oder das als Soloalbum veröffentlichte „Homo Erraticus“ hielten den bienenfleißigen Künstler über all die Jahre beschäftigt, doch den Namen der kultigen
Band stülpte er erst unlängst wieder über seine kreativen Ergüsse. „Fast alle Songs wurden ohnehin von mir geschrieben, also war das für mich kein Problem. Aber ja, rückblickend sollte zumindest ,Homo Erraticus‘ ein Tull-Album sein, weil darauf dieselben Musiker zu hören sind, mit denen ich auch heute arbeite.“ Wie immer ist Anderson auf seinen Werken der lyrische Output enorm wichtig. Befasste sich „The Zealot Gene“ noch mit biblischen Querverweisen, taucht der Hörer bei „RökFlöte“ tief in die Welt des nordischen Paganismus ein. Jeder Song ist in seinem Kern einer nordischen Gottheit gewidmet und entführt in ein Universum voller Sagen und Legenden. „Ich bin ganz und gar kein religiöser Mensch, aber mich hat schon immer fasziniert, wie und warum sich die Menschen Götzenbilder und Götter erschaffen haben. Wir Menschen haben das unstillbare Bedürfnis, uns vor irgendwelchen Mächten zu fürchten oder ihnen zu huldigen. Im Norden gibt es den Polytheismus – im Gegensatz zum Christentum, dem Judentum oder dem Islam.“
So fasziniert der in England lebende Musiker von der Thematik auch ist, er würde nach einem biblischen und einem nordischen Konzeptwerk nicht auf Biegen und Brechen in andere Richtungen gehen. „Beim Judentum oder dem Islam verbrennt man sich viel zu schnell die Finger und streift wo an, weil es in diesen Bereichen überhaupt keinen Humor gibt. Man sieht ja, wie es Salman Rushdie ergangen ist, weil er seine persönlichen Ansichten teilte. Der Islam wird zudem durch seine vielen Regeln sehr schnell falsch interpretiert. Die Religion an sich ist sehr interessant und hat viele gute Punkte, aber wenn man den Islam mit einer furchtbaren und rückständigen Organisation wie den Taliban verbindet, wirft das ein ungemein schlechtes Licht auf ihn.“ Andersons Interesse gilt als Songwriter dem Erzählen von Geschichten. „Das Christentum und die nordischen Religionen und Sagen haben alle ein Narrativ. Es lässt sich etwas erzählen, man kann Querverbindungen herstellen. Das finde ich ungemein spannend.“
Verständnis und Lockerheit
Doch nicht nur im religiösen und spirituellen Sinne beschreitet man als Storyteller dünnes Eis. Als „alter, weißer Mann“ mit durchaus konservativen Ansichten ist Anderson prädestiniert dafür, gecancelt oder zumindest argwöhnisch beäugt zu werden. Das kostet dem Flötenmeister aber nur ein müdes Lächeln. „Ich muss in aller brutalen Ehrlichkeit sagen, dass ich es sehr schwierig finde, ein plurales Personalpronomen zum Geschichtenerzählen zu verwenden, nur damit ich niemandem auf die Füße steige. Ich verwende in meinen Songs seit jeher ,er‘ oder ,sie‘, wenn ich Personen beschreibe und werde das auch nicht ändern.“ Jethro Tulls Keyboarder