Landeshauptstadt Magdeburg
1 Wallonerkirche Das Gotteshaus gehörte zum Augustinerkloster, das Martin Luther 1516 im Auftrag seines Ordens inspizierte. Hier predigte er am 24. Juni 1524. Als der Große Kurfürst Ende des 17. Jahrhunderts den reformierten Glaubensflüchtlingen aus der Wallonie Zuflucht bot, nutzten sie die Augustinerkirche, die seitdem Wallonerkirche heißt.
AUF LUTHERS SPUREN DURCH MAGDEBURG
2 Johanniskirche Am 26. Juni 1524 predigte Luther erneut, diesmal in der Ratskirche St. Johannis. Bis heute ist die Kirche Gedächtnisort für das Wirken des Reformators. Sie bewahrt zudem Erinnerungen an Otto von Guericke, den berühmten Magdeburger Bürgermeister und Gelehrten. Heute wird die Kirche als Veranstaltungshaus genutzt. 2 Die Trauernde Magdeburg In der Johanniskirche versinnbildlicht der Nachguss aus der Figurengruppe des Wormser Lutherdenkmals Magdeburg ähnlich wie die Jungfrau mit dem Kranz im Wappen der Stadt. Leid und Trauer umfangen die Figur als Märtyrerin, nachdem kaiserliche Truppen das Bollwerk des Protestantismus 1631 erobert und zerstört hatten.
3 Martin-Luther-Denkmal Das Denkmal vor der Johanniskirche von Emil Hundrieser wurde 1886 eingeweiht. 1966 ließ es der Rat demontieren, aber 1995 stellte man den Reformator erneut auf den Sockel.
4 Magdeburger Dom Die Kathedrale war 1524 Schauplatz von tätlichen Angriffen radikaler Protestanten auf Mitglieder des Domkapitels. Aber die erzbischöfliche Verwaltung hielt an der Römischen Kirche fest. Erst als die evangelische Konfession im ganzen Erzstift eingeführt war, zelebrierte Domprediger Siegfried Sack 1567 im Dom den
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ersten lutherischen Gottesdienst. Beim Untergang Magdeburgs am 20. Mai 1631 bot der Dom 2.000 Menschen Zuflucht. General Tilly ließ zwei Tage später die Tür öffnen, Domprediger Bake trat dem Feldherrn entgegen und bat kniefällig um Gnade, die Tilly gewährte. 4 Tetzelkasten Im Dom ist ein sogenannter Tetzelkasten erhalten. Der Dominikanermönch Johannes Tetzel verkündete 1517 im Auftrag Kardinal Albrechts den Petersablass zum Bau der Papstkirche in Rom. Er kassierte nach dem Motto „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“. Die Auswüchse des Geschäfts mit dem Seelenheil hatte Luther zu seiner grundstürzenden Kritik an der römischen Kirche herausgefordert. 5 Stadttor und Fürstenwall Das mittelalterliche Stadttor am Möllenvogteigarten in der Nähe des Domes mag schon Martin Luther durchschritten haben. In der Nähe befand sich die Unterkunft der „Brüder vom Gemeinsamen Leben“, bei denen der 14-jährige Luther zur Schule ging.
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6 Kulturhistorisches Museum Die Ausstellung zur Stadtgeschichte im Museum veranschaulicht in einem eigenen Kapitel Magdeburg als Propagandazentrum der Reformation. Sie präsentiert die Folianten der Magdeburger Zenturien, der ersten evangelischen Kirchengeschichte, die Matthias Flacius in Magdeburg ins Werk setzte. 7 Modell der Ulrichskirche Die Ulrichskirche war die Pfarrkirche von Nikolaus von Amsdorf, der als Vertrauter Luthers und als erster Superintendent Magdeburgs das Kirchenwesen neu ordnete. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde die Kirche 1956 zugunsten einer Grünanlage gesprengt.
Alter Markt 6 (Rathaus) 39104 Magdeburg Tel.: 03 91 - 568 23 23 Fax: 03 91 - 568 23 99 E-Mail: Info@Ratskeller-Magdeburg.de Internet: www.Ratskeller-Magdeburg.de
Ottostadt Magdeburg www.magdeburg-tourist.de Besuchen Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/TouristInformation Magdeburg
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Tourist-Information Magdeburg Ernst-Reuter-Allee 12 . 39104 Magdeburg Tel. 03 91 - 1 94 33 info@magdeburg-tourist.de www.magdeburg-tourist.de
martin luther Magdeburg und die Reformation
Domstadt an der Elbe
MARTIN LUTHER IN MAGDEBURG Luther lernte die Domstadt bereits als Jugendlicher kennen. Im Jahr 1497/98 besuchte er hier eine Schule, an der die „Brüder vom gemeinsamen Leben“ – auch „Nullbrüder“ genannt – unterrichtet haben. Diese kurze Zeit in der Elbestadt prägte Luther: Durch den täglichen Kontakt mit den „Nullbrüdern“ lernte er die Devotio Moderna, eine wirkmächtige, auf besonders persönliche und verinnerlichte Frömmigkeit abzielende Reformbewegung des Spätmittelalters, kennen. Doch schon 1498 verließ Luther auf Wunsch seines Vaters Magdeburg und wechselte an eine Eisenacher Schule. Im Jahr 1501 begann er, an der Universität Erfurt zu studieren. Vier Jahre später, 1505, trat Luther gegen den väterlichen Willen dem Orden der Augustinereremiten bei. Ein Blitz, der ihn nur knapp verfehlt hatte, soll ihn zu diesem Schritt bewogen haben. Nach einem Theologiestudium in Wittenberg 1508/1509 wurde Luther 1514 Vikar des sächsisch-thüringischen Ordendistrikts der Augustiner. Diese Funktion führte Kurrendesingen am Magdalenen-Kloster Wandgemälde im Magdeburger Ratskeller um 1910
Walloner Kirche - früherer Standort des Augustinerklosters
ihn erneut nach Magdeburg: Im Rahmen seiner Visitationsreisen besuchte er 1516 das hier ansässige Augustinerkloster.
MAGDEBURG UND DIE REFORMATION Im Auftrag Kardinal Albrechts verkaufte der als besonders skrupellos bekannte Dominikanermönch Johannes Tetzel seine Ablassbriefe in Magdeburg. Martin Luther reagierte auf diesen Handel: Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte er seine 95 Thesen gegen den Ablass - der Beginn der Reformation. Mit seiner Predigt am 24. Juni 1524 in Magdeburg verhalf er ihr hier zum Durchbruch: Noch im gleichen Jahr bekannten sich die Gemeinden aller sechs Pfarrkirchen zum Luthertum. Damit war Magdeburg die erste Großstadt in Deutschland, die sich der Reformation geöffnet hatte. Bereits 1521, als der mit der Reichsacht belegte Reformator auf die Wartburg in Sicherheit gebracht worden war, begannen Augustinereremiten, reformatorisches Gedankengut in Magdeburg zu predigen. Zulauf erhielten sie vor allem von unteren sozialen Bevölkerungsschichten. Domkapitel und städtischer Rat hingegen lehnten Luthers Lehre ab. Es kam zum Konflikt, der sich in den folgenden Jahren zuspitzte. Übergriffe auf katholische Geistliche häuften sich. Die Situation eskalierte am 6. Mai 1524, als ein Tuchmachergeselle verhaftet wurde, weil er auf dem Alten Markt Lutherlieder gesungen hatte. In dieser Situation wandte sich Bürgermeister Nicolaus Sturm hilfesuchend an den Reformator, den er seit der gemeinsamen Magdeburger Schulzeit kannte. Luther, der inzwischen
Lutherhandschrift aus dem Kulturhistorischen Museum
Flugschrift von 1549
wieder in Wittenberg weilte, reiste in die Elbestadt. Hier predigte er am 24. Juni 1524 in der Augustinerkirche und zwei Tage später in der Johanniskirche. Am 17. Juli 1524 wurde schließlich erstmals in allen Pfarrkirchen der Stadt Gottesdienst nach lutherischem Ritus gefeiert – damit galt die Reformation als eingeführt. Nur das Domkapitel sowie die Franziskaner, Dominikaner und Prämonstratenser blieben weiterhin katholisch. Im September 1524 wurde auf Luthers Vorschlag Nikolaus von Amsdorf als Superintendent nach Magdeburg berufen. Zu dessen ersten Amtshandlungen gehörte es, am ehemaligen Augustinerkloster eine Stadtschule einzurichten, die sich später großer Berühmtheit erfreute. „Unseres Herrgotts Jugendbrunn im Sachsenlande“ soll sie später von Luther genannt worden sein. Begünstigt wurde die Einführung der Reformation in Magdeburg durch einen anhaltenden Streit zwischen dem Rat und dem Domkapitel: Der Rat wollte den kirchlichen Besitz steuerpflichtig machen - das Domkapitel hingegen versuchte, seine Privilegien zu verteidigen.
MAGDEBURG – „UNSERES HERRGOTTS KANZLEI“ Nachdem Kaiser Karl V. die Lutheraner im Schmalkaldischen Krieg 1546/1547 vernichtend geschlagen hatte, versuchte er, die Einheit der Kirche zu Lasten des Protestantismus wieder herzustellen. Gegen dieses Ansinnen leistete Magdeburg entschieden Widerstand. Die Stadt demonstrierte ihr Selbstbewusstsein und ihre Gesinnung, indem sie nach der protestantischen Niederlage 1547 die eigene Unterwerfung verweigerte. Ebenso
widersetzte sich die Stadt dem „Augsburger Interim“, also jenem Reichsgesetz von 1548, mit dem Karl V. die Wiedereingliederung der Lutheraner in die katholische Kirche erzwingen wollte. Diese Standhaftigkeit führte dazu, dass viele Anhänger der Reformation Zuflucht in Magdeburg suchten. Dadurch konnte die Elbestadt zum Zentrum des Widerstandes gegen das Interim werden. Nach Magdeburg geflüchtete Theologen wie Matthias Flacius Illyricus verfassten eine wahre Flut an Streitschriften. Sie richteten sich sowohl gegen das Interim als auch gegen Gelehrte, die wie Luthers Weggefährte Philipp Melanchthon einen Kompromiss mit dem Kaiser suchten und damit in den Augen der Magdeburger Theologen Luthers Lehre verrieten. In Magdeburg gedruckt, fanden diese Texte in ganz Deutschland und den Nachbarländern Verbreitung. Die Domstadt galt nun als „Unseres Herrgotts Kanzlei“. Mit ihrer Haltung forcierten die Magdeburger allerdings die Spaltung des Luthertums in zwei feindliche Lager: die Gnesiolutheraner um Flaccius und die Philippisten oder Kryptocalvinisten um Melanchthon. Erst mit der Einigung auf die Konkordienformel 1577 kam es zu einer gewissen Annäherung der beiden Gruppen.
BELAGERUNG UND KRIEG Kaiser Karl V. reagierte auf den Widerstand Magdeburgs. Bereits 1547 belegte er Magdeburg mit der Reichsacht und beauftragte seinen Bündnispartner, Kurfürst Moritz von Sachsen, mit der Vollstreckung. Dem Befehl gehorchend, belagerte der Kurfürst 1550/1551 die Stadt, doch verhandelte er insgeheim mit dem Rat, dem er wichtige Zugeständnisse machte. Magdeburg nach der Großen Belagerung nach Augustin Brack um 1560
Magdeburg nach der großen Belagerung nach Augustin Brack um 1560
Im Friedensvertrag vom 5. November 1551 garantierte Moritz, der ungeachtet seines Bündnisses mit dem Kaiser Protestant war, der Stadt die freie Religionsausübung. Somit musste Magdeburg das Interim nicht annehmen: Das Luthertum überlebte in der Stadt. 1562 traten der Erzbischof und 1567 die Domherren zum Protestantismus über. Jedoch mussten die Magdeburger im Friedensvertrag mit dem „Tripartit“ das 1551 noch katholische Erzstift sowie die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen als Oberherren anerkennen – ein schwerer Schlag für das Selbstbewusstsein der Elbestadt, die sich als freie Reichsstadt verstand. Kurfürst Moritz, den die Magdeburger als „Judas von Meißen“ titulierten, wurde nach 1551 der wichtigste Gegenspieler des Kaisers. Er stellte sich an die Spitze einer antikaiserlichen Fürstenopposition und handelte mit König Ferdinand I., dem späteren Kaiser, den Vertrag von Passau aus. Dieser Vertrag war der unmittelbare Vorläufer des Augsburger Religionsfriedens (1555), in dem die Lutheraner rechtlich anerkannt wurden. Ihre standhafte Haltung zur Reformation sollten die Magdeburger im Dreißigjährigen Krieg teuer bezahlen: Am 20. Mai 1631 eroberte der kaiserliche Heerführer Tilly die Stadt, die dabei fast vollständig niederbrannte. Dom St. Mauritius und St. Katharina
Ausstellungen
06.11.2014 – 15.02.2015 Am Vorabend der Reformation Alltag und Frömmigkeit in Mitteldeutschland Das Kulturhistorische Museum zeigt eine einmalige Auswahl von bislang kaum bekannten Kunstwerken und Alltagsobjekten zur Frömmigkeitspraxis in Mitteldeutschland im 15. Jahrhundert. 03.09.2017 – 28.01.2018 Gegen Kaiser und Papst – Magdeburg und die Reformation Am 31. Oktober 2017 jährt sich die Publikation von Luthers Thesen gegen den Ablass zum 500. Mal. Aus diesem Anlass wird das Kulturhistorische Museum die Stadt Magdeburg als besonderen Erinnerungsort des deutschen Luthertums präsentieren. >>Kulturhistorisches Museum Magdeburg www.khm-magdeburg.de
Reiseangebot für Gruppen
Magdeburg und die Reformation Leistungen Spezialstadtführung in Magdeburg (zu Fuß): „Auf den Spuren Luthers“ • 1 Abendessen in einem Magdeburger Restaurant • 1 Übernachtung/Frühstück in einem Magdeburger Hotel • Sicherungsschein Dauer: 2 Tage / 1 ÜF Preise pro Person: EZ: ab 85,00 Euro Buchungscode: MP-2014-L01
DZ: ab 70,00 Euro
Für Gruppen ab 20 Personen. Bei eigener Anreise und Transfer.
Stadtführung für Gruppen
Auf Luthers Spuren durch Magdeburg (2 h) Preis pro Gruppe: ab 70,00 EUR Rundgang für Gruppen bis max. 20 Personen. Jede weitere Person 3,50 EUR. Auch im eigenen Bus möglich. Täglich außer montags.
>> Buchung: Ines.Minschke@magdeburg-tourist.de Tel. +49 (0) 3 91 - 83 80 131