P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M
TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 04/10 | SOMMER/HERBST 2010
DER ALPENTOURISMUS © NASA
Eine Bestandsaufnahme.
Wir spielen genau die Musik, die zu Ihrem Leben passt. Life Musik eben.
Innsbruck MHZ 103,4 Landeck MHZ 106,0 Reutte/Lechtal MHZ 89,9 Imst MHZ 103,0 Rietz bis Imst MHZ 105,4 Stubaital/Wipptal MHZ 101,8 Schwaz/Zillertal MHZ 107,4 Hinteres Zillertal MHZ 104,1 Mayrhofen/Zillertal MHZ 105,4 Wörgl MHZ 102,0 Paisslberg/Juffing MHZ 96,7 Kufstein MHZ 104,9 Kitzbühel MHZ 106,8 St. Johann MHZ 103,4 Großraum Lienz MHZ 104,4 Kabelnetz von upc Tirol MHZ 92,0
3 StiCHWort saison
ZAHLEN, BITTE Die Alpen (von alpe = Bergweide, in
) erstrecken vorrömischer Zeit auch hoher Berg en, zwischen lang eter Kilom 0 120 m sich in eine vom 150 und 250 Kilometer breiten Bogen Becken. chen onis Pann Ligurischen Meer bis zum 2 . km 0 .00 200 ägt betr Die Gesamtfläche . Höchster hoch r Mete 0 400 über sind e 128 Berg Meter). Gipfel ist der Mont Blanc (4810 en Menschen lion Mil insgesamt leben rund 13 Frankreich, ten staa 8 en sein im alpenraum mit , stein hten Liec eiz, schw n, italie Monaco, enien. slow und h rreic Öste , land tsch Deu
Nächtigungsstockerl Mit 27,9 % (stand 2008) hat Tirol den größten anteil an den nächtigungen im alpenraum (aUT, iTa, sUi). Es folgen südtirol (19,7 %) und salzburg (14,8 %). QUELLE: asTaT inFo, ToURisMUs in EiniGEn aLPEnGEBiETEn 2008
„Nun ging mir eine neue Welt auf. Ich näherte mich den Gebirgen, die sich nach und nach entwickelten.“ JOHANN WOLFGANG VON GOETHE auf italienreise
„Vor den Alpen, die in der Entfernung von einigen Stunden hieherum sind, stehe ich immer noch betroffen, ich habe wirklich einen solchen Eindruck nie erfahren, sie sind wie eine wunderbare Sage aus der Heldenjugend unserer Mutter Erde und mahnen an das alte bildende Chaos, indes sie niedersehn in ihrer Ruhe, und über ihrem Schnee in hellerem Blau die Sonne und die Sterne bei Tag und Nacht erglänzen.“ FRIEDRICH HÖLDERLIN
„Dort sind die Alpen, sie wirken so gigantisch, makellos und überirdisch, so streng und uns derart überlegen, dass ich mir ganz ärmlich vorkam. Wie können wir je zu ihnen aufsteigen, sie überqueren? Welche Arroganz – welche Dreistigkeit veranlassen uns zu glauben, dass uns das gelänge?“ ANNE MORROW LINDBERGH, Frau und Co-Pilotin von Charles Lindbergh
27,9 % 20
Über die Alpen
Vernetzung innerhalb der EU
19,7 %
seit Ende 2009 steht der Tourismus auf Grund des Lissabon-Vertrages auf der agenda der EU. Man erhoff t sich davon neue Dynamiken und Chancen im internationalen Wettbewerb. Der Tourismus ist nun innerhalb der Kommission der Generaldirektion Unternehmen und industrie angeschlossen. am 27. september findet in Brüssel der European Tourism Day statt, ebenfalls noch im Herbst kommen die Tourismusminister zu einem informellen Treffen zusammen.
14,8 %
10
0
Südtirol
Salzburg
„theALPS“ – Prolog am 13. und 14. September „theaLPs“ ist die neue Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen alpentourismus, Vernetzung und innovatives Denken. Ein ort der Begegnung und des Erlebens für die Top-Touristiker des alpentourismus und führenden Entscheidungsträgern der internationalen Tourismusbranche. Die alpenländer rücken näher zusammen. Es gilt zukünftig verstärkt, gemeinsam für die nachhaltige Unterstützung des alpinen Ganzjahrestourismus einzutreten und gemeinsam die speziellen Herausforderungen des sensiblen alpinen Tourismus zu bewältigen sowie Visionen und Zukunftsszenarien zu entwickeln. Den auftakt zum neuen netzwerk bildet die Prolog-Veranstaltung am 13. und 14. September 2010 in Innsbruck. www.the-alps.eu
DAS SAGEN DIE
„Ich glaube, es braucht eine konstruktive Unzufriedenheit. Es muss eine Kraft losgetreten werden, damit man den Platz, den man heute hat, auch in zwanzig Jahren noch inne haben wird.“
„Die Alpen sind ein starkes Resonanzfeld, die Berge lösen in den Seelen der Menschen starke Emotionen aus. Aber über die einzelnen Elemente und deren wirkungsvolle Zusammensetzung, denen diese hohe Anziehungskraft inne wohnt, weiß man in Summe noch zu wenig.“
„In vielen Urlaubsregionen der Welt ist der Erholungsraum stringent vom Lebensraum der Menschen getrennt. In den Alpen ist das anders – diese Nähe und Authentizität ist für viele Menschen ein schlagendes, aber im Alpenraum sehr unterschätztes Urlaubsargument.“
DAVID BOSSHART
DR. KLAUS BRANDMEYER
HUBERT SILLER
KEYNOTE-SPEAKER:
4 EDiToRiaL
Die Alpen als heilende Welt
E
in gemeinsames touristisches Handeln im europäischen alpenraum – was in den Köpfen vieler Experten nur Wunschdenken war, wird nun Realität: „theaLPs“ startet am 13. und 14. september 2010 in innsbruck mit einem Prolog, in dessen Rahmen die führenden alpinen Tourismusdestinationen den schulterschluss wagen und sich auf ihre gemeinsamen stärken besinnen. Dass dies ein Gebot der stunde ist, belegen die Fakten. Mit 500 Millionen nächtigungen ist der alpenraum zwar eine der größten Tourismusregionen der Welt. Doch während laut einhelliger Expertenmeinung der Welttourismus etwa im asiatischen Raum wachsen wird, muss das touristische Erfolgskonzept „alpen“ von den Regionen gemeinsam weiterentwickelt werden. Dass die Chancen in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels rund um die schlagworte „nachhaltigkeit“, „Green Tourism“ und verstärkter Gesundheitsorientierung mehr als intakt sind, liegt auf der Hand. „Ja! natürlich“, „Zurück zum Ursprung“ – der Erfolg neuer Markeneinführungen großer Lebensmittelkonzerne belegt diese sehnsucht der Konsumenten eindrucksvoll. Jeder dieser Markenclaims könnte aber auch für den gesamten alpenraum gelten. Denn die alpen sind seit Jahrzehnten ein sehnsuchtsort, ein Magnet für Menschen, die gleichzeitig abstand von der rasenden Hektik des alltags und Erholung in einer heilen Welt suchen. Der deutsche Markenexperte Klaus Brandmeyer, einer der Keynote-speaker bei „theaLPs“, bestätigt dies, wenn er meint: „Die alpen sind ein starkes Resonanzfeld, die Berge lösen in den seelen der Menschen starke Emotionen aus.“
Positive Emotionen erfolgreich genützt. Diese positiven Emotionen haben unterschiedlichste Wirtschaftszweige – von alpenmilchproduzenten bis zur alpinen Musikindustrie – erfolgreich genützt. auch die Tourismuswirtschaft kann und muss diese Resonanzfelder wieder stärker ins allgemeine Bewusstsein heben. Dabei geht es nicht um die Etablierung und Führung einer einheitlichen Marke „alpen“ – das wäre
ein Missverständnis. Die Vielfalt im alpinen Raum kennt keine Einheitskultur, zu bunt, zu unterschiedlich sind die regionalen Prägungen und angebote, die den notwendigen Wettbewerb der Regionen entfachen. Und doch ist dieser Wettstreit stets von einer familiären atmosphäre geprägt – sind doch alle Regionen im großen alpenbogen immer auch Mitglieder einer Markenfamilie, die ihren Gästen gemeinsamen nutzen, also verwandte Produkte und angebote offerieren.
Alpiner Schulterschluss. „Zurück zum Ursprung“ – dieses Motto könnte also auch eine zukunftsgerichtete Erfolgsformel für den alpinen Tourismus sein. Von der verstärkten internationalen Profilierung und Positionierung des alpenraums als heilende Welt mit ihren natürlichen ingredienzien wie saubere Luft, klares Wasser, gepaart mit einer seit Jahrhunderten entwickelten auf die natur ausgerichteten regionalen Lebenskultur, können alle Regionen profitieren. Um dies zu erreichen, braucht es neben einem alpinen schulterschluss auch das Bewusstsein, dass man gemeinsam rund um diese Erfolgsfaktoren mit einheitlichen standards und erkennbaren gemeinsamen marktwirksamen Zeichen sowie symbolen durchschlagskräftig global kommunizieren will. Dazu gehört aber auch, dass der Mythos alpen weltweit in vielfältiger art und Weise immer neu gespeist wird. in der Vergangenheit haben diese Funktion viele starke Persönlichkeiten und Geschichten übernommen, wenn wir etwa an „Exportschlager“ wie Luis Trenker, Heidi, Toni sailer u. v. a. m. denken. Wo aber bleibt heute das überzeugende, alpine „story-Telling“, die zeitgemäßen Geschichten aus den alpen, die international bewegen? Die sanfte Kraft, der authentische Lebensstil, die innovativen Produkte und Erholungsangebote der alpen sind der quasi natürliche Kontrast zu unserem gegenwärtigen alltagschaos. Unseren einzigartigen Lebensraum in diesem sinne zu verstehen und international verständlich zu machen ist eine gleichermaßen große wie gemeinsame alpine aufgabe. Mit „theaLPs“ kann auch in dieser Hinsicht ein startschuss fallen. ×
JosEF M aRG REiTER , DiREK ToR TiRoL WERBUnG
5 Editorial saison
Mit 500 Millionen Nächtigungen ist der Alpenraum zwar eine der größten Tourismusregionen der Welt. Doch während laut einhelliger Expertenmeinung der Welttourismus etwa im asiatischen Raum wachsen wird, muss das touristische Erfolgskonzept „Alpen“ von den Regionen gemeinsam weiterentwickelt werden.
Die Alpen sind seit Jahrzehnten ein Sehnsuchtsort, ein Magnet für Menschen, die gleichzeitig Abstand von der rasenden Hektik des Alltags und Erholung in einer heilen Welt suchen.
Von der verstärkten internationalen Profilierung und Positionierung des Alpenraums als heilende Welt mit ihren natürlichen Ingredienzien wie saubere Luft, klares Wasser, gepaart mit einer seit Jahrhunderten entwickelten auf die Natur ausgerichteten regionalen Lebenskultur, können alle Regionen profitieren.
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7 INHALT SAISON
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ZIELGRUPPE SINGLES
INFO MIT AUSBLICK
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© ALPTRANSIT GOTTHARD AG, WOLFGANG SCHEPPE, AVIVA**** MAKE FRIENDS, GERHARD BERGER (3)
„LEBENS- UND ERHOLUNGSRAUM INTELLIGENT VERKNÜPFEN“
„GIPFELGLÜCK IST NUR EIN KLISCHEE“
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FASZINATION BAUSTELLE
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„
„LASST DIE ALPEN SEXY SEIN“
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„LERNPROZESS AUF BEIDEN SEITEN“
THEMA: ALPENTOURISMUS Panoramablick über die Alpen Ein Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Was tut sich in anderen Alpenregionen?
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„Lebens- und Erholungsraum intelligent verknüpfen“ LH Günther Platter im Interview
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Allianzen für starken Tourismus Kooperation, wie sie auch „theALPS“ anstrebt, wird wichtiger denn je.
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Auftakt zu „theALPS“ Die Keynotespeaker des Prologs am 13. und 14. September und ihre Kernthesen.
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„Lasst die Alpen sexy sein“ Sehnsuchtsort und Abenteuer – über Chancen und Risiken der Vermarktung einer Gebirgsregion
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„Gipfelglück ist nur ein Klischee“ Was macht die Faszination der Berge aus? Der Extrembergsteiger Reinhold Messner im Interview
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Die Welt und die Alpen Zahlen, Daten, Fakten zum Tourismus
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Tourismusbetrieb Alpenverein Nur ein Klub von Bergfexen? Der Alpenverein ist ein wichtiger Faktor im Alpintourismus.
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Faszination Baustelle Wer möchte schon neben einem Schutthaufen Urlaub machen? Mehr Menschen, als man denkt.
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Alpenurlaub in 20 Jahren Warum, wohin und wie lange wird der Tourist der Zukunft verreisen?
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Inszeniertes Wandern Immer mehr Gemeinden geben dem Wanderer Wissen mit auf den Weg.
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„Lernprozess auf beiden Seiten“ Die Tirol Werbung hat im Sommer ein künstlerisches Experiment gestartet.
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Netzwerk erweitert Der Cine-Tirol-Workshop in Seefeld
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Kulturtreiben im Gebirge Unter dem Motto „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ positioniert die Tirol Werbung Tirol als Kulturland.
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Musik als Ganzes Klangspuren Schwaz: Porträt des Komponisten Heinz Holliger
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Kommentare
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Nachgefragt
MAGAZIN 44
„Pfeffer in unser Leben gebracht“ Das Unternehmerpaar Irene und Jakob Ringler im Interview
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Teamwork als wesentliches Element Die Tirol Werbung organisiert sich neu.
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Info mit Ausblick Konkurrenzlos: das Aussichtsfernrohr Viscope dreier Tiroler Tüftler
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Zielgruppe Singles Wer Urlaub für einsame Herzen anbietet, muss mehr auf Lager haben als Partys und Speeddating.
IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 4/2010 (62. Jahrgang)
SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Julia Brugger, Florian Gasser, Mag. Nina Heizer, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • ILLUSTRATIONEN: Philipp Frenzel • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografik.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@zielgruppenverlag.at • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, redaktion@zielgruppenverlag.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
8 DIE ALPEN SAISON
Panoramablick über die Alpen
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Genussregion Salzburg Reisen geht durch den Magen: Die Kulinarik steht im Mittelpunkt des Salzburger Tourismusmarketings.
M
ozart, Salzburger Nockerln und die Festspiele: Salzburg genießt Weltruf und zieht jährlich Hunderttausende Gäste an: Über 1,1 Millionen Ankünfte und mehr als zwei Millionen Nächtigungen verzeichnete die Stadt Salzburg 2009. Im gesamten Bundesland wurden vergangenes Jahr 23,7 Millionen Nächtigungen gezählt. „Im Salzburger Land entfallen zirka 25 Prozent des Bruttoregionalproduktes auf den Tourismus“, sagt Leo Bauernberger, Geschäftsführer Salzburger Land Tourismus. In Spitzenzeiten hänge in manchen Regionen jeder vierte Arbeitsplatz am Fremdenverkehr. Einen hohen Stellenwert in der Marketingstrategie der Salzburger nimmt die regionale Essenstradition ein: „Seit vielen Jahren fördern wir aktiv die Verwendung regionaler Lebensmittel von höchster Qualität. Es gibt keine Region in Europa, die mehr Biobauern hat als das Salzburger Land. Für uns ist das die Grundlage für die fantastische Kulinarik.“ Mittel zur Vermarktung sind zum Beispiel Genussreisen, Packages für Urlauber und die „Via Culinaria“. Im Vergleich zu anderen Alpenregionen sieht Bauernberger das Salzburger Land eher im Vor- als im Nachteil: „Die alpinen österreichischen Bundesländer
liegen wohl gleichauf. Im internationalen Vergleich besticht das Salzburger Land durch sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und die bessere Betreuung durch Familienbetriebe. Auch die Kombination von weltweit anerkannten kulturellen Angeboten der Stadt Salzburg gepaart mit der alpinen Szenerie ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil.“ Eine große Herausforderung für die Salzburger Tourismuswirtschaft sieht Bauernberger in der Entwicklung des Arbeitsmarkts: Gelinge es nicht, Tourismusberufe attraktiver zu machen, werde es künftig nur sehr schwer möglich, qualifizierte Arbeitskräfte für Hotellerie und Gastronomie zu finden. ×
„Bei allen unseren Marktanstrengungen achten wir auf Nachhaltigkeit und langfristige Perspektiven unserer Angebote und Produkte.“ LEO BAUERNBERGER, SALZBURGER LAND TOURISMUS
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Ein Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Mit 43 Millionen Nächtigungen im Jahr 2009 fällt ein guter Teil davon auf Tirol. Doch was tut sich in den anderen Alpenregionen? Ein Blick über die Grenzen. VON SYLVIA AINETTER
2 Mediterranes Südtirol Als einzige Alpenregion konnte Südtirol im Krisenjahr 2009 Zuwächse verbuchen.
© SÜDTIROL MARKETING/FRIEDER BLICKLE (2), LAURIN MOSER, UDO BERNHART, HELMUTH RIER
S
üdtirol ist eine kontrastreiche Symbiose aus alpinen und mediterranen Landschafts- und Kulturräumen. Spontaneität und Verlässlichkeit der Menschen machen gleichfalls einen sehr spannenden Aspekt dieses Lebensraumes aus“, so beschreibt Christoph Engl, Direktor der Südtirol Marketing Gesellschaft, was Südtirol so besonders macht. Dass die Mischung aus alpiner Bergwelt und südländischem Flair auch für Gäste attraktiv ist, beweisen die Zahlen: Im Gegensatz zu den anderen Alpenregionen erzielte Südtirol sowohl bei Nächtigungen als auch Ankünften im Jahr 2009 Gewinne. Laut ASTAT verbrachten 2009 rund 5,5 Millionen Gäste ihre Ferien in Südtirol und blieben durchschnittlich 4,5 Tage. Verglichen mit 2008 entspricht das einem Zuwachs von drei Prozent bei den Ankünften und von 1,3 Prozent bei den Nächtigungen. Für das Krisenjahr 2009 ist das ein sehr gutes Ergebnis: Österreich, Bayern und die Schweiz verzeichneten Rückgänge, wenn auch teilweise nur sehr moderat. „Übernachtungs-, Ankunfts- und Auslastungszahlen sowie die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Gast sind in den vergangenen zehn Jahren überdurchschnittlich gestiegen“, zeigt sich Christoph Engl zufrieden.
Südtirol profitiert vor allem im Bereich der Nahmärkte. Die Übernachtungen der italienischen Touristen stiegen um 5,2 Prozent, während die der deutschen Gäste um 1,2 Prozent fielen. Engl sieht jedoch Handlungsbedarf in der Preispolitik: „Wir müssen höhere Durchschnittspreise durchsetzen. Es kann nicht sein, dass eine Übernachtung auf einem Bauernhof in bester Lage gleich viel kostet wie das Frühstück in einem Hotel in Venedig oder London.“ In Zukunft wird der Verkehr in den Mittelpunkt rücken: „Wir sind schlechter erreichbar als andere, ganz sicher. Zugverbindungen und Fluganbindungen sind bis jetzt kein großes Thema gewesen, obwohl sie zu den Erfolgsfaktoren einer Destination gehören.“ ×
„Südtirol muss sein Angebot sehr nahe an den regionalen Besonderheiten entwickeln.“ CHRISTOPH ENGL, SÜDTIROL MARKETING
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© BAYERN TOURISMUS (2)
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Winter wie Sommer: Bayern profitiert von der Großstadt inmitten der Berge.
T
ourismus in Bayern ist eine starke Wirtschaftskraft. In der öffentlichen Wahrnehmung ist der Tourismus als Top-Player aber noch nicht angekommen.“ Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin von Bayern Tourismus, hält den bayrischen Tourismus für unterschätzt. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: 75 Millionen Nächtigungen im Jahr 2009 machen Bayern im Tourismusbereich zum deutschlandweiten Marktführer. Fast 25 Milliarden Euro Bruttoumsatz werden durch den Fremdenverkehr erzielt, das Einkommen von rund 560.000 Menschen hängt vollständig von Hotellerie und Gastronomie ab. Wesentlich für den Erfolg dürfte die Vielfältigkeit der Landschaft sein: 2,45 Hektar Wald, 18 Naturparks, 1600 Seen und Seengruppen und die 2962 Meter hohe Zugspitze bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. 60 Prozent der Gäste bereisen jedoch in erster Linie die Städte. „München als Kulturstadt ist ein wichtiger Motor für den bayrischen Tourismus. Die Menschen sind fasziniert vom Wechselspiel zwischen der Großstadt und den Bergen. Bei uns kann man morgens in der Stadt einkaufen gehen und nachmittags auf der Zugspitze Ski fahren“, erklärt Wiedenmann. Die Verluste im Jahr 2009 (-2,2 Prozent bei den Nächtigungen, -1,1 Prozent bei den Ankünften) seien auf Einbußen bei den Geschäftsreisen zurückzu-
„Der Alpentourismus braucht starke Leitangebote, hohe regionale Identität, hohe Qualität und ein attraktives PreisLeistungs-Verhältnis.“ SYBILLE WIEDENMANN, BAYERN TOURISMUS
führen, im Urlaubersegment verzeichne Bayern sogar einen leichten Aufschwung. Ein wesentlicher Vorteil der Bayern: 60 Prozent der Nächtigungen fallen auf die Sommersaison, 40 Prozent auf die Wintersaison. „Nur wenige Gäste kommen zum Skifahren. Wir sind nicht abhängig davon, dass es ausreichend schneit“, führt Wiedenmann aus. Sie sieht die Kernkompetenzen Bayerns im Gesundheits- und Wellnessbereich, auch bei den Wanderurlauben liege Bayern vorne. Die großen Herausforderungen für die Zukunft? Sybille Wiedenmann: „Wir leben vom qualifizierten Personal. Wenn wir nicht handeln, werden wir in den kommenden Jahren einen Fachkräftemangel haben.“ ×
D
ie Schweiz steht für gute Qualität und hohe Preise. Dieses Image schlägt sich auch in der Gästestruktur nieder – so mancher kommt gar nicht erst auf die Idee, in der Schweiz zu urlauben. „Das muss nicht unbedingt ein Nachteil sein“, gibt Urs Zenhäusern, Geschäftsführer von Wallis Tourismus, zu bedenken, „die Marke Schweiz ist sehr hochrangig und eine starke Marke verlangt auch ihren Preis. Dass wir diese hohen Preise durchsetzen können, ist ein Beweis für unseren Erfolg.“ Im Jahr 2009 verzeichneten jedoch auch unsere Nachbarn im Westen Rückgänge: Laut Statistik Schweiz lagen die Nächtigungen mit 35,6 Millionen um 4,7 Prozent unter den Vorjahresergebnissen. „Die Wirtschaftskrise werden wir im Wallis in diesem Jahr und vermutlich auch noch 2011 zu spüren bekommen“, prognostiziert Zenhäusern. 2009 betragen die Einnahmen aus dem Tourismus 15 Milliarden Schweizer Franken (rund elf Mrd. Euro), 4,2 Prozent der Arbeitsplätze sind vom Tourismus abhängig.
© SWITZERLAND TOURISM (2)
Vielfältiges Bayern
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Seenland Kärnten Zwischen See und Berg: Kärnten arbeitet an einer neuen Marke.
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Exklusive Schweiz „Wir benötigen dringend Investitionen, um die Stärken Kärntens auszubauen.“
Die Schweiz will das Qualitätslevel halten und ein Bergerlebnis für alle ermöglichen.
„Der Gast will immer ein Erlebnis und das sehr naturnah. Er will deswegen aber nicht auf Komfort und Qualität verzichten.“ URS ZENHÄUSERN, WALLIS TOURISMUS
B
ei Kärnten denkt so mancher an klare Seen und nicht an hohe Berge. Zu Recht: Die 44 kontrollierten Badeseen mit ausgezeichneter Wasserqualität machen Kärnten zum beliebten Badeurlaubsziel. Im österreichischen Tourismusranking liegt das südlichste Bundesland mit 12,7 Millionen Nächtigungen hinter Tirol und Salzburg auf Platz drei. Drei Viertel der Übernachtungen fallen in die Sommersaison, zu den bekanntesten Zielen gehören die großen Seen Wörthersee, Millstätter See, Ossiacher See und Weißensee, aber auch kleinere, wie der Faaker See, Klopeiner See und Pressegger See. „Die Marktforschung hat ergeben, dass Kärnten bei den Gästen als alpines Urlaubsland gilt. Unsere Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Alpenregionen sind das mediterrane Klima und die glasklaren Badeseen“, fasst Christian Kresse, Geschäftsführer Kärnten Werbung, knapp zusammen. Im Winter liegt der Tourismus jedoch im Dornröschenschlaf: 3,6 Millionen
Nächtigungen wurden in der Wintersaison 2009/2010 gezählt. „Wir müssen uns als alpines Urlaubsland ein stärkeres Profil aufbauen. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der Schultersaison, um die derzeitige Abhängigkeit von der kurzen Kopfsaison zu vermeiden“, erklärt Kresse. Einsaisonale Regionen hätten die Wirtschaftskrise um einiges mehr gespürt als mehrsaisonale. Solche Spitzen würden auch dazu führen, dass der Tourismus als Arbeitsplatz wenig attraktiv sei. „Wir müssen unseren Fachkräften auch Ganzjahresarbeitsplätze bieten können.“ Die Marke Kärnten ist eine weitere Baustelle für die Kärnten Werbung. Gemeinsam mit Partnern und den Regionen wird derzeit an der Neupositionierung gearbeitet. Ziel ist eine einfache, klare Botschaft: Kärnten stehe für Berge und Seen, Familie, Gesundheit, Kultur und Kulinarik, Camping, italienisches Flair und Winter. „Die neue Ausrichtung wird Mitte September festgelegt. Aber so viel sei gesagt: Wir werden uns in Zukunft stärker als alpines Urlaubsland präsentieren“, verrät Kresse. ×
© KÄRNTEN WERBUNG
„Wir haben die höchsten Berge der Alpen, 47 Viertausender befinden sich im Wallis, darunter das Matterhorn“, erklärt Zenhäusern, „über 20 Prozent des Wallis sind mit Gletschern bedeckt. Das lässt sich nicht vergleichen mit den voralpinen Regionen, die anders positioniert sind.“ Den Erschließungsgrad der Walliser Alpen beurteilt er als gut, jetzt müsse es darum gehen, die Qualität zu verbessern. Der Gast verlange naturnahe Erlebnisse, wolle jedoch nicht auf den Komfort verzichten. „Ein Bergerlebnis darf nicht nur Bergsteigern und Alpinisten vorbehalten sein. Entsprechend muss hier die Infrastruktur bereitgestellt werden.“ Die Herausforderungen für die Zukunft sieht Zenhäusern darin, die Infrastruktur auf dem Niveau zu halten, das heute verlangt wird: „Früher war das einfacher. Heute haben wir einen weltweiten Tourismus und immer neue Mitbewerber und neue Destinationen. Die Herausforderung ist, mit diesen Entwicklungen mitzuhalten.“ ×
CHRISTIAN KRESSE, KÄRNTEN WERBUNG
12 die alpen
Š Gerhard Berger
saison
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„Lebens- und Erholungsraum intelligent miteinander verknüpfen“ Die Alpenländer läuten das Ende des Kirchturmdenkens ein: Künftig ziehen sie im Tourismus an einem gemeinsamen Strang – mit der Plattform „theALPS“. Landeshauptmann Günther Platter lädt am 13. September zum „ersten Gipfeltreffen der Tourismusminister der Alpenländer“ nach Innsbruck ein. Über die Hintergründe spricht er im Interview mit SAISON. D a s I n t e r v i e w f ü h r t e M i c h a e l Ri e d l e r .
S
aison: Herr Landeshauptmann, warum sucht Tirol im Tourismus die Kooperation mit den anderen Alpenländern? Günther Platter: Wir stehen in einem weltweiten Wettbewerb. Der Tourismus wächst zwar weltweit, jedoch vor allem im asiatischen und afrikanischen Raum, Europa verliert tendenziell Marktanteile. Die Alpen haben als eine der weltweit tourismusstärksten Großregionen wie auch als Marke ein großes Potenzial in einer gemeinsamen Vermarktung, noch mehr geht es aber um Fragen der Destinationsentwicklung – zum Beispiel Verkehr, Ferienreiseregelungen, Mitarbeiter und so weiter – und der Positionierung innerhalb der Europäischen Union. Die EU hat zuletzt mit einer Kommissionmitteilung klargemacht, dass sie den Tourismus als Kompetenzfeld stärker bearbeiten wird. Tirol hat durch seine herausragende Stellung innerhalb des Alpentourismus auch eine besondere Verantwortung. Dieser Verantwortung, die wir in Richtung der Stärkung des Alpentourismus haben, werden wir mit der Prologveranstaltung
„theAlps“ und der Erstaustragung 2011 gerecht. Ist Tirol als Urlaubsland Nummer eins der Alpen nicht stark genug, um sich im internationalen Wettbewerb alleine zu behaupten? Tirol kann sich gemeinsam mit seinen starken Destinationsmarken im internationalen Wettbewerb sehr gut behaupten, muss aber in Zeiten sinkender öffentlicher Budgets gleichzeitig versuchen, intelligente Kooperationen auch international einzugehen. „theALPS“ als gemeinsame neue Verkaufsplattform ist dafür ein gutes Beispiel.
weit voraus. Nun gilt es aber zu verhindern, dass nach Überwindung lokaler Kirchtürme nicht regionales Kirchturmdenken Platz greift. Zusätzlich soll sich „theALPS“ ja nicht nur als innovativer Verkaufsraum positionieren, sondern auch den internationalen Austausch unter den Alpentouristikern stärken. Ich bin überzeugt davon, dass hier eine Plattform für den gemeinsamen Gedankenaustausch entsteht, von der alle profitieren. Insofern kann man hier nicht von Konkurrenz reden, sondern von einer gemeinsamen Positionierung, die uns gegen die anderen weltweiten Global Players stärken wird.
Haben Sie nicht Angst, dass Tiroler Touristiker wenig Freude zeigen, mit den Reisedestinationen Schweiz, Italien, Frankreich zusammenzuarbeiten, also mit der eigenen Konkurrenz? Es verhält sich hier ähnlich wie in der Frage der Zusammenarbeit von Destinationen auf regionaler Ebene. Tirol hat in den vergangenen Jahren in puncto Regionalisierung große Fortschritte gemacht und ist anderen Regionen im Alpenraum in der Strukturarbeit
Nicht die alpinen Nachbarregionen sind härteste Konkurrenten für Tirol, sondern vielmehr exotische Feriendestinationen? Es ist richtig, dass wir heute nicht nur mit alpinen Destinationen, sondern mit Destinationen weltweit in Konkurrenz stehen. Die weltweite Transparenz des Angebotes im Internet wie auch günstigste Flugkonditionen ermöglichen heute jede Form des Urlaubs zu jeder Jahreszeit. Der Winterurlaub ist nach wie vor einer der großen
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„Tirol hat durch seine herausragende Stellung innerhalb des Alpentourismus auch eine besondere Verantwortung. Dieser Verantwortung, die wir in Richtung der Stärkung des Alpentourismus haben, werden wir mit der Prologveranstaltung ‚theAlps‘ und der Erstaustragung 2011 gerecht.“ alleinstellungsmerkmale der alpen und wird es auch in Zukunft bleiben. im Bereich des sommertourismus befinden wir uns in einem direkten Konkurrenzkampf mit „sonne & strand“. Global gesehen, ist es also mehr als sinnvoll, dass die alpen diesen schulterschluss wagen und zwei dinge forcieren: im sommer müssen alle alpendestinationen noch besser werden, um eine konkurrenzfähige alternative zu sein. Und in sachen Winter muss es uns gemeinsam gelingen, die emotionen des Wintersportes weltweit zu vermitteln. Dennoch gab es wahrscheinlich einige Widerstände, auch in den Partnerregionen zu überwinden, bevor die neue Plattform „theALPS“ auf Schiene gebracht werden konnte? Bei einem Projekt wie „thealPs“ gibt es zu Beginn naturgemäß immer viele Fragen und die Bedenkenträger sind in der Mehrheit. es ist aber doch gelungen, die Partner von der idee einer verstärkten Zusammenarbeit zu überzeugen, zumal vor allem von Marktseite, das heißt von seiten der einkäufer und Medien, sehr rasch großes interesse signalisiert wurde. Die Alpen sind eine der größten Tourismusregionen der Welt. Doch das touristische Wachstum war zuletzt geringer als anderswo. Kann Kooperation hier etwas ändern? solche Kooperationen müssen mittel- und längerfristig betrachtet werden. Wir sind überzeugt, dass den touristischen herausforderungen im alpenraum gemeinsam besser begegnet werden kann. Auf welchen Gebieten gibt es konkrete Kooperationspläne? auf politischer seite ist das „Gipfeltreffen der tourismusminis-
15 ter“ im rahmen von „thealPs“ ein sehr starkes Zeichen für die Wertschätzung, die der tourismus in den alpen hat. die tourismusminister der alpenregionen werden am 13. september sehr geschlossen in innsbruck erwartet und gemeinsam ein alpenmanifest unterzeichnen, dass diesen erhoff ten und sinnvollen schulterschluss von politischer seite massiv unterstützt. dieses treffen ist in der Geschichte der alpen einzigartig und ein wichtiger schritt. die Prologveranstaltung im september wird dazu führen, dass sich rund 300
ich erwarte mir nun von diesem Prolog eine weitere Verstärkung des interesses, so dass wir im kommenden Jahr das beste der alpen zu „thealPs“ in insbruck begrüßen können. Was sind für Sie die größten Herausforderungen für den Tiroler Tourismus in den nächsten Jahren? alle tiroler gemeinsam müssen es auch in Zukunft schaffen, dass sie lebens- und erholungsraum intelligent miteinander verknüpfen. Bei uns schätzt der Urlaubsgast, dass er dort Urlaub macht,
„Im Sommer müssen alle Alpendestinationen noch besser werden, um eine konkurrenzfähige Alternative zu sein. Und in Sachen Winter muss es uns gemeinsam gelingen, die Emotionen des Wintersportes weltweit zu vermitteln.“ führende touristiker aus den alpen in innsbruck treffen. allein dieses netzwerkpotenzial wird uns ungeahnte Möglichkeiten erschließen. Und schließlich wird „thealPs“ in Zukunft auf Wanderschaft durch die alpenländer gehen. Wir stehen am anfang einer Bewusstseinsbildung, die wir jetzt einläuten.
© Gerhard BerGer
Macht die geplante neue Verkaufsschiene „theALPS – a new way of trading“ Sinn, schließlich gibt es ja schon diverse Verkaufsplattformen für den Tiroler Tourismus? es gibt bisher einfach keine gemeinsame Verkaufsplattform der alpenländer – und gerade darum macht „thealPs“ so viel sinn. auf den großen tourismusmessen dieser Welt ist tirol, selbst Österreich, eine destination von hunderten, die gleichzeitig angeboten werden. Mit „thealPs“ haben wir in Zukunft zum ersten Mal die Möglichkeit, den großen internationalen einkäufern in der tourismusbranche einen Verkaufsraum zu zeigen, wo ein übergeordnetes Produkt gezeigt wird, dessen vielfältige ausprägung dann von den einzelnen regionen präsentiert wird. diese agglomeration des alpenangebotes in einer Veranstaltung wird für alle alpenregionen nutzen stiften. Wird es möglich sein, die Tourismusverbände und Betriebe für die neue Alpenlinie zu begeistern und zur Mitarbeit zu gewinnen? das ist bereits geschehen. schon hinter der Prologveranstaltung im september stehen die großen alpenregionen und sind mit engagement mit im Boot.
wo wir leben. das ist eines unserer großen alleinstellungsmerkmale im Gegensatz zu künstlichen Urlaubswelten, die vom lebensraum der Menschen vollkommen entkoppelt sind. Wir müssen weiterhin jene freundlichen Gastgeber sein, für die uns der Gast aus aller Welt schätzt. die herausforderung der Zukunft wird sein, dass unsere Betriebe ihre regionale Verwurzelung beibehalten und authentisch bleiben, gleichzeitig aber in richtung Vermarktung und Vertrieb ihres Produktes denken wie die großen touristischen Konzerne. schlagworte sind hier Flexibilität der Buchungen, gute online-Präsenz und die enge Kundenbindung. Wir werden gemeinsam dafür einstehen müssen, dass der Winterurlaub seine hohe attraktivität behält. denn wir brauchen starke touristische Winter, um uns die stetige Weiterentwicklung des sommertourismus leisten zu können. Wie viel Wachstum verträgt der Tourismus in den Alpen noch? Mit derzeit rund 500 Millionen nächtigungen im gesamten alpenbogen bewegen wir uns auf einem sehr hohen niveau. tirol spielt hier eine herausragende rolle. ich möchte nicht von Wachstum reden, sondern von einer stabilisierung des Marktes auf diesem hohen niveau bei gleichzeitiger steigerung der Wertschöpfung. das muss unser Ziel sein. die Welttourismusorganisation prophezeit europa in seiner Gesamtheit in den kommenden zehn Jahren einen Verlust von Marktanteilen zugunsten anderer Kontinente. Unter dieser Präambel muss es unser Ziel sein, das derzeitige niveau zu
halten und Wachstum durch Verbesserung der Qualität und mehr Wertschöpfung zu erreichen. Sie sind in der Landesregierung für den Tourismus zuständig. Was können die jeweils Verantwortlichen in den diversen Alpenländern gemeinsam erreichen? es ist zunächst schon einmal ein großer Fortschritt, dass wir uns überhaupt einmal zusammensetzen und in touristischen Fragen austauschen. das hat es so noch nie gegeben. in politischer hinsicht erscheint mir aufgrund der aktuellen entwicklung im europäischen Kontext die Positionierung des alpenraumes als touristische Makroregion – wie dies übrigens auch die donauländer forcieren – zentral. Weiters gilt es, innerhalb europas zum Beispiel lösungen in der Frage einer besseren Koordination der Ferienzeiten zu finden. Was ist Ihre Vision? Wie soll die alpenZusammenarbeit in fünf Jahren aussehen? in fünf Jahren werden wir gerade die dritte auflage von „thealPs“ erleben. diese dritte auflage wird an einem spannenden ort irgendwo in den alpen stattfinden. in fünf Jahren ist tirol weiterhin die wichtigste tourismusregion in den alpen. Von außen betrachtet sagen Menschen in aller Welt: ein Urlaub in den alpen – das wollten wir doch schon immer! Und dann werden sie die Faszination Berg und natur in den alpen erleben – und wiederkommen. die alpen werden durch gemeinsame aktivitäten in aller Welt als spannende Urlaubsdestination wahrgenommen und der Kunde entscheidet, in welche region er dann reist. es sollte uns also gelingen, durch aktivitäten wie „thealPs“ eine dachmarke „alpen“ zu gestalten, unter dessen dach starke destinationsmarken noch mehr gedeihen. Vielen Dank für das Gespräch.
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„Bei uns schätzt der Urlaubsgast, dass er dort Urlaub macht, wo wir leben. Das ist eines unserer großen Alleinstellungsmerkmale im Gegensatz zu künstlichen Urlaubswelten, die vom Lebensraum der Menschen vollkommen entkoppelt sind.“
16 die alpen saison
Die nationalen Regierungen beschäftigen sich nun ebenso mit dem Papier der EU-Kommission (im Bild ihr Sitz in Brüssel) wie Institutionen und Tourismusverbände auf Landesebene – so auch in Österreich und in Tirol.
Allianzen für einen starken Tourismus Seit kurzem kümmert sich die Europäische Kommission auch um den Tourismus. Dadurch erhofft man sich neue Dynamiken und Chancen im internationalen Wettbewerb. Kooperation, wie sie auch „theALPS“ anstrebt, wird nun wichtiger denn je. von Julia Brugger
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m April kamen die Tourismusminister aller EU-Staaten zu einem informellen Treffen in Madrid zusammen. Der Grund: Europa soll im weltweiten Wettkampf um Gäste stärker werden. Die Regionen sollen ihr kulturelles Erbe verstärkt hervorheben, der Tourismus ökologisch und sozial verträglicher werden. Weil der Tourismus sich zuletzt als relativ krisenresistent erwies, wurde er von der Europäischen Union kürzlich als neuer Katalysator für die Wirtschaft auserkoren. Künftig soll es einige Änderungen geben, die auch den Tiroler Tourismus betreffen. Die Europäische Kommission hat im Tourismus grundsätzlich kein Gesetzgebungsrecht. Doch sie kann Akzente setzen, die europaweit Wirkung zeigen und von rein regionaler oder nationaler Ebene aus so nicht machbar wären. In einem Papier informiert die Kommission die Staaten
über geplante Verbesserungen mit dem Ziel, die Schönheit des Landes zu erhalten und die Lebensqualität der Bevölkerung zu erhöhen. Demnach gibt es Vorschläge, Tourismusströme zu entzerren, Saisonen auf das ganze Jahr zu verteilen und damit stabilere Arbeitsplätze zu schaffen sowie den Tourismus ökologischer und sozialer zu gestalten. Das funktioniere vor allem mit grenzübergreifenden, gebündelten Kräften.
Kooperation der Konkurrenten. Grundsätzlich sind die Schweiz und Tirol touristische Konkurrenten. Beide werben mit Bergurlaub, mit Skifahren, mit unberührter Natur. Wer sich für die Schweiz entscheidet, gibt Tirol eine Absage. Zumindest für diesen einen Urlaub. Geht es allerdings darum, den Touristen zu überzeugen, statt an die Nordsee- oder Südseeküste in die Alpen zu fahren, bringt Zusammenarbeit potenziell einen Mehrwert.
Die Herausforderungen für den Tourismus sind alpenweit ähnlich. Kooperation erweitert die Möglichkeiten, erfolgreiche Lösungen im internationalen Wettbewerb zu finden. Deshalb auch „theALPS“. Die politische Konferenz möchte aufzeigen, dass alle in einem Boot sitzen. Auch wenn die Alpenländer Konkurrenten sind, so können sie doch von einer Zusammenarbeit profitieren. Und was die Initiative der Europäischen Kommission in Sachen Tourismus angeht, so meint Josef Margreiter, Initiator der ersten „theALPS“Tagung in Tirol: „Wenn sich die Europäische Kommission verstärkt um den Tourismus kümmert, kann das nur wertvoll sein.“ Vor allem, wenn es darum geht, neue Strukturen für den Tourismus aufzubauen, kann ein kooperativer Weg erfolgreich sein. So profitiert die gesamte Region, wenn Touristiker beispielsweise gemeinsam ein PR-Konzept für den Al-
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DIE EU UND DER TOURISMUS seit Ende 2009 steht der Tourismus auf der agenda der EU. Der Grund: mit inkrafttreten des Vertrages von Lissabon erhielt die Europäische Kommission den auftrag, sich auch damit zu beschäftigen. seitdem ist Tourismus der Generaldirektion Unternehmen und industrie angeschlossen. in Brüssel dreht sich von Juli bis Dezember 2010 vieles um diesen Wirtschaftssektor.
Termine 13. – 14. september „theaLPs“, die erste Lobbying-Veranstaltung für den alpentourismus, in innsbruck 27. september European Tourism Day, „The role of Cultural Heritage in the renewed European tourism policy“, in Brüssel Herbst 2010 informeller Tourismusministerrat der EU-Minister
POLITISCHE INSTITUTIONEN, DIE SICH MIT TOURISMUS BESCHÄFTIGEN • Europäische Kommission: Generaldirektion Unternehmen und industrie • Europäisches Parlament: ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr (für Österreich: Eva Lichtenberger, Jörg Leichtfried, Hella Ranner) • ausschuss der Regionen in Brüssel (für Tirol: LH Günther Platter) • Versammlung der Regionen Europas (für Tirol: LH Günther Platter) • Tourismusministerium in Wien bzw. Österreichisches Vertretungsbüro in Brüssel • Landesregierung / Tourismusabteilung in Tirol • Büro der Europaregion Tirol/südtirol/Trentino in Brüssel (Büroleiter Dr. Florian Mast)
LOBBYING im austausch der interessen ist der Tiroler Tourismus in Brüssel mehrfach vertreten. Zum einen über den Landeshauptmann, der in verschiedenen europäischen Gremien die Tiroler Position vertritt. Zum anderen sind die Wirtschaftskammer (Pflichtmitgliedschaft) sowie die Österreichische Hoteliervereinigung (freiwillige Mitgliedschaft) starke Lobbyisten, die sich in Brüssel auch für die interessen des österreichischen Tourismus stark machen.
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GRENZÜBERSCHREITENDE KOOPERATIONEN UND VERTRÄGE Arge Alp (arbeitsgemeinschaft alpenländer) • seit 1972 • Mitglieder: a, CH, D, iT • Ziel: Wirtschaftliche Zusammenarbeit, schaffung von arbeitsplätzen, sicherung eines qualitätsvollen Lebensraumes • Durchsetzungskraft: Empfehlungen der regionalen Regierungschefs ohne Rechtskraft • www.argealp.org
pentourismus erarbeiten und mit diesem werben. Dazu der Direktor der TirolWerbung: „Laut Zukunftsprognosen der Welttourismusorganisation wird der Tourismus im asiatischen Raum steigen. Das bedeutet, dass sich die alpenländer sowohl in tourismuspolitischer Hinsicht stärker vernetzen müssen, aber auch im Verkauf und im Vertrieb ihrer angebote.“
Gemeinsam für den Tourismus. Zusammenschlüsse und Kooperationen über regionale und nationale Grenzen
Alpenkonvention (Vertrag zum schutz der alpen) • seit 1991 • Mitglieder: EU, D, FR, iT, Li, a, CH, sLo, Mo • Ziel: nachhaltige Entwicklung des alpenraumes, nachhaltige Entwicklung des Tourismus • Durchsetzungskraft: rechtlich verbindliche Verträge • Es existiert ein eigenes Protokoll zum Tourismus. • www.alpconv.org
hinweg existieren bereits seit längerem. Doch nun erhalten sie einen neuen impuls. Die arge alp (arbeitsgemeinschaft alpenländer) beispielsweise wurde 1972 gegründet. Gemeinsam mit italien, Deutschland und der schweiz arbeitet Österreich auf ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Ebene eng zusammen. Der Tourismus wird dabei in Zukunft eine stärkere Rolle spielen, so Fritz staudigl, Leiter der Europaabteilung des Landes Tirol und Vertreter Österreichs bei der arge alp. auch mit der alpenkon-
vention (1991 ins Leben gerufen) werden touristische Entwicklungen im gesamten alpenraum gemeinsam diskutiert und vorangetrieben. Eine europäische Tourismusstrategie soll den krisenresistenten Wirtschaftszweig von vielen seiten unterstützen. Gesetze für Unternehmen und staaten sollten auf europäischer und nationaler Ebene in Zukunft derart gestaltet werden, dass der Tourismus nicht nur nicht darunter leidet, sondern vielmehr sogar davon profitiert. ×
„Ziel ist, dass Europa Reiseziel Nummer eins bleibt“ Die EU möchte den europäischen Tourismus im internationalen Wettbewerb unterstützen. Wozu und wie, darüber gibt EU-Kommissar Antonio Tajani, oberster Hüter der europäischen Tourismusstrategie, Auskunft.
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aison: Herr Tajani, was macht die EU nun konkret in Sachen Tourismus? anTonio TaJani: Grundsätzlich verfolgen wir eine Politik, die diesen wichtigen Bereich der europäischen Wirtschaft unterstützt, und schlagen initiativen zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit, der nachhaltigkeit, des qualitätsorientierten Tourismus und zur besseren Wahrnehmung Europas als herausragendes Reiseziel vor. Was bedeutet das für den Tiroler Touristiker? Die neue Kompetenz der EU wirkt sich auf ihn eher indirekt, aber positiv aus. Die Union kann sich umfassender zu Gunsten aller touristischen Regionen Europas einsetzen. Das Ziel ist, dass Europa Reiseziel nummer eins weltweit bleibt.
Reiseziele innerhalb der EU sind beispielsweise zunehmend nachgefragt.
Ist Europas Position gefährdet? Die globale Wirtschaft ändert sich unglaublich rasch und beeinflusst auch die Tourismuswirtschaft. Das heißt, dass die Märkte entsprechend reagieren müssen. Vom Massentourismus weitgehend unberührte
Werden durch die europäischen Entwicklungen Kompetenzen aus der Region abgezogen? Die EU erhält im Bereich Tourismus ausschließlich eine „ergänzende Kompetenz“, sodass die Regionen keinerlei Einfluss verlieren werden. im Gegenteil, sie werden eingeladen, sich verstärkt mit anderen europäischen Regionen und interessenvertretern auszutauschen, um so von der stärkeren Unterstützung auf EU-Ebene zu profitieren. Dies wird auch zur stärkung der eigenen interkulturellen Kompetenzen beitragen und die Position der einzelnen Regionen auf dem Markt festigen. Vielen Dank für das Gespräch.
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20 DIE ALPEN SAISON
Auftakt zu „theALPS“ Impulsgebend Die Prologveranstaltung zu „theALPS“, dem neuen Netzwerk alpiner Tourismusdestinationen, am 13. und 14. September
Zahlen, Daten, Fakten.
Neben David Bosshart vom Gottfried Duttweiler Institut und dem deutschen Markenexperten Klaus Brandmeyer wird Hubert Siller, Leiter MCI Tourismus Innsbruck, anhand von Zahlen, Fakten und Erfolgsfaktoren einen Überblick zum Alpentourismus geben. „Was die Alpen wesentlich von anderen globalen Urlaubsdestinationen unterscheidet, ist die Verknüpfung von Lebens- und Erholungsraum“, erklärt der Tourismusexperte Siller. „Die Gäste der Alpen machen genau dort Urlaub, wo die Menschen der Alpen ihren Lebensraum haben. In vielen Urlaubsregionen der Welt ist der Erholungsraum stringent vom Lebensraum der Menschen getrennt. In den Alpen ist das anders – diese Nähe und Authentizität ist für viele Menschen ein schlagendes, aber im Alpenraum sehr unterschätztes Urlaubsargument.“ Mit rund 350 Millionen bezahlten Nächtigungen und rund 150 Millionen Nächtigungen in Zweitwohnsitzen hat der Alpenbogen im weltweiten Vergleich einen erheblichen Anteil am Welttourismus, der in seiner Gesamtheit jedoch bisher oft
unterschätzt wird. Die Alpen sind damit einerseits ein touristisches Erfolgskonzept und andererseits ein wesentlicher regionaler Wohlstandsmotor, doch Siller warnt vor allzu optimistischen Einschätzungen. „Laut Zukunftsprognosen der Welttourismusorganisation ist Europa zwar nach wie vor der größte touristische Markt, wird aber in den kommenden zehn Jahren weiter Marktanteile verlieren. Wachsen wird hingegen der Tourismus im asiatischen Raum, was auch dadurch bedingt ist, dass hier die touristische Entwicklung später eingesetzt hat“, so Siller. In Europa und folgerichtig auch im Alpenraum gelte
es daher, das hohe touristische Entwicklungspotenzial abzusichern – hier könnte „theALPS“ zentrale Impulse auslösen. ×
© MCI
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in gemeinsames touristisches Handeln im europäischen Alpenraum – was in den Köpfen vieler Experten nur Wunschdenken war, wird nun Realität: „theALPS“ startet am 13. und 14. September 2010 in Innsbruck mit einem Prolog, in dessen Rahmen die führenden alpinen Tourismusdestinationen den Schulterschluss wagen und sich auf ihre gemeinsamen Stärken besinnen. Diese Prolog- und Informationsveranstaltung mit dem „1. Gipfeltreffen der Tourismusminister der Alpenländer“ mündet 2011 in die erste Vollversion von „theALPS“, die dann zusätzlich mit „theALPS – A new way of trading“ eine innovative Verkaufsplattform sowie mit „theALPS – Best Experiences & Award“ eine Auszeichnung für herausragende touristische Leistungen bieten wird.
HUBERT SILLER
„Konstruktive Unzufriedenheit“ Der Schweizer Zukunftsforscher David Bosshart, CEO des Gottfried Duttweiler Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, untersucht im Rahmen der Auftaktveranstaltung von „theALPS“ insbesondere die Chancen im Alpentourismus vor dem Hintergrund des radikalen gesellschaftlichen Wandels.
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aison: Herr Bosshart, wie schätzen Sie die wirtschaftliche Situation in der Alpenregion derzeit ein? DAVID BOSSHART: Ich glaube, es geht uns allen noch sehr gut, und ich glaube, es braucht eine konstruktive Unzufriedenheit. Es muss eine Kraft losgetreten werden, damit man den Platz, den man heute hat, auch in zwanzig Jahren noch inne haben wird. Die Alpenregion hat immer gewusst, dass sie etwas leisten muss, wenn sie akzeptiert werden will.
truktive Unzufriedenheit zu stimulieren? Der Tourismus ist ganz klar die Software. Es geht letztendlich immer darum, die richtigen Menschen hierher zu bekommen, weil die guten Menschen andere gute Menschen bringen, die die Produkte hier dann auch mit Freude genießen. Aber die Software braucht auch die Hardware. Sie kommen nicht umhin, auch die Industrie, all die hochwertigen, wertschöpfenden Bereiche mit der Software zu verlinken. Es braucht beides.
Für viele Regionen in den Alpen ist der Tourismus existenziell. Trotzdem gilt das alpine Produkt gerade im Sommer als teilweise veraltet. Wie schaff t man es hier, die von Ihnen angesprochene kons-
Glauben Sie, dass es dem Tourismus noch zu gut geht, dass er sich zum Teil noch auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht? Das ist menschlich. Man versucht natürlich, möglichst lang von dem zu pro-
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Der deutsche Markenexperte Prof. Dr. Klaus Brandmeyer thematisiert bei der Prologveranstaltung von theALPS neue Positionierungschancen für die Alpen. Er gilt als Autorität in Sachen Markenführung und hat zahlreiche Bücher zum Thema verfasst.
INITIATOREN Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung mit Land Tirol und Tourismusverband Innsbruck
PARTNER Österreich Werbung, Wirtschaftskammer Österreich, Tiroler Raiffeisenbanken, feratel media technologies AG, Landestourismusorganisationen der österreichischen Bundesländer Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und Steiermark, Wallis Tourismus (Schweiz), Bavarian Alps (Deutschland), Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Best of the Alps
© GOTTFRIED DUTTWEILER INSTITUT FÜR WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT
www.the-alps.eu
DAVID BOSSHART
fitieren, was man gut gemacht hat. Aber es ist richtig, wenn es jetzt zu einem Ruck kommt, wenn Kräfte gemeinsam gebündelt werden. Die Geschichte hat ja gezeigt, dass das immer wieder funktioniert. Ist diese Zusammenarbeit grenzüberschreitend überhaupt möglich? Immerhin sind die einzelnen alpinen Destinationen ja unmittelbare Mitbewerber. Man muss das nüchtern betrachten. Europa ist heute politisch bereits völlig bedeutungslos, wirtschaftlich sind wir aber noch gut. Wenn es uns gelingt, mit der Wirtschaft die politischen Rückständigkeiten zu überwinden, dann haben wir eine Chance. Vielen Dank für das Gespräch.
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© BRANDMEYER MARKENBERATUNG GMBH & CO. KG
„Kreislauf von Erwartung und Erfüllung“
DR. KLAUS BRANDMEYER
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aison: Herr Dr. Brandmeyer, was erwartet die Zuhörer bei Ihrem Vortrag bei „theALPS“? KLAUS BRANDMEYER: Ihn erwartet ein markentechnischer Blick auf die Alpen und auf diejenigen, die dieses Erlebnisfeld in der Hand haben und damit richtig umgehen müssen. Diese Erlebnisfelder sind ja auch Resonanzfelder, die Erfolgsfaktoren versprechen. Wird mit diesen Erfolgsfaktoren immer sehr sorgsam umgegangen? Ich glaube, dass die Beteiligten schon ein Bewusstsein davon haben, dass die Alpen ein starkes Resonanzfeld sind, also in der Seele von Menschen starke Gefühle auslösen. Ich glaube aber, dass sich viele nicht klar darüber sind, welche Gestaltelemente es sind, die eine besonders starke Wirkung auf die Menschen haben. Ist es der Blick vom Gipfel? Ist es der Blick vom Tal hinauf zum Berg? Ist es die Natur im Sinne von Almen, Wiesen und Heu? Oder ist es der Tonfall der Eingeborenen? Darüber gibt es meines Erachtens zu wenig genaues Wissen und deswegen wird mit manchen dieser Teile dann ein wenig sorglos umgegangen. Nehmen Sie als Beispiel die Architektur, die aus der Sicht einiger immer weiterentwickelt werden muss, und wo dann Architektur entsteht, die nicht die Erwartungen derer erfüllt, die mit den Alpen im Herzen dahin reisen. Es gibt also archaische Vorstellungen von Menschen, die in den Alpen Urlaub
machen möchten. Diese garantierten Glücksmomente werden aber zu wenig oft behutsam erfüllt? Ich kann nur hoffen, dass diese Glücksmomente erfüllt werden, damit es zu Wiederholungstaten kommt. Aber man muss sich auch klar darüber sein, dass die geringste Störung in diesen Glücksmomenten schon dazu führen kann, dass die Beziehung abgebrochen wird. Das wissen wir aus allen anderen Bereichen des menschlichen Lebens. Deshalb muss man wissen: Was erwarten die Menschen erstens eigentlich, wenn sie dahin kommen? Und zweitens muss man wissen, dass man diese Erwartung zu erfüllen hat. Das ist die Versklavung, die jeder erlebt, der ein Markensystem führt. Den Vorstellungen entsprechen – ist das nicht ein sehr überschaubarer Anspruch? Das empfindet der einzelne Macher möglicherweise als eine Verpflichtung zur Langeweile und zur elendigen Wiederholung. Aber in diesen Kreislauf von Erwartung und Erfüllung kommt eben auch ein Moment hinein, das Evolution heißt. Man muss auch auf der Höhe der Zeit sein. Man darf sich dabei nur nicht hinreißen lassen, einfach irgendwelche touristischen Erfolgsrezepte von irgendwo aus der Welt zu nehmen, ohne darüber nachzudenken, ob sie stilistisch, kulturell passen und dem ästhetischen Harmoniebedürfnis der Touristen wirklich Genüge tun. Vielen Dank für das Gespräch.
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22 Die alpen saison
Die Alpen verkรถrpern die Sehnsucht nach Freiheit und nach dem Leben mit und in der Natur.
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„Lasst die Alpen sexy sein“ Sehnsuchtsort und Abenteuer – die Alpen sind weltweit bekannt. Doch die touristische Vermarktung ist nicht einfach und muss ständig angepasst werden. Über Chancen und Risiken der Vermarktung einer Gebirgsregion. V o n F lo r i a n G a s s e r
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ie Alpen, der höchste Gebirgszug Europas, beflügeln seit jeher die Fantasie der Menschen. Sie verkörpern die Sehnsucht nach Freiheit und nach dem Leben mit und in der Natur. Auch große Dichter haben sich von den Alpen zutiefst beeindrucken lassen. So schrieb der deutsche Lyriker Friedrich Hölderlin, während einer Reise durch die Alpen, 1801 an seine Schwester: „Die große Natur in diesen Gegenden erhebt und befriediget meine Seele wunderbar. Du würdest auch so betroffen, wie ich, vor diesen glänzenden, ewigen Gebirgen stehn, und wenn der Gott der Macht einen Thron hat auf der Erde, so ist es über diesen herrlichen Gipfeln.“
Vorreiter und Maßstab. Die Alpen waren die erste Gebirgsnatur, die als faszinierend wahrgenommen wurde. Wirkten
die Berge immer bedrohlich, so wich diese Furcht mit dem Beginn des Alpinismus einer Begeisterung. Die Alpen waren damit Vorreiter und auch Maßstab für andere Gebirge. Doch die Landschaft alleine zieht heute nicht mehr, ist der Geograph und Alpenforscher Werner Bätzing von der Universität Erlangen-Nürnberg überzeugt. „Dieses Bild kommt noch aus der Zeit der Industriegesellschaft und hat mit deren Grundprinzipien zu tun. Man vernutzt die Natur im Alltag und bewundert sie dafür am Sonntag. Diesen Gegensatz, ähnlich wie Kapital und Arbeit, braucht es in unserer postmodernen Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr“, sagt Bätzing. Das alte Alpenbild sei unmodern geworden. Im Winter haben es die Alpen allerdings geschafft, ein neues Bild aufzubauen und zu einer modischen Zielregion zu werden. „Für den Sommer fehlt etwas Analoges“, so Bätzing.
Auch Niki Grissmann ist davon überzeugt, dass der Sommer in den Alpen noch erheblich mehr Vermarktungspotenzial hat, als derzeit ausgeschöpft wird. Der Osttiroler veranstaltet alljährlich im September den Dolomitenmann in Lienz, ein Staffelwettbewerb, bestehend aus Berglauf, Paragleiten, Wildwasser-Kajak und Mountainbiken. „Wir vermarkten viel zu wenig das, was wir natürlich haben. Bei Sportarten wie Mountainbiken ist Tirol viel zu spät eingestiegen“, sagt Grissmann. Der Dolomitenmann ist der Prototyp einer Veranstaltung, die sich auf die umgebende Natur bezieht. Ohne diese Verbindung ist das Event undenkbar. „Schon allein durch den Namen haben die Leute einen Bezug zu dieser Veranstaltung, wissen wo sie hingehört und um was es geht.“
Best of the Alps. Die Marke „Alpen“ ist vermutlich einzigartig. Über sieben
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© TVB sEEFELD
„Best of the Alps“-Orte St. Moritz, Chamonix, Seefeld (von links oben im Uhrzeigersinn)
„Man vernutzt die Natur im Alltag und bewundert sie dafür am Sonntag. Diesen Gegensatz, ähnlich wie Kapital und Arbeit, braucht es in unserer postmodernen Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr“. WERnER BÄTZinG, GEoGRaPH UnD aLPEnFoRsCHER, UniVERsiTÄT ERLanGEn-nÜRnBERG
und Deutschland. „Daran lässt sich die Beliebtheit von Österreich, insbesondere als Wintersportdestination, ganz klar erkennen, aber auch ein leichtes schwächeln im sommer ableiten“, sagt susanne stünckel von TUi. Mit 350 seiten ist der Österreichkatalog einer der dicksten des Reiseveranstalters und gerade in den letzten Jahren erlebt das Thema Wandern einen neuen Boom. „Wandern liegt absolut im Trend. in den Katalog haben wir inzwischen auch einen Wanderratge-
„Wir vermarkten viel zu wenig das, was wir natürlich haben. Bei Sportarten wie Mountainbiken ist Tirol viel zu spät eingestiegen“. © PRiVaT
niKi GRissMann, VERansTaLTER DoLoMiTEnMann
ber integriert. Österreich hat dazu sicher das beste angebot“, sagt stünckel. Dennoch bleiben, nicht zuletzt durch die Billigflüge, auch Fernziele ein ernsthafter Konkurrent für den Urlaub in den Bergen. „Das Problem ist, dass die alpen nicht unbedingt dem entsprechen, was ein großer Teil vom sommerurlaub erwartet“, sagt Tourismusberater Werner Taurer. „schönwettergarantie gibt es hier keine. Es ist noch nicht richtig gelungen, die positiven Qualitäten, wie etwa die natur und Umwelt oder die hochwertigen Unterkünfte und infrastrukturen, zu kommunizieren. aber natürlich bieten inzwischen auch beispielsweise Clubs in der Türkei eine sehr gute Qualität. Das ist ein richtig harter Wettbewerb, in dem wir uns hier befinden.“ Ein reines „aufrüsten“ ist keine Lösung, davon ist Werner Bätzing überzeugt: „Viele anbieter haben das Gefühl, dass die alpen aufgewertet werden müssen, um gegen die sonnenziele antreten zu kön-
© U. HanZiG
Landesgrenzen hinweg erstreckt sich das Gebiet, das weltweit bekannt ist. Werner Taurer, von der Münchner niederlassung der Tourismusberatung Kohl & Partner, sieht die alpen als „hochwertige Marke, die sicher weltweit, wie andere markante geographische Regionen auch, zugeordnet werden kann“. Doch gerade bei gebildeteren schichten ist der Markenname nicht mehr nur unbedingt positiv besetzt: „natürlich werden sie mit schöner natur und guter Luft gleichgesetzt, aber gerade in den Hauptherkunftsgebieten gibt es viele sensible Zielgruppen, die damit auch Themen wie Erschließung und vor allem Übererschließung verbinden“, sagt Taurer. Trotzdem: im Winter sind die alpen am touristischen Markt nach wie vor fast konkurrenzlos. in der Rangliste von TUi, dem größten Reiseanbieter Europas, rangiert Österreich über das gesamte Jahr verteilt an siebter stelle. Zu Weihnachten liegt es auf Platz drei, hinter den Kanaren
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„ Härterer Wettbewerb zwingt zu mehr Kreativität“ Gerfried Fleckl, Fachbereichsleiter des Tourismus Marketing der FH Salzburg, über den Wettbewerbsvorteil der Alpen, die Chancen der Kooperation und die Stärkung des Sommerurlaubs
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AISON: Herr Fleckl, wofür steht der Markenname „Alpen“ im internationalen Tourismus? GERFRiED FLECKL: Der alpenraum vereint eine Vielzahl an spannenden Wertekombinationen. Unabhängig von den regionalen Unterschieden finden sich fünf Kernthemen, die mit Urlaub im alpenraum assoziiert werden: unberührte natur, sport und Erholung in Winter und sommer, traditionsreicher Kulturraum, Gesundheit sowie stabilität und sicherheit. Hat sich die touristische Bedeutung der Alpen im Laufe der Jahrzehnte verändert? Ja. Die wichtigste Veränderung ist die Verschiebung von der traditionellen, alpinen sommerfrische hin zum Wintertourismus. Die daraus folgenden Wertschöpfungszuwächse sowie die Perspektive, als Ganzjahresdestination am Markt aufzutreten, haben die Tourismuswirtschaft im alpenraum gestärkt. Dies führte zu einer weltweit einzigartigen Dichte an qualitativ hochwertigen und vielfältigen touristischen angeboten. Gleichzeitig sind durch die aufschließung neuer Urlaubsregionen und Urlaubsthemen die alpendestinationen einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt. im sommertourismus hat das Thema „Bergurlaub“ gegenüber „Urlaub am Wasser“ deutlich an Terrain verloren. im Wintertourismus nivellieren einerseits gute Verkehrsanbindungen zu konkurrierenden Regionen zunehmend den standortvorteil „alpen“, andererseits entstehen neue internationale Mitbewerber wie zum Beispiel sochi. Welche Vermarktungschancen haben die Alpen heutzutage? strategisch vorrangig
ist eine stärkung des sommerurlaubs in den alpen. Hier liegt auch das größte Potenzial. Gleichzeitig darf man aber die Erfolgsgeschichte Wintertourismus nicht aus den augen verlieren. aktuelle studien belegen, dass das Potenzial an skifahrern in Europa deutlich höher liegt als erwartet. Die Jugend mit zeitgemäßen initiativen wieder für Wintersport in den Bergen zu begeistern, sollte für alle alpendestinationen ein vorrangiges Ziel sein. Die überaus positiven gesundheitlichen auswirkungen des skifahrens werden, aus meiner sicht, zu wenig kommuniziert und oft von Diskussionen über Verletzungsgefahren überlagert. Hier ist noch einiges zu holen. Die Konkurrenz ist für die Alpen größer und globaler geworden. Welche Chancen haben die Alpen in diesem Wettbewerb? Der härtere Wettbewerb zwingt die alpendestinationen zu mehr Kreativität und Vielfalt im angebot. aus strategischer sicht sollte aber, neben den investitionen in die Hardware, auch vor allem mehr in die software investiert werden. Damit meine ich einerseits Qualifikationsmöglichkeiten und Beschäftigungsmodelle für Mitarbeiter sowie andererseits gezielte investitionen in die Marke „alpen“. Einen echten Wettbewerbsvorteil hat der alpenraum, abgesehen von den bestehenden angeboten, durch den traditionsreichen Kulturraum und der damit verbundenen besonderen Lebensqualität, die sich touristisch hervorragend vermarkten lässt. so lässt sich ein breiter Themenbogen spannen, der vom internationalen Wettbewerb nur schwer kopiert werden kann. Vielen Dank für das Gespräch.
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nen.“ Das reine Berggehen scheint oft zu wenig Erlebnis zu sein. Um gegen exotische Ziele bestehen zu können, müssen die alpen aufgepeppt und zu einem Event werden. Für Bätzing der falsche Weg: „Das bedeutet auf der einen seite eine investitionsspirale, die nur noch die großen Destinationen durchhalten. Und andererseits bin ich der Überzeugung, dass die Leute motiviert werden können, wieder eigene
Erfahrungen erleben zu wollen. Mit den gekauften angeboten werden ja lediglich vorgegebene Erfahrungen erworben.“
Sandstrand und Bikini. „Lasst die alpen sexy sein“, sagt Markus Tschoner. Der TVB-Chef der olympiaregion seefeld ist derzeit Vorsitzender von „Best of the alps“, einem transnationalen Zusammenschluss von zwölf Destinationen in
„Das Netzwerken unter den Ländern und mit den Pärtnermärkten muss viel stärker angegangen werden wie schon unter den zwölf Mitgliedsorten von ‚Best of the Alps‘ aus Deutschland, Schweiz, Italien, Frankreich und Österreich.“ MaRKUs TsCHonER, TVB-CHEF DER oLYMPiaREGion sEEFELD
Der Strandurlaub als Konkurrenzangebot zu den Alpen: Malediven (oben) und Griechenland
den alpen. „Das image der alpen muss unbedingt wieder aufpoliert werden“, sagt Tschoner. „Man hat sich zu sehr auf den Winter verlassen und natürlich haben wir im sommer keine Wettergarantie wie Meeresdestinationen. aber in den alpen habe ich etwa die Möglichkeit, bei Regen die perfekte infrastruktur unserer Betriebe und orte zu nützen, oder ich habe die Möglichkeit, in die städte zu gehen und Kultur zu genießen. Wo gibt es das sonst?“ auch der Markenname „alpen“ sei bisher zu wenig forciert worden, da sich die alpenländer zu sehr als Konkurrenten gesehen haben. „Das netzwerken unter den Ländern und mit den Pärtnermärkten muss viel stärker angegangen werden wie schon unter den zwölf Mitgliedsorten von ‚Best of the alps‘ aus Deutschland, schweiz, italien, Frankreich und Österreich.“ Die Konkurrenz im sommer lockt mit Billigangeboten, Preisen, denen fast unmöglich etwas entgegengesetzt werden kann. 149 Euro kostet etwa, für die Leser einer deutschen Tageszeitung, eine achttägige Reise an die türkische Ägäisküste – inklusive Unterkunft in Vierund Fünfsternhotels. „Die Frage ist ja gar nicht, ob ich da mithalten kann, sondern, ob ich überhaupt mithalten möchte“, sagt Markus Tschoner. „natürlich muss im Kopf immer drinnen sein, dass wir uns in einem wirklich internationalen Wettbewerb befinden, aber es kann nicht sein, dass wir versuchen, mit solchen angeboten mitzuhalten. Wir sind sowieso schon zu billig. Es kann doch nicht sein, dass man auf einen guten Winter hoffen muss, damit man sich irgendwie über den sommer rettet“, sagt Tschoner und verlangt mehr Mut, auch das zu verlangen, was man wert ist. Ein Umdenken ist dafür aber unerlässlich. „Der Urlaub in den Bergen im sommer ist der Dritt- oder Vierturlaub. Es muss aber wieder en vogue werden, in die Berge zu fahren, und wir müssen uns überlegen, wie wir das vermarkten. Das Thema Wandern hat ein völlig falsches image, das ist nicht nur etwas für ältere Gäste. Wer an orte am Meer denkt, der hat türkisfarbenes Wasser, einen sandstrand und eine braungebrannte Frau im Bikini vor augen. Ein ähnliches Bild braucht es auch für die alpen.“
„Rumbummeln, Ausschlafen und wandern“. Zwar habe das alpine Wandern in den vergangenen Jahren einen Wandel durchlebt und sein verstaubtes image von vor 20 Jahren abgelegt, aber
Werner Bätzing sieht durchaus noch mehr Potenzial. „Es braucht eine zentrale Botschaft der Alpen. Nur die ‚schönen Berge‘, wie noch zu Goethes Zeiten, funktionieren nicht mehr. Auch das Winterimage, das ein sehr technisches ist, kann nicht für die gesamten Alpen stehen.“ Sein Vorschlag geht deshalb in eine andere Richtung: „Menschen bekommen im Alpenraum wieder Zugang zu sich selbst, können eigene sinnliche Erfahrungen mit der Natur machen.“ Auch kleinere Tourismusorte, die sich die technische Aufrüstung nicht leisten wollen und können, hätten bei diesem Image mehr Chancen. Derzeit spiele bei der Wahl des Urlaubsortes das jeweilige Angebot eine große Rolle. „Die Leute haben Angst, etwas zu verpassen.“ Doch wirklich genützt werde lediglich ein Bruchteil des Angebots, ist Bätzing überzeugt. „Auf diesen Widerspruch muss man hinweisen und fragen: Was möchten Sie im Urlaub wirklich machen?“ Die Antworten darauf sind laut Bätzing meist ganz traditionell und weit weg von einem durchgestylten Eventurlaub: „Rumbummeln, ausschlafen und ein wenig wandern.“ ×
© Red Bull Photofiles
Alpenevent Dolomitenmann
28 Die Alpen saison
„Das Gipfelglück ist nur ein Klischee“ Was macht die Faszination der Berge aus? Warum nehmen viele Menschen große Gefahren in Kauf, um auf den Gipfel zu gelangen? Der Extrembergsteiger Reinhold Messner im Interview. D a s G e s p r ä c h f ü h r t e S y lv i a A i n e t t e r
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aison: Herr Messner, lassen Sie uns über die Berge sprechen! Das ist doch ein schönes Thema. Reinhold Messner: Die Berge sind ein schönes, aber auch ein dramatisches Thema. In den Bergen gibt es viele Tote. Das liegt daran, dass viel mehr Menschen hinaufgehen als früher. Dabei verlieren sie mehr und mehr das Wissen um die Gefahr. Ihnen wird eine Sicherheit vorgegaukelt, die es so nicht gibt. Und sie vergessen, dass jeder für sich selbst die Verantwortung trägt.
Haben die Menschen zu wenig Respekt vor der Natur? Die Beziehung des Menschen zur Natur hat sich in den letzten 1000 Jahren stark verändert. Das Verhältnis Mensch-Berg ist heute ein steriles. Der Berg ist zu einem Stück Zivilisation geworden, zu touristisch erschlossenem Gebiet. Der Berg ist kein Stück Wildnis mehr, in dem die Natur nicht in Ketten gelegt ist. Damit geht natürlich auch das Gefühl des Besuchers verloren, dass er sich in einem gefährlichen Raum befindet.
Was suchen die Menschen in den Bergen? Einsamkeit? Nein. Das glaube ich nicht. Heute gehen 90 Prozent der Bergsteiger dorthin, wo alle anderen sind. Siehe Everest: Da sind im Frühling 2000 bis 3000 Leute. Sie fühlen sich dort nur wohl, weil da ganz viele andere sind. Ich selbst habe einen ganz anderen Zugang zu den Bergen. Meine ersten starken Erfahrungen habe ich in den Bergen gemacht. Angst zu haben, nicht mehr zurückzukommen, zum Beispiel. Sie sind also gern allein? Ja, aber ich bin nicht der klassische Alleingänger. Ich gehe allein, ich bin in allen Sparten auch allein geklettert, um zu sehen, ob ich auch mit mir selbst zurechtkomme. Ich mag nicht im Pulk gehen. Beim Gehen bin ich gerne für mich. Auf einer Hütte oder in einer Pause bin ich gern unter Menschen und teile mit ihnen meine Erfahrungen. Was macht das Bergsteigen zum Abenteuer? Zum Abenteuer braucht es drei Ingredienzien: Es braucht Schwierigkei-
ten, die ich überwinden können muss. Es braucht Gefahr, der ich ausweichen können muss, und es braucht die Exposition. Und Letzteres ist der Schlüssel. Je weiter ich von der Sicherheit entfernt bin, je weiter oben ich bin oder je weiter draußen, umso mehr spüre ich die Gefahr. Sie haben 2004 die Wüste Gobi durchwandert. Wo sind die Parallelen zwischen Berg und Wüste? Es gibt eine geographische Parallele: Der Berg ist eine aufgehäufte Masse Steine. Die Wüste ist eine hingestreute Masse Steine. Wo heute eine Wüste ist, waren früher Berge. Das Entstehen der Wüsten ist das Ergebnis des Alterungsprozesses der Gebirge. Die Wüste suggeriert ein alterndes Gebirge. Es macht dem Wüstenwanderer klar, dass auch er altert. Hat sich durch diese Erkenntnis Ihre Sicht auf das Altern verändert? Die Wüstenexpedition war ein Alterseinsehen. Es braucht eine wesentliche Erfahrung, sich dem Altern zu stellen und genau das zu tun, was
Š Gerhard Berger
29
30
Macht es Sie glücklich, auf einem Gipfel zu stehen? das „Gipfelglück“ ist nur ein Klischee. der Gipfel ist kein besonderer ort, er ist nur der ort der Umkehr. am meisten passiert bei der Rückkehr. Es macht Sie nicht glücklich? Warum gehen Sie dann hinauf? es geht um die auseinandersetzung mit den eigenen sorgen und Ängsten. Wer hinaufsteigt, erfährt anstrengung, Zweifel und angst. das Glück stellen sich nur die Menschen vor, die unten bleiben und nicht verstehen, warum jemand auf den Berg geht. die einzige erklärung für sie ist, dass man oben am Gipfel überglücklich sein muss. aber die meisten Bergsteiger schwitzen und haben schmerzen, angst und sorge. dazu muss man auch stehen, das geht aber nur, wenn man das Bergsteigen auch als ein sich-infrage-stellen sieht. es ist auch ein irrtum, dass man beim Bergsteigen seine Grenzen überschreitet. Vielmehr erfährt der Bergsteiger seine Begrenzungen. das ist ein großer Unterschied. Sie müssen bei Ihren Extremtouren immer wieder Todesangst gehabt haben. die angst ist Teil des spiels. ich brauche Mut, um mit der angst zurechtzukommen, ich muss angst und Mut ins Gleichgewicht bekommen. im Grunde sind angst und Mut eine einheit. die darf nicht getrennt werden. Wer nur aus angst besteht, geht nicht weiter. Wer keine angst hat, wird sich
ZUR PERSON Reinhold Messner (geb. 1944) ist extrembergsteiger, abenteurer und Buchautor aus südtirol. er ist der erste Mensch, der auf den Gipfeln aller 14 achttausender stand (1970–1986). derzeit widmet er sich seinem Projekt Messner Mountain Museum und seiner stiftung MMF, die Bergvölker weltweit unterstützt. Messner erhielt zahlreiche Preise und ehrungen, u. a. die „Patron‘s Medal“ der Royal Geographic society für seinen Beitrag zum Bergsteigen und für die Berggebiete. diese auszeichnung ist eine der höchsten, die das britische Königshaus vergibt.
in eine situation begeben, in der er sterben wird.
Auf Schloss Sigmundskron bei Bozen eröff nete Reinhold Messner 2006 das Messner Mountain Museum
War die Angst nie größer als der Mut? doch, natürlich! ich habe oft Vorhaben abgebrochen. ein drittel meiner großen abenteuer habe ich nicht zu ende gemacht. aber es gibt auch den Point of no return. in einem bestimmten Moment kommen sie nicht mehr aus, nicht mehr vor und zurück: dann entsteht eine völlig neue situation. dann wird der Mensch überwach und entwickelt Kräfte, von denen er nicht einmal ahnte, dass er sie hat. aber man sollte immer unter der leistungsgrenze bleiben. Was war Ihre riskanteste Unternehmung? die expedition zum nanga Parbat 1970. am ende kamen wir an genau so eine Grenzsituation. Wir konnten nicht aus. entweder wir gehen runter oder wir sterben. eine andere Wahl hatten wir nicht. Inwieweit hat Sie diese Erfahrung verändert? dass ich weiß, dass wir wirklich sterben. ich war damals sehr jung. es wurde mir dabei erst klar, dass der Tod eine Tatsache ist. ein erwachsener Mensch ist erst erwachsen, wenn er mit jeder Faser seines Körpers weiß, dass er sterblich ist. erst mit diesem Wissen kann man das leben intensiv leben. seit 40 Jahren mache ich genau das, was ich gern tue. das hat mir auch den Vorwurf eingebracht, ich sei der totale egoist. aber warum sollte ich etwas tun, was mir irgendwelche Journalisten, Politiker oder der Papst vorgeben? ich mache meine sachen.
Reinhold Messner auf Schloss Sigmundskron
Sind Sie nicht religiös? ich bin sehr religiös. aber nicht im christlichen sinne. ich respektiere alle Religionen. die Menschen haben sich vor Tausenden Jahren schon gefragt, woher sie kommen und wohin sie gehen. die antworten darauf waren ganz andere als heute. die große Frage ist aber, woher das Bewusstsein kommt. das ist es, was alle Menschen verbindet. der dalai lama sagt, eine friedliche Menschheit sei nur möglich durch compassion, also das Mitgefühl. Sie sehen das alles sehr pragmatisch. aber ja. die Götter sind alle menschgemacht. Wenn ein Meteorit einschlagen sollte und die Menschen aussterben, gibt es auch keine Götter mehr. so einfach ist das. Wir Menschen nehmen uns viel zu wichtig. Vielen Dank für das Gespräch.
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© GeRhaRd BeRGeR (2)
man kann. ich schließe nicht aus, dass ich diese Museumsgeschichte (anm.: Reinhold Messer hat 2006 das Messner Mountain Museum in Bozen eröffnet) erfunden habe, um das altern leichter zu meistern. Unterbewusst. ich habe mir eine aufgabe gesucht, die zu meinem alter passt, die mich ausfüllt und fordert. stellen sie sich vor, ich müsste jetzt auf den everest hinauf: mit drei sherpas, die mich ziehen, und drei, die hinten schieben, und einem, der die sauerstoff flasche hält! (lacht)
FRISCHER GEHT’S NICHT. 31
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32 DIE ALPEN SAISON
7,1
48 %
3,9
Europa
3 % Afrika
Naher Osten
19 %
5,5
Amerika
24 %
5 %
Naher Osten
4,1
6,2
Asien und Pazifik
Gesamt
Südasien
6,5
Ostasien und Pazifik
Amerika
Internationale Ankünfte: Prognostizierte durchschnittliche Wachstumsrate von 1995–2020
Tourismuseinnahmen 2009
GEGENWART
3,0 Europa
Angaben in Prozent
ZUKUNFT
Internationale Ankünfte 2009
16 %
Afrika
Entwicklung Internationale Ankünfte
6 %
Naher Osten
Amerika
21 %
5 % Afrika
Asien und Pazifik
52 %
Europa
Angaben in Prozent 65
65 60 55
55
50
50
45
45
40
40
35
35
30
Die Welt und die Alpen
60
-13,9 %
30
+11,0 %
25
25
20
20
15
15 10
10
+ 1,4
5
% 5
Zahlen, Daten, Fakten zum Tourismus Europa hält den mit Abstand größten Anteil am Welttourismus. Doch die Vormachtsstellung bröckelt. QUELLEN:
T I R O L W E R B U N G , W O R L D T O U R I S M O R G A N I Z AT I O N ( U N W T O ) A S TAT I N F O, T O U R I S M U S I N E I N I G E N A L P E N G E B I E T E N 2 0 0 8 E U R . A C /A G R A L P D E .W I K I P E D I A . O R G
G R A F I K : M A R C O LÖ S C H
1995 Europa Amerika
- 1,2 %
2000
2005
2010
2015
Ostasien und Pazifik Naher Osten
2020
+ 2,2 % + 0,5 %
Südasien Afrika
33
DIE ALPEN
Übernachtungen Gastgewerbliche Beherbergungsbetriebe ausgewählter Alpenländer – 2008 Region
Tirol Südtirol Salzburg Bayern Trentino Graubünden Vorarlberg Tessin Sondrio Belluno St. Gallen Gesamt
Übernachtungen
Aufenthalt Dauer
Ankünfte
Anteil Übernachtungen
Anteil Ankünfte
31.735.223
4,6
6.901.834
27,9%
24,8%
22.355.635
5,0
4.503.204
19,7%
16,1%
16.779.817
4,0
4.211.480
14,8%
15,1%
12.528.248
3,2
3.856.883
11,0%
13,8%
11.300.262
4,6
2.446.427
9,9%
8,8%
6.206.022 5.164.248 2.596.490 2.004.362 2.000.800 1.048.789 113.719.896
3,2 3,8 2,3 3,8 4,1 2,3 4,1
1.968.763 1.366.879 1.148.222 527.050 493.596 460.593 27.884.931
5,5% 4,5% 2,3% 1,8% 1,8% 0,9% 100,0%
7,1% 4,9% 4,1% 1,9% 1,8% 1,7% 100,0%
TOP-TEN
der Destinationen weltweit (Ankünfte 2009)
1.
F
Frankreich
6.
GB
Vereinigtes Königreich
2.
USA
USA
7.
TR
Türkei
3.
E
Spanien
8.
D
Deutschland
4.
CHN
China
9.
MAL
Malaysia
5.
I
Italien
10.
MEX
Mexiko
11.
A
Österreich
HERKUNFTSLÄNDER
Der Großteil der Touristen in den Alpenländern kommt aus Deutschland (44,1%). Dahinter folgen Italien (17,6%), Schweiz (7,7%) und Österreich (7%). In den meisten Gebieten kommt der Großteil der Gäste aus dem eigenen Land. Ausnahmen sind die österreichischen Alpenländer und Südtirol, wo Gäste aus Deutschland den heimischen Markt zahlenmäßig übertreffen.
Allgemeine Daten der Alpenstaaten Staat
Deutschland Frankreich Italien Liechtenstein Monaco Österreich Schweiz Slowenien Gesamt
Alpenbevölkerung in %
Alpenanteil am Staat: Fläche in %
Alpenanteil am Staat: Bevölkerung in %
1.380.000
10,1
3
2.450.000
18,0
7
2 4 7 100 100 50 23 32 –
Alpenfl äche in km2
Alpenfl äche in %
Alpenbevölkerung
11.100
5,8
40.800
21
52.000
27
4.100.000
30,1
17
160
0,08
35.000
0,2
100
2
0,001
17.000
0,1
100
54.600 24.850 6.800 190.900*
29 13 3,5 100
4.000.000 1.740.000 640.000 13.600.000
29,4 12,8 4,7 100,0
65 60 40 –
34 die alpen
Die Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen: Hüttenwirt Thomas Fankhauser sieht sich als „Tourismusunternehmer“.
Tourismusbetrieb Alpenverein Der Alpenverein ist längst mehr als ein Klub von Bergfexen. Er ist ein wichtiger Faktor im Alpintourismus und nicht selten gefangen zwischen seinen Rollen als Naturschutzorganisation und Tourismusbetrieb. V o n F lo r i a n G a s s e r
© fankhauser
saison
35
R
und 350.000 nächtigungen jährlich, 800 arbeitsplätze und 13.000 Betten – nicht Österreichs größte hotelkette, sondern die eckzahlen des oesterreichischen alpenvereins (oeaV). Der alpenverein ist ein Big-Player im heimischen Tourismus und der größte Beherbergungsbetrieb des Landes. oftmals eine Zwickmühle für den alpenverein, sieht er sich doch selbst auch als naturschutzorganisation. Das Wort „Tourismus“ kommt in seinen statuten nicht einmal vor. Die drei hauptaufgaben sind die förderung des Bergsports, die Jugendarbeit und der alpine natur- und umweltschutz.
Meilenstein. Doch der wissenschaftliche fokus wurde nicht überall mit Wohlwollen verfolgt. auch die zentralistische organisationsform – die Zentrale war in Wien und der Verein war an die Wiener universität angedockt – stieß vielen sauer auf. so kam es 1869 zur Gründung des Deutschen alpenvereins in München, dessen statuten zwar ähnlich lauteten, der jedoch den Wege- und hüttenbau massiv forcierte.
„Sonntags-Touristerei“.
Gerade in Tirol gab es anfangs Widerstand gegen den aufkommenden Bergtourismus. Die „Brixner Chronik“, eine zweimal wöchentlich erscheinende „Zeitschrift für das katholische
rief auch kritiker auf den Plan. „Je mehr Leute kamen, umso breiter wurden auch die ansprüche an die hütten“, sagt die ethnologin ingeborg schmid-Mummert. „Dagegen haben sich viele gewehrt, gerade die Bergsteiger, die von sich sagten, sie hätten das nicht nötig und bräuchten den komfort des Tals nicht auch auf 3000 Metern.“ Das resultat waren die 1921 beschlossenen Tölzer richtlinien: neue hütten sollten wieder klein und bescheiden sein. Große neubauten sollte es in Zukunft keine mehr geben. Doch die fronten brachen immer wieder auf, zwischen jenen, die die alpen als exklusives abenteuer verstanden, und
Das weltweit größte Sportgerät. robert renzler, Generalsekretär des oeaV, hört es nicht gerne, wenn vom alpenverein als Tourismusunternehmen gesprochen wird: „Wir sehen uns eigentlich nicht als Tourismusbetrieb. Die touristische aufgabe des alpenvereins ist Mittel zum Zweck, um den Bergsport zu fördern“, sagt er. „Dabei stellen wird das weltweit größte sportgerät zur Verfügung, die alpen.“ Doch auch dieses selbstverständnis war nicht immer common sense im alpenverein. Der ursprüngliche Gedanke bei der Gründung 1862 war die förderung der Wissenschaft (siehe kasten „Geschichte des alpenvereins“). Die erschließung und der Bau der hütten waren primär dazu da, einen wissenschaftlichen Zugang zu bekommen. auch die karten, die vom hochalpinen Gelände angefertigt wurden, waren wissenschaftlich notwendige arbeiten, um das Gebirge zu erschließen. Das Gebiet war bis dato nur schlecht kartographisch erfasst. „Das militär-geographische institut erfasste nur die niederungen genau, der hochalpine raum war wirtschaftlich und militärisch uninteressant und wurde daher nur sehr schematisch dargestellt“, sagt Martin achrainer vom archiv des oeaV. Die neuen karten im Maßstab 1:25.000 waren ein
„Natürlich stellt sich oft die Frage, wie wir etwa mit Verpackungsmüll umgehen, wenn wir zum Beispiel für Gäste abgepackte Butter anbieten müssen“. ThoMas fankhauser, hÜTTenWirT
Volk“ glaubte 1892 die Gründe für die massiv gestiegene anzahl an Bergunfällen gefunden zu haben: nicht die große ausbreitung des Tourismus sei schuld, vielmehr seien der „nichtbeachtung der sonntagspflicht“ und der „ärgerniserregenden sonntags-Touristerei“ die unglücke zuzuschreiben, denn „eine ungeahnte Menge der verunglückten Touristen“ seien „an sonn- und festtagen verunglückt“. Doch diese kritik verstummte rasch. „es stellte sich einfach bald der erfolg ein und man sah, dass die Tiroler nicht plötzlich alle protestantisch wurden“, sagt Martin achrainer. „Gegen ende des 19. Jahrhunderts war es mit dieser kritik vorbei.“ Der hüttenbau wurde in dieser Phase massiv vorangetrieben. Bis zum ende des Jahrhunderts wurden bereits 300 hütten eröffnet. Doch der Boom
„Wir sehen uns eigentlich nicht als Tourismusbetrieb. Die touristische Aufgabe des Alpenvereins ist Mittel zum Zweck, um den Bergsport zu fördern“. roBerT renZLer, GeneraLsekreTÄr Des oeaV
den anderen, die das Bergerlebnis für alle zugänglich machen wollten. „Teile vom alpenverein haben sich darin gesuhlt, die Berge nicht nur zu begehen, sondern sie auch zu verstehen. Das ist schon ein elitärer anspruch, den es auch heute noch gibt. auch beim naturschutz scheiden sich oft die Geister“, sagt schmidMummert. „auf der einen seite etwa die sportkletterer und auf der anderen seite die vehementen Verfechter des edelweißpflückverbotes. Dabei sollte es darum gehen, alle interessen unter einen hut zu bringen.“ auch das selbstverständnis des alpenvereins unterlag Wandlungen. Wehrte er sich zu Beginn noch gegen Bergsteiger, weil diese ein rein sportliches interesse verfolgen würden, so sah er sich später als deren anwalt und war gegen Touristen in den alpen.
Unrentables Kerngeschäft. heute sieht man das ein wenig entspannter. Thomas fankhauser, hüttenwirt der franz-senn-hütte in den stubaier alpen, versteht sich als „Tourismusunternehmer“. ein spannungsfeld mit dem naturschutz sieht er dabei nur bedingt. „Der naturschutz ist Teil unseres Produktes, das wir verkaufen“, sagt er. und doch gibt es in fragen der organisation schon immer
36 wieder kleinere Balanceakte. „natürlich stellt sich oft die frage, wie wir etwa mit Verpackungsmüll umgehen, wenn wir zum Beispiel für Gäste abgepackte Butter anbieten müssen“, sagt fankhauser. „hier muss man schon manchmal kompromisse eingehen.“ 190 schlafplätze finden sich in seiner hütte. 13 Personen arbeiten dort oben, auf über 2100 Metern. eine homepage ist für fankhauser heute genauso eine selbstverständlichkeit wie das angebot von mobilem internet für die Gäste. Zwar sind die hütten eines der kerngeschäfte des alpenvereins, doch rentabel sind sie nicht. Der größte Beherbergungsbetrieb Österreichs arbeitet defizitär. ein Drittel der erhaltungskosten der hütten muss der oeaV zuschießen. „nicht zuletzt durch massive umbauten ab Beginn der 1990er Jahre hat sich der hüttenbetrieb enorm verteuert“, erklärt robert renzler. Viele hütten haben auch ihre aufgabe als Zwischenstation verloren. Zur Belebung wird nun versucht, andere funktionen zu finden, etwa durch den umbau von Teilen der hütten zu seminarräumen. „Wir müssen nachziehen, das ist ganz klar. früher war etwa keine Dusche notwendig, das ist heute fast undenkbar“, so renzler und fügt hinzu: „natürlich erhalten wir das Bestehende, aber trotzdem sind wir kein Tourismus-
„Natürlich sind wir zum Teil ein Tourismusbetrieb. Aber wir versuchen schon immer den Spagat zur Naturschutzorganisation zu schaffen“. ThoMas BuCher, DaV
betrieb.“ Doch nicht nur werden seit den 1980er Jahren keine neuen hütten mehr gebaut, auch auf neue Wege wird verzichtet und eingriffe in die Bergwelt werden abgelehnt. „Das Tourismuskapital ist die naturbelassene Landschaft. Wir verwehren uns demnach auch gegen eine ‚eventisierung‘ der Berge, etwa durch aussichtsplattformen auf den Gipfeln.“
Hüter der naturbelassenen Landschaft. auch der Deutsche alpenverein, der in Tirol mehr hütten betreibt als der oeaV, sieht sich oft im spannungsfeld zwischen naturschutz und Tourismus. „natürlich sind wir zum Teil ein Tourismusbetrieb. aber wir versuchen schon immer den spagat zur naturschutzorganisation zu schaffen“, sagt Thomas Bucher vom DaV. etwa bei Münchens olympiabewerbung. „Wir haben es uns nicht leicht
gemacht, die richtige Position zu finden. inzwischen sind wir an der Bewerbergesellschaft beteiligt und wollen unser know-how für möglichst ökologische spiele einbringen.“ ingeborg schmid-Mummert sieht in Zukunft weitere Themen auf den alpenverein zukommen. „für viele sektionen stellt sich derzeit etwa die frage, ob sie sich eine kletterhalle leisten oder das Geld verwenden, um ihre hütten zu erhalten. Das werden große fragen, denen sich der alpenverein wird stellen müssen.“ Der alpenverein wird wohl immer in einem spannungsfeld bleiben, als naturschutzorganisation und als Tourismusbetrieb. auch wenn robert renzler die alpen als „sportgerät“ betrachtet, die hauptaufgabe des alpenvereins ist für ihn klar: „Wir sehen uns als hüter der naturbelassenen Landschaft.“ ×
© oeaV/r.frieDriCh
Als 1879 die Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen eröff net wurde, steckte die touristische Erschließung der Alpen noch in den Kinderschuhen.
37
Geschichte des Alpenvereins 1862 wird der Oesterreichische Alpenverein in Wien gegründet. Vereinszweck war „die kenntnis von den alpen zu verbreiten, die Liebe zu ihnen zu fördern und ihre Bereisung zu erleichtern“. Doch die Beschränkung auf die Wissenschaft und die zentralistische organisation war für viele nicht akzeptabel. Daher wurde 1869 der Deutsche Alpenverein in München gegründet. Das „Deutsch“ bezieht sich dabei nicht auf einen staat, sondern auf die „Deutschen alpen“. 1873 fusionieren der oeaV und DaV zum DuOeAV. Bis zum ersten Weltkrieg entstehen fast 400 sektionen. 1914 waren bereits 319 Hütten mit über 8500 Schlafplätzen im Besitz des alpenvereins. Die namen der hütten, etwa „Berliner Hütte“, weisen noch heute auf die sektion hin, die sie einst errichtet hat. 1919 führen die meisten sektionen den „Arierparagraphen“ ein und schließen Juden von der Mitgliedschaft aus. In den 1920er Jahren explodiert die Mitgliederzahl, die hütten sind stark überfüllt. ein Teil des alpenvereins setzt sich dafür ein, die hochalpinen regionen den Bergsteigern vorzubehalten und „zu den Wurzeln zurückzukehren“. Der komfort auf den hütten wird von ihnen abgelehnt. es entsteht ein erster konflikt zwischen
den interessen der Bergsteiger und des Massentourismus. 1927 wird als reaktion darauf die „Erhaltung der Ursprünglichkeit und Schönheit des Hochgebirges“ in die satzung aufgenommen. Mit dem Anschluss Österreichs 1938 erhielt der alpenverein die staatliche aufgabe des „fachamtes für Bergsteigen im reichsbund für Leibesübungen“. außerhalb des DaV durfte kein Verein von Bergsteigern mehr bestehen. 1951 übernahm der alpenverein wieder die Bezeichnung oesterreichischer alpenverein. Die hütten der ehemaligen reichsdeutschen sektionen kommen nach der unterzeichnung des staatsvertrages an die ursprünglichen Besitzer, die sektionen des Deutschen alpenvereins, zurück. in den Jahren danach setzten neue entwicklungen und strömungen im alpenverein ein. so wurde in den 1980ern durch die wachsende Umweltbewegung der naturschutz aufgewertet. auch bei der Durchsetzung des nationalparks hohe Tauern war der oeaV maßgeblich beteiligt. Anfang der 1990er Jahre stieg durch den Boom im Bergsport die Mitgliederzahl rasant an. Heute ist er mit 380.500 Mitgliedern der größte alpine Verein Österreichs. × Die Wärmepumpen-Systemlösung Die Heizung mit Erdwärme: sparsam – sauber – zukunftssicher! Die Pionierleistung und Entwicklung von Klemens Waterkotte, von ihm zum Erfolg geführt
Der oesterreichische alpenverein in Zahlen
• 380.500 Mitglieder • 195 Sektionen • 238 Hütten, die jährlich von 970.000 Gästen aufgesucht werden. • 13.000 Schlafplätze, 350.000 Nächtigungen jährlich. • Gemeinsam mit dem DaV betreut der oeaV insgesamt 40.000 Kilometer Wege in Österreich – das entspricht der Länge des Äquators.
seit 1969 www.waterkotte.de
38 DIE ALPEN SAISON
Alpenurlaub in 20 Jahren Der klassische Skiurlaub gehört der Vergangenheit an. Warum, wohin und wie lange wird der Tourist der Zukunft verreisen? Ein Ausblick. V O N S Y LV I A A I N E T T E R
G
enau 41,5 Prozent der EUBürger sagen, sie würden eher auf den Skiurlaub als auf Sommerreisen oder Städtetrips verzichten. Das muss uns zu denken geben.“ Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Österreichs, sieht die Zukunft des Alpintourismus kritisch. Wie er untersuchen zahlreiche Wissenschaftler Reisegewohnheiten und deren Entwicklung. Beobachtungen über längere Zeiträume sollen Trends erkennen lassen und zeigen, vor welchen Herausforderungen der Tourismus der Zukunft steht. Für den Alpintourismus sehen die Zukunftsforscher bereits heute Handlungsbedarf. Dabei schaut doch alles ganz gut aus: Die Nächtigungszahlen legten in den ersten fünf Monaten des Jahres 2010 um 4,9 Prozent zu. Die Wirtschaftskrise scheint überstanden zu sein, die Touristiker sind positiv gestimmt. In einer Umfrage der Tirol Werbung Anfang des Jahres glauben immerhin 13 Prozent der befragten Unternehmer an eine Verbesserung, nahezu zwei Drittel an ein Gleichbleiben der Situation. Aber auch Peter Zellmann, Zukunftsforscher und Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung in Wien, warnt vor zu viel Gelassenheit: „Touristiker, die sich jetzt nicht mit den gegenwärtigen
Trends auseinandersetzen, werden künftig nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ Auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen, sie ernst zu nehmen und darauf basierend neue Konzepte zu entwickeln, sei der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Alpentourismus. Doch wie sehen die aktuellen Urlaubstrends aus? „Bei der Urlaubsplanung steht die Frage, wo man hin will, nicht mehr im Vordergrund. Kunden fragen ,Was will ich erleben?’ und suchen dann die Destination aus“, erklärt Harry Gatterer. „Wir wollen nicht nur weg, um uns zu entspannen. Vielmehr geht es darum, sich selbst zu spüren, zu entdecken und zu verstehen.“
Individualreisen.
Das Zauberwort heißt Selfness: Der moderne Tourist will nicht mehr passiv Wellnessbehandlungen über sich ergehen lassen, sondern aktiv an seiner Entspannung und der Verbesserung seiner Lebensqualität mitarbeiten. Die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit steht im Vordergrund. Meditation in unberührter Natur, Fastenkuren, Entspannungstechniken zum Stressabbau und Bewegung statt Sport sind nur einige Beispiele für Selfness. „Reisen wird vielschichtiger und individueller“, fasst Gatterer zusammen. Das betrifft allerdings nicht nur die Rei-
© THOMAS KALAK
„Nur jedes Jahr einen neuen Lift zu bauen, ist zu wenig.“ HARRY GATTERER, TRENDFORSCHER, GESCHÄFTSFÜHRER DES ZUKUNFTSINSTITUTS ÖSTERREICH UND EXPERTE FÜR „NEW LIVING“.
semotivation. „Hoteliers müssen flexibler werden, was die Länge des Aufenthalts und den Tag der Anreise betrifft“, rät Zellmann. Der klassische Winterurlaub von Samstag bis Samstag gehört der Vergangenheit an. Generell existiere das Modell mit zwei Wochen Sommer- und einer Woche Winterurlaub nicht: Und wer im Winter nicht ohnehin lieber in den Süden fährt, nimmt sich immer seltener ganze sieben Tage Zeit für Wintersport. Im Trend sind Skiwochenenden bzw. 4-Tages-Skiurlaube. Generell wird lieber öfter, dafür aber kürzer Urlaub gemacht. Laut IFT lag die durchschnittliche Reisedauer der Österreicher im Jahr 2009 bei 11,32 Tagen. Im langjährigen Vergleich ist sie merklich gesunken: Vor 15 Jahren betrug sie noch 13,05 Tage. Bei den deutschen Bundesbürgern ist die Situation ähnlich: Nach einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. dauerte 2009 eine durchschnittliche Reise unserer nördlichen Nachbarn genau 13 Tage, im Jahr 2003 noch 14,4 Tage.
Technikjunkies. Der Urlaub beginnt für die meisten nicht mehr am ersten Urlaubstag, sondern bereits viel früher – im Internet. „Schon heute informieren sich 60 Prozent der Reisenden vorab im Web. Nehmen Sie nur Google Earth! Sie schauen sich alles genau an: keine Überraschungen mehr“, sagt Gatterer. Bei einer Befragung durch Fast Future Research gaben 74 Prozent der Befragten an, künftig eine OnlineCommunity vor der Buchung befragen zu wollen. Reiseforen, Social Networks, WebCams – die Reisevorbereitung findet im virtuellen Raum statt. Aber das Netz dient nicht nur zur Informationsbeschaffung, auch Buchungen erfolgen immer öfter online. „Touristiker, die jetzt noch nicht
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„Urlaubsgewohnheiten sind kalkulierbar“
Erinnerungen gegen Geld.
Für einfallsreiche Touristiker lohnt sich der Aufwand: Durchschnittlich lassen sich Deutsche wie Österreicher ihren Urlaub 1038 Euro kosten. „Geld wird punktueller und gezielter ausgegeben. Angebote, die superspeziell, außergewöhnlich oder einfach für den Einzelnen total treffend sind, werden aber auch gut bezahlt“, bestätigt Gatterer. Immer mehr Menschen würden allerdings auf „Überservice“ verzichten und sogenannte „Chic&Basic“-Produkte buchen, wie zum Beispiel einen billigen Flug und ein edles Hotel. Zweck des Urlaubs sei jedoch in erster Linie, etwas Einzigartiges zu erleben. „Reisen ist immer Erinnerungsdesign. Gerade in den Alpen muss man auch zeigen, dass man hier modern ist und sich mit Ökologie ernsthaft und innovativ beschäftigt“, rät Gatterer, „es sollte gelingen, authentisch und echt zu bleiben, ohne den Anschluss zu verpassen: Der direkte Kontakt zur Natur, die Freude an Extremen in Verbindung mit Tradition – das wird auch in Zukunft interessant bleiben.“ ×
Prof. Peter Zellmann, Experte für „New Living“, im Interview
S
aison: Wie wird der Tourismus im Alpenraum in 20 Jahren aussehen? PETER ZELLMANN: Im Prinzip gleich wie heute. Für die Tourismuswirtschaft in den nächsten 20 Jahren sind die Urlaubsgewohnheiten nachhaltig kalkulierbar, dramatische Änderungen sind nicht zu erwarten. Touristiker, die flexibel sind, können sich auf kleinere Modewellen problemlos einstellen. Was ist mit den Prophezeiungen, dass Geschäfts- und Urlaubsreisen kaum mehr unterscheidbar sein werden, Menschen mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen etc.? Das ist schon seit einigen Jahren so! Die Ganzheitlichkeit der Lebensstile hat in den 70ern und 80ern eingesetzt. Alle Aspekte wie Ökologie, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Flexibilität in der Urlaubsplanung, das Internet als Informationsquelle bei der Urlaubsplanung – das alles ist bereits Realität! Natürlich schließen sich dem jetzt immer mehr Menschen an, von einer neuen Entwicklung zu sprechen, ist aber nicht richtig. Wird das Internet bei Urlaubsplanung und -buchung an Bedeutung gewinnen? Das Internet ist jetzt schon immens wichtig. Hotels, die heute noch nicht im Internet sind, wird es in 20 Jahren nicht mehr geben – die sind jetzt schon nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Buchungstools sind jetzt aber noch zu unflexibel. Das wird in 20 Jahren besser sein. Aber deswegen werden nicht mehr Menschen verreisen.
© WILKE
im Internet vertreten sind, werden in 20 Jahren nicht mehr vom Fremdenverkehr leben können“, prognostiziert Zellmann. Aber nicht nur ein moderner Internetauftritt, sondern auch die technische Ausstattung der Unterkunft wird immer wichtiger. Die Grenze zwischen Privatund Geschäftsreise ist nicht mehr klar zu ziehen. „Wir steuern auf eine kreative Ökonomie zu, in der Urlaub nicht mehr zwingend das Gegenteil von Arbeit ist“, erklärt Gatterer. Aus diesem Grund verlangen Reisende häufiger nach kostenlosem technischen Support wie Kopierer und W-Lan, selbst wenn sie sich im Urlaub befinden.
„Richtig erfasste Bedürfnisse lassen zukunftsfähige Angebote entstehen.“ PETER ZELLMANN, LEITER DES INSTITUTS FÜR FREIZEIT- UND TOURISMUSFORSCHUNG
Was müssen Touristiker außerdem beherzigen, um in 20 Jahren noch immer wettbewerbsfähig zu sein? Hoteliers müssen flexibler werden und auf die Bedürfnisse der Gäste reagieren. Touristiker, die sich jetzt nicht mit der Gegenwart auseinandersetzen, sind zum Scheitern verurteilt. Richtig erfasste Bedürfnisse lassen zukunftsfähige Angebote entstehen. Zukunft ist nicht prognostizierbar, aber gestaltbar. Vielen Dank für das Gespräch.
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Käsespezialitäten aus Tirol sollen vermehrt in Tirols Gastronomie und Hotellerie zum Einsatz kommen.
Tirol auf den Teller Mehr heimische Produkte in die Gastronomie: Das Projekt „Bewusst Tirol“ von Land Tirol, Agrarmarketing Tirol und Tirol Werbung rückt die Regionalität in den Vordergrund.
I „Das Bewusstsein muss dahingehend gestärkt werden, dass vermehrt Tiroler Produkte auf den Teller kommen“. LHStv. ÖR Anton Steixner
m Jahr 2009 startete auf Initiative von LH Günther Platter und LHStv. ÖR Anton Steixner die Kampagne „Bewusst Tirol“ von Land Tirol, Agrarmarketing Tirol und der Tirol Werbung. In der Gastronomie und Hotellerie sollen vermehrt regionale Produkte zum Einsatz kommen. Ziel ist, die Tiroler Wirtschaft, den Tourismus und die Landwirtschaft nachhaltig zu stärken und die Wertschöpfung in der Region zu steigern. Nun wurde das Projekt auf öffentliche Großküchen ausgeweitet. Auch hier sollen vermehrt Milch und Milchprodukte aus Tirol eingesetzt werden.
Schulterschluss von Tourismus und Landwirtschaft Landeshauptmann Günther Platter spricht im Zuge dieses Projektes von einem wichtigen „Schulterschluss von Tourismus, Handel und Landwirtschaft“. „Wer in einem fremden Land Urlaub macht, erwartet sich,
mit regionalen Produkten verwöhnt zu werden. Tirol hat dabei einiges zu bieten: Das Angebot, von würzigem Berg- über schmackhaften Ziegen- bis hin zu mildcremigem Weichkäse und einer Vielzahl weiterer Spezialitäten, hergestellt aus bester Tiroler Milch, begeistert den Gaumen eines jeden Genießers“, erläutert Platter. LHStv. ÖR Anton Steixner, Obmann der Agrarmarketing Tirol, freut sich über den positiven Verlauf des Projekts und ergänzt: „Tirols Bauern veredeln das Dauergrünland wie Almen, Wiesen und Felder mit viel Einsatz und Engagement zu hervorragenden Qualitätsprodukten. Sie pflegen und erhalten damit die unvergleichliche Landschaft Tirols, die jährlich hunderttausende Touristen in unser Land lockt. Positive Reaktionen von Gastronomen und Hoteliers sowie dem Gastrogroßhandel zeigen, dass wir mit diesem Projekt den richtigen Weg gewählt haben.“
© Tirol Werbung, AMTiro (2)
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Nachhaltiger Imagegewinn „Unser Ziel ist es, Einheimische und Gäste von der Spitzenqualität heimischer Produkte zu überzeugen und ihnen einen Einblick in die Welt der Tiroler Landwirtschaft bzw. Milchwirtschaft zu bieten“, berichtet DI Wendelin Juen, Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol, „Tirol ist bekannt für seine einzigartige Landschaft, seine Berge und Täler. Nun gilt es, Tirol kulinarisch zu positionieren und für seine hervorragenden Produkte bekannt zu machen.“ Neben Besichtigungen von Sennereien für Gäste und Mitarbeiter, Mitarbeiterschulungen und der Erstellung von speziellem Werbematerial für heimische Produkte soll durch eine optimale Platzierung von Tiroler Produkten das Image der teilnehmenden Gastronomie- und Hotelleriebetriebe nachhaltig gestärkt werden. Gezielte Bewusstseins- und Profilbildung soll die Käsekompetenz Tirols beim Konsumenten dauerhaft verankern. So stammen nicht alle bei Tiroler Händlern gekauften Produkte aus Tirol.
Öffentliche Küchen Auch in den Küchen von öffentlichen Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern werden künftig mehr regionale Produkte verwendet. Es gibt teilweise erhebliche Informationsdefizite beim Einsatz von Tiroler Produkten. So stammen nicht alle bei Tiroler Händlern gekaufte Produkte aus Tirol. Nur etwa 50% des in öffentlichen Küchen verwendeten Käses stammt aus Tirol. „Das Bewusstsein muss dahingehend gestärkt werden, dass vermehrt Tiroler Produkte auf den Teller kommen“, ist LHStv. ÖR Anton Steixner überzeugt.
Bewusst Tirol gewachsen und veredelt in Tirol.
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MAGAZIN Aktion99.
© TIROL WERBUNG
Wie im vergangenen Herbst und heurigen Frühjahr bieten kleine Tiroler Unterkunftsbetriebe wieder einen Kurzurlaub um 99 Euro an. Privatzimmer- und Ferienwohnungsvermieter, Pensionen und viele Tiroler Bauernhöfe laden Tirol-Fans zu ein paar entspannenden Tagen in die herbstliche Tiroler Natur. Der Pauschalpreis von 99 Euro enthält zwei bis vier Nächte bei Zimmer oder Ferienwohnung mit Frühstück oder zwei bis fünf Nächte in einer Ferienwohnung ohne Verpflegung. Darüber hinaus ist im Preis eine Zusatzleistung aus dem Angebot des Hauses oder der Region inkludiert. Diese kann eine Wellnessbehandlung, eine Wanderung, eine Radtour oder ein Ausflug mit der ganzen Familie sein. Wie viele Übernachtungen die Betriebe um 99 Euro anbieten – also ob zwei, drei oder vier – bleibt ihnen überlassen. www.aktion99.tirol.at
LH-Stv. Hannes Gschwentner, ÖOC-Präsident Dr. Karl Stoss und Peter Bayer, Geschäftsführer der Olympischen Jugend-Winterspiele 2012, gratulierten dem Tiroler Luis Knabl zur ersten österreichischen Medaille bei Olympischen Jugendspielen.
Fünf Jahre Alpine Gastgeber
© YOG 2012
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Tirol besucht Singapur
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as Organisationskomitee der 2012 in Innsbruck stattfindenden Olympischen Jugendwinterspiele war vor kurzem beim sommerlichen Pendant in Singapur zu Gast. Gemeinsam mit der Tirol Werbung lud man zum „First Winter Youth Olympic Games Soiree“ und stimmte die Olympische Familie auf die Spiele in Innsbruck und Seefeld ein. Das Youth Olympic Team Austria feierte dabei zudem die Bronzemedaille des Tiroler Triathleten Luis Knabl, der von LH-Stv. Hannes Gschwentner vor Ort die Tiroler
Sportleruhr überreicht bekam. Innsbruck 2012-Geschäftsführer Peter Bayer: „Die beeindruckende Eröffnungsfeier, der Besuch im Olympischen Jugenddorf, die vielen Eindrücke, die wir durch die Gespräche mit dem Singapur-Organisationskomitee und wichtigen Partnern sammeln konnten – diese Erfahrungen sind sehr wertvoll, und wir werden sie dementsprechend in unsere weitere Organisation einfließen lassen.“ × www.innsbruck2012.com
ie grenzüberschreitende Kooperation Alpine Gastgeber feiert heuer ihr fünfjähriges Bestehen – und setzt auf die Kommunikation im Internet. Neben der kürzlich erfolgten Neugestaltung des Web-Auftritts sind die Alpinen Gastgeber mit ihren 450 Mitgliedsbetrieben nun auch in Facebook vertreten. Bei den Alpinen Gastgebern handelt es sich um einen Zusammenschluss von Privatzimmervermietern und kleinen, familiär geführten Beherbergungsbetrieben aus den Ferienregionen Allgäu, Oberbayern, SalzburgerLand und Tirol. × www.facebook.com/alpine.gastgeber www.alpine-gastgeber.com
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KULTURTIPPS
© OTHMAR C. SEIDNER
VON ES THER PIRCHNER
GEHOBENER SPASS Kabarettist Lukas Resetarits beschäftigt sich in seinem 23. Programm mit Österreich, genauer mit Osterreich, ganz ohne ö-Striche. Heraus kommt „ein Warietee“ und vor allem kluger Witz mit Tragweite und Tiefgang. 15. 9. 2010, Stadtsaal, Imst
© KREMERATA BALTICA
Bike-Portal.
Bei rund 5200 Mountainbikekilometern muss man sich erst einmal zurechtfinden. Das neue Anfang des Sommers gelaunchte Online-Portal www.bike.tirol.at listet 146 Touren im ganzen Land auf. Die Touren sind unterteilt in die Kategorien Leicht, Mittel, Schwer, Singletrails, Bike Trail und Bike Trail-Rundtouren. Zur Streckenbeschreibung gibt es kostenlose GPS-Daten und Linktipps. Weiters finden Mountainbike-Fans auf der neuen Website auch Packages in den Top-Regionen Tirols. Außerdem kann man sich hier nützliche Tipps zur Pflege des Rades und zum Thema Sicherheit holen. Mit Hilfe der Videos mit Kurt Exenberger von der Bike Academy kann man seine Fahrtechnik verfeinern, denn der Profi verrät hier, wie man sich in bestimmten Fahrsituationen am besten verhält. Biker, die ihre Erlebnisse auf Tirols Mountainbikerouten gerne mit anderen teilen möchten, können dies in Form von Blogeinträgen tun. Darüber hinaus gibt es immer wieder Gewinnspiele mit attraktiven Preisen.
JUNGE MEISTERSCHAFT Die Kremerata Baltica versammelt unter der Leitung des Geigenvirtuosen Gidon Kremer die besten jungen Musiker des Baltikums. Die Konzerte des Ensembles zeichnen sich durch technische Meisterschaft und frische Interpretationen aus. 19. 9. 2010, Congress Innsbruck
www.bike.tirol.at
„BERGSTEIGERGESELLSCHAFT ‚WILDE BANDE‘ INNSBRUCK” VON GÜNTER AMOR
Günter Amor: „Bergsteigergesellschaft ‚Wilde Bande‘ Innsbruck”, Universitätsverlag Wagner, 188 Seiten, 19,90 Euro
Am Anfang standen fünf Männer, die 1878 am Stempeljoch den Beschluss zur Gründung eines Bergsteigervereins fassten – die „Wilde Bande“ war die erste Bergsteigergesellschaft Innsbrucks, eine Gruppe von bergbegeisterten, angesehenen und einflussreichen Mitgliedern der Sektion Innsbruck des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Rasch stieg die Mitgliederzahl auf die angestrebte Obergrenze von zwanzig an. Das Bergsteigen an sich, die Erschließung der Bergwelt und der Bau von Wanderwegen und Gipfelanstiegen waren eine Herzensangelegenheit der „Wilden Bande“, deren Spuren sich nach der Feier anlässlich des 60-jährigen Bestehens 1937 verlieren. Der Innsbrucker Günter Amor hat in langer mühevoller Kleinarbeit zahlreiche Quellen in öffentlichen Archiven und Sammlungen, aber auch Schriftstücke aus Privatbesitz durchforstet, um die Geschichte der „Wilden Bande“ zu erforschen.
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BUCHTIPP
GETANZTE LEIDENSCHAFT „TangOtoño“ ist das erste Tangofestival Tirols: mit Kursen, Konzerten, Milongas und einem umfangreichen Rahmenprogramm. Besonders empfehlenswert ist das Konzert von Anja Lechner und Dino Saluzzi in den Swarovski Kristallwelten. 22. bis 24. 10. 2010, Innsbruck und Wattens
WEITERE VERANSTALTUNGEN 8. Internationale Literaturtage Sprachsalz 10. bis 12.9.2010, ganztägig, Parkhotel u. a., Hall www.sprachsalz.com Wolfgang Hübsch: Geliebte alte Tante Jolesch 17.9.2010, 20.00 Uhr, Saal der Musikschule, Lienz www.stadtkultur.at Schwerpunkt Otto Grünmandl: Biermösl Blosn 28.10.2010, 20.00 Uhr, Kurhaus, Hall www.stromboli.at Public Enemy 5.11., 20.00 Uhr, Hafen, Innsbruck, www.hafen.cc
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AISON: Herr Ringler, seit wann fasziniert Sie die Luftfahrt? JAKOB RINGLER: Schon immer eigentlich. Mit 13 Jahren war ich jeden Samstag am Flughafengelände zum Fliegerschauen und erkannte sämtliche Flugzeugtypen an ihren Landegeräuschen. Der Moment meiner Berufung war aber mit zwölf Jahren, als meine Tante eine Postkarte mit einer brandneuen Boeing 707 drauf aus New York schickte. Das war dann der Auslöser.
„Pfeffer in unser Leben gebracht“
Frau Ringler, was war bei Ihnen der Auslöser? IRENE RINGLER: Die Hochzeit mit meinem Mann (lacht). Ich habe in Innsbruck und während unserer Zeit in München in einer Bank gearbeitet, aber wie heißt es? „Mitgehangen, mitgefangen“. Die Fliegerei war immer schon Jakobs Passion und ein besetzendes Thema. Es war immer schon sein Traum, eine eigenen Fluggesellschaft zu besitzen. Wenn ich mich nicht dafür interessiert hätte, wäre es sicher schwierig geworden.
Der Innsbrucker Jakob Ringler ist der eifrigste Fluggesellschaften-Gründer Österreichs. Vor über 30 Jahren startete die Tyrolean Airways, vor zehn Jahren die Welcome Air, dazwischen die Christophorus Flugrettung und das Tyrolean Jet Service. Unterstützt von seiner Frau Irene, ohne die „nichts gegangen wäre“, wie er im Interview mit SAISON erzählt. DA S INTERVIEW FÜHRTE NINA HEIZER .
Wie gelang Ihnen der Schritt zur Luftfahrt, Herr Ringler? JAKOB R.: Angefangen habe ich bei der British Eagle Airways in Innsbruck als Kofferträger, Ticketverkäufer und Flugzeugabfertiger. Als nach dem Unglück von 1964 (Am 29. Februar 1964 flog eine Maschine knapp unterhalb des Gipfels in den Glungezer und zerschellte, wobei alle 83 Personen an Bord ums Leben kamen. Es ist bis heute das schwerste Flugunglück in Österreich, Anm.) der Flughafen zum Sportflughafen für Sonntagsflieger verkam, studierte ich Wirtschaft und legte als Diplomarbeit ein „Regionalflugverkehrskonzept für Österreich“ vor. Die Austrian Airlines hätten mich dann als Assistent in die Direktion aufgenommen, aber ich hatte bereits für die Biafra-Luftbrücke der Vereinten Kirchenhilfe / Caritas International im Golf von Guinea zugesagt.
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Was haben Sie dort gemacht? JAKOB R.: Ich habe dort als 22-Jähriger ein Jahr lang nächtliche und vor allem gefährliche Hilfsflüge in die vom Bürgerkrieg gebeutelte Zone von Biafra organisiert. Lebensmittel sind rein- und Kinder rausgeflogen worden. Sind Sie selbst geflogen? Haben Sie den Pilotenschein? JAKOB R.: Nein, ich kann nicht selber fliegen. Aus einem ganz
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Sie haben nach sieben Jahren als Marketingleiter für ein deutsches Regionalflugzeugprojekt in München gemeinsam mit Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski die Tyrolean Airways gegründet. War Tirol damals bereit für eine eigene Fluggesellschaft? JAKOB R.: Zwischen 1978 und 1980 haben wir von allen Seiten Prügel bezogen. Eine private Fluggesellschaft war in der Zeit der verstaatlichten Betriebe unvorstellbar. Aber am 1. April 1980 startete die erste Maschine. Allerdings hatten wir die ersten fünf Jahre keine Linienkonzession. Wir waren als „Bedarfsverkehr mit festen Abflugzeiten“ eingestuft. Frau Ringler, wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung? IRENE R.: Als sehr turbulent und spannend. Ich habe die ersten 15 Jahre in der ground operation mitgearbeitet. JAKOB R.: Auch die ersten Uniformen hat sie ausgesucht. IRENE R.: Ja, da habe ich auch mitgeholfen. Und als die Flugambulanz begonnen hat, kamen die ersten Anrufe bei uns zu Hause. Manchmal hat um fünf Uhr Früh das Telefon geklingelt. Da war ich schon fest eingebunden. Es wurden mit der Tyrolean Airways noch weitere Bereiche der Luftfahrt ausgebaut. Neben den Linienflügen gab es Hubschrauberflüge für die hochalpine Bauwirtschaft, Businessflüge und die Ambulanz-Flüge, die 1983 mit den Christophorus-Hubschraubern zur Marke wurden. Wie passt das alles in ein Unternehmen? JAKOB R.: Schwierig, daher wurde 1983 die Tyrolean Airways in fünf getrennte Bereiche, in alles separate Firmen aufgeteilt. Wir haben gekrönte Häupter geflogen und dann wieder Beton transportiert. Das passte nicht zusammen. 1999 kam das Angebot von Gernot Langes-Swarovski, im Rahmen eines Management Buy-Outs das AmbulanzUnternehmen Tyrol Air Ambulance zu übernehmen. Wie schwierig war die Entscheidung? JAKOB R.: Sehr schwierig!
Wir standen vor der Möglichkeit plötzlich selber Unternehmer zu sein. Wir haben uns diesen Schritt schon sehr gut überlegt. IRENE R.: Wir waren damals Anfang 50 und manche unserer Bekannten waren auf dem Weg in die Pension und wir wurden Jung-Unternehmer. Das stieß nicht nur auf Verständnis. JAKOB R.: Daher war auch von Anfang an klar, dass es nur eine Sache auf Zeit sein kann. Wir haben im Jahr 2000 die Welcome Air als Muttergesellschaft gegründet und sie in drei Bereiche, Linie, Ambulanz und Charter, aufgeteilt.
Wie geht es bei Ihnen weiter? JAKOB R.: Ich warte dringend auf viel Freizeit. Seit 2008 führt der Luftfahrtprofi Helmut Wurm die Welcome Air als CEO. Ihm zur Seite steht seit kurzem Manfred Helldoppler als COO. Mit diesem Team bin ich sehr glücklich. Die Airline gehört inzwischen zu hundert Prozent einem Schweizer Unternehmen. Ich werde noch bis 2011 dort beratend tätig sein. IRENE R.: Ich bin schon ganz draußen und hole vieles ohne Zeitdruck nach. Man genießt die Dinge bewusster, wenn man sie zehn Jahre nicht machen konnte.
Wie waren die vergangenen zehn Jahre? JAKOB R.: Das war eine aufregende Zeit. Sie hat Pfeffer in unser Leben gebracht (lacht) und uns sehr zusammen geschweißt. Es war aber auch sehr anstrengend. Wir waren rund um die Uhr erreichbar, Urlaub oder Abendgestaltungen waren nur sehr eingeschränkt möglich. IRENE R.: Aber wir haben den Schritt nie bereut, nein! Wer nicht mal was wagt, wird sich immer nur in den sicheren Bahnen bewegen. Wenn wir heute irgendwo im Ausland auf einem Flughafen eine Welcome-Air-Maschine sehen oder auch eine Tyrolean – das ist schon was. Da sind wir stolz drauf. Besonders bei den gelb-lila-Fliegern der Welcome Air reißt es uns schon noch.
Vielen Dank für das Gespräch.
Wie hat die Branche auf die ausgefallene Farbgebung ihrer Airline reagiert? JAKOB R.: Die Kommentare waren anfangs schlimm. Der Chef eines deutschen Telekom-Multis ist deswegen nicht bei uns eingestiegen. Er meinte, die Farbe sei „zum Kotzen“. IRENE R.: Und jetzt hat dieses Unternehmen fast die gleichen. Wir stellten uns die Frage, wie wir als kleine Gesellschaft auffallen können. Das ging nur über die damals noch sehr unüblichen Farben. Rückblickend auf die letzten zehn Jahre hätten Sie sich auch eine einfachere Zeit aussuchen können, um eine Airline zu gründen, oder? JAKOB R.: Es waren viele Highlights, aber auch viele Hiobsbotschaften enthalten, das stimmt. Es hat gleich einmal mit dem 11. September begonnen, dann kam SARS, wegen dem ganze Gruppen storniert haben. Die Sicherheitsprobleme, EU-Vorschriften, die Wirtschaftskrise. Oder die ganze Treibstoffentwicklung: Heute ist der fünfmal so teuer als noch vor zehn Jahren. Es hätte wirklich einfacher gehen können.
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banalen Grund: Ich trage seit der Schule eine Brille. Damals durften Brillenträger keinen Pilotenschein machen. Auch hat mich die extrem strenge Auswahl, wo vor allem auf mathematisches Wissen und sportliche Fähigkeiten gesetzt wird, geschreckt.
IRENE UND JAKOB RINGLER Die beiden Innsbrucker sind seit 1972 verheiratet, haben zwei Töchter und zwei Enkeltöchter. Als 22-Jähriger organisiert Jakob Ringler Flüge für die Biafra-Luftbrücke in Afrika. 1972 zieht er gemeinsam mit Irene nach München und arbeitet bei einem deutschen Regionalflugzeugprojekt. Gemeinsam mit Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski gründet er 1978 die Tyrolean Airways (Erstflug am 1. April 1980). 1983 wird die alpine Flugrettung, die er gemeinsam mit dem Arzt Gerhard Flora beginnt, mit den Christophorus-Hubschraubern zur Marke. 1999 ergibt sich die Möglichkeit eines Management Buy-Outs der Tyrol Air Ambulance und Jakob Ringler gründet gemeinsam mit seiner Frau die Welcome Air. Inzwischen ist die Airline im Besitz eines Schweizer Unternehmens und wird von zwei Geschäftsführern geleitet. Irene hat sich ins Privatleben zurückgezogen, ihr Mann folgt ihr nächstes Jahr.
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SAISON
Teamwork als wesentliches Element Die Tirol Werbung organisiert sich neu. Das Ziel: Mehr Power in der Kooperation mit den einzelnen Tourismusregionen – und eine noch kantigere Marke Tirol. VON MICHAEL RIEDLER
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ine gute Organisation hat laufend an Verbesserungen zu arbeiten und periodisch auch an größeren Veränderungen“, begründet Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, die jetzt anlaufende dritte große Strukturerneuerung („Change Agenda“) in der TW. Sie war nicht zuletzt deshalb notwendig geworden, weil sich die Umfeldbedingungen weiter stark verändern: Da sind nicht nur neue Marketingkanäle, nicht nur der Online-Boom, sondern auch neue Strategien auf Bundesebene für die Österreich Werbung etwa. Und schließlich hat sich in Tirol selbst ja vieles geändert. Aus dem Fleckerlteppich von Tourismusverbänden ist eine Landkarte mit starken Organisationen geworden, die zu vielen Marketingmaßnahmen fähig sind. Die Eckpunkte der Reorganisation:
bisher die Aufgabe der TW, die Marke Tirol zu führen.
3. Neue Führung der Marke Tirol. Hier gibt es auch eine massive Stärkung: „Die Führung der Marke Tirol wird mit deutlich mehr Ressourcen ausgestattet“, kündigt Margreiter an. Intensiviert werden dabei auch die Kooperationen mit der starken Markenlandschaft in Tirol (Kitzbühel, Ischgl, Innsbruck etc.). Das Ziel dieses Bereichs: die Beliebtheit und Bekanntheit der Marke und des Landes zu stärken. Und Margreiter kündigt an: „Wir werden künftig kantiger werden. Tirol bleibt Tirol in der Markendefinition, aber die Übersetzung, die Aktivierung der Marke wird schärfer werden.“ Das betriff t unter anderem die Bildsprache, das „Corporate Wording“, aber auch etwa die Prioritäten bei der Unterstützung von Veranstaltungen.
1. Kooperationsmarketing neu.
4. Wieder zentrale Länderverantwortliche. Bei konkreten Kampa-
Es gab einige Entwicklungen in der TW selbst, die zum Handeln veranlassten, etwa beim Kooperationsmarketing. Hier hat die Tirol Werbung in den letzten Jahren über die „Tirol Marketing Service“ Sonderprogramme für spezialisierte Agebotsgruppen entwickelt. Dieses Know-how ist nun – im Gegensatz zu früher – unbestritten und routiniert auf
gnen in Kooperation mit den Verbänden und Regionen zur Steigerung der Nachfrage wird das Rad nicht neu erfunden. „Da setzen wir auf Kontinuität, was die Kernmärkte betriff t“, sagt Margreiter. Verstärkt wird aber die Orientierung auf Themen (wie Skitourismus, Wandertourismus etc.). Es geht darum, die richtigen Produkte auf die richtigen Märkte zu brin-
„Wir werden künftig kantiger werden. Tirol bleibt Tirol in der Markendefinition, aber die Übersetzung, die Aktivierung der Marke wird schärfer werden.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG
Schiene. Diese Aktivitäten werden daher in den Hauptbetrieb der TW „reintegriert“ und nicht mehr über die eigene Schiene „Tirol Marketing Service“ abgewickelt.
2. Standortmarketing. Die TW wickelt weiterhin mit ihren Partnern Tiroler Zukunftsstiftung, Agrarmarketing Tirol und Bildungsinstitutionen die Agenden des Standortmarketings ab. Die aufgebauten Kooperationen (etwa bei Weltausstellungen oder Olympia) bleiben bestehen. Und: Es bleibt natürlich wie
gen, und das aus einem Guss (nicht wie früher, als teilweise Angebotsentwicklung und Vermarktung in der Kompetenz zweier verschiedener Teams standen). Neu ist, dass es jetzt wieder zentral Verantwortliche für einzelne Ländermärkte gibt – Experten, die die entscheidenden Leute in diesen Märkten kennen und dort die ersten Ansprechpartner für die Tiroler Touristiker sind.
5. Online: Wieder an die Spitze. Auch im Bereich E-Marketing und Online-
„Wir müssen im Internet wieder an die Spitze kommen, und ich habe keine großen Sorgen, dass wir das nicht schaffen.“ JOSEF MARGREITER
Tourismus will Margreiter deutlich aufrüsten, „nicht, indem wir wieder eine eigene Technologiegesellschaft gründen“ (wie Tiscover), sondern indem man auf allen Plattformen eine starke Präsenz aufbaut, von www.tirol.at bis Facebook. „Tirol hat hier ein Jahrzehnt lang eine europaweite Führungsrolle eingenommen. Wir befinden uns nach wie vor im vorderen Feld, aber nicht mehr in der absoluten Spitze“, gibt Margreiter zu. Aber: „Wir müssen wieder an die Spitze kommen, und ich habe keine großen Sorgen, dass wir das nicht schaffen.“
Was die Touristiker davon haben. Die Touristiker, Regionen und Verbände sollen mehrfach profitieren von der neuen Struktur: ∞ durch die neuen zentralen Länderverantwortlichen ∞ durch künftige Möglichkeiten, nicht nur gemeinsame Kampagnen, sondern auch gemeinsame Markenwerbung mit der TW zu betreiben ∞ durch gemeinsame Planung von Maßnahmen (bisher lud die TW zu Kooperationen ein, jetzt lädt sie bereits zur Planung von solchen Kooperationen ein). Das alles ist möglich auf der Basis einer sehr gut aufgestellten Marktforschung. Diese wird auch Grundlage sein für den völlig neuen eigenen Bereich „Strategieentwicklung“. Führende Köpfe aus dem Tiroler Tourismus haben ihre Bereitschaft signalisiert, sich dabei stärker in die TW zu integrieren – nicht mit dem Ziel, ihr eigenes Süppchen zu kochen, sondern gemeinschaftlich die Marke Tirol und die Destinationen zu stärken. Das wesentliche Element der Strukturreform heißt Teamwork, sagt Margreiter: Das Zusammenspiel der Tirol Werbung mit den Touristikern und Verbänden soll deutlich mehr Schlagkraft entwickeln und die Strahlkraft der Marke Tirol spürbar stärken. ×
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Info mit Ausblick Drei Tiroler haben ein Aussichtsfernrohr entwickelt, das den Benutzer mit Informationen zum Panorama versorgt. Name und Höhe eines Berges werden direkt in das Blickfeld eingeblendet. V o n M at t h i a s K r a p f
Prototyp und Marktreife. Zwei Jahre lang haben der Hobby-Astronom und seine Mitstreiter in der gemeinsamen Firma i.d.e.e. herumexperimentiert. Bis mit Fördermitteln des Landes Tirol schließlich ein Prototyp gebaut werden konnte. „Der war dann aber zu teuer“, erzählt Span. In Zusammenarbeit mit den Herstellern der Bauteile konnten die Kosten dann doch auf einen marktfähigen Preis reduziert werden. Inklusive Montage werden für ein Viscope rund 5000 Euro fällig. 20 Stück wurden mittlerweile installiert – neben der Zugspitze unter anderem auch am Hintertuxer Gletscher, der Schmittenhöhe in Salzburg und dem Nationalpark Hohe Tauern. „Uns war es wichtig, dass die gesamte Fertigung in Tirol erfolgt. Nur die LED-Lampen beziehen wir aus Asien“, erklärt Norbert Span. Dies gilt auch für die nächste, etwas modifizierte Serie, deren Produktion im Herbst startet. Und es gibt noch einen weiteren Anspruch: Das Viscope wird prinzipell ohne Münzeinwurf gebaut. Für das Betrachten des Bergpanoramas Geld zu verlangen, widerstrebt Spans Verständnis von alpiner Inszenierung: „Die Leute bezahlen ja schon, wenn sie mit der Bahn hinauffahren.“ Derzeit arbeiten die Fernrohrhersteller an weiteren Anwendungsmöglichkeiten. Denn eingeblendete Informationen könnten auch im urbanen Bereich oder in Museen einen attraktiven Zusatznutzen bringen. ×
© gerhard berger
den Bergen. Dank seiner einfachen und robusten Bauweise widersteht das Viscope sowohl extremer Kälte und Nässe als auch unsachgemäßer Handhabung. Einmal aufgestellt und justiert, sei es im Grunde wartungsfrei, sagt Norbert Span, der sich auf die Konzeption von Ausstellungen und Outdoor-Inszenierungen spezialisiert hat (Team Eiswelten) und die Bedürfnisse von Touristikern gut kennt.
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ie Technologie ist nicht neu. Wir haben sie nur neu angewandt“, sagt Norbert Span. Und doch haben der studierte Meteorologe aus Steinach und seine Geschäftspartner Peter Grasser und Marius Massimo eine Weltneuheit ersonnen. Wer mit ihrem Aussichtsfernrohr namens Viscope das Panorama genießt, etwa auf der Tiroler Zugspitzbahn, wo das erste Exemplar aufgestellt wurde, dem werden auch die Namen und Höhenangaben der Berge ins Gesichtsfeld eingeblendet. Punktgenau und automatisch scharf. Damit lassen sich auch für den unbedarften Betrachter die einzelnen Gipfel identifizieren – ein Kunststück, das mit einem herkömmlichen Aussichtsfernrohr trotz opulenter Panoramatafeln zur Orientierung bisweilen etwas Übung verlangt. Der Clou dabei: Die Erfinder haben sich ein längst ausgelaufenes Patent aus den 1920er Jahren zu Nutze gemacht und für ihre Anforderungen adaptiert. Eine Art umgekehrter Diaprojektor mit einer leistungsstarken LED-Lampe blendet Informationen in das Gesichtsfeld ein, Bildträger ist ein Dia. Wie das System der drei Tüftler im Detail funktioniert, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis. Span sagt nur so viel: „Wir haben eine wirklich sehr einfache Idee gehabt, wie wir das Problem, in ein optisches System etwas einzublenden, umgehen“. Computerchips, komplexe Steuerelemente oder sonstiges High-Tech sucht man dabei jedenfalls vergebens. Das horizontal schwenkbare Viscope mit einem Gesichtsfeld von 20 Grad – es wird fix auf einem Sockel montiert – besteht nur aus Kunststoff- und Metallteilen sowie der Optik. Einzig wegen der LED-Lampen wird ein 12-Volt-Anschluss benötigt. In Zeiten von Beamer, Touchscreen und Co. wirkt das Spezialfernrohr beinah wie ein Anachronismus – und ist damit bestens gerüstet für die harten Umweltbedingungen in
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Norbert Span mit dem Viscope: „Uns war es wichtig, dass die gesamte Fertigung in Tirol erfolgt.“
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FLUGHAFENTAXI AUGMENTED REALITY auf mobilen Geräten gelten augmented-reality-anwendungen (augmented reality = erweiterte realität) seit aufkommen der smartphones als vielversprechende Technologie. Dabei werden etwa im Display eines iPhones zusätzlich zum „realen“, von der Kamera aufgenommenen Bild weitere informationen eingeblendet. Dies können zum Beispiel topografische Daten sein oder informationen zu sehenswürdigkeiten. Eine der ersten anwendungen von augmented reality überhaupt waren die sogenannten Head-Up-Displays in Kampfflugzeugen, die im sichtfeld des Piloten Flug- und instrumentendaten darstellen.
www.viscope.at
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Zielgruppe Singles Der Markt für Singles boomt. Auch im Tourismus ist das Geschäft mit den Alleinstehenden längst angekommen. Doch wer Urlaub für einsame Herzen anbietet, muss mehr auf Lager haben als Partys und Speeddating. V O N F LO R I A N G A S S E R
Das AVIVA im Mühlviertel hat sich als erstes Hotel Österreichs auf Singles spezialisiert.
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as Schild wirkt ein wenig verloren. Auf der Bundesstraße zwischen Afiesl und St. Stefan am Walde, inmitten der Hügellandschaft des oberösterreichischen Mühlviertels, weisen große Lettern auf Österreichs einziges Singlehotel hin: „AVIVA make friends“. Seit drei Jahren buhlt das Hotel der etwas anderen Art um die Gunst der ständig wachsenden Schicht von Alleinstehenden, ein Klientel, um das immer mehr geworben wird. Von 1985 bis heute ist die Zahl der österreichischen Singlehaushalte um nicht weniger als 61 Prozent gestiegen. Über 1,2 Millionen gibt es davon hierzulande. Die Gründe sind vielfältig, wie etwa der demographische Wandel und die gestiegene Scheidungsrate. Das Geschäft mit den Singles boomt, die Umsätze steigen und steigen. Singlepartys sind längst nicht mehr ein Privileg der GroßstadtSpaßkultur in Wiener Innenstadtbezirken. Vom Kochkurs für Alleinstehende bis zur Singlekreuzfahrt im Indischen Ozean und dem Singletrekking in Kenia wird alles geboten. Gerade im Urlaub sind Singles eine lohnende Kundenschicht, die noch relativ wenig ausgereizt ist.
Angst vor Swingerclub. St. Stefan am Walde: ein 800-Seelen-Ort im oberösterreichischen Mühlviertel – touristisch unerschlossen. Bis vor wenigen Jahren verzeichnete der Ort keine dreihundert Nächtigungen pro Jahr. Werner Pürmayer hat mit seinem Singlehotel einen Nerv getroffen. Das Viersternhaus verhalf dem Örtchen zu über 10.000 Übernachtungen. Doch gerade am Anfang war es nicht leicht. „Natürlich verbinden nach wie vor viele mit dem Begriff ‚Single‘ etwas Schmuddeliges. Viele hatten sogar Angst, wir würden hier einen Swingerclub bauen“, sagt Pürmayer und lacht. Auch wenn Partys an der Tagesordnung stehen und in der hauseigenen Disco wie auch in der benachbarten AVIVA Alm die Nacht zum Tag wird, reicht das keinesfalls aus. „Urlaub als Kontaktbörse hat sich schon in den 1980ern nicht durchgesetzt“, sagt Ulrich Reinhardt von der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg dazu. „Singles sind schon realistisch genug, um zu wissen, dass man die große Liebe nicht unbedingt im Urlaub finden wird. Spaß und ein Abenteuer schon und das wollen und erwarten sie auch.“ Werner Pürmayer wollte keinen reinen „Verkuppelungsschuppen“ eröffnen.
Hundert Zimmer finden sich in seinem Hotel, siebzig davon sind Einzelzimmer. Wer sich hier im Wellnessbereich massieren lässt oder am Badesee in der Sonne räkelt, hat nur wenig Lust auf Dinge wie Speeddating oder Online-Kontaktbörsen. Viele, die hier sind, möchten auch einfach nur alleine auf Urlaub fahren, in ein Hotel, in dem sie nicht von den Familien am Nachbartisch beäugt werden, wenn sie nur mit sich selbst beim Frühstück sitzen. So wie Michael aus Wien. Er ist Single, beruflich viel unterwegs und suchte nach einer Möglichkeit, alleine auf Kurzurlaub zu fahren. Er sitzt in einen Bademantel eingewickelt an der Bar und isst Kuchen. „In den meisten Hotels fühlt man sich als Alleinstehender sehr schnell unwohl. Aber hier ist das anders, weil eben alle mit denselben Voraussetzungen herkommen.“
Untypisches Verhalten. „Wenn man ein Angebot für Singles schaffen möchte, ist es schon wichtig darauf zu achten, die Zielgruppen zu trennen“, erklärt Ulrich Reinhardt. Ein Angebot für Singles in einem Familienhotel ist ebensowenig ratsam wie neben einer Honeymoon Suite. „Der Großteil ist nicht freiwillig alleinstehend und für einen Single gibt es nichts, was
51 Stunden später aber wieder mit einer großen Gruppe Bier trinken. Das ist es, was ich möchte“, sagt Michael.
© STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN/MICHAELA KUHN
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Noch nicht ausgereizt. Ausreichend
„Der Großteil ist nicht freiwillig alleinstehend und für einen Single gibt es nichts, was frustrierender ist als das kuschelnde Liebespaar nebenan.“ ULRICH REINHARDT, STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN
frustrierender ist als das kuschelnde Liebespaar nebenan.“ Als Gästeschicht sind Singles aber allemal lohnend, auch wenn das touristische Verhalten eher untypisch ist. „Ich glaube, es gibt keine flexibleren Touristen als Singles“, sagt Pürmayer. Für ihn sind sie die Lastminute-Könige. „Zwei Drittel der Buchungen kommen eine Woche vor der Anreise.“ Die Flexibilität zeigt sich aber auch vor Ort: Viele der Gäste verlängern ihren Urlaub spontan um einige Tage. Doch Singles sind auch anspruchsvolle Kunden und alles andere als eine homogene Gruppe mit denselben Wünschen und Bedürfnissen. „Jemand, der frisch geschieden ist, oder eine langjährige Beziehung hinter sich hat und das aufarbeiten möchte, erwartet sich etwas anderes als jemand, der hierher kommt und nur Spaß möchte“, sagt
Pürmayer. Um dem zu begegnen, muss ein breites Angebot zur Verfügung stehen: Vom Flirtcoach über Beziehungs- und Lebensberater bis hin zum Marathontrainer und dem Ausritt mit einer Harley Davidson reicht die Palette. „Wir müssen sicher mehr anbieten als ein normales Hotel. Aber es wird angenommen. Bei unseren Wanderungen etwa sind manchmal ein Drittel aller Gäste dabei“, sagt Pürmayer. Wenn Michael am Abend den Speisesaal betritt, wird er von einem Kellner an einen der großen Tische begleitet. Nach dem Zufallssystem werden die Gäste zusammengesetzt, auf dass sie untereinander ins Gespräch kommen. Zwangsbeglückt wird aber niemand. Wer das nicht möchte, kann auch auf einem der Einzeltische Platz nehmen. „Ich kann hier von einem Moment auf den anderen alleine sein und ein paar
ist das Angebot für Singles im Tourismus noch keineswegs. „Ich glaube nicht, dass der gesellschaftlichen Entwicklung bereits genügend Rechnung getragen wird. Es könnte sicher noch deutlich mehr angeboten werden“, erklärt Ulrich Reinhardt. Während der Städtetourismus bereits erfolgreich bei Singles wirbt, ist das sonstige Angebot noch eher spärlich. Zwar werden auch in Tirol Wanderungen, Skitouren, Hüttenabende und ähnliches für Singles angeboten, doch der Markt ist damit noch nicht ausgereizt. Gerade für die Wintersaison sieht Reinhardt Potenzial. „Der Wintertourismus wird ja oft auch mit Spaß am Abend gleichgesetzt, hier passt das Thema Singles sehr gut hinein. Für den Bergtourismus im Sommer ist es da schon schwieriger. Nur weil jemand andere Singles triff t, wird er nicht zum Wandern kommen“, sagt Reinhardt, „bei der Schicht, bei der aber Interesse dafür vorhanden ist, kann das auch im Sommer funktionieren.“ Im Mühlviertel ist es inzwischen Abend geworden. Eine Gruppe steht um ein Lagerfeuer versammelt. Bevor sie hier waren, kannten sie sich untereinander noch nicht, doch in der kurzen Zeit haben sich einige von ihnen bereits angefreundet. Auch Michael steht hier und nippt an seinem Bier. „Die Frau fürs Leben werde ich hier nicht finden, aber dafür bin ich gar nicht hier. Ich möchte einfach nur ungezwungen Spaß haben.“ Werner Pürmayer sieht das nüchtern: „Es werden nicht unbedingt immer die große Liebesgeschichten, aber es entstehen auch Freundeskreise. Wir sind dazu da, die Kommunikation zu unterstützen. Das ist unsere Herausforderung.“ ×
SINGLES IN ÖSTERREICH Wie viele Singles in Österreich leben, ist schwierig zu erheben. Laut Statistik Austria gibt es hierzulande 1,2 Mio. Singlehaushalte. Eine Umfrage der Partneragentur Parship.at gemeinsam mit dem IFES-Institut erhob 1,4 Mio. alleinstehende Personen zwischen 18 und 69 Jahren. Die meisten Singles leben in Wien, dort sind 33 Prozent der Einwohner alleinstehend, gefolgt von Niederösterreich mit 26 Prozent. Die übrigen Bundesländer haben im Schnitt rund zehn Prozent weniger Singleanteil. Eine aktuelle Umfrage von Parship.at erhob, wo Singles ihren ersten Urlaub mit einem neuen Partner verbringen würden. Demnach würde jeder vierte in ein Romantik-Hotel reisen, 22 Prozent an einen See und 16 Prozent auf eine „einsame Alm“.
52 MAGAZIN SAISON
Faszination Baustelle Großbaustellen sind Touristikern ein Graus. Wer möchte schon neben einem Schutthaufen Urlaub machen? Mehr Menschen, als man denkt. Die Baustellentouristen sind unterwegs.
© ALPTRANSIT GOTTHARD AG (2)
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it gelben Schutzhelmen auf dem Kopf und Sicherheitsstiefeln an den Füßen stapfen sie durch den Schutt. Die Baustelle erstreckt sich über mehrere Kilometer, schließlich soll hier der längste Eisenbahntunnel der Welt, der Schweizer Gotthard-Basistunnel, entstehen. Die Gruppe aus acht Männern und vier Frauen hört den Ausführungen des Baustellenführers zu, besichtigt die Tunnelbohrmaschine, ein paar Baumaschinen und natürlich das riesengroße Loch im Berg. Der Höhepunkt der Führung ist die Schachtbefahrung: Es geht tief hinein in den Berg, dorthin, wo in wenigen Jahren Hochgeschwindigkeitszüge mit 250 km/h durchrasen werden. Die acht Männer und vier Frauen sind nicht bei der Arbeit. Sie sind hier, um Urlaub zu machen. Urlaub auf der Baustelle.
Die Baustelle als Attraktion. Dabei vermutet man in einer Großbaustelle kaum eine Sehenswürdigkeit, die Besucher anzieht, sondern eher einen Hemmschuh für den Tourismus. Am Gotthardtunnel aber hat sich ein regelrechter Baustellentourismus entwickelt. Immer mehr Menschen bekundeten Interesse an dem Großprojekt und wollten mit eigenen Augen sehen, wie die Tunnelbauer arbeiten, welche Maschinen eingesetzt werden und wie es um den Baufortschritt des längsten Eisenbahntunnels der Welt steht. Zu Beginn des Baus wurden nur Baustellenführungen angeboten, später hat die Errichtergesellschaft Alptransit Gotthard AG in Sedrun, Erstfeld und Bodio-Pollegio Infozentren errichtet. Mehr als 300.000 Menschen haben inzwischen die Multimediaausstellungen in den Besucherzentren besichtigt, jedes
Jahr kommen 60.000–70.000 Besucher dazu. Wiederum die Hälfte davon bucht eine Baustellenführung oder eine Schachtbefahrung. Die Besucherzentren entstanden in Kooperation mit den Tourismusverbänden der Region. So dreht sich dort nicht alles nur um die Baustelle – es werden auch Nächtigungen vermittelt, Tickets für Veranstaltungen und Führungen verkauft und Informationen über Sehenswürdigkeiten der Region weitergegeben.
Touristischer Nutzen.
Auch rund um den Brenner Basistunnel (BBT) läuft die Marketingmaschinerie: Schließlich soll der BBT nur zwei Kilometer kürzer als der Gotthardtunnel werden. Baustellenführungen, Tage der offenen Baustelle und die bereits in der Schweiz erprobten Besucherzentren sollen Besucher anlocken.
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Breites Publikum. An der Anregung des Baustellentourismus wird bereits fleißig gearbeitet: Rund um den Brenner Basistunnel wurden bereits zwei Besucherzentren eröffnet. In Franzensfeste gibt es seit 2007 am Bahnhof Informationen zu dem Großprojekt, am Innsbrucker Haupt-
„Der Baustellentourismus kann zu zusätzlichen Nächtigungen beitragen.“ KONRAD BERGMEISTER, VORSTAND DER BRENNER BASISTUNNEL SE © BBT SE
„Wir stehen mit den Schweizer Kollegen in engem Kontakt, auch was die Konzeption der Infozentren angeht. Wir können von ihnen lernen und in der Umsetzung auf ihr praktisches Wissen, das sie über Jahre erworben haben, zurückgreifen“, sagt Konrad Bergmeister, Vorstand der Europäischen Gesellschaft Brenner Basistunnel (BBT SE). In erster Linie dienten die Besucherzentren dazu, die Bevölkerung über den Baufortschritt zu informieren und Wissen über Tunnelbau, Geologie und Umweltschutz zu vermitteln. Doch Bergmeister glaubt auch an einen touristischen Mehrwert: „Wenn man sieht, wie in Sedrun 25.000 Personen pro Jahr den Gotthardtunnel besichtigen, dann bin ich überzeugt, dass das Besucherzentrum und die BBT-Baustellen einen touristischen Nutzen bringen werden.“ Inwiefern ein „touristischer Nutzen“ in der Schweiz beim Gotthardtunnel tatsächlich gegeben ist, kann nicht belegt werden. Da die Infozentren vorrangig der Öffentlichkeitsarbeit dienen, gibt es keine genauen Zahlen. Nur das Besucherzentrum in Pollegio gibt an, im Jahr 2009 immerhin 126 Nächtigungen vermittelt zu haben. „Der Baustellentourismus kann zu zusätzlichen Nächtigungen beitragen“, ist Bergmeister überzeugt, „auch die zahlreichen Facharbeiter der Baustelle selbst werden Betten benötigen. Wenn es gelingt, die Arbeiter in privaten Unterkünften und nicht in den üblichen Containern unterzubringen, besteht großes Potenzial.“
bahnhof eröffnete im Jänner ein Infopoint. Das nächste Projekt ist in Steinach geplant: Dort soll in Kooperation mit dem Tourismusverband Wipptal ein drittes Besucherzentrum entstehen. „Das Infozentrum in Steinach wird eine Attraktion für sich darstellen. Es soll großflächig, ähnlich wie jenes am Gotthard in der Schweiz, ausgelegt sein“, sagt Bergmeister. Führungen durch die Baustelle des Brenner Basistunnels werden bereits seit einiger Zeit angeboten: Derzeit können zwei aktive Tunnelbaustellen besichtigt werden. Dies sind der 1,8 Kilometer lange Fensterstollen Mauls sowie der neun Kilometer lange Erkundungsstollen Aicha. Auch die Erkundungsstollen in der Sillschlucht stehen nach vorheriger Anmeldung für Besichtigungen offen. „Natürlich ist der BBT ein Magnet für Fachpublikum. Sowohl für Studenten
als auch für Experten ist dieser einzigartige Tunnelbau wissenschaftlich hochinteressant. Unsere Führungen richten sich aber an ein breites Publikum“, betont Bergmeister. Für den Tourismus ist dieses breite Publikum besonders interessant: Gäste, die nicht nur die Baustelle besichtigen möchten, sondern auch an der Region interessiert sind. Wie man diese Klientel anlocken könnte, probieren die Schweizer gerade aus: Im Infozentrum Bodio-Pollegio können Ein- und ZweiTages-Pauschalen gebucht werden. Für Gruppen von zehn bis 45 Personen wird ein Programm zusammengestellt, das außer einer Baustellenbegehung auch Wanderungen, Ausflüge und Besichtigungen organisiert. Übernachtung und Verpflegung in heimischen Gastronomiebetrieben inklusive. ×
Die längsten Eisenbahntunnel Europas
57.091 Meter
Gotthard-Basistunnel (CH, noch nicht fertiggestellt)
55.000 Meter
Brenner Basistunnel (AT, Baubeginn noch nicht erfolgt, ohne Umgehungstunnel Innsbruck)
DER BRENNER BASISTUNNEL Der Brenner Basistunnel (BBT) ist ein österreichisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt zum Bau eines Eisenbahntunnels unter dem Brennerpass. Der BBT soll die Alpen entlang der Achse Innsbruck–Bozen unterqueren und Teil der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsachse Berlin–Palermo werden. Am 30. Juni 2006 erfolgte der symbolische Spatenstich, am 3. Dezember 2007 die erste Sprengung für einen Erkundungsstollen in Aicha. 2010 sollen die Bohrungen für einen Pilottunnel beginnen, ab 2013 soll der Haupttunnel gebaut werden. Die Fertigstellung wurde für 2020 angekündigt.
49.940 Meter Euro-Tunnel (FR, England)
34.576 Meter Lötschberg-Basistunnel (CH)
28.300 Meter Guadarrama-Tunnel (ES)
32.800 Meter
Koralmtunnel (AT, noch nicht fertiggstellt)
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Senn‘s WunderWanderWeg
Inszeniertes Wandern In Österreich gibt es bereits an die 300 Themenwanderwege und das touristische Interesse nimmt weiter zu. Zahlreiche Nationalparks, aber auch immer mehr Gemeinden errichten Tafeln und Lehrpfade und geben dem Wanderer Wissen mit auf den Weg. VON JULIA BRUGGER
D
ie Natur selbst ist ein beliebtes Thema: die Pflanzen- und Tierwelt ebenso wie die Gesteine. Auch Kunstwerke und Kulturgüter werden in den letzten Jahren vermehrt ins Blickfeld des Wanderers gerückt. „Die Idee zu Themenwanderwegen kommt aus den All-inclusive-Clubs. Animation wurde in den normalen Erholungsurlaub hineingetragen“, erklärt Professor Peter Zellmann vom Institut für Freizeit und Tourismusforschung in Wien. Mitte der 90er Jahre wollten Touristen nicht mehr nur in den Urlaub fahren, sie wollten etwas erleben. Doch Professor Zellmann übt auch Kritik an derzeitigen „Einfach nur einen Natur- oder Geologiepfad errichten – das ist definitiv zu wenig. Der Tourist muss vom Quartier weg bis
zu seiner Rückkehr von der Wanderung betreut und begleitet werden.“ Damit ist sowohl persönliche Begleitung als auch professionelle Markierung vom Hotel oder der Ferienwohnung weg gemeint. Zellmann schlägt eine zwar aufwendige, seiner Ansicht nach jedoch erfolgsversprechende Variante vor, wie Themenwanderwege erschlossen werden sollten: „Am besten, man entwickelt den Weg mit dem Gast gemeinsam. Denn der Gast hat einen anderen Blick auf die Natur und den Weg als Einheimische.“
Für Gesprächsstoff sorgen.
Wer die kulturellen und altersbedingten Vorlieben seiner Gäste kennt und bedient, der hat schon viel gewonnen. Viele Japaner beispielsweise lieben die Kunst des Blumenarrangierens. Auf der Schildhornbahn
in der Schweiz machte man sich dieses Wissen zu Nutze. Am „Flower-Trail“ wird die Flora der Alpen auf Tafeln genauestens erklärt – neben Englisch auch auf Japanisch. Und die asiatischen Gäste schätzen das sehr. Lukrativ sei vor allem, was die breite Masse sowie Kinder anspricht, und es müsse interaktiv sein, meint Heinz Keller von Schweiz Tourismus. Mit einem interaktiven Weg gibt man dem Gast Gesprächsstoff für zu Hause mit. Und Mundzu-Mund-Propaganda zählt schließlich immer noch zu den mächtigsten Instrumenten der Kundengewinnung.
Wertschöpfung erhöhen. Im Idealfall erhöhen Themenwanderwege die Wertschöpfung der Region. Der Klangweg Toggenburg in der Schweiz ist dafür ein Beispiel. „Das für den Weg kreierte Bahn-
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TIROLER THEMENWANDERWEGE – EIN KURZER STREIFZUG
Kunstweg in Leutasch
ST. ANTON AM ARLBERG Senn‘s WunderWanderWeg Rund um die Sennhütte am Arlberg werden Kinder und interessierte Erwachsene animiert, die Natur zu sehen, zu fühlen und zu begreifen. Der WunderWanderWeg besteht aus sechs Bereichen: dem Alpenblumen- und KräuterWeg, einem BarfußPfad, einem WasserWeg, dem NaturSpielplatz, dem Baumhaus und dem WunderWald. www.wunderwanderweg.at
LEUTASCH Kunstweg 22 Bilder und Skulpturen regionaler Kulturschaffender zieren den Rand der Langlaufloipe. Objekte von u. a. Ursula Bieler (Kugelsterne), Ype Limburg, Alois Schild oder Bernhard Witsch (Bergkönig und Königin) verschmelzen mit der Natur zu einem Gesamtkunstwerk. www.seefeld.com
© WWW.WUNDERWANDERWEG.AT, OLYMPIAREGION SEEFELD (2)
WILDSCHÖNAU
Postbus-Ticket wird pro Jahr 40.000 Mal verkauft. Regulär kostet das Ticket 24 Franken, halbtags 12 Franken. Geht man von einem Durchschnittserlös pro Gast von 15 Franken aus, wären die Anfangsinvestitionen von 60.0000 Franken bereits in einem Jahr amortisiert“, heißt es in der Schweizer Hotel Revue. Um erfolgreich zu sein, ist es laut dem Innsbrucker Tourismusforscher Peter Haimayer wichtig, sich auf wenige und gut beschilderte Wege zu konzentrieren. „Wenn die Wege gut gewartet sind und Gasthöfe, Hütten und Jausenstationen am Wegrand liegen, dann kann auch die Wertschöpfung entsprechend steigen.“ Doch genaue Daten über den wirtschaftlichen Mehrwert, den Themenwanderwege in Tirol bringen, gibt es derzeit jedoch noch nicht. ×
Franziskusweg Die neun Darstellungen des Bildhauers Hubert Flörl lassen innehalten. Flörl stellt den „Sonnengesang des heiligen Franziskus“ in verschiedenen Formen dar. www.wildschoenau.com
NEUSTIFT Besinnungsweg im Pinnistal Gerne werden Besinnungswege auch in Zusammenarbeit mit örtlichen Kirchen entwickelt, wie es beim Neustifter Besinnungsweg im Pinnistal der Fall ist. Werke des Bildhauers Hansjärg Ranalter zieren hier den Weg. www.stubai.at
SMARTPHONE ALS „SMART GUIDE“ Wer am Puls der Zeit sein und vor allem Jugendliche ansprechen möchte, der bietet GPS-Geräte oder spezielle Apps für iPhone und Co. an. Informationen und Daten der Stationen können per Handy abgerufen werden. Doch der digitalisierte Themenwanderweg hat Nachteile: Zum einen kostet er mehr Geld. Zum anderen lenkt das Hightech-Angebot die Aufmerksamkeit vom Touristen weniger in die Natur als wieder auf das elektronische Gerät, das grundsätzlich bereits eine Konkurrenz zum Wandern darstellt.
KOSTENPUNKT FÜR THEMENWEGE AM BEISPIEL VON SAAS-FEE (CH): Digitalisierte Themenwege: rund 70.000 Euro, das umfasst Investitionen in und ums Dorf. Vor allem professionelle Sprecher und der hinterlegte Tonteppich sind teuer. Klassische Themenwege mit Tafeln: zwischen 18.000 und 28.000 Euro. Jährliche Unterhaltskosten betragen geschätzte 700 bis 1500 Euro pro Jahr. Der Lebenszyklus eines Themenweges liegt bei rund 10–15 Jahren.
56 MAGAZIN SAISON
„Lernprozess auf beiden Seiten“
Für die Tirol Werbung hat Wolfgang Scheppe die Werbekampagne „Gefühlsraum“ konzipiert.
© WOLFGANG SCHEPPE
Die Tirol Werbung hat im Sommer ein künstlerisches Experiment gestartet. Sieben international tätige Fotografen wurden losgeschickt, um Tirol im Bild festzuhalten. Wolfgang Scheppe, Leiter des Projekts und renommierter Philosoph, Fotograf und Werber, im Interview
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Wie haben Sie sich der Aufgabe angenähert? Ich habe über ein Jahrzehnt lang mit diesem Problem gekämpft und mich an ihm abgearbeitet. In diesen zehn Jahren sind wirkliche Glücksfälle entstanden, bei denen die öffentlichen Reaktionen den Überlegungen recht gaben, die ich in die Konstruktion des Bildes investiert habe. Das gilt etwa für das berühmte „Gefühlsraum“-Foto. Es gab aber auch viele Enttäuschungen und oft ein Scheitern an der Gratwanderung zwischen Dokument und Überhöhung, etwas, das in der Landschaftsmalerei der Erhabenheit eine lange Tradition hat. Dieses Projekt sollte diese Auseinandersetzung auf eine höhere Stufe heben: Ein kollektives Experiment, das die künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten zusammennimmt mit einer einführenden theoretischen Überlegung und einem fortgesetzten Dialog, an dem alle beteiligt waren, die Künstler, die Denker und die Tirol Werber. Wie kam die Auswahl der Fotografen zustande? Ich habe in der Vergangenheit viel mit dem deutschen Fotografen Jörg Koopmann zusammengearbeitet. Er ist nicht nur ein vielpublizierter und bedeutender Praktiker des Genres, mit grenzüberschreitenden Erfahrungen in der künstlerischen Fotografie, dem Bildjournalismus und der Reisefotografie, er hat sich immer auch als Integrationsfigur
der gegenwärtigen fotografischen Szene betätigt, Ausstellungen und Konferenzen organisiert. Auch seine Bücher waren immer als Beitrag zur Entwicklung eines aktuellen Bilddenkens gedacht. Die Rolle, die er in dieser Kultur spielt, hat es mit sich gebracht, dass sein Enthusiasmus sich auf die Angesprochenen übertragen hat. Das erstaunliche Resultat: Die absolute A-Liste der Spezialisten und künstlerisch Renommiertesten hat zugesagt und sich zu diesem außergewöhnlichen Experiment versammelt. Liest man die Biographien der einzelnen Fotografen, fällt auf, dass für die meisten die Aufgabe neu ist, für eine Tourismuswerbe-Organisation zu fotografieren. Die Werke der Fotografen zeigen die ungeschönte Umwelt. Kann man der Tourismuswerbung so viel Realität zumuten? Das ist eine der Fragen, die die erste Tagung mit Spannung aufgeladen hat und auch als zu überwindende Schere im Kopf bei den Produktionen, Wanderungen und Fotoexkursionen noch zu spüren war. Es ist eine Frage, die sich am Ende des Experiments wieder stellen wird. Ich bin mir aber sicher, dass ihre Beantwortung einen Lernprozess auf beiden Seiten voraussetzt. Deshalb ist der Kontakt mit der zeitgenössischen Stellung eines künstlerisch Sehenden so wichtig für die normalerweise davon getrennt arbeitenden Werber. Und umgekehrt müssen die Fotografen die Welt der Zwecke erfahren haben, in der ihre Fotos eingesetzt werden. Beide müssen in meinen Augen mehr der Bildung trauen, die beim breiten Pu-
blikum im Kontakt mit guten Fotografien heute unterstellt werden kann. Was erwarten Sie sich als Endprodukt? Ein Buch, das die Auseinandersetzung, ihre Polaritäten und Spannungsfelder widerspiegelt. Ein Buch, in dem die Autoren die ikonischen Eindrücke finden können, die Tirol in ihnen hinterlassen hat, in dem aber auch der Einheimische und sein prototypischer Vertreter, die Tirol Werbung, ein Fremdbild ihrer Landschaft erblicken können, das ihrem Selbstbewusstsein zu entsprechen vermag. Sie haben für die Tirol Werbung außergewöhnliche Projekte gestartet und waren damit sehr erfolgreich. Ist es heute sehr viel schwerer, mit guter Werbung aufzufallen? Ja. Es gibt einen Verlust verbindlicher Kontaktstellen zur Öffentlichkeit. Es gibt neue Medien, die weniger geeignet sind für einen zentralen Sender oder ein kommerzielles Subjekt, das eine Verlautbarungspolitik betreibt und mehr einer unendlich großen demokratischen Debatte der Konsumenten, die ihre eigenen Sender wurden, das Wort gibt. Insgesamt hat die Reizüberflutung mit kommerziellen Signalen es unabdingbar für den Einzelnen gemacht, sich dem Spam zu verschließen. Normale Werbebotschaften sind unsichtbar geworden, weil sie als störend und bedrückend empfunden werden. In welche Richtung geht die Werbewelt. Ist es noch sinnvoll, Kampagnen im klassischen Sinne zu fahren, oder ist
© TIROL WERBUNG
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AISON: Herr Scheppe, was ist für Sie der besondere Reiz an diesem Projekt? WOLFGANG SCHEPPE: Ich glaube, dass das vorliegende Projekt einen Kern der Problematik betriff t, mit dem alle Beteiligten zu tun haben. Ein Subjekt der touristischen Werbung, wie die Tirol Werbung, muss sich fragen, wie unter den gegebenen Umständen einer Kultur des kritischen Konsumenten glaubwürdige und authentische Bilder dem allgegenwärtigen Zweifel am geschönten und fiktionalisierten Katalogbild begegnen können. Und die von uns eingeladene Elite europäischer Landschaftsdokumentaristen im Feld der Fotografie muss sich fragen, wie eine zeitgenössische Ästhetik imstande sein kann, emotive Inhalte der Hinwendung zur Substanz eines Sehnsuchtsortes aufzunehmen, Gefühle, die sie wirklich auslösen kann, ohne ihre Maßstäbe des Realismus zu verletzen.
ZUR PERSON Der Fotograf, Philosoph, Werber und Universitätsprofessor Wolfgang Scheppe, 1955 in München geboren, studierte Philosophie und Linguistik mit Schwerpunkt Kommunikations- und Sprachtheorie. 1993 Gründung der mehrfach ausgezeichneten Kreativagentur SBA. Heute Lehrtätigkeit in Italien und der Schweiz. Wolfgang Scheppe war bereits mehrmals für die Tirol Werbung tätig. Er entwickelte die Werbekampagne „Gefühlsraum“ oder auch die 360-Grad-Panorama-Bilder, genannt „Big Horizons“. Er lebt und arbeitet in Venedig und New York.
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Sie haben mit Migropolis in Venedig eine Arbeit vorgelegt, die international beachtet wurde, aber nicht das Venedig aus touristischer Sicht zeigt. Was hat Sie bewogen, für die Tirol Werbung wieder tätig zu werden? Das Interesse an den aktuellen Entwicklungen in der Geschichte der Fotografie. Das Interesse an dem, was ich Bildhandlung nenne. Die Gewissheit, dass dieser Workshop ein zentrales Thema triff t, das Verhältnis von Dokumentation und Fiktionalisierung. Der feste Wille, man müsse Werbern einfach klar machen, was sich im Bildersehen der Gesellschaft verändert hat und warum ihre Überlegungen diesen Entwicklungen hinterherhinken. Und schließlich: Eine sorgende Zuneigung zu der Landschaft des Transitlandes Tirol, das denen, die es durcheilen, mehr zu bieten hat, als sie sich träumen lassen. Diesen Traum muss man ihnen beweisen. Mit Bildern, die der konservativen Stellung der Tourismuswirtschaft zunächst erstaunlich, vielleicht sogar schockierend vorkommen mögen. Ist Fotografie Kunst oder Handwerk? Eine Frage, die so alt ist wie das Medium selbst. Ich selbst bin mehr interessiert an Kunst mit Fotografie denn einer Fotogra-
Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.
fie als Kunst. Dieser Diskurs existiert seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Vielleicht hat die Lösung für diese tief-metaphysische Frage der englische Philosoph Ruskin gefunden, der in der Malerei des Frühmittelalters, als sein Autor den gesellschaftlichen Rang eines Handwerkers hatte, eine größere spirituelle Tiefe gesehen hat, als sie das zum Rang des Künstlers erhobene Genie der Renaissance noch hätte erschaffen mögen. Vielleicht liegen die Qualitäten von großer Kunst in der Handwerksbescheidenheit ihres Schöpfers. Vielen Dank für das Gespräch.
DAS EXPERIMENT Unter der Leitung von Wolfgang Scheppe sind bis Ende September sieben renommierte Fotografen im Land unterwegs. Ihr Auftrag lautet, Tirol in realistischen Bildern, die sich durch einen anderen Blickwinkel auszeichnen, festzuhalten. „Es ist ein Kunstprojekt“, erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Künstlerische Leistungen haben der Tirol Werbung immer gut getan. Es ist ein Projekt abseits des Alltagsgeschäfts. Uns geht es darum, unsere Bildsprache zu erneuern. Das Herz jeder Kampagne ist das Bildarchiv.“ Im Herbst werden die Werke gesammelt und begutachtet. Die Veröffentlichung des Bildbands ist für kommendes Jahr geplant.
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© TIROL WERBUNG
Boutique-Marketing der Weg, die Zielgruppe zu erreichen? Intelligente, überraschende, individuelle und schließlich schöne Inhalte, deren Beurteilung dem kommunikativen Gegenüber überlassen ist, werden imperative und persuasive Formen der Werbung ablösen. Man triff t sie als normaler Mensch dort an, wo man Botschaften mit Interesse begegnet. Es sind dies persönliche Medienplätze.
DIE FOTOGRAFEN ∞ Maren Krings, geb. 1980 lebt in Bad Langensalza und Tirol ∞ Michael Danner, geb. 1967, lebt in Berlin
∞ Dominik Gigler, geb. 1968, lebt in München ∞ Jörg Koopmann, geb. 1968, lebt in München ∞ Andrew Phelps, geb. 1967, lebt in Salzburg ∞ Matthias Ziegler, geb. 1964, lebt in München ∞ Monika Höfler, geb. 1977, lebt in München
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© CINE TIROL
Von links nach rechts: Danny Krausz (Dorfilm), Kristina Trapp (EAVE), Arie Bohrer (Location Austria), Gerlinde Seitner (Österreichisches Filminstitut), Peter Zawrel (Filmfonds Wien), Johannes Köck (Cine Tirol)
Netzwerk erweitert
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in Traum ist wahrgeworden – Tirol ist das Zentrum europäischer Filmschaffender!“. Mit diesen Worten begrüßte Cine-Tirol-Leiter Johannes Köck fünfzig Filmproduzenten aus 28 europäischen Ländern sowie zahlreiche Experten der internationalen Filmbranche. Auf Initiative von Cine Tirol tagten diese Anfang Juli in Seefeld, um im Rahmen des Aus- und Weiterbildungsprogramms der Organisation EAVE neue Filmprojekte zu entwickeln und zur erfolgreichen Umsetzung zu führen. Der Workshop in Tirol diente dabei der abschließenden Bearbeitung der Drehbücher, der Projektentwicklung und dem Networking auf hohem Niveau. Zusätzlich wurde den Teilnehmern ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten, um das neue Fördermodell „Filmstandort Österreich“, das Filmland Tirol und die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten von Cine Tirol kennenzulernen.
Wertvolle Kontakte. „Wir haben uns um die Akquisition dieses EAVE-
Workshops sehr bemüht, weil wir dadurch unser filmisches Netzwerk enorm erweitern können – die persönlichen Kontakte werden uns helfen, auch in den kommenden Jahren spannende Filmprojekte nach Tirol zu führen, weil die internationale Filmbranche durch besondere Beziehungen verbunden ist. Die durch die Veranstaltung in Seefeld geknüpften Verbindungen werden wir für unsere Zielsetzungen als führendes Filmland der Alpen zu nützen wissen – für diese überaus erfolgversprechende Zusammenarbeit mit EAVE sind wir sehr dankbar!“, zieht Johannes Köck erfreut Resümee. Wie erhoff t, schaff te die Tagung in Seefeld eine einzigartige Möglichkeit für Cine Tirol, viele Filmproduzenten, Drehbuchautoren und weitere Experten der internationalen Filmbranche in Tirol persönlich kennenzulernen und darüber hinaus in das Netzwerk von rund 1000 Filmschaffenden in Europa und darüber hinaus einzutreten. ×
© CINE TIROL
Im Juli war Tirol für ein paar Tage Zentrum des europäischen Films. Auf Initiative der Cine Tirol tagten Produzenten und zahlreiche Experten der internationalen Filmbranche in Seefeld.
DIE EAVE Die Organisation EAVE (European Audiovisual Entrepreneurs) mit Sitz in Luxemburg ist nicht nur eine der führenden Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für Filmschaffende in Europa, sondern stellt auch ein herausragendes Netzwerk mit rund 1000 europäischer Filmproduzenten als Absolventen und 200 Referenten aus über 30 Ländern dar; dieses Netzwerk bezieht zudem zahlreiche Fachveranstaltungen in Europa und Übersee ein. Kernstück des Trainingsprogramms ist das Angebot der EAVEWorkshops – innerhalb eines Jahres nehmen rund 50 ausgewählte Filmproduzenten an drei jeweils einwöchigen Workshops in drei europäischen Ländern teil und werden dabei von führenden Referenten speziell in den Bereichen „Development“, „Packaging and Finance“ und „Distribution“ begleitet. Die Teilnehmer bringen dafür konkrete Projekte mit, um sie mit den Erfahrungen der Workshopserie zu realisieren und auf den Markt zu bringen.
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Die Vielfalt der Tiroler Kultur steht im Mittelpunkt: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Tiroler Volksschauspiele Telfs, Tiroler Volkskunstmuseum, Wiltener Sängerknaben, Operettensommer Kufstein
Die Gestaltungswelt von „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ spielt mit zweit Tirolspezifika: Kultur und Berge
Kulturtreiben im Gebirge Mit einer breit gefächerten Kampagne unter dem Motto „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ positioniert die Tirol Werbung zurzeit Tirol als Kulturland. Ihr Herzstück, die Website kultur.tirol.at, richtet sich an Kulturinteressierte aus dem deutschsprachigen Raum und an Tiroler Kulturschaffende. VON ES THER PIRCHNER
K
eine Berge. Trotzdem Tirol“ – so mancher, der in letzter Zeit an einem der Grenzstellenplakate der Tirol Werbung vorbeigefahren ist oder eine (Kultur-)Zeitung mit Bezug zu Tirol aufgeschlagen hat, mag sich darüber gewundert haben, dass die Berge in Tirol in den Hintergrund treten. Mit Werbesujets, die Szenen aus dem heimischen Kulturgeschehen zeigen, setzt die Tirol Werbung das Schaffen der kreativen Kräfte im Land wirkungsvoll in Szene. Auf den zweiten Blick offenbart sich, dass die Kultur in Tirol mit den Bergen eng vernetzt ist, schließlich leuchten sie an den Rändern der Bilder und durch den ausgestanzten Schriftzug hervor. Damit setzt die Tirol Werbung eine Richtlinie aus dem Tiroler Regierungsprogramm vom Herbst 2008 um: der Kultur
in Tirol einen besonderen Stellenwert zu geben und den Fokus nicht mehr nur auf die Außenwirkung kulturellen Handelns zu legen, sondern dem Bemühen um Kultur auch eine innenwirksame Komponente zu verleihen. Die aus dieser Vorgabe seit 2009 entwickelte und umgesetzte Kampagne umfasst eine ganze Reihe von Maßnahmen: Anzeigen in regionalen und internationalen Medien und Programmheften, Online-Werbung, einen Imagespot, Postkarten, Kleber, eine CD mit zeitgenössischer E-Musik aus Tirol, die zusammen mit Col legno produziert wurde, einen Promotionstand, der bei den Eröffnungen der wichtigen Festivals wie den Tiroler Festspielen Erl, den Klangspuren Schwaz, den Innsbrucker Festwochen und dem Stummer Schrei aufgebaut wurde, und anderes mehr.
Kultur auf allen Ebenen.
Zentrales Element der Kampagne ist aber die neue Website kultur.tirol.at, die Tiroler Kultur auf allen Ebenen präsentiert. An ihr lässt sich auch am besten ablesen, in welche Richtung das neue kulturelle Marketingkonzept weist: Anders als bei den Kulturhighlights, die bereits seit mehreren Jahren in Hinblick auf ihre Außenwirkung konsequent beworben werden, richtet sich kultur.tirol. at an drei Zielgruppen: Gäste, die nach Tirol kommen, Tiroler Kulturinteressierte und die heimischen Kulturschaffenden selbst. Dementsprechend verfügt die Website nicht nur über einen umfassenden redaktionell betreuten Bereich, in dem Artikel, Tipps, Veranstaltungen, Hintergrundinformationen und Porträts von Kulturereignissen und Einrichtungen zu finden sind, sondern auch und vor allem
© TIROL WERBUNG, VOLKSKUNSTMUSEUM, WILTENER SÄNGERKNABEN, TIROLER VOLKSSCHAUSPIELE
SAISON
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über einen Akteursbereich, den Kulturschaffende und -veranstalter selbst mit Inhalten füllen können. Musiker, bildende und darstellende Künstler, aber auch Museumsbetreiber, Konzertveranstalter und viele andere mehr können den „kommunikativen Dienstleistungsservice“ der Tirol Werbung kostenlos nutzen und sich als Akteure auf kultur.tirol.at anmelden. Über einen einfach zu bedienenden Zugang können sie sich und ihre Werke in Text und Bild vorstellen und den Veranstaltungskalender der Website bestücken. Auf diese Weise soll sich die Seite mit Leben füllen – oder genauer: mit dem Kulturleben Tirols. Die Bandbreite der Themen reicht dabei von Fotografie bis Architektur, von Kleinkunst bis Volkskunst, von
Brauchtum bis Kulturgeschichte. Wer auch immer sich für Kultur in Tirol interessiert – nach Erkenntnissen der Marktforschung sind dies vor allem Tiroler und Gäste aus den anderen österreichischen Bundesländern, aus Süddeutschland, der Schweiz und dem deutschsprachigen Südtirol –, wird auf der Website fündig werden. Mit vielfältigen Suchmöglichkeiten ausgestattet – nach Datum, Region oder Inhalt – soll kultur.tirol.at nämlich vor allem die Vielfalt der Tiroler Kultur zeigen und es Kulturinteressierten ermöglichen, jederzeit die für sie passende Veranstaltung zu finden – ganz gleich, ob ihnen der Sinn nach großem Theater, einem Museumsbesuch oder dem Besuch eines kleinen, feinen Konzerts steht. ×
Tirol als Kulturland Interview mit Josef Margreiter zur Rolle der Kultur in Tirol
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AISON: Herr Margreiter, welchen Stellenwert hat Kultur im Tourismus in Tirol? JOSEF MARGREITER: Gästebefragungen zeigen, dass die Kultur einen sehr hohen Stellenwert genießt. Die Gäste schätzen die Kombinationsmöglichkeit aus Bergwelt und Kultur. Soll heißen, man kann sich sportlich betätigen, aktiv sein und Kultur genießen. Welche kulturellen Angebote werden von Gästen besonders genützt? Besonders geschätzt werden „kulturelle Veranstaltungen, die Unterhaltung und Spaß bieten“. Besuche von Museen und Theatern werden als „Freizeitbeschäftigung“ eingeordnet. Der Slogan „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ spielt mit dem fest verankerten Bild vom „Land im Gebirge“. Sind Kultur und Berge in Tirol ein Gegensatz? Nein, ganz im Gegenteil. Die Symbiose von Kultur und Bergen ist eine traditionelle Einheit, die Tirol über Jahrhunderte geprägt hat. Gerade der Slogan macht darauf aufmerksam, dass unsere Kultur mit dem Alpinen eine Einheit bildet und die USP darstellt. Was ist in dieser Hinsicht „typisch tirolerisch“? Die Innsbrucker Festwochen, die Festspiele Erl, die Hofburg – all diese Veranstaltungen und Institutionen sind mit der kulturellen Geschichte Tirols und der alpinen Landschaft eng verbunden. Auch die für Tirol so typischen zahlreichen Volksmusikgruppen haben eine mittlerweile fast 200-jährige Tradition aufgrund ihrer alpinen Herkunft und Geschichte.
Neue Zielgruppen, neue Website: kultur.tirol.at ist für kulturinteressierte Tiroler und Gäste und für Tiroler Kulturschaffende, die sich und ihre Arbeit präsentieren wollen.
© OPERETTENSOMMER KUFSTEIN, RUPERT LARL
Vielen Dank für das Gespräch.
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SO GEHT’S Kulturschaffende und -veranstalter, die sich, ihre Arbeit und ihre Veranstaltungen auf kultur.tirol.at präsentieren wollen, können sich im Akteursbereich der Website registrieren. Einfach die Anmeldung im Menüpunkt „Schaffen“ ausfüllen und schon geht’s los.
62 MAGAZIN SAISON
Mit dem Frankfurter Ensemble Modern und Schülern der Internationalen Ensemble Modern Akademie bestreitet Heinz Holliger zwei Konzerte in Innsbruck und Schwaz.
Musik als Ganzes Mit Heinz Holliger haben die Klangspuren Schwaz einen der bedeutendsten Musiker des 20. und 21. Jahrhunderts aus der Schweiz nach Tirol eingeladen. Der heute 71-Jährige erfasst Musik in ihrer Gesamtheit: als Interpret, Dirigent, Komponist, Begründer von Konzertreihen und nicht zuletzt als Hochschullehrer. Ein Porträt in fünf Kapiteln. VON ES THER PIRCHNER
I
Atem.
Musik und das Musizieren auch als körperliche Erfahrung – bis an die äußersten physischen Grenzen – zu begreifen, prägte Heinz Holligers Kompositionen vor allem in den 1960er und 1970er Jahren. Als Oboist erfand und erprobte er nicht nur neue Spieltechniken und Klangspektren, er dehnte diese Forschungen bis zum Äußersten aus: Wie weit reicht der Atem? Wie weit lässt sich der Herzschlag erhöhen? Berühmteste Komposition aus dieser Zeit ist „Cardiophonie“ für Oboe und drei Magnetophone von 1971, in der sich die Geschwindigkeit des Stückes jeweils nach den Herztönen des Spielers richtet, die wiederum umso schneller aufeinander folgen, je schneller der Oboist zu spielen hat – ein gegenseitiges Sich-Vorantreiben, das die Grenzen des Machbaren auslotet: Das Stück endet, wenn der Interpret zu erschöpft ist, um weiterzuspielen.
II Instrumente.
Die Oboe ist Holligers zentrales Instrument, doch beim Komponieren hat er sich in den letzten Jahren von ihr abgewandt. Er kenne sie schon zu gut und sehe die Gefahr, in Klischees zu verfallen, wie er in einem Interview mit dem Schweizer Radio DRS anlässlich seines 70. Geburtstags 2009 erzählte. „Wenn man für ein Instrument schreibt, muss es ein Geheimnis haben. Man muss es im Geist auseinandernehmen und neu zusammensetzen.“ Auf diese Weise näherte sich Heinz Holliger in letzter Zeit Instrumenten an, mit denen er „früher nicht so viel anfangen konnte“: Neuere Stücke entstanden für Posaune oder für Kontratenor und Naturhorn („Induuchlen. 4 Lieder nach Gedichten von Albert Streich“), und auch darin geht der Komponist weit über das hinaus, was spieltechnisch gebräuchlich ist.
III Poesie.
Im gesamten Werk Heinz Holligers finden sich Bezüge zu historischen Persönlichkeiten, die nicht mit den Maßstäben der Normalität zu messen sind: Menschen, die an den Rändern der Gesellschaft in ihren eigenen Welten lebten und darin Bedeutendes schufen: Holligers „Scardanelli-Zyklus“ (1975/85) und die „Turm-Musik“ (1984) gehen auf den Dichter Friedrich Hölderlin zurück, der die Hälfte des Lebens in einem Turm lebte und unter verschiedenen Pseudonymen (u. a. Scardanelli) Gedichte schrieb. „Beiseit“ von 1990 ist dem Schweizer Schriftsteller Robert Walser gewidmet, der die letzten Jahre in einer Nervenheilanstalt verbrachte und dessen Spuren am 25. Dezember 1956 auf einem Spaziergang im Schnee endeten. 1993 bis 1995 schließlich komponierte Holliger eine Hommage an den Musiker und Maler Louis Sutter, der
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© MANU THEOBALD, DANIEL VASS
Eine von vielen musikalischen Facetten Heinz Holligers: jene des Dirigenten
CDS MIT MUSIK VON HEINZ HOLLIGER Heinz Holliger, Clara Schumann: Romancendres, 2005 Heinz Holliger: Violinkonzert, 2003, Schneewittchen, 1999, Lieder ohne Worte, 1997, Scardanelli-Zyklus, 1993 alle CDs © ECM
KLANGSPUREN SCHWAZ 9. bis 26.9.2010 6130 Schwaz/Tirol 05242/73582 info@klangspuren.at www.klangspuren.at
wegen seines nonkonformen Verhaltens mit 52 Jahren in ein Altersheim eingewiesen wurde und dort zwanzig Jahre bis zu seinem Tod 1942 verbrachte.
IV Denken/Schreiben.
Die Beschäftigung mit bestimmten Themen, die Umsetzung in komponierte Musik findet vor allem im Kopf statt. Vieles entsteht über Jahre des Denkens, Konkretisierens, Verwerfens, Verfeinerns – ehe es in einer Niederschrift fixiert wird. Das Violinkonzert, die „Hommage à Louis Sutter“ entstand so, aber auch „Romancendres“, ein Stück über Robert Schumann, das Holliger 15 Jahre „mit sich herumtrug“ und erst dann in wenigen Tagen zu Papier brachte.
V Dirigieren/Lehren.
Alles führt zusammen: Die Auseinandersetzung mit Musik verlangt nicht die Speziali-
sierung auf eine Tätigkeit, sondern das Zusammenwirken mehrerer Ebenen – die Arbeit als Interpret, als Komponist, Dirigent und nicht zuletzt als Lehrer. Bei den Klangspuren wird Heinz Holliger in allen diesen Bereichen vorgestellt: zum einen mit den „Sieben Stücken für Oboe und Harfe“ (1998), dem „Quintett für Klavier und vier Bläser“ (1989), den „Jahreszeiten“ (aus dem „Scardanelli-Zyklus“) und der „Turm-Musik“; zum anderen als Dirigent und Lehrer bei der Ensemble Modern Akademie der Klangspuren. Mit den teilnehmenden Musikern erarbeitet und spielt er zentrale Werke des 20. Jahrhunderts. Ergänzend dazu geben Künstlergespräche zwischen Holliger und den Musikern Aufschluss über musikalische Zugänge und Hintergründe – ein Gesamtbild mit vielen Schattierungen und Abstufungen. ×
10.9., 20.00 Uhr, Aula der SOWI Innsbruck Komponistengespräch und Konzert Ensemble Modern, Svetlana Savenko (Sopran), Felix Renggli (Flöte), Ursula Holliger (Harfe), Heinz Holliger (Oboe, Dirigent), Franck Ollu (Dirigent) 11.9., 19.00 Uhr, Franziskanerkloster Schwaz Gespräch und Konzerte Teilnehmer der Internationalen Ensemble Modern Akademie, Cornelia Zach (Stimme), Felix Renggli (Flöte), Lettischer Radio Chor, Heinz Holliger (Dirigent)
INSPIRATION
„Ich mache meinen Gang, das führt ein Stückchen weit und heim; dann ohne Klang und Wort bin ich beiseit.“ Inschrift auf dem Grabstein von Robert Walser
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65 KOMMENTARE SAISON
Nur gemeinsam sind wir stark
W
V O N A LO I S S C H Ö P F
ir können von Glück sprechen, dass die Geschichte auf die heimischen Medien beschränkt blieb. Die aberwitzige Aktion, über einen Trail oberhalb von Innsbruck ein Stahlseil zu spannen, um lästige Mountainbiker fernzuhalten, hätte sich in der „Bild“-Zeitung prächtig gemacht und zur höheren Ehre Tirols wahrlich wenig beigetragen. Umso intensiver ist, bevor sich solche oder ähnliche Totschlagversuche wiederholen, interne Besinnung angebracht. Denn dass zwischen den Mountainbikern, die es als hip betrachten, sich über den österreichischen Restriktionswahn
beliebter Ausflugsalmen verdanken. Oder an die offenbar schiere Unmöglichkeit, im Zeitalter schrumpfender Ölreserven auf Konsensbasis neue Wasserkraftwerke zu errichten, Skigebiete zu erweitern oder gar ein Hotelressort in ein Naturschutzgebiet zu verlegen, wo es für Gäste, welche die Natur suchen, eigentlich stehen sollte. Die einen leben unmittelbar vom Land, die anderen betrachten es als Freizeitgelände, die dritten als Radikalalternative zur belastenden Urbanität, die vierten als Jagdrevier, die fünften als Sportgerät, die sechsten als ihr Eigentum, „Es bleibt uns nichts übrig, als weiterhin ein ästhetisch überzeugendes Gemeinschaftsprodukt vieler aufeinander die siebten als Meditationsbühne. Die Liste, wie man von Tirol profitiert und profitieren abgestimmter Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bilden.“ kann, ist lang. Allerdings auch nur deshalb, weil durch eine bisher aufeinander abgestimmte Nuthinweg zu setzen, und dem Rest derer, die den Berg ebenfalls zung ein Wohlstand entstanden ist, der überhaupt erst all die neuen nutzen wollen, der Haussegen gleich einmal schief hängt, dürfte Nutzungen möglich machte. bekannt sein. Es bleibt uns nichts übrig, als weiterhin ein ästhetisch überUnd das ist gefährlich in einem Land, das sich seine touriszeugendes Gemeinschaftsprodukt vieler aufeinander abgestimmtische Poleposition seit den weltweit ersten Tourismusgesetzen ter Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bilden. Ein Land der Bauern, die und der Gründung von Verschönerungsvereinen Ende des 19. von ihren Produkten leben können, der Wanderer, der Radler, der Jahrhunderts durch die Zusammenarbeit der verschiedensten BeJäger, der Kletterer, der Wasserkraftwerke, Skifahrer, Tourengeher völkerungsgruppen erkämpft hat. Heute scheint dieses Miteinander und Naturschutzgebiete. Wenn wir das nicht schaffen, sägen wir zunehmend einem sturen Beharren auf dem jeweils eigenen Standam Ast, auf dem wir erfolgreich seit Jahrzehnten sitzen. × punkt zu weichen. Es sei an den Dauerstreit Gemeinden contra Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. Agrargemeinschaften erinnert, dem wir bereits das Ende einiger
Die Sache mit der Kunst im Sommer
I
VON ERNS T MOLDEN
ch misstraue dem Sommertheater. Zutiefst eigentlich. Mit der Sommermusik ist es nicht viel besser. Die meiste FestivalIch habe meinen Akkordeonisten einmal gebeten, mir programmierung ist inhaltlich belanglos, bewegt sich, abgesehen einen Revolver anzusetzen, wenn ich je in Versuchung von leichten geschmacklichen Schlagseiten, im Mainstream, baut kommen sollte, selbst ein Sommertheater zu leiten. Das sich auf der logistischen und technischen Seite aber gewaltig, sprach ich im Scherz, aber tief drin schlummert ein Kern von dröhnend, stil- und gefühllos in der Landschaft auf. Als Musiker tiefer Überzeugung. Sommertheater darf in Österreich ja fast bleibt einem aber nicht viel übrig, als in diesem Zirkus mitzureisen. jeder leiten. Es reicht zu sagen „Ich will“ und schon greift einem Und along the road fielen mir heuer zwei Festivals auf, die es eine Gemeinde, die irgendwas wie ein Schloss, eine Ruine oder besser machten, anders, angenehmer. Beide finden in Niederösein natürliches Amphitheater aufzuweisen hat, unter die Arme. terreich statt – eins im Waldviertel (das Musikfest Waidhofen an Ehemalige Fernsehsprecher, betagte Schau„Ich habe meinen Akkordeonisten einmal gebeten, mir spieler und Schauspielerinnen, die einem einen Revolver anzusetzen, wenn ich je in Versuchung schon in der Grundschulzeit in den seligen Siebzigern auf den Geist gegangen sind, kommen sollte, selbst ein Sommertheater zu leiten.“ die man dann aber vergessen hat, tauchen plötzlich wieder auf, erheben ihre Häupter der Thaya), eins im Mostviertel („More Ohr Less“ in Lunz am See). auf grafisch schaurigen Großplakaten und geben Das Waidhofener Musikfest ist eine gewachsene Versich als das zu erkennen, was sie nunmehr sind: anstaltung aus den Hippiezeiten, früher hieß es Folkfestl, jetzt Intendanten oder Intendantinnen eines Sommerist es moderner, findet aber immer noch in der alten Thayatheaters. Badebaracke von damals statt. Das Lunzer „More Ohr Less“ ist Ich will hier keineswegs behaupten, alles intellektueller ausgerichtet, verbindet Konzerte mit Vorträgen Sommertheater sei schlecht, aber der Grundgedanke und Performances, findet auf der beeindruckenden kleinen Seevon Sommertheater – also Kunst als genau bemessener, bühne von Lunz statt, die sich öffnen lässt wie eine hydraulische möglichst unanstrengender Teil eines gut durchmischten Muschel. Sommerfrische-Stundenplans – führt dazu, dass viele Und noch was haben die Festivals gemeinsam. Strukturell Beteiligte mit, nun, eingeschränktem künstsind sie überschaubar. Inhaltlich wollen sie aber mehr sein als lerischen Talent befreit genauso arbeiten, die Kunststunde im großen Sommerfrischeplan. × wie sie es halt können, denn mehr wäre Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Heuer wurde sein Singdem Sommertheatergast eh zu viel. spiel „Häuserl am Oasch“ am Rabenhoftheater uraufgeführt.
66 NACHGEFRAGT SAISON
15 FR AGEN AN ...
Heinrich Klier DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Salzburg, Elounda Bay (Kreta), Santa Tal, Cordillera Blanca (Peru) DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Kundenfreundlichkeit, Verlässlichkeit und faires Preis-Leistungs-Verhältnis DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Unfreundlichkeit, Schlamperei, Preistreiberei DER SCHÖNSTE BERG TIROLS: Der Habicht im Stubaital DAS BESONDERE AM STUBAIER GLETSCHER: Große Gletscherflächen und zahlreiche Abfahrten von leicht bis sehr schwierig. Der neue Carving-Stil erfordert viel Platz für jeden einzelnen Fahrer. DIESER BERGFÜHRER MUSS NOCH GESCHRIEBEN WERDEN: Ich habe in meiner Studentenzeit die Alpenvereinsführer Karwendel, Stubaier Alpen, Ötztaler Alpen und Zillertaler Alpen verfasst, die mein Sohn Walter Klier laufend auf den neuesten Stand bringt. LIFTFAHREN ODER SELBER GEHEN? Beides! Für eine Besteigung des Zuckerhütl wählen viele Gäste die Auffahrt mit einer unserer Bahnen, dann geht’s zu Fuß weiter. DREI WORTE ZUM KLIMAWANDEL: Anfang der 80er Jahre gab es einen beachtlichen Gletschervorstoß. Damals wollte man uns mit einer neuen Eiszeit Schrecken einjagen. Die Eiszeit kam nicht. Für heute und für immer gilt: Jeder vernünftige Mensch wird möglichst sparsam mit unseren Ressourcen umgehen. BRAUCHT TIROL NOCH MEHR LIFTE? Die Zahl der Wintersportler ist europaweit rückläufig; ich glaube nicht, dass man derzeit neue Lifte braucht. DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Skilauf bis in die Dreitausender-Regionen sorgt für sichere Schneelage im ganzen Land. DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Neue Attraktionen im Sommer (siehe WildeWasserWeg im Stubai) sind notwendig. DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Aussichtsplattform TOP OF TYROL am Stubaier Gletscher auf 3210 m Höhe, mit grandiosem Rundblick auf die gesamten Tiroler Hochalpen. LETZTER URLAUB (WANN UND WO): Eine Woche Kreta im Frühsommer. ICH LERNE VON: Ich lese eifrig die Kataloge der großen Tourismusanbieter. DAS KÖNNEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Tourismus ist ein hartes Geschäft – ob Seilbahnunternehmer, Hotelier oder Privatzimmervermieter; und der Tourismus hat sich als solide Stütze in Zeiten der Krise erwiesen. Dafür hätte sich der Touristiker mehr Anerkennung und Wohlwollen verdient.
Dr. Heinrich Klier (83) ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Wintersport Tirol AG, Schriftsteller und Alpinist.
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