#6 Das Kreuz (Teil 1)

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Kreuz

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01/2012

Editorial ein anderes Symbol steht so sehr für das Christentum wie das Kreuz. In der westlichen Kultur ist das Kreuz nicht mehr wegzudenken; es ist allgegenwärtig. Während das Kreuz als Symbol weit verbreitet ist, wird über seine grundlegende Bedeutung nicht mehr nachgedacht. Selbst in christlichen Kreisen wird die eigentliche Bedeutung des Kreuzes zum Teil fehlinterpretiert und mit fromm klingenden Floskeln belegt, die an der biblischen Wahrheit vorbeigehen. Wir stehen oft vor dem Kreuz wie vor einem Gemälde, welches wir nach unserem Gutdünken interpretieren. Dabei fragen wir nicht nach der einzigen und wahren Bedeutung, die Gott dem Kreuz von Golgatha gegeben hat. So ist es beispielsweise richtig, das Kreuz als Symbol für Gottes Liebe zu den Menschen zu sehen. Aber im gleichen Maße, wie es die göttliche Liebe verdeutlicht, zeigt es auch seinen Zorn gegen das Böse. Doch diese Erkenntnis verkommt immer mehr zu einer „Torheit vom Kreuz“, die nur schwerlich in das Evangelium hineinzupassen scheint. All zu oft stellen wir die Zweckmäßigkeit vor unsere Glaubensgrundsätze und tun so der Botschaft vom Kreuz Gewalt an. In der Heiligen Schrift wird uns das Wort vom Kreuz in aller Deutlichkeit dargelegt. Am Kreuz von Golgatha vergoss Jesus Christus als der Sohn Gottes sein Blut, das stellvertretend und wirksam die Sünden vieler sühnt. Mit seinem Blut hat er für die Gläubigen eine ewige Erlösung erworben. Sie waren einst Sklaven der Sünde, aber er hat sie mit seinem kostbaren Blut freigekauft. Sie sind nun sein Eigentum. Die Brutalität und der Schrecken des Kreuzes zeigt deutlich die Schwere der Sünde in den Augen Gottes. Gottes Gerechtigkeit fordert unerbittlich die Bestrafung der Sünde. Insgesamt gewährt uns das Kreuz Christi einen umfassenden und vertieften Einblick in das Heilshandeln Gottes sowie in sein unveränderliches Wesen. Aus diesem Grund lohnt es sich, das Wort vom Kreuz eingehend zu studieren und es dabei mehr lieben zu lernen. J a n u a r

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INHALT 2

Editorial

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Inhalt

4-7 8-11 12-15 16-19 20-23 24-27 28-33

Das Kreuz

Andre Bay

Die Strafe Gottes

Waldemar Dirksen

Wirksame Sühne

John Owen

Christi Triumph am Kreuz

Andreas Kuhlmann

Der rettende Stellvertreter

R.C. Sproul

Das Wort vom Kreuz

Hans-Jürgen Holzmann

Der große Versöhnungstag und die zwei Böcke

Hans-Werner Deppe

34-35

Nachlesen

36

Termine

37

Impressum

38-39

Neuheiten



„Ein Zeichen für Leiden und Scham“ In diesem wohlbekannten englischen Lied, das seit vielen Jahren gesungen wird, geht es um eine Seite des Kreuzes, über die heute nicht mehr gesprochen wird, die jedoch für unsere Erlösung und Jüngerschaft entscheidend ist!

hristus und das Kreuz

In Markus 8,27 fragt Jesus seine Jünger: „Was sagen die Menschen, wer ich bin?“ Manche dachten, Jesus sei Johannes der Täufer, andere überlegten, Er könnte Elia sein und wieder andere meinten, Er sei einer der Propheten! Als Jesus nun die Jünger fragt, was sie denken, wer Er sei, war es Petrus, der antwortete: „Du bist der Christus!“ Jesus ist Christus. Er ist derjenige, von dem wir in Psalm 2,6 lesen: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg!" Der Messias (Christus) wird als König auf dem Thron Davids regieren, Er wird die Nationen als sein Erbe empfangen und die Enden der Erde als Sein Besitztum einnehmen. Er wird sie (die Nationen, die sich gegen Gott auflehnen) „mit eisernem Stab zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen" (Psalm 2,9).

hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen eigenen Weg; aber der HERR ließ ihn treffen unser aller Schuld. Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf“ (Jesaja 53,3-7).

Die Erwartung an den Messias war damals sehr hoch und Petrus sieht in Jesus denjenigen, der als König regieren und Gottes Kinder befreien wird; Er ist der Christus! Kehren wir nochmal zurück zu Markus 8,31. Dort lesen wir: „Und Er fing an, sie zu lehren: Der Sohn des Menschen muss vieles leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen!“ Der Kern der Botschaft ist, dass Jesu' messianisches Amt Leiden ist! Tatsache ist, dass die Leiden für seine Krönung nötig waren! Epheser 2,5-11 zeigt uns, wie Jesus den Tod am Kreuz erleiden musste, bevor Ihn Gott der Vater verherrlichte, indem Er Ihm den Namen gab, der über allen Namen ist, vor dem sich alle Knie in Ehrfurcht beugen werden! Auch der Prophet Jesaja erkannte, dass Jesus ein leidender Sklave war. Es war Jesaja, der schrieb: „Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie einer, vor dem man das Gesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn nicht geachtet. Jedoch unsere Leiden - er hat sie getragen, und unsere Schmerzen - er

Die Erwartung an den Messias war damals sehr hoch und Petrus sieht in Jesus denjenigen, der als König regieren und Gottes Kinder befreien wird; Er ist der Christus! Timotheus 05


Der Tod, welcher das endgültige und letzte Ergebnis der Sünde ist, zeigt die ernsthaften Tiefen, in die wir gefallen sind!

Selbst als Jesus sich auf das Kreuz vorbereitete, sehen wir, dass Seine Verherrlichung erst nach der Demütigung und den Leiden des Kreuzes folgt (vgl. Hebr 12,2). Die Qualen und Schmerzen, die Jesus erlitt, waren kein zufälliges Ergebnis von römischer Grausamkeit, sondern sind ein wesentlicher Teil von Gottes Heilsplan für Sünder. Der Vers in Hebräer 12 vermittelt uns einen kleinen Eindruck, wie Jesus die Erlösten Gottes vom Kreuz aus sah. „Der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete (...). “ Diese Freude zeigt Christus Jesus, indem er seinen Vater erfreut, als er durch seinen Tod und seine Auferstehung Sünder mit Gott vereint, um sich dann zur Rechten Gottes als ewiger König zu setzen! Die Folgen des Sündenfalls waren so schwerwiegend, dass alle Geschöpfe unter dem Fluch leiden. Der Tod, welcher das endgültige und letzte Ergebnis der Sünde ist, zeigt die ernsthaften Tiefen, in die wir gefallen sind! Die Freuden und Segnungen der Gemeinschaft mit Gott sind verloren gegangen, stattdessen bringt die Erde zusammen mit Adam und Eva nur noch mit Schmerz Frucht hervor (vgl. 1. Mo 3,17-19). Jesus macht den Fluch rückgängig, indem er selbst zum Fluch wird (vgl. Gal 3,13)! Und dann lesen wir in Kol 1,20: „und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes – durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist.“ Der Fluch, zusammen mit den Leiden, die wir damit verbinden, dient dazu, Sünder zu erlösen!

Am Kreuz geht es sogar um die Tatsache, dass Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten aus dem Bund des Alten Testaments Gottes Fluch über das Land und die Menschen hervorbringt. Das Gesetz, so heilig und gut es ist, kann uns nur zur Erkenntnis unserer eigenen Lage bringen, soweit, dass wir verstehen, dass wir Gottes gerechtem Gericht gegenüberstehen werden. Das Gesetz verdammt uns zum Tod! Also wird unter dem Gesetz der Fluch noch größer! Hier ist Gottes heiliger Anspruch und hier ist der gefallene Mensch in Elend, der der Herrlichkeit Gottes nicht gerecht werden kann. In anderen Worten: alle Leiden und Schmerzen könnten auf einen heiligen Gott zurückgeführt werden, der seine Schöpfung nach dem Sündenfall verflucht. Jetzt verstehen wir, warum das Kreuz der Ort der Leiden sein musste! Die Folgen der Sünde befleckten die Welt, die Sünde verdarb alles, was Gott gemacht hatte und Jesus musste alles wiederherstellen, er musste Adams Taten rückgängig machen! Jesus brachte Segen, wo Adam den Fluch brachte. Er brachte Leben, wo Adam den Tod brachte! Er brachte Versöhnung, wo Adam Entzweiung brachte! Erreichte das Kreuz all' dies? Mit Sicherheit! Was bedeutet dies für uns, die wir mit Christus vereint sind?

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as Kreuz der Gläubigen

Während Jesus seine Jünger belehrte, erwähnte er oft, dass sie wegen ihm oft Bedrängnis und Verfolgung erleiden würden. In Lukas 21,16 erklärt Jesus ihnen, dass selbst Eltern und Brüder sie betrügen werden und manche umgebracht würden! Vers 17 sagt: „und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen.“ (vgl. mit Mat 10,16-25 und Joh 15,20) Es gibt einen untrennbaren Zusammenhang zwischen Christi Leiden und Leiden Gläubiger! Wir müssen unser neues Leben in Christus in der verfluchten Welt ausleben. Die gleiche Welt, die Jesus nicht annehmen wollte, wird auch die Nachfolger Christi ablehnen. Paulus sagt in Phil 1,29: „Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.“ Denn Paulus identifiziert sich soweit mit Christus, dass die Nachfolge Gemeinschaft in den Leiden beinhaltet (vgl. Phil 3,10). Paulus konnte selbst in Zeiten der Gefangenschaft andere Gläubige im Glauben ermutigen. Er schrieb an Timotheus: „So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit für das Evangelium nach der Kraft Gottes!“ (2.Tim 1,8). In unserer deutschen Kultur sind öffentliche Verfolgung und Märtyrertum selten. Aber sobald wir das Wort Gottes wahrheitsgemäß verkündigen und ein heiliges, Christus geweihtes Leben leben, gibt es mit Sicherheit Personen, die unseren Herrn verspotten. Unser Herr wurde auch nicht geschont, doch sein treuer Gehorsam führte zu seiner Auferstehung. Das Kreuz war der Höhepunkt von Jesu Demütigung auf Erden, doch die Auferstehung seine Krone! Sein Kreuz und die Auferstehung sollte uns durch den Tod erhöhen. Wenn wir noch einmal den Abschnitt in Markus 8 betrachten, sehen wir, wie die Lehren über Jesu' Verleumdung und seinen Tod ihn dazu brachten, seine Jünger über die Kosten der Jüngerschaft zu belehren! Ein wahrhaftiger Nachfolger Christi lebt nicht mehr für sich selbst, er ist eine errettete Person; er oder sie wurde vom Blut Christi erkauft und gehört deshalb Gott! Das bedeutet, dass unsere Stellung zu Gott, unsere Beziehung zur Welt und unsere Ansicht über unser eigenes sündiges Fleisch verändert wurde! Deswegen sagt Jesus in Markus 8,34 zu seinen Jüngern: „Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!” Echter christlicher Glaube lehrt uns, dass der Gläubige in einen neuen Kampf mit der Sünde tritt! Er stellt sich der Realität seines verdorbenen Körpers und dass er in einer verlorenen Welt lebt, doch erkennt er auch, dass er Sünde überwinden kann. Paulus spricht über diesen Kampf in Galater 5, wo er sagt: „das Fleisch begehrt gegen den Geist auf, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt“. Wir alle wissen, welch ein Kampf es für einen Gläubigen ist,

seinen Versuchungen entgegen zu stehen und im Glauben fest zu bleiben. Doch wegen des Kreuzes Jesu können wir nun Gemeinschaft haben mit dem Herrn. John Owen, ein bedeutender Non-Konformist, schrieb über das Werk des Heiligen Geistes: „Er (der Heilige Geist) bringt das Kreuz Jesu' durch Glauben in das Herz eines Sünders, gibt uns Gemeinschaft mit Christus in seinem Tod und Gemeinschaft in seinen Leiden.“1

er Gläubige und das Kreuz Jesu'

Als Jesus am Kreuz hing, gab er sich selbst für uns hin! Er ist das Lamm Gottes, das „Menschen für Gott erkauft aus jedem Stamm und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation“ (Offb 5,9-10). In dem Vers, den Martin Luther einen „bedeutenden Wechsel“ nennt, sehen wir, dass wir durch das Kreuz gerechtfertigt wurden und Christi Gerechtigkeit empfangen (2. Kor 5,21)! Dies sind einige der vielen, unverdienten Gnadengaben, die wir durch das Kreuz Christi erlangen. Deswegen sollen wir zu Christus kommen und unsere Leiber darstellen als ein „lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer“ was unser vernünftiger Gottesdienst ist (Römer 12,1). Es sollte unsere Freude sein, für Christus aufgrund unserer Einigkeit und unseres neuen Lebens in ihm in dieser Welt zu leiden. Das Kreuz des Herrn Jesus hätte mein Kreuz sein müssen, deswegen mache ich freudig sein Kreuz zu meinem! An diesem schrecklichen Kreuz, dem Sinnbild für Leiden und Scham, empfing ich Leben! Deswegen diene ich Ihm freudig mit meiner Zeit; ich gehöre Ihm! Ich diene dem Herrn freudig mit meinen Gaben, da sie von Ihm kommen! Ich diene dem Herrn freudig mit meinen Mitteln, denn diese habe ich nur aufgrund seiner Fürsorge bekommen! Ich bin bereit, Verluste in dieser Welt zu ertragen, um mehr in Christus zu erreichen! „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20) • 1„Overcoming sin and temptation“, herausgegeben von Kelly M. Kapic und Justin Taylor – Crossway Books

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Âť D o c h d e m H e r r n g e fi e l e s , i h n z u z e r s c h l a g e n . Er hat ihn leiden lassen.ÂŤ Jesaja 53,10a


Gott vollzog die Strafe an seinem Sohn, um Sünder begnadigen zu können. Dadurch offenbarte er einerseits seine unerbittliche Gerechtigkeit und andererseits seine unermessliche Liebe. Gnade und Gerechtigkeit verbinden sich im Kreuz Christi.

Wie kann Gott jemanden zerschlagen und dabei Gefallen haben? Auf den ersten Blick scheint es die Darstellung eines grausamen Racheaktes zu sein, welches eher Anlass zur Fassungslosigkeit gibt, als dass es zur ehrfurchtsvollen Anbetung Gottes bewegt. Der geistlich vertiefte Blick erlaubt uns allerdings, in diesem schrecklichen Handeln Gottes den Kern des Evangeliums zu sehen: Das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu am Kreuz!

Gottes Ratschluss

Diese erschreckenden Worte hat Jesaja etwa 700 Jahre vor Christus als Prophezeiung aufgezeichnet. Er sah das stellvertretende Leiden Jesu voraus und hat es eindrucksvoll im 53. Kapitel beschrieben. So vergleicht er den Messias mit einem „Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird“ (Vers 7). Der Prophet Sacharja bekam von Gott eine ähnliche Offenbarung, denn er schrieb: „Schwert, mache dich auf gegen meinen Hirten, gegen den Mann, der mein Gefährte ist! spricht der Herr der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Schafe werden sich zerstreuen; und ich will meine Hand den Geringen zuwenden!“ (Sach. 13,7). Christus ist der gute Hirte, den Gott schlug und leiden ließ. Jesaja und Sacharja haben das Ereignis von Golgatha Jahrhunderte zuvor vorausgesagt. Beide Prophezeiungen legen den Schluss nahe, dass Gott der Herr dieses Ereignis plante und beschloss, es selbst durchzuführen.

Gott wirkte souverän nach seinem Ratschluss, als sein Sohn am Kreuz litt und starb.

In seiner Pfingstpredigt bekräftigt Petrus rückblickend, dass Christus „nach Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben worden war“ (Apg. 2,23). Niemand und nichts hat den souveränen Herrscher des Universums von seinem Vorhaben abhalten können. Er hat seinen Plan verwirklicht. „Alle Welt fürchte den Herrn, und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnt! Denn er sprach, und es geschah; er gebot, und es stand da. Der Herr macht den Ratschluss der Heiden zunichte, er vereitelt die Gedanken der Völker. Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps. 33,8-11). Gott wirkte souverän nach seinem Ratschluss, als sein Sohn am Kreuz litt und starb und er wirkt heute souverän nach seinem Ratschluss in deinem Leben (vgl. Eph. 1,11). Daher vertraue dem Herrn in allen Lebenslagen!

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Gottes Strafvollzug

Jesaja beginnt den Vers 10 mit dem Wort ‚Doch’, wodurch die folgende Aussage als Gegenüberstellung zum vorangegangenen Vers zu betrachten ist. Der Vers 9 betont unter anderem die Schuldlosigkeit des Knechtes, da „er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem Munde gewesen war“. Trotz seiner Unschuld strafte ihn der Herr. „Wegen des Vergehens seines Volkes hat ihn Strafe getroffen“ (Vers 8). Als Stellvertreter ließ sich der Knecht, wie der Sohn Gottes im ganzen Kapitel bezeichnet wird, von seinem Herrn zerschlagen. Gott stand somit nicht nur als Richter seinem Sohn gegenüber, sondern auch als Vollstrecker der Strafe. Spurgeon vergleicht das Ausmaß der göttlichen Gerechtigkeit bei der Bestrafung des Sohnes Gottes mit dem Vorgehen einer historischen Person: „Wir wissen von Brutus, dass er der unbeugsamste aller Gesetzesgeber war und dass vor ihm kein Ansehen der Person galt, wenn er auf dem Richterstuhl saß. Die edelsten Senatoren werden zu Brutus geführt, ihres Verbrechens überführt und von Brutus erbarmungslos zum Tod verurteilt. Aber angenommen, des Brutus eigener Sohn würde vor den Richterstuhl gezogen - so geschah es in Wirklichkeit -, schau im Geist hin auf den Vater, der auf dem Richterstuhl sitzt, und staune, wenn er auch jetzt erklärt, dass vor seinem Richterstuhl alle gleich seien. Kannst du die Furchtbarkeit des Gedankens fassen, dass nun der Sohn wirklich vom Vater verhört wurde und den Verdammungsspruch aus des Vaters eigenem Mund vernehmen musste? Vor des Vaters Augen wird er gefesselt, während dieser Vater als unerbittlicher Richter dem Henker befiehlt, den Sohn zu peitschen, und endlich ausruft: „Führe ihn ab und gebrauche das Beil!“ Da siehst du, wie der Römer sein Vaterland mehr liebt als seinen Sohn und wiederum die Gerechtigkeit mehr als beide. „Jawohl“, spricht die Welt, „Brutus ist gerecht.“ Hätte Gott jeden von uns verdammt, so würde seiner Gerechtigkeit sicher Genüge getan worden sein. Aber seht! Gottes eigener Sohn nimmt die Sünden der Welt auf sich und tritt so schuldbeladen hin vor seinen Gott. Er ist selbst ohne Sünde, aber er trägt die Sünden vieler auf seinen Schultern. Gott verurteilt seinen Sohn, er gibt ihn der Geißel der Römer preis, dem Hohn der Juden, dem Spott der Soldaten. Er überliefert seinen Sohn dem Richter und lässt ihn an das Kreuz nageln. Da die Menschen die Strafe, die Gottes Gerechtigkeit forderte, an ihrem eigenen Stellvertreter nicht selbst vollziehen konnten, schlägt Gott selbst seinen Sohn.“1

Gott verurteilt seinen Sohn, er gibt ihn der Geißel der Römer preis, dem Hohn der Juden, dem Spott der Soldaten. Er überliefert seinen Sohn dem Richter und lässt ihn an das Kreuz nageln.

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Gottes Gerechtigkeit und Liebe

Dieses Vorgehen des Allerhöchsten gewährt uns einen tiefen Einblick in sein Wesen. Obwohl seine Majestät jegliche Sünde zutiefst verabscheut und unbeugsam ihre Bestrafung fordert, sehnt er sich nach dem Sünder. Das Zerschlagen seines eigenen Sohnes war für ihn kein zu hoher Preis, um elende Sünder aus dem Verderben zu reißen. Welch eine unermessliche Liebe zu Sündern offenbart sich in diesem grausamen Akt Gottes! Es war sowohl ein Akt der äußersten Gerechtigkeit als auch die größte auf Erden erfolgte Liebestat. Die Forderungen seiner Gerechtigkeit wurden vollständig erfüllt und die Liebe hat ihren Höhepunkt erreicht. Der elende Sünder kann nun von dem Allerhöchsten begnadigt werden. Gerechtigkeit und Gnade finden zueinander, ohne sich gegenseitig einzuschränken. Das Kreuz von Golgatha macht möglich, was bei den Menschen unmöglich ist! Isaac Watts muss von dieser großen Liebe Gottes ergriffen gewesen sein, als er folgende Worte schrieb: „Eine Liebe, die so erstaunlich und göttlich ist, verlangt mein Herz, mein Leben, mein alles.“2 Mögen diese Worte auch auf dich und mich zutreffen. •

Das Kreuz von Golgatha macht möglich, was bei den Menschen unmöglich ist!

1C. H. Spurgeon, Auf dein Wort, CLV, 5. Auflage 1992, S. 54. 2W. MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, 2. Auflage 1997, S. 668.

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Wirksame S端hne JOHN OWEN


Starb Christus für alle Menschen oder nur für die Erwählten? Diese Frage behandelt John Owen ausführlich in seinem klassischen Werk „Leben durch seinen Tod“. Er bringt zahlreiche und überzeugende biblische Argumente dafür, dass Christus wirksam für die Gläubigen starb, aber sein Werk von Golgatha nicht zugunsten der Verlorenen geschah. Auch auf die Gegenargumente und Aussagen wie „für die ganze Welt“ geht er gründlich ein. Im Folgenden ein Auszug.

in Argument, dass sich auf die Bedeutung des Wortes „Erlösung“ gründet Argument 11. Zum besseren Verständnis einer Lehre müssen wir untersuchen, welche Begriffe die Bibel im Zusammenhang mit dieser Lehre verwendet. Ein biblisches Wort zur Bezeichnung des von Christus erworbenen Heils ist das Wort „Erlösung“; z.B.: „In dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden“ (Kol 1,14). Das Wort bedeutet „eine Person durch Zahlung eines Lösegeldes aus der Gefangenschaft befreien“. Wenn diese Person nicht befreit ist, kann sie auch nicht als erlöst gelten. So lehrt schon allein der verwendete Begriff, dass Christus für niemanden Erlösung erworben haben kann, der nicht befreit ist. Eine (so genannte) allgemeine Erlösung, die aber letztlich etliche in Gefangenschaft zurücklässt, ist ein Widerspruch in sich. Das Blut Christi wird in einigen Bibelstellen direkt ein Preis und ein Lösegeld genannt (z.B. Mt 20,28). Nun besteht der Zweck eines Lösegeldes darin, für alle, für die der Preis bezahlt ist, Befreiung zu erlangen. Es ist undenkbar, dass ein Lösegeld bezahlt wird und die Person weiterhin im Gefängnis bleibt. Wie kann man also behaupten, dass Christus für alle Menschen starb, wenn nicht alle Menschen gerettet werden? Nur diejenigen, die tatsächlich von der Sünde befreit sind, gehören zu denen, für die Christus starb. „Allgemein“ passt ebenso wenig zu „Erlösung“ wie „römisch“ zu „katholisch“! Erlösung muss speziell sein, da nur einige erlöst sind.

Es ist undenkbar, dass ein Lösegeld bezahlt wird und die Person weiterhin im Gefängnis bleibt. Timotheus 13


Ein Argument, das sich auf die Bedeutung des Wortes „Versöhnung“ gründet Argument 12. Ein weiteres Wort, das die Bibel gebraucht, um zu beschreiben, was Christus durch seinen Tod erreicht hat, ist das Wort „Versöhnung“. „Auch euch, die ihr ... feindlich gesinnt wart ... hat er nun versöhnt“ (Kol 1,21). Versöhnung bedeutet wiederhergestellte Freundschaft zwischen zwei Parteien, die vorher Feinde waren. In dem Heil, von dem die Bibel spricht, ist Gott mit uns versöhnt, und wir sind mit Gott versöhnt. Beides muss zutreffen; die Versöhnung der einen Partei und diejenige der anderen sind zwei verschiedene Handlungen, doch beide sind erforderlich, um eine vollständige Versöhnung zu ergeben. Es ist töricht zu sagen, Gott sei jetzt durch den Tod Christi mit allen Menschen versöhnt, aber nicht alle Menschen seien mit ihm versöhnt. Ich hoffe, niemand behauptet, Gott sei auf solche Art mit dem Menschen versöhnt. Das wäre eine Versöhnung, die auf einem Bein steht! Es gibt keine echte Versöhnung, die nicht beide Teile miteinander versöhnt.

Die Wirkung des Todes Christi war es, sowohl Gott mit den Menschen als auch die Menschen mit Gott zu versöhnen. „Wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes“ (Röm 5,10) und „… unseren Herrn Jesus Christus, durch welchen wir die Versöhnung empfangen haben“ (Röm 5,11). In 2. Korinther 5,19-20 wird ebenfalls die zweifache Versöhnung erwähnt: „Gott … versöhnte … mit sich selbst“, und „Lasst euch versöhnen mit Gott“. Wie nun diese doppelte Versöhnung mit der Auffassung „versöhnt“ werden kann, dass Christus für alle Menschen starb, kann ich nicht erkennen! Denn wenn alle Menschen in solcher Weise zweifach mit Gott versöhnt sind, wie kann es dann angehen, dass Gottes Zorn über einigen von ihnen bestehen bleibt? (Joh 3,36). Christus kann doch gewiss nur für die gestorben sein, die tatsächlich versöhnt werden.

Zwei Argumente, die sich auf den Wert des Todes Christi gründen Argument 14. Das NT spricht oft von dem Verdienst, den Wert des Todes Christi, sowie davon was Christus damit erkaufen konnte; z.B. lesen wir, dass er eine ewige Erlösung „durch sein Blut erworben“ hat (Hebr 9,12). Die Gemeinde Gottes, so heißt es, „hat er durch sein eigenes Blut erworben“ (Apg 20,28); und die Christen werden ein „Volk des Eigentums“ genannt (1Petr 2,9).

So erkaufte also Christus durch seinen Tod für alle, für die er starb, all die Segnungen, die in der Bibel als Früchte seines Todes genannt werden. Der Kaufpreis seines Todes erwarb Befreiung von der Macht der Sünde und von Gottes Zorn, vom Tode und von der Macht des Teufels, vom Fluch des Gesetzes und von der Schuld der Sünde. Der Kaufpreis seines Todes erwarb Versöhnung mit Gott, Frieden und ewige Erlösung. Diese

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Versöhnung bedeutet wiederhergestellte Freundschaft zwischen zwei Parteien, die vorher Feinde waren.


Segnungen sind jetzt Gottes freie Gabe, weil Christus sie erkauft hat. Wenn Christus für alle Menschen starb, warum erhalten dann nicht alle Menschen diese freie Gabe? Ist der Kaufpreis seines Todes nicht ausreichend? Ist Gott ungerecht, dass er uns nicht gibt, was Christus für uns erkauft hat? Es liegt unweigerlich auf der Hand, dass Christus nicht gestorben sein kann, um diese Dinge für alle Menschen zu erkaufen, sondern nur für diejenigen, denen sie tatsächlich zuteil werden. Argument 15. Oft werden im Zusammenhang mit Christi Tod Formulierungen gebraucht wie: für uns gestorben, unsere Sünden getragen, unser Bürge. Die Bedeutung solcher Redewendungen ist, dass Christus in seinem Tode ein Stellvertreter für andere war, auf dass diese frei ausgehen können.

Wenn Christus in seinem Tode ein Stellvertreter für andere war, wie können sie selbst dann auch noch für ihre eigenen Sünden mit dem ewigen Tod bestraft werden? Für sie kann Christus kein Stellvertreter gewesen sein. Daraus folgt, dass er nicht für alle Menschen gestorben sein kann. Ja, mehr noch, wer sagt, dass Christus für alle Menschen starb, beweist damit, dass er für niemanden starb. Denn wenn er stellvertretend für alle starb, aber nicht alle gerettet werden, dann ist er in seiner Absicht gescheitert.

Weitere Schriftstellen als Argumente Argument 16. Ich könnte eine große Zahl von Bibelstellen als Beweis dafür anführen, dass Christus nicht für die Sünden aller Menschen gestorben ist. Ich habe neun ausgesucht, mit denen ich die Argumente dieses Teils abschließen werde. 01.) 1. Mose 3,15. Dies ist der erste Bibelvers, indem Gott andeutet, dass ein Unterschied zwischen dem Volk Gottes und seinen Feinden besteht. Mit dem „Samen der Frau“ sind Jesus Christus und auch alle an Christus Gläubigen gemeint. (Diese Auslegung ergibt sich aus der Tatsache, dass die Verheißung, die dem Samen der Frau gegeben ist sich in Christus und in seinem Volk erfüllt hat.) Mit dem „Samen der Schlange“ sind alle Ungläubigen gemeint (vergleiche Joh 8,44). Da Gott nur Hass zwischen dem Samen der Schlange und dem Samen der Frau verheißen hat, ist es offensichtlich, dass Christus, der Same der Frau, nicht für den Samen der Schlange gestorben ist. 02.) Matthäus 7,23. Hier sagt Christus, dass es Menschen gibt, die er niemals gekannt hat. Aber an einer anderen Stelle (Joh 10,14-17) versichert er, dass er all die Seinen kennt. Er muss doch gewiss alle Menschen kennen, für die er gestorben ist! Wenn es welche gibt, die er nicht kennt, dann kann er für sie nicht gestorben sein. 03.) Matthäus 11,25-27. Aus diesen Worten wird deutlich, dass es Menschen gibt, vor denen Gott das

Evangelium verborgen hält. Wenn es der Wille des Vaters ist, dass ihnen das Evangelium nicht offenbart wird, dann kann Christus nicht für sie gestorben sein. Und wir sollten beachten, dass Christus hier dem Vater dafür dankt, dass er diese Unterscheidung macht - eine Unterscheidung, die manche Menschen noch immer nicht glauben wollen! 04.) Johannes 10,11.15-16.27-28. Diese Verse machen deutlich: a) Nicht alle Menschen sind Christi Schafe. b) Der Unterschied zwischen den Menschen wird eines Tages offenbar werden. c) Christi Schafe werden mit denen gleichgesetzt, die „seine Stimme hören“; andere hören seine Stimme nicht. d) Manche, die noch nicht als Schafe zu erkennen sind, sind bereits erwählt und werden erkannt werden („andere Schafe“). e) Christus starb nicht für alle, sondern speziell für seine Schafe. f ) Alle, für die Christus starb, sind ihm vom Vater gegeben; er kann also nicht für die gestorben sein, die ihn nicht vom Vater gegeben sind. 05.) Römer 8,32-34. Aus diesen Versen wird offenbar, dass der Tod Christi nur den Auserwählten Gottes gilt, ebenso wie die Fürbitte Christi nur für diese Menschen geschieht. 06.) Epheser 1,7. Aufgrund dieses Verses müssen wir sagen: Wenn Christi Blut für alle vergossen wurde, müssen auch alle diese Erlösung und Vergebung haben, was jedoch ganz gewiss nicht der Fall ist. 07.) 2. Korinther 5,21. Christus wurde in seinem Tode für diejenigen zur Sünde gemacht, die in ihm zur Gerechtigkeit Gottes werden. Wenn er für alle Menschen zur Sünde wurde, warum werden dann nicht alle zur Gerechtigkeit Gottes? 08.) Johannes 17,9. Die Fürbitte Christi erstreckt sich nicht auf alle Menschen, und daher war auch sein Tod nicht stellvertretend für alle Menschen. 09.) Epheser 5,25. Christus liebt die Gemeinde, und das dient zum Vorbild dafür, wie ein Mann seine Frau lieben soll. Doch wenn Christus neben seiner Gemeinde auch andere so liebte, dass er für sie starb, dann dürfen doch wohl die Männer neben ihren eigenen noch andere Frauen lieben! • Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch Leben durch seinen tod von John Owen. Über cbuch.de für nur EUR 2,90 erhältlich.

Timotheus 15



Das Kreuz ist das Zentrum des christlichen Glaubens. Wann immer wir über das Kreuz nachdenken, darüber sprechen oder singen, tun wir das aus dem Bewusstsein heraus, dass an diesem blutbeflecktem Stamm ein großer Sieg errungen wurde. Doch warum mußte dieser Sieg erbracht werden? Wer wurde bezwungen? Und was bewirkte der Sieg?

r hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und dem unbeschnittenen Zustand eures Fleisches, mit ihm lebendig gemacht, indem er euch alle Übertretungen vergab; und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an dem Pranger und triumphierte über sie an demselben. • Kolosser 2,13-15 Paulus beschreibt in diesem Abschnitt zwei verschiedene Aspekte des Heils, nämlich die Vergebung der Sünde und den Triumph über die Gewalten und Mächte. Zur Illustration für unseren durch Übertretungen toten Zustand und unsere Belebung verwendet er die damals vorherrschenden Bräuche eines Schuldenerlasses. Der Schuldschein ist ein Dokument, auf dem die Schulden handschriftlich protokolliert wurden und der jederzeit als Druckmittel und Erinnerung für nicht beglichene Schulden verwendetet werden konnte. Die darauf verzeichneten Verschuldungen beschreibt Paulus dabei als Satzungen, die gegen uns gerichtet waren. "Mit den Satzungen, die gegen uns gerichtet waren, kann aber kaum das Gesetz selbst gemeint sein, da Paulus dieses als heilig und gut bezeichnet (Römer 7,12); dies muss sich vielmehr auf das gebrochene Gesetz beziehen, das deshalb mit seinem Urteil gegen uns stand."1 So schreibt Paulus auch im Galaterbrief, dass wir "unter dem Gesetz verwahrt wurden" (Galater 3,23) und dass es "unser Zuchtmeister geworden ist auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden" (Galater 3,24). Das heilige und gute Gesetz war also in Form eines Schuldscheins gegen uns gerichtet, bis Christus ihn "ausgelöscht" hat, indem er ihn "wegschaffte" und ihn dann "ans Kreuz heftete". Markant ist dabei, dass die Verschuldung von den damals gekreuzigten Verbrechern

an ihr Kreuz genagelt wurde, um zu verdeutlichen, weshalb sie sterben mussten. Und so hat auch Christus "wegen unserer Übertretungen Strafe getroffen" (Jesaja 53,8) und er "hat sich unter die Übeltäter gezählt und die Sünden vieler getragen" (Jesaja 53,12), indem er sich selbst als Schuldopfer gab und die "Schuldschrift ans Kreuz heftete".

Das heilige und gute Gesetz war also in Form eines Schuldscheins gegen uns gerichtet, bis Christus ihn "ausgelöscht" hat. Timotheus 17


Sühnung für unsere Sünden

Eine zentrale Rolle dabei spielt der Gedanke der Sühnung. Wenn wir im Alltag von Sühnung sprechen, dann reden wir von "Beschwichtigung" oder "Genugtuung", um eine Ungerechtigkeit wieder gut zu machen. Doch was hat Jesus Christus gesühnt? Im Kolosserbrief schreibt Paulus, dass wir uns der Sünde entgegenstellen sollen, indem wir "unsere Glieder, die auf Erden sind, töten ..., denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt" (Kolosser 3,5-7). Die Söhne des Ungehorsams offenbaren sich durch die Übertretung des Gesetzes Gottes und entfachen so den Zorn Gottes. Die heilige Schrift sagt uns vielfach, dass die Heiligkeit Gottes unvereinbar ist mit Sünde. Und so wie seine Heiligkeit die Sünde aufdeckt, so stellt sich sein Zorn ihr entgegen. Sünde erregt Gottes Zorn. Dabei sollten wir uns aber nicht von Parallelen zum menschlichen Zorn blenden lassen. "Zwischen dem Zorn Gottes und unserem Zorn liegen Welten. Das, was unseren Zorn hervorruft (verletzte Eitelkeit) ruft niemals seinen hervor; das, was seinen Zorn hervorruft (das Böse) ruft nur selten unseren hervor."2 Gottes Zorn ist "kein Albtraum einer wahllosen, unbeherrschten, irrationalen Wut, sondern der Zorn eines heiligen und barmherzigen Gottes, hervorgerufen durch die Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit des Menschen."3 Das Gesetz stand in Form einer Schuldschrift gegen uns, d.h. wir haben uns gegen das Gesetz Gottes verschuldet und damit gegen ihn selbst und so seinen Zorn entfacht. Doch Gott, der Vater, hat seinen Sohn gesandt, der den Schuldschein ausgelöscht hat, indem er ihn ans Kreuz nagelte, d.h. stellvertretend den Zorn Gottes auf sich nahm und ihn so von uns abwandte. So spricht Apostel Johannes von "Jesus Christus dem Gerechten" als "die Sühnung für unsere Sünden" (1. Joh 2,1-2). Und später schreibt er weiter, dass die Liebe des Vater zu uns darin offenbart wird, indem er "seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden" (1. Joh 4,10). So tut Gott durch das Sühnewerk am Kreuz seiner heiligen Liebe genüge, "indem er in seinem [Christi] Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat" (Epheser 2,15) und so gleichzeitig gerecht ist und Sünder rechtfertigt (Römer 3,26).

Wir sind Erkaufte

Die Sprache der Erlösung geht zurück auf alttestamentliche Gesetze, die Israel dazu verpflichteten alle Erstgeburt auszulösen, weil sie Gott gehörte. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Transaktion, bei der ein Objekt den Besitzer wechselt. In diesem Sinne spricht auch das Neue Testament von unserer Erlösung und auch Paulus macht sich dieses Bild zunutze, als er die Vergebung der Sünde mit einer "beglichenen Schuld" umschrieb. "Gott befreit uns von unserem Bankrott dadurch, dass er am Kreuz Christi unsere Schulden bezahlte. Mehr als das. Er hat nicht nur die Schulden beglichen, sondern auch das Dokument vernichtet, auf

18 Timotheus

denen sie verzeichnet waren."4 Er hat uns erlöst. Doch wenn wir die eindrucksvolle Bildersprache der Bibel entfalten und über die Erlösung nachdenken, dürfen wir nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Wenn die Schrift von einer Erlösung spricht, dann spricht sie auch von einem Erlöser, der uns durch sein Blut ausgelöst hat. Mit anderen Worten, wir sind sein Eigentum, denn er hat uns erkauft. So fragt Paulus die Korinther fassungslos: "Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt?" und ermahnt sie weiter, "dass ihr nicht euch selbst gehört ... denn ihr seid teuer um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott mit eurem Leib." "Unser Leib ist nicht nur von Gott geschaffen worden und wird eines Tages von ihm auferweckt werden, sondern er ist mit dem Blut Christi erkauft worden und wird von seinem Geist bewohnt. Somit ist er gleich dreifach Gottes Eigentum, durch Schöpfung, Erlösung und Innewohnung. Wie also können wir ihn missbrauchen, da er nicht einmal uns gehört? Stattdessen sollen wir Gott damit durch Gehorsam und Selbstbeherrschung verherrlichen. Als von Christus Erkaufte kommt es uns nicht zu, die Sklaven von irgendjemand oder irgendwas anderem zu werden. Einst waren wir Sklaven der Sünde, jetzt sind wir Sklaven Christi, und der Dienst für ihn ist die wahre Freiheit."5

Als von Christus Erkaufte kommt es uns nicht zu, die Sklaven von irgendjemand oder irgendwas anderem zu werden.


Sieg über die Gewalten und Mächte

Der erste Aspekt des Heils, den wir betrachtet haben, beschreibt, dass wir lebendig gemacht wurden mit Christus durch die Vergebung aller unserer Übertretungen. Nun geht Paulus zum zweiten Aspekt über und zeigt auf dramatische Art und Weise wie Christus über die Gewalten und Mächte am Kreuz gesiegt hat. Dabei lesen wir, dass Gott die Mächte "öffentlich an den Pranger stellte" nachdem er sie "entwaffnet" hatte, und so über sie "triumphierte". Christus hat die bösen Mächte "entwaffnet" oder ihnen ihre "Würde und Macht" genommen und sie so erniedrigt. Anschließend "hat er sie öffentlich zur Schau gestellt und als die machtlosen Mächte bloßgestellt, die sie nun sind."6 In einem Triumphzug hat er dann den Sieg über sie gehalten. Die Illustration eines Triumphzuges wurde zur Verfassungszeit des Kolosserbriefes wahrscheinlich ganz anders aufgenommen als von uns heute. Die Leser sind in der Zeit des römischen Imperiums aufgewachsen und wussten, was für eine Demütigung es ist, wenn eine Siegesmacht den Verlierer öffentlich vorführt und durch die Straßen schleift, während sie selbst im prächtigen Aufgebot den Triumph feiert. Und so schreibt Paulus, dass auch Christus die Mächte entblößt und öffentlich zur Schau gestellt hat, als er über sie triumphierte. Doch "sollen wir uns buchstäblich eine kosmische Schlacht vorstellen, bei der die Mächte der Finsternis Christus am Kreuz umzingelten und angriffen und bei der er sie entwaffnete, bloßstellte und besiegte? Wenn diese aber unsichtbar war, wie es ja wohl der Fall gewesen sein muss, wie stellte Christus sie dann öffentlich zur Schau?"7 Wir müssen festhalten, dass Paulus beide Ereignisse (Auslöschen und Fortschaffen des Schuldscheins, sowie Entwaffnen und Besiegen der Mächte) nebeneinander aufführt und keine Trennung vollzieht. D.h. wenn der erste Aspekt bildhaft zu verstehen ist, muss das bei dem zweiten ebenso gelten. "Den Schuldschein nagelte er ans Kreuz; die Mächte besiegte er durch das Kreuz. Hat nicht Christus die Mächte eben dadurch gestürzt, dass er unsere Schulden beglich?"8 Dennoch geht aus dem Wort Gottes hervor, dass Christus eine Schlacht geschlagen und letztlich am Kreuz den Sieg davon getragen hat. Im Philipperbrief lesen wird, dass er "Knechtsgestalt annahm und ... gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz" (Philipper 2,8). Und so wie wir von der heiligen Schrift dazu animiert werden, den guten Kampf auszutragen, so hat Christus sich dem Teufel und seinen Versuchungen entgegengestellt und dem Feind getrotzt bis zum glorreichen Ende. Als alle seine Freunde ihn verlassen hatten, rang seine betrübte Seele im Garten Gethsemane mit dem Tod. Und inmitten von Spott und Hohn traten die weltlichen Mächte von Rom und Jerusalem vereint gegen ihn auf, um ihn niederzuringen, doch er betete für seine Feinde. "Durch seine sich selbst hingebende Liebe zu anderen überwand er "das Böse mit Gutem" (Römer 12,21)"9 und triumphierte so am Kreuz über die "Mächte und Gewalten". Als sie ihn

sahen trug er den Sieg über sie davon, denn "das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen" (1. Kor 1,2). "So wurde der Sieg Christi, der umittelbar nach dem Sündenfall vorhergesagt war und während seines öffentlichen Wirkens begonnen hatte, am Kreuz errungen und besiegelt."10 • 1John Stott, Das Kreuz, Seite 300 2John Stott, Das Kreuz, Seite 220 3C.E.B Carnfield, Romans, Band 1, Seite 111 4John Stott, Das Kreuz, Seite 301 5John Stott, Das Kreuz, Seite 232 6John Stott, Das Kreuz, Seite 301 7John Stott, Das Kreuz, Seite 301 8John Stott, Das Kreuz, Seite 302 9John Stott, Das Kreuz, Seite 302 10John Stott, Das Kreuz, Seite 303

inmitten von Spott und Hohn traten die weltlichen Mächte von Rom und Jerusalem vereint gegen ihn auf, um ihn niederzuringen, doch er betete für seine Feinde.

Timotheus 19


Der rettende Stellvertreter R.C. Sproul


Wenn wir vom stellvertretenden Aspekt des Sühnopfers Christi sprechen, dann tauchen immer wieder zwei technische Begriffe auf: expiatio (Expiation, Sühnung, Büßung) und propitiatio (Besänftigung, Sühnung).

n diesen beiden Worten entfachen sich immer wieder alle möglichen Diskussionen darüber, welcher dieser beiden Begriffe zur Übersetzung eines bestimmten griechischen Wortes herangezogen werden sollte, und einige Bibelübersetzungen verwenden das eine und andere das andere Wort. Ich werde regelmäßig gebeten, den Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen zu erklären. Die Schwierigkeit besteht darin, dass diese beiden Worte zwar in der Bibel vorkommen, sie aber nicht Teil unseres täglichen Sprachgebrauchs sind, und wir darum nicht ganz sicher sind, was genau sie in der Heiligen Schrift kommunizieren wollen. Uns fehlen die konkreten Bezugspunkte für diese Worte. Beide Begriffe werden vorherrschend mit Sühnung oder Sühne übersetzt. Untersuchen wir daher erst einmal, was diese Worte bedeuten, und beginnen mit dem ersten Wort: expiatio. Die Vorsilbe ex- bedeutet: „aus“ oder „hinaus“, sodass der Begriff etwas damit zu tun hat, dass etwas weggeräumt oder weggenommen wird. Im biblischen Sprachgebrauch hat dieser Begriff etwas damit zu tun, dass Schuld weggeräumt wurde, weil die Schuld bezahlt oder eine Wiedergutmachung geleistet wurde. Im Gegensatz dazu hat „propitiatio“ mit dem Gegenstand von „expiatio“ zu tun. Die Vorsilbe pro- bedeutet: „für“, sodass „propitiatio“ den Aspekt des Sühnopfers Christi betont, der einen Wandel in Gottes Einstellung bewirkt, sodass er nicht mehr gegen uns ist, sondern für uns. Daher wird dieser Begriff auch öfters mit „Versöhnung“ übersetzt. Das Kreuz ist der Sühneort, an dem Sühne erwirkt wurde, sodass wir wieder in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen werden und sein Wohlwollen erfahren. In gewisser Weise hat „propitiatio“ etwas damit zu tun, dass Gott besänftigt oder beschwichtigt wird. Wir kennen das Wort „Beschwichtigungspolitik“ aus der Welt der militärischen und politischen Konflikte, jene Strategie, nach der man einem lärmenden, säbelrasselnden Welteroberer lieber das Sudetenland der ehemaligen Tschechoslowakei oder ein ähnliches Stück Land überlässt, als einen Blitzkrieg zu riskieren. Man versucht seinen Zorn zu besänftigen, indem man ihm etwas gibt, das ihn zufriedenstellt, damit er nicht ins eigene Land einfällt und alles niedermacht. Das ist eine gottlose Form der Besänftigung oder Beschwichtigung. Ist aber jemand zu Recht zornig auf mich, weil ich ihm Schaden zugefügt habe, und ich besänftige seinen Zorn, so habe

DAS KREUZ IST DER SÜHNEORT, AN DEM SÜHNE ERWIRKT WURDE, SODASS WIR WIEDER IN DIE GEMEINSCHAFT MIT GOTT AUFGENOMMEN WERDEN UND SEIN WOHLWOLLEN ERFAHREN. Timotheus 21


ich sein Wohlwollen zurückgewonnen und das Problem ist aus der Welt geschafft. Ein und dasselbe griechische Wort wird von Zeit zu Zeit durch eines der beiden Worte, expiatio oder propitiatio, übersetzt. Aber es gibt eben diesen kleinen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen. „Expiatio“ bringt das zum Ausdruck, was zu einem Wandel von Gottes Gesinnung uns gegenüber führt. Es ist das, was Christus am Kreuz vollbrachte. Weil er dort am Kreuz Sühnung erwirkt hat, wird Gottes Zorn abgewandt und ist Versöhnung möglich. In ähnlicher Weise wird auch unterschieden zwischen dem Lösegeld, das bezahlt wird, und der Haltung dessen, der das Lösegeld erhält. Zusammen bilden beide Aspekte einen Akt der Beschwichtigung. Christus starb am Kreuz, um Gottes Zorn zu beschwichtigen. Der Gedanke, dass am Kreuz Gottes Zorn beschwichtigt wurde, hat nur wenig dazu beigetragen, den Zorn moderner Theologen zu beschwichtigen. Tatsächlich können sich viele bei dem Gedanken, dass Gottes Zorn beschwichtigt werden musste, leicht erzürnen. Sie meinen, es läge unter seiner göttlichen Würde, beschwichtigt werden zu müssen, oder dass wir etwas tun müssten, um ihn zu beruhigen oder zu besänftigen. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wie wir den Zorn Gottes verstehen. Aber ich möchte Sie daran erinnern, dass die Beschwichtigung des Zornes Gottes in der Theologie kein äußerlicher, nebensächlicher Sachverhalt ist, sondern ans Wesen des Heils geht. Lassen Sie mich eine sehr grundlegende Frage stellen: Was bedeutet der Begriff Rettung? Wir haben uns mit Worten wie Sühnopfer, Erlösung, Stellvertretung, Sühne, Sühnung und Versöhnung befasst. Aber was bedeutet Heil oder Rettung in der Bibel? Eine schnelle Antwort zu geben, würde nur Kopfschmerzen bereiten, denn das Wort Rettung wird in der Bibel auf etwa siebzig verschiedene Weisen benutzt. Wenn jemand in einer Schlacht vor einer sicheren Niederlage bewahrt wird, so widerfährt ihm Rettung. Wenn jemand eine lebensbedrohliche Krankheit überlebt, dann erfährt diese Person Rettung. Wenn jemand erlebt, wie sein verdorrter Acker wieder zu blühendem Leben erwächst, ist die Ernte gerettet. Das ist die Sprache der Bibel, und sie unterscheidet sich kaum von unserem eigenen Sprachgebrauch. Wir sprechen davon, dass der Gong einen Boxer vor dem sicheren Knock-out gerettet hat, nicht davon, dass er vor der ewigen Verdammnis gerettet wurde. Kurz gesagt: Jede Hilfe aus einer akuten und unmittelbaren Gefahr kann als Rettung bezeichnet werden. Wenn wir im biblischen Sinne von Rettung sprechen, dann müssen wir genau sagen, wovon wir letztlich gerettet werden. Der Apostel Paulus tut genau das für uns – und zwar in 1. Thessalonicher 1, 10. Dort sagt er, dass Jesus der ist, „der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn“. Letztlich starb Jesus, um uns vor dem Zorn Gottes zu erretten. Ohne das zu verstehen, werden wir das, was Jesus von Nazareth lehrte und predigte, einfach nicht verstehen, denn er warnte die Menschen ständig,

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Letztlich starb Jesus, um uns vor dem Zorn Gottes zu erretten.


dass das göttliche Gericht eines Tages über die ganze Welt kommen würde. Hier nur einige seiner Warnungen vor dem Gericht: „Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein“ (Mt 5, 22). „Ich sage euch aber, dass die Menschen am Tage des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben“ (Mt 12, 36). „Die Männer von Ninive werden im Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen, denn sie taten Buße auf die Verkündigung des Jona hin; und siehe, hier ist einer, der größer ist als Jona!“ (Mt 12, 41). Jesu Theologie war eine Theologie der Krise. Das griechische Wort krísis bedeutete ursprünglich „Beurteilung“ oder „Entscheidung“. Und die krísis, von der Jesus predigte, war die Krise der großen Entscheidung, des bevorstehenden Gerichts über diese Welt, der Zeitpunkt, zu dem Gott seinen Zorn über die Unerlösten, die Gottlosen und die Unbußfertigen ausgießt. Die einzige Hoffnung, sich vor dem kommenden Zorn Gottes zu retten, ist, durch Christi Sühnopfer beschützt zu sein. Darum ist die allergrößte Errungenschaft Christi am Kreuz, dass er den Zorn Gottes besänftigt hat, der gegen uns entbrennen würde, wenn wir nicht unter dem Opfer Christi stünden. Wenn also jemand Schwierigkeiten mit dem Gedanken der Beschwichtigung hat oder mit der Tatsache, dass Christus den Zorn Gottes besänftigt hat, müssen wir auf der Hut sein, denn dann steht das Evangelium auf dem Spiel. Hier geht es um die Quintessenz unserer Rettung, denn allein die Menschen, die durch Christus, unserem Sühnopfer, vertreten werden, können vor dieser allerhöchsten Gefahr, in der sich jeder Mensch befindet, gerettet werden. Es ist schrecklich, in die Hände eines heiligen und zornigen Gottes zu fallen. Aber die, deren Sünden bezahlt sind, werden bewahrt vor dem Zorn Gottes. Darum geht es in der Rettung. Während meines Theologiestudiums musste einer meiner Kommilitonen im Rahmen unseres HomiletikKurses eine Predigt halten. Die Zuhörerschaft bestand aus den anderen Kursteilnehmern. Am Ende der Predigt hat der Professor dann vor dem ganzen Kurs eine Zusammenfassung der Stärken und Schwächen des Vortrages gegeben, einschließlich des Inhalts. Mein Kommilitone hielt eine bewegende Predigt über das Kreuz. Aber dieser Professor verachtete genau die traditionellen Lehren, die ich versucht habe, Ihnen zu vermitteln, und hegte einen erbitterten Hass gegen eine konservative Theologie. Am Schluss der Predigt war er aggressiv, wenn nicht gar feindselig, und noch während der Student auf der Kanzel stand, sagte der Professor provozierend: „Wie können sie in der heutigen Zeit noch von der stellvertretenden Sühne predigen!“ Ich traute meinen Ohren nicht. Ich wollte erwidern: „Warum sollte in unserer heutigen Zeit der stellvertretende Sühnetod Christi plötzlich überholt sein?“ Ich tat es nicht, und ich schäme mich, dass ich es nicht getan habe. Vielleicht verstehe ich heute ein wenig besser, dass das Werk Christi am Kreuz das Zentrum des

Evangeliums ist. Ein Stellvertreter, von Gott selbst bestimmt, ist in Raum und Zeit erschienen, um die Schwere und Last unserer Vergehen zu tragen, unsere Schuld auf sich zu nehmen, Sühnung zu erwirken und den Zorn Gottes zu besänftigen. Das ist das Evangelium. Nimmt man den stellvertretenden Charakter des Sühnopfers Christi weg, entleert man das Kreuz und das Leiden unseres Herrn all seiner Bedeutung. Wer das tut, zerstört den christlichen Glauben selbst. •

Nimmt man den stellvertretenden Charakter des Sühnopfers Christi weg, entleert man das Kreuz und das Leiden unseres Herrn all seiner Bedeutung. Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem Buch Was am Kreuz geschah von R.C. Sproul. Über cbuch.de für nur EUR 5,90 erhältlich.

Timotheus 23



Nicht das Kruzifix, das von Kerzenschein umleuchtete Kreuz in der Kirche oder das Kreuz als Schmuckstück am Hals bringt die Wirkung des Kreuzesgeschehens zur Geltung. Viel Mystik, Aberglaube und Romantik hat sich um das Symbol der Christen breit gemacht. Manche glauben geradezu an die magische Wirkung eines Kreuzes. Das Symbol ohne den konkreten Inhalt hat in sich jedoch keinerlei lebensverändernde Kraftwirkung.

enn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft. • 1. Korinther 1,18 Was die göttliche Machtwirkung des Kreuzes, dieses historisch-heilsgeschichtlichen und epochalen Ereignisses des Sühnetodes Jesu Christi zur Geltung bringt, ist die damit untrennbar verbundene gute Nachricht, das Evangelium, das Logos (Wort) vom Kreuz. Wort und Kreuz gehören also zusammen. Die richtige Perspektive auf das Kreuz haben wir nur in Verbindung mit dem richtigen Bibelwort. Logos ist der Ausdruck von Gedanken, ein Konzept von Ideen, ein klar formulierter Standpunkt.1 Es ist das Logos Gottes, Gottes Standpunkt, sein Heilskonzept, sein Rettungsplan. Logos ist auch ein Titel des Sohnes Gottes.2 Er ist das ewige Logos. Durch Jesus, das personifizierte und Mensch gewordene Wort redet Gott aus seiner Ewigkeit zu uns.3 Seine Worte sind Worte der Wahrheit4 mit der befreienden Wirkung5 und der Kraft zur Neugeburt.6 Das ist das Wort des Glaubens,7 die solide Basis unserer Errettung. Das bedeutet, die Schöpfung durch Gottes Logos zu verstehen.8 Es bedeutet, den Sündenfall und damit die totale Verdorbenheit und Sklaverei des Menschen, die leidvolle Menschheitsgeschichte, die Notwendigkeit des im AT verheißenen und ersehnten Erlösers, das Kommen des Messias, seine Menschwerdung, seine Lehre, sein heiliges Leben, seine Sündlosigkeit, seine Passion, den Tod am Kreuz, die Auferstehung, Himmelfahrt, die Wiederkunft und das Kommen zum Gericht als zusammenhängendes „Wort vom Kreuz“ und konkretes Heilshandeln Gottes zu proklamieren. Es bedeutet, den Sühnetod des Jesus Christus am Kreuz von Golgatha als zentralen Wendepunkt der Heilsge-

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schichte, als Gottes gute Botschaft für die Welt bekannt zu machen. Nicht die Rhetorik des Redners hat das Überzeugungspotential, sondern der eindeutige Bezug auf den Auftraggeber der Nachricht, auf die Gottesautorität und damit die von Gott gegebene Wirkung des „Wortes vom Kreuz“.9 Worin besteht die „Gotteskraft“ dieses Wortes? Gottes effektives Reden in der Person des Sohnes10 und sein Heilshandeln in Christus hat die einzigartige und unvorstellbare Wirkung11 und Rettungsdynamik12 neuen Lebens in sich, Menschen aus der Sklaverei der Sünde herauszureißen und in Freiheit an den Urheber des Lebens und aller wirklichen Freiheit zu binden.13 Das Wort vom Kreuz ist, dass Christus, vor ewigen Zeiten als Sündenlamm Gottes vorgesehen, die Sünde in Zeit und Raum, historisch belegt, am Kreuzestod von Golgatha für alle Glaubenden wegnimmt.14 Jesus Christus ist der von Mose verheißene Prophet,15 der Heilige Gottes,16 der prophezeite und erwartete Erlöser, der zukünftige Friedefürst und König,17 die Fülle der Gottheit leibhaftig!18 Die Einzigartigkeit dieses „Gottes-Logos“ muss darum durch uns, die Jünger von Jesus, in verständlichen, theologisch durchdachten, vernünftigen und nachvollziehbaren Worten auf Grundlage des vom Heiligen Geist inspirierten Bibeltextes im AT und NT anderen Menschen erklärt werden. Es geht dabei nicht um kunstfertige Worte,19 sondern um inhaltliche Klarheit, um Anstoß und Herausforderung. Es geht darum, die Kraft der göttlichen Autorität aus dem Wort mit vollster Überzeugung zu deklarieren und zu proklamieren. Das Logos vom Kreuz muss also verkündigt20 werden. Das bedeutet die Taten Gottes, den offenbarten Willen Gottes mit der von Gott durch das Wort gegebenen Autorität durch die Predigt21 öffentlich bekannt zu machen.22 Das ist unsere Aufgabe auch für unsere Generation heute. Gemeinde muss, wenn Sie Christus-zentriert sein will, die herausfordernde, feierliche, verständliche, anspruchsvolle und anstößige Predigt des Evangeliums von Jesus Christus reichlich23 und lehrreich und theologisch durchdacht24 auf Grundlage des biblischen Textes vom Alten und Neuen Testament durch Auslegungspredigt25 im Zentrum haben. Aus diesem Grund hat der Apostel Paulus diese Botschaft den Galatern regelrecht „vor Augen gemalt“.26 In einer Zeit, in der oberflächliche und pragmatische Themenpredigten, Moral, Ethik und Politik die Kanzeln in Freikirchen und Kirchen bestimmen, ist es an der Zeit die Dynamik des Wortes vom Kreuz wieder zu entdecken. Die Initiative „Evangelium21“ hat das in ihrem Bekenntnisdokument deswegen prägnant formuliert: „Im Mittelpunkt der Guten Nachricht steht Jesus Christus, der Sohn Gottes: sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung. Das Evangelium wird nicht verkün-

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Es ist das Logos Gottes, Gottes Standpunkt, sein Heilskonzept, sein Rettungsplan.

det, wenn Christus nicht verkündet wird, und der wirkliche Christus wird nicht verkündigt, wenn sein sündloses Leben, sein Sühnetod am Kreuz und seine leibliche Auferstehung nicht im Zentrum stehen.“27 Das hat der große Reformator Martin Luther im 16. Jahrhundert mit Überzeugung vertreten: „Das Evangelium lehrt nichts anderes als Christus, und die Schrift lehrt nichts anderes als Christus. Wer aber Christus nicht erkennt, der mag das Evangelium hören oder das Buch in den Händen tragen – aber verstanden hat er damit nicht.“28 Im bedeutenden Augsburgischen Bekenntnis wurde das Selbstverständnis von authentischer Kirche so formuliert: „Es wird auch gelehrt dass allezeit eine, heilige christliche Kirche sein und bleiben muss. Sie ist die Versammlung aller Gläubigen, bei denen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden.“29 Der bekannte Pastor Wilhelm Busch sagte einmal: „Ich kann nicht das predigen, nach dem den Leuten die Ohren jücken. Ich muss vielmehr weitergeben, was Gottes Wort sagt. Und Gottes Wort sagt: Die wichtigste Frage für den Menschen bleibt die, wie sein Leben mit dem heiligen, schrecklichen und lebendigen Gott in Ordnung kommt.“30 Und das geschieht im Sühnetod des Jesus Christus am Kreuz. Dort nimmt der Sohn stellvertretend das gerechte Gericht Gottes auf sich. Gott schafft Gerechtigkeit, indem er die Schuld durch das Blutvergießen seines Sohnes sühnt. Diese „Logos-Nachricht“ von Gott ist an und für sich nicht unvernünftig. Sie ist aber für den ohne Gott denkenden und planenden Menschen eine Dummheit.31 Exemplarisch sei hier der bekannte liberale Theologe des 20. Jahrhunderts, Rudolf Bultmann zitiert, der Generationen von evangelischen Theologen geprägt hat. Er schrieb:


„Wie kann meine Schuld durch den Tod eines Schuldlosen (wenn man von einem solchen überhaupt reden darf ) gesühnt werden? Welche primitiven Begriffe von Schuld und Gerechtigkeit liegen solcher Vorstellung zugrunde? Welch primitiver Gottesbegriff? Soll die Anschauung vom Sünden tilgenden Tode Christi aus der Opfervorstellung verstanden werden: welch primitive Mythologie, dass ein Mensch gewordenes Gotteswesen durch sein Blut die Sünden der Menschen sühnt!“32 Warum kam Bultmann zu dieser Denkweise? Weil er seine Erkenntnis nicht der Weisheit des Allmächtigen unterordnen wollte. Der natürliche Mensch, mit seinem begrenzten von Gott gegebenen und vom Sündenfall beeinträchtigen Verstand ist in Bezug auf die Erkenntnis Gottes verfinstert und versklavt.33 Für die Weisheit Gottes hat der sich selbst für klug haltende, autonome Mensch keinen Platz. Das war damals nicht anders. Der erwartete Christus (= Messias) bedeutete für die gottesfürchtigen Juden Kraft, Brillianz, Triumph. Aber er kam anders. Er kam in Niedrigkeit und Demut. Unter Verachtung und Spott und Schmach ging er den Weg ans Kreuz. Für die Griechen bedeutete die Kreuzigung ein Höchstmaß an Schwachheit, Demütigung, Erniedrigung. Kein Wunder, dass sowohl Juden als auch Griechen diese Botschaft als skandalös empfanden. Männliche Stärke, Sieg und Triumph besteht auch heute im Denken des natürlichen Menschen nicht im Tod, sondern im Leben und in der Ausstrahlung und Ausübung von Macht. Hilfreich ist hierin das Apostolische Glaubensbekenntnis des 1. Jahrhunderts, in welchem insbesondere die historischen Eckdaten des „Wortes vom Kreuz“ präzise zusammengefasst werden:

Ich glaube … an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die 34 Toten.

Calvin schreibt: „Deshalb geht das sogenannte Apostolische Glaubensbekenntnis in richtiger Reihenfolge von der Geburt Christi gleich zu seinem Tod und zu seiner Auferstehung über: Denn darauf ruht in der Hauptsache unser vollkommenes Heil.“35 Ganz anders als der Häretiker36 Bultmann hat der bekannte freikirchliche Theologe Erich Sauer im 20. Jahrhundert in seinem Buch „Der Triumph des Gekreuzigten“ die Botschaft anschaulich und sprachlich ergreifend formuliert: „Für Christus ist das Kreuz die höchste Anerkennung der Herrschaft Gottes, die Vollendung des Glaubens, die Erwerbung des Wohlgefallens Gottes, die endgültige Verewigung der Liebe Gottes, der Weg zur Siegerstellung, der Weg zum Besitz einer erlösten Gemeinde und der wunderbarste Ausdruck der Liebe des Sohnes Gottes. Das Kreuz ist das größte Ereignis der Heilsgeschichte, noch größer als die Auferstehung. Denn das Kreuz ist der Sieg, die Auferstehung der Triumph; aber der Sieg ist noch wichtiger als der Triumph, obwohl sich dieser mit Notwendigkeit aus ihm ergibt … Die Erlösung muss darin bestehen, dass der Tod, dieser große Feind des Menschen (1. Kor 15,26) zum Mittel der Errettung gemacht wird, und das, was die notwendige Fortsetzung und Strafe der Sünde ist, muss zum erlösenden Ausweg aus der Sünde werden (Eph 2,16).“37 Diese – auch von unseren religiösen – Zeitgenossen verhasste Bluttheoligie der Bibel,38 mit dem gekreuzigten Christus als ihrem Zentrum,39 ist das zeitlos gültige Wort vom Kreuz, der Felsen des Heils. • 1Vine, W.E: Expository Dictionary

27http://www.evangelium21.net/ub

of New Testament words 2Joh 1,1-2 3Heb 1,1-2 4Eph 1,13 5Joh 8,32 61Joh 1,1; 1Petr 1,23; Jak 1,18 7Röm 10,8 8Heb 11,3; 1Mose 1,3 91Kor 2,2-5 10Hebr 1,1 11Hebr 4,12 12Eph 1,19-20 13Joh 1,13; Joh 5,17; Joh 8,36 Röm 6,22 14Joh 1,29; 1Petr 1,20 155Mose 18,15 16Joh 6,69 17Jes 9,5-6 18Kol 2,9 19Neue ev. Übertragung 1Kor 1,17 201Kor 1,17.23 212Tim 4,2 22Stadelmann, H.: Schriftgemäß Predigen, Brockhaus Verlag, 1999, S. 18 23Kol 3,16 241Kor 2,7.13 252Tim 2,15 26Gal 3,1

er-uns/bekenntnisdokumente: Nr. 7 Das Evangelium 28Zitat von Luther in: Kürschner, M.J.: Martin Luther als Ausleger der Heiligen Schrift, Brunnen 2004 29Ev. Gesangbuch, Stuttgart, 1986, Augsburgisches Bekenntnis, Artikel 7 30Busch, W.: Gegenstände der Passion, Aussat Verlag 1977, S. 22 31NeÜ: 1Kor 1,18 32http://de.wikipedia.org/wiki/Rud olf_Bultmann aus dem Buch: „Neues Testament und Mythologie, 1941, 20 33Eph 4,18 34Ev. Gesangbuch, Stuttgart, 1986, Apostolisches Glaubensbekenntnis 35Calvin Institutio, Neukirchner Verlag 2008, II,16,5 Seite 270 36Irrlehrer 37Sauer, E.: Der Triumph des Gekreuzigten, R. Brockhaus Wuppertal, 1989, S. 39 38Heb 9,22 391Kor 2,2; Gal 3,1


Der groร e Versรถhnungstag und die zwei Bรถcke Hans-Werner Deppe


Im Alten Testament findet sich eine Fülle von Vorschatten auf Christus und sein Erlösungswerk, insbesondere in den verschiedenen Opferzeremonien. Besonderen Gewinn konnte ich aus einem Studium des „Großen Versöhnungstages“ aus 3. Mose 16 ziehen, und ich möchte die Bedeutung dieser Festzeremonie kurz erklären.

n den ersten Kapiteln von 3. Mose werden verschiedene tägliche und regelmäßige Opfer wie z.B. Sünd-, Brand- und Friedensopfer verordnet, aber darüber hinaus war der jährliche Große Versöhnungstag in 3. Mose 16 die wichtigste Opferzeremonie Israels. Noch heute ist dieser Feiertag im Judentum als Jom Kippur („Tag der Lose“ nach 3Mo 16,8) das wohl bedeutendste Fest im Jahr und wird im Herbst am 10. Tag des 7. Monats (der Monat Tischri, vgl. 3Mo 16,29) begangen. Leider halten die Juden weiterhin an diesem Schattenbild fest, obwohl der Symbolismus so eindeutig in Jesus Christus erfüllt ist. Die Deutung auf Christus ist dabei keine willkürliche Allegorie, sondern neutestamentlich begründete Typologie: Der Hebräerbrief bedient sich eindeutig der Szenarien, die in 3. Mose 16 beschrieben werden, und setzt sie in Bezug zu unserem Erlöser.

Was ist „Versöhnung“, was ist „Sühne“?

Am großen Versöhnungstag wurde durch verschiedene Opfer „Sühne erwirkt“ (in 3Mo 16 z.B. Verse 6.10.16 u.a.). In unserer Sprache haben die Begriffe Sühne und Versöhnung dieselbe Wurzel und auch eine eng verwandte Bedeutung. Deshalb könnte man dieses Fest sowohl „Sühnungstag“ als auch „Versöhnungstag“ nennen. „Sühne“ oder „Sühnung“ im biblischen Sinne können wir kurz definieren als „zeremoniellen Teil der Versöhnung mit Gott“. Sühne ist das, was geleistet wird; Versöhnung ist das Ergebnis: die wiederhergestellte Beziehung und Gemeinschaft (siehe dazu den Artikel von R.C. Sproul). In der Bibel ist die „Leistung“ der Sühne eher zeremonieller Art, während in unserem Sprachgebrauch mit Sühne die Wiedergutmachung oder auch Strafe gemeint ist. Auch im biblischen Sinne enthält Sühne indirekt den Sinn von Strafe und Wiedergutmachung, ursprünglich hat es im Hebräischen aber eine andere Bedeutung, „Sühne erwirken“ ist im Hebräischen ein einziges Verb und stammt von einem Wort, das „bedecken, verhüllen“ bedeutet. Etwas, das durch die Sünde für Gott unannehmbar war, wurde durch Sühne für den heiligen Gott annehmbar gemacht. In 3. Mose 16 kommt „Sühne“ 16 Mal vor und anhand der Einzelheiten dieser Zeremonien werden wir die Bedeutung von Sühne und Jesu Sühnopfer besser verstehen.

Etwas, das durch die Sünde für Gott unannehmbar war, wurde durch Sühne für den heiligen Gott annehmbar gemacht.

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Ein großer Gott, ein großer Tag und große Anforderungen

Nachdem Aarons Söhne Nadab und Abihu wegen ihres Darbringens von „falschem Feuer“ gestorben waren (3Mo 10,2; 16,1), erklärte Gott, wie der Hohepriester sich ihm tatsächlich nahen sollte: Nicht leichtfertig und beiläufig durfte er ins Allerheiligste, sondern nur einmal im Jahr, eben an diesem 10. Tag des 7. Monats, dem Großen Versöhnungstag, und zwar unter einer ganz bestimmten zeremoniellen Vorgehensweise. Waschungen und Kleiderordnungen waren nötig, und insbesondere musste der Hohepriester, da er ein Sünder war, für sich selbst opfern: einen Jungstier als Sündopfer und einen Widder als Brandopfer (3Mo 16,3-4), dazu gehörten zahlreiche genaue zeremonielle Anweisungen über das Versprengen des Blutes, Räucherwerk usw., worauf wir jetzt nicht im Einzelnen eingehen wollen. Das war aber nur die Vorbereitung für die eigentlichen zentralen Opferhandlungen des Großen Versöhnungstages: die Sühnungsopfer für das Volk Israel. Dazu wurden zwei Ziegenböcke genommen, über die das Los geworfen wurde: „Ein Los für den HERRN und ein Los für Asasel“ (16,8). Auf den rätselhaften Namen „Asasel“ gehen wir unten noch ein. Der Bock „für den HERRN“ wurde als Sündopfer geschlachtet, und dem „für Asasel“ wurden durch Handauflegung die Sünden des Volkes auferlegt und dann wurde er in die Wüste fortgeschickt (16,5.8-10.15.20-22). „Für“ meint hier nicht „anstelle oder zugunsten von“, auch nicht „als Symbol für“, sondern meint einfach die Zweck- und Zielbestimmung des Tieres: Der eine Bock war für Jahwe, der andere für „Asasel“ in der Wüste. Das vorher dargebrachte Opfer des Jungstiers und die vorbereitenden Zeremonien haben mit der Sündigkeit des menschlichen Hohenpriesters zu tun, wie auch der Hebräerbrief erklärt (Hebr 5,3; 7,27; 9,6-10) – er musste zunächst für sich selbst opfern, um in Gottes Gegenwart treten und den Dienst der Versöhnung als Repräsentant des Volkes ausüben zu können. Die Parallele zum Erlösungswerk Jesu ist hier ein Gegensatz: Christus ist der vollkommene Repräsentant seines Volkes, aber war und ist sündlos und hat selbst kein Opfer nötig (Hebr 7,26-27).1

Die zwei Böcke

Entsprechungen zur neutestamentlichen Erlösung finden wir bei den beiden Böcken, deren Schicksal uns viel von dem verdeutlicht, was am Kreuz auf Golgatha geschah. Die Symbolik dieser zwei Böcke dürfen wir natürlich nur auf Grundlage klarer neutestamentlicher Lehre deuten und nicht aufgrund unserer Fantasie oder aufgrund außerbiblischer Lehrgebäude. Sonst kommen wir womöglich zu falschen Schlüssen, wofür ich unten noch zwei Beispiele anführe. Woher können wir wissen, was diese beiden Böcke bedeuten? Erstens ist aus dem NT völlig klar, dass Christus das wahre Sühnungsopfer für das Volk Gottes ist, und damit ist sein Opfer von Golgatha exakt die

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Entsprechung des Neuen Bundes zu den zwei Böcken des Versöhnungstages des Alten Bundes. Zweitens war der große Versöhnungstag ausdrücklich eine „ewige Ordnung“ (3Mo 16,29.31.34). Der Alte Bund war bekanntlich nur vorübergehend (Hebr 7,18; 8,13; 9,10), enthält aber viele „ewige“ Ordnungen; sie alle waren in ihrer irdischen Form vorläufig und haben in ihrer Erfüllung in Christus ewigen Fortbestand. Und drittens vergleicht das NT das Geschehen am Großen Versöhnungstag ausdrücklich mit dem Opfer Christi. Die „tierische“ Art der Opfer ist zwar wiederum ein Gegensatz – „denn unmöglich kann Blut von Stieren und Böcken Sünden wegnehmen“ (Hebr 10,4).2 Doch in dem, was mit den Böcken geschah, sehen wir eine Bildersprache für Christi Heilswerk.

Der erste Bock: Sühnung als Reinigung und Heiligung

Im Hebräerbrief ist in Anspielung auf den Versöhnungstag die Rede davon, dass Christus mit Blut, seinem eigenen Blut, in das wahre, himmlische Allerheiligste hineingegangen ist (Hebr 6,20; 9,12.24). Dies käme uns sehr merkwürdig vor, wenn wir es buchstäblich nehmen. Wenn wir aber den alttestamentlichen Hintergrund beachten, wird klar: Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt einfach, dass Christus das erfüllt hat, wofür das Prozedere beim Großen Versöhnungstag ein Bild war. Gleichzeitig erhellt er diesen alttestamentlichen Schatten und zeigt uns seine Bedeutung. Zum einen ist Christus der Hohepriester, der Gott das Opfer darbringt – er ist also der Akteur dieses ganzen Heilsgeschehens. Dazu wäre viel zu sagen (z.B. den ganzen Hebräerbrief auszulegen), aber wir wollen uns hier auf die Bedeutung des geschlachteten Bockes konzentrieren. Es war dessen Blut, auf das es ankam.3 Mit diesem Blut ging der Hohepriester zunächst in das Allerheiligste zur Bundeslade, wo er zuvor schon allerlei Räucherwerk dargebracht hatte, sodass der kleine Raum von Weihrauch erfüllt war. Dort sprengte er dann das Blut des Bockes siebenmal auf die Deckplatte der Bundeslade, dem so genannten Sühnedeckel (3Mo 16,15; vgl. V. 14, s.a. Röm 3,25). Anschließend – auf dem Rückweg – wendete er das Blut auch auf das Zelt an (16,15) und zuletzt draußen im Vorhof auf den Altar, auf den er es wiederum siebenmal sprengte und so die „Sühnung des Heiligtums und des Zeltes der Begegnung und des Altars“ bewirkte (16,20). Sühnung wurde also nicht nur für die Israeliten, sondern auch für die Bestandteile der Stiftshütte geleistet. So wie der Hohepriester in die Gegenwart und den Thronsaal Gottes ins Allerheiligste ging, so ist der Herr Jesus „durch den Himmel“ (Hebr 4,14) gegangen und „in den Himmel selbst, um vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Hebr 9,24). Dieser innerste Himmel, der Wohnort Gottes, wurde durch das Allerheiligste der Stiftshütte repräsentiert; die äußeren Himmel (Atmosphäre und Weltall) wurden durch den Vorraum (das „Heilige“) symbolisiert; der Vorhof mit dem Altar wiederum repräsentierte die Erde.4 Durch sein Blut reinigt der Herr also sogar den Himmel und die Erde. So heißt es auch in Kolosser 1,20, dass er


durch sein Blut „alles mit sich versöhnt hat … sei es, was auf der Erde oder was in den Himmeln ist“. Vern Poythres schreibt dazu: „Das ganze Universum wurde durch sein Opferblut gereinigt … erst der Himmel, dann die Erde. Satan wurde aus dem Himmel geworfen (Offb 12,9-12). Die letztendliche Erlösung der Schöpfung (Röm 8,20-21) wird aber erst vollendet, wenn Christus wieder aus dem himmlischen Allerheiligsten heraus auf die Erde zurückkommt.“5 Dann wird die jetzige Zeit, wo er als Hoherpriester für uns und unsere Schwachheiten bei Gott eintritt (Hebr 7,25) abgelaufen sein und die neue Schöpfung als Frucht seines Erlösungswerkes anbrechen.6 „Das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele in ihm“ (3Mo 17,11). Das Blut Jesu ist keine mystische Substanz, die womöglich noch heute in irgendwelchen Gefäßen aufbewahrt wird, wie es manche meinen. Dass er am Kreuz sein Blut vergossen hat, bedeutet, dass er sein unendlich teures, sündloses „Leben ausgeschüttet hat in den Tod“ (Jes 53,12). Dieses heilige Leben steht in völligem Gegensatz zu unserem sündigen Leben. Die ganze Stiftshütte wäre für Gott wert- und nutzlos gewesen, wäre sie einfach in Kontakt mit Sündern gewesen und ungesühnt geblieben. So ist es auch mit dieser ganzen Schöpfung. Unsere Sünde hat alles verunreinigt – und darum geht es letztendlich: Nicht um materielle Dinge dieser Schöpfung, sondern um unsere um sich greifende und somit a) alles verunreinige und b) Gottes Zorn verdienende Sünde. Gottes Lösung dafür heißt Sühnung, die zur Versöhnung führt. Wir haben alles „kaputt gemacht“, aber Jesus Christus hat am Kreuz sowohl den Schaden behoben als auch den Zorn des Geschädigten gestillt – indem er sich stellvertretend mit dem Tod strafen ließ.

Die ganze Stiftshütte wäre für Gott wertund nutzlos gewesen, wäre sie einfach in Kontakt mit Sündern gewesen und ungesühnt geblieben.

Durch das Blut des erstens Bockes erwirkte der Hohepriester „Sühnung für das Heiligtum wegen der Unreinheiten der Söhne Israels und wegen ihrer Vergehen nach allen ihren Sünden“ (3Mo 16,16). Das siebenmalige Besprengen symbolisierte vollkommene Sühnung im Sinne von Reinigung und Heiligung: Der Hohepriester „reinigte“ Altar und Heiligtum „und heiligte ihn von den Unreinheiten der Söhne Israel“ (16,19). Die an Christus glauben, sind „geheiligt durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu“; er hat sie „für immer vollkommen gemacht“ und Gott wird „ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten nicht mehr gedenken“ (Hebr 10,10-17).

Der zweite Bock – Sühnung als Wegschaffung

Der zweite Bock war jener, auf den das Los „für Asasel“ gefallen war (3Mo 16,8.10). Die Bedeutung des Namens „Asasel“ ist rätselhaft und umstritten. Jedenfalls ist darin die Wortwurzel von „Wegschaffung“ enthalten und hat auch wohl mit der Wüste zu tun. Manche meinen, Asasel sei ein Wüstendämon gewesen. Der Name repräsentiert jedenfalls die Entlegenheit der Wüste und die Wegschaffung dorthin. Das englische Wort für diesen „Sündenbock“ ist scapegoat, was

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wörtlich heißt Flucht-Bock (escape und goat). Der Sündenbock ist also sowohl in unserem Sprachgebrauch als auch im biblischen Sinne jemand, der stellvertretend für die Schuld anderer beschuldigt und bestraft wird. Für den Bock bedeutete dieses Schicksal in der Wüste natürlich den sicheren Tod. Patrick Fairbairn (1805-1874) schreibt in seinem klassischen Werk über die Typologie der Schrift: „Was aus dem Bock wurde, nachdem er in die Wüste geschickt worden war, war unwichtig. Es genügte, dass man ihn in ein dürres und verlassenes Gebiet schickte, wo von ihm nichts mehr gehört und gesehen wurde. Mit einer solchen Bestimmung war er offenbar genau solch ein vom Gericht getroffenes Opfer, wie das, dessen Blut bereits ausgeschüttet und dargebracht worden war.“7 Der erste Bock war „für den HERRN“ und symbolisiert die positive, Gott wohlgefällige Seite des Opfer Christi, sein kostbares Blut, sein teures, heiliges, vollkommen gerechtes Leben. Doch es gab noch diesen zweiten Bock, der nicht geschlachtet, sondern fortgeschickt wurde. Dennoch bildeten diese beiden Zeremonien zusammen nur ein einziges Opfer: „… zwei Ziegenböcke für das Sündopfer“ (3Mo 16,5). Beide symbolisieren also das eine Werk von Golgatha, das auch noch eine andere, „negative“ Seite hat. Diese zwei Seiten konnten nicht durch ein einziges Tieropfer dargestellt werden, sondern benötigen zwei separate Riten. Das Opfer des Herrn Jesus war nicht allein „ein duftender Wohlgeruch“ für Gott (Eph 5,2), sondern er war auch der Sündenträger, er wurde „zur Sünde gemacht“ (2Kor 5,21), als unsere Sünden auf ihm lagen (1Petr 2,24). Der zweite Bock steht für diesen Aspekt dessen, was am Kreuz geschah. Er hat die Sünde weggenommen (Joh 1,29) und unerreichbar weit fortgeschafft. So wurden diesem zweiten Bock symbolisch durch Handauflegung des Hohenpriesters „alle Schuld der Söhne Israels und alle ihre Vergehen nach allen ihren Sünden“ auferlegt, dann wurde er „durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste“ fortgeschickt (3Mo 16,21). Zuvor musste der Hohepriester jedoch bei der Handauflegung und „Sündenauferlegung“ die Schuld und Sünde der Israeliten bekennen (16,21). Das meint sicher nicht, dass jede einzelne Sünde jedes einzelnen Israeliten genannt wurde, dazu hätte die Zeit einfach nicht gereicht. Dieses repräsentative Schuldbekenntnis durch den Hohepriester ist aber wieder ein Gegensatz zum Neuen Testament: Im allgemeinen Priestertum des Neuen Bundes gibt es kein kollektives Schuldbekenntnis, sondern der einzelne Sünder muss seine Sündigkeit vor Gott bekennen, um wahren Glauben auszudrücken.

Zweifelhafte Deutungen

Manche behaupten, die zwei Böcke stehen für zwei verschiedene Reichweiten des Erlösungswerkes: Der erste Bock „für den Herrn“ bedeute, dass das Erlösungswerk für alle Menschen aller Zeiten gelte, der zweite Bock „für Asasel“ sei für das Volk und stehe für die wirksame Seite des Erlösungswerkes allein für die

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Er hat die Sünde weggenommen und unerreichbar weit fortgeschafft.


Gläubigen.8 Diese Auffassung stimmt m.E. nicht mit der Schrift überein. Erstens bedeutet „für den HERRN“ nicht „für die Welt“. Zweitens war dieser erste Bock ausdrücklich „das Sündopfer, das für das Volk ist“ (3Mo 16,15) und erwirkte Sühnung „wegen der Unreinheiten der Söhne Israels“ (V. 16) und bezog sich nicht auf die ganze Welt. Drittens bedeutet „für Asasel“ nicht „für das Volk“. Viertens wurde mit dieser Deutung versucht, den Ausdruck „Sühne für die Welt“ in 1. Johannes 2,2 anders zu deuten als die Wegnahme von Sünde. Dies widerspricht jedoch der genau gleichbedeutenden Aussage, dass Jesus als das Lamm Gottes „die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29). Die Frage ist nur, was „Welt“ in diesen Versen bedeutet – sicherlich nicht „alle Menschen aller Zeiten“ (siehe dazu den Artikel von John Owen). Und Fünftens finden wir diese Zweiteilung des Wirkungs- und Geltungsbereichs des Sühnopfers Christi nicht in der Schrift. Vielmehr lehrt die Schrift, dass das Sühnopfer stets gezielt und ausschließlich dem Bundesvolk gilt, sei es in Form der Schatten bei dem Alten Bund, oder in Christus beim Neuen Bund. Für die schlimmste Irrlehre über den Versöhnungstag halte ich jedoch die Lehre der Siebenten-TagsAdventisten. Sie sehen in dem zweiten Bock, der in die Wüste fortgeschickt wurde, ein Bild für den Satan. Sie lehren tatsächlich, dass letzten Endes (bei ihrer speziellen Vorstellung des Endgerichts) Satan die Sünden der Menschen auferlegt werden und weisen dem Teufel somit eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle bei der Tilgung der Sünden zu. Wie tragisch ist es aber, einen Aspekt des Werkes Christi – die Fort- und Abschaffung der Sünde – dem Satan zuzuschreiben!9

Zusammenfassung und Fazit

Dass Jesu Werk vom Kreuz ein „Sühnopfer“ war, ist vielen bekannt, aber wer kann schon genau erklären, was Sühne bedeutet? Ist Versöhnung etwas geradezu Oberflächliches wie ein „Ich-mag-dich-trotzdem-Kuss“, wie es in einem Lied heißt? Oder ist Sühne und Versöhnung viel mehr und viel tiefgründiger? Nach diesem kurzen Einblick in den Großen Versöhnungstag sollten wir Sühnung erklären können: Es ist die zeremonielle Seite der Versöhnung mit Gott und bedeutet sowohl eine geschuldete Leistung, die von Sünden reinigt, erneuert und für Gott heiligt (ausgedrückt im ersten Bock) als auch die Sünden tilgt und fortschafft (ausgedrückt im zweiten Bock). Für unseren Herrn Jesus war es jedoch nicht bloß eine feierliche Zeremonie, die er als Hoherpriester durchgeführt hat. Vielmehr war er selbst das Opfer – er hat geblutet und unsagbar gelitten. Er trug stellvertretend die Schuld und Strafe für die Sünden des Volkes Gottes – gezielt, wirksam und ausschließlich für das Volk Gottes. Er ist gestorben und war „abgeschnitten vom Land der Lebendigen“ (Jes 53,8) wie der Bock in der Wüste. So hat er die Erwählten mit Gott versöhnt und ihre Gemeinschaft mit Gott wieder hergestellt. Im Alten Testament hat Gott in der Stiftshütte inmitten seines Volkes gewohnt, um seine Herrlichkeit zu offenbaren

und angebetet zu werden. Zum Versöhnungstag gehörten nicht nur die hier beschriebenen Sündopfer, sondern auch noch Widder zum Brandopfer, dem Anbetungsopfer. So sollen auch jetzt die durch Christus versöhnten Gläubigen Gemeinschaft mit Gott haben, um in Christus seine Herrlichkeit zu erkennen, ihm zu dienen und ihn aufgrund von Christi Werk anzubeten. Ja, wir fragen uns vielleicht: Was ist der praktische Nutzen eines Studiums von 3. Mose 16? Der praktische Nutzen ist, dass wir Gott dafür anbeten. Hesekiel sollte das ihm offenbarte himmlische Tempelmodell dem Volk präsentieren, „damit sie sich ihrer Sünden schämen“ und die Größe und Vollkommenheit Gottes erkennen (Hes 43,1011). Genau das war auch die praktische Seite des Großen Versöhnungstages: Die Israeliten sollten „sich demütigen und keinerlei Arbeit tun … ein Sabbat völliger Ruhe“ (3Mo 16,29.31). Wenn wir über das Kreuz nachdenken, ist es falsch, als erstes zu überlegen, was wir tun sollen (im Extremfall lässt man sich dann selbst buchstäblich kreuzigen wie in manchen römisch-katholischen Traditionen). Stattdessen denken wir tief und tiefer darüber nach und staunen immer mehr darüber, was Christus getan hat, um uns aus der unermesslichen Tiefe der Sünde und Gottesfeindschaft herauszuholen. Das wird unser Tun verändern und uns zu Anbetern machen. •

Der praktische Nutzen ist, dass wir Gott dafür anbeten.

1Weitere Gegensätze zwischen dem Versöhnungstag des Alten Bundes und dem Sühnopfer Christi sind: Das Opfer vom Kreuz wurde ein für allemal dargebracht, während im Alten Bund gerade die ständige Wiederholung der Opferzeremonie verdeutlichte: „in jenen Opfern ist alljährlich ein Erinnern an die Sünden“ (Hebr 10,3; vgl. 9,25; 10,1). Außerdem ist der persönliche Zugang zu Gott jetzt nicht mehr versperrt, wie früher durch den vorderen Raum der Stiftshütte und den nunmehr zerrissenen Vorhang ausgedrückt (Hebr 9,8; 10,20). 2Ein weiterer Gegensatz ist, dass der persönliche Zugang zu Gott jetzt nicht mehr versperrt ist, wie früher durch den nunmehr zerrissenen Vorhang ausgedrückt (Hebr 10,20). 3Nach der Opferzeremonie wurde auch sein Fett noch in Rauch aufgehen gelassen (3Mo 16,25). 4Dies biblisch zu begründen, würde hier den Rahmen sprengen, siehe dazu z.B. G. Beale: „Der Tempel aller Zeiten“, Kapitel 2. 5In „The Shadow of Christ in the Law of Moses“, S. 47. 6Die neue, erlöste Schöpfung steht in derselben Kontinuität zur ursprünglichen Schöpfung wie der Erlöste zu seiner ursprünglichen Person, Römer 8 – für beide gilt: „Siehe, ich mache alles neu“. 7Zitiert in Hoekema: „Der siebente Tag“, S. 107. 8So z.B. der Darbyst William Kelly in „Starb Christus für die Sünden der ganzen Welt?“ unter http://www.soundwords.de/artikel.asp?suchbegriff=&id=605 9Zu dieser komplexen Lehre der Siebenten-Tags-Adventisten siehe ausführlich Anthony A. Hoekema: Der siebente Tag, CLV, S. 53-57 und 105-108 (als PDF unter www.clv.de verfügbar)

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Nachlesen Hier unsere Buchbesprechungen. Diesmal geht es um den »größten« Märtyrer des letzten Jahrhunderts und die »Sicht« von Wilhelm Busch und R.C. Sproul auf das Kreuz.

BONHOEFFER – PASTOR, AGENT, MÄRTYRER UND PROPHET Eric Metaxas Biografie

Kaum eine christliche Publikation hat in der letzten Zeit eine solche Aufmerksamkeit erfahren wie Eric Metaxas’ Biografie über Dietrich Bonhoeffer. Das Buch „Bonhoeffer – Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet“ des New Yorker Autoren Metaxas war und ist besonders in den USA erfolgreich und landete prompt auf der New York Times Bestsellerliste. Nicht nur die breite amerikanische Masse entdeckte das Buch für sich. Sogar viele evangelikale (und reformatorische) Wortführer können sich für diese Biografie und die Theologie und Person Bonhoeffers begeistern. Albert Mohler empfiehlt das Buch besonders für Pastoren. Bekannte Blogger und Autoren wie Tim Challies und Colin Hansen besprachen das Buch äußerst positiv. Die erste Auflage der deutschen Ausgabe (herausgegeben vom evangelikalen Verlag SCM Hänssler) war schnell vergriffen und zur Präsentation der deutschen Übersetzung kam kein Geringerer als der CDU-Politiker Volker Kauder. Die breite Akzeptanz des Buches sowohl auf dem säkularen Markt als auch bei konservativ-evangelikalen Medien lässt aufhorchen und veranlasst, das Buch genauer unter die Lupe zu nehmen. Zunächst muss erwähnt werden, dass Bonhoeffer zu jenen Personen der Kirchengeschichte gehört, auf die sich (fast) jeder einigen kann. Nicht nur Katholiken, Evangelische und Evangelikale, sondern auch jene, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben, bringen dem „Märtyrer Bonhoeffer“ Hochachtung entgegen. Auch meine Wenigkeit ist von der ohne Zweifel eindrucksvollen Person Dietrich Bonhoeffer fasziniert. Wie kann man auch keine Sympathien für einen jungen Mann pflegen, der für seine Überzeugungen in einer äußerst schwierigen Zeit eintrat und für sie starb? Doch trotz allem sollte ein kritischer und differenzierter Blick auf Bonhoeffer und speziell auf die Biografie Metaxas’ erlaubt sein. Diese Biografie ist eines jener Bücher, die sich sehr leicht lesen lassen. In diesem Zusammenhang ist es äußerst erstaunlich, denn Metaxas hat nicht nur den breiten historischen Kontext und damit viele Fakten von Bonhoeffers Leben berücksichtigt, sondern hat auch ein sehr intimes und genaues Bild von Dietrich Bonhoeffer gezeichnet. Gerade der historische Kontext war hier äußerst wichtig, denn ohne ihn kann man Bonhoeffers Leben und Werk nur bruchstückhaft verstehen. Sowohl breite Zusammenhänge zum zweiten Weltkrieg als auch intime Briefe zwischen Dietrich und seiner späteren Verlobten Maria wurden hier geschickt verbunden und lassen einen ganz nah bei Pastor Bonhoeffer sein. Dieses Buch eignet sich wohl äußerst gut, um sich einen Überblick von Bonhoeffers Leben zu verschaffen. Insofern kann ich mich Tim Challies anschließen, wenn er schreibt (2010): „ ... es ist wahrscheinlich die beste Biografie, die du dieses Jahr lesen wirst.“ Doch nun kommt das große „Aber“. Eric Metaxas präsentiert und interpretiert Bonhoeffer als einen evangelikalen Christen ganz im Sinne des Neuen Testaments. Dass das bei christlichen Amerikanern besonders gut ankommt, steht außer Frage. Bei vielen Bonhoeffer-Experten hat es eher ein Stirnrunzeln hervorgerufen. Auch Tim Challies korrigierte später seine euphorische Rezension und sprach vom „entführten Bonhoeffer“. Tatsächlich fällt auf, dass Metaxas’ Überzeugungen von Bonhoeffer regelrecht konstruiert und frei interpretiert sind. Dabei zitiert er oftmals aus dem Werk Bonhoeffers und fügt dann eine Art „evangelikalenfreundliche


Auslegung“ an. Metaxas spricht davon, dass sich Bonhoeffer bekehrt habe und ab einem bestimmten Zeitpunkt dem Glauben mehr zugetan gewesen sei als vorher. In Interviews beteuert Eric Metaxas, dass Bonhoeffer ein „wiedergeborener Christ“ war. Ein eindeutiges Zeugnis dafür fehlt allerdings. Nicht nur die zweifelhafte Interpretation Metaxas’, sondern auch die Theologie Bonhoeffers mutet zum Teil recht seltsam an: „Solange Christus und die Welt als zwei aneinanderstoßende, und einander abstoßende Räume gedacht werden, bleiben dem Menschen nur folgende Möglichkeiten: unter dem Verzicht auf das Wirklichkeitsganze stellt er sich in einen der beiden Räume, er will Christus ohne die Welt oder die Welt ohne Christus. In beiden Fällen betrügt er sich selbst ...“ (S. 585). Auch andere Dinge, wie Bonhoeffers großer Wunsch bei Mahatma Gandhi in die Schule zu gehen, um die Anwendung der Bergpredigt zu lernen, lässt aufhorchen. Viele zweifelhafte (Lehr)Aussagen Bonhoeffers wurden zudem nicht berücksichtigt, die ihn vielleicht weniger evangelikal erscheinen lassen würden. So finden wir nichts von seinen Vorlieben für den Bibelkritiker Rudolf Bultmann („Entmythologisierung der Bibel“), seine Zweifel an der jungfräulichen Empfängnis Marias oder Aussagen, man solle so leben als gäbe es keinen Gott. Auch die Aussage Bonhoeffers gegen Ende seines Lebens, er trage das Erbe der liberalen Theologie in sich, bleibt unerwähnt (Richard Weikert, California State University). Zudem muss die Frage erlaubt sein, inwiefern es gerechtfertigt ist, als Christusnachfolger einen Mordkomplott gegen einen Menschen (sei es auch einer der größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte) zu planen und auszuführen. Trotz meiner Hochachtung für den Mut der Widerstandsbewegung, habe ich meine Zweifel an einer biblischen Rechtfertigung des Ganzen. Sicher, ich bin kein ausgewiesener Bonhoeffer-Experte und wage daher auch keine abschließende Wertung und Analyse des Werkes Bonhoeffers. Doch bereits dem unbefangenen Leser dieser Biografie werden einige „Konstruktionen“ Metaxas nicht „koscher“ vorkommen. Das Buch muss differenziert betrachtet werden und auf einer gewissen Ebene ist dieses Werk äußerst positiv zu bewerten. Es bleibt jedoch die Erkenntnis, dass Bonhoeffer weit weniger fromm, orthodox und „evangelikal“ war, wie Eric Metaxas uns glauben machen will. Ich schließe mich dem christlichen Pressespiegel „Zeltmacher“ an, der schrieb: „Unser Eindruck ist zwiegespalten. Bonhoeffer war nachweislich schwankend in seinen Aussagen und sicher von der liberalen Theologie beeinflusst. Für ihn spricht jedoch, dass er sich in Wort und Tat stets gegen das Unrecht gestellt hat ... Gerade die praktische Ausrichtung seiner Theologie im Feuerofen selbst erlittener Verfolgung machen seine Werke auch heute noch interessant und lesenswert.“ • Peter Voth Das Buch ist im Hänssler Verlag erschienen und kostet EUR 29,95. Hinter dem QR-Code links, kann in einem Trailer mehr über das Buch erfahren werden: youtube.com/watch?v=3HL7ojezA3A

Es geht am Kreuz um unsere Not Wilhelm Busch Predigten

Bei dem Buch „Es geht am Kreuz um unsere Not“ von Pfarrer Wilhelm Busch handelt es sich streng genommen nicht um ein Buch, das ursprünglich als solches gedacht war. Es handelt sich im Grunde um eine Sammlung von Predigten, die von Wilhelm Busch 1944, also kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, in Essen gehalten und von fleißigen Schreiberinnen aufgezeichnet wurden. Zu dieser Zeit gab es viel Not, viele deutsche Städte waren im Verlauf des Krieges zerbombt worden. Diese Predigten wurden im fast vollständig zerstörten Zentrum Essens gehalten und obschon die Trümmer und all das Leid immer wieder Erwähnung finden, drehen sich jene Predigten doch nicht um all den Schrecken. Wilhelm Busch kommt immer wieder auf die Person Jesu zu sprechen, betrachtet sie aus allen möglichen Winkeln und legt Mal für Mal dar, wieso wir als Gläubige in Ihm eine lebendige Hoffnung haben. Gerade angesichts der Schwachheit des Menschen, der Schwachheit des Christen, die besonders unter diesen bedrückenden Umständen so deutlich zum Vorschein kam, richtet Busch den Blick nicht auf den Christen, richtet den Blick nicht auf die Umstände, auf die Not, sondern lenkt stattdessen den Blick immer wieder in Richtung des Herrn Jesus. Ich glaube, als Gläubige können wir nichts Besseres tun. Unser Glaube nährt sich nicht davon, dass wir uns selbst betrachten. Unser Glaube nährt sich auch nicht davon, dass wir andere Christen betrachten, die uns vorbildhaft erscheinen. Unser Glaube nährt sich letztlich von dem, auf den unser Glaube gerichtet ist. Jesus sagt letztlich ja nicht umsonst: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“. Busch beschreibt hier sehr ehrlich seine eigenen Nöte. Er beschreibt die Nöte anderer Menschen. Er beschreibt auch die große Not aller Menschen, nämlich, dass sie – abseits von Jesus – tot in Übertretungen und Sünden sind – und stellt damit Jesus und die Vergebung der Sünden, die in Ihm zu finden ist, umso heller und klarer dar. Man braucht kein Christ sein, um dieses Buch zu lesen, aber besonders als Christ wird man von diesem Buch profitieren, auch gerade, wenn man gern Predigten von Wilhelm Busch hört und liest, die sich um das Kreuz Jesu und die Erlösung drehen. Und so ist es fast schon schade, dass das kleine, dünne Buch nach 150 Seiten schon durch ist. Denn an sich kann man vom Evangelium und von Jesus nicht oft genug lesen und hören. Zur Not kann man es natürlich auch gleich noch ein zweites Mal durchlesen. Schaden tut’s nicht. Das Buch „Es geht am Kreuz um unsere Not“ von Pfarrer Wilhelm Busch ist Teil der 13-teiligen Wilhelm-Busch-Bibliothek, kann aber auch als Einzelband erworben werden. • Simon Arnold Das Buch ist bei CLV erschienen und kostet EUR 4,90. Es kann unter anderem auf cbuch.de bestellt werden.


Termine Was am Kreuz Geschah

Hier ein paar beachtenswerte Veranstaltungen und Termine in der nächsten Zeit.

R.C. Sproul

Biblische Lehre

Das Kreuz ist das Symbol der Christenheit. Es schmückt Kirchen, es hängt an Ketten und steht auf Berggipfeln. Dabei ist das Kreuz viel mehr als Kitsch oder bloßes Symbol. Es ist das Zentrum unseres Glaubens, ja sogar das Zentrum der ganzen Schöpfung. Der Frage „Was am Kreuz geschah“ geht Sproul in seinem Buch nach. Er behandelt zentrale Themen rund um das wichtigste Ereignis der Christen: Warum musste Jesus sterben? Sproul geht dabei keinen Fragen aus dem Weg, sondern zeigt, dass GOTT nicht einfach über unsere Sünden hinweggehen kann und dass der stellvertretende Sühnetod Jesu unausweichlich war. Das ganze schildert Sproul auf nicht einmal 200 Seiten und noch recht großzügig gesetzt. Es handelt sich also mehr um ein Büchlein als um eine theologische Ausarbeitung, was manchen vielleicht etwas unbefriedigt das Buch wieder zuklappen lässt. Sein größtes Manko ist aber die dogmatische und systematische Vorgehensweise, die wenig Raum zum selber denken gibt und nicht gerade in die Tiefen einzelner Bibelstellen führt. Das mag auch nicht der Anspruch des Buches sein. Im Großen und Ganzen handelt es sich aber um ein wertvolles Buch, das auf kurze und prägnante Weise das Kreuzesgeschehen wieder ins Zentrum rückt. Es ist kurzweilig geschrieben und damit sehr gut an einem einzigen regnerischen Sonntagnachmittag zu lesen. Ganz nebenbei bringt Sproul dem Leser auf unvergleichliche Art die reformierten Glaubensgrundsätze nahe – ohne dabei aufdringlich zu wirken. Wer also einen kleinen Grundkurs in reformatorischer Theologie sucht, ist hier genau richtig. Aufgrund seiner lebendigen Erzählweise, seiner Verständlichkeit und ansprechenden Aufmachung ist es auch für Nichtchristen attraktiv. Das Buch ist jedem nahezulegen, der in kurzer und prägnanter Weise das Geschehen am Kreuz auf Golgatha verstehen möchte. • Karl Seidel

» Fahrrad Freizeit 2012 Wann? » 29.07. – 04.08.2012 Was? » Wir wollen mit dem Fahrrad an Weser und Werra entlang nach Eisenach zur Wartburg fahren, Gemeinschaft haben und auf der Tour natürlich auch auf das Wort Gottes hören. Kosten? » 135,- €. Wir bieten auch in dieser Freizeit einen Geschwisterrabatt von 15,- € für das erste und 20,- € für jedes weitere Geschwisterkind an. Mehr Infos & Kontakt? » Pastor Ludwig Rühle » ludwigruehle@beg-os.de

» Verax Konferenz 2012 (Schweiz) Wann? » 27.04. – 28.04.2012 Wo? » FEG Aesch in Aesch bei Basel Thema? » Wie wird der Mensch gerettet? Biblische Wahrheit oder neue Theologie. Referenten » Pfarrer Reinhard Moeller, Pfarrer Kurt Vetterli, Dirk Noll, Dr. Martin Erdmann Mehr Infos » beate.gsell@bluewin.ch

» Verax Konferenz 2012 (Deutschland) Wann? » 04.05. – 05.05.2012 Wo? » EFK Unna-Koenigsborn; Unna bei Dortmund Thema? » Wie wird der Mensch gerettet? Biblische Wahrheit oder neue Theologie. Referenten » Hans-Werner Deppe, Dirk Noll, Peter Neudorf, Dr. Robert Strivens, Dr. Martin Erdmann Mehr Infos » beate.gsell@bluewin.ch

» Evangelium21 Konferenz 2012 Wann? » 13.05. – 15.05.2012 Wo? » Gemeinde & Missionswerk Arche Hamburg Thema? » Gott redet – Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit – 1. Petrus 1,25 Referenten » John Piper, Donald A. Carson, Christian Wegert, Kai Soltau & Matthias Lohmann Mehr Infos » www.evangelium21.net

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DAS KREUZ I NR. 06 I 01/2012 I EUR 2,90

Herausgeber I Die Redaktion, Betanien Verlag Redaktion I Waldemar Dirksen, Viktor Sudermann, Andreas Kuhlmann, Peter Voth Creative Director I Peter Voth » www.be.net/petervoth Redaktionelle Mitarbeit I Hans-Werner Deppe, Hans-Jürgen Holzmann Lektorat I R. Reichert Abo-Betreuung I Michael Töws » mtoews@betanien.de Shop I www.cbuch.de/timotheus Web I www.timotheusmagazin.de Kontakt I E-Mail » timotheusmag@yahoo.de Vertrieb & Verlag I Betanien Verlag » www.betanien.de Erscheinungsweise I Alle drei Monate (01.01; 01.04; 01.07; 01.10) seit dem 01.10.2010 als freier PDF-Download.

Als Printausgabe seit dem 01.01.2011 über den Betanien Verlag für € 2,90 pro Ausgabe (zzgl. Versandkosten) Bildnachweis I S. 1,8,16,24 © Illustration by Peter Voth (www.be.net/petervoth) © Type by www.losttype.com;

S. 4 © by http://www.awesomestories.com/images/user/04cf24bebf.jpg; S. 12 © by http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/01/John_Owen_by_John_Greenhill.jpg; S. 20 © by www.ligonier.org; © Sämtliche Schriftarten von www.losttype.com. Allgemeiner Hinweis I Seit der Januarausgabe 2011 „Glaube“ wird das „Timotheus Magazin“ vom Betanien Verlag gedruckt und vertrieben (€ 2,90 pro Ausgabe; zzgl. Versandkosten). Das „Timotheus Magazin“ ist kein Verein, sondern ein freies Produkt der Initiatoren. Das „Timotheus Magazin“ ist mit keiner bestimmten Denomination, Kirche oder Organisation verbunden. © der Artikel bei den jeweiligen Autoren. Vervielfältigung nur mit Quellenangabe. © der Bilder und Fotos bei den jeweiligen Rechteinhabern (siehe Bildnachweis)


Neuheiten

Ausgewählte Neuheiten aus dem Betanien-Onlineshop cbuch.de

Moody Adams

Der letzte Held der Titanic Als im April 1912 die Titanic ihre Jungfernfahrt nach New York bestritt, reiste mit ihr auch ein Prediger, der unterwegs zur Moody Church in Chicago war. John Harper sollte dort eine Zeitlang predigen und womöglich der neue Pastor werden. Doch dann geschah die Katastrophe. Harper half bis zuletzt, die Passagiere nicht allein vor dem leiblichen Tod zu retten, sondern zeigte ihnen die Rettung für ihre Seele. Dieses Buch schildert das Leben und Wirken von John Harper und das dramatische Geschehen auf dem Ozeanriesen. Dabei beschreibt es auch bewegende Schicksale einzelner Passagiere. Mitarbeiter von John Harper und Leute, die durch ihn zum Glauben kamen, bestätigen seinen Dienst. Der abschließende Teil rollt die Tragödie noch einmal als die Illustration auf, die auch der Regisseur James Cameron nannte: „Wir fahren alle auf der Titanic.“ Ihr Untergang ist nicht nur eine der bekanntesten Katastrophen der Welt, sondern auch ein Spiegelbild für den Stolz und das Versagen des Menschen und ein Ruf zur Umkehr.

Nr. 175999, Paperback, 126 Seiten, Betanien » EUR 6,90

John MacArthur

Biblische Seelsorge Dieses Buch wurde geschrieben, um systematisch darzustellen, was die Bibel über das Verhältnis zwischen Menschen, ihren Problemen und dem lebendigen Gott lehrt. Biblische Seelsorge beruht auf der Überzeugung, dass 1. Gottes Wort der Maßstab für unsere Seelsorge sein muss, 2. Seelsorge ein grundlegender Bestandteil der Jüngerschaftsschulung der örtlichen Gemeinde ist und 3. Gottes Volk unterwiesen werden kann und muss, effektiv Seelsorge auszuüben. „Biblische Seelsorge“ wurde für alle im Volk Gottes geschrieben: Pastoren, Älteste und ehrenamtliche Mitarbeiter. Wir denken, dass dieses Buch das Potenzial zu einem Lehrbuch für biblische Seelsorge oder für Pastoraltheologie an weiterführenden christlichen Schulen und auf akademischem Niveau hat. Altgediente Pastoren mit guter Ausbildung und Erfahrung wie auch Pastoren ohne akademische Ausbildung, oder nur wenig praktischer Erfahrung, können gleichermaßen von diesem Buch profitieren.

Nr. 175998, Hardcover, 440 Seiten, Betanien » EUR 24,95

John MacArthur

Die Liebe Gottes Die Liebe Gottes ist keine fromme Floskel, sondern eine tiefgründige biblische Lehre. Sie ist nicht so kinderleicht zu verstehen, wie man landläufig meint, sondern wirft viele schwierige Fragen auf: Warum ließ Gott den Sündenfall zu? Warum lässt er so viel Leid zu? Warum rettet er nicht einfach alle Menschen? Liebt er alle gleich, oder liebt er die Erwählten, die Gläubigen, besonders? John MacArthur zeigt, dass die einstige Darstellung Gottes als grimmiger Tyrann ebenso falsch war wie seine heutige Präsentation als gutmütiger Großvater, und widerlegt beide extremen Sichtweisen.

Nr. 175959, Paperback, 252 Seiten, Betanien » EUR 11,50 » EUR 5,90


Ausgewählte Neuheiten aus dem Betanien-Onlineshop Tel. 05237-899090 eMail. info@betanien.de web. www.cbuch.de www.betanien.de

John Bunyan (Autobiografie)

Überreiche Gnade

John Bunyan (1628-1688) wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. In seiner Jugend führte er ein gottloses Leben. Erst nach und nach erkannte Bunyan die Gnade Gottes, wie sie im Evangelium offenbart wird. Mit 25 Jahren schloss er sich der Baptistengemeinde in Bedford an und wurde schließlich Prediger, dessen Ruf bald in die umliegenden Ortschaften drang, sodass die Menschen zu Hunderten herbeiströmten. Im Jahr 1660 wurde er verhaftet, weil er sich nicht der anglikanischen Staatskirche unterstellte.

Auch als Hardcover erhältlich

Nach 12 Jahren Haftstrafe im Gefängnis wurde er schließlich entlassen. Doch weil er ein Predigtverbot missachtete, wurde er nach bereits drei Jahren erneut verhaftet. Während seiner langen Gefängniszeit schrieb Bunyan viele Bücher, u.a. das Buch "Die Pilgerreise", das zu einem der bedeutendsten Bücher der Weltliteratur zählt. Dieses Buch ist auch als Hardcover erhältlich (€ 10,20).

Nr. 660900, Paperback, 152 Seiten, Betanien » EUR 4,99

Martin Erdmann

Der Griff zur Macht Dominionismus - der evangelikale Weg zu globalem Einfluss Die Evangelikalen suchen und gewinnen immer mehr Anerkennung und Einfluss in Gesellschaft und Politik. Doch zu welchem Preis? Entspricht dieser Weg dem biblischen Evangelium oder ist er ein Irrweg? Es ist Zeit, dass die Christen die wahren Beweggründe von „besucherfreundlichen Gottesdiensten“, „Emerging Church“, Rick Warrens Bestrebungen und der „Transformation“ von Gemeinden und Gesellschaft erfahren. Dr. Martin Erdmann ist ein profunder Kenner der Zusammenhänge auf christlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene und verdeutlicht hier eine brisante und eklatante Notlage.

Nr. 175997, Paperback, 287 Seiten, Betanien » EUR 13,90

John MacArthur

Sklave Christi

Vor vielen Jahrhunderten bauten Bibelübersetzer einen Fehler in das Neue Testament ein, der seitdem immer wieder vertuscht wurde: Das griechische Wort für „Sklave“ wurde lediglich mit „Diener“ oder „Knecht“ übersetzt. Die fatale Folge: Dieses falsche Verständnis beeinträchtigt die Beziehung des Gläubigen zu Gott. In diesem brisanten und aufrüttelnden Buch deckt John MacArthur diese Unterschlagung auf und zeigt die Reichtümer des Heils auf eine Weise, wie der Leser sie womöglich noch nie gesehen hat. Was bedeutet Christsein, wie Jesus es definiert hat? Dieses Buch macht klar, dass die Antwort mit einem einzigen Begriff zusammengefasst werden kann: Sklave.

Nr. 175996, Paperback, 217 Seiten, Betanien » EUR 12,90


timotheusmagazin.de

Das Kreuz // Nr. 06 // 01/2012 // â‚Ź 2,90


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