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TOURISMUSMAGA ZIN | AUSGABE 03/12 | SOMMER 2012
GUTE AUSSICHTEN Von welchen Tourismustrends Tirol profitieren kann
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3 STICHWORT SAISON
TREND, der
„Über einen gewissen Zeitraum bereits zu beobachtende, statistisch erfassbare Entwicklung[stendenz]“ Bibliographisches Institut GmbH: e Duden online 2012 – www.duden.d
Internationalisierung Mehr internationale Gäste für Tirol: Mithilfe der Marketing-Kooperation „Heart of the Alps“ der Tirol Werbung sollen Überseemärkte effektiver bearbeitet werden. Derzeit ist „Heart of the Alps“ in den USA, Israel, China und Indien tätig. Der volumenstärkste Markt ist Nordamerika.
WINTERSPORT HAT POTENZIAL • Jeder vierte Deutsche (16 Mio. Personen zwischen 14 und 70 Jahren) fährt zumindest alle paar Jahre einmal Ski.
• Etwa die Hälfte davon (8,4 Mio.) sind Wintersportfans, die jährlich Ski fahren. • In der Gruppe der Nicht-Skifahrer (45,6 Mio. Personen, die noch nie Ski gefahren sind oder damit fix aufgehört haben) könnten sich
9,3 Mio. vorstellen (wieder) damit anzufangen.
• Die maßgeblichen Barrieren für den Skisport sind neben den kaum überwindbaren finanziellen und gesundheitlichen Gründen, vor allem auch die Wahrnehmung von „Kälte und Nässe“ und dass der Skisport oft insgesamt als „mühsam“ angesehen wird.
So nah, so fern Die Kampagne der Tirol Werbung „So nah, so fern“ will authentische, ungeschönte Bilder transportieren. Tirol wird so gezeigt, wie es wirklich ist: ohne Fotomontagen, Bildretuschen und arrangierte Werbesujets mit schönen Models. Entwickelt wurde die Kampagne vom Philosophen und Werber Wolfgang Scheppe. Unumstritten ist die Werbelinie jedoch nicht: So wurde erst Anfang Juni 2012 kritisiert, dass eine ganzseitige Anzeige im deutschen Magazin „Der Spiegel“ die Europabrücke zeigt.
URLAUBSTRÄUME IN ZAHLEN
Nur 10 % der Deutschen könnten sich ein Leben ohne Sommerurlaub vorstellen. 17 % möchten auch nicht auf Kurztrips verzichten. 45 % würden aber ohne Winterurlaub auskommen. (Der EU-Schnitt liegt bei 41 %.) 96 % möchten mindestens einen Urlaub jährlich machen, mehr als zwei Drittel sogar zwei Urlaube. QUELLE: STUDIE „HOTEL DER ZUKUNFT 2011“, ZUKUNFTSINSTITUT ÖSTERREICH
„Bevor man gar nicht Urlaub macht, fährt man lieber für wenige Tage.“ HANNES WINKLER, GF Travel Partner
„Die Internationalisierung bietet sowohl für den Winter als auch den Sommer Chancen, insbesondere aber für die Saisonverlängerung.“ PETRA STOLBA, GF Österreich Werbung
„Tirols Touristiker müssen gemeinsam ein Orchester bilden, eine harmonisch jubilierende Blasmusikkapelle.“ CHRISTIAN GANSCH, Keynote Tiroler Tourismusforum
„Es gibt für Tirol und die gesamte Alpenregion keine Alternative zum Wintersport.“ HUBERT SILLER, Leiter des Tourismus-Lehrgangs am MCI
QUELLE: MANOVA-STUDIE „SKIFAHRERPOTENZIALE IN EUROPA“
4 EDITORIAL SAISON
© ÖTZTAL TOURISMUS/BERND RITSCHEL
Obwohl mehr und mehr Gäste den Tiroler Bergsommer genießen, stieg die Nächtigungskurve nicht im selben Ausmaß. Nimmt man den Maßstab der touristischen Wertschöpfung, ist das Wintergeschäft im alpinen Tourismus aus heutiger Sicht unverzichtbar.
Längst zeigt sich deutlich, dass der Sommer dort erfolgreich ist, wo es gelingt, aus der Summe zahlreicher Einzelleistungen ein attraktives und marktfähiges Produkt zu bündeln.
Eine erfolgreiche Emotionalisierung für den Tiroler Bergsommer – wie es etwa auch mit der realitätsnahen Abbildung der Wirklichkeit rund um die Kampagne „So nah, so fern“ gelingt – bedeutet Sehnsüchte zu wecken, dabei aber immer authentisch zu bleiben.
5 EDITORIAL
Berge voll Chancen
D
ie Gegenwart ist mit positiven Nachrichten wenig gesegnet. Es kann daher gut tun und motivieren diesen beizeiten Aufmerksamkeit zu schenken. Tatsache ist, dass Tirols Bergwelt rund um das Jahr an Anziehungskraft gewinnt. Die vergangene Wintersaison wurde mit einem Rekord an Ankünften und Nächtigungen abgeschlossen und auch im Sommer verzeichnen wir – nach Jahren der Rückgänge Anfang der 1990er-Jahre – wieder einen Aufwärtstrend. Mit knapp 4,5 Millionen Urlaubern ging 2011 auch die beste Sommersaison – gemessen an den Ankünften – in der Geschichte des Tiroler Tourismus zu Ende. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich gleichwohl ein sehr differenziertes Bild: Obwohl mehr und mehr Gäste den Tiroler Bergsommer genießen, stieg die Nächtigungskurve nicht im selben Ausmaß. Blieben die Gäste im Sommer 1981 noch rund 6,5 Tage in Tirol, so waren es im Sommer 2011 nur mehr 4 Tage. Nimmt man den Maßstab der touristischen Wertschöpfung, ist das Wintergeschäft im alpinen Tourismus aus heutiger Sicht unverzichtbar. Für den Sommer gilt es, weitere und verstärkte Maßnahmen zu setzen, um einerseits das gewünschte Erlebnis in den Bergen sukzessive weiter auf- und auszubauen und damit andererseits die Wertschöpfung in klar positionierten Sommerdestinationen zu erhöhen. Längst zeigt sich deutlich, dass der Sommer dort erfolgreich ist, wo es gelingt, aus der Summe zahlreicher Einzelleistungen ein attraktives und marktfähiges Produkt zu bündeln. Nächtigungssteigerungen im Sommer zwischen 70 und 100 Prozent mit weit überdurchschnittlicher Preisdurchsetzung in der Region Serfaus-Fiss-Ladis in den vergangenen 10 Jahren zeigen deutlich das Potenzial, welches mit der klaren Ausrichtung einer gesamten Destination eingelöst werden kann. Der Fokus auf den Sommer, den auch die Tirol Werbung seit Jahren forciert und ab heuer mit einer landesweiten Bergsommer-Kampagne betont, bleibt wichtig, um Tirols Vorreiterrolle auch in diesem Bereich insgesamt auszubauen.
Gute Aussichten. Die vorliegende SAISON präsentiert unter dem motivierenden Motto „Gute Aussichten“
ganz in diesem Sinne Tourismustrends, von denen Tirol in Summe profitieren kann. Der Debatte rund um die Zukunft des Bergsommers seien an dieser Stelle drei Thesen hinzugefügt: 1. Neue Emotionalisierung rund um den Berg ist unsere große Herausforderung. Denn ein immer größerer Teil unserer (potenziellen) Gäste lebt heute zwar mit wenig bis gar keiner Beziehung zu Berglandschaften. Dennoch machen wir die Erfahrung, dass der „Mythos Alpen“ mit seinen guten Geschichten und allein über optische Schlüsselreize Menschen in Ballungszentren stark berühren kann. Eine erfolgreiche Emotionalisierung für den Tiroler Bergsommer – wie es etwa auch mit der realitätsnahen Abbildung der Wirklichkeit rund um die Kampagne „So nah, so fern“ gelingt – bedeutet Sehnsüchte zu wecken, dabei aber immer authentisch zu bleiben. 2. Convenience auf allen Ebenen der Dienstleistungskette ist der Schlüssel zum Erfolg. In Zeiten überfüllter Hotelstrände, Warteschlangen bei Attraktionen oder Staus bei der An- und Abreise punkten Destinationen, die Logistik, Hardware und Software optimaler aufeinander abstimmen. So werden Abläufe nach innen optimiert, Synergien verbessert und Kosten reduziert. Nach außen, in Richtung Gast, rücken die Faktoren Bequemlichkeit und Komfort in den Vordergrund. Und der Bergsommer punktet in Summe, wenn 1A-Technologie bzw. Infrastruktur und 1A-Dienstleistung miteinander ein harmonisches Ganzes ergeben. 3. Die Renaissance und/oder Neuinterpretation des alpinen Lifestyles beflügelt den Bergsommer. Alpine Lebenskultur und alpiner Lebensstil haben eine jahrhundertelange Tradition und stellen Werte dar, die im modernen Leben wieder an Bedeutung gewinnen. Die Folge: Wir haben Berge voll Chancen! Neben Kultur, Architektur, Mode, Kulinarik und Handwerk umfasst der typische „alpine Lifestyle“ aber vor allem auch eine faszinierende Symbiose von Erholungs- und Lebensraum inmitten einer einzigartigen Naturkulisse. Eine noch viel breitere gemeinsame Popularisierung des Tiroler Bergsommers sollte genau auf diesem Nährboden weiter wachsen können und bessere Wertschöpfung erzielen. ×
JOSEF M ARG REITER , DIREK TOR TIROL WERBUNG
Foto:Wenger
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7 INHALT SAISON
© TVB ISCHGL, ÖSTERREICH WERBUNG, PRO.MEDIA, ZILLERTAL TOURISMUS GMBH/ANDRE SCHÖNHERR, MICHAEL RATHMAYR (2)
„MÜSSEN DEN FUSS IN DER TÜR HABEN“
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EVENT WIRKT
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DIE MISCHWALDKLINIK
42 INSPIRATION AM SEE
PLATZHALTER FÜRS URLAUBSFEELING
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DAS ECHTE IN SZENE SETZEN
THEMA: GUTE AUSSICHTEN 8
Die Mischwaldklinik Zurück zur Natur: Warum suchen immer Menschen die Ruhe im Freien?
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Die Individualisten kommen Gäste buchen immer seltener Pauschalangebote.
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1.000 Kilometer für drei Tage Urlaub Der Kurzurlaub hält auch im Wintertourismus vermehrt Einzug.
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„Letztlich wollen alle in die Alpen“ Der Tiroler Tourismus wird auch in Zukunft auf den Wintersport als Zugpferd bauen können.
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Event wirkt Über den touristischen Nutzen von Großveranstaltungen
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„Müssen den Fuß in der Tür haben“ Petra Stolba (Österreich Werbung) zum Thema Internationalisierung
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Das Echte in Szene setzen Authentisch zu sein, ist wichtig für Tirol als Gastgeberland.
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Verliebt in den Tiroler Charme Märkte im Porträt: Frankreich
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Geborgenheit als neuer Luxus Attribute wie „sicher“ und „reich“ spielen bei der Urlaubsentscheidung eine immer größere Rolle.
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Von der Nische in die Mitte? Biolebensmittel gibt es in jedem Supermarkt. Was ist mit dem Öko-Urlaub?
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Inspiration am See Die Achenseeregion wagte sich an ein neues Literaturfestival.
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Platzhalter fürs Urlaubsfeeling Eine Ausstellung in Sölden befasst sich mit der Geschichte des Souvenirs.
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Tirol als Sprachbabylon In Telfs wird eine Tiroler Version der „Lustigen Weiber von Windsor“ gespielt.
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Kommentare
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Nachgefragt
MAGAZIN 30
Im Orchester für Tirol Das Tiroler Tourismusforum 2012
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Wanderglück mit Siegel Der Lechweg bekommt das Zertifikat „Leading Quality Trail“.
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„Nicht nur Schönwetterfilme“ Cine-Tirol-Leiter Johannes Köck im Interview
IMPRESSUM SAISON – Tourismusmagazin, Nr. 3/2012 (64. Jahrgang)
SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Steffen Arora, Mag. Nina Heizer, Mag. Sonja Kainz, Mag. Jane Kathrein, Esther Pirchner, Ernst Spreng • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • COVERFOTO: Peter Sandbichler • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografik.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, t.pilgram@zielgruppenverlag.at • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, redaktion@zielgruppenverlag.at GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
8 GUTE AUSSICHTEN SAISoN
TREND #01
ZURÜCK ZUR NATUR
Die Mischwaldklinik Burnout-Kliniken sind auf Monate ausgebucht, die Termine bei Therapeuten langfristig vergeben, parallel steigen die Besucherzahlen in den Tiroler Naturparks. Suchen immer mehr Menschen Ruhe in ihrer Freizeit? Gibt es einen Trend „Zurück zur Natur“? Eine Bestandsaufnahme. VON NINA HEIZER
U
m es kurz zu machen: Ja, es gibt ihn, den Trend „Zurück zur Natur“. Immer mehr Menschen suchen Ruhe und Erholung in der Natur. Das bestätigen Trendforscher, Psychologen, der Alpenverein und die steigenden Besucherzahlen der Tiroler Naturparks. Auch Touristiker haben das erkannt und setzen erfolgreich auf die Hinwendung zur Natur. Eine Initiative der Südtiroler Bergbauern wird hauptsächlich von stressgeplagten Großstadtmenschen aus Hamburg oder Frankfurt gebucht. Vier Wochen gehen sie den Landwirten auf dem Feld und im Stall zur Hand. „Eigentlich hatten wir erwartet, dass sich hauptsächlich Einheimische zur Verfügung stellen, um in ihrem eigenen Interesse mitzuhelfen, die Kulturlandschaft zu erhalten. Aber das Angebot zielt offenbar genau auf die Bedürfnisse der Menschen aus Ballungszentren ab“, sagt der Trendforscher Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts in der Nähe von Frankfurt. Die Buchungszahlen des Antarktis-Forschungsschiffs, des Luxus-Campingplatzes mit Zimmerservice und Parkettböden im Zelt in Frankreich oder des Baumhauses in Indien beweisen, dass vor allem der ökotourismus ein wachsendes Segment
REISEMOTIVE Die Gäste kommen laut der aktuellen T-MonaUmfrage nach wie vor wegen Landschaft, Natur und den Bergen nach Tirol. Für jeweils 74 Prozent sind das die ausschlaggebenden Buchungskriterien. Wegen der Ruhe kommen 53 Prozent und die Gastfreundschaft zieht 46 Prozent an. Gute Luft und gesundes Klima motivieren 43 Prozent. Erstmals findet sich auch der Tiroler Knödel auf der Liste wieder. Regionale Speisen/Getränke sind mit 26 Prozent unter den Top-Gründen. Naturgenuss in Verbindung mit regionaler Kulinarik gewinnt für Tirol damit weiter an Bedeutung.
ellen T-Mona-Studie der Tirol Werbung sind die Gäste besonders sensibel bei dem Thema Nachhaltigkeit: „Es sind in erster Linie die Intellectuals, die auch im Alltag versuchen, möglichst ökologisch, ressourcenschonend und umweltfreundlich zu leben und dementsprechend auch im Urlaub Wert darauf legen.“ Immerhin 17 Prozent der Gäste wären bereit, für entsprechende Angebote einen höheren Preis zu bezahlen. Wesentlich dabei sei, dass diese Angebote einen erkennbaren Nachhaltigkeits-Nutzen aufweisen und als solche glaubhaft seien. (Siehe auch Seite 38.) „Natur erscheint heute als etwas sehr Kostbares, weil sie bedroht ist“, sagt auch Steinle, „wir blicken heute anders auf die Welt als noch vor 20 Jahren. Wir sind bei Naturkatastrophen live dabei, das führt zu einer anderen Betroffenheit. Umweltschutz, der Erhalt der Schöpfung, der Natur gewinnt zusehends an Bedeutung. Und der Aufenthalt darin wird wertvoller.“ „Eine Studie hat gezeigt, dass zum Beispiel die Zillertaler Gäste die intakte Natur schätzen, die auch so erhalten bleiben soll“, sagt der Geschäftsführer des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen, Matthias Danninger, „damit zeigt sich, dass nicht nur die Natur an sich, sondern auch deren Schutz ein wichtiges Kriterium ist.“
niswelt oder der Einkauf bei Ikea sollen abgelöst werden von Erfahrungen in der Natur. „Immer mehr zieht es die Leute in die Natur und die Ruhe hinaus“, sagt Schwiersch, „sie spielt eine immer wichtigere Rolle. Selbst der kleine Garten rund um die Wohnung wird intensiv zur Erholung genützt.“ Dem oesterreichischen Alpenverein (oeAV) sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 133.000 Menschen beigetreten. Im Jahr 2011 waren es allein 15.000 Neuzugänge. Damit hat er nun insgesamt rund 415.000 Mitglieder. Ein Drittel davon ist unter 30 Jahre alt. „Die Berge sind unsere oasen im Alltag, Erholungsraum und einzigartiges Naturjuwel – dessen sind sich immer mehr Menschen bewusst“, sagt Generalsekretär Robert Renzler, „Jung bis Alt zieht es hinaus in die Natur und hinauf in die Berge.“ Berge, Landschaft und Natur sind laut der T-Mona-Umfrage bei drei Vierteln der Gäste nach wie vor die Top-Gründe, warum sie sich für einen Urlaub in Tirol entscheiden. Mit „Natur“ verbinden viele auch „Ruhe“ und „gute Luft/gesundes Klima“. Die Möglichkeit zur Entschleunigung und das Abschalten vom Alltag sind für die meisten Gäste Faktoren, die sie mit ihrem Urlaub in Tirol in Verbindung bringen. Auf der Wunschliste ganz oben steht immer: mehr Zeit, weniger Stress haben. „Das Gefühl, im Hamsterrad gefangen zu sein, berührt heute fast alle Menschen. Die Natur bietet den wichtigen seelischen Ausgleich“, meint Trendforscher Steinle.
Berghütte statt Spaßbad. Die Men-
Selbstberuhigungsmaßnahme.
schen wollen sich nicht nur in gestalteten Kunstwelten bewegen – das nimmt auch der Psychotherapeut, Psychologe und Bergführer Martin Schwiersch aus dem Allgäu wahr. Das Spaßbad, die Erleb-
Aber warum ist das so? Wieso entspannt es, auf grüne Wiesen und Wälder zu sehen, auf Berge zu klettern und an der Baumgrenze entlangzuwandern? „Wir leben zunehmend in Städten, unsere evolutionäre
ist. „Die Menschen suchen nicht mehr das klassische Fünf-Sterne-Hotel, sondern Anbieter, die auch die Nähe zur Natur bieten“, sagt Andreas Steinle.
USP Nachhaltigkeit. Laut der aktu-
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Entspannend. Natur muss nicht immer spektakulär sein, um als etwas Außergewöhnliches wahrgenommen zu werden.
© Zillertal Tourismus Gmbh/Andre Schönherr, Michael Rathmayr
Anlage zeichnet uns aber als Naturwesen aus. Irgendwann einmal waren wir Jäger und Sammler und immer noch sind wir manchen Tieren biologisch sehr nahe“, sagt Steinle, „das In-der-Natur-Sein ist etwas sehr Elementares für uns, es gehört zu unserem natürlichen Wesen dazu. Wenn wir in Städten leben, haben wir ein Defizit, einen Mangel.“ Wenn jemand zehn Stunden am Tag auf dem Feld ackert, entstehe natürlich keine Sehnsucht nach der Natur. Bei dem, der acht Stunden am Tag in einem geschlossenen Zimmer vor dem Computer sitzt, wächst sie allerdings schon. Das hat auch Psychologe Schwiersch beobachtet: „Die Stadt stresst und fordert. Natur ist eine Reizumgebung, in der sich zwar auch ständig etwas ändert, aber sie erschöpft nicht. Städte erschöpfen. Da will ich mich abends in mein Zimmer zurückziehen. Von der Natur muss ich mich nicht erholen, sie entspannt mich. Ein Spaziergang ist die zentrale Selbstberuhigungsmaßnahme in Menschenhand.“ Natürlich nur, wenn er nicht durch die Innenstadt führt. In der Natur findet eine Form der Endorphin-Ausschüttung im Gehirn statt. Verhaltensbiologen haben in Untersuchungen herausgefunden, dass eine bestimmte Landschaft Alphawellen im Hirn auslöst. Wiesen, leicht hügelige Felder, ein leichter Waldbestand haben die gleiche Wirkung, als sich zu entspannen oder die Augen zu schließen. „Eine grüne und offene Landschaft, die auch Schutz und Nahrung verspricht, wie zum Beispiel in der Toskana, scheint die Heimatlandschaft des Menschen zu sein“, sagt Schwiersch. Es entsteht eine Grundberuhigung, wenn Menschen ins Grüne gehen. Auch die Sportler haben ihre Gründe, warum sie sich mit dem Rad, den Skiern oder zu Fuß auf den Berg quälen und nicht am Stepper
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© ZUKUNFTSINSTITUT GMBH
oder dem Spinningrad in einem Fitnesscenter schwitzen. „Es gibt Studien, dass die Endorphin-Ausschüttung eine andere ist als bei gleicher Betätigung indoor. In der Natur bekommen sie andere Sinneseindrücke als bei gleicher Betätigung hinter Mauern.“ Langfristige Naturaufenthalte haben nachgewiesen eine selbstberuhigende Wirkung auf Menschen. Und noch ein Effekt wurde festgestellt: Das Wissen, dass die
Filmen und in der Unterhaltung triff t eine Reflexionsebene auf die nächste. Seit rund 50 Jahren ist der Umgang mit Reizen immer schneller geworden. „Wenn man so rasch von einer Ebene zur nächsten und wieder zurück wechselt, nimmt man nur mehr grobe und große Reize wahr“, sagt Psychologe Martin Schwiersch, „dem kommen gewisse Tourismusangebote entgegen. Wenn unsere Wahrnehmung grob wird, muss es auch in der Natur
„Wir bewegen uns von der industrialisierten Gesellschaft hin zur Wissensgesellschaft. Die Hinwendung zur Natur soll unsere Seele wieder kitten.“ ANDREAS STEINLE, TRENDFoRSCHER
Natur vorher da war und nachher noch da sein wird, gibt Menschen Halt. „In der Natur kann ich mich verorten. Da weiß ich wieder, wo ich hingehöre, wo meine Stellung in der Welt ist. Das funktioniert auf Facebook oder in anderen virtuellen Welten nicht. Ich erfahre Natur als etwas Gegenwärtiges, wo ich dazugehöre, was ebenfalls lebendig ist und was mich ernährt“, sagt Schwierisch. Seiner Meinung nach gibt es diesen Effekt auch bereits nach kurzen Aufenthalten in der Natur.
„Seele kitten“. In jeder Umbruchphase von Gesellschaften habe es eine Romantisierung der Natur gegeben, sagt Andreas Steinle, der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts. Schon im 18. und 19. Jahrhundert, als der Schritt zur Industrialisierung gemacht wurde, sei die Natur in einer ganzen Epoche verklärt dargestellt und wahrgenommen worden. Der Umzug in die Städte war ein „Bruch der Seele“. „Das passiert nun wieder. Wir bewegen uns von der industrialisierten Gesellschaft hin zur Wissensgesellschaft. Die Hinwendung zur Natur soll unsere Seele wieder kitten.“ Der moderne Mensch hat seinen Umgang mit Reizen sehr verändert. Bei sozialen Kontakten, der Arbeitswelt, in
krachen und scheppern und ein Event sein, damit es Menschen fesselt. Denn damit kommen die Veranstalter den Wahrnehmungsgewohnheiten der Leute entgegen.“ Dadurch werde die Natur zu einer Theaterbühne und der Mensch zum Zuschauer in der Natur, in der er nichts mehr selbst gestalte. Der Trend wird weiter wachsen. Das Bedürfnis nach Ruhe, Stille und Zu-sichKommen wird immer wichtiger für den modernen Menschen. Früher seien orte mit nur einem kleinen Skilift belächelt worden. „Aber durch die Lebensumstände der meisten Menschen sind diese vielleicht sehr froh, wenn mal der Stecker gezogen wird.“ Den Touristikern rät Schwiersch daher, nicht nur auf ein Boot in Form von eventgestalteter Natur zu setzen.
Luxus der Einfachheit.
Das deckt sich mit dem Vorschlag von Andreas Steinle. Zusätzlich würde der Trendforscher den Menschen vermehrt einen authentischen Zugang zur Natur anbieten. Vor allem auch durch Partizipation, wie bei der Bergbauernhilfe in Südtirol. „Dieses Angebot triff t natürlich nicht das Bedürfnis jedes Reisenden. Für vier Wochen auf dem Feld mitzuhelfen, das mag nicht jeder.“ Aber
vielleicht wäre ein Tag ein willkommener Einblick in das Leben der Bauern vor ort. Ein unverfälschter Blick auf die Natur, nichts künstlich Inszeniertes. Die Touristiker sollten den Menschen mehr den Luxus der Einfachheit nahebringen. Auch die Herstellung von Produkten aus der Region treffe auf großes Interesse. „Die Reisenden von morgen wollen kein Souvenir, sondern eine einzigartige Erfahrung und Geschichte aus ihrem Urlaub mitbringen.“ Immer weniger mit dem Spektakel, sondern mit zwischenmenschlichen Erlebnissen könne man Gäste anlocken. Das sei, neben der Natur, der große Schatz von ländlichen Regionen: dass sie auf kulturellem Erbe sitzen, das viele Menschen interessiert.
Mega-Trend Wandern. Früher haben Wissenschaftler und Touristiker herauszufinden versucht, ob ein bestimmter Menschentyp die Natur nutzt; ob Harmoniebedürftige den Spaziergang brauchen und Ehrgeizige eher anspruchsvolle Touren bevorzugen. Wäre ja praktisch, wenn man genau wüsste, wie welcher Typ durch gezieltes Marketing zu erreichen wäre. Bergführer Schwiersch rät von diesem Zugang ab. Seiner Meinung nach führen diese Aufteilung und das Reduzieren auf Persönlichkeiten nicht mehr zum Ziel. Heute streut sich die Nutzung der Umwelt breit. „Auch junge Leute sind zum Beispiel auf den Mega-Trend Wandern aufgesprungen und teilen sich die Wege nun mit Senioren, Eltern und deren Kindern. Es vermischt sich“, sagt Schwiersch. Nur heißt es heute nicht mehr Wandern, sondern Trekking. „Es hat eine ‚Lifestylisierung‘ stattgefunden“, sagt Steinle, „neue Namen für Altbekanntes und Angestaubtes, neue Ausrüstungen mussten her.“ Aber auch beim Wandern verlangen die Urlauber nach Authentischem. Sie wollen Gämsen und Steinadler sehen. Die Nachfrage nach Kursen, Vorträgen, Exkursionen und Naturführungen haben zugenommen, berichten die Verantwortlichen in den Tiroler Naturparks. Und die Besucherzahlen sind in den vergangenen Jahren gestiegen. „Auch heuer verzeichnen wir steigende Buchungen“, berichtet Anette Kestler vom Naturpark Tiroler Lech. Der Gipfel des Aufwärtstrends ist noch nicht erreicht. ×
Š Zillertal Tourismus Gmbh/Andre SchÜnherr
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Naturerlebnis. Der Sonnenaufgang am Spieljoch im Zillertal
12 GUTE AUSSICHTEN SAISON
TREND #02
INDIVIDUALISIERUNG
Die Individualisten kommen Immer seltener buchen Gäste Pauschalangebote, vielmehr sind sie ihr eigener Reiseveranstalter – auch in Tirol. Ein Blick in die Zukunft der Pauschalreise. V O N S Y LV I A A I N E T T E R
K
urzreisen statt lange Aufenthalte, Nah- statt Fernreisen, Selfness statt Wellness – darüber, wie sich das Reiseverhalten ändern wird, wird viel spekuliert. Auch die Skiwoche von Samstag bis Samstag inklusive Fackelwanderung, Tiroler Abend und Schmankerlmenü sollen bald der Vergangenheit angehören. Stattdessen verlangen die Gäste nach individuellen Lösungen. „Individualisierung ist eine Entwicklung, die wir in den vergangenen Jahren verstärkt beobachtet haben“, erklärt der Trendforscher Andreas Reiter. Und sie triff t jeden Bereich: Mode, Musik, Einrichtung und Beziehungen. Kleidung großer Modeketten zu tragen und die Wohnung nur mit Möbeln eines schwedischen Möbelhauses auszustatten, ist nicht mehr
in. Viel mehr gefragt sind Einzel- und Designerstücke, die nun nicht mehr nur für Besserverdiener erschwinglich sind. „Beschleunigt wird diese Entwicklung durch den technologischen Fortschritt“, erklärt Andreas Reiter. Das Internet ermögliche schnelle und unmittelbare Kommunikation zwischen Konsument und Anbieter. Letztere gehen auch auf (fast) alle Wünsche der Kunden ein.
Nicht von der Stange.
Ein T-Shirt nach eigenen Vorstellungen designen, das Frühstücksmüsli individuell zusammenstellen und die eigenen Urlaubsbilder auf Leinwände drucken: Individualität ist inzwischen Normalität, die Menschen suchen nach Dingen, die zu ihnen passen und ihre Persönlichkeit unterstreichen.
Diese Entwicklung macht auch vor dem Tourismus nicht Halt: Für eine Flugoder Hotelbuchung braucht es schon lange kein Reisebüro mehr, Sonderwünsche können unmittelbar via Internet deponiert werden, für Fragen steht ein Hotel-Mitarbeiter im Echtzeit-Chat zur Verfügung. Auch sein Programm am Urlaubsort kann jeder Urlauber mit wenig Aufwand selbst zusammenstellen – Veranstaltungskalender, virtuelle Wanderführer, Restaurantbewertungsplattformen und Reiseforen gibt es schließlich genug.
Selbst ist der Gast. Ist die Pauschalreise also am Ende?„Generell kann gesagt werden: Je komplexer eine Reise ist, umso weniger individuell kann sie sein. Bei weniger komplexen Reiseformen wie
© ACHENSEE TOURISMUS, ZTB ZUKUNFTSBÜRO
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„Große Hotels haben kaum Probleme, die Erwartungen zu erfüllen. Kleinere Betriebe sollten Netzwerke bilden.“ ANDREAS REITER, TRENDFORSCHER
zum Beispiel Städtereisen bucht der Gast alles selbst – hier braucht es nicht mehr zwingend einen Reiseveranstalter“, sagt Reiter. Die Tendenz ginge aber in Richtung „pauschalierte Individualreise“. Der Gast will sich seine Reise aus verschiedenen Bausteinen zusammenstellen, je nach seinen persönlichen Vorlieben. Die Zahlen geben Reiter Recht: Laut einer Studie des ADAC Deutschland organisieren 70,6 Prozent der Deutschen ihre Reisen (ganz oder zumindest in Teilen) selbst. Deutliche Unterschiede gibt es bei Nah- und Fernreisen. Bei Fernreisen liegen die Selbstorganisierer bei nur 53,4 %, von den Urlaubern im eigenen Land buchen 89,4 selbst – also nicht über einen Veranstalter (ADAC Reisemonitor 2012). Doch wie können Reiseveranstalter und Hoteliers auf diese Entwicklung adäquat reagieren? „Die höheren Ansprüche der Gäste haben natürlich einen Mehraufwand zur Folge“, erklärt Reiter, „durch die individuellen Kommunikationskanäle im Internet können aber individuelle Angebote gemacht werden
– und genau diese Betreuung erwartet sich der Konsument auch.“
Netzwerke bilden.
Allerdings gibt es keinen Grund zur Panik, dass der Alpentourismus mit den rasanten Entwicklungen nicht mithalten könnte. Die Ausgangsposition der Tiroler Betriebe sei gut: „Sowohl im Bereich der technologischen Infrastruktur als auch bei der Servicequalität ist Tirol auf einem guten Weg. Es gibt schon jetzt sehr differenzierte Angebote – hier ist die Individualisierung bereits angekommen“, befindet Reiter. Nachteile sieht der Zukunftsforscher vor allem für kleinere Betriebe, die es sich nicht leisten können, zum Beispiel eine App programmieren zu lassen oder einen Mitarbeiter abzustellen, der als Community-Manager online rund um die Uhr für die Anliegen der potenziellen Gäste da ist. Wie können Klein- und Mittelbetriebe auf den Individualisierungs-Trend reagieren? „Große Hotels haben kaum Probleme, die Erwartungen zu erfüllen. Kleinere Betriebe sollten Netzwerke bilden“, rät Reiter. ×
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14 GUTE AUSSICHTEN SAISON
TREND #03
Kurz und schnell. Der Urlaub für wenige Tage beinhaltet auch den Wunsch, in kurzer Zeit möglichst viel zu erleben. Von der Rezeption direkt ins Bad oder in die Berge, heißt die Devise.
© ÖTZTAL TOURISMUS, IMST TOURISMUS, TRAVEL PARTNER, SISSI FURGLER
KURZURLAUBE
1.000 Kilometer für drei Tage Urlaub Der Kurzurlaub hält auch im Wintertourismus vermehrt Einzug. Und: Immer öfter werden lange Anreisen für den schnellen Urlaub in Kauf genommen. VON ERNS T SPRENG
W
ir beobachten derzeit, dass es bei Gruppenreisen für die Urlauber kein Problem ist, bis zu 1.000 Kilometer Fahrt auf sich zu nehmen, um einen Kurzurlaub zu machen“, erklärt Hannes Winkler, Geschäftsführer von Travel Partner, einem der größten Incomer in Österreich. Für Winkler hat sich der Trend zum Kurzurlaub in den vergangenen Jahren nicht wirklich verstärkt, allerdings „haben sich die längerfristigen Urlaube aufgehört“. Ein relativ neuer Trend ist für Winkler, dass das Thema Kurzurlaub im Wintertourismus Einzug hält. „Holländische Reisegruppen kommen immer öfter auch im Winter für zwei oder drei Tage nach Österreich.“
Ohne Angebot wenig Bedürfnis. Kurzurlaub hat sehr oft mit sportlichen Erlebnissen, Kulinarik, Wellness und ähnlichen Spezialangeboten zu tun. Wer hier ein Angebot schaff t, hat Erfolg. Ein Beispiel dafür ist die Region Imst, die sich in den vergangenen Jahren einen ausgezeichneten Namen in der Kletterszene gemacht hat. Die Spezialisierung auf diese Angebotsgruppe brachte es mit sich, dass
„Unser gutes Angebot als Kletterregion brachte auch den Trend zum kurzen Aufenthalt mit sich.“ HARALD BAUER, OBMANN IMST-TOURISMUS
man sich auch mit dem Thema der kurzen Aufenthalte auseinandersetzen musste. „Der Kletterer ist der klassische KurzzeitUrlauber“, erklärt Harald Bauer, Obmann von Imst Tourismus. „Viele unserer Gäste kommen aus Bayern und müssen für eine Klettertour nicht unbedingt hier übernachten. Will er es doch, entscheidet er sich kurzfristig nach Wetterlage. Darauf haben sich unsere Betriebe inzwischen gut eingestellt.“ Harald Bauer bringt ein weiteres Beispiel für einen Urlaubertyp, der oft nur für eine Nacht bleibt. „Wir erleben derzeit einen Boom bei Fernreisenden auf dem Fahrrad. Imst ist geschichtlich gesehen
schon immer ein Etappenort gewesen. Heute erleben wir das mit Radreisenden erneut.“ Schaff t man also durch Spezialisierung auf ein Thema ein Bedürfnis nach Kurzaufenthalten, stellen sich die Betriebe rasch mit entsprechenden Angeboten darauf ein. Und profitieren von neuen Gästeschichten.
Eine Frage des Preises. Der Hauptgrund für kürzere Aufenthalte ist für Incomer Hannes Winkler die Kostenfrage. „Urlaub ist primär eine Preisfrage. Das Motto derzeit lautet: Bevor wir gar nicht fahren, fahren wir für ein paar Tage“, erklärt Winkler. „Die Kostenfrage ist eine Tatsache,
15 Wertschöpfung spricht für Kurzurlaub dass die Gäste auch den Wunsch verspüren, in einem Jahr verschiedene Regionen zu besuchen, eine persönliche Vermutung.“ Für Harald Bauer bedeutet Kurzurlaub auch Zeitmanagement. „Der Instant-Urlauber braucht ein knackiges, kurzweiliges Angebot für seine spärliche Zeit. Der Erlebnissuchende kommt meist in Gruppen und oft ohne Familie. Damit ist er auch ein wichtiger Werbeträger für den Langzeit-Urlaub“, so Bauer.
Gernot Riedel ist der neue Geschäftsführer der Region Kitzbüheler Alpen – St. Johann i. T. In seinen Augen verlangt der Trend zum Kurzurlaub einiges an Engagement.
„Bevor man gar nicht Urlaub macht, fährt man lieber für wenige Tage.“ HANNES WINKLER, GF TRAVEL PARTNER
Chancen sind groß. Dass der Kurzurlaub eine Chance ist, darüber sind sich Touristiker einig. Hannes Winkler geht hier sogar einen Schritt weiter. „Die tägliche Anreise ist eine Notwendigkeit. Es ist anachronistisch, dass man dem Gast sagt, wann er an- und abreisen muss.“ Winkler stellt in Tirol in diesem Zusammenhang eine zaghafte Flexibilisierung fest. Je höher die Hotel-Kategorie – so Winkler –, desto normaler sei die jederzeit mögliche Anreise. „Aber gerade im Winter sind wir von täglichen Anreisen noch weit entfernt. Im Sommer zeigt man sich flexibler“, erklärt Winkler. „Wobei man fairerweise sagen muss, dass die alten Reiserhythmen auch noch immer im Kopf des Gastes verankert sind.“ Der Kurzurlauber kann vor allem für die Zwischensaisonen eine echte Chance sein. „Da der klassische Kurzurlauber meist nicht in der Familienstruktur verreist, ist er auch nicht an Schulferien gebunden“, meint Harald Bauer. „Sportliche Erlebnisse oder den Wellnessurlaub zu zweit verbringt man anders. Darum ist dieser Gästetyp prädestiniert für eine höhere Auslastung in den Zwischensaisonen.“ Und Hannes Winkler bringt noch ein wichtiges Argument für die Flexibilisierung ins Spiel. „Gibt es in einem Ort mehrere Hotels in der gleichen Qualität und Ausprägung, ist das Eingehen auf die Bedürfnisse der Kurzurlauber sicherlich ein Wettbewerbsvorteil für den einzelnen Betrieb.“ ×
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AISON: Herr Riedel, haben sich Hotels und touristische Betriebe bereits auf tägliche An- und Abreise eingestellt? GERNOT RIEDEL: Vielfach leider nicht, was ich aus beiderlei Sicht durchaus verstehen kann, wobei es für größere Betriebe längst zum Alltag gehört. Der klassische Urlaubsrhythmus ist nach wie vor von Samstag bis Samstag. Leider gelingt es oft nicht, die verständlichen Wünsche beider Seiten zu befriedigen. Wobei es meistens nicht um die tägliche An- und Abreise geht, sondern um Überschneidungen der Wünsche an den Wochenenden. Welche Chancen bietet der Trend zum Kurzurlaub für den Tourismus? Durch attraktive Preisgestaltung oder Themenpackages gelingt es, nachfrageschwache Zeiten zu aktivieren. Ein Erfolgsbeispiel in diesem Bereich, wenngleich auch sehr kontroversiell diskutiert, sind Hoferreisen, Tchibo & Co. Hier erreicht man nicht immer den vom Hotelier/Vermieter gewünschten Preis. Aber das teuerste Bett ist meist doch das leere Bett. Ist Kurzurlaub ein Thema, um die Zwischensaisonen zu beleben? Mit 08/15-Angeboten gelingt es nicht, so die Zwischensaison zu beleben. Ohne klare Positionierung auf Themen, die auch in der Zwischensaison erlebbar sind, kann diese Chance kaum bis gar nicht genutzt werden. Wie waren Ihre Erfahrungen mit dem Thema Kurzurlaub als Geschäftsführer am Wörthersee? Die Auslastung betreffend sicher durchaus problematisch. Gerade am Wörthersee hatten wir einen Inlandsurlauberanteil von 57 Prozent. Der Österreicher entscheidet oft erst wenige Tage vorher aufgrund von Witterungslagen, ob es für zwei bis vier Tage an einen Kärntner See geht. Bei schlechtem Wetter bleibt er zu Hause. Die Wertschöpfung wiederum spricht oftmals durchaus für Kurzurlauber, da bei kürzeren Aufenthalten pro Tag mehr ausgegeben wird. Vielen Dank für das Gespräch.
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16 GUTE AUSSICHTEN SAISON
TREND #04
SKIFAHREN BLEIBT ZUGPFERD
„Letztlich wollen sie alle in die Alpen“ Allen Unkenrufen zum Trotz wird Tirols Tourismus auch in Zukunft auf den Wintersport als Zugpferd bauen können. Allerdings wird man um Innovationen nicht umhinkommen, wenn auch die kommende Generation ihren Wohlstand auf dem Geschäft mit den Gästen aufbauen will. VON S TEFFEN AROR A
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hne Tourismus wäre Tirol vom aktuellen Wohlstand weit entfernt. Dasselbe gilt für Österreich. Die Branche erwirtschaftet bundesweit jährlich 42 Milliarden Euro, das sind rund 15 Prozent des BIP. Jeder fünfte Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt vom Tourismus ab. Dies bedeutet aber auch eine enorme Abhängigkeit, die hinsichtlich des voranschreitenden Klimawandels, dessen tatsächliche Folgen jedoch kaum fundiert prognostiziert werden können, und grundlegender demografischer sowie sozialer Veränderungen für Unruhe sorgt. Immer wieder ist von einem drohenden Ende dieses goldenen Zeitalters die Rede. Doch führende Experten sind sich einig: Der Wintertourismus, und mit ihm der Wintersport, bleiben langfristig Basis des touristischen Erfolgs Tirols. Hubert Siller, Leiter des Tourismus-Lehrgangs am Innsbrucker Management Center (MCI), bringt es klar auf den Punkt: „Es gibt für Tirol und die gesamte Alpenregion keine Alternative zum Wintersport.“ Doch zugleich bekräftigt Siller, dass die Wintersaison kein Goldesel sei, der automatisch funktioniere. Es bedarf permanenter und konsequenter Innovationen, um die Gäste langfristig halten zu können.
Düsteres Zukunftsszenario. Welche Auswirkungen ein Wegbleiben der Wintergäste für touristische Regionen wie Tirol haben kann, zeigt der preisgekrönte Kurzfilm „Was göönd mi d Gescht aa?“ des Filmemachers Dénes Széchényi (P8Hof-
herr), den er im Auftrag der Walser Raiffeisen Holding anlässlich der Kleinwalsertaler Dialoge produziert hat. In dem fiktiven Streifen zeichnet Széchényi ein düsteres Zukunftsszenario einer Alpenregion im Jahr 2031, die einst vom Wintertourismus lebte und die ihrer Gäste verlustig ging. Als Grund wird im Film das mangelnde Interesse der Einheimischen am Tourismus genannt. Ohne die Bereitschaft und den Willen, mit Gästen zu arbeiten, sei Tourismus nun einmal nicht möglich. Im Kurzfilm wird von einer Region erzählt, die den Wohlstand, den sie durch den Tourismus erlangte, als Selbstverständlichkeit missverstanden hat. In der Folge wurden den Einheimischen die Gäste lästig, ein Übel, das die Branche mit sich brachte. Die viel zitierte Gastfreundschaft wurde zur hohlen Phrase, was sich letztlich rächte. Plötzlich blieben die Gäste aus, die Region begann zu sterben. Die Jungen wanderten ab, die Betriebe sperrten zu. Was bleibt, sind leere Hotels.
„Was göönd mi d Gescht aa?“ mag nur ein Film sein, doch das darin beschriebene Szenario baut auf Tatsachen auf. So gut sich der Tourismus in Tirol entwickelt hat, so gefährlich ist der Trugschluss, dass diese Entwicklung ein Selbstläufer ist. Es bedarf permanenter Arbeit am Angebot, um den Gast auch künftig für Tirol als Urlaubsdestination zu begeistern. Die Voraussetzungen dafür sind durchaus vorhanden, wie auch MCI-Professor Hubert Siller bestätigt: „Skisport wird das große Zukunftsthema bleiben. Denn dahinter steht eine ganze Industrie, die über den Wintersport einen Lifestyle verkauft.“ Damit dieser Lifestyle funktioniert, muss das Produkt, das ihm zugrunde liegt, jedoch jung und dynamisch bleiben. Und in dieser Hinsicht sind die Urlaubsregionen gefragt, die ihr Angebot diesen Anforderungen anpassen müssen. Es genügt nicht, wie auch der genannte Kurzfilm zeigt, auf Bestehendes zu vertrauen. Die Gäste werden von Jahr zu Jahr anspruchsvoller, sind
© @TVBPITZTAL, BIRGIT PICHLER
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„Skisport wird das große Zukunftsthema bleiben. Denn dahinter steht eine ganze Industrie, die über den Wintersport einen Lifestyle verkauft.“ HUBERT SILLER, LEITER MCI TOURISMUS
ständig auf der Suche nach Neuem. Wer dies nicht erkennt oder wahrhaben will, wird zurückbleiben.
Das Potenzial ist da. Dass der Wintertourismus weiterhin Potenzial birgt, zeigen schon die aktuellen Zahlen. Trotz weltweiter und vor allem europäischer Krisenstimmung konnte Tirol in der abgelaufenen Wintersaison ein neues Rekordergebnis einfahren. Die Tourismusbranche hat sich damit einmal mehr als krisensicherer Devisenbringer und Wirtschaftsmotor erwiesen. Zugleich attestieren aktuelle Studien dem Wintersport noch beträchtliches Wachstumspotenzial. So etwa die in der SAISON bereits ausführlich behandelte Erhebung zum Skifahrerpotenzial in Europa, durchgeführt 2010 von der Firma MANOVA gemeinsam mit touristischen Partnern. Sie zeigte ein erfreuliches Bild für die Seilbahnwirtschaft und den Wintertourismus. Die Befragungen wurden in den fünf Kernmärkten Deutschland,
Österreich, Niederlande, Großbritannien, Italien sowie in den neuen Märkten Polen, Rumänien, Tschechien und russischen Ballungszentren durchgeführt. 2011 wurde die Studie um die Märkte Slowenien, Kroatien und Ungarn ergänzt. Das vielversprechende Ergebnis ließ Touristiker jubeln: In den untersuchten Märkten gibt es rund 55 Millionen Skifahrer zwischen 14 und 70 Jahren. Davon stehen mehr als 33 Millionen jedes Jahr zumindest einmal auf den Skiern. Zudem hat sich auch das Potenzial der interessierten Nicht-Skifahrer auf 40 Millionen erhöht, wovon sich elf Millionen sicher vorstellen können, mit dem Skifahren anzufangen.
Angebote schaffen.
So erfreulich diese Zahlen auch sind, sie bedeuten auch viel Arbeit für die Zukunft. Zu diesem Schluss kommt die bemerkenswerte „Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2010+“ von Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln. Roth hat
erstmals den wichtigsten Herkunftsmarkt für Tirol, Deutschland, auf sein Potenzial in Sachen Wintersport wissenschaftlich untersucht. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass es vor allem die einkommensstarken Haushalte sind, die Wintersport betreiben. Zudem entwickelt sich Wintersport immer mehr zu einem exklusiven Vergnügen, das sich vor allem Familien mit Kindern zunehmend nicht mehr leisten können. Hier sieht auch Hubert Siller vom MCI dringenden Handlungsbedarf. Zwar sei es grundsätzlich positiv zu beurteilen, dass Wintersport als Luxusgut mehr Einnahmen bringt. Zugleich dürfe man aber nicht vergessen, Alternativangebote für kleinere Geldbeutel zu schaffen. Schließlich sind Kinder die Zukunft des Tourismus. Und wer in seiner Jugend keine Erfahrungen auf Skiern oder Snowboard gemacht hat, wird kaum als Erwachsener damit beginnen. Preiswerte Angebote stellen somit auch eine Investition in die Zukunft dar. Letztlich stellt sich gerade für den Wintertourismus die Frage nach der drohenden Konkurrenz durch neue Märkte, wie in Zentral- und Osteuropa. Siller beschwichtigt hier jedoch: „Wenn der Wintersport im Osten wächst, so ist das nur gut für uns. Denn damit wächst auch die Zahl der aktiven Skifahrer.“ Tirol sollte dankbar sein, wenn sich in Märkten in „Fahrdistanz“, wie etwa Tschechien und Polen, ein neuer, winteraffiner Markt ausbilde. Denn, so Siller: „Letztlich wollen sie alle in die Alpen.“ ×
SKIFAHRERPOTENZIAL IN DEUTSCHLAND Die wichtigsten Ergebnisse der MANOVA-Studie 2010 im Überblick: • Jeder vierte Deutsche (16 Mio. Personen zwischen 14 und 70 Jahren) fährt zumindest alle paar Jahre einmal Ski. • Etwa die Hälfte davon (8,4 Mio.) sind Wintersportfans, die jährlich Ski fahren. • In der Gruppe der Nicht-Skifahrer (45,6 Mio. Personen, die noch nie Ski gefahren sind oder damit fix aufgehört haben) könnten sich 9,3 Mio. vorstellen (wieder) damit anzufangen. • Die maßgeblichen Barrieren für den Skisport sind neben den kaum überwindbaren finanziellen und gesundheitlichen Gründen, vor allem auch die Wahrnehmung von „Kälte und Nässe“ und dass der Skisport oft insgesamt als „mühsam“ angesehen wird.
18 GUTE AUSSICHTEN SAISON
TREND #05
EREIGNISTOURISMUS
Event wirkt Gauderfest, Weltcup-Opening, Popkonzert. Tausende Besucher pilgern jährlich zu diesen Großveranstaltungen und wollen vor allem eines geboten bekommen: Erlebnis. Und von dem erzählen sie dann auch gerne weiter. V O N J A N E K AT H R E I N
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© TIROL WERBUNG
nd es wurde Licht. Mariah Carey wünschte sich heuer für ihren Auftritt in Ischgl zwei Verfolger-Scheinwerfer und wurde prompt in gleißendes Licht getaucht. Und auch für die Pressekonferenz waren besondere Lichtanforderungen zu erfüllen. Am Ende musste aber selbst die Popdiva über das Alpenpanorama, das sich da auf der Idalpe vor ihrem Auge ausbreitete, staunen. „Ich habe noch nie Vergleichbares gesehen“, meinte Carey. Den etwa 14.000 Fans, die zum Konzert auf die Idalpe gekommen waren, erging es wohl ähnlich. Seit 1995 sind die „Top of the Mountain“-Konzerte in Ischgl ein Publikumsmagnet. Die Liste der Musiker, die
bisher auf der Idalpe aufgetreten sind, liest sich wie ein Who-is-who der internationalen Musikbranche. Elton John, Sting, Tina Turner, Pink, Kylie Minogue, Alicia Keys und The Killers. Längst hat sich die „Top of the Mountain“-Veranstaltung zu einer Serie entwickelt, in die sich ein Opening-, ein Oster- und ein Closing-Konzert ideal fügen. Mariah Carey war der teuerste Act, den Ischgl bisher hatte, verriet Veranstal-
„Wir setzen auch weiterhin auf diese Art von Kommunikation über Events, weil wir glauben, dass das ein bewährter Kanal ist, wo man Menschen besonders gut in ihrer Emotion abholen kann, weil man sie in ihrer Freizeit erreicht.“ CLAUDIA KNAB, BEREICHSLEITERIN MARKENMANAGEMENT TIROL IN DER TIROL WERBUNG
ter Peter Rainer, ohne Details zur Gage zu nennen. „Ischgl hat durch die Konzerte im Winter ein Alleinstellungsmerkmal, das es sonst nirgendwo gibt“, bestätigt Josef Kurz, Marketingleiter des TVB PaznaunIschgl. Und der sieht in Ziffern gemessen so aus: Die Nächtigungszahlen sind seit 2000 von 1.043.334 auf 1.322.335 gestiegen – ein Effekt, der von den Touristikern zu einem großen Teil auf die Großkonzerte zurückgeführt wird. Der Rest ergibt sich aus Besuchen im Rahmen gesellschaftlicher Events, Sportveranstaltungen und Business-Events. „Ischgl ist für mich sehr beispielgebend für eine erfolgreiche Umsetzung des Eventtourismus. Mit der jährlichen Ausrichtung von großen Konzerten auf über 2.000 Metern Seehöhe hat sich die Tourismusregion auch im Ausland einen Namen gemacht“, erklärt Claudia Knab, Bereichsleiterin Markenmanagement Ti-
© TVB ISCHGL-PAZNAUN
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Popdiva am Berg. Mariah Carey begeisterte diesen Frühling 14.000 Fans auf der Idalpe. Ischgl hat sich mit den „Top of the Mountain“Konzerten im Winter ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet.
rol in der Tirol Werbung. Kultur und Sport sind zwei starke Themen, die im Paznauntal gut zusammenfinden. Die naturräumlichen Gegebenheiten im Skigebiet Silvretta Arena Ischgl/ Samnaun, das sich bis ins Hochgebirge ausdehnt, sichert die Skisaison bis weit in den Frühling hinein und ein Konzert auf 2.000 Metern Seehöhe hat auch etwas Exklusives. Events seien Dienstleistungsgüter, die den Kunden eine besondere Erlebnisqualität bieten, erklärt Claudia Knab. Die Themen, mit denen Großereignisse in Tirol besetzt werden, sind vielfältig. Musik und Sport in Ischgl, Tradition im Rahmen des Gauderfestes im Zillertal, Sport beim Weltcupauftakt der Ski-Alpinen in Sölden. Ob Sport, Kultur oder Tradition – das eine muss das andere nicht ausschließen. Entscheidend sei, so Claudia Knab, dass die Themen authentisch sind und im besten Fall auch von den Einheimischen mit gelebt werden.
Zeitgeist. Andrew Hourmont etwa hat 1993 mit dem Air & Style-Contest den Nerv der Zeit getroffen. Er sprach mit der Snowboard-Session ein junges Publikum an, das über die Jahre mit der Veranstaltung erwachsen geworden ist. Die Boardercommunity lebt den Geist das ganze Jahr hindurch, die lokale Szene „shredded“ auf der Seegrube oberhalb der Stadt. Und Innsbruck ist weit über die Landesgrenzen hinweg als Snowboard-Mekka bekannt. Dass Tirol im Ausland vor allem als Sportland wahrgenommen wird, ist kein Zufall. Großereignisse wie die FIS Alpine Ski-WM 2001 in St. Anton, die Biathlon-WM 2005 in Hochfilzen, die Euro 08 in Innsbruck oder zuletzt die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele 2012 in Innsbruck und Seefeld verursachen ein Rauschen im medialen Blätterwald. Die Bilder, die davon um die Welt gehen, transportieren Geschichten und diejenigen, die sie erlebt haben, erzählen sie gerne weiter. „Die Tirol Werbung setzt seit vielen Jahren in ihrer Kommunikation auf die Nutzung von medialen Großveranstaltungen, um das Image und die Bekanntheit der Marke Tirol zu steigern“, erklärt Claudia Knab, die die Marke seit mehr als einem Jahrzehnt begleitet. Mit den Plattformen Kultur.Tirol und Sport.Tirol ist es gelungen, diese Themen unter einem Dach zu bündeln. Langfristige Effekte können sich aber auch eher unerwartet ergeben, wie man nach der Euro 2008 erkennen konnte. Obgleich Tirol nicht als Fußballmekka wahrgenommen wird, pilgern seitdem Dutzende Topteams jeden Sommer in die Täler und auf die Plateaus. Sie haben Tirol während der Europameisterschaft als Platz für ihre Trainingslager entdeckt. London 2012. In wenigen Wochen werden die Tiroler eine andere Bühne bespielen. Ende Juli beginnen die Olympischen Sommerspiele in London. Tirol wird dieses Ereignis nutzen, um sich als „Kraftplatz der alpinen Welt“ und Herz der Alpen zu positionieren, als die touristische Destination Österreichs mit der größten Wintersportund Bergkompetenz. Mit im Boot sind die Regionen Kitzbüheler Alpen, Innsbruck, Ischgl und Zillertal, der Flughafen Innsbruck sowie Repräsentanten der Tiroler Wirtschaft mit Standort-
agentur und Wirtschaftskammer und Wirtschaftspartner wie Doppelmayer. „Wir wollen sämtliche Multiplikatoren – Sponsoren, Medien, Aktive, Zuseher – mit diesem Engagement erreichen und hoffen, dass sie ihren nächsten Urlaub in Tirol verbringen, ihre Betriebe in Tirol ansiedeln oder zum Studieren nach Tirol kommen“, beleuchtet Claudia Knab den gemeinsamen Auftritt. Die Kooperation mit dem Österreichischen Olympischen Komitee ist auf mehrere Jahre ausgerichtet und soll sich nach den Sommerspielen in London im Winter 2014 im russischen Sotschi fortsetzen. ×
TIROL IN LONDON Das Opening des Austria House Tirol unter Beisein von LH Platter und Mitgliedern der Bundesregierung findet am 26.7. statt. Zugleich wird die Charity-Radtruppe rund um LH-Stv. Hannes Gschwentner, Josef Margreiter und Co. in London gebührend in Empfang genommen. Für standesgemäße Tiroler Kost sorgt TV-Koch Alexander Fankhauser. Am 29.7. lädt Tirol gemeinsam mit den Partnern YOG 2012, Österreichisches Olympisches Comité und Doppelmayr IOC-Mitglieder, Bergbahn-Partner und weitere wichtige Partner/ Multiplikatoren zum Tirol Snow Day. Am 31.7. folgt ein B2B-Tag mit Tourismusschwerpunkt, der Tirol Travel Day. Die wichtigen britischen Reise-, Fluglinien- und ConventionPartner Tirols werden mit den aktuellsten touristischen Informationen aus Tirol versorgt und in gewohnt gemütlichem Ambiente mit Tiroler Gastfreundschaft empfangen. Ein weiterer B2B-Schwerpunkttag ist der 8.8., dieser steht unter dem Motto Tirol Business Day. Dabei wird die nachhaltig-wirtschaftliche Komponente des (Urlaubs-)Standortes Tirol in den Vordergrund gerückt. Während der gesamten Spiele wird das Laufpublikum (B2C) im „Tirolean Alpine Garden“ des Österreich-Hauses herzlichst empfangen. Die gewohnte Gastfreundschaft Tirols, gemütliches Ambiente und typische Spezialitäten machen den Gästen einen Urlaub in Tirol schmackhaft. Informationen zum Projekt: Tirol Werbung Bastian Kaltenböck Tel.: 0512/5320-337 Bastian.kaltenboeck@tirolwerbung.at www.thealpsoflondon.at
20 GUTE AUSSICHTEN SAISON
TREND #06
INTERNATIONALISIERUNG
„Müssen den Fuß in der Tür haben“ Inder, die Ski fahren? Brasilianer beim Wandern? Die Welt verreist und Österreich will davon profitieren. Ein Interview mit Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, über die Internationalisierung des Tourismus und die Chancen des Alpenraumes. DA S INTERVIEW FÜHRTE ERNS T SPRENG .
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ie Österreich Werbung hat im vergangenen Jahr die Marketingoffensive „Neuer Schwung für neue Märkte“ ins Leben gerufen. Damit soll den Touristikern der Eintritt in neue Märkte erleichtert werden. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, sieht in vielen neuen Märkten großes Potenzial. SAISON: Frau Stolba, wie sieht die Österreich Werbung die Bedeutung, neue Märkte für Österreich zu erschließen? PETRA STOLBA: Österreichs Tourismuswirtschaft ist nach wie vor sehr stark von wenigen traditionellen Herkunftsmärkten abhängig. Drei Viertel aller Nächtigungen kommen aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden. Aber auch andere Märkte haben großes Potenzial. Ich bin überzeugt: Wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen. Wir setzen daher stark auf neue Märkte, die großes Potenzial für den heimischen Tourismus aufweisen. Welche neuen Märkte erschließt die Österreich Werbung derzeit? Wie schaut die Strategie der kommenden Jahre aus? Mit dieser Internationalisierungsoffensive setzen wir auf in touristischer Hinsicht relativ „junge“ Märkte im CEE-Raum und Übersee, die sich durch überdurchschnittliche Entwicklungschancen auszeichnen. Konkret handelt es sich dabei um die Länder Kroatien, Slowakei, Slowenien, Ukraine, Brasilien, China, Indien, Saudi Arabien,
„Wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen. Wir setzen daher stark auf neue Märkte, die großes Potenzial für den heimischen Tourismus aufweisen.“ PETRA STOLBA, GF ÖSTERREICH WERBUNG
Vereinigte Arabische Emirate, Türkei, Südkorea und Taiwan. Auch in den kommenden Jahren wollen wir das Wachstum und die Dynamik in diesen Märkten nutzen. In Indien und China beispielsweise entsteht eine Mittelschicht, die verstärkt nach Europa reist – da müssen wir den Fuß in der Tür haben. Wie reagieren exotische Märkte speziell auf das Angebot des Alpenraumes? Sehr positiv. Bei den arabischen Gäs-
ten beispielsweise ist der alpine Raum Österreichs besonders beliebt. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Ankünfte dieser Gäste mehr als vervierfacht. 2011 stiegen die Ankünfte um 33 Prozent. Wie agiert die Österreich Werbung derzeit im zentral- und osteuropäischen Raum? Der zentral- und osteuropäische Raum hat sich in den letzten Jahren zu einer der dynamischsten Herkunftsregionen für den heimischen Tourismus entwickelt. In den letzten 15 Jahren wurden die Ankünfte aus diesen Ländern mehr als verdreifacht. Und die Experten sehen für Zentral- und Osteuropa weiterhin ein hohes Wachstum, das wir für uns nutzen wollen. So soll das vielfach bereits etablierte Kerngeschäft im Winter ausgebaut und gleichzeitig Österreich als attraktive Sommerdestination positioniert werden. Ist die Internationalisierung des Tourismus eine Chance für den Sommer- oder Wintertourismus? Die Internationalisierung bietet sowohl für den Winter als auch den Sommer Chancen, insbesondere aber für die Saisonverlängerung. Waren bzw. sind die heimischen Betriebe bisher sehr stark von den Ferienterminen unserer deutschen und holländischen Nachbarn abhängig, eröffnen sich durch Gäste aus neuen Märken auch neue Auslastungsmöglichkeiten durch andere Ferienzeiten.
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© ÖW/JUNGWIRTH
Weltoffen. Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, macht Touristikern Mut, sich in neuen Märkten zu engagieren.
Wo sehen Sie bei der Internationalisierung des Tourismus die meisten Chancen für Tirol? Das Urlaubserlebnis im Lebens- und Kulturraum Alpen stellt für viele internationale Gäste eine Faszination dar, die sie auch einmal live erleben wollen. Neben dem vorher bereits erwähnten arabischen Raum ist auch der indische Markt ein Erfolgsbeispiel, den Tirol mit der perfekten Kulisse für viele Bollywood-Filme im Sturm erobert hat. Aber auch Gäste aus Japan begeistern sich für die Alpen: So gibt es seit dem vergan-
genen Jahr ein Angebot eines japanischen Reiseveranstalters für „Sommerfrische in Tirol“. Das neue Angebot wird von der Österreich Werbung und Innsbruck Tourismus gemeinsam beworben und hat allein im vergangenen Jahr bereits 5000 zusätzliche Nächtigungen in Innsbruck und den umliegenden Ferienregionen gebracht. Wie kann der einzelne Touristiker international punkten? Zuallererst macht sicher die Abstimmung innerhalb der Region oder
des Bundeslandes Sinn, auf welche internationalen Märkte bereits gesetzt wird. Auf der Website der Österreich Werbung stehen umfangreiche Informationen zu den wichtigsten Herkunftsmärkten zur Verfügung, ebenso wie in dem erst kürzlich in dritter Auflage erschienenen Handbuch „Märkte und Marktstrategien“. Hier erfahren Touristiker auch, mit welchem Angebot sie auf welchem Markt am besten punkten können. Vielen Dank für das Gespräch.
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Schlicht. Die Stube im Wirtshaus zum Griena gehört zu den ältesten im Zillertal.
TREND #06
AUTHENTIZITÄT
Glaubwürdig, echt und authentisch zu sein, sind wichtige Werte für Tirol als Gastgeberland. Die Tirol Werbung setzt deshalb in ihrer Bildsprache auf möglichst realitätsnahe Bilder. Warum aber auch das Ursprüngliche nicht ganz ohne Inszenierung auskommt, erklärt der Freizeitforscher Peter Zellmann. VON SONJA K AINZ
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as moderne Leben ist oft ziemlich kompliziert. Realität und Virtualität verschwimmen miteinander. Wir sind Teil einer Wissens- und Informationsgesellschaft, was unser Denken, unsere Art zu arbeiten und wie wir unsere Freizeit gestalten rasant verändert hat. „Unsere postmoderne Gesellschaft ist ein Konstrukt. Wir leben in einer Welt der Illusionen, der Blasen, des Virtuellen. Fotos sind gephotoshoppt, Filme voller CGI (Computer Generated Imagery, Anm.), Realityshows füttern uns mit einer Realität, die keine ist“, schreibt etwa die österreichischkroatische Autorin Anja Tajder. Kein Wunder, dass sich die Menschen in einem zunehmend virtuellen Umfeld nach dem Echten, dem Ursprünglichen, dem Authentischen sehnen – auch oder vielleicht sogar besonders im Urlaub und der Freizeit. „Die Menschen wissen mittlerweile, was gelogen ist und was ehrlich“, sagt der Trend- und Tourismusforscher Peter Zellmann. Die Zeiten, in denen man den Leuten einfach ein X für ein U
© MICHAEL RATHMAYR (2), MONIKA HOEFLER
Das Echte in Szene setzen
vormachen konnte, sind für ihn vorbei. Die Reisenden von heute haben vielfach fast schon die ganze Welt gesehen, wissen, was sie wollen und was Qualität ist, glaubt Zellmann. Dementsprechend sind sie auch kritischer geworden. Geschönte Fotos machen vielfach misstrauisch. „Je schöner die Aufnahme, desto skeptischer ist man“, erklärt der Experte. Mut zur Ehrlichkeit sei hier gefordert.
Mut zur Ehrlichkeit. Mit ihrer aktuellen Kampagne, die auf realitätsnahe Abbildung der Wirklichkeit setzt, will die Tirol Werbung genau diesen Mut zur Ehrlichkeit unter Beweis stellen. Ziel sei es, Tatsachen darzustellen. Kommunikation sei für ihn dann authentisch, wenn sie der Realität entspreche, erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Wir haben nicht immer nur strahlend blauen Himmel und bei uns laufen auch nicht nur Models herum.“ Eines der Sujets der neuen Werbelinie zeigt beispielsweise die Europabrücke, eine der höchsten Brücken Europas, ein
beachtenswertes Beispiel bautechnischer Leistung, aber als Teil der Brennerautobahn auch eine der meistbefahrenen Transitstrecken in den Alpen. Darunter liest man den bekannten Slogan „So nah, so fern“. Ist das schon zu authentisch? Tatsache ist: Die Abbildung fällt angesichts der glatten Anzeigenkampagnen vieler anderer Hersteller oder Dienstleister auf jeden Fall auf. Unter Touristikern stößt dieses Bild allerdings nicht unbedingt auf uneingeschränkte Gegenliebe. „Es ist schon lange kein Werbebild mehr so stark diskutiert worden“, räumt Margreiter ein. Er sei jedenfalls der Meinung, dass sich Tirol nicht vor einer glaubwürdigen Darstellung des Landes zu fürchten brauche. „Weil wir es uns leisten können.“ Achtsamkeit mit der Natur, hohe Qualität bei den angebotenen Leistungen, sozialer Friede, alle diese wichtigen Werte seien tatsächlich vorhanden. Im Gegensatz zu anderen Ländern der Welt gebe es in Tirol keine Notwendigkeit, einen Teil der Realität vor den Blicken der Touristen abzuschirmen – wie Elend, Müllberge oder Kriminalität.
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So nah, so fern. Die Tirol Werbung setzt in ihrer Bildsprache auf eine realitätsnahe Darstellung.
„Wir haben nicht immer nur strahlend blauen Himmel und bei uns laufen auch nicht nur Models herum.“ JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG
Natürlich sei man ein gewisses Wagnis eingegangen, meint Margreiter, dafür könne der Gast aber auch darauf vertrauen, dass es tatsächlich genau so aussehe, wie es auf den Bildern wirkt. „Das kann man mögen oder nicht.“ Allen kann man es mit so einer Kampagne nie recht machen, glaubt auch Zellmann.
Freiheit und „Widerständigkeit“. Es nicht immer allen recht machen zu wollen, auch das ist für manche ein Merkmal des Authentischen. Der bekannte Tiroler Volkskundler und Schriftsteller Hans Haid sieht jedenfalls in einer gewissen „Widerständigkeit“ eines der charakteristischen Elemente der Tiroler Identität und Kultur. Diese Widerständigkeit sei auch Ausdruck einer Art von Freiheit. Die Freiheit und die Identifikation mit allem, was mit dem Gefühl echter oder eingebildeter Freiheit zu tun hat, war für das Land laut Haid ebenfalls sehr prägend, auch schon vor Andreas Hofer und der Bergisel-Schlacht. Ein weiterer Bestandteil der Tiroler Kultur ist für ihn die Religion. „Das Ka-
tholische hat Tirol so geprägt wie kaum ein anderes Land in den Alpen“, erklärt der Ötztaler, auch in der speziellen Architektur, dem „Tiroler Stil“, der sich im gesamten Alpenraum verbreitet hat, erkennt er einen wesentlichen Bestandteil des Tirolerischen, auch wenn der kritische Schriftsteller manche Formen, die „typische Tourismusarchitektur“, als „Rache des Tirolers an den Alpen“ bezeichnet. Es gebe eben auch vorgetäuschte Authentizität wie Pseudobauernhäuser oder volkstümliche Musik, die nur scheinbar ursprünglich sei. „Das Authentische ist dann bewusst verformt, ist kommerzialisiert“, so Haid.
Tradition der Region.
Dass man auch mit dem Echten sein Geschäft machen kann, stellt man beim Wirtshaus zum Griena unter Beweis. „Das Hexenhäusl am Wald“ werde sein Gasthaus oft genannt, erzählt Wirt Clemens Thaler (32) lachend. Schon seine Eltern hatten das Wirtshaus gepachtet, seit 2005 ist er der Wirt des alten Hauses etwas abseits des Dorfkerns
von Mayrhofen im Zillertal. Die Stube mit Platz für rund 100 Gäste gehört zu den ältesten des Tals. „Wir versuchen, alles so zu erhalten, wie es war“, erzählt der gelernte Koch. Für ihn kommt für dieses Bauernhaus voller Geschichte auch nichts anderes in Frage. Im Gastraum stehen deshalb schwere, unlackierte Holztische, wie sie auch vor hundert Jahren in den Stuben der Bauernfamilien standen, die Bänke haben keine Lehnen und die Stühle sind nicht gepolstert. „Viel weniger geht nicht mehr“, scherzt Clemens Thaler. Auch die Gerichte, die serviert werden, sind der Tradition der Region verpflichtet. Vom Kaiserschmarrn über Kaspressknödel oder Zillertaler Krapfen kommen alle kulinarischen Besonderheiten auf den Tisch, die das Tal hergibt. Die Portionen sind ordentlich, die Preise erschwinglich. Der Schnaps kommt vom Bauern nebenan und der Käse nicht aus Holland, sondern aus dem Zillertal – ein Kreislauf. „Jeder schaut auf seine Nachbarn“, sagt der Wirt. Leicht ist die Kost nicht unbedingt, die im
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Interesse für den Augenblick.
© MICHAEL RATHMAYR (2), INSTITUT FÜR FREIZEITFORSCHUNG
Unverfälscht und echt. Das Wirtshaus zum Griena in Mayrhofen
„Wenn Gäste das Gefühl haben, hier kümmert man sich empathisch um meine Wünsche und holt mich dort ab, wo ich bin, dann ist das ein authentisches Angebot.“ PETER ZELLMANN, FREIZEITFORSCHER
Griena serviert wird, aber wenn man von einer ausgedehnten Wanderung oder vom Skifahren kommt, ist das genau das Richtige, meint Thaler.
Sanfter Sommertourismus. Es brauche immer wieder die Erneuerung, auch das sei authentisch, erklärt Hans Haid. „Das Echte ist nicht nur in der Tradition zu finden“, betont auch Josef Margreiter. „Authentisch ist das, was in der Region entstanden ist, gewachsen ist und vor allem lebt“, sagt Haid. Eine Beschreibung, die auch auf den Tiroler Tourismus zutriff t, der sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr zum wichtigen Wirtschaftszweig entwickelte. In Tirol habe immer schon ein reger Transfer stattgefunden, schon bevor das Land zu einer der weltweit führenden
Tourismusregionen wurde. Schon in der Jungsteinzeit seien die damals lebenden Menschen tausende Kilometer weit unterwegs gewesen, etwa um Handel zu treiben. Auch die früheren Wanderwege der Wallfahrer sind Zeugen einer touristischen Vergangenheit im weiteren Sinn, die weit zurückreicht, bestätigt der Volkskundler. „Der weitaus überwiegende Teil des Sommertourismus ist ein ökologischer, sanfter, naturnaher, menschenfreundlicher und nachhaltiger Tourismus, auch heute noch“, meint Hans Haid. Der OttoGründmandl-Preisträger kritisiert allerdings den „harten Wintertourismus“, der seiner Ansicht nach nichts Authentisches mehr an sich habe. Den „relativ sanften Bewegungstourismus“ wie Schneeschuhwandern oder Langlaufen nimmt der 74-Jährige von seiner Kritik aus.
Inszenierung scheint der natürliche Gegenpol des Authentischen, Echten zu sein. Diesen scheinbaren Widerspruch löst Zellmann, indem er Inszenierung als positives In-Szene-Setzen verstanden wissen will. „Auch Authentizität braucht Inszenierung“, erklärt er. Das heiße für ihn nicht mehr und nicht weniger, als Interesse für den Augenblick zu wecken. Es gebe zuhauf akademisch gebildete Menschen, die sich um den Verkauf und das Marketing kümmern, aber zu wenig, die sich darum kümmern, was den Urlaubsalltag ausmache. Hier seien die Quartiergeber gefordert. „Wenn Gäste das Gefühl haben, hier kümmert man sich empathisch um meine Wünsche, versetzt sich in meine Lage und holt mich dort ab, wo ich bin, dann ist das ein authentisches Angebot“, erklärt der Professor vom Wiener Institut für Freizeit- und Tourismusforschung. Jeder Gastgeber sollte beispielsweise detailliert über Sehenswertes und mögliche Aktivitäten, Ausflugsziele und Unternehmungen in seiner Region Bescheid wissen und entsprechend darauf hinweisen. „Die Leute in der Region haben dieses Wissen, aber wir hören ihnen zu wenig zu“, meint Zellmann. Für ihn gehört auch dazu, auf eventuelle Gefahren hinzuweisen, bestimmte Dinge zu erklären und auf richtige Verhaltensweisen aufmerksam zu machen. Die Bedürfnisse der Urlauber seien sehr unterschiedlich. Eine junge Familie hat andere Interessen als ein Sporturlauber. Wenn man darauf eingeht, habe man schon gewonnen. Zellmann sieht in der Authentizität die Zukunft des Tourismus. Es brauche Liebe zum Detail auf der Angebotsseite. Grundsätzlich seien Österreich und Tirol sehr gut positioniert. Diese Fülle an verschiedenen Urlaubsmöglichkeiten sei nicht oft zu finden. „So viel Inhalt auf so engem Raum hat kaum eine andere Nation“, stellt der Freizeitforscher fest. Aufeinander zugehen, aber trotzdem man selbst bleiben, das ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Inszenieren heiße schließlich nicht, etwas herzuzeigen, was es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Denn: „Ein Gast ist auch nicht mehr als ein Einheimischer auf Zeit.“ ×
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as traditionelle Tiroler Wirtshaus und die landestypische Wirtshauskultur erhalten – das ist das Ziel des Vereins Tiroler Wirtshauskultur. Durch die Konkurrenz von Ethnolokalen wie Griechen, Italiener, Japaner und Inder, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuten, seien die klassischen Wirtshäuser unter Druck geraten, erklärt Geschäftsführer Peter Weigand. Der Verein hält dagegen, seit zwanzig Jahren. Wer sich Tiroler Wirtshaus nennen will, muss mehreren Anforderungen gerecht werden. Dazu gehört beispielsweise, auf ein entsprechendes Ambiente zu achten, das heißt authentisch tirolerisch. Aber bitte keine „verjodelten Geschichten“, sagt Weigand. Auch die Herkunft der verwendeten Lebensmittel und der Anteil von traditionellen Gerichten auf der Karte spielt eine Rolle. Mindestens 50 Prozent des Angebots sollten aus der klassischen Tiroler Küche stammen. Außerdem werde penibel auf die Qualität geachtet, sagt Weigand. „Das ist kein reines Lippenbekenntnis, sondern wir kontrollieren das auch.“ Lebensmittel werden bevorzugt aus der Region bezogen und wenn das nicht möglich ist, zumindest aus Österreich. Ein weiteres Kriterium ist, dass die Wirte das Wirtshaus auch tatsächlich leben sollen, das heißt, es als Ort der Kommunikation sowohl für Einheimische als auch für Gäste erhalten, so Weigand. Und schmecken soll’s natürlich auch. „Der Gast soll sagen: Da kann man überall hingehen, es war überall gut“, erklärt der Geschäftsführer. Derzeit hat der Verein 125 Mitgliedsbetriebe in Tirol – vom einfachen Ausflugsgasthaus bis zum gehobenen Gastronomiebetrieb. Die aktuelle Auflage des Tiroler Wirtshausführers, der alle Mitglieder detailliert vorstellt, ist eben erschienen. Alle Infos gibt es außerdem auf der Website des Vereins, www.tiroler-wirtshaus.at. ×
Orte der Kommunikation
www.hoertnagl.at
Der Verein Tiroler Wirtshauskultur, der sich ganz der Authentizität verschrieben hat, feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen.
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26 GUTE AUSSICHTEN SAISON
TREND #07
SICHER & REICH
Geborgenheit als neuer Luxus Attribute wie „sicher“ und „reich“ spielen eine immer größere Rolle bei der Urlaubsentscheidung. Eine Entwicklung, die der Destination Tirol in die Hände spielt, aber auch neue Herausforderungen mit sich bringt. VON S TEFFEN AROR A
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er touristische Markt für Ferien und Reisen wird immer dynamischer und komplexer. Zugleich verhalten sich Kunden zunehmend unberechenbar. Dennoch machen Experten einzelne Trends aus, die sich abzeichnen und künftig Buchungsentscheidungen maßgeblich beeinflussen werden. Dazu zählt zweifelsohne die zunehmende Bedeutung von „Sicherheit“ und „Reichtum“ als Standortfaktoren im Tourismus. Immer mehr Gäste legen besonderen Wert darauf, ihren Urlaub ohne Sorgen um das eigene Wohlergehen zu verbringen. Gerade in Zeiten der weltweit grassierenden Wirtschaftskrise und den damit unweigerlich verbundenen sozialen Spannungen nimmt das Bedürfnis nach Sicherheit zu. Aktuelle Beispiele für die katastrophalen Auswirkungen von Unsicherheit auf den Tourismus finden sich in Nordafrika. Urlaubsdestinationen wie Tunesien leiden seit den Unruhen im Zuge des „Arabischen Frühlings“ sehr unter dem Ausbleiben der
Gäste. Die wohlbekannten Bilder von aufgebrachten Menschenmengen in den Straßen, von Militärpatrouillen in den Städten und Berichte von gewalttätigen Zusammenstößen sind Gift für ein Land, das wie Tunesien maßgeblich vom Tourismus abhängt. In der direkten Nachbarschaft zeigt Ägypten vor, welch enorme Anstrengungen es kostet, Touristen, die ihr Vertrauen verloren haben, wieder davon zu überzeugen, ihren Urlaub in Nordafrika zu verbringen. Unvergessen sind die Bilder der wartenden Fremdenführer vor den Pyramiden, die mit Transparenten in verschiedenen Sprachen die Urlauber zur Rückkehr aufforderten. Immerhin hängen zehn Prozent der gesamten ägyptischen Wirtschaftsleistung vom Tourismus ab, gut fünf Millionen Menschen im Land am Nil leben direkt von der Branche.
Insel der Seligen.
Die Abhängigkeit von der Tourismusbranche ist in Tirol ähnlich hoch. Allerdings kann das führende Urlaubsland der Alpen, im Gegensatz zu
den beschriebenen nordafrikanischen Destinationen, mit stabilen politischen Verhältnissen sowie gefestigtem Wohlstand unter der Bevölkerung, sprich sozialem Frieden, aufwarten. Dieser als selbstverständlich hingenommene Umstand wird, so Experten, gerade in Zukunft immer mehr zum entscheidenden Standortfaktor im immer härter werdenden Wettbewerb unter den Urlaubsdestinationen. So gesehen hat Tirol in diesem Punkt hervorragende Karten. Der renommierte Trendforscher David Bosshart vom Schweizer Gottlieb Duttweiler Institut hat in seiner zusammen mit der Ökonomin Karin Frick erstellten Studie „Die Zukunft des Ferienreisens“ festgestellt, dass unter anderem politische Umwälzungen zu den wichtigsten Triebkräften der Veränderungen im Tourismus zählen. Konkret nennt Bosshart dabei die weltweit wachsende politische Unsicherheit, die latente Terrorbedrohung sowie die zunehmenden interkulturellen Konflikte. Zugleich nehme das Vertrauen in die Politik ab. Diese
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Unsicherheitsfaktoren wirken sich auf die Urlaubsentscheidung aus. Denn instabile Situationen erschweren das Reisen gemeinhin, etwa übertriebene Sicherheitskontrollen aufgrund latenter Terrorbedrohung.
Fremden angezogen als vielmehr vom „Hotel Mama“, wo alles ist wie daheim, nur eben besser. Dieses Bedürfnis nach Geborgenheit bezieht sich aber nicht allein auf die
zur meistbesuchten Tourismusdestination der Welt aufzusteigen. Vorausgesetzt die Volksrepublik schaff t es, den Trend zu mehr Wohlstand fortzusetzen, sich politisch zu öffnen und zu stabilisieren, und
© GOTTFRIED DUTTWEILER INSTITUT
„Wer mobil lebt, immer wieder den Arbeitsort und den Wohnort wechselt, viel unterwegs und öfter mit Fremden als mit seiner Familie zusammen ist, sehnt sich nicht mehr nach exotischen Ländern.“ DAVID BOSSHART, GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUT
Touristen wollen diesen vermeintlichen Nervenkitzel nicht, der Alltag der meisten Menschen hält genug Aufregung und Unsicherheit bereit. Im Urlaub sucht das Gros der Touristen wieder sorglose Erholung. Genau das kann Tirol bieten.
Suche nach Geborgenheit.
Die Zukunft des Reisens, so Bosshart in seiner Studie, verändere sich stark hinsichtlich der Urlaubsmotive. Denn der moderne Mensch des 21. Jahrhunderts unterscheidet sich in seinen Lebens- und in der Folge auch Urlaubsgewohnheiten in vielerlei Hinsicht vom Wirtschaftswunder-Menschen der 1960er-Jahre oder der Generation X der 1990er. „Wer mobil lebt, immer wieder den Arbeitsort und den Wohnort wechselt, viel unterwegs und öfter mit Fremden als mit seiner Familie zusammen ist, sehnt sich nicht mehr nach exotischen Ländern. Der hybride Mensch – ohne feste Wurzeln –, der in mehreren Gesellschaften parallel lebt, sehnt sich nach einem Zuhause“, ist Bosshart überzeugt. Die Reisenden von morgen würden weniger vom Reiz des
Ausgestaltung der Unterkunft, sondern reicht viel weiter. In einem Land wie Tirol, das mit moderner Infrastruktur aufwartet – von der Gesundheitsversorgung bis hin zu den Verkehrsmitteln – fühlt sich der Gast viel eher sicher als in einem Schwellenland wie etwa Indien, das mit derlei Standards nicht mithalten kann.
Konkurrenz.
Die wachsende Bedeutung von politischer und sozialer Stabilität als urlaubsentscheidende Standortfaktoren im Tourismus dient Regionen wie Tirol, die ebendiese Attribute auf sich vereinen, zur Festigung ihrer Position am Markt. Zugleich bedeutet dies aber, dass mit der Zunahme von Stabilität und Reichtum in einer Region plötzlich auch neue Konkurrenz auf den Plan treten kann. Angesichts steigenden Wohlstands in vielen Gebieten weltweit heißt das: In absehbarer Zeit werden neue potente Player auf den Plan treten, mit denen sich die alteingesessenen auseinandersetzen werden müssen. Aktuelles Beispiel ist der Ferne Osten, speziell China. Bosshart prognostiziert dem Reich der Mitte, binnen der nächsten 15 Jahre
bekommt die sozialen Spannungen, die es im Land gibt, in den Griff.
Urlaub als Rückzug.
Insgesamt ist Tirol hinsichtlich der zunehmenden Bedeutung von „Sicherheit“ und „Reichtum“ als Standortfaktoren in einer guten Ausgangslage. In Zeiten der Krise ist aber kein Land – siehe Griechenland oder Spanien – davor gefeit, plötzlich zu einer „unsicheren“ Destination zu werden. Es gilt daher, im langfristigen Planen touristischer Konzepte auch die politische und soziale Lage zu berücksichtigen und als elementar wahrzunehmen. Denn, so Bosshart in seinem Fazit: „Die wachsende Verunsicherung der Menschen führt zu einem immer deutlicher werdenden Trend, den Urlaub ‚sicher‘ zu verbringen. Die Nachfrage nach allen Arten von geschlossenen und überwachten Ferienanlagen und Freizeitresorts wird stark zunehmen. Es wird eine Art ‚Rückzug‘ geben in Form von erdgebundenem Reisen, der Besinnung auf Innerliches, soziale und geografische Nahbereiche und dem Aufsuchen ‚sicherer Zonen‘.“ ×
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MAGAZIN theALPS 2012
© TIROL WERBUNG (2)
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uch im zweiten Jahr von theALPS gilt es, die alpine Innovationskraft zu bündeln, neue Impulse zu setzen und gemeinsam die nachhaltige Entwicklung im europäischen Alpentourismus zu fördern. Die eineinhalbtägige Fachveranstaltung bietet den Teilnehmern ein breites Spektrum an Plattformen, sich fachlich auszutauschen, fortzubilden und gute Geschäfte anzubahnen. Im theALPS-Handelsraum werden in diesem Jahr an die 90 ausgewählte Vertriebspartner aus aller Welt erwartet, darunter vor allem auch Spezialveranstalter zu alpinen Themen, die allesamt neue Kontakte zu engagierten Touristikern aus den theALPS-Partnerregionen knüpfen möchten. Das neue Messeformat erleichtert durch den Einsatz modernster Kommunikationsmittel den Aufbau von Netzwerken und fördert die Effizienz beim Ein- und Verkauf touristischer Produkte. Bereits im Vorfeld werden über eine Online-BusinessdatingPlattform geeignete Businesspartner gesucht und erste Kontakte geknüpft. Die Online-Plattform bietet umfassende Informationen über das Profil der Anbieter und Einkäufer sowie deren Angebote und Wünsche. Bei theALPS in Innsbruck triff t man sich persönlich, um die im Vorfeld angebahnten Geschäfte abzuschließen. Mit Anfang Juli sind Terminvereinbarungen über die OnlineBusinessdating-Plattform möglich, daher wird interessierten Alpentouristikern eine rasche Anmeldung empfohlen. Das theALPS-Symposium steht für hochkarätige Keynotes und spannende Podiumsdiskussionen und widmet sich 2012 schwerpunktmäßig dem fairen, wertschöpfenden Miteinander für einen nachhaltig erfolgreichen Alpentourismus. Beim theALPS-Award werden in diesem Jahr herausragende Leistungen zum Leitthema „Sustainable Development in Alpine Tourism“ gesucht. Kurzentschlossene haben noch bis 30. Juni, Mitternacht, die Möglichkeit, ihr Projekt einzureichen. Anmeldung und weitere Informationen unter www.the-alps.eu ×
Ein Galaabend à la Tirol
© TIROL WERBUNG
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eim diesjährigen Mountain Travel Symposium (MTS), der wichtigsten Networkingbörse mit den amerikanischen Skiclubs und Skireiseveranstaltern, inszenierten Tiroler Touristiker einen etwas anderen Galaabend: Im Resort at Squaw Creek konnten 140 Gäste Tiroler Atmosphäre genießen: Neben Tiroler Spezialitäten und Musik wurden die Gäste mit einer multimedialen Präsentation unterhalten. Die Gastgeber waren Tirol Tourist Board mit den Partnern Innsbruck, St. Anton, Kitzbühel und Ötztal-Sölden. ×
Galaabend. (v. l. n. r.) Chris Schnöller (Bergbahnen Sölden), US-Skistar Daron Rahlves, Karin Sailer-Lall (Tirol Werbung), Ernst Hager und Gattin (ehemaliger Ladies Team Trainer US-Ski-Team), Reihe vorne: Wilma Himmelfreundpointner (TVB St. Anton), Karin Rösler (Tirol Werbung), Michaela Klotz (Ötztal Tourismus), Peter Marko (Kitzbühel Tourismus)
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KULTURTIPPS
Gala zum Jubiläum
VON ES THER PIRCHNER
© GALERIE ST. BARBARA
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NEAPOLITANISCHER ESPRIT Die Sänger und Instrumentalisten von Accordone (Bild), Meister der neapolitanischen Musik, beschließen die Saison 2011/12 der Konzertreihe musik+ mit einem Fest unter freiem Himmel und verwandeln Hall in ein süditalienisches Städtchen. 29. Juni 2012, 20.15 Uhr, Oberer Stadtplatz, Hall
© AUT. ARCHITEKTUR UND TIROL
© PRO.MEDIA
ie Tiroler Privatvermieter sind für rund ein Viertel des gesamten Nächtigungsaufkommens verantwortlich. Zum 50-JahrJubiläum lud Tirols Landeshauptmann Günther Platter zum Empfang für Tirols Privatvermieter, um einerseits auf 50 erfolgreiche Jahre zurückzublicken und andererseits den Aufbruch in die Zukunft zu signalisieren. „Die Nähe zum Gast, die Erfüllung von Wünschen und Bedürfnissen, das Kümmern um den Einzelnen – das sind Wettbewerbsvorteile, die gerade im immer härter werdenden Wettbewerb der internationalen Destinationen zählen. Die Privatvermieter verkörpern auf einzigartige Weise diese unverwechselbare Tiroler Gastfreundschaft und repräsentieren Werte und Traditionen, die Besucher aus aller Welt bei uns suchen“, sagte Platter in seiner Festrede. ×
Johann, Brigitte, Christine und Stefan Mauracher sind zufrieden mit dem Ergebnis der Umbauarbeiten.
PORTUGIESISCHE LINIE
© SONNHOF
Dem Architekten Àlvaro Siza, einem der wichtigsten portugiesischen Baukünstler im 20. Jahrhundert, widmet das aut.architektur und tirol eine Personale. Skizzen, Arbeitsmodelle, Fotografien und Pläne führen dabei „Von der Linie zum Raum“. 29. Juni bis 22. September 2012, aut, Innsbruck
© INNSBRUCKER PROMENADENKONZERTE
Tirol meets India
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as Ayurveda Resort Sonnhof in Hinterthiersee wappnet sich für die neuen Herausforderungen im Gesundheitstourismus und erweitert sein Angebot. Mehr als 1,6 Millionen Euro wurden in den zweimonatigen Um- und Ausbau investiert, die Gesamtfläche der Anlage mehr als verdoppelt. Die Wiedereröffnung erfolgte am 10. Juni 2012. Das Design-Konzept orientiert sich ganz am Motto „Tirol meets India“. Heimische Hölzer und hochwertige Materialien verbinden sich mit der indischen Farbenvielfalt und kreativen Elementen des indischen Subkontinents. Ziel ist es, den Gästen einen medizinischen Ayurveda-Aufenthalt höchster Qualität anbieten zu können. Im Ayurveda Resort Sonnhof wird die indische Heilkunst auf westliche Zivilisationskrankheiten angewandt – so können die Gäste beispielsweise im OM-Meditationsraum Stress abbauen, ayurvedische Speisen sollen Körper und Geist wieder in Einklang bringen. ×
BUCHTIPP
„FLUGHAFEN INNSBRUCK – VON DEN ANFÄNGEN BIS 2010" Das Buch beschreibt die Anfänge der Innsbrucker Luftfahrt, erstreckt sich über die Periode des Ersten und Zweiten Weltkriegs bis hin zur Verlegung des Flughafens auf die „Ulfiswiese“, dem heutigen Standort. Weiters sind im Buch auch Beiträge über das Flugrettungswesen, Businessflüge und wichtige Institutionen am Flughafen Innsbruck zu finden. Dr. Tanja Chraust: „Flughafen Innsbruck – Von den Anfängen bis 2010“, mit einem Vorwort von Günther Platter, Christine OppitzPlörer und Reinhold Falch, erhältlich in den Buchhandlungen Tyrolia und Thalia.
ÖSTERREICHISCHE SEELE Musik aus Altösterreich erklingt bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten im Innenhof der Hofburg. Knapp vier Wochen lang ergehen sich heimische und internationale Blasmusikkapellen in Reminiszenzen an die Musik der Kaiserzeit. 4. bis 29. Juli 2012, Hofburg, Innsbruck
WEITERE VERANSTALTUNGEN Tiroler Festspiele Erl 5. bis 29.7.2012, Passionsspielhaus, Erl, www.tiroler-festspiele.at Innsbrucker Festwochen der Alten Musik und Ambraser Schlosskonzerte 10.7. bis 26.8.2012, Innsbruck, www.altemusik.at Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind 26.7. bis 17.8.2012, Sommertheater Kitzbühel, www.sommertheater-kitzbuehel.at Egger-Lienz, Walde, Berg – Über das Land bis 31.10.2012, Museum Kitzbühel, Schloss Bruck, Lienz, www.eggerlienz-walde-berg.at
30 MAGAZIN SAISON
Im Orchester für Tirol © TIROL WERBUNG (2)
Das Tiroler Tourismusforum ist jedes Jahr Impulsgeber für die heimische Tourismuswirtschaft und zu Beginn der Sommersaison immer auch ein Zeichen, noch enger zusammenzuarbeiten. VON ERNS T SPRENG
Neue Heimat. Der „Gigant der vier Jahreszeiten“ von Alois Schild wurde nun vom Land Tirol angekauft und bleibt im Congresspark Igls. Seine Kinder, die „Setzlinge“, werden weiterhin als Auszeichnung für besondere Tiroler Tourismusleistungen vergeben.
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en Höhepunkt jedes Tourismusforums bildet die Vergabe des Tirol Touristica, mit dem herausragende Leistungen im Tiroler Tourismus gewürdigt werden. Der Tirol Touristica wird zudem an eine Persönlichkeit verliehen, welche für ihr besonderes touristisches Lebenswerk ausgezeichnet wird. 2012 sagt die Tirol Werbung damit Danke an den Unternehmer und Seilbahnpionier Heinrich Klier, der beim heurigen Tourismusforum ganz besonders im Mittelpunkt stand, da die Preise in den Kategorien „Marketing/Kommunikation“, „Angebotsentwicklung“, „Events/ Großveranstaltungen“ sowie „Bauten und Infrastruktur“ erst wieder kommendes Jahr vergeben werden.
„Der Tirol Touristica ist eine Auszeichnung für die Besten“, erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Damit wollen wir jenen eine Bühne geben, die mit ihrem Unternehmergeist und Weitblick den anhaltenden Erfolg des führenden Tourismuslandes der Alpen sicherstellen. Heinrich Klier gehört zu diesen Personen.“
Setzlinge schlagen Wurzeln. Seit 2010 erhalten die Ausgezeichneten die inzwischen bekannten „Setzlinge“ des Künstlers Alois Schild, die jährlich von der Hypo Tirol Landesbank zur Verfügung gestellt werden. Diese Setzlinge sind sozusagen die Kinder der Großskulptur „Gigant der vier Jahreszeiten“, die heuer
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„Tirols Touristiker müssen gemeinsam ein Orchester bilden, eine harmonisch jubilierende Blasmusikkapelle.“ CHRISTIAN GANSCH, KEYNOTE TIROLER TOURISMUSFORUM
vom Land Tirol angekauft wurde und nun im Congresspark Igls endgültig eine würdige Heimat findet. Die „Setzlinge“ werden weiterhin als Zeichen Tiroler Innovation bei den Preisträgern ihren Platz finden und so – ausgehend von Igls – eine Landkarte der besten Tourismusprojekte in Tirol formen.
Vernetzung.
Die Idee der „Setzlinge“ entspricht auch dem Gedanken der intensiven Vernetzung im Tiroler Tourismus, der heuer beim Tourismusforum in Form eines Impulsvortrages von Christian Gansch besonders hervorgehoben wurde. Gansch war als Dirigent internationaler Top-Orchester genauso erfolgreich wie als Produzent in der Musikindustrie und transferiert als Vortragender die Vorzüge der Orchester-Zusammenarbeit auf moderne Wirtschaftssysteme. Beim Tourismusforum betonte er die Wichtigkeit des Zusammenspiels im Tiroler Tourismussystem zwischen Tirol Werbung, Wirtschaftskammer und den Tiroler Tourismusverbänden. Starke Einzelleistungen seien die Grundlage für jedes Orchester, aber erst im Zusammenspiel werde daraus eine harmonische Symphonie – ein „Concerto Tirolo“. ×
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Ein Leben für die Berge Der Tirol Touristica 2012 für das touristische Lebenswerk geht mit Dr. Heinrich Klier an einen Seilbahnpionier, der sich in seinen unternehmerischen Visionen nie beirren hat lassen.
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iterat und Alpinist, Holzknecht und Journalist, Seilbahner und politischer Aktivist, Familienmensch und Unternehmer – das Leben und Wirken von Heinrich Klier könnte einen Roman füllen, der in spannenden Abschnitten ein Sittenbild des 20. Jahrhunderts widerspiegeln würde. Sein touristisches Lebenswerk hat Tirol maßgeblich geprägt. Für diese Pionierleistungen erhielt der Seilbahner und Unternehmer 2012 im Rahmen des Tiroler Tourismusforums den „Tirol Touristica“ für sein Lebenswerk.
1926 in Zirl geboren und besuchte vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs das Gymnasium Angerzellgasse in Innsbruck. Wie so viele junge Männer seiner Generation ereilte den 17-Jährigen die Einberufung in die Wehrmacht. Den Wahnsinn des Krieges bekam der junge Bursch hautnah mit, als er nach dreiwöchiger Ausbildung zur Bekämpfung der Partisanen ins Ex-Jugoslawien geschickt wurde. Diese Erlebnisse, die viele junge Männer damals traumatisierten, verarbeitete Klier später literarisch in seinem Roman „Feuer am Farran-Firn“. Nach Ende des Krieges studierte Klier in Innsbruck und London Philosophie und Sprachen und entdeckte früh seine Leidenschaft für den Alpinismus, die immer mit seinen literarischen Ambitionen einherging. Auf Reisen durch Nord- und Südamerika, Afrika und Asien sammelte er Lebenserfahrung.
© WINTERSPORT TIROL AG (4)
Die frühen Jahre. Heinrich Klier wurde
Lebenswerk. Heinrich Klier prägte 44 Jahre lang die Geschicke der Wintersport Tirol AG, bevor er 2011 den Vorstandsvorsitz an seinen jüngsten Sohn Reinhard übergab.
Südtirol.
Ein Wendepunkt im Leben Kliers ist sein Kontakt zu Südtiroler Aktivisten, die sich für die Freiheit des Landes südlich des Brenners einsetzten. Die Sprengung des Mussolini-Denkmals in Waidbruck bedeutete für ihn 20 Jahre Haft in Italien, die er aber nie antrat, weil er zunächst in Innsbruck nicht verfolgt wurde. 1961 allerdings musste er auch Innsbruck verlassen und ging nach München ins Exil. 1964 – nach seiner Begnadigung beim sogenannten Grazer Prozess – war
schließlich die Rückkehr nach Innsbruck möglich. Der italienische Staatspräsident Luigi Scalfaro begnadigte Klier ebenso wie andere Aktivisten im Jahr 1998.
Touristischer Pionier.
Höhepunkt seiner touristischen Visionen ist sicherlich die Umsetzung des Gletscherskigebietes am Stubaier Gletscher. 1971 begann die Gletschererschließung für den ganzjährigen Sport- und Freizeittourismus. Das Ski-
gebiet am Stubaier Gletscher wuchs und wandelte sich. In den 44 Jahren als Vorstand der Wintersport Tirol AG schuf Klier hier nicht nur das größte und modernste Ganzjahresskigebiet Österreichs mit 24 Anlagen. 460 Mitarbeiter haben hier heute großteils Ganzjahres-Arbeitsplätze. 2011 gab er mit 85 Jahren den Vorstandsvorsitz an seinen jüngsten Sohn Reinhard ab, der schon seit geraumer Zeit in der Wintersport AG tätig ist. ×
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Wanderglück mit Siegel Die Natur genießen. Gehen. Unterwegs sein. Weitwandern liegt im Trend, auch in Tirol. Der Lechweg bekommt nun das Zertifikat „Leading Quality Trail“. V O N S Y LV I A A I N E T T E R
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wei Länder, drei Regionen, 125 Kilometer: Der Lechweg führt den Wanderer von der Quelle des Lechs nahe des Formarinsees in Vorarlberg bis hin zum Lechfall in Füssen im Allgäu. Die Höhepunkte einer Lechwegwanderung (laut Prospekt): eine der größten Steinbock-Kolonien, ein Wasserfall, die längste Fußgängerhängebrücke Österreichs und bayerische Königsschlösser. Dass der Lechweg hält, was er verspricht, ist garantiert: Die Europäische Wandervereinigung hat den länderübergreifenden Wanderweg einer Qualitätsprüfung unterzogen und ihn als ersten „Leading Quality Trail“ zertifiziert. Damit ist der Lechweg nicht nur offiziell ein qualitativ hochwertiger Wanderweg, sondern auch ein Modell für Weitwanderwege in ganz Europa.
Doch wozu ist eine solche Zertifizierung gut? Stefan Fredlmeier, Tourismusdirektor in Füssen und vertraut mit dem Projekt, sagt: „Mithilfe von Zertifizierungen lässt sich die Qualität von Wanderwegen nachweisen. So werden diejenigen, die den Weg gestalten und pflegen, auf ein einheitliches Qualitätsmanagement festgelegt. Aber natürlich ist ein solches Zertifikat auch ein sehr wirksames Marketinginstrument.“
Zertifi kate als Werbebotschaft. Anhand des Lechwegs wurde ein Qualitätssiegel entwickelt, das auf alle europäischen Wanderwege angewandt werden kann. Die Kriterien dürfen also nicht nur im alpinen Raum funktionieren, sondern sollen auch bei der Zertifizierung beispielsweise spanischer oder skandinavischer Wanderwege eingesetzt werden
© VEREIN LECHWEGE/GERHARD EISENSCHINK (2)
SAISON
– sie müssen auf alle Landschaftsformen übertragbar sein. Die Kriterien orientieren sich an jenen für das bereits etablierte Siegel „Wanderbares Deutschland“. Durchgehende Beschilderung, hohe Sicherheitsstandards, ein abwechslungsreicher Verlauf, wanderfreundliche Etappeneinstiege mit Parkmöglichkeiten und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sind nur einige Merkmale, die für die Zertifizierung erfüllt werden müssen. „Bei der Entwicklung dieser Kriterien sind vor allem Objektivität und Überprüfbarkeit wichtig, deswegen sind sie meist technisch-funktionaler Natur“, erklärt Fredlmeier, „der Erlebniswert für den einzelnen Wanderer hingegen ist individuell unterschiedlich und nicht objektiv messbar.“ Dass dieser Wanderweg nun wirklich jedem gefällt, kann nicht garantiert
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WANDERTAGUNG Die Eröffnung des Lechwegs und die Verleihung des Zertifikats „Leading Quality Trail“ fand am 14. Juni 2012 im Zuge des „Fachkongresses Wandern“ in Elbigenalp statt. Beim zweitägigen Kongress behandelten die Vortragenden verschiedenste Themen – von der Qualität von Wanderangeboten bis hin zur Inszenierung von Tourismusangeboten. Zu den Vortragenden zählten Touristiker, Journalisten und Wissenschaftler, aber auch Ex-Skiläuferin Sigrid Wolf und der Sänger Toni Knittel.
Malerisch. Auch am Naturbadeteich Warth führt der Lechweg vorbei.
„Mithilfe von Zertifizierungen lässt sich die Qualität von Wanderwegen nachweisen. Aber natürlich ist ein solches Zertifikat auch ein sehr wirksames Marketinginstrument.“ STEFAN FREDLMEIER, TOURISMUSDIREKTOR FÜSSEN
werden – dazu sind die Geschmäcker zu verschieden. Aber kein Wanderer muss befürchten, stundenlang auf asphaltiertem Weg durch eintönige Landschaft zu wandern, ohne auch nur einen Rastplatz zu sehen. Oder sich gar zu verirren, weil es keine Schilder gibt.
Einheitliche Qualitätsstandards. Der Weg vom Konzept zum Zertifikat ist kein leichter. „Ein wesentlicher Punkt ist das interne Qualitätsmanagement. Das Team musste sich erst befähigen, so ein Projekt durchzuführen“, sagt Fredlmeier, „und natürlich einen einheitlichen Qua-
litätsstandard festlegen. Das Verständnis für die Servicekette bei Wanderwegen musste erst geprägt werden.“ Nach internen Schulungen begannen die Erstellung des Wegekonzepts und die Wegebaumaßnahmen, ohne die einige Wegabschnitte den Anforderungen des Zertifikats nicht genügt hätten. Drei Jahre dauerten die Arbeiten am „Leading Quality Trail“, etwa 830.000 Euro wurden investiert. Eine Investition, die sich lohnen soll. „Der Werbeeffekt von Wanderzertifikaten ist nicht zu unterschätzen“, meint auch Fredlmeier. Und tatsächlich verzeichnet die Region bereits Erfolge: Die Medien haben über die Zertifizierung schon ausführlich berichtet, zahlreiche Journalisten waren vor Ort, um sich ein Bild vom „neuen“ Lechweg zu machen. Aber auch Reiseveranstalter sind bereits auf den „Leading Quality Trail“ aufmerksam geworden. „Schon jetzt interessieren sich einige Reiseveranstalter aus mehreren Ländern für den Lechweg. Sie wollen ihn bereits 2012 oder 2013 in den Katalog aufnehmen. Das zeigt, dass wir den Nerv der Verbraucher treffen“, ist Fredlmeier optimistisch.
Modellweg. Dass ausgerechnet der Lechweg zum Modellweg wurde, hat mehrere Gründe. Verschiedene bereits etablierte Akteure aus dem LechwegProjektteam hatten schon vor Beginn des Projekts Kontakte zum Deutschen Wanderverband und zur Europäischen Wandervereinigung. Zudem ist der Lechweg länderübergreifend. „Man hat uns eine konsequente und erfolgreiche Arbeit wohl einfach zugetraut“, sagt Fredlmeier nicht ohne Stolz. Denn für die Region kann die Auszeichnung des Lechwegs als „Leading Quality Trail“ durchaus positive Auswirkungen haben. Immerhin genießt der erste Weg immer höhere Aufmerksamkeit als die nachfolgenden. ×
34 magazin saison
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aison: Herr Köck, Sie kommen gerade von den Filmfestspielen in Cannes zurück. Wie war’s? Johannes Köck: Bei dieser großen Bühne dabei zu sein, ein Teil davon zu sein und Tirol als Land im Gebirge vertreten und als Filmkulisse anbieten zu dürfen, macht einfach sehr viel Spaß. Seit über 14 Jahren leiten Sie die Cine Tirol, wird es nicht langsam langweilig? Nein, im Gegenteil. Mir macht meine Arbeit heute noch genauso viel Spaß wie am 1. April 1998, als Josef Margreiter, Erich Hörtnagl und ich Cine Tirol als Geschäftsfeld der Tirol Werbung gegründet haben. Ich kann wirklich sagen, dass ich hier meinen Platz, meine Verantwortung gefunden habe. Wie viele Projekte wurden inzwischen verwirklicht? Rund 400, darunter Kino-, Fernseh-, Kurz- und Werbefilme aus vielen Ländern Europas, aber auch aus Übersee. Dieser Erfolg hat sicher auch mit unserer umfassenden Bewerbung des Filmlandes Tirol zu tun: Ich bezeichne das gerne als „Filmfischen“, weil wir auf den großen Filmfestivals wie Cannes, Berlin, Los Angeles und Busan und anderen Fachveranstaltungen im In- und Ausland nach Projekten „fischen“, die einen Bedarf an alpinen Drehorten haben. Es gab also viel zu tun? Ja, es war in jedem Jahr viel los, viel Unterschiedliches. Von ganz kleinen österreichischen bis zu großen amerikanischen Produktionen. Quer durch alle Genres: Von der Naturdokumentation bis zu Dramen, Thriller und Horror war alles dabei. Es freut mich sehr, dass das, wovon Margreiter, Hörtnagl und ich von Anfang an überzeugt waren, so eingetreten ist und so realisiert werden konnte: Es war uns klar, dass wir, wenn wir Tirol als Filmland bekannt und attraktiv machen wollen, großzügig sein müssen. Wir dürfen nicht nur Schönwetterfilme unterstützen.
Der Filmfischer von Tirol Über 300 Filmproduktionen haben sie in den vergangenen 14 Jahren nach Tirol gelockt. Nun hat sich die gute Arbeit des Cine-Tirol-Teams rund um Johannes Köck in einer Studie bestätigt: Tirol ist das bekannteste und beliebteste Filmland der Alpen. Gespräch mit einem nachhaltig Begeisterten.
War das immer so einfach? Natürlich war unser Arbeitsalltag nicht immer nur leicht und heiter, es gab auch schwierige Phasen, aber wir konnten von den Inhalten und den Ergebnissen her schöne Erfolge erzielen, die Tirol und den Menschen in dem Land gedient haben.
© michael Rathmayr
D a s I N t e r v i e w f ü h r t e N in a H e i z e r .
Dieser Erfolg wurde Ihnen gerade in einer Bekanntheits- und Zufriedenheitsstudie der Spectra-Marktforschung im Auftrag der Tirol Werbung bestätigt. Für Filmschaffende ist Tirol mit Abstand die
35 attraktivste alpine Region. Wie wichtig ist diese Auszeichnung für Sie? Dass die cine Tirol Film commission als erstnennung „top of mind“ der alpen ist, freut mich sehr. ich sehe darin eine Bestätigung unserer arbeit. ich habe immer schon gesagt, dass wir „das“ Filmland der alpen sind. im haus wurde ich dann gefragt, worauf ich diese aussage stütze. nun ist klar, dass ich nicht ganz daneben gelegen bin. Gerade auch durch den steigenden Wettbewerb ist diese studie für uns besonders wichtig. Setzen auch andere alpine Regionen nun vermehrt auf Filmproduktionen? Ja, andere Bundesländer österreichs, aber auch die südtiroler haben sich ganz gut positioniert. es ist bemerkenswert, wie rund um die Welt aufgerüstet wird. Wir müssen darauf achten, dass unsere nase vorn bleibt. Wir haben ein gutes netzwerk aufgebaut, treten zweimal pro Jahr mit 15.000 Filmschaffenden in Kontakt, und haben uns in den vergangenen 14 Jahren einen großen Vorsprung erarbeitet. aber manchmal sind die Mitbewerber finanziell besser ausgestattet. Über wie viel Budget verfügt die Cine Tirol im Vergleich zu anderen? Unser Budget beträgt momentan 700.000 euro. Das muss aber alles abdecken. Von Gehältern, Reisen, Location service und so weiter. Die südtiroler hatten in ihrem ersten Jahr fünf Millionen euro nur für die reine Förderung zur Verfügung. Das hat den Druck auf uns schon deutlich erhöht. Wir würden deutlich mehr Produktionen nach Tirol holen, wenn wir sie mit etwas mehr finanzieller Unterstützung locken könnten. Wir hoffen sehr auf eine erhöhung unseres Budgets. immerhin gilt bei unseren investitionen der schlüssel 1:6. Jeder euro, den wir einsetzen, kommt versechsfacht zurück. Welche Effekte erzielen Sie mit Filmproduktionen in Tirol? es sind drei: ein wirtschaftlicher, ein medialer und ein touristischer. Diese zentralen effekte, die wir uns am anfang gewünscht haben, liegen weit über unseren damaligen erwartungen. im Jahr 2011 hat zum Beispiel der wirtschaftliche effekt rund um die Produktionen Tirol über fünf Millionen euro verdienen lassen. Durch die aufenthalte der crews, die Transfers und Übernachtungen. Der mediale effekt hat uns eine Berichterstattung in Medien gebracht, die Tirol sonst nicht erwähnt hätten. Der touristische effekt ist je nach Film unterschiedlich. aber eine Folge vom „Bergdoktor“ haben bei erstausstrahlung in Deutschland rund sieben Millionen Menschen gesehen.
Aber die buchen dann nicht alle einen Urlaub in Tirol. nein, natürlich nicht. Laut einer studie aus dem Jahr 2005 lassen sich aber immerhin 27 Prozent der Befragten von Filmen in ihrer Urlaubsentscheidung inspirieren. alle TV-ausstrahlungen von in Tirol realisierten spiel- und Dokumentarfilmen sowie serien gemeinsam erbrachten im vergangenen Jahr eine herausragende Gesamtquote von über 122 Millionen Zusehern allein im deutschsprachigen Raum. Wenn ich mir vorstelle, wie viel Geld Touristiker teilweise in die hand nehmen, um mit klassischen Werbemaßnahmen ein wenig aufmerksamkeit zu bekommen … Gibt es konkrete Buchungszahlen? einzelne Regionen haben bewiesen, dass dieser Rückschluss der studie sich tatsächlich in Buchungen niederschlägt. Zum Beispiel hat die Region Wilder Kaiser großen erfolg mit ihren „Bergdoktor“Paketen, inklusive Fan-Tag mit hans sigl. Zweieinhalb stunden musste er am vergangenen Fan-Tag autogramme geben. Die Region hatte rund 500 Pakete verkauft. Was fasziniert Sie an der Filmbranche? immer noch, dass aus einer idee bewegte Bilder werden. Monate, manchmal Jahre davor, führt man Gespräche und überlegt gemeinsam und plötzlich sitzt man in einem dunklen Raum und sieht diese idee über die Leinwand huschen. Das macht’s aus. Manchmal sind es sogar unsere ideen. Das ist dann schon ein besonderes Privileg, wenn wir hier und dort etwas einflechten können. Was macht Tirol zum „place to be“, wenn der Filmstoff einen Berg verlangt? Wir brauchten einmal für den Film „Der architekt“, das erstlingswerk der Regisseurin und schauspielerin ina Weisse, im april eine hochwinterliche Landschaft. Wir fanden dann im Bschlabertal so viel schnee, dass das gesamte Team für zwei Tage wegen Lawinengefahr eingesperrt war. Das war schon was: ihr wollt schnee? Wir geben euch schnee! aber ohne die hilfe der Behörden und der Bevölkerung hätten wir den guten Ruf nie erreicht. Wir konnten da immer auf viel Verständnis und hilfe hoffen und sind dafür sehr dankbar. Filmschaffende sind Künstler und daher sehr sensibel. sie spüren, wo sie willkommen sind und wo nicht. Vielen Dank für das Gespräch.
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DIE CINE TIROL am 1. april 1998 wurde die cine Tirol als Geschäftsfeld der Tirol Werbung gegründet. in den vergangenen vierzehn Jahren wurden über 400 Kino- und Fernsehfilme, serien und Dokumentarfilme zum Beispiel aus den Usa, Kanada, Brasilien, Korea und indien in Tirol gedreht. Die Förderung erfolgt durch serviceleistungen, Unterstützung bei der organisation und Beschaffung bzw. Bereitstellung umfassender informationen sowie durch Betreuung und Begleitung der Filmschaffenden. außerdem werden ausgewählte Produktionen in Form von herstellungsförderungen unterstützt.
SEHR GUTES ZEUGNIS Die Tirol Werbung hat bei der spectra-Marktforschung eine Bekanntheits- und Zufriedenheitsstudie in auftrag gegeben. Diese stellt dem Filmland Tirol ein sehr gutes Zeugnis aus: Die befragten Filmproduzenten aus dem inund ausland bezeichneten Tirol mit abstand als die für Dreharbeiten attraktivste alpine Region. Die cine Tirol Film commission ist zudem als erstnennung „top of mind“, bei sehr hohem spontanen und gestützten Bekanntheitsgrad sowie Gesamtzufriedenheit.
DAS SAGEN FILMSCHAFFENDE: „Speziell Tirol bietet die Tüchtigkeit Deutschlands, die Schönheit der Schweiz und den Charme Italiens.“ Jean-JacQUes annaUnD, ReGisseUR (PaRis)
„Ich habe die Zusammenarbeit mit Cine Tirol sehr schätzen gelernt, das unbürokratische, gleichwohl leidenschaftliche Miteinander, bei dem man gemeinsam versucht, ein Projekt mit den besten Voraussetzungen auszustatten. Dabei geht es ja immer auch, neben allem Geschäftlichen, um den persönlichen menschlichen Umgang. Und der war und ist hier außergewöhnlich herzlich und voll Engagement – man fühlt sich einfach bestens betreut und aufgehoben.“ Jo BaieR, ReGisseUR (MÜnchen)
„Ihr seid alle so voller Enthusiasmus und vor allem fühlen sich alle bei euch als gerne aufgenommene Freunde und nicht nur als Gäste. Ich freue mich schon heute auf weitere gemeinsame Projekte und darf dir versichern, dass ich euch in der Branche überall mit bestem Gewissen als die freundlichste und effizienteste Film-Fördertruppe Österreichs weiterempfehle.“ JoseF KoschieR, PRoDUZenT (Wien)
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Imagepolitur. Tirol ist in Frankreich wegen des alpenländischen Charmes bekannt. Dass neben Tradition auch Moderne existiert, an dieser Wissensvermittlung arbeitet die Tirol Werbung.
TIPPS FÜR DIE MARKTBEARBEITUNG • Trotz weit verbreiteter Fremdsprachenkenntnisse (v. a. Englisch) ist die Marktbearbeitung auf Französisch wichtig. • Der Hotelgast möchte Trinkwasser und Brot zu Mittag und zum Abendessen auf dem Tisch vorfinden (ohne dass diese auf der Rechnung aufscheinen). • Der französische Individualgast liebt gehobene Unterkünfte und erwartet sich schöne, gepflegte Wellnessbereiche. • PR-Arbeit: Die größten Medienunternehmen sitzen in Paris und auch regionale Medien werden oft von Paris aus bedient; vielen Medienleuten fehlt es an grundlegendem Wissen über Anreise, Geografie etc. • Tirol liegt räumlich näher, als das viele Franzosen wahrnehmen – dies sollte in der Kommunikation berücksichtigt werden. • Insbesondere in Ostfrankreich (Elsass-Lothringen) und bei der älteren Generation ist Tirol sehr wohl ein Begriff. Das muss genutzt werden.
KONTAKT © STEFAN DAUTH
Anne Gabl Marketing Süd- und Westeuropa Tel. 0512/5320-662 anne.gabl@tirolwerbung.at
Verliebt in den Tiroler Charme FRANKREICH
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ört man sich unter den französischen Gästen um, wird schnell klar, warum sie nach Tirol kommen. Es sind nicht die Berge, denn davon haben sie mit den Pyrenäen, dem Zentralmassiv, den Vogesen und dem höchsten Berg der Alpen, dem Mont Blanc, selber reichlich. „Vielmehr ist es die Sehnsucht nach dem ‚traditionellen Tyrol‘, nach den gewachsenen Dörfern und kleinen bäuerlichen Strukturen, die den Franzosen antreibt“, weiß Anne Gabl, Marktbetreuerin für Süd- und Westeuropa bei der Tirol Werbung. In Frankreich prägen – mit Ausnahme weniger malerischer Bergdörfer zum Beispiel in den Pyrenäen – Satellitenstädte und am Reißbrett geplante
Urlauber aus Frankreich schätzen besonders die Tiroler Gemütlichkeit und das Ursprüngliche. Seit einigen Jahren versucht die Tirol Werbung dieses Image behutsam zu modernisieren, um zusätzliche Gästeschichten anzusprechen. V O N J A N E K AT H R E I N
Skiorte, sogenannte Retortendörfer, das Siedlungsbild. Da ist kaum Platz für romantische Bilder. Der Charme und die Tiroler Gemütlichkeit, das sind Themen, die den Franzosen ansprechen.
Vermehrt Individualreisende. Die Reiseveranstalter haben die „Tyrol-Sehnsucht“, die vor allem von einem älteren Reisepublikum ausgeht, bislang gut bedient. Während früher viele französische TirolGäste mit dem Bus anreisten, kommen jetzt vermehrt Individualreisende nach Tirol. „In den vergangenen Jahren wurde verstärkt daran gearbeitet, das traditionelle Image zu modernisieren. Lifestyle, Design und Architektur fließen verstärkt als The-
men in Werbesprache und Bilder ein und werden von den französischen Medien gut aufgenommen“, erklärt Anne Gabl die gegenwärtige Marketingstrategie für den französischen Markt. Noch fehle es aber in den meisten Redaktionen, die vor allem von Paris aus arbeiten, an Basiswissen über die Tourismusregion Tirol. Im Großraum Paris können die wenigsten Franzosen etwas mit dem Begriff Tirol anfangen, abgesehen von überzeugten Österreichfans. Die große Unbekannte sind darüber hinaus noch immer geografische Distanzen. Die Tiroler Berge sind insbesondere aus Ostfrankreich leicht erreichbar“, sagt Anne Gabl. Jedoch ist diese geografische Nähe vielen Franzosen nicht bewusst.
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Drittwichtigster Reisemarkt. Frankreich bildet mit über 60 Millionen Einwohnern den drittwichtigsten Auslandsreisemarkt Europas, nach Deutschland und
„In den vergangenen Jahren wurde verstärkt daran gearbeitet, das traditionelle Image Tirols zu modernisieren.“ ANNE GABL, MARKTVERANTWORTLICHE FRANKREICH – TIROL WERBUNG
Großbritannien. Das Marktwachstum an Auslands-Alpenreisen war mit 118 Prozent in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich hoch. „In Frankreich ist ein großes Potenzial vorhanden, das Tirol bisher nicht vollständig ausschöpfen konnte. Insbesondere der Winter hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt“, weiß Anne Gabl. Die Tirol Werbung bearbeitet den französischen Markt mit der Ganzjahreskooperation Club Tyrol, die auch mit der Hotelgruppierung Autriche pro France vernetzt ist. Interessierte Betriebe können sich bei Frau Hanne Mostecky (hanne.mostecky@autriche.com; Tel: 00 33 1 53 20 38 25) melden. ×
AUTRICHE PRO FRANCE In dem Bewusstsein, dass Frankreich kein leicht zu erobernder Markt ist, wurde 1984 die Hotelgruppe Autriche pro France ins Leben gerufen. Inzwischen haben sich 93 Betriebe zu dieser Marketingkooperation zusammengeschlossen. Die Webseite www.autriche.com zählt zu den wichtigsten Webseiten auf Französisch bezüglich Urlaub in Österreich. Wichtiges Marketingtool ist zudem der jährlich in einer Auflage von 55.000 Stück erscheinende Hotelführer „Autriche pro France“. Bis Mitte August werden noch neue Mitglieder für 2013 aufgenommen.
CLUB TYROL Die Tirol Werbung selbst ist am französischen Markt mit der Ganzjahreskooperation Club Tyrol präsent. Ansprechpartnerin: Anne Gabl (Tel. 0512/5320-662, anne.gabl@tirolwerbung.at).
REISEMARKT FRANKREICH IN ZAHLEN
DER TYPISCHE FRANZÖSISCHE GAST:
ANREISE:
REISEHÄUFIGKEIT:
... ist älter als der Tirolschnitt – im Winter 44
77 % der Franzosen reisen im Sommer und Win-
Am höchsten in den Regionen Ile de France,
Jahre, im Sommer 48 Jahre.
ter mit dem eigenen Pkw an, 11 % mit dem Bus.
Rhônes-Alpes (Lyon), Elsass und PACA (Pro-
AUFENTHALTSDAUER:
BUCHUNGSGEWOHNHEITEN:
sen, die nach Österreich kommen, nächtigen
6,2 Tage im Winter (5 Tage), 5,3 im Sommer (4,1)
60 % buchen direkt beim Vermieter.
in Tirol.
BEVORZUGTE UNTERKUNFT:
INFORMATIONSQUELLE:
NÄCHTIGUNGSZAHLEN 2011:
46 % nächtigen in der gehobenen Hotellerie
Internet (55 %)
Sommer: 579.910 Nächtigungen (-2,7 %),
vence-Alpes-Côte d‘Azur). 55 % der Franzo-
Winter: 391.370 Nächtigungen (+5,2 %)
(Tirolschnitt 33 %). TAGESAUSGABEN: WINTERAKTIVITÄTEN:
Im Sommer € 103 (Tirolschnitt: € 93), im Win-
REISEVOLUMEN 2009:
80 % der Tirol-Gäste fahren Ski, das The-
ter € 158 (Tirolschnitt: € 132)
24,3 Mio. Auslandsreisen (59,3 %)
MARKTANTEIL:
BIP PRO KOPF:
Rang 11 im Winter (1,5 %); Rang 7 im Sommer
€ 27.400
ma Wellness hat im Winter eine überdurchschnittliche Bedeutung. SOMMERAKTIVITÄTEN: 85 % der Tirol-Gäste gehen wandern; Ausflüge und das Besuchen von Natur- und Kulturattraktionen haben einen hohen Stellenwert.
(3,2 %). Gesamt: 2,3 %
© TIROL WERBUNG
Eine Hürde stellt auch die Sprachbarriere dar, so Gabl, wenngleich diese nicht so hoch ist wie im Kernmarkt Italien – die meisten Franzosen können sich notfalls auch auf Englisch mitteilen. Auch bei Gästen aus dem früher teils zweisprachigen Elsass-Lothringen, von wo die meisten Tirol Gäste anreisen, geht die Deutschsprachigkeit mehr und mehr verloren. Französischkenntnisse sind also für eine erfolgreiche Marktbetreuung nach wie vor unumgänglich. Im Gegensatz zu vielen anderen Orten seien Innsbrucks Feriendörfer frankophon geblieben, weiß Silvana Giuliani, bei Innsbruck Tourismus für das internationale Marketing zuständig. „Das Personal in den Betrieben sowie alle unsere Mitarbeiter in den Tourismusbüros sprechen Französisch. Von der Homepage bis zum Infomaterial ist alles auch in französischer Sprache erhältlich.“
38 MAGAZIN SAISON
Ökourlaub – von der Nische in die Mitte? Im Supermarkt ist es für viele mittlerweile selbstverständlich, dem Bioprodukt den Vorzug vor herkömmlicher Ware zu geben. Auf den Urlaub scheint das bisher noch nicht zuzutreffen. Das könnte sich allerdings bald ändern. V O N S O N J A K A I N Z U N D J A N E K AT H R E I N
Ö
kologisches Bewusstsein und Nachhaltigkeit sind keine Begriffe mehr, mit denen sich nur eine kleine Minderheit auseinandersetzt. Diverse Lebensmittelskandale und internationale Bestseller wie „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer, die sich mit den haarsträubenden Bedingungen in der modernen Massentierhaltung beschäftigen, haben dazu geführt, dass Biolebensmittel, fair gehandelte Produkte und in der Region Erzeugtes einen massi-
STICHWORT ÖKOTOURISMUS Die Begriffe Ökotourismus, nachhaltiger Tourismus, sanfter Tourismus oder integrativer Tourismus werden in unterschiedlichster Form verwendet und haben viele Aspekte. Eine genaue Begriffsbestimmung und Trennung ist deshalb oft schwierig. Im Allgemeinen wird darunter eine Form des Tourismus verstanden, der schonend mit der Natur und ihren Ressourcen umgeht. Außerdem sollte ökologischer Tourismus eine Lebensgrundlage für möglichst viele Menschen aus der Region bieten, beispielsweise durch den Bezug von Lebensmitteln von regionalen Anbietern.
ven Aufschwung erleben. Bio führt nicht länger ein tristes Nischendasein, sondern ist mittlerweile sogar fixer, umsatzkräftiger Bestandteil in den Sortimenten von großen Lebensmitteldiscountern wie Lidl und Hofer. Es spricht einiges dafür, dass sich eine ähnliche Entwicklung auch beim Urlaubsverhalten abzeichnen könnte.
Trend zur Nachhaltigkeit. „People, Planet, Profit – darum wird es in Zukunft gehen“, sagt Andrea Dietl, die mit ihrer Agentur Knallgrün Touristiker bei der Vermarktung „grüner Angebote“ unterstützt. Der Tourismus werde sich darauf einstellen müssen. Betriebe wie der Veitenhof (Bild oben) und die Biohotels Schweitzer (unten links) und Grafenast setzen bereits auf Ökologie.
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Autofrei Die E-Mobilität ist im Tourismus angekommen.
„Der Lebensmittelmarkt lässt sich durchaus als Indikator für ein allgemein wachsendes Umweltgewissen werten“, meint etwa Andrea Dietl, die mit ihrer Agentur Knallgrün Touristiker bei der Vermarktung „grüner Angebote" unterstützt. Sie geht davon aus, dass die Gruppe der sogenannten bewussten Konsumenten, die für das Thema Nachhaltigkeit empfänglich sind, bereits jetzt etwa ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland ausmacht. Dieser Anteil werde weiter wachsen und der Trend zum nachhaltigen Urlaub werde ebenso in der Mitte der Gesellschaft ankommen, wie es derzeit beim Umgang mit Lebensmitteln der Fall ist, glaubt die Expertin.
Nachhaltigkeit im Urlaub.
„Die Touristiker werden sich mittel- bis langfristig darauf einstellen müssen. People, Planet, Profit – darum wird es in Zukunft gehen“, so Dietl. Das Sparkasse Tourismusbarometer Deutschland 2011 kommt zu einem ähnlichen Schluss. Qualität vor Quantität wird hier unter den aktuellen Trends geführt. Viele Urlauber würden zunehmend nicht mehr nur auf das Was, sondern auch auf das Wie Wert legen, heißt es dort. Allein in Deutschland zählen schon jetzt neun Millionen zur engeren Zielgruppe für nachhaltiges Reisen. Dafür wird auch gern etwas tiefer in die Tasche gegriffen. „Diese Reisenden sind dazu bereit, zwischen fünf bis acht Prozent mehr für ihren Urlaub auszugeben,“ gibt Dietl an. Tirol habe eine sehr gute Ausgangsbasis,
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er E-Bike-Sommer ist das beste Beispiel, dass der Schwenk zu erneuerbarer Energie und Ökotourismus nicht nur sinnvoll, sondern auch attraktiv sein kann“, erklärt Anton Steixner, Tirols Energielandesrat. Mehr als 35.000 Gäste haben im ersten Sommer das E-Bike-Netz genutzt, so Max Salcher vom Tourismusverband Kitzbüheler Alpen-Brixental. 300 ElektroFahrräder stehen in 45 Orten in neun Tiroler Tourismusregionen zur Verfügung. 79 Verleihstationen und 62 Ausflugsziele mit Akkuwechselstationen garantieren auch Mehrtagestouren. In dem 1.800 Quadratkilometer großen Gebiet liegen 90 E-Bike-Routen und ein Netz von 1.000 Kilometern. Ein Grund, warum dieses Programm mit dem „Energy Globe Award for Sustainability“ ausgezeichnet wurde, ist die Zusammenarbeit der Tourismusbetriebe in der Region.
Umweltschonende
Mobilität.
Fahrrad- und E-Bike-Verleih, Shuttleservice, Wandertaxi und Mobilitätskonzepte sind das Ergebnis intensiver Beratungen, Förderungen, Bewusstseinsbildung und Ausbildung, die im Idealfall über Gemeindegrenzen hinweg wirken und verschiedene Interessen verbinden. In den Osttiroler Gemeinden St. Jakob, St.
Veit und Hopfgarten im Defereggen wird demnächst ein Rufbus eingeführt, der als Wanderbus und Wintershuttle die Besucher in den Nationalpark Hohe Tauern bringen soll.
„Der E-Bike-Sommer ist das beste Beispiel, dass der Schwenk zu erneuerbarer Energie und Ökotourismus nicht nur sinnvoll, sondern auch attraktiv sein kann.“ LH-STV. ANTON STEIXNER
Der Oesterreichische Alpenverein hat schon vor einiger Zeit auf Mobilitätsfragen reagiert und stellt in einer Broschüre Bergwanderwege und Skitouren vor, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Ausgangs- und Zielpunkt der Tour liegen teilweise so weit auseinander, dass die jeweilige Tour mit dem eigenen Pkw nicht realisierbar wäre. Die Broschüre ist kostenlos erhältlich, derzeit aber vergriffen. ×
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Milch vom Bauern Nachhaltiger Tourismus stärkt regionale Kreisläufe.
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irndln, wo seid ihr denn?“, ruft der Aicherbauer seinen Kühen entgegen. Später traben sie gemeinsam vom Stall auf die Wiese. Im Podcast sieht das einfach aus. Wer sich zu einem Urlaub am Bauernhof entschließt, nimmt auch am Arbeitsleben der Gastfamilie teil – vom Kühehüten bis zum Stallausmisten. Das Konzept, das hinter Urlaub am Bauernhof steckt, ist einfach und bewährt sich seit Jahren. Die Höfe sind als Mitglieder qualitätsgeprüft und werden mit Blumen bewertet. Zwei Blumen bedeutet: einfache Verhältnisse. Vier Blumen: Sport, Wellness, spezielle Verpflegung.
Ökotourismus ist eine Chance für lokale Bauern, die Hotels und Pensionen mit saisonalen Produkten beliefern. In traditionellen Lebensmitteln steckt weit mehr als nur der kulinarische Genuss. 389 Höfe bieten diese Urlaubsform in Tirol an, mit verschiedenen Schwerpunkten vom Kinderbauernhof, Bio-Kräuter und Gesundheit, Reiten, Wandern und Kulinarik. Was auf den Tellern landet, ist hausgemacht, die Lebensmittel kommen aus der eigenen Produktion. Für die Bauern ist das Urlaubsmodell eine zusätzliche Einkommensquelle, denn viele der für
um bei dieser Gästeschicht zu punkten. Viele Klein- und Mittelbetriebe würden sich hier bereits jetzt sehr bemühen. Der Fokus liege in Tirol derzeit aber vor allem auf Regionalität und Genuss und weniger auf dem Thema Nachhaltigkeit. „In Österreich müsste man das mehr benennen“, meint Andrea Dietl. heutige Lebensverhältnisse groß dimensionierten Bauernhäuser werden durch das Vermieten von Ferienwohnungen erstmals wieder vollständig ausgelastet. Nachhaltiger Tourismus stärkt regionale Kreisläufe.
Viel selbst herstellen. Dass die Milch vom Bauern um die Ecke besser schmeckt als jene aus dem Tetrapack und dass in den Karotten, die in der Region in guten Verhältnissen wachsen, viele Nährstoffe stecken, erkennen auch immer mehr Köche. „Grundprodukte einkaufen und so viel wie möglich selbst herstellen“, so erklärt Florian Pointner die Philosophie im Biohotel Florian in Reith bei Kitzbühel. Seit 1990 wird hier fleischlos gekocht mit Produkten aus biologischem Anbau, Fertigprodukte und Mikrowelle sind tabu. Die Grundnahrungsmittel werden einmal wöchentlich angeliefert, der große Teil kommt aus der eigenen biologischen Landwirtschaft. Das Biohotel Florian wurde für seinen nachhaltigen touristischen Ansatz bereits mehrmals ausgezeichnet und gilt als einer der Pioniere im Ökotourismus. Der Umweltgedanke steckt im verwendeten Reinigungsmittel, dem Toilettenpapier und auch in den verwendeten Textilien. Ökotourismus ist eine Chance für lokale Bauern, die Hotels und Pensionen mit saisonalen Produkten beliefern. In traditionellen Lebensmitteln wie Zillertaler Heumilch oder Stanzer Zwetschke steckt weit mehr als nur der kulinarische Genuss, sie vermitteln Botschaften. Touristen und Einheimische fahren im Frühling nach Stanz, um die Zwetschkenblüte zu bestaunen. Seit 2005 führt das Dorf den Titel „Genussregion Stanzer Zwetschke“. ×
„Ziemlich gesalzen“. Den Trend zum ökologischeren und nachhaltigeren Reisen hat man auch bei TUI registriert. Das Interesse sei da und habe zugenommen, bestätigt Herbert Schatz, stellvertretender Direktor für Verkauf und Marketing von TUI in Österreich. Allerdings höre sich dieses Interesse sehr schnell auf, wenn die Leute den Preis sehen. „Die Preise in diesem Segment sind meist ziemlich gesalzen“, meint Schatz. Für ihn handelt es sich derzeit noch um ein Nischenprodukt. „Je mehr Krise, desto weniger öko“, findet auch Harald Kraus, Marketingdirektor der TUI in Österreich. In Zeiten knapper Budgets habe Ökourlaub einen schweren Stand. Das Argument, dass Ökoreisen oder nachhaltiges Reisen unbedingt teurer sein muss als ein konventioneller Urlaub, lässt Ludwig Gruber, Geschäftsführer des Vereins der Biohotels, nicht gelten. „Wir haben bei Gott keine Gäste, denen es egal ist, was sie zahlen.“ Diese Zielgruppe wisse sehr genau, was ihr wichtig sei, und habe vielfach einfach andere Prioritäten. Ein riesiger Wellnessbereich ist ihr beispielsweise vielleicht nicht so wichtig wie eine Küche, in der ausschließlich mit biologisch produzierten Lebensmitteln gearbeitet und saisonal gekocht werde. 40 Prozent der Gäste sei zwischen 35 und 41 Jahre alt, also relativ jung, und im Schnitt gut gebildet. „Zwei Drittel unserer Gäste wären völlig unbereit, in ein konventionelles Haus zu gehen“, sagt Gruber. Sie leben Bio auch im Alltag und möchten im Urlaub keinesfalls darauf verzichten.
Zuwachs für Biohotels. Der im Jahr 2001 gegründete, in Nassereith ansässige
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Verein Biohotels hat derzeit rund 70 Mitgliedsbetriebe in Deutschland, Österreich, Italien, der Schweiz und Frankreich. 19 befinden sich in Österreich, davon acht in Tirol. Bei der Gründung vor zehn Jahren hatte der Verein nicht mehr als 12 Mitgliedsbetriebe. Der Vereinsgeschäftsführer bemerkt seit etwa fünf bis zehn Jahren massive Veränderungen des Urlaubsbewusstseins. Ein Trend, der auch bei den Biohotels stark zu spüren sei. „Die meisten unserer Mitgliedsbetriebe verzeichnen bereits zum dritten oder vierten Mal in Folge das beste Geschäftsjahr ihrer Geschichte“, erklärt Ludwig Gruber. Auch die Anfragen von Hoteliers an den Verein sind gestiegen. Pro Jahr melden sich laut Gruber etwa 200 Interessenten,
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„Die meisten unserer Mitgliedsbetriebe verzeichnen bereits zum dritten oder vierten Mal in Folge das beste Geschäftsjahr ihrer Geschichte.“ LUDWIG GRUBER, GESCHÄFTSFÜHRER DES VEREINS BIOHOTELS
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allerdings werden meist nur acht bis zehn neue Mitglieder aufgenommen. Die Auflagen sind streng, betont er. Sie reichen von einer saisonalen, biologischen Küche über nachhaltige Energiekonzepte bis zu Fairness gegenüber den Mitarbeitern. „Unsere Gäste sind anspruchsvoll. In diesem Bereich wird man von seinen Kunden auch sehr schnell überführt.“ „Greenwasher“ oder Trittbrettfahrer, die sich nur aus Marketinggründen mit dem Öko-Label schmücken wollen, können damit auf Dauer nicht punkten, so Gruber. Dabei ist auch beim Erfolg Nachhaltigkeit gefragt. ×
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Inspiration am See Lesen bedeutet für viele, zur Ruhe zu kommen, sich zu entspannen und sich ganz dem süßen Nichtstun hinzugeben. Die vor allem für ihr Sportangebot bekannte Achenseeregion will sich mit dem neuen Festival „achensee.literatour“ auch Literaturbegeisterten empfehlen. VON SONJA K AINZ
Jungautoren. Chris Moser und Markus Köhle (rechts)
Pärchenabend. Franzobel und Maxi Blaha
Krimirunde. Eva Rossmann, Georg Haderer und Bernhard Aichner (rechts)
T
otgesagte leben länger. Das gilt nicht nur für das Kino, dem durch die Verbreitung des Fernsehens das nahe Ende prophezeit wurde, es scheint bis jetzt auch für das gedruckte Buch zu gelten. Während Schallplatten bereits von CDs abgelöst wurden und CDs zunehmend von MP3-Files, hält sich das gedruckte und gebundene Wort noch tapfer in seiner seit Jahrhunderten beinahe unveränderten Form. Drei Viertel der Österreicher verbinden Freizeit und Entspannung mit dem Lesen, 74 Prozent denken beim Lesen an Spaß und Unterhaltung, ermittelte das Marktforschungsinstitut GfK Austria 2011 in einer repräsentativen Umfrage. Endlich in Ruhe lesen zu können und sich damit zurückzuziehen von den vielfältigen Herausforderungen des täglichen Lebens, ist für viele auch ein erklärtes Ziel im Urlaub.
Mit dem neuen Literaturformat „achensee. literatour“, das von 31. Mai bis 1. Juni in Achenkirch am Achensee seine Premiere feierte, will man genau diese Literaturbegeisterten erreichen. Für die Premiere konnten etablierte heimische Autorengrößen wie Felix Mitterer, Franz Schuh und Franzobel gewonnen werden. Es kamen aber auch junge Tiroler Autoren wie der Künstler und Aktivist Chris Moser, einer der Mitangeklagten der umstrittenen „Tierschützerprozesse“, und der Tiroler Autor Markus Köhle (aktueller Roman „Hanno brennt“) zu Wort. Der Achensee sei bisher vor allem für seine sportlichen Freizeitmöglichkeiten bekannt, mit diesem Format wolle man auch im kulturellen Bereich an Profil gewinnen, erklärt Martin Tschoner, Geschäftsführer von Achensee Tourismus. „Vitalität findet nicht nur in den Köpfen statt, sondern auch im Geist.“
Das „Kanada Tirols“. Die Kombination von Bergen und See sei zumindest in Tirol etwas Besonderes, ein Ort, an dem einen durchaus die Muse küssen kann. Schon Karl May residierte Ende des 19. Jahrhunderts am Achensee, erzählt Tschoner, und auch der deutsch-bulgarische Autor Ilija Trojanow verfiel dem Charme der Landschaft und beschrieb sie als „Kanada Tirols“. Der bekannte Tiroler Dramatiker Felix Mitterer wurde am Achensee geboren und verbrachte Teile seiner bewegten und von Armut geprägten Kindheit in Achenkirch. Im Gespräch mit dem Journalisten Joachim Riedl („Die Zeit“) beeindruckte er am Eröffnungstag mit intimen, berührenden Schilderungen seiner Zeit als mittelloser Bauernbub. Die Eröffnungsrede hielt der Essayist und Schriftsteller Franz Schuh, der sich philosophisch mit dem Thema, was Literatur ist und sein kann, auseinandersetzte.
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Eröffnungsabend. Die Touristiker Josef Margreiter und Martin Tschoner (ganz links und rechts) mit Moderator Joachim Riedl („Die Zeit“, 2. v. links) und den Schriftstellern Franz Schuh und Felix Mitterer
Schriftsteller und Lyriker. Christoph W. Bauer
sondern eignet sich auch als Bühne für Verlage und Autoren, um ihre Neuerscheinungen zu präsentieren, erklärt Tschoner. Das Interesse von Verlags- und Autorenseite sei bisher jedenfalls sehr groß. In welche Richtung sich das neue Literaturfestival am Achensee entwickeln wird, ist noch nicht ganz klar, spannende Ideen gibt es allerdings bereits mehrere. Dazu zählt etwa eine Schreibwerkstatt, in der ambitionierte Hobbyliteraten sich gemeinsam mit bekannten Autoren übers Schreiben austauschen können, oder die Überlegung, eine Gruppe Jungschriftsteller an den Achensee einzuladen, um ihren Aufenthalt literarisch zu verarbeiten. Ein Erfolg, der eine Neuauflage nahelegt, war auch der diesjährige „mörderische FünfUhr-Tee“ im Posthotel Achenkirch, der von Franz Schuh geleitet wurde.
Zugpferd Literatur.
„Vitalität findet nicht nur in den Köpfen statt, sondern auch im Geist.“ MARTIN TSCHONER, GESCHÄFTSFÜHRER ACHENSEE TOURISMUS
2013 für Publikum geöffnet.
In diesem Jahr war die Auftaktveranstaltung nur für geladene Gäste zugänglich, ab dem nächsten Jahr soll sie auch für Publikum geöffnet werden. Der Termin ist bereits fixiert (23. bis 25. Mai 2013). Wer diesmal geladen wird, ist allerdings noch offen. Feststeht, dass man auch bei der kommenden Auflage auf
einen Mix aus zwei bis drei großen Namen der deutschsprachigen Literaturszene und jungen Tiroler Nachwuchstalenten setzen wird. Dieses Format, so sind die Veranstalter überzeugt, könne nur funktionieren, wenn es auch regional Anklang finde. „Literatour“ soll nicht nur Einheimischen und Gästen Kulturgenuss bieten,
Literatur und Lesen sind aber nicht nur in Achenkirch Thema, mehrere Hotels in ganz Österreich haben die Klientel der Lesebegeisterten bereits für sich entdeckt. Beispielsweise das Luxushotel Hochschober auf der Turracher Höhe in Kärnten, das vor zwei Jahren die Bibliothek „Wortreich“ mit 3000 Werken eröffnete. Außerdem setzt man dort auf eine Veranstaltungsreihe „Literatur am Berg“ mit Lesungen, Buchpräsentationen, Teehaus- und Kamingesprächen. Bis Jahresende sind knapp 40 Veranstaltungen gebucht. Das Hotel ist Gründungsmitglied der Plattform „Reading Hotels und Resorts“, die bisher zwar noch nicht mehr als drei Mitglieder zählt, sich dafür aber umso ambitionierter für die Inszenierung der Hotels als literarische Bühne und die Planung und Aktualisierung ihrer Bibliotheken einsetzt. Im Seehof Goldegg soll im September erstmals ein „Thomas-Bernhard-Festival“ stattfinden. Für Literaturfreunde bietet das Viersternehaus schon jetzt eine SuhrkampBibliothek mit den 1000 wichtigsten Werken der deutschen Literatur. Trotz eines Dämpfers im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte sich der deutsche Buchhandel in den vergangenen Jahren über konstantes Wachstum freuen. 2011 musste er nach sieben Jahren erstmals einen Rückgang in Kauf nehmen, dennoch kam er auf einen Umsatz von 9,6 Milliarden. Die Leser scheinen derzeit also nicht auszusterben, das lässt auch für das Buch hoffen, ob gedruckt oder digital, wird sich zeigen. ×
44 magazin saison
Platzhalter fürs Urlaubsfeeling
Made in Fernost. In den 1970er-Jahren wurde die Produktion zunehmend nach Asien verlagert.
Unter dem Titel „Andenken einpacken“ befasst sich eine Ausstellung in Sölden ab Mitte Juli mit der Geschichte des Souvenirs, seiner symbolischen Bedeutung und nicht zuletzt mit seiner ehemals wesentlichen Rolle in der Tiroler Heimproduktion. vOn es ther PIrchner
E
in souvenir wird erst zum souvenir, wenn es einen ortswechsel vom sehnsuchtsort in die Heimat des reisenden hinter sich gebracht hat. Dort steht es dann für das urlaubsziel oder zumindest für die erinnerungen, die daran geknüpft sind – ganz gleich, ob es sich um ein authentisches Mitbringsel handelt oder um etwas, das zwar nicht aus dem jeweiligen ort stammt, aber zumindest mit einem entsprechenden schriftzug versehen wurde. ab ende der 1950er-Jahre gewannen „typische“ Tiroler souvenirs in den heimischen Tourismusorten zunehmend an Bedeutung. Deko-skischuhe und kleine igelfi-
guren wurden in großen Mengen produziert und verkauft, Halstücher mit Dorfansichten und lustigen skifahrern bedruckt, kleine Plastikfernseher mit aufnahmen aus sölden, st. anton und anderen orten bestückt. Die Geschichte dieser objekte erzählt die ausstellung „andenken einpacken – souvenir aus sölden“, die im kulturraum erBe gezeigt wird. Die von der ethnologin Martina röthl und dem Historiker und ausstellungsgestalter niko Hofinger kuratierte schau ordnet das Phänomen souvenir in seiner kulturhistorischen und wirtschaftlichen stellung ein und geht auch der Frage nach, warum manche renner von früher heute fast gänzlich vom Markt verschwunden sind. ×
ANDENKEN EINPACKEN – SOUVENIR AUS SÖLDEN erBe – kulturraum sölden raiffeisenbank sölden Dorfstraße 88 www.rb-soelden.at eröffnung: 19. Juli 2012 öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8 bis 12 und 14.30 bis 17 uhr
IGELFAMILIE
FERNWEHSEHER ab Mitte der 1950er-Jahre wurden in Deutschland solche „Plastiskope“ produziert und mit den Fotos bestimmter regionen oder Themen versehen. auf einem durch einen klickmechanismus drehbaren rad im inneren sind dabei zehn oder zwölf Minidias angebracht, die verwendeten Fotos sind seit den 1980er-Jahren dieselben. Heute hat der schnappschuss mit dem Handy die Postkartenansichten weitgehend verdrängt – und oft auch das souvenir selbst. Geschützte Pflanzen wie enzian und edelweiß werden weniger oft gepflückt, seit man sie per smartphone mit nach Hause nehmen kann.
Die „menschlichen“ igel der Firma Peter aus inzing wurden in Heimarbeit von rund 200 Frauen und Mädchen hergestellt. abertausende dieser Figuren, in den unterschiedlichsten kostümierungen als Bergsteiger, Blasmusiker, arzt, kellnerin usw., wurden nach dem Fließbandprinzip gefertigt, 90 Prozent davon wurden ins ausland exportiert. Die Frauen bekamen die Püppchen schachtelweise nach Hause geliefert, absolvierten bestimmte arbeitsschritte und verpackten sie dann wieder zur Weiterverarbeitung. Frühe Modelle hatten körper aus Holzperlen und (laut legende) Haare aus Mäusefell, später ging man zu kunststoffpüppchen und Plüschfrisuren über.
WELTMEISTERSKI ebenfalls in Heimarbeit produzierte die Firma riml & co. in Hall den souvenir-skischuh, den es in unterschiedlichen Varianten gab. aus 28 Teilen zusammengenäht und -geklebt, erfreute sich der schuh großer Beliebtheit und wurde, versehen mit den namen der jeweiligen ortschaften, in sölden ebenso verkauft wie in st. anton oder kössen.
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Für die Ausstellung in Sölden haben Martina Röthl und Niko Hofinger historische Souvenirs gesichtet, ihre Geschichte erforscht und – für Hörstationen und einen Film – die Souvenirverkäufer, -produzenten und -käufer interviewt.
© MicHael raTHMaYr (7), PriVaT (3)
Souvenirerzählung. Erinnerungen wecken Souvenirs nicht nur bei den Urlaubern, sondern auch bei den (ehemaligen) Ladenbesitzern. Fast jedes Geschäft in Sölden – ob Gemischtwarenladen oder Sportgeschäft – richtete irgendwann eine Ecke mit Souvenirs ein. Bedruckte Tücher, Stocknägel und Kuhglocken waren häufig verkaufte Objekte.
WANDERFEX Was ein echter Wanderfex war, der brauchte einen Tirolerhut mit ansteckern und einen Wanderstab mit stocknägeln (Bild). sowohl die Hüte als auch die Holzstöcke sind inzwischen verschwunden, und weil man auf einen zusammenschiebbaren alustock keinen stocknagel nageln kann, werden auch die kleinen emaillierten Blechstückchen inzwischen kaum mehr produziert.
SÖLDEN – EINST UND EINST KUNSTSCHNEEGESTÖBER Während Gustav Peter seine igelproduktion in den 1970er-Jahren noch erfolglos nach korea zu verlegen versuchte, werden heutige souvenirs zu einem großen Teil in Fernost hergestellt. Das Prinzip, ein und dasselbe Produkt durch namensgebung verschiedenen orten zuzuordnen, ist jedoch das gleiche geblieben.
auch wenn sich ort und Produktion verändern, manche Dinge bleiben gleich. auf dem Zuckerstreuer von 2012 prangt immer noch dasselbe Bild von sölden, das in den 1950er-Jahren die kleine Fotosammlung zierte.
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Tirol als Sprachbabylon Shakespeare in Telfs: Weil die hochdeutschen Fassungen der „Merry Wives of Windsor“ nicht an den Witz des Originals heranreichen, haben der Schauspieler und Regisseur Markus Völlenklee und die Schriftstellerin Barbara Aschenwald das Stück für die Tiroler Volksschauspiele Telfs in Tiroler Dialekte übertragen: „Die windigen Weiber von Winzor“. Ein Gespräch über Sprachwitz, Betrug und schmutzige Wäsche einst und jetzt. Da s Interview führte Es ther Pirchner .
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AISON: Herr Völlenklee, die Tiroler Volksschauspiele hatten schon öfter Stücke von William Shakespeare auf dem Spielplan, für das diesjährige Programm haben Sie „Die lustigen Weiber von Windsor“ ausgesucht. Warum ist das Stück für Telfs so gut geeignet? Markus Völlenklee: Bei der Auswahl der Stücke für die Tiroler Volksschauspiele suche ich immer wenigstens eine Produktion, die ein großes Theater so nicht machen könnte. In Telfs haben wir die Möglichkeit, mit einer Mischung von Hochprofis, Stars und begabten Volksschauspielern – wirklichen Komödianten – zu arbeiten. Dafür sind „Die lustigen Weiber von Windsor“ perfekt geeignet,
„Wir sind davon ausgegangen, dass ‚Winzor‘ die Telfer Gegend ist.“ barbara aschenwald
es ist die große bürgerliche Komödie, so etwas wie drei ineinander verschränkte Schwänke, und sie dreht sich um Betrug. Jeder will jeden irgendwohin bringen, und das zum eigenen Vorteil. Ob er über seine Befindlichkeiten lügt oder über seine Absichten, immer geschieht es mit dem Plan, den anderen zu etwas zu bringen. Insofern ist das Stück unglaublich aktuell. Warum musste es in Tiroler Dialekt – oder genauer: in mehrere Tiroler Dialekte und Umgangssprachen – übertragen werden? Barbara Aschenwald: Es ist das einzige Zeitstück Shakespeares und er hat darin die Charaktere seiner Zeit dargestellt. Er hat dem Volk aufs Maul geschaut, die Leute im Stück sprechen Alltagssprache. Dass man diese Charaktere wiedererkennt, war uns sehr wichtig, und das ist im Hochdeutschen nicht machbar. Deshalb haben wir in Telfs lauter „native speakers“: Paznauner, Zillertaler und so weiter. Wir sind davon ausgegangen, dass „Winzor“ die Telfer Gegend ist, Scheps kommt aus dem Zillertal, Frau Flitz aus Imst, der Pfarrer ist Pole und heißt Fundamentalski, Falstaff ist ein Deutscher, das muss jemand sein, der von außerhalb kommt … Völlenklee: Unser Sprachbabylon, in dem wir leben, ist ja sehr vergleichbar mit London zur Zeit Shakespeares. Tirol ist ein Durchzugsland, ein Tourismusland, in dem es die verschiedenen Dialekte noch gibt, aber auch diese eigenartige Fernsehsprache. Das so zu übersetzen, hat sich bei der Arbeit als schlüssig erwiesen. Worauf kam es Ihnen darüber hinaus an? Aschenwald: Es war uns wichtig, den Komödienmechanismus von Shakespeare herzuzeigen. Dafür muss man natürlich das Stück wirklich genau lesen und verstehen. Völlenklee: Es gibt so viele Anspielungen auf die Zeit und ihre Gegebenheiten.
„Es ist eine Form von Theater, die mit dem Publikum spielt.“ markus völlenklee
Es kommt darauf an, wie die Charaktere funktionieren, bis hin zu den Bosheiten: jemand, der keinen geraden Satz herausbringt oder der etwas ganz anderes sagt, als er eigentlich sagen will … Danach haben wir versucht, Entsprechungen für die Figuren zu finden, in denen dieselbe Konstellation wie im Original ablesbar ist. Gleichzeitig wollten wir die Widersprüche herzeigen – um dabei zu lernen, was große Komödien sind.
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© GerHarD BerGer (3)
Gegenseitige Unterstützung: Bei der Übertragung von William Shakespeares „Merry Wives of Windsor“ in Tiroler Dialekte brachte Markus Völlenklee seine Theatererfahrung ein, Barbara Aschenwald ihren Sinn für Sprache.
Haben Sie die Rollen an die Schauspieler angepasst oder die Darsteller nach den Charakteren ausgesucht? Völlenklee: Beides. Wir haben uns sehr viele laiengruppen angesehen und die Personen ausgewählt. Das war viel arbeit, aber dafür haben wir leute, die es an großen Theatern gar nicht gibt. Wichtig war uns auch, die sprachbreite im gehobenen Mittelstand zu zeigen: von diesem eigenartigen Hochdeutsch bis hin zu den Heimatdialekten, in die die leute verfallen, wenn sie sich aufregen. Diese art von Tiefenschärfe, die man über die sprache herbekommen kann, hat uns sehr gereizt. Ihre Version, „Die windigen Weiber von Winzor“, spielt in der Jetztzeit. Welche Veränderungen waren notwendig, damit das Stück ins Tirol des 21. Jahrhunderts passt? ascHenWalD: Vieles funktioniert auch heute noch: Wir wollten keine Handys auf der Bühne haben, da gibt es immer noch Briefe. oder aus der „Hexe“, der fat woman of Brentford, haben wir die Brugglerin gemacht mit ihren Pendeln und karten. Den Wäschekorb, in
dem die Frauen Falstaff aus dem Haus schmuggeln, mussten wir aber ersetzen. Die schmutzwäsche war damals wirklich grauslich. Was da alles drin gelandet ist, angefangen bei den kinderwindeln … Man hat gewusst, Falstaff muss eine hohe not haben, wenn er da reinkriecht. Damit man das heute versteht, musste es bei uns ein restmüllkübel sein. Das Stück ist also ganz nah am „richtigen“ Leben. Völlenklee: es ist eine Form von Theater, die mit dem Publikum spielt, ein Theater, das die leute auf die falsche Fährte lockt, sie grausen macht, sie freuen macht, das brät ihnen nicht die sicht des autors über, sondern verfängt sie in ein spiel. und es gibt einen unterschied zwischen komik und Humor. komik ist absolut, sie relativiert nicht: einer läuft immer gegen die Wand, das tut weh. Humor ist, wenn jemand sich selbst relativieren kann. Das ist das, was das Ganze tut. Das Ganze hat einen enormen Humor, aber die Figuren haben keinen, deshalb sind sie komisch. Vielen Dank für das Gespräch.
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DIE WINDIGEN WEIBER VON WINZOR von William shakespeare, bearbeitet von Barbara aschenwald und Markus Völlenklee Tiroler Volksschauspiele Telfs rathaussaal, eduard-Wallnöfer-Platz, Telfs Premiere: 26. Juli 2012, 20 uhr weitere 16 aufführungen bis 29. august Tickets und informationen: Tel. 05262/62013, kartenoffice@telfs.com www.volksschauspiele.at
BARBARA ASCHENWALD Die 1982 in schwaz geborene und im Zillertal aufgewachsene schriftstellerin veröffentlichte bisher Gedichte und Prosa, darunter den erzählband „leichten Herzens“, der 2010 mit dem Jürgen-Ponto-literaturpreis ausgezeichnet wurde. nach einem Hörspiel 2005 wagt sich Barbara aschenwald mit den „Windigen Weibern von Winzor“ erstmals an ein Theaterstück und spielt darin einen Zillertaler chauffeur.
MARKUS VÖLLENKLEE Der gebürtige innsbrucker ist als schauspieler und regisseur im gesamten deutschen sprachraum tätig, u. a. war er in köln, Hamburg, an der Freien Volksbühne Berlin und an den Münchner kammerspielen tätig. seit 2009 ist er intendant der Tiroler Volksschauspiele Telfs. „Die windigen Weiber von Winzor“ hat er nicht nur mit Barbara aschenwald übersetzt, er führt auch regie und übernimmt die rolle des Müllers.
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49 KOMMENTARE SAISON
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V O N A LO I S S C H Ö P F
ufführung einer Oper bei den Festwochen der Alten Musik: Das Einzige, das über die schmerzhafte Erinnerung an die eigene Vergänglichkeit hinwegtröstet, ist die makellose Schulterpartie einer jungen Dame, die sich über die Brüstung der Loge beugt. Sonst dominiert graumeliertes Weiß von, um bei der Wahrheit zu bleiben, steinalten Damen und Herren, deren Pension immerhin hoch genug ist, sich dem erlesenen Genuss von Telemanns vierundzwanzigster unbedeutender und in ihrem Handlungsablauf schlichtweg beknackter Oper hinzugeben. Versüßt wird das ex-
geht es da um uraltes Brauchtum und gemeinschaftsbildende Kräfte, wie es im einschlägigen Jargon der durchschnittlich überzeugend rückwärtsgewandten Eröffnungsrede des jeweiligen Regionalmandatars zu heißen pflegt. So gut sich’s also bürgerliche Eliten und rurales Trachtenvolk gerichtet haben: Wenn’s um die moderne Jugend geht, auf deren Schultern angeblich unsere Zukunft ruht, braucht nur, wie unlängst bei David Guetta, ein CD-Player auf der Bühne zu stehen und schon schlägt die volle Unanständigkeit einer 55-prozentigen Abgabenflut zu. „Die Kultur veränderte sich in den letzten Jahrzehnten Es ist verständlich, dass die Veranstalter des radikal, leider nicht die den Gleichheitsgrundsatz Star-DJs dies nicht akzeptierten, gegen so viel Räuberei in die Berufung gingen und zuletzt über die missachtenden Abgabengesetze aus der verzopften Großveranstaltungsförderung der Stadt Innsbruck Nachkriegszeit.“ besänftigt wurden. Und es ist verständlich, dass quisite Vergnügen dadurch, dass der Staat auf jeden Sitzplatz 300 findige Gemeinden wie im Ötztal mit dem Versprechen niedriEuro als Subvention drauflegt, den ermäßigten Mehrwertsteuergerer Abgaben Veranstalter anlocken. Absolut unverständlich ist satz von 10 Prozent zulässt und die Stadt ihre Vergnügungssteuer es, wenn mit reaktionärer Arroganz in einer Welt des Crossover auf 4 Prozent reduziert hat. kulturelle Hierarchien erhalten bleiben, die das angeblich gute Alte Ähnlich schaut es auch am Land aus. Dort wird bei den mit Privilegien überschütten und das angeblich kommerziell Neue einschlägig bekannten Zeltfesten zwar ziemlich wenig Kultur und Schlechte, weil Globalisierte, gnadenlos ausplündern. produziert, dafür ist die Nähe unserer Schützen-, Feuerwehr- und Die Kultur veränderte sich in den letzten Jahrzehnten raMusikvereine zur Gemeindeführung so innig, dass die meisten dikal, leider nicht die den Gleichheitsgrundsatz missachtenden Gemeindevorstände es nicht wagen, neben der staatlichen MehrAbgabengesetze aus der verzopften Nachkriegszeit. × wertsteuer von 20 Prozent auch noch 25 Prozent VergnügungsAlois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans. steuer und 10 Prozent Kriegsopferabgabe einzuheben. Immerhin
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Im Schilcherschatten
© BÖHME
Das Alte ist auch in der Kunst privilegiert
VON ERNS T MOLDEN
örfer, wo es nichts und alles gibt, die Zweite: Mit versteht der Mensch, der sein Werk liest, was einem guten Freund und Mitmusikanten war ich den Menschen ausmacht. Das ist das, was die jüngst im Steirischen eingeladen, und zwar in eirichtig guten Bücher ausmacht, die ich wieder nem eher unspektakulären Abschnitt dieses Bunund wieder lese. deslandes, das bekanntlich an spektakulären Abschnitten reich Und jetzt Sankt Ulrich. Das Dorf von Gerist. Die Gegend, in die wir fuhren, war nicht aufregend und wild hard Roth, das man, weil man Roths Bücher wie Dachstein und Gesäuse, sie war nicht lieblich und toskanisch gelesen hat, seit Urzeiten zu kennen glaubt. wie die Südoststeiermark, sie war nicht zünftig und habsburgisch An sich wieder ein Dorf, wo es nichts gibt, wie in den meisten wie das Salzkammergut. Dörfern. Nein, die Gegend war eine Schönheit auf den zweiten Blick. Als wir unsere Lieder gespielt hatten, trat ich auf die nachtSüdwesten, die Landschaft zwischen Eibiswald und Deutschschwarze Dorfstraße, um zu rauchen. Da stand ein Feuerwehrlandsberg, das Schilcherland. Der Schilcher ist ein leicht irrer, aber wohlschmeckender „Der Schilcher ist ein leicht irrer, aber wohlschmeckender Direktträgerwein von der Farbe des Lachses. Direktträgerwein von der Farbe des Lachses.“ Wer ihn trinkt, wird mit dem Kopf in die Wolken gezogen und mit den Füßen in den Sumpf. Man wird gedehnt und erweitert, wenn man (zu viel) Schilcher trinkt. mann und wachte über irgendetwas. In den zehn Minuten, in So fühlt man sich leider auch am nächsten Tag. Waldige Hügel, denen ich rauchte, traten hintereinander ein junges Mädchen, dazwischen wie halbgeschlossene Augen kleine Felder. Und hinter ein gebeugter, aber festlich gekleideter Mann mittleren Alters und einer Kurve unversehens das Dorf. eine alte Frau zu dem Feuerwehrmann, jeder der drei wechselte Mein Kollege und ich sollten zum Geburtstag von Gerhard ein paar Sätze mit ihm. Roth spielen. Das ist bekanntlich einer der größten Dichter, die Ich verstand nicht, worüber gesprochen wurde, hatte aber wir haben. In seinen vielen Romanen, Essays, Reportagen und das Gefühl, dass jeder der Dialoge auf seine Weise existenziell Fotos hat er, vom Südwesten der Steiermark beginnend, die Welt war. Zuhause rollte ich mich mit drei Büchern von Roth auf dem aufgerollt und in ihrer ganzen Unerklärlichkeit erklärt. Von den Sofa ein. Jeder sollte das lesen. Weil wer ein Dorf versteht, wo es Außenseitern und Sonderlingen des Schilcherlands hat er eine nichts gibt, versteht den Menschen an sich. × blitzende Perlenkette nach Wien und von dort aus wieder sternErnst Molden, 44, lebt als Liedermacher und Schriftsteller in Wien. Für seine förmig in die ganze Welt verlegt. Kraft Roths geduldigen Blickes Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet. Kürzlich erschien seine neue Platte A SO A SCHEENA DOG (monkeymusic).
50 NACHGEFRAGT SAISON
16 FR AGEN AN ...
Günther Platter DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Unser früheres Sommer-Urlaubsziel Klopeiner See, Berggipfel wie der Montblanc oder Ortler sowie unser „Tiroler“ SOS-Kinderdorf in Lumbini, Nepal DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Freundlichkeit, Fleiß, Gastfreundlichkeit, Familienfreundlichkeit DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Massentourismus (auch wenn es ihn da und dort braucht), Kitsch, fehlende Kundenorientierung, falsche Werbung DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Landschaft, Berge, Natur, Gastfreundschaft, Winter(sport), Berg(sommer) DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Dumpingpreise – die langfristigen Folgen sind fatal DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Innovationen wie beispielsweise die AREA 47 zur Belebung des Sommertourismus, die Tirol Snow Card oder kluge Sommerangebote mit wenig Aufwand wie etwa das Hexenwasser in Söll LETZTER URLAUB (WANN UND WO?): Letzten Sommer in den Tiroler Bergen ICH LERNE: Täglich von Gesprächen mit Menschen mit gesundem Hausverstand MEIN LIEBSTER ORT IN TIROL: Das Ziel meiner regelmäßigen Trainingsstrecke, der Burschlboden, oberhalb von Zams ICH ENTSPANNE MICH: Bei einer Bergtour
SANFTER TOURISMUS HEISST FÜR MICH: Nachhaltiges Umgehen mit der Natur, wobei der Nutzen für die heimische Bevölkerung gegeben sein muss TIROLER TRADITION IST FÜR MICH: Heimat, Geborgenheit und Lebensfreude ICH BEWUNDERE (PERSON): Meine Enkelin Mathilda FÜR DEN TIROLER TOURISMUS WÜNSCHE ICH MIR: Pioniergeist, Mut und Demut POLITIKER ZU SEIN, BEDEUTET: Nicht „everybody’s darling“ zu sein, sondern an einem starken Fundament für die nächsten Generationen mitzubauen
© LAND TIROL/BERGER
TIROL OHNE BERGE WÄRE: Wie ein Himmel ohne Sterne
Günther Platter ist seit 2008 Landeshauptmann von Tirol. Der Tourismus zählt zu seinen Regierungsagenden.
Social Media
Kommunikationsberatung
Magazine und Zeitschriften für Kunden, Mitarbeiter und Mitglieder
Betreuung des Unternehmensauftritts in Facebook, Twitter …
Mitarbeiterkommunikation
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