Saison 01/10

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P.b.b. | Verlagsort: 6020 Innsbruck | 10Z038387M

Tourismusmaga zin | Ausgabe 01/10 | Winter/Frühling 2010

Was können Events? Über Nutzen, Chancen und Gefahren der Eventkultur


Zeit für neue Werte: VOLLHYBriD Mit 148g CO2 /km. Zeit für neue Werte: VOLLHYBriD Mit 148g CO2 /km.

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Der neue unD einZigartige VOLLHYBriD rX 450h Abbildungen sind Symbolfotos. Normverbrauch: 6,3 l/100 km, CO2-Emission: 148 g/km Der neue unD einZigartige VOLLHYBriD rX 450h


3 stichwort saison

Event? Der oder daszum indest der Duden.

Beides ist richtig – sagt -s, -s: .-engl.ñ der od. das; E|vent [I'vent] lat.-altfr g, Ereignis (Jargon) Veranstaltun © Dudenverl ag

Eine Frage der Zeit

Mehr Action! Jeder Mensch braucht ein gewisses Maß an Erregung, um sich wohlzufühlen. Das belegte der amerikanische Psychologe Marvin Zuckerman in den 1960er Jahren. Das Wieviel sei zu etwa 60 Prozent angeboren und zu 40 Prozent von der Umwelt bestimmt.

Starquiz

für Veranstalter Welcher Künstler hat welche Sonderwünsche? Neu installierte Klobrille:

Madonna Kein Staubsaugen:

Mary J. Blige Extraraum für Brillen:

Elton John

Die kürzeste Oper der Welt, „Die Frösche" vom tschechischen Komponisten Leon Jurica, ist nach 2 Minuten und 8 Sekunden schon wieder zu Ende. Der längste Ballwechsel in der Tischtennisgeschichte dauerte 8 Stunden, 34 Minuten und 29 Sekunden. Der Rekord wurde am 31. August 2009 in Japan aufgestellt.

100.000 Rekordverdächtig I. Das SchürzenjägerOpen-Air 1996 in Finkenberg mit mehr als 100.000 Besuchern gilt als das größte Konzert aller Zeiten auf österreichischem Boden.

3.500.000 Rekordverdächtig II. Das weltweite größte Konzert – Events wie Live Aid (1985) oder Live Earth (2007) einmal ausgenommen – gab laut GuinnessBuch der Rekorde Rod Stewart: Den Briten sahen 1994 in Rio de Janeiro 3,5 Millionen Zuseher.

International

1.449 ATHLETEN

1.091 1.123 ATHLETEN

1.048

ATHLETEN

NA

TIO NEN

OLYMPISCHE SPIELE INNSBRUCK 1964

ATHLETEN

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TIO N EN

OLYMPISCHE WINTEROLYMPISCHE SPIELE UNIVERSIADE JUGENDINNSBRUCK IBK/SEEFELD WINTERSPIELE 1976 2005 2012

25,5 Grad Raumtemperatur:

Jennifer Lopez Mehrmals täglich Türklinken desinfizieren:

Justin Timberlake

Die Finnen spinnen Im hohen Norden können Events nicht verrückt genug sein. Weltweite Aufmerksamkeit ist mittlerweile garantiert: × Luftgitarren-WM in Oulu • www.airguitarworldchampionships.com × Sumpffußball-WM in Hyrynsalmi • www.suopotkupallo.fi × Handy-Weitwurf-WM in Savonlinna • www.savonlinnafestivals.com

Land und Leute. Wie macht

„Der Erfolg eines Events definiert sich über wenige entscheidende Kriterien: Es muss professionell und seriös organisiert werden. Sonst lässt man es besser gleich bleiben.“ Martin Schumacher Geschäftsführer con.os tourismus.consulting GmbH

man den Ort eines Events oder die gesamte Region zum medialen Thema? In Tirol hat man das mit der Euro 2008 gezeigt, in Bayern fand man im Rahmen der Fußball-WM 2006 eine höchst erfolgreiche Lösung. Die Media Welcome Services, eine Art Nachrichtenagentur der Bayern Werbung, versorgte Journalisten aus aller Welt mit Geschichten über Land und Leute.


4 Editorial

Den Alpen eine Bühne

N

ach langen Verhandlungen und Vorbereitungen und der maßgeblichen Mithilfe einiger starker Partner konnten wir im Rahmen der actb eine erfreuliche Ankündigung platzieren: Die neue Lobbying-Veranstaltung „theALPS“ startet am 13. und 14. September mit einem Prolog, der Auftakt wird unter das Leitthema „Erlebnisraum Alpen/Inszenierungen“ gestellt. „theALPS” will bereits zur Premiere mit einem neuen Veranstaltungskonzept aufhorchen lassen – als Forum für die Besten der Besten im Alpentourismus, mit der Präsentation der spannendsten alpinen Angebote und der Entdeckung von Trends und Kontakten. Ein weiterer Schwerpunkt im September wird eine von Tirols Landeshauptmann Günther Platter initiierte politische Enquete sein, bei der es zentral um die vielfältigen Weiterentwicklungsperspektiven der Tourismuswirtschaft im sensiblen Alpenraum geht. Dieses historisch erste internationale Treffen der Tourismuspolitiker der Alpenregionen ist ein starkes Signal. Ein Jahr später, in der Vollausbaustufe von „theALPS“ werden die „tourism expert days“ durch eine innovative Verkaufsbörse ergänzt. Die Zahl der Teilnehmer soll dann 800 erreichen, inklusive internationaler Top-Einkäufer. Bereits in den Vorbereitungen zum Prolog hat sich eine starke grenzüberschreitende Alpen-Allianz gebildet – so tragen etwa Bayern- oder Wallis Tourismus „theALPS“ federführend mit. Ohne das zukunftsweisende Engagement des Landes Tirol, der Wirtschaftskammer und des Tourismusverbandes Innsbruck wäre aber dieses innovative Signal aus dem Herz der Alpen nicht möglich.

© tirol werbung/peter umfahrer

Unterstützung der Österreich Werbung. Wie sehr diese Veranstaltung bewegt, wurde angesichts der teilweise heftigen Reaktionen der Branche deutlich. Während die actb als größte Fachmesse für Österreichs Incoming Tourismus im kommenden Jahr aussetzt, um 2012 in neuer Inszenierung neue Anziehungskraft zu entfalten, wurden die Ankündigungen rund um die „theALPS“ von Fachleuten mit großem Interesse verfolgt. Experten, die darin Konfliktpotential mit der Österreich Werbung vermuteten, ist eine klare Absage zu erteilen. Wie auch auf der actb zuletzt mehrfach betont, arbeitet die Tirol Werbung und vor allem die engagierte Projektleitung in enger Abstimmung und mit voller Unterstützung der

Österreich Werbung am neuen Format „theALPS”. Dabei handelt es sich – auch das wurde vielfach klar kommuniziert – keinesfalls um eine Konkurrenzveranstaltung zur actb, vielmehr um ein neues innovatives Format, das die Anliegen der alpinen Tourismuswirtschaft zentral in den Mittelpunkt rückt. Dass es diese Bühne braucht, wissen alle Experten, die sich mit dem alpinen Tourismus in den vergangenen Jahren beschäftigt haben.

Genug Diskussionsbedarf.

Die Alpen sind mit ca. fünf Millionen Ferienbetten (ca. 1,4 Millionen davon in Beherbergungsbetrieben, der Rest sind Betten in privaten Chalets, Appartements etc.), 500 Millionen Übernachtungen und 120 Millionen Feriengästen eine der größten Tourismusregionen der Welt. Laut BAKBasel (Basler Arbeitsgruppe für Konjunkturforschung) halten die Alpen bei einem Anteil von rund fünf bis zehn Prozent am grenzüberschreitenden Welttourismus – je nach Betrachtungsweise. Einig sind sich die Experten jedenfalls in der konjunkturellen Einschätzung, denn unisono wird dem Berg- und Alpentourismus schwindende Attraktivität und Stagnation attestiert. Während der Tourismus weltweit in den vergangenen Jahrzehnten gewaltig wuchs, konnte der Alpentourismus diesen Aufschwung nicht in dieser Dynamik nachvollziehen. Diskussionsbedarf gibt es bei „theALPS“ im Herbst in Innsbruck daher mehr als genug: Wie können wir das zum Teil in die Jahre gekommene Angebot verjüngen? Wie lässt sich der existierende gesellschaftliche Trend nach gesunder Erholung in der Natur vermehrt in wertschöpfungsstarke Produkte verpacken? Wie ist langfristig der Zugang zum Schneesport wieder zu verbreitern? Wie lassen sich Märkte sichern bzw. neu erobern und effizientere Anbieterstrukturen durch strategische Allianzen fördern? Angesichts brennender Fragen sind künstlich herbeigeredete Konflikte mehr als störend. Dass sich der Alpenraum touristisch stärker vernetzen muss, will er gegen zum Teil übermächtige Konkurrenz vital bleiben, steht außer Streit. Deshalb geht es uns als Initiatoren nicht um einen herkömmlichen Event, sondern um die Etablierung einer nachhaltigen Veranstaltung, die das innovative Denken und die Vernetzung professioneller Partner in den Mittelpunkt stellt. Diese erfolgreichen Alpen-Querdenker holen wir auf eine Bühne, um gemeinsam einen zukunftsorientierten Prozess zu starten. ×

j o s ef m a r g re i ter , d i rekt o r T i r o l W erb u n g


5 Editorial saison

Uns als Initiatoren geht es nicht um einen herkömmlichen Event, sondern um die Etablierung einer nachhaltigen Veranstaltung, die das innovative Denken und die Vernetzung professioneller Partner in den Mittelpunkt stellt.

Die Alpen sind mit ca. fünf Millionen Ferienbetten (ca. 1,4 Millionen davon in Beherbergungsbetrieben, der Rest sind Betten in privaten Chalets, Appartements etc.), 500 Millionen Übernachtungen und 120 Millionen Feriengästen eine der größten Tourismusregionen der Welt.

„theALPS“ will bereits zur Premiere mit einem neuen Veranstaltungskonzept aufhorchen lassen – als Forum für die Besten der Besten im Alpentourismus, mit der Präsentation der spannendsten alpinen Angebote und der Entdeckung von Trends und Kontakten.



7 inhalt saison

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© jürgen skarwan, orlerimages.com, Haus der völker, Gerhard berger

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Schneller, höher, weiter

Der Mut-faktor

58 „Man braucht einfach viel Zeit“

Offenlegung gemäSS § 25 Mediengesetz Medieninhaber/Firmensitz: target group publishing GmbH, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit Geschäftsführer: Michael Steinlechner, Mag. Andreas Eisendle; Mag. Hermann Petz Gesellschafter der target group publishing GmbH, deren unmittelbare Beteiligung 25 % übersteigt: • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmens­ gegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen Gesellschafter der Moser Holding Beteiligung GmbH deren mittelbare Beteiligung an der target group publishing GmbH 50 % übersteigt: • Moser Holding Aktiengesellschaft, Innsbruck, Unternehmens­ gegenstand: Verwalten von Beteiligungen Unmittelbare Beteiligungen der Moser Holding Aktiengesellschaft an anderen Medienunternehmen oder Mediendiensten über 25%: • Schlüsselverlag J.S. Moser GmbH, Innsbruck, Unternehmens­ gegenstand: Medienunternehmen • New Media Online GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegen­stand: Betrieb von neuen Medien • Regionalradio Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Betrieb eines Regionalradios • Moser Holding Beteiligung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Herausgabe, Verlag und Vertrieb von Zeitungen Mittelbare Beteiligungen der Moser Holding Aktien­g esellschaft an anderen Medienunternehmen oder Mediendiensten über 50%: • Tiroler Tageszeitung GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Redaktion der Tiroler Tageszeitung • MOHO Newscenter GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Mediendienst • Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens • Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen • Print Wochenzeitung Verlag GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Inhaltliche Gestaltung, Herstellung, Verbreitung, Besorgung der Abrufbarkeit und Herausgabe von Medien, insbesondere von periodischen Printmedien in Oberösterreich • holl medien GmbH, Wels, Unternehmensgegenstand: Herausgabe von periodischen Zeitschriften • Neu-Media GmbH, Neumarkt im Hausruckkreis, Unternehmens­ gegenstand: Herausgabe von Drucksorten und Magazinen • target group publishing GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit Unmittelbare Beteiligungen der Moser Holding Betei­ligung GmbH an anderen Medienunternehmen oder Mediendiensten über 25%: • Oberländer Verlags GmbH, Telfs, Unternehmensgegenstand: Verlagstätigkeit • Tirolerin Verlags GmbH, Fulpmes, Unternehmensgegenstand: Ausübung des Zeitschriften- und Verlagswesens • Weekend Magazin Tirol GmbH, Innsbruck, Unternehmensgegenstand: medienrechtliche Tätigkeiten, Beratungen Grundlegende Richtung: SAISON informiert sechs Mal im Jahr über den Tourismus in Tirol.

„die sicht von aussen schadete nie“

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Thema: Events 8

Großevents in Tirol

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Nachhaltig reisen Snowcarbon: aus England per Bahn in den Winterurlaub

10

Wer bietet mehr? SAISON geht dem Mythos Wertschöpfung nach und hinterfragt Prognosen.

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Die Stunde der Platzhirsche Bettenobergrenze für Südtirol?

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Der Hotelier als Eventmanager Drei Best-Practice-Beispiele

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Universal Studios Tirol Die Cine Tirol sucht neue Drehorte.

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Der Mut-Faktor Tirol profitiert vom Mut der Veranstalter.

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Innovativ vernetzen Die neue Plattform „theALPS“

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Alt und neu Zwischen Tradition und Innovation

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„Die Sicht von außen schadete nie“ Interview mit Hubert Klingan

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Schneller, höher, weiter Wie viele Superlative braucht Tirol?

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Feste feiern, wo sie hingehören Die Positionierung einer Marke hängt stark von Events ab.

„Man braucht einfach viel Zeit“ Fernöstliche Kunst beim Osterfestival 2010 und im Haus der Völker

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Kulturtreiben vor Ort Der Verein „Musik Kultur St. Johann“

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Events made by WWP Mirjam Hummel im Interview

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Tiroler Positionen Die österreichische Tourismus­ strategie wird derzeit überarbeitet.

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Weniger ist mehr Der Hotelierkongress in Zell am See

MAGAZIN 42

Marketing für Fortgeschrittene Wie die Area 47 die Werbetrommel rührt.

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Kommentare

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... und Action! Die neue Videoplattform „Planet Tirol“

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Nachgefragt

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„Wie macht er das, der junge Reiter?“ Interview mit Karl Reiter sen. und jun.

Impressum SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 1/2010 (62. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20 Herausgeber: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • Medieninhaber und Verleger: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • Chefredakteur: Matthias Krapf • Redaktion: Steffen Arora, Stefan Becker, Julia Brugger, Florian Gasser, Mag. Nina Heizer, Esther Pirchner, Mag. Ulrike Reisner, Dr. Michael Riedler, Mag. Barbara Wohlsein • Autoren: Ernst Molden, Alois Schöpf • Fotografen: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • Produktion: NERO WerbeGmbH, www.nerografik.net • Layout: Philipp Frenzel • Anzeigenverkauf: Thomas Pilgram, t.pilgram@zielgruppenverlag.at • Anschrift Verlag/Produktion: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, redaktion@zielgruppenverlag.at Geschäftsführung Verlag: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten


8 events saison

Großevents in Tirol Wie ein Magnet ziehen sie Besucher an. Ob seit 500 Jahren im Zillertal, seit knapp 70 Jahren in Kitzbühel oder auch jüngst in Innsbruck, Megaevents sprießen wie Pilze aus dem Boden. Doch nicht alle schaffen es über die 20.000er-Marke. Hier eine Auswahl derer, die darüber liegen. von julia brugger

New Orleans Festival, Innsbruck Besucherzahl: 20.000 Seit: 1998 Termin: 22.–25. Juli

Bergsilvester, Innsbruck Besucherzahl: 30.000 Seit: 1995 Termin: 30./31. Dezember

Jack Wolfskin Vierschanzen-Tournee, Innsbruck

Innsbruck

Besucherzahl: 20.000 Seit: 1952 Termin: 2./3. Jänner

Ischgl Sölden

Top of the Mountain Concert Idalp Ischgl

FIS Ski Worldcup Opening, Sölden

Besucherzahl: 20.000 Seit: 1995 Termin: letztes Novemberwochenende / 1. Mai

Besucherzahl: 30.000 Seit: 1993 Termin: 23./24. Oktober

© Gerhard Berger, Kitzbühel Tourismus, SC Bergisel/Christian Wucherer, OK Biathlon Hochfilzen, Samo Vidic/Red Bull Photofiles, Tirol Werbung, TVB Paznaun-Ischgl, Fohlenhof Ebbs, Stadtmarketing IBK/Simon Lackner


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Haflinger Weltausstellung, Ebbs

Dextro Energy Triathlon Worldcup, Kitzbühel

Besucherzahl: 50.000 Seit: 1990 (im 5-Jahres-Rhythmus) Termin: 2.–6. Juni

Besucherzahl: 20.000 Seit: 2009 Termin: 14./15. August

ebbs

hochfilzen

Kitzbühel

Alpiner Ski Weltcup, Kitzbühel Besucherzahl: 85.000 Seit: 1931 Termin: 22.–24. Jänner

e.on Ruhrgas IBU Weltcup Biathlon, Hochfilzen Besucherzahl: 30.000 Seit: 1987 Termin: 6.–12. Dezember

Zillertal

Lienzer Stadtfest, Lienz Besucherzahl: 30.000 Seit: 1983 Termin: 7./8. August

Lienz

Gauderfest, Zillertal

Red Bull Dolomitenmann, Lienz

Besucherzahl: 25.000 Seit: ca. 1500 Termin: 29. April – 2.Mai

Besucherzahl: 25.000 Seit: 1987 Termin: 11./12. September


10 Events saison

Wer bietet mehr? Events, besonders im Sport, eilt nicht selten der Ruf der Goldgrube voraus. SAISON geht dem Mythos Wertschöpfung nach, hinterfragt Prognosen und zeigt auf, was wir davon halten dürfen. Von Ulrike Reisner

P

© Klaus Haimayer

apier, das wissen wir, ist geduldig, besonders wenn es um die Verbreitung von guten Nachrichten geht. In einer Pressemeldung der Österreich Werbung vom vergangenen November wurde im Hinblick auf die Handball-EURO 2010 prognostiziert: „1,2 Milliarden Menschen werden auf 120 TV-Sendern das Ereignis weltweit auf den Fernsehgeräten verfolgen, bis zu 1500 Medienvertreter werden erwartet, und die direkte Wertschöpfung wird auf 15 Millionen Euro geschätzt.“ Kaum war das letzte Tor Ende Jänner gefallen, drehte der Veranstalter das Zahlenkarussell: „Auf allen Spielorten gab es insgesamt ca. 8300 Übernachtungen für Teams, Offizielle, Mitarbeiter und Gäste. Dazu kommen Medienvertreter mit circa 8000 Übernachtungen.“ Zahlen über Zahlen, die uns – bis hin zur Information, wie viele Kilometer Kabel verlegt

pelt und dreifach zurück“, hört man nicht selten von Seiten der Volksvertreter, wenn es darum geht, eine Olympiabewerbung zu rechtfertigen oder gute Stimmung für die Subvention von Kultur- oder Sport­ events zu machen. Das nennt sich dann Wertschöpfung und davon – so hofft man – profitieren wir schließlich alle.

Komplexe Datenmengen. Was verbirgt sich tatsächlich hinter diesem „Mythos Wertschöpfung“? Was dürfen wir von Prognosen halten, und wie kommen wir im Tourismus zu realistischen Einschätzungen, was Events tatsächlich bringen? Wie nachhaltig sind Werbe- und Image­effekte? Spannende Fragen, die leider nicht so einfach zu beantworten sind, wie uns dies in Sonntagsreden und Hochglanzbroschüren gerne weisgemacht wird. Wenn wir uns diesem Thema seriös nähern wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als

„Der Tourismus ist der einzige Wirtschaftszweig, der nachfrageseitig definiert ist. Das heißt, alles, was ein Tourist nachfragt, geht in die Berechnung der Wertschöpfung mit ein.“ güntHer lehar, mci tourismus-experte

wurden oder welche Datenmengen die LAN-Verbindungen schlucken mussten – eindrucksvoll vor Augen führen sollen: Events bedeuten Umsatz, Events bedeuten Arbeitsplätze, Events bedeuten Image! Damit werden nicht zuletzt die enormen Investitionen der öffentlichen Hand gerechtfertigt, ohne die die meisten (Sport-) Großereignisse wahrscheinlich gar nicht zustande kommen könnten. „Jeden Euro, den wir investieren, bekommen wir dop-

(nolens volens) mit ein paar Grundlagen zu beginnen. Danach gilt es, zwischen touristischem Umsatz und touristischer Wertschöpfung zu unterscheiden. Unter ersterem wird gemeinhin der gesamte, direkt oder indirekt vom Tourismus ausgelöste Umsatz verstanden. Dazu zählt beispielsweise die Übernachtung im Hotel oder der Germknödel auf der Skihütte (direkt) ebenso wie der neue Whirlpool oder das Salär der Kellnerin (indirekt).

Zieht man vom Umsatz jene Vorleistungen und Investitionen ab, die die touristische Dienstleistung erst möglich machen, erhält man die touristische Wertschöpfung. Jetzt wird klar, dass hinter diesen Zahlen hochkomplexe volkswirtschaftliche Berechnungen stecken. Und diese sind genauso gut oder schlecht wie das Datenmaterial, auf dem sie aufbauen. Günther Lehar vom MCI Tourismus, ausgewiesener Experte auf diesem schwierigen Terrain, erklärt, wo die größten Hürden liegen: „Der Tourismus ist der einzige Wirtschaftszweig, der nachfrageseitig definiert ist. Das heißt, alles, was ein Tourist nachfragt, geht in die Berechnung der Wertschöpfung mit ein.“ Nach der gängigen Definition der Welttourismusorganisation UNWTO ist „Besucher“ jeder, der sein gewohntes Wohnumfeld für weniger als ein Jahr zur Ausübung einer Tätigkeit verlässt, die nicht von einem Unternehmen oder einer Institution des besuchten Landes entlohnt wird. Lehar: „Das heißt: Auch der Konsum von Tagesausflüglern und Geschäftsreisenden gehört in aller Regel zur touristischen Wertschöpfung, nicht jedoch etwa das Honorar eines Gastdozenten – dessen abendliche Zeche allerdings sehr wohl, sofern sie mit der Reise in einem ursächlichen Zusammenhang steht.“ Die Schwierigkeit besteht also darin, so Lehar, dass bei der Berechnung der touristischen Wertschöpfung deren Anteile aus der Gesamtwertschöpfung herausgefiltert werden müssen, zumal nur ganz wenige Branchen ausschließlich touristische Nachfrage verzeichnen: „Auch Gasthäuser leben zum Teil von nicht-touristischer Nachfrage, wenn etwa ein Einheimischer sein Stammlokal besucht.“ Um die Verwirrung komplett zu machen: Für diese Berechnungen


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© UEFA EURO 2008™ Host city innsbruck-tirol (4)

Events schaffen Mehrwert. Die EURO 08 war nicht nur Sportereignis, sondern auch Wirtschaftsfaktor.


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© Tourismusverband St. Anton am Arlberg

Events bilden Image. St. Anton profitiert bis heute von der FIS AlpineSki WM 2001.

sind natürlich nicht nur die touristischen Leistungsträger zu untersuchen, sondern auch jene Wirtschaftszweige, die zumindest teilweise, direkt oder indirekt vom Tourismus profitieren. Dazu zählen neben dem Handel sicherlich auch die Bau- und Immobilienwirtschaft sowie Banken und einige andere mehr.

Wertschöpfungshype. Ein Paradebeispiel für einen Wertschöpfungshype lieferte die UEFA EURO 2008, von der sich das Co-Gastland Österreich nach dem deutschen „Sommermärchen“ viel erwartete. Unter anderem veröffentlichte SportsEconAustria im Mai 2008 im Auftrag des Bundeskanzleramtes und der Wirtschaftskammer Österreich eine Studie über die zu erwartenden volkswirtschaftlichen Effekte. In die Berechnungen miteinbezogen wurden neben den Investitionen in die Stadien auch das Veranstaltungsbudget selbst sowie die touristischen Effekte. 641 Millionen Euro an Wertschöpfung und knapp 12.000 zusätzliche Arbeitsplätze wurden auf Basis dieser Daten für das Land Österreich prognostiziert. Zahlen, die auch die Politik gerne aufgriff, um die Öffentlichkeit von der ökonomischen Sinnhaftigkeit dieses

Großspektakels zu überzeugen. Allein für den Tourismus wies diese Studie einen direkten Umsatz von 645 Millionen und eine direkte Wertschöpfung von 346 Millionen Euro aus, dazu über 10.000 neue Arbeitsplätze. Was den Beschäftigungseffekt der UEFA EURO 2008 betrifft, wäre die Freizeitwirtschaft demnach als eindeutiger Sieger hervorgegangen. „In Tirol beträgt der totale – als Summe der Effekte aus Stadionbau und Tourismus berechnete – Wertschöpfungseffekt 92,46 Millionen Euro“, so ein weiteres Resümee. Diese Zahlen können nun mit einer anderen Untersuchung verglichen werden, die das MCI Tourismus mit der Johannes Gutenberg Universität in Mainz im Feber 2009 publizierte: „Wirtschaftliche Wirkungen und Besucherzufriedenheit der UEFA EURO 2008 in Österreich“ basiert auf einer Besucherbefragung (Stichprobe circa 8000) während der EURO-Veranstaltungen in den österreichischen Austragungsorten. Dieser Auswertung zufolge besuchten über 222.000 Personen die in Österreich ausgetragenen Spiele, davon waren 47.400 Österreicher. „Der induzierte Primärimpuls durch ausländische Besucher und ‚Home Stayer’ beträgt 287 Millionen Euro, die Besucher bewirkten insgesamt

eine Bruttowertschöpfung von 419 Millionen Euro“, so die Auswertung der Befragungsergebnisse. „Durch die EURO wurden insgesamt 6260 Vollzeitjahresbeschäftigungen geschaffen, vor allem im Dienstleistungssektor. Die Steuereinnahmen für Österreich betrugen 146 Millionen Euro, davon sind 48 Millionen Euro Landes- und Gemeindesteuern und 98 Millionen Euro Bundessteuern.“ Die Ergebnisse beider Studien, die zu verschiedenen Zeitpunkten und auf Basis unterschiedlicher Datenmengen erstellt wurden, erhärten den Verdacht, dass Events dieser Größenordnung tatsächlich gewaltige wirtschaftliche und touristische Effekte nach sich ziehen. Doch auch hier gilt: Papier ist geduldig! Und tatsächlich klafft eine Lücke zwischen dem großen Ganzen und der persönlichen Wahrnehmung des einzelnen Unternehmers. Im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich führte das market Institut nach der EURO 2008 eine Online-Befragung unter den 3600 Mitgliedern der Sparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft durch: Danach gaben mehr als 40 Prozent an, dass die UEFA EURO 2008 keine Auswirkung auf den eigenen Betrieb gehabt hätte. 19 Prozent beurteilten die Auswirkungen als „eher negativ“, elf Prozent sogar als „sehr negativ“.


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Kosten-Nutzen-Effekt. Prognosen und Berechnungen zu Umsatz- und Wertschöpfungseffekten von Events sind sicherlich wichtige Indikatoren, wenn es darum geht, den Kosten-Nutzen-Effekt von Investitionen abzuschätzen oder ein überdurchschnittliches Engagement der öffentlichen Hand zu rechtfertigen. Was in der öffentlichen Diskussion leider zu kurz kommt, ist eine ernsthafte Diskussion der mit der Austragung von Events verbundenen Negativ-Effekte. Günther Lehar zeigt dies am Beispiel der Konsumverlagerung auf: „Der Besucher hätte ja auch anderweitig, wenn er das Event nicht besucht hätte, eine gewisse Konsumnachfrage entfaltet.“ Im Klartext: Die Konsumausgaben der EURO-Besucher des Jahres 2008

haben Freizeitausgaben in anderen Bereichen verdrängt. Das könnte den Tourismus ebenso getroffen haben, wie die Unterhaltungsindustrie oder den Handel. Lehar warnt auch vor einer Fehlinterpretation von Aussagen zum Multiplikator­ effekt, wie etwa „Für jeden investierten Euro fließen zwei Euro zurück“: „Diese Aussage betrifft den im Grunde leicht nachvollziehbaren Tatbestand, dass durch den Wirtschaftskreislauf beziehungsweise die Einkommensverwendung privater Haushalte innerhalb einer bestimmten Periode eine Kette immer kleiner werdender Einkommen entsteht, die – aufsummiert – natürlich tatsächlich einen ‚weiteren Euro’ ergeben können. Aber nicht müssen, wenn zum Beispiel die Konsum- oder Investitionsnachfrage die

Grenzen der Region verlässt.“ Denkt man konsequent weiter, muss man bei den Umsatz- und Wertschöpfungsberechnungen von Events also nicht nur (wie dies unter dem Titel „crowding out“ häufig geschieht) volkswirtschaftliche Verdrängungseffekte mitberücksichtigen, sondern auch „nicht stattgefundene“ (Konsum-)Investitionen.

Handfeste Größen. Im touristischen Alltag reduziert sich die Frage, was Events tatsächlich bringen, dann allerdings auf recht handfeste Größen. Der Studiengang „Tourismus- und Freizeitwirtschaft“ am Management Center Innsbruck verglich in Kooperation mit der Universität Innsbruck beziehungsweise dem EURAC research in Bozen die FIS Alpine Ski-Weltmeisterschaften in St. Anton (2001), St. Moritz (2003) und

Besucher der Ski WM 2001, 2003 und 2005 Veranstaltungsort

Zuschauer

Österreich

Schweiz

Italien

Deutschland

Sonstige 9,4 %

St. Anton 2001

260.000

64,4 %

7,2 %

0,8 %

18,2 %

St. Moritz 2003

150.000

7,2 %

80,2 %

2,3 %

8,0 %

2,3 %

Bormio/SC 2005

50.000

19,7 %

13,3 %

49,5 %

4,3 %

13,2 %

Besucher gesamt

460.000

188.090

145.670

30.280

61.470

34.490

Besucher gesamt (in Prozent)

100,0 %

40,9 %

31,7 %

6,6 %

13,4 %

7,5 %

Quelle: MCI Tourismus

schätzung der wirtschaftlichen effekte der Ski WM 2003

1. Vorbereitung und Durchführung Direkte wirtschaftliche Umsätze durch die Veranstalter (Veranstaltungsbudget)

27,3 Mio.

Direkte Umsätze durch Besucher • ca. 16.600 Ü. durch Trainings, Journalisten, Weltcup etc. • ca. 137.000 Ü. Besucher/Sportler WM (zusätzlich zur normalen Auslastung)

1,4 Mio. 10,2 Mio.

© michael rathmayr

Art der wirtschaftlichen Effekte (gerundet in Euro)

Wirtschaftliche Effekte der EURO’08

Bauten/Infrastrukturen (Investitionen – Umsätze)

25,2 Mio.

Total direkt induzierte Umsätze

64,1 Mio.

Total direkt induzierte Wertschöpfung (Umsatz-Wertschöpfungs-Koeffizient 0,67) Total indirekte Wertschöpfung (Direkt-Indirekt-Multiplikator 1,4)

43,0 Mio.

Total direkte und indirekte Wertschöpfung

60,0 Mio.

€ 287 Mio.

17,0 Mio.

222.000

Besucher bei den Spielen

415.000

Besucher in den Fanzonen

„Primärimpuls“

2. Langfristige Effekte (ab 2003 jährlich) Mehrbesucher durch Image/zusätzliche Attraktivität dank Investitionen (Annahme: +5 % Wintergäste in der Hotellerie mit Tagesausgaben von 110,– CHF) Dadurch ausgelöste indirekte Umsätze (Multiplikator)

4,1 Mio.

€ 419 Mio.

1,4 Mio.

6260

Total direkte und indirekte zusätzliche Umsätze jährlich

5,5 Mio.

Quelle: „Nachhaltigkeit der FIS Alpine Ski WM 2003 St. Moritz-Pontresina, Engadin“

Bruttowertschöpfung

zusätzliche Vollarbeitsplätze Quelle: MCI Tourismus, Johannes Gutenberg Universität Mainz


14 Bormio (2005): „Mit rund 260.000 Besuchern war St. Anton der Besuchermagnet schlechthin. Waren es in St. Moritz noch rund 150.000 Besucher, so waren in Bormio nicht einmal 50.000 Besucher anzutreffen.“ Auch im Bereich der Zufriedenheitswerte lag St. Anton im Vergleich vorne. Peter Mall, damals maßgeblich im Organisationskomitee engagiert, hebt an positiven Effekten heute vor allem die Verbesserungen der Infrastruktur und den Medieneffekt hervor (siehe dazu das Interview). Nicht zu vergessen die Kompetenz, die man am Arlberg aufbauen konnte und mit der man als Austragungsort des INTERSKI-Kongresses 2011 erneut punkten möchte. Die Organisatoren bauen dabei auf ihre jahrzehntelange Erfahrung bei Großveranstaltungen sowie die erstklassige Infrastruktur des Ortes. „St. Anton ist unbestritten die Wiege des Skilaufs. Es ist für unseren Ort geradezu eine Verpflichtung, dem Schneesport wieder etwas zurückzugeben. Wir sind bemüht, mit einem erstmals durch die neuen Medien der Weltöffentlichkeit zugänglichen

Kongress den Schneesport zu thematisieren und eine Art Weltlobby zu kreieren“, skizziert Mall seine Vision des idealen Werbeeffektes. Denn dass Events, über die beschriebenen Umsatz- und Wertschöpfungseffekte hinaus, einen tatsächlichen Werbewert haben, ist unbestritten. „Den medialen Werbewert eines Events kann man sehr gut messen, da gibt es genaue Richtlinien“, so Thomas Wieser von United Synergies, der sich mit diesem Thema eingehend auseinandersetzt. Auf Basis der üblichen Medientarife und der Medienpräsenz einer Veranstaltung könne man deren Medienwert errechnen. Wieser: „Das ist ein wichtiges Potenzial, das ein Veranstalter beispielsweise einem Sponsor anbieten kann.“ Ein weiterer interessanter Faktor im Zusammenhang mit Events ist die Messung der Logopräsenz, wie dies United Synergies im Auftrag der Tirol Werbung beim Ötztal Radmarathon macht. Bei Imageeffekten gibt sich der Experte eher vorsichtig. Hier müsste man das klassische Marktforschungs-Instrumentarium einsetzen und – idealerweise

– über längere Zeiträume messen, was aufwändig und teuer sei. Events, so viel kann zusammenfassend festgehalten werden, bergen also sicherlich für den Tourismus die Chance auf Umsatz- und Wertschöpfungseffekte. Goldgrube sind sie aber in den meisten Fällen keine. Zu hoch sind die materiellen und immateriellen Investitionen, die vom Veranstalter sowie von öffentlicher und privater Hand in den Austragungsorten und -regionen getätigt werden müssen. Dieser Aufwand geht oft über Jahre – ohne Garantie auf Erfolg. Sieht man Events hingegen als Chance, das Produkt einer Destination zu professionalisieren, die Infrastrukturen zu verbessern und neue Kooperationen zu etablieren, kann der Tourismus viel gewinnen. Entscheidend ist, wie bei vielen Projekten des Wirtschaftslebens, die Nachhaltigkeit – und zwar nicht nur im ökonomischen Sinne. Bei der Planung von Events werden künftig ökologische und soziale Effekte verstärkt Berücksichtigung finden müssen, will man verhindern, dass man am Ende des Tages auf der Zeche sitzen bleibt. ×

© Schaadfoto

Events machen Stimmung. Auch bei der Handball-EM 2010 zählt der mediale Werbewert.


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Hörtnagl - seit vielen Jahren verlässlicher Partner und Lieferant feinster Wurstwaren für Hotellerie und Gastronomie in Tirol.

© ARLBERG-well.com

Qualität, Geschmack und 1A-Service - alles in Einem!

„ Hatten maximalen Turnaround“ Peter Mall, heute Generalsekretär des kommendes Jahr stattfindenden INTERSKIKongresses, über die Nachhaltigkeit der Ski WM 2001 und die touristische Verwertbarkeit dieses internationalen Sportevents.

Gibt es Bereiche, in denen Sie sich seinerzeit bessere oder stärkere Effekte aus der WM erwartet hätten? Aus der Ski WM selbst hatten wir sicherlich einen maximalen Turnaround. Die Berichterstattung und die damit verbundene Nachfrage ab 2002 bestätigen uns die gute Arbeit. Durch die hohen Anforderungen und die gravierenden Einschnitte für die positive Bewältigung der Ski WM blieb allerdings leider kein Platz für eine geordnete Nachbereitung – das heißt keine regelmäßig wiederkehrenden Weltcupveranstaltungen, keine „hall of fame“ oder dergleichen. Da waren wir leider nicht so gut organisiert. Vielen Dank für das Gespräch.

www.hoertnagl.at

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AISON: Was waren – aus Ihrer Sicht – die wichtigsten Effekte der FIS Alpine Ski WM 2001? Peter Mall: St. Anton am Arlberg konnte sein Ortsbild durch die Bahnverlegung in einem sehr hohen Maße positiv verändern. Darüber hinaus erhielten wir die Möglichkeit, die für die WM notwendige Infrastruktur, wie das Arlberg-well.com Center oder das Zielstadion, für die Zeit nach der WM für unseren Ort zu adaptieren. Im Bezug auf die Software bekamen wir mit der WM eine definierte Ziellinie, welche alle verstanden haben. Unternehmen investierten in allen möglichen Bereichen, öffentliche Institutionen zogen viele Investitionen vor, der Ort war auf den 28. Jänner 2001 fokussiert.

Gastro GRATIS Testangebot Unser gratis Kennenlern-Paket für Gastrobetriebe beinhaltet diverse Wurstwaren aus unserem Sortiment: 2 Paar Packung Frankfurter, Kalbsleberstreichwurst, 5x 120g Packungen geschnittene Feinkostspezialitäten (Karreespeck, Toastschinken, Helle Krakauer, Haussalami, Tiroler Landschinken) Gerne vereinbaren wir mit Interessenten aus dem Gastrobereich einen Termin: wenden Sie sich bitte an Herrn Egon Höfinger unter Tel. 05223/506-31 oder per mail an egon.hoefinger@hoertnagl.at

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16 events saison

Der Hotelier als Eventmanager Der Event. Oder doch das Event? Dem Duden ist es egal, dem Gast auch – solange er gut unter­halten wird. Und gute Unterhaltung ist keine Zauberei, sondern eher eine Frage des Einsatzes. SAISON stellt drei völlig verschiedene Betriebe vor, die beim Publikum punkten – mit ihrer Art von Events. Der Verdienst: eine hohe Stammgast-Quote.

www.stanglwirt.com

Beispiel

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Bio-hotel Stanglwirt Going

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Nach der Party ist vor der Party Jeder kennt die „Weißwurstparty“ beim Stanglwirt in Going. Zumindest vom Hören-Sagen. Maria Hauser weiß um den ganzen Aufwand für die zehn vergnüglichen Stunden im Jänner. Denn sie führt Regie bei dem Event.

as ganze Event sei ein großes Geben und Nehmen, sagt Maria Hauser. Sie muss es wissen, denn mit der „Weißwurstparty“, die vor 20 Jahren als urige Stammtischrunde begann, wuchs sie auf im Stanglwirt bei Going. Heute gehört sie zur Direktion des 5-Sterne-Hauses, koordiniert und verantwortet unter anderem die bis zu 400 Events im Jahr unter den Dächern des Ho-

tels. Zusammen mit ihrem Team: „Täglich haben wir Tagungen und Meetings von Firmen, dazu kommen Familien-Feiern, Empfänge, das ganze Programm.“ Um den Gästen immer wieder etwas Neues zu bieten, gibt es seit dem vergangenen Jahr im Wald das Hightech-Berghüttchen namens „Hüttlingmoos“. „Wir wollen die Gäste überraschen und das Hotel so führen, dass wir dort selbst gern zu Gast wären.

„Wir wollen die Gäste überraschen und das Hotel so führen, dass wir dort selbst gern zu Gast wären.“ Maria Hauser

© gerhard berger, Stefan Becker, con.os

V o n S t e fa n B ec k e r


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„Kein Allerwelts-Thema“ Tourismusberater Martin Schumacher über Möglichkeiten und Grenzen von Events auf betrieblicher Ebene.

S Das gelingt nur, wenn man die Wünsche der Gäste kennt und ernst nimmt, dabei aber authentisch bleibt.“ So gelänge auch der Spagat zwischen dem traditionellen Treffen wahrer Volksmusiker aus verschiedenen Ländern und dem Hype rund um die VIP-Party im Zeichen der Weißwurst. „Ein starker Brand“, sagt Eventmanagerin Hauser. Sie lernte ihr Business in San Diego: Dort organisierte sie Modenschauen für die Zeitschrift „Vogue“, arrangierte als Wedding-Plannerin des Hotels schicke Hochzeiten und inszenierte die Presse-Konferenzen eines gewissen Arnold Schwarzenegger. Und so gibt es mittlerweile die passenden Polo-Shirts zur Party, ebenso Dirndl und seit diesem Jahr sogar einen „Weißwurstjet“. Inklusive Piloten in Lederhosen. Weil die Idee mit dem Flieger so gut ankam, hebt er zur nächsten Feier gleich in mehreren Metropolen ab: London, Mailand, München, Cannes, Bukarest und Paris stehen aktuell auf dem Flugplan. Und drei Wochen nach dem jüngsten Fest sei der Flieger für den Jet-Set aus Italien bereits ausgebucht: „Nach der Party ist vor der Party.“

Feingefühl für Trends. „So eine Veranstaltung für 2500 Menschen bedeutet einen gewaltigen Aufwand. Die Logistik muss von A bis Z stimmen, die Gäste kommen mit einer hohen Erwartung, wollen die ganze Zeit ‚Stimmung pur’ garantiert haben und dafür kreieren wir ein einzigartiges Programm, das einem Publikum im Alter von 18 bis 70 Jahren gefällt. Nach der Party setzen wir uns dann gleich zur Manöverkritik zusammen und entwickeln in der Gruppe neue Gedanken für besondere Highlights der nächsten ‚Weißwurst-Sause’. Dafür müssen wir einfach am Puls der Zeit sein, um die aktuellen Trends wissen, und mittlerweile haben wir ein ganz gutes Feingefühl dafür entwickelt.“ Ein Maßstab des Erfolgs sind sicherlich die Sponsoren der ersten Stunde, die konstant dabei sind, und die große Zahl derer, die noch draußen vor der Tür stehen und so gerne adabei wären. Zur Polonaise deluxe in Tirol. ×

AISON: Herr Schumacher, wie viele Events bietet die Hotellerie in Tirol? martin Schumacher: Wenn wir in der Hotellerie über echte Events sprechen wollen und nicht nur über mehr oder weniger „normale“ Veranstaltungen, dann fallen mir dazu österreichweit maximal eine Handvoll Hotel-Events ein. In Tirol wäre da etwa die „Weißwurstparty“ im Stanglwirt, auf die das Prädikat „echtes Event“ zutrifft – diese jährlich wiederkehrende Veranstaltung wird ganz klar mit der Hotel-Marke in Verbindung gebracht. Also bedürfen Events einer gewissen Größe und Prominenz? Größe ist nicht unbedingt das Kriterium – sie müssen primär zum Imagegewinn und zur Markenbildung eines Hotels beitragen, sonst sind sie nur von geringem nachhaltigen Wert. An diesen

Des­tinationen – wie etwa Ski-Openings oder große Sport- und Kulturveranstaltungen immer wieder beweisen. Was sind wesentliche Erfolgskriterien für echte Events? Der Erfolg eines Events definiert sich über wenige entscheidende Kriterien: Es muss professionell und seriös organisiert werden. Sonst lässt man es besser gleich bleiben. Die komplette Organisation von der Vor- bis zur Nachbereitung kostet viel Zeit und Geld, bindet also Kapital und Kapazitäten: Es geht um zum Unternehmen passende Ideen-Findung, um Dramaturgie und Inszenierung in der Umsetzung, um professionelle Pre- und Post-EventKommunikation sowie letztlich auch eine entsprechende kritische Evaluierung. Ist es dann nicht besser, wenn ein externer Eventmanager die Umsetzung erledigt?

„Mittlerweile wird jeder bessere Almabtrieb als Event bezeichnet – das nimmt dem Instrument doch vielfach an Strahlkraft.“ Martin Schumacher

Kriterien gemessen gibt es eben nur sehr wenige Events, die das leisten können. Echte Vorbilder finden sich etwa in Deutschland: Das Hotel Bareiss im Schwarzwald etwa hat über 20 Jahre hindurch jährlich die sogenannte „Mitteltaler Tafelrunde“ veranstaltet, bei der auf höchstem Niveau Forscher, Entwickler, Gastronomen und Journalisten zu Themen des gastrosophischen Zeitgeistes zusammenkamen und dem Hotel auch dadurch zu seiner führenden Bekanntheit in Deutschland verhalfen. Alle großen und renommierten Zeitungen griffen jährlich diese Diskurse auf und sicherten dem Hotel nicht nur in Fachkreisen zielgruppengerechte Medienresonanz; hier hat das Event seinen Zweck als Marken-Support und extravagantes Kommunikations-Tool voll erfüllt. Kann sich nicht jeder Hotelier sein Event basteln, über das die Welt spricht? Für Destinationen oder Unternehmen machen solche Events deutlich mehr Sinn als für einzelne Hotels, wo sie wohl immer ein seltenes Instrument bleiben werden. Hotels profitieren eher indirekt von Events der

Die Zusammenarbeit mit professionellen Event-Agenturen ist immer eine Option. Es bleibt aber wichtig, dass das Event kein „aufgesetztes“ Allerwelts-Thema hat, ohne Bezug zum Betriebskonzept, Standort oder Hotelier. Das hätte nur wenig Aussicht auf nachhaltigen Erfolg. Hier lässt sich eindrucksvoll an Profi-Beispielen etwa von Red Bull oder Coca Cola – man denke an die legendäre Coca Cola Truck Weihnachtstour – ermessen, wie hoch die qualitative Latte liegt. Hat der Begriff „Event“ im Laufe der Zeit grundsätzlich an Glanz verloren? Er wird jedenfalls mittlerweile sehr inflationär eingesetzt. Bei den meisten sogenannten Events handelt es sich zumeist um „normale“ Veranstaltungen bzw. Aktivitäten ohne Markenstrahlkraft oder medial erzielbare Wirkung. Mittlerweile wird jeder bessere Almabtrieb als Event bezeichnet – das nimmt dem Instrument doch vielfach an Strahlkraft. Vielen Dank für das Gespräch. × Dr. Martin Schumacher ist Geschäftsführer und Partner der con.os tourismus.consulting GmbH mit Firmensitzen in Linz und Wien.


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Die guten Geister vom Sattelberg

SattelbergAlm Gries a. Br.

Anfangs dachten die Leute, er sei von allen guten Geistern verlassen, wegen seiner vielen verrückten Ideen. Jetzt denken sie, er muss wohl selbst einer sein, denn die Ideen kommen an und bringen reichlich Gäste und Geschäft.

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eute herrscht Hochsaison, wie an jedem Wochenende. Die Hütte brummt. Draußen vor der Sattelbergalm stapeln sich Ski, Schneeschuhe und Rodel, drinnen drängeln sich große und kleine Gäste an den Tischen. Wie es sich für ein Skigebiet gehört – bloß fehlen die Lifte. Denn die Seilbahner zogen sich 2006 aus Gries am Brenner zurück und überließen das kleine feine Skigebiet seinem Schicksal. Doch Hüttenwirt Alois Nagele wehrte sich gegen

das drohende Ende und kämpfte anfangs gemeinsam mit der Familie um die Pisten seiner Kindheit. 16 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 20 lange Wochen: „Das war eine harte Zeit“, erinnert sich Nagele. In seinem Eifer hätte er fast die Tourengeher übersehen, die nun täglich zur Hütte hinaufstiegen. „Ich musste mich den neuen Gästen aus der Nachbarschaft regelrecht vorstellen, denn man kannte uns gar nicht mehr.“ Was sich schnell ändern sollte, denn der junge Wirt begriff das

Beispiel

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Club hotel edelweiss itter

www.clubhoteledelweiss.com

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illkommen im Club. Dabei bedeutet der Begriff im Hotel Edelweiss zu Itter genau das Gegenteil von exklusiv oder elitär. Wobei: Ein wenig extravagant sind die Eigentümer schon und genau das schätzt ihr internationales Publikum. Gäste aus Belgien, Holland, Deutschland und natürlich Großbritannien verbringen vorzugsweise die Skiferien in dem Haus mit 55 Betten. Denn Alison und Peter Neurauter stammen aus England. Vor fünf Jahren kauften sie das Haus in Itter, nachdem sie zuvor längere Zeit in der Schweiz gelebt und dort ihr Handwerk erlernt hatten. In Adelboden. Wo der Sommer noch mehr Gäste anziehe als der Winter, wie Peter erzählt. Er nennt alle Gäste im Hotel beim Vornamen und spricht Englisch mit ihnen. Beides gilt als Standard des Hauses und beides dient einer familiären Atmosphäre. „So kommen die Gäste schneller miteinander ins Gespräch und lernen sich

leichter kennen“, sagt Alison, die wie ihr Mann Psychologie studiert hat und um die Dynamik einer Gruppe weiß. So zählt auch der Job des Animateurs zu den Aufgaben der beiden Gastgeber und jeden Abend bieten sie ein anderes Programm: kleine Events mit großer Wirkung. „Gestern Abend sind wir mit den Gästen durch Itter spaziert und haben ihnen einiges über den Ort erzählt. Und heute Abend laden wir alle Gäste zum Quiz – für viele ein Highlight des Urlaubs“, sagt Peter Neurauter.

Aktiv auf die Gäste zugehen. Die Popularität des Formats scheint ungebrochen. Selbst wenn es bei Peter und Alison nur um eine kleine Urkunde geht – jeder möchte eine mit nach Hause nehmen und so strengen sich die Grüppchen entsprechend an. Andere Events spielen sich auf einer ganz subtilen Ebene ab und haben mehr den Charakter eines privaten Ereignisses. Wenn Peter zum Beispiel mit den Gästen auf die Piste geht. Als geprüf-

Do you speak Edelweiss? Wenn sich Gäste ganz bewusst für ein Hotel entscheiden und kein anderes wollen – so ist das auch ein Ereignis. Event-Pingpong made by Alison und Peter Neurauter. ter Skilehrer kümmert er sich bei Bedarf persönlich um die Fahrkünste der Urlauber, vermittelt den passenden Lehrer und zeigt die dem Können angemessenen Strecken. „So verstehen wir Aktiv-Urlaub, wir gehen aktiv auf die Gäste zu, bieten ihnen verschiedene Aktivitäten an und sind selbst aktiv mit dabei, so es die Zeit erlaubt“, sagt Peter. Schließlich sind da noch die beiden Söhne Mattias und Anton im besten Alter von 14 und 16 Jahren. Sie bringen nach der Schule den kleinen Gästen dann Billard bei oder spielen mit ihnen Darts. „Wer ein 5-Sterne-Haus bucht, reist an mit hohen Erwartungen, wer uns bucht, weiß eher weniger, was genau ihn erwartet, und wenn unsere Art und Atmosphäre den Gast positiv überraschen, dann erzählt er das weiter und auch davon leben wir“, sagt das Hotelierspaar. Das Online-Portal Tripadviser platzierte das Hotel auf seiner Beliebtheits-Skala in der vergangenen Saison auf Rang 21 in Tirol. ×


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www.wipptal.net/sattelalm/

zweites für Feste und Feiern wie Hochzeiten oder Geburtstage. Dann ein drittes für Firmen und Vereine und deren Seminare oder Schulungen. Und schon steckte er knietief in den Plänen für eine neue AlmPhilosophie. Dabei kam ihm zugute, dass die Familie während der guten Jahre stetig investiert hatte in Zimmer und Gaststuben. Dieses Potenzial optimal zu nutzen, darin bestand die primäre Aufgabe.

© Stefan Becker (2)

Sauna mit Bergblick. Nagele machte

Gebot der Stunde und strukturierte den Betrieb neu: Auch wenn es wehtat, machte er Schluss mit dem unrentablen Skibetrieb, holte sich Hilfe von außen und entwarf ein erstes Konzept für Tourengeher. Dann ein

sich Gedanken und fragte auch seine Gäste, was ihnen hier auf 1640 Metern fehlen würde. „Eine Sauna“, sagten Stammgäste aus Schwaben und kurz darauf verwandelte er die überflüssige Almbar in eine Blockhaus-Sauna. Wer in Gries bei 90 Grad schwitzen möchte, Bergblick inklusive, ruft einfach an und macht sich auf den Weg. „Wir hätten auch weiter an den Wochenenden nur Essen verkaufen können und die restlichen Tage schließen, aber das wollten wir nicht“, sagt Nagele. Wir, das ist vor allem seine Schwester Alexandra,

die den Betrieb am Berg gemeinsam mit ihm führt, sowie Eltern und Geschwister, die vom Bauernhof aus helfen. Topfen, Knödel, Taxifahrten, es gibt immer was zu tun. Wie das Ausdenken von Events. Denn was die Großen können, funktioniert auch im Kleinen: Es gibt ein Tourengeher-Opening und ein österliches Saison-Finish, das „Splish-Splash“, ähnlich dem Vorbild „Jump & Freeze“ – das ja auch aus einer Spinnerei geboren wurde und sich prächtig entwickelte. Im Sommer richtet die Hütte den Alpenfußball-Cup aus und lässt in Lederhosen über die Hügel bolzen, beim Alpengolf-Fun sind echte Crossgolfer gefordert, um die kleine Kugel in den acht Löchern zu versenken. Wobei der Sommer ganz im Fokus der nächsten Jahre steht: Urlaub auf der Alm. So simpel und so sehr gewünscht. „Früher hatten wir hier oben eigentlich nur ein echtes Standbein, heute sind es viele. Das fordert zwar starken persönlichen Einsatz, doch schätzen die Gäste unsere Präsenz und natürlich die Freiheit, die sie hier oben haben“. ×

Derzeit gibt es nur 14,2 % Frauen in den Gemeinderäten und lediglich zwei Bürgermeisterinnen in ganz Tirol – zu wenig!

Frauen zur wahl!

Lassen Sie sich nicht einkochen!

Apfel ist nicht gleich Birne!

Mehr Informationen unter: 0512 / 5083581 oder www.tirol.gv.at/frauenwaehlen


20 Events

US-Sängerin Katy Perry bei ihrem Konzert in Ischgl vergangenen November

Der Mut-Faktor Schon allein das Wetterrisiko ist enorm, der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg sehr schmal. Trotzdem werden hierzulande mehr Großevents realisiert als anderswo. Und Tirol profitiert von diesem Mut. von michael riedler

E

s war Enthusiasmus“, sagt das Kitzbüheler TourismusUrgestein Otto Langer über die Erfindung der Kitzbüheler Oldtimer-Alpenrallye vor 23 Jahren: „Haubenkoch Hasi Unterberger, ein wahnsinniger Oldtimer-Freak, ist mit der Idee damals zu mir gekommen“, und zu viert wurde dann die Rallye organisiert – dank der Begeisterung der Initiatoren, ihrer guten Kontakte auch gleich mit durchschlagendem

Winter-Polo-Turnier übrig hatte. Aber: Es waren beim Start Risikobereitschaft und Mut notwendig. Und es hat sich ausgezahlt. Heute ist die Kitzbüheler Alpenrallye nach der Millemillia die Nummer zwei der Oldtimer-Rallyes in Europa, sorgt Jahr für Jahr für 3000 bis 5000 Nächtigungen und zehn Millionen Euro Ausgaben im Raum Kitzbühel. Führt also der Enthusiasmus Tirols Eventveranstalter über alle Hürden hin-

„Reich werden kann man als Veranstalter in Tirol nicht. Das Risiko ist unverhältnismäßig groß. Man steht immer am Rande des Abgrunds.“ Guido Walch, Vorstandsmitglied Art Club Imst

Erfolg. 64 Oldtimer fuhren im ersten Jahr mit. Geholfen hat zwar auch ein kleines finanzielles Polster, das Langer nach einem

weg? Erfolgreiche Events wie das Hahnenkammrennen, die vielen sportlichen Highlights, Olympischen Spiele, Weltmeis-

terschaften, die Idalp-Konzerte in Ischgl, die Kulturhighlights in Tirol, Feste, Konzerte lassen dies vermuten. Die Erfahrung lehrt aber auch: Mut und Begeisterung helfen sehr weit, können aber ein Scheitern nie automatisch verhindern. Das musste etwa der Art Club Imst zur Kenntnis nehmen, der 1999 ein RollingStones-Konzert in Imst organisierte, damit auch tatsächlich 45.000 Besucher anzog, dennoch aber mit sechs Millionen Schilling Schulden in den Ausgleich schlitterte. Was war schief gegangen? „Gravierend waren damals Wechselkursänderungen“, berichtet Art-Club-Vorstandsmitglied Guido Walch: Die Gage musste ein Dreivierteljahr vor dem Konzert abgeschlossen werden, dann stieg der Dollar, und die Imster mussten viel tiefer in die Tasche greifen als geplant. Dann gab es Wetterprobleme, die Bühne musste mit Panzerplatten ausgelegt werden, und schließlich wurde auch die Produktionstechnik sukzessive teurer,

© orlerimages.com, gerhard berger, art club imst, birgit pichler

saison


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berichtet Walch. „Das waren viele kleine ungeplante Einzelposten, die sich summiert haben. So verlangten die Stones etwa einen ganz speziellen Billardtisch im Backstagebereich, der via Spedition um 50.000 Schilling aus der Steiermark geholt werden musste. Eines kam zum anderen“, erinnert sich Walch. Nachsatz: „Das Konzert selbst war ein Erfolg.“

Vorsicht in Grenzen. Immerhin hat die Erfahrung dazu geführt, „dass wir jetzt teilweise anders an die Sachen herangehen, etwas vorsichtiger“, sagt Art-Club-Vorstand Walch, der aber gleichzeitig einschränkt: „Die Vorsicht muss sich in Grenzen halten, sonst bringst du nichts zustande.“ Mut ist also immer dabei: „Ich finde, in den Alpenregionen gehören die Tiroler zu den Mutigeren, sie geben vielfach diesbezüglich den Ton an. Das kann man über die Südtiroler weniger sagen. Denen ist vieles oft zu laut und zu schrill“, kommentiert Hubert Siller, Tourismus-Studienleiter am Management Center Innsbruck (MCI). Warum man hierzulande mehr Mut sieht? „Weil wir offensiver sind in der Produktund Angebotsgestaltung und im Marketing, einen offeneren Zugang haben und gute Netzwerke“, sagt Siller. „Jack Falkner ist das beste Beispiel dafür, denn ein Glet-

„Wenn wir uns nicht wieder aufraffen, nur die Besten aus der ersten Reihe zu wählen, werden wir in die Mittelmäßigkeit der EventOrte zurückfallen. Ischgl braucht entweder Madonna, Robbie Williams, die Rolling Stones, U2 oder Aerosmith. Künstler aus der zweiten und dritten Reihe bewirken nichts.“ Günther Aloys, Hotelier, Ischgl

nem kleinen Markt wie Tirol ist schwierig, meint Siller. Es sollten zusätzliche Überlegungen einfließen. Beispiel Fußball-EM in Tirol, die finanziell kein Erfolg war, aber für die Positionierung Tirols als Sportland etwas gebracht hat.

„Braveheart“.

Mit Mut allein wird es aber selten gehen. Siller: „Jeder Event, so mutig er von außen auch aussieht, sollte ganz sauber von der strategischen Seite her geplant sein. Mut ohne strategischen Überbau ist ,Braveheart’ und heißt, praktisch unbewaffnet in den Kampf zu ziehen.“ Vor allem auch deshalb, weil die EventKonkurrenz immer größer wird: „Wir haben eine ‚Eventisierung‘ in einem ungeheuren Maße in den letzen Jahren gehabt. Damit ein Event noch auffällt, muss man viel tun.

„Jeder Event, so mutig er von außen auch aussieht, sollte ganz sauber von der strategischen Seite her geplant sein. Mut ohne strategischen Überbau ist ,Braveheart’ und heißt, praktisch unbewaffnet in den Kampf zu ziehen.“ Hubert Siller, MCI-Tourismus-Studienleiter, Innsbruck

scherspektakel wie ‚Hannibal’ machst du nicht ohne ein gutes Netzwerk“, lobt er die heimischen Touristiker. Events tragen ganz wesentlich zur Imageprofilierung von einem Unternehmen, einem Ort, einer Region bei. Events selbst aber – und da kommt wieder der Mut ins Spiel – „sind selten rentabel“. Das Hahnenkammrennen „hat eine wahnsinnige Rentabilität“, aber in der Regel gilt: Einen Event zu veranstalten, um Gewinn mit dieser Veranstaltung zu machen, geht oft nicht auf. Da wird das Ganze dann riskant, da führt dann Wetterpech zum Fiasko, da kann sich mangelnder Publikumsandrang fatal auswirken. Events völlig isoliert zu betrachten auf ei-

Es ist damit oft ein Grenzgang“, sagt Siller. Früher hat es nicht so viele Konkurrenzveranstalter gegeben, „wenn du Jethro Tull nach Tirol gebracht hast, dann hat das schon Aufsehen erregt“, meint Guido Walch vom Art Club Imst. Heute dagegen muss mehr Wirbel gemacht werden: Günther Aloys will auch Ischgl noch aufrüsten: „Wenn wir uns nicht wieder aufraffen, nur die Besten aus der ersten Reihe zu wählen, werden wir in die Mittelmäßigkeit der Event-Orte zurückfallen. Ischgl braucht entweder Madonna, Robbie Williams, die Rolling Stones, U2 oder Aerosmith. Künstler aus der zweiten und dritten Reihe bewirken nichts.“

Am Rande des Abgrunds. „Es gibt viel zu viele Städte für viel zu wenige wirklich zugkräftige Künstler“, sagt Art-ClubVorstand Walch. Auch finanziell war es früher einfacher. Heute dagegen fließen bei einem Event-Erfolg allfällige Mehreinnahmen in Richtung Künstler und nicht in Richtung Veranstalter. „Reich werden kann man als Veranstalter in Tirol nicht. Das Risiko ist unverhältnismäßig groß. Man steht immer am Rande des Abgrunds.“ Viel wird mit Leidenschaft wettgemacht und mit – Mut. Und wenn dieser ergänzt wird durch ein gutes Netzwerk, durch das nötige Kleingeld, durch das Glück des richtigen Zeitpunkts und durch strategische Ziele, dann kann sich dieser Mut auszahlen, auch in Zeiten, da die Konkurrenz härter wird. Tirol profitiert vom Mut seiner Veranstalter und Touristiker, denn, wie es Günther Aloys formuliert: „Tourismus braucht neue Rituale und mehr Events. Tourismus braucht den Mut zum Außergewöhnlichen.“ × Die Riesen In der internationalen Event-Branche geschieht Ähnliches wie in anderen Branchen auch: Die großen Agenturen werden noch größer, fusionieren und schlucken andere. So hat der weltgrößte Konzertveranstalter Live Nation mit der weltgrößten Ticketplattform (Ticketmaster) fusioniert. Ticket-Riesen wie der CTS-Konzern haben sich einige der größten Tournee- und Festivalveranstalter einverleibt.

Rundumanbieter Die „Live-Industrie“ hat längst die Tonträger­ industrie als umsatzstärksten Zweig der Musikindustrie abgelöst. Die internationalen Plattenfirmen versuchen, sich als Rundumanbieter zu positionieren, der nicht nur CDs, sondern auch Konzerte, Events und das Merchandising erledigt. „Wer da nicht mittut, wird ausgehungert, und kriegt eben keine Künstler mehr“, skizziert ArtClub-Vorstandsmitglied Guido Walch.


22 events saison

Althergebracht und neu gemacht Seit Jahrhunderten laufen in Nassereith Scheller. Seit zehn Jahren übernachten Wagemutige in Iglus auf Tiroler Bergen. Und in Hochsöll stapfen Wanderer durch das Hexenwasser. Drei Events zwischen Tradition und Innovation. V o n F lo r i a n G a s s e r

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enn die Kirchenglocken um zwölf Uhr Mittag verstummen, geht der Lärm so richtig los: Roller, Kehrer, Kübelemaje, Såckner und Scheller mit schweren Glocken um die Hüften beziehen am Postplatz in Nassereith Position. Wie alle drei Jahre – seit Jahrhunderten. 8000 Besucher haben sich in diesem Jahr ins Tiroler Oberland aufgemacht, um dem Nassereither Schellerlaufen beizuwohnen, einer Tradition, deren Ursprünge im Verborgenen liegen. Niemand weiß, wann genau das Schellerlaufen entstanden ist und warum es durchgeführt wurde. Die Interpretationen reichen von heidnisch-germanischen Fruchtbarkeitskulten bis zu mystischen Handlungen zu Ehren griechischer und anderer antiker Götter. Inzwischen hat man sich darauf geeinigt, dass es um den Kampf Winter gegen Sommer geht. Der Bär als Symbol für den Sommer erwacht aus seinem Winterschlaf und kämpft gegen die kalte Jahreszeit, dargestellt durch den Bärentreiber. Seit 16 Jahren ist Johann Sterzinger Obmann des Schellerlaufs. Für den 69-jährigen Pensionisten ist die Veranstaltung alles andere als ein touristisches Event. „Die Fasnacht gibt es schon viele hundert Jahre“, sagt er. „Lange bevor überhaupt Gäste zu uns gekommen sind.“

Regentanz für Reisegruppen. Die Fasnächte in Nassereith, Rum und andernorts sind für Paul Tschurtschenthaler vom Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte der Universität Innsbruck klassische traditionelle Veranstaltungen.

Sie würden auch dann stattfinden, wenn keine Touristen kämen. „Natürlich hat jede Tradition ihre Entwicklung. Das Schellerlaufen schaut heute anders aus wie vor hundert Jahren. Die Frage ist, ob man in diese Entwicklung von außen eingreift“, sagt Tschurtschenthaler. Eine Tradition zentral zu steuern, geht meist nach hinten los. Das für ihn deutlichste Beispiel dafür ist die Zillertaler Bauernhochzeit. „Das hat eine riesige Tradition bei den Einheimischen. Doch dann wurde es für Touristen inszeniert. Das Brautpaar hat gar nicht mehr wirklich geheiratet.“ Aus Brauchtum wurde eine Showinszenierung. Der Widerstand, vor allem bei der einheimischen Bevölkerung, wuchs und die Veranstaltungen wurden nicht mehr durchgeführt. „Das erinnert mich immer ein wenig an den Tourismus in Entwicklungsländern. Jede Touristengruppe bekommt ihren Regentanz vorgeführt. Mit dem eigentlichen Brauch hat das nichts mehr zu tun“, sagt Tschurtschenthaler. Nur für Gäste würde Johann Sterzinger keinen Schellerlauf aufführen. „Ich möchte keine reine Touristenattraktion sein. Die Tradition ist mir sehr wichtig. Da lassen wir uns auch nichts dreinreden.“ Dem muss sich auch Manuel Lampe beugen. „Wenn wir ausländische Journalisten hier haben, denen wir die Masken vielleicht schon vorab zeigen möchten, dann heißt es ‚nein‘! Die Veranstaltung findet an diesem einen Tag statt und da werden auch keine Ausnahmen gemacht“, erzählt der Geschäftsführer des Tourismusverbands Mieminger Plateau & Fernpass Seen. Hinzu kommt, dass traditionelle Events nicht

Alter Pfad neu inszeniert. Das Konzept Hexenwasser sorgt für deutlich höhere Umsätze im sommerlichen Hochsöll (Bild unten).


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© www.alpeniglu.com (2), hexenwasser - bergbahn söll

Eisgekühlt. Abendromantik zwischen Schnee und Eis in der Igludorf-Bar

Arktis meets Tirol: Das Igludorf in Hochbrixen

planbar sind. Ein halbes Jahr vorher erfährt Lampe, wann das Schellerlaufen stattfinden wird. Zu kurzfristig, um in Katalogen von Reiseunternehmen gelistet zu sein. Trotzdem sei eine authentische Veranstaltung leichter zu vermarkten. „Vor allem, weil auch die Bevölkerung dahintersteht. Das ist ein wesentlicher Punkt. Spielt die nicht mit, hat man es sehr schwer.“

Dörfer aus Schnee und Eis. Alles andere als eine jahrhundertelange Tradition hat das Igludorf in Hochbrixen in den Kitzbüheler Alpen. Es ist eines von vier derartigen Dörfern, die inzwischen in Tirol stehen. Vor neun Jahren hat Benno Reitbauer mit seinem Team von Alpeniglu das erste Dorf gebaut. „Eine Tradition im herkömmlichen Sinn hat das Iglu bei uns natürlich nicht.“ Die Idee dafür kam ihm vor zehn Jahren bei einer Firmenreise nach Skandinavien, wo bereits seit langem Igludörfer um Gäste buhlen. „Wir haben hier dieselbe Logistik: Schnee, Berge und so weiter. Auch gab es bereits Iglus, allerdings nur als Biwakunterkünfte oder Bars in Skigebieten. Es fehlte das Konzept für etwas Größeres.“ Anstatt lediglich eine Schlafunterkunft in kalter Umgebung zu bieten, baute Reitbauer ein komplettes Dorf: Dorfplatz, Hotel, Eiskapelle und Unterhaltungsbereiche. 5000 Kubikmeter Schnee und sechzig Tonnen Eis wurden dafür verarbeitet. Die klassischen Marketinginstru­ mente­ funktionieren für Igludörfer nicht. Es muss anders beworben werden als eine Almhütte, auf der auch Tiroler Kultur verkauft wird. „Würde man ein Igludorf damit vermarkten, dass es das schon immer hier

gegeben hat, dann wär’s ein Schmäh. Man würde den Gast anlügen. Bewirbt man das Erlebnis, die Nacht im Schnee und in den Bergen zu verbringen, dann ist das in Ordnung“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Tschurtschenthaler. Reitbauers Konzept, ein Erlebnis zu verkaufen, funktioniert. „Neunzig Prozent unserer Gäste kommen wegen dem Igludorf nach Tirol.“ Die Übernachtung in Schnee und Eis ist inzwischen zu einem Publikumsrenner geworden. Doch nicht immer führen innovative Projekte zum Erfolg. Während sich die Igludörfer noch der Landschaft Tirols bedienen, um Wildromantik anzubieten, haben Events, die sich weder der Tradition noch der Natur bedienen, oft große Probleme. Das bekannteste Tiroler Beispiel ist wohl das Playcastle in Seefeld. Trotz großem Werbeaufwand blieb das Interesse daran mäßig. Die Burg versank im Dornröschenschlaf. Der Erfolg der Swarovski Kristallwelten in Wattens scheint dem entgegenzustehen. Auch sie haben nur bedingt mit der Tiroler Berglandschaft zu tun, können sich jedoch auf eine andere Tiroler Tradition berufen: die Marke Swarovski. „Erfolgversprechend sind Dinge, die tief verwurzelt sind. Denen kann durchaus ein neues Gewand gegeben werden, solange die Authentizität gewahrt bleibt“, sagt Manuel Lampe.

Verhextes Wasser. Innovative Projekte berufen sich daher meist auf eine althergebrachte Tradition und geben dieser einen neuen Überbau. So etwa das Hexenwasser in Hochsöll. Wie viele Bergbahnen litt auch die Berg- & Skilift Hochsöll GmbH & Co. KG unter den Sommermonaten. Der


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Buntes Treiben. Alle drei Jahre lebt in Nassereith die jahrhundertealte Tradition wieder auf.

© salzburger land

Auftakt. SalzburgerLand-Geschäftsführer Leo Bauernberger und Kombinierer Felix Gottwald bei der Eröffnung des Salzburger Almsommers 2009 im Riedingtal im Lungau

Erlebnis Wandern Altes neu verpackt und gelungen inszeniert: Der Salzburger Almsommer zeigt, wie überregionale Angebote und Events funktionieren können.

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ewandert wird überall. Wie kann sich eine Region unterscheiden und das eigene Wanderangebot hervorheben? Diese Frage stellte sich Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus GmbH, schon seit Jahren. „Wir machten uns auf die Suche nach Elementen, die in Salzburg stärker sind als irgendwo sonst“, erzählt Bauernberger. Die zündende Idee kam ihm 2003 nach der Lektüre des Buches „Almsommer“ von Walter Mooslechner. 1800 Almen werden in Salzburg landwirtschaftlich genutzt, 550 auch gastronomisch – so viele wie in keinem anderen Bundesland Österreichs. „Die Almen sind eine Ressource mit einer wahnsinnig langen Geschichte und hängen mit dem Bergerlebnis zusammen wie kaum etwas anderes“, sagt Bauernberger. Alle Wanderwege führen zu Almen. Wären diese weg, wäre es um den Wandertourismus geschehen. „Wir mussten demnach alles daran setzen, die bäuerlichen Strukturen zu erhalten und neue Verdienstmöglichkeiten zu eröffnen. Andererseits aber auch ihnen eine neue Positionierung geben, die Inhalte neu aufbereiten und vermarkten.“ Hintergrund war auch die demographische Entwicklung. Die Bevölkerung und damit die Wanderer werden älter. Gipfelstürmen kommt für sie nicht mehr infrage. Bauernberger ist aber überzeugt davon, dass diese Zielgruppe trotzdem das Bergerlebnis sucht. „Wir können ihnen die Alm als erreichbare Größe anbieten. Nicht

mehr der Gipfel ist das Ziel, sondern das Erlebnis des Wanderns.“

Bauern miteingebunden. 142 Hütten sind inzwischen als „Salzburger Almsommerhütte“ gekennzeichnet. In zwei Stunden Gehzeit ist der Großteil davon erreichbar. Neben einem almtypischen Charakter und dem Angebot von regionaltypischen Spezialitäten darf eine Almsommerhütte auch nicht über eine asphaltierte Zufahrtsstraße erreichbar sein. Jährlich kommen neue Hütten dazu. Einige wurden von den Eigentümern sogar revitalisiert, nachdem sie jahrzehntelang leer gestanden waren. „Es ist für beide Seiten gewinnbringend: Einerseits profitiert der Landwirt durch die Mehreinnahmen. Andererseits trägt er durch die Bewirtschaftung aktiv zur Landschaftspflege bei, was für den Tourismus immens wichtig ist“, sagt Leo Bauernberger. Um auf die Bedürfnisse der Landwirte eingehen zu können, war von Beginn an der Salzburger Almen- und Bergbauernverein in die Konzeption eingebunden. Die Vermarktung des Almsommers geschieht überregional: vom Nationalpark Hohe Tauern bis zum Salzburger Seenland. Durch Kooperationen wird versucht, die Marke „Salzburger Almsommer“ immer stärker in den Vordergrund zu rücken. So produziert die Firma Berger die „Almsommerschokolade“ und die Trachtenfirma Gössl stellt das „Salzburger Almsommer Dirndl“ her. Modernes Merchandising für ein uriges Erlebnis. ×

durchschnittliche Anteil des Sommerumsatzes einer Bergbahn im Vergleich zum Winterumsatz beträgt nicht mehr als fünf Prozent. „Unser Bergsommer war damals auf Senioren zugeschnitten“, sagt Angelika Pastler, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Bergbahnen Hochsöll. „Es war alles sehr traditionell: Es gab Kräuterführungen, Schnapsbrennen, Präsentation der Almlandschaft und so weiter. Doch Familien und junge Menschen haben wir damit überhaupt nicht angezogen. Über 40.000 bis 45.000 Besucher sind wir damit nicht gekommen.“ Auf der Suche nach neuen Projekten stieß sie auf alte Hexensagen aus der Region. Das Gebiet um die Hohe Salve wurde schon immer als „Hexenland“ bezeichnet. Sagen über die „Juffinger-Hexe“ und die „Saukogel-Hexe“ sowie den „MesnerHans“ als Hexenmeister kursieren seit jeher. „Es lag nahe, diese alten Geschichten zu verwenden und die Bergsommerwege in diese Richtung zu gestalten“, sagt Pastler. Ein Hexenwanderweg, ein Quellweg und vieles mehr sind seitdem in Hochsöll zu finden. Das meiste davon war bereits vorher


© michael rathmayr (2)

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Caroline Schöpf

„Natürlich sind wir froh um die Tou­ risten. Aber das Scheller­ laufen gehört uns. Das machen wir so, wie wir wollen, und nicht anders.“ Johann Sterzinger, Obmann des Schellerlaufs, Nassereith

da, wie etwa der Barfußweg. „Wir haben ihn im Rahmen des Hexenwassers einfach neu inszeniert.“ Der Erfolg stellte sich schon nach kurzer Zeit ein. Bereits 2002, im ersten Jahr seines Bestehens, wanderten 87.000 Gäste durch das Hexenwasser, für die Bergbahn ein Plus von 38 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es 198.000. Der Anteil des Sommerumsatzes stieg auf 14 Prozent. Althergebrachtes neu zu inszenieren, hat sich in Hochsöll gelohnt.

„Wir machen es, wie wir wollen“. In Nassereith hat sich der Bär inzwischen auf den Bärentreiber gestürzt und ihn zu Boden gerissen. Der Sommer hat gewonnen. Die Menge johlt und applaudiert. Viele sind extra dafür hergekommen, etwa aus dem südbayerischen Raum. Johann Sterzinger ist zufrieden. Nicht wegen der zahlreichen Gäste, sondern wegen der gelungenen Veranstaltung. 1951 war er zum ersten Mal dabei. Die Tradition möchte er hochhalten. „Natürlich sind wir froh um die Touristen. Aber das Schellerlaufen gehört uns. Das machen wir so, wie wir wollen, und nicht anders.“ ×

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26 events saison

Schneller, höher, weiter? Der Tourismus braucht Superlative. Doch ein Zuviel tötet Emotionen ab, und das Pendel bewegt sich längst wieder in die entgegengesetzte Richtung. Von Julia Brugger

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© jürgen skarwan (2), the nightrace schladming/raffalt, bergbahnen sölden

ir brauchen Superlative, damit wir Frequenzen am Markt generieren.“ Viele Touristiker stimmen Zukunftsforscher Andreas Reiter vorbehaltlos zu. Superlative sorgen für mediales Aufsehen, kosten allerdings auch viel Geld und kratzen an der Grenze zu Größenwahn und möglichem Fall. Nicht nur im Tourismus greift die Megalomanie um sich. Der Wettbewerb der Landmarks ist auch bei Städten und Regionen bis hin zum Individuum längst Usus. „Es geht nicht nur um die höchsten Türme oder die größten Skihallen, es geht auch um die höchsten Milliardenboni von Investmentbankern“, fasst Reiter den Trend zusammen.

2010 legt Hannibal eine Pause ein. 2011 soll mit einem Event der Superlative das zehnjährige Bestehen gefeiert werden.


27 Superlative im Tourismus dienen vor allem jenen Menschen zur Unterhaltung, die in Zeiten von Reizüberflutung weiterhin den Kick suchen und denen die Sensibilität für das Einfache vorübergehend abhanden gekommen ist – bis es wieder zum Trend wird. Für Alfons Parth, Obmann vom TVB Ischgl, sind Megaevents schlichtweg

bewussten Überzeichnungen von sich reden macht, unterstützt diese Entwicklung maßgeblich. Ob der Inn rot gefärbt werden soll, eine Treppe auf die Ischgler Gipfel gebaut oder Touristinnen in knapper Lederhose und Overknees durch Dorf und Berge wandern sollen – seine Ideen sorgen für Aufsehen. Das ist auch ein Marketinginstrument.

„Natürlich ist ‚Hannibal’ nicht kostendeckend. Es ist ein reiner Medienevent. Die Marke Sölden hat dadurch einen weltweiten Bekanntheitsgrad erhalten.“ jakob falkner, Marketingleiter ötztaler bergbahnen

ein nützliches Marketinginstrument. „Bei unserem ersten Event 1990 waren wenig Leute, dafür zahlreiche Journalisten anwesend. Das zählt“, ist Parth überzeugt. Der Bau des größten Schneemanns der Welt schaffte es damals in die Medien. Mittlerweile locken Superstars dreimal im Jahr rund 20.000 Besucher ins Dorf und auf die Idalpe. Und Günther Aloys, der gern mit extravaganten Ideen und

Extreme als Kassenschlager. Ohne Inszenierung würden die Menschen die Berge nicht mehr wahrnehmen, ist sich Ernst Lorenzi sicher. Ende der 1990er Jahre bemerkte der OK-Chef des Ötztal Radmarathons, „dass die Menschen nicht mehr in die Natur schauen, wenn sie die Piste hinunterbrettern“. Ihm kam die Idee, die gigantische Gletscherwelt des Rettenbachferners als Kulisse für ein Spektakel

zu nützen, für „Hannibal“. Organisation und Inszenierung, Alphajets, Helikopter, Basejumper, ein Heer von Skifahrern, Pistenbullys und pyrotechnische Einlagen kosteten den Tourismusverband Sölden sowie die Bergbahnen 2009 knapp 600.000 Euro. Die rund 6000 Zuschauer spielten gerade mal ein Drittel davon ein. „Natürlich ist ‚Hannibal’ nicht kostendeckend“, bestätigt Jakob Falkner von den Ötztaler Bergbahnen. Aber: „Es ist ein reiner Medienevent. Die Marke Sölden hat dadurch einen weltweiten Bekanntheitsgrad erhalten.“ Vor 30 Jahren führte Reinhold Messner einen kleinen Trupp von TopManagern auf entlegendste Gipfel. Die Höchstleistungen am Schreibtisch sollten sich in der Freizeit am Berg wiederholen. Dieser einst elitäre Extremismus ist längst massentauglich geworden. Jeder Mensch brauche ein gewisses Maß an Erregung, um sich wohlzufühlen, belegte der amerikanische Psychologe Marvin Zuckerman in den 1960er Jahren. Das Wieviel sei zu etwa 60 Prozent angeboren und zu 40 Prozent von der Umwelt bestimmt. Und dort stiegen in den letzten

Auf der Erfolgswelle 2013 findet der größte Event des Alpinen Sports zum zweiten Mal in Schladming statt. Die 4500 Seelen zählende obersteirische Gemeinde hat sich dabei erst innerhalb der letzten 13 Jahre in den Olymp der Topevents katapultiert.

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ährend Kitzbühel den ersten Ski-Weltcup schon 1931 veranstaltet hatte, machte Schladming erst 1973 von sich reden, als dort zum ersten Mal der Weltcup ausgetragen wurde. 1982 folgte die Alpine Weltmeisterschaft und dann war zunächst Pause, bevor – nach zähen Verhandlungen – 1997 der fixe Weltcup auf die Planai kam. „Nichts ist zu gering, um es auszuführen, und nichts ist zu groß, um es in Angriff zu nehmen“, meinte damals Hans Grogl, Obmann des Schladminger Wintersportvereins. 27.000 Skifans entschädigten beim ersten Nachtslalom für die harte Arbeit der Veranstalter. 2010 wurde bereits an der 50.000er-Marke gekratzt. Und die Erfolgswelle hält dank Hartnäckigkeit und Ausdauer an. Nach erfolglosen Bewerbungen für die WM 2009 und 2011 kehrt 2013 die Weltmeisterschaft

in die obersteirische Gemeinde zurück. Bei der Wahl im Mai 2008 setzte sich Schladming gegen die drei erfolgreichen Skiorte Cortina d’Ampezzo, St. Moritz und Vail/ Beaver Creek durch. Und wieder wird in Superlativen gesprochen. „Es soll das beste Zielstadion entstehen, das die Skiwelt bisher gesehen hat, und es soll auch in Zukunft ein Wahrzeichen für die Gemeinde Schlad­ ming bleiben“, so ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel über das „Siegestor“. Diesen April fällt der Startschuss für den Bau des Planai-Hauptgebäudes. Die 42. Alpine Skiweltmeisterschaft findet vom 4.–17. Feber 2013 in Schladming statt. Zudem wurde der Ort vom International Council for Ski Mountaineering Competitions (ISMC) auch als Austragungsort für die Weltmeisterschaft im Skibergsteigen 2012 ausgewählt. ×


28 Jahren mit den Möglichkeiten auch die Anforderungen an die Menschen. Entwicklungsspannen verkürzen sich, Farben, Formen, Gerüche und Geräusche werden intensiver und Wissen um Prozesse und Techniken nimmt unüberschaubare Ausmaße an. Durch Überforderung leiden viele an einem Spürdefizit und können sich nur noch in Extremsituationen erfahren. Statt Entschleunigung suchen zahlreiche Menschen daher in der Freizeit den Kick. Doch Extreme sind keine Erfindung der Neuzeit. Wir wären heute nicht an dem Punkt, wo wir sind, hätten vor 10.000 Jahren nicht wagemutige Vorfahren das Tal verlassen und neue Lebensräume erschlossen. Was damals noch überle-

„Großevents müssen in Zukunft möglichst Ressourcen schonend handeln.“

Trends bei Events Gäste erwarten sich mittlerweile einen nachhaltigen Umgang im Eventbereich. „Groß­ events müssen in Zukunft möglichst Ressourcen schonend handeln. Da findet natürlich nur Schadens- und Risikobegrenzung statt“, so Zukunftsforscher Andreas Reiter. Nicht nur Kosteneinsparungen, auch strengere Auflagen machen Green Events rentabel. Und Tirol müsse als großer touristischer Player in Europa die Themen von morgen schließlich auch aufgreifen.

Superlative um jeden Preis? Mit zunehmendem Risiko muss sich auch der Tourismus der Frage stellen, wo die Superlative ein Ende haben. Neben Thrill und Fun bergen sie erhöhte Gefahr: Der Basejumper Ueli Gegenschatz begeisterte vergangenes Jahr noch bei „Hannibal“ das Publikum am Rettenbachferner. Im November 2009 sollte er für Red Bull bei einem Basejump in Zürich das Publikum entzücken. Dazu kam es jedoch nicht. Weil er sich beim Absprung verschätzt hatte, kam er ums Leben. Seinen Teamkollegen Marco Waldenspiel stimmt das traurig. Doch für ihn ist das kein Grund, den Extremsport aufzugeben: „Der Kick ist zu stark.“ Und das heroisierte Image der Extreme wird von entsprechenden Branchen weiter gepflegt.

Von Beamten Kritisch beäugte Entwicklungen Milka wollte vor rund sieben Jahren lila Licht auf den Wilden Kaiser projizieren, ebenso das Möbelunternehmen Kika sein Logo auf die Nordkette. Die Behörde Umweltschutz hatte dies mit der Begründung abgelehnt, dass die Berge damit zu einer Kulisse verkommen würden.

© ztb zukunftsbüro, t. falser

Andreas reiter, zukunftsforscher

falten und Zornesröte ins Gesicht wie der „Hannibal“-Event. „Auf viele Menschen wirken die Berge mystisch und Erfurcht gebietend“, macht Kostenzer eine andere Perspektive auf die Bergwelt deutlich. „Wenn die Alpen zur Bühne verkommen, schadet das dem Image Tirols.“ Deshalb habe er 2008 auch eine kritische Stellungnahme zu „Hannibal“ abgegeben. Eventszenarien wie in Sölden und Ischgl stören Kostenzer hingegen nicht. „Das ist ein abgegrenzter Raum. Das ist in Ordnung.“ Der Präsident der Österreichischen Alpenkommission, Peter Hasslacher, sieht das ähnlich. In Tirol fehle es leider an einer sorgfältigen Freiraumplanung. Nicht nur laute Schreie und harte Eingriffe, son-

„Auf viele Menschen wirken die Berge mystisch und Erfurcht gebietend. Wenn die Alpen zur Bühne verkommen, schadet das dem Image Tirols.“ Johannes Kostenzer, landesumweltanwalt

bensnotwendig war, ist heute meist ein unterhaltsamer Thrill, der für Aufmerksamkeit sorgt.

Ein Zuviel zerstört Emotionen. Events sollen alle fünf Sinne positiv stimulieren. Mit der rasanten technischen Entwicklung steigt die Erwartung der Event-Besucher. Einerlei, ob Menschen an einem Extremwettbewerb teilnehmen oder nur zusehen. Ob vereiste Streif in Kitzbühel, die keinen Fehler verzeiht, oder Survivaltrips statt Urlaub unter Palmen. Es entsteht eine Eigendynamik, die ein MehrIst-Besser-Syndrom erzeugt. Doch davor warnt Reiter. „Der Prozess der Emotionalisierung stößt an seine Grenzen, denn zuviel Technik macht die Emotionen kaputt.“ Zudem sind die Menschen oft nicht so weit wie die neueste Technologie. Demnach ist die Balance zwischen Emotion und Technologie eine Gratwanderung. Doch wann ist die Grenze des Verträglichen erreicht? Die Grenze sei dann erreicht, wenn der Respekt vor der Erhabenheit des Lebensraumes verloren geht, meint Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer. Milka wollte vor rund sieben Jahren einen Teil des Wilden Kaisers in lila Licht tauchen. Was eine unübersehbare Werbemaßnahme gewesen wäre, ging den Behörden zu weit. Bergverehrern treiben derartige Maßnahmen ebenso Sorgen-

dern auch Naturvermittlung und sanfter Tourismus sollten seines Erachtens zählen.

Sanfter und ruhiger. Der Mieminger Hotelier René Föger schlägt diesen Weg konsequent ein und verzichtet gerne auf lautstarke Superlative. „Wir wollen unseren Gästen regionale Produkte, eine schöne und gesunde Landschaft bieten und unsere kostbaren Ressourcen dabei schonend einsetzen.“ Das FamilienLandhotel Stern setzt auf Tradition und Nachhaltigkeit. Dafür erhielt es im Jänner 2010 als sechstes Tiroler Hotel das Umweltzeichen, ein Zertifikat für sanften Tourismus, umweltbewusstes Management und soziales Handeln. Zukunftsforscher Reiter bestätigt den Trend. Neben der Ballermannausrichtung finde tatsächlich auch der sanfte Tourismus immer mehr Anklang. „Zu den Extremen hat sich bereits der Gegentrend entwickelt – der Wunsch nach Reduktion, Einfachheit und nach hochwertigen Basics, wofür die Menschen bereit sind, mehr zu zahlen.“ In Zeiten von virtuellen Welten und Großstadtlärm bilden die Alpen eine Kraftquelle, einen Ort der meditativen Ruhe. Entschleunigung und Qualität statt Quantität werden hier wichtig. Beine ausstrecken, wandern in unberührter Natur, die Stille genießen – für manchen ist heute auch das ein extremes Erlebnis. ×


BLAU-WEISS Wir suchen das beste Tiroler Winterfoto. Die Hypo Tirol Bank und SAISON suchen das beste Winterfoto Tirols. Unter dem Motto „BLAU-WEISS“ richtet sich dieser Fotowettbewerb an die Hobby- und Profifotografen im Land. Eine Jury bestehend aus Vertretern der Hypo Tirol Bank, der Tirol Werbung und des Zielgruppenverlages prämieren die besten Arbeiten, welche in der Hypo Tirol Zentrale am Boznerplatz ausgestellt werden. Weiters erhalten die besten drei Fotos Geldpreise in der Höhe von 1.000,–* €, 300,–* € und 200,–* €. Senden Sie Ihr(e) Foto(s) bis 5. April 2010 per E-Mail an saison@zielgruppenverlag.at, Betreff: BLAU-WEISS.

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30 events saison

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aufen bis der Arzt kommt. Irgendwann hat es Oskar Januschke gereicht. Immer mehr wurde das jährliche Stadtfest in Lienz zu einem reinen „Trinkerfest“, auf dem sich nur spärlich Touristen einfanden. „Das war Entertainment für die Einheimischen, nicht mehr“, sagt der Leiter des Lienzer Stadtmarketings. Der Nutzen, als Event die Tourismusmarke Lienz und Osttirol zu stärken, war nicht vorhanden. Ein neues Fest musste her. „Wir haben das dann einfach umgedreht:

kann etwas erreicht werden. „Events gehören zur Marketingkommunikation. Es ist mehr als reine Werbung, die ich zwar ansehen, aber nicht unmittelbar erleben kann“, sagt Nicola Stokburger-Sauer vom Institut für Strategisches Management, Marketing und Tourismus der Universität Innsbruck. „Events helfen, die Identität einer Marke an verschiedene Zielgruppen zu kommunizieren.“ Doch hier liegt auch die Gefahr, vor allem von fortlaufenden Events: Eine Reduktion der Marke auf das Image, das dadurch vermittelt wird. Bevor

Feste feiern, wo sie hingehören Die Positionierung einer Marke hängt stark von den Events ab, die geboten werden. Doch ein einmal erworbenes Image ist nur noch schwer loszuwerden. V o n F lo r i a n G a s s e r

Ein Fest von den Einheimischen und nicht mehr nur für sie“, sagt Januschke. 2002 war der Startschuss für das komplett umgestaltete „Altstadtfest Lienz“ – eine qualitativ hochwertige Veranstaltung, die schon bald erste Früchte trug. Doch der Weg dorthin war nicht einfach.

Chancen und Gefahren.

In einer immer mehr zusammenwachsenden Welt ist das Alleinstellungsmerkmal von Destinationen unumgänglich. Mit Veranstaltungen, die das Besondere transportieren,

eine Veranstaltung geplant wird, muss demnach wohlüberlegt werden, was vermittelt werden soll. Oft entgleitet auch die Kontrolle über die Außenwirkung. Ein verankertes Image kann nur noch schwer verändert werden. „Mallorca hat das Image einer Destination, in der junge Deutsche in der Regel mit viel Alkohol verbunden Party machen. Seit Jahren versucht die Insel, von diesem negativen Image wegzukommen, und schafft es aber nicht wirklich“, sagt StokburgerSauer.

Neben einem durchdachten Konzept muss das Event auch zu einer Region passen – Falsches zu vermitteln, stößt sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen schnell auf Widerstand. „Ein Event muss zum Profil der Destination passen. So sind wir und das kann man am Event erleben – darum muss es gehen“, sagt Hubert Siller, Leiter des Studiengangs Tourismus am Management Center Innsbruck (MCI). Eine Veranstaltung kann helfen, in einem Bereich Kompetenz aufzubauen und diese auch nach außen zu vermitteln. Ischgl steht


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Altstadtfest in Lienz. Das jährliche Event soll Qualität und Tradition nach außen vermitteln.

© Stadtmarketing Lienz (2)

überschätzt. Auf jede Veranstaltung folgt sofort die nächste und ersetzt die vorhergehende im Kopf der Menschen. Auch Nicola Stokburger-Sauer sagt, dass ein einzelnes Event keinesfalls dafür ausreiche, das Image einer Marke nachhaltig prägen zu können. „Um ein klares Bild einer Destination aufzubauen, bedarf es großen Engagements. Oftmals kann nur durch fortlaufende Events, verbunden mit anderen Kommunikationsmaßnahmen, wie der Werbung, ein Image gestärkt werden“, sagt

für Unterhaltung, Kitzbühel für Wintersport – ohne ihre regelmäßigen Events wären die beiden Orte nie zu dem geworden, was sie heute sind. Oft wird auch versucht, mithilfe einer Veranstaltung ein erworbenes Image zu korrigieren. „St. Moritz hat nach wie vor das Pelz-, Pudel- und Champagnerimage. Dort trifft sich die High Society – so wird der Ort wahrgenommen. Die Ski-WM 2003 war ganz klar ein Versuch, davon etwas wegzukommen beziehungsweise St. Moritz wieder ein sportlicheres Image zu verpassen“, sagt Siller.

Over-Evented.

Doch die Zahl der Events ist inzwischen unüberschaubar geworden. Jede noch so kleine Veranstaltung wird zu einem Event der Superlative hochstilisiert. Das führt dazu, dass wir heute „over-evented und under-entertained“ sind, wie Siller festhält. Um aus der Masse hervorzustechen, ist es notwendig, nicht austauschbar zu sein. Dabei gehe es vor allem um die Details. Eine Tischdecke kann schon den Unterschied ausmachen – gerade bei hochqualitativen Veranstaltungen. Oft wird auch die Wirkung von Einzel­events

„Wir wollten auf alle Fälle authentisch sein. Ansons­ ten verkom­ men solche Feste zu einem synthetischen Event und haben den Charme ei­ nes Einkaufs­ centers.“ Oskar Januschke, Stadtmarketing Lienz

sie. Kleine Einzelveranstaltungen verpuffen meist ohne große Nachwirkungen. Oskar Januschke hat sich viele Gedanken darüber gemacht, welches Bild von Lienz und Osttirol er vermitteln möchte. „Wir wollten auf alle Fälle authentisch sein. Ansonsten verkommen solche Feste zu einem synthetischen Event und haben den Charme eines Einkaufscenters“, sagt er. „Wir haben in der Vorbereitungsphase für das Stadtfest viel mit Historikern geredet und sind der Frage nachgegangen, wie früher Feste in Osttirol gefeiert wurden.“


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Wer heute durch das Altstadtfest flaniert, bekommt alle sieben Regionen Osttirols präsentiert. Kulinarische Spezialitäten gehören dazu ebenso wie die Handwerksgasse, wo regionales Handwerk ausgestellt wird – nichts davon aus der Luft gegriffen oder künstlich inszeniert. Auf jedem Tisch eine Tischdecke, keine Pappteller, sondern nur richtiges Geschirr. Dazu ein Musikprogramm, das aus Gruppen aus allen Tälern besteht. Diese spielen „unverstärkt“, darauf legt Januschke Wert. „Kommunikation ist das Um und Auf. Wir wollen, dass die Leute miteinander kommunizieren können und nicht von allen Seiten laut beschallt werden.“ Die eigenen Bürger von der Idee zu überzeugen, war nicht einfach. „Viele hier wollen vom Tourismus gar nichts mehr hören.“

Altstadtfest als sozialer Kitt. „Das eigene Bild nach innen zu vermitteln, ist mit eine der schwierigsten Aufgaben.“ Johanna Pucher hat im vergangenen Jahr das Altstadtfest mitorganisiert und weiß um die Skepsis, die viele Bewohner von Lienz hatten. „Es war uns von Anfang an wichtig, dass wir auch die Einheimischen miteinbinden. Sonst kann so etwas nicht funktionieren.“ Die Skepsis habe sich inzwischen größtenteils gelegt. „Natürlich gibt es einige, die das alte Sauffest wieder haben möchten, aber die meisten können mit dem Altstadtfest schon etwas anfangen und gehen auch hin.“ Auch als sozialer Kitt nach innen funktioniere das Fest gut. Die verschiedenen Regionen Osttirols würden sich auch gegenseitig besser kennenlernen. Aber auch die Außenwirkung kann sich inzwischen sehen lassen: 30.000 Gäste in eineinhalb Tagen verzeichnete das Altstadtfest 2009. Vor allem Reisegruppen aus Norditalien legen sich ihren Osttirolurlaub gezielt auf das Wochenende im August, an dem das Fest stattfindet. Oskar Januschke ist zufrieden. „Events sind da, um unser eigenes Profil zu stärken. Und genau das haben wir in den vergangenen sieben Jahren mit dem Altstadtfest geschafft.“ ×

Eröffnungsfeier in München. Nicht nur Autobahn und Fließband – die Fußball-WM 2006 hat das Deutschlandbild nachhaltig verändert.

„Skifahren kann man an vielen Orten“ Richard Adam, Geschäftsführer der Münchener Olympiabewerbung 2018, über die Chancen und Gefahren, die Events dem Image von Marken bescheren können.

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AISON: Herr Adam, kann ein ein­ zelnes Event eine Marke verän­ dern? Richard Adam: Wenn es groß genug ist, schon. Ich gehe davon aus, dass die Fußball-WM 2006 in Deutschland das Bild des Landes nach außen hin verändert hat. Dass es hier nicht nur Autobahnen gibt und alles wie am Fließband funktioniert, sondern dass hier auch gute Partys gefeiert werden, dass Gastfreundschaft und gute Stimmung herrschen. Eine Veranstaltung wie die WM oder auch olympische Spiele sind aber nicht an einen Ort gebunden. Was muss ab­ seits der Vermarktung eines Events be­ achtet werden, um auch die Region in den Vordergrund zu rücken? Bilder aus einem Fußballstadion sind austauschbar, das stimmt. Die Frage ist also, wie bringen wir den Massen von Journalisten, die da sind, Land und Leute rüber. Wir haben für die WM daher die Media Welcome Services gegründet, eine Art Nachrichtenagentur

von Bayern Tourismus. Mit dieser Dienstleistung konnten wir aus zentraler Hand kanalisieren, was die Journalisten vermitteln. Und wir verhinderten, dass sie auf Irrwegen Geschichten aufgreifen, die wir gar nicht wollen. Wir haben damit mindestens 1000 Sendeminuten generiert, für – kumuliert – vier Milliarden Zuschauer. Welche Kriterien gibt es, um zu beur­ teilen, ob ein Event überhaupt zu einer Marke beziehungsweise einer Region passt? Es ist schon wichtig, dass das Event auch in eine Nachhaltigkeit für eine Region einzahlt. Künstlich etwas aus dem Boden zu stampfen, das es später nicht mehr geben wird, ist sinnlos. Wenn ich etwa in einer Region ein Ski-Alpin-Event veranstalte, aber keine Skiregion habe, die ich damit bewerben kann, dann macht das wenig Sinn. Wie lange ist das Image eines einzel­ nen großen Events für eine Destination aufrechtzuerhalten? Macht es etwa für


© Peter Kneffel/EPA/picturedesk.com, München 2018 gmbh

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Zur Person

Richard Adam, Jahrgang 1961, ist Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft für die olympischen Spiele in München 2018. Von 1999 bis 2009 war er Chef der Bayern Tourismus Marketing GmbH. Angefangen hat er als „Ein-Mann-Betrieb“. Als Adam das Unternehmen verließ, verzeichnete das Unternehmen rund 30 Mitarbeiter und über 1100 Kunden aus der bayerischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Richard Adam ist verheiratet, Vater von vier Kindern und lebt in München.

Innsbruck Sinn, noch mit Olympia zu werben? Das ist nicht pauschalisierbar. Aber Olympia ist ein derart großes Fest, dass es sicher richtig ist, das nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Olympiaaustragungsorte spielen in einer ganz eigenen Liga – Tirol hat sicher noch immer einen Nutzen davon. Lillehammer würde zum Beispiel niemand kennen, wenn dort nicht einmal olympische Spiele gewesen wären. Skifahren kann man an vielen Orten der Welt, aber das an einem Olympiaort zu tun, ist schon etwas Besonderes.

& Style ist zum Beispiel eine Solitärmarke. Da ist es egal, wo er stattfindet. Als er in München war, war die Stimmung genauso gut wie in Innsbruck. Die Nachhaltigkeit des Olympiastadions für Snowboardevents war allerdings nicht gegeben, was in Innsbruck anders ist. Natürlich kann es bei diesen Events, gleich wie bei einer WM, passieren, dass der Standort untergeht. Daher muss man auch das Drumherum beleuchten und an die Öffentlichkeit bringen. Kann ein Event auch als sozialer Kitt funk­ tionieren, wenn plötzlich viele Regionen

„Ein Partyimage im Winter und im Sommer den Ort als einsamen, idyllischen Bergurlaub darstellen – das wird nicht funktionieren.“ Besteht die Gefahr, dass das Image einer Region auf ein dort stattfindendes Event reduziert wird? Man muss sich vorher sehr genau überlegen, welches Image man vermitteln will. Wenn etwa Ischgl nicht als Partyort dargestellt werden möchte, dann dürfte es seine Events nicht machen. Ein Partyimage im Winter und im Sommer den Ort als einsamen, idyllischen Bergurlaub darstellen – das wird nicht funktionieren. Gibt es auch Events, deren Marke stärker ist als der Ort – abgesehen von Groß­ ereignissen wie WM oder Olympia? Der Air

zusammenarbeiten müssen? Bei der Fußball-WM hat es in der Tat so funktioniert. Da wurde ein Deutschlandbild vermittelt. Ansonsten muss man aber schon sehen, dass Deutschland sehr heterogen ist. Allein landschaftlich ist es so vielfältig, dass es schwierig ist zu sagen: Das ist Deutschland. In der Schweiz tut man sich da leichter, homogene Bilder zu vermitteln. Trotzdem: Es wurde immer von der deutschen WM geredet. Im Grunde war es wurscht, welches Stadion bespielt wurde. Vielen Dank für das Gespräch. ×

BLAU-WEISS Wir suchen das beste Tiroler Winterfoto.

Die Hypo Tirol Bank und SAISON suchen das beste Winterfoto Tirols. Unter dem Motto „BLAU-WEISS“ richtet sich dieser Fotowettbewerb an die Hobby- und Profifotografen im Land. Eine Jury bestehend aus Vertretern der Hypo Tirol Bank, der Tirol Werbung und des Zielgruppenverlages prämieren die besten Arbeiten, welche in der Hypo Tirol Zentrale am Boznerplatz ausgestellt werden. Weiters erhalten die besten drei Fotos Geldpreise in der Höhe von 1.000,–* €, 300,–* € und 200,–* €. Senden Sie Ihr(e) Foto(s) bis 5. April 2010 per E-Mail an saison@zielgruppenverlag.at, Betreff: BLAU-WEISS. * MIT DER BEZAHLUNG DES PREISGELDES ERWIRBT DIE HYPO TIROL BANK DIE NUTZUNGSRECHTE DER FOTOS ZUR EIGENEN VERWENDUNG. DER RECHTSWEG IST AUSGESCHLOSSEN.


34 events saison

Events made by WWP Die Agentur Weirather-Wenzel & Partner organisiert und betreut jährlich rund 50 Veranstaltungen unterschiedlicher Größe. Kunden wie Red Bull, Volkswagen oder A1 arbeiten mit den Eventprofis zusammen. Was ein gelungenes Event garantiert, erklärt die WWPGeschäftsführerin Mirjam Hummel. Von Nina Heizer

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Zur Person

Mirjam Hummel studierte Betriebliches Prozess- und Projektmanagement und ist seit 2001 bei WWP mit der Leitung und Betreuung verschiedenster Projekte im Bereich Winter­ sport wie beispielsweise dem internationalen Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel oder der Formel 1 betraut. 2005 wurde sie zum Mitglied der Geschäftsleitung ernannt und verantwortet seitdem die Schwerpunkte International Human Resources, Projekt- und Organisationsentwick­ lung & Kommunikation.

AISON: Frau Hummel, was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein erfolgreiches Event zu veranstalten? MIRJAM HUMMEL: Hier greifen viele Elemente ineinander. Da wir Dienstleis­ tungen anbieten, ist der wichtigste Faktor des Erfolgs der Mitarbeiter, der das Event vorbereitet, entwickelt und umsetzt. Vor allem zählen die kreative Idee und die Liebe zum Detail. Wir legen viel Wert auf die akribische Vorbereitung der Ver­ anstaltungen. Jedes Event ist nur so gut wie seine Vorbereitung. Also ist auch eine professionelle und detaillierte Organisa­ tion mit entsprechenden Worst-case- und Back-up-Varianten wichtig. Man sollte eine passende, vielleicht ganz ungewöhn­ liche Location suchen, ein zielgruppen­ gerechtes Programm zusammenstellen und über Improvisationsfähigkeit und Problemlösungen verfügen, ohne dass der Gast oder Besucher merkt, dass ge­

rade spontan neue Wege eingeschlagen werden müssen. Was sind die Dos and Don’ts? Es gibt eigent­ lich nur ein Do: Dienstleistung, Dienstleis­ tung und nochmals Dienstleistung, das heißt eine kundenorientierte und zielgruppenge­ rechte Herangehensweise. Und auch nur ein Don’t: Das wäre die Missachtung des Do! Welche Punkte müssen beim Marketing unbedingt eingehalten werden? Hand­ schlagqualität und Seriosität sind sehr wichtig. Auch muss das Budget dem Kun­ denwunsch angepasst sein, das heißt, der kaufmännische Aspekt darf nicht außer Acht gelassen werden. „Return on Invest­ ment“ für den Kunden ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Wir haben immer im Auge, was der Antrieb und Grund, das Event zu veranstalten, ist. Man muss sich auch bei der Organisation immer fragen: Was soll erreicht und kommuniziert werden?


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Wie wichtig sind Partner für die EventVermarktung? Worauf muss bei deren Auswahl geachtet werden? Auch hier muss es sich um professionelle Dienstleis­ ter handeln. Die Hauptkriterien sind: Qua­ lität und Preis müssen stimmen, Flexibilität muss vorhanden sein, man muss sich auf ein hohes Engagement verlassen können und die Partner sollten eine langjährige Erfahrung und Professionalität vorweisen. WWP organisiert und betreut einige der wichtigsten Events des Landes. Auf welche Punkte legen Sie dabei besonderes Augenmerk? Wir bieten Event-Organisa­ tion als Dienstleistung an. Daher ist die Kundenzufriedenheit und Serviceorientie­ rung sehr wichtig. Nur durch die Schaffung eines Mehrwertes für den Kunden kann sich eine langfristige Partnerschaft entwi­ ckeln. Außerdem sehen wir unsere Stärken in der Kreativität und Innovationskraft sowie in der Problemlösungskompetenz.

Welcher Zugang führt am ehesten zum Erfolg eines Events? Man muss dem Kunden zuhören und seine Wünsche und Vorstellungen auch oftmals zwischen den Zeilen herauslesen können – hier hilft uns sicherlich eine langjährige Erfahrung. Manchmal ist das, worum es eigentlich geht, versteckt. Außerdem ist es wichtig,

© WWP Group (4)

WWP-Events. Siegertreppchen bei der Kitz Charity Trophy, bwinPromipokern mit Gerry Friedle, Bernie Ecclestone und David Coulthard, Showeinlage vor dem Kitz Race Club.

immer das Ziel des Kunden und somit des Events im Auge zu behalten. Erfahrungs­ gemäß ist ein Event aber dann erfolgreich, wenn am Ende die Gäste und Besucher begeistert und emotionalisiert sind und mit bleibenden Eindrücken nach Hause gehen. Vielen Dank für das Gespräch.

Weirather-Wenzel & Partner

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Der nahtlose Übergang von Skifahrern zu Unternehmern erfolgte für Harti Weirather und seine Frau Hanni Weirather-Wenzel im Jahr 1987 mit der Gründung von WWP. Die Agentur ist inzwischen in Dornbirn, Telfs, Barcelona, Sofia, Liechtenstein und in Italien mit Büros vertreten. Die Mitarbeiter von Weirather-Wenzel & Partner GmbH sind in zwei Kernteams aufgeteilt: Hospitality und Eventservice. In allen Standorten gibt es zahlreiche Mitarbeiter mit hoher Eventerfahrung und einen Pool an erfahrenen Freelancern. Das Team von mehr als 70 Angestellten und über 100 Freien organisiert rund 50 Veranstaltungen unterschiedlicher Größe pro Jahr. Von Top-VIP-Hospitality-Events mit nur vier bis 20 Personen bis zu Großveranstaltungen wie Kitzbühel mit 3000 Gästen am Hahnenkamm-Wochenende. Zu den wichtigsten Kunden zählen unter anderem bwin, Red Bull, die Volkswagen-Gruppe, A1 mobilkom Austria und die Media Markt/Saturn-Gruppe.


36 events saison

© Hendrik Schmidt/EPA/picturedesk.com, ernst spreng (7)

Tiroler Ski-Adler. Mit seiner Bronzemedaille auf der Normalschanze rückte Gregor Schlierenzauer Tirol gleich zu Beginn der Spiele in den Mittelpunkt.

Tirol konnte in Vancouver punkten Tirol präsentierte sich im Rahmen der Olympischen Spiele als Wirtschafts- und Tourismusstandort, initiierte einen internationalen Erfahrungsaustausch zur Zukunft des Wintersports, punktete mit umweltfreundlichen Energieprojekten – und feierte seine Medaillengewinner. Von Erns t Spreng

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as Österreich-Haus bei den Olympischen Spielen hat eine lange Tradition und ist seit vielen Olympischen Spielen der Treffpunkt, um neue internationale Netzwerke zu bilden. Zum ersten Mal in der Geschichte des Österreich-Hauses durfte sich in Whistler Mountain ein Bundesland präsentieren. Josef Margreiter führt diesen Erfolg darauf zurück, dass die Tirol Werbung mit dem TirolBerg bei Weltmeisterschaften bereits erfolgreich bewiesen hat, dass man mit Themen und Inhalten bei solchen sportli-

chen Großveranstaltungen punkten kann. „Zudem hat Tirol natürlich in der olympischen Bewegung einen besonderen Stellenwert, bedenkt man, dass rund 40 Prozent der Olympioniken in Vancouver und Whistler Mountain aus unserem Bundesland stammen.“

Kontaktpflege. Selbstverständlich hat die starke Tiroler Delegation in Whistler Mountain seine Medaillengewinner gebührend gefeiert. Gregor Schlierenzauer, Tirols Parade-Skispringer, hat mit seiner Bronzemedaille auf der Normalschanze

am ersten Bewerbstag gleich dazu beigetragen, dass Tirol im Mittelpunkt des Interesses stand. „Vor allem sind wir aber hier, um thematisch etwas im Wintersport zu bewegen beziehungsweise um touristische und wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen“, erklärt Landeshauptmann Günther Platter. Eines der großen Anliegen der Tiroler Delegation war es unter anderem, Tiroler Umweltenergien vorzustellen. So wurde zum Beispiel ein Projekt des Südtiroler Unternehmens Leitner aus der Taufe gehoben, das in Kanada für großes Aufsehen

Die YOG als große Chance. Rund um den Tirol-Auftritt in Vancouver hat eine Tiroler Delegation, angeführt von LH Günther Platter, die Olympischen Jugendspiele 2012 in Innsbruck thematisiert und mit Vertretern des IOC und des ÖOC gesprochen.

„Innsbruck ist der ideale Austragungs­ ort für die YOG. Ich hoffe, dass die Organisatoren noch zusätzliche Mittel von der Regierung und Sponsoren auftreiben können. Das IOC stellt die Unterkunft und die Verpflegung der mehr als 1000 Athleten.“

„Wir investieren in die Eröffnungsfeier der ersten Olympischen SommerJugendspiele in Singapur 28 Millionen Dollar. Wir glauben an den Esprit und die Energie der Jugend und wollen den jungen Athleten eine entsprechende Bühne bieten.“

Gian-Franco KasPer, Vorsitzender der IOC-Coordination Commission für Innsbruck

SeR Miang Ng, IOC-Vizepräsident, Präsident der JugenDspiele 2010 in Singapur


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Innsbruck 2012. Das Logo der Youth Olympic Games wurde in Whistler Mountain präsentiert (v. l.): Sportlandesrat LHStv. Hannes Gschwentner, Landeshauptmann Günther Platter, ÖOC-Präsident Karl Stoss, Fred Steinacher, Marketingchef der „Tiroler Tageszeitung“, und Finanzlandesrat Christian Switak.

Umweltenergien. Die Zukunftsstifung präsentierte Tiroler Know-how: Geschäftsführer Harald Gohm, Karlheinz Töchterle, Rektor der Universität Innsbruck, Skilegende Nancy Greene, sowie Wohnbau-Landesrat Hannes Gschwentner.

„Die YOG in Innsbruck sind für Österreich und für das ÖOC von größter Bedeutung. Es war sehr wichtig, dass die Tiroler Politik in Vancouver sich noch einmal demonstrativ hinter die YOG gestellt hat.“ Karl Stoss, ÖOC-Präsident

Internationaler Austausch. Freuen sich über die Skipartnerschaften zwischen Tirol und Kanada (v. l.): Kevin Krueger, Kultur- und Tourismusminister British Columbia, Peter Mall, Obmann Ski Club St. Anton am Arlberg, Stuart McLaughlin, Präsident des Skigebiets Grouse Mountain, Sead Cansevic, Tyee Ski Club, sowie Tirols Landeshauptmann Günther Platter.

„Ich durfte in der Schweiz in den vergan­ genen Jahrzehnten mehrmals die Euphorie für den Wintersport wieder neu beleben. Meine Botschaft: Wintersport ist nicht out, man muss sich nur jeden Tag dafür einsetzen, dass neue Menschen die Lei­ denschaft im Schnee für sich entdecken.“ Adolf Ogi, Schweiz, Ex-Präsident und UN-Botschafter des Sports


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Angeregte Diskussion

© ernst spreng (3)

Links oben: Der erfolgreichste Stabhochspringer aller Zeiten Sergej Bubka, IOC-Executive Director Gilbert Felli, Pernilla Wiberg, Ser Miang Ng, Josef Margreiter (vorne von links) und Leo Wallner, GianFranco Kasper, Karl Stoss und IOC Head of YOG Essar Gabriel (von links) trafen sich im Österreich-Haus.

sorgt. Am Hausberg Vancouvers – am Grouse Mountain – ist es Leitner gelungen, die Liftanlagen des Skigebietes durch eine Windkraftanlage umweltfreundlich zu gestalten. Und mehr noch: Das „Eye of the Wind“ ist eine Windkraftanlage, die gleichzeitig auch Aussichtsplattform ist. Von hier aus ist es möglich, über die gesamte Bucht von Vancouver zu blicken. „Wir produzieren hier nicht nur umweltfreundliche Energie, sondern haben zugleich eine der neuen touristischen Attraktionen von British Columbia geschaffen“, erklärt Michael Seeber, CEO der Leitner AG. Aber auch die Mithilfe Tirols bei der Erstellung des Österreich-Hauses – Kanadas erstes Passivhaus – wurde in Kanada gewürdigt. „Bedenkt man, dass der Heizöl-Verbrauch in Kanada bei über 9000 Litern pro Kopf und Jahr liegt, haben Tiroler Unternehmen mit ihrer Umwelttechnologie hier sehr gute Chancen, einen Zukunftsmarkt zu eröffnen“, fasst Landeshauptmann Platter zusammen.

Wintersport für die Jugend.

Im Mittelpunkt der Tiroler Intentionen stand aber das Thema „Wintersport in der gesamten Lebensspanne“. Hier hat Josef

Rechts oben: Gerhard Berger und Josef Margreiter emotionalisierten im Österreich-Haus das Publikum für den Wintersport. Links: Martin Ebster, GF TVB St. Anton am Arlberg, Erich Melmer, Präsident INTERSKI, Jan Hudec, Abfahrer aus Kanada, und Neil Tanner, INTERSKI-Vizepräsident (v.l.n.r.).

Margreiter einen internationalen Erfahrungsaustausch ins Leben gerufen, der mit Systempartnern – wie den Olympischen Weltwinterjugendspielen 2012 und dem INTERSKI-Kongress 2011 in St. Anton am Arlberg – wichtige Impulse für die Zukunft des Wintersports setzt. „Es geht uns darum, international darauf zu achten, dass junge Menschen wieder vermehrt die Liebe zum Wintersport entdecken, und gleichzeitig Angebote zu kreieren, um ältere Menschen und Wiedereinsteiger wieder auf die Pisten zu bringen“, erklärt Josef Margreiter. In Whistler Mountain ist das der Tiroler Delegation eindrucksvoll mit verschiedenen Aktivitäten gelungen. Unter anderem wurden zwischen Tiroler Skiklubs und ihren Pendants aus British Columbia Partnerschaften eingegangen. Die Tirol Werbung nutzte ihre Auftritte im Österreich-Haus, um mit öffentlichen Diskussionen dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen. So diskutierten mit Josef Margreiter unter anderem Formel1-Legende Gerhard Berger, der Schweizer Ex-Präsident Adolf Ogi, der kanadische INTERSKI-Vizepräsident Neil Tanner oder Kanadas Abfahrtslegende Jan Hudec über

Möglichkeiten, wie man Kinder zurück auf die Piste bekommt. Allgemeiner Tenor dabei: Nur wer die richtigen Rahmenbedingungen schafft, kann Jugendliche für den Wintersport begeistern. „Hier sind von den Liftbetreibern über die Skischulen bis hin zu Tourismus und Politik sowie Sportindustrie alle gefragt“, bringt es Landeshauptmann Günther Platter auf den Punkt. Präsentiert wurden in Whistler Mountain aber auch sportliche Groß­ ereignisse der Zukunft. Mit dem INTERSKIKongress 2011 in St. Anton am Arlberg – dem Welttreffen der Schneesportlehrer – und den Youth Olympic Games 2012 Innsbruck wurden zwei sportliche Highlights vorgestellt, die das Bild Tirols in den kommenden Jahren maßgeblich prägen werden. Zusätzlich nutzte die Tiroler Zukunftsstiftung die Plattform ÖsterreichHaus, um gelungene Betriebsansiedelungen internationaler Konzerne in Tirol zu dokumentieren. „Wir haben hier in nur einer Woche viel bewegt“, erklärt Josef Margreiter. „Jetzt geht es darum, diesen internationalen Erfahrungsaustausch am Leben zu erhalten, um für die touristische und wirtschaftliche Zukunft unseres Landes neue Akzente zu setzen.“ ×


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magazin

© Thomas Stöckli, pro.media/Stefan Kröll

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Prämiert Berg.Welten 2009, der Reisejournalismuspreis der Tirol Werbung, geht einmal nach Deutschland und einmal in die Schweiz. www.bergwelten.at

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ie mittlerweile achte Preisträgerin von Berg.Welten heißt Melanie Mühl. Die deutsche Journalistin wurde von der Jury für ihre „packende Rekonstruktion einer großen Liebe“ ausge­ zeichnet, die überraschenderweise haupt­ sächlich in den Niederlanden spielt und unter dem Titel „Der Bilderberg“ in der FAZ erschienen ist. Der erstmals zu vergebende Fotopreis für das „beste Bergfoto des Jahres“

ging an den Schweizer Fotografen Thomas Stöckli, der mit der Schwarzweißaufnahme einer spektakulären Snowboardszene über­ zeugen konnte. Beide Preisträger durften sich über einen Siegerscheck in der Höhe von jeweils 5000 Euro freuen. Die Preise wurden Anfang Feber im Interalpen-Hotel Tyrol von Josef Margreiter (Tirol Werbung) und Gunter Voigt (Hauptsponsor Interal­ pen-Hotel Tyrol) überreicht. ×

Top-Destinationen Die laut BAK Basel 15 erfolgreichsten Destinatio­ nen im Alpenraum 2009: 2009

2008

1.

6.

2.

2.

Zermatt Wallis

3.

9.

Kleinwalsertal Vorarlberg

4.

5.

Luzern Zentralschweiz

5.

1.

Rennweg am Katschberg

6.

11.

Engelberg

Grossarltal Salzburg

Die Preisträger. Thomas Stöckli und Melanie Mühl mit Josef Margreiter (v.l.n.r.)

7.

3.

Serfaus-Fiss-Ladis

8.

7.

Achensee

9.

10.

Tux-Finkenberg

Imagekampagne

10.

4.

Salzburg u. Umgebung

11.

13.

Oberstdorf

12.

8.

Seiser Alm

13.

17.

Kitzbühel Tourismus

14.

38.

Imst-Gurgltal

15.

34.

Lech-Zürs

Eine aktuelle, von der Wirtschaftskammer Tirol in Auftrag gegebene Studie bestätigt, dass Tou­ rismusberufe zwar ein gutes, allerdings noch verbesserungswürdiges Image haben. Das soll sich nun ändern. Mit einer Imagekampagne wollen Wirtschaftskammer Tirol und Land Tirol auf die vielfältige Bandbreite an Berufen und Ausbildungs­ möglichkeiten im Tourismus aufmerksam machen. Jugendliche und Meinungsbildner sollen so für den „Arbeitsplatz Tourismus“ sensibilisiert werden.

Quelle: BAKBASEL


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kulturtipps

© Aventura

© KHM Schloss Ambras

von es ther pirchner

X-Faktor.

Die Hochzeit Erzherzog Ferdinands II. mit Anna Catarina Gonzaga war ein prunkvolles Fest mit Theater, Tanz, Turnier, Musik und Feuerwerk. Eine Ausstellung auf Schloss Ambras zeigt von 26. März bis 31. Mai 2010, wie damals gefeiert wurde. 26. März bis 31. Mai 2010, Schloss Ambras

© Vertigo Be (Universal)

Was Fritz Unterberger in Kufstein nicht vergönnt war, re­ alisiert der Unternehmer nun im nahen Kiefersfelden – und dafür gleich doppelt so groß. Bis 2011 wird auf 34.000 Quadratmetern ein Multifunktionszentrum names Aventura Kiefersfelden errichtet. „Ich kann mir keinen besseren Platz für ein Outdoor-Sport- und Erlebnis-Zentrum vorstellen als direkt an den Toren zum Sportparadies Tirol“, erklärte Unterberger bei der Präsentation des Projekts. Die grundlegende Idee sei, dass die Besucher nicht nur einkaufen, sondern die Out­ door-Sportgeräte nach eigenen Wünschen anfertigen lassen und auch direkt vor Ort testen. Im markanten X-förmigen Bau sollen Handelsflächen für spezialisierte Sportshops, flexibel einsetzbare Eventflächen, Schaumanufakturen, Gastroberei­ che sowie ein Hotel entstehen. www.aventura-kiefersfelden.com ×

ringetausch

Übung für den Ernstfall

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itte Jänner ist am Stubaier Glet­ scher eine Trainingsanlage zur Lawinenverschüttetensuche in Betrieb gegangen. Die Pieps ARTStation (Advanced Rescue Training) auf einem 50 mal 50 Meter großen Schneefeld steht allen Gästen kostenlos zur Verfügung. Über eine mobile Steuerungsanlage werden dabei bis zu sechs in der Schneedecke vergrabene Sender aktiviert. Für die Zeitnehmung wur­ de eine Countdownfunktion eingerichtet und die Ergebnisabfrage erfolgt über das Internet. In Tirol gibt es solche Anlagen auch in Ischgl und Kitzbühel. www.stubaier-gletscher.com www.pieps.com

Nach dem Aus für das traditionsreiche ATP-Herrenturnier gibt es nun doch posi­ tive Nachrichten aus Kitzbühel. Von 2. bis 8. August 2010 wird in der Gams­ stadt ein Challenger-Turnier unter dem Namen Austrian Open ausgetragen. Tur­ nier-Direktor Carl-Uwe Steeb, ehemaliger deutscher Tennisprofi: „Ich erwarte mir eine Veranstaltung der Spitzenklasse mit großem Mehrwert für die ganze Region.“

©hofherr communications

Tennis in Kitzbühel

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Trio. Turnierdirektor Steeb, TC-KitzbühelPräsident Günther und Ex-Profi Antonitsch (v. l.)

Seit die Sportfreunde Stiller bei „MTV Unplugged“ aufgetreten sind, stecken sie gerne mal den Strom aus und spielen akustisch. Auf der Ischgler Idalp sind sie am 4. April 2010 beim Top of the Moun­ tains Easter Concert unplugged zu hören. 4. April 2010, Idalp Ischgl

Thomas Rentmeister, Ohne Titel, 2007

just eat it Die Ausstellung „Eating the Universe“ in der Innsbrucker Galerie im Taxispalais erzählt ab 23. April 2010 vom Essen in der Kunst: von der Eat Art Daniel Spoerris bis zur aktuellen künstlerischen und alltäglichen Beschäftigung mit Ernährung. ab 23. April 2010, Galerie im Taxispalais

weitere veranstaltungen William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum ab 13.3.2010, 19.30 h, Tiroler Landestheater, Innsbruck, www.landestheater.at Tito & Tarantula 16.3.2010, 20 h, Komma, Wörgl, www.komma.at Die göttlichen Sänger 18.4.2010, ornithologische Führung: 7 h, Hofgar­ ten, Orgelkonzert: 20 h, Landschaftliche Pfarre Mariahilf, Innsbruck, www.lebensmusik.org Kufstein lacht! Theater und Comedy 10.4.2010, 20 h, Kufstein Arena, www.woassteh.com

© VBK Wien

© stubaier gletscher

ausgsteckt is’


42 magazin saison

Marketing für Fortgeschrittene Wie startet man eine touristische Attraktion, die viele Besucher braucht, von der es aber noch kein einziges reales Foto gibt, weil sich das Ganze erst im Bau befindet? Die Initiatoren des Abenteuer-Spielparks Area 47 am Eingang des Ötztals lösen dieses Problem auf mehreren Ebenen und mit vielen Kooperationspartnern. Von Michael Riedler

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er „größte und verrückteste Spielpark Europas“ entsteht derzeit am Fuße des Ötztales. Dort, wo die Ötztaler Ache in den Inn mündet, auf dem Gebiet von drei Gemeinden (Roppen, Haiming, Sautens): die Area 47 – benannt nach dem Breitengrad, auf dem sie liegt. Initiator ist Hans Neuner, Chef und Mehrheitseigentümer der Crazy Eddy GmbH und Rafting Pezzey GmbH, Silz, einer der Rafting-Pioniere in Tirol. Mit Baukosten von 13,8 Millionen Euro handelt es sich bei der Area 47 um die bisher größte Einzel­ investition in den Tiroler Sommertourismus überhaupt. Die Erwartungen sind denn auch durchwegs sehr hoch, und zwar nicht nur bei den Betreibern selbst, sondern in der ganzen Tourismusbranche: Andreas Kröll, Chef der Mayrhofener Christophorus Reisen: „Wenn das gut umgesetzt wird und wirklich mit USP (Alleinstellungsmerkmal, Anm.) auftritt, dann können viele profitieren.“

Österreichweite Ausstrahlung. Eurotours-Chef Hans-Dieter Toth sieht Auswirkungen sogar auf ganz Österreich: „Die Area 47 ist ganz wichtig, nicht nur

verantwortlich zeichnet. Er ist auch für das Marketing der Ötztaler Bergbahnen zuständig. Und ist der lebende Beweis dafür, dass neue Projekte sich am besten in Netzwerken umsetzen lassen. Denn die Ötztaler Bergbahnen haben sich maßgeblich an dem Projekt Area 47 beteiligt. Initia­tor Hans Neuner hat mit den Bergbahnen einen Partner gewonnen, der bereits bei der Umsetzung des 73-Millionen-Euro-Projekts „Aquadome Längenfeld“ Pionierarbeit leistete und

„Wenn ein David Lama klettert, und zwei Meter daneben ein Familienvater mit seinem Sohn, dann hat das Phantasie.“ Christian Schnöller, Marketing Ötztaler Bergbahnen

sich finanziell dort auch maßgeblich einbrachte. Der Hintergrund ist das Bemühen der Ötztaler, die Auslastung von Liften und Hotels zu erhöhen, denn nur mit dem Wintergeschäft alleine wird es in Zukunft immer schwieriger werden, wie Bergbahnenchef Jack Falkner sagt. Jetzt sind die Gletscherbahnen sowohl in der Errichter- als auch in der Betreibergesellschaft für die Area 47 dabei, ebenso wie Unternehmensberater Alois

„Adidas hat viele Sponsorings gestrichen in der Wirtschaftskrise, bei diesem Projekt sind sie aber immer dabeigeblieben.“ Jack falkner, Bergbahnen Sölden

lokal. Die Ausstrahlung geht viel weiter. Wenn die das nachhaltig gut vermarkten, dann strahlt das auf das Image von ganz Österreich positiv aus, denn wir haben leider schon ein bissl das Image, im Sommer langweilig zu sein.“ Bis zur Eröffnung im Mai gibt es aber noch viel Arbeit zu tun, für die vor allem Marketingmann Christian Schnöller

nehmen wie Red Bull, Adidas, Stiegl und KTM. Diese Partner leisten zwar zum Teil nur Sportgeräte und -installationen, für die Area 47 sind sie aber extrem wichtig. „Da geht es nicht nur ums Geld, sondern vor allem ums Event-Know-how und darum, wirkliche Spitzenleute herzubringen“, sagt Schnöller. Spitzensportler sollen die Lust der Normalsportler wecken: „Wenn ein David Lama klettert, und zwei Meter daneben ein Familienvater mit seinem Sohn, dann hat das Phantasie.“

Haider, der schon die Aquadome-Errichtergesellschaft führte und dann auch einige Zeit Aquadome-Geschäftsführer war. Haider ist vor allem für die Organisation der Finanzen zuständig.

Know-how. Das 13,8-Millionen-EuroProjekt wird nicht nur von den Betreibern finanziert, sondern zusätzlich von Unter-

Hier machen sich die guten Kontakte der Area-Betreiber bemerkbar, vor allem von Jack Falkner und Hans Neuner, sagt Schnöller. Wichtig für die Sponsoren war aber immer auch das Signal, dass mit der Area 47 etwas Einzigartiges entsteht: „Sponsoren überlegen sehr wohl, wo sie einsteigen“, sagt Christian Schnöller. Und Falkner ergänzt: „Adidas hat viele Sponsorings gestrichen in der Wirtschaftskrise, bei diesem Projekt sind sie aber immer dabeigeblieben.“ Dennoch ist es keine leichte Aufgabe, erfolgreich zu starten. Hans Neuner glaubt zwar, dass die geplante Veranstaltungshalle für 8000 Personen eine gewisse Anlaufzeit benötigen wird, im Outdoor-Bereich will er aber vom Start weg gut besucht sein.

Marketingmittel. Wie man diese gute Auslastung rasch zustande bekommt, obwohl noch kein Foto von der Anlage existiert, die sich noch im Bau befindet? Die Betreiber arbeiten dazu auf mehreren Ebenen und in mehreren Netzwerken: • Zunächst wird der vorhandene Bonus genützt. „Wir bauen auf einen beste-


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XX-Large: Die Highlights der Area 47

Veranstaltungshalle („Area Dome“) für bis zu 8000 Personen. Ein Harley-Festival und ein Talfest sind bereits geplant.

© Area 47 betriebsgmbh (4), michael rathmayr (2)

Ein acht Meter tiefer künstlicher Badesee mit einer Liegewiese für 2000 Menschen sowie einem Riesenrutschpark mit der steilsten Wasserrutsche Europas, 27-Meter-Sprungturm (für Profi-Klippenspringer), einer Boulderwand, 620-Meter-Seilrutsche und einer Wasserschanze für Snowboarder, Freeskier und Mountainbiker.

henden Kundenstock von Rafting Pezzey beziehungsweise Crazy Eddie auf, das sind rund 8000 Stammkunden“, berichtet Marketingmann Schnöller. Die Leute werden gezielt angesprochen. • Nachdem die Bergbahnen Sölden dabei sind, wird die Area 47 bei allen Marketing­ auftritten der Bergbahn und von Sölden mitbeworben. Mit solchen Auftritten war man inzwischen schon in vielen Städten Zentraleuropas bis hin nach Russland. • In zahlreichen Pressekonferenzen wurde die Area präsentiert – von Innsbruck über Brüssel, Hamburg, Berlin und Süddeutschland. Dazu gab es Redaktionsbesuche unter anderem in Wien, Linz, Graz, Presseabende in Deutschland. • Unterstützt wird diese Arbeit von den Tourismusverbänden Ötztal und ImstGurgltal – eine verbandsübergreifende Kooperation also. • Die Betreiber arbeiten auch eng mit der Tirol Werbung zusammen und mit der Österreich Werbung: „Die haben größtes Interesse, das über ihre Außenstellen zu vermitteln“, berichtet Christian Schnöller. • Ein Hauptaugenmerk liegt auf dem Online-Bereich. Ab März startet in den wichtigsten Urlaubsportalen eine Online-Kampagne mit Bannern, Skyscrapers, Meldungen. Und auch das Web 2.0 wird genützt: „Wir haben einen Area47-TV-Kanal auf Youtube, sind dazu in Facebook, Twitter ganz stark vertreten“, zählt Schnöl­ler auf. Die Resonanz, etwa im Bereich von Google, sei bereits sehr erfreulich. • Wichtig ist die Kooperation mit Hotels und Vermietern aus der Region. Hier werden etwa Preispackages für den Outdoor-Bereich geschnürt. • Die Area 47 wird auch bei mehreren Kartenverbünden dabei sein: bei der Ötztal Card, dann bei der Silber- und Platinkarte des TVB Mieming, der Gletscherkarte Pitztal/Kaunertal. Kooperiert wird auch mit Fly Niki. • Dazu ist die Area auf allen einschlägigen Messen präsent, etwa zuletzt auf der actb in Wien oder auf der ITB Berlin Mitte März.

Warten auf Echtfotos. „Das Feedback

28 Meter hohe Kletterwände und ein Hochseilgarten in 27 Meter Höhe, dazu Beach-Volleyball und Beach-Soccer-Plätze.

Siedlung aus Holztipis und Blockhäusern mit Übernachtungsmöglichkeiten für 300 Leute sowie einem Partylokal.

bisher ist sensationell, vom Reiseveranstalter bis zum Journalisten“, freut sich Christian Schnöller. Obwohl noch keine Fotos existieren, sondern lediglich am Computer erstellte Visualisierungen? „Die Leute reagieren auf die Visualisierungen sehr positiv. Gerade im Pressebereich kommen sie gut an“, meint Schnöller, der aber hinzufügt: „Wir warten schon hart auf Echtfotos.“ ×



45 magazin

© daniel zangerl

saison

Tipps vom Video-Profi. LR Patrizia ZollerFrischauf und Mo Garhammer (re.) von der Aestivation-Filmcrew

... und Action! Von Barbar a Wohl sein

S

o wirkungsvoll groß angelegte Werbekampagnen auch sind – gewisse Zielgruppen können sie nur schwer erreichen. Junge Trendsportler zum Beispiel, die sich fürs Snowboarden und Freeskiing abseits der bekannten Tourismushochburgen interessieren. Mit idyllischen Landschaftsbildern kann man bei dieser Klientel erfahrungsgemäß genauso wenig punkten wie mit Wellnessangeboten und Après-Ski-Rambazamba. Davon ist auch Thilo Bohatsch, Geschäftsführer des Tirol Marketing, überzeugt: „Diese Zielgruppe kann man mit herkömmlichen Werbemitteln nicht erreichen. Man braucht Insider, die die Tourismusregion so darstellen, wie sie für die Community attraktiv ist.“

Puls der Zeit. Im Fall von Planet Tirol hat man sich für eine interaktive Videoplattform entschieden, auf der Sportler ihre selbst produzierten Clips hochladen und die Videos anderer Benutzer kommentieren können. Bohatsch: „Die Kommunikationswege in dieser jungen Szene verändern sich ständig. Dementsprechend müssen wir unseren Auftritt anpassen. In Zeiten von YouTube und Facebook ist eine

Anfang Feber hat die Tirol Werbung mit „Planet Tirol“ eine neue Videoplattform für junge Sportler präsentiert. Sie soll die Attraktivität Tirols zielgruppengerecht nach außen transportieren.

Videocommunity die beste Form, um Tirol so darzustellen, wie es von den Aktiven selbst wahrgenommen wird.“ Aus diesem Grund wurde bei der Entwicklung von Planet Tirol von Beginn an darauf geachtet, Vertreter der heimischen Snowboard- und FreeskiSzene mit einzubeziehen. So fungieren Filmproduzenten wie die Aesthetiker aus Mayrhofen als beratende Experten, geben den Amateuren Tipps aus der Praxis und stellen zudem eigene Videoproduktionen auf der Plattform zur Verfügung.

Tirol zu einem „Ganzjahres-Schauplatz“ zu machen. Im Moment dominiert zwar noch der Wintersport, in den nächsten Monaten sollen jedoch eigene VideoChannels für Aktivitäten wie Klettern oder Mountainbiken ergänzt werden. ×

Ganzjahres-Projekt. Wenige Wochen nach dem Website-Start sind bereits 160 Videos online abrufbar – „mit extremer Vielfalt und beeindruckend hoher Qualität“, wie Thilo Bohatsch attestiert. Um den touristischen Werbeeffekt zu verstärken, können die Videos nach Regionen gefiltert werden – wer sich also nur Clips aus dem Stubaital ansehen will, bekommt sofort eine Liste mit Videos geliefert. Zudem werden die Film-Schauplätze auf einer Karte von Google Maps markiert – der WebsiteBesucher sieht also sofort, wo in Tirol die Wintersportgemeinde gerade besonders aktiv ist. Langfristiges Ziel ist es, Planet

PLANET TIROL Auf der Website können Sportvideos kostenlos angesehen werden, wer sich registriert, kann eigene Clips auf die Seite laden und Kommentare zu den Videos anderer Benutzer abgeben. Zudem gibt es einen Bereich, wo Video-Repor­ tagen von wichtigen Events der Szene (zum Beispiel dem Air & Style Contest oder dem Kaunertal Opening) zur Verfügung stehen. www.planet-tirol.com


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„ Wie macht er das, der junge Reiter?“

H

err Reiter, vor sechs Jahren haben Sie die Leitung des Posthotels Achenkirch, schon damals bestes Wellness-Hotel des Landes, von Ihrem Vater übernommen. Hatten Sie nie Bedenken, in derart große Fußstapfen zu treten? Reiter jun.: Die Hotellerie hat mich von Kindheit an geprägt, mein Vater hat mit mir schon immer viel über das Geschäft gesprochen. Dass es ihm wichtig wäre, seinen Betrieb, sollte ihm einmal etwas passieren, in guten Händen zu wissen. Daher war es für mich ein Wunsch, der von innen heraus kam, dieses Werk weiterzuführen. Klar gab es zwischendurch Phasen des Zweifelns. Der Respekt vor den gewaltigen Fußstapfen, in die ich da treten würde, war immer sehr groß. Man fragt sich: „Packe ich das wirklich?“ Aber 2004, nachdem wir bereits über ein Jahr lang gemeinsam die Leitung im Posthotel innehatten, war für mich klar, dass ich das machen will.

Die Übergabe eines Familienbetriebes birgt viele Risiken. Die Tiroler Hoteliers Reiter aus Achenkirch haben das Kunststück geschafft, den Wert ihres Unternehmens in dieser sensiblen Phase zu verdreifachen.

© michael rathmayr, posthotel achenkirch

Da s Interview führte S teffen Aror a .

Zu den Personen Karl Josef Reiter (60) übernahm 1975 in dritter Generation das familieneigene Hotel Post in Achenkirch. Er baute es zum führenden Wellnesshotel des Landes aus. Heute lebt und arbeitet Karl J. Reiter im Burgenland, wo er die 2004 eröffneten Reiter’s Avance und Reiter’s Supreme Hotels in Bad Tatzmanndorf sowie die 2008 übernommene Therme Stegersbach leitet. Karl Christian Reiter (30) stieg 2002 ins Familienunternehmen ein. Seit 2004 führt er das Stammhaus in Achenkirch und zum Teil auch das neue Reiter’s Allegria Hotel im burgenländischen Stegersbach.

Fiel Ihnen diese Entscheidung, Ihr Lebenswerk Posthotel an den Sohn zu übergeben, schwer? Reiter sen.: Nein. Wir gehen immer gleich zur Sache. Da sind Karli und ich uns ähnlich. Wir mögen uns zwar sehr gerne, aber das hätte irgendwann Stress gegeben, wenn wir beide hier Chefs wären. Und weil der eigene Weg wichtig ist, haben wir uns dafür entschieden. Ich habe schon vor 25 Jahren gesagt, dass ich irgendwann noch etwas anderes machen will. Geplant war, ein Hotel am Meer zu eröffnen. Letztlich ist es aber das Burgenland geworden. Karli hat unterdessen meinen Part hier in Achenkirch übernommen. Wenn er mich fragen will, fragt er mich. Wenn nicht, nicht. Und wir sind heute eigentlich alle sehr glücklich darüber. Wurden Sie nach der Übernahme des Posthotels sofort als neuer Chef akzeptiert oder mussten Sie als Sohn des erfolgreichen Vaters Ihre Eignung als Nachfolger erst unter Beweis stellen? Reiter jun.: Die Augen des Umfeldes waren und sind schon sehr groß, seit ich dem Vater nachgefolgt bin. „Wie macht er das, der junge Reiter?“, haben sich sowohl Mitarbeiter, Gäste als auch die Leute im Ort gefragt. Das hat mich anfangs schon ein wenig geschreckt. Die Gäste waren zum Beispiel noch lange der Meinung, dass ich ihn bloß kurz vertrete. Als ich das neues Spa eröffnet habe, mein erstes


47 Magazin saison

eigenes Bauprojekt, hieß es oft: „Oh, da hat Ihr Vater aber wieder eine tolle Idee gehabt.“ Das war durchaus eine Herausforderung. Ich weise einfach immer und

mung gegenüber dem Tourismus in Tirol ist eine sehr schlechte. Dabei wäre Tirol ein armes Land ohne den Tourismus. Die Frage war, sollen wir uns darauf beschrän-

„Mein Vater und ich haben grundsätzlich dieselbe Philosophie, was das Geschäft angeht. Ob es sich nun um den respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern, unser größtes Kapital, handelt oder um das herzliche Verhältnis zu unseren Gästen.“ Karl Christian Reiter

immer wieder darauf hin, dass ich nun die Leitung innehabe. Sie haben von Ihrem Vater ein Hotel übernommen, das als Maßstab in Sachen Wellness gilt. Können Sie als neuer Chef in einem solch erfolgreichen Haus überhaupt neue Ideen einbringen oder führen Sie einfach nur das Erfolgsrezept fort? Reiter jun.: Wo immer es geht, bringe ich neue Ideen und meinen eigenen Stil ein. Aber wo etwas super läuft, muss man nicht krampfhaft etwas ändern. Das wäre dumm. Mein Vater und ich haben grundsätzlich dieselbe Philosophie, was das Geschäft angeht. Ob es sich nun um den respektvollen Umgang mit den Mitarbeitern, unser größtes Kapital, handelt oder um das herzliche Verhältnis zu unseren Gästen. Mein Motto lautet: Wo keine Vergangenheit, da keine Zukunft. Ich versuche, neue Ideen sanft einfließen zu lassen. Konkret heißt das für das Posthotel, dass wir von der Größe her ohnehin nicht mehr viel ändern können. Die Veränderung liegt nun eher im Detail, um die Qualität weiterhin stetig zu steigern. Sind Sie zufrieden mit der Bilanz Ihrer ersten Jahre als Chef des Posthotels? Reiter jun.: Ja, sehr zufrieden. Es waren wirtschaftlich mitunter die besten Jahre unseres Hauses. Auch baulich konnte ich bereits eigene Ideen umsetzen. Etwa mit dem „Spa der versunkenen Tempel“ und aktuell mit dem neuen Mitarbeiterhaus. So etwas verleiht einem Standfestigkeit. Sie haben mit der Übergabe des Posthotels an Ihren Sohn zugleich neue Hotelprojekte im Burgenland in Angriff genommen. Warum haben Sie nicht in Tirol expandiert? Reiter sen.: Ich mag meine Heimat sehr gerne. Aber die Stim-

ken, das goldene Juwel Posthotel immer nur weiter zu vergolden, oder machen wir etwas neues dazu? Und mit den neuen Projekten im Burgenland haben wir das geschafft. Wir sind nun nicht mehr so abhängig vom Standort in Tirol. Dann geben wir halt woanders mehr Geld aus. Da waren wir uns beide einig und es war die richtige Entscheidung. Wir haben unseren Unternehmenswert seitdem verdreifacht. Haben Sie wie Ihr Vater auch den Eindruck, dass der Tourismus in Tirol zu wenig Wertschätzung erfährt? Reiter jun.: Ja, leider. Wir haben oft das Gefühl, als

Feindbild gesehen zu werden. Das Gastgewerbe wird permanent schlechtgeredet. Dieses Negativimage bringt zahlreiche Probleme. Es ist mittlerweile sehr schwer für uns, Personal zu finden. Auch im Ort selbst haben wir ständig mit Widerstand zu kämpfen. Gegen den Bau unseres neuen Personalhauses wurde sogar eine Unterschriftenliste ins Leben gerufen. Selbst unser Plan, ein Biomasse-Heizwerk nach Achenkirch zu bringen, von dem letztlich alle profitieren würden, wird torpediert, weil er „von den Reiters“ kommt. Was ist für Sie die Konsequenz daraus? Reiter jun.: Nun, ich muss jetzt nicht da bauen, wo ich eh nicht geschätzt werde, wo man, egal was man macht, immer mit Prügel rechnen muss. Das Posthotel ist bereits sehr eng mit unserem Ressort in Stegersbach im Burgenland verbunden. Dadurch habe ich auch andere Optionen, als nur den goldenen Turm hier in Achenkirch weiterzubauen. Gerade im Tourismus ist ein Standortwechsel normalerweise nicht einfach. Wir haben diese Option mittlerweile. Vielen Dank für das Gespräch.

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Vom Gasthof zum Hotelimperium Die Familie Reiter übernahm 1918 den „Gasthof zur Post“ in Achenkirch. 1946 erfolgte die erste familieninterne Übergabe: Der Gasthof wurde zum Hotel ausgebaut. 1975 trat die dritte Generation in Person von Karl Reiter senior auf den Plan. Der läutete 1982 die Geburtstunde des heutigen Posthotels ein. Der Seniorchef gilt als Erfinder der Wellnessbewegung. Im Jahr 2002 trat mit Karl Reiter junior die vierte Generation in das Unternehmen ein, zwei Jahre später übernahm der Sohn vom Vater den Vorzeigebetrieb in Achenkirch. Reiter senior wechselte ins Burgenland: Zuerst kaufte er die beiden ehemaligen Steigenberger Hotels in Bad Tatzmanndorf und baute sie um 15 Millionen Euro zum Reiter’s Burgenland Resort um. Im März 2008 übernahmen die Reiters schließlich noch das Golf- und Thermenresort Stegersbach im Burgenland, wo sie erneut 20 Millionen Euro investieren, um einen neuen Maßstab in Sachen Familientherme sowie Österreichs größte Golfanlage zu schaffen.


48 magazin saison

Auf Schiene. Snowcarbon-Erfinder Daniel Elkan schwört auf die Vorzüge des Bahnreisens. Nicht nur aus Umweltschutzgründen, sondern schon des Komforts wegen.

Der Vergleich eisenbahn vs. flugzeug.

Daniel Elkan und Grant Holmes lieferten sich ein kurioses Urlaubswettrennen von London ins italienische Skigebiet Sauze D’Oulx. Elkan nahm die Bahn, Holmes das Flugzeug. Überraschendes Endergebnis: Die günstigere und komfortablere Bahnreise dauerte, von Haustür zu Hoteltür gerechnet, nur 90 Minuten länger als die Flugreise.

07:35 Uhr

08:30 Uhr

09:15 Uhr

Daniel Elkan startet gut ausgeschlafen von seiner Wohnung im Norden Londons zum Bahnhof St. Pancras.

Bahnreisende zahlen keinerlei Aufpreis für Skigepäck, und sparen sich Check-in-Prozeduren, schnell sitzt Daniel im Zug Richtung Urlaub.

Daniel genießt sein Frühstück, während am Fenster die sanften Hügel von Kent vorbeiziehen, gleich geht’s in den Ärmelkanaltunnel.

03:00 Uhr

05:10 Uhr

07:20 Uhr

Grant Holmes bestellt zu nachtschlafender Zeit, wie bei Urlaubscharterflügen üblich, sein Taxi vom Londoner Stadtzentrum zum Flughafen.

Grant steht sich beim Warten vor den Sicherheitsschleusen und Check-in-Schaltern die Füße in den Bauch.

Das Wetter ist gut, Grants Flug startet pünktlich. Allein über die Bordverpflegung lässt sich streiten


49

Nachhaltig reisen Die Onlineplattform Snowcarbon setzt auf die Öko-Schiene und will britische Skitouristen per Bahn in den Winterurlaub bringen. St. Anton am Arlberg ist als erstes Tiroler Ressort auf den Zug aufgesprungen. Von S teffen Aror a

Ö

ko-Tourismus liegt voll im Trend. Vor allem in Großbritannien ist der sogenannte „carbon footprint“, also der CO2-Ausstoß, den eine Urlaubsreise verursacht, längst zum entscheidenden Buchungsfaktor geworden. Eine Umfrage des Britischen Skiclubs hat ergeben, dass 68 Prozent der Befragten lieber per Bahn als mit dem Flugzeug in den Winterurlaub reisen würden. Denn als Umweltsünder Nummer eins gilt das Flugzeug, das durchschnittlich 70 Prozent des ökologischen Fußabdruckes eines Winterurlaubes ausmacht.

Dieser Trend blieb dem Londoner Reisejournalisten Daniel Elkan im Zuge seiner Arbeit nicht verborgen. Elkan erkannte die Zeichen der Zeit und startete gemeinsam mit seinem Kollegen Mark Hodson das Projekt Snowcarbon. Eine Onlineplattform, die reiselustigen Briten kostenlos den schnellsten Weg in das Skigebiet ihrer Wahl errechnet. Und zwar per Bahn.

Freiwillig per Bahn? Die Idee klingt verrückt: Per Eisenbahn von Großbritannien aus in den Skiurlaub fahren. Das tut sich doch niemand freiwillig an, wenn die

verschneiten Alpen doch viel schneller und komfortabler per Flugzeug erreichbar sind. „Eben schon“, erklärt SnowcarbonErfinder Daniel Elkan, „die Anreise per Bahn dauert ungefähr gleich lang, ist aber ungleich komfortabler und billiger.“ Den Beweis dieser These trat Elkan selbst an. Er und sein Freund Grant Holmes lieferten sich ein Wettrennen, der eine reiste per Eisenbahn, der andere per Flugzeug von London ins italienische Skigebiet Sauze D’Oulx. Fazit: Von Haustür zu Hoteltür war Daniel Elkan, der den vermeintlich behäbigen Schienenweg wählte, nur knapp 90

www.snowcarbon.co.uk

11 h

40 min

13:10 Uhr

16:20 Uhr

19:15 Uhr

Umsteigen in Paris: Mit der U-Bahn geht’s direkt von Paris-Nord zum Gare de Lyon. Dazwischen bleibt genug Zeit für ein Mittagessen.

Die französischen TGV bieten Reisenden viel Abwechslung – vom Kinderspielabteil bis hin zum Bordrestaurant.

Nach zehnminütiger Taxisfahrt vom Bahnhof zum Hotel erreicht Daniel, immer noch entspannt, sein Feriendomizil in Sauze D’Oulx.

9h

50 min

09:45 Uhr

11:30 Uhr

12:50 Uhr

Ankunft in Turin. Die Abfahrt in den Bussen verzögert sich: Ein Snowboard ging in der Gepäckabfertigung verloren.

Endlich startet der Bus los in Richtung Skigebiet. Grant ist mittlerweile seit gut neun Stunden wach und etwas gerädert.

Mit dem Bus geht es in die Ferienregion. Müde, aber glücklich erreicht Grant schließlich das Hotel in Sauze D’Oulx.


50

West-Ost-Achse Zürich–Wien. Zudem wurde der Bahnhof anlässlich der SkiWeltmeisterschaften im Jahr 2001 großzügig aus- und umgebaut.

Zwei Briten im Schneeglück. Flugreisender Holmes (links) und Bahnfahrer Elkan

Minuten länger unterwegs als Holmes per Flugzeug (siehe Kasten). Während der Flugreisende abgespannt am Urlaubsort eintraf, entstieg Elkan gut erholt und voller Elan dem Zug, direkt am Fuße der verschneiten Pisten. „Dieser Test lässt sich genauso gut auf andere Destinationen, wie St. Anton am Arlberg, umlegen“, erklärt Elkan. Flugreisen von London in die Alpen dauern zwar lediglich zwei Stunden. Doch inklusive der Wartezeiten am Abflughafen und der Bustransfers ins Skigebiet kostet die Anreise meist einen ganzen Urlaubstag. „Wer den Zug nimmt, spart nicht nur Kosten, weil kein Aufpreis für Skigepäck verrechnet wird“, so Elkan, „sondern auch

und Norditalien bis nach Österreich – zur Auswahl. Als erstes und bislang einziges Tiroler Ressort ist St. Anton am Arlberg auf der Website vertreten. Daneben sind die Salzburger Skigebiete Zell am See-Kaprun sowie Saalbach Hinterglemm-Leogang als österreichische Destinationen auf der britischen Website zu finden. „Noch ist es zu früh, um über Ergebnisse zu sprechen“, erklärt dazu Wilma Himmelfreundpointner vom Tourismusverband St. Anton. Doch das Interesse an nachhaltigem Reisen sei gerade unter britischen Touristen enorm. Diese stellen mit 206.000 Nächtigungen pro Wintersaison die zweitstärkste Gästenation in St. Anton. „Wir haben bereits viel positives Feedback

„Die Erstellung eines Zugreiseplans von Großbritannien in die Alpen war für Laien bislang fast unmöglich, weil das unglaublich kompliziert ist. Kein Reiseveranstalter bietet das im Rahmen eines Packages an.“ daniel elkan, betreiber der website www.snowcarbon.co.uk

wertvolle Freizeit. Speziell bei Nachtzügen schläft man während der Anreise und nach der Ankunft am Morgen geht es gut erholt vom Bahnsteig direkt auf die Piste.“

30 Skigebiete. Die Internetplattform Snowcarbon ist seit dieser Wintersaison online. Derzeit stehen 30 Skigebiete – von Andorra, über Frankreich, die Schweiz

erhalten. Immer wieder hört man von britischen Gästen, die mit dem Zug gekommen sind. Diese umweltschonende Art der Anreise wird in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen“, so Himmelfreundpointner. Die Arlbergregion ist für die Anreise per Eisenbahn prädestiniert. St. Anton liegt direkt entlang der vielbefahrenen

Hochbetrieb am Flughafen. Derzeit kommen die Briten fast ausnahmslos per Flugzeug nach Tirol. An Samstagen, dem klassischen Urlauberschichtwechseltag, herrscht am Innsbrucker Flughafen Hochbetrieb, was seit Jahren lärm- und abgasgeplagte Anrainer auf die Barrikaden treibt. Die Renaissance der Bahn, die schon dereinst die ersten Wintertouristen nach Tirol brachte, könnte demnach auch der Urlaubsregion selbst zum ökologischen Vorteil gereichen. Mit seiner Website will Daniel Elkan genau jene Lücke füllen, die diese Rückkehr zum Ursprung bislang verunmöglichte: „Die Erstellung eines Zugreiseplans von Großbritannien in die Alpen war für Laien bislang fast unmöglich, weil das unglaublich kompliziert ist. Kein Reiseveranstalter bietet das im Rahmen eines Packages an.“ Snowcarbon sei als diese bisher fehlende Verbindung zwischen Kunden und Urlaubsanbietern zu verstehen. Für Benutzer der Website entstehen keinerlei Kosten. Das Projekt finanziert sich ausschließlich über die Gebühr, die teilnehmende Skigebiete entrichten, um auf der Plattform vertreten zu sein. „Heuer waren das 1750 britische Pfund, gut 2000 Euro, pro Skigebiet für die gesamte Saison“, sagt Elkan. Auf der Website können nicht nur Zugfahrpläne erstellt werden. Zum Fahrplan London – St. Anton bekommt man beispielsweise gleich die Links zum Buchen von Hotelzimmern im Zielort mitgeliefert. Als finale Buchungsmotivation erfährt der interessierte Urlauber, wie viel CO₂-Emmissionen er spart, wenn er, statt mit dem Flugzeug, die ausgesuchte Reise per Bahn antritt. Schon im ersten Winter spricht Daniel Elkan von einem Erfolgsprojekt: „30 Skigebiete sind mittlerweile auf unserer Website vertreten. Wir verzeichnen hunderte Unique Clients pro Tag, mit einer durchschnittlichen Verweildauer von fast zehn Minuten. Das heißt, die Leute interessieren sich wirklich dafür.“ Im April wird der Brite wieder in Tirol sein, um neue Kunden unter den hiesigen Tourismusregionen anzuwerben. Zudem plant er in Kürze seine Zielgruppe auszuweiten, um nach den Briten auch die Wintertouristen aus den Benelux-Staaten für die Anreise per Bahn zu begeistern. ×


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Die Stunde der Platzhirsche Von Ulrike Reisner

E

s ist ein heikles Thema, das die Touristiker südlich des Brenner derzeit beschäftigt: Kann und soll eine neue Obergrenze von 80 Zimmern verhindern, dass der Wettbewerb in der zumeist kleinteilig strukturierten und familiär geführten Beherbergungsszenerie durch Großprojekte internationaler Ketten verzerrt wird? Bieten derartige Raumordnungsmaßnahmen einen verlässlichen Schutz gegen das Vordringen von Investor-BetreiberModellen, die den über Jahrzehnte gewachsenen Familienbetrieben das Wasser abgraben? Und wer wird künftig die notwendigen Entwicklungsimpulse in den Destinationen setzen – einige wenige Große oder die Mehrzahl der Kleinen? In Österreich ist diese Frage unterschiedlich detailliert in den Raumordnungsgesetzen der Bundesländer geregelt (siehe dazu die Kästen rechts). In der Schweiz hingegen hat man zu diesem Thema einen liberaleren Zugang: Experten wie Thomas Bieger von der Universität St. Gallen sind sogar der Ansicht, dass ohne Großprojekte kein touristischer Fortschritt zu erzielen sei. „Tourismus-Großprojekte schaffen günstige Skalen- und Verbundeffekte, sie bilden integrierte Geschäftsmodelle und erzielen

damit potenziell höhere Renditen – natürlich bei größeren Risiken“, meinte er beispielsweise in einem Vortrag anlässlich der Generalversammlung des Schweizer Tourismusverbandes im Jahr 2008.

Nachhaltigkeit nach Plan. Tourismusberater Manfred Kohl ist ein intimer Kenner der Südtiroler Hotelszene. Lenkungsmaßnahmen im Tourismus hält er generell für sinnvoll, vor allem wenn sie dem Grundsatz der Nachhaltigkeit folgen und damit nicht nur ökologisch und sozial vertretbar sind, sondern sich auch rechnen. Denn, so Kohl: „Investor-Betreiber-Modelle drängen verstärkt in den Ferientourismus und brauchen eine Mindestgröße von 100 Zimmern. Viele Orte und Destinationen im Alpenraum suchen nach professionellen Hotelbetreibern für neue Leitbetriebe, da von den ansässigen Familienbetrieben zu wenig Impulse ausgehen.“ Er räumt aber gleichzeitig ein, dass die Kannibalisierung nicht nur durch Großhotels sondern durch immer mehr gleichartige „Kleine“ erfolgt. Die Lösung sieht Manfred Kohl in der Erstellung eines Hotel-Masterplanes für Destinationen. Beraterkollege Peter Haimayer aus Innsbruck attestiert der aktuellen Südtiroler Diskussion alpenweite Relevanz,

„Investor-Betreiber-Modelle drängen verstärkt in den Ferientourismus und brauchen eine Mindestgröße von 100 Zimmern.“ Manfred Kohl, Geschäftsführer Kohl & Partner, Villach

© südtirol marketing/tappeiner, klaus haimayer, privat

Tourismuslenkung. Südtirol diskutiert die Einführung einer relativ rigorosen Bettenobergrenze. Abschottung gegenüber Großinvestoren oder gesunde Steuerung für einen nachhaltigen Tourismus?

ist aber überzeugt, dass Südtirol und die Schweiz zwei extreme Pole darstellen: „Natürlich können wir nicht überall im Alpenraum 400-Zimmer-Resorts oder noch größere Komplexe brauchen, 80 Zimmer pro Betrieb sind aber zweifellos zu knapp bemessen.“ Haimayer plädiert daher für eine individuelle Betrachtungsweise, angepasst an die spezifischen Gegebenheiten einer Region. „Die Frage lautet: Was leistet das Projekt für den Tourismus in der Region? Eine solide Prüfung des Betriebskonzeptes einschließlich der Finanzierung muss bei jedem Projekt stattfinden.“ Tatsache ist, dass sich die aktuelle Diskussion in Südtirol rund um die Möglichkeit der Ausweisung neuer Tourismuszonen entzündet hat. Dazu Arnold Harrasser vom Beratungsunternehmen Michaeler & Partner: „Die neuen Tourismusleitbildentwicklungen zielen aber vor allem darauf ab, neue Betten vorrangig für bestehende Betriebe zu vergeben. Somit erhält jeder Betrieb die Möglichkeit, Bettenkapazitäten sowohl qualitativ als auch quantitativ zu erweitern und neue Betten zu schaffen.“

Platzhirschensyndrom.

Harrasser ist der Ansicht, dass sich die Hoteliers in Südtirol der eigenen Stärken bewusst werden sollten, anstatt über die Limitie-


53 magazin saison

Südtiroler Idyll. Die landschaftliche Schönheit ist schützenswert. Gilt selbiges auch für die kleinteilig strukturierte Hotellerie?

§ 48 Tiroler Raumordnungsgesetz

rung von Zimmerkapazitäten zu diskutieren, die man in den vergangenen 15 Jahren immer gefordert habe. Marktabschottung, darin sind sich Experten einig, kann nicht die Lösung des Problems sein. Kohl: „Die Abwehr von externen Investoren darf kein Platzhirschensyndrom sein, wo keine Blutauffrischung zugelassen wird. Die Chance der kleinen Betriebe liegt in der Spezialisierung und Differenzierung sowie in der Kooperation. Auch

weisen, aber absolut keine Innen- oder Vorbildwirkung besitzen.“ Einig sind sich die Tourismusberater darin, dass eine bestimmte Betriebsgröße, auch bei familiengeführten Hotels, für den wirtschaftlichen Erfolg unabdingbar ist. „Es wäre eine reine Ressourcenverschwendung, der Generation an fähigen und gut ausgebildeten Junghoteliers nicht jene Rahmenbedingungen – inklusive Betriebsgröße – zu bieten, die für die Füh-

„Natürlich können wir nicht überall im Alpenraum 400-Zimmer-Resorts oder noch größere Komplexe brauchen, 80 Zimmer pro Betrieb sind aber zweifellos zu knapp bemessen.“ peter haimayer, Haimayer Projektbegleitung, Innsbruck

in der Nische lässt es sich gut leben!“ Für Peter Haimayer ist Leitbetriebsfunktion nicht unbedingt eine Frage der Größe, sondern vielmehr eine Frage des Betriebskonzeptes: „Es gibt Beispiele, wo Investor-Betreiber-Modelle tatsächlich eine Leitbetriebsfunktion übernehmen, jedoch auch Fälle, in denen ResortInseln zwar etwas Außenwirkung auf-

rung eines betriebswirtschaftlich erfolgreichen Betriebes notwendig sind, wenn auch die Größe eines Betriebes nicht ein Garant für den Erfolg ist“, so Harrasser, „im Moment, scheint es, macht man sich mehr Gedanken über potenzielle internationale Betreiber, anstatt selbst nachzudenken, wie man das Gewonnene jetzt nutzt und wirtschaftlich umsetzt.“ ×

(1) Beherbergungsgroßbetriebe im Sinn dieses Gesetzes sind Gastgewerbebetriebe zur Beherbergung von Gästen mit mehr als (…) 75 Räumen (…). (2) Die Schaffung von Beherbergungsgroßbetrieben ist nur auf Grundflächen, die als Sonderflächen (…) gewidmet sind, zulässig. (3) Bei der Widmung (…) ist die zulässige Höchstzahl an Betten und Räumen zur Beherbergung von Gästen festzulegen. Dabei ist unbeschadet der Aufgaben und Ziele der örtlichen Raumordnung insbesondere auf a) den Stand der touristischen Entwicklung und die bestehenden touristischen Strukturen, b) die Eingliederung der betreffenden Betriebe in die Siedlungsstruktur, c) die Vermeidung von unzumutbaren schädlichen Auswirkungen des Verkehrs, d) den Schutz des Orts-, Straßen- und Landschaftsbildes Bedacht zu nehmen.

§ 33 Salzburger Raumordnungsgesetz (1) Beherbergungsgroßbetriebe sind Bauten für Gastgewerbebetriebe zur Beherbergung von Gästen mit mehr als 120 Gästezimmern. Gästezimmer in mehreren Bauten sind zusammenzuzählen, wenn die Bauten in einem räumlichen Naheverhältnis stehen und eine funktionale oder wirtschaftliche Einheit bilden. (2) Bei der Ausweisung von Gebieten für Beherbergungsgroßbetriebe ist auch die jeweils höchstzulässige Zahl an Gästezimmern festzulegen. (3) Die Ausweisung von Gebieten für Beherbergungsgroßbetriebe ist nicht zulässig, wenn nachteilige Auswirkungen zu erwarten sind auf: 1. das Landschafts- oder das Ortsbild, 2. die Verkehrsstruktur, 3. die Belastbarkeit der Landschaft, 4. die Sozialstruktur oder 5. die Tourismusstruktur.


54 magazin saison

J

ohannes Köck kommt bei dem Thema leicht ins Schwärmen. Eine Anfangsfrage, und der Leiter der Cine Tirol erzählt ohne Punkt und Komma. Von der Freude, die ihm sein Beruf auch nach elf Jahren noch immer bereitet. Von der großen Bandbreite an Projekten, die Tirol zum Filmland der Alpen gemacht hat. Und von seiner Tätigkeit als „Filmfischer“, die ihn mit spannenden und „hochkreativen“ Menschen in Kontakt kommen lässt.

Tiroler Bevölkerung zurückzugreifen. In der „Tiroler Tageszeitung“ bat man um Vorschläge für mögliche Drehorte. „Über 300 wurden uns zugeschickt. Der Rücklauf war überwältigend“, sagt Johannes Köck.

Drehort-Suche. Die Reaktionen der Tiroler hat Köck überrascht und bestätigt: „Wir können noch so viel tun, zur Berlinale fahren, Kontakte knüpfen, uns im Wettbewerb mit der internationalen

Tirol werden konnte. Wir haben ein Land, eine Tradition und Menschen, die unsere Projekte mittragen.“

Film ab. Für das Jahr 2010 haben die Filmfischer für 15 Projekte das Netz besonders engmaschig ausgelegt. Darunter auch eine „ziemlich große internationale Co-Produktion von Deutschland, Großbritannien und Österreich“. Aber bevor das Projekt nicht sicher an das Tiroler Ufer

© cinetirol, michael rathmayr

Universal Studios Tirol Die Cine Tirol sucht nach neuen Drehorten in Tirol. Nach über 270 Filmprojekten im Land wird der Ruf nach neuen Locations laut. Filme am laufenden Band. Johannes Köck, Leiter der Cine Tirol

Seit erstem April 1998 hat die Cine Tirol Film Commission unter dem Dach der Tirol Werbung über 270 Filmproduktionen nach Tirol geführt: von Hansi Hinterseer besungenen Heimatschnulzen, Tatort-Krimis und SoKo Kitzbühels bis zu großen Kinoproduktionen wie dem Messner-Brüder-Bergdrama „Nanga Parbat“ oder dem Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ mit Daniel Brühl. „Nach den ‚Fetten Jahren’ haben wir unzählige Anfragen bekommen, wo diese entlegene Alm ist, auf der Brühl sich im Film mit seinen Freunden versteckt. Unter allen Umständen wollten Leute dort ihren Schlafsack ausrollen und die Umgebung genießen“, sagt Köck. Der touristische Effekt der Bilder auf Zelluloid sei immens. Daher macht Köck sich immer wieder auf die Suche nach geeigneten Locations für Dreharbeiten. Vor kurzem hat das CineTirol-Team begonnen, auf die Hilfe der

Filmlocation gesucht Die Cine Tirol bittet um Zusendung möglicher Drehorte unter Beachtung folgender Kriterien: Erreichbarkeit mit Fahrzeugen möglich, Drehgenehmigung für Filmaufnahmen möglich. Kennwort: „top locations“ an cinetirol@tirolwerbung.at. Außerdem bitte die Kontaktdaten des Drehortes mit genauer Bezeichnung und Adresse und die Kontaktdaten des Einsenders mit Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail anführen. Weitere Informationen bei der Cine Tirol unter der Telefonnummer 0512 / 5320-182.

Von Nina Heizer

Konkurrenz noch so gut schlagen, wenn wir den Rückhalt in der Haltung der Tiroler nicht hätten, wäre all unser Tun ohne Erfolg.“ Nun möchte er den Aufruf auch auf die Touristiker des Landes ausdehnen. Gesucht werden Drehorte wie Berglandschaften, Talschaften, Almhütten, Bauernhöfe, Jagdhäuser, moderne Architektur, Fabriken und Hallen, aber auch besondere oder ausgefallene Örtlichkeiten. „Die Tourismus-Verantwortlichen kennen das Land oft wie niemand anders. Sie können sicher mit wertvollen Tipps unser Portfolio erweitern“, hofft der Cine-Tirol-Leiter. In großen Städten wie Wien, München oder Berlin habe sich die Haltung gegenüber den Filmproduktionen gewandelt, aber in Tirol herrsche eine positive und willkommen heißende Grundstimmung. Es sei nichts von Berührungsangst, Ablehnung oder Engstirnigkeit zu spüren. „Die Tiroler Seele ist weit und breit. Und in jedem Tiroler steckt auch ein Schauspieler“, sagt Johannes Köck. Wie sonst wäre die lange Theatertradition in fast jedem Dorf zu erklären? Oder die beeindruckende Dichte an Volksbühnen? Die schauspielerischen Wurzeln liegen für Köck in jedem Tiroler vergraben. „Außerdem ist das Land reich an Geschichte und noch reicher an Geschichten. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum aus der ursprünglichen Idee von Josef Margreiter und Erich Hörtnagl im Jahr 1998 ein nun so erfolgreiches Cine

gezogen ist, ist nichts Näheres aus Köck heraus zu locken. „Der Wettbewerb ist unglaublich stark, denn immerhin haben auch andere Länder wie Neuseeland, USA, Kanada oder die Schweiz schöne Berge. Aber durch die gute Struktur von Cine Tirol haben wir gute Chancen.“ Na dann: Und – Action! ×

„Nanga Parbat“ mit Karl Markovics

Realisierte Filmprojekte 2009 • „Der Bergdoktor“ • „SOKO Kitzbühel“ • „Nanga Parbat“ • „Die kommenden Tage“ • „Mahler auf der Couch“ • „Zwischen Tag und Nacht“ • „Die Wanderhure“ • „Bergig“ • „Bergwehen“ • „Das Wunder von Loch Ness“ • „Die Hüttenwirtin“ • „Wieder daheim“ • acht indische Produktionen • zahlreiche Dokumentarfilme wie „Der Inn“, „Alpenzoo – Genpool der Alpen“, „Hike – A Freeride Project“, „Reality Check“, „Der Adlerweg“ und „Die Bergrettung“


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Präsentiert. Zum Auftakt der actb'10 stellten Petra Stolba und Josef Margreiter Ende Jänner erstmals die neue Lobbying-Veranstaltung „theALPS" vor.

© thealps/pro.media

Innovativ vernetzen Stimmen zu „theALPS“

Treffpunkt der Top-Touristiker, Trendforum und Leistungsschau – „theALPS“ versteht sich als neue Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im Alpenraum.

„Gerade angesichts des weltweiten Wettbewerbs macht es Sinn, als Alpenraum enger zusammenzurücken, um gemeinsam den Innovationen im sensiblen Alpentourismus eine öffentlichkeitswirksame Bühne zu geben!“ Urs Zenhäusern, Geschäftsführer von Wallis Tourismus

D

en Auftakt zur neuen Lobbying-Veranstaltung für den Alpentourismus bilden der 13. und 14. September 2010. Rund 500 Teilnehmer, darunter führende tourismuspolitische Vertreter der Alpenländer, Spitzenleute aus der Reisewirtschaft, aber auch internationale Vertriebs- und Medienpartner, werden zum Prolog in Innsbruck erwartet. Die Veranstaltung, die von führenden Alpendestinationen getragen und in enger Abstimmung und Kooperation mit der Österreich Werbung entwickelt wird, soll sich denn auch als regelmäßiges Treffen für Top-Touristiker der europäischen Alpen und Entscheidungsträger der internationalen Tourismuswirtschaft etablieren. Die Auftaktveranstaltung im September steht unter dem Leitthema „Erlebnisraum Alpen/Inszenierung“.

„theALPS Award“.

Zum Programm: Unter dem Titel „Best Experiences & Award” werden sich im September in Innsbruck die erstaunlichsten und innovativsten alpinen Tourismusprojekte präsentieren. Diese herausragenden Initiativen sollen live in der Tiroler Bergwelt inszeniert und erlebbar gemacht werden. Und die Besten der Besten können dann im Anschluss auf den „theALPS Award“

hoffen – ein sichtbares Zeichen für außergewöhnliche Leistungen, das sicherlich internationale Beachtung finden und den jeweiligen Projekten entsprechende Aufmerksamkeit verschaffen wird. Weiters werden ein Fachsymposium und eine tourismuspolitische Enquete über die Bühne gehen. Neben dem spannenden Austausch von Fachleuten und Wissenschaftlern zum Leitthema ergreift Tirols Landeshauptmann Günther Platter die Initiative, um führende Politiker aus den Alpenregionen zu versammeln. Damit soll die Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus für den alpinen Raum ebenso unterstrichen werden, wie die Behandlung gemeinsamer Fragestellungen rund um den sensiblen Bereich der touristischen Nutzung der Alpen. Unter dem Titel „theALPS a new way of trading“ soll nach der Vorstellung im Rahmen der heurigen Prolog-Veranstaltung im Jahr 2011 aber auch eine innovative Trendbörse integriert werden, die künftig eine neue Form des Handelns mit touristischen Angeboten ermöglicht. Dabei will man den Wünschen einer neuen, modernen Generation erfolgreicher Touristiker entsprechen – kreiert wird ein Get-Together mit neuen Spielregeln, das neue Möglichkeiten für Anbieter und Käufer verspricht. ×

„Die Alpen als einzigartiger Lebensund Kulturraum sind für das Urlaubsland Österreich ein sehr wichtiges Asset. Um im starken internationalen Wettbewerb zu bestehen, ist eine klare Positionierung gegenüber anderen Regionen nötig. Die Österreich Werbung ist daher engagierter ÖsterreichPartner bei dieser internationalen Veranstaltung, die auch eine Leistungsschau der innovativen alpinen Tourismusprodukte sein wird." Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung

Grenzüber­schreitende Allianz Initiiert und veranstaltet wird der Prolog am 13. und 14. September 2010 federführend von Tirol Werbung mit Land Tirol, Wirtschaftskammer und Tourismusverband Innsbruck in Kooperation mit der Österreich Werbung. In den Planungsprozess rund um „theALPS“ sind aber auch zahlreiche Alpendestinationen eingebunden, die mit dieser Initiative eine zukunftsweisende Plattform erhalten. www.the-alps.eu


56 magazin saison

S

AISON: Herr Klingan, schauen Sie ein wenig neidisch nach Vancouver? Wären dritte olympische Spiele in Innsbruck ein Abschied gewesen, wie Sie ihn sich gewünscht hätten? HUBERT Klingan: Wir hatten ja schon zweimal olympische Spiele. Der Neid hält sich in Grenzen. Der Plan war aber ein anderer. Sonst hätte man wohl kaum in den 1990er Jahren gleich zweimal die Bevölkerung dazu befragt. Ach, das waren Hoffnungen, aber keine echten Chancen. Ein drittes Mal olympische Spiele nach Innsbruck zu bekommen, ist eher unrealistisch. Wobei: Im Grunde kriegen wir ja jetzt dritte Spiele, die Jugendolympiade. Die sollte man nicht kleinreden. Ich glaube, dass die Jugendspiele in zehn Jahren etwas viel Größeres sind, als das, was man am Beginn sieht.

© gerhard berger

Wie hat sich der Tourismusverband in den 21 Jahren verändert? Am massivsten sicher in der Region selbst. Zu Beginn waren nur Innsbruck und Igls dabei. Inzwischen sind 25 Gemeinden dazugekommen. Das war nicht nur optisch eine große Veränderung, sondern auch in der Struktur, Verwaltung und der Art des Tourismus. Vorher war er zu fast achtzig Prozent vom Stadttourismus dominiert. Der Rest war Erholungstourismus. Heute ist das Verhältnis fast ausgeglichen. Innsbruck Tourismus ist weitaus der größte Verband in Tirol, hat aber eine komplett andere Struktur. Das

„ Die Sicht von außen hat nie geschadet“ 21 Jahre lang war Hubert Klingan Obmann des Innsbrucker Tourismusverbandes. Im Dezember 2009 nahm er seinen Hut. Im Gespräch mit SAISON blickt er auf über zwei Jahrzehnte Tourismusarbeit zurück. D a s I n t e r v i e w f ü h r t e F lo r i a n G a s s e r .

Zur Person Hubert Klingan wurde am 12. Dezember 1937 in Spittal an der Drau geboren. Er studierte an der Welthandelsschule in Wien, wo er 1961 zum Doktor der Handelswissenschaften promoviert wurde. Ab 1974 leitender Direktor der Sparkasse Innsbruck. Nebenbei war er jahrelang Präsident des „Eishockeyclub Sparkasse Innsbruck“ und des Fußballvereins „Sparkasse Swarovski Wacker Innsbruck“. 1988 übernahm Klingan die Obmannfunktion des Tourismusverband Innsbruck. Im Dezember 2009 wurde er in dieser Funktion von Karl Gostner abgelöst. Hubert Klingan lebt in Igls und Mutters.


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war auch immer unser Problem mit der Tirol Werbung. Wir haben zwar ein gutes Verhältnis, aber auch eine Sonderstellung. Stadttourismus gibt es nur in Innsbruck und es gibt keinen anderen Tourismusverband, der 25 Prozent Überseegäste hat. Es war immer etwas schwierig das klarzumachen. Die Tirol Werbung kann nicht alles für alle machen, Innsbruck muss viele Dinge selbst in die Hand nehmen. Daher

man sollte sie nicht überschätzen. Die Leute lassen sich nicht durch eine schöne Marke täuschen. Wichtig wäre – das haben wir leider nie geschafft –, dass das Logo von allen transportiert wird. Dass überall da, wo die Stadt Einfluss hat, auch das Logo auftaucht, etwa am Flughafen. Sie haben in den 1990ern beklagt, es gebe zu wenig Infrastruktur für Touristen. Ja,

„Es ist ein Irrtum zu glauben, dass eine neue Marke schlagartig 500.000 Nächtigungen mehr bringen wird. Eine Marke ist zwar wichtig, aber man sollte sie nicht überschätzen.“ auch unser eigenes Branding: Innsbruck, Hauptstadt der Alpen. Ist das Image Innsbrucks nicht ein wenig zu sehr auf den Sport reduziert? Das geht jeder anderen Stadt genau so. Salzburg ist auch mehr als die Mozartstadt. Zu sagen, dass hier zweimal Olympia stattgefunden hat, ist nicht das Allerletzte. Natürlich ist das ein Nachteil für kulturelle Dinge, die dabei etwas untergehen. Aber es gibt nichts, das nur Vorteile hat. Ohne ein besonderes Ereignis sticht man nicht hervor. Da macht Olympia nach wie vor etwas her. Olympia wird demnach ein Teil Innsbrucks bleiben? Ja, das wird immer dabei sein. Innsbruck hat sich dadurch weltweit einen Namen gemacht. Natürlich ist Salzburg noch bekannter und im Stadttourismus auch stärker. Aber einen Mozart kann man nicht kompensieren. Dafür reichen nicht einmal zwei olympische Spiele aus. Innsbruck überlegt derzeit, sich eine neue Marke zu geben. Was halten Sie davon? Ich glaube nicht, dass etwas komplett Neues kommen wird. Eventuell wird es bei der bestehenden Marke ein paar Ergänzungen geben. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass eine neue Marke schlagartig 500.000 Nächtigungen mehr bringen wird. Eine Marke ist zwar wichtig, aber

als ich 1988 ins Amt kam, war die darniederliegende Infrastruktur meine größte Sorge. Nach Olympia 1976 wurde fast nichts mehr getan. Es ist sehr gut gelaufen, alles war gut besucht und der Tourismus kannte noch keine Globalisierung. Doch auf einmal sind alle scharenweise in die Türkei geflogen und im eigenen Land sind Regionen, die man vorher belächelt hat, wie Fiss oder Paznaun, wie Phönixe aus der Asche gestiegen. Plötzlich gab es Konkurrenz im eigenen Land. Das wurde in Innsbruck völlig verschlafen. Als dann genauer hingeschaut wurde, hat sich herausgestellt, dass die eigene Infrastruktur in einem katastrophalen Zustand ist: Die Patscherkofelbahn war kurz vorm Zusperren, die Muttereralmbahn ebenso, die Nordkettenbahn siechte dahin, kulturelles Angebot war so gut wie nicht vorhanden und die Altstadt und die Maria-Theresien-Straße waren in einem Zustand, der bei weitem keinen Anforderungen mehr entsprach. Neben den ganzen Renovierungen haben wir deshalb auch den Innsbrucker Sommer erfunden. Davor gab es für den Gast außer Blasmusik oder irgendwelchen Brauchtumsabenden keine Kultur. Aber Innsbruck war einmal Residenzstadt der Habsburger, hier darf sich ein Gast Kultur erwarten. Das haben wir auch gut hinbekommen und ich finde, der Innsbrucker Sommer kann sich sehen lassen.

Was war Ihre größte Niederlage in 21 Jahren Tourismus? Was mich heute noch kränkt, ist, dass wir das Weltkulturerbe nicht durchgebracht haben. Das halte ich langfristig für einen großen Nachteil für Innsbruck. Zuerst hatten wir Zustimmung von allen Seiten, doch dann war die Architektenlobby doch noch in der Lage, die Politiker zu verunsichern. Das habe ich nie verstanden. Die Auflagen waren nämlich gar nicht so schwer zu erfüllen. Auf was sind Sie besonders stolz? Der größte Erfolg war sicher die Sanierung des Patscherkofels. Das war ein Martyrium sondergleichen. Das Skigebiet drohte zugesperrt zu werden. Als ich 1988 einmal auf einer Sitzung gesagt habe, ich hätte gerne wieder Weltcuprennen dort oben, haben mich alle komisch angesehen. Wir erfüllten damals kein einziges Kriterium der FIS. Fast unmöglich wurde es, als sich auch noch herausstellte, dass der Berg unter Naturschutz steht – für Olympia wurde lediglich eine Ausnahme gemacht, daran hat sich keiner mehr erinnert. Drei Jahre hat das Verfahren gedauert, um die Genehmigung zu bekommen, das Gebiet überhaupt sanieren zu dürfen. Das war insgesamt die schwierigste Nuss meiner ganzen Amtszeit. Und geschafft haben wir es nur, weil Schröcksnadel (Sitour übernahm die Bahn 1996, Anm. d. Red.) eingestiegen ist. Herwig van Staa sagte einmal, ein NichtTiroler müsse um 50 Prozent mehr leisten, um hier zu einem Viertel akzeptiert zu werden. Fühlen sie sich akzeptiert? Ich bin seit 45 Jahren in Tirol und seit 38 Jahren in Innsbruck. Ich bin immer sehr freundlich aufgenommen worden und auch etwas anderer Meinung als van Staa. Ich würde es nämlich eher als Vorteil denn als Nachteil betrachten. Man hat eine andere Sichtweise. Gerade bei Kollegen habe ich das gesehen. Die haben sich oft schwer getan, Dinge zu verändern. Weil das ja schon immer so gemacht wurde, hieß es. Das hat mich immer sehr gewundert und ich bin auch nie darauf eingegangen. Die Sicht von außen hat bei Veränderungen nie geschadet. Vielen Dank für das Gespräch.

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58 magazin saison

Burka Bondage. Tanzstück von Helena Waldmann

© osterfestival (2), Haus der Völker (3), Michael Rathmayr

„ Man braucht einfach viel Zeit“ Fernöstliche Kunst und Traditionen sind fixer Bestandteil der Programme von Osterfestival und Haus der Völker. Manchmal finden sich dabei sogar Parallelen zu heimischen Bräuchen. Von Es ther Pirchner

D

ie Auseinandersetzung europäischer und US-amerikanischer Komponisten des 20. Jahrhunderts mit Musik anderer Kulturen war eines der ersten Tore zur Welt, das die Galerie St. Barbara ihrem Tiroler Publikum öffnete. Schon in den 1960er und 1970er Jahren bot sie in Konzerten Gelegenheit, in den Werken György Ligetis, John Cages und vieler anderer außereuropäische Einflüsse zu entdecken und sich mit dem Fremden vertraut zu machen. Gleichzeitig bauten die Haller Veranstalter eine Programmlinie auf, in der sie auf die Vermittlung durch westliche Künstler verzichteten und traditionelle Kunstformen aus China, Indien, Indonesien, Tibet oder Japan nach Hall und Innsbruck brachten. Tibetische Mönche, königliches Schattenspiel aus Indonesien und thailändisches Puppentheater, das vorher nur am Königshof gezeigt wurde und diesen strengen Rahmen erstmals verlassen durfte, wurden kontinuierlich ins Programm der Galerie St. Barbara eingebunden. Beim Osterfestival, das der religiösen Kunst verschiedener Kulturen breiten Raum gibt, ist diese Verbindung

besonders schlüssig, gehen doch viele asiatische Künste auf religiöse Rituale zurück.

Kunst als Gesamtheit. Faszinierend ist dabei für Hannah und Maria Crepaz von der Galerie St. Barbara vor allem, dass diese Rituale – anders als in der europäischen Kultur, in der „alles schnell gehen muss“ – viel Zeit in Anspruch nehmen dürfen und sich dabei häufig verschiedene Genres miteinander verbinden. Im Programm 2010 findet sich etwa das japanische höfische Nô Theater (23.3., 20.15 Uhr, Salzlager Hall), in dem Dichtkunst, Musik, Tanz, Schauspiel und Kalligrafie miteinander verschmelzen. In die Tanzform des Odissi (1.4., 20.15 Uhr, Salzlager Hall), eine von sieben klassischen indischen Tanzformen, haben gleich mehrere Religionen Eingang gefunden. Odissi basiert auf einem Tempeltanz, der sich bis in vorchristliche Zeit belegen lässt. In ihm spiegelt sich die bewegte Geschichte seiner Herkunftsregion Orissa wieder, die über die Jahrhunderte von Buddhismus, Jainismus, Tantrismus, Jagannathakult und anderen Religionen beeinflusst wurde.

Wertvolle Masken. Der Wertschätzung, die solchen Künsten in den jeweiligen Kulturen entgegengebracht wird, entspricht auch, dass es häufig mit einem gewissen Aufwand verbunden ist, Gastspiele in Europa zu organisieren. Speziell in Japan gelten sehr höfliche Formen, „man kann nicht einfach eine kurze E-Mail schreiben, sondern muss einige Sätze formulieren, in denen man sich vor dem Gegenüber verneigt“, ehe man sein eigentliches Ansinnen vorbringen könne, erzählt Maria Crepaz. Auch dafür brauche man „einfach mehr Zeit“. Dazu kommt, dass die Kostüme und Masken beim Nô Theater so wertvoll sind, dass die Ensembles sie nicht selbst besitzen, sondern von staatlichen Stellen ausleihen müssen. Zum Schutz der Gewänder müssen in den Garderoben, auf dem Weg zur Bühne und auf der Bühne selbst eigene Böden gelegt werden, die mit Straßenschuhen nicht betreten werden dürfen. Und auch die Vorbereitung der Schauspieler für ihre Auftritte ist ein aufwendiges Unterfangen, benötigen sie doch eigene Ankleider, die ihnen die vielen Schichten ihrer Kostüme anlegen.


59 Fasserrössl aus Tibet. Die strengen Richtlinien, die in bestimmten asiatischen Kulturen gelten, haben aber auch auf andere Weise Eingang ins Programm des Osterfestivals 2010 gefunden. Die Choreografie „Burka Bondage“ von Helena Waldmann thematisiert die Zwänge, denen afghanische und japanische Frauen ausgesetzt sind (30.3., 20.15 Uhr, Congress Innsbruck). Abgesehen davon setzt man beim Osterfestival aber ganz bewusst auf traditionelle statt auf zeitgenössische asiatische Kunst, um ein möglichst ungewöhnliches Programm präsentieren zu können. Doch so fremd dies alles anmutet, so erstaunlich ist es, dass selbst einige der ältesten künstlerischen Ausdrucksformen den unseren stark ähneln können. Unter den tibetischen Tänzen, die in Hall zu sehen waren, fand sich z. B. ein Brauch, der dem Beschlagen des Fasserrössls, wie es in der Haller Fasnacht gepflegt wird, fast aufs Haar gleicht – mit dem feinen Unterschied, dass in Tibet nicht ein Pferd, sondern ein Yak beschlagen wird. Auch einen Spiegeltuxer mit indischen Gesichtszügen hat Maria Crepaz in einem Buch über indische Bräuche entdeckt. „Es gibt“, meint sie, im „Archaischen sehr viel Verbindendes, schließlich sind ja auch die Tiroler archaisch.“

Holzkunst aus China.

Archaische Kunst und fremde Hochkulturen stehen

Osterfestial 2010. Hanna und Maria Crepaz (r.) bringen traditionellen indischen Tanz zum heurigen Festival.

auch im Schwazer Haus der Völker im Mittelpunkt des Interesses. Bis 2. Mai 2010 zeigt das Ethnografiemuseum noch Stücke aus der Sammlung seines Begründers Gert Chesi, die dieser über Jahrzehnte in China und anderen Regionen des fernen Ostens gesammelt hat. „Das Erbe Chinas“ findet sich nämlich nicht nur innerhalb der politischen Grenzen des heutigen Staates, sondern auch in Thailand, Vietnam oder Burma, wo sich anhand von Grabbeigaben die Wanderungen chinesischer Völker nachvollziehen lassen. Keramiken und Schmuck, Figurinen, aber auch wertvolle profane Gewänder zeugen von der hohen handwerklichen Kunst ihrer Schöpfer. Der Großteil der ausgestellten Exponate geht, wie bei den Beiträgen zum Osterfestival, auf religiöse Grundlagen zurück. Im Haus der Völker sind vor allem Holzskulpturen zu sehen – ungewöhnliche Schauobjekte, wenn man bedenkt, dass sich Sammler und damit auch Aussteller in Bezug auf China inzwischen fast ausschließlich auf Terrakotten, Jadeobjekte und Keramiken konzentrieren. Die hölzernen Gottheiten, die hier geheimnisvoll lächelnd oder mit finsterem Blick auf die Besucher herabschauen, geben Zeugnis von einer Kultur, die seit Jahrtausenden existiert. Um sich ihr anzunähern, sollte man die Masken, Statuen, Skulpturen und Stoffe genau betrachten und vor allem eines mitbringen: viel Zeit. ×

Im chinesischen Zimmer Das Interesse für asiatische Kunst ist keine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Chinesisches Porzellan, Seidenstoffe, Malereien und andere Kunst- und Kunsthandwerksobjekte fanden früh ihren Weg nach Europa. Etliche Stücke in der Sammlung Erzherzog Ferdinands II. auf Schloss Ambras zeugen von der Begeisterung für alles Exotische in der Renaissance. Maria Theresia ließ im Rokoko ein „Chinesisches Zimmer“ in der Hofburg herrichten: „Nur was aus Indien kommt, macht mir Freude“, soll die Kaiserin einmal gesagt haben und damit die Kunstschätze aus dem Raum von Indien bis China gemeint haben.

Buchtipps • Frühbuddhistische Kunst aus Gandhara, Panasia Gallery, Zürich 2004. Der Katalog zu einer früheren Ausstellung im Haus der Völker zeigt Buddhastatuen aus der Zeit zwischen dem 1. und 9. Jahrhundert. • Hans Sauter, Andreas und Kerstin Fels: Japan, Bruckmann 2007. Ein opulenter Bildband, der von Buddhas, Tempeln, Kabuki-Theater und dem Leben im heutigen Japan erzählt.

Info Osterfestival 2010 20.3.–4.4.2010 • Innsbruck und Hall Galerie St. Barbara • Schmiedgasse 5 6060 Hall in Tirol Tel. 05223/53808 • office@osterfestival.at www.osterfestival.at Haus der Völker St. Martin 16 • 6130 Schwaz Tel. 05242/66090 • info@hausdervoelker.com www.hausdervoelker.com

Haus der Völker. Herrscherkopf aus der Ausstellung in Schwaz


60

Kulturtreiben vor Ort

Kultur und Ort. Unter dem Dach der Alten Gerberei finden Musik, Film, Workshops und vieles mehr Platz.

„artacts“, das Festival für Jazz und improvisierte Musik in St. Johann, geht von 5. bis 7. März 2010 zum zehnten Mal über die Bühne der Alten Gerberei. Doch der Verein im Hintergrund ist weitaus mehr als „nur“ ein Festivalveranstalter. Von Es ther Pirchner

S

eit 18 Jahren treibt die „Musik Kultur St. Johann“ – kurz Muku – ihr verwegenes Wesen in der Tourismusgemeinde nahe Kitzbühel. Das Festival „artacts“ ist selbstverständlich einer der Höhepunkte dieser Kulturarbeit. Musiker aus ganz Europa und den USA treffen sich in der Alten Gerberei, um dort drei Tage lang zu musizieren, zu improvisieren, spartenübergreifend zu arbeiten und in Workshops ihr Wissen weiterzugeben. Zuseher aus der Region, vor allem aber von überall her, kommen nach St. Johann, um an dem lebendigen Austausch teilzuhaben, der zwar geografisch abseits der großen Ballungsgebiete, kulturell aber in einem wichtigen Zentrum Westösterreichs stattfindet.

Kulturelle Vielfalt. „artacts“ ist das jüng­s­te und kleinste Festival dieser Art in Österreich, aber nach zehn Jahren ist man weithin bekannt. Aus Deutschland, Italien, Frankreich, Tschechien und Schweden kommen die Gäste, bleiben drei Tage oder länger und sind meist begeistert. Ein Blick ins Programm von „artacts ’10“ verrät, warum: Bei der Zusammenstellung der Konzerte achtet die Muku darauf, ein möglichst breites Angebot

Verwandtschaften

CD-Tipps

Insgesamt vier österreichische Festivals decken auf ähnliche Weise die Bereiche Jazz und improvisierte Musik ab: • artacts: 5.–7.3.2010 • Ulrichsberger Kaleidophon: 30.4.–2.5.2010 • Nickelsdorfer Konfrontationen: Juli 2010 • Music Unlimited, Wels: November 2010

Künstler bei artacts ’10: • Les Diaboliques: Same, Spitting Image und Live at the Rhinefalls, Intakt Records 033, 048 und 059 • Elektro Farmer (Martin Philadelphy u. a.): Ultra Natural, Delphy Entertainment Rekords 022

Info

Aufnahmen aus (und vor) der Alten Gerberei: • Asphalt! Doppel-CD, Eigenverlag • Bleu: Play, Eigenverlag, EX-ED 017

Musik Kultur St. Johann Lederergasse 5 • A-6380 St. Johann info@muku.at • www.muku.at

Konzert. Benjamin Duboc tritt am 6. Mai mit Rocks in the Sea bei „artacts“ auf.


61 magazin zu schaffen, sie setzt auf Geschlechterparität und die Beteiligung österreichischer Bands, auf die Verknüpfung verschiedener Kultursparten und die Einbindung neuer Strömungen. In diesem Jahr konnten unter anderem Mats Gustafsson mit Swedish Azz, Les Diaboliques, Myra Melford und eine Art Supergroup der Tiroler Experimental- und elektronischen Musik verpflichtet werden: das Trio Badminton, dem Martin Philadelphy, Wolfgang Mitterer und Josef Klammer angehören. Ein den Veranstaltern ebenso wichtiger Bereich bei „artacts“ ist die Veranstaltung von Workshops für Kinder und Erwachsene, als Folge eines dieser Workshops 2009 entstand sogar ein neues Projekt, bei dem die Sänger aus der Region mit dem Vienna Improvisers Orchestra zusammen ein Programm erarbeiteten und dieses bei „artacts ’10“ präsentieren.

Existenzgrundlage. Der Programm­ punkt verweist darauf, dass die Muku – bei allem Ansehen, das sie für die Organisation des Festivals genießt – in St. Johann eine andere, noch bedeutendere Rolle spielt: die als Unterstützerin des „alltäglichen“ Kulturlebens. „In erster Linie sind wir als Kulturinitiative für die Leute vor Ort da, das ist unsere Existenzgrundlage und der Grund, warum wir diese Arbeit machen“, sagt Hans Oberlechner, der Obmann des Vereins. „In St. Johann konzentrieren sich viele Ereignisse auf den Tourismus, und gerade deshalb suchen viele Menschen auch ein Ventil in eine andere Richtung. Was wir tun, wird nicht die große Masse erreichen – das muss es auch nicht –, aber es gibt ein großes Potenzial und ein Publikum, das diese Arbeit sehr zu schätzen weiß.“

© artacts/bernhard kogler (3), Gerhard Berger

sais o n

Alte Gerberei Mit der Alten Gerberei verfügt die Musik Kultur St. Johann über einen der akustisch und atmosphärisch besten kleinen Aufführungsorte in Tirol. Das Gebäude diente, nachdem es nicht mehr als Gerberei genutzt wurde, zunächst als Lagerraum und Abstellhalle für Traktoren, ehe es der damalige Besitzer Christian Ritsch Ende der 1990er-Jahre nach anthroposophischen Grundsätzen umzubauen begann. Da Ritsch einen Veranstaltungsort schaffen wollte und die Musik Kultur St. Johann das dazu passende Programm hatte, kam man bald zusammen und das Haus wurde 2000 eröffnet. Nach dem Tod Ritschs 2002 erstellte die Musik Kultur, um die Alte Gerberei erwerben zu können, innerhalb eines Monats ein eigenes Nutzungs- und Finanzierungskonzept und trieb unter anderem bei Bund, Land und Gemeinde Gelder dafür auf. Nach weiteren An- und Umbauten steht das Haus mit dem rund 110 Personen fassenden Veranstaltungsraum nun für Konzerte, Filmvorführungen, Tanz, Theater, Bandproben, türkische Hochzeiten und andere kulturelle und kommunikative Nutzungen bereit.

„Kino Monoplexx“ gewandelt hat, die Kinderschiene „Trampolissimo“, bei der Kinder im Sommer Workshops für Theater, Film, Musik, Kunst u. a. besuchen können, sowie „Ein Kulturschutzgebiet“, das zehn Jahre lang durchgeführt wurde. Neben rein kulturellen Fragen beschäftigt(e) man sich immer auch mit gesellschaftspolitischen Themen – ein Beispiel dafür im „artacts“Programm ist das Projekt „Porta Chiusa“, das die Ausgrenzung von Nicht-EU-Bürgern

„In St. Johann konzentrieren sich viele Ereignisse auf den Tourismus, und gerade deshalb suchen viele Menschen auch ein Ventil in eine andere Richtung.“ Hans oberlechner, vereinsobmann

In seinen Anfängen hatte der Verein, der sich wie kein anderer in Tirol dem Jazz und der improvisierten Musik verschrieben hat, das Ziel, sieben Veranstaltungen pro Jahr auszurichten. Inzwischen sind es rund hundert, das Spektrum schließt auch weitaus mehr Sparten mit ein als jene, mit denen man begonnen hatte. Nach und nach kamen neue Tätigkeitsfelder dazu: das „Kino ohne Heimat“, das sich, seit man einen eigenen Veranstaltungsort hat, zum

und anderer Menschen thematisiert und als interdisziplinäre Performance von Musik, bildender Kunst und Text angelegt ist.

Vom Asphalt zur CD. Eine relativ neue Programmlinie der Muku ist die Konzertreihe „Asphalt!“, die aus der Not entstanden ist, den Platz neben der Alten Gerberei asphaltieren zu müssen. Das gelang mit Benefizkonzerten lokaler Bands und führte zu regelmäßigen – inzwischen bezahlten

– Auftritten junger Musikgruppen und der Produktion einer Doppel-CD. Erfreulich ist daran nicht nur, dass dabei ein gewisser Rückhalt deutlich wurde, den die Muku bei den Bands von Kitzbühel bis in den Pinzgau genießt, sondern dass es gleichzeitig gelang, für die jungen Musiker der Region mit Probemöglichkeiten und Konzerten ein Umfeld zu schaffen, in dem sie vieles ausprobieren können. Ums Ausprobieren und darum, Neues kennen zu lernen, geht es nämlich bei der Arbeit der Muku in allen Bereichen. Wie sehr dieses Konzept aufgeht, merken die Veranstalter an der Reaktion der – großen und kleinen – Zuseher. Während, wie Hans Oberlechner erzählt, ihm bei einer der ersten Veranstaltungen der „Musik Kultur“ drei Zuhörerinnen den Vogel gezeigt hätten, hat der Verein inzwischen ein Publikum, das der Auswahl der Muku vertraut und Konzerte, Kino und andere Programme auch dann besucht, wenn es die ausübenden Künstler nicht kennt. Dass die Kinder, die einmal an Trampolissimo-Workshops teilgenommen haben, wenn sie älter werden, meistens auch andere Veranstaltungen der Muku besuchen, verspricht eine rosige Zukunft. Denn wenn das Publikum nicht nur mit-, sondern auch nachwächst, kann die „Musik Kultur“ noch viele Jahre die kulturellen Belange in St. Johann mitgestalten. ×


62 magazin

Austausch. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner sucht das Gespräch mit den Touristikern.

Tiroler Positionen Tourismuspolitik. Auf Initiative von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner wird derzeit die österreichische Tourismusstrategie überarbeitet. Die ersten Ergebnisse wurden am 26. Feber 2010 in der Innsbrucker Hofburg präsentiert. Von Ulrike Reisner

G

emeinsam ins neue Touris­ mus-Jahrzehnt“ – unter die­­ sem Motto machten Touristiker und Experten aus allen neun Bundeslän­ dern im vergangenen Dezember in vier verschiedenen Workshops Vorschläge zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandortes Österreich. „In Zeiten stagnierenden Wirtschaftswachstums wird es wichtig sein, mit weniger Geld effizienter umzugehen und so mehr zu erreichen“, teilte Wirtschaftsminister Mitterlehner im Rahmen des diesjährigen ÖHV-Hotelier­ kongresses in Zell am See zu diesem Vor­

nannte der Minister exemplarisch auch Nachholbedarf bei der Innovationskultur.

Ressourcen bündeln. Vertreter des Ti­ roler Tourismus waren nicht nur bei allen vier Themenworkshops in Wien mit dabei, son­ dern auch bei der Abstimmungssitzung des Bundes mit den neun Bundesländern. Denn Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des heimischen Touris­ mus, so die Überzeugung im Wirtschaftsmi­ nisterium, ist die Bündelung der Ressourcen von Bund und Bundesländern: „Ziel ist aber nicht die Änderung der Kompetenzlage,

„Ziel ist aber nicht die Änderung der Kompetenz­lage, sondern die Abstimmung der Tourismuspolitik, insbesondere ihrer Instrumente: Marketing und Förderungen.“ haben mit. Die Politik könne gemeinsam mit der Praxis in einigen Bereichen rasch Verbesserungsmaßnahmen einleiten: Ne­ ben einer nicht optimalen Koordination der Standortwerbung, einer teilweise überalterten Bausubstanz und Lücken in der überregionalen Angebotsabstimmung

sondern die Abstimmung der Tourismus­ politik, insbesondere ihrer Instrumente: Marketing und Förderungen.“ Auf Initiative Tirols entstand rund um diese Veranstaltun­ gen ein Positionspapier mit Kerninput aus der Sicht des Alpentourismus, das Eingang in den österreichweiten Strategieprozess

fand. Im Bereich der Produktentwicklung wäre demnach der Fokus auf „Alpenreise­ land“, „führende Wintersportdestination“, und „365-Tage-Berg“ zu stärken. Dazu zählen neben einer Weiterentwicklung und laufenden Qualitätsverbesserung des Wan­ der- und Radwegenetzes auch die Moderni­ sierung veralteter Infrastrukturen sowie die rasche Umsetzung eines Förderprogramms für Berg- und Schulsportwochen. Auf Marketing- und Kooperations­ ebene setzen sich Tiroler Touristiker vor allem für Professionalisierung und über­ regionale Angebotsabstimmung ein. Da­ für braucht es aber ein klares politisches Bekenntnis von Bund und Ländern zur thematischen und finanziellen Schwer­ punktsetzung – bis hin zu mehrjähriger Budgetierung, um für mehr Planungs­ sicherheit zu sorgen. Über eine eigene Innovationsstrategie könnte die Innovati­ onskultur im österreichischen Tourismus als Kernelement in der Wettbewerbspro­ filierung gestärkt werden. Dabei sollen alle für den österreichischen Tourismus relevanten, also vor allem auch die alpinen Angebotsträger Beachtung finden. Neben der klassischen betrieblichen ist vor allem die Destinationsebene zu berücksichtigen. Am 26. Feber werden die ersten Eckpunkte der österreichischen Tourismusstrategie in der Innsbrucker Hofburg präsentiert. ×

© BMWFJ/Thule G. Jug

saison


63 A n a ly s e

Weniger ist mehr Angesichts globaler wirtschaftlicher Verwerfungen und der Renaissance der Sparsamkeit provozierte die ÖHV beim jährlichen Hotelierkongress in Zell am See die Branche mit der Frage „Lust auf weniger?“. Wer beim gut besuchten Fachkongress allerdings Krisenszenarien erwartete, wurde positiv überrascht – statt Anleitungen zum Unglücklichsein gab’s Antworten auf die zentrale Frage der Gegenwart: Wie können Anbieter noch wachsen, wenn weniger plötzlich mehr wird? v o n S t e fa n K r ö l l

A

ngesichts der weltweiten Wirtschaftsflaute hatten Pro­ gnosen rund um das Ende der fetten Jahre Konjunktur. So verwunderte es kaum, dass auch beim ÖHV-Kongress das „Age of Less“ ausgerufen wurde. Im „Minus-Zeitalter“ hätten sich Hersteller und Handel auf einen radikalen Paradig­ menwechsel einzustellen: Nach Jahren, in denen schier unersättliche Käufer stetig Absatzsteigerungen bescherten, würden sich die Vorzeichen nun nach­ haltig verändern, predigen die Experten. Im Brennpunkt der möglichen Wende des „Age of Less“ stehe der bewusste Konsum. Es werde nicht unbedingt weniger Geld ausgegeben, aber man wolle bessere und authentischere Produkte statt über­ triebenem Schnick-Schnack. Einfachheit werde wieder zentral, eine klare Strategie unverzichtbarer denn je. Vordergründig betrachtet wirkt sich die Krise für den österreichischen Touris­ mus keinesfalls fatal aus. Die Branche, die seit vielen Jahren die Sensibilität für gesell­ schaftliche, klimatische und wirtschaftliche Veränderungen unter Beweis stellt, um aus sich verändernden Spielregeln immer neue attraktive Angebote zu formen, scheint im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen Transformationsprozesse leichter zu be­ wältigen. Zufriedenstellende Tourismus­ zahlen scheinen diesen Eindruck zu erhär­ ten. Die Anerkennung für die Leistungen der Tourismuswirtschaft steigt, und auch politisch hat man den Wert der Branche (wieder-)entdeckt. Es passte ins Bild, dass sich sowohl Bundeskanzler Faymann als auch Bundesminister Mitterlehner den Be­ such beim ÖHV-Kongress nicht nehmen ließen. Neue Bescheidenheit. Trotz Kon­ gress-Slogan aber lassen sich erfolgreiche Touristiker von der „Lust auf weniger“ keinesfalls treiben. Im Zeitalter neuer Be­ scheidenheit und Zurückhaltung stellen

sie sich der Frage, wie auch aus weniger mehr werden kann. Drei Themenkomple­ xe stehen dabei im Mittelpunkt: 1. Fragen der Finanzierung: So hitzig wie in diesen Tagen wurde kaum je über die Beziehung Bank-Hotelier, Mehrwertsteuersenkungen und die neuen Spielregeln der Kreditvergabe diskutiert. Erfolgshoteliers ziehen Konsequenzen im eigenen Wirkungskreis: Mit Liquiditätspla­ nungen und Forecasts werden auch bei sinkenden Deckungsbeiträgen und Um­ sätzen die Produktivität gesteigert und Erträge maximiert. 2. Profil durch Profit: Kritische Geis­ ter stellen sich nicht nur immer öfter die Frage, was die Hardware-Schlacht der vergangenen Jahre wirklich brachte. Sie haben längst das Profil, ihre Marke, ihre Spezialisierung entwickelt und bleiben damit profitabel. Solche Erfolgsbeispiele lassen sich in allen Preissegmenten finden und haben nicht zwingend mit unleistba­ ren Investitionen zu tun. Grips statt Kol­ laps – allein die Qualität verbindet diese Angebote. 3. Werte des Web: Hotelkommuni­ kation, Angebotserstellung, Verkauf und Vertrieb sind nicht im Umbruch – sie haben sich längst radikal gewandelt. Die Fitten hecheln dieser Entwicklung nicht hinterher und Erfolgstouristiker sind auch in diesem Bereich Pioniere. Trendforscher Norbert Bolz brachte es auf den Punkt: Das Marketing der Zukunft sollte man besser „Societing“ nennen. Denn das Mar­ keting des 21. Jahrhunderts orientiere sich am Mehrwert „linking value“ – Verknüp­ fung ist alles. Wer erfolgreich verkaufen wolle, müsse immer erst die Community pflegen, um seine Lieblingskunden zu treffen. Denn dem modernen Menschen ist die Kommunikation neben der Mobilität die wichtigste Form konkreter Freiheit. ×

BLAU-WEISS Wir suchen das beste Tiroler Winterfoto.

Die Hypo Tirol Bank und SAISON suchen das beste Winterfoto Tirols. Unter dem Motto „BLAU-WEISS“ richtet sich dieser Fotowettbewerb an die Hobby- und Profifotografen im Land. Eine Jury bestehend aus Vertretern der Hypo Tirol Bank, der Tirol Werbung und des Zielgruppenverlages prämieren die besten Arbeiten, welche in der Hypo Tirol Zentrale am Boznerplatz ausgestellt werden. Weiters erhalten die besten drei Fotos Geldpreise in der Höhe von 1.000,–* €, 300,–* € und 200,–* €. Senden Sie Ihr(e) Foto(s) bis 5. April 2010 per E-Mail an saison@zielgruppenverlag.at, Betreff: BLAU-WEISS. * MIT DER BEZAHLUNG DES PREISGELDES ERWIRBT DIE HYPO TIROL BANK DIE NUTZUNGSRECHTE DER FOTOS ZUR EIGENEN VERWENDUNG. DER RECHTSWEG IST AUSGESCHLOSSEN.


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65 Kommentare saison

Das Leben ist ein Fest

v o n a lo i s s c h ö p f

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s ist eine Frage der Zeit, dass die gesamte abendländische Kultur – von den Kantaten Johann Sebastian Bachs, den Filmen Federico Fellinis über die Songs des Jimmy Hendrix bis zu den Romanen Thomas Manns – auf einem Speicherchip Platz hat und aus dem Internet herunter geladen werden kann. Kostenlos natürlich, oder, sofern die Schnorrerei des Datendiebstahls eingedämmt wird, zu geringem Preis. Wehmütig schau ich auf meinen Stolz, den geistigen Lebensweg durch teuer gekaufte Bücher dokumentieren zu wollen.

40 Programmen, DVD-Geräten, Lautsprechern und bald auch über den Büchern, weil das Seltene, Höchste und Teuerste überall, jederzeit und billig zu haben ist. Die an sich wunderbare universelle Verfügbarkeit der staunenswerten Hervorbringungen der Menschheit vom Volkslied über Jazz bis hin zur Klassik, um nur bei der Musik zu bleiben, blendet aus, dass wir ein Körper sind, der Belohnung erst ausschüttet, wenn er sich vorher bewegt hat. Daher ist es auch nicht schwer vorherzusagen, dass als Gegenreaktion zu einer „Das Problem besteht heute darin, sich gegen die Entwicklung, welche die Künste im Chip Überforderung des Angebots und die Belästigung der verschwinden lässt und entwertet, das eigene ErWerbung zur Wehr zu setzen.“ leben, das Sich-Einlassen, das Live-Event, das Fest eine überragende Bedeutung erlangen werden. Das E-Book und die google’sche Weltbibliothek werden ihn bald Madonna, deren Geschäftstüchtigkeit so bekannt ist wie ihre erledigt haben. Und sosehr ich einmal hoffte, es sei die letzte Qualitäten als popiges Gesamtkunstwerk, schließt ihre Verträge Demütigung der Musikindustrie gewesen, Vinyl-Platten durch inzwischen mit einer Eventagentur ab, die ihre Show zu vermarkCDs ersetzen zu müssen, so frustriert nehme ich zur Kenntnis, ten hat. Die Plattenverträge, die früher dominierten, laufen unter dass auf einem iPod inzwischen 40.000 Titel Platz haben. Nebenrechtsverwertung. Dass eine solche Entwicklung hin zum Wenn früher das Problem darin bestand, an den Reichtum realen Erlebnis für einen Tourismus, der neben einer wunderbaren der Kulturen heran zu kommen, so besteht das Problem heute Landschaft auch vielfältige kulturelle Programme anbieten kann, darin, sich gegen die Überforderung des Angebots und die Beerfreuliche und spannende Perspektiven eröffnet, versteht sich lästigung der Werbung zur Wehr zu setzen. Man ist geradezu von selbst. Die Zeichen der Zeit müssen nur erkannt werden. × glücklich, wenn sich die Möglichkeit eröffnet, etwas nicht zu Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. konsumieren. Missgelaunt sitzen wir vor den Fernsehkästen mit

I

Festes Schuhwerk

von erns t molden

n wenigen Tagen beginnt, was ich noch immer EnerStadt, bekanntermaßen mein Lebensmittelpunkt, so nicht kriege. gieferien nenne, und wir fahren nach Tirol, ins Dorf, Es sind Schuhe, die am Land für das Land gemacht werden. In wie ich es liebe. Jede und jeder in der Familie verfolgt der Stadt trage ich sie erstens, um meine Verbundenheit mit dem dabei so seine Hauptprojekte. Der Erstgeborene etwa Land zu signalisieren, und zweitens, weil ich mich in der Stadt am fragt sich, wo der beste Freund (der ebenfalls mitfährt) schlafen liebsten wandernd bewege, und per pedes werden auch Städte zu wird, außerdem freut er sich auf den Skikurs beim SkischulkettenWildnis und Extrem. Beim Dorfschuster erwerbe ich zwei Modelle: Pinguin. Der Zweitgeborene will Kühe sehen, überdies freut er Die Sommervariante sind Haferlschuhe, die schmucklosesten, die sich auf den Skikurs beim Pinguin. Die Drittgeborene sehnt die es gibt, keine Insignien irgendwelcher Tracht und Folklore stören alten Puppen ihrer Großmutter herbei, und der Pinguin lockt ihre wuchtige schwarze Erscheinung. Diese Schuhe bescheren mir auch sie. Meine Liebste lechzt nach der guten Luft und hofft, zwei, drei Wochen nach ihrem Kauf eine Menge Schmerzen, dann dass alle drei Kinder verlässlich zum Skischulpinguin gehen, damit sie und „Dass unser Dorf überhaupt noch einen eigenen Schuhmacher ich auch skifahren können. hat, ist für mich stets ein verlässliches Zeichen seiner Vitalität.“ Mild lächelnd unterstütze ich alle diese Projekte meiner Fa­milie, hege aber heimlich mein eigeaber schmiegen sie sich schwer und passgenau an meinen Fuß nes. Und das ist der Schuster in unserem Dorf. und tragen mich durchs Leben. Sie brauche ich heuer wieder neu. Dass unser Dorf überhaupt noch einen eigenen Die Wintervariante kaufe ich seltener, weil dies derart solide Schuhmacher hat, ist für mich stets ein verlässliches Schuhe sind, dass sie ein Jahrzehnt halten. Es sind dicke schwarze Zeichen seiner Vitalität. Schneidet die große KatasLederstiefel, die das ganze Wadel umhüllen und drinnen mit feistrophe dereinst mein Dorf von der Welt ab, so wird es tem schneeweißen Lammfell gefüttert sind. Der Schuster macht diesen ausgezeichneten Schuster geben, und die postadiese Stiefel für die Liftwarte der Bergbahnen, deren Füße ganze pokalyptischen Dörfler müssen nicht barfuß gehen. Tage im Schnee verbringen. Also Kinder, selbstverständlich wartet Aber auch solange Deep Impact noch nicht stattder Skikurs, ohne Zweifel freuen sich Rinder und Puppen auf gefunden hat, ist der Schuster für mich von euch, und irgendwann wird der Papa kurz verschwinden, dorthin, lebenswichtiger Bedeutung. Alle paar wo es so gut nach Leder riecht. × Jahre besorge ich mir dort nämlich Ernst Molden lebt als Schriftsteller und Singer/Songwriter in Wien. Schuhe, Schuhe, wie ich sie in der


66 Nachgefragt saison

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Harald Ultsch Drei schöne Orte auf der Welt (auSSerhalb Tirols): Capri, Kapstadt, Barcelona Die gröSSten Tugenden im Tourismus: Fleiß, Innovation, Gastfreundschaft Die gröSSten Sünden im Tourismus: Architektonischer Wildwuchs, Kirchturmdenken, Neid In fremden Hotels achte ich auf: Style, Freundlichkeit, Sauberkeit Und im eigenen: Gästezufriedenheit bzw. -begeisterung, Mitarbeitermotivation, Umsetzung der Unternehmensphilosophie Das Besondere an einem Familienbetrieb: Beständigkeit, Vertrauen, Sicherheit, persönliche Bindungen, langjährige Stammgäste Romantik Und Hotel ist: Das typische Hotel des jeweiligen Ortes mit jahrhunderte langer Tradition, persönlicher Leitung der Familie und typischen erstklassigen Gerichten der Region Meine früheste Urlaubserinnerung: Sandspielen an der Adria Tradition ist: Beständigkeit, Authentizität, Vertrautheit, Sicherheit, Vorfreude auf Bekanntes Die Stärken des Tiroler Tourismus: Leistungsbereitschaft der Tiroler Familien, Zusammenhalt, Visionäre, erstklassige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Leitbetriebe der Regionen in Tiroler Eigentum, keine bzw. wenige Konzernbetriebe Die Schwächen des Tiroler Tourismus: Internationaler Verkauf, Kooperationen zwischen Betrieben, niedriges Preisniveau vor allem im Sommer, hohe Bürokratie, hohe Fremdfinanzierung Die besten Ideen der letzten fünf Jahre: Markenentwicklung Fiss-Serfaus-Ladis, Therme Längenfeld, Hungerburgbahn von Zaha Hadid, All-inclusive-Jahreskarten für Einheimische für Lifte und Freizeitaktivitäten Letzter Urlaub: Thailand/Bangkok November’09 Ich lerne von: Fachliteratur, Paradebetrieben, fundierten Marktuntersuchungen, erfolgreichen Persönlichkeiten Das könnten Tirols Touristiker gut gebrauchen: Bessere Positionierung des Alpenurlaubes in Zusammenarbeit mit allen Alpenländern, ausreichend Mitarbeiter (Saisonniers) in den Saisonzeiten, Mut zum fairen Zimmerpreis – gute Nerven für Spätbucher, steuerliche Erleichterung zum Schließen von Klein- bzw. Altbetrieben, faire und wirtschaftlich machbare Auflagen von Behörden, Wertschätzung der Leistungen von Touristikern bei der Bevölkerung

Harald Ultsch ist geschäfts­ führender Gesellschafter des Romantik Hotels „Schwarzer Adler“ in Innsbruck und Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschafts­ kammer Tirol.


Hannes Arch congratulations. heroes RedBull Air Race World Champion

Andreas und Wolfgang Linger - Olympiasieger Vancouver 2010


Erdgas beseitigt dick­e Luft.

Erdgas ist umweltschonend. Die Abgase aus Erdgasfeuerungen sind geruchlos, ungiftig und frei von Staub und Ruß. Auch die Emissionen an Stick­oxiden und Kohlendioxid sind vergleichsweise gering. Das verbessert das Klima in jeder Hinsicht. Infos unter 0800 / 828 829 und www.tigas.at


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