Geschichten die das Leben schreibt wie Perlen aufgereiht.
von Christa Lademann
1
2
1
Impressum: copyrIght: ausstattung: lektorat: schrIften: druck: papIer: Isbn:
2
ein Geschichtenbuch von Christa Lademann, Bad Muskau / Bern, Zweitausend&f端nfzehn f端r den Text bei Christa Lademann #tt | tintenfrisch.net sary | varianten.ch Jenson & DIN Condensed
booksfactory.pl Munken Print White v1.5 90 g/m2 978-3-033-05122-5
Geschichten, die das Leben schreibt, wie Perlen aufgereiht von Christa Lademann
13
24
15
Vorwort Es gibt Geschichten, die ich nicht geschrieben habe und die ich auch nicht schreiben werde. Denn wer kann dieses tiefe Glücksgefühl, diese innige Verbundenheit zwischen Mutter und Kind nachempfinden, das ich hatte, als mir meine beiden Töchter nach der Geburt in den Arm gelegt wurden. Sie waren ein Geschenk. Genau das sagt man in der Mythologie von Perlen. Sie seien ein Geschenk der Götter. Außerdem werden ihnen große Kräfte nachgesagt. Perlen waren für mich schon immer etwas ganz Besonderes. Zwar konnte ich mir nie echte Perlen leisten, aber auch Zuchtperlen geben ihren Trägerinnen eine Nuance Eleganz, Weichheit, vermittels ihres Schmelzes, und einen Ausdruck von Reinheit.
26
Natürlich hält das Leben nicht nur schöne, heitere Stunden für uns bereit, sondern ebenso Stunden der Trauer, des Schmerzes. Perlen symbolisieren auch Tränen, sie können Böses abwenden und seelische Wunden heilen. Sie haben mir in schweren Stunden geholfen. Mit meinen Worten möchte ich zum Ausdruck bringen, dass mich Perlen mein ganzes Leben begleitet haben und noch begleiten. Sie sind für mich der Begriff für Vollkommenheit, Schönheit. Streben wir nicht alle nach Vollkommenheit? Wohl wissend, dass wir sie nie erreichen. Meine Geschichten erzählen viele Episoden meines Lebens, in denen stets die heitere, optimistische Seite dominiert. Und das ist auch gut so. Christa Lademann Juni 2015
17
sauer macht lustig und satt Wir schreiben das Jahr 1945. Wie es das Schicksal so will, wohnten wir wieder in unserer alten Wohnung, die mein Vater mit Mühe, Fleiß und guten Einfällen nutzbar gemacht hatte. In den Sommermonaten 1945 war alles knapp, sogar der Essig. Der Schwarzmarkt und der Handel unter der Hand blühten. Jeder versuchte, auf irgend eine Weise an Lebensmittel zu kommen. Rund um den Magdeburger Hauptbahnhof bildete sich eine Verkaufszone, auch Schwarzmarkt genannt, heraus. Wenigstens ein Mal am Tag führte die Polizei eine Razzia durch. Da brauchte man schnelle Beine und immer offene Augen. Verkäufer und Käufer ließen sich gut unterscheiden. Gestalten mit weiten Mänteln bewegten sich hin und her. Dabei hörte man die Worte: «Schweineschmalz», oder «Zucker, Mehl, Zigaretten, Mohnöl.» Es wurde alles angeboten, was man verhökern wollte oder konnte. Lebensmittel und Zigaretten waren eine gute Han28
delsware. Es gab zwar Lebensmittelkarten, auch eine Zuteilung für Tabakwaren, aber die Rationen waren karg bemessen. Wer es ermöglichen konnte, besorgte sich zusätzliche Nahrung auf dem Schwarzmarkt. So wurden Dinge, die gerettet worden waren, auf dem Schwarzmarkt gegen Lebensmittel getauscht. Auf diesem Markt verkaufte ich Zigaretten, die ich bei meinen Westreisen einkaufte und sicherheitshalber der Deutschen Post anvertraute. Zu dieser Zeit war ich eine Vielunterwegsfrau. Tagsüber fuhr ich zur Arbeit. An den Wochenenden unternahm ich Überlandfahrten für die Familie. Als Chemielaborantin kam ich an Chemikalien. Eine Kollegin von mir hatte die Aufsicht sozusagen über den Chemikalienkeller, nur sie besaß den Schlüssel. Da die Not bei allen groß war, schlug ich ihr einen Handel vor. Sie sollte mir einen Liter Essigsäure (DAB VI Ware, 94-prozentig) besorgen. Ich würde ihr ein Sechspfund Brot dafür geben. Der Tausch gefiel ihr. Sie meinte nur: «Aus dem Werk musst du sie bringen.» Ich nickte nur. Die Pförtner waren berechtigt, alle mitgeführten Taschen einzusehen. Aber ich vertraute auf mein Glück. Mit einem Lächeln ging ich an dem Pförtner vorbei, sah ihn dabei an und öffnete die Tasche nur einen kleinen Spalt breit. Und schon stand ich auf der Straße. 19
Nun begann meine Sonnabend-Sonntagsarbeit. Mit einem Liter Essigsäure und einem Messzylinder ausgerüstet fuhr ich über Land. Es war Gurkenzeit. Die Bäuerinnen benötigten dringend Essig. So kam ich wie ein rettender Engel in der Not und brachte Abhilfe. Ich ließ mir die leeren Essigflaschen geben. An der Dorfpumpe gab ich eine abgemessene Menge Essigsäure hinein. Füllte die Flasche unter der Pumpe auf. Einmal kurz durchgeschüttelt, und fertig war der Essig. Nun brachte ich die Flaschen zurück. Normalerweise ist der Essig 7-prozentig, meiner war 8-prozentig. Eine gute Ware also. Es gab keine Reklamationen. Als Gegenleistung erwarb ich Brot, Eier und Kartoffeln. Nun war ich beileibe nicht die Einzigste, die auf die Dörfer fuhr. Mir begegneten Frauen aus Chemnitz, die mit Garnspulen unterwegs waren. So tauschte ich wieder Brot, Kartoffeln oder Eier gegen Garnspulen. Andere kamen aus der Börde und brachten Rohzucker zum Tausch mit. Diese Gelegenheit nutzte ich ebenfalls für einen Handel. Jeder handelte mit jedem und dem, was er hatte. Wenn ich heute so zurückdenke, eine trockene Schnitte Brot und darauf brauner Zucker. Das war ein Genuss. Einmal betrat ein älteres Ehepaar nach mir das Gehöft. Beide schleppten sich mit einem Teppich ab. Sie 10
rollten ein Stück auf, um ihn zu zeigen. Wie liebevoll die beiden mit dem Teppich umgingen, zeigte mir, wie schwer es ihnen fiel, sich von diesem guten Stück zu trennen. Nur aus großer Not heraus tun Menschen so etwas. Die Frau weinte und bettelte, nur ein Säckchen Kartoffeln. Der Bauer wehrte ab. Er habe schon genügend Teppiche. Der alte Mann stand vollkommen stumm daneben, brachte kein Wort heraus. Die Bäuerin sah das Elend, sie empfand Mitleid mit den alten Leuten. Deshalb lenkte sie ein und bat ihren Mann, den Teppich gegen einen Sack Kartoffeln zu tauschen. Der Bauer trug den Teppich in den Kuhstall. Durch ein Fenster konnte ich sehen, wie er diesen Teppich, über einen schon erworbenen, über eine Stange warf. Manchen steht das Wasser bis zum Hals, andere konnten ihren Kuhstall mit Teppichen auslegen. So, oder so, spielt eben das Leben.
danke für die blumen Nun bin ich auch ein Mensch, der nicht die Augen verschließt, wenn er sieht, dass etwas geschieht, was nicht geschehen sollte. An einem Spätnachmittag im Sommer sah ich, wie ein Nachbar mit einer mit Steinemix voll beladenen 111
Schubkarre in den Wald fuhr. Er sah mich vor der Tür stehen, machte aber keine Anstalten umzukehren. Es dauerte keine fünf Minuten, da kam er mit der leeren Schubkarre zurück. Auf meiner täglichen Runde mit dem Hund sah ich schon von Weitem die Bescherung. Mitten auf einem Waldweg, der von Ortskundigen als Abkürzung auch mit dem Auto benutzt wird, lagen die Steine. Mit dem Fuß etwas auseinandergeschoben. Das war, nach meinem Empfinden, eine absolute Frechheit. Eine Verschandelung der Natur und eine Pannengefahr für Autofahrer. Die Steine waren zum Teil faustgroß und spitzkantig. Jetzt kommt das Wort «Zivilcourage» ins Spiel: Zwei Tage später, ich brauchte diesen Abstand, um vollkommen ruhig und sachlich vorzugehen, klingelte ich bei dem besagten Nachbarn. Er öffnete mir selbst die Tür. Es war noch kein Wort gesprochen, aber in seinen Augen konnte ich lesen, dass er genau wusste, weshalb ich gekommen war. Deshalb bat ich ihn mit wenigen Worten, die Steine wieder von dem Waldweg zu entfernen. Seine Erwiderung: «Da fährt doch sowieso keiner», ließ ich nicht gelten. Fügte aber hinzu, dass wir alle die Pflicht haben, dazu beizutragen, unsere Wälder zu erhalten. Dazu gehöre auch Ordnung und Sauberkeit. 12
Sein Gesicht rötete sich zusehends. Sicherlich hätte er mich gerne in der Luft zerrissen. Da er mich aber vor meiner Tür gesehen hatte, wie ich Zeuge seines schändlichen Handelns wurde, schwieg er und knallte mir die Tür vor der Nase zu. Das hat mich nun wiederum verdrossen. Und so ließ ich mich laut zu den Worten hinreißen: «Wenn Sie Ihre Steine nicht wieder vom Waldweg entfernen, muss ich das Ordnungsamt verständigen.» Als ich am nächsten Tag mit meinem Hund wieder eine Runde ging, waren die Steine weg. «Warum nicht gleich so», dachte ich bei mir. Ein Mann mit einem so wunderschönen Grundstück hatte bestimmt die 40 Mark für den Abtransport des Bauschutts übrig. Wieder zwei Tage später wollte mir jemand eine Freude machen und kippte mir einen Eimer voll Bauschutt vor die Tür. So ist das mit der Wut. Jeder findet eine andere Möglichkeit, sich zu entladen. Als ich diese Gabe sah, wusste ich sofort, wer der edle Spender war. «Nur gut», dachte ich, «es hätte auch eine Schubkarre voll sein können.» Diesmal löste ich das Problem auf eine andere Weise. Ich schrieb einen Leserbrief an die «Lausitzer Rundschau» mit der Bitte, ihn zu veröffentlichen. Als Überschrift: «Dankeschön, Dankeschön, dan1 13
ke für die Blumen …» Den Namen des Übeltäters erwähnte ich nicht, erzählte aber das ganze Geschehen ausführlich. Sprach immer nur von einem lieben Nachbarn, bei dem ich mich auf diese Weise für die Aufmerksamkeit bedanken möchte. Leserbriefe werden nur gedruckt, wenn der volle Name des Schreibers daruntersteht. So wusste also jeder, zumindest auf unserer Straße, wer diese Zeilen verfasst hatte. Und jeder orakelte, wer der Übeltäter wohl gewesen sei. Und siehe da, mein ach so freundlicher Nachbar verriet sich selbst, indem er seinem Nachbarn sagte: «Die Lademann …»
ZIVIlcourage Auch im Fernsehen wird dafür geworben – das Zauberwort «Zivilcourage». Aber wie ergeht es den Menschen, die unter Beweis stellen, dass sie Zivilcourage besitzen? Ich erinnere mich an einen ehemaligen Schüler. Er studierte in Leipzig. Es passierte auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Er kam an einem Sonntagabend in Leipzig an. Auf dem Bahnhof sah er, wie eine junge Frau von einer männlichen Person belästigt wurde. Der ehemalige Schüler kam aus einem kirchlichen 14
Elternhaus. Ein intelligenter, gut erzogener junger Mann, der von Haus aus wusste, dass man helfen muss, wenn man sieht, dass jemand Hilfe braucht. Er eilte der jungen Frau zu Hilfe, wollte sie nur vor weiteren Belästigungen beschützen. Doch daran wurde er durch Messerstiche gehindert und verstarb noch auf dem Bahnhof. Der Täter bekam nur eine geringe Strafe, aber ein wertvolles Leben unserer Gesellschaft wurde ausgelöscht.
schlimme erfahrungen Bei einer der Bombardierungen auf Magdeburg 1943 wurde unser Mietshaus durch Brand beschädigt. Dank der Aufmerksamkeit aller Hausbewohner konnte der Dachbrand gelöscht werden. Es verbrannten nur einige untergestellte Sachen. Alle waren froh, dass das Haus weiter bewohnbar war. 1944, die Bombardierungen gingen fast täglich weiter. Meist erfuhren wir über den Radiosender, dass wieder feindliche Bombengeschwader eingeflogen seien. Ausschlaggebend war jetzt nur, welche Richtung sie einschlugen. 1944 war Magdeburg oft das Ziel.
Der Feind beherrschte den Luftraum. 151
138
Geschichten, die das Leben schreibt, wie Perlen aufgereiht. Hardcover, 140 Seiten, erscheint mitte Juni 2015. Jetzt vorbestellen! info-at-tintenfrisch.net
1391
biographie
Christa Lademann, geb. 24.12.1925 in Magdeburg als drittes von vier Kindern einer Kaufmannsfamilie. 1933 – 36 1936 – 42 1942 – 43 1943 – 46 1949 1951 & 54 1957 1958 1958 1959 – 61 1961 – 62 1980 1985 1985 – 95
126
Grund- und Mittelschule Grund- und Mittelschule Pflichtjahr Ausbildung als Chemielaborantin Heirat, Umzug in die Niederlausitz Geburten zweier Töchter Arbeitsaufnahme als Stenotypistin/Fakturistin Sachbearbeiterin im BuS Welzow Übernahme des Büros für Vorschlags- und Erfindungswesen externe Ausbildung als Grundschullehrerin Zusatzstudium in Berlin als Musikerzieherin der Klassen 1 – 10 Erwerb von Pachtland in Bad Muskau Pensionierung Handel mit Textilien zum Teil selbst angefertigt
Christa Lademann mit ihrem Enkel beim Einsprechen ihrer ‹Katerplaudereien›, Sommer 2014. Foto: André Schulze
1992 – 94 Umbau eines Gartenbungalows 1993 – 94 1994 1995 1997 1999 – 09 seit 2010
zum Eigenheim Tätigkeit als Dozentin Umzug nach Bad Muskau wirklich Rentnerin – Beginn einer künstlerischen Tätigkeit – Seidenmalerei sowie Pastell und Acryl. Vorstellen von Seidenmalerei in Wiesbaden unter: «Das Handwerk der Lausitz stellt sich vor» Stadträtin, Vorstandsmitglied im «Verein zur Wahrung der demokratischen Grundrechte» schriftstellerisch tätig
1271
glossar börde kaffeetrinken
kfz-… lpg lkW lauser manschette
moskwitsch schupo sechspfund stellmacher Valuta 128
flaches, baumarmes Land mit fruchtbarem Boden «Kaffeetrinken gehen» … umgangssprachlich für «Kaffee & Kuchen um vier Uhr» – die Kinder bekamen Kakao (•; Kraftfahrzeug … ‹offizielle› Abkürzung für Automobile in der DDR Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Lastkraftwagen von Lausbuben, Strassenjungen, Strolche eigentlich (Oberbekleidung): ein Aufschlag am Ärmel; hier umgangssprachlich wie: ‹Muffensausen haben› … sinngemäß: zittrige Knie war eine Moskauer Automarke Schutzpolizei 3 Kilo; ein Pfund = 500 Gramm Handwerker, der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz herstellt. ~ Geld
Zickenschulzes hochzeit * Kinderchens, seid nicht dumm, lauft nicht lange ledig rum. Heiraten ist manchmal schön, ich hab’s neulich erst geseh’n. Zickenschulze aus Bernau nahm sich schon die vierte Frau. Und so hab’n wir dann die Nacht auch der Hochzeit mitgemacht. Ach, wie war es da gemütlich, haben wir uns wohlgefühlt, gegessen und getrunken und auch verrückt gespielt. Geknutscht mit kleinen Mädchen, getanzt mit schönen Frau’n, und zwischendurch da hab’n sich auch mal ein paar gehau’n. Schulzens Tante Lieselott fiel’n die Zähne ins Kompott, und ihr Mann aß seinen Fisch halb im Dusel unterm Tisch. Und ich hab mir unentdeckt zwölf Zigarren eingesteckt. Gerne hätt ich ja noch mehr, bloß die Kiste, die war leer. 1291
Schulzens Schwiegermutter steppte mit Herrn Bock, und verlor dabei ihr’n wollnen Unterrock. Und der Großvater hat wie verrückt gejapst und dabei ist ihm die Hosennaht geplatzt. Bei der Hochzeitstafel dann fing der Feez erst richtig an. Denn der Klempnermeister Rau, der war schon gehörig blau. Dauernd schrie er hoppsassa – spiel’n sie mal «Valenzia»! Olle, komm, du kannst was lern, ich tanz jetzt mit dir modern. Da wollt er rechts rum tanzen, da hat es nicht geklappt. Da wollt er’s links probieren, da hat er Pech gehabt. Ein Blech mit Pflaumenkuchen, schön delikat und frisch, blieb ihm am Gehrock hängen und fiel dabei vom Tisch. In demselben Augenblick rutscht der Klempner dann zurück übern Pflaumenkuchen aus und macht Marmelade draus. 130
Haut er dann im Angstgefühl, weil er sich wo halten will, einem Kellner, der da stand, einen vollen Milchtopf aus der Hand. Und die ganze Milch – es war direkt zum Schreien – floß der Klempnersfrau in’n Busenausschnitt rein. Und ich fand das gar nicht mal verkehrt, denn die Milch, die wußte, wo sie hingehört. Nach dem Pflaumenkuchenfall gab’s ein anderen Krawall: Zicken-Schulze schrie vor Schreck, Kinder, meine Frau ist weg! Und dann suchten alle Mann, und im Garten war sie dann, wo sie heimlich ungeniert, mit dem Schwager rumpoussiert! Voller Wut nach Zicken-Schulze eine Latte von dem Zaun und hat damit den Schwager und auch die Frau verhau’n. Und alle Hochzeitsgäste, die nahmen nun Partei 1311
und binnen zwei Minuten, da gabs die schönste Keilerei. Als ich nun sah, wie alles knufft, denk ich: Hier ist dicke Luft! Und ich schlängelt mir wie’n Aal seitlich-rückwärts in den Saal, vorsichtshalber an die Wand, wo das volle Bierfaß stand. Und ich dachte, haut euch man, ich fang hier zu picheln an. Doch bald herrschte wieder Einigkeit im Saal. Und nun freu’n sich alle schon aufs nächste Mal. Wenn sich Zicken-Schulze wieder scheiden läßt, Kinderchens, denn gibt’s nochmal so’n schönes Fest.
132
*) von Fredy Sieg:
eigentlich Alfred Gyss, (* 28. September oder 29. September 1878 in Berlin; † 25. oder 26. Februar 1962 in Ost-Berlin) war ein deutscher Schauspieler, Kabarettist, Komiker und volkstümlicher Vortragskünstler. Der von ‹Carows Lachbühne› und dem ‹Berliner Kammerbrettl› bekannte Sieg lebte bis zu seinem Tod im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Wie es Tradition bei den Volkssängern war, schrieb er sich seine Vorträge überwiegend selbst. Mehr als hundert Lieder hat er getextet und auch meist selbst vorgetragen. Ab 1924 war er Hauskomiker in Erich Carows ‹Lachbühne›, der er bis zu deren Zerstörung im Bombenkrieg 1943 treu blieb. Er kam stets im Straßenanzug auf die Bühne, als ‹feiner Herr› mit weißen Gamaschen, Stöckchen. Sein Thema war das Leben der kleinen Leute in den Vororten, das er aus eigener Erfahrung kannte. Sieg zeichnete komische Genre- und Typenbilder wie den ‹Doofen›, den ‹Angler› oder den ‹Portier›. Zu seinen bekanntesten Vorträgen gehören ‹Das Lied von der Krummen Lanke› und ‹Hochzeit bei Zickenschulze aus Bernau›. Letzteres gilt als eines der turbulentesten Vortragsstücke der Brettlkomik, verbaler Slapstick – beinahe so berühmt wie der ‹Überzieher› von Otto Reutter oder ‹Hermann heesta› von Claire Waldoff. wikipedia, Juli 015 1331
Inhalt
Vorwort 4 Sauer macht lustig und satt Danke für die Blumen Zivilcourage Schlimme Erfahrungen Der Geldtransport Die Kartenlegersche Nächtlicher Heimgang mit Hindernissen Eine außergewöhnliche Versammlung Inferno Der zweite Tag danach Kindermund Auf Schatzsuche Jahrmarkt Das Husarenstück Erste Verliebtheit mit Folgen Die Überraschung Holländerfahrt Unerwarteter Schokoladenregen
134
8 11 14 15 17 21 27 34 36 43 45 47 49 52 55 57 58 59
1945 2011 1943 1972 1958 1972 1958 1945 1957 1930er
Erste Schultage Meine zweite Großmutter Glück im Unglück Der Sensenmann Ferien im Sommerparadies Hannelores Mondgesichter Meine Großmutter Winterbaden ist angesagt Mein dunkles Geheimnis Homanns Badeanstalt So war ich schon immer Eine Fahrt mit heißer Luft Schlauchbootfahrt auf dem Bober Der Kohlenklau Einstieg in mein zweites Leben
60 61 67 73 77 81 85 90 96 109 111 114 117 119 121
1930er 1932 1946 1972 1983/84 2010 1930er 1984 1949 1940er 1949 2006 2007 1945/46 1985
Biographie 126 Glossar 128 Zickenschulzes Hochzeit 129 1351
136
1371
Ein Potpourri bunt durcheinander gewürfelter Lebensgeschichten, so manches mal unterhaltsam – und manchmal auch erschreckend. So flüchten wir mit ihr in einen Bombenkeller in Magdeburg, paddeln mit Schlauchbooten auf dem Bober, besuchen einen Jahrmarkt der Dreissiger-Jahre, die Ostseeküste im Winter, schleichen über die Innerdeutsche Grenze oder binden uns ein Tuch um den Kopf und legen mit ihr Karten im Nachkriegsdeutschland. … und manchmal wir heben mit ihr sogar ab! Christa Lademann, Jahrgang 1925, begann für ihre Urenkelinnen zu schreiben. «In meinem Zweiten Leben», wie sie sagt. Ihrem Debut, den ‹Hundegeschichten›, folgten die ‹Katerplaudereien›. Angereichert mit zahlreichen Illustrationen ihres Enkels, und wiederum für ein junges Publikum geschrieben und gestaltet. (;
ISBN: 978-3-033-05122-5
9 783033 051225
140