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TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 05/12 | HERBST 2012
TIROLER BERGWINTER Wie man ihn erobern und genießen kann
Foto: Bernhard Berger
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3 STICHWORT SAISON
BERGWINTER Erobern & Genießen
ZAHLEN, BITTE!
Die Tirol Werbung hat die Kampagne „Bergwinter Tirol“ mit den zwei Säulen „Erobern“ und „Genießen“ auf Tirols Hauptzielgruppen (gemäß der sogenannten SinusMeta-Milieus) abgestimmt:
0 Metern ist die Die neue Wildspitzbahn auf 3.44 Die Fahrgäste hs. höchste Bergbahn Österreic 0 Metern 2.84 auf ation gelangen von der Talst eren Hint en hoh er Met 0 3.44 Höhe auf den Minuten und fünf nur in das und – l oge Brunnenk n in dieser Zeit 40 Sekunden. Die Gondeln lege eter zurück. enm Höh 600 zwei Kilometer und transpor tiert n one Pers 5 2.18 en Pro Stunde könn é 3.440“. Es verwerden. Ebenfalls neu: Das „Caf 116 Sitzplätze, über fügt auf 140 Quadratmetern t weitere biete asse Terr die freischwebende Bahn und der Bau den für en Kost Die 50 Sitzplätze. n Euro. ione Mill des Café 3.440 betragen rund 20
Der Modern Performer sucht die Herausfor-
Stockerlplätze In der heurigen Ausgabe des aktuell erschienenen ADAC-Skiguides wurden drei Tiroler Skigebiete zu den Aufsteigern des Jahres gewählt: die neue Skiverbindung Wildschönau-Alpbach, das Stubaital sowie das Pitztal mit Gletscher und Hochzeiger.
derung und den sportlichen Anspruch – etwa bei sportlichem Skifahren, Freeriden, Snowboarden, Skitourengehen oder Eisklettern. Abseits von Schnee und Eis interessiert sich der Modern Performer für Veranstaltungen, bei denen die Gesellschaft mit anderen und der Spaßfaktor im Vordergrund stehen.
Den Intellectual reizen die sanften sportlichen Betätigungen, bei denen Genuss und Erholung im Vordergrund stehen – etwa Winterwandern, Schneeschuhwandern oder Langlaufen. Wichtig ist für den Intellectual auch das Naturerlebnis. Darüber hinaus spielen für ihn die Themen Kulinarik und Kultur eine Rolle.
Zitiert „Die Tirol Snow Card hat die Erwartungen klar übertroffen.“
© TIROLER SKILEHRERVERBAND
Günther Platter, Landeshauptmann
Nachhilfe für die Wintersportwoche Die Wintersportwoche wird immer öfter durch Schul-Sprachreisen und Kulturreisen abgelöst. Das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend hat Handlungsempfehlungen für die Tourismuswirtschaft herausgegeben, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Im Bereich der Skipässe gebe es Verbesserungsbedarf: So könnten etwa flexibel verwendbare Mehrtagesskipässe angeboten werden. Eine kundenfreundliche Abwicklung der Skipassreservierung, -ausgabe bzw. -bezahlung sowie die Vermittlung weiterer Angebote vor Ort werden ebenfalls empfohlen. Aber auch die ansässigen Sportartikelhändler seien wichtige Partner, wenn es darum geht, durch den Verleih von Skiern die Kosten von Skikursen und Skitagen weiter zu reduzieren.
„Das Geschäft ist insgesamt unglaublich schnelllebig geworden. Der Gast schaut sich den Wetterbericht an und dann entscheidet er ganz spontan, wo er hinfährt.“ Leonhard Stock, Olympiasieger und Hotelier
„Der deutsche Urlauber gibt lieber ein paar Euro mehr für den Skipass aus als für mehr Luxus im Hotel.“ Thomas Biersack, ADAC-Skiguide
4 EDITORIAL SAISON
© TIROL WERBUNG/MARIO WEBHOFER
Immer wieder war es gerade die Tourismuswirtschaft, die mit Optimismus und Tatkraft künftige Entwicklungen antizipierte und gleichermaßen richtige wie wichtige Entscheidungen umsetzen konnte.
Wer authentisch von seiner Heimat, seinen Lieblingsplätzen, dem Wintersport, dem Tiroler Bergsommer und so weiter schwärmt, der wird mit seinen ganz persönlichen echten Geschichten zum besten und wirklich glaubwürdigen Werbeträger.
Am Ende zählt, dass wir die Lebensqualität, die uns Tirol bietet, ehrlich vermitteln und wissen, dass dies immer mehr zu einem zentralen Erfolgsfaktor und Wettbewerbsvorteil des Landes wird!
5 EDITORIAL
Weitblick und Begeisterung
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er gern in Tirols Bergwelt unterwegs ist, der kennt dieses Gefühl. Der Ballast des Alltags verliert durch den Aufstieg an Gewicht und der Panoramablick vom Gipfel hinunter in unsere wunderschönen Täler lässt alle Anstrengungen vergessen. Dieser Weitblick, der sich von oben auf die Welt auftut, schaff t neue Horizonte und die Begeisterung ist angesichts unserer wohltuenden, majestätischen Natur steter Begleiter. Beide Begriffe kennzeichnen übrigens auch den erfolgreichen Tiroler Weg im Tourismus – mit Weitsicht schufen unsere Tiroler Tourismuspioniere einst die Grundlagen, mit Innovations- und Investitionsfreude manifestieren ihre Kinder und Enkel bis heute eine unvergleichbare Angebotsqualität im Herz der Alpen. Mit Begeisterung wiederum treten in unserer Heimat nicht nur die Gastgeber auf – die Einheimischen selbst sind nebst Stammgästen die besten Werbeträger Tirols. Stolz auf die Herkunft, im Bewusstsein des Glücks, in einem stabilen, wunderschönen Land leben zu dürfen, verbunden mit der gepflegten Lebenskultur in beeindruckender Natur, sind es vor allem die hier lebenden Menschen, denen Gäste aus aller Welt gerne begegnen wollen.
Weitblick statt Polemik.
Vor dem Hintergrund aufkeimender Erschließungsdebatten und dem aktuellen Ja zum Ausbau des Ischgler Skigebiets ist gerade diese notwendige Weitsicht in Erinnerung zu rufen. Oft und oft wurde in den vergangenen Jahrzehnten von selbsternannten Zukunftsvisionären das Ende des Wintersports eingeläutet. Und immer wieder war es gerade die Tourismuswirtschaft, angeführt von ihren Bergbahnen und Leitbetrieben, im Verbund mit den politisch Verantwortlichen, die mit Optimismus und Tatkraft künftige Entwicklungen antizipierte und gleichermaßen richtige wie wichtige Entscheidungen umsetzen konnte. So wären heute ohne Weiterentwicklung und Qualitätsstrategie, ohne technische Beschneiungsmöglichkeiten die Erfolge im Wintertourismus und damit in direktem Zusammenhang unser aller hoher Lebensstandard auch abseits der Inntalfurche nicht denkbar. Eine ähnliche Perspektive ist auch in der anstehenden Debatte anzumahnen, wo Einzelnen der Blick aufs Ganze weniger wichtig scheint als populistische Feindbildmalerei. Wer etwa angesichts von sinnvollen und notwendigen Zusammenschlüssen in international
erfolgreichen Tiroler Tourismusdestinationen vor der Gefahr eines Alpen-Disneylandes warnt, ist wohl ein allzu simpler Schwarz-Weiß-Prophet, der es mit seinem eigenen Land nicht allzu genau nimmt. Fakt ist, dass nur ein Bruchteil des Landes touristisch genutzt wird, konkret gerade einmal drei Prozent der freien Landesflächen in Tirol als Skigebiet gewidmet sind, hingegen bereits 25 Prozent der Fläche unter Naturschutz stehen, was auch wichtig ist. Statt platter Polemik und Polarisierung braucht es also einmal mehr besagten Weitblick. Erfolgreichen Tourismusorten Perspektiven zur Zukunftsentwicklung zu eröffnen, macht auch gemäß einer guten Tiroler Raumordnung Sinn. Deshalb haben wir in unserer Tourismusstrategie „Neuer Tiroler Weg“ bereits vor Jahren im Kontext mit der gesamten Branche beschlossen, die Stärkung von Leitbetrieben, also auch Bergbahnen, zu fordern und zu fördern. Die Leitbetriebe sind es schlussendlich, die unsere Urlaubsorte, unsere Wirtschafts- und Lebensräume im internationalen Wettbewerb fit und anziehend halten.
Positive Lebensart.
Neben diesen Faktoren, inklusive zentraler Infrastrukturmaßnahmen und der Fähigkeit, Generation für Generation außerordentliche Qualitäten hervorzubringen, bleibt der Magnetismus unserer Anziehungskraft aber unsere eigene Begeisterung. So haben wir als Gastgeber im Austria House Tirol zusammen mit den Tiroler Regionen erst jüngst auf der großen Olympiabühne in London eine unglaublich positive internationale Resonanz gefunden und bleibende Eindrücke für unser Land erzielt. So wirken aber auch viele Tirolerinnen und Tiroler, die in ihrer aktiven, positiven Lebensart die Sehnsüchte und Wünsche unserer Gäste spiegeln. Wer authentisch von seiner Heimat, seinen Lieblingsplätzen, dem Wintersport, dem Tiroler Bergsommer und so weiter schwärmt, der wird mit seinen ganz persönlichen echten Geschichten zum besten und wirklich glaubwürdigen Werbeträger. Ganz egal ob er diese Botschaften individuell im persönlichen Gespräch vermittelt oder online am immer wichtiger werdenden virtuellen Informationsmarkt mit seinen vielfachen Multiplikationseffekten. Am Ende zählt, dass wir die Lebensqualität, die uns Tirol bietet, ehrlich vermitteln und wissen, dass dies immer mehr zu einem zentralen Erfolgsfaktor und Wettbewerbsvorteil des Landes wird! ×
JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG
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7 INHALT SAISON
MEHR ALS NUR SKIFAHREN
DIE AUFMACHER UND DIE UNTERGEHER
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EINE NEUE FORM DER MOBILITÄT
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© TIROLER WIRTSHAUSKULTUR, FRANZ OSS, GERHARD BERGER, PRO.MEDIA, TVB PITZTAL, SERFAUS-FISS-LADIS / TIROL
20 JAHRE TIROLER WIRTSHAUSKULTUR
SICH VOM BEKANNTEN ABHEBEN
„AUS EINEM VW WIRD KEIN PORSCHE“
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42 THEMA: BERGWINTER Sich vom Bekannten abheben Was gibt es Neues kurz vor dem Saisonstart? Ein Überblick
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„Aus einem VW wird kein Porsche“ Olympiasieger und Hotelier Leonhard Stock im Interview
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Eine neue Form der Mobilität BMW macht sich Gedanken über das Thema „Tourismus und Mobilität“.
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„Wintersportland Nr. 1 der Alpen“ Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, erläutert die neue Kampagne und ihre Hintergründe.
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Für Nachwuchs sorgen Wie Initiativen in Tirol versuchen, Kinder für den Skisport zu begeistern. Eine Investition in die Zukunft.
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„Das Klischeebild funktioniert nicht“ Zum zweiten Mal sind im Rahmen der Ausstellung „Sight-_Seeing“ authentische Tirolbilder zu sehen.
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Mehr als Skifahren Immer mehr Wintersportgebiete bieten ihren Kunden nicht alltägliche Besonderheiten.
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Schnee und Eis im Łazienki-Park Die Tirol Werbung machte in Polen Stimmung für den Bergwinter.
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20 Jahre Tiroler Wirtshauskultur Verein Tiroler Wirtshauskultur blickt auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte zurück.
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Tirols Winter von außen betrachtet Was sagen die Chefredakteure der führenden deutschen Skiguides über das Angebot in Tirol?
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Die Aufmacher und die Untergeher Am 1. Dezember öffnet das Freie Theater Innsbruck seine Pforten.
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Geteilte Gipfelfreuden Skitourengehen boomt. Der Tourismus entdeckt das wirtschaftliche Potenzial.
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MAGAZIN 34
„Es braucht diesen Impuls“ Das war die internationale Fachtagung theALPS 2012 in Innsbruck.
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Kommentare
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Urlaub zuhause Der Reisemarkt Österreich im Porträt
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Nachgefragt
IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 5/2012 (64. Jahrgang)
SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Emanuel Kaser, Franz Oss • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@zielgruppenverlag.at • ANSCHRIFT VERLAG: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, redaktion@zielgruppenverlag.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.zielgruppenverlag.at/impressum abgerufen werden.
8 BERGWINTER SAISON
Sich vom Bekannten abheben Die Bergbahn als Inszenierung ihrer selbst, die Erweiterung der Tirol Snow Card und spannende Investitionen der Hotellerie prägen das Bild der kommenden Wintersaison. Ein Überblick. VON ERNS T SPRENG
© PITZTALER GLETSCHER, AQUA DOME, SKI JUWEL
Freischwebend. Die Bergstation der Wildspitzbahn am Pitztaler Gletscher ist eines der spektakulärsten neuen Bergbahnprojekte der Alpen.
„Nur durch die Zusammenlegung haben wir eine Chance zu überleben.“ PETER HAUSBERGER, GF BERGBAHNEN ALPBACHTAL
rols erweitert: Erstmals sind auch Ischgl und Sölden in den Verbund eingetreten. Neben diesen zwei großen Playern im Wintertourismus entschieden sich aber auch kleine Skigebiete, bei der Tirol Snow Card mitzumachen. Heuer sind es das Thierseetal und die Bergbahn Karwendel in Pertisau. In Zahlen ausgedrückt: Die Tirol Snow Card vereint jetzt 86 Tiroler Skigebiete, 1.133 Liftanlagen und über 4.000
Pistenkilometer. „Das klare Ziel der Tirol Snow Card ist es, einen flächendeckenden Skipass für ganz Tirol anzubieten“, erklärt Landeshauptmann Günther Platter, der sich über das Interesse an dem Angebot im In- und Ausland freut (siehe Interview).
Zusammenschluss.
© GRIESSENBÖCK, TVB ISCHGL
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as vor drei Jahren begann, ist heute eine bekannte Marke. Die Tirol Snow Card hat sich positiv entwickelt. Rund 20.000 verkaufte Karten – circa 5.000 davon im deutschen Raum – sind das beste Argument dafür, dass ein Skipass für ganz Tirol Zukunft hat. In der kommenden Wintersaison wird die Snow Card nun um zwei zentrale Skigebiete Ti-
Elf Jahre hat es gebraucht, heuer wird es Wirklichkeit. Mit dem Zusammenschluss ihrer Skigebiete starten das Alpbachtal und die Wildschönau in eine gemeinsame Zukunft. Ab Dezember 2012 bietet das neue Skigebiet mit dem glänzenden Namen „Ski Juwel“ 145 Pistenkilometer, 47 Lifte und eine neue Verbindungspiste. Für die Bergbahnbetreiber ist dieser Zusammenschluss eine große Chance, denn beide Regionen hatten in den vergangenen Jahren kontinuierlich Ski-Gäste verloren und mussten Marktanteile an die größeren Mitbewerber abgeben. „Nur durch die Zusammenlegung haben wir eine Chance
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Spa 3000. Mit 60 neuen Betten und einem eigenen Spa-Bereich für Hotelgäste startet der Aqua Dome in Längenfeld in die kommende Wintersaison.
Verbunden. Ab Dezember werden die Skigebiete in der Wildschönau und im Alpbachtal durch eine Verbindung zusammengeschlossen.
zu überleben“, sagt Peter Hausberger, Geschäftsführer der Bergbahnen Alpbachtal. Ludwig Schäffer, Geschäftsführer der Bergbahnen Wildschönau: „Sowohl die Wildschönau als auch das Alpbachtal müssen in Zukunft ein modernes und nachhaltiges Ski- und Naturerlebnis bieten.“ Mit dieser neu gewonnenen Größe reiht sich das „Ski Juwel“ in die Top Ten der insgesamt 78 Tiroler Skigebiete ein. „Für den Urlaubsgast sind die Pistenkilometer maßgeblich“, erklärt Hausberger, „denn selbst Ski-Anfänger, die unsere 55 Pistenkilometer gar nicht alle nutzen können, buchen ihren Urlaub lieber in einem größeren Gebiet.“
Gletscher-Inszenierung.
Bergbahnen werden selbst zum Teil der Alpeninszenierung – so lautet einer der Trends der letzten Jahre. Design triff t auf außergewöhnliche Ideen und beide suchen die Verbindung zur Natur. Tirol ist hier
„Wir steigern unsere OpeningInszenierung auf eine ganze Woche.“ ANDREAS STEIBL, GF TVB ISCHGL-PAZNAUNTAL
anerkannter Vorreiter in den Alpen. Bestes Beispiel im heurigen Winter bildet dafür die neue Wildspitzbahn am Pitztaler Gletscher. Die Bergstation der neuen Bahn ist abseits des Gewöhnlichen und zeigt, dass Architektur auf über 3.400 Metern dem Gast ein besonderes Erlebnis bieten kann. Dazu gehört auch das höchste Café Österreichs – mit freischwebender Terrasse und einem wirklich spektakulären Aus-
blick. Für Tirols höchsten Gletscher soll die neue Attraktion ein Besucherplus von mehr als zehn Prozent bringen. „Zudem werden das Image und der Bekanntheitsgrad der gesamten Region Pitztal dank der neuen Bahn und der damit verbundenen Höhepunkte nachhaltig gesteigert und positiv aufgeladen“, ist Hans Rubatscher, Geschäftsführer der Pitztaler Gletscherbahn, überzeugt. Investiert wurde auch
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„Sehe Tirol gut vorbereitet“
im Außerfern. Die neue Wettersteinbahn in Ehrwald stellt eine schnelle Verbindung direkt aus dem Ort ins Skigebiet her: Vom Ortszentrum Ehrwald steht man in Zukunft in rund viereinhalb Minuten mitten auf der Piste.
Für Tourismusreferent LH Günther Platter ist das klare Profil von Tirol und seinen starken Regionsmarken ein internationaler Wettbewerbsvorteil.
Wellness exklusiv.
Nicht nur Tirols Bergbahnen haben für die heurige Wintersaison einiges investiert. Auch die Tiroler Hotellerie will sich konsequent weiterentwickeln. Ein Beispiel dafür ist der bekannte Aqua Dome in Längenfeld, der ab Mitte Dezember mit 60 neuen Betten und einem eigenen Spa-Bereich nur für Hotelgäste an den Start geht. Rund 1.800 Quadratmeter Wellness- und Spa-Bereich stehen in Zukunft den Hotelgästen des Aqua Domes exklusiv zur Verfügung. „Das bedeutet auch 20 bis 30 neue Arbeitsplätze“, unterstreicht Geschäftsführerin Bärbel Frey die regionale Bedeutung dieser Investition.
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Welche Infrastrukturinvestitionen im Tourismus sind im heurigen Jahr für Tirol besonders wichtig? Neben den zahlreichen jährlichen Investitionen der Tiroler Beherbergungsbetriebe und der Seilbahnwirtschaft darf ich unter anderem die neuen Wettersteinlifte in Ehrwald beziehungsweise die neue Wildspitzbahn am Pitztaler Gletscher nennen. Letztere verfügt über ein einzigartiges Panoramacafé. Auch zukünftige Großveranstaltungen – wie die Biathlon-WM 2017 – sind für das Image Tirols als Wintersportland wichtig. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Snow Card in den vergangenen Jahren? Die Tirol Snow Card hat sich seit der Einführung vor drei Jahren sehr gut entwickelt. Mit über 20.000 verkauften Karten in der letzten Wintersaison wurden hier die Erwartungen bereits klar übertroffen. Heuer sind Sölden und Ischgl bei der Snow Card mit dabei. Gibt es noch Entwicklungspotenzial für die Snow Card? Es gibt in Tirol mit RegioCard, Freizeitticket und Tirol Snow Card drei starke Kartenverbünde. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten zielt die TSC auf einen tirolweit flächendeckenden Verbund im Winter ab. Mit Sölden und Ischgl sind zwei weitere große Regionen dem Verbund beigetreten. Damit wird das
© LAND TIROL
AISON: Herr Landeshauptmann, die Wintersaison steht vor der Tür. Ist Tirol gut vorbereitet? GÜNTHER PLATTER: Ich sehe Tirol gut vorbereitet. Wir haben eine erfolgreiche Sommersaison hinter uns und der vergangene Winter brachte mit über 25,6 Millionen Nächtigungen einen neuen Rekord. Tirol verfügt über hervorragende Infrastruktur sowohl bei Seilbahnen als auch im Bereich der Beherbergung. Durch unsere Gletschergebiete besteht bereits sehr früh die Möglichkeit, alpinen Skisport auszuüben. Die ausgezeichneten Beschneiungsanlagen in den Skigebieten garantieren auch bei ungünstiger Wetterlage einen zeitgerechten Saisonstart.
„Die Tirol Snow Card hat die Erwartungen klar übertroffen.“ GÜNTHER PLATTER, LANDESHAUPTMANN
Angebot noch attraktiver und es können nun nahezu alle Tiroler Skigebiete mit der TSC genutzt werden. Besonders erfreulich ist es auch, dass knapp 5.000 Karten an ausländische Gäste, insbesondere aus dem bayerischen Raum, verkauft wurden. Wir können diese Gäste damit noch mehr an Tirol binden. Wie kann sich Tirol von den internationalen Mitbewerbern im Wintertourismus abheben? Um sich im Wintertourismus von den internationalen Mitbewerbern abzuheben, bedarf es eines möglichst klaren Profils für jede Region und einer klaren Positionierung. Je schärfer und konsequenter wir auf regionaler Ebene, aber auch als Bundesland daran arbeiten, desto eher werden wir im internationalen Wettbewerb wahrgenommen. In diesem Sinne freut es mich, dass auch die Tirol Werbung mit dem Bergwinter Tirol eine klare, zielgruppenspezifische Ausrichtung hat, welche die Tirol Werbung im Zusammenspiel mit den Tiroler Regionen realisieren möchte. Vielen Dank für das Gespräch.
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Event-Highlights. Für den Gast von Bedeutung ist nicht nur die infrastrukturelle Verbesserung des Angebotes, sondern auch die Event-Kompetenz der Tiroler Regionen. In diesem Bereich setzt man auf Bewährtes, das in der kommenden Wintersaison aber dennoch ausgebaut wird. So hat man sich beispielsweise in Ischgl dazu entschlossen, das OpeningWochenende zu erweitern, und bietet eine ganze Festival-Woche mit drei Konzerten an. Das „Electric Mountain Festival“ im Ötztal wird im zweiten Jahr des Bestehens auf die gesamte Wintersaison ausgedehnt. Neue Infrastruktur-Projekte abseits des Gewohnten und der Ausbau der Eventkompetenz in den Tiroler Regionen sind die Speerspitze der Winterkommunikation. Von herausragenden Projekten profitieren nicht nur die Regionen, sondern Tirols Wintertourismus allgemein. Denn sie dokumentieren die Lust, Winterurlaub immer wieder neu zu interpretieren. Weiter in die Zukunft geblickt sind sportliche Großevents in Tirol von Bedeutung. „Zukünftige Großveranstaltungen – wie die Biathlon-WM 2017 – sind für Tirols Image als Wintersportland wichtig“, fasst Landeshauptmann Platter die Lust auf ständige Entwicklung zusammen. ×
KURZ NOTIERT In der heurigen Ausgabe des aktuell erschienenen ADAC-Skiguides wurden drei Tiroler Skigebiete zu den Aufsteigern des Jahres gewählt: die neue Skiverbindung Wildschönau-Alpbach, das Stubaital sowie das Pitztal mit Gletscher und Hochzeiger.
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12 BERGWINTER SAISON
„Wintersportland Nummer eins der Alpen“ „Erobern“ und „Genießen“ – das sind die beiden Säulen der Kampagne „Bergwinter Tirol“. Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, erläutert im Interview, welche Überlegungen hinter dem Schlagwort Bergwinter stecken, wofür die Marke Tirol steht und was man sich als Einheimischer von den Gästen abschauen sollte. D A S I N T E R V I E W F Ü H R T E M AT T H I A S K R A P F.
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AISON: Herr Margreiter, erstmals werden alle Urlaubsthemen unter einem Motto gebündelt. Warum hat sich die Tirol Werbung dazu entschlossen? JOSEF MARGREITER: Ziel war es, die vielfältigen Möglichkeiten, welche Tirol im Winter bietet, unter ein kommunikatives Dach zu stellen. So können die Märkte mit einer gesamthaften Kampagne bearbeitet werden. Trotz des gemeinsamen Dachs spricht die Bergwinterkampagne die beiden Zielgruppen der Tirol Werbung – den Modern Performer und den Intellectual – gemäß ihren Bedürfnissen unterschiedlich an, was sich unter anderem auch in einer unterschiedlichen Bildsprache niederschlägt.
Und die Modern Performer? Sie zieht es vor allem wegen des Sport- und LifestyleAngebots in eine Urlaubsregion. Es geht also im Bergwinter um sportliches Skifahren, Freeriden, Snowboarden, Skitourengehen, Eisklettern und darüber hinaus um Veranstaltungen mit vielen sozialen Kontakten und Fun-Charakter.
Modern Performer und Intellectual: Was verbirgt sich denn eigentlich hinter diesen Begriffen? Die Tirol Werbung teilt ihre Zielgruppen bereits seit einigen Jahren anhand der sogenannten Sinus-Meta-Milieus ein, die am besten mit dem Begriff „Gruppe Gleichgesinnter“ umschrieben werden können. Bei den Intellectuals geht es im Urlaub vor allem um Ruhe und Entspan-
Und mit welcher Botschaft wendet sich die Tirol Werbung an den Gast? Die Kernbotschaft der Marke beziehungsweise unsere Positionierung lautet: Tirol ist das Wintersportland Nummer eins der Alpen. Den Schwerpunkt bildet dabei naturgemäß das Skifahren in all seinen Ausprägungen. Aber auch das Wintererlebnis abseits des Wedelspaßes gewinnt immer
Wofür steht die Marke Tirol im Winter? Die grundlegenden Werte der Marke sind im Winter wie im Sommer dieselben: Tirol ist mutig, stark, eigenwillig, echt und verbunden. Das zugrundeliegende Kernleistungsversprechen lautet deshalb: Tirol ist Kraft mit alpiner Lebensqualität voll Beständigkeit und Erneuerung, geprägt von machtvoller Bergwelt und kulturellen Schätzen.
„Ziel war es, die vielfältigen Möglichkeiten, welche Tirol im Winter bietet, unter ein kommunikatives Dach zu stellen. So können die Märkte mit einer gesamthaften Kampagne bearbeitet werden.“ JOSEF MARGREITER
nung sowie darum, Land und Leute kennen zu lernen. Heruntergebrochen auf den Bergwinter bedeutet das: Der Intellectual übt die sanften sportlichen Betätigungen in der Natur aus, bei denen der Genuss im Vordergrund steht – etwa Winter- und Schneeschuhwandern oder Langlaufen. Kulinarik und Kultur sind ebenfalls wichtig.
mehr an Bedeutung. Und genau diese Vielfalt, die der Tiroler Winter zu bieten hat, wird in der Kampagne „Bergwinter Tirol“ abgebildet. Warum kommen die Gäste im Winter nach Tirol? Grundlegende Motive sind laut Gästebefragungen die hohe Winter-
sportkompetenz Tirols, die durch Ausprägungen wie die Attraktivität der Skigebiete oder die Schneesicherheit zum Ausdruck gebracht werden, sowie die Landschaft, Berge und die Gastfreundschaft mit ihrer engagierten Dienstleistung. Und was finden sie vor? Wo liegen die Stärken Tirols, wo sollte sich das Angebot verbessern? Auch hier liefern uns Gästebefragungen interessante Aufschlüsse: Tirols Stärken liegen im hochwertigen und vielseitigen Wintersportangebot, in den Unterkünften beziehungsweise der Gastronomie, in der Angebotsvielfalt und -qualität sowie in den Angeboten für Kinder. Verbesserungspotenziale werden noch geortet in der Verkehrsanbindung, insbesondere beim öffentlichen Verkehr sowie im Einkaufs- und Unterhaltungsangebot. Sie haben die Angebote abseits der Piste angesprochen. Sind diese Erlebnisse Ihrer Meinung nach massentauglich? Nur bedingt. Auf Winterwanderwegen und Loipen etwa schon, im freien alpinen Gelände keinesfalls. Deshalb erscheint es mir sehr wichtig, geeignete Trends aufzugreifen und das beste Angebot dafür zu gestalten. Wenn man an die „Umwidmung“ von ehemaligen Skipisten in Tourenrouten denkt, ist das mancherorts bereits sehr gut gelungen. Die Suche nach Natur, Ruhe und Erholung wird jedenfalls in einer zunehmend hektischeren Welt – Stichwort: digitale Beschleunigung – ein immer wichtigeres Urlaubsmotiv. Diese Tatsache macht Angebote abseits der Piste heute für viele Menschen interessant. Spielt der demografische Wandel in diesem Zusammenhang eine Rolle? Er ist sicher ein nicht außer Acht zu lassender Faktor. Eine durchschnittliche Skikarriere endet heute meist mit knapp über 50 Jahren. Diese ältere Zielgruppe soll auch über Angebote abseits der Piste für einen Winterurlaub in Tirol begeistert werden.
© TIROL WERBUNG
„Die Begeisterung unserer Gäste und den internationale Vergleich, wenn wir selber reisen, sollten wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, damit wir wertschätzen, was wir tagtäglich vor der Haustür haben.“ JOSEF MARGREITER
Welche Erfahrungen hat die Tirol Werbung bisher mit der Bergsommer-Kampagne gemacht? Die bisherigen Erfahrungen dieser Kampagne, die auf mehrere Jahre konzipiert ist, sind gut. Die Resonanz aus
den Regionen ist positiv, einige Betriebe verwenden auch den Begriff „Bergsommer“ schon in ihrer Kommunikation. Für den Sommer betrachten wir die Aktivierungsphase als abgeschlossen, jetzt gilt es, die
dahinterstehenden Leistungen der Betriebe und Regionen abzubilden. Kann man als Tiroler vom Gast etwas lernen, was das Auskosten des Bergwinters angeht? Wir leben im Winter-Schlaraffenland – die Fülle an Wintersportangeboten und -möglichkeiten ist schier unerschöpflich. Oft schätzt man das, was man jeden Tag und in großer Zahl zur Verfügung hat, nur nicht so sehr. Urlaubsgäste sehen, dass Tirol das Wintersportland Nummer eins der Alpen ist – von der Bergwelt über die Infrastruktur bis zur Gastlichkeit. Sie wählen genau aus diesen Gründen ihren Urlaub bei uns und sind bereit, ziemlich viel Geld dafür zu investieren. Die Begeisterung unserer Gäste und den internationalen Vergleich, wenn wir selber reisen, sollten wir uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, damit wir wertschätzen, was wir tagtäglich vor der Haustür haben. Vielen Dank für das Gespräch.
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HALLE 6 STAND 526
10.-14. November 2012
14 BERGWINTER SAISON
Mehr als Skifahren Immer mehr Wintersportgebiete greifen in die Trickkiste, um ihren Kunden zusätzlich zum bekannten Pistenerlebnis nicht alltägliche Besonderheiten zu bieten. Das Angebot reicht von in der Gondel servierten Sechs-Gänge-Menüs über Bergfahrten im Pistengerät bis zu Übernachtungen im Iglu-Dorf. VON SONJA K AINZ
Eisige Atmosphäre. Übernachten in einem Iglu – für viele ein Jugendtraum
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s ist der ultimative Traum vieler Skifahrer – einmal der Allererste am Berg sein und auf der noch unberührten Piste die ersten Furchen im samtigen Schnee hinterlassen. Noch zu toppen ist dieses Erlebnis wohl nur noch durch die Aussicht, den Berg mit seinen Abfahrten für sich alleine zu haben, seine Geschwindigkeit und den Verlauf der Schwünge ganz ohne Rücksicht auf andere wählen zu können. Vor allem während der Saison sind solche Erfahrungen auf den regulären Pisten eher rar. Genau diese Sehnsucht vieler
Wintersportler haben einige Tiroler Skigebiete zum Anlass genommen, um für ihre Gäste ein nicht alltägliches Angebot zu kreieren. Die Namen dafür sind unterschiedlich: Während man im Hochzillertal zum „Early-Morning-Powdern“ gerufen wird, hat man diesen Service in Serfaus-Fiss-Ladis „Erste Spur“ genannt. Ein kleiner Kreis – in Serfaus-Fiss-Ladis sind es beispielsweise 30 Skifahrer – fährt schon 90 Minuten vor Beginn des normalen Liftbetriebes auf den Berg und hat so die Gelegenheit, die ersten Spuren des Tages auf den frisch präparierten
Pisten zu ziehen. „Dieses Angebot wird von den Leuten sehr stark nachgefragt“, erzählt Katharina Pale, zuständig fürs Marketing. „Das ist einfach ein Erlebnis.“ Die Fahrten, die jeden Mittwoch stattfinden, seien meist bereits lange im Voraus ausgebucht. Es sei zwar nur eine kleine Gruppe, aber so etwas werde eben weitererzählt. Ski fahren könne der Gast überall, aber solche Zusatzhighlights seien das, was sich herumspreche, glaubt Martin Pregenzer, Marketing-Verantwortlicher bei den Bergbahnen Fiss-Ladis.
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© SERFAUS-FISS-LADIS / TIROL
Genuss in der Schwebe. Kulinarische Finessen an einem ungewöhnlichen Ort. In Serfaus-Fiss-Ladis wird ein sechsgängiges Menü während der Gondelfahrt serviert.
Skifahren bei Vollmond. Das nächtliche Pendant dazu ist das sogenannte „Fullmoon-Skiing“ im Skigebiet Hochzillertal. Dort fährt man in Vollmondnächten am späten Nachmittag zur Kristallhütte in rund 2.200 Metern Höhe, wo man bei einer Autorenlesung und anschließendem Moonlight-Dinner in „mystische“ Schwingungen für die Abfahrt auf der menschenleeren Piste im Mondschein versetzt werden soll. Eher für Frühaufsteher interessant ist wiederum ein weiteres Angebot der Region Serfaus-Fiss-Ladis. Für die „frühen Vögel“ wird eine Fahrt mit einem
Pistengerät vor Sonnenaufgang auf den Pezid auf 2.770 Metern organisiert. „Dafür müssen die Leute zum Teil schon um 3.00 Uhr aufstehen“, erzählt Katharina Pale. Wer es schaff t, so früh aus den Federn zu kommen, wird außer mit dem beeindruckenden Anblick eines Sonnenaufgangs am Berg mit einem Frühstück in der Skihütte Masner belohnt. Obwohl derzeit nur im Sommer buchbar, zählen auch Angebote wie die „Genuss-Gondel“ oder „Kulinarik-Gondel“ zu den ausgefallenen Ideen der Bergbahnbetreiber. Dabei wird Kulinarik-Freunden
mit einer Vorliebe für ungewöhnliche Locations ein mehrgängiges Menü in der fahrenden Gondel serviert, etwa bei einer Fahrt mit der Muttereralm Bahn. Das Almgasthaus Nockhof kredenzt wahlweise Drei- oder Vier-Gänge-Menüs. Sechs Gänge bekommt man in Fiss serviert, wobei man den ersten Gang und den Aperitif im Panoramarestaurant „Bergdiamant“ konsumiert. Die Suppe und die folgenden Gänge werden dann während insgesamt dreier Runden mit der Schönjochbahn jeweils bei den Zwischenstationen gereicht. Abgesehen von der Temperatur auch ein
Erlesene Auswahl. Sommeliére Annemarie Foidl und Tochter Katharina überraschen ihre Gäste auf der Angereralm mit einem erlesenen Weinangebot.
Grund, warum dieses Special nur in der warmen Jahreszeit verfügbar ist. „Im Winter würde das den regulären Skibetrieb aufhalten“, erklärt Pale.
Bestsortierter Weinkeller.
Außergewöhnliche leibliche Genüsse, zumindest für einen Almgasthof, warten auf die Wintersportler auch auf der Angereralm am Kitzbüheler Horn in St. Johann in Tirol. Die Wirtin Annemarie Foidl überrascht die Besucher mit einem ebenso erlesenen wie umfangreichen Weinkeller – 6.000 Flaschen hat Foidl, die kürzlich vom Wirtshausführer „Wo isst Österreich“ zum Weinmensch des Jahres gekürt wurde,
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zusammengetragen. Sie selbst bezeichnet ihre Sammlung als ihr „Kleinod“ und verbürgt sich als Präsidentin des österreichischen Sommelierverbandes dafür, dass es sich bei ihrem Keller um einen der bestsortierten der Alpen handelt. Ihr ganzer Stolz sind besondere Raritäten wie ein Madeira Jahrgang 1795 oder ein Massandra – 1905 bis 1945 – aus dem Weinkeller des russischen Zaren. Die Angereralm gebe es schon seit mehr als 100 Jahren, sie sei aber die erste Wirtin, der sie gehöre, erzählt Foidl. Wenn man sie über ihre Alm und ihre Weine sprechen hört, wird die Sommeliere enthusiastisch. „Für mich ist das mehr als nur
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16 Geschäft. So bin ich aufgewachsen. Ich dekoriere jeden Tisch so, als ob ich ihn für mich dekorieren würde. Wir wohnen ja schließlich auch hier.“ Ihr Ziel sei es, für jeden Gast den Wein zu finden, der zu ihm passe. Ein solches Angebot erwarten natürlich die wenigsten auf einer Alm. Die Besucher sind oft überrascht, lacht die Wirtin. Ein Konzept sei hinter ihrem Angebot aber nie gestanden. „Bei uns entsteht einfach sehr viel aus Überzeugung.“ Als Annemarie Foidl sich vor 23 Jahren selbstständig machte, habe sie zu sich gesagt: Wenn ich es schaffe, dann nur über die Qualität. „Hätte ich nur an den Umsatz gedacht, wäre es vielleicht schief gegangen.“
Übernachten in einem Iglu.
Ein weiteres außergewöhnliches Erlebnis, wenn auch ganz anderer Art, ist eine Übernachtung in einem Iglu im Iglu-Dorf auf dem Ahorn bei Mayrhofen. Erstmals errichtet während der Wintersaison 2005/06, entstand aus einer anfänglichen Kunstausstellung zuerst eine Bar und schließlich ein Iglu-Hotel, in dem mittlerweile sogar schon Hochzeiten ge-
17 feiert wurden. Ein weiteres Iglu-Dorf steht auch in Sautens im Ötztal. Hier kann man neben der klassischen Übernachtung auch gleich in einem Workshop lernen, wie man sich sein eigenes Iglu baut. Die Idee entstand, als er gemeinsam mit einem Freund unfreiwillig am Berg in einer
Schneehöhle übernachten musste, erzählt Hans Lebiedzki, einer der Betreiber des Schneedorfes im Ötztal, das sich in einer Höhe von 2.000 Metern befindet. Kälte ist dennoch für die wenigsten Übernachtungsgäste ein Thema. „Die Schlafsäcke sind für Temperaturen bis zu minus 40
Grad konzipiert. Die meisten jammern eher, dass ihnen zu heiß war“, sagt Lebiedzki. Vor allem für viele männliche Besucher sei die Übernachtung in einem Iglu ein bisher unerfüllter Jugendtraum. „Für viele ist es ein einmaliges Erlebnis und sie schicken ihre Freunde und Bekannten zu uns.“ ×
„Urlaub ist Erlebnis“ MCI-Professor Hubert Siller erklärt im Interview, warum die extravaganten „Zuckerln“ wie Iglu-Übernachtungen oder „Erste Spur“ große Wirkung haben können und warum Skifahren allein manchen nicht mehr genug ist.
Sind die Wintergäste anspruchsvoller geworden? Reicht Skifahren allein nicht mehr? Der Urlaub ist ein Gesamterlebnis. Skifahren ist im Winter beim Großteil die Hauptaktivität, aber um dieses Skifahren herum braucht man andere Elemente. Es geht darum, dass die meisten, auch wenn sie beispielsweise einen klassischen Skiurlaub oder auch ein Pauschalangebot gebucht haben, das individuelle Urlaubserlebnis suchen. Die Anbieter haben deshalb überlegt, wie man das bekannte Angebot Skifahren weiter verfeinern und individualisieren kann. Aus diesen Überlegungen heraus sind Ideen wie die „Erste Spur“, Iglu-Übernachtung oder auch die Kulinarik-Gondel entstanden. Natürlich wird der Kunde auch sensibler und schaut immer mehr auf solche Angebote. Ist das eine Entwicklung, die an Bedeutung gewinnen wird? Ja, da sind wir gerade dabei. Das gilt speziell für die sogenannten Premium-Destinationen, die es natürlich auch in Tirol gibt, aber die anderen Gebiete ziehen ebenfalls nach. Gibt es so etwas wie Dos and Don’ts für diese Art von Angeboten? Kann jedes
Skigebiet alles machen? Es muss zur Region, zur Destination und zur Zielgruppe passen. Wenn es um ein Premium-Gebiet geht, muss das ein extremes PremiumAngebot sein, wenn es um ein NaturGebiet geht, sollte auch das Angebot entsprechend sein. Es muss ins Profil und zum Kunden passen, der dorthin fährt.
liegt der Servicestandard möglicherweise auf noch höherem Niveau als bei uns und wir tun gut daran, zu schauen, was dort passiert. Sie tun das übrigens umgekehrt genauso, das weiß ich. Die „Erste Spur“ oder auch Iglu-Übernachtungen sind so konzipiert, dass sie nur von einem relativ exklusiven, weil kleinem Kreis genutzt werden können. Man verspricht sich viel von der daraus resultierenden Mundpropaganda. Zu Recht? Ganz klar. Das erreicht die Menschen emotional. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Werbung stark sozialisiert worden ist, spielt Mundpropaganda – egal ob online oder offline – eine riesengroße Rolle. Das hat eine immense Wirkung für das Image eines Skigebietes oder einer Region und erreicht oft mehr als eine klassische Kampagne.
Wie steht Tirol hier im Vergleich zu anderen Bundesländern, Regionen und Ländern da? Tirol steht sehr gut da. Tirol ist in der Regel bei diesen Dingen immer Vorreiter, diese Rolle müssen wir auch in Zukunft haben. Alle schauen auf uns. Der Tourismus ist bei uns sehr hoch entwickelt, aber es gibt natürlich auch andere Regionen, die einen sehr hohen Servicestandard bieten. Ich nenne hier bewusst Nordamerika mit Whistler oder Vail. Dort
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AISON: Herr Professor Siller, immer mehr Skigebiete bieten neben den klassischen Pistenfahrten zusätzliche Specials an. Was steckt hinter diesen Bemühungen? HUBERT SILLER: Es ist einfach eine Antwort des Marktes und des Anbieters, der spezielle Erlebnisse für seine Kunden schaffen muss. Urlaub ist Erlebnis, man will das Besondere, man will das Spezielle. Man versucht letztendlich, Kundenprobleme zu lösen, um es wissenschaftlich auszudrücken.
ZUR PERSON Prof. (FH) Hubert Siller, Jahrgang 1966, ist Leiter der Fachhochschulstudiengänge für Freizeit- und Tourismusforschung des Managementcenter Innsbruck (MCI). Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem Zukunftsthemen, Entwicklungen und Trends im alpinen Tourismus.
Ist es schwieriger geworden, mit technischen Neuerungen wie etwa einer besonders modernen Seilbahn zu punkten? Jein. Wir wissen aus der Marktforschung, dass wir speziell in Tirol einen Gast erzogen haben, der auf den höchsten Beförderungskomfort Wert legt wie beispielsweise Bequemlichkeit, Kindersicherheit und so weiter. Das hat eine Bedeutung, die man nicht unterschätzen darf. Insofern ja, dass diese Standards mittlerweile viele haben und die Unterschiede marginal sind. Hier braucht es spezielle Serviceelemente, geplante Kontaktpunkte, durch die der Kunde emotional ergriffen wird. Es muss aber trotzdem passen. 130-prozentige Inszenierung schießt für mich über das Ziel hinaus. Vielen Dank für das Gespräch.
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Tirols Winter von außen betrachtet Die Wintersaison steht vor der Tür. SAISON hat die Chefredakteure der führenden deutschen Skiplattformen befragt, wie sie den Tiroler Bergwinter bewerten. DIE INTERVIEWS FÜHRTE ERNS T SPRENG .
„Der deutsche Urlauber gibt lieber ein paar Euro mehr für den Skipass aus als für mehr Luxus im Hotel.“
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THOMAS BIERSACK, ADAC-SKIGUIDE
19 Hohe Dichte an Qualität Thomas Biersack ist seit vielen Jahren Chefredakteur des ADACSkiguides. Gerade für viele Deutsche ist das umfangreiche Werk eine Art „Bibel des Skifahrens“. Die Infrastruktur der Bergbahnen ist also top? Ja, das ist alles sehr hochwertig – auch in Sachen Stil und Design. Ich bin mir sicher, dass sich Skigebiete aus aller Welt hier ihre Anregungen holen und teilweise das in Tirol Gesehene nachzumachen versuchen. Ich glaube, dass man in Tirol sehr bewusst den Weg geht, die Bergbahn selbst zum Erlebnis zu machen.
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AISON: Herr Biersack, wie beurteilen Sie allgemein die Tiroler Skigebiete im internationalen Vergleich? THOMAS BIERSACK: Was die Qualität der Pisten, die Präparierung und die Aufstiegshilfen betrifft, ist Tirol nicht nur alpenweit führend, sondern weltweit die Top-Region, wobei ich hier den Salzburger Raum und Südtirol ein wenig zu Tirol dazuzähle und es als Kerngebiet der Alpen betrachte. Die Dichte an Qualität, die man in Tirol findet, hat man aber sonst nirgendwo.
Worauf führen Sie das zurück? Das hat schon sehr viel mit Hingabe zum Wintersport zu tun. In Tirol hat man auch das Bewusstsein, dass diese hohe Infrastrukturqualität maßgeblich für das wirtschaftliche Gedeihen der Region verantwortlich ist. Was sucht der deutsche Gast im Winterurlaub? Mich fragen die Leute immer: Wo ist ein bisserl was los? Der deutsche Gast will seine wertvolle Urlaubszeit eher dort verbringen, wo das Skigebiet Erlebnisse bietet. Wichtig sind geringe Wartezeiten an den Liften und gut präparierte Pisten.
Schneesicherheit ist meiner Meinung nach kein Argument, denn sie wird vom Urlauber vorausgesetzt. Und was braucht der deutsche Gast nicht unbedingt zum Glücklichsein? Ich würde behaupten, die Hotellerie ist nicht unbedingt entscheidend für den deutschen Gast, weil er in Zukunft sehr kostenbewusst Winterurlaub machen wird. Eine Hotellerie in guter Qualität zu einem bezahlbaren Preis muss man unbedingt aufrechterhalten und nicht nur in Luxus investieren. Der deutsche Urlauber gibt lieber ein paar Euro mehr für den Skipass aus als für ein Hotel mit mehr Luxus. Was schätzen Sie persönlich besonders an Tirol? Aus persönlicher Sicht bin ich nicht der, der allzu viel Trubel sucht. Ich schätze auch kleinere Skigebiete, die es in Tirol ja noch gibt, sehr. Aber die Masse der Urlauber sucht sicherlich das Erlebnis. Vielen Dank für das Gespräch.
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„Das Echte und Ursprüngliche“ Mitte November startet der DSV-Skiatlas ein neues E-Magazine für das iPad – „Schnee und mehr – der Skiatlas“. Im Interview Chefredakteur und Herausgeber Rainer Krause. Ursprüngliche sucht. Er will in die Natur, sucht eine Auszeit von seiner eigenen Welt. Die aktuelle Werbelinie der Österreich Werbung geht da schon in die richtige Richtung.
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AISON: Herr Krause, liegt Tirol vorn im Wintertourismus? RAINER KRAUSE: Die Tiroler Skigebiete sind immer mit vorne dabei. Was die Infrastruktur betrifft, sind sie sicher Trendsetter. Wenn ich die vergangenen zehn Jahre betrachte, wurde enorm viel investiert. Der Trend geht hin in Richtung Komfort. Was sucht der deutsche Urlaubsgast? Ich glaube schon, dass er das Echte und
„Das kostenlose W-Lan auf der Piste ist nett, ein Griaß Di bei der Liftstation ist aber mindestens genauso viel wert.“ Also bleibt Winterurlaub in Deutschland ein Bedürfnis? Eindeutig ja. Ich habe gerade persönlich die Erfahrung gemacht, dass Bekannte von mir wieder Winterurlaub machen. Funktioniert hat der Wiedereinstieg über die Kinder. Wie wichtig ist es, Kinder für den Wintersport zu begeistern? Nicht nur Kinder,
sondern auch Jugendliche! Für Kinder gibt es in Tirol sehr gute Angebote. Das funktioniert. Ich sehe einen Nachholbedarf im Jugendsektor. Und zwar nicht nur in Tirol, sondern in allen Skigebieten der Alpen. Für Jugendliche gibt es keine konkreten Angebote. Das mag daran liegen, dass Erwachsene sich generell schwertun mit pubertierenden Jugendlichen und ihren Bedürfnissen. Ihr Tipp für den Tiroler Wintertourismus? Ich würde mir mehr Ursprünglichkeit wünschen, das kann durchaus auch modern interpretiert werden. Das Tirolerische hat schon seinen Reiz. Vielleicht beschreibe ich Ursprünglichkeit am besten so: Das kostenlose W-Lan auf der Piste ist nett, ein Griaß Di bei der Liftstation ist aber mindestens genauso viel wert. Vielen Dank für das Gespräch.
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Geteilte Gipfelfreuden Skitourengehen entwickelt sich zum Massenphänomen. Allmählich entdeckt auch der Tourismus das wirtschaftliche Potenzial, das in diesem Sport steckt. V O N J A N E K AT H R E I N
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s herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Noch stehen die Tourenskier der etwa 200.000 deutschen und mehr als 300.000 österreichischen Tourengeher im Keller. Die Vorbereitungen laufen aber schon, nachdem sich der Winter mit ersten schneebedeckten Gipfeln angekündigt hat. 49.000 Paar Tourenskier wurden in der Wintersaison 2011/12 in Österreich verkauft, verkündete die Sportartikelindustrie bei den großen Messen Outdoor in Friedrichshafen und ÖSFA in Salzburg, und bestätigt das seit Jahren stabile Wachstum der Verkaufszahlen von 15 Prozent. Geteilte Gipfelfreuden. Wehmütig verfolgen routinierte Tourengeher diese Entwicklung.
Die Gipfelfreuden müssen geteilt werden. Keine Bergspitze, auf der die Neo-Tourenfans nicht anzutreffen sind, beklagen alteingesessene Tourengeher.
Keine Frage: Skitourengehen boomt. Inzwischen ist es schon ein kleineres Wunder, als Erster eine Spur setzen zu können. Auch die Seilbahnbetreiber sehen die Entwicklung zum Teil kritisch. Denn noch stärker als Skitouren im alpinen Freiraum boomt das Pistentourengehen. Die Kritikpunkte der Seilbahnwirtschaft: Pistengeher stören die aufwändige Präparierung der Strecken und gefährden abfahrende Pistenbenützer. Moderne Präparierungstechniken mit Seilwinden und Beschneiungsanlagen bergen andererseits Gefahren für die Pistentourengeher.
Interessanter Gast. Mehr Tourenskier als Langlaufskier und Snowboards wurden erstmals in der Wintersaison 2009/10 verkauft. Die Sparte ist längst zu einer bemerkenswerten Größe herangewachsen. Der Tourenski ist neben den in der Wintersaison 2011/12 verkauften 310.000 Alpinskiern
inzwischen das zweite Standbein. Eine neue Zielgruppe für den Wintertourismus bewegt sich also auf zwei Fellen. Flexibel, spontan, unkompliziert – mit diesen Begriffen versucht Stefan Astner, Geschäftsführer der Ferienregion Hohe Salve, den Tourengeher zu fassen. Ein interessanter, aber bisher touristisch viel zu wenig beachteter Gast sei er. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien und der ARGE Skitourengeher. Stefan Astner warnt jedoch davor, im Skitourengeher einen einfachen Gast zu sehen. „Er triff t seine Reiseentscheidung spontan, richtet sich nach Wetter, Schneelage und Lawinensicherheit.“ In seinen Bedürfnissen unterscheidet er sich freilich nicht viel vom Alpinskifahrer – bis auf den „Marschtee“. Den Saunagang am Ende des Tages mögen alle Wintersportler. Größere Besucherströme bringen aber auch Pro-
Gefragtes Naturerlebnis. Die Zahl der Skitourengeher ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert.
bleme. Naturnutzer wie Skitourengeher und Schneeschuhwanderer können der Natur schaden, darin sind sich Touristiker, Seilbahnbetreiber und Lobbyisten wie der Österreichische Alpenverein einig. Der Lärm stört das Wild, aufsteigende Tourengeher verletzen Jungbäume. Tatsachen, an denen eine seit Jahren geführte Diskussion immer wieder neu entflammt und die sich um den einen Kern dreht. Soll man das Skitourengehen reglementieren? Und wenn ja, wie könnten Lösungen aussehen?
Woipertouringer. Im Brixental setzten sich vor vier Jahren alle Konfliktparteien zusammen. Gemeinden, Tourismusverbände, Jagd, Forst, Bergrettung und Alpenverein fragten sich, wie der Skitourengeher sinnvoll durch den freien Skiraum geleitet werden kann. Das Netzwerk Woipertouringer wurde gegründet.
Der Kern ist eine Karte, die neben einzelnen Touren auch Ruhegebiete und Schutzzonen zeigt. Der Naturnutzer wird so durch sensibles Gebiet gelenkt, das erhöhte Verkehrsaufkommen im Brixental schon an zentralen Punkten auf Parkplätzen abgefangen. Wildbiologe Hubert Zeiler hat im vergangenen Jahr das Wild beim Wandern beobachtet und für das Brixental Schutzzonen ausgerufen. In der überarbeiteten Karte, die ab November an den Parkplätzen aufliegen wird, sind auch Wildruhezonen eingetragen, verrät Stefan Astner. Wildruhezonen sind zwar nicht gesetzlich geschützt, die Netzwerkpartner hoffen jedoch auf die Einsicht der Naturnutzer. Die Herausforderung sei es, die „Local Heroes“, also die Tourengeher, die als erste die Spur in den noch unberührten Hang setzen, zu überzeugen, so Willi Seifert vom Österreichischen Alpenverein.
TIROLER SKIGEBIETE ÖFFNEN SICH Um ein gutes Miteinander zwischen Skitourengehern und Seilbahnbetreibern bemüht sich der Tiroler Skifellerzeuger Koch alpin GmbH mit der Broschüre „Pistentouren im Großraum Innsbruck“. Das Unternehmen reagierte damit auf den Skitourenboom und die einhergehenden Konflikte. 18 Skitouren werden vorgestellt, sie führen sowohl durch Skigebiete als auch Gelände ohne Aufstiegshilfen. Inhalte wie Tagbzw. Abendregelungen, Verbote, Aufstiegsrouten und Gefahren sollen die Planung von Touren in einer Skiregion erleichtern. Damit richtet sich die 40-seitige Broschüre, inzwischen in der zweiten Auflage, an eine breite Zielgruppe und gilt als Best-practice-Beispiel aus Tirol.
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„Es wäre verfehlt, im Skitourengeher einen besonders einfachen Gast zu sehen. Er trifft seine Reiseentscheidung spontan, richtet sich nach Wetter, Schneelage und Lawinensicherheit.“ STEFAN ASTNER, GESCHÄFTSFÜHRER DER FERIENREGION HOHE SALVE
Das Netzwerk Woipertouringer wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet und ist österreichweit bekannt. Das Projekt wird von der EU gefördert – mit einem Budget von 225.000 Euro, das kürzlich um drei weitere Jahre verlängert wurde. Die Tourengeher nehmen die sanfte Lenkung an. „Sinnvolle Lösungen stoßen auf Einsicht“, so Willi Seiferts Erfahrung.
Akzeptanzlösungen.
Nach dem Motto „Erlauben, um es zu reglementieren“ werden Skitourengeher immer öfter mit speziellen Angeboten und Empfehlungen durch den Naturraum und den Skiraum gelenkt, zumeist frei von Gebühren und generellen Verboten. Das Bundesland Tirol brachte sich schon früh in diese Diskussion ein. Inzwischen gibt es Akzeptanzlösungen, die wie im Brixental vor allem von regionalen Vereinen und Betrieben getragen werden. Nicht ver-
bieten, sondern das Verhalten verändern, diesen Ansatz vertritt das Tiroler Modell „Pistentouren Sicher & Fair“, das auf die Initiative des Landes Tirol zurückgeht. Eine für alle Beteiligten tragbare Lösung, die auf zehn Empfehlungen des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit basiert. In einer Broschüre können Tourengeher nachlesen, welche Rahmenbedingungen in den einzelnen Skigebieten gelten. „Größere Nutzungskonflikte entstehen eigentlich nur in den stark besuchten Gebieten rund um die Ballungsräume“, weiß Willi Seifert. Im Großraum Innsbruck öffnen inzwischen 14 Skigebiete offiziell ihre Pisten abwechselnd für Tourengeher. Während die rund 300 Skigebiete in Österreich um den Alpinskifahrer buhlen, explodiert die Zahl der Tourengeher. Ein Zenit ist nicht in Sicht. In die richtigen Bahnen gelenkt, kann der Tourenskisport eine Ergänzung zum alpinen Skisport sein. ×
BERGSTEIGERDÖRFER Im Villgratental in Osttirol ist der Skitourengeher ein willkommener Gast. Sommerfrischler zieht es schon seit 1925 in die beiden Gemeinden Außervillgraten und Innervillgraten. Das Tal ist seit den 1990er-Jahren vor allem ein Ziel für Wanderer und Bergsteiger. Und jetzt auch für Skitourengeher, Schneeschuhwanderer und Langläufer. Ökonomisch unterstützt wird diese Entwicklung durch die seit 20 Jahren wieder intensiver betriebene Schafwirtschaft. Schafbauer Josef Schett, einer der Pioniere dieser Region, hat einen Wollverarbeitungsbetrieb errichtet, an den ein Geschäft für heimische Bauernprodukte angehängt ist. Durch die Zusammenarbeit mit Gastronomen und Beherbergungsbetrieben ist ein Netzwerk entstanden. Bergsteigerdörfer wie jene im Villgratental, im Kärntner Gailtal und die Tiroler Orte Ginzling und Vent erschließen touristisch durch den Tourengeher auch die Wintersaison.
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© swarovski Kristallwelten (5)
Ein kristallines Herz in der neuen Wunderkammer der Swarovski Kristallwelten Der Ausstellungsraum in den Swarovski Kristallwelten erstrahlt seit Ende September in neuem Kleid. Unter dem Titel „Transparente Opazität“ spiegelt er die vielfältige Ideenwelt des israelischen Künstlers und Designers Arik Levy wider.
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eit ihren Anfängen laden die Swarovski Kristallwelten regelmäßig Künstler und Designer dazu ein, die Wunderkammern und den Park als kreative Freiräume zu nutzen und – dauerhaft oder temporär – mit ihren Assoziationen zum Thema Kristall zu bespielen. Als Ort der Inspiration und der Begegnung mit Kristallen, ihren symbolischen Bedeutungen, aber auch ihrer Schönheit und formalen Vollkommenheit fügen sie den zahlreichen künstlerischen Interventionen nun eine neue hinzu. Nach Toord Boontje, Jim Whiting, Fabrizio Plessi und anderen konnte mit Arik Levy ein weiterer Grenzgänger zwischen Stilen und Genres dafür gewonnen werden, einen kristallinen Raum zu entwerfen.
Vielfältige Zusammenarbeit.
Künstler, Licht-, Industrie- und Modedesigner sowie Bühnenbildner Arik Levy, den mit Swarovski eine über mehrere Jahre unter immer wieder neuen Blickwinkeln fortgeführte Zusammenarbeit ver-
bindet, verlieh dem Riesen ein kristallines Herz, in dem Besucher ins Innere der Kristalle eintauchen und sie in unterschiedlichen Dimensionen und Ausprägungen wahrnehmen können: ein lichter, leuchtender Ort inmitten der magischen Wunderkammern, der dazu einlädt, zu verweilen und Kristalle mit mehreren Sinnen zu erkunden. Der Titel des Raumes, „Transparente Opazität“, verweist auf das Zusammentreffen zweier scheinbar widersprüchlicher Eigenschaften von Kristall – Durchsichtigkeit und Undurchdringlichkeit – und ist ein Spiel mit Größenverhältnissen und Formen, das man betrachten und angreifen und mit dem man in Interaktion treten kann.
Die Besucher als Gestalter. Damit kommt auch den Besuchern eine bedeutende Rolle nicht nur als Betrachter, sondern als Mitgestalter der Ausstellung zu: Indem sie sich – langsam oder schnell, über eine längere Zeitspanne oder nur kurz, bunt angezogen oder in weißer Kleidung
kaum wahrnehmbar – durch den Raum bewegen, die Objekte ansehen, an- und begreifen, sich womöglich auf größere Elemente setzen oder vor einer kleineren Skulptur verharren, wirkt unmittelbar auf das Kunstwerk und den Eindruck, den man von ihm gewinnt. Eine interaktive Arbeit von Levy und dem Musiker Leon Milo dehnt die Möglichkeiten der Beteiligung durch die Ausstellungsbesucher weiter aus. Während des von 22. bis 24. November 2012 erstmals stattfindenden Musikfestivals fmRiese wird ein Film zu sehen sein, der auf der interaktiven elektronischen Arbeit von Arik Levy und Leon Milo basiert. Damit ist ein weiterer Verweis auf die vielen Facetten von Levys künstlerischer Arbeit gegeben. Swarovski Kristallwelten Kristallweltenstraße 1, 6112 Wattens Tel. 05224/51080 www.kristallwelten.com/kunst
24 BERGWINTER SaISON
„Du kannst aus einem VW keinen Porsche machen“ Der Olympiasieger und Zillertaler Hotelier Leonhard Stock (54) erzählt im Interview, warum seine Liebe zum Skisport ungebrochen ist, wie er seinen Gästen die Faszination des Tiroler Bergwinters vermittelt und warum es als Hotelier vor allem wichtig ist, sich selbst treu zu bleiben. DA S INTERVIEW FÜHRTE SONJA K AINZ .
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AISON: Herr Stock, Sie sind während Ihrer Zeit als aktiver Skirennläufer … LeONhard STOCK: Magst aber schon Leonhard zu mir sagen.
Leonhard, du bist während deiner Zeit als Profi auf vielen Pisten der Welt unterwegs gewesen. Wenn du ein persönliches Ranking vornehmen würdest, wo reiht sich hier für dich persönlich das Zillertal ein? das Zillertal steht als Skiregion super da. Wir haben alle höhen im Normalgebiet, alle abfahrten können mit Kunstschnee beschneit werden, wir haben flache, steile, mittlere Pisten und außerdem den Gletscher vor der haustür. das haben nur wenige. Ich glaube, man kann sagen, dass wir als Zillertal mit allen Skigebieten weltweit mithalten können und gut gerüstet sind. Macht es für dich einen Unterschied, ob du im Ausland oder in deiner Heimat in den Bergen unterwegs bist? du kennst sicher das Lied: „dahoam ist dahoam“. Wenn man so viel in der Welt herumgekommen ist wie ich, dann ist es ganz normal, dass man sich aufs Zuhause freut und auch darauf, daheim wieder Ski fahren zu können. Ich habe mich auch immer auf meine Freunde gefreut, die mir immer sehr wichtig waren, und natürlich auf meine Familie. Deine Karriere war von Höhen und Tiefen begleitet. Du musstest dich immer wieder nach schweren Verletzungen zurück an die Spitze kämpfen. Wie war das eigentlich mit deiner Liebe zum Skifahren? Gab es da auch Tiefpunkte?
Nein, die Liebe zum Skifahren war immer da, denn wenn man diese Liebe nicht hat, kommt man aus den Tiefen gar nicht mehr heraus. dann ist es vorbei. Ich war sehr jung, als ich Olympiasieger wurde – 21. danach kamen vier, fünf Jahre, in denen es immer wieder Tiefschläge aufgrund von Verletzungen gab. Ich habe gewusst, es muss wieder gehen. du kannst nicht zuerst Ski fahren können und plötzlich kannst du es nicht mehr. Ich dachte mir, ich kann es ja nicht verlernt haben, deshalb war ich immer optimistisch. Ist Skifahren immer noch dein Lieblingssport im Winter? Ich fahre immer noch gern Ski. Ich bin auch oft mit meinen hausgästen unterwegs. Ganz allein gehe ich allerdings nicht gerne. Zum Skifahren gehört für mich auch Unterhaltung, Gaudi und Spaß dazu und natürlich Tiefschneefahren, wenn das
Wie oft sieht man dich noch auf der Piste? Manchmal gehe ich viermal, fünfmal, sechsmal pro Woche, manchmal auch nur zweimal, je nachdem, wie es das Geschäft zulässt. Wenn das Wetter richtig schlecht ist, bleibe ich zu hause. Ich habe den Skiberg vor der haustür, da muss ich nicht bei schlechtem Wetter rauffahren. In deiner Zeit als Skirennläufer standen der Wettkampf und die Konkurrenz im Vordergrund. Wie hat sich dein Verhältnis zum Sport seitdem verändert? es gibt sicher viele hobbysportler, die mehr trainieren als ich. Ich bin nicht der eifrigste, aber ich mache immer wieder was und halte wahrscheinlich noch mit ein paar Jungen ganz gut mit. ansonsten hat sich das Verhältnis natürlich verändert. das eine war Berufssport und jetzt mache ich das, was mir Spaß macht. Früher hat es mir zwar
„Das Geschäft ist insgesamt unglaublich schnelllebig geworden. Der Gast schaut sich den Wetterbericht an und dann entscheidet er ganz spontan, wo er hinfährt.“ LeONhard STOCK
Wetter mitspielt. Ich bin allerdings keiner, der um halb neun auf der Piste steht und dann bis drei Uhr nachmittags fährt. Ich gebe gern mal ein, zwei Stunden Gas. Sich danach gemütlich hinzusetzen und was Gutes zu essen, gehört für mich aber genauso zum Skifahren.
auch Spaß gemacht, aber man musste seinen Körper oft vormittags und nachmittags schinden. So wie man sich auch in jedem anderen Beruf manchmal plagen muss. Man musste hart an sich arbeiten. Wenn man nicht mit 110 Prozent fährt, hat man schon verloren.
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Š Gerhard Berger
Stock, Leo. Skiprofi, Olympiasieger, Hotelier
26 Du bist nach deiner Karriere als Skifahrer Hotelier geworden. Wie hat sich das ergeben? Wo wir jetzt sitzen, befindet sich mein elternhaus, in dem ich aufgewachsen bin. Mein Bruder hans hat das Sportgeschäft übernommen, mein anderer Bruder Josef hat in den späten 1970er-Jahren mit dem Bratpfandl angefangen. Ich bin dann quasi übrig geblieben und habe deshalb das haus übernommen. Mittlerweile führt mein Sohn mit mir den Betrieb.
Deine Gäste können beispielsweise einmal pro Woche Skitage mit dir buchen. Wie wichtig ist der persönliche Kontakt? das ergibt sich in so einem kleinen haus sowieso. Ich bin beim Frühstück immer da, meistens auch beim abendessen. es ist ganz normal, dass man mit den Gästen auch persönlichen Kontakt hat. Wenn ich mit den Urlaubern wandern gehe, bin ich gleich mehrere Stunden mit ihnen gemeinsam unterwegs. da bleibt Zeit, ihnen die Umgebung zu erklären und Fragen zu beantworten. das ist das Schöne an diesem Beruf.
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Seit 1997 bist du quasi Vollzeithotelier und hast dein Elternhaus zu einem Viersternebetrieb ausgebaut. Wie hat sich das Geschäft in der Zeit verändert? Was sich wahnsinnig verändert hat, ist, dass alles viel kurzfristiger geworden ist. der Gast schreibt ein e-Mail und wenn er nach einer Stunde noch nichts gehört hat, ist er schon woanders, außer er kennt dein haus. Stammgäste rufen in so einem Fall auch persönlich an. das Geschäft ist insgesamt unglaublich schnelllebig geworden. der Gast schaut sich den Wetterbericht an und dann entscheidet er ganz spontan, wo er hinfährt.
Lake Placid. Als ganz junger Athlet von Anfang 20 holte Leonhard Stock 1980 die Olympia-Goldmedaille. Es folgten noch 13 Jahre im Skizirkus – mit Höhen und Tiefen.
viele gute Skifahrer, mit denen ich dann auch ein paar Tiefschneefahrten probiere. Wenn man beispielsweise an einem sonnigen Tag am Penken ist, ist der anblick der
eine andere ist als noch vor 20 Jahren? Ich glaube, dass sie das Traditionelle wieder verstärkt suchen und sich sehr dafür interessieren, wie das Leben hier früher war.
„Wenn man an einem sonnigen Tag am Penken ist, ist der Anblick der Bergwelt einfach unglaublich. Es überrascht mich immer wieder, aber es gibt Leute, die sehen das einfach nicht. Die haben kein Auge dafür. Zu ihnen sag ich: Setz dich mal hin und schau dir die Natur bewusst an. Das hast du nicht so oft. Genieß es.“ LeONhard STOCK
Wie vermittelst du deinen Gästen das Faszinierende am Bergerlebnis im Winter? Ich glaube, wenn ich mit ihnen Ski fahren gehe, ist das für viele schon ein highlight. da ist ja nicht nur purer ernst dahinter, sondern es macht richtig Spaß und ist einfach eine Gaudi. Viele wollen etwas dazulernen oder sind ehrgeizig und wollen einmal ein paar hänge hinter mir nachkrachen (lacht). es gibt sehr
Bergwelt einfach unglaublich. es überrascht mich immer wieder, aber es gibt Leute, die sehen das einfach nicht. die haben kein auge dafür. Zu ihnen sag ich: Setz dich mal hin und schau dir die Natur bewusst an. das hast du nicht so oft. Genieß es. Hast du das Gefühl, dass die Sehnsucht, die die Menschen heute in die Berge zieht,
Was mir allerdings auffällt, ist, dass die Leute immer bequemer werden. Früher sind die Gäste gekommen, man hat ihnen den Schlüssel in die hand gedrückt und schon waren sie weg. heute ist es oft so, dass sie ankommen, die Koffer abstellen und sich fragen: So. Was passiert jetzt? Sie wollen unterhalten werden. allerdings muss man viele schon zu kleinen Touren überreden.
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ZUR PERSON der ehemalige Skirennfahrer Leonhard Stock wurde am 14. März 1958 in Finkenberg im Zillertal geboren. Sein größter sportlicher erfolg war der Sieg bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid 1980. Stock verletzte sich kurz vorm Start der Spiele schwer und wurde ursprünglich nur als ersatzfahrer mitgenommen. Nach herausragenden Trainingszeiten durfte er doch starten und holte mit einem Vorsprung von 0,62 Sekunden auf den zweitplatzierten Peter Wirnsberger Gold. danach folgten mehrere Jahre, die von Verletzungen und mäßigen sportlichen erfolgen gekennzeichnet waren. erst in der Saison 1985/86 ging es wieder aufwärts. 1993 beendete Stock seine Karriere. der Bauernsohn baute die Pension seiner eltern in Finkenberg zu einem Viersternehotel aus und ist seitdem hotelier. das Olympia relax hotel Leonhard Stock hat 45 Betten und wird als Familienbetrieb geführt.
Mir fällt vor allem bei den Urlaubern aus deutschland auf, dass sie immer schlechter vorbereitet in den Urlaub kommen. Wird der Wintersport deiner Meinung nach auch in Zukunft noch das große Zugpferd bleiben? Ich glaube schon. Unser riesiger Vorteil ist, dass man Wintersport nicht überall betreiben kann. Sicher gibt es Menschen, die sagen, jetzt bin ich 50, ich bin ich zu alt zum Skifahren. darauf kann ich nur sagen, mit 50 kannst du noch damit anfangen. es kostet natürlich auch Geld. Wie man sieht, fahren allerdings immer noch viele gerne auf Winterurlaub, sonst wären die Buchungen nicht so gut. Sofern die Krise nicht schlimmer wird, kommen wir mit einem dunkelblauen auge davon. So wie in den 80er-Jahren wird es zwar nicht mehr werden, das ist uns allen klar, aber wenn es so bleibt, können wir nach wie vor sehr zufrieden sein. Ich finde, wir jammern immer noch auf sehr hohem Niveau.
In den vergangenen Jahren machte sich der Trend bemerkbar, dass viele Wintersportler vermehrt das Erlebnis abseits der Piste suchen. Ist das etwas, das du auch bei deinen Gästen erlebst? Ja, es gibt immer mehr anfragen für Skitouren. da sind wir dann allerdings wieder beim Thema, da muss man dann halt gehen. Viele sagen, sie würden gerne eine Tour machen, wenn sie dann allerdings da sind, ist es oft nicht mehr so interessant. die Gäste haben respekt vorm Tiefschnee und den extrem steilen hängen. den Gästen, die sich für eine Skitour interessieren, empfehle ich immer, sich von einem Bergführer begleiten zu lassen. die Gefahr ist auch von experten oft schwer einzuschätzen. Ich bin immer sehr vorsichtig, wenn ich selbst im Tiefschnee fahre. In den vergangenen Wochen hat die Entscheidung des Landes Tirol, grünes Licht für die Erschließung des Piz Val Gronda in Ischgl zu geben, für Kritik gesorgt. Im Hinblick auf das vermehrte Bedürfnis nach
Ruhe und dem Wunsch nach unberührter Natur vieler Touristen: Kann man es mit den Skigebietserschließungen auch übertreiben? Ich bin der Meinung, dass das Theater, das dort gemacht wurde, übertrieben ist. das ist ein Skigebiet. Wir leben vom Tourismus. Ich bin selbst auch sehr oft in der Natur, aber das ist ein Skigebiet und das soll man auch so deklarieren. Ich war bei Weitem nicht einverstanden, dass sie das nicht schon viel früher gemacht haben. Wir leben vom Tourismus und nicht von fünf Schmetterlingen. Ich bin auch der Meinung, dass man unberührte Gebiete frei halten soll, aber in diesem Fall gibt es schon ein Skigebiet, da ist man schon mit den Pistengeräten hinaufgefahren. Ob da jetzt noch ein Lift hinaufgeht oder nicht, wird meiner Meinung nach keinen großen Unterschied mehr machen. Glaubst du, dass Skitourengehen eher ein Nischenprogramm bleiben wird? Ja, das glaube ich schon, weil man gehen muss. Bei den Mountainbikern ist das etwas anderes, die fahren mit den Gondeln hinauf. da sieht die Sache anders aus. alles, wofür man zu Fuß hinauf muss, wird nie zum Massensport werden. Wie wichtig ist es für dich als Hotelier, dich den Veränderungen am Markt anzupassen? du musst das leben, wie du bist. du kannst dich nicht verändern. Ich muss den Gast so nehmen, wie er ist und er muss mich auch so nehmen, wie ich bin. Natürlich bemüht man sich, dem Gast alles zu bieten, aber ich kann nicht aus einem VW einen Porsche machen. die meisten wollen einfach nur sieben Tage einen netten Urlaub verbringen und kommen mit einer positiven einstellung. diesen Gästen ihre Urlaubswünsche zu erfüllen, ist eigentlich nicht sehr schwer. es gibt aber auch manche, die es einem schwermachen. Welche Entwicklungen kommen deiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren auf die Branche zu? Ich glaube, es wird momentan nicht besser werden. Im Tal ist die entwicklung nicht so positiv. Wir schmücken uns immer mit Nächtigungen. der gesamte Schnittpreis im Zillertal sollte meiner Meinung nach in allen Kategorien um zehn euro pro Kopf und Nacht erhöht werden. dann wären wir schon einen großen Schritt weiter. deswegen würden nicht viel weniger Leute kommen. das Zillertal ist vielerorts zum Billigtal geworden. dieses Image müssen wir wieder loswerden. es ist unvergleichlich, was wir herschenken. Vielen Dank für das Gespräch.
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Pistenspaß. Wie lässt sich die junge Generation auch in Zukunft für das Skifahren begeistern?
Ist der Skifahrer ausgerechnet in Österreich vom Aussterben bedroht? So dramatisch gestaltet sich die Lage noch nicht. Doch immer mehr Jugendliche finden den Wintersport uncool, ihre Eltern haben keinen Bezug mehr. In Tirol scheint dank einiger Initiativen die Wende gelungen. V O N J A N E K AT H R E I N
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s geht bergab in der Statistik. Schulskiwochen sind out, verkünden die österreichischen Medien schon seit Jahren. Das Skifahren sei zu teuer, die Lehrer zu wenig motiviert, die Schüler nicht mehr am Skifahren interessiert. Der Sprachkurs auf Malta ziehe bei den 15-Jährigen heute oft mehr, weiß auch Wolfgang Oebelsberger, Fachinspektor für Bewegung und Sport im Landesschulrat für Tirol. Durch neue Techniken wie das Carven hat der alpine Skisport zwar seine Patina abgelegt, einen Jugendboom wie beim Snowboarden erlebte das Skifahren aber bislang nicht. Der alpine Skisport steckt in der Klemme. Breite Schichten in der Bevölkerung haben inzwischen nur mehr beschränkten Be-
zug zum Skifahren, was sich auch in den sinkenden Quoten bei TV-Übertragungen von Weltcuprennen widerspiegelt. Seit 1995 entscheiden in Österreich die Schulen selber, ob Skikurse durchgeführt
werden. Die Zahl der Kurse ist seit damals um ein Drittel zurückgegangen. In Tirol laufen inzwischen einige Initiativen, die sich um die nächste Generation bemühen und an der Basis ansetzen, in den Schulen
„Seit 2004 beobachten wir in Tirol ein Ansteigen der Kurszahlen, und das vor allem im Bereich Kinderskikurse, die von Gästen aus dem Ausland gebucht werden.“ RICHARD WALTER, PRÄSIDENT DES TIROLER SKILEHRERVERBANDES
© TIROLER SKILEHRERVERBAND
Für Nachwuchs sorgen statt Nachwuchssorgen
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und in den Vereinen. „Ohne Breite keine Spitze und ohne Spitze keine Breite“, weiß Werner Margreiter, Präsident des Tiroler Skiverbandes (TSV). 240 Skivereine gibt es derzeit in Tirol. Hier werden die Hermann Maiers von morgen gesichtet und die breite Masse für den Spaß auf zwei Brettern begeistert.
Skifahren ist Pflicht. Andre Arnold holt in diesem Winter im Bezirk Imst 2.500 Kinder auf die Piste. Der ehemalige Skirennläufer hat ein Projekt auf die Beine gestellt, das österreichweit Aufmerksamkeit weckt. Alle Volksschulkinder im Bezirk Imst sollen die Möglichkeit haben, einen Tag lang Ski zu fahren. Die Bergbahnen konnten rasch als Partner ins Boot geholt werden. In Jerzens, Sölden und Imst findet ein Wintersporttag statt, an dem alle Volksschulkinder teilnehmen müssen. Fehlt es in den Schulen an Sportlehrern, die Ski fahren können, hilft der TSV mit Instruktoren aus. Skifahren verpflichtend für alle? Der Wintersporttag bietet auch die Möglichkeit, andere Sportarten, wie Snowboarden oder Carven, kennenzulernen, schwächt Andre Arnold ab. Wer keine Ausrüstung hat, kann diese für einen Tag ausleihen. Die Eindrücke werden später im Unterricht künstlerisch aufgearbeitet.
Traumberuf Schneesportlehrer. Über mangelnde Nachfrage können sich die Tiroler Skilehrer nicht beklagen. 7.000 Skilehrer wurden in der vergangenen Wintersaison gebraucht, darunter sind viele Studenten und Schüler, die in Spitzenzeiten wie um Weihnachten oder in den Osterferien auch kurzfristig auf der Piste eingesetzt werden. Das Stammpersonal ist kleiner, erklärt Verbandspräsident Richard Walter. „Seit 2004 beobachten wir in Tirol ein Ansteigen der Kurszahlen, und das vor allem im Bereich Kinderskikurse, die von Gästen aus dem Ausland gebucht werden.” Kleinere Gruppengrößen, steigende Nachfrage nach Privatskilehrern und Familienkursen, so sehe der derzeitige Trend aus. Geht es nach Richard Walter, wird die Nachfrage noch stärker durch Lehrer aus Tirol gedeckt. Die Weichen dafür sind
gestellt. In der Axamer Lizum entsteht derzeit ein großes Ausbildungszentrum für Schneesportlehrer. 2.500 Skilehrer besuchen die Aus- und Fortbildungslehrgänge des Tiroler Skiverbandes. Bisher wurden die Kurse verstreut auf einzelne Hotels angeboten. Mit 100 Betten, viel Platz für Vorträge und einem eigenen Raum, der der Industrie zur Verfügung stehen wird, bündelt der Skiverband nun zukünftig das Wissen an einem Ort. Das „Kompetenzzentrum für Schneesport in Tirol” wird in der kommenden Wintersaison eröffnet, die Nutzung im Sommer ist noch offen. Ein hipper Skilehrer kann Jugendliche wieder für den Skisport begeistern, ist Richard Walter überzeugt und bewirbt den „Traumberuf Schneesportlehrer“ an der Universität und bei der Landjugend. Ähnlich wie in der Snowboardszene könnte der moderne Skilehrer durch seinen eigenen Stil, der sich in Kleidung, Musik und Sprache ausdrückt, eine Subkultur bilden, in der sich auch Jugendliche wiederfinden. Die Tiroler kündigen also neue Wege in der Ausbildung an, wie sie aussehen können, zeigt ein aktuelles Projekt im Zillertal. An der Tourismusschule in Zell am Ziller erlernen die Studenten im ersten Jahr die Kunst des Skifahrens, die Praxisstunden bei den Skischulen werden als Ausbildungszeiten angerechnet. Eine Initiative, die mehrere Gewinner hat. Die Abgänger haben ein zweites berufliches Standbein und der Skilehrernachwuchs ist somit gesichert.
Wintersporttag für alle.
Wer den Nachwuchs wieder zum Skifahren bringen will, kommt an den Eltern nicht vorbei, darin sind sich die Experten einig. Doch wie gewinnt man eine Generation, die sich mit diesem Sport nicht mehr identifiziert, zurück? Durch Überzeugungsarbeit. Die Stadt Innsbruck organisiert seit acht Jahren einen Wintersporttag. Auf der Seegrube, dem Hausberg der Innsbrucker, können an diesem Tag neue Sportarten ausprobiert, Material getestet und Tipps und Tricks von den Profis abgeschaut werden. „Will man die Kinder wieder zum Sport bringen, muss man als Erstes die
Eltern überzeugen”, meint Thomas Waimann vom Sportamt der Stadt Innsbruck. Der Wintersporttag hat in der Sommersaison ein Gegenstück und wird gut angenommen. In Tirol ist eine Reihe von Initiativen durch die Zusammenarbeit von verschiedenen Partnern wie etwa Seilbahnbetreibern, Tourismusverbänden, Sporthändlern, Vereinen und Schulen entstanden. Glaubt man dem Landesschulrat Wolfgang Oebelsberger, tragen die Tiroler Projekte bereits erste Früchte: Die Zahl der Schulskikurse steigt wieder. Tirol sei bisher das einzige Bundesland mit einer positiven Bilanz. ×
FÖRDERUNG FÜR UMBAUWILLIGE HOTELIERS Große Defizite bei Schulskikursen stellte Landeshauptmann Günther Platter schon vor einem Jahr in Tirol fest und verwies dabei auf das Bundesland Salzburg, wo man sich intensiv um die jugendliche Zielgruppe aus Salzburg und dem süddeutschen Raum bemüht. Salzburger Skiorte ködern Schulen auch mit speziellen Angeboten. Damit wieder mehr Skikurse in Tirol stattfinden, fördert das Land Tirol seit diesem Jahr Hoteliers, die ihre Häuser zu Jugendhotels umbauen. Gefördert werden zehn Prozent der Investitionen, maximal 50.000 Euro sind möglich. Die Förderung soll für Hoteliers ein Anreiz sein, ihre Häuser zu modernisieren; mit hippen Unterkünften könnte man auch leichter am süddeutschen Markt für Skikurse werben.
PRODUKT WINTERSPORTWOCHE Das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend hat Handlungsempfehlungen für die Tourismuswirtschaft herausgegeben. Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Autoren im Bereich der Skipässe und richten sich damit an die Seilbahnbetreiber. So könnten etwa flexibel verwendbare Mehrtagesskipässe angeboten werden. Eine kundenfreundliche Abwicklung der Skipassreservierung, -ausgabe bzw. -bezahlung sowie die Vermittlung weiterer Angebote vor Ort werden ebenfalls empfohlen. Zudem entwickeln sich die ansässigen Sportartikelhändler zu immer wichtigeren Partnern, wenn es darum geht, durch den Verleih von Skiern die Kosten von Skikursen und Skitagen weiter zu reduzieren.
30 BERGWINTER SAISON
© TIROL WERBUNG
Tirol grüßt Polen. Eine Delegation der Tirol Werbung hieß die Warschauer Bevölkerung willkommen.
Schnee und Eis im Herzen von Warschau Osteuropa ist ein Zukunftsmarkt für den Tiroler Tourismus. Auch um polnische Gäste wird nun verstärkt geworben – zuletzt im Rahmen eines großen Bergwinter-Events in Warschau. V O N S Y LV I A A I N E T T E R
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rei Tage lang lag mitten im September im Warschauer Łazienki-Park Schnee. Kein plötzlicher Wintereinbruch war der Grund dafür, sondern das Engagement von Tirol Werbung, den „Fünf Tiroler Gletschern“ und Ötztal Tourismus. Aus echtem Schnee entstand eine Wunderlandschaft mit Schneespielplatz, einer Schneerutsche und Eisskulpturen. In der Chill-out-Lounge standen Liegestühle im Schnee, aus Eisblöcken konnten Skikarten gehackt werden. Ein „Schneekugelzelt“ wurde mit Panoramaprojektionen und Filmen bespielt, um Lust auf einen Winterurlaub in Tirol zu machen. „Polen ist ein wichtiger Markt für den Tiroler Tourismus“, sagt Katarzyna Gaczorek, bei der
Tirol Werbung zuständig für das Marketing auf den Märkten Polen und Tschechien, „aus diesem Grund haben wir in Warschau dieses Event veranstaltet.“ Und das mit Erfolg. „Die Eröffnungsveranstaltung am
6. September für Journalisten und Reiseveranstalter war äußerst gut besucht. Rund 70 Journalisten waren da, die auch sehr lange geblieben sind“, erzählt Gaczorek nicht ohne Stolz. Um die Medienvertreter
„Der polnische Urlauber kommt ausschließlich zum Skifahren nach Tirol. Deswegen ist für ihn die Schneesicherheit besonders wichtig.“ KARIN SEILER-LALL, MARKETINGLEITERIN DER TIROL WERBUNG
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Schauplatz. Der Łazienki-Park ist mit etwa 80 Hektar Warschaus größte Parkanlage.
Rundgemälde. Im Schneekugelzelt erwarteten die Besucher spektakuläre Projektionen und Filme, die Lust auf Tirol machten.
„Polen ist ein wichtiger Markt für den Tiroler Tourismus. Aus diesem Grund haben wir in Warschau dieses Event veranstaltet.“ KATARZYNA GACZOREK, TIROL WERBUNG
zu unterhalten und dazu zu animieren, auch Werbung für Tirol zu machen, hat die Tirol Werbung ein Eisstockschießen veranstaltet.
Großes Potenzial in Osteuropa. Der Łazienki-Park wurde deswegen als Location gewählt, weil dort viele Familien ihre Freizeit verbringen, Rad fahren und laufen – vor allem sportliche Menschen sind dort zu finden. Dementsprechend groß war das Interesse des Laufpublikums an der Aktion der Tirol Werbung. Den polnischen Gast zu umwerben, lohnt sich durchaus. Er kommt nicht alleine, sondern mit der ganzen Familie und den Freunden. Dann bleibt er im Schnitt fünf bis sechs Tage – länger als der
durchschnittliche Tirol-Urlauber. In den vergangenen Jahren kamen immer mehr polnische Gäste nach Tirol, in der Wintersaison 2010/2011 lag Polen mit 539.596 Nächtigungen und 96.435 Ankünften auf Platz sieben der Hitliste. In der vergangenen Saison gab es allerdings erstmals einen Rückgang (jeweils -7,9 Prozent). „Wir müssen langfristig und konstant in Polen Tirol als die Winterdestination schlechthin bewerben“, sagt Karin Seiler-Lall, Marketingleiterin der Tirol Werbung, „wir sehen dort noch großes Potenzial.“ Vor allem, weil die Polen gerne dann kommen, wenn der Andrang in den Hotels nicht gerade berauschend ist: in der Vor- und Nachsaison, aber auch im berüchtigten „Jännerloch“.
Sportliche Polen. Das „SchneekugelEvent“ richtete sich an sportliche und aktive Menschen – aus gutem Grund: „Der polnische Urlauber ist ein begeisterter Skifahrer und verbringt den ganzen Tag auf der Piste“, erklärt Katarzyna Gaczorek. An Après-Ski, Winterzauber oder Genusslanglaufen sei er weniger interessiert. „Er kommt ausschließlich zum Skifahren nach Tirol“, bestätigt auch Seiler-Lall, „deswegen ist für ihn die Schneesicherheit besonders wichtig.“ Höher gelegene Skiorte und natürlich die Gletscher haben beim polnischen Gast also die besten Chancen und werden auch künftig verstärkt um ihn werben – wie beim Schneekugel-Event im Łazienki-Park. ×
MAGAZIN
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Willkommen, India!
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it über 1,2 Milliarden Einwohnern und einer rasch wachsenden Wirtschaft ist Indien einer
der wichtigsten Hoffnungsmärkte für die Tourismusbranche. Gerade Tirol übt aufgrund der Berge einen ganz besonde-
ren Reiz auf indische Gäste aus. Derzeit verbringen rund 10 Millionen Inder ihre Ferien im Ausland. Bis zum Jahr 2020, so Schätzungen der Marktforschungsgesellschaft Euromonitor, wird diese Zahl auf 50 Millionen anwachsen. Der indische Gast schätzt persönliche Betreuung und legt Wert darauf, dass Gastgeber auf gewisse Vorlieben eingehen. Die Tirol Werbung hat zu diesem Zweck einen praktischen Ratgeber für Gastgeber erstellt, in dem die wichtigsten Regeln im Umgang mit indischen Gästen zusammengefasst werden. Im Booklet „Tirol welcomes India“ hat Waseem Hussain, ein Schweizer Autor und Geschäftsmann mit indischen Wurzeln, die wichtigsten Punkte, die es bei der Bewirtung und Beherbergung indischer Gäste zu beachten gilt, herausgearbeitet. Dabei erörtert der Autor die Besonderheiten der indischen Kultur, Religion und Mentalität. Der neue Folder „Tirol welcomes India“ zu den Vorlieben indischer Gäste ist ab sofort für Hoteliers und Gastwirte bei der Tirol Werbung erhältlich. Nähere Infos unter www.b2b.tirol.at ×
© TVB WILDER KAISER
Hohe Kundenzufriedenheit
D 600 Fans begrüßten den Bergdoktor beim Fantag auf dem Hartkaiser in Ellmau.
Fan-Treff am Wilden Kaiser
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ber 600 Fans kamen im September zum Wilden Kaiser, um den Bergdoktor persönlich kennenzulernen und an den Schauplätzen der beliebten TV-Serie Urlaub zu machen. Damit erreichte die Bergdoktor-Woche einen neuen Besucherrekord. Auf dem Hartkaiser in Ellmau konnten die Fans den
Bergdoktor-Darsteller Hans Sigl treffen und mit ihm plaudern, in geführten Wanderungen besichtigten sie die Drehorte der Serie. Die Besucher waren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und sogar aus Holland, Frankreich und Polen angereist. Die Bergdoktor-Woche soll 2013 nun auf zwei Wochen erweitert werden. ×
as Convention Bureau Tirol unterstützt die Veranstalter von Symposien, Seminaren und Kongressen bei der Organisation ihrer Veranstaltung. Und das offenbar sehr erfolgreich. Laut einer kürzlich durchgeführten Kundenzufriedenheitsstudie schneidet das Convention Bureau Tirol im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen überdurchschnittlich ab. Von den 400 befragten Unternehmen gaben 31 Prozent an, am liebsten mit dem Convention Bureau Tirol zusammenzuarbeiten. 92 Prozent zeigten sich mit der Arbeit des Convention Bureaus Tirol „äußerst zufrieden“, die Durchschnittsnote beträgt 1,5 (auf einer Skala von 1 bis 5). 60 Prozent würden es weiterempfehlen. ×
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KULTURTIPPS
© HAYMON VERLAG/FRANZISKA MESSNER-RAST
VON ES THER PIRCHNER
VORGELESEN
Freuten sich über die Auszeichnung (v. l.): Kenichi Norita (General Manager WAS), Masaki Morass (Geschäftsführer Japan Tyrol Coordination), Ayako Morass (PR-Managerin Österreich Werbung Tokyo) und Jungo Kikuma (JATA-Vorsitzender) mit der Urkunde.
Die Schwazer Eremitage gibt nicht nur der Musik, sondern auch der Literatur breiten Raum. Ausladende Wortgebäude wird man vom Schweizer Autor Klaus Merz dennoch nicht hören, ist er doch ein Meister der kleinen, pointierten Form. 14. November 2012, 20 h, Eremitage, Schwaz
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ie durchschnittliche Aufenthaltsdauer japanischer Touristen in Österreich beträgt 1,9 Nächte. Ganz anders verhält es sich beim Programm „Innsbrucker Sommerfrische“ des japanischen Reiseveranstalters WAS. Bis zu vier Wochen halten sich Gäste im Rahmen dieses Programms in Innsbruck auf. Der Grund: Nach den Erdbeben im März 2011 hat sich die Einstellung der Japaner zu Urlaub grundlegend geändert. Unter
dem Motto „Heiße Sommer und Stromsparen“ heißt es immer öfter: Raus aus Japan! Sowohl im Sommer 2011 als auch 2012 verbrachten jeweils 350 japanische Urlauber ihre Sommerfrische in Innsbruck. Dafür wurde Veranstalter WAS von der Japan Association of Travel Agents (JATA) nun mit dem Grand Prix in zwei Kategorien ausgezeichnet: „Package Tours“ sowie der Hauptkategorie, dem Grand Prix des japanischen Verkehrsministers. ×
© TIROLER ADVENTSINGEN
Grand Prix für „Innsbrucker Sommerfrische“
AUFGESPIELT Alle Jahre wieder läuten Volksmusikanten beim Tiroler Adventsingen die Weihnachtszeit ein. Unter dem Motto „Wer klopfet an?“ musizieren 2012 der Vinschgerchor, der Hattinger Dreigesang, der Bloakner Viergesang und die Familie Wankmilller. 8. und 15. Dezember 2012, Congress, Innsbruck
BUCHTIPP © WILHELM SCHERÜBL
TIROL AUS DER LUFT Franz X. Bogners Fotoband gewährt faszinierende Bilder aus der Vogelperspektive.
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n diesem Bildband bekommt der Leser die außergewöhnliche Gelegenheit, Franz X. Bogner auf einem Rundflug über ganz Tirol zu begleiten. Erlebt man eine Landschaft zum ersten Mal aus der Vogelperspektive, dann überrascht und fasziniert der ungewohnte Blick in die Tiefe häufig. Die Gebäude und Straßen der Städte und Dörfer offenbaren ihre ganz eigene Geometrie, Flüsse und Bäche ziehen Linien durch das Grün der Täler und das Grau der Berge, Burgen thronen an Taleingängen, immer wieder reflektiert ein tiefblauer See das Licht der Sonne. Die Schönheit einer oft noch unberührten Natur wird erkennbar, aber auch die Eingriffe des Menschen in diese. Aus der Höhe gelingt so das wahre Porträt Tirols, das in diesem Band einem großartigen Gemälde gleicht, in dem die Sonne als „Landschaftsmaler“ die perfekten Akzente setzt. × Franz X. Bogner: Tirol aus der Luft, Tyrolia Verlag
EINGEPFLANZT Seit 5. Oktober ist die Tiroler Kunstszene um eine Galerie reicher, jene am Polylog in Wörgl. Zur Eröffnungsausstellung haben sich vier Künstler mit dem Thema „Pflanzen“ beschäftigt, darunter der Österreicher Wilhelm Scherübl. bis 15. Dezember 2012, Galerie am Polylog, Wörgl
WEITERE VERANSTALTUNGEN Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, MC Textor, DJ Trishes: Sonderkonzert Hip-Hop 24.10.2012, 20 h, Congress, Innsbruck, www.tsoi.at Marilyn Crispell, Eddie Prevost, Harrison Smith 3.11.2012, 20 h, Alte Gerberei, St. Johann in Tirol, www.muku.at Premierentage. Wege zur Kunst 9. und 10.11.2012, 24 Kulturorte, Innsbruck und Schwaz, www.premierentage.at Whyrauch: Dröhnend stille Weihnachtsmusik 29.11.2012, Binder FeuerWerk, Fügen, www.binder-feuerwerk.com
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Größe zu bringen“, befand Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, bei der Abschlusspressekonferenz. Dass die Grundidee auch von den anderen Alpenregionen angenommen wird, zeigt die Tatsache, dass Rhône-Alpes die Fachtagung im Jahr 2013 austragen wird. Im Rahmen der Veranstaltung wurde zudem der Trägerverein „AlpNet“ gegründet. Dieser soll theALPS auf eine noch breitere Basis stellen.
Nachhaltiger Tourismus.
„Es braucht diesen jährlichen Impuls“ theALPS ging von 13. bis 14. September in die zweite Runde. Die Fachveranstaltung trumpfte in diesem Jahr mit gestrafftem Programm und namhaften Keynote-Sprechern auf. V O N S Y LV I A A I N E T T E R
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it einigen Änderungen gegenüber der letztjährigen Premiere wartete die heurige Auflage der touristischen Fachtagung theALPS auf: Das Teilnahmeentgelt wurde gesenkt und die Tagung selbst auf zwei Tage gestrafft. Mit Erfolg. Über 300 Vertreter des europäischen Alpentourismus sind nach Innsbruck gereist, davon etwa 100 Vertriebspartner aus 25 Nationen. Sie alle kamen, um am
In diesem Jahr stand der Congress ganz im Zeichen des Themas „Nachhaltigkeit“. Auch der theALPS-Award wurde in dieser Kategorie ausgeschrieben. Eine achtköpfige Jury, bestehend aus Vertretern aus Wissenschaft und Medien, beurteilte die insgesamt 33 Einreichungen zum Leitthema „Sustainable Development in Alpine Tourism“. Der Beurteilung zugrunde lag ein Katalog, der Kriterien zu Innovation und Markt, Ökologie, Gesellschaft und Geschäftserfolg umfasst. Den begehrten Award erhielt schlussendlich Naturhautnah.at, ein Projekt aus Vorarlberg. Naturhautnah.at hat sich der Erhaltung des ländlichen Lebensraumes und der Entwicklung hochwertiger regionaler Produkte verschrieben. Als Mitinitiator der KäseStrasse Bregenzerwald beschäftigt sich Unternehmer Ingo Metzler seit vielen Jahren mit der Käseherstellung und der Verarbeitung der dabei anfallenden Molke, unter anderem zu hochwertiger Naturkosmetik. Die Produktion und ihre traditionelle Verankerung in der Region werden den Gästen durch authentische Geschichten vermittelt und so „begreifbar gemacht“. Das Konzept verbinde in beeindruckender Weise Regionalität, Nachhaltigkeit und Emotion, so die JuryEntscheidung.
Spannende Keynote-Speaker.
Handelstag Geschäfte zu machen, der theALPS-Award-Verleihung beizuwohnen und die Vorträge der Keynote-Speaker zu hören. „Es braucht diesen jährlichen Impuls, wo die Alpentouristiker, möglichst die besten, zusammenkommen und sich austauschen. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Land und Wirtschaftskammer Tirol sowie der Österreich Werbung ist es gelungen, dieses Kind nicht nur auf die Welt, sondern auch bereits zu stattlicher
Auch die Fachvorträge beschäftigten sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Franz Fischler, ehemaliger EU-Agrarkommissar und nun Präsident des Europäischen Forums Alpbach, versuchte sich in seinem Referat an einer Begriffsdefinition und verwies auf die Verantwortung der alpinen Tourismuswirtschaft. Sie müsse innovativ, nutzerfreundlich und ökologisch verantwortlich sein. Er forderte ein bewussteres Handeln der Verantwortlichen ein. Der Trendforscher Peter Wippermann erkannte im Rahmen seines Vortrags in der Nachhaltigkeit eine wesent-
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Eindrücke. Melitta und Ingo Metzler aus Vorarlberg setzten sich mit ihrem erfolgreichen Projekt naturhautnah.at beim theALPS-Award 2012 durch. Trendforscher Peter Wippermann betonte in seinem Referat die Bedeutung von Nachhaltigkeit als wesentliche gesellschaftliche Herausforderung.
liche gesellschaftliche Herausforderung: „Die Netzwerkgesellschaft gewinnt durch Zusammenarbeit und individuelle Lösungen. Unsere Welt ist nicht nur technisch, sondern auch von den Märkten her verbunden. Daher ist eine Rückbesinnung auf die regionalen Werte und Kulturen besonders wichtig!“ Für den Tourismus gelte es, einen Vertrauenswettbewerb um den Gast zu führen. Wie wiederum ein nachhaltiges Geschäftsmodell für Hotelbetriebe funktionieren kann, zeigte Ümit Cali, Chief Technology Officer Kempinski Renewable Energies, in seinem Referat auf. „Die Kosten für Green Building liegen nur 2-3 Prozent über den herkömmlichen Baukosten. Hingegen können 20 bis 30
Prozent bei den Energie- und Wasserkosten eingespart werden.“
resümiert Karin Seiler-Lall, Marketingleiterin der Tirol Werbung und Projektverantwortliche für theALPS. ×
Steigerung zum Vorjahr. Das Interesse an der Fachveranstaltung zeigt sich auch in Zahlen: 300 Vertreter des europäischen Alpentourismus waren im Handelsraum und beim Award-Abend anwesend, darunter auch 100 Vertriebspartner aus 25 Nationen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von mehr als 30 Prozent. Die Tirol Werbung zieht eine positive Bilanz. „Wir sind sehr zufrieden und haben auch ein positives Feedback von den Teilnehmern bekommen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass theALPS 2012 ein großer Erfolg war“,
DIE PARTNER theALPS wird von neun führenden Tourismusregionen des europäischen Alpenraums getragen. Zu den theALPSPartnerregionen zählen Bayern, Graubünden, Rhône-Alpes, SalzburgerLand, Südtirol, Tirol, Trentino, Vorarlberg und Wallis. Unterstützt wird theALPS 2012 auch von den Gastgebern Österreich Werbung und Innsbruck Tourismus, der Wirtschaftskammer Tirol als einer der Initiatoren sowie Tiscover, feratel und Doppelmayr. www.the-alps.eu
Zum Touristiker geboren? Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: thomas.geiger@wktirol.at Internet: WKO.at/tirol/tourismus
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© MEDIALOUNGE
Alpenpanorama. Der österreichische Gast sucht das Bergerlebnis – etwa in Kitzbühel, das neben Innsbruck und Osttirol zu den beliebtesten Zielen der urlaubenden Landsleute zählt.
Urlaub im eigenen Land Der österreichische Gast spielt eine wichtige Rolle im Tiroler Tourismus. Tendenz steigend. ÖSTERREICH
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an muss das eigene Land nicht verlassen, um einen schönen Urlaub zu verbringen – das denken sich offenbar immer mehr Österreicher und wählen Tirol als ihre Feriendestination. Ein Plus von 3 Prozent bei den Ankünften österreichischer Gäste weist die Statistik für das Tourismusjahr 2010/11 aus und eben erst wurden für den Zeitraum Mai bis August 2012 2,7 Prozent Zuwachs erhoben. Damit setzt sich ein langer und erfreulicher
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Trend fort: In den vergangenen zwanzig Jahren sind die Nächtigungen österreichischer Gäste im Winter insgesamt um 20,7 und im Sommer sogar um 26,2 Prozent gestiegen. Anders ausgedrückt: Der Inlandsmarkt liegt im Sommer an zweiter Stelle und im Winter auf Rang drei.
Alternative zum Badeurlaub. Einen entsprechend hohen Stellenwert genießt der österreichische Markt bei der Tirol Werbung. „Es ist einer der wichtigsten
Märkte für uns. Tendenz steigend“, bestätigt Stephan Glätzle, Marketingleiter für die Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz. Immer öfter, so Glätzle, fahre der Österreicher in den Alpen auf Urlaub. Die Sommerfrische in den Bergen werde zunehmend als Alternative zum klassischen Badeurlaub gesehen – eine Entwicklung, die Tirol nützen sollte. Denn es gibt im Bundesländervergleich durchaus noch Luft nach oben: Die Steiermark ist aktuell die beliebteste Ferienregion der Österreicher
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Genau hier setzt die Tirol Werbung an und fokussiert ihre Aktivitäten in den nächsten Jahren auf die Bewerbung des Tiroler Bergsommers, mit dem Ziel, weitere Marktanteile zu erobern. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Gipfelerlebnis: Andere Regionen mögen ebenfalls schöne Wanderwege haben, wer aber die Herausforderung eines Gipfels sucht, fährt am besten nach Tirol.
lich hohe Stammgästeanteil belegt. Auch in Tirol selbst liegt der Urlaub im eigenen Bundesland übrigens im Trend: Knapp 600.000 Übernachtungen entfielen in Tirol im Tourismusjahr 2010/11 auf Gäste aus dem eigenen Land. In den letzten drei Jahren sind die Nächtigungen der Tiroler in Tirol um rund 15 Prozent gestiegen. ×
Tiroler in Tirol.
Doch was schätzen die österreichischen Urlauber an Tirol? Laut Gästebefragungen ist Tirol für den Gast aus Österreich der Qualitätsführer mit Sport und Skifahren, zudem sagen ihm gutes Essen, Sauberkeit und Tradition zu. Ist er vom Angebot überzeugt, kommt er gerne wieder, wie der überdurchschnitt-
KONTAKT Mag. Stephan Glätzle Tourismusmarketing Deutschland, Österreich und Schweiz stephan.glaetzle@ tirolwerbung.at Tel.: 0512/5320-650
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(20 % Marktanteil im Tourismusjahr 2010/11), gefolgt von Salzburg (17 %), Kärnten (13 %), Niederösterreich (13 %), Oberösterreich (12 %), dann erst kommt Tirol mit 11 Prozent. Potenzial ist aber auf jeden Fall vorhanden – insbesondere im Sommer. „Man merkt, dass Tirol bei Ostösterreichern einen sehr hohen Stellenwert genießt“, erklärt Stephan Glätzle. Die alpine Bergwelt, gepaart mit der sportlichen Herausforderung – damit lasse sich der Reiz Tirols umreißen. Gerade bei „Modern Performern“, also Gästen, die sich gerne sportlich verausgaben und durchaus auch einmal das Extreme suchen, trifft Tirol mit seinem vielfältigen alpinen Sportangebot für Bergsteiger, ambitionierte Wanderer, Mountainbiker oder Kletterer den richtigen Nerv.
© SHUTTERSTOCK/ VACLAV VOLRAB
REISEMARKT ÖSTERREICH IN ZAHLEN
DER TYPISCHE ÖSTERREICHISCHE GAST ist durchschnittlich 41 Jahre (Winter) bzw. 43 Jahre (Sommer) alt. AUFENTHALTSDAUER: 3,2 Tage im Winter (Tirol gesamt: 4,9), 2,9 Tage im Sommer (Tirol gesamt: 4,0) BEVORZUGTE UNTERKUNFT: Überdurchschnittlich viele Nächtigungen in der gehobenen Hotellerie. Der Anteil bei den Ferienwohnungen liegt deutlich unter dem Tirol-Schnitt. WINTERAKTIVITÄTEN: Beliebteste Aktivität ist Skifahren (ca. 75 %), Snowboarden ist überdurchschnittlich beliebt bei der jungen Zielgruppe. Sanfte Aktivitäten wie Langlaufen sind vor allem für ältere Gäste interessant. SOMMERAKTIVITÄTEN: Wandern ist mit Abstand die beliebteste Aktivität (76 %), es folgen Mountainbiken, Bergsteigen und Klettern. ANREISE: Hauptsächlich mit dem eigenen Pkw, aber hoher Bahnanteil: 7 % im Winter, 8 % im Sommer. BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: Im Sommer buchen 7 von 10 Gästen die Unterkunft direkt beim Vermieter, im Winter sogar 9 von 10. INFORMATIONSQUELLE: hauptsächlich Internet
TOURISMUSSTATISTIK MAI – AUGUST 2012 ANKÜNFTE NACH HERKUNFTSLÄNDERN Veränderung gegenüber dem Vorjahr Herkunftsland
Ankünfte
absolut
in Prozent
Ausland gesamt
2.798.434
61.186
+ 2,2 %
Österreich
494.603
13.205
+ 2,7 %
Insgesamt
3.293.037
74.391
+ 2,3 %
ÜBERNACHTUNGEN NACH HERKUNFTSLÄNDERN Veränderung gegenüber dem Vorjahr
MARKTANTEIL: 8,7 % (Nächtigungen, TJ 2010/11) REISEHÄUFIGKEIT: Die Auslandsreiseintensität der Österreicher ist mit 183 % überdurchschnittlich hoch. NÄCHTIGUNGSZAHLEN: Winter 2011/12: 1,85 Mio. (+6,7 %), Sommer 2011: 1,99 Mio. (+ 0,8 %) TAGESAUSGABEN: € 142,- (Tirol-Schnitt € 137,-) im Winter bzw. € 98,- (Tirol-Schnitt € 104,-) im Sommer
Herkunftsland Ausland gesamt
Übernachtungen
absolut
in Prozent
12.028.157
144.796
+ 1,2 %
Österreich
1.469.354
58.912
+ 4,2 %
Insgesamt
13.497.511
203.708
+ 1,5 %
QUELLE: AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG, SG. LANDESSTATISTIK UND TIRIS, AUFBEREITET DURCH DIE TIROL WERBUNG
38 MAGAZIN SAISON
© PRO.MEDIA
Alpen elektrisch. Der Mini E wird derzeit in Garmisch-Partenkirchen im Rahmen einer Mobilitätsstudie in der touristischen Kurzzeitvermietung erprobt.
Bereit für eine neue Form der Mobilität Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltung „tourism meets industry“ in Seefeld wurde das Thema „Mobilität und Tourismus“ diskutiert. Denn der Gast ist offen dafür, neue Mobilitätskonzepte für die Urlaubsreise zu nutzen. VON ERNS T SPRENG
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rlaub in den Alpen – das bedeutet auch heute noch großteils die Anreise mit dem eigenen Automobil. Da die Autoindustrie in den vergangenen Jahren eine Trendwende im Mobilitätsbewusstsein feststellt, wird es auch für den Tourismus von großer Bedeutung sein, zeitgerecht auf neue Formen der Anreise Rücksicht zu nehmen. Im Rahmen der Veranstaltung „tourism meets industry“ in Seefeld wurden anhand des Beispiels BMW neue Szenarien aufgezeigt. Die Trends, die BMW verfolgt, beschränken sich dabei nicht nur auf die Vorstellung von Elektro-Autos. Vielmehr wird in den Forschungslabors der Bayern daran gearbeitet, das Service rund um die Urlaubsanreise zu erhöhen. Ein weiterer
Trend: Urbanen Menschen ohne eigenes Auto soll durch Car-Sharing die Möglichkeit zur Urlaubsreise geboten werden.
Veränderte Anreisegewohnheiten. Die immer intelligentere Kommunikationsinfrastruktur wird auch die Anreisegewohnheiten verändern. Wenn die Transparenz steigt, wann ich wo mit welchem Verkehrsmittel unter neuen nachhaltigen Gesichtspunkten mein Ziel erreiche, dann steigt auch die Bereitschaft, alternative Modelle zu nützen, waren sich die Experten der Diskussionsrunde einig. Für den Tourismus spannend ist eine neue Entwicklung von BMW, die das Auto sozusagen als Wegweiser für den perfekten Skiurlaub in den Vordergrund stellt. Der
Autohersteller stellt für seine Kunden die App iSki zur Verfügung. Mittels des Systems ConnectedDrive kann man sich so aktuelle Informationen über Schneelage, Öffnungszeiten der Lifte und die Wettersituation direkt ins Auto holen. Der internetbasierte Dienst im Auto liefert also vor allem für den Tagesgast wichtige Informationen, welches Skigebiet er ansteuern soll.
Car-Sharing. Dass man in Großstädten wie München nicht unbedingt ein eigenes Auto besitzen muss, ist längst Realität. Urbane Mobilität sieht heute schon anders aus und ist nicht mehr zwangsweise auf den Besitz eines Automobils fokussiert. Auch hier hat BMW gemeinsam mit dem Autovermieter Sixt bereits reagiert und bietet heuer
39 „Da gibt es schon Ablehner“
Alternativen selbst leben.
© BMW
Tourismusvisionär Andreas Braun verlangte bei der Diskussion, dass sich die alpinen Touristiker zur Mobilitätsavantgarde entwickeln. „Denn künftige Gäste wollen ganz andere Fakten – etwa ökologische Kennzahlen – über eine Region wissen als bisher gewohnt.“ Die Initiatoren der Veranstaltung – Markus Tschoner (Geschäftsführer des TVB Seefeld und Präsident von „Best of the alps“) sowie Harald Gohm (Geschäftsführer der Standortagentur Tirol) – betonten noch einen Aspekt der neuen Mobilität. Man müsse es als Tourismusregion auch selbst vorleben: „Gerade im Urlaub sind die Menschen für neue Mobilitätslösungen – etwa E-Mobilität – aufgeschlossen. Vorausgesetzt die vor Ort lebenden Menschen nutzen diese ebenfalls konsequent.“ ×
Andreas-Christoph Hofmann, Leiter der BMW-Markenkommunikation, im Interview über den neuen Blickwinkel der Jugend und Car-Sharing als alternative Anreiseform.
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AISON: Herr Hofmann, hat die junge Generation eine andere Sichtweise auf das Automobil? ANDREAS-CHRISTOPH HOFMANN: Definitiv ja. Die sagen uns ganz klar, was sie vom Alt-Auto halten. Da gibt es schon Ablehner, das steht außer Frage. Wir versuchen, das mit neuen Dienstleistungen aufzufangen und junge Menschen zu einer neuen Form der Mobilität mit dem Auto hinzuführen. Das Auto kann so in der neuen Auffassung von Mobilität eine Rolle spielen. Welche Rolle spielt bei BMW das Thema „Tourismus und Mobilität“? Wir beschäftigen uns sehr intensiv damit. Das Thema Car-Sharing ist uns hier wichtig. Da bieten wir spezielle Programme an, sodass zum Beispiel Münchner ohne Auto die Möglichkeit haben, die Wintersportorte Tirols zu erreichen. Dann ist der Servicege-
danke wichtig. Darum haben wir für BMW das App iSki entwickelt. Das Auto sagt einem, wo Schnee liegt und wie die Wetterverhältnisse dort aktuell sind. In Sachen Mobilität wird das Elektroauto in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Hier versucht BMW die Minis E als wegweisendes Produkt zu etablieren. Also geht es künftig mit dem Elektroauto in den Urlaub? Warum nicht? Wir haben Tirol jetzt ausgewählt, um die Mini E einmal nicht im urbanen Umfeld zu zeigen. Durch verbesserte Technik ist es möglich, dass E-Mobilität nicht nur ein Thema für den Stadtverkehr wird, sondern auch für die Urlaubsreise. BMW erhoff t sich jedenfalls vom Aufzeigen dieser Möglichkeiten im Tourismus einiges für die Zukunft. Vielen Dank für das Gespräch.
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„Durch verbesserte Technik ist es möglich, dass E-Mobilität nicht nur ein Thema für den Stadtverkehr wird, sondern auch für die Urlaubsreise.“ © PRO.MEDIA
erstmals ein konkretes touristisches Produkt an. Drive&Ski heißt das Projekt, das BMW in Zusammenarbeit mit der bayerischen Zugspitzbahn ins Leben gerufen hat und in der kommenden Wintersaison erstmals anbietet. Das Paket umfasst das Leihauto, Freikilometer und eine Ermäßigung auf den Tagesskipass. Auf die Ergebnisse ist man auch bei BMW mehr als gespannt. Ebenfalls in Garmisch-Partenkirchen untersucht BMW derzeit die touristische Nutzung von mit Elektrizität betriebenen Minis. Sechs Minis werden für die touristische Kurzzeitvermietung angeboten. Das Projekt wird von der Universität Passau begleitet. Die Erfahrungen aus dem Praxistest sollen unter anderem in neue Mobilitätskonzepte von BMW einfließen.
ANDREAS-CHRISTOPH HOFMANN, BMW-MARKENKOMMUNIKATION
Info-Zentrale. Das BMW-App iSki macht es möglich, sich vor der Abfahrt über die aktuelle Situation in den Skigebieten zu informieren.
40 Magazin saison
„Tirol ist echt am schönsten“ Unter dem Titel „Sight-_Seeing“ sind im Herbst wieder authentische Tirol-Fotos im FO.KU.S, dem Ausstellungsraum der BTV in Innsbruck, zu sehen. Ein Teil der Bilder wird für die nächste Winter-Kampagne verwendet. Claudia Knab, Leiterin des Markenmanagements bei der Tirol Werbung, im Gespräch. Das Interview führte Sylvia Ainet ter.
Gleichzeitig sind die Bilder auch in einem Fotobuch erschienen, das mit dem deutschen Fotobuchpreis in Gold 2012 ausgezeichnet wurde. Richtig. Diese Auszeichnung und die generell große Aufmerksamkeit bekräftigen uns, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. Neben diesem Kunstprojekt haben wir auch einige Bilder gemäß den Kriterien der „touristischen Darstellung“ ausgewählt und zur Bewerbung des Tiroler Bergsommers eingesetzt. Die ungewohnten, ungeschönten und unkonventionellen Bilder vermitteln völlig neue Perspektiven und zeigen authentische Seiten Tirols. Kritische Stimmen blieben nicht aus. Die unverfälschten Bilder sind im Allgemeinen sehr gut angekommen, aber natürlich gab es auch Kritik. Als wir in Meinungsführermedien ein Sujet veröffentlichten, auf dem auch die Europabrücke zu sehen ist, wurde das kontrovers diskutiert. Interessant ist aber, dass sich Kritiker und Befürworter in sämtlichen relevanten Foren die Waage hielten. Das Bild soll dazu auffordern, den
© Tirol Werbung
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AISON: Frau Knab, was steckt hinter dem Sight-_SeeingProjekt? Claudia Knab: Die Tirol Werbung hat 2010 gemeinsam mit dem Bildtheoretiker Wolfgang Scheppe die Idee zu einer neuen Bildsprache von Tirol geboren und einen Paradigmenwechsel unserer Bilder eingeleitet. Dafür wurden im Frühjahr 2010 sieben erstklassige Landschaftsfotografen mit dem Auftrag auf die Reise geschickt, Tirol unter dem Anspruch der zeitgenössischen Fotografie unverfälscht und authentisch abzubilden. Das Ergebnis dieses Fotokunstprojekts sind beeindruckende Tirol-Bilder, die unter anderem in der Innsbrucker Galerie FO.KU.S im Rahmen einer Ausstellung präsentiert wurden.
„Die ungewohnten und unkonventionellen Bilder vermitteln völlig neue Perspektiven und zeigen authentische Seiten Tirols.“ Claudia Knab, Leiterin des Markenmanagements der tirol werbung
Blick schweifen zu lassen, und Durchreisende dazu bewegen, in Tirol Halt zu machen. Einige Seiten dahinter haben wir das Motiv aufgelöst, indem wir ein ebenso authentisches Sehnsuchtsbild gezeigt haben. Uns ging es darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen und die Bekanntheit von Tirol zu steigern. Das ist uns gelungen. Zielgruppe waren die im Marketingjargon sogenannten „Intellectuals“. Gerade bei diesen meinungsbildenden und einkommensstarken Gruppen konnten wir mit dieser Art der Darstellung punkten. Warum setzen Sie nun auf unbearbeitete Bilder, obwohl Mitbewerber mit retuschierten Werbefotos auftreten? Das
geschönte Klischeebild funktioniert nicht mehr so gut, um sich im internationalen Wettbewerb weiterhin differenzieren zu können und vor allem auch Aufmerksamkeit für Tirol zu erzeugen. Konsumenten suchen immer mehr nach echten Bildern und Erlebnissen. Wir wollen in der Kommunikation keine Versprechen abgeben, die wir gegenüber unserem Gast nicht einhalten können, wenn er tatsächlich seinen Urlaub in Tirol verbringt. Denn so verlieren wir das Vertrauen unserer Gäste und sie kommen nicht wieder. Wir wissen, dass die Mundpropaganda eine der wirksamsten Werbemaßnahmen ist, aber man bekommt diese nur, wenn man die Gäste nicht enttäuscht. Wir müssen glaubwürdig sein und aus der Masse herausstechen. Wie unterscheidet sich nun die zweite Sight-_seeing-Kampagne von der ersten? Die zweite Fotoserie geht in dieselbe Richtung, hat auch denselben Anspruch, Tirol zu zeigen, wie es wirklich ist, dreht sich aber um den Winter. Die Bilder entstanden wieder in den unterschiedlichsten Regionen und zeigen die Vielfalt des Tiroler Winters. Durch das Winterkleid, den Schnee, wirken die Fotos aber vielleicht etwas einheitlicher als im Sommer. Was ist denn auf den Bildern zu sehen? Wir bilden die Schönheiten des Landes unverfälscht ab. Unsere schöne Tiroler Landschaft braucht keine Fotomontagen und Bearbeitungen. Und es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass wir Lust auf Tirol machen und Tirol als Sehnsuchtsort in den Köpfen unserer Kunden verankern. Doch auch in Tirol scheint nicht jeden Tag die Sonne mit strahlend blauem Himmel. Deswegen ist das auf den Fotos auch nicht immer der Fall. In der Ausstellungsreihe werden auch noch Fotos gezeigt, die in der klassischen Tourismuswerbung nicht
© alEX ZiEGlER, sEbasTian sCHEls, VEREna KaTHREin
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Unverfälscht. Die Bilder der Ausstellung „Sight-_Seeing“ verzichten sowohl bei Motivauswahl als auch Fototechnik auf die in der Tourismuswerbung noch vielerorts übliche Effekthascherei.
zum Einsatz kommen. Wir gehen über das Kunstprojekt auch ganz bewusst einen schritt weiter und bewirken damit eine etwas zeitkritischere auseinandersetzung mit dem land im Gebirge. in der Tirol-Kommunikation, wo es darum geht, unseren Gästen die Vorzüge von Tirol als urlaubsland zu vermitteln, werden wir natürlich nicht die gesamte Palette dieser Fotos verwenden.
kation und Werbung in den letzten fünf Jahren noch schneller und austauschbarer geworden. der Gast informiert sich heute weitgehend im internet. das heißt, er wird sehr schnell mit einer großen Fülle von bildbotschaften und information konfrontiert. Hier gilt es, sich mit minimalistischen Grundsätzen, die Klarheit stiften, abzuheben beziehungsweise sich zu differenzieren.
Warum glauben Sie, ist dieser Wechsel in der Bildsprache notwendig? Wir haben festgestellt, dass wir uns im Wettbewerbsumfeld mit einer ständigen Reizüberflutung noch stärker behaupten müssen. Gerade im Tourismus sind Kommuni-
Welches Ziel verfolgt die Tirol Werbung längerfristig? 2030 soll Tirol der begehrteste Kraftplatz der alpinen Welt sein – so lautet unsere Vision für die Marke Tirol. um dieses langfristige Ziel zu erreichen, setzten wir konsequente Maßnahmen.
und eine dieser Maßnahmen ist eben auch die adäquate bildsprache. die Tirol Werbung ist und war immer schon ein impulsgeber und traut sich deshalb auch, immer wieder neue und mutige Wege in der Kommunikation zu beschreiten. Vielen Dank für das Gespräch.
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AUSSTELLUNG IM FO.KU.S die ausstellung „sight-_seeing“ findet von 25.10. bis zum 24.11. im Fo.Ku.s. Foto Kunst stadtforum statt. www.btv-fokus.at www.sightseeing-tirol.com
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© TIROLER WIRTSHAUS
er kennt es nicht, das runde Logo mit dem zarten Pflänzchen auf hellgrünem Grund? Es prangt am Eingang zahlreicher Tiroler Traditionsgasthäuser und bekundet dem Gast schon beim Eintreten: Hier wird Gastlichkeit und Kulinarik in der Tradition der Tiroler Wirtshauskultur geboten. Das zarte Pflänzchen mit der stilisierten Wurzel steht sinnbildlich für den gleichnamigen Verein, der vor 20 Jahren gegründet wurde. Mittlerweile ist das Pflänzchen zum mächtigen Baum herangewachsen und steht unerschütterlich auf seinem fixen Platz in der Tiroler Gastronomie.
20 Jahre Tiroler Wirtshauskultur Vor zwei Jahrzehnten grassierte ein Wirtshaussterben in Tirol. Aus Sorge um den Fortbestand der jahrhundertealten Gastronomietradition wurde der Verein Tiroler Wirtshauskultur gegründet. Mit mehr als 130 Mitgliedsbetrieben gilt er heute als viel beachtetes Qualitätssiegel. VON S TEFFEN AROR A
Aus Sorge um das Wirtshaus. Die Erfolgsgeschichte begann vor 20 Jahren. Damals grassierte im ganzen Land ein Wirtshaussterben, das den Touristikern Sorgen bereitete. Die Branche setzte auf den ungesteuerten Massentourismus und ordnete diesem Dogma alles unter. Immer mehr alteingesessene Betriebe drohten unterzugehen, weil sie im Rennen um immer mehr Gäste nicht mehr mithalten konnten. Die Tirol Werbung reagierte und startete die Initiative „Tiroler Wirtshauskultur“. Mit dem Verein sollten jene Gastronomen, die auf gute Küche sowie hohe Service- und Dienstleistungsqualität statt auf Quantität und Einheitsbrei setzten, einen starken Partner im Hintergrund erhalten. Diese Idee kam bei den Wirten von Beginn an gut an, die Mitgliederzahl wuchs schnell. „Heute können wir mit Stolz sagen, dass der Verein Tiroler Wirtshauskultur eine etablierte Marke ist. Wir haben einen konstanten Mitgliederstand von rund 130 Betrieben“, erklärt Peter Weigand, Geschäftsführer des Vereins, stolz. Die Pflege der gastronomischen Kultur und der facettenreichen Küche Tirols war von Beginn das Hauptziel der Initiative. Dazu wurde ein Kriterienkatalog erstellt, in dem die wichtigsten Grundsätze der Tiroler Wirtshauskultur zusammengefasst sind. Mitgliedsbetriebe verpflichten sich, diese Vorgaben zu erfüllen und dürfen im Gegenzug das besagte Label „Tiroler Wirtshaus“ mitsamt dem bekannten grünen Logo führen. Die Vorgaben sind klar, aber keineswegs übertrieben streng oder gar starr, wie GF Weigand betont: „Wir passen unsere Regeln permanent an, weil sich auch die Branche ständig verändert. Das beginnt schon beim Essverhalten der Gäste.“
43 Mahlzeit. Nicht nur in der Küche, auch in der Gaststube müssen echte Tiroler Wirtshäuser gewisse Standards erfüllen.
Einige Grundsätze bleiben jedoch unverrückbar und sind obligatorisch, um dem erlesenen Kreis authentischer Tiroler Wirtshäuser beitreten zu dürfen. So gilt es als absolut verpönt, Pizza auf der Speisekarte eines echten Tiroler Wirtshauses anzubieten. Weil sich das Angebot an den regionalen Produkten orientieren muss. Jeder Wirt hat seinen „Partnerbauern“, bei dem er landwirtschaftliche Erzeugnisse aus der Region bezieht. „Wobei wir auch hier Zugeständnisse machen. Eine Fischwoche mit Meeresfrüchten ist durchaus in Ordnung, solange auch heimischer Fisch am Speiseplan steht“, relativiert Weigand. Denn auch im Verein
sen echte Tiroler Wirtshäuser gewisse Standards erfüllen. Die berühmte Tiroler Gastfreundschaft darf nicht bloße Fassade sein, der Gast will sie spüren. Hier spielt die Unternehmensstruktur eine wichtige Rolle, denn idealerweise ist ein echtes Tiroler Wirtshaus ein Familienbetrieb, in dem mehrere Generationen tätig sind. Natürlich weiß man im Verein, dass die Realität mancherorts eine andere ist. Immerhin sind aber gut 90 Prozent der Mitgliedsbetriebe noch heute familiengeführt. Den restlichen zehn Prozent wird jedoch ebenfalls Rechnung getragen, wie Geschäftsführer Weigand erklärt: „Wir stehen vor der Situation, dass einige Traditionswirtshäuser verkauft
„Heute können wir mit Stolz sagen, dass der Verein Tiroler Wirtshauskultur eine etablierte Marke ist. Wir haben einen konstanten Mitgliederstand von rund 130 Betrieben.“ PETER WEIGAND, GESCHÄFTSFÜHRER
wisse man darum, dass die Gästeschicht heute international ist und eine gewisse Abwechslung daher nötig ist, um bestehen zu können. Um die Qualität des Speisenangebotes zu garantieren, wird jeder Mitgliedsbetrieb einmal pro Jahr vom so genannten „Berater“ des Vereins besucht. Man verwende bewusst nicht den Terminus „Kontrolleur“, sagt Weigand. Denn der Berater hat die Aufgabe, bei Mängeln auf Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen – konstruktive Kritik statt Kontrolle von oben herab, lautet die Devise. Die Berichte von den einzelnen Besuchen sind allesamt auf der Homepage des Vereins nachzulesen. Dadurch ist gegenüber dem Gast Transparenz gewährleistet, erklärt Weigand.
Keine bloße Fassade.
Nicht nur in der Küche, auch in der Gaststube müs-
wurden und heute nicht mehr im Besitz Tiroler Eigentümer sind. Im Kriterienkatalog steht aber nichts über die Herkunft der Wirtsleute.“ Daher können durchaus auch Neo-Tiroler Wirte, sofern sie die Vorgaben erfüllen, dem Zirkel beitreten. In Wörgl, erzählt Weigand, haben Investoren aus der Ukraine einen alteingesessenen Betrieb übernommen und wollen nun Mitglied im Verein Tiroler Wirtshauskultur werden. Durchaus denkbar, denn: Wichtiger als die Herkunft ist die Leidenschaft, mit der ein Gastronom das Wirtshaus-Erbe bewahrt. Und neben Speisekarte und Gastlichkeit zählt schließlich noch ein drittes Kriterium: das authentische Ambiente. Wobei hier gilt, dass weniger oft mehr ist. „Es soll keinesfalls aus jeder Ecke runterjodeln“, so Weigand. Ein Stammtisch und eine urige Gaststube sind viel eher dazu geeignet,
eine stimmige Atmosphäre zu erzeugen, als kitschiger Landhausstil.
Tradition triff t Zukunft. Der Verein Tiroler Wirtshauskultur versteht sich selbst als „Lobbyist für die Wirte“. Man ist bei Förderansuchen behilflich, bietet regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen an und sorgt für einen konzertierten Auftritt in der Öffentlichkeit unter einer starken Dachmarke. Um in den Genuss dieser Vorteile zu kommen, müssen Mitgliedsbetriebe in erster Linie den Kriterienkatalog und damit die Grundsätze der Tiroler Wirtshauskultur beherzigen. Dazu kommt ein kleiner jährlicher Obolus, der gestaffelt nach dem Umsatz eingehoben wird. „Wir haben uns dabei an den Stimmgruppen in den Tourismusverbänden orientiert, wo die Zahl der Stimmen der einzelnen Mitglieder bei Abstimmungen anhand der Umsatzzahlen berechnet wird, die der Verband vom Finanzamt erfährt“, führt Peter Weigand aus. Dadurch sei Fairness bei der Staffelung des Mitgliedsbeitrages gewährleistet. Der ist aber ohnehin eher symbolischer Natur und liegt für Kleinbetriebe bei 545 Euro, für mittelgroße bei 650 Euro und für große bei 780 Euro pro Jahr. Mitglied zu sein, lohnt sich auf jeden Fall. Denn der Verein „Tiroler Wirtshauskultur“ bildet das perfekte Bindeglied zwischen Tradition und Zukunft. So werden einerseits die überlieferte gastronomische Kultur und die facettenreiche Küche gepflegt und bewahrt. Andererseits macht der Verein seine Mitglieder fit für das 21. Jahrhundert. Neuester Service ist die in Eigenregie entwickelte Wirtshauskultur-App für iPhones und Android-Smartphones. „Ein digitaler, kulinarischer Reiseführer durch Tirol“, beschreibt Weigand die neueste Innovation seines Vereins. Denn eines ist für ihn klar: „Die Tiroler Wirtshauskultur hat Zukunft.“ ×
20 JAHRE TIROLER WIRTSHAUS Rund 130 Betriebe dürfen derzeit das Logo „Tiroler Wirtshaus“ führen. Sie verpflichten sich, einen Kriterienkatalog in Sachen Speisekarte, Gastlichkeit und Ambiente einzuhalten. Zudem ist ein jährlicher Mitgliedsbeitrag zu entrichten, der je nach Umsatz zwischen 545 und 780 Euro liegt. Der Verein Tiroler Wirtshauskultur bietet im Gegenzug Beratung und Unterstützung im Gastronomiealltag. Zudem agiert der Verein als Dachmarke und kümmert sich um das Marketing. Nähere Informationen zu den Mitgliedsbetrieben sowie den Beitrittskriterien sind auf der Vereinshomepage www.tiroler-wirtshaus.at zu finden.
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Arbeit im Team: Das Freie Theater Innsbruck wird von einem Verein geführt, der – neben einem Beirat – auch die Programme auswählt. Im Bild von links: Fabian Kametz, Stefan Raab, Daniel Dlouhy und Nicolas Dabelstein.
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Die Aufmacher und die Untergeher Ein Haus, ein Festival, zwei Gespräche: Am 1. Dezember 2012 öffnet das Freie Theater Innsbruck seine Pforten, das der freien professionellen Theaterszene als Spiel- und Probenort mit gut auf sie abgestimmter Infrastruktur zur Verfügung steht. Organisiert wird es von einem Verein unter der Obmannschaft von Stefan Raab. Für die ersten drei Wochen ist das neue Haus gleich ausgebucht: Das 3. Freie Theaterfestival Innsbruck – ehemals „Theater trifft!“ –, für das seine Leiter Katrin Jud und Thomas Gassner das Thema „Endlich Weltuntergang!“ gewählt haben, findet hier eine Spielstätte. DIE INTERVIEWS FÜHRTE ES THER PIRCHNER .
Vielfältig bunt
Interview mit Stefan Raab, Obmann des Vereins Freies Theater Innsbruck
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AISON: Herr Raab, Sie und Ihre Vereinskollegen sind seit mehreren Jahren in die Konzeption und Umsetzung des Freien Theaters Innsbruck involviert, das von der Stadt Innsbruck und der Innsbrucker Immobilien Gesellschaft IIG verwirklicht wurde. Welche neuen Möglichkeiten eröffnet das Haus der freien Szene? STEFAN RAAB: Es gibt einen großen Theaterraum, der sehr flexibel bespielt werden kann, und einen kleineren, in dem auch geprobt wird, außerdem Technikräume, Garderoben, Lager und andere Infrastrukturräume. Wir konnten in der Vorbereitungsphase und während des Baus vieles mit dem Architekten und der IIG absprechen und haben jetzt eine sehr gute Ausstattung. Der Aufführungsraum verfügt über eine sehr gute Akustik, er ist größer als die bestehenden freien Theater in Innsbruck. Vor allem hat er eine gute Raumhöhe, was in Bezug auf die Beleuchtung ein großer Fortschritt ist. Dadurch kann man ganz andere Effekte erzeugen als in einem kleinen Raum. Um den Raum flexibel nutzen zu können, haben wir keine Sitzreihen hineingestellt. Man kann verschiedene Bühnensituationen schaffen und den Raum im normalen Betrieb für 100 bis 120 Zuschauer einrichten, aber auch für 30 oder – bei einer Konzertbestuhlung mit kleiner Bühne – für bis zu 170.
Wie werden die Räume vergeben? Der Leitgedanke des Theaters ist, so wenig Einschränkungen wie möglich zu machen. Das Theater ist für alle professionellen freien Theatergruppen in Innsbruck und darüber hinaus offen und soll das ganze Jahr bespielt werden. Über acht Monate Programm entscheidet der Vereinsvorstand, vier Monate werden von einem Beirat betreut, der die Aufgabe hat, neue künstlerische Impulse zu geben. Wir planen, jeweils für ein Jahr verschiedene „Gefäße“ zu definieren – zum Beispiel „Kindertheater“ oder „spartenübergreifende Produktionen“ –, und danach das Programm aus den uns vorgelegten Konzepten zusammenzustellen. Wichtig ist, dass es nicht beliebig wird, sondern vielfältig bunt. Die ersten Produktionen im Freien Theater Innsbruck finden im Rahmen des 3. Freien Theaterfestivals statt. Wie unterstützt der Verein diese Gruppen? Drei Theatergruppen und das Festival selbst werden den Raum nützen. In der Planungsphase sind die Gruppen natürlich ganz unabhängig, aber wir werden sie mit Technikern, Infrastruktur, der Ausnutzung unserer Werbekanäle, einfach mit allen unseren Kräften supporten. Vielen Dank für das Gespräch.
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„Der Leitgedanke des Theaters ist, so wenig Einschränkungen wie möglich zu machen. Das Theater ist für alle professionellen freien Theatergruppen in Innsbruck und darüber hinaus offen.“ STEFAN RAAB
FREIES THEATER INNSBRUCK Wilhelm-Greil-Straße 23 6020 Innsbruck
FREIES THEATERFESTIVAL INNSBRUCK 1. bis 21. Dezember 2012 Freies Theater Innsbruck, Westbahntheater, Theater praesent, die monopol weitere Beiträge von: Staatstheater, Die Terpentinen, 2013, Coop.Fem.Art.Tirol, Ein Ensemble Specials: „Hasta la vista, baby“ (1–5), 1. bis 21. Dezember www.freies-theaterfestival.at
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Munter in den Untergang: Thomas Gassner und Katrin Jud leiten erstmals das Freie Theaterfestival Innsbruck.
Feiern ohne Kater
Interview mit Katrin Jud und Thomas Gassner, den Leitern des 3. Freien Theaterfestivals Innsbruck
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AISON: Frau Jud und Herr Gassner, 2012 geht die Welt unter, auch beim 3. Freien Theaterfestival Innsbruck, das unter dem Motto „Endlich Weltuntergang!“ steht. Was versprechen Sie sich vom Weltuntergang? KATRIN JUD: Das Thema ist relativ offen, man kann extrem viel damit spielen: Von lustig bis tragisch bis verkopft ist alles dabei. Der Weltuntergang wird ja vielfach recht einseitig und düster dargestellt, aber das ist er nicht unbedingt: Für uns ist das Karneval, Verkleidung … THOMAS GASSNER: … ein Fest ohne Kater danach, weil es ja kein Danach gibt. Die Apokalypse ist ja auch ein Neuanfang, da steckt die Sehnsucht nach Erneuerung drinnen. Es ist auch ein großartiger Beginn für unsere gemeinsame Leitung, mit einem Untergangsthema anzufangen.
Inwieweit hat sich das Festival unter Ihrer Leitung verändert? THOMAS GASSNER: Wir wollten den Festivalgedanken stärken. Es gibt ein Thema, ein gemeinsames Plakat, eine gemeinsame Vermarktung, … KATRIN JUD: … und vor allem war es uns wichtig, die Veranstaltungen auf drei Wochen zu komprimieren, damit sie auch als Festival wahrgenommen werden.
Neben den professionellen freien Theatern, für die das Festival ursprünglich konzipiert wurde, gibt es auch drei freie Projekte, die von einer Jury ausgewählt wurden. THOMAS GASSNER: Bei den Projekten war uns ein Anliegen, Nachwuchsförderung zu betreiben und auch spartenübergreifende Projekte auszuwählen. Wir wollten unsere Vorstellungen von einem breit gefächerten Programm durchbringen – mit interdisziplinären Inhalten wie Film und Tanz. Neben der Eröffnung und einer Art Weltuntergangsgala am Ende des Festivals haben Sie im Rahmenprogramm auch eine „Soap“ mit fünf Folgen zusammengestellt, in der Sie Künstler aus verschiedenen Sparten zusammenbringen. KATRIN JUD: Ja, wir wollten, dass so viel Geld wie möglich in das Theaterschaffen fließt und dass die vielen kleinen autonomen Szenen zusammenkommen: Leute, die am Beginn ihrer Karriere stehen oder relativ jung sind, die vom Volkstheater, Tanztheater, von der Literatur oder der Musik kommen. Mit diesen kleinen Produktionen können wir das Theaterhaus auch noch mehr als Festivalzentrum etablieren, damit es der Dreh- und Angelpunkt wird. Vielen Dank für das Gespräch.
„Die Apokalypse ist ja auch ein Neuanfang, da steckt die Sehnsucht nach Erneuerung drinnen. Es ist auch ein großartiger Beginn für unsere gemeinsame Leitung, mit einem Untergangsthema anzufangen.“ THOMAS GASSNER
RÄUME DER FREIEN THEATERSZENE IN INNSBRUCK 1971–1982 seit 1979 1989–2010 1994–1997 seit 2004 seit 2005 seit 2011 seit 2011 ab Dezember 2012
Theater am Landhausplatz Innsbrucker Kellertheater Theater an der Sill (seither Theater Innstanz) Theater der Provinz die monopol Westbahntheater Innsbruck Theater praesent Bogentheater Freies Theater Innsbruck
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HYPO TIROL BANK: Rekordteilnahme Über 111 Teams der Hypo Tirol Bank bewegten sich beim Firmenlauf 2012 für einen guten Zweck. Am Samstag, den 15. September 2012 fand der 15. Tiroler Firmenlauf statt. Ziel der Hypo Tirol Bank war es, anlässlich des 111-jährigen Jubiläums passenderweise mit über 111 Teams – Läufern und Walkern – am Start zu sein. Dieses gesteckte Ziel wurde bei Weitem übertroffen! Die Dreier-Teams bestanden aus Mitarbeitern, Kunden und Netzwerkpartnern. Für jedes unter der Hypo-Fahne startende Team wurde von
● Kontakt HYPO TIROL BANK AG Meraner Straße 8 6020 Innsbruck Tel 050700 www.hypotirol.com
der Hypo Tirol Bank ein Betrag von 100,- Euro bereitgestellt. Mit dem gesamten Spendenerlös wird vom Verein „Kindern eine Chance“ ein Schulgebäude in Uganda errichtet. Vorstandsvorsitzender Dr. Markus Jochum übergab im Vorfeld des Events an Esther Wilhelm von „Kindern eine Chance“ den Scheck über 11.100,-- Euro.
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V O N A LO I S S C H Ö P F
ass die Seitentäler des Tiroler Inntals noch nicht merklich entsiedelt sind, wird immerhin dem Tourismus zugutegehalten. Auch dass der Wohlstand ohne Tourismus nicht so groß wäre wie heute, gilt als Gemeinplatz. Das ändert jedoch nichts daran, dass jene, die sich alltäglich um den Fortbestand des Planeten unter besonderer Berücksichtigung des Alpenbogens Sorgen machen, das Geschäft mit den Fremden als etwas grundsätzlich Anrüchiges betrachten, mit dem gemäß gutmenschlicher Dogmatik nach dem antifaschistischen Grundsatz „Wehret den Anfängen!“ zu verfahren ist.
zehnt währende Prüfverfahren zu durchlaufen haben, überführt ihre Behauptung des Unsinns. Nicht minder schonungslos in seiner Logik ist auch ein Fritz Gurgiser, den keine Datenlage des noch so aktuellen Luftzustandsberichts davon abbringen kann, Tirol werbewirksam und europaweit als Sanierungsgebiet anzuprangern. Unverdrossen mault er in einer Mischung aus nationalistischem Ressentiment und narzisstischer Selbstüberhebung gegen die Transitmafia, Brüssel und die EU. Und das, obgleich von dort inzwischen LKW kommen, die den bisherigen Schadstoffausstoß um 80 Prozent reduzieren und die Belastung unserer Luft zunehmend hausgemacht ist. Einerseits durch eine „Der Genuss, auf der richtigen Seite zu stehen, ist offenbar eine Lust, die dem differenzierten Denken zur LKW-Flotte, die aufgrund längerer Abschreibfristen veraltet ist, andererseits aufgrund einer ReisefreuLösung komplexer Probleme keine Chancen lässt.“ digkeit, die der Einheimische, der Transitdemos ebenso schätzt wie Cappuccino-Spritztouren an Solch ein hehres Ziel führt natürlich zu einer Brachiallogik, den Gardasee, als unveräußerliches Recht seiner kleinbürgerliderer sich auch Verena Langegger in der Tageszeitung „Der chen Freiheit betrachtet. Standard“ vom 22. September 2012 in Sachen Erschließung des Der Genuss, auf der richtigen Seite zu stehen, ist offenbar Piz Val Gronda in der Samnaungruppe befleißigte. Sie schloss eine Lust, die dem differenzierten Denken zur Lösung komplexer haarscharf von der marginalen Einschränkung des Lebensraums Probleme keine Chancen lässt. Ein Trost bleibt, dass wir uns imdes Bacher’schen Löwenzahns, des gelb blühenden Mähnenmerhin gut dabei fühlen dürfen, wenn wir für moralische Ekstasen Pippaus und des Steinhuhns auf eine mangelnde Wertschätzung den zukünftigen Wohlstand aufs Spiel setzen. × des Umweltschutzes in Tirol. Allein die Tatsache, dass die meisten Projekte der Tiroler Wasserkraft aus Gründen eben dieses UmAlois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. weltschutzes nicht realisiert werden können oder über ein Jahr-
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Einsamer Dichter, geselliges Land
© BÖHME
Brachiale Logik für moralische Ekstasen
VON ERNS T MOLDEN
it dem Harmonika-Meister Soyka fuhr ich men und Herren, selbst Kinder, waren erschieim vergangenen Monat zu einem seltsamen nen, in Designerjeans, edler Freizeitkleidung Auftritt, ins Salzburgische, ins Pongau. Hier mit Trachtenanklängen, in Steppwesterln und zwischen wunderschönen vorherbstlichen teurem Schuhwerk. Seufzend ließen sie sich in Bergen, auf denen sich die Lärchen allmählich einzufärben beFauteuils fallen und vom Cheflektor des Suhrgannen, hatten wir ein Konzert zu spielen. kamp Verlages die Säulen des Bernhardschen Der Anlass war ungewöhnlich, ja, seltsam. Im Dorf G., das Schreibens erklären: das Geworfensein, die ein zum Kongresszentrum gewandeltes Schloss, ein zum LuxusEinsamkeit, das tiefe Misstrauen in die Anderen. Der Cheflektor hotel gewandeltes Dorfgasthaus, und einen als See erhaltenen See kam zum Ende, und das Publikum machte wohlig Aaaahh. Dann aufzuweisen hat, fand ein Thomas-Bernhard-Festival statt, und wir spielten wir bewusst unsere allerdepressivsten Sachen und das sollten die Eröffnungsmusik machen. Wir und Thomas Bernhard, Publikum machte noch einmal wohlig Aaaahh. Dann saß das passt denn das?, hatte ich gefragt. Ja, sagte der „Der Cheflektor kam zum Ende, und das Publikum Verantwortliche, wienerisch und depressiv, das geht hervorragend. Also erschienen wir. Im Vormachte wohlig Aaaahh. Dann spielten wir bewusst feld des Konzerts hatte ich meine Bernhard-Bände unsere allerdepressivsten Sachen und das Publikum hervorgeholt, drin gelesen und mich erinnert an die machte noch einmal wohlig Aaaahh.“ Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, als Bernhard alle aufregte, sein „Heldenplatz“ das Burgtheater verstörte und Publikum bei Edelbränden im Kaminstüberl und bereitete sich das österreichische Bürgertum entsetzt von Nestbeschmutzerei innerlich auf die nächsten beiden Tage vor. Da würden dann zeterte. Die Fronten waren glasklar: Hier der einsame Dichter mit deutsche und österreichische Großschauspieler und -schauspieseiner Wahrheit, mit seiner ganzen Verachtung der Gesellschaft lerinnen erscheinen und dem Publikum die schönsten Blüten und ihrer Verlogenheit gegenüber – und da die Mitglieder ebenBernhardscher Verachtung lesend entgegenschleudern. dieser Gesellschaft, empört, weil die Finger des Dichters in ihren Wir aber fuhren wieder nach Wien. Im Stau auf der TauWunden und auf den Malen ihrer Verdrängung lagen. ernautobahn bemerkte ich zum Harmonika-Meister Soyka, dass Bald ein Vierteljahrhundert später, hier im Pongau, wurde Verehrung zuweilen auch nur ein Missverständnis sei. × mir klar, dass sich die Fronten gründlich verändert hatten. Die Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Für seine Alben und Gesellschaft hatte sich vielmehr einer neuen Folklore zugewandt Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erschien seine neue Platte – der Verehrung des Gesellschaftsverächters. Feine Leute, DaA SO A SCHEENA DOG (monkeymusic).
50 NACHGEFRAGT SAISON
15 FR AGEN AN ...
Franz Fischler DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Prag, Rio, Bali DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Freundlichkeit, Ehrlichkeit, Offenheit DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Lüge, Wucher, Angeberei DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Landschaftsbezug, Familienunternehmen, Komfort DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Angebot im Sommer, Verindustrialisierung mancher Tourismusorte, Küche und Keller in Durchschnittshäusern REISEN BEDEUTET FÜR MICH: tägliches Brot DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Social media LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Aix en Provence im Juli ICH LERNE VON: Erfahrungen DER TIROLER TOURISMUS BRAUCHT FÜR DIE ZUKUNFT: mehr Eigenkapital NACHHALTIGKEIT BEDEUTET FÜR MICH: ein robustes Gleichgewicht zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung
IN EINEM HOTEL IST FÜR MICH BESONDERS WICHTIG: 3 Ks: Küche, Keller, Komfort KLIMASCHUTZ IST WICHTIG, WEIL: eine zu hohe Erderwärmung unvorstellbare Schäden verursacht ICH BEWUNDERE (PERSON): Alt-Bischof Reinhold Stecher
© MICHAEL RATHMAYR
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Franz Fischler ist Geschäftsführer der Franz Fischler Consult GmbH und Präsident des Europäischen Forums Alpbach. Der 66-Jährige war zuvor unter anderem Direktor der Tiroler Landwirtschaftskammer, Landwirtschaftsminister und EUAgrarkommissar.
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