G. Flaig
Kletterführer Alpenverein
7. Die Zimbagrup pe mit der Untergruppe der Vandanser Wand
Zimba
420 Von den Seitenkämmen des Rätikon ist der Zimbakamm weitaus der bedeutendste, schönste und größte. Er erhebt sich, im N vorn Walgau — Montafon begrenzt, zwischen dem Rellstal im O und dem Brandner Tal im W. Beide Täler berühren sich, zusammenlaufend, mit zwei ihrer letzten Ausläufer auf der Lünerkrinne am Lünersee, die gleichzeitig die Grenze gegen die Gruppe der Kirchlispitzen bildet. Die Gruppe bildet also ein Dreieck, dessen Spitze gegen S schaut. Nach S und SO sind die Bergmassen dieser Gruppe als die nahezu 7 km lange „Vandanser . Steinwand" aufgebaut, kurz auch „Vandanser Wand genannt. Diese Vandanser Wand trägt eine Reihe von Türmen, darunter die Zimba. Nach W dagegen ist die Gruppe in einige Kämme und Grate, Täler und Tälchen zerschnitten und aufgelöst. Der nördl., wenig besuchte Teil dcr Gruppe wird durch das Sarotlatal, Steintäli und die Steinwandscharte von der SHälfte getrennt. Diese nördl. wildeinsame Gavallinagruppe bildet zugleich die „S-Kette von Bludenz. Für den Besuch der Gruppen dienen die Hueter-, Sarotla- und Douglasshütte. Für die Steinwand, SO-Seite, Vandans und seine Alpen Zirs und Fahren und Voralpe Vilifau und vor allem der Rellsgasthof. 421
Blick aus dem Brandnertal Wandergebiet Bürserberg nach Osten Herbstaufnahme. Foto: H. Häusle
Zimbagruppe
Zimba, 2643 m
Dieses kecke Horn ist das Wahrzeichen des Montafon. Drei Grate und drei Wände betonen die Ebenmäßigkeit der Form, der nach Osten zur Neyerscharte abfallende Grat zählt zu den beliebtesten Genußklettereien der Rätikongruppe, während der in die entgegengesetzte Richtung, nach W zum Zimbajoch abfallende Grat den Normalweg trägt. Die gegliederte Südwand wird kaum begangen, ebenso die durch den Nordostgrat voneinander getrennten Wände, die NO-Wand und die NW-Wand. Trotz ihrer verhältnismäßig niedrigen Gipfelhöhe zählt die Zimba zu den bevorzugten Aussichtsbergen der Gruppe und wird entsprechend oft bestiegen. Im SO fällt das Montafon auf, im O erblickt man Schruns und das Silbertal. Links schließt sich das hintere Klostertal mit der Arlberghöhe an, darüber als markante Erhebung die Harseierspitze. Von ihr ziehen die Berge der Lechtaler Alpen nach links. Nach N öffnet sich dem Blick der Walgau, das Rheintal und die Bodenseebene. Der kühne Gipfel der Schesaplana und die mächtigen Felsstöcke der Drusenfluh und der Drei Türme bestimmen den Nahblick nach S, hinter denen die Bündner Alpen, 1/4
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sowie Bernina und Albulaberge auffallen. Im SO steht der massige Sulzfluhgipfel, dahinter die Firnberge der Silvretta und die Ferwallberge im O. Westgrat „Normalanstieg" F. Sohm, 2. Roth, 1900. III (eine Stelle), sonst II und 1. Von den leichtesten Anstiegen auf die Zimba der schönste, unter Umgehung der Sohmplatte gleichzeitig der leichteste Anstieg, sehr viel begangen, Steinmänner, Steigspuren. 1 ½ — 2 Std. Abb. Seite 176. Zugang: Von der Sarotlahütte auf R 212, von der Hueler-Hütte auf R 224 ins Zimbajoch, weder Westgrat beginnt. Führe: Man weicht aus dem Zimbajoch der eigentlichen Gratschneide zuerst südl. aus und erreicht den ersten Gratabsatz. Von hier gute Übersicht über den weiteren Wegverlauf. Ein großer Felskopf, durch zwei auffallende Gratscharten vom übrigen Grat getrennt, trägt in seiner halben Höhe eine große, geneigte Platte. Vom oben erwähnten Gratabsatz über den folgenden Grataufschwung, teilweise rechts ausweichen und an festen Blöcken gerade empor, dann über den Grat in die Scharte vor der Sohmplatte. Quergang über den oberen Teil der Platte und die folgende Stufe hinauf (II und III). Nun in einer LinksRechts-Schleife und durch eine Kaminrinne zurück auf den hier wieder ausgeprägten Grat. (Hierher auch leichter unter Umgehung der Sohmplatte; weniger schön: vom neuen Gratabsatz nordseitig in eine Geröllmulde und zum Fuß von Rinnen, welche hinauf zum Grat leiten). Über den schwach geneigten Grat unschwierig bis zu plattigern Aufschwung, den man direkt erklettert. Kurzer Quergang nach rechts zu Rinne, durch diese empor auf einen plattigen Vorsprung. Über schwach ausgeprägtes Plattenband weiterer Quergang nach 5, kurzer Abstieg und etwa 20 m hinauf zu Abseilring in einer Scharte. Auf breitem Band nach links in die Nordseite und über Wandstufe und Rinne zum Gipfel. 422
423A Abstieg über den Westgrat II und I, viele Steigspuren, R-1 Std ins Zimbajoch. Man folgt vom Gipfel dem Grat 20 m nach SW. Auf gut ausgetretenem Steiglein rechts ausholend hinab und weiter linkshaltend in eine Rinne. In ihr im Zickzack etwa 40 m hinab. Kurz oberhalb eines Abbruches nach links hinaus. Auf schwach ausgeprägter Rampe linkshaltend hinab in Richtung auf einen auffallenden roten Gendarm, nach 10 m folgt eine etwa 5 m hohe Stufe, über diese hinab auf Band, welches absteigend Zimbagruppe
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in die Scharte hinter dem Gendarm leitet. Zuerst nach links, dann nach rechts etwa 30 m absteigen (Spuren). Jenseits 6 m empor und 20 m Querung in Scharte vor grauem Felsturm. Durch Rinne 10 m hinab, rechts um den Turm herum und über den Grat weiter bis vor einen markanten Felskopf. Durch eine Rinne rechts hinab in die NW- Flanke, nach 20 m nach links in eine Parallelrinne, weitere 20w hinab, nach links um eine Ecke herum und 40 m nach links (orogr.) zum Fuß der glatten, geneigten „Sohmplatte". Nun mäßig schwierig links, südl. des Grates auf der Rellstalseite über Schroten und Bänder in wenigen Min. zum Zimbajoch. Von hier auf R 212 zur Heinrich-Homer-Hütte bzw. auf R 224 zur Sarotlahütte. 424
Nordwestwand G. W. Gunz, J. Plangger, 1921. III+, meist II und III. Großteils brüchiger Fels, mehrere Ausbrüche haben die Route stark verändert, von einer Begehung wird ausdrücklich abgeraten. 2 – 3 Std. vom E. Routenbeschreibung siehe AVF Rätikon 7. Aufl., 1974. 425
Nordostgrat 1. Welpe, allein, 1900. II, meist I. Kürzester Zimba-Anstieg, doch weniger begangen als R 422 (Westgrat), da von klettertechnisch geringem Interesse. 1 Std. ab E. Abb. Seite 249. Übersicht: Der Ausläufer des NO-Grates bildet die rechte, nördl. Begrenzung der vom Fuß der NO-Wand ins Steintäli herabziehenden Geröllhalde. Zugang: Von der Sarotlahütte auf blau - weiß bez. Steig nach OSO durch Latschen und Geröll ins Steintäli empor; dort verläßt man den Weg und steigt über Geröll empor zum Fuß des Grates, E. links (östl.) am untersten Gratansatz) 2 Std. ab Hütte. Führe: Hinauf auf den ersten Gratkopf, dann über Gras und Felsstufen zum großen, bereits von weitem sichtbaren Grataufschwung. Knapp links der Gratkante hinauf (schöne Kletterei, II), auf den Aufschwung und über Schrofen in die Scharte dahinter. Hierher auch aus dem obersten Steintäli unschwierig über Schutt, anstrengend. Durch eine Rinne rechts eines auffallenden Felsdreiecks 30 m hinauf bis dessen Ende. Über grasdurchsetzte Felsen zum Beginn zweier Kaminrinnen. Links dieser Rinnen fällt die „Gunzplatte" ins Auge. Durch den rechten Kamin bis an 2/4
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deren Fuß, dann durch eine weitere Rinne an der rechten Plattenbegrenzung bis zu einem Felsloch. Bei diesem nach links hinaus auf die Platte und ansteigende Querung nach links (II) bis in eine Rinne, die nach rechts empor auf den Grat leitet, über diesen auf Steiglein zum höchsten Punkt. 426
Nordkante Erstbegeher unbekannt. III. Unbedeutende Variante zu R 425. ¾ – 1 Std. Aus der oberen Scharte im NO-Grat (unter dem Gipfelaufbau) zieht rechts ein Gestehen empor, dem man 2 SL folgt bis ans eigentliche Bergmassiv. I SL nach links und durch Kamin bis unter Klemmblock, auf den Block hinauf und ausgesetzt empor zum Gipfelplateau. 427
Nordostwand A. Madlener, 1. Volland, 1875 auf teilweise anderer Führe. II und I, leichtester Zimba-Anstieg, allerdings teils brüchig und steinschlaggefährdet, kaum begangen. 1 Std. ab E. Abb. Seite 249. Man erreicht den Wandfuß wie bei R 425 (NO-Grat) beschrieben aus dem Steintäli über Geröll in I 1/2 Std. Routenbeschreibung siehe AVE Rätikon, 7. Aufl., 1974. 428
Nordostpfeiler zum Ostgrat G. W. Gunz, G. Scheyer, 1922. III, kaum begangen, unbedeutende Variante zum Ostgrat (R 429), sehr ausgesetzt, brüchig. 1 Std. für den Pfeiler. Abb. Seite 249. Übersicht: Die NO-Wand wird links durch den gezackten Ostgrat begrenzt, von dem etwa in halber Höhe ein ausgeprägter Pfeiler ins oberste Steintäli abfällt. Über diesen verläuft die Route (siehe AVF Rätikon, 7. Aufl., 1974). 429
Ostgrat W. Gunz, G.Scheyer, 1922. IV— (eine Stelle) sonst III und II. Der schönste und interessanteste, dementsprechend auch am meisten begangene Anstieg an der Zimba, meist guter Fels, viele Steigspuren. 2 ¼ – 3 Std., Höhenunterschied etwa 3W m. Abb. Seite 176 und 249.
Zimbagruppe
Die Zimba vom Eisernen Tor (von Nordosten) R 425 Nordostgrat R 427 Nordostwand R 428 Nordostpfeiler zum Ostgrat R 429 Ostgrat
Foto: G. Flaig
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Zugang: Der Ostgrat fußt in der markanten Neyerscharte. Diese erreicht man von der Sarotlahütte über R 425 Ms Steintäli und in unschwieriger Kletterei zur Scharte. Führe: Aus der Neyerscharte über kurze Wandstelle und eine Kaminrinne hinauf auf Absatz. Nun weiter der Gratschneide folgen zu einem spitzen Turm, den man nordseitig umgeht, weher über die Grattürme bis zum Fuß des auffallenden „Roten Turms". Über die geneigten Platten unter der hier roten Gratschneide nach links hinaus O die Südwand und durch eine verschneidungsartige Steilrinne rechts zurück zum Grat. Ober den grasdurchsetzten Grat bis unter einen von einer roten Platte gebildeten Steilaufschwung. Entweder direkt über die Platte hinauf und jenseitig etwa 5 m abseilen oder (unschwieriger) den Aufschwung rechts umgehend in eine Gratscharte. Weiter über die folgenden Türme hinweg unter eine griffarme Plattenstufe. Über diese (IV—) und die folgenden Platten an der Gratkante in grasdurchsetztes Schrofengelände, welches bald zum höchsten Punkt leitet.
entweder sehr brüchig und bratschig oder mit heiklen Rasenschrofen und steilen Pleisen bedeckt; die Klettereien sind meist sehr heikel und erfordern alterfahrene Kalkkletterer — Sportkletterer kommen hier nicht auf ihre Rechnung, wohl aber Naturfreunde und Einsamkeitssucher, zumal das Gebiet sehr wildreich ist. Einzelheiten siehe AVF Rätikon, 7. Aufl., 1974, S 296 f.
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II und I, viel Gras und Schroten, kaum begangen. 3 Std. ab Hütte. Von der Sarotlahütte durch das Eisentäli nach SW empor zum Grünen Fürkeli zwischen Wildberg und Brandner Mittagsspitze. Nun gerade über den steilen N-Rücken (stellenweise nordseitig ausweichen) auf den Hauptgrat und diesem folgend zuerst zum Ostgipfel und nach Westen weiter zum Westgipfel.
Südwand W. Strauß, Heine, 1883. II und I. Unbedeutender und fast nie begangener Anstieg durch die brüchige und grasdurchsetzte Südwand, nur von historischem Interesse, vor allem bei Nässe äußerst gefährlich, von einer Begehung wird abgeraten.
2 – 3 Std. vom Wandfuß. Nähere Einzelheiten im AVF Rätikon, 7. Aufl., 1974, S. 291. 431
Sarotla-Wildberg, 2372w, Sarotla-Rothorn, 2153 m, Sarotlahörner, 2192 m, Wasenspitze, 2009 m Diese Gipfel hängen im Aufbau und in der Besteigung eng zusammen, daß wir sie auch gemeinsam beschreiben. Der Wildberg — zum Unterschied vom Brandner Wildberg am Brandner Gletscher im Schesaplanastock mit Sarotla-Wildberg bezeichnet — ist das Oberhaupt dieser kleinen Gipfelversammlung. Die anderen Spitzen sind bei aller Selbständigkeit doch nur Erhebungen seiner Grate: Die Sarotlahörner, das Rothorn (Doppelgipfel) in seinem NO-Grat und N-Grat, der mit den steilwandigen Grasflanken der Wasenspitze schließt und das Sartolatal vom Brandnertal trennt. Auch das Rothorn ist mehr ein Grasberg. Erst im Wildberg und vor allem in den nach SO glattwandigen Felstürmen der Sarotlahörner tritt der Fels in den Vordergrund. Die meisten Gipfel sind bei häufigem Gesteinswechsel Zimbagruppe
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Brandner Mittagspilze, 2557 m
Der Westpfeiler der Vandanser Steinwand ist ein langgezogener Grat, dessen Westgipfel an seinem gegen das Brandner Tal vorgeschobenen Ende sitzt. Im langgezogenen Ostgrat, der sich gegen den Zimbastock hinüberzieht, erhebt sich der Ostgipfel, der mit dem Grünen Fürkeli verbunden ist. Der Westgipfel ist durch einen langen Grat mit dem Sau0kopf verbunden. Nach Süden bricht der gesamte Kamm steil ab, desgleichen der Westgipfel gegen das Brandner Tal. 433
Von Nordosten über das Grüne Fürkeli
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Ostgrat G. Herold, V. Sohm, 1901. II, teilweise brüchiger Fels, unlohnende Kletterei, nur interessant mit einem Übergang zum Saulakopf, siehe R 435.3 Std. Von der Sarotlahütte auf R 212 bzw. von der Heinrich-Hueter-Hütte auf R 224 ins Zimbajoch. Südl. um den spitzen Gratzacken im Westen des Joches herum auf den Ostgrat und ihm folgend zuerst zum 0-, dann weiter zum W-Gipfel. 435
Übergang zum Saulakopf Erstbegeher. ungekannt. II und I. Nur interessant in Verbindung mit dem Ostgrat (R 434). Ausgesetzte Gratkletterei in meist brüchigem Gestein. 2 Std. vom Gipfel der Mittagsspitze. Man folgt ständig dem zerklüfteten Grat über P. 2497 (Saulaköpfli) auf den höchsten Punkt des Saulakopfes. 4/4