Saison 04 / 2013

Page 1

P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M

TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 04/13 | SOMMER/HERBST 2013

DAS LIEBE WETTER Oder: Warum man gar nicht genug dar端ber reden kann


e    Onlin - g pin p o h S .COM HEUUN

DSTRO

Foto: Wenger

H

DER TRACHTENEXPERTE FÜR HEIMATVERLIEBTE Leopoldstraße 28, 6020 Innsbruck, Tel.: + 43 512 578691 Mo - Fr: 9:00 - 18:00 Uhr, Sa: 9:00 - 13:00 Uhr, Erster Samstag im Monat: 09:00 - 17:00 Uhr


3 STICHWORT SAISON

WETTER Wetterrekorde Die höchste Temperatur, die weltweit je gemessen wurde:

Die höchste Temperatur, die in Tirol je gemessen wurde:

56,7 °C

38,9 °C

am 10.07.1913 in Greenland Ranch (Kalifornien, USA)

am 03.08.2013 in Lienz

Die niedrigste Temperatur, die weltweit je gemessen wurde:

Die niedrigste Temperatur, die in Tirol je gemessen wurde:

-89,2 °C

-29,4 °C

am 21.07.1983 in Wostok (Antarktis)

am 12.01.1987 in Galtür

(QUELLE: DEUTSCHER WETTERDIENST, ZAMG)

KLEINES WETTERLEXIKON en

Azorenhoch: Ein im Bereich der Azor

als eines liegendes Hochdruckgebiet, das er in Wett das der „Aktionszentren” für t. spiel Rolle tige wich eine Mitteleuropa nOft Ausgangspunkt für längere Schö mer; wetterlagen, besonders im Som dem mit n mme zusa auch aber rt förde „Islandtief “ Westwettereinbrüche.

Cirrus: Federartig aussehende, feine

und Wolken aus meist sehr feinen Eisam e Höh km 6-10 in en, istall Schneekr e“). Der blauen Himmel (aus lat. „Haarlock oberste sogenannte Cirren-Schirm ist der “). Teil einer Gewitterwolke („Amboss

Inversion: Eine Luftschicht, in der die statt Temperatur mit der Höhe zunimmt kehr turum pera Tem abnimmt. Mit der unist auch eine Feuchteabnahme verb

die den. Im Winter meist Ursache für el. hneb Hoc oder el Bildung von Neb ront Okklusion: Vereinigung einer Kaltf

schneller mit einer Warmfront, wobei die ende ngeh vora die ront Kaltf nde ziehe den Warmfront einholt. Der zwischen dabei wird ktor“ mse „War nde liege Fronten luft Warm die und immer mehr eingeschnürt n. hobe abge n Bode schließlich vom

Wetterscheide: Grenzlinie, die Geb

iete mit

t, vor allem unterschiedlichem Wetter trenn nnordseiim Gebirge, z. B. Föhn auf der Alpe mmes. ptka nhau Alpe des te, Regen südlich

Zyklon: Ältere Bezeichnung für den tropischen Wirbelsturm; heute noch im für die tropischen Wirbelstürme Golf von Bengalen verwendet. (QUELLE: AUSTRO CONTROL)

AUFESSEN FÜRS SCHÖNWETTER Damit das Wetter gut wird, muss aufgegessen werden. Das weiß jedes Kind. Doch woher kommt diese Weisheit? Die Variante „‘S gibt gut Wetter, ‘s ist alles aufgegessen“ findet sich schon im „Deutschen Sprichwörter-Lexikon“ von 1870. Sehr wahrscheinlich liegt dieser Redewendung aber ein Übersetzungsfehler zugrunde: Im niederdeutschen Platt heißt es: „Wenn du dien Teller leer ittst, dann gifft dat morgen goodes wedder.“ Auf Hochdeutsch übersetzt, hat das nichts mit dem Wetter zu tun, sondern bedeutet so viel wie: „… dann gibt es morgen wieder etwas Gutes.“ Denn wird nicht aufgegessen, werden die Reste morgen aufgewärmt. Das „goodes wedder“ wurde falsch ins Hochdeutsche übersetzt und als „gutes Wetter“ missverstanden.

„Der Tiroler Sommer ist nun einmal, wie er ist – manchmal ist das Wetter schlechter, manchmal besser. Wichtig ist nur, den Gästen ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, das auch den Tiroler Sommer widerspiegelt.“ Hansi Neuner, Geschäftsführer der Area 47

„Im Winter ist Tirol mit seinem Angebot Weltspitze – das weiß jeder. Es ist wichtig, ein solches Image auch im Sommer aufzubauen.“ Walter Eisenmann, Geschäftsführer der Bergbahnen Söll

„Man plant bei Reisen und Urlauben unbewusst ein bestimmtes Wetter mit ein – wenn das nicht stimmt, sind Touristiker mit den richtigen Angeboten gefragt.” Peter Zellmann, Freizeitforscher


4 EDITORIAL SAISON

Längst kommuniziert der moderne Mensch via Facebook & Co fast alles über sich – und längst gibt es Programme, die aus diesen Kommunikationspartikeln Kunden als gläserne Wesen erscheinen lassen.

Wetterinformationen haben angesichts immer kurzfristiger entscheidender Gäste einen enormen Einfluss auf Urlaubs- und spontane Reiseentscheidungen.

Es ist gut zu sehen, dass das Urlaubsland Tirol – ganz abseits jeder Big-Data-Intelligenz – bereits seit langem dennoch erfolgreich und punktgenau von Mensch zu Mensch kommuniziert.


5 EDITORIAL

Big Data & Small World

W

elcher Teil der Werbeausgaben ist zum Fenster hinausgeworfen, welcher bringt neue Kunden? Die Gretchenfrage, um die sich bereits Generationen von Kommunikationsfachleuten streiten, scheint mit der aktuellen Debatte um „Big Data“ in ein anderes Licht zu rücken. Suggeriert wird, dass durch die intelligente Zusammenschau von Daten punktgenaues Kommunizieren möglich wird, Kundenwünsche von Anbietern antizipiert und passgenaue Angebote „just in time“ platziert werden können. „Big Data“ ist das neue Modewort für die Technik, in Milliarden von Informationspartikeln mit Hilfe von Hunderten von Variablen ein Muster zu entdecken, das Antworten auf Konsumverhalten und -entscheidungen gibt. Längst kommuniziert der moderne Mensch via Facebook & Co fast alles über sich und seine Lebensgewohnheiten – und längst gibt es Programme, die aus diesen Kommunikationspartikeln und den Informationen über eingekaufte Waren Kunden als gläserne Wesen erscheinen lassen. Das Ganze hat natürlich auch unter den Stichwörtern „Big Brother“, „Datenschutz“ und „Privatsphäre“ fragwürdige gesellschaftsrelevante Konsequenzen. Doch ungeachtet dieser zum Teil akademischen Diskussionen nutzen Konzerne diese Möglichkeiten längst um ihre Effizienz zu steigern. Große Handelsketten wie Walmart oder Tesco haben bereits unterschiedlichste Prognosemodelle im Einsatz. So werden Szenarien entwickelt, wann und für wie viel Geld ein Kunde das nächste Mal einkaufen geht. Aus der Analyse vieler Quellen – dem sogenannten Data Mining – lassen sich sogar Schwangerschaften mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, um in Folge entsprechende Produktangebote zu machen. Kein Wunder also, dass „Big Data“ zum „Big Business“ wird und das Thema auch im Tourismus angekommen ist. Die im Ferientourismus üblichen Gästebefragungen, deren Ergebnisse von Reisedestinationen im Anschluss kaum zur konsequenten Angebotsentwicklung genutzt werden, machen deutlich, wie groß die Kluft auch gegenüber Buchungsplattformen wird. Denn dort werden viele Datenquellen längst nicht nur gesammelt, sondern effektiv genutzt und ausgewertet, um individuelle Interessenslagen bei Kunden wirkungsvoll zu nützen.

Zauberformel der Zukunft.

Punktgenaues Kommunizieren mit potenziellen Gästen, akute Freizeitbedürfnisse mit aktuellen und individuell maßgeschneiderten Angeboten und Kommunikationsimpulsen zu harmonisieren – so lautet die Zauberformel der Zukunft. Damit wird die Kommunikationsintelligenz der Tourismuswirtschaft zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor der Zukunft. In einem Segment hat sich Tirol in den vergangenen Jahren dabei einen großen Wettbewerbsvorteil erarbeitet. Denn Wetterinformationen haben angesichts immer kurzfristiger entscheidender Gäste einen enormen Einfluss auf Urlaubs- und spontane Reiseentscheidungen. Seit mittlerweile sieben Jahren treffen sich in Tirol die führenden Wettermoderatoren Europas zum Wettergipfel, immer wieder stehen in Außenwetterdrehs unsere Regionen mit millionenfacher Reichweite in den Schaufenstern tagesaktueller Berichterstattung und mit neu geschaffenen TV-Wetter- und Outdoor-Formaten hat unser Land höchst glaubwürdige Kommunikationsplattformen, um Winter- und Sommerangebote geschickt zu platzieren. Und je wichtiger Wetterinformationen werden, desto richtiger ist es auch, diesen Vorsprung im Wetter-TV-Bereich mit neuen Ideen und reichweitenstarken Kooperationspartnern auszubauen.

Unvergessliche Momente. Wie sehr das Wetter die Stimmung im Tourismus anheizen kann, mag auch dieser Sommer mit seinen ungewöhnlich heißen Wochen belegen. Schöne Bilder von blumengeschmückten Dörfern und unvergessliche Momente im Tiroler Bergsommer mögen jedem aus diesem Jahr im Gedächtnis bleiben. Gepaart mit der Gewissheit, dass Tirol seine Versprechen hält, wenn man dem Land im Gebirg mit offenen Augen begegnet. Unsere „Small World“ fühlt sich angesichts einer entfesselt vernetzten, gläsernen Konsumwelt wohltuend heimelig an. In diesen Augenblicken verliert „Big Data“ an Bedeutung. Und es ist gut zu sehen, dass das Urlaubsland Tirol – ganz abseits jeder Big-DataIntelligenz – bereits seit langem dennoch erfolgreich und punktgenau von Mensch zu Mensch kommuniziert. Denn die Tiroler können verlässlich mit ihrer Erlebnisund Freizeitqualität direkt im Land begeistern – Gäste aus nah und fern gleichermaßen! ×

JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG



7 INHALT SAISON

DAS LIEBE WETTER

34 30

10 © PRO.MEDIA, GERHARD BERGER (2), BMW GROUP, ZILLERTAL TOURISMUS

HEILE BERGWELT

VON GELDSCHEISSERN UND ZÄHNEPUTZERN

NEUE ROUTEN IM HERZ DER ALPEN

„DER SOMMER IST, WIE ER IST”

40 14

44

KÖNIG FUSSBALL

THEMA: WETTER 8

Die Wetterfühligkeit des Gastes Wie das Wetter Buchungs- und Urlaubsverhalten beeinflusst

10

Das liebe Wetter Das Wetter lässt sich nicht verändern, wohl aber die Art, wie es den Gästen kommuniziert wird.

14

„Der Sommer ist, wie er ist” Die Area 47 ist auch bei Schlechtwetter attraktiv. Area-Macher Hansi Neuner im Interview

18

Schönes Schlechtwetterprogramm Was sollte Tirol seinen Gästen bei schlechtem Wetter bieten?

20

Das Wetter von morgen Zu Besuch bei der ZAMG

24

„Pflicht, aus dem Fenster zu schauen” ORF-Meteorologe Marcus Wadsak im Interview

26

Schlechtes Wetter ist gutes Wetter Welche Branchen profitieren von kühlen Regentagen?

40

König Fußball Trainingslager: Im Sommer ist Tirols Fußball international.

42

„Kolonie für stadtmüde Städter” Der Kitzbühel Country Club erprobt ein neues touristisches Konzept.

44

Von Geldscheißern und Zähneputzern Die Ausstellung „Dreck” im Tiroler Volkskunstmuseum

46

Allein im Rampenlicht „Diva” – Österreichs einziges Festival für Einpersonenstücke

49

Kommentare

50

Nachgefragt

MAGAZIN 30

Neue Routen im Herz der Alpen Ein Gespräch über die Kooperation von Tirol Werbung und BMW

32

Heart of the Alps Reisemarkt Großbritannien im Porträt

34

Heile Bergwelt Die „Bergsteigerdörfer” und ihre Variante eines sanften Tourismus

38

„Eigentlich habe ich mehr, wenn ich in die Berge fahre” Hexenwasser-Geschäftsführer Walter Eisenmann im Interview

IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 4/2013 (65. Jahrgang)

SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Florian Gasser, Mag. Nina Heizer-Walch, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Emanuel Kaser, Franz Oss • GRAFIK: Marco Lösch, Thomas Bucher • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@target-group.at ANSCHRIFT VERLAG: Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -2820, redaktion@target-group.at • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten. Die Informationen zur Offenlegung gemäß § 25 MedienG können unter der URL www.target-group.at/footer/offenlegungen abgerufen werden.


Bergkulisse. Das Karwendel mit seinen Laliderer Wänden ist auch bei Regenwetter ein Erlebnis.

Bekannte Tatsachen. Die Tourismuswirtschaft in einer Region wie Tirol, die im Sommer stark von den Nahmärkten abhängig ist, weiß längst, dass das kurzfristige Buchungsverhalten auch von der Wetterprognose bestimmt wird. Diese bekannte Tatsache wird durch eine aktuelle Studie der Klagenfurter Fachhochschule für Wirtschaftsinformatik bestätigt. Ein Team rund um Wirtschaftsinformatiker Wolfgang Eixelsberger hat in

© TVB ACHENSEE

D

er Urlauber von heute blättert keine Reisekataloge durch – er googelt sein gewünschtes Urlaubsziel, lässt sich von den erstgelisteten Suchergebnissen leiten und wählt jenes, das seinen Ansprüchen am nächsten kommt. Das Buchungsverhalten ist kurzfristiger geworden und dementsprechend auch stärker vom Wetter abhängig. Denn es ist heute kein Problem, Urlaubsziel und Wetterprognose miteinander zu verbinden und am Computer zuhause zu entscheiden: „Es wird schön, ich reise an.“

Die Wetterfühligkeit des Gastes Frühling und Sommer 2013 sind Paradebeispiele dafür, wie das Wetter den Tourismus beeinflusst. Einem kalten Frühling mit kritischem Blick auf die Buchungen folgte ein sensationell schöner Sommer mit erfreulicher Auslastung. VON ERNS T SPRENG


9 MAGAZIN SAISON

dieser Studie das Buchungsverhalten von Österreich-Urlaubern im Internet analysiert. „Es gibt zwei markante Zahlen“, so Eixelsberger. „Die Hälfte der Befragten hat sich vor der Buchung des Urlaubes in Online-Bewertungsportalen über die Wunsch-Unterkunft informiert. Genauso viele Umfrageteilnehmer gaben auch an, sich gleichzeitig über das Wetter zu informieren. Erst an dritter Stelle folgen die Informationen über die Region an sich.“ Eine der größten Tourismusstudien dieses Jahres hat die Schweizer Hochschule Luzern im Vorfeld des „World Tourism Forum Lucerne“ durchgeführt. 6000 Urlauber in acht europäischen Ländern wurden befragt. Unabhängig von den persönlichen Vorlieben standen bei den Reisenden der Preis sowie das Wetter oder Klima im Zielgebiet ganz klar im Vordergrund bei der Entscheidung, wohin die Reise geht.

Die Wettermacher. Wetter und Urlaub – das gehört heute untrennbar zusammen. Profitiert davon haben Wetterportale im Internet, die heute zu den meistbesuchten Plattformen gehören. Deutscher Marktführer der Wetterportale ist wetter.com – eine Tochterfirma der „ProSiebenSat.1Networld“. Fast drei Milliarden Mal im Jahr wird die Wetterseite aufgerufen und gehört damit seit Jahren zu den Top-15-Pages in Deutschland. Besonders beliebt: das Reisewetter mit längerfristigen Prognosen. „Reichweitenrekorde auf unserem Portal erreichen wir meist in Monaten wie dem Juni, wo die Urlaubsplanung ansteht und man sich informieren will. Das Reisewetter ist eines unserer wichtigsten Features“, meint Manfred Klemann, CEO und Vor-

„Die Hälfte der Befragten hat sich vor der Buchung des Urlaubes in Online-Bewertungsportalen über die Wunsch-Unterkunft informiert. Genauso viele Umfrageteilnehmer gaben auch an, sich gleichzeitig über das Wetter zu informieren. Erst an dritter Stelle folgen die Informationen über die Region an sich.“ WOLFGANG EIXELSBERGER, PROF. FÜR WIRTSCHAFTSINFORMATIK AN DER FH KÄRNTEN

standsvorsitzender von wetter.com. Das Wetter hat also bei kurzfristigen Buchungen mit Sicherheit einen wesentlichen Einfluss auf das Buchungsverhalten – Sommer wie Winter und vor allem bei jenen, die an sportlichen Aktivitäten im Freien interessiert sind. Der Urlaubsgast von heute ist wetterfühliger. Aber noch eine Auswirkung hat das Wetter. „Wir können es natürlich nicht wissenschaftlich belegen, aber wir haben schon das Gefühl, dass bei anhaltend schlechtem Wetter in ganz Europa die Lust auf Urlaub überhaupt geringer ist“, meint Ambros Gasser, Geschäftsführer der Alpinschule Innsbruck, der weltweit Reisen anbietet. „Wir haben diesen Frühling diese Erfahrung gemacht, dass auch bei Fernreisen die Lust aufs Buchen mitunter davon abhängt, wie das aktuelle Wetter zuhause die Stimmung beeinflusst.“

Die Laune verdorben?

Ist der Gast einmal vor Ort und das Wetter schlecht, so lässt er sich vom miserablen Wetter aber weniger beeinflussen als von anderen störenden Faktoren. Kurzum: Schlechtes Wetter macht aus dem wohlverdienten Urlaub noch keinen Horrortrip. Eine deutsche Studie von „Focus Tomorrow“ belegt das eindrucksvoll. Auf die Frage: „Haben Sie schon einmal einen Horrorurlaub erlebt? Was war der Grund?“ antworten nur sechs Prozent, dass ihnen das Wetter die Stimmung verhagelt hat. Hauptgründe für deutsche Urlauber, warum der Urlaub nicht gefällt, sind nach wie vor ein schlechtes Hotel und unfreundliches Service. Sogar überfüllte Strände und nervige Partner liegen in diesem Ranking noch vor dem schlechten Wetter. Natürlich findet niemand schlechtes Wetter im Urlaub toll, aber ist man einmal vor Ort, dann entdecken Gäste offensichtlich Alternativen und stellen sich auf das Wetter ein. ×

Zum Touristiker geboren? Kompetente Beratung rund um Aus- und Weiterbildung im Tourismus – einfach – schnell – kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: thomas.geiger@wktirol.at Internet: WKO.at/tirol/tourismus


Wetterbericht extrem. ARD-Wettermoderatoren berichten im Rahmen des „Wettergipfels” live aus einer Gletscherspalte am Rettenbachgletscher in Sölden.

Das liebe Wetter Als Sommerdestination, die sich als Alternative zum Strandurlaub anbietet, macht Tirol zuweilen das Wetter einen Strich durch die Rechnung. In genaueren Informationen, mehr Bewusstsein bei den Meteorologen und mehr Live-Kameras sieht die Tirol Werbung die Lösung des Problems. V O N N I N A H E I Z E R-WA LC H

© PRO.MEDIA

H

orst Fankhauser sitzt täglich zweimal für eine Stunde vor dem Computer. Er ist nicht auf Facebook, beantwortet auch nicht seine Mails oder surft bei Amazon. Der Senior-Chef der Franz-Senn-Hütte in den Stubaitaler Alpen studiert das Wetter. Morgens und abends vertieft er sich in drei Wetterberichte und leitet daraus die lokale Wetterlage für die Franz-Senn-Hütte ab. „Unser Betrieb hängt seit 50 Jahren am Wetter. Daher informiere ich mich sehr intensiv und stelle unsere individuelle Wetterprognose zusammen. Das war schon immer mein Thema“, sagt der Hüttenwirt. Schon sein Vater bewirtschaftete die Franz-Senn-Hütte, nun führt sie sein Sohn. Aber um das Thema Wetter kümmert sich weiter Horst Fankhauser. Inzwischen ist er geübt und kann die Informationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), einer Wetterstation in der Schweiz und die Daten der Wetterzentrale an der Universität Karlsruhe gut interpretieren. „Ich arbeite immer mit mindestens diesen drei Wetterstellen zusammen. Diese Dinge muss man verstehen und langjährig beobachten, damit man für sein Gebiet auch das Richtige heraussuchen kann“, sagt Fankhauser. Dafür hat er sich in den vergangenen Jahren ein eigenes Beobachtungsschema zurechtgelegt. Damit kann der Amateur-Meteorologe für das Gebiet um die Franz-Senn-Hütte vorhersagen, ob „sich was tut am Wochenende“.

Die Hütte hat eine besondere Lage, sie ist nach allen Seiten durch Bergmassive etwas abgeschirmt. „Nur weil es im Inntal gewittert, muss das nicht heißen, dass bei uns auch schlechtes Wetter ist. Wenn von Südwesten was daherkommt, schützt uns der Ortler. Im Nordwesten schirmt uns der Arlberg ab. Ein Genua-Tief scheitert oft am Nordalpenbereich. Wir haben hier einen ganz eigenen Wettercharakter”, sagt Fankhauser. Es ist wichtig, dass das seine Gäste erfahren. Daher hat sein Sohn zusätzlich zum Einsatz seines Vaters drei PanoramaLive-Kameras rund um die Hütte aufgestellt. Damit können sich die Leute auf der Webseite ganz genau ansehen, wie das Wetter auf der Franz-Senn-Hütte gerade ist.

Bewusstseinsbildung.

Was Horst Fankhauser und Sohn im Kleinen am Berg machen, ist das große Ziel der Tirol Werbung für ganz Tirol. Der Weg dorthin beginnt für Geschäftsführer Josef Margreiter bei den Experten in den Medien, den Fernseh-Wetterfröschen. Margreiter sucht nach einer Lösung der Frage: „Wie können wir bei den Wettermachern ein stärkeres Bewusstsein schaffen, welchen großen Einfluss sie mit ihren Prognosen haben und was ihre Interpretationen und Nebenbemerkungen auslösen können?“ Mit dem „Wettergipfel“ wurde schon ein guter Weg eingeschlagen. Einmal jährlich kommen die Wetterredakteure aus Mitteleuropa zum Gedankenaus-


11 WETTER SAISON

„Unser Betrieb hängt seit 50 Jahren am Wetter. Daher informiere ich mich sehr intensiv und stelle unsere individuelle Wetterprognose zusammen.” HORST FANKHAUSER, SENIOR-CHEF DER FRANZ-SENN-HÜTTE

tausch in eine Tiroler Region. Dort wird diskutiert und den Touristikern eine Plattform gegeben, um ihre Anliegen und Verbesserungsvorschläge zu deponieren – dass sich etwa gedankenlos geäußerte, abfällige Nebensätze negativ auf die Buchungslage auswirken können. Und dass das Wetter in Tirol differenziert zu betrachten ist. Wenn es im Inntal regnet, kann am Achensee wunderschönes Badewetter sein. Ein Gewitter kann vorbeiziehen. Oder der Föhn wirft alles wieder über den Haufen. Die anwesenden TV-Teams drehen während des „Wettergipfels“ auch gleich vor Ort einen Bericht und verknüpfen die Wetterinformationen mit den Attraktionen der Region. Heuer nutzten 22 TV-Stationen den Gipfel zur Berichterstattung aus Tirol und erreichten damit 70 Millionen Menschen.

Infos und Tipps. „Karl Gabl, der Tiroler Meteorologe und Bergsteiger, machte das immer sehr gut. Er lieferte mit den Vorhersagen auch gleich Tipps, was man bei einem bestimmten Wetter unternehmen könnte. Den nationalen Sprechern ist das nicht immer klar. An dieser Bewusstseinsbildung müssen wir dranbleiben“, sagt Margreiter. Parallel leistet die Tirol Werbung Überzeugungsarbeit, dass schlechtes Wetter nicht heißt, dass man zuhause sitzen und auf Besserung warten muss. Und dass die Wetterlage in einer Alpenregion nicht mit der im Wiener Becken vergleichbar ist. „Wir versuchen damit, den Wetterfröschen klar zu machen, dass wir in Tirol mehr mikroklimatische Situationen haben als im Flachland. Wir brauchen eine kleinregionalere Betrachtung der Lage“, sagt Josef Margreiter. Manche Hüttenwirte wie Horst Fankhauser und seine Familie behelfen sich selbst. „Das ist auch wegen der Sicherheit der Bergsteiger wichtig“, so Margreiter. Aber auf den Webseiten von Betrieben oder Tourismusverbänden

finde man selten eine detaillierte Wetterinformation. „Da sind auf jeden Fall noch ausreichend Optimierungsmöglichkeiten vorhanden.“ Damit der Gast aus Frankfurt, der auf seiner Wetter-App nur unpräzise Informationen vorfindet und dann doch den sonnensicheren Urlaub am Meer einem eventuell nicht so beständig schönen Aufenthalt in den Bergen vorzieht, muss man Geld in die Hand nehmen. „Die Kooperation mit dem Fernsehsender n-tv ist sehr gut und der richtige Weg. Den sollten wir noch weiter ausbauen und auch andere TV-Stationen ins Boot holen“, sagt der Chef der Tirol Werbung.

Tirol und n-tv. Die n-tv-Kooperation besteht seit mehreren Jahren sehr erfolgreich. Dabei leistet die Tirol Werbung eine Basisfinanzierung und Regionen können sich beteiligen. Im heurigen Jahr war die Kooperation mit sechs Regionspartnern ausverkauft. Bei der Sommerkooperation werden die Wetterdaten aus den teilneh-

Pakete: Im ersten ist ein Winterwetterflug enthalten. Bei einem animierten Flug über Tirol werden die teilnehmenden Regionen eingezeichnet und es erscheint eine Einblendung mit Wetter, Temperatur und Schneehöhe. Ausgestrahlt wird von Mitte November bis Ende März. Der Flug wird anschließend an den eigentlichen Wetterbericht ausgestrahlt. Im zweiten Paket gibt es eine „Winterreise spezial“. Zusätzlich zum Flug werden in den Regionen redaktionelle Kurzreportagen gedreht. Auch diese werden mehrmals auf n-tv ausgestrahlt und können online abgerufen werden. Zusätzlich zu den Paketen kommt einmal pro Saison der n-tv-Wettermann Björn Alexander nach Tirol und sendet eine Woche lang den n-tv-Wetterbericht live aus den teilnehmenden Regionen. Der Sender ist Teil der RTL-Gruppe, die sich hin und wieder dieses Materials bedient. Damit kommt es zu einer zusätzlichen Verbreitung der Informationen.

Begeistert dabei. Ein großer Fan der Wetterinitiativen der Tirol Werbung ist der Ötztal Tourismus. Bereits das vierte Mal werden die Ötztaler in dieser Saison an der n-tv-Winter-Kooperation teilnehmen. Im Sommer waren sie bisher dreimal mit am Start. Kein Wunder: Das Wetter interessiert jeden. Alle wollen wissen, wie das Wetter morgen, am Wochenende und vor allem im Urlaub wird. Nach den Nachrichten verzeichnet der Wetterbericht die höchsten Einschaltquoten. „Wer es schaff t, darin eine Botschaft zu platzieren,

„Wer es schafft, im Wetterbericht eine Botschaft zu platzieren, erreicht ein großes und ein interessiertes Publikum.“ LEOPOLD HOLZKNECHT, ÖTZTAL TOURISMUS

menden Regionen vor dem eigentlichen Wetterbericht im Überblick dargestellt. Außerdem werden Kurzreportagen in den teilnehmenden Regionen gedreht. Diese werden mehrmals auf n-tv ausgestrahlt und sind auch online abrufbar. Im Winter gibt es zwei unterschiedliche

erreicht ein großes und ein interessiertes Publikum“, sagt Leopold Holzknecht vom Tourismusverband. Durch die Zusammenarbeit mit dem Sender können das Wetter und Informationen über die Region in einem „komplett unwerblichen Kontext“ transportiert wer-


Bergwetter. Die Bergsteiger auf der Franz-Senn-Hütte können sich auf den Wetterbericht von Horst Fankhauser verlassen.

den. Die Gebietsinformationen werden nicht als Werbung ausselektiert. „Das ist eine gute Geschichte“, sagt Holzknecht. Da die Moderatoren vor Ort sind und live aus dem Ötztal berichten, wird die Glaubwürdigkeit des Beitrags immens erhöht. „Oft suchen sie sich eine tolle Location wie einen Wasserfall oder eine tolle Skipiste aus und senden von dort mit einem LiveEinstieg.“ Werbung als Nachricht bleibt im Bewusstsein der Konsumenten.

Frosch in der Spalte. Auch beim Wettergipfel ist Ötztal Tourismus beinahe schon Fixstarter. Im Oktober 2014 wird er bereits zum dritten Mal in Sölden am Gletscher stattfinden. „Medial ist das sicher eine der besten und gelungensten Veranstaltungen, die man neben einem Weltcup haben kann“, so Holzknecht. Viele gelungene Bilder können bei dem Zusammentreffen der Meteorologen gesendet werden. Im Laufe der Zeit haben der Umfang und auch die

www.fafga.at

Qualität der Veranstaltung stark gewonnen. „Dass wir uns so früh in der Saison in unseren wichtigsten Buchungsmärkten schon schneesicher präsentieren können, ist für uns unbezahlbar.“ Auf jedem wichtigen TV-Sender wird transportiert: Das Ötztal hat Schnee. Spektakuläre Einstiege sind natürlich ein Quotenhit. „Das letzte Mal hat sich ein ARDModerator in eine Gletscherspalte abgeseilt und von dort den Wetterbericht gesendet“, erinnert sich Holzknecht. Die Spalte war ausgeleuchtet und der Wetterfrosch stieg zehn Meter hinunter. „Das war wohl der erste live gesendete Wetterbericht, der jemals nach Deutschland geschickt wurde.“ Der eindrucksvollste sicher. Auch die Moderatoren sind froh um solche Möglichkeiten fernab der TV-Studios. „Solche Bilder bekommen sie sonst natürlich auch nicht. Auch für sie ist das etwas ganz Besonderes“, meint Leopold Holzknecht. Ob sich solch spektakuläre Einlagen direkt auf die Buchungen auswirken, sei schwer zu beurteilen. Doch würden nach der Ausstrahlung die Anfragen und Anrufe bei den Betreibern und Veranstaltern steigen. Die Korrespondenz werde auf jeden Fall danach mehr.

NEU

© FLICKR.COM/KEICHWA

12

TV Informationen & Seitenblicke

FAFGA.TV aus der Tourismusbranche

16-19 SEPT. Fachmesse für Gastronomie, Hotel & Design

Messe Innsbruck


13

© TIROL WERBUNG

„Wir versuchen, den Wetterfröschen klar zu machen, dass wir in Tirol mehr mikroklimatische Situationen haben als im Flachland. Wir brauchen eine kleinregionalere Betrachtung der Lage.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

Werbe-Strategie. Der Chef der Tirol Werbung wünscht sich mehr solcher Kooperationen. Mehr Regionen, mehr Sender. Am besten mit allen großen TVStationen, damit der Gast ausreichend Wetterinformationen kombiniert mit Vorschlägen für ein Freizeitprogramm während seines Urlaubs in Tirol bekommt. An der Lösung der Herausforderung, wie man am besten das Wetter kommuniziert und transportiert, wird derzeit im Tirol Haus gefeilt und gearbeitet. Margreiter wünscht sich unter anderem mehr Kameras, mit denen

aktuelle Bilder aus den Regionen zugeliefert werden: „Die Panoramakameras zeigen meist das Skigebiet, was für den Winter passend ist. Aber im Sommer sollten wir uns auf die Freizeitmöglichkeiten und die regionalen Bedingungen konzentrieren.“ Der Versuch, Gäste selbst LiveReports aus ihren Urlaubsdestinationen sprechen zu lassen und diese dann ins Internet zu stellen, ist sehr gut angekommen. Die Beiträge waren eine Minute lang und konnten auf der Tirol-Seite oder über YouTube angesehen werden. „Das ist

eine gute und noch ausbaufähige Idee“, so Margreiter. Derartige Beiträge sichern auch die Authentizität – jedenfalls dann, wenn die Tirol-Urlauber in spe sich auf die Richtigkeit der Angaben verlassen können. Früher wurde der Fehler gemacht, dass Prognosen geschönt wurden, was schnell auf Kosten der Glaubwürdigkeit ging. Dabei ist klar: Die Daten müssen stimmen, sonst weichen die Gäste auf andere Informationsquellen aus. Hüttenwirt Fankhauser weiß, dass man sich mit der Genauigkeit und Ehrlichkeit nicht nur Freunde macht. „Eine Unwetterwarnung stellen wir ganz klar auf die Homepage. Die Leute können sich danach richten und ihre Tour dementsprechend organisieren.“ Natürlich folgen auch Absagen auf eine schlechte Wetterprognose und es gibt kritische Stimmen im Umfeld. „Manche Kollegen und Einheimische schimpfen, dass wir die Gewitterwarnungen immer im Voraus hinausgeben.” Aber unbegründet werden sie schließlich nicht veröffentlicht. Und die Gäste schätzen den über Jahre nun schon sehr genauen Wetterbericht der Franz-Senn-Hütte und vertrauen darauf. ×

WILLKOMMEN IM WIESNSTADL – DIE PRACHT DER TRACHT! In unseren attraktiven Geschäften finden Sie ein reiches Sortiment an traditionellen, festlichen und modernen Trachtenmoden für Kinder, Damen und Herren. Mit den passenden Accessoires können Sie Ihre Garderobe sofort perfekt komplettieren. Freuen Sie sich auf einen fröhlichen und harmonischen Einkauf. Ihr Team vom Wiesnstadl

A-6233 Kramsach | Fachental 30 | Tel. +43 (0)5337 / 20 212 A-6290 Mayrhofen | Brandbergstraße 350 | Tel. +43 (0)5285 / 62 775 A-5742 Wald | Königsleiten 37 | Tel. +43 (0)6564 / 20 274 WWW.WIESNSTADL.EU


„Der Tiroler Sommer ist nun einmal, wie er ist” Der Outdoorpark am Eingang des Ötztales erfreut sich über mehr als 90 Prozent Bettenauslastung. Ob brütende Hitze oder frühsommerlicher Wintereinbruch – die action-orientierten Gäste der Area 47 suchen das Abenteuer und stören sich nicht am wankelmütigen Bergsommer-Wetter, wie Outdoor-Pionier und Area 47-Geschäftsführer Hansi Neuner im Interview erklärt. DAS INTERVIEW FÜHRTE STEFFEN ARORA.

© GERHARD BERGER (2)

Hitzewelle. Lang andauerndes Schönwetter wie diesen Sommer nützt auch der Area 47, wichtiger ist laut Hansi Neuner aber, den Gästen ein abwechslungsreiches Programm zu bieten.


15 WETTER SAISON

S

Ist die Area 47 als Destination auch für Schlechtwetter-Tage gut gerüstet? Ja, wir haben im Mai und Juni dieses Jahres bewiesen, wie gut unser Produkt sein kann. Wir haben diese Zeit sehr erfolgreich hinter uns gebracht, obwohl diese beiden Monate in meiner 25-jährigen Erfahrung in Sachen Outdoor-Tätigkeiten das WorstCase-Szenario schlechthin waren. Kälte und Regen – und das fast einen Monat lang durchgehend –, das habe ich noch nie erlebt. Wir sind da aber mittlerweile so gut aufgestellt, dass das für uns fast keine Rolle mehr spielt. Der Tagesgast war während dieser Zeit zwar nicht vorhanden, aber durch die eigene Bettenanzahl in der Area 47 haben wir das Ganze eigentlich sehr gut geschaukelt. Über wie viele Betten verfügt die Area 47 und wie sieht es mit der Belegung aus? Wir verfügen über insgesamt 300 Betten und erreichen damit eine Belegung von rund 92 Prozent über die Saison gesehen. Woher kommen Ihre Gäste in erster Linie? Am wichtigsten sind für uns sicherlich Deutschland und Österreich, die ich als AMarkt bezeichnen würde. Unser B-Markt sind wiederum Schweiz, die BeneluxLänder, Dänemark und Norditalien sowie einige osteuropäische Länder. Darüber hinaus haben wir immer mehr internationale Gäste aus Fernmärkten wie Indien oder China. Seit wir immer öfter auch in großen internationalen Medien Thema sind – etwa bei diversen Rankings –, nimmt die Zahl dieser Gäste stetig zu. Wir sind weltweit zur Marke geworden.

Ihre Gäste riskieren also durchaus, dass sie bei Schlechtwetter in der Area 47 urlauben? Ja, und das ist auch die beste Auszeichnung für das Produkt, denn unsere Gäste wissen, dass es nicht vom Wetter abhängt, ob ihr Urlaub bei uns toll wird oder nicht. Wie ist Ihnen das geglückt? Wir haben das Glück, dass unser Hauptinvestor, die Bergbahnen Sölden, weltweit touristisch tätig ist. Dadurch sind wir bei allen relevanten Tourismusmessen, die Sölden besucht, mit der Area 47 mit dabei, was ein Riesenvorteil für uns ist. Zudem kommen wir dank zahlreicher internationaler Auszeichnungen als Destination immer öfter in die Medien. Gerade gute Bewertungen in diversen Rankings helfen dabei, den Bekanntheitsgrad auch international zu stärken. So sind wir fast immer auf den vordersten Plätzen zu finden, neben großen Namen wie dem Europapark Rust oder Disneyland, was unserer Bekanntheit und unserem Image zugutekommt. Und wie sieht es hinsichtlich der Buchungen Ihrer Gäste aus? Sind das eher kurzentschlossene Spätbucher, die sich vorab noch den Wetterbericht ansehen? Nein, gar nicht. Die diesjährigen Wochenenden waren zum Beispiel schon im Februar ausgebucht und schon jetzt laufen die Buchungen für die Saison 2014 auf Hochtouren. Insgesamt haben wir viele Frühbucher und einige Spätbucher. Zudem fallen dann während der Saison natürlich auch Tagesgäste an, die spontan vorbeikommen. Das sind sowohl Einheimische wie auch Touristen, die gerade ihren Urlaub in der Region verbringen.

Mit welchen Angeboten warten Sie für Ihre Gäste während solcher Schlechtwetterphasen, wie im Mai und Juni dieses Jahres, auf? Natürlich ist auch an Regentagen das Outdoor-Angebot federführend. Dank Neoprenanzügen, die vor Kälte schützen, sind Rafting und Canyoning auch in dieser Zeit problemlos möglich. Ich bin seit 1988 in diesem Bereich tätig und es war schon immer so, dass diese Angebote von den Gästen gerne als Schlechtwetterprogramm angenommen werden. Gehen Sie hinsichtlich der Werbemaßnahmen für die Outdoor-Aktivitäten in der Area 47 auf den Faktor Wetter ein? Ist es für Ihre Gäste von Bedeutung, einen sonnigen Urlaub bei Ihnen zu buchen? Nein, das Wetter spielt dabei für uns keine Rolle. Der Tiroler Sommer ist nun einmal, wie er ist – manchmal ist das Wetter schlechter, manchmal besser. Und wenn es alle 20 Jahre einen Extremsommer gibt, so wie heuer mit der langen Hitzeperiode, dann ist das auch kein Problem. Wichtig ist nur, den Gästen ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, das auch den Tiroler Sommer widerspiegelt. Dann wissen sie auch, was sie erwartet, so wie das in Griechenland, der Türkei oder anderen Destinationen, die zu 100 Prozent von Sonne und Schönwetter profitieren, der Fall

„Ein Juli, wie wir ihn heuer erlebt haben, ist sicherlich ein Riesenvorteil für jede Art von Sommertourismus.“ HANSI NEUNER, GESCHÄFTSFÜHRER AREA 47

© MICHAEL RATHMAYR

AISON: Herr Neuner, wir haben heuer einen Sommer der Extreme erlebt. Arktische Kälte im Juni, tropische Hitze im Juli. Wie wichtig ist die Wetterlage für den Gästebetrieb in der Area 47? HANSI NEUNER: Ein Juli, wie wir ihn heuer erlebt haben, ist sicherlich ein Riesenvorteil für jede Art von Sommertourismus. Da sind die Geschäfte sehr, sehr einfach zu machen. Man geht bei solchen Temperaturen und Schönwetter einfach lieber ins Wasser, zum Rafting und zum Canyoning in die Schlucht.


16

„Unsere Gäste wissen, dass es nicht vom Wetter abhängt, ob ihr Urlaub bei uns toll wird oder nicht.“ HANSI NEUNER, GESCHÄFTSFÜHRER AREA 47

Es gibt aber auch andernorts Urlaubsregionen mit Bergen und Flüssen. Was macht die Area 47 hier so einzigartig? Natürlich gibt es das, etwa in Südamerika. Doch was diesen Regionen wiederum fehlt, sind die Touristen. Hier in Tirol haben wir alles: die wunderschöne Landschaft, eine tolle touristische Infrastruktur und viele Gäste, die Jahr für Jahr nach Tirol kommen. Welche der zahlreichen Einrichtungen in der Area 47 würden Sie als die wichtigste in Hinblick auf die Attraktivität für die Gäste betrachten? Die ideale Ergänzung zu unserem umfangreichen OutdoorAngebot ist sicherlich der Badesee, die sogenannte Water Area. Die immensen Steigerungen von rund 500 Prozent, die wir zuletzt im Outdoor-Bereich verzeichnen konnten, sind auf die ideale Kombination zwischen Outdoor-Angebot und Water Area zurückzuführen. Wir haben ja die Erfahrungswerte der Saisonen in der Area 47 seit 2010 und ich selbst betreibe seit 1988 eine Outdoor-Destination bei Silz. Dadurch kann ich sagen, dass sich die Zahlen am Outdoor-Markt nicht so maßgeblich verändert haben. Die signifikante Steigerung liegt auch sicher nicht in der Attraktivität der Outdoor-Touren begründet, die seit den 1970er-Jahren dieselben sind. Die Imster Schlucht hat sich nicht verändert, die Ötztaler Ache hat sich nicht verändert, höchstens die Ausrüstung wurde etwas weiterentwickelt. Aber das Produkt an sich ist unverändert dasselbe geblieben, was Rafting, Canyoning usw. angeht. Welchen Mehrwert bringt dabei nun die Water Area? Wir haben damit ein einzigartiges Angebot geschaffen. Der Gast kann

nach einer absolvierten Rafting- oder Canyoning-Tour hier entspannen. Wobei auch die Water Area in Anlehnung an die anderen Outdoor-Aktivitäten entwickelt wurde. Das war wichtig. Denn unser Gast kann mit herkömmlichen Badeangeboten nichts anfangen. Das sucht unser Gast nicht. Für uns war es wichtig, rund um unseren See die passenden Sportmöglichkeiten zu bieten, die man zusätzlich zum klassischen Outdoor-Programm nutzen kann. Ruft dieser Erfolg der Area 47 nicht auch Nachahmer auf den Plan? Ja, natürlich, aber wir haben Alleinstellungsmerkmale, die kaum zu kopieren sind. Denn es sind viele verschiedene Faktoren, die den Erfolg der Area 47 ausmachen und keineswegs allein der Badesee oder die Outdoor-Angebote. In Summe sind es die hervorragende touristische Infrastruktur Tirols, die zuverlässigen und potenten Partner und die einzigartigen natürlichen Ressourcen, die uns diese Spitzenposition sichern. Gibt es noch Potenzial, das Angebot der Area 47 weiterzuentwickeln. Natürlich gibt es das und wir haben auch Ambitionen, das zu tun. Wir wollen uns vor allem in Hinblick auf das Sportangebot weiterentwickeln. Das heißt aber nicht, noch drei Rutschen zu bauen, sondern sich auf ganz spezifische Sportarten zu konzentrieren, die zu unserem Konzept passen. Das hat den Vorteil, dass die Investitionen nicht so hoch ausfallen wie bei klassischen Freizeitparks, die Jahr für Jahr mit neuen künstlichen Attraktionen aufwarten müssen, um im Gespräch zu bleiben. Ganz konkret arbeiten wir derzeit an der Surfwelle in Silz. Unsere Maxime ist dabei, es im Einklang mit der Natur zu machen, denn künstlich kann so was jeder und überall hochziehen. Aber wir wollen die natürlichen Gegebenheiten vor Ort nutzen und uns damit von allen anderen abheben. Vielen Dank für das Gespräch.

×

© GERHARD BERGER (3)

ist. Wir setzen im Angebot eben andere Schwerpunkte. Zwar können wir nicht so sehr mit dem Wetter punkten, dafür haben wir ein umfangreiches Angebot an Outdoor-Aktivitäten und Sportattraktionen, die andere Destinationen nicht haben. Ich rede da in erster Linie vom OutdoorBereich, denn die Flüsse und Berge in Tirol, die kann man nicht kopieren.

Wetterfest. Zahlreiche Aktivitäten in der Area 47 funktionieren auch bei nicht ganz so schönem Wetter.

ECKDATEN ZUR AREA 47

• Im Sommer 2010 eröffneter Freizeitpark • 5 ½ Monate pro Jahr durchgehend geöffnet • Mitarbeiter: 150 • Betten: 300 • Nettoumsatz 2012: 6 Mio. Euro


Demner, Merlicek & Bergmann

17

Wo n a c h Wi l d ve r l a n g t . Die Jagdsaison ist eröffnet: Ihre Gäste werden ganz wild sein auf die feinherben Preiselbeeren von Darbo. Machen die erlesenen Früchte doch jedes Wildgericht gleich noch einmal so gut.


18 WETTER SAISON

Best practice. Der Eispalast am Dachstein – eine wetter unabhängige Inszenierung. In Hamburg lockt das Schwarzlichtviertel mit ungewöhnlicher Atmosphäre (Bilder rechts).

Schönes Schlechtwetterprogramm Welche Attraktionen sollte Tirol seinen Gästen zusätzlich bei Regen oder ausbleibendem Schneefall anbieten? Einige Gedanken abseits von Skipiste, Wanderweg und Badesee. V O N N I N A H E I Z E R-WA LC H

F

„Lernen ist ein Bedürfnis des Menschen. Die Touristiker sollten sich überlegen, wie sie wissenschaftliche Themen so übersetzen können, dass sie für den Durchschnittskonsumenten begreifbar werden.”

© ZTB ZUKUNFTSBÜRO

ragt man einige Tiroler Tourismusverbände nach ihren Gedanken zu wetterunabhängigen Projekten, möglichen Attraktionen als Alternative zu Skifahren, Wandern und Badesee, scheinen viele mit der Frage nichts anfangen zu können. Entweder weil sie sich ihrer Ressourcen zu wenig bewusst sind oder zu sehr auf eine gute Schneelage und Schönwetterperioden wie diesen Sommer vertrauen. Fragt man Andreas Reiter vom Zukunftsbüro in Wien, kommt eine ganze Reihe von Vorschlägen. Denn der Trendforscher ortet großen Nachholbedarf in Tirol. „Prinzipiell muss jedem klar sein, dass es in Tirol wetterunabhängige Attraktionen geben muss. Diese sollen aber immer zur Marke passen.“ Reiter hält nichts davon, wenn man eine „KinderWelt in einer Halle hinknallt, nur damit eine da ist“.

ANDREAS REITER, ZUKUNFTSFORSCHER

Indoor-Adventure.

Zwangsläufig denke man bei Alternativen zum Schönwetterprogramm an das Thema Indoor, doch in Tirol würde Reiter dieses zusätzlich mit den Bereichen Energie und Adrenalin kombinieren. Der Adventure-Bereich gehöre ausgebaut. Weitere Kletter- oder

Boulderhallen wären sinnvoll. „Am Beispiel Imst sieht man, wie gut die Kletterhalle dort ankommt. Unter anderem, weil sie perfekt zum Thema Tirol passt.“ Die Tiroler Touristiker sollten „markenzentrierte Themen“ wählen, wie es beispielsweise in Hamburg gut gelöst


© HELMUT STRASSER, SCHWARZLICHTVIERTEL.DE (2)

19

wurde. Dort gibt es ein Schwarzlichtviertel für Kinder mit in Schwarzlicht getauchten Indoorwelten. „Sie haben dort begehbare Illusionen für die Kleinen geschaffen, das ist witzig und kommt gut an“, sagt Reiter. Im Gegenzug wäre „Tropical-Island“, eine riesige, überdachte Pazifikhalle, wie sie am Stadtrand von Berlin realisiert wurde, in Tirol „ein Blödsinn“. Aber in der Area 47 im Tiroler Oberland die Kernwerte auch indoor zu inszenieren, fände Reiter sehr sinnvoll und wünschenswert. Generell gibt es für den Zukunftsforscher bei den regensicheren Angeboten für Kinder und Familien noch viel Potenzial nach oben. Doch auch bei der Inszenierung des Berg-Inneren sieht er großen Nachholbedarf in Tirol. Die Schweizer machen das, seiner Meinung nach, sehr gut. Mit dem Jungfernstollen hat man eine multimediale, in 3D gehaltene Touristenattraktion geschaffen, die sich großer Beliebtheit erfreut. Im Dachstein bei Schladming wiederum wurde das Gletscherinnere mit Eis-Skulpturen angereichert. „Das würde sich auch in Tirol anbieten.“

Wissenschafts-Tourismus.

Reiter würde die Kernthemen Tirols auch mit einem wissenschaftlichen Aspekt verbinden. „Da gibt es schon ein wenig mit dem Triassic Park am Berg in Waidring“, sagt er.

Unter dem Motto „Rauf in die Urzeit“ wird Kindern auf einem vier Kilometer langen Rundweg die Urzeit mit Dinosauriern und Korallen nähergebracht. In Städte-Science-Center würde Reiter ebenfalls investieren. Er beobachtet seit vielen Jahren, dass das Thema Science kombiniert mit Interaktivität bei Kindern sehr gut ankommt. „Lernen ist ein Bedürfnis des Menschen. Die Touristiker sollten sich überlegen, wie sie wissenschaftliche Themen so übersetzen können, dass sie für den Durchschnittskonsumenten begreifbar werden und diese mit einer Erkenntnis rausgehen.“ Wissen erlebbar machen – dazu gäbe es genug Tiroler Kernthemen. „Was Reinhold Messner mit seinen Mountain-Museen in Südtirol macht, das fehlt in Tirol“, sagt Reiter. Beim Thema Wissenschaft treffen sich der Wiener Zukunftsforscher und der Chef der Tirol Werbung, Josef Margreiter. „Am Beispiel des neuen Museums am Bergisel sieht man, wie erfolgreich man Wissen vermitteln kann“, sagt Margreiter. Und dieser Bildungstourismus ist völlig wetterunabhängig. Viele Forschungsund Bildungseinrichtungen bringen Gäste außerdem langfristig nach Tirol. Viele bleiben ein Semester oder Studienjahr. Auch die Wirtschaft wird immer internationaler. „Diese Segmente könnte man noch mehr forcieren.“

Der Berg ist immer schon als Lebensschule verstanden worden. „Dorthin geht man zum Nachdenken, zum Abschalten“, sagt Margreiter, „der Berg ist ein Freiraum zur persönlichen Weiterentwicklung und Weiterbildung.“ Der persönliche Bildungsanlass nimmt immer mehr zu. Immer mehr Menschen zieht es für eine Auszeit auf den Berg. Dazu könnte man die Tiroler Kraftplätze weiter ausbauen. Margreiter versteht auch dieses Thema als ein wetterunabhängiges. „Es gibt ja selten ein Wetter, wo ich wirklich nicht auf den Berg gehen kann. Regenwanderungen sollten daher auch besser kultiviert werden. Mit einer guten Ausrüstung und einem geschulten Wanderführer kann so etwas ein tolles Erlebnis werden.“ Das Wetter inszeniert ja auch einzigartige Schauspiele, dazu gehört eine gemischte alpine Wetterlage. Das müsse verstärkt genützt und inszeniert und verkauft werden.

Das urbane Erlebnis.

Abseits vom Bergerlebnis wünscht sich Margreiter, dass die kulturellen Schätze des Landes noch besser in das Urlaubsprogramm eingebaut werden. Er beobachtet auch bei schönstem Wetter einen starken Zustrom in Tirols Städte: „Wir haben viele Schätze, nicht nur die imposante Bergwelt. Das urbane Erlebnis wird von unseren Gästen auch sehr geschätzt. Die Kombination aus Kultur und Natur ist etwas sehr Spannendes, das die Touristen auch immer mehr interessiert.“ Der Tirol-Werber wünscht sich, dass die Bergbahnen auch im Sommer mit guten Inszenierungen einen Mehrwert bieten. „Da gibt es schon einiges, aber dieser Ansatz hat noch großes Potenzial. Die Leute wollen in die Höhe.“ Parallel sollte der Handel weiter ausgebaut werden, damit die Gäste ein einzigartiges Einkaufserlebnis in Tirol haben können. Die Orte sollten nicht nur auf fünf Sportgeschäfte setzen. Shopping als Alternative zu Berg und See ist auch für Reiter ein zentral wichtiger Punkt. „Den kann der Tourismus nicht steuern. Doch ein tolles Shoppingerlebnis – nicht nur, aber auch bei schlechtem Wetter – ist für die meisten Gäste inzwischen schon eine Selbstverständlichkeit“, so Reiter. Indoor-Welten, Berg-Inneres, Wissen anschaulich aufbereitet, verstärkte Inszenierung der Bergbahnen, Shopping, Mountain-Museen – das klingt doch nach Alternativen zu Thermen-Landschaft und Kiddy-Club. Potenzial ist vorhanden! ×


20 WETTER SAISON

Das Wetter von morgen Wetterberichte sind unerlässlich für die Freizeitplanung. In der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) werden die Prognosen erstellt. Und das ist komplizierter, als man vielleicht denkt. VON SYLVIA AINETTER

M

eteorologie ist nichts für Langschläfer. „Unsere Hauptarbeitszeit ist von 5 Uhr früh bis 12 Uhr Mittag“, erklärt Dr. Manfred Bauer, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Innsbruck. Denn zu dieser Zeit entstehen die Wettervorhersagen für den Tag, die dann unter anderem im Radio zu hören und im Internet zu lesen sind. Nach Mittag wird es ruhiger in den Räumlichkeiten der ZAMG – der Großteil der Arbeit ist bereits getan. So blinken die Monitore einsam vor sich hin: Satellitenfilme, ein Niederschlagsradar, Zahlenkolonnen und unterschiedliche Computersimulationen flimmern über die Bildschirme. Den Simulationen liegen Wetterdaten aus der ganzen Welt zugrunde. „Für die Verarbeitung solcher Datenmengen ist eine außerordentliche Rechenleistung notwendig“, erklärt Bauer. Deswegen werden die Modelle nicht vor Ort, sondern von einem Großrechner in England errechnet – via Internet gelangen sie zu zahlreichen Wetterdiensten weltweit. Und zur ZAMG.

Schwierige Hagelprognose.

Man könnte nun meinen, dass der Wetterbericht automatisch vom Rechner erstellt wird. Doch mit den Modellen allein lässt sich noch keine verlässliche Prognose erstellen – sie zeigen nur eine grobe, ungenaue Tendenz auf. „Am wichtigsten bei der Erstellung einer Wettervorhersage ist der Status quo“, erklärt Bauer. „Man muss schon genau über die aktuelle Wetterlage Bescheid wissen, um eine verlässliche Vorhersage treffen zu können.“ Und so sind die Meteorologen einen großen Teil ihrer Arbeitszeit damit beschäftigt, Werte der Wetterstationen zu sichten und Satellitenbilder anzusehen.

Der METEOSAT-Wettersatellit fliegt in 35.800 Kilometern Höhe in derselben Geschwindigkeit, in der sich die Erde dreht. Alle 15 Minuten macht er ein Foto von dem immer gleichen Ausschnitt der Erdkugel. Diese Bilder werden dann zu einem kurzen Film aneinandergereiht. So sieht man, wie sich die Wolkenbänder über die Erde bewegen. Das kennt fast jeder aus dem Fernsehen. Eine weitere Beobachtungshilfe: das Niederschlagsradar. Es zeigt, wo gerade wie viel Regen, Schnee oder Hagel fällt und wo es Blitzeinschläge gibt. Auf einem anderen Monitor listet ein Computerprogramm die Wetterdaten der Tiroler Messstationen auf: Boden- und

„Man muss schon genau über die aktuelle Wetterlage Bescheid wissen, um eine verlässliche Vorhersage treffen zu können.“ DR. MANFRED BAUER, LEITER DER ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK (ZAMG) IN INNSBRUCK


© FRANZ OSS (2)

ZAMG TIROL Die Tätigkeiten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Innsbruck umfasst die Gebiete Tirol und Vorarlberg. 21 MitarbeiterInnen sind in Innsbruck tätig. Ihre Aufgabengebiete: • Sammlung, Bearbeitung und Evidenthaltung der Ergebnisse meteorologischer und geophysikalischer Untersuchungen • Auskunfts-, Gutachter- und Beratungstätigkeit • Behandlung einschlägiger meteorologischer und geophysikalischer Fragen des Umweltschutzes • Information, Beratung und Warnung bei Krisen- und Störfällen, Natur- und Umweltkatastrophen • Arbeiten zur klimatologischen und geophysikalischen Landesaufnahme Österreichs • Anwendungsorientierte Forschung im gesamten Bereich der Meteorologie und Geophysik einschließlich ihrer Randgebiete. • Zusammenarbeit mit in- und ausländischen sowie internationalen Institutionen auf dem Gebiet der Meteorologie und Geophysik • Förderung der internationalen Zusammenarbeit von Meteorologie und Geophysik mit anderen wissenschaftlichen Fachgebieten


22 WETTER

© KREUSCH

SAISON

© FRANZ OSS (2)

In Echtzeit. 40 Wetterstationen in Tirol sind online – und übermitteln laufend ihre Messergebnisse an die Wetterdienste.

„Rund 40 Online-Wetterstationen versorgen uns alleine in Tirol laufend mit Daten.“ DR. MANFRED BAUER, LEITER ZAMG

Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windstärke und -geschwindigkeit, Niederschlagsmenge und -dauer, Schneehöhe etc. „Rund 40 Online-Wetterstationen versorgen uns alleine in Tirol laufend mit Daten“, erklärt Bauer. Anhand dieser Daten, der Satellitenbilder und der grob errechneten Modelle erstellen die Meteorologen dann den Wetterbericht. „Wie genau die Prognose dann ist, ist schlussendlich auch von der Erfahrung des Meteorologen abhängig“, sagt Bauer. Er schätzt die Prognosen der ZAMG als „sehr genau“ ein, manche Wetterphänomene, wie etwa Hagel, Föhn oder Nebel seien aber nur schwer vorherzusehen. „Vor Hagel können wir höchstens kurzfristig warnen“, so der Meteorologe.

Individuelle Vorhersagen. Die ZAMG verkauft ihre Wetterprognosen nicht nur an die Medien, sondern auch an große Firmen und an Expeditionsgruppen. „Zu unseren Kunden gehören zum Beispiel Autohäuser, die wir vor Hagelschauern warnen, damit sie ihre Autos rechtzeitig in Sicherheit bringen können“, erzählt Bauer.

Die Prognosen der ZAMG sind dabei im Regelfall verlässlicher als die automatisch generierten Warnungen der Wetter-Apps. „Unsere Prognosen haben sich bewährt. Aus diesem Grund buchen einige unserer Kunden dieses Spezialservice, anstatt sich auf automatische Warnungen zu verlassen, die manchmal fehlalarmieren“, sagt Bauer. Auch Bergbahnen nehmen die Dienste der ZAMG in Anspruch, um zu erfahren, ob und wie viel es schneit, wann die Pisten am besten präpariert werden sollen und ob der Einsatz von Schneekanonen Sinn macht. Im Tourismus seien die Kunden jedoch nicht ganz so zahlreich. „Touristiker hätten manchmal gerne etwas schöneres Wetter, als unsere Prognosen hergeben“, sagt der Meteorologe mit einem Augenzwinkern. Für die Zukunft der Wetterprognosen seien keine großen Sprünge zu erwarten. „Doch mit der Rechenleistung der Computer steigt natürlich auch die Genauigkeit der Prognosen“, so Bauer. So können künftig vielleicht auch Hagel, Nebel und Föhn noch besser vorhergesagt werden. ×

SmartphoneWetter In den App-Stores sind zahlreiche unterschiedliche Wetter-Apps zu bekommen. Doch was steckt hinter den Mini-Programmen? Jens Kreusch, Managing Director der Wetter-Plattform wetter.com, im Gespräch.

S

AISON: Herr Kreusch, woher bekommen Wetter-Apps ihre Daten? JENS KREUSCH: Die Urheber der Roh-Daten sind die nationalen Wetterdienste. In Österreich ist das die ZAMG, in Deutschland der „Deutsche Wetterdienst“. Um sicherer zu sein und sich nicht nur auf eine Datenquelle zu verlassen, werden die Daten mit anderen Modellen, zum Beispiel dem amerikanischen GFS-Modell, abgeglichen. Zudem betreibt wetter.com mit rund 10.000 Stationen das größte private Wetternetzwerk im deutschsprachigen Raum. Apps arbeiten also mit denselben Daten wie TV, Radio und Print auch. Der Grund für unterschiedliche Prognosen der Anbieter liegt letztendlich in der Interpretation durch die Meteorologen. Wie oft werden Wetter-Apps aktualisiert? Sehr viele Daten sind in Echtzeit verfügbar, das macht die Wetter-App auch aus: Die meisten Nutzer wollen wissen, wie das Wetter jetzt gerade ist, also einen Now-Cast. Das Regenradar zu verfolgen, ist zum Beispiel bei Gewitterlagen sehr interessant. Die Aktualität einer App ist abhängig von den Intervallen der Wetterdienste, also wie häufig sie bestimmte Daten zur Verfügung stellen. Wie erkennt man eine gute Wetter-App? Indem man sie ausprobiert! Vielen Dank für das Gespräch.

×


100

%

Die ganze Kraft Tirols steckt in unserer Bank. Und das seit 체ber 100 Jahren. Das klare Bekenntnis zur St채rke unseres Landes schafft N채he und Vertrauen und schenkt unseren Kunden Sicherheit in ihrem Geldleben. Ein Partner, auf den man sich verlassen kann. Zu hundert Prozent.

Unsere Landesbank.

www.hypotirol.com

23


24 Wetter

© ORF

saison

„Es ist meine Pflicht, aus dem Fenster zu schauen“ Jeder kennt ihn: Marcus Wadsak arbeitet seit fast 15 Jahren als Wettermann beim Österreichischen Rundfunk. Im Interview spricht der Meteorologe über Erfolgserlebnisse und die Zukunft des klassischen TV-Wetterberichts. Das Interview führte Sylvia Ainetter.

S

AISON: Herr Wadsak, hat man als Meteorologe Erfolgserlebnisse? Marcus Wadsak: (lacht) Ja, jeden Tag. Wenn die eigene Prognose stimmt, ist das immer ein Erfolgserlebnis. Wie werden Wettervorhersagen erstellt? Die Grundvoraussetzung für eine gute Prognose ist, einen genauen Überblick über das aktuelle Wettergeschehen zu haben. Jeder Meteorologe beobachtet genau. So banal das klingt, so kompliziert ist das in der Praxis. Auf der ganzen Welt gibt es Tausende Messstationen, die meteorologische Daten und Parameter messen. Dazu kommen Satelliten- und Radarbilder. Alle diese Daten werden gesammelt und in den Computer eingespeist. Dieser berechnet nun mit sehr komplexen Modellen die meteorologischen Größen für die nächsten zehn bis 14 Tage. Der Meteorologe muss nun entscheiden, welche Modelle er für seine Prognose heranzieht. Dazu gehört auch viel Erfahrung. Schauen Sie auch einfach mal in den Himmel? (lacht) Natürlich! Das ist das Erste, was jeder Meteorologe morgens macht. Zum einen um zu sehen, ob die Prognose von gestern stimmt, zum anderen um den Ausgangszustand zu erfassen. Es ist meine Pflicht, ständig zu schauen, was sich draußen tut. Bis zu welchem Zeitraum sind Wettervorhersagen realistisch? Das kommt auch auf die aktuelle Wetterlage

an. Eine exakte Prognose für einen bestimmten Punkt zu einem bestimmten Zeitpunkt, etwa um 13 Uhr in Wien, kann man frühestens drei Tage vorher machen. Für fünf bis sieben Tage kann man noch eine gute Prognose für ganz Österreich machen. Und man kann, je nach Wetterlage, für bis zu 15 Tage einen Trend, einen ungefähren Temperaturverlauf, vorhersagen. Dieser Trend ist aber schon sehr unsicher. Wo ist es besonders kompliziert, eine Prognose zu treffen? In Österreich! Österreich hat den größten Nachteil, den man als kleines Land haben kann: Unser Wetter in Österreich wird beeinflusst vom alpinen Klima – vor allem im Westen –, vom pannonischen Klima im Osten und vom mediterranen Klima im Süden. So kommt es, dass das Wetter in Österreich in den verschiedenen Regionen oft komplett unterschiedlich ist. In manch anderen, weitaus größeren Ländern herrscht hingegen ein einheitlicheres Wetter. Die Alpen beeinflussen das Wetter sehr stark. In den Bergen das Wetter vorherzusagen, ist komplizierter, weil sie eine natürliche Barriere – etwa für Regenfronten – darstellen. Haben Sie schon einmal eine völlig falsche Vorhersage gemacht? Ja. Das war in der Anfangszeit meiner Karriere. Damals betraf das einen 1. Mai, also einen Feiertag, an dem die Prognose natürlich sehr wichtig für viele Menschen ist. Wir gingen noch in der Früh davon aus, dass der Tag sonnig bleiben würde. Dann hat sich – was


25

„Trotz Internet ist das Interesse an der Fernseh-Wettervorhersage unverändert groß. Die Zuseher möchten nicht nur eine schlichte Prognose, sondern schätzen es, wenn ihnen ein Vertrauter erklärt, wie das Wetter entsteht.”

untypisch für Wien ist – ein sehr massives Gewitter am nachmittag gebildet. Wir haben uns sehr geärgert, weil wir uns das nicht erklären konnten. als wir am nächsten Tag nachschauten, wie das passiert ist, haben wir festgestellt: das war nicht vorherzusagen. damals konnten die Modelle dieses Gewitter nicht erfassen – wir hatten also schon sorgfältig gearbeitet. Was passiert dann? Gibt es Beschwerdeanrufe? Es gibt natürlich anfragen und man muss sich durchaus rechtfertigen, wie es zu der Fehlprognose kam. aber Beschwerden würde ich das nicht nennen. Wie gut können Unwetter vorhergesagt werden? schon sehr gut. den starken regen Ende Mai mit den daraus resultierenden Hochwassern haben wir vorhergesehen. Einige Tage vorher haben wir bereits vor den intensiven regenfällen gewarnt. Ähnlich ist das bei den kleinen Gewittern im sommer, die auch Hagel bringen. im kurzfristigen Prognosebereich sind wir da schon sehr gut und darauf kann man sich gut verlassen. unsere Prognosen haben schon einige autos vor Hagelschäden bewahrt. Wie gehen Sie vor, wenn Unwetter wie Ende Mai dieses Jahres drohen? Wir haben mehrere kanäle im orF, durch die wir Wetter nach außen geben: radio, Fernsehen und internet. Lässt etwas auf ein unwetter schließen, beraten sich die Wetterredakteure und schauen gemeinsam mehrere Vorhersagemodelle durch. Bestätigt sich der Verdacht, gehen wir an die Öffentlichkeit. Je näher das Ereignis kommt, umso genauer kann man die betreffenden orte und Zeitpunkte bestimmen. Gerade bei Hagel ist das für die Bevölkerung sehr wichtig. Bei einem Hochwasser ist das allerdings nicht so einfach. Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert? Vor 15 Jahren haben wir im 30-Minuten-Takt ein aktuelles satellitenbild bekommen und einmal pro stunde Messwerte aus den Landeshauptstädten. das ist nicht viel, vor allem für Österreich, das wettermäßig ein kompliziertes Land ist. Mittlerweile bekommen wir alle 15 Minuten ein satellitenbild, dazu haben wir ein radar, das uns alle fünf Minuten aktuelle niederschlagsbilder liefert. Wir verfügen außerdem über ein Blitzortungssystem, das uns jeden Blitz, der in Österreich einschlägt, zeitgleich auf dem Bildschirm anzeigt. das ist wirklich faszinierend! in der Zwischenzeit gibt es in Österreich auch ein dichtes netz von 250 Wetterstationen, die uns alle

zehn Minuten aktuelle daten wie sonnenschein, niederschlag, Temperatur, Feuchte, druck etc. übermitteln. das ist ein weitreichend besserer Überblick über das Geschehen als vor 15 Jahren – daher sind auch die Prognosen besser geworden. Kann sich das noch weiter verbessern? natürlich! die Prognose-Modelle verbessern sich stetig, es werden zu den bestehenden auch neue hinzukommen. in diesen Modellen werden daten der ganzen Welt verarbeitet. Je weiter sich die rechenleistung der computer entwickelt, desto schneller können komplizierte, große datenmengen verarbeitet werden. so werden auch die Prognosen genauer.

„Österreich hat den größten Nachteil, den man als kleines Land haben kann: Unser Wetter in Österreich wird beeinflusst vom alpinen Klima – vor allem im Westen –, vom pannonischen Klima im Osten und vom mediterranen Klima im Süden.” Wie sehen Sie den Stellenwert des klassischen TVWetterberichts? Trotz internet ist das interesse an der Fernseh-Wettervorhersage unverändert groß. im schlechtesten Fall ist das „Zeit im Bild“-Wetter die drittmeistgesehene sendung. Wetter-apps haben eine sehr eingeschränkte Brauchbarkeit. die Zuseher möchten nicht nur eine schlichte Prognose, sondern schätzen es, wenn ihnen ein Vertrauter erklärt, wie das Wetter entsteht. Wir haben uns in den vergangenen Jahren eine kompetenz aufgebaut, die die Zuschauer zu schätzen wissen und der sie vertrauen. das positive Feedback des Publikums bestätigt das. Vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Marcus Wadsak studierte an der universität Wien Meteorologie und ist seit 1995 beim orF beschäftigt. dort war er etwa für das Ö1- und Ö3-radiowetter zuständig, seit 2004 moderiert er auch das „Zeit im Bild”-Wetter.

×


26 WETTER

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. „Die meisten Besucher kommen nicht bei Regen, sondern bei bewölktem Himmel.“

Schlechtes Wetter ist gutes Wetter Regen, Wind und Temperaturstürze. Schlechtwetterphasen werden von den Touristikern gefürchtet. Doch es gibt auch Branchen, die von kühlen Regentagen profitieren. V O N S Y LV I A A I N E T T E R

Alternativen zu den typischen OutdoorAktivprogrammen wichtig, um die Gäste auch über mehrere Regentage lang bei Laune zu halten. Doch Zellmann sieht in Tirol noch eine große Lücke: „Es gibt im Verhältnis zur Anzahl der Betten viel zu wenige Schlechtwetterangebote“, so der Freizeitforscher.

Verteilungskampf.

Als typische Regenaktivität gilt ein Besuch im Hallenbad oder im Museum. Auch ein Einkaufsbum-

mel bietet sich als Zeitvertreib bei Regen an. Andreas Ramsauer, Geschäftsführer des Erlebnisbads Wave – Wörgler Wasserwelten, will keine konkreten Zahlen nennen: „Aber wir können schon sagen, dass der überdurchschnittlich schöne Juli 2013 etwa 40 Prozent weniger Gäste zu uns brachte als der durchschnittlich schöne Juli 2012. Das Pendel kann jedoch bei einem Schlechtwettersommer genauso in die andere Richtung ausschlagen und Zuwächse in ähnlichen Größenordnungen bringen.“ Mit „Sunpower-Tarifen“ versucht das Wave auch in schönen Sommern zu punkten: In den Sommermonaten bietet das Erlebnisbad ab 18 Grad Außentemperatur einen Prozentpunkt Rabatt pro Grad Celsius – die Tageskarte kostet also bei 35 Grad Außentemperatur um 35 Prozent weniger. „Der Verteilungskampf im gesättigten Tiroler Freizeitmarkt ist sehr hart. Bei Schlechtwetter verteilt sich der Kuchen auf weniger Anbieter – dann haben wir bessere Karten“, erklärt Ramsauer. Gutes Wetter ist eben nicht für alle Branchen gutes Wetter. Bei den Tiroler Landesmuseen liegt der Fall ähnlich: „Auch wir profitieren von Schlechtwetterphasen“, erklärt Sigrid Wilhelm, Pressesprecherin der Tiroler Landesmuseen. Dennoch relativiert sie: „Die meisten Besucher kommen nicht bei Regen, sondern bei bewölktem Himmel.“ Bei Schönwetter blieben Individualtouristen und Einheimische in der Regel aus – Reisegruppen hingegen hätten ihr fixes Programm, das auch nicht geändert wird, nur weil das Wetter schön ist. Auch die Landesmuseen verzeichneten im etwas kühleren Juli 2012 höhere Umsätze als heuer. Allein auf das Wetter lässt sich das allerdings nicht zurückführen: Das neu eröffnete Tirol Panorama habe 2012 besonders viele Gäste angezogen, so Wilhelm.

„Man plant bei Reisen und Urlauben unbewusst ein bestimmtes Wetter mit ein – wenn das nicht stimmt, sind Touristiker mit den richtigen Angeboten gefragt.” PETER ZELLMANN, FREIZEITFORSCHER © IFT

E

s gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, heißt es. Dennoch wünschen sich die meisten im Urlaub regenfreie Tage und Sonnenschein. „Man plant bei Reisen und Urlauben unbewusst ein bestimmtes Wetter mit ein – wenn das nicht stimmt, sind Touristiker mit den richtigen Angeboten gefragt“, erklärt Freizeitforscher Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT). Gutes Wetter ist allerdings nicht immer gleich gutes Wetter: Bei Nieselregen macht ein Ausflug an den Badesee keinen Spaß, Wanderer hingegen finden kühlere Temperaturen durchaus angenehm. Auch ein Stadtbummel lässt sich dann besser genießen als bei brütender Hitze. „Dauert eine Regenphase nur kurze Zeit, wird das von den Urlaubern sogar als willkommene Abwechslung gesehen“, erklärt Zellmann, „und die Indoorbranchen profitieren natürlich.“ Gerade im Alpenraum, wo es auch im Sommer zu längeren Regenphasen kommen kann, sind aber genügend

© ALEXANDER HAIDEN

SAISON


© KAUFHAUS TYROL

Kaufhaus Tyrol. An Regentagen werden im Innsbrucker Shoppingcenter 20 Prozent mehr Besucher verzeichnet.

Massiv Bauen Mit Holz! Hotel- & Tourismusbetrieb Umbau, Anbau, Neubau

Shopping-Wetter. Im Handel geht die Rechnung „Schlechtwetter = mehr Umsatz“ nicht ganz auf. Dennoch haben die Temperaturen auch auf die Konsumfreude einen großen Einfluss. Peter Zelger, Gremialvorsteher Mode und Freizeitartikel der Wirtschaftskammer Tirol, erklärt: „Kühle Temperaturen im Frühjahr machen wenig Lust darauf, Sommermode einzukaufen – in diesem Jahr war bis Juni nichts vom Sommer zu spüren, die Umsätze gingen nach unten. Danach warten die Konsumenten gleich auf den Abverkauf.“ Regenwetter im Hochsommer lässt dann aber viele Menschen in die Städte und Einkaufszentren strömen. Sebastian Schneemann, Centermanager des Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt, bestätigt diese Beobachtung: „Schlechtes Wetter ist das bessere Einkaufswetter! An Regentagen haben wir eine besonders gute Frequenz im Kaufhaus Tyrol – etwa 20 Prozent mehr Kunden kommen dann zu uns. Innsbruck hat einen hohen Freizeitwert, bei Sonnenschein nutzen die Gäste lieber das Outdoorangebot.“ Outdoor-Aktivitäten seien jedoch nicht nur für Schönwetter geeignet, so Freizeitforscher Peter Zellmann. „Auch ein Regentag kann ein Erlebnistag sein: Entsprechende Ausrüstung, Wegvarianten etc. müssen angeboten werden. Da ist viel Phantasie gefragt. Derzeit gibt es definitiv zu wenige Outdoor-Angebote für Regentage“, so Zellmann. Es gibt eben kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. ×

Sie wollen Ihren Hotel- oder Tourismusbetrieb erweitern? Neubau, Anbau oder Aufstockung? Wir haben schnelle und massive Lösungen für Sie! Kontaktieren Sie uns! 170 Zimmerei-Partnerbetriebe in Österreich, Deutschland und Italien bauen für Sie.

Klare Argumente Perfekte Bauphysik & ideales Raumklima Kurze Bauzeiten, finanzielle Einsparungen Keine Baufeuchte, keine Trocknungszeiten Zukunftsorientiert, nachhaltig und gesund Bauen Mehr Wohnraum bei gleichen Dämmwerten Gestaltungsfreiheit durch massiven Baustoff High-Tech vom Werkstoff bis zum fertigen Haus

DMH Handels GmbH Alois Kemter Str. 5, 6330 Kufstein, Tel.: +43 (0)5372 72138 Fax: +43 (0)5372 72148, E-Mail: office@dasmassivholzhaus.com

www.dasmassivholzhaus.com


MAGAZIN

© ALPNET

28

© INNSBRUCKER NORDKETTENBAHNEN

Sattelfest. Die Tiroler Abordnung auf ihrem Weg nach Chamonix Mont-Blanc

Tirol übergibt theALPS an Rhône-Alpes

85 Jahre Nordkettenbahn Das Innsbrucker Wahrzeichen feiert Geburtstag.

T

radition trifft Innovation: Die Innsbrucker Nordkettenbahnen feiern 85-Jahr-Jubiläum. Die Nordkettenbahnen waren und sind auch heute noch ein wichtiges Instrument, um die Nordkette als Aussichts- und Ausflugsberg zu positionieren. Mit Erfolg: So zählt sie zu den erfolgreichsten Sommerbahnen Österreichs. Der Bau im Jahr 1927 war eine historische Pionierleistung: Pinzgauer Träger bewältigten die Strecke auf die Seegrube

zwei Mal täglich mit Lasten von bis zu 70 kg. Nach nur einem Jahr Bauzeit wurden Seegrubenbahn und Hafelekarbahn im Juli 1928 eröffnet und brachten durch die einmalige Panoramasicht vom Start weg zahlreiche Gäste auf Seegrube und Hafelekar. Die historischen Stationsgebäude stehen unter Denkmalschutz und sind bis heute erhalten. × www.nordkette.com

t

theALPS geht in die Welt hinaus: Von 19. bis 20. September findet theALPS heuer erstmals außerhalb Tirols, in Chamonix Mont-Blanc in der Region Rhône-Alpes, statt. Tiroler Touristiker sind im Sommer anlässlich der 100. Tour de France per Fahrrad quer durch die Alpen geradelt, um die Austragung der touristischen Fachveranstaltung, die bis dato dreimal in Tirol stattgefunden hat, ihrer AlpNetPartnerregion Rhône-Alpes zu übergeben. Das Tourismusnetzwerk AlpNet verbindet die führenden Tourismusregionen im europäischen Alpenraum, um gemeinsame Strategien für die Zukunft zu erarbeiten. Die jährlich stattfindende Fachveranstaltung theALPS ist der Höhepunkt der Zusammenarbeit. ×

Olympischer Käse

O

lympisches Flair in Galtür: Über 100 Käseproduzenten aus der Alpenregion kämpfen mit hausgemachten Produkten um Bronze, Silber und Gold. Die Kriterien des olympischen Käse-Komitees und einer Kinderjury: Qualität, Geschmack und bei der Herstellung ausschließliche Nutzung regionaler Zutaten. Nur echte Rohmilchkäse aus frischer Alpenmilch und mit den Mitteln

einer Almwirtschaft hergestellt dürfen vor die Fachjury treten. „Doping“ ist übrigens auch bei dieser Veranstaltung nicht erlaubt. Bewertet und ausgezeichnet mit der begehrten Galtürer Sennerharfe werden die Käse in fünf unterschiedlichen Kategorien. Wer hier auf ganzer Linie gewinnen will, muss zusätzlich die Kinderjury überzeugen. Diese prämiert ihren persönlichen Käse-Favoriten mit dem beliebten „Dreikäsehoch“-Preis.

© TVB PAZNAUN-ISCHGL

Am 28. September 2013 trägt Galtür zum 19. Mal die Internationale Almkäseolympiade aus.

Weitere Informationen unter www.kaeseolympiade.at oder www.galtuer.com.

×


29

KULTURTIPPS

© AUT

VON ES THER PIRCHNER

GEFLUTET – WEGE UND ORTE

T

irol entdecken und erleben – das geht am besten vor Ort. Eine virtuelle Reise vorab mittels eMagazine oder App macht Lust darauf, Tirol zu erkunden. Die Tirol Werbung hat das Magazin „Mein Tirol“, das im Frühling 2013 erstmals erschienen ist, zeitgleich auch als eMagazine zugänglich gemacht. 240.000 Besucher wurden seit dem Start des Angebots registriert. Seit Kurzem ist nun auch die dazugehörige App kostenlos im App-Store

von Apple verfügbar. Nach Download der App werden die Benutzer bei Erscheinen eines neuen Magazins benachrichtigt und verpassen so keine Geschichten aus dem Tiroler Bergsommer bzw. Bergwinter. Die eMagazine erscheinen zweimal pro Jahr mit einer Sommer- und einer Winterausgabe und können unter www. bergsommer.tirol.at bzw. www.bergwinter. tirol.at sowie unter www.emagazine.tirol.at direkt abgerufen werden.. ×

© MARCO BORGGREVE

Per App durch Tirol

Dem Architekten Dietmar Feichtinger widmet das Innsbrucker aut. architektur und tirol die Ausstellung „Wege und Orte“. Und weil Feichtinger ein Brückenbauer in jeder Hinsicht ist, schweben seine Modelle über künstlichen Fluten. bis 21. 9. 2013, aut. architektur und tirol, Innsbruck

GEFLÖTET – RISING STARS Die virtuose junge Tiroler Flötistin Daniela Koch (Bild) war 2012/13 „Rising Star“ der European Concert Hall Organisation. Auf Einladung der Jeunesse Innsbruck spielt sie mit Pianist Oliver Triendl Werke von Mozart, Schubert u. a. 6. 10. 2013, 20 h, Landeskonservatorium, Innsbruck

BUCHTIPP

Der alpine Karl May, so wurde der bekannte Wiener Bergsteiger und Schriftsteller Karl Lukan oft genannt. Seine Abenteuer sind allerdings wahre Geschichten. Sie erzählen von einer Zeit, als das Klettern noch als wild und gefährlich galt. In der damals noch überschaubaren Bergsteigerszene kannte bald jeder den Charly: ein humorvoller, geistreicher Vogel, der am Wiener Stephansturm bis zum Turmkreuz hochkletterte, barfuß am Mäuerl zwischen Kobenzl und Kahlenberg entlang kraxelte, als man das Wort Bouldern noch gar nicht kannte, und mit bekannten Seilpartnern wie Hans Schwanda, Hubert Peterka, Hermann Buhl oder Heinrich Harrer bald nach 1945 viele der damals schwierigsten Felswände der Alpen durchstieg. Davon erzählt der Charly unnachahmlich und unverwechselbar wie immer auch in diesem Buch: eine unterhaltsame Sammlung von mit augenzwinkernder Selbstironie, Sinn für Situationskomik und Wiener Schmäh erzählten Klettergeschichten, in der sich eine ganze Bergsteigergeneration wiederfindet. Karl Lukan: Ein Stück vom Himmel. Als das Bergsteigen noch wild und gefährlich war, Tyrolia Verlag.

© KLAUS PICHLER

Klettergeschichten

GESAMPELT – FMRIESE Die zweite Auflage von fmRiese – Forward Music Festival setzt auf Grenzgänge zwischen elektronischer und akustischer Musik, Live-Techno und Pop. Gäste sind Elektro Guzzi (Bild), Matthew Herbert, Emika, Iva Bittová, Manu Delago u. a. 28. bis 30. 11. 2013, Swarovski Kristallwelten, Wattens

WEITERE VERANSTALTUNGEN 20 Jahre Klangspuren Schwaz: Neue Musik und romantisches Erbe 12.–28. 9. 2013, Schwaz u. a., www.klangspuren.at 5/8erl in Ehr’n. Wiener Soul 25. 10. 2013, Tux Center, Tux, www.schwindelfrei.at Aleksandra und Alexander Grychtolik: GoldbergStimmungen. Konzert für zwei Cembali 6. 10. 2013, 20 h, OEZ Christuskirche, Innsbruck, http://oez.innsbruck-christuskirche.at Paradiesvögel. Boten der Götter, Ausstellung 22. 11. 2013–14. 3. 2014, Di–So, 9–17 h, Zeughaus, Innsbruck, www.tiroler-landesmuseen.at


©BMW GROUP (5)

Neue Routen im Herz der Alpen Technologie triff t Tourismus. Der Automobilkonzern BMW und die Dachmarke Tirol starten eine Kooperation und versprechen ihren Kunden eindrucksvolle Erlebnisse – mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Ein Gespräch dazu mit Stefan Ponikva, bei BMW in der Markenführung tätig. DAS INTERVIEW FÜHRTE JANE KATHREIN.

S

AISON: Herr Ponikva, warum entschließt sich ein Industrieunternehmen, mit einer touristischen Dachmarke zusammenzuarbeiten? STEFAN PONIKVA: Seit 2009 geht BMW Kooperationen mit ausgewählten Skigebieten ein, das sind inzwischen 24 verteilt auf Europa, von Spanien bis nach Norwegen. Im Zuge dieser Kooperationsmodelle, in denen wir den Fokus auf unser Allradsystem xDrive legen, haben wir die Zusammenarbeit mit einzelnen Skigebieten etabliert und in den letzten drei Jahren aufgebaut. Dabei sind wir auf die systematische Marktbearbeitung der Tirol Werbung aufmerksam geworden. Warum fiel die Wahl auf den Kooperationspartner Tirol Werbung? Wir haben eine Analyse gemacht, weil wir jetzt erstmals mit einer touristischen Dachmarke kooperieren. Der Fokus war klar, auf Marken-Ebene in Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Also haben wir uns

Tirol angeschaut und erkannt, dass es große Überschneidungen gibt zwischen der Zielgruppe der Tirol Werbung, die gerne Urlaub in den Alpen macht, und unseren Kunden und Interessenten, die nach unseren Forschungsergebnissen sehr aktiv sind. Unser Leistungsversprechen ist vor allem Freude am Fahren. Tirol sagt über sich, es sei das Herz der Alpen. Es ist also naheliegend, wenn BMW und Tirol gemeinsam das Beste vom Besten herausfiltern und Empfehlungen ausarbeiten, die sie dem Endverbraucher zur Verfügung stellen. Zwei Marken, die sich zusammentun unter dem Motto: „Auf dem Weg im Herz der Alpen“. Welchen Nutzen sieht BMW darin? Das ist auch für uns Neuland gewesen. Wir sind aber sehr stolz darauf, weil wir in der Analyse gesehen haben, dass die Tirol Werbung das professionellste Markenmanagement betreibt. Dass sich viele Kunden einen Tirol-Aufkleber auf das Heck ihres Fahrzeugs kleben, zeigt, wie nahbar und

wie qualitativ hochwertig diese Marke Tirol in den Endverbraucherköpfen verankert ist. Es gibt zwar kein offizielles Ranking der Markenstärke und -bekanntheit dieser touristischen Dachmarken, in unserer Analyse hat die Tirol Werbung aber die Nr. 1 in Europa bekommen. Und welche Vorteile ergeben sich für eine touristische Dachmarke? Der Mehrwert ist, dass wir von BMW-Seite die Projekte, die wir gemeinsam ausarbeiten und forcieren, auch über unsere Kommunikationskanäle kommunizieren: Print, Online, Social Media. Unsere Kunden und Interessenten sind auch eine potenzielle Zielgruppe für Tirol. Wenn wir Kooperationen eingehen, ist das keine rein plakative Werbung. Wir schmücken uns nicht mit einer anderen Marke, wir bieten unseren Kunden und Interessenten Mehrwerte. Um das zu erreichen, muss ich mit dem Partner gezielt Inhalte ausarbeiten. Tirol ist der perfekte Premium-Partner für uns, weil wir hier die Mehrwerte authentisch


31 MAGAZIN SAISON

SUMMERDRIVE Aktiv und sportaffin. Mit dem BMW Concept Active Tourer spricht der Bayerische Autobauer eine Zielgruppe an, die auch für Tirol sehr interessant ist.

vermitteln können. Ein Plakat gestalten und irgendwo aufhängen kann jeder, aber Inhalte ausarbeiten, die auf beide Marken einzahlen und die auch einen Mehrwert für den Endverbraucher bieten, kann nicht jeder. Als erstes Projekt dieser Kooperation wurde „SummerDrive“ präsentiert. Was steckt dahinter? Mit dem „SummerDrive“ stellen wir brandneue Premiumtouren vor, die einen unterschiedlichen Charakter haben. Im ersten Jahr sind das drei Routen, die „Höhenwege“ im Zillertal, die „Lebenswege“ in der Olympiaregion Seefeld und die „Wasserwege“ im Ötztal. Jede Tour wird online auf einem Portal vorgestellt – unter der Adresse www.summerdrive-tirol.at. Die Botschafter Alexander Fankhauser, TV- und Haubenkoch, Patrizia Plattner, Naturparkführerin, und Helmut Kopp, Altbürgermeister von Telfs, erzählen aus ihrer Lebenswelt. Neben dem Online-Guide spielen wir das Thema auch in einer hochwertigen PrintBroschüre, die kostenfrei zugeschickt wird, wenn man sich anmeldet.

Unter dem Titel „SummerDrive – Auf dem Weg im Herz der Alpen“ wurden drei Routen durch die Tiroler Regionen Seefeld, Ötztal und Zillertal erarbeitet. Sie werden auf der Website www.summerdrive-tirol.at präsentiert und stehen dort kostenlos zum Download für Computer oder Smartphone bereit. BMW ConnectedDrive Kunden können die Daten direkt vom Computer in das Navigationssystem ihres Autos übertragen.

Wie werden die Interessenten motiviert, selber ein paar Schritte zu Fuß zu gehen? Im TravelDiary ist auch ein kleiner Stempelpass integriert, in Anlehnung an meine Erlebnisse als Kind, als man ganz fanatisch Wandernadeln gesammelt hat. Mit diesem Buch bekommt man bei den einzelnen Routen Goodies, die wir mit einzelnen Betrieben ausgearbeitet haben – das sind Mehrwerte, die kostenlos dem jeweiligen Nutzer zur Verfügung gestellt werden. In Seefeld ist das ein Sommerbiathlon zum Schnuppern, im Zillertal ein ZirbenholzErlebnispaket, im Ötztal die gepackte Badetasche für den Aqua Dome – kostenpflichtige Dinge, die für unsere Kunden kostenlos sind. Jede der Routen steht auch in Verbindung mit einer Wander-, Mountainbike- oder E-Mountainbike-Route, je nachdem welches Fortbewegungsmittel der einzelne Nutzer auswählt. Welche Informationsquellen nutzen Sie für Ihre Tipps vor Ort? Wichtig ist uns das Prinzip „Weniger ist mehr”. Wir haben uns hier gemeinsam mit Tirol als Premiumfilter

„Wenn wir Kooperationen eingehen, ist das keine rein plakative Werbung. Wir schmücken uns nicht mir einer anderen Marke, wir bieten Kunden und Interessenten Mehrwerte.“ STEFAN PONIKVA, LEITER BMW CONNECTEDDRIVE KOMMUNIKATION

positioniert. Wir werden tagtäglich überflutet mit Informationen und selektieren deshalb bewusst sehr stark. Wir sind auch nicht gebunden an die einzelnen Tourismusbetriebe vor Ort und können weisungsfrei arbeiten. Das passende Fahrzeug dazu gibt es auch? In Verbindung mit dieser Kooperation gehen wir auch neue Wege mit unseren Produkten. Aktuell kommunizieren wir unser neues Fahrzeugkonzept für das Premiumkompaktsegment: den BMW Concept Active Tourer. Hier kombinieren wir die Themen Komfort plus innovative Raumfunktionalität und greifen den Bogen auf in Richtung Zielgruppe für Outdoorbegeisterte. Das Conceptcar bietet Platz und innovative Lösungen, um ein Fahrrad zu verstauen oder andere Sportartikel mitzunehmen. Ein umweltfreundlicher Plugin-Hybrid-Antrieb gewährleistet Effizienz auf höchstem Niveau. Die Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor sorgt für sportliche Fahrleistungen bei einem Durchschnittsverbrauch von ca. 2,5 l/100km und einem C02 -Ausstoß von weniger als 60 g/km. Damit unterstreicht unser Unternehmen seine führende Rolle bei innovativen und nachhaltigen Mobilitätslösungen. Das bestätigt uns auch der Dow Jones Sustainability Index, der BMW zum achten Mal in Folge als nachhaltigsten Autohersteller der Welt ausweist. Ab wann können BMW-Fahrer das Service „SummerDrive” nutzen? Die Kooperation ist schon angelaufen und wurde auf der Outdoor-Messe in Friedrichshafen im Rahmen der Präsentation des BMW Concept Active Tourers vorgestellt. Dieses Fahrzeug verknüpfen wir in der Kommunikation sehr stark mit Tirol, weil wir wissen, dass es für Zielgruppen interessant ist, die outdoorbegeistert sind und aktive Freizeitgestaltung in der Natur betreiben. Wir featuren auch einzigartige Fahrzeug-Innovationen wie z. B. den Concierge Service, den man 24 Stunden lang kostenlos – dank im Fahrzeug integrierter SIM-Karte – anrufen kann. Fragen wie „Wo ist die nächste Apotheke, der nächste Bankomat, das nächste Hotel?“ oder Restauranttipps – die kann der BMW Concierge Service dann beantworten. Das SummerDrive Angebot ist für jedermann zugänglich, nicht nur für BMWFahrer. Vielen Dank für das Gespräch.

×


32 MAGAZIN SAISON

Tirol Mountain Hut beim Keswick Outdoor Festival

GROSSBRITANNIEN

Heart of the Alps Bis Anfang der 90er-Jahre gefielen den Briten Winter und Sommer in Tirols Bergen gleichermaßen. Heute kommt das reisefreudige Inselvolk vor allem zum Skifahren. V O N M AT T H I A S K R A P F

D

ie Briten lieben die Tiroler Gastfreundschaft. Deutlich wurde das zum Beispiel auch bei den Olympischen Spielen in London vergangenes Jahr: Das „Austria House Tirol” mit seinem „Alpine Garden” nahe der Tower Bridge war eines der Hospitality-Highlights der Großveranstaltung. Die Leute standen Schlange für ein kühles Bier oder einen Apfelstrudel – und eine gemütliche, entspannte Zeit bei herzlichen Gastgebern. „Die Bekanntheit und Beliebtheit Tirols als Wintersportdestination ist in den letzten Jahren stark gestiegen”, berichtet Holger Gassler, Marktleiter Großbritannien. Und das ist gut so. Schließlich hat sich die Attraktivität Tirols in den letzten gut zwanzig Jahren für die Briten offenbar grundlegend gewandelt. Noch Anfang der 90er-Jahre hielten sich Sommer- und Winternächtigungen ungefähr die Waage. Heute werden knapp drei Viertel aller Nächtigungen aus dem 63-Millionen-Einwohner-Land im Winter generiert. Spitzenreiter im Winter ist St. Anton am Arlberg, es folgen Mayrhofen und Obergurgl-Hochgurgl. Im Sommer haben die Olympiaregion Seefeld und Mayrhofen die Nase vorn. Gerade von den einzelnen Orten gehe am Markt eine hohe Strahlkraft aus, sagt Holger Gassler, Marketingleiter für

Großbritannien, Nord-, Zentral- und Osteuropa sowie Fernmärkte in der Tirol Werbung. Lange Zeit war Großbritannien ein klassischer Reiseveranstaltermarkt. „In den letzten Jahren sind Individualreisen aber sehr stark im Kommen”, ergänzt Patricia Meixner, in der Tirol Werbung zuständig für die britische Medien- und Reiseindustrie.

„Die Bekanntheit und Beliebtheit Tirols als Wintersportdestination ist in den letzten Jahren stark gestiegen.” HOLGER GASSLER, MARKTLEITER GROSSBRITANNIEN

Winterskidestination Nummer eins. Jeder zweite Brite, der seinen Urlaub in Österreich verbringt, fährt nach Tirol. Der Anteil an allen Alpenauslandsurlaubsreisen des reisefreudigen Inselvolks beträgt starke 22 Prozent. Entsprechend selbstbewusst fällt auch die Positionierung der Tirol Werbung aus: Tirol ist die alpine Winterskidestination Nummer eins in Österreich. Konkurrenz machen diesem Anspruch vor allem das Salzburger Land

TirolAuftritt bei der größten Fachmesse in Großbritannien, dem World Travel Mart

und – international betrachtet – die Skiregionen in den französischen Alpen. Den Fokus in der Marktbearbeitung legt die Tirol Werbung ganz klar auf den Winter. Im Rahmen klassischer Kampagnen wurde heuer erstmals eine gemeinsame Kampagne in Kooperation mit der Österreich Werbung ausgearbeitet, an der sich heuer acht Tiroler Regionen und der Flughafen Innsbruck beteiligen. Den Briten, insbesondere in den kaufkräftigen Ballungszentren London, Manchester, Liverpool und Birmingham, soll Tirol als Top-Destination mit gutem Preisleistungsverhältnis schmackhaft gemacht werden. Besondere Bedeutung hat die Bewerbung im Internet. Kooperationen mit renommierten Online-Skiportalen – auf der Insel leben rund 6,9 Millionen Skifahrer und etwa 7,5 Millionen potenzielle (Wieder-)Einsteiger – machen ebenfalls Lust auf den Winterurlaub in Tirol. Wesentlich für den Erfolg am britischen Markt sind die Anreisemöglichkeiten, ist man bei der Tirol Werbung überzeugt. Und hier spielt vor allem das Flugzeug eine entscheidende Rolle, rund 60 Prozent der britischen Gäste reisen Sommer wie Winter per Flieger an. „Unser Ziel ist es deshalb, eine weitere Verbesserung der Flugverbindungen nach Innsbruck zu erreichen”, erklärt Holger Gassler. ×


© TIROL WERBUNG

KONTAKT Mag. Patricia Meixner PR & B2B Großbritannien Tel.: +43 (0)512/53 20-643 patricia.meixner@tirolwerbung.at

• TIROLER TRADITIONSPRODUKTE

© TIROL WERBUNG (2)

• PRÄMIERTE EDELBRÄNDE UND SCHNÄPSE • PRÄMIERTE BRENNEREI

REISEMARKT GROSSBRITANNIEN IN ZAHLEN: DER TYPISCHE BRITISCHE GAST: ist im Winter deutlich jünger als im Sommer (39,5 vs. 50 Jahre). AUFENTHALTSDAUER: Der britische Gast bleibt überdurchschnittlich lange. Im Winter 6,1 Tage (Tirol gesamt: 4,9 Tage) und im Sommer 5,1 Tage (Tirol gesamt: 4,0 Tage). BEVORZUGTE UNTERKUNFT: Überdurchschnittlich viele Briten buchen eine Unterkunft in der gehobenen Hotellerie (40 %), 3-Stern-Betriebe werden ebenfalls überdurchschnittlich gebucht (25 %), Ferienwohnungen (15 %) liegen hingegen deutlich unter dem Tirol-Schnitt. WINTERAKTIVITÄTEN: Skifahren (80 %), Snowboarden (25 %), Rodeln (13 %), Winterwandern (8 %), Langlaufen (5 %) SOMMERAKTIVITÄTEN: Wandern (70 %), Baden und Schwimmen (40 %), Bergsteigen (13 %), Radfahren (19 %), Mountainbiken (7 %) ANREISE: 6 von 10 Briten reisen Sommer wie Winter mit dem Flugzeug nach Tirol, ein weiteres Viertel mit dem Pkw. Der Bus spielt im Winter mit 9 % noch eine geringe Rolle.

BUCHUNGSGEWOHNHEITEN: Sowohl im Sommer (43 %), als auch im Winter (32 %) ist der Anteil der Reisebürobuchungen überdurchschnittlich hoch, deutlich niedriger als im Tirol-Schnitt fällt der Anteil der Direktbucher aus. INFORMATIONSQUELLEN: Das Internet ist die wichtigste Infoquelle (Winter: 62 %, Sommer: 57 %). TAGESAUSGABEN: Die Tagesausgaben liegen über dem Tirol-Schnitt – auch aufgrund der teureren Anreise nach Tirol. Winter: € 145,- (Tirol gesamt: € 123,-), Sommer: € 131,(Tirol gesamt: € 97,-). MARKTANTEIL: 3,6 % im TJ 2011/12 (Winter: 4,4 %, Sommer: 2,3 %) REISEHÄUFIGKEIT 2011: Hohe Auslandsreiseintensität von 109 % NÄCHTIGUNGSZAHLEN: Sommer 2012: 425.400, Winter 2012/2013: 1,192 Mio. REISEVOLUMEN: Die Briten unternahmen 2011 rund 56,6 Mio. Auslandsreisen, wovon 44,4 Mio. auf Urlaubsreisen entfielen. BIP PRO KOPF 2011: € 27.800 (EU: € 25.100)

QUELLEN: LANDESSTATISTIK TIROL, T-MONA SOMMER 2011 UND WINTER 2011/12

KONTAKT © TIROL WERBUNG

1/3 AD HOCH ERBER

Holger Gassler Marktleitung Großbritannien Tel.: +43 (0)512/53 20-641 holger.gassler@tirolwerbung.at

minus

10 %

n f Wa r e nur au n g. G ü lt ig n e r z e u g u e d e r E ig

aus

Erber GmbH Dorfstraße 57 · A-6364 Brixen im Thale Tel. +43.(0)5334.8107 www.erber-edelbrand.com - Onlineshop Bei Telefon- oder Onlinebestellungen bitte die Rabattnummer 1026 angeben!


Alpenidyll. Die Natur um die Bergsteigerdörfer muss möglichst ungestört sein.

Heile Bergwelt Die Initiative „Bergsteigerdörfer“ will Gemeinden und Regionen ein wirtschaftliches Auskommen ermöglichen, ohne sich ausverkaufen zu müssen. Mit dem Sellraintal ist das zwanzigste Mitglied dazugekommen. Kals hat den Status Ende des vorigen Jahres verloren. Wie lebt es sich mit und ohne „Gütesiegel“? V o n J a n e K at h r e i n

S

t. Sigmund ist ein kleiner Ort im Sellraintal. Eine Kirche, vier Pensionen, 170 Einwohner. Wer sich auf den Weg dorthin macht, zwängt sich zunächst durch den Taleingang und staunt, wenn sich ab Sellrain das Hochtal langsam weitet. Das Sellraintal ist vom Skitourengehen bekannt oder vom Vorbeifahren auf dem Weg zum Frühlingsskilauf im Kühtai. Meistens schneebedeckt. Die Welt des Sellraintales durchlebt alle Jahreszeiten. Heumandln, unverbrauchte Landschaft, kleine Beherbergungsbetriebe – ganz wie früher ist es hier, könnte man sagen, und genau das ist der Grund, warum sich die drei Gemeinden St. Sigmund, Gries und Sellrain seit diesem Frühling „Bergsteigerdorf“ nennen dürfen.

EU-Projekt. „Das Konzept soll ein Gegenpol zu weiteren Skigebietserschließungen sein und die Naturlandschaft für künftige Generationen erhalten“, erklärt

Christina Schwann vom Oesterreichischen Alpenverein. 2005 wurde die Idee geboren, drei Jahre später konnte das Projekt dank Fördermitteln der Europäischen Union und des österreichischen Lebensministeriums in der Höhe von 800.000 Euro starten. Die touristische Vermarktung für die Dörfer und Täler übernimmt der Oesterreichische Alpenverein (OeAV). Ein Schritt, der für einen Bergsport-Verein eher ungewöhnlich ist. Die Antworten liegen in der Vergangenheit. Der Alpenverein machte die Berge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Forscher, Künstler, Abenteurer und Touristen attraktiv. Geldgeber aus den Städten ließen Schutzhütten bauen, Wege ebnen und Bergbahnen planieren. Franz Senn, der Pfarrer des heutigen Bergsteigerdorfes Vent und Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins, verband damit auch das Ziel, den armen Bergbauern eine zusätzliche Einnahmequelle zu verschaffen. Im Sellraintal errichtete die Sektion

Innsbruck das Westfalenhaus im Längental, die Pforzheimer Hütte im Gleirschtal und die Potsdamer Hütte im Fotschertal. Aus der anfänglichen Berg-Begeisterung entwickelte sich in den Alpen in den 50er-Jahren ein Tourismuszweig, der aus Sicht des Alpenvereins bald nicht mehr zu kontrollieren war. Plötzlich gab es große Hotelanlagen, Bergbahnen und Skigebiete. Der Alpenverein wurde vom Befürworter und Vorreiter zum Mahner und Bremser, lehnte sich gegen den Ausverkauf auf und setzte sich fortan für Naturschutz und die Bewahrung der Berge ein.

Strenge Kriterien. Wer in den Verband der „Bergsteigerdörfer“ aufgenommen werden möchte, muss strenge Kriterien erfüllen. Ein Bergsteigerdorf darf nicht mehr als 2.500 Einwohner haben und keine Großindustrie, Autobahn oder Schnellstraße, Seilbahnen und Skigebiete sollten die umgebende Landschaft stören. Im Dorf selber müssen dörfliche Strukturen


35 MAGAZIN SAISON

© OEAV/SCHWANN

und alpine Kulturen vorhanden sein, also ein Laden, eine Apotheke, eine Kirche und ein Gasthaus. Und die Gäste müssen dort wandern, klettern, bergsteigen und Rad fahren können. Das Dorf sollte außerdem über eine „relevante Reliefenergie“ verfügen, das heißt der Höhenunterschied zwischen Dorfplatz und Gipfelkreuz muss mindestens 1.200 Meter betragen. So ist auch Steinbach am Attersee, das auf 509 Metern Seehöhe liegt, ein Bergsteigerdorf.

Exklusiver Status. Die Vertreter der Bergsteigerdörfer und der Alpenverein wählen akribisch Ortschaften oder Täler aus, die einen sanften und nachhaltigen Sommer- und Wintertourismus mit Tradition praktizieren. Zwanzig Regionen dürfen sich inzwischen „Bergsteigerdörfer“ nennen. Die meisten davon liegen in Tirol. Nicht mehr als 25 sollen es werden – mit einer größtmöglichen österreichweiten Streuung, so Christina Schwann. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Die Gemeinden werden über einen Katalog,

Broschüren und eine Internetseite beworben und auf den großen Ferien- und Freizeitmessen gemeinsam vermarktet. Wie streng die Kriterien sind, zeigt das Tempo der Aufnahmen. 2012 kamen drei Bergsteigerdörfer dazu, für heuer sind keine geplant. Inzwischen blicken auch andere Länder interessiert auf das Konzept, das auf den gesamten Alpenraum gut übertragbar wäre, denn vor allem im Süden Deutschlands gibt es ganze Landstriche, die verwaist sind. Irgendwann war dort der Zeitpunkt erreicht, an dem sich die Bewirtschaftung für die Bewohner nicht mehr lohnte. Höfe wurden aufgegeben, die Menschen wanderten in die Städte ab.

Konkrete Ideen gebe es derzeit noch nicht, versichert die Pressestelle des deutschen Alpenvereins. Zuvor müssen erst die Anfragen aus Österreich, und das seien viele, noch geprüft werden, weiß Christina Schwann. In den bestehenden Bergsteigerdörfern arbeitet der OeAV, der Ende letzten Jahres mit einem Ausschluss in die Medien kam, jetzt an der Qualitätssicherung.

Ausschluss.

Der Ausschluss von Kals in Osttirol hat viel Aufregung gebracht. Der OeAV hatte die Entwicklungen am Fuße des Großglockners schon länger beobachtet: Vor drei Jahren schloss sich die Gemeinde einem großen Skiverbund,

ALPINE PEARLS Auch jenen Orten, die unter dem Titel „Alpine Pearls“ auftreten, geht es um die Bewahrung von alpiner Kultur und Tradition. Im Gegensatz zu den Bergsteigerdörfern stehen bei dieser Kooperation von 28 Tourismusgemeinden aus sechs Ländern die umweltfreundliche Anreise mit Bus oder Bahn und die Verkehrsberuhigung der Ortszentren im Vordergrund. In Österreich sind Hinterstoder, Mallnitz, Neukirchen, Weissensee und Werfenweng dabei.

Erfolg auf Knopfdruck Besuchen der e Si uns auf

13“ „FAFGA 20 1 nd 12 Halle A /Sta 13 16.–19.09. 20 k in Innsbruc

Design, ein Statement. Kontrolle, zu jeder Zeit. Bedienung, reduziert auf Effizienz.

Privatquelle Gruber GmbH & Co KG Innsbrucker Straße 38 A-6230 Brixlegg Tel.: +43 (0) 5337 62628-329 Fax: DW 35 info@schanksysteme.com www.schanksysteme.com


36 MAGAZIN SAISON

„Die Idee der ‚Bergsteigerdörfer‘ soll Tälern und Dörfern die Möglichkeit geben zu wirtschaften, damit Standorte wie das Sellraintal gehalten werden können.“ © PRIVAT

CHRISTINA SCHWANN, OESTERREICHISCHER ALPENVEREIN

Eine Chance für den Sommer? Ein Status, der mit viel Arbeit verbunden ist, das weiß auch der Bürgermeister der Gemeinde St. Sigmund. Karl Kapferer war der treibende Motor für die Aufnahme des Sellraintales, die im Frühling mit einer großen Feier besiegelt wurde. Der Rückhalt in der Bevölkerung, auch eines der Kriterien, das ein Bergsteigerdorf erfüllen muss,

sei groß. Feuerwehr, Musikkapelle und Schützen marschierten zur Feier auf. Karl Kapferer habe auch schon einige Pläne in der Schublade, versichert man aus dem Gemeindebüro. Was sich die Sellraintaler von dem gemeinsamen Auftritt erwarten? Eine Belebung der Sommersaison mit mehr Nächtigungen im Tal und auf den Schutzhütten. In der touristischen Ausrichtung werde sich nicht viel verändern, weil im Sellraintal auch in den letzten Jahren schon sehr „naturnah“ und umweltbewusst gearbeitet wurde. Warum die stadtnahe Region Sellraintal so ursprünglich geblieben ist, liegt zu einem großen Teil an der Standfestigkeit der Bevölkerung, die sich in den 80erJahren gegen den Bau von technischen Aufstiegshilfen und der Erschließung von Skigebieten entschieden hatte.

Authentisch. Die Eröff nungsfeier im Mai in Sellrain (Bild oben) zeigte, dass die Bevölkerung hinter dem Konzept „Bergsteigerdörfer“ steht.

© OEAV/SCHWANN

dem „Großglockner Resort“, an. Im Ortsteil Burg wuchs eine Feriensiedlung mit 540 Betten in 70 Häusern. „Wir können einem Dorf nicht vorschreiben, wohin es sich entwickelt“, stellt Christina Schwann klar. Aber Kals erfülle heute die Kriterien eines „Bergsteigerdorfes“ einfach nicht mehr. Gäste und Journalisten brächten die Frage nach dem „Warum“ auch noch Monate später auf den Tisch, berichtet Klaus Unterweger, Bürgermeister von Kals, der die Entscheidung nicht begreifen kann. Das neue Grand Resort sei ein 4-SterneBetrieb und bringe Qualitätstourismus nach Kals und keine Masse, wie vom OeAV befürchtet. In Kals sieht man sich trotz des Ausschlusses nach wie vor als Bergsteigerdorf und sucht jetzt nach eigenen Wegen in der touristischen Vermarktung. Kals sei nicht beispielgebend dafür, was mit Dörfern passiert, die sich in eine andere Richtung entwickeln, will Christina Schwann nochmals deutlich klarstellen. Es gebe einige Fälle, in denen große Skigebiete Pläne für neue Projekte schmieden und dabei begehrlich auf die kleinen Bergdörfer daneben blicken, wie zum Beispiel in Schmirn, wo immer wieder Stimmen für einen Zusammenschluss mit dem Hintertuxer Gletscher laut werden – bislang ohne Erfolg. Der OeAV behalte die aktuellen Entwicklungen im Auge, versichert Schwann, schließlich will er den „Bergsteigerdörfern“ den exklusiven Status sichern.

Ruhe ist Qualität.

Ruhe ist nicht nur abgeschnitten sein. Ruhe ist auch eine Qualität, die man mit anderen teilen kann. Von den Früchten der Arbeit, den schönen Heumandln und den gepflegten Bergwiesen berichten die Gäste. „Viele wissen jedoch nicht, dass diese ländliche Idylle eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist. Die Idee der ‚Bergsteigerdörfer‘ soll Tälern und Dörfern die Möglichkeit geben zu wirtschaften, damit Standorte wie das Sellraintal gehalten werden können“, erklärt Christina Schwann und nennt das Villgratental als gelungenes Beispiel für die Belebung des regionalen Wirtschaftskreislaufes. Ein Auskommen ermöglichen, ohne sich ausverkaufen zu müssen, das sei das Ziel der Kooperation „Bergsteigerdörfer“. Die Wertschöpfung soll in der Region bleiben und nicht an Investoren von außen fließen. So könnten die Bergsteigerdörfer eine Vorreiterrolle für die Umsetzung der Alpenkonvention im Alpenraum einnehmen. ×

DIE BERGSTEIGERDÖRFER • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Reichenau an der Rax Lunz am See Johnsbach im Gesäuse Steirische Krakau Grünau im Almtal Steinbach am Attersee Weißbach am Lofer Hüttschlag Ginzling Region Sellraintal St. Jodok, Schmirn- und Valsertal Vent im Ötztal Großes Walsertal Mallnitz Malta Villgratental Tiroler Gailtal Zell-Sele

www.bergsteigerdoerfer.at



38

„Eigentlich habe ich mehr, wenn ich in die Berge fahre” Walter Eisenmann, Geschäftsführer der Bergbahnen Söll und Mit-Erfinder des Hexenwassers, über die Stärken der ausgezeichneten Sommerbahnen, die Inszenierung am Berg und Tirols Image im Sommer. DAS INTERVIEW FÜHRTE MATTHIAS KRAPF.

S

AISON: Herr Eisenmann, das Hexenwasser erlebt heuer seine zwölfte Saison. Warum haben Sie 2001 gesagt: Wir müssen etwas machen im Sommer? WALTER EISENMANN: Wir hatten in Söll bereits in den 90er-Jahren ein eigenes Sommerprogramm, das ganz gut gelaufen ist. Als im Jahr 2000 eine Gondelbahn von Hochsöll auf die Hohe Salve errichtet wurde, haben wir uns die Frage gestellt, wie wir den Sommertourismus weiter beleben können. Aus diesen Überlegungen ist ein kleines Kneippbecken für Wanderer entstanden, das sehr gut angenommen wurde, und 2002 haben wir den ersten Teil vom Hexenwasser mit Wasserpfaden und verschiedenen Einrichtungen für Kinder realisiert.

Und das ist? Unser Thema ist die Natur. Feuer, Erde, Wasser, Luft – das ist für uns das Wichtigste. Von dieser Linie gehen wir nicht ab.

Das Angebot wurde über die Jahre sukzessive ausgebaut. Gab es dabei so etwas wie einen Masterplan? Nein, wir haben aber mit Matthias Schenk einen Visionär mit an Bord, der uns immer gute Ideen geliefert hat. Wir haben dann das umgesetzt, von dem wir der Meinung waren, es würde zu uns passen.

Die Saison läuft bis Ende Oktober. Erwarten Sie für heuer auch ein Besucherplus? Wir bewegen uns beim Hexenwasser sicher am Limit. Bei Schönwetter sind wir randvoll, bei schlechtem Wetter sind die Möglichkeiten begrenzt. Das ist auch der Grund, warum wir aktuell an einem Indoor-Angebot im Bereich der Mittelstation

Den Gästen scheint es zu gefallen. Wie haben sich die Besucherzahlen entwickelt? Im Sommer 2000 haben wir ungefähr 40.000 Personen befördert, heute sind wir bei knapp 200.000. An einem schönen Sommertag haben wir im Hexenwasser um die 4.000 Besucher zu Gast. Die Steigerungen sind sowohl bei der Auslastung als auch beim Umsatz gewaltig. Das gilt übrigens für alle zertifizierten Sommerbahnen. Die 42 zertifizierten Sommerbahnen kommen auf etwa 40 % des Umsatzes aller anderen Bahnen in Österreich zusammen.

arbeiten. Voraussichtlich ab kommendem Jahr sollen unsere Gäste das Hexenwasser auch bei Schlechtwetter erleben können. Über die Jahre haben Sie etwa 2,3 Millionen Euro investiert. Das ist richtig. Größter Brocken war dabei sicher die Simonalm, da es schon einiges kostet, einen Bauernhof ab- und woanders wieder aufzubauen. In Summe haben wir eigentlich aber gar nicht so viel investiert, wenn man es auf eine mittlere Seilbahn umlegt, wo man mit vier bis fünf Millionen Euro einfach rechnen muss. Was uns aber vielleicht von anderen unterscheidet: Für die Software nehmen wir schon einiges Geld in die Hand. Im Sommer sind im Hexenwasser zehn bis zwölf Mitarbeiter beschäftigt. Wir besetzen täglich fünf oder sechs Stationen, an denen sich die Gäste informieren können. Ist diese Betreuung wichtig? Wir haben zum Beispiel klingende Steine, denen man mit Reiben Töne entlocken kann. Da tut sich der Gast natürlich bedeutend leichter, wenn man ihm das vorzeigt. Wir erklären den Besuchern seit heuer am Beginn des Barfußweges auch, wie sich das Gehen


Erlebnis Berg. „Staunen, begreifen, verstehen”, so lautet das Motto des Hexenwassers seit 2001.

39 MAGAZIN SAISON

© GERHARD BERGER, HEXENWASSER HOCHSÖLL (3)

Bienentheater. Diesen Sommer steht das Thema „Bienen” im Mittelpunkt.

ohne Schuhe auf die Fußgesundheit auswirkt. Das Hexenwasser ist kein reiner Spielplatz, hier sollen die Leute auch etwas lernen und Neues erfahren können. Nicht umsonst heißt unser Motto: Staunen, begreifen, verstehen.

DIE SOMMERBAHNEN Die Initiative „Ausgezeichnete Österreichische Sommer-Bergbahnen” wurde vom Fachverband der Seilbahnen der Wirtschaftskammer Österreich 2001 mit sieben Mitgliedern gegründet. Heute sind 42 Betriebe Teil des Zusammenschlusses, 19 davon in Tirol. Die Gruppe ist für jedes österreichische Seilbahnunternehmen offen, das die umfassenden Kriterien erfüllt und sich entsprechend zertifizieren lässt. Es gibt vier Erlebnis-Spezialisierungen: Abenteuer, Familie, Genuss sowie Panorama & Naturerlebnis. Im Gegensatz zum Branchenschnitt von 5 bis 7 Prozent machen die zertifizierten Sommerbahnen bereits bis zu 15 Prozent ihres Umsatzes im Sommer. www.sommer-bergbahnen.at

Welche Faktoren sind Ihrer Ansicht nach entscheidend für den Erfolg des Hexenwassers? Ich glaube, es ist für uns erstens wie gesagt ganz wichtig, dass wir immer bei der Natur geblieben sind. Zweitens spielt meiner Meinung nach auch die Kulinarik eine große Rolle. Wir haben vier Gasthöfe, wo die Eltern auch einmal sitzen können, während die Kinder auf den Spielplätzen davor ihren Spaß haben. Entscheidend ist drittens außerdem, dass man sich an den roten Faden hält und nicht in ein Mischmasch verfällt. Wir haben uns daran gehalten und sind immer noch attraktiv. Die Menschen kommen zu uns – und dabei ist es ja nicht so, dass in den letzten zehn Jahren in Tirol am Berg nicht sehr viel geschehen wäre. Dass die Bergbahnen Söll vom Hexenwasser profitieren, ist klar. Was hat die Region davon? Wir gehören ja zum Verbund SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental. Die Kollegen sind unserem Beispiel gefolgt und haben ebenfalls Inszenierungen am Berg gemacht. Aber obwohl es Angebote wie Ellmis Zauberwelt oder das Alpinolino gibt, verzeichnen wir nach wie vor Steigerungen. Von dieser breiten Basis profitiert die gesamte Region. Es ist ganz einfach: Die Kinder haben die ganze Woche so viele Erlebnisse, dass sie unbedingt wiederkommen wollen.

wissen: Wenn ich nach Tirol komme, erlebe ich etwas und verbringe einen wunderschönen Sommerurlaub. Fällt Ihnen zum Abschluss ein Angebot ein, das es in Tirol noch geben sollte? Da gibt es sicher noch jede Menge Ideen. Und es passiert ja auch sehr viel, wenn man zum Beispiel an die Mountainbike-Trails und -Downhillstrecken denkt. Ich frage mich: Muss auf jede Alm der Milchwagen fahren? Oder könnte hier nicht ein Umdenken einsetzen und man macht aus

ZUR PERSON Walter Eisenmann ist Geschäftsführer der Bergbahnen Söll (seit 1986) sowie Aufsichtsratsvorsitzender des Tourismusverbandes Wilder Kaiser.

Walter Eisenmann

Hat sich das Image des Sommerurlaubs in den Bergen verändert? Der Trend ist sicher, dass wir uns hier am Wilden Kaiser, aber auch in ganz Tirol und Österreich als Alternative zum Strandurlaub präsentieren. Immer mehr Gäste denken sich: Eigentlich habe ich mehr, wenn ich in die Berge fahre, es ist gesünder und angenehmer und ich kann etwas erleben. Das haben wir in diesen zehn Jahren, seit es die Sommerbahnen gibt, denke ich, erreicht. Im Winter ist Tirol mit seinem Angebot Weltspitze – das weiß jeder. Es ist wichtig, ein solches Image auch im Sommer aufzubauen. Welches Potenzial sehen Sie für den Tiroler Bergsommer? Ich sehe da nach wie vor ein großes Potenzial. Im Gegensatz zum Winter haben wir im Sommer zwar die ganze Welt als Konkurrenz. Wenn wir aber an den Inszenierungen weiterarbeiten, dann glaube ich, dass wir uns einen Namen machen werden und die Gäste

der Alm eine kleine Sennerei und bringt den Gästen seine Produkte auf ganz ursprüngliche Weise näher? Genau das ist es doch, was der Gast bei uns in den Bergen erleben will. Vielen Dank für das Gespräch.

×


40 MAGAZIN SAISON

König Fußball Internationalen Fußball sieht man in Tirol derzeit nur im Sommer. Von Moskau bis Dortmund, von Amsterdam bis Griechenland – europäische Spitzenklubs trainieren in Tirol. Und bringen ihre Fans mit.

Perfekte Trainingsbedingungen. Im Zillertal waren heuer die beiden deutschen Top-Vereine Werder Bremen und Hamburger SV zu Gast. Im Bild ein Trainingsspiel Werder Bremens.

VON ERNS T SPRENG

Deutsche Bundesliga. Gerade wenn man die deutsche Bundesliga anschaut und die Vereinsnamen mit den Sommertrainingslagern in Tirol vergleicht, so findet man nirgendwo anders eine derartige Dichte an Spitzenklubs. Hamburger SV, Borussia Dortmund, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt – all das sind klingende Namen. Zufrieden sind aber nicht nur die Fußballteams mit den Trainingsbedingungen, auch viele Touristiker betrachten die Fußballfelder Tirols mit einem zufriedenen Lächeln. „Der Aqua Dome profitiert vor allem von der medialen Berichterstattung während der Trainingslager. Anlässlich des Aufenthalts von Eintracht Frankfurt reisten beispielsweise 18 Journalisten aus dem für uns touristisch interessanten Rhein-Main-

Gebiet an”, zieht Bärbel Frey, Geschäftsführerin des Aqua Domes, zufrieden Bilanz. „Die privaten und gewerblichen Unterkunftsgeber in Längenfeld verzeichnen darüber hinaus zusätzliche Nächtigungen durch Hunderte Fans, die ihre Mannschaften ins Ötztal begleiten.“ In diesem Jahr konnten die deutschen Bundesligamannschaften 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt im Ötztal begrüßt werden.

Joachim Watzke ist der Zulauf an Fans zu den Trainingslagern wenig verwunderlich: „Wo sich der BVB wohl fühlt, fühlen sich alle Menschen wohl. Wir sind gerne Werbeträger für die Region Kitzbüheler Alpen. Denn wenn sich der BVB für eine Region entscheidet, kann man sicher sein, dass das nicht die hässlichste ist.“ Bleibt man beim Beispiel Dortmund, so bedeutet solch ein Trainingslager auch

„Fußballstars auf Trainingslager in Tirol sind glaubhafte Testimonials für Tirol.“ CLAUDIA KNAB, MARKENMANAGERIN DER TIROL WERBUNG

Fans kommen mit. Bestes Beispiel für die Strahlkraft von König Fußball ist Borussia Dortmund. Der deutsche Vizemeister und Champions-League-Finalist rund um Trainer-Ikone Jürgen Klopp war heuer bereits zum zweiten Mal in Folge im Brixental auf Trainingslager. Der daraus resultierende touristische Erfolg lässt sich schon einmal an der Tatsache bemessen, dass bei den Trainings der Dortmunder jedes Mal rund 1500 Fans anwesend waren – ein Zuschauerschnitt, mit dem mancher österreichische Bundesligaklub zufrieden wäre. Für Borussia-Geschäftsführer Hans-

einiges an Identifikation mit dem Fußballklub. Diese Identifikation und Leidenschaft für den Fußball werten die Fans als Einladung. Wer Anfang Juli jedenfalls durchs Brixental gefahren ist, der fand an jeder Ecke etwas Gelb-Schwarzes und ein Heer von Willkommensschildern. Welcher Fan wäre da nicht begeistert, wenn er die Farben seines Klubs immer wieder findet?

Viele profitieren.

Auch in der Tirol Werbung ist man mit den Trainingslagern in den Tiroler Regionen zufrieden und sieht einen Nutzen für ganz Tirol. „In erster Linie

© TIROL WERBUNG

C

hristian Biechele ist bei Deutschlands größtem Fußballmagazin „Kicker“ für das Sonderheft zum Start der Bundesliga verantwortlich. Privat ist der Fußballredakteur in Tirol gern mit dem Rennrad unterwegs, beruflich beobachtet er hier jedes Jahr im Sommer die verschiedenen Trainingslager. „Tirol hat sich in den vergangenen Jahren wirklich zu einem Hot-Spot für Trainingslager entwickelt. Ich habe das Gefühl, dass jedes Jahr noch mehr Fußballklubs hier zu Gast sind“, urteilt der Sportredakteur.


MENÜ FÜR (WISSENS)HUNGRIGE

BVB-Trainer Jürgen Klopp im Brixental. Er ist mit seiner Mannschaft Garant dafür, dass Tausende Fans zu einem Fußballtrainingslager nach Tirol kommen.

von 16.9.-19.9.2013

Begeisterung. Bei den Trainings von Borussia Dortmund im Brixental waren bis zu 1500 Fans vor Ort.

© TROPPER (2), ZILLERTAL TOURISMUS

FAFGA Tourismus-Lounge Halle A, Stand 131

MONTAG, 16.9.2013 14:00 Uhr Impulsreferat „Touristischer Arbeits markt in Tirol quo vadis?“

Anton Kern, Landesgeschäftsführer AMS Tirol Thomas Geiger MBA, Sparte Tourismus – Wirtschaftskammer Tirol

DIENSTAG, 17.9.2013 freuen wir uns für die einzelnen Regionen, wenn sie mit den Trainingslagern Erfolg haben“, erklärt Claudia Knab, Markenmanagerin der Tirol Werbung. „Wir sehen aber auch einen starken Effekt für die Marke Tirol, allein durch die mediale Berichterstattung.“ Das kann „Kicker”-Sportreporter Christian Biechele nur bestätigen. „Der Sommer ist die Zeit der Transfers und der Vorbereitung. Das Interesse unserer Leser an Geschichten aus der Vorbereitungszeit ist besonders groß.“ Für Claudia Knab sind die Trainingslager der Fußballstars vor allem glaubhaft und authentisch. „Es ist für jeden Fan nachvollziehbar, warum die Klubs so gerne in Tirol sind. Die Trainingsbedingungen sind gut, die klimatischen Bedingungen ideal und spätestens seit die Spanier bei der Euro 2008 Tirol als Paradies bezeichnet haben, wissen wir um die Strahlkraft des Fußballs Bescheid“, so Knab. Die Tirol Werbung sieht sich hier als Verstärker für die Botschaften der einzelnen Regionen und unterstützt diese vor allem in der Kommunikation. Der Erfolg der Fußballtrainingslager ist unbestritten. Fanreisen entwickeln sich zu Pilgerfahrten und vor allem die deutschen Bundesligaklubs können durch die Nähe Tirols zur eigenen Heimat ihren Fans etwas bieten, das kein Fußballbegeisterter missen möchte: den Einblick hinter die Kulissen, die Nähe zu ihren Idolen. ×

14:00 Uhr Impulsreferat „Das Internet als Meg achance - auch für Kleinvermieter“

Mag. Helmut List, Firma Kohl&Partner Inhalte: Neue Medien – welche sollte ein Vermieter nutzen? Online Buchbarkeit – muss das sein? Facebook & Co. – wie viel davon? Tipps und Tricks zur sofortigen Umse tzung

10:00 – 16:00 Uhr (halbstündig)

Ing. Mag. Werner Gschwenter, Firma tourismustraining.at Website-Check für Kleinvermieter (Anm eldungen bei Simone Pfandler, T 05 90 90 5-1219, simone.pfandler@w ktirol.at erforderlich!)

Ganztägiger Infostand „Vermieter akademie Tirol“ MITTWOCH, 18.9.2013 Tag der Tiroler Tourismusw ab 10 Uhr im Forum II, Eingang Ost, irtschaft im Anschluss Kollegentreff in unserer Messe Innsbruck Tourismus-Lounge 14:00 Uhr Impulsreferat „Finanzierung im Tou rismus“ Dir. Mag. Wolfgang Kleemann, Geschäftsführer Österreichische Hote l- und Tourismusbank

DONNERSTAG, 19.9.2013 14:00 Uhr Impulsreferat „Energiebedarf und Effi zienz im Tiroler Tourismus“ Mag. Brigitte Tassenbacher – Tassenbac her & Hinterseer GmbH energie:projekte Ing. Richard Stöckl – Abt. Innovatio n und Technologie – Wirtschaftskammer Tirol


42 MAGAZIN SAISON

„Kolonie für stadtmüde Städter“ In Reith hat der Kitzbühel Country Club eröffnet, der erste seiner Art im Alpenraum. Er soll vor allem Gäste ansprechen, die bereits in der Region sind.

© KITZBÜHEL COUNTRY CLUB (2)

V O N F LO R I A N G A S S E R

Z

u verfehlen ist der Kitzbühel Country Club nicht: Schon von Weitem ist der U-förmige Bau in Reith bei Kitzbühel zu sehen, in dem sich seit Ende Juni die gehobene Gesellschaft der Gamsstadt und Umgebung ein Stelldichein gibt. Klotzen statt Kleckern wurde Richard Hauser bereits in die Wiege gelegt. Der Besitzer des Clubs entstammt der legendären Hauser-Dynastie und ist der Sohn von Balthasar Hauser, der aus dem Stanglwirt in Going einen internationalen Fremdenverkehrsbetrieb, ein Bio-Hotel mit Felsenbad, Reit- und Tennishallen und Fixpunkt der Stars- und Sternchengesellschaft machte. Nach dem Vorbild der angelsächsischen Private Member Clubs hat Richard Hauser nun seine Vision verwirklicht: Auf dem Bauernhof seiner Großmutter, den er 1997 geerbt hatte, errichtete er den Kitzbühel Country Club (KCC): Rund 4000 Quadratmeter mit Vinothek, Kino, Zigarrenlounge, Wellness- und Medical SpaBereich, 24-Stunden-Conciergeservice, Restaurant und mehr. Er wollte etwas Neues machen, erklärt Richard Hauser, wie er auf die Idee eines Country Clubs kam. „In den vergangenen Jahren wurden in der Region Kitzbühel einige 100 Millionen Euro in Vierund Fünfsternhotels investiert. Gerade im

Sommer herrscht ein großer Preiskampf“, sagt Hauser. Ein neues Hotel brauche man hier nicht. Doch gerade für die 40.000 Menschen mit Zweit- und Freizeitwohnsitzen sei ein zusätzliches Angebot interessant. „Das ist ein zahlungskräftiges Publikum mit vielen Multiplikatoren.“

Exklusive Biotope.

Entstanden sind Country Clubs in Schottland, ihren Siegeszug traten sie im 19. Jahrhundert aber in den USA an, als Treffpunkte für die weißen Eliten. Ihre erste Blüte hatten sie in den goldenen Zwanzigerjahren: 5.500 Clubs zählten zusammen 2,3 Millionen Mitglieder. Die Große Depression, der Zweite Weltkrieg und die Bürgerrechtsbewegung setzten der Popularität der exklusiven Biotope zu. Viele von ihnen begannen sich zu öffnen und sie wurden, was sie bis heute sind: eine „Kolonie für stadtmüde Städter“, wie sie der amerikanische Schriftsteller Ralph Martin in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” einmal nannte. Diese Städter sind es, die in Kitzbühel ihr Bedürfnis nach Ruhe und Natur befriedigen möchten und die sich in Tirol oft eine zweite Existenz aufgebaut haben. „Wir wollen die Kunden erreichen, die schon hier sind“, sagt Richard Hauser. Der 45-Jährige sitzt in einem Sessel im Barbereich des neuen Clubs. Im Hintergrund dudelt Jazzmusik, vor ihm liegen zwei

Handys. Mit seiner Wildlederhose und der Trachtenjacke wirkt er wie das Abziehbild des Tiroler Touristikers. Er deutet auf die vier Stuben, die er neben der Bar eingerichtet hat, und erzählt vom alpinen Lifestyle, den er seinen Gästen hier bieten möchte. Die Frage nach einer Gratwanderung zwischen geschmackvoller Verbindung von moderner Architektur mit traditioneller Ästhetik und kitschiger Lederhosenarchitektur stelle sich aber dabei nicht: „Alles, was wir tun, ist authentisch.“

Investorenmodell.

Billig wirkt bei einem Rundgang durch den weitläufigen Bau tatsächlich gar nichts: Große Fitnessräume mit verglaster Fassade und Touchscreens auf den Geräten sind neben den weitläufigen Sauna- und Wellnessbereichen untergebracht und schließen an ein großes Hallenbad an. In einem Saal steht ein Steinway-Flügel auf einer Bühne und in der Lesestube warten moderne Bestsellerbücher neben Klassikern von Tolstoi in einem Regal auf Leser. In den oberen Stockwerken sind die Suiten untergebracht, die den Kitzbühel Country Club in den vergangenen Monaten mehrfach ins Gerede brachten. Fünfzehn von ihnen sollen nämlich verkauft werden, was für die Gemeinde Reith den Geruch einer Umgehung der Zweit-


ITM College and University Studies wohnsitzregelung hatte. „Unsinn“ kontert Hauser, der es als Investorenmodell verstanden wissen will. „Der Investor steht im Grundbuch, die Einheiten werden aber weiter vom Club über das Hotelbuchungssystem bewirtschaftet“, erklärt er. „Wir schaffen damit die Möglichkeit, in ein Unternehmen sowie in

Ab 2015 wird die reine Aufnahmegebühr 3.600 Euro betragen. Schickimicki-Events für die Hautevolee werden die erlesene Schar nicht erwarten, es gehe nicht darum, „SocietyHighlights“ zu schaffen, sondern eine anspruchsvolle Begegnungsstätte anzubieten – inklusive eines Programms, wie

International College of Tourism & Management und Manchester Metropolitan University präsentieren das Bachelor-Studium:

„Wenn man nur Dinge macht, die jeder versteht, hat man keine Innovation.“ RICHARD HAUSER, KITZBÜHEL COUNTRY CLUB

eine touristische Infrastruktur sinnvoll zu investieren und es entsteht die Möglichkeit, mittelfristig nur mit Eigenkapital zu wirtschaften.“ Inzwischen sei das Modell auch offiziell abgesegnet: „Die Grundverkehrsbehörde hat dem ersten Verkauf bereits zugestimmt“, sagt Hauser. In Kitzbühel beobachtet man den Kitzbüheler Country Club interessiert: „Es ist ein spannendes und innovatives Konzept“, meint Claudia Waldbrunner vom örtlichen Tourismusverband. „Primär werden hier keine neuen Gäste angesprochen, sondern die Gäste, die bereits in Kitzbühel eine Heimat gefunden haben.“

Internationaler Verbund.

Einige hundert Mitglieder habe der Club laut Hauser bereits. Er ist das erste österreichische Mitglied der International Associate Clubs, einem internationalen Verbund, zu dem 249 Clubs in 40 Ländern gehören, mit insgesamt 300.000 Mitgliedern – vom „Buckland Beach Yacht Club“ in Neuseeland über den „Capital Club East Africa“ in Kenia bis zum „Beverly Hills Country Club“ in Los Angeles. Potenzielle Mitglieder des Kitzbühel Country Club werden von einem Komitee eingeladen und ausgewählt, das dem Klubsekretariat zur Verfügung steht. „Honorige Persönlichkeiten“ seien darin vertreten, sagt Hauser. Die Namen möchte er nicht verraten. Wer nicht zu den Gründungsmitgliedern zählt, muss derzeit 1.800 Euro Aufnahmegebühr berappen und einen gleich hohen Jahresbeitrag.

die seit einiger Zeit stattfindenden Kitzbüheler Stubengespräche. Dazu kommt ein umfangreiches Angebot an Freizeit- und Outdooraktivitäten, vom gemütlichen Ausritt auf Pferden bis zur anspruchsvollen Bergtour. Der Phantasie der anspruchsvollen Gäste sind keine Grenzen gesetzt. Dass Richard Hauser mancherorts nicht verstanden wird, das Projekt auch für einiges Naserümpfen gesorgt habe, sei nichts Ungewöhnliches: „Das haben Pionierprojekte so an sich“, sagt der KCCMacher. „Mein Vater war Pionier in vielen Bereichen, er hat die Verbindung zwischen Landwirtschaft und Hotellerie erfunden und wurde anfangs auch nicht verstanden. Wenn man nur Dinge macht, die jeder versteht, hat man keine Innovation.“ ×

CHRONIK KCC • • • •

1997: Richard Hauser erbt von seiner Großmutter einen Bauernhof in Reith b. Kitzbühel. 4. April 2011: Spatenstich zum Kitzbühel Country Club 29. Dezember 2012: Die Bar-Lounge des Clubs wird eröffnet. 30. März: 2013: Die Clubanlage eröffnet.

BA (Hons) Hospitality Entrepreneur Verkürzte Studienzeit für AHS AbsolventInnen: 3 Jahre für HLW/HLF/HLT/HLA AbsolventInnen: 2 Jahre für Tourismus Kolleg AbsolventInnen: 1 Jahr

Spezialisierungsmöglichkeiten in - Hospitality Management & Tourism - Event & Banquet Management - Wellness & Spa Management - Casino & Gaming Management

Daten zum Studium vollzeit/berufsbegleitend Unterrichtssprache: Englisch Start: September Kosten: 3.100 - 4.500 EUR pro Semester Abschluss: staatliches Tourismus Diplom & BA (Hons) in Hospitality Management and Entrepreneurship Für weitere Fragen steht Ihnen das ITM-Team jederzeit gerne persönlich zur Verfügung.

ZUR PERSON Richard Hauser ist kaufmännischer Geschäftsführer der Stanglwirt GmbH (seit 1999) sowie Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Tourismusregion Wilder Kaiser.

ITM College Johann-Strauss-Strasse 2 2540 Bad Vöslau Tel. +43 (0)2252 790260 office@itm-college.eu www.itm-college.eu


44 MAGAZIN SAISON

heiten – eine schlammverkrustete Enduro und die kindliche Freude am Spiel im „Letten“, wie die Tiroler zu sagen pflegen –, so lenken die Ausstellungskuratoren Herlinde Menardi und Karl Berger im Weiteren den Blick auf jene Dinge, die sonst im Verborgenen stattfinden.

Dreck. Die Einstellung zu Schmutz und Hygiene hat sich über die Jahrhunderte gewandelt.

© GERHARD BERGER (6)

Dreck im Blick.

Von Geldscheißern und Zähneputzern Dort, wo für gewöhnlich blitzsaubere Sammlerstücke von der (Alltags-)Geschichte Tirols erzählen, macht sich neuerdings der Schmutz breit. Das Tiroler Volkskunstmuseum in Innsbruck zeigt noch bis 3. November 2013 „Dreck“. VON ES THER PIRCHNER

N

icht, dass man im Volkskunstmuseum vergessen hätte, die Ecken zu fegen und die Mülleimer zu leeren, im Gegenteil: Eigentlich sieht alles sehr reinlich aus. Weiße Tücher, die wie frische Wäsche auf der Leine die Räume unterteilen, bilden den Hintergrund für eine Ausstellung, die sich der Kehrseite des Alltagslebens widmet und dabei vor allem über den körperlichen Schmutz und die sich verändernde Haltung dazu reflektiert. Geht es eingangs um erdige Angelegen-

Wasch- und Rasierzeug, Plumpsklos und Nachttöpfe, Gemälde und kleine Genrefiguren, die Frauen bei der Flohsuche und anderen Verrichtungen der Körperpflege zeigen und damit auch eine erotische Komponente aufweisen, verdeutlichen, dass sich die Bedeutungen der Begriffe „Dreck“, „Scheiße“ und „Hygiene“ über die Jahrhunderte gewandelt haben. Auch früher habe man, so Karl Berger, „stark auf Sauberkeit geachtet: Man hat die Stuben und die Küche reinlich gehalten, nur waren sie aus heutiger Sicht nicht hygienisch.“ Der Blick in eine bäuerliche Küche, in der im Winter auch die Hühnersteigen untergebracht waren, und das gemütliche Bett, dessen Himmel vor Ungeziefer schützen sollte, bilden frühere ländliche Lebenswelten ab.

Heilsames. Die Körperreinigung im damaligen Sinne erfolgte jedoch oft nicht mit Wasser und Seife, denn dies wurde zum Teil sogar als ungesund empfunden. Im Mittelalter rieb man sich mit Tüchern ab oder reinigte sich durch Schwitzen. Barock und Rokoko sind bekannt dafür, dass sich die feine Gesellschaft parfümierte, statt sich zu waschen, und dem Ungeziefer auf andere Weise Herr zu werden versuchte: Man trug Flohfallen am Körper oder steckte Perücken in Vogelkäfige, wo die Vögel die ungebetenen Gäste herauspickten. Ende des 17. Jahrhunderts veröffentlichte der Arzt Christian Franz Paullini einen medizinischen Ratgeber zur „Dreck-Apotheke“, in dem er die heilsame Wirkung von Kot und Urin beschrieb.

Keimfreiheit. Die Veränderung des Begriffes von Reinheit fand erst im 19. Jahrhundert statt. Zum einen betraf dies eine metaphysische Haltung, wenn etwa die früheren Darstellungen der Madonna mit Kind durch solche der Immaculata, der unbefleckten Empfängnis, ersetzt wurden. Zum anderen vollzog sich auch in Bezug auf die körperliche Hygiene ein Wandel: Der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis entdeckte, dass die Sterblichkeit im


45

Kindbett auf Geburtenstationen gesenkt werden konnte, wenn Ärzte und Medizinstudenten ihre Hände und das medizinische Besteck vor der Untersuchung der Patientinnen desinfizierten. In der Folge hielt hygienische Sauberkeit zunächst im medizinischen Bereich Einzug, später auch in gewöhnlichen Haushalten – mit ein Grund, warum Reinlichkeit bis heute als weiblich gilt. Waschmittel- und Seifenhersteller wandten und wenden sich nach wie vor fast ausschließlich an Frauen, wenn es darum geht, ihre Produkte zu vermarkten: Wer erinnert sich nicht an „I druck den Stoppel eine und alles dem Herbert aufs Hemd“, „Nicht nur sauber, sondern rein“, „Mehr können Sie für Ihre Wäsche nicht tun“ und ähnlich sinnige Schöpfungen der Waschmittelindustrie? Dass die allzu große Sorge um Keimfreiheit auch ihre negativen Seiten hat und mit übertriebener Hygiene zunehmend Allergien einhergehen, ist demgegenüber eine relativ junge Erkenntnis.

von wissenschaftlicher Spurensuche, derber Unterhaltung und erotisch konnotierter Kunst. Wie auch in den ständigen Ausstellungen ist dabei das Bestreben zu spüren, mehrere Sinne anzusprechen: Die Exponate können nicht nur betrachtet werden, man darf auch den Deckel des Plumpsklos lüpfen (und dabei eine kleine Irritation erleben) und im Kinderrahmenprogramm der Lust am Dreck frönen. Aufmerksame Besucher werden darüber hinaus an verschiedenen Stellen der Schau einen Hauch von Aschelauge und Gülle in der Luft wahrnehmen, das Summen der Fliegen bemerken oder die Zahnputzgeräusche erkennen, aus denen Manu Delago ein rhythmisches Musikstück komponierte. ×

Dreck bis 3. November 2013, tägl. 9 – 17 Uhr Tiroler Volkskunstmuseum, Innsbruck www.tiroler-landesmuseen.at

im Volkskunstmuseum durch eine (Kultur-) Geschichte von Schmutz und Reinheit,

© GERHARD BERGER

„Heute ist dieser Schmutz auch Teil des Objekts” Ausstellungskurator Karl Berger im Interview

S

AISON: Herr Berger, der Autor Beda Weber hat im 19. Jahrhundert die Schmutzigkeit der Zillertaler Almleute beklagt. Waren die Tiroler besonders dreckig? KARL BERGER: Es gibt solche Beispiele auch aus anderen Regionen, aber wir wollten bewusst das Lokale hervorheben. Und das Thema passt sehr gut zu Innsbruck mit der „Koatlack’n“ – dem Stadtteil St. Nikolaus – und den Höttinger „Surtauchern“. Gelangt der Dreck normalerweise ins Museum? Früher hat man, um das Wertvolle an Sammlungsstücken herauszuarbeiten, selbst Sachen, die direkt mit Dreck zu tun

Seid reinlich bei Tage Und säuisch bei Nacht So habt ihrs auf Erden Am weitsten gebracht. Johann Wolfgang von Goethe, „Paralipomena”

Es regnete so stark, daß alle Schweine rein und alle Menschen dreckig wurden. Johann Christoph Lichtenberg

Auf den Möbeln ihres Zimmers flockt der Staub. Unter ihrem Bett wallt er. Rainer Kunze, „Fünfzehn”

DIE AUSSTELLUNG

Duft und Geräusch. So spaziert man

SCHMUTZIGE WÖRTER

Späterhin fügte es der Zufall, daß ich in Inschbruckch mit einer eingeborenen Volkssängerin Freundschaft schloß. Ich werde den Augenblick nie vergessen, als sie mir zum ersten Mal den Anblick ihrer – unverhüllten Schönheit gönnte. Ich sagte ihr: Zieh’ doch auch das graue Jägerhemd aus! – Aber sie hatte gar nichts mehr an. Sepp Schluiferer, „Fern von Europa”

hatten, picobello gereinigt. Heute ist dieser Schmutz auch Teil des Objekts. Umgekehrt greift man als Museumsmensch Objekte nur mit weißen Handschuhen an, um sie nicht zu verschmutzen. Inwieweit spielt Dreck in der bildenden Kunst eine Rolle? Als Thema der Kunst, zum Beispiel bei Aktionskünstlern, taucht er erst im 20. Jahrhundert auf. Davor war er eher angedeutet – zu sehen an der GeldscheißerFigur, die wir in der Ausstellung zeigen – oder indirekt vorhanden. Indigoblau wurde zum Beispiel mit Urin hergestellt. Vielen Dank für das Gespräch.

×

Nee, ick sag’ schon! Von Bakterien / hat man früher nischt jewußt, / Da war’s Essen noch ’ne Freude, / Und det Trinken war ’ne Lust; / Aber seit man die Bazillen / Und dergleichen Zeugs erfund, / Is der Mensch total jeliefert, / Allens is jetzt unjesund. Alexander Moszkowski, „Überall Bakterien!”


46 Julia-Rosa Stöckl

Allein im Rampenlicht Zum zweiten Mal ist Tux Auff ührungsort für ein sowohl thematisch als auch formal außergewöhnliches Festival der darstellenden Kunst: Von 6. bis 8. September 2013 fokussiert Diva auf „Heimat. Heimweh, Heimatlos.“ – und auf eine Umsetzung mittels Ein-Personen-Stücken. DAS INTERVIEW FÜHRTE ESTHER PIRCHNER.

I

m Jahr 2011 riefen die aus dem Zillertal stammende Schauspielerin Julia-Rosa Stöckl und der Berliner Regisseur Reinhard Göber das erste (und bislang einzige) Monodrama-Festival Österreichs ins Leben – auf 1.300 Metern Seehöhe und in einem Ort, der normalerweise mit (Winter-)Tourismus assoziiert wird. Interdisziplinär ausgerichtet und international besetzt, war schon die erste Ausgabe des Festivals Diva in Tux erfolgreich. Für die zweite haben Stöckl und Göber Stücke ausgewählt, die sich dem Thema Heimat aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern. Wie sie diese Auswahl getroffen haben und welche Ziele sie mit der Ausrichtung von Diva verfolgen, erzählt Julia-Rosa Stöckl im Interview.

S

AISON: Im Zillertal sind in den letzten Jahren einige ungewöhnliche Festivals entstanden: neben Diva der Stummer Schrei, der Steudltenn und das Altitude Comedy Festival. Ist das Zillertal zurzeit ein guter Boden für Neues? JULIA-ROSA STÖCKL: Ins Zillertal kommen extrem viele verschiedene Leute – in Tux sind das Menschen aus 96 verschiedenen Nationen –, deshalb gibt es viel Bewegung und eine gewisse Offenheit. Einerseits hat sich eine Gruppe von Künstlern gefunden, die etwas Ähnliches wollen, andererseits haben diese Ideen bei der Bevölkerung auch Anklang gefunden. Wir wollten auch ein Gegengewicht zum Tourismus schaffen: Wenn die Gäste gut versorgt sind, sollte es auch für die Einheimischen etwas geben. Und warum fiel Ihre Wahl auf diese Form des Festivals und diesen Ort? Ich bin schon lange von zu Hause weg und wollte auch etwas zurückbringen – und in Tux gibt es diesen interessanten Gegensatz zwischen Moderne und Tradition. Es hat sich auch aus dem Stück „Leaving Ziller Valley“ ergeben, an dem ich damals mit Reinhard Göber gearbeitet habe. Mit dieser speziellen Form von Theater wollten wir uns nicht irgendwo eingliedern, sondern etwas Neues aufmachen. So wie unser Stück bewegen auch wir uns zwischen verschiedenen Welten, wenn wir in der Nähe des Gletschers Leute von überallher zusammenbringen. Ein weiterer Grund war,

dass es in Österreich bis dahin noch kein MonodramaFestival gegeben hatte. Was macht den Reiz von Ein-Personen-Stücken aus? Es ist spannend, in unserer Zeit das Individuum in unserer Gesellschaft zu hinterfragen, aber auch diese einzelnen Personen einander gegenüberzustellen. Gerade wenn man verschiedene Genres wie Tanz, Theater und Film miteinander verbindet, bietet es sich auch an, die Aufmerksamkeit auf eine Person zu lenken. Und als Schauspielerin ist es eine besondere Herausforderung, weil man die ganze Energie für eine Stunde alleine stemmt. Die Auswahl der Stücke erfolgt jeweils nach einem Thema, in diesem Jahr „Heimat. Heimweh, Heimatlos.“. Wie finden Sie die Stücke dazu? Ein Thema zu haben, verkompliziert die Sache, weil alle Stücke aufeinander abgestimmt sein müssen. Die fünf Produktionen bilden eine Gesamtkomposition, sodass, wenn man alle ansieht, ein weiterer thematischer Eindruck entsteht. Und so wie schon 2011 ist auch 2013 der


47 MAGAZIN SAISON

ZUR PERSON

Reinhard Göber

Die aus dem Zillertal stammende Schauspielerin Julia-Rosa Stöckl absolvierte ihre Ausbildung in Berlin, Innsbruck und London. Neben Engagements am Tiroler Landestheater, dem Theater Akzent Wien, dem Wald4tler Hoftheater u. a. ist sie auch als Filmschauspielerin erfolgreich („In 3 Tagen bist du tot“, „Blue Moon Down“ u. a.). Das Monodrama-Festival Diva gründete sie 2011 gemeinsam mit dem Regisseur Reinhard Göber, mit dem sie eine mehrjährige Zusammenarbeit verbindet.

© FRANZ OSS, DIVA (3)

Ich glaube, auf die Gesellschaft, wie sie momentan ist, gibt es zwei Antworten, einerseits Machtlosigkeit und Resignation, andererseits Rebellion. In der Mitte gibt es eigentlich nichts.

Mit „Leaving Ziller „Leaving Ziller Valley Reloaded“ Valley Reloaded“ knüpft Julia-Rosa Stöckl an ein Stück aus dem Jahr 2011 an.

„The Other Mozart“ – ein Frauenleben: Nannerl Mozart wurde nicht musikalisch gefördert, sondern verheiratet.

Großteil eigens für Diva produziert. Das Thema „Heimat. Heimweh. Heimatlos“ habe ich als sehr zeitgemäß empfunden und es hat sich auch angeboten, „Leaving Ziller Valley“ dafür weiterzuentwickeln. Wir haben dann eine Ausschreibung gemacht, viel herumgefragt, vieles angeschaut und auch ein paar tolle Leute gefunden. Wenn das Thema „Heimat“ ist, ist es naheliegend, hier anzufangen und dann in die Welt hinauszugehen. Deshalb beginnen wir mit dem Jugendprojekt „Jugend ohne Heimat?“, das die Lehrerin Claudia Wisiol mit Kindern und Jugendlichen der Hauptschule Tux erarbeitet hat. Die polnisch-amerikanische Produktion „Die Other Mozart“ beschäftigt sich mit Mozarts Schwester Nannerl, die trotz ihrer hohen Begabung nicht gefördert wurde und sehr einsam war. Diese Heimatlosigkeit in sich hat mich dabei sehr interessiert. Bei der Auswahl des Tanzstücks „eine hand voll heimat/a hand full home“, eine österreichisch-amerikanische Produktion, ging es auch um das Genre, um die Körpersprache, und bei unserem eigenen Stück „Leaving Ziller Valley Reloaded“ wollten wir ein Gegenkonzept zum ersten Teil zeigen, in dem die Figur an der Gesellschaft zerbricht.

Heimat und Welt – spiegelt sich das auch im Publikum? Ja, wir haben eine gute Mischung. Die Menschen vor Ort sind sehr wichtig, dazu kamen 2011 auch Zuseher aus Innsbruck, Deutschland, Wien. Diesmal sind wir noch internationaler, sodass Tiroler, Leute aus der Branche und andere internationale Gäste kommen werden. Mit dem Kurzfilm „Hinten scheißt die Ente“ und der anschließenden Lesung der Regisseurin Sabine Michel haben Sie ein weiteres spartenübergreifendes Projekt im Programm. Ist Ihnen Interdisziplinarität ein Anliegen? Ich sehe mich als Schauspielerin dem sehr verbunden, aber vieles entsteht auch von selbst. Ich glaube, dass Künstler sehr davon profitieren können, wenn man sie mischt oder einen Dialog herstellt. In jederlei Hinsicht geht es um das Erforschen neuer Räume, thematisch und mit Cross-Genre-Produktionen, bis hin zu dem, dass wir einen sozialen Aspekt einbauen und ein Charity-Buffet veranstalten. Es ist auch die Aufgabe von Kunst, zum Nachdenken anzuregen und etwas Neues zu kreieren, Fragen zu stellen. Wenn man wie in Tux dann von der Gemeinde und der Bevölkerung die Unterstützung bekommt, dann ist das ideal. Vielen Dank für das Gespräch.

DAS FESTIVAL DIVA Zweites internationales Monodrama-Festival Österreich

• 6. bis 8. September 2013, Tux www.diva-tux.at

• 6. September 2013 Jugend ohne Heimat? (A) The Other Mozart (PL/USA) eine hand voll heimat/a hand full home (USA/A) • 7. September 2013 Leaving Ziller Valley Reloaded (A/D) Hinten scheißt die Ente (D) anschließend Clubbing • 8. September 2013 Charity-Brunch für die Hochwasseropfer von Kössen

×


Wenn’s um den Tourismus geht, ist nur eine Bank meine Bank.

IN E

Bianca & Günter Lampert, Hotel Kaiserhof, Ellmau

SAM

„ Hohe Qualität für unsere Gäste und unser Unternehmen sind uns besonders wichtig.“ GEM


49 KOMMENTARE SAISON

W

VO N A LO I S S C H Ö P F

enn Schönheit und Attraktivität Tirols gepriesen werden, ist natürlich von der wunderbaren Natur die Rede, von den gepflegten Wiesen und frei zugänglichen Wäldern, von der angeblich so freundlichen Bevölkerung, den ausgezeichneten Gasthäusern und einmaligen Kunstdenkmälern: Ja, jedem Patrioten ist die Litanei unserer Großartigkeiten inklusive entsprechender Bilder geläufig. Leider fällt bei der Aufzählung einer der größten Vorzüge des Landes meist unter den Tisch. Und zwar, weil er als Selbstverständlichkeit ohnehin nicht mehr wahrgenommen wird und zudem medial kaum darstellbar ist. Denn wie sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass Tirol sicher ist? Medizinisch vielleicht durch die Darstellung eines brutalen Bergunfalls mit Hubschraubereinsatz? Oder katastrophentechnisch

herdenmäßigen Bändigung, den Besuchern die Laune auch noch dadurch verdorben wurde, dass über Lautsprecher vor Taschendieben gewarnt wurde. Wenn es Ziel einer Reise ist, mit einer gewissen Gelassenheit in die Lebenswelt eines fremden Landes einzutauchen, seine Atmosphäre aufzunehmen, seine schönsten Orte zu besichtigen oder an einem öffentlichen Platz Musik zu hören, so ist die öffentliche Sicherheit eine Kardinalbedingung schlechthin. Wer Angst haben muss, bestohlen, ausgeraubt, betrogen oder irgendwie sonst bedrängt zu werden, dessen Genussfähigkeit und Bereitschaft, Dinge zuzulassen, sinken gegen null. Dies gilt natürlich auch für die Einheimischen, für die Sicherheit die Basis der Lebensqualität ist. Nach vier Wochen frei zugänglicher Konzerte und Tau„Wer Angst haben muss, bestohlen, ausgeraubt, senden von Besuchern bei den Innsbrucker Promenadenbetrogen oder irgendwie sonst bedrängt zu konzerten im Innenhof der Kaiserlichen Hofburg möchte werden, dessen Genussfähigkeit und Bereitschaft, ich schlicht und einfach einmal festhalten, dass Gäste und Veranstaltungsteam kaum jemals ein Gefühl der Bedrohung Dinge zuzulassen, sinken gegen null.” oder Unsicherheit wahrnehmen mussten. Und ich möchte durch das Bild einer freiwilligen Feuerwehr beim Löschen eines festhalten, dass dies ganz wunderbar ist. Dass man dafür dankbar Brandes? Oder kriminalistisch durch zwei fesche Polizistinnen mit sein sollte und allen dafür Verantwortlichen nur gratulieren kann. rauchenden Pistolen? Es dürfte schwerfallen, eine überzeugende Denn, so trivial es auch klingen mag: Nur ein sicheres Tirol ist für und zugleich nicht kontraproduktive Lösung zu finden. die Einheimischen ein lebenswertes und für unsere Gäste ein beIn diesem Zusammenhang fällt mir ein Besuch in Versailles suchenswertes Land. × ein, dem egomanischen Prunkschloss des französischen SonnenAlois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. königs, bei dem, abgesehen von den Menschenmassen und ihrer

Wasser

H

VON ERNS T MOLDEN

inter mir liegt das, was ich meine Sommerfrischentour nenne. Die Kollegen Musiker und ich reisen da in unserem schönen Land herum und dürfen unsere Lieder den Sommerfrischlern vorspielen. Das machen wir gern, denn die Sommerfrischler sind gemeinhin guter Dinge und über das Maß froh, wenn im Fluss der gleichförmigen Tage aus Erholung und Naturidyll einmal etwas anderes passiert, sprich: ein paar Wiener Nachteulen mit Gitarren und Harmonika des Weges kommen, um das Idyll mit ein paar melancholischen Liedern zu brechen. Die heurige Tour hat uns nachdenklich gemacht. Sie hatte ein großes Thema: das Wasser. Genauer: das außer Rand und Band geratene Wasser. Wo immer wir hinkamen, um zu spielen, hatte die

Anwohner der Siedlung, der seinen Garten schon viele Male hat freischaufeln müssen, sagt uns: Das Wasser hat keinen Raum für seine Ellbogen. Es kann nicht in die Breite, also muss es hoch werden und schnell. Bei Gmunden wiederum hätten wir in Karbach auftreten sollen. Eine Landspitze, wie von Caspar David Friedrich gemalt, nur per Boot oder nach einer stundenlangen Wanderung zu erreichen. Man ließ uns nicht hin. Karbach, hieß es, sei gesperrt. Die Flut trug eine Gerölllawine über die Ufer. Wackelnde Felsen liegen überall herum. Die Veranstalter unseres Konzerts sagten, ein Steinbruchbetreiber habe den Bach benützt und dabei so verbogen, dass er, unter Druck geraten, gar nicht anders konnte, als wie ein Maschinengewehr aus seinem Tal zu donnern und alles kaputtzumachen, was „Die heurige Tour hat uns nachdenklich gemacht. in seinem Weg war. Sie hatte ein großes Thema: das Wasser. Genauer: Die Hochwasserklagen begleiteten die Route das außer Rand und Band geratene Wasser.” unserer Tour. Sie flossen in die Lieder ein. Sie ließen uns nicht aus. Nur einmal war es anders. In Gössl, zwischen Flut vom Juni ihre Spuren hinterlassen und für neue Geschichten Grundl- und Toplitzsee, da war die Traun zwar angeschwollen, hatte gesorgt. Im Donaustrombad Kritzendorf ist außer dem schönen aber genug Platz gehabt in ihrem geschützten Flusswald. Und dann Wirtshaus nichts so geblieben, wie es war. Die wunderbare Strandwar sie wieder verschwunden, höflich wie ein Verwandter nach wiese ist fort. Stattdessen erstreckt sich eine fußballfeldgroße, vom seinem Besuch, zurück in ihr Bett. Nichts war passiert, weil nichts Caterpillar flachgewalzte Gatschfläche. Die zierlichen Stelzenhäuin ihrem Weg war. Die Lehre wäre ja so simpel, nicht wahr? × ser der Siedlung haben keine Gärten mehr. Auch hier liegt wie eine biblische Plage der Schlamm, langsam schaufelt man ihn fort. Dieser Ernst Molden, 45, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine Schlamm hat wenig Fruchtbares. Er stinkt, nach der HinterlassenAlben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Im heurigen Herbst wird schaft des Hochwassers, nach Fäkalien und totem Fisch. Ein alter sein Theaterstück HAFEN WIEN am Wiener Rabenhof uraufgeführt.

© BÖHME

Sicherheit ist die Basis von Lebensqualität


50 NACHGEFRAGT SAISON

15 FR AGEN AN ...

Florian Singer DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): London, Malediven, Sylt DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Echte Gastfreundschaft leben, die Begeisterung in den Augen der Gäste sehen, Einzigartiges schaffen DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Mit sich und seinem Produkt zufrieden zu sein, Mittelmaß bieten, den Gast aus dem Mittelpunkt aller Interessen zu verlieren DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Persönliches Kümmern um den Gast, eigentümergeführte Betriebe, erlebbare Natur, Vielfältigkeit DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Kirchturmdenken, unter dem Wert verkaufen, zu hohe „Produktionskosten“ DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Dass „echtes“ Essen und dessen Regionalität wieder mehr im Vordergrund steht und nicht Molekularküche LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Malediven, im Mai 2013 ICH LERNE VON: Meinen Gästen, meinen Mitarbeitern und meinen Hotelierskollegen weltweit IN FREMDEN HOTELS ACHTE ICH AUF: Den persönlichen Umgang der Hotelmitarbeiter mit dem Gast und den Umgang des Managements mit den Mitarbeitern

FÜR DEN TIROLER TOURISMUS WÜNSCHE ICH MIR: Mehr Mut zum Preis, Erleichterungen in Behördenangelegenheiten und in Genehmigungsverfahren für größere Projekte, eine positive Gesinnung der (Stadt-)Bevölkerung, die zwar alle vom Tourismus profitieren, aber ihn verteufeln und somit vielen jungen Menschen die Lust, im Tourismus zu arbeiten, vermiesen. MEIN LIEBLINGSPLATZ IN TIROL: Am Gipfel unseres Hausbergs, dem Thaneller WELLNESS BEDEUTET FÜR MICH: Loslassen GUTES ESSEN IST WICHTIG, WEIL man seinem Körper nur das Beste gönnen sollte. MEINE LIEBSTE BERGSPORTART: Skifahren

© SINGER SPORTHOTEL & SPA

UND IM EIGENEN: Die kleinen Details und darauf meinen Mitarbeitern im Gästeumgang immer ein Vorbild zu sein

Florian Singer ist Hotelier und seit Jänner 2013 Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) für die Region West (Tirol und Vorarlberg).


51



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.