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Dima Slobodeniouk

schloss ich mich, Klavier zu spielen, da es ja auch eine Klaviatur hat, die ich ja schon kannte – zwar nur für die rechte Hand, links ist das beim Akkordeon doch anders – aber es hatte zumindest eine Tastatur.» Auch mit seiner Linken lernte Simon die Tastatur sehr bald virtuos traktieren – sozusagen mit links. «Als Kind hat man einen Traum – meiner war die Musik. Ich liebte Musik.»

Simon Trpčeski lernte sehr schnell, und er ist stolz auf seine russische Klavierschulung durch Boris Romanov. Bereits mit fünfzehn hatte er als Solist in Gershwins «Rhapsody in Blue» seinen ersten öffentlichen Auftritt, begleitet von den Mazedonischen Philharmonikern. Weitere intensive Studien folgten, die Teilnahme an Wettbewerben machte ihm sogar Spass: «Ich war ganz einfach neugierig, vor allem darauf, wie die Jury bewertet und was von mir erwartet wurde. Ich war nie aufgeregt oder gestresst wegen der Wettbewerbe, sondern immer interessiert, wo ich mit meinem Können stand und was die anderen konnten.» Bald konnte er mehr als «die anderen», und nach einem Wettbewerb in London, wo er zwar nur Zweiter wurde, durfte er mit dem London Philharmonic Orchestra in der Royal Festival Hall auftreten – und wurde entdeckt. Die renommierte Künstleragentur IMG Artists nahm ihn unter Vertrag, und wenige Monate später auch der Schallplatten-Multi EMI Classics.

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«Es ist ja medizinisch erwiesen, dass klassische Musik gesund ist! Wenn Leute daran Freude haben und sich dabei richtig entspannen können, dann können sich dabei Visionen für

ihr Leben öffnen.»

Simon Trpčeski

Tag und Nacht auf Achse Eine erste CD wurde im November 2001 realisiert – sie landete, wie bereits gesagt, auf meinem Schreibtisch. Weitere CDs folgten (und animierten ebenfalls zu hymnischen Kritiken). Wobei sich fortan der namhafte Produzent John Fraser, dem u.a. viele Aufnahmen mit Mariss Jansons zu verdanken sind, um den aufstrebenden Jungstar kümmerte. Da konnte nichts mehr schiefgehen. Bald war er Tag und Nacht beschäftigt respektive auf Achse, von Brasilien über Australien bis nach China: «24 Stunden am Tag sind für mich eigentlich nicht genug. Es ist aber unglaublich wichtig, dass das Private und das Berufliche miteinander gut verbunden sind, für beide Seiten des Lebens!» Simons Vater meinte: «Wenn Du Deine Zeit gut einteilst, dann kannst Du alles machen.» Sohn Simon sieht das auch so: «Es ist ja medizinisch erwiesen, dass klassische Musik gesund ist! Wenn Leute daran Freude haben und sich dabei richtig entspannen können, dann können sich dabei Visionen für ihr Leben öffnen.» So warten wir nun mit Spannung darauf, welche Visionen uns Simon Trpčeski mit seinem singulären Rachmaninow-Spiel eröffnen wird. Werner Pfister

Dima Slobodeniouk «Es gibt keine Abkürzungen»

In seiner Geburtsstadt Moskau liess er sich zum Geiger ausbilden – sein Vater und Grossvater waren Bratschisten –, und ab 1996 widmete er sich an der Sibelius-Akademie in Helsinki der Ausbildung zum Dirigenten. Namhafte Lehrer prägten ihn, Leif Segerstam, Jorma Panula und Esa-Pekka Salonen. Kein Wunder, dass Finnland als eine der berühmtesten Dirigentenschmieden gilt: «Die Ausbildung ist sehr gut, und die Studenten arbeiten von Anfang an zweimal pro Woche drei Stunden mit einem Orchester», sagt Dima Slobodeniouk. «Die Arbeit am Klavier ist von daher auf ein Minimum reduziert.» Allerdings, gegenüber den vielen jungen Nachwuchsdirigenten müsse man sich zu behaupten lernen.

Was Dima Slobodeniouk offensichtlich gut gelungen ist: Mittlerweile bekleidet er mehrere Chefpositionen. Seit 2013 ist er Chefdirigent des Orquesta Sinfónica de Galicia in La Coruña, zudem sowohl Chef der finnischen Sinfonia Lahti als auch Künstlerischer Leiter des von diesem Klangkörper ins Leben gerufenen, international renommierten Sibelius-Festivals. Und die Einladungen, namhafte Orchester zu dirigieren, mehren sich. Allerdings will er nichts übereilen: «Der einzige Weg, ein Haus zu bauen, ist: Stein auf Stein. Es gibt keine Abkürzungen.»

Nun steht sein Debüt beim Tonhalle-Orchester Zürich an. Als Hauptwerk bringt Slobodeniuk die zweite Sinfonie von Sibelius mit, was kaum Zufall ist: «Sibelius, überhaupt die finnische Musik, ist ein wichtiger Teil von mir. Sibelius wurde bekanntlich nicht von Anfang an akzeptiert. Es dauerte Jahrzehnte. Denn für solche Musik braucht es Dirigenten, die an ihn glauben. Ich bin stolz, von mir sagen zu dürfen: Ich bin einer dieser Dirigenten.»

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