#13 Gnade

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BI BELTREUES MAGAZIN F Ü R J UNGE C HR IST EN · N°13 / HER BST 20 13

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Martin Luther Der Reformator und die Gnadenlehre (S. 12)

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George Whitefield Sein „Geheimnis“ war die Gande Gottes (S. 18)

Gnade Die unterschätzte Lehre von der Gnade Gottes


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S. 26

Editorial Gnade. Ein Wort. Eine Lehre. Unfassbar groß. Absolut unverdient. Sie durchtränkt das ganze Evangelium. Sie ist die Grundlage der frohen Botschaft. Dort, wo das Gesetz gebrochen wird. Dort, wo Sünde herrscht. Dort, wo jedes Entscheiden, Handeln und Mühen völlig vergeblich ist. Da wird sie gebraucht. Die Gnade. Doch es muss sie dort nicht geben. Denn dort, wo Gesetze gebrochen, Recht und Urteil gesprochen und Strafe getragen wird, ist der Gerechtigkeit Genüge getan. Darin besteht nicht nur das Wesen, sondern auch die Brutalität der Gnade: Weil Gott heilig ist, weil er gerecht und unfehlbar ist, müssen sein Gesetz, sein Maßstab erfüllt werden. Ein Gott ohne Gnade wäre immer noch vollkommen heilig und vollkommen gerecht. Die Gnade Gottes hat einen hohen Preis. Den höchsten Preis. Diesen Preis konnte und kann keiner bezahlen. Wie viele reiche Menschen hätten ihr gesamtes Vermögen auf dem Sterbebett gegeben für ein bisschen Leben, ein wenig Licht? Jedes Vermögen wäre einfach nur lachhaft und käme nicht mal annähernd an den „Preis“ heran. Ja, die Gnade, die Gott einfach und unverdient schenkt, hat den höchsten Preis. „Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ Dies war das Zeugnis von Johannes dem Täufer, das die ganze Sache auf den Punkt bringt: Gnade ist ALLEIN durch Jesus Christus „geworden“ und möglich gemacht. Allein Christus. Allein Gnade. Solo Christo. Sola Gratia. Hätte Gott jemals einen Menschen begnadigen können ohne Christus? Die ganze Brutalität und volle Wucht der Gerechtigkeit Gottes trafen Jesus Christus. Der gefoltert wurde. Blut schwitzte. Voller Verzweiflung im Garten Gethsemane im Gebet einen Ausweg suchte. Fand Jesus in seiner Verzweiflung Gnade? Seine letzten Worte – gebrochen am Kreuz – waren: „Eli, Eli, lama sabachthani. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dabei war Er der einzige – ich wiederhole – der Einzige, der diese Strafe nicht verdient hat. Wenn wir von der Gnade Gottes reden, dürfen wir vom

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Auf dem Cover Foto von Eduard Bonnin eduardbonnin.com

Kreuz nicht schweigen. Das ist, was jeder Mensch verdient hat: Strafe, unendliche Pein, ewige Dunkelheit. Selbst wenn du dein ganzes Leben nur Gutes tun würdest und nur eine Sünde getan hättest, wäre diese Strafe gerecht. Deshalb darf die Gnade keine wohlwollende Beigabe und fromm klingende Floskel in unserer Theologie sein. Voller Inbrunst rufen wir: „Allein deine Gnade hat mich gerettet, Vater! Allein deine Gnade!“ Der Tod und die Auferstehung Jesu sind der Quell der Gnade. Jede „Begnadigung“ trägt die blutgetränkte Unterschrift Christi. Basierend auf dem Werk Christi begnadigt Gott, wen er will. Wäre nur ein Mensch von Gott begnadigt worden, wäre Gott immer noch der Inbegriff der Gnade. Lauter unverdiente Gnade. Wie arrogant unsere sündigen Mäuler rufen: „Gnade hat jeder gleichviel verdient!“ Welche Torheit. Nichts haben wir verdient. Hinweg mit den schändlichen Gedanken, dass wir etwas zu unserer Errettung beigetragen hätten. Hinweg mit dem sündigen Aufruf: „Deine Entscheidung ist entscheidend.“ Hinweg mit unserer hochmütigen Theologie, die den verdorbenen Menschen huldigt und das Teuerste hinausfegt. Alles geschieht aus Gnade. Alles. Das Glauben und das Leben. Warum ich begnadigt wurde? Gott allein weiß es. In meiner Torheit weiß ich nur eins: Ich bin der Letzte, der sie verdient hat. „Wenn du erleuchtet werden möchtest, dass dein Herz entbrenne, so werde stille und lass dir das Bild der Gnade tief ins Herz gehen. Dann wirst du Wunder über Wunder finden.“ Mögen diese Worte von Martin Luther während der Lektüre dein Begleiter sein. ¶ Peter Voth


Inhaltsverzeichnis

Autoren der Ausgabe

W A R U M CA LVI NI SMU S ? – 4

J. M. BO IC E† & P.G. RYKEN

S O U VE R ÄN E GNADE – 8

WA LD EMA R D IRKSE N

M A R T IN L UT HER – 1 2

dR. d ani el facius

g eorg E WH I T EFIE LD – 1 8

B ENE D IKT P E TE RS

– Sind die „Lehren der Gnade“ nur theologisches Beiwerk, auf das man verzichten kann, oder steckt mehr dahinter?

– Warum hat die Gnade einen so wichtigen Stellenwert im Evangelium? Am Leben von Paulus wird es deutlich.

– Es gibt wohl kein anderes Leben, das für die einfachen zwei Worte – Gnade allein – ein größeres Zeugnis war.

– Evangelisation und bedinungslose Erwählung!? Ein Widerspruch? Whitefield beweist das Gegenteil!

Ein hilfreicher Auszug aus dem Buch „Die Lehren der Gnade“ von Boice und Ryken. Boice starb während er das Buch schrieb, sein Freund Ryken vollendete es.

(*1982) ist derzeit Referendar in Bonn. Als Mitgründer, Mitherausgeber und Redakteur gehört er zu den regelmäßigen Autoren von Timotheus.

(*1981) ist Ehemann, Vater von zwei Kindern. Jurist. Er setzt sich im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes für die Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift ein.

(*1950) ist Ehemann und Vater von vier Kindern. Der in der Schweiz wohnende Schwede ist als Autor und übergemeindlicher Bibellehrer bekannt und aktiv.

Serie: Schriftgelehrt

G NA DE IM A LTEN TES TAM ENT ? – 20

– Dass Gnade vor allem auch ein Thema des Alten Testamentes ist, zeigt das Buch Deuteronomium.

A N DR E AS MÜN CH

(*1984) ist Ehemann und Pastor der MEB-Lage. Zudem schrieb er das vielbeachtete Buch „Der wahre Gott der Bibel“. Andreas auf Twitter: @AndreasMuench

Serie: Josia

w A H RE REF OR MATI ON ... – 26

– Im Auftakt zur neuen Serie für junge Leute, wird das Prinzip von echter Reformation an König Josia deutlich.

JO CH E N KLAUT KE

(*1988) ist ab November Referendar in Gießen. Nebenbei Theologiestudent an der ART in Hannover. Regelmäßiger Blogger auf www.josiablog.de.

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Schwerpunkt LEHREN DER GNADE »Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Die Lehren der Gnade“ von J.M. Boice und Philip G. Ryken. Auf deutsch erschienen beim Betanien Verlag (2009).«

Wa ru m Calvinis m us ? »Die Welt sollte mit zunehmender Deutlichkeit erkennen, dass der Evangelikalismus mit dem Calvinismus steht oder fällt.« Diese Worte schrieb der bedeutende Theologe Benjamin Breckinridge Warfield vor über einem Jahrhundert. Zu dieser Zeit hatte der Calvinismus noch einen großen Einfluss auf den Evangelikalismus, ... Text James Montgomery Boice & Philip Graham Ryken


„Wenn das wahr ist, dann steht oder fällt das Evangelium mit den Lehren der Gnade.“

... definierte seine Theologie, prägte sein geistliches Leben und verdeutlichte seinen Auftrag. Dies ist nicht mehr so wie früher. Man ist zunehmend der Ansicht, dass sich der Calvinismus klar vom Evangelikalismus unterscheidet, und während viele Calvinisten sich weiterhin als evangelikal betrachten, stehen die meisten Evangelikalen dem Calvinismus skeptisch gegenüber. Auf dem ersten Blick scheint Warfields Behauptung daher übertrieben und offenbar falsch. Dass sie in der heutigen Gemeinde eine breite Akzeptanz finden würde, ist zweifelhaft. Was hat Calvinismus mit Evangelikalismus zu tun? Und warum sollte das Leben der evangelikalen Gemeinde in irgendeiner Weise von calvinistischer Theologie abhängen? Auch wenn es überraschen mag: Was Warfield behauptet, liefert die These dieses Buches: Der Evangelikalismus steht oder fällt mit dem Calvinismus. Oder weniger provokativ ausgedrückt: Der Evangelikalismus braucht den Calvinismus. Das wird deutlicher, wenn man die Etiketten entfernt. Mit „Evangelikalismus“ meinte Warfield im Wesentlichen, was die deutschen Lutheraner mit dem Begriff „evangelisch“ ausdrückten, als sie diese Bezeichnung während der Reformation zu verwenden begannen: eine Gemeinde, die auf dem Evangelium gegründet ist, auf der frohen Botschaft des Heils durch Christi Tod und Auferstehung. Und wenn Warfield von „Calvinismus“ sprach, meinte er damit die protestantische Reformation und ihren Nachdruck auf Rechtfertigung allein aus Gnade, allein durch Glauben und allein durch Christus. Noch einfacher ausgedrückt: Evangelikalismus steht für das Evangelium und Calvinismus für Gnade. Somit sagte Warfield etwas, das jeder Christ glauben sollte und glauben muss: Das Evangelium steht oder fällt mit der Gnade. Wie Warfield erkannte, ist das Evangelium nicht wirklich das Evangelium, wenn es nicht ein Evangelium der Gnade ist. Mit anderen Worten: Das Evangelium ist nur die frohe Botschaft, wenn es verkündet, was Gott zur Errettung von Sündern getan hat. Und wenn das wahr ist, dann steht oder fällt das Evangelium mit den Lehren der Gnade.

Die Gnadenlehren. Der Begriff „Gnadenlehren“ steht für fünf verschiedene biblische Lehren, die man als Antwort auf jene Theologie formulierte, die sich im späten 16. Jahrhundert in Holland entwickelte. Diese Theologie ist mit dem Namen Jakobus Arminius (1560–1609) verbunden. Arminius und seine Anhänger betonten den freien und somit selbstbestimmenden Willen des Menschen, was sie anhand eines logischen Denkprozesses dazu führte, Johannes Calvins (1509 –1564) strikte Prädestinationslehre abzustreiten, und insbesondere seine Lehre, dass Jesus nur für die von Gott Erwählten starb. Um auf die theologischen Abweichungen der Arminianer zu reagieren, wurde die Synode von Dordrecht (1618–1619) einberufen. So entstand die Lehrregel von Dordrecht, die klassische Zusammenfassung der fünf Gnadenlehren. Sie ist heute bekannt unter dem Akronym „Tulip“ (engl. „Tulpe“), das aus den Anfangsbuchstaben der „fünf Punkte des Calvinismus“ gebildet ist. Die einzelnen Buchstaben von TULIP stehen für die Anfangsbuchstaben der Gnadenlehren: Total depravity, Unconditional election, Limited atonement, Irresistible grace und Perseverance of the saints – völlige Verdorbenheit, bedingungslose Erwählung, begrenzte Sühne, unwiderstehliche Gnade und das Ausharren der Heiligen. Dies sind leider nicht die klügsten oder präzisesten Bezeichnungen für diese Lehren, aber sie sind am weitesten verbreitet, und TULIP ist eine praktische Erinnerungshilfe. Diese Lehren sind so wichtig, weil sie jegliches Vertrauen auf etwaiges geistlich Gutes im Menschen korrigieren und stattdessen das Vertrauen allein auf Gottes Willen und Macht richten. Obwohl diese Lehren den reinsten Calvinismus repräsentieren, stammen sie weder von Calvin selbst, noch charakterisieren sie ein spezielles Gedankengut Calvins aus der Reformationszeit. Diese Wahrheiten finden wir in den alttestamentlichen Psalmen. Jesus selbst lehrte sie, sogar gegenüber seinen Feinden, wie in Johannes 6 und 10 und an anderer Stelle ersichtlich ist. Der Apostel Paulus bestätigte sie unter anderem in seinen Briefen an die Römer und Epheser.

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Daraus folgt, dass die Gemeinde erneut bessere Tage erleben wird, wenn diese Wahrheiten weithin freimütig verkündet werden.

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Augustinus trat für dieselben Wahrheiten gegenüber Pelagius ein, der sie ablehnte. Martin Luther war in vielerlei Hinsicht ein Calvinist (ebenso wie Calvin in wichtigen Aspekten ein Lutheraner war). Dasselbe galt auch für Ulrich Zwingli und William Tyndale. Aus diesem Grund ist es möglicherweise präziser, von einer „reformatorischen“ statt einer „calvinistischen“ Theologie zu sprechen. Auch die Puritaner waren reformierte Theologen, und durch ihre Lehren erlebten England und Schottland einige der größten und weitreichendsten landesweiten Erweckungen, die die Welt je gesehen hat. Zu diesen Puritanern zählten die Erben des schottischen Reformators John Knox: Thomas Cartwright, Richard Sibbes, John Owen, John Bunyan, Matthew Henry, Thomas Boston und viele andere. In Amerika wurden viele Tausend von Jonathan Edwards, Cotton Mather und George Whitefield beeinflusst – sie alle waren Calvinisten. In der Neuzeit empfing die Missionsbewegung ihre Prägung und anfänglichen Impulse von Gläubigen, die in der reformatorischen Tradition standen. Die Liste dieser Pioniere enthält solch bedeutende Missionare wie William Carey, John Ryland, Henry Martyn, Robert Moffat, David Livingstone, John G. Paton und John R. Mott. Für all diese Männer waren die Gnadenlehren mehr als

ein Anhängsel des christlichen Gedankenguts; vielmehr waren sie die zentralen Lehren, die ihre evangelistischen Aktivitäten anfachten und ihre Evangeliumspredigt prägten. Kurz gesagt, die als Calvinismus bekannten Lehren entstanden nicht zu einem späten Zeitpunkt in der Kirchengeschichte, sondern hatten ihren Ursprung bereits in den Lehren Jesu, die in der Gemeinde über viele Jahrhunderte bewahrt wurden und die in großen Glaubens- und Erweckungszeiten charakteristisch waren. Daraus folgt, dass die Gemeinde erneut bessere Tage erleben wird, wenn diese Wahrheiten weithin freimütig verkündet werden. Wenn das wahr ist, wird heute nichts dringender benötigt als eine Wiederentdeckung genau dieser fünf Lehren: Völlige Verdorbenheit, bedingungslose Erwählung, begrenzte Sühne, unwiderstehliche Gnade und das Ausharren der Heiligen (oder wie sie in diesem Buch exakter bezeichnet werden: radikale Verdorbenheit, bedingungslose Erwählung, persönliche Sühne, wirksame Gnade und heilsbewahrende Gnade.) In bedeutenden glorreichen Zeiten der Gemeinde standen diese Gnadenlehren im Zentrum des Denkens der Gläubigen. ¶


„Siehe, ich bin als Sünder geboren, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.“ Psalm 51,7

Radikale Verdorbenheit

Total depravity

„Denn mit einem Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden.“ Hebräer 10,14

Persönliche Sühne

Limited atonement

„Ich habe keinen von denen verloren, die du mir gegeben hast. “ Johannes 18,9

Unconditional election

„Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ Matthäus 22,14

„So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“ Römer 9,16

Bedinungslose Erwählung

Wirksame Gnade

Irresistible grace

Die „fünf Punkte“ werden aufgrund der jeweiligen Anfangsbuchstaben im englischen auch „TULIP“ genannt. Daher die Tulpe als Symbol für die Lehren der Gnade.

© Grafik: Peter Voth

Bewahrende Gnade

Perseverance of the saints


Schwerpunkt 1. KORINTHER 15,10 »Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.«

S o u v eräne Gnade „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ – angesichts seiner unrühmlichen Vergangenheit betrachtet Paulus sein Leben als ein Werk der Gnade Gottes. Aus einem Verfolger der Gemeinde wurde ein vollmächtiger Apostel, dessen Leben und Dienst ein Beweis der souveränen Gnade Gottes sind. Text Waldemar Dirksen


„Gott hat ihn erwählt, ohne dass er dafür irgendwelche Bedingungen erfüllt hat.“

Paulus ist ein großes Vorbild, dem es nachzufolgen gilt. Mit großem Eifer und Ernst hat er einen maßgeblichen Beitrag zum geistlichen Aufbau der weltweiten Gemeinde geleistet. Er selbst betont, dass er „viel mehr gearbeitet [habe] als sie alle“. Diese Feststellung erweckt den Eindruck, als ob Paulus sich auf ein Podest stellt und mit stolzen Augen auf andere herabschaut. Dies war allerdings nicht seine Absicht, da er seinem Vergleich mit anderen eine entscheidende Bemerkung hinzufügt: „nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“ Paulus hat die anderen Diener weit übertroffen, aber letztlich war sein unermüdlicher Einsatz das Resultat der wirksamen Gnade Gottes. In einem weiteren Brief an die Gemeinde in Korinth betont er diesen Gedanken nochmals: „Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott“ (2. Kor. 3,5). Das Leben von Paulus veranschaulicht in eindrücklicher Weise das Ausmaß und die Wirksamkeit der souveränen Gnade Gottes. Es lohnt sich, diese Gnade anhand seines Lebens zu ergründen. Völlige Verdorbenheit. Trotz seines vorbildlichen Lebens bekennt Paulus seine Verdorbenheit: „Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt“ (Röm. 7,18). Er sieht in seinem Inneren alles andere als einen guten Kern, der zur Entfaltung gebracht werden muss. Seine erschütternde Selbsterkenntnis steht im Einklang mit dem Urteil Gottes über das menschliche Herz, dessen „Dichten und Trachten [...] böse von Jugend auf“ ist (1. Mose 8,21). Unsere Herzen sind von Natur aus böse und somit gegen den heiligen Gott gerichtet. Manche Vorgänge in unserem Herzen treiben uns zur Verzweiflung und rauben uns jegliche Hoffnung auf Veränderung. Die tyrannische Herrschaft der Begierden nimmt uns die Fähigkeit zur Selbstbestimmung, sodass wir nicht Herr unser selbst sind und Dinge tun, die wir nicht tun wollen. Unser innerer Zustand ist oft erbärmlich, sodass wir mit Paulus in unserer Verzagtheit ausrufen müssen: „Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem

todverfallenen Leibe?“ (Röm. 7,24). Der Erlöser ist allein Jesus Christus – die fleischgewordene Gnade Gottes (vgl. Tit. 2,11). Gegen unsere Verderbtheit hilft allein diese heilsame Gnade Gottes. Sie befähigt uns, die verdorbene Sündennatur zu überwinden. Nach ihr dürfen wir uns ausstrecken und sie am Thron der Gnade erbeten. Da wir nichts Gutes aus uns selbst hervorbringen können, soll diese Gnade Gegenstand unseres Begehrens sein wie beim Zöllner, der im Tempel betete: „O Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Bedingungslose Erwählung. Paulus hatte Gott nichts anzubieten. Als Apostel erachtete er seine religiösen Errungenschaften vor seiner Bekehrung um Christi willen für Dreck. Zudem stellte er fest, dass in seinem Fleisch nichts Gutes wohnt. Als religiöser Fanatiker, der die Gemeinde verfolgte, wäre er aus menschlicher Sicht der Letzte gewesen, Kandidat für die göttliche Erwählung zu sein. Dennoch sagte Gott über ihn nach der Damaskus-Stunde: „Dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel“ (Apg. 9,15). Paulus hat sich selbst nicht für den Dienst als Apostel nominiert. Gott hat ihn erwählt, ohne dass er dafür irgendwelche Bedingungen erfüllt hat. Ein Akt der Gnade war diese Auserwählung, die unabhängig von vorausgesehenen Reaktionen des Menschen ‚Paulus‘ stattfand. Denn was hätte Gott wohl bei einem geistlich toten Eiferer wie Paulus vorausgesehen? Ablehnung für das Evangelium! Gottes Erwählung war auch schon im Fall des Volkes Israel bedingungslos (vgl. 5. Mose 7,7-8). Gott erwählt, wen er will. Diese Wahrheit hat Gott auch schon Mose offenbart, als er zu ihm sprach: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich“ (2. Mose 33,19). Die Erwählung lässt die souveräne Gnade Gottes im höchsten Glanz erstrahlen. Es ist unfassbare Gnade, vom himmlischen Vater zum ewigen Leben auserwählt zu sein. C.H. Spurgeon beschreibt die Wirkung der Lehre von der Erwählung: „Ich kenne nichts, absolut nichts, was demütigender für uns ist als die Lehre der Erwählung.

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Völlige Verdorbenheit

Wirksame Gnade

Bedinungslose Erwählung

Bewahrende Gnade

Bei meinen Versuchen, sie zu begreifen, falle ich manchmal der Länge nach vor ihr nieder. Ich habe meine Flügel ausgestreckt und mich wie ein Adler der Sonne entgegen emporgeschwungen. Eine Zeitlang blieben meine Augen fest fixiert und meine Flügel emsig, doch als ich mich ihr näherte und mich dieser eine Gedanke ergriff, „dass Gott uns von Anfang an erwählt hat zur Rettung“, war ich in ihrem Glanz verloren. Dieser gewaltige Gedanke erschütterte mich und meine Seele stürzte aus der schwindelerregenden Höhe herab, warf sich zerbrochen nieder und sprach: ‚Herr, ich bin nichts, ich bin weniger als nichts. Warum ich? Warum gerade ich?‘“ Wirksame Gnade. Allein durch die wirksame Gnade wurde aus dem Verfolger der Gemeinde ein treuer Apostel. Auf der Straße nach Damaskus erschien ihm Jesus und berief ihn: „Saul, Saul, was verfolgst du mich? (...) Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst“ (Apg. 9,4-6). Es war ein wirksamer Ruf, da Paulus nach einigen Tagen in Damaskus nicht die Gläubigen verfolgte, sondern in den Synagogen mit zunehmender Kraft von Jesus predigte. Diese radikale Richtungsänderung ist ein Beweis der unwiderstehlichen und unbesiegbaren Gnade Gottes. Gott verwirklicht stets souverän seine Heilsabsichten.

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„Allein durch die wirksame Gnade wurde aus dem Verfolger der Gemeinde ein treuer Apostel.“

Die Rettung einer Seele ist nicht ein von Mensch und Gott durchgeführtes Kooperationsprojekt, dessen Erfolg von der menschlichen Entscheidung abhängt. Wir müssen uns hüten, den Willen des Menschen hochzupreisen, indem wir behaupten: „Die Entscheidung des Menschen ist entscheidend“. Dies widerspricht dem Evangelium der Gnade. Gottes Gnade allein ist entscheidend. Seit dem Sündenfall ist der Mensch geistlich tot in Sünden und somit unfähig, sich freiwillig zu Gott zu bekehren. Der sündige Mensch ist lediglich frei darin, seinen Neigungen zu folgen, aber er besitzt nicht die Freiheit, insbesondere seinen sündigen Neigungen entgegenzutreten. Er ist ein Sklave der Sünde, der nur aufgrund der wirksamen Gnade Gottes von der Herrschaft der Sünde befreit werden kann. Ein geistlich toter Sünder kann durchaus das rechte Verständnis vom Evangelium haben, aber er glaubt ihm nicht, denn „es ist ihm eine Torheit“ (1. Kor. 2,14). Allein aus Gnade wird ein geistlich toter Sünder zum ewigen Leben erweckt, indem ihm Buße und Glaube von oben geschenkt werden. Bewahrende Gnade. Paulus war vielen physischen und geistlichen Gefahren ausgesetzt, aber er hatte die feste Zuversicht, dass nichts und niemand ihn von Christus scheiden kann: „Wer will uns


Souveräne Gnade

scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? (...) Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm. 8,35-39). Paulus konnte in den vielen Bedrängnissen ausharren, weil Gottes bewahrende Gnade mit ihm war. Die wahren Gläubigen bleiben nicht verschont von geistlichen Gefahren. Sie „müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“ (Apg. 14,22). Aber in dem allen überwinden sie aufgrund der bewahrenden Gnade Gottes. Möge es unsere Sehnsucht sein, dass Gottes Gnadenwerk in unserem Leben umfassend und tiefgreifend ist. Denn es kommt nicht darauf an, was wir für Gott tun, sondern dass seine souveräne Gnade in uns und durch uns zum Lob seiner Herrlichkeit wirkt. ¶

„Aber in dem allen überwinden sie aufgrund der bewahrenden Gnade Gottes.“

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Schwerpunkt BIOGRAFIE »Martin Luther (1483—1546) war der Urheber der Reformation. Seine Entdeckung der „Gnadenzusage“ in der Bibel hat bedeutende Kirchenund Weltgeschichtliche Veränderungen mit sich gebracht.«

Ma r t in L ut h e r Die Rechtfertigungslehre Martin Luthers gilt als das zentrale Konzept der Reformation. Ein ganz entscheidender Baustein dieser Lehre ist die Betonung der Gnade Gottes. Text Daniel Facius


Die Lutherrose (hier in den Originalfarben) war das Siegel Martin Luthers, das er seit 1530 für seinen Briefverkehr verwendete. Für Luther war es ein Ausdruck seiner Theologie. Nicht nur die einzelnen Elemente, sondern auch die Farben spielten eine wichtige Rolle. So schrieb er einmal u.a. über das Siegel: „Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rosen stehen, anzuzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, darum soll die Rose weiß und nicht rot sein.“

„Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?“ Jeder Entdeckung, jedem Fortschritt, jeder kleinen wie großen Reformation geht letztlich das Stellen der richtigen Frage voraus. Der junge Martin Luther, nach seinen Studien in Erfurt eigentlich auf eine juristische Karriere festgelegt, war mit Anfang zwanzig eher unverhofft als geplant im Kloster gelandet.1 Luther wählte dabei das Erfurter Kloster des erst Mitte des 13. Jahrhunderts von Papst Alexander IV. ins Leben gerufenen Ordens der Augustiner-Eremiten, ein Kloster, das innerhalb der Gemeinschaft als „observantes“ (d.h. strenges) Kloster galt, weil es die Ordensregeln besonders streng befolgte. Schon diese Wahl Luthers zeigte: Er meinte es ernst. Es ging ihm nicht primär darum, sein Aus- und Weiterkommen, seine Karriere sicherzustellen, sondern um etwas viel Grundlegenderes. Es ging ihm um die Frage: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Die Sackgasse religiöser Leistungen. Als Antwort auf diese Frage bot die Kirche des Mittelalters eine Menge religiöser Leistungen an. Insbesondere im Kloster konnte man viel tun, um vor Gott gerecht zu werden. So gab es zahlreiche Stundengebete, die den ganzen Tagesablauf bestimmten (beginnend mit der Matutin mitten in der Nacht, gefolgt von Prim, Terz, Konventsmesse und Sext, Ruhestunde, Non, Vesper und Complet), und das strenge Befolgen dieser Messen, das Beten der vorgeschriebenen Gebete2 galt als Weg, um Sünden zu büßen, Gott gnädig zu stimmen und das Heil zu erlangen. Doch obwohl sich Luther größte Mühe gab, alle diese Pflichten gewissenhaft zu erledigen (bei seinen Mitmönchen hatte er den Ruf, „er wolle zwölf Kegel treffen, wo doch nur neun dastünden“),3 ließ sich seine Seele einfach nicht beruhigen. Ihm fehlte bei diesen „Flattergebeten“ die Gewissheit des Herzens, die Fähigkeit, das Amen auch getrost zu sprechen.4 Da er aber zunächst keine Alternativen sah, wurde er immer strenger gegen sich selbst, und je strenger er wurde, umso mehr Fehler entdeckte er an sich. Fehler wiederum mussten alle gebeichtet werden, und von dieser Möglichkeit machte Luther reichlich Gebrauch, zum Teil sechs Stunden lang: „Da war solch ein Laufen, daß

man sich nimmer konnt satt beichten“.5 Was blieb, war Verunsicherung: Wann hatte man genug getan? Würde Gott tatsächlich vergeben? „Wenn je ein Mönch mit seinen Anstrengungen ans Ziel gekommen ist, dann hätte das auch bei mir der Fall sein müssen“, sagt Luther6 und erinnert damit an die Selbsteinschätzung des Pharisäers Paulus (Philipper 3,4ff.). Da klingt die Erkenntnis durch: Dieser Weg der Werkgerechtigkeit ist eine Sackgasse. Es sollte aber noch einige Zeit dauern, bis Luther einen Ausweg aus dieser Misere fand. Gerade die biblischen Vorlesungen Luthers, die er nach seinem Theologiestudium an der Universität Wittenberg hielt, führten nach und nach zu seiner reformatorischen Entdeckung.7 Die „zuvorkommende“ Gnade. Schon in seiner ersten Psalmenvorlesung (1513–1515) wird erkennbar, dass Luther von dem Gnadenverständnis seiner Zeit abzuweichen beginnt. Ein Grundsatz der herrschenden scholastischen Theologie8 lautete nämlich: „Facienti quod in se est, Deus non denegat gratiam“: „Wer tut, was an ihm ist, dem versagt Gott die Gnade nicht“. Gnade ist hier eine Reaktion Gottes auf das, was der Mensch leistet.9 Luther dagegen beginnt vorsichtig, diesen Zusammenhang zwischen Werken und Gnade aufzubrechen. So formuliert er in seiner Psalmenvorlesung: „Wer sich selbst ungerecht vorkommt und so demütig vor Gott ist, dem schenkt Gott seine Gnade.“10 Hier ist es nicht mehr die Anstrengung des Menschen, sondern dessen Einsicht in seine eigene Ungerechtigkeit, die auf Gottes Gnade rechnen kann, ein Gedanke, der auch dem Apostel Petrus nicht fremd ist (1. Petrus 5,5). In der anschließenden Römerbriefvorlesung (1515/16) folgt dann eine für Luther typische, sehr deutliche Kritik an der herrschenden Gnadenlehre: „Daher ist es reiner Wahnsinn, wenn man behauptet, der Mensch könne aus eigenen Kräften Gott über alle Dinge lieben und die gebotenen Werke tun (…). O ihr Toren, o Sautheologen!“11 Nunmehr wendet sich Luther mehr und mehr dem Kirchenvater Augustinus zu, der die Rolle der Gnade in

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„Nur die Gnade scheidet ja die Erlösten von den Verdammten ...“ seinen Schriften gegen Pelagius12 herausgestellt hat. Dort vertrat Augustinus die Auffassung, dass ein Mensch die Gebote Gottes unabhängig von der Gnade nicht halten könne und sich ihnen auch nicht aus freiem Willen zuwenden könne. In ähnlicher Weise formuliert Luther in seiner Anmerkung zu Römer 9,21: „Nur die Gnade scheidet ja die Erlösten von den Verdammten, die ein gemeinsamer, auf die (menschliche) Abstammung zurückgehender Anlass (d.h. der Sündenfall) beide zu einer einzigen, der Verdammung verfallenen Masse verschmolzen hat. (…) Hier aber lernt er, dass es die Gnade ist, die ihn wieder aufrichtet, früher als sein ganzer Wille und über sein eigenes Wollen hinaus“.13 Ebenso äußert sich Luther in seiner Hebräerbriefvorlesung (1517/18): „Das Wollen und Bitten, das Suchen oder Anklopfen ist ein Geschenk der zuvorkommenden Gnade, nicht das Ergebnis unseres Willens.“14 Hier wird die Gnade als eine „zuvorkommende“ Gnade geschildert, die dem Willen des Menschen vorausgeht15 und den Menschen befähigt, sich Gott zuzuwenden.16 Gnade und Gerechtigkeit Gottes. Während seiner Vorlesungen formuliert Luther auch ein neues Verständnis des Begriffs der „Gerechtigkeit Gottes“. Wo die „Gerechtigkeit Gottes“ für Luther zunächst in der Vergeltung, in dem

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Gericht über das Böse bestand (und ihn so zur Verzweiflung trieb), entfaltete er die Bedeutung des Begriffes parallel zu seinem Gnadenverständnis weiter. In der ersten Psalmen- und dann auch in der Römerbriefvorlesung beschreibt er die Gerechtigkeit Gottes als Akt, mit dem der Mensch sich selbst richtet und so das Urteil Gottes vorwegnimmt (ein demütiges Verhalten, dem dann die Gnade folgt). Nach diesem Verständnis dient das Evangelium dazu, die Sünde des Menschen aufzudecken – und Jesus ist wenig mehr als ein besonderes Vorbild in gelebter Demut. In der Hebräerbriefvorlesung dagegen entwickelt er dieses Konzept noch einmal weiter. Jetzt bedeutet Gerechtigkeit Gottes keine richtende Tätigkeit Gottes oder des Menschen, sondern ein gnädiges Anrechnen der Gerechtigkeit Gottes im Glauben an Jesus. Dabei geht er in einer zuspitzenden Anmerkung zu Hebräer 7,1 so weit, die Begriffe „Gerechtigkeit Gottes“ und „Gnade“ gleichzusetzen: „Hier ist anzumerken, dass die Begriffe „Gerechtigkeit“ und „Friede“ in der Heiligen Schrift immer im Sinne von Gerechtigkeit Gottes und Frieden Gottes verstanden werden, und zwar so, dass „Gerechtigkeit“ gerade die Gnade meint, durch die der Mensch gerechtfertigt wird.“17 Gottes Gerechtigkeit ist Gnade, der gerechte Gott ist der gnädige Gott – es ist nicht schwer zu sehen, dass

das eine wahrhaft gute Nachricht, tatsächliches „Evangelium“ für Luther sein musste. Klar und vollendet zum Ausdruck kommt dieses neue Verständnis der Gerechtigkeit Gottes in einer Predigt, die Luther am 28. März 1518 in der Wittenberger Stadtkirche hielt.18 Hier beschreibt er die Gerechtigkeit Gottes als Christusgerechtigkeit, die dem Menschen durch den Glauben an Christus zuteil wird. Dieses Verständnis hält Luther schon kurze Zeit später für „kanonisch“,19 also für einen verbindlichen Lehrsatz, und im Rückblick beschreibt er es als den zentralen reformatorischen Durchbruch: „Damals hatte ich die Heilige Schrift schon sieben Jahre lang aufs fleißigste privatim und öffentlich gelesen und gelehrt, so dass ich fast alles auswendig konnte; dann hatte ich auch die Anfänge der Erkenntnis und des Glaubens an Christus gewonnen, nämlich: dass wir nicht durch Werke, sondern durch den Glauben an Christus gerecht und selig werden.“20 Gnade allein durch den Glauben. Nun war dieses Verständnis von Gerechtigkeit und Gnade schon an und für sich sehr zugespitzt formuliert. Luther ging aber noch weiter, da er sich nicht mit der Behauptung begnügen wollte, dass die Gnade zur Rettung des Menschen führt. Er bestand vielmehr darauf, dass es allein die Gnade sei, die das Heil bewirkt.


„Diese Buchstaben sehen die Eselsköpfe an ...“ Damit verbunden war eine Absage an die gängigen Konzepte, die zwar die Gnade betonten, aber von einer Mitwirkung des Menschen ausgingen. Insbesondere katholische Vorstellungen von der verdienstvollen Wirkung frommer Werke, der Taten der Heiligen und der Rolle der Kirche wurden durch dieses Konzept attackiert. So wundert es nicht, dass Luthers Übersetzung von Römer 3,28 für Aufregung sorgte: „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“. Luthers Gegner warfen ihm vor, das Wort „allein“ ergänzt zu haben, das im Grundtext tatsächlich fehlt. Seine Verteidigung bestand darin, auf den Sinn des Textes zu verweisen: „Ebenso habe ich hier, Römer 3, 28 sehr wohl gewusst, dass im lateinischen und griechischen Text das Wort „solum“ nicht stehet und hätten mich solches die Katholiken nicht zu lehren brauchen. Wahr ist's: Diese vier Buchstaben s-o-l-a stehen nicht drinnen. Diese Buchstaben sehen die Eselsköpfe an, wie die Kühe ein neues Tor, sehen aber nicht, dass die Absicht des Textes gleichwohl das „sola“ in sich hat, und wo mans klar und deutlich verdeutschen will, so gehöret es hinein.“21 Paulus schreibt doch, so Luthers Argumentation, ganz klar in den vorangehenden Versen, dass der Mensch „ohne Verdienst“ einfach nur aus Gottes Gnade

gerecht werde (Römer 3,24) durch die Erlösung, die Christus bewirkt hat. Und in Vers 27 fragt Paulus rhetorisch, wo angesichts dessen das Rühmen bleibe. Die Antwort ist klar: „Es ist ausgeschlossen“ durch das Gesetz des Glaubens. Paulus stellt „Glaube“ und Werke“ als Gegensätze dar und verwirft die Werke. Was also kann außer dem Glauben noch übrig bleiben? „Denn daran ist Paulus ganz und gar gelegen, dass er allen Menschen die Gnade notwendig erscheinen lässt. Wenn sie aber von sich aus etwas anfangen könnten, wäre die Gnade nicht nötig. Nun aber, weil sie es nicht können, ist ihnen die Gnade nötig.“22 Gnade und der unfreie Wille. Luther wendet sich aber nicht nur gegen die Rolle der Werke bei der Errettung, sondern auch gegen die Fähigkeiten des menschlichen Willens. Auch hier folgt er im Wesentlichen der Lehre von Augustinus. In diesem Zusammenhang kam es zu einer sehr emotional geführten Diskussion mit dem Humanisten Erasmus von Rotterdam, der 1524 sein Werk „Über den freien Willen“ veröffentlichte und damit Luthers Gnadentheologie angriff. So verteidigte Erasmus den freien Willen des Menschen als „die Kraft, durch die sich der Mensch dem zuwenden oder davon abwenden kann, was zum ewigen Seelenheil führt.“23

Er zitiert zahlreiche alttestamentliche Stellen, die von einer Wahlmöglichkeit des Menschen in Bezug auf das Heil sprechen und argumentiert, dass ein Ruf zur Umkehr unsinnig würde, wenn dem Menschen eine solche gar nicht möglich wäre. Auch sprächen die Evangelien davon, dass ein Mensch sich Lohn bei Gott erarbeiten könne, und Belohnung wie auch Bestrafung sei nur dann gerecht, wenn der Mensch für sein Handeln verantwortlich sei. Auch wenn also nach Erasmus’ Auffassung die Gnade den Anstoß zum Heil gibt, müsse der menschliche Wille mit ihr zusammenwirken. Luther tritt dieser Auffassung klar entgegen: „Ich beschwöre dich: was kann klar und deutlich zu Gunsten der Gnade und gegen den freien Willen gesagt werden, wenn das Wort des Paulus (Römer 3,28; 11,6) nicht klar und deutlich ist? Er bedient sich eines Vergleichs und rühmt die Gnade gegenüber den Werken; dann sagt er mit den klarsten und schlichtesten Worten, dass wir ohne Verdienst gerechtfertigt werden und dass Gnade nicht Gnade ist, wenn man sie durch Werke erwerben kann.“24 In Luthers Theologie werden „Werke“ und „Willen“ also gleichgesetzt. Alles, was Paulus gegen die Rolle der Werke schreibt, ist für Luther auch gegen die Rolle des Willens geschrieben. Der Mensch kann sich daher seine Rettung nicht nur nicht verdienen, er kann nicht einmal gerettet werden wollen. Damit ist der Widerspruch des Reformators gegen die römische Theologie der menschlichen Verdienste auf die Spitze getrieben, wobei sich Luthers Nachfolger der Radikalität dieser Auffassung nicht vollständig anschlossen und sich Erasmus mehr annäherten, als es der Reformator gebilligt hätte.25 Gnade und Gesetz. Es überrascht nicht, dass das Gesetz für Luther nunmehr nur noch den Sinn haben konnte, den er am eigenen Leib erfahren hatte: in die Verzweiflung zu führen, um auf die Notwendigkeit der Gnade hinzuweisen. Die strenge Unterscheidung zwischen dem Gesetz auf der einen und dem

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„Die Gnade sagt: „Glaube an den“, und schon ist es getan.“ M A RT I N LU T H E R

Evangelium auf der anderen Seite ist für ihn geradezu der Schlüssel zu jedem richtigen Verständnis der Bibel: „Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht“, schreibt Paulus in Römer 10,4 und bezeichnet das Gesetz in Galater 3,24 als „Zuchtmeister auf Christus hin.“ In Luthers Worten: „Das Gesetz will, dass es gehalten werde. Gehalten werden aber kann es nicht ohne die Gnade und so zwingt es uns dazu, die Gnade zu suchen.“26 Luthers Frage, wie man einen gnädigen Gott bekommt, hatte damit eine Antwort erhalten, mit der die Fragestellung selbst als falsch entlarvt wurde. Denn hier wurde nach etwas gefragt, was der Mensch tun kann, wie auch die Volksmenge Jesus fragte, was sie tun solle, um Gottes Werke zu wirken (Johannes 6,28). Die Antwort Jesu lautete: „Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ So wird die Frage nach dem Tun des Menschen mit einer Antwort beschieden, die von dem Tun Gottes spricht. Und so fasst Luther auch prägnant seine Auffassung zur Bedeutung der Gnade zusammen: „Das Gesetz sagt: „Tue das“, und es geschieht doch niemals. Die Gnade sagt: „Glaube an den“, und schon ist es getan.“27 ¶

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Nachempfundenes Gemälde von Karl Aspelin (1857-1922), das Martin Luther beim Verbrennen der päpstlichen Bulle (Urkunde des Papstes mit Bannandrohung) in Wittenberg zeigt (am 10. Dezember 1520). Daraufhin verhängt der Papst den Bannfluch über Martin Luther.

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Schwerpunkt BIOGRAFIE »George Whitefield (1714—1770) war englischer Geistlicher. Sein Vermächtnis als Evangelist und Theologe während der „Großen Erweckung“ ist bis heute prägend und beispielhaft.«

G e o rge W hit efi eld Es gibt wohl kaum einen eifrigeren Evangelisten in der Kirchengeschichte als George Whitefield. Für manche verwunderlich, war im Zentrum seiner Theologie und Verkündigung die Gnadenlehre. Whitefield ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass sich Evangelisation und „Erwählungslehre“ nicht widersprechen. Ganz im Gegenteil. Text Benedikt Peters


„Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ Römer 11,36 Auf den Grundtatsachen der Gnade und der Rechtfertigung allein aus dem Glauben baute Whitefield seine Glaubenslehre auf, die er bis an sein Lebensende festhielt und zum Segen unzählbarer Menschen predigte. Es waren dies die Lehren, welche der reformatorischen Botschaft die ungeheure Kraft gegeben hatten, und es waren dies die Lehren, welche hundert Jahre später Scharen von Gottesmännern der englischsprachigen Welt wie John Bunyan mit heiliger Leidenschaft erfüllt und zu Zeugen des Evangeliums gemacht hatten im Angesicht von Verfolgungen, Gefängnissen und Vertreibungen. Was ist denn das Geheimnis der Kraft dieser Wahrheiten? Dies: Sie machen den Menschen klein und Gott groß. Sie erklären den Menschen für so verderbt, dass er das Gute weder will noch vermag, sein Herz für so verfinstert und seinen Willen für so versklavt, dass er die Finsternis, die Sünde und die Hölle hundertmal dem Licht, dem Leben, der Heiligkeit und dem Himmel vorzieht. Wie die Reformatoren und die Puritaner war Whitefield von der radikalen und totalen Verderbtheit des Menschen überzeugt und daher auch von der Tatsache, daß der Mensch selbstgewählt in der Gottesferne bleibt und hoffnungslos in die Hölle fährt, wenn ihn Gottes freie Gnade nicht heimsucht und rettet. Beides, das Wissen um unsere totale Verderbtheit und um die durch nichts verdiente und allein in Gott begründete Gnade, erzeugte in ihm eine unermessliche Dankbarkeit, eine Dankbarkeit, die nicht anders befriedigt werden konnte, als in hemmungsloser Hingabe an diesen großen Gott und Retter. Die »doctrines of grace«, die Lehren der Gnade, oder genauer gesagt: Der Gott aller Gnade, den diese Lehre verkündigt, hatte Whitefield überwältigt. Von dessen Gnadenwillen bezwungen, konnte und wollte Whitefield für den Rest seines Lebens nichts anderes, als

dem Gott leben, der ihn erwählt, gesucht, gerufen, gerechtfertigt und verherrlicht hatte (Röm 8,30). Er schrieb wenige Jahre nach seiner Bekehrung in sein Tagebuch: „I have thrown myself blindfold into His Almighty Hands – ich habe mich blind in seine allmächtigen Hände geworfen.“ Er schrieb einem Freund, als er an Bord des Küstenschiffes Mary and Ann war, das ihn zum zweiten Mal nach Schottland brachte: „Ich bin ganz aufgelöst, wenn ich daran denke, dass ein solch erbärmlicher Wicht wie ich berufen sein sollte, das Ewige Evangelium zu predigen. Ich falle oft unter dem Eindruck von Gottes unterscheidender Barmherzigkeit nieder und rufe, von Ihm überwältigt: „Warum mich, Herr, warum mich?“ O mein Bruder, hilf mir, das Lamm zu preisen, welches die Sünde der Welt wegnimmt!“ Es war das Erscheinen der Gnade Gottes, die ihn erzog, alle Weltlichkeit zu verleugnen und in radikaler Gottseligkeit zu leben (Tit 2,11); es war die Gnade, die ihn stark machte (2Tim 2,1), sein Leben im Kampf und in der Arbeit im Evangelium restlos aufzubrauchen. Wenn es außer Paulus noch ein zweites Monument von der alles bezwingenden Macht der Gnade Gottes gibt, dann ist es George Whitefield. Wie der Apostel in 1. Korinther 15,10 hätte auch er sagen können: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und Seine Gnade ist nicht wirkungslos gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle – das war aber nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war. Gott gebe, dass ich nicht vergesse, dass ich erst vor kurzer Zeit ein gemeiner Zapfgeselle war in einem Wirtshaus, und dass ich, wäre ich nicht durch Gottes Gnade mit unwiderstehlicher Gewalt von da herausgezogen worden, jetzt unter allen Lebenden der haltloseste Schuft wäre.“ „… der haltloseste Schuft …“ Das ist die Sprache des echten Kindes der englischen Reformatoren und der Puritaner. Sie erinnert an John Bradford, einen der Märtyrer unter Maria der Blutigen, der Katholischen, den man rufen hörte, wenn er einen

„Aber nun weiß ich, daß Er die, die Er liebt, bis ans Ende liebt.“ Verbrecher sah, der zur Richtstätte geführt wurde: „But for the grace of God, there goeth John Bradford! – Dort geht John Bradford – wäre Gottes Gnade nicht.“ Und wenn Whitefield sagt, Gottes Gnade habe ihn unwiderstehlich vom Wirtshaus zur Kanzel gezogen, dann ist das auch ein Widerhall des Glaubens und des Bekenntnisses John Bunyans, des armen Kesselflickers und christlichen Dulders von Bedford, der zum meistgelesenen und meistübersetzten Schriftsteller englischer Zunge wurde. Er nannte seine kurze autobiographische Schrift nicht umsonst „Grace Abounding for the Chief of Sinners – überströmende Gnade für den vornehmsten der Sünder.“ Whitefield schreibt an einen Pastor in Bath: „Wäre die Liebe meines Meisters nicht wie Er selbst unendlich, wäre ich längst von Ihm verworfen worden. Aber nun weiß ich, daß Er die, die Er liebt, bis ans Ende liebt.“ So hatte Whitefield geglaubt, so hatte er gelebt, so hatte er gepredigt, und so waren die Auswirkungen gewesen. Der Apostel Paulus sagte einmal in einer Abschiedsrede vor den Ältesten einer Gemeinde, die durch ihn entstanden war: „Ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben, als teuer für mich selbst, auf dass ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes (Apg 20,24).“ Ich wüsste nicht, wie man das Leben und den Dienst George Whitefields, des Verkündigers des Evangeliums der Gnade Gottes, treffender umschreiben könnte. ¶ (Aus „George Whitefield - Der Erwecker Englands und Amerikas“ von Benedikt Peters, erschienen bei CLV)

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GNADE IM ALTEN TESTAMENT? Gnade? Im Alten Testament? Wirklich? Für viele scheint es widersprüchlich zu sein. Gesetz ja, aber doch keine Gnade. Die meisten Menschen wären überrascht, wenn sie wüssten, was uns das Alte Testament über die Gnade Gottes zeigt. Besonders das 5. Buch Mose wirft ein Licht auf die befreiende Gnadenlehre, die jeden von uns betrifft. Text Andreas Münch


SCHRIFTGELEHRT —¬— DIE RUBRIK ZUM A LT E N T E S T A M E N T


„Die Theologie der Apostel, die wir in den Briefen des Neuen Testamentes finden, hat ihre tiefsten Wurzeln in diesem Buch.“

Deuteronomium, auch bekannt als das 5. Buch Mose, kann als das wichtigste Buch im Alten Testament angesehen werden! Mit Sicherheit zählt es zu den einflussreichsten Büchern der Bibel und der theologischen Literatur überhaupt. Jesus zitierte mehr aus Deuteronomium als aus den anderen Büchern des Alten Testamentes. Nach den Psalmen und Jesaja ist es das am meisten zitierte Buch der Bibel (über 50-mal). Was macht dieses Buch so besonders? Nun, es vermittelt uns in einzigartiger Weise die Grundlage einer wahren Gottesbeziehung. Jede echte Beziehung mit dem lebendigen Gott beruht auf den Prinzipien von Deuteronomium zugrunde! Und diese Prinzipien haben die Gnade Gottes als Grundlage. Warum hören wir dann so wenig aus diesem Buch von unseren Kanzeln? Nun, auch ich muss zugeben, dass ich dieses Bibelbuch in der Vergangenheit vernachlässigt habe. Oftmals war Deuteronomium für mich nichts weiter als der notwendige Abschluss der Thora und die Verbindung zu den nachfolgenden Geschichtsbüchern. Wahrscheinlich bin ich damit nicht der Einzige. Mit dieser Feststellung lag ich auch nicht daneben. Ich hatte lediglich nicht die volle Tragweite dessen verstanden. Ohne die Botschaft des Buches Deuteronomium haben die Glaubensbekenntnisse der Psalmen und die Predigten der Propheten keinerlei Grundlage. Schauen wir uns das einmal genauer an. Die besondere Stellung von Deuteronomium im Alten Testament. In Genesis (1. Buch Mose) lesen wir von der Schöpfung, dem Sündenfall und den Taten Gottes, beginnend mit Abraham, sich ein Volk zu erschaffen – Israel. In Exodus (2. Buch Mose) lesen wir insbesondere vom Charakter Gottes und wie dieser sich ausdrückte durch die 10 Plagen, dem Auszug aus Ägypten und der Gesetzgebung am Sinai. Levitikus (3. Buch Mose) ist eine Lehrstunde über die Heiligkeit Gottes und ergänzt Exodus. In Numeri (4. Buch Mose) sehen wir die Abhängigkeit des Gottesvolkes von der Gnade Gottes. Israel blieb trotz all der Gottesoffenbarungen zum Großteil ungläubig und widerspenstig, so dass Gott

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sie durch viele Strafen und Prüfungen läuterte. Dennoch gab Er sie nicht völlig auf. Nach 40 Jahren Wüstenwanderung war es an der Zeit, mit der nächsten Generation einen Neuanfang zu machen. Kurz vor der Landeinnahme erneuerte und bestätigte Gott die Bundesbeziehung mit Seinem Volk. Er lehrte sie und uns, was die wahre Bedeutung davon ist, wenn Er spricht: „Ich bin der HERR, dein Gott!“ Davon handelt, kurz gesagt, Deuteronomium. In den nachfolgenden Geschichtsbüchern lesen wir von den praktischen Auswirkungen dieser Bundesbeziehung am Beispiel Israels, sowohl von der angenehmen als auch von der unangenehmen Seite (Segen und Fluch). Wenn die Psalm-Schreiber ihre Freude, ihr Leid, ihre Bitten und Flehen Gott gegenüber zum Ausdruck brachten, dann deshalb, weil Jahwe, der HERR, ihr persönlicher Gott war, der mit ihnen einen Bund geschlossen hatte. Die Kernaussage der hebräischen Weisheitsliteratur besagt: „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des allein Heiligen ist Einsicht“ (Sprüche 9,10). Es ist die Liebe zu seinem Bundesgott, die den Gläubigen dazu motiviert, ein Ihm wohlgefälliges und dementsprechend weises Leben zu führen. Sofern die Propheten das Volk zur Buße aufriefen, dann nur deshalb, weil sie den Bund aus Deuteronomium gebrochen hatten. Der Segen, den die Propheten vorhersagten, gründete sich auf die einmal gegebenen Verheißungen in diesem Buch. Die Evangelisten des Neuen Testamentes beschrieben mit ihren Darstellungen des Lebens Jesu und der Gründung der Gemeinde die Erfüllungen und Auswirkungen der Verheißungen, die Gott bereits in Deuteronomium gab. Die Theologie der Apostel, die wir in den Briefen des Neuen Testamentes finden, hat ihre tiefsten Wurzeln in diesem Buch. In der Offenbarung lesen wir schließlich, wie das grandiose Ziel erreicht wird: das ewige Leben in der herrlichen Gegenwart unseres Gottes. Von Ihm wird gesagt: „Denn ein barmherziger Gott ist der HERR, dein Gott. Er wird dich nicht aufgeben und dich nicht vernichten und wird den Bund


deiner Väter nicht vergessen, den er ihnen geschworen hat“ (Deuteronomium 4,31). Am Ende der Zeiten, wenn die Gläubigen der Jahrtausende im Himmel versammelt sein werden, wird die in Deuteronomium versprochene Gnade vollständig sichtbar werden. Deuteronomium ist das Dokument, in welchem der Gott des Himmels und der Erde jedem wahren Gläubigen schriftlich Seine ewige Treue und Gnade zusichert. Das 5. Buch Mose ist kein altes jüdisches Schriftstück ohne Bedeutung für uns im 21. Jahrhundert. Die Botschaft ist für uns unverzichtbar, was ich dir nun im Folgenden zeigen möchte. Die Gnade als Grundlage der Gottesbeziehung. Wir finden in Deuteronomium 3 wichtige Prinzipien, die jede Gottesbeziehung kennzeichnen und ihre Grundlage in der Gnade Gottes haben. 1. Es ist Gnade, dass Gott eine Beziehung mit uns Menschen will. Die meisten Menschen würden mich wohl komisch anschauen, wenn ich ihnen sagen würde, dass ich eine persönliche Beziehung zu Gott habe. Insbesondere, wenn ich das weiter ausführen würde und mich zu Jesus Christus als meinem Gott bekennen würde, wären belächelnde Blicke die Antwort. An einen Gott glauben, ja, das tun viele. Aber eine persönliche Beziehung zu seinem Gott zu haben wie zu einem Freund? Für muslimische Gläubige ist das undenkbar und viele andere Vorstellungen von Gott schließen nicht einmal einen persönlichen Gott ein. Gott ist für viele eine Idee, eine Kraft. Aber keine Person. Das Gottesbild der Bibel sieht ganz anders aus. Die Gläubigen des Alten und Neuen Testamentes hatten eine persönliche Beziehung zu ihrem Gott. Dabei betont die Bibel, dass es Gott war, der diese Beziehung suchte. Mose zeigte Israel die Anfänge ihrer einzigartigen Gottesbeziehung auf: „So bewahrt und tut sie [Gottes Gebote]! Denn das ist eure Weisheit und eure Einsicht in den Augen der Völker, die all diese Ordnungen hören. Und sie werden sagen: Ein wahrhaft weises und verständiges Volk ist diese große Nation! Denn wo

gibt es eine große Nation, die Götter hätte, die ihr so nahe wären wie der HERR, unser Gott, in allem, worin wir zu ihm rufen?“ (Deuteronomium 4,6.7). Gott hatte Israel aus Ägypten befreit, um es zu Seinem Volk zu machen, exklusiv für Ihn. Er hatte Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um eine Beziehung zu Israel zu haben. Mose fragte das Volk: „Oder hat je ein Gott versucht hinzugehen, um sich eine Nation mitten aus einer anderen Nation zu holen durch Prüfungen, durch Zeichen und durch Wunder und durch Krieg und mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und durch große Schreckenstaten nach allem, was der HERR, euer Gott, in Ägypten vor deinen Augen für euch getan hat?“ (Deuteronomium 4,34). Dabei betonte Gott, dass die Grundlage dieser Beziehung einzig und allein auf Seiner gnädigen Erwählung ruhte – und nicht auf der Attraktivität Israels: „Denn du bist dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk. Dich hat der HERR erwählt, dass du ihm zum Volk seines Eigentums wirst aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt – ihr seid ja das geringste unter allen Völkern –, sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Sklavenhaus, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten“ (Deuteronomium 7,7.8). Es ist reine Gnade, dass wir Menschen überhaupt eine Beziehung zu Gott haben können. Die Gottesbeziehung ist nichts Selbstverständliches, worauf der Mensch ein Anrecht hat. Nein, es war ein Akt der Gnade, dass Gott sich Israel als Volk erwählte. Und so ist es auch mit uns Christen. Denn die Lehre von der göttlichen Erwählung der Gläubigen finden wir an vielen Stellen im Neuen Testament. So schreibt der Apostel Paulus den Christen in Thessalonich: „Wir aber müssen Gott allezeit für euch danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang an erwählt hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im

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„Nicht wir tragen Gott die Freundschaft an, sondern Er trägt sie uns an, indem Er uns Seine Erkenntnis gestattet, uns Seine Liebe offenbart.“ J . I . PA C K E R

Glauben an die Wahrheit, wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus“ (2.Thessalonicher 2,13.14). Wenn wir eine Beziehung zu Gott haben, dann liegt dies in erster Linie daran, dass Gott uns diese Beziehung von sich aus anbietet. Er hätte es nicht tun müssen. Aber Er tat es und tut es heute immer noch. Der Theologe James I. Packer sagte einmal treffend: „Gotteserkenntnis ist eine Frage der Gnade. Dies ist eine Form der Beziehung, die nur von Gott ausgehen kann – unbedingt – denn Gott ist so überaus erhaben über uns, und wir haben – angesichts unserer Sünden – kaum einen Anspruch auf Seine Güte. Nicht wir tragen Gott die Freundschaft an, sondern Er trägt sie uns an, indem Er uns Seine Erkenntnis gestattet, uns Seine Liebe offenbart.“1 Interessant ist, wie sehr der Fokus darauf gelegt wird, dass der HERR dein Gott ist. Diese Formulierung finden wir 125-mal in Deuteronomium. Dieses Buch möchte dir diese Wahrheit förmlich einhämmern: Gott ist DEIN Gott! Was für ein herrlicher Gedanke, wenn wir uns einmal die Zeit nehmen, über die Konsequenzen nachzudenken. Deswegen kommen wir zum nächsten Prinzip.

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2. Es ist Gnade, dass Gott uns sagt, wie die Beziehung aussehen soll. Einst wurde Jesus gefragt, was das höchste Gebot im Gesetz ist (vgl. Matthäus 22,37). Anders formuliert: Was ist das Wichtigste, was ein Mensch befolgen muss? Worin liegt der Sinn unseres Lebens? Jesus gab die Antwort, indem er aus Deuteronomium 6,4.5 zitierte: „Höre Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ Das Wichtigste für uns Menschen ist, Gott mit unserem ganzen Sein zu lieben und zu ehren. Klar, dass diese Liebe nicht aus Angst oder krampfhafter Anstrengung herrühren kann. Jemanden richtig zu lieben ist etwas Natürliches. Genauso ist es auch mit der Beziehung zu Gott. Für den Gläubigen ist es so natürlich wie das Atmen. Doch wie sah es in Deuteronomium aus? Nun, Gott offenbarte dem Volk Israel Seinen Willen durch das Gesetz. Er gab ihnen Regeln und Gebote, an denen sie sich orientieren konnten: „Und nun Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, den HERRN, deinen Gott, zu fürchten, auf allen seinen Wegen zu gehen und ihn zu lieben und dem HERRN, deinem Gott, zu dienen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen

Seele, indem du die Gebote des HERRN und seine Ordnungen, die ich dir heute gebe, hältst, dir zum Guten?“ (Deuteronomium 10,12.13). Hier sehen wir wieder die Gnade Gottes: Nicht nur macht Er die Beziehung überhaupt möglich, sondern Er zeigt uns auch auf, wie diese Beziehung im Detail auszusehen hat. Gott stellt sich uns vor, wie Er ist und Er sagt uns auch, was Ihm wohlgefällig ist, so dass wir Seinen Willen tun können. Würde Gott sich uns nicht so im Detail offenbaren, könnten wir niemals wissen, wie wir ein Leben zu Seiner Ehre leben könnten. Doch Er hat sich uns offenbart und sagt uns genau, wie diese Beziehung auszusehen hat. In der Beziehung zu Gott liegt unser größter Friede, denn der Kirchenvater Augustinus hat einmal zu Recht gesagt: „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es Ruhe findet in dir.“ Gott sagt uns, was uns wirklichen Frieden geben wird: die Beziehung zu Ihm! Aber was ist mit all den Gesetzen im Alten Testament, von denen es in Deuteronomium eine Menge gibt? Wurden die Menschen im Alten Testament nicht dadurch gerettet, dass sie das Gesetz hielten? Sind die Gnade des Neuen Testamentes und das alttestamentliche Gesetz nicht zwei völlig verschiedene Dinge? Alles gute Fragen und ich bin froh, dass Deuteronomium diese klar beantwortet. 3. Es ist Gnade, dass Sünder in Beziehung mit Gott leben können. Es stimmt, dass Gott dem Volk verschiedene Vorschriften gab und sie ermahnte, diese zu befolgen. Bei Befolgung versprach Gott Segen, bei Nichteinhaltung Strafe. Darin bestanden die Regelungen des alten Bundes. Den zentralen Gedanken dazu finden wir in Deuteronomium 26,16-18: „Am heutigen Tag befiehlt dir der HERR, dein Gott, diese Ordnungen und Rechtsbestimmungen zu tun. So bewahre und tue sie mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele! Du hast heute


den HERRN sagen lassen, dass er dein Gott sein will und dass du auf seinen Wegen gehen und seine Ordnungen und seine Gebote und seine Rechtsbestimmungen bewahren und seiner Stimme gehorchen willst. Und der HERR hat dich heute sagen lassen, dass du ihm zum Volk seines Eigentums sein willst, wie er zu dir geredet hat, und dass du alle seine Gebote bewahren willst.“ Israel versprach, das Gesetz zu halten, aber Gott sagte ihnen bereits hier, dass sie sich innerlich, am Herzen, verändern müssten. Die Israeliten waren äußerlich beschnitten, ein Ritual, was sie zu Mitgliedern des nationalen Israels machte. Allerdings bewirkte die Beschneidung, ein Ritus am Körper vollzogen, keine Veränderung des Herzens. Wie hätte sie das auch tun können. Deshalb forderte Gott die Israeliten auf, sich innerlich zu verändern: „So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!“ (Deuteronomium 10,16). Gott wusste allerdings auch, dass sie dieser Aufforderung unmöglich selber nachkommen konnten: „Aber der HERR hat euch bis zum heutigen Tag weder ein Herz gegeben zu erkennen, noch Augen zu sehen, noch Ohren zu hören.“ (Deuteronomium 29,3). Aus diesem Grund versprach Er ihnen, sich selber dieser Sache anzunehmen: „Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden, damit du den HERRN, deinen Gott, liebst mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, dass du am Leben bleibst. [...] Du aber, du wirst umkehren und der Stimme des HERRN gehorchen und wirst all seine Gebote tun, die ich dir heute befehle“ (Deuteronomium 30,6.8). Gott ließ Israel ein paar Jahrhunderte Zeit, um sie erkennen zu lassen, dass sie niemals durch eigene Kraft Gottes Gesetze erfüllen würden, sondern dass Er sie grundlegend verändern müsste. Israel konnte gar nicht anders, als den Bund zu brechen. Doch zu Seiner Zeit ließ Gott ihnen durch den Propheten Jeremia sagen:

„Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihnen Gott sein, und sie werden mein Volk sein“ (Jeremia 31,33). Gott würde einen neuen Bund mit ihnen schließen, wie Er es bereits in Deuteronomium angekündigt hatte. Ungefähr 600 Jahre nach Jeremia saß Jesus mit Seinen Jüngern in einem kleinen Saal zusammen, während sie das Passah feierten und verkündigte ihnen den neuen Bund Gottes: „Und er nahm einen Kelch und dankte und gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Matthäus 26,27.28). Einige Stunden später starb der Sohn Gottes am Kreuz für Sünder und besiegelte mit Seinem Tod den neuen verheißenen Bund. Alles das hatte Gott bereits in Deuteronomium vorausgesagt. Jesus wurde klar angekündigt. Er ist der Prophet aus Deuteronomium 18,18. Er wurde zum Fluch für die Sünde, als man Ihn kreuzigte (vgl. Deuteronomium 21,23 mit Galater 3,13.14). In einem Satz gesagt: Deuteronomium lehrt Errettung aus Gnade und nicht aus Werken! Als König David sich des Ehebruchs und Mordes schuldig machte – Vergehen, die nach dem mosaischen Gesetz die Todesstrafe verlangten – flehte er Gott um Gnade an, weil es nichts anderes gab, was ihn noch retten konnte: „Sei mir gnädig, Gott, nach deiner Gnade; tilge meine Vergehen nach der Größe deiner Barmherzigkeit!“ (Psalm 51,3). Und Gott vergab ihm, denn David musste nicht für seine Sünden sterben – Jesus tat es! Denn Paulus lehrt im Römerbrief, dass Gott über die Sünden des Volkes zur Zeit des Alten Testaments gnädig hinwegsah und sie nicht sofort strafte, weil Er wusste, dass Jesus später die gerechte Strafe für die Sünden tragen würde (vgl. Römer 3,21-26). Wenn der alttestamentliche Gläubige nach dem Gesetz ein

„Denn es gibt keine echte Gottesbeziehung außer dieser, die durch Gnade zustande kommt.“

Tieropfer für seine Sünden brachte, rettete ihn nicht dieser Akt der religiösen Pflicht, sondern das Vertrauen darauf, dass Gott eine Lösung für das Problem der Sünde schenken würde. Denn wie sollte das Blut von Stieren und Böcken Sünden vergeben (vgl. Hebräer 10,4)? Auch der Gläubige des Alten Testamentes verließ sich völlig auf die Gnade Gottes, um seine Beziehung mit Gott zu leben. Denn es gibt keine echte Gottesbeziehung außer dieser, die durch Gnade zustande kommt. Ich möchte dich daher ermutigen, dass du dir die Zeit nimmst und dich noch mehr mit dem Buch Deuteronomium auseinandersetzt. Was bedeutet es nicht alles praktisch, dass Gott DEIN Gott ist? Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Wahrheit noch nicht vollständig erfasst haben. Denn ansonsten würde sich in unserem Leben etwas radikal ändern. Wir würden Gott mehr lieben, wir würden viel mehr Glaubensmut und Zuversicht im Alltag haben und wir wären ein größerer Segen für unsere Mitmenschen. ¶

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WAHRE REFORMATION … BEGINNT BEI MIR! Dieser Artikel ist der erste in der neuen Josia-Rubrik. „Josia“ ist ein Netzwerk junger Christen, das es sich zum Ziel gesetzt hat, junge Christen in ganz Deutschland zu vernetzen und noch viele andere von der wunderbaren Botschaft unseres Herrn und Königs, Jesus Christus, zu begeistern. Text Jochen Klautke


JOSIA —¬— DIE RUBRIK FÜR JUNGE LEUTE


Vielleicht fragst du dich, warum wir uns den Namen „Josia“ gegeben haben. Der Grund dafür ist eigentlich ziemlich einfach. Erstens war der alttestamentliche König Josia ein junger Mann und zweitens hatte er ein ganz großes Herz für Reformation, also für eine Neuausrichtung auf Gott und sein Wort in allen Lebensbereichen. In den nächsten Ausgaben des Timotheus Magazins möchten wir unsere Rubrik dazu benutzen, uns mit dem König Josia ein wenig näher zu beschäftigen und zu erforschen, was dieser König, der 2600 Jahre vor unserer Zeit lebte, uns heute noch zu sagen hat. Bevor ihr jedoch direkt in unsere Gedanken zu Josia eintauchen könnt, wäre es sehr sinnvoll, wenn ihr die Geschichte von Josia erst einmal in der Bibel lest. Ihr findet sie im zweiten Buch Könige, Kapitel 22-23 sowie im 2. Buch Chronik, Kapitel 34-35. Die ganze Serie steht unter dem Thema: Was macht wahre Reformation aus? Wahre Reformation … beginnt bei einem selbst! Bevor wir uns jedoch dem König Josia zuwenden, sollten wir erst einmal die Frage klären, was Re-formation eigentlich ist. Wenn ihr diesen Begriff hört, denkt ihr vielleicht an euren Geschichtsunterricht und an Martin Luther. Aber hat dieser Begriff überhaupt noch etwas mit unserer heutigen Zeit zu tun? Dazu hilft uns der Blick auf einen anderen jungen Mann, der zwar selbst nicht König war, dafür aber der Namensgeber des Magazins ist, das ihr gerade in den Händen haltet: Timotheus. Im neuen Testament finden wir zwei Briefe, die sein Lehrer Paulus an ihn geschrieben hat. In einem dieser Briefe ermahnt Paulus den Timotheus: „Halte dich an das Muster (oder auch: die Form) der gesunden Worte!“ (2. Timotheus 1,13). Mit diesem Vers fordert Paulus den Timotheus auf, an dem festzuhalten, was den Kern des christlichen Glaubens ausmacht – den Glauben an die Kraft und den Inhalt des irrtumslosen Wortes Gottes mit dem Evangelium von Jesus Christus im Zentrum. Paulus weiß ganz genau, wie gefährdet diese Form der gesunden Worte in der Gemeinde ist. Deswegen musste er auch einige Briefe schreiben, um die Gemein-

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„Immer dann, wenn diese Form gefährdet ist, muss man zu dieser Form zurückkehren, dann ist Re-form-ation nötig.“ den wieder zurück zu dieser Form der gesunden Worte zu führen (z.B. die Korintherbriefe). Immer dann, wenn diese Form gefährdet ist, muss man zu dieser Form zurückkehren, dann ist Re-form-ation nötig. Dass das Volk Gottes von den gesunden Worten wegläuft, ist ein zeitloses Problem. Es ist nicht nur ein Problem zur Zeit von Paulus gewesen, sondern auch ein Problem zur Zeit von Josia – und ein Problem heute. Und deswegen wollen wir uns mit Josia beschäftigen, weil er uns ein Beispiel dafür liefert, wie Reformation praktisch aussehen kann. Wer war Josia? Josia stammte aus dem Haus David – also dem Königshaus von Juda. Geboren wurde er 640 v. Chr. als Sohn des Amon, der selbst König von Juda war. Sein Urgroßvater war Hiskia, einer der gottesfürchtigsten Könige, die Juda je gehabt hatte. Aber sowohl Josias Vater Amon als auch sein Großvater Manasse hatten in den 57 Jahren ihrer Regierung Gott im öffentlichen Leben abgeschafft. Im Tempel gab es keinen Gottesdienst mehr, er verfiel langsam. An der Rückseite des Tempels waren stattdessen Bordelle errichtet worden und rund um Jerusalem gab es unglaublich viele Götzenopferstellen – bis hin zu Heiligtümern, in denen Kinder geopfert wurden. Anders als viele gottlose Könige vor ihm regierte Josias Großvater Manasse 55 Jahre – er konnte also den Götzendienst nicht nur einführen, sondern auch etablieren. In diese Familie und diese Gesellschaft wurde Josia geboren und wuchs dort auf.


Als er acht Jahre alt war, wurde sein Vater, König Amon, von seinen Dienern erschlagen, aber die Landbevölkerung wollte das nicht dulden und tötete wiederum die Verschwörer. Neben dem religiösen Chaos, schien also auch die Gesellschaft alles andere als stabil zu sein. Und in all diesem Wirrwarr finden wir plötzlich den achtjährigen Josia auf dem Thron sitzen. Eigentlich ist die Lage aussichtslos. Was soll denn dabei rauskommen, wenn ein achtjähriger Knirps das Chaos regiert? Denn nicht nur die innenpolitische Lage war katastrophal. Das Königreich Juda bestand aus den beiden Stämmen Juda und Benjamin. Die anderen zehn Stämme des Volkes Gottes – Israel oder das Nordreich – waren bereits 80 Jahre vorher von den Assyrern gefangen und weggeführt worden. Nur durch ein Wunder war Jerusalem damals nicht gefallen, aber das kleine unbedeutende Juda war jetzt völlig umringt vom assyrischen Riesenreich – und eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Juda untergehen würde. Warum also ein achtjähriger Junge? Ich glaube, es ist Gottes Weg, um uns zu zeigen, was Gnade ist. Ständig sind die Helden der Bibel irgendwie keine richtigen Helden. Abraham und Sarah sollten Eltern eines Riesenvolkes werden, obwohl sie nicht mal ein einziges Kind hatten und längst viel zu alt waren; David war der

kleine unbedeutende Bruder, der die Schafe hüten musste und nicht zum Abendessen kommen durfte, als seine ganze Familie mit dem großen Propheten Samuel aß. Maria war ein unbedeutendes Mädchen und Saulus war zwar reich und schlau, aber auf der komplett falschen Seite. Aber das sind die Leute, mit denen Gott Geschichte schreibt, damit Menschen keinen Grund haben, sich auf ihre eigenen Leistungen irgendetwas einzubilden. Josia regierte acht Jahre lang als Junge, wahrscheinlich unterstützt von seinen Dienern und dem Hofstaat, der nach all den Jahren völlig gottlos gewesen sein dürfte. Wie wir gelesen haben, war auch kein Wissen über das Gesetz Gottes vorhanden. Und trotzdem fängt Josia mit 16 Jahren an, Gott zu suchen (2. Chronik 34,3a). Es ist so eine der Stellen in der Bibel, wo Gottes Gnade, seine Souveränität bei der Errettung von Menschen unglaublich hell strahlt. Der junge König fängt an, den Gott seines Vaters David zu suchen, ohne dass es irgendeinen äußeren Grund zu geben scheint. Noch interessanter ist, was er danach macht. Er fängt nicht an, auf alle anderen zu zeigen und zu sagen. „Hey, ich sage euch jetzt mal, was hier alles falsch läuft!“ Stattdessen suchte er ganze vier Jahre lang Gott. Bevor man woanders oder bei anderen anfängt, sich für Reforma-

„Eigentlich ist die Lage aussichtslos.“

ausgabe 13 – 29


„Alles andere ist selbstgerecht.“

tion, also Rückbesinnung auf Gott, einzusetzen, muss man bei sich selbst anfangen. Alles andere ist selbstgerecht. Wenn man verstanden hat, dass man selbst, auch als Christ, tief in der Sünde verstrickt ist und dass man ganz von Gottes Gnade abhängig ist, dann wird man erkennen, dass man bei sich selbst eine ganze Menge Reformationsbedarf hat. Wenn wir nicht in Gefahr stehen würden, das aus dem Blick zu verlieren, hätte Paulus ja Timotheus nicht warnen müssen. Aber er tut genau das: „Auch du, Timotheus, halte dich an die Form der gesunden Worte!“ Bei Josia führte seine Suche nach Gott dazu, dass er das Gesetz lieb gewann. Er wich nicht zur Rechten und auch nicht zur Linken davon ab (2. Chronik 34,2). Der Schreiber des zweiten Königebuches fasst Josias Leben so zusammen: „Und seinesgleichen ist vor ihm kein König gewesen, der sich so von ganzem Herzen und von ganzer Seele und mit allen seinen Kräften dem Herrn zuwandte, ganz nach dem Gesetz Moses; auch nach ihm ist keiner seinesgleichen aufgestanden“ (1. Könige 23,25). Wahre Reformation muss bei uns selbst beginnen. Josia verbrachte vier Jahre damit, Gott zu suchen – und er hörte nicht auf, sein ganzes Leben immer wieder neu auf die Form der gesunden Worte auszurichten. Hat wahre Reformation auch schon bei dir begonnen? ¶ Fortsetzung folgt

30 – ausgabe 13


KONFERENZEN Mehr Informationen und weitere nützliche Ressourcen und Artikel von und mit dem „Josia Netzwerk“ sind hier zu finden: www.josiablog.de Außerdem findet dieses Jahr die erste Josia-Konferenz statt. Siehe rechts.

Josia-Konferenz 2013 Wann: 18.-20. Oktober 2013 Wo: August-Hermann-Francke Schule Gießen Thema: Ein Leben für Gott Redner: Mike Clark, Declan McMahon, Rudolf Tissen Mehr Infos: www.josiablog.de

Re:Formation-Konferenz 2013 Wann: 1.-3. November 2013 Wo: Langgöns-Dornholzhausen Thema: Heilig dem Herrn Redner: Peter Schild, Nathanael Armisen, Alexander Hiller, Robert Kunstmann, Gerd Roth Mehr Infos: www.erb-wetzlar.de


Impressum " 6=034 “ # ! "

HERAUSGEBER Die Redaktion REDAKTION Waldemar Dirksen Viktor Sudermann Andreas Kuhlmann Peter Voth Hans-Werner Deppe ART DIRECTOR Peter Voth L E K TO R AT Tanja Mirau ABO-SERVICE Michael TĂśws SHOP cbuch.de/timotheus INTERNET timotheusmagazin.de cbuch.de/timotheus betanien.de

S. 1, 18 Š Robert Green Hall, Harriet Smither, and Clarence Ousley, A History of The United States for the Grammar Grades (Dallas: The Southern Publishing Company, 1920) ßber www.etc.usf.edu/clipart S. 20, 21, 23 Š Foto von Mlenny (www.istockphoto.com/Mlenny) S. 27, 30, 31 Š Foto von Stalman & Boniecka (www.stocksy.com/stalmanandboniecka)

1

Auswahl, Band 1, Die Anfänge, 2.Aufl., GĂśttingen 1983, S. 221. 14 Luther, Vorlesung Ăźber den Hebräerbrief, in: Aland (Hrsg.), Luther Deutsch, Band 1, aaO, S. 296. 15 Sog. „gratia praeveniens“. 17 Luther, Vorlesung Ăźber den Hebräerbrief, aaO, S. 314. 18 Sogenannter „Sermon von der doppelten Gerechtigkeit“, WA 2, 145-152. 19 Vgl. WA 5, 144, 1-23. 20 Luther, Vorrede zu Band I der lateinischen Schriften 1545, in: Aland (Hrsg.), Luther deutsch, Die Werke GĂśttingen 1981, S. 17. 21 Luther, Ein Sendbrief vom Dolmetschen, in: Aland (Hrsg.), Luther Deutsch, Die Werke Luthers in

einzig wahren Gott, Verlag der Liebenzeller Mission,

Auswahl, Band 5, Die Schriftauslegung, 4. Aufl., GĂśttingen 1990, S. 84. 22 Luther, Vom unfreien Willen, in: Aland (Hrsg.), Luther

Martin Luther (S. 12-17) 1

Die Biographen diskutieren, ob Luthers Bekehrungs-

neue Glaube, GĂśttingen 1991, S. 307. 23 Erasmus von Rotterdam, De libero arbitrio, lat.-dt.,

plausibler sein dĂźrfte, logischer Endpunkt einer schon

Ăźbersetzt von Winfried Lesowsky, in: Werner Welzig

länger andauernden Lebenskrise war. Dass Luther sich

(Hg.), Erasmus – Ausgewählte Schriften, Bd. 4,

bei diesem Bekehrungsereignis an die Heilige Anna

2

Deutsch, Die Werke Luthers in Auswahl, Band 3, Der

ereignis bei Stotternheim ein abrupter Bruch oder, was

Darmstadt 1969, 1-195. 24 Luther, Vom unfreien Willen, in: Aland (Hrsg.), Luther

die Gnade Gottes bezogen: „Gott hat mein Gelßbde

Deutsch, Die Werke Luthers in Auswahl, Band 3, Der

hebräisch verstanden: Anna, das heiĂ&#x;t Gnade“, zitiert

neue Glaube, GĂśttingen 1991, S. 313; bereits

nach Heinz Schilling, Martin Luther – Rebell in einer

frßhzeitig, nämlich 1518 hatte Luther im Rahmen der

Zeit des Umbruchs, MĂźnchen 2012, S. 80.

Heidelberger Disputation die These aufgestellt, der freie

Etwa das Ave Maria oder das weniger bekannte,

Wille bestehe nach dem Sßndenfall „nur dem Namen

ebenfalls an Maria gerichtete Salve Regina („GegrĂźĂ&#x;et seist du, KĂśnigin“).

nach“. 25 Vgl. dazu Rune SĂśderlund, Ex praevisa fide. Zum

3

Zitiert nach Schilling, Luther, aaO, S. 90.

Verständnis der Prädestinationslehre in der lutherischen

4

Martin Brecht, Martin Luther – Band 1, Sein Weg zur

Orthodoxie (Arbeiten zur Geschichte und Theologie

Reformation, Stuttgart 1981, S. 71; Luther kritisierte später, dass die Gebete nur kßhl dahingeleiert wurden und bezeichnete sie als gedankenloses Geschwätz.

des Luthertums - Neue Folge 3), Hannover 1983. 26 Luther, Vorlesung Ăźber den Galaterbrief, in: Aland (Hrsg.), Luther Deutsch, Band 1, aaO, S. 281. 27 Luther, Die Heidelberger Disputation, in: Aland

5

Zitiert nach Brecht, Luther, aaO, S. 75.

6

Zitiert nach Brecht, Luther, aaO, S. 76.

(Hrsg.), Luther Deutsch, Band 1, aaO, S. 392 (These

7

In der Lutherforschung ist umstritten, wann genau die

XXVI).

reformatorische Wende im Denken Luthers einsetzte. Mit dem Turmerlebnis, das zwischen 1511 und 1518

32 – ausgabe 13

(Hrsg.), Luther Deutsch, Die Werke Luthers in

James I. Packer, Gott erkennen – Das Zeugnis vom 1977, 5. Auflage 2005, S. 36.

VERTRIEB & VERL AG Betanien Verlag

BILDNACHWEIS S. 1 Š Foto von Eduard Bonnin (www.stocksy.com/BONNINSTUDIO) S. 4, 6, 7 Š Illustration von Peter Voth unter Verwendung von Bildern von Š Kevin Russ (www.stocksy.com/kevinruss) Š Dina Giangregorio (www.stocksy.com/DinaMarieG) Š Alan Shapiro (www.stocksy.com/alan shapiro) S. 8, 10, 11 Š Foto von Kevin Russ (www.stocksy.com/kevinruss) S. 12 Š Lutherrose koloriert von Peter Voth unter Verwendung lizenzfreier Ressourcen. S. 16, 17 Š Gemälde von Karl Aspelin (1857-1922). Luther verbrennt die päpstliche Bulle auf dem Marktplatz von Wittenberg, 1520 (Lizenzfrei).

Rolle von SĂźnde und Gnade stritt. 13 Luther, Vorlesung Ăźber den RĂśmerbrief, in: Aland

Luthers in Auswahl, Band 2, Der Reformator, 2. Aufl.,

QUELLEN Gnade im Alten Testament (S. 20-25)

wendete, hat er 1539 in einer Tischrede Ăźbrigens auf

ERSCHEINUNGSWEISE Erscheint als Quartalsmagazin alle drei Monate seit Oktober 2010 (â‚Ź 2,90 pro Ausgabe; zzgl. Versandkosten): ¡ Januar (Winterausgabe) ¡ April (FrĂźhlingsausgabe) ¡ Juli (Sommerausgabe) ¡ Oktober (Herbstausgabe)

Jahrhundert lebte und sich mit Augustinus Ăźber die

16 Sog. „gratia operans“.

VERWENDETE S C H R I F TA RT E N Adobe Garamond Pro Š by Adobe Systems Incorporated Edmond Sans Š by James T. Edmondson Mission Gothic Š by James T. Edmondson

KO N TA K T timotheusmag@yahoo.de mtoews@betanien.de

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12 Pelagius war ein britischer MĂśnch, der im 4./5.

datiert wird? Mit den 95 Thesen 1517? Mit der zweiten Psalmenvorlesung 1520? Richtigerweise wird wohl ein Prozess anzunehmen sein, der spätestens im Frßhjahr 1518 zum Durchbruch fßhrte. 8

Mit „Scholastik“ bezeichnet man eine ab dem Hochmittelalter herrschende Methodik, die sich durch eine Tendenz der Verwissenschaftlichung aller relevanten Wissensfelder auszeichnet.

9

Dabei gab es im Wesentlichen zwei Erklärungsansätze: Die menschlichen Werke gehen der Gnade voraus, oder aber sie wirken mit der Gnade zusammen.

10 Martin Luther, Erste Psalmenvorlesung, Psalm 72, in: Aland (Hrsg.), Luther Deutsch, Die Werke Luthers in Auswahl, Band 1, Die Anfänge, 2.Aufl., GÜttingen 1983, S. 89. 11 WA (=Weimarer Ausgabe) 56, 274, 11-14, hier zitiert nach Bernhard Lohse, Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischem Zusammenhang, GÜttingen 1995, S. 83.

M I S S I O N S TAT E M E N T Timotheus ist ein bibeltreues, reformatorisches und Ăźberkonfessionelles Magazin, herausgegeben von freikirchlichen evangelischen Christen. Das Ziel ist die verständliche, biblisch fundierte, interessante und herausfordernde Vermittlung biblischer Lehre. „Bibeltreu“ bedeutet fĂźr die Herausgeber, dass sie von der absoluten Zuverlässigkeit der Bibel als inspiriertes und irrtumsloses Wort Gottes Ăźberzeugt sind. Die theologische Ausrichtung lässt sich daher am besten mit den 5 Soli der Reformation beschreiben: Allein Christus, allein die Gnade, allein der Glaube, allein die Schrift, allein Gott die Ehre.


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Endzeit? Eigentlich ganz einfach! Samuel E. Waldron

Jesus im Römerreich Erich Schnepel

Der letzte Held der Titanic (1. Auflage) Moody Adams

Verständliche biblische Lehre statt komplizierter Systeme

Der Weg der Gemeinde Jesu in den ersten vier Jahrhunderten

John Harper – die Geschichte des Passagiers und Predigers

Ist die biblische Lehre über die Zukunft (Eschatologie) schwierig? So viele verschiedene Theorien und Modelle, komplizierte Lehrsysteme – wie soll man sich da zurechtfinden? Dieses Buch zeigt, dass biblische Eschatologie im Grunde ganz einfach aufgebaut – und für das Evangelium wichtig ist. Der Autor entfaltet die Zukunftslehre durch sorgfältige Schriftauslegung mit den Grundsätzen: Klare Bibelstellen bestimmen die Auslegung schwieriger Stellen, buchstäbliche die Auslegung bildhafter Passagen und Schriftstellen über die groben Züge der Zukunft helfen beim Verstehen der Detailfragen. Aus dieser Auslegungsweise ergeben sich ein einfaches Modell von zwei Zeitaltern (das jetzige und das zukünftige), zwei Phasen des Kommens des Reiches Gottes (eine vorläufige geistliche und eine vollendete) sowie die Position des Amillennialismus. Zur Veranschaulichung helfen dabei viele leicht verständliche Grafiken.

Ein sehr lehrreiches Buch über die frühe Kirchengeschichte: über Märtyrertum und Christenverfolgung, den Einfluss griechischen Denkens und der Gnosis, die Entwicklung zur Staatskirche und das Aufkommen des Katholizismus. Der Schwerpunkt liegt auf der geistlichen Ermahnung, wie wichtig die persönliche Glaubensbeziehung zu Jesus Christus ist, damit die Gemeinde als Gottes Gemeinschaft lebt und nicht zu einer weltlichen Institution verkommt. Aus dem Vorwort zur Neuausgabe: Erich Schnepel zeichnet in seiner Ausarbeitung den Weg nach, den die Gemeinde Jesu im Römischen Reich während der ersten vier Jahrhunderte nahm: einen Weg des Leidens und des Triumphs zugleich. Die Nachfolger Jesu erduldeten um des Evangeliums willen die schlimmsten Leiden bis in den Tod, und – so erstaunlich es klingen mag – gerade dadurch triumphierten sie.

Als im April 1912 die Titanic ihre Jungfernfahrt nach New York bestritt, reiste mit ihr auch ein Prediger, der unterwegs zur Moody Church in Chicago war. Doch dann geschah die Katastrophe. Harper half bis zuletzt, die Passagiere nicht allein vor dem leiblichen Tod zu retten, sondern zeigte ihnen die Rettung für ihre Seele. Dieses Buch schildert das Leben und Wirken von John Harper und das dramatische Geschehen auf dem Ozeanriesen. Dabei beschreibt es auch bewegende Schicksale einzelner Passagiere. Mitarbeiter von John Harper und Leute, die durch ihn zum Glauben kamen, bestätigen seinen Dienst. Der abschließende Teil rollt die Tragödie noch einmal als die Illustration auf, die auch der Regisseur James Cameron nannte: „Wir fahren alle auf der Titanic.“ Ihr Untergang ist nicht nur eine der bekanntesten Katastrophen der Welt, sondern auch ein Spiegelbild für den Stolz und das Versagen des Menschen und ein Ruf zur Umkehr.

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Im Schatten des Kreuzes Glenn Penner

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Mein Leben als Christ Eddie Rasnake

Verfolgung und Christusnachfolge – eine biblische Theologie

Andachten zur Stärkung für die Wüstenreise

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Glenn M. Penner widmet sich in seiner umfassenden Studie einem oft verdrängten Thema: dem Verhältnis von Verfolgung, Leid und echter Christusnachfolge. Hierfür untersucht er ausgewählte Texte der gesamten Bibel – von den fünf Büchern Mose bis zur Offenbarung des Johannes. Außerdem zeigt er, dass es bereits in der Bibel viele verfolgte Menschen gab und dass Gott selbst ein leidender Gott ist. Doch Leid und Verfolgung haben nicht das letzte Wort, sondern Christen dürfen auf ein besseres Leben hoffen, auf die Ewigkeit. Ron Kubsch schreibt auf seinem Theoblog.de: „Zusammen mit ... einigen Freunden habe ich vergangenes Jahr an der deutschen Herausgabe des Buches „In The Shadow Of The Cross“ von Glenn Penner gearbeitet. Es ist eine ausgezeichnete theologische Abhandlung über Christenverfolgung und das Leiden der Christen. Glenn verstarb am 26. Januar 2010 nach einer schweren Erkrankung.“

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