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eben

einer öffentlichen Ausstellung. Das könne doch nicht sein. Die heftigste Kritik kam übrigens immer von jenen, die die Ausstellung gar nicht gesehen hatten. Mittlerweile haben mehr als 50 Millionen Menschen sie besucht. Da lässt sich nur noch schwerlich behaupten, dass die alle aus schierer Sensationslust reingegangen sind. Es hat sich rumgesprochen, was die Ausstellung leistet. Man kann sehr wertvolle Erkenntnisse für sein eigenes Leben daraus mitnehmen.

Das Publikumsinteresse war von Anfang an sehr groß. Lockt die Menschen vor allem die Schaulust, oder ist es ein tieferes Interesse am eigenen Körper? Schaulust mag für manche ein Beweggrund sein.

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Die bedienen wir aber nicht. Dafür werden die Menschen belohnt durch einen besonderen Blick auf ihre eigene Leiblichkeit. Für mich als Ausstellungsmacherin ist weniger wichtig, warum die Leute kommen, als die Frage, wie sie die Ausstellung verlassen. Egal, in welchem Kulturkreis die Ausstellung gezeigt wird: Die Reaktionen sind weltweit mehr oder weniger identisch. Viele sagen: Ich habe einen völlig neuen Blick auf meinen Körper, ich werde ihn nicht mehr als etwas Selbstverständliches betrachten. Genau darin bemisst sich für mich als Ausstellungsmacherin der Wert und Erfolg meiner Arbeit. Nur wenn man die Menschen emotional berührt, werden sie auch über ihr Leben nachdenken.

Gewinn Spiel

Die faszinierenden echten menschlichen Exponate, darunter viele Ganzkörperplastinate, ermöglichen umfassende Einblicke in den komplexen Aufbau unseres Innenlebens und erklären leicht verständlich Funktionsweise und Zusammenspiel der Körpersysteme und Organe, aber auch häufige Erkrankungen.

Lohnt sich auch ein mehrfacher Besuch? Ich bemühe mich, dass es immer frisch bleibt. Aber selbst wenn man dieselbe Ausstellung schon vor Jahren gesehen hätte, würde man etwas Neues für sich gewinnen. Man betrachtet die Dinge immer unter dem Blickwinkel der Erfahrungen, die man gemacht hat. Vielleicht hat man in der Zwischenzeit ein Kind bekommen oder einen lieben Menschen verloren. Das sind Erlebnisse, die einen die Ausstellung anders betrachten lassen.

Gibt es Kontinente oder Regionen, die den Körperwelten bislang verschlossen blieben? Wir finanzieren alles selbst. Daher können wir nur dahin gehen, wo sich die Ausstellung wirtschaftlich trägt. Es gibt viele Länder, die diese Aufklärungsarbeit sehr nötig hätten, wo wir das alleine aber nicht stemmen können. Andere Gegenden sind aus religiösen Gründen schwierig, speziell der islamische Raum. Ich will nicht ausschließen, dass wir dort in Zukunft präsent sein werden. Wir waren auch schon mal in Abu Dhabi. Das Interesse wäre an sich groß, nur das Thema Nacktheit ist dort leider ein echtes Problem.

Sie sind von Körperspenden ab hängig. Wieviele gibt es inzwi schen? Es sind etwas über 20.000. Wohlgemerkt: Spender, nicht Spen den. In all den Jahren haben wir bislang ungefähr 2.700 Verstorbene erhalten. Wir brauchen viele Körperspender, damit wir übers Jahr gesehen auch genug Spen den erhalten. Viele Spender sind ja ver gleichsweise jung und haben hoffentlich noch ein langes und gutes Leben vor sich.

Und wieviele Plastinate haben Sie bis heu te hergestellt?

Wir machen nicht nur ganze Körper, son dern auch Einzelpräparate. Es sind auch nicht alle Plastinate für die Ausstellung ge dacht, viele gehen in den anatomischen Unterricht an Universitäten und medizinischen Lehreinrichtungen. Von den 2.700 sind auch noch nicht alle plastiniert. In Formalin können die Spenden mehrere Jahre aufbewahrt werden, ohne dass sie Schaden nehmen.

Die Arbeit an einem Plastinat ist sehr aufwändig. Wie lange arbeitet Ihr Team daran? Die Plastination ist in der Tat sehr arbeitsintensiv. Sie beginnt mit der anatomischen Präparation, also dem Herausarbeiten der anatomischen Strukturen –von Muskeln, Arterien und Nerven. Wenn das Präparat später mit Kunststoff durchtränkt ist, folgt die Phase der Positionierung. Für einen ganzen Körper veranschlagen wir ungefähr 1.500 Stunden Arbeitszeit. Da sind mehrere Teams dran. Insgesamt dauert es ein Jahr.

Kann jeder Mensch zu einem Plastinat werden? Im Grunde schon. Es gibt einige wenige Ausschlusskriterien. Wenn ein Körper zu spät aufgefunden wird und Verwesungsprozesse schon stattgefunden haben,

Wie schnell müssen Sie die Körper erhalten? Im Durchschnitt ist ein Körper zwei bis drei Tage tot, wenn er zu uns gelangt. Das ist vollkommen in Ordnung. Man muss aber wissen: Bei heißen Jahreszeiten geht die Verwesung schneller vonstatten. Auch bestimmte Erkrankungen wie Krebs beschleunigen sie.

Sie kennen einige Körperspender persönlich. Wie ist das für Sie, wenn der Körper eines solchen Menschen vor Ihnen liegt? Es berührt einen stets, wenn man einen Toten kennt. So sehr Profi kann man gar nicht sein, dass einen das kalt lässt.

Hat sich Ihre Einstellung zum Tod durch Ihre Arbeit geändert? Ich werde das sehr oft gefragt. Früher habe ich tatsächlich geglaubt, dass ich durch meine Arbeit anders mit dem Tod umgehe. Ich hielt mich für abgeklärter. Als meine Eltern gestorben sind, habe ich gemerkt, dass ich nicht anders reagiere als jeder andere Mensch auch. Ich habe am eigenen Leib gespürt, dass der Tod eine emotionale Dimension hat, die man nicht vorwegnehmen und vorab überhaupt nicht einschätzen kann. Was sich durch meine Arbeit sehr wohl geändert hat, ist meine Einstellung zum Leben. Ich bin heute demütiger und dankbar für das, was ich jeden Tag erleben darf.

Handeln die Körperwelten also mehr vom Leben als vom Tod? Die Ausstellung handelt vom Leben. Das mag paradox klingen. Aber am Eingang zu anatomischen Hallen steht oft der Spruch: „Hier hilft der Tod den Lebenden.“ So verstehen wir auch die Körperwelten. Was wir den Besuchern anbieten, ist eine Selbstbetrachtung ihres Körpers ohne Spiegel.

Körperwelten gastiert mit „Am Puls der Zeit” zwischen 9. Juni und 15. Oktober in der Die BALE in Innsbruck.

Das Blue Bird Festival lädt vom 23. bis 25. November wieder mit einem formidablen Line-up ins Porgy & Bess ein und präsentiert eine feine Auswahl an Musikern, die irgendwo im Einzugsgebiet von Country, Soul, Folk und Jazz changieren. Eines der größten Highlights wird vermutlich die „intimate piano performance” von Lambchop sein, aber auch die übrigen, bereits angekündigten Namen Porridge Radio, Will Sheff, The Saxophones, Naima Bock und Kendall Lujan lassen aufhorchen.

Babymetal waren erst im Vorprogramm von Sabaton bei uns zu Gast, nun kommen sie zurück und gastieren am 23. November im Gasometer und am 24. im Münchner Zenith. Im Gepäck hat die eigenwillige japanische Metalband ihr aktuelles Album „The Other One”, ein Konzeptalbum, das auf der einjährigen Auszeit der Babymetal-Mitglieder und dem zehnjährigen Bestehen der Gruppe basiert.

Thy Art Is Murder

ist nach George Millers „Mad Max”-Franchise der vielleicht brutalste Export Australiens. Sie haben bereits mit Genre-Titanen wie Cannibal Corpse, Slayer, Kreator, Lamb of God und Killswitch Engage getourt und haben nun diesmal Whitechapel, Fit For An Autopsy und Spite im Gepäck, wenn sie ihr ultimatives Armageddon am 11. Oktober in der Arena loslassen: Das wird düster, chaotisch und nihilistisch!

Nathaniel Rateliff und seine Night Sweats haben 2021 „The Future” veröffentlicht und schicken sich nun an, selbiges am 23. Juni in der Arena live vorzustellen. Rateliff ist ein amerikanischer Folkrock-Musiker, der nach ersten Gehversuchen als Rockmusiker auch R&B, Country und Americana in sein Repertoire aufnahm. „The Future” ist nun das mittlerweile dritte Album mit seiner kongenialen Begleitband: Unendliche Prärie, majestätische Berge und rauschende Flüsse – der US-Bundesstaat Colorado ist der Stoff, aus dem die CowboyTräume sind, die Rateliff hierauf irgendwo zwischen Retro-Soul, Folk-Rock und RadioPop vertont. Wer die Lumineers und Bon Iver mag, wird auch hier glücklich werden!

Fotos: Mickie Winters (Blue Bird Festival), Lea Föger (Rockhouse Birthday Party), Resonance (Günther), Barracuda Music (Thy Art Is Murder), Babymetal (Babymetal), Dominik

Das Rockhouse in Salzburg wird dieses Jahr 30 und feiert am 13. und 14. Oktober mit einem formidablen Line-Up: AVEC, Please Madame und Onk Lou garantieren am ersten Tag, Bukahara, Bon Jour, Mefjus, Daxta, sowie Dossa & Locuzzed am zweiten Tag im Rockhouse für feinste Musik und beste Unterhaltung – und dabei ist das Line-up noch nicht mal vollständig!

Gruss (Van Gogh), Danny Clinch (Nathaniel Rateliff),

Off! sind die von Keith Morris (Black Flag, Circle Jerks) und Dimitri Coats (Burning Brides) ins Leben gerufene Denkfabrik des Punk Rock. 2022 erschien ihr viertes Album „Free LSD”, das am 5. August in der Arena live präsentiert wird. Explosiver, aber auch vielschichtiger ist Punk Rock selten fabriziert worden, das ist old school und nu school gleichermaßen!

Den niederländischen Maler Van Gogh und seine weltberühmten „Sonnenblumen” kennt vermutlich ein jedes Kind. Nun werden seine Werke zwischen 2. Juni und 10. September in der Messe Graz im Rahmen eines gigantischen Multimedia-Spektakels der breiten Öffentlichkeit zugängig gemacht: Die Gemälde des Künstlers werden mit Hilfe von aufwendigen Lichtinstallationen und Projektionen mehrfach vergrößert und an den Wänden der Präsentationsräume zum Leben erweckt. Meisterhafte Kunst trifft auf modernste Technik – eine Symbiose, die Van Goghs Genialität in ein neues Zeitalter tragen und unvergessen machen wird. Das interaktive Kunsterlebnis „Van Gogh – The Immersive Experience“ begeisterte weltweit bereits über 2,5 Millionen Besucher u.a. in Paris, Barcelona, Brüssel und Berlin. Das ist ein absolutes Must-See!

Über den Kultfaktor der Wiener Arena zu erzählen hieße, Eulen nach Athen zu tragen. Vermutlich kennt jeder Musikbegeisterte die Geschichte des ehemaligen Schlachthof-Areals, das in den Siebzigern von den Wiener Festwochen bespielt, 1976 schließlich besetzt wurde und seit ehedem als alternatives Kulturzentrum bespielt wird. Zahlreiche Legenden – von Queens of the Stone Age und Placebo über Muse, Pearl Jam und Arcade Fire bis hin zu Radiohead, Foo Fighters und The Prodigy – haben hier schon konzertiert. Aber eine Legende darf auch nicht vergessen werden, sie heißt Günther. Günther Holtschik um genau zu sein. Er ist Jahrgang 54, sein erstes Konzert waren The Troggs 1966 in der Wiener Stadthalle – ja, die mit dem Klassiker „Wild Thing”. Seit 1998 arbeitet er in der Wiener Arena, als Techniker, beim Auf- und Abbau oder als DJ im Beisl. Und das tut er auch heute noch, obwohl er 2019 in Pension ging. Im Laufe seines Lebens hat er fast so viele Konzerte in- und außerhalb der Arena erlebt, wie er Tage am Buckel hat. Und noch mehr Geschichten weiß er zu erzählen: Günther ist ein wandelndes Musiklexikon, ein wacher Zeitzeuge einer etwas anderen Wiener Stadtgeschichte. Und nun ist seine Biografie erschienen, die eine unterhaltsame Lesereise durch 69 Jahre pures Leben ist. Das Vorwort hat Wolfgang Ambros (!) geschrieben, das Buch selbst wird am 1. und 22. Juni in der Arena (wo sonst?) präsentiert.

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